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1. EINLEITUNG
II. Analyse und wissenschaftliches Denken. Zweitens setzt man sich mit der Analyse von Daten
auseinander. So wie in jeder Wissenschaft werden in der Linguistik die Phänomene nicht nur
beschrieben, sondern man versucht auch, sie zu erklären, also zu analysieren. Durch den Vergleich
von unterschiedlichen Analysen/Erklärungen erwirbt man außerdem auch ein Verständnis davon,
wie man argumentiert; wie man eine bestimmte Hypothese vertritt; und wie man die eigene
Meinung gegenüber alternativen Meinungen verteidigt. Dadurch gewinnt man einen ersten Eindruck
davon, wie abstraktes Denken und logisches Folgern im allgemeinen und wissenschaftliches
Denken im Spezifischen funktioniert. Diese Fähigkeit ist auch für Nichtwissenschafter sowie im
täglichen Leben äußerst hilfreich. Einerseits schult man dadurch das logische Denkvermögen, und
logisches Denken ist eine Voraussetzung für fast alle Berufe, die man mit einem
Universitätsabschluss ergreifen kann. Andererseits hilft ein Einblick in das wissenschaftliche
Denken auch im Alltag, etwa bei der Beurteilung von Information (welchen Quellen, welchen
Zeitungen, welchen Blogs kann man vertrauen?), politischen Aussagen (Gibt es Klimaerwärmung?)
oder dem Umgang mit Behörden. Das wissenschaftliche Denken ist auch eng mit dem Gedanken
der Aufklärung als Kulturphänomen, dem modernen Staat, der seinen Bürgern dient und sie nicht
beherrscht, und der Idee, dass alle Bürger einander gleich behandeln sollten, verbunden.
III. Fremdsprachunterricht. Drittens ist linguistisches Wissen erforderlich, um einen effektiven
Fremdsprachunterricht anbieten zu können. Natürlich kann man viele Sätze und Phrasen auch
einfach durch Imitation erlernen. Aber Lehrende sollten verstehen, in welchen Konstruktionen
Schüler Fehler machen, und sollten auch in der Lage sein, zu verstehen, warum genau diese Fehler
gemacht werden. Dazu ist es jedoch notwendig, die Daten - die Sätze der Schüler - zu analysieren,
um mit Hilfe dieser Analyse eine Strategie zu entwickeln, um die Fehler in Zukunft zu vermeiden.
Wer eine Sprache unterrichtet, sollte also diese Sprache nicht nur aktiv und passiv beherrschen,
sondern muss auch die wichtigsten Aspekte der Grammatik dieser Sprache kennen. Erst durch das
Wissen der Grammatik können Lehrende angemessen auf neue Konstellationen, d.h. neue
Fehlerquellen, reagieren.
Diese Situation ist vergleichbar mit der Situation, die man z.B. in Heilberufen wie bei Ärzten
antrifft. In der Medizin stellt man das Vorhandensein einer Krankheit durch unterschiedliche Tests
und Untersuchungen fest. Im Verlauf dieses Prozesses werden anhand der Testergebnisse
schrittweise alternative, im Prinzip mögliche Krankheiten eliminiert. Auf diese Art und Weise
gelangt man von Symptomen einer Krankheit (z.B. Fieber und Kopfschmerzen) zu einer Diagnose
(z.B. Virusinfektion, Schweinerotlauf, ...). Erst dann ist es möglich, eine Therapie zu entwerfen. In
einigen Fällen ist die Diagnose unkompliziert, und könnte daher auch von einem Laien durchgeführt
werden. Doch dies ist natürlich nicht immer so, es gibt Symptomkomplexe, deren Interpretation sich
äußerst schwierig gestalten kann. Genau aus diesem Grund wird von Ärzten auch verlangt, einer
langjährige, schwierige Ausbildung zu absolvieren. Etwas anders ausgedrückt: in der Medizin ist
ein profundes Wissen der Funktionsweise des menschlichen Köpers notwendig, sonst kann der Arzt
nicht korrekt auf neue Konstellationen, also auf neue Krankheitsbilder, reagieren.
Ähnlich verhält es sich im Sprachunterricht. Auch dort geht es darum, Fehler eines Systems -
in diesem Fall einer nicht-muttersprachlich erworbenen Grammatik - zu diagnostizieren und, wenn
möglich, zu beheben. Viele Sprachlehrende produzieren zu Beginn z.B. Sätze wie (1)c (*Maria
wütend ist). Offensichtlich wurde in diesen Fällen die V2-Regel noch nicht erlernt. Aber Fehler
können, genauso wie Krankheitssymptome, auch teils sehr komplexer Natur sein, nicht immer ist
der Grund für die Ungrammatikalität eines Satzes sofort ersichtlich. Warum ist etwas (2)c (*Es ist
richtig, Maria sei wütend) nicht wohlgeformt? Welche Eigenschaften besitzt die (interne)
Grammatik eines Lernenden, der (2)c äußert?
In komplexen Fällen wie z.B. (2)c ist es notwendig, in zwei Schritten vorzugehen. Erstens muss
der Satz korrekt syntaktisch analysiert werden. Dadurch lassen sich eine oder meistens mehrere
mögliche Fehlerquellen identifizieren (dies sind sozusagen die Symptome). Gibt es mehr als eine
mögliche Fehlerquelle, muss der Lehrer in einem zweiten Schritt Tests anwenden, mit deren Hilfe
überprüft werden kann, welche konkrete Fehlerquelle vorliegt. Erst durch dieses Verfahren lässt sich
also die Fehlerquelle genau identifizieren. Ein Sprachlehrer muss demnach (i) in der Lage sein,
Sätze syntaktisch zu analysieren und (ii) syntaktische Tests anwenden können. Erst dann kann sie/er
verstehen, warum Schüler gewisse Fehler produzieren, und warum andere nicht. Aus dem oben
Gesagten folgt aber auch, dass Sprachunterricht ohne Wissen um die Grammatik genauso sinnlos
ist, wie der Versuch, eine Krankheitsdiagnose zu stellen, ohne die Grundlagen der physiologisch-
biologischen Eigenschaften des Körpers zu kennen. Sprachunterricht basiert zu einem großen Teil
auf fundiertem Wissen über Syntax.
(3) a. Es handelt sich um Phänomene der Syntax (im Gegensatz zur Textlinguistik, Semantik
oder Phonologie).
b. Die Beobachtungen und Generalisierungen sind relativ einfach, sie setzen kein
spezielles Wissen voraus, abgesehen von den Fertigkeiten, die man in eine Einführung
in die Syntax erlangt (z.B. https://eclass.uoa.gr/modules/document/?course=GS311)
c. Die Phänomene lassen Rückschlüsse über den Aufbau des Sprachsystems zu.
d. Die Phänomene kommen zum Großteil aus dem Deutschen, und erlauben daher neue
Einsichten in die Syntax des Deutschen.
e. Wenn möglich, werden die Beispile so gewählt, dass sie auch Relevanz für die
kontrastive Analyse von Deutsch vs. Griechisch - und somit den Sprachunterricht -
besitzen.
Aufbau. Es ist geplant, im Verlauf des Kurses zumindest die Themen in (4) zu behandeln:
Aus den Generalisierungen, die aus der Diskussion gewonnen werden, ergeben sich oft auch
mögliche Anwendungen, etwa im Fremdsprachunterricht (s.o.). Man muss also zuerst die Theorie
verstanden haben, um zu deren Anwendung schreiten zu können. Dies folgt natürlich aus der
allgemeinen Tatsache, dass das Vorhandensein einer Theorie immer die Voraussetzung für die
Anwendung dieser Theorie darstellt.
Generell wird immer wieder auf folgende allgemeinere, theoretische Fragen eingegangen
werden, deren Beantwortung wichtige Rückschlüsse auf die Natur des menschlichen
Sprachvermögens zulässt:
(5) a. Wie lässt sich die in Sätzen und Phrasen enthaltene Information formal darstellen?
Dieser Schritt führt zur Motivation von Strukturbäumen.
b. Welche Relationen gibt es innerhalb von Strukturbäumen? (K-Kommando, Bewegung,
Bindung, Subkategorisierung)
c. Wie unterscheidet man zwischen Theorien? Wie erkennt man eine plausible (sinnvolle
und gute) Theorie, und wie entlarvt man unsinnige oder triviale Theorien?
d. Können die wesentlichen Eigenschaften des Sprachsystem allein durch die Funktion von
Sprache als Kommunikationsmittel (Funktionalismus) erklärt werden? (Antwort: Nein).
e. Ist es möglich, die grundlegenden Charakteristika von Sprache auf statistische
Eigenschaften zurückzuführen? (Antwort: Nein!).
2.1. KONTITUENTEN
Kategorien. Sätze bestehen aus Einheiten die Konstituenten genannt werden. Es gibt zwei Arten von
Konstituenten: Köpfe und Phrasen. Der Kopf bestimmt die morphosyntaktische Kategorie der
Phrase. Die morphosyntaktische Kategorie reflektiert die Verteilung (Distribution) des Ausdrucks
im Satz. Konkret unterscheidet man zwischen zumindest den Kategorien in (6):
#1: Satzstruktur 4
Die Kategorien in (6)a (N, A, P und V) sind die lexikalischen Kategorien, von denen es im Lexikon
sehr viele gibt. Man spricht auch von offenenen Kategorien. Die geschlossenen Kategorien T, C und
D, von denen es nur wenige gibt, werden als funktionale Kategorien bezeichnet; sie sind für die
Beziehungen zwischen verschiedenen Knoten im Satz verantwortlich. Die Kategorien werden in den
konkreten lexikalischen Einträgen - also den Wörtern und abstrakten Köpfen - gespeichert, die unser
mentales Lexikon bilden.
Da Köpfe die untersten Ausdrücke im Baum darstellen, nennt man sie auch terminale Symbole:
(7) PP
3
L P° DP
! 3
aufP L D° NP
! !
diesemD L N°
!
TischN
Der Baum in (7) zeigt zwei weitere wichtige Eigenschaften von Bäumen: (i) Köpfe und Phrasen
stehen in einer systematischen Beziehung: jede Phrase enthält genau einen Kopf; (ii) eine Phrase
besitzt immer die selbe Kategorie wie ihr Kopf. Zusammenfassend gilt:
Klassifizierung. Jede Konstituente kann in Hinblick auf drei Eigenschaften klassifiziert werden:
Die GF eines Ausdrucks wird weiters durch dessen Position im Strukturbaum bestimmt:
Illustration. Das verbale Prädikat biss in (11) befindet sich in der Kopfposition V° und das Subjekt
der Affe in SpecTP. Das Objekte den Mann wird als Schwesterknoten von V° generiert, und das
Adverb gestern wird an die zu modifizierende Konstituente - in diesem Fall die VP - adjungiert:
(11) CP
ei
C° TP
! wp
dass DP T’
6 ei
der Affe VP T°
ei
VP-djunkt L AdvP VP
6 3
gestern DP V°
6 !
den Mann biss
Achtung! Wir folgen hier nicht strikt dem X’-System (Chomsky 1970; 1986). Die Darstellung nach
der dem X’-System würde in allen Fällen in (12) eine zusätzliche Ebene zwischen XP und X°
verlangen, nämlich N’, V’, A’ und P’. Diese Zwischenebene (N’, V’, A’ oder P’) wird im Folgenden
weggelassen, wenn sie nicht notwendig ist, also wenn X’ nicht verzweigend ist und wenn X’ daher
keinen neuen Knoten in den Baum einführ (zu verzweigenden Knoten s.u.).
#1: Satzstruktur 6
2. Definitionen. Die grundlegenden Definitionen für das Arbeiten mit Phrasenstrukturbäumen sind
untenstehend aufgelistet.
(13) Knoten: Die Punkte, an denen die Linien eines Baumes enden, nennt man Knoten.
Beispiel: Die Bäume in (12) besitzten jeweils drei Knoten.
(14) Etikett (engl. label): Knoten tragen Namen, die sogenannten Etiketten.
Beispiel: Die Etiketten (labels) in (12): N°, NP, V°, VP, A°, AP, P°, und PP
(15) Terminale und nicht-terminal Knoten: Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Knoten
a. Terminale Knoten, in denen sich die lexikalischen Einträge befinden
Beispiel: terminale Knoten in (12): Hand, schläft, grün und unter
b. Nicht-terminale Knoten
Beispiel: nicht-terminale Knoten in (12): N°, NP, V°, VP, A°, AP, P°, und PP
3. Verzweigende Bäume. Ist die Phrase komplex, also enthält sie mehr als ein einziges Wort, dann
wird der obere Knoten mit zwei unteren Knoten verbunden:
(19) a. VP b. DP
3 3
NP V° D° NP
! ! ! !
N° sieht das N°
! !
Hans Buch
Alle verzweigenden Knoten sind binär. Das bedeutet, dass jeder verzweigenden Knoten genau zwei
Tochterknoten besitzt - niemals mehr. Bäume mit drei Verzweigungen sind nicht wohlgeformt.
Verzweigende Bäume machen es möglich, eine weitere Beziehung einzuführen:
7 DGA 33 Deutsche Syntax, WiSe 2020-21
4. Produktivität. (21) zeigt weiters, dass Phrasen andere Phrasen enthalten können, die wiederum
andere Phrasen enthalten, etc... Mit dieser Methode wird es möglich, potentiell unendlich große
Bäume - und damit potentiell unendlich lange Ausdrücke - zu bilden. Dies bereitet den Weg für die
Analyse von einer der zentralen Eigenschaften der menschlichen Sprache: Produktivität.
(Produktivität ist auch eng mit dem Begriff der Rekursion verbunden).
(21) a. PP b. AP c. AP
3 3 3
P° NP PP A° PP A°
! 3 3 ! 3 !
mit D° N° P° NP eifersüchtig P° NP stolz
! ! ! ! ! 2
diesem Buch auf N° auf D° N°
! ! !
Peter alle Freunde
(Wir sind) auf Peter eifersüchtig (Sie ist) auf alle Freunde stolz
Zum Abschluss zwei Beispiele für die Darstellung eines Nebenssatzes und einer komplexen NP:
Die Grundwortstellung einer Sprache wird durch die möglichen Abfolgen von S, V und O bestimmt.
Englisch ist z.B. SVO, da das Subjekt dem Verb systematisch vorangehen muss.
Wenn eine Sprache mehr als eine Reihenfolge zuläßt (wie z.B. Deutsch oder Griechisch), verwendet
man Konstituententest, Tests für K-Kommando (dazu etwas später) und Argumente der internen
Konsistenz der Theorie, um die Grundwortstellung aus den verschiedenen möglichen Optionen zu
isolieren. Wie dies im Detail funktioniert wird im Seminar genauer ausgeführt werden.
3.2. DEUTSCH
Seit Koster (1975)3 und Thiersch (1978) wird Deutsch als SOV-Sprache mit Verb-Zweit-Bewegung
im Hauptsatz analysiert. Es gibt drei Grundmuster:
(25) a. Vend (“Verb end”) Sie sagt, dass Hans Brot mag. (Grundwortstellung)
1
Die Typologie untersucht Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Sprachen.
2
Information zur Typologie und zur typologischen Vielfalt von Sprachen finden sich im World Atlas for
Language Structure Online (WALS). Zur Wortstellung s. Kapitel 81.
3
Koster, Jan. 1975. Dutch as an SOV Language. Linguistic Analysis 1: 111-136.
9 DGA 33 Deutsche Syntax, WiSe 2020-21
Wie gezeigt werden wird, stößt die VO-Hypothese jedoch auf zumindest vier Probleme. Daraus
ergibt sich, dass das finite Verb in der Grundstellung dem Objekt nicht vorangehen kann, sondern
diesem folgen muss, so wie in der OV-Hypothese formuliert.
1. Postverbale Subjekte. Nicht nur das Subjekt kann die erste Position des Satzes einnehmen
((26)a), auch andere Phrasen wie z.B. Adverbien ((27)a,b) oder Adverbialsätze ((27)c,d) können
dem Verb vorangehen:
In diesem Fall wird die Reihenfolge zwischen Verb und Subjekt umgedreht: das Verb ist jetzt nicht
mehr rechts vom Subjekt, sondern taucht direkt links von Peter auf. Man sagt auch: das Verb ist
links-adjazent zum Subjekt.
(28) a. α ist adjazent zu β =Def α geht β direkt voraus, oder α folgt direkt auf α
b. α ist links-adjazent zu β =Def α geht β direkt voraus
c. α ist rechts-adjazent zu β =Def α folgt direkt auf α
Die Beispiele in (27) sind nun nicht mit der VO-Hypothese kompatibel, da in allen Fällen das
Verb rechst-adjazent zum Subjekt ist. In der VO-Struktur (26)a ist jedoch kein Platz für das Subjekt
in dieser Position, wie der Baum (30) belegt. Die VO-Struktur für das Deutsche kann daher nicht
korrekt sein. Außerdem fehlt in (30) eine Position für das Adverb gestern im Satz:
(30) VP VO-Struktur
qp
V° NP
! ! ! 5
Gestern sah Peter den Film
#1: Satzstruktur 10
Die selben Überlegungen gelten auch für einfache transitiv Sätze ohne Adverb, in denen das
Objekt - und nicht das Subjekt - die erste Stelle einnimmt:
(31) VP VO-Struktur
qp
V°
! ! !
Den Film sah Peter
Auch (31)a widerspricht der VO-Hypothese, da die grammatische Wortfolge nicht mit Hilfe der
OV-Struktur in (31)b generiert werden kann.
2. Eingebettete Sätze. Ein zweites Problem für die Annahme, dass in der deutschen VP das Verb
dem Objekt vorangeht, betrifft eingebettete Sätze. In Sätzen, die durch einen Komplementierer (C°)
wie dass, ob, da, weil oder wenn eingeleitet werden, steht das Verb immer an der letzten, und nicht
an der zweiten Stelle. Man muß also zwischen V2-Sätzen und V-endsätzen unterscheiden.
(32) a. V-endsätze
Sie sagte, dass Peter den Film sah b. *Sie sagte, dass Peter sah den Film
Sie fragte, ob Peter den Film sah *Sie fragte, ob Peter sah den Film
Sie freut sich, da Peter den Film sah *Sie freut sich, da Peter sah den Film
In Nebensätzen tauchen dagegen sowohl das Partizip also auf das Auxiliar satzfinal (i.e. an der
letzten Stelle des Satzes) auf:
Dies wirft die Frage auf, wie das Partizip an die finale Position gelangt. Die VO-Hypothese muß
hier annehmen, dass sich alle Partizipien nach rechts bewegen, wohingegen das finite Auxiliar nur
in Sätzen mit hörbarem C°-Knoten an das Satzende gestellt werden.
4. Partikelverben. Schließlich gibt es auch Hauptsätze, in denen zumindest ein Teil des Verbs die
satzfinale Position einnimmt. Manche Verben bestehen aus zwei Teilen, einem trennbaren Präfix,
der auch Partikel (fem.) genannt wird, und dem Verb. (35) listet einige Partikelverben:
(35) Partikelverben
abreisen, ankommen, anrufen, aufregen, einsteigen, umkommen, ausführen,
zusammenarbeiten, entgegengehen, herauskommen, herumlaufen, ...
11 DGA 33 Deutsche Syntax, WiSe 2020-21
Trennbare Präfixe heißen so, da diese vom Verb abgetrennt werden können.4 Die Partikel wird
immer dann am Ende des Satzes zurückgelassen, wenn das Verb die zweite Position einnimmt:
Auch diese Beobachtung kann durch die VO-Hypothese nicht erklärt werden, einfach aus dem
Grund, da in der VO-Hypothese das gesamte Verb dem Objekt vorangehen muss.
(40) VP VO-Struktur
qp
V° NP
! 5 !
Peter führte den Film vor
Wenn man annimmt (wie dies hier getan wird), dass die Partikel ein Teil des Verbs darstellt, so fällt
dieses letzte Problem für die VO-Hypothese auch unter Frage å (Wo ist das Verb?).
Im nächsten Abschnitt wird gezeigt werden, dass die folgenden zwei Annahmen alle vier Rätsel
für die VO-Hypothese lösen: (i) Deutsch ist eine OV-Sprache, so wie das Japanische oder
Chinesische; (ii) V2-Sätze werden durch Bewegung des Verbs nach C° und Verschiebung einer
Konstituente nach SpecCP gebildet.
4
Daneben gibt es auch Verben mit nicht-trennbaren Präfixen (bearbeiten, umgehen, übertragen....)
#1: Satzstruktur 12
Das Subjekt befindet sich im Spezifikator der TP (für Tempusphrase),5 während der
Komplementierer in C° generiert wird. In (41) sieht man auch, dass es sich bei Sätzen um
Projektionen des Komplementierers - CPs - handelt.
Was passiert in Sätzen, in denen das Verb die zweite, und nicht die letzte Position einnimmt,
also z.B. in (26)a? Wie wird hier die korrekte Wortfolge generiert?
In (26)a verlässt das Verb sah die VP, und bewegt sich nach links. Die Satzstruktur stellt genau eine
Landeposition für den Kopf zur Verfügung: die Komplementiererposition C°. Das Verb wird also
in der letzten Position des Satzes generiert, und von dort durch sogenannte V2-Bewegung oder V-
nach-C Bewegung nach C° verschoben (Koster 1975). (42) stellt diese Operation graphisch dar:
In einem zweiten Schritt wird das Subjekt - oder eine beliebige andere Phrase (Objekte, Adverbien,
etc....) - an die Spezifikatorposition der CP (SpecCP) bewegt. Man nennt diese Bewegung auch
Vorfeldbesetzung, wobei sich Vorfeld in der traditionellen Grammatik auf die Stelle vor dem finiten
Verb im Hauptsatz bezieht.
5
Früher wurde die Subjektsposition auch IP genannt, oder S. Der Name ist irrelevant, was zählt ist, dass
es eine Position gibt, die außerhalb der VP liegt, und die das Subjekt beinhaltet.
13 DGA 33 Deutsche Syntax, WiSe 2020-21
V2-Bewegung findet nur dann statt, wenn C° nicht bereits durch einen Komplementierer besetzt ist.
Die beiden Sätze (44)c und (44)d sind ungrammatisch, da hier der Komplementierer dass den C°-
Kopf füllt, und das Verb daher nicht nach C° verschoben werden kann:
Die OV-Hypothese löst nun alle Probleme, die für die VO-Hypothese festgestellt wurden. In allen
Fällen, in denen C° nicht durch einen Komplementierer besetzt ist, bewegt sich das finite Verb an
die zweite Stelle, gefolgt von Vorfeldbesetzung.
Um die Details der beiden Analysen miteinander zu vergleichen, ist es hilfreich, die
Bedingungen auf die Verbstellung so wie in (46) zusammenfassen.
Diese Phänomene können, wie oben ausgeführt wurde, mit zwei unterschiedlichen Hypothesen
erklärt werden. Wie sich herausgestellt hat, ist die OV-Hypothese besser geeignet ist, die Daten zu
erklären. Konkret liegt dies daran, dass die OV-Hypothese ökonomischer ist, also weniger
Annahmen benötigt, als die VO-Hypothese, um die gleiche Anzahl an Daten zu erklären. Konkret
#1: Satzstruktur 14
muss die VO-Hypothese drei Annahmen treffen ((47)), wo ihre Konkurrentin mit einer einzigen
auskommt ((48)):
Wenn das Verb an der zweiten Stelle generiert wird, dann muss, wie (49) zeigt, eine uneinheitliche
Gruppe von Ausdrücken nach rechts bewegt werden: Partizipien ((49)a), trennbare Partikeln ((49)b),
finite Verben in eingebetteten Sätzen mit dass ((49)c), oder eine Kombination dieser drei ((49)d -
(49)g). Dagegen wird unter der OV-Hypothese davon ausgegangen, dass das Verb satzfinal, also
am Ende des Satzes, generiert wird. Daraus folgt auf der einen Seite, dass das Verb nicht in allen
Sätzen bewegt werden muss ((49)c, d, e, g). Auf der anderen Seite können die Ausdrücke, die
bewegt werden, nun auf einfache Art und Weise charakterisiert werden: es handelt sich immer um
das finite Verb.
Die OV-Hypothese ist demnach deutlich einfacher als die VO-Hypothese: sie benötigt weniger
Annahmen, da Verbbewegung eine einheitliche Klasse von Elementen (finite Verben) erfaßt. Daraus
kann geschlossen werden, dass die OV-Hypothese besser geeignet ist, die Daten zu erklären.
(50) illustriert zum Abschluss die vollständige Derivation eines V-2 Satzes mit einem
Partikelverb:
15 DGA 33 Deutsche Syntax, WiSe 2020-21
(51) Θ-Rollen
a. anruft weist die Subjekts-Θ-Rolle (Agens) an SpecVP - also an der Mann - zu.
(NB: Die Annahme, dass das Subjekt seine Θ-Rolle innerhalb der VP erhält nennt man auch die
VP-interne Subjektshypothese; s. Kapitel 5 in
https://eclass.uoa.gr/modules/document/file.php/GS311/Syn2015%2004%20Satzstruktur.pdf)
b. anruft weist die Objekts-Θ-Rolle (Patiens) an den Schwesterknoten von V° (Peter)zu.
3.3.1.V2-Sätze in Objektsposition
Brückenverben. V2-Sätze treten als uneingebetteter Hauptatz (auch Matrixsatz genannt) oder als
Nebensätze auf. Im zweiten Fall dienen diese V2-Sätze als Objekte eines Brückenverbes.
Brückenverben sind Verben, die Bewegung (auch Extraktion genannt) aus dem Nebensatz zulassen.
Wenn ein V2-Satz nicht als Hauptsatz auftritt, spricht man auch vom Phänomen des eingebetteten
V2:
(52) Brückenverben
glauben, hoffen, sagen, meinen, denken, behaupten,...
#1: Satzstruktur 16
Nicht-Brückenverben. V2 oder Extraktion sind nicht möglich, wenn das übergeordnete Prädikat
kein Brückenverb ist. Zu dieser Klasse zählen ‘Verben der Art und Weise des Sprechens’ (manner
of speaking verbs), Prädikate wie zweifeln, und negierte Verben:
(55) Nicht-Brückenverben
a. flüstern, grunzen, stöhnen, brüllen, jaulen, ächzen, schreien, röcheln, bellen,...
b. bezweifeln, fürchten,..
c. nicht behaupten, nicht sagen,...
(56) Nicht-Brückenverben erlauben eingebettetes V-end
a. Peter stöhnte, dass Maria sich gestern einen Hund gekauft habe.
b. Peter bezweifelte, dass Maria sich gestern einen Hund gekauft habe.
c. Peter behauptete nicht, dass Maria sich gestern einen Hund gekauft habe.
(57) Nicht-Brückenverben erlauben keine Extraktion
a. *Was1 stöhnte Peter, habe sich Maria gestern t1 gekauft?
b. *Was1 bezweifelte Peter, habe sich Maria gestern t1 gekauft?
c. ??Was1 behauptete Peter nicht, habe sich Maria gestern t1 gekauft?
(58) Nicht-Brückenverben erlauben kein eingebettetes V2
a. *?Peter stöhnte, Maria habe sich gestern einen Hund gekauft?
b. *Peter bezweifelte, Maria habe sich gestern einen Hund gekauft?
c. *?Peter behauptete nicht, Maria habe sich gestern einen Hund gekauft?
Die Urteile sind nicht immer ganz eindeutig, es gibt sowohl graduelle Unterschiede ((58)b ist
schlechter als (58)a/c) als auch Sprechervariation. Für den vorliegenden Zweck tut dies aber nichts
zur Sache: der Unterschied ist robust und real. Die für die weitere Diskussion relevante
Beobachtung kann durch die empirische Generalisierung (59) erfasst werden:
(59) V2 Generalisierung I
V2-Sätze sind als Objektsätze erlaubt, wenn das höhere Verb ein Brückverb ist.
Anmerkung zur Methode. In den obigen Beispielen wird die Konjunktivform habe verwendet, um
die Verwendung des Satzes als direkte Rede auszuschließen. Dies ist wichtig, da in direkter Rede
V2-Sätze natürlich möglich sind, und diese Kontexte daher nichts über die Eigenschaften von
indirekten Nebensätzen aussagen, die hier im Zentrum des Interesses stehen:
(60) a. Peter stöhnte: “Maria hat sich gestern einen Hund gekauft!”
b. *Peter stöhnte: “Maria habe sich gestern einen Hund gekauft!”
Diese Beobachtungen führen zu einer zweiten empirischen Generalisierung über die Verteilung von
V2 in Nebensätzen ((63)):
(63) V2 Generalisierung II
Nur Objektsätze erlauben V2-Stellung.
(64) a. ?Maria hat sicherlich [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei] geglaubt.
b. Maria hat sicherlich geglaubt [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei].
c. Maria hat es sicherlich geglaubt [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei].
Eine dritte Generalisierung zu V2 betrifft die Verteilung von extraponierten V2-Sätzen. Dass
extraponierte V2-Objektsätze möglich sind, wurde bereits in 3.2.1 gezeigt (ohne den Begriff der
Extraposition eingeführt zu haben). Extraponierte V2 Sätze können jedoch niemals zusammen mit
einem Expletivum auftreten. Dies wird durch (66), (73) erfasst:
(65) a. Maria hat sicherlich geglaubt [CP es sei möglich, das Spiel zu gewinnen].
b. *Maria hat es sicherlich geglaubt [CP es sei möglich, das Spiel zu gewinnen].
Die Frage, die im nächsten Abschnitt behandelt werden wird ist: gibt es eine Erklärung für die
V2 Generalisierungen I-III? Die Antwort wird, wie sich zeigen wird, nicht nur positiv sein, sondern
auch zu interessanten Konsequenzen für die Theorie der Phrasenstruktur führen.
3.3. ANALYSE
Es gibt eine einfache Analyse, die alle drei Generalisierungen erfasst. Sie basiert auf den folgenden
Annahmen, die alle durch unabhängige Evidenz (Daten) unterstützt werden.
6
Expletiva sind Elemente ohne Bedeutung, zu ihnen zählen bestimmte Verwendungen von es und da im
Deutschen, oder englisch there in Sätzen wie There is a problem.
#1: Satzstruktur 18
(67) Annahmen
a. Extraktion aus eingebetteten Sätzen verläuft über SpecCP des eingebetteten Satzes.
(Sukzessiv zyklische Bewegung)
b. V-end-Sätze, in denen sich der Komplementierer dass in C° befindet, haben ‘nominalen
Charakter’, sie verhalten sich wie typische DPs.
c. Sätze, in denen sich das Verb in C° befindet, haben ‘verbalen Charakter’, sie verhalten
sich nicht wie eine typische DP.
d. SpecTP (die Subjektsposition) muss durch eine DP (NP) besetzt werden.
e. Extrapositions-es ist eine nominale Kategorie, und kann daher nur mit einer DP in
Beziehung gesetzt werden.
Wie aus diesen Annahmen die drei Generalisierungen im Detail abgeleitet werden können, wird
kurz untenstehend erklärt werden.
(68) a. Peter behauptete Peter, [CP Maria habe [TP t1 sich gestern einen Hund gekauft]]
b. Peter behauptete Peter, [CP gestern habe [TP Maria sich einen Hund gekauft]]
Wenn die Phrase weiter in den Hauptsatz bewegt wird, kommt es langer Extraktion. Im unteren
SpecCP bleibt eine Spur zurück:
(69) a. Wer1 behauptete Peter, [CP t1 habe [TP t1 sich gestern einen Hund gekauft]]
b. Wann1 behauptete Peter, [CP t1 habe [TP Maria sich einen Hund gekauft]]
(70) a. Sie sagte, dass [TP esDP in Wien heuer schön war]
b. *Sie sagte, dass [TP [in Wien]PP heuer schön war]
c. *Sie sagte, dass [TP heuerAdv in Wien schön war]
d. *Sie sagte, dass [TP [schön war]AP/VP in Wien]
Daraus folgt, dass V2-Sätze nicht als Subjekt fungieren können. V2-Sätze sind keine DPs:
(71) a. ...weil [TP [CP dass Maria sich gestern einen Hund gekauft hat] ihn überraschte].
b. *...weil [TP [CP Maria hat sich gestern einen Hund gekauft] ihn überraschte].
Vend-Sätze wie (71)a sind auf der anderen Seite zulässig, da es sich hier um nominale Sätze
handelt.
Doch woher kommt dieser Unterschied zwischen V2 und Vend-Sätzen? Warum sind die
ersteren verbal, die letzteren nominal? Die Antwort folgt direkt aus der Annahme, dass Phrasen
endozentrisch aufgebaut sind:
19 DGA 33 Deutsche Syntax, WiSe 2020-21
(72) Endozentrizität
Eine Phrase XP ist endozentrisch, genau dann, wenn die Kategorie der Phrase ausschließlich
vom Kopf der Phrase bestimmt wird.
Im V2-Satz wird C° durch ein Verb besetzt. Daher besitzt auch die CP verbale Eigenschaften. Bei
Vend-Sätzen befindet sich in C° dagegen der nominale Komplementierer dass, und diese
Eigenschaften werden dann auch an CP weitergereicht:
Die Tatsache, dass diese Erklärung die Verteilung von V2 und Vend-Sätzen erklären kann, kann
auch als empirische Evidenz - also Unterstützung durch beobachtbare Daten - für das abstrakte
Prinzip der Endozentrizität betrachtet werden.
3.3.3. V2 Generalisierung III: Nur V-end Sätze können mit Extrapositions-es in Beziehung stehen.
Schließlich folgt aus dem oben Gesagten auch die Kontraste in (74). In (74)b soll ein V2-Satz -
unerlaubterweise - mit einem pronominalen Element (es) in Verbindung treten. Vend-Sätze erlauben
dagegen solche Kombinationen ((74)c):
(74) a. Maria hat sicherlich geglaubt [CP es sei möglich, das Spiel zu gewinnen].
b. *Maria hat es sicherlich geglaubt [CP es sei möglich, das Spiel zu gewinnen].
c. Maria hat es sicherlich geglaubt [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei].
Beginnen wir mit der Analyse von (74)c, die man sich so wie in (75) vorstellen kann. Der Vend-Satz
wird in der Objektsposition von geglaubt generiert ((75)a) und im Anschluss daran extraponiert
((75)b). Diese Bewegung hinterlässt eine Spur, welche die selben kategorialen Eigenschaften wie
ihr Antezedens besitzen muss.7 Die Spur ist also nominal. Schließlich kann (aus nicht besonder gut
verstandenen Gründen) die Spur durch das (pro)nominale Expletivum es gefüllt werden ((75)b):
(75) a. Maria hat [VP [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei] geglaubt]
b. Maria hat [VP [VP t2,N geglaubt] [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei]2]
\
c. Maria hat [VP [VP esN geglaubt] [CP dass es das Spiel zu gewinnen möglich sei]2]
Der letzte Schritt ist nur möglich, da es und die Spur die gleichen kategorialen Eigenschaften
besitzen. Ist dies nicht der Fall, wie in (74)b, ist das Resultat völlig ungrammatisch. Wie (76) im
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Unabhängige Evidenz für die Annahme, dass eine Proform generell den gleichen kategorialen Status
haben muss wie das Element, dass sie ersetzt, kommt von der Beobachtung, dass das nominale Pronomen
sie keine PPs vertreten kann:
(i) a. weil Peter sieN gewußt hat, die AntwortN
b. *weil Peter sieP nachgedacht hat, über die AntwortN
c. weil Peter dar überP nachgedacht hat, über die AntwortN
#1: Satzstruktur 20
Detail veranschaulicht, ist die Spur des V2-Satzes (74)b verbal, und kann daher nicht durch eine
nominale Proform ersetzt werden:
(76) a. Maria hat [VP [VP t2, V geglaubt] [CP es sei möglich, das Spiel zu gewinnen]2]
*\
b. *Maria hat [VP [VP esN geglaubt] [CP es sei möglich, das Spiel zu gewinnen]2]
Auch die dritte Generalisierung folgt also aus einfachen, unabhängig attestierten Prinzipien der
Grammatik.
Zusammenfassung. Die Verteilung von V2 vs. Vend-Sätzen ist nicht zufällig, sondern kann
systematisch vorhergesagt werden. Um die Gesetze zu verstehen, die für dieses Phänomen
verantwortlich sind, ist es jedoch notwendig, zu erkennen, dass die Regeln der Sprache nicht über
konkrete Worte sondern durch abstrakte Eigenschaften wie Endozentrizität definiert sind. Dies stellt
ein äußerst starkes Argument für die Annahme dar, dass das menschliche Sprachvermögen mit
abstrakten Einheiten, also syntaktischen Bäumen operiert, deren Charakteristika durch allgemeine
Prinzipien wie z.B. Endozentrizität bestimmt werden. Weiters ist es offensichtlich, dass Kontraste
wie die zwischen V2 vs. Vend-Sätzen nicht durch funktionalistische Analysen erklärt werden
können, die Sprache ausschließlich auf ihre Funktion als Kommunikationsmittel reduzieren wollen.
Dies ergibt sich aus der einfachen Überlegung, dass es keinen ersichtlichen kommunikativen
Unterschied zwischen V2 und Vend-Sätzen gibt.8
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Eine wichtige Einschränkung: das bedeutet nicht, dass sich V2 und Vend-Sätze semantisch gleich
verhalten. In der Tat gibt es subtile Bedeutungsunterschiede. Das Entscheidende ist, dass es keinen
kommunikativen Grund gibt, warum V2 auf Objektsätze beschränkt sein sollte.