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Das Buch:

Der puritanische Irrtum, Geld und harte Arbeit hingen unausweichlich miteinander
zusammen, ist eine der Hauptursachen für die Probleme, die das Geld uns täglich
bereitet. Die Tatsache, daß es sich beim Geld um etwas Buntes und Lebendiges
handelt, auf das wir immerhin unsere gesamte Kultur und Wirtschaft, ja unser ganzes
Leben aufgebaut haben, wird seit Jahrhunderten systematisch verdrängt. Tatsächlich
liegt der Schlüssel zum erfolgreichen Umgang mit Geld jedoch in einem
veränderten Geldbewußtsein.
Der spielerische, streßfreie Umgang mit Geld und seinen Gesetzen bringt nicht nur
materiellen Reichtum, er baut auch Schuldgefühle, Angstneurosen und
Versagenskomplexe ab - insofern hat er sogar therapeutische Funktion!
Das Buch will den Leser auf humorvolle Art mit einer neuen Sehweise vertraut
machen, die ihm als Weg zu innerer und äußerer Bereicherung dienen kann. In
zwangloser Reihenfolge werden auch prkatische Übungen angeboten und durch
Anekdoten veranschaulicht, so daß es sich auch um einen praktischen Leitfaden zu
einem konstruktiven und in jeder Hinsicht
einträglichen Umgang mit Geld handelt. Die Magie des Geldes wird mit viel
Selbstironie und Praxisnähe vermittelt, ohne daß dabei auf schulmeisterliche oder
gar »knochentrockene« Ermahnungen zurückgegriffen wird.

Der Autor:

Ralph Tegtmeier wurde in Kairo geboren und wuchs in Indien auf. Er hat sich
jahrelang mit östlichen und westlichen Bewußtseinslehren und Seinsmodellen befaßt
und diese im unternehmerischen Alltag umgesetzt. Neben mehreren Firmengrün-
dungen (Buchhandlung, Buchverlag, Seminarorganisation) schrieb er »Okkultismus
und Erotik in der Literatur des Fin-de-siècle« (Edition Magus, 1983). Weitere Werke:
»Der heildende Regenbogen« (Edition Schangrila, 1985); »Musikführer für die Reise
nach Innen« (1985); »Evolutions-Training« (1986); »Heilung durch die Elemente.
Taltwas - Kraftsymbole der Seele« (1986); »Tarot. Geschieht eines Schicksalsspiels«
(1987). Ralph Tegtmeier lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer und Seminarleiter in
der Nähe von Bonn.

Dieses Buch ist Frater Rumpelstilz gewidmet –


Geldtrainer und Schnaufzauberer
RALPH
TEGTMEIER

Der Geist
In der Münze
Vom magischen
Umgang mit Reichtum
Und Geld

GOLDMANN

Originalausgabe

Der Goldmannverlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann

© 1988 by Wilhelm Goldmann Verlag, München


Umschlaggestaltung: Design Team München
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck: Elsnerdruck, Berlin
Verlagsnummer: 11820
Lektorat: Michael Görden
Ba Herstellung: Heidrun Nawrot/Sc
Made in Germany
ISBN 3-442-11820-4

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Inhalt
Vorwort ....................................................................................................................... 1
1 Geldgeschichte, Geldgeschichten ........................................................................... 3
Die Entwicklung eines schönen Monstrums............................................................ 3
Erster kleiner Geldtest........................................................................................... 10
Auswertung des kleinen Geldtests:....................................................................... 12
2 Vom angeblich so schnöden Mammon – unser Verhältnis zum Geld.................... 14
Fehler, die wir innig lieben .................................................................................... 14
Einige der häufigsten Fehler im Umgang mit Geld:............................................... 17
Die häufigsten Fehler im Umgang mit Geld .......................................................... 18
3 » Sprich nicht schlecht über Geldes kann dich hören!«......................................... 29
Der erste Schritt zu einem vernünftigen Geldbewusstsein.................................... 29
4 Armutsbewußtsein und wie wir es (leider viel zu oft) hätscheln............................. 34
Reichsein heißt »reich sein« ................................................................................. 34
Von der Armut unter Freunden ............................................................................. 36
Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe.............................................................................. 39
Vom Umgang mit Schulden und Krediten ............................................................. 40
Von Pfändungsängsten und anderer Unbill........................................................... 42
Vom Besten aller Welten....................................................................................... 42
Die Klingelbeutelverschwörung............................................................................. 43
5 Geld und Geld gesellt sich gern............................................................................. 47
Die Gesetze des Gelduniversums......................................................................... 47
Die Gesetze des Gelduniversums......................................................................... 47
Ratenzahlung ist Besitzzuwachs!.......................................................................... 49
KLEINES INTERMEZZO .......................................................................................... 53
Geld in der Bibel - und was wir wirklich daraus lernen sollten............................... 53
6 Geld als »Erde«, Geld als »Luft«........................................................................... 59
Die Esoterik des Geldprinzips ............................................................................... 59
Praktisches Geldtraining........................................................................................... 63
Der Umgang mit Verlusten.................................................................................... 66
7 Geld hat man -und man spricht mit ihm ................................................................. 69
»Ein Platz für Gelder« oder wie wir Geld herbeispielen können ........................... 69
8 Sparschweine und ihre Schnitzel........................................................................... 75
»Spare nie in der Not - dann hast du keine Zeit dazu!« ........................................ 75
Super-Sparplan für Geldliebhaber ........................................................................ 76
9 Abenteuer Geld: Machen Sie dem Zinsfuß Beine!................................................. 79
Investitionen als Expedition ins Geldreich............................................................. 79
Autobiografische Notiz .......................................................................................... 85
10 Geld haßt man nicht, man hat es!........................................................................ 89
»Großer Schreck!« oder: Was tun, wenn es wirklich da ist? ................................. 89
ANHANG .................................................................................................................. 90
Literaturnachweis .................................................................................................. 90
Vorwort
Geld ist eine Metapher.
Marshall McLuhan

Nicht sonderlich originell, aber vielleicht dennoch die passende Einleitung: »Liebe
und Geld regieren die Welt« -oder müßte es eigentlich heißen: »Die Liebe zum Geld
regiert die Welt?«
Es ist erstaunlich, mit welcher Verachtung die allermeisten Menschen einer zwar
allgegenwärtigen, an sich aber doch zunächst ganz neutralen Sache wie dem Geld
begegnen. Und mit welcher Habgier. Für Geld wird gemordet, gehaßt und geliebt,
geheilt und verwundet, gelogen, gearbeitet - und vor allem aber gestreßt. Keine
materielle Sache in der Geschichte hat das menschliche Leben so sehr geprägt wie
das Geld. Seit es schon vor Jahrtausenden seinen Siegeszug antrat, hat es nicht
mehr aufgehört unser Sein und unser Bewußtsein zu formen.
Oder auch zu verformen, wie viele große Geister gemeint haben. Geld als Gefahr für
Seelenheil und Charakter, »Geld macht nicht glücklich«, Armut (Geldlosigkeit) als
Idylle. Wer kennt sie nicht, diese Sprüche, die uns noch heute täglich von
Seelsorgern und Pädagogen, von Philosophen und Parteiideologen mit mahnend
erhobenem Zeigefinger ans Herz gelegt werden?
Und dann der Kontrast: Eine Gesellschaft, und nicht nur die kapitalistische, die sich
vor allem um eins dreht; nämlich ums Geld. Geld als Mittel der Existenzsicherung, als
Statussymbol, als kleinster gemeinsamer Nenner der Wirtschaftsentwicklung. Das
Streben nach Geld als Lebensinhalt auf der einen, seine Verachtung und
zähneknirschende Duldung auf der anderen Seite.
Kein Wunder, daß unser Umgang mit Geld kaum schöpferischer und angstfreier ist
als der mit unserer Sexualität und unseren Gefühlen. Geld hat auch mit Macht zu tun,
mit Verantwortung und Selbstwertgefühl. Die letzten Jahrzehnte haben allgemeine
Bewußtseinsveränderungen in Gang gesetzt, die sich in Begriffen wie »sexuelle
Revolution«, »Demokratisierung«, »Umweltbewußtsein« und »Lebensqualität«
niedergeschlagen haben. Interessanterweise wird jedoch bei fast allen
gesellschaftlichen und psychologischen Diskussionen ein gewaltiger Bogen um das
Thema Geld geschlagen, die Berührungsängste sind unvermindert wirksam.
Dieses Buch möchte den Strukturen eines gesunden, konstruktiven Geldbewußtseins
nachgehen. Es erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, der psychologische
und philosophische Fachjargon wurde bewußt auf ein Minimum reduziert, und die
anekdotische, ja bisweilen polemische Darstellungsweise soll dabei helfen, die
Humorlosigkeit ein wenig zu unterwandern, mit der wir dem Geld für gewöhnlich
begegnen. Der lockere, spielerische Charakter eines schöpferischen Umgangs mit
Geld wird allzu oft verkannt, weshalb er hier durch entsprechende Übungen auch
betont wird. Auch auf Wiederholungen wurde nicht verzichtet: Wenn der Nagel fest in
die Wand soll, muß man eben öfter hämmern. Und die Mauer des Unverständnisses
und des Mißtrauens gegenüber dem »schnöden Mammon« ist im Laufe der
Jahrhunderte nicht etwa morscher, sondern immer härter und fester geworden. Da
bedarf es schon einiger kräftiger Hiebe, um sie zum Einsturz zu bringen. Da wir im
Prinzip einen psychologischen Ansatz wählen, wie es der Begriff »Geldbewußtsein«
ja schon nahelegt, halten wir es auch für sinnvoll, viele unserer Erkenntnisse auf
einer eher unterschwelligen Ebene zu vermitteln, und dazu gehört auch das »Ein-
hämmern« bestimmter Empfehlungen durch wiederholte Darstellungen der gleichen
Prinzipien in verschiedenen Kontexten.
Andererseits handelt es sich hierbei keineswegs um eine kritiklose Lobeshymne auf
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einen ausbeuterischen Kapitalismus. Es wird vielmehr Zeit, das Verhältnis des
einzelnen zum »Geldriesen« genauer zu beleuchten, um vielleicht auf diese Weise
dazu beizutragen, daß wir alle zu einer unverkrampfteren, im psychosomatischen
Sinne gesünderen Beziehung zum Geld gelangen. Damit wird beiden Seiten gedient:
dem einzelnen, der sich freimachen kann von finanziellen Existenzängsten und
besinnungsloser, blinder Geldgier, die seine Lage nur verschlimmert; und der
Gesellschaft, die sich schließlich aus einzelnen Individuen zusammensetzt, deren
Einzelqualität letztlich über die Gesamtqualität entscheidet. Denn angewandter
Humanismus ist nur möglich, wenn der einzelne Mensch mit all seinen Schwächen
und Stärken berücksichtigt und befriedigt wird. Gewiß, Lebensqualität hat weniger mit
materiellem Besitz als mit unserer Einstellung zum Leben im allgemeinen zu tun.
Reichsein heißt reich sein, heißt Erfüllung und Selbstverwirklichung, und kaum ein
Medium ist so sehr dazu geeignet, einen Prüfstein für die persönliche Entwicklung
abzugeben wie eben das so viel gehaßte und oft allzu sehr geliebte Geld. Erst wenn
wir dem Geld seinen ihm zustehenden Platz in unserem Leben eingeräumt haben -
ohne Verachtung, aber auch ohne übertriebene Ehrfurcht-, können wir hoffen, eine
optimale Vereinigung von innerem und äußerem Reichtum zu verwirklichen.
Sie werden in diesem Buch keine der üblichen Empfehlungen zur Berechnung von
Renditen und Kurs-Gewinn-Verhältnissen bekommen, und wir kümmern uns auch
nur am Rande um die anerkannten Spielregeln der orthodoxen Finanzwelt. Über all
dies gibt es bereits genügend ausgezeichnete Literatur auf dem Markt. Für uns
dagegen ist der Umgang mit dem Geld ein Geldspiel und ein Lebensspiel zugleich,
und er unterliegt vor allem den Gesetzen der menschlichen Psychologie. Denn alle
Bereiche der Finanzwelt unterliegen ausnahmslos psychologischen Faktoren, ob es
nun Börsenkurse sein mögen oder Zinsfüße, Staatsetats oder Wirtschaftsprognosen.
Denn stets ist es der Mensch, der über das Geld verfügt, über dieses Kind seines
Erfindungsreichtums, das seinen Eltern zu Recht oft solch herbe Lektionen erteilt,
wenn sie es schlecht behandeln.
Deshalb konzentrieren wir uns hier ausschließlich auf den bisher immer sträflich
vernachlässigten Aspekt der Geld-Pädagogik und des Geld-Trainings, auf die
Gesetze des Gelduniversums, die viel freundlicher und gerechter sind, als wir in
unserer Unkenntnis meist glauben. Wo andere Bücher Ihnen zum Thema
Investitionen etwas über Verlustzuweisungen und Abschreibungsmodi berichten,
erzählen wir Ihnen vom Umgang mit den Menschen, mit denen Ihre Investitionen Sie
zwangsläufig zusammenführen — und immer wieder von der einzigen wirklich
zuverlässigen Quelle des Reichtums und des Lebensglücks, die es gibt, nämlich von
Ihnen selbst!
Und damit nicht alles nur graue Theorie bleibt, finden Sie in diesem Buch auch eine
Vielzahl praktischer Übungen, die Sie nach eigenem Gusto in die Tat umsetzen
können. Dann werden Sie schon sehr bald feststellen, daß sich dadurch nicht nur
innerlich, sondern auch ganz konkret in Ihren Finanzen einiges zum besseren,
gesünderen ändert, egal ob Sie im Augenblick materiell reich wie Krösus oder arm
wie eine Kirchenmaus sein mögen.
Wir hoffen, daß Ihnen die Lektüre nicht nur zu manchen neuen Erkenntnissen
verhilft, sondern auch Freude bereitet. Vergessen Sie dabei nie unseren allerersten
Leitsatz:
Geld muß vor allen Dingen Spaß machen, und das hat nicht unbedingt etwas mit
einer dicken Brieftasche zu tun!
Geld ist, das werden Sie immer wieder merken, ein fröhlicher Gesell, der sich bei
lachenden Freunden weitaus wohler fühlt als bei griesgrämigen Geizkragen. Darin
gleicht es uns selbst, wie es ja überhaupt: ein Spiegel der menschlichen Seele ist.

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1 Geldgeschichte, Geldgeschichten
Die Entwicklung eines schönen Monstrums
Geld ist der sechste Sinn;
der Mensch muß ihn haben - denn ohne ihn kann er die
anderen fünf nicht voll ausnützen.
William Somerset Maugham

Wir wollen Sie in diesem Buch nicht mit gelehrten historischen Einzelheiten und
einem Schwall von akademischen Fußnoten langweilen. Dennoch ist es interessant,
sich wenigstens in groben Zügen einmal die Geschichte des Geldes anzuschauen,
denn viele unserer heutigen Probleme, die wir mit dem Geld haben (oder die uns, wie
wir meistens lieber - freilich oft zu unrecht - sagen, das Geld bereitet), sind historisch
gewachsen und lassen sich wesentlich besser lösen, wenn wir um ihre
geschichtlichen Wurzeln wissen.
Dazu gehört auch die Frage, was denn Geld eigentlich ist. Darüber streiten sich die
Gelehrten schon eine ganze Weile, obwohl die Geschichte des Geldes noch ein
vergleichsweise junges Gebiet der Forschung ist. Vieles ist nur Vermutung oder
beruht auf Analogieschlüssen, die zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit richtig sein
dürften, sich aber dennoch nicht objektiv beweisen lassen.
Lange Zeit herrschte in Fachkreisen die sogenannte Konventionstheorie vor,
derzufolge Geld eine Abmachung darstellt und ein »Zwischentauschgut« ist, das den
Tauschverkehr erleichterte und standardisierte. Noch heute finden wir bei
Naturvölkern den Naturalientausch, der gänzlich auf Geld verzichtet: Dort werden
Schweine gegen Hühner, wird Getreide gegen Früchte getauscht, und auch
Dienstleistungen werden in Naturalien bezahlt. Der Konventionstheorie zufolge ist
Geld also im Prinzip nichts anderes als ein Ersatzmittel, ein Werkzeug des Handels
von Waren und Dienstleistungen. Auf das Münzgeld (Papiergeld kam im großen Stil -
vom frühen China einmal abgesehen — erst sehr viel später auf) mag diese Sicht der
Dinge zutreffen, doch gab es schon lange vor seiner Einführung geldähnliche
Tauschmittel, Wertsysteme und Zahlungsnormen.
Dies ist keine bloße Nebensächlichkeit, denn für die Völker- und Geldpsychologie
ergeben sich daraus, wie wir noch sehen werden, wichtige Konsequenzen, die auch
unseren unmittelbaren Umgang mit dem Geld berühren. Einer anderen
Forschungsrichtung ist nämlich die Erkenntnis zu verdanken, daß es weniger der
Tauschcharakter des Geldes ist, der in der Geschichte die herausragende Rolle
spielte, sondern vielmehr das menschliche Streben nach Ausschmückung und
Ansehen. Schon bei Menschenaffen finden wir ein gewisses Bedürfnis, sich zu
schmücken und schöner zu machen, doch es blieb dem Menschen vorbehalten,
daraus eine ganze Kunst und Industrie zu entwickeln. Man unterscheidet
herkömmlich in »Werbe-« und »Würdeschmuck«. Ersterer diente (und dient noch
heute) dem Werberitus der Geschlechter: Man macht sich fein, um beim begehrten
Partner einen guten Eindruck zu machen. Dies kann die Form von Kosmetik (früher:
Körperbemalung) annehmen oder auch das Tragen von Juwelen, Ringen und
anderen Artefakten möglichst reizvoller und kostbarer Art.
Der Würdeschmuck dagegen ist Ausdruck von Rang und Ansehen. Schon in frühen
Jäger- und Sammlergesellschaften kennzeichnete er den Stammeshäuptling oder
den Zauberer, war er sichtbarer Ausdruck der gesellschaftlichen Hierarchie, mit dem
späteren Horten von Reichtümern dokumentierte er auch den persönlichen
Wohlstand. Vom Federbusch des Indianerhäuptlings über die Krone der Könige und

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Kaiser bis zu den militärischen Rangabzeichen und den mit großem protokollarischen
Pomp verliehenen Orden unserer Tage erkennen wir eine ununterbrochene Reihe
der Mechanismen zur Abgrenzung vom anderen, weniger »wichtigen« Mitmenschen.
Damit aus derlei Statussymbolen aber Geld werden konnte, mußten zuerst einige
Voraussetzungen erfüllt werden. Zum einen mußten die Gegenstände übertragbar
und halbwegs beweglich sein, vor allem aber allgemein begehrt und anerkannt.
Drittens schließlich war es erforderlich, daß sie sichtbar und erkennbar waren - was
uns wieder zum Schmuck zurückführt.
Noch heute achtet jeder Staat darauf, eine gewisse Menge an »Sicherheiten« in der
Kasse zu haben, geldwerte Güter, die einen allgemeinen, auch von anderen
Staatsgebilden anerkannten, Wert besitzen. Zu den bekanntesten Sicherheiten und
Reserven gehören Edelmetalle wie Gold und Silber, und bis vor wenigen Jahren
waren sie sogar Grundlage jeder halbwegs stabilen Währung: Der amerikanische
Dollar wurde durch Gold gestützt, das englische Pfund Sterling leitet seine
Bezeichnung vom Sterlingsilber ab, um nur zwei Beispiele zu geben. Dies gelingt der
einen Volksgemeinschaft vielleicht besser als der anderen, manche Staaten sind
notorisch pleite, andere kennen seit Jahrhunderten keine wirkliche Armut, doch am
Grundprinzip ändert sich nichts. Auf etwas primitiverer Stufe finden wir Muscheln,
Zähne, Tierkrallen und andere Dinge als Zahlungs- und Tauschmittel vor.
Was ist nun Gold, Silber, Kaurimuscheln und so weiter gemeinsam? Warum werden
sie zu Tauschobjekten? Nun, zum einen sind sie vergleichsweise rar - niemand käme
auf die Idee, Kieselsteine, Luft oder Wüstensand zum Zählungsmittel zu erklären.
Geld mußte also mit einer gewissen Knappheit behaftet sein, es sollte eine gewisse
Anstrengung kosten, es zu beschaffen, es durfte also nicht buchstäblich »auf der
Straße liegen«. Aus dieser Tatsache entwickelte sich sehr viel später fatalerweise die
Auffassung, daß Geld nur durch harte Arbeit zu beschaffen sei -eine Ansicht, die
leider noch immer so verbreitet ist, daß sie uns den Umgang mit dem »Blut des
Wirtschaftskreislaufs« versauert.
Zum anderen aber eigneten sich die frühen Geldmittel auch als Schmuck, entweder
in ihrer natürlichen Form (Muscheln, Zähne, Krallen) oder auch verarbeitet zu Finger-
und Ohrringen, Armreifen, Halsketten, Broschen und was der Möglichkeiten mehr
waren. Am Anfang hatte dieses Schmuckwerk wohl eher den Charakter eines
»Hortgelds«. Nachdem die wichtigsten existentiellen Bedürfnisse (Nahrungshortung,
Winterspeicherung, »eiserne Rationen« für Zeiten der Not) abgedeckt waren, ging
der Mensch dazu über, auch nichteßbare, scheinbar nutzlose Güter anzusammeln.
Ganz so nutzlos waren sie aber keineswegs, verliehen sie ihrem Besitzer doch
Ansehen - und damit Respekt und Macht. Man hat dafür den sehr treffenden Begriff
Protzgeld geprägt.
Psychologisch ist es interessant, daß die Hortung materieller Güter dem Menschen ja
nicht nur die Sicherheit der Zukunftsvorsorge beschert und ihm wenigstens zum Teil
seine unmittelbaren Existenzängste (beispielsweise die Furcht vor dem Verhungern)
nimmt; vielmehr beschert sie ihm das Gefühl, Herr seiner eigenen Welt zu sein, die
Materie also »im Griff« zu haben. Auch magische Vorstellungen spielen dabei eine
Rolle. Das Grundgesetz der Sympathiemagie besagt nämlich, daß ein Gegenstand,
der in längerem Kontakt mit einem Menschen steht oder gar von diesem beherrscht
wird, etwas von dessen Persönlichkeit beziehungsweise »Seele« (Mana, Öd)
annimmt. Wer sich nun eines solchen Gegenstandes bemächtigt, der gewinnt
dadurch auch Macht über seinen früheren Besitzer. Aus diesem Grund kann es im
magischen Weltbild geradezu gefährlich sein, sich vom eigenen Besitz durch
Veräußerung zu trennen, gibt man dem anderen doch dadurch die Möglichkeit, das
im veräußerten Gegenstand enthaltene Mana zu mißbrauchen, so daß aus dem

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Schenkenden oder Verkaufenden plötzlich ein seelisch und körperlich Bedrohter
wird. Deshalb findet ein solcher Austausch, der meist auf dem Prinzip von Gabe
gegen Gabe beruht, fast nur als Zeichen der Freundschaft und der Verbündung statt.
So wurde beispielsweise bei den Germanen zusammen mit dem Geschenk zugleich
stets auch die Freundschaft seines Eigentümers mitübertragen, und auch in unserer
Zeit sind Geschenke nach wie vor Ausdruck des Wohlwollens oder des Bedürfnisses,
uns den anderen wohlgesinnt zu machen. Dies wirft übrigens auch ein interessantes
Schlaglicht auf Phänomene wie Geiz und Habsucht, die oft auf sehr tiefsitzenden,
unbewußten, ja magischen Vorstellungen beruhen und sehr viel über das
existentielle Sicherheitsbedürfnis eines Menschen aussagen.
Die Schatzbildung erfüllt somit viele Funktionen zugleich, und wir werden später
immer wieder darauf eingehen, inwieweit dies für unseren alltäglichen Umgang mit
dem Geld von Bedeutung ist.
Doch nun wollen wir zuerst eine kleine Reise in die Südsee, genauer nach
Mikronesien, unternehmen. Betrachten wir einmal eine wahre Geschichte, die sich
dort vor langer Zeit abspielte und die uns die Funktion des Protzgeldes deutlicher vor
Augen führt.
Das Kanu schwankt, das Wasser ist unruhig, die Männer am Ruder schwitzen. Seit
zahllosen Stunden sind sie schon unterwegs von Palau nach Yap, der
Südseehimmel ist nicht mehr so sonnenklar und strahlend wie noch am Morgen, die
Schwüle kündigt den nahenden Sturm an. Leise, fast verbissen singen sie
ununterbrochen im gleichen monotonen Rhythmus das Lied, das ihnen den
Rudertakt vorgibt.
Ihre bronzenen Leiber glänzen feucht, die Adern treten unter der Haut hervor. Sie
haben schwere Fracht geladen: ein massiver runden. Stein aus Aragonit von acht
Ellen Durchmesser, eine ganze Elle dick. In der Mitte ein Loch, etwa eine
Handspanne im Durchmesser. Das Boot liegt tief im Wasser, und besorgt heben sie
gelegentlich den Blick zum Himmel, wo sich die Wolken zusammenballen und immer
schwärzer und drohender werden.
Der Stein wurde in Palau gebrochen und behauen. Sein Besitzer Ngulu, der
Häuptling und Zauberer ihres Heimatdorfs, hat ihn bestellt, noch vor der Hochzeit
seiner Tochter soll er sein Anwesen schmücken, es soll der fünfte seiner Art' werden.
Denn die Steine sind Zeichen seines großen Reichtums, seines Ansehens und seiner
Macht als Schamane und• Heiler. Viele Säcke Kopra mußte er diesmal dafür
aufbringen, tagelang fuhren die Kanus hin und her, um den Preis zu entrichten. Es ist
spät, schon in drei Tagen soll die Feier sein, und es ist noch eine viertel Tagesreise
bis zum Ziel.
Da geschieht das Befürchtete: Mit einem Schlag wird aus der Brise eine Bö, die
Wellen gischten an der Wand des Kanus empor, peitschen höher und höher, immer
mehr gerät das kleine Boot ins Schwanken, und fluchend versuchen die Männer, es
stabil zu halten, um ihr Leben und die Fracht bangend.
Doch es ist schon zu spät: Mit einer Riesenwoge, dreimal so hoch wie ein
ausgewachsener Mann, endet das Unternehmen - das Boot kippt um, die Fracht
versinkt in den Fluten.
Prustend und keuchend gelingt es den Männern wenigstens, sich an dem Kanu
festzuklammern, einige Stunden wütet der Sturm. Doch die Männer sind erfahrene
Seeleute, es ist nicht das erste Mal, daß ihnen ein solches Mißgeschick widerfährt.
Undso vollbringen sie sogar das Kunststück, das Kanu nach Abflauen des Unwetters
wieder aufzurichten und zu besteigen. Nur die Fracht ist unweigerlich verloren, für
immer ein Opfer der Fluten.

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Völlig entkräftet erreichen sie spät am Abend ihr Ziel. Als sie Häuptling Ngulu von
ihrem Mißgeschick berichten, hört dieser sie schweigend an, der erwartete Wutanfall
bleibt aus, stumm entläßt er sie nach kurzer Danksagung für ihre Mühen.
Manuk, der kleine Sohn des Häuptlings, hat dem Gespräch staunend gelauscht.
Aufgeregt hat er auf den fünften Stein gewartet, denn schon seit Wochen war nur
noch von ihm und der bevorstehenden Hochzeit seiner Schwester die Rede. Als die
Ruderer gegangen sind, zupft er seinen Vater zaghaft am Arm.
»Der Stein ist wirklich ganz weg?« fragt er ihn. »Ist das nun eine Schande?«
Ngulu lacht. »Nein, mein Sohn, er ist nicht weg. Er ruht im Meer, aber er ist unser, als
würde er dort vorne neben den vier anderen stehen. Ihr, meine Kinder, werdet ihn
einmal erben, er wird euch gehören und euer Ansehen wie auch das unserer Sippe
mehren. Was tut es, ob wir ihn hier vor uns haben oder ihn im sicheren Gewahrsam
des Wassers wissen? Nein, niemand wird wagen zu behaupten, wir besäßen nur vier
davon. Fünf sind unser, und fünf sollen es bleiben.«
Die Chronisten wissen zu berichten, daß Ngulus Nachkommen sich noch viele
Generationen lang- am Besitz des versunkenen Steins erfreuen konnten. Er wurde
vererbt und beliehen, andere Sippen erwarben Anteile daran -ganz so als wäre er ein
sicherer Goldschatz in einem Tresor. Das »Mühlsteingeld« von Yap jedenfalls hat
Eingang in die Geschichte der Geldschöpfung gefunden und sich darin einen
Stammplatz erobert.
Wir werden dieses Beispiel später noch einmal heranziehen, wenn es darum geht,
die Illusion zu entlarven, die sich hinter dem als so bedrohlich empfundenen
Geldmoloch verbirgt. Halten wir fürs erste fest, daß Reichtum nicht unbedingt damit
zu tun haben muß, daß wir seine materiellen Manifestationen auch in greifbarer Nähe
haben. Das ist ein wichtiges Prinzip beim sinnlichen und richtigen konstruktiven
Umgang mit Geld. Kurz zusammengefaßt: Reichtum findet vor allem im Kopf des
Menschen statt! Die Zahl der geldähnlichen Güter ist Legion: Außer den bereits
erwähnten Muscheln, Tierzähnen und Edelmetallen wurden Ringe, Edelsteine,
Perlen, Felle, Tuche und Gewürze, Kleider, Salz, Trommeln, Gongs, Waffen,
Münzen, Papiergeld, Aktien, Wechsel und Schuldverschreibungen verwendet - die
Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Man kann Reichtümer zur Schau stellen, sie verschenken oder als Belohnung für
geleistete Dienste verteilen, man kann sie aber auch zeremoniell vernichten.
Das Potlatsch der Kwakiutl-Indianerist ein herausragendes Beispiel für
Prestigegewinn durch Schatzvernichtung. Bei den verschiedensten Feierlichkeiten
wetteifern die Stammesmitglieder darum, wer am meisten Wertgüter (Kupferplatten,
Decken u. a.) vernichtet. Das schafft Ansehen (besonders wichtig bei der
Brautwerbung) und dokumentiert vor allem eins: daß es weniger um den Besitz als
um den Gebrauch des Geldes geht! Die germanischen Stämme schätzten vor allem
Ringe als Wertgüter, und so wurden freigebige Fürsten in den Heldensagas auch als
»Ringverteiler«, ja sogar als »Ringbrecher« gerühmt.
Schon um 2200 v. d. ZR. wurden Metallwährungen nachgewiesen. Diese waren
allerdings meist das Produkt nichtstaatlicher Privatinitiativen, der Staat überwachte
lediglich die Genauigkeit der verwendeten Metallgewichte.
Erst den Lydiern kommt der Ruhm zu, staatlich garantiertes und geprägtes Münzgeld
erfunden zu haben. Der Name des lydischen Königs Krösus gilt bis in unsere Tage
als Inbegriff des Reichtums und Besitzes. (Mit der Tatsache, daß Geld freilich nicht
pauschal mit Besitz und Reichtum gleichzusetzen ist, werden wir uns noch
ausführlicher befassen müssen.)
Dennoch war die Münze damit noch lange nicht zum alleinigen Zahlungsmittel
geworden. Oft diente sie lediglich als Rechnungseinheit, mit welcher der Wert von

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Tauschwaren leichter bestimmt und verglichen werden konnte. In Mesopotamien
wurde zwar viel in Silbergewichten (Schekel, Mine, Talent) gerechnet, doch
wechselte dabei nur selten echtes Silber seinen Besitzer, gezahlt wurde in Naturalien
wie beispielsweise Getreide. Noch bis ins Mittelalter (ja sogar noch sehr viel später
im Deutschland der Inflation) finden sich fiktive und halbfiktive Geldeinheiten, die
teilweise nicht einmal in Münzen geschlagen wurden: vom karolingischen Silberpfund
bis zur »Goldmark« und »Roggenmark«.
Wir erkennen also drei Hauptstufen in der Geschichte der Geldentwicklung: Das
bereits ausführlicher besprochene Hortgeld, das meist mythischen Charakter hatte
und dementsprechend auch aus magischen Materialien bestehen konnte
(beispielsweise eignete den Fellen, Zähnen, Krallen und Klauen auf magische Weise
das Mana oder die Odkraft des Tiers, von dem sie stammten, und diese ging
demzufolge auch auf ihre menschlichen Besitzer über); das Zahlgeld, das einen
Eigenwert (meist aus Edelmetallen bestehend) besaß; und schließlich das noch
heute gebräuchliche Tauschgeld (auch Verkehrsgeld oder Zeichengeld genannt),
das meist aus Material ohne besonderen Eigenwert (z. B. Papier) besteht, dafür aber
leicht beweglich und in der Regel auch einigermaßen fälschungssicher
ist.
Genau betrachtet sehen wir darin keine lineare Entwicklung des Geldes, sondern
vielmehr eine zyklische. Sie verläuft von der abstrakt-magischen Überhöhung durch
Tier- und Ahnengeister über die Konkretisierung durch objektivierte materielle Werte
(Gold, Silber, Kupfer, Eisen) zurück zur Abstraktion nur vage definierter staatlicher
Versprechungen und Garantien wankelmütiger Papierwährungen.
Wer beispielsweise die englische Pfundnote betrachtet, auf der neben dem Konterfei
der Königin der Satz prangt »I promise to pay the bearer the sum of One Pound«
(»Ich verspreche, dem Überbringer die Summe von einem Pfund auszuzahlen«),
fragt sich als Laie zu Recht, was für ein Pfund denn damit wohl gemeint sein mag.
Vorbei die Zeiten, da er für eine solche Note zumindest theoretisch ein Pfund
Sterlingsilber bei der Bank of England erhalten. konnte. Heute ist er oft schon froh,
wenn er dafür wenigistens ein Pfund Brot oder ein Glas Ale bekommt...
Dieser Trend setzt sich übrigens unvermindert fort. So wird etwa ein Großteil der
staatlichen Finanztransaktionen innerhalb der EG in der völlig fiktiven
Rechnungseinheit, ECU (einer Rechnungseinheit, die sich aus den Währungen
sämtlicher EG-Staaten zusammensetzt) abgewickelt! Inzwischen gibt es neben den
schon existenten ECU-Konten europäischer Banken mittlerweile auch erste, politisch
und psychologisch begründete Bestrebungen, den ECU als »echte« Münz- und
Papierwährung in den Markt; einzuschleusen. Auch Computergeld ist schon längst
keine bloße Zukunftsmusik mehr, die meisten Banken arbeiten untereinander nur
noch mit elektronisch gespeicherten Gut- und Lastschriften, ohne daß jemals auch
nur eine Münze oder ein Geldschein (von Goldbarren oder Wertpapieren ganz zu
schweigen) real transferiert würde. Selbst der Verbraucher, dessen
Zahlungsgewohnheiten den Verfechtern immer abstrakter werdender Geldprozesse
ein Dorn im Auge ist, läßt sich zunehmend auf Zahlungsmittel wie Schecks und
Kreditkarten ein, allerdings nicht immer zu seinem Vorteil, wenn man einmal die
dadurch entstehenden Nebenkosten zusammenrechnet.
Mittlerweile ist es so gut wie unmöglich geworden, sich seinen Arbeitslohn in bar
auszahlen zu lassen — »bargeldloser Zahlungsverkehr« ist schon lange das gängige
Schlagwort, und fast gewinnt man den Eindruck, als sei das konkrete, greifbare Geld
in Form von Münzen und Scheinen nur noch ein lästiges Beiwerk, das schon bald in
die Museen und ins Reich der Märchen verbannt sein wird, wie heute schon die
echten Gold- und Silbermünzen früherer Zeiten. Wer sich weigert, ein Bankkonto zu

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eröffnen und auf Barauszahlung besteht, wird oft als wunderlicher Kauz belächelt,
oder man wirft ihm sogar mit juristischen Spitzfindigkeiten Knüppel zwischen die
Beine.
Dies wirft zunehmend ein psychologisches Problem auf, das zwar schon seit den
fünfziger Jahren bekannt ist, aber kaum jemals ernsthaft in Angriff genommen wurde:
Die individuelle Verschuldung wächst, weil der konkrete Bezug zum Geld immer
mehr verloren geht. Schecks und Kreditkarten, Sparbücher, Kontoauszüge,
Bankeinzugsvollmachten und Lohnabrechnungsformulare machen das Geld zu einer
abstrakten Ware, der sinnliche Zugang zu diesem doch so wichtigen Existenzfaktor
wird immer gründlicher versperrt. Da nimmt es nicht wunder, daß viele Menschen
den Überblick über ihre Einnahmen und Ausgaben verlieren und nicht zwischen
eigenem und fremdem Geld zu unterscheiden wissen. Die Folge ist nicht nur die
bereits erwähnte Anhäufung von Schulden, sondern vor allem auch eine innere
Entfremdung zum Kommunikationsmittel Geld, von dem der berühmte
Nationalökonom und Mathematiker Adam Müller schon 1816 sagte, es sei »ein
allgemeines Verständigungsmittel wie die Sprache«.
So wird das Geld immer mehr zu einem abstrakten und gänzlich unsichtbaren
Monstrum. Nur wenige Menschen nehmen sich noch die Zeit, es sinnlich, und das
heißt: mit allen Sinnen zu betrachten, ja es überhaupt noch wahrzunehmen. Je
wichtiger es im täglichen Überlebenskampf zu werden scheint, um so mehr wird es
offenbar auch aus dem Bewußtsein des einzelnen verdrängt, bis es schließlich nur
noch zu einer völlig fiktiven mathematischen Größe wird. Was aber unsichtbar und
unbekannt ist, gewinnt Macht über die Phantasie und das Unbewußte des Menschen
und beherrscht ihn auf völlig unberechenbare Art. Auch darauf werden wir, vor allem
im Rahmen unseres Übungsprogramms, noch ausführlicher einzugehen haben.
Ob wir diese Entwicklung persönlich gutheißen mögen oder kritisieren,
zusammenfassend können wir jedenfalls feststellen: Geld ist eine Abstraktion!
Die folgende Geschichte kennen Sie vielleicht bereits in anderem Zusammenhang,
trotzdem wollen wir sie hier aufführen, weil sie uns, wie wir in späteren Kapiteln
erkennen werden, sehr viel über den sinnlichen Umgang mit Geld lehrt.
Die alte Dame steht geduldig in der Schlange vor der Kasse. In der Rechten hält sie
ihr blaues Sparbuch. Freundlich lächelt sie den anderen Wartenden zu, die etwas
verlegen reagieren. Eine Bank ist schließlich ein Ort des Ernstes, hier wird nur in
ruhigem, ja fast im Flüsterton gesprochen, da ist kein Platz für Lächeln und
Annäherungsversuche.
Endlich ist sie an der Reihe. Sie legt dem Kassierer das Sparbuch vor. »Ich möchte
gerne alles abheben«, sagt sie. »Alles?« fragt der Kassierer und hebt die
Augenbrauen. »Ja, bitte.« Sie sagt es freundlich, aber selbstbewußt. Der Kassierer
zuckt gelangweilt die Schultern und zückt ein Formular, das er widerwillig für die alte
Dame ausfüllt. »Hier, bitte schön, das müssen Sie unterschreiben.« Die alte Dame ist
kurzsichtig. Umständlich wühlt sie in ihrer Handtasche, bis sie ihre Brille gefunden
hat. Dann vergleicht sie den Betrag auf dem Formular mit ihrem Sparbuch.
Der Kassierer ist ein korrekter Mensch, auch wenn er etwas ungeduldig ist. Heute ist
nicht sein Tag. Er ist mürrisch und starrt die Bankkundin mit nur mühsam verhohlener
Irritiertheit an. »Stimmt etwas nicht?«
Die alte Dame schüttelt befriedigt den Kopf. »Doch, doch, alles in Ordnung.« Dann
beginnt die Suche nach einem Schreiber. Als sie ihren Bleistift zückt, deutet der
Kassierer auf den vor seiner Panzerglasscheibe in einem Plastikhalter stehenden
Kugelschreiber.
»Sie können nicht mit Bleistift unterschreiben. Nehmen Sie doch diesen Stift dort.«

8
Es dauert eine Weile, bis die Kundin begreift, was er meint. Entschuldigend blickt sie
ihn an und lächelt. Dann unterschreibt sie mit etwas zittriger Hand.
Der Kassierer überlegt, ob er die Unterschrift mit seinen Unterlagen vergleichen soll,
doch er entscheidet sich dagegen. Schließlich kennt er die alte Dame vom Sehen
und außerdem verspürt er nicht die geringste Lust auf ein Streitgespräch, das sich
daraus mit Sicherheit ergeben würde.
Also nimmt er Formular und Sparbuch entgegen, legt erst das eine, dann das andere
in den Kassenautomaten, tippt und paraffiert, beginnt mit der Auszahlung. Es ist kein
geringer Betrag, aber er ist auch nicht astronomisch hoch. Langsam und sorgfältig
blättert er die frischen Scheine in die Mulde unter der Scheibe.
Die alte Dame beobachtet sorgfältig seine Hände. Als er fertig ist, nimmt sie das
Geldscheinbündel entgegen und zählt es aufs neue. Dafür hat der Kassierer
durchaus Verständnis. Jeder kann sich schließlich mal verzählen, und wenn es um
das eigens Geld geht... Doch dann kommt der Schock.
»Danke schön«, sagt die alte Dame freundlich. »Jetzt können Sie es wieder auf mein
Sparbuch tun.«
»Wie bitte?« fragt der Kassierer verblüfft.
»Auf mein Sparbuch. Das Geld.« Die alte Dame scheint ihn nicht zu verstehen. Was
hat er denn nur? Es ist doch eine ganz normale Einzahlung.
Der Kassierer schluckt schwer. Dann noch einmal. Er mustert erst die Schlange der
ungeduldig werdenden Bankkunden, dann die freundlich lächelnde Dame mit der zu
großen Brille. Er räuspert sich. So etwas ist ihm noch nie passiert.
»Äh...« Er räuspert sich erneut. »Sie wollen... Sie wollen alles wieder einzahlen?
Alles? Auf Ihr Sparbuch?«
»Auf mein Sparbuch, ja. Alles. Warum, geht das nicht?«
»Äh... hm... doch, natürlich...« Der Kassierer ist sprachlos. »Nur... ich meine... Sind
Sie sicher, daß Sie es nicht auf Ihr Girokonto einzahlen wollen... eine Verwechslung
vielleicht...?«
»Nein«, erwidert die alte Dame freundlich, aber bestimmt. »Ich habe es schon seit
fünfzehn Jahren auf dem Sparbuch, und da soll es auch bleiben.«
»Ja, ja, natürlich... Aber... aber warum haben Sie... warum haben Sie denn dann
gerade alles erst abgehoben?«
Die alte Dame blickt den Kassierer vielsagend, fast verschwörerisch an. »Ach,
wissen Sie«, sie flüstert es fast, »nehmen Sie es mir nicht übel, Sie sind ja wirklich
ein netter junger Mann... aber man hört doch so viel heutzutage ...in der Zeitung und
im Fernsehen...«
»Im Fernsehen?« Der Kassierer weiß überhaupt nicht mehr, was er sagen soll.
»Ja, neulich erst... Na ja, ich wollte eben nur mal sehen, ob mein Geld auch wirklich
noch da ist.«
Naivität? Altersschwachsinn? Vielleicht. Vielleicht aber auch Ausdruck eines
fundamentalen menschlichen Bedürfnisses: nämlich ganz konkret anfassen zu
können, was man besitzt, was Sicherheit bedeutet und Vertrauen in die Zukunft. Die
alte Dame aus unserer Geschichte mag wie ein belächelnswerter Anachronismus
erscheinen in einer Zeit, da das Bargeld vor dem rein mathematischen
Symbolverkehr der Finanzwelt langsam aber sicher immer weiter zurückweicht, da
Buchungsautomaten und Scheckkarten mit eingeschweißten Computerchips
zunehmend Einzug halten in unseren alltäglichen Geldverkehr. Und doch ist sie
keineswegs ein Fossil für jene Menschen, die dem Leben und allem, was es enthält,
mit wachen, offenen Augen begegnen wollen, nicht aus angeborenem oder
anerzogenem Mißtrauen, sondern aus dem Bedürfnis heraus, bewußt teilzuhaben an
dem, was sie umgibt und was ihr Leben bestimmt.

9
Erster kleiner Geldtest
Wir bieten Ihnen in diesem Buch nicht nur theoretische Ausführungen an, sondern
empfehlen Ihnen auch praktische Übungen, mit denen Sie sich Klarheit über Ihr
eigenes Geldbewußtsein verschaffen und durch die Sie zu einem Weg finden
können, dort Veränderungen und Verbesserungen durchzuführen, wo diese
angebracht sind.
Beim folgenden Test geht es nicht darum, irgendwelche »richtigen« Antworten zu
finden und Punkte einzuheimsen; vielmehr sollen Sie dadurch einen genaueren
Einblick in Ihr Verhältnis zum Leben im allgemeinen und zum Geld im besonderen
bekommen. Es handelt sich dabei nicht um einen echten Psycho-Test, wie wir ihn so
oft bei Bewerbungen und Einstellungswettbewerben absolvieren müssen. Er enthält
keine Fangfragen und setzt voll und ganz auf Ihre Fähigkeit zur Selbstkritik und
Aufrichtigkeit - der einzige, den Sie dabei betrügen könnten, sind Sie selbst!
Halten sie schriftlich fest, wie oft Sie die Kategorien a, b und c angekreuzt haben. Auf
der übernächsten Seite finden Sie dann einige Hinweise zu Ihrem persönlichen
Geldbewußtsein. Wenn Sie das Übungsprogramm in diesem Buch absolviert haben,
können Sie den Test noch einmal durchführen und überprüfen, was sich in Ihrem
Verhältnis zum Geld und zum sinnlichen Umgang mit ihm geändert hat.

Kreuzen Sie bitte immer nur eine Antwort pro Frage an.

1. Was bedeutet Geld für mich?


a) - Es ist eine bunte, vergnügliche Sache.
b) - Es gibt mir Sicherheit, Komfort und Ansehen.
c) - Geld ist nur ein Mittel zum Zweck.

2. Wie stehe ich innerlich zu Geld?


a) - Ich liebe Geld.
b) - Geld ist für mich nur ein notwendiges Übel.
c) - Im Grunde meines Herzens verachte ich Geld.

3. Ich arbeite bzw. übe einen Beruf aus


a) - weil mir meine Arbeit Spaß macht.
b) - weil ich Geld verdienen will.
c) - weil ich muß.

4. Das Leben
a) - sollte man genießen, so gut es nur geht.
b) - ist eine Mischung aus Vergnügen und Leid.
c) - ist ein einziger Kampf.

5. Ich habe Geldmünzen und Scheine


a) - schon immer gern gehabt.
b) - stets neutral gesehen.
c) - schon immer unappetitlich gefunden.

6. Das letzte Mal habe ich einen Geldschein ganz genau in allen Einzelheiten
betrachtet:
a) - erst vor wenigen Tagen/Stunden.
b) - vor langer Zeit (über 6 Monate her).
c) - noch nie.

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7. Geldscheine und Münzen habe ich das letzte Mal gestreichelt:
a) - erst vor wenigen Tagen/Stunden.
b) - vor langer Zeit (über 6 Monate her).
c) - noch nie.

8. Wenn ich mal überdurchschnittlich viel Geld zur Verfügung habe:


a) - genieße ich das und freue mich daran.
b) - überlege ich, wie ich es am sinnvollsten anlegen kann.
c) - habe ich ein schlechtes Gewissen, es ist mir eher unangenehm bzw. lästig.

9. Wenn ich mal unterdurchschnittlich wenig Geld zur Verfügung habe:


a) - reagiere ich gelassen, es wird schon wiederkommen.
b) - bin ich leicht beunruhigt und überlege, wie ich das ändern kann.
c) - reagiere ich stark beunruhigt, ärgerlich oder auch verängstigt.

10. Wenn ich plötzlich Geld gewinne oder geschenkt bekomme:


a) - bin ich hoch erfreut, gebe sofort etwas aus und mache einem geliebten
Menschen davon ein Geschenk.
b) - freue ich mich und überlege, wie ich es am besten verwenden soll.
c) - frage ich mich oft, warum es nicht mehr hätte sein können.

Werten Sie nun den Test aus.

Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

Reichtum findet ausschließlich im Kopf des Menschen statt!

Geldwert ist eine Abstraktion!

Es geht weniger um den Besitz des Geldes als um seinen richtigen Gebrauch!

Am besten wiederholen Sie jeden Leitsatz eine Woche lang täglich mehrmals vor
dem Spiegel.

11
Auswertung des kleinen Geldtests:
Wenn Sie 8 mal oder öfter die Kategorie a) angekreuzt haben:
Sie haben insgesamt ein recht gesundes Verhältnis zu Geld und wissen den
Umgang mit beiden zu genießen. Der spielerische Umgang mit Geld hegt Ihnen sehr,
und das kommt auch Ihrer seelischen Gesundheit zugute. Diese Einstellung sollten
Sie pflegen und sich nicht von puritanischen Geldmuffeln madig machen lassen.
Auch wenn Sie auf Ihrem Bankkonto nicht allzu viel davon merken sollten — Sie sind
ein reicher Mensch mit einem hohen Glückspotential und sehr viel Lebensfreude. Die
Übungen in unserem Buch können Ihnen dabei helfen, noch mehr daraus zu
machen.

Wenn Sie insgesamt 7 mal oder öfter die Kategorien b) und c) angekreuzt haben:
Vielleicht ist es Ihnen gar nicht bewußt, daß Sie alles nur Erdenkliche tun, um zu
verhindern, daß Geld sich bei Ihnen wohlfühlen kann. Das führt schnell zu
Verkrampftheit und mangelnder Leichthändigkeit beim Umgang mit materiellen und
seelischen Problemen. Lösen Sie sich von Ihrem Pessimismus und von dem
Vorurteil, daß Geldverdienen zwangsläufig etwas mit Entbehrung, Verzicht und harter
Arbeit zu tun hat. Jeder ist seines Glückes Schmied -ein alter Grundsatz, der leider
nur zu oft vergessen wird, öfter über finanzielle Schwierigkeiten lachen und sie nicht
überbewerten! Denn mit Griesgrämigkeit ist niemandem gedient, Ihren Problemen
am allerwenigsten.

Wenn Sie 7 mal oder öfter die Kategorie b) angekreuzt haben:


Ihr Verhältnis zu Geld ist von Nüchternheit und Besonnenheit geprägt, Sie lassen
sich von ihm nicht unnötig einengen und behalten Ihre Ziele klar im Auge.
Möglicherweise fehlt Ihnen aber ein wenig der Sinn für den spielerischen und
humorvollen Umgang mit dem Leben und der Materie. Ihr Sicherheitsstreben ist zwar
durch Vernunft gekennzeichnet, doch darf man so etwas auch nicht übertreiben; Sie
sollten gelegentlich innerlich wie äußerlich etwas mehr loslassen und sich mehr am
Leben freuen. Begrüßen Sie Geld nicht als ein bloßes Werkzeug, sondern als einen
Partner, der Ihnen viel Vergnügen bereiten kann und will.

Wenn Sie 7 mal oder öfter die Kategorie c) angekreuzt haben:


Ihr Verhältnis zum Geld ist, gelinde gesagt, miserabel. Auch wenn es Ihnen nicht
völlig bewußt sein sollte: Sie leiden unter materiellen Existenzängsten, die ein
Ausdruck Ihrer inneren Unsicherheit und Ihres mangelnden Selbstwertgefühls sind.
Sie meinen, das Leben sei Ihnen etwas schuldig geblieben und Sie seien bisher zu
kurz gekommen. Es wird Zeit, Ihr Schicksal selbstbewußt und mit Entschiedenheit in
eigene Hände zu nehmen. Es nützt nichts, dazusitzen und darüber zu jammern, daß
das Geld es nicht gut mit Ihnen meint. Statt dessen sollten Sie Ihre eigenen
Selbstbestrafungsmechanismen erkennen und diese auflösen. Dann haben Sie auch
mehr echte Freude am Leben. Besonders intensiv sollten Sie die Übungen im Kapitel
4 (Armutsbewußtsein) bearbeiten.

Alle anderen Kombinationen:


Ihr Verhältnis zum Geld ist zwar recht gemischt, aber durchaus entwicklungsfähig.
Vielleicht fehlen Ihnen nur das rechte Selbstbewußtsein und etwas Phantasie. Wenn
Sie lernen, dem Geld so zu begegnen, wie Sie selbst es sich von einem guten
Freund oder einer Freundin wünschen würden, wird es Sie nicht enttäuschen. Denn
Sie haben durchaus die Fähigkeit, sich dem Geld und seinen Spielregeln

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anzuvertrauen. Auch wenn Sie recht zufrieden mit sich sein sollten: Mit etwas mehr
Optimismus und Lebensmut können Sie Ihren gegenwärtigen Zustand noch stark
verbessern. Dieses Buch wird Ihnen dabei helfen, Freude und Spaß beim Umgang
mit Geld und allem, wofür es steht, zu haben.

Bitte bedenken Sie: Auch wenn Sie mit Ihrem Testergebnis nicht zufrieden sein
sollten, ist es für eine Veränderung doch nie zu spät!

Geld ist geprägte Freiheit.


Fjodor M. Dostojewski

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2 Vom angeblich so schnöden Mammon –
unser Verhältnis zum Geld
Fehler, die wir innig lieben
Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit,
dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.
Jean-Jacques Rousseau

Wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben, ist Geld weitaus mehr als nur eine
Vereinbarung zwischen Handelspartnern: Es ist eine mythisch-mystische Größe, eine
Abstraktion von ungeheurer Wirkungskraft, die zudem unser gesamtes Leben
mitbestimmt, und zwar keineswegs allein das ökonomische.
Eine solche Feststellung bedarf einer genaueren Erklärung. Denn auf den ersten
Blick mag es nicht unbedingt einleuchten, daß wir im Geld noch etwas anderes
sehen sollten als ein nützliches Werkzeug ohne Eigenwert. Ist nicht ein Hammer
auch nur ein Stück Holz und Metall, das wir lediglich zu bestimmten Zwecken
verwenden und ansonsten getrost unbeachtet in der Ecke herumliegen lassen
können? Warum sollten wir das Geld erneut mystifizieren, nur weil dies in der
Vergangenheit vielleicht mal der Fall war?
Nun, ganz so einfach ist die Sache nicht. Zunächst einmal geht es nicht darum, Geld
künstlich zu mystifizieren, in dieses »Werkzeug« also etwas hineinzugeheimnissen,
was in ihm gar nicht vorhanden ist. Im Gegenteil: Das eigentliche Problem liegt
vielmehr gerade darin, daß wir das Geld ständig mystifizieren, ohne es zu merken!
Denn unser Umgang damit ist in der Regel alles andere als rational, er strotzt
förmlich vor Emotionalität, ob wir ihm nun nachlaufen mögen, als hinge unser ganzes
Leben davon ab, oder ob wir es verächtlich links liegen lassen, als hinge unser
Leben nicht im geringsten davon ab. Geldsucht ist das Hauptmotiv der allermeisten
Verbrechen, vom Straßenraub über den Gattenmord bis zum Computerbetrug,
Geldsorgen verleiten Bankrotteure zum Selbstmord, treiben Frauen und Männer in
die Prostitution, erzeugen Mißtrauen und Unzufriedenheit.
Wir wollen diese Liste nicht noch weiter ergänzen und werden statt dessen aus dem
Science-Fiction-Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams zitieren,
der die Situation in parodistischer Form recht treffend auf den Punkt bringt. Die Rede
ist vom Planeten Erde:
[...] die meisten seiner Bewohner waren last immer unglücklich. Zur Lösung dieses
Problems wurden viele Vorschläge gemacht, aber die drehten sich meistens um das
Hin und Her kleiner bedruckter Papierscheinchen, und das ist einlach drollig, weil es
im großen und ganzen ja nicht die kleinen bedruckten Papierscheinchen waren, die
sich unglücklich fühlten.'
Wir müssen uns von der schon seit Jahrhunderten gängigen Dämonisierung des
Geldes lösen, denn Geld ist eine ebenso neutrale Kraft wie Elektrizität. Und ebenso
wie diese kann es zum Guten wie zum Bösen angewandt werden, kann es Leben
retten und Leben zerstören. Doch es sind eben nicht die »kleinen bedruckten
Scheinchen«, die all dies verursachen, sondern der meist maßlos überzogene Wert,
den wir ihnen zugestehen. Und je größer die

* Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis, Frankfurt et al., 1984, S. 7.

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Macht ist, die wir dem Geld zusprechen, um so größer ist auch unsere Abhängigkeit
von ihm.
Wir wollen in diesem Buch Wege aufzeigen, wie wir zu einem gesunden,
konstruktiven Umgang mit dem Geld gelangen können, ohne es zu überschätzen,
aber auch ohne es zu verteufeln.
Wie der vereinbarte Wert des Geldes sind auch die Ursachen der Geldprobleme, mit
denen viele Menschen kämpfen, außerhalb des Geldes selbst zu suchen. Genau
gesagt finden wir beides im Inneren des Menschen selbst verborgen. Der einzelne
Mensch allein entscheidet, mal nüchtern, mal emotional, teils bewußt, teils unbewußt,
darüber, welchen Wert und welchen Stellenwert das Geld haben soll. Hat er innere
Schwierigkeiten, ein befriedigendes Verhältnis zum Geld zu entwickeln, so wird sich
dies auch äußerlich im materiellen Bereich niederschlagen. Denn Geld ist eine
unmittelbare Veräußerlichung, eine Manifestation innerseelischer Prozesse! Erst
wenn wir diese erkannt und in Angriff genommen haben, wird sich die äußere
Realität unserem Inneren anpassen.
Das mag zunächst wie Wunderglaube klingen, doch werden Sie in der Praxis immer
wieder feststellen, daß sich diese Erkenntnisse mannigfach bestätigen.
Wenn Sie also geldmäßig »gut dastehen«, wenn Sie materiell reich und zufrieden
werden wollen, so müssen Sie zunächst Ihre innere Einstellung zum Geld und zum
Leben überhaupt einer sorgfältigen Überprüfung unterziehen. Wir wollen das Geld
also keineswegs mystifizieren, sondern vielmehr gerade die Mystifikation enttarnen,
mit der wir es unentwegt behandeln. Was wir nicht kennen, macht uns Angst, und
was uns ängstigt, hat Macht über uns, es macht uns krank und unglücklich, ja es
treibt uns möglicherweise sogar in den Tod. Wir werden später noch erkennen, daß
Armutsbewußtsein - das nicht pauschal mit materieller Armut gleichgesetzt werden
darf! - ein echter Krebs der Seele ist - mit allen psychosomatischen Folgen im
körperlichen Bereich.
Andererseits ist es sicherlich richtig, daß Geld auch ein Werkzeug ist. Natürlich dient
es uns meistens als Mittel zum Zweck, es ist beispielsweise Mittler zwischen
Dienstleistung (Arbeit) und Ware (z.B. Lebensmittel). Nur wird leider die Feststellung
»Geld ist ein Mittel zum Zweck« meist durch den Zusatz »nur« (also »nur ein Mittel
zum Zweck«) zu einer Abwertung. Warum tun wir das? Kein Handwerker wird doch
von seinem Hammer sagen, er sei eben »nur« ein Hammer; 'im Gegenteil, früher war
die Liebe zum Beruf und zum eigenen Werkzeug Zeugnis des tiefen Respekts, den
der Handwerksmann gegenüber dem Leben hegte, und mit dem ihm ihrerseits seine
Umwelt begegnete.
Doch gibt es natürlich eine Erklärung für dieses Verhalten. Es ist einerseits ein
Protest gegen die Überbewertung des Geldes, wie sie von vielen Menschen seit
frühester Zeit betrieben wurde; andererseits aber auch eine Auflehnung gegen den
Mißbrauch der Macht, die Geld dem Besitzenden zweifellos beschert. Hinter
letzterem steht freilich ein Irrtum, den auszurotten schon viele große Geister sich
vergebens bemüht haben: der Glaube nämlich, daß es die äußeren Dinge seien, die
den Menschen zum Teufel oder zum Engel machen. Das genaue Gegenteil ist der
Fall. Nehmen wir zur Veranschaulichung ein Beispiel aus einem anderen Gebiet,
nämlich den Alkoholismus und die Drogensucht.
Alkohol ist nicht das Problem, nicht einmal, wenn er mißbraucht wird und zu
Trunksucht und Gewalttätigkeit führt. Es ist der Umgang mit dem Alkohol, also genau
betrachtet der Charakter des Trinkenden, der das wirkliche Problem darstellt. Wer
psychisch labil ist und zu Abhängigkeiten neigt, wer seine eigene Gewalttätigkeit
ebensowenig in den Griff bekommt wie seine Urängste und Begierden, dem ist der
Alkohol natürlich ein willkommenes Ventil, beschert er ihm doch jene »Freiheit«, die

15
sich der Alkoholiker ohne diese Krücke nicht zutraut oder zugesteht. Der
Alkoholismus ist stets nur Vorwand für viel tiefersitzendere Probleme, wie jeder
Therapeut bestätigen kann, der eine Weile mit Alkoholikern gearbeitet hat. Es ist
nicht damit getan, Alkohol zu verbieten oder (oft durch drastische Besteuerung) zu
rationieren, das haben die verschiedensten einschlägigen Versuche weltweit immer
wieder bewiesen. Man denke nur an die Exzesse der amerikanischen
Prohibitionszeit, als pro Kopf ein Mehrfaches an Alkohol verbraucht wurde als jemals
davor!
Ähnliches gilt für alle Drogen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß bei
entsprechend unklugem Drogengebrauch mit der Zeit eine körperliche, biologische
Abhängigkeit entsteht. Denn dies geschieht ja, zumindest beim mündigen
Erwachsenen, nicht zufällig, ist kein bloßer »Betriebsunfall«.
Ebenso müssen wir feststellen, daß es nicht das Geld selbst ist, das einen Menschen
habgierig und rücksichtslos macht, auch wenn es oft den Anschein haben mag.
Habgier und Besitzstreben sind ihrerseits Ausdruck eines Sicherheits- und
Machtbedürfnisses, für die das Geld nur der Auslöser, keinesfalls aber die Ursache
ist. Mit anderen Worten: Wenn es kein Geld gäbe, würden solche Menschen ihre
Energien eben statt dessen auf andere Dinge richten und dabei sicherlich ebenso
unangenehm auffallen.
Es ist ein fataler Selbstbetrug, das Geld zum Sündenbock für unsere eigenen
Verfehlungen machen zu wollen. Eine solche Haltung läßt sich mit der des Trinkers
vergleichen, der voller Wut die Flasche gegen die Wand schleudert, die ihn angeblich
»in Versuchung führt« (obwohl dieselbe Flasche dies bei anderen Menschen
merkwürdigerweise nicht zu tun scheint). Denn wenn man Dämonen schon
loswerden will, so muß man Macht über sie gewinnen, anstatt ihnen zu gestatten,
ihrerseits Macht über uns auszuüben. So schrecklich Suchtkrankheiten auch sein
mögen, so sehr Angehörige, Freunde und Nachbarn darunter oft leiden, ist es doch
nicht damit getan, den äußeren Umständen die Schuld für die Misere zu geben.
Geld auf abwertende Weise lediglich als Mittel zum Zweck zu betrachten, ist
tatsächlich ein Ausdruck der Lebensverachtung: ein wichtiger, wesentlicher Aspekt
des Lebens soll damit abgewertet und ausgeklammert werden.
Der Mammon, sagt man, sei ein schnöder, doch ohne ihn war's noch viel öder...
Erste Allgemeine Verunsicherung, Geld oder Leben, EMI Eigentlich ist es kaum zu
fassen, wie viele Fehler die meisten Menschen beim Umgang mit Geld begehen. Da
wirkt es schon fast wie ein Wunder, daß nicht noch viele mehr am Geld zerbrechen.
Es sieht ganz so aus, als würden wir unsere Fehler so heiß und innig lieben, daß wir
alles nur Erdenkliche tun, um sie weiterhin zu hätscheln und zu pflegen, anstatt uns
kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen.
Befassen wir uns also mit den gängigsten und augenfälligsten Fehlern, damit wir
lernen, sie zu beheben und ihre erwünschten Auswirkungen zu vermeiden. Die
folgende Liste dieser Fehler ist natürlich nicht vollständig, weitere Fehler und
Probleme werden wir im Laufe unserer späteren Betrachtungen untersuchen. Sie
werden außerdem feststellen, daß einige der Fehler sich überlappen bzw.
ineinandergreifen oder sich gegenseitig bedingen (z.B. die Punkte 9 und 18; 20 und
21 u. a.) Dennoch treten sie häufig einzeln auf und wirken sich wie völlig
unabhängige, isolierte Faktoren aus.

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Einige der häufigsten Fehler im Umgang mit Geld:
1) - Geld nur als »Mittel zum Zweck« zu begreifen
2) - die Allgegenwärtigkeit des Geldes zu verkennen
3) - Geld mit unseren Sinnen nicht mehr wahrzunehmen
4) - finanzielle Abhängigkeit für schicksalsgegeben und unabänderbar zu halten
5) - die Grundgesetze des Geldes nicht zu kennen
6) - mangelhaftes Geldbewußtsein
7) - Geld als statische, unbelebte Materie anzusehen
8) - Ängste in Geldsorgen »umzumünzen«
9) - aus Schuldgefühlen Schulden werden zu lassen
10) - den Wert des Geldes für objektiv zu halten
11) - die Lösung persönlicher, seelischer, materieller Probleme vom Geldbesitz
abhängig zu machen
12) - Gelderfolge in Abhängigkeit von der beruflichen Position zu sehen
13) - Mangel an persönlicher Initiative
14) - zu glauben, Geld würde den Charakter verderben
15) - Geld als »schmutzig« anzusehen
16) - sich selbst nichts zu gönnen
17) - Geiz und Kleinlichkeit in Gelddingen
18) - Scheu vor dem Reichtum
19) - Neid auf finanziell Erfolgreiche
20) - mangelndes Selbstwertgefühl
21) - den eigenen Reichtum zu verkennen
22) - Geld für das Wichtigste im Leben zu halten

Prüfen Sie sich selbst, welche dieser Fehler auf Sie selber zutreffen mögen. Seien
Sie dabei von unerbittlicher Ehrlichkeit, beschönigen Sie nichts, bilden Sie sich
allerdings andererseits auch nicht dort Fehler ein, wo keine sind. Wie bei unserem
kleinen Geldtest im ersten Kapitel geht es auch hier nicht darum »gut
abzuschneiden«, sondern zu einer Erfolgsstrategie zu gelangen, die Ihnen zu
innerem und äußerem Reichtum verhilft.

Und nie vergessen:


Nur erkannte Fehler sind auch gelöste Fehler!

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Die häufigsten Fehler im Umgang mit Geld
Gehen wir diese Fehler nun im einzelnen kurz durch. Vieles wird bewußt knapp
gehalten, weil es sich im Laufe der späteren Ausführungen noch deutlicher
herauskristallisieren wird.
Wir wollen Ihnen hiermit vor allem einen ersten Überblick, gewissermaßen eine
kleine Manöverkritik also, sowie erste Vorschläge für eine Optimierung Ihres
Gelduniversums geben.

1) Der Fehler, Geld nur als »Mittel zum Zweck« zu begreifen


Diesen Fehler haben wir bereits ausführlich besprochen. Wie wir ihn beheben
können, das ist eines der wichtigsten Themen dieses Buchs. Besonders die Kapitel 3
und 8 geben Ihnen entsprechende Hinweise dazu.

2) Der Fehler, die Allgegenwärtigkeit des Geldes zu verkennen


Viele Menschen tun ihr Leben lang so, als lebten sie finanziell in einer Art Vakuum,
als gäbe es Geld eigentlich nicht. Man schweigt es tot, selbst die besten Freunde
und der Lebenspartnerwerden oft nicht ins Vertrauen gezogen. Dies hängt eng mit
Punkt 15 zusammen. Aufgrund einer im Prinzip lebens- und körperfeindlichen
Erziehung haben die meisten Menschen nicht gelernt, die Ware Geld als etwas völlig
Natürliches, ja Schönes zu begreifen, um das sich ein Großteil unseres Lebens
dreht. Wenn Sie unter diesem Fehler leiden sollten, so machen Sie sich einmal klar,
wo wir das Geld überall in unserer Welt vorfinden. Es ist ja nicht allein ein Werkzeug
der Hochfinanz wie beispielsweise Lombardkredite und Diskontsätze, sondern eine
ganz konkrete, allgegenwärtige Ware. In jedem Haushalt werden Sie Geld finden, in
jedem Geschäft, in jedem Flugzeug, in jeder Eisenbahn — führen Sie diese Liste
deiAufenthaltsorte des Geldes so lange fort, bis sie so vollständig ist, wie es nur geht.
Dann meditieren Sie darüber, weshalb Ihnen dies eigentlich noch nicht früher
aufgefallen ist. Achten Sie als nächstes im Alltag auf Geld, nehmen Sie Geldscheine
und Münzen bewußt wahr, sei es an der Kasse im Supermarkt, am Bankschalter
oder an der Theke Ihres Stammlokals. Es geht bei dieser Übung darum, daß Sie
lernen, das Geld überhaupt erst einmal zu beachten, so wie der Städter oft erst
wieder lernen muß, den Gesang von Vögeln und das Rauschen des Windes in
Baumwipfeln wahrzunehmen, wenn er mal wieder in der freien Natur ist. Dies ist der
erste Schritt, um Freundschaft mit dem Geld zu schließen.

3) Der Fehler, Geld mit unseren Sinnen nicht mehr wahrzunehmen


Geld ist faßbar, ist wahrnehmbar. Wenn wir es mitsamt seinen Gesetzen begreifen
wollen, sollten wir es auch im wortwörtlichen Sinn be-greifen, nämlich bewußt
anfassen, es befühlen, es beschnüffeln, seine Form begutachten, sein Gewicht und
so weiter. Beobachten Sie einmal, wie Kinder mit Geld umgehen, wenn sie es zum
ersten Mal in die Hand bekommen, davon können Sie sehr viel lernen. Stopfen Sie
die Scheine nicht einfach lieblos in Ihre Brieftasche, knüllen Sie das Geld nicht
unwirsch zusammen, sondern gönnen Sie sich auch mal einen Augenschmaus.
Stellen Sie fest, welche Noten, welche Münzen Ihnen am besten gefallen. Tun Sie
dies auch im Urlaub mit fremden Währungen. An der Geldgestaltung lassen,sich
auch Nationalcharaktere erkennen. Versuchen Sie es einmal, es ist ja nur ein Spiel
und hat keinen Anspruch auf »wissenschaftliche« Erkenntnisse. Was sagt
beispielsweise die Symbolik und Gestaltung der Dollarnote über Amerika und die
Amerikaner aus? Wenn Sie noch nie Schweizer Franken oder italienische Lira in der
Hand gehabt haben sollten, so besorgen Sie sich welche und verfahren ähnlich mit

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ihnen. Sie brauchen sich nicht mit allen Weltwährungen zu beschäftigen, doch ist es
ganz sinnvoll, wenn Sie wenigstens die Münzen und Noten unserer Nachbarländer
kennen. Informieren Sie sich, welche Bedeutung der Name einer Währung hat und
wie sie im Zahlungsverkehr abgekürzt wird — und weshalb. (Oder wissen Sie auf
Anhieb, weshalb wir eine deutsche und finnische Mark kennen oder weshalb in den
Niederlanden in Gulden gerechnet wird, diese aber HFI abgekürzt werden?)

4) Der Fehler, finanzielle Abhängigkeit für schicksalsgegeben und unabänderbar zu


halten
»Die Leute mit dem vielen Geld haben gut reden - die brauchen sich schließlich auch
keine Sorgen darüber zu machen, wie sie nächsten Monat die Miete bezahlen und
eine vierköpfige Familie durchbringen müssen«; »Wie soll ich mit meinem kleinen
Gehalt denn noch große Sprünge machen?«; »Den kleinen Mann trifft es doch
immer, der kann überhaupt nichts daran ändern.« Solche und ähnliche Bemerkungen
hört man recht häufig, wenn die Sprache auf die finanziellen Aussichten des
einzelnen kommt. Oft genug erscheint einem das Gelduniversum wie ein schlimmer
Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Viele Menschen
verschulden sich und müssen dann weitere, neue Schulden aufnehmen, um die alten
abzustottern. Das Gelduniversum wird als unverständlich und bedrohlich empfunden,
der Mensch fühlt sich von ihm überfordert und glaubt, alles »müsse eben so sein«.
Dabei ist nichts so sehr vom Wandel gekennzeichnet, und damit von der Möglichkeit
des einzelnen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und es zu ändern, wie
das Reich des Geldes. Kommt hinzu, daß unsere finanziellen Mißgeschicke nur
selten völlig aus heiterem Himmel kommen, meistens haben wir uns bewußt oder
unbewußt in eine solche Lage hineinmanövriert, nicht selten sogar ganz
systematisch und offenen Auges. Nichts im Leben ist zufällig, und selbst wenn es
doch so sein sollte, ist es sinnvoller, davon auszugehen, daß wir uns unser Schicksal
stets selbst erschaffen.
Zwar ist mit einem kühlen » Selber schuld!« das Problem natürlich nicht gelöst, doch
ist schon etwas dran an dem alten Sprichwort: »Jeder ist seines Glückes Schmied.«
Falsch wäre es freilich, eine schwierige Situation zum Anlaß von Schuldzuweisungen
und Selbstanklagen zu machen. Statt dessen sollten Sie die positiven Seiten der
Sache sehen (dies wird im nächsten Kapitel noch ausführlicher behandelt) und
daraus die Kraft schöpfen, das Ruder herumzuwerfen und die Lage zu bessern.
Auch wenn Sie sich noch so sehr als Opfer der Umstände fühlen mögen -solange Sie
in dieser Einstellung verharren, wird sich nie etwas ändern, eher werden sich die
Dinge noch verschlimmern. Lernen Sie die Gesetze des Gelduniversums kennen
(siehe Kapitel 5) und handeln Sie danach. Wenn Sie mit diesem Fehler kämpfen
müssen, so werden Sie wahrscheinlich auch Probleme mit den Fehlern Nr. 8, 11 und
20 haben. Gehen Sie diese ebenfalls mit Entschlußkraft und Zuversicht an.

5) Der Fehler, die Grundgesetze des Geldes nicht zu kennen


Aus diesem Fehler kann man kaum einem Menschen einen Vorwurf machen, denn
es ist nicht eben üblich, schon von Kindheit an mit den wirklichen Regeln des
Gelduniversums vertraut gemacht zu werden. Gutmeinende Eltern glauben oft,
bereits alles getan zu haben, wenn sie ihren Kindern ein Taschengeld zuweisen und
sie im übrigen dazu anhalten, kein Geld zu verschwenden. Oft erinnert der Umgang
mit Geld in vielen Familien an den Umgang mit Krankheiten: Man kümmert sich meist
erst darum, wenn die Katastrophe schon dicht vor der Tür steht. Eine Erziehung zu
einem echten Geldbewußtsein findet praktisch nicht statt, ja es wird nicht einmal
entsprechender Bedarf erkannt. Kein Wunder also, wenn die Grundgesetze des

19
Geldes das Wissen einiger Weniger bleiben, die sie sich zunutze machen, obwohl sie
doch allen Menschen zur Verfügung stehen. Wir werden sie in diesem Buch noch
ausführlich behandeln - entscheidend ist jedoch natürlich, sie auch tatsächlich
anzuwenden. Schon unser kleiner Geldtest im letzten Kapitel und diese
Fehleranalyse gehört dazu.

6) Der Fehler des mangelhaften Geldbewußtseins


Bei diesem Fehler handelt es sich genau genommen um ein Syndrom, also eine
Zusammensetzung aus vielen verschiedenen Faktoren beziehungsweise Fehlern.
Dennoch haben wir ihn getrennt aufgeführt, weil er uns daran erinnern soll, daß das
Verhältnis, das wir zu Geld haben, sich auch in der Behandlung widerspiegelt, die
das Geld uns seinerseits angedeihen läßt. Halten wir als wichtigste Regel fest, daß
es unser Geldbewußtsein ist, das darüber entscheidet, wie reich wir materiell und
seelisch sind, werden oder bleiben. Geldbewußtsein bedeutet auch, das Geld als
wichtigen Lebensfaktor zu achten, ohne es jedoch überzubewerten.

7) Der Fehler, Geld als statische, unbelebte Materie anzusehen


Einer der allerhäufigsten Fehler unserer materialistischen Zeit: Wir meinen, nur weil
Geld aus Metall oder Papier hergestellt sei, besäße es kein dynamisches
Eigenleben. Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus mag das zwar stimmen,
vom psychologischen jedoch überhaupt nicht. Denn der Mensch hat die Neigung,
auch »tote« Materie durch Projektion und Übertragung zu beleben und sieht sich oft
durch ihr entsprechendes Verhalten bestätigt. Haben Sie schon einmal Ihr Auto
verflucht oder mit Ihrer Waschmaschine lautlos gehadert, weil nicht alles so lief, wie
es sein sollte? Kennen sie nicht das Gefühl, daß Automaten eine eigene Seele zu
haben scheinen und reagieren wie Menschen? (Bei Haustieren sehen wir dies
besonders deutlich.) Wir können uns diesen Mechanismus zunutze machen, indem
wir ihn ganz bewußt auf das Geld anwenden. Geldpsychologen wissen, daß wir so
den Druck mildern, den der stete Zwang zum Gelderwerb uns auferlegt. Einige
unserer Übungen (besonders im Kapitel 8) gehen näher darauf ein. Dann erkennen
wir auch, daß es sich beim Geld um einen sehr beweglichen, alles andere als
statischen Gesellen handelt, der uns manches Mal an der Nase herumführt, wenn wir
ihn nicht so hinnehmen, wie er ist.

8) Der Fehler, Ängste in Geldsorgen »umzumünzen«


Dieser Fehler ist in seinem Grundmechanismus eng mit Fehler Nr. 9 verwandt. Wir
haben bereits gesehen, daß Geld und Geldwert eine Projektion innerseelischer
Zustände und Bedürfnisse sind. Das gilt jedoch nicht nur für das Geld selbst, sondern
auch für die Umstände, die mit ihm einhergehen. Oft werden Geldsorgen zum
PseudoErsatz für viel tieferliegendere seelische Probleme und Ängste. So wird
beispielsweise aus einer inneren Angst vor existentieller Bedrohung (Verlust von
Zuwendung und Geborgenheit) im Außen die Angst vor dem Bankrott, was sich
wiederum als Geiz oder Kleinlichkeit in Gelddingen (siehe Fehler Nr. 17) auswirkt.
Tatsächlich geht es dabei aber gar nicht um das Geld selbst, es ist nur Symbolfigur
im »Seelenschach« und muß für Dinge herhalten, für die es nicht das geringste kann.
Dadurch gewinnt es aber in übertriebenem Ausmaß an Macht und Gewalt über den
Menschen und stört empfindlich das »geldökologische Gleichgewicht«, Frustrationen,
zwanghafte finanzielle Fehlentscheidungen und sogar psychosomatisch bedingte
Erkrankungen bis hin zu Magengeschwüren und Krebs sind eine häufige Folge. In
diesem Sinne kann Geld tatsächlich krankmachen- allerdings nur solange, wie wir es
mit den wirklichen Ursachen unserer Probleme verwechseln. Andererseits kann ein

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gesünderes, harmonisches Verhältnis zum Geld mancher Krankheit den Wind aus
den Segeln nehmen und zur seelischen und körperlichen Heilung führen.

9) Der Fehler, aus Schuldgefühlen Schulden werden zu lassen


Unbewußte Schuldgefühle gehören zu den am schwierigsten zu behandelnden
Problemen in der Psychotherapie. Oft liegen ihre Ursachen weit zurück in schon
längst vergessenen Schlüsselereignissen der Kindheit, Geburtstraumata und so
weiter. Ein ungewolltes und ungeliebtes Kind, das mit dem Gefühl aufwächst, sich
ständig für seine Existenz entschuldigen zu müssen, wird sich auch als Erwachsener
finanziell nur selten souverän verhalten. Das quälende, meist nur halbbewußte
Gefühl der Unzulänglichkeit wirkt für den logisch denkenden Verstand oft völlig
irrational und grundlos. Um diesem seelischen Konfliktdruck zu entweichen, sorgt
das Unbewußte mal wieder für eine Veräußerlichung dieses Prozesses - meist durch
finanzielle Verschuldung, die dem Bewußtsein wenigstens das Gefühl gibt, eine
konkrete Erklärung für das innere Unbehagen gefunden zu haben.
10) Der Fehler, den Wert des Geldes für objektiv zu halten
Auch diesen Fehler haben wir bereits behandelt, so daß er wohl keiner weiteren
Erläuterung bedarf. Es hilft allerdings, sich gelegentlich wieder vor Augen zu führen,
daß Geldwert im Prinzip eine Fiktion ist. Dies ist besonders dann nützlich, wenn uns
Schuldenlawinen zu erdrücken scheinen oder wir einen allzu großen Respekt vor
»großen Summen« haben.

11) Der Fehler, die Lösung persönlicher, seelischer, materieller Probleme vom
Geldbesitz abhängig zu machen
So wichtig und mächtig das Geld auch sein mag, eines vermag es mit Sicherheit
nicht, nämlich Probleme lösen, deren Ursache nicht in seinem Wirkungsbereich
liegen. Aussagen wie: »Ach, wenn ich doch nur etwas mehr Geld
hätte, dann wäre die Welt schon in Ordnung!« sind zwar sehr menschlich, aber
falsch. Es ist das gleiche, als würden Sie wegen einer enttäuschten Liebe nach
Australien auswandern: Wenn der Grund für Ihr Problem beispielsweise darin zu
suchen ist, daß Sie kontaktscheu oder bindungsunfähig sind, wird es Ihnen in
Australien um keinen Deut besser gehen - denn sich selbst nehmen Sie immer mit!
Ähnlich bei Geldsorgen: Sie sind in 99 von 100 Fällen nur Projektionen psychischer
Probleme. Ob Sie das Leben genießen oder es mürrisch als Jammertal erleben,
hängt nicht von Ihrem Bankkonto ab. Gewiß kann Ihnen Geld zu manchen
Annehmlichkeiten verhelfen, aber zuerst müssen sie auch dazu fähig sein, mit diesen
richtig umzugehen. Die vielen unglücklichen Reichen sind nicht etwa ein Beweis
dafür, daß Geld nicht glücklich macht, sondern daß es kein Ersatz für die Arbeit an
der eigenen Bewußtseinserweiterung und Lebensfreude sein kann. Tatsächlich
können wir nicht einmal Geldsorgen jemals nachhaltig mit Geld lösen, wie Phil Laut
völlig richtig schreibt.* Vielmehr sind es unser Einfallsreichtum und unsere
Einbildungskraft, die dergleichen bewirken. Denken Sie doch nur einmal an all die
vielen Menschen (vielleicht gehören Sie ja selbst dazu), die sich mit eigener Hände
Arbeit Dinge zimmern und basteln, die sie im Geschäft nicht bezahlen könnten. Wer
so vorgeht, der beweist den erforderlichen Optimismus und das richtige
Selbstvertrauen, um noch sehr viel weiter zu kommen (siehe auch Fehler Nr. 13).

* Phil Laut, Money is My Friend, Cincinnati, 1978ff, S. 34.

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12) Der Fehler, Gelderfolge in Abhängigkeit von der beruflichen Position zu sehen
Schauen Sie sich einmal die Gelben Seiten im Telefonbuch an. Ist es nicht
erstaunlich, mit welchen Berufen, in welchen Branchen und Dienstleistungsgewerben
die Menschen ihren Lebensunterhalt (und noch einiges mehr dazu) verdienen
können. Lassen Sie sich, wenn Sie immer noch zweifeln sollten, vom Arbeitsamt
oder von Ihrem Buchhändler eine Liste der derzeit in unserer Gesellschaft »aktiven«,
möglichen Berufe besorgen. Sie müssen nicht erst Aufsichtsratsmitglied einer
Aktiengesellschaft werden, um eine Million DM im Jahr zu verdienen. Die Biographie
solcher Posteninhaber beweist im Gegenteil, daß sie meistens schon vorher einen
entsprechenden Verdienst erreicht hatten, bevor man ihnen solche Stellungen anbot.
Davon abgesehen ist es allgemein bekannt, daß mancher unscheinbar wirkende
Kleinunternehmer das zehnfache Nettoeinkommen eines Spitzenpolitikers oder -
managers erwirtschaftet. Es kommt viel mehr auf Geschäftsideen an und auf das
Streben, diese in »klingende Münze« umzusetzen, als darauf, innerhalb einer
Hierarchie irgendwann die Spitze zu erklimmen. Noch wichtiger als Kenntnisse der
Ökonomie und des Marketing sind meistens Menschenkenntnis und die Fähigkeit,
mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern richtig umzugehen. Dann werden Sie überall
Ihren Mann (oder Ihre Frau) stehen. Wachheit und Optimismus im Umgang mit Geld
sind unerläßlich, wenn Sie finanziell zu Reichtum gelangen wollen. Dann können Sie
sich auch in einer noch so bescheidenen Position das Prinzip »Geld und Geld gesellt
sich gern« zunutze machen.

13) Der Mangel an persönlicher Initiative


Der Mangel an persönlicher Initiative ist einer der größten Stolpersteine auf dem Weg
zum finanziellen Erfolg. Er beruht auf verschiedenen Faktoren, von der
Bequemlichkeit über Ängstlichkeit und Risikoscheu bis zu Unkenntnis der
Geldgesetze und — vor allem — die Unfähigkeit, das eigene schöpferische Potential
zu erkennen und voll auszunutzen. Jeder Mensch kann viel mehr, als er sich
zunächst zutraut. Auf dieser Erkenntnis beruhen alle Erfolgslehren, und Disziplinen
wie das Positive Denken und die Autosuggestion zeigen uns, daß weitaus mehr in
uns steckt, als wir oft für möglich halten. Sagen Sie also nicht ständig »das kann ich
nicht« oder »das ist mir nicht gegeben«, sondern suchen Sie nach neuen
Möglichkeiten, das Meiste aus Ihrem Leben zu machen - auch finanziell. Bange
Sorgen um die finanzielle Sicherheit, um die monatliche Lohntüte, um Rente und
Altersversorgung mögen objektiv scheinbar noch so gerechtfertigt sein, tatsächlich
lahmen sie jedoch unseren Einfallsreichtum. Nicht selten werden sie von den
Mächtigen bewußt geschürt, um Untergebene und Wähler klein zu halten, damit im
Betrieb und im Land Ruhe herrscht. Wenn Sie jedoch überhaupt eine Verpflichtung
im Leben haben, so diese, so glücklich wie möglich zu werden und Ihr Potential voll
auszuschöpfen. Die »Angestelltenmentalität« in finanziellen Dingen, jene
beruhigende Phantasielosigkeit, die stets nur bis zum nächsten Zahltag blicken kann
und der die materielle Sicherheit wichtiger ist als die seelische Freiheit, zieht nicht
selten auch die entsprechende Geldmisere nach sich. Bedenken Sie auch eins: Nicht
Geldmangel ist schuld an mangelnder Initiative, sondern umgekehrt!

14) Der Fehler, zu glauben, Geld würde den Charakter verderben


Vielleicht tut es das tatsächlich - aber nur bei Menschen, die kein Geld haben! Die
»fiesen Reichen«, wie sie uns in schier endlosen Fernsehserien vorgeführt werden,
sind eine beruhigende Fiktion, die es unserer Bequemlichkeit erlaubt, sich
breitzumachen, anstatt der Dynamik der selbstbestimmten Schicksalsgestaltung zu
weichen. Ich darf sagen, daß ich eine ganze Anzahl von Millionären persönlich

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kenne, vom reichen Erben bis zum Selfmademan, vom Arzt bis zum Waffenhändler,
von der »höheren Tochter« bis zur Bankierswitwe, vom Berufsspieler bis zum
Erfinder, vom Elektronikunternehmer bis zum Buchverleger. Ich kenne auch Ex-
Millionäre, die ihr Geld möglichst schnell wieder loswerden wollten, und Millionäre in
spe, die es nicht erwarten können, endlich die magische Marke »Million« zu
erreichen, sei es durch Erbschaft oder durch unternehmerischen Erfolg; doch stets
habe ich nur ganz normale Menschen vorgefunden, die nicht schlechter und nicht
besser sind als alle anderen auch. Sie haben ihre Stärken und ihre Schwächen, ihre
angenehmen und ihre unangenehmen Seiten, doch was sie von den Nichtmillionären
unterscheidet, ist nicht etwa ihr Charakter, sondern allenfalls der Lebensstil und die
finanzielle Ebene, auf der sie ihn verwirklichen. Ob Sie nun in einem zerbeulten
Gebrauchtwagen glücklich oder unglücklich sind oder im Rolls Royce, macht
qualitativ zunächst keinen Unterschied. Allerdings wäre es falsch, sich den Rolls
Royce nur deswegen zu versagen, weil er Sie nicht vor Liebeskummer bewahren
kann - das wäre einmal mehr eine unzulässige Dämonisierung des Geldes, ja der
Materie überhaupt. Im übrigen haben wir am Beispiel des Alkoholismus gesehen,
daß es nicht allein die äußeren Umstände sind, die über Charakterstärken und -
schwächen entscheiden. Machen Sie also nicht das Geld dafür verantwortlich, wenn
Ihnen ein Superreicher unsympathisch sein sollte - wahrscheinlich hätten Sie ihn
auch als weniger betuchten Bewohner des Reihenhauses von nebenan schon nicht
geschätzt!

15) Der Fehler, Geld als »schmutzig« anzusehen


Über finanzielle Dinge herrscht oft ein erstaunliches Schweigen: Hausfrauen wissen
nicht, was ihr Ehemann verdient, Eltern sprechen mit ihren Kindern über alles, nur
nicht über ihr Einkommen, unter Freunden gilt es als unanständig, für
Dienstleistungen Geld zu fordern oder anzubieten. Dabei wäre doch alles soviel
leichter und ehrlicher, wenn wir nur ein weniger negatives Verhältnis zum Geld
hätten. Denn es ist ja nicht so, als würde man für Freundschaftsdienste nicht
insgeheim eben doch etwas verlangen oder erwarten. Oft machen uns die damit
verbundenen unausgesprochenen Verpflichtungen, die zudem häufig schwer
einzuschätzen sind und nicht selten bei späterer Einforderung zu Streit und
Unstimmigkeiten führen, derart zu schaffen, daß wir es vorziehen, manche Dinge
lieber von bezahlten Helfern erledigen zu lassen. Das Bezahlen einer Dienstleistung
ist nicht zuletzt auch eine Auslösung, oft sogar eine richtige Erlösung von Schuld. Als
schmutzig gilt Geld nur solchen Menschen, die sein inneres Wesen nicht erkannt
haben und die in der Materie etwas Verachtenswertes sehen. (Die christliche
Religion hält im Prinzip noch heute an dieser Auffassung fest. Dabei ist die Bibel, wie
wir in Kapitel 6 sehen werden, in diesem Punkt viel nüchterner und realistischer.)
Wenn Sie bewußt glauben sollten, daß Geld schmutzig ist, würden Sie dieses Buch
wahrscheinlich gar nicht erst lesen. Doch wie steht es mit Ihrer geheimen Einstellung
zu Geld? Prüfen Sie, ob Sie nicht im verborgenen hintersten Winkel nicht vielleicht
doch im Geld die »Wurzel alles Bösen« sehen. In den meisten Fällen handelt es sich
dabei um die Unfähigkeit, zu den eigenen Bedürfnissen und Trieben ja zu sagen,
was nicht nur unter geldpsychologischen Gesichtspunkten sehr problematisch für
seelisches und körperliches Wohlbefinden ist. Gehen wir also offen mit dem Geld
um, dann belohnt es uns auch durch größere Lebensfreude, Unverkrampftheit,
Unbeschwertheit - und durch seine häufigeren Besuche!

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16) Der Fehler, sich selbst nichts zu gönnen
Im Kapitel 4 werden wir ausführlicher auf die Mechanismen des Armutsbewußtseins
eingehen und dies auch an einigen Beispielen veranschaulichen. Sich selbst nichts
zu gönnen bedeutet, sich selbst nicht zu heben. Das christliche Gebot der
Nächstenhebe besagt aber: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.« Tatsächlich
besteht aus christlicher Sicht das Problem vor allem darin, daß wir ebendies tun. Wir
lieben unseren Nächsten ja wirklich wie uns selbst - nämlich meistens gar nicht! Wer
sich aber nicht liebt, der kann weder zum Glück noch zur Gesundheit oder zum
Reichtum wirklich ja sagen, denn alle drei setzen Liebe voraus. Wir verstehen unter
Liebe allerdings nicht die Selbstsucht und den Egozentrismus, gegen die sich Jesu
Ermahnungen eigentlich richteten. Nur wer innerlich erfüllt ist, wer im buchstäblichen
Sinne aus dem Vollen schöpfen kann, kann auch seiner Umgebung mit Liebe und
Verständnis begegnen und an einer besseren Welt arbeiten. Als Faustregel können
Sie sich einprägen: »Geld gönnt mir stets nur so viel, wie ich mir selbst gönne.«

17) Der Fehler des Geizes und der Kleinlichkeit in Gelddingen


Geiz ist Ausdruck der Unfähigkeit loszulassen, er zeugt von mangelndem
Urvertrauen. Der Geizige mißtraut der Welt, der Materie und den Menschen, er will
sich vor ihnen schützen und sie beherrschen; vor allem aber mißtraut er sich selbst.
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß Geiz die Voraussetzung für das Erlangen
materiellen Reichtums sei. Gewiß müssen wir auch sparen können, und das
Gegenteil des Geizes, die blinde Verschwendungssucht, ist ebenso schädlich. Aber
der Geizige leidet unter seelischer Verarmung. Zudem ist Sparsamkeit am falschen
Platz dem Geldzuwachs eher abträglich. Damit Geld wirklich im großen Stil für uns
arbeiten kann, müssen wir ihm auch hinreichend Spielraum dafür bieten.
Überängstliches Erb-senzählen mag zwar zu einem gewissen finanziellen Wohlstand
führen, doch steht dieser in keinem Verhältnis zu dem, was wirklich Reiche mit
Großzügigkeit zustande bringen. Außerdem verleidet er meistens den Spaß am
Leben, dem Geizigen selbst und natürlich auch seiner Umwelt. Merken Sie sich
folgende Faustregel: »Geld verhalt sich mir gegenüber stets nur so großzügig, wie
ich mich ihm gegenüber verhalte.«

18) Die Scheu vor dem Reichtum


Die Angst vor dem Reichtum ist weiter verbreitet, als wir oft glauben. Umfragen
ergeben beispielsweise immer wieder, daß nur wenige Arbeitnehmer bereit wären,
mit ihren oft erheblich besser verdienenden Chefs zu tauschen -
aber auch nicht mit den Superreichen, um deren Privatleben sich unsere Illustrierten
so angelegentlich zu kümmern pflegen. Dahinter mag zwar eine gute Portion
realistischer und lobenswerter Bescheidenheit stehen, nicht selten ist diese
Einstellung jedoch Ausdruck einer verborgenen Angst vor dem Geld und der Macht,
die es uns verleihen kann. Das Verhalten von Lotto-Millionären (wir gehen später
noch näher darauf ein) ist ein weiterer Beweis dafür. Stellen Sie für's erste einmal
fest, was Ihnen am finanziellen Reichtum als unangenehm erscheint, auch wenn Sie
im Augenblick noch glauben sollten, daß Sie dieses Problem gar nicht kennen. Denn
in der Regel sieht es unter der Oberfläche sehr viel anders aus: Das
Lippenbekenntnis »Natürlich will ich reich werden, dumme Frage, wieso denn nicht!«
wird oft vom gegenteiligen Verhalten Lügen gestraft, in den meisten Fällen allerdings
völlig unbewußt, was es auch so schwierig macht, damit richtig umzugehen.

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19) Der Neid auf finanziell Erfolgreiche und die Überschätzung des Reichtum anderer
Neid und Mißgunst sind Produkte des eigenen Selbstunwertgefühls: Man hält nicht
viel von sich und kann es daher auch nicht mitansehen, daß es anderen besser
ergeht. (Hier liegt eine Parallele zum Fehler Nr. 16 vor. Bei diesem kehrt sich der
Stachel nach innen, hier dagegen nach außen.) Anstatt sich über Reiche und
Erfolgreiche zu ärgern, sollten Sie sich lieber über ihren Anblick freuen. Denn er ist
eine greifbare Bestätigung dafür, daß Reichtum und Erfolg machbar sind! Sie werden
im Laufe der Lektüre noch feststellen, daß der Reichtum des einen auch den des
anderen fördert. Fürs erste soll der Hinweis genügen, daß es nur selbstzerstörerisch
ist, neidisch zu sein. Auch die Bibel meint bereits Ähnliches:
Kämpf nicht gegen einen Reichen an, sonst wirft er zu deinem Verderben sein Geld
ins Gewicht. Buch Sirach, 8,2
Dies sollte jedoch nicht als taktische Empfehlung verstanden werden, die zu
Duckmäusertum und Unterwürfigkeit gegenüber den Reichen anhalten will. Gewiß
hat sie auch unter ganz profanen, materiellen Aspekten ihre Berechtigung: Prozesse
gewinnt beispielsweise nicht unbedingt der, der im Recht ist; sehr häufig ist es eher
eine Frage des längeren finanziellen Atems und des dadurch ermöglichten
Aufwands. Wer schon einmal erfolglos gegen eine große Versicherung oder gar
gegen einen Beamtenapparat geklagt hat, weiß genau, was damit gemeint ist.
Andererseits ist Geld durchaus, wie Nietzsche einmal formulierte, »das Brecheisen
der Macht«. Es deshalb zu verachten, hieße aber nur vor der Macht - und damit ist
immer nur die Macht anderer gemeint - zu kapitulieren. Neid macht uns erst recht
ohnmächtig und feige, er verleidet uns das Streben nach Selbstbestimmung und
Unabhängigkeit, weil er unsere Energien an die Negation bindet, anstatt sie in
konstruktivere Aktivitäten zu lenken.
Doch auch unter geldpsychologischen Gesichtspunkten sollten Sie sich vor Neid und
Aggression gegenüber den Reichen hüten. Denn Geld ist sehr gesellig, es kommt
nun einmal gerne zu Geld, zu »Gleichgesinnten« gewissermaßen. Machen Sie es
sich daher zum Prinzip, Reiche nicht etwa zu verachten sondern sich über ihre
Existenz zu freuen, zeigt sie Ihnen doch, daß Reichtum nicht nur im Märchen
stattfindet. Greifbare Beweise des Reichtums (was nichts mit Protzerei zu tun hat)
sind ein sehr guter Ansporn für unser Unbewußtes, seinerseits für inneren und
äußeren Reichtum zu sorgen. Wer sich dagegen mit seinem eigenen Haß identifiziert
und Reichtum völlig unreflektiert mit Ausbeutung und Sklaverei gleichsetzt, der macht
sich selbst klein und wird zu einem ebensolchen Miesepeter wie der Diätfanatiker,
der am liebsten alle Restaurants verbieten lassen möchte, die sich nicht seinen
Vorstellungen von »gesunder« Ernährung beugen. Halten Sie sich in diesem
Zusammenhang vor Augen, daß die schlimmsten Moralapostel und selbsternannten
Sittenwächter stets jene sind, die das Geühl haben, zu kurz gekommen zu sein. Wer
beispielsweise nie eine befriedigende Sexualität erfahren hat, neigt schnell dazu,
diese auch anderen zu mißgönnen. Scheinheiligkeit und Verbiesterung sind die
Folge, ein wahrer Teufelskreis, denn letztlich macht sich ein solcher Mensch vor allen
Dingen selbst unglücklich.
Wie der Reverend Ike einmal meinte: Jeder, der Millionär wird, macht unterwegs
auch mindestens zehn andere Menschen zu Millionären. Dafür gibt es zahlreiche
Belege, beispielsweise die Biographie des Aristoteles Onassis und vieler anderer
Selfmademan.

20) Der Fehler des mangelnden Selbstwertgefühls


Dies ist vielleicht der schlimmste Fehler, den Sie im Gelduniversum begehen können:
sich selbst nicht wertzu-schätzen. Nichts gegen christliche Demut, wo sie echt ist und

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aus tiefer Religiosität entspringt. Aber die meisten von uns sind nun einmal eher
diesseitig gesinnt und stehen mitten im Lebenskampf, und wenn auch dort für
Ehrfurcht vor dem Göttlichen genügend Platz sein mag, so ist das Gefühl der
Unzulänglichkeit immer noch etwas völlig anderes als das der wahren Demut.
Tatsächlich ist mangelndes Selbstwertgefühl eine der Hauptursachen für seelische
und materielle Armut (siehe auch Kapitel 4). Wenn Sie ständig durchs Leben laufen
und meinen, dies und jenes stehe Ihnen nicht zu, Reichtum und Glück seien nur
wenigen Auserwählten vorbehalten, dann sind Sie nicht nur von Ihrem Verhalten eine
Sklavennatur, Sie schaden sich dabei auch selbst in einem nicht zu vertretenden
Ausmaß. Denn was Sie damit eigentlich tun, ist die Herstellung einer innerseelischen
Spaltung zwischen Ihren biologischen Überlebensmechanismen
(Selbsterhaltungsinstinkt, Fortpflanzungsverlangen, Revierbehauptung und so weiter)
und Ihrem Bewußtsein, zu dessen Funktionen es eigentlich gehört, Ihrem
Organismus zu einem Optimum an Entfaltungsmöglichkeiten zu verhelfen. Dieser
Konflikt aber wirkt sich in unzähligen Selbstbestrafungsmechanismen aus, die sogar
bis zu extremen Formen des seelischen Masochismus führen können. Menschen, die
unter solchem Selbsthaß leiden, müssen regelrecht arm sein, weil sie sonst das
Gefühl hätten, unter der Last des Lebensglücks zusammenzubrechen. Das mag sich
recht extrem anhören, ist aber erschreckend häufig zu beobachten. Wenn ein
Mensch wirklich zu innerem und äußerem Reichtum gelangen will, so muß er frei
werden von jener, meist anerzogenen Sklavenmentalität, die ihm alles, aber auch
alles am Leben vermiest. Im Extremfall muß er sich unter Umständen sogar erst
einer gründlichen Psychotherapie unterziehen, die ihm seine
Minderwertigkeitsgefühle und -komplexe nimmt, bevor er darauf hoffen darf, auf dem
Gebiet des Geldbewußtseins wirkliche Fortschritte zu erzielen. Im Englischen gibt es
den Ausdruck »let the world be your oyster«, der sich ungefähr übersetzen läßt: »Laß
die Welt deine Auster sein, schlürfe sie aus!« Wer Geld und seelischen wie
materiellen Reichtum ernsthaft anziehen will, muß sich selbst auch zu einem wahren
Magneten der Zuversicht, des Selbstvertrauens und der Kraft machen, denn wenn
Geld, das ja eigentlich ein sehr gutmütiger Kumpan ist, irgendetwas haßt, so sind es
weinerliche Versager, die sich unentwegt an ihre eigenen Mißerfolge klammern,
anstatt mit Entschiedenheit die Ärmel hochzukrempeln und ihr Schicksal selbst in die
Hand zu nehmen.

21) Der Fehler, den eigenen Reichtum zu verkennen


Anstatt sich über Ihre eigene mißliche finanzielle Lage zu beklagen, sollten Sie sich
einmal vor Augen führen, wie reich Sie doch tatsächlich sind. Und wenn Sie noch so
sehr finanziell in der Klemme sein sollten - fest steht jedenfalls, daß Sie am
Geldmangel bisher noch nicht gestorben sind!
Das mag Ihnen zunächst wie eine ziemlich banale Feststellung erscheinen, doch
berührt sie unmittelbar Ihre grundlegendsten Existenzängste. Die Menschen
verhungern nun einmal nicht aus Mangel an Geld, sondern allenfalls aus Mangel an
Nahrung. Zynismus? Keineswegs - im Gegenteil, der reine Realismus. Befreien Sie
sich von dem Irrglauben, daß das Geld Ihre Probleme für Sie lösen kann! Wenn Sie
das nämlich nicht tun, wird das Geld Ihnen diese Lehre unerbittlich solange
auftischen, bis Sie endlich die Konseguenzen daraus ziehen.
Als Steuerzahler sind Sie beispielsweise Mitbesitzer des ganzen Staatsapparats. Die
öffentlichen Verkehrsbetriebe gehören Ihnen ebenso wie das Rathaus in Ihrer Stadt
oder die staatlichen Unternehmen. Ducken Sie sich nicht vor Staatsdienern. Das
etwas aufmüpfige »Schließlich bezahle ich Sie mit meinen Steuern!«, das man
gelegentlich an Behördenschaltern vernimmt, ist nicht die schlechteste Übung in

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Sachen Selbstbewußtsein. So etwas sollte man zwar nicht übertreiben, doch hilft es
oft, größere Klarheit darüber zu gewinnen, was Ihnen im Leben tatsächlich zusteht.
Hören Sie also auf, sich über »die da oben« zu ärgern, die »ja doch nur machen,
was sie wollen«, seien Sie sich im klaren darüber, daß Sie mit jeder Münze, jedem
Schein, den Sie ausgeben, das Bruttosozialprodukt erhöhen, daß Sie ein nützliches
Mitglied der Gesellschaft sind-selbst wenn Sie von der Wohlfahrt leben sollten.
Andererseits sollten Sie sich als Steuerzahler aber auch nicht über
Wohlfahrtsempfänger ärgern und diese gar als »Nichtstuer« beschimpfen. Seien Sie
froh, wenn Sie Steuern zahlen: Steuern sind der deutliche Beweis dafür, daß Sie viel
verdienen. Das bedeutet nicht, daß Sie sich jede Frechheit des Finanzamts gefallen
lassen müssen, daß Sie völlig willenlos jeder noch so aberwitzigen Steuererhöhung
Ihren Segen geben sollen. Aber es ist eben ein gewaltiger Unterschied, ob Sie der
Staats- und Volksgemeinschaft, von der Sie ja schließlich auch profitieren,
selbstsüchtig keinen Pfennig gönnen, oder ob Sie mit Gelassenheit und Souveränität
Ihre Pflicht tun und nicht dabei das Gefühl haben, man würde Ihnen etwas
wegnehmen. (Und ganz realistisch gesprochen: Wenn Sie ohnehin schon zahlen
müssen, hat es ja auch wenig Sinn, sich darüber zu ärgern, nicht wahr?)
Ja sogar wenn Sie hohe Schulden haben sollten, ist das in Wirklichkeit Ausdruck
Ihres Reichtums, wie Sie im Kapitel 4 noch erfahren werden, weshalb wir hier auch
noch nicht näher darauf eingehen wollen.
Überschätzen Sie also niemals Ihre eigene »Armut« - in Wirklichkeit sind Sie nämlich
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein ziemlich reicher Mensch, der nur
mit seinem Armsein kokettiert. Eine solche Haltung wollen wir in diesem Buch jedoch
mit Sicherheit nicht unterstützen.

22) Der Fehler, Geld für das Wichtigste im Leben zu halten


Dieses ganze Buch ist dem Geld und dem richtigen Umgang damit gewidmet - und
doch wehren wir uns gegen jeden Versuch, Geld zur wichtigsten Sache im ganzen
Leben zu machen. »Geld«, so heißt es, »ist das Blut des gesamten
Wirtschaftskreislaufs.« Das ist sicherlich wahr, doch andererseits ist das Blut
bestimmt nicht das einzige, was einen Organismus am Leben erhält: ohne das Herz
(um es anzutreiben und in Bewegung zu halten) oder Leber und Nieren (um es zu
reinigen) würde das Blut ins Stocken geraten, verdicken und klumpig werden. Doch
gerade Menschen, die das Geld ablehnen, verleihen ihm oft sehr viel mehr Macht,
als sie eigentlich wollen, denn Haß ist natürlich ein viel größerer Kraftspeicher als
Gleichgültigkeit oder, was wir hier anstreben, realistische Harmonie. »Geld hat man,
aber man spricht nicht darüber. Sprechen wir also vom Geld«, witzelte Kurt
Tucholsky, und damit nimmt man dem Geld auch einen Teil seines Schrek-kens, den
es keineswegs nur für jene hat, die keins besitzen. In einem Sinne ist Geld freilich
doch die wichtigste Sache der Welt, nämlich als nervus rerum (»Nerv der
Unternehmungen«), wie es schon die antiken römischen und griechischen
Schriftsteller nannten. Es ist eine unleugbare Größe im menschlichen Leben, und
wer dies leugnet, dem zeigt es unerbittlich seine Macht. Wenn wir also die
Überschätzung des Geldes als Fehler bezeichnen, so meinen wir damit vor allem die
fatale Tendenz vieler Menschen, das Geld zum einzigen Lebensinhalt zu machen
und ihr ganzes Lebensglück daran zu definieren. Geld sollte nie zum Ersatz für
andere Dinge degradiert werden.
Zum Abschluß dieses Kapitels wollen wir unsere Ausführungen in einem Zitat des
berühmten sozialkritischen Philosophen und Bühnendichters George Bernard Shaw
zusammenfassen:

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Die allgemeine Achtung vor dem Gelde ist die einzige hoffnungsvolle Tatsache
unserer Zivilisation, die einzig gesunde Stelle an unserem gesellschaftlichen
Gewissen. Geld ist das wichtigste Ding auf der Welt. Es bedeutet Gesundheit, Kraft,
Ehre, Edelmut und Schönheit ebenso einleuchtend und unleugbar, wie sein Mangel
Krankheit, Schwäche, Schande, Gemeinheit und Häßlichkeit bedeutet. Nicht die
geringste seiner Wunderkräfte ist es, daß es gemeine Menschen ebenso sicher
zugrunde richtet, wie es vornehme Menschen kräftigt und veredelt. Es ist nur dann
ein Fluch, wenn wahnwitzige soziale Verhältnisse das Leben selbst zum Fluche
machen.
Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

Man ist immer nur so arm, wie man sich fühlt!

Man ist immer nur so reich, wie man sich fühlt!

Geld ist eine Kraft, die ihren eigenen Gesetzen folgt!

Geld ist eine unmittelbare Veräußerlichung und Manifestation innerseelischer


Prozesse!

Geld gönnt mir nur so viel, wie ich mir selbst gönne!

Geld ist immer nur so großzügig zu mir wie ich zu ihm bin!

Am besten wiederholen Sie jeden Leitsatz eine Woche lang täglich mehrmals vor
dem Spiegel.

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3 » Sprich nicht schlecht über Geldes kann
dich hören!«
Der erste Schritt zu einem vernünftigen Geldbewusstsein
Fluche dem König auch nicht in Gedanken und fluche dem Reichen auch nicht in
deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels tragen die Stimme fort, und die
Fittiche haben, sagen's weiter.
Prediger Salomo, 10,20

Nachdem wir uns nun eine Weile damit befaßt haben, was Geld eigentlich alles ist
und nicht ist, und welche Hauptfehler wir im Umgang mit ihm meistens machen, wird
es jetzt Zeit, zu konstruktiven Empfehlungen überzugehen, damit unsere Fehler
schon bald der Vergangenheit angehören. Machen Sie sich immer wieder klar, daß
nicht die Lebens-umstände über Ihren finanziellen Erfolg entscheiden, sondern Ihre
eigene innere Einstellung zum Geld. Diese ist, wie wir gesehen haben, maßgeblich
vom Unbewußten beeinflußt, und hier müssen wir auch den Hebel ansetzen, um
unser Leben in Richtung Reichtum und Wohlstand (Wohlstand heißt: »alles steht
wohl um mich«!) zu verändern. Auch aus diesem Grund arbeiten wir in diesem Buch,
wie im Vorwort bereits erwähnt, mit vielen Wiederholungen. Denn was Ihr
Bewußtsein beim Lesen aufnimmt, ist nur ein Teil dessen, was den Weg in Ihre
Psyche findet. Der Rest wird im Unbewußten gespeichert und aktiviert. Aus dem
gleichen Gmnd empfehlen wir, unsere Merksätze stets mehrmals zu wiederholen,
damit sie wirklich gründlich einsickern und wirksam werden können.
Zunächst einmal sollten Sie sich nicht als erstes fragen, »Wie kann ich mehr Geld
verdienen?«, sondern vielmehr: »Wie kann ich mehr Spaß im Leben haben?« Erst
danach machen Sie sich vernünftigerweise daran, sich um die Geldbeschaffung zu
kümmern.

Faulheit ist der Humus des Geistes.


Thaddäus Troll

Experten der Geldvermehrung und des Wohlstandsbewußtseins betonen immer


wieder, wie wichtig es ist, Pausen kreativen Nichtstuns einzulegen. Das entspannt
nicht nur den Körper und wirkt sich gesundheitsfördernd aus, es gibt unserem
Unbewußten darüber hinaus die Möglichkeit, sich streßfrei an der Entwicklung
unseres Geldbewußtseins zu beteiligen. Sicherlich kennen Sie die Situation, da Sie
nach einem bestimmten Wort oder einem Namen suchen, die Ihnen aber einfach
nicht einfallen wollen. Wenn Sie dann loslassen, wenn Sie die ganze Angelegenheit
gewissermaßen Ihrem Unbewußten überlassen, steigt der gesuchte Begriff plötzlich
mit einem Schlag hoch. Das liegt daran, daß das Unbewußte sich nur ungern auf
Druck des Bewußtseins dazu bewegen läßt, in eine bestimmte Richtung aktiv zu
werden.
Kreative Menschen, vom Maler über den Musiker bis zum Dichter, berichten immer
wieder, daß der berühmte »Musenkuß« stets nur in Augenblicken des süßen
Nichtstuns zu ihnen kommt, wenn sie sich also nicht bewußt anstrengen, Einfälle zu
haben. Auch Wissenschaftler und Erfinder kennen dieses Phänomen. Das vielleicht
berühmteste Beispiel ist der Chemiker Kekule, der die Struktur des Benzolrings im
Halbschlaf »empfing«, während Physiker wie Einstein und Heisenberg sich ebenfalls

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gern auf ihre Intuition verließen.
Es ist ein weitverbreiteter, gesundheitsschädlicher Irrtum, daß das Geldverdienen
stets mit »harter Arbeit« gleichgesetzt werden muß. Gewiß, Fleiß und Industrie
werden nach wie vor als hohe Tugenden angesehen, und dies keineswegs nur in
den sogenannten kapitalistischen Ländern. Doch hat Gelderwerb zuerst einmal mit
Geldbewußtsein zu tun, und nicht jede lukrative Geschäftsidee verlangt, daß man
sich für sie krummlegen muß. Zudem ist »hartes Arbeiten« ein ebenso vager,
subjektiver Begriff wie »Geldwert« und sollte entsprechend relativiert werden. Meist
steht hinter einer Feststellung wie »Ich habe hart gearbeitet« oder »Dafür habe ich
schwer schuften müssen« entweder ein Bedürfnis nach Anerkennung oder ein
verborgener Groll gegen die ausgeübte Tätigkeit.
Egal was Sie tun - lieben Sie es! Mitte der siebziger Jahre unterhielt ich mich mit
einer englischen Dame über die nationalen Unterschiede in der Arbeitsauffassung.
»Ihr Deutschen«, sagte sie, »arbeitet richtig gern. Das finden wir in England äußerst
komisch. Für uns ist der Beruf nur ein Job, mit dem wir Geld verdienen.« Ich
entgegnete, daß doch wohl die Mehrzahl der Briten und Deutschen vor der
Notwendigkeit stünden, einen Beruf auszuüben und somit einem Gelderwerb
nachzugehen. Dem könnten sich die wenigsten entziehen. Aber selbst wenn wir im
Arbeitenmüssen nur ein notwendiges Übel sähen, so fuhr ich fort, sei es doch wohl
zumindest psychologisch gesehen geschickter und gesünder, die Arbeit zu lieben als
sie zu hassen. Meine Gesprächspartnerin reagierte sehr überrascht, der Gedanke
war ihr völlig neu und sie versprach, einmal darüber nachzudenken. Ich für meinen
Teil staunte darüber, daß eine in meinen Augen doch so naheliegende, ja geradezu
banale Tatsache eine derartige Überraschung auslösen konnte. Die Lösung erfuhr
ich erst sehr viel später. Denn neulich sagte mir ein anderer englischer Freund bei
einem Besuch auf der Insel: »Weißt du, viele Engländer arbeiten in Wirklichkeit doch
ganz gern. Aber sie würden sich eher die Zunge abbeißen, als es öffentlich
zuzugeben. Man würde sie für verrückt halten.« Gerne zu arbeiten - in einem Land
eine Tugend, im anderen dagegen die Einstellung exzentrischer Spinner!
Auch wenn Sie augenblicklich nicht in Ihrem Traumberuf arbeiten sollten, ist es
dennoch die klügste Politik, nicht nur um des Geldes willen zu arbeiten, sondern vor
allem, weil es Ihnen ermöglicht, sich selbst zu entfalten und einen Beitrag zum
Ganzen zu leisten, und sei es in einem noch so bescheidenen Ausmaß. Vor allem
aber bietet Ihnen jede Arbeit, auch die primitivste, die Herausforderung an Ihre
eigene Fähigkeit zum Glücklichsein. Denn wahres Glück hängt - genau wie wahrer
Reichtum - nicht von äußeren Verhältnissen ab, sondern von unserer inneren
Einstellung dazu.
Wenn Sie unzufrieden mit Ihrem Job sind, so überlegen Sie sich bitte auch, warum
Sie in einer Stellung gelandet sind, die Sie nicht glücklich macht. Lösen Sie sich von
dem Glauben, daß daran nur Ihre soziale Herkunft und Ihr Mangel an
Bildungsmöglichkeiten schuld seien. Auch die Behauptung, daß das Geld fürs
Studium eben nicht gereicht habe, lenkt vom eigentlichen Problem ab: nämlich von
der Frage, was Sie sich selbst eigentlich wert sind! Und wenn Sie bei dieser
Selbstprüfung auf Fehler stoßen sollten, die Sie in der Vergangenheit vielleicht
gemacht haben, so freuen Sie sich darüber, daß Sie diese nun nicht wieder zu
begehen brauchen: »Problem erkannt- Problem gebannt!«
Wenn Sie unter schlimmen Existenzängsten leiden sollten, wenn Sie sich
beispielsweise davor fürchten, morgen völlig geldlos (sagen Sie niemals »mittellos«,
denn ohne »Mittel« sind Sie nie, solange Sie noch die Lippen bewegen!) auf der
Straße zu stehen und zu verhungern, so verhalten Sie sich doch einfach wie ein
guter Karateka oder Judoka: Stemmen Sie sich nicht gegen den Gegner, versuchen

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Sie nicht, seinen Angriff durch Mauern abprallen zu lassen, sondern nutzen Sie seine
eigene Energie, um ihn zu Fall zu bringen.
Das geht folgendermaßen: Nehmen Sie sich Ihre aller-schlimmste Angstvorstellung
vor und steigern Sie sich ganz bewußt in sie hinein. Und nun führen Sie die
Geschichte fort. Malen Sie sich in allen Einzelheiten aus, wie Sie am Hungertuch
nagen; wie Sie die Miete nicht mehr bezahlen können und vor die Tür gesetzt
werden; wie Sie unter Schimpf und Schande Ihren Stadtteil verlassen, die gesamte
Habe auf den Inhalt zweier alter Plastiktüten zusammengeschrumpft; wie Sie sich auf
den Weg zum Sozialamt machen und in ein Obdachlosenasyl eingewiesen werden,
ja sogar vom Betteln leben müssen, und so weiter. Lassen Sie Ihrem theatralischen
Talent dabei ruhig freien Lauf, wählen Sie die düstersten Farben, die Ihnen einfallen,
und suhlen Sie sich förmlich in Selbstmitleid.
Sie werden feststellen, daß Ihre Ängste sich nach einer Weile beleidigt zurückziehen.
Denn sie leben eben gerade davon, daß man ihnen keinen Spielraum gibt, sie nicht
bewußt willkommen heißt, und schon gar nicht lieben sie es, wenn man sie nicht
ernstnimmt und mit ihnen spielerisch umgeht. (Angst ist nämlich etwas völlig
Humorloses! Und wer viel Humor hat, hat auch selten wirklich Angst.) Zudem lebt
Angst vom Unbekannten, Unvertrauten. Wenn Sie noch nie vom Zehnmeterbrett oder
mit dem Fallschirm abgesprungen sind, so werden Ihnen die ersten paar Male dabei
wahrscheinlich die Knie schlottern. Je mehr Sie jedoch damit vertraut werden, wie es
tatsächlich ist, um so mehr weicht die Angst zurück und sucht sich
vielversprechendere Opfer.
Diese Übung sollten Sie solange durchführen, bis Sie mit dem sicheren Gefühl in die
Wirklichkeit zurückkehren, daß sie nicht einmal halb so schlimm ist wie in Ihrer
Schauervision. Oft genügen ein bis zwei solcher »Meditationen«, und die Angst hat
sich zumindest relativiert und einen großen Teil ihres lähmenden Schreckens
verloren. Damit haben Sie zwar Ihre Schulden noch nicht getilgt, aber Sie haben den
ersten Schritt unternommen, um sich von Geldsorgen nicht mehr kleinkriegen zu
lassen.
Dies ist die Befreiung durch negative Visualisation.
Im Kapitel 8 werden Sie dagegen einige Übungen kennenlernen, mit denen Sie den
Erfolg durch positive Visualisation erreichen können. Das eine setzt das andere
voraus. Denn wenn Sie Ihren finanziellen Grundängsten nicht ein für alle Mal den
Wind aus den Segeln genommen haben, werden diese immer wieder aus dem
Hinterhalt zuschlagen und versuchen, Ihre Projekte durch irrationale Zweifel, durch
Versagensangst, plötzliche Handlungslähmung, Verwirrung Ihrer
Entscheidungssicherheit und sogar durch psychosomatische Erkrankungen zunichte
zu machen.
Denken Sie bei allen drückenden Problemen an das Beispiel von der Eiche und der
Tanne: Als sich im Winter der Schnee immer höher auf den starren Ästen der Eiche
häufte, brachen diese nach einer Weile unter der zunehmend schwerer werdenden
Last ab. Die flexible Tanne jedoch ließ ihre Äste kurz nach unten schnellen - und
schüttelte damit den Schnee ab. Seien Sie eine Tanne und keine Eiche, wenn es um
Gelddinge geht!
Von Andre Kostolany, dem großen Börsenpapst und Spekulanten, stammt die
Bemerkung: »Der Optimist ist ein Fürst, auch mit zwei Groschen in der Tasche. Der
Pessimist ist ein Nebbich, auch mit einem vollen Tresorschrank.«* Und Sie kennen
sicherlich auch das alte Beispiel, demzufolge der Optimist ein zu fünfzig Prozent

* Andre Kostolany, Kostolany's Notizbuch, Stuttgart, 1983ff, S. 123.

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gefülltes Glas als »halbvoll« bezeichnet und sich darüber freut, der Pessimist es
dagegen als »halbleer« sieht und sich ärgert. All das ist Ihnen wahrscheinlich nicht
neu - aber wenden Sie es auch tatsächlich auf Gelddinge an? Und da wir schon
gerade bei Kostolany sind: An anderer Stelle beschreibt er, wie er ein Buch schrieb
und veröffentlichte, das sich sehr gut verkaufte. Er freute sich aber nicht allein über
die 10% Autorenhonorar, die er erhielt, sondern vor allem darüber, daß die Leser
offensichtlich dazu bereit waren, das Zehnfache davon zu bezahlen, um in den
Genuß seiner Gedanken zu gelangen. * Daraus leitet sich die folgende Regel ab, die
Sie sich einprägen sollten:

Auch 10% sind 100%!

Es sind oft gerade diese kleinen »perspektivischen Tricks«, die den erfolgreichen
Menschen vom erfolglosen unterscheiden - und die auch den Unterschied machen
zwischen einem frohen, erfüllten und glücklichen Leben und einer Existenz in
Mißmut, Sorge und Angst.
Rebelliert Ihr Verstand jetzt? Sagt er Ihnen: »Das mag ja alles ganz witzig sein, aber
meine Schulden und Geldnöte bin ich deswegen auch noch nicht los!«? Haben Sie
Geduld, er wird es schon noch lernen. Ihr Unbewußtes ist in Sachen Lebensglück
klüger als Ihr Verstand, und es wird auch solche scheinbar paradoxe Regeln dankbar
aufnehmen und in echte finanzielle Erfolge »um-münzen«, wenn Sie es ihm nur
gestatten. Fragen Sie den bockigen Verstand vielleicht, wer denn nun eigentlich
recht hat, der Optimist oder der Pessimist. Das läßt ihn bald kapitulieren (»Das ist
natürlich Ansichtssache.« »Eben!«). Und dann fragen Sie ihn auch, wer wohl der
glücklichere von beiden ist...
Es geht nicht darum, Probleme mit Selbstbetrug zu beschönigen und zu leugnen.
Unsere Vernunft mag das zwar oft so sehen, aber die ist selbst nicht objektiv: Sie ist
geprägt worden durch Eltern und Erziehung, durch Autoritäten und
Expertenmeinungen, durch Zeitgeist und subjektive Erfahrung. Letztere aber ist
unser eigentlicher Ansatzpunkt. Indem Sie sich selbst in der Praxis und durch eigene
Anschauung davon überzeugen, daß die Gelddinge in Ihrem Leben auch ganz
anders, ja sehr viel besser laufen können als bisher, werden Sie schließlich auch
Intellekt und Verstand dazu bewegen können, Ihnen bei Ihrem Großen Werk zu
helfen. Tatsächlich müssen wir die vielen Irrtümer und Fehler erst einmal aufdecken,
die zu dem geführt haben, was wir »Realität« nennen. Danach steht es uns frei -
denn das ist die eigentliche Größe des Menschen -, uns für andere Realitäten und
Daseinsformen zu entscheiden, wenn wir das wollen.
Nie sollten Sie sagen »Ich kann nicht«! Sagen Sie stattdes-sen »Ich will nicht«. Es
mag Ihnen zwar manchmal wie Augenwischerei erscheinen, doch sieht Ihr
Unbewußtes das völlig anders. Eine solche Haltung stärkt Ihr Gefühl der
Eigenverantwortlichkeit, Sie beginnen Selbstsicherheit auszustrahlen, immer mehr
Leute fühlen sich deswegen zu Ihnen hingezogen - und eines Tages wachen Sie auf
und stellen fest, daß Sie tatsächlich so gut wie nichts mehr im Leben müssen, dafür
aber fast alles können!

* Andre Kostolany, KostoJany's Wunderland von Geld und Börse, Stuttgart, 1982ff.,
S. 14.

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Übung l
Hängen Sie sich für einige Monate die größte Banknote an den Badezimmerspiegel
oder an eine andere exponierte Stelle in Ihrem Heim, die Sie auftreiben können: Das
fördert das Reichtums- und Wohlstandsbewußtsein und motiviert die Kräfte des
Unbewußten.

Übung 2
Jedes Mal, wenn Sie sich dabei ertappen, wie Sie abfällig über Geld sprechen,
»bestrafen« Sie sich, indem Sie mindestens Ihren dreifachen durchschnittlichen
Stundenlohn beiseite legen und sich dazu zwingen, ihn ausschließlich für etwas
auszugeben, das Ihnen Spaß macht! Mit der Zeit wird es eine recht teure
Angelegenheit, Böses über Geld zu sagen!

Übung 3
Kreativ Faulsein
Nehmen Sie sich mindestens ein Jahr lang einen Tag in der Woche frei, an dem Sie
nichts, aber auch wirklich gar nichts tun, was mit Beruf oder Gelderwerb zu tun hat.
Wer in einem Angestelltenverhältnis mit 40-Stunden-Woche und geregeltem
Wochenende arbeitet, dem mag dieser Rat überflüssig vorkommen, doch wie steht
es mit den vielen Selbständigen (immerhin fast ein Drittel der Berufstätigen), den
Managern und Freiberuflern, Ärzten und Seelsorgern, die nicht selten eine 60- oder
sogar 80-Stunden-Woche haben? Ein Zuviel an Arbeit ist gesundheitsschädigend,
und die Kreativität leidet empfindlich darunter. Außerdem verleiht Ihnen das Gefühl,
wenigstens 52 Mal im Jahr wie ein »ganz Reicher« leben zu können und nichts tun
zu müssen, einen kräftigen Schub in Richtung Reichtumsbewußtsein.
Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

Nicht die Lebensumstände entscheiden über meinen


finanziellen Erfolg, sondern meine innere Einstellung
zum Geld.

Wenn es um Gelddinge geht, will ich eine Tanne und keine Eiche sein!

Auch 10% sind 100%!

Am besten wiederholen Sie jeden Leitsatz eine Woche lang täglich mehrmals vor
dem Spiegel.

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4 Armutsbewußtsein und wie wir es (leider viel
zu oft) hätscheln
Reichsein heißt »reich sein«
Ich habe einen sehr einfachen Geschmack:
für mich ist das Beste gerade gut genug.
Oscar Wilde

Reden wir nun einmal von Armut und was darunter zu verstehen beziehungsweise
nicht zu verstehen ist. Der Duden definiert Armut als »Mittellosigkeit«. Dieses Wort ist
sehr aufschlußreich, bedeutet es doch, keine Mittel zu haben. Mittel wofür? Es sind
nicht unbedingt Geldmittel darunter zu verstehen, denn Armut und Armutsbewußtsein
(was das ist, werden wir gleich erklären) gab es auch schon in Zeiten, als das
Tauschgeld noch nicht eingebürgert war.
Man kann diese Mittel materiell verstehen, dann wäre Armut ein Mangel an Dingen
wie Nahrung, Kleidung, Unterschlupf, Waffen für die Selbstverteidigung und so
weiter. Dies ist auch die Armut, wie wir sie normalerweise begreifen.
Doch gibt es auch Ausdrücke wie »geistige Armut«, »Armut an Einfallsreichtum« u.
ä., die sich auf intellektuelle und seelische Zustände beziehen.
Auch wenn es sprachgeschichtlich nicht ganz korrekt sein mag, sollten wir doch
einmal daran denken, daß Armut auch »arm an Mut« heißen kann, und da sind wir
schon mitten drin im sogenannten Armutsbewußtsein. Der Glaube, nichts wert zu
sein, sitzt bei vielen Menschen so tief, daß sie unbewußt fast alles unternehmen
würden, um sich diese Auffassung durch äußeren Mißerfolg bestätigen zu lassen.
(»Siehst du? Ich habe doch gleich gesagt, daß bei mir alles schiefgeht!«)
Annutsbewußtsein ist der Glaube, daß es schlecht sei, sich etwas zu gönnen, daß
alles im Leben erst hart erarbeitet werden müsse, daß verdienen eigentlich erdienen
heißt, daß man selbst nicht würdig genug ist, um reich zu werden, es zu sein oder zu
bleiben. (Viele ganz Reiche, besonders Erben, sind geradezu klassische Beispiele
für Armutsbewußtsein.)
»Von Nichts kommt nichts«, »Jedes Ding hat seinen Preis« - alles im Prinzip zwar
richtige Feststellungen, die aber allzu häufig doch eher Ausdruck einer inneren
Resignation als einer echten Lebensweisheit sind. Dies gilt sogar auf
unterschwelliger Ebene für eine Aussage wie »dafür habe ich hart schuften / mich
krummlegen müssen« - das ist das klassische Opferdenken des Zukurzge-
kommenen, des unter einem Mangel Leidenden, kurz des Armutsbewußten.
Oft müssen die ominösen »äußeren Umstände« dazu herhalten, ein Alibi für
persönliches Versagen und Unvermögen abzugeben. Doch selbst wenn dem wirklich
so wäre (und das trifft nur in den allerseltensten Fällen zu), so würde eine solche
Einstellung dennoch nichts nützen, wenn dem Handeln im Außen nicht zuvor eine
innere Wandlung vorausginge.
Sogar stramm orthodoxe, materialistisch gesinnte Marxisten-Leninisten und
Kommunisten, die von der Prämisse ausgehen, daß das Sein das Bewußtsein
bestimme und nicht umgekehrt (daß also die äußeren Umstände fast ausschließlich
die innerseelischen Zustände bedingen), haben dies zumindest auf der praktischen
Ebene eingesehen: Der Revolution, die das Ziel hat, die äußeren Produktionsmittel
umzuverteilen, muß zunächst der Bewußtseinswandel und die Aufklärung der
Arbeiterklasse vorausgehen, und sei es nur eines kleinen elitären Teils davon, der

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sich dann in der Partei zu Kadergruppen zusammenschließt. Schon Shakespeare
sagte: »There is nothing either good or bad, but thinking makes it so« («Es gibt nichts
Gutes oder Böses, nur durch das Denken wird es dazu gemacht«, Hamlet, II. ii. 240).
Noch viel schwieriger wird es, wenn die Armut die Funktion eines
Selbstbestrafungsmechanismus annimmt. Dieses Phänomen ist weiter verbreitet, als
man oft glaubt, und es ist den Psychologen und Lebensberatern leider nur zu gut
bekannt. Die Ursache dafür ist meistens in der Erziehung zu finden. Vor allem
Kinder, deren Eltern es an emotionaler Wärme vermissen lassen, dafür aber mit
materiellen Gütern kompensieren, erfahren eine Konditionie-rung, die Selbstwert mit
Besitz gleichsetzt. (Und natürlich auch Selbstunwert mit Besitzlosigkeit.) Dies ist
besonders dann der Fall, wenn Fehlverhalten mit drastischem Liebesund Geldentzug
geahndet wurde. Andererseits erleben wir oft das Phänomen, daß Menschen, die mit
einer größeren Erbschaft rechnen, ihre Angehörigen aber sehr lieben, sich selbst
jähre- und jahrzehntelang durch finanzielle Mißerfolge und Armut bestrafen, weil sie
unbewußt ein schlechtes Gewissen haben, vom Tod eines gehebten Verwandten
profitieren zu sollen. Indem sie bis zur Erbschaft mehr oder weniger »arm« bleiben,
hoffen sie, sich den zu erwartenden Zugewinn moralisch verdient zu haben.
Sie sollten sehr sorgfältig darauf achten, inwieweit Sie unter versteckten
Schuldgefühlen leiden. Am besten machen Sie sich eine Liste aller Schuldgefühle,
die Ihnen einfallen, und untersuchen systematisch Ihr bisheriges Finanzleben und -
verhalten auf Anzeichen für derartige Selbstbestrafungsmechanismen. Durch
entsprechende positive Affirmationen (»Ich bin gut«, »Ich bin alles wert«, »Ich liebe
mich« u. ä.), regelmäßig und häufig genug aktualisiert, können Sie viel dazu
beitragen, solche Schuldgefühle abzutragen. Auch wenn Sie sehr hohe Schulden
haben sollten, die Sie psychisch belasten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß Sie in
Wirklichkeit nur Ihre Schuldgefühle veräußerlicht, »objektiviert« haben. So spiegelt
Ihre äußere Realität Ihre innere wider und macht Sie auf innerseelische Zustände
aufmerksam. Mit einer systematischen Selbsterforschung und einem gründlichen
Bewußtseinswandel können Sie hier Abhilfe schaffen.
Fatal ist auch, daß Armutsbewußtsein in vielen gesellschaftlichen Kreisen (von
Religion bis Hochfinanz) mit Moral verwechselt wird. Ein Rockefeller wird
beispielsweise in den Vereinigten Staaten weniger deshalb geschätzt, weil er ein
erfolgreicher Geschäftsmann ist, sondern weil er bescheiden lebt! Solange dahinter
das Bedürfnis steht, einen erfolgreichen Menschen auch tatsächlich noch als
Menschen »wie du und ich« zu erleben und ihn nicht als reiches Monstrum sehen zu
müssen, ist dagegen natürlich nichts einzuwenden. Denn wem das Geld zu Kopf
steigt, wer also nicht richtig damit umgehen kann, so daß er seine bereits vorher
schon vorhandenen Neigungen zu Arroganz und Brutalität gegenüber anderen,
weniger Glücklichen, nun rücksichtslos austobt, dem geschieht es recht, wenn die
Umwelt ihn mit Verachtung straft.
Problematisch wird die Sache freilich, wenn es als ehrenrührig oder sittenwidrig
angesehen wird, sein Geld auch in vollen Zügen zu genießen. Eine solche Haltung
finden wir interessanterweise gerade unter den Superreichen relativ häufig. Sie ist
insofern bigott, als sie oft nur Ausdruck des schlechten Gewissens bei den Reichen
selbst und des Neids ihrer Bewunderer ist.
Weit verbreitet ist auch die Abneigung dagegen, etwas verkaufen zu sollen. Wie
leicht fällt es Ihnen beispielsweise, in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie bei
Verwandten einen Gegenstand im Wert von, sagen wir DM5,- feilzubieten? Kennen
Sie nicht diese Versuchung, es dem anderen lieber zu schenken, als sich mit einem
Verkaufsangebot »die Finger schmutzig zu machen?« Wie viele Menschen reagieren
regelrecht beleidigt, wenn man sich von ihnen zum Geburtstag oder zur Hochzeit

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keine Sachwerte, sondern Bargeld wünscht! All dies gehört zu dem weiten,
umfassenden Syndrom des Armutsbewußtseins. Armutsbewußtsein heißt, die Armut
zu lieben und den Reichtum zu hassen. Beides kann sowohl bewußt als auch
unbewußt geschehen.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, eine Ware für DM5-an den Mann zu bringen, wird
es Ihnen auch schwerfallen, größere Objekte für DM 100 000 loszuwerden. Im
Kapitel 8 gehen wir näher auf dieses Thema ein. Warum ist es überhaupt wichtig,
richtig verkaufen zu können? Weil wir unser ganzes Leben lang etwas verkaufen, am
allermeisten uns selbst! Ob Sie ein Eihstellungsgespräch absolvieren oder in eine
akademische Prüfung gehen, ob Sie um einen Liebespartner werben oder sich um
einen Bankkredit bemühen - stets verkaufen Sie dabei sich selbst, nämlich Ihr Image,
den Eindruck, den der andere von Ihnen bekommen soll. Aktives Verkaufen ist stets
Überzeugungsarbeit, und deren Grundlage ist die Überzeugtheit vom eigenen Wert.
Wir bekommen ständig Beispiele vor Augen geführt, wie Menschen die abstrusesten
Waren, Meinungen, Ideologien und anderes verbreiten und dennoch ihre Anhänger,
ihre Käufer finden. Dann sagen wir: »Ja, der kann sich gut verkaufen, dem frißt alles
aus der Hand!« In der Tat, damit ein Lebewesen aus der Hand eines anderen etwas
entgegennimmt, muß es zu diesem Vertrauen haben. (Die Hand könnte ja in
Wirklichkeit aggressive Absichten hegen, das Futter oder der Gegenstand könnte
verdorben oder vergiftet sein.) Vertrauen bringen wir nur jenen Menschen entgegen,
die selbst über ein gewisses Selbstvertrauen verfügen und dieses auch ausstrahlen.
Wer geht schon gerne zu einem Arzt, der sich ständig ratlos am Hinterkopf kratzt und
seiner Sache so unsicher ist, daß er vor der Therapie erst in fünfzehn Büchern
nachschlagen muß, bevor er eine Spritze verabreicht?! Verkaufen hat also mit
Überzeugungskraft und Selbstvertrauen zu tun, und aus diesem Grund ist es wichtig,
daß wir es nicht verachten.

Von der Armut unter Freunden


»Für gute Freunde auch das Doppelte!«

Oft hört man Aufforderungen wie: »Mach mir doch einen Freundschaftspreis!« Wie
reagieren Sie darauf? Wenn Ihr Freund gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt,
ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, daß Sie ihm einen Preisnachlaß
gewähren. Was aber, wenn er tatsächlich wohlhabender ist als Sie? Fühlen Sie sich
dennoch dazu verpflichtet, ihm einen Rabatt einzuräumen? Dann befinden Sie sich
mitten in einer gefährlichen Armuts- und Ausbeutungsspirale, die Ihnen manche
finanzielle, seelische und gesundheitliche Katastrophe bescheren kann, wenn Sie
nicht drastisch dagegen angehen.
Die Logik des Ganzen leuchtet zwar oberflächlich betrachtet zunächst ein: Warum
sollte ich an einem guten Freund etwas verdienen wollen? Doch wer ist eigentlich Ihr
bester Freund im Leben? Mit wem verbringen Sie tagtäglich die allermeiste Zeit
zusammen? Das sind doch wohl Sie selbst, nicht wahr? Kehren Sie die Frage lieber
um: Warum sollte mein »guter« Freund ausgerechnet an mir verdienen wollen? Denn
was er einsparen will, soll Ihnen fehlen. Tatsächlich sollte er als wahrer Freund doch
eigentlich das Doppelte bezahlen! Vielleicht versuchen Sie es einmal mit einer
ähnlichen Antwort, wie sie der amerikanische Präsident und Multimillionär John
F.Kennedy einigen Freunden gab, als diese ihn um ein Freiexemplar eines seiner
Bücher baten: »Wenn ihr wirklich meine Freunde seid, dann geht hinaus und kauft
das Buch im Handel. Davon profitieren die Buchhändler, der Verlag und ich.«

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Damit keine Mißverständnisse auftreten: Es geht nicht darum, sich nun im
Freundeskreis als kleinlicher Pfennigfuchser aufzuspielen. Großzügigkeit spielt für
das Geldbewußtsein eine sehr große Rolle, aber man sollte sie sich nicht von
anderen aufzwingen lassen. Denn das verhärtet nur noch die bestehenden
Armutsmechanismen, anstatt sie aufzulösen, und Sie tun weder sich noch Ihren
Freunden einen Gefallen, wenn Sie eine solche geradezu pathologische Situation
weiterhin unterstützen. An späterer Stelle werden Sie erfahren, wie man mit
Großzügigkeit zum Nutzen aller Beteiligten umgehen sollte.
Das Verhalten von Lotto-Millionären ist oft ein Bilderbuchbeispiel für
Armutsbewußtsein in Aktion. Es zeigt, welche Angst vor dem Reichtum doch selbst
bei jenen Menschen vorherrscht, die täglich lauthals vorgeben, reich werden zu
wollen, und die dafür auch wöchentlich einiges an Geld riskieren. Nach jüngsten
Untersuchungen haben etwa 80% aller Lotto-Millionäre nach spätestens zwei Jahren
wieder ihren alten finanziellen Zustand erreicht. Mit anderen Worten: Das Geld ist
weg! Die Boulevardpresse berichtet immer wieder ausgiebig über solche Fälle. Da
erfährt ein Mann, daß er sechs Richtige hat, er bekommt das Geld ausbezahlt und
fährt eine ganze Nacht lang im Taxi durch Deutschland, bis er schließlich am
nächsten Morgen fast alles in Nachtklubs verpraßt hat. Andere wiederum sind
vordergründig vernünftiger und investieren das Geld in eine Firma, mit der sie sich
dann schließlich doch finanziell ruinieren, weil sie nicht gelernt haben, mit Geld und
Erfolg richtig umzugehen. Auch Ehescheidungen infolge Uneinigkeit über die
Verwendung des Gewinns und Krach in Wettgemeinschaften, die gemeinsam einen
Volltreffer gelandet haben, sind an der Tagesordnung.
Die Lottogesellschaften haben aus diesem Grund eigens Berater angestellt, die die
scheinbar so glücklichen, in Wahrheit aber oft todunglücklichen Gewinner sanft auf
ihren neuen Reichtum vorbereiten sollen - leider allerdings mit relativ wenig Erfolg,
wie die Statistik beweist.
Wenn Sie in eine Spielbank gehen, wo es auch Automaten gibt (die sogenannten
»einarmigen Banditen«), aber auch in einer ganz gewöhnlichen Spielothek, werden
Sie Hunderte von Menschen beobachten können, die systematisch ihr
Armutsbewußtsein ausleben, indem sie in die Apparate blindlings alles
hineinpumpen, was an Münzen greifbar ist. Und kaum rasselt ein Gewinn aus dem
Schacht, da wird er auch schon wieder in die Münzeingabe gestopft. Schon die
wegwerfenden Gesten, mit denen das Geld dabei behandelt wird, sprechen Bände,
und man muß nicht einmal etwas von Körpersprache verstehen, um sie richtig zu
deuten. Das ganze ist ein einziger unbewußter Aufschrei: »Bitte, bitte, befreie mich
vom Geld unter dem Vorwand, es gewinnen zu wollen!«
Auch am Roulettetisch konnte ich schon dergleichen beobachten, beispielsweise bei
einem älteren Spieler, der vor jedem Spiel sämtliche 36 Zahlen »plein« setzte, so
daß er selbst im Gewinnfall (35facher Einsatz) pro Coup mit einem Minus von einem
Stück abschneiden mußte, und das stundenlang!
All dies mögen wir mitleidig lächelnd als »neurotische Verhaltensweisen« abtun,
doch muß sich jeder selbstkritisch fragen, inwieweit er sich nicht auf vielleicht etwas
subtilere Ebene doch ganz ähnlich verhält.
Der oft gehörte Satz »Das kann ich mir nicht leisten« meint oft in Wirklichkeit nur:
»Das habe ich nicht verdient«. Und solange Sie das glauben, haben Sie es auch
tatsächlich nicht verdient! Ähnlich wie der amerikanische Autor Jerry Gillies und in
Anlehnung an unsere Übung aus dem letzten Kapitel empfehlen wir in diesem Fall,
daß Sie sich jedes Mal, wenn Sie sich bei dem Satz »Das kann ich mir nicht leisten«
ertappen (in Wort, Schrift oder Denken), sofort dadurch »bestrafen«, indem Sie eine
gewisse Summe (beispielsweise 3 oder sogar 5 durchschnittliche Stundenlöhne)

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beiseite legen - und zwar in bar! -, um es fürs Vergnügen auszugeben. Auf diese
Weise konditionieren Sie nämlich Ihr Unbewußtes, in Zukunft wirkliches
Erfolgsdenken zuzulassen. Wenn Sie dies nur hinreichend konsequent tun, brauchen
Sie schon bald so etwas nicht mehr zu denken, weil Sie dem Armutstrieb eine Abfuhr
erteilt haben.
Prägen Sie sich darüber hinaus folgende Maxime ein:
Wenn ich genügend Geld habe, um etwas zu bezahlen, kann ich es mir auch leisten!
Einer der zahlreichen Widersprüche des Armutsbewußtseins ist die Tatsache, daß
Geld und Reichtum uns zwar oft als schwer erreichbar erscheinen, daß wir sie aber
alle doch bereits sehr gut kennen. Überlegen Sie sich nur einmal, wieviel Geld Sie
bereits im Leben bis zum heutigen Tag verdient haben! Im Laufe von 25
Arbeitsjahren hat schon mancher eine Million oder sogar noch mehr
»durchgeschleust«. Gewiß, dieses Geld ist nicht mehr da, es liegt nicht vor Ihnen auf
dem Tisch, aber immerhin haben Sie nun den Beweis dafür, daß es durchaus zu
Ihnen kommt, daß Sie tatsächlich eine Million oder mehr verdienen können. Diese
Erkenntnis ist sehr wichtig, wenn finanziell mal nicht alles so klappt, wie wir uns das
vorgenommen haben, denn sie zertrümmert das fatale Armutsbewußtsein, das sich
in Behauptungen wie »Ich komme ja doch nie auf einen grünen Zweig« oder »Ich bin
nicht zum Reichsein geboren« ausdrückt und unser Leben unglücklich macht.
Bekanntlich ist die erste Million die schwierigste, deshalb fangen wir das Zählen auch
lieber erst bei der zweiten an!
Vielleicht haben Sie einmal von dem Versuch gelesen, den ein paar Psychologen vor
einigen Jahren in einer deutschen Großstadt unternahmen. Sie stellten sich in einer
geschäftigen Fußgängerzone auf und verteilten 20-Mark-Scheine - einfach nur so, an
jeden, der vorbeikam, und ohne jede Bedingung. Das Erstaunliche: Von der
überwiegenden Mehrzahl der Passanten wurde das Geld abgelehnt und nicht
angenommen, ja die Forscher wurden sogar angepöbelt und handgreiflich belästigt!
Der Versuch ist übrigens später in ähnlicher Form von verschiedenen Leuten
wiederholt worden, und das Ergebnis war stets das gleiche. Gelegentlich wurden
auch Sanitäter gerufen, um diese »Geisteskranken« sicherzustellen, und es soll
sogar schon zu vorläufigen Festnahmen wegen des Verdachts auf Verteilung von
Falschgeld gekommen sein! Nur Kinder hatten keinen Skrupel, das Geld zu nehmen
und sich davon sofort etwas zu kaufen!
Warum können wir solche Geschenke von Fremden nicht annehmen? Die
vordergründige Erklärung lautet, daß wir argwöhnen, die Sache müsse »irgendeinen
Haken« haben. Zudem ist ein solches Verhalten derart unnormal, daß es uns so sehr
befremdet und verblüfft, daß unsere erste instinktive Reaktion die vermeintlich
schützende Abwehr ist. Die Erfahrung lehrt nun einmal, daß dergleichen meist mit
Bedingungen verknüpft ist. Wenn dem allerdings so wäre, dann sollten wir auch
unseren eigenen Umgang mit dem Geld überdenken und beispielsweise von
Freunden, wie schon oben ausgeführt, keinen »Freundschaftspreis« erwarten, da
sonst das Prinzip des unmittelbaren Gebens und Nehmens durchbrochen würde.
Vielleicht ist es aber auch unser anerzogenes und vielgehätscheltes
Armutsbewußtsein, das es uns für unmöglich halten läßt, jemand könne uns einfach
nur deshalb etwas Gutes tun wollen, weil er vielleicht gerade gute Laune hat - oder
weil er dabei ist, sein Geldbewußtsein zu trainieren! Brauchen Sie immer erst einen
Vorwand, um sich selbst etwas Gutes zu gönnen? Sagen Sie vorher immer, halb im
Spaß, halb im Ernst: »Das habe ich mir jetzt aber wirklich verdient!«? Dann müssen
Sie erst noch die bedingungslose Liebe zu sich selbst lernen! Und wenn Sie sich
beleidigt fühlen, weil ein Freund Ihnen Geld geben will, dann bedeutet das, daß Sie
das Geld verachten - zu Ihrem eigenen Nachteil.

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Von Henry Ford gibt es zahllose Anekdoten, die diesen großen alten Mann des
amerikanischen Unternehmertums treffend schildern. Am besten gefällt uns folgende,
die auch das Armutsbewußtsein bei Superreichen anschaulich illustriert.
Der alte Henry Ford kommt in Chicago ins Hotel und bittet um das billigste Zimmer.
Als der Rezeptionschef das hört, sagt er verwundert:
»Aber natürlich, Sir, kein Problem. Nur... ich hätte da eine Frage, wenn Sie
gestatten.«
»Bitte?« Henry Ford hebt die Augenbrauen.
»Äh... Sie haben um das billigste Zimmer gebeten... äh... Wenn Ihr Sohn bei uns
absteigt, Sir, nimmt er aber immer die teuerste Suite.«
»Das ist auch kein Wunder«, meint Henry Ford, »der hat ja auch einen reichen Vater.
Ich nicht.«
Es ist interessant, daß diese Anekdote oft bemüht wird, um den Wert der
Sparsamkeit zu veranschaulichen, wie sie gerade von sehr reichen Menschen
praktiziert wird.
Nun, wir wollen hier nicht den Stab über Henry Ford brechen, letzten Endes muß
jeder Mensch selbst darüber entscheiden, wofür er sein Geld verwenden möchte.
Andererseits sollte aber auch der Erfolgreiche lernen, irgendwann einmal loszulassen
und zu genießen anstatt an den alten (ohnehin sehr problematischen)
Konditioniemngen einer sicherlich oft sehr harten Aufbauphase der eigenen Existenz
festzuhalten.

Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe


Heutzutage sind zahlreiche Menschen in allen Industrieländern vorübergehend oder
sogar dauerhaft arbeitslos, viele leben von der Sozialhilfe. Zwischen den Gebenden
(Steuerzahler) und den Nehmenden (Leistungsempfänger) herrscht oft ein ziemlich
ruppiger Ton, dabei sollten beide sich darüber im klaren sein, daß eine Phase der
Arbeitslosigkeit dazu genutzt werden kann und sollte, das Armutsbewußtsein der
Betroffenen beider Seiten abzubauen. Dieses Armutsbewußtsein geht sogar so weit,
daß noch immer zahllose Bürgerinnen und Bürger sich scheuen, Anspruch auf das
zu erheben, was ihnen von Rechts wegen zusteht, und lieber in bitterer Not ihr
Dasein fristen, die um so schlimmer ist, weil sie gar nicht nötig wäre.
Gewiß, von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe oder gar von Sozialhilfe leben zu
müssen, ist in der Regel alles andere als ein Zuckerschlecken. Doch sollten Sie in
einem solchen Fall die Zeit, die Ihnen nun zur Verfügung steht (und die ja
bekanntlich auch Geld ist!) nutzen, um sich zu überlegen, was alles an bisher
vielleicht noch unerkannten Talenten und Möglichkeiten in Ihnen schlummert.
Begehen Sie nicht den Fehler vieler Erwerbsloser, den Verlust Ihrer Stellung wie eine
persönliche Zurücksetzung, wie ein unverzeihliches Versagen zu mißdeuten und sich
in Selbstmitleid zu gefallen. Jetzt sind Ihr Mut und Ihr Wille gefordert,
Bestandsaufnahme zu machen und festzustellen, auf welchen Gebieten Sie an sich
selbst arbeiten können, um im Leben weiterzukommen und reich und gesund zu
werden.
Schöpfen Sie alle rechtlich zulässigen Mittel aus, um alles Geld zu erhalten, das
Ihnen zukommt. Verschenken Sie keinen Pfennig durch falsche Scham oder
Trägheit! Wenn Sie jetzt nicht nach jeder Chance greifen, Ihre Lage zu verbessern,
so konditionieren Sie sich auf ein Armutsbewußtsem, das wieder abzubauen Jahre
dauern kann. Lassen Sie sich seelisch nicht hängen, entwickeln Sie keinen Haß auf
die Wohlfahrt, fassen Sie vielmehr die Ihnen zustehenden Zuwendungen auf keinen

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Fall als »Almosen« auf, sondern sehen Sie darin lediglich das, was sie ja auch
wirklich sind: eine Rückzahlung Ihrer eigenen Beiträge, die Leistungen eines
Versicherungsunternehmens namens Staat oder Gemeinde, das lange Zeit von den
Krediten profitiert hat, die Sie ihm durch ihre Abgaben gewährten!
Natürlich sollen Sie sich um einen neuen Arbeitsplatz bemühen, aber das sollte auf
aktive Weise geschehen. Es genügt nicht, einfach nur dreißig 08/15-Bewerbungen zu
verschicken, dabei noch über die hohen Portokosten zu klagen und im übrigen die
Däumchen zu drehen und zu hoffen, daß das Schicksal »es schon richten« werde.
Seien Sie dynamisch auch in Ihrem Auftreten. Pflegen Sie Ihr Äußeres mehr denn je
(sagen Sie bloß niemals »Das hat in meinem Alter sowieso keinen Zweck mehr«,
denn wenn Sie das glauben, werden andere es ebenfalls tun!), umgeben Sie sich
nicht mit der Aura des entmutigten Verlierers, sondern seien Sie kämpferisch.
Jetzt ist auch Ihre Initiative gefragt. Studieren Sie den Markt, suchen Sie nach
Marktlücken und überlegen Sie sich, ob Sie sich nicht lieber selbständig machen
oder sich einer Arbeitsloseninitiative anschließen sollten. Haben Sie vielleicht schon
immer einen geheimen Wunsch gehegt, etwas ganz anderes zu tun? Dann haben
Sie jetzt genügend Zeit dafür, um es systematisch anzugehen. Spielen Sie Ihre
Möglichkeiten zuerst in Ihrer Phantasie durch und machen Sie sich dann daran,
Nägel mit Köpfen herzustellen. Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der trotz
mancher Restriktionen das freie Unternehmertum noch immer einen gewaltigen
Handlungsspielraum und optimale Entfaltungsmöglichkeiten zur Verfügung hat.
Erinnern Sie sich daran, daß das Wort »Unternehmer« jemanden bezeichnet, der
»etwas unternimmt«.
Und vergessen Sie eins nie:
Wer sich selbst aufgibt, wird von anderen aufgegeben!
Nehmen Sie die zahlreichen Weiterbildungsangebote der Arbeitsämter wahr, auch
wenn diese manchmal nach einem recht willkürlichen Schlüssel verteilt werden
mögen. Es kann niemals schaden, im Leben etwas dazuzuler-nen, das mindeste,
was Sie davon haben werden, ist Wissenszuwachs und gesteigerte Flexibilität.

Vom Umgang mit Schulden und Krediten


Das Geld ist eines der großartigsten Werkzeuge der Freiheit, die der Mensch
erfunden hat.
Friedrich Hayek

Haben Sie hohe Schulden? Fühlen Sie sich von der Last Ihrer finanziellen
Verpflichtungen erdrückt? Dann sehen Sie die Sache doch einmal von dieser Seite:
Wenn Sie beispielsweise mit DM 100000 verschuldet sind, bedeutet dies doch, daß
Sie irgend jemandem mindestens DM 100000 wert sein müssen! Das mag Ihre Bank
sein oder Ihr Schwiegervater, Ihr Geschäftspartner oder Ihr bester Freund - fest steht
jedenfalls, daß niemand ohne guten Grund Kredit bekommt. Damit sind nicht nur die
zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheiten gemeint, die von Kreditinstituten
getroffen und gefordert werden, sondern eben vor allem die psychologischen
Faktoren, die zur Geldübereignung führen. Nicht selten werden Sie erleben, daß
andere Menschen Ihnen ihr Geld geradezu aufdrängen wollen, weil sie sich
irgendwelche Vorteile davon erhoffen.
Jeder Hochstapler, jeder Heiratsschwindler führt uns vor, wie leicht es eigentlich ist,
an das Geld anderer Leute zu kommen, wenn man auf die eine oder andere Weise
ihre Bedürfnisse befriedigt, von der Prahlsucht bis zur Sehnsucht nach Liebe. Wir

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wollen damit solche anrüchigen Praktiken bestimmt nicht rechtfertigen, aber sie
lehren uns doch immerhin auf recht anschauliche Weise, was wir schon zu Beginn
unseres Buchs ausführten, daß nämlich der Wert des Geldes (und der eines
Menschen) vor allem im Kopf existiert und mit »objektiven« Gegebenheiten nur
selten etwas zu tun hat.
Prägen Sie sich als nächstes folgenden Leitsatz ein: Schulden zu haben heißt, etwas
wert zu sein!
Wenn Sie nun Ihrerseits jemandem einen Kredit von DM 100 000 gewähren, so tun
Sie dies ebenfalls nicht ohne gute Gründe. Ob Sie nun auf eine Gewinnbeteiligung
bei einem Geschäftsunternehmen spekulieren, auf Zinsgewinn und Rendite, oder ob
es Dinge wie Abenteuerlust, Spieltrieb, Freundschaft oder gar Liebe sind, die Sie
dazu bewegen -stets erwarten und erhalten Sie einen Gegenwert. Auch das
sogenannte Lehrgeld, mit dem man oft für gescheiterte Geschäfte büßt, ist
keineswegs völlig verloren und in den Wind geschrieben, denn klüger geworden sind
Sie nach einem solchen Verlust doch ganz bestimmt, nicht wahr? Ein Millionär gab
mir einmal den Rat: »Wenn du überhaupt kein Geld hast, solltest du einen Kredit von
mindestens DM 100000 aufnehmen. Dann wirst du nie ein langweiliges Leben
führen: Entweder du schaffst es, oder du gehst unter.« Ergänzend sollten wir noch
hinzufügen, daß wir freilich auf spielerische Weise versuchen sollten, es zu schaffen
- alles andere wäre ein allzu hoher Preis.
Viele von uns sind in dem Glauben erzogen worden, Schulden und Kredite seien
etwas Unanständiges, Unseriöses. Ein Blick auf das Finanzgebahren der
Superreichen legt jedoch den gegenteiligen Schluß nahe: Die meisten von ihnen sind
verschuldet und operieren stark mit fremdem Geld.
Ein weiterer Blick auf das Finanzgebahren der Kreditinstitute zeigt uns auch schnell,
wieso dem so ist. Banken und Sparkassen leben vom Vertrauen, das sie in Sie
persönlich setzen! Mit den Zinseinnahmen finanzieren sie ihre Aktionäre und
Teilhaber, und wenn Sie selbst Kredite aufnehmen, so sichern Sie dadurch
Arbeitsplätze!
Es ist den wenigsten Menschen vielleicht bewußt, wie gern Banken doch Kredit
geben. Oft wollen sie ihn ihren Kunden sogar geradezu aufdrängen. Kreditgeld, das
zurückgezahlt wird, ist ehrliches Geld. Solange, bis Sie es zurückzahlen müssen, ist
es sogar Einkommen. In Zeiten hoher Inflation können Sie sich über Ihre Schulden
nur freuen: Das Geld wird immer weniger wert, und wenn Sie es schließlich
zurückzahlen, haben Sie oft trotz der Zinsen noch einen erheblichen Gewinn
gemacht!
Kredite sind nichts Ehrenrühriges, sie sind die Finanzierung von Projekten und
Anschaffungen, die sonst nicht verwirklicht oder gekauft werden würden. Noch
einmal. Sie sichern Arbeitsplätze und bescheren Tausenden von Menschen ihr
tägliches Brot.
Wenn Sie also das nächste Mal bei einer Bank vorsprechen müssen, um einen
Kleinkredit zu beantragen, so machen Sie sich vorher klar, daß Sie der Bank damit
einen Gefallen tun. Kreditgeber sind Freunde und Helfer.
Haben Sie erst einmal ein entwickeltes Reichtums- und Wohlstandsbewußtsein und
strahlen Sie dieses auch aus, so überzeugt das Ihre Gläubiger zehn Mal mehr als
jede materielle Sicherheit und Bürgschaft.
Und im übrigen gilt Kostolanys Feststellung: »Der ehrliche Schuldner ist einer, der
seine Erben enttäuscht, nie jedoch seine Gläubiger.«
Aber auch folgendes: »Es gibt bestimmt Menschen, die froh darüber sind, nicht ihre
eigenen Gläubiger zu sein.«
Sorgen Sie selbst dafür, daß Sie nicht zu dieser Kategorie gezählt werden müssen!

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Von Pfändungsängsten und anderer Unbill
Wer hat Angst, wer hat Angst,
wer hat Angst, wenn der Gerichtsvollzieher kommt?
Er fordert tausend Mark dann prompt.
Und wenn ich nichts zu pfänden hab -
zieht er ganz einfach wieder ab!
Insterburg & Co.

Kein Mensch kann Ihnen Geld wegnehmen, das Sie nicht besitzen. Wir leben in einer
einigermaßen aufgeklärten Zeit, in der man sie nicht wegen Verschuldung bei
Wasser und Brot in einem finsteren Burgverlies einsperrt und täglich foltert. Dieser
Hinweis scheint zwar banal, wird aber immer wieder vergessen. Die Angst des
Schuldners vor seinen Gläubigern ist ein weiterer großer, ja ein ganz großer Fehler
beim Umgang mit Geld. Es ist eigentlich die Angst vor der sozialen Schande, vor
dem Liebesentzug durch die Gesellschaft.
Es gibt gesetzliche Vorschriften, die das Pfändungswesen genau regeln. Sollte Ihnen
also tatsächlich eine Pfändung ins Haus stehen, so informieren Sie sich ausführlich
darüber, was möglich ist und was nicht, und wie Sie sich zu verhalten haben. Sie
werden erstaunt sein, wie wenig man Ihnen eigentlich wegnehmen darf und was bei
uns noch alles unter das nichtpfändbare »Existenzminimum« fällt.
Wenn es hart auf hart kommt, gilt es vor allem innere Ruhe zu bewahren und nicht in
Panik zu geraten. Mir selbst passierte vor einigen Jahren Ähnliches, als das
Finanzamt meine Steuernummer mit der eines Schuldners verwechselt hatte. Als ich
eines Tages nach Hause kam, warteten in einem etwas abseits geparkten Wagen
zwei Herren, die den Hauseingang sorgfältig im Auge behielten und sofort zur Stelle
waren, als ich meine Schlüssel zückte. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Fehler
aufgeklärt war, und so etwas ist sicherlich niemals angenehm. Es hat mich aber auch
gelehrt, daß die irrationalen Urängste, die wir mit Pfändungen oft verbinden, völlig
übertrieben und ungerechtfertigt sind. Ein Gerichtsvollzieher ist schließlich kein
Exekutionskommando!
Und wehren Sie sich nach Kräften! Hier wie überall gilt:
Innere Resignation ist der Tod des seelischen und materiellen Reichtums!
Köpfen wir also frohen Mutes den Götzen Armut und seinen Priester
Armutsbewußtsein! Bekämpfen wir tapfer den Bettler in uns, denn er ist nicht unser
Freund.
Bedenken Sie:
Armutsbewußtsein ist ein Krebs der Seele!

Vom Besten aller Welten


Ich kann auf alles verzichten - außer auf Luxus.
Oscar Wilde

Gönnen Sie sich stets nur das Beste vom Besten. Man sollte, so hat Prentice Mulford
in seinem Unfug des Lebens und des Sterbens einmal formuliert, stets nur in den
allerbesten Hotels absteigen — und sei es nur im Geiste. Wir sollten den Nachsatz
abändern in: vor allem im Geiste! Denn viele Menschen, die es sich ohne mit der
Wimper zu zucken leisten können, das durchschnittliche Monatseinkommen eines

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Facharbeiters für ein oder zwei Nächte in einem Luxushotel hinzublättern, leben
dabei im Geiste doch eher in einer drittklassigen Absteige: Unzufriedenheit, ständige
Mäkelei, entwürdigender Umgang mit dem Personal sind die typischen Anzeichen für
ihre allgemeine Unlust und Unfähigkeit, das Leben und den eigenen Reichtum
wirklich zu genießen.
Das bedeutet nun aber nicht, daß Sie alles klaglos hinnehmen sollten, was man
Ihnen vorsetzt, weder im Hotel noch im Restaurant noch sonstwo. Doch sollte es
nicht der Preis sein, der über Ihre Zufriedenheit oder Unzufriedenheit entscheidet!
Wenn Sie schäumend vor Wut den Hotelmanager zu sich zitieren, um ihm ein »für
vierhundert Mark die Nacht kann ich ja wohl etwas Besseres erwarten!«
entgegenzublaffen, schaden Sie damit nur sich selbst, denn dann haben Sie
psychologisch gesehen Ihre vierhundert Mark dadurch entwertet-und damit auch Ihr
persönliches Selbstwertgefühl. Ein unbeteiligter Beobachter sieht solche Szenen viel
objektiver (achten Sie einmal darauf, wenn Sie dazu Gelegenheit haben). Obwohl er
vielleicht selbst Hotelgast ist, ergreift er innerlich merkwürdigerweise in solchen
Fällen meist für das Personal Partei und sieht in dem tobenden Meckerer vor allem
eine Witzfigur, die durch ihr Geschrei in Wirklichkeit doch nur darum bettelt,
ernstgenommen zu werden.
War das Handtuch schmutzig, das Bett nicht frisch bezogen, oder funktionierte der
Fernseher ausgerechnet beim Länderspiel nicht, so weisen Sie das Personal höflich,
aber bestimmt darauf hin. Lassen Sie sich von niemandem auf dem Kopf
herumtanzen, sondern bewahren Sie sich Ihren Selbstrespekt und bleiben Sie vor
allen Dingen immer souverän und gelassen! Probleme lösen sich ohnehin nicht
dadurch, daß man sich über sie aufregt, das schlägt nur unnötige Wunden, verletzt
das Ego und führt unweigerlich immer wieder zu noch unangenehmeren Reprisen.
Nehmen Sie alles mit Humor, das schont Nerven, Magen, Nieren und letztlich auch
den Geldbeutel.
Schließlich brauchen Sie das Hotel oder Restaurant nicht wieder aufzusuchen, wenn
es wirklich so schlecht war.
Begehen Sie auch nicht den Fehler, miserablen Service dadurch zu »bestrafen«,
indem Sie kein Trinkgeld geben. Im Gegenteil, geben Sie lieber etwas mehr als
gewöhnlich, denn damit überwinden Sie den schalen Geschmack der Hilflosigkeit,
der womöglich sonst in Ihrem Mund zurückbleibt.

Die Klingelbeutelverschwörung
Denk an die armen hungernden Tiger in Indien!

Ein sehr bedenklicher Aspekt des Armutsdenkens ist seine Kaschierung als
Menschenfreundlichkeit. Ich erinnere mich an eine Filmszene, in der jemand seinem
Kater etwas zu Fressen hinstellte. Als das hebe Haustier die Mahlzeit nicht anrühren
wollte, ermahnte er es: »Friß gefälligst! Denk an die armen hungernden Tiger in
Indien!«
Mit dem Hinweis, daß es verwerflich sei, in einer Welt, in der Hunger herrsche, an
Geldanhäufung zu denken, weil es zuwenig davon gäbe, reiten wir uns nur noch
tiefer in die Katastrophe hinein. Man hat manchmal den Eindruck, als hätten sich alle
möglichen religiösen und politischen, philosophischen und spirituellen Gruppen in
diesem einen Punkt zu einer grenzübergreifenden gigantischen Verschwörung
zusammengeschlossen, um davon abzulenken, daß Geld nicht etwa versklavt
sondern ganz im Gegenteil frei macht. Von links bis rechts, von rot bis grün bis

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schwarz bekommen wir zu hören, wie verwerflich der »schnöde Mammon« doch sei.
Mir drängt sich die Erinnerung an einen Fix und Foxi Comic meiner Jugend auf, wo
Lupo zu Lupinchen meinte, als diese gerade ihr Taschengeld bekommen hatte: »Gib
das Geld her, dir verdirbt das nur den Charakter!« Und mit ebendiesem Argument
wird es uns denn auch fleißig aus der Tasche gezogen. Doch welcher
Kirchenprediger würde diese Ermahnung auch für sich gelten lassen, wenn man sich
selbst dabei einmal kräftig aus seinem Klingelbeutel bediente?
Die schlimmsten Übeltäter sind die wohlmeinenden, aber hilflosen Helfer. Aufgrund
ihrer Ohnmacht machen sie Fehler über Fehler, ohne sich dessen überhaupt bewußt
zu sein, und kompensieren ihre eigene Unfähigkeit mit Ideologie und moralinsauren
Vorwürfen gegenüber Andersdenkenden und - vor allem - Andershandelnden. Eines
ihrer charakteristischsten Kennzeichen ist die Vorliebe für Verbote, Strafen und
Sanktionen aller Art. Nur selten bewirken sie jedoch mehr als noch schlimmeres
Elend, weil sie nämlich denjenigen, die tatsächlich etwas ändern könnten, durch ihre
im Grunde lebensfeindliche, säuerliche Art auch den letzten Mut und die winzigste
Motivation rauben, anstatt sie durch positive, optimistische Perspektiven nachhaltig
zu überzeugen und sich mit ihnen zusammenzuschließen.
Wenn Sie wirklich dazu beitragen wollen, das zweifellos bestehende Elend auf der
Welt zu lindern, so sollten Sie zunächst einmal bei sich selbst anfangen. Erst wenn
Sie das sichere Gefühl haben, aus der Fülle heraus zu leben und nicht nur einen
schlecht kaschierten Mangel zu kompensieren, können Sie tatsächlich die Ärmel
hochkrempeln und zupacken. Dann werden Sie nämlich wirklich Nägel mit Köpfen
machen und den Menschen wirkungsvoll helfen, anstatt sich selbstgefällig in
tatenlosem Mitleid zu erschöpfen oder Ihr Gewissen allenfalls durch eine
Weihnachtsspende nach dem Motto »Augen zu und durch!« zu beruhigen.
Es ist schon lange bekannt, daß nicht etwa Mangel an Geld oder Nahrung das
Problem des Welthungers bedingen. Noch ist genug für alle Menschen da, wird mehr
als genug Nahrung erwirtschaftet. Es ist vielmehr ihre Verteilung und der falsche
Umgang mit Wirtschaft und Finanzen, die eine der Hauptursachen für
Hungerkatastrophen ist. Während in Afrika Menschen verhungern, werden in Europa
Tomaten und Äpfel vernichtet, verbrennen amerikanische Farmer ihren Weizen,
brasilianische Pflanzer ihren Kaffee. Dadurch, daß Sie persönlich reich werden,
nehmen Sie jedoch niemandem etwas weg. Im Gegenteil, erst dadurch versetzen Sie
sich dazu in die Lage, im großen Stil zu wirken und zu helfen. Egal welche politische
Meinung Sie über die Weltlage haben sollten, soviel ist jedenfalls sicher:
Wir helfen anderen nicht dadurch, daß wir selbst arm bleiben!
Die gegenteilige Auffassung ist ein gefährlicher Mythos, der uns in Schach halten
soll, damit wir weiterhin an unsere Unzulänglichkeit glauben. Es fällt den
herrschenden Mächten eben sehr viel leichter zu regieren, wenn ihre Untertanen
ständig mit einem schlechten Gewissen durchs Leben laufen, von dem sie sich
allenfalls durch Spenden und Machtverzicht freizukaufen versuchen.
Selbstverständlich gibt es Ausbeutung und Mißachtung der Menschenrechte,
selbstverständlich ist politisches Engagement stets dort gefragt, wo unser Gewissen
es uns nahelegt. Doch sollte dies nicht in der naiven Hoffnung geschehen, durch
eine Nivellierung nach unten würden sich die Probleme schon ändern. Nur wer
Herrschaft über sich selbst hat, kann verbrecherischer Ausbeutung wirkungsvoll die
Stirn bieten, anstatt sich im Gefühl der Ohnmacht zu gefallen und die Verantwortung
auf die »Verhältnisse« abzuwälzen. Streben wir also lieber nach Reichtum für alle,
der sich eben nicht von der Armut anderer speist, denn es ist genug da. Fangen wir
bei uns selbst an und helfen wir anderen, ebenfalls reich und glücklich zu werden.

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Übung 1
Wenn Sie Kreditschulden haben sollten, so setzen Sie sich in einer ruhigen Stunde
mit Papier und Schreibstift hin und malen die Summe auf. Nehmen wir als Beispiel
die schon erwähnten DM 100000. Meditieren Sie nun nicht etwa darüber, daß vor
dieser Zahl ja eigentlich ein dickes rotes Minuszeichen steht, das es schleunigst in
ein schwarzes Plus umzuwandeln gilt. Im Gegenteil, machen Sie sich erst einmal in
aller Gründlichkeit klar, daß Sie dieses Geld einmal erhalten haben, daß es
zumindest im metaphysischen Sinne Ihr Geld ist, da Sie ja darüber verfügt haben.
Wenn Sie dies etwa zehn Minuten lang getan haben, atmen Sie tief und ruhig ein
und sprechen Sie dabei laut: »Ich bin mindestens DM 100000 wert!« Wiederholen
Sie diesen Vorgang mindestens fünfundzwanzig Mal, je öfter desto besser.
Versuchen Sie gleichzeitig, den Reichtum in Ihrem ganzen Körper zu spüren. Das
mag Ihnen zunächst vielleicht etwas albern erscheinen, aber Sie können uns
glauben, daß Ihr Unbewußtes sehr dankbar auf diese Streicheleinheiten reagieren
wird, selbst wenn sich Ihr Verstand zu Anfang dagegen sträuben mag.
Nun machen Sie eine Liste, in der Sie alle Gründe aufführen, die dafür sprechen,
weshalb es richtig ist, daß Sie mindestens DM 100 000 wert sind (in Wirklichkeit ist
die Summe Ihres Werts natürlich sehr viel größer, aber wir wollen bescheiden
anfangen). Das können sachliche Gründe sein (»Weil ich am meisten von meinem
Geschäft verstehe«, »Weil ich der beste Buchhalter im ganzen Betrieb bin«, »Weil
ich diese Bombengeschäftsidee hatte« und so weiter), aber auch psychologische
(»Weil ich so ein netter Kerl bin«, »Weil ich sehr gut mit Menschen umgehen kann«,
»Weilich die ehrlichste und zuverlässigste Frau bin, die ich kenne« und so weiter).
Flunkern Sie dabei jedoch nicht - Sie müssen schon überzeugt von dem sein, was
Sie hinschreiben. Deshalb müssen Sie auch gegebenenfalls solange suchen, bis Sie
wenigstens eine Handvoll ausgezeichneter Gründe entdeckt haben, und wenn die
ganze Aktion Tage dauern sollte! Es ist von allergrößter Wichtigkeit, daß Sie nicht
eher ruhen, bis Sie mindestens fünf gute Gründe gefunden haben, von denen Sie
persönlich hundertprozentig überzeugt sind!
Danach legen Sie Ihre Aufzeichnungen beiseite (nicht wegwerfen!). Zur Belohnung
können Sie nun entspannen und sich mit etwas gänzlich anderem beschäftigen. Ja
es ist sogar vorzuziehen, diese Übung nun für einige Tage (bis zu einer Woche)
völlig zu vergessen, weil sie dann nämlich ungestört vom zweifelnden Verstand im
Unbewußten ihre Wirkung entfalten kann.
Nach späteren Wiederholungen dieser Übung können Sie Ihre Aufzeichnungen
miteinander vergleichen. Die Ergebnisse werden für sich selbst sprechen.

Übung 2
Ziehen Sie einmal Bilanz Ihres eigenen Reichtums. Es kann sein, daß Sie dafür ein
ganzes Wochenende brau chen, denn wir wollen es wirklich ganz genau wissen,
deshalb nehmen Sie sich genügend Zeit dafür. Wenn es gar nicht anders geht,
können Sie die Übung auch in mehreren Etappen absolvieren.
Erstellen Sie ein Inventar Ihres gesamten Besitzes und bewerten Sie jeden einzelnen
Gegenstand, also auch jeden Löffel, jede Garnrolle, jede Untertasse. Dies ist wichtig,
um Ihr Unbewußtes darauf zu konditionieren, daß auch kleine Gegenstände ihren
Wert haben (»Kleinvieh macht auch Mist«). Gewiß, viele Bewertungen werden recht
willkürlich sein, wer kann schon objektiv den Wert eines gebrauchten Paars
Schnürsenkel bestimmen? Im Zweifelsfall nehmen Sie Flohmarkt- oder
Trödelladenpreise als Grundlage. Stapeln Sie auf keinen Fall zu hoch, aber auch
nicht zu tief, seien Sie so realistisch wie möglich. Haben Sie 37 Büroklammern in
Ihrer Schreibtischschublade liegen? Bewerten Sie sie! Drei alte Bleistiftstummel? Die

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kitschige Delfter Vase von Tante Klara mit dem eingebauten Thermometer?
Bewerten Sie sie! Natürlich gehört auch Ihr Sparkonto dazu, ebenso Ihre
Bundesschatzbriefe und Ihre Sperrminorität bei Daimler Benz! Immobilien,
Nummernkonten in der Schweiz oder im Kleinwalsertal, alte
Vorlesungsaufzeichnungen und Schulbücher, der zerfetzte alte Schal in den Farben
der Nationalflagge, den Ihre Jugendliebe Ihnen einmal zum Geburtstag strickte, die
Micky Maus Hefte aus der Schulzeit, der kostbare Perserteppich in der Diele, die
Sammlung frühexpressionistischer Meister, die Diamanten im Banktresor, die Waren
in Ihrer Lagerhalle - alles, alles, alles, was Sie Ihr eigen nennen können! Und zum
Schluß kommt noch das Bargeld dazu, auch die Münzen, die noch von Ihrer
Hochzeitsreise in Italien stammen, und die ungültigen Stalinrubel, die Ihnen der
Schwarzhändler auf dem Roten Platz in Moskau angedreht hat.
Wenn Sie damit fertig sind, und das kann eine ganze Weile dauern, sofern Sie nicht
gerade über den Warenbestand eines Bettelmönchs verfügen, rechnen Sie nun alles
zusammen und stellen Sie selbst fest, wie reich Sie doch jetzt schon sind!
Sie mögen einwenden, daß diese Übung viel zu umständlich ist, um noch Spaß zu
machen, doch können wir Ihnen versichern, daß Ihr jetziges Reichtumsbewußtsein
hinterher nie wieder dasselbe sein wird, es wird aufkeimen und blühen! Wenn Sie
danach die Lektion, daß der Reichtum Sie bereits überall umgibt, noch nicht gelernt
haben sollten, ist Ihnen wirklich nicht zu helfen. Dann versuchen Sie wenigstens,
dieses Buch an einen Freund zu verkaufen, der weniger in seine Armut verliebt ist als
Sie...

Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

Armutsbewußtsein ist ein Krebs der Seele!

Innere Resignation ist der Tod des seelischen und materiellen Reichtums!

Schulden zu haben heißt, etwas wert zu sein!

Wenn ich genügend Geld habe, um etwas zu bezahlen, kann ich es mir auch
leisten!

Reichtum ist schön! Ich bin reich und werde immer reicher!

Ich liebe meinen Reichtum!

Ich genieße meinen Reichtum von Tag zu Tag mehr!

Geld strömt mir zu und ich heiße es willkommen!

Da die ersten beiden oberen Sätze negative Inhalte haben, sollten Sie diese nicht
täglich wiederholen, weil dies das Unbewußte auf ungewünschte, ja schädliche
Weise kondi-tionieren könnte. Statt dessen empfehlen wir, daß Sie aus den obigen
Feststellungen eigene, positiv formulierte Leitsätze machen, die Sie in Ihr Leben
integrieren wollen.

Am besten wiederholen Sie alle anderen Leitsätze eine Woche lang täglich mehrmals
vor dem Spiegel.

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5 Geld und Geld gesellt sich gern
Die Gesetze des Gelduniversums
Sobald das Geld im Kasten klingt, Die Seele aus dem Fegefeuer springt.
Volksmund

Wir wollen in diesem Kapitel (und später gelegentlich wieder) unsere Ausführungen
in kleine, lose zusammenhängende Unterabschnitte einteilen, die zur persönlichen
Meditation gedacht sind und Ihnen dabei helfen sollen, auf lockere, spielerische
Weise an Ihrem Geldbewußtsein zu arbeiten. Dies ist auch die Methode, nach der
unser Unbewußtes bevorzugt lernt: durch Bilder und Assoziationen. Sie können in
Zukunft also die Abschnitte in beliebiger Reihenfolge lesen, auch »quer«, das ist
sogar erwünscht. Dabei werden Sie das eine oder andere ganz automatisch
wiederholt aufnehmen, wodurch es besser einsickert und im Unbewußten wirksam
wird.

Die Gesetze des Gelduniversums


Sie sollten sich auf jeden Fall die vier Grundgesetze des Gelduniversums einprägen.

Das Gesetz des


VERDIENENS

Das Gesetz des


AUSGEBENS

Das Gesetz des


SPARENS

Das Gesetz des I


NVESTIERENS

Das Gesetz des


VERDIENENS

Das Gesetz des VERDIENENS lautet:

VERdienen ist nicht ERdienen!

Der größte Reichtum ist unser menschlicher Geist - nur durch ihn schaffen wir die
Bedingungen, unter denen Geld gern zu uns kommt.
Das Geheimnis des Reichwerdens besteht darin, den eigenen Verdienst zu steigern.

Das Gesetz des AUSGEBENS

Das Gesetz des AUSGEBENS besagt:


Geld muß fließen, damit es sich mehren kann!

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Richtiges Ausgeben ist das Geheimnis der vermehrten Wiederkehr des Geldes.
Im Kapitel 7 werden wir noch näher auf dieses Prinzip eingehen.

Das Gesetz des SPARENS

Das Gesetz des SPARENS lautet:

Reichtumsmehrung durch Schaffung


von Überfluß!

Durch das Sparen unserer Überschüsse mehren wir unseren seelischen und
materiellen Reichtum. Dies werden wir im Kapitel 9 näher erläutern.

Das Gesetz des INVESTIERENS

Das Gesetz des INVESTIERENS formuliert sich:

Überfluß arbeitet und mehrt sich selbst!

Durch aktiven Einsatz lassen wir Geld für uns arbeiten, anstatt selbst für Geld
arbeiten zu müssen.
Dies geschieht am besten auf spielerische und intuitive Weise und wird im Kapitel 10
behandelt.

Aus dem oben Gesagten ergeben sich einige praktische Konsequenzen. So ist es
beispielsweise nicht zu empfehlen, Geld zu begehren, um damit einen bestimmten
Gegenstand kaufen zu können.
Statt dessen sollten Sie Ihr Streben und Ihre Affirmationen auf den Gegenstand
selbst richten!
Affirmieren Sie also nicht: »Ich bekomme DM 30000«, wenn Sie ein neues Auto
davon kaufen wollen. Fomulieren Sie statt dessen: »Ich bekomme ein neues Auto.«

Geld ist [...] eine Sache, deren Gebrauch nur dadurch möglich ist, daß man sie
veräußert.
Immanuel Kant

Kant formuliert hier ein bekanntes Geldgesetz: Das einzige, was man mit Geld
nämlich sinnvoll machen kann, ist, es an andere weiterzugeben. Erst durch das
Fließenlassen des Geldes kann es seine »Brüder und Schwestern« anziehen und
beim nächsten Besuch mitbringen.

Das Geld geht zu dem, der es mit unbegrenzter Leidenschaft begehrt.


Andre Kostolany

Sie sollten danach streben, ein geradezu erotisches Verhältnis zu Geld zu


entwickeln. Indem Sie es als selbständige Wesenheit von eigenem Charakter
behandeln, nimmt Ihr Unbewußtes konstruktiv zu Ihrem Geldstreben Stellung und
fördert es. Es fällt ihm nämlich weitaus leichter, sich mit konkreten, greifbaren Bildern
zu befassen als mit abstrakten mathematischen Konzepten wie »Effektivzins«,
»Rendite« oder »Arbitragespekulationsgewinn«.

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Der Einwand, persönliche Bereicherung fände stets nur auf Kosten anderer statt, ist
völliger Unfug und erweist sich schnell als Bumerang. Dahinter steht nämlich eine
Ablehnung der Reichen, und wer Reiche ablehnt, dessen Unbewußtes wird
konsequenterweise auch verhindern, daß er selbst einmal reich wird und zu ihnen
gehört. Im übrigen sind die allerwenigsten Millionäre und Milliardäre herzlose
Ungeheuer, wie uns oft eingeredet wird.
Als ich einen englischen Freund einmal fragte, weshalb es in England so
erschreckend viel Armutsbewußtsein gibt, antwortete er mir: »Weißt du, die Reichen
haben es verstanden, uns jahrhundertelang einzureden, daß Reichtum und Geld
etwas Unanständiges seien, und nun glaubt es tatsächlich jeder.« Lassen Sie sich
von solchen im Grunde machtpolitischen Tricks und Finten also nicht ins Bockshorn
jagen.

Ratenzahlung ist Besitzzuwachs!


Sie haben »erst« 30 % Ihres Autos abgezahlt? Sehen Sie die Sache doch
andersherum: Ihr Auto gehört bereits zu 30% Ihnen! (Und den Rest nimmt Ihnen
auch niemand weg, solange Sie weiterhin an diesem Reichtumserwerb arbeiten und
Ihre Raten pünktlich bezahlen.)
Fort also mit dem Armutsbewußtsein, das nur das Negative sehen will! Sie haben
Besseres verdient, nämlich das Beste!
Wir wiederholen es noch einmal: Gönnen Sie sich stets nur das Beste. Ob es Kleider
sind oder Anzüge, Kosmetik oder Schuhe, Lebensmittel oder Möbel.
Es kann sein, daß Sie am Anfang in diesem Punkt noch etwas maßhalten müssen,
weil die entsprechenden Mittel in Ihrem Portemonnaie noch nicht vorhanden sind.
Andererseits handelt es sich hierbei auch um eine ganz kühle Rechnung: Ein
Maßanzug hält in der Regel vier- bis fünfmal so lang wie die drei oder vier billigeren
Anzüge von der Stange, die Sie sonst in der gleichen Zeitspanne hätten kaufen
müssen, das gleiche gilt für Maßhemden. Sie sparen also effektiv Geld. Zudem sitzt
er wesentlich besser und verleiht Ihrem Reichtumsbewußtsein gewaltigen Auftrieb.
Auch Markenartikel aller Art sind zwar nicht immer, aber doch meistens eine Garantie
für hohe Qualität (sonst kann sich die Marke nämlich am Markt auf Dauer gar nicht
halten). Denken Sie dabei an eine Bemerkung, die man oft von wohlhabenden
Kennern zu hören bekommt: »Ich bin nicht reich genug, um mir billige Sachen leisten
zu können!«
Beachten Sie auch, daß wir nicht gesagt haben, Sie sollten sich stets nur das
Teuerste gönnen, denn das ist natürlich nicht immer dasselbe. Wenn Sie sich in
Luxusdingen Sachkenntnis aneignen und genau wissen, welche Krawattenfirmen zu
empfehlen sind oder welches Duschgel das beste ist, so manövrieren Sie sich damit
fast zwangsläufig ohne großes Zutun in die Welt des Reichtumsbewußtseins hinein.
Dann wird es Ihnen auch zunehmend leichterfallen, manifesten, also greifbaren
Reichtum um sich herum entstehen zu lassen. Und oft werden Sie sich wundern,
unter welch seltsamen »Zufällen« Ihnen derlei »zu-fällt«!
Vor allem aber sollten Sie beim Einkaufen Sorgfalt üben. Nicht um Geld zu sparen,
sondern um sicherzugehen, daß Sie tatsächlich auch nur das Beste erhalten und
nicht etwa nur das, was dem Händler die höchste Gewinnspanne verspricht.
Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, gute Sonderangebote in Anspruch zu
nehmen. Doch vergessen Sie auch den alten Satz »Zeit ist Geld« nicht: Wenn Sie
sich im Schlußverkauf den ganzen Tag lang die Hacken abrennen und sich durchs
Menschengewühl drängeln, um irgendeinen Artikel um ein paar Pfennige billiger zu
erstehen, so ist das einfach nur töricht. Abgesehen davon, daß Sie dabei

49
höchstwahrscheinlich meistens auf die minderwertige Qualität dubioser
Sonderangebote hereinfallen werden, hätten Sie die viele Zeit konstruktiv zu Hause
nützen können, um sich in aller Bequemlichkeit zu entspannen und/oder Ideen fürs
Geldverdienen zu entwik-keln - und außerdem das Gefühl zu genießen, nicht auf
Grabbeltische angewiesen zu sein.
Fragen Sie sich auch, was Ihnen Ihre Nerven wert sind! Lohnt es sich wirklich, in
stickigen, überhitzten Kaufhäusern stundenlang an der Kasse schlangezustehen,
wenn Sie im Fachgeschäft nebenan bei zuvorkommender Bedienung und streßfrei
weitaus bessere Artikel in einem Bruchteil der Zeit um ein Weniges teurer erstehen
können, die zudem wesentlich haltbarer sind?
Suchen Sie sich im Restaurant Ihre Gerichte niemals nach der rechten, sondern stets
nur nach der linken Seite der Speisekarte aus. An der Qualität des Essens zu geizen
kommt einem Selbstmord auf Raten gleich!
Das gleiche gilt für den Einkauf von Lebensmitteln. Auch hier finden Sie gelegentlich
gute Markenprodukte im Angebot und können getrost »zuschlagen«, immer aber
sollten Sie sich nur Qualitätsware gönnen. Verbraucherberatungsstellen beraten Sie
gerne, was zur Zeit besonders zu empfehlen ist. Suchen Sie die Dinge jedoch nie
nach dem Preis aus, sondern allein danach, was Sie gerne essen würden und was
für Sie bekömmlich ist.
Eine leider notwendige Anmerkung zum Thema Diät: Wir wollen in diesem Buch
keine medizinischen Ratschläge geben. Wenn Ihr Arzt Ihnen aus gesundheitlichen
Gründen eine bestimmte Diät verordnet hat, so sollten Sie sich natürlich auch daran
halten. Vermeiden Sie es jedoch, blindlings jede Illustriertendiät mitzumachen, nur
weil es gerade Mode ist oder Sie sich und Ihren Körper im Grunde nicht mögen. Das
ist nämlich Armutsbewußtsein erster Güte! Es ist manchmal nicht mitanzusehen,
wieviel Mühe sich viele Menschen geben, um ihr Essen nur nicht genießen zu
müssen! Ein Spötter hat dazu einmal bemerkt: »Wer seine Nahrung nur nach
Kalorien zusammenstellt, verhält sie wie jemand, der seine Möbel nach dem
Heizwert kauft.« Das kleinliche, humorlose Zusammenrechnen von Joule und
Eiweißanteilen, von Vitaminen und Fettsäuren, ist eine wahre Plage für den ganzen
Menschen. Versuchen Sie statt dessen lieber, Ihre natürlichen Instinkte für das, was
für Sie richtig und genießbar ist, aufs neue zu wecken, beispielsweise indem Sie eine
natürliche Lebensweise pflegen, ausreichend und regelmäßig schlafen, keinen
Alkoholmißbrauch betreiben und für genügend Bewegung in der freien Natur sorgen.
Viele Diäten sind nur ein Vorwand für masochistische
Selbstbestrafungsmechanismen, und nur selten haben sie etwas mit den
hochgelobten »wissenschaftlichen Erkenntnissen« /u tun, mit denen uns die Medien
jeden Tag aufs neue beglücken. Wenn Sie sich einmal die Diätmoden der letzten
zwanzig Jahre anschauen, bekommen Sie wahrscheinlich das Grausen, wieviel
Widersprüchliches sich auf diesem Sektor tummelt. Gehen Sie die Sache also lieber
gelassen und, vor allem, genußvoll an. Verweigern Sie jede Diät, die Ihnen nicht
zugleich auch schmeckt, denn das ist eine Quälerei des Körpers und der sichere
Weg in die Krankheit. Geldbewußtsein fängt bei scheinbar »ganz kleinen« Dingen
an, und die Großzügigkeit sich selbst gegenüber auch in Ernährungsdingen gehört
unweigerlich dazu.
Damit wollen wir durchaus nicht für Völlerei und Maßlosigkeit plädieren. Aber Sie
sollten es sich zur Gewohnheit machen, sich mindestens einmal im Monat (noch
besser: einmal pro Woche) ein sehr gutes Essen zu gönnen, ob im Spitzenrestaurant
oder zu Hause. Leisten Sie sich ruhig öfter mal etwas russischen Kaviar und
französischen Champagner, sofern Sie dergleichen mögen, anstatt sich mißmutig

50
oder auch nur achtlos mit drittklassiger Ware aus dem Billigmarkt im buchstäblichen
Sinne »abspeisen« zu lassen.
In meiner Studentenzeit gab es unter den Teilnehmern des komparatistischen
Oberseminars einen jour fixe: Jeden Donnerstag trafen wir uns etwa 6 Stunden vor
dem Seminar bei einem Kommilitonen, der in Universitätsnähe wohnte und ein
Gourmet und ausgezeichneter Koch zugleich war, eine vergleichsweise seltene
Kombination. Jeder brachte seinen Obulus ein und verpflichtete sich, das im Laufe
der vergangenen Woche in seiner Wohngemeinschaft aufgehäufte schmutzige
Geschirr zu spülen und beim Küchendienst zu helfen. Während wir dies taten,
unterhielten wir uns über unser Lieblingsthema, die Literatur, lachten viel und aßen
schließlich, wenn das meist drei- oder viergängige Menü endlich fertig war, die
köstlichsten Gerichte und sprachen den guten Tropfen zu, die uns unser Gastgeber
zu kredenzen pflegte. Wie sehr unterschied sich das doch von der stupiden,
freudlosen Mensa-Geherei der meisten Studenten! Für gar nicht sehr viel mehr Geld
als ein Mensaessen bekamen wir ausgezeichnete, stets frische Lebensrnittel,
liebevoll zubereitet, und das, obwohl keiner von uns sonderlich betucht gewesen
wäre (zahlreiche Mitglieder der Runde lebten damals vom BAFöG-Mindestsatz). Das
Erstaunlichste aber war, daß unser Maitre de cuisine (der seine Dissertation
passenderweise auch über das Thema des Essens im europäischen Roman
schrieb!) keineswegs nur einmal die Woche derart zu speisen pflegte, sondern sich
und seine Mitbewohner täglich selbst bekochte, und zwar im gleichen
anspruchsvollen Stil. Wenn man wirklich darauf achtet, muß gutes Essen keineswegs
teuer sein, es kostet lediglich ein bißchen Mühe und Phantasie, und schon lassen
sich die allerschönsten Dinge auf den Tisch zaubern. Dies setzt einfach nur voraus,
daß man sich selbst genug wert ist, um sich gut ernähren zu wollen. Machen Sie, so
gut es eben geht, aus jedem Essen einen kleinen Festakt. Vergessen Sie nicht, daß
das Auge auch mitißt. Es ist nur wenig Aufwand, ein Gericht entsprechend zu
garnieren- aber für unser Unbewußtes macht es den größten nur erdenklichen
Unterschied. Wahrer Luxus ist nicht teuer - er ist Ausdruck der Selbstachtung und
der Liebe zu sich selbst. Das Unbewußte wird uns eine solche Einstellung durch
verstärkte Mitarbeit bei allem danken, was uns unserem Lebensziel näherbringt:

Übung l
Erstellen Sie folgende Liste:
10 Dinge, die ich am besten kann
10 Dinge, die ich am liebsten täte
10 Dinge, die ich am liebsten besäße

Wenn Sie die Liste fertig haben, überlegen Sie, wie Sie zu Kombinationen zwischen
den verschiedenen Kategorien gelangen können; wie Sie also etwas, das Sie am
besten können, mit etwas verbinden, was Sie am liebsten täten, um dadurch etwas
zu erhalten, das Sie am liebsten besäßen ...

Übung 2
Weiter geht's, wieder mit einer Liste:
10 Dinge, die mich bisher daran hinderten, zu tun, was ich am liebsten täte, und die
ich nun abschaffen werde
10 Dinge, die ich in diesem Monat tun werde, um mein Geldbewußtsein zu steigern
10 Dinge, die ich mir in diesem Monat gönnen werde

51
Übung 3
Beantworten Sie folgende Fragen:
10 Möglichkeiten, wie ich noch innerhalb dieser Woche DM 100,- dazuverdienen
kann*
10 Möglichkeiten, wie ich noch innerhalb dieser Woche DM 80,- sinnvoll ausgeben
kann
10 Möglichkeiten, wie ich noch innerhalb dieser Woche DM 10,- sparen kann
10 Möglichkeiten, wie ich noch innerhalb dieser Woche DM 10,- investieren kann*

Es macht nichts, wenn es Ihnen schwerfallen sollte, schon jetzt auf alle diese Fragen
optimale Antworten zu finden, schließlich haben Sie unser Buch ja noch nicht zu
Ende gelesen. Doch wollen wir damit Ihre eigene Kreativität
anregen.
Nach vollständiger Lektüre des Buchs sollten Sie zumindest die Übungen 2 + 3
miadestens ein Jahr lang monatlich durchführen. Beobachten Sie die
Veränderungen, die sich in Ihrer persönlichen Einstellung zu Reichtum und Geld und
in Ihren finanziellen Verhältnissen dadurch ergeben.

Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

An der Qualität des Essens zu geizen kommt einem Selbstmord auf Raten
gleich!

Wahrer Luxus ist Ausdruck der Selbstachtung und der Liebe zu sich selbst!

Ich arbeite nicht, um Geld zu verdienen, sondern damit das Geld gerne zu mir
kommt!

Geld und Geld gesellt sich gern!

Am besten wiederholen Sie jeden Leitsatz eine Woche lang täglich mehrmals vor
dem Spiegel.

* Sie können diese Summe nach Ihren persönlichen Gegebenheiten verändern.


Doch sollte das Verhältnis 10:8:2:2 dabei gewahrt bleiben.

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KLEINES INTERMEZZO
Geld in der Bibel - und was wir wirklich daraus lernen sollten
Das Geld macht alles möglich.
Prediger Salomo, 10,19

Die Bibel, dieses »groß wüst Buch« (Luther), eignet sich aufgrund ihres großen
Umfangs und ihrer weitgespannten Thematik vorzüglich für Beweisführungen aller
Art: Jeder kann sich aus ihrem reichen Schatz an Weisheiten eben das
heraussuchen, was ihm gefällt und sich für seine Zwecke eignet. Auch die Theologen
tun nichts anderes, und so werden sie uns hoffentlich nicht allzu böse sein, wenn wir
hier einige Bibelstellen dazu benutzen, um unsere kleine Einführung ins
Geldbewußtsein zu untermauern und zu illustrieren.
Ein Blick in die Bibel zeigt uns eine faszinierende Diffe-renziertheit in Gelddingen.
Von radikaler Ablehnung bis zum Lobpreis des Geldes reicht die Spanne der
Stellungnahmen, und das ist natürlich bei der Vielzahl der Autoren, die zu ihrer
Entstehung beitrugen, nicht weiter verwunderlich. Überraschend aber ist vielleicht die
Aktualität vieler Aussagen.
Wir haben den Weg der Bibelzitate gewählt, weil ein großer Teil unseres heutigen
Armutsbewußtseins auf christlichen Vorgaben fußt: Es waren immerhin die Christen,
die im Mittelalter den Zinswucher verboten (ähnlich wie der fundamentalistische
Islam es heute tut) und welche die schon damals sehr wichtige Geldwechslerei und
das Kreditwesen den Juden aufzwangen, die dafür in den folgenden Jahrhunderten
immer wieder auf blutigste Weise büßen mußten. Die Episode von Jesus, der die
Geldwechsler aus dem Tempel peitscht, hat vielleicht wie keine zweite zur
Verachtung des Geldes im christlichen Kulturraum geführt. So ist es denn
naheliegend, gerade aus dieser »Ecke« als kleines Intermezzo einmal einige
Gegenbeispiele anzuführen, um das Ganze ein wenig zu relativieren; Beispiele
zudem, die uns zeigen, daß auch damals nur mit Wasser gekocht wurde.
Unsere Auswahl erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und soll eher
als kleiner Gedankenanstoß dienen.
Am nüchternsten und realistischsten, aber auch am sinnenfrohesten geht der
legendäre König Salomo das Thema an, der zu seiner Zeit als reichster Mann der
damals bekannten Welt galt. Neben dem Zitat, das unseren Kapitelanfang schmückt,
klagt er aber auch über die Vergänglichkeit allen Lebens und betont, wie wichtig es
ist, über dem Reichtum die Lebensfreude nicht zu vernachlässigen:
Es ist ein böses Übel, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, wohl verwahrt, wird
zum Schaden dem, der ihn hat.
So habe ich nun das gesehen, daß es gut und fein sei, wenn man ißt und trinkt und
guten Mutes ist bei allem Mühen, das einer sich macht unter der Sonne in der kurzen
Zeit des Lebens, die Gott ihm gibt; denn das ist sein Teil,
Prediger Salomo, 5,12 und 17

Salomo ist auch viel zu weise, um unseren Fehler Nr. 22 zu begehen und nur noch
das Geld zu sehen:
Denn wie Geld beschirmt, so beschirmt auch Weisheit; aber die Weisheit erhält das
Leben dem, der sie hat.
Prediger Salomo, 7,12

53
Was soll dem Toren Geld in der Hand, Weisheit zu kaufen, wo er doch ohne
Verstand ist?
Sprüche Salomos, 17,16

Einige interessante Erkenntnisse bietet uns auch das von manchen christlichen
Konfessionen als apokryph eingestufte Buch des Ben Sirach:
Wird einer als Armer geehrt, wieviel mehr, wenn er reich wird. Wird einer als Reicher
verachtet, wieviel mehr, wenn er arm wird.
Buch Sirach, 10,31

In der Tat - nicht Geld macht den Charakter aus, sondern eben Charakter!
Und von geradezu umwerfender Pragmatik ist die folgende Aussage:
Besser einer, der arbeitet und großen Reichtum gewinnt, als einer, der vornehm tut
und nichts zu essen hat.
Buch Sirach, 10,27

Beachten Sie bitte:


Gut ist Reichtum, wenn keine Schuld an ihm klebt.
Buch Sirach, 13,24

Denn dann ist der Reichtum nicht gottgefällig, er belastet seinen Besitzer auch mehr
als er ihm nützt. Schuldgefühle verhindern zwar in den meisten Fällen den Erwerb
von Reichtum, oft genug führen sie aber auch dazu, daß Reichtum möglichst schnell
wieder abgeworfen wird. Auf ähnliche Weise dürfen wir auch den Satz verstehen:
Einem Engherzigen steht Reichtum nicht an.
Buch Sirach, 14,3

Wer Geld und Reichtum nicht den Spielraum läßt, den sie benötigen, um sich kreativ
zu entfalten, für den werden sie tatsächlich zur Würgeschnur.
Und gegen das kurzsichtige Hamstern ermahnt uns das Buch eindeutig:
Des Geldes wegen haben schon viele gesündigt; wer es anzuhäufen sucht, schaut
nicht genau hin.
Buch Sirach, 27,1

Das Gesetz vom Fließenlassen des Reichtums war nämlich auch in biblischen Zeiten
nicht unbekannt, wie die folgende Stelle belegt:
Setz dein Geld ein für den Bruder und Freund, laß es nicht rosten unter dem Stein,
bis es verdirbt.
Buch Sirach, 29,10

Etwas länger zurück liegen einige alttestamentarische Praktiken, über die wir heute
eher die Nase rümpfen (wenngleich sie im Adoptivkindergeschäft noch keineswegs
ausgerottet sind). So beispielsweise im Buch Genesis:
Alle männlichen Kinder [müssen beschnitten werden]..., seien sie im Haus geboren
oder um Geld von irgendeinem Fremden erworben.
1. Mose, 17,12

Seine liebe Müh und Not mit den Ägyptern hatte Joseph, der beim Pharao das Amt
des Steuereintreibers und Schatzmeisters versah, als diese ihm klagten:
Wir können unserem Herrn nicht verhehlen, daß das Geld zu Ende... ist.
1. Mose, 47,18

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Das war auch kein Wunder, denn Joseph hatte alles eingezogen, um davon Getreide
zu kaufen, dann hatte er das Vieh der Bauern gegen Getreide getauscht, um sie
schließlich, als auch das aufgebraucht war, zu Leibeigenen des Pharaos zu machen,
dem sie ab nun ein Fünftel ihrer Ernten abzugeben hatten. (Die einzige Ausnahme
bildeten, wie immer, die Priester - die gingen natürlich steuerfrei aus!)
Wenig zimperlich waren auch die Bräuche, die die Sklaverei betrafen: Wer nämlich
seinen Sklaven mit einem Stock auf der Stelle totschlug, sollte zwar dafür bestraft
werden, aber:
Wenn er noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, dann soll den Täter keine
Rache treffen; es geht ja um sein eigenes Geld.
2. Mose, 21,21

Ein für unsere heutigen Begriffe doch etwas merkwürdiger Respekt vor dem
Privateigentum!
Gegen den Zinswucher wetterten freilich nicht erst die späteren Christen:
Leihst du einem aus deinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann
sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen.
2. Mose, 22,24

Im Klartext hieß das sogar: Zinsverbot!

Auch Löse- und Brautgeld spielen im Alten Testament immer wieder eine
herausragende Rolle, ebenso Steuern und Zwangsabgaben für Tempelbau und -
renovierung zu Jerusalem. König Joas bestimmte, daß den Priestern alles Geld
übergeben werden solle, was aufgrund von
Schätzung (Besteuerung) und Spenden eingenommen wurde, damit sie den
baufälligen Tempel wieder auf Vordermann bringen sollten. Diese scherten sich
freilich drei-undzwanzig Jahre nicht um dieses Edikt und betrieben statt dessen
munter Zweckentfremdung, bis schließlich das Donnerwetter kam, der König ihnen
die Steuereinzugshoheit entzog - und sie sich dafür auch nicht mehr um die
Renovierung zu kümmern brauchten. Statt dessen richtete man einen Opferstock ein,
der immer dann, wenn er voll war, in Gegenwart des königlichen Schreibers geöffnet
wurde, um dann den Werkleuten übergeben zu werden, die sich um seine
Verwendung kümmerten. Immerhin herrschte trotz allem eine Menge Vertrauen,
denn die Werkleute, die ihrerseits die Handwerker beauftragten, wurden durch
keinen Rechnungshof geprüft und handelten auf Treu und Glauben. (2. Könige, 12,
1-16)
Gelegentlich wurde auch schon mal der Himmel bemüht, um sich um die Sicherung
des Reichtums zu kümmern, so etwa im zweiten (wie Sirach teilapokryphen)
Makkabäer-buch:
Die Priester... rieten den Himmel an: Er habe die Hinterlegung von Geld durch
Gesetze geordnet; so solle er es jetzt denen, die es hinterlegt halten, unversehrt
bewahren.
2. Makkabäer, 3,15

Weniger fein verhielt sich die damalige Soldateska:


Simeons Soldaten nahmen jedoch aus Habgier Bestechungsgelder an...
2. Makkabäer, 10,20

55
Machen wir nun einen Zeitsprung und gehen wir zum Neuen Testament über. Jesus
Christus ist uns im allgemeinen eher als geldfeindlich bekannt, schon wegen der
erwähnten Episode mit den Geldwechslern im Tempel
(Johannes, 2,15), aber auch wegen anderer Ermahnungen wie der folgenden
vielzitierten:
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Reich Gottes
gelangt.
Matthäus, 19,24

Doch man macht es sich zu einfach, wenn man derart einseitig zitiert. Was die
Reichen seiner Zeit anging, die zumeist hartherzige, bigotte Pharisäer waren, wenn
wir den Evangelisten glauben dürfen, so entsprechen diese auch unseren
Idealvorstellungen nicht unbedingt, wie inzwischen ja wohl deutlich geworden sein
dürfte. Und sicherlich hatten nach damaligem Religionsempfinden Geldwechsler im
Tempel ebensowenig etwas zu suchen wie eine Coca-Cola-Reklame in einer Kirche
unserer Tage. Daß Jesus freilich auch in anderen, geldfreundlichen und
geldbewußten Kategorien zu denken und zu lehren verstand, beweist jene Parabel,
von der wir den Ausdruck »mit seinen Pfunden wuchern« abgeleitet haben. Diese
Parabel findet sich sowohl bei Matthäus (25,14) als auch bei Lukas. Letztere Version
wollen wir wegen ihres wunderschönen Deutsch hier in der revidierten Lutherfassung
in voller Länge zitieren. (Die übrigen Zitate entstammen, wo nicht anders vermerkt,
der Einheitsübersetzung.)
Da sie nun zuhörten, sagte er weiter ein Gleichnis, darum daß er nahe bei Jerusalem
war und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden, und sprach:
Ein Edler zog ferne in ein Land, daß er das Königtum erlangte und dann
wiederkäme. Er ließ zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und
sprach zu ihnen: Handelt damit, bis daß ich wiederkomme! Seine Bürger aber waren
ihm feind und schickten Botschaft ihm nach und ließen sagen: Wir wollen nicht, daß
dieser über uns herrsche. Und es begab sich, da er wiederkam, nachdem er das
Königtum erlangt hatte, hieß er dieselben Knechte rufen, welchen er
das Geld gegeben hotte, daß er erführe, was ein jeglicher erlangt hätte. Da trat herzu
der erste und sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund erworben. Und er sprach zu
ihm: Ei, du frommer Knecht, weil du bist im Geringsten treu gewesen, sollst du Macht
haben über zehn Städte. Der zweite kam und sprach: Herr, dein Pf und hat fünf Pf
und getragen. Zu dem sprach er auch: Und du sollst sein über fünf Städte. Und der
dritte kam auch und sprach: Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, welches ich habe im
Schweißtuch behalten-, ich fürchtete mich vor dir, denn du bist ein harter Mann; du
nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. Er sprach
zu ihm: Aus deinem Munde richte dich, du böser Knecht. Wußtest du, daß ich ein
harter Mann bin, nehme, was ich nicht hingelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät
habe: warum hast du denn mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben? Und wenn
ich gekommen wäre, hätte ich's mit Zinsen gefordert. Und er sprach zu denen, die
dabeistanden: Nehmet das Pfund von ihm und gebet's dem, der zehn Pfund hat. Und
sie sprachen zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn Pfund. Ich sage euch aber: Wer
da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das noch
genommen werden, was er hat. Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich
über sie herrschen sollte, bringet sie her und macht sie vor mir nieder.
Und als er solches sagte, zog er fort und reiste hinauf nach Jerusalem.
Lukas, 19,11-27

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Dieses Beispiel ist nicht nur interessant, weil es unser Jesusbild revidieren hilft, es
bietet in sich auch einige äußerst wichtige Grundgesetze des Geldbewußtseins, die
wir hier kurz zusammenfassen wollen:
Wer da hat, dem wird gegeben werden.
Geld will zu Geld, wie wir im letzten Kapitel bereits formulierten. Die beiden
erfolgreichen Knechte werden weit über das Maß hinaus belohnt, in dem sie mit dem
ihnen anvertrauten Geld zu arbeiten und es zu mehren verstanden.
Der Neid des dritten Knechts wird bestraft: Weil er dem Reichen schaden wollte und
sich in seine eigene Unpro-duktivität verstrickte, anstatt selbst die Stelle des Reichen
anzustreben, geht er völlig leer aus. (Bei Matthäus wird der Versager sogar in die
Finsternis hinausgeworfen: »da wird sein Heulen und Zähneklappen«!)
Beachten Sie bitte auch das Armutsbewußtsein der Umstehenden, die nicht
verstehen können, warum der Herr ausgerechnet dem erfolgreichsten noch einen
Bonus von einem weiteren Pfund gewährt: »Herr, er hat doch schon zehn Pfund!«
Ebenso wichtig ist aber auch der Hinweis, daß die Sorgfalt in kleinen Dingen (hier:
bei kleinen Beträgen) reiche Früchte trägt: »weil du bist im Geringsten treu gewesen,
sollst du Macht haben über zehn Städte«. Matthäus formuliert es sogar (wieder in der
Luther-Fassung) noch eindringlicher:
Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will
dich über viel setzen.
Matthäus, 25,21

Egal ob Sie ein religiöser Mensch oder Atheist sein sollten, ob Sie an die Botschaft
des Christentums glauben oder einer anderen Konfession angehören, lernen Sie aus
diesem Beispiel doch immerhin folgendes: Wir sollten mit den uns gegebenen
Pfunden wuchern, unsere Talente und Anlagen optimal nutzen, dann werden wir
einen überverhältnismäßig großen Gewinn davon haben. Geiz und Neid,
Ängstlichkeit und Risikoscheu in finanziellen Dingen werden dagegen vom Leben
hart bestraft; sie zahlen sich nicht aus, Zuversicht und Optimismus dagegen immer.
Das geflügelte Wort »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott« entstammt zwar ebensowenig
der Bibel wie die Sätze »Dem Mutigen hilft Gott« (Schiller, Wilhelm Teil) und »Portes
fortuna adiuvat« (Simonides), das dem deutschen »Wer wagt, gewinnt« entspricht,
doch finden wir dort durchaus ähnliche Stellen.
Wir wollen diesen kleinen Exkurs ins Reich der Bibel aber statt dessen mit einem
Satz aus dem Vaterunser beschließen, der uns eine Ermahnung sein sollte, etwas
lockerer mit Verschuldung umzugehen und das ganze im Gesamtzusammenhang zu
sehen:
Und erlaß uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen
haben.
Matthäus, 6,12

Übung 1
Am Geld kristallisieren sich unsere Ängste und Triebe am offensichtlichsten: Nein
sagen zu Geld ist immer auch ein Nein sagen zu unseren geheimsten Bedürfnissen.
Die dahinterstehenden Verdrängungsmechanismen sind die gleichen wie bei Sexual-
und Machtkomplexen. Deshalb können wir das Geld auch als ausgezeichnetes Indiz
für unsere Persönlichkeitsentwicklung verwenden.
Sagen Sie Ja zu sich selbst. Tun Sie es sofort: Stellen Sie sich vor den Spiegel,
blicken Sie sich selbst tief in die Augen und sagen Sie ganz schlicht laut und deutlich
»JA!«

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Wiederholen Sie diese schlichte, aber ungeheuer wirkungsvolle Übung so oft Sie
wollen.

Übung 2
Sagen Sie sich täglich mindestens 10 mal:
Besser reich und gesund als arm und krank!
Je mehr ich habe, um so mehr wird mir gegeben werden!

Übung 3
Wenn Sie Spaß an biblischen Parabeln und ihrer Deutung haben, so können Sie sich
einmal das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg vornehmen (Matthäus, 20,1-
16). Untersuchen Sie es auf Hinweise für ein gesundes Reichtumsbewußtsein. Die
folgenden Fragen sollen Ihnen dabei helfen:

1. Wer bekommt mehr - wer hart und lange arbeitet, oder wer die Gunst der Stunde
nutzt? Was bedeutet das für meinen Gelderwerb und mein Geldbewußtsein?

2. Was besagt das Gleichnis über die Einstellung, die ich zu meinen finanziellen
Verpflichtungen haben sollte?

3. Was ist die tiefere Bedeutung von »So werden die Letzten die Ersten und die
Ersten die Letzten sein«?

4. Welche praktischen Lehren will ich aus diesem Gleichnis für mein Geld- und
Reichtumsbewußtsein ziehen?

58
6 Geld als »Erde«, Geld als »Luft«
Die Esoterik des Geldprinzips
Geld ist eine Form der Ertergiespeicherung.
John Culkin

Machen wir ein kleines Spiel: Tun wir einmal so, als wäre Geld eine Person, ein
richtiges Wesen wie du und ich. Personifizieren wir es, wie der Psychologe sagen
würde, und verhalten wir uns ganz danach, seien wir dabei also völlig konsequent.
Das bedeutet, daß wir mit dem Geld das gleiche tun wie mit einem sehr guten
menschlichen Freund: Wir freuen uns über sein Erscheinen und begrüßen es innig,
bieten ihm einen Platz an, umarmen es, bieten ihm etwas zu trinken an, unterhalten
uns mit ihm, schwelgen in Erinnerungen an gute alte Zeiten und gemeinsam erlebte
Abenteuer, vertrauen ihm unsere Probleme an und helfen ihm bei seinen, sind
gegenseitig füreinander da -und wenn dieser gute Freund wieder gehen will,
klammern wir uns nicht etwa an ihm fest oder fesseln ihn mit Stricken an unser Sofa,
sondern verabschieden ihn freundlich, begleiten ihn zur Tür, wünschen ihm alles
Gute und laden ihn ein, bald einmal wiederzukommen und vielleicht seine eigenen
Bekannten mitzubringen.
Albern? Kindisch? Erwachsene Menschen, die um einen Haufen Papierscheine und
Metallstücke knien und auf sie einreden, mit ihnen lachen und weinen? Wie verrückt
kann die Welt eigentlich noch werden?
Und doch gibt es viele gute Gründe für ein solches Verhalten. Es ist kein bloßes
Hirngespinst, es ist angewandte Psychologie. Und es wäre unserer Erfahrung nach
töricht, aus einem nur halbdurchdachten Vorurteil heraus freiwillig auf die vielen
Segen zu verzichten, die uns daraus erwachsen können, spielerisch und kindlich mit
dem Geld umzugehen.
Unser Unbewußtes liebt solche Spiele, und Geld tut es auch. Schließlich ist es ja
auch das Kind unseres Unbewußten, wie wir bereits gesehen haben.
Vielleicht sind an dieser Stelle ein paar Worte zur Esoterik des Geldprinzips
angebracht, die uns einige Fingerzeige für den praktischen Umgang mit dem Geld
geben können. Immerhin ist die Esoterik auch die Wissenschaft vom Geist und
seinen Gesetzen, und wir können viel von ihr lernen, was die Meisterung des Lebens
angeht.
In der Esoterik ist das Modell von den vier Elementen oder Urkräften des
griechischen Philosophen Empedokles (490-430 v.d.ZR.) noch heute gängig. Es sind
diese Elemente: Erde, Wasser, Feuer und Luft. (Erst später kam noch das Element
Äther hinzu.) Sie stehen für Grundstrukturen des Kosmos und werden als Prinzipien
verstanden, nicht aber als materielle Objekte, weshalb man sie auch nicht mit den
Elementen des Chemikers verwechseln darf. So steht beispielsweise das Element
Wasser unter anderem für das Empfängliche, das Passive und Visionäre, für den
Traum, die Phantasie und die Intuition. Das Element Feuer dagegen vertritt das
Dynamische, Aktive, die Willenskraft und den Trieb. Uns brauchen in diesem
Zusammenhang nur zwei Elemente zu interessieren, und wir wollen gleich mit dem
ersten anfangen, nämlich dem Element Erde.
Es ist in der hermetischen Esoterik üblich, materielle Dinge, seelische Prozesse und
überhaupt alles, was das Leben ausmacht den Elementen zuzuordnen oder,
genauer, durch sie verständlich zu machen. Das Geld nun wird schon seit langem mit
dem Element Erde gleichgesetzt. Erde steht für das Konkrete, Greifbare, für Materie,

59
Besitz und Struktur, und auf den ersten Blick mag die Zuordnung daher auch
einleuchten.
Wenn wir aber einen Blick in die Geschichte der Esoterik werfen, so stellen wir fest,
daß diese Gleichsetzung »Geld = Erde« erst im 19. Jahrhundert im großen Stil
betrieben wurde. Früher dagegen ordnete man das Geld dem Luftprinzip zu, das für
das Bewegliche, die Kommunikation, das Denken und den Transport steht.
Im 19. Jahrhundert verstand man Reichtum vor allem als Immobilienbesitz:
Grundstücke, Ländereien, Häuser, Schlösser - alles, was als »solide« und
»unbeweglich« galt, mußte zur Geldanlage herhalten. Der Wert des Geldes wurde,
wie wir gesehen haben, nach schwer beweglichen Edelmetallen (Silber und Gold)
bemessen, die von den Staatsbanken gehortet wurden, und wenn auch viel mit
Aktien und Unternehmensbeteiligungen spekuliert wurde (man denke etwa an den
Bau des Suez- und des Panamakanals, an dem sich manch ein Spekulant
gesundstoßen mochte); doch als seriös und solide galten eben nur statische
Sachwerte. Dies war auch neben der industriellen Revolution mit ihrem Fabrikenbau
und der Maschinisierung der Arbeitsprozesse die Epoche der Arbeitersiedlungen, der
Landflucht und der Proletarisierung der Städte.
Tatsächlich ist Geld aber ein Versprechen, und es ist von Natur aus beweglich, es
wurde ja überhaupt erst wegen seiner beispiellosen Beweglichkeit erfunden! Sein
Wesenskern ist zutiefst un-statisch, und wenn wir nun unser zu Anfang dieses
Kapitels begonnenes Spiel fortsetzen, so stellen wir fest, daß Geld ein Geselle ist,
den ständig die Wanderlust packt und den es nicht lange an einem Ort hält. Deshalb
ist es auch der beste Freund des Händlers, dessen Hauptaufgabe ja darin besteht,
Waren von einem Ort des Überangebots zu einem Ort des Mangels zu bewegen.
Mithin haben Händler und Geld eins gemeinsam: Sie leben von ihrer Beweglichkeit.
Und aus diesem Grund ist Geld auch kreuzunglücklich, wenn man versucht es zu
horten und »unter einem Stein verrosten läßt, bis es verdirbt«, wie die Bibel sagt.
Zudem ist Geld »nicht eßbar und hat keinen anderen Nutzen, als sich auf andere,
nicht-geldliche Werte zu beziehen, also Vermittler [...] zu sein.«*
Deshalb gilt in der Astrologie auch das Zeichen der Waage als Inbegriff des Handels.
Der Händler stellt ein Gleichgewicht her, aber er wägt auch ab, wieviel er erwerben
und um wieviel er es wieder veräußern soll. Der römische Gott Merkur (griechisch:
Hermes), der flinke und äußerst gewitzte Götterbote mit den Flügelsandalen, galt
früher als Schutzpatron des Geldes (sowie pikanterweise der Kaufleute und Diebe!),
und noch heute pflegen die Hexer mit Merkuranrufungen und -ritualen zu arbeiten,
wenn sie durch Zauberei ihr Bankkonto aufbessern wollen.
Soweit so gut, doch was hat das mit unserem persönlichen Verhältnis zum Geld zu
tun? Eine ganze Menge, wie wir meinen! Wie es.in dem oben bereits, zitierten
esoterischen Artikel heißt:
Indem man durch die Zuordnung zur Luft das Geld nämlich als etwas Un-Statisches
betrachtet, verliert es gleich einen großen Teil seiner Bedrohlichkeit, es sei denn,
man krebst (pardon! steinbockt) immer noch in den ontologi-schen Kinderschuhen
herum und bejammert haareraufend die Tatsache, daß der Wandel doch das einzige
Beständige auf dieser Welt ist. Aber wer bringt es schon über sich, Geld als etwas
Leichtfüßiges, Ephemeres nicht nur zu begreifen, sondern auch zu schätzen, wenn
es ihm gerade fehlt? Dabei kommt es meines Erachtens gerade in Zeiten der
Geldnot (von denen ich persönlich manch garstig Lied zu singen wüßte!) darauf an,

* Frater V.D., »Geldmagie, oder Mit Dreck fängt man keine Mäuse«, ANUBIS.
Zeitschrift für praktische Magie und Psychonautik, H. l, 1985, S. 16.

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diesen Schritt zu tun und das Geld als Spiel zu begreifen, als geradezu kosmischen
Ausdruck des Tanzes der Schöpfung, als Verkörperung der sich ständig
wandelnden, abwechselnden Energien von Yin und Yang, von Finsternis und Licht
usw.
Wir wollen noch einige weitere Passagen aus diesem Artikel zitieren, weil es uns
zeigt, wie die Esoterik das Geldprinzip versteht und wie man damit umgehen kann,
auch wenn man selbst kein Esoteriker ist oder werden will.
Richtig interessant wird es allerdings [,..] beim »Erfolg auf der anderen Schiene«.
Dieses Phänomen tritt recht häufig auf, und ich könnte eine wahre Unzahl wahrer
Begebenheiten aus meiner eigenen Praxis wie auch aus der einiger magischer
Freunde berichten. Doch soll ein Beispiel hier genügen: Vor einigen Jahren stand mir
finanziell das Wasser bis zur Oberkante der Unterlippe, so daß ich nicht mehr wußte,
wovon ich im nächsten Monat leben sollte. Daraufhin unternahm ich eine Reise ins
Erd-Tattwa (immer noch an die Analogie »Geld = Erde« glaubend!) [Das Erd-•Tattwa
ist ein FarbsymboTder'Erde, in das mäh im Rahmen einer gelenkten Trancereise
hineingeht, um dort aus dem Unbewußten nützliche Informationen zu erhalten-, vgl
auch mein Werk Die heilende Kraft der Elemente, Angaben s. Anhang, Anm. d.
Autors] und erhielt von einer der dort zuständigen »Instanzen« ein vieltägiges Ritual
genannt, welches ich durchführen sollte. (Man könnte dergleichen Mitteilung als
»Offenbarung«, als »Durchsage« oder als »Information aus dem Unbewußten«
bezeichnen, aber das ist hier jetzt nebensächlich.) Einige Tage vor Beendigung des
Rituals erhielt ich dann anstelle irgendwelcher Lotteriegewinne oder
unwahrscheinlicher Schenkungen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gleich fünf
Aufträge auf einmal, von denen einer dringender und eiliger war als der andere. Da
ich es mir nicht leisten konnte, auch nur einen davon abzulehnen fes standen
immerhin auch spätere Anschlußaufträge auf dem Spiel - perfide, perfide!), endete
die Angelegenheit damit, daß ich zwar im nächsten Monat nicht verhungern mußte,
dafür aber zahlreiche Wochen lang einen 16-Stunden-Tag hatte, bis ich fast am
Krückstock ging. Da hatte ich meine »Erde«!
An diesem Beispiel sehen wir, daß uns Geld stets auf unserer eigenen
Bewußtseinsebene begegnet. Wenn wir es für schwer erreichbar halten, wird es für
uns auch schwer erreichbar werden, denn unsere äußere Wirklichkeit paßt sich stets
unserer inneren an. Es lehrt uns aber ferner, uns nicht auf eine bestimmte
Einkommensquelle zu versteifen und nach nichts anderem mehr Ausschau zu halten:
Das Gelduniversum ist voller Überraschungen, und das macht das Leben auch so
amüsant!
Gehen wir vom Personifikationsmodell aus, so leuchtet es auch ein, daß wir Geld
umsichtig behandeln müssen, um uns seine Freundschaft zu erhalten. Denn:
Warum sollte sich die Wesenheit namens » Geld« zu jemandem begeben, der sie im
Grunde seines Herzens nicht mag und sie verachtet? Würden wir selbst das etwa
tun, wenn wir die Wahl hätten? Und Geld hat die Wahl, das können Sie glauben!
Überall stehen ihm Tag und Nacht Türen und Tore offen, wird es zärtlich willkommen
geheißen und gehegt -und wieder ausgegeben. [...] Geld ist luftig und verspielt, wo
man es in dumpfen Verliesen oder dämlichen Sparschweinen einsperren will, da fühlt
es sich nicht wohl und verduftet bei der nächsten passenden oder (meistens)
unpassenden Gelegenheit - eben ganz wie wir es auch täten!
Geld will Spaß haben, wie jeder bessere Unterhaltungskünstler auch. Und wenn wir
ihm diesen gönnen, etwa indem wir [...] es liebkosen und streicheln, ihm aber auch
ohne Zaudern seine Freiheit geben, wenn es wieder fort will - dann, und erst dann
hört es auf, uns durch sein Fernbleiben zu beherrschen oder durch seine materiellen
Aspekte (die es ja durchaus hat) zu versklaven und abhängig zu machen. Es ist

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wahr: Geld stinkt nicht, es läßt allenfalls stinken! Doch wie gesagt, überschätzen wir
es nicht!
Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie einen Freund hätten, der Sie immer nur
aufsucht, wenn er etwas von Ihnen will? Mal will er sich Ihren Wagen auslernen, mal
pumpt er Sie um ein Abendessen an, mal braucht er eine sturmfreie Bude - nur wenn
es ihm gut geht, verschwendet er keinen Gedanken an Sie und läßt monatelang
nichts von sich hören. Wahrscheinlich würden Sie dies eine Weile lang mitmachen,
bis Sie es leid wären - und dann würden Sie ihm den Laufpaß geben und sich
Freundschaften suchen, bei denen das Prinzip des gegenseitigen Gebens und
Nehmens ausgewogener funktioniert. Oder umgekehrt: Was täten Sie, wenn Ihr
Freund oder Ihre Freundin sich wie eine Klette an Sie klammerte, Sie bei jeder
Begegnung auf der Straße unerbittlich am Mantelknopf drehend in ein Gespräch
verwickelte, obwohl Sie schon zehnmal beteuert haben, Sie hätten es eilig? Wenn er
oder sie Sie mit Einladungen überschüttete, um Sie nach Möglichkeit nie wieder
fortzulassen? Richtig, Sie würden das Weite suchen!
Ganz ähnlich aber, verhält sich Geld, wenn wir in ihm nur Mittel zum Zweck sehen
und uns blindlings an ihm festklammern. Deshalb sollten Sie Geld auch um seiner
selbst willen lieben, denn letztlich beweisen Sie damit ja, daß Sie sich selbst (und
das Geld als Kind Ihres Unbewußten) lieben.
Es gibt noch eine weitere Konsequenz aus dieser Erkenntnis: Wenn Sie einen
bestimmten Gegenstand haben wollen, dann sollten Sie nicht nach dem Geld
streben, mit dem sie ihn erwerben können! Das kann gar nicht oft genug betont
werden. Wollen Sie ein neues Sportfahrrad haben? Einen Wagen oder einen
Pelzmantel? Dann richten Sie Ihre Affirmationen auf diese Gegenstände selbst und
affirmieren Sie nicht, »Ich werde DM 800 bekommen«, um dann damit das Fahrrad
zu kaufen!
Die Tatsache, daß es meist leichter fällt, Gegenstände oder Aufträge o. ä.
herbeizuzaubern als Bargeld und Erbschaften, mag vielleicht auch damit zu tun
haben, daß unser Unbewußtes (das im psychologischen Modell ja für die Magie
verantwortlich zeichnet) mit Abstraktionen wie Geld nur wenig anfangen kann,
sondern lieber, wie es ein Kind auch täte, viele bunte Gegenstände herbeischaffen
möchte. Und schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Leute in Ihrer Umgebung
ebenfalls alle ein Fahrrad wollen, viel geringer, als dies bei Geld der Fall ist, so daß
die »Energieform« Fahrrad sich besser orientieren kann und sich wie ein Taxi zu
dem begibt, der eben speziell nach ihr winkt.
Wie bei menschlicher Liebe auch, sollte die »Liebe zum Geld« bedingungslos und
ohne Hintergedanken sein. Erst durch diese Ablösung des Geldes von seiner
Funktion gelingt es uns, es in Mengen anzulocken. Dazu ein praktischer Tip aus dem
Geldmagie-Artikel:
Recht amüsant kann es auch sein, sich seinen pekuniären Willenssatz [...] mit dem
Kugelschreiber auf die Schuhsohlen zu schreiben und sich seine Erfüllung
gewissermaßen zu »erlatschen«. Das ist vor allem etwas für Naturen, die immer
noch meinen, man müsse sich Geld »hart erarbeiten« und gleicht im übrigen der
Technik der tibetischen Gebetsmühlen...
Der Artikel schließt mit einem wichtigen Hinweis, den wir in anderer Form schon
behandelt haben:
Geld ist, wie Elektrizität (und wie Magie!) eine völlig neutrale Kraft, eine Energie, die
zum Guten wie zum Bösen angewandt werden kann, und wer dies nicht nur im Kopf,
sondern auch im Bauch verinnerlicht hat, dem offenbart es eine geheime Magie ganz
besonderer Art: Geben ist seliger denn Nehmen - doch das schließt das Empfangen
nicht aus...

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Gießen wir also den Geldbaum in unserem inneren Garten Eden! Seien wir nett zu
uns und ebenso nett zum Geld, dann werden wir zu einer lebenslangen Freundschaft
finden, die bei allen Schwankungen und Krisen (die nun einmal zu jeder
Freundschaft dazugehören, sonst ist sie langweilig) erfüllt ist von gegenseitiger
Zuneigung, Verläßlichkeit und Treue.
Halten Sie sich stets vor Augen, daß Sie sowieso unbezahlbar sind! Dann werden
Ihnen auch kleine Geldbeträge Vergnügen bereiten, die zu Ihnen kommen.

SPIEL GELD - SPIEL LEBEN!

Praktisches Geldtraining
Verfahren Sie nach folgendem 3-Stufen-Plan:

GELD AFFIRMIEREN!

DARAN GLAUBEN!

NICHT NACH DEM »WIE« FRAGEN!

1. GELD AFFIRMIEREN
Klare Zielvorgaben sind der Schlüssel zu jedem Erfolg. Überprüfen Sie, ob Sie
wirklich eine bestimmte Geldsumme wollen, oder ob Sie sie in Wirklichkeit für den
Kauf einer neuen Wohnzimmergarnitur, eines Hauses oder für eine Urlaubsreise
möchten. Wenn Sie eher Gegenstände, Sachwert und so weiter anstreben, so
"sollten Sie lieber" diese affirmieren.
Das Affirmieren selbst funktioniert sehr einfach: Sie formulieren Ihren Willenssatz in
möglichst knapper, eindeutiger Form und schreiben ihn auf ein Blatt Papier.
Vermeiden Sie Negativformulierungen. Sagen Sie also nicht: »Ich will nicht gepfändet
werden«, formulieren Sie statt dessen: »Ich kann mühelos meine Steuern bezahlen«
o. ä. Diesen Satz wiederholen Sie dann täglich bei jeder passenden Gelegenheit (es
kann auch stumm im Geiste geschehen) so oft es geht.
Es ist auch eine gute Idee, die Affirmationen auf kleine Zettel zu schreiben, die Sie
überall in der Wohnung und am Arbeitsplatz aufhängen, damit Sie immer wieder an
Ihr Ziel erinnert werden. Es macht auch nichts, wenn Sie nach ein paar Tagen die
Affirmationen am Rasierspiegel nicht mehr bewußt wahrnehmen (sog.
»Abnutzungseffekt«). Das ist sogar besser, denn nun kann Ihr Unbewußtes, vom
Verstand völlig unbehindert, sie aufnehmen.
Auch Positives Denken und Autosuggestion sind gut geeignet, um unsere Wünsche
zu verwirklichen. Im Buchhandel gibt es eine Reihe ausgezeichneter Werke zu
diesem Thema.

2. DARAN GLAUBEN
Technisch gesehen geht es bei dieser Stufe vor allem darum, etwaige Zweifel
auszumerzen. Das beste ist, Zweifeln ihre Macht zu nehmen, indem Sie sie
ignorieren. Versuchen Sie nicht, die Zweifel in einem seelischen Gewaltakt zu
verdrängen! Dadurch würden Sie sie nur noch tiefer ins Unbewußte einpflanzen - und
dort werden Sie dann auf katastrophale Weise wirksam. Lassen Sie Zweifel einfach
aufsteigen, ohne sie weiter zu beachten. Beunruhigen Sie sich nicht, mustern Sie die
Zweifel vielmehr in aller Gelassenheit, sagen Sie völlig ruhig: »Soso!« und denken
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Sie dann an etwas anderes. Das mag eine gewisse Übung erfordern, doch es geht
schon sehr bald viel einfacher, als man zu Anfang glauben mag.
Seien Sie sich auch darüber im klaren, daß es nur eine einzige Instanz gibt, die
darüber entscheidet, ob Sie Erfolg haben wollen und werden - SIE SELBST! Religiös
gesinnte Menschen sprechen in diesem Zusammenhang auch vom »Gott im eigenen
Inneren« - die Auswirkung ist in beiden Fällen die gleiche. Wenn Sie selbst dafür
sind, ja wenn Gott dafür ist, wer kann dann noch etwas dagegen ausrichten?
Schließen Sie dazu innige Freundschaft mit sich selbst und mit Ihrem Leben, hören
Sie auf, Ihr eigener schlimmster Feind zu sein. Seien Sie sich etwas wert, und
scheuen Sie sich nicht, dies auch auf der materiellen Ebene zu dokumentieren.

3. NICHT NACH DEM »WIE« FRAGEN!


Die Wege des Unbewußten sind unergründlich. Angenommen, Sie wollen mit Hilfe
unseres Geldtrainings ein schönes Haus bekommen. Wenn Sie sich nun vor,
während oder nach Ihrer Affirmation ständig damit blockieren, indem Sie fragen:
»Ach, wie soll das denn gehen? Ich habe DM40 000 Schulden, mein Mann ist
arbeitslos und ich bin schon viel zu alt, um noch eine besser bezahlte Stelle zu
finden!«, dann verstoßen Sie nicht nur gegen die Spielregel der Stufe 2 durch Ihre
Zweifel; Sie beschränken darüber hinaus auch Ihre eigenen Wirkungsmöglichkeiten.
Mehr Bescheidenheit, bitte! Nur weil Ihr Bewußtsein vielleicht phantasielos sein mag,
muß das noch lange nicht auf Ihr Unbewußtes zutreffen!
Reverend Ike hat dazu einmal ein sehr treffendes biblisches Beispiel gebracht. Als
Gott in der Genesis Licht haben wollte, so führt er aus, da hat er sich auch nicht
hingestellt, sich ratlos am Hinterkopf gekratzt und sich überlegt, wie er denn bloß
Licht zustandebringen sollte! Er hat sich auch nicht gefragt, wie es ginge, die Welt zu
erschaffen, und sich gesagt, das sei doch »eine ganz schwierige Sache!« Nein, er
hat einfach sein »Es werde Licht!« formuliert - und so geschah es auch*
Sagen Sie jetzt nicht, daß Sie ja nicht Gott seien. Geben Sie Ihrem Unbewußten eine
Chance, Ihnen zu beweisen, wieviel es tatsächlich vermag. Hocken Sie nicht
selbstgefällig auf Ihrer eigenen Borniertheit, sondern seien Sie optimistisch und
offen. Sie haben nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen!
Die wirksamste Methode besteht darin, sich der Frage nach dem »Wie« dadurch zu
entziehen, daß Sie unentwegt Ihren Erfolg affirmieren und sich offen für jede
Möglichkeit halten, Ihr Ziel zu erreichen. Geldbewußtsein ist ein Bereich, wo sich das
Urvertrauen in die eigene Intuition und die Gesetze des Gelduniversums immer
auszahlen.
Sollten Sie trotz mehrerer Versuche und nach gewissenhafter Befolgung unserer
anderen Empfehlungen zur Schulung Ihres Geldbewußtseins immer noch unsicher
sein, ob Sie alles richtig machen, empfehlen wir Ihnen den Besuch eines
Geldtrainingsseminars (Adressenhinweis im Anhang). Dort können Sie unter
erfahrener Anleitung etwaige eigene Blockaden besser erkennen und auflösen -eine
Investition in Ihr Glück, die sich immer lohnt und tausendfach auszahlt!

Geld schwor einst einen Eid: Niemand, der es nicht liebte, sollte es haben.
Irisches Sprichwort

Ideen machen Millionäre!

* Frederick Eikerenkoetter (= Rev. Ike), Rev. Ike's Secrets for Health, Happi-ness and
Prosperity - For YOU!, New York, 1981, S. 58.

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Heirate nicht um Geld, doch begib dich dorthin, wo das Geld ist.
Alfred Lord Tennyson

Geld zu horten ist, als würde man Fisch horten-, beides ist ungesund, denn beide
wollen schwimmen und fließen. Elegant drückt es Michel de Montaigne aus: Wenn
man sich dazu entschlossen hat, einen Geldhaufen zu behalten, gehört er einem
nicht mehr-, denn man kann ihn nicht mehr ausgeben.
Es gibt keine absolute Sicherheit im Leben - weder Aktien noch Rentenanleihen,
Goldbarren, Bankkonten, Immobilien oder Sparstrümpfe sind ein Schutz gegen den
Wandel, der allen Dingen zu eigen ist. Finden wir uns nicht bloß zähneknirschend
damit ab, sondern sagen wir aus tiefstem Herzen Ja dazu und spielen wir das Spiel
mit. Seien wir keine Spielverderber, genießen wir vielmehr, was uns da geboten wird
- und wenn wir dieses Angebot noch verbessern wollen, soll uns niemand daran
hindern. Die einzige Sicherheit, die Sie im Leben finden werden, ist die Sicherheit in
Ihrem eigenen Inneren! Die Sicherheit, gelernt zu haben, wie man Geld so im Leben
lenkt, daß es im Überfluß auf Sie zuströmt anstatt ständig nur davonzufließen und zu
verdunsten - das ist eine Sicherheit, die jeden Pensionsan-spmch, jede unsichere
Rente bei weitem in den Schatten stellt, denn es ist die Sicherheit, sich auf sich
selbst verlassen zu können, und keine andere Sicherheit lohnt es sich anzustreben.
Wohlstandsbewußtsein bedeutet auch, Menschen mehr zu geben, als ihnen ihr Geld
wert ist.

»Ach, lieber Gott, sag mal, wieviel sind für dich eine
Million Jahre?«
»Ein Minütchen, mein Kind.«
»Und wieviel sind für dich eine Million Mark?«
»Ein Groschen.«
»Ach, lieber Gott, dann schenke mir doch bitte einen
Groschen.«
»Warte ein Minütchen.«

Ziehen Sie keine negativen Vergleiche! Vergleichen Sie Ihren Erfolg niemals mit dem
anderer, die in Ihren Augen »noch viel erfolgreicher« sind. Das schwächt nur Ihr
Selbstvertrauen und verwickelt Ihre Energien in fruchtlose Rückzugsgefechte. Ziehen
Sie andere Erfolgreiche nur heran, um sich anzuschauen, wie man es machen kann
und welche Fehler Sie vermeiden sollten.
Der einzige Wettbewerb, den Sie in Sachen Gelddingen zulassen dürfen, ist das
Spiel mit Ihren eigenen Grenzen. Erscheint Ihnen eine Million wie eine unvorstellbar
große Summe? Dann versuchen Sie es eben mit einer halben. Immer noch zuviel?
Dann eben eine Viertelmillion, und so weiter, bis Sie eine in Ihren Augen
»realistische« Einschätzung gefunden haben. Arbeiten Sie damit, bis Sie einige
Erfolgserlebnisse verbucht haben, und dann versuchen Sie- aber völlig unverkrampft
und spielerisch -, Ihren eigenen Rekord zu übertreffen. Schieben Sie die Grenzen
dieses scheinbaren »Realismus« immer weiter hinaus, dehnen Sie sich selbst aus,
denn schließlich sind Sie ein Kind des unendlichen Universums. Die ganze Evolution
hat darauf hingearbeitet, Sie zu erschaffen, der ganze Kosmos ist auf Ihrer Seite,
wenn Sie es nur erkennen.
Wenden Sie nicht ein, das sei ein gefährlicher Ego-Trip, eine Aufforderung zum
rücksichtslosen Egoismus. Das Prinzip der Mehrung beruht auf dem Zusammenspiel
aller. Nur wenn Sie zu anderen großzügig sind, werden diese überhaupt großzügig
zu Ihnen sein können — denn erst müssen die Schleusen weit geöffnet werden,

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damit die Kräfte ungehindert strömen können. Egoismus und Habgier richten sich
selbst, weil sie eine künstliche Selbstbeschränkung sind, die auf Angst beruht. Und
wovor man sich fürchtet, das lockt man auch an. (Überprüfen Sie das selbst: Wenn
ein fremder Hund Sie auf der Straße anbellt, wird er noch munterer, sobald Sie Angst
zeigen. Wenn Sie aber gar in Panik davonlaufen, ist es völlig um Sie geschehen:
Dann haben Sie seinen Jagdinstinkt geweckt, so daß selbst aus dem harmlosesten
Zwergpinscher plötzlich eine reißende Bestie werden kann - jedoch nur durch die
Energie, die Sie ihm geben! Ganz anders dagegen, wenn Sie gelassen bleiben und
Mut zeigen: Dann wird der Hund Sie schon bald in Ruhe lassen oder sich Ihnen
sogar schwanzwedelnd unterwerfen.)
Geld sollte stets völlig bewußt ausgegeben werden. Machen Sie sich also klar, daß
Sie sich dabei nicht nur von etwas trennen, sondern vielmehr etwas in den
Geldkreislauf einspeisen. Das ist mehr als nur eine Kleinigkeit, tatsächlich
entscheidet es nämlich darüber, ob Sie sich unbewußt als passives Opfer oder als
aktiv Handelnder verstehen.
Je mehr wir uns über das freuen, was wir kaufen, um so mehr erhalten wir auch für
unser Geld, der Gegenwert steigt - zunächst nur subjektiv, später aber immer mehr
auch auf der objektiven Ebene. Es sollte uns doch zu denken geben, daß gerade die
Reichen viele Dinge am billigsten oder sogar umsonst angeboten bekommen! Aus
jeder psychologischen Reichtumssteigerung wird auch eine materielle. Erinnern Sie
sich noch, wie Sie sich früher als Kind über jeden Kinogroschen freuen konnten und
ihn staunend ansahen? Auch im Gelduniversum sollten wir das Bibelgebot »werdet
wie die Kinder« beherzigen.

Der Umgang mit Verlusten


Verhalten Sie sich in Ihren Geldausgaben möglichst kontrazyklisch, solange Sie noch
mit Geldmangel zu kämpfen haben. Das bedeutet, daß Sie gerade in jenen Zeiten,
da Sie am wenigsten Geld in der Tasche haben, auch am wenigsten geizen dürfen.
Sparen Sie also nicht am Trinkgeld, wenn Sie gerade knapp bei Kasse sind. In
meiner Studentenzeit lebte ich zwar einigermaßen komfortabel, aber keineswegs
üppig, und mehr als einmal herrschte arge Ebbe in meiner Kasse. Gerade dann
pflegte ich die höchsten Trinkgelder zu geben — und siehe da, wie im Märchen taten
sich meist schon nach wenigen Tagen jedes Mal aufs neue plötzlich völlig
unverhoffte Verdienstmöglichkeiten auf, von denen ich vorher nicht einmal zu
träumen gewagt hätte! Ich kann Ihnen leider nicht erklären, wie unser Unbewußtes
solche Wunder vollbringt, die oft schon an Zauberei grenzen (ja von vielen
Geheimwissenschaftlern tatsächlich auch als Magie bezeichnet werden), aber daß es
sie vollbringen kann ist sicher, das hat nicht nur meine Erfahrung allein gezeigt.
Wenn Sie in Zeiten finanzieller Engpässe allzusehr auf die Bremse treten, verkeilt
sich Ihr Armutsbewußtsein nur aufs neue, alte Verhaltensmuster und Ängste brechen
wieder auf, und dann wird es sehr schwierig, aus dem neuen Teufelskreis wieder
auszubrechen. Gerade dadurch, daß Sie dann nicht geizen, setzen Sie den Kreislauf
wieder in Bewegung und profitieren davon. Geld kommt nämlich zu uns durch seinen
Gebrauch, weil es das freie Strömen liebt!
Es ist eine Selbstverständlichkeit unter Geschäftsleuten, daß es sich mit Schulden
ausgezeichnet leben läßt - sie müssen nur hoch genug sein! Dann haben nämlich die
Gläubiger ein reges Interesse daran, daß Sie am Leben bleiben und weiterhin Geld
verdienen, um Ihre Schulden abzutragen. Nicht selten wird Fast-Bankrotteuren noch
jahrelang von Seiten ihrer Kreditgeber kräftig unter die Arme gegriffen, damit sie

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doch noch wieder Boden unter die Füße bekommen. Und oft genug hilft dies auch,
ein leckgeschlagenes Schiff wieder seetauglich zu machen.
Früher gab es auch die Maxime, daß jeder gute Geschäftsmann mindestens dreimal
bankrott gegangen sein müsse. (Ähnlich wie beim Reiten, wo es heißt, daß nur der
ein guter Reiter sein kann, der bereits sieben Mal vom Pferd gestürzt ist.) Damit ist
nicht gemeint, daß die Pleite etwas Erstrebenswertes wäre, im Gegenteil. Nein,
honoriert wird damit die Fähigkeit, selbst in den allerschlimm-sten Zeiten die Nerven
zu bewahren und sich nicht kleinkriegen zu lassen: Ein wirklich guter Geschäftsmann
(ebenso natürlich eine Geschäftsfrau) ist ein Stehaufmännchen, das auf Verluste
flexibel reagiert und nie den Mut verliert. In Zeiten der Not plötzlich übermäßig sparen
zu wollen ist dagegen ein Zeichen von Existenzangst und schlechten Nerven. Es ist
wie an der Aktienbörse, wo man treffend von den »Ängstlichen« und den
»Kaltblütigen« spricht. (Näheres dazu im Kapitel 10.) So etwas kann einfach nur
schiefgehen!
Jammern Sie also nicht über etwaige Verluste, sagen Sie nicht: »Ich Idiot habe mein
ganzes Vermögen verloren!«, sondern fragen Sie vielmehr: »Welche wertvolle
Erkenntnis habe ich dafür gekauft und wie werde ich sie ab nun nutzen?« Das ist
nicht nur nervenschonender, es sorgt auch dafür, daß Sie tatsächlich dazulernen,
anstatt ständig aufs neue alte Fehler zu wiederholen oder sich in Trübsinn und
Negativität zu verlieren.
Gewiß, das ist oft leichter gesagt als getan, aber es läßt sich trainieren. Und: Sie
haben keine andere Chance, wenn Sie wirklich glücklich sein wollen!
Haben Sie immer noch Schuldgefühle, wenn Sie Geld ausgeben? Das zeugt von
mangelndem Vertrauen in die eigene Fähigkeit, neues Geld zu beschaffen, und Sie
sollten schleunigst etwas dagegen unternehmen. (In den ersten Kapiteln haben Sie
einige entsprechende Übungen dazu kennengelernt.) Denn Geld ist in einem Punkt
recht unchristlich: Es mag nämlich keine Versager! Sie müssen sich schon einiges
zutrauen (am besten alles!), wenn Sie an einer dauerhaften Freundschaft mit dem
Geld interessiert sind.
Geldbewußtsein hat natürlich immer auch mit selektiver Wahrnehmung zu tun.
Ähnlich verhält es sich, wenn Sie sich beispielsweise vor dem Automobilkauf für ein
bestimmtes Fabrikat interessieren: Plötzlich scheint der gesamte Straßenverkehr nur
noch aus einer einzigen Automarke zu bestehen. Diesen Mechanismus der Psyche
machen wir uns beim Geldtraining zunutze, indem wir die bewußte und - noch
wichtiger - die unbewußte Wahrnehmung gezielt auf den Faktor Geld richten.
Dadurch aber ziehen wir ganz automatisch das Geld an, weil unser Blick plötzlich für
die zahllosen Möglichkeiten geschärft wird, Geld zu verdienen, es richtig
auszugeben, es zu sparen und zu investieren.
Das bedeutet aber auch, daß wir uns für unsere Geldchancen wachhalten sollten.
Sobald Sie auch innerlich ein gutes, freundschaftliches oder gar erotisches Verhältnis
zum Geld gewonnen haben, werden Sie merken, daß Ihre »Geld-Wachheit« wie von
allein funktioniert. Sie werden aber auch feststellen, daß dies qualitativ etwas völlig
anderes ist als die ungesunde und verbissene Jagd nach dem Geld, die viele
Menschen noch immer fälschlicherweise für das Geheimnis zum Erfolg halten. Ihr
eigener Angang wird dagegen angstfrei, unverkrampft und humorvoll sein. Sie
werden sich nicht mehr abmühen müssen, großzügig zu sein, weil Sie nämlich
erkannt haben werden, daß Großzügigkeit ihr eigener größter Lohn ist! Und das
äußert sich keineswegs nur in einem subjektiven Wohlbefinden, was doch eigentlich
schon Gewinn genug wäre; nein, Ihre ganze materielle Realität wird sich Ihrem
veränderten Bewußtseinszustand anpassen, so wie sie es auch früher tat, als Sie

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noch meinten, Geldverdienen müsse unbedingt anstrengend und ungesund sein und
dürfe keinerlei Vergnügen bereiten.
Wer glaubt, daß er Armut verdient hat, bekommt sie auch!
Wer glaubt, daß er Reichtum verdient hat, bekommt ihn auch!

Übung 1
Formulieren Sie Affirmationen für Dinge, die Sie gern
hätten. Das müssen nicht unbedingt Gegenstände sein, Sie
können auch »gute Laune«, »Gesundheit« oder »Liebe«
affirmieren. Befolgen Sie dabei den 3-Stufen-Plan des
Geldtrainings.

Übung 2
Stellen Sie die Grenzen Ihres Vorstellungsvermögens fest und lösen Sie sie auf,
indem Sie folgende Fragen beantworten:
Was kann ich im Augenblick noch nicht erreichen?
Was hindert mich noch daran?
Was kann ich sofort tun, um das zu ändern?

Danach gehen Sie die Sache systematisch mit dem 3-Stufen-Plan an.
Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

Aus jeder psychologischen Reichtumssteigerung wird automatisch auch eine


materielle!

Geld behandelt mich so, wie ich mich behandle!

Armut ist ebensowenig eine Tugend wie Unterernährung!

Ich danke Geld dafür, daß es mir kauft, was ich mir wünsche!

Nicht ich diene Geld - Geld dient mir!

Am besten wiederholen Sie jeden Leitsatz eine Woche lang täglich mehrmals vor
dem Spiegel.

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7 Geld hat man -und man spricht mit ihm
»Ein Platz für Gelder« oder wie wir Geld herbeispielen
können
Wie angenehm es ist, Geld zu besitzen, he ho! Wie angenehm doch, Geld zu
besitzen!
Arthur H. Clough

Vorbemerkung: Dieses Kapitel besteht zum größten Teil aus praktischen Übungen,
mit denen Sie lernen können, Geld anzuziehen und Freundschaft mit ihm zu
schließen. Wundern Sie sich nicht, wenn sich Ihnen schon nach kurzer Zeit die
unverhofftesten Geldquellen offenbaren sollten - das ist ein ganz normales
Phänomen, das darauf beruht, daß unser Unbewußtes uns systematisch ins
Gelduniversum hineinmanövriert, nachdem es erst einmal festgestellt hat, daß es uns
gut tut und wir ehrlich gewillt sind, uns darin aufzuhalten und es zu genießen.
Zwischen den Übungen finden Sie auch gelegentlich allgemeine Ratschläge für den
Umgang mit Geld.

Übung 1
Nehmen Sie sich mal einen Geldschein vor, je älter desto besser. Betrachten Sie ihn
genau. Ist er schon etwas verfärbt und abgegriffen? Ist er zerknittert? Fehlt
womöglich eine Ecke? Ist er sogar mit Klebeband geflickt worden?
Lassen Sie den »Geist in der Münze« zu Ihnen sprechen, - er hat viel zu erzählen! Er
ist oft mindestens zehn Mal so oft wie Sie um die Welt gereist! Und was tun wir mit
interessanten Weltreisenden? Wir setzen sie bei einem Tee an den Kamin und bitten
sie, uns etwas von ihren Erlebnissen zu erzählen. So ist es alter
Karawansereienbrauch, und so sollte es auch bleiben.
Schließen Sie also die Augen und lauschen Sie dem Geld, wie es Ihnen seine
Geschichte erzählt. Lassen Sie ruhig die Bilder kommen und geben Sie sich ihnen
hin. Es geht dabei nicht um »objektive Wahrheiten« sondern darum, daß sich für Ihr
Unbewußtes Geld und Phantasie miteinander verbinden und zu einer lebendigen
Einheit werden. Lassen Sie also alles möglichst ungehindert strömen und erfreuen
Sie sich an dieser privaten »Videoshow«!

Übung 2
Schaffen Sie für einen Teil Ihres Geldes zu Hause einen besonders schönen
Aufenthaltsort. Das kann beispielsweise ein hübsch ausgeschmücktes Kästchen
sein, Sie können aber auch Ihren Wandtresor an einer Stelle weich auspolstern oder
ein kleines Nest bauen. Legen Sie wenigstens für eine Weile (vielleicht ein bis zwei
Monate) eine größere Summe Geldes darauf und streicheln Sie diese täglich
mehrere Male. Reden Sie auch mit dem Geld und teilen Sie ihm mit, wie gern Sie es
haben.
Sinn dieser Übung ist es, Ihrem Unbewußten klarzumachen, daß es dem Geld einen
schönen Empfang bereiten soll, wenn es zu Ihnen zu Besuch kommt. Später, wenn
Sie dieses Prinzip genügend verinnerlicht haben, wird es genügen, diese Übung alle
paar Jahre einmal durchzuführen oder auch immer dann, wenn Sie Schwächen an
Ihrem Geldbewußtsein bemerken, die es zu beheben gilt.

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Übung 3
Eine der wirkungsvollsten Methoden, um unser Leben so zu gestalten, wie es
unseren Wünschen entspricht, ist die gesteuerte Fantasie. Unser Unbewußtes denkt
und spricht in Bildern, wie wir jede Nacht aufs neue im Traumleben sehen können.
Noch besser als sprachliche Affirmationen eignen sich zu seiner Beeinflussung daher
Bildfolgen, die uns in eben jenem Zustand zeigen, den wir herbeiführen wollen.
Dieses Prinzip machen wir uns mit der folgenden Übung zunutze. Nehmen Sie sich
mindestens drei Monate lang täglich eine halbe Stunde Zeit, um Ihr Geldbewußtsein
auch auf unbewußter Ebene systematisch in Angriff zu nehmen. Sorgen Sie dafür,
daß Sie während der Übung ungestört bleiben. Legen Sie sich bequem hin,
schließen Sie die Augen und atmen Sie eine Weile tief und ruhig. Wenn Sie das
Autogene Training beherrschen, können Sie auch mit einer milden Tiefentspannung
beginnen. Gehen Sie aber nicht allzu tief in Trance, weil Ihr Geist während der
Übung vollwach bleiben muß. Nun fahren Sie im Geiste Fühler aus, mit denen Sie
den Geldstrom um sich herum wahrnehmen. Spüren Sie, wie das Geld auf der
ganzen Welt fließt, wie alles von ihm durchtränkt ist? Dann beginnen Sie langsam mit
dem Einatmen, das Geld anzuziehen. Wenn Sie wollen, können Sie dabei auch
innerlich eine Aufforderung aussprechen, beispielsweise: »Liebes Geld, komm mich
doch mal besuchen!« (Wenn Ihnen dies ein wenig zu kindisch erscheinen sollte, so
bedenken Sie bitte, daß unser Unbewußtes in vielerlei Hinsicht wie ein Kind denkt
und reagiert. Wenn Sie das nicht glauben, dann fragen Sie sich einmal, wie oft Sie im
Leben - auch als Erwachsener - grundlos eifersüchtig oder ängstlich waren!)
Als nächstes stellen Sie sich vor, wie Sie mit einem reichen Geldsegen beglückt
werden. Das kann beispielsweise ein Scheck über eine Million sein, eine Schatztruhe
voller alter Goldmünzen o.a., auf jeden Fall sollte es so plastisch wie möglich
imaginiert werden. Dies muß nicht unbedingt bildlich geschehen wie ein inneres Kino,
es genügt auch, wenn Sie alles deutlich »spüren« oder sogar »riechen« oder
»hören«. Tatsächlich arbeiten wir hierbei gar nicht wirklich mit Bildern, sondern mit
einer Wahrnehmung jenseits unserer körperlichen Sinne.
Haben Sie das Geld in Ihrer Imagination bekommen? Dann beginnen Sie nun, es zu
genießen. Dafür wollen wir Ihnen keine Vorschriften machen. Gönnen Sie sich in
Ihrem Tagtraum mit dem Geld und von dem Geld all die schönen Dinge, die Sie
schon lange erwerben oder tun wollten. Sie können im Geiste natürlich auch anderen
mit Ihrem Geld helfen, wenn Sie wollen, solange Sie es nicht aus Armutsbewußtsein
heraus tun, sondern aus dem Gefühl der inneren Fülle und des echten Überflusses.
Haben Sie die Übung lange genug genossen (es kann auch ruhig länger als eine
halbe Stunde dauern, sollte aber nicht kürzer sein), so bedanken Sie sich bei dem
Geld für sein Erscheinen und versprechen Sie ihm, im Alltag öfter mit ihm zu spielen.
Danach können Sie sich strecken, die Augen öffnen und mit Ihren anderen
Beschäftigungen fortfahren.
Sie können diese Übung aber auch gern kurz vor dem Einschlafen absolvieren, das
ist sogar sehr empfehlenswert, da sich zu diesem Zeitpunkt die Schleusen zwischen
Bewußtsein und Unbewußtem ohnehin leichter öffnen.

Übung 4
Diese Übung baut auf die vorangehende auf. Diesmal geht es um das Spielen mit
dem Geld im Alltag. Nehmen Sie sich täglich mindestens fünf Minuten Zeit, ganz
bewußt Geld zu spüren. Befingern Sie so viele Banknoten, wie Sie zur Verfügung
haben. (Sie können auch einen - möglichst hohen - Betrag eigens dafür
beiseitelegen. Allerdings sollten Sie die Noten etwa einmal in der Woche gegen
andere austauschen, um sie wieder in Umlauf zu bringen.) Während Sie wie Onkel

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Dagobert im Geld wühlen, sprechen Sie halblaut mindestens zehnmal: »Ich liebe
Geld und Geld liebt mich.«
Ähnlich können Sie natürlich auch mit Münzen verfahren.

Übung 5
Dies ist eine Dauerübung. Machen Sie es sich zur Angewohnheit, jeden Geldschein,
den Sie empfangen oder ausgeben, zu streicheln. Das kann ganz unauffällig
geschehen, noch schöner ist es allerdings zusammen mit Gleichgesinnten in einer
Gruppe, zumal dies die Begeisterung steigert und ein schönes Spiel ist. (Auch die
beiden anderen Übungen können in der Gruppe durchgeführt werden.) Wenn das
Geld zu Ihnen kommt, heißen Sie es willkommen, etwa mit einem fröhlichen: »Hallo,
da bist du ja. Willkommen!« Das können Sie auch innerlich, also stumm tun. Ebenso
verabschieden Sie es, wenn es Sie wieder verläßt, vielleicht mit einem »Viel Spaß -
und komm bald wieder!« Wählen Sie aber nach Möglichkeit lieber eigene
Formulierungen, die Ihnen persönlich am meisten entsprechen. Für diese Übung
brauchen Sie nicht viel Zeit, deshalb können Sie sie auch jedesmal dann
praktizieren, wenn sich Gelegenheit dazu bietet.
Wenn Sie einmal mit Geldknappheit konfrontiert sein sollten, versuchen Sie, vor
allem bei kleineren Beträgen, nicht etwa Ihre Reserven anzugreifen, sondern
überlegen Sie sich, wie Sie statt dessen Ihr Einkommen durch zusätzliche Aktivitäten
steigern können. Wenn Sie nämlich DM 600.- auf dem Sparbuch haben und diese
abheben, damit Sie in diesem Monat Ihre Miete davon bezahlen können, wird sich im
nächsten Monat das Mietproblem aufs neue stellen - aber dann ist Ihr Sparbuch
bereits geplündert! Außerdem gewöhnen Sie sich auf diese Weise daran, flexibel auf
Geldprobleme zu reagieren, und Ihre Kreativität wird außerdem gefördert.
Betrachten Sie jede Geldausgabe als ein echtes Tauschgeschäft, bei dem Sie stets
etwas zurückbekommen und Gewinn machen. Selbst wenn Sie eine Strafe wegen
überhöhten Fahrens bezahlen müssen oder die Fensterscheibe des Nachbarn, die
Ihr fußballbegeisterter Sohn mit seinem spektakulären Fallrückzieher eingetreten hat
- wenn Sie keinen materiellen Gegenwert erhalten, so doch immerhin Erfahrung und
Lebensklugheit. Lehrgeld ist meistens jenes Geld, das wir zwar am zögerlichsten
ausgeben wollen, das aber am allerbesten angelegt ist. Auch wenn Sie sich
ungerecht behandelt fühlen sollten, etwa nach einem verlorenen Prozeß, sollten Sie
doch stets auch die positive Seite der Angelegenheit sehen. Stellen Sie sich vor, wie
Sie wenigstens anderen Menschen auf diese Weise zu Geld verhelfen, Arbeitsplätze
sichern und Ihren Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten. Lassen Sie es niemals zu,
daß Gelddinge Ihnen die Laune verderben!
Machen Sie aus der Trennung vom Geld kein Drama! Halten Sie sich vor Augen, daß
Sie das Geld damit nur wieder in jenen Kreislauf einspeisen, aus dem es zu Ihnen
gekommen ist, ja dessen Teil Sie selbst sind! Es wird schon wiederkehren (oft in
reichlicher Begleitung), solange Sie sich für den Kreislauf offen halten. Geben Sie
dem Geld also stets seine Freiheit wieder, wenn es von Ihnen fort will.

Übung 6
Stellen Sie sich zweimal täglich vor den Spiegel und sagen Sie mindestens zehnmal
hintereinander laut und deutlich: »Mein eigener Geldwert steigt von Tag zu Tag!«
Machen Sie sich bewußt, daß Sie täglich wertvoller werden: durch Ihr wachsendes
Einkommen, Ihre wachsende Erfahrung, durch den steigenden Rückkaufwert Ihrer
Lebensversicherung, durch Ihr wachsendes Bankkonto, Ihr steigendes
Geldbewußtsein und so weiter. Überlegen Sie sich selbst, auf welchen Gebieten
diese Feststellung überall zutrifft.

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Die drei folgenden Übungen wollen auf spielerische Weise die Intuition und das
Gespür für Geld auf der unbewußten Ebene fördern. Sie werden feststellen, daß Sie
dabei oft die erstaunlichsten Ergebnisse erzielen können, die schon an paranormale
Phänomene erinnern. Das ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung,
sondern eher ein gutes Zeichen für die Bereitschaft des Unbewußten, am »Geldspiel
des Lebens« aktiv mitzumachen. Am besten gelingen diese Übungen bei guter
Laune und wenn man sie nicht allzu lange ausdehnt; 10-20 Minuten lang pro Sitzung,
maximal dreimal hintereinander sind ein guter Durchschnittswert.

Übung 7
Setzen Sie sich in der Stadt an einer belebten Straße auf eine Bank, an einen Tisch
in einem Straßencafe o. ä. und schließen für eine Weile die Augen. Atmen Sie ruhig
und gelassen und versuchen Sie nun, das Geld zu spüren, wie es sich überall um
Sie herum bewegt. Entwickeln Sie im Geiste »Geldantennen«, mit denen Sie spüren,
wo sich Geld befindet.
Versuchen Sie auch zu merken, wieviel Geld die einzelnen Passanten bei sich
haben. (Taschendiebe haben auch eine »Nase« für so etwas -warum sollten Sie sie
nicht auch entwickeln?)

Übung 8
Blinde-Kuh für Reiche und solche, die es werden wollen
Dies ist eine Variante und Fortsetzung der vorigen Übung. Lassen Sie von Ihrem
Partner oder einem Freund eine größere Summe Geldes irgendwo im Raum
verstecken. Treten Sie danach mit geschlossenen (besser: verbundenen) Augen in
den Raum und versuchen Sie, das Geld zu
finden, und zwar ausschließlich nach Ihrem Gefühl! Überlegen Sie also nicht etwa:
»Wo hätte ich das Geld versteckt?« oder »In dieser Zimmerecke ist es bestimmt
nicht.« Schalten Sie den rationalen Verstand völlig aus und überlassen Sie alles der
Intuition!
Führt man die Übung in einer Gruppe durch, so bekommt derjenige, der das Geld am
schnellsten findet, die gesamte Summe zur eigenen Verfügung. (Vorher gibt jeder
etwas Geld in den gemeinsamen Topf.)

Übung 9
Geldsummen raten (1)
Wieder eine Partnerübung, die übrigens genau wie die beiden vorangehenden auch
in größeren Gruppen durchgeführt werden kann; Ein Teilnehmer verbirgt eine
größere Geldmenge am Körper und die anderen müssen mit geschlossenen Augen
raten, wieviel es ist. Dazu können sie mit den Händen (Handflächen vorher kräftig
reiben, um sie zu sensibilisieren) dicht über den Körper des Geldbesitzers fahren,
aber ohne ihn zu berühren.

Übung 10
Geldsummen raten (2)
Eine Variante der Übung 9, die am besten mit Gruppen durchzuführen ist: Jeder gibt
mit geschlossenen Augen soviel Geld in einen Hut, eine Schachtel o.a., wie er
entbehren kann. Der Leiter versteckt das Geld am Leib, und es wird verfahren wie
oben. Wer die Summe genau geraten hat oder ihr bis auf 5 % nahegekommen ist,
bekommt zur Belohnung das ganze Geld. Es ist wichtig, daß das Geld vor dem
Verstecken nicht gezählt wird, damit der

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Leiter selbst nicht weiß, wieviel es ist und sich nicht durch unbewußte Reaktionen
verraten kann.
Ebensogut kann aber auch jeder Teilnehmer seine Schätzung zusammen mit seinem
Namen auf einen Zettel schreiben. Die Zettel werden dann eingesammelt und der
Sieger wird ermittelt.
Beachten Sie:
Geld ist immer da - wir müssen uns nur dafür öffnen!

Wenn die Rede auf Ihr Einkommen kommt, sollten Sie nicht verschämt lächelnd
abwinken und vom Thema ablenken. Stehen Sie zu Ihrem Einkommen - reden Sie
offen darüber, ohne zu prahlen! Es geht darum, daß Sie stolz auf das sein sollten,
was Sie erreicht haben - und daß Sie sich nicht schämen sollen, wenn Sie meinen,
noch nicht genug erreicht zu haben.
Keine Angst vor dem Neid anderer! Wenn Sie mit Herz und Seele Teil des
Gelduniversums sind, kann keine noch so mißgünstige Kraft der Welt Ihnen nehmen,
was das Geld Ihnen persönlich beschert.
Und vor allem: Keine Koketterie mit der Armut!

Wie oft sieht man reiche Menschen, die sich nach außen so geben, als seien sie arm
wie die Kirchenmäuse. Das zeugt nur von schlechtem Gewissen und ist ungesund,
denn es schafft einen innerseehschen Konflikt oder bestärkt diesen, wenn er schon
vorhanden ist.
Tun Sie also nie, als wären Sie ärmer als Sie in Wirklichkeit sind!

Übung 11
Diese Übung ist für Menschen gedacht, die noch keine Erfahrung mit dem Verkaufen
haben. Gewöhnen Sie sich an, kleine Dinge zu verkaufen, beispielsweise 2- oder 5-
Markartikel. Wenn Ihnen etwas persönlich gut gefällt, ob es ein bestimmter
Kugelschreiber ist, ein Kalender oder eine exotische Seife, so erkundigen Sie sich,
für wieviel Sie den Gegenstand im Großhandel erhalten können. Angenommen, Sie
haben eine wunderschöne Kerze für DM 5,- erworben und können ein Paket mit 20
Stück für DM 3,- pro Stück erwerben, so zeigen Sie die Kerze in Ihrem
Bekanntenkreis vor. Seien Sie dabei nicht allzu aufdringlich, aber deuten Sie ruhig
an, daß Sie bereit wären, sich von ein paar dieser Kerzen zum normalen
Verkaufspreis zu trennen. (Aggressivere, geldbewußtere Naturen machen sofort ein
Geldtraining für ihre Gesprächspartner daraus und sagen ihnen ganz offen, wieviel
sie daran verdienen wollen und weshalb.) Begrüßen Sie einen »kleinen« Gewinn
ebenso herzlich in Ihrem Gelduniversum wie einen größeren Betrag. (Schließlich sind
Sie zu Ihren Freunden, die 1,80 m groß und 100 kg wiegen auch nicht freundlicher
als zu den anderen, die nur 1,65 m ihr eigen nennen und bestenfalls 55 kg auf die
Waage bringen, nicht wahr?)
Rechnen Sie niemals aus, auf welchen Stundenlohn Sie bei dieser Aktion kommen -
denn darum geht es hierbei überhaupt nicht. Ihre Zeit läßt sich mit Geld ohnehin
niemals bezahlen!
Statt dessen sollen Sie lernen, wie gerne Geld doch zu Ihnen kommt, wenn Sie es
herzlich einladen.
Und was den Wert scheinbar kleiner Beträge angeht: Das Geheimnis, Millionär zu
werden, besteht doch eigentlich nur darin, beispielsweise einen 5-Mark-Artikel im
Zehnerpack zu DM 50,- einzukaufen und dieses zu DM 100,-verkaufen-wenn Ihnen
dies 20 000 Mal gelingt, sind Sie bereits Millionär! Banal? Gewiß, aber es wird oft
vergessen.

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Natürlich geht dies alles scheinbar schneller und leichter, wenn Sie Waren im Wert
von DM 10 000 einkaufen und für 20000 verkaufen - doch dazu müssen Sie erst
einmal gelernt haben, daß Kleinvieh auch Mist macht, und wie man es dazu bringt!
Fangen Sie also zunächst auf Ihrem eigenen Preisniveau an und steigern Sie dieses
nach und nach. Dann werden Ihnen auch »wirklich große« Aufträge irgendwann als
völlig realistisch und machbar erscheinen, mit dem entsprechenden Erfolg.
Im übrigen sind zahlreiche Unternehmer gerade mit Pfennigartikeln Millionäre
geworden, die ganze Kaufhausbranche profitiert noch heute davon. Erfolglose
Unternehmer aber leiden nicht so sehr unter ungünstigen Markt-verhältnissen,
sondern unter ihrem eigenen Selbstunwertgefühl.

Seien Sie sich nie zu schade für Geld!

Aber tun Sie nur Dinge, zu denen Sie innerlich voll und ganz stehen können - mehr
verlangt Geld gar nicht von Ihnen, um Sie glücklich zu machen.

74
8 Sparschweine und ihre Schnitzel
»Spare nie in der Not - dann hast du keine Zeit dazu!«
Bargeld ist Aladins Wunderlampe.
Lord Byron

Beim Sparen teilen sich die Meinungen der Geldtrainer und .-psychologen. Die einen
sehen darin die unverzichtbare Bedingung für den Reichtumszuwachs, die anderen
halten es für unverantwortlich, den Geldstrom auf diese Weise zu blockieren. Für
beide Auffassungen spricht einiges, wie es denn auch eine Menge guter
Gegenargumente gibt.
Aber es gibt auch noch einen Mittelweg, und diesen wollen wir hier beschreiten.
Dabei sollten wir einige Grundsätze beherzigen, die es uns ermöglichen, aus dem
Sparen das meiste zu machen. Weitere Hinweise zu diesem Thema finden Sie auch
im nächsten Kapitel.

Einige Fehler sollten Sie beim Sparen niemals begehen: Sparen Sie niemals für den
Notfall!

Dieser Rat widerspricht wahrscheinlich so ziemlich allem, was Sie jemals gehört
haben werden. Weder von Ihrem Vater, der Ihnen riet, stets »etwas auf der hohen
Kante« zu haben noch von Ihrer Mutter, die Sie mit dem Hinweis »es kommen auch
mal Notzeiten« für ein Sparbuch begeistern wollte. Tatsache ist, daß beispielsweise
in Zeiten der Inflation und der Währungsreform die vielen kleinen Sparer, die ihre
Spargroschen ihr Leben lang brav aufs Sparbuch getan hatten, allesamt vor dem
finanziellen Nichts standen.
Doch das ist ein rein finanztechnisches Argument, das allenfalls für den Erwerb von
Immobilien und Gold herhalten kann. Der Grund, weshalb wir Ihnen abraten, für
Notzeiten zu sparen ist der, daß Sie dadurch Notzeiten geradezu magisch anziehen!
Wir haben überhaupt nichts gegen das Sparen, wie Sie noch feststellen werden, wir
können nur nicht zu einem Sparen aus den falschen Gründen raten. Dies bedarf
wohl keiner weiteren Erklärung, weil es sich aus der bisherigen Lektüre dieses Buchs
von selbst ergibt.
Wenn Sie sparen, so tun Sie dies immer nur im Hinblick auf ein positives Ziel! Lassen
Sie sich nicht von dem trügerischen Gefühl der Beruhigung täuschen, das Ihnen ein
fettes Sparbuch vorübergehend verleihen mag. Wenn Sie Beruhigung brauchen, ist
sowieso alles verkehrt! Dann haben Sie nämlich Angst, und die ist Ihr schlimmster
Feind.
Sparschweine sind bestenfalls Musikinstrumente.
Zu etwas anderem taugen sie wirklich nicht: Man kann sie vollstopfen und hört es
dann schön rasseln, wenn man sie kräftig schüttelt. Sparschweine sind Gefängnisse
des Gelds! Sperren Sie Ihren Freund niemals ins Gefängnis -das wird er Ihnen übel
vergelten, und das geschieht Ihnen dann auch recht.
Im übrigen liegt das Geld im Sparschwein (das gleiche gilt natürlich auch für
Sparstrümpfe, Schuhkartons im Fliegenschrank, »Matratzentresore« und ähnliche
Unarten der Geldquälerei!) nur dumm rum und dreht tatenlos Däumchen. Statt
dessen:
Lassen Sie Geld für sich arbeiten, das tut es nämlich gern!

75
Super-Sparplan für Geldliebhaber
Viele Experten empfehlen, sich auf jeden Fall mehrere Bankkonten zuzulegen.

Konto Nr. l: Das Girokonto für die laufenden Einnahmen und Ausgaben; hierauf
lassen Sie Ihr Gehalt überweisen und bezahlen davon Miete und andere Fixkosten.

Konto Nr. 2: Vom »Konsumkonto« bestreiten Sie alle größeren Haushaltsausgaben


(Fernseher, Waschmaschine, Auto); es sollte zielgerichtet aufgefüllt werden, also mit
einem bestimmten Kauf im Sinn; und Sie sollten es auch wieder leeren und nicht zu
lange voll lassen, wenn die gewünschte Summe erreicht wurde. Denn dieses Geld ist
zum Verbrauch bestimmt!

Konto Nr. 3: Das »Unabhängigkeitsbewußtseinskonto«; darauf zahlen Sie nur Geld


ein, das Sie nicht anrühren werden; statt dessen soll es für Sie arbeiten und Zinsen
bringen. Sie sollten anstreben, daß die Summe irgendwann hoch genug wird, um
Zinsen zu bringen, von denen Sie mindestens einen Tag lang leben können. Danach
streben Sie zwei Tage an und so weiter. Dies wird Ihr Reichtumsbewußtsein
zunehmend steigern. Bedingung ist allerdings, daß Sie das Geld nie anbrechen -
deshalb sollten Sie ruhig mit kleineren Summen beginnen, wenn Sie nicht mehr
erübrigen können. Übertreiben Sie es also nicht! Am besten wählen Sie hierfür die
Form des Sparbuchs mit möglichst langfristiger Kündigungszeit.

Konto Nr. 4: Das »Spaßkonto«; jeden Pfennig, den Sie auf dieses Konto einzahlen,
müssen Sie auch verbrauchen -und zwar ausschließlich zu Ihrem Vergnügen! Das
bedeutet, daß Sie sich auch einiges einfallen lassen müssen, wie Sie das Geld
verwenden wollen. Auch das schult Ihr Ausgabeverhalten und Ihr
Reichtumsbewußtsein. Spaß mit und durch Geld zu haben ist ungeheuer wichtig,
denn wenn wir Geld nicht genießen können, nützt der schönste Reichtum nichts.

Konto Nr. 5: Das »(Multi)Millionärskonto«; wenn Sie noch nicht Millionär sein sollten
(oder Multimillionär oder auch Milliardär werden wollen), so wird dieses Konto (am
besten ein Sparbuch) zum Keim Ihrer neuen Karriere. Auf dieses Konto zahlen Sie
nur DM 10 oder 100 ein - den Rest erfinden Sie dazu! Denn was Ihre DM 10 von der
Million unterscheidet, sind nur ein Haufen Nullen vor dem Komma. Diesem Konto
widmen Sie Ihre Fantasien. Schreiben Sie Schecks über l Million Mark aus, die Sie
sich übers Bett hängen, träumen Sie davon, wie das Geld für Sie wächst und wächst.
Diese spielerische Übung wird Ihr ganzes Geldbewußtsein nachhaltig stabilisieren
und zugleich flexibler machen. Auch von diesem Konto dürfen Sie niemals etwas
abheben, bevor Sie Ihr (Multi)Millionärsziel erreicht haben.

Konto Nr. 6: Das »Investitionskonto«; mit diesem Konto tätigen Sie Investitionen, die
helfen werden, Ihr Geld zu mehren und Sie reicher und reicher zu machen. Näheres
dazu finden Sie im nächsten Kapitel.

Konto Nr. 7: Das »Luxuskonto«; dieses Konto dürfen Sie erst eröffnen, nachdem Sie
auf allen anderen Konten ein bestimmtes Geldziel erreicht haben, beispielsweise
eine Verdoppelung. Das Geld, das Sie auf dieses Luxuskonto einzahlen, sollte
regelmäßig verbraucht werden, und zwar ausschließlich für Luxus, damit Sie auch
äußerlich ein Gefühl für Reichtum entwickeln. Leisten Sie sich davon vielleicht für ein
paar Stunden einen Privatjet, einen Nachmittagsausflug nach Paris oder eine

76
Kreuzfahrt in der Karibik (das kann natürlich auch in lieber Gesellschaft geschehen,
was Sie vielleicht noch mehr anspornen wird).
Es ist auch zu empfehlen, nicht alle Konten bei derselben Bank zu unterhalten, weil
sich das Bewußtsein, gleich bei mehreren Banken »zu Hause« zu sein (vielleicht
suchen Sie sich unter anderem auch eine feine Privatbank aus), auf Ihren ganzen
Umgang mit Geld auf sehr positive Weise abfärben wird.
Jerry Gillies, von dem dieses Konzept im wesentlichen stammt, weist unter anderem
darauf hin, daß wir oft die einfachsten Regeln der Vernunft zwar mit dem Kopf, nicht
aber mit dem Gefühl aufgenommen haben. So besteht die einzige sichere Methode,
am Ende des Monats mehr auf einem Konto zu haben als zu Anfang, natürlich darin,
nichts abzuheben! Das ist eine derart schlichte Tatsache, daß wir sie nur zu oft
vergessen und dagegen verstoßen. Auch aus diesem Grund gilt die Regel, daß von
den Konten 3 und 5 nie etwas abgehoben werden darf - dann bleibt ihnen gar nichts
anderes übrig als zu wachsen.
Unser oben vorgestelltes Kontokonzept trägt dafür Sorge, daß Sie nicht den
weitverbreiteten Fehler begehen, Ihr Geld immer erst »später einmal« genießen zu
wollen. Eine Einstellung wie »wenn ich erst einmal reich bin« ist grundfalsch -
ebensogut könnten Sie nämlich sagen: »Wenn ich erst einmal klug bin«! Entweder
Sie sind hier und jetzt in Ihrem Inneren reich, oder Sie werden es nie sein, und wenn
Sie noch so viele Millionen auf der »hohen Kante« hegen haben.
Auch das Prinzip des Zinsgewinns ist von großer Wichtigkeit. Zinsen zeigen uns, daß
das Geld wirklich bereit ist, für uns zu arbeiten, wenn wir ihm nur Gelegenheit dazu
geben. Das wiederum löst uns aus der fatalen Grundhaltung, daß wir es seien, die
fürs Geld arbeiten müßten!
Sie sollten sich genau klarmachen, wofür Sie Ihr Geld eigentlich monatlich ausgeben.
Machen Sie sich deshalb einmal die Mühe, mindestens einen Monat lang genau
Buch über jede Ausgabe zu führen. Wenn Sie einen Computer haben, können Sie
daraus mit Hilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms in wenigen Minuten auch eine
Torten- oder Balkengrafik erstellen, das veranschaulicht die Ausgaben für Posten wie
»Miete«, »Strom und Gas«, »Lebensmittel« und so weiter und zeigt Ihnen auch, wo
sich vielleicht etwas umschichten läßt. Auch sonst können Sie das natürlich tun, nur
ist es dann ein wenig umständlicher. Dennoch lohnt sich diese Arbeit. Auf jeden Fall
sollten Sie ab sofort darin die Rubrik »Reichtumsbewußtsein« mit ihren
verschiedenen Konten miteinbeziehen. Ziel sollte es sein, den Anteil dieser Rubrik
systematisch zu steigern, beispielsweise monatlich um ein Prozent. Das ist viel
leichter, als es sich lesen mag, weil Sie einen Teil der Ausgaben (beispielsweise für
Ihr Spaßkonto) auch jetzt bereits tätigen und nur umzubuchen brauchen.
Sie sollten mindestens 10 % Ihres Einkommens regelmäßig sparen.
Wenn Sie Schulden haben oder welche machen wollen, so sollten Sie dafür sorgen,
daß Tilgung und Zins Ihr Monatseinkommen mit maximal 20% belasten.
In Ihrem Reichtumsbewußtseins-Budget sollte ein gewisser fester Prozentsatz für
Geschenke vorgesehen sein. Diese erhalten nicht nur die Freundschaft (auch die zu
sich selbst), sie schulen vor allem Ihre Großzügigkeit.
Es empfiehlt sich, die Rechnungen für laufende Monatskosten alle am selben Tag zu
bezahlen, also auf einen Schlag. Das entlastet Ihr Geldgewissen und nimmt Ihren
Verpflichtungen einen großen Teil ihres Drucks.
Vergessen Sie nicht, daß Geld fließen muß, wenn es zu Ihnen kommen soll. »Sich
selbst vorzumachen, man besäße Geld, nur weil man es dem allgemeinen Kreislauf
entzogen hat, ist lächerlich und kontraproduktiv.«* Schlachten Sie also getrost Ihr

* Jerry Gillies, MoneyJove

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Sparschwein und verarbeiten Sie es zu leckeren Schnitzeln - die sich zudem auch
noch wie von alleine mehren!
Zum Abschluß dieses Kapitals wollen wir Ihnen noch einige Zitate zur Meditation
anempfehlen sowie die schon gewohnten Merksätze.

Geld: eine Wohltat, die wir genießen, indem wir uns von ihr trennen. Ein Beweis für
Bildung und ein Paß, durch den man Zutritt zur feinen Gesellschaft erlangt.
Tragbares Eigentum.
Ambrose Bierce

Das Geld ist eine dritte Hand.


Paul-Jean Toulet

Snobismus: Was dem einen recht, ist dem anderen zu billig.


Rolf England

Beachten Sie bitte folgende Merksätze und denken Sie eine Weile darüber nach:

Liebe das Geld - und Du regierst die Welt!

Gesund durch Geld!

Am besten wiederholen Sie jeden Leitsatz eine Woche lang täglich mehrmals vor
dem Spiegel.

78
9 Abenteuer Geld: Machen Sie dem Zinsfuß
Beine!
Investitionen als Expedition ins Geldreich
Geld - ein Segel in der Tasche.
Japanisches Sprichwort

Durch Investitionen mehrt sich unser Geld erst richtig. Die Investition ist das Ja
sagen zum »Abenteuer Geld« und zu Reichtum und Wohlstand.

Investitionen sind wahre Geldkeime!

Ratschläge für Investitionen sind allerdings eine etwas heikle Sache, weil sie sich
natürlich stets nach den individuellen Gegebenheiten richten müssen, ebenso nach
der Wirtschaftslage, dem Wirtschaftssystem und so weiter. Dennoch gibt es ein paar
Ratschläge, die zu befolgen niemandem schaden, dafür aber eine Menge nützen
kann.

Alle Investitionen sind eine Frage der Psychologie!

Sie sollten stets nur in Dinge investieren, von denen Sie persönlich überzeugt sind,
so wie Sie sich bei Ihren Ausgaben auch stets von Gefühl und Intuition leiten lassen
sollten. Das bedeutet, daß nicht nur Renditen und Steuermindernde
Verlustzuweisungen (letztere sind ohnehin psychologisch eine ziemlich gefährliche
Sache!) Ihr Investitionsverhalten bestimmen sollten, sondern auch die Frage, ob Sie
an das Objekt, in das Sie investieren wollen, auch wirklich glauben. Manch ein
Bankier und Börsenmakler mag über diesen Rat zwar die Nase rümpfen, doch ist es
erstens keineswegs so, als hätten diese Experten immer recht, was wir bei jedem
Börsenkrach aufs heue bemerken können, und zweitens verfolgen sie oft andere
Ziele als wir. Wie Kostolany so schön formuliert: »Wenn ein Bankier auf einen
Vorschlag >nein< sagt, meint er >vielleicht<, sagt er vielleicht*, meint er >ja<, sagt er
aber spontan >ja<, dann ist er kein guter Bankier.«* Auch auf die Ratschläge von
»Insidern« und »Wirtschaftsgurus« ist der Altmeister der Börse nur schlecht zu
sprechen: Allzu oft vertreten sie nur ihre persönlichen Interessen und verraten, sofern
sie überhaupt etwas wissen und sich nicht nur interessant machen wollen, immer nur
einen Teil der Wahrheit.

Die wertvollste Investition sind Sie selber!

Es mag Ihnen wie eine Binsenweisheit vorkommen, aber die Investition in die
persönliche Ausbildung und Wissenserweiterung ist die beste Investition, die es gibt:
Sie steigert Ihr Selbstvertrauen und Ihre Berufschancen, sie erweitert Ihren Horizont
und erschließt Ihnen zahllose neue Perspektiven, um Ihr Leben reicher und
glücklicher zu gestalten, und sie hält den Geist bis ins hohe Alter wach und rege. Am
meisten habe ich auf der Universität stets jene Senioren bewundert, die noch nach

* Kostolany's Notizbuch

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ihrer Pensionierung ein Studium aufnahmen (in manchen Fällen war es bereits das
zweite oder dritte!) - sie wußten, was sie wollten, und man spürte förmlich, wie gut es
ihnen tat, ihrem Geist frisches Futter zu geben. So strahlten sie eine Zufriedenheit
und Begeisterung aus, die uns Jüngeren vor Augen führte, wie gut wir es eigentlich
hatten.
Die Investition in die eigene Weiterbildung ist kein Luxus, wenngleich sie natürlich
auch Spaß einbringen sollte. Meiner Meinung nach ist sie ein ebenso
lebensnotwendiges Gut wie Nahrung und menschliche Zuneigung. Die Kollegs,
Kurse, Seminare und Workshops, die Sie besuchen, brauchen nicht im
Zusammenhang zu Ihrem jetzigen oder früheren Beruf zu stehen, das Wichtigste ist
Ihr persönliches Interesse und Engagement. Wenn Sie dergleichen nach Ihrer
Schulzeit noch nie erfahren haben sollten, werden Sie sich wundern, wieviel
Vergnügen es doch bereiten kann, noch einmal die »Schulbank« zu drücken, sofern
es freiwillig geschieht und in dem Bewußtsein, daß Sie dadurch Ihren persönlichen
geistigen Reichtum steigern!

Es bedarf mindestens ebensoviel Einiallsreichtum, Schulden zu schaffen, wie


Einkommen zu schaffen.
Leonard Orr

In andere Menschen investieren

Als ich einmal kurzfristig eine größere Summe brauchte, fragte ich einen Freund und
Geschäftspartner (der durch Erbschaft Millionär war), ob er bereit sei, sie mir zu
leihen. Nachdem wir einige Detailfragen geklärt hatten, willigte er ein und überreichte
mir einen Scheck. Als ich mich bei ihm bedankte, erwiderte er: »Ich habe eins gelernt
im Leben: Die beste Investition sind immer noch Menschen!« Dieses Wort hat mich
lange fasziniert, und noch heute denke ich häufig darüber nach. Ich kann nur
bestätigen, daß es hundertprozentig wahr ist. Denn Menschen sind es, die das Geld
schufen, die es in Bewegung bringen, die für uns zu seinem Medium und Überbringer
werden. Nur durch Menschen kommt das Geld zu uns - und wenn wir von
irgendetwas im Leben nicht genug haben können, so sind es gute Freunde, die uns
beistehen, wenn wir einmal an der Reihe sind, um Hilfe zu bitten.
Seien Sie also nicht allzu zaghaft, wenn es darum geht, in einen Menschen zu
investieren. Wieviele Werke der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik
verdanken wir doch dem Mäzenatentum! Denken Sie, wie bei allen Investitionen,
nicht allein an einen möglichen finanziellen Profit, sondern an das Vergnügen, das
sie Ihnen bereiten können.
Kredite an Freunde sollten Sie zu normalen Bankbedingungen abgeben und
ihrerseits Wert darauf legen, empfangene Kredite entsprechend verzinst
zurückzuzahlen. Dann haben beide Seiten nicht das Gefühl, dem anderen etwas
schuldig zu sein, und doch bleibt das Band der Sympathie ungebrochen. Mit
Freunden, die dies nicht einsehen wollen, sollten Sie keine derartigen Geschäfte
machen, bevor sie nicht ihr Armutsbewußtsein abgebaut und begriffen haben, daß
Geldverdienen nichts Unanständiges ist, sondern vielmehr ein natürlicher Ausdruck
des menschlichen Strebens nach Reichtum und Glück.
Die Investition in andere muß nicht immer die Form von Krediten und Mäzenatentum
annehmen. Auch eine gepflegte Bewirtung gehört dazu. Das persönliche Gespräch
bei einem guten Essen und einem exzellenten Wein, in angenehmer Atmosphäre
und in aller Ruhe, ist zudem geistig anregend, es entspannt Körper und Seele und
schafft die Grundlage für jahrelange gute Zusammenarbeit. Menschen, die dazu

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neigen, einen Großteil ihrer Ideen beim Tischgespräch zu entwickeln, wissen es zu
schätzen, wie wohl es tut, Magen und Hirn auf diese Weise zu liebkosen! Zudem
beflügelt sie die Tatsache, daß sie bereits während des Brainstormings Geld in
Umlauf bringen, was erfahrungsgemäß die beste Voraussetzung dafür ist, neue
Impulse aus dem Gelduniversum zu empfangen und umzusetzen.
Es ist sicherlich auch kein Zufall, daß viele sehr reiche Menschen sich - und zwar
keineswegs nur aus Steuergründen! - dazu verpflichtet fühlen, Kunst und
Wissenschaft durch Stiftungen, Stipendien und andere Formen der Geldzufuhr zu
unterstützen. Denn: Geld, das Sie ausgeben, wird nicht »aufgebraucht«, esgeht auch
nie verloren - es kehrt zum Wähle aller Beteiligten in seinen natürlichen Kreislauf
zurück!

In Ihre Freizeit investieren

Gegen dieses Gesetz wird viel zu oft verstoßen, dabei ist die kreative Faulheit eine
unserer größten Wohlstandsquellen, wie wir schon in Kapitel 3 erwähnten. Wir wollen
diesen Punkt nicht weiter ausführen, weil wir ihn schon behandelt haben, möchten
jedoch daran erinnern, daß Sie Ihrer Freizeit einen hohen Stellenwert einräumen und
sie auch als echte Investition berücksichtigen sollten. Nicht nur, daß Sie dies Ihrer
Gesundheit schuldig sind - durch regelmäßige Mußephasen gewinnen Sie auch jene
Gelassenheit, die wir bei den allermeisten wirklich erfolgreichen und
erfolgsgJüddichen Menschen beobachten können. Der puritanische Irrtum, Nichtstun
sei gotteslästerlich, sollte schon lange über Bord geworfen worden sein, bevor Sie
sich zu überlegen beginnen, nicht etwa wann Sie sich freinehmen können, sondern
wann Sie wieder einmal arbeiten wollen!

Investitionsreserven bereitstellen

Eine wichtige Regel beim Investieren lautet, stets Investitionsreserven


bereitzustellen. Viele Investoren scheitern schon nach kurzer Zeit an
Kapitalknappheit. Dabei geht es uns allerdings nicht nur darum, etwas zum
Nachschießen zu haben, falls ein Projekt nicht so läuft, wie erwartet. Vielmehr sollten
wir stets in dem Reichtumsbewußtsein leben, noch mehr investieren zu können,
wenn wir wollen.
Diese Reserven sind allerdings kein starrer Posten, das heißt, sie können
gelegentlich auch schrumpfen und gänzlich aufgebraucht werden, doch sollte
letzteres nur ein vorübergehender Zustand sein. Am Beispiel der Börse wollen wir
das Prinzip der Investitionsreserve vorführen.

Börsenverhalten

An der Aktienbörse spricht man, wir erwähnten es bereits im Kapitel 7, von den
»Ängstlichen« und den »Kaltblütigen«. Die Ängstlichen steigen immer erst ein, wenn
die Kurse bereits im Aufwind sind. Sobald sie sinken, verkaufen sie wieder. Die
Kaltblütigen dagegen warten ab, bis die Kurse im Keller sind, dann kaufen sie ein
(oder nach), um bei hohen Kursen wieder an die Ängstlichen zu verkaufen. Kaltblütig
sind sie auch deshalb, weil sie selbst dann noch nachkaufen, wenn die Kurse nach
ihrem ersten Kauf noch tiefer fallen. Es sind immer nur die Ängstlichen und die
Unterkapitalisierten, die sich am Aktienmarkt ruinieren. Andre Kostolany schrieb
einmal sehr richtig:

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Massenpsychologische Reaktionen sind wie ansteckende Krankheiten: einer gähnt
im Theater, und in kürzester Zeit gähnen alle; einer hustet, und sofort husten alle. So
ist es auch an der Börse: Einer ruft »Feuer!« Und sofort verlieren alle die Fassung.*
Bewahren Sie also immer ruhig Blut und geraten Sie nie in Panik!
Persönlich lernte ich die Aktienbörse im Alter von 17 Jahren als Schüler kennen.
Damals hatte ich in den Ferien eine für Börsenverhältnisse zwar winzige Summe
Geld erarbeitet, mit der ich aber trotzdem gern spekulieren wollte. Mich faszinierte
die bunte Welt der Wertpapiere mit ihrer seltsamen Fachsprache, ihren täglichen
Kursblättern und dem emsigen Treiben der Makler, das ich damals als Besucher an
der Wall Street mitangesehen hatte. Dabei ging es mir nicht darum, durch
Spekulation über Nacht wesentlich reicher zu werden (das wäre bei ca. DM 1500
Grundkapital damals nur auf dem in Deutschland nicht vorhandenen
Warenterminmarkt möglich gewesen), sondern ich wollte einfach mal das Spiel
mitspielen und genießen und vielleicht auch mir selbst beweisen, daß ich es konnte.
Also eröffnete ich ein Konto und teilte dem Direktor der kleinen Regionalbank am Ort
meine Pläne mit. Dieser war sehr amüsiert und spielte gerne mit; so erließ er mir fast
die Hälfte der für mein Kapital doch verhältnismäßig hohen Gebühren und förderte
mich nach Kräften, indem er mir beispielsweise auch einschlägige Handbücher
schenkte. Ein erster Erfolg meines jungen Geldbewußtseins!
Das nächste Jahr war streckenweise recht aufreibend: Jeden Morgen studierte ich
eifrig die neuesten Kurse, wenn ich sie nicht bereits am Nachmittag zuvor über den
Ansagedienst der Post abgehört hatte, studierte den Wirtschaftsteil der großen
Tageszeitungen und lief, zwar nicht täglich, aber immerhin doch öfter als einmal in
der Woche, in der Schulpause zur Bank hinüber, um meine Dispositionen zu treffen:
»Stoßen Sie Hoesch ab, kaufen Sie Bayer! Halten Sie Flensburger Schiffsbau bis
203, danach Verkaufsorder!« und so weiter. Ich war schon bald sehr gut »drin« im
Geschäft und hatte alle möglichen Kursdaten im Kopf.
Gelegentlich mußte ich auch kleinere Verluste wegstekken, doch immerhin
erwirtschaftete ich in einem Jahr einen Gewinn von 30%, und es war bei aller Hektik
ein großer Spaß.
Danach hob ich das Geld nach und nach ab und »verjubelte« es (ein wunderschöner
deutscher Ausdruck, der den Spaß an der Sache sehr schön beschreibt) mit meiner
Freundin.
Abgesehen von den Gewinnen war das ganze aber auch eine wichtige Investition in
mich selbst, denn die Erfahrung gab mir eine Menge finanzielles Selbstvertrauen,
und ich hätte keinerlei Bedenken mehr, auch heute wieder an der Börse zu
spekulieren, sofern einige Grundregeln beherzigt werden. Eines aber habe ich aus
erster Hand dabei gelernt:

Die Börse ist wirklich reine Psychologie und Nervensache!

Sie dürfen Ihr Kapital, das Sie in Aktien angelegt haben, nicht plötzlich abziehen
müssen - dann können Sie jede noch so üble Baisse aussitzen. Und wenn Sie sich
an die Regel gehalten haben, Investitionsreserven bereitzuhalten, können Sie sich
Ihre Wartezeit bis zur nächsten Hausse durch noch billigere Zusatzkäufe versüßen.
Wenn Sie jedoch mit Geld spekulieren, das Sie plötzlich flüssig machen müssen,
werden Sie möglicherweise große Schwierigkeiten haben, zu verhindern, daß Ihr
Geldbewußtsein einen argen Knacks bekommt. Betrachten Sie Kursverluste niemals

* a.a.O., S. 148.

82
als persönlichen Fehlschlag - durch das kaltblütige Nachkaufen münzen Sie eine
scheinbare Katastrophe blitzschnell in eine reale Goldgrube um -sofern Sie nicht die
Geduld verlieren und dem Geld verbissen nachjagen, wie Sie es mittlerweile
allerdings ohnehin nicht mehr tun dürften.
Die beiden großen Geheimnisse der Aktienbörse lauten also:

Nerven bewahren und Zeit haben!

Selbstverständlich kommen noch etwas Fingerspitzengefühl und Sachkenntnis und


Erfahrung hinzu. Wenn Ihnen das Abenteuer Börse schmecken sollte, so sollten Sie
es ruhig damit versuchen. Prinzipiell kann ich aus eigener Erfahrung ein solches
Vorgehen nur empfehlen, weil wir, von Spielbanken abgesehen, nirgendwoanders
den mer-kurialen »Luft«-Charakter des Gelduniversums so klar vor Augen geführt
bekommen wie am Aktien-, am Optionsund natürlich am Warenterminmarkt.
Tatsächlich können wir ohne Übertreibung sagen:

Die Börse ist eine ausgezeichnete Geldbewußtseinsschule!

Im allgemeinen werden Aktien als echte Geldanlage erst ab einem Portefeuille von
mindestens DM 10000 empfohlen, weil die Courtagen und Verwaltungsgebühren
sonst unverhältnismäßig hoch /u Buche schlagen. Doch können Sie natürlich auch
schon mit viel geringeren Summen am »Börsenspiel« teilnehmen und zusätzlich
ganz andere Gewinne erzielen, nämlich eine Steigerung Ihres
Wohlstandsbewußtseins und eine Erweiterung Ihrer sachlichen Kompetenz in
»orthodoxeren« Geldfragen.

Casinobesuche

Spielbanken bieten uns für einen sehr geringen Obulus die Möglichkeit, an einem
Dauerseminar über Geldbewußtsein teilzunehmen! Die Charakterstudien, die Sie am
Spieltisch betreiben können, sind gar nicht mit Geld zu bezahlen. Machen Sie selbst
die Probe aufs Exempel, wenn Ihnen die Welt der Casinos noch fremd sein sollte.
Informieren Sie sich gründlich über die Spielregeln, damit Sie nicht von Ihrer eigenen
Unkenntnis um das Hin und Her verwirrt und abgelenkt werden. Danach suchen Sie
ein Casino und beobachten die erste Stunde nur die Spieler, ohne selbst Einsätze zu
tätigen.
Fragen Sie ruhig, wenn Ihnen die eine oder andere Feinheit noch etwas
unverständlich sein sollte, das Personal, und die anderen Spieler geben meist gern
Auskunft.
Nirgendwo können Sie sich auch so schnell und so gründlich einen Einblick in Ihr
eigenes Reichtums- Ar-muts- und Geldbewußtsein verschaffen wie am Spieltisch.
Spielen Sie, vor allem in den ersten zehn Jahren (!) stets nur mit einem festgesetzten
Tageslimit, das Sie niemals überziehen. (Sie können einen Teil Ihres Spaß-Etats
dafür verwenden.) Wir wollen Ihnen nicht das Vergnügen rauben, auf eigene Faust
einige Erfahrungen zu sammeln und werden daher nichts im voraus verraten. Doch
eins ist gewiß: Ihr Verhalten am Spieltisch ist ein Spiegel Ihrer Seele! Und das gilt
auch für Ihre Spielbilanz der Gewinne und Verluste. Deshalb veranstalte ich einen
Teil meiner eigenen Seminare auch mit Vorliebe in Casinonähe, damit die
Teilnehmer die dort erlernten Praktiken gleich an Ort und Stelle überprüfen können.
Erfahrene Berufsspieler (die gibt es tatsächlich!) spielen übrigens fast nie länger als
etwa 20 Minuten auf einmal, weil danach die Konzentrationsfähigkeit nachläßt und

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die innere Distanz und die Kaltblütigkeit, die hier wie an der Börse vor allem in den
unweigerlich vorkommenden Verlustphasen unverzichtbar sind, beeinträchtigt
werden.
Überschätzen Sie nicht den Wert von Spielsystemen, wie sie oft zu hohen Preisen
feilgeboten werden. Die meisten von ihnen sind völlig wertlos, und Kenner spotten
oft, daß der eigentliche Wert eines Systems nicht darin bestehe, Gewinne zu
optimieren, sondern vielmehr Verluste zu minimieren, weil die meisten Systeme
Verlustobergrenzen vorschreiben.
Es gibt freilich auch eine ganze Reihe von Profis, die auf ihr System schwören und
damit gute Erfolge erzielen. Und doch hat beispielsweise eine mir bekannte,
hochintuitive ehemalige Berufsspielerin fast immer nur dann größere Gewinne erzielt,
wenn sie aus Versehen gegen die Regeln ihres eigenen Systems verstieß, was sie
jedoch erst Jahre später bei der Durchsicht ihrer Aufzeichnungen merkte!
Die in Casinos angebotenen Spiele (meist Roulette, Blackjack und Baccarat) sind
von ihren Gewinnchancen her meist sehr fair, beim Roulette hat der Spieler, sofern
er keinen Fehler macht, sogar eine Chance von 48,3 bis 48,9% (je nach
Berechnungsmethode), was ihm keine Lotterie bietet.
Auch Spielen ist eine Sache der Psychologie. Wenn Sie nach einer Stunde Spiel mit
DM 100 Einsatz »nur« DM 10 nach Hause tragen können, so sollten Sie nicht abfällig
die Lippen schürzen, sondern sich vielmehr darüber freuen, daß Sie nicht nur eine
Menge Spaß gehabt und gegen die Bank gewonnen, sondern darüber hinaus auch
noch eine Verzinsung von sage und schreibe 10% pro Stunde erzielt haben!
Investitionen in Gemeinschaftsprojekte (etwa bei einer
Wohnungseigentümergemeinschaft) bringen uns oft mit zahlreichen Menschen
geschäftlich sehr eng zusammen, die uns vielleicht nicht immer zusagen. Auch von
solchen Faktoren sollten Sie Ihre Investition abhängig machen, denn sonst ist der
Ärger schon vorprogrammiert. Interessanterweise sind die wenigsten Geschäftsleute
in Wirklichkeit jene kühlen Rechner, für die sie sich meist ausgeben. Topmanager
aus der Industrie haben mir immer wieder bestätigt, daß zahllose Geschäfts- und
Personalentscheidungen zwar sachlich kaschiert, tatsächlich aber fast nur auf
emotioneller Grundlage gefällt werden. So kann es durchaus geschehen, daß
Millionengeschäfte einfach nicht Zustandekommen, weil dem einen Partner die
Krawattenfarbe des anderen nicht paßt oder weil er den falschen Akzent hat!
Eklatantes Beispiel dafür sind auch jene Prozeßhansel aller Einkommensgruppen,
die sich selbst lieber bankrott prozessieren würden, als ihrem Gegner den Triumph
zu gönnen, einen noch so bescheidenen Sieg davonzutragen.
Egal wie Sie persönlich dazu stehen mögen, sollten Sie doch stets die Tatsache mit
ins Kalkül ziehen, daß Geschäftspartner, die Sie auf Anhieb nicht mögen, schnell zu
einem echten Problem werden können. Andererseits lernen wir natürlich gerade von
solchen Menschen oft am meisten...

Die Investition »Trinkgeld«

Der Schriftsteller Scott Fitzgerald war nach dem Riesenerfolg seines Romans Der
große Gatsby sehr reich geworden. Er schulte sein Geldbewußtsein auf eine
besonders orgi-nelle Weise: Wenn er in einem Restaurant gespeist hatte, pflegte er
ein Trinkgeld zu geben, das ebenso hoch war wie die Rechnung. Vielleicht sollten
Sie gelegentlich das gleiche versuchen — die Reaktionen der Kellner und
Kellnerinnen sind oft sehr aufschlußreich!
Überhaupt sollten Sie nie vergessen, daß Sie das Trinkgeld nicht etwa geben, weil
Sie einen guten Service »belohnen« wollen, sondern für sich selbst- als

84
Dokumentation Ihrer Großzügigkeit sich selbst gegenüber. Auf magische Weise wird
das Geld, das Sie auf diese Weise in Umlauf bringen, um ein Vielfaches zu Ihnen
zurückkehren, meist aus völlig unerwarteten Richtungen.
Eine sehr empfehlenswerte Taktik besteht darin, stets soviel Trinkgeld zu geben, wie
man selbst gerne hätte und angemessen fände.

Autobiografische Notiz
»Ich danke dir, Herr«, sprach der Rabbiner, »daß ich nie etwas bekommen habe,
bevor ich es brauchte!«
Es ist in Büchern über Erfolgs- und Geldbewußtsein üblich, daß der Autor auch seine
eigene Lebensgeschichte zum besten gibt, um zu zeigen, daß er seine eigenen
Maximen auch wirklich befolgt und sich nicht einfach nur am Schreibtisch
irgendetwas ausdenkt, was nie in der Praxis erprobt wurde. Ich will mich davon nicht
ausschließen, möchte die Sache aber ganz bewußt nicht streng chronologisch
angehen, sondern eher mit Zeitsprüngen arbeiten, weil dies der Denkweise unseres
Unbewußten mehr entspricht und weil sich die Ereignisse uns im nachhinein ohnehin
oft in dieser Form darstellen. Am Ende dieses Berichts will ich noch einen weiteren
Grund anführen, der Ihnen vielleicht als lehrreich für den Umgang mit Ihrem
Geldbewußtsein erscheinen wird.
Vor etwa fünf Jahren dachte ich über meine mißliche finanzielle Situation nach
(Begriffe wie Geldbewußtsein waren mir damals noch völlig fremd) und überlegte,
wie ich etwas daran ändern könnte. Schließlich beschloß ich, es mit einem Spiel zu
versuchen: Ich wollte jeden Tag eine 500-Mark-Idee haben, die ich auch nach
Möglichkeit umsetzen wollte. Es durfte aber keine Träumerei aus dem
Wölkenkuckucksheim werden, sondern sollte konkret zu verwirklichen sein (und
durfte natürlich kein großes Anfangskapital erfordern, weil ich darüber ja eben nicht
verfügte).
Ich nahm es mir also vor und unterstützte es durch entsprechende Affirmationen, wie
wir sie in diesem Buch ja auch viel verwenden. Was mich überraschte: Es ging viel
schneller und leichter als erwartet. Nachdem die ersten Dämme gebrochen waren,
was nur wenige Tage dauerte, konnte ich mich schon bald vor 500- und sogar 1000-
Marktideen kaum noch retten. Nicht alle diese Ideen ließen sich sofort umsetzen, bei
manchen dauerte es einige Jahre, einige liegen noch heute in meiner Schublade,
aber im großen und ganzen war die Aktion ein voller Erfolg, und viele dieser Ideen
brachten im Endeffekt gut und gern das Zehn- bis Zwanzigfache ein.
Immerhin gelang mir das Kunststück, fast ohne Kapital einen eigenen Verlag
aufzumachen, der sich anfangs nur durch Subskriptionsangebote finanzierte: Die
Leser besaßen offenbar genügend Vertrauen, um Bücher im voraus zu bezahlen, die
noch gar nicht gedruckt waren, dafür erhielten sie auch einen netten
Subskriptionsrabatt von etwa 20% und interessante Werke, die sie nirgendwo anders
bekommen konnten.
Durch den Verlag, der mir am Anfang natürlich nur ein willkommenes Zubrot bot,
später aber schon aus Steuergründen sehr interessant wurde und sich inzwischen
sehr gut selbst trägt und etwa ein Drittel meines gegenwärtigen Einkommens
ausmacht, bekam ich immer mehr Kontakt zu Branchenkollegen, was sich, wie wir
noch sehen werden, auch auf meine allgemeine Auftragslage positiv auswirkte. Das
ganze war natürlich nicht im luftleeren Raum entstanden. Drei Jahre vor der
Verlagsgründung hatte ich, zunächst ebenfalls ohne eigenes Kapital, zusammen mit
zwei Kompagnons eine Spezialbuchhandlung eröffnet, die inzwischen auf ihrem

85
Gebiet zu den führenden Unternehmen Deutschlands gehört. Meine Partner
brachten in erster Linie ihr Kapital und ihre Arbeitskraft ein, meine Hauptstärke war
das Knowhow um das erforderliche spezielle Buchsortiment (Lesen war schon immer
mein Hobby gewesen, und ich hatte auch Literatur studiert - dies kam mir nun
zugute); vom Buchhandel selbst hatten wir jedoch keine Ahnung. Durch fachkundige
Beratung eines Sortimentskollegen in München, der ebenfalls nach dem Prinzip
»Durch Teilen gewinnt jeder dazu« lebte und mit wirklich guten, brauchbaren
Empfehlungen nicht geizte, hatten wir uns das erforderliche Wissen in 14 Tagen
angeeignet! (Die Buchhändlervereinigungen und -schulen mögen uns verzeihen, ich
will damit keineswegs den Wert der sonst üblichen dreijährigen Ausbildung zum
Buchhändler schmälern, aber es geht eben auch anders, wie wir zeigen konnten!)
Über die Buchhandlung war ich noch tiefer in die Materie eingestiegen und hatte
auch schon einige Einblicke ins Verlagswesen gewonnen.
Einen Freund regte ich an, eine Fachzeitschrift zu gründen (ebenfalls, wie sich
zeigte, eine Marktlücke), in der ich selbst dann auch zahlreiche Artikel veröffentlichte,
die wiederum die Leser auf meinen späteren Verlag aufmerksam werden ließen. Der
Kundenstamm unserer Versandabteilung war die erste Wer^beplattform für den
Verlag.
Als das Verlagsgeschäft einigermaßen etabliert war, kam eine Seminarorganisation
hinzu, die auf Anhieb ein voller Erfolg war. Die Geschichte zog Kreise, es begann mit
einem deutschen Seminar pro Jahr, und inzwischen halte ich jährlich zwischen 20
und 25 Seminare in Deutschland, in Österreich, der Schweiz und neuerdings sogar
auch in Griechenland und Ägypten ab.
Abgesehen von vielen »kleineren« lukrativen Ideen hatte ich auch noch einen
Hauptberuf, nämlich den des Übersetzers, den ich auch heute noch ausübe, wenn
auch nicht mehr im gleichen Umfang wie früher. (Soeben habe ich mein 72. Buch
übersetzt!) Es ist vielleicht auch interessant, wie ich an diesen Job gekommen bin,
weil es zeigt, daß sich Großzügigkeit gegen andere stets auszahlt, wenn man nur ein
wenig Wachheit mitbringt. Während meiner Studienzeit erzählte mir eine
Kommilitonin, daß sie für einen großen deutschen Taschenbuchverlag ein Buch
übersetze, um ihr Einkommen ein wenig aufzubessern. Ich bat sie um den Namen
und die Adresse ihres Lektors, ohne jedoch konkrete Absichten zu hegen, einmal
selbst zu übersetzen. Ich hatte zwar früher einmal ein paar Texte aus dem
Englischen übersetzt, aber an sich war mir dieses Geschäft zu mühsam, zudem ich
nur sehr schlecht Schreibmaschine schreiben konnte. Es war eher ein Akt der
Intuition und der Neugier (nach dem Prinzip: »Man kann ja nie wissen!«), der mich
übrigens später lehrte, wie wichtig es ist, die Augen für Verdienstmöglichkeiten
offenzuhalten.
Immer wieder, wenn mich Kommilitonen fragten, ob ich nicht einen Job für sie wisse
(die Jobsuche ist unter Studenten ja ein absoluter Dauerbrenner!), gab ich die
Adresse weiter, und einige von ihnen lebten auch eine Weile ganz gut davon.
Eines Tages war es dann soweit, ich arbeitete bereits in meiner Buchhandlung, und
mußte plötzlich eine größere zusätzliche Geldsumme aufbringen, um private
Verbindlichkeiten zu tilgen. Ich meldete mich selbst bei dem Lektor (der sich die
ganzen Jahre über schon gewundert hatte, welcher Unbekannte ihm da eigentlich
ständig Übersetzer schickte!) und erhielt nach einer erfolgreichen Probeübersetzung
meinen ersten größeren Auftrag.
Meine eigenen Englischkenntnisse waren mir eher zugefallen,als daß ich das bewußt
gepflegt hätte: Weil ich als Diplomatenkind im Ausland aufgewachsen bin und einige
englischsprachige Schulen besuchte, ist das Englische für mich zu einer Art zweiten
Muttersprache geworden, was allerdings noch nicht bedeutet, daß man deshalb auch

86
ein guter Übersetzer sein muß. Doch immerhin liebte ich Sprachen. Ich war einmal
bei einem Vortrag eines indischen Yogis, dessen Akzent auch sein eigener
deutscher Amateurdolmetscher nicht richtig verstand, eingesprungen und hatte auf
diese Weise ebenfalls eher zufällig festgestellt, daß mir das Übertragen von einer
Sprache in die andere recht gut lag. (Das indische Englisch wiederum kannte ich
recht gut aus meiner einjährigen Zeit auf der Schule in Pakistan.) Obwohl ich niemals
eine Dolmetscherausbildung absolviert hatte (ebensowenig wie eine
Übersetzerschulung), ernährte ich mich eine Weile lang unter anderem auch vom
Dolmetschen einiger bekannter amerikanischer und englischer Referenten, die im
deutschsprachigen Raum Vorträge gaben und Seminare abhielten.
(Auf letzteren lernte ich auch einige pädagogische Tricks, die mir bei meinen eigenen
Seminaren noch heute zugute kommen.)
Nun begann zunächst eine arge Tretmühle, denn ich hatte selbst erst sehr wenig von
dem gelernt, was ich Ihnen in diesem Buch zu vermitteln versucht habe.
Systematisch schraubte ich meine monatlichen Fixkosten hoch, um mich selbst unter
genügend Arbeitsdruck zu setzen, denn ich lebte unter Erfolgszwang und
Existenzangst zugleich. Da ich, nachdem ich mühsam und ohne Unterricht als
Autodidakt das Schreibmaschinenschreiben gelernt hatte, etwa dreimal so schnell
war wie meine Übersetzerkollegen, konnte ich zwar in der gleichen Zeit wesentlich
mehr Geld verdienen als diese, bekam aber auch dafür einen viel zu guten Ruf: Es
sprach sich nämlich bei den Verlagen hemm, daß ich relativ schnell und pünktlich
arbeitete, so daß ich immer mehr sogenannte Feuerwehraufträge erhielt, die alle
»möglichst bis übergestern« zu erledigen waren. Das wiederum erhöhte meinen
Streß, weil es mich zu noch mehr Output zwang, und so ging der Teufelskreis immer
weiter, bis ich schließlich umlernte und ihn durchbrach.
So »ganz nebenbei« beendete ich zwischendurch auch noch mein Studium und
schloß es mit dem Magistergrad ab.
Durch das Übersetzen kam ich wiederum zum Schreiben, das Vorliegende ist mein
elftes Buch. Das größte Paradox: Schreiben war schon immer mein Jugendtraum
gewesen, doch hätte ich niemals geglaubt, daß er sich einmal auf derart
verschlungene Weise realisieren würde!
Das Schreiben förderte meine Kontakte zu Lesern und »Fans«, die daraufhin
vermehrt auf meine Seminare kamen - und so bedingt nach wie vor das eine das
andere, und noch immer lege ich ab und zu spaßeshalber eine Woche ein, in der ich
jeden Tag eine 100-Mark-Idee heraufbeschwöre. Und es geschieht nach wie vor, daß
ich auf diese Weise mit einem einzigen Anruf und einer
Stunde Arbeit mal eben einen willkommenen Tausender oder zwei zusätzlich zu mir
nach Hause einlade.
Ich bin überzeugt davon, daß sich meine »Großzügigkeit« gegenüber meinen
Kommilitonen zigtausendfach ausgezahlt hat. Hätte ich damals nicht - völlig
unbewußt -den Fluß in Gang gehalten, so wäre sicherlich einiges sehr viel
mühseliger und weitaus weniger zufriedenstellend gelaufen. Deshalb bin ich auch
nicht etwa stolz darauf, großzügig gewesen zu sein: Warum sollte man stolz darauf
sein, wenn man das einzig Vernünftige tut, das einem zu Wohlstand und Glück
verhilft?
Insgesamt konnte ich mein Einkommen in den letzten fünf Jahren vor allem durch
meine veränderte Einstellung mehr als verzwölffachen! Wenn mir jemand noch vor
sechs Jahren prophezeit hätte, daß ich schon bald fünfstellige Summen einnehmen
würde, ich hätte ihn ausgelacht und etwas wehmütig dem Gedanken nachgehangen,
daß es ja eigentlich doch ganz schön wäre, wenn... Und dabei arbeite ich inzwischen
um fast 30 % weniger als früher und hoffe, auch dies noch weiter zu senken - bei

87
steigenden Einnahmen, versteht sich! Ich habe nun ein gutes halbes Dutzend
verschiedener Berufe, und ich könnte von jedem einzelnen sehr gut leben. Doch
ziehe ich die Vielseitigkeit vor und erschaffe mir hin und wieder immer noch das eine
oder andere Betätigungsfeld dazu, weil ich recht gerne arbeite - sofern es nicht mit
zuviel Streß verbunden ist, wie inzwischen wohl deutlich geworden sein dürfte.
Finden Sie diese Darstellung ein bißchen konfus und verwirrend? Das ist sie
sicherlich auch - aber sie entspricht ziemlich genau der Funktionsweise unseres
Unbewußten, das nicht nur in Assoziationen wahrnimmt, sondern auch nicht-linear
handelt!
Das vielleicht Interessanteste an dieser Geschichte ist die kaum zu überschauende
Vernetzung des Ganzen, die Art und Weise, wie alles zahnradartig ineinandergreift.
So aber bauen sich die allermeisten erfolgreichen Karrieren
auf: Die Schwerpunkte verschieben sich plötzlich und völlig unverhofft; Talente
werden aktiviert, denen man bisher allenfalls Hobbycharakter zugestanden hat, und
bestimmen plötzlich den ganzen Lebensunterhalt; seltsame »Zufälle« bauen
aufeinander auf und fügen die Einzelteile zu einem scheinbar verständlichen Mosaik
zusammen, bis sich alles wieder aufs neue verschiebt und jeder rote Faden
verlorengeht, um sich nach einigen Jahren plötzlich wieder zu erkennen z;u geben,
um dann wieder... und so weiter. Auf ganz ähnliche Weise geht auch das
Gelduniversum mit uns um.
Gewiß, es gibt weitaus gradlinigere Karrieren. Nicht jede Erfolgsstory verläuft im
Zickzacklauf, aber Gradlinig-keit allein ist noch kein Gewinn. Ich habe im Laufe
dieses Werdegangs viele Fehler gemacht - lange Zeit glaubte auch ich, mindestens
80 Stunden in der Woche schuften zu müssen, damit meine Existenz gesichert sei;
Verkrampfung, Verspannungen, gesundheitliche Alarmsignale waren die Folge. Doch
erst nachdem ich gelernt hatte, innerlich und äußerlich loszulassen, Geld und
Wohlstand, Erfolg und Reichtum zu lieben und sie mir zu gönnen, kam der
eigentliche Erfolg.
Nehmen wir uns zum Abschluß einen Satz des bekannten Komponisten und
Aktionskünstlers John Cage zu Herzen, der wie kein zweiter zusammenfaßt, worauf
es beim Geldbewußtsein - und überhaupt im ganzen Leben - eigentlich ankommt:
Wenn wir die Welt von unseren Schultern nehmen, merken wir - daß sie nicht fällt!

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10 Geld haßt man nicht, man hat es!
»Großer Schreck!« oder: Was tun, wenn es wirklich da ist?
Haben Sie nach der bisherigen Lektüre wirklich erwartet, daß wir Ihnen in diesem
Kapitel lange Ausführungen darüber anbieten werden, was Sie mit Ihrem Geld tun
sollen, wenn es sich endlich ganz konkret in sinnlich greifbaren Massen manifestiert
hat? Also gut, wir haben tatsächlich noch einen Rat für Sie, aber auch nur einen. Er
steht auf der nächsten Seite.

Genießen Sie es!

89
ANHANG
Literaturnachweis
Wir haben in dieser Liste nur Werke aufgeführt, die direkt oder indirekt in diesem
Buch zitiert wurden.

Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis, dt. v. Benjamin Schwarz, Frankfurt
et al., 1984

Frederick Eikerenkoetter (= Rev. Ike), Rev. Ike's Secrets for Health, Happiness and
Prosperity - For YOU!, New York, 1981

Helmut Geiger, Gespräche über Geld, Herford, 1986

Jerry Gillies, Moneylove, New York, 1978

André Kostolany, Kostolany's Notizbuch, Stuttgart, 1983 ff. ders., Kostolany's


Wunderland von Geld und Börse, Stuttgart, 1982 ff.

Phil Laut, Money is My Friend, Cincinnati, 1978 ff.

Günter Schmölders, Psychologie des Geldes, München, 1982

Ralph Tegtmeier, Die heilende Kraft der Elemente. Praxis der Tattwa-Therapie,
Freiburg i. Br.r 1986

Frater V.-.D.-., »Geldmagie, oder Mit Dreck fängt man keine Mäuse «, ANUBIS.
Zeitschrift für praktische Magie und Psychonautik, H. l, 1985, S. 13-21.

90

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