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Letzte Aktualisierung: 29.10.2020
FRAGEN
KLINIK
ARZT
GELERNT
Abstract
Bei anhaltenden Durchfällen, insbesondere mit Fiebersymptomatik, ist
eine Infektion mit bakteriellen (oder parasitären) Erregern in Betracht zu ziehen.
Eine Reiseanamnese ist dabei sehr wichtig, da die Infektion häufig in Endemiegebieten
mit geringen hygienischen Standards stattfindet. Weitere mögliche Ursachen
sind Lebensmittelinfektionen wie der Verzehr von kontaminiertem Ei, Geflügel oder
ungewaschenem Obst und Gemüse. In der Regel bringt eine Stuhlprobe den direkten
Erregernachweis. Meistens ist eine symptomatische Therapie ausreichend, kausal wird in
der Regel nur bei schweren Verläufen und immunsupprimierten Patienten (zumeist
als kalkulierte antibiotische Therapie mit Metronidazol und Ciprofloxacin) behandelt.
NOTIZEN
FEEDBACK
Übersicht
Ätiologie: Infektionsquellen sind v.a. kontaminierte Lebensmittel
VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Häufigster bakterieller Durchfallerre
Geringe Infektdosis
Campylobacter Tage wässrig
Reaktive Arthritis
Guillain-Barré-Syndrom
Zweithäufigster bakterieller Durchfa
Salmonellose Stunden wässrig
Sepsis bei Immunsuppression
Hämolytisch-urämisches Syndrom
Shigellose Tage blutig
Toxisches Megakolon
Vereinfachte Charakteristik Inkubationszeit Art des Durchfalls Besonderh
Pseudoappendizitis
Erythema nodosum
Weitere wichtige bakterielle Durchfallerreger
o Siehe: Darmpathogene E.-coli-Infektionen
o Siehe: Clostridium-difficile-Infektion
Diagnostik
o Insb. Anamnese und klinische Untersuchung wichtig
o Erregerdiagnostik nicht zwingend erforderlich
Erweiterte Diagnostik: Mikrobiologische Stuhlkultur,
Abdomensonographie nur bei Warnsymptomen
Therapie: In der Regel selbstlimitierend, nur Volumen- und Elektrolytsubstitution
notwendig
o Orale Rehydratation: Ausgleich von Volumen- und Elektrolytverlust
Präparate enthalten Glucose,
Natriumchlorid, Kaliumchlorid und Natriumcitrat
Z.B.„WHO-Trinklösung“: 13,5 g Glucose + 2,6 g
NaCl + 2,9 g Natriumcitrat + 1,5
g Kaliumchlorid auf 1 L Wasser
o Schonkost: Meiden von Fett, fructosereichen Säften und
Softdrinks, Alkohol und Koffein
o Kausale antibiotische Therapie nur bei schwerem Verlauf oder
Erregernachweis und fortbestehender Symptomatik indiziert
o Therapieoptionen für die kalkulierte Antibiotikatherapie wenn
erforderlich
Azithromycin
[2]
Ciprofloxacin (bei EHEC-Verdacht Azithromycin oder Merope
nem vorziehen)
[2]
Ceftriaxon
[2]
Campylobacter-Enterokolitis (Campylobacter-Enteritis)
Epidemiologie [3]
Erreger: Campylobacter jejuni, gramnegative Spirillen
o Reservoir: Menschen, Geflügel, Schweine, Rinder, Katzen, Hunde
Infektionsweg: Fäkal-oral als Kontakt- und Schmierinfektion
o Insb. indirekt über kontaminierte Lebensmittel (Geflügelfleisch,
Milch, Trinkwasser, rohes Hackfleisch)
o Oder direkt von Mensch zu Mensch
oder Tier zu Mensch
o Ggf. über das Baden in kontaminierten Gewässern
Infektiosität: Hoch
o Ansteckungsrisiko bis Ausscheidung sistiert (i.d.R. 2–4 Wochen), selten
finden sich Dauerausscheider
Inkubationszeit: 2–5 Tage, im Einzelfall 1–10 Tage
Klinik
o Frühphase: Grippeähnliche Symptome
o Akutphase: Meist wässrige, aber auch blutige Diarrhö mit kolikartigen
Unterbauchschmerzen (exsudativ-entzündliche Diarrhö), Fieber und
Abgeschlagenheit
o Dauer ca. 1 Woche
Diagnostik
o Stuhlprobe zum direkten Erregernachweis mittels Kultur
Antigennachweis mittels ELISA und PCR in Erprobung
o In Einzelfällen: Histologie
[5]
Komplikationen
o Reaktive Arthritis
o Guillain-Barré-Syndrom
Prävention
o Hände- und Oberflächenhygiene
o Durchgaren von Lebensmitteln, insb. Geflügel, und Abkochen von
Rohmilch
Verzicht auf rohe Tierprodukte, insb. für Kleinkinder, alte und
immungeschwächte Menschen
Meldepflicht
o Arztmeldepflicht nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen
): Namentliche Meldepflicht bei Krankheits- und Todesfällen sowie bei
persistierender Ausscheidung von Campylobacter spp. mit dem Stuhl
o Labormeldepflicht nach § 7 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei
Erregernachweis von darmpathogenen Campylobacter spp.
NOTIZEN
FEEDBACK
Salmonellose (Salmonellengastroenteritis)
Erreger
o Salmonella enterica, Subspezies: Salmonella enteritidis, Salmonella
typhimurium
o Gramnegatives Stäbchen, fakultativ anaerob
o Salmonellen werden nach White-Kauffmann-Le-Minor-Schema
aufgrund unterschiedlicher Oberflächenantigene (H, O und K) in
unterschiedliche Subspezies, sog. Serovare, eingeteilt
Infektionsweg: Peroral über kontaminierte Lebensmittel (v.a. Geflügel, Eier,
Milch)
o Salmonellen sind resistent gegen Einfrieren, nur das ausreichende
Erhitzen der Nahrung schützt vor Infektion
o Geringe Keimzahlen führen nicht zur Erkrankung, erst hohe
Infektdosen führen zu Durchfällen
Inkubationszeit: Wenige Stunden bis mehrere Tage
o Die Inkubationszeit ist abhängig von der Infektdosis
Klinik
o Meist wässrige, manchmal auch blutige Diarrhö und grippeähnliche
Symptome
o Immunsuppression (z.B. HIV Stadium C): Septische lebensbedrohliche
Verlaufsform bei Immunsupprimierung möglich
Kausale Therapie
o Indikation: Nur bei schwerem systemischen Verlauf oder
immunsupprimierten Patienten
Antibiotische
Therapie mit Fluorchinolonen (z.B. Ciprofloxacin)
oder Cephalosporinen der 3. Generation (z.B. Ceftriaxon
[2]
)
[2]
Meldepflicht
o Arztmeldepflicht nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen
): Namentliche Meldepflicht bei Krankheits- und Todesfällen sowie bei
persistierender Ausscheidung von Salmonella spp. mit dem Stuhl
(Salmonellen-Dauerausscheider)
o Labormeldepflicht nach § 7 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei
Erregernachweis von Salmonellen
NOTIZEN
FEEDBACK
Shigellose (Shigellenruhr)
Synonym: Bakterielle Ruhr
Erreger
o Shigella dysenteriae, -flexneri, -sonnei
o Gramnegatives Stäbchen, Toxinbildner → Shiga-Toxin
Infektionsweg: Kontaminiertes Wasser und Nahrungsmittel (v.a. Milchprodukte
und rohes, nicht gewaschenes Gemüse)
o Seuchenerkrankung: Mangelnde Hygiene und verunreinigtes Wasser
in Flüchtlingslagern und Kriegsgebieten führen nicht selten zu
Shigellenepidemien
Inkubationszeit: 1–4 Tage
Klinik
o Leichter Verlauf: Wässrige Diarrhö und grippeähnliche Symptome
o Schwerer Verlauf: Blutig-schleimige Diarrhö, Tenesmen und
hohes Fieber (Exsudativ-entzündliche Diarrhö)
Kausale Therapie: Aufgrund hoher Infektiosität sollte immer antibiotisch
behandelt werden; möglich sind Azithromycin
, Fluorchinolone
oder Ceftriaxon
[2]
Komplikationen
o Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)
o Toxisches Megakolon
Meldepflicht
o Arztmeldepflicht nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen
): Namentliche Meldepflicht bei Krankheits- und Todesfällen sowie bei
persistierender Ausscheidung von Shigella spp. mit dem Stuhl
o Labormeldepflicht nach § 7 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei
Erregernachweis von Shigella spp.
NOTIZEN
FEEDBACK
Cholera
Erreger: Vibrio cholerae (Serogruppe O1 und O139)
o Gramnegatives, fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium
o Bildet Choleratoxin (Exotoxin)
Infektionsweg
o Meist über fäkal kontaminierte Nahrung oder Wasser
o Seltener fäkal-oral von Mensch zu Mensch
o Nach abgelaufener Infektion können die Erreger noch über Wochen
ausgeschieden werden, selten finden sich Dauerausscheider
Pathophysiologie: Choleratoxin aktiviert als Enterotoxin im Darmepithel die
Adenylatcyclase → cAMP-Bildung↑ → Aktivierung der Proteinkinase A↑
→ Phosphorylierung des Chloridkanals CFTR → Chloridsekretion↑ → Sekundär
Ausscheidung u.a. von Wasser in das Darmlumen → Diarrhö
Epidemiologie: In Deutschland sehr selten, vereinzelt Erkrankungen
nach Infektion in Endemiegebieten (insb. Asien)
[4]
oder Doxycyclin [8]
oder Erythromycin [8]
oder Tetracyclin [8]
oder Cotrimoxazol [9]
Kinder
[10]
Azithromycin
oder Ciprofloxacin
oder Erythromycin
Siehe auch: Pädiatrie - Antibiotika
Prävention
o Hygienische Maßnahmen
Bereitstellen von sauberem Trinkwasser und
Nahrungsmitteln
Sanitärhygiene
o Expositionsprophylaxe (insb. für Reisende)
Zum Trinken und Zähneputzen nur abgekochtes Wasser oder
Mineralwasser verwenden
Ungekochte Nahrungsmittel vermeiden, bspw.
Meeresfrüchte und Salate sowie Früchte, die man nicht
schälen kann
o Cholera-Impfung
Indikation
Keine generelle Impfempfehlung
Schutz vor Cholerainfektionen in Endemiegebieten
Reiseimpfung
Bei hohem Expositionsrisiko in Endemiegebieten
insb. bei längeren Aufenthalten ohne gesicherte
medizinische Versorgung
Bei erhöhtem Risiko schwerer Verläufe
einer Cholera im Rahmen von best.
Grunderkrankungen
Impfstoff: Totimpfstoff zur Schluckimpfung - siehe
auch: Cholera-Impfstoff
Partieller Schutz für einige Monate–2 Jahre
Grundimmunisierung
Kinder im Alter von 2–6 Jahren: 3 Impfdosen im
Abstand von jeweils 1–6 Wochen
Kinder ≥6 Jahre und Erwachsene: 2 Impfdosen im
Abstand von 1–6 Wochen
Auffrischungsimpfung
Kinder im Alter von 2–6 Jahren: 1 Impfdosis nach 6
Monaten
Kinder >6 Jahre und Erwachsene: 1
Impfdosis nach 2 Jahren
Prognose
o Behandelt: Letalität ca. 1%
o Unbehandelt (in schweren Fällen): Letalität 30–60%
Meldepflicht
o Arztmeldepflicht nach § 6 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei
Verdachts-, Krankheits- und Todesfällen von Cholera
Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen
): Zusätzlich namentliche Meldepflicht bei Ausscheidern
o Labormeldepflicht nach § 7 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei
Erregernachweis von Vibrio cholerae O1 und O139
[4][7][8][9]
NOTIZEN
FEEDBACK
Yersiniose
Erreger: Yersinia enterocolitica, -pseudotuberculosis, gramnegative Stäbchen
Infektionsweg: Zoonose (indirekt von Tieren über Lebensmittel, Milchprodukte,
rohes Schweinefleisch)
Inkubationszeit: 3–10 Tage
Klinik
o Pseudoappendizitis (DD: Appendizitis) → mesenteriale
Lymphadenitis insbesondere am Ileum mit den
typischen Appendizitiszeichen
o Enterokolitis (DD: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) → Durchfall über
Wochen und kolikartige Bauchschmerzen, seltener blutig
Diagnostik
o Direkter Erregernachweis: Kälteanreicherung
Kausale Therapie (bei schwerem Verlauf): Antibiotische
Therapie mit Fluorchinolonen (z.B. Ciprofloxacin
) oder Cephalosporine der 3. Generation (z.B. Ceftriaxon)
[2]