Sie sind auf Seite 1von 8

ROLF BERGMANN

PETER PAULY
STEFANIE STRICKER IX. Semantik und Lexikologie

Einführung 1. Bedeutungsarten
Lexikalische Bedeutung

in die deutsche Das sprachliche Zeichen trägt Bedeutung, indem es mittels eines Ausdrucks
auf einen Inhalt verweist. Die Inhaltsseite eines Zeichens wird durch die
Gesamtheit der funktionalen Einheiten gebildet. So, wie die Phoneme als
Sprachwissenschaft strukturierte Kombinationen von artikulatorischen Merkmalen beschreibbar
sind, lassen sich die funktionalen Einheiten der Bedeutungsseite, die Seme-
Vierte, überarbeitete und erweiterte Auflage me, als Kombinationen kleinster begrifflicher Merkmale, der Seme, beschrei-
ben.
von ROLF BERGMANN
und STEFANIE STRICKER 'Gegenstand aus Glas oder Metall, dessen glatte Fläche das,
Spiegel was sich vor ihm befindet, als Abbild zeigt'
'Oberfläche eines Gewässers, einer Flüssigkeit'
Mit Beiträgen von
URSULA GÖTZ Die auswahlsweise Betrachtung der Sememe des Substantivs Spiegel in ihrer
wörterbuchüblichen Fassung zeigt hier zwei Begriffskomplexe. Jeder der
ANNETTE KLOSA
sememischen Begriffskomplexe besitzt eine für das System der Gegenwarts-
CLAUDINE MOULIN
sprache charakteristische, invariante Kombination von Begriffsmerkmalen. Im
MICHAEL SCHLAEFER ersten Semem finden sich so etwa die Merkmale 'Gegenstand', 'aus Glas oder
CLAUDIA WICH-REIF Metall bestehend', 'mit einer glatten Fläche', 'etwas als Abbild zeigend'. Als
sprachliches Zeichen, das solche Sememe besitzt, wird das Substantiv Spiegel
als Lexem bezeichnet. Die Sememe stehen untereinander durch gemeinsame
Merkmale in Beziehung. So besitzen die beiden hier betrachteten Sememe
gemeinsam das Merkmal 'glatte Oberfläche'.
Die lexikalische Bedeutung, die von den Sememen getragen wird, meint
das 'Was' der sprachlichen Erfassung der Welt. Sie stellt einen Bezug zwi-
1 schen der Ausdrucksseite, der Lautgestalt und allen Gegenständen eines
I bestimmten Typus her. Der Bezug wird nicht hergestellt zu einem individu-
ellen Gegenstand, sondern zu einer Klasse von Gegenständen. Die lexikali-
Universitätsverlag sche Bedeutung wird mit der formalen Struktur des Wortes fest verbunden
WINTER gesehen. Das Lexem Spiegel ist nicht nur für einen individuellen Spiegel
Heidelberg

I anwendbar, sondern für die Klasse der Spiegel.


Die Sememe können auch quer durch die Wortarten gehen. So hat Spiegel
auch gemeinsame Bedeutungsmerkmale mit dem Verb
92 IX. Semantik und Lexikologie Bedeutungsarten 93

'als Spiegelbild erscheinen' Es regnet und Es regnet nicht unterscheiden sich in ihrem Seinswert, der in
spiegeln 'das Spiegelbild von etw. zuruckwerfen' dem ersten Satz bejaht und in dem zweiten Satz verneint wird. Die Sätze
'(wie ein Spiegel Lichtstrahlen zuruckwerfend) glänzen' haben eine unterschiedliche ontische Bedeutung. Ihre syntaktische Bedeutung
ist hingegen gleich.
und dem Adjektiv
spiegelig 'eine spiegelähnliche Oberfläche habend'. 2. Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit
Kategorielle Bedeutung In dem Text von Peter Bicbsel ist der Satz Im obersten Stock des Hauses hat
Zur Bedeutungsseite der Wörter gehört auch, auf welche Weise sie die Welt er sein Zimmer ohne Weiteres zu verstehen. Es bereitet keine Schwierigkeit,
erfassen. So erfasst jedes Substantiv die Welt als Ding. Das Verb erfasst die den einzelnen Ausdrucken die jeweiligen Inhalte zuzuordnen. Der Ausdruck
Welt als Tätigkeit. Das Adjektiv erfasst die Welt als Eigenschaft. Das gilt Stock wird verstanden als Bezeichnung für einen Gebäudeteil , der auch als
auch für Substantive, die lexikalisch gerade kein Ding bezeichnen, wie zum Geschoss oder Etage bezeichnet wird.
Beispiel Liebe, und für Verben, die lexikalisch gerade keine Tätigkeit aus- Dennoch ist die Bedeutung des Ausdrucks Stock keineswegs eindeutig, wie
drucken, wie zum Beispiel ruhen, und für Adjektive, die lexikalisch keine beispielsweise der Artikel Stock in dem Wörterbuch 'Wörter und Wendungen'
Eigenschaft bezeichnen, wie zum Beispiel ärztlich. zeigen kann.
Diese Bedeutungsart gilt jeweils für alle Wörter einer Wortart; sie weisen
eine kategorielle Gleichartigkeit auf, das heißt, sie zeigen eine Gleichartigkeit
hinsichtlich ihrer grammatischen Eigenschaften. Sie werden grammatisch
gleich behandelt. Diese Bedeutungsart, die die Art und Weise der sprach-
Stock, der: 1. (Stab, Stecken) ein langer,
lichen Erfassung der Welt meint, wird als kategorlelle Bedeutung bezeichnet dünner, dicker, derber S.; S. und Hul (poet:
die Wanderausrüstung); das Regiment des
(man vergleiche auch Kapitel VII.5.). Stock.. (eine Gewaltherrschaft) HIch habe mlr
einen S. zum Wandern geschnitten; der Hund
Instrumentale Bedeutung bekam den S. zu fühlen, spüren (wurde
geprügelt); den S. auf jmda. Buckel (umg),
Auch einzelne Elemente eines Wortes können Bedeutung tragen. In Tag-e Rücken tanzen lassen; jrndn., &in TIer mit
dem S. traktlaran, schl8.llen; er gehl am S.,
gibt das Element -e der Einheit die Bedeutung 'Plural'. Diese Funktion an zwal Stöcken; mit dem S. nach jmdm.
einzelner bestimmter sprachlicher Elemente wird als instrumentale Bedeu- schlagen; den Hund übar den S. apr1ngen
lassen; ar Isl steif wia ein S., sitzt da wie
tung bezeichnet. Sie wird getragen von Relationsmorphemen. Die instrumen- ein S. - 2. (Blwmatumpf u. -wurz.1) Slöcka
herausmachen (umg), auagraben, roden; 88
tale Bedeutung ist stets auf ein einzelnes sprachliches Element, eine bestimm- ging über S. und Stein (quarfeldeln) -
te Wortform, bezogen (Tage). Sie wirkt sich aber auf den ganzen Satz aus. 3. (Block) Gefangene In den S. lagen, achU..
Ben (mittelalterliche Sirafe): der Gefangene
mußta Im S. sitzen - 4. (Bienenhaus) dia
Syntaktische Bedeutung Bienen leben In Slöcken, ver11l88811 den S. zum
Neben den Bedeutungsarten, die von einem einzelnen Wort getragen werden, Schwlrmen, tragen Honig In den S. ein -
5. (Stockwerk (aue.r clsm Erdg..choB]) das
gibt es auch Bedeutungen, die sich auf den ganzen Satz beziehen. Haus hat zwat Slock, Ist zwel Stock hoch;
wir wohnen dritt.r I dr1tten S. [links) I Im
Der Satz Im obersten Stock des Hauses hat er sein Zimmer aus Peter Bich- dritten S. [links); In welchem, Im wievlelten
sels Erzählung (Kapitel III.l.) kann als Aktivsatz, Singularsatz und Präsens- S. wohnen SI.?; sie ziehen In den dritten S.;
vlertar S.: Lebenemittell (Ausruf des Fahr-
satz bestimmt werden. Diese Bestimmungen sind syntaktische Bedeutungen stuhlfahrars [Im Kaufhaus])

des Satzes, die auf den instrumentalen Bedeutungen der Wortformen beruhen.
Ontische Bedeutung
Eine weitere Bedeutungsart, die sich auf den ganzen Satz bezieht, meint den
Wirklichkeits- oder Seinswert, der einer Sache zugeschrieben wird. Die Sätze Wörter und Wendungen, S. 613
94 IX. Semantik und Lexikologie Lexikalische Solidaritäten 95
Wie der Wörterbuchartikel zeigt, kann der Ausdruck Stock auf verschiede- ausschließt. Die eindeutige Festlegung der Bedeutung von Wörtern im Satz ist
ne Inhalte verweisen. Er besitzt verschiedene Sememe. Die Verbindung eines die Voraussetzung für das Funktionieren von Kommunikation.
Ausdrucks mit mehreren Sememen heißt Polysemie (Mehrdeutigkeit). Die Wörter stehen auch in Hinsicht auf ihre Bedeutungen in syntagmati-
In der Darstellung des Wortschatzes im Wörterbuch wird der einzelne schen Beziehungen. Bestimmte kontextuelle Verbindungen sind semantisch
Ausdruck mit seinen Bedeutungen isoliert dargestellt, wobei seine Polysemie möglich, andere nicht. Die semantische Vereinbarkeit oder Verträglichkeit
sichtbar wird. Bei der Polysemie handelt es sich nicht um eine Ausnahme- von Wörtern im Kontext wird Kompatibilität genannt. Syntagmatische
erscheinung; vielmehr können zahlreiche weitere Wörter des Textes von P. semantische Beziehungen ermöglichen nicht nur Verbindungen von Wörtern,
Bicbsel als Beispiele angeführt werden. Es ist ihnen nur eine Auswahl der in sie können auch den Charakter von Forderungen annehmen.
Wörterbüchern genannten Bedeutungen beigegeben: Der Sprachwissenschaftler Eugenio Coseriu hat das Enthaltensein der
Bett 'Möbelstück zum Schlafen', 'Vertiefung eines fließenden Gewäs- Bedeutung von Lexemen in der Bedeutung anderer Lexeme als 'lexikalische
sers' Solidarität' bezeichnet. E. Coseriu unterscheidet drei Typen: Implikation
Bild 'Darstellung',' Anblick', 'Vorstellung', 'Eindruck', 'Zeichen' meint, dass ein Lexem ein anderes impliziert und somit nicht eigens genannt
spielen 'sich beschäftigen', 'aufführen', 'darstellen', 'vor sich gehen', werden muss. Der Satz Er hat blonde Haare könnte durch Er ist blond ersetzt
'bewegen', 'so tun, als ob' werden, da blond das Lexem Haare impliziert. In dem Satz Sie wiehen kann
nur eine Stute gemeint sein, in Sie bellt nur eine Hündin. Die Implikation ist
Innerhalb des polysemen Gefüges bestehen vielfach Motivationsbeziehungen eine besonders enge Solidarität.
zwischen den Sememen, die auf gemeinsamen begrifflichen Merkmalen oder Eine weniger enge Solidarität zeigt sich in dem Satz Er jähn Roller. Aus
Bedeutungsentwicklungen beruhen. So entsteht die Bedeutung Stock = 'Bie- dem Wortfeld der Fahrzeuge wird ein einzelnes Lexem, hier Roller, selek-
nenhaus' aus einer Bezeichnungsübertragung von der Bedeutung 'Baum- tiert. Anstelle von Roller wären auch andere Lexeme einsetzbar, so zum
stumpf auf einen 'hohlen Baumstumpf, in dem Bienen gehalten werden'. Beispiel Fahrrad, Wagen, Bus, PKW, Lastwagen. Das Verb fahren ist kom-
Sprachlicher Konservativismus bewahrt diese Bezeichnungsfunktion als patibel mit allen Lexemen aus dem Wortfeld der Fahrzeuge. Dieses Wort, das
eigenes Semem bis in die Gegenwartssprache, obwohl die Art der Bienenhal- Archilexem des Wortfeldes, muss also nicht eigens genannt werden, zum
tung sachlich heute deutlich verändert ist. Beispiel in einem Satz wie Er jähn nach München. Vielfach wird aber ein
Die eindeutige Verständlichkeit des Wortes Stock in dem zitierten Satz des Lexem des Wortfeldes ausgewählt. Diese Solidarität wird daher als Selektion
Textes beruht auf seinen Bedeutungsbeziehungen im Kontext. Die Verbindung bezeichnet.
mit den Bedeutungen der Ausdrücke obersten, des Hauses und hat er sein Ein Beispiel für die Solidarität, die am wenigsten eng ist, zeigt der Satz
Zimmer schließt alle anderen Bedeutungen des Lexems Stock aus. Die lexika- Das Pferd frisst. Aus der Klasse der fressenden Tiere wird ein einzelnes
lische Polysemie erfährt im Kontext ihre Monosemierung. Die Verbindung Lexem, hier Pferd, erfasst. Anstelle von Pferd wären auch andere Lexeme
mit dem Kontext konstituiert die aktuelle Bedeutung, die in der Regel ein- einsetzbar, so zum Beispiel Löwe, Hund, Kuh, Maus. Das Verb fressen ist
deutig ist. kompatibel mit allen Lexemen aus der Klasse der fressenden Tiere. Diese
Solidarität wird als Affinität bezeichnet.
3. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen Bei den syntagmatischen Beziehungen geht es um die Verträglichkeit der
Im Nebeneinander der einzelnen Wörter ergibt sich eine gegenseitige Bestim- Wörter im Satz und damit um die Einsetzbarkeit von Wörtern. Insofern sind
mung und Eingrenzung ihrer jeweils möglichen Bedeutungen. Die vorliegen- die semantischen Merkmale von Wörtern syntaktisch relevant. Dass ein Satz
de Verbindung mit Haus ergibt für Stock die Eingrenzung auf die Bedeutung wie Hohe Felsen fressen hastig unverständlich ist, liegt an semantischen
'Gebäudeteil', sowie umgekehrt die Verbindung mit Stock für Haus die Unverträglichkeiten, nicht jedoch an syntaktischen Verstößen. Das Verb
Eingrenzung auf 'Gebäude' ergibt und damit andere Bedeutungen, wie in den fressen erfordert ein Lebewesen als Agens; das Verb verträgt sich zwar mit
Verbindungen ein Hohes Haus, das erste Haus am Platze, ein fideles Haus dem Adverb hastig, aber nicht mit dem Agens hohe Felsen. Anstelle von
% IX. Semantik und Lexikologie Wortfelder 97

hastig wäre ein Lexem wie farblos beispielsweise semantisch nicht möglich. Die Verben weisen inhaltsunterscheidende Züge auf. Durch diese Inhalts-
Das Verb steuert, welche Satzglieder mit welchen semantischen Merkmalen unterschiede sind sie semantisch voneinander abgrenzbar, zum Beispiel durch
eingesetzt werden können. Hier zeigt sich, dass semantische Merkmale auch die Geschwindigkeit (gehen, laufen, rennen), durch die Intention (pilgern
für die Syntax eine Rolle spielen. 'eine Reise an eine besonders verehrte Stätte machen') oder die Gangart
(wandern 'eine größere Strecke gehen,' schlendern 'lässig und gemächlich
gehen'). Die Wörter eines Wortfeldes stehen in Opposition zueinander.
4. Paradigmatische Bedeutungsbeziehungen
Die Bedeutungen der Wörter stehen auch in paradigmatischen Beziehungen. 5. Strukturelle Wortfeldanalyse
In dem gegebenen Kontext ist das Wort Stock durch andere Wörter ersetzbar:
Die beschriebenen Bedeutungsbeziehungen, die zwischen Lexemen bestehen,
Im obersten Stock des Hauses führen zu einer Strukturierung und Beschreibung des Lexikons, des Wort-
Im obersten Geschoss des Hauses schatzes des Deutschen. Die strukturelle Wortfeld analyse von E. Coseriu setzt
In der obersten Etage des Hauses bei Wörtern an, die zum gleichen inhaltlichen Bereich gehören und in para-
Die Wörter Stock, Geschoss, Etage haben in diesem Kontext dieselbe aktuelle digmatischer Beziehung stehen.
Bedeutung, da sie dasselbe bezeichnen. In diesem Sinne sind sie Synonyme. Das Wortfeld der Sitzmöbel umfasst beispielsweise Lexeme wie Stuhl,
Paradigmatische semantische Beziehungen treten nicht nur als Synonymie auf. Sessel, Hocker, Sofa. Diese Wörter verfügen über einen gemeinsamen inhalt-
Die Bedeutungen können auch im Sinne der Über- oder Unterordnung sowie lichen Kern und stehen in paradigmatischer Beziehung. Jedes der genannten
im Sinne des Gegensatzes in paradigmatischer Beziehung stehen. Lexeme besteht semantisch aus einer Kombination inhaltlicher Merkmale. Die
Überordnung und Unterordnung der Bedeutungen beobachten wir zum kleinsten inhaltsunterscheidenden Züge werden als Seme bezeichnet. Die
Beispiel bei der paradigmatischen Beziehung der Wörter Hund und Pudel. Wörter bilden ein Wortfeld, weil sie alle mindestens ein gemeinsames Merk-
Hund ist Hyperonym zu Pudel, Pudel Hyponym zu Hund. Die paradigmati- mal haben, sich aber gleichzeitig alle in mindestens einem Merkmal vonein-
sche Beziehung heißt Hyperonymie beziehungsweise Hyponymie. Entgegen- ander unterscheiden. Die Seme lassen sich in eine Matrix bringen, die freilich
gesetzte Bedeutung haben zum Beispiel die Ausdrücke im obersten Stock - im um weitere Lexeme und um weitere Seme ergänzt werden könnte.
untersten Stock. Die Wörter oberste und unterste sind Antonyme, sie stehen
in der Beziehung der Antonyrnie. Komplexe paradigmatische semantische Be- Sem Seml senr senr Sem·
ziehungen finden sich in Wortfeldern. Lexem 'zum Sitzen' 'mit Lehne' 'für 1 Person' 'mit Armlehne'
Wortfeld ist ein von Jost Trier eingeführter (und vor allem von Eugenio
Coseriu weitergeführter) Terminus zur Bezeichnung einer Menge von sinn- Stuhl + + + -
verwandten Wörtern, deren Bedeutungen sich gegenseitig begrenzen und die
Sessel + + + +
einen bestimmten begrifflichen oder sachlichen Bereich abdecken sollen. Zum
Wortfeld 'Fortbewegung' gehören beispielsweise Verben wie gehen, laufen, Hocker + - + -
rennen, wandern, pilgern, spazieren, schlendern. Die Verben sind sinnver- Sofa + + - +
wandt und können in bestimmten Kontexten auch ausgetauscht werden:
Die Studentin geht zum Bus. Jedes Lexem hat im Wortfeld seinen festen Platz. Sein Inhalt besteht aus
Die Studentin läuft zum Bus. einem Bündel distinktiver Merkmale. Das Merkmal, das allen Lexemen ge-
Die Studentin rennt zum Bus. meinsam ist, ist hier Sem! 'zum Sitzen'. Dieses inhaltliche Merkmal konstitu-
Die Studenten spazieren über die Straße. iert das Lexem Sitzmöbel, das als Oberbegriff des Wortfeldes fungiert. Ein
Die Studenten schlendern über die Straße. solcher Oberbegriff wird als Archilexem bezeichnet. Ein Archilexem ist eine
Die Studenten pilgern über die Straße.
98 IX. Semantik: und Lexikologie Prototypensemantik 99

lexikalische Einheit, die dem ganzen Inhalt eines Wortfeldes entspricht. Nicht Beispiel 'kann fliegen' und 'hat Federn'. Entsprechend antwortet ein hoher
zu jedem Wortfeld existiert allerdings ein Archilexem, so fehlt es beispiels- Prozentsatz aller Befragten auf die Bitte, einen Vogel zu nennen, nicht mit
weise zu dem Wortfeld der Altersbezeichnungen wie neu, jung, alt. Strauß oder Pinguin, sondern mit Spatz o.ä. Ein Merkmal ist dann typisch
Neben der Strukturform des Wortfeldes existiert als weitere paradigmati- für eine Kategorie, wenn möglichst viele Vertreter es aufweisen und es mög-
sche Struktur die Klasse. Eine Klasse ist die Gesamtheit der Lexeme, die lichst selten in anderen Kategorien auftaucht. So ist das Merkmal 'kann
einen gemeinsamen inhaltsunterscheidenden Zug haben. Beispiele für Klassen fliegen' typischer als das Merkmal 'zwitschert'.
sind 'Lebewesen' (z.B. Mensch, Kind, Tier, Hund) oder 'transitive Verben' Aus den beiden Werten kann man den Grad der prototypischen Zugehö-
(z.B. übergeben, aushändigen, schenken, reichen). Der Inhaltszug, durch den rigkeit der einzelnen Vertreter zu einem Begriffsfeld errechnen. Die Merkma-
die Lexeme verbunden sind, wird als Klassem bezeichnet. Klassen können le 'kann fliegen' und 'hat Federn' sind in hohem Maße prototypisch für das
durch einen grammatischen Zug (hier Transitivität) verbunden sein, während Begriffsfeld. Prototypische Merkmale sind aber per definitionem keine not-
Wortfelder stets lexikalische Inhaltskontinua sind. wendigen Merkmale, weshalb auch ein weniger 'vogelhafter' Vertreter wie
Klassen können Wortfelder im Ganzen umfassen. So liegt das Wortfeld ein Pinguin als Vogel erkannt werden kann.
'Verwandtschaftsbezeichnungen' innerhalb der Klasse 'menschliche Wesen'. In der Prototypensemantik wird im Unterschied zur strukturellen Semantik
Ein Klassem kann ein Wortfeld auch unterteilen. So wird das Wortfeld nicht immer streng zwischen sprachlichen und enzyklopädischen Merkmalen
'Altersadjektive' (jung, neu, alt) durch das Klassem 'menschliche Wesen' unterschieden. Für die Beschreibung des Lexikons besteht der wesentliche
(jung, alt) geteilt. Unterschied der Ansätze darin, dass die strukturelle Semantik die Zugehörig-
Die strukturelle Wortfeldanalyse hat das Anliegen, Aufbau und Funk- keit zu einem Wortfeld über einen allen Vertretern gemeinsamen Kernbestand
tionieren der paradigmatischen Strukturen des Wortschatzes (Aufbau des an notwendigen Semen feststellt. In der Prototypensemantik hingegen muss
Wortfeldes durch Oppositionen der Lexeme) zu erforschen und damit den ein Vertreter lediglich mindestens ein Merkmal mit einem anderen Vertreter
Wortschatz im Ganzen einer semantischen Strukturanalyse zu unterziehen. teilen. Es gibt nur typische, aber keine notwendigen Merkmale. Die Proto-
typensemantik ist dadurch in der Lage, die unscharfen Ränder zahlreicher
Lexembedeutungen zu erklären. Damit lassen sich weniger vogelhafte Exem-
6. Prototypensemantik
plare wie Strauß und Pinguin der Kategorie 'Vogel' implizieren, ebenso
Ein anderer Beschreibungsansatz des Lexikons wird durch die sogenannte beispielsweise ein Stuhl mit einer einzigen Armlehne der Kategorie 'Sitzmö-
Prototypensemantik vertreten. bel'.
In der Prototypensemantik wird die Zugehörigkeit zu einer Kategorie aus Die Prototypentheorie ist in den letzten Jahren auf immer weitere Bereiche
dem Grad der Ähnlichkeit mit dem Prototypen ermittelt. Der Prototyp ist das der Sprachwissenschaft ausgedehnt worden, beispielsweise auf die Phonolo-
Exemplar, das von den Sprechern als bester Vertreter einer Kategorie aner- gie, Morphologie, Syntax und Textlinguistik. Der Gedanke der Kategorisier-
kannt wird. Die Lexeme werden also nicht über ein gemeinsames Inhalts- barkeit unter prototypischen Aspekten ist auf jede sprachliche Kategorie
merkmal beschrieben, sondern über sogenannte Familienähnlichkeiten. Jedes anwendbar.
Mitglied muss nach dieser Methode eine Ähnlichkeit mit einem anderen Mit-
glied haben, aber eben nicht mit allen. In den meisten Kategorien gibt es 7. Bezeichnung, Bedeutung und Sinn
Merkmale, die typischer für das Feld sind als andere.
Bezogen auf das Beispiel der Sitzmöbel wäre zum Beispiel Stuhl ein 'bes- In den bisherigen Betrachtungen ging es stets um die Bedeutung, die an das
seres' (prototypischeres) Exemplar der Kategorie als etwa Soja, weil Senf einzelsprachliche Lexem gebunden ist. Demgegenüber wird die Beziehung,
'für eine Person' ein typischeres Merkmal des Feldes ist als Sem4 'mit Arm- die zwischen dem sprachlichen Zeichen und dem außersprachlichen Sachver-
lehne'. halt besteht, Bezeichnung genannt, beispielsweise die Beziehung zwischen
Ein anderes Beispiel ist das Begriffsfeld 'Vogel'. Mit dem Begriff 'Vogel' dem sprachlichen Zeichen Stock und dem außersprachlichen Sachverhalt
werden bestimmte prototypische Eigenschaften verbunden. Dazu gehören zum 'Gebäudeteil' . Für den Sachverhalt 'horizontale Gliederung von Gebäudetei-
100 IX. Semantik und Lexikologie Bedeutung - Bezeichnung 101

len' stehen verschiedene sprachliche Zeichen als Bezeichnungen zur Ver- 8. Onomasiologische und semasiologische Fragestellung
fügung, zum Beispiel: Keller, Parterre, Erdgeschoss, 1., 2., 3. Etage, Dach- Das Bedürfnis nach Bezeichnungen für außersprachliche Sachverhalte entsteht
boden. Die Bezeichnung dieser Sachverhalte mit diesen Wörtern ist möglich, in der natürlichen Sprechsituation. Der Sprecher verwendet für den Sachver-
weil die Bedeutung dieser Wörter diese Bezeichnungsfunktion beinhaltet. Der halt die aufgrund ihrer Bedeutung entsprechende Bezeichnung. In der Aus-
Begriff der Bedeutung ist aber von dem Begriff Bezeichnung klar zu trennen. wahl aus mehreren möglichen Bezeichnungen wird das Phänomen der Syn-
Unter Bezeichnung wird lediglich die Verbindung eines sprachlichen Zeichens onymie als paradigmatische Bedeutungsbeziehung berücksichtigt. Für den Hö-
mit einem außersprachlichen Sachverhalt verstanden. Bezeichnung meint nur rer ist mit dem übermittelten Ausdruck eine Bedeutung verbunden. Durch die
die Funktion, den außersprachlichen Sachverhalt zu erfassen. Sie kann mit syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen zum Kontext ist die jeweilige aktuel-
unterschiedlichen sprachlichen Mitteln erfolgen: le Bedeutung realisiert. Auf diesem Wege wird dem Hörer die konkrete Be-
- in verschiedenen Sprachen: Haus, house, maison, huis; zeichnungsfunktion des Ausdrucks verständlich.
- in einer Sprache mit verschiedenen Lexemen: Haus, Gebäude, Heim, Entsprechend dem Verhältnis von Bedeutung und Bezeichnung werden
Villa, Burg, Bau; zwei wissenschaftliche Fragestellungen in der Semantik unterschieden. Die
- in verschiedenen Sätzen: Der Hund beißt Hans; Hans wird von dem Hund Onomasiologie geht von den außersprachlichen Sachverhalten, Vorstellungen
gebissen. und Inhalten aus und fragt nach ihren Bezeichnungen. In seiner einfachsten
Form vollzieht sich das onomasiologische Verfahren im Vorzeigen und Be-
Die Bezeichnung ist unabhängig von der jeweiligen Einzelsprache. Die zeichnen eines Gegenstandes.
Bedeutung eines Zeichens ist dagegen fest mit dem Ausdruck verbunden. Sie
ist immer einzelsprachlich. Die Bedeutung ist im Unterschied zur Bezeich- Wie bezeichnet man ein Gebäude, in dem man wohnen kann? Haus.
nung auch ohne aktuellen Bezug auf einen außersprachlichen Sachverhalt mit Die Semasiologie geht von der Ausdrucksseite des sprachlichen Zeichens aus
einem Ausdruck mitgegeben. Mit dem Ausdruck Haus ist die Bedeutung 'Ge- und fragt nach seiner Bedeutung, das heißt seiner Bezeichnungsfunktion im
bäude' verbunden. Die Bedeutung ist das einzelsprachliche Mittel, die Be- Hinblick auf Inhalte, Vorstellungen und außersprachliche Sachverhalte.
zeichnung im Sprechen herzustellen. Sie ist Teil der Langue des Deutschen.
Neben Bezeichnung und Bedeutung existiert als dritte Größe der Sinn. Was bedeutet Haus? Gebäude, in dem man wohnen kann.
Der Sinn wird vom Text, seinen Sätzen und den einzelnen grammatischen Aufgabe der Semantik ist es, die Inhaltsseite der sprachlichen Zeichen, ihr
Verbindungen getragen. Der Sinn betrifft den spezifischen Inhalt einer Zusammenwirken und Funktionieren in der Sprache zu erforschen und zu
sprachlichen Äußerung bei Kenntnis der Welt, Kenntnis der Situation, Kennt- beschreiben. Soweit semantische Beschreibungen auf der Wortebene durch-
nis der beteiligten Personen etc. Die Interpretation eines Textes führt zur geführt werden, sind sie Gegenstand der Lexikologie.
Erschließung seines Sinns. Eine Äußerung wie Die Tür steht offen kann in
verschiedenen Situationen einen ganz anderen Sinn konstituieren. Es kann 9. Strukturen des Lexikons
gemeint sein Bitte schließe die Tür, sie ist nämlich offen oder Es ist kalt hier,
die Tür ist nämlich offen oder Der Hund kann weglaufen, die Tür ist nämlich Bei einer Strukturierung und Beschreibung des Wortschatzes lässt sich häufig
offen. Der Sinn bezieht sich stets auf den Text mit all seinen sprachlichen und ein 'Wortüberschuss' beobachten. Das Nebeneinander von Synonymen,
außersprachlichen Implikationen. bedeutungsähnlichen und in speziellen Kontexten austauschbaren Wörtern, ist
Die Bezeichnung korrespondiert also mit dem Sprechen im Allgemeinen, keine Seltenheit: Geschoss - Stock - Etage, Anfang - Beginn, Bildschirm -
die Bedeutung mit den in einer Einzelsprache gegebenen Möglichkeiten der Monitor, bekommen - erhalten, Katarrh - Erkältung, Pilz - Schwammerl,
Bezeichnung, und der Sinn ist dem Text zuzuweisen. sterben - ableben, Geldbeutel/-börse - Portemonnaie. Solche Wörter sind
allerdings tatsächlich nur bedeutungsähnlich, nicht bedeutungsgleich. Sie sind
in vielen, aber nicht in allen Kontexten austauschbar. Aus diesem Grund
spricht man von partieller Synonymie. Es zeigen sich regionale (Pilz -
102 IX. Semantik und Lexikologie DefInitionen 103

Schwammerl), stilistische (sterben - ableben), soziolektale (Geld - Moneten), • Syntaktische Bedeutung meint die Bedeutung, die dem ganzen Satz zukommt
(z.B. Aktivsatz, Singularsatz, Präsenssatz).
fachsprachliche (Bildschirm - Monitor) und grammatische (Anfänge - *Be- • Ontische Bedeutung meint den Wirklichkeits- oder Seinswert, der einer
ginne) Unterschiede und Besonderheiten. Synonyme stellen also keine Redun- Sache zugeschrieben wird.
danzen im Lexikon dar, sondern ermöglichen erst eine nach Situation und • Kompatibilität ist die semantische Vereinbarkeit oder Verträglichkeit von Wör-
Intention treffende Äußerung. Die Beispiele zeigen zugleich, dass Wörter aus tern im Kontext.
entlehntem Wortgut in nicht geringem Maße zu der Synonymie beitragen. • Lexikalische Solidarität ist im Anschluss an E. Coseriu das Enthaltensein der
Bedeutung von Lexemen in der Bedeutung anderer Lexeme.
Neben der Wortvielfalt lassen sich aber auch Bezeichnungslücken fest-
• Implikation meint, dass ein Lexem ein anderes impliziert.
stellen: • Selektion meint, dass ein Lexem ein einzelnes Lexem aus einem Wortfeld
selektiert.
hungrig satt
• Affinität meint, dass ein Lexem ein Lexem aus einer bestimmten Klasse
durstig ? fordert.
Besonders bei neu entstandenen Sachen und Sachverhalten entsteht ein Be- • Polysemie meint, dass ein Ausdruck mehrere Bedeutungen hat; ein Ausdruck ist
mit mehreren Sememen verbunden.
zeichnungsbedarf. So ist die Berufsbezeichnung Krankenpfleger (nicht etwa
• Synonymie meint die paradigmatische Beziehung zwischen bedeutungsähnlichen
Krankenbruder als Entsprechung zu Krankenschwester) erst dann gebildet Wörtern, die in einem speziellen Kontext dieselbe aktuelle Bedeutung haben
worden, als Männer diesen Beruf anstrebten und somit ein Bezeichnungs- können, da sie dasselbe bezeichnen.
bedarf gegeben war. • Antonymie meint die paradigmatische Beziehung der Gegensätzlichkeit der
Der Wortschatz befindet sich in einer ständigen Entwicklung (man ver- Bedeutungen.
gleiche Kapitel XV.). Einerseits werden neue Wörter gebildet oder aus • Hyperonyrnie meint die paradigmatische Beziehung der Überordnung der Bedeu-
tungen.
anderen Sprachen übernommen (Lehnwörter), andererseits veralten Wörter
• Hyponymie meint die paradigmatische Beziehung der Unterordnung der Bedeu-
(z.B. Trottoir für Bürgersteig), werden ungebräuchlich und verschwinden aus tungen.
der Sprache. Es ist Aufgabe der Lexikologie, den Wortschatz in seinem • Wortfeld gilt im Anschluss an E. Coseriu als lexikalisches Paradigma, das durch
Funktionieren im Sprachgebrauch und in seinem Wandel zu erforschen und die Aufteilung eines lexikalischen Inhaltskontinuums unter verschiedene in der
zu beschreiben. Die Erfassung und Dokumentation des Wortschatzes ist Sprache als Wörter gegebene Einheiten entsteht, die durch einfache inhaItsunter-
scheidende Züge in unmittelbarer Opposition zueinander stehen. [E. Coseriu,
Gegenstand der Lexikographie (dazu vergleiche man Kapitel xvm.). LexikaIische SoIidaritäten, Poetica 1 (1967) S. 294]
• Archilexem ist eine Einheit, die dem Inhalt eines ganzen Wortfeldes entspricht.
Definitionen • Klasse gilt im Anschluss an E. Coseriu als Gesamtheit der Lexeme, die durch
einen gemeinsamen inhaltsunterscheidenden Zug zusammenhängen. [E. Coseriu,
• Sem ist das kleinste bedeutungsunterscheidende Inhaltsmerkmal. Lexeme, die sich Lexikalische SoIidaritäten, Poetica 1 (1967) S. 294f.]
nur durch ein Sem unterscheiden, stehen in Opposition zueinander. • Klassem ist der InhaItszug, durch den eine Klasse definiert wird.
• Semem ist die aus Semen kombinierte Einzelbedeutung eines Lexems. • Bezeichnung meint die Verbindung eines sprachlichen Zeichens mit einem
• Bedeutung meint die feste Verbindung zwischen einem Ausdruck und einem außersprachlichen Sachverhalt.
Inhalt. • Onomasiologie meint die Frage, die von den außersprachlichen Sachverhalten,
• Lexikalische Bedeutung meint das "Was" der sprachlichen Erfassung der Vorstellungen und Inhalten ausgeht und nach ihren Bezeichnungen fragt.
Welt. Sie stellt einen Bezug zwischen der Lautgestalt und allen Gegenständen • Semasiologie meint die Frage, die von der Ausdrucksseite des sprachlichen
eines bestimmten Typus her. Die lexikalische Bedeutung wird mit der forma- Zeichens ausgeht und nach seiner Bedeutung fragt.
len Struktur des Wortes fest verbunden gesehen. • Sinn meint die InhaItsebene, die sich auf den Text bezieht, durch den Text
• Kategorielle Bedeutung meint die Art und Weise der sprachlichen Erfassung konstituiert wird.
der Welt. Sie ist für alle Wörter einer Wortart gleich.
• Instrumentale Bedeutung meint die Bedeutung einzelner Elemente, die ein
neues grammatisches Wort schaffen. Sie wird getragen von Relationsmor-
phemen. Die instrumentale Bedeutung wirkt sich auf den ganzen Satz aus.
104 IX. Semantik und Lexikologie

Literaturhinweise
Kurzinformation:
Metzler Lexikon Sprache. Artikel: Bedeutung, Hyponymie, Klassem, Lexikalische Semantik, x. Pragmatik: Handeln mit Sprache
Lexikalische Bedeutung, Onomasiologie, Polysemie, Sem, Semantik, Semasiologie, Semem,
Sinn, Synonymie (von H. Rehbock); Antonymie, Bezeichnung, Lexem, Lexikalische Solidari-
tät, Lexikologie, Wortfeld (von B. Schaeder); Archilexem, Hyperonymie (von B. Schaeder 1. "Worte können verletzen - oder helfen"
und H. Rehbock); Klasse (von N. Fries); Kompatibilität (von H. Schwinn)
Für die Einfiihrung in die linguistische Pragmatik wird ein Text von Max von
Einführende Literatur: der Grün (*1926) als Anschauungsmaterial benutzt, nämlich das Vorwort zu
A. Unke - M. Nussbaumer - P.R. Portmann, Studienbuch Linguistik, S. 149-192 seinem Jugendbuch 'Vorstadtkrokodile' .
P.R. Lulzeier, in: J. Dittmann - C. Schmidt (Hgg.), Über Wörter, S. 35-58
Th. Schippan - H. Ehrhardl, in: Kleine Enzyklopädie Deutsche Sprache, S. 62-107 Weil ich selbst einen zehnjährigen Jungen habe, der im Rollstuhl gefahren
M. Steinbach, in: J. Meibauer u.a., Einführung in die germanistische Linguistik, S. 162-207 werden muß, habe ich diese Geschichte von den Krokodilem geschrieben.
St. Ullmann, Semantik. Eine Einführung in die Bedeutungslehre Auch mein Sohn muß oft warten, bis Nachbarjungen kommen und ihn abho-
Grundlegende und weiterführende Literatur: len, zum Fußballplatz mitnehmen oder zum Minigolfplatz.
R. Bergmann, Sprachwissenschaft 2 (1977) S. 17-59
Es ist schwer für einen Jungen, nicht einfach mit den anderen Jungen weglau-
E. Coseriu, in: Sprachwissenschaft und Übersetzen, S. 104-121 fen zu können, immer warten zu müssen, bis ihm einer hilft. Und wenn ihr in
E. Coseriu, Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft eurer Nachbarschaft einen Jungen und ein Mädchen seht, die behindert sind,
E. Coseriu, Einführung in die strukturelle Betrachtung des Wortschatzes denkt daran, daß es jeden treffen kann, seid freundlich zu ihnen, versucht zu
E. Coseriu, Formen und Funktionen. Studien zur Grammatik helfeIL Oft ist schon viel geholfen, wenn ihr freundliche Worte findet, denn
E. Coseriu, Poetica 1 (1967) S. 293-303 Worte können verletzen - oder helfen.
E. Coseriu, Probleme der strukturellen Semantik. Vorlesung, gehalten im Wintersemester Max von der Grün
1965/66 an der Universität Tübingen
N. Dörschner, Lexikalische Strukturen Max von der Grün, Vorstadtkrokodile. Eine Geschichte vom Aufpassen, rorero rotfuchs 171,
H. Geckeier, Strukturelle Semantik und Wortfeldtheorie Hamburg 1978, S. 5
H. Gipper - H. Schwarz, Bibliographisches Handbuch zur Sprachinhaltsforschung. Teil 1.,
Bände I-IV; Teil U. Bände A-D Im letzten Satz ist von Worten die Rede, nicht von Wörtern. Die Pluralform
G. Kleiber, Prototypensemantik
E. Leisi, Der Wortinhalt. Seine Struktur im Deutschen und Englischen Worte gehört zu der Verwendung von Wort in der Bedeutung 'Äußerung',
P.R. Lulzeier, Linguistische Semantik wie sich leicht in einem Wörterbuch überprüfen lässt: Man vergleiche zum
M. Phiüpp, Semantik des Deutschen Beispiel Duden. Deutsches Universalwörterbuch, S. 1828f.:
O. Reichmann, Germanistische Lexikologie
Th. Schippan, Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache ,,2. <PI. Worte> etw., was jmd. als Ausdruck seiner Gedanken, Gefühle
L. Schmidl, Wortfeldforschung o.Ä. zusammenhängend äußert; Äußerung." Als Beispiele werden genannt:
eh. Schwarze - D. Wunderlich (Hgg.), Handbuch der Lexikologie "ein W. des Dankes; Worte des Trostes; aufmunternde, [ ... ] freundliche, [ ... ]
Semantik. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung verletzende -e."
J. Trier, Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes
St. Ullmann, Grundzüge der Semantik Max von der Grün spricht also sprachlichen Äußerungen die Fähigkeit einer
Wirkung auf den Menschen zu; zum Beispiel die Fähigkeit zu verletzen (in
der Bedeutung 'kränken') oder zu helfen. Sprachliche Äußerungen sind dann
Elemente menschlichen HandeIns.

Das könnte Ihnen auch gefallen