MOBILITÄTSDENKEN
AUF ZWEI RÄDERN
Einheitsmodell EH
1944
DIAMANT / / G ESCHICHTE
10
Schon bald beginnt allerdings der Erste
Weltkrieg und Diamant muss sich statt
mit Zweirädern nun mit der Produktion
von Rüstungsgütern beschäftigten. Sei-
nen regulären Betrieb kann das Unter-
nehmen erst nach 1918 wieder aufneh-
men, etwa mit dem Einheitsmodell EH,
das mangels Materials zunächst ohne
Gummireifen, dafür aber mit Feder-
felgen gefertigt wird.
Nachdem solche Missstände beseitigt
sind, geht der Erfolgskurs für Diamant
weiter: Im Jahr 1922 liegt die Fahrrad-
produktion bereits bei imposanten
55.000 Rädern und im Jahr 1926 besitzt
das Unternehmen immerhin nicht weni-
ger als zwölf(!) Patente, die die Verwen-
dung des neuen Materials Leichtmetall
im Fahrradbau betreffen. Beeindrucken-
des Resultat der patenten Leichtbauwei-
se ist ein Bahnrad aus dem Jahr 1927, das
nicht mehr als 7 kg auf die Waage bringt.
Mit der Erkenntnis, dass Pedalkraft zwar
schön, aber nicht alles ist, erweitert das
EIN NOT-RAD IM
WAHRSTEN SINNE
verstellbarem Gepäckgitter
entwickelt Diamant in den
30er Jahren das berühmte
Speziell für Lieferanten
Lieferrad mit großem
mit 500-ccm-Kühne-
über dem Vorderrad.
Motorradmodell
Motor
1928
1934
1919
IMPROVISATION
IST ALLES
Diamant Fahrradbereifung
zu einer Zeit, als Kautschuk
Mangelware war
Unternehmen sein Kerngeschäft und
steigt 1928 in den Motorradbau ein – mit
einer Diamant Maschine, die von einem
Kühne-Motor mit 500 ccm angetrieben
wird. Auch im Fahrradsektor wird weiter-
gedacht, welche Entwicklungsmöglich-
keiten noch im Drahtesel stecken. Ideal
nicht nur für Mini-Spediteure ist
beispielsweise das Diamant Lieferrad
aus dem Jahr 1934, das mit einem groß-
volumigen, starken Gepäckgitter ausge-
stattet ist und eine Menge Ladung
transportieren kann. Als Sondermodell
ist das Lieferrad sogar mit einem kleinen
Motor von Fichtel & Sachs erhältlich,
was die Beförderung des Transportguts
erleichtert.
Dann allerdings bricht der Zweite Welt-
krieg aus und Diamant erhält erneut
Fertigungsaufträge für die Rüstungs-
güterproduktion. Der Bau von Fahr-
rädern wird drastisch heruntergefahren,
es gibt praktisch nur noch das Einheits-
modell EH, das – der Materialverknap-
pung geschuldet – im Jahr 1939 mit
Schutzblechen und Felgen in Holzbau-
weise ausgestattet ist. Viel wurde in
den Kriegsjahren ohnehin nicht mehr
geradelt.