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Agyptologie
als Wissenschaft
ェ|、ッャヲiセイュ。ョ@ (1854-1937) in seiner Zeit
I Icrausgcgcbcn von
ßcrnd U. Schipper
セi」エィHI、@ in empirical prosouy research / edited by Stefan Sudhoff ... lct. alj.
p. cm. - (Lan!-,'Uagc, context, and c()gnitilln ; \'. .1)
Includes index.
ISB)';-13: 978-3-11-01H8S6-1 (alk. paper)
ISB).;- j(): 3-11-018ö56-2 (alk. paper)
1. Prosmlic analysis (Linh'Uistics) - Research - セャエZィHI、Bァ|GN@ I. Sud-
hoff, Stefan, 1977 - 11. Series.
1'224.\148 20{J(,
414'.6-dc22
© Copyright 2006 by Walter cle Gruytn GmbH & Co. KG, D-l 07H5 Berlin.
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Einbandgcsraltung: Chrisrophcr sセィョ」ゥ、イL@ Ikrlin
VIII Vorwort
BERND U. SCHIPPER
Bremen, im Mai 2006 Bemd U. Schipper
Adolf Erman (1854-1937) - Leben und Werk ................................. I
ALFRED GRIMM
Wege - Werke - Wirkungen:
Anfänge und Kritik ägyptologischer Forschung im 19. Jahrhundert ....... 65
JAN ASSMANN
AdolfErman und die Forschung zur ägyptischen Religion ................. 90
KLAUS KOCH
Adolf Erman und die ägyptische Religionsgeschichte ..................... 113
JIELMUT SATZfNGER
Adolf Ermans Forschungen zu Grammatik lind Sprache des
Alten Ägypten ................................................................... 141
x Inhalt Inhalt XI
III Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Personen- und Namensregister .................................................... .449
- Adolf Erman in seiner Zeit -
LOUISE GESTERMANN
AdolfErman und die internationale Ägyptologie ........................... 258
HEIKE BEHLMER
AdolfErman und Paul de Lagarde ............................................ 276
HANSKLOFT
Adolf Erman und die Alte Geschichte.
Der Briefwechsel mit Eduard Meyer und Ulrich Wilcken ................. 294
Adolf Erman und raul de Lagarde
277
loge nach Göttingen berufen wird. lo Möglicherweise hätte er, wl1re Adolf Er- garde an Adolf und Käthe Erman aus dem Zeitraum von Mai 1899 bis Mai
14
man eine Generation älter gewesen, diesen Widerstand aufgegeben. Denn, um 1902.
es vorwegzunehmen, wird Adolf Erman die Ägyptischkenntnisse des Theolo-
gen Lagarde, der infolge der negativen Rezension Heinrich Brugschs die Rest-
auflage seiner koptologischen Jugendwerke als Altpapier verkaufte,11 weitaus Themen des Austausches zwischen Erman und Lagarde
höher schätzen als die Brugschs. Es wird andererseits Erman und dessen SchU-
ler Georg Steindorff, der bei Lagarde studierte und 1884 mit einer Dissertation Es gibt eine beachtliche Vielfalt von unterschiedlichen Themen, die Lagarde
zur ägyptisch-koptischen Grammatik promoviert wurde, gelingen, die Abnei- und Erman mit großer Selbstverständlichkeit ansprechen, jedoch lassen sich
gung Lagardes gegen die Ägyptologen seiner Zeit zumindest zu mildem. mehrere Ilauptstränge in der Korrespondenz erkennen. Ich gehe bei der Darle-
Das erste StOck der Korrespondenz zwischen Erman und Lagarde ist ein gung grob chronologisch vor, Überschneidungen können dabei aber nicht
kurzer Brief des cand. phi!. Adolf Erman vom 17. November 1876, in dem der vermieden werden.
damals 22-jährige eines der syrologischen Werke Lagardes bestellt. Der ei- (I) Am Anfang des wissenschaftlichen Austausches steht 1880 die Kor-
gentliche Austausch beginnt jedoch, wie erwähnt, erst 1880 und dauert ein respondenz uber die Abschriften koptischer Texte, die Lagardes Berliner Kop-
Jahrzehnt an. tisch lehrer Schwartze angefertigt hatte. Lagarde hatte sich in Berlin nach dem
Im Nachlass Paul de Lagardes in der Abteilung "Handschriften und Sclte- Verbleib von Schwartzes Abschriften erkundigt. Diese wiederum waren von
ne Drucke" der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttin- Erman gekauft worden, der sie in einem Brief vom 28. März 1880 Lagarde zur
gen gibt es 37 Briefe und 13 Postkarten Adol fErmans an Paul de Lagarde, in Verfugung stellen möchte. 15
Bremen 34 Briefe und Postkarten Lagardes an Erman. 12 Eine kleinere Anzahl Die postwendende Antwort Lagardes vom 29. März 1880 deckt - als ein
von Briefen oder Karten, die Lagardc Erman nach Ausweis der jeweiligen Beispiel von mehreren - auf, wie groß die Versuchung ist, die die Beschäfti-
Gegenstücke in den Jahren 1886 bis 1890 geschrieben haben muss, sind mög- gung mit koptischen Texten fur ihn darstellt, eine Versuchung, der er nur müh-
licherweise in den Leipziger Teil des Nachlasses Adolf Ermans gelangt und sam widerstehen kann:
damit heute verloren. J3 Dazu kommen in Göttingen drei Briefe Adolf Ermans .,Es ist außerordentlich gütig von Ihnen, geehrter Herr, mir Kenntniss von
an Lagardes Frau Anna aus den Jahren 1891 (ein Kondolenzschreiben zum Schwartles Abschriften zu geben, und mir Ihr Eigenthum zur Benutzung anzubie-
Tod Lagardes), 1894 und 1897 sowie in Bremen 10 Briefe von Anna de La- ten. Ich danke herzlich dafür. Allein ich werde kaum Gebrauch von Ihrer Freund-
lichkeit machen können. Ich bin zu überbürdet mit LXX und was mit der LXX
zusammenhängt, dass ich zwar nicht vermeiden will auch noch immer Koptologie
· . ..16
zu treihen, aber es doch nicht suchen darf, so verlockend Ihr Anerbleten 1St.
10 In einem Brief vom 6. Mai 1885 an den preußischen Kultusminister von Goßler erin-
ョセイエ@ Lagarde セ。イョL@ dass " ... die Goettinger Professur der Aegyptologie ausdriicklich Lagarde schlägt Erman stattdessen vor, die alttestamentlichen Bibeltexte im
・jョァコッセ@ sセiL@ und daß ich selbst es gewesen, der in da FakultUt ... den Antrag sie sahidischen Dialekt des Koptischen aus den Abschriften zu exzerpieren: "ich
durch ell1e. dritte Professur der klassischen Philologie zu ersetzen gestellt, rur welche
Professur Ich nachmals Dilthey (den Altphilologen und Archäologen Kar! Dilthey würde dieselben in unserer Akademie vortragen, und drucken lassen können",
[J839-/907). Anm. d. Ver/) vorgeschlagen".
11 An ein Posamentiergeschäft: LAGARDE 1880,64.
12 Zu den Briefen Paul und Anna de Lagardes an Erman s. einstweilen das Nachlassver- 14 Der Frage, ob es weitere Korrespondenz zwischen Anna de L.agarde und den Ermans
zeichnis von Hans Kloft: KLOFT 1982, 75. Die Korrespondenz Ermans mit Paul und gegeben hat, bin ich nicht weiter nachgegangen. Der persönhche Ton und Inhalt der
Anna de Lagarde findet sich in Göttingen unter folgenden Signaturen: Adolf Erman an Korrespondenz legt dies aber nahe. Es muss auch angemerkt |セ・イ、ョL@ dass 、・セ@ Lagar-
Paul de Lagarde: Cod. Ms. Lagarde 150:321; Adolf Erman an Anna de Lagardt:: Cod. de-Nachlass nicht unzensiert in die Göttinger Universitätsbibhothek gelangt 1St. セQ。ョ@
Ms. Lagarde 168: 106. Der Nachlass ist vor kurzem um restauriert worden, indem die kann deutlich sehen, dass Teile \on Briefen oder ganze Briefe entfernt worden smd,
alten, z.T. stark beschädigten Einbände entfemt, die Konvolute aufgelöst und die Brie- verantwortlich flir die Auswahl war Anna de Lagarde. . .
fe nach Korrespondenten sortiert zusammengeflihrt wurden. Die alte, alphabetisch 15 Alle im Folgenden zitierten Briefe Adolf Ermans an Paul de Lagard.e befinden Sich m
nach kッイ・ウーョ、セエ_@ gefuhrte Kartei wird durch eine computergestUtzte Datenauf- der Abteilung "Handschriften und Seltene Drucke" der NiedersächSIschen Staats- und
nahme ersetzt, die die Benutzung des Lagarde-Nachlasses sehr vereinfachen wird. Universitätsbibliothek Göttingen. . .,
Verantwortlich fur diese Arbeit ist Bärbel Mund. 16 Brief Lagardes vom 29. März 1880 in der Staats- und Universllätsblbhothek Bremen,
13 GESTERMANN und SCIIIPPPER 2004, 40. Referat IIandschriften-Rara.
282 I Icike Behlmcr Adolf [rman und Paul de Lagarde 283
Nur sechs Wochen später schickt Erman die "sacidischcn Fragmente des A.T., schreibt am 7. Juli 1880: "Es ist Zeit dass diese Turiner Schätze, von deren
die sich in Schwartzes Abschriften vorfinden. Alles in allem sind es, glaub ich, grammatischer Correctheit Stern Wunderdinge erzählt, endlich einmal zugäng-
keine 20 Quartseiten im Druck, nicht der dritte Theil von dem was noch in der lich werden .. " (fast wörtlich wiederholt in einem Brief vom 28. Juli 1881)
Propaganda steckt!"'7 und: "Ihre prächtigen Aegyptiaca fand ich gestern zu meiner Freude hier vor.
(2) Ern1an, und dies ist ein weiteres Thema der Korrespondenz, spricht Bis jetzt habe ich nur die Weisheit durchfliegen können, die Alterthümlichkeit
. - aue h !Ur emen A egyp t 0 Iogen. .. 21
ist köstlich S)\'
hier die koptischen Bibelhandschriften aus der Sammlung des Kardinals Stefa-
no Borgia an, die in den Besitz der Congregalio de Propaganda Fide Uberge- Ich habe an anderer Stelle ausfUhrlicher dargelegt, wie sich der Briefwech-
gangen waren l8 und deren Edition (nach Abschriften des ägyptischen Bischofs sel [rmans und Lagardes in einen Umbruch innerhalb der ägyptisch-
Agapius Bsciai) Lagarde gemeinsam mit dem italienischen Fachkollegen Igna- koptischen Sprachwissenschaft einordnet, der zur bis heute andauernden Hö-
zio Guidi plante. Dies wurde aber durch den Vatikan unterbunden, der die herbewertung des Sahidischen, das seine Blüte als Literaturdialekt des Kopti-
Ausgabe dem späteren Kardinal Agostino Ciasca (1835-1902) Ubertrug. '9 schen vom 4.-11. Jh. hatte, gegenüber dem Bohairischen tllhrte, dass das Sa-
22
Gegenstand mehrerer Briefe der Jahre 1881 und 1882 sind die aus Lagardes hidische im Frühmittelalter als dominante Sprachform ablöste. An dieser
Sicht unerfreulichen Transaktionen mit Bsciai, der tllr die Überlassung seiner Verlagerung des Interesses hatten Adolf Erman und Paul de Lagarde maßgeb-
Abschriften auch eine finanzielle Kompensation erwartet hatte. lichen Anteil - durch ihre eigenen Arbeiten, aber auch durch ihren gemeinsa-
(3) Auch andere italienische Handschriftenbestände waren von großem In- men SchüJcr Georg Steindorff und dessen koptische Grammatik von 1894, die
teresse tllr Lagardes Septuaginta-Arbeit, und Anfang der 80er Jahre reiste sich im Gegensatz zu Ludwig Sterns Referenzgrammatik des Koptischen von
2J
Lagarde, von britischen Mäzenen unterstützt, zweimal nach Rom, Florenz und 1880 auf die sahidische Sprachform beschränkte.
Turin, hauptsächlich zur Kollationierung griechischer Handschriften des Alten (4) Adolf Ermans Beitrag zur ägyptologischen Sprachwissenschaft ist oft
Testamentes. Er beschränkte sich jedoch nicht auf diese Arbeit. In Turin kolla- gewürdigt worden. 24 Nach der Entzifferung der Hieroglyphen war die b・ウ」ィセヲᆳ
tionierte Lagarde den sahidischen Text des Ecclesiasticus und der Weisheit tigung mit ägyptischer Sprache zum Stillstand gekommen und wurde erst wIe-
Salomos, und diese Arbeit bildet den Gegenstand mehrerer Briefe der Jahre der durch Ermans rigorose, an der semitischen Philologie geschulte Methode
1880-1883 - dem Zeitraum zwischen der Ankündigung Lagardes, dass er eine vorangebracht. Erman sah die Philologie als Grundlage jeglicher ィゥウセッイ」・@
Ausgabe vorbereite und dem Dank Ermans fur die Zusendung eines Exemplars Arbeit und behielt dabei immer die Bedeutung des Koptischen fur die Erfor-
der Publikation. 20 Erman hatte großes Interesse an den Turiner Texten und schung der ägyptischen Grammatik im Auge. Diese um 1880 n.och avantgar-
distischen Überzeugungen teilte er mit Paul de Lagarde. BereIts 1876 hatt.e
Laoarde in einer proorammatischen Rezension die Ägyptologen zur Beschäftl-
17 ERMAN 1880. :;,:;, . h h
gung mit der ägyptischen Sprache angehalten, die vom Koptlsc en ausge en
18 Zu Stefano Borgia und seiner Sammlung s. LANGELLA und MAMMUCARI 1995.
19 Erschienen als ClASCA 1885 und 1889. LAGARDE 1884-1891,200-202 fuhrt I.agarde
sc haften die heute noch den Wert "on Lagardes Ausgabe ausmachen:. ,.zwar N「イ。セィエ・@
aus, warum er die angekündigte Ausgabe der "fragmenta bibliorum aegyptiacorum
borgiana" nicht liefern könne: Ciasca sei, einem Brief Guidis zufolge, bereil gewesen
ihn das Verfahren möglichst nicht eigenmächtig in den Text clIlzugrelfen, 「・セ@ ウ・ャセョ@
コオセ」ォNエイ・ョL@ dies habe aber die Congregalio de Propaganda Fide, die die Manu-
skripte Im Besitz halte, nicht zugelassen. Der Rrief Guidis vom 30. Januar 1884 zitiert
キゥウ・ョ」ィ。ヲエャセ@ Zeitgenossen in den Verdacht ュ。ョァ」ャ、・セ@ ヲ。」セィイ@ Qua,1I IkaktlOn.
. .. be I I' -h d' VorlU O daß IIlzWischen als korre t er-
Ciasca folgendermaßen: ,,11 P. Ciasca ehe mi ha scrilto oggi in proposito, mi aggiunge aber es bot Ihnen gegenu
. . 'r..ge egent
hA IC ten d.. 'mt:"im Text selbst stehen. Au f d'lese
ch.e ha avuto molto dispiacere di questo incidente e ehe, se fosse dipeso unicamcntc da mittelte Lesarten mcht Im Imtlsc en ppara. son e , . . セ@ hl
Weise konnte Lagardc selbst \\0 ihm tatsächlich die fachllchcn V.orbedmgungehn It: -
IUI, I'avrebbe volentieri evitato ..... . ' .. d \I." 'schaft biS dato vorent a tcne
20 Eine Abschrift beider Texte war LaganJe bereits 1852 von Amedeo Peyron (1785- ten. auch in noch heute respektablen EditIOnen er "ISsen.
1870), der 1824 die koptischen Handschriften in Turin in Empfang genommcn hatte Texte zugänglich machen."
und selbst Autor einer koptischen Grammatik war, nach Halle geschickt worden. Die 21 Postkartc Errnans vom I \. Scptt:l11bcr 1883.
Ausgabe (LAGARDE 1883) enthält außer den Turiner Bibeltexten Textc zum Tod des 22 BEIILMER 2003a. ' . , d' 19 Jh "'Co tic' par execl-
neutestamentlichen Joseph und der Jungfrau Maria aus einem vatikanischen Kodcx 23 Arid Shisha-Ilalevy. beklagt, dass seit den 90er j。ィイセ@ eS . h I' PI 'leet" Er
. ß h ... h b n suffenng gravc sc 0 ar y neg .
sowie ォゥイ」ィ・ョセエQ@ Quellen. Zur Bewertung der von Lagarde in den "Aegyptiaca" lenee
. has bcen Sahldlc
.' ' and 0 amc as ee
.. _ . b f das Erschcmen t:r ramma t'k
. d G I
カ・イキセ、エョ@ Ed,tlo?stechmk s. BERGER 1968, 27f. Er nennt Lagardes Editionsvcrfah- datiert den lkgmn dlcser Vemaehlassigung e en au
ren, ellle Handschrift vorzulegen und Variantcn und Emcndationsvorschläge in den Steindorffs (SIIISIIA-lIALEVY 1991,54,>. ., . d
Apparat zu stellen, "seinen Zeitgenossen weit voraus" und lobt vor allem die Eigen- 24 S. zuletzt den Beitrag von Ilclmut Satzmger m dlcsem Ban .
284 Ileike Behlmer Adolf Erman und Paul de Lagarde 285
müsse: "das koptische muß und wird tur die hieroglyphik mehr leren, als die unerfl.illten Wunsch Ermans, im Winter 1880/81 bei Lagarde Ägyptisch zu
bedeutung manchen wortes und eine ungel1ire analogie der grammatik."l! Es hören und nicht zuletzt daran, dass Erman 1882 seinen Schüler Georg Stein-
29
verwundert da nicht, ist aber kaum bekannt, dass Erman in dem eine Generati- dorff mit dem folgenden Empfehlungsschreiben zu Lagarde schickt:
on älteren Lagarde einen Verbündeten hatte, der ihn bestärkte und ermutigte. "Ein Zuhörer von mir [[err Steindorff aus Dessau will in diesem Semester nach
Wie ein roter Faden zieht sich durch beider Korrespondenz diese Überzeugung (Jöttingt:n gehen um bei Ihnen Ilcbräisch zu treiben. Er will alte Geschichte studi-
und die Polemik gegen diejenigen Ägyptologen. die der Meinung waren, das ren, hält sich abt:r sehr vernlinftiger Weise die ersten Jahre nur an philologische
Koptische sei höchstens fur die Entzifferung der Ilieroglyphenschrift wichtig Studien. Es ist ein gescheuter Mensch, dem alles leil.:ht wird und aus dem bei gu-
gewesen, nunmehr aber seien die Hieroglyphen gut genug bekannt, um auch ter Sdllllung ct\\-as werden kann. Aber er ist etwas. Windhund', er liest セ。ゥ、ウ・ィ@
ohne diese Kenntnis Texte übersetzen zu können. Adolf Erman leitet die Po- Texte fast vom Blatt ab, aber die Grammatik sass nie fest. Es würde mich für ihn
freuen \\-enn er in Ihre strenge Zucht käme."
lemik im Mai 1880 ein, als er Lagarde die alttestamentlichen Fragmente aus
den Abschriften Moritz Gotthilf Schwartzes zum Dmck einreicht: 26 Stcindorff hörte bei Lagarde コオョセ」ィウエ@ h・「イセゥウ」ィL@ spezialisierte sich dann aber
,,[ch hofTe mir sind beim Abschreiben keine zu argen Irrthümer passirt; gewiss
auf das Koptische und wurde, was bei der Erinnerung an seine wissenschaftli-
werde ich manche grammatische Fehler ohne ein "sic" gelassen haben - meine che Karriere bisweilen in den Hintergrund tritt, 1884 mit einer Dissertation
Kenntnis des Koptischen ist leider bis jetzt nur eine empirische. Rechnen Sie mir Prolegomena zu einer koptischen Nominalclasse in Göningen promoviert,
derartige Unwissenheiten nicht zu hoch an: TMNn. TCOOYN n.p OYNTAC HMl>. Y bevor er sich bei Erman in Berlin habilitierte. Und während nach Ermans Wor-
NOYKW EBO)... Wenigstens hab ich das Bestreben Koptisch zu lernen und Sie wis- ten Steindorffs sahidische Grammatik noch 1882 nicht festsaß, sollte einige
sen, das ist einem Aegyptologen leider nicht selbstverständlich." Jahre ウーセエ・イ@ dessen Koptische Grammatik (1894) der Koptologie die bereits
Am 27. Juni 1880 nennt Erman mit Lagardes Zeitgenossen Heinrich Brugsch ・イキセィョエ@ neue Richtung geben.
einen der Gegner beim Namen: (5) Neben den hier skizzierten wissenschaftlichen Grundüberzeugungen
verbindet Erman und Lagarde eine persönliche Beziehung, die auch die Ehe-
"Meine Grammatik (gemeint ist Ermans Neuägyptische Grammatik) werde ich
Ihnen morgen zugehen lassen. Bei den Kennern des Koptischen auf p. [X dachte
frauen einschI ießt. Erman lässt Lagarde an persönlichen Ereignissen teilhaben.
ich in erster Linie an Sie; ich hoffe das Aegyptische erscheint bei mir weniger un- Dies betrifft zum einen seine berufliche Situation. Erman hatte sich 1880 in
geheuerlich und fremdartig als in Brugschs grammatischen Arbeiten!" ßerlin habilitiert, ältere Rechte auf eine ÄgyptologensteIle hatten jedoch vor
allem Ermans Berliner Kollege Ludwig Stern und Heinrich Brugsch. Als die
An anderer Stelle wird der Straßburger Professor Johannes Dümichen ge-
ägyptische Regiemng letzteren info1ge des Staatsbankrotts Ägyptens im. Jahre
nanne 7 - die Beispiele ließen sich vermehren. Die Bedeutung des Koptischen
1876 nicht weiter beschäftigen konnte, kehrte er über Graz nach Berhn zu-
unterstreicht Erman auch anlässlich des Erscheinens von Ludwig Sterns mo-
rück. JO Eine Zeitlang fUrchteten Erman und Lagarde, Brugsch würde aufgmnd
numentaler koptischer Grammatik von 1880: 28
seiner einflussreichen Gönner eine Professur in Berlin erhalten, besonders als
"Jetzt werden die Gerechten daran erkannt werden ob sie Koptisch treiben; die der äavptolooische Lehrstuhl mit dem Tode Richard Lepsius' 1884 vakant
grosse Mehrzahl der Aegyptologen wird sich freilich nicht dazu entschliessen, es oJ 0 " b
wurde. In mehreren Briefen wird das Gespenst "Brugsch ante portas e-
ist den Herren nicht ,interessant' genug."
schworen und Bmgschs hochgestellte Verbindungen abtallig kommentiert, so
Wie hoch Erman Lagarde als einen der "Gerechten" und sein Urteil zur ägypti- JI
in einem Stoßseufzer Ermans von 1882:
schen Grammatik und Philologie schätzte, zeigt sich nicht nur daran, dass er zu
seiner neuägyptischen Grammatik von 1880 und seinen ersten Studien zum
Altägyptischen Lagardes Urteil sucht, es zeigt sich in dem eingangs zitierten
"l3rugsch soll nach der Zeitung mit Friedrich Karl J2 nach Aegyptc Dcr Grund für diese Nachfragc liegt in einer Abhandlung, die Erman fur
n gegangen
sein; er ist als Reisemarschall gewiss 7.U gebrauchen. Die practische
Folge wird "Göttingen" (d.h. die a「ィ。ョ、ャオァ・セ@ der Göttinger. gセウ・ャ」ィ。ヲエN@ der Wissen-
nun wohl sein, dass er der hiesigen Fakultät doch aufoctroyirt wird trotl
alles bis- schaftcn) anbietet. [rman hatte bereits 1882, und dies Ist em weiteres Thcma,
herigen Sträubens. Ich wappne mich in Geduld und bereite mich vor
als ewiger übcr das beide eine Zeitlang intensiv korrespondieren, eine Arbeit über "Ara-
Privatdocent zu enden; das ist auch noch nicht das Schlimmste."
bien und die Länder am rothen Meer bei den Aegyptern" rur Bgエゥョセ・ST@
Diese ßeflirchtung Ermans sollte sich nicht bewahrheiten. Trotz seiner
Gönner angeboten. Diese Arbeit hatte Erman je.doch einige mセョ。エ・@ später mit der
und seiner wissenschaftlichen Produktivität sollte es Brugsch nicht noch
ein- Begründung wieder zurückgezogen, dass Ihm. das The.ma über den kッセヲキ。」ィᆳ
mal gelingen, eine universitäre Anstellung zu erhalten. Erman wird se und die Wissenschaft mehr davon profitieren würde, wenn er wieder
1884 zu
Nachfolger Richard Lepsius' als Direktor des Ägyptischen Museum
s und seinen grammatischen Arbeiten zurückkehrte. ll
zunächst Extraordinarius, dann ordentlicher Professor rur Ägyptologie. Die Ende 1888 angebotene Abhandlung ist dagegen nicht historischer oder
Lagar-
de und seine Frau schicken im Januar 1885 eine lateinische Gratula kulturhistorischer, sondern vornehmlich ウーイ。」ィキゥ・ョヲエャセ@
Ermans Ernennung.))
tion zu n。エセN@ Ich
werde den auf die erste Anfrage folgenden Brief etwas ausfUhr.lIcher セiエャ・NイョL@
Auch Persönliches wird ausgetauscht: [rman besucht 1882 Lagarde da er sowohl Ermans Bewertung von Sprache und Genre emes キャ」ィエァセョ@
in
Göttingen, 1883 schickt er eine Verlobungsanzeige und Verlobungsbild Werks dcr ägyptischen Literatur zusammenfasst, die eine weit イ・ゥセィョ、@
er. w,lr-
Lagarde verfasst im Februar 1888 griechische Verse auf die Geburt von kung auf die ägyptologische Forschung haben sol1te, セiウ@
mans Tochter Doris. Käthe Erman liest die Gedichte Lagardes. Diese familiäre
Er- 。セ」ィ@ eme キセ」ィエァ・@
Verbundenheit dauert nach dem Tod Lagardes an: 1894 korrespondieren sprac h....:ssensc
I haftliche Erkenntnis Ermans vor der elgenthchen publikatIOn
Adolf ankündigt, die in der Ägyptische Zeitschrift von 1889 erfolgen sol1te. l6
und Käthe Erman mit Anna de Lagarde über deren Biographie ihres Mannes
, leh habe ntimlich in dem letzten Jahre mich damit beschtiftigt, für
den Pap.
1900 schickt Erman seinen Schüler Kurt Sethe, frisch nach Göttingen berufen セG・ウエ」。イ@ dessen Ausgabe ich seit 3 Jahren vorbereite, den Sprachgebrauch fcstzu-
als Professor rur Ägyptologie, mit einem Empfehlungsschreiben zu Anna stellen und es ist, da dcr Text recht umfangrcich ist, dic Skiue einer
de Grammat.lk
Lagarde, zwei Jahre später dann geht es um die Aufstellung einer Büste daraus geworden. Da es der einzige Rcpracsentant einer langen Sprache
Lagar- poche Ist
des. und einer der \\enigen Texte den man wir : kl' h und ohne Kunststücke über-
IC ganz .
set7en kann, so ist diese Skiue seiner Grammatik fester Boden m セ・ュNsオーヲ@
>
(6) Nach Ermans Ernennung zum Museumsdirektor und Professor nimmt
dd
die Frequenz seiner Schreiben leicht ab, es treten auch Fragen aus der aegyptischen Sprachgeschichtc. Dazu kommt noch eines, der Text Ist mC.ht"geh
Muse- lehrt
umstätigkeit Ermans hinzu, z.B. über zu tätigende Ankäufe. Bewegung und nicht religiös und nicht poetlsc . h d ist eine Sammlung emlac ster
kommt , son em es .
in die Korrespondenz dann wieder gegen Jahresende 1888. Erman bedank . b d S he
Mährchcn, die ganz gewiss die le en e prac . ihrer Zcit [... ] reprtiSentlcren,
t sich nidlt wie 90% aller aegyptischen Texte eine kUnsthche gelehrte Sprache
fur die Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger [ ... ]
Gesell-
schaft der Wissenschaften, die er dem Einfluss Lagardes zuschreibt. Im . . d'
Das Interessanteste \\as mir bel leser ru CIA -b 't klar geworden ist (sie), dass
der (sie)
glei-
@ c b w セ
> •
2. m. bbsli I. bbswill
renzierung der orientalistischen Fächer wie der Ägyptologie aus dieser Einheit
I.s. bbskwi Hisst sich auch gerade an Personen wie Adolf Ennan festmachen.
Dic Aussprache von j, r, w)7 ist natürlich nicht zu ergründen; Thatsache aber ist Trivial ist es in dieser Perspektive, die heute ungeheuer breit erscheinende
dass die 3f. und 2m ! haben und die 3pl. セL@ was doch auffallcnd an das semitische gemeinsame Enzyklopädie und den selbstverständlichen Gebrauch mehrerer
Perfectum erinnert. Wie gesagt ist es aher im Aegyptischen schon eine obsolete orientalischer Sprachen bis hin zum Verfassen von Texten auch in diesen
Form mit sehr heschränktem Gebrauch." Sprachen zu kommentieren - die aktive Produktion von Prosa und Poesie auf
Die hier angebotene Abhandlung Ermans ist natürlich Die Sprache des Papy- Latein und Griechisch wird als selbstverständlich vorausgesetzt.
rus /Veslcar, eine Grammatik, die als erste die Sprachstufe des heute als klas- Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in der Pionierzeit der Ägyptolo-
sisch geltenden "Mittelägyptischen" beschreibt, die neu entdeckte Konjugation gie befinden, und in vielen der Schreiben werden ganz beiläufig sehr grund-
das so genannte Pseudopartizip, das Ernlan in einem Aufsatz der Zeitschrift fur sätzliche Fragen des Faches angeschnitten, weit reichende Aussagen getroffen
Ag;plische Sprache von 1889 der ägyptologischen Öffentlichkeit vorstellen und überkommene Anschauungen ersetzt. Dies geht von der ägyptologischen
sollte.)8 Ermans Abhandlung beschäftigt die Korrespondenz mit verschiedenen Transkription 40 bis zur Frage des Akzents im Ägyptischen 41 •
Technika bis zum Mai 1890.)9 Dies ist das letzte größere Thema, über das Beide Wissenschaftler, und damit kommen wir zu den spezifischen Aspek-
Ennan und Lagarde sich austauschen, ein Brief Ermans vom 29. November ten des Briefwechsels, verbindet trotz des Altersunterschiedes und der räumli-
1890 befasst sich vornehmlich mit der Habilitation Steindorffs. chen Distanz eine persönliche Freundschaft, die die beiden Ehefrauen in die
Bekanntschaft einbezieht und auch einen Austausch über politische Gegeben-
heiten umfasst. Lagarde schickt Erman seine kulturkritischen Schriften, die
Zusammenfassung Ennan ,.frische Luft" nennt "in der widerwärtigen Stickluft modemen Le-
bens".4z Zu politischer Aktivität lässt sich der bewusst unpolitische Ennan
Wenn wir uns fragen, was den wissenschaftlichen Austausch zwischen Adolf jedoch selbst von Lagarde nicht bewegen. Als Lagarde ihm das Programm der
Ennan und dem eine Generation älteren Paul de Lagarde auszeichnet, was das konservativen Partei schickt, bleibt Ennan skeptisch und antwortet am 31.
persönliche und was das zeittypische ist, so lassen sich einige Punkte heraus- Dezember 1884:
ste11en: " ... ich furchte, dass eine Partei die auf dieses Programm hin gebildct würde,
Zeinypisch ist die selbstverständliche Einheit der ägyptologisch-koptolo- selbst bald zu sehr \\cnig programmatischen セiゥエ・ャョ@ greifen würde. Ich halte nun
gischen Studien, eine Einheit, die noch Jahrzehnte andauern sollte, bis sich die einmal dic Politik rur etwas, das von Natur unsauber ist ..."
Koptologie nach dem zweiten Weltkrieg als eigenes Fach etablierte. Adolf
Ennan konnte dieses Gebiet noch vollständig abdecken. Die Einheit von Ori-
entalistik und Theologie dagegen, die sich in Lagardes Person besonders au- Ernlan zufulge ゥセエ@ jede Transkription orientalischer Texte eine .verfalschung, aber zur
40
genfa11ig manifestiert, neigt sich dagegen schon ihrem Ende zu. Die Ausdiffe- Disliplinierung da .. wilden" Ägyptologen notwendig: ..NatürlIch セ。イヲ@ unsere Transc-
ription nie den Anspruch machen, mehr als annähernd dIe l。オセ・@ キャセ、LZイァ・「」ョ@ zu wol-
len ... Wir müssen unsere Transcription so äusserlich als möglich emflchten und ga.nz
darauf verzichten den Laut da Worte darstellen zu wollen; aber eine solch,: convent.lO-
37 Der Buchstabe ist jeweils mit 、セイ@ Hieroglyphe überschrieben: .i mit Schiltblatt, 'j mit nelle Umschreibung ist für die Aegyptologen nun einmal ein BedUrfniss. wIe unendlich
Doppelstrich, w mit WachtelkUken. fehlerhaft sie auch ausfallen muss"; Brief Ermans vom 23. Februar 1883 ..
38 ERMAN 1889. 41 Wenn [rman am 22. Dezember IgSI Lagarde dazu bewegen möchte, セi・@ fッイュ・セ@ 、セウ@
39 Das Thema endet am 3. Mai 1890 mit einer Freudenäußerung Ermans. Dieser hat in status constructus mit Bindestrich abzutrennen, da die Verbindungen em Wort mit eI-
London die Bestätigung rur seine Hypothesen bekommen, da Grif1ith gezeigt habe, nem Akzent seien. Das beweise auch die Stellung von .b.€. .
"dass diese Sprache wirklich die Vulgärsprache des mittleren Reiches ist. Er hat aus Am 7. Juli 1880. Postwendend antwortet Lagarde mit dem ihm ・ゥァョ」セ@ leIchten Para-
den Petrie'schen Ausgrabungen eine ganze Reihe datirter Briefe, Urkunden usw., die noia die ihn auch auf wissenschatllichem Gebiet Verfalscher und Plagiatoren furchten
der .12. und. 13. Dynastie angehören und in diesem Idiom abgefasst sind. Was wir bis lässt' und seine Schriften mit dunklt:n Andeutungen, Seitenhiehen オョセ@ Ausfallen füllt:
dahm rur セi・@ Sprache des mittleren Reiches gehalten haben, ist eben auch schon ge- Mich freut es dass meine deutschen Schriften Ihnen nicht fremdartIg vorgekommen
lehrte Schriftsprache. Damit kommt in die ganze Sprachgeschichte Vernunft. Den Grif- セゥョ、N@ dゥ・ウ」ャ「セ@ haben Gott Lob zum Theil recht begeistert Zustimmung gefunden:
fith sollte man in Gold fassen:' amtlich müssen sie ignuriert werden."
290 Ileike nehlmer Adolf Erman und Paul de Lagarde 291
Am interessantesten scheint mir aber, und das ist auch das wissenschaftsge_ zahlreicher Briefe der Korrespondenz zwischen Erman und Lagarde war. Der
schichtlich Neue, das sich aus der Beschäftigung mit dem Nachlass Paul de junge Adolf [rman wollte Ägyptologie zu einer ernsthaften Wissenschaft
Lagardes ergibt, der indirekte Einfluss Lagardes auf die ägyptologische machen, die ernsthafte Orientalisten, und rur einen solchen hielt er Lagarde,
Sprachwissenschaft - als Lehrer Steindorffs und als Verbündeter Ermans, der ernstnehmen konnten. 46 In dieser Perspektive erscheint die Polemik gegen
sich von dem älteren Kollegen in seiner Ablehnung und Überwindung älterer Brugsch und andere der älteren Generation von Ägyptologen verständlich. Der
Ansichten bestärkt sicht. Dieser Einfluss verdient es, ein wenig stiirker heraus- alte Erman jedoch findet versöhnlichere Worte für Heinrich Brugsch: "Ich
gestellt zu werden: glaube", schreibt er in seinen Erinnerungen als Abschluss einer differenzierten
Lagarde hat Anteil an der Verlagerung des Interesses vom Bohairischen Würdigung dcr Person und des Werkes Heinrich Brugschs, "daß ich heut im
auf das fur älter und unverPdlschter gehaltene Sahidische, die auf Erman und Alter, wo ich über die Schwächen der Menschen leichter hinwegkomme, mich
seine Schule zurückgefuhrt wird. 4J Diese Verlagerung dauert bis heute an, was mit dem alten Pascha mehr befreunden würde, als mir das in der Jugend mög-
sich z.B. daran zeigt, dass in den letzten Jahren drei neue Grammatiken des lich war".47
Sahidischen erschienen sind, das Bohairische aber weiterhin mit Hilfe der in
ihrer ersten Auflage 100 Jahre alten Grammatik von Alexis Mallon unterrichtet
wird. 44 Literatur
Lagarde bestärkt Erman in seinen Versuchen, Ordnung in das Chaos in ßEIILMLR 2003a. Behlmer, Ileike, Ein neo-koptischer Brief Adolf Ermans an Paul de
Grammatik und Lexikon zu bringen, das Mitte des 19. Jh. herrschte. Alle Lagarde - Zeugnis rur eine y, issenschaftsgeschichtliche Wende in der Erforschung
grundlegenden Beiträge Ermans zur ägyptologischen Sprachwissenschaft, die des Koptischen, Lingua Aegyptia 11 (2003). 1-12. _
Periodisierung der ägyptischen Sprachgeschichte, die Vervollständigung des ßEIILMER 2003b. Dies., Heinrich Fricdrich Kar! Brugsch (1827-1894), Agyptologe.
morphosyntaktischen Formeninventars, etwa durch die Entdeckung des Pseu- Rede anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel am 26.09.2003, Untere Masch
dopartizips, und die Verwissenschaftlichung der ägyptischen Lexikographie 16, Göttinger Jahrbuch 51 (2003), 165-169. ..
BLRGER 1968. Berger, Paul-Richard, Zur lIerstellung einer kritischen Textedltlo.n nac.h
fallen in die 80er Jahre des 19. Jh., die Zeit der Freundschaft mit Lagarde, bzw. den gegenwärtigen Möglichkeiten der Lexikographie, in: _エゥセァ・イ@ セiエウォイ・ャ@
sind, wie die Arbeit am Lexikon, zumindest in dieser Zeit angelegt. Erman fur syrische Kirchengeschichte (lIg.), Paul de Lagarde und die SYrISche Klrchenge-
setzt Lagarde vorab über seine Ergebnisse in Kenntnis und erwartet seinen schilhte, Göttingen 1968,27-31.
Beifall, und es ist kein Zufall, dass Die Sprache des Papyrus Westcar unter der CIASCA 1885 und 1889. Ciasca, Agostino, Sacrorum Bibliorum Fragmenta Copto-
Sahidica Musci Borgiani lussu et Sumptibus S. Congregationis de Propaganda
Schirmherrschaft Lagardes in den Göttinger Akademieabhandlungen erscheint.
Fide Studio P. Augustini Ciasca Ordinis Eremitarum S. Augustini Edita. Vol. I-li,
Beider Überzeugung, dass die Erforschung der ägyptischen Kultur von der
Rom 1885 und 1889. . .
ägyptischen Philologie und diese wiederum von einer profunden Kenntnis des ENDESFELDER 1988. Endesfdder, Erika, Die Agyptologie an der Berliner Universität.
Koptischen auszugehen habe, sollte lang andauernden Einfluss auf die Ägypto- Zur Geschichte eines Fachgebietes, Berlin 1988. ..
logie haben. Die von Erman begründete "Berliner Schule" der ägyptologischen ERt-.l...." 1880. Erman, Adolf, Bruchstücke der oberägyptischen u「・イウエコオセァ@ des Alten
. . d Kö· I· h Ges'llschaft der Wissenschaften
Sprachwissenschaft sollte bis in die jüngere Vergangenheit prägend sein. Inso- Testaments, m: Nachrichten von er nlg le en c ...
und der Georg August Universität zu Göttingen, Jahrgang 1880, Nr. 12, Gottmgen
fern ist es auch nur passend, dass die einzige rezente Würdigung von Lagardes
1880. . h·ftft" ä t"
Beitrag zu den ägyptisch-koptischen Studien von einem Spross dieser Schule, erセャaNn@ 1889. Ders., Eine neue Art der ägyptischen Conjugation, Zeltse n ur gyp I-
Hans Jakob Polotsky, stammen sollte. 45 sche Spradle und Altertumskunde 27 (1889), 65-84.
Zum Abschluss möchte ich noch kurz zur Polemik gegen "die Aegyptolo-
gen" und insbesondere Heinrich Brugsch zurückkehren, die Gegenstand so . ...
[mi an schreibt über die fruhen...
Jah d 19 Jh· Denn noch empfinde ich deut-
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für eine bedenkliche Snielerci hielten. n er SI\: 0 cn .' C ' , . . '" 1" ".
43 SIIlSHA-HALEVY 1991; BEIILMER 2003a, 7f. . .t k· hö hstens elnl0e KÖnIgsnamen <:sen.
Lagarde es tat, die Agyptologen önnten c e
44 MALLON 1904. Eine modeme Beschreibung des Bohairischen wird von Arid Shisha-
Ilalevy vorbereitet. ERMAN 1929,255.
45 POLOTSKY 1987, 13f. 47 Ebd., 165f.
292 I /cike ßehlmer
Adolf Erman und Paul de Lagarde 293
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