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DER

BROCK
HAUS
IN EINEM BAND
DER
BROCK
HAUS
IN EINEM BAND
14., völlig neu überarbeitete Auflage

F. A. BROCKHAUS
Dieser Band enthält folgende Sonderbeiträge

Angst: Chaos, Krisen, Sensationen – die mediale


Inszenierung von Angst und Schrecken

Ehrenamt: »Ist doch Ehrensache«

Elite: Von der Macht der Eliten

Internet: Internet und Web 2.0: unverzichtbare


Infrastruktur, unbeherrschbarer Moloch
oder überbordendes Füllhorn?

Türkei: Die Türkei gehört in die EU

Projektleitung Dr. Ulrike Hönsch Bibliografische Information


der Deutschen Nationalbibliothek
Redaktion Christian Adams, Antonia Hans- Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet
meier, Dr. Manfred Hoffmeister, Dr. Ulrike diese Publikation in der Deutschen Natio-
Hönsch, Hans-Georg Michel, Ursula Rzepka, nalbibliografie; detaillierte bibliografische
Cordula Speer, Peter Wassen, Carolin Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de
Weidner abrufbar.

Autoren der 14. Auflage Brigitte Baetz, Namen und Kennzeichen, die als Marke
Armin Himmelrath, Thomas Huhnold, bekannt sind und entsprechenden Schutz genie-
Ulrich Kreikebaum, Britta Mersch, ßen, sind beim Stichwort durch das Zeichen ®
Michael Mühlenhort, Kunigunde Wannow gekennzeichnet. Handelsnamen ohne Marken-
charakter sind nicht gekennzeichnet. Aus
Bildredaktion Anka Hartenstein, dem Fehlen des Zeichens ® darf im Einzelfall
Svenja Meinholz nicht geschlossen werden, dass ein Name oder
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Grafikredaktion Hendrik Wittemeier, Fehlen des Zeichens ® wird ausgeschlossen.
Michael Müller
Das Wort BROCKHAUS ist für die wissenmedia
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Ralf Haselhorst; Hendrik Wittemeier
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Satz Sonderbeiträge seitenwind – Design und Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch aus-
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dhi); ddp Images GmbH, Berlin/Oliver Lang ISBN 978-3-577-09054-4
(Beckenbauer); dpa Picture-Alliance GmbH,
Frankfurt – Barack Obama/Matt Campbell,
Burj Khalifa/bildagentur-online, Sigmund
Freud/Max Halberstadt, Herta Müller/Kay
Nietfeld, Marilyn Monroe/epa, Satellit/bild-
agentur-online, Nofretete/Rainer Jensen

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Druck und Bindung Mohn media Mohndruck


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VORWORT

Was muss ein Lexikon heute bieten?


:DVNDQQHLQ/H[LNRQKHXWHELHWHQ"
Die Brockhaus-Redaktion hat sich diesen Fragen gestellt
und beantwortet sie mit einem Lexikon der neuen Gene-
ration. Dieses bietet nicht nur wie gewohnt zuverlässige
und nachhaltige Informationen, sondern möchte vor
allem in Wort, Bild und Gestaltung überraschen. So finden
sich auf jeder Seite exklusive und Anregungen gebende
Lese- und Diskussionsangebote, die Nachschlagen und
Entdeckervergnügen miteinander verbinden. Mit seinem
erweiterten lexikalischen Konzept öffnet der »Brockhaus
in einem Band« den Blick für das, was die Welt an neuen
Perspektiven bereithält. Er wendet sich damit an Leser, die
neben der verlässlichen Information auch den Hinweis auf
das Außergewöhnliche und Inspirierende suchen, wodurch
jedes Wissen vollständiger und lebendig wird.
Die vorliegende 14., völlig neu bearbeitete Auflage des
»Brockhaus in einem Band« setzt damit die Tradition des
Konversationslexikons zeitgemäß fort. Wir würden uns
freuen, wenn Sie uns auf dieser Reise begleiteten.

Gütersloh Redaktion F. A. Brockhaus


A

a
chen, Stadt in NRW; Heilbad mit 256 500 Ew.; TH, bano Trme, ital. Heilbad südwestl. von Padua,
Fachhochschulen, Priesterseminar, Museen; Internat. 16 500 Ew.; radioaktive Kochsalzthermen (87 °C),
Reitturnier; Spielbank; Textil-, Maschinen-, Gummi-, Schwefelquellen, Schlammbäder.
elektrotechn. Ind., Süßwarenherstellung (Aachener
Printen); got. Rathaus. – A. war vom 13. bis 18. Jh. Abbdo, Claudio, ital. Dirigent, * 1933;
Reichsstadt, 936–1531 wurden hier die Röm. Könige Abbado begann 1960 als Dirigent an der Mailänder
gekrönt. – Aachener Dom (Münster), im Kern eine Scala, an der er 1967–86 Musikdirektor und 1977
Pfalzkapelle Karls d. Gr. (um 800 geweiht, 8-seitiger bis 1979 auch künstlerischer Direktor war. Seine
Zentralbau mit 16-seitigem Umgang), um die die weitere dirigentische Laufbahn ist besonders
Vorhalle, der got. Chor und fünf Kapellen gruppiert von langjähriger, künstlerisch fruchtbarer Zu-
sind (gehört zum Weltkulturerbe). sammenarbeit mit den bedeutendsten Orchestern
Aain, El-A., Hptst. der Westsahara, rd. 195 700 Ew.; in der Welt gekennzeichnet, so u. a. mit den Wiener
der Nähe Phosphatabbau. Philharmonikern (1971–91), dem London Sym-
Aal, Flussaal, schlangenförmiger räuber. Knochenfisch, phony Orchestra (1979–87), der Wiener Staats-
wertvoller Speisefisch in Süßgewässern Europas; oper (1986–91) oder den Berliner Philharmonikern
wandert zum Laichen in die Sargassosee. Die (1989–2002). In seinem Repertoire nehmen die
weidenblattförmigen Larven entwickeln sich, Werke der Wiener Klassik, G. Rossinis und G. Ver-
während sie im Golfstrom europawärts treiben, zu dis, die deutsche Musik bis G. Mahler, aber auch
farblosen Glasaalen. Die Elterntiere (Männchen bis 42 die Musik der Moderne eine zentrale Stellung
cm, Weibchen bis über 1 m lang) sterben im Meer. Die ein. Daneben ist ihm die Förderung des musika-
Jungaale färben sich während der Stromaufwan- lischen Nachwuchses ein wichtiges Anliegen: Er
derung dunkel. gründete und leitete u. a. das Jugendorchester der
lto, Alvar, finn. Architekt, * 1898, † 1976; schuf Europäischen Gemeinschaft, das Gustav Mahler
weltweit Bauten von internat. Bedeutung. Jugendorchester sowie das Lucerne Festival Or-
rau, Hptst. des Kt. Aargau, Schweiz, 19 200 Ew.; chestra. Außergewöhnliche Akzente zu setzen
Handels- und Dienstleistungszentrum; Schlössli (11. ist das Markenzeichen Abbados. So rief er
bis 14. Jh., Museum). während seiner Zeit als Chefdirigent in London
rgau, Kt. im N der Schweiz, 1404 km 2, 596 000 Ew.; die sog. »Lunchtime Concerts« ins Leben, um in
Hptst. Aarau; umfasst das Hügelland beiderseits der Anlehnung an die Tradition der italienischen Ar-
Aare bis zum Rhein; Elektro-, Maschinenind., beiterkonzerte neue Hörerkreise für die klassische
Biotechnologie. – Seit 1415 von den Eidgenossen Musik zu erschließen. Für seine Rückkehr an
verwaltet; 1803 Kanton. die Mailänder Scala im Juni 2010 forderte er eine
ron, im A. T. der Bruder des Moses. ungewöhnliche Gage für zwei Konzerte: 90 000
Aaskäfer, Aas fressende Käfer mit keulenförmigen Bäume sollten in seiner Heimatstadt gepflanzt
Fühlern, bes. die Totengräber; Rüben-A. sind werden. Die Stadt erfüllte ihm diesen Wunsch.
Pflanzenschädlinge. Abbs, 1) Onkel Mohammeds, * um 565, † um 653;
Abadn, iran. Erdölausfuhrhafen im Pers. Golf, 310 000 Ahnherr der → Abbasiden. – 2) Mahmud, palästinens.
Ew.; Erdölraffinerie. Politiker, * 1935; Jurist; 2003 Min.-Präs., Jan. 2005 zum
Abaelrdus, Abälrd, Peter, frz. Mönch, * 1079, † 1142; Präs. gewählt.
führender Vertreter der Scholastik, wurde wegen Abbasden, Kalifendynastie in Bagdad 749–1258,
seiner Liebe zu Héloise entmannt. Ihre Liebes- danach bis 1517 in Kairo.
geschichte hat A. selbst dichterisch gestaltet. A.s bbe, Ernst, dt. Physiker, * 1840, † 1905; Prof. in Jena,
Hauptbedeutung liegt in seinen Äußerungen zur wurde 1889 Alleininhaber der Firma Carl Zeiss und
Logik und zur Ethik. übergab diese 1891 an die von ihm gegr. sozial refor-
Abalnen, Meeresschnecken der Gattung Meerohren, mer. Carl-Zeiss-Stiftung; schuf eine Theorie der opt. 7
der fleischige Fuß ist ein geschätztes Nahrungsmittel. Abbildung, konstruierte zahlreiche opt. Geräte.

Abbe A
A Abbildung
8 Abbildung, 1) opt. A., die
Erzeugung eines Bildes von einem
Gegenstand durch wirkl. oder
scheinbare Vereinigung der von
den Gegenstandspunkten
(Objekt- oder Dingpunkte)
ausgehenden Strahlen durch ein
opt. System von Linsen, Spiegeln
u. Ä. in entsprechenden
Bildpunkten. – 2)  die eindeutige
Zuordnung der Elemente einer
Menge X zu den Elementen einer
Menge Y; ist f eine solche A. (oder
→ Funktion), so schreibt man
f : X ⟶ Y.
Abchsi|en, die autonome Rep.
Abchasi

innerhalb Georgiens erstreckt


sich vom Schwarzen Meer in den
Großen Kaukasus, ist 8660 km 2
groß und hat 230 000 Ew., Hptst.
ist Suchumi. Die Abchasen sind
ein nordwestkaukas. Volk. – A.
war vom 8. bis 10. Jh. ein Kgr., kam
1810/64 unter russ. Herrschaft,
wurde 1921 eigenständige
Sowjetrep., 1931 in eine ASSR
Georgiens umgewandelt. 1992
Tiere sind in der erklärte A. einseitig seine Unabhängigkeit; daraufhin Abendstern, der Planet Venus abends am West-
religiösen Vor- 1992–93 Kämpfe zw. georg. Truppen und abchas. himmel.
stellungswelt Milizen (Flucht der meisten Georgier). 1994 Aberdeen [æbəˈdiːn], Hafenstadt an der O-Küste
Waffenstillstand und Stationierung von GUS- Schottlands, 209 000 Ew.; kath. und anglikan.
der australi-
Friedenstruppen; erfolglose Gespräche über den polit. Bischofssitz, Univ.; got. Kathedrale; Fischereihafen,
schen Urein-
Status von A., aber auch mehrfach neue Kämpfe; 2008 Schiffbau; Versorgungszentrum für die brit.
wohner von Anerkennung der abchasischen Unabhängigkeit Erdölbohrungen in der Nordsee.
zentraler Be- durch Russland. Aberglaube, urspr. aus kirchl. Sicht abwertende Bez.
deutung, denn ABC-Waffen, Sammelbez. für atomare, biolog. und für von der christl. Glaubenslehre abweichende
jeder Aborigi- chem. Waffen. (vorchristl.) Glaubensinhalte und -formen; religions-
ne steht über Abdra, altgriech. Stadt in Thrakien. Abderten galten wiss. der Glaube an die Wirkung mag., naturgesetzlich
ein bestimm- als beschränkt; daher svw. Schildbürger. unerklärter Kräfte sowie die damit verbundenen
tes Tier in Ver- bderhalden, Emil, schweizer. Physiologe, * 1877, Praktiken (z. B. Wahrsagen, Beschwören, Zauber-
bindung mit den † 1950; erforschte bes. Stoffwechselvorgänge, bräuche), in den Formen von Volksfrömmigkeit auch
Vorfahren – ent- entdeckte die Abwehrenzyme (Blutplasmaenzyme, in den Weltreligionen.
sprechend wer- die der Körper zur Abwehr fremder Eiweiße bildet). Aberratin,  Winkel zw. der Richtung, in der ein
Abdmen das, Unterleib, Bauch; aktes A.: Zustands- Stern erscheint, und derjenigen, in der er erscheinen
den auch in der
bild bei Erkrankungen (häufig lebensbedrohl. würde, wenn die Erde stillstände.
Kunst vielfach
Krankheiten) von Bauchorganen. Abessni|en, früherer Name Äthiopiens.
Tiere themati- Abdllah II., König von Jordanien, * 1962; trat im Febr. Abfahrtslauf, Disziplin des alpinen Skisports auf einer
siert. Die Ahnen 1999 die Nachfolge seines Vaters, Husain II., an. Gefällestrecke mit Pflichttoren, ein Durchgang;
schufen in der bel, im A. T. der 2. Sohn Adams und Evas, → Kain. Sprintabfahrt: verkürzte Strecke, zwei Durchgänge.
»Traumzeit« die bel, Niels Hendrik, norweg. Mathematiker, * 1802, Abgase, bei einem techn. oder chem. Prozess
gesamte Natur, † 1829; Beiträge zur Analysis und Funktionentheorie. entstehende Gase, bes. Verbrennungsgase aus Kfz,
die Menschen, Abendländisches Schsma, die Kirchenspaltung Feuerungsanlagen u. a.; enthalten zahlreiche
die Tiere. Und der abendländ. (lat.) Kirche von 1378 bis 1417; Schadstoffe.
sie sind dem gleichzeitig zwei bzw. auch drei Päpste. Abgeltungsteuer, im Unternehmensteuer reform-
AbgeltungsteuerABGA

animistischen Abendmahl, christl. Kirchen: die als Gedächtnismahl gesetz 2008 verankerte Quellensteuer auf alle privaten
Glauben zufol- gefeierte Wiederholung des letzten Mahls Jesu mit Kapitalerträge; ersetzt seit 2009 die bisherige
seinen Jüngern. In der kath. Kirche meist »unter einer Kapitalertragsteuer und das Halbeinkünfteverfahren
ge auch heu-
Gestalt« (nur das Brot) ausgeteilt; die ev. Kirchen mit einem einheitl. Steuersatz von 25% zuzügl.
te noch in Tie-
teilen »unter beiderlei Gestalt« (Brot und Wein) aus. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer auf
ren, Pflanzen, Abendrot, entsteht bei langem atmosphär. Lichtweg Zinsen, Dividenden und Kursgewinne; für vorher
Felsen, Flüssen durch Beugung des Sonnenlichts an Staubteilchen erworbene Aktien gilt bei Kursgewinnen weiter Steuer-
und anderen Na- und Tröpfchen in der Luft, wobei der blaue Anteil des freiheit, wenn eine einjährige Haltefrist vorliegt.
turerscheinun- Lichts stärker absorbiert und gestreut wird als der Abidjn [-dʒ-], Reg.-Sitz, wichtigster Hafen und Ind.-
gen existent. rote; ähnlich das Morgenrot. Standort der Rep. Elfenbeinküste, 3,8 Mio. Ew., kath.
K E R ABB
Erzbischofssitz, Univ., Theater, Nationalmuseum;
I
D E R M UESH E R ABR
internat. , Ausfuhrhafen auch für Burkina Faso.
Abklingbecken, wassergefülltes Becken, in dem ALS ER ZI
radioaktive Stoffe (z. B. Kernbrennstäbe) so lange
aufbewahrt werden, bis ihre Aktivität auf einen José Antonio Abreu
gewünschten Wert abgeklungen ist.
Ablagerung, Sedimentatin,  Vorgang der Der 1939 geborene Venezolaner ist das, was man
Gesteinsbildung durch Anhäufung von Gesteins- einen Tausendsassa nennt: Professor für
bruchstücken, Sand, durch chem. Lösungsstoffe, Ökonomie, Politiker, aber als Komponist, Pianist
Anreicherung von Tier- und Pflanzenresten. und Dirigent vor allem Musiker. Sein Interesse für
Ablass, kath. Kirche: außersakramentaler Erlass zeitl. soziale Fragen und sein musikalisches Engage-
Sündenstrafen; Missstände im A.-Wesen waren ein
ment fanden zusammen, als er 1975 in Caracas
Auslöser der → Reformation.
mit zwölf Straßenkindern die »Sinfónica de la
blativ der, Kasus, z. B. im Lateinischen, der einen
Ausgangspunkt, eine Entfernung oder Trennung Juventud Venezolana Simón Bolívar« gründete.
angibt. Abreu ging aber noch einen Schritt weiter. In
Ablaut, regelmäßige Lautveränderung (Vokalwechsel) dem durch Erdöl eigentlich wohlhabenden Land
in der Stammsilbe, z. B. bei starken Verben: binden, herrschte extreme soziale Ungleichheit. Um das
band, gebunden. Elend der Kinder und Jugendlichen in den
Ablenkung,   Richtungsänderung eines Körpers Armenvierteln der Städte zu lindern und ihnen
oder Teilchens durch Kraftwirkung (elektr. A., eine Perspektive zu bieten, regte er die Gründung
magnet. A.). Von großer Bedeutung ist die Strahl-A., von musikalischen Gemeinschaften an.
z. B. in Bildröhren und Teilchenbeschleunigern. Systematisch organisierte Abreu im ganzen Land
ABM, 1) Abk. für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sogenannte »Núcleos« als Keimzellen für neue
(→ Arbeitsbeschaffung). – 2) Abk. für Anti Ballistic
Jugendorchester. Daraus entstand 1979 eine
Missile, Abfangflugkörper zur Abwehr ballist.
staatliche Stiftung, kurz »El Sistema« genannt.
Interkontinentalraketen. Der ABM-Vertrag von 1972
zw. USA und UdSSR gestattet je 100 derartige Der große Zulauf und die musikalischen Erfolge,
Abschusseinrichtungen, aber keine flächendeckenden die auch bald internationale Aufmerksamkeit
Abwehrsysteme; er wurde 2001 von den USA erregten, führten zur kontinuierlichen Unters-
gekündigt. tützung durch die Regierung. An sechs Tagen pro
Abolitin die, 1) Niederschlagung eines Strafver- Woche können Kinder ab zwei Jahren kostenlos
fahrens. – 2) Abschaffung der Sklaverei. Musikinstrumente und Musikstunden vor Ort in
ihren »Núcleos« nutzen. Ihre Mitwirkung an
Aborigines [æbəˈrɪdʒɪniːz], Bezeichnung für die
Aborigines ABOA

musikalischen Gruppen und später größeren


indigene Bevölkerung Australiens. Als Groß- Ensembles ist Pflicht. Abreu glaubt, dass das
britannien sich 1788 entschloss, Strafgefangene in den Musizieren in Gruppen für die soziale En-
südöstl. Teil (»Neu-Südwales«) Australiens zu
twicklung der Kinder wichtiger ist als das
schicken, lebten dort nach Schätzungen etwa 300 000
Erlernen eines Instrumentes für sich allein. Mehr
A. in etwa 500 Stämmen. Gemäß der lebensfeindl.
Umwelt waren sie nomadisierende Jäger und Sammler, als 100 000 Kindern pro Jahr bietet »El Sistema«
die wahrscheinlich vor etwa 50 000 Jahren per Boot eine soziale und künstlerische Perspektive und
von den versch. Inseln Ozeaniens und Polynesiens fördert ihr Selbstbewusstsein. 2001 erhielt
eingewandert waren. Ihr Geistes- und Kultleben Abreus Projekt den Alternativen Nobelpreis.
wurzelte in der Vorstellung von einer mythischen Ur-
ls th e
und Schöpfungszeit (»Traumzeit«). Alle
C ul tu re co nc e a
th e
Lebensbereiche der traditionellen Gesellschaft
waren mit künstler. Tun (Felsbilder, Fels- es s en tia ls of
r
hu ma n so ul, ou
malereien und -gravierungen, Tänze, Gesänge)
verbunden. Die A. wurden lange Zeit von den
ti ty.
europ. Einwanderern gesellschaftlich benachtei-
ligt. Trotz einer allmähl. Verbesserung ihrer
profou nd iden
de zu r Verleihu ng
gesetzl. Situation (volle Bürgerrechte seit 1967) und Abreu in seiner Re
des wachsenden Einsatzes der Australier für die Alt ern ati ven No belpreises 20 01
de s
Rechte der Ureinwohner bleiben ein sehr niedriger
Lebensstandard und ihre innerhalb der austral.
Gesellschaft benachteiligte wirtschaftlich-soziale
Lage charakteristisch.
Abrt der, → Fehlgeburt.
Abplattung, bei Himmelskörpern die Abweichung von
der Kugelform durch Rotationskräfte.
braham, bibl. Gestalt; Stammvater des Volkes → Israel;
im Christentum als Urbild des wahrhaft Glaubenden, 9
im Islam als Vater Ismaels und erster Muslim verehrt.

Abraham A
A Abraham a Sancta Clara
10 braham a Sncta Clra, eigtl. Johann Ulrich der fürbittende Zuspruch der Sündenvergebung; in
Mgerle, dt. Prediger und Schriftsteller, * 1644, † 1709; der kath. Kirche darüber hinaus der formale kirchl.
Hofprediger (in Wien) und volkstüml. Kanzelredner. Rechtsakt der individuellen Lossprechung im Rahmen
Abraum,  unbrauchbares Gestein über oberflächen- des Sakraments der → Buße.
nahen Lagerstätten. Absolutsmus der, Regierungsform, in der der
brogans, um 750 entstandene althochdt. Übersetzung Herrscher die unbeschränkte gesetzgebende und
einer lat. Synonymensammlung (benannt nach dem vollziehende Gewalt innehat, im 17. und 18. Jh. in
ersten lat. Stichwort), gilt als ältestes dt. Buch. vielen europ. Staaten verbreitet; Höhepunkt in
Abrüstung, Abbau militär. Potenzials, i. w. S. Frankreich unter Ludwig XIV. Wandelte sich später
auch Rüstungskontrolle und -begrenzung; (ver- zum aufgeklärten A. (Preußen unter Friedrich II.,
gebl.) Bestrebungen bestanden schon auf den Österreich unter Joseph II.), der den Herrscher als
Haager Friedenskonferenzen (1899; 1907) und im ersten Diener des Staates sah.
Völkerbund (seit 1932). 1963 wurde ein Atomtest- Absrberstab, Stab aus Neutronen absorbierendem
stoppabkommen vereinbart, 1968 der Atomwaffen- Material (z. B. Borverbindungen) zur Regelung der
sperrvertrag (1995 unbefristet verlängert). Die Reaktorleistung oder Abschaltung des Kernreaktors.
wichtigsten A.-Vereinbarungen handelten die USA Abstammungslehre, Deszendnzlehre,
in zweiseitigen Verhandlungen mit der UdSSR aus Evolutinslehre, Lehre, dass alle Organismen sich
(→ SALT, → START, INF-Vertrag, SORT-Vertrag). Kurz während sehr langer Zeiträume aus einfacheren
vor Auflösung des Warschauer Pakts vereinbarte Formen durch Höherentwicklung und Spezialisierung
dieser 1990 mit der NATO die Reduzierung kon- herausgebildet haben. Die heute weitgehend gültige A.
ventioneller Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag, wurde 1859 durch C. Darwin begründet. Beweise für
Neufassung 1999). Die internationale Rüstungs- die A. liefern Funde vorweltl. Lebewesen (Fossilien),
kontrollpolitik konzentrierte sich in jüngster die Entwicklungsgeschichte (bes. die Verknüpfung
Zeit einerseits auf die Nuklearprogramme Irans von Stammes- und Individualentwicklung), die
und Nordkoreas, andererseits auf das Ziel, die vergleichende Anatomie und Morphologie, die Tier-
Weitergabe von Massenvernichtungswaffen an und Pflanzengeografie.
Terroristen zu verhindern. 2010 unterzeichneten Abstich,  Öffnung des Ausflusses und Auslaufenlassen
der amerikan. Präsident Obama und der russ. Präs. von flüssigem Metall aus dem Schmelzofen.
Medwedjew in Prag einen neuen START-Vertrag. Abstimmung, Verfahren zur Ermittlung des Willens
Abrzzen Pl., ital. Gebirgslandschaft im mittleren Teil einer Gesamtheit von Personen oder Staaten über
des Apennin, nordöstl. von Rom, im O im Gran Sasso einen Vorschlag oder Antrag. Öffentl. A.: durch Zuruf,
d'Italia 2912 m hoch; Viehwirtschaft, Tourismus; im S namentl. Stimmabgabe, → Hammelsprung. Geheime
der Nationalpark A. (rd. 400 km 2). A.: durch verdeckte Abgabe von Stimmzetteln.
bs, Hermann Josef, dt. Bankier, * 1901, † 1994; war Abstoß, Fußball: Beförderung des ruhenden Balles vom
leitend im dt. Kreditwesen (u. a. Dt. Bank) tätig. Torraum ins Spielfeld; aus der Hand des Torhüters:
ABS, Abk. für → Antiblockiersystem. Abschlag. Aus beiden kann direkt ein Tor erzielt
Abscheider, techn. Einrichtungen zum Abtrennen von werden.
flüssigen oder festen Stoffen aus Gasen, Dämpfen oder Abstoßungsreaktion,  durch das Immunsystem
Flüssigkeiten, z. B. von Benzin, Fett, Öl aus dem bewirkte biolog. Abwehrreaktion des Körpers
Abwasser. (Zerstörung) nach Übertragung von körperfremden
Abschiebung, Verwaltungsmaßnahme zur Ent- Geweben. (→ Transplantation)
fernung ausreisepflichtiger Ausländer aus einem abstrkte Kunst, i. Allg. von jeder gegenständlichen
Staatsgebiet. Die A. darf nach dt. Recht nicht in Darstellung losgelöste Kunstrichtung des 20. Jh.;
Staaten erfolgen, in denen der Ausgewiesene verfolgt zahlreiche Varianten.
wird. abstrkter Expressionsmus, bereits in den
Abschreibung, Verfahren zur Erfassung der 1920er-Jahren verwendet, wurde der Begriff auf eine
Wertminderungen und richtigen Verteilung der Malerei in der amerikan. Kunst der 1940er- und
Anschaffungs- und Herstellungskosten betriebl. 1950er-Jahre übertragen, bei der eine automat.
Vermögensgegenstände. Umsetzung von Gestaltungs- und Erlebnisimpulsen
Abseits, Regelverstoß in Ballsportarten, z. B. Fußball, ohne rationale Kontrolle erfolgt; sie steigerte sich in
Hockey, Rugby. So ist im Fußball ein Spieler »strafbar« der Aktionsmalerei (Action-Painting) von J. Pollock.
im A., wenn er in dem Augenblick, in dem der Ball Der a. E. war weltweit verbreitet, auch unter der Bez.
gespielt wird, der gegner. Torlinie näher ist als der informelle Kunst.
vorletzte Spieler der gegner. Mannschaft und dabei Abstrich,  Entnahme von Zellen oder Schleimhaut-
aktiv das Spiel beeinflusst. absonderungen zur mikrobiolog. oder zytolog.
Absnth, Branntwein aus Wermutkraut. Untersuchung.
Absoltbetrag, Zeichen | |, der positiv genommene
Wert einer Zahl; Beispiele: | 4,9 | = 4,9; | −2,73 | = 2,73. absrdes Theter, Bezeichnung für eine
absolter Nullpunkt, die tiefste mögl. Temperatur in den 1950er-Jahren vorrangig im französisch- und
von −273,15 °C; Anfangspunkt der → Kelvin-Skala. englischsprachigen Raum unter dem Einfluss des
absoltes Gehör, Fähigkeit, die Tonhöhe allein durch Existenzialismus entwickelte Theaterform, in der
das Gehör (ohne Hilfsmittel) zu bestimmen. dargestellt wird, wie sehr die Beziehung des Menschen
Absolutin die, in den christl. Kirchen die (gottes- zu sich, zum Anderen und zur Welt grundsätzlich
dienstl.) Lossprechung von Sünden: in den ev. Kirchen fragwürdig geworden und Sinnkonstruktion
ABR
unmöglich ist. Die Stücke und Inszenierungen des
absurden Theaters vermeiden im Ggs. zur herkömml.
Acaplco, amtl. A. de Juárez [- θɛ xuˈares], mexikan.
Hafenstadt am Pazif. Ozean, 718 000 Ew., hervor-
ACE
Dramatik eine Festlegung des Ortes, eine zu einem ragender Naturhafen; internat. Seebad.
Ziel führende Handlung und eine der Verständigung Accra [əˈkrɑː], kkra, Hptst. von Ghana, 2,03 Mio. Ew.
dienende Sprache; wichtige Vertreter: S. Beckett, (städt. Agglomeration); Univ., Nationalbibliothek,
E. Ionesco, F. Arrabal. -museum; Diamanthandel, , internat. ; Festung
d,
t so au freg en
und Schloss (17. Jh.) gehören zum UNESCO-Welt-
U ns ere Z ei t is he n
kulturerbe.
M en sc
d a ss m a n d ie
Acette Pl., Salze und Ester der Essigsäure.
c h m it
Acetn das, → Ketone.
no
ei ge n t lic h n ur .
Acetlcellulose, Essigsäureester der Cellulose; dient
hock ieren ka nn
La ng ewei le sc
zur Herstellung von Chemiefasern, Lacken, Folien,
ckett
Sa muel Be Kunststoffen.

Abszss der,  Ansammlung von Eiter in einem durch


Gewebeeinschmelzung entstandenen
Gewebehohlraum.
Abszsse die,  → Koordinaten.
Abt, unter einem Abt oder einer Äbtissin stehendes
verwaltungs- und vermögensrechtlich selbstständiges
Kloster.
Abtreibung → Schwangerschaftsabbruch.
bu Bkr, bu Bkr, erster Kalif, * um 573, † 634;
Schwiegervater Mohammeds.
bu Dhbi, Hptst. des Emirats A. D. (67 350 km 2,
1,3 Mio. Ew.; Erdölfelder) und der → Vereinigten
Arabischen Emirate, 630 000 Ew., auf einer Insel im
Pers. Golf; Hafen.
Abja, Hptst. Nigerias (seit 1991), im Landesinnern,
660 600 Ew., internat. ; seit 1979 aufgebaut (alte
Hptst.: Lagos).
Abukr, ägypt. Seebad bei Alexandria; 1. 8. 1798 brit.
Seesieg (Nelson) über die frz. Flotte.

bu Smbel, Namen für zwei von Ramses II.


(1279–1213 v. Chr.) angelegte Felsentempel, die in
Nubien am westl. Ufer des Nils zw. dem 1. und 2.
Katarakt liegen. Vor der Fassade des größeren
Tempels erheben sich vier aus dem Felsen gehauene,
21 m hohe Sitzbilder des Königs; der Tempel erstreckt
sich 63 m in den Felsen hinein. Vor dem kleineren
Tempel stehen sechs 10 m hohe Standbilder des
Königs und der Königin. Beide Tempel gehören zum
Weltkulturerbe.
Abwärme, in Kraftwerken und bei Produktionspro-
zessen als Verlustwärme auftretender Energieanteil.
Um die Energieverluste durch A. zu verringern, wird
deren Nutzung in Wärmeaustauschern und durch
Kraft-Wärme-Kopplung angestrebt.
Abwertung, Devaluatin, Herabsetzung des Außen- Die Tempelanlage Abu Simbel ragte nur zu einem
werts (Parität) einer Währung; wird notwendig, wenn winzigen Teil aus der Wüste heraus, als der Schweizer
in einem Land ein wesentl. Unterschied zw. Orientreisende Jean Louis Burckhardt 1813 über
Devisenkurs und tatsächl. Kaufkraft einer Währung einen Fries an der Außenfassade stolperte. Macht
besteht. und Überlegenheit gegenüber dem südlich gelegenen
Abdos, 1) ägypt. Abdu, oberägypt. Ruinenstätte mit Nubien wollte Ramses II. demonstrieren, als er Abu
Tempel- (Osiris) und Grabanlagen. – 2) altgriech. Stadt
Simbel erbauen ließ, und das beeindruckt auch heute
in Kleinasien, an der engsten Stelle des Hellesponts.
noch, rund 3300 Jahre nach der Fertigstellung. Doch
Ac, chem. Symbol für Actinium.
Académ française [- frãˈsɛːz], Akademie für frz. die Felsentempel stehen nicht mehr an dem ihnen
Sprache und Literatur, 1635 gegr.; zählt 40 gewählte einst zugedachten Platz. In einer spektakulären Aktion
Mitglieder; vergibt Literaturpreise. ließ die UNESCO die gesamte Anlage versetzen und
a capplla,  mehrstimmiger Gesang (Chorgesang) 65 Meter höher wieder aufbauen, um sie vor der 11
ohne Instrumentalbegleitung. Überflutung durch den Nasser-Stausee zu bewahren.

Acetylcellulose A
A Acetylen
12 Acetyln das, Äthn, Ethn, HC≡CH, gasförmiger, Einzelachsen 10 t, bei Doppelachsen 16 t nicht
giftiger Kohlenwasserstoff aus der Gruppe der Alkine; überschreiten.
hergestellt durch Pyrolyse von Kohlenwasserstoffen Achsstand, bei Schienenfahrzeugen der Abstand zw.
(etwa 1500 °C), früher durch Zersetzung von CaC2 mit den Mitten zweier Achsen, bei Kraftfahrzeugen der
Wasser. Wichtiger Grundstoff für die Herstellung Abstand zw. den äußeren Achsen, der Radstand.
zahlreicher Verbindungen, z. B. Carbide, Schweißgas Acht die, im german. Recht die Ausstoßung eines
(bis 3000 °C heiß). Friedensbrechers aus der Gemeinschaft; jeder durfte
Acetlsalicylsäure, Derivat der Salicylsäure, wird als ihn bußlos töten. Im MA. die weltl. Strafe neben dem
fiebersenkendes, schmerzstillendes und entzündungs- kirchl. Bann (»in A. und Bann tun«).
hemmendes Mittel verwendet. achter, niederdt. hinter; achtern, hinten. – Achterdeck,
Acha, griech. Landschaft im NW der Peloponnes, rückwärtiges Schiffsdeck.
Hptst. Patras. Ab 27 v. Chr. Name Griechenlands als chternbusch, Herbert, dt. Schriftsteller,
röm. Provinz (Achaea). Filmemacher, * 1938; sozialkrit. Prosa und Theater-
Acher, Acher, frühgriech. Stamm, Träger der myken. stücke (»Alexanderschlacht«, 1971); Filme mit
Kultur; bei Homer alle Griechen. Neigung zum Grotesken, Surrealen und zu bewussten
Sie wirken wie Achischer Bund, altgriech. Städtebund, nach Tabuverletzungen (»Heilt Hitler«, 1986).
aus einem Sci- älteren Vorformen 281/280 v. Chr. gegr., umfasste Acid [ˈæsɪd], halluzinogene Drogen, bes. LSD. Acidrock,
zeitweise die ganze Peloponnes; 146 v. Chr. von Rom unter Drogengenuss entstandene Rockmusik.
ence-Ficti-
besiegt und neu konstituiert, bestand der Bund als Acker, altes Feldmaß, 19–65 Ar.
on-Film: elek-
Provinziallandtag bis in die röm. Kaiserzeit. Ackermann, Josef, schweiz. Bankier und Manager,
trisch betriebene Achaimenden, Achmeniden, altpers. Herrscher- * 1948; 1993–96 Präsident der Schweizerischen
künstliche Qual- geschlecht; erlosch 330 v. Chr. mit Dareios III. Kreditanstalt (heute Credit Suisse); wechselte 1996
len, die zum Bei- Acht der, verschiedenfarbig gebänderter Schmuck- zur Deutschen Bank als Mitgl. des Vorstands, seit
spiel in der La- stein aus der Gruppe der Chalcedone. 2002 dessen Sprecher, seit 2006 Vorstandsvor-
ge sind, ähnlich Achebe [ɑːˈtʃeɪbeɪ], Chinua, nigerian. Schriftsteller sitzender.
den Lebewesen engl. Sprache, * 1930; beschreibt in seinen Romanen Aconcgua, mit seinen 6962 m ist der A. nicht nur der
in der Natur, ei- (»Okonkwo oder Das Alte stürzt«, 1958) charakterist. höchste Berg Amerikas, sondern auch der höchste
nen Schwarm Erscheinungen der kolonialen und postkolonialen Ära außerhalb Asiens und der höchste auf der Südhalb-
zu bilden. Mit in Afrika; Friedenspreis des Dt. Buchhandels 2002. kugel der Erde; in den argentin. Anden, nahe der
Hilfe von Infra- chensee, größter See Tirols, Österreich, 6,8 km 2; Grenze zu Chile, aus vulkan. Gesteinsmaterial; fünf
künstl. Ausfluss zum A.-Kraftwerk. Hanggletscher; hl. Berg der Inka; Erstbesteigung 1897
rot-Leuchtdio-
cheron der, Fluss im südl. Epirus, Griechenland; in durch den Schweizer M. Zurbriggen mit A. Vines.
den können sie
der griech. Sage der Fluss der Unterwelt. Acre [ˈeikə] der, Flächenmaß in den angloamerikan.
u. a. den Abstand Achll, griech. Achlleus, lat. Achlles, bei Homer der
Achill ACHA Ländern (1 A. ≈ 4047 m 2).
zu den anderen tapferste griech. Held vor Troja, Sohn des Peleus (daher:
Quallen erken- »der Pelide«) und der Göttin Thetis, die ihn durch ein
nen. Grundlage Bad im Styx (oder durch Feuer) unverwundbar machte,
der Adaptronik bis auf die Ferse, an der sie ihn festhielt (Achillesferse).
sind Materialien A. tötete Hektor, weil dieser seinen Freund Patroklos
mit integrierten erschlagen hatte, er selbst fiel durch Paris.
Sensoren und Achllessehne, Sehne des Wadenmuskels, setzt am
Aktuatoren, so- Fersenbein an.
genannte Smart
Achmtowa, Anna Andrejewna, russ. Lyrikerin, * 1889,
† 1966; schrieb leidenschaftl., formvollendete Liebes-
Materials. In der
lyrik, später auch Gedichte über die Tragik des 20. Jh.
Medizin werden Achse, 1) gedachte Gerade, um die sich ein Körper
etwa aus Mate- (System) dreht (Rotations-A.), z. B. Erd-A. – 2) 
rialien mit ther- Symmetrie-A., → Symmetrie. – 3) opt. A., Gerade durch
mischen Legie- die Mittelpunkte von Linsen und
rungen, die ab Spiegeln eines opt. Geräts; auch
einer bestimm- optisch ausgezeichnete Gerade
ten Tempera- in Kristallen. – 4)  Maschinen-
tur ihre Länge teil zum Abstützen von Rädern,
ändern, feine Rollen, Scheiben (Starr-, Pendel-,
Drahtkorsette Lenker-A.).
Achsenmächte, seit 1936 Bez.
hergestellt, die
für Dtl. und Italien (Achse
verengte Blut-
Berlin–Rom), im Zweiten
bahnen erwei- Weltkrieg auch für Japan u. a.
tern können. mit dem nat.-soz. Dtl. ver-
Diese »Stents« bündete Staaten.
reagieren auf Achslast, auf eine Fahrzeugachse
die Temperatur entfallender Anteil der
des Körpers. Gesamtmasse; darf bei
ACE
Acrlfarben, wässrige Dispersionen von Poly-
acrylharzen, schnell trocknend.
Adam's Peak [ˈædəmz ˈpiːk], Sanskrit Sri Pada, Berg in
Sri Lanka, 2243 m hoch. Wallfahrtsziel für Hindus,
ADE
Acrlharze, Polymerisate und Copolymerisate der Muslime und Buddhisten.
Acryl- und Methacrylsäure sowie deren Ester; dam von Brmen, dt. Geschichtsschreiber, † zw.
Rohstoffe für Lacke und Klebstoffe. 1081 und 1085; schrieb eine Kirchengeschichte
Acrlnitril, Vinlcyanid, wichtiger Rohstoff für Hamburg-Bremens mit Berichten über die nord.
Polymerisationskunststoffe, v. a. in der Chemiefaser- Völker.
herstellung; Atemgift, krebserregender Arbeitsstoff. dana, Prov.-Hptst. im S der Türkei, 1,4 Mio. Ew.; Univ.;
Acrlsäure, einfachste ungesättigte organ. Säure, Textil-, Baustoff-, Nahrungsmittelind., Baumwoll-
CH 2 = CH−COOH. börse; seit dem Altertum Handelsstadt.
Actnium das, Symbol Ac, radioaktives chem. Element,
OZ 89. Adaptrnik [Kunstwort aus adaptiv und
Actinode, die chem. Elemente mit den Ordnungs- Elek tronik], bezeichnet ein interdisziplinäres
zahlen 90 bis 103, die im Periodensystem auf das Forschungsgebiet, das sich mit multifunktionellen
Actinium folgen. techn. Strukturen und Systemen beschäftigt.
Action directe [aksjdiˈrɛkt], linksextremist. frz. Adaptive Systeme können sich autonom und
Terrororganisation, 1982 verboten; verübte zahlreiche selbstständig wechselnden Umgebungsbedingungen
Anschläge. anpassen (»intelligente« Systeme). Ihr Einsatz-
Action française [aksjfrãˈsɛːz], frz. royalist. und potenzial liegt u. a. in der Sicherheitstechnik und der
chauvinist. Gruppe, bestand 1898–1936; ihre adaptiven Optik durch Verwendung spezieller
Mitglieder unterstützten ab 1940 das Regime Pétain; Werkstoffe (z. B. Memorylegierungen).
Führer: C. Maurras und L. Daudet. ADD, Abk. für analoge Aufnahme, digitale Bearbeitung,
Action-Painting [ˈækʃənpeɪntɪŋ], → abstrakter digitale Wiedergabe; kennzeichnet z. B. techn.
Expressionismus. Verfahren bei einer CD-Aufnahme.
ADAC, Abk. für Allgemeiner Deutscher Automobil- Club Addams [ˈædəmz], Jane, amerikan. Sozialreformerin,
e. V., gegr. 1903, Sitz: München. * 1860, † 1935; tätig in der internat. Friedens-
adagio [aˈdaːdʒo; ital.],  langsam. Adagio das, bewegung, engagierte sich für Frauenrechte.
langsamer Satz einer Sonate, Sinfonie. Friedensnobelpreis 1931 (mit N. M. Butler).
dalbert, 1) Erzbischof von Hamburg-Bremen, * um ddis beba [amhar. »neue Blume«], Hptst. von
1000, † 1072, missionierte die nord. Länder bis Island Äthiopien, 2420 m ü. M., 2,82 Mio. Ew.; Univ., TH;
und Grönland; 1063–66 Vormund Heinrichs IV., Industrie; internat. , Bahn nach Dschibuti.
1066–69 vom Hofe verbannt. – 2) A. von Prg, eigtl. Addison [ˈædɪsn], Thomas, brit. Arzt, * 1793, † 1860;
Vojtěch, * um 956, Bischof von Prag, wurde 997 als beschrieb u. a. die A.-Krankheit (Erkrankung mit
Missionar unter den Prußen erschlagen; Heiliger (Tag: bronzegelber Verfärbung der Haut, Bronzehaut-
23. 4.). krankheit) beim Fehlen von Nebennieren-
dam [hebr. »Mensch«] und va [hebr. »Leben«], im rindenhormon.
A. T. das erste Menschenpaar. Adel [ahd. adal »Geschlecht«, »Abstammung«], ein
Adamllo, vergletscherte Gebirgsgruppe in den ital. ehem. durch Abstammung und Besitz bevorrechteter
S-Alpen, bis 3554 m hoch. Stand. Die A.-Vorrechte wurden im 19. Jh. beseitigt.
Adams [ˈædəmz], 1) John, 2. Präs. der USA (1797–1801), Seit 1919 werden die A.-Titel (Herzog, Fürst, Graf,
* 1735, † 1826; schloss 1783 den Frieden mit Eng- Freiherr oder Baron, Ritter, Edler und das bloße
land. – 2) John Quincy, Sohn von 1), 6. Präs. der USA »von«) nicht mehr verliehen; sie sind in Dtl. nur Teil
(1825–29), * 1767, † 1848. des Namens.
Adelaide [ˈædəleɪd], Hptst. von Südaustralien, 1,2 Mio.
Ew.; 3 Univ., Ind., Hochseehafen.
delboden, Kurort und Wintersportplatz im Berner
Oberland, Schweiz, 1353 m ü. M., 3300 Einwohner;
Mineralquelle.
Adélieland [adeˈli-], frz.
Überseeterritorium in der
Antarktis, sturmreichstes
Gebiet der Erde.
delsberger Grotten, 23 km
langes Höhlensystem bei
Postojna, Slowenien; 5 km sind
Schauhöhle.
den, Hafenstadt in Jemen,
608 000 Ew.; Univ., Erdöl-
raffi nerie. Die bis 1955 brit.
Kolonie A. war seit 1963 als
State of Aden Teil der
Südarab. Föderation, 1967–90
Hptst. der Demokrat. VR 13
Jemen.

Aden A
A Adenauer
14 denauer, Konrad, dt. Politiker, * 1876, † 1967; Adler, 1) Greifvögel mit kurzem, gerundetem Schwanz,
A. war von 1917 bis 1933 und 1945 Oberbürgermeister Hakenschnabel, befiederten Läufen und mächtigen
von Köln, Mitgründer und (bis 1966) Vors. der CDU, Krallen: Stein-A. (bis 230 cm Spannweite), horstet
Bundeskanzler 1949–63, 1951–55 auch Außenmin. Er auch in den Alpen; Kaiser-A. (SO-Europa). Fisch-A.
stellte in enger Anlehnung an die Westmächte 1955 (NO-Europa) und See-A. (NO-Europa, Nordamerika)
die Souveränität der Bundesrepublik her, setzte sich leben an Gewässern. – 2)  lat. quila, nördl. Sternbild
für die europ. Einigung ein, erreichte die Ver- in der Milchstraße, hellster Stern ist Atair.
ständigung mit Frankreich, stellte die diplomat. dler, 1) Alfred, österr. Psychiater, * 1870, † 1937;
Beziehungen zur Sowjetunion her. 1965–68 Begründer der Individualpsychologie, erklärte viele
erschienen seine »Erinnerungen«. seel. Störungen aus mangelhaft befriedigtem
Geltungsstreben. – 2) Viktor, österr. Politiker, * 1852,
Zweitberuf Erfinder † 1918; Gründer und Führer der Sozialdemokrat.
Der Politiker und Staatsmann Adenauer war auch ein Partei Österreichs.
ideenreicher Tüftler. Auf zwei seiner Entdeckungen Adlerfarn, weltweit verbreitete Tüpfelfarnart mit bis zu
erhielt er die Zulassung als Patent. In den Hunger- 2 m hohen Blattwedeln.
zeiten des Ersten Weltkriegs, als Adenauer als Adler|orden, zwei preuß. Orden: Schwarzer A., der
Beigeordneter der Stadt Köln zuständig für die höchste preuß. Orden (1701–1918), Roter A.,
Lebensmittelversorgung war, erfand er ein »Verfahren zweithöchster preuß. Orden (1792–1918).
zur Herstellung eines dem rheinischen Roggen- Admirl, 1) oberster Dienstgrad in einer Kriegsmarine.
schwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes« aus gedörrtem Die Admiralität ist die oberste Verwaltungs- und
Maismehl. Außerdem entwickelte er 1916 eine Kommandobehörde einer Kriegsmarine. – 2) bis 7 cm
»Sojawurst« (Kölner Wurst). Nach der Entlassung aus spannender schwarz-rot-weißer Tagschmetterling.
dem Amt als Kölner Oberbürgermeister 1933 durch die Admiralittsinseln, Inselgruppe im Bismarck-
Nationalsozialisten arbeitete der spätere Kanzler Archipel; 2 070 km 2; Hauptinsel: Manus; Teil von
erneut an Erfindungen, jedoch ohne den großen Papua-Neuguinea.
Durchbruch zu erzielen. So hatte in einem Fall bereits dmont, österr. Luftkurort in der Steiermark, 641 m
die AEG die von ihm erfundene »von innen beleuchtete ü. M., 3 300 Ew.; Benediktinerabtei.
Stopfkugel« zum Patent angemeldet, seine Idee einer dolf-Grmme-Preis, seit 1964 vom Dt. Volkshoch-
»Elektrobürste zur Insektenvernichtung« erschien schul-Verband vergebener Fernsehpreis für vorbildl.
dagegen schlicht zu gefährlich. Produktionen aller Programmsparten.
Adoni [hebr. »mein Herr«], Anrede Gottes im A. T. und
im jüd. Gebet.
Adenn das, 6-Aminopurn, Purinbase, die als
Adenin ADEA Adons, eigtl. li Ahmed Sad [- ˈaxmɛd -], arab. Lyriker,
wichtiger Bestandteil v. a. der → Nukleinsäuren, der * 1930; lebt in Paris; schreibt symbolistisch-metaphor.
Adenosinphosphate sowie einiger Coenzyme in allen Gedichte zu polit. und individualist. Themen (»Ein
Organismen vorkommt. Grab für New York. Ausgewählte Ged.e 1965–1971«,
Adenm das, gutartige Drüsengeschwulst.
Adenom ADEA 2004).
Adenosn das, organ. Verbindung aus der Purinbase Adenosin ADEA Adnis, syr. Naturgott, in der griech. Mythologie
Adenin und dem Zucker Ribose. Adenosntriphos- Geliebter der Aphrodite;  schöner Jüngling.
phat, ATP, ist chemisch gespeicherter Energievorrat Adnisröschen, Gattung der Hahnenfußgewächse.
der lebenden Zelle. Das gelb blühende Frühlingsadonisröschen wird in der
Aderlass, therapeut. Blutentnahme aus einer Vene; inAderlass ADEA Homöopathie verwendet.
der Schulmedizin nur noch selten angewendet.
Adhäsin [lat. »Anhaften«] die, 1)  Aneinander- Adhäsion ADHA
Adoptin, Bez. für das Entstehen eines
haften von versch. Stoffen, z. B. Kreide an der Eltern-Kind-Verhältnisses ohne Rücksicht auf die
Wandtafel; beruht auf molekularen Anziehungs- biolog. Abstammung. Ein Kind, das von anderen
kräften. – 2) bindegewebige Verwachsung sonst nicht Eltern abstammt, erhält durch die A. die rechtl.
miteinander verbundener Organe, z. B. von Lunge Stellung eines gemeinschaftl. Kindes der Ehegatten
und Rippenfell. und wird auch mit den Verwandten der Adoptiveltern
adiabtisch, bezeichnet chem. oder physikal. adiabatischADIA verwandt. Im Jahr 2007 wurden in Dtl. 4509 Kinder
Vorgänge (Ausdehnung eines Gases u. Ä.), bei denen adoptiert. 3077 von ihnen hatten einen dt. Pass. Mit
keine Wärme zw. dem System und der Umgebung Abstand am häufigsten werden in Dtl. Stiefkinder
ausgetauscht wird. adoptiert. Dabei lebt der Adoptierende in einer
Ädlen Pl., im antiken Rom Beamte, die die Ordnungs-,
Ädilen äDIä Partnerschaft mit einem Elternteil des angenom-
Markt-, Sitten- und Gesundheitsbehörde vertraten. menen Kindes. In den USA werden mehr Kinder aus
ADI-Wert, Abk. für engl. acceptable daily intake ADI-Wert ADIA fremden Ländern adoptiert als in allen anderen
(»akzeptierbare tägl. Aufnahme«), tägl. Höchst- Ländern auf der Welt zus. Die meisten ausländ. Kinder
menge eines Pflanzenschutzmittelrückstands, die stammten hier im Jahr 2009 aus China (3001), gefolgt
auch bei lebenslanger Aufnahme dem Menschen von Äthiopien (2277) und Russland (1586).
nicht schadet. dorf, Mario, dt. Bühnen- und Filmschauspieler dt.-ital.
Adjani [adʒaˈni], Isabelle, frz. Filmschauspielerin,
Adjani ADJA Abkunft, * 1930; Filme: »Schachnovelle« (1960),
* 1955; Filme: u. a. »Camille Claudel« (1988), »Die Bar- »Rossini« (1996); Fernsehfilme: »Via mala« (1985),
tholomäusnacht« (1994), »Diabolisch« (1996), »Bon »Der große Bellheim« (1993); schreibt auch Erzäh-
voyage« (2003). lungen.
ADE
Adrno, Theodor W., eigtl. T. Wsengrund, dt.
Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker, * 1903, † 1969.
Advoctus Di [lat. »Anwalt Gottes«], bei Selig- und
Heiligsprechungsprozessen der Befürworter des
AFG
Zus. mit Max → Horkheimer war A. Begründer der Antrags; die Einwände bringt der Advoctus Diboli
Frankfurter Schule und ihrer → kritischen Theorie. [»Anwalt des Teufels«] vor.
Eines seiner Hauptwerke ist die »Dialektik der Adygja, Adgi|en, Teilrep. der Russ. Förderation, im
Aufklärung« (1942–44, zus. mit Horkheimer), eine nordwestl. Vorland des Großen Kaukasus, 7600 km 2,
ideologiekrit. Betrachtung zu Genese und Krise der 448 900 Ew., v. a. Tscherkessen (Adyger), Hptst.
europ. Zivilisation. Mit seinen zahlr. Publikationen Maikop; Erdgasgewinnung.
beeinflusste A. entscheidend die Studentenbewegung Atius, Flavius, röm. Feldherr und Staatsmann, * 390,
der 1960er Jahre. † 454; schlug 451 Attila auf den Katalaun. Feldern.
AFC, Abk. für engl. Automatic Frequency Control,
Ic h m ei nen
W ir sa gen un d
automat. Scharfabstimmung der Sendefrequenz bei
Rundfunkempfängern.
en
is t ei ne vo n d .
en Krän ku ng en
Affen, in der traditionellen Systematik Unterordnung
au sg esuch test o
der Primaten, umfasst die Tierarten, die dem
Theodor W. Adorn Menschen am nächsten verwandt sind. Die meisten
A. sind Baumbewohner. Hand und Fuß (Greiffuß)
sind dem Klettern angepasst. Die meisten A. leben
gesellig in trop. Gebieten und sind vorwiegend
Adrenaln das, Hormon des Nebennierenmarks, regt Pflanzenfresser. Die Altwelt-A. oder Schmalnasen
den Stoffwechsel in Gefahren- und Stresssituationen leben in Afrika, Gibraltar und Asien, z. B. Meerkatzen,
an, steigert Blutdruck und Zuckergehalt des Bluts. Paviane, Makaken, Menschenaffen. Die Neuwelt-A.
Adritisches Mr, dria, nördl. Nebenmeer des oder Breitnasen, z. B. Brüll-A., Kapuziner-A.,
Mittelmeers zw. Apennin- und Balkanhalbinsel, Klammer-A., leben in Mittel- und Südamerika.
132 000 km 2, bis 1260 m tief. Haupthäfen: Triest, Affenbrotbäume, bis 20 m hohe Bäume mit
Venedig, Brindisi, Split, Rijeka. flaschenförmigen, Wasser speichernden Stämmen.
Adschri|en, autonome Rep. in Georgien, vom Der Afrikan. A. (Baobab) ist der charakterist. Baum
Schwarzen Meer bis in den Kleinen Kaukasus, der afrikan. Savanne.
2900 km 2, 377 000 Ew., Hptst. Batumi; Weinbau, Afghne, Afghnischer Windhund, aus Afghanistan
Anbau von Tee und Obst; Erdölverarbeitung. – 1921 stammende schlanke, langhaarige Windhundrasse.
wurde die Adschar. ASSR als Teilrep. der Georgischen
SSR gebildet. Die Adscharen sind Georgier.
ADSL [Abk. für engl. asymmetric digital subscriber
line], Verfahren, das Hochgeschwindigkeitsüber-

Adoptivkinder
tragungen von digitalen Signalen über ein gewöhnl.
Kupfertelefonkabel erlaubt. Die Übertragung erfolgt
asymmetrisch, d. h. je nach Richtung unterschiedlich
schnell.
Adlagebirge, Teil der Schweizer Alpen Woher stammen die
(Graubünden, Tessin), im ausländischen Kinder
Rheinwaldhorn 3402 m.
Adulr, Mondstein, Schmuckstein der Deutschen?
der Feldspatgruppe.
Advniat, 1961 gegr. kath.
Hilfswerk zur Unterstützung der
Kirche in Lateinamerika.
Russland (327)
Advnt [lat. »Ankunft«],
Vorbereitungszeit auf das Fest Ukraine (106)
der Geburt Christi, beginnt mit
dem 4. Sonntag vor Weihnachten Kolumbien (89)
(zugleich Beginn des Kirchen- Thailand (73)
jahrs).
Adventsten, im 19. Jh. in den USA Polen (53)
entstandener Zweig des
Protestantismus, der die baldige Türkei (45)
Wiederkehr Christi erwartet; Rumänien (34)
Bedeutung über Nordamerika
hinaus erlangte die Ge- Indien (32)
meinschaft der Siebenten-Tags-
Adventisten (gegr. 1863): über
Äthiopien (30)
13 Mio. Mitglieder. Vietnam (26)
Adventvpflanzen, Pflanzen
eines Gebiets, die dorthin erst (2009) 15
durch den Menschen gelangten.

Afghane A
A Afghanistan
16 Afghnistan, Name eines Binnenstaates in und den Großmoguln aufgeteilt. Ein afghan. Reich wurde
Zentral- und Vorderasien, 652 090 km 2, 28,2 Mio. Ew.; 1747 unter Ahmed Schah Durrani gegr.; ab 19. Jh.
Hptst. Kabul. Amtssprachen: Paschto und Dari britisch-russ. Konkurrenz um das Gebiet; A. konnte in 3
(Neupersisch). A. ist ein schwer zugängl. Hochgebirgs- angloafghan. Kriegen (1838/39–42, 1878–80 und 1919)
land, teilweise Steppe mit trockenem Kontinental- seine Selbstständigkeit weitgehend behaupten. 1919 völlige
klima und spärl. Pflanzenwuchs in den Gebirgen Unabhängigkeit unter Aman Ullah; 1933–73 (Absetzung)
(Hindukusch, bis 7500 m); größter Fluss ist der war Sahir Schah König; am 17. 7. 1973 Ausrufung der Rep.
Helmand. – Paschtunen (Afghanen), Tadschiken, Nach einem kommunistisch orientierten Umsturz 1978
Afghanistan: türk., mongol. und iran. Stämme. Staatsreligion: rebellierten große Teile der Bev. gegen gesellschaftl.
Nach der afgha- Islam. – In den bewässerten Tälern Ackerbau und Veränderungen. Mit ihrem Einmarsch (Dez. 1979) suchte
nischen Verfas- Obstbau, im Gebirge Viehzucht (Karakulschafe); im die UdSSR den Widerstand zu brechen. Von den USA u. a.
sung sind Män- Grenzgebiet zu Pakistan verstärkter Schlafmohn- westl. Staaten unterstützte muslim. Rebellen
ner und Frauen anbau (weltgrößter Opiumproduzent); Bodenschätze: (Mudjahedin) erzwangen den Abzug der sowjet. Truppen
Kohle, Lapislazuli, Erdöl, Erdgas. Ausfuhr: (1988–89). Im April 1992 Machtübernahme durch die
vor dem Gesetz
Karakulfelle, Obst, Baumwolle, Wolle, Teppiche, Mudjahedin, zw. deren rivalisierenden Gruppierungen ein
gleich. Trotz-
Erdgas. Nach mehr als zwei Jahrzehnten Krieg sind Bürgerkrieg ausbrach. 1994 Eingreifen der v. a. von
dem ist für vie- die Infrastruktur und die Produktionsanlagen Pakistan geförderten radikalislam. → Taliban, die fast ganz
le Afghaninnen weitgehend zerstört. Geringe Verkehrserschließung, A. eroberten (1996 Einnahme Kabuls) und ein interna-
der Blick durch internat.  in Kabul, Herat und Kandahar. tional isoliertes Regime errichteten, das Osama → Bin
das Gitternetz Geschichte. Seit dem 2. Jt. v. Chr. von iran. Stämmen Laden Unterschlupf gewährte. Nach der Weigerung der
der Burka täg- besiedelt; vom 10. bis 12. Jh. n. Chr. Mittelpunkt eines Taliban, den für die Terroranschläge vom 11. 9. 2001 in den
liche Realität. iranisch-islam. Staates, im 16. und 17. Jh. zw. Persien USA verantwortlich gemachten Bin Laden auszuliefern,
AFG
kam es 2001/02 zu einer amerikan. Militäraktion
(begleitet von einer Offensive der afghan.
an, getrennt durch kurze Sommer- und lange
Wintertrockenzeit (Savannen, zunächst Feucht-
AFR
»Nordallianz« und unterstützt von brit. u. a. westl. savanne mit immergrünen Bäumen und Hochgras-
Spezialeinheiten) gegen das von Bin Laden geführte fluren). Zu den Randtropen hin (Sudanzone,
Stützpunktsystem des Terrornetzwerkes (»al-Qaida«) Sambesihochland) vereinigen sich beide Regenzeiten
und das Talibanregime; im Dez. 2001 Errichtung einer zu einer (im Sommer; mit wachsendem Abstand vom
afghan. Interimsreg. unter Hamid Karsai; 2002 Äquator immer geringere Niederschlagsmengen). Es
Einsatzbeginn einer (unter dt. Beteiligung auf- folgen Trocken-, dann Dornstrauchsavannen, die
gestellten) internat. Friedenstruppe mit UN-Mandat Sahelzone, die subtrop. Trockengebiete der Sahara und
(ISAF; 2006 Übernahme des Regionalkommandos in im S die Namib mit nur noch episod. Niederschlägen.
Nord-A. durch Deutschland), Wahl von Karsai zum N- und S-Küste weisen Mittelmeerklima auf.
Präs. A.s durch die Loya Jirga (Große Ratsversamm- Tierwelt. Reich an Großsäugern wie Elefant, Nashorn,
lung), 2004 Verabschiedung einer neuen Verf. und Büffel, Zebra, Giraffe, Antilope; Raubtiere wie Löwe,
Bestätigung von Karsai bei der ersten freien, direkten Leopard, Schakal, Hyäne; viele Affenarten, Krokodil,
Präsidentenwahl in A.; 2005 Parlamentswahlen. Die Flusspferd, Strauß, Termiten. Haustiere: Rind, Esel,
Lage im Land blieb weiter instabil, da die Taliban an Schaf, Ziege, Kamel.
neuer Stärke gewannen. Nach den von zahlreichen Bevölkerung. A. ist Heimat und Kerngebiet der
Unregelmäßigkeiten begleiteten Präsidentschafts- schwarzafrikan. Völker, die die Hauptmasse der Bev.
wahlen 2009 wurde Karsai von der Wahlkommission stellen und das Bild südlich der Sahara (Schwarz-A.)
zum Sieger erklärt. beherrschen. Vom A. südlich der Sahara hebt sich
frika, Erdteil der Alten Welt, mit Inseln 30,3 Mio. km 2,
Afrika AFRA Nord-A. (einschl. der Sahara) kulturgeschichtlich
rd. 1 Mrd. Ew.; umfasst 1⁄5 der Landfläche der Erde, deutlich ab. Es ist seit der Altsteinzeit Siedlungsgebiet
liegt beiderseits des Äquators; von Einwanderern aus Europa (Weiß-A.) mit erst
hafenarme Küste. Im NO hängt A. mediterraner (Berber, Altägypter), später orienta-
durch die Landenge von Sues mit lisch-arab. Prägung. Die hohen Geburtenraten und die
Asien zusammen. starke Ausbreitung von Aids führen zu großen
Landesnatur. Der größere nördl. sozialen, wirtschaftl. und polit. Problemen, betroffen
Teil, im NW vom Atlas (bis sind v. a. die afrikan. Staaten südlich der Sahara.
4165 m), im S von den Becken- Besondere Probleme bilden in A. die Flüchtlinge, v. a.
landschaften des Sudan begrenzt, als Folge polit. Machtkämpfe und Dürren.
wird vom Tafelland der Sahara Wirtschaft. A. ist weitgehend agrarisch strukturiert.
durchzogen; im S-Teil Hochländer Haupterzeugnisse der Landwirtschaft sind Maniok,
(Sambesihochland) und durch Mais, Hirse, Weizen, Baumwolle, Kokosnüsse, Datteln,
Schwellen begrenzte Beckenland- Palmölfrucht, Kakao und Kaffee. Viehhaltung wird
schaften (Kongo, Kalahari); im O bes. in den Savannen extensiv betrieben. A. ist reich
eine Zone von Grabenbrüchen an Bodenschätzen. So werden in der Rep. Südafrika, in
(Ostafrikan. Graben) und Namibia, Sambia, Simbabwe und der Demokrat. Rep.
Vulkanen (Kilimandscharo Kongo z. B. Gold, Diamanten, Platinmetalle, Antimon,
5895 m). – Hauptströme: In das Kupfer, Mangan und Chrom abgebaut. Erdölförderung
Mittelmeer mündet der Nil; in den u. a. in Nigeria, Algerien, Libyen, Angola, Ägypten. Die
Ind. Ozean Sambesi und Energiewirtschaft (auf Kohle- und Erdölbasis sowie
Limpopo; in den Atlantik münden durch Wasserkraft) wird überall ausgebaut.
Oranje, Kongo, Niger, Volta, Verkehr. Eisenbahnnetze bestehen nur in Nord- und
Gambia und Senegal; Süd-A.; das Straßennetz wird ausgebaut, bed.
Bewässerung und Ener- Luftverkehr, daneben im Binnenverkehr Flussschiff-
giegewinnung durch Stauanlagen fahrt.
am Volta (Akosombo), Sambesi Geschichte. Siehe Abschnitte bei den einzelnen
(Kariba, Cabora Bassa), Nil Staaten.
(Assuan). In den Wüsten Afrikns das, früher Kpholländisch, Sprache der
zahlreiche Trockentäler (Wadis, Buren in der Rep. Südafrika.
Riviere). – Der größte See A.s ist
der Victoriasee im O; zu den afriknische Kunst, die Kunst
abflusslosen Binnenseen gehört Schwarzafrikas. Zu den ältesten Zeugnissen zählen
der Tschadsee. keram. Figuren aus Nigeria (zw. 500 v. Chr. und 200
Klima und Vegetation. Infolge n. Chr.). In die Frühphase der a. K. fallen die Plastiken
seiner Lage beiderseits des (v. a. Bronzen) aus Nok, Ife und v. a. Benin. Por-
Äquators zeigt A. die Klimazonen träthafte Züge tragen die Figuren im Kubareich
in nahezu idealer Anordnung. An (heute Demokrat. Rep. Kongo) und bei den Baule an
die äquatoriale Tropenzone mit der Elfenbeinküste. Neigung zur Abstraktion zeigen
Regen zu allen Jahreszeiten die Dogon, Kurumba, Bobo und Bambara in W-Afrika.
(Regenwald, der zum großen Teil Bes. zahlreich sind die Masken. Seit der Mitte des
in den letzten 30 Jahren gerodet 20. Jh. entwickelte sich neben der stark zunehmenden
wurde) schließen sich nördl. und Souvenirproduktion auch eine Kunst mit neuen 17
südl. Zonen mit zwei Regenzeiten künstler. Formen und Inhalten.

afrikanische Kunst A
A afrikanische Literatur
18
Literatur nobelpreisträger n Wo r
te s
b ene
Afrika ge schr ie
r des
M e i s te

Ju r y
1986 Wole Soyinka *13. 7. 1934 | Nigeria
»der in breiter kultureller Perspektive und
mit poetischen Obertönen das Drama des
menschlichen Seins gestaltet«

1988 Nagib Mahfuz 11. 12. 1911–30. 8. 2006 | Ägypten


» :HJEHUHLWHUQHXHU VR]LDONULWLVFKHU lJ\SWLVFKHU
1991 Nadine Gordimer *20. 11. 1923 | Südafrika (U]lKONXQVW]ZLVFKHQ7UDGLWLRQXQG0RGHUQH «
» für ihre epische Dichtung, die der
Ju r y
Menschheit einen großen Nutzen erwiesen
hat und durch die tiefen Einblicke in das
historische Geschehen dazu beiträgt,
dieses Geschehen zu formen«
Ju r y
1991 John M. Coetzee *9. 2. 1940 | Südafrika
» VWHOOWLQ]DKOUHLFKHQ9HUNOHLGXQJHQGLHEHUUXPSHOQGH7HLOKDEH
GHV$X‰HQVHLWHUWXPVGDU« Ju r y

afriknische Literatr, Bez. für B akkreditierten AU-Botschafter) sowie die AU-


die – neben der traditionellen mündlich überlieferten Kommission. Sitz der AU ist Addis Abeba.
Lit. – seit dem 20. Jh. entstandene moderne Schriftlit. Agadr, Hafenstadt in S-Marokko; 1960 durch Erdbeben
Agadir AGAA

des subsahar. Afrika, die sich v. a. der Sprachen der fast völlig zerstört, 678 600 Ew.; Univ.; Fischver-
ehem. Kolonialherren (Englisch, Französisch und arbeitung, Seebad; internat. .
Portugiesisch), jedoch auch afrikan. Sprachen ägische Kultr, bronzezeitl. Kultur des 3. und 2. Jt.
ägäische Kultur äGää

(Yorubasprache, Nigeria; Suaheli, Tansania; v. Chr. auf dem griech. Festland (hellad., ihr folgend
Bantusprache Sotho, Xhosa- und Zulusprache, Rep. die myken. Kultur), den Inseln des griech. Archipels
Südafrika) bedient und afrikan. mündl. Tradition (Kykladenkultur), Kreta (nach dem sagenhaften
mit europ. Einflüssen zu verbinden sucht. König Minos: minoische Kultur) und an der Küste
Afriknischer Nationlkongress, engl. African ss AFRA Kleinasiens (Troja). Zu ihrer Blüte kam sie auf Kreta
National Congress [ˈæfrɪkən ˈnæʃnl ˈkɔngrəs], Abk. seit 1550 v. Chr.: Paläste von Knossos, Phaistos,
ANC, 1912 gegr.; organisierte den Freiheitskampf der Mallia mit Höfen, Freitreppen. Wandmalerei und
Schwarzen in Südafrika; 1960–90 im Untergrund, Bildhauerei kamen zu hoher Vollendung. Die myken.
danach Aufstieg zur führenden polit. Kraft des Kultur stand unter kret. Einfluss, zeigte aber in
Landes, die seit 1994 auch den Präsidenten stellt. Burgen mit gewaltigen Mauerringen (→ Mykene),
Afriknische Unin, engl. African Union (AU), am
Afrikanische Union AFRA Palästen, Kuppelgräbern (Schatzhaus des Atreus)
9. 7. 2002 im südafrikan. Durban gegr. Nachfolge- und in der Plastik eigene gestalter. Kraft.
organisation der OAU. Der AU gehören alle Ägisches Mr, Ägis, Teil des Mittelmeers zw.
unabhängigen Staaten Afrikas (Ausnahme Balkanhalbinsel und Kleinasien, 240 000 km 2, bis
Marokko) und die Rep. Sahara an. Wichtigste 2249 m tief, umschließt die Ägäischen Inseln:
Organe der AU sind die Versammlung der Kykladen, Sporaden und Dodekanes.
Staats- und Regierungschefs, der aus der Versamm- ga Khn, religiöses Oberhaupt der nizarit. Ismailiten,
lung der Außenminister bestehende Exekutivrat, der einer Gemeinschaft des schiit. Islam; Karim
ständige Ausschuss der Repräsentanten (die al-Husaini Schah (* 1937) ist der 4. Aga Khan.
AFR
Agmben, Giorgio, ital. Philosoph, * 1942; Herausgeber
der ital. Ausgabe der Werke W. Benjamins; bekannt
Agrcola, 1) Georgius, eigtl. Georg Ber, dt. Natur-
forscher, * 1494, † 1555; Begründer der Mineralogie,
äGY
geworden ist er v. a. durch seine Thesen zur Biopolitik. Metallurgie und Bergbaukunde. – 2) Rudolf,
Agammnon, griech. Sage: König von Mykene oder niederländ. Frühhumanist, * 1444, † 1485; entwarf das
Argos, Sohn des Atreus, nach Homer griech. Ideal des vielseitig gebildeten Menschen.
Oberfeldherr vor Troja, nach der Rückkehr auf Agrignt, ital. Agrigento [-ˈdʒɛnto], Stadt und Prov. an
Anstiften seiner Gattin Klytämnestra von Ägisth der S-Küste Siziliens, 59 100 Ew.; Schwefelgewinnung.
ermordet; Kinder: Orest, Iphigenie, Elektra. Im SO der Stadt die Ruinen des alten kragas
Agmen, Familie von meist sehr hochbeinigen und (UNESCO-Welterbe) mit dor. Tempelruinen.
langschwänzigen Echsen. Insekten- und Pflanzen- Agrppa, Marcus Vipsanius, röm. Feldherr und
fresser mit dicker, kaum gespaltener Zunge; kommen Staatsmann, * 64/63, † 12 v. Chr.; Freund und
nur in den tropischen Regionen der Alten Welt vor. Schwiegersohn des Augustus; siegte 31 v. Chr. bei
Hierher gehören Siedler-A., Flugdrachen, Hardun, Actium; Erbauer des Pantheons in Rom.
Atlas-A., Wüsten-A., Kragenechse, Dornschwanz und Agrppa von Nttesheim, dt. Arzt, Theologe,
Moloch. A. sind den Leguanen oft sehr ähnlich. Philosoph, * 1486, † 1535; bekämpfte die scholast.
Agpe die, 1) Nächstenliebe als Forderung der christl. Wissenschaft und die Hexenprozesse.
Ethik. – 2) Liebesmahl im frühen Christentum. Agrippna, A. die Jüngere, Gattin des Kaisers
Agrippina AGRA

gar-gar der oder das, Trockenprodukt aus Claudius, den sie vergiften ließ; * 15 n. Chr., 59 n. Chr.
Zellwänden versch. Rotalgen; Geliermittel, Nähr- auf Befehl ihres Sohnes Nero ermordet.
boden für Bakterienzucht, Textilappretur u. a. Agtis, Goldhasen, Familie hasengroßer Nagetiere in
Agassi [ˈægəsɪ], Andre, amerikan. Tennisspieler, * 1970; Südamerika, z. B. Goldaguti.
u. a. ATP-Weltmeister 1990, Olympiasieger 1996; Ägypten, Republik im NO Afrikas, 1 002 000 km 2, 83,0
Ägypten äGYä

 mit S. Graf. Mio. Ew., Hptst. Kairo; Amtssprache: Arabisch.


Agve die, Pflanzengattung mit 300 Arten aus dem
Agave AGAA Ä. hat eine präsidiale Verf.; Gesetzgebungsorgan ist die
wärmeren Amerika; A. blühen nur einmal, oft erst Nationalversammlung, der Präs. bestimmt die
nach vielen Jahren, und sterben dann ab. Sisal-A. Richtlinien der Politik. Gouverneure stehen den 26
liefern Fasern, andere Arten Agavensaft zur Verw.-Gebieten vor.
Herstellung von Schnaps. Landesnatur. Ä. umfasst das fruchtbare Niltal und
Agglomert [lat. »Zusammengeballtes«] das,  Nildelta mit Schwemmland als Hauptlebensraum; zw.
Anhäufung meist eckiger, loser Gesteinstrümmer, bes. Nil und Rotem Meer erstreckt sich die felsige Arab.
Lavabrocken. Wüste, im W die Hochfläche der Libyschen Wüste, die
Aggregt das,  Maschinensatz aus mehreren Teilen. 3
⁄4 des Landes einnimmt; verbunden mit Asien durch
Aggregtzustand, Zustandsform eines Stoffes: fest, die Landenge von Sues und die Sinaihalbinsel.
flüssig oder gasförmig sowie der Plasmazustand. Klima. Milde Winter, Sommer heiß und trocken;
gilolfinger, das älteste bayer. Herzogsgeschlecht, 788 Staudämme (Assuan) zur künstl. Bewässerung des
entmachtet; 794 mit Tassilo III. erloschen. Niltals.
Ägna, griech. Insel im Saron. Golf; frühgriech. Bevölkerung. Araber (Fellachen, Beduinen), Nubier,
Siedlungsreste, dor. Aphaiatempel im NO der Insel. Berber, Europäer. Rd. 84 % sunnit. Muslime, 15 % kopt.
Agio [ˈaːdʒo] das, Aufgeld, über dem Nennwert eines Christen. Staatsreligion: Islam.
Wertpapiers liegender Ausgabebetrag; Ggs.: Disagio Wirtschaft. Anbau von Baumwolle, Reis, Mais, Weizen,
(Abschlag). Zuckerrohr, Obst, Gemüse u. a.; Viehhaltung;  auf
Ägsth, griech. Aigsthos, griech. Sage: Gestalt aus dem Erdöl, Erdgas, Phosphat, Eisenerz. Ind.: Textilien,
fluchbeladenen Geschlecht des Tantalus; verführte Nahrungsmittel, Maschinen, Chemikalien, Erdöl,
Klytämnestra, die Gattin Agamemnons, den er Tabak, Eisen und Stahl; Ausfuhr: Baumwolle,
ermordete, wofür ihn Orest erschlug. Textilien, Erdöl und Erdölprodukte; Tourismus. Das
Agnn, Schmuel Josef, eigtl. J. S. Czaczkes, israel. Niltal vom Deltagebiet bis Assuan ist verkehrsmäßig
Erzähler, * 1888, † 1970; schrieb »Gestern, Vorgestern« gut erschlossen. : Alexandria, Port Said, Sues (der
(1936), »Nur wie ein Gast zur Nacht« (1938/39) u. a.; Sueskanal ist eine der wichtigsten Deviseneinnahme-
1966 Nobelpreis für Literatur (mit N. Sachs). quellen). Internat. : Kairo, Alexandria, Luxor.
Agnostizsmus der, philosoph. Lehre, die die Geschichte. Um 3150 v. Chr. wurden Unter-Ä. (das
Erkennbarkeit von Wirklichkeiten, die nicht durch Nildelta) und Ober-Ä. (das Niltal von Kairo bis Assuan)
Erfahrung zugänglich sind, bestreitet. zu einem Reich zusammengelegt. Im Alten Reich (um
gnus Di [lat. »Lamm Gottes«], 1) im N. T. Bez. Jesu 2682–2191 v. Chr.) wurden die Pyramiden von Gizeh
Christi, in der Kunst seine symbol. Darstellung als errichtet. Das Mittlere Reich (um 2025–1070 v. Chr.)
Lamm Gottes. – 2) Bittruf zum Brotbrechen vor der trieb Expansionspolitik nach S und NO. Im Neuen
Kommunion. Reich wurde Ä. Großmacht. Bedeutende Herrscher
Agor die, griech. Volks-(auch Heeres-)Versammlung,
Agora AGOA dieser Zeit waren Thutmosis III., Amenophis IV.
später auch der Versammlungsort, i. d. R. der (Echnaton) und Ramses II. Die drei Zwischenzeiten
Marktplatz der griech. Stadt. und die Spätzeit waren gekennzeichnet durch den
Agoraphob → Platzangst. Zerfall der Reichseinheit und Fremdherrschaft. Nach
gra, Stadt in Uttar Pradesh, Indien, 1,26 Mio. Ew.; Univ.; der Niederlage der letzten Ptolemäerin Kleopatra VII.,
Textil-, Lederind.; Perlmoschee, das Grabmal → Taj d. Gr., gegen den späteren Kaiser Augustus war Ä. 30
Mahal und die Festung aus rotem Sandstein gehören v. Chr. bis 395 n. Chr. röm. Prov.; bei der Teilung des 19
zum UNESCO-Weltkulturerbe. Röm. Reiches kam es an die östl. Reichshälfte.

Ägypten A
A ägyptische Kunst
20 Im 7. Jh. wurde Ä. von den Arabern erobert und dem Waffenstillstand. Im März 1979 unterzeichneten Ä.
Kalifenreich einverleibt. Im 10.–12. Jh. herrschten die (Präs. A. as-Sadat, ermordet 1981) und Israel
Fatimiden, seit dem 13. Jh. die Mamelucken. 1517 (Min.-Präs. M. Begin) einen Friedensvertrag. Während
wurde Ä. von den Türken erobert. des Golfkriegs 1991 unterstützte Ä. unter H. Mubarak
Der ägypt. Feldzug Napoleons I. (1798–1801) (Präs. seit Okt. 1981) die multinat. Streitkräfte gegen
scheiterte. Der türk. Statthalter Mehmed Ali (1805–49) den Irak. Daraufhin verstärkten islam. Fundamen-
schuf sich eine fast unabhängige erbl. Herrschaft; seit talisten ihren Kampf (v. a. Attentate, Terroranschläge)
1867 wurden die Statthalter Khediven (Vizekönige) gegen die staatl. Ordnung. Im Nahostkonflikt förderte
genannt. 1869 Eröffnung des Sueskanals; 1882 brit. Ä. die Annäherung zw. PLO und Israel und unternahm
Besetzung; 1883 Aufstand des Mahdi im Sudan; 1898 seit 1996 zahlreiche diplomat. Initiativen, um den
Niederwerfung durch die Briten und Abtrennung des Friedensprozess in Gang zu halten.
Sudans von Ä. Im 1. Weltkrieg wurde Ä. brit. ägptische Kunst. Nach den Megalithkulturen ist die
ägyptische Kunst. äGYä

Protektorat, 1922 ein dem Namen nach unabhängiges ä. K. die erste, die mächtige Bauten aus behauenem
Kgr., behielt aber eine brit. Besatzung. König Faruk I. Naturstein errichtete. Hauptwerke: Pyramiden (3. Jt.

AIDS
Anteil der HIV-Infizierten
zwischen 15 und 49 Jahren 0,7 %
(2008) 0,3 % Osteuropa und
West- und Zentralasien
Mitteleuropa
>0,1 %
Ostasien

0,6 %
Nordamerika

0,2 % 0,3 %
Naher Osten Süd- und
und Nordafrika Südostasien

1,0 %
Karibik

0,6 %
Lateinamerika
0,3 %
Ozeanien
5,2 %
Afrika südlich
der Sahara

(seit 1936) wurde 1952 abgesetzt. 1956 räumte v. Chr., Altes Reich), Totentempel (2. Jt., Mittleres
Großbritannien die Sueskanalzone. Das brit.-ägypt. Reich), Göttertempel, Felsengräber. Einzigartiges
Kondominium über den Sudan wurde 1955 beendet, schufen gleichzeitig auch die Bildhauer (Figuren von
der Sudan unabhängig. Die Verstaatlichung der Göttern, Königen, Sphinxen, Tieren; Reliefs) und
Sueskanalgesellschaft 1956 löste einen Krieg zw. Maler, die in der Kunst von Amarna (Neues Reich) zu
Israel, Großbritannien, Frankreich und Ä. aus. 1967 einem erstaunl. Realismus kamen. Bedeutend war
besiegte Israel Ä. und eroberte die Sinaihalbinsel. Der auch das Kunstgewerbe: Möbel, Alabastergefäße,
Krieg gegen Israel 1973 endete ohne Sieg mit einem Steinschneidekunst, Goldschmuck. – Auch Wiss. und
äGY
Technik erreichten z. T. (Astronomie, Mathematik,
Medizin) einen hohen Entwicklungsstand.
Die Gesamtzahl der HIV-Infizierten und A.-Kranken
lag 2008 weltweit bei 33,4 Mio. In Dtl. lebten Ende
AJM
hab, König von Israel (873–853 v. Chr.), führte Israel 2009 rd. 67 000 HIV-infizierte Personen. Bei etwa
zur Großmacht; duldete den phönik. Baalkult. 11 300 war die Infektion bereits zum Vollbild A.
hlbeck, Ostseebad in Meckl.-Vorp., auf Usedom, fortgeschritten.
Ortsteil von Heringsdorf; Seebrücke. Aigner, Ilse, dt. Politikerin (CSU), * 1964; Elektrotech-
hlhaus, Christoph, dt. Politiker (CDU), *1969; Jurist; nikerin; seit 1998 MdB, seit 2008 Bundesmin. für
2008–10 Hamburger Innensenator; seit 2010 Erster Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Bürgermeister von Hamburg. Aikido das, jap. Selbstverteidigungskunst, nutzt die
Ahmadinejad [æhmædiːneˈʒaːd], Mahmud, iran. Kraft des Gegners aus.
Politiker, * 1956; Bauingenieur; 2003–05 Oberbürger- nu [»Menschen«] Pl., Volk auf Hokkaidō, Sachalin und
meister von Teheran; seit 3. 8. 2005 (erster nicht geistl.) den Kurilen; z. T. stark japanisiert.
Staatspräsident des Iran. Ar, Gebirgsmassiv in der S-Sahara, Rep. Niger, von
Ahorn, Holzgewächs auf der Nordhalbkugel mit Tuareg bewohnt, 1944 m ü. M., Hauptort Agadès;
geflügelten Spaltfrüchten und meist gelappten Uranbergbau; Oasenlandschaft (UNESCO-Welterbe).
Blättern. Mitteleurop. Arten: Berg-A., Spitz-A., Feld-A. Airbag [ˈeəbæg], bei einem Aufprall sich selbsttätig
Aus dem nordamerikan. Zucker-A. wird Sirup aufblasender Luftsack zum Insassenschutz im Pkw.
gewonnen. Airbus [ˈɛːr-], Passagierflugzeug mit großer Sitz-
hr die, linker Nebenfluss des Rheins aus der Eifel, 89 km kapazität für Kurz-, Mittel- u. Langstrecken, seit 1970
lang, mündet bei Sinzig; Weinbau. gebaut unter frz., dt., span. u. brit. Beteiligung von der
Ahrenshp, Ostseebad in Meckl.-Vorp., auf der A.-Industrie S. A. S. (Hauptsitz Toulouse), seit 2001 ein
Halbinsel Darß-Zingst, 720 Ew.; Künstlerkolonie. Tochterunternehmen der EADS N. V. 2005 führte der
htisaari, Martti Oiva, finn. Politiker (Sozialdemokrat), A 380, das derzeit größte zivile Verkehrsflugzeug,
* 1937; 1977–86 und 1989–90 UNO-Beauftragter für seinen Jungfernflug durch.
Namibia; Staatspräs. Finnlands 1994–2000; erhielt Airsurfing [ˈeəsəːfɪŋ] das, Skysurfing [ˈskaɪ-], eine
2008 für seine Bemühungen um die Beilegung Extremsportart in einer Mischform aus Surfen und
internat. Konflikte den Friedensnobelpreis. Fallschirmspringen. Der Absprung erfolgt aus einem
Ahws, Ahvz, Hptst. der Prov. Khusistan, SW-Iran, Flugzeug oder Helikopter. Auf einem angeschnallten
986 000 Ew.; Univ., Erdölfeld; . Surfbrett, das etwa die Größe eines Snowboards hat,
i das, südamerikan. Dreifingerfaultier. gleitet der Springer durch die Luft und vollführt im
chach, Krst. in Bayern, 20 800 Ew.; mittelalterl. freien Fall Figuren und Stunts, z. B. Schleifen und
Stadtkern. Bei A. Ruine der 1209 zerstörten Rollen. Die Fallgeschwindigkeit ist die gleiche wie
Stammburg der Wittelsbacher. beim Sprung ohne Board. Ein Kameraspringer nimmt
chinger, Ilse, österr. Schriftstellerin, * 1921;
Aichinger AICA den Sprung auf, so dass dieser hinsichtlich Schwierig-
Erzählungen, Hörspiele, Prosagedichte, oft visionär keitsgrad und Qualität der Ausführung bewertet
gestaltet; war Mitgl. der »Gruppe 47«; werden kann.
ischa, einflussreiche Lieblingsfrau Mohammeds,
Aids [eɪdz; Abk. für engl. acquired immune deficiency
AidsAIDA Tochter des Abu Bekr, * um 613/614, † 678.
syndrome »erworbenes Immundefekt-Syndrom«], s|chylos, lat. schylus, schylus, griech. Dichter,
erstmals 1981 in den USA beschriebene, weltweit * 525, † 456 v. Chr.; eigentl. Schöpfer der abendländ.
verbreitete Virusinfektionskrankheit, die durch das Tragödie. Von überlieferungsgemäß 90, dem Titel
humane Immuninsuffizienz-Virus (HIV-1 und HIV-2) nach bekannten 80 Dramen sind nur 7 erhalten (u. a.
hervorgerufen wird; virusspezif. Antikörper lassen die Orestie: »Agamemnon«, »Choephoren« und
sich mit Sicherheit erst nach 12 Wochen nachweisen »Eumeniden«; »Perser«, »Gefesselter Prometheus«).
(HIV-Test). Die Übertragung erfolgt durch Samen- Aitmtow, Tschingis, kirgis. Schriftsteller, * 1928,
oder Scheidenflüssigkeit, Blut oder Blutspuren, d. h. † 2008; verbindet in seiner Prosa Poesie mit
durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, gemein- zeitgenöss. Problematik (Erz. »Dshamila«, 1958;
samen Spritzengebrauch unter Drogenabhängigen Roman »Der Richtplatz«, 1986).
und auch von der infizierten Mutter auf das Aix-en-Provence [ɛksãprɔˈvãs], Stadt in S-Frankreich,
ungeborene Kind. Bei der Behandlung mit Blut 137 100 Ew.; Erzbischofssitz, Univ.; Heilbad; Wein-,
besteht in Deutschland ein äußerst geringes Oliven- und Mandelkulturen; zahlreiche Paläste und
Restrisiko, Blutplasmapräparate sind frei von HIV. Kirchen, berühmter Kreuzgang aus dem 11. Jh.;
Nach einer Ansteckung kann die Erkrankung Jahre Musikfestspiele. – 102 v. Chr. schlug hier Marius die
oder sogar Jahrzehnte symptomfrei verlaufen. Bei Teutonen (quae Sxtiae).
etwa 40 % der Infizierten kommt es vor dem Ajaccio [aˈjattʃo], Hptst. der frz. Insel Korsika,
Übergang in das Immunschwächestadium A. zu einer 54 700 Ew.; Winterkurort, ; Geburtsort Napoleons I.
Lymphknotenerkrankung. Kennzeichnend für A. ist Ajnta [-dʒ-], buddhist. Höhlenanlage in N-Indien, 1. Jh.
das Auftreten von Infektionen (bes. in der Lunge), v. Chr. und 5. bis 7. Jh. n. Chr., mit reich gegliedertem
Malignomen (Kaposi-Sarkome, Lymphome) und plast. Schmuck (UNESCO-Weltkulturerbe).
neurolog. Erkrankungen. A. kann heute mit Ajatllah der, Ehrentitel der führenden schiit.
neuartigen Kombinationstherapien behandelt Religionsgelehrten Irans.
werden, die die Lebenszeit wesentlich verlängern Ajmer [ædʒˈmɪə], Stadt in Rajasthan, Indien, 402 000 Ew.;
können. Dabei bremst die gleichzeitige Gabe Prachtbauten: Palast Akbars, Hofmoschee. 21
mehrerer Wirkstoffe die Vermehrung des HI-Virus. Bedeutende muslim. Pilgerstätte.

Ajmer A
A Akaba
22 kaba, Stadt am Golf von A., der Bucht des Roten AKP-Staaten, Gruppe von 79 Entwicklungs-
Meeres zw. Sinai und Arabien, einziger Hafen ländern aus Afrika, der Karibik und dem
Jordaniens, 80 100 Ew. Pazifi k; mit den EU-Staaten durch das
Akadem die, von Platon um 385 v. Chr. gegr. Abkommen von Cotonou assoziiert.
Philosophenschule in einem nordwestl. von Athen Akronm das, Kurzwort aus den Anfangsbuch-
gelegenen Heiligtum; 529 n. Chr. geschlossen. staben mehrerer Wörter, z. B. NATO (aus North
Akadem der Wssenschaften, Vereinigung von
Akademie der Wissenschaften AKAA Atlantic Treaty Organization).
Gelehrten zur Förderung der Wiss.en; neueste Akrpolis [griech. »Oberstadt«] die, hoch
Gründung in Dtl. ist die A.d.W. in Hamburg (2004). gelegener, befestigter Teil vieler antiker griech.
Die Leopoldina in Halle (Saale) wurde 2008 in den Städte; z. B. die A. von Athen mit ihren
Rang einer Nationalen A.d.W. erhoben und vertritt Tempeln.
die dt. Wissenschaft in internat. Gremien. Akrstichon das, Wort, Name oder Satz,
akadmische Freiheit, von W. v. Humboldt (anlässl. gebildet aus den ersten Buchstaben, Silben oder
der Gründung der Univ. Berlin) geprägter Begriff für Wörtern aufeinanderfolgender Verse.
die Freiheit des Forschens, Lehrens und Lernens.
Aknthus der, 1) Bärenklau, staudige Pflanzengattung
Akanthus AKAA
Aksm, Stadt in Äthiopien, 30 000 Ew.;
mit weißen, blassvioletten oder bläul. Blüten; in hl. Stadt der Äthiopier und ehem. Krönungs-
trockenen Gebieten Asiens und Afrikas und am ort der äthiop. Kaiser. A. war Hptst. des
Mittelmeer. – 2)  nach dem A.-Blatt gebildetes ersten äthiop. Reiches (Reich von A.), das
Pflanzenornament, z. B. am korinth. Kapitell. seine Blütezeit im 4. Jh. und im 6. Jh. erlebte
Akzi|e, baum- und strauchförmige Gattung der
Akazi|e AKAA und seit dem 8. Jh. mehr und mehr ver-
Mimosengewächse in wärmeren, trockenen Gebieten. fiel. Aus der Frühzeit stammen Reste
Einige afrikan. und austral. Arten liefern Gummi, von ausgedehnten Palastanlagen, u. a.
Gerbstoff . steinerne Throne, v. a. aber eine Reihe vor-
kbar [arab. »der Große«], Großmogul von Indien (seit christlicher, unterschiedlich hoher, z. T.
1556), * 1542, † 1605; Blütezeit des Mogulreichs; glatter, z. T. in Stockwerke gegliederter,
versuchte Islam und Hinduismus zu verbinden. turmhausartiger Stelen des 2.–4. Jh.; auf-
Akel die, Gattung der Hahnenfußgewächse, bis 80 cm recht steht u. a. ein Monolith aus Trachyt
hohe Stauden mit fünfspornigen Blüten. von 24 m Höhe. Die Ruinen von A. er-
klärte die UNESCO zum Weltkulturerbe.
Akihito, Kaiser von Japan, * 1933;  seit 1959 mit
der bürgerlichen Shōda Michiko. Er übernahm nach Hüter des Heiligtums
dem Tod seines Vaters (Januar 1989) die Regentschaft Dem Glauben der orthodoxen Christen in
unter der Devise »Heisei« (»Frieden erlangen«) und Äthiopien zufolge wird die israelitische
wurde am 12. 11. 1990 inthronisiert. Bundeslade in einer Kirche in Aksum
kkad, altoriental. Stadt, Hptst. des Reichs von A. (um aufbewahrt. Jeweils ein einzelner Mönch hat
2334–2154 v. Chr.) in N-Babylonien, in der Nähe von die Lebensaufgabe, die Lade ständig zu
Babylon, genaue Lage unbekannt; danach Bez. der bewachen. Pauolos, Patriarch der äthiopisch-
Bev. und der Sprache Altbabyloniens als akkdisch. orthodoxen Kirche, bestätigte 2009, die in
kko, Stadt in N-Israel, 40 000 Ew.; maler. Altstadt gutem Zustand befi ndliche Lade selbst gesehen zu
(UNESCO-Weltkulturerbe); ehemals wichtige haben. Nicht bekannt ist, ob sich in ihr auch die
Hafenstadt in Palästina, 1191–1291 Hauptsitz der Schrifttafeln befi nden, auf denen Moses der Bibel
Kreuzfahrer. nach die ihm von Gott diktierten 10 Gebote
Akkrd der,  Verbindung von mindestens 3 Tönen zu verewigte.
einem Zusammenklang (→ Dreiklang).
Akkrdeon das, 1829 in Wien entwickeltes Harmonika-
Instrument mit feststehenden, durch Knopfdruck Akton, griech. Sage: ein Jäger, der Artemis beim Baden
(bis 140 Knöpfe) ausgelösten Akkorden auf der beobachtete, wird zur Strafe in einen Hirsch
(linken) Bass- oder Begleitseite und mit ver- verwandelt und von den eigenen Hunden zerrissen.
kleinerter Klaviertastatur auf der (rechten) Dis- kti|e die, Anteil, Teilbetrag des Grundkapitals einer
kant- oder Melodieseite. Die Töne werden durch Aktiengesellschaft; auch die Urkunde, die die Rechte
frei schwingende Zungen erzeugt, die von Zug und des Inhabers (Aktionär) verbrieft. Die A. ist ein
Druck des Blase- oder Faltenbalgs bewegt werden. Wertpapier und wird i. d. R. an der Börse gehandelt.
Akkumultor der, 1)  kurz kku, Sammler, dient Der dort erzielte Preis ist der Aktienkurs.
zum Speichern elektr. Energie in Form von chem. kti|engesellschaft, Abk. AG, eine Handelsgesell-
Energie; wiederaufladbar. Meist verwendet wird der schaft, deren Gesellschafter (Aktionäre) mit Einlagen
Blei-A. Für höhere Spannungen werden Zellen zu auf das in Aktien zerlegte Grundkapital (mindestens
A.-Batterien hintereinandergeschaltet. – 2) hydraul. A., 50 000 €) beteiligt sind, ohne persönl. für die
Druckwasserspeicher zum Betrieb von Arbeits- und Verbindlichkeiten der A. zu haften.
Kraftmaschinen. – 3)  Ergebnisregister von Aktin Mensch, früher Aktin Sorgenkind,
Rechenanlagen. Hilfsaktion zur Unterstützung der Behindertenhilfe
kne die, Hauterkrankung, v. a. als Acne vulgris in der und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe;
Pubertät; Pusteln durch Verstopfung von Talgdrüsen- 1964 vom ZDF und Spitzenverbänden der freien
ausgängen. Wohlfahrtspflege gegründet.
AKA
Akzpt das, Anerkennung der in einem
Wechsel ausgesprochenen
ALB
Zahlungsaufforderung durch den
Bezogenen (Akzeptant).
Akzptor der, Fremdatom in einem Die Hoftracht,
→ Halbleiter, das ein Valenzelektron die Akihito zu
weniger als die Atome des Halbleiters seiner Inthroni-
aufweist; dieser wird dadurch sation trug, lässt
p-leitend. erahnen, warum
Alabma, Abk. Ala., Bundesstaat im das japanische
SO der USA, 135 775 km 2, 4,7 Mio. Ew.,
Hofzeremoniell –
davon 26 % Schwarze; Hptst.
trotz vieler Lo-
Montgomery. Den größten Teil des
Landes bildet die z. T. versumpfte ckerungen, die
Golfküstenebene. Anbau von Mais, der 125. Tenno
Erdnüssen, Sojabohnen und einführte – im-
Baumwolle;  auf Kohle, Eisenerz, mer noch eines
Erdöl- und Erdgasförderung; Stahl-, der strengs-
chem. Ind.; Raumfahrtforschung. ten der Welt ist.
Haupthafen: Mobile. Sein Vater Hiro-
Alabster der, marmorähnliche, hito wurde noch
feinkörnige, reinweiße, durch- als Gott ver-
scheinende Art des Gipses.
ehrt und muss-
Aligebirge, Hochgebirge in
te 1946 seine
Kirgisistan und Tadschikistan, am
N-Rand des Pamir, bis 5880 m. Menschlichkeit
Alamo [ˈæləməʊ], ehem. Missions- offiziell erklären.
station von San Antonio (Texas), die
1836 im texan. Unabhängigkeits-
kampf 13 Tage gegen eine mexikan.
Übermacht verteidigt wurde;
Nationaldenkmal.
Åland|inseln [ˈoːland-], autonome
fi nn. Inselgruppe in der Ostsee,
Hauptort Mariehamn; überwiegend
schwed. Bev., Amts- und Schul-
sprache Schwedisch.
Alnen, iran. Reitervolk nördl. des
Kaukasus, um 350 von den Hunnen
Aktinsstrom, eine elektr. Begleiterscheinung körperl. unterworfen und nach W gedrängt; kamen mit den
Vorgänge; bes. der bei Tätigkeit von Nerven, Gehirn, Vandalen bis nach Spanien. Von den A. stammen die
Muskeln, Herz ableitbare Strom. → Osseten ab.
Aktva Pl., auf der linken Seite der Bilanz (Aktivseite) larich I., König der Westgoten, * um 370, drang auf
ausgewiesene Vermögenswerte eines Unternehmens; seinen Eroberungszügen in Mazedonien und Grie-
Ggs.: → Passiva. chenland seit 401 in Italien ein, eroberte Rom, starb
Aktvkohle, stark adsorbierende Kohle, dient häufig 410 in Unteritalien und wurde im Busento begraben.
zur Reinigung von Flüssigkeiten und Gasen. Alska, Abk. Alas., größter Bundesstaat der USA, im
Akupressr die,  Fingerdruckmethode, bei der durch NW Kanadas, 1,7 Mio. km 2, 686 000 Ew., davon mehr
leichten Druck der kreisenden Fingerspitzen auf die als 15 % Eskimo und Indianer; Hptst. Juneau; größte
den jeweiligen Organen zugeordneten Körperpunkte Städte: Anchorage (271 000 Ew.) und Fairbanks
Schmerzlinderung erreicht wird. (31 000 Ew.). Im S die A.-Kette (im Mount McKinley
Akupunktr die,  altes Verfahren der chin. Heilkunde, 6198 m), Hauptfluss ist der Yukon (2554 km).
das durch Einstechen von feinen Metallnadeln an Erzeugnisse: Pelze, Holz, Papier; Lachsfang; Gold,
Punkten der Körperoberfläche (an Meridianen Kupfer, größte Erdöllagerstätten Nordamerikas;
entlang), die einzelnen Organen zugeordnet sind, A.-Pipeline zum eisfreien Hafen Valdez; die
Heilung und Schmerzausschaltung zu erreichen Verkehrserschließung ist noch gering, A.-Highway
sucht; angewendet bes. bei Schmerzsyndromen oder (1942 gebaut) von Dawson Creek (NW-Kanada) nach
Asthma. Fairbanks. Wichtig ist der Luftverkehr. – 1867
Akstik die, Teilgebiet der Physik, die Lehre vom kauften die USA A. von Russland.
→ Schall. Aln der, Doppelsalz aus Kaliumsulfat und
Akzeleratin die, 1)  nichtperiod. Änderung der Aluminiumsulfat; zum Gerben, als Beizmittel in der
Mondbewegung (in 100 Jahren um 8″ ). – 2)  Färberei und zum Blutstillen verwendet.
beschleunigter Ablauf der körperl. Entwicklung bei Alb der, im Volksglauben nächtl. Dämon, soll den 23
Jugendlichen. Albdruck oder Albtraum verursachen.

Alb A
A Alb
24 Alb die, Schichtstufenlandschaft in Süd-Dtl., z. B. »Münchhausen« (1943), »Große Freiheit Nr. 7« (1944),
Schwäbische Alb. »Vor Sonnenuntergang« (1956).
lba, Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von A., span. lbert, Herrscher:
Feldherr und Staatsmann, * 1507, † 1582; entschied 1) A., Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha, * 1819,
1547 durch den Sieg bei Mühlberg/Elbe im † 1861; Prinzgemahl der engl. Königin Viktoria. – 2) A.
Wesentlichen den Schmalkald. Krieg für Kaiser II., * 1934; seit 1993 König der Belgier. – 3) A. II., * 1958;
Karl V., war 1567–73 Statthalter der Niederlande, wo er seit 2005 Fürst von Monaco.
gegen den Protestantismus und die Stände einschritt Alberta [ælˈbəːtə], Prov. im SW Kanadas mit Anteil an
(Hinrichtung Egmonts). Sein Gewaltregiment führte den Rocky Mountains, 661 848 km 2, 3,26 Mio. Ew.;
zum Abfall der N-Prov. unter Wilhelm von Oranien. Hptst. Edmonton. Ackerbau mit Anbau von Weizen,
lba Lnga, der älteste Hauptort des latin. Stammes- Gerste, Futterpflanzen, Hafer; bedeutende Viehzucht.
bundes, am Ausfluss des Albaner Sees gelegen, heute  auf Erdöl, Erdgas. Chem. u. a. Industrie.
Castel Gandolfo; der Sage nach von Ascanius, dem Albertna, staatl. Sammlung von Handzeichnungen
Sohn des Äneas, gegr., von den Römern schon um 600 und Druckgrafik in Wien, gegr. 1769 von Herzog
v. Chr. zerstört. Albrecht von Sachsen-Teschen.
Albner, Skipetren, Volk mit indoeurop. Sprache, etwa lbertsee, 1972–97 Mobtu-Sse-Sko-See, See in
7 Mio., in Albanien (Tosken im S, Gegen im N), Kosovo, O-Afrika, in der Demokrat. Rep. Kongo; 5 347 km 2, sein
S-Italien, Mazedonien, N-Griechenland. Abfluss ist der Albertnil (Weißer Nil).
Albni|en, Rep. in SO-Europa, auf der Balkanhalbinsel, Albrtus Mgnus, dt. Philosoph und Theologe, * um
am Adriat. Meer; 28 748 km 2, 3,2 Mio. Ew.; Hptst. 1200, † Köln 1280; Dominikaner; lehrte als
Tirana. Amtssprache: Albanisch. – Das stark Scholastiker in Paris und Köln, erschloss dem
zerklüftete Bergland Inner-A.s mit Becken- und Abendland die Schriften des Aristoteles; Thomas von
Seenlandschaften steht im Ggs. zum fruchtbaren Aquino war sein Schüler; Heiliger (Tag: 15. 11.).
Hügelland und dem flachen Küstenland; mediterranes Albignser [nach Albi], im MA gebräuchl. Name für die
Klima an der Küste, gemäßigtes Kontinentalklima im Katharer, die im 12. und 13. Jh. bes. im S Frankreichs
Landesinneren. – Neben → Albanern griech. und slaw. (dort zeitweilig von bed. Einfluss) verbreitet waren; in
Minderheiten, rd. 70 % Muslime, 10 % orth. und 14 % den A.-Kriegen (1209–29) blutig verfolgt.
kath. Christen. – Anbau von Mais, Weizen, Oliven,
Südfrüchten; Bodenschätze: Chrom-, Kupfer-, Eisen-, Albinsmus, Bez. für ein bei Mensch und
Nickelerze, Erdöl und -gas, Braunkohle. Haupthafen: Tieren, den Albinos, vorkommendes erbl. Fehlen des
Durrës; internat.  Rinas bei Tirana. – Seit dem Farbstoffs (Pigment) Melanin in Augen, Haut und
Altertum stand A. unter Fremdherrschaft (u. a. Römer, Haaren. Partieller A. tritt nur an einzelnen Stellen auf
Byzantiner, Bulgaren). Nach vorübergehender (weiße Haarsträhnen, Weißscheckung der Haut). Bei
Selbstständigkeit unter Skanderbeg (1443–68) war es totalem A. sind Haut und Haare weiß, die Re-
türkische Prov. Erst 1913 wurde es unabhängig, 1925 genbogenhaut des Auges ist rot von durch-
Rep. und 1928 Königreich. 1939 wurde A. von Italien schimmerndem Blut, die Augen sind sehschwach und
annektiert, 1946 kommunist. Volksrepublik unter Par- lichtempfindlich.
teichef E. Hoxha. 1960 brach A. mit der UdSSR, 1978 lbrecht, Herrscher:
auch mit China. 1990 begann die Demokratisierung 1) A. I., dt. König, * 1255, † 1308; Sohn Rudolfs I. von
des Landes. Die Volksrepublik wurde zur Rep. A. Nach Habsburg, erlangte nach seinem Sieg über Adolf von
dem Zusammenbruch betrüger. Anlagegesellschaften Nassau 1298 die Königswürde; Hausmachtpolitiker;
führten bürgerkriegsähnl. Unruhen 1997 zu Chaos von seinem Neffen Johann Parricida ermordet. –
und Anarchie. 1998 trat eine neue Verfassung in Kraft. 2) A. der Bär, * um 1100, † 1170; wurde 1134 Markgraf
2009 wurde A. NATO-Mitglied. Staatspräs. ist seit der Nordmark (Altmark), gründete im Kampf gegen
2007 B. Topi, Min.-Präs. seit 2005 S. Berisha. die Wenden die Mark Brandenburg. – 3) A. II., * 1490,
Albany [ˈɔːlbənɪ], Hptst. des Bundesstaates New York, † 1545; Markgraf von Brandenburg, Erzbischof von
USA, am Hudson, 93 900 Ew.; Univ.; Verwaltungs- und Magdeburg und Mainz (Kurfürst), ließ von Tetzel den
Handelsmittelpunkt, Textilindustrie. Ablass einrichten, gegen den sich Luther stellte. –
lbatros, bis 1,3 m großer langflügliger, schneller 4) A., Herzog in Preußen, * 1490, † 1568; seit 1510 Hoch-
Sturmvogel südl. Meere; ausdauernder Segler. meister des → Deutschen Ordens, verwandelte auf
Albdo [lat. albus »weiß«] die, Bezeichnung für das Luthers Rat den Ordensstaat 1525 in ein weltl.
Rückstrahlvermögen von Oberflächen, die nicht selbst Erbherzogtum unter poln. Lehnsoberhoheit; führte
leuchten können. Helle Flächen wie Schnee und Eis die Reformation ein; Stifter der Univ. Königsberg.
haben eine hohe Albedo, dunkle Flächen eine geringe. Albumne Pl., Gruppe von Proteinen; albumins,
Ein vollkommen weißer Körper hat die Albedo 1, sonst eiweißhaltig.
ist sie stets kleiner als 1. Albuquerque [ˈælbəkəːkɪ], Stadt in New Mexico, USA,
Albee [ˈɔːlbɪ], Edward, amerikan. Dramatiker, * 1928; 522 000 Ew.; 2 Univ., Zentrum der Atom- und
Meister der psycholog. Analyse; »Wer hat Angst vor Sonnenenergieforschung, Abbau von Uranerzen.
Virginia Woolf?« (1962), »Die Ziege oder Wer ist
Sylvia?« (2001). Alcázar [alˈkaθar, arab. »Burg«] der, Alkazar [-ˈzaːr],
lberich, in der german. Sage ein Zwerg, Hüter des span. Bez. für Schlösser oder Burgen (z. B. in Segovia,
Nibelungenhorts, von Siegfried bezwungen, seiner Sevilla, Toledo), die nach der Eroberung weiter Teile
Tarnkappe und des Horts beraubt. des Landes durch die Araber (ab 711) mit der
lbers, Hans, dt. Schauspieler, * 1891, † 1960; Filme: Verbreitung des maurischen Baustils entstanden.
ALB
Arabisches Erbe
Mit ca. 1500 entlehnten Wörtern arabischen
Im roman. Sprachraum Bez. für die Bewohner von Dtl.
(Allemagne).
ALE
Ursprungs ist Spanisch die romanische Sprache Alembert [alãˈbɛːr], Jean Le Rond d', frz.
mit den meisten Arabismen. Übernommen wurden Naturwissenschaftler und Philosoph, * 1717, † 1783;
neben Vokabular aus Wissenschaft oder Ver- gab mit Diderot die »Encyclopédie« heraus.
waltungswesen aber vor allem Begriffe aus dem Alentejo [alenˈteʒu] der, Landschaft in S-Portugal, südl.
Alltagsleben, die den prägenden kulturellen des Tejo bis zur Algarve; Viehzucht. Anbau von
Einfluss der arabischen Herrschaft (von 711 n. Chr. Getreide; Gewinnung und Verarbeitung von
bis 1492) auf der Iberischen Halbinsel anschaulich Korkeichenrinde.
dokumentieren: Es sind dies Wörter wie azur (blau), Alppo, Hleb, Stadt im NW von Syrien, 2,5 Mio. Ew.;
arroz (Reis), jarabe (Sirup) oder zapato (Schuhe). vielseitige Ind.; Univ.; mittelalterl. Zitadelle. Die
Lehnwörter wie cifra (Ziffer), guitarra (Gitarre) oder Altstadt gehört zum Weltkulturerbe.
pijama (Pyjama) fanden dann sogar den Weg in die Altschgletscher, Großer A., der größte (86,8 km 2)
deutsche Sprache. und längste (23,1 km) Gletscher der Alpen, an der
Südseite der Jungfrau (Schweiz); gehört zum
Weltnaturerbe.
lchen, meist schmarotzende Arten von Aleten Pl., gebirgige Inselgruppe zw. Beringmeer und
Fadenwürmern, z. B. das Rüben-Ä.; Kultur- Pazif. Ozean, gehört zu Alaska. Tundrenvegetation,
pflanzenschädlinge. aktive Vulkane; Fischerei, Pelztierfang. Entdeckt 1741
Alchim, Alchem die, bis in das 17./18. Jh. die oft mit von V. Bering.
mag. Vorstellungen durchflochtene experimentelle Alexnder, Herrscher:
Beschäftigung mit chem. Stoffen. Bulgarien. 1) A. I., Prinz von Battenberg, * 1857, † 1893;
Aldebarn der, Stern (1. Größe) im Sternbild des Stiers; wurde 1879 Fürst von Bulgarien, musste 1886 wegen
roter Riese, Doppelstern. Spannungen mit Russland abdanken.
Aldehde,  organ. Verbindungen, die durch Oxidation Jugoslawien. – 2) A. I., König (1921–34), * 1888, † 1934; Mit schätzungs-
von Alkoholen entstehen; meist flüchtige, farblose errichtete 1929 eine Diktatur (bis 1931); in Marseille weise 150 000
Flüssigkeiten. Bekannt sind v. a. Benzaldehyd und ermordet.
Betroffenen ist
→ Formaldehyd. Nach der chem. Nomenklatur werden Mazedonien. – 3) A. der Große, König (336–323 v. Chr.),
Tansania welt-
die aliphat. A. als Alkanale bezeichnet. * 356, † Babylon 323 v. Chr.; Sohn Philipps II., erzogen
Aldostern das, Hormon der Nebennierenrinde, regelt von Aristoteles, begann nach der Festigung seiner weit das Land
den Elektrolyt- und Wasserhaushalt der Nieren sowie Herrschaft in Mazedonien und Griechenland den mit den meis-
der Schweiß-, Speichel- und Verdauungsdrüsen. Krieg gegen die Perser, schlug sie 334 am Granikos, ten Albinos.
Aleixandre [aleɪˈksandre], Vicente, span. Dichter, * 1898, 333 bei Issos, zog nach Ägypten, gründete 331 Der Grund: seit
† 1984; Vertreter eines romant. Surrealismus. 1977 Alexandria, schlug Dareios III. 331 vernichtend bei Jahrhunder-
Nobelpreis für Literatur. Gaugamela, eroberte die östl. Teile des Perserreichs ten heiraten
Alemnnen, Alamnnen, westgerman. Stammesver- und drang 327/325 bis nach Indien vor. Seine hier Blutsver-
band, aus versch. Stämmen an der Elbe hervor- Eroberungen eröffneten der griech. Kultur den Weg wandte unter-
gegangen, um 213 ins Maingebiet abgewandert. Sie nach Asien und Ägypten; damit begann das Zeitalter einander. Die
besiedelten im 3. bis 5. Jh. SW-Dtl., das Elsass und die des Hellenismus. Nach seinem Tod zerfiel das Reich außergewöhnli-
O-Schweiz; um 500 von den Franken unterworfen. Aus (→ Diadochen).
che Erscheinung
ihrem Gebiet bildete sich das Herzogtum → Schwaben. Russland. – 4) A. I., Zar (1801–25), * 1777, † 1825; führte
der hellhäuti-
im Bündnis mit Österreich
und Preußen 1805–07 gen Schwarz-
(Frieden von Tilsit) und afrikaner ist bei
erneut 1812/13 bis 1815 vielen ihrer Mit-
Krieg gegen Napoleon I. bis menschen je-
zur Befreiung Europas von doch mit Angst
dessen Herrschaft und Aberglau-
(→ Freiheitskriege). 1815 ben besetzt. Al-
stiftete er die Heilige binos stehen im
Allianz. – 5) A. II., Zar Ruf Unglück zu
(1855–81), * 1818, bringen und in
† (ermordet) 1881; beendete
vielen afrikani-
1856 den Krimkrieg und
schen Ländern
hob 1861 die Leib-
eigenschaft auf. – 6) A. III., glaubt man, dass
Zar (1881–94), * 1845, † 1894; der Besitz ihrer
Sohn von 5); begünstigte Körperteile Geld,
das Altrussentum und Macht und Ein-
panslawist. Bestrebungen. fluss verspricht.
Serbien. – 7) A. I. Obrnović
[-vitɕ], König (1889–1903),
* 1876, † 1903 (von Offizieren 25
ermordet).

Alexander A
A Alexandria
26 Alexndria, zweitgrößte Stadt Ägyptens, 4,1 Mio. Ew.;
wichtigster Hafen des Landes am äußersten W-Ende
des Nildeltas; 2 Univ., Museum griech.-ägypt.
Altertümer, Museum für Meereskunde. Ind.; internat.
. – A. wurde 331 v. Chr. durch Alexander d. Gr.
gegründet; unter den Ptolemäern geistiger Mittel-
punkt der hellenist. Welt (Alexandrin. Zeitalter) mit
Hochschule und Alexandrin. Bibliothek, zur Zeit der
Römer Weltverkehrsplatz, unter den Arabern (seit 641
n. Chr.) Verfall, erneuter Aufschwung im 19. Jh.
Wahrzeichen war der Leuchtturm von Pharos, eines
der sieben Weltwunder.
Alexandrner, zwölfsilbiger, bei weibl. Ausgang
dreizehnsilbiger Vers mit fester Zäsur nach der 6. Silbe.
Alxis, Willibald, eigtl. Wilhelm Hring, dt. Schrift-
steller, * 1798, † 1871; schrieb nach dem Vorbild von
W. Scott histor. Romane (»Schloß Avalon«, 1827),
auch zur preuß. Gesch. (»Die Hosen des Herrn von
Bredow«, 1846).
Al-Ftah, 1958 gegr. militante palästinens. Kampf-
organisation, Kern der PLO, 1967–2004 unter Führung
von J. Arafat; zeitweilige Abspaltung von Terror-
organisationen, 2000–05 einer der Hauptträger der
»2. Intifada«; 1996–2006 Träger der Reg.-Arbeit in den
Die einzelligen palästinens. Autonomiegebieten; in der Folgezeit
Kieselalgen sind Machtkämpfe mit der Hamas.
von einem Pan- Alfiri, Vittorio Graf, ital. Dramatiker, * 1749, † 1803;
zer aus Kiesel- Tragödien (»Philipp II.« u. a.).
lfons, Herrscher:
säure umhüllt.
Asturien, León, Kastilien. 1) A. X., der Weise, König von
Grün oder rosa
Kastilien und León (1252–84), * 1221, † 1284; förderte
und lila ange- Kunst und Wiss., ließ die Alfonsin. Tafeln, ein
färbt, liefern sie astronom. Werk, erstellen. 1256 zum dt. König
rasterelektro- gewählt, übte seine Herrschaft jedoch nie aus.
nenmikroskopi- Spanien. – 2) A. XIII., König (1886–1931, seit 1902 unter
sche Bilder von Regentschaft seiner Mutter), * 1886, † 1941; billigte
bizarrer Schön- 1923 Errichtung einer Militärdiktatur, ging nach
heit. Das »Be- republikan. Wahlsieg 1931 ins Exil.
cherbäumchen« lfred der Große, angelsächs. König (871–899), * 848
ist eine Kolonie oder 849, † 899; brach die Macht der dän. Wikinger in
aus Goldalgen, England, förderte u. a. Verwaltung und Schulwesen.
Algrve die, Landschaft und histor. Prov. in S-Portugal,
deren einzel-
Distrikt Faro; Korkverarbeitung, Fischfang,
ne Zellen in glo-
Bewässerungskulturen; Tourismus.
ckenförmigen lgebra die, Teil der Mathematik, urspr. die Lehre von
Bechern sitzen den → Gleichungen, heute Theorie der Gruppen, Ringe,
und zu einem Körper u. a. Der Fundamentalsatz der A. (1799 von C. F.
winzigen Bäum- Gauß bewiesen) besagt, dass im Bereich der
chen ineinan- komplexen Zahlen jede Gleichung n-ten Grades genau
dergesteckt n Lösungen (»Wurzeln«) hat.
sind. Auch die
Kugelalge Vol-
lgen [lat. »Seetang«], Sammelbez. für ein- bis
vox bildet gro- vielzellige, Fotosynthese treibende, im Wasser lebende
Organismen, die unterschiedlich gefärbt sind. Sie sind
ße Kolonien aus
teils mikroskopisch klein, teils bis zu 60 m lange
mehreren Tau-
Großtange. Wichtiger Bestandteil des → Planktons.
send Einzelzel- Algri|en, Rep. in N-Afrika, 2 381 741 km 2, 34,9 Mio. Ew.;
len, in deren In- Hptst. Algier; Amtsspr.: Arabisch. A. ist eine
nerem wiederum Präsidialrepublik. Nord-A. mit mediterranem Klima
Tochterkolo- gliedert sich in die fruchtbare Küstenebene, den
nien entstehen. beckenreichen Tellatlas, das Hochland der Schotts
und den Saharaatlas. Im S hat A. mit 80 % der Staats-
fläche Anteil an der Sahara; Dünengebiete und
Gebirge (Hoggar, bis 2918 m hoch, Tassilibergland). –
ALE
Bev.: Araber, Berber (u. a. Kabylen, Tuareg);
Staatsreligion: Islam. Anbau von Frühgemüse,
Alkalode,  bas. Stickstoffverbindungen, die in allen
Alkaloide ALKA

Pflanzenteilen vorkommen können, mit oft giftiger


ALL
Getreide, Wein, Ölbäumen, Südfrüchten, in den Oasen Wirkung.
Dattelpalmen. Viehzucht; Forstwirtschaft.  auf Alkalse die,  Anhäufung bas. Stoffe im Blut, mit
Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Phosphate. Erdöl- und Anstieg des pH-Werts über 7,44; Ggs.: Azidose.
Erdgaswirtschaft, Eisen- und Stahl-, Textil- und Alkne, Paraffne, gesättigte azykl. Kohlenwasserstoffe
Bekleidungsind.; Ausfuhr: Erdöl und -gas (rd. 98 %), Ei- mit der allg. Summenformel Cn H 2n+2.
senerze, Phosphate, Datteln. Haupthandelspartner: lken, Sg. lk der, gesellig lebende Meeresvögel nord.
Frankreich, USA. Felsküsten; tauchen und schwimmen sehr gut, sind
Geschichte. Handelsniederlassungen der Phöniker, aber schlechte Flieger.
Karthager; röm. Prov.; im 7. Jh. Herrschaft der Araber; Alkne, Olefne, ungesättigte Kohlenwasserstoffe mit n
seit 1519 von den Osmanen beherrscht. Vom 16. bis Atomen Kohlenstoff und 2 n Atomen Wasserstoff. Sie
19. Jh. war A. ein berüchtigter Seeräuberstaat, wurde enthalten eine Kohlenstoffdoppelbindung, die sie bes.
1830–47 von den Franzosen erobert. Das Streben nach reaktionsfähig macht. Einfachste Vertreter sind
Unabhängigkeit führte 1954 zum Aufstand gegen Äthen (Äthylen), Propen (Propylen), Buten.
Frankreich. 1962 wurde A. unabhängig (Abkommen Alkibades, athen. Staatsmann und Feldherr, * um 450,
von Évian-les-Bains). A. Ben Bella, Führer der Aufstän- † 404 v. Chr.; setzte 415 den (gescheiterten) Feldzug
dischen, wurde 1962 Min.-Präs., 1963 Staatspräs., 1965 nach Sizilien durch, schlug sich auf die Seite der
von H. Boumedienne gestürzt (1976–78 Staatspräs.). Spartaner, auch der Perser, später wieder auf die der
Nach Einführung des Mehrparteiensystems gewann Athener, besiegte die Spartaner im Peloponnes. Krieg
die Islam. Heilsfront FIS im Dez. 1991 die erste Runde 411 bei Abydos, 410 bei Kyzikos.
der Parlamentswahlen. Die Militärs verhinderten den lkmaar, Stadt in den Niederlanden, nördl. von
2. Wahlgang, verboten 1992 die FIS, verhängten den Amsterdam, 93 500 Ew.; Käsemarkt, Tourismus; maler.
Ausnahmezustand und setzten 1992–97 einen Altstadt mit zahlreichen spätgot. Bauten.
Obersten Staatsrat ein. Den Terroranschlägen Alkmne, griech. Sage: Gemahlin des Amphitryon,
radikaler Islamisten und dem Kampf gegen diese durch Zeus Mutter des Herakles.
fielen bis 2005 etwa 150 000 Menschen zum Opfer. lkohol der, Trink-A. (Ethanol, Ethyl-A.) wird meist
Staatspräs. A. Bouteflika (seit 1999) unterbreitete 1999 durch Gärung von zuckerhaltigen Flüssigkeiten
einen Friedensplan sowie 2005 eine »Charta für hergestellt (Spiritusbrennerei). Der A. des Handels
Frieden und nat. Versöhnung« (per Volksentscheid enthält stets Wasser. Durch Kalk wasserfrei
angenommen). Die ersten Wahlen nach 1991 gewann gemachter A. heißt absoluter A. Äthanol ist eine
2002 die ehem. Einheitspartei FLN, 2007 siegte die bis- wasserhelle, leicht entzündliche Flüssigkeit, siedet bei
lang regierende Koalition. 2009 wurde Bouteflika zum 78,3 °C, erstarrt bei −114 °C. A. wird als Lösungsmittel
dritten Mal ins Präsidentenamt gewählt. für viele Stoffe, zur Herstellung von Teerfarben,
Algier [ˈalʒir], Hptst. Algeriens, 2,03 Mio. Ew. (städt. Lacken, Firnissen, Frostschutzmitteln, zur Beleuch-
Agglomeration 5,72 Mio. Ew.); Kultur-, Wirtschafts- tung und bes. für alkohol. Getränke verwendet.
zentrum und Haupthafen des Landes; 2 Univ., lkoholkrankheit, früher Alkoholsmus, progressiv
archäolog. Museum. Die Altstadt (Kasbah) gehört verlaufende Abhängigkeit vom Alkohol, gekenn-
zum UNESCO-Weltkulturerbe. zeichnet durch übermäßigen und zwanghaften
Algorthmus der, systemat. Rechenverfahren, das zu Konsum, der körperl., psych. und soziale
einer Eingabe nach endlich vielen Schritten ein Folgeschäden nach sich zieht, v. a. chron. Entzündung
Ergebnis liefert. der Magenschleimhaut, Leberzirrhose, Schädigungen
Alhmbra [arab. »die Rote«] die, Festung der maur. des Nervensystems und psychiatr. Komplikationen;
Herrscher auf einem Bergrücken oberhalb von führt unbehandelt häufig zum Tod.
Granada, Spanien, im prachtvollen islamischen Stil lkoholvergiftung, durch einmaligen Genuss einer
(13./14. Jh.). Die Anlage besteht aus mehreren um Höfe großen Alkoholmenge (mehr als 100 g Äthylalkohol)
gruppierten Palästen (Weltkulturerbe). hervorgerufene akute Vergiftung; führt über ein
libi [lat. »anderswo«] das,  Beweis, dass der Erregungs- zu einem Schlaf- und Narkosestadium;
Angeschuldigte zur Tatzeit nicht am Tatort war. kann tödlich enden.
Alicnte, Hafenstadt in S-Spanien, am Mittelmeer, Alkven der, fensterlose Bettnische, durch eine
332 000 Ew.; Festung; Seebad; . Balustrade, später eine Tür abgetrennt.
Alimnte Pl., Unterhaltsbeiträge, bes. für nichtehel. lkuin, angelsächs. Gelehrter, * um 730, † 804; Ratgeber
Kinder. Karls d. Gr. in kirchl. und kulturellen Belangen.
aliphtische Verbindungen, organ. Verbindungen Alkl das,  Gruppenname für einwertige Radikale
mit geraden oder verzweigten (nicht ringförmigen) (Kohlenwasserstoffreste), z. B. Methyl CH3, Äthyl
Kohlenstoffketten, z. B. Fette, Seifen. Ggs.: aromat. C2H5.
Verbindungen. Allh, islam. Name Gottes.
Alizarn das, Krapprot, Farbstoff der Krappwurzel, Allahabd, Stadt in Uttar Pradesh, N-Indien, am
künstlich aus Anthracen gewonnen. Ganges, 1,1 Mio. Ew.; Univ.; Wallfahrtsort der Hindu.
Alkli|en, Sg. Alkli das, Hydroxide und Carbonate der Allegor die, Gleichnis; Darstellung abstrakter Begriffe
Alkalimetalle. in Dichtung und Kunst, z. B. der Tod als Sensenmann.
Alklimetalle, Metalle der 1. Hauptgruppe des allegrisch, gleichnishaft.
Periodensystems: Lithium, Natrium, Kalium, allgro,  freudig, lebhaft. Allgro das, schneller Satz 27
Rubidium, Cäsium, Francium. eines Musikstücks.

allegro A
A Allen
28 Allen [ˈælən], Woody, amerikan. Filmregisseur und Allende [aˈjende], 1) Isabel, chilen. Schriftstellerin,
-schauspieler, * 1935. Der Schauspieler, Regisseur, * 1942, Nichte von 2); schrieb den Roman »Das
Autor und Musiker gilt seit den 1960er Jahren als Geisterhaus« (1982). – 2) A. Gssens, Salvador, chilen.
einer der wichtigsten Autorenfi lmer, dessen Werk Politiker, * 1908, † 1973; vertrat als Präs. 1970 ein
sich um die Probleme und Missgeschicke sym- sozialist. Wirtschaftsprogramm, wurde 1973 von den
pathischer Verlierertypen und Großstadtmenschen Militärs gestürzt, kam dabei auf bisher ungeklärte
dreht. Allen trat 1965 erstmals als Autor und Weise ums Leben.
Darsteller in »What’s New, Pussycat« in Erscheinung. ller die, rechter Nebenfluss der Weser, 211 km lang,
Ein Jahr später führte er bei »What's Up, Tiger Lily« entspringt westl. von Magdeburg.
bereits Regie. Seitdem hat sich A. wenig an der Allerg die, teils angeborene, teils erworbene
Darstellung seiner Protagonisten – chaotischen, Immunreaktion (Überempfi ndlichkeit) auf bestimmte
melancholischen, von Selbstzweifeln geprägten Stoffe (Allergene). Allerg. Krankheiten (Allergosen)
Einzelgängern – geändert. Zu seinen bekanntesten sind auch manche Hautkrankheiten (z. B. Ekzem) und
Filmen gehören die Filmsatire »Was Sie schon immer Magen-Darm-Störungen. Die alimentäre A. ist auf
über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen Nahrungsmittel (z. B. Erdbeeren), die Arzneimittel-A.
wagten« (1972) sowie seine New-York-Trilogie (»Der auf Medikamente (z. B. Penicillin) zurückzuführen.
Stadtneurotiker«, 1977; »Manhattan«, 1979; Schwerste allerg. Reaktionen laufen beim anaphylakt.
»Stardust Memories«, 1980). Zuletzt feierte er mit in Schock ab. Über eine künstl. Erhöhung der Antikörper
Europa gedrehten Filmen wie »Match Point« (2005) im Blut wird eine Hyposensibilisierung im
oder »Vicky Christina Barcelona« (2008) Erfolge. Organismus als Therapie versucht.
Konstant ist seit Jahrzehnten seine Leidenschaft für Allerheiligen, Fest der kath. Kirche zum Gedächtnis
den Jazz. Allen spielt seit seinem 16. Lebensjahr aller Heiligen (1. 11.).
Klarinette. Legendär sind seine Auftritte mit seiner Allerseelen, kath. Fest zum Gedächtnis der Ver-
»New Orleans Jazz Band« in New York. An dem storbenen (2. 11.).
montäglichen Auftrittsritual konnte auch 1978 die llgäu das, Alpen- und Voralpenland östl. vom
Oscarverleihung (drei Oscars für »Der Stadt- Bodensee, umfasst Teile von Schwaben, Vorarlberg
neurotiker«) nicht rütteln. und Tirol; wald- und wiesenreich, Viehzucht,
Milchverarbeitung, Tourismus; Mittelpunkt:
ch t
terb lic hk ei t ni Kempten.
Ic h w ill d ie U ns Ic h w ill Allgemeine Ortskrankenkasse, Abk. AOK, 1883
erk erri ng en.
d urch m ei n W h
gegr. Krankenkasse mit heute 14 selbstständigen
ri ng en, das s ic
si e dad urch er
Gesundheitskassen.
Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Abk.
nich t st erbe . Woody Allen ABGB, seit 1. 1. 1812 gültiges, mehrfach ergänztes und
verändertes österr. Gesetzbuch.

Sustenpass 2224 m
Wichtige Kleiner Sankt Bernhard 2188 m Albula 2312 m
Flüela 2383 m
Alpenpässe Ofenpass 2149 m Furka 2436 m
Grödner Joch 2121 m Timmelsjoch 2474 m
Maximale Steigung Splügenpass 2113 m Nufenen 2480 m
und Höhe ü. M. Umbrailpass 2503 m
Col du Mont Cenis 2083 m Hochtorpass 2506 m
San Bernardino 2065 m
Col de l'Iseran
Frankreich 2770 m
Simplonpass 2005 m
Italien
Österreich Malojapass1815 m Stilfser Joch
Schweiz Arlberg 1793 m 2757m 18
Slowenien
16
Radstädter Tauern 1738 m
Gerlospass 1628 m 14
Plöckenpass 12
Wurzenpass 1357 m
10
1073 m
8
Steigung in %
Großer Sankt Bernhard
Bernina 2328 m 2469 m
Klausenpass
1948 m Pordoijoch 2239 m
Fernpass 1212 m Reschenpass 1504 m Sankt Gotthard 2106 m

1000 1500 2000 2500 Höhe in m


ALL
Alligatren, Bez. für eine in Nordamerika und China
Alligatoren ALLABez. für

heimische Gattung der Krokodile. Der im Südosten


Südl. Kalk-A., z. B. die Dolomiten. – Die A. entstanden
v. a. im Tertiär durch Faltung, Heraushebung und
ALP
der USA vorkommende Mississippi-A. (A. Überschiebung (Deckengebirge).
mississippiensis) wird über 4 m lang. Die Art war Klima. Niedrigere Durchschnittstemperatur als im
vom Aussterben bedroht, doch hat sich der Bestand nördl. Vorland; in größeren Höhen auch geringere
dank strenger Schutzmaßnahmen erholt. Dem Jahresschwankung. Wärmster Monat ist der Aug.,
Mississippi-A. sehr ähnlich, aber nur bis 2 m lang ist kältester der Febr.; im S machen sich mediterrane
der China-A. (A. siniensis), der im Jangtsekiang lebt. Einflüsse bemerkbar. Die Winde, Berg- und Talwind
Allirte, Verbündete (im Kampf gegen Napoleon); im oder Föhn, sind stark von den örtl. Verhältnissen
Ersten und Zweiten Weltkrieg die gegen das Dt. Reich abhängig.
verbündeten Mächte. Gewässer. Die A. gehören zu den Hauptstromgebieten
Alliteratin die, gleicher Anlaut aufeinanderfolgender von Rhone, Rhein, Donau und Po; einige Flüsse fl ießen
Wörter (german. → Stabreim). direkt zum Ligur. oder Adriat. Meer; die von
allo..., griech. Vorsilbe: anders..., fremd... Gletschern gespeisten erreichen ihren Hochstand im
Allopath die, die in der Schulmedizin übl. Behand- Sommer. Seen im N: Vierwaldstätter See, randlich
lung mit Arzneimitteln, die den Krankheits- Bodensee, Zürichsee, Genfer See; im S: Lago Maggiore,
symptomen entgegenwirken; im Unterschied zur Luganer, Comer, Gardasee; viele kleine hoch gelegene
→ Homöopathie. Seen sind Reste (Karseen) ehem. Gletscher.
Allotrop die, Allomorph, Eigenschaft chem. Pflanzen- und Tierwelt. Zw. Schnee- und Waldgrenze
Elemente, in versch. Zustandsformen (allotropen (1500–2200 m) liegen die alpinen Matten (mit
Modifikationen) aufzutreten, z. B. Kohlenstoff als Alpenpflanzen), die talwärts vom Krummholzgürtel
Diamant, Grafit oder Fulleren. abgeschlossen werden. Auf die Nadelwaldzone folgt
Allrad|antrieb, auf alle Räder und Achsen wirkender die Laubwaldzone (1000–1500 m), auf den wärmsten
Antrieb, bes. bei geländegängigen Fahrzeugen; führt Talböden im S gedeihen Walnuss, Edelkastanie und
zu höherer Fahrstabilität. Wein. – Kennzeichnend für die Tierwelt sind, über der
lma Mter [lat. »nährende Mutter«], Bez. für die Baumgrenze, Murmeltier, Gämse, Steinbock,
Universität. Steinadler.
lmanach der, Jahrbuch; urspr. Kalender mit Verkehr und Wirtschaft. Viele Längs- und einige
belehrenden Beiträgen. Quertäler sowie zahlreiche Pässe machen die A. zu
Almty, russ. Alm-At, Stadt in Kasachstan (bis 1997 einem der wegsamsten Gebirge der Erde. Zahlreiche
Hptst.; → Astana), 1,2 Mio. Ew.; Univ.; kultureller und Gipfel sind durch Bergbahnen für den Tourismus
wirtschaftl. Mittelpunkt; Metro, ; Hochgebirgseis- erschlossen. Im A.-Transitverkehr wird eine
stadion Medeo. Verlagerung des Gütertransportes von der Straße auf
Almera, südspan. Hafenstadt am Mittelmeer, 185 000 die Schiene angestrebt. Haupterwerbszweige sind
Ew.; Seebad; maur. Altstadt; . Auf dem Calar Alto Viehzucht (Almwirtschaft) und Holzverarbeitung;
Dt.-Span. Astronom. Zentrum. Ackerbau wird nur in den Tälern, Weinbau nur im S
Almodvar, Pedro, span. Filmregisseur, * 1949 (nach betrieben. Die Wasserkraftnutzung ist stark
anderen Angaben 1951); dreht skurrile Filme, u. a. ausgebaut. Zahlreiche Solbäder, Mineralquellen und
»Kika« (1993), »Mein blühendes Geheimnis« (1995), Thermen treten auf. Der Tourismus ist von größter
»Alles über meine Mutter« (1999), »Volver« (2006), Bedeutung. Die negativen Auswirkungen v. a. des
»Zerrissene Umarmungen« (2009). Skitourismus führen zur Zerstörung von Natur und
loe die, Gattung staudiger, dickblättriger Li-
Aloe ALOA
Landschaft.
liengewächse, bes. in den Trockengebieten Afrikas. lpenglühen, Widerschein des nach Sonnenuntergang
Der Saft dient als Heil-, Räucher- und Konser- auftretenden Purpurlichts an nach W gewandten
vierungsmittel. Fels- und Eisgipfeln.
Alpka das, 1) Haustierform der Gattung lpenrose, Almrausch, die Zwergalpenrose,
→ Lama. – 2) Gewebe aus Baumwollgarn mit A.-Wolle → Rhododendron.
oder Mohairgarn. lpensteinbock, Wildziegenart der Alpen.
lpenveilchen, Cyclmen, Gattung weißer bis
lpen Pl., das höchste Gebirge Europas, zieht in
Alpen ALPA purpurfarbener Primelgewächse; viele Arten sind
weitem Bogen vom Golf von Genua bis zur Donau bei beliebte Zierpflanzen.
Wien, rd. 1200 km lang, 150–250 km breit. Die lpha, erster Buchstabe des griech. Alphabets. A. und
höchsten Erhebungen (Montblanc 4810 m, Monte Omega, Anfang und Ende.
Rosa 4634 m) liegen im W; höchste Gipfel der Ost-A. Alphabt [nach der griech. Buchstabenreihe: Alpha,
sind Bernina 4049 m, Ortler 3905 m, Großglockner Beta, ...] das, Abc, die Reihenfolge der Buchstaben
3798 m; höchster dt. Gipfel ist die Zugspitze (2962 m). einer Schriftsprache.
Die A. sind nur noch gering vergletschert, größter lphastrahlen, Į-Strahlen, von radioaktiven
Gletscher ist der Aletschgletscher. Die Schneegrenze Atomkernen mit sehr großer Geschwindigkeit
liegt in den Randgebieten bei 2500 bis 2600 m, im ausgestrahlte Heliumkerne (Alphateilchen). A.
Inneren bei 2800 bis 3100 m ü. M. besitzen eine kurze Reichweite, sind im magnet. Feld
Gliederung. Eine Linie Bodensee–Rheintal–Splügen– stark ablenkbar, rufen auf Zinksulfidschirmen
Comer See teilt die A. in Ost- und West-A. Von N nach Lichtblitze hervor und können in der Nebelkammer
S unterscheidet man die Nördl. Kalk-A. und die indirekt sichtbar gemacht werden. Das Alphateilchen 29
Zentral-A. (Granit, Gneis, Schiefer), im O v. a. die besteht aus zwei Protonen und zwei Neutronen.

Alphastrahlen A
A Alphorn
30 lphorn, Holzblasinstrument (bis 10 m lang), in den gestiegener Lebenserwartung verschiebt sich der A. in
Alpen u. a. Gebirgsgegenden gebräuchlich. den Ind.-Ländern zugunsten höherer Altersstufen.
Alpinsmus der, 1) Alpenkunde. – 2) zu-
Alpinismus ALPA Altersbestimmung, zeitl. Festlegung von geolog.
sammenfassende Bez. für die bergsteiger. Ereignissen (z. B. durch die Abfolge von Fossilien) oder
Unternehmungen in den Alpen und den anderen vorgeschichtl. Funden, oft mit Hilfe der radioaktiven
Hochgebirgen aus sportl., künstl. und wiss. A. (z. B. → Radiokarbonmethode), der Dendro-
Interessen. Unter A. i. e. S. oder Alpinistik versteht chronologie (Jahresringchronologie) oder der
man das als Sport ausgeübte Bergsteigen, Bergwan- Aminosäuredatierung bei fossilen Knochen.
dern und den alpinen Skilauf. Alterssichtigkeit, Presbyop, Nachlassen der
al-Qada [-k-], al-Qaeda [-ˈkaɪda], El Kda, von Osama Akkommodationsfähigkeit des Auges, tritt etwa vom
→ Bin Laden gegr. islamist. Terrornetzwerk. 45. Lebensjahr an als Folge des Elastizitätsverlustes
(→ Afghanistan, → Antiterrorkrieg) der Linse auf (Erschwerung des Nahsehens).
Alrne die, Alrn der, Wurzelstock des giftigen Altersteilzeitarbeit, Teilzeitarbeit, bei der die
Nachtschattengewächses Mandragora, hat oft wöchentl. Arbeitszeit auf die Hälfte reduziert wird
menschenähnl. Gestalt, gilt als Zauberpflanze, und älteren Arbeitnehmern (ab 55 Jahre) ein
Liebes-, Glücksbringer. gleitender Übergang in die Altersrente ermöglicht
lster die, rechter Nebenfluss der Elbe, erweitert sich in werden soll; bis Ende 2009 angetretene A. kann von
Hamburg seenartig zur Außen- und Binnenalster. der Arbeitsagentur gefördert werden.
Alt [ital. alto »hoch«] der,  tiefe Frauen- oder tiefe Altersversorgung, Alterssicherung, Maßnahmen
Knabenstimme; Umfang a (f ) bis f ″. oder Regelsysteme zur Unterhaltssicherung der
Alt der, innerasiat. Gebirge in Russland, China und der altershalber aus dem Berufsleben ausscheidenden
Mongolei, in der Belucha 4 506 m hoch, reiche Menschen. In Dtl. bildete sich ein Dreisäulenkonzept
Erzlagerstätten. heraus. Neben der gesetzlichen A. (u. a. Rentenver-
Altamra, Höhle bei Santillana del Mar, Kantabrien, sicherung, Beamtenversorgung) gibt es die freiwillige
Spanien, mit altsteinzeitl. farbigen Felsbildern von betriebliche A. und die individuell zu nutzende private
Tieren, die zw. 23 000 und 15 000 Jahre alt sind Ersparnisbildung (→ private Altersversorgung).
(UNESCO-Weltkulturerbe); 2001 wurde in Santillana Altertum, Zeit von den Anfängen schriftl. geschichtl.
del Mar eine exakte Nachbildung der Höhle, die 1979 Überlieferung (im Alten Orient um 3000 v. Chr.) bis
für Besucher geschlossen wurde, eröffnet. zum Ausgang der griechisch-römischen Antike, die
Altr der, erhöhte Opfer- und Andachtsstätte; in christl. oft als Klass. A. bezeichnet wird. – A.-Wissenschaft,
Kirchen anfangs ein Tisch, seit dem 4. Jh. oft mit Erforschung und Darstellung der Kultur des
Baldachin, seit dem 11. Jh. mit Aufsatz, später auch A. – Altertümer, die aus Vor- und Frühgeschichte eines
mit Flügeln (Flügel-A.); Mittelpunkt des Gotteshauses. Volkes stammenden Zeugnisse.
ltdorf, Hauptort des Kt. Uri, Schweiz, 8600 Ew.; ltes Lnd, Marschlandschaft (Obstbau) in Ndsachs.
Schauplatz der Tell-Sage. am linken Elbufer, zw. Hamburg und Stade.
ltdorfer, Albrecht, dt. Maler, Kupferstecher und Altes Testamnt, Abk. A. T., → Bibel.
Baumeister, * um 1480, † 1538; Meister der Donau- Alte Welt, die Erdteile Asien, Afrika, Europa, im Ggs. zu
schule, schuf das erste reine Landschaftsbild in der Amerika, der Neuen Welt.
europ. Malerei sowie die »Alexanderschlacht« (1529), Althochdeutsch, älteste Stufe des Hochdeutschen,
ein Historiengemälde. von etwa 750 bis 1100.
ltena, Stadt in NRW, im Sauerland, 19 300 Ew.; Altiplno der, Hochebene in den zentralen Anden, in
Drahtzieherei, Metallverarbeitung; Burg des 12. Jh. Bolivien und Peru, mit dem Titicacasee.
mit der ersten Jugendherberge Dtl.s (gegr. 1912). Altlasten, ehem. Mülldeponien, Aufschüttungen,
Altlasten ALTA

ltenburg, Krst. in Thür., 36 000 Ew.; Herstellung von Grubenverfüllungen, militär. Gelände und
Spielkarten; Renaissancerathaus, Schloss; 1603–72 oberflächl. Bodenschichten ehem. Ind.-Betriebe, die
und 1826–1918 Hptst. von Sachsen-Altenburg. mit Schad- oder Giftstoffen versetzt sind; auch Bez.
Alter, Bezeichnung für den letzten Abschnitt in der für die Schadstoffe selbst. Die Sanierung von
Entwicklung der Lebewesen. Beim Menschen belasteten Flächen geschieht durch therm. Verfahren
kommt es durch die nachlassende Tätigkeit der (Erhitzen des Bodens auf 1 200 °C), durch Boden-
wachstumsfördernden Hormondrüsen zu wäsche, biolog. Verfahren (Einsatz von Bakterien)
bestimmten Veränderungen: Die Knochen werden und durch Einkapselung.
brüchig, das Unterhautfett schwindet, die Oberhaut Altman [ˈɔːltmən], Robert, amerikan. Filmregisseur,
wird faltig, die Organe verlieren an Leistungsfähig- * 1925, † 2006; drehte satir. Spielfilme, häufig
keit. Körperl. und geistige Kräfte nehmen ab Genreparodien, »M.A.S.H.« (1969), »Nashville« (1975),
(Altersschwäche); auch seel. Veränderungen »Short Cuts« (1993).
können eintreten. ltmark, histor. Landschaft westl. der Elbe in Sa.-Anh.;
alternatve Medizn, komplementre Medizn, Hauptort Stendal; ehem. Stammland Brandenburgs.
Richtung der Medizin, die naturgemäße, z. T. auch ltmühl die, linker Nebenfluss der Donau, in Bayern,
historisch überlieferte Heilmethoden (z. B. Aku- 220 km, mündet bei Kelheim; Teil des Rhein-Main-
punktur) einsetzt. Donau-Großschifffahrtswegs.
Alternatv|energien, die → erneuerbaren Energien.
Alters|aufbau, Altersgliederung, Gliederung einer altnordische Sprche, Bez. für
altnordische Sprache ALTA

Bev. nach Altersklassen; graf. dargestellt z. B. in der einen Teil der westgerman. Sprachenfamilie; wird
Alterspyramide. Infolge des Geburtenrückgangs und unterteilt in West- (Altisländisch, Altnorwegisch)
ALP
und Ostaltnordisch (Altdänisch, Altschwedisch). Die
altnord. Sprachen wurden zw. 800 und 1500 im
präsapiens; Vervollkommnung der Feuersteinwerk-
zeuge (Faustkeile, Klingen, Bohrer), Tieropfer.
AMA
germanisch besiedelten Teil Nordeuropas und Islands Mittelpaläolithikum (bis etwa 40 000 v. Chr.):
gesprochen. Die relativ große sprachl. Konstanz über Neandertaler; älteste Bestattungen. Jung- und
einen so langen Zeitraum stellt ein Problem bei der Spätpaläolithikum (bis etwa 9000/8000 v. Chr.): Zeit
Datierung der altnord. Literatur dar. Die schriftl. des frühen Homo sapiens (sapiens), in W-Europa:
Aufzeichnung urspr. mündlich tradierter Dichtungen Cromagnonmensch; neue Werkstoffe: Knochen, Horn,
(Helden- und Götterlieder der Edda, Zaubersprüche, Holz; Höhepunkt der Feuersteintechnik, Erfindung
Dichtung der Skalden, Sagas, vorwiegend in des Bogens und der Harpune; aus dem Jagdzauber
altisländischer bzw. altnorweg. Sprache) setzte erst erwuchs die Tierdarstellung (Höhlenmalereien und
relativ spät ein (nach der Mitte des 13. Jh.). Schnitzereien).

Wem gehört die altnordische Literatur? Höhlenkonzert der Steinzeitmenschen


Jacob Grimm (1785–1863), einer der Begründer der Immer neue Funde aus der Altsteinzeit räumen
Germanistik als Universitätswissenschaft im 19. Jahr- mit dem althergebrachten Klischee vom wilden,
hundert, zählte das Altnordische zu den »vielfachen unkultivierten Höhlenmenschen der Altsteinzeit
Mundarten des großen deutschen Stammes«. aus. Besonders die Epoche des Aurignacien erweist
Während Grimm noch verdeutlichend erklärte, sich geradezu als Quantensprung in der Mensch-
dass »deutsch« für ihn in diesem Zusammenhang heitsgeschichte. Während die Entwicklung der
eine »allgemeine, kein einzelnes Volk bezeichnende technischen Errungenschaften bei den Hominiden
Benennung« sei, wurde für nationalpatriotische über Jahrmillionen unendlich langsam voran-
Kreise in Deutschland im Verlauf des 19. Jahr- schritt, setzte in der jüngeren Altsteinzeit mit dem
hunderts der unhistorische Bezug auf das (Alt-) Auftreten des modernen Menschen vor rd. 45 000
Nordische immer wichtiger zur Begründung ver- bis 40 000 Jahren in Europa ein einzigartiger In-
meintlich deutscher Wesensarten und Tugenden, novationsschub ein, der sich u. a. in vollendeten
dies besonders auch durch die nationalistische Ver- Schmuckstücken, Figuren und Musikinstrumenten
klärung des in mehreren altnordischen Dichtungen zeigt und keinerlei Entsprechung beim (noch) zeit-
behandelten Nibelungenstoffes zum Nationalmythos gleich lebenden Neandertaler findet. 2008 ent-
der Deutschen. Traurige Endstufe war die Verein- deckten Forscher in einer Höhle bei Ulm eine mehr
nahmung der altnordischen Literatur als »deutsche« als 35 000 Jahre alte Flöte aus Gänsegeierknochen –
Ersatzfolklore in der nationalsozialistischen Ideologie. das bisher älteste Instrument der Welt. Das filigrane
Heute sind die Stoffe dieser Dichtung Vorlage für Ver- Instrument beweist, dass schon die ersten modernen
satzstücke innerhalb verschiedener Populärkulturen Menschen über eine hoch entwickelte Musikkultur
(Fantasy, Esoterik, Heavy-Metal-Szene). verfügten.

Alt|tting, Krst. in Oberbayern, im Inntal, 12 600 Ew.; Alumnium das, Symbol Al, chem. Element, silber-
Wallfahrtsort (karoling. Hl. Kapelle). weißes, sehr dehnbares Leichtmetall, OZ 13, D 2,699
Altrusmus der, bezeichnet die ethisch positiv
Altruismus ALTA g/cm3, Fp 660,4 °C, Sp 2 467 °C. A. besitzt gute elektr.
bewertete soziale Fähigkeit des Menschen, zum Vorteil Leitfähigkeit und ist an der Luft infolge Bildung feiner,
Anderer oder allgemein mit Rücksicht auf den Nutzen dichter Oxidhäute gut beständig; es ist schmied-,
der Gemeinschaft handeln, denken und fühlen zu hämmer-, schweiß- und walzbar (A.-Folien). – A. ist
können (im Ggs. zum Egoismus). Das von dem frz. das auf der Erde am weitesten verbreitete Metall,
Philosophen Auguste Comte (1798–1857) im Rahmen kommt aber nur in Verbindungen vor (Feldspat,
seiner Gesellschaftstheorie geprägte Wort (zu lat. alter Glimmer, Tonminerale).
»der Andere, der Nächste«) wurde nach 1830 Alvarez [ˈælvəriz], Luis, amerikan. Kernphysiker, * 1911,
Alvarez ALVA

eingedeutscht. † 1988; entdeckte die erste Elementarteilchen-


resonanz, erhielt 1968 den Nobelpreis für Physik.
Altsteinzeit, Paläolthikum, der älteste und Alvele die, bezeichnet den Hohlraum in Geweben und
längste Abschnitt der Menschheitsgeschichte ist Organen; so z. B. die Zahn-A., in der der Zahn mit der
geprägt vom Eiszeitalter (Pleistozän), das durch den Wurzel eingekeilt ist, oder die Lungen-A., Bläschen,
Wechsel von Kalt- und Warmzeiten gekennzeichnet aus denen als den kleinsten Einheiten die Lun-
ist. Sie begann mit der ersten Herstellung von genlappen der Säugetiere aufgebaut sind.
Werkzeugen durch den Menschen vor etwa 2,5–3 Mio. lzey, Krst. in Rheinhessen, Rheinl.-Pf., 17 900 Ew.;
Jahren und endete mit der letzten Kaltzeit im 9. Jt. Weinbau.
v. Chr. Wichtigste Quellen sind erhalten gebliebene lzheimer-Krankheit [nach dem dt. Neurologen
Steinwerkzeuge und die bei ihrer Herstellung A. Alzheimer], degenerative Gehirnerkrankung mit
entstandenen Abfälle. Die A. wird in vier Haupt- charakteristischen neuropatholog. und neurochem.
abschnitte eingeteilt: Altpaläolithikum (bis etwa Veränderungen; tritt häufiger bei Frauen auf und ist
200 000 v. Chr.): anfangs noch Zeit der Australopi- durch zunehmende Demenz gekennzeichnet.
thecinen (»Vormenschen«) und des Homo habilis Amado [aˈmadu], Jorge, brasilian. Schriftsteller, * 1912,
(Geröllgeräte), dann des Homo erectus (erste Nutzung † 2001; schrieb sozialrevolutionäre Romane, später
des Feuers, Großwildjagd) und, gegen Ende der mit dem mag. Realismus ähnl. Elementen (»Gabriela 31
Epoche, des archaischen Homo sapiens oder wie Zimt und Nelken«, 1958).

Amado A
A Amalfi
32 Amlfi, Seebad in Kampanien, Italien, 5500 Ew.; an der dem Darm des Pottwals; früher begehrter Rohstoff
Felsküste des Golfs von Salerno (UNESCO-Welterbe); für Parfüms.
Dom (11. Jh.); im MA Seerepublik. Ambrsius, lat. Kirchenvater, * um 340, † 397; seit 374
Amalgm das,  Legierung eines Metalls mit
Amalgam AMAA Bischof von Mailand, förderte den Kirchengesang
Quecksilber; Silber-A. wird wegen seiner leichten (ambrosian. Gesang); Heiliger (Tag: 7. 12.).
Verformbarkeit für Zahnfüllungen verwendet. Zum ambulnt, nicht ortsfest, wandernd; ambulante
ambulant AMBA

Großeinsatz kommen A. bei der Edelmetallgewinnung. Behandlung, Behandlung in der Praxis oder Klinik
Amarllis die, Pflanzengattung, bekannte Art während der Sprechstunde; ambulantes Gewerbe,
Belladonnalilie, Zierpflanze mit großen Blüten. Reise-, Straßen-, Hausierhandel; Ambulanz,
Amti, ital. Geigenbauerfamilie in Cremona (16./17. Jh.); Abteilung zur ambulanten Behandlung,
Vertreter: Andrea, Antonio, Girolamo, Nicola. Krankenwagen, Feldlazarett.

Das großflächige
Abfackeln von
Regenwäldern
im Amazonas-
Gebiet bedroht
das Weltklima.
Brandrodung
beschleunigt
die Erderwär-
mung, denn bei
der Verbren-
nung wird der
in der Biomas-
se gespeicher-
te Kohlenstoff
als Kohlendioxid
freigesetzt. Der
Boden ist auch
für die Landwirt-
schaft nicht lan-
ge nutzbar, die
Humusschicht
Amaznas, der längste Strom Südame- Ameisen, die zu den Hautflüglern gehörenden,
ist nur dünn und Amazonas AMAA e

rikas (6448 km), mit dem größten Stromgebiet der staatenbildende Insekten mit rd. 20 000 meist trop.
wird durch die
Erde (7,1 Mio. km 2), entsteht durch Vereinigung Arten errichten kunstvolle Wohnbauten. Das A.-Volk
Sonneneinstrah-
der Quellflüsse Marañón, Huallaga und Ucayali, besteht aus geflügelten Männchen und befruchteten
lung porös. Die wird im Mittellauf auch Solimões genannt, Weibchen (Königinnen) sowie den zahlenmäßig über-
Folge: Für wei- fl ießt von den Anden zum Atlant. Ozean (in der wiegenden ungeflügelten, geschlechtl. unterent-
tere landwirt- Mündung 250 km breit); 4⁄5 der Länge sind schiff- wickelten Weibchen (Arbeiterinnen), die Nestbau,
schaftliche Nut- bar, von den über 200 Nebenflüssen sind etwa Ernährung, Brutpflege und Verteidigung (Soldaten) be-
zung müssen 100 befahrbar. Das 3,6 Mio. km 2 große A.-Tief- sorgen. Die Nahrung bilden Kleintiere, Pflanzensäfte,
bald neue Wäl- land ist das größte zusammenhängende Regen- Samen, ferner die zuckerreichen Ausscheidungen z. B.
der abgefackelt waldgebiet und größter Sauerstoff produzent der von Blattläusen, die von den A. »gemolken« werden.
werden. Auf- Erde; durch großangelegte bergbaul. Erschließung Die A. verständigen sich durch gegenseitiges Betasten
geforstet wird und großräumige Rodung stark bedroht. und bilden hoch organisierte Staaten. Die Roten
nicht. Grund für Amaznen, im griech. Mythos ein krieger. Frauenvolk, Wald-A. vertilgen Schadinsekten, weshalb ihnen große
kämpfte unter Penthesilea vor Troja, wobei diese von Bedeutung bei der Schädlingsbekämpfung zukommt
die Zerstörung
Achill getötet wurde. (A.-Hege). Die »A.-Eier« (verpuppte Larven) dienen
der Regenwäl-
mber der, → Ambra. als Vogel- und Fischfutter. Weiße A. → Termiten.
der, wie hier am Ambler [ˈæmblə], Eric, engl. Schriftsteller, * 1909,
Ambler AMBA Ameisenbär, zahnloses Säugetier in Südamerika, mit
Amazonas, ist † 1998; schrieb Kriminal- und Spionageromane langer Zunge und Grabkrallen, scharrt Ameisen und
die weltweit ho- (»Topkapi«, 1962). Termiten aus; mit Schwanz bis 2,10 m.
he Nachfrage mboss, 1)  stählerne Unterlage beim Ameisen|igel, stachelige Säugetiere in Australien,
nach Soja, Holz Schmieden. – 2)  Gehörknöchelchen im Ohr. Neuguinea, fressen Ameisen u. a. Insekten; zählen zu
und Rindfleisch. mbra die, mber, öliges Stoff wechselprodukt aus
Ambra AMBA den Kloakentieren.
AMA
Ameisenpflanzen, trop. Gewächse, die von Ameisen
bewohnt werden; auch Pflanzen, an deren Verbreitung
aufklärer. Schriften (B. Franklin); im 19. Jh. noch
europ. Einfluss (W. Irving), aber auch erste spezif.
AMI
Ameisen beteiligt sind. amerikan. Themen (H. W. Longfellow, J. F. Cooper,
Ameisensäure, Methnsäure, HCOOH, einfachste H. Beecher-Stowe, N. Hawthorne, M. Twain, F. B.
organ. Säure, Bestandteil des Ameisen- und Harte). Führender Kopf der »Transzendentalisten«
Brennnesselgiftes; Konservierungsmittel. Die Salze war R. W. Emerson. Der Lyriker W. Whitman verlieh
und Ester nennt man Formiate. dem Lebensgefühl der Neuen Welt Ausdruck. Klass.
meland, eine der Westfries. Inseln, Niederlande, amerikan. Prosawerke: E. Pound, H. Melville. Durch Perfekte Sym-
57 km 2; Seebäder. W. Irving und E. A. Poe erlangte die Kurzgeschichte biose: Ameisen
men [hebr. »ja, gewiss«], bibl. Bekräftigungsformel, in der a. L. Bedeutung, es folgten O. Henry und im lieben den von
von Christentum und Islam übernommen. 20. Jh. W. Saroyan, C. McCullers, J. Thurber. In der 1. Blattläusen aus-
Amenphis, ägypt. Amenhtep, Name von vier ägypt. Hälfte des 20. Jh. Durchbruch der modernen Lyrik geschiedenen
Königen der 18. Dynastie; der bedeutendste war A. IV. (T. S. Eliot); Schule des Imaginismus (E. Pound, Honigtau. Die-
(Echnaton), 1351–34 v. Chr., Gemahl der Nofretete; A. Lowell); in der Erzähllit. fi nden sich neben realist. se zuckerhaltige
erhob die Sonnenscheibe Aton zum alleinigen Gott; Texten sprachexperimentelle Werke (G. Stein), des- Lösung ist ihre
gründete als neue Hptst. Amarna. illusionierte und skeptische Erz., v. a. der Schrift- wichtigste Koh-
American Football [əˈmerɪkən ˈfʊtbɔːl], Football, v. a. steller der Lost-Generation (F. S. K. Fitzgerald,
lenhydratquel-
in den USA gespieltes, dem Rugby ähnl. Ballspiel zw. 2 J. Dos Passos, E. Hemingway) sowie gesellschafts-
le. Die Blattlaus
Mannschaften, bei dem der eiförmige Ball durch und sozialkrit. Romane (T. Dreiser, J. London,
Fußstoß über die Torlatte oder Tragen über die S. Lewis, U. Sinclair, S. Anderson, J. Steinbeck). In selbst verdaut
Grundlinie befördert werden muss. den epischen Gemälden von T. Wolfe, W. Faulkner, aus dem von ihr
Amercium, Symbol Am, künstl. hergestelltes auch von M. Mitchell, trat der Süden der USA in gezapften Pflan-
radioaktives Element, ein → Transuran, OZ 95. den Vordergrund. Weltanschaul. Fragestellungen zensaft haupt-
Amrika [nach Amerigo Vespucci], die beiden Erdteile
Amerika AMEA
zeigen die Werke T. Wilders, J. Baldwins. Kriegs- sächlich die
→ Nordamerika und → Südamerika, die als Neue Welt romane schrieben N. Mailer, J. Jones, H. Wouk. Aminosäuren.
der Alten Welt gegenübergestellt werden und durch Ferner traten als Romanschriftsteller hervor: Würde die Amei-
die Land- und Inselbrücke → Mittelamerika N. West und in der 2. Hälfte des 20. Jh. H. Miller, se die Blattlaus
miteinander verbunden sind. A. liegt zw. Atlant. und S. Bellow, B. Malamud, J. D. Salinger, M. McCar- nicht melken,
Pazif. Ozean und reicht vom äußersten N (auf thy. Protestlit. gegen gesellschaftl. Zwänge,
so wäre dies für
Ellesmere Island, 83° nördl. Breite) bis zum äußersten v. a. durch die »Beatgeneration« (A. Ginsberg,
manche Art so-
S (Kap Froward in Patagonien, fast 54° südl. Breite) K. Rexroth, J. Kerouac); Dramen von E. O'Neill,
über 15 500 km, ohne die beiderseits vorgelagerten T. Williams, A. Miller, z. T. mit antirealist. Ele- gar das Todes-
Inselgruppen über 14 500 km mit einer Fläche von menten (S. Shepard, R. Wilson); Lyrik mit Tendenz urteil, denn sie
mehr als 42 Mio. km 2. Es erstreckt sich über alle zur schonungslosen Selbstenthüllung (S. Plath); geben so viel
Klimazonen der Erde (mit Ausnahme der antarkt.). Prosa weiterhin von T. Capote, G. Vidal, K. Von- Honigtau ab,
Nord- und Süd-A. haben fast die gleiche Breite von negut, P. Highsmith, J. Updike, L. Begley, P. Auster, dass sie ver-
5000 km. Bezeichnend für den Bau des Doppelkon- J. C. Oates, S. Sontag, J. Irving, P. Roth; Dramen von kleben können.
tinents sind der auf der W-Seite durchlaufende Zug E. Albee; Lyrik von R. Frost, C. Sandburg, A. Lowell. Allerdings ma-
erdgeschichtlich junger Hochgebirge, auf der O-Seite Amerikansmen, Eigentümlichkeiten der engl. chen sich Amei-
alte Rumpfgebirge, in der Mitte große Tafel- und Sprache in Nordamerika; auch Entlehnungen aus dem sen ihre »Haus-
Stromtiefländer. amerikan. Englisch. tiere« gefügig:
Geschichte. Etwa zw. 25 000 und 8000 v. Chr. mersfoort, Stadt in der niederländ. Prov. Utrecht,
Ein Sekret aus
wanderten die Vorläufer der Ur-Bev. (Indianer und 141 000 Ew.; Handelszentrum; histor. Stadtkern.
ihren Beinen
Eskimo) wohl hauptsächlich über eine damals Améry [ameˈri], Jean, eigtl. Hans Mer, österr.
bestehende Landverbindung aus NO-Asien ein. Die Schriftsteller, * 1912, † (Selbsttötung) 1978; war lähmt die Blatt-
ersten europ. Entdecker A.s waren um 1000 n. Chr. 1943–45 im KZ; behandelte in (autobiograf.) Essays läuse so, dass
Normannen; die eigentl. Erschließung begann 1492 Probleme der Gegenwart und existenzielle Fragen. sie sich nicht
mit Kolumbus. Bald danach setzte die Gründung von Amhra, 1) äthiop. Landschaft um den allzu weit ent-
Kolonien ein. Im 16. Jh. war A. span. und port. Tanasee. – 2) Volk im Hochland von Äthiopien; fernen können.
Kolonialgebiet, erst im 17. Jh. folgten andere Amharisch ist Staatssprache in Äthiopien.
westeurop. Mächte (v. a. in Nord-A.). Franzosen Amiens [aˈmj], Hptst. des frz. Dép. Somme, Picardie,
setzten sich in Kanada und im Mississippigebiet, 139 200 Ew.; got. Kathedrale (gehört zum Weltkultur-
Engländer an der Atlantikküste fest. In dem langen erbe); Textilind., Universität.
Ringen um die Vorherrschaft blieben die Engländer
1763 Sieger über die Franzosen, verloren jedoch durch
den amerikan. Unabhängigkeitskampf (1775–83)
außer Kanada alle Kolonien, die sich zu den
Vereinigten Staaten von Amerika zusammen-
schlossen. Im 19. Jh. schüttelten auch die span. und
port. Kolonien in Mittel- und Süd-A. (Latein-A.) die
Herrschaft ihrer Mutterländer ab.
ameriknische Literatr. Erste literar. Zeug-
amerikanische Literatur. AMEA

nisse aus der Kolonialzeit (v. a. in engl. Tradition


sowie religiöses Schrifttum der Puritaner); im 18. Jh.
A Amin Dada
34 Amn Dda, Idi, ugand. Politiker, * 1925; † 2003 (im zeitlich unveränderl. Stroms durch 2 parallele lange
Exil); errichtete nach einem Militärputsch 1971 ein Leiter im Vakuum, die im Abstand von 1 m eine Kraft
Terrorregime in Uganda, wurde 1979 nach einem von 2 · 10 –7 Newton je Meter Länge der Doppelleiter
Bürgerkrieg gestürzt. aufeinander ausüben.
Amne,  organ. Basen, gebildet durch Ersatz von
Amine AMIA Ampère [ãˈpɛːr], André Marie, frz. Mathematiker und
Wasserstoffatomen des Ammoniaks durch Alkyle Physiker, * 1775, † 1836; untersuchte die elektrodynam.
oder Aryle. Erscheinungen.
Amnosäuren, organ. Säuren, bei denen an Kohlen- Ampfer der, Gattung der Knöterichgewächse mit
stoff gebundene Wasserstoffatome durch die Rispen oder Trauben unscheinbarer Blütchen. Großer
Aminogruppe −NH 2 ersetzt sind. Einige A. sind und Kleiner Sauer-A. enthalten Oxalsäure.
lebensnotwendig (essenzielle A.). A., die nicht im Amphbi|en, Lurche, wechselwarme Wirbeltiere mit
Körper synthetisiert werden können, müssen mit der nackter, drüsenreicher Haut und 4 Gliedmaßen. Die
Nahrung aufgenommen werden. Jungen leben meist im Wasser und atmen durch
Ammn, Hptst. Jordaniens, 1,0 Mio. Ew.; Univ., Kiemen. Hauptgruppen sind: Schwanzlurche
Industriezentrum, internat. Flughafen; Residenz der (Salamander, Molche), Froschlurche (Frösche, Kröten).
Könige. Amphtheater, im Röm. Reich offener Großbau für
Ammern, Unterfamilie der Finken mit Garten- Tier- und Gladiatorenkämpfe mit ellipt. Arena und
(Ortolan), Grau-, Goldammer. stufenförmig ansteigenden Sitzreihen.
Ammonik das, NH3, farbloses Gas mit stechendem
Ammoniak AMMA Amphtryon, in der griech. Sage König von Tiryns;
Geruch, reizt Schleimhäute und Augen; entsteht in der Gemahl der Alkmene, der Mutter des von Zeus in
Natur bei der Verwesung organ. Stickstoffver- Gestalt des A. gezeugten Herakles.
bindungen, techn. früher als Nebenprodukt bei der mphora, Amphre die, in der Antike ein bauchiger
Gewinnung von Steinkohlenteer (A.-Wasser), synthet. Tonkrug mit 2 Henkeln.
aus Luftstickstoff und Wasserstoff (Haber-Bosch-Ver- Amplitde die,  Schwingungsweite; größter Abstand
fahren). A. lässt sich durch Druckanwendung leicht von der Ruhelage (z. B. beim Pendel).
verflüssigen, es siedet bei −33 °C mit großem Amplle die, zugeschmolzenes kleines Glasgefäß mit
Wärmeverbrauch und wird deshalb in Kälte- leicht abzufeilendem Hals für sterile Arzneimittel (zur
maschinen verwendet. Gasförmiges A. ist sehr leicht Injektion).
löslich in Wasser (Salmiakgeist). A. dient u. a. zur Amputatin die,  operative Abtrennung eines
Herstellung von Düngemitteln, Salpetersäure, verletzten oder kranken Körperteils.
Harnstoff. Amrtsar, Stadt im Pandschab, Indien, 976 000 Ew.;
Ammonten, mmonshörner, Ende der Kreidezeit Univ.; Textilind.; religiöses Zentrum der Sikhs
ausgestorbene Kopffüßer mit spiraligem Kalkgehäuse; (»Goldener Tempel«, 18. Jh.).
wichtige Leitfossilien. mrum, eine der Nordfries. Inseln, 20 km 2, vor der
Amnes die,  zeitl. begrenzte Erinnerungslücke W-Küste von Schlesw.-Holst.; Seebäder Wittdün und
infolge Bewusstseinsstörung. Norddorf.
Amnest die,  allg. Strafbefreiung. Amsel, Schwarzdrossel, häufiger Singvogel in N-Afrika,
Amnesty International [ˈæmnəstɪ ɪntəˈnæʃnl], Abk. Amnesty International AMNA Europa, Vorderasien; Männchen schwarz mit gelbem
ai, internat. Hilfsorganisation für polit. Gefangene, Schnabel, Weibchen braunschwarz mit hellerer Kehle.
gegr. 1961; betreut Menschen, die aus polit., rass. oder mselfeld, Gebirgsbecken im Kosovo; Braunkohlevor-
religiösen Gründen in Haft sind, versucht Freilassung kommen. – Auf dem A. besiegten die Türken 1389 die
oder Strafmilderung zu erwirken; kämpft gegen Serben, 1448 die Ungarn.
Folter und Todesstrafe. Etwa 2,2 Mio. Mitglieder in Amsterdm, Hptst. (nicht Reg.-Sitz) der Niederlande,
Amsterdam AMSA

über 150 Ländern. Friedensnobelpreis 1977. 748 000 Ew.; 2 Univ., Akademie der Wiss., Tropen-
mnion das, Schafhaut, innere Schicht der Fruchtblase institut; Rijksmuseum, Van-Gogh-Museum,
um den Embryo der höheren Wirbeltiere (Amnioten), Rembrandthaus; zahlreiche Grachten in der histor.
die das Fruchtwasser enthält. Amnioskopie, Altstadt (»Venedig des Nordens«), 135 km Be-
Fruchtwasseruntersuchung mit Hilfe eines Endoskops festigungsanlagen (Weltkulturerbe); Handels- und
(Amnioskop). Stapelplatz, bes. für Tabak, Kaffee, Tee, Kakao,
Amben, mikroskop. kleine Einzeller mit veränderl.
Amöben AMöA Kautschuk, Erdöl; Seehafen; Diamantschleiferei,
Gestalt (Wechseltierchen). Der Körper bildet chem. Ind., Maschinen- und Fahrzeugbau, Verlage;
lappenartige Fortsätze, Scheinfüßchen, die zur internat.  in Schiphol.
Fortbewegung und Nahrungsaufnahme dienen. Die Amt, 1) auf Dauer festgelegter Aufgabenkreis im Dienst
Amt AMTA

meisten A. leben im Süßwasser, einige als anderer; i. e. S.: öffentl. Amt, der nach der Zuständig-
Schmarotzer im Darm (A.-Ruhr). keit abgegrenzte Geschäftsbereich der Staatsgewalt
mor der, altröm. Liebesgott. oder Selbstverwaltung. – 2) Behörde oder deren
amrph, gestaltlos; Ggs.: kristallin. Sitz. – 3) Gemeindeverband (in Schlesw.-Holst. und
Amortisatin [lat.] die, 1) planmäßige Tilgung einer Brandenburg).
langfristigen Schuld (z. B. Hypothek). – 2) Rückfluss Amtsarzt, in der amtl. Gesundheitsverwaltung (z. B.
des investierten Kapitals durch Verkaufserlöse. Gesundheitsamt) tätiger Arzt.
mos, israelit. Prophet des A. T., um 750 v. Chr., Amtseid, Diensteid, Eid, den ein Staatsoberhaupt,
verkündete den Untergang Israels. Minister, Beamte, Soldaten vor Dienstantritt leisten.
Ampere [amˈpɛːr; nach A. M. Ampère], Zeichen A, Amtsgericht, unterste Stufe der ordentl. Gerichtsbar-
Einheit der elektr. Stromstärke: die Stärke eines keit in Dtl.; das A. trifft Entscheidungen in der
AMI
Zivil- und Strafgerichtsbarkeit; zuständig u. a. auch in
Familien-, Nachlass-, Insolvenz- und Registersachen.
Amr der, chin. Heilungkiang, Strom in O-Asien,
Amur AMUA

2824 km lang, im Mittellauf Grenze zw. Russland


ANA
Amtsvormundschaft, staatlich geregelte Vormund- und der Mandschurei (China).
schaft; wird vom Jugendamt ausgeübt. Amylse die, Stärke abbauendes Enzym; Vorkommen
Amylase AMYA

Amudarj der, Fluss in Zentralasien, 2540 km lang,


Amudarja AMUA in Malz und Hefen, in der Bauchspeicheldrüse und
Quellflüsse im Hindukusch und im Pamir, im Speichel.
durchfließt Usbekistan und Turkmenistan; Zufluss Anablika, anable Sterode, den Eiweißaufbau des Anabolika ANAA

des Aralsees, den er wegen Wasserentnahme zu Körpers fördernde, sich von den Androgenen
Bewässerungszwecken meist nicht mehr erreicht. ableitende chem. Stoffe; Arzneimittel, gelten im
Amultt das, Gegenstand, der Dämonen, Unglück oder Sport als Dopingmittel.
Gefahren abwenden soll. Anagrmm das, Buchstabenumstellung, um ein Anagramm ANAA

neues Wort, Decknamen oder Rätsel zu bilden.


mundsen, Roald, norweg. Polarforscher,
Amundsen AMUA Anaheim [ˈænəhaɪm], Stadt in Kalifornien, USA, im SO
Anaheim ANAA

* 1872, † 1928 (verschollen). Amundsen durchquerte von Los Angeles, 346 000 Ew.; Vergnügungspark
1903–06 erstmals mit nur einem Schiff (der »Gjöa«) Disneyland; .
in einer Richtung die Nordwestpassage. Enttäuscht Anaknda die, südamerikan. → Riesenschlange. Anakonda ANAA

von der Nachricht, dass ihm der Amerikaner R. E. Ankreon, griech. Dichter, * um 575, † nach 495 Anakreon ANAA

Peary 1909 mit seinem Vorstoß zum Nordpol v. Chr.; schrieb Trink- und Liebeslieder.
zuvorgekommen war, brach er nun zu einer Anakrentiker, dt. Dichter des 18. Jh., die, von AnakreontikerANAA

Südpolexpedition (1910–12) auf, die sich zu einem Anakreon beeinflusst, galante Lyrik und Naturlyrik
»Wettlauf zum Pol« mit dem Engländer R. F. Scott schrieben (Gleim, Uz, der junge Goethe).
entwickelte. Amundsen erreichte mit Hunde- anl, den After betreffend.
anal ANAA

schlitten über das Schelf- und Inlandeis am 14. 12. Analptika Pl., → Anregungsmittel. Analeptika ANAA

1911, fünf Wochen vor Scott, als Erster den Südpol. An|alges die, Schmerzlosigkeit. An|algtika Pl., An|algesie AN|A

Damit wurde er zum Nationalheld Norwegens, das schmerzstillende Mittel.


erst seit kurzem ein unabhängiger Staat war und Analog die, Ähnlichkeit, Entsprechung. Im
Analog  ANAA

nun ins Licht der Weltöffentlichkeit rückte. Nach A.-Schluss werden aus der Ähnlichkeit zweier Dinge
zunächst vergeblichen Versuchen, den Nordpol auf in bestimmten Punkten Folgerungen auf ihre
dem Luftweg zu erreichen, überflog A. ihn am 12. 5. Ähnlichkeit in anderen Dingen gezogen; Wahr-
1926 im Luftschiff »Norge« mit U. Nobile und L. scheinlichkeitsschluss.
Ellsworth. 1928 beteiligte sich A. an der interna- An|alphabetsmus der, mangelhafte oder fehlende
tionalen Rettungsaktion der verunglückten Kenntnis und Beherrschung des Lesens und
Nobile-Polarexpedition. Dieser war mit dem Schreibens. Nach einer Definition der UNESCO von
Luftschiff »Italia« auf dem Rückflug in der Nähe von 1951 gilt jeder als Analphabet, »welcher unfähig ist,
Spitzbergen abgestürzt. Während Norwegens einen einfachen Text zu lesen oder einen einfachen
Volksheld auf dem Flug nach Spitzbergen für immer Brief zu schreiben, und zwar in einer Sprache, die er
verschwand, wurde der schwer verletzte Nobile selbst gewählt hat«. Personen, die nur lesen, aber
Wochen später gerettet. nicht schreiben können, werden als
Semianalphabeten bezeichnet;
Sekundäranalphabeten haben
eine früher erworbene Lese- und
Schreibfähigkeit z. B. infolge des
unzureichenden Kontakts mit
gedrucktem Text verloren.
Funktionale Analphabeten
können lediglich einzelne
Buchstaben oder einzelne Worte
wie ihren Namen lesen, weil sie
sich diese einmal antrainiert
haben, beherrschen aber nicht
die Fähigkeit, aus unbekannten
Buchstabenkombinationen
Wörter zu bilden. Das bedeutet,
dass sie z. B. keine Stra-
ßenschilder, Fahrpläne,
Warnhinweise lesen können und
somit im Alltag weitgehend auf
fremde Hilfe angewiesen sind.
Analse die, 1) Zerlegung,
Analyse ANAA

Auflösung; z. B. in der Logik die


Auflösung eines Begriffs in seine
wesentlichen Merkmale;
Gegensatz.: Synthese. – 2) 
qualitative A.,

Analyse A
A Analysis
36 Ermittlung der Bestandteile einer chem. Verbindung form«] das, das absolutistisch regierte (bourbon.)
oder eines Gemenges; quantitative A., Ermittlung der Frankreich vor 1789; allg. die polit. und gesellschaftl.
Mengen der Bestandteile einer chem. Verbindung. Verhältnisse im Europa des 17./18. Jh., bes. der
Anlysis die, Teilgebiet der Mathematik, das auf den privilegierten Adelswelt.
Grundbegriffen Zahl, Funktion und Grenzwert Ancna, ital. Hafenstadt am Adriat. Meer, Hptst. der
aufbaut; umfasst Infinitesimalrechnung, Funktionen- Marken, 101 000 Ew.; Univ.; Handelszentrum.
theorie (komplexe A.), Differenzial- und Integral- Andalsi|en, histor. Landschaft im S Spaniens, im W
gleichungen. fruchtbares Tiefland am Guadalquivir, im O vom
analtische Geometr, Teilgebiet der Mathematik, Andalus. Gebirge mit der Sierra Nevada (3482 m)
in dem geometr. Figuren (z. B. Geraden, Kurven) durchzogen. Anbau von Weizen, Wein, Südfrüchten,
punktweise durch Zahlen (→ Koordinaten) und die zw. Tomaten, Gemüse und Sonnenblumen; Schaf-,
ihnen bestehenden Beziehungen durch Gleichungen Pferde- und Kampfstierzucht. Erzlager; Tourismus.
oder Ungleichungen beschrieben werden. Städte: Sevilla, Córdoba, Granada, Málaga, Cádiz,
Anäm die, Blutarmut, Verminderung der roten Guadix u. a.
Blutkörperchen und/oder des roten Blutfarbstoffs Andamnen, Inselkette im Golf von Bengalen (Ind.
(Hämoglobin) unter die Norm. Ozean), bilden mit den Nikobaren das ind. Unions-
Anamnse [griech. »Erinnerung«] die,  Vorgeschichte territorium A. und Nikobaren, 8249 km 2, 411 000 Ew.;
einer Krankheit. Hptst.: Port Blair. Ausfuhr: Kopra. – 2004 durch einen
nanas die, trop. Gewächs aus Mittelamerika, Tsunami stark zerstört.
fleischige, wohlschmeckende Frucht im zapfenförmi- andnte,  mäßig langsam. Andnte das, mäßig
gen Fruchtstand; Hauptanbaugebiete: Thailand, langsamer Satz eines Tonstücks.
Hawaii, Brasilien, Florida u. a. nden Pl., die südamerikan. → Kordilleren.
nand, Viswanathan, ind. Schachspieler, * 1969; ndernach, Stadt in Rheinl.-Pf., am Rhein, 29 500 Ew.;
2000–02 Schachweltmeister des Weltschachbunds Kunststoffind., Metallverarbeitung; roman.
FIDE; seit 2007 erneut Weltmeister. Liebfrauenkirche, mittelalterl. Stadtmauer.
Anastsia, Großfürstin A. Nikoljewna, * 1901, † 1918 ndersch, Alfred, dt. Schriftsteller, * 1914, † 1980;
(?); jüngste Tochter des russ. Kaisers Nikolaus II., der Romane »Sansibar oder der letzte Grund« (1957),
mit seiner Familie in der Nacht zum 17. 7. 1918 in »Winterspelt« (1974).
Jekaterinburg ermordet wurde. Mehrere Frauen (am ndersen, 1) Hans Christian, dän. Dichter, * 1805,
bekanntesten Anna Anderson-Manahan, † 1984) † 1875. Seine Märchen zählen zur Weltliteratur: »Die
behaupteten dennoch später, A. zu sein. Prinzessin auf der Erbse«, »Des Kaisers neue
Anästhes die,  → Betäubung. – Anästhesiolog, Kleider«. – 2) Lale, dt. Chansonsängerin, * 1910, † 1972;
Lehre von der Schmerzausschaltung, Narkose, wurde durch den Schlager »Lili Marleen« (1938)
Wiederbelebung und Intensivpflege. während des Zweiten Weltkriegs weltweit bekannt.
Anatli|en, die Halbinsel Kleinasien. ndersen-Nexø [-ˈnegsø], Martin, dän. Schriftsteller,
Anatom [von griech. »zerschneiden«] die, Wiss. vom
Anatom  ANAA * 1869, † 1954; Romane über soziale Not (»Pelle der
Bau der Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen). Eroberer«, 1906–10).
Mikroskop. A.: untersucht den Feinbau von Zellen und Anderson [ˈændəsn], 1) Carl David, amerikan. Physiker,
Geweben. Die systemat. A. erforscht die Organsyste- * 1905, † 1991; entdeckte das Positron und das Myon;
me des Körpers, z. B. Verdauungssystem, Herz-Kreis- erhielt 1936 den Nobelpreis für Physik. – 2) Sherwood,
lauf-System, Nervensystem, Bewegungsapparat. Die amerikan. Schriftsteller, * 1876, † 1941; war weg-
topograf. A. beschreibt die Körperstrukturen nach weisend für die Kurzgeschichte auf psycholog.
ihren räuml. Lagebeziehungen zueinander; spielt bes. Grundlage (»Winnesburg, Ohio«, 1919).
in der Chirurgie eine Rolle. Die vergleichende A. Andō, Tadao, jap. Architekt, * 1941; gehört mit
untersucht die Baupläne versch. Tierarten auf Gemein- zahlreichen, von einer eher asket. Grundhaltung
samkeiten und Unterschiede hin. geprägten Bauten zu den internat. führenden
Anaxgoras, griech. Philosoph, * um 500, † 428 v. Chr.; Architekten; erhielt 1995 den Pritzker-Preis und 1996
sah in der Vernunft die verursachende Kraft alles den Kunstpreis Praemium Imperiale.
erkennbaren Seins. Andrra, Fürstentum in den östl. Pyrenäen, 468 km 2,
Anaximnder, griech. Naturphilosoph, * um 610, † um 86 000 Ew.; Hauptort: A. la Vella. Amtssprache:
546 v. Chr.; gilt als Begründer der wiss. Geografie. Katalanisch. Staatsoberhäupter sind der frz.
Nach A. entstehen die Dinge in Gegensätzen aus dem Staatspräs. und der span. Bischof von Urgel; 1993 erste
Grenzenlosen (Apeiron) und vergehen wieder in ihm. demokrat. Verfassung. – Viehzucht, Tourismus.
Anaxmenes, griech. Philosoph, im 6. Jh. v. Chr., Andras, hl. Apostel (Tag: 30. 11.), Schutzpatron
Schüler des Anaximander, dessen Begriff des Russlands, Schottlands und der Bergleute, Bruder des
»Grenzenlosen« er mit der Luft gleichsetzte. Petrus, wurde nach der Legende an einem Kreuz mit
ANC, Abk. für African National Congress, → Afrikani- schrägen Balken gekreuzigt (A.-Kreuz).
scher Nationalkongress. Andrić [ˈandritɕ], Ivo, bosnisch-serb. Schriftsteller,
Anchorage [ˈæŋkərɪdʒ], größte Stadt Alaskas, USA, * 1892, † 1975; schrieb Erz. und Romane (»Die Brücke
280 000 Ew.; Univ.; internat. . über die Drina«, 1945) aus Bosniens Gesch.; erhielt
Anchvis die, Anschvis, Sardlle, ein Heringsfisch; den Nobelpreis für Lit. 1961.
auch filetierte, in Salz, Marinade oder Kräuter Androgne Pl., männl. Geschlechtshormone.
eingelegte Sardelle. androgn,  rein männl. und rein weibl. Blüten am
Ancien Régime [ãˈsj reˈʒiːm; frz., »alte Regierungs- selben Individuum ausbildend.
ANA
Androde, menschenähnl. Maschine, künstl. Mensch
(bes. im Science-Fiction-Bereich).
in der Äneis schildert, Italien. Sein Sohn Ascanius
gründete Alba Longa.
ANG
Anekdte die, kurze, heitere, auch scharf charakterisie-
Andrmeda, 1) griech. Sage: Tochter des rende Erzählung über eine histor. Persönlichkeit oder
äthiop. Königs Kepheus und der Kassiopeia; weil diese Begebenheit.
sich gerühmt hatte, schöner als die Nereiden zu sein, Anemomter das, Gerät zur Messung der Wind-
wurde das Land von einem Meerungeheuer geschwindigkeit.
heimgesucht, dem A. geopfert werden sollte. Perseus Anemne die, Gattung der Hahnenfußgewächse;
tötete das Ungeheuer, befreite und heiratete darunter das einheim. weiß-rötlich blühende
sie. – 2) ein Sternbild am Nordhimmel, das im Buschwindröschen.
Herbst und Winter am Abendhimmel beobachtbar ist. Anerkennung, Bereitschaft eines Staates, mit einem
Die hellsten Sterne sind Alpheratz, Mirach und neuen Staat (diplomat.) Beziehungen aufzunehmen.
Alamak; das bekannteste Objekt dieses Sternbilds ist Anto, Pco de A., höchster Gipfel der Pyrenäen, 3404 m,
der Andromedanebel. im Maladetamassiv an der span.-frz. Grenze.
Aneursma das, örtlich begrenzte, krankhafte
Galaxien auf Kollisionskurs Erweiterung einer Arterie oder der Herzwand.
Blickt man auf Andromeda, so kann man nördlich Anfechtung, Herbeiführen der Unwirksamkeit einer
davon bei klarer Sicht einen schwachen Nebel- Willenserklärung (z. B. Kaufvertragsangebot,
fleck erkennen: den Andromedanebel, auch M 31 Testament), wenn diese durch Irrtum, Täuschung
genannt. Es handelt sich um eine Spiralgalaxie, die oder Drohung zustande gekommen ist.
rd. 2,5 Mio. Lichtjahre von der Erde entfernt und Angar die, Nebenfluss des Jenissei, O-Sibirien, Abfluss
mit einem Durchmesser von 200 000 Lichtjahren des Baikalsees, 1779 km lang; Wasserkraftwerke.
etwa doppelt so groß ist wie die Milchstraße. Der Angelfall [ˈeɪndʒəl-], Slto Angel, der höchste bekannte
Andromedanebel ist kein starres Objekt, sondern Wasserfall der Erde (Fallhöhe 979 m), im Bergland von
bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von rund Guyana, Venezuela; wurde 1935 von dem amerikan.
300 km pro Sekunde und »verschlingt« dabei Ingenieur James Angel entdeckt.
kleinere Galaxien. Auch die Milchstraße liegt auf Angelico [anˈdʒɛːliko], Fra Angelico, ital. Maler, * um
seinem Weg. In rund zwei Mrd. Jahren werden 1401/02, † 1455, Künstler der Frührenaissance, v. a.
beide Galaxien erstmals kollidieren, sich dann kontemplativ-religiöse Szenen.
wieder voneinander entfernen, um schließlich ngelsachsen Pl., 1) die german. Stämme der Sachsen,
nach 1,5 Mrd. Jahren erneut zusammenzustoßen. Angeln und Jüten, die im 5. und 6. Jh. vom nördl.
In der Folge werden die Galaxiefetzen verschmel- Ndsachs. und Schlesw.-Holst. aus den Hauptteil
zen – die Geburt eines neuen Sonnensystems. Britanniens eroberten und zum Kern des engl. Volkes
wurden. Ihr Reich erlag 1066 den Normannen. – 2) in
den USA Bez. für Amerikaner brit. Abstammung.
ndros, nördlichste Kykladeninsel, 380 km 2, 9000 Ew. ngelus der, Bote, Engel. A. Dmini, kath. Gebet, Auch wenn der
Änas, griech.-röm. Sage: trojan. Held, flüchtete nach verrichtet morgens, mittags und abends beim Andromeda-
dem Fall Trojas, erreichte nach Irrfahrten, die Vergil A.-Läuten. nebel zu den am
besten erforsch-
ten Galaxien ge-
hört, bleibt er
rätselhaft und
sorgt immer wie-
der für Über-
raschungen.
2005 entdeck-
ten Forscher
mysteriöse Ku-
gelsternhaufen,
die die Galaxie
umkreisen. Ex-
perten vermuten
darin Reste von
Zwerggalaxien,
die sich Andro-
meda »einver-
leibt« hatte.

37

Angelus A
A Angelus Silesius
38 ngelus Silsius [lat. »Schles. Bote«], eigtl. Johann Angla, Rep. in SW-Afrika, mit der Exklave Cabinda
Schffler, dt. geistl. Dichter, getauft 1624, † 1677; 1 246 700 km 2, 18,5 Mio. Ew.; Hptst. Luanda;
Vertreter der Gegenreformation; Spruchgedichte Amtssprache: Portugiesisch. A. ist eine von Flüssen
»Cherubinischer Wandersmann«, Kirchenlieder. zerschnittene Hochfläche, im Innern bis zu 2620 m
Angers [ãˈʒe], Stadt in NW-Frankreich, an der Maine, hoch, mit Steilabfall zum schmalen Küstensaum;
146 100 Ew.; Univ., Kathedrale (12./13. Jh.; mit bed. Klima tropisch warm, auf dem Hochland gemildert;
Glasfenstern), Anjou-Schloss (13. Jh.); Textilindustrie, vorherrschend Savanne, der äußerste SW ist Wüste. –
Maschinenbau. Die Wirtschaft basiert auf der Erdölförderung.
Angeschuldigter, Beschuldigter, gegen den die Ausfuhr: Erdöl und Diamanten. Wichtigste : Luanda,
öffentl. Klage erhoben, aber das Hauptverfahren noch Lobito; internat. : Luanda. – A. wurde nach der
nicht eröffnet worden ist. Entdeckung durch Diego Cão 1483 port. Prov.
Angna die,  Entzündung im Rachenbereich, (Port.-Westafrika), im Nov. 1975 unabhängig. Im
Halsentzündung oder Mandelentzündung. Kampf um die Herrschaft setzte sich die von der
Angna pctoris, Stenokard, Anfälle von heftigen
Angina pectoris ANGA UdSSR und Kuba unterstützte kommunist. MPLA
Herzschmerzen, bis in die linke Schulter ausstrah- (Volksbewegung für die Befreiung A.s) gegen die
lend, verbunden mit einem Engegefühl und prowestl. Befreiungsbewegung UNITA (Nationalunion
Todesangst; eine Funktionsstörung der Herzkranz- für die vollständige Unabhängigkeit A.s) unter
gefäße. J. Savimbi durch, was jedoch zu einem Bürgerkrieg
Angiograf die, Vasograf, Röntgenuntersuchung von führte, der 1991 zunächst beendet wurde. 1992 fanden
Blutgefäßen nach Einspritzen eines Kontrastmittels. Parlamentswahlen statt, nach denen der Bürgerkrieg
Angim, das, gutartige Geschwulst des Gefäßgewebes. aber wieder aufflammte. Trotz eines Friedensabkom-
Angiosprmen,  die Bedewcktsamer, → Blüte. mens 1994 und der Bildung einer »Reg. der nat.
ngkor, Ruinenstadt (Weltkulturerbe) in Kambo- Einheit« 1997 kam es erneut zu Kämpfen zw. Armee
dscha, die 889 n. Chr. als Hauptstadt des Khmer- und UNITA. Nach dem Tod Savimbis 2002 wurde ein
Reiches gegründet wurde. Durch die geometrische Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet. Die Wahlen
Anlage von künstlichen Seen, Dämmen und Gräben 2008 gewann die MPLA. 2010 billigte das Parlament
wurde eine gigantische und hoch entwickelte eine neue Verf. Staatspräs.: J. E. Dos Santos (seit 1979).
Bewässerungsanlage für die Reisfelder geschaffen, Angrawolle, das feine Haar der Angoraziege, kommt
die Tempelberge, Paläste und Wohngebiete als Mohair in den Handel, auch das lange Seidenhaar
umschloss. Hinduistischen Göttern und dem Buddha des Angorakaninchens.
geweiht, symbolisieren die Tempel das Zentrum des Angostrarinde, bittere Rinde südamerikan.
Universums, den Berg Meru und den damit Rautengewächse; appetit- und verdauungsanregend.
identifizierten König. Im 12. Jh. entstand u. a. die Angst, Affekt oder Gefühlszustand, der im Unterschied
Tempelanlage Angkor Vat. Die Zerstörung der Stadt zur Furcht einer unbestimmten Lebensbedrohung
erfolgte 1431 durch die Thai. entspricht. A. steht oft in Zusammenhang mit körperl.
Erscheinungen, bes. an den Atmungsorganen und am
Angliknische Kirchen- Herzen. Als Krankheitszeichen ohne erkennbare
gemeinschaft, die Gemeinschaft der aus der körperl. Krankheit kommt A. u. a. bei neurot.
→ Kirche von England hervorgegangenen, rechtlich Störungen, z. B. Phobie, vor. → Sonderbeitrag S. 40 ff.
selbstständigen National- und Partikularkirchen nhalt, histor. Territorium, als Land des Dt. Reiches
(Prov.), die bes. auf dem Gebiet des ehem. British 2326 km 2 mit (1939) 432 000 Ew., im Gebiet des
Empire verbreitet sind. Kennzeichnend für die A. K. Unterharzes und beiderseits der mittleren Elbe. –
sind die Anerkennung der Bibel als Zeugnis der göttl. A. ist als Fürstentum der Askanier entstanden.
Offenbarung, das Apostolische Glaubensbekenntnis, 1806/07–1918 bestanden die Herzogtümer A.-Bern-
die Sakramente von Taufe und Abendmahl und das burg, A.-Dessau und A.-Köthen (ab 1859 gemeinsame
historische (d. h. ursprüngliche) Bischofsamt. Seit den Verf.); 1919–33 war A. Freistaat, 1933–45 unterstand
1980er Jahren sind in Kanada, Neuseeland und den es mit Braunschweig einem gemeinsamen Reichs-
USA Frauen zum Priesteramt zugelassen, seit 1993 statthalter, nach 1945 kam A. zur SBZ (Land Sa.-Anh.),
auch in der Kirche von England. 1952 zu großen Teilen zu den DDR-Bez. Halle und
Magdeburg; seit 1990 ist Sa.-Anh. Bundesland.
Priesterfamilien mit päpstlichem Segen Anhydrde,  Verbindungen, die aus Säuren oder
Seit es in der Anglikanischen Kirche auch Prieste- Basen durch Wasserentzug entstehen.
rinnen gibt und 2003 in den USA ein bekennender Aniln das, Amnobenzol, farblose, giftige Flüssigkeit, die
Homosexueller zum Priester geweiht wurde, ist die an der Luft schnell bräunt, gewonnen v. a. durch
Kirche von einer Spaltung bedroht. Viele Mitglieder Hydrierung von Nitrobenzol; dient zur Herstellung
kündigen ihren Austritt an – und werden von der von A.-Farben, A.-Harzen und Arzneimitteln; starkes
römischen Ursprungskirche mit offenen Armen Blut- und Nervengift.
empfangen. Verheiratete anglikanische Priester, die
zur römisch-katholischen Kirche »zurückkehren«, Animatinsfilm, Trickfilm, im Animations-
Animationsfilm ANIA

dürfen laut päpstlicher Ankündigung von 2009 sogar film (zu lat. animatio »Beleben, Beseelen«) wird beim
ihre Familie behalten. In eigens für sie eingerichteten Zuschauer durch verschiedene technische Verfahren
Personalbistümern sollen sie weiter nach ihrer (Tricks) unter Ausnutzung der Trägheit des mensch-
Liturgie als Priester tätig sein können. lichen Sehapparats der Eindruck von Bewegung
erzeugt. Der Einsatz von Trickelementen ist fast so alt
ANG
ANN

wie der Film selbst. Die


Entwicklung des klassischen Zeichentrickfilms ist mit
Walt → Disney verbunden, der in seinen Produktionen
viele (trick-)technische Neuerungen erstmals
einsetzte und 1937 mit »Schneewittchen und die während der persönl. Entwicklung in
sieben Zwerge« den ersten abendfüllenden Auseinandersetzung mit der Umwelt zu bestimmten
Zeichentrickfilm in die Kinos brachte. Die Disney- Verhaltensbereitschaften, Fähigkeiten oder
Studios produzierten mit »Tron« 1982 auch den ersten Krankheitsneigungen ausprägen.
abendfüllenden Film, der längere computergenerierte Anlagevermögen, langfristig angelegte Vermögens-
Sequenzen enthält. Ab der zweiten Hälfte der teile eines Unternehmens (Grundstücke, Gebäude,
1980er-Jahre ermöglichte die immer bessere Leistung Maschinen).
der Computer (gerade auch des PCs) die schnelle Anlasser,  Niederspannungsschaltgerät zum
Entwicklung der Computeranimation, für die seit den Verringern des Einschaltstroms von Elektromotoren.
1990er-Jahren die Pixar Animation Studios Maßstäbe Anleihe, langfristige Geldaufnahme, bes. durch den
setzen (»Toy Story«, 1995). Eine besondere Bedeutung Staat, Gemeinden, Unternehmen.
hat in den letzten Jahren der japanische Zeichentrick- nna, Herrscherinnen: Sachsen-Weimar-Eisenach. 1) A.
film (Animé) erlangt, neben zahlreichen TV-Serien Amlia, Herzogin, * 1739, † 1807, Nichte Friedrichs
besonders durch die Filme von Hayao Miyazaki d. Gr., führte 1758–75 für ihren Sohn Karl August die
(»Chihiros Reise ins Zauberland«, 2001). Regentschaft; machte Weimar zu einem Kultur-
Animsmus der, Glaube an die Beseeltheit der Natur mittelpunkt (Goethe). England. – 2) A. Boleyn
und der Naturkräfte. [ˈbʊlɪn], * 1507, † 1536, Geliebte, dann 2. Gemahlin des
nion das, negativ geladenes → Ion. engl. Königs Heinrich VIII., Mutter der späteren
Ans der, weißblütiger Doldenblütler aus dem östl.
Anis ANIA Königin Elisabeth I., wegen angebl. Ehebruchs
Mittelmeergebiet. Die Früchte und das aus ihnen enthauptet. – 3) A. Stuart [ˈstjʊət], * 1665, † 1714,
gewonnene äther. A.-Öl werden als Gewürz, für Königin seit 1702; unter ihrer Regentschaft wurde der
Parfüms und in der Medizin verwendet. Anistte, Span. Erbfolgekrieg erfolgreich beendet.
A.-Likör. Annlen [lat. »Jahrbücher«] Pl., Aufzeichnungen
Anjou [ãˈʒu], alte Grafschaft in NW-Frankreich. geschichtl. Ereignisse nach Jahren geordnet.
Seitenlinien des frz. Königshauses der Kapetinger. nnam, Kernland von Vietnam; ehem. Kaiserreich.
Nach Aussterben der frz. Linie 1481 wurde »Herzog nnan, Kofi, ghanaischer Politiker, * 1938; bekleidete
von A.« Titel einiger frz. Prinzen. seit 1962 versch. Ämter in der UNO, 1997–2006 deren
nkara, Hptst. der Türkei und der Prov. A., im nördl. Gen.-Sekretär; erhielt 2001 zus. mit den Vereinten
Inneranatolien, 3,8 Mio. Ew.; 3 Univ.; Fahrzeugbau, Nationen den Friedensnobelpreis.
Zementfabrik u. a. Ind.; . Thermen, Tempel u. a. aus Annapolis [əˈnæpɔlɪs], Hptst. von Maryland, USA,
röm. Zeit (antiker Name Ankra). 33 400 Ew.; Marineakademie. 1783/84 Versammlungs-
Anker,  bewegl. Teil eines Stromkreises, der beim ort des Kongresses.
Einschalten des Stroms angezogen wird und dabei Annaprna, Gebirgsgruppe im nepales. Himalaja, der
z. B. Schalter, Membrane betätigt. A. 1 ist 8091 m hoch, Erstbesteigung 1950 (durch eine
Anklage, durch die Staatsanwaltschaft (außer bei einer frz. Expedition).
Privatklage) bei Gericht gestellter Antrag auf Annexin die, völkerrechtswidrige Einverleibung
Einleitung eines Strafverfahrens. fremden Staatsgebiets.
Anlage, bei der Geburt vorhandene Bereitschaften
Anlage ANLA nno II., Erzbischof v. Köln, * um 1010, † 1075; brachte
(Erbanlagen, → Gene), die sich 1062 den minderjährigen Kaiser Heinrich IV. in seine
Obhut und regierte für ihn (ab 1063 mit Adalbert von
Bremen). Ihm zu Ehren wurde das »Annolied« (um
1080) verfasst. Heiliger (Tag: 4. 12.).

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o
C s,
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Krisen,
Sensationen -
die mediale Inszenierung von Angst und Schrecken

»Angst ist ein schlechter Ratgeber«, sagt ein vielzitierter Spruch. Das leuchtet ein.
Angst verhindert, dass man in Ruhe nachdenkt, abwägt, urteilt. Allerdings tun das
überschwängliche Freude und Hoff nung auch. Daher sagten die Stoiker: Jedes Gefühl
trübt die Einsicht. Wer zur Vernunft kommen will, muss sich von allen Gefühlen frei
machen. Doch die reine gefühlsfreie Vernunft ist selbst ein frommer Wunsch. Denken
ist aus Fühlen hervorgegangen, und es behält stets einen Gefühlsuntergrund, auch
wenn er sich in den alltäglichen, längst zur Routine gewordenen Denktätigkeiten wie
dem Umgang mit dem Alphabet oder dem Einmaleins kaum mehr bemerkbar macht.
Angst mag oft ein schlechter Ratgeber sein. Doch in der Altsteinzeit, als die Menschen
überhaupt erst zu Menschen wurden, als sie noch nicht über klare Vorstellungen und
eine geordnete Sprache verfügten, über keinen äußeren und inneren Schonraum,
worin sie distanziert und nüchtern überlegen konnten, was zu tun sei, da war Angst
der einzige Ratgeber. Es gab keinen anderen. Angst ist nämlich eine sehr elementare
Art von Gedächtnis. »Gebrannte Kinder scheuen das Feuer«, sagt ein Sprichwort. Das
Feuer, woran sie sich verbrannt haben, hat sich auch ihrem Gedächtnis eingebrannt.
Wo sie wieder mit Feuer zu tun bekommen, erinnern sie sich des bereits Erlebten. Die-
se Erinnerung ist angsterfüllt. Die Angst sagt mir: Das soll mir nicht noch einmal pas-
sieren. Aus Schaden klug werden kann nur, wer sich erinnert – wer Angst hat. Angst
ist unangenehm. Wer sie hat, will sie loswerden. Doch es gibt etwas Schlimmeres
als Angst: Schrecken, der unvorbereitet triff t und völlig aus der Bahn wirft. Sigmund
Freud hat deshalb Angst und Schrecken sorgsam unterschieden und gesagt: »An der
Angst ist etwas, was gegen den Schreck schützt.« Wer Angst hat, ist vorbereitet. Wer
völlig ohne Angst wäre, wäre auch völlig unfähig, Gefahren wahrzunehmen. Angst ist
unerlässlich zur Orientierung. Entscheidend ist ihr Maß. Sie muss wohldosiert sein.
Wo Angst panisch ist, schützt sie nicht gegen Schrecken. Sie befindet sich in seinem
Bann. Sie lähmt und raubt die Orientierung.
Kleine Kulturgeschichte Das Unzulängliche –
der Angst hier wird’s Ereignis

Jede Kultur kultiviert auch auf ihre Weise den Fliegende Zeitungen erschienen anfangs nur spo-
Umgang mit Angst. Anfangs geschah das durch radisch: wenn es echte Nachrichten gab. Der große
Opferrituale. Sie beschwören den erlebten Natur- Umschwung kam mit der Kommerzialisierung der
schrecken wieder herauf. Sie wiederholen ihn in Presse im 17. Jahrhundert. »Wo sollen all die Nach-
Eigenregie. So holen sie gleichsam die schützende richten herkommen, die eine wöchentlich erschei-
Angst nach, die fehlte, als er jäh zuschlug. Opferri- nende Zeitung braucht?«, fragten sich damals nicht
tuale sind Kanäle und Ventile für Angst. Allmählich wenige. Das war gar nicht so abwegig. Regelmäßig
übernahmen Schauspiele diese Rolle. Man kann an erscheinende Zeitungen müssen auch regelmäßig
ihnen teilnehmen, ohne selbst in sie verstrickt zu mit Mitteilenswertem gefüttert werden. Und wenn
sein: als Zuschauer. Man kann sich all dem Schau- es nicht genug davon gibt? Etwa im alljährlichen
der und Jammer aussetzen, den sie erregen, und »Sommerloch«, wenn die ganze Prominenz Ferien
sie gefahrlos durchleben. Die griechische Tragödie macht und der politische, wirtschaftliche und kul-
dient denn auch, wie Aristoteles sagt, der Katharsis, turelle Betrieb auf Sparflamme läuft? Dann müssen
das heißt der Entladung und Reinigung von diesen höchst durchschnittliche Ereignisse in den Rang
Gefühlen. von Nachrichten erhoben werden.

Mit dem Buchdruck öffnete sich ein neues Gefühls- Entweder brisante Ereignisse optimal zurechtma-
ventil. Flugblätter, »fliegende Zeitungen« wurden chen oder blasse Ereignisse brisant machen: Darin
gedruckt, verkauft, weitergereicht, verlesen. Sie besteht das Nachrichtengeschäft. Sein Grundsatz
enthielten Berichte und Gerüchte von Türken- lautet: »Wichtiges ist mitzuteilen.« Aber es kehrt
kriegen und Papstentscheidungen, von Blut- und ihn zugleich um: »Was mitgeteilt wird, ist wich-
Feuerregen, Missgeburten, Heuschreckenplagen, tig.« Ohne Kompliziertes zu vereinfachen, Banales
Erdbeben, Ungewittern und Himmelserscheinun- aufzubauschen, die öffentliche Aufmerksamkeit
gen – ungeprüft und bunt gemischt; Hauptsache, auf bestimmte Sachverhalte hin- und von andern
es erregte Aufsehen. abzulenken und alles Mitgeteilte mit dem Stempel
»wichtig« zu versehen, konnte schon die Presse
Der Ernstfall des Aufsehenerregenden ist der des 17. Jahrhunderts ökonomisch nicht existie-
Schock. Wer unter Schock steht, hat für nichts ren. Radio, Fernsehen und Internet haben diesen
anderes Aufnahmefähigkeit. Seine Aufmerksamkeit strukturellen Zwang lediglich verschärft – und
befindet sich ganz im Bann des schockierenden die Nachrichtenwahrnehmung verlagert: von der
Ereignisses. Die Schocks, die durch fliegende Schrift auf Ton und Bild.
Zeitungen mitgeteilt wurden, trafen das Publikum
hingegen nicht unmittelbar. Es nahm an ihnen
teil wie an einem Schauspiel. Nur dass hier das
Schauspiel nicht kunstvoll aufgebaut, sondern auf
seinen äußersten Extrakt eingedampft war: die
bloße Nachricht. Alles, was schockierend, bedroh-
lich, verblüffend oder verboten ist, hat das Zeug,
zur Nachricht zu werden. Und noch eines: Eine
Nachricht muss neu sein. Die Nachrichten von
gestern sind heute keine mehr. Echte Nachrichten
schlagen ein wie Geschosse, aber sie brennen auch
ebenso schnell ab.

41
42

In den Tiefen
Sensationen und Quote unseres Trieblebens

Allerdings hat diese Verlagerung enorme Konse- Unablässige kleine Injektionen putschen die
quenzen. Man kann sie an der Bedeutungsverschie- Aufmerksamkeit kurzfristig auf. Langfristig zer-
bung ablesen, die das Wort »Sensation« durchlau- mürben sie sie. Deswegen wird vor dem Fernseher
fen hat. Zu Beginn der Neuzeit hieß es lediglich beim kleinsten Spannungsabfall »gezappt«. Der
Wahrnehmung oder Empfindung – ganz generell Zuschauer, der eine Sendung von Anfang bis Ende
und unspektakulär. Im Laufe des 18. und 19. Jahr- verfolgt, ist längst nicht mehr Maßstab der Pro-
hunderts gewann es zunehmend die Bedeutung grammplanung. Umso sensationsheischender wird
von besonderer Wahrnehmung: Wahrnehmung des die Programmvorschau. Die Anschauungsform der
Ungewöhnlichen, Aufsehenerregenden. Inzwischen Sensation verlangt von sich aus nach entsprechen-
versteht man unter »Sensationen« die aufsehen- den aufsehenerregenden Inhalten, die einschlagen
erregenden Ereignisse selbst. Kein Massenmedium wie echte Nachrichten. Jede Nachricht kommt
kommt mehr ohne solche Sensationen aus. Die mit dem Gestus »Achtung«, »Aufgepasst« daher.
öffentlich-rechtlichen Sender konkurrieren mit den Jede Werbung natürlich auch. Sie spielt sich als
privaten um Spektakuläres. Unsummen werden Nachricht auf, und weil Nachrichten zumeist nicht
für die Übertragung von Fußballspielen geboten. so schön wie Werbung sind, haben manche Firmen
Seriöse Tageszeitungen sehen immer mehr wie begonnen, mit dem Elend der Welt zu werben.
Illustrierte aus. Die Allgegenwart der Massenme- Benetton assoziierte seine Markenkleidung mit
dien hat längst begonnen, die allgemeine Wahr- Kriegstoten, Flüchtlingen und Aids.
nehmungsökonomie zu formen. Deren Trend: Was
nicht sensationell ist, wird nicht wahrgenommen. Die Grenzen zwischen Nachrichten, Werbung
Die Wahrnehmung des Aufsehenerregenden wird und Unterhaltung sind längst verschwommen.
zur Wahrnehmung überhaupt. Nachrichtenstandards sind ebenso in die Unterhal-
tungsdramaturgie eingedrungen wie Hollywood-
In seiner Frühzeit war der Film noch kein Nach- standards in die Nachrichtenaufbereitung. Infotain-
richtenmedium, sondern ein Leinwandschauspiel. ment ist das Fachwort dafür. Wie aber informiert
Und Filme waren rare Highlights, besondere Wo- man unterhaltsam? Prominentenklatsch und Kuri-
chenendvergnügen, denen das Publikum während ositäten aus der Sparte »Kind beißt Hund« reichen
der Werktage entgegenfieberte. Heute sind Bild- dafür nicht aus. Unterhaltung muss auch unter die
schirme alltäglich. Filme, Nachrichten, Werbung, Haut gehen, sie muss die Tiefenschicht des mensch-
Post: Alles läuft über sie. Damit haben sich auch lichen Trieblebens erreichen, Begehren und Angst
die Wahrnehmungsbedingungen stark verändert. erregen, sonst erregt sie kein Aufsehen. Und daher
Mit den schönen Leinwandträumen von Liebe und gravitiert die moderne Medienmaschinerie unter
Erfolg aus Hollywoods Frühzeit kann man heute dem Druck der Einschaltquoten wieder dorthin,
kaum mehr ein Massenpublikum in Atem halten. wo die fliegenden Zeitungen einst begannen: zur
Man muss die filmischen Möglichkeiten voll aus- Inszenierung von Angst und Schrecken.
reizen. Das Auge der Kamera ist indiskret. Es legt
mit Naheinstellungen die intimsten Räume bloß. Das Auge der Kamera hat gewiss zu einem freieren
Es kann Sexual-, Gewalt- und Horrorszenarien bis Blick auf die Sexualität beigetragen. Eine Portion
ins Detail in Großaufnahme erscheinen lassen. Es Sexualvoyeurismus gehört zur medialen Unterhal-
ist aber auch in dem Sinne zudringlich, dass es mit tungsnormalität. Aber echtes nachrichtenrelevan-
jeder Änderung seiner Einstellung, mit jedem Bild- tes Aufsehen erregt Sexualität – zumindest in der
schnitt dem Auge des Zuschauers einen kleinen westlichen Welt – fast nur noch, wo sie mit Grauen
Schock erteilt, eine Aufmerksamkeitsinjektion, ein gemischt ist: etwa beim Kindesmissbrauch, sei es,
»Achtung«, »Aufgepasst«, »Hierhergesehen«. Jeder dass herauskommt, wie häufig er in Erziehungsan-
Bildschnitt verheißt eine Sensation. Sensation wird stalten und Familien geschieht, sei es, dass er als
zur allgemeinen »Anschauungsform« (Kant). Kinderpornographie im Internet angeboten wird.
Schweinegrippe, Schneechaos
und Co. – von der Normalität
zur Katastrophe

Auch hier gilt, was generell gilt: Das meiste Auf-


sehen erregen – abgesehen vom Sport – Katastro-
phenmeldungen. Erdbeben, Überschwemmungen,
Seuchen; Kriegshandlungen, Bombenattentate,
Entführungen; Schiffsuntergänge, Flugzeugabstür-
ze, Eisenbahnunfälle; Bankenkräche, Firmen-
pleiten, Wahlschlappen: Sie alle werden als Kata-
strophen gehandelt. Doch ob und wie sie zusam-
menhängen und in welchem Maße sie für wen
katastrophal sind, das müssen sich die Nachrich-
tenempfänger selbst zusammenreimen. Und wie
das ruckartige Hin und Her zwischen zahllosen
Kameraeinstellungen die Aufmerksamkeit zer-
mürbt, so beeinträchtigt das Hin und Her zwischen
lauter heterogenen Nachrichten die Urteilskraft.
Dass das Wort »Schneechaos« von Leuten stammt,
die verlernt haben, dass zu einem strengen Winter »Habe Mut, dich deines eigenen
auch Schneeverwehungen und Transportbehinde- Verstandes zu bedienen«
rungen gehören, kann man sich leicht denken.
Aber was soll man von der Schweinegrippe hal-
ten? Die Experten sind sich nicht einig, der Laie Diese Botschaft Immanuel Kants sendet jede
schwankt zwischen ihren Meinungen, die Regie- Katastrophe auch aufs Neue. Denn es wird immer
rung hat mehr Impfstoff gegen sie geordert als sich schwerer, zwischen aufgebauschten und echten
als nötig herausstellte. Keine Urteilskraft ist auf der Katastrophen zu unterscheiden, zwischen punktu-
sicheren Seite, wenn Seuchenausbrüche gemeldet ellen, furchtbar spektakulären wie einem Tsuna-
werden. Und der Bankenkrach des Jahres 2008? mi und andern, die so generell und schleichend
Die bestürzte Berichterstattung darüber war gewiss sind wie der Welthunger, der immer mehr durch
nicht bloß aufgebauschtes »Krisotainment«. Die alle Raster der Sensation fällt. Unspektakuläre
existenziell Geschädigten kamen wenig zu Wort. Katastrophen sind vielleicht die schlimmsten; sie
Den Fachleuten war der Krach überwiegend pein- sind nicht einmal sendefähig. Es ist nicht Aufklä-
lich. Die meisten hatten ihn nicht vorausgesehen, rungswille, der die Massenmedien so überpropor-
viele aber kräftig zur Spekulationsblase beige- tional zur Übertragung von Angst und Schrecken
tragen, die nun geplatzt war, und vergessen, dass treibt; es ist eine ihnen selbst gleichsam strukturell
solche Blasen zum Kapitalismus gehören wie der innewohnende Existenzangst: dass alles, was nicht
Dampf zum Kochen. Angst erregt, auch keine Aufmerksamkeit erregt.

Prof. Dr. Christoph Türcke


Der Autor studierte Ev. Theologie und Philosophie;
seit 1993 ist er Professor für Philosophie an der
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
2009 wurde er erster Preisträger des 43
Sigmund-Freud-Kulturpreises.
A Annuität
44 Annuitt die, Jahresrate zur Abtragung einer Dialogen: »Jeanne oder die Lerche« (1953), »Becket
Geldschuld, bestehend aus Zins- und Tilgungsanteil. oder die Ehre Gottes« (1959).
Ande die, Elektrode, die positive Ladungen abgibt; Anregungsmittel, Stimulntia, Analptika, Mittel, die
Ggs.: Kathode. die Erregbarkeit des Zentralnervensystems steigern,
Anonme Alkohliker, Abk. A. A., von ehem. z. B. Koffein.
Alkoholabhängigen 1935 in den USA gegr., heute nselm von Canterbury [-ˈkæntəbərɪ], engl.
weltweit verbreitete Selbsthilfeorganisation Theologe und Philosoph, * 1033, † 1109; ab 1093
alkoholkranker Menschen. Erzbischof von Canterbury, Hauptvertreter der
an|orgnisch, nicht zur belebten Natur gehörend. Frühscholastik; Heiliger (Tag: 21. 4.).
Die a. Chemie umfasst alle Grundstoffe mit ihren Anshan [-ʃan], Ind.-Stadt in NO-China, 1,74 Mio. Ew.;
Verbindungen außer den organ. Verbindungen des Stahl-, chem. und Zementindustrie.
Kohlenstoffs. ANSI-Code, die vom American National Standards
ANSI-Code ANSA

Anouilh [aˈnuj], Jean, frz. Dramatiker, * 1910, † 1987; Institute (ANSI) festgelegte Zuordnungsregel für die
psycholog. aufgebaute Dramen mit geistreichen Darstellung von Zeichen in binärer Form; jedem
Zeichen wird eine bestimmte binäre Zahl aus acht
Stellen zugeordnet; ihr Äquivalent im Dezimal-
system ist die ANSI-Nr. (1–256); die Gesamtheit aller
gemäß dem A.-C. dargestellten Zeichen bildet den
ANSI-Zeichensatz.
ansteckende Krankheiten → Infektionskrankheiten. ansteckende Krankheiten ANSA

Anstiftung,  vorsätzl. Verleitung eines anderen zu


einer Straftat. Der Anstifter wird gleich dem Täter
bestraft (§ 26 StGB).
Antlya, türk. Hafenstadt in S-Anatolien, 775 000 Ew.;
Handelszentrum; Seebad; internat. .
Antananarvo, bis 1976 Tananarive, Hptst. von
Madagaskar, im Innern der Insel, 1,47 Mio. Ew.; ehem.
Palast der Königin; Univ.; Ind.; internat. ; nahebei (in
Ambohimanga) ehem. Königsresidenz; UNESCO-
Weltkulturerbe.
Antres der, hellster Stern im Skorpion.
Antrktis, Südpolrgebiet, Bez. für die
Antarktis ANTA

Land- und Meeresgebiete um den Südpol, etwa 21,2


Mio. km 2. Besteht in der Mitte aus einem gebirgigen
Festlandteil, Antarktika, mit Inseln 12,4 Mio. km 2,
der von Schelfeis umgeben ist; weitgehend von einer
rd. 2000 m (an einigen Stellen 4000 m) mächtigen
Inlandeisdecke eingenommen; nur etwa 350 000 km 2
(Berge, Küsten) sind eisfrei; höchster Punkt ist der
Mount Vinson (5140 m), auch tätige Vulkane (Mount
Erebus); polares Klima, 1983 wurde mit −89,2 °C die
tiefste Temperatur der Erde gemessen. Reichhaltiges
Pflanzen- und Tierleben in den antarkt. Meeren
(Algen, Krill, Wale, Robben, zahlreiche Seevögel, v. a.
Pinguine), auf dem Festland nur Flechten, Moose,
einige wirbellose Tiere. An Bodenschätzen, die nicht
ausgebeutet werden dürfen, wurden nachgewiesen:
Erdöl, Kohle, Eisen-, Kupfer-, Nickelerze u. a. Von
Forschungsstationen abgesehen unbesiedelt. – Die
Aufteilung der A. in nat. Sektoren vom Südpol aus
wird von den USA und Russland nicht anerkannt. –
Erste Umsegelung 1772–75 durch J. Cook; im Dez.
1911 erreichte R. Amundsen den geograf. Südpol,
wenig später, im Jan. 1912, R. F. Scott. 1929 flog R. E.
Byrd als Erster zum Südpol. Die erste A.-Durch-
Adern von Malachit (Kupferkarbonat) zeigen das Vorkommen des immer querung zu Fuß und ohne techn. Hilfsmittel
wertvoller werdenden Rohstoffes Kupfer an. Dem 1961 geschlossenen, unternahmen 1989/90 R. Messner und A. Fuchs.
1991 verlängerten Antarktisvertrag folgend werden die Industrienatio-
Wasser aus einer anderen Welt
nen jedoch bis zum Jahr 2041 auf eine Ausbeutung der vorhandenen
Unter der gewaltigen Eisdecke der Antarktis liegen
Bodenschätze verzichten und somit nicht in die Umwelt des Kontinents etwa 70 Süßwasserseen verborgen. Der größte von
eingreifen. ihnen, mit etwa 10 000 km² zugleich einer der größten
Seen der Erde, ist der Wostok-See. Unter einer fast
ANN
4 km starken Eisschicht gelegen, wird das Alter des
Sees auf 35 Mio. Jahre geschätzt. Seit etwa 500 000
Antibitika, von Mikroorganismen (Pilzen,
Bakterien) gebildete, auch synthetisch hergestellte
ANT
Jahren ist er von der Erdatmosphäre abgeschnitten. Stoffwechselprodukte, die andere Lebewesen hemmen
Wissenschaftler vermuten in ihm Mikroorganismen oder zerstören können, daher ein wichtiges
mit einem Genpool aus der Zeit, als die Antarktis Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen. Das wohl
noch mit Vegetation bedeckt war. Der See verfügt bekannteste Antibiotikum ist das Penicillin, das 1929
nämlich sogar über wenn auch geringe Gezeiten, die vom schottischen Bakteriologen Alexander Fleming
für eine regelmäßige Wasserzirkulation sorgen und entdeckt wurde. Insgesamt sind heute rund 8000
damit die Überlebensbedingungen für Mikroorga- antibiotische, also Bakterien abtötende Substanzen
nismen erzeugen. bekannt; in der Medizin werden aber nur etwa 80
davon eingesetzt. Doch je häufiger Antibiotika
verordnet werden, desto eher entwickeln die
Antnne die, 1)  Fühler der Gliedertiere. – 2)  Bakterien eine sog. Resistenz. Pro Jahr wird der
Sende- und Empfangsvorrichtung für elektromagnet. Antibiotika-Verbrauch in der Humanmedizin in
Wellen, die leitungsgeführte elektromagnet. Wellen Deutschland auf 1600 Tonnen geschätzt; am
möglichst verlustarm in freie Wellen umwandelt häufigsten bekommen Kinder unter zehn Jahren diese
(Sende-A.) oder umgekehrt (Empfangs-A.); außerdem Arzneimittel verordnet. Zusätzlich werden
ist eine Bündelung der abgestrahlten Energie in eine antibiotische Medikamente in der Tierzucht
bestimmte bzw. der Empfang aus einer bevorzugten eingesetzt: 2005 lag die Verkaufszahl in Deutschland
Richtung erwünscht. bei 784,4 Tonnen, Tendenz steigend. Diese Medika-
ntes, Horst, dt. Maler und Bildhauer, * 1936; im mente landen über die Nahrungskette letztlich wieder
Mittelpunkt seiner Bilder steht der »Kopffüßler«, eine beim Menschen und verschärfen das Problem der
von ihm erfundene Kunstfigur. Resistenzbildung. Bereits 70 Prozent der Bakterien,
Antholog [griech. »Blütenlese«] die, Sammlung von die Infektionen in Krankenhäusern verursachen, sind
Gedichten, Sprüchen, Prosa. gegen mindestens ein Antibiotikum resistent.
Anthrachinn das,  Ausgangsstoff für die wichtigen
en Z ei t-
nem ch em isch
A.-Farbstoffe (auch Alizarin- oder Anthracenfarb-
stoffe), gelbe Kristalle. W ir leben in ei n den
ci lli n kö nn te vo
al ter un d Peni
Anthrazt der, Glanzkohle, sehr harte Mineralkohle mit
en,
verä nder t werd
größtem Heizwert.
anthropo... [griech. »Mensch«], Vorsilbe mit der
Ch em ik er n so it ig t
Bedeutung auf den Menschen bezüglich, menschen...
Nach teile bese
Anthropolog die, Wiss. vom Menschen, seiner das s al l sein e ri-
s, bess eres De
un d ei n neuere
Entwicklung, seinen körperl. und geistig-seel.
.
werden kö nn te
Eigenschaften. Die biolog. A. beschäftigt sich v. a. mit
der Stammesgesch., der raumbezogenen Variabilität va t herg es tellt Flemi ng
Alexa nder
in seiner
des heutigen Menschen sowie Individualentwicklung, 45
Nobelpreisrede 19
Wachstum und → Konstitution. Die philosoph. A.
untersucht das Wesen des Menschen, seine
Sonderstellung im Kosmos, sein Verhältnis zur Antiblockrsystem, Abk. ABS, elektron. Regel-
Umwelt, seine körperlich-geistige Doppelnatur. einrichtung an Radfahrzeugen, die beim Bremsen das
Anthropomorphsmus der, die Übertragung Blockieren der Räder verhindert.
menschl. Eigenschaften und der menschl. Gestalt auf ntichrist, der große Gegenspieler des wiederkom-
Außermenschliches (bes. auf Götter). menden Christus in der Endzeit.
Anthroposoph die, von R. Steiner begründete Antidepressva Pl., Arzneimittel mit antriebssteigern-
Weltanschauungslehre, die die Welt in einer der und stimmungsaufhellender Wirkung zur
stufenweisen Entwicklung begriffen sieht, die der Behandlung von Depressionen.
Mensch einfühlend und erkennend nachzuvollziehen Antidiabtika Pl., blutzuckersenkende Arzneimittel,
hat, um »höhere« seel. Fähigkeiten zu entwickeln und bes. Insulin.
mit ihrer Hilfe »übersinnl.« Erkenntnisse zu erlangen. ntidot das, Gegenmittel, bes. bei Vergiftungen.
Sie beruft sich in starkem Maße auf Goethe; sie ist Antifaschsmus, Gegnerschaft zum → Faschismus
ferner von christl., ind., gnost. und kabbalist. und Nationalsozialismus (→ Widerstandsbewegung).
Gedanken beeinflusst. (→ Waldorfschulen) Antigne Pl.,  artfremdes Eiweiß, Bakteriengifte, die
anti..., Vorsilbe mit der Bedeutung: gegen... im Körper die Bildung von Abwehrstoffen (→ Antikör-
Antiallrgika Pl., Arzneimittel zur Behandlung von per) oder Reaktionen von Immunzellen hervorrufen.
Allergien. Antgone, griech. Sage: Tochter des Ödipus und der
antiautoritre Erziehung, Schlagwort (seit Mitte Iokaste, Schwester des Eteokles und des Polyneikes,
der 1960er Jahre) einer radikalen Kritik an herkömml. den sie gegen Kreons Verbot nach dem Kampf der
Erziehungspraktiken, soweit diese mit Zwang und Sieben gegen Theben bestattete; lebendig eingemau-
Unterdrückung der kindl. Wünsche und Bedürfnisse ert, tötete sie sich selbst. Tragödie von Sophokles.
arbeiten; heute zunehmend infrage gestellt. Antigua und Barbuda [ænˈtiːgə - bɑːˈbuːdə], Staat im
Antibes [ãˈtib], frz. Hafenstadt an der Côte d'Azur, Karib. Meer, auf den Kleinen Antillen, umfasst die
70 700 Ew.; Spielkasino; mit den Badeorten Cap Inseln Antigua, Barbuda und Redonda, 442 km 2, 45
d'Antibes und Juan-les-Pins. 88 000 Ew. (90 % Schwarze), Hptst. Saint John's.

Antigua und Barbuda A


A Antike
46 Amtssprache: Englisch. Anbau von Baumwolle, Dtl. und Frankreich neuen Antrieb. Schwere
Gemüse, Zuckerrohr; Tourismus; internat.  auf Judenverfolgungen (Pogrome) gab es in Russland.
Antigua. – Antigua wurde 1493 von Kolumbus Weit verbreitete Schriften, darunter Fälschungen wie
entdeckt und ab 1632 (Barbuda ab 1628) von engl. die »Protokolle der Weisen von Zion«, suchten dem A.
Siedlern kolonisiert; seit 1967 mit Großbritannien eine scheinwiss. Grundlage zu geben; in den
assoziierter Staat, seit 1981 Staat im brit. Common- Vordergrund trat ein Rassen-A. Seinen furchtbaren
wealth. Höhepunkt erreichte der A. nach 1933 unter Hitler mit
Antke die, urspr. die Bez. für die griechisch-röm.
Antike ANTA der systemat. Ausrottung der Mehrzahl der europ.
Kunst; seit Beginn des 20. Jh. für das griechisch-röm. Juden (etwa 6 Mio. Opfer). Nach 1945 ist der A. als
→ Altertum als histor. Epoche. Diese umfasst den kollektives Vorurteil trotz internat. Verträge zur
Zeitraum zw. dem Ende der frühgriechischen myken. Gewährleistung der Menschenrechte und innerstaatl.
Zeit (12. Jh. v. Chr.) bis zum Ende der römischen Diskriminierungsverbote keineswegs überwunden.
Kaiserzeit (5. Jh. n. Chr.). Die Hinterlassenschaft der Antispsis die, Hemmung bzw. Abtötung von
A. besteht aus Kunst- und Bauwerken sowie aus Krankheitserregern in Wunden mit chem. Mitteln.
Gebrauchsgegenständen und v. a. aus Texten, die ntiteilchen → Elementarteilchen.
vornehmlich in griechischer und lat. Sprache Antitrrorkrieg, Schlagwort für die nach den
abgefasst sind. Terroranschlägen islamist. Extremisten vom 11. 9.
Antiklopfmittel, Zusätze zu Kraftstoffen, um das 2001 in den USA eingeleiteten Maßnahmen, besonders
Klopfen der Motoren zu verhindern. Bleihaltige A. und die Militäraktion gegen das Terrornetzwerk
Benzol sind in Dtl. seit 1996 nicht mehr zulässig. »al-Qaida« und die Taliban in Afghanistan. Die USA,
Antikoagulnzi|en Pl., gerinnungshemmende Mittel, deren Präs. G. W. Bush einen »langen Feldzug« gegen
z. B. Heparin, verhindern Blutgerinnsel. den internat. Terrorismus ankündigte (begleitet von
Antikomintrnpakt → Komintern. diplomat., wirtschaftl., jurist. u. a. Schritten),
Antikonzeptvum das, empfängnisverhütendes Mittel.
Antikonzeptivum ANTA sicherten sich die Unterstützung zahlreicher Staaten
ntikörper,  im Serum als Reaktion auf das in einer Antiterrorkoalition. Im Rahmen des A.
Eindringen von → Antigenen in die Blutbahn gebildete erzwang eine amerikanisch-brit. Militäraktion 2003
Abwehrstoffe. in Irak den Sturz des Regimes von Saddam Husain.
ntilibanon, dem Libanon gleichlaufendes Gebirge in Antithse die, Gegenbehauptung; Gegenüberstellung
Syrien, bis 2814 m hoch; stark verkarstet. gegensätzl. Begriffe und Gedanken.
Antllen Pl., Inselgruppe in Mittelamerika, umfasst die Antitoxn das,  Gegengift, wird im Körper zum
Großen A. (Kuba, Hispaniola [mit den Staaten Unschädlichmachen eingedrungener, v. a. von
Dominikan. Rep. und Haiti], Jamaika, Puerto Rico) Bakterien erzeugter Gifte (Toxine) gebildet.
und die Kleinen A., geteilt in Inseln über dem Winde Antofagsta, Hafenstadt in N-Chile, an der Moreno-
(Virgin Islands bis Trinidad) und Inseln unter dem bucht, 296 000 Ew.; Univ.; Erzbischofssitz; Ausfuhr-
Winde (vor der Küste Venezuelas). Die A. sind meist hafen für Kupfer; Seebad.
gebirgig (auf Hispaniola bis 3175 m hoch); auf einigen Antonnus Pus, röm. Kaiser (138–161), * 86, † 161; von
tätige Vulkane. Klima tropisch, mit Wirbelstürmen. Hadrian adoptiert; seine Herrschaft war eine Zeit
Antilpen, zahlreiche versch. Arten von Horntieren, großen Wohlstands; ließ in Schottland den Antoni-
bes. in Afrika, Mittel- und S-Asien. nuswall anlegen.
ntimateri|e,  aus Antiteilchen (→ Elementar-
Antimateri|e ANTA Antonini, Michelangelo, ital. Filmregisseur, * 1912,
teilchen) aufgebaute Atome; Materie und A. † 2007; gesellschaftskrit. und psycholog. Filme: »Blow
zerstrahlen beim Aufeinandertreffen; kann mit up« (1966), »Zabriskie Point« (1970).
Beschleunigern künstlich erzeugt werden. 1995 Antnius, Marcus, Mrk Antn, röm. Staatsmann, * um
gelang am CERN erstmals der experimentelle 82 v. Chr., † (Freitod) 30 v. Chr.; Anhänger Caesars,
Nachweis eines A.-Atoms. schloss das Triumvirat mit Gaius Octavius (→ Augus-
Antimn das, Symbol Sb [von lat. Stibium], chem. tus) und Lepidus, erhielt 42 v. Chr. die östl. Reichs-
Element, graues, sprödes Halbmetall. Fp 630,74 °C, Sp hälfte; von der ägypt. Königin Kleopatra beeinflusst;
1750 °C, D 6,7 g/cm3; wird als härtender Legierungs- unterlag Octavian 31 bei Actium.
zusatz verwendet. Viele A.-Salze sind giftig. Antwrpen, frz. Anvers [ãˈvɛːr], größter Seehafen
Antichia, hellenist. Stadt am Orontes in Syrien, 300 Belgiens, an der Schelde, 472 000 Ew.; kultureller
v. Chr. gegr., eine der größten Städte des Röm. Reiches; Mittelpunkt der Flamen; drei Univ., Oper, Rubens-
heute Antakya. haus; Diamantenbörse; Erdölraffinerien, Großchemie,
Antipde der, Bewohner der entgegengesetzten Seite Diamantschleifereien, Werften; Kanäle zu Maas und
der Erdhalbkugel;  Vertreter eines entgegengesetz- Rhein, v. a. Containerverkehr, . – Got. Kathedrale,
ten Standpunkts. Marktplatz mit Renaissancehäusern. – A. wurde 1291
Antisemitsmus der, 1879 von W. Marr geprägter Stadt, später Mitgl. der Hanse; im 16. Jh. reichste
Begriff für Bestrebungen gegen Juden (nicht gegen die Handelsstadt Europas.
Gesamtheit der semit. Völker). Antisemit. Ausschrei- Anbis, ägypt. Totengott mit Schakalkopf.
tungen sind mit der Geschichte der Juden verbunden, Anuradhapra, im 3./2. Jh. v. Chr. Hptst. eines
seit diese über die Welt verstreut wurden (Diaspora, buddhist. Reichs auf Ceylon mit acht Heiligtümern;
→ Juden). Bes. stark ist der A. in christl. Kulturen im 9. Jh. aufgegeben, heute nach Ausgrabungen wieder
hervorgetreten (Überlieferung des N. T.). Als sich die Pilgerziel; zählt zum Weltkulturerbe.
bürgerl. Gleichstellung (Emanzipation) der Juden im nus der,  After; A. praeternaturlis, künstl.
Anus ANUA

18. und (in Dtl.) 19. Jh. durchsetzte, fand der A. bes. in angelegter After.
ANT
Anzeige, 1) Straf-A., Veranlassung zu strafrechtl.
Verfolgung. – 2) Annonce [aˈnsə], die, Insert das,
APEC, Abk. für Asian-Pacific Economic Cooperation
(»Asiat.-Pazif. wirtschaftl. Zusammenarbeit«), 1989
APF
von Auftraggebern ausgehende Veröffentlichung gegr. Wirtschaftsforum von (2010) 21 Staaten des
(Geschäfts-, Familien-, amtl. A.) in einem Druckwerk asiatisch-pazif. Raumes; Sitz: Singapur. Ziele: Abbau
(Zeitung, Katalog usw.). von Handelshemmnissen, regionale und wirtschaftl.
nzengruber, Ludwig, österr. Schriftsteller, * 1839, Zusammenarbeit; 1994 Beschluss über die Schaffung
† 1889; schrieb naturalist. Volksstücke (»Der einer Freihandelszone bis 2020.
Meineidbauer«, 1871), Kalendergeschichten und peldoorn, Stadt in Gelderland, Niederlande, 156 000 Apartheid: Eine
Dorfromane. Ew.; Schulstadt; Metallind.; nördl. von A. die königl. Geldstrafe von
Anziehung,  Kraftwirkung, die den Abstand zweier Sommerresidenz Het Loo. 20 Dollar oder
Körper zu verkleinern sucht, z. B. Massenanziehung. Apennn der, Gebirgssystem der ital. Halbinsel, 20 Tage Gefäng-
AOK, Abk. für → Allgemeine Ortskrankenkasse. 1500 km lang, höchste Erhebung: Gran Sasso d'Italia nis riskiert im
Älische nseln → Liparische Inseln. Äolische Inseln äOLä

April 1970 die-


olsharfe, Windharfe, mit gestimmten
ser schwarze
Äolsharfe äOLä

Saiten bespannter Schallkasten; der


junge Mann, der
Wind erzeugt die Töne.
Arta die, Hauptschlagader, die aus der vertieft in seine
linken Herzkammer entspringende Lektüre auf ei-
Arterie. Aus der A. gehen alle Arterien des ner Parkbank in
Körpers hervor; → Blutkreislauf. Johannesburg
Astatal, ital. Vlle d'Asta, autonome
Aostatal AOSA
sitzt, die aus-
Region in N-Italien, südl. des Montblanc, schließlich für
3263 km 2, 122 000 Ew., überwiegend weiße Bürger
frz.-sprachig; Hptst. Aosta (34 200 Ew.). reserviert ist.
Das A. ist der Ausgangspunkt der
Passstraßen über den Großen und
Kleinen Sankt Bernhard.
Apchen [-tʃ-], Indianerstämme im SW der
USA (z. B. Mescalero, Lipan), urspr.
krieger. Nomaden (bedeutende
Häuptlinge Cochise und Geronimo),
heute meist Viehzüchter in Reservaten.

Aprtheid [afrikaans »Gesondert- A

heit«], die in der Rep. Südafrika seit 1948


von der Reg. praktizierte und gesetzl. ver-
ankerte Politik der Rassentrennung zw.
weißer und farbiger (Bantu, Mischlinge,
Asiaten) Bevölkerung. Sie wurde seit 1990
schrittweise und mit Inkrafttreten der
Verf. von 1993 endgültig aufgehoben. Ziel
der A. war die Sicherung des Herrschafts-
systems der privilegierten weißen Min-
derheit. Bei ihrer Durchführung wurde
zwischen der »Großen« und der »Kleinen
Apartheid« unterschieden. Die »Kleine
Apartheid« bezeichnete die sich im
ganzen Land verbreitende Politik der Ras-
sendiskriminierung und -trennung (z. B.
Verbot von Mischehen, Trennung beim
Besuch von Schulen, Krankenhäusern,
öffentlichen Einrichtungen usw.). Kernelement der in den Abruzzen, 2912 m hoch; im Altertum bewaldet,
»Großen Apartheid« bildete die räumliche Trennung heute weitgehend gerodet.
der Schwarzafrikaner von den Weißen bis hin zur pex der,  der Punkt, auf den die Bewegung der Erde
Bildung von »Homelands«, die auf der Grundlage der in ihrer Bahn um die Sonne gerichtet ist.
bis dahin schon bestehenden Reservate den Schwarz- Apfelbaum, Baum der Rosengewächse; heim.
afrikanern als politische Heimat dienen sollten. Kernobst; in Europa veredelt in rd. 1600 Zucht-
Millionen von Menschen wurden hierfür umgesiedelt. formen. Rosa Blüten sitzen in Büscheln. Verwertung
des Apfels als Tafel-, Dörrobst, Fruchtgallert
des
der In begrif f
(Apfelkraut, -gelee) und zu Getränken (Apfelsaft,
Apar th eid is t un g
-most, -wein). Der bis 10 m hohe Baum liefert hartes
er U nt erdrück
R as sism us, d
Nutzholz.

sc hlic hk ei t.
Apfelblütenstecher, Rüsselkäfer, dessen Made die 47
un d der U nm en Nelson Ma ndela
Apfelblütenknospen ausfrisst.

Apfelblütenstecher A
A Apfelsine
48 Apollnios von Prge, griech. Mathematiker, * um
Apfelsne [niederländ. »Apfel aus China«] die, 262, † um 190 v. Chr.; seine Lehre von den Kegelschnit-
Orange, wichtigste Zitrusfrucht mit vielen Sorten: ten stellt einen Höhepunkt antiker Mathematik dar.
Navelorangen, Blutorangen u. a.; sie wird vor allem in Apologtik die, Verteidigung eines Bekenntnisses,
den Mittelmeerländern, in China, in Südamerika und einer Anschauung oder Lehre; im Christentum die
Kalifornien sowie in Israel angebaut. Rechtfertigung der christl. Offenbarung gegenüber
dem nicht christl. Denken.
Kann eine Apfelsine orange sein? Apoplex die, → Schlaganfall.
Für ein und dieselbe Frucht kennen wir zwei Namen. Apstel [griech. »Sendbote«] der, 1) im N. T. Bez. für die
Der Grund hierfür: Sie kam auf zwei verschiedenen 12 von Jesus berufenen Jünger; ferner auch Pau-
Wegen zu uns. Nach Süddeutschland gelangte sie lus. – 2) Ehrentitel bed. Missionare, z. B. Bonifatius,
Anfang des 18. Jahrhunderts aus Frankreich, wo sie der »A. der Deutschen«. A.-Geschichte, Fortsetzung
besonders als exotisch-dekoratives Element in den des Lukasevangeliums des Neuen Testaments;
herrschaftlichen Lustgärten beliebt war. Die schildert die Ausbreitung der Kirche nach Jesu
Franzosen nannten sie »Orange« und griffen damit auf Auferstehung von Jerusalem bis Rom.
das Wort »narang« zurück; damit hatten schon die a posteriri [lat. »vom Späteren her«], (Erkenntnis) aus
Araber die Pflanze bezeichnet, die ursprünglich in Erfahrung; Ggs.: a priori.
China beheimatet war und über Indien im 16. Jahr- apostlisch, von den Aposteln herkommend oder auf
hundert von portugiesischen Kaufleuten nach Europa diese bezogen. Apostol. Nntius, Vertreter des Papstes
gebracht wurde. In den norddeutschen Raum dagegen bei einem Staatsoberhaupt. Apostol. Stuhl, Bischofs-
gelangte die Frucht durch holländische Kaufleute. Sie sitz des Papstes in Rom. Apostol. Segen, päpstl. Segen.
benannten ihre neue Importware der Einfachheit Apostlisches Glaubensbekenntnis, Apostli-
halber nach ihrer Ursprungsregion: »Apfel aus China«. cum, christl. Glaubensbekenntnis (»Ich glaube an
Der »Sinaasappel« wurde dann in Norddeutschland Gott, den Vater ...«), nach kirchl. Überlieferung auf die
zur »Appelsina«. Apostel selbst zurückgehend; gemeinsames
Glaubensbekenntnis der Kirchen westl. Tradition
(kath., ev., anglikanisch).
Apfelwickler, Kleinschmetterling, → Wickler. Apothese die, Vergöttlichung, Huldigung; auch auf-
Aphl das,  die Sonnenferne (→ Apsiden). wendig inszeniertes Schlussbild einer Schaustellung.
Aphorsmus der, knappe, treffende Formulierung eines Appalchen Pl., engl. Appalachians [æpəˈleɪtʃənz],
Gedankens; Sinnspruch. Gebirgssystem im O Nordamerikas, von Neufundland
Aphrodisakum das, Mittel, das den Geschlechtstrieb bis Alabama, über 3000 km lang, bis 2037 m hoch
und die Potenz steigern soll. (Mount Mitchell); Kohlen, Eisenerze.
Aphrodte, griech. Göttin der Liebe, nach der Appeasement [əˈpiːzmənt] das, Beschwichtigung,
Göttersage aus dem Schaum des Meeres geboren; von Beruhigung; polem. Bez. für die brit. Außenpolitik
den Römern der Venus gleichgestellt. gegenüber Hitler 1933–39.
phthen Pl., mit entzündl. Randsaum umgebener Appellatin die,  veraltet für Anrufung eines
Ausschlag der Mundschleimhaut, durch Infektionen höheren Gerichts (→ Berufung).
(z. B. Herpes) hervorgerufen oder anlagebedingt. Appndix der, 1) Anhang. – 2) Wurmfortsatz des
Apne die, Atemstillstand, Aufhören der Atembewegun- → Blinddarms.
gen, hervorgerufen durch Arzneimittel, Giftstoffe oder Appenzll, 2 Halbkantone (seit 1597) im NO der
Hirnverletzungen; tritt vorübergehend auch bei Schweiz: A. Innerrhoden, 173 km 2, 15 600 Ew.
starkem Schnarchen auf. (Hauptort A., Tourismus), und A. Ausserrhoden,
APO, Abk. für → Außerparlamentarische Opposition. 243 km 2, 52 800 Ew. (Hauptort Herisau).
Apokalpse [griech. »Offenbarung«] die, Offenbarung Appettzügler, Anorxika, Arzneimittel mit
des Johannes. appetithemmender Wirkung, werden zur Behandlung
Apokalptik die, prophet. Offenbarungsschrifttum, in der Fettsucht unterstützend angewendet.
allen Religionen vorhanden, in denen die Frömmigkeit ppische Straße, Va ppia, alte Römerstraße von
von der Erwartung eines Weltendes und Weltgerichts Rom nach Capua, später bis Brindisi.
mitbestimmt ist. Approbatin die, für die Ausübung der Heilkundebe-
Apokrphen Pl., den kanon. Büchern nicht gleich- rufe (Ärzte u. a.) erforderl. staatl. Bestätigung.
gestellte jüd. und christl. Schriften, im A. T. z. B. Aprikse die, Marlle, Steinobstart, orangegelbe Frucht,
Makkabäer, Judith, Jesus Sirach. säuerlich süß.
Apll, lat. Apllo, griech. Apllon, Sohn des Zeus und der a priri [lat. »vom Früheren her«], (Erkenntnis)
Leto, Zwillingsbruder der Artemis; Gott der Reinheit, unabhängig von aller Erfahrung, aus bloßen
der Weissagung (Delphi), des Saitenspiels und Vernunftgründen gültig; Ggs.: a posteriori.
Gesangs, der Rede und des Maßes; Licht- und Apsden Pl., die beiden Punkte der ellipt. Bahn eines
Sonnengott. Himmelskörpers, an denen er dem Himmelskörper,
Apollinaire [apɔliˈnɛːr], Guillaume, frz. Dichter und den er umkreist, am nächsten bzw. fernsten ist. Bei
Kunstkritiker, * 1880, † 1918; entscheidender Anreger der Erdbahn heißen sie Perihel (Sonnennähe) und
des Surrealismus. Aphel (Sonnenferne), bei der Mondbahn Perigäum
Apllofalter, Tagschmetterling in den Gebirgen der (Erdnähe) und Apogäum (Erdferne).
N-Halbkugel, weiß-schwarz, Hinterflügel mit rotem psis die, nischenartiger Raumabschluss, schließt im
Augenfleck. Kirchenbau Langhaus oder Chor ab.
APF
Apulius, Lucius, röm. Schriftsteller, * um 125 n. Chr.,
† um 180; Hauptwerk »Der goldene Esel« mit der
langschwänziger Papageien in den amerikan. Tropen,
lebhaft gefärbt; u. a. die Art Dunkelroter Ara.
ARA
Novelle »Amor und Psyche«; philosoph. Schriften. ra die, Zeitalter; Zeitrechnung von
Apli|en, Landschaft in SO-Italien, im Innern trockene einem wichtigen geschichtl.
Kalkhochfläche (Weiden), an der Küste fruchtbar Ereignis an; z. B. christl. Ä., von
(Olivenbäume, Weinbau, Getreide); dicht bevölkert; Christi Geburt an; seit dem
größte Stadt ist Bari. 10. Jh. bei den abendländ.
qua [lat.], Wasser, A. destillta, durch Destillation Christen allg. üblich, seit Ende
gewonnenes, chem. reines (destilliertes) Wasser. des 18. Jh. auch für die
Aquädkt der, der oberird. Teil der röm. Wasserleitung, vorchristl. Zeit rückwärts.
oft auf brückenartigem Bau. Muslim. Ä., Hidjra, vom Tage
quakultur, planmäßige Bewirtschaftung und der Auswanderung des
Nutzung von Gewässern mit dem Ziel dauerhafter Propheten von Mekka nach
Erträge von Fischen, Muscheln, Krebsen u. a. Medina an (16. 7. 622 n. Chr.),
Wasserorganismen; rd. 70 % der A.-Produkte (auch die buddhist. Ä., Nirvana, vom
Algen) werden in China erzeugt. Todesjahr Buddhas an (483
Aquaplning das, Gleiten eines Autoreifens über einen v. Chr.).
Wasserfi lm, verbunden mit dem Verlust der Antriebs-, raber, 1) Bewohner der Arab.
Brems- und Lenkkräfte; kann bei nasser Straße, hoher Halbinsel; i. w. S. alle Menschen,
Geschwindigkeit und geringer Profi ltiefe eintreten. die Arabisch als Muttersprache
Aquarllmalerei, Malerei mit Wasserfarben (Aquarell- sprechen (von SW-Asien über
farben). N-Afrika bis in den mittleren
Aqurium das, Wasserbehälter zur Züchtung und und östl. Sudan und an die
Haltung von Wassertieren und Wasserpflanzen. O-Küste Afrikas, über 200 Mio.).
Aquatnta die, Kupferstichverfahren, erzielt tusche- Die A. waren früher teils
ähnl. Wirkungen. Nomaden (Beduinen), teils
Äqutor [lat. »Gleichmacher«] der, 1) der größte sesshafte Bauern (Fellachen),
Breitenkreis der Erdkugel, 40 075 km lang. Von N- und heute meist Handwerker und
S-Pol gleich weit entfernt, scheidet er die Erde in eine Händler. – Seit dem 7. Jh.
nördl. und eine südl. Halbkugel. – 2) Himmels-Ä., der Hauptträger des Islam, drangen
dem Erd-Ä. entsprechende größte Kreis der die A. über N-Afrika bis nach
(gedachten) Himmelskugel. Alle im Ä. stehenden Spanien vor. Im MA bedeutende
Sterne verweilen 12 Stunden über und ebenso lange Leistungen in Dichtung
unter dem Horizont. Wenn die Sonne im Ä. steht, sind (→ arabische Literatur) und Wiss.
auf der ganzen Erde der Tag und die Nacht gleich lang Im 16. Jh. gerieten die A. unter
(Tagundnachtgleiche, z. Z. des Frühlings- und des osman., danach z. T. unter brit.
Herbstanfangs). oder frz. Herrschaft; nach dem
Ersten und Zweiten Weltkrieg
Äquatorilguina [-gi-], Republik in entstanden unabhängige arab.
W-Afrika, am Golf von Guinea, mit dem Festlandsteil Staaten. – 2) Arbisches Vollblut
Mbini und den Inseln Bioko (früher Fernando Póo), → Pferd.
Pagalu, Corisco, Elobey Grande u. Elobey Chico, Arabske die, Muster aus
28 051 km 2, 676 000 Ew. (meist Bantuvölker); Hptst. verschlungenen stilisierten
Malabo auf Bioko; Amtssprache: Spanisch. – Festländ. Blattranken, in der hellenist.-röm.
Landesteil mit breiter Küstenebene (Mangroven) und Antike ausgebildet, von der islam.
Bergland (bis 1200 m), die Inseln sind Teil einer Kunst übernommen.
Vulkankette (auf Bioko über 3000 m); äquatoriales Arbi|en, histor. und polit. Synonym
Regenklima; trop. Regenwald. – Grundlage der für die Arbische Halbinsel, etwa
Wirtschaft sind die Erdölförderung (seit 1992), 3,5 Mio. km 2, stellt über die Landenge
Kakao- und Kaffeeanbau sowie Gewinnung trop. von Sues die Verbindung mit Afrika her.
Edelhölzer; : Bata; internat. : Malabo und Bata. – A. ist ein rd. 1000 m hohes, von
1469 durch Portugiesen entdeckt, wurde Ä. um 1900 Randgebirgen umrahmtes Tafelland, das nach O
span. Kolonie, 1968 unabhängig; 1969–79 Terror- allmählich abfällt. Extrem trockenes Binnenklima;
regime unter F. Macías Nguema; Staatspräs. seitdem:
T. Obiang Nguema Mbasogo. Äquatorialguinea: Die traditionellen Totenmasken des Stammes der
Aquavt [lat. »Lebenswasser«] der, mit Kümmel Fang zierten ursprünglich Gefäße, in denen die Schädel der Verstorbe-
aromatisierter Branntwein.
nen aufbewahrt wurden. Auf internationalen Kunstmärkten werden sie
Aquilja, Stadt in N-Italien, 9 km von der Adria
heute zu hohen Preisen gehandelt. Objekte wie dieses in ihrem schlicht
entfernt, 3300 Ew.; bed. röm. Handelsstadt; im MA Sitz
eines Patriarchen; Fremdenverkehr; archäolog. abstrahierenden, vollkommen erscheinenden Stil aus Afrika oder
Stätten und Patriarchenbasilika sind Weltkulturerbe. Ozeanien inspirierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Künstler der
Aquitni|en, histor. Landschaft in SW-Frankreich zw. westlichen Welt zu neuen, abstrakten Ausdrucksformen, die sich von
Pyrenäen, Garonne und Atlantik. einer objektiven Weltdarstellung, realen Proportio- 49
ra, umgangssprachl. Bez. für drei Gattungen großer, nen und Farben lösten: dem Expressionismus.

Arabien A
A arabische Kunst
50 nur die Randgebiete, bes. Jemen und Oman, sind arbische Ziffern, die heute gebräuchl. Ziffern, die im
fruchtbar. Im Innern Wüsten mit wenigen Oasen MA durch arab. Vermittlung aus Indien nach Europa
(Dattelpalmen), nach den Rändern zu in Steppen kamen.
übergehend. A. hat große Erdöllager. – In A. liegen die Araft, Jasir, palästinens. Politiker, * 1929, † 2004;
hl. Städte des Islam, Mekka und Medina. – Staatlich Mitgründer der → Al-Fatah, ab 1969 Vors. des
gliedert sich A. in Saudi-A., Jemen, Oman, Vereinigte Exekutivrats der PLO; beteiligte sich 1993 am
Arab. Emirate, Katar, Bahrain und Kuwait. Jordanien Abschluss des Gaza-Jericho-Abkommens, wurde 1996
und Irak haben Anteil an Arabien. zum (autokratisch herrschenden) Präs. des
Geschichte. Mit dem Auftreten Mohammeds (um 600) Autonomierats gewählt; seit Ende 2001 wegen
griff A. verstärkt in die Gesch. ein. Der Islam gab den anhaltender Selbstmordattentate von der israel. Reg.
Stämmen polit. Stoßkraft (»hl. Krieg gegen die zunehmend infrage gestellt. – Mit I. Rabin und S. Peres
Ungläubigen«). In Asien, Afrika und Spanien Friedensnobelpreis 1994.
entstanden arab. Reiche (Höhepunkt nach 700). Im 10. Aragon [-ˈg], Louis, frz. Schriftsteller, * 1897, † 1982;
bis 12. Jh. löste sich das arab. Gesamtreich in  mit Elsa Triolet; Dadaist, Surrealist; Gedichte und
Teildynastien auf; Kämpfe gegen die Kreuzfahrer. Das Romane: »Die Karwoche« (1958) u. a.
Innere A. blieb ungeordnetes Beduinenland. Im 16. Jh. Aragni|en, histor. Prov. und Landschaft im NO
kam A. unter osman. Herrschaft, die es erst nach dem Spaniens, Hptst. Saragossa; flachwellige Tafelland-
Ersten Weltkrieg abschütteln konnte. Das mit brit. schaft; Weidewirtschaft, Anbau auf Bewässerungs-
Hilfe errichtete Kgr. Hidjas konnte sich nicht halten. flächen im Ebrobecken; Bergbau. – Seit 1035 Kgr.;
Der Herrscher des innerarab. Wahhabitenreichs, Ibn durch die Ehe Ferdinands II. von A. mit Isabella I. von
Saud, eroberte 1924/25 den Hidjas und schuf das Kgr. Kastilien (1469) entstand (seit 1479) der span.
Saudi-A. (seit 1932). Von 1930/32 bis 1971 erreichten Gesamtstaat.
die Länder A.s ihre Unabhängigkeit; die meisten (v. a.
Saudi-A., Irak, Kuwait, Bahrain) kamen seit etwa 1930 ralsee, ein abflussloser See im Tiefland von
durch Erdölexporte zu Reichtum. Im Spannungsfeld Turan, in Kasachstan und Usbekistan, schwach salzig,
zw. islam. Traditionen, arab. Nationalismus und früher fischreich. Die Wasserfläche (1960: 64 100 km 2)
Palästinaproblem (→ Nahostkonflikt) wurde der arab. ist durch die enorme Wasserentnahme aus den
Raum zur Krisenregion (→ Golfkrieg, Einbeziehung Zuflüssen Syrdarja und Amudarja auf 17 200 km 2
Iraks in den → Antiterrorkrieg). (2004) geschrumpft und zweigeteilt.
arbische Kunst → islamische Kunst. Aramer, semit. Nomadenstämme, die im 2. Jt. v. Chr.
Arbische Lga, Zusammenschluss (1945) von Saudi- nach Syrien und Mesopotamien eindrangen; seit dem
Arabien, Ägypten, Irak, Jordanien, Jemen, Syrien 11. Jh. v. Chr. wurde Babylonien von aramäischen
und Libanon zu polit., wirtschaftl. und kultureller Stämmen beherrscht. Das Aramäische, ein Zweig des
Zusammenarbeit. Zw. 1945 und 1993 traten weitere Semitischen, war z. Z. Christi, auch schon vorher,
14 Staaten und die PLO bei. 1979–89 war Ägypten Umgangssprache in Palästina.
wegen des mit Israel geschlossenen Friedensver- Aranjuez [araŋˈxɛθ], Stadt in Spanien, am Tajo,
trags ausgeschlossen. Sitz: Kairo (seit 1990). 36 000 Ew.; Sommerresidenz der span. Könige. Die
arbische Literatr. Die ältesten Denkmäler der a. L. Kulturlandschaft von A. gehört zum Weltkulturerbe.
sind altarab. Gedichte, die vor Mohammed entstan- Aräomter das, Senkwaage, Gerät zur Bestimmung der
den (Liebes-, Jagd-, Naturlieder), darunter die Dichte von Flüssigkeiten (z. B. Messung des
Sammlung Muallakat (Oden) und Gedichtsamm- Alkoholgehalts).
lungen (Diwane) aus dem 6. Jh. Nach Mohammeds Tod rarat der, erloschener zweigipfeliger Vulkan in der
wurde die Liebesdichtung, unter den Abbasiden Türkei, nahe der iran.-armen. Grenze; Großer A.
Trink- und Jagdlieder gepflegt. Bestimmend für die 5137 m. Nach A. T. Landungsstelle der Arche Noah.
Prosa war der Koran, dazu kamen mündl. vorgetrage- Arbeit,1) bewusstes, zielgerichtetes Handeln zur
ne Erz., später Geschichtsromane. Indisch-pers. Befriedigung von Bedürfnissen. – In der Wirtschaft ist
Märchen wurden Grundlage der Sammlung »Tausend- A. eine Grundlage der Gütererzeugung und der
undeine Nacht«. In der 2. Hälfte des 19. Jh. entstand Bedarfsdeckung sowohl der Gesamtheit wie des
die a. L. neu. Der Anstoß ging von Europa aus, wobei Einzelnen; neben Kapital und Boden einer der drei
engl. und frz. Vorbilder Pate standen. In jüngster Zeit Produktionsfaktoren. – 2)  Formelzeichen W, im
greift die a. L. häufig soziale, v. a. aber polit. Probleme einfachsten Fall das Produkt der an einem Körper
auf. angreifenden Kraft und des unter deren Einfluss
arbische Schrift, geht auf die altsemit. Konsonan- zurückgelegten Wegs; i. Allg. erhält man ein Integral.
tenschrift zurück, sie hat 28 Konsonantenzeichen; die SI-Einheit: Joule (J), daneben Newtonmeter (Nm),
6 Vokalzeichen werden nur im Koran und in der Kilowattstunde (kWh).
Dichtung gebraucht. Sie läuft von rechts nach links. Arbeiterbewegung, seit dem 19. Jh. organisierte
Arbisches Mr, der NW-Teil des Ind. Ozeans. Bestrebungen der abhängigen Lohnarbeiter zur
arbische Sprache, bildet mit der äthiop. den Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen
südwestl. Zweig der semit. Sprachen. Durch den Islam sowie zu ihrer sozialen und polit. Emanzipation. Die
wurde sie in Vorderasien, N-Afrika und Spanien ersten Äußerungen der A. waren ungeregelt und ohne
verbreitet; man unterscheidet 5 Hauptdialekte. Eine klare Zielsetzung (Maschinenstürmerei). Geistige
Sonderform ist die maltes. Sprache. Grundlagen boten später die Theorien des Sozialis-
Arbische Wüste, Gebirgswüste in Ägypten, zw. Nil mus, bes. die Lehren von K. Marx. Träger der A.
und Rotem Meer. wurden die Arbeiterparteien und ihre Presse
ARA
(politisch), die Gewerkschaften (Vertretung der
wirtschaftl. Forderungen) und die Genossenschaften
Tarifvertragsparteien sowie zw. Arbeitnehmern);
geregelt im Arbeitsgerichtsges. vom 2. 7. 1979.
ARB
(als Einrichtungen der wirtschaftl. Selbsthilfe). Durch Zuständig sind die Arbeitsgerichte als 1. Instanz, die
das Kommunist. Manifest (1847/48) war die A. zum Landesarbeitsgerichte als Berufungsinstanz und das
internat. Zusammenschluss aufgerufen worden Bundesarbeitsgericht (Sitz: Erfurt) als Revisions-
(→ Internationale). Nach 1918/20 kam es zur Trennung instanz.
in kommunist. und sozialist. bzw. sozialdemokrat. A. Arbeitslosengeld II, ALG II, seit 2005 Leistung für
Arbeitslosengeld II ARBA

Ende des 20. Jh. sind Arbeiterparteien und Gewerk- Erwerbsfähige, die vorher Arbeitslosen- oder
schaften, wegen der Erfüllung vieler Forderungen der Sozialhilfe beziehen konnten, nach Bedürftigkeits-
traditionellen A. im modernen Sozialstaat, über- prüfung (§§ 19 ff. SGB II). Umfasst v. a. Regelleistung
wiegend fest in das jeweilige wirtschaftl., soziale und für Lebensunterhalt, Unterkunfts- und Heizungs-
polit. System integriert. Der Zusammenbruch der kosten.
kommunist. Regime in Mittel-, O- und SO-Europa Arbeitslosenversicherung, Pflichtversicherung
1989/91, die Auflösung oder Wandlung der ehem. der Arbeitnehmer gegen die Folgen der Arbeitslosig-
herrschenden kommunist. Parteien sowie die keit. Träger der A. ist die Bundesagentur für Arbeit
Neugründung von Parteien leiteten eine theoret. (gegr. 1952, Sitz: Nürnberg), Durchführungsbehörden
Neuorientierung der internat. A. ein. (→ Kommunis- sind die Arbeitsagenturen. Die Beiträge werden je zur
mus) Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern
Arbeiterrentenversicherung, Teil der gesetzl. aufgebracht. Die A. gewährt Arbeitslosengeld in Höhe
→ Rentenversicherung.
Arbeiter-und-Soldten-Räte, Vertretung der
Arbeiter und Soldaten zur Durchführung der Seit den 1960er-Jahren ist die Fläche des einst viertgrößten Binnen-
Revolution; 1905 und 1917 (Sowjets der Arbeiter- und sees der Erde um über zwei Drittel geschrumpft. Das Sterben des
Soldatendeputierten) in Russland, 1918/19 für kurze Aralsees begann mit der Expansion des Bewässerungsanbaus für die
Zeit im Dt. Reich; hier von den rechtsradikalen Baumwollindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts. Die nach der Verduns-
Freikorps gewaltsam unterdrückt. tung des Wassers zurückbleibenden Salze sind versetzt mit Herbiziden
Arbeiterwohlfahrt e. V., Abk. AWO, Spitzenverband
und Pestiziden, Rückständen aus dem Baumwollanbau. Ihre Verwirbe-
der freien Wohlfahrtspflege; gegr. 1919; Sitz: Berlin.
lungen in der Luft führen zu einem dramatischen Anstieg der
Arbeitgeber, Person, die andere gegen Entgelt zur
Leistung von Diensten verpflichtet. Kindersterblichkeit und einer deutlich herabgesetzten Lebenserwar-
Arbeitgeberverbände, freiwillige Zusammen- tung in der Region.
schlüsse von Arbeitgebern (v. a. als Tarifpartner der
Gewerkschaften) in Form privatrechtl. Vereine mit
fachl. und regionaler Untergliederung; Spitzenver-
band: Bundesvereinigung der Dt. A. e. V. (BDA).
Arbeitnehmer, Person, die sich einem anderen gegen
Entgelt (Lohn, Gehalt) zur Leistung von Diensten
verpflichtet hat (bes. Arbeiter und Angestellte, nicht
aber Beamte, Selbstständige und mithelfende
Familienangehörige). A.-Verbände → Gewerkschaften.
Arbeitsagentur, unterste Verw.-Stelle der Bundes-
agentur für Arbeit zur Arbeitsvermittlung,
Berufsberatung, Umschulung, Gewährung von
Arbeitslosengeld u. a.
Arbeitsbeschaffung, wirtschafts-, sozial- und
arbeitspolit. Maßnahmen und Einrichtungen zur
Schaffung oder Bereitstellung und Finanzierung von
zeitlich befristeten Arbeitsplätzen für Arbeitslose.
A.-Maßnahmen (ABM) obliegen in Dtl. der Bundes-
agentur für Arbeit und ergänzenden Länderpro-
grammen.
Arbeitsdienst, nach dem Ersten Weltkrieg
entstandene Einrichtung vieler Länder mit dem Ziel,
die männl. (z. T. auch die weibl.) Jugendlichen für eine
bestimmte Zeit zur Ableistung gemeinsamer Arbeit
für den Staat zusammenzufassen. 1935–45 war der
Reichs-A. (RAD) in Dtl. Pflicht.
Arbeitserlaubnis, Erlaubnis, die ausländ. Arbeitneh-
mer (auch aus Beitrittsstaaten der EU 2004) in Dtl.
für die Arbeitsaufnahme benötigen; wird in den
Aufenthaltstitel aufgenommen.
Arbeitsgerichtsbarkeit, Gerichtsbarkeit für
arbeitsrechtl. Streitigkeiten (bes. zw. Arbeitnehmern
und -gebern aus dem Arbeitsverhältnis, zw.
A Arbeitslosigkeit
52 von 60 %, bei Arbeitslosen mit Kind 67 %, des
pauschalierten Nettolohns; danach besteht ggf. ein
Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Die Bezugsdauer für
das Arbeitslosengeld ist nach der Dauer der
vorhergehenden versicherungspflichtigen Beschäfti-
gung und dem Lebensalter gestaffelt. Weitere
Leistungen: Insolvenzgeld, Kurzarbeiter- und
Saisonkurzarbeitergeld.
Arbeitslosigkeit, Mangel an Erwerbsgelegenheit für
Arbeitsfähige und Arbeitswillige. Man unterscheidet:
saisonale A. infolge der Saisonabhängigkeit versch.
Berufe (Baugewerbe, Landwirtschaft), konjunkturelle
A. in wirtschaftl. Krisenzeiten, strukturelle A. infolge
tiefgreifender Veränderungen in der Volkswirtschaft
(z. B. Rückgang des Bergbaus). 2009 gab es in Dtl.
3,423 Mio. Arbeitslose (Arbeitslosenquote 8,2 %).
Arbeitsmedizin, medizin. Fachgebiet, das die
Auswirkung von Arbeitsprozessen auf die menschl.
Gesundheit untersucht; Ziel ist die Verhütung
arbeitsbedingter Erkrankungen durch Vorsorgemaß-
nahmen oder auch die gerechte Entschädigung bei
durch die berufl. Tätigkeit entstandenen Gesundheits-
schäden.
Arbeitsrecht, Sonderrecht der Arbeitnehmer, in Dtl.
nicht einheitlich zusammengefasst. Hauptgegen- Archaepteryx [griech. »Urflügel«] der, älteste
stände: Arbeitsschutzrecht, Kündigungsschutz, bekannte fossile Vogelgattung, zeigt noch Merkmale
Arbeitsvertrag, Tarifvertrag, Betriebsverfassung, der Reptilien; Abdrücke aus dem Plattenkalk bei
Mitbestimmung, Betriebsvereinbarungen, Arbeits- Solnhofen.
gerichtsbarkeit. Archikum das, Erdzeitalter, Hauptabschnitt des
Archäologie: Arbeitsspeicher,  zur Zentraleinheit eines Rechners Präkambriums; vor 4 bis 2,6 Mrd. Jahren.
gehörender Speicher, der Programme und Zwi- archisch, altertümlich; Frühphase eines Stils, bes. die
Ohne satelliten-
schenergebnisse aufnimmt. Epoche vor der griech. Klassik.
gestützte Or-
Arbeitsteilung, 1)  Aufgliederung einer Arbeitsleis-
tungsverfahren, tung in Teilverrichtungen und ihre Verteilung auf Archäolog, seit dem 19. Jh. die Wiss. von den
Infrarotkameras versch. Erwerbszweige und Berufe, Hauptkennzeichen Kunst- und Baudenkmälern des Altertums, heute die
und moderne der modernen Industriegesellschaft. – 2)  in Erforschung der Hinterlassenschaften aller Kulturen.
Magnetometer Tierstaaten (Bienen, Ameisen usw.) die mit der Der Einsatz modernster Technik ist bei der Auswer-
wäre die Nach- Körperdifferenzierung verbundene Unterschiedlich- tung von Bodenfunden und Denkmälern, aber auch
welt um viele keit der Leistungen; ebenso bei den Einzelwesen im bei weiteren Zweigen wie z. B. der Luftbildarchäologie
historisch be- Tierstock (z. B. Staatsqualle) und den Zellverbänden oder der Unterwasserarchäologie unverzichtbar.
deutsame Funde im Lebewesen. Dagegen erforscht die Experimentelle Archäologie die
ärmer. Mit Hilfe Arbeitszeit, Zeit, in der der Arbeitnehmer aufgrund Vor- und Frühgeschichte, indem sie versucht, die
eines nuklearen des Arbeitsvertrags für den Arbeitgeber gegen Lebensumstände der Vergangenheit praktisch zu
Bezahlung arbeitet (ohne Pausen). Grundsätzlich erschließen, z. B. durch Ackerbearbeitung mit
Resonanzmag-
geregelt im A.-Gesetz von 1994. Zur Anpassung an vorzeitlichen Pflügen oder die originalgetreue
netometers, das
Auftragsschwankungen wird Flexibilisierung der A. Rekonstruktion von Booten oder ganzen Siedlungen.
die französische angestrebt. rche [lat. »Kasten«] die, Schiff Noahs.
Atomenergie- Arbeitszeitkonto, betriebl. Konto eines Arbeitneh- Archimdes, griech. Mechaniker und Mathematiker,
kommission mers, auf dem über die vertragl. Arbeitszeit hinaus * um 285 v. Chr., † 212 v. Chr.; entdeckte das Hebelge-
entwickelte, ent- geleistete Arbeitszeit dokumentiert wird, um einen setz, die geneigte Ebene u. a.; berechnete Flächen- und
deckte der späteren (bezahlten) Freizeitausgleich zu schaffen. Rauminhalte sowie die Zahl π; archimed. Prinzip
französische rber, Grßer A., höchster Berg des Böhmerwalds, → Auftrieb.
Unterwasserar- 1 456 m hoch, im Bayer. Wald. Archipl der, Inselgruppe.
chäologe Franck rber, Werner, schweizer. Mikrobiologe, * 1929; Archipnko, Alexander, amerikan. Bildhauer ukrain.
Goddio vor der Entdeckung der Restriktionsenzyme. 1978 Nobelpreis Herkunft, * 1887, † 1964; schuf kubist. und futurist.
für Physiologie oder Medizin. Plastiken.
ägyptischen
Arbitrage [-ˈtraːʒə] die, Ausnutzung von Preis-, Zins- Architektr die, → Baukunst.
Küste die ver-
und Kursunterschieden zw. versch. Börsenplätzen. Archv das, geordnete Sammlung von Urkunden und
sunkene Hafen-
rchaebakteri|en, Archaea, von den »echten« Akten (Archivli|en). Archivr, wiss. ausgebildeter
stadt Herakleion, Bakterien zu unterscheidende Lebensformen, deren Betreuer eines Archivs.
deren Existenz Zellwände kein Murein als Stützsubstanz enthalten ARD, Abk. für Arbeitsgemeinschaft der öffentl.-rechtl.
zuvor nur aus und die gegen chemisch-physikal. Einflüsse äußerst Rundfunkanstalten der Bundesrep. Dtl., Zusammen-
antiken Schriften widerstandsfähig sind; Vorkommen z. B. in schwefel- schluss der Landesrundfunkanstalten in Dtl. (Bayer.
überliefert war. reichem Wasser heißer Vulkanquellen. Rundfunk, BR; Hess. Rundfunk, HR; Mitteldt.
ARB
nationalsozialistischen Taten und der Durchschnitt-
lichkeit bürokratischer Schreibtischtäter zu benennen.
ARG
Die kontroversen Reaktionen auf die Analysen Hannah
Arendts, vorrangig in Deutschland und in Israel bis
heute, zeigen, dass sie als unabhängige Denkerin im
besten Sinne anstößig war und ist.
Areopg der, Hügel im antiken Athen und der nach ihm
benannte Gerichtshof.
Arequipa [areˈkipa], Stadt im südl. Peru, 592 000 Ew.;
2370 m ü. M.; Univ.; Erzbischofssitz; Textilind. und
-handel; ; Kolonialbauten (Weltkulturerbe).
res, griech. Kriegsgott, Liebhaber der Aphrodite;
entspricht dem röm. Mars.
Aretno, Pietro, ital. Dichter, * 1492, † 1556; burleske
Komödien, Satiren.
Arzzo, Stadt in der Toskana, Italien, 90 500 Ew.;
Kunsthandwerk; Dom, Adelspaläste.
Argentni|en, Staat in Südamerika, 2,78 Mio. km 2,
40,3 Mio. Ew., überwiegend europ. Abstammung, rd.
5 % Mestizen; Hptst. Buenos Aires. Amtssprache:
Spanisch.
Verfassung. A. ist Bundesrep. mit Präsidialverfassung;
Einteilung in 22 Prov., den Bundesdistrikt Buenos
Aires und das Nationalterritorium Feuerland.
Rundfunk, MDR; Norddt. Rundfunk, NDR; Radio Landesnatur. Der größere östl. Teil ist Flachland, meist
Bremen, RB; Rundfunk Berlin-Brandenburg, RBB; Grasland (Pampa, Gran Chaco), jetzt z. T. Getreideflu-
Saarländ. Rundfunk, SR; Südwestrundfunk, SWR; ren und Fettweiden, nur im NO bewaldet. Der W wird
Westdt. Rundfunk, WDR) sowie der Dt. Welle (DW); von den Anden (Aconcagua 6962 m) eingenommen. Im
strahlen in ihrem Sendegebiet mehrere Hörfunk- S (Patagonien) karge Steppen. Klima: warmgemäßigt
sowie die regionalen 3. Fernsehprogramme aus und bis kühlgemäßigt, trocken.
gestalten das 1. Dt. Fernsehen; Beteiligung an arte, Wirtschaft. In der östl. Pampa Ackerbau und Viehzucht
3sat, KI.KA, Phoenix und DeutschlandRadio. (Rinder); im trockenen W Schaf- und Rinderzucht und
Ardnne, Manfred von, dt. Physiker, * 1907, † 1997; Bewässerungsfeldbau (auch Wein); im N Waldnutzung,
entwickelte als Autodidakt Neuerungen in Funk- und Zuckerrohr- und Baumwollanbau; im S Schafzucht.
Fernsehtechnik sowie in der Elektronenoptik, ferner Reiche Fischgründe; Erdölgewinnung; chem.,
die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie. Maschinen-, Elektro-, Schwerindustrie. Ausfuhr:
Ardnnen Pl., waldreiches Mittelgebirge in Luxemburg, Tierfutter, Autoteile. Haupthafen und Mittelpunkt des
Belgien und N-Frankreich, der westl. Flügel des Rhein. Bahn- (Transandenbahnen), Straßen- und Luftver-
Schiefergebirges, im Hohen Venn 694 m hoch. kehrs ist Buenos Aires.
Geschichte. 1515 entdeckte Juan Díaz de Solís die
rendt, Hannah, dt.-amerikan. Politikwissen-
Arendt AREA La-Plata-Mündung. 1776 wurde das spanische
schaftlerin, * 1906, † 1975. Aus einem säkularen Vizekönigreich Rio de la Plata errichtet und am 9. 7.
jüdischen Elternhaus kommend, floh sie 1933 über 1816 die Unabhängigkeit verkündet. Nach Bürger-
Paris in die USA, deren Staatsbürgerschaft sie 1951 kriegen entstand 1880 der heutige Staat A. 1943 wurde
annahm. Nach ihrem 1928 abgeschlossenen Studium die konservative Reg. mit Hilfe des Militärs durch J.
der Philosophie (u. a. bei Martin Péron gestürzt, der 1946 Präs. wurde

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Heidegger und Karl Jaspers) und und eine populist. Politik zusammen
der evangelischen Theologie mit seiner Frau Evita betrieb. 1955

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wandte sie sich nach 1933 den wurde Péron gestürzt, der nach
politischen Wissenschaften zu. seiner Rückkehr aus dem Exil
Hauptgegenstand ihrer Forschun- Ha nnah Arendt 1973/74 erneut Präs. war. 1976–83
gen war die Frage, inwieweit die regierte eine Militärjunta, die,
Totalitarismen des 20. Jahrhun- durch die Niederlage im Falklandkonflikt
derts auf das Individuum und seine Rechte einwirken 1982 gezwungen, zur Demokratie zurückkehrte. Eine
(»Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft«, 1951). schwere Wirtschaftskrise führte A. seit Mitte der
Ihre strukturelle Gleichsetzung von Nationalsozialis- 1990er Jahre in die Zahlungsunfähigkeit. Die Reg. von
mus und Stalinismus brachte ihr ebenso viel Kritik ein N. Kirchner (Präs. seit 2003) bemühte sich um die
wie ihre Schlussfolgerungen aus dem Eichmann-Pro- Überwindung der ökonom. Krise. Die Präsident-
zess, den sie 1961 als Journalistin für den »New Yorker« schaftswahlen 2007 gewann C. Fernández de
in Jerusalem beobachtete. Sie veröffentlichte diese Kirchner, die Ehefrau des bisherigen Staatschefs.
Reportagen 1963 gesammelt als »Eichmann in Arglist,  vorsätzl. Täuschung eines anderen durch
Jerusalem«, dessen Untertitel »Ein Bericht von der bewusste Angabe falscher oder Unterdrückung
Banalität des Bösen« sprichwörtlich wurde, um die wahrer Tatsachen. Wer zur Abgabe einer Willens- 53
Unvereinbarkeit zwischen der Monstrosität der erklärung durch arglistige Täuschung bestimmt

Arglist A
A Argon
54 worden ist, kann die Erklärung binnen Jahresfrist sich nach A. aus dem viele Möglichkeiten bergenden
nach Entdeckung der Täuschung anfechten. Stoff durch eine bewegende formende Kraft
rgon das, Symbol Ar, farb- und geruchloses Edelgas, (Entelechie). Die Wiederaufnahme seines Systems im
OZ 18, D 1,7837 g/l, Fp −189,2 °C, Sp −185,7 °C; in der MA nennt man Aristotelismus.
Luft (1,3 %), wird gewonnen durch Destillation von Arithmtik die,  Zahlenlehre, befasst sich mit Zahlen,
flüssiger Luft. Füllung für Glühlampen und Variablen u. ihren Rechenregeln; zur A. gehören auch
Leuchtröhren. Kombinatorik, Wahrscheinlichkeitsrechnung,
Argonten, Helden der griech. Sage, die unter Iasons Reihen- u. Zahlentheorie.
Führung auf dem Schiff Argo aus der Kolchis das arithmtisches Mittel → Mittel.
→ Goldene Vlies zurückholten. Arizona [ærɪˈzəʊnə], Abk. Ariz., Bundesstaat im SW der
Argnnen Pl., bewaldetes Bergland in NO-Frankreich; USA; 295 276 km 2, 6,5 Mio. Ew.; Hptst. Phoenix.
Kriegsschauplatz in den dt.-frz. Kriegen. Hochplateau mit trockenem Klima, z. T. Wüste; Anbau
rgus, griech. Sage: hundertäugiger Riese, von der in Bewässerungsgebieten (Baumwolle, Obst);  auf
eifersüchtigen Hera zum Wächter der Io bestimmt. Gold, Kupfer; Flugzeug-, Raketenbau; Tourismus.
 A.-Augen: wachsame Augen. Arkde die,  von Pfeilern oder Säulen getragener
Århus [ˈɔrhus], Hafenstadt in Dänemark, am Kattegat, Bogen, meist fortlaufend als Bogengang.
291 300 Ew.; Bischofssitz; Univ.; Nahrungsmittel- und Arkdi|en, im antiken Griechenland die Kernland-
Textilind.; ; Dom (1201 ff.). schaft der Peloponnes; von Vergil idyll. verklärt; arkad.
Aridne, griech. Sage: Tochter des → Minos, verhalf Poesie, die → Schäferdichtung.
Theseus mit einem Garnknäuel (A.-Faden) zur Arkansas [ˈɑːkənsɔː], 1) der, rechter Nebenfluss des
Rückkehr aus dem Labyrinth, wo er den Minotaurus Mississippi, 2349 km lang. – 2) Abk. Ark., Bundesstaat
getötet hatte. der USA, westl. des Mississippi; 137 742 km 2, 2,9 Mio.
Arine, von der → Europäischen Weltraumorganisation Ew.; Hptst. Little Rock. Anbau von Sojabohnen, Reis,
entwickelte dreistufige Trägerrakete. Baumwolle; Geflügelzucht;  auf Bauxit.
ard, trocken, dürr; im a. Klima ist die Verdunstung
größer als der Niederschlag. rktis, Nordpolrgebiet, die um den Nordpol
ri|e die, instrumental begleiteter Sologesang in Opern, gelegenen Land- und Meeresgebiete; im Zentrum liegt
Oratorien u. a. das im Winter nahezu vollständig von Eis bedeckte
ri|el, 1) im A. T. u. a. symbol. Name für Jerusa- Nordpolarmeer (etwa 18 Mio. km 2). Die Landgebiete
lem. – 2) Uranusmond. – 3) zarter Luftgeist in der A. sind Grönland, der Kanad.-Arkt. Archipel, die
Shakespeares »Der Sturm« (entst. 1611); von Goethe in sibir. Inseln und die nördl. Teile von Europa, Asien
den »Faust« übernommen. und Amerika (rd. 8 Mio. km 2). Lange, kalte Winter und
ri|er [Sanskrit »der Edle«], die dem indoiran. Zweig der kurze, kühle, oft nebelreiche Sommer bestimmen das
indoeurop. Sprache angehörenden Völker. Im Klima. Außerhalb der Eis- und Felsschuttwüsten
Nationalsozialismus wurde der Begriff unwissen- erstreckt sich Tundrenvegetation. Die Tierwelt ist
schaftl. zur Bez. für »Angehörige der nord. Rasse«, artenarm; reichhaltig vertreten sind Vögel, bes.
allg. für »Nichtjuden« verwendet. Seevögel, sowie Meerestiere (Fische, Wale, Robben,
Aristo, Ludovico, ital. Dichter, * 1474, † 1533; schrieb Seehunde, Walrosse). In der A. leben etwa 1,5 bis
Lustspiele und Epen (»Der rasende Roland«, 1516) 2 Mio. Menschen; Polarvölker sind die Eskimo (Inuit),
nach antikem Muster. Samen, Jakuten u. a. sibir. Völker sowie Indianer-
Ariovst, german. Heerführer, † um 54 v. Chr.; drang völker. Pelztierjagd und -zucht, Rentierzucht sowie
über den Rhein nach Gallien vor, wurde 58 v. Chr. von Fischerei sind die traditionellen Wirtschaftszweige.
Caesar geschlagen. Ferner werden Erdöl und Erdgas (Alaska, Sibirien),
Aristrchos von Smos, griech. Astronom des 3. Jh. Kohle (Spitzbergen), Nickelerze (Halbinsel Kola,
v. Chr.; entwickelte als Erster ein Weltbild, bei dem die Sibirien) gefördert oder abgebaut. Immer mehr
Sonne im Mittelpunkt steht. versucht sich der Mensch die Vorteile der durch den
Aristdes, athen. Staatsmann und Feldherr, † um 467 Klimawandel beobachtbaren Eisschmelze nutzbar zu
v. Chr.; einer der Anführer in der Schlacht bei machen: Die beiden legendären Schifffahrtsrouten im
Marathon, Gründer des Att.-Del. Seebunds. Nordpolarmeer könnten bald so viele Monate im Jahr
Aristokrat [griech. »Herrschaft der Besten«] die, passierbar sein, dass sie sich für Handelsschiffe
1) Staatsform, bei der eine privilegierte soziale Gruppe lohnen. Die Nordostpassage führt an den Nordküsten
(Adel) die oberste Staatsgewalt innehat, im Ggs. zur Europas und Asiens entlang vom Weißen Meer zur
→ Monarchie und zur → Demokratie. – 2) adelige Beringstraße. Die Nordwestpassage verbindet den
Führungsschicht. atlantischen mit dem pazif. Ozean und würde damit
Aristphanes, griech. Dichter, * um 445, † um 385 den Seeweg zw. Europa und Asien erheblich
v. Chr.; bedeutendster Vertreter der att. Komödie verkürzen. Bislang verläuft die schnellste Route durch
(»Lysistrata«, »Die Vögel«). den Sueskanal. Parallel zu dieser Entwicklung wird
Aristteles, griech. Philosoph in Athen, * 384, † 322 die Ausbeutung der Bodenschätze der A. ermöglicht.
v. Chr.; Lehrer Alexanders d. Gr., Schüler Platons, von Arles [arl], Stadt in S-Frankreich, an der Rhone,
dem er sich durch stärkere Hinwendung zum 52 600 Ew.; chem. Ind.; die Reste röm. Bauten
Erfahrungswissen zunehmend entfernte. Seine Logik, (Amphitheater, jetzt Stierkampfarena), roman. und
Metaphysik, Physik, Ethik, Politik, Poetik u. a. waren got. Bauten sind Weltkulturerbe. – Im 6. Jh. v. Chr.
von tiefgreifender Wirkung auf das Abendland. Das griech. Kolonie, Ende des 2. Jh. v. Chr. römisch, im MA
Wesen jedes Dinges oder Geschehens verwirklicht Hptst. des burgund. Königreichs Arelat.
ARG
frz. N- und der engl. S-Küste, die eine
Verbindung des Atlant. Ozeans mit der
ARM
Nordsee herstellt; zahlreiche
Fährverbindungen. Der 1993
fertiggestellte Eurotunnel nahm 1994
seinen Betrieb auf.
Armni|en, Rep. in SW-Asien, Armeni|en ARMA

29 743 km 2, 3,1 Mio. Ew.; Hptst. Eriwan.


Amtssprache: Armenisch. – Die Bev.
setzt sich zu 98 % aus Armeniern
zusammen. – Nahrungs- und
Genussmittelind., Goldschmiede-
handwerk;  auf Kupfer, Zink,
Molybdän, Eisen, Mangan, Gold. Eisberg ist nicht
Geschichte. Im 9. Jh. v. Chr. Entstehung gleich Eisberg:
des Reiches Urartu, im 6. Jh. v. Chr. Die arktischen
erstmalige Erwähnung der Armenier sind in der Regel
in einer Inschrift; um 190 v. Chr. kleiner, reichen
Existenz zweier armen. Kgr., 95 v. Chr.
aber bis in grö-
vereinigt, später unter röm., dann
ßere Tiefen unter
pers. Oberhoheit; um 301 Christiani-
sierung; vom 7. bis zum 9. Jh. unter dem Wasser-
arab. Herrschaft; im 11. Jh. seldschuk., spiegel, da sie
im 13. Jh. mongol. Eroberung; 1472 schwerer sind.
Hauptteil an Persien, 1514/1639 an die Zudem sind sie
Türkei. Zw. 1813/28 und 1878 fiel deutlich wander-
Ost-A. an Russland. Unter osman. und freudiger als ihre
jungtürk. Herrschaft wiederholte antarktischen
Verfolgung der nach Reformen und Kollegen. Mit der
Autonomie strebenden Armenier Meeresströmung
(Pogrome 1894–96, 1909; Deportation
treiben sie in
und Genozid 1915/16, erneute
der Arktis in
Übergriffe 1917/18–21); 1918–20
unabhängige Rep.; 1920 sowjet.
Richtung Süd-
Einverleibung A.s (in der UdSSR südwest, wobei
1922–36 Teil der Transkaukas. sie bis zu 15
Föderation, 1936–91 Armen. SSR). Kilometer in der
Forderungen nach Anschluss Stunde zurück-
→ Bergkarabachs an die Armen. SSR legen können.
führten seit 1988 zum Anwachsen der
Nationalbewegung (1989 Gründung
Armda die, eine mächtige Kriegsflotte, bes. die große der »Armen. Pan-Nat. Bewegung«, ab 1990 zeitweise
span. A. Philipps II., die dieser zur Niederwerfung stärkste polit. Kraft) und zu krieger. Auseinander-
Englands aussandte, wurde 1588 im Kanal von den setzungen mit Aserbaidschan. Unabhängigkeits-
Engländern abgewehrt; großenteils beim Rückzug im erklärung am 23. 9. 1991; Mitgl. der GUS. 1991–98
Sturm gesunken. war Lewon Ter-Petrosjan Staatspräs., gefolgt von
Armagh [ɑ:ˈmɑ:, engl.], Stadt in Nordirland, 13 000 Ew.; Robert Kotscharjan (1998–2008) und Sersch
Sitz des Primas der Kirche in Irland; Bischofskathe- Sarkisjan (seit 2008).
drale des 13. Jh.; Marktzentrum. Armni|er, Eigenbez. Haikh, Volk mit indoeurop.
Armeni|er ARMA

Armagnac [-ˈɲak], 1) ehem. frz. Grafschaft in der Sprache, v. a. in Armenien, Syrien, Libanon, USA und
Gascogne, Hptst. Auch. – 2) Weinbrand aus dem Iran, durch Vertreibung und Emigration weltweit
A. – Armagnken, frz. Söldner (15. Jh.). verbreitet (insgesamt 7 Mio. A.). Symbol der
Armatren, im Maschinen- und Rohrleitungsbau Zusammengehörigkeit wurde die armen. Kirche, in
Regel-, Steuer-, Mess- oder Absperrorgane v. a. für Aufbau und Liturgie der Ostkirche ähnlich.
Flüssigkeiten und Gas. Armfüßer, Brachiopden, kalk- oder hornschalige
Armfüßer ARMA

Armbrust, Schusswaffe für Bolzen und Pfeile, muschelähnl. Meerestiere, wichtiges Fossil im
Verbesserung des Bogens; in Europa seit dem 12. Jh. Erdaltertum mit über 30 000 Arten, heute noch 375.
gebräuchlich, im 17. Jh. von der Handfeuerwaffe Armnius, verdeutscht Hrmann, Fürst der
Arminius ARMA

abgelöst. Heute auch Sportgerät im Schießsport. Cherusker, * um 16 v. Chr., † um 21 n. Chr.; schlug


Arm die, 1) die gesamten Streitkräfte oder auch nur 9 n. Chr. die Römer (unter Varus), neuere Ausgrabun-
Landstreitkräfte eines Staats. – 2) größerer gen lieferten zahlreiche Indizien für die Möglichkeit,
Truppenverband unter einheitlichem Oberbefehl. den Schlachtort in der Kalkrieser Senke nördlich
rmelkanal, Der Kanal, engl. English Channel [ˈɪŋglɪʃ
Ärmelkanal äRMä von Osnabrück zu lokalisieren; um 21 n. Chr. von 55
ˈtʃænl], frz. La Manche [la ˈmãːʃ], Meeresstraße zw. der Verwandten ermordet.

Arminius A
A Armstrong
56 Armstrong [ˈɑːmstrɔŋ],
A Nationen leben derzeit rd. 20 % der Weltbev. in ab-
1) Lance, amerikan. Straßen- soluter A. (Einkommen pro Tag weniger als 1,25 US-$).
radsportler, * 1971; gewann als rndt, Ernst Moritz, dt. Schriftsteller, * 1769, † 1860; war
Profi (seit 1992) u. a. die 1812–15 Privatsekretär des Freiherrn vom Stein;
Straßeneinzelweltmeister- schrieb antinapoleon., patriot. Lieder und Kampf-
schaft (1993) und siebenmal schriften, die von christl.-konservativem Geist
hintereinander die Tour de geprägt waren; Hauptwerk: »Geist der Zeit« (1806–18).
France (1999 bis rnheim, niederländ. rnhem, Stadt in den Nieder-
2005). – 2) Louis, amerikan. landen, am Rhein, in Gelderland, 143 000 Ew.;
Jazztrompeter und -sänger, Kunstseidefabrik, Maschinen- und Druckind.;
* 1901, † 1971. Armstrong, der Tourismus; Freilichtmuseum. Schwere Schäden im
durch seinen in den 1920er Zweiten Weltkrieg (Schlacht um A., 1944).
Jahren in New Orleans rnika die, Wohlverleih, Korbblütlerstaude mit großen,
entwickelten Trompetenstil dottergelben Blüten; Heilpflanze. A.-Tinktur wirkt
(als Bandleader der »Hot Five« entzündungshemmend und schmerzlindernd.
bzw. »Hot Seven«) die rnim, 1) Achim von, dt. Dichter, * 1781, † 1831; bed.
Arnim ARNA

Jazzmusik nachhaltig Vertreter der Romantik, gab mit C. Brentano die


veränderte, gehört zu den Volksliedersammlung »Des Knaben Wunderhorn«
einfluss- und erfolgreichsten (1806–08) heraus, schrieb auch histor. Roma-
Jazzmusikern. Als Sänger ne. – 2) Bettina von, eigtl. Anna Elisabeth v. A., dt.
zeichnete er sich durch seine Schriftstellerin, * 1785, † 1859, Schwester von
raue Stimme aus und er war C. Brentano, Gattin von 1); Vertreterin der Romantik,
einer der ersten Meister des Sammlungen z. T. fiktiver Briefe (»Goethes Briefwech-
Scat. Auch seine größten sel mit einem Kinde« (1835), später Beschäftigung mit
Erfolge hatte Armstrong als sozialen Fragen (»Dies Buch gehört dem König«, 1843).
Sänger, als er gegen Ende rno der, Fluss in Italien, 241 km, entspringt im
seines Lebens wegen Apennin, mündet bei Pisa in das Ligur. Meer.
gesundheitlicher Probleme rnsberg, Stadt im Sauerland, NRW, 77 000 Ew.; Lam-
öfter sang als Trompete spielte, pen- und Leuchtenfabriken; Altstadt über der Ruhr.
so z. B. mit Titeln außerhalb rnulf von Krnten, letzter Kaiser (896–899) aus
der Jazzmusik wie »Hello karoling. Haus, * um 850, † 899; schlug 891 als
Dolly!« (1964 Nr. 1 in den USA) ostfränk. König (seit 887) die Normannen bei Löwen
oder dem eigens für ihn an der Dijle (heute Belgien).
geschriebenen »What A rnulf von Mtz, * um 580, † 640 ?, einer der
Wonderful World« (1968). Als Stammväter der Karolinger. Seit 614 Bischof von Metz,
Afroamerikaner sah er sich 622 mit Pippin d. Ä. Regent von Austrasien, 629
durch Musikerkollegen Einsiedler; Heiliger (Tag: 19. 8.).
Vorwürfen ausgesetzt, sich zu aromtische Verbindungen,  vom Benzol
sehr an ein weißes Publikum abgeleitete zykl. organ. Verbindungen; sie bilden rd. 1⁄3
anzubiedern, obwohl er aller organ. Verbindungen.
mehrfach eindeutig Position ronstab, Pflanze mit kolbigem Blütenstand in
bezog gegen die Rassendis- tütenförmiger Hülle, mit giftigen Beeren.
kriminierung gerade auch in rp, Hans, dt. Dichter, Maler, Bildhauer, * 1887, † 1966;
seiner Heimat New Or- dadaist. und surrealist. Werke.
leans. – 3) Neil Alden, Árpád [ˈaːrpaːd], erster Großfürst der Magyaren, † um
amerikan. Astronaut, * 1930, 907; führte sein Volk 895 aus S-Russland nach Ungarn,
betrat 1969 als erster Mensch Stammvater des Königshauses der Arpaden.
den Mond. Arrabl, Fernando, span. Schriftsteller, * 1932; schreibt
Armut, eine Lebenslage, in der
Armut ARMA in frz. Sprache surrealist. und absurde Dramen,
es Einzelnen oder ganzen Bev.- Romane, Gedichte.
Gruppen nicht möglich ist, sich rrak der, oriental. Branntwein, meist aus Reis,
ihren Lebensbedarf (Existenz- Zuckerrohrmelasse und Kokospalmensaft destilliert.
minimum) aus eigenen Kräften Arsn das, Symbol As, chem. Element, Halbmetall; D des
zu beschaffen. Absolute A. ist grauen metall. A. 5,73, des gelben nicht metall. A.
eine Mangelsituation, in der 1,97 g/cm3, OZ 33, Fp 817 °C, sublimiert bei 613 °C. In
die Existenz des Menschen der Natur kommt A. nur in der metall. Modifikation
unmittelbar (durch Ver- vor, teils in elementarer Form (Scherbenkobalt), teils
hungern etwa) oder mittelbar in Verbindungen (A.-Kies). Die Gewinnung von A.
(durch mangelnde Resistenz geschieht meist durch Erhitzen von A.-Kies unter
bei Erkrankungen) bedroht Luftabschluss. Gediegenes A. wird als Legierungs-
ist. Bei relativer A. wird das zusatz für Schrottmetall verwendet. Nahezu alle
soziokulturelle Existenzmini- A.-Verbindungen sind giftig.
mum deutlich unterschritten. Arsnik, Arsentroxid, As2O3, giftige Arsenverbindung,
Nach Angaben der Vereinten wird für Katalysatoren und zur Glasherstellung
ARM
verwendet. A.-Vergiftung (Arsenvergiftung) erzeugt
Schwindel, Leibschmerzen mit blutigen Durchfällen,
Ursprungs (auch Viren). A. werden z. B. als Tabletten,
Pulver, Dragees eingenommen, unter die Haut
ASE
Atemlähmung, Kollaps. Die tödl. Dosis liegt bei 0,1 g. (subkutan), in die Muskeln (intramuskulär) oder in die
Art, lat. Spzi|es, Spci|es, Gruppe gleicher oder ähnl. Venen (intravenös) eingespritzt, als Einlauf oder
Gegenstände (oder Lebewesen), Teil einer Gattung. – Zäpfchen in den Mastdarm (rektal) eingeführt, durch Der Spitzname
Gruppe von Populationen ähnl. Einzelwesen, die sich Einatmen in die Lunge aufgenommen. Herstellung, Satchmo geht
frei kreuzen. Genbedingte physiolog. und morpholog. Kennzeichnung, Verschreibung und Abgabe von A. wohl auf einen
Ursachen verhindern eine Vermischung mit anderen unterliegen gesetzl. Bestimmungen. Irrtum zurück,
Gruppen. sam, bayer. Künstlerfamilie des 17./18. Jh.; Baumeister, denn er wurde
Artaud [arˈto], Antonin, frz. Schriftsteller, * 1896, † 1948; Bildhauer, Maler; Meister des süddt. Barocks und erstmals 1932 von
hatte großen Einfluss auf die avantgardist. Dramati- Rokokos; berühmt v. a. die Brüder Cosmas Damian
einem englischen
ker; »Das Theater der Grausamkeit« (1932). (* 1686, † 1739) und Egid Quirin (* 1692, † 1750).
Journalisten wäh-
Artaxrxes, 1) A. I. (464–424 v. Chr.), schloss 448 den Asbst [griech. »unauslöschlich«] der, faserige Minerale
»Kalliasfrieden«, der die Perserkriege beende- aus Serpentin (feuerfest) oder Hornblende (auch rend einer großen
te. – 2) A. II. (404–359/358 v. Chr.), beherrschte säurefest). Die langen, verspinnbaren Fasern werden Europa-Tour
Kleinasien, hatte nach 386 (»Frieden des Antalkidas«) für feuerfeste Schutzkleidung usw., kürzere wurden Louis Armstrongs
großen Einfluss auf Griechenland. zu Dichtungen, Isolierungen, A.-Zement, Füllstoffen verwendet, der
Art déco [aːrdeˈko], künstler. Richtung, v. a. im verwendet. Der bei der Verarbeitung von A. und durch vermutlich die
Kunsthandwerk, zw. 1920 und 1930. Abrieb entstehende A.-Staub gilt als krebserregend Bezeichnung
ARTE, Abk. für frz. Association Relative à la Télévision oder führt zur Asbestose; Produktion und Einsatz »Satchel Mouth«
Européenne, frz.-dt. Fernsehprogramm; strahlt seit wurden internat. stark eingeschränkt. Herstellung (zu englisch
Mai 1992 überwiegend Kultursendungen aus. und Verwendung in Dtl. seit 1993 verboten. satchel »Ranzen,
rtemis, griech. Göttin, Tochter des Zeus und der Leto,
Artemis ARTA Aschffenburg, Stadt in Unterfranken, Bayern, am Tornister«, also
Zwillingsschwester Apolls; Göttin der Jagd, Schützerin Main, 68 600 Ew.; Stahl-, Maschinen- und Fahrzeug-
etwa »Breitmaul«)
der Geburten. Die Römer stellten A. der Diana gleich. bau, Bekleidungsind.; Hafen; Renaissanceschloss.
missverstanden
Artenschutz, naturschutzrechtl. Maßnahmen zum Aschchabd, turkmen. Ašgabd, Hptst. von
Schutz seltener oder vom Aussterben bedrohter Tier- Turkmenistan, 545 000 Ew.; Univ., Baumwoll- und hatte oder aber
und Pflanzenarten; u. a. das Washingtoner Arten- Seideverarbeitung. besonders kreativ
schutzabkommen (1973) und die Bundesartenschutz- Aschermittwoch, Mittwoch nach Fastnacht, in der war. Jedenfalls
verordnung (1986/2005). Zum A. gehört auch der kath. Kirche Beginn der Fastenzeit. gefiel Louis Arm-
Biotopschutz, → Biotop. Äschylus, griech. Dichter, → Aischylos. strong die griffige
Artri|en → Schlagadern. ASCII, Abk. für American Standard Code for Information Abkürzung, und
Arterienverkalkung → Arteriosklerose. Interchange,  aus 7 oder 8 Bits bestehende er machte sie
Arterio|sklerse, Artri|enverkalkung, Athe- Codierung für die Darstellung alphanumer. Zeichen. quasi zu seinem
ro|sklerse, ein bes. nach dem 40. Lebensjahr Ascorbnsäure, chem. Verbindung, hat als Vitamin C Markenzeichen.
auftretendes Blutgefäßleiden; beginnt mit Einlage- große physiolog. Bedeutung.
rung von Fett, Cholesterol, schließlich Kalk in die ASEAN, Abk. für Association of South East Asian
Gefäßwand. Gefäßverschluss führt zu Thrombose, Nations, 1967 gegr. Bündnis südostasiat. Staaten –
Herzinfarkt oder Schlaganfall. Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur,
artsischer Brunnen → Brunnen. Thailand, Brunei (seit 1984), Vietnam (seit 1995),
Arthrse die, Gelenkleiden durch Abnutzung und Birma und Laos (seit 1997) sowie Kambodscha (seit
Abbau der Gelenkknorpel. 1999) – zur Förderung der polit., wirtschaftl. und
Artiller die, mit Geschützen oder Raketen ausgerüste- sozialen Zusammenarbeit; seit 2002 besteht eine
te Truppe. Freihandelszone (AFTA, ASEAN Free Trade Area).
Artischcke, distelartiger Korbblütler, nur in Kultur sen Pl., german. Göttergeschlecht, an seiner Spitze
bekannt; v. a. der Blütenboden ist essbar. Odin; Wohnsitz ist Asgard.
rtmann, H. C. (Hans Carl), österr. Schriftsteller, * 1921, Aspsis die, Keimfreiheit, verhindert Wundinfektion
† 2000; schrieb Dialektgedichte und zeitkrit. artist. und Eiterung; wird durch → Desinfektion erzielt.
Sprachkunstwerke. Georg-Büchner-Preis 1997. Aserbaidschn, histor. Gebiet in Vorderasien, westl.
rtus, rthur, sagenhafter König der kelt. Briten, um des Kasp. Meers; den nördl. Teil bildet die Rep. A., der
500 n. Chr.; die A.-Sage wurde mit dem mittelalterl. S gehört zu Iran.
Sagenkreis um den Gral verknüpft; um A. scharen sich Aserbaidschn, Rep. in SW-Asien, 86 600 km 2, 8,8 Mio.
die 12 tapferen Ritter der »Tafelrunde«, darunter Erec, Ew.; Hptst. Baku; Amtssprache: Aserbaidschanisch
Lancelot, Iwein, Parzival, Tristan. A.-Höfe, seit dem (Aseri). Zu A. gehören das Gebiet → Bergkarabach und
14. Jh. Bez. für Körperschaften zur Pflege der die Autonome Rep. Nachitschewan. – Kerngebiet ist
Geselligkeit nach dem Vorbild der »Tafelrunde«. das nach W zum Armen. Hochland und Kaukasus
Arba, Insel der Kleinen Antillen, vor der N-Küste ansteigende Steppentiefland entlang des Kasp.
Südamerikas; überseeisches Gebiet der Niederlande; Meers. – Bev.: 91 % turksprachige Aserbaidschaner,
180 km 2, 107 000 Ew.; Hptst. und Freihafen: Oranje- daneben Lesginen, Russen, Armenier u. a., rd. 65 %
stad. Erdölraffinerie, Tourismus. Schiiten und 35 % Sunniten. – Erdgas- und Erdölför-
Arznmittel, Medikamnte, Phrmaka, Stoffe zur derung; Eisen und Stahl erzeugende, petrochem.,
Erkennung, Verhütung und Behandlung von Aluminium-, Textil- und Nahrungsmittelind.,
Krankheiten oder als Ersatz für körpereigene Stoffe. Maschinen- und Gerätebau; Anbau von Baumwolle, 57
Man verwendet Stoffe chem., pflanzl. oder tier. Tabak, Obst, Weinbau; Schafzucht. – Im 7. Jh. von den

Aserbaidschan A
A Ashoka
58 Arabern erobert, die den Islam einführten; im 11. Jh. Oasen; in Süd- und Ost-A. Laub- und Mischwälder, in
türkisiert; seit 1501 bzw. 1603 zu Persien. Nord-A. fiel den Tropengebieten Regenwald.
1828 an Russland, der S blieb bei Persien; der N wurde Tierwelt. Im N artenarme arkt. Tierwelt (Lemming,
1918 unabhängige Rep., 1920 Errichtung der Ren, Polarfuchs). N- und Zentral-A. bilden mit Europa
Sowjetmacht (in der UdSSR 1922–36 Teil der eine Tierregion; West-A. gehört zur Mittelmeerfauna.
Transkaukas. Föderation, 1936–91 Aserbaidschan. Im S und SO ist die Tierwelt tropisch (mit Elefant,
SSR); seit 1988 Auseinandersetzungen mit Armenien Löwe).
um Bergkarabach; Unabhängigkeitserklärung am Bevölkerung. Zu den Indoeuropäern gehören die
30. 8. 1991; Staatspräs. 1993–2003 H. Alijew, ab 2003 Afghanen, Belutschen, Hindu, Perser, Russen u. a., zu
sein Sohn I. Alijew; Mitgl. der GUS. den Semiten die Araber. In Innerasien leben Mongolen,
Ashka [aʃ-], ind. König (etwa zw. 273 und 232 v. Chr.), Tibeter, im O Chinesen, Japaner, Koreaner, im NO
schuf ein Großreich, Förderer des Buddhismus, den er Tungusen und im SO Thai, Vietnamesen; Zwischen-
über ganz Indien verbreitete. und Übergangsformen bilden die Turkvölker und die
Ashton [ˈæʃtən], Catherine Margaret, Baroness A. of Malaien. Das zahlenmäßig stärkste Volk Asiens und
Upholland [-ˈʌpˈhɔlənd] (seit 1999), brit. Politikerin der Erde überhaupt sind die Chinesen, dicht gefolgt
(Labour Party), * 1956; Wirtschaftswissenschaftlerin; von den Indern. – Alle Hochreligionen sind in A.
seit 1999 als Life Peer Mitgl. des Oberhauses; wurde entstanden und auch heute vertreten; daneben gibt es
2008 EU-Kommissarin für Handel; 2009 zur Hohen Stammesreligionen.
Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheits- Wirtschaft. Haupterzeugnisse der Landwirtschaft: Reis
politik ernannt, außerdem Vizepräs. der Europ. (China, Indien), Kautschuk (Malaysia, Indonesien),
Kommission. Jute (Indien, Bangladesch), Kopra (Indonesien), Tee
si|en, der größte Erdteil, einschließl. Binnenmeere
Asi|en ASIA (Indien, Sri Lanka, China), Baumwollsamen (China,
45,1 Mio. km 2, das sind 33 % der Landfläche der Erde, Indien), Sojabohnen (China); Fischfang (Japan,
über 4 Mrd. Ew. A. reicht vom Nördl. Eismeer bis 10° Russland, China).  auf Zinn (Malaysia), Wolfram
südl. Breite, in W-O-Richtung von 26° östl. Länge bis (China), Steinkohle (Russland, China), Erdöl (Kuwait,
170° westl. Länge. Nur aus geschichtl. Gründen werden Saudi-Arabien, Russland u. a.), Antimon (China),
A. und Europa als zwei Erdteile betrachtet; als Grenze Eisenerz (Indien, China), Manganerz (Indien, China)
gelten Uralgebirge, Uralfluss, das Kasp. Meer, die u. a. Stärker industrialisiert sind außer Japan Russland
Manytschniederung und das Schwarze Meer. u. a. Rep. der GUS, China, Indien, Israel, Taiwan, Korea
Landesnatur. Die Festlandmasse ist nur wenig durch (Nord- und Süd-Korea) und Singapur. In Malaysia,
Randmeere gegliedert. Die wichtigsten Halbinseln Indonesien, auf den Philippinen und in Thailand
sind: Kleinasien, die Arab. Halbinsel, Vorderindien, schreitet die Industrialisierung voran. – Ausfuhr. Reis,
Hinterindien, Korea, Kamtschatka und die Tschukt- Tee, Tabak, Gummi, Baumwolle, Jute, Zucker, Kopra,
schenhalbinsel. Mit Afrika ist A. durch die Landenge Ölfrüchte; Erdöl, Zinn; industrielle Massenerzeugnisse
von Sues verbunden, nach Australien leitet die (Japan u. a.). – Das Eisenbahnnetz ist v. a. in Japan gut
Inselbrücke des Malaiischen Archipels hinüber, nach ausgebaut. Über ein ausgedehntes Schienennetz
Amerika die Aleuten. Im O und SO sind Inselketten verfügen Indien, Pakistan, einige Rep. der GUS, der O
(Japan, Philippinen, Indonesien) vorgelagert. Chinas und Indonesien (auf Java). Ausgebaute
Zentral-A. setzt sich aus versch. Hochländern Straßennetze haben Japan, Indien, Pakistan,
zusammen, u. a. Tibet, dessen Randgebirge die Indonesien. Zunehmende Bedeutung des Luftverkehrs.
höchsten Gipfel der Erde tragen (Mount Everest Geschichte. Siehe Abschnitte bei den einzelnen
8850 m). Junge Faltengebirge durchziehen A. von Staaten.
Anatolien und dem Kaukasus über das Iran. Hochland Äskulp, griech. Asklpios, bei Griechen und Römern
und den Pamir bis nach Hinterindien und in die Gott der Heilkunde. Sinnbild: ein schlangenumwun-
Mongolei. Den NW und N nehmen weite Tiefländer dener Stab (Ä.-Stab).
(W-Sibirien) ein. Zentral-A. und weite Gebiete Asmra, Hptst. von Eritrea, am N-Rand des Äthiop.
West-A.s sind ohne Abfluss zum Meer; die Flüsse Hochlands, 578 900 Ew.; Univ.; Textilind.; internat. .
enden in salzigen Endseen oder Sümpfen. In das Nördl. Äsp, sagenhafter griech. Fabeldichter (6. Jh. v. Chr.); die
Eismeer münden Ob, Jenissei, Lena; in den Pazif. ihm zugeschriebenen Fabeln wurden in der
Ozean: Amur, Hwangho, Jangtsekiang, Mekong; in den Spätantike gesammelt.
Ind. Ozean: Ganges, Brahmaputra, Indus, Euphrat und Aswsches Mr, flaches, fischreiches Nebenmeer
Tigris. Größte Seen sind das Kasp. Meer, Aral-, Baikal-, des Schwarzen Meers; 38 000 km 2.
Balchaschsee und Issykkul. ssad, sad, 1) Baschar al-, syr. Politiker, * 1965, Sohn
Klima. Vorherrschend kontinental. Im N sehr kalte von 2); wurde 2000 Präsident. – 2) Hafis al-, syr.
Winter (Kältepol der N-Halbkugel in Sibirien) und General und Politiker, * 1930; † 2000; seit 1971
gemäßigte Sommer, auf der Arab. Halbinsel und in Staatspräs., seit 1973 Oberbefehlshaber der
Zentral-A. heiße, trockene Sommer, in West-A. z. T. Streitkräfte in Syrien.
Mittelmeerklima, in Süd- und Ost-A. Monsunklima ssam, Bundesstaat im NO Indiens, 78 438 km 2,
mit Wechsel von Regen- und Trockenzeit. Im 29,9 Mio. Ew.; Hptst. Dispur; A. liefert den Großteil der
äußersten S (Malaiischer Archipel, Sri Lanka) z. T. ind. Tee-Ernte; Erdölförderung.
Tropenklima. Assimilatin die, 1)  Umwandlung von Nahrung in
Assimilation ASSA

Pflanzenwelt. Im N polare Steppe (Tundra), anschlie- körpereigene Stoffe unter Energieverbrauch. Man
ßend sibir. Nadelwald (Taiga); West- und Zentral-A. unterscheidet die A. von Kohlenstoff, die A. von
haben meist Steppen, Salzsteppen und Wüsten mit Stickstoff und die A. von Schwefel und Phos-
ASH
phor. – 2)  Angleichung zweier Laute zur Verein-
fachung der Aussprache, z. B. Assimilation für
Astrolog die, Sterndeutung, Versuch, aus der Stellung
der Gestirne das Schicksal der Menschen vorherzusa-
ATA
Adsimilation. – 3) Hineinwachsen in eine andere gen. (→ Horoskop)
Kultur.
Asssi, Stadt in Umbrien, Mittelitalien, 24 000 Ew.; bed. Astronom,
Wallfahrtsort; Geburtsort des hl. Franz von A., sein Himmelskunde, Sternkunde, die
Grab in der Doppelkirche San Francesco (1228–53) Wiss., die sich mit der
mit Fresken von Cimabue und Giotto (schwere Erforschung des Universums
Zerstörungen durch Erdbeben 1997). Die mittelalterl. befasst. Klass. Teilgebiete sind:
Architektur- und Kunstdenkmäler gehören zum Astrometrie und Himmels-
Weltkulturerbe. mechanik, die sich mit der
Assun, Stadt in Oberägypten, am Nil, 220 000 Ew.; Bestimmung von Position (Ort,
Univ.; Tourismus (zahlreiche kulturhistor. Stätten); Bahn) bzw. Bewegung der
Flugplatz. Südlich der Assuanhochdamm, der den Himmelskörper unter dem
Nassersee staut. Einfluss der Gravitation
Assri|en, altes Reich in Vorderasien, urspr. das Land befassen; Stellarstatistik und
am mittleren Tigris (heute N-Irak), dehnte seinen -dynamik erforschen die
Einfluss rasch aus. Sein erster Aufstieg begann im Verteilung und Bewegung der
20. Jh. v. Chr.; im 13. und 12. Jh. wurde es die Materie im Weltraum, die
bedeutendste Macht neben Babylonien. Nach Astrophysik Aufbau, Zusam-
Rückschlägen begann etwa seit 900 v. Chr. der zweite, mensetzung, physikal. Zustand
bedeutendere Aufstieg (Eroberung Babyloniens). 612 und Entwicklung der
v. Chr. erlag es den Erhebungen der Meder und Himmelskörper. Nach dem
Babylonier. Hptst. Assur, daneben Ninive, Kalach, beobachteten Spektralbereich
Dur-Scharrukin. Die assyr. Kunst entwickelte einen wird die Astrophysik unterteilt
großartigen Realismus, bes. in Reliefs (Jagd- und in: Radio- und Submillimeter-A.,
Kriegsszenen). Infrarot-, opt., Ultraviolett-,
AStA, Abk. für Allgemeiner Studentenausschuss. Röntgen- und Gamma-A. – Die
Astaire [əsˈteə], Fred, amerikan. Filmschauspieler, Kosmogonie untersucht die
* 1899, † 1987; war Tänzer und Sänger in Musik-, Entstehung und Entwicklung
Revue- und Tanzfi lmen, häufig mit Ginger Rogers. der Himmelskörper, während
Astana, bis 1992 Zelinogrd, bis 1998 Akmla, seit 1997 sich die Kosmologie mit der
Hptst. von Kasachstan, 550 000 Ew.; Hochschulen; Struktur des Weltalls als
Landmaschinenbau; . Ganzem befasst.
Astt das, Symbol At, seltenes radioaktives chem. Ästur das, durch den Einfluss
Element, OZ 85. von Ebbe und Flut trichterför-
Asteroden, die Planetoiden (→ Planeten). mig erweiterte Flussmündung,
Asthniker der, Körperbautypus, → Konstitution. z. B. Elbe.
Ästhtik die, Theorie, die das Schöne in der Natur und Astrias, Miguel Ángel, Astronomie: Einen
bes. in der Kunst zum Gegenstand hat. guatemaltek. Schriftsteller,
neuen Blick in das
Ästhetizsmus der, Überbewertung des Schönen im * 1899, † 1974; Romane und Erz.,
Weltall bietet das
Verhältnis zu religiösen, ethischen, prakt. Werten. »Der Herr Präsident« (1946).
sthma das, anfallsweise auftretende Atemnot. Nobelpreis für Literatur 1967. Hubble-Weltraum-
1) Bronchial-A., beruht auf einer Verengung der Astri|en, gebirgige Landschaft teleskop, das seit
bronchialen Atemwege mit starker Schleimabsonde- in N-Spanien; in den Tälern Anbau von Weizen, Mais, 1990 die Erde um-
rung, oft ausgelöst durch Überempfi ndlichkeit Obst und Wein. Bodenschätze: Kohle, Eisen. kreist und Bilder
(Allergie) gegen bestimmte Substanzen. 2) Herz-A., Schwerind., Maschinen- und Schiff bau. Hptst. Oviedo. von bis dahin un-
tritt bei Herzklappenfehler und arteriellem Asunción [asunˈsjɔn], Hptst. von Paraguay, 513 400 Ew.; geahnter Schärfe
Hochdruck auf. 2 Univ., Handel, Ind.; Flusshafen. und Reichweite
sti, Stadt in Oberitalien, 75 000 Ew.; Handel mit Aslrecht, Recht eines politisch, rassisch, religiös oder sendet. Die Aus-
Gemüse, Trüffeln und Wein, besonderer Schaumwein anderweitig Verfolgten zur sicheren Aufnahme in schnitt-Aufnahme
(Asti Spumante). einem anderen Staat; auch das in den einzelnen des Adlernebels
Astigmatsmus der, Fehler bei opt. Abbildungen: Die Staaten die Asylgewährung regelnde Recht. In Dtl.
zählt zu den
abzubildenden Punkte werden nicht in der gleichen trat am 1. 7. 1993 eine GG-Änderung in Kraft, mit der
bizarrsten Bildern
Bildebene abgebildet, sondern dahinter oder davor. das A. eingeschränkt wird (Art. 16 a GG). Als polit.
Der A. des Auges beruht auf Ungleichmäßigkeiten in nicht verfolgt gilt ein Asylbewerber, der aus einem des »Superauges«.
der Oberfläche der brechenden Fläche, bes. der sicheren Drittland einreist. Es zeigt die Geburt
Hornhaut. Asymptte die,  Gerade, der sich eine Kurve (z. B. eine zahlloser kleiner
stra, Bez. für die 15 (2010) Nachrichtensatelliten der Hyperbel) annähert, ohne sie im Endlichen jemals zu Sterne rd. 7000
Gesellschaft SES (frz. Société Européenne des berühren. Lichtjahre von der
Satellites, Sitz: Luxemburg), die über 2500 Fernseh- Atacma, fast regenlose Wüste in N-Chile, zw. Küste Erde entfernt.
und Rundfunkprogramme analog oder digital und Kordilleren, mit Salzseen und -pfannen, reich an
ausstrahlen. Die Astra-Satelliten decken den Kupfer, Silber, Salpeter. 59
gesamten europ. Raum ab. Atatrk, türk. Politiker, → Kemal Atatürk.

Atatürk A
A Atavismus
60 Atavsmus der, Wiederauftreten von urspr. Merkmalen zur Volksrepublik erklärt. Neben zahlr. Rebellen-
stammesgeschichtl. Vorfahren, z. B. extrem starke bewegungen kämpfte in Eritrea eine Unabhängig-
Körperbehaarung beim Menschen. keitsbewegung gegen die Reg.; 1991 gelang den Rebel-
Athabsca der, Strom in Kanada, Nordamerika, len der Sieg im Bürgerkrieg. Eritrea wurde 1993
1231 km lang; entspringt in den kanad. Rocky selbstständig. Zwischen Ä. und Eritrea kam es
Mountains und mündet in den A.-See. 1998–2000 zu einem Grenzkrieg; die Beziehungen zu
Äthn das,  → Ethan. Eritrea und Somalia blieben auch in der Folgezeit
Äthanl das,  → Ethanol. gespannt. 2006 intervenierte Ä. militärisch in
Athesmus [griech. atheos »ohne Gott«] der, die Somalia, um die dortigen islamist. Kräfte aus-
Leugnung der Existenz eines Gottes jenseits der zuschalten. G. Wolde Giorgis ist seit 2001 Präs. von
erfahrbaren Welt, einer göttlichen Weltordnung oder Ä., M. Zenawi seit 1995 Min.-Präs.
des geltenden Gottesbegriffs.
Athn, Hptst., geistiger, kultureller und wirtschaftl.
Athen ATHA Gelobtes Land
Mittelpunkt Griechenlands, in Attika, 745 500 Ew., Nicht nur Jamaika ist das Zentrum des Reggaes und
als Agglomeration 3,8 Mio. Ew.; Univ., Flughafen, des Rasta-Kults. Shashemene, eine Kleinstadt in
Hafen → Piräus. Der älteste Teil, die Akropolis, mit Äthiopien, ist für viele Jamaikaner der Mittelpunkt
Parthenon, Erechtheion, Niketempel und Propyläen, ihres Glaubens und Äthiopien ihr »gelobtes Land«.
gehört zum Weltkulturerbe. – A. ist seit dem 3. Jt. Angefangen hat der Rasta-Kult mit der Krönung von
v. Chr. als Siedlung nachweisbar, um 1000 wurde Ras Tafari Makonnen, der sich unter dem Namen
A. Hauptort Attikas. Die Königsherrschaft ging im Haile Selassie (1892–1975) zum Kaiser von Äthiopien
7. Jh. v. Chr. in Adelsherrschaft über. A. erreichte erhob. Dies war für eine kleine jamaikanische Sekte
im 5. Jh. v. Chr. den Höhepunkt seiner Macht. Im ein Zeichen für die Wiedergeburt eines schwarzen
MA unbedeutend. Im Befreiungskampf gegen die Gottes und das Ende der weißen Vorherrschaft. Sie
Türken wurde es 1834 Hptst. Griechenlands. nannten sich von da an »Rastafari« und verehren bis
Athne, Pllas A., griech. Göttin, urspr. wohl minoisch, heute Haile Selassie als Messias und Gott. Der Kaiser
von den Römern mit Minerva gleichgesetzt, dem selbst war zwar irritiert, schenkte den frommen
Haupt ihres Vaters Zeus entsprungen, die »Jungfräuli- Anhängern allerdings ein Grundstück in Shasheme-
che« (Parthenos), Schutzgöttin der Stadt Athen, auch ne, das ab den 1960er-Jahren zum Zentrum der
der Krieger, der Städte, der Wiss. und Künste. Die Eule Rastafari wurde.
war ihr heilig.
ther der,  → Ether.
äthrisch, 1) zart, vergeistigt. – 2)  flüchtig; Athltiker der, Körperbautypus, → Konstitution.
ätherische Öle, flüchtige, stark riechende, flüssige Öle, thos, griech. Halbinsel im Ägäischen Meer. Die
aus Pflanzen gewonnen, für Duftstoffe verwendet. Mönchsrep. auf dem Berg A. umfasst 20 Großklöster
Atherm das, Balggeschwulst, Grützbeutel, gutartige
Atherom ATHA (ältestes 10. Jh.); gehört zum Weltkulturerbe.
Geschwulst in der Haut, die Talg und Hornmaterial Äthyln das,  → Ethylen.
enthält. Atkinson [ˈætkɪnsn], Rowan Sebastian, brit. Komiker
Atkinson ATKA

und Filmschauspieler, * 1955; bekannt v. a. durch die


Äthipien, früher Abessni|en, Republik in
Äthiopi|en äTHä Figur des »Mr. Bean«.
O-Afrika, 1,104 Mio. km 2, 82,8 Mio. Ew.; Hptst. Addis Atlanta [ətˈlæntə], Hptst. von Georgia, USA, 423 000 Ew.;
Abeba; Amtssprache: Amharisch. – Überwiegend mehrere Univ.; Handels- und Verkehrszentrum,
Hochland (im N Ras Daschan, 4620 m), das nach SO vielseitige Industrie. – 1996 Austragungsort der
zum Somalihochland abfällt; Abfluss durch den Nil Olymp. Sommerspiele.
(Blauer Nil, Atbara); im NO Halbwüste. Die Bewohner Atlntikcharta, die am 14. 8. 1941 auf einem
A

(Äthiopier) sind semit. Amharen (40 %), kuschit. Kriegsschiff im Atlantik von F. D. Roosevelt und
Oromo (40 %), der Rest Danakil und Somal. Über 60 % W. Churchill vereinbarte Erklärung der USA und
(mehrheitlich äthiop.-orth.) Christen, rd. 35 % sunnit. Großbritanniens über die Grundlagen einer
Muslime. – Anbau von Kaffee (Export), Obst, Gemüse, künftigen Weltordnung. Am 24. 9. 1941 schloss sich
Zuckerrohr, Getreide; Viehhaltung. Die Bodenschätze u. a. die UdSSR an. Am 1. 1. 1942 erkannten alle
(Gold, Platin, Nickel, Kupfer, Zink, Kali- und Steinsalz) damaligen Kriegsgegner Dtl.s die A. als gemeinsames
sind noch wenig erschlossen; wenig entwickelte Ind.; Programm an.
Ausfuhr: Agrarprodukte, Einfuhr: Erdöl, Maschinen Atlntis, im Altertum eine sagenhafte Insel, die im
und Gebrauchsgüter. Der Außenhandel erfolgt Meer versunken sein soll; nach Platon außerhalb der
überwiegend über den Hafen Dschibuti, internat. : Säulen des Herakles (Gibraltar) gelegen.
Addis Abeba. Atlntischer zean, Atlntik, zweitgrößter Ozean,
Atlantischer Ozean ATLA

Geschichte. Im 1. Jh. n. Chr. entstand das Reich von 106,2 Mio. km 2 (einschließl. Nebenmeere), trennt
Aksum, das im 4. Jh. christlich wurde. Seit dem 13. Jh. Nord- und Südamerika von Eurasien und Afrika.
war Ä. ein Gesamtstaat unter dem Negus Negesti. Im Mittlere Tiefe 3293 m, größte 9219 m (Puerto-Rico-
Laufe der Zeit verfiel die Macht der Negusse. Erst im Graben).
19. Jh. bildete sich wieder eine starke Zentralgewalt. tlas der, 1) griech. Sage: Sohn des Titanen Iapetos,
1930 ließ sich Kaiser Haile Selassie I. krönen. Ä. wurde Träger des Himmelsgewölbes. – 2)  oberster
1935/36 durch Italien erobert; 1941 kehrte Haile Halswirbel. – 3) Satin [zaˈt], glänzendes Gewebe mit
Selassie aus dem Exil zurück. Nach einem Militär- besonderer → Bindung. – 4) Pl. Atlnten, Kartenband,
putsch wurde der Kaiser 1974 abgesetzt und Ä. 1975 → Landkarte.
ATA
tlas,  Gebirge in NW-Afrika; gleichlaufende Ketten:
Atlas ATLA

Tell-A., Sahara-A., fortgesetzt im Hohen A., 4167 m


(und damit → chemische Elemente) bekannt, von
denen Uran mit der OZ 92 die letzte natürlich
ATR
hoch, und Anti-A., dazwischen die Hochebene der vorkommende A.-Art ist.
Schotts.
Atmosphre die, 1)  die Gashülle eines Sterns oder
Atmosphäre ATMA
Atmbombe, eine Bombe, deren vernichten-
eines Planeten; bes. die Lufthülle der Erde. Der untere de Kraft auf das plötzl. Freiwerden von Atomenergie
Teil der A. ist die zw. 8 und 16 km hohe Troposphäre, in durch → Kernspaltungen zurückgeht; Wirkung durch
der alles Wettergeschehen sich abspielt. Daran sehr hohe Temperaturen (bei der Explosion bis zu 20
schließt sich bis zu 40 bis 45 km Höhe die sauerstoff- Mio. °C), starke Druckwelle und intensive radioaktive
arme, wenig bewegte Stratosphäre an (in ihr zw. 20 Strahlung. Man unterscheidet Kernspaltungsbomben
und 30 km Höhe die Ozonschicht), von 45 bis 85 km und Kernfusionsbomben.
Höhe die ozonreiche Mesosphäre und endlich die
Ionosphäre oder Thermosphäre, der Schauplatz der Norwegischer Widerstand
Nordlichterscheinungen; die sich in 400 km Höhe Es war die wohl aufwendigste Widerstandsaktion
anschließende Exosphäre bildet den Übergang zum gegen deutsche Besatzer während des 2. Weltkriegs:
Weltraum. – 2) Einheiten: 1) physikal. A., Einheitenzei- Am 20. Februar 1944 wurde die Eisenbahnfähre
chen atm, Vergleichsmaß für den mittleren Atmosphä- »Hydro« auf dem norwegischen See Tinnsjø gesprengt
rendruck, keine gesetzl. Einheit; 1 atm = 760 Torr = – und mit ihr 50 Fässer mit »schwerem Wasser« auf
1,01325 bar = 101 325 Pa. 2) techn. A., Einheitenzeichen dem Weg nach Deutschland. Ende 1938 war Otto Hahn
at, veraltete, nicht gesetzl. Einheit des Drucks; 1 at = in Berlin die Uranspaltung gelungen, und seither
1 kp/cm 2 = 0,980665 bar = 98 066,5 Pascal. arbeitete die Forschergruppe »Uranverein« an einer
Atmung, lebensnotwendige Körpervorgänge, durch die
Atmung ATMA deutschen Atombombe. Das »schwere Wasser«, her-
der Sauerstoff der Luft oder des Wassers dem Blut gestellt im besetzten Norwegen, war dafür Vorausset-
zugeführt und das im Blut angehäufte Kohlendioxid zung. Widerstandskämpfer und Alliierte setzten alles
aus dem Körper entfernt wird (äußere A.); Haupt- daran, die Fabrik zu zerstören: Eine Luftlandeoperati-
organe: Lungen, Kiemen, Tracheen. Die Atembewe- on 1942 scheiterte, 1943 wurde die Anlage von Spionen
gungen des Menschen werden unwillkürlich infolge gesprengt, dann noch einmal bombardiert und 1944
des Reizes ausgelöst, den das mit Kohlensäure die Fähre versenkt – und damit letztlich die deutsche
beladene Blut auf das im verlängerten Rückenmark Bombe verhindert.
gelegene Atemzentrum ausübt; sie können für kürzere
Zeit willkürlich unterdrückt werden. Die Einatmung
geschieht durch Erweiterung der Brusthöhle und Atm|energie → Kernenergie.
damit der Lungen infolge der Tätigkeit der Rippenhe- Atomsmus der, Atomstik, Naturphilosophie, nach der
bemuskeln und des Zwerchfells, die Ausatmung durch das Naturgeschehen von einer Vielzahl kleinster
Zurückfedern des Brustkorbs. Der Austausch von Urteilchen (Atome) verursacht ist.
Sauerstoff und Kohlendioxid zw. Blut und Körper- Atmmasse, relatve A., die durchschnittl. Masse der
gewebe heißt Gewebe-A., die Energie liefernden chem. Atome eines chem. Elements, bezogen auf 1⁄12 der
Vorgänge bei der Verbrennung von Nahrungs- oder Masse des Kohlenstoffisotops mit der Massenzahl 12.
Körperstoffen innere Atmung. Atm|uhr, Zeitmessgerät höchster Genauigkeit, nutzt
tna der, aktiver Vulkan an der Ostküste Siziliens, mit die Frequenz der Übergangsstrahlung von Cäsium-
3350 m ü. M. höchster Vulkan Europas; höchster Gipfel atomen oder Rubidiumatomen als Zeitmaß.
des außeralpinen Italien; Flankenausbrüche übersäen Atmwaffensperrvertrag, Kernwaffensperrvertrag,
den Ä. mit kleinen Nebenkratern; letzte größere am 1. 7. 1968 von den USA, der UdSSR und Groß-
Ausbrüche 1991/92, seit 2001 nahezu ständig aktiv. britannien unterzeichneter Vertrag (in Kraft seit
Ätli|en, Landschaft Mittelgriechenlands. 1970) zur Nichtverbreitung von Kernwaffen; Dtl. trat
Atll das, ringförmiges Korallenriff trop. Meere, dem A. 1969 bei; der A. wurde 1995 von den damals
umschließt eine seichte Lagune. 178 Signatarstaaten unbefristet verlängert. 2010
Atm [griech. »unteilbar«] das, elektrisch neutrale
Atom ATOA gehörten ihm 189 Staaten an; Indien, Pakistan und
kleinste Einheit eines chem. Elements, das mit chem. Israel haben nicht unterzeichnet, Nord-Korea kündig-
Mitteln nicht weiter teilbar ist. Die Größe aller A. te 2003 den Vertrag.
liegt im Bereich von 10 −10 bis 10 −9 m. Nach der Theorie Atmwärme, die molare Wärmekapazität eines chem.
von N. Bohr (1913) ist jedes A. aus einem elektrisch Elements.
positiv geladenen A.-Kern (Durchmesser ≈ 10 −14 m) Atm|zerfall, der radioaktive Zerfall (→ Radioaktivi-
Atom|zerfallATOA

aufgebaut, der fast die ganze Masse des A. enthält, tät).


sowie aus der A.-Hülle aus negativ geladenen atonle Musk, Musik, die nicht auf dem Prinzip der
Elektronen, die den Kern umgibt und die positive Tonalität beruht (→ Zwölftonmusik).
Kernladung absättigt. Der A.-Kern selbst ist aus ATP → Adenosin.
Nukleonen (Protonen und Neutronen) zusammenge- ATP [eɪtiːˈpiː], Abk. für engl. Association of Tennis
setzt. Die Anzahl der Elektronen, die mit der Zahl der Professionals, internat. Dachverband im Profitennis
positiven Ladungen im Kern übereinstimmt, ist die der Männer, gegr. 1972, Sitz: Monte Carlo.
Ordnungszahl (OZ) des betreffenden A. Der trium das, 1) Hauptraum des altitalischen Hau-
Anordnung der Elektronen in der Hülle entspringen ses. – 2) Vorhof frühchristl. Kirchen.
die Gesetzmäßigkeiten des → Periodensystems der Atropn, das, ein hochgiftiges Alkaloid, das in 61
Elemente. Gegenwärtig sind 117 versch. A.-Arten Nachtschattengewächsen, bes. in der Tollkirsche (lat.

Atropin A
A Attaché
62 Atropa belladonna) enthalten ist. Atropin kann auch hat (z. B. vor Todeserklärung, Kraftloserklärung von
synthetisch hergestellt werden. Die Aufnahme einer Urkunden). – 2) durch öffentl. Aushang des Standes-
größeren Menge kann zur Atropinvergiftung führen; beamten erfolgender Hinweis auf eine beabsichtigte
sie äußert sich in Hautrötung, Trockenheit der Eheschließung; in Dtl. 1998 abgeschafft.
Schleimhäute, Durstgefühl, weiten, starren Pupillen, Aufklärung, geistige Strömung, die, im 17. Jh. von
Aufklärung AUFA

Puls- und Atmungsbeschleunigung, Erregung und England ausgehend, im 18. Jh. über Frankreich ganz
Verwirrung und führt schließlich zum Tod durch Europa erreichte. Sie wurzelte im neuzeitl.-physikal.
zentrale Atemlähmung. Weltbild (I. Newton), im engl. Empirismus (J. Locke)
Attaché [ataˈʃe] der, Angehöriger des Vorbereitungs- und Parlamentarismus und im frz. Skeptizismus
dienstes für den höheren auswärtigen Dienst; (Montaigne). Ausgangspunkt der A. ist die Loslösung
Sachverständiger bei einer Auslandsvertretung: z. B. des Denkens vom überlieferten christl. Offen-
Militär-A., Handels-A. u. a. barungsglauben und vom theolog.-metaphys.
Attenborough [ˈætnbrɔ], Sir (seit 1976) Richard, brit. Weltbild zugunsten religiöser Toleranz und der
Schauspieler und Regisseur, * 1923; drehte u. a. Vorstellung einer »natürl. Religion« ohne konfessio-
»Gandhi« (1982) und »A Chorus Line« (1985). nelle Grenzen. Die Vorstellung, dass die Vernunft das
ttersee, Kmmersee, größter See des Salzkammer- Wesen des Menschen darstelle, wodurch alle
guts, Österreich, 20 km lang, 46,7 km 2, 171 m tief. Menschen gleich seien (Egalitarismus), ließen das
ttika, Landschaft im SO Mittelgriechenlands, Hptst. Erziehungswesen und die Volksbildung zu einem
Athen; kahle Gebirgszüge; Wein, Öl, Feigen; Marmor, Hauptanliegen der A. werden (u. a. → Enzyklopä-
Blei, Zink. disten). In Dtl. hatte in der Philosophie v. a. I. Kant
ttila [got. »Väterchen«], König der Hunnen, der Etzel die A. kritisch verarbeitet und weitergebildet; in der
der german. Sage, † 453; dehnte das Hunnenreich im O Literatur wurwde G. E. Lessing zu ihrem Hauptver-
bis zum Kaukasus, im W fast bis zum Rhein aus, treter. In der Staatslehre führte v. a. die Forderung
wurde 451 auf den Katalaun. Feldern von dem Montesquieus nach einer »Teilung der Gewalten« zu
weström. Feldherrn Aetius geschlagen. polit. Reformen (aufgeklärter Absolutismus), die
Atwood [ˈætwʊd], Margaret, kanad. Schriftstellerin,
Atwood ATWA letztlich die Frz. Revolution vorbereiteten.
* 1939; Romane über die von Zwängen beherrschte Auflösungsvermögen, bei opt. Geräten der kleinste
weibl. Lebenswelt sowie Kritik an Materialismus und Abstand zweier Punkte, die noch getrennt wahr-
Umweltzerstörung, u. a. »Die eßbare Frau« (1969), »Der genommen werden können.
Augen können Report der Magd« (1985), »Das Jahr der Flut« (2009). Aufsichtspflicht, gesetzl. Pflicht zur Beaufsichtigung
auch ganz Aubergine [obɛrˈʒiːnə] die, Eierfrucht, Eierpflanze, von Personen, die wegen Minderjährigkeit oder wegen
Nachtschattengewächs mit gurkenähnl. Früchten, die ihres körperl. oder geistigen Zustandes der Aufsicht
anders aus-
als Gemüse verwendet werden. bedürfen.
sehen als beim
Auckland [ˈɔːklənd], größte Stadt und Überseehafen Aufsichtsrat → Aktiengesellschaft.
Menschen: Neuseelands, 1,2 Mio. Ew.; Univ., internat. ; chem., Auftrieb,  der Schwerkraft entgegengerichtete Kraft,
So kann das Nahrungsmittel- u. a. Industrie. die in Flüssigkeiten und Gasen durch Druckunter-
Chamäleon Audiovisin, die Information durch Ton und Bild; auch schiede entsteht. Die durch den A. bewirkte
gleichzeitig die Technik des Aufnehmens, Speicherns und Wieder- Gewichtsverminderung ist gleich der Gewichtskraft
nach vorne und gebens v. Ton und Bild (z. B. mit dem Videorekorder). der verdrängten Flüssigkeits- oder Gasmenge
hinten schauen, e, Hrtmann von, mittelhochdt. Dichter, (archimedisches Prinzip).
während die → Hartmann von Aue. Aufwertung, Revalvatin, Erhöhung des Außenwertes
Augen der erbachs Keller, Weinkeller in Leipzig, 1530 einer Währung; Ggs.: Abwertung.
Elefanten durch angelegt, Ort einer Szene in Goethes »Faust«.
Auerhuhn, größtes europ. Waldhuhn, bis 90 cm; Hahn Auge, Sinnesorgan zur bildhaften Wahrnehmung
dicke Haut Auge AUGA

schwarz und weiß, Brust grün schimmernd, Henne der Außenwelt. Es besteht aus Schutzorganen (Lider,
und Haare vor
kleiner, rebhuhnbraun gefärbt. Wimperhaare, Brauen) und dem in der knöchernen
Sandstürmen
Auerochse, r, ausgestorbenes europ. Wildrind; A.-Höhle gelegenen Augapfel, der von den A.-Mus-
geschützt sind. Stammform des Hausrinds. keln bewegt und vorn von der zarten, durchscheinen-
Facettenaugen, Auferstehung Chrsti, die im N. T. bezeugte den A.-Bindehaut überzogen wird. Der Augapfel ist
hier bei der Wiedererweckung Jesu nach seinem Kreuzestod; umschlossen von der weiß gefärbten Lederhaut, die
Kaisergoldfliege, Grundlage für die Bildung der christl. Gemeinde und vorn in die uhrglasförmige, durchsichtige Hornhaut
können aus bis grundlegendes Bekenntnis christl. Glaubens. übergeht; ihr folgt nach innen die gefäßreiche
zu 30 000 winzi- Aufgebot, 1)  gerichtl. Aufruf, Rechte oder Aderhaut, von der aus der Augapfel ernährt wird, im
gen Einzelaugen Ansprüche anzumelden, mit der Wirkung, dass eine Innern die Netzhaut mit den lichtempfindl. Stäbchen
bestehen. Und unterlassene Anmeldung Rechtsnachteile zur Folge und den farbenempfindl. Zapfen, an die die Enden
die Springspin-
ne hat neben
ihren beiden
Hauptaugen
auch noch zwei
Nebenaugen:
Sie ist damit
das Spinnentier
mit dem besten
Sehsinn.
ATT
des Sehnervs herantreten. Nach vorn geht die
Aderhaut in die ringförmige, je nach Dichte und
Augusta [ɔːˈgʌstə], Hptst. von Maine, USA, 22 000 Ew.;
Verkehrsknoten, , Textil-, Papierindustrie.
AUR
Anordnung des Farbstoffs grau, blau oder braun Augsta, dt. Kaiserin und Königin von Preußen, * 1811,
gefärbte Regenbogenhaut (Iris) über, in deren † 1890,  mit dem späteren Kaiser Wilhelm I.;
Mittelpunkt das Sehloch (die Pupille) liegt. Hinter Gegnerin Bismarcks.
der Iris befindet sich die durchsichtige A.-Linse, die Augste Viktria, letzte dt. Kaiserin, Gemahlin
die Lichtstrahlen bricht und durch den hinter ihr Wilhelms II., * 1858, † 1921.
gelegenen durchsichtigen Glaskörper auf die gust II., der Starke, König von Polen und als
Netzhaut wirft. Zw. Hornhaut und Vorderfläche von Frdrich gust I. Kurfürst von Sachsen (1694–1733),
Linse und Iris befindet sich die vordere, zw. * 1670, † 1733; erlangte durch Übertritt zum
Hinterfläche der Iris und Glaskörper die hintere Katholizismus 1697 die poln. Krone, wurde im Nord.
A.-Kammer, beide mit wässriger Flüssigkeit Krieg von König Karl XII. von Schweden besiegt und
angefüllt. Nach oben oder außen über dem Augapfel zum zeitweiligen Verzicht auf die poln. Krone
folgt die Tränendrüse; der Abfluss der Tränen vom gezwungen (1706–09); prachtliebend, verschönerte er
inneren Augenwinkel aus erfolgt durch den Dresden durch Barockbauten (Zwinger, Frauenkir-
Tränennasengang in die Nase. An der Eintrittsstelle che), ebenso Warschau.
(Papille) des Sehnervs hat die Netzhaut keine Augustner, kath. Ordensgenossenschaft, leben nach
Stäbchen und Zapfen und ist deshalb für Lichtein- der A.-Regel (11. Jh.). A.-Chorherren: in klösterl.
drücke unempfindlich (blinder Fleck); die Gemeinschaft lebende Domherren. A.-Eremiten:
empfindlichste Stelle der Netzhaut ist der gelbe Bettelorden, tragen eine schwarze Kutte. A.-Barfüßer,
Fleck. – Facetten-A., hoch entwickeltes Lichtsinnes- unbeschuhte A. mit strenger, asket. Lebensweise.
organ bei Insekten und anderen Gliederfüßern, das Augustnus, Aurelius, abendländ. Kirchenlehrer, * 354
bienenwabenartig aus vielen Einzelaugen zusam- (Mutter: hl. Monika), † 430; Bischof von Hippo Regius,
mengesetzt ist. Heiliger (Tag: 28. 8.). Seine Schriften, bes. die Lehre
Augendiagnose, Irisdiagnose, Erkennen von
Augendiagnose AUGA von Sünde und Gnade, beeinflussten die abendländ.
Organkrankheiten aus der Beschaffenheit der Theologie und Philosophie.
Regenbogenhaut; von der Schulmedizin abgelehnte Augstus, urspr. Gaius Octvius, nach seiner Adop-
Methode. tion Octavin(us), 1. röm. Kaiser, * 63 v. Chr., † 14
Augenfalter, weltweit verbreitete Familie der n. Chr.; verband sich 43 mit Antonius und Lepidus
Schmetterlinge mit Augenflecken. zum 2. Triumvirat; schlug 42 bei Philippi Brutus und
Augas, griech. Sage: König von Elis, reich an Vieh; eine Cassius, die Mörder seines Adoptivvaters Caesar. In
der Aufgaben des Herakles war das Ausmisten des der Auseinandersetzung mit Antonius errang er 31
A.-Stalls in nur einem Tag; heute  für korrupte oder durch den Sieg bei Actium die Alleinherrschaft (in-
schmutzige Angelegenheiten beseitigen. offizieller Titel: Princeps »der Erste«), erhielt 27 vom
gsburg, Hptst. des Reg.-Bez. Schwaben, Bayern, am Senat den Ehrennamen A., der zum Titel der röm.
Lech, 259 000 Ew.; kath. Bischofssitz, Univ.; Dom, Kaiser wurde. Seine Regierung (Augusteisches Zeit-
Rathaus, Fuggerei; Maschinen-, Textil-, Elektro- u. a. alter) war die Blütezeit röm. Dichtung (Vergil, Horaz,
Ind. – Als röm. Militärkolonie 15 v. Chr. gegründet, seit Ovid), Geschichtsschreibung (Livius) und Kunst.
dem 6. Jh. Bistum, 1276–1805 Reichsstadt, im 15./16. Jh. Aung San Suu Kyi [-dʒi], birman. Politikerin, * 1945;
blühende Handelsstadt, bedeutende Reichstage der als Oppositionsführerin seit mehr als 20 Jahren – mit
Reformationszeit: 1530, 1548, 1555. kurzzeitigen Unterbrechungen – von der Militärjunta
gsburger Religinsfriede, den weltl. Augsburger Religionsfriede AUGA unter Hausarrest gestellt und von der Außenwelt iso-
Reichsständen des Augsburg. Bekenntnisses Besitz liert. 1990 gewann Suu Kyis »Nationalliga für Demo-
und freie Religionsausübung gewährendes kratie« die Parlamentswahlen; die Junta ignorierte
Reichsgesetz von 1555. Geistl. Fürsten verloren bei das Ergebnis und herrscht seitdem autoritär. 1991
Glaubenswechsel ihre Ämter. erhielt Aung San Suu Kyi den Friedensnobelpreis.
gsburgisches Bekenntnis, lat. Confssio Aurelin, eigtl. Lucius Domtius Aurelinus, röm.
Augustna, Abk. CA, Bekenntnisschrift der luther. Kaiser (270–275), * 214, † (ermordet) 275; kämpfte
Kirche, von Melanchthon lat. und dt. verfasst, auf dem erfolgreich gegen Goten und Wandalen, sicherte Rom
Reichstag in Augsburg 1530 Kaiser Karl V. überreicht. mit der rd. 19 km langen Aurelian. Mauer.
gstein, Rudolf, dt. Publizist, * 1923, † 2002; Aurele die, 1) Heiligenschein. – 2) Hof um Sonne oder
Aureole AURA

Herausgeber des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel«. Mond.


Aurra, röm. Göttin der Morgenröte, der
griech. Eos gleichgesetzt.

63

Aurora A
A Ausbildungsförderung
64 Ausbildungsförderung, Geldleistungen öffentl.- A.-Abkommen. Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
rechtl. Gemeinwesen zur allg. und berufl. Förderung; Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert
im Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) für werden (Art. 16 GG); Ausnahme: A. aufgrund Gesetzes.
Studenten und Schüler, im Aufstiegsfortbildungsför- Aussatz → Lepra.
derungsgesetz für Maßnahmen berufl. Bildung Ausschabung, Kürettage, Abrsio,  Auskratzung der
geregelt. Gebärmutter mit der Kürette.
Ausbürgerung, Aberkennung der → Staatsangehörig- Außenhandel, der Teil der Warenumsätze, der über
keit. die Landesgrenzen geht (Einfuhr und Ausfuhr), im
schwitz, poln. Oświecim [ɔɕˈfjɛntɕim], Stadt in der Unterschied zum Binnenhandel. Die A.-Statistik
poln. Wwschaft Kleinpolen, 42 000 Ew. A. kam 1772 zu erfasst Menge und Wert des A., die Handelsbilanz gibt
Österreich, 1919 zu Polen. – 1940 errichtete die SS bei einen Überblick über den gesamten A. eines Staates.
A. ein KZ, das ab 1941 zum größten nat.-soz. A.-Banken vermitteln die Finanzierung (Devisen-
Vernichtungslager erweitert wurde (etwa 40 km 2); geschäfte). – Teil der → Außenwirtschaft.
Zentrum der systematisch betriebenen Massenver- Außenwirtschaft, alle Wirtschaftsbeziehungen zw.
nichtung der jüd. Bev. Europas (Holocaust), Staaten. Die A. umfasst den Außenhandels-,
mindestens 1,1 Mio. Opfer (v. a. Juden, aber auch Sinti Dienstleistungs- und Kapitalverkehr; eine Übersicht
und Roma und Angehörige anderer Nationalitäten). darüber gibt die Zahlungsbilanz.
Die 1947 eingerichtete Mahn- und Gedenkstätte Außerparlamentarische Oppositin, Abk. APO, Außerparlamentarische Opposition AUSA

A.-Birkenau gehört zum Welterbe. in der Bundesrep. Deutschland nach 1966 entstan-
Ausgleichsgetriebe, Differenzil, Zahnradgetriebe, dene Gruppierungen, die ihre polit. Überzeugungen
gleicht verschieden schnelle Drehung der Räder in den nicht von den parlamentar. Parteien vertreten sahen,
Kurven aus. v. a. Studenten (Studentenbewegung) und
Ausgrabung, das Freilegen von Überresten der Jugendliche; entwickelte sich zur antiautoritären
Vergangenheit; Mittel der archäolog., prähistor. und Bewegung mit provokativen, oft gewaltsamen
paläontolog. Forschung; erste A. in Italien im 15. Jh., Methoden (Führung: SDS; Höhepunkt: 1968, deshalb
wiss. A. begannen im 19. Jahrhundert. auch »Achtundsechziger«); gingen nach 1969 in der
Auskunftspflicht,  Pflicht des Einzelnen, den Neuen Linken auf.
Behörden über ihn selbst betreffende Angelegenheiten Aussiedler, dt. Staats- oder Volksangehörige, denen
Auskunft zu geben. Sie kann nur durch Gesetz nach 1951 (Ende der allg. Vertreibungsmaßnahmen)
auferlegt werden, z. B. im Steuerrecht. die Übersiedlung aus den Ländern des Ostblocks
Ausländer, Person, die eine andere als die Staatsange- aufgrund bilateraler Verträge gestattet wurde.
hörigkeit ihres Aufenthaltslands besitzt. Ihre Aussperrung, Entlassung aller oder eines Teils der
Rechtsstellung ist v. a. im Aufenthalts-Ges. (erlassen Arbeitnehmer als Gegenmaßnahme der Arbeitgeber
als Teil des Zuwanderungs-Ges. 2004, Neufassung gegen Streik; darf grundsätzlich nur mit suspendie-
2008) und im Asylverfahrens-Ges. geregelt. Für den render Wirkung erfolgen; d. h., dass nach Beendigung
Aufenthalt in Dtl. ist grundsätzlich ein Aufenthalts- des Arbeitskampfs die Arbeitsverhältnisse wieder
titel (Visum, Aufenthalts- oder Niederlassungserlaub- aufleben müssen.
nis) erforderlich. Für EU-Bürger bestehen Ausnahmen. Aussterben, Verschwinden von Arten, Gattungen oder
Aussterben AUSA

A. haben in Dtl. i. d. R. kein Wahlrecht (Ausnahme: Klassen von Lebewesen, heute v. a. durch Vernichtung
EU-Bürger bei Kommunalwahlen) und sind nicht der ihrer Lebensräume und durch Umweltverschmutzung.
Wehrpflicht unterworfen. (→ Zuwanderung) Austen [ˈɔːstɪn], Jane, engl. Schriftstellerin, * 1775,
sländer, Rose, dt. Lyrikerin, * 1901, † 1988; lebte
A † 1817; schrieb iron. Gesellschaftsromane, so
1941–44 versteckt im Getto von Czernowitz; ab 1946 »Verstand und Gefühl« (1811), »Stolz und Vorurteil«
in den USA, ab 1965 in Düsseldorf; schrieb in dt. und (1813), »Mansfield Park« (1814), »Emma« (1816).
englischer Sprache. Nach eher konventionellen Auster die, schmackhafte Meermuschel; in Austern-
Anfängen in z. T. expressionistischem und bänken kultiviert.
neoromant. Stil schrieb sie zunehmend Gedichte, die
sich in freien Formen und Rhythmen auf existenziel- Auster [ˈɔːstə], Paul, amerikanischer Schriftsteller,
Auster AUSA

le Grundworte reduzieren. * 1947. Seinen literarischen Durchbruch hatte Auster


Auslaut,  Endlaut einer Silbe. mit den Romanen der »New-York-Trilogie« (1986), die
Ausleger der, 1)  mit dem Boot verbundener ihn gerade in Europa zu einem der meistbeachteten
Schwimmkörper, der gegen das Umschlagen US-Autoren machte. In ihnen greift er auf Versatz-
sichert. – 2) bei Kränen das über die Tragkonstruktion stücke des Detektivromans zurück. Sein Hauptthema
hinausragende Gerüst. ist die Unmöglichkeit, Klarheit über das Wesen der
Auslese,1)  Selektin, Vorgang, durch den die eigenen Person zu erlangen. Selbst wenn die mit
Individuen sich bei der Fortpflanzung durchsetzen, autobiografischen Zügen ausgestatteten Protago-
deren Merkmale besser an die herrschenden nisten detektivisch arbeiten, wird die Existenz des
Umweltbedingungen angepasst sind als die ihrer Beobachters und des Beobachteten im Laufe der Hand-
Konkurrenten. (→ Darwinismus). – 2) Wein aus lung immer fragwürdiger. Damit verkehrt Auster die
vollreifen oder von Edelfäule befallenen Beeren. Grundvoraussetzung einer Detektivgeschichte, dass
Auslieferung, Übergabe eines Ausländers an seinen
Auslieferung AUSA die Ermittlungen ein dunkles Geschehen aufklären,
Heimatstaat oder an einen dritten Staat zur ins Gegenteil, und aus der Detektivgeschichte wird
Strafverfolgung oder -vollstreckung. Eine völkerrechtl. eine »Anti-Detektivgeschichte«. Ab Mitte der
Verpflichtung zur A. besteht nur kraft gegenseitiger 1990er-Jahre arbeitete Auster auch bei verschiedenen
AUS
Filmprojekten als Drehbuchautor (»Smoke«, 1995) und
Regisseur mit.
vertreten durch einen Gen.-Gouv.; Zweikammernpar-
lament; Gliederung in 6 Bundesstaaten, 2 Territo-
AUS
sterlitz, tschech. Slvkov u Brna, Stadt in rien. – Bev. fast nur in den Randbezirken, bes. im SO
Südmähren, ČR; 6300 Ew.; 1805 »Dreikaiserschlacht«: und O; überwiegend Weiße, meist brit. Abstammung,
Napoleon I. besiegte die Russen unter Alexander I. daneben rd. 420 000 Ureinwohner (Aborigines), davon
und die Österreicher unter Franz II. 90 % Mischlinge. Religion: überwiegend versch.
Austin [ˈɔːstɪn], Hptst. von Texas, USA, am Colorado, christl. Kirchen, bes. die kath. und die anglika-
672 000 Ew.; Universität. nische. – Im O und SW Landwirtschaft (Weizen, Wein,
Austrli|en [lat. »Südland«], der kleinste Erdteil. Er Obst), im O und W und in weiten Gebieten des Innern
wird länderkundlich mit Tasmanien, Neuguinea, Viehzucht, bes. Schafe und Rinder. In der Welterzeu-
Neuseeland sowie der Inselwelt Ozeaniens (→ Ozea- gung von Wolle steht A. an 1. Stelle.  auf Stein- und
nien, Übersicht) zu A. und Ozeanien zusammenge- Braunkohle, Bauxit, Uran, Erze. Eisen-, Stahl-,
fasst: insgesamt rd. 9 Mio. km 2. Das eigentl. A. und die Zement-, Elektro-, chem. u. a. Ind. Ausfuhr:
Insel Tasmanien bilden Festland-Australien. Bergbauprodukte, Metalle, Nahrungsmittel.
Festland-A. liegt beiderseits des südl. Wendekreises, Haupthandelspartner: Japan, EU-Staaten (v. a.
hat wenig gegliederte Küsten; nur an der SW- und Großbritannien und Dtl.), USA, China. Wichtigste
SO-Küste gute Hafenbuchten. Im W trockenes, z. T. Verkehrsmittel sind Auto und Flugzeug. Haupthäfen:
wüstenhaftes Tafelland, im genügend bewässerten O Sydney, Melbourne, Port Kembla, Newcastle;
teils Gebirge (Austral. Kordillere, bis 2228 m hoch), internat. : bei Sydney, Melbourne u. a.
Paul Auster und
teils Hügelland. Nur ein größeres Stromsystem Geschichte. A. wurde Anfang des 17. Jahrhunderts
New York – das ist
(Murray-Darling), sonst meist nur zeitweise Wasser entdeckt (W. Janszoon, L. V. de Torres). 1642–44
führende Flüsse (Creeks) und im S Seen ohne Abfluss umsegelte Abel Tasman A., 1770 nahm James Cook eine symbiotische
zum Meer (Eyre-, Torrens-See); viele Salzsümpfe. Neusüdwales für Großbritannien in Besitz. Mit Beziehung. Wie
Klimatisch gehört Nord-A. zu den Tropen, Süd-A. zur Sträflingen begann 1788 die Besiedelung. Es bildeten bei kaum einem
gemäßigten Zone, das Innere zum subtrop. sich 6 englische Kolonien, die sich am 1. 1. 1901 zu anderen Autor
Trockengürtel (Wüste, Buschland). Pflanzenwelt: einem Bundesstaat (Commonwealth of Australia) spielt diese Stadt
Eukalyptus, Akazien, Flaschen- und Grasbäume sind zusammenschlossen. Am 1. und 2. Weltkrieg nahm A. in seinen Werken
bestimmend, im NO trop. Regenwald. Tierwelt: auf englischer Seite teil. 1945 war es Gründungsmit- eine zentrale Rol-
Höhere Säugetiere fehlen fast ganz. Vorherrschend: glied der UNO. Danach entwickelte sich das Land le. New York, wo
altertüml. Tierarten: Beuteltiere (Känguru, Koala zum modernen Industriestaat. Es beteiligte sich am Auster aufgewach-
u. a.), Schnabeltier, Dingo, Emu, Leierschwanz. Koreakrieg, später auch am Krieg in Vietnam. Seit sen ist und lebt, ist
den 1980er Jahren suchte A. die Anbindung an die
Austrlien, Austrlischer Bund, engl. pazifischen Nachbarstaaten (1989 Gründung der
nicht nur Schau-
platz, sondern vor
Commonwealth of Australia, Bundesstaat, umfasst APEC). A. unterstützte die USA in Afghanistan und
das Festland A.s, Tasmanien und kleinere Inseln, im Irak-Krieg. 2007 wurde K. Rudd (Labor Party) allem auch ein
7,69 Mio. km 2, 21,3 Mio. Ew.; Hptst. Canberra. Premiermin. Mit der Ratifizierung des Kyoto-Pro- literarischer Raum
Amtssprache: Englisch. A. ist eine bundesstaatl. tokolls vollzog er eine Wende in der Klimapolitik. voller Assoziatio-
parlamentar. Monarchie innerhalb des Common- 2010 verlor er das Vertrauen seiner Partei und trat nen, Metaphern
wealth of Nations; Staatsoberhaupt: brit. Monarch, zurück. Nachfolgerin wurde Julia Gillard. und Geheimnisse.

Heimat der Kamele


Australien gilt als Heimat der größten Kamelpopulati-
on der Welt, mehr als eine Million Tiere leben dort.
Eingeführt in den 1840er-Jahren für Reisen durch das
Outback, stellen die Kamele mittlerweile ein ernstes
Problem für die Bevölkerung dar, denn aufgrund der
zunehmenden Trockenheit tauchen sie immer häufiger
in Siedlungen auf. Auf der Suche nach Wasser
zertrampeln sie Felder und Abwasserrohre, reißen
Zäune nieder, demolieren Wassertanks. In der
Ortschaft Docker River (Northern Territory) wurde die
Kamelplage 2010 so groß, dass die Regierung die 6000
Tiere zusammentreiben und erschießen ließ.

Australopthecus, afrikan. Gattung der Hominiden,


vor etwa 4 Mio. Jahren.
stria, lat. Name für Österreich.
Austrofaschsmus, polit. Bewegung in Österreich
(1919–38), stützte sich v. a. auf die Heimwehr; vom ital.
Faschismus beeinflusst.
Austromarxsmus, österr. Form des Marxismus:
orth. marxist. Lehre mit Mehrheitsherrschaft in 65
demokrat.-parlamentar. Regierungsform.

Austromarxismus A
A Auswanderung
66 Auswanderung, das Verlassen des Auswanderung AUSA Pflichten der A. sind im Berufsbildungs-Ges.
Heimatstaats, um sich in einem fremden Staat geregelt.
Ab dem niederzulassen. Zunehmend aus wirtschaftl. Autsmus der, durch extreme In-sich-Gekehrtheit einer
18. Jahrhundert Gründen; polit. begründete A. nennt man Emigrati- Person gekennzeichnete Kontaktstörung.
zogen die on. Von freiwilliger A. sind Vertreibung und Flucht Autodaf [port. »Glaubensakt«] das, öffentl. Verkündi-
USA verstärkt infolge von Bürgerkriegen, polit. Verfolgung, aber gung, auch Vollstreckung eines Urteils der → Inquisiti-
Auswanderer auch in Kriegs- und Nachkriegszeiten zu unterschei- on in Spanien und Portugal (meist durch Feuertod).
aus Europa den. – Nach den großen A. nach Übersee im 19. Jh. Autodidkt der, durch Selbstunterricht Gebildeter.
und nach 1918 gewann die A. nach 1945 erneut an tofokus der, Vorrichtung an Kameras und
an. Zu Beginn
Bedeutung, bes. in West-Dtl., wohin über 10 Mio. Diaprojektoren für eine automat. Einstellung der
lockte eher
Vertriebene, Verschleppte und Flüchtlinge strömten. Bildschärfe.
die Religions- Wichtigstes Auswanderungsziel der Deutschen ist autognes Training, psychotherapeut., stufenweise
freiheit, Mitte heute die Schweiz. erlernbare Konzentrationsübungen, um bestimmte
des 19. Jahr- Auswärtiges Amt, für die dt. Außenpolitik Körperfunktionen unter Kontrolle zu bringen.
hunderts dann zuständige Behörde unter dem Bundesmin. des Autoklv der, luftdicht verschließbares Metallgefäß
die Aussicht auf Auswärtigen. zum Erhitzen unter Druck.
bessere Lebens-
bedingungen.
Im 20. Jahrhun-
dert kamen oft
auch politische
Gründe hinzu.
Zwischen 1821
und 1912
kamen fast
5,5 Millionen
deutsche Aus-
wanderer in die
USA. Das Bild
entstand 1907
auf Ellis Island.

Ausweisung, Aufenthaltsverbot mit der Pflicht, das


Ausweisung AUSA Autokrat die, Selbstherrschaft, Staatsform, bei der
Staatsgebiet zu verlassen, und polizeil. Abschiebung, der Herrscher, der Autokrt, die unumschränkte
wenn das Verbot nicht befolgt wird. Deutsche Staatsgewalt innehat.
können aus Dtl. nicht ausgewiesen werden. Die A. Automatisrung, Automatin, Anwendung von
von Ausländern ist unter bestimmten Vorausset- techn. Mitteln, mit deren Hilfe ohne Einflussnahme
zungen rechtlich zulässig. des Menschen Arbeitsmittel teilweise oder ganz nach
Auswurf, Sptum, durch Husten aus den Atmungs- vorgegebenen Programmen bestimmte Operationen
wegen herausbeförderte Stoffe. Die Untersuchung des durchführen; angewandt bes. in der Energie-,
A. ist für die Erkennung von Krankheiten wichtig, z. B. Verfahrens-, Fertigungs-, Förder-, Nachrichtentech-
Tuberkulose. nik, in der Verkehrstechnik.
Auszubildender, Kurzwort zubi, Jugendlicher oder
Auszubildender AUSA Automobl → Kraftwagen.
Erwachsener, der einen Ausbildungsberuf in einem Autonom die, Selbstgesetzgebung, Unabhängigkeit;
Betrieb der Wirtschaft, in vergleichbaren Einrich- das Recht eines Gemeinwesens, seine Angelegenhei-
tungen (öffentl. Dienst, freie Berufe) oder Haushal- ten durch eigene Satzung zu ordnen. autonm,
ten erlernt; früher Lehrling genannt. Die Rechte und unabhängig, selbstständig, eigengesetzlich.
AUS
topilot, automtische Flugzeugsteuerung,
Gerätesystem zur selbsttätigen Steuerung von
Molekülen (bzw. Atomen bei den Edelgasen), wenn
Druck und Temperatur gleich sind. Die avogadrosche
AZU
Luftfahrzeugen, ersetzt in Fernlenkflugzeugen oder Konstante (Zeichen NA) gibt die Anzahl der Atome
Lenkflugkörpern den Piloten, entlastet diesen in (Moleküle) an, die in einem Mol eines Stoffes enthalten
bemannten Flugzeugen. sind: NA = 6,0221367 · 1023 mol−1.
Autops die,  Leichenöffnung. AWACS [ˈeɪwæks; Abk. für Airborne early Warning and
Auvergne [oˈvɛrɲ] die, Hochland in Mittelfrankreich; Control System »fliegendes Warn- und Steuersys-
viele erloschene Vulkane, im Zentralmassiv bis 1886 m tem«], luftgestütztes, in den USA entwickeltes militär.
hoch; Viehzucht, Erz-, Steinkohlenlager. Frühwarn- und Einsatzführungssystem v. a. der
Auxerre [oˈsɛːr], Hptst. des Dép. Yonne, Frankreich, NATO.
40 600 Ew.; röm. Gründung. Die Kathedrale Awren, Avren, 1) den Hunnen verwandtes noma-
Saint-Étienne ist ein Hauptwerk der burgund. Gotik. disierendes Steppenvolk, gründete um 565/570 in
Avance [aˈvãs] die, ermutigendes Entgegenkommen. Ungarn ein eigenes Reich, das nach der Niederlage
(791–803) gegen Karl d. Gr. verfiel. – 2) Kaukasusvolk
Avantgarde [avãˈgard], Bezeichnung für die
Avantgarde AVAA in Dagestan, zw. dem Großen Kaukasus und dem
Gesamtheit von Vertretern künstler. Strömungen, die Kasp. Meer.
als Vorkämpfer und Wegbereiter neuer Formen und Axim das, Ursatz, der nicht bewiesen (abgeleitet)
Inhalte etablierte ästhet. Normen und Strukturen werden kann.
durchbrechen und so neue Entwicklungen einleiten. Ayers Rck [ˈeəz -], einer der größten Inselberge der
Als avantgardistisch gelten v. a. die radikal Erde, in Australien, südwestlich von Alice Springs,
modernist. Richtungen am Anfang des 20. Jh. wie z. B. 9 km Umfang, aus rotem Sandstein; myth. Ort der
Futurismus, Expressionismus, Dadaismus und Ureinwohner, Uluru genannt (UNESCO-Welterbe).
Surrealismus, die sich bewusst, teils auch provokant, Azal die, Azlia, ostasiat. Heidekrautgewächs der
gegen bürgerl. Stil- und Lebensmodelle abgrenzten. Gattung Rhododendron, vornehmlich Ziersträucher
Auch im polit. Bereich wurde dieser Begriff mit großen roten, rosa, weißen oder gelben Blüten;
verwendet. auch Topfpflanzen.
Azimt der und das, Winkel zw. der Richtung zu einem
t nich ts a n-
Ava ntgarde is
Objekt und der Nordrichtung.
Aznar López [aðˈnar loˈpɛθ], José María, span. Politiker,
R elig io n
deres a ls ei ne
* 1953; Jurist; 1987–89 Reg.-Chef der Region Kastilien
und León, 1990–2004 Vors. des Partido Popular;
e m it Ma ni-
für Aus erwäh lt
1996–2004 Ministerpräsident.
Aznavour [aznaˈvuːr], Charles, eigtl. C. Aznavourian, frz.
oßen Z äu nen.
fes ten u nd gr
Schauspieler und Sänger armen. Herkunft, * 1924;
Tom Wolfe komponierte und textete zahlreiche Chansons, z. B.
für J. Gréco, G. Bécaud.
zofarbstoffe, synthet. Farbstoffe, v. a. im gelben bis
ve [lat.], »sei gegrüßt!«, »lebe wohl!«; ve Mara, Gruß roten Bereich; dienen zum Färben von Textilien, Holz,
des Erzengels Gabriel an Maria (Lk. 1, 28), daher Papier u. a.; Methylrot und Methylorange sind
Englischer Gruß. Indikatorfarbstoffe.
Avrro|es, arab. bn Rschd, islam. Philosoph, * 1126, Azren [»Habichtsinseln«] Pl., 9 port. Inseln im Atlant.
† 1198; seine Kommentare zu Aristoteles beeinflussten Ozean, vulkanisch, fruchtbar (Bananen, Ananas),
die mittelalterliche Weltanschauung. mildes Klima.
Avicnna, arab. bn Sna, pers. Arzt und Philosoph, Aztken, mächtigstes Indianervolk Mexikos, dessen
Azteken AZTA

* 980, † 1037; entwickelte den Aristotelismus, speziell Reich von den Spaniern unter Cortés 1519–21
in seiner neuplaton. Fassung, weiter. Sein medizin. unterworfen wurde. Um 1350 gründeten sie ihre
Handbuch »Kanon der Medizin« war 700 Jahre lang Hptst. Tenochtitlán (das heutige Mexico City). Die
unbestrittene Autorität. A. waren Feldbauern und Händler; Handwerk und
Avignon [aviˈɲ], Stadt in S-Frankreich, an der Rhone, Kunsthandwerk standen auf hoher Stufe. Eine
86 900 Ew.; Erzbischofssitz, Univ.; Kirchen (got. eigene Bilderschrift sowie ein auf astronom.
Kathedrale), Klöster; Papstpalast (14. Jh.) mit Beobachtung fußender Kalender wurden ent-
umliegendem histor. Ensemble ist Weltkulturerbe; wickelt. Den Göttern wurden z. T. blutige Menschen-
Wahrzeichen: die teilweise zerstörte Brücke aus dem opfer gebracht. Die oberste Kontrolle lag bei einem
12. Jh.; Handelsplatz. – A. gehörte im MA zur Kaiser, die Oberschicht hatte die polit. Ämter inne
Grafschaft Provence, 1309–76 Sitz der Päpste. und kontrollierte das Land. Die Unterschicht
vila, Stadt in Spanien, 44 600 Ew.; Altstadt und Kirchen musste an sie Pacht und Tribut zahlen. Die soziale
gehören zum Weltkulturerbe; Wallfahrtsort. Stellung war erblich, sozialer Aufstieg möglich. Die
Avitaminsen Pl., Vitaminmangelkrankheiten. Nachfahren der A. bilden heute einen Teil der Bev.
Avocdo, birnenähnl. dunkelgrüne Frucht eines Mexikos.
südamerikan. Lorbeergewächses; wird als Frischobst, Azulejos [aθuˈlɛxɔs], bunt glasierte Fayence-Wand-
Salat oder Mus gegessen. fliesen mit geometr. oder pflanzl. Mustern, von den
avogdrosches Gesetz, von dem ital. Physiker A. C. Mauren im 14. Jh. in Spanien eingeführt; reiche
Avogadro (* 1776, † 1856) aufgestellte Regel: Alle Gase Entfaltung im heutigen Portugal. 67
enthalten in der Raumeinheit die gleiche Anzahl von Azr der, himmelblaue Farbe.

Azur A
Bandwurm
Buddha b Börse B
Blackbox Bambus
Beutekunst

Blues
Bder-Mnhof-Prozesse, 1975–77 durchgeführte Palastbau (Ziegel) und Bildkunst gehen auf sumer.
Strafverfahren gegen Mitglieder der terrorist. Kultwerke zurück.
»Rote-Armee-Fraktion« (RAF; »Baader-Meinhof- Babylnischer Turm, etwa 91,5 m hohes Heiligtum
Gruppe« nach ihren Anführern A. Baader [* 1944, des Marduk in Babylon. Nach 1. Mos. 11 wurde die
† 1977] und U. Meinhof [* 1934, † 1976]), die die Vollendung durch die Sprachverwirrung verhindert
Staats- und Gesellschaftsordnung gewaltsam (babylonische Verwirrung).
umstürzen wollte. Die Angeklagten wurden nach Bacchanl das, altröm. Fest des Gottes Bacchus, oft
langwierigen Prozessen zu lebenslangen (A. Baader, ausschweifend begangen.
G. Ensslin, J.-C. Raspe, M. Grashof, K. Jünschke) bzw. Bcchus, röm. Gott der Fruchtbarkeit und des Weins
zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. (griech. → Dionysos).
Bl [hebr. »Herr«], Gott der Westsemiten, als Stier oder Bch, Johann Sebastian, einer der größten Komponisten
Mensch dargestellt, Bauerngott der Kanaaniter, von und der bedeutendste prot. Kirchenmusiker, * 1685,
den jüd. Propheten bekämpft. † 1750, seit 1723 Thomaskantor in Leipzig. Seine von
Blbek, Blbek, Prov.-Hptst. in Libanon, rd. 20 000 Ew.; tiefster Frömmigkeit getragene Musik verbindet die
in hellenist. Zeit Helipolis, bedeutend v. a. in der röm. kontrapunkt. Mehrstimmigkeit mit dem jungen,
Kaiserzeit; die Reste großartiger Tempelbauten harmonisch bestimmten Konzertstil. Fuge und Kanon
gehören zum Weltkulturerbe. erhielten durch ihn ihre klass. Gestalt. Werke: 200
Bath-Partei, »Partei der Sozialist. Arab. Wie-
Baath-Partei BAAB Kirchenkantaten, Weihnachtsoratorium (1734),
dergeburt«, 1947 gegr.; v. a. in Syrien und (bis 2003) Johannes- und Matthäuspassion (1724, 1727 oder 1729),
in Irak. h-Moll-Messe (1724 bis um 1747/49), Präludien und
Bab el-Mndeb [arab. »Tor der Trauer«], 26 km breite Fugen, Fantasien, Choralvorspiele für Orgel;
Meerenge zw. Rotem Meer und Golf von Aden. Klavierwerke: Inventionen, »Das Wohltemperierte
Bbenberger, Fürstengeschlecht, das 976–1246 in Klavier« (1722, 1744), Suiten u. a.; Instrumental-
Österreich herrschte. konzerte: 6 Brandenburg. Konzerte (1721), Violin-
Babeuf [baˈbœf], François Noël, frz. Revolutionär und konzerte u. a.; »Das musikal. Opfer« (1747); »Die Kunst
Vertreter des Jakobinerterrors, * 1760, † (hingerichtet) der Fuge« (1750, unvollendet). Von seinen Söhnen
1797. waren die begabtesten Wilhelm Friedemann B. (* 1710,
Bbylon [»Tor Gottes«], bibl. Bbel, seit etwa 2000 v. Chr. † 1784), Carl Philipp Emanuel B. (* 1714, † 1788), Johann
Hptst. Babyloniens, beiderseits des Euphrats, von den Christian B. (* 1735, † 1782).
Assyrern mehrfach zerstört, im 7./6. Jh., bes. durch Bachelor [ˈbætʃələ] der, in Anlehnung an das
Nebukadnezar II., glanzvoll aufgebaut. 539 v. Chr. vom angelsächs. System der gestuften Studienabschlüsse
Perserkönig Kyros II., 331 v. Chr. von Alexander d. Gr. auch in Dtl. eingeführter unterster akadem. Grad, der
erobert. von Hochschulen nach einer Regelstudienzeit von
Babylni|en, im Altertum wegen seiner Fruchtbarkeit mindestens drei und höchstens vier Jahren verliehen
begehrtes Tiefland am unteren Euphrat und Tigris, im wird; nach Fachrichtung unterschieden, z. B.
südl. Mesopotamien. Im S schufen die Sumerer seit (geisteswiss.) B. of Arts (Abk. B. A.) oder (naturwiss.) B.
dem späten 4. Jt. v. Chr. eine erste, städtisch geprägte of Science (Abk. B. Sc.); auch andere Formen (z. B.
Hochkultur, im N herrschten seit 2334 v. Chr. die semit. Bakkalaureus der Wiss.en).
Akkader, die unter Sargon und Naramsin das erste Bchmann, Ingeborg, österr. Schriftstellerin, * 1926,
Großreich schufen. Ihr Vermächtnis nahmen um 2112 † 1973; schrieb intellektuell geprägte Gedichte (»Die
die Könige von Ur auf, um 1760 folgte Hammurapi von gestundete Zeit«, 1953), Erzählungen (»Das dreißigste
Babylon. In der Folge beherrschten zuerst Kassiten B., Jahr«, 1961), Romane (»Malina«, 1971) und Hörspiele.
dann geriet es in Abhängigkeit von Assyrien. Das Bachstelzen, Singvögel, Wasser liebende Zugvögel mit
Neubabylon. Reich wurde unter Nebukadnezar II. langem Schwanz, jagen Insekten; in Mitteleuropa die
(605–562 v. Chr.) noch einmal Großmacht; 539 wurde Weiße B. (weiß-schwarz-grau), wippt beim Laufen mit
es vom Perserkönig Kyros II. erobert. Tempel‐, dem Schwanz.
BAA
Backbord der und das,  linke Schiffsseite.
Backsteinbau, Bau aus Backsteinen (durch Brennen
Wichtigste Flüsse: Rhein, Donau, Neckar mit
Nebenflüssen. Bodenschätze: Salzlager im Neckar-
BAE
gehärtete Ziegel aus Lehm oder Tonerde) ohne oder land, Kali in der Oberrheinebene, viele Mi-
mit Verputz oder Verkleidung; in Mesopotamien schon neralquellen (Baden-Baden, Mergentheim, Wildbad
seit dem 4. Jt. v. Chr., im MA bes. in Nord-Dtl. gepflegt u. a.). – B.-W. ist das am stärksten industrialisierte dt.
(Backsteingotik). Bundesland: Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau,
Elektrotechnik-, Elektronik‐, Textil-, chem., Spiel-,
Bacon [ˈbeɪkən], 1) Francis, engl. Staatsmann und Schmuckwaren-, feinmechan., opt., Uhrenindustrie;
Philosoph, * 1561, † 1626; wurde 1618 Großkanzler. Als Viehzucht; Getreide-, Obst-, Weinbau, Forstwirt-
Gegner mittelalterl. Buchwissens sah er in der schaft; Wasserkraftwerke, Erdölraffi nerien;
Erfahrung die einzig verlässl. Erkenntnis- Forschungszentrum Karlsruhe; Tourismus. – B.-W.
quelle. – 2) Francis, brit. Maler, * 1909, † 1992; wurde 1952 aus den Ländern Württemberg-Baden,
arbeitete zunächst als Designer, Dekorateur und → Baden und Württemberg-Hohenzollern gebildet.
Innenarchitekt. In den 1930er Jahren begann er seine Min.-Präs. S. Mappus (seit 2010) steht einer Koalition
erste intensive Beschäftigung mit der Malerei, aus CDU und FDP vor.
zerstörte aber 1941–44 die Werke dieser Periode fast
vollständig, nachdem Bilder, die er für die Internat.
Surrealistenausstellung in London eingereicht hatte,
zurückgewiesen wurden. In der Folge entwickelte er
einen äußerst krassen expressiven Stil, in dem er seine
menschl. Figuren meist ins Schemenhafte verwischt
und verzerrt, mit aufgerissenem Mund darstellte, um
so die Deformation des Menschen aufzuzeigen. B., der
als einer der bedeutendsten britischen Maler des 20. Jh.
gilt, zitierte in zahlr. seiner Werke kunsthistor.
Vorläufer und holte sich seine künstler. Anregungen
u. a. durch Besuche in Schlachthöfen, durch medizin.
Nachschlagewerke sowie durch Fotografien und Filme.
Bad Bank [engl. »schlechte Bank«, »böse Bank«], Bank,
die einem Not leidenden Kreditinstitut dessen
hochriskante Kredite und Wertpapiere abnimmt, so
dass es wieder neue Kredite aufnehmen und vergeben
kann. Ziel ist, in einer Finanzmarktkrise das
Vertrauen der Banken untereinander zu stabilisieren. Im Gegensatz
Bden, histor. Land am Oberrhein; umfasst die Gebiete zu den meisten
rechts des Rheins vom Hochrhein und mittleren Malern por-
Bodensee bis in den südl. Odenwald und das untere
trätierte Bacon
Taubertal. – Im 11. Jh. entstand die Markgrafschaft B.
ihm bekannte
unter den Zähringern aus versch. Lehen des ehem.
Herzogtums Schwaben. Karl Friedrich († 1811) Menschen nicht
vergrößerte sie in der napoleon. Zeit um die in Sitzungen,
rechtsrhein. Kurpfalz und den Breisgau; er wurde 1806 sondern malte
Großherzog. 1818 wurde eine liberale Verfassung ihre Porträts
eingeführt. 1848/49 kam es zu republikan. Aufständen. Badminton [ˈbædmɪntən] das, wettkampfmäßiges lieber anhand
1918 wurde B. Freistaat, 1945 kam Nord-B. zu Rückschlagspiel, das mit einem Federball gespielt von Fotografien.
Württ.-B., Süd-B. wurde als B. eigenes Bundesland; wird. Das als Freizeitsport betriebene B. (im Freien auf Denn um die von
1952 zu → Baden-Württemberg zusammengeschlossen. ebenen Plätzen mit Mittelschnur) wird auch ihm beabsich-
Bden-Bden, Stadt in Bad.-Württ., im nordwestl. »Federball« genannt. tigte Wirkung
Schwarzwald, an der Oos, 54 000 Ew.; seit der Baeck [bɛk], Leo, dt. Rabbiner, * 1873, † 1956; führender zu erlangen,
Römerzeit Heilbad; Pferderennen; Spielbank; früher Repräsentant des dt. Judentums, profi lierter Vertreter
musste er die
Residenz der Markgrafen von Baden. des liberalen Judentums. – Nach ihm sind die sich
Gesichter stark
Baden-Powell [ˈbeɪdn ˈpəʊəl], Sir Robert Stephenson Forschungen zum deutschsprachigen Judentum
Smyth, brit. General, * 1857, † 1941; Gründer (1907/08) widmenden Leo-Baeck-Institute (New York, Jerusalem, verzerren. Zu
der Pfadfi nderbewegung. London) und der seit 1956 jährlich vom Zentralrat der diesen »Verlet-
Bden-Wrttemberg, Land der Bundesrep. Dtl.,
Baden-Württemberg BADB Juden in Dtl. für Verdienste um Toleranz, Völkerver- zungen«, wie er
35 752 km 2, 10,7 Mio. Ew.; Hptst. Stuttgart. 4 Reg.-Bez.: ständigung und Menschenrechte vergebene es nannte, fühlte
Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Tübingen. B.-W. Leo-Baeck-Preis benannt. er sich nicht in
umfasst den rechtsrhein. Teil der Oberrhein. Bdeker, dt. Buchhändlerfamilie. Karl B. (* 1801, der Lage, wenn
Tiefebene bis zum südl. Odenwald, den Schwarzwald, † 1859) gründete 1827 den Reisehandbücherverlag die Personen an-
den vulkan. Hegau, den westl. Teil des Alpenvorlands Baedeker. wesend waren.
zw. Bodensee, Iller und Donau, die Schwäb. Alb und Br, Karl Ernst v., dt. Zoologe, * 1792, † 1876. Seine
die Hügellandschaften beiderseits des Neckars bis zur Entdeckung, dass Säugetiere Eizellen entwickeln
Tauber im O, die von den fruchtbaren Gäuflächen und (1826), ließ ihn zum Begründer der modernen 69
von bewaldeten Höhenrücken durchzogen werden. Embryologie werden.

Baer B
B Bagdad
70 Löffelinhalt von 9 m3 haben sich Hydraulik-B.
Bgdad, Hptst. des Irak, am Tigris gelegen, durchgesetzt, deren Bewegungsfunktionen von
5,3 Mio. Ew.; Bagdad wurde 762 von Al-Mansur als Arbeitszylindern und Hydraulikmotoren übernommen
Hptst. des abbasid. Kalifats unter dem Namen Medinet werden. Der Löffel-B. besitzt als Schürfgerät ein
as-Salaam gegr.; es erlebte seine Blütezeit vom 9. bis Grabgefäß (Löffel), beim Schaufelrad-B. löst ein an
11. Jh. (Hochburg arab. Kunst und Wiss.); wurde 1258 einem bewegl. Ausleger umlaufendes Rad mit
von den Mongolen zerstört; kam 1534 zum Osman. Schaufeln das Gut und gibt es auf ein Förderband. Der
Reich und ist seit 1920 Hptst. Iraks. Im 2. (1991) und 3. Saug-B. pumpt ein Gemisch aus Wasser und festen
Golfkrieg (2003) wurde B. stark zerstört. Teilen vom Gewässergrund ab.
Bah-Religion, aus dem Babismus (Babisten)
Wachstum trotz Krieg hervorgegangene Religionsgemeinschaft, benannt
Von 1981 bis 2008 ist die Einwohnerzahl der nach Mirza Husain Ali (* 1817, † 1892), gen. Baha Ullah;
orientalischen Metropole von 3,3 Mio. auf 5,95 Mio. lehrt einen transzendenten Gott und vertritt die
Einwohner angestiegen. Als Agglomeration beherbergt Gleichheit und gegenseitige Liebe aller Menschen;
die Stadt heute sogar schon 10,6 Mio. Menschen, d. h., weltweit (Eigenangaben) rd. 5 Mio. Mitglieder.
mehr als jeder dritte Iraker lebt im Raum Bagdad. Bahmas, Staat auf den Bahamainseln, einer
Nach drei Kriegen hat die Stadt nichts von ihrer Inselgruppe Westindiens, die sich über 1000 km in
Anziehungskraft verloren. Es sind vornehmlich die einem Bogen von der SO-Küste Floridas bis zur
Bauern, die nach dem Zusammenbruch einer NW-Küste Haitis erstreckt; 13 949 km 2, 342 000 Ew.
funktionierenden Infrastruktur auf dem Land und der (85 % Schwarze und 12 % Mischlinge), 95 % der
Zerstörung der Bewässerungsanlagen zu einem Gesamtbev. sind Christen. Hptst. Nassau. Amts-
Neuanfang gezwungen sind. Sie wagen ihn in einer sprache: Englisch. Das Klima ist ozeanisch-sub-
Stadt, in der auch heute noch Terroranschläge zum tropisch. Tourismus; Südfrüchte, Hölzer; Fischfang;
Alltag gehören. internat. Finanzplatz; Tiefwasserhafen Nassau,
internat.  bei Nassau und Freeport. – Auf den B.
betrat Kolumbus 1492 zuerst amerikan. Boden; seit
Bagger, Baumaschine zum Lösen und Transport großer 1718 britisch, seit 1973 unabhängig innerhalb des
Mengen von Erde, Kies, Kohlen u. a. Trocken-B. fahren Commonwealth.
an Land, auf fester Gleisanlage oder auf Raupenketten, Bahnhofsmission, auf größeren Bahnhöfen
Nass-B. sind in Schiffe eingebaut. Beim Eimerketten-B. Fürsorgeeinrichtungen konfessioneller Verbände zur
läuft an einer heb- und senkbaren Eimerleiter eine unentgeltl. Betreuung hilfsbedürftiger Reisender.
endlose, mit Schürfeimern besetzte Kette um, der Bhr, George, Baumeister des dt. Barocks, * 1666, † 1738;
Schräm-B. hat statt Eimern Kratzeisen. Bis zu einem u. a. Frauenkirche in Dresden.

VAT E R D E R H B IL D E R
FA R B F E R N S EJohn Logie Baird
Bekanntheitsgrad, der es ihm ermöglichte,
genügend Kapital zu sammeln, um die
»Baird Television Development Company«
zu gründen. Im Februar 1928 fand die erste
Fernsehübertragung von London nach
New York statt, und am 3. Juli desselben
Der Londoner Kaufhausbesitzer Gordon Jahres präsentierte er erstmals farbige
Selfridge jun. hatte 1925 die nicht ganz un- Bilder: bunte Tücher, einen Polizeihelm
eigennützige Idee, die Erfindung des In- und einen Mann, der die Zunge heraus-
genieurs John Logie Baird (*13. 8.1888 streckte. Für diese Übertragung benutzte
in Helensburgh, Schottland, † am Baird zwei mit einem roten, grünen und
14. 6. 1946 in Bexhill-on-Sea, East blauen Filter bedeckte Nipkowscheiben.
Sussex) in seinem Warenhaus in der 1929 entwickelte er den »Televisor«, von
Oxford Street zu präsentieren. Baird, dem er rund 1000 Stück verkaufte; das
der seit Beginn der 1920er Jahre an Programm dazu lieferte bis 1935 die
der Entwicklung des Fernsehens bas- BBC, bis sie sich für das Marconi-EMI-
telte – zeitgleich mit Wissenschaft- System entschied: Es hatte mit 405 Zeilen
lern in Deutschland, den USA und gegenüber den 240 des Baird-Systems
der Sowjetunion –, sagte sofort die bessere Bildqualität. Bairds größtes
zu, und die Kunden drängelten sich Verdienst ist es, die Möglichkeiten des
um den Apparat, über den ver- Fernsehens von Anfang an publikums-
schwommene Bilder flimmerten. wirksam vorgeführt und damit seine Ent-
Diese Aktion verschaff te Baird einen wicklung enorm beschleunigt zu haben.
BAG
Bahrain [baxˈraɪn], Inselstaat (konstitutionelle
Bahrain BAHB

Monarchie) bestehend aus 33 Inseln, vor der NO‐


Baker [ˈbeɪkə], Josephine, frz. Tänzerin und Sängerin
afroamerikan. Herkunft, * 1906, † 1975. Als »Schwarze
BAK
Küste der Arab. Halbinsel, im Pers. Golf, 741 km 2, Venus« sorgte Josephine Baker ab 1925 in Paris für
791 000 Ew. (38 % der Bev. sind Gastarbeiter aus Aufsehen. In exotischen, sehr sparsamen Kostümen
Südasien, Iran), über 82 % Muslime; Hptst. Manama; und mit wilden tänzerischen Bewegungen begeisterte
Amtssprache: Arabisch. Erdölförderung u. sie das Publikum und avancierte zur berühmtesten
-raffi nerie, Erdgasvorkommen; Aluminiumwerk, und bestverdienenden amerikanischen Künstlerin in
Handelszentrum; Tiefwasserhafen Mina Sulman, Europa. Obgleich ein internationaler Star, bekam sie
internat.  in Muharrak. – Bis 1971 brit. Protektorat; u. a. auf ihrer Welttournee 1928–30 den Rassismus der
dann unabhängiges Emirat, 2002 Verf.-Reform westlichen Welt zu spüren: Restaurants verweigerten
(Umwandlung in konstitutionelle Monarchie). – ihr den Eintritt, Hotels ließen sie den Hintereingang
Staatsoberhaupt: König Hamad Ibn Isa al‐Chalifa benutzen, in Deutschland wurden ihre »unmora-

HQ
=ZHLIHOORVZLUGGHU7DJNRPP
(seit 1999). lischen« Auftritte
Bkalsee, Binnensee im südl. Sibirien, Russland, verboten. Doch Baker blieb

DQGHP)DUEHQLFKWVZHLWHU
31 500 km 2; tiefster See der Erde, bis 1637 m tief; Menschenfreundin und
Abfluss nach dem Jenissei. Der B. wird im S von der Pazifistin. Im Zweiten

DOVHLQ+DXWWRQLVW
Transsibir. Eisenbahn umfahren; seit 1996 Welt- Weltkrieg arbeitete sie für
naturerbe. Am NW-Ufer das B.-Gebirge, bis 2572 m das Rote Kreuz und für die
hoch, reich an Metallen. Résistance, ab den 1950er- Josephine Ba ker
Baikonr, Siedlung in Kasachstan, nordöstl. des Jahren unterstützte sie die
Aralsees; Raumfahrtzentrum, für 20 Jahre an Russland schwarze Bürgerrechts-
verpachtet. bewegung in den USA. Um auf ihre Art zu zeigen, dass
Baisse [bɛs] die, Sinken der Börsenkurse; Ggs.: Hausse. ein friedliches Zusammenleben von Menschen
Bajontt [nach der frz. Stadt Bayonne] das, Stoßwaffe unterschiedlicher Religionen und Nationalitäten
am Gewehrlauf für den Nahkampf, später das möglich ist, adoptierten sie und ihr Mann Jo Bouillon
aufgepflanzte Seitengewehr. zwölf Kinder aus verschiedenen Ländern. In ihrem
Bke die, 1)  an Land fest stehendes Seezeichen. – 2)  Schloss »Les Milandes« wurde diese
Tafeln mit 1, 2 und 3 schrägen, schwarzen Strichen 100, »Regenbogenfamilie« zur Hauptattraktion, die Kosten
175 und 250 m vor dem Vorsignal. – 3)  a) weiße des Anwesens verschlangen jedoch schnell Bakers
Tafeln mit 1–3 roten, rückstrahlenden Schrägstrichen Vermögen.
80, 160 und 240 m vor einem Bahnübergang; b) blaue Bakkalreus der, an den mittelalterl. Univ. seit dem
Hinweistafeln mit 3–1 weißen Schrägstreifen 300, 200 13. Jh. unterster akadem. Grad; als solcher weiter
und 100 m vor einer Autobahnausfahrt. gebräuchlich in den ags. Ländern, in Dtl. seit 1999
wieder eingeführt.
Baktri|en [griech. »Stäbchen«], Sg. Baktrium das,
einzellige Mikroorganismen (z. T. kleiner als 1⁄1000 mm),
die sich durch Zweiteilung vermehren (Spaltpilze).
Man unterscheidet: Kugel-B. (Kokken), Stäbchen-B.,
Schrauben-B., Faden-B. (mehrere Zellen zu einem
Faden vereinigt). Manche B. bewegen sich durch feine
Härchen (Geißeln), andere sind unbeweglich. Sie
fi nden sich in großer Zahl im Erdboden, in der Luft, im
Wasser und in Lebewesen. Die B. leben meist von
organ. Stoffen, die sie zersetzen. Viele B. können sehr
ungünstige Lebensbedingungen in Dauerformen
(Sporen) überleben. Diese Sporen bildenden B. werden
auch als Bazillen bezeichnet. Es gibt unter den B.
Fäulnis- und Gärungserreger (→ Gärung) sowie Erreger
von Infektionskrankheiten, z. B. Tuberkulose,
Diphtherie, Pest, Cholera, Syphilis. Ihre größte
Bedeutung haben die B. im Stoff kreislauf der Natur,
z. B. im Ackerboden bei der Humusbildung als
Fäulnis-B., Nitrat-B., Nitrit-B., Eisen-B., Schwefel-B.
usw., ferner in der wirtschaftl. Anwendung (Säuerung
der Milch, Käsereifung, Futtermittelsilage,
it, Gewinnung von Essig usw.) sowie auch als
r Ö ffen tlich ke
Z eige n Si e de Darmbakterien.
ei t
sehe n W irk lic hk
Bakteriolog die, Bakterienkunde, Teilgebiet der
da ss da s Fern Mikrobiologie.
.
ta si e, Mr. Ba ird
is t, kein e Phan
Bakteriophgen, Phgen, Viren, die ausschließlich
ufhausbesitzer
Der Ka Bakterien befallen, sich in ihnen vermehren und sie
jun.
Gordon Sel fridge zerstören. B. besitzen keinen eigenen Stoff wechsel,
sondern steuern den ihrer Wirte um. Jeder Phage ist 71
auf ganz bestimmte Bakterien spezialisiert.

Bakteriophagen B
B Baku
72 Bku, aserbaidschan. Bakı, Hptst. und wichtigstes Ind.‐ den Küsten Mittelmeerklima; in den Bergländern
Zentrum von Aserbaidschan, wichtigster Hafen am Wälder, in den östl. Tiefländern Steppen; an den
Kasp. Meer, 1,1 Mio. Ew.; Univ.; Erdölförderung Küsten Macchie, u. a. Anbau von Wein, Oliven.
(Fernleitungen nach Russland und Georgien). Die Blkankriege, 1) 1912/13 Balkanbund (Bulgarien,
Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Serbien, Griechenland, Montenegro) gegen die
Baknin, Michail, russ. Revolutionär, * 1814, † 1876; Türkei. – 2) Sommer 1913 Griechenland, Serbien,
Anarchist, Gegenspieler von Marx, 1872 aus der 1. Montenegro, Rumänien, Türkei gegen Bulgarien, das
Internationale ausgeschlossen. vernichtend geschlagen wurde.
Balkirew, Mili Alexejewitsch, russ. Komponist, * 1837, Blkenende, Jan Peter, niederländ. Politiker, * 1956;
† 1910; vereinte in seinem Werk nat. und oriental. wurde 2001 Vors. des Christlich‐Demokrat. Appells
Elemente; strebte eine Erneuerung der russ. (CDA), seit 2002 Ministerpräsident.
Kunstmusik an. Bllack, Michael, Fußballer, * 1976; Stationen (seit 1988):
Ballack BALB

Balalka die, russ. Zupfinstrument mit 3 Saiten und FC Karl-Marx-Stadt bzw. Chemnitzer FC, 1. FC
meist dreieckigem Klangkörper. Kaiserslautern, Bayer 04 Leverkusen (erneut seit 2010)
Balanchine [frz. balãˈʃiːn, engl. ˈbæləntʃiːn], Georges, FC Bayern München und FC Chelsea London; in Dtl.
amerikan. Tänzer und Choreograph russ. Herkunft, Fußballer des Jahres 2002, 2003 und 2005.
* 1904, † 1983; einer der Begründer des tänzer. Ballde [ital. »Tanzlied«] die, seit dem 12. Jh. bei den
Neoklassizismus. südroman. Völkern kürzeres Tanzlied; der Name wird
Balba, Vasco Nñez de, span. Eroberer, * um 1475, im 18. Jh., zuerst in England, auf alte erzählende
† 1517; entdeckte 1513 den Pazif. Ozean. Volkslieder übertragen. Die engl.-schott. B. leitete um
Balchschsee, abflussloser Steppensee in Kasachstan, 1770 eine dt. Kunstballadendichtung ein. B.-Dichter:
17 000–22 000 km 2. G. A. Bürger, J. W. Goethe, F. Schiller, D. v. Liliencron, B.
Blder, Bldur, Bldr, german. Lichtgott, auf Anstiften v. Münchhausen u. a.; Komponisten: J. R. Zumsteeg,
Lokis von seinem blinden Bruder Hödr (Hödur) F. Schubert, C. Loewe u. a.
getötet. Ballaststoffe, vom Menschen nicht oder nur teilweise
Bldrian, Speik, Valerina, Gattung der B.-Gewächse, verwertbare Nahrungsbestandteile, v. a. Cellulose,
Kräuter oder Halbsträucher mit gegenständigen Pektine und Lignin; notwendig zur Anregung der
Blättern und blassroten bis weißl. Blüten in → Peristaltik. Reich an B. sind Vollkornprodukte,
Trugdolden. Der Gemeine B. (Katzenkraut) enthält in Gemüse und Obst.
der Wurzel das stark riechende B.-Öl, das in Form von Balltt das, von Musik begleiteter künstler. Bühnentanz,
Tee oder Tropfen beruhigend, krampflösend, auch das Bühnenensemble, das diesen Tanz ausführt,
blutdrucksenkend wirkt. und das aufgeführte Stück.
Bldung, Hans, gen. Grn, Maler und Zeichner, Ballhausschwur, Schwur des dritten Stands
* 1484/85, † 1545; bedeutendster Schüler Dürers. Altäre (Nationalversammlung) am 20. 6. 1789 im Ballhaus
(Freiburger Münster u. a.), Andachtsbilder, Bildnisse, von Versailles, nicht eher auseinanderzugehen, bis
Entwürfe zu Glasmalereien, Holzschnitte. Frankreich eine Verfassung habe.
Baldwin [ˈbɔːldwɪn], James, afroamerikan. Schriftsteller, Ballstik die, Lehre vom Verhalten und von der
* 1924, † 1987; war ab den 1960er-Jahren einer der Bewegung geworfener oder geschossener Körper
wirkungsvollsten Sprecher des schwarzen Protests; (Flugbahn, Wurf).
schrieb Romane, Dramen und Lyrik. Ballondilatation, Aufdehnung einer Herzkranzarterie
Baleren Pl., gebirgige span. Inselgruppe im westl. mit Hilfe eines Ballonkatheters.
Mittelmeer; umfasst Mallorca, Menorca, Cabrera, die Blsaholz, sehr leichtes Holz aus Mittel- und
Pityusen. Hptst. Palma de Mallorca. Oliven, Südamerika.
Südfrüchte; Tourismus. Blsam der, natürl. Gemisch aus Harzen und äther. Ölen
Balfour [ˈbælfə], Arthur James, Earl of B. (1922), brit. in vielen Baumarten. Verwendung als Riech- und
Staatsmann, * 1848, † 1930; Min.-Präs. 1902–05, Heilmittel, auch zu techn. Zwecken.
Außenmin. 1916–19, gab 1917 die B.-Erklärung ab Blten, 1) balt. Völker; Gesamtbev. der balt. Staaten
(Errichtung einer nat. Heimstätte der Juden in Litauen, Lettland und Estland. – 2) seit der Mitte des
Palästina). 19. Jh. Bezeichnung der Deutschen in den russ.
Bli, westlichste der Kleinen Sundainseln, Indonesien; Ostseeprov. (Deutschbalten).
Reisanbau mit künstl. Bewässerung. Blthasar, einer der Heiligen → Drei Könige.
Blkan [türk. »Gebirge«] der, Gebirge in Bulgarien, in Bltikum das, Estland, Lettland und Litauen.
der Höhenregion flachkuppig, im Botew 2376 m hoch; Baltimore [ˈbɔːltɪmɔː], Stadt im Staat Maryland, USA,
Baltimore BALB

zahlreiche Pässe. 628 700 Ew.; 2 Univ.; Akademie der Wiss.; Hafen,
Blkanhalbinsel, südöstl. Halbinsel Europas, wird im Industrie.
N bis zur Save und unteren Donau gerechnet; Anteil Bltrum, kleinste der Ostfries. Inseln, Ndsachs.; Seebad.
haben Kroatien, Slowenien, Serbien, Kosovo, Balz die, Paarungszeit und Begattung bei Auer-, Birkwild
Balz BALB

Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, u. a. Vögeln. Die Hähne umwerben das Weibchen mit
Bulgarien, Albanien, Griechenland, Türkei. Ver- B.-Tänzen oder -Flügen (Zurschaustellung des
schiedentlich wird Rumänien mit einbezogen. Die B. Gefieders) und B.-Rufen.
ist vorherrschend gebirgig (Rilagebirge 2925 m, Olymp Balzac [balˈzak], Honoré de, frz. Schriftsteller, * 1799,
2 911 m, Balkan 2376 m); Tiefländer im östl. Thrakien, † 1850; schilderte in seinem Hauptwerk, dem
in O-Rumelien und N-Bulgarien. Hauptflüsse: Donau Romanzyklus »Die menschl. Komödie« (erschienen
mit Save, Morawa, Maritza. Im Inneren Binnen-, an 1829–54), die Gesellschaft seiner Zeit.
BAK
Bamak, Hptst., Verkehrs‐ und Wirtschaftszentrum der
Rep. Mali, am Niger, 1,34 Mio. Ew.; Univ., Hochschulen;
wachsen, produzieren viel Biomasse und benötigen
dafür wenig Energie. Bambuskohle wird wesentlich
BAN
internat. . heißer und glüht länger als andere Holzkohlen. Die
Bmberg, Stadt in Oberfranken, Bayern, an der Regnitz, Ausweitung des Marktes für Bambus wird maßgeblich
69 900 Ew.; Erzbischofssitz, Dom (Bamberger Reiter); beeinflusst vom Wirtschaftswachstum in China und
Univ.; Textilind. Die Altstadt gehört zum UNESCO‐ Indien – den Ländern mit den größten Anbauflächen.
Weltkulturerbe.
Bmbi, 1) Zeichentrickfilmfigur von Walt Disney, ein
Rehkitz. – 2) nach 1) benannter, ältester dt. Medien- Bmm, Peter, eigtl. Curt mmrich, dt. Schriftsteller,
preis für Verdienste in Film und Fernsehen. * 1897, † 1975; war Arzt; erfolgreich v. a. mit auto-
biograf. (»Die unsichtbare Flagge«, 1953) und
Bmbus, Bmbusrohr, Bez. für versch. meist trop. kulturhistor. Werken (»Frühe Stätten der
und subtrop. Grasgattungen, die meisten Arten in Christenheit«, 1955).
China, aber auch in Japan und Amerika. Viele Arten Banne die, trop. Pflanzengattung, Scheinstamm und
wachsen baumförmig, bis 40 m hoch, oft in dichten Schopf sind palmenähnlich. Der traubige Fruchtstand
Beständen. Die Bambusblüte erfolgt bei einigen Arten hat Früchte mit musartigem, stärke- und
periodisch in Abständen von 12 bis 120 Jahren bei allen zuckerreichem Fleisch.
Pflanzen einer Region gleichzeitig. Danach sterben die Bant das, histor. Landschaft zw. Theiß, Donau,
Pflanzen meist ab. B. wird vielfältig genutzt: die Mieresch und Karpaten, mit dem Banater Gebirge
knotigen, hohlen Halme (bis 30 cm dick) zu Bau- und (wald-, kohlen- und erzreich); Hptst. Temesvar. – Das B.
Möbelholz, Röhren, Gefäßen, Stöcken (Pfefferrohr), die fiel 1718 an Österreich und wurde unter Maria
Fasern zu Geflecht, Stricken u. a. Theresia z. T. mit dt. Bauern (Banater Schwaben,
1944/45 z. T. vertrieben; ab 1989/90 verstärkte
Laptop in Bambushülle Rückwanderung nach Dtl.) besiedelt, im Vertrag von
Ähnlich rasant wie der Bambus selbst wächst seine Trianon (1920) zw. Jugoslawien, Ungarn und Rumänien
Bedeutung als Rohstoff. In tropischen Klimazonen, in aufgeteilt.
denen Bambus vorwiegend gedeiht, ist das Holz vielen Band das, 1)  aus Bindegewebe bestehende, strang- oder
anderen Rohstoffen überlegen: Es rostet nicht, ist sehr plattenförmige Verbindung zw. Skelettelementen des
Die Weltaus-
stabil, druck- und zugfest, dabei elastisch und leicht. Körpers, z. B. an den Enden der Gelenke. – 2) Kurzbez.
stellung (Expo)
Bambus wird nicht nur im Gerüst- und Häuserbau, für für Frequenz-B., → Frequenzbereich.
Möbel, Böden und Körbe verwendet, sondern auch für Bandkeramik, Kulturkreis der Jungsteinzeit in 2010 in Shanghai
die Herstellung von T-Shirts, Fahrradrahmen, Mitteleuropa (2. Hälfte 6. Jt. und 5. Jt. v. Chr.), bes. im war auch ein
Gehäusen von Laptops und zahlreichen anderen Donauraum, benannt nach bandförmigen Ver- architektonisches
Gebrauchsgegenständen. Bambus gilt ferner als zierungen der Gefäße. Plädoyer für den
erfolgversprechender Energielieferant: Die Pflanzen, Bandneon [nach dem Erfinder H. Band, * 1821, † 1860] Rohstoff Bambus.
von denen einige Arten über einen Meter pro Tag das, eine Art Ziehharmonika. Neun Länder-
Pavillons wurden
aus dem zugleich
elastischen und
harten Material
gestaltet. In der
Verbindung mit
eigenwilliger Ar-
chitektur entstan-
den Symbiosen
aus traditionsrei-
chen Gerüstkon-
struktionen und
kunstvoller Hoch-
technologie. Die
17 Meter hohe
Kuppel des in-
dischen Pavillons
(Bild) gilt als
eines der größten
und höchsten
Bambus-Gewöl-
be der Welt.

73

Bandoneon B
B Bandscheibe
74 Bandscheibe,  zw. die Wirbelkörper eingebettete Erbrechen, Schwindel, Abmagerung. Durch Genuss
Knorpelscheibe, kann in den Wirbelkanal vorquellen von Waldbeeren und Pilzen ohne vorheriges Erhitzen
(B.-Vorfall; meist an der Lenden- oder Halswirbelsäule) kann sich der Mensch mit dem sehr gefährlichen
und durch Druck auf Rückenmark oder Nervenwur- Fuchs-B. infi zieren.
zeln Schmerzen und Lähmungen verursachen. Bngkok, Hptst. von Thailand, an der Mündung des
Bndung, Stadt auf Java, Indonesien, 2,3 Mio. Ew.; TH,
Bandung BANB Menam Chao Phraya, 6,9 Mio. Ew. (Agglomeration);
Univ. In B. tagte 1955 die afrikan.-asiat. B.-Konferenz große Tempelanlagen (Wats), Klöster, Paläste;
(29 Staaten), die auf der Basis der Blockfreiheit Hochschulen; Handelszentrum, Tourismus; internat.
beschloss, das Gewicht der Dritten Welt u. a. durch Flughafen.
kulturelle, wirtschaftl. und polit. Zusammenarbeit Bangladsh, Rep. in Vorderindien. 143 998 km 2 mit
zu erhöhen. 162,2 Mio. Ew. (89 % Muslime, 12 % Hindu). Hptst.:
Dhaka. Amtssprache: Bengali. B. liegt im Mündungs-
Bandwürmer, zu den Plattwürmern
Bandwürmer BANB gebiet von Ganges und Brahmaputra; häufig
gehörende Schmarotzer des Menschen und der katastrophale Überschwemmungen. Haupterwerbs-
Wirbeltiere. Der Körper der B. ist bandförmig zweig ist die Landwirtschaft (Reis, Hülsen- und
Nicht aus- abgeplattet, der stecknadelgroße Kopf ist mit Ölfrüchte, Jute, Tabak, Tee). Erdgasfelder im O.
gestorben, aber Saugnäpfen und Hakenkränzen ausgestattet. Er bildet Führender Ind.‐Ort ist Chittagong mit Stahlwerk,
selten sind an seinem Hinterende die einzelnen Glieder der Erdölraffi nerie, Schiff bau, Papier-, chem.,
B.-Kette, die die zwittrigen Geschlechtsorgane Maschinenind. Ausfuhr: Jute, Textilien. Internat. 
Bandwürmer in
enthalten. Die B. leben im Dünndarm, heften sich mit Dhaka, Chittagong.
der westlichen
dem Kopf an der Darmwand fest und nehmen die Geschichte. Der von Mujibur Rahman geführten
Welt geworden. Nahrungssäfte durch die Hautoberfläche auf. Die Awami-Liga (gegr. 1949), die sich an die Spitze der
Allerdings kann Vermehrung der B. ist mit einem Generations- und Autonomiebewegung in O-Pakistan stellte, gelang es
man mit den un- Wirtswechsel verbunden. Die wichtigsten den mit ind. Hilfe 1971/72 den Staat B. zu errichten. 1975
gebetenen Mit- Menschen befallenden B.: Schweine-B. (Kopf mit Militärputsch (Ermordung Mujibur Rahmans); ab 1976
bewohnern z. B. Hakenkranz, als Finne im Schwein), Rinder-B. (Finne Herrschaft des Generals Zia ur-Rahman (1981
auf Fernreisen im Rind). Hunde-B. (Hülsen-B.), nur 5 mm lang (Finne ermordet), 1982–90 von Husain Mohammed Ershad.
leicht Bekannt- in Leber, Lunge, Magen oder Gehirn), wachsen durch 1991 wurde Khaleda Zia (Bangladesh Nationalist Party)
schaft schließen, Knospung zu einem kindskopfgroßen Gebilde heran. als erste Frau im islam. B. Min.-Präs., 1996 gefolgt von
indem man sie Durch nahen Umgang mit Hunden kann sich der Sheikh Hasina Wajed (Awami-Liga), 2001 wieder
ungewollt mit- Mensch mit den Eiern infi zieren und lebensgefährlich abgelöst von Khaleda Zia. Nach schweren Unruhen
erkranken. Fisch-B. (Breiter B., Grubenkopf), als 2007 übernahm ein Notstandskabinett die Exekutivge-
isst. Ihre Eier
Finne in Fischen. Andere B.: Quesen-B., erzeugt als walt. 2008 konnten wieder Wahlen stattfi nden. Hasina
oder Larven
Finne im Gehirn von Schafen (auch beim Menschen) Wajed wurde erneut Regierungschefi n.
tummeln sich vor die Drehkrankheit. B. verursachen Koliken, Bngui, Hptst. der Zentralafrikan. Rep., 735 100 Ew.; am
allem in Fleisch Ubangi. Univ., Museum, Wirtschaftszentren mit Ind.‐
und Fisch, aber Betrieben; Hafen und internat. Flughafen.
auch auf Obst, Bnja Lka, Stadt in Bosnien und Herzegowina,
Banja Luka BANB

Gemüse und im 143 000 Ew.; erstmals 1494 erwähnt. Im Krieg um die
Salat. Einmal versch. ethn. Siedlungsgebiete (1992–95) Ver-
verschluckt, treibung der kroat. und muslim. Bev. und
machen sie es Ansiedlung serb. Flüchtlinge; im Abkommen
sich im Darm von Dayton (1995) den bosn. Serben zu-
gemütlich und gesprochen (»Rep. Srpska«; 1998 zum Reg.‐Sitz
bestimmt).
entwickeln sich
Banjo [ˈbændʒo] das, gitarrenartiges Zupfi nstru-
prächtig. Die
ment mit tamburinähnl. Korpus und 4–7 Saiten.
unwillkomme- Bnjul, bis 1973 Bathurst, Hptst. von Gambia,
nen Wurmgäs- 45 000 Ew.; Wirtschaftszentrum, Hafen,
te verankern Flughafen.
sich mit Bänkelsang [nach der Bank, auf der die
Saugnäpfen Bänkelsänger standen], Vortrag von Räuber-
oder Haken- und Schauergeschichten (Moritaten);
kränzen an verbreitet auf den Jahrmärkten des 17.–19.
ihrem Kopfende Jahrhunderts.
in der Darmwand Banken, Unternehmen für Geldanlage,
Finanzierung und Durchführung des
ihres Endwirtes –
bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Wichtigste
keine angeneh-
Arten: Noten-B. (→ Zentralbank) und Geschäfts-B.
me Vorstellung, (darunter Universal- und Spezial-B., Realkredit-
können sie doch institute, Außenhandels-B., Sparkassen,
eine Länge von Kreditgenossenschaften, Bausparkassen). – Haupt-
mehreren Me- tätigkeit: Aktivgeschäfte, bei denen die Bank Geld gibt
tern erreichen. (Kontokorrent-, Diskont-, Lombard-, Hypotheken-,
BAN
Akkreditiv-, langfristiges Kreditgeschäft), Passiv-
geschäfte, bei denen sie Geld nimmt (Depositen-,
Auffassung nach nur der bewusst an Jesus Christus
Glaubende die Taufe empfangen sollte; im 17. Jh. in
BAR
Pfandbriefgeschäft), und Dienstleistungsgeschäfte, England entstanden, heute v. a. in den USA, der
bei denen sie Geschäftsbesorgungen übernimmt Ukraine und in Russland vertreten; weltweit rd.
(Zahlungsverkehrs-, Inkasso-, Geldwechsel-, 80 Mio. Baptisten.
Effekten- und Depotgeschäft, Vermögens-Verw.). Baptistrium das, 1) Taufkirche, Taufkapelle. –
Aufgrund des Ges. über Kreditwesen i. d. F. v. 9. 9. 1998 2) Taufbecken.
unterliegt das dt. Bankwesen der B.-Aufsicht. Bar das, Zeichen bar, Einheit des Drucks; 1 bar = 105 Pa.
Bank für Internationlen Zahlungsausgleich, Übl. Vorsätze in der Meteorologie Millibar (mbar,
Abk. BIZ, Basel, gegr. 1930 von mehreren Notenbanken durch Hektopascal, hPa, ersetzt), in der Akustik
und einer amerikan. Bankengruppe, bes. als Mikrobar (μbar).
Treuhänder für internat. Zahlungsgeschäfte tätig. Bär, 1) Raubtier, → Bären. – 2)  2 Sternbilder des
Bankgeheimnis, Verpflichtung einer Bank, die Nordhimmels: Großer B., lat. Ursa Maior (die hellsten
Vermögenswerte und die Aufträge ihrer Kunden Sterne bilden den Großen Wagen), und Kleiner B., lat.
geheim zu halten. Die Finanzbehörden können in Ursa Minor (die hellsten Sterne bilden den Kleinen
gewissen Fällen Auskünfte verlangen. Wagen, mit dem Polarstern als Deichselstern).
Ban Ki Moon [-muːn], Ban Ki-moon, südkoreanischer Baradei [‐ˈdeɪ], Mohammed el-, ägypt. Diplomat und
Diplomat und Politiker, * 1944; seit 2004 südkorean. Jurist, * 1942; 1997–2009 Generaldirektor der Internat.
Außen‐ und Handelsmin.; am 13. 10. 2006 durch die Atomenergie‐Organisation (IAEO); zus. mit dieser
UN‐Generalversammlung für eine fünfjährige erhielt er 2005 den Friedensnobelpreis.
Amtsperiode ab 1. 1. 2007 zum UN‐Generalsekretär Barbdos, die östlichste Insel der Kleinen Antillen und
gewählt. unabhängiger Staat (parlamentar. Monarchie),
Bankrtt der, Unvermögen eines Schuldners, seine 430 km 2, 256 000 Ew. (92 % Schwarze), zu 96 % Christen.
Gläubiger zu befriedigen; strafbar, wenn der Schuldner Hptst. Bridgetown. Amtssprache: Englisch. Trop.
sich bei Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit Klima; Zuckerrohranbau; Krabbenfischerei;
sorgfaltswidrig verhalten hat (z. B. Verheimlichen oder Kreuzfahrttourismus; Ausfuhr: Nahrungsmittel,
Beiseiteschaffen von Vermögensteilen). Chemikalien; Erdölraffinerie in Bridgetown
Bann der, 1) im MA Recht der Könige und Grafen, bei (Tiefwasserhafen). – B., seit 1652 britisch, ist seit 1966
Strafe zu gebieten und zu verbieten; auch dieses Gebot unabhängig innerhalb des brit. Commonwealth.
oder Verbot selbst. – 2) der Bezirk, der unter der Barbarssa [ital. »Rotbart«], Beiname Kaiser
Gewalt des Bannherrn stand. – 3) → Kirchenbann. Friedrichs I.; B.-Höhle, Höhle am Kyffhäuser, in der B.
Bannmeile, 1) im MA Umgebung eines Ortes bis zu der Sage nach schläft.
einer Meile, innerhalb deren kein Fremder Handel oder Barbe, Karpfenfisch europ. Flüsse, bis 80 cm lang, mit 4
Barbe BARB

Gewerbe treiben durfte. – 2) für polit. Kundgebungen Bartfäden (Barteln); zur Laichzeit ist der Rogen giftig
gesperrter Bez., bes. um Parlamentsgebäude. In Dtl. (Barbencholera). Indische Pracht- und Zebra-B. sind
bestehen gemäß Ges. vom 8. 12. 2008 um Bundestag, Zierfische.
Bundesrat und Bundesverfassungsgericht befriedete Barber [ˈbɑːbə], 1) Chris, brit. Jazzposaunist, * 1930;
Bezirke (weniger einschränkende Bestimmungen). erfolgreicher Bandleader des traditionellen
Banting [ˈbæntɪŋ], Frederick Grant, kanad. Arzt und
Banting BANB Jazz. – 2) Samuel, amerikan. Komponist, * 1910, † 1981;
Entdecker des Insulins, * 1891, † 1941. Auf die Spur des v. a. Orchesterwerke, Oper: »Vanessa« (1958).
Insulins kam Banting eher durch Zufall. Aus Mangel an Barbiturte, Abkömmlinge der Barbitrsäure, einer
Patienten in seiner eigenen Praxis arbeitete der zykl. organ. Verbindung mit einem Pyrimidingrund-
studierte Orthopäde nebenbei erst als Dozent für gerüst. B. werden v. a. als Narkosemittel verwendet. Als
Orthopädie in London (Kanada) und dann für Schlaf- und Beruhigungsmittel haben sie ihre
Pharmakologie in Toronto. Dabei stieß er auf einen Bedeutung weitgehend verloren. Sie wurden durch die
Artikel, der ihn auf die entscheidende Idee brachte: besser verträgl. Benzodiazepine ersetzt.
die Isolierung des Insulins durch Abbindung der Barbizon [barbiˈz], Dorf bei Fontainebleau, Frankreich,
Bauchspeicheldrüse. Für die Überprüfung seiner durch seine Kolonie (Schule von B.) von Landschafts-
Theorie stellte ihm der Physiologe John J. R. Macleod ein malern (Corot, T. Rousseau, Millet, Daubigny u. a.)
Labor, Versuchstiere und den Studenten Charles H. Best bekanntgeworden.
als Assistenten zur Verfügung. Am 30. 7. 1921 gelang
Banting und Best erstmals eine signifikante Senkung Barcelona Barcelona BARB [barseˈloːna, span. barθeˈlona],
des Blutzuckerspiegels bei einem Hund durch Injektion katalan. Barcelonès, Hptst. der spanischen
von zuvor isoliertem Insulin. 1922 konnte das Insulin autonomen Region Katalonien, am Mittelmeer. Mit
bereits therapeutisch eingesetzt werden, der Nobelpreis 1,6 Mio. Ew. ist B. zwar nur die zweitgrößte Stadt
für Banting und Macleod folgte ein Jahr später. Banting Spaniens, aber das wichtigste Handels- und
war mit der Verleihung jedoch nicht einverstanden, da Industriezentrum des Landes. B. präsentiert sich als
er sich und Best statt Macleod als Entdecker sah. Sein äußerst weltoffene und kosmopolit. Metropole. Nicht
Preisgeld teilte er daher zur Hälfte mit Best. nur durch die Warenströme ist die Stadt mit weiten
Bntu [»Menschen«] Pl., viele Völker und Stämme im Teilen der Welt verbunden, sondern auch durch ihre
südl. und mittleren Afrika, rd. 100 Mio. Menschen, die Anziehungskraft auf Touristen und Immigranten.
die B.-Sprachen sprechen. Knapp 16% der Ew. sind mittlerweile ausländ.
Baptsten [griech. »Täufer«], die Mitgl. der größten
Baptisten BAPB Herkunft. Internat. Beachtung findet B. auch in 75
prot. Freikirche mit Erwachsenentaufe, weil ihrer sportl. Hinsicht: als Austragungsort der

Barcelona B
B Barde
76 Olympischen Sommerspiele 1992 und des jährlich
stattfindenden Formel-1-Rennens sowie durch den
FC Barcelona , internat. renommierter Fußballverein
und erfolgreichster Handballclub der Welt.
Barde der, im MA kelt. Hofdichter und ‐sänger.
Bardeen [bɑːˈdiːn], John, amerikan. Physiker, * 1908,
Bardeen BARB

† 1991; für die Entwicklung des Transistors sowie für


seine Forschungen zur Theorie der Supraleitung
Nobelpreis für Physik 1956 und 1972 (jeweils mit
anderen).
Bardot [barˈdo], Brigitte, frz. Filmschauspielerin, * 1934;
spielte u. a. in »Und immer lockt das Weib« (1956), »Die
Wahrheit« (1960); wirkt heute als engagierte
Tierschützerin.
Bären, Familie der Raubtiere, in Asien, Amerika, Europa,
Kaum ein anderer Sohlengänger, mit dichtem, zottigem Pelz, Allesfresser.
Künstler prägt Der Braunbär, 1,7–3 m lang, ist über Europa, hier in
das Stadtbild einsamen Waldgebieten Skandinaviens, Russlands
und der Balkanhalbinsel, über Asien (Kamtschatkabär)
Barcelonas so
und Nordamerika (Kodiakbär, Grizzly) verbreitet. Er ist
eindrucksvoll
ein geschickter Kletterer. Der Eisbär wird bis 2,5 m
wie Antoni Gaudí
lang, hat ein zottiges weißgelbes Fell; er jagt im Nördl.
(1852–1926). Sei- Eismeer Robben und Fische; guter Schwimmer. In
ne farbenfrohen Nordamerika lebt außerdem der Schwarzbär oder
Mosaiken, ver- Baribal, in Südamerika der Brillen- oder Andenbär, der
spielten Formen, Kragenbär in Innerasien. In der Eiszeit lebte der
fantasievollen mächtige Höhlenbär. Zur Familie der Klein-B. gehören
Fassaden sind der Bambusbär, der nordamerikan. Waschbär, der
unverwechsel- Nasen- oder Rüsselbär und der → Koala.
bare Highlights in Brenboim, Daniel, israel. Pianist und
der katalanischen
Dirigent, * 1942; u. a. seit 1992 künstler. Leiter der Dt.
Metropole. In-
Staatsoper Berlin (seit 2000 Dirigent auf Lebenszeit);
spiriert von der
seit 2006 ständiger Dirigent an der Mailänder Scala.
Natur schuf der Sein Repertoire als Dirigent reicht von Bach und der
Katalane keine Wiener Klassik über Wagner, Bruckner und
Häuser, sondern Tschaikowsky bis zu Elgar.
Gesamtkunst-
werke. Ein Glanz- Den Frieden musizieren
stück ist die Dass ein Orchester aus Musikern unterschiedlicher
Casa Batlló, eine Nationen besteht, ist mittlerweile eine Selbstver-
architektonische ständlichkeit. Nicht selbstverständlich ist es jedoch,
Inszenierung der dass junge Musiker aus Israel, Palästina, Syrien,
Legende Sankt Libanon oder Jordanien zusammen spielen. Sie alle
eint der Wunsch, durch gemeinsames Musizieren zu
Georgs, des
beweisen, dass Unversöhnlichkeit und Hass
Schutzheiligen
überwunden werden können. Als Projekt der
der Stadt. Wäh- damaligen Kulturhauptstadt Weimar gründete Daniel
rend das Dach Barenboim 1999 zusammen mit dem
wie der Rücken palästinensischen Schriftsteller Edward Said das
des Drachen »West-Eastern Divan Orchestra«. Auftreten soll das
geformt ist, domi- Ensemble in allen Staaten, die im Orchester vertreten
nieren im Inneren sind – ein Ziel, das aufgrund der angespannten Lage in
geschwungene Nahost noch nicht verwirklicht werden konnte. Hier
und organische sind die Orchestermitglieder der Politik weit voraus.
Formen, die oft
an Muscheln
Bärenklau, 1) Doldenblütler; so der Wiesen-B.
oder Schne-
(Pferdekümmel) mit weißen Blüten, über 1 m
cken erinnern.
hoch. – 2) → Akanthus.
Gerade Wände, Brentsz, Brents, Willem, niederländ. Polarfahrer,
harte Kanten * um 1550, † 1597; entdeckte 1596 Spitzbergen und die
sucht man meist Bäreninsel.
vergebens. Barfüßerorden, kath. Orden, deren Mitglieder
BAR
barfüßig in Sandalen gehen (Franziskaner,
reformierte [»unbeschuhte«] Karmeliter u. a.).
wurden biblische und antike Stoffe, Landschaften und
häusl. Szenen (Genrebilder) sowie Porträts. Bekann-
BAR
Bri, Hptst. der ital. Region Apulien, am Adriat. Meer, teste Vertreter der Barockmalerei sind P. P. Rubens und
328 500 Ew.; Wirtschaftszentrum, Messen, . Stauf. Rembrandt.
Kastell, roman. Kathedrale, Basilika San Nicola (um In der Literaturgeschichte versteht man unter
1087–1196). Literatur des B. die europ. Literatur etwa des 17. Jh. Sie
Briton der,  Männerstimme zw. Bass und Tenor
ariton BARB vereint Sinnenfreude und Entsagung, Diesseits-
(etwa G–g1). bejahung und Einsicht in die Vergänglichkeit alles
Brium das, Symbol Ba, chem. Element, silberweißes, Irdischen. Die Sprache ist bilderreich und wirkt oft
weiches Metall, OZ 56, D 3,7 g/cm3, Fp 725 °C; oxidiert übersteigert. Bedeutender Dramatiker in Dtl. war
leicht an der Luft, zersetzt Wasser unter Bildung von A. Gryphius; die wichtige Poetik der Zeit ist M. Opitz'
B.-Hydroxid und Wasserstoff. Vorkommen als »Buch von der Deutschen Poeterey« (1624). Das in Dtl.
Schwerspat. Darstellung durch Reduktion von B.-Oxid heute noch bekannteste epische Werk ist der
mit Aluminium oder Silicium. Verwendung nur in »Simplicissimus Teutsch« von J. J. C. von Grimmels-
seinen Verbindungen: B.-Sulfat BaSO 4 als Röntgenkon- hausen. Die geistl. Dichtung erreicht in der Lyrik, bes.
trastbrei, für weiße Anstrichfarben, in der Papierind.; im Kirchenlied, einen neuen Höhepunkt (P. Gerhardt,
B.-Chromat BaCrO 4 als gelbe, B.-Manganat BaMnO 4 als F. von Spee). – In der Musikgeschichte gilt als B. die
grüne Malerfarbe; B.-Nitrat Ba(NO3)2 in der Zeit vom Ende des 16. Jh. bis zur Mitte des 18. Jh.
Feuerwerkerei (Grünfeuer); B.-Oxid BaO mit B. Charakteristisch sind der Generalbass, d. h. die auf
gemischt als Kathodenmetall in Elektronenröhren; einer durchlaufenden Bassstimme aufgebaute
B.-Titanat BaTiO3 für elektr. Kondensatoren. Akkordbegleitung jeder Komposition, und das
Barkarle die, Schiffer- oder Gondellied der Venezianer konzertierende Prinzip, d. h. die Gegenüberstellung
(auch Kunstmusik). versch. Klanggruppen, z. B. von Solisten und Orchester.
Brkhausen, Heinrich, dt. Physiker, * 1881, † 1956; Die wichtigsten Gattungen sind Oper (C. Monteverdi in
arbeitete über Elektronenröhren und elektr. Italien), Oratorium, Kantate, Lied, Konzert (Concerto
Schwingungen; B.-Effekt: Ferromagnetika mag- grosso), Sonate, Suite, Fuge. Bedeutende Vertreter in
netisieren im äußeren Feld sprunghaft durch Dtl. sind u. a. H. Schütz, D. Buxtehude, G. P. Telemann,
Umklappen der Weiss'schen Bezirke. J. S. Bach und G. F. Händel.
Brlach, Ernst, dt. Bildhauer, Grafiker, * 1870, † 1938. Baromter das, Gerät zur Messung des Luftdrucks. Bei
Hauptthema seiner Bildwerke (meist aus Holz oder Flüssigkeits-B. wird die auf die Flächeneinheit
Bronze) ist die menschl. Gestalt, die er von bezogene Gewichtskraft einer Flüssigkeitssäule (meist
meditativer Stille bis zur extravertierten Gebärde Quecksilber), die dem Luftdruck das Gleichgewicht
darstellte. B. schrieb auch Dramen (»Der arme hält, gemessen (geht auf Beobachtungen Torricellis,
Vetter«, 1918), ferner die Autobiografie »Ein selbst 1643, zurück). Aneroid-B. enthalten eine luftleere,
erzähltes Leben«. federnde Metalldose, die bei Luftdruckschwankungen
Bärlapp der, Gattung der Farnpflanzen, moosähnl., ihre Form ändert und dadurch einen Skalenzeiger
blütenlose, immergrüne, meist kriechende Pflanzen. bewegt. Der Barograf ist ein B. mit Aufzeichnung der
Der einheim. Keulen-B. bildet Sporen, die im Feuer Luftdruckkurve.
sprühen (Hexenmehl). Barn der, in Dtl. Anrede für den Freiherrn; in England
Brlog, Boleslaw, dt. Regisseur, * 1906, † 1999; 1951–72 unterste Stufe des Hochadels. Barnin, Freifrau;
Intendant des Schiller-Theaters in Berlin. Baronsse, Freifräulein.
Barnard [ˈbɑːnəd], Christiaan Neethling, südafrikan.
Barnard BARB Barranquilla [baranˈkija], Hafenstadt in Kolumbien,
Herzchirurg, * 1922, † 2001; führte 1967 die erste 1,2 Mio. Ew., am Magdalenenstrom; 2 Univ.; Industrie.
erfolgreiche Herztransplantation am Menschen Barrault [baˈroː], Jean-Louis, frz. Schauspieler, Regisseur
durch. und Theaterleiter, * 1910, † 1994; »Kinder des Olymp«
Barnes [bɑːnz], Djuna, amerikan. Schriftstellerin, (1945).
* 1892, † 1982; schrieb Theaterstücke und brillante Barrso, Durão Barrso [‐ˈrã‐], José Manuel, port.
Prosa (»Nachtgewächs«, 1936). Politiker, * 1956; 2002–04 Min.-Präs.; ab 2004 Präs. der
Brnim der, brandenburg. Moränenlandschaft zw. Oder, EU-Kommission.
mittlerer Spree, Havel und Uckermark. Barsch der, Ordnung der Knochenfische. Fluss-B. mit
Barck der oder das, Stilbegriff der europ. Kunst-, schwärzl. Querstreifen, roten Flossen; Raubfisch mit
Literatur- und Musikgeschichte zw. 1600 und 1750, schmackhaftem Fleisch; außerdem Zander, Kaul-B.,
zeitlich etwa mit dem Absolutismus zu- die amerikan. Arten Schwarz- und Forellenbarsch.
sammenfallend. Der B. ging aus der Renaissance und Brschel-Affäre, Bez. für nicht restlos aufgeklärte
dem Manierismus hervor und leitete über zum Vorgänge um Uwe Barschel (* 1944, † 1987; nach
Rokoko und Klassizismus. Wesentliche Stilmerkmale staatsanwaltl. Ermittlungen Selbstmord, keine
sind Bewegtheit, Unterordnung der Einzelheit unter Anhaltspunkte für mögl. »Fremdverschulden«;
das Ganze, besondere Lichteffekte sowie oft 1982–87 Min.-Präs. von Schlesw.-Holst.) und seine
verblüffende Raumillusionen. In der Baukunst nicht nachweisbare persönl. Verantwortung für
dominieren geschwungene Formen und reicher plast. Verleumdungen im Landtagswahlkampf 1987.
Schmuck. Es entstanden prunkvolle Paläste und Barsortiment, Buchhandelsbetrieb zw. Verlag und
Kirchen mit mächtigen Säulenordnungen an den Buchhandel.
Fassaden und reich verzierten Innenräumen Barten, anstelle von Zähnen beiderseits am Gaumen der 77
(Stuckaturen, Wand- und Deckenmalerei). Dargestellt Bartenwale herabhängende Seihvorrichtung aus

Barten B
B Bartflechte
78 langen, gefransten Hornplatten, mit der die Wale Baseball [ˈbeɪsbɔːl], v. a. in Nordamerika und Kuba
winzige Meeresorganismen, z. B. Krill, aus dem Wasser gespieltes Rasenspiel zw. 2 Mannschaften von je 9
filtern. Dazu nehmen sie eine große Menge Wasser ins Spielern; Duell zw. dem Schlagmann (engl. Batter) der
Maul, schließen die Kiefer und drücken das Wasser Schlagpartei und dem Werfer (engl. Pitcher) der
»Der Fußweg mit der Zunge durch die B. nach außen. Die im Wasser Fangpartei.
des Riesen«, der enthaltenen Kleintiere werden von den B. wie durch Bsedow-Krankheit [-do-; nach dem Arzt Karl v.
Giant's Cause- ein Sieb zurückgehalten. (→ Wale) Basedow, * 1799, † 1854], genetisch bedingte Form der
way, ist eine der Bartflechte, 1)  fadenförmige, verästelte → Flechten, Schilddrüsenüberfunktion v. a. bei Frauen. Sie äußert
größten Sehens- bilden auf Nadelholz in Bergwäldern Zweig- sich in Nervosität, Abnahme der Leistungsfähigkeit,
würdigkeiten behang. – 2)  eitrige Entzündung der Haarbälge bes. Wärmeempfindlichkeit, Gewichtsabnahme,
Nordirlands, die im Bartbereich; Erreger: Bakterien oder Fadenpilze. ständigem Angstgefühl, Glotzaugen, Kropf und
aber erst 1963
Bartgeier, Lämmergeier, Greifvogel, in Hochgebirgen Herzjagen. Behandlung erfolgt medikamentös, durch
Europas, Afrikas, Asiens. Bestrahlungen mit radioaktivem Jod oder durch
durch die Royal
Brth, 1) Heinrich, dt. Afrikaforscher, * 1821, † 1865. teilweise operative Entfernung der Schilddrüse.
Geographical
– 2) Karl, schweizer. ref. Theologe, * 1886, † 1968; Bsel, 1) Hauptort des Kt. B.-Stadt, 164 000 Ew.; zu beiden
Society einer Mitbegründer der → dialektischen Theologie; u. a. »Der Seiten des Rheins, Rheinhafen; Univ.; Handels‐ und
größeren Öffent- Römerbrief« (1919), »Kirchl. Dogmatik« (1932–67). Dienstleistungszentrum; chem., pharmazeut. Ind.,
lichkeit bekannt- Bartholomusnacht, Ermordung von 5000 bis 10 000 Kommunikations‐ und Nanotechnologie. B. wurde im
gemacht wurde. Hugenotten in Paris in der Nacht zum 24. 8. 1572 7. Jh. Bischofssitz; 1501 Beitritt zur Schweizer.
Senkrecht anlässlich der Hochzeit (Pariser Bluthochzeit) des Eidgenossenschaft. Im Münster fand 1431–49 das
stehende, meist Protestanten Heinrich von Navarra (später König Basler Konzil statt, das erfolglos eine Reform der
sechseckige Heinrich IV.) mit Margarete von Valois, deren Mutter, mittelalterl. Kirche versuchte. 1795 wurde der Basler
Basaltsäulen, Katharina von Medici, die B. angeordnet hatte. Friede zw. Frankreich und Preußen ge-
teilweise bis Brtók [ungar. ˈbɔrtoːk], Béla, ungar. Komponist und schlossen. – 2) Kantone der Schweiz (seit 1833
Pianist, * 1881, † 1945; knüpfte an die osteurop. getrennt); B.-Stadt, 37 km 2, 186 000 Ew., umfasst außer
zu zwölf Meter
Volksmusik an; Vorkämpfer der Neuen Musik; der Stadt B. noch 2 Landgemeinden rechts des Rheins,
hoch, reihen
Forschungsarbeiten zur Volksmusik. sowie B.-Landschaft, 518 km 2, 272 000 Ew., Hptst.
sich über eine Bartolomo, Fra B., ital. Maler, * 1472, † 1517; religiöse Liestal; waldreiches Juragebiet mit Getreideanbau,
Länge von fünf Bilder im Stil der Hochrenaissance, von starkem Viehzucht, vielseitiger Ind.
Kilometern an Einfluss auf Raffael. Bselitz, Georg, eigtl. Hans-Georg Krn, dt. Maler und
der Küste ent- Barynen, Oberbegriff für schwere Elementarteilchen Grafiker, * 1938; Vertreter des Neoexpressionismus;
lang. mit halbzahligem Spin (Fermionen), wie Nukleonen auch Holzplastik.
und Hyperonen.
Brzel, Rainer, dt. Politiker (CDU), * 1924, † 2006; Jurist,
1962–63 Bundesmin. für gesamtdt. Fragen, 1971–73
Vors. der CDU. Unterlag 1972 als Kanzlerkandidat
beim konstruktiven Misstrauensvotum gegen
W. Brandt; 1983–84 Bundestagspräsident.

Baslt, Bez. für schwarzes, sehr hartes jungvulkan.


Gestein; B.-Lava erstarrt oft in sechsseitigen Säulen.
B. wird oft als Straßenbaumaterial (Schotter, Splitt,
Pflastersteine) verwendet. Aus dem gemahlenen
Gestein werden Fußbodenplatten u. a. hergestellt, aus
geschmolzenem B. Pflastersteine und feuerfeste Fasern
(B.-Wolle) zur Wärme- und Schallisolierung.
Basl|temperatur, Aufwachtemperatur, die morgens
vor dem Aufstehen gemessene Körpertemperatur, die
bei der Frau nach der Ovulation (Eisprung) um
0,4–0,6 °C ansteigt und in der 2. Zyklushälfte bis zur
Menstruation erhöht bleibt. Die B. gibt u. a. Hinweise
auf das Bestehen einer Schwangerschaft, dient u. a.
auch der Empfängnisverhütung.
Basr, Bazar der, Sk, Markt- und Geschäftsviertel
oriental. Städte.
Baschkrtostan, Baschkri|en, Teilrep. Russlands, im
S-Ural und in seinem westl. Vorland, 143 600 km 2,
4,08 Mio. Ew., Hptst. Ufa. – Erdölförderung, -ver-
arbeitung, Buntmetallurgie; Land‐ und Forstwirt-
schaft.
Base die, 1) weibl. Verwandte; Kusine. – 2)  chem.
Verbindungen, die mit Säuren Salze bilden (z. B. die
Hydroxide der Alkali- und Erdalkalimetalle). Ihre
wässrigen Lösungen färben Lackmus blau.
BAR
BASIC [ˈbeɪsɪk], Abk. für engl. Beginner's All-purpose
Symbolic Instruction Code,  leicht erlernbare
überwundene Sünde. In der Stadt Basel hat dieses
Fabeltier dennoch – wohl wegen des Gleichklangs der
BAT
Programmiersprache, die meist durch einen Namen – seit 1448 Karriere als Wappenhalter gemacht,
→ Interpreter verarbeitet wird; in den 1970er- und was dem heutigen Besucher vor allem an den etwa 30
1980er-Jahren eine der am weitesten verbreiteten Basiliskenbrunnen auffällt, die zwischen 1884 und den
Sprachen auf Kleinrechnern. 1920er-Jahren in der ganzen Stadt aufgestellt wurden.
Basie [ˈbeɪsɪ], Count, amerikan. Jazzpianist, * 1904,
† 1984; Gründer einer berühmten Bigband mit
bedeutenden Solisten. Bsis, Bse die,  Grundzahl einer Potenz oder eines
Baslika [griech. »königl. Halle«] die, bei Griechen und Logarithmus, auch Grundlinie einer geometrischen
Römern Gebäude für Gerichts- und Marktzwecke, Figur.
eines der Vorbilder des frühchristl. und mittelalterl. Bsken, Volk in den westl. Pyrenäen, rd. 600 000 im
Kirchenbaus: ein Langraum, durch Pfeiler oder Säulen Baskenland, rd. 150 000 in Frankreich und 125 000 in
in 3 oder mehr Schiffe geteilt. Übersee. Das Baskische ist die einzige lebende nicht
Baslikum, Basli|enkraut, Lippenblütler, indoeurop. Sprache W-Europas.
Küchengewürz; enthält würziges Öl. Bskenland, bask. skadi, autonome nordspan.
Region am Golf von Biscaya mit eigener wirtschaftl.
Basilsk, 1) trop.-amerikan. Echsen, insekten- Struktur, Sprache, Kultur und eigenem Volkstum. Viele Legenden
fressende Baumtiere. – 2) Fabeltier; ein Mischwesen Bsketball [zu engl. »Korb«], Korbspiel zw. 2 ranken sich um die
aus Hahn und Schlange, dessen Blick tötet (Basilisken- Mannschaften von je 5 Spielern. Ein Spiel dauert Entstehung des
blick). 4 × 10 min effektive Spielzeit; jeder Treffer aus dem Spiel außergewöhnlichen
zählt zwei oder (Weitwürfe) drei Punkte, jeder Naturphänomens.
Vor Hahneneiern wird gewarnt verwandelte Freiwurf einen Punkt. Die wissenschaft-
Das erstmals in antiken alchemistischen Schriften Bsra, irak. Hafenstadt am Schatt el-Arab, am
liche Erklärung ist
erwähnte Fabeltier soll einem Ei entschlüpft sein, das Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, 1,48 Mio. Ew.;
eindeutig: Die rund
ein sieben- oder neunjähriger Hahn gelegt und eine Zentrum großer Erdölfelder.
(giftige) Kröte ausgebrütet hat. Der ausgewachsen nur Basrelief [barəˈljɛf], das Flachrelief (→ Relief). 40 000 Säulen ent-
hahnengroße »Schlangenkönig« (griech. basiliskos Bass [ital. basso »tief«] der, 1) tiefste Männerstimme standen vor etwa
»kleiner König«) ist ein Meister der Giftfernwirkung: (E–d1/f 1) und tiefste Stimme im mehrstimmigen 60 Millionen Jahren
Sein Gifthauch lässt Pflanzen welken, sprengt sogar Tonsatz. – 2) Bassgeige → Kontrabass. durch Abkühlungs-
Steine und der Anblick ist tödlich. In der christlichen Bassschlüssel,  in der Notenschrift der F-Schlüssel prozesse der aus-
Ikonographie verkörpert der Basilisk die von Christus auf der 4. Notenlinie. strömenden Lava.
Bast, 1)  Zellgewebe in Stängel und Rinde, aus
gebündelten, spindelförmigen, dickwandigen Zellen
(B.-Fasern) bestehendes Festigungsmittel der Pflanze;
gibt Binde-, Flecht-, Spinnstoff (so von Flachs, Hanf,
Jute). – 2)  das Fell auf wachsendem Geweih.
Bstard der, 1) früher: anerkanntes nichtehel. Kind
eines Adligen und einer nichtstandesgemäßen Frau;
später abwertend: nichtehel. Kind. – 2) Mischling,
Abkömmling zweier Lebewesen versch. Rasse, Art
oder Gattung (z. B. Maultier und Maulesel, von Pferd
und Esel, unfruchtbar). Auch bei Pflanzen (Hybride).
Bastille [basˈtiːj] die, Kastell in Paris, im 14. Jh. erbaut,
nachher Staatsgefängnis, am 14. 7. 1789 von der
revolutionären Menge eingenommen (daher der 14. 7.
frz. Nationalfeiertag), später zerstört.
Bastin die, Bast, vorspringendes Bollwerk einer
Festung, bes. nach der Bauart Vaubans.
Bastonde die, im Orient Prügelstrafe, erfolgte auf
Fußsohlen und Rücken; heute noch Teil des islamisch
bestimmten Strafrechts.
Bastoland → Lesotho.
Bataillon [batalˈjoːn] das, Unterabteilung eines
Regiments, bes. bei der Infanterie.
Batte die, Süßkartoffel, Knollenwinde aus dem trop.
Amerika; die stärkereichen, süßen Knollen dienen als
Nahrungsmittel.
Bath [bɑːθ], Stadt, Badeort in SW-England, 80 000 Ew.
Bath BATB

Die histor. Bauten (röm. Thermenanlagen, spätgot.


Kathedrale, Royal Crescent) gehören zum Welt-
kulturerbe.
Baton Rouge [ˈbætn ˈruːʒ], Hptst. von Louisiana, USA, 79
225 100 Ew.; Univ.; Erdölindustrie.

Baton Rouge B
B Batschka
80 Btschka die, fruchtbare Landschaft zw. unterer Theiß Bcis → Philemon und Baucis.
und Donau. Nach den Türkenkriegen wurde die B. im Baudelaire [boˈdlɛːr], Charles, frz. Dichter, * 1821,
Baukunst: Ge- 18. Jh. u. a. mit Deutschen (Donauschwaben) besiedelt. † 1867; Begründer des Symbolismus. Prägte für seine
1920 fiel der größte Teil des Landes an Jugoslawien, Dichtung den Begriff »Moderne«; bekanntestes Werk
waltige moderne
nur ein Sechstel blieb bei Ungarn. 1944/45 wurden die »Die Blumen des Bösen« (1857).
Hochhaustürme,
meisten Deutschen vertrieben. Baudouin I. [frz. boˈdw], fläm. Boudewijn I.
wie diese an der Batter die, 1)  kleinste Einheit bei der Artillerie, [ˈbɔudəwɛjn], König der Belgier 1951–93, * 1930, † 1993.
Sheikh Zayed meist zu 4 Geschützen. – 2)  1) Zusammenschaltung Ber, Otto, österr. Politiker, * 1881, † 1938; Wortführer
Road im Emirat mehrerer gleichartiger Geräte (Stromquellen, des → Austromarxismus.
Dubai, berühren Kondensatoren u. a.); 2) Bez. für alle → galvanischen Bauernbefreiung, Aufhebung der bäuerl. Leib-
Bauernbefreiung BAUB

fast den Himmel. Elemente, die auf elektrochem. Weg eine elektr. eigenschaft und Ablösung der bäuerl. Frondienste und
Die ersten »Tür- Spannung erzeugen. Die chem. Reaktionen verlaufen Lasten: in Frankreich durch die Revolution von 1789
me« kamen schon bei B. (Primärzellen) nicht umkehrbar, d. h., sie sind durchgeführt; in Preußen von Stein (1807) und
mit persischen nicht wiederaufladbar. Hardenberg (1811) begonnen, aber hier und in den
Einwanderern, Batmi, Hptst. der Autonomen Rep. Adscharien in
Batumi BATB anderen dt. Ländern erst durch die Revolution von
hießen Barjeel Georgien, am Schwarzen Meer, 122 000 Ew.; subtrop. 1848/49 vollendet; in Russland unter Alexander II. (1861).
Kurort; Erdölraffinerie (Pipeline von Baku), Hafen. Bauernkrieg, die große Erhebung der süd- und
und fingen auch
Bauch, auf den Brustraum folgender, durch das mitteldt. Bauern 1524/25. Diese forderten Ein-
den leisesten
Zwerchfell getrennter Körperabschnitt, der nicht von schränkung ihrer Frondienste und Lasten, vielfach
Lufthauch ein, Skelettteilen umschlossen wird. Der B. enthält in auch eine Neuordnung des Reichs; die religiöse
den sie in die seinem Innern die B.-Höhle mit den Verdauungs- Erregung der Reformation förderte den Ausbruch des
unten liegenden organen wie Magen, Darm, Leber mit Gallenwegen, B. Zu seinen Führern gehörten u. a. T. Müntzer, auch
Räume leiteten. B.-Speicheldrüse sowie Harn- und innere Geschlechts- Ritter wie Florian Geyer und Götz v. Berlichingen. Die
Mittlerweile sind organe. Die B.-Organe und die innere B.-Wand sind von Fürsten warfen den Aufstand nieder.
diese Windtürme einer dünnen, serösen Haut (B.-Fell) bedeckt. Bauernregeln, Wetterregeln der Bauern, die sich auf
(hier im Bildvor- Bauchpilze, mehrere Ordnungen von Ständer- bestimmte Jahrestage beziehen und einen Zusammen-
dergrund) eine (Basidien-)Pilzen mit knolligen Fruchtkörpern, die hang zw. Wetter und Ernteerfolg herstellen.
architektonische platzen und Sporen ausstäuben; Eierbovist, Bersfeld, Walther, dt. Physiker, * 1879, † 1959;
Flaschenbovist (beide jung essbar), Kartoffelbovist entwickelte das Zeiss’sche Projektionsplanetarium.
Reminiszenz an
(giftig!), Stinkmorchel, Erdstern. Bauhaus, Kunstschule mit Werkstätten für gestaltendes
die Vergangen-
Bauchspeicheldrüse die, Pnkreas, 14–18 cm lange Handwerk, Architektur und bildende Künste, die
heit, zum Beispiel
Drüse, die gemeinsam mit dem Gallengang in den durch neue Lehrmethoden und Gestaltungsprinzipien
die beleuchteten Zwölffingerdarm mündet, in den sie den Bauch- internat. richtungsweisend wirkte; gegr. 1919 in
Barjeel im Ge- speichel, einen Verdauungssaft, absondert. An das Weimar von W. Gropius, seit 1925 in Dessau, 1932 in
schäfts- und Frei- Blut gibt sie die für den Zuckerstoffwechsel wichtigen Berlin, 1933 aufgelöst.
zeitzentrum Ma- Hormone Insulin und Glucagon ab, die in rundl. Bauhütte, im MA die Genossenschaften der
dinat Jumeirah. Zellhaufen (Langerhans-Inseln) gebildet werden. Baukünstler und Bauhandwerker, Blütezeit im 13. Jh.
Sie gaben sich eigene Gesetze und hüteten die
Regeln der Baukunst als ihr Geheimnis. Die B.
verfielen seit der Reformation. Name, Bräuche,
Erkennungszeichen u. a. wurden von den
Freimaurern übernommen.

Baukunst, Architektr, Bez. für die älteste


und am meisten zweckgebundene der bildenden
Künste. Ihre Entwicklung steht in engem
Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung der
Völker. Als stoffgebundene Konstruktion ist die
Baukunst untrennbar mit der Technik verbunden.
Die entwickelten Formen gründen sich auf die
Kenntnis mathematischer Körper (Würfel,
Pyramide, Halbkugel u. a.) und Verhältnisse
(Maßzahlen, Goldener Schnitt, gleichseitiges
Dreieck). I. e. S. versteht man unter B. die Entwick-
lung der künstler. Baustile versch. Völker und
Zeiten. Nach den unterschiedl. Zwecken
unterscheidet man den Sakralbau und den
Profanbau.
Bm, Vicki, österr. Schriftstellerin, * 1888, † 1960;
schrieb Romane (»Menschen im Hotel«, 1929) und
Drehbücher.
Bmeister, Willi, dt. Maler, * 1889, † 1955; gehört zu
den führenden Malern der dt. abstrakten Kunst.
Bmer, Gertrud, dt. Schriftstellerin, * 1873, † 1954;
BAT
führende Vertreterin der Frauenbewegung, schrieb
sozialpolit. Werke und histor. Romane.
feinmechan., chem., Glas-, Bleistift- u. a. Ind.;
Brauereien; Wasser-, Wärme-, Kernkraftwerke,
BEA
Bmgarten, Alexander Gottlieb, dt. Philosoph, * 1714, Erdölraffinerien. Tourismus.
† 1762; begründete die wiss. Ästhetik in Dtl.; Geschichte. Das bayer. Stammesherzogtum
»Metaphysica« (1739), »Ethica philosophica« (1740). (Bajuwaren) mit dem ursprüngl. Zentrum Regensburg
Baumgrenze, in Gebirgen die Grenze, bis zu der Bäume begann mit den Agilolfingern im 6. Jh. Ihre Herrschaft
wachsen; liegt oberhalb des geschlossenen Waldes (der wurde 788 durch Karl d. Gr. beendet. 1070 kam B. an
Waldgrenze). die Welfen, 1180 an die Wittelsbacher. Maximilian I.
Baumläufer, Gattung kletternder Singvögel mit langem erwarb 1623 die Kurwürde und 1628 die Oberpfalz.
Schnabel; Insektenfresser; einheimische Arten: 1777 erlosch die bayer. Linie der Wittelsbacher
Garten-B. und Waldbaumläufer. (Bayerischer Erbfolgekrieg); die pfälz. Linie trat das
Baumwolle, Samenhaare versch. weiß oder gelb Erbe an. In den Revolutions- u. napoleon. Kriegen
blühender Malvengewächse; Unterscheidung der stand B. nach Abtretung der linksrhein. Gebiete an
Arten bes. nach der Länge der Haare (12–50 mm). Der Frankreich auf Napoleons Seite. Maximilian IV. Joseph
Anbau der B. erfordert hohe Wärme und während der konnte bei Eintritt in den Rheinbund den Königstitel
Ernte Trockenheit. Aus dem Samen wird Speiseöl, aus erwerben. 1918 mussten die Wittelsbacher abdanken.
dem Pressrückstand B.-Saatmehl (Futtermittel) Durch die Rätediktatur (1919), die Gegenrevolution
gewonnen. Als Kulturpflanze hat die B. seit Ende des und den Hitlerputsch (1923) erlebte B. schwere
18. Jh. (Erfindung der Spinnmaschine) besondere Erschütterungen. Nach 1945 kam die Pfalz zu
Bedeutung. Baumwollspinnerei: Die Samenhaare Rheinld.-Pf. 1946 erhielt B. eine neue Verf. Min.-Präs.
werden in Watte verwandelt, dann durch Kämmen ist seit 2008 H. Seehofer (CSU). Er steht an der Spitze
und Krempeln in Faserband, dieses durch Strecken einer Koalition aus CSU und FDP.
und Drehen in Fäden. Bayrth, Stadt im Reg.-Bez. Oberfranken, Bayern, am
Bsch, Pina, dt. Tänzerin und Choreographin, * 1940, Roten Main, 72 900 Ew.; u. a. Maschinenind.; Univ.;
† 2009; bed. Vertreterin des modernen Tanztheaters in Jean-Paul-, Franz-Liszt-Museum, Richard-Wagner-
Dtl.; brach mit der klass. Ballettästhetik und Museum im Haus Wahnfried, Richard-Wagner-Fest-
entwickelte eine neue, emotionale Tanzsprache; ab spielhaus; Bayreuther Festspiele seit 1876.
1973 Leiterin des »Tanztheaters Wuppertal«. Bazllen, Sg. Bazllus [spätlat. bacillus »Stäbchen«] der,
Btzen, Krst. in Sa., an der Spree, 41 200 Ew.; Reste Gruppe der → Bakterien.
alter Befestigungen, u. a. die »Alte Wasserkunst« BDA, Abk. für Bundesvereinigung der Dt. Arbeitgeberver-
(1558); Zentrum der Sorben u. a. mit Domowina-Bund bände e. V.
Lausitzer Sorben, Sorb. Institut, Sorb. Museum und BDI, Abk. für → Bundesverband der Deutschen Industrie
BDIBDIB

Dt.-Sorb. Volkstheater; Saurierpark im Ortsteil e. V.


Kleinwelka; Fahrzeugbau. Beachvolleyball [ˈbiːtʃ-], im Freien auf gleichmäßigem
Bauxt der, Al 2O3 · H 2O, Hauptrohmaterial für die Sandbelag ausgeübter → Volleyball mit je zwei Spielern.
Aluminiumerzeugung. Das Spielfeld misst 16 m × 8 m. Netzabmessungen und
Bavria, Bronzestandbild in München, mit Sockel 30 m Ballumfang entsprechen den Vorgaben beim
hoch. Volleyball.
Ber AG, Chemiekonzern, gegr. 1863, seit 1972
heutiger Name, Sitz: Leverkusen; übernahm 2006 die Beamter, Person, die zum Staat, zu einem Land
Schering AG. oder zu einer öffentl.-rechtl. Körperschaft in einem
Berische lpen, bayer. Teil der Nördl. Kalkalpen öffentl.-rechtl. Dienstverhältnis steht, das sie zu
zw. Lech und Inn. angemessener Dienstleistung, zu Gehorsam und Treue
Berischer Wld, südwestl. Teil des Böhmerwaldes, verpflichtet. Nach Art des Dienstherrn unterscheidet
im Einödriegel 1121 m hoch. man Staats-, Landes-, Gemeinde- und Kirchen-B., nach
Bern, Freistaat im S der Bundesrep. Dtl., 70 552 km 2, der Art ihrer Obliegenheiten Finanz-, Justiz-B. u. a.,
12,5 Mio. Ew.; Hptst. München. 7 Reg.-Bez.: Ober-B., nach dem Dienstrang B. des höheren, gehobenen,
Nieder-B., Oberpfalz, Oberfranken, Unterfranken, mittleren und einfachen Dienstes. Der B. hat Anspruch
Mittelfranken, Schwaben. B. hat im S Anteil an den auf Dienstbezüge. Das B.-Verhältnis endet durch Tod
Nördl. Kalkalpen (Zugspitze 2962 m ü. M.); umfasst zw. oder Eintritt in den Ruhestand. Eine Entlassung ist nur
Alpen und Donau das an Seen (Ammersee, Starnberger in den gesetzlich bestimmten Fällen möglich.
See, Chiemsee) reiche Alpenvorland; nördl. der Donau
den O-Teil des Schwäb.-Fränk. Schichtstufenlands Fürstendiener, Staatsdiener, Manager
(Frankenhöhe, Fränk. Alb, Mittelfränk. Becken), Dass Beamte dem Staat und dem Gesetz verpflichtet
umgeben von Spessart, Rhön, Fichtelgebirge, Franken-, sind, ist historisch gesehen eine relativ neue
Oberpfälzer, Böhmer-, Bayer. Wald. Flüsse: Donau und Entwicklung. Im alten Athen oder Rom hatte der
Main mit Nebenflüssen. Beamte ein Ehrenamt inne, für das er hohes Ansehen,
Wirtschaft. Angebaut werden bes. Getreide, Hack- aber keinen oder nur geringen Lohn erhielt.
früchte, Hopfen; im Alpenvorland Viehzucht, Butter- Verpflichtet war er dem Gesetz und der Bürgerschaft,
und Käseerzeugung (Allgäu); Forstwirtschaft. An in der römischen Spätantike dem Kaiser. Mit dem
Bodenschätzen ist B. arm (mineral. Rohstoffe, Grafit, Absolutismus entstand im 17. und 18. Jahrhundert das
Erdöl, Erdgas). Die Ind. entwickelte sich seit 1945 stark: Berufsbeamtentum. Der Beamte diente nun
Wälzlager, Kugellager, Maschinenbau, Elektrotechnik, ausschließlich dem Fürsten und schuldete seinem 81
Luft- und Raumfahrt-, Fahrzeug-, Textil-, feinkeram., Herrn noch über die Gesetze hinaus persönliche Treue

Beamter B
B Beardsley
82 und Gehorsam. Erst im 19. Jahrhundert, mit seinen Becken, 1)  weiträumige Eintiefung der Landober-
liberalen Staats- und Verwaltungsreformen, wurde aus fläche, durch Ausräumung, tekton. Vorgänge u. a.
dem Fürstendiener wieder ein dem Wohle der entstanden. Im geolog. Sinne sind B. gewöhnlich
Allgemeinheit verpflichteter Staatsdiener, von dem schüsselförmige Ablagerungsräume (z. B. Pariser
heute zunehmend auch moderne Managerqualitäten Becken). – 2)  bei Mensch und Wirbeltieren: aus
gefordert werden. Kreuzbein, Steißbein und den beiden Hüftbeinen
(bestehend aus Scham-, Sitz- und Darmbein)
gebildeter knöcherner Ring; schließt die Bauchhöhle
Beardsley [ˈbɪədzlɪ], Aubrey Vincent, brit. Zeichner, nach unten ab und verbindet Rumpf und Beine. – 3) 
* 1872, † 1898; Buchillustrationen; beeinflusste den Schlaginstrument, 2 Metallteller.
Jugendstil. Bckenbauer, Franz, dt. Fußballspieler und
Beat [biːt, engl. »Schlag«], im Jazz und in der Popmusik -funktionär, * 1945; u. a. Europameister 1972,
Bez. für den durchgehenden gleichmäßigen Weltmeister 1974; 1984–90 »Teamchef« der BRD‐Na-
Grundschlag der Rhythmusgruppe; auch Kurzform für tionalmannschaft (1990 Weltmeister); 1994–2009 Präs.
die Beatmusik. des FC Bayern München, seit 1998 Vizepräs. des DFB
Beatles, The [ðə ˈbiːtlz], erfolgreiche Beatgruppe aus und 2002–09 Aufsichtsrats-Vors. der FC Bayern
Liverpool: G. Harrison (* 1943, † 2001; Melodiegitarre), München AG; Präs. des WM‐Organisationskomitees
J. Lennon (* 1940, † 1980, ermordet; Rhythmusgitarre), 2006; seit 2009 Ehrenpräs. des FC Bayern München.
P. McCartney (* 1942; Bassgitarre) und R. Starr (* 1940; Bcker, 1) Boris, dt. Tennisspieler, * 1967; u. a. Wim-
Schlagzeug); trennten sich 1970. bledonsieger 1985, 1986, 1989, Olympiasieger 1992
Betrix, Königin der Niederlande (seit 1980), * 1938;  (Doppel); 1998/99 Daviscup-Teamchef. – 2) Jurek, dt.
(seit 1966) mit dem ehem. dt. Diplomaten Claus von Schriftsteller poln. Herkunft, * 1937, † 1997; Romane:
Amsberg (* 1926, † 2002). »Jakob der Lügner« (1969), »Bronsteins Kinder« (1986)
Beaufort-Skala [ˈbəʊfət-, nach dem brit. Admiral Sir u. a.; Drehbücher (u. a. »Liebling Kreuzberg«,
F. Beaufort] die, Windskala von 12 Stärkegraden, 1949 Fernsehserie 1986–90).
auf 17 Stufen erweitert (→ Wind). Becket [ˈbekɪt], Thomas, → Thomas von Canterbury.
Beauharnais [boarˈnɛ], 1) Hortense de, * 1783, † 1837, Beckett [ˈbekɪt], Samuel, irisch‐frz. Schriftsteller, * 1906,
Mutter Napoleons III., Königin von Holland,  mit † 1989; war einer der Hauptvertreter des absurden
Louis Bonaparte (seit 1802). – 2) Joséphine de Theaters; Dramen: »Warten auf Godot« (1952),
→ Joséphine. »Endspiel« (1957), »Spiel« (1963). Nobelpreis für
Beaujolais [boʒɔˈlɛ], Landschaft in O-Frankreich, zw. Literatur 1969.
Loire und Saône; Weinbau (B.-Weine). Bckmann, Max, dt. Maler und Grafiker, * 1884, † 1950.
Beaumarchais [bomarˈʃɛ], Pierre Augustin Caron de, Nach einer expressionist. Phase von ironisierender
frz. Dramatiker, * 1732, † 1799; Lustspiele: »Der Barbier Haltung mehrten sich Bilder von klarem Aufbau, in
von Sevilla« (1775), »Figaros Hochzeit« (1785). denen mytholog. Motive, polit. Ereignisse und
Beauvais [boˈvɛ], Stadt in NO-Frankreich, 56 200 Ew.; autobiograf. Erlebnisse verarbeitet werden.
got. Kathedrale; Textilindustrie. Becquerel [bɛˈkrɛl] das, Zeichen Bq, SI-Einheit der
Beauvoir [boˈvwaːr], Simone de, frz. Schriftstellerin, Aktivität einer radioaktiven Substanz, 1 Bq = 1 s−1.
* 1908, † 1986; Lebensgefährtin von J.-P. Sartre; Becquerel [bɛˈkrɛl], Antoine Henri, frz. Physiker, * 1852,
engagierte Vertreterin der Frauenemanzipation, z. B. † 1908, Entdecker der radioaktiven Strahlen;
mit dem Werk »Das andere Geschlecht« (1949), auch Nobelpreis 1903 mit M. und P. Curie.
(z. T. autobiograf.) Romane. Bedecktsamer, Decksamer Pl.,  die Angiospermen,
Bbel, August, dt. Politiker, * 1840, † 1913; Drechs- → Blüte.
lermeister, gründete mit W. Liebknecht die Bdnorz, Johannes Georg, dt. Physiker, * 1950;
Sozialdemokrat. Arbeiterpartei (1869); war deren Entdecker einer neuen Gruppe von Supraleitern,
Vors., seit 1867 MdR, mehrmals inhaftiert. Nobelpreis 1987 mit K. A. Müller.
Bebop [ˈbiːbɔp], Anfang der 1940er-Jahre ausgeprägter Bedunen [arab. »Wüstenbewohner«], arab. Nomaden-
Jazzstil, gekennzeichnet durch hektisch-nervöse stämme in den Steppen und Wüsten Arabiens, Syriens
Rhythmik und sprunghafte Melodik. und Nordafrikas; Viehzüchter; Muslime.
Bcher, Johannes R., dt. Schriftsteller, * 1891, † 1958; Beecher-Stowe [ˈbiːtʃə ˈstəʊ], Harriet, amerikan.
schrieb zunächst expressionist., später sozialist.- Schriftstellerin, * 1811, † 1896; schrieb »Onkel Toms
realist. Lyrik, auch Prosa; emigrierte 1933–45 in die Hütte« (1852).
UdSSR; als Min. für Kultur der DDR (seit 1954) Blzebub [hebr. »Herr der Fliegen«] 1) Gottheit der
mitverantwortlich für die SED‐Kulturpolitik; verfasste Philister. – 2) N. T.: oberster Teufel.
die Nationalhymne der DDR. Beere,  Frucht mit saft- und zuckerreicher Mittel- und
Bck,1) Kurt, dt. Politiker (SPD), * 1949; wurde in Innenschicht der Fruchtwand, mit zähhäutiger
Rheinland-Pfalz 1979 MdL, seit 1994 Min.-Präs.; Außenschicht und meist vielen Samen, z. B. Stachel-
2006–08 Bundesvors. der SPD. – 2) Ludwig, dt. beere, Tomate, Gurke, Kürbis.
Generaloberst, * 1880, † 1944; 1935 Generalstabschef Berscheba, Ber Shev [ʃ-], israel. Stadt am N-Rand
des Heeres, Gegner von Hitlers Kriegsplänen, trat 1938 der Wüste Negev, 115 000 Ew.; Univ. mit Institut für
zurück; Mitgl. der → Widerstandsbewegung; maßgebl. Wüstenforschung; frühgeschichtl. Ausgrabungen.
an der Vorbereitung des Attentats vom 20. 7. 1944
beteiligt, nach misslungenem Selbstmordversuch Bthoven, Ludwig van, dt. Komponist,
Beethoven BEEB

erschossen. * 1770, † 1827, Beethoven lebte ab 1792 in Wien und


BEA
studierte hier u. a. bei Joseph Haydn und gab als Pia-
nist Konzerte. Er erkrankte an einem Gehörleiden,
Förderung überdurchschnittlich begabter Kinder
(Hochbegabtenförderung).
BEH
das 1819 schließlich zu völliger Taubheit führte.
Von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart Begabt oder intelligent?
ausgehend, komponierte Beethoven hauptsächlich Ein Intelligenzquotient von 130 gilt gemeinhin als
Instrumentalwerke. In seiner Musik steht in völlig derjenige Grenzwert, der die Normal- von der
neuer Weise die subjektive Empfindung im Zen- Hochbegabung trennt. Doch so einfach lassen sich
trum des musikalischen Ausdrucks. Ein überaus die Dinge nicht definieren. Die Annahme, dass
großer Reichtum der musikalischen Erfindung Hochbegabung und Intelligenz gleichzusetzen seien,
bei strenger formaler Geschlossenheit kenn- ist von der psychologischen Forschung mittlerweile
zeichnet sein gesamtes Schaffen, das den Ab- aufgegeben worden, denn eine besonders aus-
schluss der Wiener Klassik bildet (u. a. neun geprägte Begabung sagt nichts über die Intelligenz
Sinfonien, fünf Klavierkonzerte, ein Violinkonzert, aus. Hochbegabung bezeichnet allein die Fähigkeit,
16 Streichquartette, 32 Klaviersonaten, Chorwerke eine herausragende Leistung auf einem oder
wie die »Missa solemnis«, Lieder, Ouvertüren zu mehreren Gebieten vollbringen zu können, und ein
»Egmont«, »Coriolan« u. a. und die Oper »Fidelio«). hoher IQ bedeutet nicht, grundsätzlich alles besser
zu können. Hochbegabung setzt nach heutigen
si nd, Erkenntnissen das Ineinandergreifen vieler Faktoren
Fürs t! Was Si e voraus, so z. B. eine sehr gute Motivationsfähigkeit
Z ufal l
si nd Si e d urch
und Kreativität sowie eine oder mehrere heraus-
as ic h bi n,
ragende Fähigkeiten, die aber nur dann zum Tragen
un d G eb ur t. W kommen können, wenn das soziale und unter-
m ic h.
bi n ic h d urch
stützende Umfeld stimmt.
Ta us en-
Fürs ten gi bt es
nu r ei nen.
de. Beet ho ven
Bgas, Reinhold, dt. Bildhauer, * 1831, † 1911; v. a.
Begas BEGB

ethoven
Ludw ig va n Be
durch den Neptunbrunnen und seine Denkmäler in
Berlin bekannt.
Begattung, körperl. Vereinigung zur → Befruchtung.
Befreiungskriege → Freiheitskriege. Bgin, Menachem, israel. Politiker, * 1913, † 1992;
Befreiungstheologie, in der kath. Kirche Lateiname- 1977–84 Min.-Präs. Friedensnobelpreis 1978 mit
rikas in den 1960er- und 1970er-Jahren entstandene A. as-Sadat.
vielschichtige theolog. Richtung; tritt für die Beglaubigung, amtl. Bescheinigung der Richtigkeit,
Schaffung sozial gerechter Verhältnisse ein; vom z. B. einer Unterschrift oder Abschrift, durch Gericht,
kirchl. Lehramt mehrfach kritisiert, heute jedoch Notar oder Verwaltungsbeamte.
hinsichtl. ihrer sozialen Anliegen weithin akzeptiert. Begnadigung, Aufhebung rechtskräftiger Ent-
Befruchtung, Verschmelzung einer männl. und einer
Befruchtung BEFB scheidungen der Straf- oder Disziplinargerichte durch
weibl. Keimzelle oder der entsprechenden Zellkerne, Verfügung der Staatsgewalt (Bundespräs., z. T. die
grundlegender Vorgang der geschlechtl. (sexuellen) Länder).
Fortpflanzung bei Menschen, Tieren und Pflanzen Begni|e die, Schiefblatt, krautige und strauchige,
(→ Vererbung). Aus der befruchteten weibl. Zelle größtenteils trop.-amerikan. Gattung der Schiefblatt-
(Eizelle) entwickelt sich der neue Organismus. Beim gewächse. Zierpflanzen: Blatt-B., Fleißiges Lieschen.
Menschen und bei höheren Tieren: innere B. (durch Bgum die, ind. Titel für Fürstinnen und fürstl. Witwen.
Begattung). Die Samenzelle wird durch Begattungs- Begünstigung,  Unterstützung des Täters nach
organe (Penis, Rute) in den weibl. Körper gebracht begangenem Verbrechen oder Vergehen, um ihm die
und dringt dort in die Eizelle ein. Bei wasserlebenden, Vorteile der Tat zu sichern (§ 257 StGB).
niederen Tieren erfolgt äußere B. (durch Besamung). Bhaim, Martin, dt. Seefahrer und Kaufmann,
Behaim BEHB

Samen und Eizellen werden ins Wasser entleert und * Nürnberg um 1459, † 1507; bereiste als Handelsagent
vereinigen sich dort, angelockt durch B.-Stoffe die Niederlande (Mecheln, Antwerpen) und kam 1484
(Gamone). Bei Samenpflanzen geht der B. die nach Lissabon, wo er sich als astronom. Experte und
→ Bestäubung voraus. Bei niederen Pflanzen gelangen Mitgl. der höchsten nautischen Behörde (»Junta der
die männl. Geschlechtszellen durch Mathematiker«) Verdienste erwarb; wurde 1485 vom
Eigenbewegungen zu der Eizelle. Künstl. B. port. König zum Ritter des Christusordens geschlagen;
→ In-vitro-Fertilisation, → künstliche Besamung. erstellte 1492 in Nürnberg den »Erdapfel«, den ältesten
heute noch erhaltenen Globus (Behaim-Globus).
Begabung, das einer Person innewohnende Bham, 1) Barthel, dt. Maler und Kupferstecher, * 1502,
Potenzial, bestimmte Leistungen zu erbringen, z. B. im † 1540, Bruder von 2), mit ihm 1525 als religiöser
handwerklichen, technischen, sprachlichen, wiss. oder Sektierer aus Nürnberg verbannt; Porträts. – 2) Hans
künstler. Bereich. Die Begabungsforschung versteht B. Sebald, dt. Buchillustrator, * 1500, † 1550; Holzschnitte
v. a. als Ergebnis eines Zusammenspiels von ererbten und Kupferstiche.
Anlagen und ihrer umweltbedingten Ausformung. Sie Behaviorsmus [bihevjə-, von engl. »Verhalten«], 1912
ist eine der Grundlagen der prakt. Pädagogik, von dem Amerikaner J. B. Watson begründete
Bildungsforschung, Erziehungs-, Schullaufbahn- und psycholog. Richtung, die nur objektiv beobachtbares 83
Berufsberatung; dient u. a. der Erkennung und Verhalten als Gegenstand wiss. Forschung zulässt. Aus

Behaviorismus B
B Behinderte
84 diesem Verhalten leitet der B. Regeln für die Erziehung Beifuß, Art der Korbblütlergattung Artemisia,
und das menschl. Zusammenleben ab. mitteleurop. Ödlandstaude; Würzkraut. B.-Öl, aus
Behinderte, Menschen, deren körperl. Funktion, Blättern einer afrikan. Art, in der Parfümerie
geistige Fähigkeit oder seel. Gesundheit von dem für verwendet.
das Lebensalter typ. Zustand abweichen und deren Beigeordneter, auf Zeit gewählter, ehren- oder Beigeordneter BEIB

Teilhabe am Leben in der Gesellschaft daher beeint- hauptamtl. Beamter der Gemeindeverwaltung.
rächtigt ist. Bestimmungen über Leistungen zur me- Beihilfe,  vorsätzl. Hilfeleistung zu einem Beihilfe BEIB

dizin. Rehabilitation, zur Teilhabe am Arbeitsleben Verbrechen oder Vergehen. Die Strafe richtet sich
und am Leben in der Gemeinschaft sowie über unter- nach der Strafdrohung für die Haupttat, ist aber zu
haltssichernde u. a. Leistungen wurden im Sozialge- mildern (§ 27 StGB).
setzbuch IX (SGB IX), in Kraft seit 1. 7. 2001, zusam- Beijing [beɪdʑɪŋ], → Peking. Beijing BEIB

Die Ursprünge mengefasst. Beil, Werkzeug zum Behauen und Trennen von Holz,
Beil BEIB

des Behinderten- Fleisch; einseitig zugeschärft; kurzer Stiel.


sports liegen
Behindertensport, wettkampfmäßig
Behindertensport BEHB Bein, 1) Bez. für Knochen (z. B. Nasenbein) oder
Bein BEIB

in der Zeit des oder spielerisch betriebene Sportausübung von knochenähnl. Substanzen (z. B. Elfenbein). – 2) hintere
Ersten Weltkrie- Behinderten; das Angebot an Sportarten ist im B. breit Gliedmaße der Vierfüßer bzw. untere Gliedmaße des
ges, als Mediziner gefächert und gliedert sich in die Bereiche Reha-, Menschen, bestehend aus Oberschenkel,
Breiten- und Leistungssport. Unterschenkel (Schien-B. und Waden-B.), Fuß
erkannten, dass
(→ Paralympics) (Fußwurzelknochen, Mittelfuß und Zehen).
Leibesübungen
Verkrümmung der Knochen oder winkelige Stellung
das körperliche derselben zueinander bewirken krumme B. (X-B., Knie
und seelische nach innen; O-B. oder Säbel-B., Knie nach außen).
Befinden der Beira [ˈbɛira], Stadt in Mosambik, 545 700 Ew.; Beira BEIB

Versehrten ver- Transithafen (Simbabwe, Malawi u. a.).


bessern konnten. Beirt, Hptst. und bed. Hafenstadt der Rep. Beirut BEIB

Auch die ersten Libanon, 2,2 Mio. Ew.; Univ.; bis 1975 bed.
Gehörlosen- und Wirtschafts‐ und Kulturzentrum des Nahen
Blindensportver- Ostens. – Die Innenstadt wurde im libanes.
eine entstanden Bürgerkrieg (1975–90) erheblich zerstört, der
Wiederaufbau 2006 durch israel. Luftangriffe
unterbrochen; große Zerstörungen v. a. in den südl.
Stadtteilen und Vororten.
Beize die, 1) Lösung von Säuren, Laugen, Salzen,
Beize BEIB

Farbstoffen; wird genutzt zum Reinigen von


Metallen, Unterdrücken schädlicher Keime
(Fleisch-, Getreide-B.), Färben von Holz, Halt-
barmachen der Farbe auf der Faser. – 2) Beizjagd,
 Jagd auf Feder- und Haarwild mit
abgerichteten Greifvögeln, bes. Falken
(Beizfalken).
Béjart [beˈʒaːr], Maurice, frz. Tänzer, Béjart BÉJB

Choreograph, * 1927, † 2007; Ballett-


direktor, gründete 1987 das B. Ballet
Lausanne, schuf provokative Opern-
inszenierungen.
zu Beginn
Bhrens, Peter, dt. Architekt, * 1868, † 1940; Vertreter Bekassne die, Sumpfschnepfe, Gattung schnepfen- Bekassine BEKB

des 20. Jahr- des dt. Jugendstils, Ind.- und Verwaltungsbauten. artiger Vögel mit sehr langen Schnäbeln; Zugvögel in
hunderts. Heute Bhring, Emil v., dt. Serologe, * 1854, † 1917; Entdecker N-Europa und Asien.
hat besonders von Impfstoffen (Seren) gegen Diphtherie und Tetanus. Bekennende Kirche, ev. kirchl. Bewegung, die seit Bekennende Kirche BEKB

der Leistungs- 1901 Nobelpreis. 1934 den Eingriffen des Nationalsozialismus in das
sport eine große Beichte [ahd. bijiht »Bekenntnis«], in der Haltung der kirchl. Leben und den »Dt. Christen« entgegentrat;
öffentliche Wahr- Reue vorgetragenes Sündenbekenntnis vor einem formulierte ihr Selbstverständnis in der Barmer
nehmung er- Beichtvater zur Erlangung der Lossprechung Theolog. Erklärung.
reicht, vor allem (→ Absolution), seit dem 5. Jh. als Privatbeichte nur vor Bekenntnis, 1) Bezeugung des eigenen Glau- Bekenntnis BEKB

bei Weltmeis- den Ohren des Priesters (Ohrenbeichte). Die bens. – 2) Zusammenstellung des Glaubensinhaltes
terschaften und Generalbeichte ist eine das ganze Leben oder einen einer Gemeinschaft in den B.-Schriften. Allg.-
Lebensabschnitt umfassende B. Die kath. Kirche christlich: das Apostol., das Nicä. und das
Paralympischen
versteht die B. als ein Sakrament (→ Buße). Die ev. Athanasian. Glaubensbekenntnis. Kath. Kirche: die
Spielen. Im Bild
Kirchen üben sie als allgemeine Beichte: Bejahung Beschlüsse späterer Kirchenversammlungen, bes. des
der Leichtathlet eines vom Geistlichen vorgesprochenen Tridentin. Konzils; Glaubensbekenntnis Pauls VI.
Heinrich Popow Sündenbekenntnisses. Beichtsiegel, Beichtgeheimnis, (1969). Luther. Kirche: die beiden Katechismen
bei den Para- Verpfl ichtung des Beichtvaters, das ihm Gebeichtete Luthers, das Augsburg. B. und dessen Erläuterungs-
lympics 2004. zu verschweigen; hebt die gerichtl. Zeugnispfl icht der und Verteidigungsschrift »Apologie«, die Schmalkald.
Geistlichen für alles in der B. Erfahrene auf. Artikel, die Konkordienformel, alle vereinigt im
BEH
Konkordienbuch. Reformierte: Confessio Helvetica,
der Heidelberger Katechismus.
Kohle- und Eisenerzlager. Mittel-B. ist ein meist
fruchtbares Hügelland. Nach NW schließt sich das
BEL
Belafonte [beləˈfɔntɪ], Harry, amerikan. Sänger und
BelafonteBELB Küstenland an, teils sandige Geest (Kempenland; der
Filmschauspieler jamaikan. Herkunft, * 1927; einst bed. Steinkohlebergbau ist erloschen), teils
machte den Calypso populär (»Banana boat song«, Marschland. Hauptflüsse: Schelde und Maas; viele
»Coconut woman«). Kanäle. B. hat mildes, feuchtes Meeresklima.
Blarus → Weißrussland. Bevölkerung. In Flandern wohnen 57,7 % der Belgier, in
Belcnto, der tonschöne Gesang der ital. Schule. Wallonien 32,5 %, in der Region Brüssel 9,6 %. 0,7 % der
Beleidigung, vorsätzl. Kränkung der Ehre eines
Beleidigung BELB Bev. sind Deutschsprechende.
anderen, sie kann sich auch gegen Personen- Wirtschaft. Als ein Staat mit verarbeitender Ind. hat B.
gemeinschaften richten. Die B. ist nur auf Antrag die stärkste Außenhandelsabhängigkeit unter den
strafbar. 1) einfache B.: herabsetzende Werturteile und EU-Ländern. Haupthandelspartner: EU-Länder, USA.
tätl. B. (§ 185 StGB). 2) üble Nachrede: Behaupten oder Mit den Niederlanden und Luxemburg ist es
Verbreiten ehrenrühriger, nicht erweislich wahrer wirtschaftlich bes. eng zu den → Beneluxstaaten
Tatsachen (§ 186). 3) Verleumdung: Behaupten oder zusammengeschlossen.
Verbreiten unwahrer, ehrenrühriger oder kreditgefähr- Geschichte. Auf dem Wiener Kongress ging B. im
dender Tatsachen wider besseres Wissen (§ 187). 4) Königreich der Vereinigten Niederlande auf. Der
Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener (§ 189). Brüsseler Aufstand vom 25. 8. 1830 leitete die
Belém [beˈlj], 1) Stadtviertel von Lissabon; das Unabhängigkeit ein. Ein Nationalkongress erließ 1831
Hieronymitenkloster (um 1502–72) sowie der Torre de eine Verf. und wählte Leopold I. zum König. In beiden
B. gehören zum Weltkulturerbe. – 2) Hptst. des Weltkriegen war B. von dt. Truppen besetzt. 1957 war
brasilian. Staates Pará, im Amazonasmündungsgebiet, B. an der Gründung der EWG beteiligt. 1960 wurde die
1,33 Mio. Ew.; Exporthafen; Univ., Erzbischofssitz. Kolonie Belgisch-Kongo unabhängig. Der fort-
Belemnten, ausgestorbene Kopffüßer des Jura- und währende Sprachenstreit zwischen Flamen und
Kreidemeers. Ein Teil der Kalkschale, häufig in Wallonen führte zur Regionalisierung und
Juraablagerungen, heißt im Volksmund Donnerkeil. Föderalisierung des Landes. Seit 1993 ist Albert II.
Beleuchtungsstärke, Zeichen E, Quotient aus demBeleuchtungsstärkeBELB belgischer König. Der seit 2009 regierende Min.-Präs.
senkrecht auf eine Ebene fallenden Lichtstrom Φ und Y. Leterme erklärte im April 2010 seinen Rücktritt.
der Größe A dieser Fläche: E = Φ/A; SI-Einheit: Lux (lx). Blgisch-Kngo, ehem. belg. Kolonie, → Kongo,
Demokratische Republik.
Belfst, Hptst. von Nordirland, 277 400 Ew.; Sitz Blgrad, serb. Begrad [»weiße Burg«], Hptst. der Rep.
eines kath. Bischofs und eines Bischofs der Church of Serbien, an der Mündung der Save in die Donau,
England, Univ., techn. College, Museen, Galerien, 1,12 Mio. Ew.; serb.‐orth. Patriarchensitz; zwei Univ.;
Theater, Oper, botan. Garten; Schiff-, Flugzeug-, Festung; vielfältige Ind. (u. a. Maschinenbau);
Maschinen- und Elektrogerätebau. B. besitzt den Luftverkehrsknoten. – Belgrad war im 9./10. Jh. bulgar.,
wichtigsten  Nordirlands und einen . – B. entstand 1427 ungar., seit 1521 türk., nach dem Sieg Prinz
zu Beginn des 17. Jh. bei einer normann. Burg. Eugens 1717–39 österr.; wurde im 19. Jh. Hptst.
Serbiens, 1918 Hptst. Jugoslawiens.
Von der Kampfzone zum Touristenziel Blisar, Feldherr des oström. Kaisers Justinian I., † 565;
Jahrelang gehörte Belfast zu den weißen Flecken auf zerstörte 533/534 das Vandalenreich in Afrika,
den touristischen Landkarten. Schuld daran waren bekämpfte dann die Ostgoten in Italien.
die bürgerkriegsähnlichen Kämpfe zwischen Belize [bəˈliːz],1) Hafenstadt im Staat Belize, bis 1970
Katholiken und Protestanten, die 1969 ausbrachen. dessen Hauptstadt; 63 700 Ew., internat. . – B. wurde
Seit dem Karfreitagsabkommen 1998 und dem Mitte des 17. Jh. von brit. Siedlern gegründet. – 2) Staat
Friedensschluss mit der IRA 2005 ist in Belfast ein (parlamentar. Monarchie) an der O-Küste Zentralame-
Stück Normalität eingekehrt. Zu den Brennpunkten rikas, 22 966 km 2, 307 000 Ew.; Hptst.: Belmopan.
von einst führen heute sogar spezielle Tourismus- Amtssprache: Englisch. Im Innern trop. Busch- und
Touren, wie z. B. zur Peace Line, einer Mauer, die die Sumpfwälder. Erzeugnisse: Holz, Zuckerrohr,
protestantischen Bewohner in West Belfast an der Bananen, Zitrusfrüchte, Kokosnüsse; Tiefwasserhafen
Shankill Road vom katholischen Viertel der Falls und internat.  Belize. – Kerngebiet der Maya; seit
Road trennt. Insgesamt gibt es auch heute noch 17 dem 17. Jh. brit. besiedelt; wurde 1862 als Brit.-
sog. Friedensmauern in der Stadt. Sie blieben auf Honduras Kolonie, erhielt 1964 innere Autonomie;
ausdrücklichen Wunsch der Bevölkerung erhalten. 1973 Umbenennung in B.; seit 1981 unabhängiger Staat
Denn in Belfast gilt nach wie vor das irische im Commonwealth.
Sprichwort: »Gute Zäune machen gute Nachbarn.« Bll, Alexander Graham, amerikan. Erfinder, * 1847,
† 1922; entwickelte 1876 das erste technisch
verwendbare Telefon.
Blgi|en, frz. La Belgique, niederländ. België, Belletrstik die, die schöngeistige (unterhaltende)
Belletristik BELB

Königreich in W-Europa, 30 528 km 2, 10,6 Mio. Ew.; Literatur (im Ggs. zur wiss. und belehrenden Literatur).
Hptst.: Brüssel. Amtssprachen: Französisch, Bellevue [bɛlˈvyː, frz. »schöne Aussicht«], Name
Niederländisch und Deutsch. zahlreicher Schlösser, Aussichtspunkte.
Landesnatur. Der S und SO ist hügelig bis gebirgig, Blling, Rudolf, dt. Bildhauer, * 1886, † 1972; dem
vorwiegend von den Ardennen durchzogen; an ihrem Expressionismus nahestehend, sein »Dreiklang« (1919) 85
N-Rand (Sambre- und Maastal) erstrecken sich gilt als ein frühes abstraktes Werk.

Belling B
B Bellini
86 Bellni, ital. Malerfamilie in Venedig. Iacopo B., * um Time-Out
1400, † um 1470; Madonnenbilder, Zeichnungen. Geht es um die Erfahrung klösterlichen Lebens, so ist
Söhne: Gentile B., * 1431, † 1507; Legendenbilder, dies vielfach keine existenzielle, sondern vielmehr eine
Bildnisse. Giovanni B., * um 1432, † 1516; Hauptmeister Urlaubsentscheidung. Mittlerweile bieten viele Klöster
der venezian. Malerei der Frührenaissance: Besuchern an, bei ihnen ein Wochenende oder länger
Madonnen-, Altarbilder. Abstand von Stress und Hektik zu gewinnen. Manche
Bellinzna, Hauptort des Kt. Tessin, Schweiz, 16 700 binden den Gast auf Wunsch komplett in ihren
Ew.; Knotenpunkt der Gotthardbahn, Ausgangspunkt Tagesablauf ein. Andere bieten spezielle Meditations-
der San-Bernardino-Straße; Castello Grande (12. Jh., kurse und Gesprächsrunden für ausgebrannte
UNESCO‐Weltkulturerbe). Manager an, haben sich auf Seminare, Exerzitien oder
Bellow [ˈbeləʊ], Saul, amerikan. Schriftsteller, * 1915, Wellness-Urlaub der besonderen Art spezialisiert.
† 2005; schrieb realist. Romane im Großstadtmilieu City-Klöster sind Orte der Begegnung oder der Stille.
sowie philosoph. Romane (»Humboldts Vermächtnis«, Die Angebotspalette ist breitgefächert und für viele
1975). Nobelpreis für Lit. 1976. Klöster gibt es bereits Wartezeiten.
Belmndo, Jean-Paul, frz. Filmschauspieler, * 1933;
spielte in »Außer Atem« (1960) und »Cartouche – der
Bandit« (1962). Bnedikt von Nrsia, * um 480, † 547; gründete 529
Belmopan [belˈməʊpɑːn], seit 1970 Hptst. von Belize, im (?) das Stammkloster der Benediktiner, Monte Cassino
Landesinneren, 16 400 Einwohner. in Latium. Durch die von ihm verfasste Benediktregel
Belo Horizonte [bɛloriˈzonti], Hptst. des brasilian. wurde B. der Begründer des abendländ. Mönchtums.
Staates Minas Gerais, 2,31 Mio. Ew.; Univ.; Bergbau Heiliger (Tag: 11. 7.).
und Schwerindustrie. Benelxstaaten, Sammelname für Belgien,
Beneluxstaaten BENB

Belszar, † wohl 539 v. Chr.; Sohn des letzten Königs von Niederlande (Nederland) und Luxemburg, soweit sie
Babylon, 539 v. Chr. von Kyros II. geschlagen; im A. T. zusammenwirken und als Einheit auftreten. 1960
Sohn Nebukadnezars II., der durch das Menetekel vor volle Wirtschaftsunion; Gründungsmitglieder der
dem Untergang Babylons gewarnt wird. EWG.
Blt der, Großer und Kleiner B., 2 Meeresstraßen, die mit Bneš [-ʃ], Edvard, tschechoslowak. Politiker, * 1884,
Beneš BENB

dem Sund Ostsee und Nordsee verbinden. Seit 1998 † 1948; Mitbegr. der Tschechoslowakei; 1918–35
besteht eine feste Verbindung für Kfz und Außenmin., betrieb den Abschluss der Kleinen Entente;
Eisenbahnen. Staatspräs. 1935–38 und 1945–48. Mitverantwortl. für
Belcha die, Berg im Russ. Altai, 4 506 m. die Vertreibung der Sudetendeutschen (B.-Dekrete).
Beltschistan, von dem iran. Volk der Belutschen Benevnto, Hptst. der ital. Prov. B. in der Region
bewohnte Gebirgslandschaften im SO des Hochlands Kampanien, nordöstlich von Neapel, 63 600 Ew.; Univ.;
von Vorderasien. Der W gehört zu Iran, der O zu röm. Altertümer (Triumphbogen Trajans).
Pakistan, der N zu Afghanistan. Benglen, Landschaft am Unterlauf des Ganges und des
Belvedre [ital. »schöne Aussicht«], Name von Brahmaputra; dicht besiedelt; 1947 geteilt in den ind.
Aussichtspunkten und Lustschlössern, z. B. das B. in Staat West-B., Hptst. Kalkutta, und die pakistan. Prov.
Wien (1721–23 erbaut). Ost-B. (Ost-Pakistan), die 1971 als → Bangladesh
Benres, früherer Name von → Varanasi. unabhängig wurde.
Bentzky, Ralph, dt. Operettenkomponist, * 1884, Bengli, neuind. Sprache, in Bengalen, S-Assam, einem
† 1957; »Casanova« (1928), »Im Weißen Rößl« (1930). Teil von Bihar und von Orissa.
Benedctus [lat. »gepriesen«], 1) Lobgesang des Bengsi, Hptst. der Cyrenaika, Libyen, 665 700 Ew.; zwei
Zacharias (Lk. 1, 68–79). – 2) Teil der kath. Messe mit Univ., Ind., Hafen, internat. .
dem Sanctus, auch der luther. Abendmahlsordnung. Bengula, Stadt an der Atlantikküste Angolas, 155 700
Benguela BENB

Bnedikt, Päpste: B. XVI. (seit 19. 4. 2005), vorher


BnediktBNB Ew.; Ausgangsort der B.-Bahn durch die Demokrat. Rep.
Joseph Rtzinger, * 1927; Prof. für Dogmatik; Kongo, Sambia, Simbabwe nach Beira (Mosambik).
Konzilsberater; 1977 Erzbischof von München- Ben Gurin, David, israel. Politiker, * 1886, † 1973;
Freising und Kardinal, ab 1981 Präfekt der Min.-Präs. 1948–53 und 1955–63.
Glaubenskongregation; seit 2002 auch Benigni [-ˈniɲi], Roberto, ital. Filmschauspieler und
Kardinaldekan. B. XVI. ist der erste dt. Papst seit -regisseur, * 1952; Regisseur und Hauptdarsteller von
Hadrian VI. (1522/23). »Das Leben ist schön« (1998) und »Pinocchio« (2002).
Benn, bis 1975 Dahomey, Rep. in W-Afrika, 112 622 km 2,
Benediktner, lat. rdo Sncti Benedcti,
Benediktiner BENB 8,9 Mio. Ew.; Hptst. Porto Novo; Amtssprache:
Abk. OSB, ein von Benedikt von Nursia gestifteter Französisch. An die Lagunenküste schließt sich eine
Mönchsorden. Die Klöster sind in Landesverbänden breite Küstenebene (Feuchtwälder) an; im Landes-
(Kongregationen) zusammengeschlossen und innern Tafelland; im N Busch- und Dornsavanne, im S
werden als benediktin. Gemeinschaft durch einen Feuchtsavanne; im W das Togo-Atakora-Gebirge (bis
Abtprimas mit Sitz in Rom repräsentiert. In Dtl. 800 m); trop. Klima. – Anbau von Mais, Maniok,
wirken die Bayer., die Beuroner und die Missionskon- Yamswurzeln, für den Export Baumwolle. Kalkstein-
gregation von St. Ottilien. Ordenstracht: schwarz. und Erdölvorkommen; wenig Ind.;  und internat. 
Durch Kloster- und Kirchenbauten, Landwirtschaft, bei Cotonou. – 1904–58 Gebiet Frz.-Westafrikas, dann
Handwerk und Schulen waren die B. die Erzieher Rep. in der Frz. Gemeinschaft, seit 1960 unabhängig.
Europas bis weit ins MA hinein. Benediktinerinnen, Nach dem Staatsstreich 1972 wurde 1975 die »VR
der weibl. Zweig des Ordens. Benin« proklamiert; 1990 Einführung eines
BEL
Mehrparteiensystems in der neu benannten »Rep.
Benin«. Der 1972–91 und ab 1996 amtierende Präs.
die Abenteuer des Gautenfürsten B.; entstand im
8. oder 9. Jahrhundert.
BER
M. Kérékou wurde 2006 durch T. B. Yayi abgelöst. Brber, 1) von den Berbern geknüpfter, hochfloriger
Benn, ehem. afrikan. Reich am unteren Niger; Teppich aus naturfarbener Wolle. – 2) Pl., Bevölkerung
Elfenbeinschnitzereien, Bronzen. B. wurde 1897–99 NW-Afrikas, u. a. Kabylen, Tuareg; meist Bauern und
von den Briten Nigeria einverleibt. Das Küstengebiet Viehzüchter; leben in vaterrechtl. Großfamilien (bei
war im 18. und 19. Jh. Zentrum des Sklavenhandels. den Tuareg Reste matriarchal. Strukturen). Durch die
Bnjamin, Walter, dt. Schriftsteller, * 1892, † (Selbstmord)
Benjamin BENB arab. Eroberung N-Afrikas wurden die B. im 7. Jh.
1940; schrieb vom Marxismus beeinflusste Essays, islamisiert, im 11. Jh. arabisiert.
glänzende Literatur- und Zeitkritiken (»Einbahn- Berbertze die, Sauerdorn, Strauch mit Dornen, mit
straße«, 1928; »Das Passagen-Werk«, hg. 1983). gelben Blüten und roten, sauren Beeren.
Bnn, Gottfried, dt. Schriftsteller, * 1886, † 1956; war Brg, ehem. Herzogtum auf dem rechten Rheinufer mit
Arzt; expressionist. Frühwerk, das der Rationalität das der Hptst. Düsseldorf, 1614 an Pfalz-Neuburg, 1777 an
Irrationale entgegensetzte; später Bekenntnis zu Form Bayern, 1806 Großherzogtum B.; seit 1815 preußisch.
und Kunst, die das Dasein als ästhet. Phänomen Brg, 1) Alban, österr. Komponist, * 1885, † 1935;
rechtfertigen; erster Träger des Georg-Büchner-Preises Vertreter der → Zwölftonmusik. – 2) Claus, dt.
(1951). Bildschnitzer, * um 1475, † um 1535; schuf den
Bnrather Lnie, nach dem Düsseldorfer Stadtteil Schnitzaltar in Odense (Dänemark).
Benrath benannte Grenzlinie der hochdt. Lautver- Brgamo, ital. Prov.-Hptst. in der Lombardei, am
schiebung, die »maken/machen-Linie«. Alpensüdrand, 116 500 Ew.; Maschinenbau, Textil-,
Bentham [ˈbentəm], Jeremy, engl. Philosoph, * 1748,
Bentham BENB Zementind.; Bauwerke aus MA und Renaissance.
† 1832; machte F. Hutchesons Prinzip des »größten Bergamtte die, 1) Zitrusfrucht, aus der das Bergamott-
Glücks der größten Zahl« zur Grundlage seines öl gewonnen wird. – 2) Bez. für Birnensorten.
Utilitarismus. Bergbahn → Zahnradbahn.
Bergbau, Aufsuchen und Untersuchen von natürl.
Bnz, Carl, dt. Ingenieur, * 1844, † 1929; mit G. Daimler
Benz BENB Lagerstätten nutzbarer Mineralien und mineral.
Wegbereiter des neuzeitl. Kraftwagens; konstruierte Rohstoffe, das Erschließen, Gewinnen, Fördern und
1878 einen Zweitakt-Gasmotor, 1885 ein dreirädriges Aufbereiten des Lagerstätteninhalts. – B. erstreckt
Kraftfahrzeug mit Viertakt-Verbrennungsmotor und sich auf Steinkohle, Braunkohle, Torf, Erdöl, Erdgas,
elektr. Zündung, das 1886 erstmals in Mannheim fuhr; Ölschiefer, Ölsande; auf Metallerze; Bauxit, Kaolin; auf
gründete 1883 die Firma B. & Cie. (seit 1899 AG), die Schwefel, Steinsalz, Kalisalze, Phosphate und
1926 in der Daimler-Benz AG aufging. Stickstoffmineralien; auf Edelsteine sowie Steine und
Erden aller Art. Zum Aufsuchen und Untersuchen von
Carl oder Karl? Lagerstätten dienen Luftbildaufnahmen und
Wie lautet die korrekte Schreibung des Vornamens des geophysikal. Aufschlussverfahren. Diese und
Autopioniers? Auf seiner Geburtsurkunde wie auch auf Schürfarbeiten (Anlage von Gräben, Bohrlöchern,
seinem ersten Patent ist der Name Karl eingetragen. Stollen, Schächten) ermöglichen die Beurteilung der
Doch die Mode des späten 19. Jahrhunderts wollte es, Vorräte und der Bauwürdigkeit einer Lagerstätte. –
dass Namen »französisiert« wurden. Seit 1882 nannte Ein so untersuchtes Vorkommen kann durch
sich Karl daher offiziell Carl, sein Unternehmen 1906 Bohrlöcher, im Tagebau oder im Untertagebau
»Carl Benz Söhne«. 1886 lässt sich Carl den (Tiefbau) aufgeschlossen werden. Zur Gewinnung
Motorwagen Nummer 1 patentieren. Mit dem Modell durch Bohrlöcher sind z. B. Erdöl, Erdgas, Salze mit
Nummer 3 unternimmt seine Frau Bertha zwei Jahre Heißdampf geschmolzener Schwefel geeignet. Tagebau
später die erste Fernfahrt von Mannheim nach wird für oberflächennahe Lagerstätten betrieben. Die
Pforzheim. Die Wieslocher Stadt-Apotheke, bei der darüberliegenden Erd- und Gesteinsschichten
Bertha auf dem Weg den Kraftstoff Ligroin kaufen (Abraum) werden abgetragen. Die Gewinnung erfolgt
lässt, wird zur ersten Tankstelle der Welt. mit Baggern, bei härteren Mineralien auch durch
Sprengarbeit. Beim Untertage-B. wird die Lagerstätte
durch Ausrichtungsarbeiten erschlossen: Bau von
Benzn das,  Gemisch leicht siedender Kohlenwasser- Schächten, die von der Tagesoberfläche ausgehen, oder
stoffe, das bei der Destillation des Erdöls gewonnen von Stollen, die in gebirgiger Gegend von der Talflanke
wird; dient als Vergaserkraftstoff für Motoren, da es aus angesetzt werden. Zur Sicherheit und Bewetterung
mit Luft ein explosibles Gemisch ergibt, sowie als (Zufuhr von Frischluft) muss jedes Bergwerk zwei
Lösungsmittel für Fette, Öle, Harze (Reinigungs- solcher Tagesöffnungen haben. Zur Ausrichtung
mittel). Synthet. B. kann durch Kohlehydrierung oder gehört auch die Anlage untertägiger Streckensysteme
Fischer-Tropsch-Synthese gewonnen werden. auf einem, zwei oder mehr Niveaus (Sohlen), die
Bnzo|esäure, C7H6O2, einfachste aromat. verbunden sein können.
Carbonsäure, kommt in Benzoeharz vor. B. selbst Die bei nicht standfestem Gestein durch Ausbau
sowie die Salze (Benzoate) Natrium-, Kalium- und gesicherten Grubeneingänge müssen Bergwerks-
Calciumbenzoat dienen als Konservierungsmittel. maschinen, elektr. Einrichtungen und Versorgungs-
Benzl das, C 6H6 , wasserheller, flüssiger Kohlenwasser- leitungen aufnehmen (Herrichtung). Wasserzuflüsse
stoff; dient u. a. zur Herstellung von Nitro-B. und Anilin aus dem Gebirge werden durch die Wasserhaltung
in der Farbenind. sowie als Lösungsmittel. (Sammeln des Wassers an der tiefsten Stelle des 87
Bowulf, altengl. Heldenepos in Stabreimversen über Bergwerks und Abpumpen) beherrscht. Erze und Salze

Bergbau B
B Brgen
88 werden v. a. durch Bohren von Sprenglöchern, Sprengen, symbolisch gedeutete histor. Stoffe (u. a. »Der
Steinkohle vorwiegend schneidend durch Schräm- Großtyrann und das Gericht«, 1935; »Das
maschinen und -lader oder schälend mit Kohlenhobeln Feuerzeichen«, 1949).
gewonnen. Das Fördergut gelangt über Förder- Brger, Senta, österr. Bühnen‐ und Filmschauspielerin,
einrichtungen (z. B. Kettenkratzerförderer, gleislose * 1941; bekannt durch Film‐ (»Es muß nicht immer
Transportfahrzeuge, Förderbänder, Grubenbahnen) Kaviar sein«, 1961; »Der scharlachrote Buchstabe«,
zum Schacht und von dort nach über Tage. – Steinkohle 1972) und Fernsehrollen (»Kir Royal«, 1985; »Die
wird in Dtl. im Ruhrgebiet, bei Aachen und im Saarland schnelle Gerdi«, 1989 und 2003).
gefördert, Braunkohle im Rheinland, bei Helmstedt, in Bergfried, Hauptturm und letzte Zuflucht der
Bayern, Sa.-Anh. und in der Lausitz. mittelalterl. Burg.
Brgen, wichtigste Hafenstadt in SW-Norwegen, Brgisches Lnd, Landschaft zw. Ruhr und Sieg,
248 000 Ew.; Univ.; Fischerei; Schiffbau; im 15./16. Jh. NRW, im Gebiet des ehem. Herzogtums → Berg.
Haupthandelsplatz der dt. Hanse, deren z. T. erhaltene Brgisch Gldbach, Krst. in NRW, 105 587 Ew.;
Niederlassung Bryggen UNESCO‐Weltkulturerbe ist. Papierind., Maschinenbau.
Brgius, Friedrich, dt. Chemiker, * 1884, † 1949;
Brgen-Blsen, ehem. Konzentrationslager entwickelte das B.-Verfahren zur Herstellung flüssiger
bei Bergen, Kr. Celle, Ndsachs. 1941–43 bestand ein Kohlenwasserstoffe aus Kohle (→ Kohlehydrierung).
Internierungslager für sowjet. Kriegsgefangene (Stalag Brgkarabach, russ. Nagrny Karabch, Gebiet Bergkarabach BERB

311 [XI C]; etwa 20 000 Todesopfer). Seit April 1943 innerhalb Aserbaidschans, 4400 km 2, 139 000 Ew.
richtete die SS dort das KZ Bergen-Belsen ein (fast ausschließlich Armenier); Hptst. Stepanakert
(zunächst offizielle Bez. »Aufenthaltslager«), das (aserbaidschan. Chankendy). – Das von den
1943/44 als Lager für europ. Juden (v. a. aus Holland) Armeniern »Arzach« genannte B. wurde 1921
betrieben wurde, die für eventuelle »Austausch- administrativ Aserbaidschan angegliedert (ab 1923
zwecke« infrage kamen. Seit März 1944 diente es auch Autonomes Gebiet). Bestrebungen der armen.
als Aufnahmelager für nicht mehr arbeitsfähige Bev.-Mehrheit, diese Region Armenien an-
Häftlinge anderer Lager, ab August 1944 als zuschließen (1988 entsprechende Erklärung des
Auffanglager für Evakuierte aus Lagern aus dem Osten Gebietssowjets), lehnte die aserbaidschan. Reg. ab.
(u. a. Auschwitz; im Dezember 1944 etwa 15 000 Nach wiederholten blutigen ethn. Auseinanderset-
Häftlinge). Am 15. 4. 1945 von brit. Truppen befreit zungen zw. Armeniern und Aserbaidschanern (Aseri)
(etwa 60 000 Häftlinge), räumte die brit. Besatzungs- führte der Streit um B. zum Bürgerkrieg, der starke
macht im Mai 1945 das KZ. Auf dem Gelände befindet Flüchtlingsströme beider Nationalitäten auslöste
sich heute eine Gedenkstätte für die zumeist jüd. Opfer und sich (nach Aufhebung des Autonomiestatus von
(u. a. Anne Frank; mindestens 50 000, noch 14 000 nach B. seitens Aserbaidschans und der Unabhängigkeits-
dem Mai 1945) und die Kriegsgefangenen. erklärung B.s 1991) zu einem offenen Konflikt zw.
den Rep. Armenien und Aserbaidschan ausweitete.
1994 trat ein von Russland vermittelter Waffenstill-
» Appell. Das war das gefürchtetste Wort. Jeden
Morgen mussten alle (...) zum Arbeitsappell; die
stand in Kraft (Einleitung weiterführender
Verhandlungen unter Schirmherrschaft der OSZE).
Auswahl wurde ohne Berücksichtigung des Alters Bergkristall, wasserhelle, reinste Kristallform des Bergkristall BERB

und des Gesundheitszustandes durch den Quarzes, sechsseitig.


Arbeitsführer, der sehr viele Menschen auf dem Bergman [ˈbærj-], 1) Ingmar, schwed. Filmregisseur,
Bergman BERB

Gewissen hat, getroffen. Gestützt durch den * 1918, † 2007; drehte »Wilde Erdbeeren« (1957), »Das
gewesenen Kommandanten war er der böse Geist Schweigen« (1963), »Szenen einer Ehe« (1973),
des Lagers, der alle mit Angst erfüllte. Er war »Fanny und Alexander« (1983), »Sarabande«
beständig hinter den Arbeitenden her und prügelte (2003). – 2) Ingrid, schwed. Filmschauspielerin,
immer auf schlimmste Art. (...) Mittags um * 1915, † 1982; spielte in »Casablanca« (1942), »Wem
dreiviertel zwölf Uhr kamen die Arbeitenden zum die Stunde schlägt« (1943), »Herbstsonate« (1978).
Essen, meist aber unpünktlich, um zwölf Uhr dreißig Brgmann, Ernst von, dt. Chirurg, * 1836, † 1907; Prof. Brgmann BRB

wurden sie wieder hinausgejagt zum zweiten u. a. in Berlin; einer der Begründer der Asepsis und
Arbeitsappell; es gab immer schreckliche Szenen, der Hirnchirurgie.
wie man die halb erschöpften Männer zu den Bergson [bɛrkˈsɔn], Henri, frz. Philosoph, * 1859, † 1941;
Bergson BERB

Kommandos schleppte. Nebenher der tägliche vertrat gegenüber dem bloß Verstandesmäßigen den
Zählappell, Dauer mindestens eine Stunde bis neun Vorrang der Intuition: Das Leben als schöpfer.
Stunden, bei jedem Wetter. Wenn er nicht stimmte, Geschehen (Elan vital) lasse sich nicht in feste
gab es noch eine Wiederholung. Die meisten Begriffe bannen.
Kranken mussten oft zu den Appellen aus den Brgstraße, warmer, obst- und weinreicher Bergstraße BERB

Baracken, das hat häufig zu Lungenentzündungen Landstrich am Westfuß des Odenwalds.


geführt, für die es keine Heilmittel gab.
Aus dem 1945 in Genf erschienenen Buch
« Bergwacht, Organisation, die bei Unglücksfällen in
den Bergen Hilfe leistet; in Dtl. besteht die Dt. B. des
Bergwacht BERB

»Augenzeugenberichte. Die Judenausrottung in Dt. Alpenvereins.


deutschen Lagern«, in dem unter anderem über das Bergwerk → Bergbau. Bergwerk BERB

Konzentrationslager Bergen-Belsen berichtet wird. Beribri die, durch Vitamin-B-Mangel hervorgerufene


Beriberi BERB

Brgengruen [-gryːn], Werner, dt. Schriftsteller, * 1892, Nervenerkrankung, v. a. in Ländern, deren


† 1964; schrieb Romane und Erzählungen, häufig Bevölkerung sich hauptsächlich von geschältem Reis
BER
ernährt; Symptome (u. a.): krankhafte psych.
Erregbarkeit, schnelle Erschöpfung, Lähmung der
BER
Nur ein Jahr
Muskulatur, Herzmuskelschädigung.
Brija, Lawrenti Pawlowitsch, sowjet. Politiker georg.
Berija BERB
nach dem Fall
Herkunft, * 1899, † (erschossen) 1953; u. a. als Chef der Berliner
der Geheimpolizei (ab 1938) mitverantwortlich für Mauer waren die
den Terror unter Stalin; nach dessen Tod 1953 Grenzanlagen im
gestürzt. innerstädtischen
Bring, Vitus, dän. Seefahrer, * 1680, † 1741; erforschte
Bering BERB

Bereich, bis 1992


das B.-Meer, den nördl. Teil des Pazif. Ozeans, und auch im Berliner
durchfuhr die 75–100 km breite B.-Straße zw. Umland, fast
Alaska und Sibirien. vollständig abge-
Brio, Luciano, ital. Komponist, * 1925, † 2003; trug
Berio BERB

baut. »Mauer-
maßgeblich zur Entwicklung der elektron. Musik bei.
spechte« hatten
Berklium das, Symbol Bk, künstliches, radioaktives
bereits im No-
chem. Element, ein Transuran.
Brlichingen, Götz von, fränk. Ritter, * 1480, † 1562; vember 1989 be-
verlor bei einer Fehde seine rechte Hand, die durch gonnen, Stücke
eine eiserne ersetzt wurde. Im Bauernkrieg 1525 aus der Mauer
übernahm er gezwungenermaßen die Führung der zu lösen. Es ent-
Bauern. Drama von Goethe (1773). stand ein lukra-
tives Geschäft
Berln, Hptst. Dtl.s und zugleich Bundesland; mit dem Handel
892 km 2, 3,399 Mio. Ew. Sitz des Bundes-Präs., der von echten oder
Bundes-Reg., des Bundestages und des Bundesrates. B. vermeintlichen
war 1948–90 geteilt; das Zusammenwachsen der
Mauerstücken.
beiden Stadthälften und der Umzug der Bundes-Reg.
Heute erinnern
nach B. haben umfangreiche Baumaßnahmen nach
sich gezogen (u. a. Reg.-Gebäude am Spreebogen mit Dokumentations-
neuem Hbf., Potsdamer Platz). – Das histor. stellen und spe-
Stadtzentrum liegt im ehem. Ostsektor. Es zielle Mauerwege
erstreckt sich vom → Brandenburger Tor (1788–91), in der Haupt-
dem Wahrzeichen B.s, bis zum Alexanderplatz. Ent- stadt an den »an-
lang der berühmtesten Straße B.s, »Unter den tifaschistischen
Linden«, reihen sich zahlr. barocke und klassizist. Schutzwall«.
Bauten, u. a. Zeughaus (1695–1706; heute Dt. Histor. Einst trostlose
Museum), Neue Wache (1817/18), Kron- Straßenzüge,
prinzenpalais (1732), Prinzessinnenpalais Plätze und Kon-
(1733–37), Staatsoper (1741–43), Alte Bibliothek
trollpunkte – wie
(1774–80). Am westl. Rand des Stadtzentrums steht
Dreilinden im
das Reichstagsgebäude (1884–94; Sitz des
Bundestages). Ein geschlossenes Ensemble bilden innerstädti-
der Dt. und der Frz. Dom (1701–08) sowie das schen Berliner
Schauspielhaus (1818–21) am Gendarmenmarkt. Grenzbereich
Östlich vom Schlossplatz stehen die aus dem 13. Jh. – avancierten
stammenden ältesten Kirchen B.s, die Nikolai- und vielfach zu be-
die Marienkirche, sowie das Rote Rathaus (1861–69; gehrten Bau-
seit 1991 wieder Sitz des Senats). Am Alexanderplatz grundstücken.
befindet sich der Fernsehturm (mit 365 m höchstes
Bauwerk). An der Stelle des abgerissenen Palastes der
Republik (1973–76; Abrissbeginn 2006) soll das
Berliner Stadtschloss (1443–1853) als »Humboldt‐
Forum« (2007 endgültig beschlossen) neu erstehen.
B. hat 4 Univ.: Humboldt-Univ. (gegr. 1810), die Freie
Univ. (gegr. 1948), die Techn. Univ. (gegr. 1879) und die
Univ. der Künste (gegr. 1975), zahlr. Akademien,
Hochschulen und wiss. Forschungsinstitute, berühmte
Museen (u. a. Museumsinsel; Weltkulturerbe),
Holocaust-Mahnmal (2004), mehrere Theater und
Opern (u. a. Dt. Oper, Berliner Staatsoper), jährlich
mehrere Festspiele. Seit 1994 ist B. Erzbischofssitz.
Geschichte. B. ist aus den dt. Siedlungen B. (erste
Erwähnung 1244) und Cölln (1237 erstmals gen.) 89
entstanden, die 1307 eine Union eingingen und 1432

B
B Berlin
90 vereinigt wurden. Seit 1470 war es der ständige Reg.‐ Bermdainseln, Bermdas, Inselgruppe im Atlant.
Sitz der brandenburg. Kurfürsten und preuß. Könige; Ozean, südöstl. von Kap Hatteras (USA); brit.
1871–1945 Reichshptst. Im Zweiten Weltkrieg wurde Kronkolonie (seit 1968 Selbstverwaltung), 54 km 2,
B. durch Luftangriffe weitgehend zerstört, 1945 von 65 000 Ew.; Hptst. Hamilton; Tourismus; amerikan.
sowjet. Truppen erobert. Nach dem Einzug westl. Flugstützpunkt.
Truppen und der Errichtung der 4 Sektoren wurde B. Brn, 1) Kt. der Westschweiz, 5959 km 2, 969 000 Ew.
Bern BERB

Sitz des Alliierten Kontrollrats, den die Sowjets 1948 (überwiegend deutschsprachig, ev.); Hauptort ist
verließen. Sie verhängten über die W-Sektoren die Bern; reicht vom Schweizer Mittelland nach N auf
Berliner Blockade. Die Verdrängung des gewählten den Jura, nach S in das Berner Oberland (Tourismus);
Magistrats aus B. (Ost) zog die Spaltung (30. 11. 1948) Viehzucht, Käse, Getreide-, Obst-, Wein-,
nach sich. Von B. (Ost) ging 1953 der Juniaufstand aus. Maschinenbau, Elektroindustrie. Nach Volks-
F. Ebert (SED) wurde Oberbürgermeister in B. (Ost), abstimmungen 1974 und 1978 wurde 1979 der Kt.
das 1949–90 Hptst. der DDR war; in B. (West) wurde Jura abgetrennt. – 2) Hptst. (Bundesstadt) der
im Dez. 1948 E. Reuter zum Oberbürgermeister Schweiz und Hptst. von 1), an der Aare, 123 000 Ew.;
gewählt. Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. 8. Univ. Sitz der Bundesverwaltung sowie versch.
1961 war bis zu deren Öffnung am 9./10. 11. 1989 die internat. Organisationen und ausländ. Vertretungen;
Freizügigkeit in B. aufgehoben worden. Nach der hat u. a. Münster, botan. und zoolog. Garten. Die
Wiedervereinigung wurde das vereinte B. Bundesland. Altstadt gehört zum UNESCO‐Weltkulturerbe. – B.
Die Alliierten gaben ihre Kontrollrechte auf (2. 10. wurde 1191 gegr., trat 1353 der Schweizer.
1990). Erste Wahlen zum Abgeordnetenhaus des Eidgenossenschaft bei, beherrschte 1536–1798 auch
vereinten B. fanden am 2. 12. 1990 statt; E. Diepgen die Waadt; seit 1848 Bundeshptst. – 3) altdt. Name
bildete einen CDU-SPD-Senat (Auflösung Juni 2001); für Verona.
nach Neuwahlen 2001 erfolgte 2002 die Bildung eines Bernans, Georges, frz. Schriftsteller, * 1888, † 1948;
SPD-PDS-Senats unter K. Wowereit (bestätigt behandelte in Romanen den Kampf zw. Gott und Satan
2006). – Nach dem Beschluss des Dt. Bundestags vom im Menschen: »Die Sonne Satans« (1926), »Tagebuch
20. 6. 1991 und nach dem B.-Bonn-Gesetz von 1994 eines Landpfarrers« (1936).
wurde der Sitz von Bundesreg. und Bundestag 1999 Brnauer, Agnes, Tochter eines Baders in Augsburg,
nach B. verlegt, 2000 auch des Bundesrats. † 1435; vermutlich 1432 heimlich mit Herzog Albrecht
Berlin [ˈbəːlɪn], Irving, amerikan. Komponist, * 1888, III. von Bayern vermählt, auf Geheiß von dessen Vater
† 1989; Musicals, u. a. »Annie, get your gun«, 1946. als Zauberin in der Donau ertränkt. – Trauerspiel von
Berlner Ensemble [-ãˈsãbl], von → Brecht 1949 in Hebbel, Oper von C. Orff.
Berlin (Ost) gegründete Theatertruppe, seit 1954 im Brnhard, Thomas, österr. Schriftsteller, * 1931, † 1989;
eigenen Haus am Schiffbauerdamm. lyr. Frühwerk; danach v. a. absurd‐groteske Romane
Berlner Kongrss, Tagung der europ. Großmächte über scheiternde Existenzen in einer morschen
und der Türkei unter dem Vorsitz Bismarcks 1878; Gesellschaft (»Frost«, 1963; »Das Kalkwerk«, 1970) und
ordnete nach dem Russ.-Türk. Krieg die staatl. Verhält- autobiograf. Prosa, tragikom., im Spätwerk auf
nisse auf der Balkanhalbinsel. Provokation der österr. Gesellschaft zielende Dramen
Berlner Mauer, von der DDR-Reg. mit Zustimmung (»Heldenplatz«, 1988).
der Mitglieder des Warschauer Pakts errichtetes Bernhardner, 1) Mönchsorden, → Zisterzienser. –
Sperrsystem, das seit 13. 8. 1961 die Sektorengrenze 2) großer, braun und weiß gefleckter Hund, im Kloster
zw. Berlin (Ost) und Berlin (West) bis auf wenige auf dem Großen Sankt Bernhard gezüchtet;
Übergänge hermetisch abriegelte; sollte v. a. den Lawinenopfersuchhund.
steigenden Flüchtlingsstrom stoppen. In der Nacht Bernhardt [bɛrˈnaːr], Sarah, frz. Schauspielerin, * 1844,
vom 9. zum 10. 11. 1989 erzwang die Bev. die Öffnung † 1923.
der B. M. Ihr Abbau begann noch im Nov. 1989, offiziell Berners-Lee, Timothy Sir → S. 88.
ab Jan. 1990; Reste der B. M. bleiben als Denkmäler Brnhard von Clairvaux [- klɛrˈvo], Kirchenlehrer,
erhalten. Die Zahl der Todesopfer durch das * 1091, † 1153; frühscholast. Mystiker, maßgebl. an der
DDR-Grenzregime an der B. M wurde 2009 auf Ausbreitung des Zisterzienserordens beteiligt,
mindestens 136 beziffert, außerdem kamen Gründungsabt des Klosters Clairvaux; predigte für
mindestens 251 Reisende bei oder nach Kontrollen an den 2. Kreuzzug (1147); Heiliger (Tag: 20. 8.).
Berliner Grenzübergängen ums Leben (nach Angaben Bernna die, Gebirgsstock der Rät. Alpen, an der Grenze
des Forschungsprojekts der Gedenkstätte Berliner zw. Schweiz und Italien. Höchster Berg: Piz B. in
Mauer und des Zentrums für Zeithistor. Forschung Graubünden 4 049 m, östlich davon der B.-Pass (2
Potsdam). Über 5000 Fluchtversuche konnten 328 m; Hospiz) mit Alpenstraße und der B.-Bahn von
erfolgreich abgeschlossen werden. Sankt Moritz nach Tirano.
Berlioz [bɛrˈljoːz], Hector, frz. Komponist, * 1803, † 1869; Bernni, Gian Lorenzo, ital. Baumeister und Bildhauer,
verfeinerte die Instrumentation, vertrat eine * 1598, † 1680, Hauptmeister des Barocks in Rom (u. a.
tonmalende Programmmusik: Sinfonien (»Harold in Kolonnaden von St. Peter).
Italien«, 1834), Opern (»Benvenuto Cellini«, 1838). Bernoulli [bɛrˈnʊli], schweizer. Gelehrtenfamilie, der
Berluscni [-sk-], Silvio, ital. Unternehmer und z. B. die Mathematiker Jakob (* 1654, † 1705) und
Politiker, * 1936; Gründer der rechtsgerichteten »Forza Johann (* 1667, † 1748) sowie Daniel (* 1700, † 1782) B.
Italia«, 1994/95, 2001–06 und seit 2008 Min.-Präs.; sein entstammen.
Medienkonzern »Fininvest« dominiert u. a. das ital. Bernstein der, fossiles Harz von Nadelhölzern; weltweit
Privatfernsehen. vom Devon bis zum Quartär verbreitet. B. ist gelb bis
BER
rotbraun und enthält oft tier. oder pflanzl. Einschlüsse.
Hauptfundort: Küsten Ost- und Westpreußens; im
hauswirtschaftl., gewerbl., techn. u. a. Berufe.
Berufsaufbauschulen vermitteln den Anschluss an
BES
Samland (B.-Küste) aus dem Meer gefischt, auch im die Fachschule (Fachschulreife), zunehmend durch
Tagebau gewonnen. Verwendung zu Schmuck, Fachoberschulen und die 10. Klassen an Haupt-
Isoliermaterial, Verarbeitung zu B.-Lack. schulen ersetzt.
Brnstein, 1) Eduard, dt. sozialist. Schriftsteller und
BERB Berufsunfähigkeit, Unmöglichkeit, den bisherigen
Politiker, * 1850, † 1932; Vertreter des Revisio- Beruf auszuüben, wegen Krankheit oder Behinderung.
nismus. – 2) [ˈbəːnstaɪn], Leonard, amerikan. In der gesetzl. Rentenversicherung wurde die B.-Rente
Dirigent, Komponist, * 1918, † 1990; Musical »West (für Rentenansprüche ab 2001) durch eine zweistufige
Side Story« (1957). Erwerbsminderungsrente abgelöst.
Brnstorff, dt.-dän. Adelsfamilie, der die Min.
Bernstorff BERB Berufung,  Anrufung eines höheren Gerichts gegen
Andreas Peter (* 1735, † 1797) und Johann Hartwig ein erstinstanzl. Urteil zu neuer Sach- und Rechts-
Ernst (* 1712, † 1772) B. entstammen, die zahlreiche prüfung (§§ 511 ff. ZPO, 312 ff. StPO), früher auch
Reformen initiierten. Appellation genannt.
Berry [ˈberɪ], Chuck, eigtl. Charles Edward B., amerikan. Beruhigungsmittel, Sedatva,  Arzneimittel, die die Beruhigungsmittel BERB

Rockmusiker (Gitarrist, Sänger), * 1931; Vorbild vieler Erregbarkeit des Zentralnervensystems herabsetzen und
Beatgruppen. damit beruhigend wirken, in höheren Dosen erzeugen sie
Bersrker [altnord. »Krieger im Bärenfell«], in der nord. Müdigkeit und Schlaf; z. B. pflanzl. Wirkstoffe (Baldrian-
Mythologie kampfwütiger Mann mit der Kraft von 12 tinktur, Johanniskrautextrakt) sowie synthet. Substan-
Männern. zen wie Benzodiazepine (wichtigste Gruppe bei
Brtelsmann AG, weltweit operierender Medien- Tranquilizern und Schlafmitteln).
konzern mit Sitz in Gütersloh, Stammhaus gegr. 1835; Berll der, Mineral, grün, lichtblau, gelb oder rosarot.
bes. in den Branchen Buch; Zeitungen/Zeitschriften; Gemeiner B. ist durchscheinend. Edelsteinvarietäten:
Film/Fernsehen/Hörfunk und Musik tätig. grüner Smaragd, blauer Aquamarin, gelber Gold-B.,
Bertolucci [bertoˈluttʃi], Bernardo, ital. Filmregisseur,
Bertolucci BERB grünlich gelber Heliodor, rosenroter Morganit.
* 1940; Filme: »Der letzte Tango in Paris« (1972), Berllium das, Symbol Be, chem. Element, Leichtmetall;
»1900« (1976), »Der letzte Kaiser« (1987), »Die OZ 4, relative Atommasse 9,012182, D 1,85 g/cm3, Fp 1
Träumer« (2003). 278 ± 5 °C; findet sich im Beryll; Verwendung in
Beruf [zu mhd. beruof »Leumund«, seit Luther in der
Beruf BERB Raumfahrt- und Reaktortechnik.
heutigen Bedeutung, zunächst als »Berufung«, dann Berzlius, Jöns Jacob, schwed. Chemiker, * 1779, † 1848;
auch für »Stand« und »Amt«], bezeichnet die Tätigkeit führte 1811 die noch heute gebräuchl. chem. Zeichen-
(Erwerbstätigkeit) des Einzelnen, die auf dem Zusam- und Formelsprache ein.
menwirken von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertig- Besamung, Voraussetzung für die → Befruchtung.
keiten beruht und durch die er sich in die Volkswirt- Besançon [bəzãˈs], Stadt am Rand des Jura,
Besançon BESB

schaft eingliedert. Der B. dient als Existenzgrundlage. Frankreich, am Doubs, 119 200 Ew.; Hptst. der
In den industriellen Leistungsgesellschaften ist er aber Franche-Comté; Univ., Erzbischofssitz; Uhrenind.;
auch zum sozialen Statussymbol geworden. Kathedrale (12./13. Jh.), Zitadelle (17. Jh.). B. war 1307
Berufsberatung, Beratung über Ausbildungsmöglich- bis 1648 Freie Reichsstadt (dt. Name Bisanz) und kam
keiten bei Berufswahl und -wechsel durch die 1678 an Frankreich.
Arbeitsagenturen oder Dritte. Besatzungsstatut, die am 21. 9. 1949 verkündete
Berufsgeheimnis, Verpflichtung der Ärzte, Grundregelung des Besatzungsrechts der Westmächte
Apotheker, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, im Bereich der Bundesrep. Deutschland. Das B. wurde
Steuerberater usw., Privatgeheimnisse, die ihnen kraft am 6. 3. 1951 gelockert und durch die Pariser Verträge
ihres Berufs anvertraut sind, nicht zu offenbaren. Im (1955) aufgehoben (→ Deutschlandvertrag).
Prozess sind B. durch das Zeugnisverweigerungsrecht Beschäftigungstherapie, gezielter Einsatz von Beschäftigungstherapie BESB

geschützt. Verletzung des B. ist strafbar. Bewegungsabläufen und Verhaltensweisen zur


Berufsgenossenschaften, die Träger der gesetzl. Aktivierung von nicht erworbener oder zur
Unfallversicherung. Mitgl. sind alle Unternehmer der Wiederherstellung (Rehabilitation) verloren
versicherungspflichtigen Betriebe; Körperschaften des gegangener körperl. und seel. Leistungsfunktionen.
öffentl. Rechts mit Selbstverwaltung; nach Wirt- Beschleunigung,  zeitl. Änderung der Geschwindig-
schaftszweigen oder örtlich gegliedert. keit (ʋ) nach Betrag und/oder Richtung: a = dʋ / dt =
Berufskrankheiten, von den Berufsgenossenschaften d 2 s /dt 2 (s Weg, t Zeit); SI-Einheit: m/s2. (→ Fall)
als urspr. auf den Beruf zurückgehend anerkannte und Beschneidung, das Entfernen oder Einschneiden der
Beschneidung BESB

somit entschädigungspflichtige Erkrankungen, z. B. Vorhaut des männl. Glieds, als Ritus der → Initiation
Silikose, Hautkrebs. von zahlreichen Völkern sowie im Judentum und im
Berufsschule, i. d. R. dreijährige Pflichtschule für Berufsschule BERB Islam praktiziert. – Die B. an Mädchen, ausgeführt
Auszubildende, die in 8–12 Wochenstunden, durch Entfernen der Klitoris oder der kleinen
zunehmend auch im mehrwöchigen Blockunterricht Schamlippen bzw. Verschließen des größten Teils der
die prakt. Berufsausbildung begleitet und nach der Scheide (Infibulation), ist weitgehend auf Afrika
fachlich-theoret. und z. T. auch nach der prakt. Seite beschränkt. Internationale Organisationen haben die
ergänzt; auch Pflichtschule für Jugendliche ohne B. von Frauen als Menschenrechtsverletzung
Lehrvertrag. Arten: gewerbl., kaufmänn., land- und gebrandmarkt.
hauswirtschaftl. B. Berufsfachschule, ein- bis Beschwerde, gesetzl. geregeltes förml. Rechtsmittel
Beschwerde BESB

91
dreijährige freiwillige Vollzeitschule für kaufmänn., gegen Gerichtsentscheidungen (bei Vorliegen einer

Beschwerde B
B Besitz
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Sir Timothy Berners-Lee (Gespräch mit der

Wie lassen sich Unmengen von Pionierarbeit leistete Berners-Lee


Daten und Forschungsergebnissen aber nicht nur als Programmierer.
für alle Mitarbeiter jederzeit schnell Seine Strategie, die von ihm ent- ausgesiedelt. B. war bis 1812 türkisch, bis
und flexibel zugänglich machen? wickelte Software 1991 kostenlos 1918 russisch, dann rumänisch (der S schon
1856–76); 1940 an die UdSSR abgetreten.
Vor dieser Frage stand der britische online zu stellen, führte zu einer
1941 kam B. zurück an Rumänien, 1944
Informatiker Berners-Lee (*1955) rasanten Weiterentwicklung des
wieder zur UdSSR. Mit der Unabhängigkeit
während seiner Arbeit beim Kern- Netzes zu dem World Wide Web, Moldawiens 1991 wurde B. in den Konfl ikt
forschungszentrum CERN. Eine Art wie wir es heute kennen. Der um die mehrheitlich von Russen bewohnte
computergestütztes Bibliotheks- Brite erkannte den Mehrwert der Dnjestr-Region hineingezogen.
system musste geschaffen werden, Internetrevolution: die Möglich- Bssel, Friedrich Wilhelm, dt. Astronom und Bessel BESB

um das sich ständig verändernde keit, viele Menschen gleichzeitig Mathematiker, * 1784, † 1846; bestimmte
und erweiternde Wissen zu archi- an seiner Evolution zu beteiligen – genaue Werte für Präzession, Nutation,
vieren. Gemeinsam mit seinem zum Nutzen aller. Das Internet, bis Aberration, Schiefe der Ekliptik u. a.;
Kollegen Robert Cailliau entwickelte dato vor allem von Wissenschaft- schloss aus der Störung der
Berners-Lee ab 1989 die Idee, über lern und Militärs genutzt, wurde Eigenbewegungen von Sternen auf die
Querverweise, die sogenannten zum Massenmedium. Nun konnte Existenz von Doppelsternen.
Bssemer, Sir Henry, brit. Ingenieur, * 1813,
Hyperlinks, Dokumente miteinander es auch von denjenigen genutzt
Bessemer BESB

† 1898; erfand 1855 den birnenförmigen


zu vernetzen. Damit hatte er das werden, die nicht wussten, wie man
B.-Konverter, ein mit feuerfesten Steinen
Prinzip der Fußnoten, wie sie in der Computerprogramme schreibt. Im ausgekleidetes Metallgefäß zur Stahl-
Wissenschaft seit langem üblich Gegensatz zu anderen Pionieren erzeugung.
waren, auf eine elektronische Basis der Informationstechnologie wurde Bst, Charles Herbert, kanad. Physiologe Best BESB

gestellt. Mehr noch: Er erfand mit Berners-Lee kein Millionär. Er amerikan. Herkunft, * 1899, † 1978; mit F. G.
den »Uniform Resource Locators« verzichtete auf die Patentierung Banting 1921 Entdecker des Insulins.
(URL) die Internetadressen. Sein und die kommerzielle Nutzung Bestäubung,  Übertragung des Blüten- Bestäubung BESB

Programmstandard »Hypertext seiner Software. Das von ihm staubs (Pollen) auf die Narbe einer Blüte.
Markup Language« (HTML) und das 1994 gegründete World Wide Web Bei Selbst-B. (Autogamie) werden Pollen
Übertragungssystem »Hypertext Consortium (W3C) überwacht auf der gleichen Blüte übertragen, bei Fremd-B.
Transfer Protocol« (HTTP) schufen freiwilliger Basis die einheitlichen (Allogamie) Pollen aus einer anderen Blüte
gleicher Art. Weitere Übertragungs-
die Grundlage für einen schnellen technischen Standards des Internet.
möglichkeiten existieren durch Wind
Informationsaustausch zwischen 2004 wurde er aufgrund seiner Ver-
(Windblütler), Wasser (Wasserblütler) oder
Rechnern auf der ganzen Welt. dienste zum Ritter geschlagen. Tiere (Tierblütler).
Bestechung,  Versprechen oder Bestechung BESB

Gewähren von Geschenken oder anderen


Vorteilen an einen Beamten, um diesen zu
Beschwer) und einzelne Behördenakte. Grundsätzl. einer pfl ichtwidrigen Handlung zu veranlassen
hat die B. keine aufschiebende Wirkung. Sie wird (aktive B., § 334 StGB). Der Beamte, der darauf
i. d. R. bei dem Gericht eingereicht, dessen Ent- eingeht, macht sich der passiven B. (Bestechlichkeit,
scheidung angefochten wird. – Im österr. und § 332) schuldig, wenn das Handeln nicht pfl ichtwidrig
schweizer. Recht gilt Entsprechendes (Rekurs). ist, der Vorteilsannahme (§ 331). – B. und Bestechlich-
Besitz,  tatsächl. Herrschaft einer Person über eine keit von Angestellten sind nach §§ 299 ff . StGB
Sache (§§ 854 ff. BGB), im Unterschied zu der rechtl. strafbar.
Herrschaft, dem → Eigentum. Bestrahlung, in der Lebensmitteltechnik Behandlung
Bestrahlung BESB

Besoldung, Arbeitsvergütung der Beamten, durch


Besoldung BESB von Lebensmitteln mit ionisierenden Strahlen zur
besondere Gesetze geregelt; nach Gruppen abgestuft, Keimhemmung, Insektenbekämpfung,
besteht aus Grundgehalt, Familienzuschlag, Zulagen Pasteurisierung oder Sterilisation; in Dtl. nach der
in besonderen Fällen, Vergütungen, Auslandsdienst- Lebensmittel-B.-VO nur zu Kontroll- und Messzwe-
bezügen. cken zulässig.
Bessarbi|en, fruchtbare Landschaft zw. Schwarzem
Bessarabi|en BESB Bstseller, Buch, das überdurchschnittl. Verkaufs-
Bestseller BESB

Meer, Dnjestr, Pruth und Donau, zum größten Teil in erfolge erzielt.
Moldawien gelegen. Hptst. Chișinău, Bev. meist Btablocker, β-Blocker, Betarezeptrenblocker, 
Betablocker BETB

Rumänen, Ukrainer. Die Deutschen wurden 1940 Arzneimittel, die aufgrund ihrer chem. Ähnlichkeit
BES
mit Noradrenalin und Adrenalin, den natürl.
Überträgersubstanzen des Sympathikus, in der Lage
Zugfestigkeit; dieser Nachteil wird durch Stahl-
einlagen aufgehoben.
BET
sind, die Wirkung einer sympath. Erregung zu Betreuung, 1990 mit Wirkung zum 1. 1. 1992 gesetzlich
verhindern oder aufzuheben; zur Behandlung von eingeführtes Rechtsinstitut, das das Recht der
Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Glaukom Erwachsenenvormundschaft und der Gebrechlich-
u. a., vorbeugend zur Verhinderung eines Herzinfarkts. keitspflegschaft ersetzt. Die Entmündigung wurde
Btastrahlen, β-Strahlen, energiereiche Strahlen aus
Betastrahlen BETBBetablocker BETB abgeschaff t; die B. regelt die Rechtsstellung
schnellen Elektronen (e−, β−) oder Positronen (e+, β+). Sie Volljähriger, die psychisch krank oder körperlich,
entstehen beim natürl. oder künstl. radioaktiven geistig oder seelisch behindert sind und ihre
Zerfall vieler Atomkerne (Betazerfall) oder werden Angelegenheiten deshalb nicht oder nur teilweise
durch Beschleunigung von Elektronen z. B. im besorgen können.
Betatron künstlich erzeugt. Betrieb, organisierte Wirtschaftseinheit, die produziert
Btatron das, Beschleunigungsanlage zur Erzeugung
Betatron BETB oder Dienstleistungen erbringt; im Unterschied zum
von sehr schnellen und energiereichen Elektronen; Unternehmen, das eine kapitalmäßige Einheit
Einsatz in der Kernphysik, der Werkstoff prüfung und darstellt und auch mehrere B. umfassen kann.
der Strahlentherapie. betriebliche Alters- und Hinterbliebenenver-
Betäubung, Bewusstlosigkeit, hervorgerufen durch sorgung, unwiderrufl . oder widerrufl . Zusage des
Einwirkung auf das Gehirn, z. B. Schlag, Stoffe, die das Arbeitgebers, dem Arbeitnehmer nach Erfüllung einer
Großhirn lähmen, z. B. Alkohol, Opium. Künstl. B. wird Wartezeit und bei Vorliegen bestimmter Vorausset-
mit B.-Mitteln (Narkotika) zu Heilzwecken durch- zungen (z. B. Erreichen der Altersgrenze) eine
geführt (→ Narkose) oder zum Unempfi ndlichmachen Geldleistung (meist in Form einer Rente) zu gewähren.
einzelner Körperteile ohne Ausschaltung des Betriebskapital → Umlaufvermögen.
Bewusstseins als Lokalanästhesie. Herstellung, Betriebsprüfung, steuerliche Prüfung der Buch-
Verordnung und Abgabe von B.-Mitteln, deren führung eines Betriebs durch das Finanzamt.
Missbrauch zu Sucht führen kann, sind durch das Betriebsrat, einheitl. Vertretung der
Betäubungsmittelgesetz geregelt. Arbeitnehmerschaft eines Betriebs. Das Betriebsver-
Beteigze der, zweithellster Stern im → Orion mit etwa fassungsgesetz schreibt die Bildung von B. in allen
500‐fachem Sonnendurchmesser. Betrieben mit mindestens 5 wahlberechtigten
Beteiligung, Eigentum von Anteilen an einem Arbeitnehmern vor (bei 5–20 Arbeitnehmern 1 Mitgl.).
Unternehmen. Bei Kapitalgesellschaften gilt als B. der Der B. wird von den über 18 Jahre alten Arbeitnehmern
Besitz von 25 % des Grund- oder Stammkapitals. in geheimer Wahl auf 4 Jahre gewählt. Die Mitglieder-
Btel der, Anregungs- und Genussmittel in SO-Asien und zahl richtet sich nach der Größe des Betriebs. In
O-Afrika, besteht aus einer gerösteten B.-Nussscheibe, Unternehmen mit mehreren Betrieben kann zusätzlich
die in ein mit Kalk bestrichenes Blatt des B.-Pfeffers ein Gesamt-B., in Konzernen ein Konzern-B., in
gewickelt und intensiv gekaut wird; färbt Speichel rot, gemeinschaftsweit tätigen Unternehmen ein europ. B.
Zähne schwarz. gebildet werden. Die Mitglieder sind im erforderl.
Bethni|en [hebr. »Dattelhaus«], Ort bei Jerusalem; Umfang ohne Minderung des Arbeitsentgelts von der
Wohnort des Lazarus, den Jesus auferweckte; danach Arbeit freizustellen. Sie stehen unter besonderem
Name christl. Krankenhäuser. Kündigungsschutz.
Bthe, Hans Albrecht, amerikan. Physiker dt. Herkunft, Betriebssystem, anlagespezif. System von Pro-
* 1906, † 2005; führend in der Kernphysik; Theorie der grammen eines Computers, das den Ablauf von
Elektronenbremsung durch Materie (B.-Heitler-Formel, Benutzerprogrammen steuert und überwacht.
1934); 1967 Nobelpreis für Physik. Betriebsverfassungsgesetz, Ges. vom 15. 1. 1972
Bthel [hebr. »Gotteshaus«], 1) das heutige Baitin, Dorf i. d. F. v. 25. 1. 2001, das bestimmt, in welchen Fragen
im N von Jerusalem, im A. T. Ort eines von Jakob und in welcher Form die Arbeitnehmer in Betrieben
errichteten Heiligtums. – 2) Ortsteil von Bielefeld. mitzubestimmen oder mitzuwirken haben. Das B.
(→ Bodelschwingh) regelt den Teil der Betriebsverfassung, der nicht den
Bthe-Wzsäcker-Zyklus, geschlossener Ablauf Tarifverträgen vorbehalten ist, bes. Stellung und
von Kernreaktionen, bei dem Wasserstoff kerne zu Aufgaben der Organe der Arbeitnehmer (Betriebsrat,
Heliumkernen vereinigt werden; Hauptenergiequelle Betriebsversammlung), die Einrichtung des
in vielen Sternen. Wirtschaftsausschusses, die Vertretung der
Bthlehem, Stadt südl. von Jerusalem, 30 000 Ew.; Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten. Das B. gilt nicht
Geburtsort Jesu; über der Geburtsgrotte wurde für öffentl.-rechtl. Betriebe und Verwaltungen
326–354 die Geburtskirche erbaut. (Personalvertretungsges.) sowie für Religions-
Bthmann Hllweg, Theobald von, dt. Staatsmann, gemeinschaften und deren Einrichtungen, mit
* 1856, † 1921; 1909–17 Reichskanzler, erstrebte Einschränkungen für Tendenzbetriebe.
vergebens eine dt.-brit. Verständigung, geriet im Betriebswirtschaftslehre, Disziplin der Wirt-
Ersten Weltkrieg in Ggs. zur Obersten Heeresleitung schaftswiss., die sich mit den wirtschaftl. Ent-
und zum Reichstag, trat im Juni 1917 zurück. scheidungen in Betrieben und Unternehmungen
Beton [beˈtɔŋ] der, Baustoff aus Zement als Binde-
Beton BETB befasst, v. a. Art und Menge der zu beschaffenden
mittel, feinen (Sand) und groben (Steine) Zuschlagst- Produktionsmittel (menschl. Arbeitskraft, Werkstoffe,
offen, wird mit Wasser angerührt und zum Abbinden Werkzeuge), Beschaff ung und Verwendung der
in die Form gegossen. B. hat große Druckfestigkeit, Finanzmittel, Einsatz der beschaff ten Produktions- 93
ohne Bewehrung (Armierung) aber nur geringe mittel (Fertigung), Veräußerung der Erzeugnisse und

Betriebswirtschaftslehre B
B Betrug
94 Leistungen. Danach gliedert man die B. heute in eine Klima« gefordert wurde, setzten die französischen
Theorie der Investition, der Finanzierung, der Winzer den britischen Geheimdienst in Kenntnis. Ein
Produktion und des Absatzes. Dazu kommt das nützlicher Tipp, denn die Flaschen landeten in
betriebl. Rechnungswesen (bes. Kostenrechnung). Ägypten, wo Erwin Rommel gerade den Nordafri-
Betrug,  Vermögensschädigung eines anderen in kafeldzug vorbereitete.
Bereicherungsabsicht (§ 263 StGB); Geld- oder
Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren.
Bttelheim, Bruno, amerikan. Kinderpsychologe Beuteltiere, Marsupilia, urtüml. Säugetiere in
österr. Herkunft, * 1903, † 1990; »Kinder brauchen Australien, Neuguinea und Südamerika. Cha-
Märchen« (1976), »Kinder brauchen Bücher« (1982). rakteristisch für die B. ist, dass die ohne echte
Bettelorden, kath. Mönchsorden, deren Mitglieder Plazenta in der Gebärmutter sich entwickelnden
(Bettelmönche) von Arbeit oder Almosen leben, v. a. Keimlinge noch als solche und erst etwa 0,5–3 cm groß
Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter. geboren werden und dann aktiv die Zitzen in einem
Beugung,  Diffraktin, bei Wasser-, Schall-, besonderen Brutbeutel der Mutter aufsuchen. Bis zum
elektromagnet. und Materiewellen die Abweichung Ende der Säugezeit bleiben die Jungen fest mit der
von der geradlinigen Ausbreitung in der Nähe scharfer mütterl. Zitze verbunden. Wichtige B.: → Känguru,
Kanten; sie hängt von der Größe der Wellenlänge ab Beutelbär (→ Koala), Beuteldachs, Beutelmarder,
und ist umso stärker, je größer diese im Vergleich zur Beutelratten (Opossum).
Breite des Hindernisses oder der Öffnung (z. B. Spalt)
ist. Beim Durchgang von weißem Licht durch einen Beuys [bɔis], Joseph, dt. Künstler, * 1921, † 1986.
Spalt und an einem B.-Gitter (Durchgang und/oder Nach seinem Studium der Malerei und Bildhauerei in
Reflexion) entsteht ein B.-Spektrum. Die B. von Düsseldorf (1947–52) war Beuys 1961–73 Professor für
Röntgenstrahlen an Atomen wird zur Strukturauf- Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. 1979
klärung benutzt (Röntgenspektroskopie). erlangte er internationale Bekanntheit durch eine
Bst, Ole von, dt. Politiker (CDU), * 1955; Jurist; wurde Retrospektive in New York. Mit Objekten,
1993 Vors. der CDU-Bürgerschaftsfraktion; 2001–10 Environments, rituellen Aktionen in Zusammenhang
Erster Bürgermeister von Hamburg. mit der Fluxusbewegung sowie politischen und
ökologischen Aktionen versuchte er, seine Theorien
Beutekunst, Bez. für im Zuge von Kriegen künstlerischer Kreativität auf alle Lebensbereiche
verschleppte Kulturgüter (z. B. Archivalien, Biblio- auszudehnen, und wurde damit zu einem der
theksbestände, Kunstgegenstände), bes. die bedeutendsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit.
Wegnahme von Kulturgütern im oder nach dem 1972 wurde Beuys fristlos aus seiner Professorenstelle
Zweiten Weltkrieg einerseits durch den von Dtl. entlassen und prozessierte daraufhin ganze sechs
betriebenen Kunstraub, andererseits durch die Jahre gegen das Land Nordrhein-Westfalen. Wieso
Alliierten, insbes. die UdSSR. bestand ein Mann, der permanent gegen die Kunstwelt
und die Gesellschaft rebellierte, auf eine Rückkehr in
Flüssige Beutekunst ein Angestelltenverhältnis? Die Lehre war für Beuys
Die wohl ungewöhnlichste Beutekunst des Zweiten von zentraler Bedeutung, denn in Schulen und
Weltkriegs befand sich in den Kellern des Führer- Universitäten wurde für ihn das wichtigste gesell-
hauptquartiers Adlerhorst: eine halbe Million schaftliche Kapital entwickelt: die menschliche
Flaschen französischer Wein. Ab der Besetzung Fähigkeit. Der Rechtsstreit endete 1978 mit einem
Frankreichs 1940 hatten die Nationalsozialisten Vergleich: Beuys behielt Titel und Atelier in der
systematisch versucht, die berühmten Wein- und Akademie, sein Arbeitsverhältnis endete aber 1973.
Champagnervorräte an sich zu bringen. Manche Bevölkerung, Bewohner eines bestimmten Gebiets
Massenbestellungen aus Deutschland ließen sogar ohne Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit. Die
Rückschlüsse auf die Kriegspläne zu. So erfolgte 1940 B.-Zahl wird durch Volkszählungen festgestellt und in
eine umfangreiche Bestellung nach Rumänien der Zwischenzeit entsprechend der B.-Bewegung
auffällig kurz vor dessen Besetzung durch die (Geburten, Sterbefälle, Wanderungen) fortgeschrieben.
Wehrmacht. Als wieder eine große Lieferung mit Nach Schätzungen und Zählungen betrug die B. der
spezieller »Verkorkung« für ein Land »mit sehr heißem Erde (in Mio. Ew.) 1800: 906, 1850: 1171, 1900: 1608,
BET
1950: 2423, 1969: 3552, 1976: 4045, 1985: 4832, 1990:
5290, 2009: 6800; geschätzte Weiterentwicklung 2050:
Bhmibol Adljadeh, Rma IX., König (seit 1946)
von Thailand, * 1927;  1950 mit Sirikit.
BIB
9100. Die B. ist sehr ungleich über die Erde verteilt, die Bhtan, Kgr. im östl. Himalaja, 38 394 km 2, 697 000 Ew.
größte B.-Dichte (Ew. je km 2) haben Teile O- und (v. a. tibet. Herkunft); Religion: lamaist. Buddhismus;
S-Asiens (Bangladesh 1127, Taiwan 637, Südkorea 485) hinduist. Minderheit; Hptst.: Thimphu. Amts-
und W- und Mitteleuropa (Niederlande 399, Dtl. 230), sprache: Dzongkha. B. ist ein Hochgebirgsland
die geringste u. a. das Sahara- und das Amazonasgebiet. (vergletscherte Gipfel bis 7 554 m ü. M.; über die
Die durchschnittliche B.-Dichte der Erde beträgt Siwalikketten Abfall zum Ganges-Brahmaputra-
28. – Der → Altersaufbau der B. ist wesentlich vom Tiefland; Monsunklima. Landwirtschaft (Reis-,
Verhältnis der Geburten zu den Sterbefällen bestimmt, Weizenanbau, Obstbau, Viehzucht); traditionelles
wobei der Anteil der zeugungs- und gebärfähigen Handwerk (Weberei, Silberschmiedekunst,
Jahrgänge gegenüber den älteren Jahrgängen Holzverarbeitung); Verkauf von Briefmarken,
ausschlaggebend ist. – Die B.-Statistik gliedert nach Tourismus. – Im 17. Jh. Errichtung einer theokrat.
Alter, Geschlecht, Familienstand, Beruf, Staats- Königsherrschaft mit dem Lamaismus als
angehörigkeit, Muttersprache. Staatsreligion; ab 1865 unter brit. Vorherrschaft
Bewegung,  Ortsveränderung eines Körpers oder (1910–49 Protektoratsverhältnis, 1949 durch einen
Massenpunkts. B. mit konstanter Geschwindigkeit Vertrag mit Indien abgelöst); 1907 Gründung der bis
heißen gleichförmig, mit veränderl. Geschwindigkeit in die Gegenwart regierenden Wangchuk-Dynastie
beschleunigt. Geradlinige B. mit gleichbleibender (seit 2008 laut Verf. konstitutionelle Monarchie).
Beschleunigung heißen gleichförmig beschleunigt. Bhtto, 1) Benazir, pakistan. Politikerin, * 1953,
Bhutto BHUB

Beweis, Verfahren, das dem Gericht die Überzeugung † (ermordet) 2007, Tochter von 2); übernahm 1979 die
von der Wahrheit oder Unwahrheit einer Behauptung Führung der Pakistan People's Party; 1988–90 als erste
verschaffen soll. B.-Mittel: Augenschein, Zeugen, Frau in einem islam. Staat Min.-Präs., erneut
Sachverständige, Urkunden, Parteivernehmung. 1993–96. – 2) Zulfikar Ali, pakistan. Politiker, * 1928,
B.-Last, Verpflichtung der Parteien im Zivilprozess, die † 1979 (hingerichtet); 1973–77 Min.-Präs.; nach
von ihnen behaupteten Tatsachen zu beweisen. Militärputsch verhaftet und 1978 wegen Anstiftung
Bewusstlosigkeit, völlige Ausschaltung des Be-
Bewusstlosigkeit BEWB zum Mord an einem polit. Gegner zum Tode verurteilt.
wusstseins. Die B. kann Sekunden bis Minuten (Syn- Bifra, die ehem. O-Region von → Nigeria.
kope) oder auch Stunden bis Tage (Koma) anhalten. Białystok [bjaˈi-], Hptst. der poln. Wwschaft
Beuys in Aktion.
Sie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern Folge Podlachien, 294 000 Ew.; Univ.; Textil-, Metallind.;
Mit seiner konse-
z. B. einer Verletzung (Gehirnprellung, große barockes ehem. Schloss und Rathaus (restauriert).
Blutverluste u. a.) oder Erkrankung (Schlaganfall). Bathlon das, Wettkampf aus Skilanglauf und quenten Verknüp-
Bewusstsein, unmittelbares Wissen des Menschen
Bewusstsein BEWB Schießübungen, u. a. über 7,5 km, 12,5 km (Frauen), 10 fung von Lebens-
(Subjekt) um geistige und seel. Zustände und km, 20 km (Männer), 15 km (Frauen, Männer). und Kunstwerk
Wahrnehmungen (Objekte, B.-Inhalte). Gegen- Bibel [griech. »die Bücher«] die, Heilige Schrift, erweiterte er das
stands-B.: Wissen des Subjekts um die Objekte des Sammlung der Schriften, die von den christl. Kirchen herkömmliche
Erlebens; Realitäts-B. unterscheidet zwischen als Urkunden der göttl. Offenbarung, das Wort Gottes, Kunstverständnis
Wahrnehmung und Vorstellung, Ich-B. zwischen Selbst und als verbindlich für Glauben und Leben angesehen und gelangte zur
und Umwelt. werden; besteht aus dem hebr. Alten Testament (A. T.) Konzeption der
Bezugsrecht,  Recht der Aktionäre auf Zuteilung und dem griech. Neuen Testament (N. T.). Hand- »Sozialen Plastik«,
neuer Aktien bei Kapitalerhöhung. schriften: Die alttestamentl. Handschriften verteilen mit welcher er
BGB, Abk. für Bürgerliches Gesetzbuch. sich nach ihrer Entstehung etwa über ein Jahrtausend
ein kreatives Mit-
Bhgwan-Bewegung [Bhagwan, altind. »der und sind mehrfach überarbeitet worden. Die
gestalten an der
Göttliche«], inoffizieller Name für eine religiöse Handschriften des N. T. sind gleich nach ihrer
Bewegung um den Inder Bhagwan Rajneesh Chandra Entstehung vielfach abgeschrieben worden. Die Gesellschaft und
Mohan (* 1931, † 1990), seit 1989 Osho-Bewegung. wichtigsten neutestamentl. Handschriften sind der in der Politik for-
Bhpal, Hptst. des ind. Staats Madhya Pradesh, 1,43 Codex Sinaiticus (4. Jh; in London), der Codex derte. Von links:
Mio. Ew.; Univ.; Bahnknotenpunkt. – Am 3. 12. 1984 Vaticanus (4. Jh.; in Rom), der Codex Alexandrinus Tafel Nr. 57 aus
kam es in B. zu einer Giftgaskatastrophe (rd. 3 000 (5. Jh.; in London), der Codex Ephraemi Syri rescriptus dem Werk »Richt-
Tote, 200 000 Verletzte). (5. Jh.; in Paris). Übersetzungen: Älteste griech. des kräfte« 1977;
A. T. ist die Septuaginta; die lat., die Vorbereitung für
→ Vulgata, ist in der kath. Kirche maßgebend, die Filmsequenz
Luthers dt. Übersetzung (1522 das N. T. und »Brennender
1523–34 das A. T.) für die ev. Kirchen. Ältere Gully« 1969;
german. Übersetzungen: die got. des Wulfila;
Arbeiten an der
die altdt. Evangelienharmonien.
»Eisenkiste« 1968
Biber der, Familie der Nagetiere mit
Biber BIBB

waagrecht abgeplattetem Schwanz und und Protestaktion


Schwimmfüßen; gesellige Wassertiere im N mit Studenten
Europas, Asiens und Amerikas; fällen gegen seine Ent-
Bäume durch Nagen, errichten Dämme und lassung 1972.
Wohnbauten aus Holz und Schlamm. Der
Europ. B. ist etwa 1,30 m lang, der Schwanz 95
30 cm. Er ist streng geschützt.

Biber B
B Bibernelle
96 Bibernlle die, Pimpernll, Gattung der Venedig (seit 1895). Auch die Filmfestspiele von
Doldengewächse; Wurzeln als Heilmittel. Venedig.
Biberratte, Ntria, Nager im gemäßigten Südamerika,
bis 90 cm lang; als Pelztier in Farmen gehalten. Bier, ein alkohol., kohlendioxidhaltiges Getränk,
Bier BIEB

Bibliograf die, Verzeichnis von Büchern und das durch Gärung mit Hefe aus Gerstenmalz
Zeitschriften (mit Angabe von Verfasser, Titel, (Weizenmalz), Wasser, Hopfen hergestellt wird.
Erscheinungsjahr und -ort, Band- und Seitenzahlen); Arbeitsgang in der Brauerei: 1) Malzbereitung
kann alphabet., chronolog. oder systemat. geordnet (→ Malz); 2) Würzebereitung: Ausziehen des Malzes
sein. Allg. B. sind z. B. für Dtl. die »Dt. National-B.« und durch Kochen in der Brau- oder Maischpfanne,
die »Dt. Bibliographie«. hierauf Trennung der Flüssigkeit (Würze) von den
Bibliophil, Liebhaberei für schöne und kostbare unlösl. Trebern, ferner wird der Hopfen, der die
Bücher. Haltbarkeit des B. erhöht, zugesetzt; 3) Vergärung
der Würze durch Hefe: Umwandlung des Zuckers
Bibliothk, Bez. für eine Büchersammlung, (aus dem Malz) in Alkohol und Kohlendioxid.
auch das Gebäude (Bücherei), worin die Bücher Untergärung (Hefen setzen sich nach beendeter
aufbewahrt werden. Die öffentl. B. (verwaltet von Gärung am Boden des Gärbehälters ab) bei 5–10,5 °C
Bibliothekren) sind entweder wiss. B. oder Volks- liefert haltbare Lagerbiere (z. B. Pils), Obergärung
büchereien. Allg. B. pflegen sämtl. Wissensgebiete, (Hefen schwimmen nach beendeter Gärung auf) bei
Spezial- oder Fach-B. einzelne Wissenschaften. 12,5–25 °C ergibt obergärige B. (z. B. Weiß-B., Alt-B.,
Bblis, Gemeinde im Hess. Ried, 8800 Ew.; größtes Kölsch, Porter, Ale); 4) Lagern des B. in Fässern zur
Kernkraftwerk in Dtl. (2 Blöcke mit zus. 2500 MW). Klärung und Nachgärung, nach 3–6 Wochen ist
Bchsel, Peter, schweizer. Schriftsteller, * 1935; schreibt einfaches B. trinkfertig, nach mehreren Monaten
Erzählungen (»Eigentlich möchte Frau Blum den das Lager-B. Alkoholfreies B. hat weniger als 0,5
Milchmann kennenlernen«, 1964), publizist. Prosa. Vol.-% Alkohol, während alkoholreduziertes B.
Biden [ˈbaıdən], Joseph (Joe) Robinette, amerikan. (Leicht-B.) weniger als 1,5 Vol.-% Alkohol aufweist.
Politiker (Demokrat), * 1942; Jurist; 1973–2009
US-Senator für Delaware; seit 2009 US-Vizepräsident. Ein politisches Getränk
Bdenkopf, Kurt, dt. Politiker (CDU), * 1930; 1973–77 Von Benjamin Franklin (»Bier ist der Beweis, dass
Gen.-Sekr. der CDU, war von Okt. 1990 bis April 2002 Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind«) über
(vorzeitiger Rücktritt) Min.-Präs. von Sachsen. Otto von Bismarck (»Es wird bei uns Deutschen mit
Bdermeier [nach L. Eichrodts Gedichten wenig so viel Zeit totgeschlagen, wie mit Biertrinken«)
»Biedermaiers Liederlust«, seit 1855], B.-Zeit, etwa von bis zu Gerhard Schröder (»Hol mir mal ’ne Flasche
1815–48. Der bürgerlich bestimmte B.-Stil äußerte sich Bier«) scheinen Staatenlenker von diesem Getränk
außer in der Kleidung v. a. in der Wohn- und fasziniert zu sein – vielleicht, weil sie damit Volksnähe
Möbelkunst mit ihrer schlichten Behaglichkeit, ihren verbinden. Tatsächlich galt Bier über Jahrhunderte als
klaren, leicht geschwungenen Formen und ihrer Getränk der einfachen Leute. Und weil es preiswert
Gediegenheit. Beschaulichkeit und gute Beobachtung war, meist frei von Keimen und weniger alkoholhaltig
kennzeichnen die Malerei. als heute, wurde es im Mittelalter sogar Kindern
Bl (BE), frz. Bienne [bjen], Stadt in der Schweiz, Kt. verabreicht. Ab dem 16. Jahrhundert kassierte der
Bern, am Fuße des Jura, 52 000 Ew.; Uhrenind.; Fiskus beim Biertrinken mit – wobei das keine
mittelalterl. Oberstadt. In der Nähe der Bieler See. Erfindung der frühen Neuzeit war: Schon mehrere
Blefeld, Stadt in NRW, am Teutoburger Wald, 328 100 Tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung war Bier in
Ew.; Textil‐ und Bekleidungsind.; Nähmaschinen-, Ägypten einem Monopol unterworfen und wurde in
Fahrrad-, Nährmittelfabriken; Bauernmuseum, Univ., Staatsbrauereien hergestellt.
Bodelschwinghsche Anstalten im Ortsteil Bethel.
Biene, Imme, Honigbiene, staatenbildender Hautflügler
Biene BIEB

der Familie Bienen. Zu einem B.-Volk (B.-Stock) Brbaum, Otto Julius, dt. Schriftsteller, * 1865, † 1910;
gehören 10 000–60 000 Arbeits-B. (Weibchen mit schrieb Chansons, Erzählungen und satir. Zeitromane.
zurückgebildeten Geschlechtsorganen), eine Königin Brmann, Wolf, dt. Schriftsteller und Liedersänger,
(Weibchen mit entwickeltem Geschlechtsapparat) * 1936; siedelte 1953 in die DDR über; 1976 aus-
und im Sommer 500–2 000 Drohnen (Männchen). Die gebürgert. Schreibt und komponiert polem.-krit.
beim Hochzeitsflug (Schwärmen) von 6 bis 10 Drohnen Lieder, die er selbst vorträgt (»Die Drahtharfe«, 1965;
begattete Königin (Weisel) legt die Eier (täglich rd. »Deutschland ein Wintermärchen«, 1972; »Klartexte
1200). Aus befruchteten Eiern entstehen entweder im Getümmel«, 1990). Georg-Büchner-Preis 1991.
Arbeits-B. (Arbeiterinnen) oder zur Schwarmzeit in Brmer-Krankheit [nach A. Biermer, * 1827, † 1892],
besonderen Zellen (Weiselzellen) Königinnen, aus den → perniziöse Anämie.
unbefruchteten Eiern Drohnen. B. verständigen sich Bigam die, Doppelehe, Eingehen einer weiteren Ehe
durch Tänze (Rundtänze, Schwänzeltänze) über bei bereits bestehender Ehe; strafbar (§ 172 StGB). Die
ertragreiche Nahrungsquellen (B.-Sprache). Der 2. Ehe kann aufgehoben werden (§ 1314 BGB).
Mensch hat die B. als Haustier gezüchtet (B.-Zucht, Bg Bang [-ˈbæŋ] der, → Urknall.
Imkerei). – Außer den gesellig lebenden Honig-B. gibt Bg Bn, volkstüml. Name der Stundenglocke bzw. des
es einzeln lebende B. wie die Grab-, Mauerbiene. Glockenturms des Londoner Parlamentsgebäudes.
Bi|ennle die, alle 2 Jahre wiederkehrende internat. Bikni, Atoll in der Südsee (Marshallinseln),
Kunstausstellung in den »Öffentl. Gärten« von Atombombenversuche der USA 1946–58.
BIB
Bilnz die, kontenmäßige Gegenüberstellung der Aktiva
(Vermögen: Mittelverwendung) und der Passiva
Bildhauerkunst, Malerei, Grafi k, Kunsthandwerk;
auch Architektur und künstler. Fotografie.
BIL
(Kapital: Mittelherkunft) eines Unternehmens zu Bilderschrift, eine Schrift, die eine Folge von
Bilderschrift BILB

einem bestimmten Zeitpunkt (Bilanzstichtag). Die B. Denkinhalten in bildhafter Form darstellt. Man
dient der Erfolgsermittlung und der Vermögensüber- unterscheidet nach dem Grad der Abstraktion versch.
sicht. Sie wird aufgrund der Bestandsaufnahme Arten: Die Ideenschrift stellt Sachverhalte durch
(Inventur) und der Buchhaltung hergestellt und lässt Bilder ohne Bindung an eine feste sprachl. Form dar.
die Entwicklung des Geschäftsgangs (Gewinn, Die Bilder werden ausgedeutet, aber nicht eigtl.
Verlust) als Saldo erkennen. Eine B. ist aufzustellen gelesen. Bei der Wortbilderschrift entspricht jedem
bei der Eröff nung eines Geschäfts (Eröffnungs-B.), am Wort ein Bildzeichen. Bei ihrer Phonetisierung
Ende jedes Geschäftsjahrs (Jahresabschluss, entsteht eine Lautschrift – das Bildzeichen deutet auf
bestehend aus B. und Gewinn-und-Verlust-Rech- den mit einem Wort verbundenen Lautkomplex hin.
nung) und bei Auflösung eines Geschäfts Alle selbstständig entstandenen Schriftsysteme der
(Liquidations-B.). Für die Aufstellung einer B. gelten Kulturvölker (chines. Schrift, Keilschrift, alt-
handelsrechtl. Vorschriften (§§ 242 ff . HGB). – Von der ägyptische Schrift) verwendeten als Schriftzeichen
handelsrechtl. B. (Handels-B.) ist die Steuer-B. zu urspr. Bilder.
unterscheiden, die der Besteuerung des Einkommens, Bilderstreit, theolog. Auseinandersetzung des 8. und
des Ertrags und des Vermögens zugrunde liegt. 9. Jh. um die Verehrung von Bildern religiösen Inhalts,
Bilbo, Ind.-, Hafen- und Handelsstadt an der N-Küste ausgefochten vornehmlich in der Ostkirche.
Spaniens, 353 600 Ew., Univ., Guggenheim-Museum; Bildhauerkunst, Plstik, die Kunst, aus festen Stoffen
Eisenverhüttung. wie Ton, Gips, Stein, Metall, Holz, Elfenbein
Bilche, Schläfer, Familie maus- bis rattengroßer körperhafte Gebilde zu schaffen; man unterscheidet
Nagetiere in Eurasien und Afrika; nachtaktiv, nach Größe zw. Klein- und Monumentalplastik oder
geschickte Kletterer, bissig, i. Allg. lang- und nach der Form zw. Rundplastik und Relief.
buschschwänzig; halten in kälteren Gegenden langen Bildschirmtext, Abk. Btx, Form der Telekom-
Winterschlaf. Zu den B. gehören Haselmaus, Garten-, munikation zur Übertragung von Texten und Daten
Baum- und Siebenschläfer. über eine Fernmeldeverbindung auf einen Nutzerbild-
bildende Kunst, zusammenfassende Bez. für schirm.

97

B
B Bildtelefonie
98 Bildtelefonie, früher Bildfernsprechen, Form der
BildtelefonieBILB Bimsstein, helles, sehr poröses Gesteinsglas,
Bionik: die Natur Telekommunikation zur gleichzeitigen Übertragung entstanden durch das Durchströmen von Gasen und
als Vorbild: Die von Sprache und Bewegtbild zw. zwei Teilnehmern. Dämpfen durch flüssige Lava; Polier-, Schleifmittel,
Bildtelefone bestehen v. a. aus Bildschirm, Video- Betonzusatz.
filigrane Dach-
kamera, Lautsprecher, Mikrofon und Digitalisierungs- binr, aus 2 Einheiten bestehend.
konstruktion
einheit. Binrcode [-kot], Dulcode, Code, der nur aus 2 Zeichen
des Münchner Bildung, alltagssprachl. und wiss. vielfältig aufgebaut ist, durch 0 und 1 symbolisiert.
Olympiastadions verwendeter Begriff; thematisiert mehrere Sachver- Bindegewebe, gallertartiges, faseriges oder
erinnert an ein halte, u. a. die Selbstbildung des Menschen im netzförmiges Gewebe; bildet Sehnen und Bänder, Teile
zwischen Grashal- Lebenslauf, eine Zielkategorie institutioneller Lehr- der Haut (Lederhaut); Stützgewebe der Organe. Die
men aufgehäng- und Lernprozesse, einen gesellschaftl. Leitbegriff. – B.-Massage sucht durch gezielte Reize auf das B.
tes Spinnennetz. Die B.-Forschung dient der B.-Planung auf lange Sicht. Durchblutung und Organfunktionen zu verbessern.
Die Indische Zentrum in Dtl. ist das Max-Planck-Inst. für Bindehaut, Konjunktva, Teil des → Auges.
Lotosblume ver- B.-Forschung, Berlin (seit 1963). Bindehautentzündung, Konjunktivtis, entzündl.
fügt dank einer fein Bildungsroman, im 18./19. Jh. entstandener Erkrankung der Bindehaut, äußert sich in Rötung,
Romantypus, in dem die innere Entwicklung (Bildung) Brennen, Fremdkörpergefühl, Lichtscheu und
genoppten Wachs-
eines Menschen gestaltet wird; u. a. Goethe, »Wilhelm vermehrter Absonderung.
beschichtung ihrer
Meister«. Bindung, 1)  Zusammenhalt der Atome eines
Bindung BINB

Blätter über einen Bilharzise [nach dem dt. Tropenarzt T. Bilharz, Moleküls oder Kristalls durch elektrostat. Kräfte zw.
Selbstreinigungs- * 1825, † 1862] die, trop. Wurmerkrankung bei Mensch Ionen (z. B. bei Salzen), durch 1, 2 oder 3 gemeinsame
effekt. Schmutz- und Tier, befallen werden v. a. Leber, Darm. Elektronenpaare zw. 2 Atomen (z. B. bei organ.
partikel perlen Bll, Max, schweizer. Bildhauer, Architekt, Designer, Verbindungen), durch gemeinsame Gitterelektronen
nach Benetzung * 1908, † 1994; knüpfte an die Ideen des Bauhauses an. eines Kristalls, durch Dipolkräfte u. a. Kommt es zw.
mit Wassertropfen Billard [ˈbiljard, frz. biˈjaːr] das, Spiel mit 3 Bällen Nukleonen zu einer B. durch Austauschkräfte, tritt
einfach ab. Dieser (Karambolage-B.) und einem mit Lederkuppe ein → Massendefekt auf. – 2) Art der textilen
»Lotuseffekt« wird versehenen Stock (Queue); Spieltisch mit Platte aus Fadenvereinigung. Bei einem Gewebe kreuzen sich 2
zur Herstellung Schiefer oder Marmor, mit grünem Tuch überzogen Fadensysteme rechtwinklig; je nach Art der
selbstreinigender und einem federnden Rand (Bande). Bei der Fadenkreuzung unterscheidet man Leinwand-,
Cadrepartie (seit 1883) ist die Spielfläche in Felder Köper-, Atlas-B. Bei Wirk- und Strickwaren wird
Oberflächen tech-
eingeteilt, in denen nur eine bestimmte Anzahl von meist von einem Faden das Maschensystem gebildet.
nisch umgesetzt.
Karambolagen gespielt werden darf. Das Snooker ist Bngen am Rhn, Stadt in Rheinl.-Pf., 24 700 Ew.; am
Auch der Klettver- ein dem → Poolbillard ähnliches, jedoch auf einem Einfluss der Nahe in den Rhein; Fachhochschule;
schluss hat sein größeren Tisch und mit mehr Kugeln (21) gespieltes Weinbau, Weinhandel und -verarbeitung. Im Rhein der
Vorbild in der Na- B.‐Spiel. → Mäuseturm; am Binger Loch beginnt das Durch-
tur. Seine Häkchen Billirde die, 1000 Billionen = 1015. bruchtal des Rheins durch das Rhein. Schiefergebirge.
und Schlaufen sind Billin die, 1 Million Millionen (1012); in den USA 1000 Über B. die Burg Klopp; östl. der Rochusberg
den elastischen Millionen (10 9). (Wallfahrtsort).
Widerhaken der Bllroth, Theodor, dt. Chirurg, * 1829, † 1894; entfernte Bngo, lottoähnl. Kartenglücksspiel mit 75 Zahlen.
Früchte einer Klet- erstmals Teile des Magens bei Magenkrebs. Bn Lden, Osama, auch Usama Bn Ldin, * 1957
Bin Laden BINB

te nachgebildet. Bilsenkraut, Nachtschattengewächs mit gelber, (1955?); Saudi-Araber; Führer des 1988 gegr. islamist.
Die Spezialfüße der violett geaderter Blüte, wächst an Wegen; giftige Terrornetzwerkes »al-Qaida«, gegen das sich nach
Arzneipflanze. den Anschlägen auf die USA vom 11. 9. 2001 eine
»Roboterechse«
Bmetall,  Verbindung zweier Metallstreifen mit amerikan. Militäraktion in Afghanistan und weitere
schließlich wurden
versch. Wärmeausdehnungskoeffizienten. Bei Antiterrormaßnahmen richteten (→ Antiterrorkrieg).
einem echten Erwärmung dehnt sich der Streifen mit der größeren Binnenhandel, Handel innerhalb der Grenzen eines
Gecko nachemp- Dehnzahl stärker als der andere und krümmt den Staats; Ggs.: Außenhandel.
funden, so dass sie B.-Streifen nach der entgegengesetzten Seite; Binnenschifffahrt, Schifffahrt auf Flüssen, Kanälen,
mühelos senkrecht Anwendung als Temperaturregler, zur Steuerung Seen, Binnenseen. Die Beförderung auf Binnenwasser-
klettern kann. elektr. Kontakte u. a. straßen ist billig, aber langsam und
BIL
abhängig von der Witterung. Befördert werden u. a.
haltbare Massengüter (Kohle, Erze, Getreide). Größter
biogentisches Grundgesetz, von Ernst Haeckel
u. a. aufgestelltes entwicklungsgeschichtl. Gesetz,
biogenetisches Grundgesetz BIOB

BIO
dt. Binnenhafen: Duisburg. dass die Entwicklung eines Einzelwesens eine kurze
Bnnig, Gerd, dt. Physiker, * 1947; entwickelte mit Wiederholung seiner Stammesentwicklung sei. So
H. Rohrer das Rastertunnelmikroskop; erhielt dafür erinnern z. B. die kiemenatmenden Froschlarven an
1986 zusammen mit diesem und E. Ruska den die Abstammung der Lurche von den Fischen.
Nobelpreis. Bioklimatolog die, Lehre von den Beziehungen der
Binoche [biˈnɔʃ], Juliette, frz. Filmschauspielerin, * 1964; Lebewesen zum Klima, bes. in gesundheitl. Hinsicht.
»Drei Farben: Blau« (1993), »Der engl. Patient« (1996), Biolog die, Naturwiss. vom Lebendigen. Sie
Biologie BIOB

»Chocolat« (2000), »Caché« (2005), »So ist Paris« beschäftigt sich mit den Pflanzen (Botanik), den
(2008). Tieren (Zoologie), dem Menschen (Anthropologie)
Binm das, Summe aus 2 Gliedern, z. B. a + b. – Binom. und den Mikroorganismen (Mikrobiologie). Die allen
Lehrsatz oder Binomialreihe: Darstellung einer Potenz Lebewesen gemeinsamen Erscheinungen wie Bau
eines B. durch eine Reihe, z. B. (a + b)2 = a 2 + 2ab + b2. und Leben der Zelle, Vererbung werden in der allg. B.
Binse die, Binsengewächsgattung; grasähnliche Ufer- behandelt. Teilgebiete sind u. a.: Systematik,
und Sumpfpflanzen. Morphologie, Zytologie, Physiologie, Genetik,
Biochem die, Lehre von der chem. Zusammensetzung Verhaltensforschung, Entwicklungs-B. Die
der Lebewesen und den chem. Vorgängen im Körper. Geschichte des Lebens in den früheren Erdzeitaltern
ist Gegenstand der Paläontologie und teilweise der
Biothik, Teilgebiet der angewandten Ethik, das Urgeschichte des Menschen. Durch die Ent-
sich mit sittl. Fragen zu Geburt, Leben und Tod im deckungen von Cuvier, Lamarck und Darwin gewann
Hinblick auf neue Entwicklungen und Möglichkeiten die B. seit dem 18. und 19. Jh. Einfluss auf die allg.
der biologisch-medizin. Forschung und Therapie Weltanschauung (Mechanismus, Vitalismus,
befasst. Deszendenztheorie, Darwinismus, Vererbungslehre).
Biolog. Begriffe und Vorstellungen werden vielfach
Kein Fortschritt ohne Problematik auf andere Wissensgebiete übertragen
Neue Möglichkeiten werfen Fragen nach den (Biologsmus).
Grenzen auf. Verliert der »gläserne Mensch«, dessen biolgischer Landbau → ökologischer Landbau.
Erbgut analysiert, dessen Krankheitsanfälligkeit biolgische Waffen → ABC-Waffen.
diagnostiziert und dessen äußeres Erscheinungsbild Bioluminesznz, auf biochem. Vorgängen
perfektioniert werden kann, sein Recht auf Privatheit beruhende Lichtausstrahlung vieler Lebewesen
und Unvollkommenheit? Während die Erfolge in der (Bakterien, Tiefseefische u. a.). Die B. basiert auf der
Bekämpfung von Krankheiten unstrittig sind, Oxidation bestimmter Leuchtstoffe (Luciferine)
werden die Forschung an Embryonen und die unter katalyt. Wirkung des Enzyms Luciferase; oft
Lebensverlängerung um jeden Preis kontrovers unter Beteiligung symbiontisch leuchtender
diskutiert. Wo fängt das Leben an und wo hört es Bakterien.
auf? Die Auswertung von DNA-Spuren erleichtert die Bomasse, Gesamtheit aller lebenden, toten und
Aufklärung von Straftaten, die Speicherung zersetzten Organismen eines Lebensraums (auch der
genetischer Daten erhöht jedoch die Gefahr von gesamten Erde), einschließlich der von ihnen
Missbrauch. Biobanken beispielsweise sollen helfen, produzierten organ. Substanzen.
Krankheiten zu erforschen und Therapien zu Biometr, Biomtrik, Bostatistik, die Anwendung
Biometrie BIOB

entwickeln. Sie lassen aber auch Rückschlüsse auf von Methoden der math. Statistik auf die Erfassung
die Identität der Probanden zu. und Bearbeitung von Daten in Bereichen der
Biologie, Medizin, Landwirtschaft u. a.; in der
Informatik die Verarbeitung bioelektr. Körpersig-
Bogas, brennbares Gasgemisch, entsteht bei der nale für Erkennungs- und Sicherheitsverfahren.
Zersetzung von Biomasse (z. B. Fäkalien, Stroh) durch
Bakterien. Binik [Kurzwort aus Biologie und Technik],
Bionik BIOB

bezeichnet einen interdisziplinären Wiss.-Zweig, der


sich mit Konstruktionen, Verfahren und Entwick-
lungsprinzipien biolog. Systeme befasst. Ziel ist es,
biolog. Strukturen und Funktionen im Hinblick auf
ihre techn. Verwertbarkeit zu
untersuchen und als
Anregung für eigenständiges
techn. Gestalten zu nehmen
sowie zur Vervollkommnung
vorhandener oder zur
Schaff ung neuer Geräte,
Konstruktionen und Systeme
nutzbar zu machen.
Biophysk die, naturwiss. Biophysik BIOB

Grenzgebiet zw. Physik und 99

Biophysik B
B Biopsie
100 physikal. Chemie einerseits und Biologie, Medizin Militärjunta (Vors. Than Shwe); Aufnahme von B. in
und Biochemie andererseits. die ASEAN. Auf Demonstrationen buddhist. Mönche
Biops die,  Probeentnahme und Untersuchung von
Biopsie BIOB 2007 reagierte das Regime mit Gewaltmaßnahmen.
Geweben, Körperflüssigkeiten u. a. am lebenden 2008 wurde B. von einem schweren Zyklon
Menschen zur Krankheitserkennung. heimgesucht. Im selben Jahr ließ die Junta ein
BOS [Abk. für engl. basic input output system], 
BIOS BIOB Referendum über eine neue Verf. durchführen.
Sammlung von Routinen, die grundlegende Birmingham [ˈbəːmɪŋəm],1) zweitgrößte Stadt
Hardwarefunktionen des Computers steuern bzw. Großbritanniens, 1 Mio. Ew.; früher bed. Metallind.,
beschreiben. Sie sind in einem Chip gespeichert, der heute Dienstleistungszentrum; 3 Univ.; Sitz eines kath.
sich auf dem Motherboard befindet. Erz- und eines anglikan. Bischofs; Tourismus. –
Bio-Siegel → ökologischer Landbau. Bio-Siegel BIOB 2) Stadt in Alabama, USA, 284 500 Ew.; u. a. Zentrum
Biosphre die, Gesamtheit des von Lebewesen BiosphäreBIOB der eisen- und stahlverarbeitenden Ind. im S der USA.
besiedelten Teils der Erde. Birnbaum, Birne, Kernobstbaum, Gattung der Rosen-
Biosynthse, Aufbau biochem. (organ.) Substanzen gewächse. Wilder B., dorniger Waldbaum in Europa
durch lebende Organismen mit Hilfe von Enzymen. und Asien, mit kleiner, saurer, harter Frucht (Holz-
Biotechnolog, Wiss. von den Methoden und birne). Dieser B. und die asiat. Birnen sind die Stamm-
Verfahren zur techn. Nutzung biolog. Prozesse. Die B. pflanzen der vielen Gartensorten, z. B. Butterbirne,
erarbeitet die Grundlagen für die Verwendung von Bergamotte, Flaschenbirne, Muskatellerbirne.
lebenden Organismen, v. a. Mikroorganismen, in Bsamratte, Nagetier der Familie Wühler, urspr. im N
techn. Prozessen (z. B. bei der biolog. Abwasserrei- Nordamerikas, 30–40 cm (ohne den seitlich
nigung, bei Gärungsprozessen, bei der Herstellung abgeplatteten Schwanz), in der Lebensweise
von Enzymen, Antibiotika u. a.). Neben mikrobiolog. biberähnlich, des wertvollen Pelzes wegen in Europa
und biochem. werden zunehmend auch gentechn. eingeführt.
Methoden angewandt. (→ Gentechnik) Biscya, Golf von B., große Bucht des Atlant. Ozeans zw.
Biotn das, in Hefe, Erdnüssen und Schokolade N-Spanien und W-Frankreich, bis 5872 m tief, wegen
vorkommendes Vitamin H. häufiger Stürme gefürchtet.
Biotp [griech. »Lebensstätte«] der oder das, von der Bischkk, 1926–91 Frnse, Hptst. Kirgisistans,
Umwelt abgegrenzter, relativ einheitlich gestalteter 794 000 Ew.; Univ., Hochschulen; vielseitige Ind.; .
Lebensraum, z. B. Wiese, Moor, See. Bischof [griech. episkopos »Aufseher«], der leitende
Bischof BISB

Brcher-Müsli, Brcher-Bnner-Müsli [nach Geistliche in einem bestimmten kirchl. Gebiet


Maximilian Bircher-Benner, * 1867, † 1939], Diätspeise (Jurisdiktionsbezirk). In der kath. Kirche kommt
aus rohen Hafer- u. a. Getreideflocken, geriebenem dem B., der vom Papst ernannt wird, die unbe-
Apfel, Rosinen, gemahlenen Nüssen oder Mandeln schränkte Kirchengewalt in seinem Bistum zu.
und Zitronensaft; eingeweicht in Wasser oder Milch. Amtstracht: Brustkreuz, B.-Stab, Mitra, B.-Hut u. a.
Birke die, Btula, Gattung der Birkengewächse, rd. 40
Birke BIRB Neben dem Diözesan-B. gibt es B. ohne Jurisdiktions-
Arten, in der nördl. gemäßigten und kalten Zone, gewalt (Titularbischof). In den Ostkirchen wird der
wächst auf sandigem wie auf moorigem Boden. Die B. aus den Reihen der Priestermönche gewählt. In
Haar- oder Schwarz-B. reicht weiter nach N. Strauch-B. den ev. Kirchen kennen einige Landeskirchen den
und Zwerg-B. wachsen auf Torfmooren im nördl. bis Titel B. als Amtsbezeichnung für ihren leitenden
arkt. Europa, Asien und Amerika. In Dtl. wächst die B. Amtsträger. Dieser wird von der Synode gewählt. –
u. a. in Mittelgebirgen. – B.-Holz wird als Schälholz für Bis in die 2. Hälfte des 20. Jh. wurde das B.-Amt
Sperrholzplatten und Möbelholz verwendet. ausschließl. von Männern ausgeübt. Die erste Weihe
Birkhuhn, Hühnervogel, lebt in Moor, Heide und Birkhuhn BIRB einer Frau zur Bischöfin in der Kirchengeschichte
Mischwald. erfolgte 1989 in der amerikan. Episkopalkirche.
Brma, birman. Mynmar, engl. Burma [ˈbəːmə], Rep.
Bisexualitt, Zweigeschlechtlichkeit.
Birma BIRB

im NW des festländ. Südostasien, 676 578 km 2, 50,0


Mio. Ew.; Hptst. (seit 2006) Naypyidaw. Amtssprache: Bisexuelle Potenz ist die Fähigkeit der Zellen, sich in
Birmanisch (Myanmar). – B. ist im W von Gebirgs- männl. oder weibl. Richtung entwickeln zu können. B.
ketten durchzogen, den O nimmt das Shanhochland beim Menschen bezeichnet das Erstreben oder
ein, dazwischen liegt das Stromland des Irawadi Ausüben sexueller Handlungen mit gleich- und auch
(Verkehrsader). Das Klima steht unter Monsunein- andersgeschlechtl. Partnern.
fluss; im S Urwald. Die Birmanen (69 % der Ew.)
gehören zur tibetobirman. Sprachfamilie. Haupt- Im Dienste des Zusammenhalts
religion: Buddhismus. Ausfuhr: Reis, Teakholz, Bonobos sind die zierlicheren Verwandten der
Bergbauprodukte. Eisenbahnnetz, Binnenschiff- Schimpansen. Bekanntgeworden sind sie durch ihr
fahrt; internat.  in Rangun. – Das Kgr. B. wurde außergewöhnliches Sexualverhalten. Mehrmals
1885/86 mit Brit.-Indien vereinigt, 1948 unabhängig. täglich kommt es zu sexuellen Kontakten und diese
Nach einem Staatsstreich (1962) übernahm General beschränken sich keineswegs auf das jeweils andere
Ne Win die Macht (»birman. Weg zum Sozialismus«); Geschlecht. Weibchen treiben es ganz selbstver-
1988 Sturz der Einparteienherrschaft und Macht- ständlich auch mit Weibchen, Männchen mit
ergreifung durch eine Militärjunta. Die Parlaments- Männchen. Zu den Sexualpraktiken zählen – höchst
wahlen 1990 gewann die Nat. Liga für Demokratie ungewöhnlich im Tierreich – auch Selbst-
(von der Militärreg. nicht anerkannt) unter Führung befriedigung, Oralsex, Genitalienmassage und
von Aung San Suu Kyi. 1997 Neuformierung der Zungenküsse. Dennoch darf man sich die Bonobos
n
s so viel geloge
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des BIO
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nicht als krankhaft sexbesessene Spezies vorstellen.
Die Sexualkontakte erfolgen eher beiläufig und Krieges un d na
ch der Ja gd. BLA
to von Bisma rck
Ot
entspannt, als völlig natürlicher Teil des Gruppen-
lebens. Und als solcher erfüllen sie eine wichtige
Funktion: Sie helfen Spannungen in der Gruppe Bittermandel|öl, Samenöl bitterer Mandeln,
abzubauen. Tatsächlich verläuft das Zu- Pflaumen u. a.; künstl. B. für Aromen: Benzaldehyd.
sammenleben der Bonobos deutlich friedlicher als Bittersalz, Magnesiumsulfat, Abführmittel.
bei anderen Primaten. Bittersüß das, Nachtschattenart, Schlingstrauch;
violette Blüten, scharlachrote Beeren; giftig.
Bitmen das,  braunschwarze, brennbare Kohlen-
Bisky, Lothar, dt. Politiker, * 1941; 1993–2000 sowie wasserstoffgemische; im Asphalt und im Destillations-
erneut ab 2003 Bundesvorsitzender der PDS; 2005–09 rückstand des Erdöls.
Mitglied des Bundestags (Fraktion Die Linke/PDS); B. Bwak das, Lager im Freien (auch in Zelten oder Hütten),
setzte sich für die Verschmelzung von Linkspartei und bes. von Soldaten oder Bergsteigern.
WASG zur neuen Partei »Die Linke« ein; auf deren Bizet [biˈze], Georges, frz. Komponist, * 1838, † 1875;
Gründungsparteitag am 16. 6. 2007 wurde er zu einem Oper: »Carmen« (1875); Suite: »L' Arlésienne« (1872).
der beiden gleichberechtigten Vorsitzenden gewählt, Blcher, Boris, dt. Komponist, * 1903, † 1975; Opern,
neben O. → Lafontaine von der bisherigen WASG. Orchesterwerke, Ballette u. a.
Dieses Amt übte B. bis 2010 aus. Seit 2009 ist B.
Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Vors. Blackbox [ˈblækbɔks], 1) Teil eines kybernet.
der Fraktion Vereinte Europ. Linke/Nord. Grüne Linke Systems mit unbekannter innerer Struktur und
(GUE/NGL). Wirkungsweise; eindeutig bekannt und bestimmbar
sind nur die auf die Eingangssignale folgenden
Bsmarck, Otto Fürst von, dt. Politiker, Ausgangssignale. – 2) bei Flugzeugen Bez. für den
Reichskanzler, * 1815, † 1898. B. wurde 1847 preuß. Flugdatenschreiber und den Cockpit-Stimmen-
Abgeordneter, 1851 Gesandter am Frankfurter rekorder (engl. Cockpit-Voice-Recorder, CVR), die
Bundestag. Seit Herbst 1862 preuß. Min.-Präs., Flugdaten bzw. die Gespräche im Cockpit aufzeichnen.
verteidigte er die Heeresreform König Wilhelms I.
gegen das Abgeordnetenhaus, gewann 1864 mit Die Blackbox der Meere
Österreich im Krieg gegen Dänemark Schleswig-Hol- Was für Flugzeuge längst Standard ist, gibt es für
stein und begründete 1866 durch den Krieg gegen Schiffe erst seit ein paar Jahren: Alle ab dem 1. Juli
Österreich die preuß. Vormachtstellung in Dtl. Mit 2002 gebauten Fahrgastschiffe und Schiffe mit mehr
der Gründung des Norddt. Bunds 1867, dessen als 3000 Bruttoraumzahl müssen eine »maritime
Bundeskanzler B. wurde, war die Vorherrschaft black box« an Bord haben. Der Schiffsdatenschreiber
Preußens in Dtl. durchgesetzt; der Ausgang des VDR (Voyage Data Recorder) speichert wichtige
Dt.-Frz. Kriegs 1870/71 gab den Anstoß zur Daten wie Fahrtrichtung, Ruder- und Motorenein-
Gründung des Dt. Reichs unter Führung Preußens. stellung, Radarbilder und Tonaufnahmen aus der
In den Fürstenstand erhoben, übernahm B. als Brücke der letzten 12 Stunden. Der VDR ist auf dem
Reichskanzler die Führung der Politik. In den Freideck installiert, um Tauchern einen
1870er-Jahren führte er den »Kulturkampf« gegen ungehinderten Zugang zu ermöglichen. Da ein
den polit. Katholizismus (Zentrumspartei). 1878 kompletter Schiffsuntergang jedoch eher die
setzte er das Sozialistengesetz durch; gleichzeitig Ausnahme ist, entfallen auch die aufwendigen
leitete er den → Berliner Kongress, 1879 schloss er das Suchen nach der Blackbox wie bei Flugzeug-
dt.-österr. Bündnis, 1882 den → Dreibund; dabei war abstürzen.
er bestrebt, die Freundschaft mit Russland zu
erhalten (Rückversicherungsvertrag). Die
Sozialgesetze (1881–89) verbesserten die Lage der Black Muslims [ˈblæk ˈmʊslɪmz], Bewegung eines Teils
Arbeitnehmer. Zu Kaiser Wilhelm II. geriet er bald in der schwarzen Bev. in den USA, nach deren Selbstver-
Gegensatz, so dass er 1890 seinen Rücktritt ständnis die Schwarzen Muslime sind; bekanntester
einreichte. – Zu B.s Amtszeit wurden die ersten dt. Vertreter: Malcolm X.
Schutzgebiete (Kolonien) erworben. Blackpool [ˈblækpuːl], bekanntes engl. Seebad an der
Bsmarckarchipel, zu Papua-Neuguinea gehörende Irischen See, 142 000 Einwohner.
melanes. Inselgruppe, mit Neubritannien, Neuirland, Black Power [ˈblækpaʊə], Schlagwort der radikalen
Black Power BLAB

Lavongai und den Admiralitätsinseln; 49 900 km 2; Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Bev. in den USA
Hauptort und : Rabaul. 1884–1918 dt. Schutzgebiet. seit 1965; seit 1973 keine einheitl. Bewegung mehr.
Bson der, nordamerikan. Wildrind, früher in großen Blair [ˈbleə], Anthony (Tony) Charles Lynton, brit.
Herden, von weißen Jägern fast ausgerottet, heute Politiker, * 1953; seit 1983 Abgeordneter im Unterhaus,
geschützt. Verwandter des europ. → Wisents. 1994–2007 Führer der Labour Party; 1997 zum
Bissu, Hptst. von Guinea-Bissau, 404 100 Ew.; Hafen; Premierminister gewählt (2001 und 2005 im Amt
Ausfuhr von Hartholz, Kopra, Erdnüssen; internat. . bestätigt), Rücktritt 2007; ab 2001 im Antiterrorkrieg
Bstum → Diözese. enger Schulterschluss mit den USA.
Bt [Abk. von engl. binary digit »Binärstelle«] das,  Blake [bleɪk], William, engl. Maler, Grafiker, Dichter,
Blake BLAB

kleinste Informationseinheit im binären Zahlen- * 1757, † 1827; Mystiker; Illustrationen zum Buch Hiob, 101
system, Maßeinheit für den Informationsgehalt. Dante, Milton u. a.

Blake B
B Blankvers
102 Blankvers, reimloser jamb. Fünfheber; war beliebt im Blauhelme,  für Angehörige der UN-Friedenstruppen
engl. Drama, bes. bei Shakespeare und seinen (→ Vereinte Nationen).
Zeitgenossen, in der dt. Lit. u. a. bei G. E. Lessing Bläulinge, kleine Schmetterlinge, Männchen meist mit
(»Nathan der Weise«). bläul. Flügeloberseite, rötlich die Feuerfalter.
Blasensteine → Harnsteine. Blaumeise, eine etwa 11 cm große Meisenart in
Blasentang, Fcus der, Braunalge mit Luftblasen, die Europa, W-Asien und NW-Afrika, Flügelenden und
die Alge im Wasser aufrecht halten. Schwanz sind metallisch dunkelblau.
Blas|instrumente, Musikinstrumente, bei denen die Blausäure, Cynwasserstoff, HCN, sehr giftige
in einem festen Körper eingeschlossene Luft in Flüssigkeit, die stark nach bitteren Mandeln riecht
Schwingung versetzt wird; Flöteninstrumente (Flöte, und in den Kernen der Steinfrüchte als Amygdalin
Blockflöte), Rohrblattinstrumente (Oboe, Englisch- enthalten ist; Verwendung u. a. zur Vernichtung von
horn, Fagott; Klarinette, Saxofon), Trompeteninstru- Ungeziefer. B.-Vergiftung kann zum Tod durch
mente (Trompete, Posaune, Horn, Tuba). Zu den B. Atemstillstand führen.
gehört i. w. S. auch die Orgel. Blaustrumpf, Spottname für intellektuelle Frauen;
Blasphem die, Gotteslästerung. nach dem literar. Kreis der Lady Montague in London
Blasrohr, Jagd- und Kriegswaffe bei manchen Völkern, (um 1750), zu dem der Naturforscher Stillingfleet
z. B. in Indonesien, Südamerika. angeblich in blauen Kniestrümpfen erschien.
Blstula → Entwicklung. Blausucht, Zyanse, Blaufärbung des Körpers (bes.
Blatt,  Teil der höheren Pflanze, von begrenztem Gesicht, Nägel) infolge ungenügender Sauerstoffauf-
Wachstum, flächiger Gestalt und verhältnismäßig nahme in den Lungen, z. B. bei Herz- oder Lungen-
zartem Bau; enthält Chlorophyll, dient der → Photosyn- krankheiten und angeborenen Herzfehlern.
these und → Transpiration. Weniger flächig als das Blauwal, bis 33 m lang, 130 t schwer, größtes Tier der
Laub-B. ist das B. als Nadel der Nadelhölzer. Als Erde, immer seltener, lebt im N-Atlantik. (→ Wale)
Leitungen für die Nährstoffe durchziehen Gefäß- Blch, Leo, dt. Dirigent und Komponist, * 1871, † 1958;
bündel den B.-Stiel, die sich auf der B.-Fläche (Spreite) Lieder und Spielopern.
als B.-Rippen und B.-Adern (B.-Nerven) verästeln. Blei, lat. Plmbum, Symbol Pb, chem. Element, weiches
Bltter, Joseph (»Sepp«), schweizer. Sportfunktionär, Schwermetall, OZ 82, relative Atommasse 207,2, D
* 1936, 1981–98 Gen.-Sekr., seitdem Präs. der → FIFA. 11,39 g/cm3, Fp 327,5 °C, Sp 1751 °C. Aus den weit
Blättermagen, dritter Abschnitt des Wieder- verbreiteten B.-Erzen (wichtigstes ist der → Bleiglanz)
käuermagens, mit Längsfalten. wird das B. meist durch Röstreduktionsverfahren
Blattern → Pocken. gewonnen. Man erhält Werk-B., das durch Raffination
Blätterpilze, Lamellenpilze, Gruppe der Ständerpilze, gereinigt wird. Dabei fallen meist andere Schwer- und
mit schirm- oder hutförmigem, Sporen tragendem Edelmetalle an. Verwendung: Ummantelung von
Fruchtkörper; auf der Unterseite fächerartige Kabeln, Akkumulatorenplatten, Munition, Lettern-
blattähnl. Leisten (Blätter, Lamellen) mit den Sporen. metall, Dichtungen, Legierungen, Abschirmstoff für
Blattflöhe, sprungfähige zikadenähnl. Pflanzensauger. Röntgen- und Gammastrahlen. (→ Bleivergiftung)
Schädlich sind z. B. die einheim. Apfelblattsauger. Bleichen, Aufhellen von Farbtönen bei Textilien, Papier,
Blattgold, reines Gold, feine Blättchen von etwa
Blattgold BLAB Fellen u. a. Bleichmittel wirken meist oxidierend oder
0,00010 mm Dicke; zum Vergolden bes. von Buch- reduzierend. Physikal. B. beruht auf Verwendung opt.
schnitt, Kuppeln, Denkmälern. Unechtes B., Rausch- Aufheller (opt. B.).
gold, Knittergold, Legierung aus Kupfer und Zink. bleifreies Benzn → katalytische Nachverbrennung.
Blattgrün → Chlorophyll. Bleigießen, alter Orakelbrauch: Geschmolzenes Blei
Blatthornkäfer, Familie der Käfer mit blattartig wird in Wasser geschüttet, die entstehenden Gebilde
verbreiterten Fühlerenden; z. B. Mai-, Hirschkäfer. werden gedeutet.
Blattläuse, Pflanzensauger, deren zuckerhaltige Bleiglanz, Galent, PbS, wichtigstes Bleierz, grau,
Exkremente (Honigtau) von Ameisen verzehrt werden. kristallisiert meist in Würfeln.
Einige B. rufen auch Pflanzengallen hervor. Bes. Bleiglas, Bleioxid enthaltendes Glas; Strahlenschutz-
schädlich ist die Reblaus. glas, opt. Glas, starke Lichtbrechung (Kristallglas).
Blattwickler, Kleinschmetterlinge, → Wickler. Bleikammern, berüchtigtes Staatsgefängnis unter
Blaubart, Märchen von C. Perrault: Ein Ritter tötet 6 dem Bleidach des Dogenpalasts in Venedig, 1797
seiner Frauen, die aus Neugier ein verbotenes Zimmer zerstört.
(das Mordzimmer) betreten. Die 7. wird von ihren Bleistift, Schreib- und Zeichenstift mit Graphitmine in
Brüdern gerettet, B. getötet. Holzfassung. Kopier- und Tintenstifte enthalten
Blaubeere → Heidelbeere. Teerfarbstoffe, Farbstifte Teer- oder Mineralfarbstoffe.
blaue Blume, Symbol für die romant. Dichtung bzw. Bleivergiftung, Bleikrankheit, melde- und ent-
für die Sehnsucht nach dem Unendlichen; aus Novalis' schädigungspflichtige Berufskrankheit, verursacht
Roman »Heinrich von Ofterdingen« (1802). durch Einatmen von bleihaltigem Staub oder Dampf.
Ble Grtte, Uferhöhle der Insel Capri; bei Tag mit Symptome der chron. B. sind Verstopfung, Kopf-
lasurblauem Licht erfüllt. schmerzen, Anfälle von heftigen Leibschmerzen
Blauer Reiter, 1911 in München gegr. Künstlerver- (Bleikolik), fahle Hautfarbe, Krämpfe, auch Augen- und
einigung von großem Einfluss auf die Malerei; Nierenschädigungen.
Mitglieder u. a. Kandinsky, Klee, Macke, Marc. Blende, in opt. Geräten Einrichtung zur Verkleinerung
Blaues Band, 1838–1952 Auszeichnung des schnellsten bzw. Vergrößerung der Objektivöffnung.
Fahrgastschiffs auf der Atlantikstrecke. Blesse die, weißer Stirnfleck bei Tieren.
BLA
sind in ausreichender Entfernung von der B.-Schutz-
anlage zu verlegen oder über Überspannungsableiter
BLü
mit dieser zu verbinden. – Der B.-Ableiter wurde 1752
Es gibt Blitze, die
von B. Franklin erfunden.
Blxen, Tania, eigtl. Baronin Karen Christence nicht in die Erde,
B.-Fnecke, dän. Schriftstellerin, * 1885, † 1962; sondern in den
Schilderungen vom Leben in Afrika; u. a. »Afrika, Himmel einschla-
dunkel lockende Welt« (1937). gen. Sie heißen
Blizzard [ˈblɪzəd] der, verheerender Schneesturm in
Blizzard BLIB
»Gigantische Jets«
Nordamerika mit Windgeschwindigkeiten über 15 m/s. und können bis zu
Blch, 1) Ernest, amerikan. Komponist schweizer. 90 km hoch senk-
Herkunft, * 1880, † 1959; um Erneuerung der jüd. Musik recht in die Iono-
bemüht; Opern, Sinfonien. – 2) Ernst, dt. Philosoph, sphäre jagen. Da
* 1885, † 1977; entwickelte, an den Marxismus und
diese Blitzart welt-
ältere Sozialutopien anknüpfend, eine Philosophie der
weit erst fünfmal
Hoffnung (»Das Prinzip Hoffnung«, 3 Bde., 1954–59).
Blockflöte, Langflöte mit Schnabelmundstück und beobachtet wurde,
Grifflöchern, von weichem Klang, als Sopranino-, existieren noch
Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass-B. gebaut. keine Aufnahmen
blockfreie Staaten, lockerer Zusammenschluss von des Phänomens.
nicht paktgebundenen Ländern und der PLO; umfasst
(2009) 118 Mitglieder, die sich trotz unterschiedl. polit.
Blessralle, Blesshuhn, knapp entengroßer, schwarzer Orientierung zum Prinzip der Blockfreiheit
Wasservogel mit weißem Stirnschild. (Ablehnung einer Beteiligung an Bündnissystemen)
Blinddarm, sackförmiger Anfangsteil des Dickdarms und zur friedl. Koexistenz auf der Basis der
im rechten Unterleib, in den der Dünndarm mündet; Gleichberechtigung aller Staaten bekennen. Als
der B. hat einen (durchschnittl. 8 cm langen) Vorläufer der Bewegung b. S. gilt die Bandung-Kon-
Wurmfortsatz (Appendix). B.-Entzündung: Entzündung ferenz von 1955 (→ Bandung); Gründungskonferenz
dieses Wurmfortsatzes (Appendizitis). Sie kommt war die Belgrader Konferenz 1961 (25 Teilnehmer-
häufig vor und beginnt mit unbestimmten Bauch- staaten). Gipfelkonferenzen der Mitgliedsstaaten
schmerzen (erst später im rechten Unterbauch, der (hauptsächlich Entwicklungsländer) finden i. d. R. alle
druckempfindlich wird), leichtem Fieber, Übelkeit, 3 Jahre statt. In den 1960er-Jahren war die Bewegung
Erbrechen. Meist muss der Wurmfortsatz durch v. a. mit Problemen der Entkolonialisierung, nat.
Operation entfernt werden (Appendektomie). Selbstbestimmung und Sicherheitspolitik der b. S. in
Blinde, Menschen, denen das Sehvermögen fehlt. Bei den von Blockbildung und Ost-West-Konflikt
völliger Blindheit (Amaurose) ist jede Lichtemp- geprägten internat. Beziehungen befasst, ab den
findlichkeit erloschen; in Dtl. gelten Menschen auch 1970er-Jahren Konzentration auf die aus dem
als blind, wenn die Sehschärfe auf dem besseren Auge Nord-Süd-Konflikt erwachsene Forderung nach einer
1
⁄50 der Norm nicht übersteigt. Blindheit kann neuen Weltwirtschaftsordnung. Nach dem Ende des
angeboren sein; meist ist sie erworben durch Ost-West-Konflikts seit den 1990er-Jahren
Erkrankung, Verletzung oder Verlust der Augen. Bedeutungsrückgang der Bewegung als alternative
Grundlage des Lesens und Schreibens ist die B.-Schrift »Dritte Welt« und Versuch einer Neuorientierung.
(Schriftzeichen aus erhabenen Punkten, in Papier Blcksberg, volkstüml. für mehrere dt. Berge, bes. den
eingedrückt, die beim Lesen mit dem Zeigefinger von Brocken, als Versammlungsort der Hexen.
links nach rechts abgetastet werden). Der Tastsinn Blockschrift, lat. Druckschrift aus gleichmäßig
muss den Gesichtssinn ersetzen. starken Grundstrichen.
Blindschleiche, beinlose, schlangenförmige und Bloemfontein [bluːmfɔnˈteɪn], als Metropolitan Bloemfontein BLOB

lebendgebärende Echse des europ. Waldes; wird bis 50 Municipality Mangaung Hptst. der Prov. Freistaat,
cm lang; vertilgt Regenwürmer und Nacktschnecken; Rep. Südafrika, 480 500 Ew.; Sitz des Obersten
die schlüpfenden Jungen sind 8–9 cm lang. Gerichtshofs; Univ.; Straßen‐ und Eisenbahnknoten-
punkt, internat. .
Blitz, Ausgleich hoher elektr. Aufladungen zw. Blog, Kurzform von Weblog [zu engl. web »Netz« und
BlogBLOB

Wolken und Erde oder zw. Wolken. Die häufigste Form Log(buch)] der oder das, im Internet geführtes
ist der oft verzweigte Linien-B. Die Stromstärke kann Tagebuch, in dem aktuelle, dem World Wide Web
bis 100 000 A, die Spannung viele Mio. V betragen. (www) entnommene Informationen chronologisch
Äußerst selten sind der Perlschnur- und der Kugel-B. aufgelistet und regelmäßig aktualisiert werden,
Der B. ist meist von Donner begleitet, kann Gegen- versehen mit weiterführenden Informationen und
stände zertrümmern und entzünden, Lebewesen kommentierten Links (Hypertexte) zu anderen
töten. Gebäude, v. a. hochragende, werden durch Webseiten.
B.-Ableiter geschützt, bestehend aus Fang-, Gebäude- Blondel [blˈdɛl], Maurice, frz. Philosoph, * 1861, † 1949;
und Erdleitungen, die, möglichst in Form eines vertrat eine Philosophie der Tat und der religiösen
Ringerders, das Gebäude umgeben sollen. Dach- Existenz.
traufen, Regenfallrohre u. a. Metallteile sind mit der Blcher, Gebhard Leberecht Fürst B. von Whlstatt,
Blücher BLüB

103
B.-Schutzanlage zu verbinden. Elektr. Installationen preuß. Feldmarschall, volkstümlichster Feldherr der

Blücher B
B Bluejeans
104 Freiheitskriege (»Marschall Vorwärts«), * 1742, Blutdruck, der durch die Herztätigkeit erzeugte Druck
Blutdruck BLUB

† 1819; siegte an der Katzbach und bei Möckern in den Blutgefäßen. Die Höhe des B. ist innerhalb des
(1813), überschritt am 1. 1. 1814 den Rhein bei Kaub Blutkreislaufsystems unterschiedlich und außerdem
und schlug Napoleon I. bei La Rothière und bei Laon. abhängig von der Schlagkraft des Herzens und der
16. 6. 1815 bei Ligny geschlagen, entschied er am Beschaffenheit (Tonus) der Blutgefäße. Normalerweise
18. 6. den Sieg bei Belle-Alliance (Waterloo). steigt der B. mit dem Lebensalter. Er unterliegt
Bluejeans [ˈbluːdʒiːns], → Jeans. innerhalb bestimmter Grenzen physiolog.
Schwankungen, ändert sich vorübergehend auch bei
Blues [bluːz] 1) urspr. das volkstümliche weltl. Lied seel. Erregung, nach Kaffeegenuss. Gemessen wird der
der schwarzen Sklaven in den Südstaaten der USA, das B. seit langem in mm Hg, als neuere Druckeinheit wird
von einer schwermütig-getragenen Grundstimmung auch das Kilopascal (kPa) verwendet (Umrechnung:
gezeichnet ist. In der 2. Hälfte des 19. Jh. entstanden, mm Hg × 0,133 = kPa). Erhöhter B. (Hypertonie) bei
wurde der B. zu Beginn des 20. Jh. auch in instru- Arteriosklerose, Nierenerkrankungen; erniedrigter B.
mentale Bereiche übertragen und war maßgeblich an (Hypotonie) bei Kreislaufschwäche.
der Ausbildung des Jazz beteiligt. – 2) seit 1923 Blüte, Bezeichnung für das Organ der Samenpflanzen.
unabhängig von der Liedgattung entstandener Die meist grünen Kelchblätter und die bunten
Gesellschaftstanz im 4⁄4-Takt. B.-Blätter schützen die männl. und weibl. Fortpflan-
Bluescreen-Verfahren [ˈbluːˈskriːn-], Film‐ und zungsorgane: Staubblätter (Staubgefäße) oder
Fernsehtechnik: Verfahren, bei dem vor einem blauen Fruchtblätter. Nur in Zwitter-B. sind beide gleich-
Hintergrund aufgenommene Szenen nachträglich vor zeitig vorhanden. Die Staubblätter bestehen aus
einen anderen Hintergrund (reale Aufnahme oder Staubfaden und Staubbeutel, der die B.-Staubkörner
Computergrafik) gesetzt werden. (Pollen) enthält. Die Fruchtblätter können als freie
Blm, 1) Léon, frz. Politiker, * 1872, † 1950; Sozialist, Fruchtblätter oder als Stempel ausgebildet sein. Bei
mehrfach Min.-Präs. – 2) Robert, dt. Politiker, * 1807, freien Fruchtblättern sitzen die Samenanlagen
† 1848; Führer der demokrat. Linken in der (Samenknospen) frei auf dem Fruchtblatt. Man nennt
Frankfurter Nationalversammlung 1848; wegen solche Pflanzen (z. B. die Nadelhölzer) Nacktsamer.
Teilnahme am Wiener Oktoberaufstand zum Tode Die Stempel sind röhrig verwachsene Fruchtblätter.
verurteilt und erschossen. Der obere Teil des Stempels ist der Griffel mit der
Blumentiere die, → Korallentiere. Narbe; der untere, der Fruchtknoten, ist der Behälter
Blu-Ray-Disc, eine optische Speicherplatte, bei der für für die Samenanlagen. Pflanzen mit Fruchtknoten
Aufzeichnung und Wiedergabe ein Laser mit blauem nennt man daher Bedecktsamer (Angiospermen). Es
Licht (engl. »blue-ray«, dt. »blauer Strahl«) statt des gibt nur wenige Pflanzen mit einer einzelnen B. (z. B.
herkömmlichen roten verwendet wird; Speicher- Tulpe), die Mehrzahl bringt mehrere B. hervor, die zus.
kapazitäten von 25 GByte (einseitig mit einer den Blütenstand bilden. Nach der Anordnung der
Speicherschicht) bzw. 50 GByte (einseitig mit zwei Stängel (Achsen) unterscheidet man mehrere
Speicherschichten) sind seit 2007 erhältlich. Blütenstandsformen.
Blut, Körperflüssigkeit, vermittelt durch den → Blutkreis- Blut|egel, mit 2 Saugnäpfen ausgestattete Ringel-
lauf den Stoffaustausch im Körper; es nimmt vom würmer mit rd. 300 Arten; leben meist im Wasser;
Darm Nährstoffe, in den Lungen Sauerstoff auf und ernähren sich hauptsächlich von Tierblut. Der Medizin.
führt sie z. B. dem Gehirn, den Muskeln, den Drüsen B. wird zur Blutentziehung benutzt; der Pferdeegel,
zu; es leitet umgearbeitete Stoffe zur Ablagerung, schwärzlich, setzt sich bei Haustieren während des
verbrauchte zur Ausscheidung weiter. Die B.-Flüssig- Trinkens im Maul fest; der Fischegel, bunt, ist häufig
keit (B.-Plasma) enthält neben gelöstem B.-Zucker, an Karpfen zu finden.
Salzen, Gasen usw. die zahlreichen roten und die Blütenpflanzen, veraltete Bez. für die → Samen-
spärl. weißen B.-Körperchen und die B.-Plättchen. Die pflanzen.
B.-Menge des Erwachsenen beträgt etwa 4,5–6 Liter. Blut|erguss, Hämatm, Austritt von Blut in
Die roten B.-Körperchen (Erythrozyten), bei den Bindegewebe, Muskulatur oder Gelenke. – Ursachen:
Säugetieren kernlose, meist runde Scheibchen, Gefäßzerreißung, bes. der kleinen Haargefäße.
bestehen zu etwa 1⁄3 aus Blutfarbstoff (→ Hämoglobin), Bluter|krankheit, Hämophil, erbbedingte Störung
beim Menschen etwa 4,5–5 Mio. in 1 mm3. Die weißen der Blutgerinnung, wodurch es bei kleinsten
B.-Körperchen (Leukozyten; eins auf etwa 750 rote) Verletzungen zu lebensbedrohl. Blutungen kommen
sind farblose Zellen mit Kern und z. T. mit kann. Die weibl. Mitglieder einer Bluterfamilie
Eigenbewegung; sie bedeuten eine Schutzvorrichtung erkranken nicht, vererben aber die Krankheit.
des Körpers, bes. zur Unschädlichmachung von Blutfarbstoff → Hämoglobin.
Krankheitserregern. Die B.-Plättchen (Thrombozyten) Blutgefäße, Adern, die → Schlagadern (Arterien), Venen
sind bei der B.-Gerinnung beteiligt. Aus der Ader und → Haargefäße (Kapillaren). Alle B. zus. bilden mit
gelassenes B. gerinnt durch Abscheidung des dem Herzen als treibender Pumpe den → Blutkreislauf.
Faserstoffes (Fibrin) aus dem B.-Plasma; die fibrinfreie Blutgerinnung → Blut.
klare Flüssigkeit heißt B.-Serum (B.-Wasser), der Blutgruppen, erbbedingte serolog. Merkmale des
geronnene Faserstoff mit den verklebten B.- Blutes, die auf dem Vorhandensein charakterist.
Körperchen bildet den B.-Kuchen. Das B.-Serum ist Oberflächeneigenschaften v. a. der roten
Träger der Schutzstoffe des Körpers (Antitoxine). Blutkörperchen beruhen. Sie wirken als Antigene,
Blut|armut → Anämie. wenn sie mit Blut von Trägern fremder Blutgruppen
Blutbild → Blutuntersuchungen. zusammenkommen, und werden durch Antikörper
BLU
(Agglutinine), die sich in dessen Serum befi nden,
zusammengeballt (Agglutination). – Man
Blutlaus, schädl. Blattlaus mit blutroter Körperflüssig-
keit und weißen Wachsausscheidungen, verursacht
BLU
unterscheidet über ein Dutzend versch. B.-Systeme mit bei Apfelbäumen Anschwellen und Aufplatzen der
insgesamt weit über 100 Blutkörperchenantigenen Rinde (Rindenkrebs).
(B.-Merkmalen). Das wichtigste B.-System ist: 0 (Null), Blutprobe, Blutentnahme zur Feststellung der
A, B, AB. B. müssen bei → Blutübertragungen beachtet Blutgruppe bei Abstammungsstreitigkeiten sowie des
werden, bei Vaterschaftsgutachten sind B. ein Alkoholgehalts bei Verkehrskontrollen; auch gegen
wichtiges Beweismittel. Die B. werden durch Testseren den Willen des Betroffenen (§ 81 a Strafprozess-
festgestellt. Das Merkmal Rh des Rhesussystems ordnung).
(→ Rhesusfaktor) ist ein Blutkörperchenantigen. Blutrache, bei vielen Stämmen für Familien- oder
Blutkonserve, steril aufbewahrtes Blut zur
Blutkonserve BLUB Sippenangehörige eines Ermordeten bestehende
Blutübertragung. Pfl icht, den Mörder (auch seine Angehörigen) zu
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit, töten. Reste der B. hielten sich in Europa bis ins 20. Jh.
Blutsenkung, Geschwindigkeit, mit der sich die roten (z. B. Korsika, Sizilien).
Blutkörperchen in einem dünnen, in mm eingeteilten
Glasröhrchen im ungerinnbar gemachten Blut
absetzen. Erhöhte B. bedeutet Gewebezerfall,
Erkennungszeichen für Krankheiten.

Blutkreislauf, Bezeichnung für den durch die Baby, please don’t go


gleichmäßig wiederkehrenden Zusammenziehungen
und Entspannungen des Herzens verursachten Umlauf
des Blutes in den Blutgefäßen. Beim Menschen geht
das zum Herzen strömende Blut durch die Venen zum
10nPe edries odneernB, lues
rechten Vorhof (→ Herz), von dort zur rechten Herz- oh
is t
n ic h t d e n k b a r
kammer, dann durch die Lungenarterie zur Lunge, wo
es Sauerstoff aufnimmt, dann durch die Lungenvene
zum linken Vorhof und zur linken Herzkammer und
wird durch diese in die große Körperschlagader
(Aorta) und die Schlagadern getrieben (großer oder
Körperkreislauf, im Ggs. zum kleinen oder Lungen-
kreislauf). Die Anteile des Hochdrucksystems (Arte- 4–1937 )
rien) beginnen an der linken Herzkammer und enden Bessie Smith (189 Blues«
Bed
mit den Arteriolen (den kleinsten Arterien), in denen Sängerin, »Empty
iney (1886–1939)
Gertrude »Ma« Ra er«
der Druck abfällt. Die Kapillaren und Venen gehören
zum Niederdrucksystem des Kreislaufs. Beim Er- Rid
wachsenen beträgt die Umlaufdauer der gesamten Sängerin, »See See
8)
893 oder 1898–195
Blutmenge etwa 1 min. Das Kind im Mutterleib erhält
Nahrung und Sauerstoff durch Austauschvorgänge mit
Big Bill Broonz y (1 ig Bill Blues«
er, »B
Gitarrist und Säng
dem mütterl. Blut im → Mutterkuchen. Störungen des
)
B. kommen bei Herz- oder Gefäßkrankheiten vor, Ida Cox (1896–1967
n's Blues«
wenn das Herz die Fähigkeit verliert, die Wirkung ma
Sängerin, »Any Wo 49)
krankhafter, den B. störender Einflüsse auszugleichen;
eadbelly« Ledbet ter (1889–19
Zeichen: Vergrößerung des Herzens, Herz- Hudson William »L on Fields«
Instrumente , »Cott
beschwerden, Wasseransammlungen. Sänger und diverse
pree (1909–92)
Der Körper als Maschine Champion Jack Du alking the Blues«
»W
Der Blutkreislauf und die Funktion des Herzens sind Pianist und Sänger,
gerade einmal 400 Jahre lang bekannt. William Harvey 0–75)
(1578–1657), Leibarzt des englischen Königs, klärte als T- Bone Walker (191 all it Stormy Monday«
er, »C
Erster seine Zeitgenossen nach eigenen Experimenten Gitarrist und Säng
und Berechnungen darüber auf. Bis dahin glaubte 3–83)
man, das Blut würde in der Leber erzeugt und ströme Muddy Waters (191
ne«
dann durch Arterien und Venen. Doch Harveys Sänger, »Rollin' Sto
917–2001)
John Lee Hooker (1 od«
Theorie wurde heftig kritisiert. So zog er es denn
auch vor, seine Schrift »De Motu Cordis« (Über Mo
die Bewegung des Herzens) 1628 nicht in England, Gitarrist , »I'm in the
sondern in Frankfurt am Main zu veröffentlichen.
B. B. King (*1925) Blues«
Einer der Ersten, der Harveys Theorie anerkannte, er, »T hree O'Clock
Gitarrist und Säng
war ein Philosoph: René Descartes (1596–1650) war
von der Idee des Herzens als Pumpe so begeistert,
dass er sie gleich in sein naturphilosophisches System
einbaute, nach dem die Körperfunktionen von 105
Menschen und Tieren quasi maschinell ablaufen.

Blutrache B
B Blutreinigungsverfahren
106 Blutreinigungsverfahren, Methode zur Entfern- erzählte sich der Volksmund. Jahrzehntelang schien
ung von harnpflichtigen oder krank machenden das Unternehmen kein Interesse zu haben, den Irrtum
Substanzen aus dem Blut; z. B. Anwendung der aufzuklären, diente die Propellergeschichte doch
künstlichen Niere bei Nierenerkrankungen. zunächst dem Marketing für seine Flugmotoren.
Blutschande, veraltete Bez. für → Inzest. Tatsächlich ist das BMW-Emblem lediglich die
Blutsenkung,  → Blutkörperchensenkungsgeschwin- Weiterentwicklung des Zeichens der aufgekauften
digkeit. Rapp-Motorenwerke. Die Farben Weiß und Blau
blutstillende Mittel, Hämostatika, Hämostyptika, symbolisieren dabei nicht den Himmel, sondern stehen
zur lokalen Blutstillung angewendete Substanzen, als bayerische Landesfarben für den Produktions-
z. B. Kollagen oder Thrombin mit Fibrinogen. standort. Als Mythos entpuppte sich die Erzählung
Blut|übertragung, Blut|transfusion, Übertragung Blut|übertragung BLUB unter anderem, weil sie erst im Jahr 1929 begann zu
von Blut von einem Menschen zum andern; darf nur kursieren, als das BMW-Logo bereits zwölf Jahre
mit blutgruppen- und rhesusgleichem (→ Rhesusfak- existierte.
tor) Blut vorgenommen werden, da es sonst zu
Allergie-Erscheinungen mit schweren Schockzustän-
den kommen kann; ein Blutspender mit der Ba die, Königsschlange (→ Riesenschlange).
Blutgruppe 0 kann allen andern Blutgruppen Blut Bobrwski, Johannes, dt. Schriftsteller, * 1917, † 1965;
spenden; ein Mensch der Blutgruppe AB kann von von ostjüd. und slaw. Tradition geprägte Lyrik und
allen andern Blutgruppen Blut erhalten. B. wird Prosa (»Schattenland Ströme«, 1962).
angewendet z. B. bei großen Blutverlusten, zur Bobsport, Wintersport mit Spezialschlitten für eine
Entgiftung bei schweren Verbrennungen und schnelle Talfahrt. Der Bob (Zweier- oder Viererbob)
Vergiftungen. besteht aus zwei durch einen Rahmen verbundenen
Blutung, Hämorrhag,  Austreten von Blut aus der Stahlkufenpaaren, von denen das vordere drehbar
Blutbahn. Bei einer B. aus einer Schlagader (hellrotes ist. Gelenkt wird gewöhnlich durch Seilsteuerung.
Blut in Pulsstößen) muss die Schlagader oberhalb der Bobtail [ˈbɔbteɪl], Altenglischer Schäferhund,
blutenden Stelle abgebunden werden. Bei einer B. aus Begleithund mit grauem oder geschecktem
einer Blutader (dunkelrotes, gleichmäßig fließendes langhaarigem Fell.
Blut) genügt ein Druckverband, bei einer B. aus Boccaccio [bokˈkattʃo], Giovanni, ital. Dichter,
Haargefäßen (sickerndes Blut) ein keimfreier Humanist, * 1313, † 1375; bemühte sich um
Verband. Wiederbelebung der lat. und griech. Studien, wurde
Blut|untersuchungen, Verfahren zur Feststellung Blut|untersuchungen BLUB mit seinem »Decamerone« der Schöpfer der ital.
der Blutzusammensetzung. Das Blutbild dient zur Novellenform.
Blutfarbstoffbestimmung. Chem. B. dienen dem Boccherni [-kk-], Luigi, ital. Komponist, * 1743, † 1805;
Nachweis normaler oder krankhafter Konzentratio- Kammermusik, Sinfonien.
nen von Bestandteilen des Blutserums (Mineralien, Boccia [ˈbɔttʃa] das oder die, Kugelspiel, bei dem die
Enzyme, Eiweiße, Gerinnungsstoffe). Durch serolog. Spielkugeln möglichst nahe an die Setzkugel
B. werden die Blutgruppen bestimmt und Antikörper geworfen werden sollen.
nachgewiesen; die bakteriolog. B. identifiziert Boccioni [botˈtʃoːni], Umberto, ital. Maler und
Bakterien. Bildhauer, * 1882, † 1916; Mitbegründer des ital.
Blutvergiftung, Spsis,  lebensbedrohende
Blutvergiftung BLUB Futurismus (1910).
Allgemeinerkrankung des Körpers durch Über- Bchum, Stadt in NRW, 379 000 Ew.; Automobilpro-
schwemmung des Blutes mit bakteriellen Krank- duktion, Schwer-, Textil-, Elektroind.; Sitz der
heitserregern. Bundesknappschaft; Bergbaumuseum; Sternwarte
Blutzucker, die in der Blutflüssigkeit gelöste Glukose mit Institut für Satelliten- und Weltraumforschung;
(Traubenzucker), normal < 110 mg/dl. Ruhr-Univ. (gegr. 1961); Freizeitzentrum Kemnade
Blyton [blaɪtn], Enid, engl. Schriftstellerin, * 1896, am Ruhrstausee.
† 1968; Abenteuerbücher für Kinder und Jugendliche; Bockbier, Starkbier mit mindestens 16 % Stamm-
u. a. Serie »Hanni und Nanni«. würze.
Bockkäfer, Böcke, schlanke Käfer mit langen,
BMW AG, Abk. für Bayerische Motoren Werke AG,
BMW AGBMWB bogenförmig zurückgelegten, perlschnurförmigen
München. 1916 als Bayerische Flugzeugwerke (BFW) Fühlern. Die Larven fressen in krautigen Pflanzen-
gegründet, bis zum 2. Weltkrieg auch Produktion von teilen und Holz; bes. gefährl. Holzschädlinge sind
Flugmotoren; 1917 Kauf der Rapp-Motorenwerke und Hausbock, Sägebock in altem Nadelholz; Heldbock in
Umbenennung in Bayerische Motoren Werke; 1994 Eichen; Moschusbock an Weiden; Zimmerbock bes. in
Übernahme des britischen Autoherstellers Rover Kiefern.
(2000 wieder veräußert). Zur BMW-Gruppe gehören Bckler, Hans, dt. Gewerkschaftsführer, * 1875, † 1951;
17 Produktionsstätten in 6 Ländern und die Marken organisierte nach 1945 den Wiederaufbau der
BMW, MINI und Rolls-Royce. Gewerkschaften; 1949–51 Vors. des DGB.
Bcklin, Arnold, schweizer. Maler, * 1827, † 1901;
Irrtum mit poetischer Strahlkraft Landschaften im Stil der Spätromantik, in z. T.
Zu den Gründungsmythen von BMW gehört einer der leuchtendem Kolorit, von mytholog. Gestalten belebt;
am weitesten verbreiteten Irrtümer der Geschichte Vertreter des Symbolismus.
von Firmenlogos. Das Emblem zeige eine rotierende Bockshornklee, Gattung staudiger Schmetterlings-
Luftschraube im Glanz der Sonne vor blauem Himmel, blütler; Fruchthülsen hornförmig.
BLU
Bocuse [bɔˈkyːz], Paul, frz. Küchenmeister, * 1926;
schuf die »Nouvelle Cuisine« (dt. »Neue Küche«) mit
Bodenkunde, Wiss. von der Entstehung, Herkunft
und Zusammensetzung von Böden, den in ihnen
BOD
leicht bekömmlichen, z. T. kalorienarmen Gerichten. ablaufenden Prozessen sowie den Möglichkeiten zu
Bodden der, seichte, unregelmäßig geformte Bucht mit deren Verbesserung.
enger Öffnung zum Meer, durch Überflutung Bodenreform, Agrrreform, 1) i. w. S.: Reform des
entstanden, typ. für die Ostseeküsten Mecklenburg- Besitzrechts am Boden, bes. des Rechts an
Vorpommerns. Wohnungs- und Siedlungsland. Ihre Vertreter
Bdelschwingh, 1) Friedrich v., dt. ev. Pastor, * 1831, erstreben a) gänzl. oder teilweise Vergemeinschaf-
† 1910; Gründer der christl. Wohlfahrts- und tung von Grund und Boden durch Enteignung
Missionsanstalten in Bethel bei Bielefeld (erste (Agrarsozialismus; bes. K. Marx) oder b) Beseitigung
Arbeiterkolonien, Wandererfürsorge, Fürsorge für der Grundrente, wobei grundsätzlich am Privat-
Epileptiker und Geisteskranke). – 2) Friedrich v., eigentum festgehalten wird, aber der Boden, da er
Sohn von 1), * 1877, † 1946; führte das Werk seines nicht wie eine Ware beliebig vermehrbar ist, rechtl.
Vaters fort. vor Missbrauch geschützt und seine Wertsteigerung
Boden, lebenerfüllte Schicht der Erdoberfläche, die aus dem Volksganzen zugeführt werden soll (Bodenrefor-
festem und lockerem Gestein durch den Einfluss der mer: J. S. Mill, A. Damaschke). – 2) i. e. S.: Änderung
Verwitterung und des organ. Lebens entsteht. der Besitzverhältnisse an landwirtschaftl. genutztem
Haupteinflüsse, die zur B.-Bildung führen: Klima, Boden aus polit. oder wirtschaftl. Gründen, kann Teil
Organismen, Gesteinsart, Wassergehalt und einer umfassenden Agrarreform sein; in der ehem.
-ansammlung sowie menschl. Bearbeitung. Der UdSSR z. B. die Kollektivierung der Landwirtschaft. –
organ. Anteil des B., der → Humus, ist von kennzeich- Nach 1945 wurde in der sowjet. Besatzungszone Dtl.s
nender Bedeutung. Wichtige B.-Arten: Stein-, Sand-, aller Grundbesitz über 100 ha entschädigungslos
Lehm-, Ton-B. Die wertvollsten Acker-B. sind die enteignet. In den westdt. Ländern wurden gestaffelte
milden, sandigen Lehm-B., bes. die Löss-B. Der Landabgaben für Betriebe über 100 und 150 ha gegen
landwirtschaftl. Wert der B. nimmt ab, je mehr es Entschädigung eingeführt.
sich um Sand- oder Kies-B. handelt und je größer der Bdensee [nach der karoling. Pfalz Bodman],
Tongehalt des B. wird. Schwbisches Mr, der größte und tiefste dt. See
(mit kleineren schweizer. und österr. Anteilen), am
Boden erosion, Bez. für die durch Wasser Nordfuß der Alpen, an der schweizer. Grenze, 395 m Bodenerosion:
oder Wind ausgelöste und durch die Tätigkeit des ü. M. Der B. wird vom Rhein durchflossen, ist Ein farbenpräch-
Menschen verstärkte, über das natürliche Maß 571,5 km 2 groß, das Hauptbecken (Obersee) 63,5 km tiges Natur-
hinausgehende Abtragung von Böden, die über die lang, bis 14 km breit, 254 m tief. Im W 2 Zipfel: schauspiel bietet
Bodenverarmung (Bodendegradation) bis zur Untersee, Überlinger See. Hafenorte: Lindau, die Schlucht
völligen Bodenzerstörung führen kann. Hauptursa- Konstanz, Friedrichshafen, Rorschach (Schweiz),
von Land-
chen sind die Abholzung für die Gewinnung von Bregenz (Österreich). Inseln: Reichenau, Mainau. Der
mannalaugar
Acker- und Weideflächen, die Überweidung und ein B. ist bedeutend für die Trinkwasserversorgung bes.
unangepasster Ackerbau. im Großraum Stuttgart. auf Island: Der
Jökulgilskvísl-
Fluss verändert
seine Farbe und
seine Wasser-
menge je nach
Wetter, Tages-
oder Jahreszeit.
In Millionen von
Jahren hat er
sich durch die
Schlucht mit
ihrem blau-
schwarzen und
moosgrünen
Lavafeld ge-
graben und
reißt immerfort
mit gewaltiger
Erosionskraft
riesige Mengen
an Sedimenten
mit sich.

107

Bodensee B
B Bodenturnen
108 Bodenturnen, Disziplin des → Kunstturnens auf einer Bhmen, tschech. Čechy [ˈtʃɛxi], histor. Gebiet in
Fläche von 12 m × 12 m. Mitteleuropa, heute Kernland der ČR; bildet ein
Bodin [bɔˈd], Jean, frz. Philosoph und Staatstheo- Becken, das nach N von der Elbe und der Moldau
retiker, * 1529/30, † 1596; Vertreter der Naturrechts- entwässert wird; umgrenzt von waldreichen
lehre, entwickelte den Begriff der Souveränität, trat Randgebirgen: Erzgebirge, Sudeten, Böhm.-Mähr.
für religiöse Toleranz ein. Höhe, Böhmerwald. B. ist industriell hoch entwickelt;
Bdmer, Johann Jakob, schweizer. Historiker und Land- und Forstwirtschaft; Heilquellen. – Die
Schriftsteller, * 1698, † 1783; betonte die Fantasie als wahrscheinlich um 400 v. Chr. eingewanderten kelt.
poet. Grundkraft, geriet deshalb in Streit mit Bojer gaben dem Land den Namen, es folgten die
Gottsched; war der erste bedeutende Wiederent- german. Markomannen und darauf im 6./7. Jh.
decker mittelalterl. dt. Dichtung. Slawen. Im 9. Jh. war B. vom Frankenreich abhängig
Bodybuilding [ˈbɔdɪbɪldɪŋ], Muskelbildung durch bzw. in das Großmährische Reich einbezogen. Das
gezieltes Training; auch Wettkampfsport für Frauen nach dessen Zerfall zersplitterte B. einigte der
und Männer in versch. Gewichtsklassen (Pflicht und Přemyslide Herzog Wenzel (921–929). Unter
Kür). Ottokar I. (1198–1230) wurde das Land erbl.
Boeing Co. [ˈbəʊɪŋ ˈkʌmpənɪ], amerikan. Luft- und
Boeing Co. BOEB Königreich. Ein »goldenes Zeitalter« erlebte B. unter
Raumfahrtkonzern, gegr. 1916, Sitz Seattle (Wash.); den Luxemburgern (1310–1437), bes. unter Karl IV.,
1997 erfolgte die Fusion mit der McDonnell Douglas das mit den Hussitenkriegen endete. 1526–1918 stand
Corporation. B. unter der Herrschaft der Habsburger. Der
Bothius, Anicius, röm. Staatsmann, Philosoph, * um Böhmische Aufstand bedeutete den Beginn des
480, † um 524; Konsul und Palastmin. unter Dreißigjährigen Krieges. Im 19. Jh. erstarkte das
Theoderich d. Gr., von diesem, des Hochverrats tschechische Nationalbewusstsein. 1918 ging B. in
beschuldigt, hingerichtet. Schrieb im Kerker »Trost der neu gebildeten Tschechoslowakei auf. 1945/46
der Philosophie«. erfolgte die Vertreibung der Sudetendeutschen. Seit
Bogart [ˈbəʊgɑːt], Humphrey, amerikan. Filmschau- 1993 ist B. Kernland der Tschech. Rep.
spieler, * 1899, † 1957; Charakterdarsteller in Bhmer, Wolfgang, dt. Politiker (CDU), * 1936;
Kriminal- und Abenteuerfilmen (»Die Spur des Mediziner; war 1991–93 Finanz- und 1993–94
Falken«, 1941; »Casablanca«, 1942; »African Queen«, Sozialmin. in Sa.-Anh.; seit 2002 Min.-Präs. von
1951). Sa.-Anh.
Boğazkale [bɔːˈɑzkɑlə], Dorf in der Türkei, 150 km östl. Bhmerwald, Bhmisch-Berisches Wldgebirge,
von Ankara, mit Resten der Hptst. Hattusa dicht bewaldetes Mittelgebirge, zieht sich vom
(Weltkulturerbe) des Reiches der Hethiter, 14./13. Jh. Fichtelgebirge nach SO zur Donau hin: im N der
v. Chr. Bes. wertvoll sind Funde von Tontafelurkun- Oberpfälzer Wald, meist unter 900 m, im S der B.
den mit Keilschrifttexten in hethit. Sprache. (Großer Arber, 1 456 m), im SW längs der Donau der
Bogen,1)  Tragwerk, das eine Öffnung über- Bayer. Wald (Einödriegel, 1 121 m).
wölbt. – 2) Waffe für Krieg und Jagd, seit der Bohne, 1) Same, Hülsenfrucht und Pflanze einer trop.
Altsteinzeit bekannt, in Europa als Waffe bis zum und subtrop. Gattung der Schmetterlingsblütler. Aus
Ende des 15. Jh. gebräuchlich; besteht aus federndem Amerika stammen die Garten-B. (windende
Holzbügel und Sehne und dient zum Abschießen von Stangen-B. und niedrige Busch-B.) und die Feuer-B.,
Pfeilen. eine Zierpflanze. – 2) Kunde, dunkle Vertiefung des
Bogengänge, Gleichgewichtsorgane im Innenohr der Pferdezahns als Altersmerkmal.
Wirbeltiere als Teil des Labyrinths (→ Ohr). Bhr, 1) Aage Niels, dän. Physiker, * 1922, † 2009; Sohn
Bogenlampe, elektr. Lichtquelle hoher Leuchtdichte, von 2); entwickelte eine Theorie der Kernstruktur;
bei der zw. den Elektroden ein Lichtbogen brennt. Nobelpreis für Physik 1975 mit B. Mottelson und
Bogenmaß, Maß für die Größe eines ebenen Winkels J. Rainwater. – 2) Niels, dän. Physiker, * 1885, † 1962;
α ; Quotient aus der Länge des im Innern des Winkels entwickelte 1913 ein neues Atommodell, maßgeblich
gelegenen Bogens eines Kreises um den Scheitel- an der Ausformulierung der Quantenmechanik
punkt u. der Länge des Kreisradius, bezeichnet mit beteiligt, Nobelpreis für Physik 1922.
arc α (»Arkus α«). Es gilt arc α : 2π = α : 360 °. Bohr|insel, fest stehender oder schwimmender
Bogot, Santa Fé de B., Hptst. Kolumbiens, 2650 m Geräteträger zum Abteufen von Bohrungen nach
ü. M.; 7,6 Mio. Ew.; wichtigstes Kultur-, Wirtschafts- Erdöl und -gas im Meer.
und Finanzzentrum Kolumbiens; mehrere Univ., Bhrium [nach N. Bohr] das, Symbol Bh, künstl.,
kolonialzeitl. Kirchen, Kathedrale. 1538 von Spaniern radioaktives chem. Element, OZ 107.
gegründet. Böhrnsen, Jens, dt. Politiker (SPD), * 1949; Jurist;
Boheme [bɔˈɛːm] die, Welt der Studenten, Künstler und 1999–2005 Vorsitzender der SPD-Bürgerschafts-
Literaten; Thema von Opern von Puccini und fraktion; seit 2005 Bürgermeister und Präsident des
Leoncavallo. Senats von Bremen; 2010 amtierender Bundespräs.
Bhm, 1) Karl, österr. Dirigent, * 1894, † 1981, Vater von
Böhm BöHB Boieldieu [bwalˈdjø], François, frz. Komponist, * 1775,
2); bekannt v. a. als Interpret der Werke von Mozart, † 1834; zahlreiche Opern, u. a. »Der Kalif von
Strauss und Wagner. – 2) Karlheinz, dt. Film‐ und Bagdad«, »Die weiße Dame«.
Bühnenschauspieler, * 1928, Sohn von 1); spielte Rollen Boileau-Despréaux [bwalodepreˈo], Nicolas, frz.
in Unterhaltungsfilmen (»Sissi«-Filme, 1955–57), aber Schriftsteller und Kritiker, * 1636, † 1711; Historio-
auch Charakterrollen; gründete 1981 das Hilfswerk graph Ludwigs XIV. Sein Lehrgedicht »L'art
»Menschen für Menschen« für die Dritte Welt. poétique« fasst die Poetik der frz. Klassik zusammen.
BOD
Bojr der, altruss. Adliger.
Bolro der, 1) span. Volkstanz im 3⁄4-Takt, von 2
Wirtschaftszentrum; (schiefe) Geschlechtertürme.
Bolschewsmus [von russisch bolsche »mehr«] der,
BOM
Personen mit Gitarren- und Kastagnettenbegleitung radikale Lehre und Herrschaftsform des → Kom-
getanzt. – 2) kurzes Jäckchen, aus der span. Tracht munismus in der UdSSR. Die Bolschewiki (Mehr-
übernommen. heitler) bildeten seit 1903 den radikalen Flügel der
Bolvar, Simón, südamerikan. Nationalheld, * 1783, russ. Sozialdemokraten im Ggs. zu den Menschewiki
† 1830; Führer im Unabhängig-
keitskampf des nördl. Südame-
rika gegen die span. Herrschaft;
Bolivien wurde nach ihm
benannt.

Bolvi en, Rep. in Südame-


Bolivi|en BOLB

rika, 1,1 Mio. km 2, 9,9 Mio. Ew.;


Hptst.: Sucre; Regierungssitz La
Paz. Amtssprachen: Spanisch,
Ketschua, Aimara. – Präsidial-
verf.; Volksvertretung: Senat und
Abgeordnetenhaus.
Landesnatur. West- und Süd-B.
haben Anteil an den Kordilleren,
im O und N Tiefland; zw. den
Ketten der W-Kordilleren und
der O-Kordilleren (Illimani, Bolivien: Der Salar
6438 m) liegt das Bolivian. de Uyuni ist mit
Hochland (3600 bis 4000 m ü. M.,
12 000 km² der
mit der Hptst.); das Hochland ist
größte Salzsee
trocken, kühl, mit abflusslosen
Becken (Titicacasee) und der Welt. Er liegt
Salzpfannen. Im SO der im Südwesten
O-Kordilleren das Bolivian. Boliviens auf einer
Bergland, das nach S in das Höhe von 3653 m
Buschland des Gran Chaco, nach N ins Amazonas- (Minderheitler). Die Bolschewiki ergriffen in der und gilt zusammen
tiefland (Urwald) übergeht. Oktoberrevolution (1917) die Macht; die von ihnen mit dem Titicaca-
Bevölkerung. Hochlandindianer (Ketschua, Aimara; geschaffene KP (wechselnde Namen, seit 1925 see als landschaft-
rd. die Hälfte der Bev.), über 30 % Mestizen u. a. KPdSU[B] bzw. KPdSU) war bis 1990 allein licher Höhepunkt
Religion: kath. (80 %). herrschende Partei in der UdSSR. des Altiplano.
Wirtschaft. Grundlage ist der Mineralreichtum B.s Bolschi-Ballett, Ballett des Bolschoi-Theaters in Mit gleißender
(bes. Zinn-, Blei-, Gold- und Silbererz; Erdöl und Moskau, gegr. 1776.
Helligkeit am Tag
Erdgas). Anbau von Kaffee, Getreide, Kokastrauch; Bolt [bəʊlt], Usain, jamaikan. Leichtathlet (Sprin-
ähnelt er äußerlich
Viehwirtschaft. Ausfuhr: Soja, Zink, Erdöl, Erdgas, ter),* 1986; Olympiasieger 2008 (100 m, 200 m,
Gold, Zinn, Silber und Holz. Eisenbahnverbindung 4 x 100 m); stellte 2009 Weltrekorde über 100 m und einem steinhart
nach Chile, Peru, Argentinien, Brasilien; Freihafen 200 m auf, Weltsportler des Jahres 2009. gefrorenen See.
bei Rosario (Argentinien), internat.  in La Paz und Bltzmann, Ludwig, österr. Physiker, * 1844, † 1906; Der Salzreichtum
Santa Cruz. Arbeiten über kinet. Gastheorie. B.-Konstante, nach des Salar de Uyuni
Geschichte. B., Teil des alten Inkareichs, im 16. Jh. von B. benannte Naturkonstante zur Umrechnung von wird auf ungefähr
den Spaniern (Pizarro) unterworfen, 1824 unabhän- absoluter Temperatur auf therm. Energien der 10 Milliarden
gige Rep., benannt nach S. Bolívar. 1884 verlor es sein Teilchen, k ≈ 1,381 · 10 −23J/K. Tonnen geschätzt.
Küstengebiet an Chile; 1932–35 unterlag es im Bolzno, Bernhard, böhm. Philosoph, Mathematiker, Jährlich werden
Chacokrieg gegen Paraguay. Nach mehrjähriger Religionswissenschaftler, * 1781, † 1848; bed. Logiker. davon etwa 25 000
Militärdiktatur seit Okt. 1982 Zivilreg. unter Bombardrkäfer, kleiner Laufkäfer; stößt bei Tonnen abgebaut
gewählten Präs. (seit 2006 E. Morales Ayma). Gefahr einen stechend riechenden Stoff (Chinone)
und in die Städte
Bll, Heinrich, dt. Schriftsteller, * 1917, † 1985; realist., aus dem Hinterleib aus.
zeitkrit. Erzähler (»Und sagte kein einziges Wort«,
transportiert. Darü-
1953; »Billard um halb zehn«, 1959; »Ende einer Bombay [ˈbɔmbeɪ], seit 1995 amtlich Mumbai, ber hinaus gilt der
Dienstfahrt«, 1966; »Gruppenbild mit Dame«, 1971; Hptst. des indischen Bundesstaates Maharashtra, an See als eines der
»Fürsorgliche Belagerung«, 1979), auch Satiriker der nördl. Malabarküste und auf der vorgelagerten weltweit größten
(»Doktor Murkes gesammeltes Schweigen«, 1958). Insel Salsette. Die Stadt, die 1911 erst die Millionen- Lithiumvorkommen.
Erhielt 1972 den Nobelpreis für Literatur. grenze überschritten hatte, gehört mit ihren 13,9
Bologna [boˈloɲa], Hauptstadt der Prov. B. und der Mio. Ew. (2009) zu den sog. Megastädten der Erde.
Region Emilia‐Romagna, Italien, 373 000 Ew.; Unkontrollierte Zuwanderung und hohe Geburten-
Erzbischofssitz; bedeutende Kunststadt, eine der raten haben die Stadtgrenzen schon lange gesprengt.
ältesten Univ. Europas (traditionell gilt 1088 als Im Großraum B. leben heute schätzungsweise über 109
Gründungsjahr; Univ. im heutigen Sinn seit 1119); 20 Mio. Menschen. B. ist eine Stadt der Gegensätze:

Bombay B
B Bonaparte
110 Historisierende Prachtbauten und modernste
Wohn- und Bürohochhäuser stehen in enger
Nachbarschaft zu den baufälligen Hütten der Slums,
die über die Hälfte der Ew. B.s beherbergen. Für die
Mehrheit der Stadtbewohner wird das Leben noch
immer vom starren Kastensystem beherrscht, doch
ist B. zugleich Wohnort für hoch dotierte Bankiers
und Manager sowie für die allseits bekannten
»Bollywood«-Stars.
Bonaprte, urspr. Buonaprte, kors. Familie aus
Ajaccio, der die frz. Kaiser → Napoleon I. und
Napoleon der III. entstammen 1) Elisa, früher Marie
Anna, älteste Schwester Napoleons I., * 1777, † 1820;
Fürstin von Lucca und Piombino, verwaltete auch
das Großherzogtum Toskana. – 2) → Jérôme
Bonaparte, Bruder Napoleons I. – 3) → Joseph
Bonaparte, Bruder Napoleons I. – 4) Caroline, früher
Marie-Annonciade, jüngste Schwester Napoleons I.,
* 1782, † 1839;  mit J. Murat. – 5) Maria Letizia,
Mutter Napoleons I., * 1750, † 1836. – 6) Lucien,
Bruder Napoleons I., * 1775, † 1840. – 7) → Ludwig,
Bombay: Seit Bruder Napoleons I. – 8) Pauline, früher Carlotta,
ihren Anfängen Schwester Napoleons I., * 1780, † 1825; heiratete in
in den 1920er- 2. Ehe den Fürsten Camillo Borghese.
Jahren hat die Bnd, Edward, engl. Dramatiker, * 1934; schreibt
indische Film- gesellschaftskrit. Dramen (»Gerettet«, 1965); auch
industrie eine Drehbücher.
rasante Entwick- Bngo das oder die, Rhythmusinstrument im Jazz, eine
kleine, meist zylindrisch geformte, einfellige
lung durchlaufen
lateinamerikan. Trommel.
und ab den
1990er-Jahren Bnhoeffer, Dietrich, dt. prot. Theologe,
Bonhoeffer BONB

auch internatio- * 1906, † (hingerichtet) 1945. Nach seiner Habilitation


nale Märkte er- 1930 arbeitete Bonhoeffer als Pfarrer in Berlin und
obert. Typisches leitete 1935–37 das Predigerseminar der Bekennenden
Merkmal der Kirche. Ab 1940 unternahm er Auslandsreisen im
meist melodra- Auftrag des Widerstandes, wurde schließlich 1943 von
matischen Filme der Gestapo verhaftet und zwei Jahre später
sind Gesangs- hingerichtet. 2006 nannte der damalige Ratsvorsitzen-
und Tanzszenen. de Wolfgang Huber Bonhoeffer ohne Umschweife einen
Die Plakatmaler modernen Heiligen. Denn von einem evangelischen
Heiligen könne man dort sprechen, wo Lebenszeugnis
haben ihrerseits
und Glaubenskraft zum Handlungsvorbild für andere
eine einzigartige
Menschen werden. Sechs Jahre zuvor hatte bereits ein
Bildsprache deutscher Historiker dem Vatikan vorgeschlagen,
entwickelt – Bonhoeffer selig- oder sogar heiligsprechen zu lassen,
längst sind ihre was jedoch abgewiesen wurde. Wahrscheinlich ganz
Bilder begehrte im Sinne Bonhoeffers, denn dieser lehnte das Streben
Sammelobjekte. nach dem Heiligsein stets als menschlichen
Selbstbetrug ab.

nd E rn eu eru ng
Alle U m kehr u en.
u s s be i m ir s elber a nfa ng
m Dietr ich Bonhoeffe
r

Boniftius, eigtl.
Wnfrid, »Apostel der Deutschen«, * Wessex 672/73,
erschlagen am 5. 6. (Gedächtnistag) 754 in Friesland.
B. war Benediktinermönch, predigte seit 716 das
Christentum in Friesland, Hessen, Thüringen, 747
Erzbischof von Mainz, gründete Klöster (Fritzlar,
BON
Fulda) und Bistümer; Heiliger; im Dom zu Fulda
begraben.
kungen, intensiven, aber instabilen zwischen-
menschl. Beziehungen, Impulsivität, Aggressivität
BOR
Boniftius VIII., Papst 1294–1303, erneuerte mit der sowie selbstschädigenden Aktivitäten (z. B.
Bulle »Unam sanctam« die Forderung nach dem Suizidversuche, Selbstverletzung, Substanzmiss-
Vorrang der geistl. vor der weltl. Gewalt. brauch). Als Ursachen werden schwere traumat.
Bnn, kreisfreie Stadt (Bundesstadt) in NRW, am Erlebnisse (sexueller Missbrauch, häusl. Gewalt) in
Rhein, 311 000 Ew.; B. ist Standort internat. der Kindheit, andere Umweltfaktoren und genet.
Organisationen; erste dt. UNO‐Stadt (mit UN‐Cam- Disposition vermutet.
pus); Univ., Max-Planck-Institute, FH, Kunstmuseum, Bordn der,  unveränderlich fortklingender tiefer
Haus der Geschichte; Geburtshaus Beethovens; Begleit- oder Halteton; auch die diesen Ton
Ind. – B. geht auf ein röm. Kastell (Bonna) zurück; hervorbringende Pfeife (beim Dudelsack) oder Saite
war 1273–1794 Sitz der Kurfürsten von Köln; 1949–90 (bei Drehleier, Basslaute).
Hptst. der Bundesrep. Deutschland, noch bis 1999 borel, dem nördl. Klima Eurasiens und Amerikas
Sitz von Reg., Parlament und Bundesrat. zugehörend (in der Pflanzen- und Tiergeografie).
Bonsai [jap. »Zwergbäume«], aus Samen, Stecklingen Borges [ˈbɔrxes], Jorge Luis, argentin. Schriftsteller,
oder Pfropfreisern durch kunstvolles Beschneiden * 1899, † 1986; schrieb Lyrik, Essays und v. a. fantast.
der Zweige und Wurzeln gezogene, nur wenige Erzählungen mit philosoph. Tendenz; beeinflusst bis
Zentimeter hohe Bäumchen; traditionelle jap. Kunst. heute die lateinamerikan. Kultur und gilt als einer
Bnsels, Waldemar, dt. Schriftsteller, * 1880, † 1952; der Ahnherren der Postmoderne.
schrieb u. a. die Kindererzählung »Die Biene Maja Borghse [bɔrg-], röm. Adelsfamilie, aus der Papst Paul
und ihre Abenteuer« (1912). V. (1605–21) stammt. Die Kunstschätze der Villa B.
Boogie-Woogie [ˈbʊgɪˈwʊgɪ] der, jazzverwandter befinden sich z. T. in Paris, darunter die hellenist.
Klavierstil des Blues; daraus entstandene Gesell- Statue des Borghes. Fechters.
schaftstänze: Jitterbug, Bebop, Rock 'n' Roll. Borgia [ˈbɔrdʒa], röm. Adelsfamilie, die aus Spanien
Böti|en, Landschaft und Verw.-Gebiet in Griechen-
Böoti|en BöOB stammte. Bekannteste Mitglieder: Papst Alexander
land, zw. dem Kanal von Euböa und dem Golf von VI. (1492–1503) und seine Kinder Cesare B. († 1507)
Korinth; Hauptorte: Levadia, Theben, Petromagula. – und Lucrezia B. († 1519). Cesare B. war das Vorbild für
Im Altertum zeitweise polit. und wirtschaftl. von Machiavellis »Principe«; seine Schwester zog als Her-
Bedeutung (371–338 v. Chr. Vorherrschaft Thebens). zogin von Ferrara Dichter und Gelehrte an ihren Hof.
Br, Symbol B, nicht metall. chem. Element, OZ 5, Bors, Herrscher.
relative Atommasse 10,81, D 1,73 g/cm3, tritt als Bulgarien: 1) B. I. (852–889), erster christl. Fürst und
braunes Pulver (amorphes B.) oder als sehr hartes, Nationalheiliger der Bulgaren, † als Mönch 907; Tag:
schwarzes kristallisiertes B. auf. Natürlich kommt es 15. 5. – 2) B. III., * 1894, † 1943, Vater von Simeon II.;
als Borsäure oder in Form der Natriumsalze Kernit Zar von Bulgarien (ab 1918).
und Borax vor. Borax dient zum Glasieren, Email- Russland: 3) B. Fjodorowitsch Godunw, russ. Zar,
lieren, Lösen, Schmelzen von Metallen. * um 1551, † 1605; machte 1589 die russ. Kirche
Bra die, kalter Fallwind an der dalmatin. Küste. unabhängig vom Patriarchat Konstantinopel.
Bra, Katharina v., * 1499, † 1552, Luthers Ehefrau (seit Borkenkäfer, bis 12 mm lange Käfer, Forstschädlinge,
1525); zuvor Nonne im Kloster Nimbschen bei z. B. Buchdrucker (etwa 5 mm), Kupferstecher (etwa
Grimma. 2 mm). Die ♀ nagen unter der Baumrinde bzw. im
Borte Pl., die Salze und Ester der Borsäure. Holz einen Muttergang, in dessen Seiten die Eier
Brax → Bor. abgelegt werden. Larven und Käfer schädigen v. a.
Brchardt, Rudolf, dt. Schriftsteller, * 1877, † 1945; von kranke und altersschwache Bäume.
konservativer Gesinnung, Vertreter strenger Brkum, die westlichste der Ostfries. Inseln, Ndsachs.,
künstler. Form; Erzählungen, Gedichte, Essays; 30,7 km 2; mit Stadt B. (5600 Ew.).
Übersetzungen. Brn, Max, dt. Physiker, * 1882, † 1970; Forschungen zur
Brchert, Wolfgang, dt. Schriftsteller, * 1921, † 1947; Quantenmechanik, Festkörperphysik, Relativitäts-
schrieb das Drama (zuerst als Hörspiel) »Draußen theorie und Wellenmechanik; 1954 Nobelpreis für
vor der Tür« (1947), eine szen. Gestaltung der Physik (mit W. Bothe).
Situation des Kriegsheimkehrers. Brne, Ludwig, dt. Schriftsteller, Theaterkritiker, * 1786,
Börne BöRB

Börde die, fruchtbare, v. a. landwirtschaftl. genutzte † 1837; war mit seiner Publizistik ein führender
Niederung, z. B. Magdeburger B., Soester Börde. Vertreter der Richtung »Junges Deutschland«.
Bordeaux [bɔrˈdo], Hptst. des Dép. Gironde, kultureller Brneo, indones. Kalimntan, eine der Großen
Mittelpunkt sowie Haupthandels- und Hafenstadt Sundainseln, 751 936 km 2; meist gebirgig und von
SW-Frankreichs, an der Garonne, 218 900 Ew.; in der trop. Regenwald bedeckt, die Küste sumpfig. Klima
Weinlandschaft Bordelais; mittelalterl. Kirchen feucht, heiß. Bodenschätze: Kohle, Erdöl, Gold,
(Saint-André, Saint-Michel, Sainte-Croix); Stadtbild Diamanten. Erzeugnisse: Kautschuk, Tabak, Kopra.
des 18. Jh.; Erzbischofssitz, Univ., Erdölraffinerien, Der größte Teil B.s gehört zu Indonesien, der N und
Schiffbau, Werkzeug-, Elektro- u. a. Industrie. NW mit Sarawak und Sabah zu Malaysia; Brunei ist
Bordeauxweine [bɔrˈdo-], Weine aus dem Gebiet um seit 1984 unabhängig.
Bordeaux (Bordelais); rote B.: Médoc, Saint-Émilion Bornhlm, dän. Insel mit steilen Küsten vor der
u. a.; weiße B.: Sauternes, Graves u. a. SO-Spitze Schwedens; 588 km 2, 42 600 Ew.; Fischerei,
Borderlinesyndrom [ˈbɔːdəlaɪn-, engl.], Persönlich- Viehzucht, Ackerbau; Tourismus; 4 alte Rundkirchen 111
keitsstörung mit ausgeprägten Stimmungsschwan- (12./13. Jh.). Hauptort: Rønne.

Bornholm B
B Borobudur
112 Borobdur, um 1830 entdeckte, in 9 Terrassen errichtet, 1948 entstand in der Bundesrep. der
aufsteigende buddhist. Tempelanlage auf Java, 824 Börsenverein Dt. Verleger- und Buchhändlerverbände
n. Chr. errichtet; Anfang der 1970er-Jahre grund- e. V., Frankfurt am Main, 1955 umgewandelt in den
legend restauriert; zählt zum Weltkulturerbe. B. d. D. B. Am 1. 1. 1991 Wiedervereinigung der
Borodn, Alexander Porfirjewitsch, russ. Komponist, Börsenvereine mit Sitz in Frankfurt am Main und
* 1833, † 1887; Mediziner und Chemiker; komponierte Filialbüro in Leipzig.
u. a. Sinfonien, Lieder, Oper »Fürst Igor«. Brsig, Johann Friedrich August, dt. Industrieller,
Brretsch, Bretsch der, Gurkenkraut, einjähriges, * 1804, † 1854; war der Begründer der Babcock
stark behaartes Raublattgewächs; himmelblaue Borsig AG.
Blüten; Gewürzpflanze. Borstenwürmer, 1) Vielborster, leben meist im Meer,
Borromische nseln, kleine Felseninseln im Lago freischwimmend (Seeraupen, Palolowurm) oder
Maggiore, Italien (u. a. Isola Bella), mit Palästen und festsitzend in selbst gefertigten Röhren (Sand-
prachtvollen Gärten. wurm). – 2) Wenigborster, leben im Süßwasser oder
Borromni, Francesco, * 1599, † 1667; eigenwilliger auf dem Land; die bekannteste Art ist der Regen-
Baumeister des röm. Hochbarocks. wurm.
Brsäure, H3BO3, schwache Säure, bildet bei Borssia, lat. Name für Preußen.
Zimmertemperatur weiße Kristalle, findet sich frei Bsch, 1) Carl, dt. Ingenieur und Chemiker, * 1874,
in heißen Quellendämpfen (z. B. bei Sasso, Toskana). † 1940; entwickelte die großtechn. Ammoniaksyn-
these (Haber-Bosch-Verfahren); Nobelpreis für
Börse, an bestimmten Orten und regelmäßig zu Chemie 1931 mit F. Bergius. – 2) [bɔs], Hieronymus,
bestimmten Zeiten stattfindender Markt für
vertretbare Güter (bes. Wertpapiere und Waren).
Unterschieden werden: Wertpapier-(Effekten-)B.,
Devisen-B. und Waren-(Produkten-)B. Die B. führt
Angebot und Nachfrage marktmäßig zusammen und
gleicht sie durch amtl. Festsetzung von Preisen
(Kursen) aus, zu denen möglichst viele Geschäfte
zustande kommen. Die B.-Geschäfte sind entweder
Kassageschäfte (Lieferung und Zahlung innerhalb
kürzester Frist) oder Termingeschäfte (Lieferung
und Zahlung zu einem späteren Zeitpunkt). Im
Rahmen der Neustrukturierung des dt. B.-Wesens
wurde die → Deutsche Börse AG gegründet. – Das
internat. B.-Wesen ist u. a. gekennzeichnet durch die
Schaffung neuer B.-Produkte (Derivate) sowie eine
zunehmende Computerisierung des B.-Handels
(Computer-B.).

Vom Fußball lernen


Was haben Aktienmanagement und Profifußball
miteinander zu tun? Viel, sagen die Wirtschafts-
wissenschaftler Christian Grund und Oliver Gürtler.
Sie haben alle 306 Fußballspiele der Bundesligasaison
2003/04 mit ihren knapp 1700 Spielerwechseln
untersucht. Das Ergebnis: Trainer, die an ihrer
ursprünglichen taktischen Grundausrichtung
festhalten und die Mannschaft nicht umstellen, haben
öfter Erfolg. Diese Strategie, empfehlen die Forscher,
sollten auch die Manager von Aktienfonds anwenden.
Hektisches Auswechseln von Börsenwerten im
Portfolio, die sich schlechter entwickeln als erwartet,
bringt nur selten etwas. Wenn Banker stattdessen
Geduld haben und gelassen an den Wertpapieren
festhalten, für die sie sich ursprünglich entschieden
hatten, steigern sie ihre Chancen auf ein Plus in der
Endabrechnung.

Börsenverein des Deutschen Buchhandels


e. V., früher Börsenverein der Dt. Buchhändler,
Standesorganisation der dt. Verleger und Buchhänd- 17. 10. 2008, Frankfurt am Main, Hessen, Deutsch-
ler, gegr. 1825 in Leipzig, umfasste auch Österreich land – Aktienhändler und Wertpapierhändler im Händ-
und die dt.-sprachige Schweiz. Nach 1945 wurde der lersaal der Commerzbank AG. In dem über 150 Meter
Verein in Leipzig unter dem früheren Namen neu langen Händlersaal arbeiten bis zu 450 Mitarbeiter.
BOR
niederländ. Maler, * um 1450, † 1516; fantast.
Darstellungen des Volkslebens, der Höllenstrafen,
Üsküdar auf der kleinasiat. Seite. Der B. wird von
zwei Hängebrücken (seit 1973 und 1988) überspannt
BOT
Sünden, Versuchungen. – 3) Robert, dt. Techniker, und untersteht der vollen Hoheit der Türkei.
Industrieller, * 1861, † 1942; brachte 1902 die Bssi, Umberto, ital. Politiker, * 1941; Gründer und
Hochspannungsmagnetzündung für Ottomotoren Vors. der »Lega Lombarda« (heute Lega Nord);
heraus; gründete 1886 die heutige Robert Bosch 2001–04 und seit 2008 Min. für Föderale Reformen.
GmbH.
Bose-Einstein-Kondensation [nach S. N. Bose und
A. Einstein], der Übergang eines aus gleichartigen
Bosonen bestehenden Systems in einen Zustand
(Grundzustand), in dem alle Teilchen die gleiche,
niedrigstmögl. Energie besitzen.
Bsni|en und Herzegwina, Rep. in SO-Europa,
Bosni|en und Herzegowina BOSB

51 197 km 2, 3,8 Mio. Ew.; Hptst. Sarajevo; Amtsspra-


chen: Bosnisch, Kroatisch, Serbisch. B. u. H. grenzt im
S, W und N an Kroatien und im O an Montenegro. Im
SW hat es einen schmalen Zugang (20 km) zum
Adriat. Meer (ohne Hafen). Im N liegt der Landesteil
Bosnien (Hptst. Sarajevo), im SW der Landesteil
Herzegowina (Hptst. Mostar). B. ist meist gebirgig,
waldreich; im W dürftig bewachsenes Karstgebirge,
im N schmale, landwirtschaftlich intensiv genutzte
Ebene längs der Save. In B. u. H. leben muslim.
Bosniaken, orth. Serben und röm.-kath. Kroaten. 
auf Kohle und Eisenerz; Anbau von Getreide, Obst,
Tabak; Viehzucht; Schwarzmetallurgie, Konsumgü-
terind.; internat.  Sarajevo und Mostar.
Geschichte. B. u. H. war seit 1463 türkisch, 1878–1918
österreichisch; 1918 Teil des neu gegr. (späteren)
Jugoslawien; 1946 Rep. des Bundesstaats Jugo- Boston [ˈbɔstən], Hptst. des Staates Massachusetts, Scheinbar ruhig
slawien; Ende Juli 1990 durch Verfassungsänderung USA, an der Massachusetts Bay, 609 000 Ew.; Hafen-, fließt das Wasser
Abkehr vom Einparteiensystem. Nach Wahlen im Handels- und Ind.‐Stadt, auch kulturelles Zentrum; 4 des Bosporus
Nov. 1990 muslim. Präs. A. Izetbegović, Okt. 1991 Univ., im nahe gelegenen Cambridge Harvard-Univ. durch Istanbul.
Unabhängigkeitserklärung. Im April 1992 wurde B. und Massachusetts Institute of Technology; Museen, Doch die Meerenge
u. H. international als souveräner Staat anerkannt. Bibliotheken. – 1630 von Puritanern gegr., Ausgangs-
hält Seefahrer seit
In der Folge kam es zw. serb., von der serbisch punkt des Unabhängigkeitskriegs.
Jahrtausenden in
dominierten ehem. jugoslaw. Armee unterstützten Botnik die, Pflanzenkunde, Wiss. von Pflanzen.
Freischärlern und bosniak., aber auch kroat. Teilgebiete: Verwandtschaftslehre (Pflanzensyste- Atem: Durch ein
Verbänden zu einem mit großer Härte geführten matik); Gestaltlehre (Pflanzenmorphologie); Lehre Gefälle von 30 Zen-
Bürgerkrieg, in dessen Verlauf die serb. Verbände die von den Lebenserscheinungen (Pflanzenphysiologie); timetern zwischen
nach ihrer Auffassung zu Serbien gehörigen Gebiete Beziehungen der Pflanzen untereinander und zur dem Schwarzen
von B. u. H. eroberten und die nicht serb. Bev. Umwelt (Pflanzenökologie); Verbreitung (Pflanzen- Meer und dem
vertrieben oder ermordeten. Auf der Friedenskon- geografie); Vorweltpflanzen (Paläo‐B.). Zur Mittelmeer ent-
ferenz von Dayton (Ohio) und im Friedensabkommen angewandten B. gehören z. B. landwirtschaftl. B. und steht eine bis zu
von Paris (14. 12. 1995) einigten sich die Parteien auf die Lehre von den Pflanzenkrankheiten. sieben Knoten
die Bildung eines einheitl. Staates B. u. H. als botnischer Garten, Anlage, in der einheimische starke Strömung.
Föderation zweier Gebietseinheiten, einer bosniak.- und ausländ. Gewächse zu Lehr- und Forschungs- Da die darunter-
kroat. Föderation (FBiH; 51 % des Staatsgebiets) und zwecken gezogen werden; seine Ursprünge lagen im
liegende Wasser-
der Serb. Republik (RS; 49 % des Staatsgebiets). Eine medizin. Kräutergarten (Hortus medicus) von
schicht jedoch in
internat. Friedenstruppe (IFOR, ab 1996 SFOR) unter Klöstern und Burgen. Die ersten botan. Gärten, die
NATO-Kommando löste die UN-Schutztruppe ab sich der systemat. Erforschung und Erhaltung von genau umgekehrter
und wurde zur Überwachung des Waffenstillstands Pflanzen widmeten, entstanden in der Mitte des Richtung fließt,
und zur Truppenentflechtung in B. u. H. stationiert. 16. Jh. in Italien. kommt es sehr
Prägend blieben die fragile staatl. Einheit sowie Botro, Fernando, kolumbianischer Maler, Zeichner leicht zu Turbulen-
andauernde ethnisch bedingte Spannungen; 2006 und Bildhauer, * 1932; großformatige groteske zen. Zusammen
Beitritt zum NATO‐Programm »Partnerschaft für Porträts und Gruppen. mit der S-Form des
den Frieden«. Die Wahlen im selben Jahr stärkten die Btha, Louis, südafrikan. General und Politiker, * 1862, Goldenen Horns
nationalistischen Kräfte. † 1919; kämpfte im Burenkrieg gegen die Briten, trat hat der Bosporus
dann für eine Politik der Versöhnung mit Groß- schon viele Schiffe
Bsporus, Meerenge zw. Europa und Asien, die britannien ein, wurde 1910 der 1. Min.-Präs. der
auf den Meeres-
das Schwarze Meer mit dem Marmarameer Südafrikan. Union; eroberte 1915 Dt.-Südwestafrika.
grund befördert.
verbindet; 30 km lang, bis 3 km breit. Am SW-Aus- Bthe, Walter, dt. Physiker, * 1891, † 1957; entdeckte die
gang des B. liegen die Bucht Goldenes Horn als künstl. Kernanregung; mit M. Born 1954 Nobelpreis 113
Naturhafen Istanbuls auf der europ. und der Stadtteil für Physik.

Bothe B
B Botswana
114

Botswna, Rep. im südl. Afrika, 582 000 km 2, 1,95 Mio.


Botswana BOTB botulinum enthalten; beginnt mit Erbrechen,
Spinnen (aus Ew.; Hptst. Gaborone; Amtssprache: Englisch. B. ist Augenmuskellähmungen, Schluckbeschwerden.
verschiedenen größtenteils eine weite Hochebene (bis 1000 m) zw. Boucher [buˈʃe], François, frz. Maler, * 1703, † 1770;
Materialien und Sambesi im N und Limpopo im S; im SW die Kalahari, mytholog. und gesellschaftl. Themen, galante
teils übergroß) im N das Okawangobecken; subtrop. Klima. – Bev. Szenen.
schuf Louise überwiegend Tswana, daneben San. – B. zählt zu den Bouffier [buˈfje], Volker, dt. Politiker (CDU), * 1951;
Bourgeois immer wirtschaftlich stärkeren Staaten Afrikas. Wichtigster Jurist; 1999–2010 hessischer Innen-Min.; seit 2010
Sektor ist der Bergbau (Diamanten, Nickel, Kupfer, CDU-Landesvorsitzender und Min.-Präs. von Hessen.
wieder. Die
Steinkohle); Viehzucht (Rinder); internat.  in Bougainville [bugˈvil, nach L.-A. de Bougainville],
Spinne ist für sie
Gaborone; Eisenbahnverbindung nach Südafrika und größte der Salomoninseln, 8800 km 2, bildet mit Buka
kein bedrohliches Simbabwe. – Als Betschuanaland 1885–1966 brit. u. a. Inseln die Prov. North Solomons von Papua-
Tier, sondern Schutzgebiet; seit 1966 es unabhängige Rep. Neuguinea, rd. 103 000 Ew. Sezessionsbestrebungen
Sinnbild für das Staatspräs. ist seit 2008 Ian Khama. führten zu einem Konflikt mit der Zentral-Reg.
Schaffende und Bttger, Johann Friedrich, dt. Alchimist, * 1682, (blutige Kämpfe 1989–97, Friedensabkommen 1998).
Behütende. Sie † 1719; kam, wegen »Goldmacherei« in Preußen Bougainville [bugˈvil], Louis-Antoine de, frz.
steht auch für flüchtig, in den Gewahrsam Augusts des Starken und Seefahrer, * 1729, † 1811; entdeckte mehrere Inseln
die Mutter der wurde 1704 dem Naturforscher und Philosophen der Salomoninseln und der Tuamotu-Gruppe.
Künstlerin, die E. Tschirnhaus (* 1651, † 1708) unterstellt; um 1707 Bougainvillea [bugˈvil-, nach L.-A. de Bougainville],
als Restauratorin gelang die Erzeugung des roten B.-Steinzeugs Kletterstrauch in Südamerika und neuerdings auch
(fälschlich B.-Porzellan gen.), 1708/09 erreichte B. die im Mittelmeergebiet mit röhrigen Blütenhüllen und
von Bildteppi-
Herstellung des weißen Porzellans. 1710 wurde in roten, weißen, violetten Hochblättern.
chen dem Akt
Meißen eine Porzellanmanufaktur gegründet. Boulanger [bulãˈʒe], Georges, frz. General, Politiker,
des Webens Botticelli [bottiˈtʃɛlli], Sandro, ital. Maler, * 1445, * 1837, † 1891; als Kriegsmin. 1886/87 Wortführer der
nahestand. † 1510; ein Hauptmeister der Frührenaissance Revanche gegen Deutschland.
(»Geburt der Venus«). Boulez [buˈlɛːz], Pierre, frz. Komponist, Dirigent, * 1925;
Bttnischer Mrbusen, nördlicher Teil der Ostsee Hauptvertreter der elektron. und experimentellen
zw. Schweden und Finnland. Musik (u. a. serielle Musik).
Botulsmus der, meldepflichtige bakterielle Boumedienne [bumeˈdjɛn], Houari, alger. Offizier und
Lebensmittelvergiftung nach Genuss von verdorbe- Politiker, * 1927, † 1978; ab 1960 Generalstabschef im
nen Fleisch-, Wurst-, Fisch-, Gemüsekonserven, die alger. Unabhängigkeitskrieg (1954–62); nach Sturz
das Gift (Botulin) des Bakteriums Clostridium Ben Bellas 1965–78 Staatschef.
BOT
Bourbnen [bur-], frz. Herrschergeschlecht,
Nebenlinie der Kapetinger, nach dem Schloss
Bzen, ital. Bolzno, Stadt in Südtirol, Italien,
99 800 Ew.; südlich vom Brenner am Eisack, Ver-
BRA
Bourbon [burb] im Bourbonnais benannt, regierte kehrsknoten; Handel, Messe; Univ.; Metallind.;
1589–1792 und 1814–30. Nebenlinien herrschten in Tourismus.
Spanien (1700–1808, 1814–68, 1874–1931, erneut seit BP Plc. London, 1954 gegr. britischer Erdölkonzern;
1975), in Neapel-Sizilien (1735–1860) und im 1998 Zusammenschluss mit dem US-amerikan.
Herzogtum Parma. Weitere Nebenlinie → Orléans. Mineral- und Gaskonzern Amoco Corp.; übernahm
2001 mit der dt. Veba Oel AG auch die Tankstellen-
Bourgeois [burˈʒwa], Louise, amerikan.
Bourgeois BOUB gruppe Aral; zählt zu den größten Mineralölkonzer-
Bildhauerin frz. Herkunft, * 1911, † 2010 erstellte seit nen der Welt.
1938 Skulpturen und begehbare Environments, mit Brabnt, Landschaft in Belgien und den Niederlanden,
denen sie häufig traumat. Vorstellungen und die Kraft umfasst die belg. Prov. Flämisch-B. und Wallo-
ihrer Überwindung thematisierte. In ihrem Spätwerk nisch-B. und das niederländ. Nord-B.; einst
widmete sich B. der angstbesetzten weibl. Sexualität, selbstständiges Herzogtum, im 15./16. Jh. Mittel-
die sie in assoziativer Formensprache darstellte. punkt der niederländ. Kultur.
Bourgeois [burˈʒwa] der, wohlhabender Bürger. Brachsen, Brassen, Karpfenfische; die bekannteste
Bourgeoisie [burʒwaˈziː] die, das besitzende Art, der Blei, bewohnt Flüsse und Seen nördlich der
Bürgertum, als Stand und geistige Haltung. Alpen.
Bourguiba [burgiˈba], Habib, tunes. Politiker und Brachvögel, Gattung der Schnepfenvögel, den
Staatsmann, * 1903, † 2000; Jurist, Gründer der Regenpfeifern verwandt; Watvögel mit sehr langem,
Neo-Destur-Partei, 1957–87 Staatspräs., 1956 gebogenem Schnabel. Der Große B. (Keilhaken,
erstmals Min.-Präs.; 1987 amtsenthoben. Brachschnepfe) ist krähengroß, brütet in Gras- und
Bourrée [buˈreː] die, frz. Volkstanz im 3⁄4-, später Moorlandschaften Mitteleuropas. Der Regen-B. ist
4
⁄4-Takt; in abgewandelter, Kunstform Bestandteil der kleiner und hat einen kürzeren Schnabel.
Suite. Brackwasser, schwach salzhaltiges Wasser in
Boutros-Ghli [ˈbu-], Boutros, ägypt. Politiker, * 1922; Flussmündungen und Haffen.
Jurist, Prof. für Völkerrecht; war 1992–96 Gen.-Sekr. Bradford [ˈbrædfəd], Ind.‐Stadt in N-England, 296 300
der Vereinten Nationen. Einwohner.
bovne spongifrme Enzephalopath, Abk. BSE Bradley [ˈbrædlɪ], James, brit. Astronom, * 1692, † 1762;
(→ Rinderwahnsinn). entdeckte 1728 die Aberration des Sternlichts,
Bovst → Bauchpilze. berechnete daraus die Lichtgeschwindigkeit.
Bowling [ˈbəʊlɪŋ] das, Art des Kegelns, gespielt wird Bragg [bræg], Sir William Henry, brit. Physiker, * 1862,
mit einem Vollball (3 Haltelöcher) auf 10 Kegel. † 1942; entwickelte mit seinem Sohn Sir William
Bxen, Faustkampf nach festen Regeln, im Boxring. Lawrence B. (* 1890, † 1971) ein Verfahren zur
Jeder Boxkampf geht über Runden (Amateure 4 je Strukturbestimmung von Kristallen und zur
2 min). Fauststöße nur erlaubt gegen die Körpervor- Wellenlängenbestimmung von Röntgenstrahlen.
derseite vom Scheitel bis zur Gürtellinie. Entschei- Nobelpreis für Physik 1915 mit seinem Sohn.
dungen: Knock-out (K. o.) durch Niederschlag: Der
Gegner bleibt länger als 10 s am Boden; techn. K. o.: Brhe, Tycho, dän. Astronom, * 1546, † 1601;
Abbruch des Kampfes bei ernster Gefahr für einen bedeutendster beobachtender Astronom vor
Gegner; Sieg durch Aufgabe; Punktwertung nach den Erfindung des Fernrohrs; entdeckte und deutete 1572
erteilten und empfangenen Schlägen. eine Supernova in der Kassiopeia, den Tychon. Stern;
Boxer, kurz- und glatthaarige Hunderasse, kurze erbaute auf der ihm 1576 überlassenen Insel Hven
Schnauze mit herabhängenden Lefzen, Schulterhöhe (Ven) im Sund die Sternwarte »Uranienborg«; ging
bis 63 cm, Fellfarbe: gelb, braun, auch gestromt. 1599 als Hofastronom Kaiser Rudolfs II. nach Prag,
Bxer, chin. Geheimbund, entfachte 1900 einen wo J. Kepler sein Gehilfe wurde. B.s präzise
fremdenfeindl. Aufstand (B.-Aufstand; Ermordung Messungen von Planetenörtern, insbes. seine
des dt. Gesandten); darauf griffen die europ. Mächte Marsbeobachtungen, ermöglichten Keplers Arbeiten
und die USA militärisch ein. über die Planetenbahnen.
Bxermotor, ein Verbrennungsmotor, bei dem sich
die Zylinder in einer Ebene gegenüberliegen und die Kometenhafter Absturz – Brahes Tod
Pleuel um 180° versetzt die Kurbelwelle antreiben. Jahrzehntelang widmete sich Tycho Brahe der
Boyktt [nach dem brit. Güterverwalter C. Boycott] Vermessung des Himmels. So präzise Brahes
der, Verrufserklärung als polit., wirtschaftl. oder Beobachtungen auch waren, so rätselhaft bleibt bis
soziale Kampfmaßnahme, durch die eine Person, ein heute sein Tod. Starb der Zecher und Lebemann an
Unternehmen oder ein Staat vom Geschäftsverkehr einer geplatzten Blase oder an einer Quecksilberver-
ausgeschlossen wird. In der Privatwirtschaft giftung, die nun nachgewiesen wurde? Unfall oder
unzulässig, wenn gegen die Grundsätze der Mord – sogar sein Schüler Johannes Kepler stand unter
Verhältnismäßigkeit und Sittlichkeit verstoßen wird. Verdacht. Neue Forschungen erhärten aber die
Boyle [bɔɪl], Robert, engl. Physiker, * 1627, † 1691; Täterschaft eines Verwandten, der Brahe am Abend
entdeckte das nach ihm und E. Mariotte benannte vor dessen Tod besuchte. Dennoch: Brahes Tod bleibt
B.-Mariotte-Gesetz, wonach das Produkt aus Druck rätselhaft, seine Beobachtungen hingegen brachten
und Rauminhalt eines idealen Gases bei konstanter Kepler auf die Lösung der damals brennenden Frage 115
Temperatur unverändert bleibt. der Planetenbewegung.

Brahe B
B Brahma
116 Brhma, einer der 3 Hauptgötter des Hinduismus; Berlin. – Nach der Völkerwanderung von Slawen (u. a.
verkörpert innerhalb der hinduist. Götterdreiheit Liutizen) besiedelt. Nach gescheiterten fränk. bzw.
(→ Trimurti) das Prinzip der Weltschöpfung. Im ostfränk.-dt. Eroberungen wurde 1134 der Askanier
heutigen Hinduismus hat seine Verehrung Albrecht der Bär mit der »Nordmark« belehnt; er
(Brahmanismus) gegenüber der Verehrung Shivas erschloss das Land der dt. Ostsiedlung und der
(Shivaismus) und Vishnus (Vishnuismus) stark an Christianisierung und nannte sich seit 1157
Bedeutung abgenommen. B. wird häufig mit 4 Markgraf von B. Die Markgrafen stiegen im 13. Jh. in
Gesichtern und 4 Armen, in denen er u. a. die Veden den Kreis der Kurfürsten auf. 1323 kam die Mark B.
und einen Gebetskranz hält, dargestellt. (auch die Mark gen.) an die Wittelsbacher, 1373 an die
Brahmne der, Mitglied der obersten Kaste der Luxemburger, 1411/17 an die Hohenzollern. 1539
Hindus (Priester, Gelehrte, Politiker). Einführung der Reformation; 1614 Erwerb des
Brahmaptra der, Strom in Asien, etwa 2900 km lang. Herzogtums Kleve und der Grafschaften Mark und
Er entspringt nördlich des Himalaja im südwestl. Ravensberg, 1618 des Herzogtums Preußen (als poln.
Tibet, umfließt als Tsangpo den östl. Himalaja, Lehen). Eigentl. Begründer des brandenburg.-preuß.
durchströmt die Tiefebene Indiens und mündet in Staates war Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst
das Delta des Ganges im Golf von Bengalen. (1640–88; → Preußen). 1945 um die Gebiete östl. der
Brhms, Johannes, dt. Komponist, * 1833, † 1897. Seine Oder (Neumark) verkleinert, wurde das Land B. 1952
Musik, die den klaren Formaufbau der Klassiker in die DDR-Bezirke Potsdam, Frankfurt und Cottbus
erstrebt, ist bestimmt durch volle Harmonik, geteilt und 1990 wieder errichtet. 1996 scheiterte
vielfältige Rhythmik, ausdrucksvolle Melodik: 4 eine Zusammenlegung mit Berlin in einer Volksab-
Sinfonien u. a. Orchesterwerke, Kammermusik, stimmung. Nach M. Stolpe (1990–2002) wurde
Klavierstücke, Lieder, Chorwerke (»Ein deutsches M. Platzeck (beide SPD) Min.-Präs.; seit 2009 regiert
Requiem«, 1866–68). eine Koalition aus SPD und Die Linke.
Braille [braːj], Louis, frz. Blindenlehrer, * 1809, † 1852; Brndenburg an der Hvel, kreisfreie Stadt in
erblindete im Alter von 3 Jahren, schuf die heute Bbg., beiderseits der Havel, 72 500 Ew.; mittelalterl.
gebräuchliche Blindenschrift (Brailleschrift), die in Baudenkmäler; Fachhochschule, OLG; Verkehrs-
der Blindenpädagogik einen entscheidenden knotenpunkt; Stahlwerk, Maschinenbau.
Fortschritt brachte. Brndenburger Tor, Eingangstor zur Straße »Unter
Braintrust [ˈbreɪntrʌst] der, Beratergruppe, urspr. die den Linden« in Berlin, als Wach- und Zolltor 1788–91
Berater Präs. F. D. Roosevelts beim → New Deal. von C. G. Langhans erbaut, mit Quadriga von
Bramnte, ital. Baumeister und Maler, * 1444, † 1514; G. Schadow; 1961–89 geschlossen (Berliner Mauer),
entwickelte den Stil der ital. Hochrenaissance: bekanntestes Symbol der Teilung Deutschlands.
Bauten in Mailand, Rom. Brando [ˈbrændəʊ], Marlon, amerikan. Filmschau-
Branagh [ˈbrænɑː], Kenneth, brit. Schauspieler und spieler, * 1924, † 2004; Filme »Die Faust im Nacken«
Regisseur, * 1960; bed. Shakespearedarsteller; drehte (1954), »Der Pate« (1972), »Don Juan de Marco«
»Viel Lärm um Nichts« (1993), »Hamlet« (1996), »As (1995).
You Like It« (2006). Brandstiftung,  In-Brand-Setzen bestimmter
Brâncuşi [brɪŋˈkuʃj], Constantin, rumän. Bildhauer, Gegenstände, wie Gebäude, Wald usw.; Freiheits-
* 1876, † 1957; lebte in Paris; schuf Plastiken von strafen von 1 Jahr bis zu lebenslänglich, bei
äußerster Reduktion und Abstraktion. fahrlässiger B. Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu
Brand, 1)  Gangrn, Nekrse, örtl. Absterben eines 5 Jahren.
Körper- oder Organteils infolge Störung oder Brndström, Elsa, schwed. Philanthropin, * 1888,
Aufhebung der Blutversorgung; feuchter B. mit † 1948; war als Delegierte des schwed. Roten Kreuzes
Hinzutreten von Eiter- oder Fäulnisvorgängen. – 2)  im Ersten Weltkrieg für dt. Kriegsgefangene in
durch Brandpilze verursachte Pflanzenkrankheiten; Russland tätig (»Engel von Sibirien«).
braune oder schwarze Flecken an befallenen Brndt, Willy, früher Herbert Ernst Karl Frhm, dt.
Pflanzenteilen, Kümmerwuchs; gefährl. Getreide- Politiker (SPD), * 1913, † 1992; Journalist, emigrierte
schädlinge. 1933 (Norwegen, Schweden; bis 1945), war 1957–66
Brndauer, Klaus Maria, eigtl. Klaus Georg Stng, Regierender Bürgermeister von Berlin, 1964–87 Vors.
österr. Schauspieler, * 1943; vielseitiger Charakter- der SPD; 1966–69 Vizekanzler und Außenmin.;
darsteller, ab 1972 am Wiener Burgtheater; Filme 1969–74 (Rücktritt im Zusammenhang mit einer
»Mephisto« (1981), »Jenseits von Afrika« (1986), »Die Spionageaffäre) Bundeskanzler. Erstrebte durch
Bibel – Jeremia« (1998), »Tetro« (2009); war seit 1963 seine Ostpolitik (Verträge mit der UdSSR, Polen,
verheiratet mit der Filmregisseurin Karin B. (* 1942, DDR, ČSSR) eine Verbesserung der Beziehungen zu
† 1992). diesen Staaten. Friedensnobelpreis 1971. Präs. der
Brndenburg, Land im NO Dtl.s, 29 479 km 2, Sozialist. Internationale 1976–92.
2,515 Mio. Ew.; Hptst. Potsdam. B. umfasst die Branntwein, aus gegorenen Flüssigkeiten durch
Hauptteile des Spree- und Havelgebiets und Teile der Destillation (»Brennen«) gewonnenes alkohol.
linken unteren Oderniederung. – Waldreiche Getränk; auch trinkbares Gemisch von Alkohol und
Landschaft; Seen, viele Flussläufe, dichtes Kanal- Wasser mit Aromastoffen. Aus vergorenen
netz. Acker-, Gemüse- (Spreewald), Obstbau (um Weintrauben gewinnt man den Weinbrand (zuerst in
Werder/Havel); in Flussniederungen Grünlandnut- der frz. Stadt Cognac hergestellt: daher dort Cognac),
zung. Braunkohlenabbau und -verstromung in der aus Saft von Kirschen und Zwetschen, der durch
Niederlausitz, vielseitige Ind., bes. im Umland von wilde Hefen der Obstoberfläche vergoren ist, das
BRA
BRA
Brasiliens wirt-
schaftlicher
Aufschwung lässt
den Verkehr auf
den Straßen
seiner Metropolen
anschwellen.
2009 verkündete
São Paulo einen
neuen Rekord:
Auf insgesamt
293 km stauten
sich die Autos.
Das notorische
Verkehrsproblem
öffnet Raum für
ein ganz neues
Geschäftsfeld:
Helikopter-Taxis.
Manager und
Stars wechseln
vom Auto in den
Helikopter, um
schneller und
Kirsch- bzw. Zwetschenwasser. Melasse vom Francisco. Klima: überwiegend tropisch heiß, sehr sicherer von
Zuckerrohr gibt den echten Rum, eine mit Palm- feucht im Amazonastiefland und an der SO-Küste einem Termin
säften versetzte Maische aus Reis in Ostindien den (Urwald), trockener im inneren Bergland (Gras- zum nächsten
Arrak. Die meisten B. Europas werden aus Getreide steppen, lichte Buschwälder). Der S hat subtrop. zu kommen. 500
(Roggen-, Weizen-, Gerstenmalz) gewonnen, z. B. der Klima (Laub- und Nadelwälder). Helikopter gibt
Korn-B. und der Whisky. Die ausgepressten Schalen Bevölkerung. Rd. 54 % Weiße (bes. im S), 39 % es in São Paulo
der Weinbeeren (Trester) geben Trester-B. (Franz-B.). Mischlinge (bes. in Mittel-B.), 6 % Schwarze (bes. im
bereits, womit
Der Alkoholgehalt des B. beträgt im dt. Handel etwa NO), rd. 1 % Indianer und Asiaten. Rd. 89 % Christen,
es die Stadt mit
38 Vol.-%, bei Arrak, Rum, Obst-B. auch mehr. überwiegend (rd. 74 %) Katholiken.
Brnt, Sebastian, dt. Dichter, Humanist, * 1457, † 1521; Wirtschaft. B. gehört zu den am meisten industriali- einer der größten
geißelt im »Narrenschiff« (1494) die Laster und sierten Ländern Südamerikas. Die Bedeutung der Helikopter-Flotten
Torheiten seiner Zeit. Landwirtschaft nimmt ab. – Erzeugnisse: Soja, der Welt ist.
Braque [brak], Georges, frz. Maler, * 1882, † 1963; Kaffee, Zuckerrohr, Bananen, Bohnen, Kakao;
entwickelte mit P. Picasso den Kubismus, oft unter Viehzucht; großflächige Rodungen in Amazonien. –
Verwendung von → Collagen; später v. a. auf wenige Im S reiche Bodenschätze: Eisenerz (bes. in Minas
Farbtöne beschränkte Stillleben und Interieurs. Gerais und der Serra dos Carajás im südöstl.
Braslia, Hptst. Brasiliens (seit 1960) und Bundesdis- Amazonien), Mangan, Zinn, Bauxit; Steinkohle,
trikt, auf der Hochebene von Goiás, 2,1 Mio. Ew.; nach Erdöl, Edel- und Schmucksteine u. a. Ind. v. a. im S
modernen städtebaul. Gesichtspunkten von und SO (Nahrungsmittel-, chem., Textil-, Schwerind.,
namhaften Architekten errichtet; UNESCO‐Welt- Maschinen-, Fahrzeugbau). – Haupthandelspartner:
kulturerbe. USA, Argentinien, China, EU-Länder; größte
internat.  in São Paulo, Rio de Janeiro, Brasília.
Braslien, Bundesstaat in Südamerika; Geschichte. B. wurde 1500 von P. A. Cabral für
8,515 Mio. km 2, 193,7 Mio. Ew.; Hptst. Brasília; Portugal in Besitz genommen. 1822 erklärte sich B.
Amtssprache: Portugiesisch. zum abhängigen Kaiserreich. 1888 wurde die
Verfassung. Bundes-Rep. mit Präsidialsystem; Präs. Sklaverei abgeschafft, 1889 die Rep. eingeführt.
ist Staatsoberhaupt und Reg.‐Chef; Zweikammerpar- 1964–85 regierte das Militär. 1988 wurde eine neue
lament; Gliederung in 26 Bundesstaaten und Verf. verabschiedet. Die Präsidentenwahlen 2002 und
1 Bundesdistrikt. 2006 gewann der linke Politiker L. I. Lula da Silva.
Landesnatur. Kernlandschaft B.s ist das Brasilian. Brassen → Brachsen.
Bergland (im Pico da Bandeira 2890 m hoch). Ihm Brtislava, dt. Prssburg, Hptst. der Slowak. Rep., auf
schließt sich nach N das Amazonastiefland an. Im dem linken Donauufer, am Fuß der Kleinen
äußersten N hat B. Anteil am Bergland von Guyana Karpaten, 429 000 Ew.; Univ., TU u. a. Hochschulen,
(Pico da Neblina, 3014 m). Hauptflüsse: im N der Nationalgalerie, ‐museum, ‐theater; Maschinen‐ und 117
Amazonas mit seinen Nebenflüssen, im O der Rio São Fahrzeugbau, petrochem., Papier-, Baustoff-,

Bratislava B
B Bratsche
118 Nahrungsmittel‐ u. a. Ind.; Weinbau an den Hängen Braunkohle → Kohle.
der Kleinen Karpaten; Messestadt; Donauhafen, Brn'sche Röhre, die von K. F. Braun entwickelte
internat. . – Mittelalterl. Burg (1811 durch Brand Kathodenstrahlröhre.
zerstört, 1953 ff. rekonstruiert); Dom St. Martin Brnschweig, 1) ehem. Land des Dt. Reiches,
(1302–1452; bis 1580 Krönungskirche der ungar. 3673 km 2, (1939) 583 300 Ew. – Aus dem niedersächs.
Könige); zahlr. Kirchen und Paläste aus Barock und Eigenbesitz der Welfen (seit 1137) wurde 1235 das
Rokoko. – 1526–1784 Haupt- und Krönungsstadt der Herzogtum B.-Lüneburg gebildet, dann aber
ungar. Könige; kam 1919 an die Tschechoslowakei. wiederholt geteilt. Aus dem Teilherzogtum
Brtsche die, Streichinstrument, größer und tiefer B.-Wolfenbüttel ist das Land B., aus der Vereinigung
gestimmt als die Geige. der übrigen Teilgebiete das Land Hannover
Brchitsch, Walther v., dt. Generalfeldmarschall, hervorgegangen. 1807–13 gehörte B. zum napoleon.
* 1881, † 1948; 1938 bis 1941 Oberbefehlshaber des Kgr. Westfalen. Als 1884 die Herzöge von B.
Heeres. ausstarben, wurden zunächst Regenten eingesetzt,
bis 1913 Ernst August aus der hannoverschen Linie
Brn, 1) Karl Ferdinand, dt. Physiker, * 1850, Herzog wurde; 1918 dankte er ab. Als Freistaat erhielt
† 1918; Pionier der Funktechnik (Braun'sche Röhre); B. 1922 eine neue demokrat. Verfassung. 1933–45
Nobelpreis 1909 mit G. Marconi. – 2) Otto, dt. unterstand es mit Anhalt einem gemeinsamen
Politiker (SPD), * 1872, † 1955; seit 1920 wiederholt Reichsstatthalter. 1946 kam B. zum Land Nieder-
Min.-Präs. von Preußen, 1932 durch Reichskanzler sachsen. – 2) kreisfreie Stadt in Ndsachs., 245 900 Ew.;
F. v. Papen abgesetzt, emigrierte 1933. – 3) Volker, dt. Innenstadt war kriegsbedingt stark zerstört,
Schriftsteller, * 1939; pathet. Lyrik und Dramatik mit Residenzschloss 2007 unter Einbeziehung histor.
philosoph. Fragestellungen; satir. Prosa (»Hinze- Reste neu errichtet; roman. Dom mit dem Grabmal
Kunze-Roman«, 1985); Georg-Büchner-Preis Heinrichs des Löwen und das Gewandhaus
2000. – 4) Wernher v., amerikan. Raketenkonstruk- wiederhergestellt; alter Hauptbahnhof (ältester dt.
teur dt. Herkunft, * 1912, † 1977; wurde 1937 techn. Bahnhofsbau, 1843/44); Biolog. Bundesanstalt für
Direktor an der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Land- und Forstwirtschaft, Bundesforschungs- und
wo er die Entwicklung der Fernrakete A-4 (später V 2) Versuchsanstalt für Landwirtschaft, Physikal.-
leitete; ging 1945 in die USA; 1959–72 leitender Techn. Bundesanstalt, Luftfahrt-Bundesamt, Dt.
Mitarbeiter der NASA (seit 1970 Leiter der Planungs- Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, TU
abteilung). B. hatte wesentl. Anteil am Start der (gegr. 1745, die älteste Dtl.s) u. a. Hoch- und
künstl. Erdsatelliten, am Apollo-Programm und am Fachschulen. Ind.: Kraftfahrzeugachsen, Verpackun-
Ausbau der Raumfahrt. Er entwickelte u. a. die gen, Klaviere, opt. Geräte, Konserven, elektrotechn.,
Jupiter-C- und die Saturn-Raketen. feinmechan. sowie chem. Betriebe.
Braunwurzgewächse, Rachenblütler, zweikeim-
Der heimliche Widersacher – Sergej blättrige Pflanzenfamilie mit über 3000 weltweit
Koroljow verbreiteten Arten, meist Kräuter oder Stauden mit
Die Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1957 war die Nacht wechsel- oder gegenständigen Blättern. Bekannte
des »Sputnik-Schocks«. Die Sowjetunion hatte ihren Gattungen sind v. a. Fingerhut, Königskerze,
ersten Satelliten ins All geschossen und damit dem Ehrenpreis und Löwenmaul.
Westen gezeigt, dass ihr Raketenprogramm nicht Brautkauf, bei manchen Völkern übl. Sitte, dem
hinter dem der USA zurückstehen sollte. Ihr Brautvater oder dessen Sippe Zahlungen zu leisten
Chefkonstrukteur hieß Sergej Koroljow. Ebenso wie oder Wertgegenstände zu übergeben (als Entschädi-
Wernher von Braun träumte er vom Flug zum Mond. gung für den Verlust des Sippenmitgl. und als Pfand
Im Gegensatz zu diesem kannte jedoch kaum jemand für gute Behandlung).
seinen Namen. Als angeblicher Volksfeind 1938 Brazzaville [brazaˈvil], Hptst. der Rep. Kongo, am
verhaftet, arbeitete der junge Ingenieur bis 1944 in rechten Ufer des Kongo, 1,33 Mio. Ew.; Univ.;
einem Speziallager für Wissenschaftler am Polarkreis Pasteur‐Inst., Flusshafen am Kongo, Eisenbahn zur
an neuen Düsenantrieben für Kriegsbomber. Kurz Küste (Pointe-Noire); internat. .
nach dem Krieg übernahm Koroljow die Leitung der Breakdance [ˈbreɪkdɑːns], in den USA entstandener
sowjetischen Raketenforschung. Sein größter Erfolg Straßentanz mit betont rhythm., artist. Bewegungen
war der erste bemannte Flug ins All des Kosmonauten und roboterhaften pantomim. Einlagen.
Jurij Gagarin 1961. Koroljow starb 1966. Brechnuss, 1) Samen des Wolfsmilchgewächses
Jatropha curcas, Brech- und Abführmittel. – 2) Sa-
men einer Strychnosart, enthält die Alkaloide
Strychnin und Brucin.

ru ng des Wel t-
Brcht, Bertolt, dt. Schriftsteller, * 1898, † 1956; lebte
Bei der E ro be 1933–47 im Exil, seit 1948 in Berlin (Ost); gründete
ei Prob lem e zu
ra ums si nd zw
dort mit seiner Frau Helene Weigel das »Berliner
er
erkra ft un d d
Ensemble«, wo er auch selbst Regie führte. B. schrieb
lösen: d ie Sc hw -
gesellschaftskrit. Gedichte, Balladen, die »Dreigro-
it der Sc hwer schenoper« (1928, Musik von K. Weill), meist satir.
Pa pi erkrieg. M wo rden. Prosa, v. a. aber Stücke, die aus marxist. Sicht mit
ir fert ig ge
kra ft wären w n Brau n
Wern her vo
theaterwirksamen Mitteln (→ episches Theater)
belehren wollen: »Die heilige Johanna der Schlacht-
BRA
höfe« (1929–30); »Mutter Courage und ihre Kinder«
(1938–39); »Leben des Galilei« (1938 und 1956) u. a.
[seit 1995] J. Böhrnsen, SPD, seit 2007 Koalitionsreg.
von SPD und Bündnis 90/Die Grünen). – 2) nach
BRE
Brechung, Refraktin, Richtungsänderung von Wellen Hamburg wichtigste dt. Seehafenstadt, an der Weser,
und Strahlen, z. B. Licht, Röntgenstrahlen, 547 000 Ew.; an Kunstdenkmälern reiche Altstadt
Schallwellen, beim Übergang aus einem Stoff in einen (Dom, Rathaus, der steinerne Roland u. a.); Univ.,
anderen mit verschieden großer Ausbreitungs- Hochschulen, Überseemuseum; Handelsplatz
geschwindigkeit. Das B.-Verhältnis eines Stoffes (Importe); Ind.: Fahrzeug- und Maschinenbau,
gegen das Vakuum ist seine Brechzahl (B.-Index). Elektrotechnik.
Brechungsfehler des Auges, Refraktinsanomalie, Geschichte. 787 wurde B. Bischofssitz, 845 anstelle
Fehler in der Einstellung des Auges auf den Hamburgs Erzbischofssitz, trat 1358 der Hanse bei,
Fernpunkt. Das normale Auge ist im Ruhestand so wurde 1541/1646 Reichsstadt, die ihre Unabhängig-
eingestellt, dass es in der Ferne scharf sieht, d. h., keit wahren konnte, während das Hochstift 1648 an
parallel einfallende Strahlen vereinigen sich auf der Schweden, 1715 an Hannover fiel. Seit 1815 ist B. freie Äußerst un-
Netzhaut. Das kurzsichtige Auge ist zu lang, das Hansestadt. angenehm ist die
übersichtige zu kurz gebaut. Parallel einfallende Bremerhven, Stadt im Land Bremen, 116 700 Ew.; Berührung mit
Strahlen vereinigen sich also bereits vor oder erst seenaher Vorhafen Bremens (Containerterminal, der Brennnessel.
hinter der Netzhaut, so dass auf dieser nur ein Autoumschlagsanlage und Kreuzfahrtterminal im Die Blätter und
unscharfes Bild entsteht. Zum scharfen Sehen ist bei z. T. stadtbremisch territorialen Hafengebiet); Stängel sind mit
Kurzsichtigkeit eine Brille mit Zerstreuungs-, bei Alfred-Wegener-Inst. für Polar- und Meeresfor-
Brennhaaren
Übersichtigkeit eine mit Sammellinse erforderlich. schung.
versehen. Bei
Zu den B. gehören noch die → Alterssichtigkeit und Bremsen, Viehfliegen, Familie der Fliegen mit rd. 100
der → Astigmatismus. Arten, nur die ♀ sind Blutsauger und übertragen Berührung bricht
Brda, Stadt in der niederländ. Prov. N-Brabant, auch Krankheiten. Die Larven leben in der Erde. Die ein kleines Köpf-
südöstl. von Rotterdam, 166 000 Ew.; Bischofssitz; Vieh-B. (Rinder-B.) ist bis 21⁄2 cm groß; kleiner die chen am Ende
Militär‐Akad., Maschinenbau, Brauerei. Regenbremse. des glasartig ver-
Brgenz, Hptst. von Vorarlberg, Österreich, 27 200 Ew.; Brenn|element, Brennstoffelement, Kerntechnik: härteten Haares
am Bodensee, überragt vom Pfänder (1064 m, Bauteil eines Kernreaktors, das den Kernbrennstoff ab, so dass die
Seilbahn; 6,7 km langer Tunnel der Rheintalauto- enthält, aus vielen Brennstäben zusammengesetzt; dort enthaltene
bahn); Handelsakademie; Theater, Seebühne im bei Kugelreaktoren verwendet man B.-Kugeln. Flüssigkeit (His-
Bodensee (Bregenzer Festspiele; seit 1946), Brnner der, Alpenpass in Tirol, 1374 m hoch, zw. tamin, Acetylcho-
Kunsthaus; Ind.: Textilien, Nahrungsmittel, chem. Ötztaler und Zillertaler Alpen; niedrigster und lin, Ameisensäure)
Erzeugnisse, Metallwaren. stärkstfrequentierter Übergang zw. Österreich und
wie bei Injektions-
Brhm, Alfred Edmund, dt. Zoologe, * 1829, † 1884; war Italien. B.-Straße (B.-Autobahn, gebaut 1959–74) und
nadeln in die Haut
Direktor des Hamburger Zoolog. Gartens, später des B.-Bahn (seit 1867) verbinden Innsbruck und Bozen.
Berliner Aquariums; schrieb »Tierleben« (6 Bände, Über den B. verläuft seit 1919 die ital.-österr. Grenze. gespritzt wird.
1864–69).
Brsgau, Landschaft in Bad.-Württ., am Oberrhein Brennhaar, hautreizende Flüssigkeit
zw. Rhein (W), Schwarzwald (O), Markgräfler Land enthaltendes, hohles, brüchiges, oft widerhakiges
(S) und Ortenau (N); gehörte vom 14. Jh. bis 1801 zu Haar an Nesselpflanzen und Schmetterlingsraupen;
Österreich. ruft Jucken und Brennen hervor.
Breitband|antibitika, gegen versch. Arten von Brennnessel → Nessel.
Krankheitserregern wirksame Antibiotika. Brennpunkt, 1)  ausgezeichneter Punkt eines
Breitbandkabel, i. d. R. koaxiales Kabel, das Kegelschnitts. – 2)  Fkus, Punkt, in dem sich
eine hohe Bandbreite unterstützt. achsenparallele Lichtstrahlen nach
Breite,  geograf. B., Breitengrad, Winkel, den Brechung durch eine Linse oder
die Verbindungslinie eines Orts mit dem Reflexion an einem
Erdmittelpunkt und die Ebene des Hohlspiegel
Erdäquators bilden (die Erde als Kugel
betrachtet); Orte gleicher B. liegen auf
einem zum Äquator parallel laufenden Kreis
(Breitenkreis). Die Breitengrade werden vom
Äquator ab gezählt: je 90° nach Norden (nördl. B.)
und Süden (südl. B.).
Brtinger, Johann Jakob, schweizer. Gelehrter und
Schriftsteller, * 1701, † 1776; trug mit J. J. Bodmer zur
Abkehr von der auf der klass. Dichtung Frankreichs
fußenden Richtung Gottscheds bei (»Critische vereinigen; sein
Dichtkunst«, 2 Bände, 1740). Abstand vom
Brker, Arno, dt. Bildhauer, * 1900, † 1991; Monumen- Spiegel- oder Linsen-
talskulpturen an nat.- soz. Repräsentativbauten; mittelpunkt heißt Brennwei-
Porträtbüsten. te. – 3)  diejenige Temperatur,
Brmen, 1) kleinstes Land der Bundesrep. Dtl., umfasst bei der eine brennbare Flüssigkeit nach
die Städte Bremen und Bremerhaven, 404 km 2, Annähern einer Zündflamme zu brennen 119
661 000 Ew.; Landesreg. ist der Senat (Bürgermeister beginnt und weiterbrennt (Flammpunkt).

Brennpunkt B
B Brennstoffelement
120 Brennstoff|element, Brennstoffzelle, Stromquelle, Breughel [ˈbrøːxəl], Malerfamilie, → Bruegel.
bei der durch Direktumwandlung elektr. Energie aus Brevr das, Gebetbuch der kath. Geistlichen für das
chem. Energie (kalte Verbrennung) gewonnen wird. Stundengebet.
Als Reaktionsstoffe werden Sauerstoff und Briand [briˈã], Aristide, frz. Staatsmann, * 1862, † 1932;
Wasserstoff bzw. Methanol oder Ammoniak und war elfmal Min.-Präs., 1925–32 Außenmin., beteiligt
Hydrazin verwendet. am → Locarno-Pakt. B. erhielt 1926 mit G. Strese-
Brennweite → Brennpunkt. mann den Friedensnobelpreis.
Brentno, 1) Bettina, → Arnim, Bettina von. – 2) Cle- Bridge [brɪdʒ], von 4 Personen mit 52 frz. Karten
mens, dt. Dichter, * 1778, † 1842, Bruder von 1); war gespieltes Kartenspiel.
Hauptvertreter der Hochromantik; gab mit Bridgetown [ˈbrɪdʒtaʊn], Hptst. von Barbados,
A. v. Arnim die Volksliedersammlung »Des Knaben 6700 Ew.; Hafen, internat. Flughafen.
Wunderhorn« (1805–08) heraus, schrieb u. a. »Die Brie [briː], Landschaft in Frankreich, östl. von Paris;
Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen bekannt durch den B.-Käse.
Annerl« (1817) und Märchen (»Gockel, Hinkel und Briefgeheimnis.  Die Unverletzlichkeit des B. ist
Gackeleia«, 1838). – 3) Franz, dt. Philosoph, * 1838, in Art. 10 GG als Grundrecht gewährleistet; das
† 1917; verband die Philosophie eng mit der vorsätzl. unbefugte Öffnen eines verschlossenen
Psychologie. Briefs o. Ä. wird auf Antrag des Verletzten nach § 202
Brschnew, Leonid Iljitsch, sowjet. Politiker, * 1906, StGB bestraft.
† 1982; 1960–64 und 1977–82 Vors. des Präsidiums Briefkastenfirma, zur Erlangung von Steuervor-
des Obersten Sowjets (Staatsoberhaupt), seit 1964 teilen in einem Niedrigsteuerland errichtete
Erster (seit 1966 General-)Sekretär des Zentralko- Handelsgesellschaft ohne unternehmer. Tätigkeit.
mitees der KPdSU. Außenpolit. v. a. um die Sicherung Briefmarke, aufklebbares Wertzeichen zum
der Weltmachtstellung der UdSSR und deren Freimachen von Postsendungen (Postwertzeichen).
Hegemonie in Osteuropa (B.-Doktrin) bemüht, Man unterscheidet einerseits Sonder-B. (Wohlfahrts-,
innenpolit. Förderung des militärisch-industriellen Gedenk- u. a. B.) von den Dauerserien, andererseits B.
Komplexes und der wirtschaftl.-techn. Modernisie- für bestimmte Zwecke (Dienst-, Luftpost-, Zeitungs-
rung bei restaurativen Tendenzen. u. a. Marken). – Die ersten B. erschienen 1840 in
Brescia [ˈbrɛʃʃa], Prov.-Hptst. in der Lombardei, Italien, England, die erste dt. B. kam 1849 in Bayern heraus.
192 200 Ew.; Gemäldegalerie, Biblioteca Queriniana; Brieftauben, Reisetauben, Sporttauben, Rasse
Metall-, Maschinen-, chem., Textilind., Fahrzeugbau. ausdauernd fliegender Tauben mit ausgeprägtem
Brslau, poln. Wrocław, Hptst. der Wwschaft Heimfindevermögen; Tagesleistung 800 bis 1000 km.
Niederschlesien, Polen, beiderseits der Oder, Brigde die, 1) Bundeswehr: kleinster Großverband des
633 000 Ew.; größte Stadt sowie wiss., kulturelles und Heeres, der aus versch. Waffengattungen besteht und
wirtschaftl. Zentrum Schlesiens; Erzbischofssitz, selbstständig Gefechte führen kann. – 2) in den
Univ., TU, Hochschulen; Dom (13.–15. Jh.), spätgot. ehem. kommunist. Ländern kleines Arbeitskollektiv.
Rathaus; Ind.‐Standort; , . – Um 1000 wurde B. Brighton [braɪtn], engl. Stadt und See‐ und Heilbad am
Bischofssitz, kam 1335 an Böhmen, 1526 an die Ärmelkanal, 156 000 Ew.; Univ., TH, Tourismus.
Habsburger, 1742 an Preußen, 1945 bei Vertreibung Brillant [brilˈjant, frz. »glänzend«] der, im B.-Schliff
der dt. Bev. unter poln. Verw., seit 1990 völkerrecht- geschliffener Diamant (bes. starke Lichtbrechung).
lich zu Polen. Brille, Augenglas zum Ausgleich von Brechungsfehlern
Brst, 1) frz. Kriegs- und Handelshafen an der W-Küste oder zum Schutz der Augen (z. B. Sonnenbrille). Die
der Bretagne; 156 200 Ew. – 2) bis 1921 Brst-Litwsk, Gläser sind Kugel- oder Zylinderlinsen. Zerstreuungs-
Gebietshptst. in Weißrussland, am westl. Bug, gläser (hohl, konkav) gleichen die Kurzsichtigkeit
296 000 Ew.; Univ., TH; Maschinenbau; Grenzbahn- aus, Sammelgläser (erhaben, konvex) die Übersichtig-
hof. Am 3. 3. 1918 Friede von B.-L. zw. den Mittel- keit. Zylindergläser braucht man bei Astigmatismus.
mächten und Sowjetrussland. Bifokalgläser dienen zugleich der Fern- und der
Bretagne [brəˈtaɲ] die, nordwestl. Halbinsel Frank- Nahsicht. Die Brechkraft eines B.-Glases von 1 m
reichs, zugleich Region, Hptst. Rennes. Häfen; das Brennweite bezeichnet man als 1 Dioptrie; eine Linse
Landesinnere mit Heiden und Mooren, Gemüse- und von 1⁄2 (1⁄3, 1⁄4 ...) m Brennweite hat 2 (3, 4 ...) Dioptrien.
Obstbau in der Küstenebene. Haupthafen: Brest. Brndisi, Prov.-Hptst. in S-Italien, am Adriat. Meer,
Breton [brəˈt], André, frz. Schriftsteller, * 1896, † 1966; 94 000 Ew.; Erzbischofssitz; chem., petrochem.
Theoretiker des Surrealismus (»Manifeste du Ind.; .
surréalisme«, 1924; »Second manifeste du surréalis- Brisbane [ˈbrɪzbən], Hptst. von Queensland, Australien,
me«, 1930). 1,6 Mio. Ew.; 3 Univ., Hochschulen; Ind., Erdölraf-
Bretnen, kelt. Stamm in der Bretagne, im 5./6. Jh. aus finerie; Seehafen, internat. .
Cornwall (England) eingewandert. Das Bretonische Bristol [brɪstl], Hafenstadt in SW-England, 420 600 Ew.,
bildet einen Teil des britann. Zweigs des kelt. am schiffbaren Avon; Univ., Maschinenbau, Luft-,
Sprachstamms. Raumfahrtindustrie.
Bretton Woods [ˈbretən ˈwudz], Ort in New Hamp- Britnnicus, Tiberius Claudius Caesar, Sohn des
shire, USA, Tagungsort der Währungs- und Kaisers Claudius und der Messalina, * 41 n. Chr., † 55;
Finanzkonferenz der UNO (1. bis 23. 7. 1944), die auf Befehl Neros vergiftet.
Abkommen von B. W. schufen die Grundlagen für die Brten, 1) kelt. Bewohner Britanniens, seit dem 5. Jh.
Gründung von → Internationalem Währungsfonds n. Chr. von Angelsachsen zurückgedrängt. – 2) Be-
und → Weltbank. wohner Großbritanniens.
BRE
Brtische Inseln, Inselgruppe NW-Europas, umfasst
die Hauptinsel Großbritannien mit England,
keit gewonnen. Weitere Zugeständnisse forderten
der irische Freiheitskampf und der Widerstand in
BRO
Schottland und Wales, die Insel Irland, die Indien. Das Statut von Westminster (1931) wandelte
Shetland- und Orkneyinseln, die Hebriden, die Inseln das »British Empire« zur losen Gemeinschaft des
Man, Wight und Anglesey und zahlreiche kleinere British Commonwealth of Nations (seit etwa 1947 nur
Inseln, zus. 315 000 km 2 mit rd. 59,2 Mio. Einwohnern. noch: Commonwealth of Nations). – Seit dem Ersten
und bes. seit dem Zweiten Weltkrieg haben immer
Brtisches Musum, 1753 gegr. mehr Länder ihre Bindungen gelockert oder sind
Museum in London; beherbergt umfangreiche ganz aus dem Commonwealth ausgeschieden. Der
Sammlungen ägyptischer, vorderasiatischer, Prozess der Entkolonialisierung ist im Wesentlichen
griechischer und römischer Kunst, daneben graf. abgeschlossen. 1971 gab die brit. Reg. eine ihrer
Sammlungen sowie Münzen und Medaillen. Die jahrhundertealten kolonialpolit. Grundmaximen
Bibliotheksabteilungen gingen 1973 in der British auf: im asiat. Raum »östlich von Sues« wesentl.
Library auf. Interessen zu besitzen. Das Commonwealth bemüht
sich heute um Demokratisierung, Entwicklung und
Offen für alle(s) Bekämpfung der Armut. Die Staats- und Regierungs-
Die gesamte Kulturgeschichte der Menschheit – nicht chefs der Commonwealth-Länder treffen sich alle 2
mehr und nicht weniger – zu dokumentieren, so kann Jahre zu Commonwealth-Konferenzen. Als erstes
man die Bedeutung des Britischen Museums Land, das nie brit. Kolonie war, schloss sich
beschreiben. Unter seinen aus rund 7 Millionen Mosambik 1995 dem B. R. u. C. an. – Zum 1. 7. 1997
Exponaten bestehenden Sammlungen befinden sich so wurde die brit. Kronkolonie Hongkong an China
berühmte Objekte wie der Stein von Rosette oder der zurückgegeben.
Parthenon-Fries. Das Ziel der Gründer, die Bevölke- British Columbia [ˈbrɪtɪʃ kəˈlʌmbɪə], Brtisch-
rung durch einen Museumsbesuch in den Künsten, Kolmbi|en, südwestl. Prov. Kanadas, 948 596 km 2,
den Naturwissenschaften und in der Geschichte zu 3,3 Mio. Ew.; Hptst. Victoria, größte Stadt: Vancouver;
bilden, findet noch heute im nach wie vor freien Holzind., Fischerei (Lachs),  auf Erze, Erdöl, Erdgas.
Eintritt seinen Niederschlag. Brtten, Benjamin, brit. Komponist, * 1913, † 1976;
Opern (»Peter Grimes«, 1945; »Billy Budd«, 1951);
Orchester- und Chorwerke.
Brtisches Reich und Commonwealth Broadway [ˈbrɔːdweɪ] der, Hauptstraße von New York,
[- ˈkɔmənwelθ], engl. British Empire [ˈbrɪtɪʃˈempaɪə], mehr als 20 km lang.
Gemeinschaft des Vereinigten Königreichs von Brch, Hermann, österr. Schriftsteller, * 1886, † 1951;
Großbritannien und Nordirland mit den Kolonien schrieb zeitkrit. Essays, Romane (Trilogie »Die
und sonstigen abhängigen Gebieten sowie folgenden Schlafwandler«, 1931/32).
unabhängigen Staaten: Antigua und Barbuda,
Austral. Bund, Bahamas, Bangladesh, Barbados, Brcken, höchster Berg des Harzes, im
Brocken BROB

Belize, Botswana, Brunei, Dominica, Fidschi Nationalpark Hochharz, Sa.-Anh.; (1141 m, nach
(Mitgliedschaft 2009 suspendiert), Gambia, Ghana, anderen Angaben 1142 m ü. M.). Auf dem Gipfel
Grenada, Guyana, Indien, Jamaika, Kamerun, befinden sich das B.-Haus mit B.-Museum,
Kanada, Kenia, Kiribati, Lesotho, Malawi, Malaysia, Wetterstation, Funkturm der Dt. Telekom AG,
Malediven, Malta, Mauritius, Mosambik, Namibia, B.-Uhr (Richtungsrondell) und das botan. Schutz-
Nauru (indirekt), Neuseeland, Nigeria, Pakistan, gebiet B.-Garten. Seit Juni 1992 verkehrt zw.
Papua-Neuguinea, Saint Kitts und Nevis, Saint Lucia, Wernigerode und dem Gipfel wieder die schmal-
Saint Vincent und die Grenadinen, Salomonen, spurige B.-Bahn.
Sambia, Samoa, Seychellen, Sierra Leone, Singapur,
Sri Lanka, Rep. Südafrika, Swasiland, Tansania, Norddeutschlands ungemütlichster Berg
Tonga, Trinidad und Tobago, Tuvalu (indirekt), Ugan- An über 300 Tagen im Jahr wehen Nebel aus Nordwest
da, Vanuatu und Zypern. bis Südwest über die kahle Kuppe des Brockens. Wegen
Geschichte. Seit 1600 hatte England mit der der extremen Wetterbedingungen aufgrund der
Ausweitung seiner Seeherrschaft Überseegebiete nördlichen Lage des Harzes hat der Brocken die
durch Eroberung, Abtretung (von Frankreich, niedrigste Baumgrenze aller deutschen Mittelgebirge.
Spanien, den Niederlanden) und Siedlung erworben. Ab einer Höhe von etwa 1000 m weicht der Fichtenwald
Privilegierte Gesellschaften (Ostind. Kompanie) auf dem rauesten deutschen Berg nördlich der Alpen
trieben diese Entwicklung voran. Nach dem zurück und geht über in arktisch-alpine Vegetation
Rückschlag durch die Unabhängigkeitserklärung der aus Zwergsträuchern, Gräsern und Flechten, die den
USA (1776) folgten Eroberungen in Asien (Ceylon, niedrigen Temperaturen, den Winden und jährlich
Singapur, Aden, Hongkong), Australien, Neuseeland über 170 cm Niederschlag trotzen können. Die
und Afrika (Sierra Leone, Mauritius, Seychellen). In Vegetationsphase ist extrem kurz und beträgt nur
der Zeit des Imperialismus kam es zu weiteren vier Monate im Jahr.
Erwerbungen, bes. in Afrika. Größte Ausdehnung
erreichte das B. R. u. C. nach dem Ersten Weltkrieg;
doch hatten die großen Siedlungskolonien Kanada, Brd, Max, österr.-israel. Schriftsteller, * 1884, † 1968;
Australien, Südafrikan. Union und Neuseeland schon war Nachlassverwalter und Biograf F. Kafkas; 121
als »Dominions« eine weitgehende Eigenstaatlich- schrieb Romane (»Tycho Brahes Weg zu Gott«, 1916).

Brod B
B Brodski
122 Brdski, Iossif Alexandrowitsch, amerikanisiert Brontë [ˈbrɔntɪ], Anne (* 1820, † 1849), Charlotte (* 1816,
Brontë BROB

Joseph Brodsky, russ. Lyriker, * 1940, † 1996; schrieb † 1855), Emily (* 1818, † 1848), engl. Schriftstellerinnen,
metaphys. Gedichte, wurde 1972 aus der UdSSR Schwestern. C. B. schrieb u. a. den Roman »Jane Eyre«
Eine der beein-
ausgewiesen, war ab 1977 amerikan. Staatsbürger; (1847), E. B. »Die Sturmhöhe« (1847).
druckendsten Se- schrieb später in engl. Sprache »Erinnerungen an Brnx, Stadtteil von New York; 1,2 Mio. Einwohner.
henswürdigkeiten Leningrad« (1986); Nobelpreis für Lit. 1987. Bronze [ˈbrːsə] die, nicht zu den Messingen gehörende
der Florida Keys Brokt der, reich gemusterter, von Gold- und Kupferlegierungen mit mehr als 60 % Kupfergehalt
ist die 1979–82 Silberfäden durchzogener Stoff für kostbare und mit Blei, Zinn, Aluminium, Silizium, Beryllium
erbaute Seven Gewänder u. a. als Legierungszusätzen.
Mile Bridge. Sie Brm [griech. »Gestank«], Symbol Br, ein chemisches Bronzezeit [ˈbrːsə-], das auf die Jungsteinzeit folgende
ist mit fast elf Element aus der 7. Hauptgruppe des Periodensys- vorgeschichtl. Zeitalter, dessen techn. und
Kilometern die tems (→ Halogene). B. ist bei Normaltemperatur eine kulturelles Gepräge durch die Erfindung der
längste Brücke dunkelrotbraune Flüssigkeit, die braune, unange- Zinnbronze bestimmt ist. Beginn im Vorderen Orient
des Overseas nehm riechende Dämpfe entwickelt. Diese sind um im 3. Jt. v. Chr., im Abendland um 1800 v. Chr.; um 700
mehr als das Fünffache schwerer als Luft und v. Chr. von der Eisenzeit abgelöst. Vorwiegend bäuerl.
Highways in
sammeln sich daher am Boden von Gefäßen. Beim Wirtschaftsform, z. T. weiträumige Handelsbezie-
den USA, der
Abkühlen erstarrt B. zu einer bräunl. Masse, die sich hungen, soziale Gliederung. – Nord. Kulturkreis
über insgesamt bei weiterer Temperaturabnahme aufhellt und bei (Germanen), Mitteleurop. Kreis (Hügelgräberkultur,
42 Brücken die etwa −250 °C nahezu farblos wird. Der Schmelzpunkt bes. Kelten; Lausitzer Kultur, Illyrer), Südwesteurop.
Inseln der Florida liegt bei −7,2 °C, der Siedepunkt bei 58,78°C. In der und Osteurop. Kreis. Bestattungsweise: zunächst
Keys miteinander Natur kommt es in Form von Bromiden, Salzen der Skelett-, später Brand- und Urnengräber. Zu den
verbindet. Paral- Bromwasserstoffsäure, vor; technisch wird es aus Funden (Grabbeigaben, Depot- oder Hortfunde)
lel zur Seven Mile Abraumsalzen (Staßfurt) oder Meerwasser gehören Schmuckstücke, Waffen, getriebene
Bridge verläuft gewonnen. Silberbromid wird wegen seiner Bronzegefäße, selten figurale Kunstwerke sowie
die alte Brücke Lichtempfindlichkeit zur Herstellung fotograf. kunstvolle Töpferwaren, die auf eine hohe Kultur
von 1912. Auf Schichten verwendet. hinweisen.
dieser ist kein Brombeere, mehrere Arten der Rosengewächsgat- Brook [brʊk], Peter, brit. Regisseur, * 1925; wegweisende
tung Rubus; weiße bis rosafarbene Blüten, Shakespeare-Inszenierungen, Theaterexperimente.
Autoverkehr
himbeerähnliche, schwarze Früchte, die jungen Brooklyn [ˈbrʊklɪn], Hafen- und Ind.‐Viertel von New
mehr erlaubt,
Blätter werden als Tee verwendet. York, am Westende von Long Island, 2,47 Mio. Ew.;
teilweise ist Brnchi|en, die Äste der Luftröhre bis zu 1 mm botanischer Garten.
sie jedoch für Durchmesser; die feinsten Verzweigungen heißen Brot, Nahrungsmittel, hergestellt durch Backen von
Brot BROB

Fußgänger, Rad- Bronchilen. – Bronchilasthma → Asthma. Teig aus Mehl, Wasser und Gärungsmitteln
fahrer und Skater Bronchilkatarrh, Bronchtis, Entzündung der (Sauerteig für Roggen- und Roggenmisch-B., Hefe für
freigegeben. B.-Schleimhaut. Weizen- und Weiß-B., auch Backpulver). Die vom
Gärungsmittel abgeschiedenen Kohlendioxidblasen
und Alkoholdampf lockern den Teig und lassen ihn
vor dem Backen »aufgehen«. Während des
Backvorgangs gerinnt der Kleber, das frei werdende
Wasser wird an die Stärke gebunden. Die Oberfläche,
an der die Stärke Wasser abgibt und röstet, bräunt
zur Kruste. – Vollkorn-B. enthält Weizen- oder
Roggenschrot; Knäcke-B. wird aus voll ausgemahle-
nem Roggen oder Weizen ohne Hefe hergestellt.
Brotfruchtbaum, baumförmiges Maulbeergewächs,
verbreitet von S-Asien bis zu den trop. Inseln des
Pazifiks; die kopfgroßen, mehligen, süßen Früchte
werden gebacken wie Brot.
Brot für die Welt, jährl. Sammelaktion der ev. Kirche
und der ev. Freikirchen in Dtl. gegen Not in der Welt;
Beginn 1959.
Brown [braʊn], 1) James Gordon, brit. Politiker (Labour
Party), * 1951; wurde 1983 Unterhausabgeordneter,
1997–2007 Finanzmin. (Schatzkanzler); 2007–10
Premierminister. – 2) Herbert Charles, amerikan.
Chemiker brit. Herkunft, * 1912, † 2004; Arbeiten
über die Zusammenhänge zw. Molekülstruktur und
chem. Verhalten von Stoffen; Nobelpreis für Chemie
1979 mit G. Wittig. – 3) Michael Stuart, amerikan.
Mediziner, * 1941; Nobelpreis 1985 (mit J. L.
Goldstein) für Forschungen über den Cholesterin-
stoffwechsel.
Brown'sche Bewegung [braʊn-], völlig regellose,
zitternde Bewegung kleiner, in einer Flüssigkeit oder
BRO
in einem Gas schwebender Teilchen, verursacht
durch die Wärmebewegung der Flüssigkeits- oder
Frohsinn der Volksweise. Sinfonien; Streichquintett;
3 große Messen, Tedeum u. a. Kirchenmusik;
BRU
Gasmoleküle; von dem engl. Botaniker Robert Brown Männerchöre. – 2) Ferdinand, eigtl. Theodor Tgger,
1827 beschrieben. dt. Schriftsteller österr. Herkunft, * 1891, † 1958;
Browser [ˈbraʊsə] der, Programm, um Daten und schrieb naturalist., zeit- und gesellschaftskrit.
Dokumente im → World Wide Web zu suchen, Dramen, u. a. »Krankheit der Jugend« (1929).
abzurufen und auf einem Computerbildschirm Brüdergemeine, stark pietistisch geprägte ev.
Brüdergemeine BRüB

darzustellen (Web-B.). Die abgerufenen Dokumente Freikirche, zurückgehend auf die Böhm. Brüder, die
sind im Standardformat HTML abgefasst. B. können 1722 unter dem Schutz des Grafen Zinzendorf in der
auch multimediale Elemente, wie Grafiken, Bilder, Oberlausitz die Kolonie Herrnhut gründeten; daher
Sound- und Videosequenzen, darstellen. auch Herrnhuter gen.; seit ihrer Gründung weltweit
Bruce [bruːs], Robert, König von Schottland (seit 1306), missionarisch tätig; rd. 825 000 Mitglieder (rd. 80 %
* 1274, † 1329; siegte 1314 bei Bannockburn über in der Karibik und in Afrika). Sitze der Kirchenlei-
Eduard II. von England. tung (Unitätsdirektion) Bad Boll (Gem. Boll,
Brucellsen, fiebrige Infektionskrankheiten bei Landkreis Göppingen) und Herrnhut.
Haus- und Wildtieren, auf den Menschen übertrag- Brüderle, Rainer, dt. Politiker (FDP), * 1945; Wirt-
BrüderleBRüB

bar; verursacht durch Bakterien der Gattung schaftswissenschaftler; 1987–98 Wirtschafts-Min.


Brucella; z. B. Bang-Krankheit (seuchenhaftes von Rheinland-Pfalz; seit 1998 MdB und seit 2009
»Verwerfen« beim Rind). Bundesmin. für Wirtschaft und Technologie.
Bruch, 1) der oder das, mit Bäumen und Gesträuch Bruderschaften, kath.-kirchl. Vereinigungen zur
bestandenes Sumpfland. – 2)  Verhältnis zw. 2 Förderung der Frömmigkeit, der Nächstenliebe und
ganzen Zahlen, z. B. 4 : 3 = 43 oder 4⁄3. Die Zahl über dem des Gottesdienstes.
Bruchstrich heißt Zähler, die darunter Nenner. Ein Bruegel [ˈbrɔɪgəl, niederländ. ˈbrøːxəl], Breughel,
echter B. ist kleiner als 1, bei ihm ist der Zähler niederländ. Malerfamilie. Der bedeutendste, Pieter
kleiner als der Nenner (z. B. 3⁄4); umgekehrt beim d. Ä. (»Bauern-B.«), * um 1525/30, † 1569, malte drast.
unechten B. (4⁄3). Beim Dezimal-B., dessen Nenner Bauernbilder, meisterl. Landschaften. Von seinen
immer 10 oder eine Potenz von 10 ist, erkennt man beiden Söhnen malte Pieter d. J. (»Höllen-B.«), * um
den Nenner aus der Stellung des Zählers rechts vom 1564, † 1638, spukhafte Darstellungen, Bauernkir-
Komma, z. B. 0,5 = 5⁄10, 0,05 = 5⁄100 usw. – 3)  Hrni|e, messen und Winterlandschaften, Jan d. Ä.
Eingeweide-B., das Hindurchtreten eines Teils der (»Samt-B.«, »Blumen-B.«), * 1568, † 1625, kleine
Eingeweide der Brust- oder Bauchhöhle durch eine Landschaften, Blumenstillleben.
vorgebildete oder erworbene Lücke. – 4) Knochen- Brgge, fläm. Brugge [ˈbryxə], frz. Bruges [bryːʒ], Hptst.
bruch → Knochen. – 5)  auf die Wildfährte und das der belg. Prov. W-Flandern, 117 000 Ew., 15 km von
erlegte Wild gelegter, auch als Beutezeichen am Hut der Küste, mit dem Meer durch den B.-Seekanal
getragener grüner Zweig (Schützen-B.). verbunden; mittelalterl. Gebäude (Weltkulturerbe).
Schiffswerften, Motorenbau,
Brücke, 1) Bauwerk, führt Straßen, Eisenbahn- Stahlwerke, Blumen-, bes.
gleise, Rohrleitungen u. a. über natürl. oder künstl. Orchideenzucht. – Im MA bed.
Hindernisse (Täler, Flüsse, Verkehrswege); besteht Seehafen (an später versandetem
aus Überbau (Tragwerk) und Unterbau (Pfeiler, Meerbusen).
Widerlager, Fundamente). Nach der Wirkungsweise Brhl, Stadt in NRW, südl. von
des Tragwerks unterscheidet man Balken-B. Köln, 44 500 Ew.; Schloss
(Hauptträger ein Balken, der bei senkrechten Lasten Augustusburg nach Entwürfen
nur einen senkrechten Druck ausübt), Bogen-B. (der von J. C. Schlaun, Rokokotrep-
Bogen, meist aus Stahlbeton, stützt die Lasten auf penhaus von J. B. Neumann;
die Widerlager ab) und Hänge-B. (Tragwerk ist ein Schloss und Jagdschlösschen
nach unten durchhängender Gurt, an den Enden Falkenlust gehören zum
über hohe Pfeiler zu den Verankerungen geführt). – Weltkulturerbe. FH, Bundes-
Bewegl. B. sind Dreh-, Hub-, Zug- und Klapp-B.; bei finanzakad.; Metallindustrie.
Ponton-B. wird die Fahrbahn über Schwimmkörper Brhl, Heinrich Graf von, kursächs.
gelegt. – 2)  Art des Zahnersatzes (→ Zähne). Staatsmann, * 1700, † 1763; seit
Brcke, Die B., Gemeinschaft expressionist. Maler, 1746 leitender Min. Friedrich
1905 in Dresden gegr. von E. L. Kirchner, E. Heckel, Augusts II. von Sa.; häufte
F. Bleyl und K. Schmidt-Rottluff; Mitgl. waren Reichtümer an, ließ in Dresden
M. Pechstein, E. Nolde, O. Mueller u. a.; bestand bis die Brühlsche Terrasse als Garten
1913. seines Palais anlegen.
Brücken|echse, Tuatra, einzige noch lebende Art Brüll|affen, Gattung der
einer altertüml. Kriechtiergruppe, 0,5 m lang, mit kapuzinerartigen Affen in Süd-
Scheitelauge; auf neuseeländ. Inseln. und Mittelamerika; langer
Brckner, 1) Anton, österr. Komponist, * 1824, † 1896; Greifschwanz, ♂ mit stark
Domorganist in Linz, dann Lehrer am Konservatori- ausgebildeten Stimmorganen.
um in Wien. Seine von religiösem Erleben getragene Brndtland, Gro Harlem, norweg.
Musik vereint die Pracht und Feierlichkeit des Politikerin, * 1939; Ärztin,
Barocks, die melod. Tiefe der Romantik und den 1981–92 Vors. der Arbeiterpartei;

B
B Brunei
124 1981, 1986–89 sowie 1990–96 Min.-Präs.; 1998–2003
Generaldirektorin der WHO.

Brnei, Brunei Darussalam, Staat (Sultanat) in


Südostasien, an der NW-Küste Borneos; 5765 km 2,
400 000 Ew.; Hptst. Bandar Seri Begawan; Amts-
sprache: Malaiisch. − Durch den malays. Bundes-
staat Sarawak ist Brunei in zwei Landesteile
getrennt, die an der mit Mangroven- und Sumpf-
wäldern bestandenen Küstenebene liegen; zum
Landesinneren hin befindet sich ein überwiegend
waldbedecktes Hügelland; es herrscht äquatoriales
Regenklima. − Erdöl-, Erdgas- und Kautschukgewin-
nung; Tiefseehafen Muara; internat.  bei Bandar
Seri Begawan. − B. wurde 1888 brit. Protektorat;
unabhängig seit 1984.

Hafen des verehrten Herrschers


So lautet die Übersetzung des Namens der Hauptstadt
Bruneis. Das Land ist winzig, nur doppelt so groß wie
Luxemburg, und reich durch Öl. Sultan Hassanal
Bolkiah (* 1946) gehört zu den reichsten Monarchen
der Welt, und er lässt seine Untertanen am Reichtum
teilhaben: keine Einkommensteuer, großzügige soziale
Leistungen, ein vorbildliches Erziehungs- und Gesund-
heitswesen. Der Sultan selbst ist Staatschef,
Premierminister, Finanzminister, Verteidigungs-
minister und religiöses Oberhaupt in einer Person.
Gegen Kritik bei Fehlentscheidungen hat er mit einem
Verfassungszusatz vorgebeugt: »Seine Majestät kann
weder im persönlichen noch im offiziellen Bereich
Unrecht tun.«

Brunelleschi [-ˈleski], Filippo, ital. Baumeister, * 1377,


† 1446; Hauptvertreter der ital. Frührenaissance
(Pazzikapelle, San Lorenzo, Santo Spirito, Domkup- ansammelt und der Grundwasserspiegel höher als
pel in Florenz); Entdecker der zentralperspektiv. die Entnahmestelle liegt.
Raumkonstruktion. Brunnenkresse → Kresse.
Brning, Heinrich, dt. Politiker, * 1885, † 1970;
Brüning BRüB Brno, Giordano, ital. Philosoph, Dominikaner, * 1548,
Geschäftsführer des (christl.) Dt. Gewerkschafts- 1600 als Ketzer verbrannt; neigte pantheist.
bunds, als Führer der Zentrumspartei 1930–32 Gedanken zu; beeinflusste u. a. Spinoza, Herder,
Reichskanzler; suchte die schwere Wirtschaftskrise Goethe, Schelling.
durch Notverordnungen zu bekämpfen, erreichte die Brssel, fläm. Brussel [ˈbrysəl], frz. Bruxelles [bryˈsɛl],
Beseitigung der Reparationen; 1934 Emigration in Hptst. von Belgien, an der Senne und dem Brüsseler
die USA. Seekanal, 149 000 Ew. (städt. Agglomeration 1,1 Mio.);
Brnn, tschech. Brno, Stadt in Südmähren, ČR, am Zu-
Brünn BRüB mehrere Univ.; die fläm. Altstadt (Weltkulturerbe) ist
sammenfluss von Schwarzawa und Zwittawa, Zentrum des Geschäftslebens; Jugendstilbauten von
371 000 Ew.; Univ., TH; kath. Bischofssitz; Maschi- Horta und Palais Stoclet gehören ebenfalls zum Welt-
nen-, Textil-, Leder- und chem. Ind., internat. Messe, kulturerbe; Zunfthäuser, mittelalterl. Rathaus,
Handelszentrum. Zahlreiche Barockbauten, Dom Schloss u. a.; Ind.- und Handelsstadt; Maschinen-,
(14. Jh.), Zitadelle auf dem Spielberg, Villa Textilfabriken (Brüsseler Spitzen); internat. . B. ist
Tugendhat von L. Mies van der Rohe (1928–30, Behördensitz, u. a. der EU-Kommission, des
Weltkulturerbe). Hauptquartiers der NATO. – Im MA war B. Sitz der
Brunnen, Anlage zur Förderung von Grundwasser.
Brunnen BRUB Herzöge von Brabant, dann Hptst. der spanisch-
Schacht-B., Schacht aus Mauerwerk oder Stahlbe- habsburg. Niederlande.
tonringen. Das Wasser wird mit Schöpfeimer Brsseler Vertrag, Vertrag vom 17. 3. 1948 zw.
(Zieh-B.) oder Pumpe gehoben. Rohr-B., ein Bohrloch Belgien, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg
wird durch ein Metallrohr ausgekleidet. Das Wasser und den Niederlanden über wirtschaftl., soziale und
wird durch eine Pumpe gefördert. Ramm-B. kulturelle Zusammenarbeit und kollektive
(Abessinier-B.), ein eisernes Rohr mit Spitze und Selbstverteidigung. Nach dem Scheitern der
Schlitzen wird in den Boden getrieben. Artes. B., das Europäischen Verteidigungsgemeinschaft traten die
Wasser tritt selbsttätig zutage (Überdruck), wenn es Bundesrep. Dtl. und Italien durch die → Pariser
sich zw. 2 wasserundurchlässigen Schichten Verträge vom 23. 10. 1954 dem geänderten und seiner
BRU
Brutreaktor, kurz Brüter, ein Kernreaktor, der
während des Betriebs auch neues spaltbares
BUC
Material erzeugt.
brtto, Abk. btto., roh, ohne Abzug. Bruttoeinnahme,
Roheinnahme vor Abzug der Unkosten; Bruttolohn,
Lohn vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben;
Bruttogewicht, Gewicht der Ware mit Verpackung.
Bruttoregistertonne: Registertonne.
Brttoinlandsprodukt, Abk. BIP, Wert aller Waren
und Dienstleistungen, die in einem Jahr innerhalb
der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft durch In-
und Ausländer produziert wurden. Nach Abzug der
gesamtwirtschaftl. Abschreibungen ergibt sich das Kronprinzen-Hoch-
Nettoinlandsprodukt. zeit in Brunei: Das
Brttonationaleinkommen, Abk. BNE, Wert aller frisch vermählte
Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr in
Paar, Bruneis
einer Volkswirtschaft erstellt wurden. Im Ggs. zum
Prinz Al-Muhtadee
Bruttoinlandsprodukt wird die Wirtschaftsleistung
der Inländer erfasst, unabhängig davon, ob sie im Billah und Sarah
In- oder Ausland erfolgte; bis 1999 als Bruttosozial- Pengiran Salleh,
produkt (BSP) bezeichnet. während der
Bruyn [brœjn], Günter de, dt. Schriftsteller, * 1926; Hochzeitszeremo-
schreibt krit.-satir. Erz., Romane (»Buridans Esel«, nie im Nurul Iman
1968; »Neue Herrlichkeit«, 1984); autobiograf. (u. a. Palace in Bandar
»Vierzig Jahre – Ein Lebensbericht«, 1996) und Werke Seri Begawan
zur preuß. Geschichte (»Preußens Luise«, 2001); am 9. September
Hörspiele. 2004. Der zu-
BSE, Abk. für bovine spongiforme Enzephalopathie künftige Sultan von
(→ Rinderwahnsinn).
Brunei stellt seine
Bber, Martin, Religionsphilosoph, * 1878, † 1965;
junge Braut bei
führender Zionist, machte u. a. die Lehren und
Legenden des → Chassidismus bekannt; dt. Bibelüber- einer prunkvollen
setzung. traditionellen
Buch [urspr. die zusammengehefteten Buchenholz- Zeremonie vor.
tafeln, auf die man schrieb], mehrere zu einem
Ganzen zusammengeheftete bedruckte, beschriebe-
gegen Dtl. gerichteten Spitze entkleideten B. V. bei. ne oder leere Blätter, die in einen B.-Einband
1955 wurde der B. V. in die → Westeuropäische Union eingebunden oder eingeheftet sind (→ Buchbinde-
umgewandelt. rei). – Die Bücher der Babylonier und Assyrer (etwa
Brssig, Thomas, dt. Schriftsteller, * 1965; erfolgreich 3000 v. Chr.) bestanden aus gebrannten Tontafeln, die
mit satir. Gegenwartsromanen: »Helden wie wir« der Inder aus zusammengeschnürten Palmblättern;
(1995), »Am kürzeren Ende der Sonnenallee« (1999; in China wurden etwa ab 1300 v. Chr. mit Bändern
beide verfilmt), »Wie es leuchtet« (2004); auch zusammengehaltene Bambus- oder Holzstreifen
Drehbücher. benutzt. Ägypter, Griechen und Römer hatten
Brust, bei Mensch und Wirbeltieren der obere oder Papyrusrollen. Ab dem 3. Jh. v. Chr. kam das
vordere Teil des Rumpfes, bei Gliederfüßern der mitt- Pergament auf, später im Abendland für lange Zeit
lere Teil des Körpers. Beim Menschen wird die der einzige Beschreibstoff. Mit ihm wurde die flache,
B.-Höhle durch das Zwerchfell und vom B.-Korb viereckige Buchform (Kodex) üblich. Das Pergament
(Thorax), bestehend aus B.-Wirbelsäule, Rippen und war sehr haltbar, aber teuer. Verbilligung brachte das
B.-Bein, umschlossen. In der B.-Höhle liegen die von den Arabern und Chinesen schon seit dem 8., im
B.-Eingeweide: Lungen, Herz, Luft- und Speiseröhre, Abendland erst seit dem 13. Jh. gebrauchte Papier
Lymphknoten, Thymusdrüse. und seit dem 15. Jh. der B.‐Druck, der eine Massen-
Brustdrüsen, Milchdrüsen, Drüsen der Säugetiere, die erzeugung von Büchern ermöglichte.
die zur Aufzucht der Jungen notwendige Milch Buchra, Gebietshptst. in Usbekistan, südöstl. des
absondern, bei der Frau in Form der Brüste Aralsees, in einer Oase der Wüste Kysylkum,
entwickelt. 284 000 Ew.; mehrere Hochschulen; Baumwoll-,
Brustfell → Rippenfell. Seiden‐, Karakulschaffellverarbeitung, Teppich-
Brutkasten, Inkubtor, durchsichtige, klimatisierte, knüpferei; bei B. Erdgasförderung. – Histor.
sterile Kammer zur Pflege und Behandlung von Stadtzentrum (Weltkulturerbe). – Das Gebiet B.
Früh- und Neugeborenen. (Transoxanien) war im MA ein wichtiges islam.
Brutparasitismus, Verhaltensweise bei einigen
Brutparasitismus BRUB Kultur- und Handelszentrum.
Insekten und Vögeln, bei der das Ausbrüten und die Buchrin, Nikolai Iwanowitsch, sowjet. Politiker,
Pflege der Nachkommen einer anderen Tierart, oft auf * 1888, † (hingerichtet) 1938; führender bolschewist. 125
Kosten von deren Brut, überlassen wird; z. B. Kuckuck. Wirtschaftstheoretiker, enger Mitarbeiter Lenins,

Bucharin B
B Buchbinderei
126 von Stalin in einem Schauprozess zum Tode Finanz-(Geschäfts-)Buchhaltung (zur Aufzeichnung
verurteilt; 1988 posthum rehabilitiert. der Außenbeziehungen) und die Betriebsbuch-
Buchbinderei, Gesamtheit der Arbeiten vom Falzen haltung (zur Überwachung des innerbetriebl.,
der einzelnen Druckbogen bis zur Fertigstellung leistungsbezogenen Werteverzehrs). B.-Systeme: Die
eines Buches; Zusammenheften, Pressen, Beschnei- kameralist. B. (auch Verwaltungs- oder Behörden-B.
den des Buchblocks; Herstellung und Anbringen des genannt) verzeichnet Einnahmen und Ausgaben und
Buchdeckels. ermittelt in Form eines Soll-Ist-Vergleichs die
Abweichungen von den jeweiligen (Haushalts)
Buchdruck, das um 1454 von Johannes plänen. Die einfache B. stellt eine reine Bestandsver-
→ Gutenberg in Mainz entwickelte Verfahren, ganze rechnung dar, die nur die eingetretenen Veränderun-
Textseiten mit einem aus beweglichen (und damit gen der Vermögensposten in chronolog. Reihenfolge
wiederverwendbaren) Lettern zu drucken, hat die festhält. Dabei besteht jede Buchung ledigl. in einer
öffentl. Kommunikation revolutioniert. Zuerst als Last- oder Gutschrift. Der Erfolg wird durch
Perfektionierung der Buchschrift gedacht, wurden Gegenüberstellung des Reinvermögens (Eigenkapi-
nach 1500 Bücher fast ausschließlich gedruckt. Die tal) am Anfang und am Ende einer Rechnungsperi-
schnelle und umfassende Verbreitung der Gedanken ode ermittelt, ohne die einzelnen Erfolgskomponen-
der Reformation erfolgte vorrangig durch Druck- ten (Aufwand und Ertrag) zu berücksichtigen. Die
erzeugnisse: Flugschriften, Bibeldrucke, Gesangbü- doppelte B. (Doppik) ermittelt den Erfolg einmal
cher, Katechismen. Die Anzahl der gedruckten durch Bestandsvergleich (Bilanz) und andererseits
Bücher (Titelmenge, Auflagenhöhe) hat seit dem durch eine eigenständige Aufwands-und-Ertrags-
16. Jh. ständig zugenommen. Dabei blieb die Technik Rechnung. Jeder Geschäftsvorfall hat dabei zwei
des Setzens bis ins 20. Jh. trotz allen techn. wertgleiche Buchungen (Soll- und Habenbuchung)
Fortschritts fast unverändert. Erst die Entwicklung zur Folge. Die allg. B.-Pflicht wird im Handelsgesetz-
des Computersatzes und entspr. Programme hat das buch (§ 238 Abs. 1) definiert: Jeder Kaufmann ist
Handwerk des Buchdrucks grundlegend gewandelt verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine
und die Erstellung einer professionellen Druckvor- Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens
lage ist heute auf jedem PC möglich. ersichtl. zu machen.
Buchgemeinschaft, Buchklub, Lesering, verlags-
Über Jahrhunderte sicher verwahrt artiges Unternehmen, das Bücher und Tonträger zum
Das älteste datierte Druckwerk ist eine chinesische verbilligten Preis vertreibt, verbunden mit der Pflicht
Ausgabe des »Diamant-Sutra«, einer Lehrrede des aus zur Abnahme eines bestimmten Angebots innerhalb
Indien stammenden Mahayana-Buddhismus. Es wurde einer bestimmten Frist; z. B. »Dt. B.«, »Büchergilde
in China im Jahr 868 n. Chr. im Holzblockdruck Gutenberg«, »Bertelsmann Club«.
hergestellt. Das Werk lag mehrere Hundert Jahre Buchhandel, Wirtschaftszweig, der sich mit
verborgen in den Mogao-Höhlen nahe der nordwest- Herstellung und Vertrieb von Werken des Schrift-
chinesischen Stadt Dunhuang. Im Jahr 1036 hatten es tums, der Tonkunst, der bildenden Kunst und
dort Mönche zum Schutz vor den Mongolen Fotografie befasst, die durch ein graf. oder
eingemauert. 1907 wurde das Diamant-Sutra von dem fotomechan. Verfahren vervielfältigt sind (Bücher,
ungarischen Archäologen Aurel Stein entdeckt. Das Zeitschriften, Musikalien, Kunstblätter, Atlanten,
Sutra handelt davon, dass wir alle Illusionen wie mit Landkarten, Globen). Gewerbsmäßige Herstellung
einem scharfen Diamanten durchschneiden und so zu und Verbreitung von Gegenständen des B. ist
einer unvoreingenommenen Weltsicht kommen sollen. Aufgabe des Verlags-B., während sich der Sorti-
Das aus sieben Streifen zu einer über 5 m langen ments-B., der Reise- und Versand-B., der Werbende
Schriftrolle verbundene Druckwerk befindet sich heute Buch- und Zeitschriftenhandel, der Bahnhofs- und der
im Britischen Museum in London. Antiquariats-B. dem Einzelvertrieb widmen. Zw.
Verlag und Sortiment vermitteln Kommissions-B.,
Barsortiment, Großbuchhandel. (→ Börsenverein des
Buche, Rotbuche, bis 30 m hoch wachsender Deutschen Buchhandels e. V.)
Waldbaum Mitteleuropas, Gattung der Buchen- Bchheim, Lothar-Günther, dt. Verleger, Schrift-
gewächse. Das Holz der B. ist gutes Brenn- und steller, Fotograf und Maler, * 1918, † 2007; gründete
Nutzholz; die Frucht, die Buchecker oder Buchel, 1951 den Kunstbuchverlag Buchheim-Verlag,
wird zur Viehmast verwendet. Eine Spielart ist die Feldafing; besaß eine bedeutende Sammlung
rotblättrige Blut-B.; Hain-B. → Weißbuche. expressionist. Malerei. Bekannt wurde v. a. sein
Bchenwald, 1937–45 nat.- soz. KZ (etwa 56 000 realist. Roman »Das Boot« (1973; verfilmt 1981);
Todesopfer), 1945–50 sowjet. Internierungslager daneben Monografien zum Expressionismus,
(Speziallager Nr. 2, 7113 registrierte Tote) auf dem Fotobände. 2001 eröffnete B. das Buchheim Museum
Ettersberg bei Weimar; Mahnmal und Gedenkstätte. in Bernried.
Buchfink → Finken. Buchmalerei → Miniatur.
Buchführung, Buchhaltung, zeitl. und sachl.
Buchführung BUCB Bchmann, Georg, dt. Philologe, * 1822, † 1884;
geordnete, lückenlose Aufzeichnung aller erfolgs- Herausgeber der Zitatensammlung »Geflügelte
und vermögenswirksamen Geschäftsvorfälle. Einen Worte« (1864; Neuausgabe 1994).
Überblick über die geführten Konten und die Buchmesse, Fachmesse des Buchhandels; urspr. Teil
Prinzipien, nach denen sie eingeteilt werden, gibt der der allg. Handelsmessen; bedeutende dt. B. in
Kontenplan. Die B. umfasst als Teilbereiche die Frankfurt am Main und Leipzig.
BUC
Bchner, Georg, dt. Schriftsteller, * 1813, † 1837;
musste wegen seiner radikaldemokrat. Kampfschrift
BUD
»Der Hess. Landbote« (1834) fliehen; war ab 1836
Privatdozent für Medizin in Zürich; in seinen
Dramen »Dantons Tod« (1835) und »Woyzeck« (hg.
1878) nahm er Naturalismus und Expressionismus
vorweg; romant. Lustspiel »Leonce und Lena« (1838),
Novellenfragment »Lenz« (hg. 1842).
Buchsbaum, immergrüner Strauch; im Mittelmeer-
gebiet heimisch; Zierstrauch.
Buchweizen, Gattung der Knöterichgewächse. 2
Arten: Echter B., weiß und rosa blühend; Tatar. B.,
grün blühend. Die dreikantigen Nüsschen werden zu
Mehl, Grütze und Viehfutter verarbeitet.
Buck [bʌk], Pearl S[ydenstricker], amerikan. Schrift-
stellerin, * 1892, † 1973; wuchs in China auf; schildert
in ihren Romanen den chin. Menschen im Konflikt
zw. Tradition und Moderne: »Die gute Erde« (1931);
Nobelpreis für Literatur 1938.
Buckelwal, etwa 11,5 bis 15 m langer, etwa 29 t
schwerer Furchenwal; Oberseite schwarz, Unterseite
heller; v. a. in küstennahen Gewässern.
Buckingham Palace [ˈbʌkɪŋəm ˈpælɪs], Schloss, seit
1837 königl. Residenz in London; Anfang des 18. Jh.
als Landhaus für den Herzog von Buckingham
erbaut, mehrmals erweitert. Im Buddhismus
Bückling, schwach gesalzener, bei starker Hitze entwickelte
geräucherter Hering. sich eine Kunst
Bdapest, Hptst. Ungarns, 1,69 Mio. Ew., beiderseits
mit komplexer
der Donau. Auf den Anhöhen des rechten Ufers liegt
Symbolik. Die Dar-
Buda (dt. Ofen) mit Burg und Regierungsgebäuden,
am linken Ufer die Geschäftsstadt Pest. Burgviertel stellung Buddhas
Buda und Uferzone der Donau sind UNESCO‐Welt- in menschlicher
kulturerbe. B. ist Wirtschafts‐, Verkehrs‐ und Form begann im
kulturelles Zentrum Ungarns (3 große Univ., zahlr. 1. Jahrhundert,
Hochschulen, wiss. Akademien, Theater, Museen wobei die Statuen
u. a.). Maschinen-, Fahrzeug-, Schiffbau, Feinmecha- in der Regel nicht
nik, chem. und Textilind.; Heilquellen; . – Pest und als dekorative
Ofen entstanden im MA als dt. Stadtgemeinden, Kunstwerke
1526/41 bis 1686 waren sie türkisch. gedacht waren,
Bddha [Sanskrit »der Erleuchtete«], Ehrenname
sondern den
Betrachter be-
Buddha BUDB

des ind. Religionsstifters Siddhrtha Gtama, * um


lehren sollten. So
560, † um 480 v. Chr. (beide Daten vielleicht auch
etwa 100 Jahre später), aus dem Adelsgeschlecht der entwickelten sich
Shakya. B. verließ mit 29 Jahren seine Familie und spezielle Regeln
suchte Erlösung; er sammelte umherziehend eine für die Darstellung
Gemeinde und gründete den buddhist. Mönchs- von Physiognomie,
orden. Kleidung, Kör-
Buddhsmus der, die von Buddha im 6. oder 5. Jh.
Buddhismus BUDB

perhaltung und
v. Chr. im nördl. Vorderindien gestiftete Religion. Gestik. Die Hand-
Ausgangspunkt der Lehre des B. ist der von Buddha stellungen und
in Benares verkündete Grundsatz der »vier edlen Fingerhaltungen
Wahrheiten«: 1) Alles Leben ist unablässigem Leiden
(sog. Mudras)
unterworfen, 2) die Ursache des Leidens sind die
sind von großer
Leidenschaften (die Begierde nach Lust, der Wille
zum Leben), 3) die Befreiung von den Leidenschaften,
Bedeutung, da
vom Willen zum Leben, hebt das Leiden auf, 4) der sie Ideen aus-
Weg zur Aufhebung ist der »heilige, achtfache Pfad«: drücken, die der
rechte Anschauung und Gesinnung, rechtes Reden, Betrachter ver-
rechtes Handeln und Leben, rechtes Streben, rechtes innerlichen soll.
Denken und Sichversenken. Dieser Heilsweg kann
auf 3 Stufen zurückgeführt werden: ethisch-asket. 127
Zucht, Versenkung und erlösende Erkenntnis als

B
B Buenos Aires
128 »dreifaches Wissen«: Erinnerung an die früheren Büffel, Gruppe der Wildrinder mit langen, oft
Geburten, Erkenntnis des Gesetzes vom → Karma, gebogenen Hörnern. Ind. B. (Arni, Wasser-B.), auch
Erkenntnis der 4 edlen Wahrheiten. Sie vermag jeden gezähmt als Haus-B., bes. für Arbeiten auf sumpfi-
Einzelnen durch völlige Selbstentäußerung aus dem gem Gelände. Kaffern-B. in Mittel- und Südafrika.
Kreislauf der Geburten (Samsara) zu lösen. Der Bhler, 1) Charlotte, Frau von 2), dt. Psychologin,
Zustand des endgültigen Erlöschens, in den der * 1893, † 1974; befasste sich mit Entwicklungspsy-
Erlöste eingeht, ist das Nirvana. Der B. kennt keine chologie. – 2) Karl, dt. Psychologe, * 1879, † 1963,
ewigen, unvergängl. Substanzen, weder Materie noch  mit 1); Beiträge zur Sprach-, Entwicklungspsy-
Seele, weder einen persönl. Weltenherrn noch ein chologie (»Die geistige Entwicklung des Kindes«,
unpersönl. Absolutes, das den Urgrund der Welt 1918, u. a.).
bildet; von Anfang an ist er durch Toleranz Bujumbra [-ʒʊm-], Hptst. von Burundi, nordöstlich
geprägt. – Im 3. Jh. v. Chr. wurde der B. unter König des Tanganjikasees, 336 600 Ew.; wichtiger Hafen am
Ashoka in Indien Staatsreligion; von da an begann Nordende des Tanganjikasees, Wirtschafts- und
eine ausgedehnte Missionstätigkeit. Dabei hat der B. Kulturzentrum, Univ., Hochschulen; internat. .
viele Veränderungen erfahren. Man unterscheidet Bkarest, rumän. București [-ˈrɛʃti], Hptst. Rumä-
den südl. B. (Hinayana, »Kleines Fahrzeug«) und den niens, 1,93 Mio. Ew.; Sitz des Patriarchen der rumän.
nördl. B. (Mahayana, »Großes Fahrzeug«). Das orth. Kirche und eines kath. Erzbischofs; Univ., TH,
Hinayana versprach die Erlösung nur wenigen, das Hochschulen für Musik, Kunst u. a., Konzertgebäude
Mahayana wollte alle Wesen zur Erlösung führen Athenäum (1886–88); Lebensmittel-, Textil-, Metall-,
und zählte auf tätige Hilfe vieler Buddhas und Öl-, chem., Elektro- u. a. Ind.; 2 Flughäfen.
Bodhisattvas (geistl. Lehrer). Der B. verbreitete sich buklische Dichtung → Schäferdichtung.
über O-Asien. In Indien wurde er durch den Bukowna die, Bchenland, geschichtl. Landschaft in
Hinduismus verdrängt und begann im 7. Jh. n. Chr. zu den NO-Karpaten, im rumän.-ukrain. Grenzgebiet,
erlöschen. In Hinterindien und Sri Lanka blieb er Hptst. Tschernowzy. Die B. fiel 1919 an Rumänien;
erhalten (Hinayana). In Tibet entstand die der nördl. Teil kam 1940, erneut 1947 zur UdSSR
Sonderform des → Lamaismus, in Japan die des → Zen. (heute Ukraine). Die 70 000 B.-Deutschen wurden
In neuerer Zeit hat der B. auch Anhänger in Europa 1940 nach Dtl. umgesiedelt.
und Amerika gefunden. Weltweit gibt es heute rd. Bukwski [engl. bjʊˈkɔvskɪ], Charles, amerikan. Schrift-
360 Mio. Buddhisten. steller, * 1920, † 1994; schilderte in seinen Gedichten,
Bunos res, Hptst. Argentiniens, am Río de la
Buenos Aires BUEB Kurzgeschichten und Romanen illusionslos die
Plata, 2,7 (Agglomeration: 11,5) Mio. Ew.; polit., Randexistenzen der amerikan. Gesellschaft; u. a.
geistiger und wirtschaftl. Mittelpunkt Argentiniens; »Der Mann mit der Ledertasche« (1971), »Kaputt in
Erzbischofssitz; mehrere Univ., Kunstakademie, Hollywood« (1972).
Museen, zahlreiche Theater; botan. Garten, Zoo; Bulgkow, Michail Afanasjewitsch, russ. Schrift-
Automobilwerke, Textil-, Nahrungs- und Genuss- steller, * 1891, † 1940; schrieb satir. Erz., Dramen,
mittel-, chem. Ind.; moderne Hafenanlagen; internat. Romane (»Der Meister und Margarita«, hg. 1966/67,
. – B. A. wurde 1536 von den Spaniern gegr., nach vollständig 1974).
Indianerüberfällen 1580 neu aufgebaut. Bulgri|en, Rep. in SO-Europa, 110 879 km 2, 7,5 Mio.
Ew.; Hptst. Sofia. Amtssprache: Bulgarisch.
Buffalo Bll [ˈbʌfələʊ -], eigtl. William F. Cody Parlamentar. Rep.; Verf. von 1991; Staatsoberhaupt:
[ˈkəʊdɪ], amerikan. Pionier und Offizier, * 1845, † 1917; direkt gewählter Präs.; Einkammerparlament;
war u. a. Postreiter beim Pony Express, erfolgreicher Verw.‐Giederung: 28 Gebiete. – B. grenzt im N an
Bisonjäger (daher sein Spitzname), Kundschafter in Rumänien, im O an das Schwarze Meer, im SO an die
den Indianerkriegen. 1883 organisierte er in Omaha Türkei, im S an Griechenland und im W an Serbien
(Nebraska) die erste »Wildwestschau«, die er 1887 und Mazedonien. Klima: gemäßigt kontinental. Bev.
auch nach Europa brachte. meist Bulgaren (orth. Christen), rd. 9 % Türken
(sunnit. Muslime), 5 % Roma u. a. – Wichtigste Ind.‐
Frauenrechtler und Tierschützer Zweige: Maschinenbau, Metallverarbeitung,
Viele Legenden ranken sich um Buffalo Bill, doch Elektro-, chem., Glas- u. Keramik-, Holz-, Textil- und
abseits des Klischees vom rauen Revolverhelden Nahrungsmittelind.; landwirtschaftl. Produktion:
machte er sich für die Rechte von Kindern, Frauen u. a. Sonnenblumen, Baumwolle, Tomaten, Paprika,
und Indianern sowie für den Tierschutz stark. Er Reis, Wein, Tabak, Lavendel sowie Rosen (Gewin-
forderte das Wahlrecht für Frauen und bezahlte die nung von Rosenöl); internat.  bei Sofia, Plowdiw,
Frauen, die in seiner Show auftraten, ähnlich wie Warna und Burgas. – 680 drang das Turkvolk der
Männer. Die Indianeraufstände begründete er mit Bulgaren auf dem Balkan ein und gründete ein Reich
nicht eingehaltenen Versprechen und Verträgen (681–1018). Nach byzantin. Herrschaft entstand das
seitens der Amerikaner. Für seine Wildwest-Show 2. bulgar. Reich (1187–1393), das dann an die Türken
engagierte Bill auch den berühmten Indianerhäupt- fiel. Der Berliner Kongress 1878 errichtete ein
ling Sitting Bull. Einen Teil der Erlöse der zirkusähn- Fürstentum B. Ferdinand I. erklärte 1908 die Lösung
lichen Veranstaltungen reichte Bill an Waisenheime von der Türkei und nahm den Zarentitel an. Nach
weiter. Für Büffel forderte der berühmteste den Balkankriegen 1912/13 erlitt B. Gebietsverluste.
Büffeljäger der Welt Schonzeiten und ein Verbot der Es schloss sich im 1. Weltkrieg den Mittelmächten
wilden Jagd. und im 2. Weltkrieg den Achsenmächten an. 1944
wurde B. sowjetisch besetzt, 1946 Volksrepublik
BUE
unter G. Dimitroff . 1954–89 stand T. Schiwkow an der
Spitze der bulgar. KP. Reformorientierte Kräfte
Form des B. vor allem von der dt. Jugendbewegung
und den Pfadfi ndern aufgegriffen.
BUN
erzwangen nach 1989 die
Demokratie. 2004 wurde B.
Mitgl. der NATO. 2007 erfolgte
der EU-Beitritt. Seit 2009 ist B.
Borissow (GERB) Min.-Präs.
Bulim die, Esssucht, gestörtes
Essverhalten mit Heißhunger-
attacken und anschließend
selbsttätig herbeigeführtem
Erbrechen.
Blldogge, Bllenbeißer,
kurzhaarige, 40 bis 45 cm
schulterhohe engl. Hunderas-
se, muskulöser Körperbau.
Bulle die, 1) Schutzkapsel für ein
metallenes Urkundensie-
gel. – 2) mit einer Schnur an
der Urkunde befestigtes
Metallsiegel. – 3) päpstl.
Erlass.
Bllterrier [-tɛriər] der, aus
Bulldoggen und Terriern Um das deutsche
gezüchteter, kurzhaariger, 42 Filmerbe zu be-
bis 48 cm schulterhoher, wahren, sammelt
kräftiger engl. Rassehund. das zum Bundes-
Blow [-o], Bernhard Heinrich
archiv gehörende
Martin Fürst von, dt. Politiker,
Filmarchiv seit
* 1849, † 1929; 1900 bis 1909 Reichskanzler; BUND, Abk. für Bund für Umwelt und Naturschutz
gewandter Diplomat, konnte jedoch die Bildung der Deutschland e. V., unabhängige private Umwelt- den 1950er-Jahren
Entente nicht verhindern. schutzorganisation, gegr. 1975, Sitz: Berlin. Ziele: Wochenschauen,
Bulwer [ˈbʊlwə], Edward, Lord Lytton [lɪtn], brit. Schutz und Erhaltung natürl. Lebensräume, Dokumentar- und
Politiker und Schriftsteller, * 1803, † 1873; Roman Müllvermeidung u. a. Spielfilme. Doch
»Die letzten Tage von Pompeji« (1834). Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmann- das staatliche
schaften und Landesverbände, Abk. BdV, Spitzen- Gedächtnis weist
Bmerang, ein gebogenes Wurfholz; kann im organisation der Heimatvertriebenen; entstanden eine Lücke auf,
Schraubenflug zum Werfer zurückkommen; urspr. 1958 durch Zusammenschluss der beiden Verbände denn Produktions-
Waffe der austral. Aborigines. »Bund der vertriebenen Deutschen« (BvD) und unternehmen müs-
»Verband der Landsmannschaften« (VdL); Sitz Bonn;
sen nur diejenigen
Globale Jagdwaffe Vors. seit 1998 E. Steinbach; 2000 wurde die Stiftung
Filme archivieren
Bumerangs sind nicht nur eine Erfi ndung der Zentrum gegen Vertreibungen gegr.
australischen Aborigines, sondern waren auch auf Bundes|anwalt, 1) Dtl.: Staatsanwalt beim lassen, die mit
anderen Kontinenten bekannt. So in Indien, bei den Bundesgerichtshof. – 2) Schweiz: vom Bundesrat Fördergeldern
nordamerikanischen Indianern und auch in ernannter Staatsanwalt in Bundesstrafsachen und produziert wurden
europäischen Regionen, wie Funde beispielsweise Leiter der gerichtl. Polizei. oder bedeutende
im heutigen Polen belegen. Die zur Jagd verwende- Bundes|arbeitsgericht → Arbeitsgerichtsbarkeit. Preise erhalten
ten Hölzer hatten jedoch nicht die Eigenschaft, im haben. Ein Teil der
Bogen zum Werfer zurückzukehren, wie es bei den Bundesarchiv, dt. Zentralarchiv; 1952 jährlich erschei-
heutigen Sportgeräten der Fall ist. Der Vorteil eines errichtet, Sitz: Koblenz; Außenstellen u. a. in nenden deutschen
Krummholzes besteht vielmehr darin, dass es Frankfurt am Main (Bestand des Reichskammer- Filme droht damit
weiter und geradliniger fl iegt als ein einfacher gerichts und Archivgut des Dt. Bundes) und Berlin in Vergessenheit
Stock. So konnte das gejagte Tier zielsicherer (Abteilungen Dt. Reich, DDR und Filmarchiv sowie
zu geraten.
getroffen und mit den teils über einen Meter langen, Document Center [alle seit 1990 bzw. 1994]).
schweren Waffen besser erlegt werden. Archiviert werden Unterlagen, die einen bleibenden
Wert für die Erforschung und das Verständnis der
deutschen Geschichte, für die Sicherung berechtigter
Bund, 1)  → Bundesstaat. – 2) Soziologie: Grundform Belange der Bürger oder für die Bereitstellung von
der sozialen Gruppe. Bei vielen Naturvölkern sind Informationen für Gesetzgebung, Verwaltung und
Bünde unverheirateter Männer (Männerbünde) Rechtsprechung haben.
Träger bestimmter Handlungen (z. B. Krieg, Jagd, Bundesbahn → Deutsche Bahn AG.
Erziehung, Zauberei). Sehr bedeutend sind die Bünde Bundesbank → Deutsche Bundesbank.
in vielen geistigen, polit. und religiösen Bewegungen, Bundesfinnzhof, Abk. BFH, oberstes dt. Finanzge- 129
oft als → Geheimbünde. In neuerer Zeit wurde die richt, Sitz München.

Bundesfinanzhof B
B Bundesgerichte
130 Bundesgerichte, in Bundesstaaten Gerichte des Lob von der Staatssicherheit
Gesamtstaats, die organisator. (und oft auch im Um den Ruf des BND ist es nicht zum Besten bestellt:
Instanzenzug) unabhängig neben den Gerichten der Die Kanzler Konrad Adenauer und Helmut Kohl
Einzelstaaten bestehen. In der Bundesrep. Dtl. sind B. ignorierten seine Akten gelegentlich, Helmut Schmidt
die obersten Gerichtshöfe des Bundes (Bundes- schimpfte die Behörde sogar einen »Dilettantenver-
arbeitsgericht, Bundesfinanz-, Bundesgerichtshof, ein«. Ausgerechnet dem ärgsten Widersacher, dem
Bundessozialgericht, Bundesverwaltungsgericht), DDR-Ministerium für Staatssicherheit (Stasi), war es
der Gemeinsame Senat der obersten Gerichtshöfe des vorbehalten, den BND ausdrücklich zu loben. Von
Bundes sowie das Bundespatentgericht und die allen westlichen Geheimdiensten sei der BND auf den
Truppendienstgerichte. Einen besonderen Platz Bau der Mauer und die damit verbundene Schließung
unter den Gerichten des Bundes nimmt das der Grenze »am besten vorbereitet« gewesen, schrieb
Bundesverfassungsgericht ein. Nach österr. Recht ist die Stasi, wie der britische Historiker Paul Maddrell
die Ausübung der Gerichtsbarkeit ausschließl. Sache herausfand. Der BND habe außerdem beste Kenntnis-
des Bundes. In der Schweiz sind nur die höchsten se über das »auf dem Territorium der DDR dislozierte
Gerichte B.: das Bundesgericht, Sitz: Lausanne, und militärische Potential« der Sowjets. Im Falle eines
das Eidgenössische Versicherungsgericht, Sitz: möglichen kriegerischen Konflikts wären diese
Luzern. Kenntnisse äußerst vorteilhaft gewesen.
Bundesgesetzblatt, Abk. BGBl., amtl. Verkündungs-
blatt in Dtl. für Gesetze und Rechtsverordnungen des
Bundes; entsprechend in Österreich. Bundesnetzagentur, Kurzform für Bundesnetz-
Bundesgrenzschutz → Bundespolizei. agentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post
Bundesjugendspiele, sportl. Mehrkämpfe (nach und Eisenbahn, Bundesoberbehörde, die für die (v. a.
Wahl) für Jugendliche (8. bis 21. Lebensjahr; seit wettbewerbsbezogene) Regulierung der Wirtschafts-
1951) im Turnen, Schwimmen und in der Leichtath- sektoren Telekommunikation und Post, für die
letik. Elektrizitäts‐ und Gasmärkte sowie für Eisenbahnen
Bundeskanzler, 1) Dtl.: Leiter der → Bundesregie- zuständig ist; Sitz: Bonn.
rung. – 2) Österreich: Vorsitzender der Bundesregie- Bundespolizei, in der Bundesrep. Dtl. 1951 errichtete
rung. – 3) Schweiz: Leiter der Bundeskanzlei, der dem Sonderpolizei des Bundes (bis 2005: Bundesgrenz-
Bundespräs. unterstellten Kanzlei von Bundesrat schutz) zum Schutz des Bundesgebiets und seiner
und Bundesversammlung. Grenzen; dem Innenmin. unterstellt; auch
Bundeskartll|amt, Bundesbehörde, zuständig für Sicherheitsorgan auf Bahnhöfen und Flughäfen.
den Schutz des Wettbewerbs, gegr. 1958, Sitz: Bonn. Bundespräsident, 1) Dtl.: Staatsoberhaupt
Bundeskriminl|amt, Abk. BKA, 1951 errichtete (→ deutsche Geschichte, Übersicht). Der B. wird von
Bundesoberbehörde für die Zusammenarbeit von der → Bundesversammlung für 5 Jahre gewählt und
Bund und Ländern bei der länderübergreifenden kann anschließend nur einmal wiedergewählt
Verbrechensbekämpfung. werden. Befugnisse: Der B. vertritt den Bund
Bundeslade, Kasten mit den Gesetzestafeln im völkerrechtl. und schließt die Staatsverträge ab. Er
Allerheiligsten des jüd. Tempels zu Jerusalem; ging fertigt die Gesetze aus und verkündet sie. Er kann
bei dessen Zerstörung vermutlich verloren. den Bundestag in 2 Ausnahmefällen (Art. 63, 68 GG)
Bundesliga, in Dtl. höchste Spielklasse in versch. auflösen und den → Gesetzgebungsnotstand erklären.
Sportarten. Er schlägt den Bundeskanzler zur Wahl vor und
Bundesministerium, die oberste Verwaltungs-
Bundesministerium BUNB ernennt ihn; er entlässt ihn auf Vorschlag des
behörde eines Bundesstaats für einen bestimmten Bundestags. Er ernennt und entlässt die Bundesmin.
Zuständigkeitsbereich. In Dtl. wird das B. von einem auf Vorschlag des Bundeskanzlers und die
Bundesminister geleitet: Die Bundesminister und Bundesrichter, Bundesbeamten, Offiziere und
der Bundeskanzler bilden die → Bundesregierung. Unteroffiziere, soweit gesetzl. nichts anderes
An der Spitze des Ministerialapparats steht i. d. R. bestimmt ist. Der B. hat für den Bund das Begnadi-
ein beamteter Staatssekretär. Innerhalb der gungsrecht. – 2) Österreich: Staatsoberhaupt, das
Abteilungen bestehen Referate. In Österreich gilt vom Volk in unmittelbarer Wahl auf 6 Jahre gewählt
Entsprechendes nach Art. 77 Bundes-Verfassungs- wird. – 3) Schweiz: der Vorsitzende des Bundesrats.
gesetz. In der Schweiz entsprechen den B. die Bundesrat, 1) Dtl.: das Bundesorgan, durch das die
Departemente. Länder bei der Gesetzgebung und Verwaltung des
Bundes mitwirken. Der B. besteht aus Mitgl. der
Bundesnachrichtendienst, Abk. Landesregierungen. Die Stimmenzahl richtet sich
BND, dt. Auslandsnachrichtendienst mit Sitz in nach der Bevölkerungszahl des Landes. Es haben
Pullach i. Isartal und Berlin. Der BND untersteht NRW, Bayern, Ndsachs., Bad.-Württ. je 6; Hessen 5;
dem Bundeskanzleramt und unterliegt der Kontrolle Berlin, Bbg., Rheinl.-Pf., Sa., Sa.-Anh., Schlesw.-Holst.
durch das Parlamentarische Kontrollgremium. und Thür. je 4; Bremen, Hamburg, Meckl.-Vorp.,
Aufgabe ist das frühzeitige Erkennen von bestimm- Saarland je 3 Stimmen. Der Präs. wird für 1 Jahr
ten Dtl. drohenden Gefahren: neben der Kriegsgefahr gewählt. Wichtigste Befugnisse: Gesetzesvorlagen
auch der internat. Terrorismus und der Rauschgift- der Bundesreg. gehen zunächst an den B. zur
handel. Dazu ist der BND zur verdachtsunabhängi- Stellungnahme. Vom Bundestag beschlossene
gen Überwachung der Telekommunikation mit dem Gesetze werden dem B. zugeleitet. Verfassungs-
Ausland befugt. ändernde Gesetze und die im GG aufgeführten, die
BUN
bundesstaatl. Grundordnung berührenden Gesetze
bedürfen der Zustimmung des B. Gegen die übrigen
2
⁄3-Mehrheit wegen Verfassungsbruchs anklagen,
wählt die Hälfte der Mitglieder des Bundesver-
BUN
Gesetze hat er, nach Beratung im Vermittlungsaus- fassungsgerichts, kann dieses in bestimmten Fällen
schuss, das Recht zum Einspruch, den der Bundestag anrufen, ist an der Wahl der Mitglieder der anderen
überstimmen kann. Bestimmte Rechtsverordnungen Bundesgerichte beteiligt und kann Untersuchungs-
und Verwaltungsvorschriften des Bundes bedürfen ausschüsse einsetzen. Er übt die parlamentar.
der Zustimmung des B. Er kann den Bundespräs. vor Kontrolle über die Bundesreg. und die einzelnen
dem Bundesverfassungsgericht anklagen. Er wählt Min. aus und beschließt über den Bundeshaushalt.
die Hälfte der Mitgl. dieses Gerichts. – 2) Österreich: Die Arbeit des B. vollzieht sich z. T. im Plenum, z. T.
Vertretung der Länder beim Bund. – 3) Schweiz: in den Ausschüssen. Die Mitglieder des B. sind
oberste leitende und vollziehende Regierungsbehör- zugleich Mitglieder der Bundesversammlung.
de: 7 von der Bundesversammlung auf 4 Jahre B.-Wahlen: 14. 8. 1949; 6. 9. 1953; 15. 9. 1957; 17. 9. 1961;
ernannte Mitglieder. – 4) Dt. Reich 1871–1918: 19. 9. 1965; 28. 9. 1969; 19. 11. 1972; 3. 10. 1976;
Vertretung der einzelstaatl. Regierungen und 5. 10. 1980; 6. 3. 1983; 25. 1. 1987; 2. 12. 1990 (1. ge-
oberstes Reichsorgan sowie Träger der Souveränität. samtdt. B.-Wahl); 16. 10. 1994; 27. 9. 1998; 22. 9. 2002;
Bundesrechnungshof, Sitz: Bonn, überwacht die 18. 9. 2005; 27. 9. 2009. – 2) Dt. Bund: → Bundesver-
Haushaltsführung der Bundesorgane und -einrich- sammlung.
tungen; in den Ländern bestehen Landesrechnungs- Bundesverband der Deutschen Industr e. V.,
höfe. Abk. BDI, Spitzenorganisation von 36 industriellen
Bundesregierung, 1) Dtl.: zur allg. Leitung des Branchenverbänden in Dtl.; gegr. 1949, Sitz: Berlin.
Bundes berufenes kollegiales Bundesorgan. Die B.
besteht aus dem Bundeskanzler und den Bundes- Bundesverdienstkreuz, Kurzbe-
ministern. Der Bundeskanzler wird vom Bundestag zeichnung für den Verdienstorden der Bundesrepu-
auf Vorschlag des Bundespräs. gewählt und von blik Dtl.; 1951 vom Bundes-Präs. T. Heuss gestifteter
diesem ernannt. Auf seinen Vorschlag ernennt und Orden für Leistungen auf polit., wirtsch., geistigem,
entlässt der Bundespräs. die Bundesmin. Der sozialem oder karitativem Gebiet. Er wird in 8
Bundeskanzler leitet die Geschäfte der B. und Ordensstufen verliehen: Verdienstmedaille,
bestimmt die Richtlinien der Politik. Die Befehls- Verdienstkreuz am Bande, Verdienstkreuz 1. Klasse,
und Kommandogewalt über die Bundeswehr hat der Großes Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz mit
Bundesverteidigungsmin., im Verteidigungsfall der Stern, Großes Verdienstkreuz mit Stern und
Bundeskanzler. Über grundlegende polit. Fragen Schulterband, Großkreuz, Sonderstufe des
(bes. Gesetzesvorlagen) beschließt die B. in Großkreuzes (nur für Staatsoberhäupter).
Kabinettssitzungen. Im Rahmen der Regierungs-
richtlinien und -beschlüsse leitet jeder Bundesmin. Bundesverdienstkreuz? Nein danke.
seinen Geschäftsbereich eigenverantwortlich. Der Etwa 240 000 Mal wurde das Bundesverdienstkreuz
Bundestag kann dem Bundeskanzler durch Wahl bereits verliehen. Doch nicht jeder möchte geehrt
eines Nachfolgers das Misstrauen aussprechen werden. Mehrere Hanseaten z. B. fühlten sich dem
(konstruktives Misstrauensvotum). Wird der von Hamburger Stadtrecht von 1270 verpflichtet, das
ihm gestellte Vertrauensantrag vom Bundestag besagt, es solle kein Orden von »fremden Herren«
abgelehnt, kann der Bundeskanzler dem Bundespräs. angenommen werden. Daher verzichteten u. a.
die Auflösung des Bundestags vorschla- Helmut Schmidt, Hans-Olaf Henkel, Inge Meysel und
gen. – 2) Österreich: kollegiales Reg.-Organ des Jan-Philipp Reemtsma auf die Auszeichnung. Aus
Bundes. Protest gaben u. a. der Journalist Karl Gerold (1969,
Bundesrepublik Deutschland → Deutschland. nach Ehrung eines spanischen Innenministers der
Bundessozilgericht, oberstes dt. Sozialgericht (seit Franco-Zeit) und Jürgen Vietor, Co-Pilot des 1977
1953; Sitz: Kassel). entführten Flugzeugs »Landshut« (2008 nach
Bundesstaat, Staatenverbindung, in der mehrere Ankündigung der Haftentlassung von RAF-Aktivist
Staaten so zu einem Gesamtstaat zusammengefasst Christian Klar), den Orden zurück. Der Psychologe
sind, dass die Gliedstaaten ihre Staatlichkeit Horst-Eberhard Richter lehnte ihn bereits dreimal ab,
behalten, der Gesamtstaat aber über alle Fragen da er vielen ehemaligen Nazis verliehen worden sei.
entscheidet, die für die Einheit und den Bestand des
Ganzen wesentlich sind; die Gliedstaaten sind an der
Willensbildung des Gesamtstaats beteiligt. Beispiele: Bundesverfassungsgericht, Abk. BVerfG, oberstes
Dt. Reich 1871–1933, Bundesrep. Dtl., Österreich, Organ der Verfassungsgerichtsbarkeit in Dtl., Sitz
Schweiz, Mexiko, USA. Vom B. verschieden ist der Karlsruhe; entscheidet u. a. über die Auslegung des
Staatenbund, ein loser Zusammenschluss von GG, über Vereinbarkeit des Bundes- und Landes-
Staaten zu gemeinsamen polit. Zwecken, z. B. der Dt. rechts mit dem GG (Normenkontrolle), über
Bund 1815–66. Anklagen gegen den Bundespräs., gegen Bundes- und
Bundestag, 1) Deutscher B., Volksvertretung der
Bundestag BUNB Landesrichter, über Verfassungswidrigkeit polit. Par-
Bundesrep. Dtl., gewählt für 4 Jahre; oberstes teien, über Verfassungsbeschwerden und Verwir-
Bundesorgan. Die B.-Abgeordneten (MdB) werden in kung von Grundrechten. Das B. besteht aus 2 Senaten
allg., unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer mit je 8 Richtern. Sie werden je zur Hälfte vom
Wahl gewählt. Der B. beschließt die Bundesgesetze, Bundestag und Bundesrat gewählt und vom 131
wählt den Bundeskanzler, kann den Bundespräs. mit Bundespräs. ernannt. Amtszeit: 12 Jahre.

Bundesverfassungsgericht B
B Bundesversammlung
132 Bundesversammlung, 1) Bundesrep. Dtl.: Organ für Bungeejumping [ˈbʌndʒɪdʒʌmpɪŋ], durch
die Wahl des Bundespräs., besteht aus den ein Seil gesicherter Sturz kopfüber aus großer Höhe
Mitgliedern des Bundestags und einer gleichen Zahl (ab 50 m aufwärts), wobei das Gummiseil, mit dem
von Mitgliedern, die von den Landtagen der Länder der Springer durch abgepolsterte Fußschlaufen
gewählt werden. – 2) Dt. Bund: Gesandtenkongress oberhalb der Knöchel verbunden ist, sich um das
der Gliedstaaten (auch Bundestag genannt), tagte Vierfache seiner Ausgangslänge dehnt und ein
1815–66 in Frankfurt am Main unter österr. federndes Auspendeln bewirkt (»neuseeländisches
Vorsitz. – 3) Schweiz: oberstes Bundesorgan System«). Beim »amerikanischen System« des B.s
(Nationalrat und Ständerat). werden immer mehrere Seile verwendet, wobei sich
Bundesversicherungs|anstalt für Angestellte, jedes Seil um das Doppelte seiner Länge dehnt.
Abk. BfA, Träger der Rentenversicherung für Zusätzlich wird der Springer an zwei Punkten mit
Angestellte; gegr. 1953, Sitz: Berlin. 2005 mit dem dem Seil gesichert. Durch eine BBC-Reportage in den
Verband Dt. Rentenversicherungsträger zur 1950er-Jahren über die »Landtaucher« auf dem
→ Deutschen Rentenversicherung Bund fusioniert. Archipel Vanuatu wurde die westliche Welt auf
Bundesverwaltungsgericht, Abk. BVG, BVerwG, dieses Ritual aufmerksam. Erste Extremsportsprün-
oberstes dt. Verwaltungsgericht sowie Disziplinarge- ge fanden 1979 von der 75 m hohen Clifton Suspen-
richt, Sitz: Leipzig; entscheidet v. a. über die Revision sion Bridge in Bristol (England) statt.
gegen Urteile der Oberverwaltungsgerichte. Bnin, Iwan, russ. Schriftsteller, * 1870, † 1953;
Bundeswehr, Streitkräfte der Bundesrep. Dtl. Ihre
Bundeswehr BUNB emigrierte 1920 nach Paris, 1933 Nobelpreis für den
Angehörigen sind Wehrpflichtige, Soldaten auf Roman »Im Anbruch der Tage. Arsenjews Leben«
Lebenszeit (Berufssoldaten) oder auf Zeit. Wehrpflich- (1930–39).
tig sind alle Männer vom 18. bis zum 45., im Bnsen, Robert Wilhelm, dt. Chemiker und Physiker,
Verteidigungsfall bis zum 60. Lebensjahr, Offiziere und * 1811, † 1899; begründete mit G. R. Kirchhoff die
Unteroffiziere bis zum 60. Lebensjahr, Berufssoldaten → Spektralanalyse; erfand das Eiskalorimeter, die
bis zum 65. Lebensjahr. Seit 2001 ist auch Frauen der Wasserstrahlpumpe und den Bunsenbrenner;
Dienst mit der Waffe möglich. Allg. Wehrpflicht: begründete die Jodometrie.
6 Monate. Wehrdienstverweigerer leisten 6-monatigen Bnsenbrenner [nach R. W. Bunsen], Gasbrenner mit
Zivildienst. Die B. besteht aus den Teilstreitkräften veränderl. Luftzufuhr.
Heer, Luftwaffe und Marine, dem Sanitätsdienst sowie Buntmetalle, Nichteisenmetalle, z. B. Kupfer, Blei,
der Streitkräftebasis. Befehls- und Kommandogewalt Zink, Zinn, Nickel, Kobalt und ihre Legierungen.
hat der Bundesmin. der Verteidigung, im Verteidi- Buntsandstein, unterste Stufe der Trias. Roter
gungsfall der Bundeskanzler. Friedenspersonalstärke Sandstein ist geschätztes Baumaterial.
rd. 250 000 Mann. Nach einer 2000 beschlossenen Buntspecht, schwarz-weiß-rot gefiederter Specht in
Reform begann ab 2001 eine Neustrukturierung der B. Europa, N-Afrika und N-Asien; 23 cm groß,
(u. a. in Eingreif‐, Stabilisierungs‐ und Unterstützungs- Männchen mit rotem Querband im Genick.
kräfte), verbunden mit einer verstärkten Ausrichtung Buñuel [buˈɲɛl], Luis, span. Filmregisseur, * 1900, † 1983;
Buñuel BUÑB

auch auf internat. Einsätze. – Beteiligung der B. an schuf zunächst (mit S. Dalí) surrealist., später
internat. militär. Friedensmissionen, u. a. seit 1995 in sozialkrit. Filme, z. B. »Viridiana« (1961), »Belle de jour«
Bosnien und Herzegowina (→ IFOR, → SFOR), seit 1999 (1967), »Der diskrete Charme der Bourgeoisie« (1972).
im Kosovo (→ KFOR), seit 2002 in Afghanistan (→ ISAF), Brckhardt, 1) Carl Jacob, schweizer. Diplomat,
Burckhardt BURB

seit 2006 vor der Küste des Libanon (UNIFIL) sowie in Historiker, * 1891, † 1974; war 1937–39 Völkerbunds-
der Demokrat. Rep. Kongo (→ EUFOR). kommissar in Danzig; 1944–48 Präs. des Internat.
Bund für Umwelt und Natrschutz Deutsch- Roten Kreuzes. – 2) Jacob, schweizer. Kultur- und
land e. V. → BUND. Kunsthistoriker, * 1818, † 1897; Hauptwerke: »Die Zeit
Bündnis 90, Zusammenschluss aus der Bürgerbewe- Constantins des Großen« (1853), »Cicerone« (1855),
gung der DDR erwachsener Organisationen, gegr. als »Die Kultur der Renaissance in Italien« (1860),
Wahlbündnis am 7. 2. 1990, umfasste u. a. das »Neue »Griech. Kulturgeschichte« (1898–1902), »Welt-
Forum«, errang bei den Wahlen zur Volkskammer geschichtl. Betrachtungen« (1905).
(18. 3. 1990) 12 Sitze, bei den ersten gesamtdt. Bren [niederländ. »Bauern«], Afriknder, Afrikner,
Bundestagswahlen am 2. 12. 1990 8 Sitze und bildete Nachkommen der niederländ., niederdt. und
eine parlamentar. Gruppe im Bundestag (Bündnis hugenott. Siedler in Südafrika. Sprache: Afrikaans.
90/Grüne); danach Umbildung zur polit. Partei auf Als die niederländ. Kapkolonie 1806 britisch wurde,
Bundesebene (1991) und Vereinigung mit der Partei zogen die B. großenteils nach N und gründeten den
Die Grünen (Mai 1993 vollzogen). Oranjefreistaat, Natal und Transvaal. Auch hier
Bündnis 90/Die Grünen, polit. Partei in Dtl., wurden sie im B.-Krieg (1899–1902) von den
entstand im Mai 1993 aus dem Zusammenschluss Engländern unterworfen, errangen aber in der
von Bündnis 90 und der Partei Die Grünen; hatte von Südafrikan. Union (seit 1910) die polit. Führung.
1998 bis 2005 in Koalition mit der SPD die Reg.-Ver- Burg [zu bergen], durch Wall und Graben, später auch
antwortung in Dtl. (Vizekanzler J. Fischer). – Vors.: mit Mauern befestigter Platz, auf einem Berg gelegen
C. Roth, C. Özedemir. oder von Wasser umgeben. Im MA Wohnsitz eines
Bundschuh, im MA der oben zugebundene
Bundschuh BUNB Grundherrn. Um 1500 erlosch mit dem Rittertum die
Bauernschuh; Feldzeichen der aufständ. Bauern, Bedeutung der B. als Wehrbau.
auch Bez. für die Aufstände 1493–1517 in SW- Brgenland, Bundesland Österreichs, 3965 km 2,
Deutschland. 278 200 Ew.; Hptst. Eisenstadt. B. grenzt im NO an die
BUN
BüR

Kein fröhlicher
Freizeitsport, son-
dern ein gefähr-
licher Ritus ist die
Naghol-Zeremonie
auf der Pazifik-
insel Pentecôte
in Vanuatu. Bei
dem bungeeähn-
lichen Sprung
stürzen sich die
Männer nur mit
Lianenseilen an
den Knöcheln
gesichert von
einem Holzgerüst
30 m in die Tiefe.
Das im April und
Mai stattfindende
Männlichkeits-
ritual soll die
Götter für eine
gute Ernte freund-
lich stimmen.

Slowak. Rep., im O an Ungarn, im S an Slowenien. Der Bürger, im MA der freie, voll berechtigte Stadtbewoh-
S ist waldreiches Berg- und Hügelland, der N ner. Erst im ausgehenden MA erweiterte sich der
fruchtbare Ebene mit dem Neusiedler See. Bev.: rd. Kreis der B., die Anteil am polit. und sozialen Leben
90 % Deutschsprachige, ferner 7 % Kroaten, rd. 2 % hatten. Das B.-Recht, eine erwerbbare und verleih-
Ungarn. Überwiegend Agrarland (Zuckerrüben, bare Rechtsstellung, war erblich und in erster Linie
Getreide, Obst, Wein u. a.); Elektro-, Elektronik-, begründet auf städt. Grundbesitz. Kein B.-Recht
Nahrungs- und Genussmittelindustrie. – Das B. fiel besaßen Juden, Kleriker und v. a. unterbürgerl.
1919 an Österreich; 1921 kam Ödenburg an Ungarn; Schichten (Gesellen, Gesinde, Arme). Die Frz.
1938–45 auf Niederösterreich und Steiermark Revolution brachte dann die Gleichsetzung des B.
aufgeteilt; 1945 wiederhergestellt. mit dem Staatsbürger.
Brger, Hermann, schweizer. Schriftsteller, * 1942, Brger, Gottfried August, dt. Dichter, * 1747, † 1794;
† (Selbsttötung) 1989; schrieb sprachvirtuose Schöpfer der dt. Kunstballade (»Lenore«, 1773),
Romane und Erz.: »Schilten« (1976), »Diabelli« übersetzte »Münchhausens Reisen und Abenteuer« 133
(1979), »Brunsleben« (1989). von E. R. Raspe aus dem Engl. ins Deutsche zurück.

Bürger B
B Deutscher Olympischer
Bürgerengagement
Sportbund
Bürgerengagement und
Interessenvertretungen
134
27,5 Mio. Wo sich Menschen in Deutschland vereinen

Bürgerengagement, bürgerschaftl.
Engagement, Bürgerinitiativen, freiwilliges,
selbstorganisiertes und aktives Eintreten für Belange
des Gemeinwohls oder zur Erreichung eines
Katholische Kirche gemeinsamen Zieles, ohne einen materiellen Gewinn
in Deutschland dafür zu erhalten, z. B. in Vereinen, karitativen oder
sozialen Einrichtungen, Initiativen, Stiftungen; in
25,2 Mio. Abgrenzung zum traditionellen Ehrenamt stärker als
»Engagement von unten« verstanden. Beweggründe
für B. sind etwa altruistisch-moralische, selbstver-
wirklichungs- oder innovationsbezogene Motive.
Besondere Formen bürgerschaftl. Engagements sind
das → freiwillige soziale (FSJ) und das → freiwillige
ökolog. Jahr (FÖJ) sowie versch. lokale Bündnisse auf
Evangelische Kirche Gemeindeebene (z. B. Lokale Agenda 21).
in Deutschland Bürgerkrieg, mit Waffen ausgetragener Machtkampf
zw. Aufständischen und der Regierung oder zw.
24,8 Mio. organisierten polit., nationalen, religiösen oder
sozialen Gruppen um die Herrschaft im Staat.
Bürgerlich-Demokratische Partei Schweiz,
Abkürzung BDP, polit. Partei in der Schweiz; am
1. November 2008 auf nationaler Ebene als
Abspaltung der Schweizerischen Volkspartei (SVP)
gegründet.
ADAC Bürgerliches Gesetzbuch, Abk. BGB, das die
(Allgemeiner Deutscher bürgerl. Rechtsverhältnisse in Dtl. regelnde
Automobil-Club)
Gesetzbuch, in Kraft seit 1. 1. 1900; war in der DDR

15,8 Mio. am 1. 1. 1976 durch das neue Zivilgesetzbuch (ZGB)


ersetzt worden. Seit dem 3. 10. 1990 gilt das BGB auch
in den neuen Bundesländern.
bürgerliches Recht, Privtrecht, Ordnung der
Rechtsbeziehungen des Einzelnen im Verhältnis zu
03
seinen Mitmenschen; z. B. Familien-, Vermögens-,
06 Handels-, Wechselrecht, im Unterschied zum
→ öffentlichen Recht.
Deutscher bürgerliches Trauerspiel, Drama um einen trag.
bürgerliches Trauerspiel BüRB

Gewerkschaftsbund Deutscher Konfl ikt im bürgerl. Milieu; Vorläufer ist die frz.
Mieterbund
05 6,4 Mio. 1,2 Mio. Comédie larmoyante (u. a. D. Diderot), erstes b. T. in
(Haushalte) Dtl. ist Lessings »Miß Sara Sampson« (1755).
Bürgermeister, i. d. R. von den Bürgern gewähltes
Deutscher leitendes Organ einer → Gemeinde. In Berlin, Bremen,
Chorverband Hamburg im Rang eines Ministerpräsidenten.
1,8 Mio. Bürgerrechtsbewegung, 1) in den USA zu Beginn
11 Deutsches
Rotes Kreuz des 20. Jh. entstandene Bewegung zur Beseitigung
4,5 Mio. der Rassentrennung sowie zur polit. und wirtschaftl.
01 Gleichstellung der Schwarzen. – 2) kleine Gruppen in
07 den Staaten des Ostblocks, forderten bes. seit der
Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki (1975;
09 → KSZE) von den kommunist. Partei- und Staats-
02 08 führungen die Verwirklichung der Menschenrechte
und der Grundrechte. Repräsentanten z. B. in der
04
UdSSR A. Sacharow, in der DDR R. Havemann, in der
Nachfolge das »Neue Forum« (1989) u. a., in der ČSSR
01 Sozialverband VDK Deutschland 1,4 Mio.
02 Christlich-Demokratische Union
das Bürgerforum, in Polen die → Solidarność; an den
Deutschlands 529 000 1989 begonnenen gesellschaftspolit. Reformpro-
03 Sozialdemokratische Partei Deutschlands 521 000 zessen entscheidend beteiligt.
04 Deutscher Tierschutzbund 800 000 Bürgerschaft, 1) Gesamtheit der Bürger einer
05 Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter Gemeinde. – 2) in den Stadtstaaten Hamburg und
149 000 Bremen: das Parlament.
06 Verein Deutscher Ingenieure 139 000 Bürgertum, in der Stadt ansässiger Bevölkerungsteil,
07 Greenpeace Deutschland 550 000
08 Verband Deutscher Brieftaubenzüchter 60 000
09 ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) 125 000
BüR
der sich im MA zum eigenen Stand entwickelte. Das
B. war der Hauptträger des techn. u. wirtschaftl.
gensage um Worms). Nach ihrer Niederlage 436
durch die hunn. Verbündeten des Aetius von diesem
BUR
Fortschritts sowie der Aufklärung. Der krasse Wider- im Rhônegebiet angesiedelt (→ Burgund 2). – 2) B.-
spruch zw. seiner ökonom. und kulturellen Reben, Pinotreben (weiß und rot), aus der wahr-
Bedeutung und seiner polit. Rolle führte zur Frz. scheinl. Stammform Blauer Spät-B. (Pinot noir)
Revolution von 1789, die das klass. Zeitalter des B. entstandene Sorten: Ruländer (Grauburgunder, Pinot
einleitete. gris), Weiß-B., Pinot meunier (Schwarzriesling),
Burgess [ˈbəːdʒɪs], Anthony, eigtl. John B. Wilson Pinot Chardonnay; Anbau in Dtl.: v. a. Kaiserstuhl,
[- ˈwɪlsn], weiteres Pseudonym Joseph Kll, engl. Ortenau.
Schriftsteller, * 1917, † 1993; wurde bekannt als Autor Bridan, Johannes, frz. Gelehrter, † nach 1358;
des Romans »Uhrwerk Orange« (1962; verfi lmt von verfasste Aristoteleskommentare; ihm zugeschrie-
S. Kubrick, 1971), einer Horrorvision von Gewalt und ben das Gleichnis von B.s Esel: ein Esel, der zw. 2
Verhaltenskonditionierung. gleichen Heubündeln steht und verhungert, weil er
Burgfriede, im MA vertraglich vereinbartes sich nicht entscheiden kann.
Friedensgebot innerhalb der ummauerten Bereiche Burke [bəːk], Edmund, brit. Politiker, Publizist, * 1729,
einer Burg oder Stadt; stellte jede Fehde unter † 1797; Gegner der Frz. Revolution, entwickelte eine
strengste Strafe. konservative Staatsphilosophie; von großem Einfluss
Brgkmair, Hans, d. Ä., dt. Maler, Zeichner und auf konservative Denker des 19. Jh. (u. a. Freiherr vom
Holzschneider, * 1473, † 1531; Altartafeln, Bildnisse; Stein, F. Gentz).
Holzschnittwerke u. a. für das Versepos »Theuer- Burkhalter, Didier, schweizer. Politiker (FDP.Die
dank« Kaiser Maximilians I. Liberalen), * 1960; Wirtschaftswissenschaftler;
Brgos, Hptst. der span. Prov. B., im NO der altkastil. 2003-07 Nationalrat, danach Ständerat; wurde 2009
Hochebene, 169 300 Ew.; Erzbischofssitz, Univ.; in den Bundesrat gewählt (Departement des Innern).
Industriezentrum; got. Kathedrale (Weltkulturerbe); Burkna Fso, bis 1984 Obervlta, Rep. in W-Afrika,
Burkina Faso BURB

Heimat des span. Nationalhelden Cid. 274 222 km 2, 15,8 Mio. Ew.; Hptst. Ouagadougou;
Bürgschaft, Vertrag, durch den sich eine Person, der Amtssprache: Französisch. – B. F., inmitten der
Bürge, gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, des Landschaft → Sudan, umfasst das Gebiet der
Hauptschuldners, verpfl ichtet, für die Verbindlich- Quellflüsse des Volta, der N ragt in die Sahelzone;
keit des Dritten einzustehen (§§ 765 ff. BGB). Feuchtsavanne, die nach N in Trocken- und
Grundsätzlich muss das B.-Versprechen schriftlich Dornstrauchsavanne übergeht; wechselfeuchtes, im
erfolgen. N Trockenklima. – Anbau von Hirse, Mais, Reis,
Burgtheater, bis 1918 Hof‐Burgtheater, österr. Süßkartoffeln und Hülsenfrüchten sowie Baumwolle,
Bundestheater in Wien; von Maria Theresia 1741 Erdnüssen (Export). Viehzucht. Haupthandelspart-
gegr. Bis 1888 war es im Ballhaus untergebracht; das ner: Elfenbeinküste, Togo, Frankreich. Internat. :
neue Haus am Ring (1874–88 erbaut von C. Freiherr Ouagadougou, Bobo-Dioulasso. – Ehem. Gebiet von
von Hasenauer nach Ideen von G. Semper) wurde im Frz.-Westafrika, 1960 unabhängig. Staatspräs. (nach
Zweiten Weltkrieg zerstört und 1953–55 wiederauf- Militärputsch): B. Compaoré (seit 1987).
gebaut. Burma [ˈbəːmə], → Birma.
Burgnd, 1) frz. Bourgogne [burˈgɔɲ], geschichtl.
Burgund BURB Burn-out-Syndrm [bəːnˈaʊt-], nach Dauerstress
Landschaft in O-Frankreich, zw. Jura und Pariser auftretendes Gefühl der Erschöpfung mit chron.
Becken, das Kernland des früheren Herzogtums B., Müdigkeit, Unlust und Minderung der Leistungs-
Hptst. Dijon. – 2) nach 443 von den Burgundern gegr. fähigkeit.
Reich im Rhônegebiet, 534 von den Franken Burns [bəːnz], Robert, schott. Dichter, * 1759, † 1796; war
unterworfen. – 3) das fränk. Teilreich Burgndia, aus Wegbereiter der Romantik. Viele seiner proschotti-
dem nach der Teilung von Verdun 843 das Kgr. und schen, patriot. Lieder (»My heart's in the Highlands«,
das Herzogtum B. hervorgingen. – 4) oder Arelt »Auld lang syne«) wurden zu Volksliedern.
[nach der Hauptstadt Arles], vereinigte das Kgr. Bürokrat die, Form staatl., polit. oder privat
Provence und das Juragebiet, fiel 1032 an das Hl. organisierter Verw., die durch hierarch. Befehlsglie-
Röm. Reich. Der Hauptteil (Provence, Dauphiné) kam derung, klar abgegrenzte Aufgaben und Zuständig-
im späteren MA an Frankreich, 1678 auch der nördl. keiten, festgelegte Laufbahnen, an die jeweilige
Teil, die Freigrafschaft B. (Franche-Comté) und die Funktion gekoppelte Bezahlung und genaue
Reichsstadt Besançon. – 5) Herzogtum B., von Aktenführung gekennzeichnet ist. Die B. als
Nebenlinien des frz. Königshauses regiert. Im 14. Jh. grundlegendes Organisationsprinzip moderner
erwarben die Herzöge den größten Teil der Staaten wird wegen ihrer Tendenz zur Verselbst-
Niederlande (damals einschließlich Belgiens, ständigung und Schwerfälligkeit (Bürokratisierung)
Frz.-Flanderns und des Artois) und schufen einen zunehmend kritisiert. Bürokrt, jemand, der
mächtigen Staat. Als Herzog Karl der Kühne 1477 im Bestimmungen starr-formalistisch auslegt und
Kampf gegen die Schweizer gefallen war, kam das anwendet.
Herzogtum B. wieder an Frankreich, die übrigen Burschenschaft, aus den freiheitl. und vaterländ.
Burschenscha

Länder an die Habsburger (Burgund. Reichskreis). Bestrebungen der student. Jugend nach den
Burgnder, 1) ostgerman. Volk, urspr. in Skandina- Freiheitskriegen hervorgegangene student.
vien und auf Bornholm (Burgundarholm) siedelnd, → Verbindung (Korporation) an den Hochschulen;
im 2. Jh. zw. der mittleren Weichsel und Oder, ließen nach dem Zweiten Weltkrieg 1950 als Dt. B. wieder 135
sich 406/407 am Rhein nieder (nach der Nibelun- errichtet.

Burschenschaft B
B Burton
136 Burton [bəːtn], Richard, eigtl. R. Walter Jenkins Buski die, Bouzouki [buˈzuːki], griech. Lauteninstru-
[ˈdʒeŋkɪnz], brit. Bühnen- und Filmschauspieler, ment, in der Volksmusik verwendet; wahrscheinl.
* 1925, † 1984; bed. Shakespeare-Darsteller; Filme: türk.-arab. Herkunft.
»Blick zurück im Zorn« (1958), »Cleopatra« (1963), Butne, Sg. Butn das, C4H10, die beiden gasförmigen
»Wer hat Angst vor Virginia Woolf?« (1966). aliphat. gesättigten Kohlenwasserstoffe (Alkane);
Burndi, Rep. in O-Afrika, 27 834 km 2, 8,3 Mio. Ew. ; Heiz- und Treibgas.
Hptst. Bujumbura; Amtssprachen: Kirundi und Btenandt, Adolf, dt. Biochemiker, * 1903, † 1995; 1960
Französisch. B. ist Feuchtsavannenhochland im NO bis 1972 Präs. der Max-Planck-Gesellschaft;
des Tanganjikasees mit äquatorialem Regenklima. entdeckte und isolierte die Geschlechtshormone
Agrarland, Anbau von Kaffee für den Export, ferner Östron, Androsteron und Progesteron; Nobelpreis für
Baumwolle, Tabak, Bananen; Viehzucht.  auf Zinn. Chemie 1939 mit L. Ružička.
, internat.  in Bujumbura. – B. war bis zur Butor [byˈtɔːr], Michel, frz. Schriftsteller, * 1926;
Unabhängigkeit (1962) als Urundi Teil des belg. Vertreter des → Nouveau Roman; schrieb u. a.
Treuhandgebiets Ruanda-Urundi; seit 1966 Rep. Der »Passage de Milan« (1954), »Paris – Rom oder die
andauernde ethn. Konflikt zw. Tutsi und Hutu (bes. Modifikation« (1957).
seit 1988) führte nach der ersten demokrat. Wahl Büttenpapier, handgeschöpftes oder fast naturgetreu
1993 zum Staatsstreich von Tutsi-Offizieren und löste maschinell hergestelltes Papier aus Hadern (original)
einen blutigen Bürgerkrieg zw. Hutu‐Milizen und der oder Zellstoff, hat ungleichmäßigen Rand und fast
von Tutsi dominierten Armee aus, der 2003 beendet keine Laufrichtung.
werden konnte. Zum Präs. wurde 2005 P. Nkurunziza Butter, aus Fettkügelchen der Milch zusammengeron-
gewählt. nenes Fett. Durch Stehenlassen oder Schleudern der
Bürzel der, Hinterrücken der Vögel mit der B.-Drüse, Milch wird der Rahm von der Magermilch getrennt.
deren Fett der Vogel zum Einölen des Gefieders Aus dem Rahm gewinnt man im B.-Fass oder der
benutzt. B.-Maschine die B.; der dabei entstehende Rückstand
Bsch, Wilhelm, dt. Zeichner, Maler und Dichter,
Busch BUSB ist die B.-Milch. Chemisch ist B. ein Gemisch aus
* 1832, † 1908; schuf humorvolle und satir. Bilder- versch. Fetten, Wasser (höchstens 18 % erlaubt),
geschichten (»Max und Moritz«, 1865; »Die fromme Casein und Salzen.
Helene«, 1872), auch ernste Dichtungen; ferner Butterblume, volkstüml. Bezeichnung versch. gelb
zahlreiche Genre‐ und Landschaftsbilder. blühender Pflanzen, bes. Hahnenfußgewächse,
Buschleute, Volk in S-Afrika, → San. Löwenzahn.
Buschwindrös|chen → Anemone. Buttersäure,  zwei strukturisomere gesättigte
Bush [bʊʃ], 1) George Herbert Walker, amerikan.
BushBUSB Carbonsäuren, dicke, ranzig riechende Flüssigkeit,
Politiker (Republikan. Partei), * 1924; 1971–73 an Glycerin gebunden im Butterfett enthalten; wird
Botschafter bei der UNO, 1976–77 CIA-Direktor; beim Ranzigwerden von Butter frei.
unter Präs. R. Reagan 1981–89 US-Vizepräs.; 1989–93 Butzenscheiben, kleinere runde Glasscheiben, in der
der 41. Präs. der USA. – 2) George Walker, amerikan. Mitte mit einer einseitigen Erhöhung (Butzen); durch
Politiker (Republikan. Partei), * 1946; Sohn von 1); Bleifassungen zu Fenstern zusammengesetzt.
1995–2000 Gouv. von Texas, seit Jan. 2001 der 43. B.-Dichtung, sentimentale Dichtung des 19. Jh.
Präs. der USA (Wiederwahl 2004); unter ihm Buxtehde, Dietrich, dt. Organist und Komponist,
Steuersenkungsprogramme, Forcierung des Aufbaus * 1637(?), † Lübeck 1707; Orgel- und Choralwerke,
eines Raketenabwehrsystems (NMD); nach zahlreiche Kantaten.
Terroranschlägen auf die USA 2001 Bildung einer Bblos, akkad. Gbla, hebr. Gabl, (heute Djubl),
internat. Antiterrorkoalition und Militäraktion in Hafenstadt des Altertums 30 km nördlich von Beirut,
Afghanistan, 2003 Militärintervention in Irak. Libanon; kommerzieller und religiöser Mittelpunkt
Bussard der, Name zweier einheim. Greifvögel; der früheren phönik. Mittelmeerküste. Die Ruinen
Mäuse-B., braun, unten hell gefärbt, 60 cm hoch, in von B. gehören zum Weltkulturerbe.
Wald und Feld, oft in großer Höhe kreisend,
Mäusevertilger; Wespen-B., dem obigen sehr ähnlich, Bypass [ˈbaɪpɑːs], ein chirurgisch angelegter
Bypass BYPB

Wespenfresser. Umgehungskreislauf im Gefäßsystem zur Überbrü-


Buße, religiöse Leistung (Opfer, Fasten, Beten) zur ckung von Gefäßverschlüssen bzw. hochgradigen
Sühnung einer Gewissensschuld. Im N. T. die aus Engstellen. Für die Gefäßprothese wird körper-
Sündenerkenntnis erwachsende Sinnesänderung; in eigenes (autologes) oder künstliches (alloplastisches)
der kath. Kirche ist die B. ein Sakrament mit 4 Material verwendet. In beiden Fällen wird das
wesentl. Bestandteilen: Reue, Beichte, Genugtuung, verschlossene Gefäß belassen. Unterschieden wird
Lossprechung. (→ Beichte) zw. dem anatom. B., der dem normalen Gefäßverlauf
Buß- und Bettag, dt. ev. (in Sachsen gesetzl.) entspricht, und dem extraanatom. B., der nicht dem
Feiertag; ab 1934 einheitl. am Mittwoch vor dem natürl. Gefäßverlauf folgt.
letzten Sonntag im Kirchenjahr begangen; wurde Byrd [bəːd], William, engl. Komponist, * 1543, † 1623;
1995 in Dtl. in den meisten Bundesländern als erster großer Meister des engl. Madrigals; Cembalo-
gesetzl. Feiertag abgeschafft. musik, Messen, Chöre.
Bustlli, Franz Anton, dt. Porzellanmodelleur, * 1723, Byron [ˈbaɪrən], George Gordon Noel, Lord B., engl.
Byron BYRB

† 1763; schuf als Modellmeister der Manufaktur Dichter, * 1788, † 1824 im griech. Freiheitskampf;
Nymphenburg zahlreiche Rokokofiguren und sprachlich virtuoser Vertreter der Romantik mit
-gruppen. Vorliebe für exot. Themen; schrieb u. a. »Ritter
BUR
Harolds Pilgerfahrt« (1812–18), »Der Korsar« (1814),
»Manfred« (1817).
zeitlichen und räuml. Ausdehnung sowie seiner
eigenständigen, auch vom Orient geprägten
BZö
Byte [baɪt] das,  zusammengehörige Folge von 8 Bits, kulturellen Vielfalt nur schwer in ein westlich
kleinste adressierbare Einheit. geprägtes Geschichtsbild integriert werden kann.
byzantnische Kunst. Die b. K. entwickelte sich im 4.
byzantinische Kunst. BYZB

und 5. Jh. n. Chr. im Herrschafts- und Einflussbereich Kreuzzug gegen Glaubensbrüder


des Byzantin. Reichs aus der spätantiken Kunst, Anstatt Jerusalem zurückzuerobern, griffen die
erlebte im 6. und 7. Jh. ihre erste, im 9. bis 12. ihre 2. Kreuzfahrer des 4. Kreuzzugs 1203 in byzantinische
und im 14. Jh. ihre 3. Blüte. Kirchenbaukunst (u. a. Thronstreitigkeiten ein und belagerten Konstantino-
Zentralbau mit Kuppel) mit Wandmalereien und pel. Als die erwartete Entlohnung ausblieb, wurde die
Mosaiken, hoch entwickelte Buchmalerei, Elfenbein- Stadt am 13. April 1204 eingenommen und drei Tage
schnitzerei, Email-, Gold- und Silberschmiedekunst. lang geplündert und gebrandschatzt. Der byzanti-
nische Chronist Niketas Choniates (ca. 1150–1217)
Byzantnisches Reich, Oströmisches schreibt: »Das Unheil kam über jedes Haupt. In den
Reich, entstand 395 durch die Zweiteilung des Gassen war Weinen und Jammern, die Straßen erfüllte
Römischen Reiches mit Konstantinopel (Byzanz) als Klagen und Geheul, aus den Kirchen tönte Weh-
Hptst. im griech. O. Nach dem Ende Westroms (476) geschrei, Männer seufzten, Frauen schrien, überall
folgte Kaiser Justinian I. (527–565), der zeitweilig wurden Leute verschleppt, versklavt, gezerrt, aus den
Nordafrika und Italien wieder unter römische Verw. Armen ihrer Lieben gerissen.« Die Eroberung von
stellen konnte, der Idee eines Reiches um das ganze Byzanz durch die eigenen Glaubensbrüder gilt noch
Mittelmeer. Aber ab dem 7. Jh. wurde der W heute als eine der grausamsten der Weltgeschichte.
aufgegeben, auch wegen der arabischen Expansion
ab 630 nach Ägypten und Syrien und der Kriege
gegen die Bulgaren auf dem Balkan. Seinen Byznz, griech. Byzntion, im Altertum Handelsstadt
kulturellen Höhepunkt erlebte das B. R. unter den am Bosporus, griech. Kolonie, um 660 v. Chr. von
Makedonenkaisern (867–1056). 1204 eroberten Megara aus gegr., 330 n. Chr. von Konstantin d. Gr. als
Kreuzritter Byzanz und errichteten ein »Lateini- Konstantinopel (→ Istanbul) zur Reichshptst.
sches Kaiserreich«. Die 1261 wiederhergestellte erhoben.
griech. Herrschaft endete mit der Eroberung BZÖ, Abk. für Bündnis Zukunft Österreich, eine 2005
Konstantinopels 1453 durch die türkischen unter Führung von J. Haider gegr. Partei in Österreich
Osmanen. Das B. R. bleibt eine Herausforderung für (Abspaltung von der FPÖ; Vors. wurde 2009
die Geschichtswissenschaft, weil es wegen seiner J. Bucher).

Eine Verengung der


Herzkranzgefäße, wie
auf diesem kolorierten
Röntgenbild zu sehen,
ist die häufigste
Herzerkrankung im
Erwachsenenalter und
führt zur Minderdurch-
blutung des Herzmus-
kels. Ein plötzlicher
Verschluss verursacht
in der Regel einen
Herzinfarkt. Bei einer
Bypass-Operation
werden Verengungen
überbrückt, damit das
Herz wieder mit aus-
reichend Blut versorgt
wird. Als Gefäß-
brücken dienen Arte- 137
rien oder Beinvenen.

BZÖ B
Chirugie
c
C o

C+M+B, Abk. für die Hl. → Drei Könige; wird mit Csar, Beiname eines Zweigs des röm. Geschlechts der
Jahreszahl und Kreuzzeichen als Segensformel bes. in Julier (Geschlechtsname: Iulius), auch röm. Herrscher
kath. Gegenden, aber auch in der Diaspora, zum und Thronfolger.
Dreikönigsfest (6. 1.) an den Türbalken geschrieben; Csar, Gaius Iulius, dt. Schreibung Gajus Julius Csar,
eigtl. Abk. für »Christus mansionem benedicat« röm. Feldherr und Staatsmann, * 100 v. Chr.,
(Christus segne dieses Haus). † (ermordet) 44 v. Chr. C. wurde 59 Konsul und
Cabnda, Exklave und Prov. von Angola, 7270 km 2, unterwarf 58–51 Gallien. Sein Ggs. zu Pompeius
219 700 Ew., nördlich der Kongomündung; Kaffee-, führte zum Bürgerkrieg. Er zog 49 nach Rom, vertrieb
Kakaoplantagen, Edelholz-, Erdölgewinnung; Pompeius und schlug ihn 48 bei Pharsalos; 15. 3. 44
Hauptort ist Cabinda. von republikan. Verschwörern unter Brutus und
Cabra-Bssa-Staudamm, Staudamm im unteren Cassius ermordet.
Sambesi (Mosambik) mit Kraftwerk (2075 MW). Der Caesara, Name von Städten des Röm. Reiches zu
größte Teil des erzeugten Stroms wird in die Rep. Ehren eines Kaisers.
Südafrika exportiert. Cagliari [ˈkaʎari], Hptst. der gleichnamigen Prov. und
Cabto, Giovanni, ital. Seefahrer, * um 1450, † um 1499; der autonomen Region Sardinien, Italien, 161 500 Ew.;
erreichte 1497 in Labrador, das er für China hielt, das Erzbischofssitz, Univ.; Salinen; , .
amerikan. Festland. Cagliostro [kaˈʎɔstro], Alessandro, Graf, eigtl. Giuseppe
Cabral [kaˈral], Pedro Álvares, * 1467/68, † um 1520; Balsmo, ital. Abenteurer, * 1743, † 1795; bekannt als
port. Seefahrer, entdeckte 1500 Brasilien. Alchimist und Geisterbeschwörer.
Cachespeicher [ˈkæʃ-],  sehr schneller Pufferspei- Calais [kaˈlɛ], Hafenstadt und Seebad im nördl.
cher zw. Prozessor und Arbeitsspeicher. Frankreich, an der schmalsten Stelle des Kanals,
CAD, Abk. für engl. computer aided design, rechner- 75 300 Ew.; einer der wichtigsten Häfen für die
gestützter Entwurf und Konstruktion von techn. Überfahrt nach England (Dover), bei C. (Fréthun)
Produkten, z. B. hochintegrierte Schaltkreise. Eisenbahntunnel nach Folkstone/England. Tüll- und
Cádiz [ˈkaðiθ], Hptst. der span. Prov. C., im südlichsten Spitzenind. – C. war 1347–1558 englisch.
Andalusien, bedeutender Handels- und Kriegshafen, Calatrva, Santiago, span. Architekt, * 1951; Ingenieur-
135 000 Ew.; auf einer schmalen Landenge im Golf von bauten (v. a. Brücken und Verkehrsbauwerke) aus
C.; Univ.; Ausfuhr von Seesalz, Fischen, Früchten, Stahl und Beton.
Kork, Wein und Öl. Phönik. Gründung (um 1100 Clcium das, Symbol Ca, Element aus der 2. Haupt-
v. Chr.), Blütezeit unter röm. Herrschaft, erneut als gruppe des Periodensystems (Erdalkalimetall),
Hafen der span. Silberflotte (16. Jh.); 1810–13 Hptst. Ordnungszahl 20, relative Atommasse 40,08, Dichte
Spaniens; maler. Altstadt. (bei 20 °C) 1,55 g/cm3, Schmelzpunkt 842 °C,
Cdmium das, Symbol Cd, chem. Element, silberweißes Siedepunkt 1 484 °C; fünfthäufigstes Element der
Metall, sehr giftig, OZ 48, relative Atommasse 112,41, Erdkruste (Anteil 3,63 %). – C. ist ein silberweiß
D 8,65 g/cm3, Sp 767 °C, Fp 321 °C. Gewinnung aus glänzendes, sehr weiches Leichtmetall, das sehr
cadmiumhaltigen Zinkerzen, Verwendung in reaktionsfreudig ist. Es wird heute meist durch therm.
Legierungen für Lagermetall, für leicht schmelzende Reduktion von Kalk mit Aluminium gewonnen.
Legierungen (Wood’sches Metall), als Elektrode in Wichtige Minerale: Kalkspat, Dolomit, Gips. C. dient
Nickel-C.-Akkumulatoren. C.-Sulfid, CdS, dient als im Körper des Menschen bes. dem Aufbau der
Malerfarbe (C.-Gelb), auch wichtiger Halbleiter; Knochen und Zähne (der C.-Bestand beträgt etwa
Verwendung von C. und C.-Verbindungen wegen der 1,5 % der Körpermasse), es ist an der Erregung von
vermuteten krebserregenden Wirkung eingeschränkt. Nerven und Muskeln, der Blutgerinnung und der
Caen [kã], frz. Hafen- und Ind.-Stadt in der Normandie, Muskelkontraktion beteiligt. Hormone (Calcitonin,
112 800 Ew.; Kirchen im normannisch-roman. Stil; Parathormon) und Vitamin D regulieren den
Verw.-Zentrum, Univ.; Hütten- und Stahlind., C.-Stoffwechsel.
Maschinenbau. Calder [ˈkɔːldə], Alexander, amerikan. Bildhauer und
CAB
CAL
BE W US S T S E IN
Maler, * 1898, † 1976; »Mobiles« und »Stabiles«:
Konstruktionen aus Metall.

FÜR KLÄNGE
Caldra die, durch Einsturz und Erosion erweiterter
Vulkankrater.

bn is, das ic h
Caldern de la Brca, Pedro, span. Dramatiker,
Das K la ng erle ,
ren bevorz u g e
* 1600, † 1681; seine Schauspiele und Sakramentsspiele
(Autos sacramentales) mit ihrem strengen Ehrbegriff
vo r a lle n a nd e
is der S ti lle .
und ihrer Freude am Wunderbaren gehören zu den
Höhepunkten des »Goldenen Zeitalters« der span.
Kultur; »Dame Kobold« (um 1629), »Das große
is t das E rlebn
Welttheater« (1633/36), »Das Leben ein Traum« (1636),
»Der Richter von Zalamea« (1642).
Calderón Hinojosa, Felipe de Jesús, mexikan. John Cage
Politiker, * 1962; Jurist; seit 1. 12. 2006 Präs. Mexikos.
Caldwell [ˈkɔːldwəl], Erskine, amerikan. Schriftsteller, Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Konzert und hören – nichts.
* 1903, † 1987; schilderte das Los der »armen Weißen« Der Solist verharrt regungslos vor einem geöffneten Klavier. Nach
und der Schwarzen in den Südstaaten; »Die 4 Minuten und 33 Sekunden schließt der Pianist den Deckel
Tabakstraße« (1932). wieder und verlässt die Bühne. Dieses Stück gilt als eines der
Calgary [ˈkælgərɪ], Haupthandelsplatz der kanad. Prov. revolutionärsten der modernen Musik, geschrieben vom
Alberta, 922 300 Ew.; Univ., jährl. Rodeo; Getreidemüh-
Komponisten John Cage (* 5. 9. 1912 Los Angeles; † 12. 8. 1992
len, Fleisch-, Erdöl-, chem. Industrie.
New York). Die Partitur von »4'33''« enthält nur eine einzige
Cli, Stadt in W-Kolumbien, 1,62 Mio. Ew.; Erzbischofs-
sitz, 2 Univ., Ind.-Standort; Bahnknotenpunkt, . Angabe: »tacet«, die den einzelnen Orchesterstimmen anzeigt,
Califrnium das, Symbol Cf, künstlich hergestelltes dass sie aussetzen sollen. Wenn jedoch der Solist aussetzt,
radioaktives Element; ein Transuran, OZ 98, relative entsteht Raum für ein ganz neues Hörerlebnis: die Geräusche der
Atommassen 249,0748 bzw. 251,080, Fp etwa 900 °C. Stille und dann des unruhig werdenden Publikums. »4'33''« zeigt,
D der metall. Modifikationen 8,7, 13,7, 15,1 g/cm3. wieso John Cage als eine der innovativsten Persönlichkeiten der
Calgula [lat. »Soldatenstiefelchen«], eigtl. Gaius Ilius Musikgeschichte gilt. Um ein neues Bewusstsein von Musik zu
Csar Germnicus, * 12 n. Chr., † 41; röm. Kaiser (seit schaffen, riss er alle bestehenden Konventionen ein. Alltags-
37), durch Verschwörung der Prätorianer ermordeter geräusche wurden zu Klängen und das Publikum zum Darsteller.
Gewaltherrscher.
Callao [kaˈjao], Haupthafen von Peru, nahe der Hptst. In Halberstadt wird nun posthum ein anderes Werk von ihm
Lima; 648 000 Ew.; Marinestützpunkt, Fischereihafen; umgesetzt: »Organ²/ASLSP«, ein Orgelstück, dessen Aufführung
Meeresforschungsinstitut, Werften. auf 639 Jahre angelegt ist. Cage verlangte lediglich, dass das
Cllas, Maria, griech. Sängerin (Sopran), * 1923, † 1977; Stück »as slow as possible« (ASLSP, dt. so langsam wie möglich)
berühmt v. a. durch ihr weit gefächertes Repertoire gespielt werden solle. Die genaue Spieldauer wurde nach seinem
und die dramat. Dichte ihrer Rollengestaltung.
Tod festgelegt und verweist auf den Zeitraum, der zwischen dem
Call-by-Call [ˈkɔːlbaɪˈkɔːl, engl. »Anruf-für-Anruf«],
Jahr 2000 und dem weltweit ersten Bau einer Großorgel 1361 in
Wahlverfahren für Einzelferngespräche, bei dem der
Verbindungsaufbau über einen kostengünstigen Halberstadt liegt. Parallel zur Aufführung
Telefonanbieter durch Vorwählen einer entsprechen- der Komposition wird auch die Orgel
den Nummer vor der eigentl. Telefonnummer erfolgt. erbaut, auf der sie gespielt
Callcenter [ˈkɔːlsentə] das, auf die Entgegennahme, wird – ebenfalls so langsam
Bearbeitung oder Weiterleitung von Kundenanrufen wie möglich. Meilensteine
spezialisierte Organisationseinheit (spezielle der Aufführung waren 2003
Firmenabteilung oder externes Dienstleistungsunter- der erste Klang, 2005 der
nehmen). erste Klangwechsel. 2010
Calmette [kalˈmɛt], Albert, frz. Arzt, * 1863, † 1933; erfolgte bereits der neunte
führte mit dem Serologen Camille Guérin einen Klangwechsel. Das Finale
Impfstoff (BCG-Impfstoff) zur Tuberkuloseschutz-
der Aufführung ist für das
impfung ein, entwickelte Seren gegen Schlangengifte.
Jahr 2639 angesetzt.
Calm-Rey [-ˈrɛ], Micheline, schweizer. Politikerin
(SPS), * 1945; 2001–02 Präs. des Genfer Staatsrats; seit
2003 Bundesrätin (Departement für auswärtige
Angelegenheiten), 2007 Bundespräsidentin der
Schweiz.
Calvn, 1) Johannes, frz.-schweizer. Reformator, * 1509,
† 1564; wirkte seit 1536 bes. in Genf, wo er eine strenge
Kirchenzucht einführte. Im Mittelpunkt seiner Lehre,
des Calvinismus (Kalvinismus), steht die → Prädestina-
tion, die Lehre von der Gnadenwahl, und die von
Luther und Zwingli abweichende Abendmahlslehre.
C. ist neben Zwingli Begründer der ref. Kirche. Der 139
Calvinismus verbreitete sich über W-Dtl., die

Calvin C
C Calvino
140

François
Truffaut und
das Filmfestival
von Cannes
verbindet eine
ambivalente Be-
ziehung. Weil er
allzu kritische
Filmrezensio-
nen verfasst
hatte, wurde
Truffaut 1958
als Kritiker aus-
geschlossen. Niederlande, Frankreich (→ Hugenotten), England
Schon ein Jahr (→ Puritaner) und Nordamerika. – 2) [ˈkælvɪn], Melvin,
später erhielt er amerikan. Chemiker, * 1911, † 1997; erforschte die
jedoch als Re- chem. Reaktion der → Fotosynthese; Nobelpreis für
gisseur von »Sie Chemie 1961. Campanlla, Tommaso, ital. Philosoph, * 1568, † 1639;
küssten und sie Calvno, Italo, ital. Schriftsteller, * 1923, † 1985; war schildert im »Sonnenstaat« (1602) einen utop.
schlugen ihn« Mitgl. des antifaschist. Widerstands; schrieb politisch christlich-kommunistischen Staat.
orientierte, später fantast.-märchenhafte Romane und Campanle, frei neben der Kirche stehender
den Regiepreis
Campanile CAMC

Erzählungen, u. a. »Der Baron auf den Bäumen« (1966). Kirchturm.


des Festivals.
CAM, Abk. für engl. computer aided manufacturing, Camus [kaˈmyː], Albert, frz. Schriftsteller, * 1913, † 1960;
1968 stürmten EDV-Unterstützung zur Steuerung und Überwachung stellt der »Absurdität« der menschl. Existenz einen
Truffaut und an- der Betriebsmittel im Fertigungsprozess. Dabei individuell praktizierten aktiven Humanismus
dere Regisseure unterscheidet man die Ebene der zentralen entgegen. Romane (u. a. »Die Pest«, 1947; »Der Fall«,
eine Aufführung Fertigungsleitrechner und die der lokalen Steuerungs- 1956); Dramen, Essays; 1957 Nobelpreis für Literatur.
in Cannes einheiten (z. B. CNC-Werkzeugmaschinen). Canaltto, eigtl. Giovanni Antonio Canl, ital. Maler,
und forderten Camargue [kaˈmarg], Landschaft in S-Frankreich, * 1697, † 1768; zahlreiche Städtebilder (Veduten), bes.
Solidarität mit Deltainsel der Rhone; Strandseen, Sumpfflächen; von Venedig, Rom, London.
den streikenden reiche Vogelwelt; z. T. Landwirtschaft, Kampfstier- Canris, Wilhelm, dt. Admiral, * 1887, † (hingerichtet)
Studenten und Pferdezucht; Naturschutzgebiet. 1945; 1938 Leiter des Amtes Ausland/Abwehr im
und Arbeitern. Cambrai [kãˈbrɛ], frz. Stadt im Artois, an der oberen OKW, in der Widerstandsbewegung tätig, nach dem
Schelde, 33 000 Ew.; Herstellung von Baumwollbatist 20. 7. 1944 verhaftet, zum Tode verurteilt.
1985, ein Jahr
(Cambric), Gießereien, Mühlen. Canaveral, Cape [keɪp kəˈnævərəl], Kap an der
nach seinem
Cambridge [ˈkeɪmbrɪdʒ], neben Oxford bedeutendste Ostküste von Florida, USA, 1963–73 umbenannt in
Tod, wurde er Univ.-Stadt Großbritanniens (C. University, gegr. Cape Kennedy, Raketenstartgelände.
für sein Lebens- 1209), 80 km nördlich von London; 108 900 Ew.; Canberra [ˈkænbərə], Hptst. Australiens (1913 gegr.), im
werk geehrt. Museen, botan. Garten; in C. lehrten u. a. I. Newton Australia Capital Territory, 323 000 Ew.; Parlaments-
Heutige Stars und Erasmus von Rotterdam; Ind.-Forschung, sitz seit 1927, Sitz des kath. Erzbischofs und anglikan.
wie Laetitia Druckereien, Verlage, Instrumentenbau. Bischofs, Nationalbibliothek und -archiv, Austral.
Casta oder Cmera obscra → Lochkamera. Akademie der Wiss., Univ., botan. Garten; .
Jerry Hall Cameron [ˈkæmərən],1) David William Donald, brit. Candla, Zeichen cd, gesetzl. Einheit der Lichtstärke,
bringen deutlich Politiker, * 1966; arbeitete 1994–2001 in leitender eine Basiseinheit des Internat. Einheitensystems (SI).
weniger Skan- Funktion bei einem Medienunternehmen; wurde Ihre Definition bezieht sich auf eine Wellenlänge, bei
dalpotenzial mit 2001 Mitgl. des Unterhauses und 2005 Führer der der die Hellempfindlichkeit des menschl. Auges am
Konservativen Partei; gewann mit seiner Partei größten ist.
nach Cannes,
die Unterhauswahlen 2010 und wurde Premier- Cantti, Elias, Schriftsteller dt. Sprache, * 1905, † 1994;
dafür aber
minister. – 2) James, kanad. Filmregisseur, * 1954; war span.-jüd. Abkunft, lebte u. a. in Wien, Zürich,
mehr Glamour. erzielte große kommerzielle Erfolge mit »Terminator« Berlin, 1938 Emigration nach London; schrieb
(1984), »Rambo II« (1985), »Titanic« (1997) sowie Romane (»Die Blendung«, 1935), Dramen, Essays
dem in 3-D-Technik produzierten Science-Fiction- (»Masse und Macht«, 1960), Autobiografisches (»Die
Film »Avatar – Aufbruch nach Pandora« (2009). gerettete Zunge«; 1977); Nobelpreis für Literatur 1981.
Camões [kaˈmiʃ], Luis de, port. Dichter, * 1524/25, Cansius, Petrus, dt. Jesuit, * 1521, † 1597; gründete viele
† 1580; verfasste das Nationalepos »Die Lusiaden« Jesuitenniederlassungen in Dtl., wirkte durch seinen
(1572) über die Entdeckungsfahrten der Portugiesen, Katechismus (1555); Heiliger (Tag: 27.4.).
auch Komödien und Lyrik. Cnna die, Blumenrohr, Pflanzengattung des trop.
Camrra, neapolitan. mafioser Geheimbund; 1911 Amerika; bis 2 m hohe Stauden.
weitgehend vernichtet; lebte jedoch nach den Cnnae, alte Stadt in Apulien (Italien), am Aufidus
Weltkriegen wieder auf; heute Bez. für das organisier- (Ofanto), 216 v. Chr. Niederlage der Römer gegen
te Verbrechen in Neapel. Hannibal (gilt als Muster einer Umfassungsschlacht).
CAL
Scarface, amerikan. Bandenchef, * 1899, † 1947;
kontrollierte in den 1920er-Jahren das organisierte
CAR
Verbrechen in Chicago.
Capote [kəˈpəʊtɪ], Truman, amerikan. Schriftsteller,
Capote CAPC

* 1924, † 1984; schrieb Kurzgeschichten, Romane, z. B.


»Die Grasharfe« (1951), »Frühstück bei Tiffany«
(1958), »Kaltblütig« (1966).
Cpri, ital. Felseninsel im Golf von Neapel; mildes
Klima, an der N-Seite die → Blaue Grotte. Fremdenver-
kehr; Hauptorte Capri und Anacapri.
Capriccio [kaˈprɪtʃo] das, eigenwilliges, scherzhaftes
Fantasiestück in Musik und Literatur.
Cannes [kan], Seebad und Kurort an der frz.
Caprvi,
Cannes CANC

Riviera, 70 800 Ew. Schon Mitte des 19. Jh. begann der Georg Leo Graf v., * 1831, † 1899; preuß.
Caprivi CAPC

Ausbau zum Luxus-Ferienort. Am 20. September General; wurde als Nachfolger O. von Bismarcks am
1946 wurden erstmals die Filmfestspiele veranstal- 20. 3. 1890 Reichskanzler (bis Oktober 1894) und
tet, die sich zu einem der weltweit bedeutendsten preuß. Min.-Präs. (bis März 1892). C.s »Neuer Kurs«
Filmfestivals entwickelt haben. Seit 1955 wird als umfasste wichtige sozialpolit. Reformen und neue
wichtigster Preis die »Goldene Palme« verliehen. Handelsverträge u. a. mit Russland, Italien und
Cañon [kaˈɲɔn] der, engl. Canyon, schluchtartiges Engtal
Cañon CAÑC Österreich; außenpolitisch war sein Helgoland-San-
in Gebieten mit waagerechter Gesteinslagerung. sibar-Vertrag von Bedeutung.
Canssa, Felsenburg in Oberitalien, südwestl. von
Reggio nell'Emilia. Hier erreichte Kaiser Heinrich IV. Süßwasser für Deutsch-Südwest
durch dreitägige Buße 1077 von Papst Gregor VII. die Der Caprivi-Zipfel, ein rund 450 Kilometer langer Land-
Aufhebung des Kirchenbanns (C.-Gang). strich mit mehreren Reservaten und Nationalparks,
Canva, Antonio, ital. Bildhauer, * 1757, † 1822; zählt heute zu den beliebtesten Touristenzielen in
Hauptmeister des Klassizismus. Namibia. Die Gegend wurde 1890 im Helgoland-Sansi-
Canterbury [ˈkæntəbəri], Stadt im SO Englands, bar-Vertrag zwischen Großbritannien und Deutsch-
nordwestl. von Dover, 36 500 Ew.; Sitz des anglikan. land dem deutschen Schutzgebiet im damaligen
Primas von England; die Kathedrale (11. bis 15. Jh.) Deutsch-Südwestafrika zugesprochen. Der Zipfel war
gehört zum Weltkulturerbe. strategisch bedeutsam, da er den Deutschen einen
Cntor, Georg, dt. Mathematiker, * 1845, † 1918; Zugang zum Sambesi, einem der größten Flüsse und
Begründer der Mengenlehre. Süßwasserreservoirs Afrikas, ermöglichte. Reichs-
Cntus der, Gesang; Melodie. C. frmus [»feste
Cantus CANC kanzler Caprivi wollte den nach ihm benannten Zipfel
Melodie«], im mehrstimmigen Satz die Melodie, die erweitern, um eine Landverbindung zwischen den
die Grundlage (lat. Tenor) für die Führung der Kolonien Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) und
anderen Stimmen bildet. Deutsch-Ostafrika (Tansania) zu schaffen. Verwirklicht
wurde die Verbindung der Kolonien nie. Heute erinnert
Canyoning [ˈkænjənɪŋ], eine Extremsportart,
CanyoningCANC nur noch der Name an die Geschichte des Zipfels.
bei der unwegsame, ohne Spezialausrüstung nicht
zugängl. Schluchten (Cañons) begangen werden. Dies
mit Hilfe von Disziplinen wie Abseilen, Schluchten- Caraclla, urspr. Lucius Septmius Bassinus, röm.
wandern, Wildwasserschwimmen. Kaiser (211–217), * 188, † (ermordet) 217; verlieh 212
allen freien Reichsangehörigen das röm. Bürgerrecht;
Fun, Risiko, Trend? baute in Rom die Thermen des Caracalla.
Ist eine Sportart besonders risikoreich und stellt sie Carcas, Hptst. Venezuelas, 1,84 Mio. Ew.; im Hochtal
Caracas CARC

hohe technische, körperliche oder psychische des Río Guaire; 9 km südl. der Seehafen La Guaira;
Anforderungen, so zählt sie zu den Extremsportarten. Erzbischofssitz, 5 Univ., Akademien, Konservatorien,
Doch auch die sog. Fun- und Trendsportarten, die Nationalarchiv und -museum; Nahrungsmittel-,
ihrem Namen nach erst einmal nur Vergnügen, Textil-, chem. und pharmazeut. Industrie. Die von
modernen Lebensstil und neuartige Bewegungsformen C. R. Villanueva entworfene moderne Univ.-Stadt
suggerieren, gehören vielfach der Extremdisziplin an. gehört zum Weltkulturerbe.
Ob Rafting, Bodyflying oder Mountainboarding, Caravaggio [karaˈvaddʒo], Michelangelo da, ital. Maler,
»Fun« und »Trend« bezeichnen hier auf Vermark- * 1573, † 1610; die starken Hell-Dunkel-Kontraste
tungsebene höchstens die Neuartigkeit des Sports und seiner Bilder waren Vorbild für die Barockmalerei.
bedeuten ganz formal, dass sie noch keine Aufnahme Carbde, chem. Verbindungen von Elementen mit
Carbide CARC

in nationale oder internationale Sportgremien Kohlenstoff; die C. des Bors und Siliziums besitzen
gefunden haben. »Extrem« sind sie dennoch. große Härte.
Carbonte,  Salze der Kohlensäure; C. sind die
häufigsten chem. Verbindungen in der unbelebten
Čapek [ˈtʃapɛk], Karel, tschech. Schriftsteller, * 1890, Natur, z. B. Calcit.
† 1938; Meister der modernen philosoph.-hintergrün- Carbnsäuren,  organ. Säuren, die die Carboxyl-
digen tschech. Erzählprosa und Dramatik. gruppe −COOH enthalten. Einfachste C. ist die 141
Capne [engl. kəˈpəʊn], Al(phonse) oder Alfonso, gen. Ameisensäure H−COOH.

Carbonsäuren C
C Carcassonne
142 Carcassonne [karkaˈsɔn], Stadt südöstl. von Toulouse,
Carcassonne CARC Carotn das,  gelbroter Pflanzenfarbstoff, Vorstufe des
Frankreich, 43 500 Ew.; alte Befestigungsanlagen Vitamins A; kommt in der Mohrrübe vor.
(UNESCO-Weltkulturerbe); Bischofssitz seit dem Carpaccio [karˈpattʃo], Vittore, ital. Maler, * zw. 1455
6. Jh.; Textilind., Landmaschinenbau, Gummiind.; und 1465, † 1525/26; Andachtsbilder, Altarwerke.
Wein- und Getreidehandel. Carr, Carlo, ital. Maler, * 1881, † 1966; begründete 1910
Carrà CARC

Cardenl, Ernesto, nicaraguan. Lyriker und Politiker,


Cardenal CARC den Futurismus, bestimmte als Theoretiker dessen
* 1925; war urspr. kath. Priester; 1979–90 Kulturmin.; Entwicklung.
verbindet in seinen prosanahen Dichtungen Carrra, Stadt in der Toskana, Italien, 66 000 Ew.;
religiöses Empfinden mit polit. Engagement; 1980 Marmorbrüche, zahlreiche Marmorschleifereien und
Friedenspreis des Dt. Buchhandels. Bildhauerwerkstätten.
Cardiff [ˈkɑːdɪf], Hptst. von Wales, Großbritannien,
Cardiff CARC Carrras, José, span. Sänger (Tenor), * 1946; Interpret
292 200 Ew.; zeitweise größter Kohlenexporthafen ital. Opern, auch Konzert- und Liedsänger.
der Welt; heute: Eisen-, Maschinen-, Autoind.; Dienst- Carroll [ˈkærəl], Lewis, eigtl. Charles Lutwidge Dodgson
leistungszentrum. [ˈdɔdʒsən], engl. Schriftsteller, * 1832, † 1898; war Prof.
Carducci [karˈduttʃi], Giosuè, ital. Schriftsteller, * 1835, für Mathematik, schrieb Nonsensliteratur voller log.
† 1907; Oden auf Italien und die Antike (»Odi Umkehrungen, Sprachspiele und Paradoxien, so u. a.
barbare«, 1877–89); Nobelpreis für Literatur 1906. »Alice im Wunderland« (1865).
CARE [ˈkeə], Kurzwort für engl. Cooperative for
CARE CARC Crstens, 1) Asmus Jakob, dt. Maler, Zeichner, * 1754,
Carstens CARC

Assistance and Relief Everywhere, 1945 gegr. † 1798; Meister des dt. Klassizismus. – 2) Karl, dt.
Zusammenschluss amerikan. Wohlfahrtsorganisa- Politiker (CDU), * 1914, † 1992; Jurist, 1979–84
tionen; Hilfssendungen (CARE-Pakete) nach Europa, Bundespräsident.
später in alle Welt. Carstensen, Peter Harry, dt. Politiker (CDU), * 1947;
Critas die, Liebe, bes. christl. Nächstenliebe. Dt. Agraringenieur; seit 2002 Landes-Vors. der CDU in
C.-Verband e. V., Vereinigung zur kath. Wohlfahrts- Schleswig-Holstein, seit 2005 dort auch Min.-Präs.
pflege; gegr. 1897, Sitz: Freiburg im Breisgau. Cartagena [kartaˈxɛna], 1) Hafenstadt an der SO-Küste
Crl, 1) C. XIV. Jhan, König (seit 1818), * 1763, † 1844; als Spaniens, 194 200 Ew.; Hauptmarinehafen Spaniens;
Jean-Baptiste Bernadotte frz. Revolutionsgeneral und Hochschulen; Hütten-, Metall-, Textilind.; Erzaus-
Marschall Napoleons I., 1810 zum schwed. Kronprin- fuhr. – 2) Hafenstadt in Kolumbien, 903 000 Ew.;
zen ernannt, 1813 Oberbefehl über die Nordarmee der Erzbischofssitz; Univ.; Hafen und Befestigungen
Verbündeten gegen Napoleon, zwang Dänemark 1814 gehören zum Weltkulturerbe.
zur Abtretung Norwegens. – 2) C. XVI. Gstaf, König Carter [ˈkɑːtə], 1) Howard, brit. Archäologe, * 1873,
Carter CARC

(seit 1973), * 1946; seit 1975 auf repräsentative † 1939; entdeckte 1922 im Tal der Könige bei Theben
Pflichten und Rechte beschränkt; heiratete 1976 Silvia das Grab des → Tutanchamun. – 2) James (Jimmy)
Sommerlath (* 1943). Earl, amerikan. Politiker (Demokrat), * 1924; 39. Präs.
Crlos, Don C., * 1545, † 1568; ältester Sohn Philipps II. der USA (1977–81). C. vermittelte 1979 den ägyptisch-
von Spanien; körperlich und geistig zurückgeblieben, israel. Friedensvertrag. Nach seiner Amtszeit
später psychopathisch; starb, mit dem Vater entzweit, initiierte er soziale Programme und trat internat. mit
im Gefängnis. Literar. Darstellung seines Schicksals diplomat. Missionen hervor. Friedensnobelpreis 2002.
u. a. durch Schiller.
Carlyle [kɑːˈlaɪl], Thomas, schott. Schriftsteller und Cartier-Bresson [karˈtje brɛˈs], Henri, frz. Cartier-BressonCARC

Historiker, * 1795, † 1881; beeinflusst vom dt. Fotoreporter und Porträtfotograf, * 1908, † 2004. Einer
Idealismus (J. G. Fichte) sowie Goethe; vertrat die der berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts
Auffassung, Weltgeschichte sei die Geschichte der begann seine künstlerische Karriere, wie er sie auch
großen Persönlichkeiten (schrieb eine vielbeachtete beenden sollte: mit der Malerei. Denn zunächst
Biografie Friedrichs d. Gr., 1858–65). studierte Cartier-Bresson Malerei beim Kubisten
Crmina Burna, Sammlung meist mittellat. André Lhote (1927/28) und kam erst 1931 durch eine
Vagantenlieder aus dem 13. Jh.; einige Texte wurden Afrikareise zur Fotografie. Seine Fähigkeit, den
von C. Orff für sein szen. Oratorium »C. B.« vertont. entscheidenden, flüchtigen Augenblick einer Szene
Crnap, Rudolf, dt.-amerikan. Philosoph, * 1891, † 1970; festzuhalten, machte ihn schnell berühmt, erste
Vertreter des log. Empirismus. Ausstellungen in New York und Madrid folgten. Nach
Carné [karˈne], Marcel, frz. Filmregisseur, * 1909, † 1996; Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft (1940–43)
drehte Filme, die dem poet. Realismus verpflichtet widmete ihm das Museum of Modern Art in New York
waren, z. B. »Hafen im Nebel« (1938) und »Kinder des 1946 eine erste Einzelausstellung. 1947 war er
Olymp« (1943–45). Mitbegründer der Fotoagentur »Magnum Photos« und
Carnot [karˈno], 1) Lazare Graf v., frz. Staatsmann, brachte 1952 sein Maßstäbe setzendes Buch »Bilder im
Militärschriftsteller und Mathematiker, * 1753, † 1823; Vorübergehen« (engl. »The Decisive Moment«) heraus.
Schöpfer der frz. Revolutionsheere. – 2) Sadi, frz. Auch als Filmregisseur war Cartier-Bresson tätig,
Physiker und Ingenieur, * 1796, † 1832, Sohn von 1); arbeitete mit Jean Renoir zusammen (1936–39) und
erarbeitete die physikal. Grundlagen der Funktion der drehte fünf eigene Dokumentarfilme. Doch gegen Ende
Dampfmaschine; berechnete unter Annahme des seines Lebens verlor Cartier-Bresson das Interesse an
C.-Prozesses das mechan. Wärmeäquivalent. der Fotografie. 1974 gab er die Kamera zugunsten der
Carssa, Hans, dt. Schriftsteller, * 1878, † 1956; war Staffelei auf und widmete sich nur noch der Malerei.
n –
man ansc ha ue
Arzt; schrieb meist autobiograf. Werke, u. a. den
Roman »Der Arzt Gion« (1931). E in Bi ld so llt e
re den.
nich t darüber ent der Fotoa gentur
Ma gnum
6– 69 Prä sid
Ell iot t Er witt, 196
CAR
Cartoon [kɑːˈtuːn] der oder das, graf. Form pointierter
satir. Darstellung einer sozialen oder polit. Situation.
Cashflow [kæʃˈfləʊ] der, Indikator für die Ertrags- und
Finanzkraft eines Unternehmens; ermittelt aus dem
CAS
Cartwright [ˈkɑːtraɪt], 1) Edmund, brit. Erfinder, * 1743, Jahresabschluss als Differenz zw. finanzwirksamen
† 1823; Pfarrer und Domherr in Lincoln; erfand 1786 Aufwendungen und Erträgen.
den mechan. Webstuhl. – 2) Thomas, engl. prot. Csium, fachsprachl. Csium das, Symbol Cs, chem.
Theologe, * 1535, † 1603; unter Königin Elisabeth I. Element, weiß glänzendes, weiches Alkalimetall; OZ
einflussreichster Führer der Puritaner. 55, rel. Atommasse 132,9054, D 1,87 g/cm3, Sp 705 °C,
Carso, Enrico, ital. Sänger (Tenor), * 1873, † 1921; Fp 28,5 °C; wird u. a. verwendet für Fotozellen,
berühmtester Operntenor seiner Zeit. Atomuhren.
Carving [ˈkaːvɪŋ], Crven, das »Gleiten auf der Kante« Cassin [kaˈs], René, frz. Jurist, * 1887, † 1976; Friedens-
beim → Snowboarding bzw. C.-Ski (kurz, extrem nobelpreis 1968 für seine Mitwirkung an der
tailliert); dabei besteht ständiger Kantengriff im Menschenrechtserklärung der UNO.
Schnee, was dynam. Kurvenfahren ermöglicht.
Casablnca, arab. Dar el-Bda, Haupthafen und
Casablanca CASC
Cassni, Giovanni Domenico, frz. Astronom ital.
größte Stadt Marokkos, am Atlantik, 2,9 Mio. Ew.; um Herkunft, * 1625, † 1712; wurde 1669 Leiter der
die arab. Altstadt entstand die großzügig angelegte Sternwarte in Paris, bestimmte die Rotationszeiten
Ind.- und Europäerstadt. Konferenz von C. (14.–26. 1. von Jupiter und Mars, entdeckte vier Saturnmonde
1943): Churchill und Roosevelt einigten sich auf die und (1675) die nach ihm benannte Teilung des
»bedingungslose Kapitulation« der Achsenmächte. Saturnringsystems (cassin. Teilung).
Casls, Pablo, span. Cellist, Dirigent und Komponist,
Casals CASC

* 1876, † 1973; beispielhaft sein von hoher Musikalität Titanische Botschaften


und techn. Perfektion getragenes Spiel, begründete 80 000 Botschaften und Zeichnungen »an das
die Festspiele in Prades (Frankreich). Unbekannte« befanden sich an Bord, als das
Casanva, Giacomo, ital. Abenteurer, * 1725, † 1798; Sondenpaar Cassini-Huygens im Oktober 1997 auf eine
floh aus den Bleikammern Venedigs, sein abenteuerl. sieben Jahre dauernde Reise zur Umlaufbahn des
Wanderleben beschrieb er in seinen Erinnerungen; als Saturns geschossen wurde. Die Cassini-Sonde sendete
legendärer Liebhaber sprichwörtlich geworden. die ersten hochauflösenden Bilder des Saturns, seines
Csar → Caesar. Ringsystems und seiner Monde. Besonders bedeutsam
Casen das, phosphorsäurehaltiger Eiweißkörper; als
Casein CASC ist die Erforschung des größten Saturnmondes Titan.
Calciumsalz in der Milch; fällt bei der Milchgerin- Dieser gilt als einziger Mond des gesamten Sonnen-
nung (»Sauerwerden«) als unlösl. Para-C. aus; C. ist systems, der in seiner dichten Atmosphäre der Erde
ein hochwertiger Nahrungsstoff; Grundstoff für die ähnelt. Am 14. Januar 2005 landete die abgekoppelte
Käseherstellung. Huygens-Sonde auf dem Trabanten und sendete Daten
Casrta, Hptst. der südital. Prov. C., nördl. von Neapel, an Cassini. Ähnliche Verhältnisse wie heute auf Titan
71 600 Ew.; barockes Lustschloss, das »ital. Versailles« herrschten vermutlich vor knapp vier Milliarden
(Weltkulturerbe). Jahren auf der Erde. Bis mindestens 2017 wird die
Cassini-Sonde den Saturn noch umkreisen.

Cassrer, 1) Ernst, dt. Philosoph, * 1874, † 1945;


Vertreter der Marburger Schule des Neukantianismus;
»Philosophie der symbol. Formen« (1923–29)
u. a. – 2) Paul, dt. Kunsthändler und Verleger, * 1871,
† 1926;  mit T. Durieux; unterstützte die Berliner
Sezession; gab H. Mann und Werke der Expressio-
nisten heraus.
Cssius, Gaius C. Longinus, röm. Feldherr und
Politiker, † 42 v. Chr.; mit Brutus Anführer der
Caesarmörder; beging, bei Philippi geschlagen,
Selbstmord.
Castl del Mnte, Schloss von Kaiser Friedrich II.,
dem Staufer, in Apulien (Italien); um 1250 fertig-
gestellt (Weltkulturerbe).
Castl Gandlfo, Stadt in der ital. Prov. Rom, am
Albaner See, 7 100 Ew.; päpstl. Sommersitz. – In der
Antike → Alba Longa.
Casting [ˈkɑːstɪŋ] das, Rollenbesetzung bei Film und
Fernsehen.
Castor [Abk. für engl. cask for storage and transport of
radioactive material], Spezialbehälter für den
Transport hoch radioaktiver Abfälle oder bestrahlter
Brennelemente sowie für deren Zwischenlagerung in
einem Trockenlager. 143
Cstor und Pllux → Dioskuren.

Castor und Pollux C


C Castrop-Rauxel
144 Cstrop-Rxel, Stadt im östl. Ruhrgebiet, südlich Karthago zerstört werden muss). – 2) C. d. J., * 95,
der Emscher, NRW, 76 300 Ew.; chem. Grundstoff- und † 46 v. Chr.; als Vertreter republikan. Freiheit und
Baustoffind., Maschinen- und Apparatebau; Hafen am altröm. Gesinnung Gegner Caesars; gab sich nach
Rhein-Herne-Kanal. dessen Sieg den Tod.
Cstro Ruz [-rus],1) Fidel, kuban. Politiker, * 1927;
Castro Ruz CASC Cattlya die, Gattung der Orchideen im trop. Amerika;
Rechtsanwalt, kämpfte 1956–59 mit einer Rebellen- farbenprächtige Gewächshauspflanzen, Schnitt-
Den Urknall armee gegen Staatspräs. Batista y Zaldívar, blumen.
simulieren übernahm 1959 die Macht, wurde Min.-Präs., seit Catll, Catllus, Gaius Valerius, röm. Dichter, * um 84,
Catull CATC

Wissenschaftler 1976 als Vors. des Staatsrats auch Präs.; ab 1961 † um 54 v. Chr.; Liebesgedichte, Spottverse,
des CERN im gestaltete er Kuba in eine sozialist. Diktatur um; Epigramme.
weltgrößten Teil- Rücktritt Februar 2008. – 2) Raúl Modesto, kuban. Caudillo [kaʊˈdɪljo, span. »Anführer«] der, polit.
chenbeschleu- Politiker, * 1931; Bruder von 1); war ab 1959 Machthaber; amtl. Titel des früheren span. Staats-
niger LHC. Verteidigungsmin. sowie Vizepräs. des Staats- und chefs F. Franco Bahamonde.
Dort lassen
Ministerrats. Nachdem F. Castro auf seine Ämter Cavaliri, Bonaventura, ital. Mathematiker, * 1598,
Cavalieri CAVC

verzichtet hatte, ernannte ihn der Staatsrat am 24. 2. † 1647; Prof. in Bologna; entdeckte das Cavalieri’sche
sie Elementar-
2008 zum Präsidenten Kubas. Prinzip, wonach 2 Körper raumgleich sind, wenn in
teilchen mit
Çatal Hüyük [tʃaˈtal hyˈjyk], vorgeschichtl. Ruinenhügel gleicher Höhe geführte Schnitte flächengleich sind.
nahezu Licht- (Großsiedlung aus der frühen Jungsteinzeit) in der Cavour [kaˈvur], Camillo Graf, ital. Staatsmann, * 1810,
Cavour CAVC

geschwindigkeit Türkei, 52 km südöstlich von Konya. † 1861; seit 1852 Min.-Präs. in Sardinien-Piemont,
kollidieren. So Catnia, Hptst. der ital. Prov. C. im O Siziliens, Italien, führte seit 1859, anfangs im Bunde mit Napoleon III.,
erhoffen sich am Südfuß des Ätna, 305 800 Ew.; Erzbischofssitz; die nat. Einigung Italiens (bis auf Rom und Venetien)
die Forscher Univ.; vielseitige Ind.; , internat. . – Bed. Barock- durch.
Aufschlüsse bauten (UNESCO-Weltkulturerbe). Cayenne [kaˈjɛn], Hptst. des frz. Überseedépartements
über die Ent- Cather [ˈkæðə], Willa Sibert, amerikan. Schriftstellerin, Frz.-Guayana, auf der Insel C., Südamerika, 58 000
stehung des * 1873, † 1947; schilderte psycholog.-realistisch das Ew.; mehrere Forschungsinstitute, botan. Garten;
Universums und Leben der Einwanderer. Hafen, internat. ; ehem. Strafkolonie 1854–1938 (u. a.
Catilna, Lucius Sergius, röm. Politiker, * um 108, † 62 »Teufelsinsel«); im NW das auch von der ESA genutzte
der Materie.
Catilina CATC

v. Chr.; stiftete die Catilinar. Verschwörung zum frz. Raumfahrtzentrum Kourou.


1232 rund 15 m
Sturz der Senatsherrschaft an. Von Cicero 63 v. Chr. Cayennepfeffer [kaˈjɛn-], scharfes Gewürz aus
lange Dipolmag- in den Catilinar. Reden angeklagt, floh er und fiel 62 gemahlenen Beerenfrüchten eines trop. Nachtschat-
nete, wie im Bild im Kampf. tengewächses.
zu sehen, halten Cto, 1) C. d. Ä., röm. Staatsmann und Schriftsteller, Cayman Islands [ˈkeɪmən ˈaɪləndz], 3 Koralleninseln
die Protonen * 234, † 149 v. Chr.; kämpfte gegen den Verfall der im Karib. Meer, südl. von Kuba; brit. Kronkolonie (mit
im Inneren auf alten Sitten, erbitterter Feind Karthagos; bekannt ist innerer Selbstverwaltung); 259 km 2, 44 000 Ew.;
ihrer Ringbahn. sein Ausspruch: »Ceterum censeo Carthaginem esse Hauptstadt George Town.
delendam« (Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass CB-Funk [CB Abk. für Citizen-Band], Sprechfunk mit
CAS
kleiner Leistung und entsprechend geringer
Reichweite im Frequenzbereich 26,960–27,410 MHz
12,5 Mio. Ew., meist Malaien. Um den gebirgigen Kern
liegen mehrere Halbinseln, z. T. von jungen Vulkanen
CER
(40 Kanäle), in dem ohne Amateurfunklizenz gebildet. Höchster Berg (3458 m) ist der Rantekom-
gesendet werden kann (auch Jedermann-Funk); in bola; im Inneren immergrüne trop. Urwälder;
Dtl. zusätzlich im Bereich 26,565–26,955 MHz Landwirtschaft, Fischerei, Holzeinschlag;  auf
(Kanäle 41–80). Nickelerz.
CCD, Abk. für engl. charge coupled device [»ladungs- Celibidache [tʃelibiˈdake], Sergiu, dt. Dirigent rumän.
gekoppeltes Bauelement«], in MOS-Technik gefertigter Herkunft, * 1912, † 1996; war u. a. GMD in München
integrierter Schaltkreis zur Verarbeitung elektrisch und Leiter der Münchner Philharmoniker.
oder optisch erzeugter Signale; verwendet z. B. als Clle, Krst. in Ndsachs., an der Aller, 71 500 Ew.; Schloss
lichtempfindl. Sensoren (CCD-Sensoren) für die (13.–18. Jh.), Altes Rathaus (1561–79), Fachwerkhäuser;
Bildaufnahme bei Scannern oder Kameras. Inst. für Tierschutz und Tierhaltung der Bundesfor-
CD, Abk. für Compct Disc, einseitig digital bespielte schungsanstalt für Landwirtschaft, Landesinst. für
Speicherplatte in Form einer metallisierten Scheibe Bienenforschung, Fachschulen, Landessozialgericht;
von 12 cm Durchmesser und 1,2 mm Dicke, die im Nahrungs-, Genussmittelind., Landesgestüt. – C. war
Vergleich zur herkömml. Schallplatte (mit Analog- vom 14. Jh. bis 1705 Residenz des welf. Fürstentums
speicherung der Tonsignale) eine wesentlich bessere Lüneburg.
Abspielqualität besitzt und den gezielten Zugriff auf Cellini [tʃelˈliːni], Benvenuto, ital. Bildhauer, Erzgießer,
Einzeltitel ermöglicht. Die Toninformationen sind Goldschmied, * 1500, † 1571; Meister der Spätrenais-
unterhalb einer transparenten Schutzschicht als sance (Manierismus). Selbstbeschreibung seines aben-
dichte Folge mikroskopisch kleiner Vertiefungen teuerl. Lebens (dt. von Goethe).
(Pits) von 1 μm Länge und 0,5 μm Breite gespeichert. Cello [ˈtʃɛllo] das, → Violoncello.
Die Pits werden mit dem Lichtstrahl eines Halbleiter- Celluld → Zelluloid.
lasers berührungslos gelesen und die gewonnenen Cellulse die, Zellulse, Kohlenhydrat der Zusammen-
Informationen über einen Digital-analog-Wandler in setzung (C6H10O5)n, Hauptbestandteil der pflanzl.
die analogen Musiksignale rückgewandelt. Außer im Zellwände, z. B. Baumwollfaser, Holz. C. ist eine feste,
Bereich der Tonwiedergabe hat sich die CD in Form farb- und geruchlose Substanz, die sich z. B. in Wasser
der → CD-ROM als externer Datenspeicher durch- nicht löst; in Form von Zellstoff ein wichtiger Rohstoff
gesetzt. – Zur neuen Generation der opt. Datenträger- der chem. Industrie.
technologie gehören die → DVD und die → Blu-ray-Disc. Clsius, Anders, schwed. Astronom, * 1701, † 1744;
CDAX, Abk. für Composite-DAX®, Aktienindex der schlug die Temperatureinteilung in 100 gleiche Teile
Frankfurter Wertpapierbörse, in dem alle dt. Werte zw. Gefrier- (100 °C) und Siedepunkt (0 °C) des
des Prime und des General Standards vertreten sind; Wassers vor (erst Linné kehrte die Skale um).
seit 1999 auch in Branchenindizes unterteilt. Cembalo [ˈtʃɛmbalo] das, → Klavier.
CD-ROM, Abk. für engl. compact disc read only Cephe|den,  Gruppe von veränderl. Sternen
memory, opt. Speicherplatte (»Nur-Lese-Speicher«) (benannt nach dem Sternbild Cpheus) mit bes. hoher
für Computer, die nach dem Prinzip der → CD arbeitet. Leuchtkraft, deren Dichte, Radius, Temperatur,
CDU → Christlich-Demokratische Union Deutschlands. Helligkeit einen periodisch verlaufenden Wechsel
Ce, chem. Symbol für Cer. zeigen.
Ceauşescu [tʃaˈʃesku], Nicolae, rumän. Politiker, Cr das, Crium, Symbol Ce, chem. Element aus der
* 1918, † 1989; seit 1965 Erster Sekretär (später Gruppe der Lanthanoide; OZ 58, relative Atommasse
Gen.-Sekr.) des ZK der KPR, seit 1974 Staatspräs.; 141,12, D 6,67 bis 8,23 g/cm3, Sp 3 468 °C, Fp 795 °C;
regierte zunehmend diktatorisch, wurde durch einen wird aus Monazitsand gewonnen; meist als
vom Militär mitgetragenen Volksaufstand im Dez. C.-Mischmetall für Legierungen und Zündsteine
1989 gestürzt, in Geheimprozess mit seiner Frau Elena verwendet.
(* 1919) zum Tode verurteilt und sofort hingerichtet. Cres, röm. Göttin des Wachstums, der griech. Demeter
Cbu, Insel der Philippinen, 4422 km 2; Landwirtschaft, gleichgesetzt.
Fischerei, Kupfererzabbau; an der O-Küste gleichna-
mige Prov.-Hptst., 662 000 Ew.; 6 Univ.; Erdölraffinerie; CERN [Abk. für frz. Conseil Européen pour la
bed. , internat. . Recherche Nucléaire], European Organization for
Cedille [seˈdiːj] die, Häkchen unter dem c (ç), bezeichnet Nuclear Research, Europäische Organisation für
den Laut [s] vor a, o, u im Französischen, Portugiesi- Kernforschung, Organisation mit dem Ziel der
schen und Katalanischen. gemeinsamen teilchenphysikal. Grundlagenforschung
Cela [ˈθela], Camilo José, span. Schriftsteller, * 1916, der 20 europ. Mitgl.-Staaten, gegr. 1954, Sitz: Genf,
† 2002; realist. Romane (»Der Bienenkorb«, 1951), Forschungszentrum in Meyrin. CERN betreibt den
Nobelpreis für Literatur 1989. weltweit größten Verbund an Teilchenbeschleunigern,
Celan [tseˈlaːn], Paul, eigtl. P. ntschel, dt.-sprachiger u. a. das 28 GeV Protonensynchrotron (PS, seit 1959)
Lyriker, * 1920, † (Selbsttötung) 1970; wurde 1942 und das Superprotonensynchrotron (SPS) für
wegen seiner jüd. Abkunft deportiert; schrieb Energien bis 450 GeV (seit 1976); zahlr. Detektoren
metaphernreiche Lyrik (»Mohn und Gedächtnis«, dienen zum Teilchennachweis. Der weltweit größte
1952, mit der »Todesfuge«); war auch ein bed. Elektron-Positron-Speicherring LEP (Large Electron
Übersetzer frz. und russ. Lyrik. Positron Collider) mit 27 km Umfang und 2 × 105 GeV
Celbes, seit 1949 Sulawsi, eine der Großen Maximalenergie war 1989–2000 in Betrieb. Im 145
Sundainseln, zu Indonesien gehörig, 189 216 km 2, LEP-Ringtunnel wurde der europ. Protonenspeicher-

CERN C
C Cervantes Saavedra
146 ring LHC (Large Hadron Collider) gebaut, der 2 ten«, 1958; »Schrei, wenn du kannst«, 1959), wurde
Protonenstrahlen auf je 7 TeV beschleunigen soll. Bei zum krit. Chronisten des Bürgertums (»Biester«, 1995;
diesen Energien wird u. a. der Nachweis des »Die Blumen des Bösen«, 2003, »Bellamy«, 2009).
vermuteten Higgs-Teilchens erwartet, das anderen Chadwick [ˈtʃædwɪk], Sir James, brit. Physiker, * 1891,
Chadwick CHAC

Elementarteilchen ihre Masse verleiht. † 1974; Entdecker des Neutrons; Nobelpreis für Physik
Bedeutende wiss. Erfolge waren u. a. die Entdeckung 1935.
der Bosonen W+, W− und Z 0 (1983), die die schwache Chagll [ʃa-], Marc, russ. Maler und Grafiker, * 1887,
Wechselwirkung vermitteln, und die erstmalige † 1985; lebte ab 1949 in der Provence; thematisierte
Erzeugung einzelner Atome aus Antimaterie (1995). seine Erinnerungen an die russ. Heimat und die Welt
Am CERN entwickelte T. Berners-Lee 1989/90 ein auf des Chassidismus in starker Farbigkeit.
Hypertext basierendes Informationssystem, das zur Chakssen, Abakn-Tataren, turksprachige Volks-
Grundlage des World Wide Web (WWW) wurde. gruppe in S-Sibirien, Russ. Föderation, v. a. in
Cervantes Saavedra [θɛrˈantes saaˈeðra], Miguel de,
Cervantes Saavedra CERC Chakassien, 61 900 km 2, 564 000 Ew., Hptst. Abakan.
span. Dichter, * 1547, † 1616. Sein Roman → Don Quijote, Bodenschätze: Steinkohle, Eisen, Gold, Wolfram,
als Satire gegen die Ritterromane der Zeit geplant, ist Baryte.
eine der großen Dichtungen der Weltliteratur. Bed. Chalcedn, Chalzedn der, Mineral, Abart des Quarzes;
auch seine Novellen, Komödien und Einakter. neben → Achat sind Schmucksteine: roter Karneol,
Césaire [seˈzɛːr], Aimé, Schriftsteller aus Martinique, grüner Chrysopras, brauner rot durchscheinender
* 1913; war Mitbegründer der → Négritude. Sardonyx, ferner Jaspis, Moosachat und Onyx.
Četnici [ˈtʃɛtniːtsi], Tschtniks, Ende des 19. Jh. serb. Chalder, aramäischer Volksstamm im SW-Teil
Freischärler zum Schutz der serb. Bev. in Mazedonien. Babyloniens (Chalda), über das sie 626 v. Chr. unter
Im Zweiten Weltkrieg nationalserb. und monarchist. Nabopolassar die Herrschaft erlangten. Sein Sohn
Partisanengruppen, die in Bosnien und Herzegowina Nebukadnezar II. war der glänzendste Vertreter der
gegen die dt. Besatzung sowie in serb. besiedelten chaldäischen Dynastie. Seither hießen die Babylonier,
Gebieten Kroatiens gegen die Ustascha sowie seit 1943 bes. aber die Priester, Astrologen, Vorzeichendeuter
gegen die kommunist. Partisanen kämpften; 1944 von und Beschwörer, auch Chaldäer.
Titos Partisanen aufgerieben. – Unter dem Namen Č. Chalkdike, gebirgige Halbinsel Makedoniens,
kämpften 1991 nationalist. serb. Freischärler in N-Griechenland, springt in 3 schmalen Halbinseln
Kroatien und 1992–95 in Bosnien (und Herzegowina) (Kassandra, Sithonia und Ajion Oros, im Berg Athos
für die Durchsetzung großserb. Ziele. 2033 m hoch) ins Ägäische Meer vor.
Ceuta [ˈθeta], span. Hafenstadt an der Nordspitze
Ceuta CEUC Chalkogne, die chem. Elemente Sauerstoff, Schwefel,
Afrikas, gegenüber Gibraltar, 77 400 Ew. Die Stadt Selen und Tellur.
wurde im Laufe ihrer abwechslungsreichen Gesch. Challenger [ˈtʃælɪndʒə], Orbiter des amerikan.
von Griechen, Karthagern, Römern, Vandalen, Raumtransporters, Jan. 1986 beim 10. Start mit 7
Byzantinern, Westgoten und Arabern beherrscht. Astronauten an Bord explodiert.
1415 eroberten die Portugiesen die Stadt – als Châlons-en-Champagne [ʃalãʃãˈpaɲ], frz. Stadt an
Fortsetzung der Reconquista, in deren Verlauf die der Marne, 48 400 Ew.; hieß bis 1997 Châlons-sur-
christl. Heere die Mauren von der Iberischen Marne, Kathedrale Saint-Étienne (13. Jh.); Bischofssitz;
Halbinsel vertrieben. 1580 übernahmen die Spanier Maschinenbau, Elektro- und Textilind.; Champagner-
mit der Annexion Portugals die Herrschaft über C. handel.
Auch nach Portugals Unabhängigkeit entschieden
sich die Bürger 1640 für den Verbleib bei Spanien, Chamleons, baumbewohnende Echsen mit
was im Frieden von Lissabon 1668 bestätigt wurde. Klammerfüßen und Wickelschwanz; sie ergreifen ihre
Cevnnen Pl., der SO-Rand des frz. Zentralmassivs mit Beute mit der sehr langen Zunge, die sie weit
gebirgsartigem Steilabfall zur Rhôneniederung, rund herausschnellen können (Wurmzüngler). C. sind 25 bis
1500 m hoch; z. T. Nationalpark. 30 cm lang, vermögen je nach Stimmungslage
Clon → Sri Lanka. (Hunger, Angst) ihre Körperfarbe schnell zu wechseln;
Cézanne [seˈzan], Paul, frz. Maler, * 1839, † 1906. Vom C. leben in Afrika, S-Spanien, Kleinasien und Indien.
Impressionismus ausgehend, fand er, ohne das Chamberlain [ˈtʃeɪmbəlɪn], 1) Arthur Neville, brit.
Chamberlain CHAC

Naturvorbild aufzugeben, einen eigenen Stil, der allein Staatsmann, * 1869, † 1940; konservativer Partei-
mit den Mitteln der Farbe zu klarer, rhythmisch führer, mehrfach Min., 1937–40 Premiermin.; betrieb
gegliederter Verfestigung gelangte; gilt als Vorstufe gegenüber Hitler zunächst eine Politik des
der abstrakten und kubist. Malerei. Ausgleichs, die 1938 zum Münchener Abkommen
CGS-System, Centimeter- Gramm- Sekunden-System, führte, dann eine Politik des Widerstands bis zur
Maßsystem mit den Basisgrößen Länge, Kraft, Zeit Kriegserklärung an Dtl. 1939. – 2) Houston Stewart,
und den Basiseinheiten cm für Länge, g für Masse und dt. Schriftsteller brit. Herkunft, * 1855, † 1927;  mit
s für Zeit. Heute ist das CGS-System ersetzt durch das R. Wagners Tochter Eva, wirkte durch seine
→ Internationale Einheitensystem. umstrittene Verherrlichung des Germanentums
CH, Abk. für Confoederatio Helvetica, Schweizer.
CH CH,C stark auf die Rassenlehre des Nationalsozialismus
Eidgenossenschaft; Nationalitätskennzeichen der ein. – 3) Sir Joseph Austen, brit. Staatsmann, * 1863,
Schweiz. † 1937; konservativer Politiker, war 1924 bis 1929
Chablis [ʃaˈbli] der, weißer Burgunderwein. Außenmin., am Abschluss des Locarnopakts 1925
Chabrol [ʃaˈbrɔl], Claude, frz. Filmregisseur, * 1930; war beteiligt; erhielt den Friedensnobelpreis 1925 mit
Mitbegründer der »Nouvelle Vague« (»Die Enttäusch- Charles Gates Dawes. – 4) Owen, amerikan. Physiker,
CER
* 1920, † 2006; entdeckte 1955 mit E. G. Segré das
Antiproton; Nobelpreis für Physik 1959.
nordwestl. von Trujillo; gegr. um 800 n. Chr., ab 1000
Residenz der Fürsten von Chimú. 1463 von den Inka
CHA
Chambord [ʃãˈbɔːr], frz. Renaissanceschloss an der erobert; gehört zum Weltkulturerbe.
Loire (1519–38), gehört zum Weltkulturerbe. Chandgarh [tʃ-], Hptst. von Punjab und vorläufige
Chamisso [ʃaˈmɪso], Adelbert von, eigtl. Louis Charles Hptst. von Haryana sowie Unionsterritorium, Indien,
Adelaïde de C. de Boncourt, dt. Dichter und 901 000 Ew. Die moderne Stadt mit Univ. (seit 1947) ist
Naturforscher, * 1781, † 1838; wurde bekannt durch die nach Plänen von Le Corbusier angelegt; kath.
Märchennovelle »Peter Schlemihls wundersame Erzbischofssitz.
Geschichte« (1814); schrieb auch Lyrik (Zyklus Chandler [ˈtʃɑːndlə], Raymond Thornton, amerikan.
»Frauen-Liebe und -Leben«, 1831, von R. Schumann Kriminalschriftsteller, * 1888, † 1959; schrieb u. a. die
vertont) und Balladen. 1815–18 nahm er als Kriminalromane »Der tiefe Schlaf« (1939) und »Die
Naturforscher an einer Weltumsegelung teil (»Reise kleine Schwester« (1949). Sein Privatdetektiv Philip
um die Welt ...«, 1821–36). Marlowe wurde zur Kultfigur.
Chamois [ʃamoˈa] das, weiches Gämsen-, Ziegen- oder Chandrasekhar [tʃændrəˈʃeɪkə], Subrahmanyan,
Schafleder; chamois, »gämsfarben«, gelbl. Färbung amerikan. Astrophysiker ind. Herkunft, * 1910, † 1995;
des Untergrunds bei Fotopapieren. erhielt für seine theoret. Studien über die Struktur der
Champagne [ʃãˈpaɲ] die, nordfrz. Landschaft, im W Sterne 1983 den Nobelpreis für Physik mit W. A.
Getreide- und Futterbau, im O Viehzuchtgebiet; an Fowler.
den Rändern Weinbau; Herstellung von Champagner. Chanel [ʃaˈnɛl], Coco, eigtl. Gabrielle Chasnel [ʃaˈnɛl],
Champagner [ʃãˈpaɲər, Wein aus der Champagne] der, französische Modeschöpferin, * 1883, † 1971; kreierte
frz. Schaumwein. das »kleine Schwarze« sowie das C.-Kostüm.
Champions League [ˈtʃæmpjəns ˈliːg; engl. »Meister- Changchun [tʃaŋtʃ-], Hptst. der Prov. Jilin, China,
Changchun CHAC

liga«], in versch. Ballsportarten jährlich ausgetragene 2,98 Mio. Ew., Univ.; Filmstudio; Waggon-, Maschinen-,
Finalrunde im Europapokal der Landesmeister (z. B. Lokomotiv-, Kraftfahrzeugbau, chem., pharmazeut.
im Fußball seit 1991/92, im Handball seit 1993/94, im Ind.; . – C., im 18. Jh. als regionales Handelszentrum
Tischtennis seit 1998/99). gegr., seit der 1. Hälfte des 20. Jh. als Verkehrsknoten-
punkt bedeutend, war 1932–45 als Sinking (Xinjing)
Champollion [ʃãpɔˈlj], Jean François, frz.
Champollion CHAC Hptst. des von Japan abhängigen Staats Mandschukuo.
Ägyptologe, * 1790, † 1832. Ohne Rücksicht auf seine Chang Jiang → Jangtsekiang.
permanent angegriffene Gesundheit verbiss sich schon Changsha [tʃaŋʃa], Hptst. der Prov. Hunan, China, am
der junge Champollion in das Studium orientalischer Xian Jiang (Siangkiang), 1,5 Mio. Ew., Univ.;
Geschichte und Sprachen mit dem Ziel, die ägyp- Buntmetall-, Schwerind.; .
tischen Hieroglyphen zu entziffern. Diese Leistung Chanukk, Lichterfest, achttägiges jüd. Fest im Dez.
gelang ihm 1822 aufgrund der dreisprachigen Inschrift zur Erinnerung an die Wiedereinweihung des Tempels
des Steins von Rosette durch die Erkenntnis, dass die in Jerusalem (165 v. Chr.). An jedem Tag des Festes
Hieroglyphen nicht Symbol-, sondern Lautwert haben. wird ein Licht mehr am C.-Leuchter angezündet.
Doch die Angst, er könnte nicht als Erster die
Geheimnisse der ägyptischen Schriftsprache
Es ist mit einer maximalen Kör-
entziffern oder auf andere Weise akademischen Ruhm
erlangen, lastete schwer auf ihm. Noch als perlänge von 3,5 Zentime-
Professor in Grenoble notierte er: »Ich bin fest tern eines der kleinsten
überzeugt, dass ich unter einem ungünstigen Landwirbeltiere der
Stern geboren bin und dass mir nichts von Welt: das Stummel-
dem, was ich ersehnt, je glücken wird.« schwanzchamä-
Und auch die äußeren Umstände leon, Brookesia
erschwerten ihm ein ruhiges und tuberculata, das
geregeltes Leben: die Spätfolgen der in der Laubschicht
Französischen Revolution, Aufstieg und von Madagaskars
Fall Napoleons, die Restauration.
Regenwäldern zu Hause
ist. Wie das Riesenchamäleon, das
den
E r frag te nach bis zu 68 Zentimeter lang wird,
um si e […]
rech ten R iten,
und seine rund 160 Artgenossen
s G eg en-
zu er neuern. Al
wächst Brookesia tuberculata bis zu

vo n den
seinem Lebensende. Ihre Oberhaut
ga be erhi el t er (Epidermis) werfen die Chamäleons
Kraf t, Stär-
G öt tern Si eg, ab, sobald sie zu eng für ihren
un d heit.
ke , Heil un d G es
Körper wird. Vor der Häutung, die
lemaios’ V. ein paar Stunden, aber auch Tage
Eh ren Pto
Pr iesterdekret zu dauern kann, wächst unter der
Roset te
au f dem Stein von alten Haut eine neue Schicht.
Chan Chan [ˈtʃan ˈtʃan], größte Stadt des 147
vorkolumb. Amerika, in NW-Peru, 6 km

Chanukka C
C Chaostheorie
148 Chostheorie, wiss. Disziplin, die sich mit Systemen Kathedrale ist ein Hauptwerk der nordfrz. Hochgotik
befasst, denen zwar determinist. Gesetzmäßigkeiten des 13. Jh., gehört zum Weltkulturerbe.
zugrunde liegen, deren Verhalten jedoch irregulär Chartreuse [ʃarˈtrøːz], 1) La Grande C. [-grãd-],
(Ausbildung »chaot. Strukturen«) und langfristig Mutterkloster des Kartäuserordens nördl. von
nicht vorhersagbar ist; spielt für viele naturwiss., Grenoble, Frankreich, gegr. 1084 von Bruno von
techn., wirtschaftl. und ökolog. Probleme eine Köln. – 2) der, gelber und grüner Chartreuse®, nach
wichtige Rolle. dem Kloster benannte Kräuterliköre (seit 1605).

Chaplin [ˈtʃæplɪn], Sir (ab 1975) Charlie (eigtl. Charts [tʃɑːts], periodisch zusammengestellte
Charles Spencer C.), brit. Filmschauspieler, -autor, Listen der beliebtesten Hits, meistverkauften CDs,
-regisseur, -produzent, * 1889, † 1977; Chaplin, der als Hörbücher oder auch Musik-Downloads.
Meister der Komik und der Bildregie gilt, entwickelte
die Slapstick-Komödie mit Hilfe pantomimischer, Hit oder Niete?
mimischer und psycholog. Mittel zu einer eigenen Es war das US-amerikanische Billboard Magazine,
Form weiter. 1919 war er Mitbegründer der United das die Charts erfand. Die 1894 gegründete Musikzeit-
Artists Corporation. Seit 1952 lebte er überwiegend in schrift stellte ab 1958 eine musikalische Bestenliste
der Schweiz, da ihm wegen angeblich »unamerika- zusammen: die »Billboard Hot 100«, die die meist-
nischen Verhaltens« die Wiedereinreise in die USA verkauften Singles und am häufigsten gespielten
verweigert wurde. Filme: »Goldrausch« (1925), Radiosongs verzeichnete. Die seitdem wöchentlich
»Lichter der Großstadt« (1931), »Moderne Zeiten« erscheinende Hitliste ist heute legendär. Radiostatio-
(1936), »Der große Diktator« (1940). nen kamen zudem auf die Idee, sich an den in den Juke-
boxen in Cafés und Bars besonders oft angewählten

as Sc hö ns te
Songs zu orientieren, um genau den Musikgeschmack
Idea le si nd d ihrer Hörer zu treffen. Dies war immer eine Anzahl
d Wer tvol ls te
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von etwa 40 verschiedenen Stücken – die Top 40 waren
ßer wenn w ir
.
geboren.
im L eben – au
ac h zu leben
vers uc hen, dan ie Chaplin
Charl Charbdis die, griech. Sage: ein gefährl. Meeresstrudel
gegenüber der → Skylla (später oft mit der Meerenge
Chrisma das, besondere Begabung zu einem Dienst
Charisma CHAC von Messina identifiziert); beide bedrohten die
in der christl. Gemeinde (Predigt, Prophetie, Vorüberfahrenden.
Zungenrede und deren Deutung), Gnadengabe; i. w. S. Chassidsmus der, myst. Richtung im Judentum; war
eine als übernatürl. empfundene Befähigung bes. im 18. und 19. Jh. in O-Europa volkstümlich.
(»Ausstrahlung«) eines Menschen, die ihm Autorität Herausragende Interpreten des C. waren M. Buber
verleiht. und M. Chagall.
Charité [ʃariˈte] die, Barmherzigkeit; Name v. a. für Chat [tʃæt, engl. »Plauderei«] der, im Internet angebote-
Krankenhäuser, z. B. die Berliner C., gegr. 1710; der nes Medium, mit dem online in sog. C.-Rooms
Humboldt-Univ. angeschlossen. Informationen ausgetauscht werden können
Charkow [ˈxarkɔf], ukrain. Charkiw [ˈxarkɪf], Ge- (»Chatten«).
bietshptst. im NO der Ukraine, 1,54 Mio. Ew.; Chateaubriand [ʃatobriˈã], François René Vicomte de,
Wirtschaftszentrum und Verkehrsknotenpunkt; frz. Schriftsteller und Politiker, * 1768, † 1848; Gegner
Turbogeneratorenwerk, Lokomotiv-, Traktoren-, der Revolution, später Gesandter Napoleons I., nach
Flugzeug-, Nahrungsmittel-, Tabakindustrie. Univ., 1814 im Dienste der Bourbonen; sein literar. Werk
TH, Museum, Bibliothek, U-Bahn, . (»Geist des Christentums«, darin die Romane »Atala«,
Charles [tʃɑːlz], Philip Arthur George, Prince of Wales, »René«) ist von konservativ-romant. Geist geprägt.
brit. Thronfolger, * 1948;  1981 mit Lady Diana Chatschaturjn [x-], Aram, armen. Komponist, * 1903,
Spencer (* 1961, † 1997), ⚮ 1996; seit 2005  mit † 1978; Sinfonien, Konzerte, Ballettmusiken
Camilla Parker Bowles. (»Gajaneh«, 1942 und 1952), Kammermusik.
Charleston [ˈtʃɑːlstən] der, 1926 von Nordamerika Chaucer [ˈtʃɔːsə], Geoffrey, mittelengl. Dichter, * um
ausgehender Gesellschaftstanz. 1340, † 1400; schrieb die »Canterbury Tales«, eine
Charleston [ˈtʃɑːlstən], 1) zweitgrößte Stadt in South Sammlung von Geschichten unterschiedlichster
Carolina, USA, an der Atlantikküste, 80 400 Ew.; literar. Erzählformen des MA.
Militärakademie; Schiffbau, Erdölraffinerie; Hafen, Che Guevara [tʃe gɛˈara], → Guevara Serna, Ernesto.
. – 2) Hptst. von West Virginia, USA, 57 300 Ew.;
Glas-, chem., Kunstfaserind., Druckereien; . Chem, Naturwiss., die sich mit dem Aufbau
Chemie CHEC

Chrta die, 1) Grundgesetz; z. B. die engl. → Magna und der Umwandlung von Stoffen beschäftigt.
Charta (1215); die frz. Verfassungen von 1814 und 1830 Die anorgan. C. umfasst die Elemente und
(Charte). – 2) Vereinbarung, zwischenstaatl. Satzung, Verbindungen vorwiegend der unbelebten Natur, die
z. B. die C. der Vereinten Nationen. – 3) C. 77, organ. C. fast alle Kohlenstoffverbindungen. Die
Manifest tschechslowak. Bürgerrechtler. analyt. C. entwickelt und benutzt Verfahren zur
Chartres [ʃartr], frz. Stadt südwestl. von Paris, 39 500 Erkennung von Elementen und Verbindungen, die
Ew.; Bischofssitz, Wallfahrtsort; Nahrungs-, synthet. C. stellt künstlich Verbindungen aus
Futtermittel-, elektrotechn. Ind., Maschinenbau. – Die Elementen und Molekülen her. – In der theoret. C.
Nobelpreis Preisverleihung
Skr 10 Mio. CHA
für Chemie in Schweden Schwedische Kronen

1901–2009
EUROPA
Preisgeld

AFRIKA NORDAMERIKA Mann


CHE
B = Belgien I = Italien Ä = Ägypten US = Vereinigte Staaten Frau
NL D CH = Schweiz FI = Finnland ASIEN CA = Kanada S GB
CS = Tschechoslowakei N = Norwegen J = Japan SÜDAMERIKA
1901 1902 D = Deutsches Reich / NL = Niederlande
1903 1904
ISR = Israel AG = Argentinien
D F D Deutschland Ö = Österreich D D F
AUSTRALIEN GB/NZ
DK = Dänemark S = Schweden
1905 1906 1907 F = Frankreich A = Australien X = nicht vergeben 1908 1909 1910 1911
SU = Sowjetunion
F F CH GB = Großbritannien U = Ungarn NZ = Neuseeland US D X X
1912 1912 1913 und Nordirland 1914 1915 1916 1917
D X D GB GB Ö X D S D D GB S D D D US X US F F
1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1929 1930 1931 1931 1932 1933 1934 1935 1935
NL GB CH D D CH X X X U D FI US US US GB S US D D US
1936 1937 1937 1938 1939 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1946 1946 1947 1948 1949 1950 1950 1951
US GB GB D US US GB SU GB GB CS US US GB GB D I GB US US D
1951 1952 1952 1953 1954 1955 1956 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1962 1963 1963 1964 1965 1966 1967
GB GB US GB N AG CA US US US D GB US A/GB CH US B GB US D US
1967 1967 1968 1969 1969 1970 1971 1972 1972 1972 1973 1973 1974 1975 1975 1976 1977 1978 1979 1979 1980
US GB J US GB US US US US US US CA US F US D D D US/CA US US
1980 1980 1981 1981 1982 1983 1984 1985 1985 1986 1986 1986 1987 1987 1987 1988 1988 1988 1989 1989 1990
CH US US CA US NL US US US GB US DK US GB US GB US/Ä US US/NZ J US
1991 1992 1993 1993 1994 1995 1995 1995 1996 1996 1996 1997 1997 1997 1998 1998 1999 2000 2000 2000 2001
US J CH US J US US ISR ISR US F US US US D US US US GB US ISR
2001 2001 2002 2002 2002 2003 2003 2004 2004 2004 2005 2005 2005 2006 2007 2008 2008 2008 2009 2009 2009

werden Verfahren und Denkweisen der Physik chmische Symble, die Abk. für die chem.
angewendet; sie kann daher als Quantentheorie der Elemente in chem. Formeln. So bedeutet die Formel
Atome und Moleküle verstanden werden. Daneben des Wassers (H 2O), dass sich ein Wassermolekül aus 2
beschäftigt sie sich mit der Beschreibung und Atomen Wasserstoff (H) und einem Atom Sauerstoff
rechner. Erfassung bes. von Erscheinungen wie (O) zusammensetzt. Um chem. Umsetzungen
Mesomerie, elektr. Wechselwirkung, Assoziation (Reaktionen) auszudrücken, bedient man sich der
sowie mit der Deutung von Elementarreaktionen, chem. Gleichung, z. B. HCl + NaOH → NaCl + H 2O. Um
Anregungs- und Übergangszuständen u. a. – Die die Wertigkeit der Elemente anzugeben und den Bau
angewandte C. gliedert sich nach Anwendungs- des Moleküls zu veranschaulichen, wählt man die
gebieten in Mineral-, Agrikultur-, Nahrungsmittel-, Strukturformel, z. B. Äthan, CH3−CH3.
pharmazeut., gerichtl., Farben-, Textil-, techn. C. u. a. chmische Verbindungen, Stoffe, die sich in ihren
Chemfasern, Sammelname für halbsynthet. Eigenschaften immer von denen der Ausgangsele-
(Viskose) und vollsynthet. Fasern; bekannte mente unterscheiden.
Handelsnamen: Perlon, Terylene, Orlon, Nylon u. a. Chemnitz [ˈkɛm-], 1953–90 Karl-Mrx-Stadt, kreisfreie
Chemnitz CHEC

chmische Elemnte, Stoffe, die aus → Atomen einer Stadt und Verw.-Sitz des Direktionsbezirks
bestimmten Ordnungszahl bestehen (→ Perioden- Chemnitz, Sa., im Erzgebirgsvorland an der
system der Elemente) und durch kein chem. Verfahren Chemnitz, 244 000 Ew.; TU, Fraunhofer-Inst.;
in einfachere zerlegt werden können. Man kennt heute Motorenbau, Fertigung hydraul. Anlagen, elek-
118 c. E., von denen 93 in der Natur vorkommen. trotechn., Metallwaren- und Textilind.; Schloss-
→ Transurane können nur künstlich durch Kernre- kirche, Altes und Neues Rathaus, Roter Turm. – Ent-
aktionen hergestellt werden. 11 c. E. liegen gasförmig stand im 13. Jh.; seit 19. Jh. Maschinenbau. 1990
vor, 2 flüssig, alle anderen in fester Form. wurde nach Bürgerentscheid der alte Stadtname
chmische Kampfstoffe, den ABC-Kampfstoffen
chemische Kampfstoffe CHEC wieder eingeführt.
zugerechnete, die Atmungsorgane, die Augen, die Chemosynthse die, Assimilation des Kohlenstoffs
Haut und das Zentralnervensystem schädigende bei autotrophen, farblosen Bakterien; die nötige
chem. Stoffe, die den Gegner kampfunfähig machen Energie wird durch Oxidation von anorgan.
oder auch töten. Hierzu gehören Tränengas, Verbindungen gewonnen (bei der → Fotosynthese
Blaukreuz-, Grünkreuz-, Gelbkreuzkampfstoffe, durch Lichtquantenabsorption).
Nerven- und Psychogifte sowie i. w. S. Entlaubungs- Chemotherap, Einsatz von Chemotheraptika
mittel, Rauch- und Nebelmunition. Entwicklung, (z. B. Antibiotika, Sulfonamide, Zytostatika) zur
Herstellung, Lagerung und Einsatz von c. K. sind spezif. Hemmung von Infektionserregern und
nach dem C-Waffen-Abkommen (1997 in Kraft Tumorzellen im Organismus.
getreten) verboten. Chengdu [tʃ-], Chengtu, Tschengtu, Hptst. der chin.
chmische Reaktinen, alle zw. chem. Verbindun- Prov. Sichuan, 2,3 Mio. Ew., Agglomeration 10,2 Mio.
gen oder Elementen stattfindenden Vorgänge, die mit Ew.; Univ.; Museen; Elektronik, feinmechan. u. a. Ind.;
einer stoffl. Umwandlung und Bildung neuer Stoffe zentraler Palastbezirk (Ming- und Yuan-Dynastie), im 149
verbunden sind. 2. Jh. v. Chr. entstanden.

Chengdu C
C Chennai
150 Chennai, Stadt in Indien, → Madras. † 1975; schloss sich nach der Revolution 1911 der
Chops, ägypt. Chfu, ägypt. König der 4. Dynastie
Cheops CHEC Reformbewegung Sun Yat-sens an; nach dessen Tod
(um 2579–2556 v. Chr.); sein Grabmal ist die (1925) führender General und Politiker der Guomin-
C.-Pyramide bei Giseh. dang-Reg. in Kanton; brach 1927 mit den Kommunis-
Chphren, ägypt. Chafre, ägypt. König der 4. ten und mit der UdSSR; kontrollierte 1926–28 ganz
Dynastie, regierte etwa ab 2547 v. Chr., Sohn des S-China; Präs. der chin. Republik ab 1928; floh nach
Cheops; erbaute die C.-Pyramide bei Giseh. Kapitulation der Guomindang-Truppen Ende 1949 mit
Cherokee [ˈtʃerəkiː], Indianerstamm in den südl. den Resten seiner Armee nach Taiwan (dort ab 1950
Appalachen, heute v. a. in Oklahoma, USA; sprechen Staatspräsident).
eine irokes. Sprache; entwickelten Anfang des 19. Jh. Chinti [kj-], 1) Landschaft in der Toskana, Italien;
eine Silbenschrift. Weinbau. – 2) der, dort erzeugter, kräftiger Rotwein.
Chrub der, Lichtengel, himml. Wächter. Chibcha [ˈtʃɪptʃa], Gruppe von sprachverwandten
Cherubini [keruˈbini], Luigi, ital. Komponist, * 1760, Indianerstämmen in Mittel- und Südamerika zw.
† 1842; lebte ab 1788 in Paris; Opern, Messen. Nicaragua und Ecuador.
Chersker, german. Volk im Wesergebiet, kämpfte Chicago [ʃɪˈkɑːgəʊ], drittgrößte Stadt der USA, in
unter Arminius gegen die Römer. Illinois, am Michigansee; 2,87 (als Metropolitan Area
Chester [ˈtʃestə], Stadt am Dee, NW-England, 80 100 9,33) Mio. Ew.; TH, mehrere Univ., Kernforschungszen-
Ew.; anglikan. Bischofssitz; Tabak-, Maschinenind., trum, Kunsthochschule, Bibliotheken, Museen, Oper;
Zentrum eines landwirtschaftl. geprägten Gebiets; Handelszentrum, Getreidemarkt; Elektrotechnik,
danach benannt C.-Käse, ein orangegelbl. Hartkäse. Elektronik-, Konsumgüter- und Leichtind., Druckerei-
Chesterton [ˈtʃestətn], G. K. (Gilbert Keith), engl. en, Verlage, Dienstleistungsbereich; Eisenbahnkno-
Schriftsteller, * 1874, † 1936; schrieb Gedichte, tenpunkt, einer der größten Binnenhäfen der Erde, der
Romane, parodist. Detektivgeschichten, u. a. »Das durch den Anschluss an den Sankt-Lorenz-Seeweg
Geheimnis des Pater Brown« (1927). auch Seehafen wurde; U-Bahn, internat. .
Chevalier [ʃəvalˈje], Maurice, frz. Chansonsänger,
Chevalier CHEC Chichén Itzá [tʃiˈtʃen itˈsa], Ruinenstätte der → Maya,
Filmschauspieler, * 1888, † 1972; Filmrollen u. a. in im NO von Yucatán, 110 km von Mérida; älteste
»Gigi« (1958). Siedlungsreste um 300 bis 100 v. Chr., Blütezeit 11. bis
Cheyenne [ʃaɪˈɛn], Prärieindianerstamm, Algonkin; 13. Jh.; Weltkulturerbe.
Nord-C. in SO-Montana, Viehzüchter; Süd-C. in Chicorée [ʃikoˈreː] die oder der, der durch Treiben im
Oklahoma, meist Farmer. Dunkeln gebleichte Blattschopf der Salatzichorie;
Chiang Kai-shek [tʃaŋkaɪʃɛk], Tschiang Kai-schek, Gemüse- und Salatpflanze.
Jiang Jieshi, chin. Politiker und Marschall, * 1887, Chiemsee [ˈkiːm-], größter See Bayerns, 80 km 2, größte
V E R H A LT E N S R E G E L N I M L A N D D E S L ÄC H E L N S

China-Knigge
Begrüßung?
Gespräch? Hände weich ineinanderlegen, nicht fest
zudrücken.
Immer diskret bleiben, nie über politische
oder private Themen plaudern, dem
Gesprächspartner nicht offen in die Augen
schauen.
Geschenke?
Blumen nur bei Beerdigungen, gerne rote
Verpackungen, da Rot Glück bedeutet.
Essen? Allerdings: Rote Tinte heißt, eine Beziehung
soll beendet werden.
Schlürfen und schmatzen ja, die Nase
schnäuzen am Tisch nein. Nicht zu spät
kommen, nie das Essstäbchen in den Reis
stecken – Letzteres ist ein Symbol für Tod
Was ist nie falsch?
und Sterben. Lächeln, auch wenn die Situation das
Gegenteil nahelegen würde. Chinesen
lächeln auch bei starken Gefühlsausbrüchen,
zum Beispiel infolge von Katastrophen.
CHI
Tiefe 69 m, 518 m ü. M., im Alpenvorland (Chiemgau).
Im westl. Teil die Herreninsel (ehem. Abtei,
Verfassung. Nach der Verf. von 1982 (mehrfach, zuletzt
2004, modifiziert) ist C. eine sozialist. Volksrep. mit
CHI
Prunkschloss Herrenchiemsee Ludwigs II.), die Einparteiensystem. Nominell höchstes Organ ist der
Fraueninsel (Benediktinerinnenabtei) und die indirekt gewählte Nat. Volkskongress; er überträgt die
Krautinsel (unbewohnt). laufenden Geschäfte einem Ständigen Ausschuss. Der
Chiffon [ʃiˈf] der, feines, schleierähnl. Seiden-, Präs. als Staatsoberhaupt (vom Nat. Volkskongress
Baumwoll- oder Kunststoffgewebe. gewählt) nimmt im Wesentlichen repräsentative
Chihuahua [tʃiˈaa], 1) Staat Mexikos, 247 487 km 2, Aufgaben wahr. Die vollziehende Gewalt liegt beim
3,24 Mio. Ew.; Silber, Uran, Blei, Kupfer, Landwirt- Staatsrat unter Vors. des Min.-Präs. Die führende
schaft. – 2) Hptst. von 1), 657 900 Ew.; Wirtschaftszen- machtpolitische Rolle fällt der Kommunist. Partei C.s
trum; Silber-, Bleiminen, Hüttenindustrie. – 3) Zwerg- und ihrem ZK zu. Verwaltungseinteilung in 22
hunderasse. Provinzen; Sonderverwaltungsregionen: Hongkong
Chile [ˈtʃile], Staat an der SW-Küste Südamerikas, und Macao.
756 102 km 2, 16,97 Mio. Ew.; Hptst. Santiago de C., Landesnatur. C. reicht vom südl. Festlandsteil
Amtssprache: Spanisch. – Nach der Verf. von 1981 Ostasiens bis zum Pamir und Tienschan im W, im NO
(mehrfach revidiert) liegt die vollziehende Gewalt bis zum Amur; es ist vorwiegend gebirgig: im W das
beim Präsidenten. Hochland von Tibet mit seinen Randgebirgen (Kunlun
Landesnatur. C. erstreckt sich (rd. 4300 km lang, Shan, über 7000 m); nördlich davon das Tarimbecken,
90–445 km breit) vom extrem trockenen Nord-C. anschließend der Tienshan. Im lössbedeckten Nord-C.
(Wüste Atacama) bis zum stürm., kühlen, regenrei- fällt das Hochland stufenförmig zur Großen Ebene
chen Patagonien, im O durch die passarmen, (am unteren Hwangho und Jangtsekiang) ab. Das
vulkanreichen Kordilleren begrenzt. Im S große Südchin. Bergland hat meist Mittelgebirgshöhen.
Wälder und Weideflächen, in Mittel-C. (mit subtrop. Hauptströme: Hwangho, Jangtsekiang, Xi Jiang.
Klima) das Hauptanbaugebiet. Klima. In der Mandschurei und der Inneren Mongolei
Bevölkerung. Sie besteht überwiegend aus Mestizen, winterkalt, im Innern Wüstenklima, in den südl.
knapp 5 % sind Mapuche-Indianer; Deutschstämmige Küstenzonen tropisch feucht. Starke jahreszeitl.
bes. in Mittel-C.; Bev. überwiegend kath. Temperaturschwankungen. An der Küste treten
Wirtschaft. Der Bergbau (Kupfer, Molybdän, Eisenerz, Taifune auf. Reichliche Niederschläge im S und SO.
Steinkohle, Erdöl, Salpeter, Erdgas) erbringt 62 % der Bevölkerung. Über 90 % Chinesen (Han), daneben gibt
Ausfuhr. Die Abhängigkeit von der Kupferausfuhr es noch 55 nat. Minderheiten: Turkvölker (Sinkiang),
(36 %) ist durch den Ausbau der Ind. (Nahrungsmittel-, Mongolen, Tibeter u. a. Der O und S sind sehr dicht
Textil-, chem., Schwerind.) schwächer geworden. (z. T. über 2000 Ew. je km 2), die großen Gebiete im W
Landwirtschaft: Ackerbau (bes. Weizen, ferner spärlich besiedelt. – Religion. Nach Schätzungen sind
Kartoffeln, Zuckerrüben), Weinbau; Rinder- und rd. 70 % der Bev. religionslos, rd. 20 % bekennen sich
Schweinezucht bes. in Mittel-C., Schafzucht in Patago- zum Daoismus und den traditionellen chin.
nien und Feuerland. Ausfuhr: bes. Kupfer, daneben Volksreligionen, rd. 6 % zum Buddhismus (in Tibet
Molybdän, Fisch, landwirtschaftl. Erzeugnisse. sowie Nordwest- und Nordost-C.); daneben rd. 20 Mio.
Haupthäfen: Valparaíso, San Antonio, Antofagasta, Muslime (in Nordwest-C.) und 20–28 Mio. Christen (je
Iquique, internat.  Santiago de Chile. etwa zur Hälfte Katholiken und Protestanten).
Geschichte. C., im 16. Jh. von Spanien erobert, wurde Wirtschaft, Verkehr. In den 1990er-Jahren bed.
1818 unabhängige Rep. Im Salpeterkrieg (1879–83) wirtschaftl. Aufschwung durch Einführung
gewann C. das Weltmonopol in Salpeter. Im 20. Jh. marktwirtschaftl. Elemente, v. a. in den exportorien-
kam es mehrfach zu sozialen Unruhen. S. Allende tierten Wirtschaftssonderzonen (Shenzhen, Zhuhai,
(gewählt 1970) erstrebte eine sozialist. Umgestaltung; Xiamen, Shantou, Insel Hainan an der S-Küste) und
er wurde 1973 vom Militär unter A. Pinochet (ab 1974 den speziellen Industrieparks (u. a. Pudong in
Präsident) gestürzt. Seit 1990 erfolgte die Redemokra- Schanghai oder Suzhou). Durch die Öffnung des chin.
tisierung. 2010 wurde der konservative Politiker S. Marktes ist v. a. das Außenhandelsvolumen
Piñera Präsident des Landes. sprung haft angestiegen; 2001 offizielle Aufnahme in
Chili [ˈtʃiːli] der, Cayennepfeffer, Paprika. die WTO (Welthandelsorganisation). Haupterzeugnis-
Chilismus der, Erwartung eines 1000-jährigen Reichs se der Landwirtschaft: Reis, Sojabohnen, Baumwolle,
nach Christi Wiederkunft (Apk. 20,2 ff.). Weizen, Mais, Tee; Viehzucht (bes. Rinder-,
Chimre die, 1) Schimäre, dreiköpfiges bzw. dreigestal- Schweinehaltung); Seidenraupenzucht; Fischerei.
tiges (Löwe, Ziege, Schlange), Feuer schnaubendes Industrialisierung mit Hilfe von Staatsausgaben und
Fabeltier;  Hirngespinst. – 2) Individuen (Pflanzen, ausländ. Direktinvestitionen, v. a. in der Elektronik-,
Tiere), die insgesamt oder in einzelnen Teilen aus Maschinenbau-, Automobil-, Chemie- und Textilind.
genetisch unterschiedl. Zellen bestehen. Grundlagen der Industrialisierung sind die
Chimborazo [tʃimboˈraso], Vulkan der Westkordillere Bodenschätze (Steinkohle, Erdöl, Erdgas, Eisenerz,
von Ecuador, 6267 m ü. M.; vereiste Krater, mehrere NE-Metalle) und die Wasserkraft (1994–2006 Bau des
Gletscher. Erstbesteigung 1880 durch E. Whymper. »Drei-Schluchten-Staudammes« am mittleren
Chna, Republk C., → Taiwan. Jangtsekiang. Das Wirtschaftswachstum beschränkt
sich auf den S und O; im W und S steigen Arbeitslosig-
Chna, Volksrepublik C., volkreichster Staat der keit und Abwanderung. Ausfuhr: Textilien, Elektro-,
Erde, in Ostasien, rd. 9,6 Mio. km 2, 1,35 Mrd. Ew.; Maschinenbau- und chem. Erzeugnisse, Eisen und 151
Hptst. Peking. Amtssprache: Chinesisch. Stahl; wichtigste Handelspartner sind Japan, die USA,

China C
C Chinagras
152 Taiwan, Süd-Korea und Dtl. Eisenbahn-, Straßen- und (blaugraues, seidiges Fell). – 2) Hauskaninchenrasse
Luftverkehr im Ausbau; bed. sind Binnen- und mit aschgrauem, weichhaarigem Fell; begehrte
Küstenschifffahrt, Haupthafen Schanghai, internat.  Pelzlieferanten.
Peking, Schanghai, Hongkong, Kanton. Chinsen, Hanchinesen, staatstragendes Volk der VR
Geschichte. Historisch fassbar ist erstmals die China und Taiwans, etwa 1,02 Mrd., rd. 23 Mio.
Shang-Dynastie (17.–11. Jh. v. Chr.). Unter der Auslandschinesen.
Zhou-Dynastie zerfiel C. seit dem 8. Jh. v. Chr. in chinsische Kunst. Verzierte Keramik ist ab etwa
Der am wei- einander bekämpfende Einzelstaaten. Im 5. Jh. v. Chr. 6000 v. Chr. nachweisbar. In die Shang- und Yin-Zeit
testen verbreitete entstanden Konfuzianismus und Daoismus. 221 v. Chr. (ca. 16. bis 11. Jh. v. Chr.) fällt eine erste kulturelle Blüte
Chirurgie-Roboter einigte der Fürst von Qin als »Erster Kaiser« (Shi (z. B. Bronzekultgefäße aus Anyang). In der Zhou-Zeit
heißt »Da Vinci«. Huangdi) das Reich. Unter der Han-Dynastie (206 (11. Jh. bis 249 v. Chr.) treten zunehmend realist.
Der Chirurg sitzt v. Chr.–220 n. Chr.) avancierte C. zum zentralist. Bildmotive auf, die Tauschierungstechnik ist bekannt,
während der Beamtenstaat. Der Buddhismus drang ein und wurde Jade wird mit hoher Kunstfertigkeit verarbeitet.
zeitweise vorherrschend. Unter der Tang-Dynastie Einblicke in die Kunst der Qin-Zeit (221–206 v. Chr.)
Operation an einer
(618–906) wurde das Land kosmopolit. Weltmacht. Im gewähren die 1974 entdeckten über 7000 individuell
Kontrollkonsole.
13. Jh. eroberten die Mongolen C. und herrschten bis gestalteten, lebensgroßen, bemalten Soldaten aus der
Die Roboterinstru- 1368. Die ihnen folgende Ming-Dynastie erneuerte die Grabanlage des Kaisers Qin Shi Huangdi. Die Malerei
mente, die über Chinesische Mauer (Anfänge im 3. Jh. v. Chr.). 1644 hat ihre Blüte in der Wudai-, Song- sowie Yuan-Zeit
kleine Löcher in begann die Fremdherrschaft der Mandschu (907–1368) mit den einfarbigen Tuschbildern, v. a.
den Körper des (Qing-Dynastie). Der größten Machtausdehnung C.s Landschaften. Das blau-weiße Porzellan erreicht
Patienten ein- im 18. Jh. folgte im 19. Jh. der Verfall: Eindringen europ. Höhepunkte in der Gestaltung in der Ming-Zeit und
dringen, bewegt er Mächte, Taiping-Revolution, Niederlage gegen Japan. im frühen 18. Jh. Die Lackkunst, Seiden- und
über einen Joystick. Die Revolution 1911 unter Sun Yat-sen (Gründer der Brokatweberei sowie Jadeschnitzereien gelangen in
Mit den Füßen Guomindang) machte C. zur Republik. Nach langem der Ming- und Qing-Zeit (1368–1911/12) zur höchsten
steuert der Arzt Bürgerkrieg zwischen lokalen Machthabern stellte Perfektion.
eine 3-D-Kamera, Chiang Kai-shek 1928 die Einheit C. wieder her. Die Zu Beginn des 20. Jh. hielten jap. und westl. Strömun-
Kommunisten unter Mao Zedong, die seit 1927 gen Einzug; nach 1949 wurde die Kunst jedoch
die ein stark ver-
Stützpunkte im S besaßen, zogen sich in den N zurück vollständig politisiert, es herrschte der sozialist.
größertes Bild
(»Langer Marsch« 1934/35). Im chinesisch-japan. Realismus. Rigorose Einschränkungen erfuhren die
des Operations- Krieg 1937–45 hielten Guomindang und die Künstler in der Kulturrevolution (1965/66–76). Nach
feldes liefert. Das Kommunisten Burgfrieden. Im 1947 erneut ausbre- Mao Zedongs Tod und der Zerschlagung der
Operationsteam chenden Bürgerkrieg siegten die Kommunisten. 1949 »Viererbande« (1976) erholte sich die Kunstszene
kann den Eingriff proklamierte Mao die kommunist. Volksrepublik. Er Chinas allmählich. Mit der ökonom. Öffnung Ende der
über Bildschirme brach mit der UdSSR und steuerte einen »linken« Kurs 1970er-Jahre kam es zu einem zuvor nie dagewesenen
verfolgen. In den (1958 totale Kollektivierung im »Großen Sprung«, 1966 Stilpluralismus; es entwickelte sich eine relativ freie
USA mittlerweile Kampf gegen Intellektuelle in der »Kulturrevolution«). Kunstszene. Die Niederschlagung der student.
weit verbreitet, hat Nach Maos Tod (1976) setzte sich Deng Xiaoping Demokratiebewegung (1989) beendete den Idealismus
sich »Da Vinci« in († 1997) 1978 als faktischer Parteiführer durch. Er und den Enthusiasmus und führte zu einem
betrieb eine pragmat. Reformpolitik (Zulassung »zynischen Realismus« sowie einer »politischen
Europa noch nicht
privatwirtschaftl. Initiativen), unterdrückte aber Pop-Art«. Anfang der 1990er-Jahre wuchs das
in vielen Kliniken
gewaltsam die bes. von Studenten getragene Interesse der c. K. an Fotografie und Video. Künstler
durchgesetzt. Demokratiebewegung. Gen.-Sekr. der KP wurde 1989 wie Zhang Peili (Chang P'ei-li),
Jiang Zemin. Zhang Huan (Chang Huan) oder
Seit 1992 intensivierte das Land die außenwirtschaftl. Ai Weiwei distanzieren sich von
Öffnungspolitik, was einen rasanten wirtschaftl. ideologischen und polit. Trends;
Aufschwung nach sich zog. sie beobachten oft kritisch in
1997 erfolgte die Rückführung Hongkongs, 1999 die ihren Installationen und
Macaus. 2002 übernahm Hu Jintao das Amt des Performances die massive
Generalsekretärs der KP. 2003 wurde er auch Transformation der chines.
Staatspräs. Das Jahr der Olympischen Spiele 2008 Gesellschaft.
wurde durch Unruhen in Tibet und ein schweres chinsische Literatur. Sehr
Erdbeben überschattet. altes und reiches Schrifttum
Chnagras → Ramie. (chin. Schrift seit 2. Jt. v. Chr.,
Chnakohl, ostasiat. Kohlart; bildet ovale feste oder frühe Kenntnis des Buchdrucks);
lockere Köpfe; Verwendung als Gemüse oder Salat. seit der Zhou-Zeit (11. Jh. bis 249
Chnarinde, Fieberrinde, bitter schmeckende, v. Chr.) lit. Texte (z. B. das Buch
getrocknete Rinde versch. Arten des v. a. in Südame- der Lieder »Shi-jing«, das Buch
rika kultivierten C.-Baumes; enthält etwa 30 Alkaloide der Wandlungen »Yijing«, die
(u. a. Chinidin und → Chinin). später mit weiteren Werken,
Chinchllas [tʃinˈtʃ-], 1) Hasenmäuse, in Südamerika darunter den gesammelten
beheimatete Familie der Nagetiere mit 3 Gattungen, Gesprächen »Lun-yu« des
meerschweinchen- bis kaninchengroß; liefern Konfuzius, dem Buch der
wertvolles Pelzwerk. Seit den 1920er-Jahren werden Urkunden »Shu-jing« und dem
v. a. die Langschwanz-C. in Pelztierfarmen gehalten Buch der Sitte »Li-ji«, die »13
CHI
kanon. Bücher« bilden). Als goldene Zeit gilt die
Tang-Zeit (618–907), bis zu der sich das Kunstgedicht
und Intonation – im Hochchinesischen 4 Töne – aus-
drückt). Der wichtigste der zahlreichen Dialekte ist
CHI
»Shi« entfaltet; die Song-Zeit (960–1279) ist der der Peking-Dialekt, der die Grundlage der heutigen
Höhepunkt des klass. Liedes »Ci« (nach komplizierten Hochsprache bildet.
Rhythmen). Das Drama erreicht seine Blüte in der Chinn das, Quinin, in der Chinarinde enthaltenes
Yuan-Zeit (1280–1368), der Roman in der Ming-Zeit Alkaloid; wirkt fiebersenkend und schmerzlindernd,
(1368–1644). Die Qing-Zeit (1644–1911/12) ist u. a. die Malariamittel (bei Malaria tropica); heute vollsynthet.
Blütezeit der klass.-philolog., wiss. Lit. Die Revolution hergestellt.
von 1911/12 brachte den Bruch mit der gelehrten Chinoiserie [ʃinwazˈriː] die, im Rokoko verbreitete
Literatursprache; seitdem c. L. in Umgangssprache. Stilrichtung, verwendete chin. Zierformen und Szenen
Nach 1949 Richtlinien für eine sozialist.-realist. Lit.; aus dem chin. Leben.
nach der Kulturrevolution setzte eine intensive Chintz [tʃɪnts] der, dichter leinwandbindiger, bunt
Beschäftigung mit der eigenen klass. und der westl. bedruckter Baumwollstoff mit glatter, glänzender
Lit. ein; in jüngster Zeit Hinwendung zur Unterhal- Oberfläche.
tungsliteratur. Chos, griech. Insel im Ägäischen Meer, 806 km 2,
Chinsische Mauer, Große Mauer, größte Schutz- 51 100 Ew.; bis 1267 m hoch; Wein- und Gemüseanbau,
anlage der Erde, N-China; verläuft von Gansu (unter Mastixharzgewinnung; Fremdenverkehr. An der
Berücksichtigung eines neu entdeckten Teilabschnitts O-Küste liegt die Hptst. C., 22 900 Ew.; orth.
vom N des Lop-Nur-Areals in Sinkiang) bis zum Golf Bischofssitz, Museen; 9 km westl. das Frauenkloster
von Liaodong (Pazifik); vom 3. Jh. v. Chr. bis 16. Jh. Nea Moni (1042–54) mit bed. Goldmosaiken
n. Chr. zum Schutz Chinas gegen die Nomaden (Weltkulturerbe).
errichtet (heutige Form aus der Mingzeit); z. T. Chip [tʃɪp] der, Halbleiter-C., dünnes Halbleiterplättchen,
verfallen, auf einigen Strecken restauriert; besitzt (mit meist aus einer Siliziumeinkristallscheibe, wenige
Verzweigungen) eine Gesamtlänge von etwa 6700 mm 2 groß, auf dem sich eine → integrierte Schaltung
(nach neueren Erkenntnissen von 7200 und nach chin. bzw. ein System integrierter Schaltkreise mit
Schätzungen sogar bis zu 10 000) km; bis zu 16 m hoch, mikroelektron. Bau- u. Schaltelementen befindet;
5 bis 8 m breit; zahlreiche Wachtürme; gehört zum Herstellung (jeweils eine Vielzahl gleicher C.) auf
Welterbe. einem → Wafer.
chinsische Schrift, Wortschrift (im 2. Jt. v. Chr. aus Chipkarte [ˈtʃɪp-], eine elektron. Schaltung enthaltende
einer Bilderschrift hervorgegangen). Von den etwa Kunststoffkarte, die mit einem entsprechenden
50 000 Zeichen reichen etwa 3500 für den tägl. Bedarf Schreib-Lese-Gerät kommunizieren kann. Einfache C.
aus. In der VR China wurden 1956 vereinfachte enthalten nur einen Festwertspeicher, »intelligente«
Kurzzeichen, die Schreibung von links nach rechts C. (Smartcards) verfügen zusätzlich über einen
und 1979 für den Verkehr mit dem Ausland eine lat. Mikroprozessor; Verwendung z. B. als Kredit-,
Umschrift (Pinyin) eingeführt. Da die c. S. von der Telefon- oder Krankenversicherungskarte.
Aussprache unabhängig ist, dient sie den Sprechern Chippendale [ˈtʃɪpəndeɪl], engl. Möbelstil, benannt
versch. chin. Dialekte zur Verständigung. nach dem Kunsttischler Thomas C. (* 1718, † 1779);
chinsische Sprache, diejenige sinotibet. Sprache feste, zweckmäßige Formen, Rokokoschmuckwerk
mit den meisten Sprechern auf der Erde; sie gehört zu mit chin. Motiven.
den isolierenden Sprachen (die grammat. Bedeutung Chirac [ʃiˈrak], Jacques, frz. Politiker, * 1932; 1974–76
der Wörter innerhalb des Satzes u. a. durch Stellung und 1986–88 Min.-Präs.; 1976–95 Präs. des Rassem-
blement pour la République (RPR); 1977–95
Bürgermeister von Paris; 1995–2007 Staatspräsident.
Chron, 1) Chron, griech. Sage: ein Zentaur, lehrte Heil-
kunde, Jagd und Leierspiel. – 2) 1977 entdeckter
Himmelskörper zw. Saturn- und Uranusbahn;
wahrscheinlich ein ausgegaster Kometenkern.
Chiroprktik die,  Handgrifftechniken zum
Einrenken verschobener Wirbelkörper; Methode ist
nicht ungefährlich.

Chirurgie, eines der ältesten Fachgebiete der


Medizin. Das chirurgische Eröffnen der Schädelhöhle
(Trepanation) wurde schon früh von Naturvölkern
wie auch von Völkern mit hohem Kulturniveau (Inka,
Ägypter) ausgeübt. Nachdem die Chirurgie im
Mittelalter von umherziehenden Gauklern,
Zahnbrechern, Stein- und Bruchschneidern besonders
auf Jahrmärkten praktiziert wurde, wurde sie durch
die Erfindung der Narkose (Äther 1846, Chloroform
1847), der örtlichen Betäubung, der Antisepsis und der
Asepsis stark gefördert. Im 20. Jh. nahm die chirurgi-
sche Technik einen ungeheuren Aufschwung. Unter 153
anderem die Verfahren der Anästhesie, der künst-

Chirurgie C
C Chişinău
154 lichen Beatmung, der Röntgendiagnostik, der Wasser. Ausbruch der ersten Krankheitserscheinun-
Mikrochirurgie, der minimalinvasiven Chirurgie, der gen nach 2 bis 4 Tagen. Bei Behandlung mit
Laserchirurgie, der Transplantation, der Bluttransfusi- Breitbandantibiotika ist reichlich Flüssigkeit
on, der Unterkühlung, die Einführung der Herz-Lun- zuzuführen. Vorbeugend wirken Schutzimpfungen,
gen-Maschine, die Entdeckung der Sulfonamide und Trinkwassersanierung sowie persönl. Hygiene.
der Antibiotika, die Bekämpfung von Thrombose und Cholestern, Cholesterl das, wichtigstes, in allen tier.
Embolie, Schockprophylaxe, Reanimation und Geweben vorkommendes Sterin, v. a. in der Leber
Intensivtherapie schufen wesentliche Voraussetzun- gebildet, aber auch mit der Nahrung aufgenommen.
gen für die Chirurgie der Gegenwart. Neben dem Ein zu hoher C.-Spiegel im Blut (normal ca. 200 mg)
Einsatz von Operationsrobotern (vor allem in den fördert die Entstehung von Arteriosklerose. Eine
USA) hofft die Wissenschaft mittel- bis langfristig Ernährung mit Fetten, die mehrfach ungesättigte
besonders auf den Einsatz von Nanorobotern, die in Fettsäuren enthalten, kann den C.-Spiegel verringern.
den Körper geschleust werden, um Verletzungen zu Physiolog. Abbau- und Umbauprodukte: Gallensäu-
reparieren und Tumoren zu vernichten. ren, Steroidhormone, Vitamin D3.
Chişinău [kiʃiˈnəʊ], russ. Kischinjw, Hptst. Molda- Chomeini [xɔˈmeɪni], → Khomeini, Ruhollah Mussawi.
wiens, 708 000 Ew., Kultur-, Wiss.- und Wirtschafts- Chmsky [tʃ-], Avram Noam, amerikan. Linguist,
zentrum Moldawiens; Univ., TU; Nahrungs- und * 1928; entwickelte die generative Grammatik.
Genussmittel-, metallverarbeitende u. a. Ind.; . Chongqing [tʃuŋtʃiŋ], Chungking, chin. Stadt am
Chitn das, stickstoffhaltiges, zelluloseähnl. Kohlenhy- Jangtsekiang, 3,01 Mio. Ew.; Univ., städt. Museum; u. a.
drat, Baustoff des Körpergerüsts der Insekten und Schwerind., Erdölraffinerie, . – 1937/38 bis 1946 Sitz
Krebstiere sowie der Pilzzellwände. der Nationalreg. Chinas.
Chttagong [tʃ-], Hafenstadt in Bangladesh, am Golf Chopin [ʃɔˈp], Fryderyk (frz. Frédéric), poln. Pianist
von Bengalen, 2,6 Mio. Ew.; Univ.; Sonderwirtschafts- und Komponist, * 1810, † 1849; Schöpfer eines
zone mit Stahlwerk, Erdölraffinerie u. a.; internat. . romant.-poet. Klaviermusikstils mit Anklängen an die
Chldwig I., König der Franken, aus dem Geschlecht poln. Nationalmusik.
der Merowinger, * 466, † 511; unterwarf den größten Chr der, 1) im alten Griechenland: Tanzplatz, Kulttanz
Teil Galliens und die Alemannen, trat (496) zum und -gesang, Bestandteil der Tragödie. – 2) Vereini-
Christentum über; Gründer des fränk. Großreichs. gung von Sängern (Männer-, Frauen-, gemischter C.
Chlr, Symbol Cl, chem. Element aus der Gruppe der u. a.). – 3) mehrstimmiger Gesang. – 4)  der
Halogene, OZ 17, relative Atommasse 35,453; abgesonderte Altarraum der Kirche; auch: Empore für
D 3,214 g/l bei 0 °C, Erstarrungspunkt −100,98 °C, Orgel und Sänger.
Sp −34,06 °C; gelblich grünes Gas von erstickendem Chorl der, seit dem Spät-MA Sammelbezeichnung für
Geruch, das die Schleimhäute stark reizt. C. wirkt die einstimmigen, lat. liturg. Gesänge (gregorian.
stark oxidierend sowie keimtötend und auf organ. Gesänge) der abendländ. kath. Kirche; seit dem Ende
Farbstoffe ausbleichend, kommt in der Natur nicht frei des 16. Jh. auch das volkssprachige ev. Kirchenlied.
vor, in großer Menge aber an Metalle gebunden. Chora die, der → Veitstanz.
Verwendet bei der Herstellung von Kunststoffen (PVC) Choreograph die, Tanzschrift, Aufzeichnung der
und chlorhaltigen Lösungsmitteln. Tänze durch Zeichen.
Chlorde,  Salze der Salzsäure (HCl); sie entstehen Chou En-lai [dʒ-], → Zhou Enlai.
auch durch unmittelbare Vereinigung von Chlor mit Chow-Chow [tʃaʊtʃaʊ], aus China stammende
Metallen. Hunderasse mit langhaarigem, dichtem, meist
Chlrkalk, weiße, nach Chlor riechende Substanz, braunem Fell und blauvioletter Zunge.
Desinfektions- und Bleichmittel. Chrétien de Troyes [kretjdəˈtrwa], altfrz. Dichter,
Chlorofrm das, CHCl3, süßlich riechende, farblose, * vor 1135, † vor 1190; bedeutendster Vertreter des höf.
flüchtige, nicht brennbare Flüssigkeit; Lösungsmittel; Versromans, Vorbild und Quelle für das dt. Ritterepos
Einatmen von C.-Dämpfen ruft Bewusstlosigkeit (Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach).
hervor. – Bis zur Jahrhundertwende Narkosemittel. Christchurch [ˈkraɪsttʃəːtʃ], größte Stadt der Südinsel
Chlorophll das, Blattgrün, grüner Pflanzenfarbstoff, Neuseelands, 331 400 Ew.; Sitz eines anglikan.
chem. verwandt mit dem roten Blutfarbstoff Hämin, Erzbischofs und eines kath. Bischofs; Univ.;
stets an die Farbstoffträger der Pflanzenzelle Wollfabrikation, Nahrungsmittel-, chem. Industrie;
(Chloroplasten) gebunden. C. vermag Licht zu Hafen, internat. Flughafen.
absorbieren, dessen Energie zur Fotosynthese notwen- Chrstengemeinschaft, 1922 gegr. Religionsgemein-
dig ist. Verwendung in Medizin und Kosmetik. schaft; interpretiert die christl. Glaubensaussagen in
Chodowiecki [xodoˈvjɛtski], Daniel, dt. Maler, Radierer,
Chodowiecki CHOC den Denkfiguren der anthroposoph. Welt- und
* 1726, † 1801. Seine kleinformatigen Radierungen, Menschensicht. (→ Anthroposophie)
meist Buchillustrationen, z. B. zu Dichtungen Chrstentum das, Offenbarungsreligion, die in Jesus
Christentum CHRC

Klopstocks, Goethes, Schillers, schildern die bürgerl. von Nazareth den Christus (Messias), d. h. den
Welt seiner Zeit. Heilbringer des einen Gottes, sieht. Sie gründet sich
Chlera die, akute, meldepflichtige Infektionskrank- auf die Tatsache, dass Jesus gelebt und gewirkt hat und
heit, die durch Erbrechen, heftige dünnflüssige am Kreuz starb, und auf das Glaubenszeugnis der
Durchfälle, beträchtl. Kräfteabnahme und eine hohe ältesten christl. Gemeinde, dass er auferstanden ist,
Sterblichkeit gekennzeichnet ist; verursacht durch lebt und wiederkommen wird zum Endgericht. Der die
den C.-Bazillus (Vibrio cholerae, heute meist Biovar Gemeinde und Kirche begründende christl. Glaube
eltor); Übertragung überwiegend durch infiziertes richtet sich weniger auf das Historische als auf die
CHI
Bedeutung der Person Jesu, in der Gottes Offenbarung
geschichtl. greifbar wurde; sie wird der Heiligen
Christian Science [ˈkrɪstjən ˈsaɪəns], Chrstliche
Wissenschaft, Glaubensgemeinschaft, gegr. 1879 in
CHR
Schrift (→ Bibel) entnommen, in der Christus als die Boston (Mass.) von Mary Baker-Eddy (* 1821, † 1910);
Wende im Ablauf der Weltgesch. dargestellt ist. versteht sich als christl. Kirche im Sinne des
Geschichtlich erhebt sich das C. auf dem Boden der Urchristentums; lehrt Gott als das allein Wirkliche
jüd. Religion des A. T. als Erfüllung der dort gegebenen und die Materie samt ihren Begleiterscheinungen
Weissagungen und zugleich als Überwindung der an (Sünde, Krankheit, Tod) als das Unwirkliche, die
das Volk Israel gebundenen Gesetzlichkeit. Im Ur-C. Bestimmung des Menschen (als Gottes Bild und
des 1. Jh. gewinnt es die Gestalt einer alle Volksgrenzen Gleichnis) Verdunkelnde, jedoch bes. im Gebet zu
sprengenden Kirche und entfaltet sich zur Weltkirche Überwindende.
unter gleichzeitiger Ausgestaltung des Vorrangs Christie [ˈkrɪstɪ], Dame (ab 1971) Agatha, engl.
(Primat) des Bischofs von Rom als des Nachfolgers des Schriftstellerin, * 1890, † 1976; schrieb zahlreiche
Apostels Petrus (Mt. 16,18). Die Einheit der Kirche Kriminalromane (mit dem belg. Meisterdetektiv
zerbrach 1054 durch die Spaltung (→ Morgenlän- Hercule Poirot oder der ältl. Amateurkriminalistin
disches Schisma) in die → katholische Kirche und die Miss Jane Marple); verfasste auch Kurzgeschichten
orth. Kirche (→ Ostkirchen). Die Einheit der lat. (kath.) und Dramen.
Kirche zerfiel mit der Konsolidierung der → Reformati- Christie's [ˈkrɪstɪz], eigtl. Christie, Manson and Woods
Christie's CHRC

on, in deren Gefolge eigenständige ev. Kirchen und die Ltd. [ˈkrɪstɪ ˈmænsən ænd ˈwʊdz-], von James Christie
anglikan. Kirche entstanden (→ Protestantismus). Bes. (* 1730, † 1803) 1766 gegr. Kunstauktionshaus in
seit dem 18. Jh. bildeten sich zahlreiche Freikirchen London.
und Sondergemeinschaften. Dem Gespräch und der Christne, Königin von Schweden (1632–54), * 1626,
Zusammenarbeit zw. den christl. Kirchen verpflichtet † 1689; Tochter Gustav Adolfs, förderte Künste und
sieht sich die seit dem Ende des 19. Jh. gewachsene, Wiss.; dankte 1654 ab, trat zum Katholizismus über.
zunächst von ev. und anglikan. Kirchen getragene Chrstlich-Demokrtische Unin Deutsch-
→ ökumenische Bewegung. Die Zahl der Christen lands, Abk. CDU, nach dem Zweiten Weltkrieg 1945
beträgt weltweit (2007) rd. 2,2 Mrd.; rd. 60 % der in allen 4 Besatzungszonen Dtl.s gegr. Partei. Sie
Christen leben in der Dritten Welt, wo v. a. die entstand aus dem Gedanken, den Staat auf christl.
Pfingstkirchen den gegenwärtig am stärksten Grundlage zu erneuern, und vereinigt in sich Kräfte
wachsenden Zweig des C. bilden. der beiden christl. Konfessionen. In der Bundesrep.
Kulturgeschichte: Das C. wirkte bereits in den ersten Dtl. 1949–69, 1982–98 und seit 2005 führende
3 Jh., als es sich trotz Christenverfolgungen über das Reg.-Partei; Bundeskanzler: 1949–63 K. Adenauer,
Röm. Reich ausbreitete, mannigfach auf die antike 1963–66 L. Erhard, 1966–69 K. G. Kiesinger, 1982–98
Kultur, in verstärktem Maße, nachdem es durch H. Kohl, seit 2005 A. Merkel; Bundesvors.: seit 2000
Konstantin d. Gr. zur Reichsreligion erhoben worden A. Merkel. Die CDU hat Parteiorganisationen in allen
war. Mit der Erhebung zur alleinigen röm. Staats- Ländern der Bundesrep. Dtl. mit Ausnahme Bayerns;
religion durch Theodosius d. Gr. (380/381) wurde es dort verfolgt die CSU ähnl. Ziele. Mit ihr bildet die
endgültig zur prägenden geistigen Kraft der ausgehen- CDU im Bundestag eine gemeinsame Fraktion. – Die
den Antike. Wichtiger noch ist die Wirkung auf die CDU vertritt innenpolit. ein demokrat. föderatives
german. Stämme der Völkerwanderungszeit und ihre Prinzip, wirtschaftspolit. die soziale Marktwirtschaft,
Staatenbildungen. Das C. trug entscheidend zur außenpolit. die Integration Europas. Nach der Krise
abendländ. Kultur bei. Alle mittelalterl. Kunstübung (»Parteispendenaffäre«) 2000 erfolgte ein polit.
ist am Kirchenbau und in den Klöstern erwachsen. Neuanfang. Mit der CDU-Vorsitzenden A. Merkel
Die Wiss. war in ihrem Kerngehalt Theologie, und das wurde 2005 erstmals eine Frau in das Amt des
weltl. Einzelwissen war deren Lehrgebäuden Bundeskanzlers gewählt (Große Koalition mit der
eingefügt (→ Scholastik). Seit Beginn der Neuzeit, bes. SPD). Bei den Bundestagswahlen 2009 konnte die
seit Humanismus und Renaissance, erwuchs in allen CDU/CSU gemeinsam mit der FDP eine stabile
europ. Ländern eine weltl. Geistigkeit; auch die Mehrheit für eine Regierungsbildung erreichen. – Die
Diesseitskultur der abendländ. Neuzeit ist eine CDU in der SBZ/DDR (gegr. 1945) ordnete sich seit
Verbindung antiken und christl. Erbes. 1949/50 als Blockpartei der SED unter. Nach der
Chrstenverfolgungen, Versuche röm. Kaiser, das Umwälzung in der DDR 1989 trat sie aus dem
Christentum (als staatlich nicht anerkannten Kult) Demokrat. Block aus und vereinigte sich 1990 mit der
einzudämmen oder gar auszurotten. Die erste C. fand CDU der BRD.
unter Nero statt (64), die letzte unter Diokletian (303). Christlichdemokratische Volkspartei der
Chrstian, Herrscher: Schweiz, Abk. CVP, seit 1970 Name der 1912
Dänemark. 1) C. I., * 1426, † 1481; König seit 1448, seit konstituierten Schweizer. Konservativen Volkspartei,
1450 auch in Norwegen und Schweden (1457), 1460 die aus der Kath. Volkspartei (gegr. 1894) hervorging;
auch in Schleswig-Holstein zum Landesherrn hieß 1957–70 Konservativ-christlichsoziale Volkspartei
gewählt. – 2) C. IV., * 1577, † 1648; König von der Schweiz.
Dänemark und Norwegen seit 1588, griff auf prot. Chrstlicher Verein Junger Menschen, Abk.
Seite in den Dreißigjährigen Krieg ein. – 3) C. IX., CVJM, ev. Vereinigung junger Menschen, entstanden
* 1818, † 1906; König seit 1863, aus der Glücksburger Anfang der 1880er-Jahre als dt. Zweig der Young Men's
Linie, verlor 1864 Schlesw.-Holst. – 4) C. X., * 1870, Christian Association (Abk. YMCA; gegr. 1844); bis
† 1947; König seit 1912, erließ 1915 eine demokrat. 1991 Christl. Verein Junger Männer; Mitarbeit von 155
Verfassung. Frauen und Mädchen seit den 1960er-Jahren.

Christlicher Verein Junger Menschen C


C Christlich-Soziale Union in Bayern
156 Chrstlich-Sozile Unin in Bern, Abk. CSU, Chromtik die, 1) veraltet für → Farbenlehre. – 2)  eine
eine nur in Bayern bestehende, 1945 gegr. polit. Partei, Folge von Halbtonschritten. Die chromat. Tonleiter
im Bundestag mit der CDU in einer Fraktion wird aus 12 Halbtönen gebildet.
zusammengeschlossen; Vors.: H. Ehard (bis 1955), Chromatn das, leicht färbbare Bestandteile des
H. Seidel (1955–61), F. J. Strauß (1961–88), T. Waigel Zellkerns.
(1988–99), E. Stoiber (1999–2007; 2002 Kanzlerkan- Chromatograph die, Verfahren zur Trennung eines
didat von CDU und CSU; zuvor nur F. J. Strauß), Stoffgemischs, bei dem die unterschiedliche
E. Huber (2007/08), H. Seehofer (seit 2008). Wanderungsgeschwindigkeit der Stoffkomponenten
Christolog die, Lehre von der Person Christi und ausgenutzt wird, z. B. Dünnschicht-, Gas-, Papier-,
seiner Gottessohnschaft. Säulenchromatographie.
Christphorus, Nothelfer, trug nach der Legende das Chromosmen, Kernschleifen, fadenförmige, aus
Christuskind durch einen Strom; Heiliger (Tag: 24. 7.); Nukleinsäuren und Eiweiß bestehende Gebilde im
Kennzeichen: Jesuskind, Stab. Zellkern. Sie haben versch. Größe und Gestalt, ihre
Zahl ist jedoch für jede Art konstant (beim Menschen
Chrsto und Jeanne-Claude 46). Die C. sind Träger der Erbanlagen (→ Gen).
[-ʒan ˈklo:d], eigtl. C. Jawtschew und J.-C. de Guillebon Chromosphre, bei Sonnenfinsternissen rötl.
[gijeˈbɔ]. Das amerikanische Künstlerpaar bulgari- aufleuchtende Schicht der Sonnenatmosphäre.
scher bzw. französischer Herkunft Christo (* 1935) Chrnik die, Geschichtswerk, das die Vorgänge nach
und Jeanne-Claude (* 1935, † 2009) wurde interna- zeitl. Folge aufzählt. Bücher der C., die beiden
tional bekannt durch überdimensionale Verhüllungs- jüngsten Geschichtsbücher des A. T. Chronst,
aktionen von Gegenständen, Gebäuden, Landschaften Verfasser einer C.; Chronique scandaleuse, Klatsch-
sowie anderen Großraumprojekten, z. B. 1995 der geschichte.
Reichstag in Berlin oder 2005 »The Gates« im Central Chronobiolog die, Wiss. von den zeitl. Gesetzmäßig-
Park von New York. Ein Ziel dieser Aktionen ist der keiten des Ablaufs der Lebensprozesse.
»radikale Ausstieg« aus dem Bild. Die Verhüllung soll Chronolog die, 1) astronom. C., misst aufgrund der
die Vertrautheit der Alltagswelt als mentale Bewegungen der Himmelskörper die Zeit und teilt sie
Abnutzungserscheinung entlarven und das Objekt ein. – 2) histor. C., die Wiss. und Lehre von der
durch die Verfremdung neu poetisieren. Zeitrechnung, der Datierung, der Altersbestimmung
Chrstrose, die Schwarze → Nieswurz. von Objekten sowie vom Kalenderwesen.
Chrstus, griech. Übersetzung von hebr. Messas, der Chronomter das, sehr genau gehende Uhr, bes. für die
Gesalbte, → Jesus Christus. Seeschifffahrt.
Chrstusdorn, Pflanzen, die der Legende nach die Chruschtschw, Nikita Sergejewitsch, sowjet.
Dornenkrone Christi geliefert haben sollen, so die Politiker, * 1894, † 1971; war seit 1953 Erster Sekretär
→ Gleditschie. des ZK der KPdSU, seit 1958 Min.-Präs. Außenpolit.
Chrstusmonogramm, sinnbildl. Zeichen für den war sein Name sowohl mit der Werbung um
Namen Christus, aus den griech. Buchstaben Χ (Ch) »Koexistenz« als auch mit der Drohung mit
und Ρ (R). Vernichtungswaffen verbunden, innenpolit. mit der
Chrm, Symbol Cr, chem. Element, silberweißes, sehr »Entstalinisierung«. Gegenüber Mao Zedong
hartes Metall (OZ 24, relative Atommasse 51,996, D beanspruchte er die alleinige Führungsrolle Moskaus.
7,18 bis 7,2 g/cm3, Sp 2 670 °C, Fp 1890 °C). Gegenüber 1964 wurde C. aller Ämter enthoben.
Luft, Wasser, vielen Säuren und Laugen ist es sehr Chrysanthmen, Winterastern, allg. Bezeichnung für
beständig; deshalb Verwendung als Überzugs- und die als Zierpflanzen kultivierten Arten und Sorten der
Oberflächenschutzmittel (Verchromen), ferner zur urspr. aus China stammenden Gattung Dendran-
Herstellung von nichtrostenden und Spezialstählen, thema; in Mitteleuropa die im Herbst blühende
Verbindungen als Chromfarben. – Vorkommen bes. Gartenchrysantheme; großblütige Formen werden in
als Chromeisenstein, FeO · Cr2O3 (Rep. Südafrika, Gewächshäusern als Schnittblumen gezogen.
Simbabwe, Russland und Albanien). Chrysstomos, Johannes, griech. Kirchenlehrer,
* 344/345, † 407; Patriarch von Konstantinopel;
bedeutender Prediger; Schutzheiliger der Kanzel-
redner (Tag: im O 13. 11.; im W 13. 9.).
CHR
Chungking [tʃuŋtʃiŋ], → Chongqing.
Chur [kuːr], Stadt und Hauptort des schweizer. Kt.
Politiker, * 1920; war 1996–99 Wirtschafts- und
Finanzmin.; 1999–2006 Staatspräsident.
CIU
Graubünden, 595 m ü. M., 32 200 Ew.; kath. Bischofs- Ccero, Marcus Tullius, röm. Staatsmann, Schriftsteller
sitz, theolog. Hochschule; Metall-, Nahrungsmittel-, und Redner, * 106, † (ermordet) 43 v. Chr.; vereitelte als
Textilind.; spätromanische Kathedrale, Rathaus Konsul die Verschwörung des → Catilina, war Gegner
(15./16. Jh.). der Alleinherrschaft Caesars. In seinen Schriften,
Reden und Briefen, die Form und Ausdruck der lat.
Churchill [ˈtʃəːtʃɪl], Sir Winston, brit. Staats-
Churchill CHUC Sprache zur Vollendung brachten, wurde er den
mann, * 1874, † 1965. Der Enkel des 7. Herzogs von Römern zum großen Mittler griech. Bildung.
Marlborough war seit 1900 Parlamentsmitglied und Cid, El [θið], mit dem Beinamen el Campeadr [»der
seit 1940 konservativer Parteiführer (bis 1955). Er Kämpfer«], span. Nationalheld, * um 1043, † 1099;
bekleidete die meisten wichtigen Ministerposten. Im eroberte 1094 das Maurenreich Valencia. Ältestes 25 Jahre Vor-
Ersten Weltkrieg übte er als Marine-, später span. Heldenepos »Poema del C.« (1140), weitere bereitung für 16
Munitionsmin. entscheidenden Einfluss aus. 1929–39 literar. Bearbeitungen u. a. von P. Corneille und J. G.
Tage Kunst: 1980
war er ohne Staatsamt und bekämpfte als frühzeiti- von Herder, Oper von J. Massenet.
führten Christo
ger Warner vor Hitler nach 1933 die amtl. Außen- Cimarosa [tʃimaˈrɔːza], Domenico, ital. Komponist,
politik. Im Zweiten Weltkrieg leitete er als Premier- * 1749, † 1801; nahezu 80 Opern, u. a. »Die heiml. Ehe«
und Jeanne-
min. (1940–45) mit F. D. Roosevelt und im (1792); Oratorien, Sinfonien, Klaviersonaten. Claude ein
Zusammenwirken mit J. W. Stalin die polit. und Cincinnati [sɪnsɪˈnætɪ], amerikan. Handels- und erstes Gespräch
militär. Kriegführung. 1951 bis April 1955 wieder Hafenstadt im Staat Ohio, am Ohio, 317 400 Ew.; Sitz mit der Stadt
Premiermin. Von seiner vielseitigen, oft eigenwilligen eines kath. Erzbischofs und anglikan. Bischofs, New York, um
Persönlichkeit zeugen auch seine Reden und 2 Univ., Kunstakademie; Ind.-Zentrum (u. a. im Central Park
Schriften (u. a. autobiografisch) sowie seine Werke Werkzeugmaschinen, Seife). Verkehrsknotenpunkt, 2 . bunte Stoff-
über die Weltkriege. 1953 erhielt er den Nobelpreis für Cinemascope [sinemaˈskoːp] das, Breitwandverfahren, tore aufzustellen.
Literatur. bei dem der mit Weitwinkellinse aufgenommene Film 2002 gab es
mit Spezialoptiken auf eine gewölbte Bildwand von
stolpern die Erlaubnis
Di e M ensc hen t, 21⁄2-facher Normalbreite projiziert wird.
er d ie Wahrh ei
für »The Gates«.
gelegent lic h üb
Cnna, Lucius Cornelius, röm. Staatsmann, * um 130,
n sich dan ac h † 84 v. Chr.; Gegner Sullas, beherrschte seit 87 mit
Der safrangelbe
a ber si e rich te Marius Rom und Italien. Stoff für die
n weit er,
au f un d gehe Cinquecento [tʃiŋkveˈtʃɛnto; ital. »500«, kurz für insgesamt 7503
gesc hehen. »1500«] das, in der ital. Kunstgeschichte Bez. für das Tore stammte
als sei nich ts l 16. Jh. und seinen Stil. aus Deutschland:
Winston Churchil Eine Firma in
Crce, Zauberin der griech. Sage, → Kirke.
Chutney [ˈtʃʌtnɪ] das, pastenartige, scharf gewürzte Crcus mximus, größter und ältester Zirkus des Emsdetten webte
Sauce aus zerkleinerten Früchten (u. a. Mango, antiken Rom, 600 m lang und 150 m breit, für 100 000, ihn, zusammen-
Tomaten) und Gewürzzutaten. zuletzt 385 000 (?) Zuschauer. genäht wurde er
CIA [siː aɪ ˈeɪ], Central Intelligence Agency, der Geheim- Cisk, ehem. Rep. im südl. Afrika, international nicht im sächsischen
dienst der USA (1947 gegr.). anerkannt, bis Dez. 1981 Homeland, 9400 km 2, etwa Taucha. Zwei
Ciampi [ˈtʃampi], Carlo, ital. Bankfachmann und 1 Mio. Ew., Hptst. Bisho. Amtssprachen: Englisch,
weitere Jahre
Afrikaans und Xhosa; 1994 der südafrikan. Prov.
vergingen, bevor
Ost-Kap eingegliedert.
Citlaltpetl [s-], mit 5700 m höchster Berg (Vulkan) das Künstlerpaar
Mexikos, am O-Rand der Cordillera Volcánica. die leuchtend
Ciudad Juárez [suˈðað xuˈares], Grenzort am Rio gelben Tore am
Grande del Norte, Mexiko, 1,19 Mio. Ew.; Univ.; . 12. Februar 2005
der Öffentlichkeit
übergab. Wie alle
Christo-Projekte
war auch dieses
zeitlich begrenzt:
Nach 16 Tagen
wurden »The
Gates« wieder
abgebaut, das
Material indus-
triell wieder-
verwertet.

157

C
C Civitas
158 Cvitas, Gemeinde, Stadt, Staat. Im röm. Recht: mit der 2008 erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur
Zugehörigkeit zum röm. Staat verbundene Rechts- ihrer Partei; seit 2009 Außenmin. – 2) William (Bill)
stellung (Cvis, Bürger, der vollberechtigte Freie). Jefferson, amerikan. Politiker (Demokrat. Partei),
Clair [klɛːr], René, frz. Filmregisseur, * 1898, † 1981;
Clair CLAC * 1946; Jurist; 1979–81 und 1983–93 Gouv. von
Vertreter des poet. Realismus (»Unter den Dächern Arkansas, 1993–2001 der 42. Präs. der USA; im Febr.
von Paris«, 1930; »Die Mausefalle«, 1957). 1999 Freispruch in einem Amtsenthebungsprozess.
Clair-obscur [klɛrɔbsˈkyr] das, → Helldunkel. Clive [klaɪv], Robert, * 1725, † 1774; Begründer der brit.
Clairvaux [klɛrˈvo], ehem. Zisterzienserabtei in der Clairvaux CLAC Herrschaft in Ostindien.
Champagne im frz. Dép. Aube; 1115 gegr., 1792 Clvia die, südafrikan. Gattung der Amaryllisgewächse,
aufgehoben. gelbrote Blütendolden.
Clapton [ˈklæptən], Eric, brit. Rockmusiker (Gitarrist), Clooney [ˈkluːni], George Timothy, amerikan. Film-
* 1945; gilt aufgrund seines ruhigen und melodiösen schauspieler, * 1961; spielt Fernseh- (u. a. 1994–99 in
Gitarrenspiels seit Mitte der 1960er-Jahre als einer der »Emergency Room«) und Filmrollen (»From Dusk till
einflussreichsten Rockgitarristen; spielte u. a. bei den Dawn«, 1996; »Ocean's Eleven«, 2001; »Syriana«, 2005;
»Yardbirds« und »Cream«; seit den 1990er-Jahren »Up in the Air«, 2009); auch Regisseur (»Good Night,
wendet sich C. verstärkt dem klass. Blues zu. and Good Luck«, 2005).
Clarno der, hohe Solotrompete. Clppenburg, Krst. in Ndsachs., 30 800 Ew.;
Claudel [kloˈdɛl], Paul, frz. Dichter, * 1868, † 1955; Fleischind., Fahrradfabrik. Museumsdorf (gegr. 1934).
Diplomat. Gedichte und Dramen in kath. Geist; Clostrdium, Gattung stäbchenförmiger Bakterien,
Hauptwerk: das Drama »Der seidene Schuh« (1930). leben meist im Boden. Einige Arten bilden lebens-
Cldius, Tiberius C. Nero Germanicus, röm. Kaiser
Claudius CLAC gefährl. Gifte (Exotoxime), u. a. C. botulinum
(41 bis 54), * 10 v. Chr., † 54 n. Chr.; unternahm (Botulismus), C. tetani (Wundstarrkrampf),
erfolgreiche Feldzüge gegen die Germanen und C. perfringens (Gasbrand).
Britannier. Seine 3. Gemahlin, Messalina, ließ er Clouet [kluˈɛ], François, frz. Maler, Zeichner, * um
töten; die 4., Agrippina, vergiftete ihn, um ihren Sohn 1505/10, † 1572; Hofmaler Franz' I.
Nero auf den Thron zu bringen.
Cldius, 1) Hermann, niederdt. Dichter, * 1878,
Claudius CLAC
Club of Rome [ˈklʌb ɔv ˈrəʊm], eine
† 1980, Urenkel von 2); Lieder und Romane. – 2) Mat- Vereinigung von Wissenschaftlern, Politikern und
thias, dt. Dichter, * 1740, † 1815; gab 1771–75 den Wirtschaftsführern aus zahlreichen Ländern mit Sitz
»Wandsbecker Bothen« heraus, fand in Prosa und in Paris. Ihr Ziel ist die Erforschung der Menschheits-
Lyrik einen eigenen frommen, gemütstiefen Ton probleme, v. a. der wirtschaftlichen, politischen,
(Abendlied »Der Mond ist aufgegangen«). ökologischen, sozialen und demographischen
Clsewitz, Carl Philipp Gottfried von, preuß. General Situation der Menschheit. Viele Berichte an den Club
und Militärtheoretiker, * 1780, † 1831; Begründer der of Rome (u. a. »Die Grenzen des Wachstums« 1972)
modernen Kriegslehre; Hauptwerk: »Vom Kriege« fanden ein weltweites Echo. 1973 erhielt die
(1832–34). Vereinigung den Friedenspreis des Deutschen
Clay [kleɪ], 1) Cassius, → Muhammad Ali. – 2) Lucius D., Buchhandels.
amerikan. General, * 1897, † 1978; 1947–49 Militär- Cluny [klyˈni], Stadt im östl. Frankreich (Burgund),
gouv. der US-Besatzungszone in Dtl., organisierte die 4400 Ew.; 910 als Benediktinerabtei gegr., im 11. Jh.
Luftbrücke während der sowjet. Blockade Berlins. Ausgangspunkt einer Erneuerung des Mönchtums
Clearing [ˈklɪərɪŋ] das, im internat. Zahlungsverkehr
Clearing CLEC (cluniazens. Reform).
die Verrechnung gegenseitiger Geldforderungen und Cluster [ˈklʌstə; engl. »Klumpen«, »Traube«] der, 1) 
-schulden über eine Ab- oder Verrechnungsstelle; 1) Bez. für einen Datenblock; 2) eine Einheit aus
vermeidet überflüssige Devisenbewegungen. C.-Ab- Computern, die miteinander vernetzt sind (C.-Compu-
kommen, zwischenstaatl. Verrechnungsabkommen. ter). – 2)  als einheitl. Ganzes zu betrachtende
Clemtis → Waldrebe. Menge von (nur zeitweilig) zusammenhängenden
Clemenceau [klemãˈso], Georges Benjamin, frz. Teilchen; Gegenstand der C.-Physik.
Staatsmann, * 1841, † 1929; 1906–09 und 1917–20 Clyde [klaɪd] der, längster Fluss Schottlands, 171 km
Min.-Präs.; setzte die frz. Forderungen gegenüber Dtl. lang, mündet in den Firth of Clyde.
im Versailler Vertrag durch. Coase [kəʊs], Ronald Harry, brit. Volkswirtschaftler,
Clemnti, Muzio, ital. Pianist und Komponist, * 1752, * 1910; erhielt 1991 den Nobelpreis für Wirtschafts-
† 1832; lebte ab 1766 in England; Sonaten, Sonatinen, wissenschaften.
Variationen; Etüdenwerk. Cbalt, fachsprachlich für → Kobalt.
Clementne die, Klementne, kernlose Mandarine. COBOL, Abk. für engl. common business oriented
Clermont-Ferrand [klɛrmfɛˈrã], Stadt in S-Frank- language, Programmiersprache für kommerzielle
reich, am Fuß des Puy de Dôme, 136 100 Ew.; got. Anwendungen.
Kathedrale; Bischofssitz; Univ., Oper, Theater, botan. Cburg, Stadt in Bayern, am Südhang des Thüringer
Garten; Flugzeug-, Fahrzeug- und Gummiindustrie. Waldes, 42 300 Ew.; Staatsarchiv, Landesbibliothek,
Cleveland [ˈkliːvlənd], Hafenstadt im Staate Ohio, USA, Museum Schloss Ehrenburg (1543 ff.), über der Stadt
am Eriesee, 461 300 Ew.; kath. Bischofssitz; Schwer- die Veste C. mit Kunstsammlungen. Maschinenbau,
ind., Fahrzeugbau, Hüttenwerke. Holz-, Papier-, Bekleidungsindustrie.
Clinton [ˈklɪntən],1) Hillary Rodham, amerikan. Cochlearimplantt, elektron. Gerät zur Vermittlung
Politikerin (Demokrat. Partei) und Juristin, * 1947;  eines Höreindrucks bei Innenohrertaubten mit
mit 2); 2001–09 Senatorin für New York; bewarb sich intaktem Hörnerv; dabei wird in die Innenohrschne-
CIV
COL
CLUB OF RAOHNM E
ER Bevölkerung: M
DIE UNBEQUEMEN
Prognose bestätigt – die
Bevölkerungszahl von sechs Milliarden im Jahr 2000
entsprach fast genau den Vorhersagen der Studie.

1972 warnte der » Club of Rome «, dass die


Wachstumsgrenzen der Erde innerhalb eines Rohstoffe: Prognose nicht bestätigt – noch
Jahrhunderts erreicht seien, wenn die Menschheit sprudeln die Rohstoffquellen, doch die
weiter so wirtschafte wie bisher. Waren diese Möglichkeiten der Erde zur Schadstoffabsor-
pessimistischen Voraussagen realistisch? bierung wurden längst überschritten. Die
Folgen: Treibhauseffekt, Schädigung der
Ozonschicht, Überfischung der Weltmeere.

Soziale Ungleichheit:
Prognose bestätigt – rund 4/5 der Weltbevölkerung
verfügen über weniger als 1/5 des globalen Brutto-
inlandsprodukts.

cke (Cochlea) eine Elektrode eingebracht, die den Cdex Iris Cannici der, Abk. CIC, Gesetzbuch des
Schall hörbar macht. kanon. Rechts, enthält das geltende Recht der kath.
Cockney [ˈkɔknɪ], 1) der, Spitzname des Londoner Kirche des lat. Ritus in 1 752 Einzelvorschriften
Spießbürgers. – 2) das, Londoner Mundart. (Canones), 1983 Neufassung.
Cocteau [kɔkˈto], Jean, frz. Dichter, Filmregisseur, Codrung, Verschlüsselung einer Nachricht bzw. ihre
Grafi ker, * 1889, † 1963; beeinflusste stark die Darstellung in anderer Form, d. h. Umsetzung einer
avantgardist. Kunstströmungen. Drama »Orpheus« Zeichenmenge in eine andere.
(1927), Filme »La belle et la bête« (1946), »Orphée« (1950). Coelho [ˈkeʎu], Paulo, brasilian. Schriftsteller, * 1947;
schreibt Romane über spirituelle Erfahrungen und die
Code [koːt] der, 1) Gesetzbuch; C. Napoléon, 5 unter Suche nach dem persönl. Glück (»Auf dem Jakobs-
Napoleon I. entstandene frz. Gesetzbücher, bes. das weg«, 1987; »Der Alchimist«, 1988; »Der Zahir«, 2005).
Zivilgesetzbuch C. civil (1804 eingeführt). – 2)   Coetzee [kuˈtseː], John M. (Marie [?], Maxwell [?]), süd-
Verschlüsselungsvorschrift, Chiff rierschlüssel; afrikan. Schriftsteller engl. Sprache, * 1940; schreibt
System von Regeln, das die eindeutige Zuordnung polit. Allegorien, Romane (»Im Herzen des Landes«,
(→ Codierung) von Zeichen zweier versch. Zeichenvor- 1977; »Schande«, 1999; »Sommer des Lebens«,
räte (Alphabete) erlaubt. 2009); erhielt 2003 den Nobelpreis für Literatur.
Cognac [ˈkɔnjak, frz. kɔˈɲak] der, gesetzlich geschützter
Das Navajo-Geheimnis Name für Weinbrand aus dem Weinbaugebiet Cognac.
Es gehört zu den wenigen nicht geknackten Codes Cohen [ˈkoːhən, koˈheːn], Hermann, dt. Philosoph, * 1842,
der Militärgeschichte: das Navajo, die Sprache † 1918; Mitbegründer der »Marburger Schule« des
des nordamerikanischen Diné-Indianerstamms. Neukantianismus.
Nachdem die USA 1941 Japan den Krieg erklärt Combra [ku-], Stadt im mittleren Portugal, 96 100 Ew.;
hatten, suchte die Armee nach einer sicheren, Univ. (seit 1290); Textil-, Papier- und Nahrungsmittel-
doch technisch einfachen Verschlüsselung für ihre industrie.
Funksprüche. Die Wahl fiel auf Navajo-Indianer Citus der, der → Geschlechtsverkehr. – C. interruptus,
als Funker, die ihre Muttersprache benutzten. vor dem Samenerguss abgebrochener Coitus.
Diese hat keinerlei Ähnlichkeit mit europäischen Colni, Luigi, dt. Designer, * 1928; futuristisch
oder asiatischen Sprachen, war damals noch nicht anmutende Entwürfe für Gebrauchsgegenstände,
erforscht und verfügte über keinerlei schriftliche Mode und Schmuck sowie für aerodynam. Fahrzeuge
Form. Lediglich 274 typisch militärische Bezeich- und Flugzeuge.
nungen mussten mit Umschreibungen getarnt Colbert [kɔlˈbɛːr], Jean-Baptiste de Seignelay, frz.
werden. Selbst Kryptographie-Experten der US- Staatsmann, * 1619, † 1683; reorganisierte als Min.
Armee, die die Sicherheit der Methode überprüften, Ludwigs XIV. Staatsfi nanzen, Ind. und Flotte;
schaff ten es nicht, den Code Navajo zu knacken. Vertreter des → Merkantilismus.
Coleridge [ˈkəʊlrɪdʒ], Samuel Taylor, engl. Dichter,
* 1772, † 1834; Romantiker, befreundet mit W. Words-
Coden das, Koden, Methylmorphn, ein Opiumalkaloid; worth; Gedichte, Balladen.
lindert den Hustenreiz; Suchtgefahr gering. Colette [kɔˈlɛt], Sidonie-Gabrielle, frz. Schriftstellerin, 159
Cdex → Kodex. * 1873, † 1954; psycholog. Romane um Frauenschick-

Colette C
C Coligny
160 sale (»Claudine«-Serie); war auch Kabarettistin, (1417–31), mehrere Kardinäle und Erzbischöfe
Chansonnette u. a. angehörten; es kämpfte im MA oft aufseiten der
Coligny [kɔliˈɲi], Gaspard de, * 1519, † 1572; Admiral von Ghibellinen gegen die Päpste.
Frankreich, Führer der → Hugenotten; in der Colordo [engl. kɔləˈrɑːdəʊ], Abk. Col., Bundesstaat der
Colorado COLC

Bartholomäusnacht ermordet. USA, 269 601 km2, 4,67 Mio. Ew.; Hptst. Denver. C. hat im
Collage [kɔˈlaːʒə] die, Klebebild aus versch. Materialien, W Anteil am Felsengebirge, im O an der Prärietafel des
zuerst von P. Picasso und G. Braque 1911/12 in ihre Mittelwestens.  auf Molybdän (reichste Lager der Erde),
Bilder einbezogen. Kohle, Erdöl, Erdgas. Elektrizitätserzeugung (Stau-
College [ˈkɔlɪdʒ] das, 1) in Großbritannien 1) eine damm). Nahrungsmittel-, Rüstungs- u. a. Ind., Viehzucht.
höhere private Schule mit Internat, in der Lehrer und Colordo [engl. kɔləˈrɑːdəʊ] der, C. River, 1) Fluss im SW
Schüler eine Gemeinschaft bilden, z. B. das Eton C. der USA, 2334 km lang, durchschneidet das C.-Plateau
(seit 1440); 2) einer Univ. angegliederte Wohngemein- in gewaltigen Schluchten (u. a. Grand Canyon),
schaft von Dozenten und Studenten mit Selbstver- mündet in Mexiko in den Golf von Kalifor-
waltung; 3) Fachschule, Fachhochschule. – 2) in den nien. – 2) Fluss in Texas, USA; mündet in den Golf von
USA versch. auf der Highschool aufbauende Mexiko; 1352 km lang; zahlreiche Stauwerke.
Hochschuleinrichtungen: 1) Undergraduate C. (4 Colorado Springs [kɔləˈrɑːdəʊ ˈsprɪŋz], Stadt im Staat
Jahre), die etwa der 12. und 13. Klasse und den ersten Colorado, USA, am O-Abfall des Felsengebirges,
4 Hochschulsemestern in Dtl. entsprechen (Ab- 376 000 Ew.; Luftwaffenakademie; Tourismus.
schluss: Bachelor). Das Graduate C. baut auf dem Colt [kəʊlt], Samuel, amerikan. Ingenieur, * 1814, † 1862;
Ersteren auf (Abschluss: Master); 2) C. allg. und fachl. erfand den C.-Revolver (mit Kipplauf).
Ausbildung; 3) Bezeichnung für eine Fakultät oder Coltrane [kɔlˈtreɪn], John [William], amerikan.
Universität. Jazzmusiker, * 1926, † 1967; Tenor- und Sopransaxo-
Collège [kɔˈlɛːʒ] das, in Frankreich 4-jährige Schulen phonist, zunächst Vertreter des Hardbop, dann
der Sekundarschulstufe (C. d'enseignement Mitbegründer des Free Jazz.
secondaire); in Belgien Bez. höherer privater Schulen; Columbia [kəˈlʌmbɪə], Name des ersten amerikan.
in der Schweiz z. T. Bezeichnung der höheren Schulen. Raumtransporters, Start: 12. 4., Landung: 14. 4. 1981;
Cllie der, schottischer → Schäferhund. verunglückte am 1. 2. 2003.
Collins [ˈkɔlɪnz], Phil, brit. Rocksänger und Schlagzeu-
CollinsCOLC Columbia [kəˈlʌmbɪə], 1) Fluss in Nordamerika, Quelle
ger, * 1951; 1970–75 Schlagzeuger bei »Genesis«, in British Columbia, Kanada, Felsengebirge, Mündung
dann Sänger der Gruppe, ab 1981 Solokarriere. bei Astoria, Oregon, in den Pazif. Ozean; 1953 km
Schrieb die Musik zu den Disney-Filmen »Tarzan« lang. – 2) Hptst. des amerikan. Bundesstaats South
1999 und »Bärenbrüder« 2003 sowie für das Carolina, 117 400 Ew.; Textil-, elektron. Ind.;
Broadway-Musical »Tarzan« 2006. . – 3) District of C., D. C., der Bundesdistrikt der USA
Clmar, Stadt im Oberelsass, am Fuß der Vogesen, mit der Bundeshptst. Washington.
Frankreich, 67 200 Ew.; mittelalterl. Stadtkern; in der Columbus [kəˈlʌmbəs], Hptst. des Staates Ohio, USA,
Dominikanerkirche »Madonna im Rosenhag« von 728 400 Ew.; kath. Bischofssitz; Univ.; Maschinen- und
M. Schongauer (1473), im Unterlinden-Museum der Fahrzeugbau.
»Isenheimer Altar« von M. Grünewald (1513–15). Comnchen [-tʃ-], Komntschen, Indianer der südl.
Bedeutender Ind.-Standort, Weinbau. Prärien, heute in Oklahoma; nach Erwerb von Pferden
Colmbo, Hptst. von Sri Lanka, 670 000 Ew.; anglikan. Bisonjäger; sie beherrschten im 18. und 19. Jh. die südl.
Bischofs-, kath. Erzbischofssitz, 2 Univ., Forschungs- Prärien.
inst.; wirtschaftl. und kulturelles Zentrum; bedeuten- CMECON, Abk. für Council for Mutual Economic
der , internat. . Assistance, engl. Name des ehem. Rats für gegen-
Colnna, röm. Adelsgeschlecht, dem Papst Martin V.
Colonna COLC seitige Wirtschaftshilfe.

Kinoerfolge nach Comicvorlagen


Aufgeführt ist jeweils nur der kommerziell erfolgreichste Film einer Reihe

Men in Black (1997)


Lowell Cunningham X-Men:
Sandy Carruthers Der letzte
Widerstand Superman Returns
(2006) (2006)
Stan Lee Jerry Siegel
Fantastic Four (2005)
Jack Kirby Joe Shuster
Stan Lee
Jack Kirby 300 (2006)
Frank Miller
Frank Miller

$587 Mio. $329 Mio. $455 Mio. $390 Mio. $457 Mio.
COL
Comédie-Française [kɔmedifrãˈsɛːz], Frankreichs
Nationaltheater in Paris, gegr. 1680.
heit (meist → Mikroprozessor) mit Steuer- und
Rechenwerk sowie dem Arbeits- oder Hauptspeicher,
CON
Cmer See, Lgo di Cmo, See in den oberital. Alpen, die über Kanäle mit peripheren Geräten (z. B.
146 km 2; mediterrane Pflanzenwelt; Fremdenverkehr. Eingabe-/Ausgabegeräte, externe Speicher) verbunden
ist. Die Eingabe von Daten geschieht meist über eine
Comic [ˈkɔmɪk], Comicstrip, gezeichnete Bilderfolge Tastatur und/oder Maus, aber auch von Massenspei-
(mit Text, meist in Sprechblasen), als Fortsetzung in chern aus oder über Datenübertragung von anderen
Zeitungen und Zeitschriften oder als Heft (Comic- Computern. Die Ausgabe von Daten geschieht i. d. R.
book), erste C. 1896/97 in den USA. auf dem Bildschirm bzw. auf Druckern oder Plottern.
Commdia dell'rte die, ital. Stegreifkomödie des Computergrafik [kɔmˈpjuːtər-], von Computern
16. bis 18. Jh. mit typ. Figuren. generierte graf. Darstellungen, die aus bildbeschrei-
Commrzbank AG, dt. Großbank, 1870 gegr., 1920–40 benden Daten abgeleitet werden; wichtige Anwendun-
Commerz- und Privat-Bank AG, nach 1945 dezentrali- gen u. a. bei CAD- und CAM-Systemen.
siert, 1958 wieder zur C. zusammengeschlossen; Sitz: Computerkunst [kɔmˈpjuːtər-], Bez. für Artefakte (in
Frankfurt a. M.; übernahm 2008 die Dresdner Bank; Bild, Ton: Computermusik; Schrift: Computerdich-
2009 Teilverstaatlichung aufgrund falsch einge- tung), die mit Hilfe von Computern und spezif.
schätzter Kreditrisiken bei der Dresdner Bank. datenverarbeitenden Programmen generiert werden
Commonwealth [ˈkɔmənwelθ] das, → Britisches Reich oder deren Realisierung auf Computerdaten basiert.
und Commonwealth. Der Beginn der C. liegt in den 1960er-Jahren.
Cmo, Hptst. der oberital. Prov. C., am Comer See, Computertomographie [kɔmˈpjuːtər-], Abk. CT,
Computertomografie COMC

83 300 Ew.; Seidenind., Tourismus. spezielles Röntgenverfahren, bei dem ein dünnes
Compiègne [kˈpjɛɲ], Stadt in N-Frankreich, Picardie, Röntgenstrahlenbündel die zu untersuchenden
an der Oise, 41 900 Ew. – Im Wald von C. wurde am Körperregionen in Einzelschritten und -schichten
11. 11. 1918 der Waffenstillstand zw. Dtl. und der aus versch. Winkeln abtastet und ein Computer aus
Entente, am 22. 6. 1940 der zw. Dtl. und Frankreich den Messwerten ein Bild von den Gewebeschichten
abgeschlossen. aufbaut.
Compiler [kəmˈpaɪlə] der, ein Computerprogramm, das Computerviren [kɔmˈpjuːtər-], auf unterschiedl.
ein Programm aus einer Programmiersprache in die Wegen in Computer eingeschleuste Programme, die
Maschinensprache übersetzt. sich selbsttätig vervielfältigen und dabei Teile des
Computer [kɔmˈpjuːtər] der, Rechner, Datenverarbei-
ComputerCOMC Computersystems verändern oder schädigen können.
tungsanlage, programmgesteuerte elektron. Anlage Comte [kːt], Auguste, frz. Philosoph, * 1798, † 1857;
zur (fast ausschl.) digitalen Datenverarbeitung sowie begründete den Positivismus und die neuzeitl.
zum Steuern von Geräten, Anlagen und Prozessen. Der Soziologie.
Begriff C. umfasst dabei den weiten Bereich vom fest Conakry [kɔnaˈkri], Hptst. der Rep. Guinea, am Atlantik,
programmierten C., der als Steuergerät z. B. in 1,97 Mio. Ew.; Erzbischofssitz; Univ.; Ind.- und
Haushaltsgeräten verwendet wird, bis hin zum frei Handelszentrum, internat. , .
programmierbaren universellen Großrechner und Concept-Art [ˈkɔnseptɑːt] die, → Konzeptkunst.
darüber hinaus zum »Super-C.« für komplizierteste Concorde [kˈkɔrd], vierstrahliges brit.-frz. Überschall-
numer. Aufgaben. Die fortschreitende Miniaturisie- verkehrsflugzeug. Nutzlast 12,7 t, Reisegeschwindig-
rung der elektron. Bauelemente führte zu einer keit 2180 km/h; 128 Passagiere; seit 1976 im
Vielzahl von kleineren C.-Typen, z. B. Personal C., Liniendienst; nach Absturz einer C. im Juli 2000 bis
Notebook, Smartphone. Die elektron. und mechan. Nov. 2001 Entzug der Flugtauglichkeitsbescheinigung.
Teile eines C. werden als Hardware, die Programme als Air France und British Airways beendeten im Okt.
Software bezeichnet. Alle C. besitzen eine Zentralein- 2003 aus wirtschaftl. Gründen die C.-Ära.

The Dark Knight (2008) Titel (Jahr)


Bob Kane/Bill Finger Autor
Bob Kane Zeichner

Spider-Man 3
(2007)
Stan Lee Iron Man (2008)
Steve Ditko Stan Lee/Larry Lieber
Jack Kirby/Don Heck
Wanted (2008) The Incredible Hulk
Mark Millar (2008)
J. G. Jones Stan Lee
Jack Kirby

161

$885 Mio. $1 Mrd. $572 Mio. Concorde


$339 Mio. $254 Mio. C
C Condorcet
162 Condorcet [kdɔrˈsɛ], Antoine, Marquis de, frz. Condorcet CONC Containerschiff einen deutschen Hafen, Bremen, an.
Philosoph, Mathematiker, * 1743, † 1794; Arbeiten Heutzutage liegt der globale Containerumschlag pro
über die Integralrechnung, zum Dreikörperproblem, Jahr bei über 500 Mio. TEU-Containern. TEU steht
zur Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie zur Theorie für »Twenty Foot Equivalent Unit« und bezeichnet die
der Kometen, verfasste 1792 den Entwurf einer Standardgröße der Container: 8 Fuß breit, 20 Fuß lang.
»Nationalerziehung«. Controlling [kɔnˈtrəʊːlɪŋ] das, Planungs-, Kontroll-,
Confssio die, Confessines, 1) Sündenbekenntnis,
Confessio CONC Steuerungs- und Koordinationsfunktionen der
Beichte. – 2) Glaubensbekenntnis. C. Augustna, Unternehmensführung.
→ Augsburgisches Bekenntnis. – 3) frühchristl. Cook [kʊk], James, brit. Entdeckungsreisender, * 1728,
Märtyrergrab. † (ermordet) 1779; erforschte ab 1768 den Pazif. Ozean,
Connecticut [kəˈnetɪkət], 1) Fluss im NO der USA, 650 Connecticut CONC entdeckte die Hawaii-Inseln.
km lang, mündet in den Long Island Sound. – 2) Abk. Cookie [ˈkʊkɪ] der,  kleine Informationsdatei einer
Conn., der südlichste der Neuenglandstaaten der Internetseite, die an den Browser eines Benutzers (u. a.
USA, am Long Island Sound, 14 357 km2, 3,51 Mio. Ew.; zu dessen Identifizierung) gesendet, auf dessen
Hptst. Hartford. Metallwaren-, Maschinen- u. a. Festplatte gespeichert und bei einem erneuten Aufruf
Industrie. der Seite von dort zurückgesendet wird.
Connery [ˈkɔnərɪ], Sir (seit 2000) Sean, brit. Filmschau- Cool Jazz [ˈkuːl dʒæz] der, um 1950 in den USA
spieler, * 1930; wurde berühmt durch die Rolle des entstandene Form des modernen → Jazz.
Geheimagenten James Bond; weitere Filme: »Der Cooper [ˈkuːpə], 1) Gary, amerikan. Filmschauspieler,
Name der Rose« (1986), »Verlockende Falle« (1999), * 1901, † 1961; »Wem die Stunde schlägt« (1943), »12
»Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen« (2003). Uhr mittags« (1952). – 2) James Fenimore, amerikan.
Erzähler, * 1789, † 1851; »Lederstrumpf-Erzählungen«
Conrad [ˈkɔnræd], Joseph, engl. Schriftsteller Conrad CONC aus dem Indianer- und Siedlerleben.
poln. Herkunft, * 1857, † 1924. C. fuhr 1874–94 zur Copacabna, Stadtteil von Rio de Janeiro, Badestrand.
See; Schauplatz seiner Romane und Erzählungen Copn, eine der größten Ruinenstätten der Mayakultur
sind daher oft das Meer und exotische Länder. Er in Honduras; Kultzentrum; Blütezeit 600–800; gehört
schildert in seinen Werken mit psycholog. Einfühl- zum Weltkulturerbe.
samkeit und scharfer Beobachtung Menschen im Copland [ˈkɔplənd], Aaron, amerikan. Komponist,
Augenblick der Bewährung in einer ihnen fremden * 1900, † 1990; zunächst stark vom Jazz beeinflusst,
Welt: »Lord Jim« (1900), »Herz der Finsternis« (1902), komponierte er eingängige Werke.
»Spiel des Zufalls« (1914). Coppola [ˈkɔpələ], Francis Ford, amerikan. Filmregis-
Coppola COPC

seur, * 1933; »Der Pate« (1971, 1974, 1990), »Apoca-


Meister einer fremden Sprache lypse Now« (1979) u. a.
Conrad wurde zu einem der großen englischen Schrift- Copyright [ˈkɔpɪraɪt] das, → Urheberrecht.
steller, obwohl er Englisch erst als Erwachsener lernte. Crdoba, 1) Hptst. der südspan. Prov. C., in Nieder-
Córdoba CÓRC

Warum er seine Werke in einer Fremdsprache andalusien, am Guadalquivir, 324 000 Ew.; mit
verfasste, gibt Rätsel auf. Wollte er sich eine neue riesiger Kathedrale (ehem. Moschee, Weltkulturerbe),
Identität zulegen, um seine traumatische Kindheit zu ehem. Judenviertel (Judería), ebenfalls Weltkultur-
vergessen (mit elf Jahren wurde er Vollwaise)? Ahnte erbe. Unter der Maurenherrschaft (711–1236) war C.
er, dass er nur in einer Weltsprache auch ein Kalifensitz und Mittelpunkt der arab. Kultur in
Weltpublikum erreichen würde? Oder konnte er sein Spanien. – 2) Hptst. der argentin. Provinz C., 1,3 Mio.
Thema – das Meer und die Seefahrt – tatsächlich nur Ew.; wichtiger Ind.- und Handelsplatz, Verkehrs-
in Englisch ausdrücken, da er seine eigenen knoten, Erzbischofssitz; Baudenkmäler der Jesuiten
Erfahrungen vor allem auf britischen Handelsschiffen (Weltkulturerbe); 1613 und 1956 gegr. Univ., .
gesammelt hatte? Was auch immer der Grund war: Corea [kɔˈriə], Armando Anthony (»Chick«), amerikan.
Seinen Akzent konnte er nie ablegen, sein Stil ist Jazzmusiker, * 1941; Pianist u. a. des Rockjazz.
jedoch so geschliffen, dass viele seiner Werke in Corlli, Arcangelo, ital. Geiger, Komponist, * 1653,
Großbritannien zur Schullektüre gehören. † 1713; Vertreter der altklass. ital. Streichmusik;
Triosonaten, Konzerte.
Cornth, Lovis, dt. Maler, Grafiker, * 1858, † 1925;
Constable [ˈkʌnstəbl], John, brit. Landschaftsmaler, impressionist. Maler, jedoch am Plastischen und
* 1776, † 1837; Vorläufer des Impressionismus. Stofflichen orientiert; später auch expressionist.
Container [kənˈteɪnə], »Vater der Containerisierung«
Container CONC Züge.
war der US-Amerikaner Malcolm P. McLean, der mit Cork [kɔːk], Stadt an der S-Küste Irlands, im Mündungs-
einer einfachen Idee den Welthandel revolutionierte. trichter des Lee der C. Harbour; 127 000 Ew.; Handel,
Warum alle Waren einer Schiffsladung einzeln Ind., kath. und anglikan. Bischofssitz; Univ.-College.
löschen, wenn sie in große Boxen gepackt viel Corneille [kɔrˈnɛj], Pierre, frz. Bühnendichter, * 1606,
Corneille CORC

schneller verladen werden können? Bereits 1956 ließ † 1684; seine Dramen, u. a. »Der Cid« (1637) und
er das erste Containerschiff von Port Newark »Horace« (1640), sind erster Höhepunkt der frz.
auslaufen. Doch durch das Fehlen von einheitlichen Klassik.
Boxengrößen und Häfen, die diesen Frachtertyp Cornlius, Peter von, dt. Maler, * 1783, † 1867; Cornlius CORC

löschen konnten, dauerte es noch zehn Jahre, bis das Nazarener, schuf Zeichnungen zum Faust und
neue Transportsystem auch weltweit zum Einsatz Nibelungenlied, versuchte die Freskomalerei zu
kommen konnte. 1966 lief schließlich das erste erneuern.
CON
COT
Geschützt hinter
den rauen Felsen
Cornwalls und
seinen umtosten
Klippen liegt
nichts weniger
als der Garten
Eden. Das 2001
eröffnete »Eden
Project« ist eines
der größten
Gewächshäuser
der Welt: Unter
den riesigen
trägerlosen
und lichtdurch-
fluteten Kuppeln
könnte auch der
Tower of London
Platz finden.
Für Cornwalls
Wirtschaft ist
der Garten ein
Cornwall [ˈkɔːnwəl], Cty. im äußersten SW Glücksfall: In
Csa Nstra, kriminelle Organisation in den USA den ersten fünf
Englands, 3563 km 2, 534 000 Ew., Hptst. Truro; nimmt nach dem Vorbild der Mafia.
Jahren seines
den westlichsten Teil der Halbinsel zw. Ärmelkanal Csta Brva, span. Granitfelsküste am Mittelmeer
Bestehens
und Keltischer See ein. Die felsige Küste ist reich nördl. von Barcelona; Feriengebiet.
gegliedert (Riaküste); die Bergrücken im Innern sind Csta del Sl, andalus. Küstenstreifen, am trugen der Park
von Heide und Moor bedeckt; in den Tälern Mittelmeer, zw. Málaga und Algeciras; Seebäder. und die dadurch
Kulturland (mildes Klima); Milch- und Schafwirt- Csta Rca, Rep. in Zentralamerika, zw. Panama und
Costa Rica COSC
angelockten
schaft, Gartenbau, Fischfang. Wichtigster Wirt- Nicaragua, dem Karib. Meer und dem Pazifik, Besucher 700
schaftszweig ist der Tourismus. – Die vom ehem. 51 100 km 2, 4,6 Mio. Ew., Hptst. San José. Amtsspra- Mio. Pfund
bedeutenden Zinn- und Kupferbergbau verwandelte che: Spanisch. – 2 Gebirgszüge der Kordilleren (bis zu Cornwalls
Landschaft (v. a. im 18. und 19. Jh.) ist UNESCO-Welt- 3819 m, z. T. tätige Vulkane), durch die Hochfläche Wirtschafts-
kulturerbe. der Meseta Central getrennt. Bev.: vorwiegend Weiße leistung bei.
Corot [kɔˈro], Camille, frz. Maler, * 1796, † 1875; span. Herkunft, rd. 7 % Mestizen, außerdem
Bildnisse, stimmungsvolle Landschaften, beeinflusste Schwarze und Indianer; rd. 80 % kath. – Anbau: Mais,
die Entwicklung des Impressionismus. Reis u. a., für die Ausfuhr Kaffee, Bananen, Kakao,
Crpus das, Körper, Körperschaft; C. Chrsti (Leib Manilahanf, Zuckerrohr. Meist handwerkl. und
Christi), C. Dmini (Leib des Herrn), Fronleichnam. C. kleingewerbl. Betriebe; elektron. Ind.; Tourismus;
Delcti, das Werkzeug oder der Gegenstand eines wichtigste Seehäfen: Puntarenas und Caldera
Verbrechens. C. Iris Civlis, amtl. Sammlung des (Pazifik), Limón (Karib. Meer), internat.  bei San
→ römischen Rechts unter Justinian; C. Iris Cannici, José. – 1502 von Kolumbus entdeckt und bis 1821
Sammlung kirchl. Rechtsquellen im Mittelalter. spanisch, wurde C. R. 1838 selbstständiger Freistaat;
Correggio [korˈreddʒo], eigtl. Antonio Allgri, ital. wachsende wirtschaftl. und polit. Abhängigkeit von
Maler, * 1489, † 1534; führender Meister der den USA. Präsidentin (seit 2010): L. Chinchilla
Renaissance in Oberitalien, beeinflusste mit seinen Miranda.
Kuppelfresken (Parma) den Barock. Costner [ˌkɔstnə], Kevin, amerikan. Filmschauspieler
Crtes, die Volksvertretung in Spanien, früher auch in und Regisseur, * 1955; »Der mit dem Wolf tanzt«
Portugal. (1989), »JFK – Tatort Dallas« (1991), »Mr. Brooks – Der
Corts, Hernán, span. Eroberer, * 1485, † 1547; eroberte Mörder in Dir« (2007).
1519–21 das Aztekenreich. Côte d'Azur [kotdaˈzyːr], die frz. Riviera.
Cortisn das, Kortisn, Hormon der Nebennierenrinde; Cotonou [-ˈnu], größte Stadt, Haupthafen sowie
u. a. als Medizin gegen rheumat. und allerg. Wirtschafts- und Handelszentrum der Rep. Benin,
Erkrankungen. 533 000 Ew., Univ.; internat. .
Crvey, ehem. Benediktinerabtei an der Weser, 816 Cotopxi der, höchster tätiger Vulkan der Erde
gegr.; gehört zu Höxter (NRW). (5897 m), in der O-Kordillere von Ecuador. 50 km 163
cos, Zeichen für Kosinus (→ Winkelfunktionen). südöstl. von Quito.

Cotopaxi C
C Cottbus
164 Cttbus, kreisfreie Stadt in der Niederlausitz, Bbg., CPU, Abk. für engl. central processing unit, Zentralein-
105 300 Ew.; TU, Fachhochschule, Wend. Museum, heit (mit Hauptspeicher) eines Computers.
Stadttheater; Textil- und Elektronikind.; frühgot. Crack [kræk], das, Rauschmittel, hergestellt aus Kokain
Klosterkirche (14. Jh.), Giebelhäuser am Altmarkt; und Backpulver; wird geraucht.
nahebei Schloss Branitz (1772) mit berühmtem Crnach, Lucas, d. Ä., dt. Maler und Zeichner, * 1472,
Cranach CRAC

Landschaftspark. † 1553; seit 1505 kursächs. Hofmaler in Wittenberg,


Coubertin [kuberˈt], Pierre Baron de, frz. Historiker, einer der kraftvollsten
Pädagoge, * 1863, † 1937; Begründer der modernen Meister der dt.
Olymp. Spiele; leitete 1896–1925 das IOK. Renaissancemalerei
Coulomb [kuˈl] das, Zeichen C, SI-Einheit der elektr. (religiöse Bilder,
Ladung (Elektrizitätsmenge): 1 C = 1 As bzw. 1 A · s Bildnisse, Holzschnitte,
(Amperesekunde). Kupferstiche). Frühwerke
Coulomb [kuˈl], Charles Augustin de, frz. Physiker, der Donauschule
* 1736, † 1806; Entdecker des Coulomb'schen Gesetzes, zuzurechnen, später höf.
nach dem die Abstoßung zweier gleichnamiger elektr. Repräsentationsstil. Sein
Ladungen dem Produkt beider Elektrizitätsmengen Sohn Lucas C. d. J. (* 1515,
direkt, dem Quadrat ihrer Entfernung umgekehrt † 1586) malte v. a. bed.
proportional ist. Porträts.
Cranko [ˈkræŋkəʊ], John,
Countdown [ˈkaʊntˈdaʊn], das Rückwärts- brit. Tänzer und
zählen meist von 10 bis 0. In der Raumfahrt Ausdruck Choreograph, * 1927,
für einen nach einem exakten Zeitplan durchgeführ- † 1973; leitete seit 1961
ten Verlauf der Startvorbereitungen bis zum Moment das Württemberg.
des Zündens der Triebwerke. Staatsballett in Stuttgart.
Cranmer [ˈkrænmə],
Erfindung für die Frau im Mond Thomas, engl. Theologe,
Eine der ersten Filmraketen zum Mond startete 1929 * 1489, † (hingerichtet)
der deutsch-österreichische Regisseur Fritz Lang in 1556; Erzbischof von
seinem Film »Frau im Mond«. Der Science-Fiction- Canterbury; führte das
Streifen war einer der letzten deutschen Stummfilme »Common Prayer Book«
und ein großer kommerzieller Erfolg. Und er war die und die »Glaubensarti-
Geburtsstunde des Countdowns: Lang wollte den Start kel« in der anglikan.
seiner Rakete filmen und brauchte dafür präzise Kirche ein.
Anweisungen. »Wenn ich eins, zwei, drei, vier, zehn, Crashtest [ˈkræʃ-], Crashtest CRAC

50, 100 und so weiter zähle, dann wissen die Zuschauer Untersuchung des
nicht, wann die Rakete denn nun abhebt. Aber wenn Verhaltens von Kfz und
ich rückwärts zähle – zehn, neun, acht, sieben, sechs, Insassen (Testpuppen)
fünf, vier, drei, zwei, eins, NULL! –, dann verstehen bei Unfällen; als
sie«, erzählte er später von der Countdown-Erfindung. simulierter Frontalunfall
Die Idee war so gut, dass sie bei echten Raketenstarts mit 60 km/h; seit 1998
übernommen wurde. Seiten-C. für alle neuen
Automodelle auf dem
europ. Markt.
County [ˈkaʊntɪ] die, Grafschaft; Verw.- und Gerichts- Crssus, Marcus Licinius,
bez. in Großbritannien und den USA. gen. Dives (»der Reiche«),
Couperin [kuˈpr], François, frz. Komponist, * 1668, röm. Staatsmann, * um
† 1733; Hoforganist Ludwigs XIV., schuf v. a. 115, † 53 v. Chr.; schlug 71
Cembalowerke, beeinflusste J. S. Bach, G. F. Händel u. a. den Aufstand des
Courbet [kurˈbɛ], Gustave, frz. Maler, * 1819, † 1877; Spartacus nieder, schloss 60/59 mit Caesar und
Bahnbrecher des Realismus. Pompeius das 1. Triumvirat; 53 von den Parthern
Courtage [kʊrˈtaːʒə] die, Kurtage, an den Makler zu geschlagen und getötet.
zahlende Vermittlungsgebühr. Crdo [lat. »ich glaube«] das, Glaubensbekenntnis, v. a.
Courths-Mhler [ˈkʊrts-], Hedwig, dt. Schriftstellerin, als Teil der kath. Messe.
* 1867, † 1950; schrieb mehr als 200 erfolgreiche, Creek [kriːk], Pl., Bund von Indianerstämmen in Georgia
klischeehafte Unterhaltungsromane. und Alabama, USA.
Cousteau [kuˈsto], Jacques Yves, frz. Marineoffizier und Cremna, Stadt in N-Italien (Lombardei), am Po,
Meeresforscher, * 1910, † 1997; konstruierte ein 73 400 Ew.; kath. Bischofssitz; Dom mit 111 m hohem
Presslufttauchgerät, Tauchfahrzeuge und Unter- Glockenturm; Landmaschinen- und Seidenind.
wasserlaboratorien. Berühmt sind die Cremoneser Geigen (von Amati,
Coventry [ˈkɔvəntrɪ], Stadt im mittleren England, Guarneri, Stradivari u. a.).
südöstl. von Birmingham, 299 300 Ew.; Univ.; Crêpes [krɛːp] Pl., gerollte oder gefaltete sehr dünne
Kraftfahrzeug-, Flugzeug-, Textil-, chem. Ind.; durch Eierkuchen mit Füllung (Konfitüre, Obst).
dt. Luftangriffe (1940) stark zerstört, moderne crescendo [kreʃˈʃendo], Abk. cresc.,  allmählich und
Kathedrale (1962) neben der got. Ruine. gleichmäßig lauter werdend; Zeichen: .
COT
Crtzfeldt-Jkob-Krankheit [nach den dt.
Neurologen H. G. Creutzfeldt und A. Jakob], durch
S-Frankreich; Fundort menschl. Schädelreste aus der
jüngeren Altsteinzeit (C.-M.-Typus).
CUN
→ Prionen verursachte tödl. degenerative Erkrankung Cromwell [ˈkrɔmwəl], Oliver, engl. Staatsmann, * 1599,
des Zentralnervensystems; seit 1994 meldepflichtig. † 1658; Anhänger der strengen Puritaner, entschied
Wichtige Symptome sind fortschreitende Demenz und als Heerführer 1644/45 den Bürgerkrieg der
Hirnfunktionsstörungen. Die jährl. Neuerkrankungs- Parlamentspartei gegen den Stuartkönig Karl I.,
schaltete 1648 die Presbyterianer im Parlament aus;
ließ 1649 den König hinrichten; wurde dann
Mit seiner 1953
»Lordprotektor«. Durch siegreiche Kriege gegen die
Niederlande und Spanien förderte er die See- und gegründeten
Handelsmacht Englands. Tanz-Compagnie
Crookes [krʊks], Sir William, brit. Physiker, * 1832, setzte der US-
† 1919; erfand die Crookes'sche Röhre, eine amerikanische
Entladungsröhre zur Erzeugung und zum Nachweis Tänzer und Cho-
von Kathodenstrahlen. reograph Merce
Crosby [ˈkrɔzbɪ], Bing, amerikan. Sänger und Cunningham
Schauspieler, * 1903, † 1977; bes. erfolgreich mit dem (vorne) neue
Gesangstitel »White Christmas«. ästhetische
Crossing-over [-ˈəʊvə] das, Neukombination von
Maßstäbe: Er
Genen durch Stückaustausch zw. homologen
löste die sym-
Chromosomen.
Crger, Johann, dt. ev. Kirchenliederkomponist, * 1598, metrischen
† 1663; »Nun danket alle Gott«. Formationen
Cruise [kru:z], Tom, amerikan. Filmschauspieler, * 1962; des klassischen
internat. Erfolge u. a. »Rain Man« (1988), »Mission: Balletts auf und
Impossible I, II, III« (1996, 2000, 2006), »Eyes Wide entwickelte
Shut« (1999), »Operation Walküre« (2008). experimentelle
Cruise-Missile [kruːzˈmɪsɪl] das, Marschflugkörper, Modern-Dance-
von Flugzeugen oder U-Booten gestarteter militär. Elemente.
Lenkflugkörper mit bis zu mehreren Tausend 2005 erhielt
Kilometern Reichweite und großer Treffgenauigkeit. Cunningham die
Crutzen [ˈkrytsə], Paul, niederländ. Meteorologe,
renommierte
Crutzen CRUC

* 1933; seit 1980 Direktor des Max-Planck-Instituts


Auszeichnung
für Chemie in Mainz. C. erhielt 1995 für seine
Forschungen zur Chemie der Ozonschicht mit Praemium
M. J. Molina und F. S. Rowland den Nobelpreis für Imperiale, den
Chemie. »Nobelpreis
Csardas [ˈtʃardas] der, ungarisch Csárdás [ˈtʃaːrdaːʃ], der Künste«.
ungar. Nationaltanz mit ruhiger Einleitung (Lassu)
und schnellem Hauptteil (Friss oder Friska) in
geradem Takt; wird zu Zigeunermusik getanzt.
CSU, Abk. für → Christlich Soziale Union in Bayern.
CT, Abk. für → Computer tomographie.
c. t., Abk. für cum tempore, lat. »mit Zeit«, d. h. 15 min
nach der angegebenen Zeit (»akadem. Viertel«).
Cullinan [ˈkʌlɪnən], Bergwerksort in Transvaal, Rep.
Südafrika, Fundort (1905) des C.-Diamanten (3106
Karat), im brit. Kronschatz.
rate wird mit einem Fall je 1 Mio. Ew. angegeben. Bei Cmae, älteste griech. Siedlung in Italien (Kampanien),
der neuen Variante der C.-J.-K. ist u. a. das Erkran- um 750 v. Chr., 334 v. Chr. römisch.
kungsalter viel niedriger; ausgelöst werden kann sie Cumberland [ˈkʌmbələnd], ehem. Cty. in NW-England,
durch den Verzehr BSE-verseuchter Rinderprodukte. z. T. gebirgig und seenreich; Milch- und Schafwirt-
Crck, Francis Harry Compton, brit. Biochemiker, * 1916; schaft; Hptst. Carlisle.
† 2004; entwickelte mit J. D. Watson das räuml. Modell cum lde [lat. »mit Lob«], gut; drittbeste Note bei der
der DNA. Zus. mit Watson und M. H. F. Wilkins Promotion.
Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1962. Cneo, Prov.-Hptst. der Region Piemont, Oberitalien,
Cricket [ˈkrɪkɪt] das, → Kricket. 55 400 Ew.; Verkehrsknotenpunkt, Baustoff-,
Cristbal, Hafenstadt in Panama am atlant. Eingang Textilind., Seidenraupenzucht.
des Panamakanals, mit Colón zusammengewachsen; Cunnilngus der, Stimulation der äußeren weibl.
Containerhafen. Geschlechtsorgane mit Mund und Zunge.
Croce [ˈkroːtʃe], Benedetto, ital. Philosoph, Historiker,
Politiker, * 1866, † 1952; schuf bes. in Auseinanderset- Cunningham [ˈkʌnɪŋəm], Merce, amerikan.
Cunningham CUNC

zung mit dem Werk Hegels einen dialekt. Idealismus. Tänzer und Choreograph, * 1919, † 2009; tanzte 165
Cro-Magnon [kromaˈɲ], Höhle im Vézèretal, in 1940–45 als Solist und gründete 1953 ein Ensemble,

Cunningham C
C Cuno
166

cw -Wert: Profis
wie der Australier
Ian Thorpe (auf
dem Bild im
Windkanalzen-
trum in Ingol-
stadt) testeten
regelmäßig das
Strömungsver-
halten ihrer An-
züge. Doch deren
ständige Weiter-
entwicklung hat
auch Nach-
teile: Von den
13 Schwimm-
Weltrekorden,
die Thorpe bis
2006 aufstellte,
hat heute keiner
mehr Bestand. In
den Jahren 2008
und 2009 wurden
sowohl bei den
Männern wie
bei den Frauen
Weltrekorde auf
fast allen Stre-
cken aufgestellt.

in dem er die tänzer. Avantgarde versammelte. Mit Crium das, Symbol Cm, künstliches radioaktives
seinen rd. 200 Choreographien wurde er zu einem Element, ein Transuran, OZ 96.
der einflussreichsten Vertreter des modernen Curling [ˈkəːlɪŋ] das, eine Eissportart, ähnlich dem
Tanztheaters. → Eisstockschießen, gespielt mit einem abgeflachten
Cno, Wilhelm, dt. Reeder und Politiker, * 1876, † 1933;
Cuno CUNC Granitstein (mit Metallgriff).
1922/23 Reichskanzler, Politik des »passiven Currencytheorie [ˈkʌrənsɪ; engl. »Währung«]
Widerstands« gegen die frz. Besetzung des Geldtheorie, nach der nur Banknoten und Münzen
Ruhrgebiets. Geldfunktion ausüben und somit das Preisniveau
Cupdo, Liebesgott, → Eros. beeinflussen.
Curaçao [kyraˈsaːo] der, Likör aus den Schalen unreifer Curry [ˈkʌrɪ, ˈkœri] das, 1) scharfes ind. Misch-
Pomeranzen (von der Insel Curaçao). gewürz. – 2) Gericht ind. Herkunft: Fisch, Fleisch oder
Curaçao [kyraˈsɔ], Insel der Niederländ. Antillen, vor
Curaçao CURC Gemüse mit Reis und Curry.
der N-Küste Venezuelas, 444 km 2, 133 600 Ew.; Crtius, 1) Ernst, dt. Historiker und Archäologe, * 1814,
Hptst. Willemstad. Raffination von Erdöl aus † 1896; Ausgrabungen in Olympia. – 2) Ernst Robert,
Venezuela. dt. Romanist, * 1886, † 1956; Deuter und Vermittler
Curie [kyˈri] das, Zeichen Ci, früher Einheit der roman., bes. frz. Literatur. – 3) Theodor, dt. Chemiker,
Radioaktivität. Die SI-Einheit der Aktivität wird * 1857, † 1928; entdeckte den Abbau von Carbonsäure-
→ Becquerel genannt. aziden zu primären Aminen (C.-Abbau).
Curie [kyˈri], Marie, geb. Skłodowska, frz. Chemikerin
Curie CURC Curzon [ˈkəːzn], George, seit 1921 Lord C. of
Curzon CURC

poln. Herkunft, * 1867, † 1934; entdeckte mit ihrem Kedleston, brit. konservativer Politiker, * 1859,
Mann Pierre C. (* 1859, † 1906) die radioaktiven † 1925; 1888 bis 1905 Vizekönig von Indien, 1919–24
Elemente Polonium und Radium. Beide Nobelpreis Außenmin. Er schlug 1919 die C.-Linie als Ostgrenze
für Physik (mit A. H. Becquerel) 1903, Marie C. erhielt Polens vor (Grodno–Brest); sie lag der dt.-sowjet.
zudem den Nobelpreis für Chemie 1911. Demarkationslinie 1939 und der Grenzregelung 1945
Curitba, Hptst. des Staates Paraná, Brasilien,
Curitiba CURC zugrunde.
1,67 Mio. Ew.; 2 Univ., Erzbischofssitz; bedeutender Cushing-Syndrom [ˈkʊʃɪŋ-], hormonell bedingte
Ind.-Standort; . Stoffwechselstörung mit erhöhter Konzentration von
CUN
Cortisol im Plasma; Krank-
heitszeichen sind Fettsucht,
Oberfläche besteht aus kleinen Rippen, die den
Reibungswiderstand verringern. Ausgehend von
CZO
Bluthochdruck, erhöhte diesen Vorbildern entwickelte die Sportindustrie
Erythro-, Leuko-, Thrombozy- neuartige Schwimmanzüge, die zu einer Flut von
tenzahlen. Weltrekorden führt. Seit Anfang 2010 sind diese
Cutcula die, → Kutikula. Hightechanzüge bei Wettkämpfen allerdings
Custer [ˈkʌstə] George verboten.
Armstrong, amerikan. Offizier,
* 1839, † 1876; erlitt als
Kommandeur des 7. Kavallerie- Cyanidn das, blauer, bei Pflanzen bes. in Blüten
regiments am 25. 6. 1876 eine vorkommender Farbstoff.
vernichtende Niederlage am Cyankli, das → Kaliumcyanid.
Little Bighorn River (Mont.) Cynobakterien, früher Blaualgen, einzellige oder zu
gegen eine indian. Streitmacht. Kolonien bzw. Zellfäden verbundene → Prokaryoten.
Cutaway [ˈkʌtəweɪ] der, Gesell- C. betreiben Fotosynthese und besiedeln häufig als
schaftsanzug; Herrenrock mit gallertige Masse feuchte Steine.
schräg geschnittenen Stößen.
Cutter [ˈkʌtə] der, Schnittmeis- Cyberspace [ˈsaɪbəspeɪs] der, Bez. für eine von
ter, der Film- oder Tonauf- Computern generierte, vernetzte Welt; auch als
nahmen zusammenschneidet Oberbegriff für weltumspannende Kommunikations-
und montiert. netze (z. B. das Internet) und → virtuelle Realität
Cuvée [kyˈve] die oder das, verwendet.
Mischung versch. Weine u. a.
für einheitl. Schaumwein. Nur eine Erfindung der Literaten?
Cuvier [kyˈvje], Georges Baron v., Der erste Mensch im Cyberspace war ein ausgewiese-
frz. Naturforscher, * 1769, ner Fantast: Stanislaw Lem, polnischer Science-
† 1832; machte die vergleichen- Fiction-Autor, beschrieb bereits 1964 in seinem Buch
de Anatomie zur Grundlage der »Summa technologiae« eine virtuelle Welt. Aber auch
Zoologie; Begründer der in seinem eigenen Leben baute Lem an einer nicht-
Paläontologie; suchte die wirklichen Welt, indem er Rezensionen oder Vorworte
Artenbildung durch eine für fiktive Bücher schrieb. Immer wieder erzeugte er
Katastrophentheorie zu damit eine ganz eigene, von der erfahrbaren Realität
erklären. unabhängige Welt im Kopf seiner Leser. Die konkrete
Cuvilliés [kyviˈje], François de, Bezeichnung »Cyberspace« stammt übrigens auch von
fläm.-dt. Baumeister und einem Literaten: William Gibson benutzte sie 1984 in
Dekorateur, * 1695, † 1768; seinem Buch »Neuromancer« – ebenso wie den Begriff
Amalienburg in Nymphenburg; »Matrix«.
Altes Residenztheater München.
Cuxhven, Krst. in Ndsachs., am linken Ufer der
Elbmündung, 52 900 Ew.; Überseehafen und Cmbal das, im Altertum Schlaginstrument aus kleinen
Fischereihafen; Seefahrtschule; fischverarbeitende Metallbecken.
Ind., Werften. Cyprinus, Thascius Caecilius, Bischof von karthago
Czco [ˈkus-], Csco, Hptst. des Dep. C., Peru, 3380 m und Kirchenschriftsteller, * um 200, † 258; Heiliger
ü. M., 291 000 Ew.; Univ.; Hptst. der Inka mit bed. (Tag: 16. 9.).
Resten von Tempelbauten, die Altstadt gehört zum Cyrano de Bergerac [siraˈno də bɛrʒəˈrak], Savinien,
Weltkulturerbe; oberhalb von C. die Inkafestung frz. Schriftsteller, * 1619, † 1655; ein Vorläufer der
Sacsayhuamán. Aufklärung, schrieb zwei fantast. Romane von Reisen
CVJM, Abk. für → Christlicher Verein Junger Menschen. zu den Sonnen- und Mondbewohnern; Drama von
CVP, Abk. für → Christlichdemokratische Volkspartei
CVP CVPC E. Rostand.
der Schweiz. Cyrenka die, arab. Brka, geschichtl. Landschaft
(größtenteils Wüste) in Libyen.
cw-Wert, Widerstandsbeiwert, Formelzeichen
cw-Wert CWWC Czrnowitz [tʃ-], → Tschernowzy.
c w, eine dimensionslose Kennzahl, die die aerody- Czerny [ˈtʃɛrni], Carl, österr. Pianist und Komponist,
nam. Güte eines Körpers hinsichtlich seines * 1791, † 1857; Schüler Beethovens, Lehrer Liszts,
Luftwiderstandes kennzeichnet; Körper (z. B. Kfz) klavierpädagog. Werke.
mit geringem c w-Wert sind »windschlüpfiger«. Częstochowa [tʃstɔˈxɔva], dt. Tschnstochau, Stadt in
der poln. Wwschaft Schlesien, an der Warthe,
Weltrekordflut dank Haihaut 241 000 Ew.; kath. Bischofssitz, TU; Leicht-, Metallind.;
Dank ihrer stromlinienförmigen Figur erreichen Verkehrsknotenpunkt; Wallfahrtsort mit Marienbild
Pinguine beim Schwimmen einen c w-Wert von 0,03 »Schwarze Madonna von T.« (14. Jh.; Nationalheilig-
und lassen damit die c w-Werte von Autos schlecht tum Polens).
aussehen: Ein Porsche 911 kommt nur auf einen Czochrlski-Verfahren [tʃɔ-], wichtiges Kristall-
Wert von 0,3. Auch die Haut von Haien hilft züchtungsverfahren für hochreine Silizium-Einkris- 167
energiesparend zu schwimmen, denn ihre talle für die Halbleiterindustrie.

Czochralski-Verfahren C
Daguerreotypie D

Salvador Dalí
d
Dchau, Krst. in Oberbayern, nordwestl. von München, des Kaukasus, am Kasp. Meer, 50 300 km 2, 2,6 Mio.
39 500 Ew.; Moorbad; Maschinenbau, Papier- und Ew. (Awaren, Darginer, Kumyken, Lesginen, Russen,
elektrotechn. Ind. Nahebei das Dachauer Moos. Bei D. Lagen, Tschetschenen u. a.); Hptst. Machatschkala.
ehem., im März 1933 von der SS errichtetes KZ (heute Gemüse, Getreide, Reis, Wein; Schafzucht und
Gedenkstätte). In dem Lager wurden – soweit Ziegenhaltung. Bodenschätze: Erdöl, Erdgas u. a.
registriert – zw. 30 000 und 50 000 Menschen
umgebracht. Zeitweise waren ihm über 100 Daguerreotyp [dagɛro-], ein 1837 von
Außenstellen angeschlossen. dem französischen Maler Louis Daguerre (* 1787,
Dachs, Gattung der Marder in Europa und N-Asien, † 1851) entwickeltes fotografisches Verfahren. Dass
ernährt sich von Wurzeln, Beeren, Insekten, die Daguerreotypie im 19. Jahrhundert wahre
Würmern. Der Europäische D. hat einen plumpen, Begeisterungsstürme hervorrief, ist aus heutiger
0,7 m langen Körper mit weiß-schwarz-grau-gelb Sicht schwer zu verstehen. Die versilberten
gefärbtem Fell; er lebt in selbst gegrabenen Höhlen Kupferplatten wurden mit giftigen Dämpfen
mit mehreren Ausgängen an lichten Waldrändern bearbeitet, ihre Belichtung dauerte lange, die
und Feldgehölzen; hält Winterschlaf. Aus dem Aufnahmen waren seitenverkehrt, konnten nicht
Der Boulevard
D.-Haar werden Pinsel gefertigt. vervielfältigt werden und waren für immer an die
Saint Martin in Dchstein, Gruppe der Salzburger Kalkalpen, schweren Platten gebunden. Doch es war die erste
Paris im Jahr Österreich, bis zu 2995 m hoch; mehrere Höhlen. fotografische Technik überhaupt, die praktisch
1839 – seiten- Dackel, Dachshund, Teckel, sehr kurzbeinige angewandt werden konnte, und sie hatte einen
verkehrt. Hunderasse, bis 27 cm
Ursprünglich Schulterhöhe, mit
wollte Louis Hängeohren, glattem
Daguerre das kurzem oder rauhaarigem,
Geheimnis auch langhaarigem Fell.
seiner Jagdhund, bes. auf Fuchs
Daguerreotypie und Dachs.
Dadasmus [nach dem
für 200 000
kindl. Stammellaut
Francs an einen
»dada«] der, revolutionäre
Interessenten literar.-künstler.
verkaufen, nur: Bewegung, 1916 in Zürich
Er fand keinen. entstanden, wollte die
Erst mit Hilfe bürgerliche Kultur
von François lächerlich machen (H. Arp,
Arago, ständiger H. Ball, R. Hülsenbeck,
Sekretär der T. Tzara). Der D. dauerte
Akademie der bis etwa 1922 und bildete
Wissenschaften, für viele Künstler eine
Durchgangsphase zur
konnte das
→ Neuen Sachlichkeit und
französische
zum → Surrealismus; er
Parlament für wirkte wegbereitend für
den Erwerb der die → Pop-Art.
Technik Dagestn, Republk D.,
gewonnen Teilrep. der Russ.
werden. Föderation, am NO-Hang
DAC
großen Vorteil: Sie war kostenlos. 1839 verkaufte
Daguerre seine Erfindung an den französischen
Lama das religiöse Oberhaupt des tibetischen
Buddhismus mit Residenz in Lhasa (Potala-Kloster).
DAL
Staat, der sie »als Geschenk an die Menschheit« der Der 14. D.-L. (Geburtsname: Tenzin Gyatso, * 1935)
Öffentlichkeit zur Verfügung stellte. Als Gegenleis- residiert seit der chin. Besetzung Tibets 1959 in
tung erhielt Daguerre eine lebenslange Rente und Dharamsala (NW-Indien); 1989 erhielt er den
sicherte sich einen bedeutenden Platz in der Friedensnobelpreis.
Geschichte der Fotografie.
Dhl, Johan Christian, norweg. Maler, * 1788, † 1857; Antrag auf Reinkarnation
von C. D. Friedrich beeinflusst; Erneuerer der Der Dalai Lama wird irgendwo auf der Welt in einem
norweg. Malerei. Kind wiedergeboren – in einem einzigen wohlgemerkt.
Dhli|e die, Korbblütlergattung Mittelamerikas, auch In Zukunft könnte dies etwas schwieriger werden,
als Georgine bekannt; Wurzelknollen und große denn China erließ 2007 ein Gesetz, das für die nächste
Blütenkörbe mit Röhren- oder Zungenblüten. Reinkarnation des Dalai Lama eine behördliche
Dhlmann, Friedrich Christoph, dt. Historiker, Genehmigung verlangt. Die Wiedergeburt wird nur
Politiker, * 1785, † 1860; gehörte zu den Göttinger anerkannt, wenn die Suche nach dem Kind und das
Sieben, war 1848 ein Führer der kleindt. Partei in der Suchergebnis vorher staatlich genehmigt waren, wenn
Frankfurter Nationalversammlung. keine Einmischungen durch Personen oder Organisa-
Dahomey [daɔˈmɛ], bis 1975 Name von → Benin. tionen von außerhalb Chinas vorlagen und wenn alle
Dhrendorf, Sir (seit 1982), Lord (seit 1993) Ralf, genutzten Prozeduren von den Behörden autorisiert
dt.-brit. Soziologe und Politiker, * 1929, † 2009; waren. Nach dem Ableben des 14. Dalai Lama könnte
1974–84 Leiter der London School of Economics, es also zwei Nachfolger geben: einer nach dem Willen
1987–97 Rektor am Saint Anthony's College in der im Exil lebenden Mönche und einer im von China
Oxford, ab 2005 Forschungsprofessur am Wiss.-Zen- kontrollierten Tibet.
trum Berlin; zahlr. Arbeiten zu sozialwiss. Fragen
(z. B. Zukunft der Arbeitsgesellschaft, neue soziale
Konflikte); bed. Vertreter der liberalen Gesell-
schafts- und Staatsidee. Dal, Salvador, span. Maler und Grafiker, * 1904,
Ddalos, Ddalus, kunstreicher Erfinder, Hand- † 1989; Dalís Motive sind Ausdruck surrealist.
werker und Baumeister der griech. Sage; erbaute auf Irrationalität und bewegen sich in einer Traum- und
Kreta das Labyrinth, flog mit seinem Sohn Ikaros Assoziationswelt, wobei er religiöse und sexuelle
auf selbst gefertigten Flügeln übers Meer. Themen bevorzugte. Objekte und Entwürfe für
Dáil Eireann [daːl ˈeːrən, engl. dɔɪl ˈɛərən] der, das Schmuck sowie Filme (Anteil an Buñuels »Der
Abgeordnetenhaus der Rep. Irland. andalusische Hund«, 1928, und »L'âge d'or«, 1930)
Dmler, Gottlieb, dt. Ingenieur, * 1834, † 1900; und Aktionen zeigen den breiten Fächer seiner
entwickelte 1883–85 mit W. Maybach den ersten Aktivitäten.

ren w ill,
schnell laufenden Fahrzeugmotor; einer der
Schöpfer des Kraftwagens, gründete 1890 die Wer in teress ie
ren.
m us s provoz ie
D.-Motoren-Gesellschaft, die 1926 mit
den Benz-Werken (→ Benz) zur dor Da lí
Sa lva
D.-Benz AG verschmolz. 1998
fusionierte der Konzern mit der
amerikan. Chrysler Corporation zur
DaimlerChrysler AG (weitgehende Dalian, früher Lüta, Zusammenschluss der chin. Städte
Trennung 2007, seitdem Daimler AG). Port Arthur und Talien, 2,33 Mio. Ew.; TU, Kriegs-
Dakr, Hptst. der Rep. Senegal, 2,41 und Handelshafen, Schiffbau, Erdölraffinerie.
Mio. Ew.; Univ.; wichtiger  und Dallas [ˈdæləs], Stadt in Texas, USA, 1,21 Mio. Ew.; 2
Handelsplatz. Univ., Sitz von Erdölgesellschaften; Erdöl-, elektron.,
Dakta, Indianerstamm der Sioux. Textilind., Raketen- und Flugzeugbau; 3 .
Dktylus der, antiker Versfuß aus einer Dalmti|en, schmale Küstenlandschaft an der
Dalmati|en DALD

langen (betonten) Silbe und 2 kurzen Ostseite der Adria, gehört größtenteils zu Kroatien,
(unbetonten) Silben ( wie in gebirgig, meist wasserarm, mit vielen Inseln. Klima:
»königlich«). Daktyl. Versformen mittelmeerisch, sehr milde Winter. An der Küste und
sind der Hexameter und der in den Tälern immergrüne Pflanzen, Gebirge meist
Pentameter. kahl (Karst). Haupthäfen sind Šibenik, Split und
Daladier [dalaˈdje], Édouard, frz. Dubrovnik. Die Bewohner leben von Schifffahrt,
Politiker, * 1884, † 1970; mehrmals Seefischerei, Fremdenverkehr, Abbau hochwertiger
Min. und Min.-Präs., 1938–40 zuletzt; Bauxitlager, Ind. – D. kam im MA unter die
Mitunterzeichner des Münchener Herrschaft Venedigs; Teile fielen im 16. Jh. an das
Abkommens. Osmanische Reich; 1797–1918 war es österreichisch.
Dalmatner der, kurzhaariger Haushund, weiß mit
Dlai-Lma [zu mongol. dalai dunklen Flecken; Schulterhöhe 50 bis 60 cm.
»Ozean« (des gelehrten Wissens) und Dalton [ˈdɔːltən], John, brit. Naturforscher, * 1766,
tibet. bla-ma »der Obere«], das † 1844; begründete die → Stöchiometrie und chem. 169
politische und neben dem Pantschen- Atomtheorie; schuf eine chem. Zeichensprache.

Dalton D
D Damaskus
170 Damskus, Hptst. Syriens, am O-Fuß des
Damaskus DAMD Dampf in den → Kondensator oder wird zum Heizen,
Antilibanon; 2,3 Mio. Ew. D. gilt neben Aleppo als Kochen, Trocknen benutzt. Abdampfturbinen
älteste durchgehend besiedelte Stadt der Welt – ein werden Kolbendampfmaschinen nachgeschaltet, z. B.
Schmelztiegel von Völkern und Sprachen, Kulturen bei Schiffsmaschinen. Vorteile gegenüber der
und Religionen. Als Rom gegründet wurde, gab es D. Dampfmaschine: Drehbewegung, höhere Drehzah-
schon seit mehr als 3000 Jahren. Die Stadt ist len, viel größere Grenzleistungen, geringere
bekannt für die Herstellung von Klingen. Die Schärfe Baugröße, besserer Wirkungsgrad.
und besondere Stabilität der Damaszener Klingen Dämpfung,  Schwächung von Schwingungen oder
Dämpfung DäMD

beruht auf Kohlenstoff-Nanostrukturen. Diese Struk- Wellen durch Umwandlung der Schwingungsenergie
turen, die erst seit 1991 der Wiss. bekannt sind, in andere Energieformen, z. B. in Reibungswärme,
entstanden vermutlich durch ein bes. aufwendiges oder durch Abstrahlung, z. B. von einer Antenne.
Schmiedeverfahren. Dan der, Budosport: die zehn Rangstufen der Meister;
Damst [von Damaskus] der, reich und groß durch die versch. Farben der Gürtel (1.–5. D. schwarz,
gemusterter Stoff für Tisch- und Bettwäsche. 6.–8. D. rot-weiß, 9. und 10. D. rosarot) angezeigt.
Damhirsch, Damwild, in Europa verbreiteter Hirsch Dna|er, bei Homer die Griechen. D.-Geschenk,
mit Schaufelgeweih; im Sommer meist weißfleckig. verderbl. Geschenk wie das hölzerne Pferd, das Troja
Dammm, Hafenstadt in Saudi-Arabien, am Pers. Golf, den Untergang brachte.
824 000 Ew.; Univ.; bed. Erdölfeld. Dnemark, Kgr. im Übergangsraum zw. Mittel- und
Dänemark DäND

Dämmstoffe, poröse Stoffe zum Wärme-, Kälte- oder Nordeuropa, 43 094 km 2 (ohne Färöer und Grönland,
Schallschutz; als Dämm- oder Isolierplatten aus die zum Staatsgebiet gehören), 5,47 Mio. Ew. (meist
Papierbahnen oder Wollfilzplatten, auf oder zw. ev. Dänen, in N-Schleswig rd. 35 000 Deutsche); Hptst.
denen Isolierstoffe (Glaswolle, Styropor, Kork u. a.) Kopenhagen. Amtssprache: Dänisch.
befestigt sind; auch aus Leichtbeton oder mit Verfassung von 1953: parlamentar. Monarchie
Bindemittel gebundenem Kork, Stroh, Fasermaterial (erblich im Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-
u. a. hergestellt. Glücksburg). Die Befugnisse des Monarchen sind auf
Dmokles, Höfling Dionysios' d. J. von Syrakus (4. Jh. formell-repräsentative Rechte und Aufgaben
v. Chr.), der ihn, als er das Glück des Tyrannen pries, beschränkt. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim
unter einem scharf geschliffenen Schwert bewirtete, Folketing (Parlament, 179 Abgeordnete). Die
das an einem Pferdehaar hing, D.-Schwert, vollziehende Gewalt übt das dem Folketing
sprichwörtl. für im Glück drohende Gefahr. verantwortl. Kabinett unter Leitung des vom
Dmon der, im Altertum und bei Naturvölkern: Monarchen ernannten Min.-Präs. aus.
übermenschl. Wesen, das teils als gut, teils als böse Landesnatur. D. umfasst Jütland und die vorgelager-
vorgestellt wird. – dämnisch, von Dämonen ten Inseln, darunter: Fünen, Langeland u. a. zw.
herrührend, von ihnen beherrscht. Kleinem und Großem Belt, Seeland, Lolland, Falster
Dampf, Stoff im gasförmigen Zustand, wenn er mit u. a. zw. Großem Belt und Öresund, Bornholm in der
seiner flüssigen oder festen Phase im Wärmegleich- mittleren Ostsee. Jütland, von einem Endmoränen-
gewicht steht, also etwa der über einer Wasserober- zug (bis 173 m hoch) durchzogen, ist im W sandig,
fläche verdunstende und im gleichen Umfang wieder moorig, im O fruchtbar (Lehmboden). Die Tier- und
kondensierende Wasser-D. Pflanzenwelt ist mitteleurop. geprägt.
Dampfkessel, Anlage zur Erzeugung von Dampf, Wirtschaft. D. hat eine hoch entwickelte Landwirt-
dessen Druck höher ist als der Luftdruck. Der Dampf schaft, bes. Viehzucht und Milchwirtschaft,
wird an der höchsten Stelle des D., dem Dampfdom, bedeutende Fischerei; trotz geringer Bodenschätze
entnommen. bedeutende weiterverarbeitende Ind.; Schiffbau,
Dampfmaschine, allg. jede durch Dampf angetriebe- Nahrungs- und Genussmittelind., chem. und
ne Maschine, die die Wärmeenergie des Dampfs in Möbelind.; Ausfuhr: landwirtschaftl. Erzeugnisse,
mechan. Energie umsetzt; i. e. S. die Kolben-D. Der im Maschinen. Einfuhr: Fahrzeuge, elektrotechn.
Dampfkessel erzeugte Dampf schiebt im Dampf- Produkte, Textilien. Haupthandelspartner: Dtl.,
zylinder einen Kolben hin und her, der über Schweden, Norwegen, Finnland, Großbritannien. –
Kolbenstange, Kreuzkopf, Schubstange, Kurbelzap- Brücken und Fähren verbinden die Inseln unter-
fen die Drehbewegung bewirkt. Ein Schwungrad einander und mit dem Festland: über den Großen
dient zur Erzielung eines gleichmäßigen Gangs. Die Belt und über den Öresund, über den Fehmarnbelt
Steuerung des Dampfzutritts geschieht durch beschlossen.
Schieber oder Ventile. Geschichte. Die erste staatl. Zusammenfassung D.
Dampfturbine, Turbine, die die Strömungsenergie gelang im 10. Jh. Knut d. Gr. (1018–35) beherrschte
des Dampfes in mechan. Arbeit umwandelt. Durch Norwegen, England und Schottland. Waldemar IV.
Düsen trifft der Dampfstrahl auf die Schaufeln eines Atterdag (1340–75) hielt die Auflösung des Reichs
Laufrads und setzt dieses mit der Turbinenwelle in auf. Seine Tochter Margarete gründete 1397 die
Drehung. Zur besseren Ausnutzung von Druck und Union aller drei Reiche des Nordens (Kalmarer
Geschwindigkeit lässt man den Dampf durch die Union). Die Union mit Schweden zerbrach 1523.
Schaufeln mehrerer Laufräder strömen (mehrstufige Christian III. führte 1536 die Reformation ein. 1814
D.). Zwischengeschaltete Leiträder nehmen den (Kieler Friede) musste D. den Verlust Norwegens
Dampf aus dem einen Laufrad auf und führen ihn hinnehmen. Nach den deutsch-dän. Kriegen 1848–50
dem folgenden in der Drehrichtung der D. wieder zu. und 1864 verlor D. Schleswig, Holstein und
Nach Verlassen des letzten Laufrads gelangt der Lauenburg an Österreich und Preußen. Eine
DAM
Volksabstimmung brachte 1920 einen Teil
Nordschleswigs an D. 1940–45 war D. von dt.
DAN
Truppen besetzt. 1973 erfolgte der Beitritt zur EG;
1979 wurde Grönland Autonomie zugestanden
(erweitert 2009). Staatsoberhaupt ist seit 1972
Königin Margarete II. 2001–09 war der Liberale A. F.
Rasmussen Min.-Präs., seit 2009 ist es der Liberale L.
L. Rasmussen.
Dni|el, im A. T. einer der vier großen Propheten,
Hauptgestalt des Buches D., soll im 6. Jh. v. Chr. unter Damaskus – ein
Nebukadnezar II. in Babylon gelebt haben.
Ort voller
dnische Kunst. Aus der vorchristl. Zeit (bis etwa
Geschichte, der
dänische Kunst. DäND

1000 n. Chr.) stammen reiche Funde german. Kunst.


Im MA schloss sich die kirchl. Baukunst der dt. an seinen Platz
(Dome in Lund, Ribe, Viborg), in got. Zeit auch der sucht zwischen
frz. (Dom in Roskilde). Seit Ende des 12. Jh. setzte sich Tradition und
der Backsteinbau durch (Kalundborg). In der Moderne. Der
Spätgotik waren Lübecker Bildschnitzer in Damaszener
Dänemark tätig (B. Notke, C. Berg u. a.). Auch später Markt, der
überwog der Anteil ausländ. Künstler. Bedeutende Souk, ist heute
Leistungen im Klassizismus: C. F. Harsdorff, C. F. so wie vor 2000
Hansen in Kopenhagen. Der Bildhauer B. Thorvald- Jahren Zentrum
sen wirkte auf die europ. Kunst. Unter den Malern des Handels und
ragen J. Juel, A. Abildgaard und C. W. Eckersberg
Kontaktbörse
hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangten
zugleich. Auch
Architektur und Kunsthandwerk internat. Rang.
dnische Literatr. Erste Zeugnisse der dän. dänische Literatur. DäND
Internet-Cafés,
Sprache sind das Jüt. Recht (1241) sowie eine die Zentren
Reimchronik (gedruckt 1495). Die nationaldän. moderner
Literatur beginnt im 18. Jh. mit L. Holberg. J. Ewald Kommunikation,
knüpfte an die altnord. Tradition an. 1802/03 werden von
vermittelte H. Steffens Anregungen der Romantik, Frauen wie
die A. Oehlenschlaeger aufgriff. N. F. S. Grundtvig, Männern
H. C. Andersen und S. Kierkegaard wirkten über ihr gleichermaßen
Land hinaus. G. Brandes gab den Anstoß zu neuer besucht. Die
literar. Blüte: J. P. Jacobsen, H. Drachmann, H. Bang,
Frauen jedoch
K. Gjellerup, H. Pontoppidan, M. Andersen-Nexö. Um
bedecken nach
die Jahrhundertwende »lyr. Renaissance« (J. Jørgen-
islamischer
sen) und »Jüt. Bewegung« (J. V. Jensen). Neuere
Erzähler: J. Paludan, Karen (Tania) Blixen, Karin Tradition ihr
Michaelis, W. A. Linnemann, H. C. Branner, Haar mit
V. Sørensen, P. Høeg; Dramatiker: K. Munk, K. Abell, Tüchern. Ob die
C. Soya, E. Jepsen, Line Knutzon; Lyrik, Prosa, Versuche der
Hörspiele: K. Rifbjerg, Inger Christensen. Regierung, das
Dnte Alighieri [-aliˈgɛːri], ital. Dichter, * 1265, † 1321; Rauchen
wurde 1302 aus Florenz verbannt. Seine Dichtungen einzuschränken,
sind ausgezeichnet durch Gedankentiefe, visionäre sich durch-
Kraft, Fülle der Empfindung und Schönheit der setzen werden?
Sprache. »Das neue Leben« (Gedichte, Darstellung
Syrien ist das
seiner Jugendliebe zu Beatrice; 1292–95); »Die
Land der
Göttliche Komödie« (1321).
Danton [dãˈt], Georges Jacques, einer der radikalsten Millionen
Politiker der Frz. Revolution, * 1759, † 1794; eröffnete Raucher und
die jakobin. Schreckensherrschaft; 1794 durch Wasserpfeifen.
Robespierre gestürzt und hingerichtet. Sind diese aus
Dnzig, poln. Gdańsk, Hptst. der poln. Wwschaft
Danzig DAND
dem Stadtbild
Pommern, Hafenstadt an der Ostsee, Teil einer von Damaskus
Agglomeration mit Sopot und Gdynia, 456 000 Ew. wegzudenken?
Die Altstadt mit der got. Marienkirche, dem
Artushof, dem Zeughaus, dem Krantor und vielen
alten Häusern wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört;
der Wiederaufbau wurde nach 1957 stark gefördert.
Univ., TH u. a. Hochschulen, Staatsarchiv, Museum, 171
Theater; bed. Handel, Schiffbau u. a. Ind.; Tourismus;

Danzig D
D Dao
172 internat. . – D., 997 zuerst erwähnt, kam mit Wiederherstellung der türk. Hoheitsrechte
Pommerellen 1309 an den Dt. Orden, 1361 Mitglied der (Meerengenfrage).
Hanse; 1454 geriet es in lose Abhängigkeit von Polen, Daros, lat. Darus, 1) D. I., der Große, Großkönig
blieb aber eine dt. Stadt; 1793 wurde es preußisch. 522–486 v. Chr.; schuf die Einheit des Pers. Reiches;
Napoleon I. machte es 1807–14 zur »freien Stadt« mit unterlag den Griechen bei Marathon 490. – 2) D. III.
frz. Besatzung. 1816–24 und 1878–1919 war D. Hptst. Kodomnnus, Großkönig 336–330 v. Chr.; unterlag
der Prov. Westpreußen. Durch den Versailler Vertrag Alexander d. Gr. bei Issos 333 und Gaugamela 331
wurde es 1920 Freie Stadt D. unter der Verw. eines v. Chr., wurde auf der Flucht ermordet.
Hohen Kommissars des Völkerbunds und 1922 dem Dressalm, größte Stadt Tansanias, Reg.-Sitz, 2,81
poln. Zollgebiet eingegliedert. 1939–45 war D. Hptst. Mio. Ew.; Univ., Nationalmuseum; Ind.- und
des Gaus D.-Westpreußen. 1945 wurde D. polnisch. Handelszentrum; ; internat. .
Dao [chin. »Bahn«, »Weg«] das, Tao, Schlüsselbegriff
Darfr,
Dao DAOD

der chin. Religion. Bei Laozi ist D. eine stille Kraft, Landschaft und Provinz im W-Sudan,
Darfur DARD

der Urgrund des Seins; der Mensch soll dem D. Hauptort: El-Fascher. Bis zu 300 000 Menschen hat
ähnlich werden, nicht handeln. Der religiöse der Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur
von Februar 2003 bis Frühjahr 2010 das Leben
gekostet. Rund 2,7 Millionen Menschen
wurden aus Darfur vertrieben. Der
Ausbruch der Gewalt ist dabei nicht
primär ethnisch, sondern ökonomisch
motiviert. Die sesshaften afrikanischen
Stämme konkurrieren mit den
arabischen Nomaden seit jeher um
Wasser und Land. Dürren und
Hungersnöte verschärften die
Konflikte. Die wirtschaftliche und
politische Ausgrenzung Darfurs durch
die arabische Regierung seit den 1980er
Jahren führte schließlich zur
Formierung von Rebellentruppen.
Aufgrund der systematischen Angriffe
regierungsnaher Truppen auf die
Zivilbevölkerung übertrug der
UN-Sicherheitsrat 2005 den Fall Darfur
dem Internationalen Strafgerichtshof
in Den Haag. Dieser erließ 2009
Haftbefehl gegen den sudanesischen
Präsidenten Omar al-Bashir wegen
Kriegsverbrechen und Verbrechen
gegen die Menschlichkeit, 2010 auch
wegen Volkermords.
Darlington [ˈdɑːlɪŋtən], Ind.-Stadt im
Darlington DARD

nördl. England, 86 800 Ew. Zw. D. und


Stockton-on-Tees verkehrte 1825 die
erste öffentl. Dampfeisenbahn der Welt.
Darm, Teil des Verdauungswegs, gegliedert in Dünn-D.
Daoismus ist eine weit in die vorchristl. Zeit und Dick-D. Die D.-Wand hat eine äußere, glatte
zurückreichende Religionsform mit Göttern und Haut, eine mittlere Muskelschicht und eine innere
Geistern, Exorzismus und Wahrsagerei. Der heutige Schleimhaut, die bes. die Nahrungsstoffe aufnimmt.
Vulgärdaoismus ist ein synkretist. Volksglaube, in Die Schleimhaut des Dünn-D. hat viele Querfalten
dem noch einige alte Götter und Heilige fortleben. mit den D.-Zotten und enthält Blut- und Lymph-
Dphne, griech. Sage: Nymphe; von Apoll geliebt und gefäße sowie Drüsen, die den D.-Saft absondern.
verfolgt, wird sie auf ihr Flehen von ihrer Mutter Gäa Drmstadt, Hptst. des Reg.-Bez. D., Hessen, 138 000
(Erde) in einen Lorbeerbaum verwandelt. Ew.; an der Bergstraße; TU, Fachhochschulen;
Dardanllen Pl., im Altertum Hellespnt, Meeres-
Dardanellen DARD Landestheater, Hess. Landesmuseum u. a., Hess.
straße zw. der Halbinsel Gelibolu (Europa) und Staatsarchiv; Schloss. Die Mathildenhöhe war ein
Kleinasien, verbindet das Marmarameer mit dem Zentrum des Jugendstils. Maschinen- und
Ägäischen Meer, 65 km lang, rd. 2 bis 6 km Gerätebau, chem., pharmazeut., Druckind., Verlage.
breit. – Um 1354 wurden die D. türkisch. 1841 D. war 1567–1918 Residenz der Landgrafen von
internat. D.-Vertrag: zivile Schifffahrt wurde erlaubt, Hessen-D. (ab 1806 Großherzöge von Hessen).
die Durchfahrt nicht türk. Kriegsschiffe verboten. Drß, Landschaft an der Boddenküste der Ostsee,
1915 dt.-türk. Abwehr des brit.-frz. Angriffs auf Meckl.-Vorp., mittlerer Teil der Halbinsel → Fisch-
Gelibolu (Gallipoli). 1920 unter Kontrolle einer land-Darß-Zingst; bewaldet; Ostseebad Prerow.
Meerengenkommission, 1923 entmilitarisiert, 1936 Darts [dɑːts] das, Wurfpfeilspiel, bei dem Pfeile mit
DartsDARD
DAO
(meist) Kunststoffbefiederung aus 2,37 m Entfernung
auf eine runde, in 20 keilförmige Segmente unterteilte
Dtenbank, D.-System,  zentral verwaltetes System
zur widerspruchsfreien und permanenten Speiche-
DAV
Sisalscheibe (45,7 cm Durchmesser) geworfen werden. rung von umfangreichen Datenmengen, auf die nach
D. wird auch wettkampfmäßig betrieben. unterschiedl. Anwendungskriterien zugegriffen
Darwin [ˈdɑːwɪn], Hptst. des austral. Nordterritoriums, werden kann. Es besteht aus der Datenbasis, in der
77 900 Ew.; Wirtschaftszentrum, größter Hafen in die Daten abgelegt werden, und dem D.-Management-
N-Australien, internat. . system, einem Softwarepaket, das insbesondere die
Datenbestände und Zugriffsrechte verwaltet.
Darwin [ˈdɑːwɪn], Charles, brit. Naturforscher, Dtenfernübertragung, Abk. DFÜ,  Datenüber-
* 1809, † 1882; 1831 bis 1836 begleitete er eine mittlung zw. räumlich getrennten Computern, z. B.
Expedition nach Südamerika und in den Pazif. über Standleitung oder mit Hilfe genormter
Ozean. Nach Auswertung seiner Reiseergebnisse und Schnittstellen, Modems und Telefonleitungen.
sich anschließenden Forschungen begründete D. die Dtenschutz, Maßnahmen zum Schutz gespeicherter
moderne Evolutionstheorie und stellte die oder übertragener Daten von natürl. Personen gegen
Selektionstheorie auf. Sein Hauptwerk »Die Verfälschung oder unberechtigte Benutzung
Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl« (Bundesdatenschutzges. vom 14. 1. 2003, mit
(1859) stellte einen Wendepunkt in der Geschichte Änderungen).
der Biologie dar. Dtenverarbeitung, Abk. DV, Informationsverarbei-
tung, jeder Prozess, bei dem aus (analogen oder)
Ein delikates Arrangement digitalen Informationen (Eingangsdaten) durch
Als Darwin im Juni 1858 den Brief des Forschungs- automatisierte Verarbeitung andere Informationen
reisenden Alfred Russel Wallace öffnete, war er (Ausgangsdaten) gewonnen werden; i. e. S. die in
geschockt. Diesem war eine Abhandlung des einem Computer aufgrund log. und math. Verknüp-
Absenders über seine Erkenntnisse zu einer fungen ablaufenden Informationsverarbeitungspro-
Evolutionstheorie beigefügt, die in Teilen der Theorie zesse; meist synonym zu elektronischer D., Abk. EDV,
entsprach, an der Darwin seit 20 Jahren intensiv verwendet. (→ Informatik)
gearbeitet, die er aus Angst vor Konsequenzen jedoch Dattelpalme, Phnix, Palmengattung, bis 30 m hohe
nicht veröffentlicht hatte. Darwin reichte dennoch den Fiederpalmen (zweihäusig), in N-Afrika, W- und
Aufsatz mit zwei hastig formulierten eigenen Schriften S-Asien, Spanien, Kalifornien, Mexiko, Australien.
an den befreundeten Geologen Charles Lyell weiter. Aus der zuckerreichen Frucht der Echten D., der
Dieser sorgte zusammen mit dem Biologen Joseph Dattel, stellt man Dattelhonig (Palmzucker), aus dem
Hooker für das, was als »delikates Arrangement« in Sprosssaft Dattelwein her. Die Palmwedel werden zu
die Geschichte der Biologie eingegangen ist: Vor der Flechtwerk verarbeitet.
Linnéschen Gesellschaft wurden zwei ältere Texte von Dtum das, kalendermäßige Bestimmung eines
Darwin sowie die Abhandlung von Wallace verlesen Tages. – D.-Grenze, 1845 vereinbarte Linie vom
und so Darwins Urheberanspruch auf die Evolutions- Nord- zum Südpol, die teilweise mit dem 180.
theorie gewahrt. Doch auch Wallace fand Anerken- Längengrad zusammenfällt. Beim Überschreiten von
nung als Mitentdecker und war, als er davon erfuhr, W nach O wird der Tag zweimal gezählt, umgekehrt
hochzufrieden. Mit Darwin blieb er in Freundschaft ein Tag übersprungen.
bis an dessen Lebensende verbunden. Dbler, Theodor, dt. Schriftsteller, * 1876, † 1934;
expressionist. Dichtungen (»Das Nordlicht«, 1910).
Daudet [doˈdɛ], Alphonse, frz. Dichter, * 1840, † 1897;
Daudet DAUD

Darwinsmus der, die von Darwin aufgestellte Lehre


Darwinismus DARD humorvolle Erzählungen aus Südfrankreich: »Der
der Artbildung (→ Abstammungslehre). Voraussetzung kleine Dingsda« (Autobiografie, 1868), »Briefe aus
dafür ist die Variabilität der Merkmale und die meiner Mühle« (1869), »Tartarin von Tarascon« (1872).
Überproduktion an Nachkommen. Diese konkurrieren Daumier [doˈmje], Honoré, frz. Karikaturist, Maler,
um die begrenzten Ressourcen ihres Lebensraums. Die * 1808, † 1879; politisch und sozial geprägte Themen.
besser an die herrschenden Bedingungen Angepassten Dauphin [doˈf] der, urspr. Titel der Herrscher der frz.
leben länger und haben mehr Nachkommen (natürl. Landschaft Dauphiné östl. der Rhône, 1349–1830 Titel
Auslese oder Selektion), so dass sich ihre Gene des frz. Kronprinzen.
allmählich in der Population durchsetzen und die Dvid, israelit. König (etwa 1004/03 bis 965/64 v. Chr.);
weniger gut angepassten Varianten verdrängen Sohn des Isai aus Bethlehem, kämpfte als Hirten-
(Selektionstheorie). Die natürliche Auslese führt zum knabe mit Goliath, wurde Zitherspieler König Sauls
Wandel der Arten. Der D. wurde durch die Vererbungs- und schließlich sein Nachfolger, erhob Jerusalem zur
forschung, z. B. durch die Entdeckung sprunghaft Hptst.; gilt als Verfasser vieler Psalmen.
auftretender erbl. Änderungen (Mutationen), gestützt Dvidstern, Dvidschild, Hexagrmm, Sechsstern, der
und erweitert. – Die Übertragung falsch verstandener bes. als Sinnbild des Judentums gilt; seit 1948 in der
darwinist. Vorstellungen als Kampf um das Dasein israel. Flagge.
und Überleben des Stärksten auf die gesellschaftl. Davis [ˈdeɪvɪs], 1) Bette, amerikan. Filmschauspielerin,
Entwicklung (Sozial-D.) wurde zur Grundlage rassist. * 1908, † 1989; Charakterdarstellerin; »Alles über
Ideologien. Eva« (1950). – 2) Sir (1980) Colin, brit. Dirigent, * 1927;
Dasselfliegen, Biesfliegen, große behaarte Fliegen; 1983 bis 1992 Chefdirigent des Sinfonieorchesters des
Larven sind Schmarotzer in Körperhöhlen und Bayer. Rundfunks, 1995–2006 des London Symphony 173
Unterhaut bei Rindern, Pferden, Schafen. Orchestra. – 3) Jefferson, amerikan. Staatsmann,

Davis D
D Daviscup
174 * 1808, † 1889; Führer der Sezessionsbewegung, Präs. länd.-amerikan. Physiker und Physikochemiker,
der Konföderierten Staaten. – 4) Miles, amerikan. * 1884, † 1966; bed. Arbeiten über Physik der Kristalle
Jazzmusiker (Trompete), * 1926, † 1991; neben und über Molekülstruktur; Nobelpreis für Chemie 1936.
D. Gillespie stilbildend für den Modern Dcius, Gaius, röm. Kaiser (249–251), ordnete 249 die
Jazz. – 5) Sammy, junior, amerikan. Tänzer, Sänger erste allg. Christenverfolgung an.
und Schauspieler, * 1925, † 1990.
Daviscup [ˈdəɪvɪs-], Davispokal,  im Tennis seit 1900 Deckname, Pseudonm, ein bes. von
jährlich nach dem Pokalsystem durchgeführter Schriftstellern und Künstlern angenommener Name
internat. Mannschaftswettbewerb für National- (Künstlername). Gründe für die Wahl eines
mannschaften der Männer, das Gegenstück zum Decknamens können u. a. Furcht vor Verfolgung
Fedcup. sowie Familien- oder Standesrücksichten sein, v. a.
Davs, Kr. und Gemeinde im Kt. Graubünden,
Schweiz; in einem Hochtal, 11 100 Ew.; Kurorte
D.-Platz (1543 m) und D.-Dorf (1560 m); medizin. und
meteorolog. Forschungsinstitute, Wintersport.
Davy [ˈdeɪvɪ], Sir (1812) Humphry, brit. Physiker und
Chemiker, * 1778, † 1829; Begründer der Elektro-
chemie; isolierte u. a. Natrium und Kalium,
entdeckte den Lichtbogen; erfand die
TRÄGER
Grubenlampe.
Dawesplan [ˈdɔːz-], internat. Vertrag von
BERÜHMTER
1924 über die dt. → Reparationen.
DAX®, Abk. für Deutscher ktienindex,
Durchschnittskurs von 30 (daher auch
PSEUDONYME
MEN
GERLICHEN NA
DAX 30) wichtigen dt. Aktien, die rd. 75 % des
gesamten Grundkapitals inländ. börsenno-
tierter Gesellschaften und rd. 85 % der
UND IHRE BÜR
Börsenumsätze in dt. Beteiligungswerten
repräsentieren; Kursbasis ist 1000, bezogen
auf den Jahresultimo 1987. Der D. wird seit 1997 im
elektron. Handelssystem Xetra® ermittelt und jede
Sekunde aktualisiert. Weitere Aktienindizes der Dt. PARACELSUS
Börse AG sind: MDAX® (die 50 dem D. folgenden Theophrast Bombast von Hohenheim
Werte aus klass. Branchen), TecDAX® (die 30 größten
Technologiewerte), SDAX® (die 50 größten dem
MDAX® folgenden Werte). WOODY ALLEN
Day [deɪ], Doris, amerikan. Filmschauspielerin und Allen Stewart Konigsberg
Sängerin, * 1924; »Bettgeflüster« (1959).
Dayton [ˈdeɪtn], Ind.-Stadt in Ohio, USA, 161 700 Ew.;
Fahrzeug-, Maschinenbau u. a.; Wirkungsstätte von GEORGE SAND
W. und O. Wright (Flugpioniere); Tagungsort der Amandine-Aurore-Lucile Dupin de Francueil
Bosnien-Konferenz im Nov. 1995 (Abkommen von D.).
DDT, Abk. für Dichlor-Diphenyl-Trichloräthan,
Berührungs- und Fraßgift für Insekten, wegen
Nebenwirkungen in Dtl. u. a. Staaten verboten.
Dean [diːn], James, amerikan. Filmschauspieler, * 1931,
† 1955; Jugendidol durch die Filme »Jenseits von
Eden«, »... denn sie wissen nicht, was sie tun«, bei politischen, religiösen, erotischen oder satir.
»Giganten« (alle 1955). Schriften. Auch häufig vorkommende oder als zu
Death Valley [ˈdeθ ˈvælɪ], Tl des Tdes, wüstenhafte auffallend oder zu schwierig empfundene Namen,
Grabensenke (86 m u. M.) in Kalifornien, USA; die Freude an Originalität sowie Lust an der
Temperaturen bis 57 °C. Mystifikation können die Wahl eines Decknamens
Dbrecen [-tsɛn], slowak. Dbreczin, Stadt in begründen.
O-Ungarn, Kultur- und Wirtschaftszentrum, Decder der, Funktionseinheit bzw. Schaltung zur
Heilbad, 205 000 Ew.; 3 Univ.; traditionelle Nahrungs- Entschlüsselung (Decodierung) einer codierten
mittelindustrie. Nachricht.
Debugging [diːˈbʌgɪŋ] das,  Fehlererkennung und De Cster, Charles, belg. Schriftsteller frz. Sprache,
-beseitigung in Computersoftware mit Hilfe von * 1827, † 1879; schrieb den geschichtl. Roman »Tyll
speziellen Dienstprogrammen (Debugger). Ulenspiegel und Lamm Goedzak ...« (1867).
Debussy [dəbyˈsi], Claude, frz. Komponist, * 1862, Ddekind, Richard, dt. Mathematiker, * 1831, † 1916;
† 1918; Schöpfer des musikal. Impressionismus. Oper: einer der Begründer der modernen Algebra.
»Pelléas et Mélisande« (1902); Orchester-, Klavier- Deduktin die, Form der Beweisführung; Ableitung
werke, Lieder. des Besonderen aus dem Allgemeinen; Ggs.:
Debye [dəˈbɛə], Peter Josephus Wilhelmus, nieder- → Induktion.
DAV
Deep Purple [ˈdiːp ˈpəːpl], brit. Rockgruppe (1968–76),
erfolgreich v. a. mit Hardrock; Comeback Mitte der
mit den Impressionisten aus, von denen er sich
jedoch durch die zeichner. Klarheit unterscheidet,
DEL
80er Jahre. mit der er auch flüchtige Bewegungen festhielt; auch
DFA, Abk. für Deutsche Film AG, 1946 als dt.-sowjet. Radierungen und Plastiken.
AG gegr., ab 1952 VEB, 1990 Dt. Filmgesellschaft De Gsperi, Alcide, ital. Politiker, * 1881, † 1954;
mbH; 1992 Übernahme durch frz. Konzern. Mitgründer der Democrazia Cristiana; 1945–53 Min.-
Default [dɪˌ'fɔːlt],  bei Computerprogrammen Präs., gewann die Souveränität Italiens zurück,
voreingestellte und aus der Erfahrung gewonnene schloss 1946 ein Abkommen zur Autonomie
Werte von Parametern, die bei jedem Programm- Südtirols; Vorkämpfer der Einigung W-Europas.
ablauf unverändert genutzt werden, sofern sie nicht Dggendorf, Krst. in Niederbayern, an der Donau,
vom Nutzer bewusst geändert werden. 31 300 Ew.; Metall und Kunststoff verarbeitende u. a.
Ind.; mittelalterl. Straßenmarktanlage, Wallfahrts-
kirche (14. Jh.).
Dehydrrung, Oxidation einer chem. Verbindung
durch Entzug von Wasserstoff.
Deich, Damm zum Schutz gegen Überschwemmung an
Flüssen und Meeren. D.-Verbände, mit Selbstver-
waltungsrecht und hoheitl. Befugnissen ausgestatte-
te Vereinigungen der beteiligten Grundeigentümer,
GEORG BASELITZ sorgen für Anlage und Unterhaltung.
Hans-Georg Kern Dsenhofer, Johann, dt. Biophysiker, * 1943; erhielt
für Forschungen auf dem Gebiet der Fotosynthese
mit R. Huber und H. Michel 1988 den Nobelpreis für
LE CORBUSIER Chemie.
Charles-Édouard Jeanneret-Gris Dster der, Höhenzug südwestl. von Hannover,
Ndsachs., bis 405 m hoch.
Dekabrsten, Teilnehmer der gescheiterten
GEORGE ORWELL Offi ziersverschwörung in Sankt Petersburg (1825);
Eric Arthur Blair forderten eine Verfassung.
Deklinatin die, 1) Abweichung, z. B. der Magnetnadel
von der Nordrichtung. – 2)  Beugung des Haupt-
HIERONYMUS BOSCH worts.
Jeroen Anthoniszoon van Aken Dekolleté [dekɔlˈte] das, Halsausschnitt bei Damen-
kleidung; dekolletrt, ausgeschnitten.
Dekontaminatin die, Entgiftung radioaktiv,
SEBASTIAN HAFFNER biologisch oder chemisch verunreinigter Gebiete
Raimund Pretzel oder Gegenstände.
De Kooning [dəˈkəʊnɪŋ], Willem, amerikan. Maler
niederländ. Herkunft, * 1904, † 1997; Vertreter des
abstrakten Expressionismus.
Dekbitus der, Aufliegen,  Druckschädigung der
Defibrillatin die, Haut (z. B. Wundenbildung) bes. durch lange
Verfahren zur Durchbrechung Bettlägerigkeit; Vorbeugung: Hautpflege durch
lebensbedrohlicher, einen Kreislaufstillstand Abreibung, Lagewechsel, Wasserkissen.
auslösender Herzrhythmusstörungen. Die externe
Defibrillation wird als Notfallmaßnahme (Wiederbe- Delacroix [dəlaˈkrwa], Eugène, frz. Maler, * 1798,
lebung) bei Kammerfl immern von außen mit Hilfe † 1863; Hauptvertreter der romant. Malerei in
eines speziellen Gerätes (Defibrillator) durchgeführt. Frankreich. Seine dramatisch bewegten, in
Hierbei werden zwei vom Defibrillator ausgehende leuchtkräftigen Farben gemalten Bilder stellen
Elektroden auf den Brustkorb des Betroffenen Szenen aus Dichtungen, der Gesch., zu zeitgenöss.
aufgelegt. Durch Gleichstrom (200–360 Joule) werden Themen und auf eigenen Erlebnissen beruhende
alle Herzmuskelzellen synchronisiert und so das Motive zum »orientalischen Genre« dar.
Herz zu regelmäßigem Schlagen veranlasst.
gen des
t den Sc hö pf un
Di e Krit ik fo lg
Definitin die, Bestimmung der wesentl. Merkmale
eines Begriffs. Die Erkenntnistheorie unterscheidet
ha tt en d em Kö rp er.
w ie d er Sc
die das Wesen eines Gegenstands angebende Real-D. G eist es m eist en
Nu tzen, da d ie
Si e ha t wenig
und die Nominal-D. (Worterklärung).
nd.
unzu lä ng lic h si
Deflatin die, 1) anhaltendes Absinken des allg.
Güterpreisniveaus und Erhöhung des Geldwertes; Krit ik er ga nz Eugène Delacroi x
Ggs.: Inflation. – 2)  ausblasende und abtragende
Tätigkeit des Windes, z. B. Dünenbildung in Wüsten.
Defoe [dɪˈfəʊ], Daniel, engl. Schriftsteller, * um 1660,
† 1731; »Robinson Crusoe« (1719/20). Delaunay [dəloˈnɛ], Robert, frz. kubist. Maler, * 1885, 175
Degas [dəˈga], Edgar, frz. Maler, * 1834, † 1917; stellte † 1941; verwendete klare, reine Farben.

Delaunay D
D Delaware
176 Delaware [ˈdeləweə], Abk. Del., zweitkleinster Staat der Forschungsinst.; nach Bombay und Kalkutta
USA, zw. Chesapeake Bay und Delaware Bay, drittgrößtes Ind.-Zentrum mit Textil-, chem.,
6206 km 2, 843 500 Ew.; Hptst. Dover. Geflügelzucht, elektron. und Elektroind., Fahrzeugbau u. a.;
Acker- und Gartenbau; Ind.-Zentrum (v. a. chem. internat.  Palam.
Ind.); größte Stadt ist Wilmington. Delkt das, im Strafrecht eine mit Strafe bedrohte
Delikt DELD

Delawren [nach dem Delaware River], Indianer- schuldhafte Handlung; im bürgerl. Recht eine
stamm Nordamerikas, Algonkin. unerlaubte Handlung, die zu Schadensersatz
Delaware River [ˈdeləweə ˈrɪvə], Fluss in den USA, verpfl ichtet.
451 km lang, mündet an der O-Küste in die Delaware DeLillo [dəˈlɪləʊ], Don, amerikan. Schriftsteller, * 1936;
Bay. liefert in seinen komplex gebauten Romanen und
Dlbrück, Max, amerikan. Biophysiker und Biologe,
Dlbrück DLD Kurzgeschichten ein Panorama des amerikan.
* 1906, † 1981; Arbeiten zur Bakteriengenetik; Gegenwartslebens.
Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1969 mit Delrium das,  rückbildungsfähige, akute, hochgradi-
Salvador Luria (* 1912, † 1991) und Alfred Day ge Bewusstseinstrübung mit Sinnestäuschungen.
Hershey (* 1908, † 1997). D. trmens (Alkoholdelir), bei chron. Alkoholmiss-
Deldda, Grazia, ital. Schriftstellerin, * 1871, † 1936; brauch auftretende Vergiftungserscheinung.
schilderte ihre Heimat Sardinien: »Schilfrohr im Dlmenhorst, kreisfreie Stadt in Ndsachs., westl. von
Wind« (1913) u. a.; Nobelpreis für Literatur 1926. Bremen, 75 900 Ew.; Textil-, chem., Nahrungsmittel-
Delémont [dəleˈm], dt. Dlsberg, Hptst. des Kt. Jura, ind., Maschinenbau.
Schweiz, 11 400 Ew., an der Birs; Biolog. Kontroll- Delon [dəˈl], Alain, frz. Filmschauspieler, * 1935; »Der
institut; Uhren- u. a. Ind.; Viehmärkte. eiskalte Engel« (1967).
Delfne, Familie der Zahnwale in den warmen und Dlos, kleine Granitinsel der griech. Kykladen, in der
gemäßigten Meeren, fischähnl., 2 bis 9 m lange Ägäis. In der Antike Hauptverehrungsstätte von
Säugetiere mit spindelförmigem Körper und Apoll und Artemis. Die Insel mit zahlreichen
kegelförmigen Zähnen; schnelle, lebhafte, sehr Tempelanlagen gehört zum Weltkulturerbe.
intelligente, gesellig lebende Tiere; verständigen sich Dlphi, antike griech. Stadt am S-Abhang des Parnass,
mit akust. Signalen. Arten: Gewöhnl. D., Großer Apollonheiligtum und Sitz des Delphischen Orakels;
Tümmler u. a.; sind durch Treibnetze und Meeresver- Ausgrabungen seit 1873. Die zahlreichen Ruinen
schmutzung gefährdet. gehören zum Weltkulturerbe.
Dlft, Stadt in den Niederlanden, nordöstl. von
Delft DELD Dltaflügel, Flugzeugtragflügel, der in Aufsicht die
Rotterdam, 94 700 Ew.; TU; Kabelwerk u. a. Ind., Form eines Dreiecks (Deltas) aufweist; bietet
Fayencemanufaktur (Delfter Fayence: weiße, blau geringen Luftwiderstand im Überschallbereich und
bemalte glasierte Gefäße); grachtenreiche histor. große Stabilitätsvorteile.
Altstadt. Demarkatin die, regelmäßig durch Vereinbarung er-
Delhi [ˈdeːli], Stadt in N-Indien und Unionsterritorium folgte Festlegung der Grenzen zw. Staaten nach Ge-
(1483 km 2, 13,8 Mio. Ew.), 10,9 Mio. Ew. Der südl. bietsveränderungen oder (bewaff neten) Konfl ikten.
Stadtteil Neu-D. ist Hptst. Indiens (seit 1947, seit 1912 D.-Linie, vorläufige Abgrenzung gegenseitiger Ho-
erbaut). D. hat Reste alter Stadtanlagen, darunter heitsbefugnisse oder Einflusssphären von Hoheits-
»Rote Burg« mit Marmorbauten, Moscheen, die zum gebieten; gilt völkerrechtlich nicht als Staatsgrenze.
Weltkulturerbe zählen. 4 Univ., Hochschulen, Demnz die,  durch Hirnschädigung erworbene

Panorama des Alterns


Demographischer Wandel
in Deutschland 1910–2050
600 000

MÄNNER
300 000

10-Jährige 30-Jährige 50-Jährige 70-Jährige 100-Jährige


DEL
Minderung von Intelligenz und Gedächtnis.
Demntia senlis, altersbedingte D.
heute gebräuchlichste Form). Die Volksvertretung
beschließt die Gesetze und ist in den meisten Staaten
DEN
Demter, griech. Göttin des Wachstums und der an der Bildung der Reg. beteiligt (parlamentar. D.). In
Fruchtbarkeit, Mutter der Persephone, entspricht der vielen Staaten sind auch Volksentscheide vorgesehen.
röm. Ceres. In der Präsidial-D. (z. B. USA) wird das Staatsober-
demi-sec [dəmiˈsɛk], halbtrocken; Schaumwein mit 33 haupt als Reg.-Chef direkt gewählt.
bis 50 g/l Restzuckergehalt. An der polit. Willensbildung in der repräsentativen
Demissin die, Rücktritt, bes. einer Regierung oder D. haben die Parteien Anteil. Voraussetzung freiheitl.
eines Ministers. D. ist, dass die Minderheitsparteien als Opposition
Democraza Cristina, Abk. DC, ital. Partei, im ungehindert zu Wort kommen und dass ein
Zweiten Weltkrieg illegal entstanden, 1945–93 Reg.-Wechsel mit friedl. Mitteln gesichert ist.
führende Partei in Italien, 1994 aufgelöst. Demokrtische Partei, eine der beiden großen polit.
Demodultion, die möglichst originalgetreue Parteien der USA, geht bes. zurück auf die (Demokrat.)
Rückgewinnung der einem Trägersignal senderseitig Republikaner unter der Führung T. Jeffersons, stellte
durch → Modulation aufgeprägten Signale (z. B. u. a. 1913–21, 1933–53, 1961–69, 1977–81, 1993–2001
Sprache, Musik) durch Demodulatoren (z. B. und seit 2009 den Präsidenten (T. W. Wilson, F. D.
Gleichrichter). Roosevelt, H. S. Truman, J. F. Kennedy, L. B. Johnson,
J. E. Carter, W. J. Clinton, B. Obama).
Demographie, Bevölkerungswissenschaft, Demokrt, griech. Philosoph, * um 460 v. Chr., † zw. 380
die Wiss., die sich mit der Größe, Struktur (z. B. und 370; schuf eine Atomtheorie, nach der alle
soziale, ethnische, religiöse Struktur) und Verteilung Eigenschaften der Dinge auf Form, Lage und Größe
der Bev. beschäftigt und Fragen nach den Ursachen von undurchdringl., unsichtbaren und unveränderl.
und Wirkungen von Bevölkerungsveränderungen Atomen zurückgeführt werden, die sich im leeren
(insbes. Geburten, Sterbefällen und Wanderungen) Raum bewegen (→ Atomismus).
widmet. Demontage [-ˈtaːʒə] die, Zerlegung, Abbau, z. B. von
Demokrat [griech. »Volksherrschaft«] die, Lebens- Industrieanlagen; auch bewusste Schädigung [einer
und Staatsform, die von der Gleichheit und Freiheit Persönlichkeit].
aller Bürger ausgeht und daraus die Forderung Demsthenes, griech. Redner und Staatsmann, * 384,
ableitet, dass nach dem Willen des Volkes regiert † 322 v. Chr.; rief mit seinen Reden gegen König
werde; seit der Antike als Alternative zur → Monarchie Philipp II. von Mazedonien zur Verteidigung der
und → Aristokratie begriffen. Die D. im herkömml. Sinn athen. Freiheit auf.
wird durch das Vorhandensein einer Verf. gekenn- Dendrochronolog, Jahr|ringchronologie, Anfang
zeichnet, die auf der Gewaltenteilung (→ Gewalten- des 20. Jh. in den USA entwickeltes Verfahren zur
trennung) beruht, die die Grundrechte gewährleistet Datierung von Holz unbekannten Alters durch
und das allg., gleiche, freie und geheime Wahlrecht Vergleich seiner Jahresringmuster mit einem
sichert (→ Rechtsstaat). Das Volk als eigentl. Träger der »Baumringkalender«. Aus den Jahresringen kann
Staatsgewalt (Volkssouveränität) ist berufen, seinen man außer dem Lebensalter eines Baumes auch
Willen in Mehrheitsentscheidungen kundzutun, Informationen über die im Laufe der Jahre
entweder unmittelbar (direkte D.) oder durch Wahl wechselnden Wuchsbedingungen (z. B. trockene und
der Volksvertretung (mittelbare, repräsentative D.; feuchte Jahre, Insektenjahre) entnehmen.
2050

2030

2010

1990

1970

1950

1910

600 000
FRAUEN

300 000

100-Jährige 70-Jährige 50-Jährige 30-Jährige 10-Jährige


D Deneuve
178 Deneuve [dəˈnœv], Catherine, eigtl. C. Dorléac
Deneuve DEND Département [departəˈmã] das, Verwaltungsbezirk in Département DÉPD

[dɔrleˈak], frz. Filmschauspielerin, * 1943; »Belle de Frankreich.


jour« (1966), »Die letzte Metro« (1980), »8 Frauen« (2002). Deposten, unbefristete (Sichteinlagen) oder
Denguefieber [ˈdeŋge-], Siebentagefieber, akute, befristete (→ Termingelder) verzinsl. Geldeinlagen bei
fieberhafte Infektionskrankheit der Tropen und Banken.
Subtropen; wird durch das Denguevirus verursacht Depressin die, 1) niedergedrückte, traurige Depression DEPD

und durch Mücken (v. a. Aedes aegypti) übertragen. Stimmung mit Gehemmtheit im Denken und
Deng Xiaoping [-çiao-], Teng Hsiao-p'ing, chin. Handeln; dieser Zustand kann Tage bis viele Wochen
Politiker, * 1904, † 1997; bekleidete 1927 bis 1967 anhalten; die mögl. Ursachen sind vielfältig; gehört
mehrere Parteiämter, nach Rehabilitation 1973 und weltweit zu den häufigsten Formen psych. Erkran-
1977 führender chin. Politiker, 1981–90 Vors. der kungen mit zunehmenden Auswirkungen auf die
Zentralen Militärkommission; leitete die wirtschaftl. Arbeits- und Erwerbsfähigkeit der Betroffenen. Die
Öffnung Chinas ein; ließ im Juni 1989 Arbeiter- und Verhinderung, Früherkennung und nachhaltige
Studentendemonstrationen blutig niederschlagen. Behandlung depressiver Erkrankungen wurde 2006
in Dtl. als 6. nat. Gesundheitsziel ausge-
Den Hg [dɛnˈhaːx], amtl. 's-Gravenhage, Den Haag DEND wählt. – 2) Tiefstand in der Wirtschaftsentwicklung;
königl. Residenz und Reg.-Sitz der Niederlande, mit gekennzeichnet durch Sinken der Preise und
Seebad und dem Fischereihafen Scheveningen, Einkommen, ungenutzte Kapazitäten, mangelnde
476 000 Ew.; Kunsthandel, Gemäldegalerien, Investitionsbereitschaft und eine zunehmende
Museen; Akademie des Völkerrechts, Sitz des Arbeitslosigkeit (→ Konjunktur).
Internat. Gerichtshofs und des Ständigen Schieds- Derain [dəˈr], André, frz. Maler, * 1880, † 1954; von
gerichtshofs; Friedenspalast; Schlösser, got. Kirche; P. Cézanne und dem Kubismus beeinflusst,
Metallverarbeitung, elektrotechn., chem., Druck- Mitbegründer des Fauvismus.
und Nahrungsmittelindustrie; Verkehrsknoten- Derby [ˈdɛrbi, auch ˈdɑːbɪ], bekanntestes engl.
punkt. Galopprennen für dreijährige Pferde, gestiftet von
Lord D. 1780; alljährlich in Epsom; seit 1889 in
Gericht ohne Gefängnis Hamburg das Dt. Derby.
Wer hier verurteilt wird, muss seine Strafe woanders Derby [ˈdɑːbɪ], Stadt in der engl. Cty. Derbyshire,
absitzen: Der Internationale Strafgerichtshof in Den 223 800 Ew.; anglikan. Bischofssitz; Fahrzeugbau,
Haag (International Crime Court – ICC), zuständig Webwarenindustrie, Porzellanmanufaktur
nur für schlimmste Fälle wie Kriegsverbrechen, (D.-Porzellan seit etwa 1750).
Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Dermatolog die, Fachgebiet der Dermatologie DERD

Völkermord, hat kein eigenes Gefängnis. Nach einer Medizin, das sich mit den Erkran-
Vereinbarung mit den niederländischen Behörden kungen und der Behandlung von
müssen Verurteilte ihre Strafe in einem der 111 Haut, Schleimhäuten und deren
Staaten, die den 2002 gegründeten ICC unterstützen, Anhangsgebilden befasst.
verbüßen. Damit soll verhindert werden, dass alleine Derrid, Jacques, frz. Sprach- und
DerridaDERD

die Niederlande die Folgekosten aus ICC-Verfahren Kulturphilosoph, * 1930, † 2004;


tragen müssen. Lediglich vor und während der wichtiger Vertreter des Poststruk-
Prozesse sind die Angeklagten im Haftzentrum des turalismus, schrieb u. a. »Die
ICC untergebracht: Dafür wurden zwölf Zellen im Schrift und die Differenz« (1967);
Gefängnis von Scheveningen eingerichtet, die »Aporien« (1993).
räumlich vom Rest der Anstalt getrennt sind. Derry [ˈderɪ], Stadt in Nordirland,
72 300 Ew.; kath. und anglikan.
Bischofssitz, Univ.; Hafen;
De Niro [dəˈnaɪərəʊ], Robert, amerikan. Schauspieler,
De Niro DE D Hemdenind.; D. hieß 1613–1984
Regisseur u. Produzent, * 1943; internat. Anerkenn. Londonderry.
in Filmen von F. F. Coppola und M. Scorsese; u. a. Drwisch der, Mitglied islam.
Derwisch DERD

»Der Pate II« (1974), »Taxi Driver« (1976), »Wie ein Orden, am → Sufismus orientiert.
wilder Stier« (1980), weit. Filme: »Sleepers« (1996), Descartes [deˈkart], René, lat. Descartes DESD

»Jackie Brown« (1997), »Der gute Hirte« (2006). Cartsius, frz. Philosoph,
Denizli [dɛˈnizli], türk. Prov.-Hptst., 275 100 Ew.; Mathematiker, * 1596, † 1650;
geotherm. Kraftwerk; im N die Kalksinterterrassen erster krit. und systemat. Denker
von Pamukkale und die Ruinenstadt Hierapolis. der Neuzeit. Als einzige
Dnver, Hptst. von Colorado, USA, am O-Fuß der Gewissheit gilt ihm die durch
Rocky Mountains, 557 500 Ew.; 2 Univ.; Finanz- und method. Zweifel gewonnene
Verwaltungszentrum; Wintersport; . Einsicht des »cogito ergo sum«
Depardieu [dəparˈdjø], Gérard, frz. Schauspieler,
Depardieu DEPD (ich denke, also bin ich). Sein
* 1948; Charakterrollen, »1900« (1976), »Cyrano de Rationalismus beeinflusste als
Bergerac« (1990), »Der Graf von Monte Christo« (1998), Cartesianismus ein Jahrhundert
»Chanson d'Amour« (2006), »Mammuth« (2010). lang die Philosophie in
Departemnt [frz. departəˈmã] das, Schweiz: Bez. für Westeuropa. Als Mathematiker
Sachgebietsabteilung in der staatl. Verwaltung; in war D. Schöpfer der analyt.
der Bundesverwaltung für Ministerium. Geometrie.
DEN
Desertifikatin, das Vordringen der
Wüste in halbtrockene Gebiete oder die Schaffung
Desertifikation DESD Mündung der Mulde in die Elbe (Hafen), 78 400 Ew.;
seit dem 1. 7. 2007 Teil der neuen Stadt → Dessau-Roß-
DET
wüstenähnl. Bedingungen durch Eingriffe des lau; Fachhochschule; elektrotechn. Ind., Waggon-,
Menschen in das Ökosystem der Wüstenrandgebiete Maschinen-, Apparatebau, Impfstoffwerk. 1603–1918
(z. B. durch Intensivierung der Landwirtschaft, anhalt. Fürsten- und Herzogssitz. 1925–32 Sitz des
falsche Bewässerungsmethoden, Überweidung, → Bauhauses. Die Bauhausstätten und das Gartenreich
Abholzung). D.-Wörlitz gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
De Sca, Vittorio, ital. Schauspieler und Regisseur, Dssau, Paul, dt. Komponist, * 1894, † 1979; bekannt
* 1902, † 1974; Meister des neorealist. Films: v. a. durch seine Bühnenmusiken zu Stücken von
»Fahrraddiebe« (1948), »Das Dach« (1956), »Die B. Brecht (u. a. »Mutter Courage«, 1946).
Eingeschlossenen von Altona« (1962). Dessau-Roßlau, kreisfreie Stadt in Sa.-Anh., 91 200 Ew.;
Dessau-Roßlau DESD

Design [dɪˈzaɪn] das, ästhet. Gestaltung von Produkti- entstand am 1. 7. 2007 durch Fusion der früheren
onsmustern und ihr Ergebnis, im Ggs. zur Form- kreisfreien Stadt → Dessau und der Stadt Roßlau (Elbe).
gebung aus rein funktioneller Sicht (Ind.-, Grafik-D.). Destillatin die, physikal. Trennungs- und Reinigungs-
Destillation DESD

Designerdrogen [dɪˈzaɪn-], synthetisch hergestellte


Designerdrogen DESD verfahren bei Flüssigkeitsgemischen unter Ausnut-
Rauschgifte, chem. Abkömmlinge bekannter zung der versch. Siedebereiche. Der eine Flüssigkeits-
Suchtstoffe mit den gleichen (teilweise stärkeren) anteil verdampft und kondensiert bei Abkühlung zum
suchterzeugenden Eigenschaften (z. B. Ecstasy); oft Destillat, der andere Teil bleibt zurück.
von unberechenbarer, häufig schon in geringster DESY → Deutsches Elektronen- Synchrotron.
Menge tödl. Wirkung. Detektv der, in USA und England: Kriminalbeamter,
Desinfektin die, Entseuchung, Vernichtung von in Dtl. Privatperson, die in privatem Auftrag
Krankheitserregern zur Verhütung von Ansteckung Ermittlungen anstellt. D.-Roman: Teil der Kriminallit.
und/oder von Wundinfektionen (Asepsis) durch Detergnzi|en, waschaktive Substanzen (→ Tenside).
physikal. Mittel. Determinsmus der, Lehre, dass alles Geschehen
Dsktop-Publishing [-ˈpʌblɪʃɪŋ] das, Abk. DTP, durch Ursachen eindeutig bestimmt ist. Ggs.:
Herstellung von Publikationen unter Verwendung Indeterminismus. Der Sudan
von Personal Computern und Laserdruckern, wobei Dtmold, Krst. in NRW, im Teutoburger Wald, gehört zu den
der Satz in digitalisierter Form vorliegt. 73 800 Ew.; Hochschule für Musik; Möbelind.; Schloss Ländern, die
Des Moines [dɪˈmɔɪn], Hptst. von Iowa, USA, 196 100 Ew.; (Weserrenaissance), ehem. Residenz der Grafen bzw.
besonders stark
Des Moines DESD

Reifenfabrik, Nahrungsmittelind., Maschinenbau; . Fürsten zur Lippe-D.; südl. von D. die Grotenburg
von der
Dssau, ehem. kreisfreie Stadt in Sa.-Anh., an der
Dessau DESD mit dem Hermannsdenkmal und die → Externsteine.
Dersertifikation
betroffen sind.
Das Absenken
des Grund-
wasserspiegels
durch die Anlage
von Tiefbrunnen,
der Holzein-
schlag und die
Überweidung
sind die
wichtigsten
Ursachen für
das Vordringen
der Sahara nach
Süden. Die
vegetationslose
Bodendecke
verwandelt
jeden Wind in
einen Staub-
oder Sandsturm,
dessen Fracht
auch weit
entfernte
Grasfluren
erstickt.

179

D
D Detroit
180 Detroit [dɪˈtrɔɪt], Stadt in Michigan, USA, den Slawen überlassenes Land (Österreich, Kärnten,
912 000 Ew. Die einseitige wirtschaftl. Ausrichtung Steiermark, Obersachsen, Schlesien, Brandenburg,
auf die Autoindustrie hat die Stadt vor große Mecklenburg, Pommern, Preußen und die Randgebie-
Probleme gestellt. Leerstehende und verfallende te Böhmens und Mährens). Große Verluste brachte
Wohnblocks, soziale Unruhen, Drogenmissbrauch der Dreißigjährige Krieg. Seit etwa 1850 wanderten
mit einhergehender Kriminalität sind die Folgen der viele D. aus, bes. nach Nordamerika.
Krise in der Autoindustrie. Die Sanierung der Im Rahmen der Eroberungspläne Hitlers wurden
Innenstadt und die Bemühungen um eine Diver- nach 1939 aufgrund von Verträgen sehr viele
sifi zierung der Wirtschaft zeigen aber seit Beginn »Volks-D.« (aus Rumänien, Jugoslawien, Polen,
dieses Jt. erste Erfolge. Russland und den balt. Ländern) in das »Großdt.
Dus der, Gott. D. ex Machina [»Gott aus der Maschi- Reich« umgesiedelt. Flüchtlingsströme ergossen
ne«; im antiken Drama der durch eine Maschine sich nach dem Zusammenbruch der dt. Ostfront
herabgelassene Gott, der die Verwicklungen löste], aus den Gebieten des Dt. Reichs östl. von Oder und
unverhoff ter Helfer in einer Notlage. Neiße, aus Böhmen und Mähren sowie anderen dt.
Deut der, ehem. kleine niederländ. Kupfermünze. Siedlungsgebieten in O-Europa nach dem Westen.
Deutrium das, schwerer Wasserstoff, chem. Symbol D
Deuterium DEUD Aufgrund des Potsdamer Abkommens der Alliierten
oder 2H, ein schweres Isotop des Wasserstoffs; 1945 wurden rd. 13 Mio. D. aus den Gebieten östl. der
Darstellung durch Elektrolyse des → schweren Oder und Neiße, aus Ungarn, Polen, Jugoslawien, der
Wassers. Der Atomkern des D. heißt Deuteron; Tschechoslowakei vertrieben oder ausgesiedelt, ande-
schweres Wasser (D2O) ist eine wirkungsvolle re wurden verschleppt, größtenteils in die UdSSR. –
Bremssubstanz (Moderator) für Neutronen im In Übersee gibt es dt. Siedlungen in Südamerika
Kernreaktor. (Brasilien, Argentinien, Chile), in Afrika in Namibia.
Deutsche, nach Herkunft und Sprache → Germanen, Deutsche Akadem für Sprache und Dich-
seit alters hauptsächlich in Mitteleuropa ansässig. tung, 1949 gegr. zur Vertretung der dt. Literatur im
Detroit im Von D. kann man jedoch erst sprechen, als nach der In- und Ausland; Sitz: Darmstadt.
Bundesstaat Teilung des → Fränkischen Reichs in den Stämmen Deutsche Arbeitsfront, Abk. DAF, der nat.- soz.
Michigan war des Ostfränk. Reichs das Bewusstsein eines gemein- Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber;
einst das Herz samen polit. Schicksals entstand. Die D. scheiden gegr. 1933, 1945 aufgelöst.
der US-Auto- sich seit der Mitte des 9. Jh. nach Sprache, Recht und Deutsche Bahn AG, Abk. DB AG, 1994 im Zuge der
Deutsche Bahn AG DEUD

mobilindustrie. Geschichte von der roman. Bev., den Welschen (der Bahnreform gegr. privates Verkehrs- und Transport-
Motown – so »Romanitas«). Die alten großen Stämme waren: unternehmen; hervorgegangen aus der Dt. Bundes-
kürzten die Alemannen, Baiern, Franken, Thüringer, Sachsen, bahn (DB) und der Dt. Reichsbahn (DR); in 9 Geschäfts-
Bewohner ihre Friesen, während sich in dem besiedelten Ostraum felder strukturiert; Schienennetz rd. 34 000 km.
»Motor-Town« zw. 10. und 14. Jh. Neustämme bildeten. Starke Ver- Deutsche Bank AG, dt. Großbank, gegr. 1870; Sitz:
mischung in den Grenzgebieten hatte zur Folge, Frankfurt am Main.
ab. Motown
dass die heutigen dt. Länder vielfach nicht mehr Deutsche Börse AG, im Rahmen der Neustrukturie-
heißt auch das
mit den alten Stammesbereichen zusammenfallen. rung des dt. Börsenwesens 1993 durch Umfi rmierung
legendäre Unterschiede sind noch heute in den Mundarten zu der Frankfurter Wertpapierbörse AG gegr. Gesell-
Plattenlabel, das erkennen. schaft; Sitz: Frankfurt am Main; Eigentümerin von
für den zweiten Neben der seit der Karolingerzeit beginnenden und Dt. Börse Systems AG (Betrieb von elektron. Handels-,
großen Export- das MA überdauernden »inneren Kolonisation« (z. B. Abwicklungs-, Informations- und Überwachungs-
artikel der Stadt Rodung der Wälder) stand, ebenso früh beginnend, systemen) und Clearstream International (Dienstleis-
steht: den Soul. die »äußere Kolonisation«, der teils friedl., teils krie- tungen für den Wertpapierhandel), beteiligt u. a. an
Legendäre ger. Erwerb neuer Gebiete (»Marken«). Sie ging nach → Eurex und EEX® (Europ. Energiebörse), Trägerin von
Musiker wie Osten, in einst german., in der Völkerwanderung Frankfurter Wertpapierbörse und → Xetra®.
Aretha Franklin, Deutsche Bundesbahn, Abk. DB, bundeseigene
Eisenbahnen in der Bundesrep. Dtl., 1949 aus der Dt.
Diana Ross und
Reichsbahn entstanden; 1994 umstrukturiert zur
Smokey
→ Deutschen Bahn AG.
Robinson (links)
stammen
ebenso aus
Detroit wie
Martha Reeves
(Mitte), The
Contours mit
Sänger Joe
Billingslea
(rechts)
und – einige
Musikergenera-
tionen später –
der Hip-Hopper
Eminem.
DET
Deutsche Bundesbank, dt. Zentralbank, Sitz:
Frankfurt am Main; 1957 durch Verschmelzung der
Verwaltungsgerichtsbarkeit). Als zweckbestimmte
Teilhaberechte wurden u. a. die Freiheit der
DEU
Landeszentralbanken mit der Bank dt. Länder Meinungsäußerung, der Presse, des Rundfunks und
entstanden; seit 1. 1. 1999 integraler Bestandteil des des Fernsehens (Art. 27), die Versammlungsfreiheit
Europ. Systems der Zentralbanken (ESZB, Europäi- (Art. 28) und die Vereinigungsfreiheit (Art. 29)
sche Zentralbank). Oberstes Organ ist der Vorstand (8 verstanden; ein Streikrecht gab es nicht. Die persönl.
Mitgl.; bis 2002 Zentralbankrat). Die D. B. beteiligt Freiheitsrechte standen unter dem Vorbehalt gesetzl.
sich an den Aufgaben des ESZB mit dem vorrangigen Regelungen; Ausreise- und Auswanderungsfreiheit
Ziel, die Preisstabilität zu gewährleisten, sorgt für waren nicht vorgesehen. Als schützenswerte
die Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und Einrichtungen wurden das gegenständlich begrenzte
mit dem Ausland und nimmt weitere Aufgaben und funktional gebundene »persönl. Eigentum« mit
gemäß Bundesbank-Ges. wahr. dem Erb-, Urheber- und Erfinderrecht (Art. 11) sowie
Deutsche Demokrtische Partei, Abk. DDP, im Ehe und Familie (Art. 38) betrachtet. Der Staatsauf-
Nov. 1918 als Sammelpartei des Bürgertums von bau folgte dem Grundsatz des demokrat. Zentralis-
F. Naumann gegr., seit 1930 Dt. Staatspartei, löste mus (Art. 47): Politbüro und Zentralkomitee waren
sich im Juli 1933 auf. de facto die höchste polit. Instanz der DDR; die Verf.
Deutsche Demokrtische Republk, Abk. DDR, wies die Volkskammer als oberstes Machtorgan aus
Staat in Mitteleuropa, bestand von 1949 bis 1990; (500 auf 5 Jahre gewählte Abgeordnete), das alle
108 333 km 2 mit (1989) 16,43 Mio. Ew.; entstand mit übrigen Verfassungsorgane wählte (Staatsrat,
der Verfassungsgebung vom 7. 10. 1949. Berlin (Ost) Nationaler Verteidigungsrat, Ministerrat, Oberstes
wurde zur Hptst. erklärt, das sowjet. Besatzungs- Gericht, Generalstaatsanwalt). In der Ulbricht-Ära
regime unter Aufrechterhaltung der Vorbehalts- spielte der als kollektives Staatsoberhaupt
rechte aus dem Viermächtestatus schrittweise konzipierte Staatsrat eine wichtige Rolle. Ab den
abgebaut. Durch die Mitgliedschaft im Warschauer 1970er Jahren stand der mit Exekutivaufgaben
Pakt (seit 1955) und im Rat für gegenseitige betraute Ministerrat im Vordergrund: Er bildete ein
Wirtschaftshilfe (seit 1950) sowie durch das Präsidium unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten.
Truppenstationierungsabkommen mit der UdSSR Parteien, Massenorganisationen. Die Sozialist.
war die DDR in die »sozialist. Staatengemeinschaft« Einheitspartei (SED) war bis 1989 die allein
eingebunden. Die von der Volkskammer im April bestimmende Kraft. Die anderen Parteien, die
1968 gebilligte und im Okt. 1974 revidierte Verf. wies Christl. Demokrat. Union (CDU), die Liberaldemo-
die DDR als »sozialist. Staat« aus, wobei der urspr. krat. Partei Dtl.s (LDPD), die Demokrat. Bauern-
Zusatz »dt. Nation« entfiel, bekräftigt wurde die partei Dtl.s (DBD) und die Nationaldemokrat. Partei
alleinige Führungsrolle der SED; außenpolitisch Dtl.s (NDPD), bildeten den »Demokrat. Block«. Der
wurde das Bündnis mit der Sowjetunion »für immer Zusammenschluss der Parteien und Massenorgani-
und unwiderruflich« festgeschrieben, der urspr. sationen (u. a. Freier Dt. Gewerkschaftsbund, Abk.
betonte Wiedervereinigungsauftrag gestrichen. Die FDGB, Freie Dt. Jugend, Abk. FDJ) in der »Nationalen
Grundrechte standen unter dem Vorbehalt der polit. Front der DDR« war ebenfalls eine Konsequenz des
Zweckmäßigkeit: Sie hatten nicht den Zweck, gegen Führungsanspruchs der SED. Im Winter 1989 bildete
staatliche Eingriffe zu schützen, gewährten also sich eine Vielzahl polit. Parteien. Der »Demokrat.
keinen Grundrechtsschutz (keine Verfassungs- und Block« zerfiel in seine Einzelparteien, daneben
entstanden u. a. in Opposition zur SED tretende
Parteien wie Demokrat. Aufbruch, Dt. Soziale Union,
Bündnis 90, die an der Volkskammerwahl teilnah-
men. Sie setzten sich für die Schaffung eines einheitl.
dt. Staates ein. Der nach der Wahl vom 18. 3. 1990
zum Min.-Präs. gewählte L. de Maizière vollzog den
Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des
Grundgesetzes der Bundesrep. Dtl. (3. 10. 1990;
→ deutsche Geschichte).
deutsche Farben, 1) im Hl. Röm. Reich (bis 1806):
deutsche Farben DEUD

schwarzer Adler auf goldenem Grund. – 2) in der


Revolution 1848/49: Schwarz-Rot-Gold. – 3) im
Norddt. Bund seit 1867 und im Dt. Reich seit 1871:
Schwarz-Weiß-Rot. – 4) in der Weimarer Rep.:
Schwarz-Rot-Gold, Handels- und Kriegsflagge:
Schwarz-Weiß-Rot mit Schwarz-Rot-Gold in der
oberen inneren Ecke. – 5) 1933 bis 1945: Schwarz-
Weiß-Rot; seit 1935 jedoch Hakenkreuzfahne als
Nationalflagge, Schwarz-Weiß-Rot nur Reichs-
farben. – 6) seit 1949: Schwarz-Rot-Gold.
Deutsche Forschungsgemeinschaft e. V., Abk. Deutsche Forschungsgemeinschaft e. V. DEUD

DFG, zentrale Organisation zur Förderung der


Forschung an Hochschulen und öffentl. finanzierten 181
Forschungsinstituten in Dtl., gegr. 1951; Sitz: Bonn.

Deutsche Forschungsgemeinschaft e. V. D
D deutsche Geschichte
182 deutsche Geschichte. Aus den
deutsche Geschichte. DEUD eines Ehrentitels, ihr Ansehen gründete sich allein
zahlreichen german. Kleinstämmen der Zeit um auf ihre Herrscherstellung in dem jetzt zur europ.
Christi Geburt bildeten sich in der Völkerwan- Großmacht aufgestiegenen Österreich. Nach 1640
derungszeit größere Siedlungseinheiten (z. B. wuchs Brandenburg-Preußen zur zweiten führenden
Franken, Sachsen, Alemannen, Baiern); sie schufen dt. Macht heran. Mit der Eroberung Schlesiens durch
sich im 3. bis 6. Jh. polit. Strukturen (Herzogtum, Friedrich d. Gr. entstand der Dualismus zw.
Königtum), blieben aber immer eher Verbände, die Österreich und Preußen, der die d. G. lange
durch gemeinsame Traditionen zusammengehalten beherrschte. Die Frz. Revolution fand in Dtl. anfangs
wurden, als dass sie sich zu ethn. Einheiten starken Widerhall; vergeblich versuchten die dt.
entwickelten (→ Deutsche). Zunächst gehörten sie Fürsten unter österr. Führung in den Koalitions-
zum Fränk. Reich. Durch den Teilungsvertrag von kriegen, ihr Widerstand entgegenzusetzen. Das
Verdun (843) erhielt Ludwig der Deutsche das Land Reich brach 1806 vor Napoleon I. zusammen
deutsche östl. vom Rhein als Ostfränk. Reich. Seitdem etwa (→ Rheinbund). Napoleons europ. Gegenspieler
Geschichte: kann von einer d. G. gesprochen werden. Nach dem wurden Großbritannien, Russland unter Zar
Als »Zeichen Aussterben der Karolinger versuchten kraftvolle Alexander I. und Österreich durch die Politik von
der politischen Herrscher, u. a. Heinrich I. bis VI., Friedrich I. und II., Fürst Metternich. Die nat. Erhebungen führten zu
Kontinuität« aus versch. Dynastien (Ottonen, Salier, Staufer), das den → Freiheitskriegen. 1815 erkannte der Wiener
dt. Königtum und die Reichseinheit gegenüber den Kongress 35 Fürstenstaaten und 4 freie Städte als
wurde 1976
Sonderbestrebungen der Stämme und Fürsten zu souverän an, die im Dt. Bund unter Österreichs
auf Anregung
stärken (→ Heiliges Römisches Reich). Das dt. Vorsitz vereinigt wurden. Er konnte jedoch weder die
des damaligen Königtum war bereits um 1000 als Träger der nat. noch die liberalen Hoffnungen des Volkes
Kanzlers Helmut universalen Reichsidee zu der führenden Macht des erfüllen. Die Märzrevolution von 1848 scheiterte
Schmidt eine Abendlandes geworden. Die Annahme der (→ Frankfurter Nationalversammlung). Der Dt. Krieg
Gemäldegalerie Kaiserwürde führte zum Kampf mit den Päpsten von 1866 führte zur Gründung des → Norddeutschen
der Bundeskanz- (→ Investiturstreit), zum vergebl. Ringen um die Bunds.
ler eingerichtet. Herrschaft in Italien (Italienzüge) und zu besonderer Dem Dt.-Frz. Krieg folgten die Reichsgründung und
Die Bilder zeigen Verpflichtung in den → Kreuzzügen. Während der im die Proklamation König Wilhelms I. von Preußen
Konrad Aden- → Interregnum beginnenden und stetig fortschrei- zum Dt. Kaiser (1871). Das neue Reich wurde in einer
auer, porträtiert tenden Auflösung des Reichs ging die Herrschaft Friedens- und Bündnispolitik gesichert (→ Dreibund,
von Hans Jürgen über Italien und Burgund verloren. Im Innern Rückversicherungsvertrag). Im Innern führte
erstarkten die weltl. und geistl. Fürsten, bes. die Bismarck gegen das Zentrum und die Sozialdemo-
Kallmann;
Kurfürsten. Die Städte blühten auf (→ Hanse). Im O kratie erbitterte Kämpfe; nach seiner Entlassung
Ludwig Erhard
entfaltete der → Deutsche Orden seine Macht, die wurde die Außenpolitik Wilhelms II. schwankend.
und Kurt Georg Kolonisation im O und SO ging von Bauern, Bürgern, Der Ausbruch des Ersten → Weltkriegs brachte 1914
Kiesinger wähl- Rittern aus. Die dt. Könige versch. Häuser suchten den »Burgfrieden« der Parteien, die dt. Niederlage
ten den Maler der Schwächung entgegenzuwirken durch allmähl. führte zur Novemberrevolution 1918 mit der
Günter Rittner. Schaffung einer starken Hausmacht (→ Habsburger). Abdankung der Dynastien; der → Versailler Vertrag
Willy Brandt ließ Den Verlust großer Gebiete konnte auch dies nicht (1919) belastete die Politik der → Weimarer Republik,
sich von Os- verhindern (Schweiz, Niederlande, Burgund, Gebiet zu deren Niedergang die Weltwirtschaftskrise ab
wald Petersen, des Dt. Ordens). Die Versuche zur Stärkung der 1929 beitrug. 1933 kam mit Hitler der → Nationalso-
Helmut Schmidt Reichsgewalt im 15. und 16. Jh. (Reichsreform) zialismus zur Macht; Hitlers Politik verantwortete
vom damaligen blieben erfolglos, zumal nach der Reformation im 16. Holocaust und Zweiten Weltkrieg und damit die
DDR-Künstler Jh. auch eine religiöse Spaltung eintrat. Unter dem schwerste Katastrophe der d. G.Nach der Kapitulati-
wachsenden außerdt. Besitz der Habsburger wurde on (8. 5. 1945) übernahmen Großbritannien, die USA,
Bernhard Heisig,
Dtl. immer mehr zum Nebenland (Karl V.). Die UdSSR und Frankreich in Dtl. die oberste Regie-
Helmut Kohl von
Konfessionalisierung führte zum → Dreißigjährigen rungsgewalt. Das → Potsdamer Abkommen ließ die
Albrecht Gehse Krieg, der Dtl. verwüstete und zur Stätte europ. staatsrechtl. Einheit Dtl.s unberührt und stellte die
und Gerhard Machtkämpfe machte. Der Westfälische Friede 1648 Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie unter sowjet.
Schröder von räumte den Landesfürsten nahezu völlige Souveräni- und poln. Verwaltung. Die Ausübung der Regie-
Jörg Immen- tät ein. rungsgewalt wurde dem Alliierten Kontrollrat in
dorff malen. Die Habsburger waren als Kaiser nur noch Träger Berlin übertragen; Dtl. wurde in 4 Besatzungszonen

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DEU
geteilt, Berlin in 4 Sektoren unter einer Alliierten
Kommandantur. Das Saargebiet wurde von
gen von SPD und FDP zum Bundeshaushalt und über
die Maßnahmen zur Bekämpfung der seit Ende der
DEU
Frankreich 1946 aus seiner Zone ausgegliedert.Im W 70er Jahre andauernden Wirtschaftskrise. In
wurden die amerikan. und die brit. Zone bald zum einem konstruktiven Misstrauensvotum
»Vereinigten Wirtschaftsgebiet« (Bizone) zusam- löste der Bundestag H. Schmidt als
mengefasst. Am 1. 7. 1948 wurden die 11 Min.-Präs. Bundeskanzler (1974–82) ab und wählte den
der seit 1945 neu geschaffenen Länder beauftragt, CDU-Vors. H. Kohl zum Nachfolger. Dieser
eine verfassunggebende Versammlung für die sah sich vielfältigen inneren und äußeren
Errichtung eines westdt. Bundesstaates einzuberu- Problemen gegenüber: u. a. einer steigenden
fen. Der → Parlamentarische Rat, dem die Aufgabe Zahl von Arbeitslosen trotz wirtschaftl.
übertragen war, beschloss am 8. 5. 1949 das GG Wachstums, Diskussionen um die Stationie-
für die Bundesrepublik Dtl. Mit dem Inkrafttreten rung von amerikan. Mittelstreckenraketen in
des Besatzungsstatuts am 21. 9. 1949 war die der Bundesrep. (1982; nach dem NATO-Dop-
Entstehung der Bundesrep. abgeschlossen; es teilte pelbeschluss von 1979), dem Wiederauf-
die Hoheitsrechte zw. den Besatzungsmächten und flammen des Terrorismus. Die von der UdSSR
der Bundesrep. und wurde 1955 durch den ausgehenden Impulse zu polit. Reformen
→ Deutschlandvertrag abgelöst. Das Saargebiet (Gorbatschow, ab 1985) ließen auch in der
wurde als Saarland am 1. 1. 1957 ein Teil der DDR Hoffnungen auf Veränderungen
Bundesrepublik. entstehen. Viele Bürger wollten im Sommer
Bundesrepublik Deutschland: Nach den ersten 1989 ihre Ausreise über die Flucht in die
Wahlen zum Bundestag (14. 8. 1949) stellten CDU/ Botschaften der Bundesrep. in Prag,
CSU als stärkste Fraktion mit dem CDU-Vors. Budapest und Warschau erzwingen, so
K. Adenauer den Bundeskanzler. Außenpolitisch dass die dt.-dt. Beziehungen schweren
erstrebte er die Einbindung der Bundesrep. in das Belastungen ausgesetzt waren. Die
westl. Bündnissystem und eine dauerhafte einvernehmlich getroffenen Lösungen, die
Integration Dtl.s in W-Europa. Mit einer Politik der etwa 15 000 Bürgern der DDR (ab 30. 9.
Stärke sollte die UdSSR veranlasst werden, einer 1989) die Übersiedlung ermöglichten,
Wiedervereinigung zuzustimmen. Schrittweise waren Einzelfall-Lösungen. Weitere
vollzog Adenauer die Politik der europ. Integration: Verhandlungen zu dieser Thematik wurden
Beitritt zur Montanunion 1951/52; Unterzeichnung aber durch die Dynamik der Vorgänge in
des Vertrags über die Europäische Verteidigungs- der DDR im Herbst 1989 gegenstandslos.
gemeinschaft 1952; Abschluss des Deutschlandver- Die Einigungsbemühungen beider dt.
trags 1952; Abschluss dieser polit. Phase waren die Staaten waren eingebettet in Verhand-
Pariser Verträge von 1955, in denen die Bundesrep. lungen mit den 4 alliierten Siegermächten,
ihre volle staatl. Souveränität erhielt. Innenpolitisch um die Einbeziehung Dtl.s in das europ.
war das Streben der ersten Jahre auf den wirtschaftl. Sicherheitskonzept zu gewährleisten
Wiederaufbau gerichtet. Mit Hilfe des Marshallplans (»Zwei-plus-vier«-Konzept). Zudem galt es,
entwickelte sich ein ungeahnter wirtschaftl. Fragen zur Grenzziehung völkerrechtlich
Aufschwung (»Wirtschaftswunder«), der zu verbindlich zu klären. Beide dt. Staaten
relativem Wohlstand breiter Bev.-Schichten führte. verzichteten auf eine Revision der
Der nie aufgegebene Alleinvertretungsanspruch der bestehenden Grenzen zu Drittstaaten. In
Bundesrep. für Dtl. als Ganzes unterband zwar mit Verträgen mit Polen, der UdSSR (beide
Hilfe der Hallstein-Doktrin die Aufnahme diplomat. 1990) und der ČSFR (1992) wurden die seit
Beziehungen der DDR zu westl. Staaten, schränkte 1945 bestehenden Grenzen zu diesen
aber auch die Möglichkeiten der Bundesrep. ein, die Staaten anerkannt.
Beziehungen zu ihren östl. Nachbarn zu verbessern. DDR: In der sowjet. Besatzungszone (SBZ)
Erst als nach dem Rücktritt des auf Adenauer schuf die Sowjet. Militäradministration in
folgenden Bundeskanzlers L. Erhard (1963–66) die Dtl. (SMAD) 1945 dt. Zentralverwaltungen
polit. Lage zur Bildung einer Großen Koalition (CDU/ und fasste sie 1948 in der Dt. Wirtschafts-
CSU und SPD) führte, wurden die Weichen für eine kommission zusammen. Der 3. Dt. Volkskongress
angemessene Außenpolitik gegenüber dem Osten nahm 1949 den Entwurf einer Verf. an und bildete
gestellt. Die folgende SPD/FDP-Reg. unter Bundes- den Dt. Volksrat. Dieser setzte als Provisor.
kanzler W. Brandt (1969–74) gab den Alleinver- Volkskammer die Verf. vom 7. 10. 1949 in Kraft.
tretungsanspruch auf. In der Folge gelangen ihr mit Gleichzeitig wurden die darin vorgesehenen
dem Abschluss des Dt.-Poln. Vertrags, des Dt.-Sow- Staatsorgane gebildet und die DDR ausgerufen, der
jet. Vertrags sowie mit dem Berlinabkommen 1970 bestimmte Souveränitätsrechte eingeräumt wurden.
wichtige Schritte zur Normalisierung der Beziehun- Staatspräs. wurde W. Pieck; 1960 trat an seine Stelle
gen zu den östl. Nachbarstaaten. Der 1973 in Kraft der Staatsrat (Vors. bis 1973 W. Ulbricht, 1973–76
getretene Grundvertrag verbesserte die Beziehungen W. Stoph, 1976–89 E. Honecker, danach E. Krenz).
zur DDR und ermöglichte die Aufnahme beider dt. Vors. des Ministerrates war bis 1964 O. Grotewohl,
Staaten in die UNO. Eine schwere innenpolit. bis 1973 W. Stoph, bis 1976 H. Sindermann, 1976–89
Belastungsprobe wurde der Terrorismus der RAF wieder W. Stoph, 1989/90 H. Modrow, 1990 (bis zum
(Höhepunkt: »dt. Herbst« 1977). Die sozialliberale 3. 10.) als Min.-Präs. L. de Maizière. 1955 wurde das 183
Koalition scheiterte 1982 an unterschiedl. Auffassun- sowjet. Besatzungsregime unter Belassung sowjet.

deutsche Geschichte D
D deutsche Geschichte
184 Streitkräfte beendet und die offizielle Aufstellung dt. Staaten angeglichen. Der Einigungsvertrag zw.
nat. Streitkräfte eingeleitet. – Innenpolitisch wurde DDR und Bundesrep. vom 31. 8. 1990 bestimmte den
die DDR mit starker sowjet. Unterstützung im 3. 10. 1990 als Beitrittstermin der DDR zur
kommunist. Sinne umgestaltet. Der Aufstand vom Bundesrep. nach Art. 23 GG (alter Fassung).
17. 6. 1953 scheiterte. Die DDR wurde fest in das Nachdem die vier alliierten Siegermächte in
polit., militär. und wirtschaftl. System der Verhandlungen mit beiden dt. Staaten ihr Einver-
kommunist. Staaten einbezogen (Warschauer Pakt, ständnis zu diesem Schritt gegeben hatten
RGW) und durch den Mauerbau an der innerdt. (Zwei-plus-vier-Vertrag, 12. 9. 1990), endete zum
Grenze (13. 8. 1961) von der Bundesrep. abgeriegelt. 3. 10. 1990 die staatl. Existenz der DDR.
Am 20. 2. 1967 wurde eine eigene Staatsangehörig- Das vereinigte Dtl.: Nach den ersten gesamtdt.
keit gesetzlich eingeführt. Die Verfassung vom 6. 4. Wahlen (2. 12. 1990) bildete Bundeskanzler Kohl
1968, revidiert am 7. 10. 1974, erklärte die DDR zum (CDU) eine Koalitionsreg. (CDU, CSU, FDP), die auch
sozialist. Staat. nach den Wahlen 1994 fortgesetzt werden konnte. Sie
Beeinflusst durch die Reformbemühungen in der sah sich im Innern v. a. mit wirtschaftl. und sozialen
UdSSR, brach sich 1989 eine bereits länger Problemen des Einigungsprozesses, außenpolitisch
bestehende Reform- und Protestbewegung Bahn mit Fragen der europ. Einigung sowie einer veränder-
(Bürgerbewegung). Kristallisationskern wurde im ten Erwartungshaltung (Teilnahme an militär.
Herbst 1989 das »Neue Forum«. Im Schutz v. a. der ev. Einsätzen von NATO und UNO) an die Bundesrep.
Kirche wurde die aktive Beteiligung an der konfrontiert. Die im Okt. 1998 gebildete Reg. aus SPD
Gestaltung von Staat und Gesellschaft gefordert. und Bündnis 90/Die Grünen unter Bundeskanzler
Manipulationen bei den Kommunalwahlen (Mai G. Schröder (SPD) suchte dieser neuen Erwartungs-
deutsche Kunst: 1989), gesellschaftl. Unmut sowie eine sich ständig haltung an Dtl. zu entsprechen (Kosovokonflikt 1999,
Motive zum vergrößernde Fluchtbewegung über Ungarn (bzw. Militäraktion gegen Afghanistan 2001). Innenpoli-
»Anfassen«: die ČSSR) lösten bald in vielen Städten regelmäßige tisch musste die Reg. v. a. dem aufgelaufenen
Die Schauplätze Massendemonstrationen aus (am wichtigsten die Reformstau (Steuer-, Gesundheits-, Rentenreform)
der von Schwer- Montagsdemonstrationen in Leipzig, bes. am 9. 10.; sowie der anhaltenden Arbeitslosigkeit begegnen. Bei
mut erfüllten Beginn der friedl. Revolution). Mit der Absetzung den Wahlen 2002 wurde sie knapp bestätigt. G.
Gemälde des von Honecker (18. 11.), der Übernahme seiner Ämter Schröder wurde erneut zum Bundeskanzler gewählt.
großen Roman- durch Krenz und vorsichtig eingeleiteten Reformen Die dt. Ablehnung eines militär. Vorgehens gegen Irak
(u. a. Reisefreiheit) suchte die Staatsführung der belastete das Verhältnis zu den USA. In der Innenpoli-
tikers Caspar
Krise Herr zu werden. Der anhaltende revolutionäre tik bestimmten Auseinandersetzungen über eine
David Friedrich
Druck aus der Bev. erzwang am 9. 11. die Öffnung der Reform der sozialen Sicherungssysteme (Agenda
lassen sich auch Grenze zur Bundesrep., am 13. 11. die Wahl von 2010, Hartz-Gesetze) und die hohe Arbeitslosigkeit
heute noch Modrow (SED) zum Min.-Präs. einer Koalitionsreg. die öffentl. Diskussion. 2005 stellte G. Schröder die
erleben und aus SED und den bis dahin bestehenden Parteien. Vertrauensfrage, um mit deren Scheitern eine
zeigen dieselbe Der Führungsanspruch der SED wurde aus der Verf. Parlamentsauflösung und Neuwahlen zu erreichen.
Stimmung wie gestrichen (1. 12.), ZK und Politbüro traten zurück. Bei diesen Neuwahlen büßte die rot-grüne Koalition
die »Kreidefelsen Im Dialog mit der Reg. bestimmte der »Zentrale wegen starker Verluste der SPD ihre Regierungsmehr-
auf Rügen« (um Runde Tisch«, ein Zusammenschluss aller polit. heit ein. Auch die CDU/CSU musste unter Führung
1818), »Der Kräfte, den 18. 3. 1990 als Termin für Volkskammer- ihrer Kanzlerkandidatin A. Merkel erhebl. Stimmen-
Wanderer über wahlen. Als stärkste Kraft ging daraus die »Allianz verluste hinnehmen, so dass die angestrebte bürgerl.
dem Nebelmeer« für Dtl.« (Wahlbündnis christl., konservativer Mehrheit mit der FDP nicht zustande kam. CDU/CSU
Parteien) hervor. Sie stellte mit de Maizière den und SPD bildeten eine Große Koalition mit A. Merkel
(um 1815), »Die
Min.-Präs. der am 12. 4. gebildeten Reg., die sich für als Bundeskanzlerin. 2006 beschloss das Parlament
gescheiterte
die dt. Einheit einsetzte. Mit Bildung einer die Föderalismus-, 2007 die Gesundheitsreform. Im
Hoffnung im Eis- Wirtschafts-, Währungs- Zuge der weltweiten Finanzkrise beschloss die
meer« (1823/24) und Sozialunion, am 1. 7. Bundesregierung 2008/09 umfangreiche
und der »Mond- 1990 in Kraft getreten, Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft
aufgang am wurden die unterschiedl. und des Arbeitsmarktes. Am 23. 5. 2009
Meer« (1822). Wirtschaftssysteme beider bestätigte die Bundesversammlung im ersten
Wahlgang H. Köhler im Amt des Bundespräs.
Bei den Bundestagswahlen am 27. 9. 2009
gewannen CDU/CSU und FDP eine stabile
DEU
Mehrheit für ein Regierungsbündnis unter Führung
von A. Merkel. Die SPD erlebte ein Debakel und
deutsche Kunst. Lassen sich aus der
Kunst in Deutschland Charakteristika einer
DEU
erzielte mit einem Stimmenanteil von 23 Prozent ihr spezifisch deutschen Kunst herausfiltern? Die
bisher schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestags- Kunstwissenschaft der letzten Jahrzehnte betonte
wahl. Im Mai 2010 erklärte H. Köhler im Zusammen- meist die Einbettung in die gesamteuropäische
hang mit Kritik an seinen Äußerungen zu Auslands- Entwicklung. Nur vereinzelt wandten sich Beiträge
einsätzen der Bundeswehr seinen Rücktritt als der Frage nach dem Deutschen in der deutschen
Bundespräsident. Zum Nachfolger wurde C. Wulff Kunst zu. Die Zurückhaltung wird vor dem
gewählt. – 1999 erfolgte der Umzug von Bundesreg. Hintergrund der jüngeren (Geistes-)Geschichte
und Bundestag von Bonn nach Berlin; nach Beitritt verständlich. Auf dem Verordnungswege hatte die
zur Euro-Zone (1999) wurde 2002 der Euro als gesetzl. nationalsozialistische Propaganda deutsche Kunst
Zahlungsmittel eingeführt. definiert und gegen die »Entartungen« einer
international eingebetteten Avantgarde abgegrenzt.
deutsche Kolonen, die ab 1884 Aber schon vor der politischen Machtergreifung
erworbenen überseeischen Besitzungen des Dt. hatte eine geistige stattgefunden: Eine zunehmend
Reichs (»Schutzgebiete«), die ab 1919/22 als »völkisch« motivierte Kulturideologie erfasste im
Mandatsgebiete des Völkerbunds, ab 1946 als frühen 20. Jh. immer größere Teile der deutschen
Treuhandgebiete der UNO von versch. Staaten Forschung, die in Bildern und Skulpturen nun häufig
verwaltet wurden: Deutsch-Ostafrika (heute einen gemeinsamen nordischen Wesenskern
Tansania, Ruanda, Burundi), Deutsch-Südwestafrika erkennen wollte. Mittelalterliche Werke, wie etwa
(heute Namibia), Kamerun, Togo, Deutsch-Neugui- der Bamberger Reiter oder die Naumburger
nea (Kaiser-Wilhelms-Land, Bismarckarchipel, Karo- Stifterfiguren, genossen eine fast kultische
linen, Marianen, Palau-, Marshallinseln, Nauru), Verehrung. Die gigantomanen Architekturprojekte
Samoa und das chin. Pachtgebiet Kiautschou. Hitlers und Speers versuchten eine – erfundene –
germanische Architekturtradition zu beschwören
Zwiespältige Erinnerung und dieses »Erbe« gleichberechtigt neben die
»Alte Feste« neben »Parliament Building« und griechische und römische Antike zu stellen.
Schildern auf Afrikaans – bis zum heutigen Tag Objektiver betrachtet erscheint die deutsche Kunst
erinnern deutsche Orts- und Bahnhofsnamen im bis Mitte des 18. Jh. als Teil internationaler
namibischen Windhoek an die deutsche Kolonialzeit. Entwicklungen, deren stilistische Initialleistungen
Auch gibt es ein reges Vereinsleben und, ganz nach meist andernorts erfolgten. Aber gerade deren
den Vorbildern aus dem Rheinland, einen Wind- verspätete Rezeption führte zu durchaus eigen-
hoeker Karneval sowie – eher in bayerischer Tradition ständigen Leistungen. So erging sich die deutsche
– jedes Jahr etliche Oktoberfeste. Die älteste Spätromanik als letztes Aufbäumen gegen die in
Tageszeitung des Landes ist die deutschsprachige Frankreich entstandene Gotik in überbordendem
»Allgemeine Zeitung«, die 1916 gegründet wurde und Gliederungs- und Dekorationsreichtum. Einen
immer noch mit einer täglichen Auflage von rund deutschen Sonderweg beschritt auch die Spätgotik,
6000 Exemplaren erscheint. Erstaunlich ist die starke die mit ihrer oft verschleierten Statik und komplexen
kulturelle Prägung angesichts der Tatsache, dass die Gewölbe- und Maßwerklösungen als »Anti-Antike«
deutschen Kolonialtruppen ab 1904 einen Aufstand für die zeitgleiche italienische Renaissance zum
der Herero grausam niederschlugen und Zehntausen- Inbegriff ästhetischer Barbarei wurde. Die dafür
de Menschen in der Wüste verdursten ließen – ein verantwortlich gemachten »Goten« wurden
Völkermord von erschreckenden Ausmaßen. schließlich namengebend für die gesamte Stilepoche.
Nach jahrhundertelanger Ablehnung wurde die
Gotik im Zuge romantischer Mittelalterverklärung
Deutsche Kommunstische Partei, Abk. DKP, wiederentdeckt. Als Inbegriff von Naturnähe und
1968 in der Bundesrep. Deutschland gegründet. intakter Glaubenswelt finden sich gotische
Deutsche Krebshilfe e. V., auf Initiative von Kirchen(ruinen) häufig in den symbolisch aufgelade-
Mildred Scheel (* 1932, † 1985) 1974 gegr. Organisati- nen Landschaften Caspar David Friedrichs. Die
on; Hauptaufgabe ist die Krebsbekämpfung durch Nazarener gingen in ihrem Versuch einer Erneue-
Förderung von Aufklärung, Vorbeugung, Früherken- rung der christlichen Kunst ebenfalls von der
nung, Behandlung und Rehabilitation aus Spenden spätmittelalterlichen Malerei aus. Zunächst für eine
u. a. Zuwendungen; Sitz: Bonn. deutsche Erfindung gehalten, etablierte sich die
gotische Architektur rasch als »Nationalstil«. Das
Verknüpfen des aufkommenden Nationalstaats-
gedankens mit der mittelalterlichen Reichsidee
kulminierte 1848–80 in der neogotischen Vollendung
des Kölner Doms. Das mittelalterliche Bauhüttenwe-
sen prägte noch die Programmatik und Organisation
des 1919 gegründeten Bauhauses, das mit seinem
Ansatz einer Demokratisierung von Kunst,
Handwerk und Architektur zu den wichtigsten
Beiträgen Deutschlands zur Kunst und Kultur des 185
20. Jh. gehört. Das von Lyonel Feininger gestaltete

deutsche Kunst D
D Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
186 Frontispiz des Bauhaus-Manifests bündelt
verschiedene Spezifika deutscher Kunst. Mit
2008 umfasste dem Medium Holzschnitt wird technisch,
der Bestand der mit der Darstellung einer Kathedrale
Deutschen Natio- inhaltlich die mittelalterliche Tradition
nalbibliothek rund beschworen. Formal zeigt sich jene fast
25 Millionen Ein- rauschhafte Expressivität, die seit dem
heiten. Um allein hohen Mittelalter immer wieder in den
die Neuzugänge Bildkünsten zu beobachten ist. So zieht sich
an gebundenen eine Linie von den Gebärdefiguren
ottonischer Miniaturen und Bronzeplas-
Büchern aus dem
tiken über die spätgotische Malerei, um im
Jahr 2008 unter-
Werk Matthias Grünewalds einen ersten
zubringen, wurden Höhepunkt zu finden. Mit der Drastik und
8,3 Regalkilometer Tiefgründigkeit seines Isenheimer Altars
benötigt. Die beeinflusste er noch Künstler des 20. Jh. wie
Beförderung der Max Beckmann und Otto Dix. Grünewald
Medien aus den erscheint somit heute stärker als Inbegriff
Magazinen und dieser deutschen Traditionslinie als der jahr-
zurück erfolgt, hundertelang – trotz unverkennbarer
wie hier in Leipzig, Einflüsse der italienischen Renaissance –
über ein Bücher- mit deutscher Kunst nahezu gleichgesetzte
transportsystem. Albrecht Dürer.
Gerade im Ergründen der Tiefe lässt sich ein
wesentliches Gestaltungsprinzip deutscher
Kunst erkennen. Strebte man in den
romanischen Ländern seit der Antike nach
Schönheit, galt das deutsche Interesse meist
der Suche nach Wahrheit, nach dem Sein hinter dem gestaltet. Am Ende des MA verdrängte die bürgerl. die
schönen Schein der Oberfläche. So nahm Deutsch- ritterl. Dichtung, der → Meistersang den Minnesang.
land Anfang des 20. Jh. zunächst nicht an den Von Italien her wirkten Humanismus und Renais-
abstrahierenden Stilentwicklungen in Frankreich, sance auf die d. L., die auch durch Luthers Reformati-
Italien und Russland teil. Zeitparallel zu Kubismus, on und Bibelübersetzung (1522–34) entscheidend
Futurismus und Konstruktivismus suchten die geprägt wurde. Gegenreformation und die neue höf.
Künstler der Dresdner »Brücke« nach einer Kultur des Absolutismus spiegelten sich in der
Verschmelzung von Kunst und Leben, die den im Barockdichtung (A. Gryphius, Angelus Silesius,
übrigen Europa beschrittenen Weg in die Gegen- M. Opitz), J. J. C. von Grimmelshausen führte den
standslosigkeit nicht mitging. Schelmenroman in die d. L. ein. Das 18. Jh. war
Hatte die deutsche Kunst zuvor so häufig nach zunächst bestimmt von der Literatur der Aufklärung
Ausdruck gesucht, so verstummte sie nach dem (J. C. Gottsched, C. F. Gellert), deren überragende
Zweiten Weltkrieg weitgehend. Dem gesellschaftli- Gestalt G. E. Lessing war. Höhepunkt der d. L. ist die
chen Verdrängungsprozess entsprach der Rückzug in von F. G. Klopstock, J. G. von Herder, C. M. Wieland
die abstrakte Welt der Form und Farbe. Erst mit der und dem → Sturm und Drang vorbereitete → Weimarer
inneren Entnazifizierung der 1960er-Jahre ging, etwa Klassik (J. W. von Goethe, F. von Schiller). Die
bei Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Jörg Immendorf → Romantik (u. a. A. von Arnim, C. Brentano, die
oder A. R. Penck, eine breitere künstlerische Brüder Schlegel) gab den Anstoß zu einer auf ganz
Auseinandersetzung mit der deutschen (Kunst-) Europa wirkenden geistigen Bewegung. Nach den
Geschichte einher. Die konsequente Verknüpfung von aktuell-polit. Bestrebungen des → Jungen Deutsch-
Lebens- und Kunstwerk bei Joseph Beuys gehört in lands bestimmten in der 2. Hälfte des 19. Jh. die
der maximalen Erweiterung des Kunstbegriffs zur Prinzipien des → Realismus die d. L. (T. Fontane,
»Sozialen Plastik« zu den wichtigsten Beiträgen W. Raabe, T. Storm). Gegen Ende des 19. und Anfang
Deutschlands zur Kunst nach 1945. des 20. Jh. wurde die realist. Schreibweise zwar weiter
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, praktiziert (u. a. T. und H. Mann), jedoch entwickelten
Abk. DLRG, gegr. 1913, dient zur Verbreitung von sich parallel dazu andere, z. T. gegensätzlich
Kenntnissen und Fertigkeiten im Retten und orientierte künstler. Richtungen wie → Naturalismus,
Wiederbeleben Ertrinkender; Sitz: Bad Nenndorf. → Neuromantik, später → Expressionismus und → Neue
Sachlichkeit. Mit der Machtergreifung der Nationalso-
deutsche Literatr. Die ältesten zialisten 1933 wurden zahlreiche Schriftsteller ins
Zeugnisse sind meist geistl. Dichtungen nach lat. Exil getrieben (R. Ausländer, N. Sachs, A. Seghers, T.
Quellen; nur das »Ältere Hildebrandslied« (810–820), und H. Mann, B. Brecht, F. Werfel, A. Döblin,
ein Heldenlied, blieb davon unberührt. Wichtigstes K. Tucholsky und viele andere). Die dt. Nachkriegs-
Werk der mittelhochdt. Zeit ist das → Nibelungenlied; literatur knüpfte an die literar. Traditionen von vor
im → Minnesang und im höf. Epos wurde die aus 1933 an; in der BRD nahmen die Autoren die
Frankreich stammende Kultur des christl. Rittertums Strömungen der internat. Moderne (u. a. J.-P. Sartre)
DEU
auf; Mitglieder der Gruppe 47 (u. a. H. W.
Richter, A. Andersch) beeinflussten bis in
Deutsche Nationalbibliothk,
seit 2006 gemeinsamer Name der Archivbibliotheken
DEU
die 1960er-Jahre die d. L. Maßgebl. u. bibliograf. Zentren für Dtl., deren Zusammen-
Repräsentanten dieser Jahrzehnte waren schluss 1990 als »Die Dt. Bibliothek« erfolgte;
H. Böll, U. Johnson und S. Lenz, auch Standorte sind die Deutsche Bibliothek, Frankfurt
G. Grass nahm schon einen wichtigen am Main (gegr. 1947), die Deutsche Bücherei, Leipzig
Platz ein. Eine bedeutende Rolle spielte (gegr. 1912), sowie das Deutsche Musikarchiv, Berlin
die Frauenliteratur (C. Reinig, (gegr. 1970). Die D. N. sammelt und verzeichnet alle
G. Wohmann, B. Kronauer, K. Behrens deutschsprachigen Publikationen ab 1913, alle im
u. a.). Zu den bedeutenden Lyrikern Ausland erscheinenden Übersetzungen deutsch-
zählen P. Celan, R. Kunze, S. Kirsch, sprachiger Werke sowie fremdsprachige Werke über
H. Heißenbüttel, H. M. Enzensberger. Für Dtl., Musiknoten und Tonträger.
das Theater schrieben u. a. R. W. Deutsche Partei, Abk. DP, 1947 gegr. nat.-konser-
Fassbinder, B. Strauß, R. Hochhuth, F. X. vative Partei; vereinigte sich 1961 mit dem Gesamtdt.
Kroetz. Die Literatur in der DDR wurde Block/BHE zur Gesamtdt. Partei (GDP).
zunächst von den zurückgekehrten deutsche Philosoph, die Philosophie des dt.
Emigranten bestimmt (B. Brecht, Sprach- und Kulturraums. Im MA waren Denker wie
A. Seghers, S. Heym, A. Zweig, J. R. Meister Eckhart, Hildegard von Bingen, Albertus
Becher, S. Hermlin); von den Autoren der Magnus, Nikolaus von Kues bedeutende Vertreter
folgenden Generationen wurden u. a. der Mystik und Scholastik. Bis zum 17. Jh. waren
J. Bobrowski, C. Wolf, H. Müller, H. Kant, Rechts- und Naturphilosophie (Paracelsus)
J. Becker, E. Strittmatter, C. Hein, vorherrschend. Erster universaler Denker der
U. Plenzdorf, P. Hacks, G. de Bruyn und Neuzeit war G. W. Leibniz (Monadenlehre). Als
V. Braun auch international bekannt. Erster bediente sich C. Wolff in seinen philosoph.
Das vielschichtige Bild der d. L. nach Werken der dt. Sprache. Bahnbrechend für die
1990 wurde zunächst maßgeblich vom neuere Philosophie wurde der Idealismus I. Kants.
Ringen um die Vergangenheitsbewälti- Mit ihm beginnt die Zeit des dt. Idealismus (J. G.
gung – mit unterschiedl. Themen und Fichte, F. W. von Schelling, G. W. F. Hegel), in der die
ästhet. Mitteln – bestimmt (M. Walser, W. Kempowski, d. P. Weltgeltung erlangte. Hegel wirkte in mehreren
G. Grass, B. Strauß; C. Hein, G. de Bruyn, T. Brussig). Richtungen schulbildend (Hegelianismus,
Innerhalb der jüngeren Autorengeneration verliert die Marxismus). Im 19. Jh. herrschten die Wendung zum
Verortung in der west- bzw. ostdeutschen Literatur an Erfahrungswissen (Positivismus, Naturwiss.) und
Bedeutung. Zu den wichtigsten Autoren der die Lebensphilosophie (W. Dilthey, A. Schopenhauer,
Gegenwart zählen außerdem u. a. D. Grünbein, F. Nietzsche) vor. An der Wende zum 20. Jh. standen
A. Stadler, M. Mosebach, A. Ostermeier, R. Goetz, Neukantianismus und Phänomenologie. Aus der
S. Berg, M. Biller und D. Kehlmann. Die d. L. steht in Letzteren entwickelte M. Heidegger (ähnlich auch
enger Beziehung zur → österreichischen Literatur und K. Jaspers) die → Existenzphilosophie. Ausgehend
zur → schweizerischen Literatur. vom Marxismus entwickelte E. Bloch seine
Philosophie der Hoffnung. Die Haupttendenzen der
Literatur im Netz d. P. nach dem Zweiten Weltkrieg liegen in einer
Die gedruckte deutschsprachige Literatur wird auf Wendung zur Anthropologie (A. Gehlen), Soziologie
vielfältige Weise gesammelt und archiviert, um sie (→ kritische Theorie, → Frankfurter Schule), Ethik
für die Nachwelt zu erhalten. Doch was ist mit den und Sprachphilosophie. Letztere und eine mehr
literarischen Veröffentlichungen, die sich logisch-wissenschaftstheoret. und methodolog.
mittlerweile nur noch im Netz befinden? Seit 2008 Orientierung v. a. des kritischen Rationalismus
werden auch diese erfasst. Ob Netz-Zeitschriften, bezogen ihre Anregungen vorwiegend aus dem
Blogs oder Netzliteratur – um sicherzustellen, dass angelsächsischen Raum (u. a. K. R. Popper).
auch die literarischen Äußerungen innerhalb der Deutsche Post AG, Abk. DP AG, 1995 aus der Dt.
digitalen Medien ihren Platz in der Literatur- Bundespost Postdienste hervorgegangene Aktien-
geschichte erhalten können, hat es sich das gesellschaft, Sitz: Bonn; Dienstleistungsunterneh-
Deutsche Literaturarchiv in Marbach zur Aufgabe men für Kommunikation, Transport und Logistik im
gemacht, neben den konventionellen Sammlungen Bereich des Postwesens. Ab 2000 als Dt. Post World
auch diese zu erschließen und zu archivieren. Net neu gegr. Logistikunternehmen mit den
Unternehmensbereichen »Brief« (Dt. Post),
»Express« (DHL), »Logistik« (Danzas Holding AG)
Deutsche Lufthansa AG, Abk. DLH, Sitz: Köln, gegr.
Deutsche Lufthansa AG DEUD und »Finanzdienstleistungen« (Postbank); tritt nach
1953 als Nachfolgerin der 1926 gegr. Dt. Luft Hansa Verkauf der Postbank-Anteile seit 2009 als Deutsche
A. G., seit 1954 heutiger Name; internat. Flugnetz; Post DHL auf.
Tochtergesellschaften und Beteiligungen: Lufthansa Deutsche Postbank AG, 1995 aus der Dt.
Cityline GmbH, Thomas Cook AG, Lufthansa Cargo Bundespost Postbank hervorgegangenes Kredit-
AG, Lufthansa Technik AG, Lufthansa Systems Group institut, Sitz: Bonn; gehörte ab 1999 zur → Deutschen
GmbH, LSG Lufthansa Service Holding AG, Lufthansa Post AG, ab 2004 an der Börse, ab 2006 im DAX®
Commercial Holding GmbH u. a. gelistet; 2009 wurde die → Deutsche Bank AG größter 187
Deutsche Mark, Abk. DM, → Mark. Einzelaktionär.

Deutsche Postbank AG D
D Deutscher Buchpreis
188 Deutscher Buchpreis, vom Börsenverein des Dt. folgten, bevor 1908 das erste offiziell vom DFB
Buchhandels gestifteter Literaturpreis, seit 2005 organisierte Länderspiel mit 3:5 in Basel gegen die
jährlich im Herbst im Rahmen der Frankfurter Schweiz verloren wurde. Fußballpionier Bensemann
Buchmesse für den besten deutschsprachigen Roman gründete 1920 noch das Fußballmagazin »Kicker«,
eines Jahres von einer jährlich neu gewählten Jury musste jedoch als Jude 1933 in die Schweiz emigrieren
verliehen wird; dotiert mit 25 000 €. und starb dort ein Jahr später.
Preisträger: Arno Geiger (* 1968; 2005), Katharina
Hacker (* 1967; 2006), Julia Franck (* 1970; 2007), Uwe
Tellkamp (* 1968; 2008), Kathrin Schmidt (* 1958; 2009). Deutscher Gewerkschaftsbund, Abk. DGB,
Deutscher Bund, Zusammenschluss der dt. Gesamtorganisation der Einzelgewerkschaften der
Deutsches Einzelstaaten zu einem Staatenbund, bestand 1815–66, Arbeiter, Angestellten und Beamten in der
Zentrum für → deutsche Geschichte, → Bundesversammlung. Bundesrep. Dtl., gegr. 1949, Sitz: Berlin; Vors.
Deutsche Rentenversicherung Bund, aufgrund M. Sommer (seit 2002). Im DGB sind 8 Einzelgewerk-
Luft- und
der Organisationsreform der gesetzl. → Rentenver- schaften (einschließlich → ver.di) zusammen-
Raumfahrt:
sicherung zum 1. 10. 2005 durch Fusion der geschlossen.
Das DLR- Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) Deutscher Industr- und Handelskammer-
Forschungs- mit dem Verband Dt. Rentenversicherungsträger tag, Abk. DIHK, Dachorganisation der Industrie-
flugzeug HALO (VDR) entstandener Träger der Rentenversicherung und Handelskammern, Sitz: Berlin; 1861 gegr., 1949
(High Altitude auf Bundesebene, Sitz: Berlin. als Dt. Industrie- und Handelstag neu gegr., seit 2001
and Long Ran- Deutsche Rentenversicherung Knappschaft- jetzige Bez.; vertritt die Belange der gewerbl.
ge Research Bahn-See, im Rahmen der Organisationsreform Wirtschaft.
Aircraft), ein der gesetzl. → Rentenversicherung zum 1. 10. 2005 Deutscher Krieg von 1866, zw. Österreich und
Deutscher Krieg von 1866 DE

umgebauter durch Fusion der Bundesknappschaft, der Preußen um die Vorherrschaft in Dtl.; Veranlassung:
Businessjet Bahnversicherungsanstalt und der Seekasse Uneinigkeit über die seit 1864 gemeinsamen
vom Typ Gulf- entstandener Träger der gesetzl. Rentenversicherung Herzogtümer Schleswig und Holstein. Aufseiten
auf Bundesebene. Österreichs die dt. Mittelstaaten, aufseiten Preußens
stream G550,
die norddt. Kleinstaaten und Italien. Unter Moltke
ist eines der Deutscher Fußball-Bund, Abk. Sieg der Preußen bei Königgrätz (3. 7.). Vorfriede von
modernsten DFB, gegr. 1900, Sitz: Frankfurt am Main; weltweit Nikolsburg (26. 7.), Friede von Prag (23. 8.): Auflösung
Flugzeuge für größter Sportfachverband (über 6,68 Mio. Mitgl.); des Dt. Bundes; Einverleibung Hannovers,
die Erdbeob- Präs. (seit 2006) T. Zwanziger. Schleswig-Holsteins, Hessen-Kassels, Nassaus und
achtung, u. a. Frankfurts in Preußen, Errichtung des Norddt.
die Klima- und Deutschlands erstes Länderspiel Bundes, Abtretung des österr. Venetien an Italien.
Atmosphären- »Fußlümmelei«, »britische Modetorheit« – so Mit dem Ausscheiden Österreichs aus Dtl. war eine
forschung. verhöhnten deutsche Turner, die sich in der Tradition Vorentscheidung für die kleindt. Reichsgründung
Mit einer Friedrich Ludwig Jahns sahen, jenes Hinterhergerenne 1871 gefallen.
Gipfelhöhe hinter einem Lederball, das sich ab den 1880er-Jahren deutscher Mchel, Karikatur des Deutschen: ein
von England ausgehend mehr und mehr in Europa Bauernbursche mit Zipfelmütze und Kniehosen;
von 15,5 km
verbreitete. Am 28. Januar 1900 wurde in Leipzig der Inbegriff der Einfalt.
und einer
Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegründet. Einer der Deutscher Olympischer Sportbund, Abk.
Reichweite von
Deutscher Olympischer Sportbund D

treibenden Akteure war Walther Bensemann, der am DOSB, am 20. 5. 2006 gegründete Dachorganisation
8000 km fliegt 12. Dezember 1898 die erste Begegnung zwischen einer des dt. Sports; entstanden aus der Vereinigung von
es höher und deutschen Auswahl und einem Team des »White Nat. Olymp. Komitee (NOK) und Dt. Sportbund
weiter als jedes Rovers Club« in Paris auf die Beine gestellt hatte. Die (DSB). Zu seinen Mitgliedern zählen u. a. 16
Forschungs- Deutschen gewannen vor 580 Zuschauern mit 7:0. Landessportbünde, 33 olymp. Spitzenverbände, 28
flugzeug zuvor. Sechs weitere solcher inoffiziellen »Ur-Länderspiele« nicht olymp. Spitzenverbände, 20 Verbände mit
besonderen Aufgaben; Präs.:
T. Bach.
Deutscher Orden, Deutsch- Deutscher Orden DEUD

herren, Deutsche Ritter, einer


der in den Kreuzzügen
entstandenen geistl. Ritterorden,
1190/98 in Palästina gegr.;
Tracht: weißer Mantel mit
schwarzem Kreuz. Der D. O.
begann 1226 unter dem
Hochmeister Hermann von Salza
die Christianisierung der
Prußen, deren Gebiet bis 1283
erobert war; Sitz der Hochmeis-
ter seit 1309: die Marienburg.
Seit 1237 herrschte der D. O.
auch über Livland und Kurland;
ferner gewann er 1308/09
DEU
Pommerellen (Westpreußen) mit Danzig und 1346
Estland. Im Kampf gegen Polen-Litauen wurde der
Deutsches Reich, 1) das alte dt. Reich von 911 bis
1806; amtl. Bez. seit dem 11. Jh. Röm. Reich, seit dem
DEU
D. O. 1410 bei Tannenberg besiegt; nach dem 15. Jh. Hl. Röm. Reich Dt. Nation. – 2) bis 1945 amtl.
»Dreizehnjährigen Krieg« (1454–66) verlor er u. a. Name für den 1871 von Bismarck gegr. Staat.
Westpreußen und Ermland, während Ostpreußen
unter poln. Lehnshoheit kam. 1525 trat der Deutsches Zentrum für
Hochmeister Markgraf Albrecht von Brandenburg der Luft- und Raumfahrt e. V.,
Reformation bei, trat Preußen an den poln. König ab Abk. DLR, 1997 durch die Fusion der Dt. Forschungs-
und erhielt es als Herzogtum unter poln. Lehnshoheit anstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Dt.
zurück. Der kath. gebliebene Teil des Ordens lebte in Agentur für Raumfahrtangelegenheiten (DARA)
S- und W-Dtl. (Sitz: Mergentheim) weiter; unter entstandene Institution, konzentriert sich auf
Napoleon unterdrückt, konnte er unbehindert nur im Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in Luftfahrt,
Kaiserreich Österreich weiterbestehen. Raumfahrt, Energie und Verkehr sowie auf Aufgaben
Deutsches Eck, Landzunge am Zusammenfluss von
Deutsches Eck DEUD im Raumfahrtmanagement und die Vertretung Dtl.s
Mosel und Rhein in Koblenz (Rheinl.-Pf.). in internat. Organisationen (z. B. ESA).
Deutsches Elektrnen-Synchrotron, Abk. DESY, Deutsche Volkspartei, Abk. DVP, 1918 gegr. liberale,
Forschungszentrum für Elementarteilchenphysik in rechtsbürgerl. Partei, bis 1929 unter Führung
Hamburg (gegr. 1959), seit 1992 mit Teilinstitut in G. Stresemanns; 1933 aufgelöst.
Zeuthen (Bbg.). DESY entwickelt, baut und betreibt
Teilchenbeschleunigeranlagen. Deutsche Welle, Abk. DW, öffentlich-
Deutsche Welle DEUD

deutsche Sprache, Zweig der westgerman. Sprachen.


deutsche Sprache DEUD rechtl. Rundfunkanstalt, die als Auslandsrundfunk
Durch die hochdt. → Lautverschiebung wurde das Deutschlands fungiert; gegr. 1953, mit Sitz in Bonn
Deutsche in 2 Gruppen gegliedert: Hochdeutsch und und Berlin. Die D. W. soll sowohl Dtl. in der Welt
Niederdeutsch (→ niederdeutsche Sprache). Zur präsentieren und repräsentieren als auch den
hochdt. Gruppe zählen bes. Alemannisch und Bairisch, Austausch der Kulturen und Völker fördern. Eine
wo die Lautverschiebung am vollständigsten spezielle Zielgruppe sind dabei Deutschlerner in
durchgedrungen ist; man fasst sie als Oberdeutsch aller Welt.
zusammen. Mitteldeutsch heißen die thüring. und
fränk. Mundarten, die die Lautverschiebung in Multilingual
unterschiedl. Anteilen mitgemacht haben, sowie die DW-TV sendet in vier Sprachen: Deutsch, Englisch,
durch Mischung beider entstandenen Mundarten zu Arabisch und Spanisch. DW-Radio hat sogar 30
beiden Seiten des Erzgebirges, in der Lausitz und Sprachen im Angebot: von Amharisch über Chinesisch
Schlesien bis nach Ost- und Westpreußen (Hochpreu- und Russisch bis Urdu. Partnerstationen in aller Welt
ßisch). übernehmen Teile der Fernseh- und Radioprogramme,
Entwicklungsstufen des Hochdeutschen: Althoch- übersetzen sie und strahlen sie neu aus – in der Regel
deutsch (750–1050), Beginn des Schrifttums und kostenfrei. Das Internet-Portal DW-World.de versorgt
Aufnahme der antiken Bildung. Mittelhochdeutsch die Welt mit Nachrichten und Berichten in den
(1050–1350), mit der 1. Blüte der dt. Sprache um 1200 in Schwerpunktsprachen Deutsch, Englisch, Spanisch,
der ritterl.-höf. Dichtung und dem Minnesang. Von den Chinesisch, Russisch, Brasilianisch, Arabisch und
durch Mischung im ostdt. Siedlungsraum entstande- Farsi. Die Homepage www.qantara.de ist dabei eine
nen Ausgleichsmundarten wurde am wichtigsten das Plattform für den Dialog mit den islamischen Ländern
Thüringisch-Obersächsische; durch eigene Entfal- auf Deutsch, Türkisch, Indonesisch und Arabisch.
tungskraft und die Reichweite der landesherrl.
obersächs. Kanzlei (Meißen) gewann es eine solche
Breite, dass es, bes. auch durch die Schriften Luthers, Deutsche Welthungerhilfe e.V., 1962 gegr.
zur wichtigsten Grundlage der neuhochdeutschen Nichtregierungsorganisation zur Unterstützung von
Schriftsprache wurde. Die Lit. der dt. Klassik (Schiller, Selbsthilfeprogrammen in Afrika, Asien und
Goethe) brachte eine 2. Blüte der dt. Sprache. Lateinamerika; Sitz: Bonn.
deutsches Recht, das auf german. Grundlage Deutsch-Franzsischer Krieg von 1870/71.
erwachsene Recht. Das ältere d. R. war mündlich Ursache: Argwohn Frankreichs gegen Bismarcks
überliefertes Volksrecht der Volksgerichte. Aus den Politik der Reichsgründung. Anlass: Kandidatur des
zw. dem 5. und 9. Jh. in lat. Sprache aufgezeichneten Erbprinzen von Hohenzollern-Sigmaringen auf den
Stammesrechten wurden Landrechte mit Geltung span. Thron (→ Emser Depesche). Frz. Kriegserklä-
für bestimmte Gebiete. Daneben traten Sonderrechte rung am 19. 7. 1870, die süddt. Staaten traten sofort
für bestimmte Verhältnisse, so das Lehns-, Stadt-, auf die Seite Preußens. Nach dt. Siegen bes. bei
Bergrecht. Weite Verbreitung und gesetzesähnl. Wörth, Spichern und Sedan ergab sich Kaiser
Ansehen erlangten bes. der Sachsen- und der Napoleon III. Bei den fortdauernden Kampfhand-
Schwabenspiegel. Die Zersplitterung des d. R. lungen schlossen dt. Truppen Paris ein, zu dessen
begünstigte am Ausgang des MA die Übernahme Befreiung Gambetta neue frz. Massenheere
(Rezeption) des röm. Rechts, das im 18. Jh. durch die aufstellte, die einzeln geschlagen wurden. Paris
naturrechtl. Gesetzbücher (Preuß. Allg. Landrecht) ergab sich am 28. 1. 1871. Am 26. 2. wurde der
wieder zurückgedrängt wurde. Das geltende Vorfriede von Versailles geschlossen, am 10. 5. der
→ Bürgerliche Gesetzbuch hat Bestandteile des dt. Frankfurter Friede. Das Elsass und Teile Lothringens 189
und des röm. Rechts. kamen an Deutschland.

Deutsch-Französischer Krieg von 1870/71 D


D Deutschland
190 Naturschutz; z. T. Wirtschaft und Steuern. Den
Deutschland, Bundesrepublik D., Rep. in
Deutschland DEUD Gemeinden und Gemeindeverbänden ist Selbstver-
Mitteleuropa, 357 022 km 2, 82,2 Mio. Ew.; Hptst. waltung gewährleistet.
Berlin, Bundesstadt: Bonn. D. reicht von Nord- und Währung. Die am 20. 6. 1948 (Währungsreform)
Ostsee bis zu den Alpen, ist im W und O ohne natürl. eingeführte nat. Währungseinheit Deutsche Mark
Begrenzung; seine Anliegerstaaten sind im N (DM) wurde am 1. 1. 1999 durch den Euro als Buchgeld,
Dänemark, im W die Niederlande, Belgien, Luxem- am 1. 1. 2002 als gesetzl. Zahlungsmittel ersetzt.
burg, Frankreich, im S die Schweiz, Österreich, im SO Verteidigung. Seit 1954 gehört die Bundesrep. D. dem
und O die Tschech. Rep., Polen. Verteidigungsbündnis der → NATO an. Seit 1955
Verfassung. Die staatl. Ordnung ist durch das wurde die → Bundeswehr aufgestellt.
Grundgesetz (GG) vom 23. 5. 1949 (mit Änderungen) Landesnatur. D. hat Anteil an 4 Naturräumen: Norddt.
bestimmt. Die Bundesrep. D. hat seit dem 5. 5. 1955 die Tiefland, Mittelgebirgsschwelle, Alpenvorland und
Stellung eines souveränen Staates (Inkrafttreten des Alpen. Das Norddt. Tiefland umfasst Marschen und
→ Deutschlandvertrags in der Pariser Fassung vom die Geest sowie die Jungmoränengebiete des Balt.
23. 10. 1954); die damals aufrechterhaltenen Höhenrückens mit der Mecklenburg. Seenplatte, an
Vorbehalte der 4 alliierten Siegermächte entfielen die sich das Altmoränenland mit Niederungen,
zum 3. 10. 1990. D. ist ein demokrat., sozialer und Urstromtälern und Hochflächen anschließt. Mit
föderativer Bundesstaat, dem die Länder Baden- weiten Buchten (Niederrhein. Tiefland, Münsterland,
Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Leipziger Tieflandsbucht) greift es in den Niederungen
Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, von Rhein, Ems und Weser sowie Saale und Elbe tief in
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland- die Mittelgebirgsschwelle ein, deren Nordfuß
Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig- mächtige Lössaufwehungen (Bördenzone) besitzt. Die
Holstein und Thüringen angehören. Das GG Mittelgebirge zerfallen in eine Vielzahl kleiner
beschränkt die Verfassungsautonomie der Länder; der Landschaftseinheiten. Einen zusammenhängenden
Bund kann die Länder durch Gesetze neu gliedern Gebirgskörper bildet das beiderseits des Mittelrheins
und hat ihnen gegenüber weitere Rechte (Bundesauf- gelegene Rhein. Schiefergebirge. Ihm gliedern sich im
sicht, Bundeszwang). O das Hess., das Weser- und das Leinebergland sowie
Die Staatsgewalt geht vom Volke aus. Es übt sie der Harz, der Thüringer Wald und das Fichtelgebirge
unmittelbar durch Wahlen und Abstimmungen aus. an. Die östl. Gebirgsumrandung von D. reicht vom
Die Parteien wirken an der polit. Willensbildung Elstergebirge über das Erzgebirge mit dem Fichtelberg
mit. – In der Wirtschaftsordnung gilt Freiheit der (1214 m) bis zum Elbsandsteingebirge mit dem
Betätigung des Einzelnen; das Privateigentum ist Durchbruchstal der Elbe und östlich davon bis zum
gesichert. Lausitzer Bergland und Lausitzer (Zittauer) Gebirge,
Von wesentl. Bedeutung sind die Grundsätze der im S bis zum Böhmerwald mit dem Oberpfälzer und
Gewaltenteilung und der Gesetzmäßigkeit der Bayer. Wald. Von den östl. Randhöhen des Oberrhein-
Verwaltung. Die Gesetzgebung ist an die verfassungs- grabens (Spessart, Odenwald, Schwarzwald) erstreckt
mäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die sich eine Schichtstufenlandschaft bis hin zur Donau
Rechtsprechung sind an Recht und Gesetz gebunden; und zum Bayer. Wald im O. Jenseits des Rheins fi ndet
die Rechtsprechung ist unabhängigen Richtern sie ihre Fortsetzung im Pfälzer Wald. Zw. der Schwäb.
anvertraut. Die → Grundrechte sind gewährleistet. Alb, dem Bayer. Wald und den Nördl. Kalkalpen, mit
Staatsoberhaupt ist der von der Bundesversammlung der Zugspitze (2962 m) als höchstem Berg von D.,
auf 5 Jahre gewählte Bundespräsident. Der vom erstreckt sich der westl. Teil des Alpenvorlandes.
Bundestag gewählte Bundeskanzler führt die Donau, Rhein, Weser und Elbe mit ihren Nebenflüssen
Bundesregierung. Durch den Bundesrat haben die entwässern D. Das Klima ist feuchtgemäßigt, wobei
Länder Anteil an Gesetzgebung und Verw. des Bundes. der W des Landes stärkeren ozean. Einflüssen
Gesetzgebung. Der Bund hat die ausschließl. unterliegt, der ostdt. Raum hingegen bereits kontinen-
Gesetzgebung auf den Gebieten, die nur einheitlich tale Züge aufweist. Niederschläge fallen zu allen
geregelt werden können, so für auswärtige Angelegen- Jahreszeiten. Das Temperaturmaximum liegt im Juli,
heiten, Verteidigung, Staatsangehörigkeit, Währung, das Minimum im Januar. D. liegt in der Zone der
Grenzschutz, Luftverkehr, Postwesen, Telekommuni- sommergrünen Laubwälder. Im N herrschen Eichen-
kation, Bundesbeamtenrecht. Er hat neben den und Birkenwälder vor. Manche ehem. bewaldete
Ländern die konkurrierende Gesetzgebung z. B. für Gebiete werden heute von Heidegebieten eingenom-
bürgerl. Recht, Strafrecht, Prozessrecht, Straßenver- men (Lüneburger Heide). Die Waldgebiete der
kehr, soweit ein Bedürfnis für eine einheitl. Regelung Mittelgebirge umfassen Laub-, Nadel- und Misch-
besteht. Zur Änderung oder Ergänzung des GG ist ein wälder, in den Nördl. Kalkalpen bes. mit Buche,
übereinstimmender Beschluss von Bundestag und Bergahorn und Fichte, die bis zur natürl. Waldgrenze
Bundesrat notwendig (jeweils 2⁄3-Mehrheit). – Die 1968 bei etwa 1800 m immer stärker in den Vordergrund
erlassene Notstandsgesetzgebung sieht Maßnahmen tritt. Über 1800 m folgen Krummholzgürtel,
für den Katastrophenfall und für Fälle des inneren Zwergstrauchstufe und alpine Matten.
und äußeren Notstandes vor. Bevölkerung. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte
Verwaltung. Bund und Länder haben getrennte sich die Bev.-Struktur in der damaligen Bundesrep. D.
Verwaltungen. Zur Zuständigkeit der Länder grundlegend durch die Aufnahme von 9,7 Mio.
gehören u. a. allg. Verw., Justiz, Polizei, Kultus, Menschen v. a. aus den ehem. dt. Ostgebieten, durch
Unterricht, Gesundheitswesen, Versorgung Zuwanderung von über 3 Mio. Menschen aus dem
DEU
Gebiet der DDR (bis zum Bau der Mauer, 13. 8. 1961)
sowie durch Zuzüge ausländ. Arbeitnehmer seit den
DEU
1960er-Jahren. Allein 1988–97 kamen etwa 1,7 Mio.
Russlanddeutsche nach D. Ende 2008 lebten über 6,7 »Land der Dich-
Mio. Ausländer in D., das sind 8,8 % der Gesamt-Bev. ter und Denker«
Die Bev.-Verteilung ist sehr unterschiedlich. oder »Made in
Wirtschaftl. und städt. Ballungsräume sind das Germany«: Diese
Rhein-Ruhr-Gebiet, das Rhein-Main-Gebiet, das Markenzeichen
Rhein-Neckar-Gebiet, das Saarland, die Räume stehen für
Halle–Leipzig, Chemnitz–Zwickau sowie die Städte
Ideenreichtum,
Berlin, Dresden, München, Stuttgart, Nürnberg-Er-
schöpferische
langen, Hannover, Bremen und Hamburg mit ihren
Einzugsgebieten. Relativ schwach besiedelt sind v. a. Leidenschaft
die landwirtschaftlich genutzten Gebiete in und visionäres
Schlesw.-Holst. und Mecklenburg-Vorpommern. Denken der
Religion. Das GG verpflichtet den Staat zu Toleranz, Gutenbergs,
Neutralität und Parität gegenüber allen Religionen Goethes,
und Religionsgesellschaften und garantiert unter dem Diesels und
Vorbehalt der allg. Staatsgesetze die Religionsfreiheit. Einsteins.
Ende 2008 zählten die Gliedkirchen der EKD rd. 24,8, Die riesigen
die kath. Kirche rd. 25,5 Mio., die versch. Ostkirchen Skulpturen der
rd. 1,4 Mio., die ev. Freikirchen rd. 500 000 Mitglieder. Berliner Aus-
Die etwa 4 Mio. in D. lebenden Muslime unterhalten
stellung »Walk
rd. 2600 Gebetshäuser und -räume. Die jüd.
of Ideas« er-
Gemeinden zählen mehr als 200 000 Mitglieder.
Wirtschaft, Verkehr. D. ist eine der führenden Ind.- möglichen einen
Nationen der Erde. Gemessen am BNE zählt es zu den Spaziergang
Ländern mit hohem Lebensstandard. In den westl. durch positive
Bundesländern weist die regionale wie auch die Assoziationen
sektorale Entwicklung erhebl. Wachstumsunterschie- mit dem Wirt-
de auf. Zunächst waren die traditionellen Zentren des schafts-, Kultur-
Bergbaus und der Schwerind., das Ruhrgebiet und der und Wissen-
Raum Hannover–Braunschweig–Salzgitter–Peine, schaftsstandort
sowie die Handelszentren Hamburg und Bremen Deutschland.
begünstigt. Seit den 1960er-Jahren entwickelten sich Die Fahrzeug-
dagegen die Verdichtungsräume Rhein-Main, Rhein-
skulptur sym-
Neckar, München, Nürnberg-Erlangen und Stuttgart
bolisiert kreative
als Standorte zumeist wachstumsstarker Ind.-Zweige
(Chemie, Elektrotechnik/Elektronik, Maschinen-, Ingenieure und
Kfz-Bau) deutlich schneller als die übrigen Teilräu- Tüftler, die
me, die norddt. Küstenländer Schlesw.-Holst. und Bücher stehen
Ndsachs., ausgenommen Agglomerationsräume für deutsche
um Hannover, Hamburg, Bremen, ebenso wie NRW Dichter und
nur noch unterdurchschnittlich. Die Wirtschaft Philosophen, die
der östl. Bundesländer beruhte bis 1989 vorwiegend Einsteinformel
auf staatl. und genossenschaftl. Eigentum und für den Wissen-
einem weitgehend zentralistisch gelenkten Mecha- schaftsstand-
nismus der Planung und Leitung. Die Planwirt-
ort, während
schaft mit ihrer ungenügenden Effektivität führte
»Meisterwerke
zunehmend seit Anfang der 1980er-Jahre zu erhebl.
wirtschaftl. Krisenerscheinungen. Nach der Wende der Musik«
gingen hier im Verlauf des Übergangs zur sozialen auf die Werke
Marktwirtschaft zahlreiche Ind.-Betriebe und genialer Kom-
Arbeitsplätze verloren, vielerorts entstanden auf ponisten
bereinigten Ind.-Brachen und in neuen Gewer- und Musiker
begebieten leistungsstarke Unternehmen (z. B. in hinweist.
Leuna, Leipzig, Zwickau-Mosel, Dresden u. a.).
Zur Entstehung des BIP 2008 trugen Land- und
Forstwirtschaft sowie Fischerei nur noch zu 0,9 %
bei. Hauptanbauprodukte sind: Getreide (Weizen,
Gerste, Hafer, Roggen), Zucker-, Futterrüben,
Kartoffeln, Hopfen, diverse Gemüsesorten, Obst und
Wein. Bei der Fleischerzeugung und Milchproduktion 191
steht D. unter den EU-Staaten an führender Stelle.

D
D Deutschlandlied
192 Bergbau, Energiewirtschaft, verarbeitende Ind.
und Baugewerbe erbrachten 2008 rd. 30 % des
BIP, Dienstleistungen rd. 69 %. Abgebaut
werden Stein- und Braunkohle, Schwerspat,
Stein- und Kalisalze. Der Bedarf an angerei-
chertem Uran wird aus den USA, Russland und
Frankreich gedeckt. Die Erdöl- und Erdgasför-
derung ist unbedeutend. Zu den wichtigsten
Industriezweigen zählen: Maschinenbau (mit
Fahrzeugbau), Nahrungs- und Genussmitte-
lind., chem., elektrotechn. Ind., Mineralölver-
arbeitung sowie Textil- und Bekleidungsind.
An der Primärenergieerzeugung ist die Kernenergie Devsen, ausländ. Zahlungsmittel im Besitz von
Devisen DEVD

mit (2008) 10,8 % beteiligt. Wichtigste Exportpro- Inländern; bankwirtschaftlich: Ansprüche auf
dukte sind Fahrzeuge, chem. Erzeugnisse, elektr. Zahlungen in fremder Währung an einem ausländ.
Maschinen, nicht elektr. Maschinen, Apparate und Platz. D. sind zu unterscheiden von Sorten (ausländ.
Geräte, Metalle und Metallerzeugnisse, elektrotechn. Banknoten und Münzen). – Der D.-Handel (An- und
Produkte, Nahrungsmittel. Das Eisenbahnnetz Verkauf von D. gegen Inlandswährung oder andere
betrug (2008) 37 798 km (seit 1998 zunehmend D.) findet am freien und am organisierten D.-Markt
Stilllegung unrentabler Strecken), das Straßennetz (D.-Börse) statt.
des überörtl. Verkehrs hatte (2008) 231 181 km
(12 594 km Autobahnen). Wichtigste Binnenwasser- Risikoreicher Devisenrekord
straße ist der Rhein. Die wichtigsten Binnenhäfen Ende 2009 hatte China 2400 Milliarden Dollar an
sind Duisburg, Köln, Hamburg, Mannheim, Devisenreserven angehäuft – mehr als jedes andere
Ludwigshafen. Größte Überseehäfen sind Hamburg, Land. Der Grund: Schwankende Wechselkurse
Wilhelmshaven, Bremen/Bremerhaven, Lübeck, gefährden den für die chinesische Volkswirtschaft
Rostock. Größte  sind Frankfurt am Main, überlebenswichtigen Export. Indem China große
München, Düsseldorf, Berlin-Tegel, Hamburg, Mengen der US-Währung aufkauft, gibt es anteilig
Stuttgart. mehr chinesisches Geld auf dem Weltmarkt. Die eigene
Geschichte. → deutsche Geschichte. Währung bleibt dadurch vergleichsweise billig, die
Deutschlandlied, das Gedicht »Deutschland, Nachfrage hoch. Chinas immense Devisenreserven
Deutschland über alles« von H. Hoffmann v. bedeuten bei sinkenden Dollarkursen in Zeiten von
Fallersleben (1841) mit der Weise von J. Haydn (1797), Finanz- und Wirtschaftskrisen aber auch ein
dt. Nationalhymne 1922–45; in der Bundesrep. Dtl. volkswirtschaftliches Risiko, denn die Devisenbestän-
wird seit 1952 die 3. Strophe (»Einigkeit und Recht de eines Landes sind grundsätzlich ein Symbol für die
und Freiheit«) als offizielle Hymne gesungen. Wirtschaftskraft und ein wichtiger Faktor für die
DeutschlandRadio, 1993 durch Zusammenschluss Bewertung eines Staates durch Rating-Agenturen.
von Deutschlandfunk, Deutschlandsender Kultur
(DS Kultur) und RIAS Berlin entstandener
öffentl.-rechtl. Hörfunksender, Sitz: Köln und Berlin. Devn [nach der engl. Cty. D.] das, geolog. System des
Deutschlandvertrag, »Vertrag über die Beziehun- Paläozoikums.
gen der Bundesrep. Dtl. mit den 3 Mächten« (Bonner Dextrn das, aus Stärke durch Rösten, Hydrolyse oder
Vertrag), der am 26. 5. 1952 in Bonn zw. der enzymat. Abbau hergestelltes wasserlösl. Pulver.
Bundesrep. Dtl. und den USA, Großbritannien und Klebstoff, Steifmittel.
Frankreich abgeschlossen wurde, mit dem Dezibel [-ˈbɛl, -ˈbeːl], Zeichen dB, dekadisch logarithm.
Generalvertrag als Kernstück; trat am 5. 5. 1955 in Maß für das Verhältnis von elektr. Spannungen,
Kraft, nachdem er durch das »Protokoll über die Strömen oder Leistungen, z. B. am Anfang und Ende
Beendigung des Besatzungsregimes« (Paris 23. 10. einer Leitung oder eines Vierpols (Dämpfung oder
1954) geändert und erweitert worden war. Der D. Verstärkung); es wird auch angewendet für den
löste das Besatzungsstatut ab, gab der Bundesrep. Schalldruckpegel (Bezugsschalldruck Hörschwelle)
die Souveränität, zunächst mit Einschränkungen, und ist bei Normschall von 1000 Hz zahlenmäßig
und regelte die Rechtslage der in der Bundesrep. gleich der Lautstärke in Phon; auch das Schalliso-
stationierten Truppen. Die Bundesrep. Dtl. wurde lationsmaß wird in dB angegeben. 1 dB = 0,1 Bel.
Mitglied der NATO und der WEU. Dezimlsystem, dekdisches Systm, Zehner-
DezimalsystemDEZD

Deutschnationale Volkspartei, Abk. DNVP, 1918 system,  Stellenwertsystem mit der Grundzahl 10.
bis 1933 nationalkonservative Reichspartei in Dtl., Jedes vollständige Durchzählen wird als neue Einheit
mit kurzen Unterbrechungen in scharfer Opposition (Zehner) vermerkt. 10 Zehner ergeben einen
gegen die Reichsregierung, 1931 in der → Harzburger Hunderter usw. Die höheren Einheiten werden durch
Front; 1933 aufgelöst. Vors. u. a. K. Helfferich, die Stellung der Ziffern vermerkt, die sie zählen; z. B.
A. Hugenberg. 5432 = 5 · 1000 + 4 · 100 + 3 · 10 + 2 · 1.
Dventer, niederländ. Stadt, an der IJssel, 70 700 Ew.; Das D. wird durch die Dezimalzahlen um Einheiten
Hafen, Ind.; Spielzeugmuseum. erweitert, die kleiner als 1 sind. Rechts vom Komma
Deviatin die, Ablenkung der Kompassnadel durch folgen Zehntel, Hundertstel usw., z. B.
den Magnetismus von Schiffsteilen. 2 , 45 = 2 · 1 + 4 · 1 10 + 5 · 1 100 .
Fast gemächlich wirkt der
Schiffs- bzw. Bootsverkehr auf
DEU
dem Buriganga in Dhaka,
verglichen mit den überfüllten
DIA
Straßen der Innenstadt, wo es
nicht nur in der Rushhour kaum
ein Durchkommen zwischen den
unzähligen Rikschas und Autos
gibt. Die Hauptstadt Bangladeshs
ist Dreh- und Angelpunkt für
Politik, Wirtschaft, Handel und
Finanzen. Mit dem schnellen
Bevölkerungswachstum hat die
Infrastruktur bislang jedoch nicht
mithalten können.

Dhahran [ðaxˈraːn], Stadt in Saudi-Arabien, an der


Dhahran DHAD Einrichtungen sowie 81 Fachverbände der verschie-
W-Küste des Pers. Golfs, rd. 40 000 Ew. Knotenpunkt densten Arbeitsfelder.
mehrerer Erdölpipelines; Bergbauhochschule, diakrtische Zeichen, Striche, Punkte, Häkchen diakritische Zeichen DIAD

internat. . u. a. über oder unter einem Buchstaben; zur


Bezeichnung von Aussprache oder Betonung.
Dhka, früher Dcca, Hptst. von Bangladesh, im Dialktik die, 1) kunstvolle Führung eines Ge-
Dialektik DIAD

Gangesdelta, 7,0 Mio., mit Außenbezirken 12,8 Mio. sprächs. – 2) Fortschreiten des Denkens in gegensätzl.
Ew.; TU, 2 Univ., Ind.-Zentrum; größter Binnenhafen Begriffen. Nach G. W. F. Hegel erzeugt jeder Begriff als
des Landes, internat. . Thesis einen entgegengesetzten, die Antithesis. Aus
Dhaulagri, Berg in Nepal, 8167 m hoch, 1960 erstmals beiden Begriffen geht die Synthese hervor, als höhere
bestiegen. Form, in der die Widersprüche »aufgehoben« sind.
Diabs der, Ergussgestein, schwarz oder dunkelgrün, K. Marx übernahm Hegels dialekt. Methode in seinen
Gemenge von Plagioklas und Augit (Verwendung als historischen → Materialismus.
Pflaster-, Werkstein). dialktische Theolog, Neuorientierung inner- dialektische Theologie DIAD

Diabtes der, Harnruhr, vermehrte Ausscheidung von halb der ev. Theologie seit dem Ersten Weltkrieg
Harn, die unterschiedl. Ursachen haben kann; auch (K. Barth, E. Brunner, R. Bultmann, F. Gogarten u. a.),
Kurzbez. für den → Diabetes mellitus. die an S. Kierkegaard anknüpft. Mensch und Gott
Diabtes mllitus, der, Zuckerharnruhr, Zuckerkrank- stünden unvereinbar gegenüber; der verborgene Gott
heit, Stoffwechselstörung, die durch einen dauerhaft offenbare sich nur im »Wort«, das Gott in dem Ereignis
erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Dies Jesus Christus zur Menschheit gesprochen habe, und
führt ohne wirksame Behandlung zu einem erhöhten in der Verkündigung. Der Glaube sei ein Wagnis. Die
Risiko für Organschäden, insbes. an Augen, Nieren, d. T. hat stark auf die Bekennende Kirche gewirkt.
Nerven, Herz und Blutgefäßen. Unterschieden wird Dialse die, 1) Abtrennung niedermolekularer
zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Begleitstoffe (Salze) aus einer Lösung hochmolekula-
Diadchen Pl., die Feldherren Alexanders d. Gr., die rer Stoffe (Eiweiß, Stärke u. a.) durch bestimmte
nach seinem Tod (323 v. Chr.) sein Reich teilten und 3 Filter. – 2) → künstliche Niere.
hellenist. Reiche bildeten: Ägypten unter den Diamnt [griech. adamas »unbezwingbar«] der, 1) aus
Diamant DIAD

Ptolemäern (→ Ptolemaios), Syrien, Mesopotamien reinem Kohlenstoff (C) bestehendes Mineral; vorherr-
und Iran unter den Seleukiden, Mazedonien unter schende Kristallform: Oktaeder, Dodekaeder. Der D. ist
den Antigoniden. der härteste natürl. Stoff (Ritzhärte 10), doch gut
Dighilew, Sergei Pawlowitsch, russ. Ballettimpresa- spaltbar und sehr spröde; Masseeinheit ist das Karat
rio, * 1872, † 1929; gründete 1909 die in Paris (1 Kt = 200 mg). Er wird vorwiegend als Brillant
stationierten weltberühmten »Ballets Russes«. bearbeitet (geschliffen). Verwendung als Schmuck-
Diakn der, 1) frühe christl. Kirche: Armenpfle-
Diakon DIAD oder Ind.-D. (Glasschneider, Werkzeuge). – 2) die,  ein
ger. – 2) ev. Kirchen: Hilfsgeistlicher, auch Gemeinde- Schriftgrad von 4 typograph. Punkten (1,504 mm).
helfer, Krankenpfleger. Diakont das, Amt, Würde, Dina, röm. Göttin, als Jagdgöttin der griech. Artemis
Amtsstätte eines D. Diakon die, ev. Kirchen: soziale gleichgesetzt.
Arbeit in der Gemeinde. – 3) kath. Kirche: Vorstufe Diana [daɪˈænə], Princess of Wales, urspr. Lady Diana
zum Priester; als selbstständiger Amtsträger Frances Spencer [ˈspensə], * 1961, † (tödlich
zugelassen. verunglückt) 1997;  1981 mit dem brit. Thronfolger
Diaknisches Werk der Evanglischen Kirche Prinz Charles; seit 1996 geschieden.
in Deutschland e. V., kurz Diaknisches Werk,
Diak Diaphrgma das, 1) Scheide-, Zwischenwand; i. e. S.
Dachverband von Organisationen und Initiativen, das → Zwerchfell. – 2) Scheiden-D., Mittel zur
die innerhalb der ev. Landes- und Freikirchen in Dtl. → Empfängnisverhütung.
soziale Dienstleistungen und Hilfen anbieten; Dapositiv das, Kurzwort Da, fotograf. Bild auf
Mitglieder sind die Diakon. Werke der 23 Landes- durchscheinender Unterlage (Glas, Kunststoff) zur 193
kirchen der EKD, 9 Freikirchen mit ihren diakon. Vorführung im → Projektionsgerät.

Diapositiv D
D Diaspora
194 Dispora die, unter Gläubigen einer anderen Religion Verhältnisse äußerte er indes stets mit Humor und
zerstreut lebende Glaubensgenossen sowie deren oft grotesker Komik, was wesentlich zu seiner
Aufenthaltsgebiete. Popularität beitrug. Die sozialen Schattenseiten
Diastle die, Erweiterung der einz. Herzteile im
Diastole DIAD hatte Dickens als Kind selbst kennengelernt: Schon
Wechsel mit der → Systole innerh. der Herzschlagfolge. mit zwölf Jahren musste er in einer Fabrik für seinen
Dit die, besondere Ernährungsweise (Krankenkost). Lebensunterhalt sorgen, nachdem sein Vater wegen
Diättik die, Lehre von der Ernährungstherapie. unbeglichener Schulden inhaftiert worden war.
Diten Pl., Entgelt für die Tätigkeit der Abgeordneten;
is t
ni e kl ug. Da s
MdB erhalten steuerpflichtige Entschädigung und
steuerfreie Kostenpauschale. W ünsc he si nd
st e an ih nen.
soga r das Be
Diatherm die,  Wärmebehandlung mit hoch-
frequenten Wechselströmen (bei Krampf- und Charles Dickens
Schmerzzuständen, zur Stoffwechselanregung).
Diatnik die, Tonordnung aus den natürl. Ganz- und Didktik die, Wiss. des Lehrens und Lernens;
Halbtönen der 7 Stufen einer Dur- oder Molltonleiter; Unterrichtslehre.
Ggs.: Chromatik. Diderot [didəˈro], Denis, frz. Philosoph und Schrift-
Diaz [ˈdiaʃ], Bartolomeu, port. Seefahrer, * um 1450, steller, * 1713, † 1784; führender und vielseitigster
† 1500; umsegelte 1487/88 die Südspitze Afrikas. Repräsentant der frz. Aufklärung: verfasste eine
Díaz [ˈdias], Porfirio, mexikan. Staatsmann, * 1830, Vielzahl literaturtheoret. und philosoph. Schriften,
† 1915; als General Gegner Kaiser Maximilians; z. T. in Dialogform, die sich v. a. an J. Locke und
1876–80 und 1884–1911 Staatspräsident. Shaftesbury orientieren und materialist. Positionen
DiCprio [engl. -ˈkæpriəʊ], Leonardo, amerikan.
DiCaprio DICD vertreten, war Herausgeber der »Encyclopédie«,
Filmschauspieler, * 1974; spielt seit den 1990er-Jahren schrieb bürgerl. Schauspiele und Romane (»Die
Filmrollen, u. a. in »Romeo und Julia« (1996), »Titanic« Nonne«, »Jakob und sein Herr«).
Die Schwarze (1997), »Departed – Unter Feinden« (2006), »Zeiten des Didot [diˈdo], frz. Drucker- und Buchhändlerfamilie im
Witwe zeigt Aufruhrs« (2008), »Shutter Island« (2010). 18. Jh. D.-System, typograph. Punktsystem zur
einen deutlichen Dichotom die, Logik: zweigliedrige Bestimmung Berechnung der Schriftgrade.
Geschlechts- eines Begriffs durch einen ihm untergeordneten und Di|elktrikum das, elektrisch isolierender Stoff, in
Dimorphismus: dessen Verneinung (z. B. Seele: Bewusstes und dem ein äußeres elektr. Feld durch Influenz ein
Das Weibchen Unbewusstes). Gegenfeld aufbaut. Zw. den Platten eines Kondensa-
ist erheblich Dichte die,  Formelzeichen ϱ, der Quotient aus Masse tors erhöht ein D. dessen Kapazität.
und Volumen eines Stoffs, SI-Einheit: kg/m3 (daneben Di|elektrizittskonstante, Zeichen ε, Maßzahl, die
größer als das
Di|elektrizitätskonstanteDI|D

auch g/cm3, g/l). – Relative D., die D. eines Körpers im angibt, um wie viel sich die Kapazität eines
Männchen –
Verhältnis zur D. des Wassers bei 4 °C (= 1 g/cm3), Kondensators erhöht, wenn sich statt Luft ein
was diesem oft dimensionslos. Dielektrikum zw. den Platten befindet; das Verhältnis
zum Verhängnis Dichtung,  Sprachkunstwerk. Es werden 3 von elektr. Flussdichte und elektr. Feldstärke ε = D/E.
wird. Macht es Hauptgattungen (D.-Gattungen) unterschieden: Lyrik, Im Vakuum ist ε gleich der elektr. Feldkonstante
sich nach der Epik, Dramatik. Als künstler. Mittel verwendet die D. (absolute D. des Vakuums) ε 0 ≈ 8,854 · 10 −12 F/m.
Paarung nicht sprachl. Ausdrucksmittel wie Rhythmus, Metrum, Die Linke, politische Partei in Deutschland; entstand
schnell genug Reim, Strophe sowie Symbole, Allegorien, Bilder, im Juni 2007 durch die Fusion der → Linkspartei mit
davon, wird es Ironie u. a. D. ist seit den ersten Anfängen der der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit
vom Weibchen menschl. Kultur überliefert in Form von Hymne und (WASG); gewann bei Wahlen zum 17. Deutschen
als Beute Gebet, myth.-ep. Bericht, Preislied und Spruch. Bundestag 2009 76 Abgeordnetenmandate.
Dickblatt, Pflanzengattung, v. a. in Südafrika, z. T. Vorsitzende seit 2010: K. Ernst und G. Lötzsch.
angesehen und
Zierpflanzen.
gefressen.
Biologisch Dckens, Charles, brit. Schriftsteller, * 1812,
gesehen ein † 1870. »Fortsetzung folgt!« Diesen Hinweis kannten
sinnvolles die zahlreichen Leser der Werke Charles Dickens’
Verhalten, denn nur allzu gut, denn er veröffentlichte mehrere seiner
das Männchen Romane als Fortsetzungen in Zeitungen und
hat seine Zeitschriften. Diese von dem Franzosen Eugène Sue
Funktion erfüllt etwa zeitgleich in Frankreich populär gemachte Art
und würde der Publikation führte Dickens mit Romanen wie
ohnehin bald »Die Pickwickier« (1836/37) und »Oliver Twist«
sterben. So aber (1837/38) zu einer ersten großen Blüte. Die
Nachfrage war enorm: Meistens arbeitete Dickens
nutzt es dem
an mehreren Romanen gleichzeitig. Als die Werke
Weibchen als
später auch in Buchform erschienen, füllten die
leicht erreich- Geschichten nicht selten mehrere Bände. Nicht nur
bare Ener- die Form, auch die Inhalte sorgten für Gesprächs-
giequelle für die stoff: Der Begründer des realistischen sozialen
Produktion des Romans verstand sich als Anwalt der kleinen Leute.
Nachwuchses. Seine Kritik der bestehenden gesellschaftlichen
DIA
Dm, Carl, dt. Sportwissenschaftler, * 1882, † 1962;
Diem DIED

Mitgründer der Dt. Hochschule für Leibesübungen in


eintretende Vermischung sich berührender Gase,
mischbarer Flüssigkeiten oder versch. konzentrierter
DIM
Berlin (1920) und der Deutschen Sporthochschule Köln. Lösungen, bewirkt durch die Wärmebewegung der
Din Bin Phu [-fu], ehem. frz. Stützpunkt in Vietnam; Moleküle. Auf D. beruht z. B. die Verbreitung von
die Eroberung durch die Vietminh 1954 markiert das Riechstoffen.
Ende der frz. Herrschaft in Indochina. Digest [ˈdaɪdʒest] der oder das, Sammlung von Auszügen
Digest DIGD

Dienstleistungen, immaterielle Güter, die im Ggs. zu aus Veröffentlichungen, z. B. Reader's Digest.


Sachgütern i. d. R. vergänglich (nicht lagerfähig), digitl,  stufenförmig, schrittweise, nur diskrete Werte
d

personen- und standortgebunden (nicht transport- annehmend, im Ggs. zu analog, stufenlos, stetig.
fähig) sind und sich durch Synchronität von Digitlfernsehen, Fernsehverfahren und -systeme,
Produktion und Verbrauch auszeichnen. mit denen anstelle analoger Signale digital codierte
Dntzenhofer, bayer. Baumeisterfamilie des Signale zw. Sender und Empfänger übertragen
Barocks; Christoph, * 1655, † 1722, wirkte in Prag; werden. Dazu werden nach dem europ. Standard DVB
sein Bruder Georg, * 1643, † 1689, errichtete u. a. die (Abk. für engl. digital video broadcasting) die akust.
Wallfahrtskirche »Kappel« bei Waldsassen; der und opt. Signale moduliert, komprimiert und über
dritte Bruder Johann, * 1663, † 1726, baute u. a. den Satellit oder terrestrisch über Funktürme über-
Dom zu Fulda; Christophs Sohn Kilian Ignaz, * 1689, tragen. Vorteile des D. sind u. a. deutlich höhere
† 1751, war Hauptmeister des Prager Barocks. Qualitätsparameter, eine Vervielfachung des
Dpholz, Kreisstadt in Ndsachs., östlich der Dammer
Diepholz DIED Programmangebots und Zugriffsmöglichkeit auf
Berge an der Hunte, Moorniederung, 16 600 Ew.; Stahl-, weitere Serviceleistungen.
Maschinen-, Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Kunststoff- Digitlis die, Pflanzengattung, → Fingerhut. – Arznei-
verarbeitung, Produktion von DVDs und CDs. mittel gegen Herzschwäche.
Dsel, Rudolf, dt. Ingenieur, * 1858, † 1913; entwickelte
Diesel DIED Dijon [diˈʒ], Stadt in Frankreich, am Bourgogne-Kanal,
mit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) 146 700 Ew.; Kathedrale (13./14. Jh.), Univ.; Handels-
und Krupp den nach ihm benannten Verbrennungs- zentrum für Burgunderweine; Fremdenverkehr.
motor. Diktatr die, unbeschränkte Machtfülle eines
Dselmotor [nach R. Diesel], Verbrennungsmotor mit Einzelnen oder einer Gruppe; in autoritären Staaten
hoher Luftverdichtung im Zylinder und Selbstzün- auch mit formaler, dem Schein dienender Aufrecht-
dung des Kraftstoff-Luft-Gemischs. Dieselkraftstoff erhaltung demokrat. Einrichtungen. D. des
ist Gasöl (Schweröl), das einen höheren Siedepunkt, Proletariats, nach marxist. Lehre die sozialrevolutio-
aber eine niedrigere Zündtemperatur als Benzin hat. näre Herrschaftsform vom Zusammenbruch der
Dsterweg, Adolph, dt. Pädagoge, * 1790, † 1866; bürgerl. Ordnung bis zur Entstehung der klassenlo-
verdient um Volksschulwesen, Vereinheitlichung sen Gesellschaft.
und Verbesserung der Lehrerausbildung. Dill, Gurkenkraut, feinblättrige Würzpflanze,
Dtrich, Marlene (Marie Magdalene), amerikan.
Dietrich DIED Doldenblütler; das Samenöl (Dillöl) findet in der
Schauspielerin und Sängerin dt. Herkunft, * 1901, Likör- und in der Parfümherstellung Verwendung.
† 1992; berühmt durch Filme wie »Der blaue Engel« Dlthey, Wilhelm, dt. Philosoph, * 1833, † 1911; Gründer
(1930), »Der große Bluff« (1939), »Zeugin der einer wiss. fundierten Lebensphilosophie; suchte die
Anklage« (1957). method. und erkenntnistheoret. Selbstständigkeit
Dtrich von Brn, Gestalt der german. Heldensage, der Geisteswiss. zu sichern.
in der der Ostgotenkönig Theoderich d. Gr. Dimensin die, 1)  die kleinste Anzahl von
Dimension DIMD

weiterlebt. Mit der Dietrichsage ist u. a. das Koordinaten, mit denen die Punkte einer geometr.
»Hildebrandslied« verknüpft. Eine Quelle für D. v. B. Figur beschrieben werden können; die Linie hat eine
ist u. a. die altnord. Thidrekssaga. D. (Länge), die Ebene zwei D. (Länge, Breite), der
Differnz die,  Ergebnis der Raum drei D. (Länge, Breite, Höhe). – 2)  Beziehung
Subtraktion (→ Grundrechenarten). einer physikal. Größe (z. B. Arbeit) zu den Grund-
Differenzil das, → Ausgleichsgetriebe. DifferenzilDIFD größen wie Länge, Zeit, Masse.
Differenzilrechnung, Zweig der diminundo, Abk. dim.,  allmählich leiser werdend;
höheren Mathematik, arbeitet mit Zeichen: .
Grenzwerten von Differenzen, den Dimitrw, Georgi Michailow, bulgar. Politiker, * 1882,
Differenzialen. Ihr wichtigster Begriff † 1949; nahm als Kommunist an Aufständen (Sofia
ist der Differenzialquotient 1925) teil, wurde 1933 in Leipzig von der Anklage der
(Ableitung) einer Funktion. Man Brandstiftung (Berliner Reichstagsbrand) freigespro-
erhält ihn als → Grenzwert eines chen. 1933–43 in Moskau Gen.-Sekr. der Komintern;
Bruchs, dessen Zähler die Differenz 1946–49 bulgar. Min.-Präsident.
zweier Funktionswerte und dessen
Nenner die Differenz der zugehöri- Dimorphsmus, das Auftreten einer
gen Argumente derselben Funktion Tier- oder Pflanzenart in verschiedenen Erschei-
ist. Das Aufsuchen dieses Grenz- nungsformen. Geschlechts-D. ist das unterschiedl.
werts nennt man Differenzieren. Die Erscheinungsbild im weibl. und männl. Geschlecht,
Grundlagen der D. gehen zurück auf z. B. in der Größe, Färbung (oft bei Vögeln) oder
I. Newton und G. W. Leibniz. durch zusätzl. Körperbildungen (Geweih bei
Diffusin [lat. »Ergießung, Hirschen); Saison-D. ist ein unterschiedl. Erschei- 195
Ausbreitung«] die,  von selbst nungsbild in verschiedenen Jahreszeiten, z. B. eine

Dimorphismus D
D DIN
196 unterschiedlich gefärbte Frühlings- und Sommerge- neuplaton.-myst. Schriften, die das abendländ.
neration beim Landkärtchen, einem Schmetterling. Denken stark beeinflussten.
DIN, urspr. Abk. für Deutsche Industrie-Norm. Das DIN Dinysos, lat. Bcchus, Sohn des Zeus und der Semele,
Dt. Inst. für Normung e. V. veröffentlicht DIN-Nor- griech. Gott des Weins und der Ekstase, die seine
men in Normblättern. DIN-Formate → Papierformate. Feste kennzeichnete; in seinem Gefolge die Mänaden.
Ding, nordgerman. Thing das, bei den Germanen Dioptr die,  Einheit der Brechkraft einer Linse oder
Volks- und Gerichtsversammlung aller freien eines opt. Systems. (→Brille)
waffenfähigen Männer an der Dingstätte. Diort der, grünes Tiefengestein aus Plagioklas und
Dngi das, kleinstes Beiboot eines Schiffs. Hornblende, Biotit oder Augit.
Dngo der, Warragl, verwilderter Haushund in Dioskren [griech. »Zeussöhne«] Pl., griech. Sage:
Australien, schäferhundgroß mit rotbraunem Fell; Kastor und Polydeukes (lat. Castor und Pollux),
jagt nachts. Zwillingssöhne der Leda; Vater des Polydeukes war
Dinkel der, Spelz, Weizenart, bei der die Spelzen das Zeus, des Kastor König Tyndareos von Sparta, der
Korn fest umschließen. Unreif geernteter und Gemahl der Leda.
getrockneter D. heißt Grünkern. Dioxne,  eine Gruppe hochgiftiger, krebserzeugen-
Dnkelsbühl, Stadt in Mittelfranken, Bayern, 11 500 der und missbildungsfördernder organ. chem.
Ew., an der Wörnitz; bis 1803 freie Reichsstadt; Verbindungen; Nebenprodukte bei der Herstellung
mittelalterliches Stadtbild (Fachwerkhäuser, mancher Chemikalien (z. B. Unkrautvernichtungs-
Befestigung, spätgot. St.-Georgs-Kirche). mittel) sowie bei bestimmten Verbrennungspro-
Dinosri|er, ausgestorbene, landbewohnende Repti-
Dinosauri|er DIND zessen. In Dtl. ist seit 1990 für die D.-Emission aus
lien des Erdmittelalters, meist Pflanzenfresser von Müllverbrennungsanlagen ein Grenzwert festgelegt.
mächtiger Gestalt, darunter die größten bekannten Diözse die, Bistum, in der kath. Kirche der Amts-
Landwirbeltiere (über 20 m lang), z. B. Brachiosau- bezirk eines Bischofs.
rus, Apatosaurus, Stegosaurus, Triceratops. Diphther die, meldepflichtige, akute Infektions-
Dnslaken, Stadt in NRW, am Rhein, 69 700 Ew.; krankheit, hervorgerufen durch das D.-Bakterium
Stahl- und Röhrenwerke, Metallverarbeitung. und gekennzeichnet durch Belag in Nase, Rachen
Do Cssius, griech. Historiker, * um 155 n. Chr., † um oder Kehlkopf. Nach Übertragung durch Tröpfchen-
235; schrieb eine röm. Geschichte. infektion treten erste Krankheitserscheinungen
Dide die,  Halbleiterbauelement mit 2 Elektroden meist 2 bis 10 Tage später mit Fieber und Schluck-
und einer ausgeprägten Stromrichtungsabhängig- beschwerden auf. Behandlung: frühzeitige Injektion
keit, bei der p-n-D. bedingt durch den p-n-Übergang: von D.-Heilserum, Antibiotika. – Vorbeugend wirkt
In Durchlassrichtung betrieben, fließt bei zuneh- die Schutzimpfung.
mender Spannung ein stark ansteigender Durchlass- Diplomat die, 1) Pflege der Beziehungen zw. den
strom, in Sperrrichtung nur ein sehr geringer Staaten; auch Verhandlungskunst; diplomtisch,
Sperrstrom. D. dienen z. B. als elektr. Ventile (zur geschickt. – 2) Gesamtheit der Diplomaten. Diplomt,
Gleichrichtung von Wechselströmen); Spezial-D. sind höherer Beamter des auswärtigen Dienstes.
u. a. Kapazitäts-, Schottky-, Tunnel-, Zener-Diode. Diplomat. Korps, die bei einem Staat beglaubigten
Vertreter fremder Staaten.
Digenes von Sinpe, griech. Dpol der,   2 eng benachbarte elektr. Ladungen
Philosoph, * um 400 v. Chr., † zw. 328 und 323; zog als oder Magnetpole entgegengesetzten Vorzeichens.
Wanderlehrer umher und wurde bekannt durch viele D.-Antenne →Antenne.
Anekdoten über seine bedürfnislose und gegen die Dptychon das, 1) im alten Rom: außen relief-
Diptychon DIPD

Konventionen seiner Mitbürger gerichtete geschmückte Schreibtafel zum


Lebensführung sowie seinen schlagfertigen Witz (D. Zusammenklappen (innen
in der Tonne). wachsbeschichtet), vom
, Frühchristentum übernom-
nich t über das
W un dere d ic h
men. – 2) im MA: zweiteilige
de über d ic h Bildtafel (Altartafel).
wa s dei ne Fein s
n über das, wa
Dirac [dɪˈræk], Paul Adrien Maurice,
sa gen, so nder brit. Physiker, * 1902, † 1984;
n ha ben!
si e au sg elas se
wesentl. Beiträge zum Aufbau der
von Sinope Diogenes Quantenmechanik und
Quantenelektrodynamik; 1933
Diokletin, eigtl. Gius Aurlius Valrius Diocletinus, Nobelpreis für Physik.
röm. Kaiser (284–305), * um 240, † 313 (?); ordnete Direct Mailing [dɪˈrektmeɪlɪŋ] das,
Direct Mailing DIRD

Heer und Verwaltung neu; initiierte 303 eine Form der Direktwerbung, bei der
Christenverfolgung. Werbematerial an die Zielgruppe
Dionsios der Ältere, Tyrann von Syrakus, * 430, mit der Post geschickt wird.
† 367 v. Chr.; dehnte im Kampf gegen Karthago seine Dirktmandat, nach dt. Wahlrecht
Herrschaft über den Großteil Siziliens aus; der das durch Erststimmen erlangte
Tyrann in Schillers »Bürgschaft«. Bundestagsmandat.
Dionsius, D. Areopagta, angebl. 1. Bischof von Athen, Direktrium das, in der Frz.
von Paulus bekehrt. Unter seinem Namen verfasste Revolution 1795–99 die oberste
um 500 ein unbekannter syr. Autor (Pseudo-D.) Reg.-Behörde.
DIN
Dirigsmus der, Form der Wirtschaftslenkung, bei der
marktwirtschaftl. Abläufe durch staatl. Eingriffe
bringen. Disney selbst behielt von Anfang bis Ende
jeder Produktion die Kontrolle über alles – auch
DIS
gesteuert werden sollen. über die Vermarktung. Schon in den 1950er-Jahren
Discounter [dɪsˈkaʊntə] der, Vertriebsform des
Discounter DISD führte er eine Kreativitäts-Schulung ein, die später
Einzelhandels mit niedrigen Preisen und unter von Robert Dilts zur »Walt-Disney-Methode«
weitgehendem Verzicht auf Bedienung und weiterentwickelt wurde. Jedes gute Team, so meinte
Aufmachung. Disney, brauche Träumer, Realisten und Kritiker.
Disknt der,  beim Verkauf einer erst zukünftig Diese drei Positionen bezeichnen gleichzeitig die
fälligen Forderung der im Voraus vom Nennbetrag Phasen, die jede Idee bis zum vermarktbaren
abgezogene Zinsbetrag. Der in % angegebene D. ist Produkt erfolgreich durchlaufen muss.
eine Sonderform des Zinses. Hauptanwendungsfall:
n
e, wa s ic h geta
Da s W ic ht igst
Ankauf von Wechseln; Banken diskontieren, d. h.
er m it-
kaufen Wechsel ihrer Kunden unter Abzug der
ne M itarbeit
ha be , wa r m ei d
ord in ieren un
Zinsen bis zum Verfalltag. Die Wechsel bleiben bis
zum Einzug am Verfalltag bei ihnen liegen oder
ei na nder zu ko
n ei nem ga nz
ihre Bem üh un ge
werden an die Zentralbank (in Dtl. z. B. bis Ende
.
iel zuzu führen
1998) weiterverkauft (rediskontiert).
Diskriminrung, meist willkürl. Benachteiligung best im m ten Z sney Wa lt Di
von Einzelnen, von sozialen, polit. oder ethn.
Gruppen. Das GG enthält neben dem allg. Gleich-
heitsgrundsatz ein D.-Verbot (Art. 3 und 33). Dispns der, im kath. Kirchenrecht die, Befreiung von
Diskrs der,  Gespräch, um Übereinstimmung über einer Verpflichtung, z. B. von gesetzl. Verboten,
die Geltung von Aussagen zu erreichen. kirchl. Vorschriften.
Dskuswerfen, leichtathlet. Wettbewerb, bei dem im Dispersin die, 1)  Abhängigkeit einer physikal.
Schleuderwurf eine Holzscheibe mit Metallkern Größe oder Erscheinung von der Wellenlänge; i. e. S.
(Diskus) von 22 (für Frauen 18) cm Durchmesser und Wellenlängenabhängigkeit der Brechungszahl und
2 (für Frauen 1) kg Gewicht aus einem Wurfkreis damit der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle
heraus geworfen wird. in einem Medium. Durch D. wird Licht versch. Farbe
unterschiedlich stark gebrochen. – 2)  disprse
Disney [ˈdɪznɪ], Walt, amerikan. Trickfilmzeichner Gebilde, Flüssigkeiten oder Gase (Dispergens), in
und Filmproduzent, * 1901, † 1966. Walt Disney denen feste, flüssige oder gasförmige Stoffe (disperse
arbeitete sich vom Sohn eines Hilfsarbeiters zu einer Phase) fein verteilt sind; z. B. Nebel, Schaum, Rauch.
der bekanntesten Persönlichkeiten des 20. Jahr- Dispersinsfarben, Binderfarben, pigmentierte
hunderts empor und verkörperte damit den Anstrichmittel auf Grundlage einer Bindemitteldis-
amerikanischen Traum. Jedoch – fast keine seiner persion, wasserverdünnbar, nach Auftrocknen
Figuren stammte wirklich von ihm. Die bekannteste, wasserunlöslich.
Mickey Mouse, wurde von Ub Iwerks gezeichnet. Displaced Persons [dɪsˈpleɪst ˈpəːsnz], Abk. DP, 1) aus
Selbst das Markenzeichen des Konzerns, die ihrer Heimat im Zweiten Weltkrieg verschleppte
geschwungene Unterschrift, ist das Werk eines seiner Ausländer (bes. als Fremdarbeiter), die sich beim
Zeichner. Doch wäre das Disney-Imperium nicht Zusammenbruch 1945 in Dtl. und den von ihm
möglich gewesen ohne die Fähigkeit des Unterneh- besetzten Gebieten befanden; 2) Personen, die
mers, seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen zu aufgrund von Kriegsereignissen oder Katastrophen
ihr Heimatland verlassen.
Disraeli [dɪzˈreɪlɪ], Benjamin, Earl of
Beaconsfield (1876), brit. Staatsmann,
* 1804, † 1881; trat 1817 vom Judentum zur
anglikan. Kirche über; zunächst sozialpolit.
Schriftsteller, 1848 konservativer
Parteiführer, 1868 sowie 1874–80
Premierminister.
Dissertatin die, wiss. Abhandlung zur
Erlangung des Doktorgrades.
Dissidnt der, Person, die von den herrschen-
den polit. und weltanschaul. Grundsätzen
in einer Gesellschaft abweicht.
Dissonnz die,  Akkord, der, als Spannung
empfunden, nach Auflösung in die
Konsonanz drängt.
Dissoziatin die,  Zerfall von Molekülen in
2 oder mehrere Bruchstücke, z. B. bei hohen
Temperaturen (therm. D.) durch Zunahme
der Wärmebewegung und der Heftigkeit
der Zusammenstöße. In Lösung befindl. 197
Moleküle von Salzen zerfallen (dissoziren)

Dissoziation D
D Distel
198 teilweise in 2 elektrisch geladene Bestandteile Algeriens widerspiegeln; Friedenspreis des Dt.
entgegengesetzten Vorzeichens (Ionen), wodurch sich Buchhandels 2000.
der osmot. Druck erhöht und die Lösung elektrisch Djrba [dʒ-], fruchtbare Insel in der Kleinen Syrte
wird (elektrochem. D.). Hierauf beruhen Elektrolyse (N-Afrika), zu Tunesien gehörend, 514 km 2;
und Galvanotechnik. Hauptort: Houmt-Souk.
Distel, versch. stachlige Pflanzen, meist Korbblütler; Djdda [dʒ-], Dschdda, Hafenstadt in Saudi-Arabien,
bes. Gattung Carduus mit der Nickenden D., Gattung 70 km westl. von Mekka; 1,5 Mio. Ew.; Wirtschafts-
Cirsium mit der kleinköpfigen Acker-D. (Brach-, zentrum des Landes mit Erdölraffinerie;
Kratz-D.), der rot blühenden Woll-D. und der gelblich Überseehafen und internat.  haben größte
blühenden Kohl-D. sowie der bis 2 m hohen Bedeutung v. a. für Mekkapilger.
Krebs- oder Esels-D. – Silber-D. → Eberwurz. Djihd [dʒ-] der, Dschihd, im Islam der allumfassen-
Djihad DJID

Distributin die, Verteilung;  betriebswirtschaftl. de Einsatz für die Sache Gottes (Allahs); auch im
alle Aktivitäten und Absatzorgane, die der Rahmen eines »Hl. Krieges« gegen erklärte Feinde
Verteilung von Gütern an die Endkäufer dienen; des Islam; auch (missbräuchl.) Selbst-Bez. von
volkswirtschaftl. die Verteilung von Einkommen und versch. extrem islamist. (terrorist.) Gruppierungen.
Vermögen auf soziale Schichten, Personengruppen DKP → Deutsche Kommunistische Partei.
und Personen. DM, D-Mark, Deutsche Mark, → Mark.
Disziplinrrecht, Bestimmungen, die für die DNA [Abk. für engl. deoxyribonucleic acid], engl. Bez.
Bestrafung von Dienstvergehen der Beamten, Richter für DNS, → Nukleinsäuren.
und Soldaten gelten. Ein Dienstvergehen liegt vor, Dnjpr der, Fluss im osteurop. Flachland (Russland,
wenn ein Beamter schuldhaft die ihm obliegenden Weißrussland, Ukraine), von den Waldaihöhen bis
Pflichten verletzt. zum Schwarzen Meer 2200 km lang; Wasserkraft-
werke.
Dthmarschen, Marschlandschaft im Dnjepropetrwsk, Gebietshptst. in der Ukraine,
westl. Holstein, die sich von der Elbe- bis zur am Dnjepr, 1,07 Mio. Ew.; u. a. Univ.; Maschinen- und
Eidermündung entlang der Nordseeküste erstreckt. Anlagenbau, Eisen- und Stahl- (u. a. Verhüttung),
Ursprünglich ein Gau des nordelbischen Sachsen, Rüstungs- u. a. Schwerindustrie.
wurde Dithmarschen von Karl d. Gr. unterworfen Dnjstr der, Strom in der Ukraine und in Moldawien,
und gehörte seit dem 11. Jh. zum Erzbistum 1352 km; entspringt in den Waldkarpaten, mündet
Hamburg-Bremen. ins Schwarze Meer; 500 km schiffbar.
DNS, Abk. für Desoxyribonukleinsäure, → Nukleinsäuren.
DNS DNSD

Norddeutschlands freieste Bauern Dobern, Bad D., Krst. und Moorbad in Meckl.-Vorp.,
Im feudalistischen Europa war Dithmarschen eine 11 500 Ew.; ehem. Klosterkirche (Basilika). Zu Bad D.
ziemliche Ausnahme: Von 1227 bis 1559 existierte hier gehört das Seekurbad Heiligendamm.
ein faktisch unabhängiger Staat freier Bauern. 1447 Dbermann, Haushunderasse; meist schwarz und
gab sich die zuvor lose Föderation von Kleinrepubliken braun, kurzhaarig; Wach- und Polizeihund.
sogar eine Verfassung mit republikanischen Döbln, Alfred, dt. Schriftsteller, * 1878, † 1957; Arzt;
Elementen. Die Zentralmacht bestand aus 48 auf 1933–45 in der Emigration; thematisch vielseitige
Lebenszeit gewählten Vertretern der Landesteile, die Romane: u. a. »Wallenstein« (1920), »Berge, Meere
in Kollegialform entschieden und die gleichen Rechte und Giganten« (1924), wichtigstes Werk ist der
besaßen wie der Rest der Bevölkerung. Denn die Großstadtroman »Berlin Alexanderplatz« (1929,
Bauernrepublik war eine ständelose Gesellschaft. 1559 auch verfilmt), der den Übergang vom Expressionis-
verloren die Dithmarscher schließlich ihre Unabhän- mus zur Neuen Sachlichkeit zeigt.
gigkeit, konnten aber zahlreiche Privilegien bis ins
19. Jahrhundert retten. Dock, eine Anlage, in der Schiffe zu Arbeiten an
den Unterwasserteilen trockengelegt werden. Ein
Trocken-D. ist ein ausgemauertes und betoniertes
Diversifikatin die, Diversifizrung, Veränderung, Becken, das durch ein Schleusentor geschlossen und
Vielfalt.  Erweiterung des Fertigungs- und/oder dann ausgepumpt wird. Ein Schwimm-D. ist ein
Absatzprogramms eines Unternehmens um bisher rechteckiger Schwimmkörper aus Stahl mit offenen
nicht angebotene Produkte. Stirnseiten. Es wird durch Füllen mit Wasser so weit
Dividnde [lat. »das zu Verteilende«] die, Anteil eines abgesenkt, dass das Schiff einfahren kann. Beim
Gesellschafters am Reingewinn einer AG, aus- Auspumpen des Wassers setzt sich das Schiff auf die
gedrückt in Prozenten des Nennwerts der Aktie Kielstapel.
(häufig auch bei der GmbH).
Dx, Otto, dt. Maler und Grafiker, * 1891, † 1969; Heimstatt der Superschiffe
schilderte mit krassem Realismus bes. Krieg, 556 Meter lang und 93 Meter breit ist das größte
Nachkriegs- und Großstadtelend; Bildnisse, europäische Trockendock in Belfast – das entspricht
Landschaften. mehr als acht nebeneinanderliegenden Fußballplätzen.
Diyarbakır [diˈjɑrbɑkər], Hptst. der türk. Provinz D., Große Docks in Deutschland gibt es unter anderem bei
am Tigris, 375 800 Einwohner. Werften in Papenburg (504 Meter Länge), Kiel (426
Djebar [dʒəˈbaːr], Assia, eigtl. Fatima Zorah
Djebar DJED Meter) und Wismar (395 Meter). Hier werden die
Imalayène, alger. Schriftstellerin frz. Sprache, Containerschiffe der Zukunft gebaut: schwimmende
* 1936; Erz. und Romane, die die kulturelle Identität Transporter für bis zu 400 Meter lange Frachter, die
DIS
DOL
Die Zentrale
von »Al Jazeera
English« in Doha
ist eines der
modernsten
Sendezentren
der Welt. 1996
gründete der
Emir von Katar
den interna-
tionalen Nach-
richtensender
in arabischer
Sprache nach
dem Vorbild von
BBC und CNN.
2006 entstand
sein englisch-
sprachiger Ab-
13 000 und mehr Container mit einem Gewicht von bis
zu 150 000 Tonnen fassen können. Doch der Trend zu Dha, Ad-Dha, Hptst. des Emirates Katar am leger. Der Name
immer größeren Frachtern zwingt die Containerhäfen, Pers. Golf, 345 000 Ew.; Universität, Nationalmuseum, »Al Jazeera«
ihre Anlagen für viel Geld entsprechend zu erweitern. Museum für islamische Kunst (2008); Flughafen; bedeutet »die
Und nicht nur Frachter, auch Passagierschiffe sind in Fischerei. – Moderne Bauelemente wurden mit Insel« und meint
völlig neue Dimensionen vorgestoßen: Die im Jahr 2003 traditionellen Klimatisierungssystemen (Wind- die Arabische
in Dienst gestellte »Queen Mary 2« ist stolze 345 Meter türme) kombiniert. Halbinsel. Der
lang, 70 Meter hoch und mit einer Breite von 41 Metern Dohle die, kleinster Rabenvogel in Dtl., taubengroß, Sender bietet
für den Panama-Kanal neun Meter zu breit. blauschwarzgrau. neben Nach-
Dohnanyi [doˈnaːni], Hans v., dt. Widerstandskämpfer, richten und
* 1902, † (hingerichtet) 1945, Sohn von E. v. Dohná- Reportagen
documnta, internat. Ausstellung zeitgenöss. nyi, Vater von C. v. Dohnányi; baute in der Abwehr
ein Forum für
Kunst, seit 1955 in Abständen von 4 bis 5 Jahren in die Widerstandsbewegung gegen die Nationalsozia-
Diskussionen
Kassel. listen aus, nach misslungenem Attentat ab 1943
Dodekans [griech. »zwölf Inseln«] der, Gruppe der inhaftiert. und kontroverse
Südl. Sporaden, im südl. Ägäischen Meer, vor der Dohnányi [ˈdoxnaːnji], 1) Christoph v., dt. Dirigent, Ansichten –
SW-Küste Kleinasiens, 52 Inseln, 2714 km 2 und * 1929, Sohn von H. v. Dohnanyi; 1984–2002 Leiter des eine Revolution
145 000 meist griech. Ew.; Hauptinsel Rhodos. Wein-, Cleveland Orchestra, seit 2004 Leiter des NDR-Sinfo- für die an
Öl-, Tabakbau, Handel und Gewerbe. Seit 1912 ital., nieorchesters in Hamburg. – 2) Ernő (Ernst) v., ungar. regierungstreue
seit 1947 griech. Besitz. Komponist, * 1877, † 1960, Vater von H. v. Dohnanyi; Berichterstat-
Dderer, Heimito v., österr. Schriftsteller, * 1896, Bühnen- und Konzertwerke. tung gewöhnte
† 1966; Wiener Gesellschaftsromane: »Die Strudlhof- Dktor [lat. »Lehrer«], Abk. Dr., akadem. Grad. In Dtl. arabische Welt.
stiege« (1951), »Die Dämonen« (1956) u. a. verleiht die Fakultät den D.-Titel aufgrund einer
Dodma, Hptst. von Tansania, an der Bahnlinie → Dissertation und einer mündl. Prüfung. Die Würde
Tabora–Daressalam, 188 200 Ew.; Forschungsinstitu- des Ehren-D. (D. honoris causa, Abk. Dr. h. c. oder Dr.
te, Handelszentrum und Verkehrsknotenpunkt, . e. h.) kann für bes. Verdienste um die Wiss. ohne
Doge [ˈdoʒə, ital. ˈdɔːdʒeː] der, Oberhaupt der ehem. Studium und Prüfung verliehen werden.
Stadtstaaten Venedig und Genua. Dktorfische, pflanzenfressende Fische trop. Meere;
Dogge [von engl. dog »Hund«] die, kräftiger Hund mit Aquarienfische.
mächtigem Kopf und stumpfer Schnauze. Rassen: Dt. Dolchstoßlegende, nach dem Ersten Weltkrieg von
D., Dän. D., Ulmer D., Engl. D. (Mastiff); einfarbig, der polit. Rechten verbreitete Ansicht, dass der
gestreift oder getigert. Grund des dt. Zusammenbruchs 1918 der »Dolch-
Dgger der, brauner Jura, erdgeschichtl. Formation. stoß« in den Rücken des Frontheers durch linke
Dgma [griech. »Meinung«] das, Lehr-, Glaubenssatz, Kreise der Heimat gewesen sei.
der nach der kath. Lehre eine Glaubensverpflichtung, Dolde die,  Form des Blütenstands, → Blüte.
nach der ev. Lehre nur eine Lehrverpflichtung Doldenblütler, Pflanzenfamilie, deren Blütenstand
enthält. eine Dolde aus unscheinbaren, meist weißen Blüten
Dogmtik die, Lehre von den Dogmen, wiss. bildet; durch Gehalt an äther. Ölen vielfach Heil- und
Darstellung der christl. Glaubenslehre. Vorlage der Gewürzpflanzen, z. B. Fenchel, Dill, Kümmel.
kath. D. ist die kirchl. Lehrverkündigung, Vorlage der Doldenrebe, Gattung der Weinrebengewächse, 199
ev. D. die Bibel mit den Bekenntnisschriften. kletternd, mit Ranken; z. B. der wilde Wein.

Doldenrebe D
D Doldinger
200 Dldinger, Klaus, dt. Jazzmusiker, * 1936; verbindet Domngo, Plácido, span. Sänger (Tenor), * 1941; auch
Elemente des Free Jazz und der Popmusik; Film- und Operndirigent; künstler. Leiter der Opern in
Fernsehmusiken (u. a. »Das Boot«). Washington und Los Angeles.
Domnica, Rep. in der Karibik, zweitgrößte Insel der
Dllar, Währungseinheit in den USA (Zeichen: $) Windward Islands (Kleine Antillen), 751 km 2,
sowie u. a. in Australien, Bahamas, Barbados, Belize, 67 000 Ew.; Hptst. Roseau; Amtssprache: Englisch. –
Bermudas, Brunei, Fidschi, Guyana, Jamaika, Vulkaninsel (bis 1447 m hoch), im Innern größten-
Kanada, Liberia, Namibia, Neuseeland, Salomon- teils von trop. Regenwald bedeckt und schwer
inseln, Simbabwe, Singapur, Taiwan, Trinidad und zugänglich; randtrop. Klima (Hurrikane). Bev.: rd.
Tobago; auch mit erklärenden Abk., z. B. can$ = 91 % Schwarze, 6 % Mischlinge, 2 % Indianer. Religion:
kanad. $; 1 D. = 100 Cent. rd. 80 % katholisch. Anbau der Exportprodukte Bana-
nen, Zitrusfrüchte, Kokos, Vanille; Tourismus;
Der deutsche Dollar Tiefwasserhafen bei Roseau; internat.  im NO bei
Im niederdeutschen »daler«, dem Taler, haben die Marigot. – Von Kolumbus 1493 entdeckt, seit 1783
Dollars dieser Welt ihren sprachgeschichtlichen brit., seit 1978 unabhängig.
Ursprung. In der Regel ist der US-Dollar gemeint, Dominikner, amtl. Predigerorden, kath. Bettelorden,
wenn vom »Dollar« die Rede ist. Dieser wurde 1792 1216 von Dominikus in Toulouse gegr.; erhielt das
mit einer festen Gold- und Silberparität eingeführt. Recht, überall Beichte zu hören und zu predigen;
Seine symbolische Darstellung mit dem Zeichen $ brachte große Gelehrte hervor (Albertus Magnus,
wird übrigens auf den spanischen Peso zurück- Thomas von Aquino); Hauptträger der Inquisition.
geführt, der bei Einführung des US-Dollars als Tracht: weißer Habit, Skapulier, schwarzer Mantel,
Reservewährung wichtig war: Im $ sah man ein spitze Kapuze. Dominikanerinnen, Anfang des 13. Jh.
verschlungenes PS (für Peso). gestifteter weibl. Zweig des Ordens.
Dominiknische Republk, Rep. auf der O-Seite der
Insel Hispaniola, in der Karibik, 48 310 km 2, 10,1 Mio.
Dllart der, Meerbusen an der Emsmündung, im MA Ew. (73 % Mulatten, 16 % Weiße, 11 % Schwarze; rd.
durch Sturmfluten entstanden. 87 % der Bev. kath.); Hptst. Santo Domingo;
Dllfuß, Engelbert, österr. Staatsmann, * 1892, † 1934;
Dollfuß DOLD Amtssprache: Spanisch. Präsidialverfassung. – Im S
christlichsozialer Politiker, 1932–34 Bundeskanzler; fruchtbare Küstenebene, im Innern waldreiche
bekämpfte den Anschluss an Dtl. und versuchte den Gebirge (bis 3175 m hoch) mit dicht besiedelten
österr. Staat auf autorit. und ständ. Grundlage neu zu Tälern; Passatklima, hurrikangefährdet. Anbau von
ordnen; bei einem nat.-soz. Putschversuch ermordet. Zuckerrohr, Kaffee, Kakao, Tabak, Bananen, Reis.
Dlmen [kelt. »Steintisch«] der, vorgeschichtl.  auf Nickelerz, Bauxit, Gips. Ind.: Zucker, Textilien,
Grabkammer aus Steinblöcken. Zement; zunehmender Massentourismus. Haupt-
Dolomten Pl., Teil der Südl. Kalkalpen, Italien, in der handelspartner: USA, Brasilien, EU-Staaten und
Marmolada 3342 m hoch; Fremdenverkehrsgebiet; Venezuela. Häfen: Santo Domingo, La Romana und
Hauptort: Cortina d'Ampezzo. D.-Straße von Bozen Puerto Plata , internat. : Santo Domingo, Puerta
nach Cortina-Toblach. Plata und Punta Cana. – Bis 1795 und 1808–21
Dmagk, Gerhard, dt. Mediziner, Bakteriologe, * 1895, spanisch; 1821–44 mit der Rep. Haiti vereinigt,
† 1964; entdeckte u. a. die Heilwirkung der seitdem selbstständig; fortgesetzte polit. Macht-
Sulfonamide, förderte die Chemotherapie; Nobelpreis kämpfe. 1916–24 von den USA besetzt. Durch den
für Physiologie oder Medizin 1939. Umsturz von 1961 wurde die Diktatur der Familie
Trujillo (seit 1930) beseitigt. Staatspräs. L. Fernández
Domain [dəˈmeɪn], Domne, bezeichnet eine Reyna (seit 2004).
Gruppe miteinander verbundener Rechner, die im Domnikus, span. Ordensstifter, * 1170, † 1221; wirkte
Internet durch einen gemeinsamen Namen unter den Albigensern in Südfrankreich; gründete
(D.-Namen) identifiziert werden; bei http://www. den Orden der Dominikaner; Heiliger (Tag: 8. 8.).
brockhaus.de bezeichnet »brockhaus« die Dominion [dəˈmɪnjən, engl. »Herrschaftsgebiet«] das,
Institution (Sub-D.), »de« das Land (Haupt-D.). 1867 bis 1947 der besondere Status (u. a. volle innere
Domestikatin die, Umwandlung von wildlebenden Selbstreg.) ehem. brit. Kolonien innerhalb des
Tierarten in Haustiere, durch Zähmung und → Britischen Reichs und Commonwealth.
Zuchtwahl, auch von Wildpflanzen in Kulturpflan- Domitin, eigtl. Titus Flvius Domitinus, röm. Kaiser
zen; bewirkt, oft unbeabsichtigt, Veränderungen in (ab 81), * 51, † 96; Gewaltherrscher, begann den Bau
Körperbau, Färbung und Leistung des Wildtiers. des Limes und errichtete die german. Provinzen.
Domn, Hilde, dt. Schriftstellerin, * 1909, † 2006; Lyrik, Dmkapitel, kath.: Kollegium der Kanoniker,
Domkapitel DOMD

Roman »Das zweite Paradies« (1968). Kapitularen, Dom- oder Chorherren an einer bischöfl.
Dominnte die,  bestimmender Ton; Ober-D., der 5. Kirche; wirkt in Dtl. an der Diözesanregierung mit.
Ton einer Dur- oder Molltonleiter. Der auf ihm Domodssola, Stadt in Oberitalien, 18 900 Ew.; südl.
aufgebaute Dreiklang heißt D.-Dreiklang. Ausgangspunkt von Simplonbahn und -straße.
Dominnz die,  Vorherrschen, Überdeckung; von Dompfaff, Blutfink, Gimpel, etwa 15 cm großer
zwei Genvarianten für ein Merkmal setzt sich die eine Finkenvogel in Eurasien.
(dominante) im Erscheinungsbild durch, während die Dn, Herr; weiblich: ital. Dnna, span. Doña [ˈdoɲa]. In
andere (rezessive) unterdrückt wird, beim Menschen Spanien ist D. jetzt nur Höflichkeitstitel, in Italien
z. B. die Vererbung der Nachtblindheit. bes. bei Priestern.
Die
meisten
DOL
Domains Dn der, Fluss in
Russland, mündet
schifffahrtsweg mit dem Rhein verbunden. Die
Schifffahrt auf der D. regelt die Belgrader D.-Kon-
DOP
ins Asowsche Meer; vention. Das D.-Delta wurde von der UNESCO zum
pro 1000 Einwohner 1870 km lang, 1355 Welterbe erklärt.
in Deutschland (2009) km schiffbar. Donauschingen, Stadt in Bad.-Württ., 21 500 Ew.;
Donald Duck [ˈdɔnld am Zusammenfluss von Brigach und Breg zur
Einwohner gesamt ˈdʌk], Comicfigur Donau. Fürstenbergisches Schloss; im Karlsbau
(seit 1934/35) der Archiv.
Domains 2008
Disney-Produktion; Dnauschule, Richtung der bayer.-donauländ.
Domains 2009 Enterich im Malerei im 16. Jh. Hauptmeister des mit den
Matrosenanzug, der, Frühwerken L. Cranachs d. Ä. einsetzenden Stils
Maßstab:100 000 in seinen Schwächen waren A. Altdorfer und W. Huber. Kennzeichnend für
liebenswert, den den Donaustil: Einheit von Natur- und Menschendar-
jähzornigen, stellung.
kleinbürgerl. Donz der, rechter Nebenfluss des Don, v. a. in der
Landkreis Pechvogel Ukraine, 1053 km lang; am rechten Ufer das
Amberg-Sulzbach 476 verkörpert. D.-Becken, Steinkohlengebiet, Schwerindustrie.
Dnar, einer der
Donar DOND Donzk, Stadt in der Ukraine, 1,02 Mio. Ew.; Univ.;
Osnabrück 451 altgerman. Götter, Schwerindustrie.
ein Ase, der Herr des Dnitz, Karl, dt. Großadmiral, * 1891, † 1980; 1943
Gewitters (Donners), Oberbefehlshaber der Kriegsmarine; von Hitler
altnord. Thor. testamentarisch zu seinem Nachfolger bestimmt;
Donatllo, ital. bevollmächtigte A. Jodl zur Unterzeichnung der
Bildhauer, * 1382, Kapitulation. D. wurde 1946 zu 10 Jahren Gefängnis
1383 oder 1386, verurteilt.
München 385 † 1466; einer der Doniztti, Gaetano, ital. Komponist, * 1797, † 1848;
bedeutendsten Opern: »Lucia di Lammermoor« (1835), »Die
Bildhauer der Regimentstochter« (1840), »Don Pasquale« (1843) u. a.
Bonn 376 Frührenaissance Dn Juan [-xuˈan], Gestalt der Dichtung span.
auf allen Gebieten Ursprungs, Frauenverführer; vielfache literar.
Regensburg 361 des bildner. und musikal. Bearbeitungen (u. a. Komödie von
Schaffens: Molière, Ballett von Gluck, Oper von Mozart,
Freising 328 Skulpturen (David, Drama von Puschkin, Komödie von Frisch).
um 1435, Reiter- Dnner, Georg Raphael, österr. Bildhauer, * 1693,
denkmal des † 1741; maßvoller Barockstil: Neumarktbrunnen in
Gattamelata, Wien, Pietà im Dom zu Gurk.
1447–53), Reliefs Dnnersberg, Gebirgsstock im Pfälzer Bergland,
Nürnberg 303 (u. a. am Taufbrun- Rheinl.-Pf., 686 m; auf der Kuppe kelt. Wallanlage.
nen des Baptisteri- Don Quijote, Don Quixote [ˈdɔŋ kiˈxɔte], frz. Don
Landkreis ums in Siena). Quichotte [d kiˈʃɔt], der »Ritter von der traurigen
München 298 Dontor der,  Gestalt«, Held des Romans von Cervantes (1615),
Bamberg 295 Fremdatom in ei- Sinnbild eines die Wirklichkeit verkennenden, in
nem Halbleiter, das einer fantastischen Eigenwelt eingesponnenen
ein Valenzelektron Schwärmers. Donquichotter, eine dieser
mehr als die Atome Geisteshaltung entsprechende Handlung,
des Halbleiters auf- Erzählung.
Düsseldorf 291 weist; dieser wird Doompalme [ˈduːm-], Dumpalme, afrikan. Fächer-
dadurch n-leitend. palmengattung mit rd. 30 Arten; Stamm meist
Dnau die, mit 2850 gabelig verzweigt, Samen steinnussartig, Frucht-
km der zweitlängste Strom Europas, 647 km in Dtl.; fleisch essbar.
entsteht bei Donaueschingen aus Breg und Brigach,
versickert großenteils bei Immendingen (zum Doping [ˈdoː-],  die unerlaubte Steigerung der
Rhein). Sie durchfließt Dtl. bis Passau, Österreich, Leistungsfähigkeit durch Zuführung von Stimulan-
Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, durchbricht im zien, Narkotika, Anabolika u. a.; nachgewiesen
Eisernen Tor das Banater Gebirge, bildet die Grenze durch D.-Kontrollen, die während des Trainings und
zw. Rumänien und Bulgarien und mündet mit bei Wettbewerben durchgeführt werden. Verstöße
mehreren Armen ins Schwarze Meer. Wichtige werden mit Wettkampfsperren und nachträglichen
Nebenflüsse von rechts: Iller, Lech, Isar, Inn, Traun, Disqualifikationen geahndet; in manchen Ländern
Enns, Leitha, Raab, Drau, Save, Morawa; von links: droht Gefängnis.
Altmühl, Naab, Regen, March, Waag, Theiß, Temes,
Alt, Sereth, Pruth. Die D. hat große Verkehrsbedeu- Doping fürs Gehirn
tung, ab Ulm für kleine, ab Regensburg für größere Längst ist Doping ein (leistungs-)gesellschaftliches
Schiffe befahrbar; seit 1830 regelmäßige Dampf- Phänomen. Der neueste Trend heißt Hirn-Doping: 201
schifffahrt; durch den Rhein-Main-Donau-Groß- Menschen schlucken Pillen, um ihre Denkleistung zu

Doping D
D Doppelbesteuerung
202 steigern. Einen besonderen Boom erlebt das
Medikament Ritalin, das die Konzentration
aufmerksamkeitsschwacher Kinder fördert. Der
Konsum des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat hat
sich in Deutschland seit 1993 fast verfünfzigfacht.
Der Arzneimittelkonzern Novartis setzte im Jahr
2008 mit dem Verkauf von Ritalin 440 Millionen
Dollar um. An einzelnen amerikanischen Univer-

DE X
D OW - J O N E S - IN
sitäten sollen laut einer Studie bis zu 16 Prozent
der Studierenden vor Prüfungen Ritalin nehmen.

Doppelbesteuerung, mehrfache Besteuerung HÖ H E N , T I E F E N


U ND R E K O R D E
desselben Steuersubjekts (Steuerpfl ichtigen)
hinsichtlich desselben Steuerobjekts durch zwei
Staaten; durch zwischenstaatl. D.-Abkommen
vermieden. Von der D. zu unterscheiden ist die
Doppelbelastung aufgrund Mehrfachbesteuerung
eines Sachverhalts durch versch. Steuerarten (z. B. Ältestes Unternehmen:
Einkommen durch Einkommen-, Gewerbe-, General Electric ist das einzige Unternehmen, das
Kirchensteuer). vom Start des Indexes an bis heute gelistet ist.
Doppelbrechung, Eigenschaft bestimmter Kristalle,
einen Lichtstrahl in 2 versch. polarisierte Teile zu
zerlegen, die sich mit unterschiedl. Geschwindigkeit Schweres Erbe:
fortpflanzen. Die Brechzahl derartiger Kristalle Der 24. Oktober 1929 geht als »Black Thursday«
hängt u. a. von der Durchgangsrichtung des Lichts in die Geschichte ein. Erst 25 Jahre später schließt
ab. D. wurde zuerst am Kalkspat beobachtet. der Dow-Jones-Index über dem Rekordstand von 1929.
Doppelkopf, Kartenspiel, → Schafkopf.
Doppelsalze,  Verbindungen, die entstehen, wenn
aus einer Lösung 2 Salze unter Bildung eines
gemeinsamen Gitters auskristallisieren.
Doppelselbstlaut, griech. Diphthng, Verbindung Drnbirn, Stadt in Vorarlberg, Österreich, 42 000 Ew.;
zweier ungleichartiger Selbstlaute, z. B. au, ei, eu. Mittelpunkt der österr. Textilind. (Fachmessen,
Dppler-Effekt [nach dem österr. Physiker C. Doppler, Bundestextilschule).
* 1803, † 1853], bei allen Wellenvorgängen beobachte- Dornier [dɔrnˈjeː], Claudius, dt. Flugzeugkonstrukteur,
te Erscheinung, dass eine Änderung der Frequenz * 1884, † 1969; förderte die Ganzmetallbauweise
bzw. Wellenlänge eintritt, wenn sich Quelle (z. B. (Großflugzeuge); gründete 1914 die Dornier GmbH,
Schall-, Lichtquelle) und Beobachter relativ Sitz: Friedrichshafen.
zueinander bewegen. So erscheint der Hupton eines Drpat, estn. und russisch Trtu, Stadt in Estland,
Kfz bei Annäherung an den Beobachter höher, bei 113 400 Ew.; Univ., Hochschulen; Metallind. – D.
Entfernung tiefer als beim stehenden Kfz. wurde im MA dt. Stadt (Mitglied der Hanse), kam
Dordogne [dɔrˈdɔɲ], 1) die, rechter Nebenfluss der dann an Polen, 1625 an Schweden, 1704 bzw. 1721 an
Garonne in SW-Frankreich, 490 km lang. – 2) Dép. in Russland, 1919 an Estland.
Frankreich, an der D. 1), Hptst. Périgueux. Drpfeld, Wilhelm, dt. Altertumsforscher, * 1853,
Drdrecht, niederländ. Stadt im Rhein-Maas-Delta, † 1940; Leiter des Archäolog. Instituts in Athen;
114 100 Ew.; Schiff-, Stahlbau u. a.; got. Grote Kerk, Ausgrabungen in Olympia, Troja.
urspr. got. Rathaus u. a. Drrie, Doris, dt. Filmregisseurin und Autorin, * 1955;
Dor, Gustave, frz. Zeichner, * 1832, † 1883; illustrierte drehte u. a. die Filmkomödien »Männer« (1985) und
u. a. die Bibel, Werke von Balzac und Rabelais. »Die Friseuse« (2010); schreibt auch Prosa.
Dria, Andrea, genues. Admiral und Staatsmann, Dorsch der, → Kabeljau.
* 1466, † 1560; kämpfte auf der Seite Kaiser Karls V. Drst, Tankred, dt. Schriftsteller, * 1925; zeitkrit.
gegen Frankreich und gegen die Türken; gab dem Stücke in Parabelform: »Toller« (1968), »Eiszeit«
Freistaat Genua eine streng aristokrat. Verfassung. (1973), »Dorothea Merz« (1976) u. a.; Georg-Büchner-
Gestalt in Schillers »Fiesco«. Preis 1990; Inszenierung des »Rings der Nibelungen«
Dri|er, Drer, griech. Stammes- und Dialektgruppe; für die Bayreuther Festspiele 2006.
drangen zuerst in Mittelgriechenland (Doris), um Drsten, Stadt in Westfalen, NRW, an der Lippe,
1100 v. Chr. in die Peloponnes ein (dorische 78 000 Ew.; bis 2001 Steinkohlenbergbau; Industrie.
Wanderung). Drtmund, größte Stadt Westfalens, NRW, 584 000
Drmagen, Stadt im Rhein-Kreis Neuss, NRW, Ew.; im östl. Ruhrgebiet, am Dortmund-Ems-Kanal;
63 491 Ew.; chem. Ind.; Zuckerfabrik. Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie;
Dorn der,  stechender, holziger Pflanzenteil, der nicht
Dorn DORD Univ.; Technologiezentrum; FH; ; Veranstaltungs-
(wie der Stachel) nur der Oberhaut entstammt, und Sportzentrum (Westfalenhalle, Signal Iduna
sondern durch Umwandlung eines Sprosses (so beim Park, Pferderennbahn); Westfalenpark mit
Weißdorn), eines Blatts oder einer Wurzel entsteht. Fernsehturm (212 m). Ind.: Maschinenbau,
DOP
Dotter der, 1) der in der Eizelle der
Dotter DOTD

meisten Tiere vorhandene und für


DOW
die Entwicklung des Keimlings
notwendige Nahrungsstoff , z. B. das
Eigelb. – 2)  gelb blühender
rapsähnl. Kreuzblütler, liefert Öl.
Dotterblume, versch. gelb blühende
Pflanzen, z. B. die Sumpf-D. auf
feuchten Wiesen.
Rekorde: Douala [duˈaːla], wichtigste Hafen- und
Am 15. März 1933 steigt der Index binnen Handelsstadt von Kamerun, 1,37 Mio.
eines Tages um 15,34 Prozent. Einwohner.
Am 19. Oktober 1987, dem »Black Monday«, Douaumont [dwoˈm], im Ersten Weltkrieg
bricht der Index um 22,6 Prozent ein. 1916 hart umkämpftes Fort im Festungs-
gürtel von Verdun.
Douglas [ˈdʌgləs], 1) Kirk, amerikan. Filmschau-
Unaufhaltsam: spieler russ. Herkunft, * 1916; Vater von 2);
Am 9. Februar 1966 überwindet der Index Charakterdarsteller, u. a. in »Vincent van Gogh«
erstmals die 1000-Punkte-Marke. (1956). – 2) Michael Kirk, amerikan. Filmschau-
Am 19. Juli 2007 schließt der Dow-Jones-Index spieler und -produzent, * 1944; »Der Rosenkrieg«
erstmals mit mehr als 14 000 Punkten. (1989), »Traffic« (2000), »Wall Street: Geld schläft
nicht« (2010).
Douglastanne [ˈduː-], nordamerikan. Nadelbaum,
9/11: liefert wertvolles Holz; auch in Dtl. gezogen.
Infolge der Terroranschläge wird die New York Dover [ˈdəʊvə], Stadt in S-England, an der hier nur
Stock Exchange evakuiert und geschlossen. 32 km breiten Straße von D. (frz. Pas de Calais),
32 800 Ew.; Kriegs-, Handelshafen; Überfahrt zum
Kontinent (Hauptpassagierhafen Großbritanniens).

Dow-Jones-Aktienindex [ˈdaʊ
ˈdʒəʊnz-], nach den amerikanischen Wirtschafts-
journalisten C. H. Dow (* 1851, † 1902) und E. D. Jones
Elektrotechnik, Druckereien, Brauereien; Dienstleis- (* 1856, † 1920) benannter Durchschnitt aus den
tungsunternehmen. – D. war bis 1803 Reichsstadt, im Schlusskursen von an der New Yorker Börse
MA Mitgl. der Hanse (am Hellweg gelegen), höchster gehandelten Aktien ausgewählter, umsatzstarker
Freistuhl des westfäl. Femgerichts. Unternehmen. Der Aktienindex wird seit 1896
DOS [Abk. für engl. disc operating system],  börsentäglich ermittelt.
1) Betriebssystem, das auf einem Plattenspeicher
vorliegt und von diesem geladen wird; 2) das Downing Street [ˈdaʊnɪŋ ˈstriːt], nach
Downing Street DOWD

Betriebssystem für Computer der Reihe IBM/360 dem englischen Diplomaten Sir George Downing
Anfang der 1960er-Jahre; 3) das Microsoft-Betriebs- (* 1624, † 1684) benannte Straße zw. Whitehall und
system MS-DOS. Saint James' Park in London (Westminster), an der
Dsis [griech. »Gabe«] die, 1) bestimmte Menge, z. B. das Schatzamt, das Auswärtige Amt (Foreign Office)
eines Arzneimittels. – 2)  Maß für die einem Körper und der offi zielle Wohnsitz des Premier-Min.
oder System zugeführte Strahlungsmenge. In der (»Nr. 10«) liegen.
Strahlenschutzverordnung wird die höchstzulässige
D. (Toleranz-D.) für bestimmte Personengruppen und Regieren aus dem Reihenhaus
Arbeitsbereiche festgelegt. Die Sackgasse in Laufweite von Parlament und
Dos Passos [dɔs ˈpæsəʊs], John Roderigo, amerikan. Buckingham Palace im Londoner Zentrum ist im
Schriftsteller port. Herkunft, * 1896, † 1970; Sprachgebrauch das Synonym für die britische
»Manhattan Transfer« (1925), Trilogie »USA« (1938). Regierung. Der erste britische Premierminister
Dost der, Organum, Gattung der Lippenblütler. Arten:
Dost DOSD Robert Walpole lehnte es 1730 ab, das Haus Nummer
Gemeiner D. (Wilder Majoran), purpurblütige Staude 10 von König Georg II. als Geschenk anzunehmen. Er
in Bergwäldern, Gewürzpflanze (Oregano); Echter bestand darauf, dass es auch seinen Nachfolgern im
→ Majoran. Amt des Schatzkanzlers, so die frühere Bezeichnung
Dostojwski, Fjodor Michailowitsch, russ. Dichter, für den Regierungschef, zur Verfügung stehen sollte.
* 1821, † 1881; wegen Teilnahme an sozialist.-schwär- Die meisten haben tatsächlich seither in Downing
mer. Bestrebungen zum Tode verurteilt, dann zu Street 10 gewohnt, das zwar von außen aussieht wie
vierjähriger Zwangsarbeit begnadigt. In seinen ein Reihenhaus, aber rund 100 Räume beherbergt.
Romanen leuchtet er in die tiefsten Abgründe
menschl. Seins, stellt aber auch das Heilige in ird.
Gestalt und als göttl. Gnade dar: »Schuld und Sühne« Down-Syndrom [ˈdaʊn-; nach J. L. H. Down, * 1828,
(dt. 1906), »Der Idiot« (1868), »Die Brüder Karama- † 1896], Trisom 21, Morbus Langdon-Down, früher 203
sow« (1879/80). Mongolsmus, angeborene Entwicklungsstörung,

Down-Syndrom D
D Doyle
204 verursacht durch eine Chromosomenstörung mit Berichten über Grausamkeiten des walach.
(dreifaches Vorhandensein des Chromosoms 21). Fürsten Vlad Țepeş († 1476/77); 1922 Vorlage für den
Symptome sind u. a. die Schrägstellung der Film »Nosferatu«, seither ein Prototyp des
Lidachsen, kurzer runder Kopf, Organfehler. Die mit Horrorfilms.
dem D.-S. verbundene geistige Behinderung betrifft Dragee [draˈʒe] das, mit einem Überzug (Zuckermasse
v. a. das abstrakte Denken und die Sprachentwick- o. Ä.) hergestellte Arzneiform oder Bonbon.
lung und erfordert eine sonderpädagog. Förderung. Dränage [-ˈnaːʒə] die, Drainage,  das Einlegen einer
Doyle [dɔɪl], Sir Arthur Conan, brit. Schriftsteller, Arzt, Röhre (Drain) aus Glas oder Kautschuk in Wunden,
* 1859, † 1930; schrieb berühmte Detektivromane Fisteln oder Hohlräume, die den Abfluss der
(»Sherlock Holmes«). Wundflüssigkeit erleichtert.
DP, → Deutsche Partei. Draisne [nach K. F. Drais, * 1785, † 1851] die,
Schon als junger dpa, Deutsche Prsse-Agentur GmbH, führende dt. 1) Laufmaschine, Vorläufer des Fahrrads (erfunden
Künstler (hier Nachrichtenagentur, gegr. 1949, Sitz: Hamburg. 1817), wurde durch Abstoßen vom Erdboden
1954) war Drachen, Drache, sagenhaftes Untier, meist bewegt. – 2)  vierrädriges Eisenbahnfahrzeug, mit
Marlon Brando schlangenartig und geflügelt gedacht, von Babylo- Hand- oder Motorantrieb.
detailversessen niern, Assyrern, Persern, Griechen, Chinesen, Drake [dreɪk], Sir Francis, engl. Seefahrer, * um 1540,
und studierte Japanern künstlerisch dargestellt. Auch in german. † 1596; umsegelte die Erde, kämpfte als Freibeuter
intensiv die und dt. Sagen tritt er auf (Nibelungenlied); er heißt gegen die Spanier, hatte 1588 großen Anteil an der
Drehbücher. Als hier auch Lindwurm (bayer.-österr. Tatzelwurm); Abwehr der Armada.
sinnbildlich die Verkörperung gottfeindl. Mächte. Drkensberge, Qathlmba-Gebirge, östl. Randgebirge
der Hollywood-
Als D.-Bezwinger gelten: Siegfried, Erzengel Michael, Südafrikas, bis 3482 m; hohe Niederschläge; gute
Star dann
hl. Georg u. a. Bei den Chinesen ist er Sinnbild des Erschließung für den Fremdenverkehr (mehrere
79-jährig erfuhr, Glücks, des Himmels und des Fürsten. Natur- und Wildschutzgebiete). In den D., die von der
dass er an Drachenbaum, Dracna, Gattung der Liliengewäch- UNESCO zum Welterbe erklärt wurden, finden sich
einem se in wärmeren Gegenden, mit schwertförmigen viele Höhlen und Nischen mit mehr als 20 000
unheilbaren Blättern, die schopfförmig am Ende der Äste stehen. Felsbildern (Tiere, Jagd- und Kampfszenen,
Herzfehler litt, Am bekanntesten ist der Echte D. der Kanar. Inseln, mytholog. Darstellungen).
arbeitete er der viele Hundert Jahre alt wird; sein rotes Harz Drkon, Gesetzgeber in Athen, um 624 v. Chr., von
genauso heißt Drachenblut (Färbemittel). sprichwörtlicher (»drakon.«) Strenge.
akribisch an Drchenfels, Trachytkuppe des Siebengebirges, 321 m Drall [von drillen] der, Drehung, bes. eines Geschosses
einer Art hoch, am Rhein bei Königswinter, NRW; Weinbau; um seine Achse durch die Windung der »Züge« im
Drehbuch für Zahnradbahn zum Gipfel mit Burg D. (Ruine). Lauf der Feuerwaffen. –  der Drehimpuls.
Drachenfliegen, Dltafliegen, Flugsport, mit deltaför- Drma [griech. »Handlung«] das, 1) aufregendes,
das Leben
migen Hängegleitern betrieben, bei denen sich der erschütterndes Geschehen. – 2) das, literar.
»danach«, in
Pilot in ein Gurtgeschirr einhängt und durch Großform, die eine Inszenierung auf dem Theater
dem er vor allem Verlagern seines Körperschwerpunkts steuert. ermöglicht, wobei eine in sich geschlossene
sämtliche Drchme die, neugriech. Drchmi, Abk. Dr., 1832–2001 Handlung durch Personen auf einer Bühne szenisch
Details seiner griech. Währungseinheit, 1 Dr. = 100 Lepta. dargestellt wird (Ausnahme: Lesedrama). Die
Beerdigung Drcula, Vampirfigur aus dem gleichnamigen Roman dramat. Handlung (oft in 3 oder 5 Akte unterteilt)
regelte. (1897) von B. Stoker, verknüpfte Vampirgeschichten basiert auf dem Widerstreit polarer Kräfte und
Willensrichtungen. Die typische sprachl. Form ist die
der Rede und Gegenrede (Dialog); je nach Dramen-
form kommen Monologe, chor. oder lyr. Einlagen, ep.
Einschübe u. a. hinzu. Hauptformen: Tragödie (Trauer-
spiel), endet mit dem Untergang des Helden; Komödie
(Lustspiel), löst die innere (Charakterkomödie) oder
äußere (Situationskomödie) Verwicklung humorvoll
oder ironisch-satirisch. Ihre derberen Kurzformen
sind Posse, Farce, Schwank. Die Tragikomödie
verbindet trag. und kom. Elemente. Das Singspiel
leitet hinüber zur Oper.
Dramatrg der, urspr. Verfasser und Aufführungs-
leiter von Dramen, heute literar. und theaterwiss.
Berater bei Theater und Rundfunk. Dramaturg,
Lehre von Wesen, Wirkung und Formgesetz des
Dramas (z. B. G. E. Lessings »Hamburgische
Dramaturgie«, 1767).
Dränage [-ˈnaːʒə] die, Drainage, Dränung,  künstl.
Entwässerung des Bodens durch Einbau unterird.
Abzüge, z. B. Tonröhren, auf dem Grund schmaler
Kanäle. Saugdräns saugen das Wasser aus dem
Boden, Sammeldräns leiten es zum Vorfluter.
Dr die, rechter Nebenfluss der Donau, entspringt am
Toblacher Feld (Dolomiten), durchströmt Kärnten,
DOY
Slowenien und bildet die Grenze zw. Kroatien und
Ungarn, mündet unterhalb von Osijek; 749 km lang,
Zeiteinheit, gemessen in Umdrehungen je Sekunde
oder Umdrehungen je Minute.
DRE
im Unterlauf schiffbar; speist Wasserkraftwerke in Dreibund, Verteidigungsbündnis zw. dem Dt. Reich,
Österreich und Kroatien. Österreich-Ungarn und Italien, 1882 abgeschlossen
Drechseln, das Bearbeiten nicht metall. Gegenstände (Erweiterung des dt.-österr. Zweibunds); gegen
(meist Holz) auf der Drehmaschine (i. d. R. im Frankreich sowie unausgesprochen gegen Russland
Handbetrieb). gerichtet; 1914/15 von Italien gekündigt.
Dreieck,  von 3 Seiten begrenzte geometr. Figur. Man
Drehbuch, textl. Grundlage für einen Film, die
Drehbuch DRED unterscheidet nach der Länge der Seiten: gleichseiti-
genaue Angaben für jede szenische Einheit enthält. ges, gleichschenkliges, ungleichseitiges D.; nach der
Drehbücher, die Dramen vergleichbar sind, aber nicht Größe der Winkel: rechtwinkliges, stumpfwinkliges,
als eigene literar. Gattung gelten, entstanden mit der spitzwinkliges D. Von prakt. Bedeutung sind ferner
Entwicklung des abendfüllenden Spielfilms bzw. v. a. die sphär. D. (Kugeldreieck).
des Tonfilms mit den dort einsetzenden Dialogen. Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit, → Trinität.
Drehflügelflugzeug, Flugzeug mit bewegl. Flügeln, Dreifelderwirtschaft, Bewirtschaftung einer Flur in
die sich zur Erzeugung von Auftrieb um eine feste dreijährigem Wechsel, früher: Winter-, Sommer-
Achse drehen, → Hubschrauber, → Tragschrauber. getreide, Brache; heute statt Brache: Hackfrüchte
Dreh|impuls,  bei einem sich drehenden starren oder Futterpflanzen.
Körper das Produkt aus Winkelgeschwindigkeit und Dreikaiserbund, 1872 bis 1886 zw. dem dt., österr.
Trägheitsmoment um die Drehachse; der D. hat für und russ. Kaiser, zerfiel durch den russisch-österr.
Drehbewegungen eine dem Impuls für geradlinige Ggs. auf dem Balkan.
Bewegungen entsprechende Bedeutung. Dreiklang,  Akkord aus 3 Tönen. Dur-D.: Grundton,
Dreiklang DRED

Drehkrankheit, durch den Gehirnblasenwurm große Terz, Quinte; Moll-D.: Grundton, kleine Terz,
(Drehwurm, Gehirnquese) hervorgerufene Gehirn- Quinte.
krankheit der Wiederkäuer, bes. der Schafe. Die Dreiklassenwahlrecht, Wahlsystem des preuß.
erkrankten Tiere zeigen Zwangsbewegungen; sie Abgeordnetenhauses 1849–1918, unter Einteilung der
bewegen sich z. B. im Kreis. Urwähler nach der Steuerhöhe in 3 Klassen. Diese
Drehleier, volkstüml. Musikinstrument (Bauern-, wählten je gleich viele Wahlmänner, die Wahlmän-
Bettlerleier) mit 1 bis 2 Melodiesaiten, einfacher ner die Abgeordneten.
Tastatur und 2 Begleitsaiten im Quintabstand; alle Drei Könige, Heilige D. K., die »Weisen aus dem
Saiten werden gleichzeitig durch ein aus dem Korpus Morgenland« (Mt. 2); nach der Legende die Könige
herausragendes, mit einer Kurbel angetriebenes Caspar, Melchior, Balthasar (→ C+M+B).
Scheibenrad zum Erklingen gebracht.
Drehmaschine, früher Drehbank, Werkzeugmaschi- Dreikörperproblem, math.-physikal.
ne zur spanenden Bearbeitung zylindr. (Langdrehen), Aufgabe, die Bewegung von 3 oder mehr Körpern
kegeliger (Kegeldrehen), ebener (Plandrehen), ovaler (Mehrkörperproblem) bei gegebenen Anfangslagen
(Ovaldrehen) Werkstücke sowie zum Ausbohren und und -geschwindigkeiten zu berechnen, wenn zw. je 2
Gewindeschneiden. Das Arbeitsstück erhält durch der Körper schwerkraftähnl. Kräfte wirken.
den Spindelkasten die veränderl. Drehbewegung,
während der Support (Werkzeugschlitten) den Chaos im Sonnensystem
Drehstahl führt (Vorschub). Werden Planeten und Monde unseres Sonnensystems
Drehmoment,  das vektorielle Produkt von Hebelarm
Drehmoment DRED in Zukunft weiterhin aneinander vorbeifliegen oder
(gemessen vom Drehpunkt aus) und einer senkrecht doch irgendwann kollidieren? Die Frage der
dazu angreifenden Kraft, gemessen in Nm (Newton- allgemeinen Stabilität des Sonnensystems wurde
meter); für das Hebelgesetz (→ Hebel) wichtige Größe. erstmals 1892 von Jules Henri Poincaré untersucht. Es
Das D. spielt bei der Drehbewegung dieselbe Rolle hat sich herausgestellt, dass die Planetenbewegungen
wie die Kraft bei der fortschreitenden Bewegung. – so komplex sind, dass längerfristige Vorhersagen nur
D.-Wandler, Getriebe, bei dem sich die D. am Eingang eingeschränkt möglich sind. Numerische Berech-
und Ausgang umgekehrt verhalten wie die Drehzah- nungen mit Supercomputern lassen vermuten, dass
len. das Sonnensystem für weitere etwa 100 Millionen
Dreh|orgel, Leierkasten, trag- oder fahrbare Jahre stabil sein wird, was allerdings nur rund ein
Kleinorgel mit drehbarer Melodiewalze. Fünfzigstel seines bisherigen Alters ist.
Drehstrom,  Verkettung mehrerer sinusförmiger
elektr. Wechselströme, die gegeneinander phasenver-
schoben sind. In einem Generator, in dessen Gehäuse Drei-Lter-Auto, Pkw mit einem Euromixverbrauch
(Stator) mehrere Spulen angebracht sind, wird bei von 3 l/100 km, 1998 erstmals Serienreife.
Drehung des Polrades (Rotors) durch das entstehen- Dreimächtepakt, von Dtl., Italien und Japan 1940
Dreimächtepakt DRED

de magnet. Drehfeld in jeder der Spulen eine abgeschlossen. Später traten Ungarn, Rumänien, die
Wechselspannung induziert, in ihrer Phase Slowakei und Kroatien bei, 1941 Bulgarien,
gegeneinander verschoben (Mehrphasensystem). Jugoslawien. Ziel war eine »neue Ordnung« in Europa
Drehung, Rotatin, Bewegung eines Körpers um eine und Asien.
feste Achse oder um einen festen Punkt. Dreimeilenzone, heute überholte Begrenzung der
Drehzahl, Drehfrequenz, Anzahl der Umdrehungen Territorialgewässer (Küstenmeer) auf 3 Seemeilen 205
einer umlaufenden Maschine oder Welle je (5 556 m). Stattdessen nehmen die Staaten über-

Dreimeilenzone D
D Drei Sat
206 wiegend 12 Seemeilen als Küstenmeer in Anspruch; tung der Ev.-Luther. Landeskirche Sa. und kath.
vielfach wurde (auch in der EU) eine Fischereizone Bischofssitz, TU und Akademien, u. a. Hochschule für
von 200 Seemeilen festgesetzt. Technik und Wirtschaft, für Musik, für Bildende
Drei Sat, 3sat, seit 1984 gesendetes gemeinschaftl. Künste, bed. Museen, Dresdner Gemäldegalerien,
Fernsehprogramm des Österr. (ORF) und des Semper-Oper u. a. Theater, Philharmonie, Kreuzchor;
Schweizer. Rundfunks (SRG), des ZDF sowie (seit jährl. internat. Musikfestspiele, botan. Garten, Zoo;
Ende 1993) der ARD; werbefreies Kulturprogramm. u. a. Mikroelektronik und Informationstechnik,
Dreisatz, Regeldetr, Rechenverfahren, um aus 3 Feinmechanik, Geräte- und Fahrzeugbau (gläsernes
gegebenen Größen eine damit zusammenhängende Montagewerk), pharmazeut. Ind., Druckerei- und
unbekannte Größe zu bestimmen. Beispiel: 5 kg einer Verlagswesen, Forschungszentrum Rossendorf;
Ware kosten 28 Euro, was kosten 6 kg? Lösung: 1 kg Elbhafen; internat. . – D. war 1485–1918 Sitz der
kostet 28⁄5 Euro, 6 kg kosten 28 · 6⁄5 Euro = 33,60 Euro. albertin. Linie der Wettiner (seit 1547 Landesherren
Drei-Schluchten-Staudamm, Stauwerk im von Sachsen); unter August dem Starken wurde es
Jangtsekiang, China; 2006 fertiggestellt. 185 m hohe ein Mittelpunkt dt. Barockkunst (»Elbflorenz«). Beim
und 2 310 m lange Talsperre; staut einen See von über Bombenangriff im Febr. 1945 wurde die gesamte
600 km Länge zw. Sandouping (Prov. Hubei) und Innenstadt zerstört; wieder aufgebaut wurden:
Chongqing auf; ab 2003 Flutung des Stausees, Frauenkirche, Zwinger, ehem. kath. Hofkirche, ehem.
installierte Kraftwerkskapazität 18 200 MW; königl. Schloss; weltbekannte Kunstwerke u. a. im
ökologisch umstritten. »Grünen Gewölbe«.
Drser, Theodore, amerikan. Schriftsteller, * 1871, Drsdner Bank AG, 1872 in Dresden gegr. dt.
† 1945; Hauptvertreter des amerikan. Naturalismus; Großbank, Sitz: Frankfurt am Main; ab 2001
schildert den Untergang menschl. Existenzen im Tochtergesellschaft der Allianz Gruppe, 2008 von der
Großstadtleben; »Eine amerikan. Tragödie« (1925). → Commerzbank AG übernommen.
Dreisprung,  leichtathlet. (Weit-)Sprungdisziplin Dressrreiten, Grundlage der Pferdeausbildung
Dressurreiten DRED

aus 3 aufeinanderfolgenden Sprungbewegungen: und der Reiterei, von den Anfängen bis zur Hohen
Hüpfer, Schritt, Sprung (engl. Hop, Step, Jump). Schule. Dressurprüfungen finden in einem
Dreißigjähriger Krieg, 1618–48. Ursache: kath.-prot. Dressurviereck statt.
Ggs., im Verlauf des D. K. hinter polit. Machtkämpfen Dreyfus [drɛˈfys], Alfred, frz. Hauptmann, * 1859,
zurücktretend. Verlauf: 1) Böhm.-Pfälz. Krieg † 1935; aus dem jüd. Bürgertum stammend, 1894
(1618–23): 1618 Prager Fenstersturz; 1619 wählten wegen Landesverrats verurteilt und deportiert, 1899
die prot. Stände Böhmens anstelle Kaiser Ferdi- begnadigt, 1906 freigesprochen und rehabilitiert,
nands II. Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zum nachdem die belastenden Dokumente als Fälschun-
König. Tilly besiegte ihn 1620 am Weißen Berge bei gen erkannt waren; Verteidigungsschrift É. Zolas
Prag und eroberte dann auch die Rheinpfalz. – 2) (1898) »J'accuse« (ich klage an). Die vom Antise-
Dän.-Niedersächs. Krieg (1623–30): Der eingreifende mitismus geprägte D.-Affäre trug zur Sammlung der
Dänenkönig Christian IV. wurde 1626 von Tilly bei bürgerl. Linken bei (Trennung von Staat und Kirche).
Lutter am Barenberge geschlagen und schloss 1629 Drillbohrer,  handbedientes Bohrgerät, bei dem eine
Frieden. Restitutionsedikt (1629), Bedrohung des Triebstange mit steilem Gewinde beim Auf- und
prot. Besitzstands. – 3) Schwed. Krieg (1630–35): Abbewegen der sie umschließenden Nuss in
1630 kam der Schwedenkönig Gustav Adolf II. den dt. Drehbewegung versetzt wird.
Protestanten zu Hilfe, siegte 1631 bei Breitenfeld Drn der, größter Fluss Albaniens, 285 km lang, mündet
über Tilly, der kurz vorher Magdeburg erobert hatte, ins Adriat. Meer.
und drang bis nach Bayern vor, fiel aber 1632 in der dritter Stand, in der Ständeordnung des MA das
Schlacht bei Lützen gegen den kaiserl. Feldherrn Bürgertum, das nach Adel und Geistlichkeit den 3.
Wallenstein. 1634 wurde Wallenstein ermordet, die Platz einnahm und sich erst in der Frz. Revolution
Schweden bei Nördlingen besiegt; 1635 schlossen die Gleichstellung erkämpfte.
Brandenburg und Sachsen den Prager Frieden mit Drittes Reich, 1) christl. Prophetie und Geschichts-
dem Kaiser. – 4) Schwed.-Frz. Krieg (1636–48): Nun philosophie: die Erlösung abschließende Weltperiode
griff das kath. Frankreich unter Richelieu aus polit. des Hl. Geistes. – 2) Bezeichnung für das nat.-soz.
Ggs. zu den Habsburgern auf schwed. Seite offen in Dtl. 1933–45 (→ Nationalsozialismus).
den Krieg ein; Schweden und Franzosen drangen Dritte Welt, Sammelname für im Vergleich zu den
Dritte Welt DRID

mehrmals nach Bayern und Böhmen vor. 1648 wirtschaftl. hoch entwickelten Ländern unterent-
Beendigung des Kriegs durch den → Westfälischen wickelte Staaten, v. a. in Afrika, Asien, Lateinamerika.
Frieden. Folgen: Gleichberechtigung der Bekenntnis- (→ Entwicklungsländer)
se; Dtl. verwüstet, verarmt, im Innern zerrissen und Drive-in... [draɪv ˈɪn-], Bez. für Einrichtungen, die der
ohnmächtig nach außen. Kunde im Auto sitzend erreichen kann, z. B.
Dreiwegekatalysator, Einrichtung zur → katalyti-
Dreiwegekatalysator DRED Drive-in-Restaurant.
schen Nachverbrennung von Abgasen aus Kfz-Otto- Drge die, urspr. Erzeugnis aus dem Pflanzen- und
motoren, in der gleichzeitig Kohlenmonoxid, Tierreich, das arzneilich oder technisch verwendet
Kohlenwasserstoffe und Stickoxide umgesetzt werden. wird. Inzwischen versteht man unter D. auch
Drei Znnen, Gipfelgruppe der Südtiroler Dolomiten, → Rauschgifte.
Italien, 2857 bis 2999 m. Drohne die, 1)  männl. Honigbiene. – 2) 
Drsden, Hptst. von Sa. und des Direktionsbezirks D., unbemannter Flugkörper, bes. zur Aufklärung.
beiderseits der Elbe, 512 000 Ew.; Sitz der Kirchenlei- Drmedar das, einhöckeriges → Kamel.
DRE
Drpkick der, Schuss (bes. beim Fußball), bei dem der DRU
XPRULQHQJHQ6FKXKhoHQff
Ball in dem Augenblick getroffen wird, in dem er auf
dem Boden aufprallt.
Drpshot [-ʃɔt] der,  in Netznähe ausgeführter Schlag 1LFKWVLVWNOlJOLFKHUDOV+
An nette von Drost
e-Hüls
beim (Tisch-)Tennis, bei dem sich der Schläger leicht
rückwärts bewegt, so dass der Ball kurz hinter dem
Netz fast senkrecht herunterkommt. Flugzeuge und
Drschke, seit dem 18. Jh. Pferdekutsche zum Mieten, Drsen, Johann Gustav, dt. Historiker, * 1808, † 1884; Peitschenhiebe
später auch Bezeichnung für Taxi. 1848 führend in der Frankfurter Nationalversamm-
haben etwas
Drosphila, eine Gattung der → Taufliegen. lung (für Kaisertum des preuß. Königs). Werke:
gemeinsam – sie
Drosselklappe,  bewegl. Klappe in einer Rohr- »Gesch. Alexanders d. Gr.« (1833), »Gesch. des
leitung (z. B. im Ottomotor) zur Regelung der durch- Hellenismus« (1836–43). können mit
fließenden Menge von Flüssigkeiten, Dampf, Druck, 1)  Kraft je Flächeneinheit. SI-Einheit: Pascal einem lauten
Gasgemischen. (Pa), weiterhin gesetzlich das Bar (bar). 1 Pa = 1 N/ Knall die
Drosseln, Familie der Singvögel, gute Sänger, über die
Drosseln DROD m 2; 1 bar = 105 Pa. Der Luft-D. wird z. T. auch in Schallmauer
ganze Erde verbreitet, leben von Insekten und Beeren, Millibar angegeben: 1 mbar = 100 Pa = 1 hPa durchbrechen,
bauen kunstvolle Nester. Wichtige Arten: Sing-D., (Hektopascal). – 2)  der Druckvorgang oder auch wie im Bild der
häufiger Wald- und Parkvogel mit heller, braun sein Erzeugnis. (→ Druckverfahren) F-18 Jet. Der
gesprenkelter Brust; Mistel-D., reichlicher gefleckt als Druckkabine, druckdicht abgeschlossener Flieger holt bei
Sing-D.; Wacholder-D. (Krammetsvogel), grau bis Fluggast- und Besatzungsraum in Flugzeugen, in einer Geschwin-
braun, brütet in Mitteleuropa; Rot-D., mit rostrotem dem der Luftdruck auf einem Wert unabhängig vom digkeit höher als
Streifen unter dem Flügelrand. Schwarz-D. → Amsel. Außendruck gehalten wird.
Mach 1 dabei
Drosselspule,  Spule mit großem induktivem Druckluft, früher Pressluft, in Verdichtern kom-
seine eigene
Widerstand, z. B. zur Trennung von Gleich- und primierte Luft; zum Antrieb von Werkzeugen
Wechselstrom. Sie sperrt Ströme höherer Frequen- (Druckluftmeißel, -hämmer), zur Betätigung von Druckwelle ein
zen, während Gleichstrom nur durch den geringen Steuerungen, zum Reinigen von Gussstücken mit und durchbricht
Ohm’schen Widerstand der Spule beeinflusst wird. Sandstrahl, zum Betrieb von Bergbaumaschinen so die »Wand
und Bremsanlagen (D.-Bremsen). des Wider-
Drste-Hlshoff, Annette v., deutsche
Droste-Hülshoff DROD Druckschrift,  jede zur Verbreitung bestimmte stands«. Weil die
Dichterin, * 1797, † 1848. Die im westfälischen Vervielfältigung von Schriften und bildl. Darstel- kegelförmigen
Münsterland aufgewachsene Schriftstellerin hatte als lungen und Musikalien mit Text oder Erläuterungen, Wellen dabei das
Frau der Biedermeierzeit kaum Möglichkeiten zur auch besprochene Tonträger. in der Luft
persönlichen Entfaltung. Freiraum fand sie in der Druckverfahren,  1) Hochdruck: Druckende Teile
Druckverfahren DRUD

enthaltene
literarischen Tätigkeit, die zunächst wenig der Druckform liegen erhöht und werden zum Druck
Wasser
Anerkennung fand. Die Freundschaft mit dem fast 18 eingefärbt. Die Druckform wird aus bewegl. Lettern
sekundenschnell
Jahre jüngeren Levin Schücking in Meersburg am von Hand (Handsatz), mittels Setzmaschinen
Bodensee war entscheidend für ihre schöpferische (Maschinensatz) oder Computern hergestellt. Abdruck
kondensieren
Entwicklung und fand in ihrer 1844 veröffentlichten auf Tiegeldruckpressen, Schnellpressen oder lassen, entsteht
zweiten Gedichtsammlung ihren Ausdruck. Als Rotationsmaschinen; Verfahren: → Buchdruck, der sog.
Annette von Droste-Hülshoff mit 51 Jahren starb, war Flexodruck. 2) Tiefdruck: Die Zeichnung ist vertieft in Wolkenschei-
ihr Werk kaum bekannt. Nach hundert Jahren wollte die Druckform eingearbeitet; die Vertiefungen nehmen beneffekt.
sie gelesen werden, das hat sie erreicht. Ihre Balladen die Farbe auf und geben sie beim Druck an das Papier
(»Der Knabe im Moor«) oder ihre Novelle »Die ab. 3) Flachdruck: Die vollkommen ebene Druckplatte
Judenbuche« (1842) sind längst Klassiker geworden. wird mit chem. Mitteln so behandelt, dass sie nur an
den der Zeichnung entsprechenden
Stellen Farbe annimmt und auf das
Papier überträgt. Verfahren:
Steindruck, Offsetdruck, Lichtdruck.
4) Durchdruck: Es wird durch eine
Form gedruckt, die aus einer
Schablone aus farbdurchlässigem
Material besteht; Verfahren:
→ Siebdruck.
Druckwasserreaktor, mit Wasser
Druckwasserreaktor DRUD

unter hohem Druck gekühlter


Kernreaktor (→ Reaktor); die mittlere
Wassertemperatur bleibt unter dem
Siedepunkt.

Druckwelle, eine sich


stoß- oder explosionsartig
ausbreitende Druck- und Dichte-
änderung in Gasen, entsteht z. B. bei 207
Überschallflügen und Sprengungen.

Druckwelle D
D Drude
208 Drude die, meist weiblich gedachtes, gespenst. Wesen, röm. Feldherr, * 38, † 9 v. Chr.; Bruder des Kaisers
Dschingis Khan, das Albdrücken verursacht. Tiberius, drang bis zur Elbe vor.
der legendäre Drugstore [ˈdrʌgstɔː] der, in den USA Gemischtwaren- Dryden [ˈdraɪdn], John, engl. Dichter, * 1631, † 1700;
Mongolenfürst, geschäft, oft mit Imbissecke, Apotheke u. a. schrieb zwei von Händel vertonte Cäcilienoden,
war ein berühm- Druden, Priester der Kelten, Wahrsager, Heil- und klass. Tragödien, Lustspiele.
Sternkundige, Richter, erzogen die Söhne des Adels. Dschibti, frz. Djibouti, Rep. im NO Afrikas, 23 200
ter Falkner. Als
Drums [drʌmz; engl. »Trommeln«], Drumset km 2, 864 000 Ew.; Hptst. Dschibuti; Amtssprachen:
er mit seinem
Drums DRUD

[ˈdrʌmset], in der Jazz-, Rock- und Popmusik Arabisch und Französisch. – D. liegt in der Afarsenke
über 100 000 Bezeichnung für das Schlagzeug; umfasst meist (flache Halbwüste mit Salztonebenen und Salzseen),
Mann starken große und kleine Trommel (Snaredrum), versch. im N Vulkanberge; vorwiegend muslim. Bev. (Afar
Reiterheer ganz Becken, Holzblock und Tom-Toms und wird vom und Issa). – Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist der
Zentralasien Drummer bedient. Dienstleistungssektor (Transitverkehr der
unterwarf, Druse die, 1) Hohlraum in Gesteinen, dessen Wände
Druse DRUD Eisenbahnlinie nach Addis Abeba, Bankenzentrum);
brauchte er mit Kristallen bedeckt sind. – 2) Kropf, ansteckende Hochseehafen und internat.  in Dschibuti;
zur Ernährung Krankheit der Pferde, eitrige Entzündung der Viehzucht; Meersalzgewinnung. – Die Bev. des frz.
seiner Krieger Nasenschleimhaut mit Vereiterung der Unterkiefer- Territoriums der Afar und Issa entschied sich in einer
auch viel lymphknoten. Volksabstimmung 1977 für die Errichtung einer
Fleisch. Über Drüse, 1) bei Mensch und Tieren ein Organ, das flüssige unabhängigen Rep.; Präs. (seit 1999) Ismael Omar
Stoffe (Sekrete) absondert, z. B. Schweiß, Galle. – 2)  Guelleh.
10 000 Falkner
äußerlich den tier. D. ähnl. Pflanzenteile, so Dschibti, frz. Djibouti, Hptst. und Hafen der Rep.
begleiteten ihn
Drüsenhaare, Honigdrüsen. Dschibuti 634 000 Ew.; internat. , Bahn nach Addis
deshalb, um Drsen, Angehörige einer im 11. Jh. aus dem schiit.
Drusen DRUD Abeba.
mit Hilfe der Islam (Ismailiten) hervorgegangenen, patriarcha-
Tiere für die lisch verfassten und sich dem Islam zugehörig Dschngis Khn, Begründer und erster
Dschingis Khan DSCD

Verpflegung betrachtenden Religionsgemeinschaft; verbreitet im Großkhan des mongol. Weltreichs, * um 1155 oder
des Heeres südl. Zentrallibanon, S-Syrien und N-Israel. 1167, † 1227; Sohn eines kleinen Stammesfürsten, der
zu jagen. Drsus, Nero Claudius, gen. D. Mior (»der Ältere«), 1206 zum Herrscher der Völker und Stämme der
Mongolei erhoben wurde. Er unterwarf die
Uiguren, Tanguten und Karluken. Seine
Reiterheere eroberten 1211–15
Nordchina mit Peking, 1219 Korea,
1221 Charism (Choresm) und
schlugen die Russen 1223 an der
Kalka. D. K. gründete 1220 die
Hptst. Karakorum. Er hinterließ
ein mächtiges Reich, das sich
vom Chinesischen Meer bis an
die Grenzen Europas
erstreckte.
Dserschnsk, Hafen- und
Ind.-Stadt an der Oka,
Russland, 256 000 Ew.,
chem. Industrie.
DSL [Abk. für engl. digital
subscriber line, »digitale
Anschlussleitung«],
Sammelbegriff für Zugangs-
technologien, mit denen Daten
per Telefonleitung in einer hohen
Bandbreite digital übertragen
werden können, u. a. → ADSL,
DRU
SDSL (single line DSL, Bandbreite 240 kHz), VDSL
(very high data rate DSL, bis 30 MHz).
dt. Sprache« (1880) Wegbereiter der dt. Einheits-
rechtschreibung; Namensgeber der »Duden®«-Nach-
DUK
Dsungar die, Landschaft in Innerasien, China, zw. schlagewerke.
Altai und Tienschan, meist Wüste. Duro der, port. Douro, Fluss im N der Iber. Halbinsel,
Dules Systm Deutschland AG, kurz Dules 895 km lang, entspringt in Spanien, Unterlauf bis
Systm, privatwirtschaftl. Abfallentsorgungssystem, Porto für Seeschiffe befahrbar.
das die Sammlung und Verwertung von gebrauchten Dutt [ital., zu lat. duo »zwei«] das,  zweistimmiges
Verkaufsverpackungen (gekennzeichnet durch den Gesangsstück, meist mit Instrumentalbegleitung.
Grünen Punkt) zum Ziel hat. Das Duale System Dufour [dyˈfu:r], Guillaume Henri, schweizer. General,
fi nanziert sich durch Lizenzgebühren des Handels, * 1787, † 1875; führte 1847 den Oberbefehl im Feldzug
der sich so von der direkten Rücknahmepfl icht gegen die Sonderbundskantone, schuf 1832–64 die
entbindet. »Topograph. Karte der Schweiz« (bahnbrechende
Dualsmus der, 1) allg.: Zweiteilung; Zwiespalt. – 2)  Gebirgskarte).
Lehre, dass die Wirklichkeit durch 2 Prinzipien oder
Kräfte zu erklären sei, z. B. Gott–Welt, Geist–Stoff , Du Fu, Tu Fu, chin. Dichter, * 712, † 770. Der
Du Fu DU D

Leib–Seele; Ggs.: Monismus, Pluralismus. – 3) Ge- chinesische Dichter Du Fu war seiner Zeit weit
schichte: der unausgetragene Kampf oder das voraus. In seinen Gedichten schrieb er realistisch
Gleichgewicht zweier etwa gleich starker Staaten in und mitunter selbstironisch über sein Leben – für die
einem Staatenbund, bes.: Österreich–Preußen im Dt. damalige Zeit äußerst exotisch. Beeinflusst von
Bund (1815–66) und Österreich–Ungarn in der einem Aufstand, währenddessen er in Gefangen-
Donaumonarchie (nach 1867). schaft geriet, prangerte Du Fu soziale und politische
Dulsystem, dydisches Systm, Zahlensystem mit Missstände an; seine späteren Gedichte lassen sich
der Grundzahl 2, baut mit 2 Zahlzeichen (0 und 1) als Visionen der moralischen und politischen
alle Zahlen aus Potenzen von 2 auf; z. B. ist Auflösung der Tang-Dynastie lesen. Als einer der
9 = 1 · 2 3 + 0 · 2 2 + 0 · 21 + 1 · 2 0 , größten Dichter Chinas gilt Du Fu auch, weil er sich
mit der Darstellung 1001 im D. Wegen seiner leichten meisterhaft der Mehrdeutigkeit von Wörtern und
Umsetzbarkeit in elektr. Schaltvorgänge (»ein« – Zeichen bediente. Die Deutung seiner Dichtungen
»aus«) wird das D. in der Informatik verwendet. gilt daher aber auch als schwierig.
Dub, Emirat der Vereinigten Arab. Emirate am Pers.
Golf, 3885 km 2, 1,8 Mio. Ew.; Erdöllagerstätten; in der
d ka nnst d u
Verloren es G el
Hptst. D. höchstes Gebäude der Welt (828 m).
ni e.
verloren e Z ei t Du Fu
Dubarry [dybaˈri], Marie Jeanne, frz. Gräfi n, urspr.
Modistin, später Geliebte Ludwigs XV. von w ie der fi nden,
Frankreich, * 1743, † 1793 (hingerichtet).
Dbček [-tʃ-], Alexander, tschechoslowak. Politiker,
* 1921, † 1992; als Erster Sekretär des ZK der Dufy [dyˈfi], Raoul, frz. Maler, * 1877, † 1953; malte
tschechoslowak. KP 1968–69 Mitinitiator und zeichenhaft naive Bilder in lebhaften Farben.
Symbolfigur des »Prager Frühlings«, im Zuge der Dhring, Karl Eugen, dt. Philosoph und Nationalöko-
Dühring DüHD

Niederschlagung der Reformen durch die UdSSR nom, * 1833, † 1921; seine dem darwinist. »Kampf
1970 Parteiausschluss; war von Dez. 1989 bis Juni ums Dasein« gegenübergestellte Idee einer »wirkl.
1992 Präs. des Bundesparlaments und ab 1992 Vors. freien Gesellschaft«, in der alle Zwangs- und
der Sozialdemokrat. Partei der Slowakei. Herrschaftsverhältnisse beseitigt sind, bekämpfte
Dublin [ˈdʌblɪn], irisch Baile Átha Cliath, 1) ehem. Cty. F. Engels im »Anti-Dühring«.
der Rep. Irland, 922 km 2, 1,12 Mio. Ew. – 2) Hptst. der Duisberg [ˈdyːs-], Friedrich Carl, dt. Chemiker und
Rep. Irland und Hafen von 1), 495 800 Ew.; kath. und Industrieller, * 1861, † 1935; Generaldirektor der
anglikan. Erzbischofssitz; Univ.; Trinity College Bayer AG, war führend an der Gründung der IG
(gegr. 1591); Brauereien, Brennereien, Textil-, Farbenind. AG (1925) beteiligt.
Zigaretten-, Glas- u. a. Industrien. Duisburg [ˈdyːs-], Ind.- und Handelsstadt, in NRW,
Dbrovnik, ital. Ragsa, Stadt in S-Dalmatien, 499 111 Ew.; beiderseits des Rheins an den Mündun-
Kroatien, 55 600 Ew.; Fremdenverkehr; künstler. gen von Emscher und Ruhr und am Rhein-Herne-Ka-
bedeutende Bauten aus dem 15. Jh., Bischofssitz. Vor nal; Rhein-Ruhr-Hafen, größter Binnenhafen der
D. die Insel Lokrum mit subtrop. Naturpark. Die im Erde, zweitgrößter dt. Hafen; Zentrum der dt. Eisen-
jugoslaw. Bürgerkrieg 1991/92 stark zerstörte und Stahlind., Werften, metallverarbeitende, chem.
Altstadt (Wiederaufbau mit UNESCO-Hilfe) gehört u. a. Ind.; Univ. – Gesamthochschule, Fraunhofer-In-
zum Weltkulturerbe. stitut, Schweißtechn. Versuchsanstalt, Musikhoch-
Duccio [ˈduttʃo], eigtl. D. di Buoninsgna, der erste der schule, Museen, Zoo, Sportpark Wedau.
großen sienes. Maler, * um 1255, † 1319; Hochaltar Duisenberg [ˈdœjzənbɛrx], Willem (Wim) Frederik,
Duisenberg DUID

des Doms von Siena. niederländ. Bankmanager und Finanzpolitiker, * 1935,


Duce [ˈduːtʃe, ital. »Führer«], seit 1922 Titel von B. † 2005; 1982–97 Präs. der Niederländ. Zentralbank,
Mussolini. 1998–2003 Präs. der Europ. Zentralbank.
Duchamp [dyˈʃã], Marcel, frz. Künstler, * 1887, † 1968; Dukt der, alte Goldmünze. D.-Gold, Gold mit einem
Einfluss auf Dadaismus und Surrealismus. Feingehalt von 986/1000.
Dden, Konrad, dt. Sprachforscher, * 1829, † 1911; mit Duke [djuːk] der, der höchste engl. Adelstitel, dem 209
seinem »Vollständigen orthograph. Wörterbuch der Herzog entsprechend; weibl. Form Duchess.

Duke D
D Düker
210 Düker der, Unterführung eines Wasserlaufs, einer Lettland, an der Düna, 124 900 Ew.; Hafen; Metall-,
Wasser-, Öl- oder Gasleitung unter einem Hindernis. elektrotechn. u. a. Ind. – D. ist eine Gründung des Dt.
Dulles [ˈdʌləs], John Foster, amerikan. republikan.
Dulles DULD Ordens (1278).
Politiker, * 1888, † 1959; 1953 bis 1959 Außenmin. (Ziel: Dunant [dyˈnã], Henri, schweizer. Philanthrop, * 1828,
Dunant DUND

Zurückdrängung der kommunist. Herrschaftssysteme). † 1910; Begründer des Roten Kreuzes. Friedensnobel-
Dlmen, Stadt in NRW, 47 389 Ew.; Textil-, Eisen-, preis 1901.
Möbelind., größtes europ. Wildpferdgehege. Duncan [ˈdʌŋkən], Isadora, amerikan. Tänzerin, * 1877,
Duncan DUND

Dma, russ. Parlament (Reichs-D.) 1905–17; seit Dez. † 1927; wirkte für eine Umgestaltung des künstler.
1993 Abgeordnetenkammer (Staats-D.) des russ. Tanzes im Sinne des altgriech. Chortanzes
Zweikammerparlaments. (Ausdruckstanz).
Dundee [dʌnˈdiː], Hafenstadt an der O-Küste
Dumas [dyˈma], 1) Alexandre (D. père), frz. Schottlands, am Firth of Tay, 144 000 Ew.; Univ.;
Schriftsteller, * 1802, † 1870, Vater von 2); schrieb Textil-, Maschinenbauind., Schiffbau.
über 300 histor. Abenteuerromane, die sich durch Dunedin [dʌˈniːdɪn], Hafenstadt der S-Insel Neusee-
lebendige, spannende und fantasievolle Darstellung lands, 115 100 Ew.; kath. Bischofssitz; Univ.;
auszeichnen, darunter »Die drei Musketiere«, 1844; Verarbeitung und Ausfuhr landwirtschaftl.
»Der Graf von Monte Christo«, 1845–46. Seine Erzeugnisse, bes. Fleisch; .
Romane wurden im 20. Jh. wiederentdeckt und Dünen, durch Wind aufgehäufte, meist langgestreckte
vielfach verfilmt. Heute ist D. einer der meistgelese- Sandhügel, bes. am Meer und in Wüsten, bis
nen frz. Schriftsteller. 200/300 m hoch. D.-Hafer, Strandhafer, dient als
Dünenbefestigung.
Literatur aus dem Bauch heraus Dünger, Düngemittel, organ. und anorgan. Stoffe, die
Kapaun mit Trüffeln, feinstes Rinderfilet oder dem Boden zur Verbesserung der Fruchtbarkeit und
Rosengelée – Alexandre Dumas war ein Genießer. zur Ertragssteigerung zugeführt werden, vor allem als
Von seinen Zeitgenossen oft belächelt, wusste er Ersatz für Pflanzennährstoffe, die ihm durch Anbau
doch, wovon er schrieb. 1868, zwei Jahre vor seinem und Ernte entzogen werden. Neben den Hauptnähr-
Tod, zog sich der Bestsellerautor auf ein Landgut stoffen (Stickstoff, Kalium, Phosphor, Calcium und
zurück, um ein Werk zu beginnen, das für ihn Magnesium) sind Spurennährstoffe wichtig (vor allem
wichtiger war als seine Mantel-und-Degen-Romane: Schwefel, Eisen, Mangan, Kupfer, Zink, Molybdän).
sein »Wörterbuch der Kochkunst«. Das mehrbändige Dunkelwolken, Dunkelnebel,  Ansammlungen
Werk wurde kein bloßes Rezeptbuch, sondern eine interstellarer Materie aus Staub und Gas, die für das
Kulturgeschichte der Kochkunst und des Genusses Sternlicht undurchlässig sind.
schlechthin, das sogar zu einem der Standardwerke Dnkirchen, frz. Dunkerque [dˈkɛrk], fläm.
der französischen Kochliteratur avancierte. Duinkerken [ˈdœjnkɛrkə], Hafenstadt in N-Frankreich,
an der Nordsee, 70 300 Ew., Schiffbau, Eisen- und
Stahlind., Erdölraffinerie; Fischverarbeitung. – Im
– 2) Alexandre (D. fils), frz. Schriftsteller, * 1824, Zweiten Weltkrieg 1940 Rückzug des brit. Expediti-
† 1895, Sohn von 1); Sittenromane, Gesellschaftsstücke onskorps und der frz. Nordarmee aus dem
(»Die Kameliendame«, 1852; Oper von G. Verdi). Brückenkopf D. nach England.
Du Maurier [djuːˈmɔːrɪeɪ], Daphne, brit. Erzählerin,
Du Maurier DU D Dunkle Matri|e, nicht sichtbare kosm. Materie, auf
* 1907, † 1989; »Rebecca« (1938), »Meine Cousine deren Existenz durch ihre Gravitationswirkung
Rachel« (1951). geschlossen wird. Sie leistet vermutlich einen großen
Dmdmgeschosse [nach der Fabrik in Dum Dum Beitrag zur Gesamtmasse im Weltall.
bei Kalkutta], Teilmantelgeschosse für Handfeuerwaf- Dunlop [dʌnˈlɔp], John Boyd, brit. Tierarzt, * 1840,
fen aus Weichblei; verursachen schwere Verwundun- † 1921; erfand 1888 den pneumat. Gummireifen für
gen; nach der Haager Landkriegsordnung verboten. das Fahrrad. 1889 gründete er in London die Dunlop
Dummy [ˈdʌmɪ; engl. »Attrappe«] der, lebensgroße, bei Rubber Company Ltd.
Crashtests mit Kfz verwendete Puppe, an der Dünnsäure, verdünnte und verunreinigte Säure, die
Unfallfolgen untersucht werden. als Abfallprodukt techn. Synthesen anfällt. Ihre
Dumping [ˈdʌmpɪŋ] das,  Warenverkauf an das
Dumping DUMD Verklappung auf See (auf dem Hoheitsgebiet der BRD
Ausland zu niedrigerem Preis als im Inland mit dem 1989 eingestellt) trägt v. a. in der Nordsee zur
Ziel, Marktanteile zu gewinnen und ausländ. Wasserbelastung bei.
Konkurrenz auszuschalten. Beim Sozial-D. gehen Dünnschliffe, 0,02 bis 0,03 mm dicke, durchsichtige,
günstige Herstellungskosten auf niedrige Löhne und auf einen Objektträger geklebte Mineral- oder
geringe soziale Belastung der Wirtschaft (Sozialver- Gesteinsplättchen zur Untersuchung unter dem
sicherung u. a.) zurück. Währungs- oder Valuta-D. Durchlichtmikroskop.
entsteht bei Abwertung einer Währung. Gegen D. Dns Sctus, Johannes, schott. Franziskaner, * 1266,
Duns Scotus DUND

sucht man sich v. a. durch Einfuhrzölle zu schützen. † 1308; Scholastiker, vertrat gegen Thomas von
Dna die, Wstliche Dwin, lett. Dugava, Fluss in Aquino den Vorrang des Willens vor dem Verstand.
Russland, Weißrussland und Lettland, 1020 km, Dünung, die nach Aufhören des Windes noch
kommt aus dem See Dwinez auf den Waldaihöhen, fortdauernde Bewegung des Meeres in langen, gleich-
mündet unterhalb von Riga in die Ostsee, nur mäßig rollenden Wellen.
streckenweise schiffbar. Do [lat. »zwei«] das,  Musikstück für 2 Instrumente
Dnaburg, lett. Dugavpils, russ. Dwnsk, Stadt in mit oder ohne Begleitung.
DüK
Duodezimlsystem, Zahlensystem mit der
Duodezimalsystem DUOD

Grundzahl 12. Es wurde bereits in Babylon benutzt


Ruinen der Burg Dürnstein, in der 1193 Richard
Löwenherz gefangen gehalten wurde.
DVD
und wird noch bei Kreisteilungen (Uhren, Winkel)
sowie bei engl. Maß- und Gewichtssystemen Drrenmatt, Friedrich, schweizer. Schrift-
verwendet. steller, * 1921, † 1990; schrieb Stücke, die mit den
Dr [lat. durus »hart«] das, Tongeschlecht, das durch Stilmitteln der Verfremdung ein effektvolles,
die Durtonleiter (2 Tetrachorde mit 2 Halbtonschrit- desillusionierendes, oft groteskes Theater bieten
ten von der 3. zur 4. und von der 7. zur 8. Stufe) (»Die Ehe des Herrn Mississippi«, 1952; »Der Besuch
gekennzeichnet ist. der alten Dame«, 1956; »Die Physiker«, 1962). Hier wie
Durngo, Hptst. des Staates D., Mexiko, 1 925 m ü. M., auch in seinen Erzählungen (»Der Richter und sein
427 100 Ew.; Univ.; . Henker«, 1952; »Justiz«, 1985) steht die moralische
Duras [dyˈras], Marguerite, frz. Schriftstellerin, * 1914,
Duras DURD Kritik an den Widersprüchen und Selbsttäuschungen
† 1996; schrieb im Stil des Nouveau Roman; der Zeit im Mittelpunkt.
Drehbuch: »Hiroshima – mon amour« (1959).
E nde
e is t dan n zu
Durban [ˈdəːbən], früher Port Natal [pɔːt nəˈtæl],
Hafenstadt der Rep. Südafrika, 3,24 Mio. Ew.; E in e G esch ic ht mst-
si e ihre sc hlim
ge dac ht, wenn
Erzbischofssitz, Univ.; Ölraffinerien, Werften u. a.
ha t.
un g geno m m en rrenmatt
Industrien; internat. .
Durchblutungsstörungen, meist auf Arteriosklero- Durchblutungsstörungen DURD

m ög lic he Wen d Fried rich Dü


se (manchmal auf funktionellen oder entzündl.
Gefäßkrankheiten) beruhende verminderte
Blutversorgung bestimmter Körperteile, z. B. des Durrës [ˈdurrəs], bedeutendste Hafenstadt in Albanien,
Gehirns, des Herzens, der Beine und des Darms. D. 85 400 Ew.; das antike Epidmnos (gegr. 627 v. Chr.).
äußern sich in belastungsabhängigen, später auch Duschanb, Hptst. Tadschikistans, 536 000 Ew.; Univ.;
Ruheschmerzen, schließlich in Gewebeuntergang Baumwoll-, Naturseideverarbeitung; internat. .
(Nekrose, Brand, Infarkt) des betroffenen Gebietes. Dse, Eleonora, ital. Schauspielerin, * 1858, † 1924; bes.
Durchlauferhitzer,  mit Gas oder elektr. Strom Rollen von Sardou, Dumas, Ibsen, Maeterlinck und
beheiztes Gerät, das das durchlaufende Wasser D'Annunzio.
während des Abzapfens erhitzt. Düse, Verengung eines Strömungskanals zur
Durchmesser, 1)  bei ebenen oder räuml. Figuren, Umwandlung von Druck- in Geschwindigkeitsenergie
die einen Mittelpunkt haben, die durch diesen (kinet. Energie). Verwendung zur Zerstäubung, in
laufende Sehne. – 2) scheinbarer D.,  Winkel, unter Strahltriebwerken, Injektoren, als Spinndüse.
dem die beiden Endpunkte des wahren D. eines Dsseldorf, Hptst. von NRW und des Reg.-Bez. D.,
Sterns dem Beobachter erscheinen. Ind.- und Handelsstadt am Rhein, 577 505 Ew.; 3 Groß-
Dren, Krst. in NRW, am W-Rand der Jülich-Zülpicher brücken überspannen den Rhein; ; Univ., Staatl.
Börde, 93 100 Ew.; Papier-, Metall-, Textilind. – 748 Kunstakademie, mehrere Theater, Museen, Sitz
erstmals erwähnt, urspr. karoling. Königshof, seit versch. Forschungsinstitute, Rheinisch-Westfäl.
Anfang 13. Jh. Stadtrechte. Börse, Konzernverwaltungen, Wirtschaftsorganisa-
Drer, Albrecht, einer der größten dt. Künstler, Maler, tionen; Maschinenbau, elektrotechn., Glas-, chem.
Zeichner für Holzschnitt, Kupferstecher, * 1471, Ind., Brauereien. – D. war Hptst. des alten Herzog-
† 1528. D. reiste 1494/95 und 1505/06 nach Italien, tums Berg, mit dem es 1614 an Pfalz-Neuburg, 1777 an
1520/21 in die Niederlande und stand seit 1512 im Bayern kam. Glanzzeit unter Kurfürst Johann
Dienst Kaiser Maximilians I. Seine Wirkung als Wilhelm v. d. Pfalz (1690–1716); 1806 Hptst. des
Zeichner war sehr groß. Für Holzschnitt und napoleon. Großherzogtums Berg, 1814 preußisch.
Kupferstich leitete er in Europa eine neue Epoche ein. Seit dem 19. Jh. wirtschaftl. Aufschwung. Bes.
Gemälde: Selbstbildnisse (Louvre, Prado, Alte bekannt wurde im 19. Jh. die »Düsseldorfer
Pinakothek München); Adam und Eva (Prado); Die 4 Malerschule«.
Apostel (Alte Pinakothek München); Landschafts- Dtschke, Rudolf (Rudi), dt. Studentenführer, * 1940,
aquarelle, die ersten europ. ihrer Art. – Holzschnitte: † 1979; seit 1966 als Mitglied des Sozialist. Dt.
Apokalypse, Kleine und Große Passion, Marienle- Studentenbunds an Protestaktionen führend
ben. – Kupferstiche: Der verlorene Sohn; Adam und beteiligt, starb an Spätfolgen eines 1968 erlittenen
Eva; Kupferstichpassion; Ritter, Tod und Teufel; Attentats.
Hieronymus im Gehäus'; Melancholie. – Zeichnun- Duty-free-Shop [ˈdjuːtɪˈfriˈʃɔp], Tax-free-Shop,
gen; kunsttheoret. Schriften. Einzelhandelsgeschäft, u. a. in Flughäfen und auf
Durham [ˈdʌrəm], 1) Cty. in NO-England, 2232 km 2,
Durham DURD Fähren, in dem Waren ohne Belastung durch Zölle,
492 000 Ew.; Landwirtschaft, Ind. – 2) Hptst. von 1), Umsatz- und Verbrauchsteuern von Reisenden auf
36 900 Ew.; Bischofssitz, Univ.; Burg (1072) und internat. Routen gekauft werden können; innerhalb
Kathedrale (1093–1133) gehören zum Weltkulturerbe. der EU zum 1. 7. 1999 abgeschafft.
Durkheim [dyrˈkɛm], Émile, frz. Soziologe, * 1858, Dutzend das, Abk. Dtzd., Dtz., altes Zählmaß für
† 1917; entwickelte die Soziologie als empir. Wiss.; Stückware: 1 D. = 12 Stück; 12 D. = 1 Gros.
sah das Verhalten des Einzelnen in der Gesellschaft DVD, Abk. für engl. digital versatile [vielseitig] disc,
DVD DVDD

von einem allg. Kollektivbewusstsein bestimmt. opt. Speicherplatte mit im Vergleich zur herkömml.
Drnstein, Stadt in Niederösterreich, 1 000 Ew., in der CD-ROM wesentlich erhöhter Speicherkapazität, 211
Wachau, an der Donau; Barockkirche (1721–28); eingesetzt als Tonträger (DVD-Audio), zum

DVD D
D Dvořák
212 Speichern von Filmen (DVD-Video) sowie von auf den Literaturnobelpreis gehandelt. Diese
Programmen und multimedialen Anwendungen Auszeichnung blieb ihm zwar bislang versagt, aber
(DVD-ROM). Durch ein- oder zweifache Beschich- 2008 erhielt er für seine »lyrischen Kompositionen
tung und ein- oder zweiseitige Beschreibung sind bis von außerordentlicher poetischer Ausdruckskraft«
zu 17 Gigabyte Speicherkapazität möglich. Zum den Pulitzer-Sonderpreis in der Kategorie Kunst.
Lesen sind spezielle, kurzwellige Laserabtastsyste- Dynmik die, 1) allg.: Kraftentfaltung, starke
me nötig. Bewegtheit. – 2)  → Mechanik. – 3)  Veränderung
Dvořák [ˈdvɔrʒaːk], Antonín, tschech. Komponist, der Tonstärke, entweder stufenweise (forte,
* 1841, † 1904; mit Smetana Schöpfer der tschech. mezzoforte, piano) oder allmählich (crescendo,
Kunstmusik; Orchesterwerke (»Slaw. Tänze«, 1878; decrescendo). – 4)  Lautstärkebereich eines
Sinfonie »Aus der Neuen Welt«, 1893), Opern elektroakust. Übertragungssystems. Die D. wird als
(»Rusalka«, 1901). Geräuschspannungsabstand bei Vollsaussteuerung
DVP, Abk. für → Deutsche Volkspartei. in Dezibel gemessen.
Dyck [dɛk], Anthonis van, niederländ. Maler, * 1599, dynmische Rente, den Steigerungen des
† 1641; Schüler von Rubens. Bedeutender Bildnis- Sozialprodukts angepasste Rente; in der Bundesrep.
maler; seit 1632 am engl. Hof. Deutschland 1957 eingeführt.

Dylan [ˈdɪlən], Bob, amerikan. Folk- und Rock- Dynamt das, Sprengstoff, 1867 von dem Schweden A.
sänger und -komponist, * 1941. Als Komponist und Nobel erfunden; besteht in der urspr. Form aus 75 %
Interpret ist Dylan seit 1961 die nach den Beatles und Nitroglyzerin und 25 % gebrannter Kieselgur, später
den Rolling Stones stilgeschichtlich wohl einfluss- durch Gelatine-D. (z. B. aus 93 % Nitroglyzerin und 7 %
reichste Persönlichkeit der Rockmusik. Er begann als Nitrocellulose) ersetzt.
Folksänger in der Tradition Woody Guthries und Dynst der, Fürst, Herrscher. Dynast die, Herrscher-
begründete das Genre des Protestsongs. Mitte der familie, Fürstenhaus; stellt durch Erbfolge über
1960er Jahre verband er Elemente der Folk- und mehrere Generationen den Landesherrn.
Rockmusik und leitete damit neue Entwicklungen im Dyopl das,  Marktform, bei der auf der Angebots-
Folk- und Countryrock ein. Zahlreiche seiner lyrisch seite 2 Anbieter auftreten, im Unterschied z. B. zum
anspruchsvollen und politisch engagierten Songs Monopol. Infolge der gegenseitigen Abhängigkeit der
wurden zu Klassikern (u. a. »Blowin' in the wind«, beiden Dyopolisten weist die Preisbildung besondere
»Like a rolling stone«, »The times they are Schwierigkeiten auf.
a-changing«, »Mr. Tambourine Man«, »It's all over Dys|ton die,  abnormer Spannungszustand der
now baby blue«, »The mighty Quinn«). Seit einigen Muskeln oder Gefäße. Das psychovegetative
Jahren wird Dylan aufgrund seiner sprachgewaltigen Syndrom wird durch Fehlregulation des vegetativen
Liedertexte immer wieder als ernsthafter Anwärter Nervensystems ausgelöst.
e
E
EAN-System, Abk. für Europ. Artikel-Nummerierung, bert, Friedrich, dt. Politiker, 1. Präs. der Weimarer
internat. System zur Kennzeichnung von Erzeug- Rep., * 1871, † 1925; urspr. Sattler, dann Redakteur,
nissen der Konsumgüterind., bestehend aus der Reichstagsabgeordneter, 1913 Nachfolger A. Bebels
EAN-Nummer (13-stellige Zahl) und dem maschinell als Parteivors. der SPD; 1918 Reichskanzler nach
lesbaren → Strichcode. Prinz Max v. Baden, 1919 zum Reichspräs. gewählt.
Earl [əːl], engl. Adelstitel (Graf), 3. Rangstufe nach Duke Eberwurz die, distelförmige, strohblütige Korbblüt-
und Marquess; weibl. Form Countess. lergattung. Arten: Gemeine E. (Gold-, Wetterdistel)
East London [ˈiːst ˈlʌndən], Hafenstadt in der Rep. und Silberdistel, kurzer Stängel, mit großem,
Südafrika, Prov. Ost-Kap, 421 900 Ew. silbrigem Körbchen, das sich bei Regenluft schließt,
Eastman [ˈiːstmən], George, amerikan. Erfinder, und essbarem Blütenboden (Wilde Artischocke).
Industrieller, * 1854, † 1932; gründete 1880 die EBIT, Abk. für engl. Earnings before Interest and Taxes,
EBIT EBIE

Eastman Kodak Co. Gewinn bzw. operatives Ergebnis vor Zinszahlungen


East River [ˈiːst ˈrɪvə], mehrfach überbrückte und und Steuern; Kennzahl für die Aktienanalyse und
untertunnelte Wasserstraße vom Long-Island-Sund internat. vergleichbarer Indikator für den finanziel-
zum Hafen von New York. len Erfolg eines Unternehmens.
Eastwood [ˈiːstwʊd], Clint, amerikan. Filmschauspieler, EBITDA, Abk. für engl. Earnings before Interest, Taxes,
-regisseur, -produzent, * 1930; wurde bekannt durch Depreciation and Amortization, operatives Ergebnis
Italowestern; u. a. »Für eine Handvoll Dollar« (1964), vor Zinszahlungen, Steuern und Abschreibungen;
später auch Regisseur »Die Brücken am Fluss« (1995), Kennzahl für die Aktienanalyse und den Unter-
»Million Dollar Baby« (2004), »Invictus« (2009). nehmenserfolg.
Eau de Cologne [oːdəkɔˈlɔɲ] das, Kölnischwasser, bner-schenbach, Marie Freifrau v., österr.
erstmals 1742 hergestelltes Duftwasser mit Dichterin, * 1830, † 1916; realist., von sozialem
mindestens 70 % Alkohol. Mitgefühl getragene Erz. (u. a. »Das Gemeindekind«,
Ebdi, Schirin, iran. Juristin und Menschenrechtlerin,
AE 1887/88).
* 1947. 1975–79 erste Richterin Irans, verlor nach der bolaviruskrankheit, bolafieber, äußerst gefährl.,
islam. Revolution ihr Amt, trat als Anwältin für die meldepflichtige Infektionskrankheit in Zentralafri-
Angehörigen ermordeter Regimekritiker ein und setzte ka; Erreger ist das Ebolavirus. Die Übertragung
sich für die Rechte von Frauen und Kindern ein; erfolgt durch Schmierinfektion und verläuft beim
Friedensnobelpreis 2003. Menschen in 50–90 % der Fälle tödlich.
eBay Inc. [ˈiːbeɪ ɪnˈkɔːpəreɪtɪd], 1995 von Pierre E-Book [ˈiːbʊk], elektronisches Buch, elektronisch
E-BookEBOE

Omidyar (* 1967) gegr. Online-Auktionshaus; Sitz: gespeicherter Text (aus dem Internet) zum Lesen auf
San Jose (Calif.). einem digitalen Lesegerät in Buchformat bzw. das
Ebbe und Flut → Gezeiten. Lesegerät selbst.
Ebene die, 1) Flachland. – 2)  Fläche, die mit 2
Ebene EBEE bro der, Fluss in NO-Spanien, 910 km lang, mündet ins
Punkten stets auch deren gesamte Verbindungs- Mittelmeer.
gerade enthält; sie ist eindeutig bestimmt durch 3 Ecce-Hmo [ˈɛktse-, lat. »Siehe, welch ein Mensch!«],
nicht auf einer Geraden liegende Punkte. 1) Ausruf des Pilatus über Jesus (Johannes
Ebenholz, dunkles, hartes Edelholz versch. Bäume. Das
Ebenholz EBEE 19,5). – 2)  Darstellung des gegeißelten, dornen-
echte oder schwarze E. liefern versch. Baumarten in gekrönten Christus.
Afrika und O-Indien, unechtes oder künstl. E. ist Ecclsia [griech.-lat.] die, 1) Gemeinde, Kirche. –
dunkel gebeiztes Holz, z. B. von Birn- oder Buchsbaum. 2) E. und Synagge, sinnbildl. Bez. für das N. T. und
Eberesche, Vogelbeerbaum, steinobstartiger
Eberesche EBEE das A. T.; in der bildenden Kunst als 2 Frauengestal-
Waldstrauch oder Straßenbaum (hartes Nutzholz) ten dargestellt (z. B. am Straßburger Münster).
der Familie der Rosengewächse, mit gefiederten Echegaray y Eizaguirre [ɛtʃɛɣaˈrai i ɛiθaˈɣirre], José,
Echegaray y Eizaguirre ECHE

Blättern, weißen Blüten und beerenartigen, span. Dramatiker, * 1832, † 1916; Prof. für Mathema- 213
scharlachroten Früchten, den Vogelbeeren. tik, Finanzmin.; schrieb über 60 neuromantisch-

Echegaray y Eizaguirre E
E Echeverie
214 melodramat. Bühnenstücke. Nobelpreis für
Literatur im Jahr 1904.
Echevri|e [ɛtʃe-] die, Dickblattgewächs mit in
HE

Rosetten angeordneten Blättern; beliebte Zierpflan-


ze, viele Zuchtformen.
Echinokkken, Gattung der Bandwürmer, zu der
Blasen- oder Hundebandwurm und der Fuchsband-
wurm gehören.
chnaton, der ägyptische König → Amenophis (IV.).
cho das, Widerhall, allg. eine durch Reflexion zum
Ursprungsort zurückkehrende Welle; speziell eine
Schallreflexion.
cholot, Bhm-Lot [nach dem Erfinder A. Behm,
* 1880, † 1952], Gerät zur Messung von Wassertiefen
und Flughöhen. Gemessen wird die Zeit zw. dem
Aussenden eines Schall- oder Ultraschallimpulses
und dem Eintreffen des Echos; auch zum Anpeilen
von U-Booten, Fischschwärmen u. Ä.
CHO-Viren [von engl. enteric cytopathogenic human
orphan (viruses) »keiner bestimmten Krankheit
zuzuordnende zytopathogene Viren«], Gruppe von † vor 1328; Dominikaner, hatte durch seine Predigten
Viren, die zahlreiche fieberhafte Erkrankungen und Schriften bed. Einfluss auf die dt. Mystik.
hervorrufen. Ecklohn, Tarifstundenlohn einer repräsentativen
Echsen, bes. in wärmeren Gebieten lebende, Eier (meist mittleren) Lohngruppe, nach dem die
legende Kriechtiere, deren langgestreckter Körper Tariflöhne anderer Gruppen festgesetzt werden.
mit Schuppen bedeckt ist; meist mit 4 Gliedmaßen. Eckstoß, Schuss oder Wurf der angreifenden Mann-
chternach, Stadt in Luxemburg, 4200 Ew.;
Echternach ECHE schaft von einem Eckpunkt, wenn zuvor der Ball von
Kunstfaserind.; Benediktinerabtei (698 vom hl. einem verteidigenden Spieler über die eigene Toraus-
Willibrord gestiftet). Hier findet alljährlich am linie gespielt wurde; z. B. im Fußball (E.), Handball
Pfingstdienstag die Springprozession statt, gedeutet (Eckwurf), Hockey (»lange« und »kurze Ecke«).
als Dankfest für das Ende einer Tierseuche in co, Umberto, ital. Semiotiker, Kunstphilosoph und
karoling. Zeit oder als mittelalterl. Prozession zur Schriftsteller, * 1932; verbindet in seinen Romanen
Abwehr des Veitstanzes. virtuos linguistische, historische und philosoph.
ck, Johannes, dt. kath. Theologe, * 1486, † 1543; Forschungen: »Der Name der Rose« (1981), »Das
Hauptgegner Luthers (1519 Leipziger Streitgespräch). Foucaultsche Pendel« (1988), »Baudolino« (2001).
Ecstasy [ˈekstəsi] das, halluzinogene Designerdroge; fällt
ckener,
Ecstasy ECSE

Hugo, deutscher Luftfahrtpionier, Eckener ECKE in Dtl. seit 1986 unter das Betäubungsmittelgesetz.
* 1868, † 1954. Er war der zweite Mann hinter den ECU [eˈkyː] der, auch die, Abk. für engl. European
ECU ECUE

Zeppelins: 1909 für die Öffentlichkeitsarbeit der Currency Unit, Rechnungseinheit im → Europäischen
»Luftschiffbau Zeppelin GmbH« eingestellt, schaffte Währungssystem.
er es, die Reputation der durch viele Unglücksfälle in
Verruf geratenen Luftschiffe wiederherzustellen. Ecuadr, Ekuadr, Rep. im NW Südamerikas,
1911 war er Mitgründer der »Deutschen Luftschiff- beiderseits des Äquators; 283 561 km 2, 13,6 Mio. Ew.;
Aktien-Gesellschaft«, leitete ab 1911 die Luftschiffer- Hptst. Quito; Amtssprache: Spanisch. Präsidialverf.;
ausbildung und wurde 1917 Nachfolger von Graf von 21 Prov. (mit Galápagosinseln) und »Zonas no
Zeppelin. Die drohende Demontage der Werke nach delimitadas«.
dem Ersten Weltkrieg wendete Eckener ab, indem er Landesnatur. Das 50 bis 150 km breite westl. Tiefland
den USA ein Großluftschiff statt finanzieller am Stillen Ozean ist im N tropisch heiß und feucht, im
Kriegsreparationen anbot. Mit der Überführung der S trocken und dürr. Die Doppelkette der Kordilleren
»LZ 126« in die USA 1924 gelang ihm eine der ersten mit z. T. noch tätigen Vulkanen (Chimborazo 6267 m
transkontinentalen Nonstop-Fahrten. Eckener ü. M., Cotopaxi 5897 m ü. M.) umschließt ein Hochland
wurde sogar als Kandidat für die Reichspräsident- von 2200 bis 2900 m Höhe. Im O Tiefland im
schaftswahlen 1932 vorgeschlagen. Er verzichtete Stromgebiet des Amazonas mit trop. Regenwäldern.
jedoch, als sich Hindenburg erneut zur Wahl stellte. Bevölkerung. Etwa 45 % Mestizen, 35 % Indianer, etwa
ckermann, Johann Peter, dt. Schriftsteller, * 1792,
Eckermann ECKE 10 % Weiße, 10 % Schwarze und Mulatten; überwie-
† 1854; unterstützte Goethe bei der Ordnung seiner gend katholisch.
Manuskripte sowie bei der Herausgabe seiner Wirtschaft. Erdölgewinnung; Anbau von Bananen,
Alterswerke und besorgte die Redaktion des Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Reis, Baumwolle;
Nachlasses; »Gespräche mit Goethe in den letzten Viehzucht; bed. Hochseefischerei; wenig entwickelte
Jahren seines Lebens« (3 Bände, 1836–48). Ind. Ausfuhr: Erdöl, Bananen, Krabben u. a.,
Eckernfrde, Hafenstadt und Seebad in Schlesw.- Haupthandelspartner sind die USA. Haupthafen:
Holst., 22 800 Ew., an der Ostsee; FH; Apparatebau, Guayaquil, internat.  Quito und Guayaquil.
Jagd- und Sportwaffenindustrie. Geschichte. Vor der span. Eroberung (1533) war E. ein
ckhart, Meister E., dt. Philosoph, Theologe, * um 1260,
Eckhart ECKE Teil des Inkareichs, 1830 wurde es selbstständige Rep.;
ECH
seitdem zahlreiche Bürgerkriege. 1942 musste E. einen
großen Teil des Amazonastieflands an Peru abtreten.
Edelkastani|e, Esskastani|e, Art der Buchengewäch-
se, der Rosskastanie nur in der Frucht äußerlich
EDI
Zw. E. und Peru kam es 1981 und 1995 zu bewaffneten ähnlich; von Kleinasien bis Dtl. verbreitet. Die
Grenzkonflikten. Dem seit 1934 mehrmals bis 1972 Früchte (Esskastanien, Maronen) sind essbar.
amtierenden Präs. J. M. Velasco Ibarra, den danach Edelmetalle, gegen chem. Einflüsse (insbesondere
herrschenden reformorientierten Militärs und den Sauerstoff) sehr beständige Metalle, wie Gold, Silber,
seit 1978 gewählten Reg. gelang es nicht, die Quecksilber, Platin.
Strukturprobleme des Landes zu lösen. Die Edelstahl, durch Zusatz z. B. von Nickel, Chrom oder
Wirtschaftskrise führte wiederholt zu sozialen Molybdän bes. fester Stahl, der sich durch Härte,
Unruhen. Staatspräs. seit 2007 R. Correa Delgado. Korrosionsbeständigkeit u. a. gegenüber Grund- und
Qualitätsstählen auszeichnet.
Zertifizierte Zerstörung Edelsteine, Schmucksteine, nicht metall. Minerale,
Ecuador besitzt die höchsten und artenreichsten die durch schöne Farbe oder Lichtwirkung
Mangrovenwälder der Welt. Allerdings fielen zwei hervorstechen und als Schmuck oder zur Herstellung
Drittel von ihnen in den letzten Jahren der Garnelen- von kunstgewerbl. Gegenständen verwendet werden.
zucht zum Opfer. Das Land war infolge des Shrimps- Als mechan. Eigenschaften sind Härte und
Booms seit den 1980er-Jahren zum zweitgrößten Spaltbarkeit wichtig. Unter den Begriff E. fallen auch
Lieferanten der Welt aufgestiegen. Durch den unkon- einige organ. Produkte wie Korallen, Bernstein und
trollierten Einsatz von Düngemitteln, Antibiotika, Perlen. E. werden zur Entfaltung der Lichtwirkung
Hormonen und Spezialfutter konnte der Ertrag z. B. facettiert geschliffen (Brillanten) oder als flache,
gesteigert werden – bis zum Kollaps der Garnelen- gravierfähige Siegelsteine verarbeitet. Synthet. E.
industrie im Jahr 2000. Die natürlichen Ressourcen sind künstl. hergestellte Substanzen z. T. gleicher
waren ausgebeutet, die Böden der Zuchtbecken Zusammensetzung und Kristallstruktur wie natürl.
versalzen und ausgelaugt, die Populationen vielfach E. Imitationen werden aus gefärbten Gläsern (Strass),
durch Krankheiten vernichtet. Trotzdem erhielten aus keram. Massen oder Kunstharzen hergestellt. –
mehrere sogenannte Bio-Aquakultur-Farmen in Masseneinheit ist das Karat, für weniger wertvolle
Ecuador bereits Ökozertifikate – trotz des Raubbaus Steine auch das Gramm.
an den Mangroven. Edelweiß, staudige Alpenpflanze, die an Felsen und auf
Edelweiß EDEE

steinigen Matten wächst. Eine Anzahl Blütenkörb-


chen sitzt in einem sternförmigen Kranz von
dam-Volendm, Stadt in der niederländ. Prov.
E weißfilzigen Hochblättern. E. steht unter Naturschutz.
Nordholland, 26 000 Ew., mit dem Fischerdorf den, Garten E., im A. T. das Paradies.
(Trachten) Volendam; Fremdenverkehr, Herstellung Eden [ˈiːdn], Sir Robert Anthony, seit 1961 Earl of Avon,
von Edamer Käse. brit. Politiker (Konservative Partei), * 1897, † 1977;
dda die, Name zweier Werke des altisländ. Schrift-
Edda EDDE 1935–38, 1940–45 und 1951–55 Außenmin., 1955–57
tums, wichtige Quelle altnord. Mythologie und Premierminister.
Heldensagen: Die Lieder-E. (ältere od. Saemundar-E.), der die, linker Nebenfluss der Fulda in NRW und
Eder EDEE

überliefert durch eine Handschrift des 13. Jh., enthält Hessen, 176 km lang, entspringt am 676 m hohen
Götter- und Heldenlieder in Stabreimen aus dem 8. Ederkopf im Rothaargebirge; zur Edertalsperre
bis 11. Jh. Die Snorra-E. (jüngere od. Prosa-E.), (202 Mio. m3) gestaut.
überliefert in Handschriften des 13. und 14. Jh., ist ein Edinburgh [ˈedɪnbərə], Hptst. von Schottland, am Firth
um 1225 von Snorri Sturluson verfasstes Lehrbuch of Forth, 448 000 Ew.; über der Stadt (histor. Teile
der Skaldendichtkunst. Weltkulturerbe) die mittelalterl. Burg der schott.
DEKA, genossenschaftl. orientierte Einkaufsorganisa-
EDEKA EDEE Könige. E. ist der kulturelle und polit. Mittelpunkt
tion des Lebensmitteleinzelhandels, gegr. 1907 in Schottlands; Sitz eines Bischofs der schott.
Leipzig, Sitz: Hamburg. Zum Verbundsystem der Hochkirche und eines kath. Erzbischofs; Univ.,
EDEKA-Handelsgruppe (bestehend aus rd. 4500 Fachhochschulen, Festspiele. Chem., elektrotechn.
selbstständigen Einzelhändlern mit über 12 000 Ind., Schiffbau, Druckereien, Brauereien, Whisky-
Filialen, die in 7 regionalen Genossenschaften brennereien, Nahrungsmittelind.; Hafen: Leith; .
zusammengeschlossen sind) gehören u. a. die EDEKA Edrne, früher Adrianpel, Hptst. der Prov. E. in der
Zentrale AG & Co. KG und die EDEKA BANK AG. 2005 europ. Türkei, 119 300 Ew.; Univ., bed. Moscheen.
wurde die SPAR Handels AG und eine Beteiligung am Rosenöl-, Teppich-, Tuch-, Lederindustrie.
Marken-Discounter Netto, 2009 mehr als 2300
Plus-Filialen (zu Netto-Märkten umgebaut) Edison [ˈedɪsn], Thomas Alva, amerikan. Erfinder,
übernommen. * 1847, † 1931. Edison leistete auf den verschiedensten
Edelfäule, Befall reifer Weinbeeren durch den Edelfäu- Gebieten der Technik Pionierarbeit und meldete
lepilz, wodurch die Beeren rosinenähnlich mehr als 1 000 Patente an. Dazu gehören u. a. 1877 das
schrumpfen bei ansteigendem Zuckergehalt; ergibt Kohlekörnermikrofon und der Phonograph (Vorläufer
Auslese- oder Dessertwein u. a. des Grammophons) sowie die Verbesserung des von
Edelgase, die gasförmigen Elemente Helium, Neon, A. G. Bell erfundenen Telefons, 1879 die Kohlefaden-
Argon, Krypton, Xenon und Radon. E. kommen in glühlampe (erste brauchbare Glühlampe), 1881 die
geringen Mengen in der Luft vor und bilden nur unter Verbundmaschine (Dampfmaschine mit elektr.
extremen Bedingungen chem. Verbindungen; Generator), 1891 der Kinetograph (Filmaufnahme- 215
Verwendung z. B. in Leuchtstoffröhren. gerät) und 1904 der Nickel-Eisen-Akkumulator. Seine

Edison E
E Edmonton
216 Entdeckung der Glühemission von Elektronen Voraussetzung für wirtschaftl. und gesellschaftl.
(E.-Effekt) war die Voraussetzung für die Entwick- Fortschritt gedeutet.
lung der Elektronenröhre. Ehe, eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft
Ehe EHEE

zweier oder mehrerer Personen versch. Geschlechts,


nn t man d ie
E rfahru ng ne
die in fast allen Kulturen durch einen öffentl.
.
serer Irrt üm er
Su m m e al ler un
gebilligten Akt, die Heirat, zustande kommt. Am
n weitesten verbreitet ist die Monogamie (Einehe); bei
Thomas Alva Ed iso der (v. a. in traditionellen Stammesgesellschaften
verbreiteten) Polygamie (Mehrehe) wird unterschie-
Edmonton [ˈedməntən], Hptst. der kanad. Prov. den zw. der Polygynie (ein Mann, mehrere Ehefrauen)
Alberta, 697 700 Ew.; kath. Erzbischofssitz; Univ.; und (seltener) der Polyandrie (eine Frau, mehrere
Mittelpunkt reicher Farmgebiete und Erdölvorkom- Ehemänner).
men; petrochem. und eisenverarbeitende Ind. Eherecht, 1) staatl. E.: a) Ehemündigkeit tritt mit
duard, engl. Edward [ˈedwəd], engl./brit. Herrscher: Vollendung des 18. Lebensjahrs ein, auf Antrag mit
1) E. der Bekenner, * um 1005, † 1066 (König 1042–66); Vollendung des 16. Lebensjahrs, wenn der Partner
1161 heiliggesprochen. – 2) E. I., * 1239, † 1307 (König volljährig ist. b) Das Eingehen einer Ehe ist u. a.
1272–1307), unterwarf 1282–83 Wales. – 3) E. III., verboten bei schon bestehender Ehe eines Partners
* 1312, † 1377 (König 1327–77), begann 1339 den und bei naher Verwandtschaft. c) Die Eheschließung
»Hundertjährigen Krieg« gegen Frankreich. – 4) erfolgt vor dem Standesbeamten. Das Aufgebot wurde
E. VII., * 1841, † 1910, Sohn von Königin Viktoria, 1998 abgeschafft. Aufgehoben werden kann eine Ehe
König von Großbritannien und Kaiser von Indien durch gerichtl. Urteil u. a. bei Geschäftsunfähigkeit
(seit 1901), wirkte an der brit.-frz. Entente von 1904 zur Zeit der Eheschließung. d) Die Ehescheidung kann
mit. – 5) E. VIII., * 1894, † 1972, König von Großbritan- nur auf Antrag und durch gerichtl. Urteil erfolgen.
nien und Nordirland von Jan. bis Dez. 1936, nach Nach der am 1. 7. 1977 in Kraft getretenen E.-Reform ist
Abdankung Herzog von Windsor. für eine Scheidung das Zerrüttungsprinzip maß-
EDV, Abk. für elektron. → Datenverarbeitung. gebend. e) Als gesetzl. Güterstand gilt die »Zugewinn-
EEG, Abk. für → Elektroenzephalogramm. gemeinschaft«, jedoch können die Ehegatten durch
Effektvlohn, tatsächlich gezahlter (Brutto-)Lohn, Ehevertrag besonderen Güterstand vereinba-
bestehend aus Tariflohn, Überstundenvergütung ren. – 2) kirchl. E.: Nach kath. Lehre ist die Ehe ein
und übertarifl. Zuschlägen. Sakrament und nur durch kirchl. Trauung gültig. Die
Effektvverzinsung, tatsächl. Ertrag einer Eheschließung wird durch Brautexamen und Aufgebot
Kapitalanlage (Wertpapier, Kredit) unter Berück- vorbereitet. Die Befreiung von Ehehindernissen
sichtigung aller preisbestimmenden Faktoren; Ggs. (Dispens) ist Angelegenheit des Papstes, jedoch haben
Nominalverzinsung. Als effektiver Jahreszins ist die Ortsordinarien fast immer Dispensvollmacht.
E. von Krediten von jedem Kreditinstitut anzugeben. Trennende Ehehindernisse sind u. a. geschlechtl.
Effektvwert,  der quadrat. Mittelwert einer Unvermögen, schon bestehende Ehe, Weihe und
periodisch veränderl. Wechselgröße. Ein Wechsel- Ordensgelübde. Voraussetzung für die Gültigkeit der
strom mit dem E. 1 A ruft in einem Ohm’schen Ehe ist die echte (auch innere) Willenszustimmung der
Widerstand dieselbe Wärmewirkung hervor wie ein Partner. Die Ehe ist unauflöslich, eine Nichtigkeits-
Gleichstrom gleicher Größe. erklärung ist jedoch möglich. In der ev. Kirche ist die
FTA, Abk. für European Free Trade Association, die Ehe kein Sakrament, vielmehr in der natürl.
→ Europäische Freihandelsassoziation. Schöpfungsordnung begründet. Gegenstand kirchl.
Égalit die, Gleichheit, eine der Hauptforderungen der Rechts ist nur der Gottesdienst bei der Eheschlie-
Frz. Revolution. ßung. – Die kirchl. Trauung ist nach staatl. Recht erst
ger, 1) die, tschech. Ohře [ˈɔhrʒɛ], linker Nebenfluss der nach der standesamtl. Trauung statthaft.
Elbe in NW-Böhmen, ČR, 316 km, entspringt im Ehrenamt, öffentl. Amt, das ohne Entgelt ausgeübt
Fichtelgebirge und mündet bei Theresien- wird, teils als Pflicht (Schöffe), teils freiwillig
stadt. – 2) tschech. Cheb [xɛp], Stadt in NW-Böhmen, (Gemeindeämter); heute auch das freiwillige
ČR, an der Eger; 32 000 Ew.; Verkehrsknotenpunkt, bürgerschaftliche Engagement für das Gemeinwohl
Maschinen-, Textilind., Brauereien; Ruinen einer → Sonderbeitrag S. 218ff.
stauf. Kaiserpfalz; mittelalterl. Häuser (»Stöckl«). hrenburg, Ilja Grigorjewitsch, russ. Schriftsteller,
E

ggegebirge, Höhenzug in O-Westfalen, bis 468 m. * 1891, † 1967; Kriegsberichterstatter im Span.


gk, Werner, dt. Komponist, * 1901, † 1983; Opern (»Die Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg. E. war einer
Zaubergeige«, 1935, »Peer Gynt«, 1938), Ballette der erfolgreichsten sowjet. Schriftsteller. – Die
(»Abraxas«, 1948), Kantaten. Liberalisierungsperiode nach Stalins Tod wurde nach
go [lat. »Ich«] das, in der psychoanalyt. Theorie seinem Roman »Tauwetter« (1954; dt. 1957) benannt.
S. Freuds neben dem Es und dem Über-Ich dasjenige Ehrendoktor, Dr. e. h., Dr. h. c., ehrenhalber und ohne
Teilsystem in der Persönlichkeitsstruktur des Prüfung verliehener Titel.
Menschen, das die Realitätsanpassung ermöglicht. hrenfels, Christian Freiherr von, österr. Philosoph
Egosmus der, Selbstsucht, Ichsucht; Ggs.: Altruismus. und Psychologe, * 1859, † 1932; einer der Begründer
Der biologisch auf dem Selbsterhaltungstrieb der Gestaltpsychologie.
beruhende E. wird meist negativ bewertet; Ehrenlegion, frz. Légion d'honneur [leˈʒj dɔˈnœːr],
Philosophen und Nationalökonomen haben ihn aber höchster frz. Orden, gestiftet 1802 vom damaligen
auch als Antrieb allen wirtschaftl. Handelns und Ersten Konsul Napoléon Bonaparte.
E Edmonton
216 Entdeckung der Glühemission von Elektronen Voraussetzung für wirtschaftl. und gesellschaftl.
(E.-Effekt) war die Voraussetzung für die Entwick- Fortschritt gedeutet.
lung der Elektronenröhre. Ehe, eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft
Ehe EHEE

zweier oder mehrerer Personen versch. Geschlechts,


nn t man d ie
E rfahru ng ne
die in fast allen Kulturen durch einen öffentl.
.
serer Irrt üm er
Su m m e al ler un as Alva Edison
gebilligten Akt, die Heirat, zustande kommt. Am
weitesten verbreitet ist die Monogamie (Einehe); bei
Thom der (v. a. in traditionellen Stammesgesellschaften
verbreiteten) Polygamie (Mehrehe) wird unterschie-
Edmonton [ˈedməntən], Hptst. der kanad. Prov. den zw. der Polygynie (ein Mann, mehrere Ehefrauen)
Alberta, 697 700 Ew.; kath. Erzbischofssitz; Univ.; und (seltener) der Polyandrie (eine Frau, mehrere
Mittelpunkt reicher Farmgebiete und Erdölvorkom- Ehemänner).
men; petrochem. und eisenverarbeitende Ind. Eherecht, 1) staatl. E.: a) Ehemündigkeit tritt mit
duard, engl. Edward [ˈedwəd], engl./brit. Herrscher: Vollendung des 18. Lebensjahrs ein, auf Antrag mit
1) E. der Bekenner, * um 1005, † 1066 (König 1042–66); Vollendung des 16. Lebensjahrs, wenn der Partner
1161 heiliggesprochen. – 2) E. I., * 1239, † 1307 (König volljährig ist. b) Das Eingehen einer Ehe ist u. a.
1272–1307), unterwarf 1282–83 Wales. – 3) E. III., verboten bei schon bestehender Ehe eines Partners
* 1312, † 1377 (König 1327–77), begann 1339 den und bei naher Verwandtschaft. c) Die Eheschließung
»Hundertjährigen Krieg« gegen Frankreich. – 4) erfolgt vor dem Standesbeamten. Das Aufgebot wurde
E. VII., * 1841, † 1910, Sohn von Königin Viktoria, 1998 abgeschafft. Aufgehoben werden kann eine Ehe
König von Großbritannien und Kaiser von Indien durch gerichtl. Urteil u. a. bei Geschäftsunfähigkeit
(seit 1901), wirkte an der brit.-frz. Entente von 1904 zur Zeit der Eheschließung. d) Die Ehescheidung kann
mit. – 5) E. VIII., * 1894, † 1972, König von Großbritan- nur auf Antrag und durch gerichtl. Urteil erfolgen.
nien und Nordirland von Jan. bis Dez. 1936, nach Nach der am 1. 7. 1977 in Kraft getretenen E.-Reform ist
Abdankung Herzog von Windsor. für eine Scheidung das Zerrüttungsprinzip maß-
EDV, Abk. für elektron. → Datenverarbeitung. gebend. e) Als gesetzl. Güterstand gilt die »Zugewinn-
EEG, Abk. für → Elektroenzephalogramm. gemeinschaft«, jedoch können die Ehegatten durch
Effektvlohn, tatsächlich gezahlter (Brutto-)Lohn, Ehevertrag besonderen Güterstand vereinba-
bestehend aus Tariflohn, Überstundenvergütung ren. – 2) kirchl. E.: Nach kath. Lehre ist die Ehe ein
und übertarifl. Zuschlägen. Sakrament und nur durch kirchl. Trauung gültig. Die
Effektvverzinsung, tatsächl. Ertrag einer Eheschließung wird durch Brautexamen und Aufgebot
Kapitalanlage (Wertpapier, Kredit) unter Berück- vorbereitet. Die Befreiung von Ehehindernissen
sichtigung aller preisbestimmenden Faktoren; Ggs. (Dispens) ist Angelegenheit des Papstes, jedoch haben
Nominalverzinsung. Als effektiver Jahreszins ist die Ortsordinarien fast immer Dispensvollmacht.
E. von Krediten von jedem Kreditinstitut anzugeben. Trennende Ehehindernisse sind u. a. geschlechtl.
Effektvwert,  der quadrat. Mittelwert einer Unvermögen, schon bestehende Ehe, Weihe und
periodisch veränderl. Wechselgröße. Ein Wechsel- Ordensgelübde. Voraussetzung für die Gültigkeit der
strom mit dem E. 1 A ruft in einem Ohm’schen Ehe ist die echte (auch innere) Willenszustimmung der
Widerstand dieselbe Wärmewirkung hervor wie ein Partner. Die Ehe ist unauflöslich, eine Nichtigkeits-
Gleichstrom gleicher Größe. erklärung ist jedoch möglich. In der ev. Kirche ist die
FTA, Abk. für European Free Trade Association, die Ehe kein Sakrament, vielmehr in der natürl.
→ Europäische Freihandelsassoziation. Schöpfungsordnung begründet. Gegenstand kirchl.
Égalit die, Gleichheit, eine der Hauptforderungen der Rechts ist nur der Gottesdienst bei der Eheschlie-
Frz. Revolution. ßung. – Die kirchl. Trauung ist nach staatl. Recht erst
ger, 1) die, tschech. Ohře [ˈɔhrʒɛ], linker Nebenfluss der nach der standesamtl. Trauung statthaft.
Elbe in NW-Böhmen, ČR, 316 km, entspringt im Ehrenamt, öffentl. Amt, das ohne Entgelt ausgeübt
Fichtelgebirge und mündet bei Theresien- wird, teils als Pflicht (Schöffe), teils freiwillig
stadt. – 2) tschech. Cheb [xɛp], Stadt in NW-Böhmen, (Gemeindeämter); heute auch das freiwillige
ČR, an der Eger; 32 000 Ew.; Verkehrsknotenpunkt, bürgerschaftliche Engagement für das Gemeinwohl.
Maschinen-, Textilind., Brauereien; Ruinen einer → Sonderbeitrag S. 218ff.
stauf. Kaiserpfalz; mittelalterl. Häuser (»Stöckl«). hrenburg, Ilja Grigorjewitsch, russ. Schriftsteller,
E

ggegebirge, Höhenzug in O-Westfalen, bis 468 m. * 1891, † 1967; Kriegsberichterstatter im Span.


gk, Werner, dt. Komponist, * 1901, † 1983; Opern (»Die Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg. E. war einer
Zaubergeige«, 1935, »Peer Gynt«, 1938), Ballette der erfolgreichsten sowjet. Schriftsteller. – Die
(»Abraxas«, 1948), Kantaten. Liberalisierungsperiode nach Stalins Tod wurde nach
go [lat. »Ich«] das, in der psychoanalyt. Theorie seinem Roman »Tauwetter« (1954; dt. 1957) benannt.
S. Freuds neben dem Es und dem Über-Ich dasjenige Ehrendoktor, Dr. e. h., Dr. h. c., ehrenhalber und ohne
Teilsystem in der Persönlichkeitsstruktur des Prüfung verliehener Titel.
Menschen, das die Realitätsanpassung ermöglicht. hrenfels, Christian Freiherr von, österr. Philosoph
Egosmus der, Selbstsucht, Ichsucht; Ggs.: Altruismus. und Psychologe, * 1859, † 1932; einer der Begründer
Der biologisch auf dem Selbsterhaltungstrieb der Gestaltpsychologie.
beruhende E. wird meist negativ bewertet; Ehrenlegion, frz. Légion d'honneur [leˈʒj dɔˈnœːr],
Philosophen und Nationalökonomen haben ihn aber höchster frz. Orden, gestiftet 1802 vom damaligen
auch als Antrieb allen wirtschaftl. Handelns und Ersten Konsul Napoléon Bonaparte.
EDM
Ehrenpreis, Vernica, artenreiche Gattung der Familie
Ehrenpreis EHRE

der Rachenblütler, mit trauben- oder einzelständigen,


Eichelhäher, etwa 30 cm langer, bunt gefiederter
Rabenvogel in Europa und N-Asien, der sich von
EID
meist blauen Blüten; z. B. Männertreu. Eicheln und Haselnüssen ernährt.
chendorff, Joseph Freiherr v., dt. Dichter, * 1788,
hrlich, Paul, deutscher Serologe und Immunolo-
Ehrlich EHRE † 1857. Seine Gedichte sind ein Höhepunkt dt.
ge, * 1854, † 1915. Dem Mediziner ist es zu verdanken, romant. Lyrik; außerdem Novellen (»Aus dem Leben
dass die gefürchtete Geschlechtskrankheit Syphilis eines Taugenichts«, 1826), Romane u. a.
im Jahr 1909 ihren Schrecken verlor. Zusammen mit Eichhörnchen, über alle Erdteile verbreitetes Eichhörnchen EICE

dem japanischen Bakteriologen Sahachiro Hata Nagetier mit langem, buschigem Schwanz. Das
entwickelte der Begründer der Chemotherapie das Eurasiatische E. oder Eichkätzchen in Europa und
Medikament Salvarsan. Es bekämpfte nicht nur den N-Asien lebt auf Bäumen und ist meist rotbraun, der
Syphiliserreger überaus effizient, sondern löste auch Bauch weiß. Es sammelt Wintervorräte aus Nüssen,
keine schweren Folgewirkungen im übrigen Eicheln u. Ä., baut kugelförmige Nester.
Organismus aus. 1882 hatte Ehrlich mit einem von chmann, Karl Adolf, dt. SS-Obersturmbannführer,
Eichmann EICE

ihm entwickelten Verfahren die von Robert Koch * 1906, † (hingerichtet) 1962; ab 1941 verantwortlich
entdeckten Tuberkelbazillen durch Anfärbung für die Deportation der Juden in die Vernichtungs-
sichtbar gemacht und damit die Diagnosemöglich- lager; nach Kriegsende Flucht nach Argentinien; 1961
keiten entscheidend verbessert. Zudem untersuchte in Israel zum Tode verurteilt.
er den Sauerstoffbedarf verschiedener Körpergewebe chsfeld, Hochfläche am NW-Rand des Thüringer
und entdeckte 1904 einen Wirkstoff gegen die Beckens, durch Leine und Wipper gegliedert in das
Schlafkrankheit. Als der 1908 mit dem Medizinnobel- karge Obere E. (Hauptort Heilbad Heiligenstadt) und
preis ausgezeichnete Immunologe 1915 während des das fruchtbare Untere E. (Duderstadt); Ackerbau.
Ersten Weltkriegs starb, zog selbst die britische chstätt, Krst. in Bayern, an der Altmühl, 12 500 Ew.;
»Times« mit ihrer Titelschlagzeile den Hut: »Die kath. Univ.; barocke Residenzstadt; über der Stadt
ganze Welt ist in dieser Stunde in seiner Schuld.« die Willibaldsburg (14., 15. Jh., 1609 umgestaltet).
Eid, Schwur,  feierl., bes. auf gerichtl. Anordnung
gen, exak te
abgegebene Beteuerung einer Aussage oder eines
Kein e Sc hä tz un n
Versprechens. Meineid und Falscheid sind strafbar.
tsac hen ha be
M es su ng en. Ta Eidechsen, flinke Kriechtiere mit lang-
gest im m t.
bei m ir im m er gestrecktem Körper. Der lange Schwanz bricht leicht
Paul Eh rlich ab (Ablenkung verfolgender Feinde), wächst aber
nach; meist Eier legend; Insektenvertilger.
Ei, weibl. Fortpflanzungszelle vielzelliger Lebewesen,
die alle für die Entwicklung notwendigen Anlagen Schwimmgänge im Wüstensand
enthält; nach der Befruchtung (Ausnahme: Trotz seines Namens ist der Sandfisch eine Eidechse.
Jungfernzeugung) beginnt die → Entwicklung mit der Sie bewegt sich so elegant wie ein Fisch im Wasser
Teilung der Eizelle. – Bei Säugetieren und Mensch durch den Wüstensand – immerhin 15 cm pro
sind die E. mikroskopisch klein. Die E. der Vögel, Sekunde. Dass der Sandfisch dies trotz Sandreibung
Reptilien und Insekten enthalten außer dem schafft, hat er seiner glänzenden Schuppenhaut zu
Bildungsdotter reichlich Nahrungsdotter. Bei vielen verdanken: Diese ist reibungsärmer als polierter
Fischen, den Lurchen und Weichtieren werden die Stahl. Eine mikrofeine Kammstruktur auf ihrer
gallertartigen E. klumpenweise abgelegt (Laich). Oberfläche verhindert, dass sich die Schuppen durch
Eibe die, Txus, Nadelholzgattung der nördl. Erdhalb- die Reibung elektrisch aufladen, was eine bremsende
kugel, wächst als Strauch oder bis 15 m hoher Baum; Wirkung hätte. In schnellen Wellenbewegungen
hat flache, glänzende Nadeln und als Früchte rote »schwimmen« die Echsen deshalb durch den Sand –
Scheinbeeren. Die E. wird bis 1000 Jahre alt; sie ist eine Technik, die sich Ingenieure und Nanotechniker
wild in Dtl. selten geworden und daher geschützt. für die Herstellung von reibungsarmen Oberflächen
Nadeln und Samen enthalten ein starkes Gift (Taxin). zunutze machen wollen.
Eibisch, Hibscus, Gattung der Malvengewächse mit
über 200, meist trop. Arten; Kräuter, Sträucher oder
Bäume mit trichterartigen, großen, meist einzeln in der die, schiffbarer Grenzfluss zw. Schleswig und
den Blattachseln stehenden Blüten in versch. Farben. Holstein, 188 km lang, mündet in die Nordsee. Das
Eiche die, Gattung der Buchengewächse; Laubbaum
Eiche EICE E.-Sperrwerk (4,8 km breiter Damm) wurde 1973 im
mit gelappten Blättern, mit Eicheln als Früchten. In Mündungstrichter zw. Eiderstedt und Dithmarschen
Mitteleuropa heimisch: Stiel- oder Sommer-E., Trau- fertiggestellt.
ben- oder Winter-E.; beide groß, knorrig, starkborkig. Eider|ente, Tauchente, lebt gesellig an nord. Küsten.
Eider|ente EIDE

Die südeurop. Kork-E. liefert aus der getrockneten Die Flaumfedern (Eiderdaunen) dienen als Bettfedern.
Borke den Kork. Die immergrüne Stein-E., ein kleiner eidesstattliche Versicherung,  Mittel zur
Baum oder Strauch, wächst im Mittelmeerraum. Glaubhaftmachung von tatsächl. Behauptungen oder
Nordamerikan., in Mitteleuropa angepflanzte zur Beteuerung der Richtigkeit von Erklärungen;
Arten sind Rot-E. und Großblättrige E. – Das harte, schwächere Form der Bekräftigung als der Eid. Im
schwere E.-Holz verwendet man zur Herstellung von Zivilrecht Zwangsmittel, wenn eine Rechnungs- 217
Fässern, Eisenbahnschwellen, Parkett, Furnieren. legungspflicht besteht (§ 259 BGB), im Zivilprozess-
Seite 222
eidesstattliche Versicherung E
218

»Ist doch
Ehrensache«
Ehrenamt – dieses Wort gebraucht heute eigentlich keiner mehr so gern. Bürgerschaftliches En-
gagement, Zivilgesellschaft, Volunteering – das klingt gleich viel schicker und moderner. Ehren-
amt hört sich nach grauhaarigen, gesetzten Herren an, die man noch nicht ganz aufs Abstellgleis
schieben konnte. Bürgerschaftliches Engagement steht für aufgekrempelte Ärmel, Zupacken,
Mitgestalten. In den letzten Jahren wurde das Ehrenamt unter der alten und der neuen Bezeich-
nung wiederentdeckt: Bundes- und Landesregierungen fördern das Engagement des Einzelnen,
sei es mit Steuervergünstigungen, sei es mit der Möglichkeit, billigeren Eintritt für Kinos und
Museen zu erhalten. Die Robert Bosch Stiftung schreibt den »Journalistenpreis Bürgerschaftli-
ches Engagement« aus. Er soll Autoren belohnen, die die »öffentliche Wahrnehmung und Wert-
schätzung von bürgerschaftlichen Initiativen für das Gemeinwohl erhöhen«. Die ARD veranstal-
tete 2009 eine ganze Themenwoche, um »das Gemeinwesen der Menschen zu stärken« und die
EU-Kommission hat 2011 zum »Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit« ausgerufen.

Gemeinschaft und Lebenssinn

Eigentlich ist es seltsam, dass es dieser Werbung freiwillig und unentgeltlich bzw. mit einer geringen
überhaupt bedarf. Denn jeder, der sich engagiert, Aufwandsentschädigung: in Parteien, Sportverei-
weiß, dass es schlicht Spaß macht, einen Teil nen, bei den Kirchen, bei den Rettungsdiensten, im
seiner Freizeit für eine »gute Sache« zu opfern Umweltschutz, in der Jugendarbeit und, und, und.
– wie immer diese Sache aussehen mag: sei es Das sind 4,6 Milliarden Stunden im Jahr. Fast 12 000
Umweltschutz, ein Sportverein oder eine Bürger- Ehrenamtliche zählt beispielsweise die Evange-
initiative. In einer Gemeinschaft Gleichgesinnter lische Krankenhaushilfe. Sie besuchen in ihrer
findet man Freunde, kann sich austauschen und Freizeit alte und kranke Menschen und schenken
seinem Leben einen Sinn geben. »Man bekommt ihnen die Aufmerksamkeit, die ihnen das Pflege-
etwas zurück«, das ist die übliche Auskunft, personal aus Zeitmangel oft nicht geben kann.
wenn man die Mitarbeiter von Suppenküchen Große und kleine Initiativen arbeiten in unzähligen
oder die Leiter von kirchlichen Freizeitgruppen Städten daran, Migrantenkinder zu integrieren,
fragt, warum sie sich engagieren. Eine Studie im Nachhilfestunden zu vermitteln, Wohltätigkeits-
Auftrag des Versicherungskonzerns Generali basare zu veranstalten, Leihopas zu organisieren,
ergab 2009, dass 29,6 Prozent der Aktiven sagen, damit die Kinder Alleinerziehender eine zusätzliche
dass sie die Gesellschaft im Kleinen mitgestalten Bezugsperson bekommen. Die Arbeitsfelder und
wollen. 25,9 Prozent möchten »mit anderen Men- -möglichkeiten sind eigentlich kaum zu zählen.
schen zusammenkommen«, und fast 24 Prozent Nicht zu vergessen und in keiner Statistik aufge-
halten Engagement für eine wichtige gesellschaft- führt: die Eltern, die in ihrer Freizeit die Schulen
liche Aufgabe. ihrer Kinder putzen oder die Wände streichen. Die
kommunalen Träger haben meist nicht mehr das
Nicht ohne Grund arbeiten bereits heute über Geld, die Bildungseinrichtungen selbst in Schuss
23 Millionen Bundesbürger, das ist jeder Dritte, zu halten.
Privatisierung des Sozialstaats?

Doch hier zeigt sich auch schon der »Pferdefuß«


freiwilliger, unbezahlter Tätigkeit, nämlich wenn
sie in Bereiche vordringt, die vorher andere in
Lohn und Brot brachten. Natürlich spart es erst
einmal Geld, wenn Eltern die Klassen fegen oder
die Wände weißen. Wäre es aber nicht sinnvol-
ler, dies würden Putzfrauen bzw. Handwerker
tun? Wo fängt Engagement an, Lücken zu füllen,
die besser auf andere Weise geschlossen werden
würden? Das Gegenargument lautet: Die öffentli-
chen Kassen sind leer. Wenn die Eltern sich nicht
engagieren, verfallen die Bildungseinrichtungen
unserer Kinder. Andererseits zahlen, um beim
Beispiel zu bleiben, Putzfrauen und Handwerker
auch Steuern und Sozialabgaben. Je weniger sie
verdienen, desto weniger Einnahmen hat der
Staat, desto weniger kann er wieder ausgeben.

Gerade im sozialen Bereich gewinnt bürgerschaft-


liches Engagement immer mehr an Bedeutung.
Das betrifft in der Sozialarbeit z. B. ehrenamtliche
Bewährungshelfer oder sogar den Bereich der Pfle-
ge. Hier werden Arbeitskräfte ohnehin traditionell
schlecht bezahlt. Nicht nur die Wohlfahrtsverbän-
de warnen deshalb vor einem Arbeitsplatzabbau
durch die Hintertür. Es stellt sich zudem die Frage,
ob Tätigkeiten nicht entwertet werden, wenn
Freiwillige Leistungen zur Verfügung stellen, die
ansonsten ausgebildete Fachkräfte erbringen. Als
2009 mehrere Fälle spektakulärer Kindstötungen
bekannt wurden, gerieten die Jugendämter in die
Kritik. Diskutiert wurde die Einführung ehren-
amtlicher Vormünder für Kinder aus Problem-
familien. Doch, so betonte der Vorsitzende der
Deutschen Kinderhilfe Ehrmann: das Problem
seien nicht die Vormünder, sondern der Mangel
an Fachpersonal und sinnvollen Strukturen, um
diesen Problemfamilien zu helfen. Ehrenamtliches
Engagement hat also seine Grenzen. Es kann keine
Probleme lösen, die aufgrund gesellschaftlicher
Umstände entstehen oder aus Mangel an politi-
schem Willen, es kann sie höchstens mildern. 219
220

Bürgersinn im
Mittelstand
schaftlich engagiert, so erkennt man, dass
es vor allem gutverdienende Menschen aus der
Mittelschicht sind. Das liegt daran, dass es eines
gewissen Selbstbewusstseins bedarf, sich für
andere einzusetzen, und der Möglichkeit und der
Fähigkeit, sich seine Zeit einteilen zu können. Die
Erfahrung lehrt zudem, dass engagierte Mitbürger
nicht unbedingt diejenigen sind, die ohnehin über
viel Zeit verfügen, weil sie beispielsweise beruflich
nicht stark eingespannt sind. Im Gegenteil: Es sind
gerade die »Leistungsträger«, die Teile ihrer Freizeit
opfern. Das können sowohl Selbstständige sein als
»Wer sich einsetzt, auch Mütter von großen Familien. Der Wille oder
setzt sich aus« die Fähigkeit zum Engagement ist zudem regional
ungleich verteilt. Im Süden gibt es mehr Freiwillige
als im Norden, im Westen mehr als im Osten. In
Prägnantestes Beispiel für die Kritik am Ehren- strukturschwachen Gegenden sind weniger Bürger
amt sind die sogenannten Tafeln. Mehr als 860 engagiert als in anderen. Auch hier wird sichtbar,
von ihnen gibt es inzwischen in Deutschland. Ihre dass ehrenamtliche Tätigkeit eine flächendeckende
ehrenamtlichen Mitarbeiter sammeln qualitativ staatliche Versorgung höchstens ergänzen, nicht
einwandfreie Lebensmittel, die ansonsten im aber ersetzen kann. Kurz gefasst: Wenn allein die
Müll landen würden, und verteilen sie an täglich Eltern Spielplätze bauen müssen, werden an man-
mehr als eine Million Bedürftige. Davon sind rund chen Orten gar keine gebaut. Ein anderes Beispiel
ein Viertel Kinder und Jugendliche. Alle diese für ungleiche Verteilung: Die spanischen Eltern-
Menschen bekommen staatliche Unterstützung vereine sorgen seit den 1970er-Jahren dafür, dass
unterschiedlichster Art, aber sie scheint nicht die Kinder und Enkel der ehemaligen Gastarbeiter
auszureichen, um sich vernünftig satt zu essen. von der Iberischen Halbinsel gute Schulabschlüs-
Immer wieder wird deshalb die Kritik laut, Einrich- se machen. Zumindestens 70 Prozent von ihnen
tungen wie die »Tafeln« zementierten die Armut, erlangen wenigstens die Fachoberschulreife – eine
statt sie zu bekämpfen. Sie linderten die Folgen, Erfolgsgeschichte privaten Engagements. Eine
aber kümmerten sich nicht um die Ursachen. Der vergleichbare Gruppe, die Italiener, gelten dagegen
Staat werde durch solche Aktionen aus seiner als Sorgenkinder. Das Bildungsniveau, das sie in
Verantwortung entlassen. Dieser Kritik entgeg- Deutschland erreichen, liegt im Schnitt unter dem
net Gerd Häuser, der Vorstandsvorsitzende des der türkischen Migranten.
Bundesverbandes Deutsche Tafel, dass sein Verein
die Politik regelmäßig an ihre Pflichten erinnere. In der schon erwähnten Umfrage der Generali
Die Mitarbeiter der Tafeln seien »keine willfährigen Versicherung erklärten 67,5 Prozent der Nicht-En-
Helfer des Sozialabbaus, sondern das schlechte gagierten, sie hätten keine Zeit. Noch vor wenigen
Gewissen der Gesellschaft«. Und wirklich hatte die Jahrzehnten war das Engagement oft weltanschau-
Geschichte der Tafeln eigentlich damit begonnen, lich begründet. Im weitesten Sinne waren es kirch-
Lebensmittel, die niemand sonst mehr haben woll- liche, politische oder gewerkschaftliche Organisa-
te, an Obdachlose zu verteilen. Durch die rasant tionen, die Ehrenamtliche an sich banden. Heute
steigende Armut in der Gesellschaft bekamen sieht die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen
sie erst die Bedeutung, die sie heute haben. »Wer ein dauerhaftes Engagement, an einem festen Ort
sich einsetzt, setzt sich aus«, dieser Aphorismus zumal, gar nicht mehr vor. Flexiblere Arbeitszeiten,
von Marie von Ebner-Eschenbach trifft auch auf eine größere Mobilität, häufigere Wohnortwechsel
die Tafeln zu. Oder andersherum ausgedrückt: machen eine nachhaltige, langfristige freiwillige
Der Untätige braucht selten Kritik zu fürchten. Tätigkeit schwierig. Es steigt deshalb die Zahl der
Trotzdem zeigt das Beispiel der »Tafeln« auch Menschen, die sich projektbezogen engagieren. Sie
die Schattenseiten einer »privaten« Wohlfahrt. brauchen allerdings die Option, jederzeit wieder
Almosen ersetzen Ansprüche an den Staat. Der aussteigen zu können.
Bedürftige wird zum passiven Empfänger. Wichtiger werden daher Bürgerinitiativen, die
Sieht man sich einmal genauer an, wer sich bürger- in die Lücken stoßen, die die »etablierte« Politik
Von den Grenzen des privaten
Engagements

In den USA ist freiwilliges Engagement die Zierde


jedes Lebenslaufes. Die Chancen auf ein Stipendi-
um oder auf einen hoch dotierten Job schwinden,
wenn der Bewerber nicht nachweisen kann, dass
er sich auch jenseits seiner Karriere um öffentliche
Belange kümmert. Allerdings besitzen die USA
auch keine flächendeckende soziale Sicherung.
Nirgendwo in den Industrienationen ist die Kluft
größer, die sich zwischen Arm und Reich auftut, als
dort. Ob dies wirklich ein Vorbild für Europa sein
kann, bleibt fraglich. Freiwillige Hilfsbereitschaft
darf nicht verhindern, dass Probleme grundsätzlich
Ehrenamt heißt nicht benannt, diskutiert und angegangen werden. Es
nur Wohlfahrt geht um die richtige Mischung. In unserer immer
hektischer werdenden Zeit, in der immer weniger
Leute immer mehr arbeiten, wird sich auf Dauer
offenlässt. Aber auch hier scheint es sich, was nicht mehr als das schon engagierte Drittel der
die Zahl der Aktiven anbelangt, um ein »Null- Bevölkerung mobilisieren lassen. Schon jetzt gibt es
Summen-Spiel« zu handeln. Während die Zahl immer weniger Studenten, die ehrenamtlich tätig
der Parteimitglieder immer weiter rückläufig ist, sind. Studiengebühren und ein enger Stundenplan
steigt die Zahl der Menschen, die sich in Bürger- lassen es zeitlich nicht mehr zu. Arbeitslose sind für
initiativen organisieren. Sie schaffen damit neue ehrenamtliches Engagement auch kaum zu errei-
demokratische Strukturen und gestalten Politik chen. Die potentiellen Interessenten für »Bürgerar-
mit. Als »kritische Masse« sind sie vor allem von beit« werden nicht mehr – man muss eher Vorsorge
lokaler Bedeutung. Ein weiterer Wandel vollzieht dafür treffen, dass sie nicht weniger werden. Priva-
sich durch die Altersentwicklung: die Menschen tes Engagement bringt Zufriedenheit, bewirkt Ver-
werden älter, bleiben aber länger rüstig. Laut wurzelung dort, wo früher Konfessionen, Parteien
einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann und Landsmannschaften für Heimatgefühl sorgten.
Stiftung zum Thema Glück und Lernen finden Es schafft mehr Lebensqualität für jedermann,
51 Prozent der Rentner und Pensionäre es wichtig, nicht nur für die Aktiven. Im Grunde ist es der sozi-
sich »an Erfolg und Leistung erfreuen zu können«. ale Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, der sie
Es wäre schade, wenn ihr Engagement und ihre »wärmer« macht. Doch es hat auch seine Grenzen.
Tatkraft ungenutzt bleiben würden – sowohl Es darf die Gesellschaft, den Staat, nicht aus der
für sie selbst als auch für die Gesellschaft. Pflicht entlassen, langfristige Lösungen zu suchen.

Brigitte Baetz
Die Autorin studierte Politische Wissenschaften,
Geschichte und Romanistik in Würzburg und Köln.
Seit 1998 ist Brigitte Baetz als Freie Journalistin und
Moderatorin, u. a. für den Deutschlandfunk, tätig.
2005 wurde sie mit dem Otto-Brenner-Preis für 221
kritischen Journalismus ausgezeichnet.
E Eiermann
222 recht Hilfsmittel des in der Zwangsvollstreckung gänge, die die reifen Eier aus den Eierstöcken
nicht befriedigten Gläubigers, den Schuldner zur aufnehmen und nach außen bzw. in die Gebärmutter
Vorlage eines Vermögensverzeichnisses zu zwingen leiten.
(§ 807 ZPO, früher Offenbarungseid). Ei|leiterschwangerschaft, Entwicklung des
ermann, Egon, dt. Architekt, * 1904, † 1970; Neubau befruchteten Eis schon im Eileiter; kann beim
der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin Absterben der Frucht oder dem Durchbruch der
(1957–63). Eileiterwand zu lebensgefährl. Blutungen in die
Eierstock, Ovrium, Ovr, weibl. Keimdrüse. In den Bauchhöhle führen.
paarig angelegten, bis 3 cm großen E. der Frau
entstehen die weibl. Keimzellen (Eizellen oder Einbalsamieren, ein schon im 3. Jt. v. Chr.
Eibläschen, Follikel). Etwa 12 bis 14 Tage vor der von den Ägyptern, Assyrern und Persern geübtes
Menstruation platzt ein Eibläschen (Eisprung, Verfahren, Leichname nach Entfernung der inneren
Follikelsprung, Ovulation), und das frei gewordene Ei Organe zum Schutz vor Verwesung mit Konservie-
gelangt über den Eileiter in die Gebärmutter, wo es rungsstoffen (Natron, Asphalt, Harze) zu behandeln.
befruchtet werden kann. Aus dem entleerten
Bläschen entwickelt sich eine Hormondrüse, der Ein Chemiker, der Krieg und eine Idee
Gelbkörper. – Die E. haben eine bed. Rolle bei der Die Kenntnisse von Thanatologen (nach dem
Produktion von Geschlechtshormonen (Follikel- und griechischen Wort für »Tod« thanatos) sind immer
Gelbkörperhormone). noch gefragt: In Ländern wie den USA, aber auch
fel die, linksrhein. Teil des Rhein. Schiefergebirges,
Eifel EIFE Armenien, Russland oder England werden Verstorbene
raues, wenig fruchtbares Hochland zw. Mosel und durch Einbalsamieren für die Aufbahrung oder zur
Niederrhein. Bucht mit erloschenen Vulkanen, Überführung vorbereitet. Dieses »modern embal-
Kraterseen (Maaren); Land- und Forstwirtschaft; ming« geht auf das Militärwesen zurück. Der
Mineralquellen; höchste Erhebung: die Hohe Acht, französische Offi zier und Chemiker Jean Nicolas
747 m. Gannal (1791–1852) sorgte als Erster dafür, dass
gefallene Soldaten optisch so hergerichtet wurden,
ffelturm, ein urspr. 300 m hoher Stahlturm in
Eiff elturm EIFE dass sie auch ohne Kühlung und halbwegs ansehnlich
Paris (heute mit Antenne 320,8 m hoch); er wurde nach zu ihren Verwandten überführt werden konnten. Die
Plänen des frz. Ingenieurs A. G. Eiffel (* 1832, † 1923) katholische Tradition, Päpste einzubalsamieren,
für die Pariser Weltausstellung von 1889 erbaut. Gilt wurde erst beim Ableben Johannes Pauls II. im Jahr
heute als Wahrzeichen von Paris und ist weltweit eine 2005 eingestellt. Eine der bekanntesten einbalsamier-
der größten tourist. Sehenswürdigkeiten. ten Leichen der Welt ist der Körper des 1924
gen, Manfred, dt. Physikochemiker, * 1927; erhielt verstorbenen Lenin, der in einem Mausoleum auf dem
1967 mit R. G. W. Norrish und G. Porter den Roten Platz in Moskau aufgebahrt ist.
Nobelpreis für Chemie. 1992 erhielt E. für seine
theoret. und experimentellen Arbeiten zur
Entwicklung der Organismen den Paul-Ehrlich- und Einbaum, Boot aus einem ausgehöhlten Baumstamm.
Ludwig-Darmstaedter-Preis. nbeck, Stadt in Ndsachs., an der Ilme, 28 400 Ew.; altes
Einbeck EINE

Eigenbedarf, im Mietrecht Bez. dafür, dass der Stadtbild mit got. Kirchen; Teppich-, Tapetenind.;
Vermieter oder seine Angehörigen selbst Anspruch Starkbierexport (Einbecker Bier) seit dem MA belegt.
auf den vermieteten Wohnraum erheben; E. schränkt Eindhoven [ˈɛnthoːvə], niederländ. Ind.-Stadt, 207 900
den Kündigungsschutz ein. Ew.; TU; Automobilfabrik, metallverarbeitende,
Eigenblutbehandlung, Form der Reizkörperthera- elektron. Ind.; internat. .
pie, bei der entnommenes Blut sofort wieder in einen nem, Gottfried v., österr. Komponist, * 1918, † 1996;
Muskel injiziert wird. Opern (»Dantons Tod«, 1947; »Der Prozeß«, 1953),
Eigenschaftswort, djektiv, Wortart zur näheren Ballette, Orchester-, Kammermusik.
Kennzeichnung einer Eigenschaft einer Person oder Ein-Euro-Job, Bez. für zusätzlich geschaffene
Sache, z. B. groß; lässt sich beugen und steigern. gemeinnützige und öffentlich geförderte Arbeits-
Eigentum, umfassende Besitz-, Verfügungs- und gelegenheiten für Empfänger von Arbeitslosengeld II,
Nutzungsmacht über eine Sache im Unterschied zur für die Mehraufwandsentschädigung gezahlt wird.
tatsächl. Gewalt über sie (Besitz). In Dtl. ist das E. Einfallswinkel,  der Winkel, den ein auf eine
Einfallswinkel EINE

gewährleistet mit der Begrenzung, dass »der reflektierende oder brechende Fläche fallender
Gebrauch des E. zugleich dem Wohle der Allgemein- Lichtstrahl mit der Senkrechten zu dieser Fläche
heit dienen soll« (Art. 14 GG). In Dtl. ist Enteignung bildet.
nur zum Wohl der Allgemeinheit zulässig. – Geistiges nhard, Gelehrter am Hof Karls d. Gr., * um 770, † 840;
E. → Urheberrecht. schrieb dessen Lebensgeschichte (»Vita Caroli
Eigentumsvorbehalt, Vereinbarung beim Verkauf Magni«, um 820).
einer bewegl. Sache, dass diese bis zur Zahlung des einhäusig, männl. und weibl. Blüten befi nden sich auf
vollen Kaufpreises Eigentum des Verkäufers bleibt. derselben Pflanze (z. B. Haselstrauch, Eiche).
ger der, vergletscherter Kalkgipfel im Berner Einheit, 1) in sich geschlossene Ganzheit, innere
Oberland, Schweiz; 3970 m hoch, in der Nähe Mönch Zusammengehörigkeit; u. a. in philosoph., polit. und
und Jungfrau; Erstbesteigung der E.-Nordwand 1938. militär. Zusammenhängen verwendeter Begriff , z. B.
Ei|leiter, bei den meisten weibl. Tieren und dem
Ei|leiter EI|E als Produktions-E., E.-Gewerkschaft, E.-Staat. – 2) 
Menschen röhrenartige, meist paarige Ausführungs- Vergleichsgröße zur Bestimmung des Zahlenwerts
EIE
einer physikal. Größe
gleicher Art durch Messung.
EIN
Urspr. benutzte man
Naturmaße wie Fuß, Elle,
Steinwurf, Tagwerk, Morgen
usw. Das Verhältnis der zu
messenden Größe zur E. ist
ein Zahlenwert. Es gilt:
Größe ist Zahlenwert x
E. – Nach der Frz. Revolution
wurde das metr. System
eingeführt, das seither von
fast allen Ländern
übernommen wurde.
Danach ist in allen Staaten
der Meterkonvention das
Meter Grundlage der
Längenmessung. Für die
Massenmessung (Wägung)
führte das metr. System
einheitl. das Kilogramm
(Gramm), für die Zeitmes-
sung die Sekunde ein.
(→ Internationales Einheiten-
system)
Einheitswert, der steuerl. Wert des land- und Abzug der Verluste und des Altersentlastungsbetrags Der Eiffelturm
forstwirtschaftl. sowie sonstigen Grund- und ergibt den Gesamtbetrag der Einkünfte. Durch sollte ursprüng-
Betriebsvermögens; wird als einheitl. Besteuerungs- Abzug von Sonderausgaben und außergewöhnl. lich nach 20 Jah-
grundlage v. a. für die Grund-, Gewerbe- und Belastungen errechnet sich das Einkommen. ren wieder abge-
Erbschaftsteuer herangezogen. Verminderung um Kinderfreibeträge und den
rissen werden.
Einhorn, pferdeähnl. Fabeltier mit einem langen Horn Haushaltsfreibetrag liefert das zu versteuernde
Dass der Turm,
in der Stirnmitte; im MA als Sinnbild gewaltiger Einkommen als Bemessungsgrundlage für die tarifl .
Kraft auf Christus bezogen. E. nach dem Steuertarif des § 32 a EStG: Oberhalb des längst zum Pu-
Einigungsvertrag, der »Vertrag zw. der Bundesrep. unbesteuerten Grundfreibetrages von (2010) 8004 € blikumsmag-
Dtl. und der DDR über die Herstellung der Einheit bei Ledigen (Ehepaare: 16 009 €) beginnen die neten avanciert,
Dtl.s« vom 31. 8. 1990, der den Beitritt der DDR nach Grenzsteuersätze mit (2010) 14 %. Sie steigen linear erhalten blieb,
Art. 23 GG alter Fassung regelt. bis zu einem Steuersatz von 42 % oberhalb eines zu verdankt er sei-
Einkommen, alle Geldbeträge oder Sachgüter, die versteuernden Einkommens von 52 881 € (Ehepaare: nem Konstruk-
einem Wirtschaftssubjekt (Person, Haushalt, 105 762 €). Bei einem zu versteuernden Einkommen teur Gustave
Unternehmen) in einem bestimmten Zeitraum ab 250 731 € (Ehepaare: 501 462 €) beläuft sich der Eiffel, der die
zufl ießen. Man unterscheidet v. a. Arbeits-E. (Lohn, Steuersatz auf 45 % (»Reichensteuer«). »Vermarktungs-
Gehalt), Unternehmens- und Vermögens-E. Einkristall, kristalliner Festkörper, dessen Bausteine rechte« besaß
(Gewinne, Zinsen, Dividenden), Transfer- bzw. ein einziges homogenes Kristallgitter bilden;
und ihn 1903
Übertragungs-E. (Sozialrenten, Pensionen, vielseitige Verwendung in der Halbleitertechnik und
kurzerhand zum
Kindergeld), Nominal-E. (in Geld ausgedrücktes E.) Mikroelektronik.
und Real-E. (E. zu konstanten Preisen, d. h. nach Einlagefazilität, geldpolit. Instrument der EZB, das Telegrafie-Sen-
Berücksichtigung der Inflationsrate). Geschäftsbanken die Möglichkeit gibt, Liquiditäts- demast umfunk-
Einkommensteuer, Steuer auf das Einkommen überschüsse kurzfristig (bis zum nächsten tionierte, so
natürl. Personen. Nach dem E.-Gesetz (EStG) sind Geschäftstag) zu einem vorgegebenen Zinssatz dass der Turm
Personen, die ihren Wohnsitz oder gewöhnl. (Einlagesatz) bei den nat. Zentralbanken anzulegen der Altmetall-
Aufenthalt im Inland haben, unbeschränkt (Übernachtguthaben). Der vom EZB-Rat jederzeit Verwertung ent-
steuerpfl ichtig mit in- und ausländ. Einkünften, änderbare Einlagesatz für die E. markiert die ging.
gebietsfremde natürl. Personen dagegen nur Untergrenze für den Tagesgeldsatz des Interbanken-
beschränkt steuerpfl ichtig mit ihren inländ. geldmarktes.
Einkünften; jurist. Personen unterliegen der Einphasenstrom, Wechselstrom mit nur einer Phase
→ Körperschaftsteuer. Die E. bemisst sich nach dem im Ggs. zum Dreiphasenstrom (→ Drehstrom) unter
Einkommen pro Kalenderjahr. Steuerpfl ichtig sind Verwendung eines spannungsführenden Leiters und
die Einkünfte aus 7 Einkunftsarten: die »Gewinn- des Neutralleiters (z. B. Oberleitung und Schiene für
einkünfte« aus Land- und Forstwirtschaft, Bahnstrom).
Gewerbebetrieb und selbstständiger Arbeit sowie die Einschlag, Holz-E.,  Bez. für alle mit der Holzfällung
»Überschusseinkünfte« aus nicht selbstständiger verbundenen Vorgänge sowie für die jährlich gefällte
Arbeit, Kapitalvermögen, Vermietung und Verpach- Holzmasse.
tung sowie sonstige Einkünfte im Sinn von § 22 EStG. Einschlüsse, in Gesteinen, Mineralien, Gussstücken 223
Die Summe aus Gewinnen und Überschüssen nach eingeschlossene Fremdkörper.

Einschlüsse E
E Einsiedeln
224 nsiedeln, Stadt im schweizer. Kt. Schwyz, 11 500 Ew. Eintagsfliegen, Ephemerden, vierflüglige, zarte
Um die Zelle des hl. Meinrad († 861) bildete sich zu Insekten mit 3 langen Schwanzfäden. Die E. schlüpfen
Beginn des 10. Jh. eine Klausnergemeinde, aus der aus länger als 1 Jahr im Süßwasser lebenden räuber.
sich die Benediktinerabtei Maria E. (Wallfahrtsort) Larven und leben meist nur einen Tag.
entwickelte. Kloster und Stiftskirche wurden von Einwurf,  das Wieder-ins-Spiel-Bringen des ins seitl.
Einwurf EINE

K. Moosbrugger (1719–35) im Barockstil neu erbaut; »Aus« gegangenen Basket-, Fuß- oder Handballs;
holzgeschnitztes Marienbild; Bibliothek. beim Eishockey Beginn jedes Spielabschnitts und
Einsiedlerkrebse, Eremten, Brnhardskrebse, jede Wiederaufnahme des Spiels nach einem
zehnfüßige Krebse mit weichem Hinterleib, den sie in Regelverstoß oder einer Spielunterbrechung (»Bully«).
einer leeren Schneckenschale bergen. Bei Gefahr Einzelhandel, in der Schweiz Detailhandel, Zweig des
ziehen sie sich in das Gehäuse zurück und versperren Handels, der die Waren dem Endverbraucher
den Eingang mit der größeren der beiden Scheren. zuführt. Betriebsformen: Fach- und Spezialgeschäf-
Einige Arten leben stets in Symbiose mit Seeanemo- te, Waren- und Kaufhäuser, Discounter, Filialbetrie-
nen. Diese sitzen auf dem Schneckenhaus, schützen be, Fachmärkte, Selbstbedienungswarenhäuser u. a.
den E. durch ihre Nesselfäden vor Angreifern und Einzeller, Lebewesen, die nur aus einer Zelle bestehen,
nehmen einen Teil seiner Beute als Nahrung. Beim wie Bakterien, viele Algen, Urtiere.
Umzug in ein neues Gehäuse nimmt der E. die Einzugsermächtigung, Ermächtigung des Konto-
Seeanemone mit. inhabers an seine Bank, an ihn gerichtete Rechnungen
Einspritzmotor, Verbrennungsmotor, bei dem die eines Zahlungsempfängers zu begleichen.
Herstellung eines zündfähigen Kraftstoff-Luft-Ge- Éire [ˈeːri], der irische Name für Irland.
misches nicht im Vergaser, sondern durch Benzinein- Eirne, griech. Friedensgöttin, Tochter von Zeus und
spritzung erfolgt (Einspritz-Ottomotor). Themis; eine der Horen; mit der röm. Pax gleichgesetzt.
Einspruch, Rechtsbehelf, bes. gegen Versäumnis- Eis, fester Zustand des Wassers, der gewöhnlich bei 0 °C
urteile, Vollstreckungsbescheide, Strafbefehle, eintritt (Gefrierpunkt). Wasser, das unter starkem
Kündigung eines Arbeitsverhältnisses und gegen Druck steht, gefriert bei tieferer Temperatur. Beim
Verfügungen des Finanzamts (z. B. Steuerbescheide). Gefrieren dehnt sich das Wasser um etwa 1⁄11 seines
Einstand, engl. Deuce [djuːs] das, Tennis: das
INE Rauminhalts aus, daher schwimmt das E. bei einer
Gleichziehen im Punktstand (»40 beide«), ebenso Dichte von 0,916 g/cm3 auf Wasser. Auf der
wenn nach Vorteil (Advantage) wieder ausgeglichen Ausdehnung beim Gefrieren beruht die Spreng-
wurde. wirkung des Wassers bei der Verwitterung.
Eisberg, abgebrochenes Endstück des Inlandeises oder
nstein,
E

Albert, dt. Physiker (ab 1901


Einstein EINE der Polargletscher, das im Meer schwimmt und mit
schweizer., ab 1940 amerikan. Staatsbürger), * 1879, nur etwa 1⁄7 seiner Masse über die Meeresoberfläche
† 1955. 1905 stellte Einstein die spezielle, 1916 die aufragt.
allgemeine Relativitätstheorie auf und erhielt 1921
den Nobelpreis für Physik. 1931 emigrierte er in die Eisbrecher, Spezialschiffe mit starkem
USA, wo er als Professor in Princeton lehrte. Doch der Antrieb zum Öffnen von Fahrrinnen im Eis. E.
geniale Naturwissenschaftler war auch ein politisch verfügen zusätzlich über eine spezielle Bug- und
engagierter Mensch. Einstein lehnte Militarismus Rumpfform sowie eine äußerst stabile Außenhaut.
und den Krieg als Mittel der Politik ab und wurde Die ersten E. entstanden bereits im 19. Jh.
1901 aus Protest gegen das wilhelminische
Deutschland Schweizer Staatsbürger. 1939 verfasste Drücken, schneiden, stampfen
er einen Brief an Präsident Roosevelt, in welchem er Eisbrecher sind die schwimmenden Kraftprotze unter
vor einer Bombe neuen Typs warnte, die Deutschland den Schiffen. Mit ihrem flachen Bug schieben sie sich
möglicherweise entwickele. Doch seine Mahnung auf das Eis, das unter ihrem Gewicht zerbricht.
brachte das US-amerikanische Atombombenpro- Kleinere Eisbrecher besitzen oftmals eine Stampfanla-
gramm erst ins Rollen. Nach den Schreckensbildern ge, die die Eisdecke wie ein Schlagbohrer zersprengt.
von Hiroshima und Nagasaki setzte sich Einstein Russische atomgetriebene Eisbrecher schmelzen
gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern gegen den vielfach das Eis am Bug an. Neuere Eisbrecher
Einsatz von Nuklearwaffen ein. verfügen über Schneiden, die die Schollen zerstückeln
und unter die seitlichen Eisränder schieben.
lc hen
t sich er, m it we
Ic h bi n m ir nich au sg et ra gen
d er d ri tt e Wel tk ri eg
Wa ffen
Eisen das, Symbol Fe [von lat. Ferrum], chem. Element,
eg werden
viert en Wel tk ri
Eisen EISE

wichtigstes Schwermetall, OZ 26, relative Atommas-


w ird, a ber im m pfen.
un d S tein en kä
se 55,847, D 7,87 g/cm3, Fp 1536 °C, Sp 2750 °C. Reines
si e m it S tö ck en E. ist silberweiß, sehr weich und dehnbar; an feuchter
ert Einstein
Alb
Luft oxidiert (rostet) es. Es lässt sich bis 768 °C leicht
magnetisieren. – E. kommt meist in Erzen vor, selten
nstein-Gleichung [nach A. Einstein], die Gleichung gediegen (z. B. in Meteoriten). Die wichtigsten E.-Erze
E = mc2 , die die Äquivalenz von Energie E und Masse sind: Magnet-, Rot-, Brauneisenstein, Eisenspat,
m zum Ausdruck bringt (c Lichtgeschwindigkeit). Pyrit. E. ist aber auch Bestandteil lebensnotwendiger
einstweilige Verfügung, gerichtl. Maßnahme zur Enzyme bei allen Lebewesen; der gesamte E.-Gehalt
vorläufigen Sicherung von Ansprüchen. des menschl. Körpers beträgt 3 bis 5 g.
EIN
nungsmotoren, Dampfmaschinen,
Elektromotoren) fortbewegt
EIS
werden; entweder als Triebwagen
oder als Lokomotive mit angehäng-
ten E.-Wagen. Man unterscheidet
nach der Spurweite Breit-,
Regel- (Normal-) und Schmal-
spurbahnen. In Dtl. erfolgt die
Einteilung der Zuggattungen im
Personenverkehr nach Geschwin-
digkeit, Reichweite und Häufigkeit
der Haltestellen: S-Bahnen (S) im
Bereich von Großstädten und
Ballungsgebieten, Nahverkehrs-
züge in den Regionen mit
InterRegioExpress (IRE),
RegionalExpress (RE) und
RegionalBahn (RB) und Fernzüge
mit Intercityexpress (ICE) und
Intercity (IC) sowie nachts
Intercitynight (ICN). In Europa
verkehren Eurocity (EC) und Thalys
(THA), für den Nachtreiseverkehr ergänzt
durch EuroNight (EN) und CityNightLine.
Höchstgeschwindigkeit bei S-Bahnen bis 100 km/h,
im Regionalverkehr bis 140 km/h, bei IC-Zügen 200
km/h. Der ICE wurde 1991 eingeführt (Höchst-
geschwindigkeit als ICE 3 330 km/h).

Herstellung: E. Der langsamste Schnellzug der Welt


wird technisch durch Verhüttung von Eine Fahrt mit dem Glacier-Express zwischen
E.-Erzen gewonnen, die i. d. R. mehr als 60 % Fe Zermatt und St. Moritz ist nicht nur ein landschaftli-
enthalten. Der Hochofen ist ein Schachtofen zur ches, sondern auch ein architektonisches Erlebnis.
Gewinnung von Roheisen aus Eisenerzen; er wird an Die seit 1930 befahrene Strecke führt durch
d. Schachtöff nung (Gicht) schichtweise mit Koks u. insgesamt 91 Tunnel und über 291 Brücken, die in
Möller (Erze, Schlacken bildende Zuschläge) den alpinen Felsformationen verankert sind und
beschickt. Durch aus dem Winderhitzer (Cowper) teilweise über tiefe Schluchten führen. Der von den
eingeblasene Heißluft verbrennt der Koks, das Schweizern als »langsamster Schnellzug der Welt«
kohlenoxidhaltige Verbrennungsgas steigt hoch und gefeierte Express benötigt für die etwa 300 km lange
verbindet sich mit dem Sauerstoff der Erze; das frei Strecke, die ihn auch über den 2033 m hohen
werdende Eisen verflüssigt sich, nimmt dabei Oberalppass führt, gut sieben Stunden. Seit 1982
Kohlenstoff auf und sammelt sich im Gestell; aus der verkehren die roten Panoramazüge auch ganzjährig:
Gicht des Hochofens entweichendes Gas (Gichtgas) Der Furka-Basistunnel macht die Strecke seither
erwärmt die Verbrennungsluft. Tagesleistung eines auch im Winter passierbar.
Hochofens bis über 11 000 t. Als alternative
Möglichkeiten zur Erzreduktion im Hochofen
wurden Direktreduktionsverfahren sowie Schmelz- senbarth, senbarth, Johann Andreas, dt.
reduktionsverfahren entwickelt. Heilkundiger, * 1663, † 1727; erfolgreicher Arzt,
Eisensorten: Das Erzeugnis des Hochofens ist das wurde durch sein marktschreier. Verhalten zum
Roh-E. mit über 3,5–4,5 % Kohlenstoff . Es erweicht Typus des Quacksalbers (»Ich bin der Doktor E.«).
beim Erhitzen nicht allmählich, sondern plötzlich Eisenhower [ˈaɪzənhaʊə], Dwight David, amerikan.
und lässt sich daher nicht schmieden, walzen, General und Politiker, * 1890, † 1969; im Zweiten
hämmern, pressen oder schweißen; es kann nur zu Weltkrieg Oberster Befehlshaber der verbündeten
Gusswaren (Guss-E.) verarbeitet werden im Ggs. zum Landungsarmee 1944; schied 1948 aus dem aktiven
→ Stahl mit weniger als 2 % Kohlenstoff . Dienst aus und wurde Präs. der Columbia-Univ. E.
senach, Stadt in Thür., 44 100 Ew., am NW-Rand des
Eisenach EISE war 1953–61 der 34. Präs. der USA (Republikaner).
Thüringer Waldes; ev. Bischofssitz, Luther-, Eisenhower-Doktrin [ˈaɪzənhaʊə-], Erklärung von
Eisenhower-Doktrin EISE

Bachhaus, Thüringer Museum; Opelwerk, Maschi- Präs. Eisenhower an den amerikan. Kongress vom
nenbau, elektrotechnisch-elektron. Ind.; starker 5. 1. 1957 über die Bereitschaft der amerikan. Reg.,
Fremdenverkehr. Über E. die → Wartburg. die Staaten des Nahen Ostens gegen kommunist.
Aggression zu unterstützen.
Eisenbahn, schienengebundenes Verkehrs- Eisenhut der,  Acontum, staudige, blau, gelb oder
mittel zum Transport von Personen und Gütern, weiß blühende Hahnenfußgewächse, enthalten 225
dessen Fahrzeuge durch Maschinenkraft (Verbren- giftige Alkaloide.

Eisenhut E
E Eisenkraut
226 Eisenkraut, Verbne, Gattung der Eisenkrautge-
Eisenkraut EISE sernes Tor, Durchbruchtal der Donau zw.
wächse, u. a. Echtes E., einheim. blasslilafarben Südkarpaten und Ostserb. Gebirge. In der Enge von
blühende Staude; aus Amerika als Zierpflanze Cazane an der rumänisch-serb. Grenze wird der
eingebürgert z. B. Verbena rigida. sonst bis 1 km breite Strom auf 172 m eingeengt;
Eisenman [ˈaɪzənmæn], Peter David, amerikan. Großkraftwerk.
Architekt, * 1932; Vertreter einer streng geometr. Eisheilige Pl., volkstümliche Bezeichnung für die
Architektur (Entwurf für das zentrale Holocaust- Tagesheiligen des 11. bis 13. 5. (Mamertus,
Mahnmal in Berlin, Ausführung 2000–04) Pankratius, Servatius), mancherorts auch noch des
Eisenspat der, Sidert, Spat|eisenstein, FeCO3, Mineral 14. und 15. 5. (Bonifatius, »kalte« Sophie). An diesen
mit 48,2 % Eisen. Tagen treten in Mitteleuropa häufig Kälterück-
senstadt, Hptst. des Burgenlands, Österreich, schläge auf.
12 200 Ew.; Handelsakad.; Joseph-Haydn-Konser- Eishockey [-hɔke, auch -hɔki], auf einer Eisfläche
Eishockey EISE

vatorium; Weinkellereien. In Schloss Esterházy betriebenes Torspiel zweier Mannschaften von je 6


wirkte 1761–90 J. Haydn. Spielern (1 Torhüter, 2 Verteidiger, 3 Stürmer) und
senstein, Sergei Michailowitsch, sowjet. Filmregis- bis zu 18 ständigen Auswechselspielern. Die Spieler
seur, * 1898, † 1948; »Panzerkreuzer Potemkin« (1925). sind mit speziellen Schlittschuhen, Stöcken
Eisenzeit, das auf die Bronzezeit folgende vor- (Schlägern) und (wegen der erlaubten Behinderun-
geschichtl. Zeitalter, in dem Eisen der wichtigste gen beim Kampf um die Scheibe) besonderer
Werkstoff wurde. Die E. setzte in Mitteleuropa etwa Schutzausrüstung versehen. Die Hartgummischeibe
im 7. Jh. v. Chr. ein und wird gegliedert in eine ältere (Puck) soll möglichst oft ins gegner. Tor geschlagen
(Hallstattzeit) und eine jüngere Periode (→ La-Tène- werden.
Kultur), die etwa bis Christi Geburt reicht. Eislauf, gliedert sich in sportl. Wettbewerbe im
Eiserner Vorhang, von Churchill 1946 geprägtes Eisschnelllauf (Strecken von 500 bis 10 000 m) auf
Schlagwort für die Abschließung des sowjet. einer 400 m langen Rundbahn, Shorttrack
Machtbereichs von der übrigen Welt. (Kurzbahneisschnelllauf), Eiskunstlauf (Kurzpro-
Eisernes Kreuz, Abk. E. K., dt. Kriegsauszeichnung gramm, Kür) und Eistanz (Pflicht-, Original-,
für alle Dienstgrade, gestiftet erstmals 1813; seit 1957 Kürtanz).
ist in der Bundesrep. Dtl. das Tragen des E. K. nur sleben, Ltherstadt E., Stadt im Landkreis
ohne Hakenkreuz erlaubt. Mansfeld-Südharz, Sa.-Anh., im östl. Harzvorland,

Der etwa spat-


zengroße Eisvo-
gel nimmt täg-
lich 15 bis 30
Gramm Nahrung
zu sich, meist
kleine Fische
und Wasser-
insekten. Er
fischt in vielerlei
Gewässern, nur
klar genug müs-
sen sie sein für
die Sicht auf die
Beute. Denn der
pfeilschnelle
Tauchgang kos-
tet Energie. Er
darf nicht zu oft
erfolglos blei-
ben.
EIS
21 300 Ew.; Geburts- und Sterbehaus M. Luthers
(Weltkulturerbe).
schneidet. Durch den jährl. Umlauf der Erde um die
Sonne entsteht der Eindruck, als bewege sich die
ELB
sler, Hanns, dt. Komponist, * 1898, † 1962; polit. Sonne unter den Sternen der in der Mitte des
Songs, Film-, Bühnenmusik (u. a. zu Werken von Tierkreises liegenden E.; deshalb spricht man auch
B. Brecht); komponierte die DDR-Nationalhymne. von der E. als der scheinbaren Sonnenbahn der
sner, Kurt, dt. Publizist und Politiker (USPD), * 1867, Sphäre. Die E. schneidet im Frühlings- und im
† 1919; rief am 7. 11. 1918 in München die Rep. aus, Herbstpunkt, den Tagundnachtgleichen (Äquinok-
versuchte Rätesystem und Parlamentarismus zu tien), den Himmelsäquator unter einem Winkel von
vereinbaren; bayer. Min.-Präs. bis zur Ermordung etwa 23° 27′, der als »Schiefe der E.« bezeichnet wird.
durch A. Graf von Arco auf Valley; sein Tod wurde Ekstse die,  rauschhafter Zustand des »Außer-sich-
zum Signal für die Ausrufung der Räterepublik. Seins«, spontan auftretend (bei starker nervl.
Eissegeln, Segeln mit einer Eisjacht, beim Eissurfen Erregung) oder durch Askese, Musik, Tanz, Drogen
mit Surfbrett auf Metallkufen. u. a. herbeigeführt. Ekstatikern werden in vielen
Eisstockschießen, Wurf- und Zielspiel, bei dem eine Religionen durch göttl. Mächte vermittelte über-
eisenbeschlagene Holzscheibe mit Griff (Eisstock) auf natürl. Fähigkeiten (z. B. Prophetie) zugeschrieben.
glatter Eisbahn (auch Asphaltbahn) möglichst nahe Ekzm das, Bez. für versch. auf Überempfindlichkeit
an das Ziel (Daube) geschoben wird. der Haut beruhende Hautkrankheiten, meist von
Jucken und Brennen begleitet.
Eisvogel, die bekannteste Art der Familie der Elagbal, Heliogbalos, röm. Kaiser (seit 218), * 204,
Eisvögel, die in Eurasien und N-Afrika beheimatet † (ermordet) 222; urspr. Hoher Priester des
ist, 17 cm lang, blau schillernd mit rötl. bis Lokalgottes E., den er 219 in Rom als Sonnengott zur
rostbrauner Unterseite. Der Eisvogel lebt zumeist an Reichsgottheit erhob.
naturnahen Bächen, Flüssen und Seen und taucht El-Alamn, Ort in Ägypten, westlich von Alexandria.
nach Wasserinsekten und Fischen. Hier brachten die Engländer 1942 den Vorstoß der
Eiswein, ein sehr zucker- und säurereicher Wein aus Panzerarmee Rommels zum Stehen; Soldatenfried-
bei mindestens −7 °C gefrorenen und erst dann höfe für 90 000 Gefallene.
gelesenen Trauben. lam, altoriental. Reich östl. vom unteren Tigris, im
Eiszeitalter, Abschnitte der Erdgeschichte mit
Eiszeitalter EISE heutigen iran. Randgebirge; historisch eng mit
mehrmaliger starker Zunahme der Vereisung durch Babylonien verknüpft. Ab 1785 v. Chr. weitgehende
Klimaänderung. Der Anfang des letzten E. (Diluvium Unabhängigkeit; um 1325 v. Chr. Einnahme der
oder Pleistozän) liegt rd. 2,5 Mio., das Ende 12 000 Hptst. Susa durch Babylon; im 13. Jh. kulturelle Blüte.
Jahre zurück. Etwa 11 % der Erdoberfläche waren Um 1110 v. Chr. Eroberung durch den babylon. König
eisbedeckt (heute rd. 3 %). Mehrere Eis- oder Nebukadnezar I. Im 8. Jh. v. Chr. Bildung eines
Kaltzeiten, in denen die Temperaturen in Mittel- neuelam. Reiches, 646 v. Chr. assyr. Eroberung von
europa 8 bis 12 °C tiefer lagen als heute, wechselten Susa; später in Persien aufgegangen.
mit Zwischen-E. (Warmzeiten), in Klima und Elastizitt die,  Eigenschaft eines Körpers, durch
Vegetation der Gegenwart ähnlich. In Europa reichte äußere Kräfte verursachte Form- und Volumenver-
das Inlandeis bis an die dt. Mittelgebirge; die Brit. änderungen nach Beendigung der Kraftwirkungen
Inseln, Alpen, Vogesen, Schwarzwald, Böhmerwald, rückgängig zu machen.
Riesengebirge, Karpaten und Pyrenäen waren Elt, Elth, Eilth, Hafenstadt in S-Israel am Golf von
ebenfalls z. T. vergletschert. Die Vereisung und ihr Akaba, 29 900 Ew.; Erdöleinfuhr, Kupferausfuhr;
Rückzug haben bes. die Oberflächen Nord-Dtl.s Seebad. – Das bibl. E. lag beim heutigen Akaba.
gestaltet (Moränen). lba, ital. Insel im Mittelmeer, zw. Korsika und dem
Eiter der, gelbe, undurchsichtige Absonderung des ital. Festland; 223 km 2, 30 000 Ew.; v. a. Fremdenver-
verletzten, durch Bakterien besiedelten und daher kehr. Hauptort: Portoferraio. 3. 5. 1814 bis 26. 2. 1815
entzündeten Gewebes, besteht aus Gewebeflüssig- Verbannungsort Napoleons I.
keit, weißen Blutkörperchen und Gewebezellen. Die lbe die, tschech. Lbe, einer der Hauptströme
E.-Bildung ist eine Abwehrreaktion des Körpers. Mitteleuropas, kommt vom Böhm. Riesengebirgs-
Eiweiß das, 1) ursprüngl. Bez. für Protein. – 2) Bez. für kamm, durchbricht das Böhm. Mittelgebirge und das
das Eiklar des Hühnereis. Elbsandsteingebirge, durchfließt das Dresdner
Ejakulatin die, Samenerguss, Ausspritzung des
Ejakulation EJAE Becken und die Norddt. Tiefebene und mündet bei
männl. Samens. Cuxhaven, 15 km breit, in die Nordsee. Stromlänge:
EKD, Abk. für → Evangelische Kirche in Deutschland. 1165 km, davon 940 km schiffbar. Ein weit verzweig-
EKG,  Abk. für → Elektrokardiogramm. tes Kanalnetz (Mittelland-, E.-Lübeck-, E.-Havel-Ka-
Eklamps die, mit Bewusstlosigkeit und Krämpfen nal, Elbeseitenkanal u. a.) verbindet die E. mit dem
verbundene, plötzlich auftretende, schwere Ruhrgebiet, der Ostsee, Berlin und der Oder. 2002
Erkrankung im letzten Drittel der Schwangerschaft. führte extremes Hochwasser zu katastrophalen
Eklktiker Pl., hellenist. Philosophen, die aus versch. Überschwemmungen in Dtl. und in der ČR.
Lehren ihnen Zusagendes auswählten und daraus Elbląg [ˈɛlblɔŋk], dt. lbing, Stadt in der poln. Wwschaft
Elbląg ELBE

ihre eigene, scheinbar neue Philosophie (Eklek- Ermland-Masuren, 128 000 Ew.; Hafen am schiff-
tizsmus) zusammenstellten. baren E.-Fluss; Bischofssitz; Turbinenbau. Im 13. Jh.
Eklpse [griech.] die, Sonnen- oder Mondfinsternis. im Schutz einer Burg des Dt. Ordens gegründet, alte
Eklptik die, Großkreis am Himmel, in dem die Ebene Hansestadt. 227
der Erde um die Sonne die gedachte Himmelskugel

Elbląg E
E Elbrus
228 lbrus der, höchster Berg des Kaukasus, Westgipfel öffentl. Hand (z. B. Ausschreibungen) von Business to
5642 m, in Russland. Government (kurz B2G).
Elbsndsteingebirge, aus Kreidesandsteinen
Elefnten,
Elbsandsteingebirge ELBE

aufgebautes Bergland beiderseits der Elbe, zw. Familie der Rüsseltiere, mit
Elefanten ELEE

Erzgebirge und Lausitzer Gebirge, im Hohen greiff ähiger Rüsselnase und grauer, dünn behaarter
Schneeberg 721 m hoch; reich an Felsen und Tafel- Haut. E. leben in Herden, ernähren sich von Blättern
bergen; das dt. Gebiet beiderseits des Elbdurchbruchs und Zweigen. Die Stoßzähne aus → Elfenbein sind bis
wird Sächs. Schweiz gen.; zwei Nat.-Parks (168 km 2). 90 kg schwer. Die mit 8 bis 12 Jahren geschlechts-
lbtunnel, 1) für Fahrzeuge und Fußgänger, 23,5 m reifen weibl. E. gebären nach einer Tragzeit von 20 bis
unter dem Elbspiegel, 450 m lang. – 2) Autobahntun- 22 Monaten meist ein Junges. Der Afrikan. E. ist mit
nel, 3100 m lang (einer der längsten Unterwasser- 5,5 bis 7,5 m Körperlänge, bis 4 m Schulterhöhe und
Straßentunnel der Erde, bestehend aus 3 Röhren), 6 t Gewicht das größte und schwerste Landsäugetier.
1975 eröff net. 2002 wurde die 4. Elbtunnelröhre In den Regenwäldern Westafrikas lebt der kleinere,
fertiggestellt. rundohrige Waldelefant; Schulterhöhe nur 2,40 m.
Elbrs der, Gebirge in N-Iran, am Kasp. Meer; im Der Asiat. E. ist ebenfalls kleiner. Er dient vielfach als
Vulkan Demawend 5 671 m hoch. Zug- und Lasttier; durch Zersiedelung seines
Elch der, len, plumpes, hochbeiniges, 2,4–3,1 m Lebensraums bedroht.
körperlanges und 1,8–2,4 m schulterhohes Hirschtier,
männl. E. mit Schaufelgeweih; lebt in Sumpfgegen- Gefährdetes Gefüge
den NO-Europas, N-Asiens, Nordamerikas. Ähnlich wie Menschen haben Elefanten ein stark
Elche [ˈɛltʃə], Stadt in der Prov. Alicante, Spanien, ausgeprägtes Sozialverhalten, allerdings mit
189 800 Ew.; hat z. T. maur. Gepräge; in der Nähe der überwiegend matriarchalischen Strukturen. Die
Palmenwald von E., die bedeutendste Dattelpalmen- Elefanten ziehen ihre Jungen im Gruppenverband auf,
oase Europas (Weltkulturerbe). pflegen Kranke und nehmen Rücksicht auf schwächere
Eldordo [span.] das, sagenhaftes Goldland im Innern Clanmitglieder. Da durch Wilderer auf der Jagd nach
des nördl. Südamerika;  glückl. Land, Paradies. Elfenbein vor allem ältere, erfahrene Tiere getötet
werden, bricht das Sozialgefüge der Elefanten immer
E-Learning [ˈiːləːnɪŋ, engl.], Kw. für Electronic mehr auseinander. Insbesondere Jungtiere zeigen
Learning [ɪlekˈtrɔnɪk ˈləːnɪŋ], elektrnisches Lernen, Verhaltensstörungen mit gesteigerter Aggressivität.
bezeichnet das computergestützte Lernen unter Beim Verlust der Mutter leiden sie beispielsweise unter
Nutzung von Multimedia- und Netzwerktechnologien. Alpträumen, körperlicher Retardierung und sozialer
Vereinsamung bis hin zum selbstgewählten
Von Entwicklungsländern lernen jahrelangen Einzelgängertum.
Vergleicht man das Ausmaß, in dem die 60 größten
Volkswirtschaften E-Learning-Techniken einsetzen,
kommt Deutschland nur auf Platz 17. Anders als Eleg die, formal jedes Gedicht im Versmaß des
etwa in Schweden oder Kanada fehlen an deutschen Distichons; auf den Inhalt bezogen ein wehmütiges,
Schulen häufig nicht nur Computer und Software für Resignation ausdrückendes Gedicht.
Online-Lernangebote, sondern vor allem didaktische Elktra, griech. Sage: Tochter des Agamemnon,
Konzepte. Bei der Akzeptanz von E-Learning-An- Schwester der Iphigenie, half ihrem Bruder Orest,
geboten liegt Deutschland von 69 Ländern sogar nur den von Ägisth und Klytämnestra ermordeten Vater
auf Platz 23. Dabei muss es gar nicht immer die zu rächen; oft dichterisch behandelt (Aischylos,
teuerste Technik sein: In Bangladesh, einem der Sophokles, Euripides, J. Giraudoux u. a.).
ärmsten Länder der Welt, meldeten sich Ende 2009 elktrische Fische, verschiedenartige Knorpel- und
mehr als 300 000 Menschen, um Englisch zu Knochenfische mit elektr. Organen und Elektro-
lernen – durch SMS-Kurse auf ihrem Mobiltelefon. rezeptoren. Bei manchen e. F. (z. B. Nilhechten)
dienen die Impulse v. a. der Orientierung, bei anderen
(z. B. Zitterrochen, Zitteraal) werden durch
Electronic Banking [ɪlɛkˈtrɔnɪk ˈbænkɪŋ], das,
Electronic BankingELEE Stromstöße auch Feinde abgewehrt, Beutetiere
computergestützte, kundenbezogene Bankdienst- betäubt oder getötet.
leistungen. elktrisches Feld,  ein → Feld, das von ruhenden
Electronic Cash [ɪlekˈtrɔnɪk ˈkæʃ] das, bargeld- und
Electronic CashELEE oder bewegten elektr. Ladungen und durch zeitlich
scheckloses Zahlungsverfahren mittels ec-, veränderl. Magnetfelder erzeugt wird; gekennzeich-
Kredit- oder Bankkarte. Nach Eingabe der persönl. net durch die elektr. Feldstärke E und die elektr.
Identifi kationsnummer und Bestätigung des Flussdichte D.
Zahlungsbetrages erfolgt nach Autorisierungsprü- Elektrizitt die, alle Erscheinungen im Zusammen-
fung die Abbuchung vom Konto des Kunden. hang mit ruhenden oder bewegten elektr. Ladungen
Electronic Commerce [ɪlekˈtrɔnɪk kɔˈməːs] der, Abk. oder den damit verbundenen elektr. und magnet.
E-Commerce, Handel mit Waren und Dienstleis- Feldern. In der Natur fi nden sich positive und
tungen, v. a. per Internet. Bei Geschäftsbeziehungen negative Ladungen. Gleichnamige Ladungen stoßen
zw. Unternehmen spricht man von Business-to-Busi- sich ab, ungleichnamige ziehen sich an. Die Kräfte
ness (kurz B2B), bei Geschäften zw. Unternehmen werden durch das elektr. Feld vermittelt, das jede
und Privatkunden von Business-to-Consumer (kurz Ladung um sich herum aufbaut und das durch
B2C) und bei Transaktionen zw. Unternehmen und Feldlinien veranschaulicht werden kann. Längs einer
ELB
ELE

Normalerweise sind Elefanten


friedliche Tiere. Gefährlich kann es
aber werden, wenn ein Elefanten-
bulle sich in der einmal jährlich statt-
findenden Musth befindet, einer Pha-
se erhöhter Angriff slust, die durch
einen Testosteronschub ausgelöst wird.
Er kämpft in dieser Zeit mit Rivalen,
greift aber auch jeden anderen an, der
ihm in die Quere kommt.

Feldlinie wirkt die elektr. Feldstärke, zw. 2 Punkten elektr. und magnet. Felder nicht mehr getrennt
einer Feldlinie herrscht eine elektr. Spannung. Die beschreiben, sondern nur gemeinsam als elektro-
Spannung in einem Feldpunkt gegen einen Leiter, magnet. Feld, dessen Stärke sich periodisch ändert.
z. B. Erde, heißt dessen Potenzial, eine Spannung zw. Von stoffl . Trägern losgelöste Ladungen gibt es nicht;
2 Feldpunkten ist deren Potenzialdifferenz. Ein die kleinsten stoffl . Ladungsträger sind die
elektr. Strom entsteht, wenn sich Ladungen entlang Elementarteilchen, insbesondere Elektronen und
einem Potenzialgefälle fortbewegen. Stoffe, die einer Protonen. Die Elektronen sind mit ihren Bahnimpul-
solchen Bewegung keinen nennenswerten Wider- sen und Spins die Ursache der wichtigsten magnet.
stand entgegensetzen, heißen Leiter, die übrigen Atomeigenschaften. Die im Kristallgitter von
Halbleiter oder Isolatoren (Nichtleiter). Jede bewegte Metallen locker gebundenen Elektronen verursachen
Ladung besitzt außer dem elektr. ein magnet. Feld, die metall. E.-Leitung. SI-Einheiten: Stromstärke:
dessen Feldlinien die Bewegungsrichtung der Ampere. Spannung: Volt. Widerstand: Ohm.
Ladung kreisförmig umschlingen. Ein in geschlosse- Leistung: Watt. Ladung: Coulomb.
nem Kreis fl ießender Strom verhält sich daher wie Elektrizittszähler, Energieverbrauchszähler, Gerät
ein Magnet: Solche Kreisströme ziehen sich an, wenn zur Messung elektr. Arbeit.
die Ströme gleichgerichtet fl ießen, oder stoßen sich Elektro|akstik, techn. Gebiet, das die Erzeugung,
ab, wenn die Ströme entgegengesetzt gerichtet sind. Verstärkung, Übertragung, Speicherung, Wieder-
Diese Regeln gelten auch für stromdurchflossene gabe sowie Analyse und Synthese von Schall mit
Leiterstücke (Ampère’sches Gesetz). elektrotechn. Hilfsmitteln behandelt; Anwendung
Ändert sich die Geschwindigkeit einer bewegten z. B. in der Raumakustik, bei Lautsprechern,
Ladung, so ändert sich auch die magnet. Feldstärke, Mikrofonen, elektr. Musikinstrumenten.
wodurch ein zusätzl. elektr. Feld entsteht (»indu- Elektrochem, Lehre vom Zusammenhang chem. und
Elektrochemie ELEE

ziert« wird), das die magnet. Feldlinien ringförmig elektr. Vorgänge, z. B. in → galvanischen Elementen,
umgibt. Dieses ist so gerichtet, dass es der Geschwin- → Akkumulatoren und bei der → Elektrolyse.
digkeitsänderung der Ladung entgegenwirkt Elektrochirurg, ärztl. Anwendung der bei
Elektrochirurgie ELEE

(Lenz’sche Regel); andererseits vermag es andere Hochfrequenzströmen auftretenden Joule’schen


Ladungen in Bewegung zu setzen (Induktionsstrom). Wärme zur Gewebezerstörung durch Gerinnen
Bei rasch hin- und herschwingenden Ladungen, wie (Elektrokoagulation) sowie zur Gewebedurchtrennung 229
sie einem Wechselstrom zugrunde liegen, lassen sich (Elektrotomie) oder -entfernung (Elektroresektion).

Elektrochirurgie E
E Elektrode
230 Elektrde die, in elektr. Stromleitern die Übergangs- eingehen. Den Ladungstransport durch Ionen nennt
stelle von metall. Leitern auf Leitung durch Ionen (in man Ionenleitung, die Lösungen oder Schmelzen, in
Flüssigkeiten und Gasen) oder durch freie Elektronen denen er auftritt, Ionenleiter oder Elektrolyte, die zur
im Vakuum. Die positive E. heißt Anode, die negative Kathode wandernden positiven Ionen Kationen, die
Kathode. zur Anode wandernden negativen Anionen. Die
Elektrodynmik die, Lehre von den zeitlich abgeschiedene Stoffmenge entspricht dem Produkt
veränderl. elektromagnet. Feldern. des elektr. Stroms und der Zeit.
Elektro|enzephalogrmm das, Abk. EEG, Kurve der Elktromagnet der, Spule mit Weicheisenkern. Fließt
Aktionsströme des Gehirns; wichtigste Unter- durch sie ein Strom, magnetisiert sich das Eisen.
suchungsmethode der Gehirntätigkeit ist die elektromagntische Wellen, räumlich und
Elektroenzephalographie. zeitlich period. elektromagnet. Felder, die sich mit
Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Sie entstehen,
Elktrofahrzeug, mit Elektromotoren wenn elektr. Ladungsträger sich beschleunigt
angetriebenes Kraftfahrzeug. Die elektr. Energie bewegen, und werden insbes. von schwingenden
wird einer Oberleitung, einem mitgeführten elektr. oder magnet. Dipolen abgestrahlt. Ihre
Akkumulator, einem Generator (durch einen Frequenzen bzw. Wellenlängen bilden das
Verbrennungsmotor angetrieben), einer Brennstoff- elektromagnet. Spektrum. Lichtwellen sind e. W. mit
zelle (→ Brennstoffelement) oder direkt aus Wellenlängen zw. etwa 380 und 780 nm (sichtbares
Solarzellen (Solarmobil) entnommen. E. werden in Licht). E. W. werden in der Funktechnik, beim
Werkhallen, Bahnhöfen u. Ä. als Transport- und Hör- und Fernsehfunk usw. verwendet.
Hubfahrzeuge eingesetzt. Elektroautos werden als Elktromotor, elektr. Maschine, die elektr. in
Autos der Zukunft für den innerstädt. Verkehr mechan. Energie umwandelt mit Hilfe der Kraft-
entwickelt und sind z. T. schon im Einsatz. wirkung zw. einem Magnetfeld und einem
stromdurchflossenen Leiter. Hauptteile sind der fest
Des Kaisers Elektroantrieb stehende Ständer (Stator) mit der Erregerwicklung
»Stinkekarren« wollte Wilhelm II. keinesfalls fahren, und der drehbare Läufer (Rotor, Anker) mit der
sehr wohl aber Modelle wie den 1907 präsentierten Ankerwicklung. Alle E. können auch als Generatoren
»Mercedes Electrique« mit elektrischen Radnaben- verwendet werden. Man unterscheidet zw.
motoren. Im Herbst 1908 nahm die Berliner Feuerwehr → Linearmotoren und Rotationsmotoren (E. i. e. S.)
sogleich die ersten vier Fahrzeuge mit Elektroantrieb sowie nach der Art der Stromversorgung zw. Gleich-,
in Dienst. Dass sich dennoch der mit Benzin Wechsel- und Drehstrommotoren.
betriebene Verbrennungsmotor durchsetzte, lag lange Gleichstrommotoren arbeiten mit → Gleichstrom und
an den Batterien. Sie waren zu schwer, zu groß und werden für Spezialantriebe verwendet (z. B. als
lieferten zu wenig Energie, um konkurrenzfähig zu Reihenschlussmotor für Fahrzeuge und Anlasser von
sein. Doch mittlerweile sind Elektroroller mit 45 Verbrennungskraftmaschinen). Drehstrommotoren
Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit und einer sind mit → Drehstrom betriebene E. Je nach Bauart
Reichweite von deutlich über 150 Kilometern auf dem des Läufers unterscheidet man Drehstromasynchron-
Markt. Auch beim Auto rechnen Experten damit, dass motoren (Drehung des Rotors asynchron zum
alleine in Deutschland bis 2020 mindestens eine Ständerdrehfeld; der meistangewandte Motor,
Million Autos mit Strom fahren werden. enthält im Ständer 3 um 120° versetzte Wicklungs-
stränge) und Drehstromsynchronmotoren (Drehung
des Rotors synchron zum Ständerdrehfeld; für
Elektrokardiogrmm das, Abk. EKG, die Kurve der gleichbleibende, vom Drehfeld abhängige Drehzahl:
Aktionsströme des Herzens; dient der Diagnostik von als Drehstrommotor mit Gleichstromerregung für
Herzerkrankungen. größere Leistung, als Einphasenmotor für
Elektrokrampftherapie, veraltet Elektroschock, Kleinstmotoren). Zu den mit (einphasigem)
Behandlungsmethode, bei der – heute unter → Wechselstrom gespeisten Wechselstrommotoren
Kurznarkose mit Muskelentspannung – elektr. Strom gehört der Einphasenwechselstrommotor (mit
zur Erzeugung generalisierter Krampfanfälle Kurzschlussläufer ähnl. dem Drehstromasyn-
eingesetzt wird; kommt heute wieder bei einer streng chron-E., nur für kleine Leistungen).
eingegrenzten Krankheitsgruppe, insbes. schweren, lektron das, elektrisch negativ geladenes Elementar-
medikamentös nicht behandelbaren Depressionen teilchen. Die Masse eines E. ist mit 9,109 · 10 −28 g etwa
und katatoner Schizophrenie, zur Anwendung. 1 837-mal kleiner als die des Wasserstoffatoms. Seine
Elektrolse die, Trennung von in Flüssigkeiten Ladung ist die Elementarladung. Das E. besitzt einen
gelösten oder geschmolzenen chem. Verbindungen Eigendrehimpuls (Spin) und ein entsprechendes
durch elektr. Strom. Ein in Wasser gelöstes Salz magnet. Moment. Die E. sind die Bausteine der
zerfällt in Paare entgegengesetzt geladener → Ionen E.-Hülle der Atome; jedes neutrale Atom enthält so
(elektrolyt. Dissoziation). Bringt man die Pole einer viele E., wie seine Ordnungszahl angibt. E. sind auch
Stromquelle in die Lösung, so zwingt die anliegende die Träger des elektr. Stroms in Metallen und der
Spannung die Ionen, zu dem jeweils entgegengesetzt n-Leitung in Halbleitern; sie bewegen sich in den
geladenen Pol zu wandern, wo sie ihre Ladung Zwischenräumen des Metallkristallgitters ähnlich
abgeben und sich als neutrale Atome (bzw. Moleküle) wie Gasmoleküle. Treten E. aus Metallen – durch
auf der Elektrode abscheiden oder mit dem Wärmebewegung oder Wirkung eines starken elektr.
Lösungsmittel (Wasser o. Ä.) neue Reaktionen Felds – in ein Vakuum aus, so lassen sie sich durch
ELE
elektromagnet. Felder leicht lenken, beschleunigen
oder bremsen. Dies nutzt man zur Erzeugung von
hinsichtl. Tonhöhe, Tondauer, Klangfarbe und
Geräuschform Kombinationen von unendl.
ELE
E.-Strahlen. Variabilität zulässt.
Elektrnenmikroskop, Vergrößerungsgerät, das
anstelle von Lichtstrahlen Elektronenstrahlen Computermusik
benutzt, die durch elektr. oder magnet. Felder Mit Versuchen eines Chemikers begann 1955 die
gerichtet werden. Das vergrößerte Bild lässt man auf Geschichte der Computermusik. Der US-Amerikaner
einen Leuchtschirm fallen oder hält es auf einer Lejaren A. Hiller verwendete Wahrscheinlichkeits-
fotograf. Platte fest; bis 2 000 000-fache Vergröße- logarithmen, die zur Berechnung von chemischen
rung, Auflösungsvermögen bis 0,16 nm; Viren und Verbindungen entwickelt worden waren, um an einem
größere Moleküle werden sichtbar. Computer Partituren zu erzeugen. Das 1957
Elektrnen|optik, Teilgebiet der Physik, befasst sich entstandene Streichquartett »Illiac Suite« von Hiller
mit dem Verhalten von Elektronenstrahlen in und Leonard Isaacson gilt als erstes von einem
ablenkenden elektr. und magnet. Feldern, v. a. mit digitalen Computer komponiertes Musikstück.
ihren abbildenden Eigenschaften. Aufgrund zu geringer Prozessorleistungen konnte das
Elektrnenröhre, Gerät zur trägheitslosen Steuerung
ElektronenröhreELEE Stück nicht am Computer abgespielt werden – die
und Verstärkung elektr. Gleich- und Wechselströme. Partiturdaten wurden in Noten übersetzt und von
Die Grundform der E. ist ein luftleer gepumptes Instrumentalisten gespielt.
Glasgefäß mit Kathode, Anode und den dazwischen-
liegenden Gittern. Die durch einen Heizfaden erhitzte
Kathode sendet Elektronen aus, die zur Anode fliegen, elektrnische Signatr, digitle Signatr, Methode,
wenn eine Spannung angelegt wird. Erhält das um die Identifikations- und Integritätsunsicherheit
Steuergitter eine negative Spannung, so wird der elektron. Dokumente auszuschließen. Eine e. S. stellt
Elektronenstrom gebremst, bei einer positiven eine Bitfolge dar, die aus dem zu signierenden Text
Spannung dagegen beschleunigt. Dioden (Zweipol- und dem privaten Schlüssel des Unterzeichners
röhren) enthalten nur Glühkathode und Anode, bestimmt wird. Die Rahmenbedingungen für sichere
Trioden (Dreipolröhren) mit gitterförmiger Steuerelek- e. S. bestimmt das Signatur-Ges. vom 16. 5. 2001.
trode dienen zur Verstärkung und Erzeugung von elektrnisches Publizren, Electronic Publishing
Wechselströmen bzw. -spannungen. Schirmgitter- [ɪlekˈtrɔnɪk ˈpʌblɪʃɪŋ], Abk. EP, Informationsveröffent-
röhren sind Tetroden (Vierpolröhren). Sie haben zw. lichung offline über CD-ROM oder online über
Steuergitter und Anode noch ein 2. Gitter (Schirmgit- Computernetze, z. B. das Internet.
ter), das die Rückwirkungen der Anode auf das lektronvolt, Elektrnenvolt, Einheitenzeichen eV, die
Steuergitter abfängt (bes. zur Hochfrequenzverstär- Energie eines Elektrons nach Durchlaufen der
kung). – Die E. war lange Zeit das wichtigste Gerät der Spannung 1 V; 1 eV = 1,602 · 10 −19 Joule.
Elektrotechnik. Wichtige Funktionen, wie Gleich- Elektrophorse die, das Wandern geladener
richtung, Verstärkung, Modulation elektr. Schwingun- Kolloidteilchen im elektr. Feld.
gen sowie Aufgaben in der Schalt- und Regelungstech- Elektrophysiolog, Teilgebiet der Physiologie, das
nik, werden heute von Halbleiterbauteilen sich mit der elektr. Aktivität von Herz und Muskeln
(Halbleiterdiode, Transistor) erfüllt. E. werden sowie von Nerven und Sinnesorganen befasst.
weiterhin in der Höchstfrequenztechnik (z. B. als Elktroschock, veraltet für → Elektrokrampftherapie.
Mikrowellenröhren, Magnetron, Klystron) eingesetzt. Elktrosmog, technisch verursachte elektromagnet.
Elektrnik die, die techn. Ausnutzung der durch Strahlung in der Umwelt, z. B. durch die Elektrizitäts-
elektr. und magnet. Felder, durch Wärme, Licht u. a. versorgung, Sendeeinrichtungen oder Mobilfunk-
gesteuerten Elektrizitätsleitung; urspr. Gebiet der systeme. Die gesundheitl. Auswirkungen des E. sind
Elektrotechnik. Insbes. durch die Grundlagen der umstritten. Die Grenzwerte für elektromagnet.
Festkörper- bzw. Halbleiterphysik hat sich die E. zu Emissionen sind in Dtl. in der E.-VO festgelegt.
einem eigenständigen Gebiet entwickelt, das grob in Elektrosttik, Lehre von den ruhenden elektr.
analoge und digitale E. unterteilt wird. Spezialgebiete Ladungen.
sind u. a. Mikro- und Optoelektronik. Elektrotchnik, Ingenieurwiss., die sich mit der
techn. Anwendung der Elektrizität befasst. Wichtige
elektrnische Musk, Sammelbegriff Teilgebiete sind Energietechnik, Nachrichtentech-
für jede Art von Musik, bei deren Entstehung oder nik, elektr. Mess-, Regel- und Steuerungstechnik,
Wiedergabe elektron. Mittel eingesetzt werden. Dies i. w. S. auch die Elektronik.
können Klänge sein, die mit elektron. Musikinstru- Elektrotherap, Anwendung von Elektrizität u. a.
menten erzeugt werden und entweder klass. zur Behandlung von Muskel- und Nervenkrankhei-
Instrumente nachahmen oder neue Klangformen ten (bes. Lähmungen und Krämpfen), Durchblu-
aufweisen (z. B. beim Synthesizer). I. e. S. aber auch tungsstörungen.
Musik, die mittels elektron. Apparaturen erzeugt Elementrladung, elektr. Ladung des Elektrons,
und von diesen direkt in einen Klangspeicher Protons oder Positrons, kleinste in der Natur
eingegeben wird, von dem sie über Lautsprecher vorkommende positive oder negative Elektrizitäts-
wiedergegeben werden kann, sodass die Mittlerrolle menge; Zeichen e; Größe 1,602 · 10 −19 Coulomb.
des Interpreten entfällt. – Ziel der e. M. ist die Elementrteilchen, nach heutigem Erkenntnisstand
Entdeckung neuer Klangräume, deren breites die kleinsten, nicht weiter zerlegbaren fundamen- 231
Spektrum die Geräuschkomponente einschließt und talen Teilchen, aus denen sich die gesamte Materie

Elementarteilchen E
E Elementarteilchenphysik
232 zusammensetzt. Eigenschaften der E. sind:
Masse, elektr. Ladung, Spin (Eigendrehimpuls),
magnet. Moment, Lebensdauer (stabile und
instabile E.), Isospin (Quantenzahl abhängig
von elektr. Ladung), Strangeness (Quantenzahl
für Mesonen und Hyperonen), Parität u. a. –
Nach ihrer Masse und der Art ihrer Wechsel-
wirkung unterscheidet man Leptonen (die
leichtesten E.), Mesonen und Baryonen.
Mesonen und Baryonen bilden die Gruppe der
Hadronen. E. mit ganzzahligem Spin heißen
Bosonen, mit halbzahligem Spin Fermionen.
Eine weitere Klasse von E. bilden die
Eichbosonen (Feldquanten oder Austausch-
teilchen), wie Photonen und Phononen, die die
elementaren → Wechselwirkungen vermitteln. Man
hält heute die Leptonen und die → Quarks für die
fundamentalen Bausteine, die Hadronen werden als
Kombinationen von Quarks angesehen. – Durch
Stöße mit energiereichen Teilchen entstehen
hochangeregte, äußerst kurzlebige Zustände von E.,
die Resonanzen (Massenresonanzen). Zu jedem E. gibt
es ein Antiteilchen, z. B. zum Elektron das Positron,
Wenige Ereig- zum Proton das Antiproton. Antiteilchen entstehen
nisse haben die zus. mit ihren Teilchen bei genügender Energie-
Welt so sehr zufuhr (Paarerzeugung). Teilchen-Antiteilchen-Paare
erschüttert wie zerstrahlen beim Aufeinandertreffen sofort wieder in
die Anschläge Photonen (Paarvernichtung).
auf die USA am Elementrteilchenphysik, Hochenergiephysik,
Teilgebiet der Physik, untersucht die Erzeugung und
11. September
Umwandlung von Elementarteilchen bei hohen
2001. Bis heute
Energien sowie ihre Struktur und Wechselwirkun-
markieren sie gen. Solche Energien werden in der kosm. Strahlung
eine Zeiten- angetroffen oder mit Teilchenbeschleunigern
wende und künstlich erzeugt. Bedeutende europ. Forschungs-
haben sich in zentren sind DESY und CERN.
das Gedächtnis Elephantasis, Elefantasis die, unförmige Ver-
der Weltöffent- dickung von Haut und Bindegewebe einzelner
lichkeit einge- Körperteile, v. a. im Bereich der Beine, infolge
brannt. Mit den Lymphstauung nach wiederholten Entzündungen der
Anschlägen auf Lymphbahnen, z. B. bei Wundrose und bei Ansiedlung
das Pentagon von Filariawürmern (Elephantiasis tropica).
Elfen, Sg. Elf der oder Elfe die, in Sage und Märchen
und die Zwil-
Lichtgestalten, Mittelwesen zw. Menschen und
lingstürme des
Göttern, in Erde, Wasser, Luft.
World Trade Elfenbein [»Elefantenknochen«], i. e. S. Knochenmasse
Center, die der Stoßzähne des Elefanten; elastisch, leicht
Symbolbauten polierbar. 1989 wurde ein weltweites Handelsverbot
der Vereinig- für E. verhängt (seit 1997 aufgeweicht; 2007 erhielten
ten Staaten Botswana, Südafrika, Namibia und Simbabwe die
schlechthin, traf Erlaubnis zum Abverkauf der Lagerbestände). I. w. S.
der internatio- wird auch das Zahnbein der Eck- und Schneidezähne
nale Terrorismus von Walross, Narwal und Nilpferd E. genannt.
die USA im lfenbeinküste, frz. und amtl. Name Côte d'Ivoire
[koːt diˈvwar], Rep. in W-Afrika, am Golf von Guinea,
Innersten. Prä-
322 463 km 2, 21,1 Mio. Ew. (bis zu 30 % Anhänger
sident Bush rief
traditioneller afrikan. Religionen, mindestens 40 %
den »globalen
Muslime, etwa 30 % Christen); Hptst. Yamoussoukro,
Krieg gegen Reg.-Sitz Abidjan; Amtssprache: Französisch.
den Terror« und Präsidialverf. – Dem flachen, lagunenreichen
die NATO erst- Küstenstreifen schließt sich ein Regenwaldgürtel an;
mals in ihrer nach N folgen Feucht- und Trockensavanne. Anbau
Geschichte den von Yamswurzeln, Reis, Kakao, Baumwolle; Ausfuhr:
Bündnisfall aus. Erdölprodukte, Kakao u. a.; Kautschuk, Edelhölzer.
ELE
Nahrungsmittel-, Textil-, Baustoff-, Düngemittelind.;
Erdölverarbeitung; Haupthandelspartner:
Ludwig IV. von Thüringen, * 1207, † 1231; ungar. Kö-
nigstochter, wurde 1227 als Witwe von der Wartburg
ELS
Frankreich, andere EU-Länder, USA.  in Abidjan vertrieben und lebte in Marburg der Frömmigkeit und
und San Pédr, internat.  Abidjan, Bouaké, Wohltätigkeit; 1235 heiliggesprochen (Tag: 19. 11.).
Yamoussoukro. – 1895–1958 Gebiet Frz.-Westafri- Elte die, politisch oder sozial führende Minderheit. Die
kas, dann Rep. in der Frz. Gemeinschaft; 1960 Sozialwiss. unterscheiden zw. der sich auf polit.,
unabhängig unter F. Houphouët-Boigny (Staatspräs. wirtschaftl. und militär. Vorherrschaft gründenden
bis 1993), der einen Einparteienstaat etablierte und Macht-E., der durch Standeszugehörigkeit begründe-
einen prowestl. Kurs verfolgte; seit 1990 Mehrpar- ten Geburts-E. und der auf beruflich-fachl. Fähig-
teiensystem; 1999 Militärputsch; nach Wahlen 2000 keiten und Leistungen beruhenden Funktionselite.
Laurent Gbagbo Staatspräs.; Bürgerkrieg ab 2002, → Sonderbeitrag S. 234ff.
2005 Waffenstillstand und Aufnahme von El Kda, islamist. Terrororganisation, → al-Qaida.
Friedensverhandlungen. Elle die, Unterarmknochen zw. Hand- und Ellbogenge-
lenk; danach früheres Längenmaß, örtlich
Elfter Septmber, 11. Septmber, schwankend zw. 50 und 80 cm.
Datum der verheerenden, 2001 von islamist. llington, Duke, eigtl. Edward Kennedy E., amerikan.
Extremisten verübten Terroranschläge auf das World Jazzpianist und Komponist, * 1899, † 1974. Seine Big
Trade Center in New York und das Pentagon, in deren Band wurde in den 1920er-Jahren zum führenden
Folge das internat. Vorgehen gegen den Terrorismus Orchester des Jazz; als Komponist von bed. Einfluss
eine neue Dimension erreichte (→ Antiterrorkrieg, auf zahlreiche Musiker des Free Jazz.
→ Vereinigte Staaten von Amerika). Ellpse die, 1)  Kegelschnitt (→ Kegel); geschlossene
El Grco → Greco, El. ebene Kurve, bei der die Summe der Abstände jedes
Elas, Ela, Prophet im Reich Israel (um 900 bis 850 ihrer Punkte P von 2 festen Punkten (Brennpunkten)
v. Chr.), bekämpfte den Kult des Baal. F1 und F2 stets den gleichen Wert hat. Man kann eine
Elas, Norbert, dt. Soziologe, * 1897, † 1990; emigrierte E. daher mit einem Stift zeichnen, der eine um die
1933 nach Frankreich, 1938 nach England; verwies in Brennpunkte gelegte Fadenschleife stets straff spannt
seinem Werk bes. auf die Bedeutung langfristiger (»Gärtnerkonstruktion«). Sie hat einen größten
sozialer Prozesse. Hauptwerk: »Über den Prozeß der (Hauptachse a) und einen kleinsten Durchmesser
Zivilisation« (1939, Neuausg. 1969). (Nebenachse b). – 2)  Weglassung eines aus dem
Eliot [ˈeljət], 1) George, eigtl. Mary Ann Evans, brit.
Eliot ELIE Zusammenhang zu ergänzenden Redeteils.
Erzählerin, * 1819, † 1880; übersetzte D. F. Strauß, Ellipsod das, geschlossene Fläche (bzw. der von ihr
L. Feuerbach; schrieb psychologisch-soziale Romane: umschlossene Körper), deren ebene Schnitte
»Adam Bede« (1859), »Silas Marner« (1861). – 2) T. S. Ellipsen, in bestimmten Fällen Kreise sind.
(Thomas Stearns), brit. Dichter amerikan. Herkunft, Ellra, Elra, ind. Ort auf dem Hochland des Dekhan;
* 1888, † 1965; sah die Rettung der abendländ. Kultur 34 aus dem Fels gehauene Tempel und Klöster des
in einem christlich fundierten Humanismus. Lyrik: Buddhismus, Hinduismus und Jainismus (5. bis
»Das wüste Land« (1922), »Aschermittwoch« (1930); 8./9. Jh., Weltkulturerbe).
Dramen: »Mord im Dom« (1935), »Cocktailparty« Elongatin die, 1)  Winkelabstand eines Planeten
(1950); Nobelpreis für Literatur 1948. von der Sonne oder eines Mondes vom Plane-
lis, griech. Küstenlandschaft im NW der Peloponnes, ten. – 2)  Entfernung eines schwingenden Körpers
in der Olympia liegt. aus der Ruhelage.
Elsabeth, Frau des Zacharias, Mutter Johannes des El Paso [elˈpɑːsəʊ], Grenzstadt gegen Mexiko in Texas,
Täufers, Heilige (Tag: 5. 11.). USA, 584 100 Ew.; kath. Bischofssitz; Bergakademie,
Elsabeth, Herrscherinnen: vielseitige Ind.; . – Bei El P. liegt Fort Bliss
England. 1) E. I., Königin (1558–1603), Tochter Hein- (US-Army) mit Raketenschule der dt. Luftwaffe.
richs VIII. und der Anna Boleyn, * 1533, † 1603; führte El Salvadr, Rep. Zentralamerikas, am Pazif. Ozean,
die Reformation in der Form der anglikan. Kirche 21 041 km 2, 6,2 Mio. Ew., rd. 90 % Mestizen, 10 % Indios
wieder ein, ließ ihre kath. Nebenbuhlerin Maria Stuart und Weiße; etwa 74 % kath.; Hptst. San Salvador;
1587 hinrichten, im Krieg mit Spanien siegreich (Ver- Amtssprache: Spanisch. Präsidialverfassung.
nichtung der Armada). Unter ihr erlebte England einen Landesnatur. Im Innern fruchtbares Plateau zw. 2
großen wirtschaftl. Aufstieg und eine (mit Shake- Gebirgszügen, z. T. mit tätigen Vulkanen; erdbeben-
speare) geistige Blütezeit (Elisabethan. Zeitalter). – gefährdet. Küstenstreifen feuchtheiß; Hurrikane.
2) E. II., Königin von Großbritannien und Nordirland, Wirtschaft. Anbau von Mais, Bohnen, Reis sowie der
Haupt des Commonwealth, * 1926; bestieg nach dem Exportprodukte Kaffee, Getreide und Zucker. Die
Tod ihres Vaters Georg VI. 1952 den Thron;  seit 1947 Forstwirtschaft von El S. liefert als einziger
mit Philip Mountbatten (aus dem griech. Königshaus), Welterzeuger Perubalsam. Wasserkraftwerke;
jetzt Prinz Philip, Herzog von Edinburgh. Lebensmittel-, Textil- u. a. Ind.; Haupthäfen: Acajutla
Österreich-Ungarn. – 3) E., Kaiserin und Königin, und Cutuco; internat. .
bayer. Prinzessin, * 1837, † (ermordet) 1898; Gemahlin Geschichte. El S. war 1525–1821 unter span.
von Kaiser Franz Joseph I. Herrschaft, dann 1823–38/39 Mitgl. der Zentralame-
Russland. – 4) E. Petrwna, Kaiserin (1741–62), rikan. Föderation; seit 1841 selbstständig. Nach
Tochter Peters d. Gr., * 1709, † 1762; beteiligte sich am Militärputsch (1979) und -herrschaft 1983 Wieder-
Siebenjährigen Krieg gegen Preußen. einführung einer Verf.; der seit 1977 geführte 233
Thüringen. – 5) heilige E., Gemahlin des Landgrafen Bürgerkrieg zw. linksgerichteter Guerilla und Reg.
Seite 238
El Paso E
234

Von der

Macht
der Eliten

Der Elitenbegriff war nach 1945 stark diskreditiert, weil die traditio-
nellen deutschen Eliten tief in die Nazi-Verbrechen verstrickt waren.
Versuche einer Rehabilitation scheiterten schon in den 1950er-Jah-
ren. Erst nach 1989 erlebte der Begriff eine Wiedergeburt. Zum einen,
weil die Eliten, die zwischen 1933 und 1945 agiert hatten, nun alle
gestorben waren, eine direkte personelle Verbindung zum Dritten
Reich nicht mehr gegeben war. Zum anderen, weil Deutschland in-
ternational wieder eine größere Rolle spielen sollte. Und dazu, so die
Vorstellung in den Führungsetagen des Landes, gehören öffentlich
sichtbare Eliten. In den 1990er-Jahren erfuhr der Begriff dann eine er-
staunliche Renaissance. Ende dieses Jahrzehnts ging die Diskussion
um Eliteuniversitäten los. Die Exzellenzinitiative für die deutschen
Hochschulen sorgte für eine umfassende mediale Verbreitung
des Elitebegriffs. Elite wird im akademischen Milieu heutzu-
tage vielfach wieder als Auszeichnung verstanden. Gleich-
zeitig bleibt jedoch die Skepsis gegenüber den Eliten in
der breiten Bevölkerung bestehen. Sie bezieht sich in
erster Linie auf die Privilegien der Eliten, z. B. die hohen
Einkommen der Topmanager, und deren Begründung
mit besonderen Leistungen.
Eliten – was ist das eigentlich?
Unter Elite versteht man im allgemeinen Sprach- Es gibt aktuell gerade noch ein Arbeiterkind. Früher
gebrauch eine durch besondere Merkmale aus war es zumindest immer eine Handvoll. Großbür-
der Gesamtbevölkerung herausgehobene Perso- gerkinder, bis vor wenigen Jahren in Bundeskabi-
nengruppe. Man verwendet den Begriff sowohl netten noch eine Rarität, führen dagegen mittler-
für herausragende Sportler und Wissenschaftler weile drei der zentralen Ministerien, das Innen-,
als auch für Spitzenpolitiker und Topmanager. das Arbeits- und das Verteidigungsministerium.
Als Kriterium dienen besonders gute Leistungen
ebenso wie ein besonders großer Einfluss bzw. Diese Homogenität der Eliten hat Auswirkungen.
besonders große Macht. In der sozialwissenschaft- Die Sichtweisen und Einstellungen werden immer
lichen Eliteforschung fällt die Definition enger aus. einheitlicher. Da man in einer wohlhabenden bür-
Zur Elite zählen ihr zufolge im Wesentlichen nur gerlichen Welt aufgewachsen ist und sich auch vor
diejenigen Personen, die (in der Regel qua Amt allem in ihr bewegt, bleiben die eigenen Eindrücke
oder, im Falle der Wirtschaft, qua Eigentum) in der von der gesellschaftlichen Realität begrenzt. Die
Lage sind, durch ihre Entscheidungen gesellschaft- Wirklichkeit, so wie sie die breite Bevölkerung
liche Entwicklungen maßgeblich zu beeinflussen. erfährt, nimmt man nur noch in kleinen Ausschnit-
Die vier zentralen Eliten kommen deshalb aus den ten wahr. Man hält sich für etwas Besonderes, vor
Bereichen Wirtschaft, Politik, Verwaltung und allem unter den Wirtschaftseliten. Das fängt bereits
Justiz. Sie haben in dieser Hinsicht den größten bei den Kindern an, die feststellen, dass ihr Vater
Einfluss. Wenn die Vorstände oder Eigentümer anders ist als andere Väter. Er empfängt keine An-
großer Konzerne Beschlüsse zu Investitionen oder weisungen, er weist an. Die Jugendlichen lernen so
Unternehmensschließungen treffen, wenn eine sehr früh, mit Macht umzugehen, und merken, dass
Regierung Haushaltskürzungen oder Reformen des die allgemeinen Regeln für die eigene Familie nur
Gesundheitssystems beschließt, wenn die hohen eingeschränkt gelten. Eine Haltung prägt sich aus,
Ministerialbeamten Gesetzesvorlagen formulieren die man knapp so charakterisieren kann: Es gibt
oder wenn die Richter an den Bundesgerichten Ur- uns und es gibt die restliche Gesellschaft.
teile zum Scheidungsrecht oder zum Datenschutz
fällen, in all diesen Fällen entscheidet ein kleiner
Kreis von Personen über wichtige Aspekte des tägli-
chen Lebens der breiten Bevölkerung.
Die Privilegien der Reichen
Eine entscheidende Folge der Elitenhomogenität
Kein Eintritt! zeigt sich in der Einkommensverteilung. Je exklu-
Geschlossene Gesellschaft siver und homogener die Eliten eines Landes sind,
umso ungleicher fällt in der Regel die Einkommens-
verteilung aus. Beispiele dafür sind Großbritannien
Die Rekrutierung der deutschen Eliten erfolgt zum oder die USA. Aber auch in Deutschland kann man
größten Teil aus einem sehr schmalen Spektrum diesen Zusammenhang beobachten. Die Kluft zwi-
der Bevölkerung. Traditionell stammen über vier schen Arm und Reich hat sich in den letzten zehn
Fünftel der Spitzenmanager und knapp zwei Drittel Jahren parallel zur Veränderung der politischen Eli-
der Justiz- und Verwaltungselite aus dem Großbür- te deutlich vertieft. Durch die massive Senkung des
ger- oder dem Bürgertum, den oberen 3,5 Prozent Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent und an-
der Bevölkerung. In der Politik dominierten dage- dere Steuergeschenke wie z. B. die Reduzierung der
gen bis zur Jahrtausendwende die Kinder aus der Erbschaftssteuer hat sich die steuerliche Belastung
breiten Bevölkerung. Auch das hat sich binnen ei- hoher Einkommen erheblich reduziert. Gleichzeitig
nes Jahrzehnts gravierend verändert. Heute stellen haben die Reformen des Arbeitsmarkts, bekannt 235
sie nur noch ein gutes Drittel des Bundeskabinetts. geworden unter dem Namen Hartz IV, nicht nur zu
236

einer direkten Senkung der Unterstützung für viele bekannteste Manager des Landes, Deutsche-Bank-
Arbeitslose geführt, sondern Deutschland auch Chef Ackermann, Mitte 2009 zu den umstrittenen
den nach den USA zweitgrößten Billiglohnsektor Boni-Zahlungen: »Wenn wir keine Boni zahlen,
beschert. Die Folge: Einkommen und Vermögen werden die guten Leute abgeworben. Ich weiß
sind so ungleich verteilt wie seit Jahrzehnten nicht nicht, wie viele Leute ein internationales Unterneh-
mehr. Allein das oberste Prozent vereint fast ein men leiten können. Lassen Sie es zehn bis zwanzig
Viertel allen Vermögens und nahezu ein Drittel Leute weltweit sein – dann zahlst du lieber den
des Geldvermögens auf sich. Die untere Hälfte der Preis.« Diese Logik hört sich zwar zwingend an, ist
Bevölkerung hat demgegenüber spürbar verloren. aber nichtsdestotrotz falsch. Den vielbeschwore-
Ihr Anteil am Volksvermögen liegt inzwischen fast nen internationalen Markt für Topmanager gibt es
bei null. gar nicht. In allen führenden Wirtschaftsmächten
(mit Ausnahme Großbritanniens) kommen gerade
einmal null bis maximal knapp zehn Prozent der
Spitzenmanager aus dem Ausland. Das immer
wieder zu hörende Argument dient einfach nur der
Wirtschaftseliten in Rechtfertigung der exorbitant hohen Einkommen.
ihrer eigenen Welt
Ähnlich verhält es sich mit Pensionen und Abfin-
dungen. Die Wirtschaftselite sagt bezogen auf die
Der drohende Zusammenbruch des Weltfinanz- Normalbevölkerung: Die Kuschelgesellschaft ist
systems hat zwar gezeigt, wie wichtig der Staat vorbei. Auf sich selbst bezieht sie das aber nicht. Sie
allen Allmachtsphantasien des Marktes zum Trotz verschafft sich enorm hohe Abfindungen, Über-
ist. Dennoch herrscht unter den Wirtschaftseliten gangszahlungen und Firmenpensionen. Sie predigt
auch weiterhin die Meinung vor, dass sich der Staat das Ende der sozialen Hängematte und lässt sich
aus Fragen heraushalten solle, die die Wirtschaft selbst Hängematten knüpfen. Typisch der Fall Utz
betreffen. Die deutsche Wirtschaft, so die verbrei- Claassen. Er schreibt ein Buch mit dem Titel »Mut
tete Haltung, befinde sich in einem weltweiten zur Wahrheit«, in dem er anprangert, dass Deutsch-
Konkurrenzkampf, bei dem ein schlanker Staat mit land seit langem über seine Verhältnisse lebe.
geringen Steuersätzen unverzichtbar sei. Trotz- Gleichzeitig kündigt er beim Energiekonzern EnBW
dem soll er exzellente Bedingungen liefern: also und hat nach nur vier Jahren Amtszeit Anspruch
niedrige Steuern bei guter Infrastruktur. Überspitzt auf eine Pension und Übergangszahlungen von
formuliert: Der Staat soll viel für die Unternehmen jeweils 400 000 Euro pro Monat. Aktuell will er beim
tun, die Unternehmen aber wenig für ihn. Dieses Solarunternehmen Millennium AG, obwohl er nach
Bewusstsein prägt auch die Persönlichkeit vieler nur zehnwöchiger Tätigkeit sein Amt niederlegte,
Spitzenmanager. Man zieht sich aus der normalen sogar die Antrittsprämie von zehn Millionen Euro
Gesellschaft vollkommen zurück. Ob es die Villa komplett behalten.
am Starnberger See oder die Privatschule für die
Kinder ist, der Privatjet oder die Klinik, die man Die Absonderung der Wirtschaftseliten könnte auf
sich weltweit aussuchen kann: Man gestaltet sein Dauer auch Folgen für ihr Demokratieverständnis
Privatleben, wie man es für richtig hält. Der Staat haben. Sie könnten eines Tages sagen, dass sie de-
wird da eher als lästig empfunden. Steuerhinter- mokratische Mehrheitsentscheidungen nicht mehr
ziehung wird dementsprechend häufig nur als einfach akzeptieren, weil die Bevölkerung ja keine
Kavaliersdelikt gewertet. Ahnung habe, was in der Welt los sei. Solche Töne
sind mit Hinweis auf Länder wie etwa Singapur, wo
Auch die extrem hohen Einkommen findet man schneller und wirtschaftlich vernünftiger entschie-
gerecht. Sie werden stets mit dem Hinweis auf die den werde, inzwischen immer häufiger zu hören.
eigenen Leistungen und den internationalen Markt
für Spitzenmanager begründet. So sagte der wohl
Braucht Deutschland
überhaupt Eliten?

Ob ein Land generell Eliten benötigt, sie


also ein Merkmal
jeglicher Gesellschaftsformatio
n bilden, kann man wohl erst
in fernerer Zukunft sagen. In
absehbarer Zeit wird es sie
Umstrittene Elite-Unis: auf jeden Fall geben. Elite ist
aber nicht gleich Elite. Wie die
»Leuchttürme« der Wissenschaft? skandinavischen Länder zeig
en, müssen Eliten sich nicht
so vom Rest der Bevölkerung
absondern, wie wir es zurzeit
hier zulande erleben. Sie können
Die in den Medien bundesweit gefeierte Exzellenz- auch unter den aktuellen
weltwir tschaftlichen Bedingu
initiative hat nach anfänglichen Protesten zwar auf ngen sozial offener sein und
weniger Privilegien für sich bea
den offiziellen Titel einer Elite-Universität verzich- nspruchen. So kommt dor t
immerhin jeder zweite Spit zen
tet. Faktisch aber geht die Entwicklung dorthin. Auf manager aus der breiten
Bevölkerung und in anderen wic
die neun von den Medien als Elite-Universitäten htigen Sektoren wie Politik
und Ver waltung ist es sogar die
bezeichneten Hochschulen entfallen fast 60 Pro- eindeutige Mehrheit. Auch
bewegen sich die Einkommen
zent der gesamten Fördersumme von knapp zwei der Topmanager deutlich
unterhalb der hier zulande übli
Milliarden Euro. Ganze vier Universitäten können chen. Die Einkommenskluf t in
der Bevölkerung ist dementsprec
sogar fast ein Drittel des Geldes für sich verbuchen. hend erheblich geringer.
Das führt zu einer tiefgreifenden Spaltung der
deutschen Universitätslandschaft. Es entsteht eine Wenn aktuell über das Sparpaket der Bun
diskutiert wird, sollte man dah desregierung
kleine privilegierte Gruppe von Universitäten. Ob er eines immer berücksichti-
damit eine Verbesserung der wissenschaftlichen gen: Von den Abermilliarden
an Steuergeldern, mit denen
Banken gerettet worden sind die
Leistungsfähigkeit verbunden ist, bleibt offen. Denn , profitieren vor allem diejeni-
das große Vorbild, die Elitehochschulen in den gen, die dor t ihr Geld liegen hatt
en und haben. Das sind in
USA, sind nur deshalb so erfolgreich, weil sie etwa erster Linie die Wohlhabenden
und Reichen. Sie müssten
die Hälfte ihrer Wissenschaftler aus dem Ausland deshalb gerechterweise auch
die Hauptlast der Sparmaß-
»importieren«. Das können sie nur aufgrund ihrer nahmen tragen. Genau das Geg
enteil ist aber der Fall. Man
enorm hohen Stiftungsvermögen. Deutschen kann die Kluf t zwischen Arm
und Reich immer weiter öffnen
Universitäten wird das so nicht möglich sein. oder aber versuchen, sie ein
Stück weit zu schließen. Die
Eine Kehrseite der Exzellenzinitiative ist dagegen Beschaffenheit der Eliten spie
lt bei der Ant wor t auf diese
jetzt schon erkennbar. Die Lehre verliert weiter Frage eine entscheidende Roll
an Bedeutung. Sie wird für die Universitäten, was e.
die Finanzierung angeht, immer unwichtiger und
damit uninteressanter.

Prof. Dr. Michael Hartmann


Der Autor studierte 1971–1976 Soziologie, Politikwissenschaft,
Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik in Marburg
und Hannover; seit 1999 ist er Professor für Soziologie am Institut
für Soziologie der TU Darmstadt. 2002 und 2010 erhielt er den
Thyssen-Preis für den besten sozialwissenschaftlichen Aufsatz. 237
2007 erschien seine Studie »Macht und Eliten in Europa«.
E Elsass
238 wurde 1991 beendet (Friedensabkommen Jan. 1992); Elterngeld → Mutterschutz.
erste demokrat. Präsidentschaftswahlen 1994; Präs. ltz, Burg an der Mosel im Kr. Mayen-Koblenz,
seit 2009: M. Funes. Rheinl.-Pf., eine der besterhaltenen Burgen des MA.
lsass das, frz. Alsace [alˈzas], Landschaft und Region
Elsass ELSE Éluard [elyˈaːr], Paul, eigtl. Eugène Grindel [grˈdɛl], frz.
in O-Frankreich, am Oberrhein, umfasst die Schriftsteller, * 1895, † 1952; war Surrealist, später
Oberrhein. Tiefebene links des Rheins, den Sundgau, führender Dichter der Résistance.
einen Teil der Vogesen sowie das im N sich anschlie- Élysée-Palast [eliˈze-], Amtssitz des Präs. der frz. Rep.;
ßende Hügelland bis zur Saar. Hptst. Straßburg. In 1718 erbaut.
der Rheinebene Ackerbau (Weizen, Tabak, Hopfen, Elsium das, griech. Sage: Ort am Westrand der Erde
Gemüse) und Viehzucht, im Hügelland Weinbau, in (»Inseln der Seligen«), später mit dem Ort der
den Vogesen Holz-, z. T. Almwirtschaft. Textilind. im Frommen und Gerechten in der Unterwelt
Ober-E., ferner Maschinen-, Papier-, Schuh- u. a. Ind.; gleichgesetzt.
Erdölraffinerie bei Straßburg. – Das E., seit Caesar Email [eˈmaj] das, Emaille [eˈmajə] die, durch
Email EMAE

unter röm. Herrschaft, wurde nach 260 n. Chr. von Metalloxid gefärbter Glasfluss zum Überziehen von
Alemannen besetzt, war 496 Teil des Frankenreichs Metall- und Tonwaren.
(seit 870 ostfränk. bzw. dt.); das E. war v. a. in stauf.
Zeit ein Kerngebiet der kaiserl. Macht; seit dem 13. Jh. E-Mail [ˈi:meil; kurz für engl. electronic mail,
zerfiel es in viele selbstständige Herrschaften. Der »elektron. Post«], ein Dienst in einem Netzwerk
habsburg. Besitz im E. ging 1648 an Frankreich (insbes. im Internet), der es erlaubt, elektron.
verloren, das 1674 auch die kleineren elsäss. Nachrichten zw. einem Sender und einem oder
Reichsstädte, 1681 Straßburg besetzte. Im Verlauf der mehreren Empfängern auszutauschen; auch Bez. für
Frz. Revolution wurde das E. 1798 ganz mit diese Mitteilungen selbst.
Frankreich verschmolzen. 1871–1918/19 gehörte das
E. mit einem Teil Lothringens als Reichsland Spams – ein Milliardengeschäft
E.-Lothringen zum Dt. Reich; 1940–45 unter dt. Alle achteinhalb Monate, so vermuten Experten,
Zivilverwaltung. verdoppelt sich die Anzahl der Computerviren. Ein
Grund für die rasante Verbreitung ist der Erfolg
lser, Johann Georg, dt. Widerstandskämpfer,
Elser ELSE sogenannter Spam-E-Mails – unverlangt verschickte
* 1903, † (hingerichtet) KZ Dachau 1945. Am 8. E-Mails, die einen Großteil des elektronischen
November 1939, kurz nach Beginn des Zweiten Datenverkehrs ausmachen und die Computerviren
Weltkrieges, verübte Elser ein Bombenattentat gegen enthalten können. Der sogenannte »Loveletter«
Hitler im Münchener Bürgerbräukeller, bei dem es beispielsweise mit der Betreffzeile »ILOVEYOU«
acht Tote und 63 Verletzte gab. Hitler entging dem verbreitete sich ab dem 4. Mai 2000 rasend schnell:
Attentat, weil er den Ort etwas früher als geplant Er versendete sich selbst an die in Mailprogrammen
verlassen hatte. Elser wurde bei einem Fluchtversuch gespeicherten Kontakte. Der im Anhang als Textdatei
in die Schweiz verhaftet. Als »Sonderhäftling des getarnte Virus löschte dann bestimmte Bilddateien.
Führers« wurde er in Dachau erst kurz vor Rund 45 Millionen Rechner wurden befallen, der
Kriegsende auf höheren Befehl erschossen, da man Schaden wurde auf drei Milliarden Euro geschätzt.
Hintermänner der Tat vermutete. Die Würdigung als Für Hacker und Anti-Viren-Hersteller sind Computer-
Widerstandskämpfer blieb Elser lange Zeit versagt. viren allerdings ein Milliardengeschäft.
Erst in den 1990er-Jahren setzte sich seine öffentliche
Anerkennung durch.
is t ei ne
Emanatin die,  Hervorgehen aller Einzeldinge und

er st an d is t kein R ec ht; er -wesen aus einem höchsten Ursprung; bes. in der ind.
W id geben.
M ensc hen m itge Böll
und pers. Religion, der Gnosis, dem Neuplatonismus
Pf lic ht, je dem Heinr ich
und der Theosophie.
Emanzipatin die, Befreiung von Individuen oder
Gruppen aus einem Zustand der rechtl., polit.-sozia-
lsheimer, Adam, dt. Maler, * 1578, † 1610; tätig in len oder geistigen Abhängigkeit. → Frauenbewegung.
Rom; kleine Landschafts- und Figurenbilder im Stil Embrgo das, urspr. Beschlagnahme oder Zurück-
des Frühbarocks. halten fremden Eigentums (meist von Schiffen oder
lßler, Fanny, österr. Tänzerin, * 1810, † 1884; eine der Schiffsladungen) durch einen Staat; heute Unterbin-
großen romant. Ballerinen des 19. Jh. mit dramat. den der Zufuhr von Gütern in einen Staat (Handels-,
Begabung, bes. erfolgreich mit Nationaltänzen. Waffen-E.), z. B. als Sanktionsmaßnahme.
elterliche Sorge,  Recht und Pflicht der Eltern, für Embol die,  plötzlicher Blutgefäßverschluss durch
Embolie EMBE

Person und Vermögen des minderjährigen Kindes zu einen Embolus (Gefäßpfropf), meist durch einen
sorgen; die e. S. umfasst auch die Vertretung des Blutpfropf (Thrombus), auch durch Fettkörperchen bei
Kindes (§§ 1626 ff. BGB). Die e. S. steht den Eltern Knochenverletzungen (Fett-E.) oder Luftbläschen bei
gemeinsam zu. Sind diese nicht miteinander Verletzung von Blutgefäßen (Luft-E.) verursacht; kann
verheiratet, haben sie ein gemeinsames Sorgerecht, zu Lungen-E., Schlaganfall, Herzinfarkt u. a. führen.
wenn sie einander heiraten oder erklären, die e. S.
gemeinsam ausüben zu wollen. Ansonsten hat die mbryo, Keimling, der tier., menschl., pflanzl.
Mutter die e. S. Ehescheidung hat grundsätzl. keine (bei Sporophyten der Moose, Farn- und Samenpflan-
Auswirkung auf die gemeinsame Sorge. zen) Keim in seiner ersten Entwicklung. Der
ELS
menschl. E. entsteht aus der befruchteten Eizelle
(→ Ei), er wird etwa nach dem ersten Drittel der
Nahrungsmittel-, Maschinen-, Textil- u. a. Ind.;
Hafen. Rheinbrücke (größte Hängebrücke Dtl.s).
EMO
Schwangerschaft (Ende der Organentwicklung) mmerich, Roland, Filmregisseur, * 1955; nach
Fetus oder Frucht genannt. Der pflanzl. E. entsteht Anfängen in Dtl. arbeitet E. seit Ende der 1980er-Jahre
aus der Eizelle der → Samenanlage, auch des in den USA. Bekannte Filme sind u. a. »Stargate«
Archegoniums u. a. (1994), »Independence Day« (1996), »Godzilla« (1998),
mden, Hafenstadt in Ndsachs., an der Mündung der »The Day After Tomorrow« (2004), »2012« (2009).
Ems in die Nordsee, 51 400 Ew.; FH; Kunsthalle;
durch Dortmund-Ems-Kanal mit Ruhrgebiet und emotionle Intellignz, ein vom
Wilhelmshaven verbunden, bed. Umschlaghafen. amerikan. Psychologen und Publizisten Daniel
Schiffbau, Autoindustrie. Goleman 1995 geprägter Begriff für den Zusammen-
Emeritrung, Abk. em., Entpflichtung, Versetzung hang aller Teile der Persönlichkeit bei Intelligenzleis-
von ordentl. und außerordentl. Professoren in den tungen, insbes. solchen, die sich nicht durch
Ruhestand unter Beibehaltung wesentl. Rechte Intelligenztests messen lassen (soziale, schöpfer.,
(Gehalt; Recht, Vorlesungen zu halten). musische und künstler. Fähigkeiten). Nach Goleman
Emerson [ˈeməsn], Ralph Waldo, amerikan. Philosoph setzt sich die e. I. aus fünf Faktoren zus.: Selbst-
und Dichter, * 1803, † 1882; Vertreter des amerikan. bewusstheit, Selbstmotivation, Selbststeuerung,
Transzendentalismus; v. a. Lyriker und Essayist. Empathie, soziale Kompetenz. Er entwickelte zur
Emigrnten, Personen, die aus polit., sozialen, Messung von e. I. den Emotionsintelligenzquotienten
ökonom., religiösen oder ethn. Gründen ihren (emotionalen Quotienten, Abk. EQ), der das Ausmaß
Heimatstaat verlassen; die Emigratin, das freiwillige bezeichnet, in dem eine Person ihre Gefühle bewusst,
oder erzwungene Verlassen des Heimatlands, ist in Übereinstimmung mit ihren Stimmungen und
rechtlich ein Fall der Auswanderung. Ideen, zu handhaben vermag.
Emlia-Romagna [-roˈmaɲɲa] die, Landschaft in
N-Italien, zw. Apennin, Po und Adria. Intelligentes Warten
Eminscu, Mihai, eigtl. Mihail Eminovici, rumän. Als früher Beweis für die übergeordnete Bedeutung
Dichter, * 1850, † 1889; gilt als Nationaldichter und der emotionalen Intelligenz gegenüber der klassisch
Schöpfer der rumän. Literatursprache. definierten Intelligenz wird der Marshmallow-Test des
Emissin die, 1) Ausgabe von Wertpapieren sowie
Emission EMIE Psychologen Walter Mischel aus den 1960er-Jahren
Unterbringung auf dem Kapitalmarkt durch herangezogen. Er legte vierjährigen Kindern aus der
Vermittlung einer Bank (E.-Bank). – 2)  Aussendung gehobenen Bildungsschicht Marshmallows hin. Wer
einer Wellen- oder Teilchenstrahlung. Auf der induzier- sofort zugriff, bekam nur einen, wer warten konnte,
ten E. basiert die Funktionsweise von Lasern. – 3) das dem wurden zwei in Aussicht gestellt. In einer
Ablassen oder Ausströmen von Stoffen, die Luft, Längsschnittstudie wies Mischel nach, dass diejenigen
Wasser oder andere Umweltbereiche verunreinigen. Kinder, die der Versuchung widerstanden hatten,
Emtter der, Elektronen abgebende Elektrode des sofort zuzugreifen, als Jugendliche selbstbewusster,
Bipolartransistors. durchsetzungsfähiger und resistenter gegen Druck
mma|us, heute arab. mwas, bibl. Ort in der Nähe und Stress waren als ihre »gierigen« Altersgenossen.
Jerusalems, nach dem N. T. erschien Jesus nach der Kritiker des Konzepts von der emotionalen Intelligenz Der zweiwöchi-
Auferstehung hier 2 Jüngern. halten die Kriterien für zu vage definiert, um
ge Embryo einer
mmental, schweizer. Landschaft, Kt. Bern; aussagekräftig zu sein. Emotionale Intelligenz ist für
Katze (linkes
Almwirtschaft (Käse), Leinenindustrie. sie nicht messbar.
mmerich, Stadt am Niederrhein, NRW, 30 000 Ew.; Foto) und der
sechswöchige
menschliche
Embryo (rechtes
Foto) sehen ein-
ander noch er-
staunlich ähn-
lich. Ein Grund
hierfür ist, dass
die Individual-
entwicklung auf
alten Entwick-
lungsprogram-
men der stam-
mesgeschicht-
lichen Vorfahren
aufbaut.

239

E
E Empedokles
240 Empdokles, griech. Philosoph, * 490, † 430 v. Chr.; Empire das, 1) [ãˈpiːr], Bez. für das Kaisertum Napo-
Entstehen und Vergehen aller Dinge sind nach ihm leons I. (1804–15) und Napoleons III. (1852–70). –
nur Mischung und Trennung der 4 Elemente Feuer, 2) British E. [ˈbrɪtɪʃ ˈempaɪə], → Britisches Reich und
Luft, Wasser, Erde. Commonwealth.
Empfängnis, Konzeptin, Befruchtung des menschl. Empire State Building [ˈempaɪə ˈsteɪt ˈbɪldɪŋ],
Eies. E.-Optimum, die Zeit, in der ein Beischlaf am Bürohochhaus in New York, 1931 erbaut, 381 m hoch
wahrscheinlichsten zur E. führt, liegt bei regelmäßi- (mit Fernsehturm, seit 1950, 448 m); bis 1970 das
ger Menstruation etwa in der Mitte des monatl. höchste Gebäude der Erde.
Zyklus zum Zeitpunkt des Eisprungs (10.–16. Tag). Empirestil [ãˈpiːr-], klassizist. Stil Frankreichs unter
Empfängnisverhütung, Schwangerschaftsver- Napoleon I. und in den folgenden Jahren (etwa
hütung, Konzeptinsverhütung, Kontrazeptin, 1800–30), nahm altröm. und altägypt. Elemente auf.
versch. Maßnahmen zur Verhütung der Befruchtung Empir die, (wiss.) Erfahrung; emprische Wissen-
Empirie EMPE

einer Eizelle oder zur Verhinderung der Einnistung schaft, jede Wiss., die ihre Sätze nicht durch
einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter- Herleitung (Deduktion) aus Hypothesen gewinnt,
schleimhaut. Sie ist am sichersten mit Hormonprä- sondern durch auf Beobachtung gegründete
paraten (»Antibabypillen«, Ein- und Dreimonats- Erfahrung.
spritze), die den Eisprung verhindern. Geringere Empirsmus der, Lehre, die alle Erkenntnis nur aus
Sicherheit bietet die Ausnutzung der natürl. period. der Erfahrung ableitet (T. Hobbes, J. Locke u. a.).
Unfruchtbarkeit der Frau (→ Basaltemperatur) oder ms, 1) die, Fluss in NW-Dtl., entspringt in der Senne,
die Anwendung von Intrauterinpessaren. Diese mündet in den Dollart (Nordsee); 371 km
verhindern die Einnistung eines schon befruchteten lang. – 2) Krst. des Rhein-Lahn-Kreises im unteren
Eies in die Gebärmutterschleimhaut. Schutz durch Lahntal, Rheinl.-Pf., 10 000 Ew.; Kurort mit warmen
ein Kondom (Auffangen des männl. Samens durch Quellen; Kuren gegen Erkrankungen des Kreislaufs
eine Gummi- oder Kunststoffhülle) oder durch ein und der Atmungsorgane; Emser Pastillen.
über den Muttermund gestülptes Kappenpessar ist mscher die, rechter Nebenfluss des Rheins in NRW,
geringer, jedoch besser als der Coitus interruptus 98 km lang; durchfließt das Ruhrgebiet.
(Unterbrechen des Beischlafs vor dem Samen- mser Depsche, Depesche des Geheimrats
erguss) oder ein in die Scheide eingeführter elast. H. Abeken an Bismarck aus Bad Ems vom 13. 7. 1870
Gummiring (Scheidendiaphragma). Die einge- über die Verhandlungen Wilhelms I. mit dem frz.
schränkte Zuverlässigkeit chem. Mittel (u. a. als Botschafter Graf Benedetti über die span. Thronkan-
Salbe, Zäpfchen) lässt sich durch Kombination mit didatur eines Hohenzollern und deren Abbruch. Die
mechan. Methoden steigern. Die Einnahme hoher von Bismarck veröffentlichte, durch Kürzung
Östrogendosen innerhalb von 36 Stunden nach verschärfte Fassung wurde zum auslösenden
einem Geschlechtsverkehr (»Pille danach«) ver- Moment für den Dt.-Frz. Krieg 1870/71.
hindert die Einnistung des befruchteten Eies in die msland, Landschaft an der dt.-niederländ. Grenze.
Gebärmutter. Diese Methode ist u. a. wegen starker Aufgrund des E.-Plans (1948) wurden große Teile
Nebenwirkungen und geringer Sicherheit umstritten. kultiviert.
Möglich ist auch die Anwendung des Antigestagens mu der, bis 1,8 m hoher straußenähnl. Laufvogel der
Mifepriston. – Eine meist irreversible Methode austral. Buschsteppe.
der E. ist die Sterilisation von Mann oder Frau. Emulsin die, kolloidale Lösung einer Flüssigkeit in
Emphysm das,  Ansammlung von Luft in Organen. einer anderen, z. B. Öl in Wasser.
Lungen-E., Lungenblähung durch dauernde
Überdehnung mit Elastizitätsverlust der Lungen- nde, Michael, dt. Schriftsteller, * 1929, † 1995. Ende
alveolen. wuchs als Sohn des surrealistischen Malers Edgar

Energieverbrauch 1975–2008
ERDÖL/// ERDGAS/// KOHLE///
Verbrauch in Mio. Tonnen Verbrauch entsprechend Erdöl Verbrauch entsprechend Erdöl
in Mio. Tonnen in Mio. Tonnen
EMP
Ende in Garmisch auf. In den 1950er- und 1960er-
Jahren arbeitete er zunächst als Theaterschauspieler
Endoskp das,  starres oder flexibles schlauchförmi-
ges Instrument zum Besichtigen von Körperhöhlen,
ENE
und Filmkritiker. Mit dem 1960 erschienenen z. B. der Harnblase; enthält Objektiv und Okular
Kinderbuch »Jim Knopf und Lukas der Lokomotiv- sowie eine Beleuchtungseinrichtung.
führer«, das auch durch die »Augsburger Puppenkis- Energie,  gespeicherte Arbeit, Arbeitsfähigkeit. In
Energie ENEE

te« bekannt wurde, gelang ihm der Durchbruch als der Mechanik unterscheidet man kinet. E. (Bewe-
Kinderbuch-Autor. In den 1970er-Jahren entstanden gungs-E.) und potenzielle E. (E. der Lage) der
weitere Romane wie u. a. »Momo« (1972) oder Endes Massen. Auch eine Form der an elektr. Ladungen
größter Erfolg »Die unendliche Geschichte« (1979). In gebundenen E. ist potenzielle E., eine andere Form
ihnen sind Menschlichkeit, Fantasie und der sinnvolle elektr. E. ist nicht an Ladungen gebunden, sondern
Umgang mit der Zeit die zentralen Themen. Doch die bildet zus. mit der magnet. E. die elektromagnet. E.
Werke hatten es zunächst schwer, da fantastische des elektromagnet. Feldes; zu ihr gehört auch das
Literatur als eskapistisch abqualifiziert wurde. Erst Licht. E. lässt sich weder erschaffen noch vernichten
mit der aufkeimenden Fantasy-Welle avancierten die (E.-Satz), sondern nur von einer Art in eine andere
Romane zu Kultbüchern. Mit der Verfilmung der umwandeln. Nach dem Äquivalenzprinzip entspricht
»Unendlichen Geschichte« durch Wolfgang Petersen jeder Masse ein bestimmter E.-Betrag und umgekehrt
und Bernd Eichinger stieg noch einmal Endes (→ Einstein-Gleichung). – Gesetzl. Einheiten der E.
Bekanntheit, doch über die filmische Umsetzung war sind die SI-Einheit Joule (J) sowie alle Produkte aus
er entsetzt und distanzierte sich von diesem Film. einer Kraft- und einer Längeneinheit (z. B. Nm
= Newton · Meter) oder aus einer Leistungs- und einer
W is sen, Zeiteinheit (z. B. kWh). Atomphysikal. Einheit der E.
w ic ht ig er als
Phan ta si e is t ist das Elektronvolt (eV).
t begrenzt.
den n W is sen is
Energiepolitik, Teil der sektoralen Wirtschafts-,
Albert Einstein Struktur- und Umweltpolitik zur staatl. Steuerung
des Energiesektors; umfasst sowohl alle Stufen der
Endem die,  dauerndes Auftreten einer Infektions- Energieversorgung als auch staatl. Aktivitäten zur
krankheit in einem bestimmten Gebiet. Beeinflussung der Energienachfrage und zur
Endvi|e die, Winterendivi|e, Eskaril, Art der rationelleren Energienutzung bzw. Energieeinspa-
Korbblütler, Salat, Zuchtform einer Art der Zichorie. rung. Seit Mitte der 1990er-Jahre wurde v. a. der
Endlagerung, die Beseitigung radioaktiver Abfälle Ordnungsrahmen für die leitungsgebundene
mit dem Ziel, eine dauernde Isolierung der Energieversorgung (Strom und Gas) durch europ.
Schadstoffe vom menschl. Lebensbereich zu und nat. Energiegesetze mit einer starken Wett-
gewährleisten. Als relativ sicherste Methode der E. bewerbsorientierung grundlegend verändert.
von radioaktiven Abfällen gilt derzeit das Einbringen
in tiefere geolog. Formationen, z. B. in Salzstöcke. Energwirtschaft, Bez. für Aktivitäten
Endogam die, Heiratsordnung, nach der die Ehe nur unterschiedl. Wirtschaftsbereiche zur Bereitstellung
innerhalb der eigenen sozialen Gruppe (Sippe, Clan, von Energiedienstleistungen, d. h. Erzeugung,
Stamm, Kaste) geschlossen werden darf. Import, Umwandlung, Lagerung, Transport und
Endokrd das,  innere Schicht der Herzwand. Verteilung von Energie sowie die Umwandlung der
Endokardtis die, Entzündung des E., bes. der Endenergie bei Verbrauchern (Haushalte, Ind.,
Herzklappen. Verkehr) in Nutzenergie bzw. Energiedienstleistun-
endokrn, innere Sekretion aufweisend; e. Drüsen
E gen (z. B. Wärme, Licht, mechan. Arbeit). Zur
geben ihr Produkt (z. B. Hormone) an das Blut ab; Erzeugung und Umwandlung von Energie gehören
Ggs.: exokrin. die Bereitstellung der Primärenergieträger (v. a. Erdöl

KERNENERGIE/// WASSERKRAFT/// Amerika


Verbrauch in Terawattstunden Verbrauch in Terawattstunden Europa und Eurasien
Mittlerer Osten
Afrika
Asien und Australien

1975
19
08
80
20
2005

1985

600 1200
241
19
00

90
20
Energiepolitik 1995
E Engadin
242 und -gas, Kohle, Kernbrennstoffe, Wasser- und nglische Kunst. Vorgeschichtl.
englische Kunst. ENGE

Windkraft, Solarenergie, Biomasse) und deren Zeugnisse sind die der Sonnen- und
Umwandlung in Sekundärenergie (Treibstoffe, Mondbeobachtung dienenden
Heizöle, Elektrizität, Koks u. a.). Die E. nimmt in einer Steinkreise (Stonehenge) der
Volkswirtschaft eine Schlüsselstellung ein, da sie Jungstein- und Bronzezeit.
anderen Wirtschaftssektoren unverzichtbare Anglonormann. Kunst. Sie umfasst
Vorleistungen zur Verfügung stellt. die angelsächs. Frühzeit mit ihrer
ngadin das, Hochtal im Kt. Graubünden, Schweiz, 1000
Engadin ENGE Synthese von kelt. Kunst (Schatz von
bis 1800 m hoch, 91 km lang, vom Inn durchflossen, Sutton Hoo: Grabbeigaben in Gold
besteht aus Ober-E. und Unter-E.; rätoroman. Bev.; und Elfenbein) und röm. Überliefe-
trockenes, sonniges Klima, Heilquellen und Kurorte: rung und die Epoche der Norman-
Sankt Moritz, Silvaplana, Pontresina, Sils u. a. nen, die Elemente der frz. Romanik
Engel [von griech. »Bote«], Bibel: Boten Gottes an die mitbrachten. Zu Beginn des 11. Jh.
Menschen, die seine helfende Nähe veranschauli- dominierte die traditionelle
chen. Gegenstand des Glaubens sind die E. in den Holzbauweise den Kirchenbau,
Ostkirchen und in der kath. Kirche (Schutzengel). wurde in normann. Zeit von der
ngelberg, Kurort und Wintersportplatz, Kt. Steinbauweise abgelöst. Der Bau der
Obwalden, Schweiz, 1020 m ü. M., 3300 Ew.; großen Kathedralen (Ely,
Benediktinerabtei. Winchester, Durham) und Burgen
ngelbert I. von Brg, Erzbischof von Köln, * 1185, (Tower in London, Norwich Castle) begann. Die
† (ermordet) 1225; Reichsverweser und Vormund eigenständige Kunstleistung dieser Epoche ist die
Heinrichs VII., des Sohnes Friedrichs II. Buchmalerei.
ngels, russ. Stadt im Gebiet von Saratow, bis 1931 Gotik. Sie wurde zum bedeutendsten engl. Nationalstil,
Pokrwsk; bis 1941 Hptst. der Wolgadt. ASSR, der sich bis ins 19. Jh. auswirkte. Es werden unterschie-
183 600 Einwohner. den: Early English (Ende 12. Jh. bis Mitte 13. Jh.):
ngels, Friedrich, dt. sozialist. Schriftsteller und Kathedrale von Canterbury, Kathedralen in Lincoln,
Politiker, * 1820, † 1895; verfasste mit K. Marx 1848 Wells, Salisbury. Decorated Style (etwa 1250–1350):
das »Kommunist. Manifest« und unterstützte diesen Teile der Kathedrale in Lichfield. Perpendicular Style
materiell und geistig bei seinem Hauptwerk »Das (1350 bis etwa 1520): Kapelle des King's College,
Kapital«, dessen 2. und 3. Band er 1885 bzw. 1894 Cambridge; Kapelle Heinrichs VII. in der Westminster
herausgab. Neben Marx Begründer des Marxismus. Abbey, London.
ngelsburg, Rundbau in Rom (Weltkulturerbe), am Renaissance, Klassizismus und Neugotik. Die
Tiber; ein von Kaiser Hadrian für sich und seine Renaissance verband spätgot. mit ital. Renaissance-
Nachfolger erbautes Mausoleum (139 n. Chr. vollendet), formen im Tudor Style (1. Hälfte des 16. Jh.) und
im MA Zwingburg und Zuflucht der Päpste. Die Elizabethan Style (etwa 1530–1600). H. Holbein d. J.
Bezeichnung »E.« wurde nach der legendären war Bildnismaler am Hof Heinrichs VIII. Der
Erscheinung des Erzengels Michael bei einer Schlossbau des 16. Jh. knüpft an A. Palladio an
Pestprozession Papst Gregors d. Gr. 590 gebräuchlich. (Palladianismus); später folgten I. Jones und C. Wren
Engelwurz, Brustwurz, hochstaudiger Doldenblütler, (Saint Paul's Cathedral, London, 1675–1711). Unter
in Wiesen, Wäldern; aus dem Wurzelstock A. van Dyck, Hofmaler Karls I., Blütezeit der engl.
(Angelika- oder Brustwurzel) wird Magentee bereitet. Malerei, beginnend mit W. Hogarth; Bildnismaler:
Engerling der, an Wurzeln fressende Larve der J. Reynolds, T. Gainsborough; Landschaftsmaler:
Blatthornkäfer, z. B. des Maikäfers. R. Wilson u. a. Seit Mitte des 18. Jh. klassizist. und
neugot. Baukunst. Naturhafte Parkgestaltung (Engl.
ngland [»Land der Angeln«], der mittlere und
England ENGE Garten).
südl. Teil von Großbritannien, 130 423 km 2 , 48,9 Mio. 19. und 20. Jh. Bauten im antikisierenden Stil (Somerset
Ew.; Hptst. ist London; England grenzt an Wales und House, London, von W. Chambers, begonnen 1776;
Schottland. Bank von England, Brit. Museum, London). Illustratio-
nen von W. Blake leiteten über zu den Präraffaeliten
Unter Genueser Farben (D. G. Rossetti u. a.); Landschaftsmaler: W. Turner,
Die Flagge Englands, die sich auch im britischen Union J. Constable, R. P. Bonington; Zeichner: A. Beardsley.
Jack wiederfindet, zeigt das Georgskreuz. Das rote Ende des 19. Jh.: Erneuerung des Kunsthandwerks,
Kreuz auf weißem Grund war schon zur Zeit der ausgehend von W. Morris. Von Einfluss auf die
Kreuzzüge als Flagge Genuas bekannt. Bei ihren internat. Stilbestrebungen waren die Bildhauer
Fahrten im Mittelmeer nutzten auch englische Schiffe R. Butler, L. Chadwick, B. Hepworth, H. Moore, auf
seit dem späten 12. Jahrhundert diese Flagge und dem Gebiet der Malerei B. Nicholson, P. Nash,
standen so unter dem Schutz der Genueser Flotte. Die G. Sutherland, P. W. Lewis. Zu den Begründern der
englische Krone ließ sich diesen Schutz einen Op-Art gehörte B. Riley; Pop-Art vertraten R. Hamilton,
jährlichen Tribut kosten. Später behielt sie die Flagge P. Blake, D. Hockney, A. Jones, Hard-Edge: R. Denny.
einfach bei, denn das Georgskreuz war im Mittelalter Auf dem Gebiet der Baukunst wurden nach historisie-
sehr populär, da der heilige Georg über alle Länder- renden Anfängen und dem Bau der Gartenstädte bei
grenzen und Bevölkerungsschichten hinweg als einer der Stadtplanung wegweisende Lösungen gefunden;
der beliebtesten christlichen Heiligen überhaupt galt. international bedeutend u. a. J. F. Stirling, M. J. Wilford,
Lord N. R. Foster, Sir R. G. Rogers, N. T. Grimshaw.
ENG
D. Lessing, D. Lodges; Kinderromane von
Joanne K. Rowling.
ENT
nglische Philosoph, in England und Entartete
Schottland entstandene philosoph. Kunst: Der her-
Systeme. Im MA war die e. P. vom Ggs. zw.
absetzende
Realisten (Roger Bacon, J. Duns Scotus)
Angriff der Na-
und Nominalisten (W. v. Ockham) geprägt.
Seit dem 14. Jh. herrschte der Nominalis- tionalsozialisten
mus vor (Oxforder Schule). Zur neuzeitl. auf die moderne
Philosophie leitete im 16. Jh. F. Bacons Kunst betraf
Wissenschaftslehre über; sie gab den nicht nur die
Anstoß für die math.-naturwiss. Methode. Malerei. Auch
Im 17. und 18. Jh. erlangte die e. P. durch das Theater, das
den sich hieraus entwickelnden Kino, die Archi-
Empirismus Weltgeltung (T. Hobbes, tektur und die
J. Locke, D. Hume). Im 19. Jh. führte J. S. Musik standen
Mill die empirist. Tradition fort. An der
unter dem Vor-
Wende zum 20. Jh. Neubelebung des
wurf des »Kul-
Realismus (A. N. Whitehead); C. Darwins
nglische Literatr. Entsprechend der Aufglie- Abstammungslehre führte zum Evolutionismus. Heute turbolschewis-
derung der engl. Sprachgeschichte unterscheidet man herrschen Empirismus und Positivismus (B. Russell, mus«. In der
zw. altengl. (7. bis 11. Jh.), mittelengl. (12. bis 15. Jh.) G. E. Moore) sowie die analyt. Philosophie (Wiss.- 1938 in Düssel-
und neuengl. Literatur (16. bis 20. Jh.). Logik; L. Wittgenstein, A. J. Ayer, * 1910, † 1989) vor. dorf eröffneten
Altengl. Literatur. Volkssprachl. Versdichtung nglische Sprache, gehört zur westgerman. Gruppe Ausstellung
religiösen Inhalts (Caedmon, Cynewulf); Heldenepos der indogerman. Sprachen, hat sich aus dem »Entartete Mu-
»Beowulf«, Übersetzungen der Evangelien. Angelsächsischen unter starkem Einfluss des sik« wurden
Mittelengl. Literatur. Legendendichtungen, Französischen entwickelt und ist Weltsprache. Swing und Jazz
Bibelübersetzung (J. Wycliffe); bedeutendster Nationale Varianten in Übersee (USA, Karibik, als »Negermu-
mittelengl. Dichter: G. Chaucer (»The Canterbury Australien u. a.) haben zu einem gewissen Grad eine sik« diffamiert.
tales«, 1478); Artusepik (T. Malory). Eigenentwicklung genommen. Die e. S. gliedert sich
Jüdische Künst-
Neuengl. Literatur. Renaissance, Puritanismus, in viele Mundarten, sprachl. Vorbild ist jedoch
ler wie Arnold
Restauration (16./17. Jh.): humanist. Schriften; immer die Hochsprache.
»Utopia« (1516, engl. 1551) von T. More; allegor. Epik nglischhorn das, Holzblasinstrument, Altoboe in F Schönberg, Kurt
(E. Spensers »Feenkönigin«, 1590–96); Blüte der (Umfang es–b2; klingt eine Quinte tiefer als notiert). Weill, Paul Abra-
Bühnendichtung (»elisabethan. Drama«), u. a. durch Enharmnik [gr.], versch. Notierung und Benennung ham und Hanns
C. Marlowe vorbereitet, von W. Shakespeare zur von Tönen und Akkorden bei gleichem Klang, z. B. Eisler, aber auch
künstler. Vollendung gebracht, durch B. Jonson zur durch Auswechseln von ♯ und ♭. »arische« Kom-
satir. Typenkomödie weiterentwickelt; religiös-myst. Eniwetok [eˈniːwətɔk], Atollgruppe im Pazifik, bei den ponisten wie
Lyrik (J. Donne, G. Herbert, R. Crashaw) und Prosa Marshall-Inseln. Am 1. 11. 1952 Zündung der ersten Paul Hindemith
(»Das verlorene Paradies« [1667] von J. Milton); frz. Wasserstoffbombe. wurden verbo-
Einflüsse, neue Theaterkultur, Kritiken, Satiren Enkstik die, antike Wachsmaltechnik, bei der die ten.
(J. Dryden). – Klassizismus, Aufklärung (18. Jh.): Pigmentstoffe durch Wachs gebunden sind. Die
Hauptvertreter des Klassizismus ist A. Pope. erwärmte Wachsfarbe wird mit erhitztem
Entfaltung des Romans (D. Defoe, J. Swift, H. Fielding, Metallspachtel aufgetragen und eingebrannt.
L. Sterne, O. Goldsmith) und Begründung des nnius, Quintus, röm. Dichter, * 239, † 169 v. Chr.;
Schauerromans (Gothic Novel); Lyrik des Schotten führte den Hexameter in die lat. Dichtung ein.
R. Burns. – Romantik, Viktorianismus (19. Jh.): Enschede [ˈɛnsxədeː], Ind.-Stadt in den Niederlanden,
Enschede ENSE

romant. Lyrik (W. Blake, W. Wordsworth, S. T. 153 000 Ew.; Univ.; FH; Textil-, Maschinen- u. a.
Coleridge, Lord Byron, J. Keats); Blüte des Romans: Industrie.
histor. Roman (W. Scott), Gesellschaftsroman nsinger, Ulrich, auch lrich von nsingen, dt.
(J. Austen, die Schwestern Brontë), realist.-sozialkrit. Baumeister, * um 1359, † 1419; Ulmer Münster,
Roman (C. Dickens, G. Eliot, W. M. Thackeray), Nordturm (Oktogongeschoss) des Straßburger
Abenteuerroman (R. L. Stevenson), Kinderroman Münsters. Sein Sohn Matthäus (* um 1395, † 1463)
(L. Carroll); Lyrik von R. Browning, D. G. Rossetti, und sein Enkel Moritz (* um 1430, † 1482/83) waren
A. C. Swinburne, G. M. Hopkins; Fin-de-Siècle-Stim- seine Nachfolger in Ulm.
mung bei O. Wilde. – 1. Hälfte des 20. Jh.: Lyrik: T. S. nsor, James, belg. Maler, Zeichner und Radierer,
Eliot, D. Thomas; Erzähler: J. Galsworthy, W. S. * 1860, † 1949; Vertreter des Symbolismus.
Maugham, D. H. Lawrence, A. Huxley, J. Priestley,
G. Orwell, A. Christie, neue Formen des Romans: entartete Kunst, während der nat.-soz.
J. Joyce (»Ulysses«, 1922), V. Woolf; Dramen von G. B. Diktatur die offizielle, u. a. auf der Rassentheorie
Shaw, S. O'Casey, C. Fry. – 2. Hälfte 20. Jh.: Dramen von beruhende Bez., mit der nahezu das gesamte
S. Beckett, J. Osborne, H. Pinter, P. Shaffer, T. Stop- moderne Kunstschaffen diffamiert werden sollte.
pard, Sarah Kane, A. Ayckbourn; Romane von 1937 fand in den Hofgartenarkaden in München eine 243
G. Greene, W. Golding, L. Durrell, J. R. R. Tolkien, später auch in anderen Städten gezeigte Ausstellung

entartete Kunst E
E Enteignung
244 mit dem Titel »Entartete Kunst« statt, die in Entlastung,  Billigung einer Geschäftsführung
demütigender Präsentation zahlr. Beispiele der durch Beschluss der Hauptversammlung.
avantgardist. Kunst zeigte. Entnazifizrung, nach 1945 Maßnahmen der alliierten
Enteignung, lat. Expropriatin,  Entziehung des Siegermächte in Dtl. und Österreich gegen ehem.
Eigentums an bewegl. oder unbewegl. Sachen oder Nationalsozialisten zur Zerschlagung der nat.-soz.
sonstigen privaten Vermögensrechten durch staatl. Organisationen und zur Ausschaltung von Nationalso-
Hoheitsakt zur Befriedigung öffentl. Belange. In Dtl. zialisten aus allen Schlüsselstellungen; zu unterschei-
ist E. nur aufgrund Gesetzes zum Wohl der Allgemein- den von den Prozessen gegen NS-Verbrecher. In den
heit und gegen Entschädigung zulässig (Art. 14 GG). westl. Besatzungszonen Dtl.s wurde die Durchführung
Enten, Schwimmvögel, deren Vorderzehen durch der E. ab 1946 durch sogenannte E.-Ausschüsse unter
Schwimmhäute verbunden sind (Schwimmfüße). Verantwortung der Besatzungsmacht und seit 1947/48,
Schwimm-E. suchen ihre Nahrung (Wasserpflanzen, mit der Verabschiedung von E.-Gesetzen, unter
kleine Wassertiere, Fischlaich) meist durch teilweiser Verantwortung der Länder mit unterschied-
Gründeln; Tauch-E. gelangen tauchend an ihre lich großer Beteiligung dt. Spruchkammern betrieben
Nahrung. Das Männchen (Erpel, Enterich) ist meist sowie ab 1951 mit den E.-Schlussgesetzen beendet.
bunt, das Weibchen schlicht. Arten: Stock-E. Insgesamt waren 6,08 Mio. Menschen von der E.
(Wild-E.), Männchen mit grünem Kopf und Hals, betroffen; 3,66 Mio. Fälle waren bearbeitet und die
Weibchen braun, dunkel gefleckt, Stammform der Mehrzahl der Betroffenen als Minderbelastete bzw.
Haus-E.; Krick-E., kleinste Entenart; Spieß-E., Mitläufer eingestuft worden. In der SBZ/DDR führte
spitzschwänzig. die UdSSR unter sozialrevolutionären Vorzeichen eine
Entente [ãˈtãt] die, Einverständnis, Bündnis, bes. die schnelle und radikale E. durch, die durch Bodenre-
brit.-frz. E. cordiale von 1904, die sich durch die form, Enteignungen und Verstaatlichungen geprägt
Einbeziehung Russlands zum Dreiverband war. Im Zuge der E. entledigten sich Besatzungsmacht
(Tripelentente) erweiterte; ferner die Kleine E. zw. und SED auch zahlreicher politisch Andersdenkender
der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien (u. a. Einweisung in Internierungslager, 1950
(1921/22). »Waldheimer Prozesse«).
Entfernungsmesser, Telemter, in der Geodäsie und Entrop die,  makrophysikal. Zustandsgröße
im militär. Bereich Gerät zum Messen der Entfernung thermodynam. Systeme; der Teil der Wärmeenergie,
eines Zielpunkts. In der Funknavigation beruhen E. der wegen seiner gleichmäßigen Verteilung auf alle
auf der Laufzeitmessung elektromagnet. Wellen, in Moleküle des Systems nicht in mechan. Arbeit
der Vermessungstechnik werden Laser-E. verwendet. umgesetzt werden kann.
Entladung, Ausgleich zweier Spannungen, oft mit Entspannung, internat. Bemühungen, durch
Funkenerscheinung (z. B. Blitz). Maßnahmen der Abrüstung sowie Vereinbarungen

Vergabe von Mi-


krokrediten vor
Ort: Eine Frau
im afrikanischen
Niger öffnet die
Geldkassette
zur Kreditver-
gabe. Durch
Kleinstkredite
im Rahmen
internationaler
Entwicklungs-
hilfe kann Hilfe
zur Selbsthilfe
und damit die
wirtschaftliche
Unabhängigkeit
vieler Menschen
in Entwicklungs-
ländern gewähr-
leistet werden.
ENT
Konflikte zu entschärfen oder zu vermeiden. Die
E.-Politik der NATO-Staaten traf auf sowjet.
der UNO formulierte Ziel, dass die Ind.-Länder 0,7 %
ihres Bruttoinlandsprodukts für öffentl. Entwick-
ENZ
Bestrebungen, auf der Grundlage der friedlichen lungshilfe aufwenden sollen, wird von zahlreichen
→ Koexistenz das nach dem Zweiten Weltkrieg Ländern nicht erreicht.
gewonnene polit. Terrain zu sichern. Seit 1963 kam es
zu Vertragsabschlüssen (→ Abrüstung). Der polit. Mikrokredite
Umwälzungsprozess in Osteuropa (seit 1989) Eines der wichtigsten Instrumente deutscher und
eröffnete neue Möglichkeiten und beendete den internationaler Entwicklungshilfepolitik sind die
Ost-West-Konflikt. Neue Herausforderungen wie der Mikrokredite. Darunter werden sowohl Kleinkredite
internat. Terrorismus und neue Konflikte zeigen die beispielsweise in ländlichen Regionen für punktuelle
Dringlichkeit einer auf E. zielenden Weltpolitik. Projekte von Einzelpersonen verstanden als auch
Entstalinisrung, Schlagwort für die von den Fondsfinanzierungen für kleine und mittelständische
Nachfolgern Stalins, bes. von N. Chruschtschow (seit Unternehmen im jeweiligen Förderland. Die Zinsen
1956), bewirkte Abkehr von den Herrschaftsmetho- und Rückzahlungsbedingungen sind deutlich
den Stalins. günstiger als auf dem üblichen Kapitalmarkt. Die
Entwickler, chem. Verbindung, die in wässeriger Vereinten Nationen haben zu Beginn des 21.
Lösung das Bild (Negativ) auf belichteten fotograf. Jahrhunderts acht sogenannte Millennium-Entwick-
Platten, Filmen oder Papieren sichtbar macht lungsziele formuliert, die bis 2015 umgesetzt werden
(entwickelt). Sie scheidet an den belichteten Stellen je sollen. Die darin festgeschriebene Halbierung der
nach Lichtstärke Silber aus der lichtempfindl. extremen Armut in der Welt soll u. a. durch Mikro-
Schicht ab. kredite realisiert werden.
Entwicklung, der Werdegang der Lebewesen; es wird
zw. der Individual-E. (Einzel-E., Ontogenie) und der
Stammes-E. (Phylogenie, Evolution) der Organismen Entzündung, 1)  Beginn einer Verbrennung. – 2) 
unterschieden. Die E.-Geschichte (Biogenie, örtl. Abwehrreaktion eines Körpergewebes auf einen
Morphologie der E.) beschreibt den Ablauf der schädigenden Reiz (Strahlen, Hitze, Verätzung, Gifte,
Einzel-E., während die E.-Physiologie (E.-Mechanik) Bakterien). Allg. Anzeichen einer E. (Schmerz,
die Gesetzmäßigkeiten der Einzel-E. erforscht. Rötung, Schwellung, Erwärmung) beruhen auf
Die Individual-E. eines pflanzl. oder tier. Keims setzt vermehrter Blutfülle und Ansammlung von
ein nach Befruchtung der Eizelle. Die Keimes-E. einer Gewebeflüssigkeit und sind eine Schutzmaßnahme
tier. Eizelle (→ Ei) beginnt mit der Furchung, einer des Körpers. Die Schleimhaut-E. (Katarrh) bewirkt
schrittweisen Zellteilung in 2, 4, 8, 16, 32 usw. eine starke wässrige Absonderung, in Gelenken und
Teilzellen. Aus einem kugeligen Zellhaufen (Morula, Körperhöhlen als Erguss (Exsudat). Die eitrige E. ist
Maulbeerkeim) entsteht die hohlkugelige Blastula mit der Bildung von Eiter verbunden. Bei manchen E.
(Keimblase, Blasenkeim). Durch Einstülpung der kann der Gewebetod große Ausmaße annehmen
äußeren einschichtigen Wand (Blastoderm) bildet (→ Brand, eitrige Zellgewebeentzündung). Bei
sich die zweischichtige Gastrula (Becherkeim). Ihre anderen E. entstehen Gewebewucherungen (Syphilis,
Mündung bezeichnet man als Urmund, die Tuberkulose).
Einstülpungshöhle als Urdarm, die beiden Zellschich- Engu, Hptst. des nigerian. Bundesstaats E.,
ten als äußeres Keimblatt (Ektoderm) und inneres 300 700 Ew.; Steinkohlenbergbau.
Keimblatt (Entoderm). Zw. ihnen entsteht später ein E-Nummern, nach der Lebensmittelkennzeichnungs-
mittleres Keimblatt (Mesoderm). Jedes Keimblatt VO vom 22. 12. 1981 (in der jeweils geltenden
enthält die Anlagen für bestimmte Organe. Fassung) Bez. von Zusatzstoffen in Lebensmitteln.
Für die Gruppe der Farbstoffe werden die E-N. E 100
Entwicklungsländer, Bez. für eine bis E 180, für Konservierungsstoffe E 200 bis E 297, für
nicht einheitlich definierte Gruppe von Ländern (v. a. Antioxidationsmittel E 300 bis E 385, für Emulgato-
in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika), deren ren, Gelier- und Verdickungsmittel, Stabilisatoren
Entwicklungsstand im Vergleich zu den Ind.-Staaten E 400 bis E 495, für modifizierte Stärken E 1404 bis
gering ist; oft gleichgesetzt mit Dritte Welt. Kriterien E 1518 und für unterschiedl. Zusatzstoffe (z. B.
für die Zuordnung zu den E. sind v. a. niedriges Zuckeraustauschstoffe, Pektine, Speisefettsäuren)
Pro-Kopf-Einkommen, geringe Arbeitsproduktivität, E 500 bis E 1202 verwendet.
hohe Arbeitslosen- und Analphabetenquote, nver Pscha, türk. General und Staatsmann, * 1881,
mangelhafte Infrastruktur, hoher Anteil der † 1922; Führer der Jungtürken, im Ersten Weltkrieg
Produktion landwirtschaftl. Erzeugnisse, Abhängig- Oberbefehlshaber und Kriegsmin., als Gegner
keit von Rohstoffexporten und damit vom Preis- M. Kemal Atatürks 1918 nach Buchara geflohen, fiel
niveau des Weltmarktes, z. T. hohe Auslandsver- er im Kampf gegen sowjet. Truppen.
schuldung, verbreitete Unterernährung und Environment [ɪnˈvaɪərənmənt] das, künstler.
schlechter Gesundheitszustand bei hohem Gestaltung eines Raums, Malerei und Plastik
Bev.-Wachstum. Als Entwicklungshilfe erhalten sie verbindend.
von den Ind.-Staaten und internat. Organisationen nzensberger, Hans Magnus, dt. Schriftsteller, * 1929;
Kapital-(Kredite, Bürgschaften), Güter-(Nahrungs- zeitkrit., später philosoph. Lyrik; Essays, Aufsätze,
mittel, Medikamente, Investitionsgüter) und Dramen und Prosa, in denen er die gesellschaftspolit.
Handelshilfe (Vorzugszölle, Kontingente) sowie Zustände der Zeit analysiert. Auch als Übersetzer 245
wirtschaftl., techn. und kulturelle Beratung. Das von tätig. Erhielt 1963 den Georg-Büchner-Preis.

Enzensberger E
E Enzephalitis
246 Enzephaltis die, Gehirnentzündung (→ Gehirn). Ephesos; Paulus zugeschrieben, wohl aber von einem
nzian, Gattung krautiger Gebirgspflanzen (alle unter seiner Schüler verfasst.
Naturschutz); Frühlings-E., himmelblau; Stängelloser phesos, bedeutende antike (erst griech., dann röm.)
E., zyanblau; Gelber E., Bitterwurz, Wurzel dient als Handelsstadt an der W-Küste Kleinasiens, heute
Zusatz zu Magenbranntwein und Schnaps. Türkei; der Artemistempel zählte zu den sieben Welt-
Enzklika die, Rundschreiben des Papstes; seit dem wundern. Von der römerzeitl. Stadt eindrucksvolle
18. Jh. Lehrschreiben des Papstes an alle kath. Reste (u. a. Celsusbibliothek, Hadriantempel).
Bischöfe und Gläubigen (in lat. Sprache; ohne Ephren, griech. phoros, die 5 für ein Jahr gewählten
unfehlbare Lehrautorität). obersten Beamten des antiken Sparta.
Enzyklopäd die, zusammenfassende Darstellung phra|im, im A. T. einer der Söhne Josephs, Ahnherr
des gesamten Wissens (Universal-E.) oder eines des israelit. Stammes E.; bed. im Nordreich Israel.
Fachgebietes (Real-E.); alphabetisch od. systematisch Epidros, in der Antike bedeutende griech. Stadt in
geordnet; gebräuchl. schon für die hellenist. Wissens- der Argolis (gehört zum Weltkulturerbe), in der Nähe
sammlungen, auch für Kompendien der sieben freien das Asklepiosheiligtum, eine der größten antiken
Künste und für das berühmte Nachschlagewerk der Heilstätten; besterhaltenes griech. Theater.
frz. Aufklärung (→ Enzyklopädisten), seit dem 19. Jh. Epidem die,  stark gehäuftes, zeitlich begrenztes
meist populärwiss. Konversationslexika. Auftreten einer Infektionskrankheit, wie Pest,
Enzyklopädsten, Mitarbeiter der unter Leitung von Typhus, Cholera, Pocken, Scharlach, Grippe.
D. Diderot (bis 1759) und J. Le Rond d' Alembert Epignen [griech. »Nachgeborene«], in der griech.
1750–80 erschienenen frz. »Encyclopédie« (ein Sage Nachkommen der Sieben gegen Theben, die die
Hauptwerk der → Aufklärung). Stadt besiegten;  Nachahmer ohne Schöpferkraft.
Enzme, Sg. Enzm das, Fermnte, in den Zellen aller Epigrmm [griech. »Aufschrift«] das, kurzes,
Lebewesen erzeugte Proteine, die chem. Reaktionen geistreiches oder witziges Gedicht (meist als
auslösen, ohne sich dabei zu verbrauchen (Biokataly- Distichon), in der dt. Literatur auch Sinngedicht; bed.
Das Gilga- satoren). Die E. regeln und steuern den Stoffwechsel
mesch-Epos der Lebewesen. Jedes E. ist auf eine bestimmte
rankt sich um Leistung abgestimmt, d. h., es wirkt spezifisch. So
den gleichnami- spaltet das E. Saccharase nur Rohrzucker; Maltase
gen sumeri- zerlegt Malzzucker in Traubenzucker; Pepsin,
schen König aus Trypsin spalten Eiweiß, Lipase spaltet Fett. E. sind
Bestandteil der medizin. Diagnostik. Techn.
Uruk zu Beginn
Verwendung u. a. in Bäckerei, Brauerei, Textil-,
des dritten Jahr-
Lederindustrie.
tausends v. Chr.
E.ON AG, einer der größten dt. Industriekonzerne,
Gilgamesch, zu gehört zu den wichtigsten dt. Energieunterneh-
zwei Dritteln men; entstanden 2000 durch Fusion von VEBA
göttlich und zu AG und VIAG AG; Sitz: Düsseldorf.
einem Drittel os, griech. Göttin der Morgenröte, der bei den
Mensch, hat von Römern Aurora entspricht.
den Göttern un- Eosnder, Johann Friedrich Freiherr v.,
bändige Kraft genannt E. v. Gthe, dt. Baumeister,
erhalten. Da er getauft 1669, † 1728; Hofbaumeister in
sich mit seiner Berlin.
Eosn das,  roter Farbstoff, zur
Sterblichkeit
Herstellung von Tinte, Lippenstiften,
nicht abfinden
Nagellacken u. a.
kann, reist er Eozn das, Stufe der Tertiärzeit.
unter zahlrei- Epaminndas, Feldherr und
chen Gefahren Staatsmann in Theben, * um 420
zum Weisen Ut- v. Chr., † 362 v. Chr.; schlug die
napischtim, der Spartaner bei Leuktra (371),
ihm den Stand- wodurch die damalige theban.
ort der Pflanze Vormachtstellung begründet
des ewigen Le- wurde; fiel 362 bei Mantinea.
bens verrät. Erfinder der »schiefen Schlacht-
Doch die Pflanze ordnung«.
E-Paper [ˈiːpeɪpə; Abk. für engl.
wird von einer
electronic paper »elektron.
Schlange ge-
Zeitung«] das, im Internet
fressen, und Gil- abrufbare elektron. (digitalisierte),
gamesch muss mit der Printversion ident. Ausgabe
die eigene Ver- von Zeitungen und Zeitschriften.
gänglichkeit ak- pheserbrief, Schrift des N. T.; Brief
zeptieren. an die christl. Gemeinde in
ENZ
Vertreter: Martial, Angelus Silesius, F. Logau, G. E.
Lessing, Goethe, Schiller.
(2. Jt. v. Chr.), die unter dem Namen Homers
überlieferten griech. E. »Ilias« und »Odyssee« (8. Jh.
ERA
pik die, die erzählende Dichtkunst in Vers oder Prosa; v. Chr.), Vergils »Äneis« (Ende 1. Jh. v. Chr.), das ind.
epische Großformen: Epos, Saga, Roman; Klein- oder »Mahabharata« (4. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.), das
Kurzepik: Kurzgeschichte, Fabel, Märchen, Sage, »Nibelungenlied« (um 1200) verweisen auf den
Legende, Novelle. Mythos und die ältere Heldensage. In der ritterl.-höf.
Epikr, griech. Philosoph, * 341, † 271 v. Chr.; sah die Gesellschaft des MA entstanden die frz. Chansons de
Unerschütterlichkeit der Seele als Ziel an. Seine geste (»Rolandslied«, gegen 1100), das span. Cid-E.
Nachfolger, die Epikurer, vergröberten seine Lehre; (um 1140), die Vers-E. des Chrétien de Troyes, die
galten als Genussmenschen. aber bereits als höf. »Romane« bezeichnet werden,
Epileps die, wiederholt auftretende anfallartige
Epilepsie EPIE und die daran anknüpfenden mhd. E. Hartmanns
Funktionsstörungen des Gehirns. Diese äußern sich von Aue, Wolframs von Eschenbach. Dantes »Divina
in überschießenden elektr. Entladungen von Commedia« (nach 1313–21) fasst das Weltbild des
Nervenzellen, die sich nur über bestimmte Gebiete MA noch einmal zusammen. In der Neuzeit wurde
des Gehirns (fokaler oder partieller Anfall) oder das das E. vom Prosaroman abgelöst. Die zahlreichen
ganze Gehirn (generalisierter Anfall) ausbreiten Wiederbelebungsversuche im 19. und 20. Jh. sind
können. Dementsprechend sind nur einige meist nachgeholte National-E. oder Weltanschau-
Körperfunktionen oder auch das Bewusstsein ungs-E. (Lord Byron, C. Brentano, A. Döblin u. a.).
vorübergehend gestört. Die Ursache ist in der Hälfte Epoxdharze, durch Polykondensation gewonnene
der Fälle unbekannt. Bekannte Auslöser sind Kunstharze.
frühkindl. Hirnschädigungen, Infektionskrankhei- pstein-Brr-Virus, ein Virus, das beim Menschen
ten des Gehirns im Kindesalter, Stoffwechselerkran- das Pfeiffer-Drüsenfieber hervorruft; kann auch zwei
kungen oder Tumoren. Weitgehend unbekannt ist Tumorformen auslösen.
der Anteil erblicher Veranlagung an einer E. Equalizer [ˈɪːkwəlaɪzə] der, Klangregeleinrichtung an
Epiphnias [griech.], das Fest der Erscheinung des Verstärkern von Hi-Fi-Anlagen zur Korrektur,
Herrn am 6. 1., im kath. Volksglauben Fest der Entzerrung o. a. Beeinflussung einer elektroakust.
Heiligen → Drei Könige (nicht im kirchl. Festkalender). Darbietung. Der E. sorgt für einen konstanten
Epiphten, Aufsitzerpflanzen, Gewächse, die nicht auf Signalpegel über das gesamte Frequenzspektrum.
dem Boden, sondern auf anderen Pflanzen, bes.
Bäumen, wachsen, ohne diesen Nährstoffe zu Ersmus von Rotterdm,
entziehen. Die E. sind am häufigsten in den Tropen niederländ. Humanist, * 1466 (1469?), † Basel 1536;
(Orchideen, Farne); sie entnehmen ihren Wasserbedarf als Textkritiker, Herausgeber und Grammatiker war
dem Regenwasser und dem Wasserdampf der Luft, den Erasmus bahnbrechend für die moderne Philologie;
Nährstoff dem auf Bäumen angesammelten Humus. er gab 1516 die erste griech. Druckausgabe des N. T.
pisches Theter, von B. Brecht entwickelte Form heraus. Geistlich-gedanklich trug er wesentlich zur
des modernen Dramas, bei der die Handlung Vorbereitung der Reformation bei, lehnte diese
verfremdet wird, z. B. durch ihre Kommentierung jedoch ab, als sie zur Kirchenspaltung führte.
(durch einen Erzähler). Dem Zuschauer wird
bewusst, dass er einem Spiel beiwohnt; der Überzeugter Europäer
»Verfremdungseffekt« soll zur krit. Betrachtung der Stefan Zweig nannte ihn den »ersten bewussten
gesellschaftl. Verhältnisse anregen. Europäer«, da der holländische Humanist für ihn
Episkopt der, Bischofsamt oder Gesamtheit der Werte wie Vernunft, Toleranz, Versöhnlichkeit und
Bischöfe (eines Landes). Freiheitsliebe verkörperte. Erasmus selbst äußerte
Epstel die, 1) Brief, bes. der dichter. Brief. – 2) im N. T.: sich zu allen bedeutenden Themen seiner Zeit und
Sendschreiben der Apostel. – 3) im Gottesdienst: förderte durch seine rege Reisetätigkeit den
Abschnitt aus den Apostelbriefen. Wissensaustausch der Universitäten. Deshalb trägt
Epitph das, Grabinschrift; auch Gedenktafel mit das 1987 initiierte EU-Förderungsprogramm für den
Inschrift für einen Verstorbenen. Hochschulbereich seinen Namen: Erasmus – Europe-
Epitax die, Verfahren der Halbleitertechnik, das an Region Action Scheme for the Mobility of
Aufwachsen dünner (epitakt.) Schichten auf einem University Students. Es fördert einen Aufenthalt an
Substrat. Es gibt versch. Methoden (Gasphasen-, einer ausländischen Universität für Studierende und
Molekularstrahl-E.), mit denen sehr perfekte Lehrende – ganz im Sinne des großen Humanisten.
Einkristalle (ohne Störstellen) und gezielte
Dotierungsprofile realisiert werden können.
Epithl das, in regelmäßigen Lagen von Zellen Heima t, wo
Do rt is t m ei ne
Epithel EPIE

io th ek ha be .
angeordnetes, gefäßreiches Gewebe, überkleidet
Oberfläche und innere Hohlräume des menschl. und ic h m ei ne Bi bl rda m
tier. Körpers. E.-Körperchen, die → Nebenschilddrüsen. Erasmus von Rotte
pos [griech. »das Gesagte«] Pl. pen, eine Erto, eine der → Musen.
Großform der erzählenden Dichtung: eine Verserzäh- Eratsthenes von Kyrne, griech. Gelehrter, * um
lung, in der geschichtl. oder myth. Geschehen in 284 v. Chr., † um 202 v. Chr.; Dichter, Mathematiker,
rhythmisch gebundener Sprache dargestellt wird. entwarf eine Erdkarte; berechnete als Erster den Erd- 247
Die ältesten E. wie das babylon. »Gilgamesch-E.« umfang.

Eratosthenes von Kyrene E


E Erbbaurecht
248 Erbbaurecht, veräußerl. und vererbl. dingl. Recht, auf benden Ehegatten oder Lebenspartner ein besonderer
oder unter der Oberfläche eines fremden Grund- Versorgungsfreibetrag von 256 000 € sowie Kindern
stücks ein Bauwerk (Haus, Keller, Leitungsmasten ein Versorgungsfreibetrag je nach Alter zwischen
usw.) zu errichten. 52 000 € und 10 300 € zu. Die Vererbung einer selbst
Erbfolgekriege, Sukzessinskriege, aus Streitigkeiten genutzten Wohnimmobilie an einen Ehegatten bzw.
um die Thronfolge entstandene Kriege, z. B. Span. E. an einen eingetragenen Lebenspartner bleibt steuer-
(1701–14), Poln. E. (1733–38), Österr. E. (1740–48), frei, sofern das Objekt 10 Jahre vom Erwerber selbst
Bayer. E. (1778–79). zu Wohnzwecken genutzt wird; gilt auch für die Ver-
erbung an Kinder bis zu einer Wohnfläche von 200 m 2.
Erbkrankheiten, genet. Krankheiten, Erbschein, gerichtl. Bescheinigung über das Erbrecht
durch krankhafte Erbanlagen bedingte Störungen, und die Größe des Erbteils.
z. B. Mukoviszidose, Veitstanz, Bluterkrankheit. Die Erbse, Gattung krautiger Schmetterlingsblütler mit
krankhafte Erbanlage braucht nicht in jeder Hülsenfrüchten. Die Acker-E. (Futter-E., Peluschke) ist
Generation in Erscheinung zu treten (→ Vererbung). rosa bis lila blühend. Kulturform: Gemüse-E. (Garten-,
Viele Krankheiten (wie Diabetes mellitus, Alzheimer, Zucker-, Mark-E.).
Brustkrebs) entstehen durch ein Zusammenspiel von Erbsünde, nach christl. Lehre: durch den Sündenfall
genet. Veranlagung und anderen ursächl. Faktoren Adams und Evas verschuldete Sündhaftigkeit des
(Umwelt, Lebensführung). Menschengeschlechts.
Erbvertrag, Vertrag des Erblassers mit einer anderen
Traum von der Unsterblichkeit Person über eine Erbeinsetzung, die Anordnung von
Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms ver- Vermächtnissen oder Auflagen (§§ 1941, 2274 ff . BGB);
stärkt die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Immer nicht einseitig durch den Erblasser aufhebbar.
mehr Menschen lassen ihr Genom bestimmen, um Erd|alkalimetalle,  die sehr reaktionsfähigen
Klarheit über Krankheitsrisiken zu gewinnen. Mit chem. Elemente der II. Hauptgruppe des Perioden-
Tests können heute die genetischen Veranlagungen systems der chem. Elemente: Beryllium, Magnesium,
für rund 1000 Krankheiten festgestellt werden, Calcium, Strontium, Barium, Radium.
darunter für Erbkrankheiten wie Chorea Huntington Erdbeben, Erschütterungen des Erdbodens, durch
(Veitstanz) und Mukoviszidose. Doch diese Erkennt- geolog. Vorgänge in der Erdrinde ausgelöst, oft mit
nisse für Medikamente oder Therapien zu nutzen, Bildung von Erdspalten, Schlamm-, Wasser- und
erweist sich als schwierig. Dazu muss die ethische Gasausbrüchen, Senkungen, Bergstürzen u. a.
Frage beantwortet werden, ob die genetische Durch- verbunden. E. nehmen ihren Ausgang vom E.-Herd
leuchtung vieler Menschen und die Speicherung (Hypozentrum) in Tiefen bis zu 700 km; Ort stärkster
ihrer genetischen Veranlagungen nicht die Gefahr Bewegung an der Erdoberfläche ist das Epizentrum.
von Diskriminierung birgt. Bei Seebeben liegt der Herd unter dem Meeresboden,
verheerende Überschwemmungen an den Küsten
können die Folgen sein. Zur Erforschung der E.
Erbrecht, rechtl. Bestimmungen über die Rechtsnach- dienen E.-Warten, in denen Seismographen alle
folge bei Todesfall (§§ 1922 ff. BGB). Das Vermögen Erschütterungen aufzeichnen, deren Stärke nach der
des Verstorbenen (Erblassers) geht als Ganzes auf Richter- oder der Mercalli-Sieberg-Skala bestimmt
den oder die Erben über; mehrere Erben erlangen werden kann. Aus Seismogrammen von E. oder von
gemeinschaftl. Eigentum am Nachlass (Erbengemein- unterird. Sprengungen (»künstl. E.«) gewinnt man
schaft). Hat der Erblasser keine Verfügung über den Aufschlüsse über den Erdaufbau (→ Seismologie).
Nachlass getroffen (→ Testament, → Erbvertrag), tritt Schwere E. (seit 2000): Indien 26. 1. 2001, Iran 26. 12.
die gesetzl. Erbfolge ein: Erben 1. Ordnung sind die 2003, Indonesien 26. 12. 2004, Pakistan/Indien 8. 10.
Abkömmlinge, 2. Ordnung die Eltern und deren 2005, China 12. 5. 2008, Haiti 12. 1. 2010.
Abkömmlinge, 3. Ordnung die Großeltern und deren Erdbeere, Gattung der Rosengewächse, mit
Abkömmlinge usw. Der Ehegatte erbt neben Ausläufern, weißer Blüte und aus der Fruchtachse
Verwandten 1. Ordnung ein Viertel, neben hervorgehendem fleischigem Gewebe, das mit den
Verwandten 2. Ordnung und Großeltern die Hälfte. Früchtchen (Nüsschen) besetzt ist. Wilde oder
Ist weder Verwandter noch Ehegatte vorhanden, so Wald-E. in Wäldern, auf Gebirgshalden; Garten-E.,
erbt der Staat. (→ Pfl ichtteil, → Vermächtnis) Kreuzungsprodukt aus amerikan. Formen.
Erbschaftsteuer, den Ländern zufl ießende Steuer
Erbschaftsteuer ERBE Erdbiene, Sandbiene, Gattung der einzeln lebenden
auf den Vermögensübergang durch Tod; geregelt Bienen. Die Weibchen nisten in einer selbst
durch das E.- und Schenkungsteuer-Ges. Nach dem gegrabenen Brutröhre.
persönl. Verhältnis des Erwerbers zum Erblasser Erde, der von der Sonne aus gerechnet 3. Planet. Die E.
Erde ERDE

werden 3 Steuerklassen mit gestaffelten Steuersätzen dreht sich im Lauf eines Tags von W nach O einmal
unterschieden. Der Erwerb von Todes wegen durch um ihre Achse und bewegt sich während eines trop.
den Ehegatten oder Lebenspartner bleibt in Höhe (Sonnen-)Jahrs (365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 47
von 500 000 € (bei Kindern 400 000 €, Enkelkindern Sekunden) in einer leichten Ellipse um die Sonne.
200 000 €) steuerfrei. Für die übrigen Personen Äquator- und Erdbahnebene sind um 23° 26 min
der Steuerklasse I (Eltern, Großeltern) beträgt der gegeneinander geneigt. Die Sonne steht in einem
persönl. Freibetrag 100 000 €, bei Personen der Steuer- Brennpunkt der Ellipse. Die Umlaufgeschwindigkeit
klasse II und III (u. a. Geschwister, geschiedener Ehe- der E. beträgt rd. 30 km/s. Der mittlere Abstand von
gatte) 20 000 €. – Darüber hinaus steht dem überle- der Sonne beträgt 149,6 Mio. km.
ERB
Die E. hat ungefähr die Gestalt einer Kugel
(Rotationsellipsoid). Die Eigenumdrehung der E.
Erdflöhe, Flohkäfer, Unterfamilie der Blattkäfer mit
mehr als 5000 Arten (in Europa etwa 240), mit
ERD
verläuft um die durch ihren Schwerpunkt gehende Springbeinen, Kulturpflanzenschädling.
Erdachse, die im Nord- und Südpol die E. schneidet.
Infolge der Umdrehung ist die E. an den Polen Erdgas, brennbare, in der Erdkruste vorkom-
abgeplattet. Die Erdachse misst 12 713 550 m, der mende Naturgase. E. besteht überwiegend aus
größte Durchmesser am Äquator 12 756 320 m, die Methan; wird als Brenn- und Treibstoff und in der
Länge des Äquators 40 075 161 m. Die mittlere Dichte chem. Ind. verwendet. Die sicher gewinnbaren
der E. beträgt 5,51 g/cm3. Da die Gesteine an der E.-Reserven wurden 2008 weltweit auf rd. 185 000
Erdoberfläche eine Dichte von etwa 2,8 g/cm3 haben, Mrd. m3 veranschlagt; 23 % davon entfielen auf
muss das Innere der E. aus sehr schweren Stoffen, Russland, 16 % auf Iran und 14 % auf Katar. Europas
möglicherweise aus Eisen mit etwas Nickel, Anteil an den Erdgasreserven beläuft sich auf rd. 3 %.
bestehen (Eisenkernhypothese). Zum Innern hin Die Gesamtförderung betrug 2008 rd. 3125 Mrd. m3.
nimmt die Wärme zu (auf 30 bis 35 m Tiefe um 1 °C). Das im Vergleich zu Öl und Kohle umweltfreundli-
Aus der Ausbreitung von Erdbebenwellen schließt chere und bequemer verwertbare E. hat sich zu
man auf einen Schalenaufbau des Erdinnern aus einem der wichtigsten Brennstoffe entwickelt. Mit rd.
Erdkruste (8–15 km Tiefe unter der Ozeanober- 24 % der weltweiten Energieversorgung steht es nach
fläche, 30–70 km unter Festländern), Erdmantel (bis Erdöl und Kohle an dritter Stelle. In Dtl. wurden 2008
2900 km Tiefe) und Erdkern. Der Druck nimmt mit rd. 48 % aller Wohnungen mit E. beheizt. Die
der Tiefe zu, im Kern 1,5–3,6 Mbar. Die Kerntem- Hauptlieferanten für Deutschland sind Russland, die
peratur wird auf 1000–12 000 °C geschätzt. Das Alter Niederlande und Norwegen, heimische Erdgas-Re-
der E. beträgt etwa 5 Mrd. Jahre; Leben seit ca. 2,5 serven decken rd. 15 % des Jahresbedarfs.
Mrd. Jahren. – Die Oberfläche misst rd. 510 Mio. km 2;
davon sind 361 Mio. km 2 (71 %) Wasseroberfläche, Zu Wasser und zu Land –
149 Mio. km 2 (29 %) Festland. Die mittlere Höhe der mehr Gas für Europa
festen Erdoberfläche: 875 m, die mittlere Tiefe der Zwei große Erdgas-Projekte sollen die Versorgung
Ozeane: 3800 m. Höchste Erhebung des Festlands: Westeuropas mit Gas gewährleisten: Die rd. 1220 km
Mount Everest 8850 m, größte Meerestiefe: lange Ostsee-Pipeline Nord Stream wird voraussicht-
Marianengraben 11 034 m. lich ab Ende 2011 sibirisches Erdgas vom russischen
Erden,  ältere, analog zur Bez. Tonerde gebildete Bez. Hafen Wyborg nach Greifswald liefern. Die Umwelt-
für eine Reihe von Metalloxiden. Aus dem Begriff E. auflagen beim Bau sind aufgrund des sensiblen Öko-
leiten sich auch die Bez. alkal. E. (für die Oxide der systems der Ostsee hoch, zudem erschweren Minen
Erdalkalimetalle) und seltene E. (für die Oxide der und chemische Kampfstoffe aus den Weltkriegen am
Seltenerdmetalle) ab. Meeresgrund die Arbeiten. Eine Abhängigkeit vom
sibirischen Gas will demgegenüber eine »Konkurrenz-
Erdferkel, afrikan. Säugetiergat- Pipeline« verhindern: Die Nabucco-Linie wird ab 2014
tung der Röhrchenzähner, mit Grabfüßen Gas aus Zentralasien über die Türkei nach Mitteleuro-
und rüsselartigem Kopf; nachtaktive pa transportieren. Während bei Nord Stream der frü-
Termitenfresser. Erdferkel sind die here Bundeskanzler Gerhard Schröder im Aufsichtsrat
letzten Überlebenden der Urhuftiere und sitzt, arbeitet Ex-Außenminister Joschka Fischer für
werden daher als »lebende Fossilien« Nabucco.
bezeichnet.

Im Gegensatz zu ihrem plumpen Körperbau verfügen Erdferkel über ei-


nen relativ schmalen Kopf, der in einen schweineartigen Rüssel mündet.
Ihr Geruchssinn ist sehr gut ausgebildet und bei der Nahrungssuche
249
hilfreich. Erdferkel fressen fast ausschließlich Termiten, die sie mit ihrer
schmalen, langen und sehr klebrigen Zunge auflecken. Tagsüber ruhen
die nachtaktiven Tiere in ihren Erdbauten, die von einfachen Höhlen
bis zu komplexen Labyrinthen aus Tunneln und Kammern Erdgas reichen.E
E Erdgasmotor
250 Erdgasmotor, mit Erdgas angetriebener Motor mit rdmannsdorff, Friedrich Wilhelm Freiherr v., dt.
Dreiwegekatalysator. E. geben erheblich weniger frühklassizist. Baumeister, * 1736, † 1800; Haupt-
Kohlenmonoxid und Stickoxide ab als Dieselmotoren werk: Schloss und Park Wörlitz bei Dessau (1769 bis
und sollen Dieselmotoren in Nutzfahrzeugen 1773).
ersetzen. Erdnuss, brasilian. Schmetterlingsblütler, in warmen
Erdkunde, Geograf, Wiss. von den Erscheinungen Ländern Zuchtpflanze, die Hülse dringt zum Reifen
und Räumen der Erdoberfläche. Allg. E.: 1) math. E.: in die Erde. Der Samen wird gegessen (gemahlen:
Größe, Gestalt usw. der Erde; 2) phys. oder physikal. E.-Butter) oder gepresst (E.-Öl), der Pressrückstand
E.: Landformenkunde (Geomorphologie), Meeres- dient als Kraftfutter (E.-Kuchen). Der Samen enthält
kunde (Ozeanographie), Gewässerkunde (Hydro- etwa 50 % Öl, 24 bis 35 % Eiweiß, 3 bis 8 % Kohlenhy-
graphie), Klimakunde (Klimatologie); 3) Tier- und drate, die Vitamine B und E.
Pflanzengeografie; 4) E. des Menschen: Siedlungs-, Erdoğan [ˈɛrdɔːɑn], Recep Tayyip, türk. Politiker,
Erdoğan ERDE

Wirtschafts-, Kultur- und polit. E. Die Länderkunde * 1954; Wirtschaftswissenschaftler; 1994–98


beschreibt die einzelnen Länder der Erde. Oberbürgermeister von Istanbul; 2001 Gründer und
Erdlicht, Erdschein, Aufhellung des von der Sonne Vors. der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung
nicht beleuchteten Teils des Mondes durch die von (AKP), seit 2003 Min.-Präs.
der Erde reflektierte Sonnenstrahlung.
Erdmagnetismus, die Gesamtheit derjenigen Erdöl, engl. Petrle|um, helles bis schwarzgrünes,
physikal. Eigenschaften des Erdkörpers und der flüssiges Gemisch versch. Kohlenwasserstoffe;
physikal. Vorgänge in ihm, die das erdmagnet. Feld entstanden in Jahrmillionen durch Ablagerung von
und seine Veränderungen in ihm hervorrufen; i. w. S. Kleinlebewesen auf Meer- und Seeböden, anschlie-
auch alle mit dem erdmagnet. Feld verknüpften ßende Umwandlung in Faulschlamm und bakterielle
physikal. Erscheinungen. Der Nordpol einer Zersetzung. E. ist weltweit der wichtigste Primär-
Magnetnadel zeigt ungefähr nach N. Die Pole energieträger (rd. 35 % des Weltenergiebedarfs) und
wandern langsam. Ursache des E. sind elektr. Rohstoff für die Petrochemie.
Stromsysteme im tiefen Erdinneren und in der Förderung. E.-Lager werden durch Tiefbohrung
Hochatmosphäre. erschlossen, auch durch Unterwasserbohrungen

Benzin
Diesel Flüssiggas

Kerosin
Kautschuk

Schaumstoff Bitumen
Paraffin
Kunstharze
Verkeh
r

Matratzen

Wo Schmiermittel
rie

hn en t Plastikfolien
us
Ind

Heizöl Erdöl Ku
Schallplatten
Tex tilin
dus t r i e
im Alltag ns tstoffe

Ausgewählte Lösungsmittel
Kunstfasern
Kosmetik Produkte CDs
Ch
em
i
n

Ans
izi

e
ed

ir t s ch af t

Cremes
tric

M
he

Computer
Saiten
w
nd
La

Salben

Bleichmittel
Insektizide Aromastoffe
Tabletten Farben

Lacke
Düngemittel
ERD
ERE

(Offshoretechnik) in Küstennähe. Rohöl wird durch elektr. Anlagenteile, die Schutz-E. zum Berührungs-
Tankschiffe und Ölleitungen (Pipelines) befördert. spannungsschutz und die Blitzschutz-E. zum Schutz
Verarbeitung. Rohöl wird durch stufenweise gegen Blitzeinschläge.
Destillation in seine verschieden hoch siedenden Erdwärme, Wärmegehalt des Erdkörpers. Als
Anteile zerlegt. Die Destillate werden gereinigt Energiequelle wird die E. in E.-Kraftwerken, zur
(raffiniert), gekrackt und durch Filterpressen Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung
gepresst, wodurch man verschiedene Benzine, genutzt: meist vulkan. Heißwasser- und Dampf-
Dieselöle, Leichtöle, Schmieröle, Paraffin und speicher (Island, Neuseeland, Italien). Auch Bereiche
Asphaltbitumen erhält. Zum Raffinieren dienen geotherm. Anomalien sind von großem Interesse (in
Bleicherden, Schwefelsäure, Tiefkühlung mit Dtl. z. B. bei Bad Urach, Landau in der Pfalz und
Schwefeldioxid, Aktivkohle u. a. Bremen); die Wärmereserven in heißen Gesteins-
Geschichte. Seit der Mitte des 19. Jh. wurden größere massen sollen durch Bohrungen erschlossen werden,
E.-Felder erschlossen und planmäßig ausgebeutet: in in die kaltes Wasser eingepumpt wird, das sich
den USA (Pennsylvania, Texas), in Aserbaidschan erhitzt und als heißes Wasser wieder austritt
(Baku), in Rumänien u. a. Von da an nahm die (Hot-Dry-Rock-Verfahren).
Erschließung neuer Felder großen Aufschwung Erechthon das, Tempel auf der Akropolis von Athen,
(Naher O, Sahara und seit Beginn der 1970er-Jahre in zw. 421 und 406 v. Chr. erbaut.
der Nordsee). In Dtl. begann die Erschließung von Erektin die, Anschwellung und Aufrichtung des
E.-Lagerstätten um 1880 in der Lüneburger Heide. männl. Glieds und des weibl. Kitzlers durch
Die Ölfelder liegen in Ndsachs., Schlesw.-Holst., verstärkten Blutzufluss.
Rheinl.-Pf., Bayern, um Hamburg und Brandenburg
(jährl. Förderung rd. 3,4 Mio. t, das entspricht etwa Eremitage [eremiˈtaːʒə] die, 1) urspr. Einsiede-
3 % des dt. Ölbedarfs). – Die E.-Reserven der Welt lei; im 18. und 19. Jh. schlichtes Garten- oder
wurden 2008 auf rd. 195,3 Mrd. t geschätzt; die Landhäuschen. – 2) Museum in St. Petersburg mit der
weltweite E.-Produktion betrug 3,928 Mrd. t. bedeutendsten Kunstsammlung Russlands. Sie
Erdstern, Wetterstern, Bauchpilz, dessen derbe beherbergt u. a. eine Gemäldegalerie mit über 5000
Fruchtkörperaußenwand sternförmig aufreißt und Werken und eine graf. Sammlung mit etwa 40 000
sich bei Trockenheit einrollt. Handzeichnungen.
Erdströme,  sehr schwache, zeitlich und örtlich
veränderl. elektr. Ströme in der Erde. Induzierte oder Zeig, was du hast
tellur. E., vorwiegend in der Erdkruste und im oberen Der Besucher, der durch die Ausstellungsräume der
Erdmantel, werden infolge der zeitl. Variation des Eremitage wandert, kann sich leicht erschlagen fühlen.
erdmagnet. Felds durch elektromagnet. Induktion Denn die Gemälde hängen nicht wie in den meisten
erzeugt. Elektrochemisch erzeugte E. sind dicht unter Museen übersichtlich gereiht nebeneinander, sondern
der Erdoberfläche an Grenzen zw. Gesteinskörpern, dicht an dicht, in mehreren Reihen bis unter die Decke.
die Bergwässer enthalten. Vagabundierende E. Diese »Petersburger Hängung« verweist auf eine
werden durch elektrotechn. Einrichtungen ehemals ganz andere Absicht bei der Ausstellung von
verursacht. Kunstwerken: Nicht das einzelne Bild sollte bewundert
Erdung,  Herstellen einer leitenden Verbindung von werden, sondern die Größe der Sammlung und damit
elektr. Geräten und Leitungen mit der Erde. Nach auch die (finanzielle) Mächtigkeit ihres Besitzers. 251
ihrer Funktion unterscheidet man die Betriebs-E.

Eremitage E
E Erfrieren
252 Erfrieren, Abkühlung des Körpers oder einzelner 25 745 km 2, bis 64 m tief. Der E. ist mit dem Ontario-
Körperteile bis an die Grenze der Lebensfähigkeit. und Huronsee und dem Hudson River verbunden.
Diese liegt beim allg. E. (Unterkühlung des ganzen Ernnyen, griech. Rachegöttinnen, später drei:
Körpers) bei einer Bluttemperatur unter +28 °C. Die Tisiphone, Allekto, Megaira (dt. Megäre); beschöni-
Folgen der örtl. Erfrierung zeigen sich in Rötung und gend auch Eumeniden (»die Wohlgesinnten«) genannt.
Schwellung der Haut (Frostbeulen), Bildung von ris, griech. Göttin der Zwietracht; entfesselte den
Blasen und Frostgeschwüren, Frostbrand (Gewebetod). Streit zw. Aphrodite, Hera und Athena durch einen
rftstadt, Stadt in NRW, an der Erft, 51 200 Ew.; Apfel mit der Aufschrift »Der Schönsten«.
Naherholungsgebiet auf dem rekultivierten Gelände Eritra, Rep. in NO-Afrika, am Roten Meer; 117 600 km 2,
ehem. Braunkohlelager (Liblarer Seenplatte); Schloss 5,1 Mio. Ew.; Hptst. Asmara; Amtssprachen: Tigrinja
Gymnich. und Arabisch. Die Landwirtschaft ist wichtigster
rfurt, Hptst. von Thür., kreisfreie Stadt, im Thüringer
Erfurt ERFE Wirtschaftssektor; Gold-, Silber-, Kupfer-, Zinklager-
Becken, 202 658 Ew.; Univ. (neu gegr. 1994, Lehrbetrieb stätten; : Massaua und Assab; internat.  bei
seit 1999), Fachhochschule, kath. Bischofssitz, Asmara. – Ab 1890 ital. Kolonie, kam E. 1941 unter
Bundesarbeitsgericht, viele Museen, mehrere Theater, brit. Verw.; 1952–62 autonomes Gebiet, 1962–93 Prov.
Zoo; Gartenbau mit Blumen- und Saatzucht, Äthiopiens. Nach dem Ende der Kämpfe versch.
Maschinenbau, elektrotechn. und elektron., opt., eritreischer Guerillabewegungen und der Flucht des
Bekleidungsindustrie. . – Dom (12. bis 15. Jh.), Severi- äthiop. Diktators Mengistu 1991 erlangte E. 1993 die
kirche (13./14. Jh.), Prediger- oder Dominikanerkirche Unabhängigkeit. 1998–2000 wiederholt Grenzkriege
(13. bis 15. Jh.), Augustinerkirche (13./14. Jh.), Gotik- mit Äthiopien, die sich ins Landesinnere von E.
und Renaissancehäuser, Krämerbrücke (14. Jh.). – E. ausdehnten. Staatspräs. I. Afewerki (seit 1993).
entstand an einer Furt durch die Gera. Das 742 Eriwn, Jerewan, Hptst. Armeniens, am Rasdan, 1,1
errichtete Bistum E. ging nach nur wenigen Jahren im Mio. Ew.; Univ., mehrere Hochschulen; Maschinen-
Bistum Mainz auf; 1994 Bistumsneugründung. Die und Kfz-Bau, Elektro- und chem. Ind., Weinbrand-
Univ. (1392–1816) war ein Zentrum des Humanismus; herstellung; internat. . – E. wird auf die urartäische
E. war im MA wichtiger Umschlagplatz für den Festung Erebuni (8. Jh. v. Chr.; Ausgrabungen)
dt.-slaw. Handel. Auf dem Erfurter Fürstentag suchte zurückgeführt.
Napoleon I. 1808 vergeblich militär. Unterstützung rkelenz, Stadt in NRW, 44 500 Ew.; Baustoffind. und
durch Zar Alexander I. und dt. Fürsten; 1850 Kunststoffverarbeitung.
scheiterte im Erfurter Unionsparlament der Versuch Erkenntnistheorie, Epistemolog, Gnoseolog, Teil
Preußens, einen kleindt. Staat unter seiner Hegemonie der Philosophie, der sich mit Wesen, Umfang, Quellen,
zu schaffen. Tragweite und Grenzen der Erkenntnis beschäftigt.
Ergomter das, Gerät zum Messen der Leistungs- rlangen, kreisfreie Stadt im bayer. Reg.-Bez.
fähigkeit von Organen und Funktionssystemen Mittelfranken, an der Regnitz, 102 000 Ew.; Univ.
(Herz-Kreislauf-System, Atmung, Muskulatur). E.-Nürnberg; Zentrum der Elektronik, Laser- und
Ergonom die, Wiss. von den Leistungsmöglichkeiten Medizintechnik, v. a. Forschung und Entwicklung;
und -grenzen des arbeitenden Menschen und von der elektron. u. a. Industrie.
Anpassung der Arbeit[sbedingungen] an den Erle, Eller, Gattung der Birkengewächse mit holzigen
menschl. Organismus. Fruchtzapfen. Schwarz-E., mit schwarzer Borke, auf
Ergussgesteine, Eruptivgesteine, die an der feuchtem Boden Europas, N-Asiens, Afrikas; ihr Holz
Erdoberfläche erstarrt sind; → Gesteine. ist weich, leicht spaltbar, unter Wasser dauerhaft.
Erhaltungssätze, physikal. Grundgesetze, nach Grau- oder Weiß-E. wächst im Bergland (bis 1 800 m).
denen bestimmte physikal. Größen (wie Energie, Grün-E. oder Alpen-E., Alpengebüsch an der
Impuls, Drehimpuls, Ladung) in abgeschlossenen Baumgrenze.
Systemen bei jeder zeitl. Zustandsänderung ihren Erlösung, religiöser Grundbegriff; in den mehr myst.
Wert behalten. Religionen (z. B. Hinduismus, Buddhismus) die
Befreiung des Menschen aus seiner Gebundenheit an
rhard, Ludwig, dt. Politiker (CDU), * 1897, † 1977; die körperl., vergängl. Welt; in den prophet.
hatte 1949–63 das Amt des Wirtschaftsmin. inne, Religionen Christentum und Islam das Heraustreten
Verfechter der sozialen Marktwirtschaft, seit 1957 aus einer von Schuld und Sünde bestimmten Existenz
auch Vizekanzler. Als Nachfolger Adenauers war er und das Eintreten in die Gemeinschaft mit dem sich
1963–66 Bundeskanzler, 1966–67 Bundesvors., dem Menschen persönlich zuwendenden Gott.
seitdem Ehrenvors. der CDU. Ermächtigungsgesetz, Ges., das die Reg. ermäch-
tigt, Verordnungen mit Gesetzeskraft ohne
tu m fert ig zu Beteiligung des Parlaments zu erlassen, meist mit
M it dem R eich .
ch ei n Prob lem
sachl. und zeitl. Begrenzung. Das dt. E. vom 23./24. 3.
werden, is t au ig Erha rd
1933 ermächtigte die Regierung – praktisch Hitler –
Ludw zu verfassungsändernder Gesetzgebung (→ National-
sozialismus). Das dt. GG schließt derartige E. aus.
rhardt, Heinz, dt. Komiker und Schauspieler, * 1909, Ermnarich, König der Ostgoten, dessen südruss.
† 1979. Typisch für seine Komik waren Kalauer und Reich 375 n. Chr. den Hunnen erlag; in der german.
Sprachschöpfungen oder -verdrehungen. Heldendichtung wird er von Dietrich von Bern bei
Eriesee [ˈɪərɪ-], der südlichste der 5 Großen Seen Ravenna besiegt (Rabenschlacht).
Nordamerikas, an der Grenze Kanadas und der USA, Ermittlungsverfahren,  im Strafprozess eine
ERF
Untersuchung, um aufzuklären, ob hinlängl. Grund
zur Erhebung der öffentl. Klage vorliegt.
Gezeiten-, Sonnen-, geotherm. Energie. Ggs.:
Kernenergie, Energie aus fossilen Brennstoffen.
ERS
rnst, Klaus, dt. Politiker (Die Linke), * 1954;
Ernährung, die Aufnahme von Nahrungs-
Ernährung ERNE Gewerkschafter und Wirtschaftswissenschaftler;
stoffen zum Aufbau und zur Erhaltung des Körpers. seit 2005 MdB; seit 2010 Vors. der Partei Die Linke
Die Hauptbestandteile der menschl. Nahrung sind (gemeinsam mit G. Lötzsch).
Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett, Wasser, Mineralsalze rnst, Herrscher:
(bes. Phosphor-, Natrium-, Kalium-, Calcium-, 1) E. gust, König von Hannover, * 1771, † 1851; Sohn
Magnesium-, Eisensalze), Vitamine, Enzyme, des brit. Königs Georg III., hob nach seiner
Spurenelemente und Ballaststoffe. Als Maß für die Thronbesteigung 1837 die hannoversche Verfassung
Nährstoffmenge und ihren Wert für die Energiegewin- von 1833 auf und enthob die Göttinger Sieben ihres
nung dient die Wärmemenge, die bei ihrer Verbren- Amtes. – 2) E. II., Herzog von Schwaben, * 1007, † 1030;
nung frei wird, angegeben in Kilojoule (kJ), früher in empörte sich gegen seinen Stiefvater Kaiser
Kilokalorien (kcal). Bei der biolog. Verbrennung im Konrad II.; Trauerspiel von L. Uhland (1817); Drama
Körper liefern 1 g Eiweiß oder 1 g Kohlenhydrate 17 kJ von P. Hacks (1957). – 3) E. II., Herzog von Sachsen-
(4,1 kcal), 1 g Fett 39 kJ (9,3 kcal). Der Energiebedarf Coburg und Gotha, * 1818, † 1893; Vorkämpfer der
des menschl. Körpers bei einem Körpergewicht von 70 nat. und liberalen Bewegung; unter seinem Schutz
kg beträgt unter Ruhebedingungen ungefähr 4,18 kJ entstand 1859 der Dt. Nationalverein.
(1 kcal) je Kilogramm Körpergewicht und Stunde, in rnst, 1) Max, frz. Maler und Grafiker dt. Herkunft, * 1891,
Ernst ERNE

24 Stunden etwa 7100 kJ (1700 kcal). Bei körperl. † 1976; Surrealist. – 2) Richard R., schweizer. Chemiker,
Bewegung und Arbeit erhöht sich der Energiebedarf. * 1933; 1991 Nobelpreis für Chemie für Verbesserungen
Weiterhin spielen der Gehalt an Vitaminen und die der kernmagnet. Resonanzspektroskopie.
Art des Eiweißes und Fettes (tier. oder pflanzl.) eine Erntedankfest, kirchl. Fest; ev. Kirche: Sonntag nach
Rolle. Bei einer richtig zusammengestellten Kost Michaelis (29. 9.); kath. Kirche: landschaftlich
sollen etwa 55 bis 60 % des Energiebedarfs aus verschieden; heute wird das E. allg. am ersten
(hochmolekularen) Kohlenhydraten, 25 bis 30 % aus Sonntag im Okt. gefeiert.
Fetten und 10 bis 15 % aus Proteinen gedeckt werden; Eröffnungsbeschluss,  im Strafprozess
die Proteinzufuhr sollte täglich 1 g pro kg Körper- Gerichtsbeschluss, der die Eröffnung des Hauptver-
gewicht betragen. fahrens anordnet (§§ 203 ff. StPO).
Bei Tieren unterscheidet man nach Art der E. ros, lat. mor, Cupdo, griech. Gott der Liebe, Sohn und
Allesfresser, Pflanzenfresser, Fleischfresser, Begleiter der Aphrodite, verkörpert als knabenhafter
Aasfresser, Schmarotzer. – Die Pflanzen gewinnen Jüngling, oft mit Flügeln, mit einem Bogen, auch mit
(mit Ausnahme der Schmarotzer, Saprophyten und seiner Geliebten Psyche. Eroten bzw. Amoretten
tierfangenden Pflanzen) alle Nahrung aus der (geflügelte kleine Knaben) waren beliebte Motive in
unbelebten Natur. Notwendige Nährstoffe sind: der röm. Kunst, später in Renaissance und Barock.
Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Erosin die,  Zerschneiden und Abtragen der
Schwefel, Phosphor, Kalium, Calcium, Magnesium, Erdoberfläche durch Wasser, Wind, Eis, bes. die
Eisen. Kohlenstoff und Sauerstoff entnehmen grüne Bildung von Tälern.
Pflanzen der Luft, alles andere dem Boden (→ Assimi- Ertik die, allg.: Gesamtheit des Liebeslebens; oft, im
lation). Ggs. zur Sexualität, auch die seelisch verinnerlichte
Liebe, soweit sie den Aspekt geschlechtl. Anziehung
Täuschung leicht gemacht einbezieht.
Der Mensch lässt sich beim Essen leicht täuschen. ERP [ˈiːɑːˈpiː], Abk. für European Recovery Programme,
So steigt mit dem Farbspektrum von angebotenen → Marshallplan.
Bonbons der Verzehr der Süßigkeit. Werden Erpressung.  Als Erpresser wird bestraft, wer in
Hähnchen serviert und die Knochenteller der Absicht, sich oder einen Dritten zu Unrecht zu
regelmäßig geleert, essen Probanden mehr, als wenn bereichern, einen andern rechtswidrig zu einer
die vollen Knochenteller stehen blieben. Der Grund: Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt und
Der Mensch isst nicht, bis er satt ist, sondern bis er dadurch diesem oder einem Dritten einen Ver-
glaubt, satt zu sein. Versuchspersonen, die mögensnachteil zufügt (§§ 253 ff. StGB). Auf E. steht
angeblich fettarme Snacks aßen, konsumierten 49 Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder Geldstrafe.
Prozent mehr als jene, denen gewöhnliche Snacks Ersatzzeiten, in der sozialen Rentenversicherung
vorgesetzt wurden – und nahmen dadurch mehr Zeiten vor dem 1. 1. 1992 ohne Beitragsleistung, die
Kalorien zu sich. Weil das Gehirn vertikale Linien auf Antrag bei der Berechnung der Altersrenten
größer wahrnimmt als horizontale, schenkt der angerechnet werden, z. B. Militärdienst.
Mensch sich in breite, flache Gläser mehr ein als in Erskine [ˈəːskɪn], John, amerikan. Schriftsteller, * 1879,
hohe, schmale. Daneben steigert Ablenkung den † 1951; populäre Romane.
Nahrungsmittelkonsum: Personen, die Fernsehen Erste Hilfe, zweckmäßige Sofortmaßnahmen bei
gucken oder Radio hören, essen deutlich mehr. Unglücksfällen oder plötzl. Erkrankungen.
Grundsätzlich beschränkt sich die E. H. auf Rettung
aus unmittelbarer Gefahr, Versorgung und Lagerung
erneuerbare Energen, regenerative Energen, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder
Alternatv|energien, jede zur Energieversorgung Notarztes, Überwachung und Abwehr lebensbedrohl. 253
nutzbare, sich erneuernde Energie, z. B. Wind-, Zustände (Ersticken, Atemstillstand, Verbluten,

Erste Hilfe E
E Erstgeburt
254 Schock). Die Abwehr akuter
Lebensgefahr und die

R S T E P R O M O V IE R T E Versorgung schwerer

D IE E T IN
Verletzungen haben Vorrang

DEU TSCHE ÄR Z
vor der Behandlung nicht
unmittelbar lebensbedrohl.

HRI STIANA
DOROTHE A C
Verletzungen. Alle weiterge-
henden Maßnahmen (Umlage-
rung, Transport) sollten dem

ER XLEBEN Rettungsdienst überlassen


werden.
Erstgeburt, Erstgeburtsrecht, Erstgeburt ERSE

Vorzugsrecht des Erstgebore-


Sie muss eine ungewöhnliche Frau gewesen nen bei der Erbfolge, bes. bei
sein, denn Dorothea Christiana Erxleben den Israeliten; in Fürstenhäu-
(* 13. 11. 1715 Quedlinburg, † 13. 6. 1762 sern unter dem Begriff
Quedlinburg) erwarb 1754 den Doktorgrad Primogenitur.
der Medizin – zu einer Zeit, in der einer Frau Ertl, Gerhard, Physiker, * 1936;
der Zugang zu einem Hochschulstudium erhielt für seine grundlegenden
noch strikt verwehrt war. Arbeiten zur Aufklärung von
chem. Reaktionen an Oberflächen
Da sie als Kind kränklich war und oft das von Katalysatoren 2007 den
Bett hüten musste, unterrichtete ihr Vater, Nobelpreis für Chemie.
ein Arzt in Quedlinburg, sie zusammen mit Ertrag, erfolgswirksame Einnahmen
ihrem Bruder in Naturwissenschaften und eines Unternehmens in einer
Medizin. Dabei zeigten sich schnell ihr Periode (z. B. aus Verkauf der
Interesse und ihre Begabung für naturwis- erstellten Güter); Ggs.: Aufwand.
senschaftliche Studien. Der Vater nahm sie Ertragsteuern, Objektsteuern,
auch mit zu Krankenbesuchen und ließ sich Realsteuern, Steuern, die Ertrag
in seiner Praxis von ihr vertreten. So bringende Objekte nach objektiven
verwundert es nicht, dass sie unbedingt Maßstäben erfassen, gleichgültig,
Medizin studieren wollte. Ein Bittgesuch an wem die Erträge zufließen und ohne
den preußischen König Friedrich den Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit
Großen sollte ihr den Zugang zum Studium des Steuerpflichtigen (Grund- und
ermöglichen, und tatsächlich erhielt sie die Gewerbesteuer).
königliche Sondererlaubnis. Eruptvgesteine, aus dem erstarrten
Schmelzfluss des Erdinnern entstande-
Dorothea nahm das königliche Privileg ne → Gesteine.
jedoch zunächst nicht in Anspruch, sondern Erweckungsbewegungen, christl.
heiratete den verwitweten Diakon Johann Christian Erxleben. Sie Bewegungen in der ev. Kirche zur
kümmerte sich um die vier Kinder, die er mit in die Ehe gebracht Wiederbelebung des religiösen Lebens
hatte, sowie um die vier gemeinsamen. Daneben aber praktizierte sie zu Beginn des 19. Jh.: Erneuerung des
weiter und übernahm 1747 die Praxis von ihrem inzwischen Pietismus (Norwegen, W-Schweiz;
verstorbenen Vater. Den übrigen Quedlinburger Ärzten war die Rheinland, Westfalen, Württemberg), den
praktizierende Frau ohne Studium ein Dorn im Auge und als eine Methodisten verwandte Bestrebungen
ihrer Patientinnen am Fleckfieber starb, zeigten sie sie wegen (Großbritannien, Nordamerika).
»medicinischer Pfuscherey« an. Daraufhin entschloss sich die nun Erwerbsminderung, Versicherungsfall in
Erwerbsminderung ERWE

39-Jährige kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes, ihre Promotion der gesetzl. Rentenversicherung. Rente
nachzuholen. 1754 reichte sie ihre Dissertation ein und legte noch im wegen teilweiser E.: Versicherte, die wegen
selben Jahr ihr Promotionsexamen mit außerordentlichem Erfolg ab. Krankheit/Behinderung nur noch 3 bis
Bis zu ihrem Tod 1762 war sie weiter als Ärztin tätig. Es sollten aber unter 6 Stunden täglich arbeiten können;
noch rund 150 Jahre vergehen, bis Frauen an deutschen Universitäten Rente wegen voller E.: bei Restleistungsver-
regulär den Zugang zum Studium erhielten. mögen von unter 3 Stunden täglich.
rwin von Stnbach, dt. Baumeister, * um
1244, † 1318; Leiter der Straßburger
Münsterbauhütte. Sein eigener Anteil am
Entwurf und der Ausführung der unteren
Teile der Westfassade ist umstritten; berühmt
wurde er durch Goethes Schrift »Von dt.
Baukunst« (1773).
Erythrozten, die roten Blutkörperchen
(→ Blut).
Erz|ämter, im Hl. Röm. Reich (bis 1806)
Hofämter der Kurfürsten: Erztruchsess,
ERS
Erzmarschall, Erzkämmerer, Erzschenk, Erzkanzler,
Erzschatzmeister (seit 1648), Erzbanneramt (seit
Escoril, El E., Ort in Spanien, nordwestl. von Madrid,
Escorial ESCE

mit dem 1563–84 von König Philipp II. erbauten


ESP
1692). Klosterpalast San Lorenzo el Real de El E. mit
rzberger, Matthias, dt. Politiker (Zentrum), * 1875,
Erzberger ERZE wertvoller Gemälde- und Büchersammlung;
† 1921 (ermordet); 1917 führend beteiligt an der Sommerresidenz und Grablege der span. Königs-
Friedensresolution des Reichstags und am Sturz familie. Der Palast gehört zum Weltkulturerbe.
Bethmann Hollwegs. Als Reichsfinanzmin. (seit 1919) Esel, Art der Pferde, mit langen Ohren und Schwanz-
führte E. die bis dahin umfangreichste Reform der quaste: Haus-E., meist grau; Trag- und Zugtier; mit
dt. Finanzgeschichte durch; trat 1920 nach dem ihn Pferd kreuzbar (Nachkomme ein Maulesel). Wild
kompromittierenden Helfferich-Prozess zurück. lebende E. in Asien und O-Afrika.
Erzbischof, Metropolt, in der kath. Kirche Amtstitel skimo, Völkergruppe im Bereich der nordamerikan.
des Leiters einer Kirchenprovinz oder eines Bischofs, Arktis, in Grönland und im äußersten NO Sibiriens,
der einer Erzdiözese vorsteht; auch vom Papst größte Gruppe sind die → Inuit; sie leben von
verliehener Ehrentitel einzelner Bischöfe; Würdezei- Seehund-, Walrossfang, Rentierzucht, Fischfang,
chen: das Pallium. heute vermehrt auch als Arbeiter auf militär.
Erz|engel, in der Bibel die bedeutendsten Engel:
Erz|engel ERZE Stützpunkten und in Städten.
Michael, Gabriel, Raphael. – Fest: 29. 9. (Michaelistag). Eskişehr [ɛsˈkiʃɛhir], Prov.-Hptst. in der Zentraltürkei,
rzgebirge, Mittelgebirge auf der Grenze zw. Dtl. 515 000 Ew.; Univ.; Meerschaumgruben, Eisenbahn-
(Sachsen) und der Tschech. Rep. (Böhmen), fällt nach werkstätten.
S steil, nach N langsam ab; Keilberg 1244 m, esotrisch, nur für einen ausgesuchten Kreis bes.
esoterisch ESOE

Fichtelberg 1214 m; dicht besiedelt, Ind., weihnacht- Begabter oder Würdiger (»Eingeweihter«) bestimmt
lich geprägte Schnitzereien;  früher auf Silber, Blei, (gesagt von Lehren und Schriften). Der Begriff
Zink, Uran. Esoterik wurde in der Neuzeit auf Geheimlehren
Erziehung, Unterstützung und Förderung des Erziehung ERZE übertragen, die nur einem bestimmten Personen-
heranwachsenden Menschen, die ihn in seiner kreis zugänglich sein sollten; heute Sammelbegriff
geistigen und charakterl. Entwicklung befähigen für weltanschaul. Strömungen, die Elemente der
soll, sich sozial zu verhalten und als selbstständiger Astrologie, des Okkultismus u. a. einbeziehen.
Mensch eigenverantwortlich zu handeln. – Das ESP, Abk. für Elektronisches Stabilitätsprogramm,
E.-Recht ist ein Bestandteil des den Eltern oder dem elektron. Fahrdynamikregelung für Kfz; stabilisiert
Vormund eines Kindes zustehenden Sorgerechts das Fahrzeug bei plötzlich notwendig werdenden
(→ elterliche Sorge, §§ 1631, 1800 BGB). Das Recht des Lenkbewegungen und beim Bremsen in der Kurve,
Kindes auf E. wird auch durch das Sozialgesetzbuch erhöht die Fahrzeugsicherheit.
VIII (SGB VIII, Kinder- und Jugendhilfe) vom 26. 6. Esprto das, span.-nordafrikan. Grasarten; die Blätter
1990 geschützt. Die religiöse E. des Kindes ist im (Sparto, Halfa) geben Flechtwerk und nicht
Verhältnis zw. Eltern und Kind durch Ges. v. 15. 7. raschelndes Papier.
1921 gegenüber Schule und Kirche landesgesetzlich
geregelt. Espernto, eine Welthilfssprache, 1887 von
Erziehungshilfe, Anspruch des Personensorgeberech- ErziehungshilfeERZE dem Warschauer Augenarzt Ludwik Zamenhof
tigten auf Hilfe bei der Erziehung eines Minderjäh- erfunden. Seit 1908 besteht der Esperanto-Weltbund
rigen, wenn eine dessen Wohl entsprechende (Universala Esperanto-Asocio, Abk. UEA) mit Sitz in
Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für Rotterdam.
seine Entwicklung notwendig ist (§§ 27–41 SGB VIII).
rzurum [-zu-], Stadt in der Türkei, unweit des Maximale Einfachheit
Euphrats, Verkehrsknoten zum Iran; 241 300 Ew.; Eine einzige Sprache, in der alle miteinander
viele Moscheen; Univ.; . sprechen können, um den Weltfrieden zu fördern,
ESA, Abk. für European Space Agency, → Europäische davon träumte der polnische Arzt Ludwik Lazarus
Weltraumorganisation. Zamenhof, als er seine Welthilfssprache entwickelte.
sau [hebr. »der Behaarte«], Beiname dom [»der Damit das Erlernen schnell geht, sind die Haupt-
Rote«], Sohn Isaaks, der ältere Zwillingsbruder prinzipien des Esperanto eine maximale Einfachheit
Jakobs, Stammvater der Edomter. in Lexik, Wortbildung und Grammatik. Der
Esbjerg [ˈɛsbjɛr], Stadt in Dänemark, 81 600 Ew.; bed. Wortschatz stammt überwiegend aus den romani-
Fischereihafen, Haupthafen an der Westküste von schen und germanischen Sprachen und greift
Jütland, Fleisch-, Fisch-, Molkereiprodukte. vielfach auf sog. Internationalismen zurück (z. B.
Es|chatolog die, christl. Lehre von den letzten universitato – Universität). Die Wortformen haben
Dingen und dem Untergang der bisher bestehenden eine einheitliche Endung, u. a. Substantive auf -o
Welt (Weltende), verbunden mit der Vollendung des (suno – Sonne), Adjektive auf -a (suna – sonnig). Die
Einzelnen und der Schöpfung. Wortstellung im Satz ist relativ frei.
Esche, Gattung der Ölbaumgewächse. Bekannte Arten:
Gemeine E., bis 30 m hoher Baum in Niederungen und
Flusstälern; die 6 bis 8 m hohe Manna-E. in S-Europa Espritu Santo [- ˈsɑːntəʊ], größte Insel von Vanuatu
und Kleinasien und die 25 m hohe Weiß-E. im östl. (Neue Hebriden), 3677 km 2; Landwirtschaft,
Nordamerika. Thunfischfang.
schweiler, Stadt in NRW, 55 700 Ew.; Stahl-, chem. spoo, schwed. sbo, Stadt in S-Finnland, 182 600 Ew.,
Espoo ESPE

255
Ind., in der Nähe Braunkohlentagebau. im Stadtteil Otaniemi die TH von Helsinki.

Espoo E
E Espresso
256 Esprsso, starker Kaffee aus dunkel gerösteten den, auf Verfestigung ihrer Macht und Unterdrückung
Kaffeebohnen, mit Spezialkaffeemaschine nicht privilegierter Schichten gerichteten Kräfte in
(E.-Maschine) bereitet, bei der das Wasser unter Staat und Gesellschaft.
Druck durch das Kaffeemehl gepresst wird. sten, überwiegend in Estland lebendes Volk, rd.
Esquiln, einer der 7 Hügel Roms. 1,1 Mio., zur ostseefinnischen Gruppe der finnisch-
sra [hebr. »Hilfe«], jüd. Priester, führte 458 v. Chr. ugrischen Sprachfamilie gehörig.
nach dem Buch E. die Juden aus der Babylon. ster der,  Verbindung von Alkoholen mit Säuren
Das Brühen des
Gefangenschaft zurück und erneuerte das unter Austritt von Wasser. Viele E. werden ihres
Espresso ist mosaische Gesetz (→ Pentateuch). angenehmen Geruchs wegen als Riechmittel und als
eine Kunst für Essay [ˈɛse, engl. ˈeseɪ] der oder das, literar. Prosa, die Fruchtessenzen (Fruchtäther) fabrikmäßig
sich, die italie- einen Gegenstand geistvoll und in gepflegtem Stil hergestellt. E. des Glycerins mit höheren Fettsäuren
nische Baristi erörtert. Schöpfer der Form war M. de Montaigne. sind die Fette.
perfektioniert ssen, Stadt in NRW, im Ruhrgebiet, 580 000 Ew.; Esterházy [ˈɛstərhaːzi], E. von Glántha, ungar.
haben. Sie wa- früher bedeutender Steinkohlenbergbau; Zentrum Magnatengeschlecht, aus dem österr. Heerführer
chen u. a. über der dt. Energiewirtschaft mit Verwaltungssitzen und Diplomaten hervorgingen; das fürstl. Majorat
den exakten führender Wirtschaftsunternehmen; andere war vor 1945 der größte Grundbesitz Ungarns.
Mahlgrad der Ind.-Zweige (z. B. Stahlbau) haben ihre einstige Esterházy [ˈɛstərhaːzi], Péter, ungar. Schriftsteller,
Bedeutung verloren; Einkaufszentrum; Hafen am * 1950; zunächst iron. Gesellschaftskritik im
Bohnen und den
Rhein-Herne-Kanal. E. ist Sitz vieler Behörden und »Produktionsroman« (1979); sein Hauptwerk ist die
richtigen Druck,
Verbände; Univ., Gesamthochschule, Folkwang- Familienchronik der Esterházys »Harmonia
mit dem das ge- Hochschule, Fachschulen, Theater, Museen, u. a. Caelestis« (2000), 2002 ergänzt um »Korrigierte
nau temperierte Museum Folkwang, Villa Hügel mit histor. Edition. Beilage zur Harmonia Caelestis«. Friedens-
Wasser durch Sammlung Krupp, Zeche Zollverein (Weltkultur- preis des Dt. Buchhandels 2004.
das Kaffeemehl erbe); Bischofssitz. – E. gehörte zu einem reichs- stland, Rep. im nördl. Baltikum, zw. Finn. Meerbusen
gepresst wird. unmittelbaren Äbtissinnenstift und kam 1803 an und Lettland, Peipussee und Rigaer Bucht, 45 228 km 2,
Wenn dann auch Preußen. 1,3 Mio. Ew.; Hptst. Tallinn. Amtssprache: Estnisch. –
noch die Rös- Essner, Esser, jüd. ordensähnl. Gemeinschaft (150 Wald-, moor- und seenreiches Hügelland mit
tung stimmt, ist v. Chr. bis 70 n. Chr.); ihre Ordensregel u. a. Schriften zahlreichen Inseln; 65 % Esten, rd. 28 % Russen. –
eine gute Crema wurden seit 1947 in → Qumran entdeckt. Abbau von Ölschiefer v. a. zur Energiegewinnung;
garantiert. Nach essenzill,  lebensnotwendig für den Organismus Nahrungsmittel- (u. a. Fischverarbeitung), holzver-
(z. B. essenzielle Fettsäuren, die vom Organismus arbeitende, Papier-, Textil-, elektrotechnisch-elek-
einer italieni-
nicht aus anderen Stoffen aufgebaut werden tron., chem. Ind.; Kartoffel-, Futterpflanzen-,
schen Redens-
können). Getreideanbau; Viehzucht.  und internat.  in
art muss ein Es- Essex [ˈesɪks], 1) Cty. im südöstl. England. – 2) altes
Essex ESSE Tallinn. – 1208–27 vom dt. Schwertbrüderorden sowie
presso übrigens angelsächs. Königreich. Dänen unterworfen und christianisiert; 1346–1561
drei Kriterien Essigsäure, organ. Säure, CH3COOH, stechend sauer unter Dt. Orden, dann Aufteilung zw. Schweden,
erfüllen: riechende, farblose Flüssigkeit, die bei 16 °C zu Dänemark und Polen-Litauen; kam 1629 ganz an
schwarz wie die eisähnl. Kristallen erstarrt (Eisessig), kommt in Schweden, 1721 an Russland; 1918/20–40 unabhängi-
Nacht, stark wie manchen Pflanzensäften und tier. Flüssigkeiten, z. B. ge Rep.; 1940 durch die Sowjetunion annektiert
der Tod, süß wie im Schweiß, vor; in konzentrierter Form stark (1940–90 Estn. SSR), 1940–44 von dt. Truppen besetzt.
die Liebe. ätzend, in sehr verdünntem Zustand der wirksame 1988 entstand eine Unabhängigkeitsbewegung;
Bestandteil des Essigs. Souveränitätserklärung am 16. 11. 1988; Unabhängig-
essigsaure Tonerde, wässrige Lösung von keitserklärung am 30. 3. 1990 (anerkannt durch die
Aluminiumacetat mit antisept. Wirkung, v. a. für Sowjetunion am 6. 9. 1991). Wegen der nicht
Umschläge; anstelle von e. T. wird inzwischen meist gleichberechtigten Situation der russ. Minderheit in E.
essigweinsaure Tonerde verwendet. (Staatsbürgerschafts-Ges. von 1992, geändert 1998;
sslingen am Nckar, Krst. in Bad.-Württ., am Aufhebung restriktiver Sprachregelungen 2001)
Neckar, 93 000 Ew.; Fachhochschulen; spätgot. zeitweilige Spannungen mit Russland. Staatspräs.:
Rathaus, altertüml. 1992–2001 L. Meri, 2001–06 A. Rüütel und seit 2006
Stadtbild, Burg (13. bis T. H. Ilves. 1995 Antrag auf EU-Mitgliedschaft (2002
16. Jh.); Maschinen-, Einigung über den Beitritt; 2004 erfolgt). 2002 auch
Metallwarenind., NATO-Beschluss zur Aufnahme (Mitglied seit 2004).
Elektrotechnik. E. war stragon der, Würzpflanze der Gattung Beifuß.
1212–1802 Reichs- Estremadra, span. Extremadra, Landschaft in
stadt; hier wurde 1488 W-Spanien, z. T. in Portugal, durchflossen vom Tajo
der Schwäbische Bund und Guadiana; Hochland mit Viehzucht, Getreide-,
gegründet. Ölbaum- und Weinkulturen.
Establishment Establishment ETA, Abk. für bask. Euskadi Ta Azkatasuna [»Das
[ɪsˈtæblɪʃmənt] das,
ESTE Baskenland und seine Freiheit«], bask. Terrororgani-
Schlagwort bes. sation, militante Verfechterin bask. radikal-auto-
außerparlamentar., nomist. Forderungen, die auch das frz. Baskenland
oppositioneller mit einbeziehen.
Gruppen für die aus Ethn das, Äthn, gasförmiger Kohlenwasserstoff, C2H6,
ihrer Sicht herrschen- in Erdgasen vorkommend.
ESP
Ethik
MIT HÖCHSTEM
ETR
R

PERSÖNLICHEM RISIKO
Whistleblower werden Personen genannt, die mit hoher Zivilcourage geheimes
Wissen aus ethischen Gründen öffentlich machen. Bekannte Whistleblower sind:

Paul van Buitenen (geb. 1957), niederländischer EU-Beamter


Machte 1998 betrügerische Machenschaften in der EU-Kommission bekannt.
Wurde beurlaubt und strafversetzt, die gesamte Kommission trat zurück.

Christoph Meili (geb. 1968), schweizerischer Wachmann


Verhinderte 1997 die Vernichtung von Dokumenten durch die UBS-Bank, die die
Verstrickung der Bank in den Holocaust belegten. Wurde wegen Verletzung des
Bankgeheimnisses verklagt und erhielt in den USA Asyl.

Alexander Nikitin (geb. 1952), russischer U-Boot-Kapitän


Wies 1996 auf unsichere Atommülllager der russischen Flotte hin.
Wurde verhaftet und mit Prozessen überzogen.

Mordechai Vananu (geb. 1954), israelischer Nukleartechniker


Machte 1986 die Existenz einer israelischen Atombombe öffentlich. Wurde zu
18 Jahren Haft verurteilt.

Klaus Förster (1933–2009), deutscher Steuerfahnder


Deckte 1981 den Flick-Skandal auf. Wurde daraufhin strafversetzt.

Ethanl das, Äthanl, fachsprachl. Bez. für Ethylalko- Ethyln das, Äthyln, Ethn, Äthn, gasförmiger
hol, → Alkohol. ungesättigter Kohlenwasserstoff, das erste Glied der
ther der; ther, Anhydride der Alkohole, in denen 2 Alkene. E. ist farb- und fast geruchlos; einer der
Alkoholreste durch ein Sauerstoffatom verbunden wichtigsten chem. Grundstoffe, aus dem viele
sind. Der wichtigste ist der gewöhnl. E. (Diethyl-E.) Kunststoffe (Polyethylen), Narkosemittel, Alkohol,
C2H5OC2H5, eine farblose, leicht entzündl. Flüssigkeit, Essigsäure u. a. hergestellt werden.
die bei 35 °C siedet: Lösungsmittel für Fette, früher Eton [iːtn], Stadt in England, westl. von London,
Narkosemittel. E.-Dämpfe sind extrem feuergefährlich. 3500 Ew.; mit E. College (1440 gegr.).
Etrri|en, antike Landschaft im westl. Mittelitalien,
thik, philosoph. Wiss. vom Sittlichen. Die E. fragt urspr. Siedlungsgebiet der Etrusker (lat. Tuscia, daher
entweder nach der Gesinnung (Gesinnungs-E.) oder ital. Toscana).
nach der Wirkung der menschl. Handlungen Etrsker, im Altertum eine nicht indogerman. Bev.
(Erfolgs-E.). Vernünftigkeit der Intentionen forderte Italiens, die als Kernland Etrurien, aber zeitweilig
die formale E., ihr Hauptvertreter in der Neuzeit war darüber hinaus auch die Poebene und Kampanien
Kant; eine inhaltl. Tugendlehre haben in der Antike beherrschte und vom 7. bis 4. Jh. v. Chr. ihre kulturelle
Platon und Aristoteles, im MA Thomas von Aquino und polit. Blüte erreichte. Ihre Herkunft war lange
geschaffen. Eine »materiale Wertethik« vertraten in umstritten. Heute nimmt man an, dass sich das Volk
der Gegenwart M. Scheler und N. Hartmann. der E. erst in Italien aus einheim. Elementen, die
Ethn, das, → Acetylen. auch die Träger der eisenzeitl. Villanovakultur
Ethnolog die, Völkerkunde, Wiss., die die Verbrei- waren, und Zuwanderergruppen gebildet hat. Die
tung und Entwicklung, Unterschiede und Gemein- etrusk. Stadtstaaten schlossen sich zu einem
samkeiten der Kulturen von Völkern (Ethnien) sowie lockeren Zwölfstädtebund zusammen. Im 6. Jh. v. Chr.
ihre Beziehungen untereinander untersucht. Die hatte das etrusk. Geschlecht der Tarquinier das
moderne E. beschränkt ihre Studien nicht mehr nur Königtum in Rom inne. 424 v. Chr. verdrängten die
auf die Erforschung von (schriftlosen) Völkern in Samniten die E. aus Capua; 264 v. Chr. schlossen die
Rückzugsgebieten, sondern hat auch die Industriege- Römer mit der Einnahme von Volsinii die Unterwer-
sellschaften in ihre Untersuchungen mit einbezogen. fung Etruriens im Wesentlichen ab.
thos das, Sitte, moral. Gesamthaltung, auch innere Die Kunst der E. beginnt mit der Villanovakultur und
Haltung, bes., wenn darin die Hochschätzung endet mit dem Aufgehen der E. im röm. Staatswesen 257
bestimmter Werte hervortritt, z. B. Berufsethos. des 1. Jh. v. Chr.; kennzeichnend ist eine rhythm. und

Etrusker E
E Etsch
258 dekorative Grundkomponente. Hohe techn. tzel, dt. Heldensage: Hunnenkönig Attila; im
Perfektion erreichte die etrusk. Kunst in der Nibelungenlied: 2. Gatte Kriemhilds.
Goldschmiedekunst, im Bronzeguss (Kapitolinische EU, Abk. für → Europäische Union.
Wölfin, 6./5. Jh. v. Chr.) und in großformatiger Euba, neugriech. via, griech. Insel im Ägäischen
Tonplastik. Die Grabarchitektur ist vielfältig: Meer, 3654 km 2, 208 400 Ew., gebirgig, bewaldet,
Grabbauten sind in Totenstädten repräsentativ fruchtbar. Hauptort: Chalkis.
angelegt. Eucharist [griech. »Danksagung«] die, 1) die
tsch die, ital. Adige [ˈaːdidʒe], oberital. Fluss, 410 km Einsetzungsworte enthaltendes Dankgebet in der
lang, kommt vom Reschenpass, fließt durch Südtirol Liturgie fast aller christl. Kirchen. – 2) kath. Kirche:
und die Poebene in die Adria. Bez. für die Feier des → Abendmahls; als Begriff den
Etschmiadsn, bis 1945 Wagarschapt, armen. Stadt Dank der Gemeinde an Gott für die eucharist. Gaben
und Kloster (UNESCO-Weltkulturerbe), Sitz des Brot und Wein ausdrückend, in denen Jesus Christus
Oberhauptes der armen. Kirche. – Vom 2. bis 4. Jh. gegenwärtig ist (→ Transsubstantiation).
Hptst. Armeniens. Eudämon die, Glückseligkeit. Eudämonsmus,
ttal, Benediktinerabtei in Oberbayern, got. Richtung der Ethik, die im Glück das höchste Gut
Zentralbau, im 18. Jh. im Rokokostil erneuert. und den Wertmaßstab des sittl. Handelns sieht.
Etde die,  Übungsstück als abgeschlossene EU-Erweiterung, polit. Schlagwort für die Aufnahme
Komposition (im Ggs. zur reinen Fingerfertigkeits- und Integration neuer Mitgl. in die EU; zuletzt erfolgt
übung). 2004 bzw. 2007. Zum 1. 5. 2004 traten acht Staaten
Etymolog die, Lehre von der Herkunft der Wörter Mittel- und Osteuropas sowie Malta und Zypern bei;
und der Wortfamilien. Bulgarien und Rumänien folgten zum 1. 1. 2007.
Kroatien, Mazedonien und die Türkei sind
Kandidaten.

EUFOR, Abk. für engl. European Force (»Europa-


Truppe«), hauptsächlich von den Mitgliedsstaaten
der Europ. Union (EU) bereitgestellte Truppen zur
Krisen- und Konfliktbewältigung, die durch
Polizeikräfte verstärkt werden können.

EUEFINO R -E Eugn, Prinz von Savoyen-Carignan, »der edle Ritter«,


österr. Feldmarschall und Staatsmann, * 1663, † 1736.
Von Ludwig XIV. als Offizier abgewiesen, trat er in

S ÄT Z
österr. Dienste; er besiegte 1697 die Türken bei
Zenta, gewann im Span. Erbfolgekrieg gegen
Frankreich mit Marlborough die Schlachten bei
Höchstädt (1704), Turin (1706), Oudenaarde (1708)
und Malplaquet (1709); in einem neuen Türkenkrieg
rdia
Operation Con;co
40 0 Soldaten ien.
siegte er bei Peterwardein (1716) und Belgrad (1717).
E. baute das Barockschloss Belvedere in Wien.
Mä rz – Dezember
20 03 in Ma zedon
n Konfl ikt pa rteien
kommens zw ische Eugnik die, Erbgesundheitslehre, histor. Bez. (1883
Sicheru ng des Ab durch den britischen Naturforscher Sir F. Galton) für
Operation Artem is die prakt. Anwendung früher genet. Erkenntnisse,
; 20 00 Soldaten
20 03 Republi k um die Erbgesundheit von Bevölkerungen zu
Jun i – September r Demokratischen
r UN-M ission in de verbessern, z. B. durch die Förderung der Geburten-
Unterstützu ng de he rhe its lag e.
bil isieru ng der Sic rate bei »Gesunden« und Verzicht auf Fortpflanzung
Kongo bei der Sta
bei weniger Geeigneten; im Nationalsozialismus
Operation Alth ea missbraucht zu Zwangssterilisationen bei sog.
ten (2010)
lda einba ru ng »erblich Minderwertigen« und zur Tötung
Seit 20 04; 20 00 So Dayton-Friedensver
erw ac hu ng un d Umsetzu ng der »lebensunwerten Lebens«. Heute schon aus
Üb
rzegowina . ethischen Gründen strikt abgelehnt.
in Bosn ien und He
Eukalptus der, Gattung der Myrtengewächse, in
EUFOR RD Ko;ng o Australien und Polynesien heimisch, mit stark
24 00 Soldaten
06 k Kongo. riechendem äther. Öl; techn. und medizin.
Jun i – November 20 kratischen Republi
he ru ng de r Wa hlen in der Demo Verwendung.
Absic
Eukld, griech. Mathematiker, † um 300 v. Chr.; fasste
A
EUFOR Tchad/; RC
3700 Soldaten
in dem Werk »Die Elemente« die Lehren seiner
Mä rz 20 08 – Mä rz
20 09 ären La ge, Vorgänger zus.; in der euklid. Geometrie gibt es zu
ru ng der hu ma nit
tlingen, Verbesse im Tschad und in jeder Geraden durch jeden nicht auf ihr liegenden
Schutz von Flüch -Ei nr ich tun gen
rsona l und
Schutz von UN-Pe Punkt nur eine Parallele.
nischen Republi k.
der Zentrala fri ka Eulen, 1) Nachtvögel; mit großen, nach vorn gerichte-
ia (Atalanta) ten unbewegl. Augen, sehr feinem Gehör, befiederten
EUNAVFOR Somal Füßen, krummen, scharfen Krallen. E. jagen v. a.
Seit November 20
08 Soma lia s.
riffen vor der Küste Kleinsäuger, daneben Vögel, Insekten, Würmer.
en vor Piratena ng
Schutz von Schiff Mitteleurop. Arten: Schleier-E., 35 cm groß, mit
DIE VORTEILE DE
S ETS
EUR
perlgrauer, weiß
getupfter Oberseite;
Wald- oder Baumkauz,
40 cm groß,
EURO
rindenfarbig;
Steinkauz, drossel- • Neben dem US-Dollar Leitwährung der Weltwirtschaft
groß, mit brauner,
weißscheckiger • Vereinfachtes Reisen innerhalb der Eurozone
Oberseite. Zu den
• Vergleichbarkeit von Preisen im europäischen Handel
Ohr-E. gehören
Waldohreule und
• Erhöhung des Handels innerhalb der Währungszone um ca. 5–15%
Uhu. – 2) E.-Falter,
Nachtfalter mit düster
• Gemeinsame Währung als greifbares Zeichen einer europäischen Identität
gefärbten Vorderflügeln;
häufig durch ihre Raupen
• Verhinderung von Kursschwankungen und Verringerung von Wechselkurs-
schädlich. kosten und Wechselkursrisiken für Handel und Wettbewerb
lengebirge, poln. Góry
Sowie [ˈguri ˈsɔvjɛ], bewaldeter • Niedrigere Preissteigerungsrate als zur D-Mark-Zeit
Bergrücken der Sudeten im
Waldenburger Bergland, • Stärkere Präsenz der EU in der Weltwirtschaft
Niederschlesien, Polen; höchste
Erhebung die Hohe Eule (Wielka Sowa)
1014 m ü. M.
lenspiegel, Till, bäuerl. Schalksnarr, * wohl
Kneitlingen (bei Braunschweig), † Mölln 1350;
verübte Narrenstreiche, indem er bildl. Befehle
wörtlich nahm. »Volksbuch vom E.« (um 1500).
ler, Leonhard, schweizer. Mathematiker, * 1707,
† 1783; Begründer der Variationsrechnung, Beiträge
zur Theorie der Differenzialgleichungen. † 406 v. Chr.; löste sich stärker aus der Überlieferung,
Eunch der, entmannter (zeugungsunfähiger) Mann, fügte die mytholog. Stoffe dem menschl. Erfahrungs-
im Orient Haremswächter; in Byzanz und China bereich ein (»Medea«, 431; »Herakles«, wohl nach
Kammerherren des Kaisers. 423; »Ion«, um 412; »Elektra«, nach 423, vor 412;
pen, belg. Stadt südwestl. von Aachen, im N des »Iphigenie bei den Tauriern«, um 412; »Iphigenie in
Hohen Venns, 17 800 meist deutschsprachige Ew.; Aulis«, nach 407/406; »Bakchen«, nach 407).
Kabelwerk, Schokoladenfabrik. E. kam 1919 mit
Malmedy an Belgien. ro, Abk. EUR, E.-Zeichen €, europ. Einheitswäh-
phrat der, größter Strom Vorderasiens, kommt aus rung; 1 E. = 100 Cent (Eurocent). Der E. wurde zum
der O-Türkei, mündet nach Vereinigung mit dem 1. 1. 1999 in zunächst 11 (2001: 12, 2007: 13, 2008: 15,
Tigris als Schatt el-Arab in den Pers. Golf; mit dem 2009: 16) Teilnehmerländern der EWU (Euro-Zone) als
Murat 3380 km lang; Bewässerungsanlagen; Buchgeld im bargeldlosen Zahlungsverkehr
Staudämme bei Keban, Karakaya, Şanlıurfa eingeführt. Im Bargeldbereich wurden die für einen
(Südostanatolien-Projekt), Haditha, Tabqa. Übergangszeitraum als Untereinheit des E. weiter
Eursi|en, Europa und Asien als zusammenhängende geltenden nat. Währungen erst zum 1. 1. 2002 durch
Landmasse. den E. als gesetzl. Zahlungsmittel ersetzt. Die
EURATM, → Europäische Atomgemeinschaft. Banknoten haben eine Stückelung von 5, 10, 20, 50,
rex, Abk. für engl. European Exchange, transnat. 100, 200 und 500 E., die Münzen von 1, 2, 5, 10, 20, 50
Börse für Finanzterminkontrakte, entstanden 1998 Cent sowie 1 und 2 Euro. Neben den Mitgliedsstaaten
durch Zusammenführung der beiden elektron. der Euro-Zone haben auch Andorra, Monaco, San
Terminbörsen Eurex Dtl. (bis 1998 Dt. Terminbörse) Marino, Vatikanstadt, einige frz. Überseegebiete,
und Eurex Zürich (vormals Swiss Options and Kosovo und Montenegro den E. als Zahlungsmittel
Financial Futures Exchange [SOFFEX]). An der Eurex eingeführt.
AG sind die Dt. Börse AG und die Schweizer Börse zu rocity → IC®.
je 50 % beteiligt. rofighter 2000 [-faɪtə-], seit 2003 in Serie
Eurhythm die, Gleichmaß von Bewegungen; als produziertes Kampfflugzeug, an dem die NATO-
Eurythm in der Anthroposophie gepflegte Partner Dtl., Großbritannien, Italien und Spanien
Bewegungskunst. beteiligt sind, in Dtl. auch als Jäger 90 bekannt;
RIBOR, Abk. für engl. Euro Interbank Offered Rate, Erstflug 1994.
seit 1999 bestehende Familie von Euro-Referenzzins- rokorps [-koːr], 1993 in Dienst gestellter multinatio-
sätzen für den Interbankenhandel am Geldmarkt; naler militär. Verband, dem Einheiten aus Dtl.,
Bezugsgröße für variabel verzinsl. Anleihen und Frankreich, Belgien, Luxemburg und Spanien
Kreditverträge. angehören; Aufgaben: Verteidigung der Mitgl. der
Eurpides, neben Aischylos und Sophokles einer der 3 WEU und NATO, friedensschaffende sowie 259
großen griech. Tragödiendichter aus Athen, * um 480, humanitäre Einsätze.

Eurokorps E
E Europa
260 Eurpa, griech. Sage: Schwester des Kadmos, urspr. Kasp. Meer zu in Salz- und schüttere Wüstensteppe
wohl eine vorgriech. Erdgöttin, von Zeus in mit asiat. Steppentieren (Saigaantilope) übergeht.
Stiergestalt entführt. Bevölkerung. E. ist dicht besiedelt; in vielen Indus-
triegebieten treten Ballungsräume mit bis über
Eurpa, mit rd. 10 Mio. km 2
der viertgrößte, 1000 Ew. je km 2 auf. Außer den europ. Polargebieten
seiner Bev. nach mit rd. 705 Mio. Ew. der drittgrößte ist Island am dünnsten besiedelt. – Insgesamt werden
Erdteil; eigtl. ein großes, reich gegliedertes westl. in E. etwa 70 Sprachen gesprochen. Die Völker E.s
Endland Asiens, mit dem es den Kontinent Eurasien gehören fast alle zur indoeurop. Sprachfamilie, bes. zu
bildet. Als Grenze gegen Asien gelten Uralgebirge, den großen Gruppen der Germanen, Romanen und
Uralfluss, Kasp. Meer, Manytschniederung. Die Slawen. Nordgerman. Sprachen sprechen die
größten Halbinseln E.s sind Fennoskandia Schweden, Norweger, Isländer, Dänen und Färinger,
(Skandinavien und Finnland), Iberische (Pyrenäen-), westgerman. die Engländer, Friesen, Niederländer und
Balkan- und Apenninhalbinsel. die Deutschen. Zu den Romanen zählen Franzosen,
Landesnatur. Vom Uralgebirge reicht ein breites Provençalen, Spanier, Katalanen, Portugiesen,
Tiefland mit eiszeitl. Ablagerungen bis zur Ost- und Rätoromanen, Italiener, im O die Rumänen. Slaw.
Nordsee. Skandinavien wird von einem fast 2500 m Völker sind die Großrussen, Weißrussen und Ukrainer
hohen alten Gebirgsrumpf (Kaledon. Gebirge) (Ostslawen), Polen, Kaschuben, Sorben, Tschechen
durchzogen, der sich auf den Brit. Inseln fortsetzt und Slowaken (Westslawen), Bulgaren, Serben,
(1343 m). In Mittel- und West-E. einschließlich Kroaten, Slowenen (Südslawen). Weitere indoeurop.
Südenglands herrschen Mittelgebirge (unter 2000 m), Sprachen sprechen Albaner, Griechen, die kelt. Völker
Beckenlandschaften oder Hügelländer vor, im S (Gälisch sprechende Iren und Schotten, Waliser,
begrenzt durch einen Zug junger Faltengebirge vom Bretonen), die balt. Völker (Litauer, Letten), nicht
Atlant. Ozean bis zum Schwarzen Meer (Pyrenäen, indoeurop. Sprachen sprechen Finnen und Esten,
Alpen, Karpaten, Balkan), von denen Zweige auch die Magyaren (Ungarn), Wolgafinnen, Samojeden, türk.
südeurop. Halbinseln durchziehen. In Süd-E. Völker und Basken. Über ganz E. verbreitet sind das
kommen jungvulkan. Bildungen vor (Vesuv, Ätna, Jiddische und Romani.
Santorin, aber auch die Insel Island), außerdem Religion. Die vorherrschende Religion ist das
Tieflandsbecken (Andalusien, Poebene) und Christentum. Über 80 % der Bev. E.s gehören christl.
Hochflächen (Hochland von Kastilien). – Die Kirchen an: über 50 % der kath. Kirche, rd. 14,5 %
Hauptwasserscheide E.s zieht sich von SW nach NO. luther. und ref. Kirchen, rd. 7 % orth. Kirchen, rd. 6,5 %
Wichtige Flüsse: Wolga, Don, Dnjepr, Dnjestr, anglikan. Kirchen und rd. 2 % anderen prot. Kirchen
Petschora, Dwina, Düna, Weichsel, Oder, Elbe, und Gemeinschaften. Rd. 2,5 % der europ. Bev.
Donau, Theiß, Rhein, Maas, Seine, Loire, Rhône, bekennen sich zum Islam (in Albanien mehrheitlich).
Ebro, Po. Die seenreichsten Gebiete liegen im N und Weitere nicht christl. Minderheiten bilden Juden (rd.
im Alpengebiet. – Das Klima E.s ist im W durch 2,2 Mio.), Hindus und Sikhs (rd. 500 000 bzw. 230 000;
Meeresnähe mild und feucht (durchschnittl. bes. in Großbritannien) sowie Buddhisten (rd. 280 000)
Wintertemperatur kaum unter 0 °C), nach der Mitte und Bahais (über 90 000).
zu kälter (Wien −1,7 °C). Nach Ost-E. steigern sich Wirtschaft. E. hat einen beachtl. Anteil an der
landeinwärts die jahreszeitl. Gegensätze zw. kaltem landwirtschaftl. Welterzeugung, so bei Getreide,
Winter mit lang anhaltender Schneedecke und Kartoffeln, Wein, Milch, Eiern. Nordrussland,
warmem Sommer. Süd-E. gehört zur subtrop. Zone Finnland und Schweden liefern Holz. Das Klima
(Sommer heiß und trocken; Winter Regen). Süd-E.s gestattet den Anbau subtrop. Kulturpflanzen.
Polarklima herrscht im äußersten N, Steppenklima Der Anteil der landwirtschaftl. Nutzfläche an der
an der unteren Wolga. Landfläche E.s (außer Türkei und Russland) beträgt
Pflanzen- und Tierwelt. Der nördlichste Teil E.s mit über 50 %. E. ist reich an Bodenschätzen, wie
dem skandinav. Hochgebirge und Island ist baumlose Steinkohle, Braunkohle, Eisenerz, Kalisalze,
Moos- und Flechtentundra mit Polartieren (Ren, Quecksilber, Bauxit, Schwefelkies, Blei, Zink, Nickel
Vielfraß, Lemming u. a.). Südwärts schließt sich von u. a. NE-Metalle, Erdöl (in der Nordsee), Erdgas. Die
Finnland und Nordrussland bis zu den Gebirgen Kohle- und Eisenerzförderung wird aus Rentabilitäts-
Süd-E.s ein breiter Waldgürtel an: im N vorwiegend gründen eingeschränkt. E. ist neben den USA das
Nadelwälder, in Mittel- und West-E. Laub- oder wichtigste Ind.-Zentrum der Erde; alle Ind.-Zweige
Mischwälder, die durch Kulturland auf die Gebirge sind hoch entwickelt. Industrielle Fertigwaren werden
und auf unfruchtbare Böden zurückgedrängt sind. ausgeführt und Rohstoffe, Nahrungsmittel,
Hier hat sich deren Tierwelt (Wolf, Fuchs, Dachs, Fertigwaren eingeführt. Durch Rationalisierung und
Marder, Hirsch, Reh, Nagetiere) nur teilweise erhalten. die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohn-
Die Hochgebirge tragen über der Waldgrenze (1000 bis länder verschiebt sich die Erwerbstätigkeit überall in
2500 m) alpine Gehölze und Matten mit eigenen E. aus der Ind. hin zu einer Summe von Dienstleis-
Tierarten (Gämse, Murmeltier). Die Mittelmeerländer tungsaktivitäten, die z. T. unternehmensorientiert
haben immergrüne Hartlaubgewächse und Sträucher (Forschung, Unternehmensberatung, Werbung u. a.)
(Korkeiche, Lorbeer, Ölbaum), in den Gebirgen und z. T. konsumorientiert sind (med. Betreuung,
mitteleurop. Wälder, stark durch Weideland Ausbildung, Freizeit u. Unterhaltung). Nach dem
verdrängt, mit subtrop. Tierformen (Schlangen, Zweiten Weltkrieg wurde in den Ländern West-E.s mit
Eidechsen). Der S Ost-E.s von der unteren Donau bis Hilfe des von den USA finanzierten Marshallplans ein
zur unteren Wolga ist Wiesensteppe, die gegen das Wiederaufbauprogramm durchgeführt, das seit 1948
EUR
vom Europ. Wirtschaftsrat (jetzt OECD) abgestimmt
wurde. Die wirtschaftl. Zusammenarbeit wurde
EUR
gefördert durch die → Montanunion, die → Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft, → Europäische Freihandels-
assoziation, → Europäische Atomgemeinschaft. Bis Aus dem Welt-
1991 standen in Ost-E. die wirtschaftl. Zusammen- raum besehen,
schlüsse unter der Führung der UdSSR (im Rat für erscheint
gegenseitige Wirtschaftshilfe). West-E. verfügt über Europa als ein
das dichteste Schienennetz der Erde. Der Straßenver- halbinselartiges,
kehr ist der überragende Verkehrsträger, bes. in reich geglie-
West-E. Die Flüsse (Rhein, Weser, Elbe, Oder u. a.) dertes Endland
bilden mit den verbindenden Kanälen (z. B. Mittelland-
Asiens. Cha-
kanal, Elbeseitenkanal) das dichte mitteleurop.
rakteristisch für
Binnenwassernetz. Der Rhein-Main-Donau-Kanal
bringt den Anschluss an das südosteurop. Wasserstra- diesen Erdteil
ßensystem. Hauptflughäfen: London, Paris, Frankfurt ist die enge
am Main, Zürich, Moskau. Der Tourismus ist von Verzahnung von
großer volkswirtschaftl. Bedeutung, bes. für Spanien, Land und Meer.
Portugal, Österreich, Italien, Frankreich, Griechenland Die leichte
und die Schweiz. Zugänglichkeit
Geschichte. Siehe die Abschnitte bei den einzelnen von außen,
Staaten. über Land wie
Eurpaflagge, 1) 1949–93 Flagge der Europ. Bewegung, über die langen
seitdem Symbol der Union Europ. Föderalisten; ein
Küstenlinien,
grünes E auf weißem Grund. – 2) Flagge des
haben seit jeher
Europarats, der EG und der EU, seit 1993 auch Symbol
den geistigen
der Europ. Bewegung; auf blauem Grund ein Kreis von
12 goldenen (gelben) Sternen, die Einheit und und materiellen
Vollkommenheit symbolisieren. Austausch ge-
Eurpahymne, Beethovens »Ode an die Freude« fördert und zur
(9. Sinfonie); von der Beratenden Versamm- Entwicklung der
lung des Europarats 1972 zur offiziellen E. zahllosen un-
erklärt. terschiedlichen
Europäische Aktiengesellschaft, Societas Völkerschaften
Europaea, Abk. SE, Aktiengesellschaft, die im beigetragen.
Gebiet der EG gegr. werden kann (VO der EG Europa hält
vom 8. 10. 2001). Kapitalgesellschaft mit
den Rekord:
eigener Rechtspersönlichkeit; Kapital
Gemessen an
(mindestens 120 000 €) in Aktien aufgeteilt;
die Haftung der SE ist auf das in der Satzung seiner Fläche
festgelegte Kapital beschränkt. gibt es auf
Europische Atmgemeinschaft, Abk. keinem anderen
EURATM, von den Mitgliedsstaaten der Kontinent so
Montanunion durch Vertrag vom 25. 3. 1957 viele Einzelna-
(in Kraft seit 1. 1. 1958) begründeter tionen wie hier.
gemeinsamer Markt für Kernbrennstoffe und
Ausrüstungen zur friedlichen Nutzung der
Kernenergie. Die Euratom ist eine Organisation mit
eigener Rechtspersönlichkeit in organschaftlicher
Verbindung mit der Europäischen Union. Aufgaben:
Förderung, Koordinierung und Kontrolle der
Forschung, Nutzung und Entsorgung im Kernener-
giebereich.
Europische Freihandelsassoziation, engl. Euro-
pean Free Trade Association, Abk. FTA, 1960 von
Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Österreich,
Portugal, Schweden und der Schweiz gegr.
Freihandelszone; Sitz: Genf. Nach Beitritt Däne-
marks, Finnlands, Großbritanniens, Österreichs,
Portugals und Schwedens zu den EG gehören ihr
derzeit noch Island (seit 1970), Norwegen, Liechten-
stein (seit 1991) und die Schweiz an. Seit 1. 1. 1994
bilden die EFTA- (mit Ausnahme der Schweiz) und 261
die EU-Staaten den Europ. Wirtschaftsraum.

E
E Europäische Gemeinschaften
262 Europische Gemeinschaften, Abk. EG, Bez. für ten. Die Mitgl. der Europäischen Kommission werden
die Europ. Gemeinschaft (EG; bis 1993 → Europäi- von den Regierungen der Mitgliedsstaaten für 5 Jahre
sche Wirtschaftsgemeinschaft) und die → Europäi- ernannt. Die Europäische Kommission muss vom
sche Atomgemeinschaft. Der Vertrag über die urspr. Europäischen Parlament bestätigt werden. Sie besteht
dazugehörige → Montanunion (Europäische Gemein- aus dem Präsidenten und weiteren 26 Kommissaren,
schaft für Kohle und Stahl, EGKS) lief am 23. 7. 2002 denen die Verantwortung für bestimmte Politikberei-
aus. Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von che zugeordnet ist. Der Vize-Präs. ist zugleich als
Lissabon am 1.12. 2009 wurden die bisherige Hoher Vertreter der Union für Außen- und Sicher-
»Drei-Säulen-Struktur« Europäische Gemeinschaf- heitspolitik in einer zentralen Leitungsposition des
ten (EG), Gemeinsame Außen- und Sicherheits- Rates tätig. Sitz ist Brüssel.
politik (GASP) sowie Polizeiliche und Justizielle Europischer Binnenmarkt, am 1. 1. 1993 in Kraft
Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) innerhalb getretene Bestimmungen innerhalb der → Europäi-
der Europäischen Union aufgehoben. Die EURATOM schen Gemeinschaften, mit denen der freie Verkehr
bleibt als rechtlich eigenständige Organisation von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital
bestehen. (»vier Freiheiten«) zw. den EU-Staaten verwirklicht
Europische Gemeinschaft für Kohle und werden soll.
Stahl, Abk. EGKS, → Montanunion. Europischer Gerichtshof, Organ der Europ.
europäische Integration, Prozess der europ. Gemeinschaften, Sitz: Luxemburg; dient der einheitl.
Einigung; zielt auf eine gemeinsame wirtschaftl., Anwendung, Auslegung, Fortbildung des Europa-
soziale und polit. Struktur der europ. Staaten rechts; seit 1989 durch ein »Gericht erster Instanz«
(→ Europäische Gemeinschaften, → Europäische mit besonderer Zuständigkeit verstärkt.
Union). Europischer Gerichtshof für Menschenrech-
Sie sind Mund Europische Kommissin, zentrales Steuerungs- te, Organ des Europarats (seit 1959), Sitz: Straßburg;
und Ohren Euro- organ der Europäischen Union mit alleinigem bis Nov. 1998 nicht ständiges Organ, tagt seitdem als
pas: die Dolmet- Initiativrecht für europ. Gesetzgebungsvorschläge an Ständiger E. G. f. M.; zuständig für Beschwerden von
scher der Euro- den Rat der Europäischen Union und das Europäische Staaten und Einzelpersonen; seine Urteile sind
päischen Union. Parlament. Die Europäische Kommission verwaltet verbindlich.
Bei Plenartagun- den EU-Haushalt und die Fonds der EU und wacht Europäischer Gewerkschaftsbund, Abk. EGB,
gen wie hier im über die Einhaltung der Verträge sowie die Umset- Spitzenorganisation von Arbeitnehmerorganisatio-
Europäischen zung des Gemeinschaftsrechts in den Mitgliedsstaa- nen aus 36 europ. Staaten, gegr. 1973, Sitz: Brüssel.
Parlament sind
zwischen 800
und 1000 Dol-
metscher einge-
setzt. Die direk-
te Übersetzung
von einer Fremd-
sprache in die
Muttersprache
ist bei 23 Amts-
sprachen und
506 Sprachkom-
binationen je-
doch nicht im-
mer möglich. In
diesen Fällen
erfolgt die Über-
setzung über
eine dritte Spra-
che, z. B. Eng-
lisch. Die Folge:
Informationen
verbreiten sich
mit einer leich-
ten Verzögerung
durch den Ple-
narsaal – ebenso
wie das Geläch-
ter, wenn mal
eine witzige Be-
merkung fällt.
EUR
Europischer Rat, Organ der EU mit einem für
Europäischer Rat EURE

zweieinhalb Jahre gewählten, hauptamtl. Ratsprä-


Europisches Währungssystem, Abk. EWS, 1979
errichtetes Wechselkurssystem der EG-Länder; Ziel:
EUR
sidenten (seit 2009: Herman Van Rompuy), der den größere Stabilität von Preisen und Wechselkursen,
Vorsitz des Rates innehat. In dem Gremium kommen Erleichterung des Güter- und Kapitalverkehrs,
die Staats- und Regierungschefs der EU, der gemeinsame Währungspolitik, Stabilisierung des
Präsident der EU-Kommission sowie der Ratsprä- internat. Währungs- und Wirtschaftssystems. Dem
sident mindestens zweimal jährlich zusammen EWS gehörten die Zentralbanken aller EU-Länder an.
(EU-Gipfel). Der Europäische Rat soll die Leitlinien Allerdings nahmen Großbritannien und Schweden
der Politik bestimmen und Anstöße zu neuen nicht und Griechenland erst seit 1998 am Wechsel-
Entwicklungen geben. Er ist die oberste Entschei- kurs- bzw. Interventionssystem teil. Kernstück des
dungsinstanz der EU, ohne jedoch in den Rechtset- EWS bildete die Europ. Währungseinheit (engl.
zungsprozess eingreifen zu können. Der Präsident European Currency Unit, Abk. ECU), die innerhalb
des Europäischen Rates erstattet dem Europäischen des EWS als Rechen- und Bezugsgröße der
Parlament Bericht über die Arbeit des Organs und Wechselkurse sowie von den Zentralbanken als
über die Fortschritte der Union. Zahlungsmittel und Reservewährung verwendet
Europischer Wirtschaftsraum, Abk. EWR, zum wurde. – Mit Beginn der 3. Stufe der Europ.
1. 1. 1994 in Kraft getretener gemeinsamer Markt der Wirtschafts- und Währungsunion endete das EWS
27 EU-Staaten (seit 2007) und 3 EFTA-Staaten am 1. 1. 1999 in seiner bisherigen Form. Der ECU
(Norwegen, Island und Liechtenstein). wurde im Verhältnis 1 : 1 auf den Euro umgestellt.
Für die nicht zur EWU gehörenden EU-Staaten
Europische Sicherheits- wurde mit dem EWS II ein neues Wechselkurssystem
und Verteidigungspolitik, Europäische Sicherheits- und VerteidigungspolitikEURE zw. dem Euro und ihren nat. Währungen geschaffen.
Abk. ESVP, die 1999 verabredete Entwicklung der Mitgl. des EWS II (2010) sind 4 Staaten.
Fähigkeit der Staaten der Europ. Union zur militär.
und zivilen Krisenbewältigung und Konfliktpräven- Europische Unin, Abk. EU, auf
Europäische Union EURE

tion im Einklang mit der UN-Charta. Zur Koordinie- Grundlage des Vertrags von Maastricht am 1. 11.
rung der Aktivitäten wurde der Aufbau entsprechen- 1993 geschaffene überstaatliche Organisation, die
der Gremien beschlossen; schnelle Eingreiftruppe mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon am
für Kriseneinsätze. Seit dem Inkrafttreten des 1. 12. 2009 eine einheitliche Struktur erhielt und da-
Vertrages von Lissabon 2009 firmiert die ESVP als mit die bisher getrennten »Säulen« Europäische Ge-
Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik meinschaften (EG), Gemeinsame Außen- und Sicher-
(GSVP). heitspolitik (GASP) sowie Polizeiliche und Justizielle
Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) integrierte.
Armee ohne Kommandostruktur Die EU hat sich von einer reinen Wirtschafts- zu
Die Gründung der ESVP geschah unter einer einer Rechts- und politischen Gemeinschaft ent-
Voraussetzung: der Verzicht auf eine ständige wickelt, in der die Mitglieder bereits viele Kompeten-
Kommandostruktur. EU-Missionen wurden bisher zen auf die europäische Ebene übertragen haben
entweder vom NATO-Hauptquartier (z. B. Althea (Supranationalität). Die 27 Mitgliedsländer sind
2004) oder von einem nationalen Hauptquartier seit dem 1. 1. 2007 Belgien, Bulgarien, Dänemark,
geleitet (z. B. Artemis 2003). Da dieses Vorgehen Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Grie-
aber nicht für mehrjährige Operationen geeignet chenland, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland,
ist, gibt es seit 2007 zusätzlich das quasi-permanen- Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich,
te »EU Operations Centre« in Brüssel. Der Stab von Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei,
acht ständigen Offizieren kann bei Bedarf auf 89 Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Zypern.
Mann aufgestockt werden. Das Fehlen einer Wichtige Elemente des institutionellen Systems der
permanenten Struktur geht auf einen Grundkon- EU: Europäischer Rat, Rat der Europäischen Union,
flikt im EU-NATO-Verhältnis zurück: 21 der 28 Hoher Vertreter der Union für Außen- und Sicher-
NATO-Mitglieder gehören der EU an. Da die heitspolitik, Europäische Kommission, Europäisches
vorhandenen Ressourcen aber nur einmal verteilt Parlament, Europäischer Gerichtshof, Europäischer
werden können, müssen doppelte Strukturen Rechnungshof, Präsident des Europäischen Rates.
vermieden werden.
dah er ei n
va d is, E ur op a? frag t uns
Q uo unseres
ie G esch ic ht e
weit eres Ma l d urop äer
Europisches Parlamnt, das
ts . U nd d ie An twor t der E
Ko nt in en gu t
en, wenn si e es
Europäisches Parlament EURE

parlamentar. Organ der Europäischen Union mit Sitz


le rl ei G rü nd
ka nn au s vie la ut en:
n m ei nen, nu r
in Straßburg, Brüssel und Luxemburg. Seit 1979
ih re n Ki nd er
m it sich un d
werden die Abgeordneten (nach der Europawahl
eu ro-
2 009 736, durch das Inkrafttreten des Vertrages von
ts bi s zu r Vo llend un g der
Lissabon ergeben sich 18 zusätzliche Mandate) Vo rwär
a ti on .
pä isch en In tegr
direkt gewählt. Deutschland ist mit 99 Abgeord- 00
rlin am 12 . Ma i 20
oldt-Universität Be
neten (ab 2014 nur noch 96) im Europäischen rtrag an der Hu mb
Parlament vertreten, davon 42 von CDU/CSU, 23 Josch ka Fischer, Vo 263
SPD, 14 Grüne, 12 FDP, 8 Die Linke.

Europäische Union E
E Europäische Währungsunion
264 Europische Währungsunion, Abk.
EWU, seit 1. 1. 1999 bestehende Union von
Rekorde am heute (2010) 16 EU-Staaten (Belgien, Dtl.,
Mount Everest: Finnland, Frankreich, Griechenland,
Als Edmund Hil- Irland, Italien, Luxemburg, Malta,
lary und Tenzing Niederlande, Österreich, Portugal,
Norgay 1953 Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern);
gekennzeichnet durch Einführung einer
den »dritten Pol«
gemeinsamen Währung (→ Euro) und
der Erde be-
Zentralisierung der Geld- und Währungs-
zwangen, galt politik (→ Europäische Zentralbank).
dies als Sensati- Europische Weltraumorganisation,
on. 1975 erstieg engl. European Space Agency, Abk. ESA,
ihn erstmals Sitz: Paris, Organisation europ. Staaten
eine Frau, die zur Koordinierung, Durchführung und
Japanerin Junko Unterstützung europ. Projekte zur friedl.
Tabei. 1978 Erforschung und Nutzung des Welt-
schafften Rein- raums, 1975 in Brüssel gegr. Sie unterhält
hold Messner in Europa mehrere Außenzentren, z. B.
ESOC.
und Peter Habe-
Europische Wirtschaftsgemein-
ler den kaum für
schaft, Abk. EWG, 1957 durch die Röm.
möglich gehalte-
Verträge (in Kraft seit 1. 1. 1958)
nen Aufstieg geschaffene überstaatl. Gemeinschaft,
ohne zusätzli- die die Basis für die heutige Europäische
chen Sauerstoff Union legte. Gründungsmitglieder waren
sowie 1980 Belgien, die Bundesrepublik Deutsch-
Messner im Al- land, Frankreich, Italien, Luxemburg und
leingang. Die die Niederlande. Durch den am 1. 11. 1993
erste Winter- in Kraft getretenen Maastrichter Vertrag
besteigung er- zur Gründung der EU wurden der
folgte 1980 EWG-Vertrag nach Erweiterung und
Modifizierung in EG-Vertrag und die
durch den Polen
EWG in Europ. Gemeinschaft (EG)
Leszek Cichy,
umbenannt. Wesentl. Bestandteile der
und 2010 er- Integration wurden der gemeinsame
reichte der Markt (→ Europäischer Binnenmarkt), die
13-jährige Jor- Zollunion (Abbau der Binnenzölle,
dan Romero aus einheitl. Zolltarife im Warenaustausch
Kalifornien be- mit Drittländern) und die → Europäische
gleitet von sei- Wirtschafts- und Währungsunion. Seit
nem Vater und 1967 war die EWG/EG neben EURATOM
Helfern als bis und Montanunion durch Fusionsvertrag
dahin jüngster integrierter Bestandteil der → Europäi-
Mensch den schen Gemeinschaften und deren Sicherung der Preisniveaustabilität in der EWU
wichtigste Teilorganisation. zuständig ist, Sitz: Frankfurt am Main. EZB und
Gipfel des Gi-
Europische Wirtschafts- und Währungs- ESZB sind unabhängig; Inhaber des Grundkapitals
ganten.
union, Abk. EWWU, in 3 Stufen realisierte engste sind die nat. Zentralbanken. Beschlussorgane:
Form der wirtschaftl. Integration der EU-Staaten. EZB-Rat (Mitgl. des Direktoriums und Präs. der nat.
Nach Vollendung des → Europäischen Binnenmarktes Zentralbanken der Länder der EWU), Direktorium
sowie der Liberalisierung des Kapitalverkehrs und (Präs., Vize-Präs. und 4 weitere Mitgl.) und
der Koordinierung von Wirtschafts-, Finanz-, Geld- Erweiterter Rat (Präs. und Vize-Präs. der EZB sowie
und Währungspolitik wurde am 1. 1. 1999 in zunächst die Notenbank-Präs. aller EU-Staaten). Vorläufer der
11 (2009: 16) EU-Ländern der → Euro als Gemein- EZB war das Europ. Währungsinstitut.
schaftswährung eingeführt. Die Verantwortung für
die gemeinsame Geldpolitik ging auf das Europ. Eine kleine Revolution
System der Zentralbanken, bestehend aus → Europäi- Der Abschied von der DM fiel den Deutschen schwer,
scher Zentralbank und den nat. Notenbanken, über. doch nicht minder ungern trennten sich die
Franzosen von ihrem Verständnis einer Zentralbank.
Europische Zentrlbank, Abk. Während Deutschland 1957 die Zuständigkeit der
EZB, zum 1. 6. 1998 gegr. Institution, die mit den Währungspolitik auf die politisch unabhängige
Notenbanken der Mitgliedsländer das Europ. System Bundesbank übertrug, war die Banque de France –
der Zentralbanken (ESZB) bildet und somit für die 1800 von Napoléon Bonaparte gegründet – stets
einheitl. Geld- und Währungspolitik sowie die Instrument der französischen Wirtschaftspolitik und
EUR
dem Einfluss der Regierung
unterworfen. Erst im Zuge der
einen angenehmen Tod wieder aufgegriffen, in Dtl.
jedoch durch das nat.-soz. »E.-Programm«
EVO
Europäischen Währungsunion (Tarnname für die Tötung missgebildeter Kinder und
und der Gründung der EZB geistig oder psychisch Kranker als »Vernichtung
entließ Frankreich die Banque lebensunwerten Lebens«) diskreditiert. Die
de France in die politische Zulässigkeit gezielter Lebensverkürzung bei
Unabhängigkeit. Sterbenden und unheilbar Kranken wird als
→ Sterbehilfe diskutiert.
Eutn, Krst. in Schlesw.-Holst., 17 100 Ew.; Museen,
Europa League [-li:g] Fremdenverkehr.
→ UEFA-Europa-League. Eutrophrung die, Überangebot an Pflanzennähr-
Eurpapokal, Eurpacup [-kʌp], stoffen in Oberflächengewässern. Daraus resultieren
in vielen Sportarten meist ein starkes Algenwachstum und ein Sauerstoffentzug
jährlich ausgetragener europ. v. a. in tieferen Wasserschichten, der zum »Umkip-
Pokalwettbewerb. pen« des Gewässers führen kann.
Eurparat, internat. Organisati- va [hebr. »Leben«], im A. T. die Stammmutter des
Eva EVAE

on europ. Staaten zur Wahrung Menschengeschlechts; → Adam.


des gemeinsamen europ. Erbes Evangelir das, mittelalterl. liturg. Handschrift mit
Evangeliar EVAE

und zur Förderung des dem Text aller 4 Evangelien, oft prachtvoll verziert
wirtschaftl. und sozialen und illustriert.
Fortschritts, Sitz: Straßburg; Evangli|enharmonie, aus den 4 Evangelien
gegr. auf der Londoner zusammengefügte Darstellung des Lebens Jesu; die
Konferenz von 1949. Grün- erste E. von Tatian (um 170 n. Chr.) in syr. Sprache,
dungsmitgl. waren Belgien, eine althochdt. E. von Otfried von Weißenburg (9. Jh.)
Dänemark, Frankreich, und der altsächs. → Heliand.
Großbritannien, Irland, Italien, evanglisch, 1) aus den Evangelien gewonnene
Luxemburg, Niederlande, religiöse Überzeugung und Lebenshaltung. – 2) Bez.
Norwegen und Schweden; für die Anhänger der Reformationskirchen, bes. der
(2009) 47 Mitgl. (seit 1990 auch ev.-lutherischen und der ev.-reformierten.
osteurop. Staaten). Kanada, die Evanglische Kirche in Deutschland, Abk. EKD,
USA, Japan und der Hl. Stuhl der rechtl. Überbau der ev. Landeskirchen in
haben Beobachterstatus. Deutschland. Die EKD vereint 23 luther., ref. und
Organe: Parlamentar. unierte Kirchen; Gliedkirche der EKD war bis 2003
Versammlung (wählt die Mitgl. (Bildung der Union Evangelischer Kirchen) auch die
des Europ. Gerichtshofs für Ev. Kirche der Union (EKU). Der EKD angeschlossen
Menschenrechte), Min.-Ko- sind die »Ev. Brüder-Unität in Dtl.« (→ Brüdergemei-
mitee (die Außenmin. der ne) und der »Bund ev.-ref. Kirchen Dtl.s«. Die EKD ist
Mitgl.-Staaten oder ihre ein Kirchenbund, dessen rechtl. Grundlage die am
Stellv.), Generalsekretariat 3. 12. 1948 in Kraft gesetzte Grundordnung
sowie Kongress der Gemeinden bildet. – Organe: Synode, Rat und Kirchenkonferenz.
und Regionen Europas. Der Rat leitet die EKD.
Eurpastraßen, Bez. für die Evangelsten, 1) nach kirchl. Tradition (seit dem 3. Jh.)
Fernstraßen des internat. die Verfasser der vier Evangelien: Matthäus, Markus,
Verkehrs in Europa. Lukas, Johannes. – 2) Erweckungsprediger.
ropol, Kurzbez. für das nach Evanglium [griech.] das, 1) frohe Botschaft, bes. die
dem Vertrag über die EU errichtete Europ. von Jesus als dem in die Welt gekommenen
Polizeiamt, Sitz: Den Haag. Heiland. – 2) die 4 Schriften des N. T. über Leben und
rotunnel, Tunnel unter dem Ärmelkanal, zw. Groß- Wirken Jesu (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes).
britannien und Frankreich; Länge rd. 50 km.
Eurovisin, Zusammenschluss überwiegend europ. Everest, Mount E. [ˈmaʊnt ˈevərɪst], tibet.Everest EVEE

Rundfunkgesellschaften zum Austausch von Chomolngma, nepalesisch Sagarmatha, höchster


Fernsehprogrammen; gegr. 1954. Berg der Erde, im östl. Himalaja, an der Grenze zw.
rozone, Euro-Währungsgebiet, Euro-Währungs-
Eurozone EURE Nepal und China (Tibet) gelegen. Nach der Neuver-
raum, Gebiet der 16 EU-Staaten (Europäische messung 1999: 8850 m (bisherige Höhenangabe seit
Währungsunion), die den Euro als Gemeinschafts- 1954: 8848 m, nach der 1992 gleichzeitig von nepales.
währung eingeführt haben. und chines. Seite durchgeführten Neuvermessung
Eurdike, griech. Sage: die Gemahlin des → Orpheus. 8846 m) hoch. Erstbesteigung am 29. 5. 1953 durch
skirchen, Krst. in NRW, am Rand der Eifel, E. P. Hillary und den Sherpa Tenzing Norgay.
54 500 Ew.; Papierverarbeitung, versch. Industrie. Evolutin die,  Verlauf der stammesgeschichtl.
Evolution EVOE

Eutrpe, eine der → Musen. Entwicklung der Organismen; beginnt mit der
Euthanas [griech. »schöner Tod«] die, in der Antike
Euthanasie EUTE einfachsten Lebenserscheinung und setzt sich mit den
Bez. für den leichten, schmerzlosen Tod, auch für daraus entstandenen, abgewandelten Organismen in
den ehrenvollen Tod des Kriegers. Im 20. Jh. wurde ihrem Artenreichtum fort. Die Mechanismen der E. 265
der Begriff im Sinne eines Rechtes des Einzelnen auf wurden von C. Darwin erkannt. → Darwinismus.

Evolution E
É Évora
266 Évora [ˈɛvurə], Stadt in Portugal, 38 900 Ew.; Univ.; Journalisten für ein Jahr kostenfrei in Deutschland
früher Residenz der port. Könige. Das histor. wohnen. Das Stipendium umfasst eine Krankenver-
Zentrum gehört zum Weltkulturerbe. sicherung und einen Beitrag für die Lebenshaltungs-
we, Volk in SO-Ghana, S-Togo, S-Benin. Seine Sprache kosten. Das Writers-in-Exile-Programm versteht sich
dient als Verkehrssprache in W-Afrika. ausdrücklich als Dank Deutschlands an die Länder,
EWG, Abk. für → Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. die während der NS-Zeit verfolgten deutschen
ewiges Licht, ewige Lampe, in kath. Kirchen ein mit ewiges Licht EWIE Künstlerinnen und Künstlern, die als »entartet«
Öl oder Wachs gespeistes (nur im Notfall elek- galten und aus rassistischen oder politischen
trisches) Licht vor jedem Tabernakel, in dem das Gründen verfolgt wurden, Asyl gewährt haben.
Allerheiligste aufbewahrt wird; Zeichen der
Gegenwart Christi.
Exrch der, byzantin. Statthalter; in den Ostkirchen
Exarch EXAE Existnzminimum, Mindesteinkommen, das ein Existenzminimum EXIE

der übergeordnete Leiter von Kirchengemeinden, die Einzelner oder eine Familie zum Lebensunterhalt
außerhalb des Territoriums ihres Patriarchats liegen. braucht; in der → Einkommensteuer durch einen
ex cthedra,  von maßgebender Stelle aus. ex cthedra EX E Grundfreibetrag berücksichtigt.
Exekutve die, Exekutvgewalt, vollziehende Gewalt
Existnzphilosophie,
Exekutive EXEE

(gesamte Staatstätigkeit), zum Unterschied von der Existenzia- Existenzphilosophie EXIE

gesetzgebenden (legislativen) und richterl. lsmus, einflussreiche philosoph. Richtung, die im


(judikativen). 20. Jh. in verschiedenen Varianten in Europa
Exeter [ˈeksɪtə], Stadt in SW-England, 98 100 Ew.; Univ.,
Exeter EXEE entstand. Die E. steht in der Tradition v. a. F. Nietz-
anglikan. Bischofssitz; normann.-gotische sches und S. Kierkegaards, wobei im 17. Jh. B. Pascal
Kathedrale (13./14. Jh.). das begriffl. Instrumentarium zur Existenzanalyse
Exhibitionsmus der, v. a. bei Männern vorkommen- Exhibitionismus EXHE entwickelte. Den Begriff »Existenz« hatte Kierke-
de, auf sexuellen Lustgewinn gerichtete Neigung, gaard auf das menschl. Dasein, bes. seine Begrenzt-
öffentl. vor anderen Personen die Geschlechts- heit, übertragen. Er wurde von K. Jaspers und
teile zu entblößen; strafbar nach § 183 StGB. M. Heidegger wieder aufgegriffen. Für Jaspers bleibt
Exhumrung die, das Wiederausgraben einer Exhumierung EXHE nach dem Scheitern aller rational-wiss. Weltorientie-
bestatteten Leiche, wird beim Verdacht einer rung das Verhältnis zum Anderen (Kommunikation)
strafbaren Handlung vom Gericht oder von der übrig. Die E. rückt bei J.-P. Sartre in die Nähe des
Staatsanwaltschaft angeordnet. Nihilismus, wenn er das Wesen des Menschen als
Freiheit im Sinne von Unbestimmtheit versteht (»der
Exlliteratur, Emigrantenliteratur, Literatur, Mensch ist eine nutzlose Passion«).
die während eines (meist aus polit., rass. oder
t daz u
Der M ensc h is
religiösen Gründen) erzwungenen oder freiwilligen
Exils entstand. E. gibt es seit frühesten Zeiten,
zu sein.
bekannte Autoren der Vergangenheit, die das Exil auf veru rt ei lt, frei
sich nehmen mussten, sind z. B. Ovid, Dante Jea n-Pau l Sa rtre
Alighieri, im 19. Jh. G. Büchner und H. Heine. Eine
große Gruppe der dt.-sprachigen E., die repräsentati-
ve dt. Literatur der Jahre 1933–45 überhaupt, bilden Exklve [frz. »Ausschluss«] die, Gebietsteil eines
Exklave EXKE

die Werke der während des Nationalsozialismus aus Staats innerhalb fremden Staatsgebiets.
rass. oder polit. Gründen im Exil lebenden v. a. dt. Exkrte, aus einem Organismus ausgeschiedene nicht Exkrete EXKE

und österr. Schriftsteller (u. a. T. W. Adorno, nutzbare oder schädl. Stoffe (z. B. Harn, Tränen);
W. Benjamin, E. Bloch, B. Brecht, A. Döblin, Ggs.: Inkrete, Sekrete.
L. Feuchtwanger, E. Lasker-Schüler, Heinrich, Klaus Exlbris das, Bucheignerzeichen; künstlerisch
Exlibris EXLE

und Thomas Mann, R. Musil, E. M. Remarque, ausgeführter Einklebezettel mit Namen, Mono-
A. Seghers, N. Sachs, K. Tucholsky, F. Werfel, gramm (und Wappen) des Besitzers.
E. Canetti, A. Zweig, S. Zweig). Zentren dieser E. xodus der, Auszug, Abwanderung (einer Gesamtheit),
Exodus EXOE

waren Paris, Amsterdam, Stockholm, Zürich, bes. der im 2. Buch Mose (in der Vulgata als Buch E.
Moskau, nach Ausbruch des Krieges verlagerten sie bezeichnet) beschriebene Auszug der Israeliten aus
sich nach den USA, nach Mexiko und Palästina. Eine Ägypten.
neue Emigrationsbewegung entstand innerhalb Ex|orzsmus [griech.] der, in Religionen, in denen Ex|orzismus EX|E

Dtl.s, als DDR-krit. Schriftsteller in ihren Publikati- Besessenheit von Menschen oder Sachen für möglich
onsmöglichkeiten beschränkt wurden; diese Autoren gehalten wird, das Verfahren, Dämonen auszutreiben
siedelten in die Bundesrepublik Dtl. über oder (»Teufelsaustreibung«); in der kath. Kirche durch ein
wurden ausgebürgert (P. Huchel, W. Biermann, E.-Ritual (1998 Neufassung) geregelt.
R. Kunze, S. Kirsch u. a.). Expektornzi|en, Sg. Expktorans das, Mittel, die Expektoranzi|en EXPE

den Auswurf fördern; Verwendung als Hustenmittel.


Writers in Exile Explorer [ɪksˈplɔːrə], 1) Dienstprogramm (Dateimana- Explorer®EXPE

Auf weltweit einzigartige Weise kümmert sich das ger) von Windows (ab Windows 95), mit dem der
deutsche P.E.N.-Zentrum seit 1999 um Autoren im Benutzer Dateien und Ordner suchen und öffnen
Exil: Es vergibt jedes Jahr sechs bis sieben Stipendien, kann. – 2) Microsoft nternet E.® [ˈmaɪkrəʊsɔft -],
die aus Mitteln des Bundes finanziert werden. Auf Browser für den Zugang zum WWW, der in die
diese Weise können verfolgte Schriftsteller und Windows-Betriebssysteme integriert wurde.
EWE
Exponnt der, 1)  Hochzahl, hochgestellte Zahl bei
Exponent EXPE

einer Wurzel oder Potenz, z. B. die 2 in 32 = 9. – 2) 


punkte: 1) Aufbau von ca. 40 Graduiertenschulen für
den wiss. Nachwuchs (Fördersumme der 2. Phase
EZZ
hervorragender Vertreter einer Sache. jeweils 1–2,5 Mio. € pro Jahr); 2) Einrichtung von ca.
Exponentilfunktion,  jede Funktion f (x) = a x mit Exponentialfunktion EXPE 40 Spitzenforschungszentren in versch. Disziplinen
positiver reeller Basis a, speziell die E. f (x) = e x mit e (Exzellenzcluster), in denen Hochschulen ihr eigenes
als Basis der natürl. Logarithmen (e-Funktion). Know-how bündeln und dabei mit außeruniver-
Expressionsmus der, Kunstrichtung des frühen Expressionismus EXPE sitären Forschungseinrichtungen zusammenarbei-
20. Jh., die im Ggs. zum Impressionismus den ten (Fördersumme insges. 292 Mio. € pro Jahr); 3) Ent-
Wesensausdruck suchte. Zu den Wegbereitern wicklung von Zukunftskonzepten zum Ausbau der
gehörten V. van Gogh und E. Munch. Die entschie- universitären Spitzenforschung an bis zu zehn
densten Vertreter des E. wurden v. a. die Mitglieder Hochschulen (Fördersumme insges. 210 Mio. € pro
der »Brücke« und des »Blauen Reiters«; bed. Jahr). Der Förderzeitraum beträgt jeweils 5 Jahre; die
Architekten waren E. Mendelsohn, B. Taut und Ausschreibung für die 2. Programmphase 2012–17
F. Höger. In der Literatur trat der E. in Dtl. 1910 bis endete am 1. 9. 2010.
1925 hervor. Hauptvertreter: G. Trakl, G. Heym,
E. Stadler, E. Lasker-Schüler, F. Werfel, C. Stern- Großer Wurf oder Peanuts?
heim, G. Benn, F. v. Unruh, G. Kaiser, W. Hasenclever Die deutschen Hochschulen an die Weltspitze führen
u. a. In der Musik äußerte sich der E. v. a. in der – das will die Exzellenzinitiative. Die Universitäten,
Erweiterung und Loslösung von der Tonalität sowie die die Jury mit ihren »Zukunftskonzepten für die
in einer explosionsartig gesteigerten Bewegungs- universitäre Spitzenforschung« überzeugt haben,
kraft von Rhythmik und Dynamik (A. Schönberg werden umgangssprachlich auch als »Elite-Unis«
u. a.). bezeichnet: die RWTH Aachen, die FU Berlin,
xternsteine, Gruppe von 13 Sandsteinfelsen am Externsteine EXTE Universität Freiburg, Universität Göttingen,
NO-Hang des Teutoburger Waldes, mit eingemeißel- Universität Heidelberg, TH Karlsruhe, Universität
ten Felsbildern (12. Jh.). Wahrscheinlich ein ehemals Konstanz, LMU München, TU München. Ab 2012 gibt
heidn. Heiligtum. es eine weitere Förderrunde der Exzellenzinitiative,
Extraktin die, 1) Auslaugen; Verfahren, bei dem aus
Extraktion EXTE für die dann 2,7 Milliarden Euro bereitgestellt
Gemischen durch Lösungsmittel Bestandteile werden. Auch wenn das zunächst nach viel Geld
entzogen werden, z. B. Zucker aus Rübenschnit- klingt – mit den Finanztöpfen US-amerikanischer
zeln. – 2)  operatives Herauslösen eines Körperteils, Hochschulen können die deutschen Unis nicht
z. B. eines Zahnes, der Augenlinse bei Staroperation; mithalten: Allein die renommierte Universität
auch das geburtshilfl. Herausziehen des Kindes. Harvard verfügt über einen Jahresetat von 2,3
Extra|uterngravidität, Extra|uternschwanger- Extra|uteringravidität EXTE Milliarden Euro (2007) – ungefähr so viel, wie bei der
schaft, Schwangerschaft, bei der sich das befruchte- ersten Runde der Exzellenzinitiative in fünf Jahren
te Ei außerhalb der Gebärmutterhöhle einnistet an 85 Unis und Projekte in Deutschland verteilt
(Eileiter- oder Tubenschwangerschaft, Eierstock-, wurde.
Bauchhöhlenschwangerschaft).
Extremsmus der, Verhaltensweise, die die Extremismus EXTE

bestehende Gesellschafts- und Staatsordnung Exznter der,  auf einer Welle sitzende Kreisscheibe,
radikal umstürzen will und entsprechende deren Mittelpunkt außerhalb der Drehachse der
Strategien (einschließlich der Anwendung von Welle liegt; wandelt eine Dreh- in eine Hubbewegung
Gewalt) entwickelt. Der Rechts-E. äußert sich in um.
einer autoritären, nationalist. und/oder rassist. Exzisin die,  Ausschneiden von Gewebeteilen zum
Exzision EXZE

Gesinnung, der Links-E. zeigt sich in einer doktrinär Beseitigen von Krankheitsherden oder zur
verengten sozialrevolutionären Gesellschaftsauf- Krankheitserkennung (Probe-E.).
fassung. ck, Hubert van, * um 1370, † 1426, und sein Bruder
Eyck EYCE

Extrmsport, das Ausüben außergewöhnlicher ExtremsportEXTE Jan van E., * um 1390, † 1441, niederländ. Maler. In
sportl. Disziplinen, wobei der Betreffende höchsten ihrem gemeinsamen Werk, dem Genter Altar (1432),
phys. und psych. Belastungen ausgesetzt ist. Ist dabei fand ihre neue Wirklichkeitsauffassung ihren ersten
ein objektiv vorhandenes und/oder subjektiv großen Ausdruck; über ihn hinaus führen v. a. die
empfundenes Gesundheits- bis Lebensrisiko Altartafeln und Bildnisse Jans.
vorhanden, spricht man auch vom Risikosport. E. Eyjafjallajökull, Stratovulkan (1666 m ü. M.) und Eyjafjallajökull EYJE

umfasst Disziplinen wie Airsurfing, Bungee-Jum- Plateaugletscher (78 km²) in Südisland. Der letzte,
ping, Freeclimbing und Rapjumping. äußerst aschereiche Ausbruch 2010 führte zu einer
starken Behinderung des gesamten europ.
Exzellenzinitiative, 2005 verabschiede- Flugverkehrs.
tes Programm zur Förderung der Spitzenforschung EZB, Abk. für → Europäische Zentralbank.
EZBEZBE

an dt. Hochschulen; in Form eines Wettbewerbs zw. Ezchi|el, in der Lutherbibel Heski|el, jüd. Prophet, Ezechi|el EZEE

den Hochschulen organisiert; zu drei Vierteln durch um 590 v. Chr. Seelsorger in der Babylon. Gefangen-
Mittel vom Bund und zu einem Viertel von den schaft. Das Buch E. enthält Weissagungen und
Ländern getragen. Durchführende sind die Deutsche Trostreden.
Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat. zzolied, »Gesang von den Wundern Christi« des
Ezzolied EZZE

Die Gesamtfördersumme 2006–12 beträgt 1,9 Mrd. €, Bamberger Chorherrn Ezzo, um 1060; ältestes 267
2012–17 2,7 Mrd. € und umfasst drei Förderschwer- frühmittelhochdt. heilsgeschichtl. Gedicht.

Ezzolied E
F
)UHLKHLWVVWDWXH f
)ODXEHUW
Fbel, 1) kurze märchenhafte Erzählung, die auf eine Argentinien. Dabei ist er relativ jung. Denn auch
Lehre (Moral) hinführt, oft wird satirisch typisch wenn seine Herkunft umstritten ist – einige Forscher
menschl. Verhalten durch Tiere vorgestellt. – 2) Stoff- vermuten eine arabische Herkunft, andere betonen
und Handlungsgerüst einer Dichtung. seine Verwandtschaft mit Seemannsliedern –: Erst
Fbeltiere, Fantasiegeschöpfe, die in Sage, Märchen gegen Mitte des 19. Jahrhunderts entstand er in den
und Wappenkunde eine Rolle spielen, wie Drache, Armenvierteln Lissabons. Auf die internationalen
Lindwurm, Einhorn, Greif, Basilisk, Chimäre, Bühnen gelangte er jedoch durch Amália Rodrigues
Zerberus, Sphinx, Zentaur. (* 1920, † 1999), der »Stimme Portugals« und
Factte [fas-] die, angeschliffene Fläche (Edelsteine, »Königin des Fado«.
Glas). F.-Auge, Netzauge der Gliedertiere, besteht aus
vielen Einzelaugen.
Fächer, Handgerät aus federndem Werkstoff zur Fanza, oberital. Stadt, 54 000 Ew.; bekannt durch das
Faenza FAEF

Kühlung durch Luftbewegung; als Wedel aus im 15./16. Jh. entwickelte keram. Kunstgewerbe
Palmblättern, Pfauenfedern o. Ä. schon im Altertum (Fayencen).
verwendet, zuerst in O-Asien mit Papier oder Seide Ffnir, altnord. Sage: schatzhütender Drache, von Sigurd
bespannte Falt- und Klapp-F.; in Europa seit dem (Siegfried) erschlagen.
13. Jh. bekannt. Fagtt das, Blasinstrument aus Holz, hat doppelte
Fagott FAGF

Fachhochschule, Abk. FH, Hochschuleinrichtung mit Röhre, 20 bis 24 Klappen, S-förmiges Metallmundstück
relativ spezialisiertem Studienangebot, die sich von mit doppeltem Rohrblatt. Bassinstrument, Umfang
anderen Hochschulen u. a. durch höheren Praxisbezug über 3 Oktaven. Das Kontra-F. ist 1 Oktave tiefer.
sowie stärker anwendungsorientierte Forschung Fahd [faxd], F. Ibn bd al-Ass, König von Saudi-Arabien
unterscheidet. Abschlüsse sind Diplom (FH), Bachelor (seit 1982), * 1920, † 2005; Sohn von Ibn Saud; 1981
(FH) und Master (FH). »F.-Plan« zur Lösung des Nahostkonflikts.
Fachwerk, 1) Bauweise, bei der zunächst ein Fahl|erz, graues bis schwarzes Mineral, enthält bes.
Rahmenwerk aus Holz hergestellt wird; die Schwefel, Kupfer, Antimon, Arsen, Silber; zur
Zwischenfächer werden mit Mauerwerk oder Gewinnung von Silber und Kupfer.
Flechtwerk und Lehm ausgefüllt. – 2) Baukonstrukti- Fähre die, Wasserfahrzeug zum Übersetzen von
Fähre FäHF

on aus miteinander verbundenen Stäben (Holz, Stahl Menschen und Landfahrzeugen über Gewässer.
u. a.) für Dachtragwerke, Brücken, Flugzeuge u. a. Fluss-F. werden oft fest verankert oder an einem über
Fadenwürmer, Nematden, runde, fadenförmige den Fluss gespannten Seil geführt. Durch Schräg-
Würmer, deren Körper nicht in Ringe (Segmente) stellen der F. wird ein Strömungsdruck erzeugt, der
gegliedert ist; meist getrenntgeschlechtig. Schmarot- die F. bewegt (Gier-F.). F.-Schiffe, die Eisenbahnfahr-
zer in Tieren und Menschen sind Spul-, Gruben-, zeuge befördern (Trajekte), benötigen Landestellen
Madenwurm, Trichine. mit Gleisanschluss.
fahrende Leute, im MA. umherziehende Gaukler,
Fado [ˈfaðu; port.] der, in Portugal in den 20er-Jahren Spielleute, Vaganten, im 17. Jh. auch Komödianten.
des 19. Jh. aufgekommenes, traurig gestimmtes Lied, Fhrenheit [nach dem dt. Physiker Daniel Gabriel
geradtaktig, in stark synkopiertem Rhythmus. Fahrenheit, * 1686, † 1736], in den angloamerikan.
Ländern Einheit der Temperatur; n °F = 5⁄9 (n – 32) °C.
Eine Form des Weltschmerzes Fahrlässigkeit, Zivilrecht: Außer-Acht-Lassen der im
Fado ist das portugiesische Wort für Schicksal und um Verkehr erforderl. Sorgfalt (§276 BGB). Strafrecht:
dieses geht es in den melancholischen Liedern oft. Der Fahrlässig handelt, wer diejenige Sorgfalt außer Acht
Fado, in einem komplexen Zusammenspiel von lässt, zu der er nach den Umständen und nach seinen
Gesang, Instrument und körperlichem Ausdruck persönl. Verhältnissen verpflichtet und fähig ist, und
vorgetragen, gehört zu Portugals kultureller Identität deshalb nicht voraussieht, dass er einen Straftat-
wie der Flamenco zu Spanien oder der Tango zu bestand verwirklichen könnte.
FAB
Fährte die,  i. e. S. Abdruck der Tritte von Schalenwild
im Boden, Schnee. Die F. vom Hasen und Raubwild
Gruppen erweitert, seit 1936 unter Führung von
Franco Bahamonde, auf dessen Seite sie im
FAL
heißt Spur, vom Federwild Geläuf. Bürgerkrieg kämpfte und dessen Regime sie
Fahrtschreiber, Tachogrph, für bestimmte
Fahrtschreiber FAHF unterstützte; 1977 aufgelöst. Wissenschaftler
Gruppen von Nutzfahrzeugen vorgeschrieben, Falken, Familie der Greifvögel. Die Echten F. haben der Universität
zeichnen Fahrweg und Geschwindigkeit in einen Zahnfortsatz an der Schnabelspitze. Sie Oxford haben
Abhängigkeit von der Uhrzeit auf. ernähren sich von lebender Beute, die sie in der Luft herausgefunden,
Fahrverbot,  vom Strafgericht ausgesprochene ergreifen oder am Boden schlagen. Dazu gehören u. a. dass tiefer reli-
Nebenstrafe; Verbot, im Straßenverkehr ein Wander-F., Baum-F., Würg-F., Turm-F. (Rüttel-F.). giöser Glaube,
Kraftfahrzeug zu führen. F. kann auch bei Ordnungs- Flkenhayn, Erich von, dt. General, * 1861, † 1922;
wie ihn etwa Fa-
widrigkeiten angeordnet werden. wurde 1913 preuß. Kriegsmin., war 1914–16
kire leben, die
Faijm, El-F., Oase südwestl. von Kairo, Ägypten, bis
Faijum FAIF Generalstabschef (Nachfolger Moltkes).
50 m u. M.; rd. 1800 km 2, etwa 2 Mio. Ew.; frucht- Flklandinseln, Malwnen, Inselgruppe im südl. Schmerzwahr-
barste Ackerbauprov. Oberägyptens; Sumpfland, Atlant. Ozean, 12 200 km 2, 3000 Ew., umfassen die nehmung des
das Pharaonen der 12. Dynastie entwässern ließen. Hauptinseln Ost- und Westfalkland und über 100 Gehirns beein-
Die Stadt El-F. hat 250 000 Ew. Berühmt sind die in kleine Inseln; brit. Kronkolonie mit beschränkter flussen kann.
Enkaustik angefertigten Mumienporträts (1. bis innerer Selbstverwaltung, Hauptort: Stanley. – Seit Dabei wird eine
4. Jh. n. Chr.). 1833 britisch, von Argentinien und Chile be- Hirnregion sti-
Fairbanks [ˈfeəbæŋks], Stadt in Alaska, USA, am Fluss ansprucht. Im Ersten Weltkrieg Seeschlacht bei muliert, die eine
Tanana, 22 700 Ew.; Univ.; früher intensiver den F. (8. 12. 1914). April 1982 von Argentinien andere Inter-
Goldbergbau; internat. . besetzt, bis Juni 1982 von Großbritannien zurücker- pretation des
Fsal, Fsal, arab. Könige: 1) F. I., König von Irak, obert (Falklandkrieg). Bis 1985 bildeten die F. zus. mit
Schmerzes er-
* 1883, † 1933; kämpfte im Ersten Weltkrieg auf brit. Süd-Georgien und den Süd-Sandwich-Inseln die brit.
möglicht: Das
Seite gegen die Türken, 1921 König. – 2) F. II., * 1935, Kronkolonie Falkland Islands and Dependencies.
† (ermordet) 1958, Enkel von 1), König von Irak seit Fall,  lotrecht nach unten gerichtete Bewegung frei Gehirn ist in der
1939, gekrönt 1953. – 3) F. bn bd al-Ass Ibn Sad, bewegl. Körper, verursacht durch die Schwerkraft der Lage, Schmerz-
König von Saudi-Arabien, * 1906, † (ermordet) 1975; Erde. Die Geschwindigkeit eines fallenden Körpers impulse als we-
Bruder König Sauds, 1953–60 und 1962–64 Min.-Präs., wächst proportional der Zeit; die Beschleunigung niger wichtig zu
Nov. 1964 zum König proklamiert; bemüht um eine beträgt etwa 9,807 m/s2. klassifizieren.
Modernisierung seines Landes. Falla [ˈfaʎa], Manuel de, span. Komponist, * 1876, † 1946; Dieser Mecha-
Opern, Ballette (»Der Dreispitz«, 1919). nismus kann
Fkir [arab. »arm«], urspr. Bez. für muslim.
Fakir FAKF Fllada, Hans, dt. Schriftsteller, eigtl. Rudolf Dtzen, sich nach Exper-
Asketen und Bettler in islam. Ländern, später auch * 1893, † 1947; zeitkrit., realist. Romane: »Kleiner tenmeinung bei
für hinduist. Asketen in Indien, die heimat- und Mann was nun?« (1932), »Wolf unter Wölfen« entsprechendem
besitzlos umherstreifen. Unter den F. finden sich (2 Bände 1937), auch Erzählungen für Kinder (u. a.
Training bei fast
Mitglieder religiöser Orden, die sich durch asket. »Geschichten aus der Murkelei«, 1938).
allen Menschen
Übungen (Yoga) von der Bindung an die Sinnenwelt Fallschirm, schirmförmiges Gebilde aus Naturseide,
Fallschirm FALF

zu lösen suchen. Baumwolle oder Chemiefasern v. a. zum Absprung einstellen.


Faksmile [lat. »mach es ähnlich«] das, originalgetreue oder Abwurf aus Luftfahrzeugen. Man
Wiedergabe einer Schrift, Zeichnung. unterscheidet Rundkappen-F., die allein durch
Fakultt die, 1) Lehr- und Verwaltungseinheit einer Vergrößerung des Luftwiderstands die
Univ., seit den 1970er-Jahren zunehmend abgelöst gewünschte Sinkgeschwindigkeit von etwa
durch Fachbereiche. – 2)  endl. Produkt natürl. 5 m/s erreichen, und Gleitschirme oder
Zahlen, Zeichen n! (gesprochen: »n-F.«), z. B. Gleit-F., deren Schirmkappe sich meist in
5! = 1·2 ·3 ·4 ·5 = 120. Form einer rechteckigen gewölbten
Falange [faˈlaŋxe] die, vom Faschismus und Natio- Fläche entfaltet (Rechteckgleiter). Bei
nalsozialismus beeinflusste autoritäre Orga- Gleitschirmen ist die Vortriebs-
nisation in Spanien, gegr. 1933, später geschwindigkeit größer als die
durch Hinzutritt anderer Sinkgeschwindigkeit.

269

Fallschirm F
F Falschaussage
270 Im F.-Sport werden Geschicklichkeits- und Präzisions- Famagsta, Hafenstadt im O von Zypern, 23 100 Ew.;
wettbewerbe als Zielspringen, Stil- und Figurensprin- seit 1974 unter türkisch-zypriot. Verw. – Gründung der
gen sowie Formationssprünge durchgeführt. Ptolemäer, in röm. Zeit Fama Augusta; erhalten u. a.
Falsch|aussage,  uneidl., vorsätzlich falsche aus der Kreuzfahrerzeit die ehem. Kathedrale (heute
Aussage eines Zeugen oder Sachverständigen vor Moschee), aus venezian. Zeit die Stadtbefestigung.
Gericht; mit Freiheitsstrafe von 3 Monaten bis zu 5 Famli|e die, 1) i. d. R. das Elternpaar mit den
Jahren bestraft (§ 153 StGB). unselbstständigen Kindern als Einheit des Haushal-
Falstt das, Kopfstimme,  durch Brustresonanz tes. Rechtlich gibt es keinen feststehenden Begriff der
verstärkte männl. Kopfstimme. F., meist versteht man darunter die Ehegatten mit
Flster, dän. Insel, südl. von Seeland, 514 km 2, ihren Kindern. Verfassungsrechtlich ist sie durch Art.
49 000 Ew.; Landwirtschaft. Hauptort: Nykøbing. 6 GG geschützt. – 2)   Gruppe, umfasst nah
Falte,  durch seitl. Einengung (Faltung) entstandene
Falte FALF verwandte Gattungen.
regelmäßige Verbiegung von Gesteinen, bes. in Famli|enstand, Angabe, ob eine Person ledig,
Schichtgesteinen und kristallinen Schiefern; Falten- verheiratet, verwitwet oder geschieden ist;
gebirge z. B. Alpen, Rocky Mountains, Himalaya. → Personenstand.
Flun, Stadt in der schwed. Landschaft Dalarna, 52 200 Famli|enversicherung, ab 1989 in der gesetzl.
Ew.; früher Kupfer-, heute Schwefelkiesbergbau, Krankenversicherung bei Vorliegen bestimmter
Bergschule; versch. Industrie. – Die histor. Ind.-Land- Voraussetzungen die beitragsfreie Versicherung der
schaft des Großen Kupferbergs wurde zum Welt- Ehegatten und Kinder von Mitgliedern (§ 10 SGB V).
kulturerbe erklärt. Famli|enzuschlag, Zuschlag zur Besoldung im
öffentl. Dienst, richtet sich nach der Besoldungsgrup-
Falun Gong [- ˈgʊŋ] die, chin. spirituelle
Falun GongFALF pe und der Stufe, die den Familienverhältnissen
Bewegung, die auf versch. Traditionen (bes. der entspricht; ersetzte 1997 den Ortszuschlag.
Meditationstechnik Qigong) aufbaut und deren Fanatsmus der, unbelehrbares, aggressives Verfolgen
Anhänger durch Ingangsetzen und -halten des im eines zum absoluten Wert erhobenen Ziels, verbunden
Buddhismus gelehrten Gesetzesrades (chin. mit Intoleranz gegen fremde Anschauungen. F. kann
»Falun«) – erreicht durch eine spezielle Art der sich zu Massenbewegungen ausweiten (z. B.
Meditation – ein Leben in Übereinkunft mit dem Hexenverfolgungen, polit. Massenpsychosen,
universalen Gesetz anstreben. Rassenwahn) und als gesellschaftl. Begleiterschei-
nung von religiösen Bewegungen auftreten.
Spirituell oder gefährlich? Fandngo der, span. Volkstanz im 3⁄4 - oder 3⁄8 -Takt mit
Falun Gong selbst sieht sich nicht als religiöse Kastagnettenbegleitung.
Bewegung, sondern als eine Variante des Qigong, also Fangheuschrecken, große Heuschrecken, deren
der chinesischen Meditations- und Bewegungslehre. Vorderbeine als Fanggliedmaßen gestaltet sind, z. B.
Ihr Gründer, der Ex-Trompeter Li Hongzhi verspricht Gottesanbeterin.
seinen Anhängern jedoch, sie mittels seiner Lehre zur Fngo der, vulkan. Mineralschlamm; Packungen und
Erleuchtung zu führen. Grundlage ist neben einigen Bäder gegen Muskelverspannungen, Gicht,
Atem- und Bewegungsmeditationen des klassischen Rheumatismus.
Qigong das Studium der Schriften von Meister Li, wie Fanø [ˈfaːnøː], dän. Insel, westl. Jütlands, 56 km 2,
er genannt wird. Falun Gong ist straff organisiert und 2800 Ew.; Seebäder.
gilt als unduldsam gegenüber Kritikern. Eine Fantasy [ˈfæntəsɪ], die, Roman- oder Filmgattung, die
Demonstration auf dem Areal der kommunistischen märchen- und mythenhafte, archaische und
KP in Peking führte 1999 zum Verbot der Bewegung in fantastische Traumwelten darstellt; im Gegensatz zur
ihrem Kernland China. Science-Fiction öfter zeitlich rückwärtsgewandt.
FAO, Abk. für Food and Agriculture Organization,
Organisation für Ernährung und Landwirtschaft,
1945 gegr. Sonderorganisation der UNO, Sitz: Rom.
Exekutivorgan ist der Welternährungsrat.
FAL
FAQ [Abk. für engl. frequently asked questions],  ein
Dokument im Internet, das häufig gestellte Fragen zu
verschieden helles Gelb), selten ist die völlige
Farbenblindheit (Fehlen jeder Farbempfindung). F.
FäR
einem bestimmten Themengebiet beinhaltet. schließt die Ausübung bestimmter Berufe aus (z. B.
Fard [nach M. Faraday] das,  Zeichen F, Einheit für Busfahrer). Bei der teilweisen Farbenblindheit Viele Chamäle-
die Kapazität von 2 Leitern, die durch ein Dielek- (Dichromasie) fehlt eines der drei Zapfensysteme, die
ons sind zum
trikum getrennt sind. Ein Kondensator besitzt die für eine Farbunterscheidung notwendig sind.
schnellen Farb-
Kapazität 1 F, wenn er durch die Elektrizitätsmenge Farbenlehre, Lehre von der eindeutigen Benennung
1 Coulomb auf die Spannung 1 Volt aufgeladen wird. und Ordnung der Farben und ihrer Mischungen. Von wechsel fähig.
Da 1 F sehr groß ist, verwendet man meist 1 Millions- Bedeutung sind u. a. die F. von Newton, Goethe, Der Farbwechsel
tel F, Mikro-F., Abk. 1 μF. W. Ostwald. dient verschie-
Faraday [ˈfærədɪ], Michael, brit. Naturforscher, * 1791,
Faraday FARF Farbensymbolik, Sinndeutung der Farben; je nach denen Zwecken.
† 1867; entdeckte u. a. die elektr. → Induktion und Volk und Zeitalter verschieden. In Europa gilt allg. Dunkle Farben
das Grundgesetz der → Elektrolyse, erkannte und Weiß als Farbe der Unschuld (Engel), Schwarz als die bewirken eine
erforschte zuerst die Zusammenhänge zw. der Trauer (auch Sünde, Teufel), Rot als die der Liebe rasche Aufwär-
Elektrizität und Licht. F.-Käfig, metall. Umhüllung (auch Freude, Scham), Blau als die der Treue (auch mung in den frü-
(Bleche, Metallgitter oder Drahtgeflechte, meistens Beständigkeit, Mäßigkeit), Gelb als die des Neides, hen Morgen-
geerdet) zur Abschirmung eines begrenzten Raumes Grün als die der Hoffnung. Liturg. Farben der kath. stunden, helle
gegen äußere elektr. Felder. Kirche: Weiß, Rot, Grün, Schwarz und als Bußfarbe
Farben schützen
Violett. Auf staatl. Gebiet tritt die symbol. Bedeutung
Farbe, durch elektromagnet. Schwingungen mit
Farbe FARF von Farben vorrangig in den Flaggen der Nationen
vor Überhitzung.
Wellenlängen von etwa 380 nm bis 760 nm (sichtbares zutage, aber auch in der Kennzeichnung polit. Auffällige Farben
Licht) ausgelöste und durch das Auge vermittelte Bewegungen (Rot für Kommunismus, Sozialismus, haben vor allem
Sinnesempfindung. Trifft Licht versch. Wellenlänge Schwarz für Anarchismus, Faschismus, Braun für den Signalwirkung.
gleichzeitig die gleiche Stelle der Netzhaut, so Nationalsozialismus, Grün für landwirtschaftl. oder Männchen ma-
entsteht im Auge ein einfacher, einheitl. Farbein- Umweltorganisationen) sowie von Religionen (Islam). chen so auf sich
druck, eine additive Misch-F., in bestimmten Fällen Färberröte die, labkrautartige Farbpflanze; ihre aufmerksam,
schon bei 2 Einzel-F.; solche F.-Paare nennt man Wurzel heißt Färber- oder Krappwurzel. Weibchen zeigen
Komplementär-F. (z. B. Rot-Grün, Blau-Gelb). damit ihre Paa-
Körper-F. werden erst durch die Beleuchtung sichtbar. Farbwechsel, bezeichnet die Fähigkeit
rungsbereit-
Sie beruhen darauf, dass der betreffende Stoff mancher Tiere, die Körperfarbe zu verändern. Man
schaft an.
bestimmte Wellenlängen des auffallenden Lichts unterscheidet zwei Formen: 1) den langsam
Leuchtende Far-
stark absorbiert, die anderen aber reflektiert oder ablaufenden morpholog. F., bei dem es durch
durchlässt. Die Farbeindrücke setzen sich dann zu Veränderung der Chromatophorenzahl (oder der ben dienen aber
einer subtraktiven Misch-F. zusammen. – Weiter Pigmentmenge) zu einem relativ lange andauernden auch als Droh-
unterscheidet man unbunte F. (Schwarz und Weiß), Zustand kommt (z. B. Sommer-/Winterkleid beim gebärde gegen-
die durch ihre Helligkeit eindeutig bestimmt werden, Hermelin); 2) den schnellen physiolog. F., der auf über Rivalen,
und bunte F., die durch Farbton, Helligkeit und einer Wanderung schon vorhandener Pigmente in während sich
Sättigung bestimmt sind. Spektral-F. sind die den Chromatophoren beruht (bei vielen Krebsen, unterlegene
einzelnen F. des → Spektrums. Tintenfischen, Fischen, Amphibien, Reptilien). Männchen oft
Farne, größte Gruppe der Farnpflanzen, meist Stauden, grau oder braun
Wir brauchen rote Trikots! wenige mit Holzstamm (Baum-F.). Die Blätter (Wedel) verfärben.
Aggression, Männlichkeit und Sexualität – bei sind meist fiedrig, tragen unterseits, oft unter dünnen
vielen Tierarten steht die Farbe Rot für genau diese Häutchen, den Schleiern, Büschel von Sporenkapseln
Attribute. Davon können Sportler profitieren, wie mit ungeschlechtl. Fortpflanzungskörpern, den
englische Anthropologen herausgefunden haben: Sporen. Aus diesen entwickelt sich als geschlechtl.
Wer rote Trikots trägt, gewinnt häufiger. Überprüft Generation der Vorkeim, ein besonderes Pflänzchen
wurde das bei den Olympischen Spielen 2004 in mit männl. und weibl. Geschlechtsorganen. Nach
Athen in den Sportarten Boxen, Taekwondo und Befruchtung der Eizelle entwickelt sich aus dieser die
Ringen, wo den Kämpfern jeweils rote und blaue junge F.-Pflanze (ungeschlechtl. Generation) auf dem
Kleidung zugelost wurde. Eindeutiges Ergebnis: Die Vorkeim (sog. Generationswechsel). F. gab es schon im
Rot-Träger siegten in den meisten Kämpfen – wie Altertum der Erde, am reichhaltigsten im Karbon.
auch die fünf Fußballteams, die bei der Europameis- Einige bekannte F. sind: Wurmfarn, Adlerfarn,
terschaft 2004 in Portugal mit roten Trikots Tüpfelfarn.
antraten. Weil rote Leibchen den Gegner einschüch- Farnse, ital. Adelsgeschlecht und Dynastie, herrschte
tern, regen die Forscher an, die Trikotfarbe bei den 1545–1731 im Herzogtum Parma und Piacenza. Die
Wettkampfregeln zu berücksichtigen, sonst seien Farnes. Sammlungen (Farnes. Stier) von Bildwerken
die Ergebnisse nicht fair. des Altertums befinden sich im Museo Archeologico
Nazionale in Neapel.
Färer [»Schafinseln«], dän. Inselgruppe (25 Felsen-
Farbenfehlsichtigkeit, Störung des Farbensehens, inseln) zw. Schottland und Island, 1400 km 2,
meist angeboren, selten durch Netzhauterkrankung 47 000 Ew. (Färinger); Hptst. Tórshavn. Schafhaltung,
oder Drogen hervorgerufen. Am häufigsten ist das Fischerei. Die Färinger haben eine eigene Sprache
Verwechseln versch. Farben, z. B. die Rotgrünblind- (Färöisch). Die F., seit 1380 dänisch, erhielten 1948 271
heit (Farben zw. Rot und Grün erscheinen als eine eigene Volksvertretung.

Färöer F
F Farrow
272 Farrow [ˈfærəʊ], Mia, amerikan. Filmschauspielerin, der Werkstoff Glas, spricht man von Glas-F.
* 1945; »Rosemaries Baby« (1968); »Purple Rose of (→ Lichtwellenleiter)
Cairo« (1986); »Ehemänner und Ehefrauen« (1993). Fssbinder, Rainer Werner, dt. Schriftsteller,
Fasnen, Familie der Hühnervögel, mit meist langem
Fasanen FASF Regisseur, * 1945, † 1982; sozialkrit. Dramen und
Schwanz, Kopf ohne Kamm, Männchen mit Filme: »Katzelmacher« (Drama 1968, Film 1969);
prachtvollem Gefieder. Edel-F. oder Jagd-F., aus »Acht Stunden sind kein Tag« (Fernsehfi lm in 5 Teilen,
Kaukasien, Hahn rotbraun, Kopf und Hals grün-blau, 1972–73); »Die Ehe der Maria Braun« (1978); »Berlin
auch weiß geringelt, in Gehegen (Fasanerie) Alexanderplatz« (14-teiliger Fernsehfi lm, 1980);
gezüchtet. Aus China Gold-F., mit gelber Haube und »Querelle« (1982).
rot-schwarz gebändertem Kragen, Silber-F., weiß, Fasten das, Enthaltung von Nahrung zu besonderen
schwarz gewellt, und Glanz-F. im Himalaya. Zeiten, im religiösen Sinn Mittel der Buße, schon bei
Faschsmus [von lat. fasces über ital. fascio »Bund«]
Faschismus FASF den ältesten Völkern. Die kath. Kirche kennt Bußtage,
der, totalitäre und nationalist. Bewegung in Italien, an denen nur einmal eine sättigende Mahlzeit erlaubt
von Mussolini begründet, i. w. S. auch der Nationalso- ist, und Abstinenztage, an denen Genuss von Fleisch
zialismus und dem F. verwandte Bewegungen u. a. in untersagt ist. Bußzeit ist die F.-Zeit vor Ostern, die 40
Frankreich (Action Française), Österreich (Heim- Tage von Aschermittwoch bis zur Osternacht. – Der
wehren), Belgien (Rexisten), Kroatien (Ustascha), Islam schreibt das F. im 9. Monat Ramadan von
Ungarn (Pfeilkreuzler), Spanien (Falange), Sonnenauf- bis Sonnenuntergang vor.
Argentinien (Peronismus). – 1919 gründete Mussolini Fastenkuren, Heilfasten, radikale Einschränkung der
Fastenkuren FASF

in Mailand den ersten faschist. Wehrverband Nahrungszufuhr; man unterscheidet Vollfasten


(»Fascio di combattimento«, Schwarzhemden); 1921 (Nulldiät) und Saftfasten mit Obst- und Gemüsesäften.
wurde die Faschist. Partei gegr.; 1922 führte
Mussolini den »Marsch auf Rom« durch, erreichte Fastfood [ˈfaːstˈfuːd, engl. »schnelles Essen«],
den Sturz der Reg. und wurde vom König zum Fast Food, Bez. für meist kleinere und einfache
Regierungschef ernannt (Duce). Der faschist. ital. Schnellgerichte, die an Imbissständen und in
Staat wurde autoritär geführt; Parteien wurden Schnellrestaurants angeboten werden und schnell
ausgeschaltet, Kommunismus und Sozialismus verzehrfertig sind, z. B. Hamburger, Hotdogs, Pommes
unterdrückt. Nach dem Gesetz über die Bildung von frites, Brat- und Currywurst, Pizza und Döner. Im
Korporationen (1934) wurden die Syndikate der weiteren Sinn zählen alle Speisen dazu, die sich für
Arbeitnehmer und Arbeitgeber nach wirtschaftl. den raschen Verzehr eignen. F. ist meist sehr
Kategorien in Einheitsorganisationen zusammenge- kalorienhaltig, sehr süß oder salzig und v. a. sehr fett;
fasst und zugleich ihrer Autonomie beraubt. 1939 wichtige Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe fehlen.
ersetzte man das Abgeordnetenhaus durch die Fastnacht, Fasenacht, zunächst die Nacht vor
»Camera dei Fasci e delle Corporazioni«. Das Aschermittwoch, später die Woche davor, seit dem
Mittelmeer wurde als »Mare nostro« (unser Meer) 19. Jh. die vom Dreikönigstag bis Aschermittwoch
zum ital. Lebensraum erklärt und territoriale dauernde Zeit fröhl. Verkleidungen, Lust und Späße
Ansprüche gegen Jugoslawien, Albanien, Griechen- (Höhepunkt: die drei »tollen« Tage); als Beginn der
land, Frankreich, Äthiopien erhoben. Der Rassismus Fastenzeit vor Ostern schon im MA. als Zeit
war dem F. urspr. fremd. Seit 1938 wurden jedoch gesteigerten Lebensgenusses mit Schmausereien,
unter natsoz. Einfluss die Juden aus maßgebenden Vermummungen, Umzügen begangen. Die F. heißt an
Stellungen entfernt. Mit dem Sturz Mussolinis (1943) der Riviera, in Venedig und am Rhein Karneval, in
verlor der F. in Italien seine polit. Macht. Die im Sept. Österreich und Bayern Fasching. Prägend für die
1943 in Oberitalien errichtete faschist. »Repubblica heutige Form der F.-Feier in Dtl. wurde 1820/30 der
Sociale Italiana« (Rep. von Salò) konnte sich bis April oberdt. Raum.
1945 nur durch die dt. Besatzungsmacht halten. Fszi|e die, sehnig-faserige Bindegewebshaut, umgibt
(→ Neofaschismus) Muskeln und Muskelgruppen.
Faser|optik, Fiberoptik [engl. fiber optics], Teilgebiet Ftima, jüngste Tochter des Propheten Mohammed,
der Optik, das sich mit der Übertragung von Licht in * 606, † 632; gilt als Ahnfrau der Fatimden, islam.
optisch leitenden Fasern (Lichtleitfasern) befasst; ist Fürstengeschlecht (909–1171).

PIZZA SALAMI 1 CURRYWURST 1 CHICKENBURGER MÜSLI MIT ROSINEN, POMMES FRITES 1 CHEESEBURGER
NÜSSEN U. MILCH
1 Portion, 250 g 180 g 178 g 1 Portion, 250 g 1 Portion, 100 g 113 g
585 kcal 488 kcal 472 kcal 350 kcal 324 kcal 313 kcal
31 g 43 g 22 g 3g 16 g 13 g
FAR
Ftima, Wallfahrtsort (Marienverehrung) in Portugal
mit neubarocker Basilika (1928 ff.).
F. wird zum Sinnbild des nach letzter Erkenntnis
strebenden Menschen (»Urfaust« 1775, F. 1. Teil 1808,
FAY
Faulbaum, zwei Arten der Kreuzdorngewächse, 2. Teil 1832). Spätere Bearbeitungen: A. v. Chamisso,
Strauch oder kleiner Baum. Faulbaumrinde wird als C. D. Grabbe, H. Heine, N. Lenau, P. Valéry, T. Mann,
Abführmittel verwendet. M. Bulgakow.
Flhaber, Michael v., dt. kath. Theologe, * 1869, † 1952; Faustball,  Rückschlagspiel mit einem Lederhohlball
wurde 1917 Erzbischof von München und Freising, zw. 2 Parteien von je 5 Spielern. Der Ball wird durch
1921 Kardinal; Gegner des Nationalsozialismus. Schläge mit der Faust oder dem Unterarm über ein 2 m
hoch gespanntes Band in das Spielfeld des Gegners
Faulkner [ˈfɔːknə], William, amerikan. Erzähler, geschlagen.
* 1897, † 1962; schrieb in sprachl. komplexer Faustkeil, meist aus Feuerstein gefertigtes, keilförmi-
Erzähltechnik sozialkrit. Werke über den geistig- ges, beidflächig bearbeitetes Werkzeug altsteinzeitl.
kulturellen Untergang des amerikan. Südens: »Licht Kulturen (F.-Kulturen).
im August« (1932); »Absalom, Absalom!« (1936); »Griff Faustrecht, Rechtsordnung, in der Ansprüche durch
in den Staub« (1948); »Requiem für eine Nonne« (1951) gewaltsame Maßnahmen des Einzelnen durchgesetzt
u. a.; 1949 erhielt er den Literaturnobelpreis. werden, z. B. Blutrache, Fehde; im modernen Recht nur
als Ausnahme zulässig (z. B. → Notwehr).

ut zu ta ge ni ch t Fauves [foːv, frz. »Wilde«] Pl., zuerst im Pariser Salon


si nd he
Di e Mensch en er wa ren.
1905 geschlossen auftretende Gruppe von Malern, die,
al s si e fr üh den dt. Expressionisten verwandt, den Ausdruck
sc hlec ht er, g üb er ih re
ters ta tt un
durch starke und reine Farben, auch Betonung der
Nu r d ie Berich en . Umrisse, zu steigern suchten (H. Matisse, A. Marquet,
t gr ün d lic he r gewo rd A. Derain, M. de Vlaminck, G. Braque u. a.). Die
Ta ten is Wi llia m Faulk ne r
Stilrichtung nennt man Fauvismus; eine ähnl.
Tendenz in den 1970er-Jahren (→ neue Wilde).
Favlas, Elendsviertel in südamerikan. Großstädten,
Faulschlamm, Sapropl, schwarzer Bodenschlamm, v. a. in Brasilien.
entsteht in sauerstoffarmen Gewässern oder Fawkes [fɔːks], Guy, Teilnehmer der engl. Pulverver-
Abwasseranlagen als Absatzstoff unter Bildung von schwörung, * 1570, † (hingerichtet) 1606. Der Tag der
Fäulnisgasen (Methan, Schwefelwasserstoff ) und Aufdeckung der Verschwörung (5. 11. 1605) wird in
Schwefeleisen. England als Guy-Fawkes-Day gefeiert.
Faultiere, südamerikan. Säugetierfamilie, zu den
Zahnarmen gehörend; dicht bepelzte, bewegungs- Fx [zu Faksimile], Kurzwort für Telefax, ein
arme, starkkrallige Baumtiere; Pflanzenfresser. Das Telekommunikationsdienst, mit dem sich schriftl.
Drei-Finger-F. (Ai) lebt in Süd- und Mittelamerika; das Vorlagen (ebenfalls Fax genannt) über Telefonleitung
Zwei-Finger-F. (Unau) in Guayana. kopieren lassen (früher Fernkopieren); auch Bez. für
Fna die, 1) röm. Feld- und Waldgöttin. – 2) Tierwelt das Gerät (F.-Gerät), mit dessen Hilfe die Dokumente
eines Gebiets. übertragen werden. Die Dokumentenvorlage wird
Fauré [fɔˈre], Gabriel, frz. Komponist, * 1845, † 1924; dabei vom Sendegerät zeilen- und punktweise optisch
Orchester-, Kammermusik, Lieder. abgetastet, die Schwarz-Weiß-Werte über das Netz
Fst, Dr. Johannes, eigtl. wohl Georg F., dt. Arzt, übertragen und im Empfangsgerät Punkt für Punkt
Astrologe und Alchimist, * um 1480, † zw. 1536 und wieder aufgezeichnet. → Abb. nächste Seite
1540. Die F.-Sage, in deren Mittelpunkt der Teufels- Fayence [faˈjãs; nach der Stadt Faenza] die, feinere
pakt steht, war ein beliebtes Volksbuch (zuerst 1587). Töpferware aus geschlämmtem Ton, mit undurch-
Von C. Marlowe dramatisiert (um 1589), wurde sie sichtiger weißer Zinnglasur und Bemalung. Farbig
durch Vermittlung engl. Komödianten zum glasierte Gefäße begegnen schon bei Ägyptern und
Volksschauspiel und Puppenspiel. Stoff bei: G. E. Babyloniern, echte F. aber erst bei den Persern, dann
Lessing (Fragment), Friedrich Müller, F. M. Klinger. hauptsächlich in der islam. Kunst, seit dem MA. v. a. in
Goethe weitete den Stoff zum Menschheitsepos: Spanien (Málaga, Valencia), Italien (Majolika, nach

kcal pro Portion Fettgehalt in Gramm


Fastfood oder lieber nicht?

6 HÄHNCHEN- BIODINKELPOPS 2 GEMÜSEBURGER GRIECHISCHER 1 MÜSLIRIEGEL OBSTSALAT


NUGGETS MIT MILCH BAUERNSALAT
95 g 1 Portion 100 g zubereitet, 100 g 1 Portion, 120 g 25 g 1 Portion, 120 g
230 kcal 199 kcal 198 kcal 132 kcal 115 kcal 115 kcal
15 g 4,2 g 13 g 12 g 4g Fayence 0g
F Faymann
274 dem Hauptumschlagplatz Mallorca benannt), später im Untergrund gegen Israel kämpfenden palästinens.
in Frankreich (Rouen, Nevers, Straßburg), Nieder- Araber.
lande (Delft), Dtl. (Hanau, Berlin). Feder, 1)  hornige Hautbekleidung aus Oberhaut und
Feder FEDF

Faymann, Werner, österr. Politiker (SPÖ), * 1960; Lederhaut der Vögel, sitzt in einer Einsenkung (Balg).
1994–2007 Stadtrat in Wien; 2007/08 Bundesmin. für Teile: Kiel, der unten als Spule hohl, oben als Schaft
Verkehr, Innovation und Technologie; seit 2008 mit Mark gefüllt ist, und Fahne aus Ästen und
Bundesparteiobmann der SPÖ und Bundeskanzler. Nebenästen (Strahlen); Letztere sind durch Häkchen
Fazialis, Facilis, Nrvus facilis der, Gesichtsnerv. verbunden. So sind bes. die Schwung-F. (zum Flug)
F.-Lähmung (Fazialisparese, Gesichtsmuskellähmung) und Deck-F. gebaut; darunter sitzen Dunen-F., Daunen
betriff t die Muskeln einer Gesichtshälfte; meist durch oder Flaum-F. (als Wärmeschutz). – 2)  Maschinen-
Erkältung, Entzündung, Virusinfektion. element, das sich bei Belastung verbiegt (Biegungs-F.)
FBI [efbiːˈaɪ], Abk. für Federal Bureau of Investigation, die oder verdreht (Torsions-F.) und bei Entlastung in die
Bundeskriminalpolizei der USA. Anfangslage zurückgeht. Verwendung: Aufnahme von
FCKW, Abk. für → Fluorchlorkohlenwasserstoffe. Stößen in Fahrzeugen, als Puffer, Schließen von
FDP, F. D. P., Abk. für → Freie Demokratische Partei. Ventilen, Kontakt-F. an elektr. Schaltern, Kraftspei-
FDP. Die Liberalen, polit. Partei in der Schweiz; cher in Uhren usw. – 3)  Brettverbindung durch Nut
entstand 2009 durch den Zusammenschluss der 1894 und Feder.
gegr. Freisinnig-Demokrat. Partei der Schweiz mit der Federal Reserve System [ˈfedərəl rɪˈzəːv ˈsɪstəm],
Federal Reserve System FEDF

Liberalen Partei der Schweiz. Abk. Fed, Notenbanksystem der USA, gegr. 1913. An
Feature [ˈfiːtʃə] das, 1) Hauptfi lm eines Filmprogramms,
Feature FEAF der Spitze steht der Board of Governors (Bundes-
allg. der Spielfi lm. – 2) Bericht, der die wesentl. Punkte bankrat), der für Geld- und Kreditpolitik zuständig
eines Sachverhalts in aufgelockerter Form skizziert, ist; ihm unterstehen 12 Federal Reserve Banks
im Zeitungswesen, im Hörfunk, bei Film und (Bundesreservebanken), die seit 1914 die Banknoten
Fernsehen (oft in Form eines Dokumentarspiels). (Federal Reserve Notes) an die ihnen angeschlosse-
Fbruarrevolution, 1) am 24. 2. 1848 in Paris nen Mitgliedsbanken (National Banks) ausgeben.
ausgebrochene Revolution, die zum Sturz Louis Größte Bundesreservebank ist die Federal Reserve
Philippes und zur Errichtung der Zweiten Republik Bank of New York.
führte. – 2) erste Phase der russ. Revolution im März Fderer, Roger, schweizer. Tennisspieler, * 1981; Profi
(nach dem damals in Russland gültigen Kalender am seit 1998; gewann 2003–07 und 2009 die All England
27. 2.) 1917; führte zum Sturz der Zarenherrschaft und Championships, mehrmaliger Sieger der Australian
zur Ausrufung der Republik. Open, US Open und French Open.
Fécamp [feˈkã], Fischereihafen und Seebad in der Fdersee, Moränenstausee bei Bad Buchau,
Normandie, Frankreich, 21 100 Ew.; Ursprungsort des Oberschwaben, Bad.-Württ.; Naturschutzgebiet (mit
Benediktinerlikörs. umfangreichem Moorgürtel), vorgeschichtl. Funde
Fechten, sportl. Zweikampf mit Stoß- (Florett, Degen)
Fechten FECF (Museum, Bad Buchau).
oder Hieb- und Stoßwaffe (Säbel). Die Gegner gehen in Federwaage, eine Waage, bei der das Gewicht eines
Fechterstellung (Auslage). Während des Gefechtes Körpers aus der elast. Verformung einer Feder
(Gang) ist der Abstand (Mensur) variabel. ermittelt wird.
Fedajn, Fedayeen [fedaˈjiːn, arab. »die sich Opfern-
Fedajin FEDF Federweißer, Sauser, Bitzler, teilweise vergorener,
den«], 1) arab. Freischärler; 2) Eigen-Bez. der kohlensäure- und
hefehaltiger Traubenmost.
Fdtschenkogletscher,
längster (77 km)
außerarkt. Gletscher, im
Pamir, Tadschikistan.
Fegefeuer, Purgatrium,

FA X ROTE LISTE
kath. Lehre: Aufenthalts-
ort der Seelen, die vor
Ar ten : Eintritt in den Himmel
be nd en
sie au f die Ro te Liste der ausster rne n noch zeitl. Sünden-
Eigentlich müssten ihren Glanz zeiten von einem mode f strafen abzubüßen
sil ien , die in . Ga nz ob en au
Bürouten ht wegzudenken waren haben.
h ein fac h nic
Schreibtisc Fehde, in german. Zeit
he n …
dieser Liste ste und im MA. Feindschaft
bzw. Privatkrieg,
… der Tintentrockner, ein Gestell mit unten angebrachtem Löschpapier, entstanden durch ein
das über die noch feuchte Tinte hin und her gewippt wurde. Verbrechen zw. den
Sippen des Täters und
… die mechanische Schreibmaschine, die mit Hilfe von Durchschlägen des Verletzten. Im MA.
auch vervielfältigen konnte. kam neben den Resten
der german. F.
… das Faxgerät, Anfang der 1990er-Jahre eine Revolution in der Bürokom- (Blutrecht) eine
munikation, mittlerweile aber längst von der E-Mail verdrängt. ritterl. F. auf in den
Fällen der Rechtsver-
Die Dorfkirche von Gelmeroda bei Weimar ist
durch den deutsch-amerikanischen Maler Lyo-
nel Feininger international berühmt geworden.
Der Bauhaus-Meister schuf über mehrere Jahr-
zehnte hinweg eine Bilderserie der Kirche.
Künstler haben das Gotteshaus in bunte Licht-
installationen getaucht: Mit diesen Lichteffek-
ten werden Feiningers Werke vor Ort in all ihrer
Farbenpracht nachgestellt.

Fninger, Lyonel,
amerikan. Maler und
Grafiker dt. Herkunft,
* 1871, † 1956; Feininger lebte 1893–1906 und 1908–36
in Deutschland. Ab 1913 stand er dem »Blauen Reiter«
nahe, 1913–33 wirkte er als Lehrer am Bauhaus. Er
malte vom Kubismus angeregte Straßen-, Architek-
tur- und Landschaftsbilder, die aus prismatisch
gebrochenen Formen und transparenten Farbtönen
komponiert sind. Nachdem seine Bilder von den
Nationalsozialisten als »entartet« deklariert worden
waren, kehrte er 1936 in die USA zurück.
weigerung oder Rechtsverzögerung durch die Feinmechanik, Feinwerktechnik, befasst sich mit der
Gerichtsherren; sie setzte die Ankündigung durch Konstruktion und Herstellung mechan., elektr., opt.
einen F.-Brief (»Absage«) oder das Hinwerfen des Geräte, bei denen hohe Genauigkeit verlangt wird,
F.-Handschuhs voraus. Durch den Ewigen Land- z. B. Messgeräte, elektroakust. und medizin. Geräte.
frieden (1495) verboten. Felchen, Marnen, Renken, Gattung lachsartiger
Fehlgeburt, Abrt,  vorzeitige Beendigung einer
Fehlgeburt FEHF Fische in küstennahen Meeresteilen und Süßgewäs-
Schwangerschaft mit einer Frucht ohne Lebens- sern der nördl. und gemäßigten Breiten; Blau-F. im
zeichen und einem Gewicht unter 500 g. (→ Früh- Bodensee, ein geschätzter Speisefisch.
geburt) Feld, 1) Acker, Landstück. – 2) Kriegsschauplatz. – 3) 
Fhmarn, Ostseeinsel und Stadt (seit 2003), Schlesw.- die Zuordnung der Werte einer Größe (F.-Größe) zu
Holst., 185 km 2, 12 600 Ew.; Verw.-Sitz ist der Stadtteil allen Punkten eines physikal. Raumes, z. B. die
(ehemals Stadt) Burg auf Fehmarn. (→ Vogelfluglinie) Schwerkraftwirkung in einem Gravitations-F. oder
Fehn, Fenn, Venn, sumpfiges mooriges Gelände, vielfach der Raum um elektrisch geladene oder um magnet.
mit stehenden Gewässern, in NW-Dtl. und den Körper (elektr., magnet., elektromagnet. F.), in dem
Niederlanden (z. B. Hohes Venn). F.-Kolonien sind sich Anziehungs- und Abstoßungskräfte äußern. Die
Moorsiedlungen. Größe und Richtung der Kraft eines solchen Kraft-F.
Fehrbelln, Stadt im Kr. Ostprignitz-Ruppin, Bbg., wird angegeben durch die Dichte und Richtung der
9152 Ew.; 1675 Sieg des Großen Kurfürsten über die Kraftlinien oder F.-Linien. Sind die F.-Größen nicht
Schweden unter Wrangel. zeitabhängig, spricht man von einem stat. Feld.
Fhrenbach, Konstantin, dt. Politiker (Zentrum), Fldberg, höchster Gipfel des Schwarzwaldes, 1493 m.
* 1852, † 1926; 1918 Reichstagspräs. und 1919–20 Präs. Feld|elektronenmikroskop, linsenloses
der Weimarer Nationalversammlung; 1920/21 Emissionsmikroskop, bei dem ein elektr. Feld sehr
Reichskanzler. hoher Feldstärke aus einer feinen Kathodenspitze
Feige, Fcus, Gattung der Maulbeergewächse. Bei allen Elektronen losreißt. Diese erzeugen auf einem
Arten krugförmige Blütenstandachse, die fruchtartig Leuchtschirm ein millionenfach vergrößertes Bild
zur Feige (Scheinfrucht) anschwillt und zunächst im der Kathodenoberfläche im molekularen Bereich.
Innern die Blüten, später die Früchte trägt. Der Eine Weiterentwicklung ist das Feldionenmikro-
Feigenbaum ist in südl. Gegenden als Obstbaum und skop, bei dem positive Gasionen die Abbildung
verwildert verbreitet. Die süßen Früchte (Feigen) sind erzeugen.
birnenförmig, reif blau oder purpurrot; sie werden Feldhühner, weit verbreitete Unterfamilie der Hühner-
frisch oder getrocknet gegessen. Andere Arten sind vögel des offenen Geländes, u. a. Rebhuhn, Wachtel.
Sykomore und Gummibaum. Feldmarschall, Generalfeldmarschall, in vielen
Feigwarze, Kondylm, gutartige, warzenartige Ländern, in Dtl. (bis 1945) der höchste militär.
Hautwucherung an den Geschlechtsteilen; häufig bei Dienstgrad.
Geschlechtskrankheiten (übertragbar). Feldspat, weiße bis grauweiße gesteinsbildende
Feingehalt, Feinheit, Korn, Anteil eines Edelmetalls
Feingehalt FEIF Mineralien von blättrigem Bruch, bilden zwei Reihen
in einer Legierung. Früher wurde der F. bei Gold in von Mischkristallen, die Kalknatron-F. (Plagioklase)
Karat, bei Silber in Lot ausgedrückt, heute in und die Alkali-F. (Orthoklase).
Promille (chemisch reines Gold ist 1000/1000 fein, Feldverweis,  in Ballsportarten Ausschluss eines
Feldverweis FELF

275
früher = 24 Karat). Spielers von der weiteren Teilnahme am Spiel; wird

Feldverweis F
F Felge
276 vom Schiedsrichter für regelwidriges Verhalten in Abrahamsopfers verehrt, von den Muslimen mit der
schweren Fällen verhängt und durch eine Rote Karte Himmelfahrt Mohammeds verbunden wurde;
angezeigt. bedeutendes islam. Pilgerzentrum (Weltkulturerbe).
Felge, 1)  Radkranz, der die Bereifung trägt. – 2) 
Felge FELF Flsenstein, Walter, österr. Regisseur, * 1901, † 1975; ab
ganze Drehung an Turngeräten wie Barren, Reck, 1947 Intendant der Kom. Oper in Berlin.
Ringe. Feme, Femgerichte, Freigerichte, im MA. Gerichte
Felcitas, die röm. Göttin der Glückseligkeit. Westfalens, die in öffentl. und geheimen Sitzungen
Fellchen, Fellh, die Ackerbau treibende Landbevöl- Recht sprachen. Vorsitzender war der Stuhlherr, i. d. R.
kerung in den arab. Ländern des Nahen Ostens und der Inhaber der Freigrafschaft oder der von ihm
N-Afrikas, v. a. in Ägypten; im Unterschied zu den bestellte Freigraf; Urteilsfinder waren die Freischöf-
nomad. Beduinen. fen; der Sitzungsort hieß Freistuhl.
Felltio, oral-genitaler sexueller Kontakt, bei dem der Fememorde, polit., von Geheimgesellschaften
Penis mit dem Mund gereizt wird. ausgeführte Morde, in Dtl. nach 1920 von Rechts-
Fellni, Federico, ital. Filmregisseur, * 1920, † 1993; »La radikalen an Politikern der Mitte- und Linksparteien.
Strada« (1954), »Das süße Leben« (1960), »Casanova« Feminsmus der, Richtung der → Frauenbewegung, die
(1976), »Ginger und Fred« (1985) u. a. die Emanzipation der Frau durch Veränderung des
Fellow [ˈfeləʊ] der, Mitglied einer wiss. Gesellschaft in
Fellow FELF »männlich« (patriarchal) geprägten gesellschaftl.
Großbritannien; dort und in den USA auch Normen- und Wertsystems und die Überwindung der
Stipendiat. in diesem vorgegebenen geschlechtsspezif. Rollen
Felsbilder, in allen Erdteilen vorkommende, in Höhlen, anstrebt.
Nischen oder an frei liegenden Felsflächen und Fenchel,  Doldenblütler im Mittelmeerraum,
Blöcken (v. a. mit mineral. Stoffen) gemalte oder Gewürzpflanze. Junge Sprosse dienen als Gemüse
gravierte bildhafte Darstellungen, v. a. an vor- (Gemüse-F.), die Früchte (Garten-F.) als Gewürz und
geschichtl. schriftlose Kulturen und heutige sind als F.-Tee Mittel gegen Magenverstimmung und
Naturvölker gebunden. Blähungen; F.-Öl (Likörwürze), F.-Wasser (Augen-
Felsenbirne, Felsenmispel,  bis 3 m hoher Strauch mittel), F.-Honig (Hustenmittel).
(Rosengewächs) auf felsigen Hängen Südeuropas und Fénelon [fen(ə)ˈl], eigentl. François de Salignac de
Fénelon FÉNF

Vorderasiens mit kugeligen, schwarzblauen Früchten. la Mothe-F. [də saliˈɲak də la ˈmot-], frz. Theologe
Felsendom, ein 669–692 in Jerusalem errichteter
Felsendom FELF und Schriftsteller, * 1651, † 1715; Erzbischof von
Kuppelbau auf oktogonalem Grundriss, erhebt sich Cambrai, zeitweise Prinzenerzieher; schrieb u. a.
über einem Felsen, der, urspr. als Stätte des den dem Absolutismus gegenüber kritischen

Fernsehen
Sendezeitanteile einzelner Programmsparten 2000−2008

ARD / DasErste

ZDF

RTL

SAT1

2008
ProSieben 2007
2006
2004
2002
2000

Information nonfiktionale Unterhaltung Sport Sonstiges


Fiktion Musik Kinder-/Jugendsendungen Werbung
FEL
Fürstenspiegel »Die Erlebnisse des Telemach«
(1699); Vorläufer der Aufklärung.
die Doppel-F., wie Opernglas, Fernglas, Prismenfeld-
stecher, Scheren-F. Bei den beiden Letzteren ist der
FER
Fnnek der, → Fuchs. Abstand beider Objektive größer als der normale
Frdinand, Herrscher: Ferdinand FERF Augenabstand (beim Scheren-F. bis zu 2 m); dadurch
Hl. Röm. Reich. 1) F. I. (1558–64), * 1503, † 1564; wird ein plast. Eindruck des Gegenstands vermittelt.
jüngerer Bruder Karls V., erhielt 1521 die österr.
Erblande der Habsburger, wurde 1526 König von Fernsehen, Abk. TV, Bez. für die drahtlose
Böhmen und Ungarn, vermittelte den Augsburger (Satelliten-F.) oder kabelgebundene (Kabel-F.)
Religionsfrieden. – 2) F. II. (1619–37), * 1578, † 1637; Übertragung von Bildern mit zugehörigem Begleitton
Vertreter der Gegenreformation, löste durch sein für einen mit entsprechenden Empfangsgeräten
Vorgehen gegen die aufständ. prot. Böhmen den ausgestatteten Teilnehmerkreis. Mittels Bildaufnah-
Dreißigjährigen Krieg aus. – 3) F. III. (1637–57), meröhre(n) in der Fernsehkamera werden bei
* 1608, † 1657; Sohn von 2), schloss 1648 den Westfäl. zeilenweiser Abtastung die Bilder in elektr. Signale
Frieden. umgewandelt, verstärkt und durch elektr. Ton- und
Aragonien. – 4) F. II., der Katholische, * 1452, † 1516; Synchronsignale ergänzt. In der Fernsehsenderanlage
seit 1479 König von Aragonien, nach seiner Heirat mit werden die Bild- und Tonsignale je einem Träger
Isabella I. von Kastilien gleichberechtigter Mitkönig aufmoduliert und als elektromagnet. Wellen
in Kastilien. ausgestrahlt. Da zur Wiedergabe der Bildeinzelheiten
Bulgarien. – 5) F., * 1861, † 1948; Prinz von Sachsen- analoge oder digitale elektr. Signale sehr hoher
Coburg-Koháry, 1887 zum Fürsten gewählt, seit 1908 Frequenz (bis zu mehreren MHz) benötigt werden,
König, trat im Ersten Weltkrieg auf die Seite der erfolgt die Signalübertragung mit hohen Sendefre-
Mittelmächte, dankte 1918 zugunsten seines Sohnes quenzen. Es werden Ultrakurz- (VHF) und Dezimeter-
Boris ab. wellen (UHF) verwendet, die sich lichtähnlich
Ferganbecken, weite Beckenlandschaft, über- ausbreiten, weswegen Sendeantennen auf Bergen oder
wiegend in Usbekistan; Baumwoll- und Seidenind.; Türmen errichtet werden müssen.
Erdöl, Erdgas, Kohle. Hauptort: Fergana (200 000 Ew.). Standardfernsehsysteme für das Farb-F. sind NTSC,
Fermat [fɛrˈma], Pierre de, frz. Mathematiker, * 1601, PAL und SECAM; bei neueren Fernsehsystemen
† 1665; förderte Zahlentheorie, Infinitesimal-, (PALplus; HDTV) ist die Wiedergabequalität von Bild
Wahrscheinlichkeitsrechnung; formulierte das nach und Ton deutlich verbessert. Das → Digitalfernsehen
ihm benannte Extremalprinzip für Lichtstrahlen. ermöglicht die digitale Übertragung von Bild- und
Fermte die,  das Haltezeichen  über einer Note oder Tonsignalen sowie → interaktives Fernsehen über
Pause, das deren Noten- oder Pausenwert verlängert. einen Rückkanal zum Sender. Stark verbreitet sind
Fermentrung, Fermentatin, biochem. Verarbei- inzwischen das Kabel- und das Satellitenfernsehen. In
tungsverfahren in der Lebensmitteltechnik durch Dtl. verfügen inzwischen mehr als 40 % aller
Enzyme. Fernsehhaushalte über Satellitendirektempfang,
Frmi, Enrico, ital. Physiker, * 1901, † 1954; in den USA mehr als 50 % über Kabelanschluss.
maßgebend am Bau des ersten Kernreaktors (1942) In Dtl. existiert ein duales Rundfunksystem aus
beteiligt. 1938 Nobelpreis für Physik. öffentlich-rechtl. und privaten Sendern. Während
Fernandel [fɛrnãˈdɛl], eigtl. Fernand Joseph Désiré
Fernandel FERF Erstere die Kosten größtenteils aus Rundfunkgebüh-
Contandin [ktãˈd], frz. Filmschauspieler, * 1903, ren bestreiten, finanzieren sich Letztere hauptsäch-
† 1971; v. a. grotesk-kom. Rollen (»Don Camillo«, ab lich aus Werbeeinnahmen (außer → Pay-TV). Die
1952). öffentlich-rechtl. Sender unterliegen einem gesetzlich
Ferner Osten, die ostasiat. Randländer des Pazif. fixierten Programmauftrag, der sich zur Grundver-
Ozeans. sorgung der Bev. mit Information, Bildung, Kultur und
Fernmeldegeheimnis, der in Art. 10 GG als Unterhaltung verpflichtet.
Grundrecht gewährleistete Schutz auf Geheimhaltung Fernuniversität, Hochschule, die den Studienbetrieb
des Inhalts, der Teilnehmer und der näheren überwiegend als Fernunterricht (-studium)
Umstände der Telekommunikation. organisiert; 1975 nahm die F. Hagen ihren Betrieb auf.
Fernmeldetechnik, Bereich der → Nachrichtentech- Fernunterricht, Unterricht mit Hilfe von Unterrichts-
nik, der sich mit der Informationsübermittlung mit briefen, Druckschriften, Funk, Fernsehen und
Hilfe elektr. und elektron. Übertragungs- und Computer.
Vermittlungstechniken befasst; heute unter der Bez. Ferrra, oberital. Prov.-Hptst., 134 300 Ew.; Erzbischofs-
→ Telekommunikation. sitz; Univ.; Leder-, Glas-, chem. Ind. – Im 15./16. Jh. ein
Frnpass, Pass zw. Lechtaler Alpen und Wetterstein- Zentrum der ital. Renaissance (Ariosto, Tasso);
gebirge, 1216 m hoch, → Alpen . Altstadt mit Dom, Palästen (Weltkulturerbe); bis 1598
Fernrohr, Optik: Teleskp, opt. Instrument. Durch eine Sitz des Hauses Este.
Sammellinse (Objektiv) wird ein wirkl. Bild des Ferrari [-ˈraːri], Enzo, ital. Autokonstrukteur, * 1898,
entfernten Gegenstands entworfen, das dann durch † 1988; baute v. a. Sport- und Rennwagen.
eine zweite Linse (Okular; beim astronom. oder Ferrer [fɛˈrrɛr], Ibrahim, kuban. Sänger, * 1927, † 2005;
Kepler’schen F. eine Sammellinse, beim holländ. oder weltweit erfolgreich mit der Platte »Buena Vista Social
Galilei’schen F. eine Zerstreuungslinse) betrachtet Club« (1996) und dem gleichnamigen Film von
wird. Bei einem Spiegelteleskop (Reflektor) besteht W. Wenders.
das bilderzeugende Objektiv aus einem Hohlspiegel. Ferrt der, 1)  Gefügeart in Eisenlegierungen, reine, 277
F., die ein Sehen mit beiden Augen ermöglichen, sind kohlenstofffreie Eisenkristalle (α-Eisen). – 2) Magnet-

Ferrit F
F Ferrolegierung
278 werkstoff aus Eisen(III)-oxid und Mangan-, Nickel-
oder Zinkoxiden, z. B. für Spulen kerne (Funktechnik).
Frrolegierung, Eisenlegierung mit großem Anteil
Noch weit bevor anderer Metalle, z. B. Ferrosilizium (bis 90 % Si).
man eine der Ferromagnetsmus, an den kristallinen Zustand Ferromagnetismus FERF

berühmten Ger- gebundener Magnetismus von Eisen, Nickel, Kobalt


bereien in der sowie einiger Legierungen (Ferromagntika). Ihre
verwinkelten Magnetisierung kann einige 1 000-mal größer sein
als die von paramagnet. Stoffen. Man unterscheidet
Altstadt von Fès
weichmagnet. Werkstoffe für magnet. Wechselfelder
erblicken kann,
und hartmagnetische (Dauermagnete).
wird man durch Fs [nach der Stadt Fès] der, Fz, kegelförmige Mütze aus
den Geruchssinn rotem Filz mit flachem Deckel und dunkelblauer
unangenehm auf Quaste; in der Türkei seit 1926 verboten, 1953 in
ihre Nähe auf- Ägypten.
merksam ge-
macht. Als »Ge- Fès [fɛs], Fez, Prov.-Hptst. in Marokko, 893 200 Ew.;
Fès FÈSF

genmittel« Mittelpunkt des geistigen Lebens Marokkos, zeitweise


erhalten Touris- auch Residenz, islam. u. a. Univ.; Kunsthandwerk
ten bei Besichti- (Lederarbeiten, Teppichknüpferei); Fremdenverkehr,
gungstouren ein internat. . F. ist eine der hl. Städte des Islams. Die
Karawijin-Moschee (gegr. 857) wurde von den
Büschel Pfeffer-
Almoraviden 1135 zur damals größten Moschee
minze. Nach mit-
N-Afrikas ausgebaut. Die Altstadt von F. gehört zum
telalterlicher Weltkulturerbe.
Tradition wird Fessn, Fezn der, Landschaft im SW Libyens, Fels-,
das Leder noch Kies- und Sandwüste.
heute unter frei- Fessel, beim Menschen der Übergang von der Wade
Fessel FESF

em Himmel in zum Knöchelbereich; bei Huftieren (Fesselgelenk)


steinernen Trö- die Gelenkverbindung zw. den Mittelfußknochen
gen gefärbt und und dem 1. Zehenglied.
dann per Hand Fesselballon, mittels eines Stahlseils am Boden
weiterverarbei- verankerter Ballon, für meteorolog. Messungen oder
tet. Bis aus einer Luftwerbung verwendet.
Fst, Joachim, dt. Publizist, * 1926, † 2006; Verfasser
frisch abgezoge-
Fest FESF

zeitgeschichtl. Bücher, u. a. »Hitler« (1973), »Speer«


nen Tierhaut ein
(1999), »Der Untergang. Hitler und das Ende des
verkaufbares Dritten Reiches« (2002).
Produkt aus Le- Festgeld, feste Gelder, verzinsl. Einlagen bei
Festgeld FESF

der geworden Kreditinstituten mit fester Laufzeit (mindestens 30


ist, vergeht etwa Zinstage).
ein Jahr. Festigkeit, Widerstand, den ein fester Körper der Festigkeit FESF Magnetplattenspeicher mit fest montierten
Trennung oder Verformung entgegensetzt, Einheit Plattenstapeln; Ggs.: Wechselplattenspeicher.
N/mm 2. Man unterscheidet je nach Beanspruchungs- Feststellungsklage, Klage auf Feststellung des
art Zug-, Druck-, Knick-, Biege-, Scher- und Verdreh- Bestehens/Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses.
festigkeit. Festung, mit stärksten Abwehrmitteln ausgestattete
Festkörper, fester Körper, Stoff im kondensierten Festkörper FESF Verteidigungsanlage, die schon bei den Assyrern,
Zustand mit fester Gestalt und festem Volumen. Die Persern und Römern durch Grabensysteme,
F.-Physik befasst sich mit den Eigenschaften der F.; Palisaden und Mauern vollendet entwickelt war.
kristalline F., z. B. Eis, haben ein Kristallgitter, d. h., Nach Einführung der Feuerwaffen wurde das
die Atome sind regelmäßig angeordnet, bei Verteidigungsverfahren durch Bastionen und
amorphen F., z. B. Glas, sind die Bausteine Betonmauerung verbessert. Die Technisierung des
unregelmäßig angeordnet. Kriegs schuf aus der F. einen Befestigungsgürtel mit
Festnahme, vorläufige F.,  Freiheitsentziehung Forts und Sperrung ganzer Grenzgebiete, z. B.
ohne richterl. Haftbefehl. Berechtigt zur vorläufigen F. Maginotlinie, West-, Atlantikwall.
sind Polizei und Staatsanwaltschaft, wenn Gefahr im Ftisch der, ein Gegenstand, der religiös verehrt wird
Verzug ist und die Voraussetzungen eines Haft- oder und durch einen Zauber schützend oder helfend
Unterbringungsbefehls vorliegen, ferner jedermann, wirken soll.
wenn der Täter auf frischer Tat ertappt wird und Fetischsmus der, 1) Glaube an einen Fetisch. – 2) 
fluchtverdächtig ist oder seine Personalien nicht Störung des Sexualverhaltens, gekennzeichnet durch
festgestellt werden können. Der Festgenommene muss Fixierung der sexuellen Empfindungen auf Gegen-
unverzüglich, spätestens am Tag nach der Festnahme, stände (z. B. Wäsche).
dem Richter vorgeführt werden. Fette, fette Öle, Stoffe meist tier. oder pflanzl.
Fette FETF

Festplatte, kurz für F.-Speicher, engl. Harddisk,  Herkunft;  Ester des Glycerins mit ein bis drei
FER
Molekülen Fettsäure. Die Ester
der hauptsächlich vorkom-
(meist in Urnen); bis zum 19. Jh. und heute noch bei
manchen Völkern auf Scheiterhaufen, seither in
FEU
menden gesättigten Palmitin- Krematorien.
und Stearinsäure und der
ungesättigten Ölsäure heißen feuerfeste Stoffe, schwer schmelzbare
Palmitin, Stearin, Olein. Fette Werkstoffe, die bei Druckfeuerung bis 1500 °C
Öle enthalten vorwiegend beständig bleiben müssen (hochfeuerfeste Stoffe bis
Olein, feste F. Palmitin und 1790 °C); sie werden bes. für Hoch- und Schmelzöfen
Stearin. Durch Fetthärtung verwendet. (→ Schamotte)
werden das flüssige Olein sowie
die Ester anderer ungesättigter Feuerfestes Holz
Fettsäuren in festes Stearin Die Zahl der Ein- und Zweifamilienhäuser mit
übergeführt. Für Margarine Holzbauweise in Deutschland wächst und damit auch
werden Öle durch Umesterung die Frage, wie die Holzfassaden vor Feuer geschützt
gehärtet, wobei Wirkstoffe werden können. Zwar ließen sich die Wände mit
(Vitamine u. a.) nicht unentflammbaren Platten verkleiden, jedoch würde
angegriffen werden. Trock- das den optischen Eindruck eines Holzhauses zunichte
nende Öle trocknen an der Luft machen. Ein Zusammenschluss deutscher Forschungs-
zu einer festen Masse ein. einrichtungen hat deshalb in Kooperation mit
Synthet. F. gewinnt man aus Industrieunternehmen eine spezielle Brandschutz-
den bei der Kohlehydrierung beschichtung entwickelt: Ein transparentes Material,
anfallenden Kohlenwasser- das sich wie eine Art Lack auf das Holz auftragen lässt
stoffen, die zu Fettsäuren und dessen Hauptbestandteil bei hohen Temperaturen
oxidiert und mit Glycerin zu F. zu einer Schutzschicht aus Keramik aushärtet.
verestert werden.
Fettsäuren,  einwertige Fettsäuren FETF

aliphat. Carbonsäuren; Ferland, Inselgruppe an der S-Spitze Südamerikas,


gesättigte F. leiten sich von vom Festland durch die Magellanstraße getrennt;
Paraffinen ab, ungesättigte F. 73 746 km 2. Der O gehört zu Argentinien, der W zu
enthalten Doppel-, Dreifach- Chile. Der SW ist Gebirgsland (Cerro Yogan 2469 m),
bindungen (überwiegen bei der O flaches Grasland. Schafzucht, Erdöl- und
Ölen). Erdgasförderung. Die indian. Ureinwohner wurden
Fettsucht, Adipsitas,
Fettsucht FETF größtenteils ausgerottet.
Obsitas, übermäßige An- Feuersalamander, Schwanzlurch mit schwarzer,
sammlung von Fett im ganzen lebhaft gelb gefleckter Haut, v. a. in feuchten Wäldern
Körper, auch mit Verfettung Europas.
innerer Organe (Fettleber, Feuerschwamm, schmutzig grauer, meist an Buchen
Fettherz); verursacht u. a. wachsender Pilz; sein wergartiges Inneres lieferte
durch überreichl. Ernährung, früher, gekocht und mit Phosphor getränkt, den
erbl. Veranlagung oder Zunder für das Feuersteinfeuerzeug (Zunder-
Störung der Drüsen mit innerer schwamm). Echter und Falscher F. verursachen
Sekretion; stellt Risikofaktor für Folgekrankheiten, Weißfäule des Holzes.
z. B. Bluthochdruck, dar. Behandlung besteht Feuerstein, Flint, hartes Kieselgestein aus Chalcedon,
in einer deutl. Reduzierung der Fettzufuhr. einer Quarzart, und beigemengtem Opal, zersplittert
Ftus der,  beim Menschen die Frucht 12 Wochen nach leicht zu scharfkantigen Stücken. Vom Steinzeit-
der Befruchtung bis zur Geburt. menschen wurde er zu Werkzeugen und Waffen
Fchtwanger, Lion, dt. Schriftsteller, * 1884, † 1958; bearbeitet. Von der letzten Eiszeit bis in die
seit 1933 emigriert, schrieb zeitkrit. und geschichtl. Gegenwart war er als Schlagstein zur Feuererzeugung
Romane (»Jud Süß«, 1925), Dramen. in Gebrauch, auch Verwendung an Handfeuerwaffen.
Feudalsmus der, bes. im späten MA. auf Grundlage
Feudalismus FEUF Feuerversicherung, Versicherung, die unmittelbare
des Lehnswesens ausgebildete Herrschaftsform mit Schäden durch Brand, Blitzschlag, Explosion,
Privilegien des grundbesitzenden Adels. Flugkörperabsturz und mittelbare Schäden durch
Ferbach, 1) Anselm, dt. Maler, * 1829, † 1880, Enkel Löschen, Niederreißen usw. deckt. Ausgeschlossen
von 3); suchte in seinen Bildern die Antike in neuer sind Schäden durch Erdbeben, Krieg, innere Unruhen
Idealität zu bilden. – 2) Ludwig Andreas, dt. sowie durch böswilliges oder grob fahrlässiges
Philosoph, * 1804, † 1872, Sohn von 3); Schüler von Verhalten des Versicherten.
Hegel, gelangte zu einem sensualist. Materialismus, Feuerwanzen, rot-schwarze Wanzenfamilie, eine Art
der von großem Einfluss auf Marx und Engels war; oft am Fuß von Lindenbäumen; ein Baumwollschäd-
entwickelte eine Religionsphilosophie, die die ling ist die Rotwanze.
Gottesidee als Produkt menschl. Vorstellungen und Feuerwehr, öffentl. oder private Einrichtung zur
Feuerwehr FEUF

Wünsche deutet. Hauptwerk: »Das Wesen des Bekämpfung von Bränden, zur Hilfe bei Unglücks-
Christentums« (1841). fällen und öffentl. Notständen, vielfach auch zum
Feuerbestattung, Totenbestattung durch Krankentransportdienst. – Arten der F.: Berufs-F. (in 279
Verbrennung der Leiche und Beisetzung der Asche Städten über 100 000 Ew., auch in kleineren Städten

Feuerwehr F
F Feuerwerk
280 mit besonderen Brandgefahren), freiwillige F. (in – 2) Johann Gottlieb, dt. Philosoph, * 1762, † 1814;
allen Gemeinden ohne Berufs-F.), Pflicht- oder wurde 1794 Prof. in Jena, 1799 der Gottlosigkeit
Hilfs-F. (muss aufgestellt werden, wenn keine angeklagt (Atheismusstreit) und abgesetzt, 1805 Prof.
freiwillige F. zustande kommt); Werk-F. (wird von in Erlangen, 1810 in Berlin. F.s Philosophie ist eine
Betrieben zur Brandschutzsicherung aus Betriebs- Fortbildung des kantischen Kritizismus zu einem eth.
angehörigen gebildet). Feuerwachen der Berufs-F. und subjektivist. Idealismus; formulierte als Erster
sind für ständige Alarmbereitschaft eingerichtet. den dialekt. Dreischritt: These–Antithese–Synthese.
Freiwillige F. halten ihre Einsatzfahrzeuge nebst In seiner Schrift »Der geschlossene Handelsstaat«
Ausrüstung in Gerätehäusern bereit. (1800) zeichnete F. in Form einer Utopie eine sozialist.
Feuerwerk, Erzeugung von Licht-, Funken- und Gesellschaftsordnung auf nationalstaatl. Grundlage.
Knallwirkungen durch Feuerwerkskörper. Buntpul- Als Gegner Napoleons veröffentlichte er 1808 die
versätze werden für bengal. Feuer (»Buntfeuer«) und »Reden an die dt. Nation«.
Leuchtkugeln verwendet. Aus Schwarzpulversätzen Fchtelgebirge, Mittelgebirge im NO Bayerns (im
werden F.-Körper mit Papphülsen hergestellt, aus Schneeberg 1 051 m ü. M.). Viehzucht und Forstwirt-
diesen Feuerwerksstücke zusammengebaut. schaft; Porzellan-, Stein-, Textilind.; Fremdenverkehr.
Feuilleton [fœj(ə)ˈt] das, der kulturelle Teil einer Fdschi, engl. Fiji [ˈfiːdʒiː], Staat und Inselgruppe im
Fidschi FIDF

Zeitung (Aufsätze, Kritiken u. a.); auch der einzelne Pazif. Ozean, rd. 332 vulkan. und Koralleninseln
Beitrag im F.-Teil. (mit Kleinstinseln 844, 105 bewohnt), 18 274 km 2,
Ferabend, Paul Karl, österr. Philosoph, * 1924, 849 000 Ew. (davon 57 % Melanesier, 38 % Inder); Hptst.:
† 1994; entwickelte eine anarchist. Erkenntnistheorie, Suva; Amtssprachen: Englisch, Hindi und Fidschia-
die sich nicht durch Regelsysteme binden lässt. nisch. Ausfuhr: Zucker, Kopra, Ingwer, Ananas,
Fibrlle die, feinster Bestandteil der menschl. und tier. Zitrusfrüchte. Fischerei; Goldförderung, Gewinnung
Muskel-, Nerven- oder Bindegewebsfaser. von Edelhölzern, Tourismus. – 1643 entdeckt, seit 1874
Fibrn das, unlösl. Eiweiß, entsteht aus einer durch ein brit.; seit 1970 unabhängig, 1987 Ausrufung der Rep.
Enzym (Thrombin) im Blut gelösten Vorstufe (daraufhin bis 1997 aus dem Commonwealth
(Fibrinogn); bewirkt die Blutgerinnung. suspendiert). 2000 Putsch melanes. Rebellen gegen die
Fibrm das, Fasergeschwulst, gutartige, gefäßreiche Reg. des indischstämmigen Premiermin. M. Chaudhry;
Bindegewebegeschwulst. Bildung einer Übergangs-Reg. unter Laisenia Qarase
Fichte, Gattung der Nadelbäume, mit spitzen, vierkanti- (nach Wahlerfolgen der melanes.-nationalist.
gen Nadeln, hängenden Zapfen. Ein wichtiger Vereinigten Partei 2001 und 2006 bestätigt). 2006
Waldbaum in N- und Mitteleuropa ist die Gemeine F. übernahm die Armee die Macht. Armeechef Frank
(Rottanne). Sie liefert Werk-, Brennholz, Gerbrinde, Bainimarama ließ sich 2007 als Regierungschef
Terpentin, Zellstoff, Holzwolle, Fichtennadelextrakt, einsetzen. Nach der Weigerung freie Wahlen
-öl. Zierbäume sind die nordamerikan. Arten Blau-F., abzuhalten, erfolgte 2009 die erneute Suspendierung
Weiß-F. und Sitkafichte. aus dem Commonwealth.
Fieber, Febris,  Krankheitszeichen mit erhöhter
Fchte, 1) Hubert, dt. Schriftsteller, * 1935, † 1986.
Fieber FIEF

Körpertemperatur (bis 38 °C subfebrile Temperatur,


Nach einer Karriere als Hamburger Heimatschrift- bis 38,5 °C mäßiges F., über 39 °C hohes F., steigt selten
steller sah es im Leben Hubert Fichtes zunächst nicht über 41 °C ), beruht auf einer Störung der Wärmere-
aus. Dabei erinnert an ihn sogar ein seit 1995 alle drei gulation des Körpers, sehr oft durch Giftstoffe, die von
Jahre vergebener Literaturpreis. Er versuchte sich den Krankheitserregern erzeugt werden. Das F. ist
zunächst als Theaterschauspieler, brach die Schule dann eine Abwehrreaktion des Körpers. Meist
ab, lebte als Schäfer in der Provence, ließ sich in eintretende Begleiterscheinungen: beschleunigter
Schleswig-Holstein zum Landwirt ausbilden. Erst Puls (über 90 bis 100 Schläge), Beschleunigung der
1963 meldete Fichte mit dem Erzählband »Der Atemzüge (über 20 in der Minute), Schüttelfrost mit
Aufbruch von Turku« literarische Ambitionen an. In folgendem Hitzegefühl, Durst, Kräfteabnahme. Zur
der Folgezeit machte er sich als Kolumnist der Feststellung des F. dient das F.-Thermometer
Zeitschrift »konkret« durch Interviews mit (Messbereich 35 bis 42 °C, Quecksilberthermometer
gesellschaftlichen Außenseitern der Hansestadt einen und elektron. Instrumente). Gemessen wird in der
Namen; seine Gespräche veröffentlichte Fichte in Achselhöhle, unter der Zunge oder im After. F.-Kurve,
mehreren Büchern. Ethnographische Impressionen Darstellung des F.-Verlaufs durch Schaubild. F.-Mittel
u. a. von Reisen in die Karibik und nach Brasilien (Antipyretika) enthalten oft Acetylsalicylsäure,
fasste er in seiner »Ethnopoesie« zusammen. Die Pyrazolonabkömmlinge, Paracetamol.
letzten Teile seines vor allem in Hamburg spielenden Fielding [ˈfiːldɪŋ], Henry, brit. Dichter, * 1707, † 1754;
und auf 19 Bände konzipierten Romanzyklus’ schuf den realistisch-humorist. engl. Sittenroman,
»Geschichte der Empfindsamkeit« konnte Fichte Hauptwerk »Tom Jones« (1749).
nicht mehr vollenden. Fisco, eigtl. Giovanni Luigi Fieschi, genues.
Fiesco FIEF

Edelmann, * 1522, † 1547; zettelte 1547 eine


test en is t d ie Verschwörung gegen den Dogen Andrea Doria an, bei
Am in teressan
Au ßens ei ter.
der er ertrank. Trauerspiel von Schiller.
In nens ei te der Jea n Genet
Fisole, Stadt in der ital. Prov. Florenz, 15 000 Ew.;
roman. Dom, got. Franziskanerkloster, im ehem.
Benediktinerkloster (Frührenaissancefassade) das
Europ. Hochschulinstitut.
FEU
FFA, Abk. für Fédération Internationale de Football
Association, »Fußballweltverband«; organisiert u. a.
FIL
die WM und das olymp. Fußballturnier. (→ UEFA)
Fgaro, Name des Dieners und Barbiers in zwei
Figaro FIGF

Lustspielen von Beaumarchais. Opern: Mozart Eine afrikanische


(»Figaros Hochzeit«), Rossini (»Der Barbier von Erfolgsgeschich-
Sevilla«). te: Mit Billigpro-
Fgl, Leopold, österr. Politiker, * 1902, † 1965; 1938 bis duktionen für
1943 im KZ, nach 1945 Mitgründer der Österr. den Videomarkt
Volkspartei, 1945–53 Bundes- wurde Nigeria
kanzler, unterzeichnete als
zum zweitgröß-
Außenmin. 1955 den Österr.
ten Filmland der
Staatsvertrag, 1959–62 Präs. des
Nationalrats. Welt – hinter In-
Filri|en, Familie der Fadenwür- dien. In Nolly-
mer, die im Bindegewebe, im Blut wood, wie die
oder im Lymphsystem des Filmindustrie von
Menschen schmarotzen; Lagos genannt
verursachen Filariosen, z. B. die wird, drängen
trop. → Elephantiasis. sich die Men-
Filigrn das, seit dem 3. Jt. v. Chr. schen darum, zu
nachweisbare Goldschmiede- Castings einge-
arbeit in der Form kunstvoller laden zu werden.
Geflechte aus feinem geperltem
Alle Filme Nolly-
oder gezwirntem Gold-,
woods werden
Silberdraht, oft mit Granulation.
Flip, Ota, dt. Schriftsteller tschech. digital gedreht,
Herkunft, * 1930; 1974 aus der oft ist der Re-
ČSSR ausgewiesen, lebt in Dtl.; gisseur (wie hier
schreibt gesellschaftskrit., auch auto- Ola Orlando
biograf. Romane. Shoyinka) auch
der Kamera-
Film, mit fotograf. oder elektron. Mitteln
Film FILF

mann. Die Dreh-


erzeugte Folge von Einzelbildern, die, bücher sind ein-
relativ schnell nacheinander auf eine fach: Liebe,
Leinwand projiziert oder auf einem
Enttäuschung,
Bildschirm sichtbar gemacht, den Eindruck
Verrat. Da keine
von Bewegung hervorrufen.
Historisch verlief die Entwicklung vom
Filmtheater be-
Schwarz-Weiß-F. und Stumm-F. (ab 1895) liefert werden
zum Ton-F. (ab 1927) und Farb-F. (ab 1939). müssen, entfal-
Der 3-D-F. (dreidimensionaler F.) erlebte in len Vertriebs-
jüngster Zeit eine Renaissance; ausgelöst kosten. Der
durch den Erfolg von »Avatar« (2009). Bei Markt von Alaba
Zeichentrick-F. werden viele Tausend gezeichnete in Lagos bildet
Bewegungsteilbilder fotografiert. den Hauptum-
Die Herstellung (Produktion) eines F. durch eine schlagplatz für
F.-Gesellschaft erfolgt in 3 Stufen. Die Vorbereitung die Filme.
umfasst Stoffauswahl, Abfassung des Drehbuchs,
Sicherung der Finanzierung und Verpflichtung der
Mitarbeiter. Die Aufnahme wird im Freien oder im
Atelier nach Drehplan, durchgeführt. Bei der
Bearbeitung fügt der Cutter die Teilstücke
drehbuchgerecht zusammen. Erst danach sprechen
die Darsteller den Text des F., der ihnen in kurzen
Szenenausschnitten (Takes) vorgeführt wird. Das
gleiche, Synchronisation genannte Verfahren wird
bei Übertragung aus einer Sprache in eine andere
angewendet. Als Mittler zw. dem Hersteller und den
F.-Theatern tritt die F.-Verleihgesellschaft auf.
Der F. als Kunstwerk: Schon der Stumm-F. entwickel-
te eigene film. Ausdrucksformen. Nach der Erfindung
des Ton-F. suchte die F.-Dramaturgie Bild, Wort und 281
Musik zu einer künstler. Einheit zu verbinden.

Film F
F Filter
282 Die ersten Kinos, meist auf Jahrmärkten, brachten pole, einen Teil der Verbrauchsteuern einschließlich
Schauerdramen und Ulkfi lme. Der künstler. F. Einfuhrumsatzsteuer, Abgaben im Rahmen der EU;
entwickelte sich zunächst in Frankreich (G. Méliès, Oberbehörde: Bundesfi nanzministerium, Bundeszen-
Brüder Lumière), dann bes. in Dtl. Höhepunkte tralamt für Steuern; Mittelbehörden: Oberfi nanzdi-
wurden erreicht mit dem expressionist. dt. F. »Das rektionen, örtl. Behörden: Hauptzollämter);
Cabinet des Dr. Caligari« (R. Wiene, 1919) und Länderfinanzbehörden (alle übrigen Steuern, soweit
»Nosferatu« (F. W. Murnau, 1921), der kühnen die Verw. nicht auf die Gemeinden übertragen ist;
Realistik des sowjetruss. F. »Panzerkreuzer Bundesanteil der Einkommen- und Körperschaft-
Potemkin« (S. M. Eisenstein, 1925) sowie den steuer als Auftragsangelegenheit für den Bund.
Stummfi lmkomödien von C. Chaplin, B. Keaton, Oberbehörde: Landesfinanzministerium, Mittelbehör-
H. Lloyd. Das F.-Land Amerika zog ab 1925 den: Oberfi nanzdirektionen, örtl. Behörden:
bedeutende Regisseure und Schauspieler aus Europa Finanzämter).
ab. Der Siegeszug des Tonfi lms begann mit »The Jazz Finnzwirtschaft, Gesamtheit der Maßnahmen, die
Singer« (1927). In Frankreich nach 1945 »Neue Welle«: eine öffentl. Körperschaft (i. w. S. auch ein Unterneh-
L. Malle, A. Resnais, C. Chabrol, F. Truffaut, J.-L. men) zur Beschaff ung, Verwaltung und Verwendung
Godard, dann E. Rohmer; Italien: »Neorealismus«: erforderl. Geldmittel triff t. Die öffentl. F. geht (im
R. Rossellini, V. de Sica, F. Fellini, M. Antonioni, Unterschied zum Unternehmen) von den erwarteten
L. Visconti, später P. P. Pasolini, B. Bertolucci. In Dtl. Ausgaben aus und beschaff t danach die Einnahmen;
H. Käutner, W. Staudte, B. Wicki. Führendes Filmland vorgegeben wird ein → Haushaltsplan.
blieben die USA (E. Kazan, J. Huston; dann R. Altman, Finnzwissenschaft, Teilgebiet der Wirtschafts-
S. Kubrick, F. F. Coppola, M. Scorsese, S. Spielberg, wiss., dessen Untersuchungsobjekt die wirtschaftl.
W. Allen, M. Forman, J. Cameron, S. Soderbergh, G. Aktivitäten der öffentl. Gebietskörperschaften sind.
Van Sant). Internat. Bedeutung fanden Regisseure aus Teilgebiete: Finanztheorie, -politik, Steuerlehre,
Schweden (I. Bergman), Dänemark (L. von Trier), Finanzsoziologie und -geschichte.
Österreich (M. Haneke), Spanien (L. Buñuel, C. Saura, Fin de Siècle [fdˈsjɛkl] das, Zeit des ausgehenden
P. Almodóvar), Polen (A. Wajda, R. Polanski, 19. Jh. mit den für Spätzeiten charakterist. Erschei-
K. Kieślowski), Ungarn (I. Szabó), UdSSR/Russland nungen in Kunst und Kultur (als Verfallserscheinung
(A. Tarkowski, N. Michalkow), Iran (A. Kiarostami), gedeutete ästhet. Überfeinerung, »Dekadenz«).
Japan (A. Kurosawa, Ōshima Nagisa), China bzw. Findlinge, errtische Blöcke, durch Gletscher oder
Hongkong (Zhang Yimou, Wong Kar-wai), Thailand Inlandeis der Eiszeiten weit vom Ursprungsort
(Apichatpong Weerasethakul), Australien (P. Weir), verfrachtete Felsblöcke.
Großbritannien (R. Attenborough, M. Leigh, Finger, bewegl. Teil der Vordergliedmaßen bzw. der
K. Loach). Wichtig für Deutschland (teilweise von menschl. Hand. Jeder F. besteht aus 3 F.-Knochen mit
internat. Bedeutung) wurden u. a. V. Schlöndorff , Ausnahme des zweigliedrigen Daumens. Das letzte
R. W. Fassbinder, W. Herzog, H. J. Syberberg, F.-Glied trägt auf der Oberseite den F.-Nagel, auf der
W. Wenders, F. Beyer, W. Petersen, R. Emmerich, Unterseite die tastempfi ndl. F.-Beeren (F.-Ballen).
F. Akin.
Filter der oder das, 1)  Vorrichtung zum Trennen einer
Filter FILF
Fingerabdruckverfahren, Fingerabdruckverfahren

Flüssigkeit von festen, darin schwebenden Teilchen. Daktyloskop, ein Hilfsmittel der Polizei zur
FINF

Die gereinigte Flüssigkeit heißt Filtrt. Als F. dienen: Identifi zierung von Personen durch Fingerabdrücke.
ungeleimtes, saugfähiges Papier (Filtrierpapier), Nach § 81b StPO dürfen dafür, ebenso wie für Zwecke
Gewebe (F.-Tuch), poröse Steine (F.-Platten), mit der Durchführung eines Strafverfahrens, Finger-
Kieselgur oder aktiver Kohle gefüllte Gefäße abdrücke des Beschuldigten auch gegen seinen
u. a. – 2)  elektron. Schaltung, die nur eine Willen aufgenommen werden. Das F. beruht auf der
bestimmte Wellenlänge durchlässt; auch akust. Filter. Unveränderlichkeit der Hautleisten (Papillarlinien)
Finnzausgleich, Regelung der fi nanzwirtschaftl. während des ganzen Lebens und auf der Fülle von
Beziehungen zw. Gebietskörperschaften eines Staates Einzelmerkmalen, die in individueller (zufälliger),
(nat. F.) oder zw. Staaten (internat. F.). Der fi nanzielle aber absolut stabiler Kombination Wiederholungen
Ausgleich kann zw. über- und untergeordneten desselben Bildes bei einem anderen Menschen als
Körperschaften (Bund, Länder und Gemeinden) als praktisch ausgeschlossen gelten lässt.
vertikaler F. oder zw. gleichgeordneten Körperschaf- Fingerhut, Digitlis, Gattung der Rachenblütler mit
ten als horizontaler F. (z. B. Länder-F.) erfolgen. fi ngerhutähnl. Röhrenblüten; stark giftig; Heil-, bes.
Finnzgerichte, unabhängige Verw.-Gerichte für Herzmittel. Arten (alle unter Naturschutz): Roter F.,
Streitigkeiten bes. in Steuersachen; oberstes dt. F. ist Gelber F., Großblütiger F., Wolliger F.
der Bundesfi nanzhof, Sitz: München. Fingerkraut, Gattung krautiger bis strauchiger
Finanzrung, Kapitalbeschaff ung eines Unterneh- Rosengewächse: Gänse-F. (Gänserich), mit gefiederten
mens; Arten: Innen-F. aus Abschreibungen, Rückstel- Blättern, gelb blühend, auf Wiesen; Kriechendes F.
lungen, Einbehaltung von Gewinnen; Außen-F. durch und Blutwurz (altes Heilmittel bei Darmerkrankun-
Zuführung von externem Kapital durch Anteilseigner gen) mit Fingerblättern.
oder Eigentümer (Eigen-F.), neue Gesellschafter Fingersatz, Applikatr,  beim Spielen von Musik-
(Beteiligungs-F.) oder externe Gläubiger (Fremd-F.). instrumenten die zweckmäßige Anordnung der
Finnzverwaltung, Behördenorganisation zur Finger.
Durchführung der Finanzwirtschaft. In Dtl.: Fingersprache, Zeichensprache; die Gebärdensprache
Bundesfinanzbehörden (verwalten Zölle, Finanzmono- der Hörgeschädigten (→ Gebärde).
FIL
Viehzucht; bed. Forstwirt-
schaft und Holzverarbeitung.
FIR
 auf Eisenerz, Kupfer, Zink,
Kobalt, Nickel u. a. Möbel-, Fingerabdruck-
Cellulose-, Papier-, Textilind., verfahren: Der
Schiff- und Maschinenbau, Fingerabdruck
Elektrotechnik/Elektronik, wurde bereits
Elektrizitätserzeugung. von den alten
Ausfuhr: Erzeugnisse der Assyrern, Baby-
Papier-, Holz-, Maschinen-
loniern und Chi-
industrie, Elektrotechnik/
nesen genutzt,
Elektronik, Erze. Haupt-
handelspartner: EU- und um Vertrags-
EFTA-Länder, Russland. partner eindeutig
Haupthäfen: Helsinki, Kotka, identifizieren
Naantali, Turku. Haupt- zu können. Zur
flughafen: Helsinki. polizeilichen Ver-
Geschichte. Im 2. Jh. n. Chr. wendung kam er
wanderten die Finnen von O jedoch erst im
her ein. Im 13. Jh. wurde F. 19. Jahrhundert:
schwed. Prov. 1809 In Argentinien
Großfürstentum des wurde 1892 das
russischen Zaren. Am 6. 12.
erste Verbrechen
1917 erklärte der Landtag F.
durch einen
Finishing [ˈfɪnɪʃɪŋ] das, abschließende Arbeit an einem für unabhängig. Am 21. 6. 1919 wurde F. Rep. Die
Produkt (Endbearbeitung, z. B. im Fotolabor: Foto-F.). UdSSR provozierte 1939 einen Krieg (Winterkrieg), in Fingerabdruck
Finken, Familie der Singvögel, vorwiegend Körner- dem Finnland unterlag. 1941–44 kämpfte Finnland am Tatort auf-
fresser, mit kegelförmigem Schnabel. Einheim. Arten auf der dt. Seite gegen die Sowjets. Durch den geklärt. 1901
sind: Buch-F., in Wald und Garten als Strichvogel; Friedensvertrag 1947 erkannte F. die Gebietsverluste führte schließlich
Berg-F., schwärzl., in N-Europa, zieht im Winter nach an die UdSSR an, mit der 1948 ein Beistandspakt Scotland Yard
S; Schnee-F., in baumlosen Alpengegenden. Weitere geschlossen wurde. 1995 trat Finnland der EU bei. mit dem Galton-
bekannte Arten sind: Stieglitz, Dompfaff und Staatspräsidentin wurde 2000 Tarja Halonen, Henry-Verfahren
Grünling. Min.-Präs. 2010 Mari Kiviniemi. ein wegweisen-
Fnnen, Volk in NO-Europa, Staatsvolk in Finnland; Fnnmark, bis zur Euro-Einführung Währungseinheit des Klassifizie-
auch im nördl. Schweden und Norwegen, in in Finnland.
rungssystem der
NW-Russland und N-Amerika. Finnwale, Gattung der Furchenwale, in den nördl.
Fingerabdruck-
Fnnischer Meerbusen, Meeresbucht der Ostsee zw. Meeren. Zu den F. gehören: Blauwal (bis 30 m),
Finnland, Estland und Russland. Echter F. (25 m), Zwergwale (10 m).
Grundtypen ein.
fnnisch-grische Sprachen, Sprachfamilie in Finsterrhorn, höchster Berg der Berner Alpen,
O-Europa und W-Sibirien, die mit dem Samojedischen Schweiz, 4274 m ü. M.
den ural. Sprachstamm bildet: Finnen, Esten, Lappen, Finsterwlde, Stadt in Bbg., in der westl. Nieder-
Ungarn, Ostjaken, Mordwinen u. a. lausitz, 18 700 Ew.; Metall-, Holzind.; »Energiepark
Fnnland, finn. Somi, Rep. in N-Europa, 338 145 km 2,
Finnland FINF Lausitz« (rationelle Energieanwendung und
5,3 Mio. Ew., grenzt im NW an Schweden, im N an Technologieentwicklung); Schloss (16. Jh.).
Norwegen, im O an Russland, im S an den Finn. und Firdsi, Firdsi, Abu l-Kasim Mansur, bedeutendster
im W an den Bottn. Meerbusen; Hptst.: Helsinki; epischer Dichter der Perser, * um 934, † 1020; verfasste
Amtssprachen: Finnisch, Schwedisch. das »Königsbuch«, eine Darstellung der pers.
Verfassung vom 4. 6. 1999 (in Kraft seit 1. 3. 2000): Geschichte.
parlamentar. Rep.; Gesetzgebungsorgan ist der Firewall [ˈfaɪəwɔːl] die oder der, Sicherungssystem, das
Reichstag (200 Abg.); vollziehende Gewalt beim ein Intranet vor dem Zugriff nicht befugter Nutzer
Staatsrat (Reg.) unter Vorsitz des Min.-Präs. schützt.
Landesnatur. F. ist größtenteils flaches Hügelland mit Frma, Handelsname, unter dem ein Kaufmann (natürl.
Firma FIRF

z. T. mächtigen Moränenwällen (bes. im S), im äußers- Person oder Handelsgesellschaft) seine Geschäfte
ten NW gebirgig (bis 1 328 m hoch). Es ist reich an betreibt, seine Unterschrift abgibt (firmiert) und
Wäldern (69 % der Fläche), Mooren und Seen (9,4 %, sowohl klagen als auch verklagt werden kann (§§ 17ff.
rd. 56 000 Seen). Der Küste sind im SW zahlreiche HGB). Als Ausdruck der Firmenöffentlichkeit muss
Inseln vorgelagert, darunter die Ålandinseln. ein Eintrag im Handelsregister erfolgen. Die F. muss
Kontinentales bis polares Klima mit schneereichen, zur Kennzeichnung des Kaufmanns geeignet sein,
kalten Wintern und mäßig warmen Sommern. Unterscheidungskraft besitzen und die Haftungsver-
Bev. (meist ev.-lutherisch): 92,4 % Finnen, 5,6 % hältnisse wahrheitsgemäß bezeichnen; sie darf keine
Schweden (bes. im SW und auf den Ålandinseln), irreführenden Angaben enthalten.
17 000 Samen. Firmung [lat. confirmatio »Befestigung«], Sakrament
Firmung FIRF

Wirtschaft. Nur rd. 7 % der Fläche werden landwirt- der kath. Kirche; besteht in Handauflegung und 283
schaftl. genutzt: Anbau von Getreide, Kartoffeln; Salbung der Stirn mit Salböl, wird vom Bischof oder

Firmung F
F Firn
284 Weihbischof gespendet. Die F. kann nur einmal platten bedeckt. Das Körpergerüst ist knorplig
empfangen werden. Sie soll den Glauben festigen und (Knorpel-F.) oder verknöchert (Knochen-F.) und wird
Farbenprächtige wird im Alter von 7 bis 12 Jahren erteilt. In den ergänzt durch Gräten, die zw. den Muskellagen einge-
Ostkirchen mit der Taufe verbunden. bettet sind und nicht zum Grundskelett gehören. Die
Fische, Seester-
Firn der, alter, mehrjähriger Schnee im Hochgebirge, Schwimmblase erleichtert das Auf- und Absteigen im
ne und Korallen-
Firn FIRF

durch mehrfaches Auftauen und Wiedergefrieren Wasser; fehlt z. B. bei Haien. Die Nahrung besteht bei
riffe gibt es nicht grobkörnig; wird unter zunehmendem Druck zu Fried-F. (z. B. Plötze, Karpfen, Schleie) aus Kleingetier
nur in warmen Gletschereis. und Pflanzen, bei den Raub-F. (Hecht, Forelle) aus
Meeresgebieten, Frnis der, schnell trocknender Anstrichstoff, enthält Öle anderen Fischen, Fröschen usw. F. pflanzen sich meist
sondern auch in (z. B. Leinöl-F.) oder Harzlösungen (Lack-, Gemäl- durch Eiablage (Laichen) und äußere Befruchtung fort.
den tiefen Was- de-F.); Schutzanstrich. Nur wenige Arten bringen lebende Junge zur Welt.
serschluchten Firth [fəːθ] der, in Schottland eine fjordähnl. Flussmün-
der kalten Fjor- dung: F. of Forth, F. of Clyde. Angewandte Elektrotechnik – der Zitteraal
de. Im Gegen- Fschart, Johann, gen. Mntzer (Mainzer), dt. Schrift-
Fischart FISF Dieser südamerikanische Süßwasserfisch setzt Strom
satz zu den tro- steller, * 1546, † 1590; Vers- und Prosasatiren im Geiste ein, um zu jagen, sich zu verteidigen, sich zu
pischen Korallen des Humanismus, oft nach Vorlagen (z. B. Rabelais). orientieren oder sein Revier abzugrenzen. Auch
können die Kalt-
wasserkorallen
hier jedoch nicht
von den Foto-
synthese trei-
benden Algen
profitieren, denn
in ihrem Lebens-
raum in zum Teil
über 1000 m tie-
fen Schluchten
herrscht ewige
Finsternis. Sie
leben hingegen
von dem durch
die Gezeiten-
ströme ange-
spülten Plank-
ton.

Fischbein, elast. Stäbe aus hornfaserartigen Barten


Fischbein FISF Sexualpartner werden mit schwachen Stromschlägen
der Bartenwale (früher zum Versteifen von Miedern im trüben Wasser angelockt. Dazu ist der größte Teil
und Hüten). seines Körpers mit umfunktionierten Muskeln besetzt,
die Spannungen freisetzen können. Jeder davon
Fische, Psces,1) wechselwarme, im WasserFische FISF erzeugt nur eine geringe Spannung. Doch gemeinsam
lebende Wirbeltiere, die durch Kiemen atmen; etwa entsteht, ähnlich wie in der Reihenschaltung einer
2
⁄3 leben im Meer, der Rest im Süßwasser; meist spin- Batterie, eine hohe Wirksamkeit von bis zu 500 Volt.
delförmige Gestalt, mit seitl. Abplattung, einige sehr Zum Vergleich: Eine Haushaltssteckdose hat 230 Volt.
abgeflacht (Scholle, Rochen). Die paarigen Brust- und Mit seinen elektrischen Fähigkeiten kann der
Bauchflossen entsprechen den Gliedmaßen anderer Zitteraal, der kein Aal ist, sondern wegen seiner langen
Wirbeltiere; daneben kommen unpaarige Flossen Gestalt so genannt wird, kleine Fische töten, aber auch
(Rücken-, Schwanz-, Afterflosse) vor. Die Körperober- dem Menschen durchaus gefährlich werden.
fläche ist i. d. R. mit Schuppen oder auch Knochen-
FIR
– 2)  zum Tierkreis gehörendes Sternbild der
Äquatorzone, Zeichen ♓, im Herbst am Abendhimmel
→ Darß, die Fortsetzung nach O bildet die Halb-
insel → Zingst.
FLA
sichtbar; in ihm liegt der Frühlingspunkt. Fisch|otter, Gattung der Marder; lebt (in Dtl. streng Fisch|otter FISF

Fscher, 1) Birgit, Kanutin, * 1962; achtfache Olympia-


Fischer FISF geschützt, selten) an Flussufern, ernährt sich von
siegerin (Einer-, Zweier-, Viererkajak) zw. 1980 und Fischen; guter Schwimmer (Schwimmhäute,
2004, 27-fache Weltmeisterin. Erfolgreichste dt. Ruderschwanz).
Olympiateilnehmerin aller Zeiten. – 2) Edmond H., Fischzucht, planmäßige Vermehrung und Auslese Fischzucht FISF

amerikan. Biochemiker, * 1920; Untersuchungen zur von Fischen sowie ihre Aufzucht, teils in Teichwirt-
Eiweißsteuerung im menschl. Organismus; 1992 schaft, teils als künstl. F., d. h. durch künstl.
Nobelpreis für Medizin oder Physiologie (mit E. G. Befruchtung, indem vom Weibchen legereife Eier
Krebs). – 3) Emil Hermann, dt. Chemiker, * 1852, abgestrichen, diese mit Samenflüssigkeit (Milch)
† 1919; hat hervorragenden Anteil am Ausbau der eines reifen Männchens vermischt und die
organ. Chemie; erforschte Kohlenhydrate und Purine befruchteten Eier ausgebrütet werden.
und forschte zur Chemie der Proteine. 1902 Nobelpreis Fisher [ˈfɪʃə], Irving, amerikan. Volkswirtschaftler,
für Chemie. – Die Emil-F.-Gedenkmünze wird für * 1867, † 1947; Beiträge zur Preis- und Zinstheorie.
Verdienste um die organ. Chemie verliehen. – 4) Franz, Fskus der, der Staat und jede andere jurist. Person des
Fiskus FISF

dt. Chemiker, * 1877, † 1947; war führend beteiligt an öffentl. Rechts, soweit sie als Vermögensträger tätig
der Entwicklung der Fischer-Tropsch-Synthese und wird. Im Zivilprozess kann der Staat als F. klagen
der Paraffinsynthese (1936). – 5) Hans, dt. Chemiker, und verklagt werden.
* 1881, † 1945; arbeitete über Blut-, Blatt- und Fissr die, Einriss; kleine, schmerzhafte Einrisse an
Gallenfarbstoffe, fand die Synthese des Hämins und Schleimhäuten (Lippen-F., Anal-F.); Riss in einem
klärte die Konstitution des Chlorophylls. 1930 Knochen (Knochen-F.).
Nobelpreis für Chemie. – 6) Heinz, österr. Politiker Fstel die, röhren- oder lochförmige Verbindung zw.
Fistel FISF

(SPÖ), * 1938; Jurist; war 1971–2004 Abg., 1990–2002 Hohlorganen oder Körperhöhlen untereinander
Präs. des Österr. Nationalrats, dort 1987–90 Vors. der (innere F.) oder der Körperoberfläche (äußere F.);
SPÖ-Fraktion; wurde 2004 Bundespräsident entweder angeboren (z. B. Hals-F.), durch Verletzung
(Wiederwahl 2009). – 7) Johann Michael, dt. (z. B. Blasen-, Scheiden-F.), durch Eiterherde
Barockbaumeister, * 1692, † 1766; bedeutende (Eiter-F.) oder operativ angelegt (z. B. Darm-F. als
Kirchenbauten, u. a. ehem. Abteikirche in Zwiefalten, künstl. After).
Abteikirche in Ottobeuren. – 8) Joseph (Joschka), dt. Fstelstimme, hauchige, ungestützte männl.
Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), * 1948; 1968–75 Kopfstimme.
Mitgl. einer militanten Gruppe im APO-Milieu; Fitzgerald [fɪtsˈdʒerəld], 1) Ella, amerikan. Jazzsängerin,
1983–85 u. 1994–2006 MdB; in Hessen 1985–87 u. * 1918, † 1996; herausragende Interpretin des Blues
1991–94 – bundesweit erster grüner – Umweltmin.; und Swing. – 2) Francis Scott Key, amerikan.
1994–98 Vors. der Bundestagsfraktion von Bündnis Schriftsteller, * 1896, † 1940; einer der Hauptvertreter
90/Die Grünen, 1998–2005 Bundesmin. des der »Lostgeneration« (»Der große Gatsby«, 1925).
Auswärtigen und Vizekanzler. – 9) O. W. (Otto fixren, Fotografie: Entfernen des unbelichteten
Wilhelm), österr. Film- und Bühnenschauspieler, Halogensilbers durch Auflösen in einer neutralen oder
* 1915, † 2004; Filme: »Ludwig II.« (1955), »Helden« schwach sauren Lösung (Fixierbad).
(1958). – 10) Robert (»Bobby«) James, amerikan. Fxing das, amtl. Festsetzung von Devisenkursen und
Schachspieler, * 1943, † 2008; Weltmeister 1972–75. Goldpreisen an der Börse.
Fscher-Dskau, Dietrich, dt. Sänger (Bariton), Fxsterne, histor. Bez. für selbstleuchtende Fixsterne FIXF

* 1925; Opern-, Oratorien-, Konzert- und Liedsänger, Himmelsobjekte, die ihre Position am Himmel
auch Dirigent und Musikschriftsteller. scheinbar nicht verändern, im Ggs. zu den
Fischerei, Hege und Fang von Fischen u. a. Wasser-
Fischerei FISF »Wandelsternen« (Planeten).
tieren. Fanggeräte sind bes. Angel, Harpune, Netz Fizeau [fiˈzo], Armand Hippolyte Louis, frz. Physiker,
und Reuse. Binnen-F. in Flüssen, Seen, Teichen; * 1819, † 1896; führte 1849 die erste Messung der
Hochsee-F. mit Fang- und Verarbeitungsschiffen, Lichtgeschwindigkeit im Labor durch.
bes. für Heringsfang, Fang von Grundfischen wie Fizz [fɪz] der, Mixgetränk aus Spirituosen, Selterswasser
Kabeljau, Schellfisch, Köhler, Rotbarsch, Seelachs; (oder Sekt) und Zitronensaft, z. B. Gin-Fizz.
Küsten-F. in Küstengewässern und Flussmündungen Fjll das, schwed. Fjll, früher Fjld, die weiten,
Fjell FJEF

(Krabben, Krebse, Aale usw.). Gesetze und baumlosen Hochflächen Skandinaviens.


internationale Abkommen sollen die F. regulieren,
um einen weiteren Rückgang der Fischbestände Fjrd, Bez. für eine lange, schmale, tiefe, sich oft
möglichst zu vermeiden. verzweigende steilwandige Meeresbucht, die durch
Fscher von rlach, Johann Bernhard, österr. das Eindringen des Meeres in eiszeitl. übertiefte
Baumeister, * 1656, † 1723; führender Meister der Trogtäler entstanden ist. Fjorde bilden z. T.
Barockarchitektur: Kollegienkirche in Salzburg, großartige Küstenlandschaften in Norwegen,
Karlskirche in Wien. Schottland (→ Firth), Labrador, Neuseeland,
Fschland-Drß-Zngst, Halbinsel an der Fischland-Darß-Zingst FISF Feuerland.
Boddenküste der Ostsee, Meckl.-Vorp., durch die FKK, Abk. für → Freikörperkultur.
10 km lange Nehrung Fischland (Ostseebäder Flachbildschirm, Bildschirm mit geringer Tiefe (engl.
Ahrenshoop und Fischland) mit dem Festland Flatscreen oder Flat Panel Display), der nicht auf dem 285
verbunden; den mittleren Teil bildet die Halbinsel Prinzip der Elektronenstrahlröhre beruht, z. B.

Flachbildschirm F
F Fläche
286 Elektrolumineszenz-, Plasma-, Flüssigkristall-(LCD)- Gefieder ist dabei nicht vorgesehen. Für die auffällige
und LED-Displays. Farbe sorgt die Ernährung: Je mehr Krebse und Algen
Fläche,  zweidimensionales geometr. Gebiet, ein Flamingo verzehrt, desto stärker wird die
Gesamtheit von Punkten, die sich in zwei (veränderl.) Rotfärbung. Ursache dieses Phänomens ist ein
Richtungen erstreckt, z. B. Ebene, Kegel. biochemischer Prozess, bei dem die Carotinoide, die in
Flächennutzungsplan, vorbereitender Bauleitplan, dieser Nahrung enthalten sind, durch Leberenzyme zu
der für ein Gemeindegebiet die beabsichtigte Art der Pigmenten verstoffwechselt werden, die sich dann in
Bodennutzung darstellt. Haut und Gefieder der Flamingos einlagern. Jungtiere
Flachs, Echter Lein, vorwiegend in der nördl. ge- oder Tiere in Gefangenschaft, die zu wenig Carotinoide
mäßigten Zone verbreitete Leinart, einjähriges Kraut erhalten, bleiben weiß.
mit lanzenförmigen Blättern und meist himmel-
blauen Blüten in Wickeln. Man unterscheidet zw.
den Kulturformen Gespinstlein (Faserlein), der v. a. Flamnius, Gaius, röm. Konsul, † 217 v. Chr.; ließ 220
in O- und W-Europa zur Gewinnung von F.-Fasern den Circus Flaminius in Rom und die Flamin. Straße
angebaut wird, und Öllein, dessen große Samen (Lein- erbauen; fiel in der Schlacht am Trasimen. See gegen
samen) das Leinöl liefern. Die F.-Faser wird durch Hannibal.
industrielle Aufbereitung gewonnen. Der F. wird nach Flndern, histor. Landschaft an der Nordseeküste,
der Ernte in der Riffelmaschine von Samenkapseln westl. der Schelde, zu Belgien, Frankreich und den
und Blättern befreit, geröstet (Gärvorgang, der die Niederlanden gehörend; Kernland der Flamen. Im MA.
Faserbündel von Bindestoffen befreit), gewaschen, bildete es eine Grafschaft, die unter der Oberhoheit
getrocknet, gebrochen, gehechelt und versponnen. der frz. Könige stand; die reichen Städte, bes. Brügge
Flagellnten, Geißler, Flegler, Kreuzbrüder, Schwär- und Gent, kämpften wiederholt gegen die frz.
mer, die sich im MA. zur Buße selbst geißelten. Herrscher. 1384 kam F. an die Herzöge von Burgund,
Flageolett [flaʒoˈlɛt] das,  Blockflöte mit schmalem dann an die Habsburger, 1794 an Frankreich, 1815 an
Schnabel. F.-Töne, flötenartige Obertöne bei die Niederlande, 1830 großenteils an das neue Kgr.
Streichinstrumenten. Belgien. In den beiden Weltkriegen war F. Schauplatz
Flagge, drei- oder viereckiges, i. Allg. mit herald. Farben
Flagge FLAF schwerer Kämpfe.
bzw. Bildern bedrucktes Stofftuch; urspr. das von Flansch,  Ringscheibe an Rohrenden zur Verbindung
Schiffen geführte Zeichen der Heimatstadt durch Schrauben mit einem andern F.; frei endende
(Hansestädte), später des Heimatlands. Seit dem Rohre werden mit Blind-F. verschlossen.
16. Jh. entstanden die National-F. bzw. Staats-F. als Flaschenbäume, Laubbäume der trockenen Tropen,
Hoheits- und Ehrenzeichen eines Staates, seit dem die im verdickten Stamm Wasser speichern; v. a. in
18. Jh. auch Kriegs-F. Schiffe führen für den Verkehr Australien.
untereinander eine Anzahl Signal-F. mit sowie die Flaschenzug,  Vorrichtung zum Heben schwerer
einzelnen Reedereien Haus- oder Kontorflaggen. Lasten bei vermindertem Kraftaufwand, aber
Flk, Abk. für Flugzeugabwehrkanone, Geschütz zur
Flak FLAF längerem Weg des Zugseils; die Kraft ist gleich dem
Bekämpfung feindl. Flugzeuge, heute Flugabwehr- Gewicht der Last, geteilt durch die Anzahl der Rollen,
rakete. über die das Seil geführt wird; bes. Formen u. a.
Flamboyantstil [flãbwaˈjã-], letzte Phase der Spätgotik Differenzial-, Potenz-F.
in Frankreich mit besonderem Maßwerk (flammen- Flatrate [ˈflætreɪt] die, Pauschalpreis, oft monatlich, für
artig züngelnde Fischblasen). Nutzung von Telekommunikationsdienstleistungen.
Flmen, die flämisch (niederländ. Dialekt) sprechende
Bev. Belgiens, rd. 6 Mio., v. a. im N und W. Ihrer Flaubert [floˈbɛːr], Gustave, frz. Schriftsteller,
Herkunft nach sind sie Niederfranken der Völkerwan- * 1821, † 1880; mit seinem Roman »Madame Bovary«
derungszeit mit fries. und niedersächs. Einschlag. Die (1857) gelang F. nicht nur der literar. Durchbruch,
Blüte ihrer alten Kultur zeigen die Städte Brügge, sondern er markierte damit auch den Wendepunkt
Gent und Antwerpen. Im belg. Staat erkämpften sich von der frz. Romantik zum Realismus. F. strebte in
die F. während des 19. und 20. Jh. gegen das anfängl. seinen Werken v. a. Objektivität an, indem er das
Übergewicht der → Wallonen und der frz. Sprache die literar. Material wiss. genau erarbeitete und sich um
Gleichberechtigung. Der Sprachenstreit zw. F. und eine leidenschaftslose Darstellung bemühte. Weitere
Wallonen dauert bis in die Gegenwart an. Romane: »Lehrjahre des Gefühls« (1869), »Die
Flamnco der, Gattung andalus. Tanzlieder und Tänze Versuchung des heiligen Antonius« (1874), »Bouvard
mit schwermütigen Texten, Gitarren- und Kastag- und Pécuchet« (unvollendet, hg. 1881).
nettenbegleitung.
e,
s nu r d ie Fo lg
Flamngo, eine Familie storchartiger Vögel mit E rfolg so llte stet ndel ns sein.
langen Watbeinen und Hälsen sowie geknicktem Z iel des Ha
ni e das Gustave Flaubert
Schnabel. Der Große F. ist 1,30 m hoch, rosafarben
oder rot. Flamingos sind in Asien, Afrika, Mittel- und
Südamerika sowie in S-Europa beheimatet. Flavne, Gruppe natürl. gelber Farbstoffe; wichtigste
Substanz ist das Riboflavin.
Farbe durch Futter Flvius, röm. Geschlechtername, bes. Name der flav.
Die Ausprägung des Hautkolorits ist auch bei den Kaiserdynastien, begründet von Vespasian und
Flamingos in den Genen verankert, doch ein rötliches Constantius I.
FLä
Flaxman [ˈflæksmən], John, brit. Zeichner und
Bildhauer, * 1755, † 1826; Hauptvertreter des engl.
Flming, 1) Sir (seit 1944) Alexander, brit. Bakteriologe,
Fleming FLEF

* 1881, † 1955; entdeckte 1928 das Penizillin.


FLI
Klassizismus: Standbilder und Grabmäler, Entwürfe Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (mit H. W.
für die Wedgwood-Porzellanmanufaktur, Buchillus- Florey und E. B. Chain) 1945. – 2) Ian, brit. Schrift-
trationen. steller, * 1908, † 1964; Spionageromane um den
Flechte,  versch. schuppende oder Krusten bildende Agenten James Bond (Nr. 007).
chron. Hautausschläge (Schuppenflechte, Ekzeme). Flnsburg, Ostseehafen und Marinestützpunkt
Flechten, Lichnes,  Gruppe (mit über 20 000 Arten)
Flechten FLEF (Mürwik) in Schlesw.-Holst., an der Flensburger
von blütenlosen Pflanzen (fälschlich Moos genannt), Förde, 85 700 Ew.; Univ., Fachhochschule; Marineschu-
die aus je einem Pilz und einer Algenart zusammen- le; Kraftfahrtbundesamt; Schiff- und Maschinenbau,
gesetzt sind, die in → Symbiose leben. Die beteiligten Mobilfunktechnik; got. Kirchen, Bürgerhäuser.
Pilze sind meist Schlauchpilze, die Algen Grünalgen, Flvoland, Prov. in den Niederlanden; 1986 aus den
seltener Cyanobakterien. Die F. vermehren sich Ijsselmeerpoldern Ost- und Südflevoland und zwei
hauptsächlich durch Abscheidung winziger Gemeinden gegr.; Hptst. Lelystad.
Pilzfäden und Algenzellen enthaltender Keime, Flxenpass, Flxensattel, Pass in den Lechtaler Alpen,
wachsen auf Bäumen, auf Felsen und auf der Erde. Vorarlberg, Österreich, 1 773 m ü. M., über ihn führt
In den Polargebieten und im Hochgebirge dringen die Flexenstraße vom Klostertal ins Lechtal.
die F. am weitesten von allen Pflanzen vor. Einige Flibsti|er [von niederländ. vrijbuiter »Freibeuter«]
bekannte F. sind: Bart-F., Isländisches Moos, der, auch Bukni|er, Seeräuber an den Küsten
Rentierflechte. Mittel- und Südamerikas (17. bis 19. Jh.). Filibuster
Fleckfieber, epidmisches Fleckfieber, Flecktyphus, wurden Abenteurer aus den USA gen., die 1850–60 auf
schwere Infektionskrankheit mit hohem Fieber, Kuba und in Nicaragua einfielen.
Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, kleinfleckigem Flck, Friedrich, dt. Unternehmer, * 1883, † 1972;
Hautausschlag. Die Erreger (Rickettsia prowazekii) Begründer des F.-Konzerns, hatte 1933–45 maßgebl.
werden v. a. durch Kleiderläuse übertragen. Einfluss in der dt. Rüstungsind.; 1947 als Kriegsver-
Flederhunde, Unterordnung der Flattertiere mit brecher verurteilt (1950 Haftentlassung), baute er
kurzem Schwanz, hundeähnl. Kopf und großen, 1952 einen neuen Mischkonzern auf (1985 aufgelöst).
lichtempfindl. Augen, die die nächtl. Orientierung Flckenschildt, Elisabeth, dt. Charakterschauspiele-
Flickenschildt FLIF

ermöglichen; bekannteste Familie sind die Flughunde. rin, * 1905, † 1977.


Fledermäuse, Unterordnung der Flattertiere, Flieder, Syrnga, Gattung der Ölbaumgewächse in
flugfähige Säugetiere mit Flughaut zwischen O-Asien, Vorderasien, Europa; Ziersträucher oder
verlängerten Fingern, Hintergliedmaßen und -bäume mit duftenden Röhrenblüten in Rispen.
Schwanz. Zum Schlafen hängen sie kopfunter an den Fliegen, artenreiche Insektenordnung, Zweiflügler
Fliegen FLIF

Fußzehen. Die F. sind Dämmerungs- oder Nachttiere von gedrungener Gestalt (im Ggs. zu den schlankeren
und orientieren sich durch Ultraschallortung (Laute Mücken) mit stechend- oder leckend-saugenden
werden durch Nase oder Mund ausgestoßen). Die Mundwerkzeugen; zum großen Teil Ungeziefer,
meisten F. ernähren sich von Insekten, einige von Schädlinge, Krankheitsüberträger. Arten: Stuben-F.,
Früchten. Zu den F. gehören die Hufeisennase, Eier, Maden und Puppen leben in Abfällen. Gold-F.,
Blattnase, Mausohr, Langohr, Mopsfledermaus; die an Auswurfstoffen und Aas. Schmeiß-F., 1,5 cm,
Vampire in Südamerika ernähren sich von Säugetier- metallisch blau oder grün. Fleisch-F., grau, rotäugig,
oder Vogelblut. an Fleisch, Kot. Weitere F. → Bremsen, → Dassel-
Fleisch, Weichteile von Tieren (im Ggs. zu Knochen
Fleisch FLEF fliegen.
und Horn), bes. das als menschl. Nahrungsmittel Fliegende Fische, versch. Fische in warmen Meeren,
verwendete Muskelgewebe der Tiere; es enthält rd. die sich mit ihrer asymmetr. Schwanzflosse aus dem
75 % Wasser, 21,5 % Eiweiß, 2 bis 5 % Bindegewebe, Wasser schnellen und mit den großen Brustflossen als
ferner Fett, Mineralstoffe u. a. Beim Braten und Tragfläche durch die Luft gleiten (bis zu 50 m weit, in
Schmoren verliert F. nur wenig Eiweißstoffe und Etappen bis 200 m).
Salze, beim Kochen verliert es die meisten Nähr- Fliegender Hlländer, Sage um einen Seemann, der
stoffe. Durch Trocknen, Erhitzen, Kühlen (Gefrieren) als Schiffskapitän bei widrigen Winden in vermesse-
und keimtötende Verfahren (Räuchern, Pökeln) kann ner Art und Weise ein sturmreiches Kap umsegeln
F. haltbar gemacht werden. F.-Genuss wird bei möchte und zur Strafe dafür in Ewigkeit gegen die
manchen Völkern durch religiöse Vorschriften Winde kreuzen muss; lit. Gestaltungen im 19. Jh.
eingeschränkt, z. B. Verbot des Verzehrs von (W. Hauff, 1825; H. Heine, 1826 und 1834); Oper von
Schweine-F. bei Muslimen und Juden. F.-Beschau, R. Wagner (1843).
amtl. Untersuchung der Schlachttiere vor und nach Fliegenpilz, giftiger Blätterpilz mit rotem Hut, der mit
der Schlachtung. weißen losen Hautschuppen bedeckt ist.
Fleißiges Lies|chen, volkstüml. Ausdruck für Fliegenschnäpper, weit verbreitete Familie der
versch. Zierpflanzen, für die Balsamine (Springkraut) Singvögel; fangen fliegende Insekten mit hörbarem
und bestimmte Begonien. Schnappen; Zugvögel; in Dtl. u. a. Trauer-, Zwerg- und
Flémalle [fleˈmal], Meister von F. (wohl identisch mit
Flémalle FLÉF Halsbandschnäpper.
Robert Campn), niederländ. Maler, * um 1377, † 1444; Flmm, Jürgen, dt. Regisseur und Theaterleiter, * 1941;
begründete einen neuen Stil der Tafelmalerei, der die unkonventionelle Klassikerinszenierungen; wirkte
Wirklichkeit mit zeichner. Schärfe und plast. u. a. in Hamburg, Köln und Salzburg; ab 2010 Leiter 287
Klarheit erfasst. der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Flimm F
F Flims
288 Flms, Luftkurort im schweizer. Kt. Graubünden, Florentner, Feingebäck mit Honig, Nüssen oder
2400 Ew., 1050 m ü. M., über der Vorderrheinschlucht. Mandeln; eine Seite mit Kuvertüre überzogen.
Flinders Ranges [ˈflɪndəz ˈreɪndʒəz], Bergkette im östl.
S-Australien, bis 1 165 m ü. M.; reich an Kohle und Flornz, ital. Firnze, Hptst. der Prov. F. und
Florenz FLOF

Erzen (u. a. Uran und Kupfer); z. T. Nationalpark. der Region Toskana, in Mittelitalien, am Arno,
Flpflop das, bistabile elektron. Kippschaltung, die 368 100 Ew.; Erzbischofssitz; Univ., Akademien,
2 Schaltzustände annehmen kann (Strom führend Institute, Observatorium, Sternwarte, Nationalbi-
oder stromlos); Grundbaustein von Digitalschaltun- bliothek. Kunsthandwerk und graf. Gewerbe, bed.
gen mit sequenzieller Logik. Fremdenverkehr. – Die Altstadt mit Kirchen,
Floating [ˈfləʊtɪŋ] das, Wechselkursbildung von Devisen Palästen (Palazzo Vecchio) und Kunstschätzen:
nach Angebot und Nachfrage (flexible Wechselkurse). Dom, Campanile und Baptisterium, San Lorenzo
Flockenblume, Korbblütlergattung mit der blau (Medici-Grabmäler Michelangelos), Uffizien und
blühenden Kornblume (auf Getreidefeldern und Palazzo Pitti mit weltberühmten Kunstsamm-
Feldrändern) und der rotblütigen Wiesenflocken- lungen gehört zum Weltkulturerbe. – F. ist eine röm.
blume. Gründung (Florentia), wurde im 11. Jh. ein
Flöhe, flügellose Insekten mit saugend-stechenden Stadtfreistaat und gewann im 15. Jh. unter den
Mundwerkzeugen; Körper seitlich stark zusammen- Medici wirtschaftl., polit. und kulturell eine
gedrückt; Hinterbeine bei vielen F. als Sprungbeine führende Stellung innerhalb Italiens; 1865–71 Hptst.
ausgebildet. Arten: Menschen-F., rd. 3 mm, braun; des Kgr. Italien.
Hunde-, Katzen-, Hühner-F. u. a., Ratten-F. können die Flres, 1) Insel der Azoren. – 2) zweitgrößte der Kleinen
Pest übertragen. Sundainseln, gehört zu Indonesien: 14 273 km 2,
Flohkrebse, flohförmige kleine Krebse ohne Scheren; 640 000 Ew.; Hauptort: Endeh; mit tätigen Vulkanen.
leben im und am Wasser (Strandfloh). Flrfliegen, Netzflügler mit florgewebeähnl. grün
Flra, 1) röm. Göttin des blühenden Getreides und der schillernden Flügeln; die Larve frisst Blattläuse.
Blumen. – 2) die,  natürl. Pflanzenwelt eines Gebiets. Flrian, Märtyrer, † um 304; Schutzheiliger Oberöster-
Flra, Paul, österr. Grafiker, * 1922, † 2009; v. a. reichs, Patron gegen Feuersgefahr (Tag: 4. 5.).
Buchillustrationen, polit. Karikaturen und satir. Flrida, Abk. Fla., der südöstlichste Staat der USA,
Zeichnungen. 155 165 km 2, 17,79 Mio. Ew.; Hptst. Tallahassee. F.
umfasst die gleichnamige flache Halbinsel zw.
Atlantik und Golf von Mexiko, im S das Sumpfgebiet
Der David von Mi- der Everglades; die der Atlantikküste vorgelagerten
chelangelo lockt jähr- Nehrungen setzen sich im S in einer Kette von
lich mehr als eine Koralleninseln fort (Florida Keys); subtrop. Klima, im
Million Menschen Herbst häufig Hurrikane. Anbau von Südfrüchten und
nach Florenz. Die Gemüse; Forstwirtschaft; Phosphatgewinnung;
Bodenerschütterun- elektron., chem. u. a. Ind. Fremdenverkehr, Badeorte
gen der Besucher v. a. an der O-Küste: Miami, Palm Beach u. a.;
Raketenstartgelände Cape Canaveral. – Bis 1819 span.;
könnten die Risse im
seit 1845 Staat der Union.
Marmor vergrößern
Flris, 1) Cornelis, fläm. Bildhauer und Baumeister,
und die Skulptur ge- * 1514, † 1575; schuf den Ornamentstil der nordeurop.
fährden, befürchten Renaissance (F.-Stil). – 2) Frans, fläm. Maler, * um
wissenschaftliche 1520, † 1570, Bruder von 1).
Beobachter. Doch die Flosse,  der Fortbewegung dienende Gliedmaßen der
Statue hat schon ei- Fische.
niges überstanden: Flöte, Blasinstrument aus Holz, Metall, Ton (Okarina)
1527 wurde sie bei oder Bein. Quer-F. mit seitlich in die Schallröhre einge-
Unruhen auf der Piaz- schnittenem Blasloch und 14 durch Klappen
za della Signoria in verschließbaren Tonlöchern; Umfang: c′–d″″. Die
kleinere Pikkolo-F. klingt eine Oktave höher. Weitere
Mitleidenschaft gezo-
Arten: → Blockflöte, Flageolett, Panflöte.
gen, 1843 mit ätzen-
Fltow [-o], Friedrich von, dt. Komponist, * 1812,
Flotow FLOF

der Chlorsäure be- † 1883; Opern: »Alessandro Stradella« (1844),


handelt. 1991 schlug »Martha« (1847), daneben Ballette, Operetten und
ein italienischer Kammermusik.
Künstler mit einem Flotte, Gesamtheit der Schiffe (Handels-F., Kriegs-F.,
Hammer auf einen Fischerei-F.) eines Staates; auch: größerer Verband
Zeh der Statue ein. von Schiffen. Flottlle, Verband kleinerer Kriegsschiffe.
Flöz,  schichtartige Ablagerung nutzbarer Gesteine
oder Minerale, z. B. Kohlenflöz.
Fluchtdistanz, der Abstand, von dem ab ein Tier keine
weitere Annäherung eines mögl. Feindes mehr duldet,
sondern flüchtet oder angreift.
Fluchtgeschwindigkeit, 2. ksmische Geschwindig-
FLI
keit, die Geschwindigkeit, die ein Raumflugkörper
haben muss, damit er das Gravitationsfeld eines
der Sekunde). Das Kreisen der Greifvögel ist ein
Schwebeflug, bei dem aufsteigende Luftströme, z. B.
FLU
Himmelskörpers verlassen kann (beträgt beim an Berghängen, ausgenutzt werden. → Luftfahrt.
Himmelskörper Erde 11,2 km/s). Flugbeutler, Beuteltiere in Australien und Neuguinea,
die durch eine Flughaut zw. Vorder- und Hinterbeinen
Flüchtlinge, Personen, die durch polit. zum Gleitflug befähigt sind.
(Zwangs-)Maßnahmen, Kriege und existenzgefähr- Flugblatt, ein- oder zweiblättrige Druckschrift zur
dende Notlagen veranlasst wurden, ihre Heimat zu Aufklärung oder Beeinflussung der Öffentlichkeit,
verlassen. Dieser Begriff schließt neben Emigranten z. B. bei Wahlen, Streiks, Kriegen; auch Werbung. In
auch Vertriebene, Zwangsumgesiedelte, Deportierte umfangreicher Form Flugschrift.
und in fremde Gebiete verschleppte Zwangsarbeiter Flugdrachen, Drco, Echsengattung (Agamen) in
ein. Nach der Genfer F.-Konvention (1951) ist ein polit. SO-Asien, können dank flügelartiger seitl. Hautlappen
F. eine Person, die sich »aus wohlbegründeter Furcht Gleitflüge bis zu 100 m weit machen.
vor Verfolgung aus Gründen der Rasse, der Religion, Flügel, 1) zum Fliegen dienende Körperorgane bei
der Nationalität, der Zugehörigkeit zu einer Insekten, Vögeln, Fledermäusen, Flugsauriern. Die F.
bestimmten gesellschaftl. Gruppe oder der polit. der Vögel sind umgewandelte Vordergliedmaßen, die
Meinung außerhalb des Landes ihrer Nationalität F. der Insekten sind Hautausstülpungen; auch zum
befindet«. Von ihnen zu unterscheiden sind nat. F. (wie passiven Flug dienende Anhängsel bei Pflanzen. – 2) 
die dt. Heimatvertriebenen oder Aussiedler), die als Tasteninstrument mit waagerecht liegenden Saiten in
konationale F. in Staaten ihrer eigenen Nationalität, Form eines Vogel-F.
Sprache und Kultur verbleiben. De-facto-F. sind Flugfrosch, Art der Ruderfrösche in Indonesien mit
Asylbewerber, deren Asylanträge zwar abgelehnt Spannhäuten zw. Fingern und Zehen, die ihm kurze
wurden, die jedoch aus humanitären Gründen nicht Gleitflüge ermöglichen.
abgeschoben werden, sowie Bürgerkriegs-F., die ein be- Flughafen, engl. Airport, Start- und Landeplatz für
grenztes Bleiberecht erhalten. Die Genfer F.-Konventi- Flugzeuge. Der F. besitzt betonierte Start- und
on klammert auch die »Quasi-F.« aus: die Binnen-F., Landebahnen mit Rollwegen und Vorfeldern,
die sich in einer flüchtlingsähnl. Situation befinden, Abfertigungsgebäude, Flugzeughallen, Tankanlagen,
obwohl sie keine Staatsgrenzen überschritten haben, Funkeinrichtungen für Wetter- und Flugsicherungs-
außerdem die sogenannten Wirtschafts-F. aus dienst, zum Einorten beim Landen (Blindlandung),
Gebieten, in denen Massenelend herrscht, ferner die Randbefeuerung; kleinere Anlagen nennt man
Umwelt-F., die aufgrund von Umweltzerstörungen ihre Flugplatz oder Landeplatz.
Heimat verlassen müssen. Es liegt weiterhin im Flughörnchen, Gleithörnchen, eichhörnchenähnl.
Ermessen der Staaten, wen sie als F. aufnehmen. Seit Nagetiere mit Flughaut zw. den Extremitäten; in
1951 nimmt die Betreuung der F. der Hohe Flüchtlings- N-Russland, Asien, Nordamerika.
kommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) wahr. Flugsauri|er, Pterosria, ausgestorbene Echsen mit
Flughäuten von bis zu 15 m Spannweite (z. B.
Devisenbringer? Quetzalcoatlus).
Millionen Haushalte in Entwicklungsländern sind Flugschreiber, Bordgerät zur Aufzeichnung wichtiger
auf die finanzielle Unterstützung von Familienmit- Flugdaten; dient zur nachträgl. Kontrolle, v. a. nach
gliedern im Ausland angewiesen. Die Summe dieser Flugunfällen; bruch- und feuersicher konstruiert.
weltweiten Rücküberweisungen ist rund doppelt Flugsicherung, Sicherung des Luftverkehrs durch
so hoch wie die öffentliche Entwicklungshilfe. Für Flugverkehrskontrolle, Verkehrsflussregelung, Steue-
Mexiko zum Beispiel ist das von Emigranten über- rung der Luftraumnutzung, Fluginformationsdienst,
wiesene Geld die zweitwichtigste Devisenquelle nach Mitwirkung beim Flugalarmdienst sowie bei der
den Ölexporten. Studien zu Mexiko, Guatemala, Ni- Flugberatung (außer Flugwetterberatung); die Flug-
caragua und Sri Lanka wiesen außerdem nach, dass überwachung und -lenkung obliegt den Fluglotsen.
Kinder aus Haushalten, die Geld von Verwandten aus Flugsport, Luftsport, sportl. Wettbewerbe mit
dem Ausland erhielten, gesünder waren und einen Motorflugzeugen (bes. der → Kunstflug), Segelflugzeu-
höheren Schulabschluss schafften als andere Kinder. gen, Freiballons, Hängegleitern, Fallschirmen,
Flugmodellen u. a.
Flugzeug, Luftfahrzeug, das schwerer als Luft ist und in
Flela der, 2383 m hoher Alpenpass in Graubünden, der Luft gehalten wird durch dynam. Auftrieb, der
Schweiz; die 26 km lange Passstraße verbindet Davos durch die an den Tragflügeln vorbeiströmende Luft
mit dem Unterengadin. erzeugt wird. Die Tragflügel sind in einem bestimm-
Flug, Fortbewegung eines Körpers im Luftraum. ten Winkel, dem Anstellwinkel, gegen die Bewegungs-
Passiver Flug (Gleitflug) bei fliegenden Eichhörnchen, richtung geneigt. In größeren Höhen nehmen alle
Flugdrachen und Flugfröschen; im Pflanzenreich Kräfte infolge der geringeren Luftdichte ab. – Die
dient der F. zur weiten Verbreitung der Früchte und wichtigsten Teile sind Trag-, Leit-, Fahr-, Triebwerk
Samen (Löwenzahn, Ahorn, Linde). Aktiver F. bei und Rumpf. Die Tragflügel enthalten Treibstoffbehäl-
Fledermäusen, Vögeln und Insekten. Vögel und ter und nehmen oft die Triebwerke und Einziehfahr-
Fledermäuse bewegen sich durch einen Ruderflug; werke auf. Das Leitwerk besteht aus Höhen- und
Vortrieb und Auftrieb durch Niederschlagen der Seitenleitwerk und Querrudern. Erstere befinden sich
Flügel. Die meisten Insekten, ferner die Kolibris, meist am Rumpfende, Letztere als bewegl. Klappen an 289
haben einen Schwirrflug (Bienen 200 Flügelschläge in den Flügelenden. Mit dem Leitwerk kann man das F.

Flugzeug F
F Flugzeugträger
290 im Flug um seine 3 Achsen bewegen. Der Rumpf besitz zur Förderung der land- und forstwirt-
nimmt Besatzung, Fluggäste und weitere Nutzlast auf. schaftl. Erzeugung und der allg. Landeskultur,
Er ist für längere Flüge in größeren Höhen druckdicht betriff t auch das Wege- und Gewässernetz.
Mit Pferden sind gehalten (Druckkabine); durch Gebläse wird ein Fluss, jedes fl ießende Gewässer des Festlands, größere
Flusspferde Luftdruck, der etwa 2500 m Meereshöhe entspricht, F. werden meist Ströme genannt, kleinere Bäche. Ein
nicht verwandt, aufrechterhalten. Den vorderen Teil bildet die Neben-F. mündet in einen anderen F., ein Haupt-F. in
wohl aber mit Führerkabine (Cockpit) mit den Steuer-, Triebwerks- der Regel ins Meer. Manche F. versiegen, ohne das
den Walen, wie überwachungs-, Navigations- und Funkeinrichtun- Meer zu erreichen, oder münden in einen abflusslosen
Wissenschaftler gen. Als Triebwerke dienen Kolbenmotoren oder Binnensee oder führen nur periodisch Wasser, so in
Gasturbinen (Turboproptriebwerke), die Propeller Gebieten mit Wechsel von Regen- und Trockenzeit.
nachwiesen.
antreiben, oder Strahltriebwerke (z. B. Turbinenluft- Das zu einem F. gehörige Gewässernetz bildet sein
Nach dem Ab-
strahltriebwerke, ugs. Düsentriebwerke), deren F.-System, das von diesem entwässerte Landgebiet
gleich der jewei- Rückstoß den erforderl. Vortrieb liefert. Sonderbau- sein Einzugsgebiet, das durch eine → Wasserscheide
ligen DNA mit arten: Nurflügel-, Drehflügelflugzeug (Hubschrauber, von dem anderer F. getrennt wird.
Fossilienfunden Tragschrauber), Senkrechtstarter, Segelflugzeuge Flussdiagramm, graf. Darstellung eines Programm-
geht man von (→ Segelflug). – Zur Geschichte → Luftfahrt. ablaufs in der Informatik oder der Ablaufstruktur
einem gemein- Flugzeugträger, Kriegsschiff mit geräumigem, eines Algorithmus in der Mathematik.
samen Vorfah- durchgehendem Deck zum Start und zur Landung von Flüssiggase, bei bestimmten Drücken und Temperatu-
ren aus – einem Flugzeugen. ren verflüssigte Gase, v. a. aus Kohlenwasserstoffen
vierbeinigen Fludik die, Teilgebiet der Strömungslehre; befasst sich bestehende Gase, die bei der Verarbeitung von Erdöl
Landbewohner, mit der Signalerfassung und -verarbeitung mittels und Erdgas entstehen (Propan, Butan); Lagerung und
flüssiger oder gasförmiger (statt elektron.) Transport in Druckflaschen oder -tanks.
der vor gut 60
Bauelemente. Flüssigkristalle, organ. Substanzen aus lang
Millionen Jahren
Flor das, Symbol F, chem. Element, Halogen, ein gestreckten Molekülen; sie stellen Flüssigkeiten mit
am Wasser ge- giftiges gelbgrünes Gas, OZ 9; kommt nirgends frei kristallinen Strukturen dar und besitzen durch elektr.
lebt haben soll. vor, sondern gebunden in Gesteinen, bes. im Flussspat Spannung veränderbare opt. Eigenschaften; fi nden als
Sein einzig über- und im Kryolith. F. ist das reaktionsfähigste chem. Anzeigeelemente (Displays) Anwendung in Uhren,
lebender Nach- Element, bildet mit Wasserstoff Fluorwasserstoff, HF, Taschenrechnern u. a. (F.-Anzeige, LCD von engl. liquid
komme unter dessen wässrige Lösung, Flusssäure, zum Glasätzen crystal display).
den Landtieren dient; ihre Salze heißen Fluorde. – F. kommt u. a. in Flusskrebs, zehnfüßiger, Scheren tragender
wäre demnach Knochen und im Zahnschmelz vor. Durch Fluo- Süßwasserkrebs. Während der Häutungen sind die
das Flusspferd. ridrung des Trinkwassers lässt sich eine Kariespro- Tiere weich (Butter-K.) und halten sich verborgen.
Ein Abstam- phylaxe erreichen. Flussmuscheln, Familie der Muscheln mit meist
mungszweig Florchlorkohlenwasserstoffe, Abk. FCKW, zweiklappiger, unterschiedlich geformter Schale, lebt
fachsprachl. Chlorfluorkohlenwasserstoffe, CFKW, im Süßwasser; z. B. Teichmuschel, Malermuschel;
habe sich im
organ. Verbindungen, in denen Wasserstoffatome Flussperlmuschel, in kalkarmen Gebirgsbächen,
Wasser zu den
durch Fluor- und Chloratome ersetzt sind. Die F. liefert Perlen. Alle Arten sind geschützt.
Walen entwi- tragen durch freigesetzte
ckelt, die damit Chlorradikale zur Zerstörung der
evolutionsge- Ozonschicht (→ Ozonloch) der
schichtlich Atmosphäre bei. In der EU ist die
ebenso wie die Herstellung und Vermarktung
Flusspferde zur von F. seit 1995 verboten, in den
Ordnung der übrigen Ind.-Staaten seit 1996.
Paarhufer ge- Fluoresznz die, Leuchterschei-
Fluoreszenz FLUF

hörten. nung mancher Stoffe (z. B.


Flussspat, Uransalze) nach
Bestrahlung mit Licht, UV-,
Röntgenstrahlen u. a., Form der
→ Lumineszenz.
Flur die, Feldflur, landwirtschaftl.
Nutzfläche (Acker, Wiese, Weide)
eines Siedlungs- und Wirtschafts-
verbands. Flurformen, Form,
Größe und Anordnung der Flur:
Streifen-, Block-, Hufen-,
Einöd- oder Gewannflur.
Flurschaden, der durch Wild oder
militär. Übungen entstehende
Schaden an Feldern, Wiesen usw.
Flurbereinigung, Neuord-
nung von zersplittertem oder
unwirtschaftlich geformtem
landwirtschaftl. Grund-
FLU
Flusspferde, große, plumpe Paarhufer, die
in Binnengewässern Afrikas leben; sie besitzen
Beschwerden wie Kopfweh, Schwindel, Depressionen,
seel. Verstimmung, Verschlimmerung bestehender
FON
große Eckzähne und sind Pflanzenfresser. Das Nil- Krankheiten, Herz- und Kreislaufattacken.
pferd ist über 4 m lang, 1,5 m hoch, über 3 t schwer; Fhr, Nordfries. Insel im Wattenmeer, Schlesw.-Holst.;
deutlich kleiner ist das Zwerg-F., das entlang von 82 km 2, 8700 Ew.; Haupt- und Badeort Wyk auf Föhr.
Flüssen in Wäldern und Sümpfen W-Afrikas lebt. Fkker, Anthony Herman Gerard, niederländ.
Beide Arten sind aufgrund von Bejagung und Flugzeugbauer, * 1890, † 1939; gründete 1912 eine
Lebensraumzerstörung in ihrem Bestand gefährdet. Flugzeugfabrik, in der während des Ersten Weltkriegs
Flussspat, Fluort, farbloses, meist in Würfeln Jagdflugzeuge gebaut wurden.
kristallisierendes Mineral, Calciumfluorid, CaF2. Fokussrung, Zusammenführung von auseinander-
Flutwellen, sprunghafter Anstieg des Meeresspiegels laufenden oder parallelen Strahlen in einem Punkt,
als Auswirkung der Flut, bes. im Mündungsbereich z. B. durch eine Sammellinse; in der Fotografie
großer Flüsse; auch die langen Meereswellen großer Scharfeinstellung.
Höhe, die durch See-Beben oder durch Wirbelstürme Folkestone [ˈfəʊkstən], Hafenstadt und Seebad in der
verursacht werden. engl. Cty. Kent, an der Straße von Dover, 43 700 Ew.;
Flxus der, Begriff in der zeitgenöss. Kunst für eine Art Fährverkehr nach Boulogne-sur-Mer; westl. von F.
der Aktionskunst. Beginn des Eurotunnels.
Flynn [flɪn], Erroll, amerikan. Filmschauspieler, * 1909, Flketing das, die dän. Volksvertretung.
† 1959; erfolgreich in »Mantel-und-Degen«-Filmen, Folksong [ˈfəʊksɔŋ], engl. Bezeichnung für Volkslied;
z. B. »Robin Hood« (1938). später auch für Lieder mit sozialkrit. Text, die starke
Fly River [ˈflaɪ ˈrɪvə], längster Fluss Neuguineas, Verbreitung fanden.
1120 km lang. Follett [ˈfɔlɪt], Ken, brit. Schriftsteller, * 1949; schreibt
F, Dario, ital. Dramatiker und Schauspieler, * 1926; v. a. populäre Spionage-, Kriminal- und Historien-
polit. Volkstheater in satir.-burlesker Form; u. a. romane: »Die Nadel« (1978), »Die Säulen der Erde«
»Mistero buffo« (1969), »Offene Zweierbeziehung« (1989); »Die Tore der Welt« (2007).
(1983). Nobelpreis 1997. Follkel der, Bläschen im Eierstock, das als Hülle für die
Foch [fɔʃ], Ferdinand, frz. Marschall, * 1851, † 1929;
Foch FOCF Eizelle dient (zur Ernährung und zur Bildung von
Heerführer im Ersten Weltkrieg, 1918 Oberbefehls- Hormonen); die Reifung des F. wird durch stimulie-
haber der Alliierten. rende Hormone gesteuert, ebenso der sich anschlie-
Fock die,  das unterste Rahsegel am vordersten Mast ßende F.-Sprung (→ Eierstock).
des Schiffs (F.-Mast). Flsäure, Substanz aus der Gruppe der wasserlösl.
Fck, Gorch, eigtl. Johann Knau, dt. Schriftsteller, B-Vitamine; kommt in grünen Pflanzenblättern,
* 1880, † 1916; schrieb realist. Seefahrtsromane. Leber, Hefe u. a. vor; wichtig für den Zellstoffwechsel.
Fcke, Henrich, dt. Flugzeugkonstrukteur, * 1890,
Focke FOCF Folter, Tortr,  Auferlegen phys. oder psych. Qualen,
† 1979; gründete 1924 die Focke-Wulf-Flugzeugbau um ein Geständnis zu erzwingen; die F. wurde Ende
AG in Bremen, baute 1936 den ersten verwendungs- des MA. in Dtl. bei Prozessen gegen Hexen und Ketzer
fähigen Hubschrauber. angewandt (peinl. Befragung); im 18. Jh. als zulässiges
Föderalsmus [lat. foedus
Föderalismus FöDF Mittel der Verbrechensaufklärung abgeschafft; in
»Bündnis«] der, Gestaltungs- totalitären Staaten und Militärdiktaturen im 20. Jh.
prinzip eines Staats, das den erneut verbreitet; kommt z. T. auch in Rechtsstaaten
einzelnen Gliedern (Gliedstaa- (als rechtswidriger Übergriff) vor.
ten, Ländern) weitgehende Fonda [ˈfɔndə], 1) Henry, amerikan. Filmschauspieler,
Fonda FONF

Selbstverwaltung zugesteht; * 1905, † 1982; Star klass. Western, »Früchte des Zorns«
zwei Grundformen: Bundesstaat (1940); »Spiel mir das Lied vom Tod« (1968). – 2) Jane
und Staatenbund. Seymour, amerikan. Filmschauspielerin, * 1937;
Föderatin die, Bündnis von »Barbarella« (1968), »Nora« (1973), »The morning
Staaten zu vorübergehendem after« (1985). – 3) Peter, amerikan. Filmschauspieler,
polit. oder wirtschaftl. Zweck. * 1939; »Easy Rider« (1969, auch Regie).
Foggia [ˈfɔddʒa], Hptst. der Prov. F. Fonds [f] der, für bestimmte Zwecke gebildete und
in Apulien, Italien, 154 800 Ew.; verwaltete Geldmittel, z. B. Sondervermögen von
Bischofssitz, Landwirtschafts- Kapitalanlagegesellschaften (Investment-F.), internat.
messe. 1731 durch Erdbeben Organisationen (z. B. IWF); in Dtl. z. B. Lastenaus-
stark zerstört. gleichs- und Erblastentilgungs-F.
Fohlen, junges Pferd bis zum Alter Fontaine [fˈtɛn], Pierre François Léonard, frz.
von 2 Jahren. Baumeister, * 1762, † 1853; Mitbegründer des
Föhn, warmer, trockener, böiger Empirestils, Schloss Malmaison (1802ff.).
Fallwind im Windschatten von Fontainebleau [ftɛnˈblo], frz. Stadt im SO von Paris,
Gebirgen, z. B. auf der Alpennord- 18 000 Ew.; Renaissanceschloss und Park gehören
seite; entsteht durch Luftdruck- zum Weltkulturerbe, früher Residenz der frz. Könige
ausgleich von einem Gebiet und Napoleons I. An der Innenausstattung arbeitete
hohen Luftdrucks nach einem die Schule von F., eine Künstlergruppe des
Gebiet niedrigen Luftdrucks. Die 16./17. Jahrhunderts.
F.-Krankheit, bes. bei Menschen Fontne, Theodor, dt. Schriftsteller, * 1819, † 1898; 291
mit Wetterfühligkeit, zeigt schrieb Balladen, Reisefeuilletons (»Wanderungen

Fontane F
F Fontanellen
292 durch die Mark Brandenburg«, 1862–82), v. a. aber Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Deutsch-
große krit.-realist. Romane, die die zeitgenöss. preuß. land ausmacht. Damit zählt die Bundesrepublik aber
Gesellschaft spiegeln: »Irrungen, Wirrungen« (1888), bei der Integration von Kindern und Jugendlichen
»Effi Briest« (1895), »Der Stechlin« (hg. 1899). mit Behinderung zu den Schlusslichtern in Europa.
Fontanllen, von Bindegewebe erfüllte Lücken im In Großbritannien, Norwegen oder Schweden
knöchernen Schädel beim Neugeborenen: große F. zw. besuchen nur etwa ein Prozent der Schüler
Stirnbein und Scheitelbeinen, kleine F. zw. Scheitel- gesonderte Schulen, Italien hat bereits seit 30 Jahren
beinen und Hinterhauptbein. Die F. schließen sich keine Sonderschulen mehr.
durch Verknöcherung.
Foraminifren, Kammerlinge, seit dem Kambrium
bekannte einzellige Meerestiere mit Gehäuse aus Kalk Forderung, 1)  der einer Person (Gläubiger) gegen
oder organ. Substanz und fadenförmigen Scheinfüß- eine andere (Schuldner) aufgrund eines Schuldver-
chen (Wurzelfüßer). Ihre Schalen bilden hohe hältnisses zustehende Anspruch auf eine Leistung.
Schichten am Meeresboden; Leitfossilien. Diese kann in einem Tun oder einem Unterlassen
Frchheim, Krst. in Oberfranken, Bayern, an der bestehen (§ 241 BGB). – 2)  v. a. aus Warenlieferun-
Regnitz, 30 600 Ew.; Maschinen- und Gerätebau, gen und Leistungen resultierende Ansprüche an
metallverarbeitende, Textil- u. a. Ind.; viele Fachwerk- Geschäftspartner (Außenstände).
häuser, u. a. das Rathaus. – In F. fanden 3 dt. Forlle, schmackhafter lachsartiger Speisefisch. In
Königswahlen statt: Ludwig das Kind (900), Konrad I. Gebirgswässern die Bach-F., bis 30 cm, grünlich,
(911), Rudolf von Rheinfelden (Gegenkönig, 1077). rotfleckig, in Teichen auch die nordamerikan.
Regenbogen-F., in Alpenseen die größere See-F., in der
Ford [fɔːd],1) Gerald Rudolph, amerikan. Politiker Nord- und Ostsee und küstennahen Süßgewässern die
(Republikaner), * 1913, † 2006; 1973 bis 1974 Vizepräs. Meer- oder Lachsforelle.
der USA, nach dem Rücktritt Nixons wegen der fornsisch [lat., von Forum], gerichtlich; f. Medizin
→ Watergate-Affäre 1974 bis 1977 der 38. Präsident der → Rechtsmedizin.
USA. – 2) Harrison, amerikan. Filmschauspieler, Forl, Hptst. der oberital. Prov. F.-Cesena, 107 800 Ew.;
* 1942; v. a. Abenteuerfilme: »Krieg der Sterne« (1977), Bischofssitz, Museen; Messen; Kunstfaserind.; Dom
»Indiana Jones« (1981–2008), auch Charakterrollen: (12. Jh.), Festungsanlage (15. Jh.).
»Der einzige Zeuge« (1985). – 3) Henry, amerikan. Form|aldehd,  einfachste Aldehydverbindung,
Industrieller, * 1863, † 1947; konstruierte 1892 sein farbloses, stechend riechendes Gas, das in Wasser
erstes Automobil und gründete 1903 die F. Motor gelöst als Formaln® zur Desinfektion benutzt wird.
Company in Dearborn (Mich.). Seine techn., Wichtig für die Herstellung von Kunststoffen
wirtschaftl. und sozialpolit. Grundsätze werden als (Kunstharze, Farbstoffe); sein Einsatz wird wegen
Fordsmus bezeichnet; Begr. der Massen- und krebserzeugender Wirkung stark reduziert.
Fließfertigung. Gründete 1936 die F. Foundation, Forman [ˈfɔːmən], Miloš, amerikan. Regisseur tschech.
Forman FORF

(weltgrößte Stiftung). – Herkunft, * 1932; emigrierte 1968 in die USA; »Einer


t,
L eu te gefrag
flog über das Kuckucksnest« (1975), »Amadeus« (1984),
Hä tt e ic h d ie si e
»Der Mondmann« (1999), »Goyas Geister« (2006).
hä tt en
wa s si e wo llen,
Formatren,  die Zusammenstellung von Daten
llere Pferde«. nach Vorschriften (festes Format) oder nach den
gesa gt: »sch ne Henr y Ford Bedürfnissen des Benutzers (freies Format). Disketten
werden durch das F. in Sektoren aufgeteilt.
Formentra, Insel der span. Balearen, 115 km 2, aus
4) John, amerikan. Filmregisseur, * 1895, † 1973; 2 Kalkblöcken bestehend, bis 192 m hoch;
inszenierte bedeutende Western: »Ringo« (1939), »Rio Fremdenverkehr.
Grande« (1950), auch »Früchte des Zorns« (1940). Frßmann, Werner Theodor Otto, dt. Chirurg, * 1904,
Förde, tief ins Flachland eingreifende, lang gestreckte † 1979; führte 1929 (im Selbstversuch) erstmals eine
Meeresbucht, v. a. an der Ostseeküste von Schlesw.- Herzkatheterisierung durch. 1956 Nobelpreis für
Holst. und Jütland. Physiologie oder Medizin.
Forst, ein nach forstwirtschaftl. Grundsätzen
Förderschulen, früher oft Sonderschulen, bewirtschafteter und abgegrenzter Wald.
eigenständige Unterrichts- und Erziehungseinrich- Frster, 1) [ˈfɔːstə], Edward Morgan, brit. Schriftsteller,
tungen für schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die * 1879, † 1970; Roman »Auf der Suche nach Indien«
aufgrund unterschiedlicher, auch mehrfacher (1924), ferner »Ansichten des Romans« (1927). – 2) Jo-
Behinderung in den allgemeinen Schulen nicht die hann Georg Adam, dt. Natur- und Völkerkundler,
notwendigen Hilfestellungen erhalten und am * 1754, † 1794; begleitete mit seinem Vater, dem
Unterricht nicht mit dem unter anderen Bedingungen Forschungsreisenden Johann Reinhold F. (* 1729,
möglichen Erfolg teilnehmen können. † 1798), J. Cook auf dessen 2. Weltumseglung. Seine
»Reise um die Welt« (2 Bde., 1778–80) wurde Vorbild
Ausgeschlossen und abgeschoben? für die Form des literar.-wiss. Reiseberichts.
Das deutsche Schulsystem müsste eigentlich Forsyth [fɔːˈsaɪθ], Frederick, brit. Schriftsteller, * 1938;
Forsyth FORF

»viergliedrig« statt »dreigliedrig« genannt werden: Politik- und Spionagethriller: »Der Schakal« (1971),
Mehr als 80 Prozent aller behinderten Kinder werden »Das 4. Protokoll« (1984), »Das schwarze Manifest«
in Fördereinrichtungen unterrichtet, was über fünf (1996).
FON
Forsthi|e, Goldflieder, Ziersträucher aus Ostasien
Forsythi|e FORF

mit gelben Blüten, die im Frühjahr vor dem Laub


1888 von W. Hallwachs (äußerer F.); Anwendung in der
Fotozelle. Beim inneren F. wird Kristallelektronen
FOT
erscheinen. Lichtenergie zugeführt, sodass sie sich im Kristallver-
Fortalza [-za], Hptst. des brasilian. Bundesstaates band bewegen können, was zur elektr. Leitfähigkeit
Ceará, 1,97 Mio. Ew.; Erzbischofssitz; Univ.; (Fotoleitfähigkeit) führt.
Ausfuhrhafen für landwirtschaftl. Produkte. Fotograf, Erzeugung dauerhafter Abbildungen durch
Fort-de-France [fɔːrdəˈfrãs], Hptst. und Hafen der Fort-de-France FORF sichtbares Licht (Lichtbild), aber auch durch
Insel Martinique; 100 500 Ew.; Ind.-Ansiedlung Le Ultraviolett-, Infrarot-, Röntgen-, Elektronen-, Ionen-,
Lamentin; . Gammastrahlung u. a.; auch das Bild selbst. Das Motiv
Forth [fɔːθ] der, Fluss in Schottland, 105 km lang,
Forth FORF wird mit einem Kameraobjektiv auf eine lichtemp-
mündet in den rd. 80 km langen Meeresarm Firth of findl. Schicht abgebildet, die meistens sehr fein
Forth. verteilte Silberhalogenidkristalle enthält. Beim
Fort Lauderdale [fɔːt ˈlɔːdədeɪl], Seebad und Entwickeln wird das Silberhalogenid der belichteten
Hafenstadt in SO-Florida, USA, 149 400 Ew.; . Körner zu metall., schwarz erscheinendem Silber
Frtner, Wolfgang, dt. Komponist, * 1907, † 1987; Opern, reduziert. Nach dem Herauslösen des unbelichteten
Ballette, Kammermusik, Orchester- und Vokalwerke. Silberhalogenids durch Fixierlösungen entsteht bei
der Schwarz-Weiß-F. ein Negativ mit im Vergleich zum
Fortpflanzung, die Erzeugung von Fortpflanzung FORF Motiv umgekehrter Verteilung von Hell und Dunkel.
Nachkommen bei Mensch, Tier und Pflanze. Eine Erst durch Wiederholung dieses Verfahrens in einem
ungeschlechtl. (vegetative) F. geschieht durch gleichartigen fotograf. Prozess erhält man das Positiv.
Teilung, Knospung oder Brutkörper, eine geschlechtl. Dabei wird das Negativ entweder mit Hilfe eines
F. mittels der Geschlechtszellen der elterl. Lebewesen. Vergrößerungsapparats auf Fotopapier oder Film
Bei zweigeschlechtl. F. vereinigen sich Ei- und projiziert oder es wird in direktem Kontakt (Schicht
Samenzelle (→ Befruchtung), bei eingeschlechtl. F. auf Schicht) belichtet. Farb-F. ist ein fotograf.
Fortpflanzung:
(Jungfernzeugung) entsteht das neue Lebewesen aus Verfahren zur Herstellung von Bildern in meist
Die Eizelle lockt
einer unbefruchteten Eizelle. naturgetreuen Farben. – Eine fotograf. Aufnahme, die
FRTRAN [Kurzwort aus engl. formula translator, eine persönl. geistige Schöpfung darstellt, genießt mit einem Pro-
»Formelübersetzer«], problemorientierte Program- urheberrechtl. Schutz. gesteron-Boten-
miersprache zur Formulierung math., natur- und Um 1500 Anwendung der Lochkamera (Camera stoff die Sper-
ingenieurwiss. Aufgabenstellungen. obscura) durch Leonardo da Vinci, 1727 Lichtemp- mien zu sich hin,
Fortna, röm. Glücksgöttin. findlichkeit der Silbersalze entdeckt durch J. H. doch sobald ein
Fort Wayne [fɔːt ˈweɪn], Stadt in Indiana, USA,
Fort Wayne FORF Schulze in Halle, 1824 Lichtbilder auf Metallplatten Spermium ein
219 500 Ew.; kath. Bischofssitz; Elektronikind., (J. N. Niepce), 1837 Vervollkommnung (L. J. M. Da- Schlupfloch in
Fahrzeugbau; . guerre), 1871 Erfindung der Trockenplatte (R. L. die Eihülle ge-
Fort Worth [fɔːt ˈwəːθ], Stadt in Texas, USA, 585 100 Maddox), 1887 Erfindung des Films (H. Goodwin). schnitten und
Ew.; kath. Bischofssitz; Univ.; Baumwoll-, Getreide- fotogrfische Kmera, Ftoapparat, Gerät
fotografische Kamera FOTF

die Öffnung pas-


und Viehhandel, Luftfahrt- und chem. Industrie; . zur opt. Abbildung eines Gegenstands auf einer
siert hat, son-
Frum das, in altröm. Städten Marktplatz, Gerichts- licht- oder strahlungsempfindl. Schicht. Man
dert sie eine
stätte, in Rom das F. Romnum, Zentrum des polit. unterscheidet je nach Art des verwendeten
Lebens; später großartig ausgestaltete Kaiserforen, lichtempfindl. Materials Plattenkameras, Roll- Substanz ab, die
z. B. Trajansforum. filmkameras, Filmkassettenkameras; nach dem allen übrigen
Fossli|en, Reste von Lebewesen, auch von deren Aufnahmeformat: Großformat-, Mittelformat-, Spermien den
Lebensspuren, der erdgeschichtl. Vergangenheit; Kleinbildkameras, Kleinstbildkameras (Pocket-, Zugang ver-
Versteinerungen. Diskkameras) sowie Digitalkameras, die das Bild wehrt.
Foster [ˈfɔstə],1) Jodie (eigtl. Alicia Christian),
amerikan. Filmschauspielerin, * 1962; Filme: »Taxi
Driver« (1976), »Angeklagt« (1988), »Das Schweigen
der Lämmer« (1990), »Die Fremde in dir« (2007); auch
Regisseurin (u. a. »Das Wunderkind Tate«,
1991). – 2) Lord (seit 1999) Norman Robert, brit.
Architekt, * 1935; Foster zählt zu den erfolgreichsten
und innovativsten Architekten der Gegenwart und
gilt als ein Meister der Hightech-Architektur. Seine
Bauten bestehen aus filigranen, transparenten
Strukturen und entstehen in Auseinandersetzung mit
der gewachsenen architekton. Umgebung. Wichtige
Bauten sind u. a. das Hochhaus der Commerzbank-
Zentrale in Frankfurt am Main (1994–97), der Umbau
des Reichstages in Berlin (1995–99) oder das Terminal
3 des Flughafens Peking (2004–08).
Fotochem die, Lehre von den durch elektromagnet.
Strahlung ausgelösten chem. Reaktionen.
Fto|effekt, lichtelektrischer Effkt,  Auslösung von
Elektronen aus belichteten Metallflächen, entdeckt
F fotografische Objektive.
294 nicht auf Film, sondern in digitaler Form speichern; Ftowiderstand,  Halbleiterbauel., dessen elektr.
nach der Bauweise: Boxkameras, Springkameras, Widerstand bei Strahlungseinwirkung (Licht)
Klappkameras, Spiegelreflexkameras, Balgenka- vermindert wird.
meras, Kompaktkameras, Sofortbildkameras. Die Foucault [fuˈko], Michel, frz. Philosoph, * 1926, † 1984;
heute üblichen Kompaktkameras arbeiten mit Vertreter des Strukturalismus, beschrieb die
fest eingebautem Objektiv (auch 2 Objektiven auf Geschichte der Zivilisation.
Wechselschlitten oder Zoomobjektiv), ihre Funk- Fouché [fuˈʃe], Joseph, frz. Staatsmann, * 1759, † 1820;
tionen (Filmeinlegen, -transport, -rückspulung, 1793/94 einer der frz. Revolutionsführer (verantwort-
Belichtung u. a.) sind voll automatisiert, auch die lich für über 1600 Todesurteile), unter Napoleon
Entfernungseinstellung mittels eines Autofokus- Polizeimin., 1814 Anhänger der Bourbonen, während
systems. Bei Spiegelreflexkameras haben sich der »100 Tage« wieder Polizeimin., dann verbannt.
Autofokus und Belichtungsautomatik durchgesetzt. Fouqué [fuˈke], Friedrich Baron de la Motte [dəlaˈmɔt],
fotogrfische Objektve. Optische (meist Linsen-)
fotografische Objektive. FOTF dt. Dichter der Romantik, * 1777, † 1843; schrieb u. a.
Systeme der Kameras bilden den Gegenstand auf die Erzählung »Undine« (1811).
dem Film oder der Platte ab. Normal- oder Standard- Fouquet [fuˈkɛ], Jean, frz. Maler, * um 1415/20, † um
objektive haben beim Kleinbildformat 24 × 36 mm 1477/81; schuf Tafelbilder, Buchmalerei.
meist um 50 mm Brennweite. Teleobjektive sind Fourier [fuˈrje], Jean-Baptiste Joseph, frz. Physiker und
langbrennweitige Objektive (etwa ab 85 mm) für Mathematiker, * 1768, † 1830; entwickelte die analyt.
Aufnahmen in größerer Ferne. Zur Erfassung Theorie der Wärmeausbreitung mittels F.-Reihen.
größerer Bildwinkel dienen Weitwinkelobjektive mit Fowler [ˈfaʊlə], William Alfred, amerikan. Astrophysi-
entsprechend kürzerer Brennweite (35 bis 16 mm) ker, * 1911, †1995; Nobelpreis für Physik 1983 (mit
und Fischaugenobjektive (Fisheyes, Blickwinkel bis S. Chandrasekhar) für Forschungen über Kernre-
zu 220°, Brennweite 6 bis 12 mm). Bei Vario-(Zoom-) aktionen bei der Sternentwicklung.
Objektiven kann die Brennweite innerhalb der Fxterri|er, alte Hunderasse, früher zur Fuchsjagd
konstruktionsbedingten Grenzen stufenlos verwendet; Drahthaarige F. mit rauer Behaarung.
verändert werden (z. B. 80 bis 200 mm, 35 bis 75 mm). Fxtrott der, um 1910 in den USA entwickelter Gesell-
Foxtrott FOXF

Bei Spiegelreflexkameras z. B. ist ein Auswechseln schaftstanz im 4⁄4-Takt (Slowfox und Quickstepp).
der f. O. möglich (Wechselobjektive). FPOLISRIO, Abk. für Frente Popular para la
Fotometr die, befasst sich mit Definition und Liberación de Saguia el Hamra y Río de Oro, 1973 gegr.
Messung physikal. Größen, die das (sichtbare) Licht Befreiungsbewegung für Span.-Sahara (→ Westsahara).
unter Zugrundelegung der Lichtempfindlichkeit des Frack, festl. schwarzer Herrenanzug: lange Hose ohne
menschl. Auges nach seiner Energie oder Leistung Aufschlag, kurze Jacke mit langen Schößen, weiße
bewerten (»Lichtmessung«). Weste, weißes Hemd mit Eckenkragen, weißer
Ftomontage [-taʒə], Zusammensetzen von Teilen Querbinder.
versch. Aufnahmen zu einem neuen Bild, das Fr Divolo [ital. »Bruder Teufel«], der neapolitan.
Fra Diavolo FRAF

fotografiert wird. Freischärler Michele Pzza, * 1771, † (hingerichtet)


Fotosphre die, äußerste Schicht der Sonne, aus der 1806; bekämpfte die napoleon. Herrschaft in Neapel,
der überwiegende Anteil des Sonnenlichts abge- von den Franzosen gehängt; Oper von D. F. E. Auber
strahlt wird. (1830).
Fotosynthse die, für das Leben fundamentale Fragonard [fragɔˈnaːr], Jean Honoré, frz. Maler und
Stoffwechselreaktionen chlorophyllhaltiger Radierer, * 1732, † 1806; v. a. galante Szenen.
Organismen (höhere Pflanzen, Algen, Blaualgen), bei Fraktin die, Vereinigung polit. gleichgesinnter
denen aus Kohlendioxid und Wasser durch Licht- Mitglieder einer Volksvertretung, heute meist die fest
quantenabsorption molekularer Sauerstoff und organisierte Verbindung der Abgeordneten der
Glucose entstehen. gleichen Partei; kann die Stimmabgabe ihrer
Mitglieder beeinflussen (F.-Zwang).
Fotovoltik, Gebiet der Physik, das sich mit France [frãːs], Anatole, frz. Schriftsteller, * 1844, † 1924;
der direkten Umsetzung von Lichtenergie in elektr. schrieb Romane voll geistreicher Ironie und Skepsis.
Energie befasst, i. e. S. die Umsetzung von Sonnen- Nobelpreis für Literatur 1921.
energie in Solarzellen. Francesca da Rmini [franˈtʃeska -], ital. Adelige,
† um 1284; aus polit. Gründen mit G. Malatesta
Strom am Ende der Welt verheiratet, der sie und seinen Bruder Paolo wegen
Fotovoltaikanlagen sind zwar nützlich auf deutschen Ehebruchs ermordete; häufig künstlerisch gestaltet.
Hausdächern, doch unschlagbar für die Stromerzeu- Franche-Comté [frãʃkˈte], Freigrafschaft Burgnd,
gung in den entlegensten Winkeln der Erde. Im histor. Provinz (→ Burgund) und Region in O-Frank-
australischen Outback speisen fotovoltaisch reich; Hauptstadt Besançon.
betriebene Relaisstationen zum Beispiel das gesamte Franchise [frãˈʃiːzə] die, F. [ˈfræntʃaɪz], Franchising,
Kommunikationsnetz. Und auch in manchen spezielle Art der Zusammenarbeit zw. rechtlich
afrikanischen Dörfern, die sonst komplett von selbstständigen Unternehmen. Der F.-Geber überlässt
Elektrizität abgeschnitten sind, sichert der dem F.-Nehmer gegen Entgelt bestimmte Rechte, z. B.
Solarstrom bereits die Grundversorgung – ebenso Nutzung eines Firmen- und Markennamens.
wie auf Ölplattformen, in Raumflugkörpern oder Frncium das, Symbol Fr, chem. Element aus der Reihe
einsamen Berghütten. der Alkalimetalle, OZ 87; tritt als radioaktives
Zerfallsprodukt auf.
FOT
FRA
Das letzte Pres-
tigeobjekt der
DDR: die Ge-
denkstätte zum
deutschen Bau-
ernkrieg mit
dem kolossalen
Panoramagemäl-
de »Frühbürgerli-
che Revolution
in Deutschland«
von Werner Tüb-
ke, eingeweiht
am 14. Septem-
ber 1989. In der
Schlacht bei
Frankenhausen,
der letzten gro-
ßen Auseinan-
dersetzung in
den Bauernkrie-
Frnck, 1) [frãk], César, frz. Komponist, * 1822, † 1890;
Franck FRAF Staaten; als CFA-Franc in der Westafrikan. Wirt- gen, kamen
Begründer des instrumentalen Impressionismus; schafts- und Währungsunion sowie der Zentralafri- 1525 mindes-
Oratorien, Orchester- und Kammermusik, Orgel- und kan. Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft; als tens 6000 Bau-
Klavierwerke. – 2) James, dt. Physiker, * 1882, † 1964; CFP-Franc in Neukaledonien. ern durch die
untersuchte mit G. Hertz den Bau der Atome und Frnken [die »Freien«], german. Stamm, erscheint
Franken FRAF

fürstlichen
Moleküle durch Elektronenstoßversuche; erhielt mit zuerst im 3. Jh. n. Chr. am Niederrhein, drang weit ins Landsknechte
diesem 1925 den Nobelpreis für Physik. – 3) Sebastian, linksrhein. Gebiet und nördl. Gallien vor. Wichtigste ums Leben. Wei-
dt. Schriftsteller und prot. Prediger, * 1499, † 1542/43; Teilstämme waren die Salier und Rhein-F. (später tere 600 wurden
predigte in volkstüml. und freimütigem Stil für Ripuarier). Nach der Gründung des → Fränkischen
gefangen ge-
Toleranz. Reichs nahmen die F. im 6. Jh. auch das Maintal in
nommen, 300
Frncke, August Hermann, dt. ev. Theologe und
Francke FRAF Besitz. Innerhalb des dt. Volkes spalteten sie sich in
Pädagoge, * 1663, † 1727; war Anhänger des Pietismus; Main- oder Ost-F. (heute kurz F. genannt), Rhein-, davon hinge-
seit 1695 errichtete er in Halle (Saale) die späteren Mosel-, Nieder-F. (mit Niederländern und Flamen), richtet, darunter
Frnckeschen Stiftungen (Schulen, Waisenhaus, Pfälzer, Lothringer auf. auch ihr wich-
Druckerei, Bibelanstalt). Frnken, (histor.) Landschaft in N-Bayern und im östl. tigster Anführer,
Frnco Bahamnde, Francisco, span. General und Bad.-Württ., am mittleren und oberen Main, an Thomas Münt-
Politiker, * 1892, † 1975; organisierte 1936 die Kocher und Jagst. Seit 720 fränk. Königsprovinz; nach zer.
Erhebung gegen die span. Volksfrontreg. und siegte im dem Wiener Kongress größtenteils zu Bayern.
Bürgerkrieg (1936–39) mit faschist. und natsoz. Hilfe;
blieb im Zweiten Weltkrieg neutral. An der Spitze der Frankenhsen/Kffhäuser,
→ Falange errichtete er ein autoritäres Regierungs- Bad F./K., Stadt in Thür., 9200 Ew., Solbad am
system. Als Staatschef (»Caudillo«) baute er dieses Südfuß des Kyffhäuser. Nördl. der Stadt befindet sich
nach 1939 weiter aus. die Bauernkriegsgedenkstätte »Panorama« mit
Frnk, 1) Adolf, dt. Chemiker, * 1834, † 1916; Gründer der einem großen Wandgemälde (14 m × 123 m) von
dt. Kaliind., entwickelte mit N. Caro das F.-Caro-Ver- W. Tübke. – Nahebei auch die Barbarossahöhle
fahren zur Gewinnung von Kalkstickstoff (Dünge- (→ Barbarossa).
mittel). – 2) Anne, * 1929, † KZ Bergen-Belsen 1945; Frnkenstein, Titelfigur eines Romans von M. W.
schrieb als Kind einer jüd. Familie, die sich 1942–44 in Shelley, Schöpfer eines künstlich geschaffenen
einem Hinterhaus in Amsterdam verborgen hielt, ein Monsters, das seinen Erzeuger schließlich tötet;
erschütterndes Tagebuch. – 3) Bruno, dt. Schrift- vielfach dramatisiert und verfilmt.
steller, * 1887, † 1945; Novellen, Romane (»Trenck«, Frnkenthal (Pflz), Stadt in Rheinl.-Pf., 47 000 Ew.,
1926), Lustspiele (»Sturm im Wasserglas«, in der Rheinebene. Maschinen-, metallverarbeitende
1930). – 4) Hans, natsoz. Politiker, * 1900, † (hinge- u. a. Ind.; 1755–1800 bedeutende Porzellanmanufaktur.
richtet) 1946; 1934-45 Reichsmin., 1939–45 Gen.-Gouv. Frnkenwald, dt. Mittelgebirge zw. Fichtelgebirge und
in Polen; 1946 vom Internat. Militärgericht in Thüringer Wald; im Döbraberg 795 m.
Nürnberg zum Tode verurteilt. Frankfort [ˈfræŋkfət], Hptst. von Kentucky, USA, am
Frnken, frz. Franc [frã], Währungseinheit in der Kentucky River, 26 000 Ew.; Histor. Museum; Univ.; 295
Schweiz, in Liechtenstein (sfr) und in versch. afrikan. Whiskeyherstellung; .

Frankfort F
F Frankfurt (Oder)
296 Frnkfurt (der), kreisfreie Stadt in Bbg., am W-Ufer und um 500 zum Christentum übertrat, gründete das
der Oder, 63 700 Ew.; wichtige Grenzstadt nach Polen, F. R.; seine Söhne eroberten auch das Burgunderreich
Oderhafen; Europa-Univ. »Viadrina« (1991 neu gegr.), und Thüringen. Karl d. Gr. unterwarf die Sachsen, die
Institut für Mikroelektronik; Elektronikbetriebe. – F. Langobarden in Oberitalien, die Awaren und gründete
wurde 1253 gegr. und war Mitglied der Hanse. Die in N-Spanien die Span. Mark. Als mächtigster
1506 gegr. Univ. wurde 1811 nach Breslau verlegt. Die Herrscher des christlichen Abendlands wurde er 800
ehem. Dammvorstadt gehört heute zu Polen (Słubice). zum Kaiser gekrönt. Sein Großreich zerfiel aber bald
Frnkfurt am Mn, Stadt in Hessen, 652 610 Ew.; durch Erbteilung (Verträge von Verdun 843, von
Handels- und Messestadt, wichtiger Verkehrsknoten- Mersen 870, von Ribemont 880); dadurch entstanden
punkt, internat. Flughafen, Umschlaghafen der das Ostfränk. und das Westfränk. Reich, aus denen
Mainschifffahrt. Univ. u. a. Hochschulen, Naturmu- sich das Dt. Reich und Frankreich entwickelten.
seum Senckenberg, am Main Museumsmeile, viele (→ Merowinger, → Hausmeier, → Karolinger)
wiss. und Kunstinstitute, Zoo, Palmengarten. – Ver- Franklin [ˈfræŋklɪn], 1) Benjamin, amerikan. Politiker,
waltungssitz vieler Bundesbehörden, Handels- und Schriftsteller und Naturforscher, * 1706, † 1790; vertrat
Wirtschaftsunternehmen, Banken, Börsen und die Gedanken der Aufklärung, war während des
Versicherungsgesellschaften, Europ. Zentralbank; Unabhängigkeitskampfes der USA gegen Großbritan-
chem., elektrotechn. u. a. Ind. – F. am M., urspr. Römer- nien ihr Gesandter in Paris; trug maßgeblich zur
kastell, dann fränk. Königspfalz, wurde im 14. Jh. Erarbeitung der amerikan. Verfassung bei; Unter-
Reichsstadt und stieg bes. durch seine Messen zu suchungen zur Elektrizität (er erfand den Blitzablei-
einem wichtigen Handelsplatz auf. Seit 1562 ter), über Kondensatoren, Magnetismus u. a. – 2) Sir
Krönungsstadt der röm.-dt. Kaiser (im Dom, 1239 John, brit. Seeoffizier und Polarforscher, * 1786, † 1847;
begonnen), 1815–66 Sitz der Dt. Bundesversammlung, leitete Expeditionen zur Erforschung der nördl.
1848–49 Dt. Nationalversammlung in der Paulskirche; Küsten Amerikas; bei der Suche nach der Nordwest-
1866–1945 preußisch. Im Zweiten Weltkrieg wurde F. passage mit seiner Mannschaft verschollen.
am M. stark zerstört, bes. die Altstadt mit zahlreichen
mittelalterl. Bauten und Kunstdenkmälern fast völlig Frnkreich, frz. La France [-frãs], amtl.
Frankreich FRAF

vernichtet. Wiederhergestellt oder neu aufgebaut sind République Française, Rep. in W-Europa, 551 500 km 2,
u. a. Goethes Geburtshaus, der »Römer« (Rathaus), die 62,3 Mio. Ew.; Hptst.: Paris; Amtssprache: Französisch.
Paulskirche, Alte Oper. Das Stadtbild wird von Verfassung vom 4. 10. 1958 (mehrfach modifiziert).
zahlreichen Bürohochhäusern geprägt, u. a. dem Staatsoberhaupt ist der auf 5 Jahre direkt gewählte
Hochhaus der Commerzbank (258 m hoch; 1994–97). – Präs. der Rep. Er ist Vors. des Ministerrats, kann die
Stadtteil Höchst (eingemeindet 1928) mit Justinuskir- Nationalversammlung auflösen und ist Oberbefehls-
che (9. Jh.) und chem. Industrie. haber der Streitkräfte. An der Spitze der Reg., die dem
Frnkfurter Frieden, Friedensvertrag, beendete am Parlament verantwortlich ist, steht der vom Präs.
10. 5. 1871 den Deutsch-Französischen Krieg. ernannte Premiermin. Das Parlament besteht aus
Frnkfurter Nationlversammlung, verfassung- Nationalversammlung und Senat.
gebendes gesamtdt. Parlament von 1848/49, das in Landesnatur. F. hat im SO Anteil an den Westalpen
Frankfurt am Main in der Paulskirche tagte; nach (Montblanc 4810 m), im S an den Pyrenäen (bis
der Märzrevolution 1848 aus freien, allgemeinen und 3298 m); der übrige Teil zeigt einen Wechsel von
gleichen Wahlen hervorgegangen. Getragen von den Beckenlandschaften und Mittelgebirgen. Das zentrale
Kräften des liberalen Bürgertums, erstrebte die F. N. Pariser Becken ist im S begrenzt vom Zentralmassiv
einen dt. Nationalstaat; ihr Unternehmen scheiterte, (bis 1886 m), im O von den Vogesen, im NO von den
da keine Einigung, bes. über die Zugehörigkeit Öster- Ardennen, im W von den Erhebungen der östl.
reichs, erzielt werden konnte. Das im Juni 1849 nach Normandie und der Bretagne. Den SW F.s nimmt das
Stuttgart verlegte Rumpfparlament (liberale Reichs- Aquitan. Becken ein, im SO ist die Rhône-Saône-Senke
Verf. vom 28. 3. 1849) wurde am 18. 6. 1849 aufgelöst. eingeschnitten. Hauptflüsse sind Seine, Loire,
Frnkfurter Schule, Kreis von Sozial- und Garonne, Rhône. Klima: ozeanisch, mild, feucht, nur
Kulturwissenschaftlern um M. Horkheimer (und am Mittelmeer trocken-heiße Sommer mit Frühjahrs-
später T. W. Adorno) und das von diesem seit 1930 und Herbstregen; im Rhônetal oft kalte Nordwinde
geleitete Frankfurter Institut für Sozialforschung (Mistral).
sowie für die hier entwickelten, von K. Marx und Die Bevölkerung besteht zum überwiegenden Teil aus
S. Freud bestimmten soziologisch-philosoph. Lehren Franzosen. Im Land leben rd. 3,5 Mio. Ausländer
(kritische Theorie). (vorwiegend aus N-Afrika), v. a. in den Ind.-Gebieten.
Frnkische lb, Frnken|alb, früher Frnkischer Jra, Rd. 77 % der Bev. sind Städter; dicht besiedelt sind die
kuppiges, aus Jurakalken aufgebautes Hochland im Region Paris, die Ind.-Gebiete im N und NO sowie
nördl. Bayern, Fortsetzung der Schwäb. Alb; im südwestl. von Lyon, ferner Teile der Mittelmeerküste.
Hesselberg 689 m hoch. Religion: überwiegend kath., daneben rd. 1 Mio.
Frnkische Schwz, bizarre Felsenlandschaft im Protestanten, etwa 200 000 orth. Christen, circa 5 Mio.
nördl. Teil der Fränk. Alb. Muslime, rd. 650 000 Juden.
Frnkisches Reich, Rgnum Francrum, bedeutends- Wirtschaft. Die Landwirtschaft beschäftigt 4 % der
te Reichsbildung des frühen MA.; umfasste roman. Erwerbstätigen. Von der Gesamtfläche werden 60 %
und german. Völker. Chlodwig I. aus dem Hause der landwirtschaftlich genutzt; Hauptanbaugebiete im N.
Merowinger, der 486–507 den größten Teil Galliens Erzeugnisse: Weizen, Hafer, Mais, Zuckerrüben,
und Teile der alemann. Siedlungsgebiete unterwarf Gemüse, Obst. F. ist neben Italien das größte
FRA
Weinland der Erde (bed. Anbaugebiete: Burgund,
Bordelais, Champagne, Loiretal). Viehzucht, bes.
Orléans, der »Bürgerkönig«, kam an die Macht. Die
Herrschaft des Bürgertums wurde in der Revolution
FRA
Rinder (Milchprodukte und Fleisch), Schweine, von 1848 gestürzt (Zweite Rep.). Louis Napoleon
Schafe; wichtigste Fischereihäfen sind Boulogne-sur- stürzte 1851 durch einen Staatsstreich die Rep. Als
Mer, Concarneau, Lorient.  auf Bauxit (Provence, Napoleon III. bestieg er am 2. Dezember 1852 den
Languedoc), Erdöl (Pyrenäenvorland, Pariser Region) Thron. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71
u. a. In der Ind. (rd. 24 % der Erwerbstätigen) sind alle führte zu seiner Absetzung.
Zweige stark entwickelt. Wachstumsind. sind bes. die Die nach dem Sturz des Zweiten Kaiserreichs gegr.
chem., Kunststoff-, elektron. Ind. und der Fahrzeug- Dritte Republik (1870) konnte sich anfangs im Innern
bau. Die Energiewirtschaft nutzt v. a. Kernenergie, nur schwer durchsetzen (1871 Kommuneaufstand in
zunehmend auch Erdöl, Erdgas, Wasserkraft. Bed. Paris). Im Wettlauf um Kolonialgebiete mit
Tourismus. Ausfuhr: chem. Produkte, Fahrzeuge, Großbritannien gewann F. 1881 Tunis, 1885
Maschinen, Metalle, Getreide, Wein u. a. Haupthan- Madagaskar; zunehmende Spannungen bestanden
delspartner: Dtl. mit Großbritannien bes. im Sudan. F. gelang die
Verkehr. F. hat ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, das Annäherung an Russland und die Bereinigung des
auf Paris ausgerichtet ist. Wichtigste Seehäfen: Verhältnisses mit Großbritannien in der Entente von
Marseille, Le Havre, Dünkirchen. Internat. Flughäfen 1904. 1911 begann F. Marokko militärisch zu besetzen
in Paris (3), Marseille, Nizza und Lyon. (Marokko-Krise). 1914 stellte sich F. auf die Seite
Geschichte. Von einer eigenständigen Gesch. kann Russlands und wurde dadurch in den Ersten
Weltkrieg hineingezogen. Frankreich: Zu
man erst seit der endgültigen Teilung des Franken-
reichs von 888 sprechen. 987 ging die Herrschaft von Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt das Land den Absolventen
den westfränk. Karolingern auf die Kapetinger über, Elsass-Lothringen durch den Versailler Vertrag der französi-
deren Dynastie Hugo Capet begründete. 1154–1214 zurück. Die strikt antideutsche Politik scheiterte schen École Na-
war West-F. in englischem Besitz. Nach dem schließlich im Ruhrkampf (1922/23) und musste im tionale d'Ad-
Aussterben der Kapetinger begann die Herrschaft des Vertrag von Locarno (A. Briand, G. Stresemann) und ministration
Hauses Valois (1328–1589). Zur Anerkennung seines mit dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund gehört auch der
Thronfolgerechts begann Eduard III. von England aufgegeben werden. Das Anwachsen des Radikalis- Franzose Jean-
1338 den Krieg mit F., der mit längeren Unterbrechun- mus hatte eine Krise des Parlamentarismus zur Folge. Claude Trichet.
gen bis 1453 dauerte (Hundertjähriger Krieg). Mit Erst die bürgerl. Reg. É. Daladiers (1938) brachte eine Der Finanzex-
Hilfe der Jungfrau von Orléans gelang es Karl VII., die neue Stabilisierung, bevor der Zweite Weltkrieg
perte und frühe-
Engländer aus F. zu verdrängen. Auch aus den ausbrach. Der dt. Angriff im Mai 1940 stürzte F. in
re französische
Religionskriegen (Hugenottenkriege) des 16. Jh. ging seine schwerste Krise. Am 22. 6. schloss H.-P. Pétain
das Königtum gestärkt hervor. Das Edikt von Nantes einen Waffenstillstand, der den größten Teil des Notenbankchef
(1598) verlieh den Hugenotten beschränkte religiöse Landes mit Paris einer dt. Besatzung unterwarf. Im ist seit 2003
Duldung. Richelieu und Mazarin gelang es, den freien Teil bildete Pétain eine autoritäre Reg., die mit Präsident der
absolutist. Staat endgültig aufzurichten, der unter Dtl. kollaborierte. Im Land entstand eine Wider- Europäischen
Ludwig XIV. seine volle Macht entfaltete. Die standsbewegung (Résistance). Am 25. 8. 1944 zog Zentralbank.
Verstrickung F.s in den Österreichischen Erbfolge-
krieg und den Siebenjährigen Krieg in Europa
und Amerika brachte das Land finanziell
an den Rand des Ruins und bereitete
den Boden für die Französische
Revolution, die erst durch den
Staatsstreich Napoleons (9. 11.
1799 = 18. Brumaire) beendet
wurde. Napoleon I. schuf
das neue System der
plebiszitären autoritären
Herrschaft. Er gab der
neuen Gesellschaftsord-
nung im Code civil (1804)
ihre bis heute noch
verbindliche Rechts-
grundlage. 1804 beschloss
der Senat, F. in ein
erbliches Kaisertum
umzuwandeln. Die
endgültige Vertreibung
Napoleons I. erfolgte im
Verlauf der Koalitions-
kriege. Die Julirevolution
von 1830 zwang Karl X.
zur Flucht nach England; 297
Louis-Philippe von

Frankreich F
F Franz
298 de Gaulle in Paris ein und blieb bis Januar 1946 an der menschl. Verzweiflungen hinter der Fassade
Spitze einer provisor. Reg. Die Vierte Republik trat mit amerikan. (Familien-)Glücks.
der Verf. 1946 ins Leben. Indochina musste nach Frnzensbad, tschech. Františkovy Lázně [ˈfrantjiʃkɔvi
schweren Kämpfen 1954 aufgegeben werden; 1956 ˈlaːznjɛ], Stadt und Heilbad in W-Böhmen, ČR,
lösten sich Marokko und Tunis los. 1957 war F. an der 5300 Ew.; Mineralquellen (Glaubersalz- und
Gründung der EWG beteiligt. Aufgrund der 1958 in Schwefelquellen, Eisensäuerlinge), Moorbäder.
Kraft getretenen Verf. der Fünften Republik trat de Franziskner, die Mitglieder der Ordensgemeinschaf-
Gaulle 1959 das Amt des Präs. an. Algerien wurde 1962 ten, die Franz von Assisi als Gründer verehren; i. e. S.
selbstständig. Nach dem Rücktritt de Gaulles wurde die zur Gruppe der Bettelorden gehörenden Mitglieder
1969 G. Pompidou Präs. Ihm folgte 1974 V. Giscard des »Ordens der Minderen Brüder« (Ordenskleid:
d'Estaing, der 1981 von F. Mitterrand abgelöst wurde. braunes Habit mit Kapuze, weißer Strick und brauner
1995 wurde der Gaullist J. Chirac Präsident. Im Umhang), die auf jegl. Besitz verzichten, ein Leben
Irakkonflikt 2002/03 lehnte die frz. Reg. eine militär. nach dem Evangelium führen und sich zum Dienst am
Lösung ab und stellte sich damit gegen die USA und Menschen verpflichten. Innere Streitigkeiten führten
Großbritannien. Die Innenpolitik wurde von schon im 13. Jh. zur Aufspaltung in drei Richtungen:
Auseinandersetzungen über Sozialreformen die Spiritualen (existieren nicht mehr), die Konven-
bestimmt. Die Bev. sprach sich in einem Referendum tualen (gliedern sich in Observanten, Minoriten und
2005 gegen den EU-Verfassungsvertrag aus. 2007 Kapuziner) und eine mittlere Richtung, auch als
wurde N. Sarkozy zum Präs. gewählt. Franziskanerbrüder bezeichnet. Nach deren Regel
leben auch die weibl. Kongregationen.
Eliteschulen für den Staatsdienst Frnz-Jsef-Land, russ. Inselgruppe im Nordpolar-
Politikerkarrieren könnten in Deutschland und meer östlich von Spitzbergen, 16 090 km 2, stark
Frankreich nicht unterschiedlicher sein: Muss sich der vergletschert; einige Polarstationen.
deutsche Politiker meistens mühsam von der Franzsisch-Äquatoril|afrika, 1910 bis 1958 frz.
Lokalebene bis zur Bundespolitik hocharbeiten, Gebietsgruppe in Zentralafrika, aus der 1960 die
rekrutiert Frankreich seine Politiker und Spitzenma- unabhängigen Staaten Gabun, Kongo (heute Rep.
nager über die elitäre École Nationale d’Adminis- Kongo), Tschad und Zentralafrikan. Rep. hervor-
tration (ENA). Schüler der 1945 von Charles de Gaulle gingen. Hptst. war Brazzaville.
gegründeten Kaderschmiede waren beispielsweise die
späteren Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing franzsische Kunst. Ihre weitrei-
und Jacques Chirac. Die Absolventen der Elite-Hoch- chendste Wirkung erlangte die f. K. zur Zeit der Gotik,
schule müssen ein hartes Auswahlverfahren die von der Île-de-France um die Mitte des 12. Jh.
bewältigen und sich verpflichten, nach erfolgreichem ihren Ausgang nahm. Klass. Vollendung fand die frz.
Abschluss mindestens zehn Jahre lang im Staatsdienst Baukunst und Plastik in den got. Kathedralen von
tätig zu sein. Chartres, Paris, Reims, Amiens, daneben auch in
weltl. Bauten (Papstpalast in Avignon, Stadtbefesti-
gung von Carcassonne u. a.). Bedeutend waren die
Frnz, Herrscher: Leistungen der Glasmalerei, bes. in Chartres und der
Dt. Kaiser. 1) F. I., * 1708, † 1765; Herzog von Sainte-Chapelle in Paris. Die Baukunst der Renais-
Lothringen seit 1729, dann Großherzog von Toskana, sance wandte sich bes. dem Schlossbau zu (Louvre,
wurde als Gemahl und Mitregent der Habsburgerin Fontainebleau). In der Zeit des Barocks entwickelte
Maria Theresia zum Kaiser (1745–65) gewählt. – die f. K. einen eigenen klass. Stil von monumentaler,
2) F. II., * 1768, † 1835; Kaiser (1792–1806), führte maßvoller Klarheit (Schloss und Park in Versailles;
mehrere unglückl. Kriege gegen das revolutionäre O-Fassade des Louvre, Kirche der Sorbonne und
Frankreich; legte 1806 die dt. Kaiserkrone nieder, war Invalidendom in Paris). C. Lebrun u. a. schufen
als F. I. Kaiser von Österreich (1804–35). Innendekorationen für frz. Schlösser. Bedeutende
Frankreich. – 3) F. I., * 1494, † 1547; König 1515–47, Barockmaler sind N. Poussin und Claude Lorrain, des
kämpfte erfolglos gegen Kaiser Karl V. um das Rokoko A. Watteau, F. Boucher und J. H. Fragonard.
Herzogtum Mailand, wurde 1525 bei Pavia geschlagen Ende des 19. Jh. gewann die f. K. durch die Schule von
und gefangen genommen, behauptete jedoch Barbizon, die Maler des Realismus, des Impressionis-
Frankreichs Unabhängigkeit. mus und v. a. durch plast. Werke von A. Rodin Einfluss
Österreich-Ungarn. – 4) F. Joseph I., * 1830, † 1916; auf ganz Europa; Außenseiter war H. Rousseau. Auch
Kaiser 1848–1916, König von Ungarn 1867–1916, verlor zu Beginn des 20. Jh. ging von Frankreich eine starke
1859 und 1866 seine ital. Prov. und 1866 den Entschei- Wirkung auf die moderne Kunst aus; dem Kubismus
dungskampf gegen Preußen um die Vorherrschaft in und dem Surrealismus, den Fauves und den Nabis
Dtl., schloss 1867 den Ausgleich mit Ungarn, 1879 den folgten frz. Varianten der Op-Art und der Pop-Art;
Ausgleich mit dem Dt. Reich. – 5) F. Ferdinand, Y. Klein vertrat den »Nouveau Réalisme«. Bedeutende
Erzherzog, * 1863, † (ermordet) 1914, Neffe von 4); seit frz. Leistungen auch auf dem Gebiet der Architektur.
1896 Thronfolger, am 28. 6. 1914 mit seiner Gemahlin
r m ic h.
zwei tran gig fü
in Sarajevo von serb. Nationalisten ermordet (äußerer
Anlass zum Ersten Weltkrieg). Da s M ot iv is t is ch en
len, wa s zw
Ic h w ill darst el
Franzen [ˈfrænzn], Jonathan, amerikan. Schriftsteller,
d m ir lebt.
* 1959; schreibt sozialkrit. Romane, u. a. den
Gesellschaftsroman »Die Korrekturen« (2001) über dem O bjek t un Claude Monet
FRA
franzsische Literatr. Erste Dichtungen
entwickelten sich aus der Lateinliteratur des MA. Im
Rückkehr zur urspr. Natürlichkeit. Die frühen frz.
Sozialisten (C. H. de Saint-Simon, C. Fourier) waren
FRA
12./13. Jh. entstanden Heldenepen (Rolandslied), höf. Vorläufer des Marxismus. Im 19. Jh. durchdrangen der
Versromane (Chrétien de Troyes), in der Provence die Positivismus A. Comtes und die Lebensphilosophie
Troubadourlyrik; später allegor. (Rosenroman) und H. Bergsons ganz Europa. In jüngerer Zeit entwickel-
satir. Werke. Höhepunkt der Vagantendichtung bei ten Denker wie J.-P. Sartre und A. Camus (angeregt
F. Villon. Die f. L. der Renaissance ist geprägt von durch die dt. Existenzphilosophie) einen atheist.
starken antiken und ital. Einflüssen (Dichtergruppe Existenzialismus, andere wie G. Marcel einen christl.
der Pléiade; F. Rabelais, M. de Montaigne). Sparsam- Existenzialismus, Teilhard de Chardin eine universale
keit der Mittel, eine klare, natürliche Sprache Evolutionslehre im Sinne des Theismus. In den
etablierten sich als Stilideal der Klassik (Höhepunkt 1960er-Jahren vollzog sich eine Wende zum
um 1660, Blüte der Dramatik mit P. Corneille, Strukturalismus (C. Lévi-Strauss, M. Foucault). Eine
J. Racine, Molière). Naturwiss. -philosophische antimarxist. und antiideolog. Position vertreten die
Betrachtungen prägten die Prosaschriften der Anhänger der »Nouvelle Philosophie« (A. Glucks-
Aufklärer C. de Montesquieu, Voltaire, D. Diderot mann, B.-H. Lévy, J.-M. Benoist u. a.). Daneben ist die
(»Encyclopédie«). J.-J. Rousseaus neue Dimensionen zeitgenöss. f. P. von der Phänomenologie Husserls
der Natur- und Gefühlsdarstellung bereiteten die (M. Merleau-Ponty, P. Ricœur) sowie vom Poststruk-
Romantik vor (R. de Chateaubriand, A. de Musset, turalismus (J. Derrida) geprägt.
V. Hugo). Seit etwa 1830 setzten sich psycholog. Franzsische Revolutin, polit. und geistig-sozia-
Französische Revolution FRAF

Charakterisierung und realist. Milieudarstellung in le Umwälzung in Frankreich seit 1789, die welt-
der erzählenden Prosa durch (Stendhal, H. de Balzac, geschichtliche Bedeutung gewann. Ihre geistige
G. Flaubert); weitergeführt durch É. Zola und G. de Grundlage war die Aufklärung, deren Wortführer
Maupassant. An das Prinzip der zweckfreien Kunst (C. de Montesquieu, Voltaire, J.-J. Rousseau) im Sinne
(»L'art pour l'art«) knüpften die Symbolisten an (u. a. des aufstrebenden Bürgertums (des »dritten
A. Rimbaud, P. Verlaine). Zu Beginn des 20. Jh. stand Standes«) den Absolutismus der frz. Könige und die
neben einer starken kath. Erneuerungsbewegung Vorrechte des Adels und der kath. Kirche scharf
(P. Claudel, G. Bernanos, F. Mauriac) der radikale bekämpft hatten. Um den Staatsbankrott abzuwen-
Bruch mit allen ästhet. Traditionen durch die den, berief Ludwig XVI. (erstmals seit 1614) 1789 die
Surrealisten (A. Breton, L. Aragon, G. Apollinaire). Generalstände. Die Abgeordneten des »dritten
Überlagerung symbolist. und surrealist. Einflüsse in Standes« konstituierten sich zur Verfassunggeben-
der Lyrik (R. Char, H. Michaux, Y. Bonnefoy). Pflege den Nationalversammlung; die Pariser Massen
der traditionellen, weit ausgreifenden Erzählkunst stürmten am 14. 7. die Bastille, die Nationalver-
u. a. von A. France, R. Rolland, R. Martin du Gard, sammlung verkündete die Menschenrechte, schuf
A. Gide. Blüte des Romans; Eröffnung neuer das zentralist. Verwaltungssystem der Départe-
Perspektiven durch die Erzähltechnik M. Prousts. ments, beseitigte alle ständ. Vorrechte und zog das
Traditionelle Theaterstücke von J. Giraudoux und Kirchengut ein. Unter dem Einfluss radikaler
J. Anouilh. Im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren Elemente (Jakobinerterror) und dem Druck der
danach starker Einfluss der Existenzphilosophie (J.-P. Revolutionskriege schaffte der Nationalkonvent 1792
Sartre, A. Camus, S. de Beauvoir). Das absurde Theater die Monarchie ab und verkündete die Rep. Im Jan.
(E. Ionesco, S. Beckett) und der → Nouveau Roman 1793 wurde Ludwig XVI. hingerichtet. Unter
(A. Robbe-Grillet, M. Butor, N. Sarraute) als G. Danton und M. de Robespierre führten die
anspruchsvolle Kunstliteratur setzten neue Jakobiner bis 1795 eine blutige Schreckensherrschaft
Maßstäbe. Nach 1968 gesellschaftskrit. Prosa, (Guillotine). Dann folgten eine neue Verfassung und
Fortführung der großen Erzähltradition (M. Yource- die Herrschaft eines fünfköpfigen Direktoriums, das
nar, M. Tournier, G. Le Clézio, R. Merle). Starke 1799 von Napoleon Bonaparte gestürzt wurde. Eng
Einflüsse von Strukturalismus und Literaturkritik, mit dem Verlauf der F. R. verbunden sind die
theoretische Reflexionen über Schreiben und Sprache. Interventionskriege der anderen europ. Staaten:
An der Wende zum 21. Jh. hingegen Bevorzugung einer 1. Koalitionskrieg (1792/93 bis 1797) gegen Österreich
knappen Alltagssprache, Kombination verschiedens- und Preußen, denen sich 1793 Großbritannien, die
ter Stilmittel, Themenvielfalt (P. Djian, M. N'Diaye, Niederlande und Spanien anschlossen. Die
M. Houellebecq, F. Beigbeder, Y. Queffélec). Das aufgebotenen Massenheere errangen durch ihren
moderne frz. Theater prägten v. a. B.-M. Koltès und revolutionären Schwung und die neue Taktik Erfolge
Y. Reza. über die verbündeten Armeen. 1795 schieden
franzsische Philosoph. Im MA. war Paris ein Preußen und Spanien aus der Koalition aus, so dass
Mittelpunkt der Scholastik (Abaelardus, Bernhard Österreich nach weiteren Niederlagen, vor allem
von Clairvaux; Auseinandersetzung zw. Nominalisten durch Napoleon Bonaparte in Oberitalien, 1797 im
und Realisten). Im 14. Jh. behaupteten sich Nominalis- Frieden von Campoformio die Lombardei und
mus und Empirismus. M. de Montaigne bahnte im Belgien abtreten und Frankreich die Rheingrenze
16. Jh. den Rationalismus an. Einflussreichster zusichern musste (Österreich erhielt Venedig).
Vertreter der f. P. war im 17. Jh. R. Descartes; sein 2. Koalitionskrieg (1798–1801/1802) gegen Russland,
Rationalismus war bis zu I. Kant maßgebend Österreich, Großbritannien, Türkei, Neapel und den
(Kartesianismus, Okkasionalismus). Im 18. Jh. Kirchenstaat. Napoleon Bonaparte entschied den
verbreiteten die Enzyklopädisten (D. Diderot) den Krieg und schloss mit Österreich den Frieden von 299
Geist der Aufklärung. J.-J. Rousseau forderte die Lunéville, mit Großbritannien den von Amiens.

Französische Revolution F
F Französische Schweiz
300 Franzsische Schwz, Wlsche Schwz, frz. La Beauvoir, B. Friedan, A. Schwarzer) und die
Suisse Romande [- sɥis rɔˈmãd], Gebiete der Schweiz, Frauenforschung initiierte.
in denen die frz. Sprache vorherrscht. Frauenfarn, Gattung der Farne, in Mitteleuropa der
Franzsisch-Guayna, frz. Übersee-Dép. im N Wald-F. mit bis 1 m langen, fein zerteilten Wedeln.
Südamerikas, 83 534 km 2, 170 000 Ew.; Hptst. Cayenne. Frenfeld, Hptst. des Kt. Thurgau, Schweiz,
Im Innern trop. Regenwald; Anbaugebiete nur in der 22 000 Ew.; Maschinenbau, Zuckerfabrik. 1264
Küstenebene. Ausfuhr: Krabben, Zuckerrohr, Holz. habsburgisch, 1460 von den Eidgenossen erobert.
Bei Cayenne entstand seit 1967 das frz. Raumfahrt- Frauenhäuser, autonome oder von gemeinnützigen
zentrum Kourou, das auch von der ESA genutzt Organisationen unterstützte Einrichtungen, in denen
wird. – F.-G. war 1852 bis 1938 Sträflingskolonie. Frauen, die von Männern körperlich und seelisch
Franzsisch-Polynsi|en, frz. Überseeterritorium misshandelt wurden, vorübergehend mit ihren
im östl. Ozeanien, 4167 km 2, rd. 260 000 Ew.; Hptst. Kindern wohnen können.
Papeete (Tahiti); umfasst: Gesellschafts-, Marquesas-, Frauenmantel, staudiges Rosengewächs auf Wiesen
Tuamotu-, Tubuai-, Gambierinseln. Kopra, Kaffee, und in Wäldern, mit rundl., häufig fingerförmig
Vanille, Kokosöl, Perlen, Perlmutt. eingeschnittenen Blättern und gelbgrünl. Blütchen.
Frnz von Asssi, Franzskus, eigtl. Giovanni
Franz von Assisi FRAF Frauenschuh, auf Kalkboden vorkommende
Bernardne, ital. Ordensstifter, * 1181/1182, † 1226; Orchideengattung mit bauchiger, pantoffelähnl.
stiftete die Orden der Franziskaner, wurde damit Blütenlippe. Die einzige mitteleurop. Art, der
Schöpfer der Bettelorden. Mit seinen Gefährten Rotbraune F. (Cypripedium calceolus), wächst in
predigte er Buße und pflegte Kranke; Predigten und Wäldern. Der F. steht unter Naturschutz.
Hymnen (»Sonnengesang«) sind erhalten. Heiliger Frnhofer, Joseph von, dt. Optiker, * 1787, † 1826; Prof.
(Tag: 4. 10.). in München; entdeckte die Absorptionslinien im
Frnz von Sales [-saːl], Bischof von Genf, * 1567, † 1622; Spektrum der Sonne (Fraunhofer’sche Linien), stellte
stiftete mit Franziska von Chantal den Orden der das erste Beugungsgitter zur Messung der Wellenlän-
Salesianerinnen; Heiliger (Tag: 24. 1.). ge von Spektrallinien her.
Frnz Xver, span. kath. Theologe, * 1506, † 1552;
Mitbegründer des Jesuitenordens, unternahm von Frnhofer-Gesellschaft zur
Indien aus weite Missionsreisen, 1622 heiliggespro- Förderung der angewandten
chen (Tag: 3. 12.). Forschung e. V., Abk. FhG, eine 1949
Frascti, Stadt in Italien, südöstlich von Rom, gegründete gemeinnützige Gesellschaft, die
19 400 Ew.; zahlreiche Villen; Weinbau; Kernfor- anwendungsorientierte Forschung zum Nutzen von
schungszentrum, Europ. Raumforschungsinstitut; Unternehmen und zum Vorteil der Gesellschaft
nahebei Ruinen der Römerstadt → Tusculum. durchführen soll, v. a. auf dem Gebiet der Natur- und
Fraser [ˈfreɪzə] der, Fluss in der kanad. Prov. British Ingenieurwiss., Sitz ist München. Die Gesellschaft
Columbia, fließt von den Rocky Mountains in den unterhält 59 Forschungsinst. (F.-Institute) in Dtl.
Pazifik bei Vancouver; 1368 km. sowie Forschungszentren in den USA und in Asien.
Frauenarbeit, i. e. S. die gegen Entgelt geleistete Arbeit
Frauenarbeit FRAF Ihren Namen verdankt die Gesellschaft dem Physiker
von Frauen, i. d. R. als (außerhäusl.) Erwerbstätigkeit, J. von Fraunhofer.
i. w. S. auch die von Frauen (unentgeltlich) erbrachten Frchen, Stadt im Rhein-Erftkreis, NRW, 49 164 Ew.;
häusl. und pfleger. Tätigkeiten. Die Erwerbstätigkeit Braunkohlenveredlung, Steinzeugfabriken.
der Frau hat durch soziale Umschichtungen in und Fredensborg [ˈfreːðənsbɔr], Sommerresidenz der dän.
nach den beiden Weltkriegen stark zugenommen. Es Könige auf Seeland, südwestl. von Helsingør, Schloss
bestehen allerdings immer noch deutl. Einkommens- 1719–22 erbaut; nahebei bedeutendes Museum für
differenzen zw. Männern und Frauen. – Das moderne Kunst »Louisiana«.
Arbeitszeit-Ges. von 1994 regelt keinen besonderen Frederiksborg [freðrəgsˈbɔr], dän. Schloss bei Hillerød
F.-Zeitschutz mehr, Beschäftigungs- und Nachtarbeits- (N-Seeland), erbaut 1602–20, heute Nationalhistor.
verbot für Arbeiterinnen wurden aufgehoben. Bes. Museum.
geschützt sind werdende Mütter und Wöchnerinnen
(→ Mutterschutz) und Jugendliche (→ Jugendschutz).
Frauenbewegung, sucht Rechte und Stellung der Frauenbewegung FRAF

Frau zu verbessern; entstand im Zusammenhang


mit den sozialen und erzieher. Reformbewegungen
seit dem 19. Jh. In Dtl. wurde 1865 der Allg. Dt.
Frauenverein gegr., mit späteren Verbänden 1894
zum Bund Dt. Frauenvereine zusammengeschlos-
sen. Führende Frauenrechtlerinnen in Dtl. waren
L. Otto-Peters, H. Lange, C. Zetkin, M. Weber,
G. Bäumer, E. Heuss-Knapp, L. Schroeder,
M.-E. Lüders. Die rechtl. Gleichstellung von Mann
und Frau ist im 20. Jh. in den Verf. der meisten
Ind.-Staaten verankert. Ende der 1960er-Jahre setzte
eine »Neue F.« ein, ausgehend vom amerikan.
Feminismus (Women's Lib), die für die Emanzipati-
on der Frauen auf allen Gebieten eintritt (S. de

0268_0311_F_Korr2.indd 300 25.08.10 16:25


FRA
Frederikshavn [freðrəgsˈhaʊn], dän. Hafenstadt im N
Jütlands; 35 500 Ew.; Fischerei- und Fährhafen, Werft,
Fregttvogel, trop. Küstenvogel mit ausdauerndem
Fregattvogel FREF

Segelflug; Spannweite bis 2,3 m.


FRE
Eisen-, Fischkonservenindustrie. Freiballon, beschränkt lenkbares Luftfahrzeug mit
Frdrikstad [-sta], Hafenstadt im südl. Norwegen, am Traghülle aus gasdichtem Ballonstoff. An einem die Die Flight Test
Oslofjord, 26 500 Ew.; Holzausfuhr. gasgefüllte Hülle umschließenden Netz aus Seilen Facility ist ein
Freeclimbing [ˈfriːklaɪmɪŋ] das, Freiklettern, extreme hängt der Korb für die Besatzung und den Ballast. Es einzigartiges
Form des Klettersports, bei dem Felspassagen ohne gibt Wasserstoff-, Helium- und zunehmend Fluglabor in
Steighilfen zu überwinden sind. Heißluftballons. Holzkirchen bei
Frsi|e, Frsia, südafrikan. Gattung der Schwert­ Frberg, Krst. in Sa., am N-Fuß des Osterzgebirges, München. Dort
liliengewächse, Zierpflanze mit Ähren weißer oder 41 800 Ew.; alte Bergbaustadt mit Bergakademie (seit können Flüge am
bunter Blüten. 1993 TU, eine der ältesten Bergbauhochschulen der Boden simuliert
Freetown [ˈfriːtaʊn], Hptst. von Sierra Leone, in Welt); Elektronikind., Solarthermie, Fotovoltaik,
und die Auswir-
W-Afrika, 818 700 Ew.; Erzbischofssitz; Univ., Porzellanwerk; Dom mit der spätroman. »Goldenen
kungen der
Ind.-Zentrum; bed. Handelshafen; internat. . – 1787 Pforte« (um 1230).
als erste Siedlung für freigelassene Sklaven Freibetrag, Teil des Einkommens, der von der Druck-und Luft-
gegründet. Besteuerung ausgenommen ist (z. B. Sparer-F.). Die verhältnisse auf
Freigrenze gibt den Höchstbetrag an, bis zu dem keine die Passagiere
Freeware [ˈfri:weə], Software, die kostenlos Besteuerung erfolgt. und die Crew
genutzt werden darf, was aber nicht bedeutet, dass Freibeuter, Seeleute, die ohne Kaperbrief Schiffe untersucht wer-
der Autor die Rechte an ihr aufgegeben hätte. Nach aufbrachten. den. Das Labor
dem Urheberrecht kann der Autor die vertragl. Freibrief,  im MA. Urkunde, durch die Vorrechte ist eines der Vor-
Bedingungen der Nutzung festlegen. Da F. nicht im oder Freiheiten gewährt wurden. zeigeprojekte
Quellcode vorliegt, kann sie im Unterschied zu Frburg, 1) Reg.-Bez. in Bad.-Württ., 9357 km 2, der Fraunhofer-
Open-Source-Software nicht vom Benutzer verändert 2,18 Mio. Ew.; Hptst. F. im Breisgau. – 2) frz. Fribourg Gesellschaft.
werden. [friˈbuːr], Kt. in der Schweiz, 1671 km 2, 254 000 Ew.;
In rund 60 In-
Amtssprachen Französisch und Deutsch. Vieh- und
stituten in ganz
Mit Hintergedanken Milchwirtschaft, Ackerbau, Nahrungs- und
Warum wird Software überhaupt unentgeltlich zur Genussmittelind., Holzverarbeitung. – 3) Stadt in Deutschland
Verfügung gestellt? Zum einen gibt es eine Art Bad.-Württ., 217 547 Ew., an den Hängen des arbeiten rund
»Kostenlos-Ideologie« des Internet: Die Monopol- Schwarzwalds und in der Oberrhein. Tiefebene; 17 000 Mitarbei-
stellung von Unternehmen wie Microsoft etwa ist bei Erzbischofssitz, Münster (13. Jh.), Univ., viele wiss. und ter an innovati-
vielen Netzenthusiasten unbeliebt. Sie wollen das kulturelle Einrichtungen; Fremdenverkehr; vielseitige ven Lösungen,
Internet möglichst frei von Kommerz halten und den Ind. – F., 1120 von den Zähringern gegründet, seit 1368 u. a. für Leiter-
Gemeinschaftsgedanken stützen. Das kostenlose habsburgisch, kam 1805 an Baden. – 4) frz. Fribourg platten. Sie wer-
Betriebssystem Linux ist vor diesem Hintergrund [friˈbuːr], Hptst. von 4), an der Saane, 32 800 Ew.; den z. B. in Mo-
entstanden. Zum anderen haben viele Unternehmen Bischofssitz; Univ., Technikum; Maschinen-, Holz-, biltelefonen und
erkannt, dass ihr Geschäftsmodell nicht im Verkauf Metall-, Textil-, chem. u. a. Ind. – F., 1157 von den MP3-Playern
der Software liegt, sondern in den Dienstleistungen Zähringern gegr., kam 1481 zur Schweizer. Eidgenos-
eingesetzt.
(Schulungen, kostenpflichtige Erweiterungen) um senschaft.
Grundlage aller
diese Software herum. Die Firma Adobe hat mit Frdank, Meister der volkstüml. lehrhaften Spruch-
ihrem kostenlosen PDF-Reader Acrobat einen dichtung im 13. Jh. Fraunhofer-For-
Industriestandard gesetzt und macht ihr Geschäft Freidenker, urspr. die engl. Deisten, allg. jeder frei von schung ist zu-
mit Programmen für digitale Bildbearbeitung und religiösen Dogmen Denkende, auch die Atheisten. Im dem die Materi-
professionelle Layout- und Designaufgaben. 19. Jh. nahm die Zahl der F. mit dem Fortschritt der alprüfung.
Naturwiss. stark zu. Die F. nahmen u. a. freireligiöse
Bewegungen in sich auf.
Fregtte die, früher ein schnell Freie, bei den Germanen die voll rechts- und waffen-
segelndes Kriegsschiff, dann ein fähigen »Gemeinfreien«, der Kern der Bev.; von den
mittelgroßes Kampfschiff für die bäuerl. Gemein-F. wurden die Edel-F. (Adel) unter-
U-Boot-Jagd und U-Boot-Abwehr, schieden. Minder-F. (Liten) besaßen keine polit.
heute mit Lenkwaffen ausgerüstet. Rechte, Unfreie waren ganz rechtlos.

301

F
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F Freie Demokratische Partei
302 Freie Demokrtische Partei, Abk. FDP, politische
Freie Demokratische Partei FREF Handlungsziele frei zu setzen bzw. nach bestimmten
Partei in der Bundesrep. Deutschland; gegründet 1948; (eth.) Normen zu handeln (Willens-F.). – F. bezeichnet
vereinigt liberaldemokrat. und nationalliberale Kräfte, auch die äußere Unabhängigkeit eines Staats
lehnt staatl. Wirtschaftslenkung und Sozialisierung ab (Souveränität).

erst frei, wenn


und betont die Freiheit des Individuums. Keine Partei
in der Bundesrep. Deutschland war zwischen 1949 und Der G eist w ird
lt zu sein.
er au fhör t, Ha
2010 so oft in der Regierungsverantwortung wie die
FDP: 1949–56 und 1961–66 in Koalitionen mit CDU/ Fra nz Ka fka
CSU, 1969–82 in Koalitionen mit der SPD, sowie
1982–98 und seit 2009 wieder in Koalitionen mit CDU/ freiheitliche demokrtische Grundordnung,
CSU. Mit T. Heuss (1949–59) stellte sie den ersten, mit die der demokrat. und rechtsstaatl. Ordnung des GG
W. Scheel (1974–79) den vierten Bundespräs. der zugrunde liegenden Prinzipien, u. a. Volkssouveräni-
Bundesrep. Deutschland. Parteivors.: G. Westerwelle tät, Gewaltentrennung, Achtung der Menschenrechte,
(seit 2001). – In der DDR bestand die Blockpartei Mehrparteiensystem.
Liberal-Demokrat. Partei Dtl.s (LDPD), die 1990 mit 2 Freiheitliche Partei sterreichs, Abk. FPÖ, Partei
neu gegr. Parteien im Rahmen des Wahlbündnisses in Österreich mit liberalen und nationalist. Zügen,
Bund Freier Demokraten an der Volkskammerwahl gegr. 1955/56; 1983 bis 1986 Koalition mit der SPÖ, ab
teilnahm. Die beteiligten Parteien vereinigten sich im 2000 mit der ÖVP (2003 erneuert). Unter dem Vorsitz
Aug. 1990 unter dem Dach der FDP. von J. Haider (1986–2000) entwickelte die Partei
Freie Deutsche Jugend, Abk. FDJ, in der DDR rechtspopulist. Tendenzen. 2005 spaltete sich unter
1946–90 bestehende staatl. Jugendorganisation ab J. Haider ein Bündnis Zukunft Österreich (→ BZÖ) ab
14. Lebensjahr, zur kommunist. und vormilitär. (Koalitionspartner der ÖVP 2005–06). Bundesobmann
Erziehung. der FPÖ wurde 2005 Heinz-Christian Strache.
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund, Abk. Freiheitskriege, Befreiungskriege, Kriege der
FDGB, 1945 entstandene kommunist. Einheitsgewerk- Koalition europ. Mächte 1813–15 zur Beseitigung der
schaft der DDR; nach den polit. Umwälzungen 1990 Fremdherrschaft Napoleons I. in Europa. Nachdem im
Selbstauflösung. Seine Einzelgewerkschaften Winterfeldzug 1812 Russland die Große Armee
schlossen sich dem Dt. Gewerkschaftsbund an. vernichtet hatte, erklärte sich Ende 1812 das preuß.
freies Radikl, Molekülfragment mit einem Hilfskorps für neutral (Tauroggen). 1813 schloss
ungepaarten Elektron. Der Begriff f. R. hat sich bes. in Preußen ein Bündnis mit Russland. Im Frühjahrsfeld-
der Biochemie durchgesetzt. Hier werden freie zug 1813 siegte Napoleon mit einem neuen starken
Sauerstoffradikale für bestimmte Alterungsprozesse Heer bei Großgörschen und Bautzen; darauf trat ein
lebender Zellen verantwortlich gemacht; Schutz- längerer Waffenstillstand ein. Im Herbstfeldzug 1813
systeme dagegen sind Antioxidanzien. schlossen sich Österreich, Großbritannien und
Freie Städte, städt. Freistaaten, so die alten Schweden den Alliierten an. Napoleon schlug die
Reichsstädte, im MA. nur dem Kaiser unterstehend. böhm. Armee bei Dresden, aber seine Marschälle
Der Wiener Kongress erkannte 1815 noch Hamburg, wurden in Schlesien, vor Berlin und in Nordböhmen
Bremen, Lübeck, Frankfurt am Main als F. S. an. besiegt. In der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis
Frankfurt wurde 1866, Lübeck 1937 preußisch. Nach 19. 10.) unterlag er seinen vereinigten Gegnern. In der
dem Versailler Vertrag von 1919/20 war Danzig Neujahrsnacht 1813/14 überschritt Blücher bei Kaub
autonome »Freie Stadt« (bis 1939); F. S. sind heute nur den Rhein. Im Feldzug 1814 eroberten die Verbünde-
noch die Hansestädte Hamburg und Bremen. ten nach wechselvollen Kämpfen am 30. 3. Paris;
Freihafen, See- oder Flusshafengebiet, das zwar zum
Freihafen FREF Napoleon ging nach Elba, und Frankreich musste den
Zollgebiet der EG gehört, in dem aber für Einfuhr- 1. Pariser Frieden (30. 5.) schließen. Während des
abgaben besondere Regeln gelten. Drittlandwaren in Wiener Kongresses kehrte Napoleon zurück. Im
einem F. gelten als nicht im Zollgebiet der EG Feldzug 1815 besiegte er Blücher bei Ligny (16. 6.) und
befindlich (Freizone). griff Wellington bei Waterloo (Belle-Alliance, 18. 6.)
Freihandel, engl. Freetrade, von Zöllen, Kontingenten an, wurde aber dank Blüchers rechtzeitigem
und anderen nichttarifären Handelshemmnissen Eingreifen entscheidend besiegt. Am 7. 7. ergab er sich
sowie Devisenbewirtschaftung unbeeinflusste und wurde nach Sankt Helena verbracht, Frankreich
zwischenstaatl. Austauschbeziehungen. F. beruht auf musste die härteren Bedingungen des 2. Pariser
den Grundsätzen des wirtschaftl. → Liberalismus. Die Friedens (10. 11.) annehmen.
F.-Bewegung ging von Großbritannien aus, wo sie,
theoretisch von A. Smith und seiner Schule begründet, Freiheitsstatue, das auf Liberty Island an
politisch durch die Freihändler verwirklicht wurde. der Hafeneinfahrt von New York 1886 aufgestellte
Die gegenläufige Bewegung (Schutzzollpolitik) setzte Standbild (Höhe 46 m, Sockel 47 m). Die vom Bildhauer
bereits im 19. Jh. ein, in Dtl. seit 1879, verstärkt nach Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffene Statue war
der Weltwirtschaftskrise von 1929. Nach 1945 wurde ein Geschenk Frankreichs an die USA und gehört als
eine größere Freiheit im Welthandel angestrebt Symbol der Freiheit zum Weltkulturerbe.
(→ GATT, → Welthandelsorganisation). Freiheitsstrafe, Strafe nach dem StGB, die in der
teilweisen oder völligen Entziehung der persönl.
Freiheit, die Unabhängigkeit von äußerem (durch Freiheit besteht. Die Strafen des Wehrstrafrechts sind
Menschen oder Institutionen bedingtem) oder F. und Strafarrest. Die F. des Jugendstrafrechts ist die
innerem Zwang; auch das Vermögen des Willens, sich Jugendstrafe.

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FRE
Freiherr, Barn, höchste Rangstufe des niederen Adels;
weibl. Titel: Freifrau; Anrede: Baron bzw. Baronin.
FRE
Freikirche, eine Kirche, die (im Unterschied zur
Staats- oder Volkskirche) unabhängig ist von staatl.
Einflüssen und deren Mitglieder nur aufgrund
ausdrückl. Willenserklärung, verstanden als
bewusste Glaubensentscheidung, aufgenommen
werden. Glaubensgrundlage einer F. ist die Bibel in der
Gesamtheit ihrer Aussagen, was – im Ggs. zur
selektiven Schriftauslegung der Sondergemeinschaf-
ten (Sekten) mit christl. Hintergrund – theologisch ihr
»Kirchesein« begründet.
Freikörperkultur, Abk. FKK, Nacktkultur, Nudsmus,
der unbekleidete Aufenthalt im Freien zu Erholungs-
zwecken, v. a. Baden, an allg. zugängl. Orten.
Freikorps [-koːr], in Kriegs- oder Notzeiten gebildete
Freiwilligentruppe; bekannt sind das Lützowsche F.
der Freiheitskriege und die dt. F. nach dem Ersten
Weltkrieg.
Freilichtmalerei, Pleinairmalerei, das Malen von
Landschaften unmittelbar nach der Natur unter

TATUE
freiem Himmel, seit Anfang des 19. Jh.
Freilichtmuseum, volkskundl. Schausammlungen
z. B. von alten Bauernhäusern in ihrer natürl.
FRE IHE ITS S
Umgebung und mit der ursprüngl. Einrichtung oder
von techn. Betrieben. WAS HABEN DER SOCKEL
Frligrath, Ferdinand, dt. Dichter, * 1810, † 1876;
Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie, schrieb DER FREIHEITSSTATUE IN
anfangs exot. (»Der Mohrenfürst«, 1838), später polit.
und soziale Gedichte, lebte zeitweise im Exil (v. a. in NEW YORK UND DER
Großbritannien).
Freimaurerei, internat., der Toleranz, Humanität und KÖLNER DOM GEMEINSAM?
freien Entfaltung der Persönlichkeit verpflichtete
Bewegung. Alle Freimaurer betrachten sich als
Brüder. Ein bestimmtes Bekenntnis wird nicht Für beide Bauwerke wurde Sandstein aus Obernkirchen
verlangt. Vereinigungen der Freimaurer sind die im niedersächsischen Landkreis Schaumburg
Logen, deren Mitglieder ihren Vors., den Meister vom verwendet. Dieser Sandstein ist besonders feinkörnig,
Stuhl, wählen. Die einzelnen Logen sind in Großlogen dadurch gut zu bearbeiten und dennoch sehr wider-
zusammengefasst. Das geheim gehaltene Brauchtum standsfähig. Auch der Kopf des Bremer Wahrzeichens
schließt sich an die mittelalterl. Gilden und Zünfte, Roland besteht aus Obernkirchener Sandstein.
bes. an die Bauhütten an. Die sinnbildl. Zeichen sind
meist dem Maurerhandwerk entnommen. Die
Mitglieder sind in Lehrlinge, Gesellen, Meister gestuft.
Die erste Großloge ist 1717 in London entstanden, die
erste dt. 1737 in Hamburg. Viele bed. Männer waren
Freimaurer, z. B. G. E. Lessing, Goethe, Mozart,
J. Haydn, K. Tucholsky. Auch viele Fürsten und
Staatsmänner gehörten der F. an: Friedrich II., d. Gr., Vereinigung. – 2) Freisinnig-Demokrtische Partei der
Friedrich Wilhelm II., Wilhelm I., G. L. v. Blücher, Schwz, häufige Abk. FDP, seit 2009 → FDP.Die
G. Washington, W. Churchill u. a. – Die kath. Kirche Liberalen.
lehnt die F. ab. Frsler, Roland, dt. Jurist, * 1893, † (Luftangriff) 1945;
Frsing, Krst. in Oberbayern, an der Isar, 44 105 Ew.; war als Präs. des Volksgerichtshofs einer der
Maschinenbau, elektron. u. a. Industrie. Domberg mit radikalsten Verfechter des nat.-soz. Justizterrors
Dom (fünfschiffige Backsteinbasilika), bischöfl. (»Blutrichter«).
Residenz und Domherrenhöfe; das Bistum F. ging 1818 Freistaat, bis 1995 Oranjefreistaat, Prov. der Rep.
in der Erzdiözese München und F. auf; ehem. Südafrika, 129 480 km 2, 2,74 Mio. Ew.; Hptst.:
Benediktinerabtei in Weihenstephan. Bloemfontein. Viehwirtschaft; Mais- und Weizen-
Freisinnige, in Deutschland und der Schweiz anbau.  auf Gold, Diamanten, Kohle; Nahrungs-
Anhänger liberaler Parteien seit dem 19. Jh. mittel- u. a. Ind. – 1842 als Burenfreistaat gegründet,
1) Deutschfreisinnige Partei, 1884 aus der Fort- nach dem Burenkrieg 1902 brit. Kolonie, 1910 der
schrittspartei und den nationalliberalen Sezessio- Südafrikan. Union eingegliedert.
nisten entstanden, vertrat Parlamentarismus, Freistil,  1) Freistilschwimmen, Wettkampfart beim
bekämpfte Bismarcks Schutzzoll- und Kolonialpolitik; Schwimmen, bevorzugt als → Kraulschwim- 303
zerfiel 1893 in Freisinnige Volkspartei und Freisinnige men. – 2) Freistilringen, → Ringen.

Freistil F
F Freistoß
304 Freistoß,  im Fußball Strafe bei Regelverstoß normale Seelenleben. Er entwickelte die Neurosen-
zugunsten der benachteiligten Mannschaft (als lehre und beschäftigte sich u. a. mit der Traumdeu-
»direkter« oder »indirekter F.«). – Ähnl. Formen sind tung, der Psychologie des Alltagslebens und der
Freischlag (z. B. im Hockey) und Freiwurf (z. B. im Fehlleistungen, mit Kulturpsychologie, Religion,
Basket-, Hand-, Wasserball). Mythologie und zeitkrit. Themen. Die Bedeutung F.s
freiwilliges ökolgisches Jahr, Abk. FÖJ, liegt v. a. in der bahnbrechenden Fortentwicklung der
freiwilliger Hilfsdienst junger Menschen in vorangegangenen Psychologie durch die zentrale
Einrichtungen des Umwelt- und Naturschutzes. Rolle, die er seelischen Vorgängen zuschrieb, und die
freiwilliges soziles Jahr, Abk. FSJ, freiwilliger Einbeziehung des Unbewussten in die Forschung, die
Hilfsdienst junger Menschen im Bereich der sozialen er in einer großen Reihe schriftstellerisch glänzender
Arbeit in Einrichtungen der staatl., kommunalen und Arbeiten vertrat.
freien Wohlfahrtspflege.
ys e is t jene
Di e Ps yc hoanal
ei t, für deren
Freizügigkeit, Recht der freien Wahl des Aufenthalts-
orts, des freien Wegzugs und der freien Niederlassung.
G eist es kran kh
ch hä lt.
Th erap ie si e si
Die F. ist allen Deutschen im Bundesgebiet durch Art.
11 GG gewährleistet; sie kann nur durch Gesetz, z. B. Ka rl Kraus
bei Seuchengefahr oder strafbaren Handlungen,
eingeschränkt werden. Staatsangehörige aus Frdenstadt, Krst. in Bad.-Württ., Kurort und
Mitgliedsstaaten der EU genießen innerhalb der EU Wintersportplatz im nördl. Schwarzwald, 23 800 Ew.;
F. nach speziellen Vorschriften. 595 bis 940 m ü. M.; in Schachbrettform um den
FRELMO, Abk. für Frente de Libertaçao de Moçam- Marktplatz angelegt.
bique, Befreiungsbewegung und polit. Partei in Frja, Fra [altnord. »Herrin«], nord. Göttin der Liebe
Moçambique. und Fruchtbarkeit.
Fremdenlegion, frz. Légion étrangère, zum frz. Heer Frtag, Gustav, dt. Schriftsteller, * 1816, † 1895; war
gehörende Freiwilligentruppe (1831 gebildet), in die erfolgreich mit Romanen, die bürgerl. (auch dt.-nat.)
Diensttaugliche jeder Nationalität aufgenommen Tugenden propagieren: »Soll und Haben« (1855),
werden. Als Berufsarmee v. a. in den Kolonialkriegen Zyklus »Die Ahnen« (1872–80).
Frankreichs eingesetzt. Fril, Landschaft im nordöstl. Italien. F. bildet mit
Fremdenverkehr → Tourismus. einem Teil von Julisch-Venetien die Region F.-Julisch-
Fremdwort, aus einer Fremdsprache übernommenes Venetien (Hptst. Triest). Die z. T. rätoroman. Bev. hat
Wort, das sich der übernehmenden Sprache nicht ihre Sprache bewahrt; wichtige Weinbauregion; durch
angepasst hat, im Ggs. zum Lehnwort. Erdbeben wurden 1976 mehrere Städte zerstört.
Frequnz die,  Anzahl der Schwingungen (z. B. Frck, Wilhelm, dt. Politiker, * 1877, † (hingerichtet)
Pendel, Wechselstrom, elektromagnet. Wellen) in der 1946; 1933 bis 1943 Reichsinnenmin., danach
Zeiteinheit. Einheit: 1 Hertz (Hz) = 1 Schwingung/ Reichsprotektor von Böhmen und Mähren; in
Sekunde. Nürnberg zum Tode verurteilt.
Frequnzbereich, jeder Teilbereich des gesamten Fricsay [ˈfritʃɔɪ], Ferenc, österr. Dirigent ungar.
Spektrums der elektromagnet. Wellen, eingeteilt nach Herkunft, * 1914, † 1963; v. a. Mozart-, Bartók-Inter-
seinen Frequenzen (bei der Einteilung des Spektrums pret.
nach den Wellenlängen spricht man vom Wellenlän- Frd, Erich, österr. Schriftsteller, * 1921, † 1988; lebte in
genbereich); i. e. S. in der Nachrichtentechnik die London; zeitkrit. Lyrik, Essays, Übersetzungen.
Einteilung der technisch genutzten elektromagnet. Friedan [ˈfriːdn], Betty, amerikan. Frauenrechtlerin,
Wellen, im Rundfunk z. B. die F. Mittel-, Lang-, * 1921, † 2006; führend in der feminist. Bewegung der
Kurz- und Ultrakurzwellenbereich. Ein Frequenzband USA.
ist ein zusammenhängender, relativ kleiner F. der Friedll, Egon, österr. Schriftsteller, * 1878, † 1938; auch
elektromagnet. Wellen. Schauspieler und Kabarettist; »Kulturgeschichte der
Frescobldi, Girolamo, ital. Organist, Komponist, Neuzeit« (1927–31).
* 1583, † 1643; zahlreiche Orgel- und Cembalowerke,
Messen, Madrigale, Arien. Frieden, Bez. für den rechtlich geordneten
Fresnel [frɛˈnɛl], Augustin Jean, frz. Physiker, * 1788, Zustand der Verhältnisse innerhalb von und bes. zw.
† 1827; begründete die Wellentheorie des Lichts, fand Staaten, in dem sich diese keiner gewalttätigen Mittel
eine Methode, die Lichtgeschwindigkeit zu messen. bedienen, um ihre Interessen durchzusetzen. Im MA.
Fresszellen, Phagozten, Zellen im Blut oder im genossen bestimmte Sachen und Orte besonderen
Gewebe, deren Aufgabe es ist, abgestorbene Rechtsschutz (Burg-, Markt-, Gerichtsfriede) oder
Gewebeteile und Fremdkörper (auch Bakterien) bestimmte Zeiten Waffenruhe (→ Gottesfriede). Der
aufzunehmen und unschädlich zu machen. moderne F.-Begriff wurde maßgeblich von I. Kant
formuliert.
Frd, 1) Anna, brit. Psychoanalytikerin österr.
Herkunft, * 1895, † 1982, Tochter von 2); Begründerin Vertrag mit Signalwirkung
der Kinderpsychoanalyse. – 2) Sigmund, österr. Im New Yorker UNO-Gebäude hängt eine Kopie des
Nervenarzt, * 1856, † 1939; Prof. in Wien, 1938 ältesten uns bekannten und schriftlich fixierten
Emigration nach Großbritannien. F. ist der Begründer Friedensvertrages der Welt. Er beendete 1259 v. Chr.
der → Psychoanalyse als psychotherapeut. Verfahren nach einem Verhandlungsmarathon den ägyptisch-
sowie als Erklärungsmodell für das gestörte und das hethitischen Krieg nach der Schlacht von Kadesch
FRE
(1274 v. Chr.). Der Vertrag zwischen Pharao Ramses II.
und Hattusili III. enthält nicht nur einen Nichtan-
Frdrich, Herrscher:
Hl. Röm. Reich. 1) F. I. Barbarssa [»Rotbart«], * 1122,
FRI
griffspakt, sondern auch einen Bündnisvertrag gegen † 1190, König seit 1152, Kaiser 1155–90, Staufer, führte
Angriffe Dritter. Beide Großmächte versprechen sich einen langen Kampf gegen die lombard. Städte und
u. a. gegenseitigen Respekt, die Anerkennung der Le- den Papst, zerstörte 1162 Mailand, wurde aber 1176
gitimität des jeweiligen Herrschers, Flüchtlingsaus- bei Legnano besiegt, schloss den Konstanzer Frieden
tausch und Amnestie für Gefangene. Im Wesentlichen 1183. Die Macht des Welfenherzogs Heinrich des
entsprechen die Vertragsinhalte dem, was auch heute Löwen brach er 1178–81. Auf dem 3. Kreuzzug ertrank
in völkerrechtlichen Verträgen niedergelegt wird. er im Saleph (heute Göksu nehri) in Kleinasien. Nach
der urspr. an F. II. anknüpfenden Volkssage schläft er
im Kyffhäuser. – 2) F. II., * 1194, † 1250, Röm. König
Friedensbewegung, Sammelbez. für polit. seit 1196, Kaiser 1220–50, Enkel von 1), zugleich König
Bewegungen, die für Abrüstung und friedl. von Sizilien, unternahm 1228/29 den 5. Kreuzzug,
Konfliktlösung eintreten, früher oft getragen von Auseinandersetzungen mit dem Papsttum. Mit
einzelnen Persönlichkeiten: W. Penn, Abbé de seinem Tod scheiterte die Idee der Wiederherstellung
Saint-Pierre, B. v. Suttner, A. Carnegie, ferner von den des Imperiums. Berühmtes »Falkenbuch«. – 3) F. der
Friedensgesellschaften mit dem Internat. Friedens- Schöne, * 1289, † 1330, Gegenkönig (1314–30), Herzog
büro in Genf. Diese Bestrebungen wurden bes. seit von Österreich, wurde von Ludwig dem Bayern 1322
Beginn des 20. Jh. von den Staaten selbst aufgenom- bei Mühldorf am Inn gefangen, aber 1325 als
men (→ Haager Friedenskonferenzen). Nach dem Mitherrscher angenommen. – 4) F. III., * 1415, † 1493,
Ersten Weltkrieg wurde ein System der kollektiven König seit 1440, Kaiser 1452–93, Habsburger,
Friedenssicherung im → Völkerbund und in einem erfolgreicher Hausmachtpolitiker.
Netz von Nichtangriffs- und Garantiepakten und von Dt. Reich. – 5) F., * 1831, † 1888, von März bis Juni 1888
Schiedsgerichts- und Vergleichsverträgen geschaffen; Kaiser und (als F. III.) König von Preußen, liberal
der Briand-Kellogg-Pakt (1928) ächtete den Krieg als gesinnt, vermählt mit der brit. Prinzessin Viktoria,
Mittel zur Durchsetzung nat. Ziele. Seit dem Ende des lehnte die Innenpolitik Bismarcks ab.
Zweiten Weltkriegs bemüht sich die UNO um Baden. – 6) F. I., * 1826, † 1907, Großherzog 1856–1907,
Friedenssicherung. Anfang der 1980er-Jahre bildete liberal gesinnt, Vorkämpfer der dt. Einigung.
sich in den westl. Staaten im Rahmen der »neuen Brandenburg. – 7) F. I., * 1371, † 1440, Kurfürst
sozialen Bewegungen« eine F., die sich gegen jegl. mili- (1417–40), Hohenzoller, seit 1397 Burggraf von
tär. Rüstung wandte. Neue Strategien ziviler Nürnberg, bezwang den unbotmäßigen märk.
Konfliktregelung erforderten die Umwälzungen in der Adel. – 8) F. Wlhelm, * 1620, † 1688, der Große
Weltpolitik ab 1989. Kurfürst, 1640–88, erhielt 1648 O-Pommern und 1680
Friedensforschung, Friedens- und Konfliktforschung, das Herzogtum Magdeburg, beseitigte 1657 die poln.
wiss. Untersuchungen über die Bedingungen des Lehnsoberhoheit über O-Preußen, besiegte 1675 die
Friedens; Einrichtungen in Dtl.: Hess. Stiftung Schweden bei Fehrbellin, nahm die aus Frankreich
Friedens- und Konfliktforschung (Frankfurt am vertriebenen Hugenotten auf (Edikt von Potsdam,
Main), Institut für F. und Sicherheitspolitik 1685); er schuf ein stehendes Heer, bereitete den
(Hamburg); internat.: International Peace Research Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht vor.
Institute Oslo (PRIO), Stockholm International Peace Dänemark. – 9) F. VI., * 1768, † 1839, König 1808–39,
Research Institute (SIPRI). übernahm 1797 für seinen Vater die Regierung;
Friedensrichter,  in der Schweiz (in einigen Kt.) die musste 1814 Norwegen an Schweden abtre-
bei Zivilprozessen einen Sühneversuch unterneh- ten. – 10) F. IX., * 1899, † 1972, König 1947–72,  mit
menden Richter; im engl. Recht Richter, die über Prinzessin Ingrid von Schweden.
geringfügige Zivil- und Strafdelikte entscheiden sowie Hessen-Homburg. – 11) F. II., * 1633, † 1708, Landgraf
gewisse Verw.-Aufgaben wahrnehmen. 1681–1708, zeichnete sich als brandenburg.
Frdland, Gemeinde in Ndsachs., südl. von Göttingen, Reitergeneral 1675 bei Fehrbellin aus. Vorbild für
10 250 Ew.; Durchgangs- und Notaufnahmelager (seit Kleists Schauspiel »Prinz Friedrich von Homburg«.
1945 für Flüchtlinge, Kriegsgefangene u. a.), seit 1990 Pfalz. – 12) F. V., * 1596, † 1632, Kurfürst 1610–20,
v. a. für Spätaussiedler. wurde 1619 als Führer der prot. Union zum König von
Friedländer, Saul, israel. Historiker, * 1932; überlebte
Friedländer FRIF Böhmen gewählt, aber schon 1620 in der Schlacht am
den Holocaust in einem kath. Internat in Frankreich, Weißen Berg von den Habsburgern vertrieben (daher
ging 1948 nach Israel; Prof. an versch. Universitäten; Winterkönig genannt) und verlor auch die Kurpfalz.
zahlreiche Einzelstudien zur Geschichte des Preußen. – 13) F. I., * 1657, † 1713, König 1701–13, seit
Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges; 1688 als F. III. Kurfürst von Brandenburg, Sohn von 8),
Hauptwerk: »Das Dritte Reich und die Juden« (2 Bde.; krönte sich 1701 in Königsberg zum »König in Preu-
dt. 1998, 2006); Friedenspreis des Dt. Buchhandels 2007. ßen«, förderte Kunst und Wiss. – 14) F. Wlhelm I.,
Friedman [ˈfriːdmən], 1) Jerome Isaac, amerikan. * 1688, † 1740, König 1713–40, Sohn von 13), schuf das
Physiker, * 1930; seit 1967 Prof. am Massachusetts starke preuß. Heer (»Soldatenkönig«), ordnete die
Institute of Technology, arbeitete über Quarks, 1990 Staats- und Finanzverwaltung, erzog das Beamten-
Nobelpreis für Physik (mit H. W. Kendall, R. E. tum zu unbedingter Pflichttreue; von den Schweden
Taylor). – 2) Milton, amerikan. Volkswirtschaftler, erwarb er 1720 das östl. Vorpommern. – 15) F. II., der
* 1912, †2006; Vertreter des Monetarismus; erhielt Große, der spätere Alte Fritz, * 1712, † 1786, König 305
1976 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. 1740–86, Sohn von 14), suchte sich als Kronprinz der

Friedrich F
F Friedrich
306 Frdrichshafen, Krst. in Bad.-Württ., am Bodensee,
57 000 Ew.; Zeppelin University; Fähre nach
Romanshorn (Schweiz); Flugzeug- und Motorenbau,
Metallind.; Bodenseemesse, Bootsausstellung;
Fremdenverkehr; . F., früher Buchhorn, war bis 1803
Reichsstadt; 1811 mit der beim Kloster Hofen (Priorat
von Weingarten) entstandenen Siedlung zusammen-
geschlossen; barockes Schloss (ehem. Klosteranlage)
mit Kirche von C. Thumb.
Frsen, westgerman. Volksstamm an der Nordsee-
Friesen FRIF

küste von der Scheldemündung bis Sylt, der sich zäh


gegen die Christianisierung und Unterwerfung durch
die Franken im 8. Jh. wehrte. Im MA. bildeten die F.
eine Reihe kleiner Bauernfreistaaten. Die fries.
Sprache wird noch im niederländ. Westfriesland
(Westfriesisch), im niedersächs. Saterland
(Ostfriesisch) und an der W-Küste von Schlesw.-
Holst. (Nordfriesisch) gesprochen.
Frsinger-Postma, Anna Christina (Anni), dt.
Friesinger-Postma FRIF

Giftgrüner Kör- harten Zucht seines Vaters durch Flucht zu entziehen, Eisschnellläuferin, * 1977; u. a. Olympiasiegerin 2002
per, orangefar- wurde 1730 in Küstrin gefangen gesetzt, lebte dann in (1500 m), 2006 (Teamlauf) und 2010 (Teamlauf);
bene Füße und Rheinsberg bei Neuruppin. Als König eroberte er in vielfache dt. Meisterin, Europameisterin und
leuchtend rote den beiden ersten Schlesischen Kriegen das österr. Weltmeisterin.
Augen – das sind Schlesien und behauptete es im Siebenjährigen Krieg Frsische nseln, Inselkette vor der Nordseeküste
die Markenzei- gegen eine Übermacht; galt als größter Feldherr seiner von den Niederlanden bis zum dän. Jütland; auf vielen
Zeit und erhob Preußen zur Großmacht. 1772 erwarb Inseln Seebäder. Von Texel bis zur Emsmündung
chen des Rot-
er das bisher poln. W-Preußen. Im Bayer. Erbfolge- liegen die (niederländ.) Westfries. Inseln, zw. Ems-
augenlaubfro-
krieg 1778/79 und durch den Dt. Fürstenbund 1785 und Wesermündung die Ostfries. Inseln (Borkum,
sches, der in trat er den österr. Absichten auf Bayern entgegen. Im Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog,
den Baumkronen Innern schaffte er die Folter ab, verkündete die allg. Wangerooge). Zu den Nordfries. Inseln gehören
der Regenwälder Glaubensfreiheit, trieb Siedlungspolitik, machte das Nordstrand, Pellworm, Amrum, Föhr, Sylt, die
zwischen Süd- Oderbruch urbar, schützte die Bauern, ordnete die Halligen und die dän. Inseln Romø und Fanø. Die
mexiko und Ko- Rechtspflege. F. baute das Schloss Sanssouci bei Inseln, durch Sturmfluten und Brandung angegriffen,
lumbien behei- Potsdam, wo er als »Philosoph von Sanssouci« und als benötigen Sicherungsmaßnahmen.
matet ist. der klass. Vertreter des aufgeklärten Absolutismus Frsland, nördlichste Prov. der Niederlande, meist
Tagsüber hat der einen Kreis von geistvollen Männern um sich Marschland; Hptst. Leeuwarden.
schläfrige Baum- sammelte; er war selbst Schriftsteller (in frz. Sprache) Frngs, Joseph, dt. kath. Theologe, * 1887, † 1978; 1942 bis
und Musiker (Flötenkonzerte). – 16) F. Wlhelm II., 1969 Erzbischof von Köln, seit 1946 Kardinal, 1945–65
bewohner seine
* 1744, † 1797, König 1786–97, Neffe von 15); kämpfte Vors. der Fuldaer Bischofskonferenz.
auffällig roten
1792–95 erfolglos gegen das revolutionäre Frankreich, Frisbee [ˈfrɪzbɪ] das, Sportgerät; tellerähnl. Wurfscheibe
Augen meist zur erwarb 1793 und 1795 weite poln. Gebiete, überließ die aus Kunststoff.
Tarnung mit ei- Reg. seinen Günstlingen. – 17) F. Wlhelm III., * 1770, Frsch, 1) Karl Ritter von, österr. Zoologe, * 1886, † 1982;
ner Netzmem- † 1840, König 1797–1840, Sohn von 16),  Luise von bekannt durch Untersuchungen der Orientierung und
bran verschlei- Mecklenburg-Strelitz. In seine Reg.-Zeit fielen der »Sprache« der Bienen; Nobelpreis für Physiologie oder
ert. Dies schützt Zusammenbruch von 1806/07, die Reformen des Medizin 1973. – 2) Max, schweizer. Schriftsteller,
ihn vor Feinden Freiherrn vom Stein, K. A. Hardenbergs und G. v. * 1911, † 1991; gleichnishafte, von Brecht beeinflusste
und lässt ihm Scharnhorsts, die → Freiheitskriege und die Gründung Dramen (u. a. »Herr Biedermann und die Brand-
gleichzeitig noch des Dt. Zollvereins 1834. – 18) F. Wlhelm IV., * 1795, stifter«, 1958, »Andorra«, 1961); umfangreiches
genügend † 1861, König 1840–61, Sohn von 17), gab der liberalen Prosawerk, u. a. Romane (»Homo Faber«, 1957, »Mein
Durchblick. Märzrevolution von 1848 nach und verlieh die Name sei Gantenbein«, 1964), Erzählungen (»Der
Verfassung von 1850; die dt. Kaiserkrone lehnte er Mensch erscheint im Holozän«, 1979); Tagebücher und
1849 ab; seit 1857 durch Krankheit regierungsunfähig. Essays. Friedenspreis des Dt. Buchhandels 1976.
Sachsen. – 19) F. III., der Weise, * 1463, † 1525, Frsches Hff, flacher Strandsee an der ostpreuß.
Kurfürst 1486–1525, gründete 1502 die Univ. Ostseeküste, 840 km 2 groß, durch die 60 km lange
Wittenberg, gewährte Luther Schutz (Wartburgauf- Frische Nehrung von der Ostsee getrennt. Das Pillauer
enthalt). Seetief schafft eine Verbindung zum Meer. Durch das
Frdrich, 1) Caspar David, dt. Maler, * 1774, † 1840; F. H. verläuft die Grenze zw. Polen und Russland.
bedeutender Landschaftsmaler der Roman- Frischling,  Wildschwein im 1. Lebensjahr.
tik. – 2) Götz, dt. Opernregisseur, * 1930, † 2000; war Frschmuth, Barbara, österr. Schriftstellerin, * 1941;
seit 1981 Generalintendant der Dt. Oper Berlin. symbolreiche Romane um weibl. Identitätssuche;
Friedrichrda, Stadt in Thür., am NO-Rand des Hörspiele, Kinderbücher.
Thüringer Waldes, 5500 Ew.; Kur-, Erholungs-, Frtsch, Willy, dt. Filmschauspieler, * 1901, † 1973;
Wintersportort; nahebei Marienglashöhle (Gips- Liebhaberrollen im Film der 1930er-Jahre (»Die Drei
Schaubergwerk). von der Tankstelle«, 1930).
FRI
Frtzlar, Stadt in Hessen, an der Eder, 15 300 Ew.;
Fritzlar FRIF

Konservenfabrik, mittelalterl. Stadtbild, doppeltür-


verlängerten Hinterbeinen, die zum Springen oder
Schwimmen dienen; oft Schwimmhäute zw. den
FRU
miger Dom (11. bis 14. Jh.). 724 gründete hier Zehen. Die ausgewachsenen Tiere sind Land-
Bonifatius ein Kloster. tiere und leben meist an feuchten Stellen. Die
Frbe, Gert, dt. Schauspieler, * 1913, † 1988; v. a. Eier werden mit einer Gallerte umgeben und in
Spielfilme (»Es geschah am hellichten Tag«, 1958; stehende Gewässer abgelegt (Laich). Die Larven
»Goldfinger«, 1964), auch Vortragskünstler. (Kaulquappen) haben Kiemen und Ruderschwanz.
Frbel, Friedrich, dt. Pädagoge, Schüler von Pestalozzi, Sie entwickeln sich allmählich zu Landtieren; dabei
* 1782, † 1852; gründete 1837 im thüring. Blankenburg entstehen zuerst die Hintergliedmaßen; die Kiemen
den ersten dt. Kindergarten. werden abgebaut; es bilden sich Lungen; der Ruder-
Frobnius, Leo, dt. Völkerkundler, * 1873, † 1938; schwanz wird rückgebildet. (→ Frösche, → Kröten)
erforschte traditionelle Kulturen Afrikas; betrachtete Frostspanner, Gruppe von Schmetterlingen, oft
Kulturen als lebende Organismen (»Kulturkreise«). Schädlinge; die Raupe lebt bes. auf Obstbäumen. Die
Frmm, Erich, amerikan. Psychoanalytiker dt. Männchen fliegen in den Wintermonaten v. a. nachts,
Herkunft, * 1900, † 1980; Beiträge zu sozialen und die flugunfähigen Weibchen leben auf dem Stamm.
kulturellen Einwirkungen auf Individuen, Aggressi- Bei Massenbefall durch Raupen kommt es zu
onsforschungen. »Die Kunst des Liebens« (1956). Kahlfraß.
Fron, Fronde [von ahd. fro »Herr«] die, Dienste, die
früher die Bauern ihren Grund- oder Gutsherren zu Frucht, 1)  das aus dem F.-Knoten nach Befruch-
Frucht FRUF

leisten hatten (Hand- und Spanndienste); beseitigt tung entstandene Organ, das die Samen umschließt.
durch die Bauernbefreiung. F.-Hof, Landgut, zu dem Ohne Befruchtung kann eine F. mit taubem Samen
abhängige Bauerngüter gehörten. entstehen. Man unterscheidet Streu-F., die sich öffnen
Fronde [ˈfrːdə] die, Bewegung des Hochadels und des und die Samen einzeln entlassen, und Schließ-F., die
Pariser Parlaments gegen das frz. Königtum unter sich als ganze F. ablösen. Zu den Streu-F. gehören
Ludwig XIV. und die Reg. Mazarins 1648–53. Balg-F., Hülse, Schote, Kapsel. Die Schließ-F. unterteilt
Fronleichnam [ahd. »des Herrn Leib«], kath. man nach der Beschaffenheit der F.-Wand: Nuss und
Kirchenfest am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeits- Spalt-F., beide dünnwandig, und Stein-F. und Beere
sonntag (Sonntag nach Pfingsten); feierl. und öffentl. mit fleischiger F.-Wand. Bei der Beere ist die ganze
Verehrung der Eucharistie (F.-Prozession). F.-Wand fleischig, bei der Stein-F. nur der äußere Teil,
der innere ist steinhart und schließt als Hülle des
Frösche, 1) Echte F.: Wasser-F. (gelbgrün Steinkerns den Samen ein. Die aus einer Blüte mit
gefärbt), Gras-F. (erdfarbig), weiterhin in Mitteleuropa mehreren selbstständigen F.-Knoten entstandene
See-F., Moor-F., Spring-F.; Ochsen-F. (Nordamerika), F. heißt Sammel-F. Umfasst eine F. neben F.-Knoten
15 cm lang, und der Goliath-F. (bis 40 cm lang). – auch andere Teile, so nennt man sie Schein-F. Die
2) Laub-F. mit Haftscheiben an den Zehenenden. Der zusammengesetzte F. geht aus vielen dicht sitzenden
Europ. Laub-F. wird 5 cm lang, meist grün. Verwandt Blüten hervor, entspricht also einem F.-Stand. − Pflan-
sind die Beutel-F. des trop. Amerika, deren Brut sich in zen mit wohlschmeckenden Früchten werden als
einer Rückentasche des Weibchens entwickelt. Obstlieferanten angebaut, in zunehmendem Maße
Froschlurche, Anra, schwanzlose Lurche mit
Froschlurche FROF werden auch trop. und subtrop. Früchte auf europ.
gedrungenem Körper, drüsenreicher Haut und Märkten angeboten. – 2)  die Leibesfrucht, → Embryo.

F RU C HT
Die Aprikose kam mit den Mauren über Andalusien
nach Europa und ist unter diesem Namen seit 1665 in
Deutschland belegt.

GELIEBTE EXOTEN Die Banane kam erst 1885 nach Europa.


DIE HERKUNFT Die Kiwi hieß zuerst »Chinesische Stachelbeere« und
UNSERER FRÜCHTE wurde 1906 in Neuseeland gezüchtet. 1953 in Kiwi umbe-
nannt, wurde sie ab 1975 nach Europa exportiert.

Die Ananas wurde 1493 von Christoph Kolumbus auf Guade- Die Orange stammt ursprünglich aus China und gelang-
loupe entdeckt und in Spanien 1514 eingeführt. te im 15. Jahrhundert nach Europa.

Die Urheimat des Apfels liegt im Gebiet zwischen dem Die Pflaume hat ihren Ursprung in Kleinasien und kam
Schwarzen und dem Kaspischen Meer. mit den Römern 150 v. Chr. nach Italien.
307

Frucht F
F Fruchtbarkeitskulte
308 Fruchtbarkeitskulte, Bräuche, die der fruchtbaren formen. Polar-F., braun bis weiß (im Winter), auch
Vermehrung von Mensch und Tier, dem Wachstum bläulich (Blau-F.); Grau-F., in Nordamerika; Fennek
der Pflanzen dienen sollen. (Fenek, Wüsten-F.) in N-Afrika, sandfarben, klein,
Fruchtblase,  Hülle, die das Fruchtwasser und den mit großen Ohren. – 2) rostrote Tagschmetterlinge:
Embryo lebendgebärender Säugetiere und des Kleiner F. (Nesselfalter), Großer F. (Kirsch-,
Menschen umschließt. Rüsterfalter). – 3) Pferd von rötl. Farbe.
Fruchtblatt, weibl. Fortpflanzungsorgan bei Fchsi|e die, Gattung strauchförmiger Nachtkerzen-
Fuchsi|e FUCF

Samenpflanzen, das die Samen trägt. (→ Blüte) gewächse in Amerika und Neuseeland; beliebte
Fruchtknoten,  Teil des Stempels der Samenpflanzen. Zierpflanzen.
Nach der Stellung des F. zu den übrigen Blütenteilen Fuchsn das,  roter synthet. Farbstoff (Triphenyl-
unterscheidet man oberständige, mittelständige und methanfarbstoff), zum Färben von Papier.
unterständige Fruchtknoten. Funtes, Carlos, mexikan. Schriftsteller, * 1928; als
Fuentes FUEF

Fruchtsäuren, organ., im Obst vorkommende Säuren, Politiker und Diplomat tätig; Romane und Erz., die
z. B. Apfel-, Zitronen- und Weinsäure. ein umfassendes Bild der mexikan. Gegenwart und
Fruchtstand, der Blütenstand nach der Fruchtbildung. ihrer historisch-myth. Wurzeln zeichnen, u. a.:
(→ Blüte) »Hautwechsel« (1967), »Der alte Gringo« (1985), »Alle
Fruchtwasser,  Flüssigkeit (99 % Wasser) in der glücklichen Familien« (2006).
Fruchtblase, in der der Embryo frei beweglich Fuerteventra, zweitgrößte der Kanar. Inseln,
eingebettet und gegen Erschütterungen geschützt ist. Spanien, 1663 km 2; Hauptort: Puerto del Rosario;
Fruchtzucker, Fructse,  Zuckerart; im Saft süßer weite Dünenfelder, extrem trocken; Badetourismus.
Früchte und im Honig, optisch aktiv. Fuge die, mehrstimmiges, kontrapunktisch gesetztes
Fuge FUGF

frühchristliche Kunst, altchristliche Kunst, auf frühchristliche Kunst FRüF Tonstück, dessen Thema von jeder Stimme
spätantiker Grundlage erwachsene christl. Kunst, nacheinander aufgenommen wird. Haben sämtl.
entwickelte sich seit dem 3. Jh. n. Chr. und schuf die Stimmen das Thema vorgestellt, ist die erste
Voraussetzungen für die abendländ. Kunst. Im 6. Jh. Durchführung beendet. Zw. die einzelnen Durch-
sonderte sich die → byzantinische Kunst ab. In der führungen sind freie Zwischenspiele eingefügt. Auch
Baukunst sind der Zentralbau mit Kuppelwölbung F. mit 2 (Doppel-F.) oder 3 Themen (Tripel-F.) sind
für Grab- und Taufkirchen (Mausoleum der Galla möglich. Höhepunkt bei J. S. Bach.
Placidia in Ravenna) und bes. die Basilika (Erlöserba- Fgger, Augsburger Kaufmannsfamilie. Jakob F. der
Fugger FUGF

silika in Rom) vorherrschend. Elfenbeinschnitzereien Reiche (* 1459, † 1525) machte das Bank- und
und Sarkophagreliefs, Fresken in den Katakomben Handelshaus zum bedeutendsten in Europa, Bankier
Roms sowie Mosaiken in den Basiliken. der Päpste und des Kaisers. Die F. wurden 1514 und
Frühgeburt,  Geburt eines lebenden Kindes vor 1530 zu Reichsgrafen (später z. T. zu Fürsten)
Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche erhoben. Fuggerei, 1519 in Augsburg erbaute
unabhängig vom Geburtsgewicht. Siedlung für Bedürftige.
Frühgeschichte, Zeitabschnitt zw. der Vor- bzw. Frühgeschichte FRüF Führerschein, Bescheinigung über die behördl.
Urgeschichte und der durch schriftl. Überlieferung Erlaubnis (Fahrerlaubnis) zum Führen eines Kfz. Der
belegten Gesch., für den außer den archäolog. F. ist beim Führen eines Kfz stets mitzuführen und
Funden auch schriftl. Überlieferungen und sonstige zuständigen Personen auf Verlangen zur Prüfung
histor. Quellen (Sprachdenkmäler, Ortsnamen, auszuhändigen. Die erstmalig erworbene Fahr-
Münzen u. a.) zur Verfügung stehen, ohne dass diese erlaubnis wird auf Probe erteilt (2 Jahre; Probezeit
allein für eine verlässl. Bestandsaufnahme wird um 2 Jahre verlängert bei Anordnung der
ausreichten. Teilnahme am Aufbauseminar). Kenntnis der
Frühling, Jahreszeit, in der die Sonne zunehmend
Frühling FRüF Verkehrsvorschriften und Fahrbefähigung sind in
über den Himmelsäquator steigt; auf der nördl. einer Prüfung nachzuweisen. Der F. kann durch ein
Halbkugel die Zeit vom 21. 3. bis 21. 6., auf der südl. Gericht oder die Verw.-Behörde auf Dauer oder auf
vom 23. 9. bis 21. 12. eine bestimmte Zeit entzogen werden. Seit 1999 wird
Fry [fraɪ], Christopher, engl. Dramatiker, * 1907, † 2005;
Fry FRYF der EU-F. ausgegeben.
schrieb v. a. Komödien, »Die Dame ist nicht fürs Führungszeugnis, urkundl. Auszug aus dem Führungszeugnis FüHF

Feuer« (1949). Strafregister betreffend Eintragungen über eine


FTP [Abk. für engl. file transfer protocol], ein Dienst des
FTPFTPF Person.
Internets; ermöglicht Abruf und Übertragung von Fujisan [fudʒi-], Fudschijama, Vulkan in Japan, auf
Fujisan FUJF

Dateien. Honshū, 3776 m, Nationalheiligtum, Wahrzeichen


Fud I., König von Ägypten, * 1868, † 1936; 1917 bis 1922 Japans.
Sultan unter brit. Schutzherrschaft, 1922–36 König Fukuoka, Hafenstadt auf der jap. Insel Kyūshū,
des unabhängigen Ägypten. 1,43 Mio. Ew.; kath. Bischofssitz, 2 Univ.; Maschinen-
Fchs, Ernst, österr. Maler und Grafiker, * 1930; und Schiffbau, Herstellung von Porzellanpuppen; .
Vertreter der Wiener Schule des phantast. Realismus. Flbe, Fellta, Stammesgruppe in W- und Zentralafrika,
Fuchs, 1) hundeartiges Raubtier mit buschigem
Fuchs FUCF etwa 17 Mio.; Viehzüchter oder Feldbauern (saisonale
Schwanz und spitzer Schnauze, fast über die ganze Wanderung/Transhumanz); seit dem 16. Jh. gab es
Erde verbreitet. Arten: der Rot-F., in Europa, Asien, versch. F.-Reiche; Muslime. Ihre Sprache ist das Fula.
Amerika; rostrot, mit grauer Bauchseite; nachtaktiv, Fulbright [ˈfʊlbraɪt], James William, amerikan. Fulbright FULF

räuberisch, schlau (in der Fabel: Reineke, Reinhard); Politiker (Demokrat), * 1905, †1995; 1945 bis 1974
lebt in selbst gegrabenen Bauten; versch. Zucht- Mitglied des US-Senats; trug maßgebl. zur
FRU
Entstehung der UNO bei, Kritiker der Vietnam-
politik; Initiator der F.-Stipendien (seit 1946) für den
der »World’s Christian Fundamentals Association«.
Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde
FUN
Austausch von Studenten und Dozenten zw. den USA die Bezeichnung für diese spezifisch christliche Glau-
und europ. Ländern. benshaltung auch auf unversöhnliche Ausprägungen
Flda, 1) die, der linke Quellfluss der Weser, 218 km
Fulda FULF anderer Weltanschauungen angewendet, die sich der
lang, entspringt an der Wasserkuppe (Rhön), für plurale Gesellschaften unverzichtbaren Toleranz
vereinigt sich bei Hann. Münden mit der Werra zur verweigern.
Weser. – 2) Krst. in Hessen, an der Fulda, 63 400 Ew.;
Sitz eines kath. Bischofs, der kath. Dt. Bischofskon-
ferenz und des Sekretariats des Dt. Ev. Kirchentags, Fnen, dän. Ostseeinsel zw. Seeland und Jütland, mit
Theolog. Fakultät F., Fachhochschule; Reifenher- Nebeninseln 2977 km 2, Hptst. Odense; mit dem
stellung, Maschinenbau, Textil-, chem. u. a. Ind.; Festland durch 2 Brücken, mit Seeland durch
Dom 819 geweiht, barocker Neubau 1704–12 mit Grab kombinierten Brücken- und Tunnelbau verbunden.
des Bonifatius; roman. Michaelskirche (822, später Fünfkampf,  auf die antiken Festspiele zurückgehen-
umgebaut). Die von Sturmius gegründete Abtei F. der, aus 5 Disziplinen bestehender Wettkampf, z. B. im
(744) wurde 1752 zum Bistum erhoben. Billard, im Militärsport (militär. F.), in der (Frauen-)
Füllen, lat. Equle|us  Sternbild der Äquatorzone, im Hallenleichtathletik (60-m-Lauf, Hochsprung,
Herbst am Abendhimmel sichtbar. Kugelstoßen, Weitsprung, 800-m-Lauf) und beim
Fullerne [nach den Kuppelbauten des amerikan. Fullerene FULF → modernen Fünfkampf.
Architekten R. B. Fuller, * 1895, † 1983], künstl. Fünfprozntklausel, in Dtl. die Bestimmung, dass
hergestellte Modifikationen des Kohlenstoffs; eine an einer Wahl beteiligte Partei mindestens 5 %
entstehen durch Verdampfen von Grafit und aller Wählerstimmen oder 3 Direktmandate erhalten
anschließende Kondensation. Die in Sechs- oder muss, um ins Parlament zu kommen.
Fünfecken angeordneten Kohlenstoffatome (36, 60, Fnfstromland, der → Pandschab.
70, 84 oder mehr) nehmen »fußballförmig« Gestalt fünfte Kolnne, Untergrundorganisationen, die bei
fünfte Kolonne FüNF

auf einer Oberfläche an. Kriegen mit den Gegnern des eigenen Staats
Füllhorn, mit Blumen und Früchten gefülltes Horn,
Füllhorn FüLF zusammenarbeiten. Der Begriff entstand während
Attribut der röm. Göttin Fortuna; Sinnbild des des Span. Bürgerkriegs; als Franco mit 4 Kolonnen
Überflusses. auf Madrid anrückte, wurden seine Anhänger in der
Fumarle die, in Vulkangebieten das Ausströmen Stadt als f. K. bezeichnet.
chemisch aggressiver, heißer Gase. Fungizde Pl., Wirkstoffe gegen krankheitserregende
Funchal [fũˈʃal], Hptst. der autonomen port. Insel und schmarotzende Pilze; daneben Fungisttika,
Madeira, 44 000 Ew.; Tourismus, . Wirkstoffe, die das Pilzwachstum hemmen.
Fund, Inbesitznahme einer verlorenen bewegl. Sache.
Fund FUNF Funk [fʌŋk] der, im Jazz eine blues- und gospelbetonte
Der Finder muss den F. unverzüglich dem Empfangs- Spielweise; auch eine Richtung im Rockjazz (u. a.
berechtigten, notfalls der Polizei, anzeigen. Er muss H. Hancock) und in der schwarzen Popmusik.
die Sache verwahren. Dafür hat er Anspruch auf Funke, Cornelia, dt. Kinderbuchautorin und -illus-
Ersatz der Aufwendungen und auf Finderlohn: bei tratorin, * 1958; schreibt fantast. und alltagsnahe
einem Sachwert bis zu 500 € 5 %, darüber hinaus 3 %, Geschichten für Kinder jeden Alters (»Herr der
bei Tieren stets 3 % (§§ 965 ff. BGB). Wer F.-Sachen Diebe«, 2000; »Die wilden Hühner«, 1993 ff.;
nicht anzeigt, macht sich wegen Unterschlagung »Tintenherz«-Trilogie, 2003–07).
strafbar. Funkfeuer, Funkbake, ein ortsfester Funkwellensender
für Zwecke der Funkortung und -navigation.
Fundamentalsmus, das kompromiss- Funkrufdienst, Telekommunikationsdienst zur
lose Festhalten an (polit., religiösen) Grundsätzen. einseitigen funktechn. Übertragung kurzer
Der christl. F. geht davon aus, dass der Bibeltext das Nachrichten.
unmittelbare Wort Gottes ist und keiner weiteren Funktechnik, drahtlose → Nachrichtentechnik,
histor.-theolog. Ausdeutung bedarf; sehr stark im Teilgebiet der Nachrichten- und der Hochfrequenz-
nordamerikan. Protestantismus und in der dt. technik; spezielle Bereiche sind u. a. die Funkdienste
evangelikalen Bewegung vertreten. Der islam. F. zur Informationsübertragung (Funktelegrafie und
(Islamismus) fordert ein islam. Staatswesen -telefonie, Rundfunk, Fernsehen, Richtfunk,
(»Gottesstaat«) auf der strikten Grundlage der Sprechfunk, Mobilfunk) sowie die Funkmesstechnik
Vorschriften des Korans. und Funknavigation (Radar).
Funktin die,  eine Zuordnungsvorschrift. Man nennt
Christliche Namensgeber die Größe y eine F. einer zweiten, veränderl. Größe x,
Als Fundamentalisten wurden im 19. Jahrhundert die wenn y so von x abhängig ist, dass zu jedem Wert von
angelsächsischen Protestanten bezeichnet, die für x ein bestimmter Wert von y gehört; z. B.: Zu jedem
einen unverfälschten (»fundamentalen«) christlichen Wert x der Seitenlänge eines Quadrats gehört der Wert
Glauben eintraten. Der Kampf gegen Darwins Evo- y = x2 als Flächeninhalt; der Flächeninhalt ist eine F.
lutionslehre und für eine wörtliche Bibelauslegung der Seitenlänge. Die Abhängigkeit der F. y von der
veranlasste Christen in den USA an der Wende zum Veränderlichen x drückt man auch kurz durch y = f (x)
20. Jahrhundert dazu, sich zunehmend zu organi- aus; man kann sie in einem Koordinatensystem durch
sieren: 1910–15 erschien die religiöse Schriftenreihe eine Kurve darstellen; x ist die unabhängige, y die
»The Fundamentals« und 1919 erfolgte die Gründung abhängige Veränderliche.

Funktion F
F Funktionalismus
310 Funktionalsmus der, 1) allg.: Denkweise, die
Funktionalismus FUNF Furnkel das,  durch Eindringen von Eitererregern in
Tatbestände nicht als für sich selbst isolierte Gebilde, einen Haarbalg oder eine Talgdrüse hervorgerufene,
sondern in Wechselbeziehung zu anderem, z. B. zur umschriebene Entzündung der Unterhaut.
Umwelt, auffasst. – 2) Gestaltungsprinzip der Schubweises Auftreten immer neuer F. heißt
modernen Architektur und des Designs: Die Furunkulse.
Erscheinungsform eines Bauwerks oder eines Fushun [fuʃ-], Fuschun, chin. Stadt in der Mandschurei,
Gebrauchsgegenstands wird aus seiner Funktion 1,5 Mio. Ew.; Zentrum eines Steinkohlengebiets;
abgeleitet. Stahl-, chem. Ind., Schwermaschinenbau.
Fuß, der unterste Teil der Beine bei Mensch und
Furchenwale, Familie der Bartenwale, die in Wirbeltieren; ein der Fortbewegung dienender Teil.
allen Meeren heimisch sind. Namengebend sind die Der F. des Menschen enthält 26 Knochen, von denen
Längsfalten, die von der Kehle über die Brust laufen 7 der F.-Wurzel, 5 dem Mittel-F. und 14 den Zehen
Furchenwale:
und sich ausdehnen, wenn die F. ihr Maul öffnen, um angehören. Die F.-Wurzelknochen bestehen aus dem
Alle Wale ver- einen großen Schluck Wasser aufzunehmen und die Sprung-, dem Fersen-, dem Kahn-, dem Würfelbein
ständigen sich darin enthaltenen Nahrungspartikel auszusieben. Zu und den 3 Keilbeinen und sind in 2 Reihen so
mit Hilfe ver- den F. gehören der Blauwal, der Finnwal, die zusammengefügt, dass sie das F.-Gewölbe bilden, auf
schiedener Zwergwale, der Buckelwal u. a. dem der Körper sicher ruht.
Töne. Berühmt Furchung, Eifurchung, Blastogense,  fortgesetzte
für seinen un- Teilung der befruchteten tier. und menschl. Eizelle. Fußball, Sportspiel zw. zwei Mannschaften, bei
Fußball FUSF

nachahmlichen (→ Entwicklung) dem ein (Leder- oder Kunststoff-)Ball möglichst oft in


Gesang ist aber Fri|en Pl., röm. Rachegöttinnen, entsprechen den das gegner. Tor zu schießen ist, während Tore der
vor allem der griech. Erinnyen. gegner. Mannschaft verhindert werden sollen. Eine
Buckelwal. Seine Frkapass → Alpen. Mannschaft besteht aus 11 Spielern (10 Feldspieler,
Furnr das, dünne Platte aus gutem Holz, dient zum 1 Torhüter), von denen 3 durch Auswechselspieler
Lieder gelten als
Belegen (Furnren) von weniger wertvollem Holz und ersetzt werden können. Die Spielzeit beträgt 2 × 45
die komplexes-
Holzwerkstoffen (Blindholz). min, die Pause zw. beiden Halbzeiten max. 15 min.
ten Lautfolgen Fürst [ahd. furisto »der Vorderste«] 1) schon in Nach der Halbzeit werden die Spielfeldseiten
im Tierreich. Sie frühgeschichtl. Zeit ein Führer von Völkern; im Hl. gewechselt. Ein Sieg wird mit 3 Pluspunkten gewertet,
bestehen aus Röm. Reich (bis 1806) nahmen die F. die höchste bei einem Unentschieden erhalten beide Mannschaf-
einzelnen Laut- Stellung unter dem König ein; darunter geistl. F. ten je 1 Punkt. Der Ball darf mit allen Körperteilen
einheiten, die zu (Erzbischöfe, Bischöfe, Reichsäbte) und weltl. F. außer der Hand (gesamter Arm) gespielt werden. Ein
regelrechten (Herzöge, Markgrafen, Pfalzgrafen und Landgra- Tor ist erzielt, wenn der Ball in vollem Umfang die
Strophen ver- fen). – 2) Adelstitel (zw. Herzog und Graf). Torlinie überquert hat. Geht der Ball ins Seitenaus,
bunden werden. Fürstbischof, vom 13. Jh. bis 1806 der (kirchenrechtl. wird er mit den Händen wieder ins Spiel eingeworfen
Da die Männ- bedeutungslose) Titel der geistl. Reichsfürsten im (Einwurf). Verlässt er die Torauslinie und wurde
Bischofsrang (Erzbischöfe: Fürsterzbischof). zuletzt vom Gegner gespielt, gibt es Abstoß,
chen vor allem
Frstenberg, 1747 in Fürstenberg (Kr. Holzminden, andernfalls Eckstoß. Wenn der Schiedsrichter das
zur Paarungszeit
Ndsachs.) gegr. Porzellanmanufaktur; figürl. Arbeiten, Spiel wegen eines Regelverstoßes unterbrochen hat,
singen, nimmt heute v. a. Gebrauchsgeschirr. wird das Spiel mit direktem Freistoß für die gegner.
man an, dass ihr Fürstenfeldbrck, Krst. in Oberbayern, 35 000 Ew.; Mannschaft fortgesetzt; fand der Regelverstoß im
Gesang im Offiziersschule und Fliegerhorst der dt. Bundesluft- eigenen Strafraum statt, erhält der Gegner einen
Dienst der Part- waffe; Klosterkirche (1701–41) der ehem. Zisterzien- Strafstoß zugesprochen. Bei techn. Regelverstößen
nerwebung serabtei. (gefährl. Spiel, Abseitsstellung, Sperren ohne Ball)
steht. Frth, Stadt in Franken, Bayern, Teil der Agglomeration gibt es einen indirekten Freistoß, der im Ggs. zum
um Nürnberg, 112 000 Ew.; Forschung und Entwick- direkten Freistoß nicht unmittelbar zum Torschuss
lung, elektrotechn., Glas-, Spielwaren- u. a. Ind., führen kann. Nur der Torhüter kann innerhalb seines
Versandhandel. Strafraumes den Ball auch mit den Händen
Frtwängler, Wilhelm, dt. Dirigent und Kom- aufnehmen, allerdings nicht bei kontrolliertem
ponist, * 1886, † 1954, Sohn von 1); Interpret v. a. der Zuspiel eines Mitspielers (indirekter Freistoß). Bei
Musik des 19. Jh. und der Moderne. wiederholten oder groben Regelverstößen kann ein
Spieler zunächst verwarnt (Zeigen der Gelben Karte),
aber auch sofort durch Feldverweis vom weiteren
Spiel ausgeschlossen werden (Rote Karte). Einem
Spieler, der zum zweiten Mal während eines Spiels
verwarnt wird, muss zuerst die Gelbe und dann die
Rote Karte (»Gelb-Rot«) gezeigt werden, was
ebenfalls Feldverweis (»Matchstrafe«)
bedeutet. – Geleitet wird das Spiel von
einem Schiedsrichter und 2
Schiedsrichterassistenten.
Fssen, Stadt im Allgäu, Bayern,
13 200 Ew.; Luftkurort am
Lech; Hohes Schloss; nahebei
die Schlösser Hohenschwan-
FUN
Stadiondistanz in km
STADT FUZ
Pflichtspiele
0 bis 100
101 bis 150
151 bis 200
201 bis 250

251 bis 300

301 bis 350

351 bis 400

(Stand 2010)

Europäische
Fußballderbys
auf Stadtebene
(Auswahl)

G lüc k
h d r u c k h a t da s
Der B u c t.
gau und Neuschwanstein, im Ortsteil Bad Faulenbach
g efö rder
h en n ic h t Lew N. Tolstoi
Kneipp- und Mineralbad.
r M e n s c
Fssenegger, Gertrud, österr. Schriftstellerin, de
* 1912, † 2009; Romane, v. a. mit histor. Themen:
»Geschlecht im Advent« (1937), »Jona« (1986). Futursmus der, literar., künstler. und polit. Bewegung,
Fußwaschung, Reinigungssitte im Alten Orient und begründet 1909 durch das »Manifeste du futurisme«
im Mittelmeerraum, da man entweder barfuß oder in des ital. Schriftstellers F. T. Marinetti. In der Malerei
Sandalen ging; galt als Sklavenarbeit; in der kath. suchte der F. den zeitl. Ablauf der Dinge durch die
Kirche eine feierl. Handlung am Gründonnerstag in Wiedergabe dynam., simultaner Bewegung, oft im
Erinnerung an die F., die Jesus als Zeichen der Demut kubist. Formenmuster, darzustellen (Vertreter:
und Nächstenliebe an seinen Jüngern vollzog. U. Boccioni, C. Carrà, G. Balla, G. Severini, L. Russolo
u. a.).
Fst, Johann, dt. Verleger und Buchhändler, * 1400, Fuxin [-ç-], Stadt in der Prov. Liaoning, in der Mandschu-
† um 1466. Ohne Johann Fust hätte Johannes rei, China, 654 000 Ew.; Steinkohlenbergbau.
Gutenberg die nach ihm benannten Bibeln nicht Fuzhou [fudʒɔu], Prov.-Hptst. in SO-China, 1,21 Mio. Ew.;
drucken können. Zwar verfügte Gutenberg als Univ.; Maschinenbau, chem. Ind.; berühmte
Erfi nder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern Lackarbeiten; Seehafen am Min Jiang.
über das nötige Wissen, nicht aber über ausreichende Fuzzylogik [ˈfʌzɪ-, engl. »unscharf«], Logiksystem, das
fi nanzielle Möglichkeiten. Und so war Gutenberg mehrere bis unendlich viele Wahrheitswerte kennt.
dankbar, als sich Fust mit einem größeren Geldbetrag Die F. basiert auf der Theorie der Fuzzymengen, bei
an den Arbeiten beteiligte und dafür die Druckwerk- denen man nur sagen kann, mit welchem Grad an
statt als Pfand erhielt. Nachdem es 1455 wegen der Zugehörigkeit irgendwelche Elemente zu ihnen
Verwendung des Geldes und ausstehender Zinszah- gehören. Dieser Zugehörigkeitsgrad kann prinzipiell
lungen zum juristischen Streit gekommen war, bekam jeden Wert zw. 0 und 1 annehmen. Das zurzeit
Fust die Werkstatt und die Hälfte der Gutenberg- wichtigste Anwendungsgebiet der F. ist die Regelungs-
Bibeln zugesprochen. In seiner neuen Druckerei schuf technik. Fuzzyregler werden in vielen techn. Geräten
Fust 1457 das »Psalterium Moguntinum«, das und Maschinen eingesetzt (Kamera, Waschmaschine, 311
weltweit erste dreifarbig gedruckte Buch. Schienenfahrzeug).

Fuzzylogik F
G
 
g 

G 7, Bez. für die 7 führenden Ind.-Staaten (Dtl.,


G 7 G 7G Entwicklungsgemeinschaft (SADC); Bischofssitz;
Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Univ.; .
USA), die jährl. den Weltwirtschaftsgipfel durch- Gbri|el [hebr. »Mann Gottes«], Erzengel (Tag: 29. 9.);
führen; seit Einbeziehung Russlands G 8. Engel der Verkündigung.
Ga, Ga, griech. Sage: die »Urmutter Erde«, die aus
Gäa GäAG Gbri|el, Sigmar, dt. Politiker (SPD), * 1959; in Ndsachs.
sich selbst den Himmel, die Gebirge und das Meer 1999–2003 Min.-Präs.; 2005–09 Bundesmin. für
erzeugte. Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, seit
Gaarder [ˈgɔːdər], Jostein, norweg. Schriftsteller,
Gaarder GAAG 2009 Bundesvorsitzender der SPD.
* 1952; will mit seinen Büchern zum Staunen und Gabn, Rep. in W-Afrika, am Golf von Guinea, im
Nachdenken über die Welt anregen. Großen Erfolg Einzugsbereich des Ogowe, 267 668 km 2, 1,5 Mio. Ew.;
hatte er mit seinem philosophiegeschichtl. Roman Hptst.: Libreville; Amtssprache: Französisch.
»Sofies Welt« (1991). Gdamer, Hans-Georg, dt. Philosoph, * 1900, † 2002;
Gbelsberger, Franz Xaver, dt. Stenograf, * 1789, bekannt bes. durch seine »philosoph. Hermeneutik«,
† 1849; schuf eine weit verbreitete Kurzschrift. die Impulse von W. Dilthey, E. Husserl und
Gabin [gaˈb], Jean, frz. Filmschauspieler, * 1904, † 1976; M. Heidegger aufnahm. »Wahrheit und Methode«
bedeutender Charakterdarsteller; »Die große (1960), »Hegels Dialektik« (1971) u. a.
Illusion« (1937), »Das Urteil« (1974). Gaddhfi, Kadhfi, Moamar al-, libyscher Politiker,
Gable [geɪbl], Clark, amerikan. Filmschauspieler, * 1901, * 1942; Offizier, seit 1969 Oberbefehlshaber der
† 1960; spielte Draufgängertypen; »Vom Winde Streitkräfte, 1969–77 Vors. des Revolutionsrates,
verweht« (1939). 1970–72 auch Min.-Präs., 1977–79 Staatspräs.,
bestimmt als »Führer der Revolution« jedoch
Gábor [ˈgeɪbə], Dennis, brit. Physiker ungar. weiterhin die Politik seines Landes.
Herkunft, * 1900, † 1979; erfand 1948 die Holografie, Gde, Niels, dän. Komponist, * 1817, † 1890; Orchester-,
wofür er 1971 den Nobelpreis für Physik erhielt. Chorwerke, Kammer-, Klaviermusik.
Gdes, Antonio, span. Tänzer und Choreograph, * 1936,
Nobelpreis für einen Zufallsfund † 2004; wurde mit seiner Flamencotrilogie
Als er 1979 starb, besaß er über 100 Patente: Der in (»Bluthochzeit«, »Carmen« und »Liebeszauber«,
Budapest geborene Physiker Dennis Gábor war ein 1981–86) weltbekannt.
genialer Erfinder. Studiert hatte er in Budapest und Gagrin, Juri Alexejewitsch, sowjet. Astronaut, * 1934,
Berlin, bei Siemens in Berlin entwickelte er Ende der † (Flugzeugabsturz) 1968; umkreiste 1961 als erster
1920er-Jahre eine Hochdruck-Quecksilberdampflam- Raumfahrer die Erde.
pe. 1933 emigrierte er nach England und wurde Ggern, Heinrich Freiherr von, * 1799, † 1880; war 1848
britischer Staatsbürger. Hier kam es 1947 auch zu Präs. der Frankfurter Nationalversammlung.
seiner wichtigsten Erfindung, der Holografie. Dabei Gainsborough [ˈgeɪnzbərə], Thomas, engl. Maler,
stand bei dieser Entdeckung der Zufall Pate: Dem * 1727, † 1788; Landschaften, Bildnisse im eleganten
Physiker ging es gar nicht um dreidimensionale Rokokostil.
Abbildungen, sondern um Mikroskope mit Galgos, Familie nachtaktiver Halbaffen, v. a. im trop.
verbesserter Auflösung. Weil er mit den Ergebnissen Afrika; 15 bis 35 cm lang, mit großen Ohren; gute
unzufrieden war, ließ er dieses Forschungsgebiet Springer.
ruhen. Erst mit Erfindung des Lasers 1960 konnten Galaktse die,  dem Traubenzucker verwandter
Gábors theoretische Erkenntnisse in 3-D-Bilder einfacher Zucker, v. a. im Milchzucker.
umgesetzt werden. Galpagos|inseln, vulkan. Inselgruppe im Pazif.
Ozean, zu Ecuador gehörig, 8 010 km 2, 14 700 Ew.;
einzigartige Tier- und Pflanzenwelt (Riesenschild-
Gaborone [gɑːbɔˈrəʊneɪ], Hptst. und Handelszentrum
Gaborone GABG kröten, Meerechsen u. a.), seit 1959 Nationalpark,
von Botswana, 214 400 Ew.; Sitz der Südafrikan. Weltnaturerbe.
GäA
Glater, um 278 v. Chr. vom Balkan nach Kleinasien
eingewanderte Keltenstämme. Ihr Gebiet, Galtien,
vier großen Jupitermonde, den Saturnring u. a.
Wegen seiner Verteidigung der Lehre des Kopernikus
GAL
wurde 25 v. Chr. röm. Prov. G.-Brief, Brief des Apostels geriet er in Konflikt mit der Inquisition; 1633 musste
Paulus an die dortigen Christen. er der kopernikan. Lehre öffentlich abschwören. Die
Galaţi [gaˈlatsj], dt. Galtz, Hafenstadt an der unteren Legende schreibt ihm den Ausspruch zu: »Und sie
Donau, Rumänien, 324 200 Ew.; Univ.; Eisenhütten- (die Erde) bewegt sich doch!«
werk, Werft. Galilo, 1989 gestartete Raumsonde der NASA zur
Galxis die, → Milchstraßensystem. Erforschung des Planeten Jupiter, v. a. seiner
Galbraith [ˈgælbreɪθ], John Kenneth, amerikan. Atmosphäre und Magnetosphäre und seiner
Volkswirtschaftler, * 1908, † 2006; »Gesellschaft im Hauptmonde Io, Ganymed, Europa und Callisto. Ab
Überfluß«, 1958; »Die Gesch. der Wirtschaft im 2000 hieß die Mission »Galileo Millennium Mission«
20. Jh.«, 1994. (GMM); Missionsende: Sept. 2003.
Galre die, Ruderkriegsschiff der Mittelmeermächte Glisch, kelt. Sprache der Gälen in Irland, im schott.
des MA, mit Ruderbänken für 200–500 Mann, meist Hochland und auf der Insel Man.
zur G.-Strafe verurteilte Sträflinge. Galzi|en, Landschaft am N-Rand der Karpaten und in
Galn, Claudius Galnus, röm. Arzt griech. Herkunft, deren nördl. Vorland. Der westl. Teil gehört zu Polen,
* 129, † 199; neben Hippokrates bedeutendster Arzt der östl. zur Ukraine. G. war 1772–1918 österr.
der Antike; seine Schriften blieben bis ins MA Kronland, kam dann zum poln. Staat. Nach dem
maßgebend. sowjetisch-dt. Grenzvertrag von 1939 wurde Ost-G.
an die Sowjetunion angeschlossen; bis zum
Glen, Clemens August Graf von, dt. kath. Holocaust Zentrum ostjüd. Kultur.
Theologe, * 1878, † 1946; 1933 Bischof von Münster, Galle, bittere, gelbl. Absonderung der Leberzellen.
1946 Kardinal, Gegner des Nationalsozialismus. Von Sie dient der Verdauung der Fette und enthält
Galen predigte gegen die kirchenfeindl. Politik der v. a. G.-Säuren, G.-Farbstoff, Cholesterin, Harn-
Nationalsozialisten und deren Rassenlehre. Seine stoff, Schleim. Die G. sammelt sich in den kleinen
Predigten wurde durch Abschriften verbreitet, G. G.-Gängen der Leber und fließt z. T. ständig durch
selbst sorgte bereits 1937 für die Verbreitung der den Lebergallengang in den Zwölffingerdarm ab, zum
Enzyklika »Mit brennender Sorge« von Papst Pius XI., anderen Teil wird sie in der G.-Blase, einem an der
in der das NS-Regime und seine Kirchen- und Unterseite der Leber gelegenen Speicherorgan, einge-
Rassenpolitik scharf verurteilt wurden; 2005 wurde dickt, gespeichert und bei Bedarf ebenfalls von hier
von Galen seliggesprochen. in den Zwölffingerdarm entleert. – Krankhafte Bil-
dungen in den G.-Wegen, bes. in der G.-Blase, sind die
»Der Löwe von Münster« G.-Steine, die bei Frauen häufiger auftreten. Sie beste-
»Weder für Lob noch aus Furcht« – das war der hen meist aus G.-Farbstoff und Kalk, von Sandkorn-
Wahlspruch von Clemens August Graf von Galen. bis Walnussgröße, und können sehr schmerzhafte
Tatsächlich hatte der Münsteraner Kirchenmann G.-Koliken oder, bei entzündl. Verlauf, eine G.-Blasen-
keine Angst, in seinen großen Predigten von 1941 die infektion hervorrufen. Oft muss die G.-Blase samt
Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten, die Steinen operativ entfernt werden (Cholezystektomie).
Beschlagnahmung von Kirchengütern und das Gall, Émile, frz. Kunsthandwerker, * 1846, † 1904;
»Neuheidentum« der Nazis zu verurteilen. Während einer der führenden Künstler des Jugendstils
die Nationalsozialisten es nicht wagten, gegen den (Glasvasen, Schmuck u. a.).
beim Volk äußerst beliebten Bischof vorzugehen, Gallegos [gaˈjeɣɔs], Rómulo, venezolan. Schriftsteller,
wurden die »Lübecker Märtyrer«, drei katholische * 1884, † 1969; Romane und Erzählungen, »Doña
Kapläne sowie ein evangelischer Pastor aus Lübeck, Bárbara« (1929).
die von Galens Texte verbreitet hatten, 1941 verhaftet Gallen,  Gewebewucherungen an Pflanzen;
und im November 1943 hingerichtet. hervorgerufen durch Bakterien, parasit. Pilze oder
durch Einstich und Eiablage von Milben oder
Gallinsekten (Gallmücken, Gallwespen). Rundl.
Galene die, drei- bis fünfmastiges europ. Segelkriegs- Galläpfel bzw. Markgallen kommen an Blättern der
schiff im 16. bis 18. Jahrhundert. Eiche oder Beutelgallen an Blättern der Pappel vor.
Galci|en, span. Galicia [gaˈliθja], histor. Landschaft im Gallenröhrling, anderer Name des Bitterlings, ein
NW Spaniens; Mittelgebirgsland mit immerfeuchtem ungenießbarer → Röhrenpilz.
Klima; Fischerei, Viehzucht; ehem. Hptst. Santiago Gallrte, wasserhaltige, weiche Masse, entsteht durch
de Compostela; moderne Zentren sind Vigo und La Berührung von Kolloiden mit einem Lösungsmittel
Coruña. Die Region G. erhielt 1978 eine beschränkte (meist Wasser), z. B. Gelatine, Leim.
Selbstverw., seit 1981 Autonomiestatut. Die galic. Glli|en, lat. Gllia, das Land der Gallier, der seit etwa
Sprache (3,2 Mio. Sprecher) hat sich aus dem 400 v. Chr. nach Italien vordringenden Kelten,
Portugiesischen entwickelt. umfasste urspr. nur Oberitalien (Gllia cisalpna),
Galila, histor. Landschaft Palästinas, gehört zu Israel dann auch das heutige Frankreich und Belgien (Gllia
und Libanon. Jesus und die meisten seiner Jünger transalpna). Gallia cisalpina wurde um 200 v. Chr.
waren Galiläer; zentraler Ort ist Nazareth. römisch; die Unterwerfung von Gallia transalpina
Galili, Galileo, ital. Naturforscher, * 1564, † 1642; war begann mit der Besitzergreifung des südl. G., der
Prof. in Pisa und Padua, erkannte zuerst die Gesetze Gllia Narbonnsis, 120 v. Chr.; das übrige G. wurde 313
des freien Falls, des Pendels, des Wurfs, entdeckte die von Caesar 58 bis 51 v. Chr. unterworfen. Nach der

Gallien G
G Gallium
314 german. Völkerwanderung bildete sich hier das Galveston [ˈgælvɪstən], Stadt in Texas, am Golf von
→ Fränkische Reich. Mexiko, USA, 59 100 Ew.; Erdölraffinerie; Schwefel-
Gllium das, Symbol Ga, chem. Element; OZ 31, relative ausfuhrhafen.
Atommasse 69,72, D 5,9 g/cm3, Fp 29,78° C, Sp Gma, Vasco da, port. Seefahrer, * 1469, † 1524; wurde
2403° C; silberweißes, weiches Metall. Verwendung von König Emanuel I. von Portugal beauftragt, den
insbesondere in der Halbleitertechnik. Seeweg nach Indien zu finden. Er umsegelte am
Gallmilben, sehr kleine, an Pflanzen lebende Milben, 22. 11. 1497 das Kap der Guten Hoffnung und
erzeugen → Gallen. erreichte am 20. 5. 1498 die ind. Küste bei Calicut.
Gallmücken, artenreiche Familie der Zweiflügler, 1524 wurde G. als Vizekönig nach Indien entsandt. Er
legen ihre Eier in Pflanzenteile, wodurch sich leitete die Blütezeit Portugals als Kolonialmacht ein.
→ Gallen bilden. Gamnder der, Gattung krautiger bis strauchiger
Gllus|säure, Trihydroxybenzoesäure, in Pflanzen Lippenblütler, ährige oder traubige Blütenstände.
weit verbreitete aromat. Säure, wird für Farb- und Gmbe die, ital. Vila da Gmba [»Beingeige«], Bez. für
Gerbstoffe verwendet. eine Familie von Streichinstrumenten mit 6 Saiten
Gallwespen, häufig schwarz oder rotbraun gefärbte und 7 Bünden. Hauptinstrument ist die Tenorgambe.
Hautflügler; erzeugen → Gallen. Gambetta [gãbɛˈta], Léon, frz. Staatsmann, * 1838,
Galpp, schnellste Gangart des Pferds, eine ununter- † 1882; Gegner Napoleons III., stellte nach dessen
brochene Reihe von Sprüngen. Galopprennen, Rennen Sturz im Krieg von 1870/71 die Massenheere des
mit in der Gangart G. laufenden Pferden (Galoppern); Volksaufgebots zum Entsatz von Paris auf. Nov. 1881
geritten von Jockeys. bis Jan. 1882 Min.-Präsident.
Galsworthy [ˈgɔːlzwəːðɪ], John, brit. Schriftsteller, Gmbia der, Fluss in W-Afrika, 1120 km lang,
* 1867, † 1933; Hauptwerk der gesellschaftskrit. entspringt in Guinea, mündet bei Banjul in den
Romanzyklus »Die Forsyte Saga« (1906–21). Atlantik, für Seeschiffe auf 395 km befahrbar.
Nobelpreis für Literatur 1932. Gmbia, Rep. in W-Afrika, beiderseits am Unterlauf
Galton [ˈgɔːltn], Sir Francis, brit. Naturforscher, * 1822, des Flusses G., vom Staatsgebiet Senegals umschlos-
† 1911; begründete die Eugenik, stellte eine Reihe von sen, 11 295 km 2, 1,7 Mio. Ew.; Hptst. und -hafen:
Erbgesetzen auf, führte die Untersuchung von Banjul. Amtssprache: Englisch. Mangrovensümpfe,
Fingerabdrücken ein. landeinwärts folgen Regenwald und Savannen;
Galvni, Luigi, ital. Naturforscher, * 1737, † 1798; randtrop. Klima; Bev. vorwiegend sudanische
entdeckte bei Versuchen mit Froschschenkeln die Stämme; Anbau von Erdnüssen (Hauptausfuhrpro-
nach ihm benannte galvanische Elektrizität. dukt), Reis, Mais u. a.; Fischerei; Tourismus; internat.
galvnische Elemnte, galvnische Zellen, : Banjul. – Im 13. bis 15. Jh. zum Reich Mali gehörig;
elektrochmische Elemnte, Stromquellen, denen 1843–1965 brit. Besitz, seither unabhängig, Mitgl. des
eine chem. Umsetzung zugrunde liegt. G. E. bestehen Commonwealth, seit 1970 Rep.; 1982–89 Föderation
aus 2 versch. Elektroden (Metalle oder Kohle), die Senegambia mit Senegal; 1994–96 Militärreg.,
räumlich getrennt sind und in Elektrolytlösungen danach Zivilreg. und allmähl. Demokratisierung
(Salz- oder Säurelösungen) eintauchen. Dadurch unter Staatspräs. Y. Jammeh (seit 1994).
gehen Metallionen in Lösung oder schlagen sich aus Gmelan das, Instrumentenensemble auf Java und
der Lösung auf den Elektroden nieder, so dass elektr. Bali, besteht aus mehreren Gongs, Metallophonen,
Spannungen entstehen. Die an einer Elektrode zum einem Xylophon, einer Flöte, Laute und Zither sowie
Ablauf der Redoxreaktion benötigten Elektronen mehreren Trommeln, dazu kommt Gesang. Spielt bei
werden an der anderen Elektrode erzeugt. Bei rituellen, kulturellen und sozialen Anlässen.
leitender Verbindung beider Elektroden durch einen Gamten Pl., weibl. und männl. Geschlechtszellen. Bei
äußeren Draht fließt ein Strom vom negativen niederen Pflanzen (z. B. Algen) können sie gleich
(Anode) zum positiven (Kathode) Potenzialniveau. (Isogameten) oder verschieden gestaltet sein
Zu den g. E. zählen die Primärelemente (→ Batterie) (Anisogameten).
und die Sekundärelemente (→ Akkumulator); eine Gmmastrahlung, γ-Strahlung, energiereiche,
weitere Gruppe sind die → Brennstoffelemente. ionisierende elektromagnet. Strahlung mit
galvanisren, ein Metall durch Elektrolyse mit einem
galvanisieren GALG Wellenlängen von etwa 10 −14 bis 10 −10 m; wird u. a. von
anderen Metall überziehen, z. B. Eisen mit Zink. angeregten Atomkernen ausgestrahlt. G. ist
Galvanomter das, hochempfindl. elektr. Gerät zum durchdringender als Alpha- und Betastrahlung; ihre
Messen sehr kleiner elektr. Gleichströme und physiolog. Wirkung entspricht der von Röntgen-
-spannungen oder zum Nachweis der Stromlosigkeit. strahlung.
Galvanotchnik, Anwendung der → Elektrolyse zum Gämse, Gams, ziegenartiges Horntier, Hochgebirgs-
Abscheiden metall. Überzüge auf Metallen oder bewohner, Kletterer, dunkelbraun mit geraden, am
leitend gemachten Nichtmetallen. Die Abscheidung Ende scharf umgebogenen Hörnern, lebt in Rudeln.
dünner Überzüge dient der Erhöhung der Verschleiß- Gämswurz, Gamswurz, staudige, gelb blühende
festigkeit und als Korrosionsschutz. Ein elektrochem. Korbblütler, v. a. Alpenpflanzen.
Verfahren zur Abscheidung dicker Metallüberzüge, Gnda, Bagnda, Hauptvolk Ugandas, meist Ackerbau-
die den Charakter eines massiven Metalls haben, ist ern, etwa 5 Mio.; sprechen G., eine Bantusprache.
die Galvanoplastik; v. a. sonst schwer zu fertigende Gndersheim, Bad G., Stadt in Ndsachs., westl. des
Teile und Formen, z. B. für die Kunststoffverarbei- Harzes, 11 500 Ew.; Solbad, Festspiele; Glasind.,
tung oder Elektronik, werden galvanoplastisch Metall-, Fleischverarbeitung. – 852 gegr. Reichsstift,
hergestellt. in dem Roswitha von G. wirkte; frühroman. Münster.
GAL
GAR

Kaum ein Fluss


weltweit wird
Gndhi, 1) Indira, * 1917, † (ermordet) 1984; ind.
Gandhi GANG
wohl mehr ver-
Politikerin, Tochter Nehrus, 1966–77 und ab 1980 ehrt als der
Min.-Präs. – 2) Mohandas Karamchand, genannt Ganges. Seit
Mahtma (»Große Seele«), Führer der ind. Unabhän- 3500 Jahren ist
gigkeitsbewegung, * 1869, † (ermordet) 1948; der Strom, Per-
entstammte einer wohlhabenden Hindufamilie; Gnz, Bruno, schweizer. Schauspieler, * 1941; erfolgreich sonifizierung der
studierte in London, kämpfte für die Gleichberechti- auf der Bühne und im Film (z. B. »Der Himmel über Göttin Ganga,
gung seiner Landsleute in Südafrika und seit dem Berlin«, 1987); seit 1996 Träger des Iffland-Rings. Mittelpunkt von
Ersten Weltkrieg für die Unabhängigkeit Indiens, trat Ganztagsschule, Schule mit Vor- und Nachmittags- Kultur und Reli-
für die Beseitigung der Gegensätze zw. Muslimen und unterricht; in vielen Ländern die Regelform der
gion, von Leben
Hindus ein. Sein hohes Ansehen und seine Erfolge allgemeinbildenden Schule, in Dtl. in Förderschulen,
und Tod der Hin-
gründeten auf der Methode des gewaltlosen Gesamt-, Grund- sowie Privatschulen.
Widerstands. G. wurde von einem fanat. Hindu Ganzton,  aus zwei Halbtönen bestehendes Intervall dus in Indien.
erschossen. – 3) Rajiv, ind. Politiker, * 1944, † (ermor- (große Sekunde). Die Ganztonleiter ist eine Folge von Täglich kommen
det) 1991, Sohn von 1); 1984–89 Min.-Präsident. 6 Ganztönen. Tausende von
Gao Xingjian, chin. Schriftsteller und Maler, * 1940; Pilgern nach
Gnges, amtl. Gnga, Hauptstrom Vorder- Prosa in moderner Erzähltechnik (Roman: Varanasi, um im
indiens, 2700 km lang, der heilige Strom der Hindus, »Seelenberg«, 1996); Erneuerer des chin. Sprech- Ganges ihre ritu-
entspringt im Himalaya in 4000 m ü. M., durchfl ießt theaters (Stücke: »Die Busstation«, 1983; »JA oder/ ellen Waschun-
die nordind. Ebene, bildet mit dem Brahmaputra ein und NEIN«, 1992); Nobelpreis für Literatur 2000. gen zu vollzie-
riesiges Mündungsdelta (56 000 km 2, fruchtbar und Garant die, im Zivilrecht Vertrag, in dem sich ein hen. Doch
dicht bevölkert) und mündet in den Golf von Partner verpfl ichtet, für einen bestimmten Erfolg in schon längst ist
Bengalen. Am westl. Mündungsarm (Hugli) liegt der Weise einzustehen, dass er bei Nichteintritt des
der Fluss zur
Kalkutta. Seinen höchsten Wasserstand erreicht der Erfolgs Ersatz leistet (G.-Vertrag); geht über die
Kloake verkom-
Fluss nach den Monsunregen im Sept.; Schiff fahrt ist Gewährleistungspfl icht (→ Mängelhaftung) hinaus.
nur im Deltabereich möglich. Im Verfassungsrecht die Verbürgung eines Rechts men. Ungefiltert
Gnghofer, Ludwig, dt. Schriftsteller, * 1855, † 1920; oder einer Einrichtung; im Völkerrecht die Gewähr werden Abfälle
schrieb Volksstücke und Heimatromane (»Schloß für die Aufrechterhaltung eines Zustands, bes. der der Millionen-
Hubertus«, 1895; »Das Schweigen im Walde«, 1899). Unabhängigkeit und der Grenzen eines Staats, oder städte, wie z. B.
Gänse, zu den Entenvögeln (Leistenschnäblern) für die Erfüllung eines Vertrags. Kalkutta, in den
gehörende, gesellig lebende Schwimmvögel mit Grbo, Greta, schwed. Filmschauspielerin, * 1905, Strom geleitet –
gedrungenem Leib, langem Hals; fl iegen und † 1990; verkörperte den Typ der geheimnisvollen nur wenige Me-
schwimmen gut, leben aber oft auf dem Land. Arten: Schönen; »Die Kameliendame« (1936). ter von dem Ort
Wild-(Grau-)G., in Mittel-, N-Europa, ziehen im Sept. García Lrca [garˈθia -], Federico, span. Dichter, * 1899, entfernt, wo
südwärts, Stammform der Haus-G.; Saat-G., in † (erschossen) 1936; künstlerisch vielseitig begabt;
sich die Gläubi-
Mitteleuropa Wintergäste; Chin. Schwanen- oder Lyriker (»Zigeunerromanzen«, 1928), Erneuerer des
gen waschen,
Höcker-G. sind Ziervögel. span. Dramas (»Die Bluthochzeit«, 1933).
ergießt die Ka-
Gänsefuß, weit verbreitete Gattung meist mehlig García Márquez [garˈsia ˈmarkes], Gabriel, kolumbian.
bereifter Kräuter mit gelbgrünen bis rötl., in Knäueln Schriftsteller, * 1927; fantastisch-realist. Romane nalisation ihren
geordneten Blüten. (»Hundert Jahre Einsamkeit«, 1967; »Die Liebe in den Inhalt in den
Gansu, Kansu, Prov. in NW-China, 454 000 km 2, Zeiten der Cholera«, 1985, u. a.); Nobelpreis für Fluss.
22,4 Mio. Ew., Hptst. Lanzhou; auf Lössböden Literatur 1982.
intensive Landwirtschaft; Erdölförderung; Metall-, Gard [gaːr] der, rechter Nebenfluss der Rhône, in
chem., Textilindustrie. Frankreich, entspringt in den Cevennen, 133 km
Ganymd, 1) griech. Sage: schöner Mundschenk des lang; wird vom dreigeschossigen Pont du G., einem
Zeus, von diesem oder seinem Adler auf den Olymp röm. Aquädukt (275 m lang, 49 m hoch), überquert; 315
entführt. – 2)  größter Jupitermond. gehört zum Weltkulturerbe.

Gard G
G Gardasee
316 Grdasee, ital. Lgo di Grda oder Benco, größter See schaffen wollte (Carlton House, Wörlitz, München,
Italiens (368 km 2), zw. der Lombardei und Venetien, Muskau). Berühmt sind auch die Gärten des Islam. Die
65 m ü. M., 52 km lang, 3 bis 18 km breit, bis 346 m moderne G. sieht ihre Hauptaufgabe in der Auflocke-
tief; mildes Klima. rung der Städte durch Grünanlagen.
Gardni|e die, Gattung strauchiger asiat. und afrikan. Gärung, Zersetzung organ. Stoffe (Kohlenhydrate) ohne
Gärung GäRG

Krappgewächse, Gewächshauspflanzen, liefern Sauerstoff durch Enzyme. Alkohol-G. wird durch Hefe
duftreiche Schnittblumen. verursacht, die Zucker in Alkohol und Kohlendioxid
Garibldi, Giuseppe, ital. Freiheitskämpfer und spaltet. Essigsäure-G. wird durch Bakterien
Politiker, * 1807, † 1882; verteidigte 1849 das herbeigeführt, die Alkohol mit dem Sauerstoff der Luft
aufständ. Rom gegen die Franzosen, befreite 1860 zu Essigsäure umsetzen. Milchsäure-G. wird
mit seinen Freischaren die Insel Sizilien von der hervorgerufen durch Milchsäurebakterien, die manche
Bourbonenherrschaft, versuchte 1867 erfolglos, auch Zuckerarten in Milchsäure überführen (Sauermilch,
Rom für Italien zu erobern. Sauerkraut, Gärfutter). G. sind auch Aufbereitungsvor-
Garland [ˈgɑːlənd], Judy, amerikan. Sängerin und gänge an pflanzl. Rohstoffen, die man Fermentation
Filmschauspielerin, * 1922, † 1969, Mutter von Liza nennt (z. B. bei Flachs, Kakao, Tabak, Tee).
Minnelli; v. a. Musikfi lme. Gary [gaˈri], Romain, frz. Schriftsteller, * 1914, † 1980;
Grmisch-Partenkrchen, Kurort und Winter- zeitkrit. Romane: »Die Wurzeln des Himmels« (1956),
sportplatz in Oberbayern, am Fuß der Zugspitze, »Der weiße Hund von Beverly Hills« (1970).
720 m ü. M.; 27 000 Ew.; Bergbahnen, Sprungschan- Gas, gasförmige Materie, d. h. Materie in dem
zen, Eisstadion, Bobbahn. Aggregatzustand, in dem eine bestimmte Materie-
menge weder eine bestimmte Form noch ein
Garnlen, Unterordnung überwiegend konstantes Volumen hat, sondern jeden verfügbaren
meerbewohnender, zehnfüßiger Krebse mit etwa Raum ausfüllt. G. können durch Abkühlung bis unter
2 000 Arten; bis über 30 cm groß, Körper schlank, fast ihre krit. Temperatur und durch genügend hohen
stets seitlich zusammengedrückt, häufig glasartig Druck verflüssigt werden (→ Dampf).
durchsichtig. Die bekanntesten Arten sind: Felsen-G. Gasbrand, Gasödem, schwere Wundinfektion durch
Gasbrand GASG

(Krevette), Nordsee-G. (Nordseekrabbe, Granat), Gasbrandbazillen (Clostridium perfringens), die mit


Ostsee-G. (Ostseegarnele), Stein-G. Erde, in der sie unter Abschluss von Luft leben, in
Wunden gelangen. Die Bazillen bewirken eine
Falsche Lebensmittelwelt bösartige Ödembildung und zersetzen das Gewebe
Verbraucherzentralen prangern an, dass immer mehr unter Gasbildung.
Lebensmittelhersteller Imitate produzieren, um Gascogne [gasˈkɔɲ] die, histor. Landschaft in
Kosten zu sparen. So fanden Lebensmittelkontrolleu- SW-Frankreich, in Aquitanien.
re, dass sogenannte Surimi-Garnelen aus gepresstem Gasdynamik, Teilgebiet der Strömungslehre, das sich
Fisch- und Hühnereiweiß bestehen. Form, Farbe und mit der Untersuchung der Strömungen von Gasen bei
Konsistenz sind der echten Garnele nachempfunden. großen Strömungsgeschwindigkeiten befasst.
Ferner entdeckten Prüfer, dass bei mehr als zwei Wichtigste Kennzahl ist die → Machzahl.
Dritteln aller in der Gastronomie entnommenen Gas|entladung, Durchgang eines elektr. Stroms
Proben kein echter Kochschinken, sondern ein (bewegte Ionen und Elektronen) durch ein Gas, als
künstliches Imitat, das hauptsächlich aus Stärkegel Dunkel-, Glimm- oder Bogenentladung. Anwendun-
besteht, verwendet wurde. Häufig wird auch gen: G.-Lampen, Stromrichter, Lichtbogenschweißen.
sogenannter Analog-Käse angeboten: Ein Milch- Gasgenerator, Gas|erzeuger, Anlage zum Vergasen Gasgenerator GASG

bestandteil wird ersetzt, beispielsweise Milchfett fester Brennstoffe (Stein-, Braunkohle, Koks, Holz,
durch Pflanzenfett. »Käse« dürfen nach europäischem Torf usw.), in der Generatorgas als Heiz- und
Recht jedoch nur Produkte genannt werden, die aus Synthesegas erzeugt wird.
Milch oder Milcherzeugnissen bestehen. Gasherbrum-Gruppe [ˈgæʃəbrʊm-], Berggruppe im
Karakorum, in Kaschmir: G. I, auch Hidden Peak,
8068 m hoch; G. II, 8035 m hoch.
Garonne [gaˈrɔn] die, größter Fluss in SW-Frankreich,
Garonne GARG Gasmaske, Filtergerät zum Schutz der Atmungs-
entspringt in den Pyrenäen, mündet nach Vereini- organe und der Augen vor der Einwirkung giftiger
gung mit der Dordogne in einem großen Mündungs- Gase und Schwebstoffe. Die Weiterentwicklung der
trichter als Gironde in den Atlantik; 650 km lang, G. nach dem Ersten Weltkrieg führte zur ABC-Schutz-
460 km schiff bar. maske, im zivilen Bereich zur Atemschutzmaske.
Gartenkunst, künstler. Gestaltung von Gärten und
Gartenkunst GARG Gasmotor, mit gasförmigen Kraftstoffen betriebener
Parkanlagen. Schon bei Ägyptern, Babyloniern (→ hän- Verbrennungsmotor (meist → Ottomotor).
gende Gärten), Griechen, Römern, v. a. aber in China Gas|öl, bei der Verarbeitung von Erdöl entstehendes
und Japan gepflegt und auch aus dem MA bezeugt, brennbares Öl; Siedebereich etwa 250–400 °C; dient
bildete sie sich bes. in der ital. Renaissance und im zur Herstellung von Dieselkraftstoff und Heizöl.
Barock aus, die Haus und Garten als architekton. Gasomter, Behälter für Stadtgas u. techn. Gase.
Einheit gestalteten. Im Frankreich Ludwigs XIV. GASP, Abk. für → Gemeinsame Außen- und Sicherheits-
GASPGASG

entwickelte sich dieses Prinzip durch Le Nôtre am politik.


vollkommensten (Versailles). Im Ggs. hierzu entstand Gašparovič [ˈgaʃparɔvɪtʃ], Ivan, slowak. Politiker,
Mitte des 18. Jh. der engl. Garten (Landschaftsgarten), * 1941; 1990–92 Generalstaatsanwalt der ČSFR;
der einen Übergang zw. Garten und freier Landschaft 1992–98 Parlamentspräs.; seit 2004 Staatspräsident.
GAR
Gsperi, Alcide De, → De Gasperi, Alcide.
Gassendi [gasˈdi], Pierre, frz. Philosoph, Natur-
De-facto-Mitglieder an. Im Rahmen des GATT gab
es 8 Zollrunden (GATT-Runden); die letzte (Uruguay-
GAU
forscher, * 1592, † 1655; knüpfte in seiner Physik an Runde; 1986–94) führte u. a. zum → GATS und zur
den Atomismus Epikurs an. Gründung der WTO.
Gssman, Vittorio, ital. Schauspieler und Regisseur, Gattung,  lat. Gnus, Gruppe, zu der mehrere
* 1922, † 2000; leitete Tourneetheater; Filmschau- nächstverwandte Arten von Tieren oder Pflanzen
spieler, »Bitterer Reis« (1949), »Die Familie« (1987). zusammengefasst werden.
Gastn, Talschaft in den Hohen Tauern, im österr.
Gastein GASG GAU, Abk. für Größter anzunehmender Unfall,
Bundesland Salzburg. Hauptort ist das Heilbad schwerster Störfall in einer kerntechn. Anlage, für
Badgastein in 1012 m ü. M. (5600 Ew., radioaktive dessen Beherrschung noch ausreichende sicherheits-
Thermen). Heilbäder sind auch Böckstein und Bad techn. Systeme vorhanden sind; in der Reaktorsicher-
Hofgastein; Dorfgastein ist landwirtschaftl. orientiert. heit durch den Begriff »Auslegungsstörfall« ersetzt.
Gastrtis die, Magenschleimhautentzündung. Ein nicht beherrschter Störfall ereignete sich 1986 in
Gastro|entertis die, Entzündung von Magen und Tschernobyl (Ukraine).
Dünndarm. Gck, Joachim, dt. ev. Theologe, * 1940; Mitbegründer
Gastroskop die, Magenspiegelung mit einem des Neuen Forums 1989; 1990–2000 Bundesbeauf-
flexiblen Spezialendoskop. tragter für die Unterlagen des Staatssicherheits-
Gas|turbine, Kraftmaschine ähnlich einer Gas|turbine GASG dienstes der DDR (d. h. Leiter einer Bundesbehörde,
Dampfturbine, in der die bei der Verbrennung eines »Gauck-Behörde«); kandidierte 2010 für das Amt des
verdichteten Kraftstoff-Luft-Gemischs entstehende Bundespräsidenten.
Wärmeenergie in mechan. Arbeit umgesetzt wird. Gaud, Antonio, eigtl. A. G. y Cornt, katalan. Archi-
Abgasturbinen werden mit den Auspuffgasen von tekt, * 1852, † 1926; baute in neukatalan. Stil (dem dt.
Verbrennungskraftmaschinen betrieben. (→ Strahl- Jugendstil vergleichbar), z. B. Kathedrale Sagrada Fa-
triebwerk) milia (1883 ff .) und Casa Milá (1905–10) in Barcelona.
Gasverflüssigung, Überführung eines unter Normal-
bedingungen gasförmigen Stoffs in den flüssigen Gaugamla, wer den gordischen Knoten löst,
Aggregatzustand; dient z. B. zum Transport von wird Kleinasien erobern, so lautete die Prophezei-
Erdgas. ung. Als der junge Alexander 334/333 v. Chr. mit
seiner erfolgreichen Armee in das mitten in
Gates [ˈgeɪts], Bill (William Henry), amerikan.
Gates GATG Kleinasien gelegene Gordion kam, zerschlug er der
Unternehmer, * 1955; gründete mit seinem Schul- Legende nach den unlösbaren Knoten mit dem
freund P. Allen die Firma Microsoft, die er zu einem Schwert. Keine zwei Jahre später kam es im Herbst
der größten Softwareunternehmen der Welt 331 bei Gaugamela jenseits des Tigris zur entschei-
entwickelte; 2000 übergab er die Geschäftsführung denden Schlacht mit dem zahlenmäßig überlegenen
an S. Ballmer und verabschiedete sich 2008 aus dem und mit Kampfelefanten ausgerüsteten Heer des
operativen Geschäft bei Microsoft Corp. G. gilt als persischen Großkönigs, Dareios III. Aber gegen die
einer der reichsten Männer der Welt; 2000 gründete waghalsige Taktik Alexanders war beides wirkungs-
er mit seiner Frau die weltweit größte Privatstiftung los. Wie schon bei Issos 333 floh Dareios, als er wegen
Bill & Melinda G. Foundation, Seattle, die heute mit des energischen Vorstoßes Alexanders auf das
einem Kapitalstock von knapp 40 Mrd. US-Dollar aus- Zentrum der Schlachtordnung um die eigene
gestattet ist und Gesundheitsprojekte im Bereich der Sicherheit fürchtete. Das bis dahin überlegene
Entwicklungshilfe und Aidsbekämpfung unterstützt. persische Heer verlor daraufhin den Zusammenhalt
und wurde vernichtend geschlagen. Damit war nicht
en
denst en Ku nd
nur die verheißene Eroberung Kleinasiens gesichert,
Dein e unzu frie lle . sondern auch der Weg ins Zentrum des Perserreiches
st e L er nq ue
si nd dei ne be Bil l Gates

GATS, Abk. für engl. General Agreement on Trade


in Services, Allgemeines Abkommen über den
Dienstleistungsverkehr, als Ergebnis der
Uruguay-Runde (→ GATT) 1994 geschlossenes
multilaterales Abkommen zur Liberalisierung
des internat. Austauschs von Dienstleistungen.
GATT, Abk. für engl. General Agreement on
GATT GATG

Tariffs and Trade, Allgemeines Zoll- und


Handelsabkommen, 1947 von 23 Staaten
geschlossenes Abkommen zur Erleichterung
des Außenhandels auf der Basis der Meist-
begünstigung und Neuordnung der internat.
Wirtschaftsbeziehungen (in Kraft seit 1948).
Das GATT wurde 1996 durch die → Welthan-
delsorganisation (WTO) abgelöst. Ende 1994
gehörten ihm 124 Voll- (Dtl. seit 1951) und 16
G Gauguin
318 und weiter nach Asien offen. Trotz des frühen Todes Gavarn, Paul, Künstlername für Sulpice Chevalier, frz.
Alexanders entstand aus der Durchdringung von Grafiker, * 1804, † 1866; Zeichner, Karikaturist.
griechischer Kultur und orientalischen Traditionen Gavil der, ind. Krokodil mit schnabelartiger
die über dreihundert Jahre währende Kulturepoche Schnauze; der Ganges-G., die einzige Art, ist den
des Hellenismus, deren Spuren noch heute bis über Hindus heilig.
den Indus hinaus nachweisbar sind. Insofern gehört Gwan, Gwein, Held der frz. und dt. Artusromane
die Schlacht von Gaugamela zu den großen (z. B. im »Parzival«).
Wendepunkten der Weltgeschichte. Gay [geɪ], John, engl. Dichter, * 1685, † 1732; schrieb
Gauguin [goˈg], Paul, frz. Maler, Grafiker und Bühnenstücke und Fabeln. B. Brecht adaptierte »The
Bildhauer, * 1848, † 1903; zunächst vom Impressio- beggar's opera« (1728) als »Dreigroschenoper«.
nismus beeinflusst, mit seinen Südseebildern ein Gaya [ˈgaɪə], Stadt in Bihar, Indien, 292 000 Ew.;
Wegbereiter des Expressionismus. Handelsplatz; Lackfabriken; hinduist. Wallfahrtsort.
Gaulle [goːl], Charles de, frz. Staatsmann und General, Gay-Lussac-Gesetz [gelyˈsak-, nach dem frz.
* 1890, † 1970; organisierte im Zweiten Weltkrieg von Chemiker Joseph Louis Gay-Lussac, * 1778, † 1850],
London aus den Widerstand gegen die dt. Besatzung, Gesetz des Verhaltens idealer Gase, nach dem sich
schuf 1943 ein nat. Befreiungskomitee in Algier, das Volumen bei konstantem Druck linear mit der
nahm an der Befreiung Frankreichs teil, war 1945/46 Temperatur ändert. Die jeweiligen Volumina
Reg.-Chef, gründete 1947 das Rassemblement du verhalten sich wie die absoluten Temperaturen des
Peuple Français (1953 aufgelöst). Er wurde am 1. 6. Gases, V1 : V2 = T1 : T2.
1958 Min.-Präs.; seit Jan. 1959 war er Präs. der Rep. Gza [-z-], Gsa, Ghzza, Handels- und Hafenstadt in
1962 setzte er mit einer Verfassungsänderung die S-Palästina, an der ägyptisch-israel. Grenze;
Direktwahl des Präs. durch. De G. beendete den internat. . – G.-Streifen (363 km 2; etwa 1,35 Mio.
Algerienkrieg und entließ Algerien 1960 in die palästinens. Ew.), bis 1948 Teil des brit. Mandats
Unabhängigkeit; setzte sich für eine Zusammen- Palästina, ab 1949 unter ägypt. Verw., ab Juni
arbeit mit Dtl. ein. Ziel seiner Politik war die 1967–2005 von Israel besetzt, seit 1994 (G.-Jericho-Ab-
Stärkung der weltpolit. Geltung Frankreichs, bes. kommen zw. Israel und der PLO) unter palästinens.
gegenüber den USA. Nach dem Scheitern eines Selbstverwaltung; Sept. 2005 Abzug der israel.
Referendums trat de G. am 28. 4. 1969 zurück. Siedler; Hochburg der Hamas (seit Frühjahr/
Gaumen, obere Begrenzung der Mundhöhle bei
Gaumen GAUG Frühsommer 2007 nach Bürgerkrieg vollständige
Wirbeltieren, im vorderen Teil von den beiden Kontrolle über G.-Streifen).
Oberkiefer- und G.-Beinen (harter G.), im hinteren Gazlle die, Gattung 0,9 bis 1,7 m langer, schlanker
Teil von einer bewegl., muskulösen Wand, dem asiatisch-afrikan. Antilopen, in Herden lebend.
weichen G. oder G.-Segel, gebildet. Dieses endet in Gaziantp [-z-], türk. Stadt im Taurusvorland,
der Mitte in einem herabhängenden Anhang, dem 627 600 Ew.; Textil- und Nahrungsmittelindustrie.
Zäpfchen, und geht beiderseits in je 2 G.-Bögen über, Gdynia [ˈgdinja], dt. Gdngen, 1939–45 Gtenhafen,
zw. denen unten die G.-Mandeln liegen. G.-Spalte, Hafenstadt in der Wwschaft Pommern, Polen, an der
eine angeborene Spaltbildung, bei der beide Ostsee (Danziger Bucht), Teil einer Agglomeration
G.-Hälften nicht miteinander verbunden sind (auch mit Sopot und Danzig; 254 000 Ew.; Hochschulen,
mit Lippen- und Kieferspalte). Behandlung durch Marineakademie, Meeresaquarium; Zentrum der
operativen Verschluss. Seeverkehrswirtschaft, Schiffbau.
Gauner, Halunke, Spitzbube, Dieb und Betrüger. Gebärde, ausdrucksvolle, sichtbare Bewegung. Man
Gebärde GEBG

G.-Sprachen, Sondersprachen der Landstreicher und unterscheidet: 1) arttyp. G. (z. B. Demuts-G.,


G. untereinander, z. B. in Dtl. das Rotwelsch, in Drohverhalten und Imponiergehabe, Katzbuckeln,
Frankreich das Argot, in England das Cant. Schweifwedeln); 2) absichtl. G., beim Menschen als
Gß, Carl Friedrich, dt. Mathematiker, Astronom und Sprachhilfe oder als -ersatz (G.-Sprache); Hilfsmittel
Physiker, * 1777, † 1855; grundlegende Forschungen bei Gehörlosigkeit, Ausdrucksmittel in der Schau-
auf vielen Gebieten der Mathematik, in der spielkunst, Symbolsprache in Verbindung mit kult.
Himmelsmechanik und der Physik (bes. Elektromag- Handlungen (z. B. Verneigung, Haltung der Hände).
netismus); entwickelte mit W. Weber 1833 den Gebärmutter, lat. terus, griech. Hystra,   Organ
Gebärmutter GEBG

elektromagnet. Telegrafen, stellte 1832 das nach ihm des weibl. Körpers, das die befruchteten Eier in sich
benannte absolute physikal. Maßsystem auf. aufnimmt, sie während ihrer Entwicklung zu
Gß'sche Koordinten, rechtwinklige Koordina- Embryonen beherbergt und die reife Frucht bei der
ten auf gekrümmten Flächen, z. B. geograf. Länge Geburt ausstößt. Die G. der Frau ist ein muskulöses,
und Breite auf einer Kugel; im öffentl. Vermessungs- hohles, birnenförmiges Organ in der Mitte des
wesen in Dtl. wird das Gauß-Krüger-System kleinen Beckens zw. Blase und Mastdarm. Der G.-Hals
angewandt. (Cervix) mit zentraler Öffnung, dem Muttermund,
Gtama, Geschlechtsname des → Buddha. mündet in die Scheide. Vom G.-Körper gehen nach
Gautier [goˈtje], Théophile, frz. Schriftsteller und beiden Seiten die Eileiter ab. Die Schleimhaut im
Kritiker, * 1811, † 1872; Gedichte, histor. Romane; Innern der G. erneuert sich in vierwöchentl. Zyklus
Wegbereiter der Idee des »L'art pour l'art«. und wird bei der Menstruation ausgestoßen.
Gautschen, Aufnahmebrauch der Buchdrucker. Der Gebet das, die mit Worten und begleitenden
Gehilfe wird (nach der Prüfung) in ein Fass mit Handlungen (G.-Gesten; G.-Haltungen) verbundene
Wasser gesetzt (»gegautscht«) und erhält den Hinwendung des Menschen zu Gott; Formen: Bitt-,
Gautschbrief. Buß-, Lob-, Dank-G. und Fürbitte.
GAU
Gebetsmühle, im Lamaismus hölzernes oder
metallenes zylinderförmiges Gefäß, in dem mit
Gedächtnis, die Fähigkeit des Gehirns,
Informationen abrufbar zu speichern und zu
GEF
Gebeten beschriebene Papierstreifen drehbar reproduzieren. Körperliche Grundlage für das G. ist
gelagert sind. Drehen gilt als Beten. bei Mensch und Tier die Gesamtheit der Nerven-
Gebetsriemen, Tefilln, jüd. Gebetsutensilien: Riemen zellen. Wie diese die Informationen aufbewahren,
mit Kapseln, in denen Pergamentstreifen mit d. h. durch welche Vorgänge Erregungen zurück-
Bibelsprüchen liegen; zum Anlegen an der Stirn und bleiben bzw. Spuren hinterlassen, ist noch weit-
am linken Arm. gehend ungeklärt.
Gebetsteppich, bei den Muslimen Unterlage beim
Gebet; Kennzeichen ist das eingeknüpfte Motiv einer Der Fluch des Nicht-vergessen-Könnens
Gebetsnische (Mihrab), die beim Gebet nach Mekka Das Gedächtnis ist zu beeindruckenden Leistungen
zeigen muss. G. sind seit dem 10. Jh. bekannt. fähig: Bis ins hohe Alter können wir Neues lernen. Aber
Gebirge, zusammenhängende größere Erhebung der unser Gedächtnis funktioniert nicht wie der digitale
Erdoberfläche: Berge und Hochflächen, durch Täler Datenspeicher eines Computers. Vieles von dem, was
und Senken gegliedert. Nach der Form der Gipfel wir aufnehmen, vergessen wir auch wieder. Das
unterscheidet man: Kamm-G. (z. B. Sudeten), Vergessen ist vermutlich die wichtigste Eigenschaft
Kuppen-G. (Rhön), Tafel-G. (Schwäb. Alb); nach der des menschlichen Gedächtnisses, denn es sammelt
Höhe: Mittel-G. (Schwarzwald) und Hoch-G. (Alpen). nicht nur Informationen, sondern es interpretiert und
Ihrer Entstehung (G.-Bildung) nach sind die G. ent- bewertet, so dass für uns unwichtige Dinge erst gar
weder vulkanisch: durch Ausstoßung von Gesteinen, nicht ins Langzeitgedächtnis aufgenommen werden
oder tektonisch: durch Störung der Lagerung der oder nach einiger Zeit nicht mehr abrufbar sind.
Gesteine. Die tekton. G. gliedert man in Falten-G. Manchmal aber funktioniert der Filter nicht: Weltweit
und Bruch-G., die Letzt. in Horst-G. und Schollen-G. sind vier Menschen bekannt, die keine noch so
Ketten-G. sind langgestreckte Falten-G. (Alpen). unbedeutende Einzelheit ihres Lebens vergessen
Gebrauchsgüter, langlebige Konsumgüter wie können. Sie wissen, was sie am 8. Mai 1996 gegessen
Waschmaschinen, Möbel; Ggs.: Verbrauchsgüter. oder wo sie ihr Auto geparkt haben oder wie am 11. Juli
Gebrauchsmuster,  gewerbl. Schutzrecht für 1989 das Wetter war. Forscher entwickelten dafür den
kleinere techn. Erfindungen (→ Musterschutz). Begriff hyperthymestisches Syndrom. Sich ausnahms-
Geburt, Niederkunft, Entbindung, lat. Prtus, Vorgang, los alles merken zu können, nichts je wieder zu
durch den die Leibesfrucht aus dem mütterl. Körper vergessen, ist definitiv eine psychische Belastung.
an die Außenwelt gelangt. – Die normale G. beginnt
mit Einsetzen der Wehen, rhythm., sehr schmerzhaf-
ten Zusammenziehungen der Gebärmuttermuskula- Gedankenübertragung, Telepath, angebl.
tur. Die ersten Wehen bewirken eine langsame Weitergabe oder Aufnahme von Bewusstseinsinhal-
Eröffnung des Gebärmutterhalskanals (Eröffnungs- ten an andere oder von anderen Personen ohne
periode). Wenn der Muttermund völlig erweitert ist, Vermittlung der Sinnesorgane.
platzt die Fruchtblase (Blasensprung), das Gedser [ˈgesər], dän. Hafen an der Südspitze von
Fruchtwasser fließt durch die Scheide ab, und mit Falster, 1200 Ew.; Eisenbahnfähre nach Warnemün-
den nächstfolgenden Wehen beginnt die Austreibung de, Autofähre nach Travemünde.
der Frucht (Austreibungsperiode). Der führende Teil Gst die, im Norddt. Tiefland das höher als die Marsch
des Kinds, der Kopf, wird durch den G.-Kanal gelegene, minder fruchtbare, meist sandige Land
gepresst und nach Überwindung der Becken- und eiszeitl. Entstehung.
Dammwege geboren. Der Körper folgt mit der Geesthcht, Stadt in Schlesw.-Holst., am rechten
nächsten Wehe nach. Ist das Kind geboren, wird die Elbufer, 29 400 Ew.; Maschinen- u. a. Ind., For-
Nabelschnur durchschnitten. In der nun folgenden schungsreaktor; Kernkraftwerk Krümmel;
Nachgeburtsperiode wird der Mutterkuchen mit Elbstaustufe mit Pumpspeicherwerk.
Nabelschnur- und Eihautresten als Nach-G. aus der Gefäßbündel, Leitbündel, strangförmige Gewebe-
Gebärmutter ausgestoßen. G.-Komplikationen bezirke in allen Samenpflanzen und den Farnen. In
(Wehenschwäche, geburtshindernde Kindslage, zu den Blättern bilden die G. die Blattadern. Die G. des
enges Becken der Mutter, Abschwächung der kindl. Stängels stehen bei den zweikeimblättrigen Pflanzen
Herztöne u. a.) erfordern eine schnelle Beendigung im Kreis, bei den einkeimblättrigen Pflanzen
des G.-Vorgangs, oft durch Kaiserschnitt. unregelmäßiger. Jedes G. besteht aus einwärts-
Geburtshelferkröte, Froschlurch im wärmeren gelegenem Holzteil, in dem das Wasser (mit den
Europa. Das Weibchen laicht an Land, das Männchen Nährsalzen) aufsteigt, und auswärtsgelegenem
windet sich die Eischnüre um die Hinterschenkel, Bast- oder Siebteil, der dem Transport von organ.
vergräbt sich bis zur Eireifung und geht dann ins Stoffen aus den Blättern zu den Bedarfsorten dient.
Wasser, wo die Eier sofort aufplatzen. Zwischen beiden liegt das → Kambium. Die wesent-
Geburtshilfe, Teilgebiet der Frauenheilkunde; befasst lichsten Aufbauteilchen des Holz- und Siebteils sind
sich mit den Vorgängen während der Schwanger- die Gefäße (Tracheen).
schaft, bei der Geburt und im Wochenbett. Geflügel, Sammelbezeichnung für gezüchtete
Gcko der, Haftzeher, Familie der Echsen in warmen
Gecko GECG Nutzvögel (Haus-G.) und jagdbare Vögel (Flugwild,
Ländern, die mit Hilfe von Haftlamellen an Fingern Wald-G.). – G.-Krankheiten, meist Infektionskrank-
und Zehen an glatten Wänden und Decken laufen heiten: u. a. G.-Cholera, führt schon nach wenigen 319
können. Stunden zum Tod. G.- oder Hühnerpest, eine

Geflügel G
G geflügelte Worte
320 Viruskrankheit, äußert sich in Schlafsucht, zusammenhängende, mit wässriger Flüssigkeit
schwarz-roter Färbung des Kamms und der (G.-Rückenmark-Flüssigkeit) gefüllte Höhlen. Das G.
Kehllappen, führt nach einer Woche zum Tod. ist von 3 Häuten, der weichen Hirnhaut, der
Kükenruhr (G.-Typhus) wird meist übertragen durch Spinnwebenhaut und der den Schädelknochen dicht
Bruteier und vermindert den Kükenbestand um 30 anliegenden harten Hirnhaut, umschlossen.
bis 90 %. G.-Tuberkulose, auch auf Schwein und Einteilung. Hauptteile des G. sind das aus 2 Halb-
Mensch übertragbar. kugeln bestehende Großhirn, mit vielen Windungen
geflügelte Worte, seit G. Büchmanns Sammlung an der Oberfläche, im oberen und vorderen Teil des
»Geflügelte Worte« (1864) Bezeichnung für Schädels, das Kleinhirn im Hinterkopf und eine Kette
sprichwörtlich gebrauchte Aussprüche, bes. von Hirnteilen, die das Großhirn mit dem Rücken-
Dichterzitate. mark verbinden. In dem dem Rückenmark am
Gefrierpunkt, Temperatur, bei der eine Flüssigkeit nächsten liegenden Hirnteil, dem verlängerten Mark,
erstarrt, d. h. in den festen Aggregatzustand liegen an einer Stelle, dem Lebensknoten, das
übergeht. Der G. ist druckabhängig. lebenswichtige Atmungs- und Herzzentrum. Am
Gefriertrocknung, Wasserentzug aus Lebensmitteln Boden des Zwischenhirns sitzt die Hirnanhangdrüse
u. a. durch Tiefgefrieren im Vakuum. (Hypophyse), auf der oberen Fläche die Zirbeldrüse
Gefühl, seel. Erlebnisse oder Erlebnisqualitäten teils (Epiphyse); beide sind wichtige Drüsen mit innerer
ungerichteter, teils gerichteter Art (Liebe, Hass), teils Sekretion. Das Mittelhirn schließt sich nach hinten an
Gesamtzustände, die als Stimmung den tragenden das Zwischenhirn an; es enthält eine Reihe wichtiger
Grund für Erleben und Verhalten bilden. Stark und Kerngebiete. Die versch. Tätigkeiten des G. sind an
rasch verlaufende G. heißen Affekte. bestimmte Gegenden (Zentren) gebunden. Vom G.
Gegenreformation, in der histor. Forschung übl. Bez.
G gehen 12 Nervenpaare (Hirn-, G.-Nerven) aus.
für die häufig gewaltsame Rekatholisierung nach der Ghlen, Arnold, dt. Philosoph, Soziologe, * 1904, † 1976;
Reformation prot. gewordener Gebiete (v. a. 1555– begreift den Menschen als ein biologisch »instink-
1648). Die zunächst im Hl. Röm. Reich (zuerst in tentsichertes« und daher auf Lebensführung durch
Bayern) einsetzende G. führte als Teil der allg. polit. feste Gesellschaftseinrichtungen angewiesenes
Konfessionalisierung in den Dreißigjährigen Krieg und »Mängelwesen«.
wurde durch den Westfäl. Frieden beendet. Als Gehör das, Fähigkeit, Töne, Klänge und Geräusche mit
Periodisierungsbegriff verwendet die heutige dem → Ohr wahrzunehmen.
Geschichtsschreibung auch die Bez. Konfessionelles Gehörlose, Menschen mit angeborener oder
Zeitalter. erworbener, vollständiger oder sehr weitgehender
Gegenstromverfahren, Wärme- oder Stoffaus- Taubheit. Bei angeborener oder in der frühen
tausch durch Vorbeiführen zweier Stoffe aneinander Kindheit auftretender Taubheit unterbleibt der
in entgegengesetzter Richtung. Spracherwerb. Bereits erlernte Sprache bildet sich
Geheimbünde, exklusive Vereinigungen, deren zurück, wenn der Hörverlust etwa bis zum 8.
Struktur, Absichten und Ziele der sozialen Umwelt Lebensjahr eintritt. G. erhalten heute in den
geheim bleiben sollen. G. können religiöse oder polit. entwickelten Ländern eine Hör- und Sprecherzie-
Ziele verfolgen. Zu den religiösen G. zählen z. B. die hung, die auf den Erwerb der Lautsprache abzielt. Als
Rosenkreuzer, zu den polit. G. terrorist. Untergrund- weiteres Verständigungsmittel hat die Gebärden-
organisationen wie der Ku-Klux-Klan oder die RAF. sprache als eigenständige Sprache Eingang in die
Geheimdienst → Nachrichtendienst. Gehörlosenpädagogik gefunden.
Geheime Staatspolizei, Abk. Gestpo, polit. Polizei
im nat.-soz. Dtl. (1933–45), unterstand H. Himmler; Ghry [-rɪ], Frank Owen, amerikan. Architekt und
GehryGEHG

Instrument des polit. Terrors und der Durchsetzung Designer, * 1929; mit herausragenden Bauten wie dem
der nat.-soz. Rassenideologie bzw. Genozidpolitik. Guggenheim-Museum in Bilbao (1991–97) gehört G.
Geheimschrift, nur für Eingeweihte verständl. heute internat. zu den erfolgreichsten Architekten.
Schrift. Es gibt diplomat., militär., kaufmänn. und Durch ineinander verschachtelte Formen und
andere G. Bei den versch. Chiffrierverfahren wird die ungewöhnl. Materialkombinationen stellt er die
Textvorlage mit Hilfe eines »Schlüssels« (Code) in herkömml. Tektonik und tradierte Ausdrucksformen
den Geheimtext umgesetzt. Die Verschleierungsver- infrage. Kunst und Architektur bilden daher für ihn
fahren wenden unsichtbare Tinten (Geheimtinten), eine Einheit. In Dtl. wurde er v. a. durch das Vitra
besondere Schriftzeichen u. a. an. (→ Kryptologie) Design Museum in Weil am Rhein (1988–89) und das
Gehen,  leichtathlet. Wettbewerb, bei dem verlangt MARTa, Museum für zeitgenöss. Kunst und Design in
wird, dass die ununterbrochene Berührung mit dem Herford (2000–05), bekannt. → Bilbao
Boden erhalten bleibt. Das nach vorn schwingende gen
äude beherber
Bein setzt mit der Ferse auf, bevor der hintere Fuß
Klei nlic he G eb
den Boden verlässt. an ken.
Gehirn, Hirn, lat. Crebrum, der innerhalb der
Gehirn GEHG
klei nlic he G ed Joh n D. Rockefelle
r
Schädelkapsel gelegene Teil des Zentralnervensys-
tems des Menschen und der Wirbeltiere. Es ist Gbel, Emanuel, dt. Dichter, * 1815, † 1884; klassizist.,
Zentrum für alle Sinnesempfindungen und auch volksliedhafte Lyrik (»Der Mai ist gekommen«);
Willkürhandlungen, Sitz des Bewusstseins, Befürworter der dt. Einigung unter preuß. Führung.
Gedächtnisses und aller geistigen und seel. Geier, adlerartige große Greifvögel mit über 20
Leistungen. Im Innern des G. liegen miteinander Arten; Hals und Kopf meist nur von wenigen
GEF
Flaumfedern
bedeckt; Aasfresser,
motor. Fertigkeiten
unterschiedl. Grades mit
GEL
in warmen Ländern der Einschränkung bzw.
als »Gesundheits- Unfähigkeit zur
polizei« nützlich. selbstständigen,
Gänse-G., Schmutz-G. zweckmäßigen
(Aas-G.) in den Mittel- Lebensführung.
meerländern und Afrika; Damit verbunden sind
Bart- oder Lämmer-G. und die Begrenzung der
Mönchs- oder Kutten-G. in Lebensbewältigungs-
Asien, N-Afrika, SO-Euro- techniken, der
pa; Kondor, Königs-G. in sozialen Fertigkeiten
Amerika. und die Beeinträchti-
Gger, Hans, dt. Physiker, gung des schul. Bildungs-
* 1882, † 1945; arbeitete über gangs.
Radioaktivität, Atomaufbau und Geiztrieb, Geize, Seitentriebe
Strahlungen; erfand u. a. 1928 zus. mit aus den Blattachseln mancher
W. Müller das G.-Müller-Zählrohr (→ Zähl- Pflanzen.
rohr). Gelatne [ʒe-] die, leimähnl. Eiweißsubstanz
Geiselnahme, Entführung eines Menschen, um aus entmineralisierten Knochen u. a.; zur Verstei-
diesen oder einen anderen durch Drohung mit Tod fung von Speisen, zur Fotofilmbeschichtung.
oder Körperverletzung zu einem bestimmten Glbes Mr, Randmeer des Pazif. Ozeans zw. Korea
Verhalten zu nötigen; strafbar nach § 239b StGB. und China.
Geisha [ˈgeːʃa auch ˈgaɪʃa] die, in Japan in Tanz, Gesang Gelbes Trikot [-ˈkoː], Straßenradsport: Trikot des
und gesellschaftl. Umgangsformen ausgebildete Frau Spitzenreiters, erstmals 1919 bei der Tour de France.
zur Unterhaltung und Bedienung in Teehäusern und Gelbfieber, Ochropra, schwere Tropenkrankheit, mit
bei festl. Gelegenheiten. hohem Fieber, Erbrechen und Gelbsucht. Das
Geißblatt, Gattung von Sträuchern mit zweilippig- G.-Virus (Charon evagatus) wird durch Mücken
röhrigen Blüten und ungenießbaren Beeren; teils übertragen. Die Sterblichkeit liegt bei 10 %, in
Klettersträucher mitteleurop. Waldränder, auch Ausnahmefällen bei 80 %.
Ziersträucher (Wald-G. und Jelängerjelieber); teils Gelbspötter, Gartenspötter, den Rohrsängern
aufrechte Sträucher mit kleineren, kürzeren Blüten verwandter europ. Singvogel, grüngrau, unten
(Schwarze Heckenkirsche). gelblich, ahmt andere Vogelstimmen nach.
Geißeltierchen, Flagellten, Einzeller, Klasse der Gelbsucht, kterus, Gelbfärbung der Haut und der
Urtiere, mit Geißelfäden zur Fortbewegung. Einige Schleimhäute, bes. der Augen, als Anzeichen von
Arten sind Schmarotzer (z. B. → Trypanosomen). Leberschädigung, Verschluss der Gallengänge oder
Gßendörfer, Hans W. (Wilhelm), dt. Filmregisseur, krankhaftem Blutzerfall.
* 1941; Literaturverfilmungen (»Zauberberg«, 1982),
Fernsehproduktionen (»Lindenstraße«, seit 1985). Geld, Bez. für ein allg., meist staatlich eingeführtes
Geist, allg. Sinn, Bedeutung einer Sache oder Tätigkeit; und anerkanntes Mittel des Zahlungsverkehrs.
Gesinnung von Personen; Scharfsinn, Esprit; i. e. S. Funktionen: G. ist allg. Tausch- und Zahlungsmittel,
philosoph. Begriff, der Denken, Vernunft und Wertmaßstab aller Güter, Mittel zur Wertaufbewah-
Bewusstsein als das über das Sinnliche und rung und -übertragung. Arten: Bei Tauschwirtschaft
Materielle Hinausreichende des menschl. Seins
bezeichnet. In der älteren Tradition ist der Begriff
zumeist in die Metaphysik bzw. Theologie einge-
au ung
hen Wel ta nsch
bettet und wird zur Erklärung der Geordnet- und
Bewegtheit der Welt (Welt-G.) bzw. zur näheren
Ma nc hes M ensc
eldansc ha uu ng
is t nu r ei ne G
Bestimmung Gottes verwendet. Nach G. W. F. Hegel
entwickelt sich der G. in 3 Stufen: subjektiver G. Homer
(Denk-, Abstraktions-, Reflexionsvermögen),
objektiver G. (Inbegriff sozialbezogener Tätigkeiten Natu-
wie Sprache, Wiss., Künste), absoluter G. (sich selbst ral-G., in höher entwickelter Wirtschaft geprägtes
begreifender, sich in Kunst, Religion, Philosophie Hart- oder Münz- und Zeichen- oder Papier-G. sowie
offenbarender »G. an und für sich«). Buch- oder Giral-G. für bargeldlosen Zahlungsver-
Geisteswissenschaften, diejenigen Wiss., die die kehr. – Die Ordnung des G.-Wesens in einem Land
Ordnungen in Staat, Gesellschaft, Recht, Sitte, heißt → Währung. Währungs-G. (Kurant-G.; z. B.
Erziehung, Wirtschaft, Technik und die Deutungen Banknoten) muss in jeder Höhe als Zahlung
der Welt in Sprache, Mythos, Religion, Kunst und angenommen werden, Scheidemünzen nur bis zu
Philosophie zum Gegenstand haben. einem Höchstbetrag. – Die G.-Theorie, eine Disziplin
geistige Behinderung, Intellignzminderung, der Wirtschaftswiss., untersucht Wesen, Funk-
Minderbegabung, veraltete Bez. Oligophren, tionen, Wert sowie Wirkungen des Geldes. Für den
Schwachsinn, Verminderung der intellektuellen G.-Wert ist das Verhältnis zw. G.- und Gütermenge 321
Fähigkeiten, der sprachl. Entwicklung und der wichtig. Man unterscheidet den inneren G.-Wert

Geld G
G Gelderland
322 (abhängig von der Entwicklung des inländ.
Preisniveaus) und den äußeren G.-Wert (Kaufkraft
Mehr als 60 000 der inländ. Geldeinheit im Ausland, abhängig von
Kniegelenke der Entwicklung des Preisniveaus im Ausland und
werden pro Jahr den Wechselkursen). Die G.-Politik hat das Ziel,
in Deutschland Schwankungen des G.-Werts durch Regulierung
der G.-Menge (Bar-, Buch- und Giral-G.) aus-
durch Prothesen
zuschalten. – G.-Schöpfung, Erhöhung der G.-Menge
ersetzt. Die frü-
durch Ausgabe neuer G.-Zeichen sowie durch
her üblichen Er- Gewährung von Krediten und die Bildung von
satzgelenke aus Sicht- und sonstigen zur Geldmenge zählenden
Metall und Einlagen. – G.-Markt, der Markt für kurzfristige
Kunststoff wer- Kredite (Ggs.: Kapitalmarkt).
den zunehmend Glderland, dt. Gldern, Prov. der Niederlande,
durch Keramik- 1,9 Mio. Ew., Hptst. Arnheim.
prothesen ver- Geldstrafe, Strafe, die bei Vergehen verhängt werden
drängt: Dieses kann, und zwar in Tagessätzen von mindestens 1 €
Material ist sta- und höchstens 30 000 €; die Zahl der Tagessätze
beträgt mindestens 5 und höchstens 360. Ist die G.
biler, hat weni-
uneinbringlich, so tritt an ihre Stelle pro Tagessatz
ger Abrieb und
je ein Tag Freiheitsstrafe. Anstelle einer Freiheits-
hält deshalb län- strafe von weniger als 6 Monaten ist grundsätzlich
ger. Kniege- auf G. zu erkennen, wenn der Strafzweck dadurch
lenksprothesen erreicht werden kann.
gelten als die Geldwäsche, das Verschleiern und Verheimlichen
Flaggschiffe der von Vermögenswerten illegaler Herkunft, v. a. aus
Biomedizintech- Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel sowie aus
nik, hier geht die Raub und Erpressung, indem durch komplizierte
Entwicklung Finanztransaktionen legaler Erwerb vorgetäuscht
neuer Werkstof- und so das urspr. »schmutzige« Geld in den legalen
fe am schnells- Kreislauf eingeschleust wird. In Dtl. ist G. seit 1992
strafbar; zudem soll seit 1993 das Gewinnauf-
ten voran.
spürungs-Ges. (»Geldwäsche-Ges.«), das Banken
bes. bei Bar- und Wertpapiergeschäften ab 15 000€
zur Identitätsfeststellung des Kunden, Daten-
speicherung und im Verdachtsfall zur Anzeige
verpflichtet, G. erschweren und Gelder aus illegalen
Machenschaften aufspüren helfen. Ähnliche
Regelungen gelten für die Schweiz.
Gelée royale [ʒəˈle: rwaˈjal], Weiselfuttersaft,
Königinnenfutter der Bienen.

Gelenk, bezeichnet die 1)  Verbindung mehre-


rer Knochen, bei der diese mit den überknorpelten Gelsenkrchen, Industriestadt in NRW, 262 000 Ew.;
G.-Flächen aneinanderstoßen und durch die G.-Kapsel an Emscher und Rhein-Herne-Kanal, Häfen; Fach-
und Bänder beweglich zusammengehalten werden. hochschulen; Musiktheater, Museen; Zoo; Veltins-
Man unterscheidet: freie oder Kugel-G. (für Bewegun- Arena; Solarzellenfabrik, Eisen- und Stahlerzeugung,
gen in jeder Richtung), z. B. das Schulter-G.; Winkel- Mineralölverarbeitung, chem. Ind., Flachglaswerk.
oder Scharnier-G. (für Beugung und Streckung), z. B. Gelübde, Vtum, Versprechen, durch das der Mensch
die Finger-G.; Roll-, Rad- oder Dreh-G. (bei denen sich sich an Gott bindet.
ein Knochen um einen zweiten oder um seine eigene GMA, Abk. für Gesellschaft für musikalische
Achse dreht), z. B. der Teil des Ellenbogen-G. zw. Aufführungs- und mechan. Vervielfältigungsrechte,
Elle und Speiche. – 2)  bewegl. Verbindung zweier vermittelt die Aufführungsrechte für Tonwerke und
Maschinenteile. Arten u. a.: Gabel-, Kugel-, Kreuz- vertritt die Interessen der Komponisten, Textdichter
(Kardan-)G.; G.-Welle mit 1 oder 2 G. zur Kraftüber- und Musikverleger; Sitz: Berlin.
tragung bei Kraftfahrzeugen, Arbeitsmaschinen usw. gemäßigte Znen, Gebiete zw. den Wende- und den
Gllert, Christian Fürchtegott, dt. Dichter, * 1715, Polarkreisen mit gemäßigtem Klima.
† 1769; wichtiger Vertreter der dt. Aufklärung, u. a. Gemeinde, Kommne, unterste Stufe der öffentl.
mit den »Fabeln und Erzählungen« (1746–48), dem Verwaltung. G. sind jurist. Personen des öffentl.
Briefroman »Das Leben der schwed. Gräfin von G. ...« Rechts und haben Recht auf Selbstverwaltung
(1747/48) und moralisch-didakt. Lustspielen. in örtl. Angelegenheiten. Daneben erledigen sie
Gelnhsen, Stadt in Hessen, 21 800 Ew.; an der Kinzig,
elnhausen GELG Aufgaben des Staats nach dessen Weisungen.
Anlagenbau (Nukleartechnik), Kfz-Zulieferer- u. a. Sie haben eigene G.-Ordnungen erlassen. Organe
Ind.; stauf. Kaiserpfalz (1180); bis 1803 Reichsstadt. sind die von den Bürgern gewählte G.-Vertretung
GEL
(G.-Rat, Stadtrat) und der Bürgermeister. Die
G.-Ordnungen regeln ferner das Wirtschafts-
roh oder gekocht der menschl. Ernährung dienen; G.
enthält als Nährstoffe vorwiegend Kohlenhydrate und
GEN
wesen (Haushalt, kommunale Betriebe u. Ä.). Eiweiß, daneben Mineralstoffe und bes. Vitamine.
Gemeindesteuern, Steuern, deren Aufkommen den Gn das, Erbeinheit, stoffl. Träger der Erbanlagen. Die G.
Gemeinden zufließt, v. a. Gewerbe- und Grundsteuer. bestimmen die erbl. körperl. und geistigen Merkmale.
gemeines Recht, das in Dtl. bis 1900 (Inkrafttreten Sie liegen in den Chromosomen in bestimmter
des BGB) geltende röm. Recht. Anordnung. Träger der genet. Information ist die
gemeinnützige Unternehmen, private oder Desoxyribonukleinsäure (DNS, DNA); bei einigen
öffentl., nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtete Viren übernimmt die Ribonukleinsäure (RNS, RNA)
Unternehmen, die gemeinnützige, mildtätige und/ diese Rolle (genet. Code). Die Gesamtheit aller G. eines
oder kirchl. Zwecke verfolgen; erhalten steuerl. Organismus wird als Genm bezeichnet. Beim
Vergünstigungen (§§ 51–68 Abgabenordnung). Menschen beträgt die Anzahl der G. in einem Zellkern
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, etwa 25 000, die sich aus rd. 3 Mrd. Basenpaaren
Abk. GASP, im Maastrichter Vertrag (1993) begründe- zusammensetzen. 2001 wurde die fast vollständige
tes Element der Europ. Union; Ziel: Koordinierung der Sequenz des Humangenoms veröffentlicht.
Außen- und Sicherheitspolitik der Mitgliedsstaaten, Genazno, Wilhelm, Schriftsteller, * 1943; wurde
Durchführung gemeinsamer Aktionen in Bereichen, bekannt durch die »Abschaffel«-Romantrilogie
in denen kollektive Interessen bestehen. (1977–79); hier wie in den folgenden Romanen
gemeinsamer Markt, über eine Zollunion gestaltet er in Montagetechnik, mit grotesk-satir.
hinausgehende regionale Integration, bei der die Elementen, Alltagsschicksale (zuletzt: »Die
Volkswirtschaften der Mitgliedsstaaten zu einem Liebesblödigkeit«, 2005; »Mittelmäßiges Heimweh«,
Binnenmarkt verschmelzen (→ Europäischer 2007); 2004 Georg-Büchner-Preis.
Binnenmarkt).
Gemeinschaft,  Beteiligung mehrerer an einem Genealogie, Geschlechterkunde, Ahnen-
Recht, bes. an Eigentum. Bei der G. nach Bruchteilen forschung, Famli|enkunde, Bez. für die Lehre von der
hat jeder Gemeinschafter einen festen Anteil an den Herkunft und den Verwandtschaftsverhältnissen von
gemeinschaftl. Gegenständen, über den er frei Personen oder Familien. Im 16. Jh. setzte im Umfeld
verfügen kann (§ 747 BGB). Der wichtigste Fall ist das der Fürsten- und Grafenhäuser die wiss. Beschäfti-
Miteigentum an einem Grundstück. gung mit der G. ein, die sich seit der Aufklärung zu
Gemeinschaftsschule, Schule, in der Schüler einer histor. Hilfswissenschaft entwickelte. Die allg.
versch. religiöser Bekenntnisse gemeinsam (theoretische) G. erforscht Gesetzmäßigkeiten genea-
unterrichtet werden. log. Zusammenhänge u. a.; die angewandte
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, Abk. (praktische) G. wertet v. a. genealog. Quellen
GUS, im Dez. 1991 gegr., aus der Sowjetunion (Chroniken, Urkunden, Kirchenbücher, seit 1876
hervorgegangener lockerer Staatenbund; umfasst Personenstandsregister usw.) aus.
Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan,
Moldawien, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan Wege zu sich selbst
(ab 2005 assoziiertes Mitgl.), Ukraine, Usbekistan Woher komme ich? Wer sind meine Vorfahren? Immer
und Weißrussland. Georgien verließ die GUS in der mehr Menschen beschäftigen sich mit ihrer Herkunft.
Folge des militärischen Konflikts mit Russland 2008. Längst gibt es TV-Formate, Radiosendungen, und die
Obwohl die GUS zu Beginn einen weltpolitisch Suche nach den eigenen Wurzeln hat auch das Internet
wichtigen Stabilisierungsbeitrag zur geregelten erreicht. Die Anzahl an Familien-Homepages, Foren
Abwicklung des Sowjeterbes leistete, konnte sie sich und Internet-Datenbanken ist unüberschaubar
angesichts der russischen Dominanz und der geworden. Reichen Kirchenbücher und Abstammungs-
Spannungen zwischen den Mitgl. nie zu einer urkunden nicht aus, ist man sprichwörtlich auf sich
funktionsfähigen Organisation entwickeln. Daher selbst angewiesen, denn jeder trägt in seinem Erbgut
intensivierten einige Mitgliedsstaaten – mit die Informationen seiner Vorfahren. Viele Firmen
Russland als Anker – selektive Wirtschaftskoope- bieten daher die Erstellung eines genetischen
rationen in- und außerhalb der GUS (z. B. Eurasische Ahnenprofils über die biologische Herkunft an.
Wirtschaftsgemeinschaft, Schanghai-Kooperation,
Russisch-Weißrussische Union).
Gemeinwirtschaft, Wirtschaftsform, die das Ziel der geneigte Ebene, eine um den Winkel α (Neigungs-
volkswirtschaftl. Bedarfsdeckung verfolgt und bei winkel) gegen die Waagerechte geneigte Ebene;
der Festsetzung ihrer Preise für Güter und gehört zu den »einfachen Maschinen«.
Dienstleistungen nach dem Prinzip der Kosten- Generalbndesanwalt, Leiter der Staatsanwalt-
deckung verfährt. schaft beim Bundesgerichtshof.
gemischtwirtschaftliche Unternehmen, Generlgouverneur [-guvɛrnøːr], oberster Verwal-
Unternehmen (in privatrechtl. Form), an denen tungsbeamter einer größeren Gebietseinheit.
öffentl. Träger und private Anteilseigner beteiligt Generl|inspekteur der Bundeswehr [-ˈtøːr-],
sind, meist in Form einer AG oder GmbH. höchster militär. Repräsentant der dt. Streitkräfte;
Gmme die, Stein mit vertieft (Intaglio) oder erhaben unmittelbar dem Verteidigungsmin. nachgeordnete
(Kamee) geschnittenem Bild. militär. Instanz für die Gesamtkonzeption der
Gemüse, pflanzl. Nahrungsmittel (mit Ausnahme von militär. Verteidigung; militär. Berater des Verteidi- 323
Obst und Nüssen sowie Getreide und Ölsaaten), die gungsmin. und der Bundesregierung.

Generalinspekteur der Bundeswehr G


G Generalstab
324 Generlstab,  Gesamtheit der bes. ausgebildeten gentische Beratung, im Rahmen der Ehe- und
Offiziere, die die Befehlshaber in der Truppenfüh- Familienplanung durchgeführte Untersuchung der
rung unterstützen. Erbanlagen von Ratsuchenden zur Feststellung der
Generlstände, frz. États généraux, aus den Abgeord- Wahrscheinlichkeit eines Auftretens von → Erb-
neten des Adels, der Geistlichkeit und des Bürger- krankheiten, v. a. bei den Nachkommen.
tums zusammengesetzte frz. Reichsstände,
bestanden 1302–1789; nach 1614 erstmals wieder gentischer Code [- koːt], bezeichnet in
1789 einberufen, eröffneten sie den Weg zur Frz. der Molekulargenetik den Schlüssel zur Übersetzung
Revolution. der genet. Information in die Aminosäuresequenz
Generatinenkonflikt, sozialer Konflikt zw. älteren der Proteine. Der g. C. ist universell, d. h., die
und jüngeren Generationen, der in allen Kulturen Nukleotidsequenzen, die für eine bestimmte
und Gesellschaften und je nach der Dominanz Aminosäure codieren, sind für alle Organismen
einzelner Werte, Sitten und altersspezif. Rechte und prinzipiell gleich. Dies deutet auf einen gemeinsamen
Pflichten unterschiedl. Formen annimmt. Ursprung aller Lebensformen hin. (→ Nukleinsäuren,
Genertor der,  Maschine zur Umwandlung
Genertor GENG → Gen)
mechan. in elektr. Energie. In den G. moderner gentischer Fingerabdruck, alle Methoden der
Kraftwerke wird Drehstrom, für Sonderzwecke Identifizierung einer Person anhand von persönlich-
Einphasenwechselstrom erzeugt. Drehstrom-G.: Im keitsneutralen Merkmalen der Erbsubstanz (eigtl.
Ständer befinden sich 3 gleiche, um 120° versetzte DNA-Typisierung); findet sich in einer biolog. Spur
Wicklungen, in denen jeweils ein Magnetfeld (z. B. Blut, Sperma, Haare) derselbe g. F. wie in einer
elektrisch erregt wird. Diese 3 rotierenden Magnet- Vergleichsprobe (früher Blut, inzwischen Speichel)
felder erzeugen im fest stehenden Ständer 3 einer verdächtigen Person, so können Person und
sinusförmige Wechselspannungen (Phasen) gleicher Tatort einander zugeordnet werden.
Größe und Frequenz. Die Frequenz der sinusförmigen Genever [ʒeˈneːvər] der, klarer Trinkbranntwein mit
Wechselspannungen hängt von Polzahl und Drehzahl Wacholdergeschmack.
ab. – Der G. (Lichtmaschine) in Kfz ist ein Dreh- Genzareth, S G., Galilisches Mr, S von
strom-G. mit nachgeschalteter Gleichrichtung. Tibrias, hebr. Ym Kinnreth, arab. Bahr et-Tabarje
Sind die Gene Gnesis die, 1) Entstehung, Schöpfung. – 2) in der [baxr -], vom Jordan durchflossener See in Israel, nahe
der Text, der die Vulgata Bez. für das 1. Buch Mose. der israelisch-syr. Grenze, 21 km lang, bis 12 km breit,
Bauanleitung für Genesis [ˈdʒenɪsɪs], 1966 gegr. brit. Rockmusikgruppe; 209 m unter dem Meeresspiegel, fischreich. Im N. T.
Sänger: Peter Gabriel (* 1950; bis 1975), Phil Collins Zentrum des öffentl. Wirkens Jesu.
die Proteine ent-
(* 1951; auch Schlagzeuger). Gnf, frz. Genève [ʒəˈnɛːv], 1) Kt. der Schweiz, am
hält, so ist der
Genet [ʒəˈnɛ], Jean, frz. Schriftsteller, * 1910, † 1986; SW-Ende des Genfer Sees, 282 km 2, 430 600 Ew.; frz.
genetische Code Gedichte, Romane (»Querelle«, 1947), Schauspiele: Sprachgebiet. – 2) Hptst. von 1), 178 700 Ew.; am
die Sprache, in »Die Zofen« (1948), »Der Balkon« (1956), »Die Neger« Genfer See; geistiger Mittelpunkt der frz. Schweiz;
der sie abge- (1958), »Wände überall« (1961). Univ., Museen, Theater; Handel und Fremdenver-
fasst sind. Von Gentik die, Vererbungslehre, Wiss. von den kehr; Uhren-, chem. u. a. Ind.; Sitz von Organisatio-
vier möglichen Grundlagen der Vererbung. nen der UNO, des Roten Kreuzes, der Europ.
Buchstaben, den
Basen, bilden je
drei ein Code-
wort oder
Codon, das ei-
ner Aminosäure
entspricht. Mit
Hilfe neuer gen-
technischer Me-
thoden gelang
es 2001, die Ba-
senabfolge des
menschlichen
Genoms zu ent-
schlüsseln. Auf-
bauend auf die-
sen Kenntnissen
erhofft man sich
eines Tages
neue Behand-
lungsansätze für
bisher unheil-
bare Krankhei-
ten.
GEN
Organisation für Kernforschung (CERN), der
Zentrale des Ökumen. Rates der Kirchen; zweit-
Gnt, frz. Gand [gã], alte Handels- und Tuchweberstadt
in Flandern, am Zusammenfluss von Leie und
GEN
größter  der Schweiz. – G. war im 4./5. Jh. Sitz der Schelde; Hptst. der belg. Prov. Ostflandern; kath.
Burgunderkönige. 1536–38 und 1541–64 wirkte hier Bischofssitz; Hafen (Kanal zur See); 228 500 Ew.
Calvin. 1814 trat G. der Eidgenossenschaft bei. Maler. Stadtbild, Kathedrale Sint-Baafs mit Genter
1920–46 Sitz des Völkerbundes. Altar der Brüder van Eyck, Tuchhalle, Zunfthäuser.
Gnfer Konfernzen, 1) Abrüstungskonferenz der 18 Geistiger Mittelpunkt der Flamen (fläm. Univ.),
Mächte, seit 1962; → Abrüstung. – 2) Indochna-Kon- Museen; Zentrum der belg. Textilind., chem. Ind.,
ferenz, 1954, Teilnehmer: VR China, Frankreich und Erdölraffinerie; Blumenzucht. Im späten MA eine der
die mit ihm assoziierten Staaten Laos, Kambodscha, bedeutendsten Städte Europas, bei den flandr.
Vietnam sowie Großbritannien, die UdSSR, die USA; Freiheitskämpfen des 14. Jh. gegen die Franzosen
führte zum Waffenstillstand in Indochina und zur führend.
Teilung Vietnams. – 3) Gipfelkonferenz, 1955,
Teilnehmer: Regierungschefs und Außenmin. Gntechnik, Gntechnologie, Bez. für ein
Frankreichs, Großbritanniens, der USA und der Teilgebiet der Molekularbiologie und Biotechnologie,
UdSSR, Verhandlungen über die Wiedervereinigung das Verfahren zur gezielten Veränderung der Erb-
Dtl.s, europ. Sicherheit, Abrüstung, Ost-West-Kon- anlagen (Gene) von Mikroorganismen, Pflanzen und
takte. Tieren entwickelt. Stand der Technik sind bereits
Gnfer Konventinen, internat. Abkommen von gentechnisch produzierte Medikamente, veränderte
1864, 1929 und 1949 (durch Zusatzprotokolle Pflanzen und Tiere. Die Kritik der Umweltverbände
ergänzt) zum Schutz der Verwundeten, Kriegsgefan- verweist bes. auf das Risiko der Freisetzung gentech-
genen und der Zivilbevölkerung in Kriegszeiten. nisch veränderter Organismen. In Dtl. sind die Ak-
Gnfer S, frz. Lac Léman [lak leˈmã], größter tivitäten der G. durch das G.-Gesetz vom 20. 6. 1990
Alpensee, an der schweizerisch-frz. Grenze, 372 m (Novellierung zum 1. 1. 1994 in Kraft getreten) ge-
ü. M., 581 km 2 groß, bis 310 m tief; von der Rhône regelt. (→ Gen, → Novelfood, → transgene Organismen)
durchflossen; Fremdenverkehr mit den Zentren Genf,
Lausanne, Montreux. Medikamente aus lebenden Zellen
Gennes [ʒɛn], Pierre-Gilles de, frz. Physiker, * 1931, Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich
† 2007; erhielt 1991 den Nobelpreis für Physik für die Angebotspalette gentechnisch hergestellter
seine Entdeckung, dass Methoden, die zur Medikamente, sogenannter Biopharmazeutika, in den
Beschreibung der Ordnung in einfachen Systemen letzten Jahren rasant entwickelt. Das erste gentech-
entwickelt wurden, auch für komplizierte Formen nisch hergestellte Medikament war Insulin. Schnell
von Materie gelten können, bes. für flüssige Kristalle wurde deutlich, dass es den bisher verwendeten, aus
und Polymere. Rindern und Schweinen gewonnenen Präparaten
Genossenschaft, Gesellschaft mit unbegrenzter überlegen war. Damit war das Zeitalter der modernen
Mitgl.-Zahl zur Förderung des Erwerbs oder der Biopharmazeutika eingeläutet. Ob bei Dialyse- und
Wirtschaft ihrer Mitgl. (Genossen) durch gemein- Krebspatienten, bei Multipler Sklerose, rheumatoider
schaftl. Geschäftsbetrieb (§ 1 G.-Ges. i. d. F. v. 14. 8. Arthritis oder verschiedenen erblichen Stoffwechsel-
2006). Die Mitgl. bleiben selbstständig; gemeinsam störungen – Biopharmazeutika sind aus der
sind z. B. Einkauf (Vorteile eines Großabnehmers), Behandlung nicht mehr wegzudenken und gehören
Verkauf (gemeinsame Absatzorganisation), heute zu den wichtigsten Wachstumsmotoren der
Maschinenhaltung. Die G. als jurist. Person entsteht Pharmaindustrie.
durch Eintragung in das G.-Register (vom Amts-
gericht geführt); sie muss mit dem Zusatz einge-
tragene G. (eG, e. G.) firmieren. Die mindestens 3 Gntherapie, Behandlung einer genetisch bedingten
Mitgl. haben eine im Statut festgelegte Einlage Erkrankung durch eine gezielte Veränderung der
(Geschäftsanteil) zu leisten. Im Insolvenzfall besteht Erbsubstanz (DNA). Bei der somat. G. soll die
eine gesetzl. Nachschusspflicht, wenn diese nicht Korrektur in den Körperzellen vorgenommen
durch Statut ausgeschlossen ist. G. müssen einem werden; sie befindet sich derzeit in der Entwicklung
Prüfungsverband angehören und unterliegen und bezieht sich meist auf einzelne defekte Gene, die
regelmäßiger Pflichtprüfung. Arten: Bezugs-, ausgetauscht werden sollen. Bei der Keimbahn-G.
Absatz-, Produktions-, Waren-, Dienstleistungs- und wird die Veränderung auch an nachfolgende
Kredit-G. Generationen weitergegeben. Sie ist in Dtl. verboten.
Genotp der, die Summe der genet. Informationen Gentle da Fabrino [dʒɛn-], ital. Maler, * vor 1370,
(Erbbild) eines Organismus. (→ Phänotyp) † 1427; Hauptwerk ist die »Anbetung der Könige«
Genovva, Genovfa, G. von Brabnt, nach der Sage (1423, Florenz, Uffizien).
Gemahlin eines Pfalzgrafen Siegfried (um 750); von Gnua, ital. Genova [ˈdʒɛːnova], wichtigster Hafen
ihm schuldlos verstoßen, lebte sie mit ihrem Sohn im Italiens, Hptst. der Region Ligurien am Golf von G.,
Wald, bis Siegfried sie nach 6 Jahren wiederentdeckte 605 100 Ew.; Erzbischofssitz; Univ.; Werften,
und heimholte. Erdölraffinerien, chem., Maschinen-, Textil- u. a. Ind.;
Gnscher, Hans-Dietrich, dt. Politiker (FDP), * 1927; . – Im MA führende Handelsmacht des Mittelmeers,
Jurist, 1974–85 Parteivors. der FDP, 1969–74 besaß zahlreiche Niederlassungen bis zur N-Küste
Bundesinnenmin., 1974–92 Vizekanzler und des Schwarzen Meers, bis 1768 auch Korsika. 1797 zu 325
Bundesaußenminister. Frankreich, 1815 mit dem Kgr. Sardinien vereinigt.

Genua G
G Genussschein
326 Genussschein, Wertpapier, das vermögensrechtl. Großbritannien. – 3) G. I., * 1660, † 1727; König
Ansprüche (Genussrechte, z. B. Beteiligung am 1714–27; als G. Ludwig seit 1698 Kurfürst von
Reingewinn oder am Liquidationserlös) gegenüber Hannover. – 4) G. II., Sohn von 3), * 1683, † 1760; König
einem Unternehmen (v. a. einer AG) verbrieft. 1727–60; zugleich als G. II. August Kurfürst von
Hannover, gründete 1734 die Univ. Göttingen. – 5)
Geodäsie, Vermessungskunde, bezeichnet die G. III., Enkel von 4), * 1738, † 1820; seit 1760 König,
Wissenschaft und Technik von der Ausmessung und zugleich Kurfürst (ab 1814 König) von Hannover;
Abbildung der Erdoberfläche; sie unterteilt sich in seine starr konservative Haltung trug wesentlich zum
Erd-, Landes- und Einzelvermessung. Abfall der nordamerikan. Kolonien bei. – 6) G. IV.,
Sohn von 5), * 1762, † 1830; König 1820–30; zugleich
Wie hoch ist der Mount Everest? König von Hannover; seit 1811 Regent für seinen
Trotz des Einsatzes modernster Satellitentechnik gibt Vater. – 7) G. V., * 1865, † 1936; König 1910–36; nahm
es auf diese Frage noch immer keine hinreichend im Ersten Weltkrieg für die engl. Linie des Hauses
präzise Antwort. Denn auch am mittleren Meeres- Sachsen-Coburg den Namen Windsor an. – 8) G. VI.,
spiegel, der Bezugsfläche für die Höhenmessung, ist zweiter Sohn von 7), * 1895, † 1952; König seit 1936
die Erde keine perfekte Kugel, sondern voller Dellen nach der Abdankung seines Bruders Eduard VIII.
und Beulen. Der 2009 gestartete Forschungssatellit Hannover. – 9) G. V., Enkel von 5), * 1819, † 1878; König
GOCE der ESA soll nun durch detaillierte Ausmessung 1851–66; früh erblindet, verlor im Krieg von 1866 sein
des Gravitationsfeldes der Erde zur Entwicklung eines Land an Preußen.
genaueren Höhenreferenzsystems beitragen. Zu Gorg-Bchner-Preis, bedeutendster dt. Literatur-
diesem Zweck erstellt GOCE ein Modell der Erde, das preis, gestiftet 1923.
vollständig von Ozeanen bedeckt ist und dadurch die Gerge, 1) Götz, dt. Schauspieler, * 1938, Sohn von 2);
Ausbuchtungen im Gravitationsfeld der Erde deutlich spielte die Rolle des Kommissars Schimanski in der
macht. Fernsehserie »Tatort« (1981–91 und 1997 ff.); Filme:
u. a. »Schtonk« (1991). – 2) Heinrich, dt. Schauspieler,
* 1893, † (Internierungslager Sachsenhausen) 1946;
Geograf die, → Erdkunde. bedeutender Charakterdarsteller; auch Filme (»Der
Geod das, mathematisch vereinfachte Erdfigur; Postmeister«, 1940). – 3) Stefan, dt. Dichter, * 1868,
Bezugsfläche der geodät. Höhenmessungen. † 1933; vertrat im Ggs. zum Naturalismus einen
Geolog die, Wiss. von der Erdgeschichte, von ästhetisch strengen Formsinn und wollte der Kunst
Material, Aufbau und Gestaltung der Erdkruste; wieder sakrale Bedeutung verleihen. Gedichtsamm-
behandelt die Zusammensetzung, Entstehung und lungen: »Das Jahr der Seele« (1897), »Der siebente
Lagerung der Gesteine sowie die Kräfte, die bei der Ring« (1907), »Das neue Reich« (1928). Mittelpunkt
Gestaltung der Erdkruste wirksam sind (z. B. eines Kreises von Anhängern (George-Kreis).
Vulkanismus, Gebirgsbildung, Tätigkeit von Wasser, Georgetown [ˈdʒɔːdʒtaʊn], Hptst. und Hafen von
Wind, Eis, Lebewesen). Guyana, 137 300 Ew.; Bischofssitz, Univ., .
Geometr die, Teilgebiet der Mathematik, untersucht George Town [ˈdʒɔːdʒ taʊn], Hptst. und Hafen des
George Town GEOG

Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten der Ebene Gliedstaats Pinang, Malaysia, 232 000 Ew.; Univ.;
und des Raumes, wie Größe, Gestalt, gegenseitige Straßenbrücke (13,5 km) zum Festland (Malakka);
Lage von Objekten. Während die synthet. G. auf internat. .
Axiomensystemen aufbaut, legt die analyt. G. die Georgia [ˈdʒɔːdʒə], Abk. Ga., Staat im SO der USA,
Georgia GEOG

Punkte der Ebene und des Raumes durch → Koor- 152 731 km 2, 9,07 Mio. Ew. (rd. 27 % Schwarze); Hptst.
dinaten fest. Die elementare G. behandelt Figuren, Atlanta. Baumwolle, Tabak u. a.; Viehzucht; Holz-,
die sich mit Zirkel und Lineal konstruieren lassen; Textilind.;  auf Kaolin, Marmor u. a. Haupthafen:
die G. der Ebene heißt Planimetrie, des Raumes Savannah.
Stereometrie, der Kugelfläche sphär. G. Die Gergi|en, Grusnien, Rep. im W Transkaukasiens
Differenzial-G. wendet die Infinitesimalrechnung an. (SW-Asien), zw. Kaukasus und Kleinem Kaukasus, am
Praktisch wichtig ist z. B. die darstellende G., die Schwarzen Meer. Zu G. gehören die Rep. Abchasien
geometr. Gebilde durch die → Projektion auf Ebenen (im NW) und Adscharien (im SW) sowie das ehem.
abbildet. Zu unterscheiden ist die zuerst von Euklid autonome Gebiet Südossetien (im N); 69 700 km 2,
dargestellte, auf Definitionen, Axiomen und 4,3 Mio. Ew., darunter 84 % Georgier, 7 % Aserbai-
Postulaten begründete euklid. (klass.) G., für die das dschaner und 6 % Armenier; Hptst.: Tiflis; Amts-
euklid. → Parallelenaxiom gilt, von der → nicht sprache: Georgisch. Anbau von Tee, Zitrusfrüchten,
euklidischen Geometrie. Tabak, Wein u. a. nahe der Schwarzmeerküste;
geomtrischer Ort, Gesamtheit von Punkten, die Seidenraupenzucht; Bergbau (Steinkohle, Mangan-,
alle eine gegebene Bedingung erfüllen. Kupfererze u. a.), Nahrungs-, Genussmittel- u. a. Ind.,
Gorg, einer der 14 Nothelfer, nach der Legende als in Batumi Erdölverarbeitung; : Batumi, Poti,
römischer Offizier Märtyrer unter Diokletian (4. Jh.); Suchumi, Supsa; internat.  bei Tiflis. – G., auf dessen
auch als Drachentöter gefeiert; Schutzheiliger Territorium schon im Altertum Reiche existierten
Englands (Tag: 23. 4.). (Kolchis im W, Iberien im O), wurde im 4. Jh. christlich
Gorg, Herrscher:
rg GEOG und erlebte unter der Dynastie der Bagratiden (9. bis
Griechenland. 1) G. I., * 1845, † 1913 (ermordet); dän. Anfang 19. Jh.) im 12. und 13. Jh. seine Blütezeit. 1783
Prinz; König 1863–1913. – 2) G. II., * 1890, † 1947; Protektoratsabkommen mit Russland, von dem es ab
König 1922–24 und 1935–47; 1924–35 im Exil. 1801 annektiert wurde. 1918–21 unabhängige Rep.;
GEN
1921 von der Roten Armee besetzt. In der UdSSR
1922–36 Teil der Transkaukas. Föderation, 1936–91
nik, Textilind.; östlich ehem. Uranerzabbaugebiet
Ronneburg. Trinitatiskirche (14. und 17. Jh.), barocke
GER
als Georg. SSR; am 9. 4. 1991 Proklamation der Salvatorkirche (1717–20), am Markt Renaissance-
Unabhängigkeit unter dem autoritär regierenden rathaus (1573–76, nach 1780 umgestaltet) und
Präs. Swiad Gamsachurdia (1992 gestürzt); Stadtapotheke (1606); barocke Orangerie (1729–32). –
Nachfolger wurde E. Schewardnadse (zunächst als Wohl seit der 1. Hälfte des 13. Jh. Stadtrecht.
Vors. des Staatsrats, dann als Parlamentspräs.); Gerade, Linie, die ihre Richtung nicht ändert; die
Konflikte mit Abchasien (seit 1989) und Südossetien kürzeste Verbindungslinie zweier Punkte, über diese
(seit 1990) wurden z. T. militärisch ausgetragen. 1993 Punkte hinaus verlängert.
wurde G. Mitgl. der GUS. 1995 erhielt es eine neue Geradflügler, Orthopterodea, Ordnung der Insekten,
Verf. (Präsidialsystem), Wahl E. Schewardnadses mit kauenden Mundteilen; z. B. Schaben, Heuschre-
zum Staatspräs. (2003 Rücktritt nach Massenpro- cken, Ohrwürmer.
testen), Nachfolger wurde 2004 Michael Saakaschwi- Grbera [nach dem Arzt T. Gerber, † 1743] die, Gattung
li (bestätigt im Januar 2008; die Opposition erkannte der Korbblütler; Schnittblume mit leuchtend
des Wahlergebnis nicht an); 2008 Eskalation der gefärbten Zungenblüten.
ungelösten Probleme mit Abchasien und Südossetien Gerbstoffe, wasserlösl. organ. oder synthet.
und militärischer Konflikt mit Russland, als Folge Verbindungen, mit denen tier. Häute in Leder gegerbt
russische Anerkennung der staatlichen Unabhängig- werden. Pflanzl. G. sind z. B. Tannin, Sumach,
keit Abchasiens und Südossetiens. Quebracho; der wichtigste anorgan. G. ist bas.
Gergi|er, Eigenbezeichnung Khartwli, Volk von rd. Chromsulfat.
4,5 Mio., zum südl. Zweig der Kaukasier gehörig. Gere [ˈgɪə], Richard, amerikan. Filmschauspieler, * 1949;
Meist Christen, daneben Muslime; spielte u. a. in »American Gigolo« (1980), »Pretty
Träger einer alten Kultur (u. a. eigene Woman« (1990), »Hachiko – Eine wunderbare Im Spurt un-
Sprache und Literatur). Freundschaft« (2009). erreicht – auf-
geothrmische Tiefenstufe, Gerechtigkeit, Tugend, die das Recht eines jeden grund ihrer
Strecke, bei der die Erdwärme um 1°C achtet und jedem das Seine gewährt; in der christl. Schnelligkeit
in Richtung Erdmittelpunkt ansteigt; sie Ethik Kardinaltugend. von bis zu
beträgt im Durchschnitt 33 m (Faustregel: Grhaert van Leyden [-hart - ˈlaɪdən, ˈxeːraːrt - ˈlɛdə], 120 km/h
3 °C je 100 m). Nicolaus, niederländ. Bildhauer, * zw. 1420 und 1430,
müssen sich
† 1473 ?; Meister der Spätgotik; in Trier, Straßburg
Gpard, Bez. für eine asiatisch-afrikan.
Gepard GEP und Wien tätig.
Geparden
Großkatze mit gelblichem und schwarzen Grhardt, Paul, dt. ev. Kirchenlieddichter, * 1607, nicht so nah
Flecken; schnellstes Landsäugetier † 1676; zu seinen bekanntesten Liedern gehören an ihre Beute
(Geschwindigkeiten bis 120 km/h). »Nun ruhen alle Wälder« (1648), »Geh aus, mein anpirschen
Gra, kreisfreie Stadt in Thür., an der
Gera GERG Herz, und suche Freud«, »Befiehl du deine Wege« und wie andere
Weißen Elster, 102 733 Ew.; Mu- »O Haupt voll Blut und Wunden« (alle 1656). Raubtiere:
seen, Theater, Otto-Dix-Haus, Geriatr die, → Alter. 50–100 m und
Biennale Kinderfilm Géricault [ʒeriˈko], Théodore, frz. Maler, * 1791, † 1824; meist kaum
»Goldener Spatz«; romantisch-realist. Darstellungen. 30 Sekunden
botan. Garten. Gerichtsbarkeit, Ausübung der Recht sprechenden
Gerichtsbarkeit GERG

reichen aus,
Betriebe der Gewalt (Judikative) durch unabhängige Gerichte. um die Beute,
Medizin-, Laser- Gliedert sich dem Wesen nach in Zivil-G., dient dem
z. B. eine Ga-
und Umwelttech- Schutz privater Rechte, Straf-G., zur Verwirklichung
zelle, zu erle-
des staatl. Strafrechts. Beide Arten der G. werden auch
als streitige G. bezeichnet im Ggs. zur freiwilligen G., gen. Ihre Kral-
der außerhalb des Prozess- und Vollstreckungsver- len kann die
fahrens liegenden, v. a. den Zwecken des Rechts- Raubkatze
verkehrs dienenden Zivilrechtspflege (Vormund- übrigens nicht
schafts-, einziehen. Sie
Nachlass-, Registersachen, Beurkundungs- und dienen beim
Beglaubigungswesen). Daneben die Verwaltungs-G. Sprint als eine
zur Überprüfung der Rechtmäßigkeit von Verwal- Art Spikes, die
tungsakten und die Verfassungs-G. Nach Gerichts- guten Boden-
zweigen wird unterschieden in ordentl. G. (Zivil- und
kontakt garan-
Straf-G.), → Arbeitsgerichtsbarkeit, allg. → Verwal-
tieren.
tungsgerichtsbarkeit, → Sozialgerichtsbarkeit,
Finanz-G. (→ Finanzgerichte) und → Verfassungs-
gerichtsbarkeit.
Gerichtsstand, örtlich zuständiges Gericht; im
Zivilprozess ist das Gericht zuständig, in dessen
Bezirk der Beklagte seinen Wohnsitz hat (§§ 12 ff.); in
Strafsachen sowohl das Gericht des Tatorts wie das
des Wohnsitzes des Angeschuldigten oder das des 327
Ergreifungsorts (§§ 7ff. StPO).

Gerichtsstand G
G
328 geringfügige Beschäftigung, auch Mnijob [-dʒɔb],
Beschäftigung, deren Entgelt regelmäßig 400 € im
Monat nicht übersteigt oder die auf längstens 2
Monate oder 50 Arbeitstage im Kalenderjahr
begrenzt ist.
Gerinnung, Ausflocken von Eiweißstoffen aus einer
kolloidalen Lösung.
Grlsdorfer Sptze, slowak. Grlachovský štt,
höchste Erhebung in der Hohen Tatra, Slowakei,
2655 m hoch.

Germnen, ERGBez. für sprachverwandte Völker


und Stämme in N- und Mitteleuropa, die zur indoeu-
rop. Sprachfamilie gehören. Der Name erscheint zu-
erst bei Poseidonios um 80 v. Chr., später bei Caesar.
Stammesgruppen. Die Entstehung der german.
Stämme gilt als ein jahrhundertelanger, vielschichti-
ger Prozess, an dem unterschiedl. eisenzeitl.
Bev.-Gruppen im Gebiet zw. norddt. Flachland und
der Mittelgebirgszone beteiligt waren. Diese standen
unter dem Einfluss der kelt. La-Tène-Kultur. Die
Archäologie wies für die Jahrhunderte um Christi
Geburt mehrere german. Fundgruppen nach, denen
bereits bestimmte, von den Römern erstmals gen.
Stämme zugeordnet werden können: Nordsee-G.
(Friesen, Chauken, Sachsen), Rhein-Weser-G. (u. a.
Cherusker, Chatten), Elb-G. (Langobarden,
Semnonen, Markomannen, Quaden, urspr. zum Bund
der Sweben zusammengeschlossen), Oder-Warthe-G.
(Lugier, Vandalen), Weichsel-G. (Rugier, Burgunder,
Goten) und Ostsee-G. (kleinere südskandinav.
Stämme). Erst im 3. Jh. kam es zum Zusammen-
schluss der historisch bekannten
Großstämme (Alemannen, Franken,
Sachsen, Goten).
Nach den Berichten antiker Schriftsteller
Germanen: waren die G. vorwiegend von hohem
Zahlreiche Fun- Wuchs, hatten rötlich blondes Haar und
de beflügelten blaue Augen. Ihre Tracht und Bewaffnung
die germanische ist auf röm. Kunstwerken (Triumph-
Altertumskunde: säulen, Gemmen, Münzen u. a.) des 1. bis
der Runenstein 4. Jh. n. Chr. dargestellt und durch
in Busdorf Grab- und Moorleichenfunde bezeugt.
Geschichte. Vor den aus N-Jütland nach
(Schleswig-
Süden vorstoßenden Kimbern und
Holstein), die
Teutonen (113–101 v. Chr.) räumten die
Schiffssetzung kelt. Helvetier ihre Sitze in Süd-Dtl., das
(ein Brand- und von Sweben besiedelt wurde. Diese
Urnengrab in überschritten unter Ariovist den
Schiffsform) bei Oberrhein, wurden jedoch 58 v. Chr.
Ystad in Schwe- durch Caesar zurückgedrängt. 12–9 v. Chr. fielen die
den oder die Römer unter Drusus in das rechtsrhein. Germanien
Moorleiche des ein. Erst der Sieg des Cheruskers Arminius in der
dänischen Tol- Varusschlacht (→ Varus) 9 n. Chr. bewirkte die
lund-Mannes. Aufgabe der röm. Expansionspolitik. Auch Böhmen
und Mähren wurden von den G. bewohnt (u. a. Marko-
Im experimen-
mannen unter Marbod). Weitere german. Stämme
tellen Museums-
siedelten auf dem linken Rheinufer, zunächst noch im
dorf Lejre bei Hoheitsbereich der Römer, der durch den → Limes
Roskilde wird (etwa 83 bis 145 angelegt) geschützt wurde. Viele G.
heute das Leben dienten im röm. Heer. Im 3. Jh. n. Chr. durchbrachen
der Vergangen- die Alemannen erstmals den Limes. In der → Völker-
heit nachge- wanderung schufen german. Stämme, u. a. Ost- und
spielt. Westgoten, Vandalen, Langobarden und Franken, auf
GER
dem Boden des Röm. Reiches neue Staaten, die zur
Grundlage der abendländ. Staatenwelt wurden.
usw. – 2) i. e. S.: Wiss. von den german. Sprachen und
Literaturen; häufig nur: dt. Philologie.
GES
Kunst. Abgesehen von Keramik mit oft reichem Dekor Germnium das, Symbol Ge, chem. Element mit
sind v. a. Arbeiten aus Bronze, Eisen (Fibeln, Beschläge, ausgeprägten Halbleitereigenschaften, OZ 32,
Verzierungen an Waffen u. a.) und auch Stein relative Atommasse 72,59, D 5,3 g/cm3. Darstellung
überliefert. Kennzeichnend waren Kerbschnittdekor, als Nebenprodukt der Kupfer- und Zinkgewinnung.
Bandgeflecht und bes. die Tierornamentik, die bis um Als Halbleiter weitgehend vom Silizium verdrängt;
800 n. Chr. in Mitteleuropa und bis kurz nach 1100 in noch für spezielle Bauelemente verwendet.
Skandinavien und auf den Brit. Inseln verbreitet war (3 Germer der, Gattung der Liliengewächse in der nördl.
Tierstile). In der Völkerwanderungszeit Schmuck der gemäßigten Zone. Der Wurzelstock des Weißen G.,
Fibeln durch Filigran und Granulation. einer bis 1,5 m hohen giftigen Gebirgsstaude mit
Religion. Zeugnisse über Religion und Kulturleben gelblich weißen Blüten, kann Tod durch Herzver-
sind spärlich. Als ältester Himmelsgott erscheint Ziu sagen und Atemstillstand bewirken.
(Týr), der etwa um Christi Geburt von Wodan (Odin), Grnhardt, Robert, Schriftsteller und Zeichner, * 1937,
dem Gott der Helden und Erfinder, der Dichtkunst † 2006; Mitbegründer der Zeitschrift »Titanic«. Lyrik,
und Runenschrift, verdrängt wurde. Neben ihm stand darunter auch Text und Zeichnung eng verbindende
bes. der Bauerngott Donar (Thor) als Gestalt des Bildgedichte, größere Satiren, essayist. Prosa,
Volksglaubens. Diese Gestalten gehörten zur Kinderbücher.
Götterfamilie der Asen. Neben diesen lebten die Gerna [xe-], amtl. katalan. Girna [(d)ʒ-], Hptst. der
Vanen (Freyr, Nerthus u. a.) als Vegetationsgottheiten. span. Prov. G., 71 200 Ew.; got. Kathedrale, Textil- und
Beider Gegner waren die Riesen. In heiligen Hainen Korkind.; .
fanden Gottesdienste statt. Es gab keinen geschlosse- Gershwin [ˈgəːʃwɪn], George, amerikan. Komponist
nen Priesterstand. Das Gemeinschaftsleben war und Pianist, * 1898, † 1937; »Rhapsody in Blue« (1924),
durch die Sippe bestimmt. Oper »Porgy and Bess« (1935) u. a.
Grstäcker, Friedrich, dt. Erzähler, * 1816, † 1872;
Germanenkult Reiseberichte, Abenteuerromane.
In der romantisch geprägten Forschung des 19. Jahr- Gerste, Grasgattung, als Getreidepflanzen in versch.
hunderts wurden die Begriffe »germanisch« und Zuchtformen verbreitet. Die angebauten Arten haben
»deutsch« gleichbedeutend. Mit dem Aufkommen lang begrannte Ähren und sind Sommer- oder
des modernen Nationalismus steigerte sich dieses Winterfrucht. Das Korn ergibt Mehl, Malz zu Bier
Klischee in Deutschland zu einem Germanenkult. (Brau-G.), auch Schweinefutter (Futter-G.).
Dazu trug u. a. Richard Wagners Bühnenfestspiel Grstenberg, Heinrich Wilhelm von, dt. Dichter,
»Ring des Nibelungen« bei, der Motive der nord- * 1737, † 1823; erstes Trauerspiel des Sturm und
germanischen Edda-Dichtungen übernahm. Die Drang »Ugolino« (1768).
Germanen, in denen man die »ersten Deutschen« Gerstenkorn, Hordolum, eitrige Entzündung einer
sah, wurden als Träger positiver Eigenschaften Wimperntalgdrüse (äußeres G.) oder einer
gegenüber allen anderen Völkern herausgehoben. Lidknorpeldrüse (inneres G.) des Ober- oder Unter-
In Verbindung mit dem Rassismus wurde der lides. Beh.: w. Umschläge, antibiotikahaltige Salben.
Germanenkult zu einem Hauptbestandteil der na- Geruchssinn, Geruch, Riechvermögen, bildet mit dem
tionalsozialistischen Ideologie. Berlin sollte als ge- Geschmackssinn den chem. Sinn. Sinnesorgan ist die
plante Hauptstadt eines großgermanischen Reiches Riechschleimhaut der Nase.
den Namen »Germania« tragen. Nach 1945 hatte die Geruchsverschluss, Siphon [ziːˈf], u-förmiges
Germanenforschung den ideologischen Missbrauch Abflussrohr an Wasserklosetts und Ausgüssen, hält
des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. durch Wasserabschluss übel riechende Gase zurück.
Gerndium das, lat. Grammatik: Beugungsform des
Infinitivs, z. B. »die Kunst des Schreibens«.
Germnicus, Gaius Iulius Caesar, röm. Feldherr, * 15 Gerundvum das, lat. Grammatik: zum Infinitiv ge-
v. Chr., † 19 n. Chr.; Sohn des Drusus, bekämpfte 14 bis bildetes Verbaladjektiv, das die Notwendigkeit eines
16 n. Chr. die Germanen. Verhaltens ausdrückt, z. B. »eine zu lobende Tat«.
Germnisches Nationlmuseum in Nürnberg, Gervnus, Georg Gottfried, dt. Geschichtsforscher,
Gervinus GERG

1852 gegr.; größte Sammlung dt. Kunst und * 1805, † 1871; einer der Göttinger Sieben, schrieb
Kulturgeschichte, Frühzeit bis 20. Jahrhundert. »Geschichte des 19. Jh. seit den Wiener Verträgen«
germnische Sprachen, im Ost- und Nordseeraum (1855–66).
beheimatete indogerman. Sprachgruppe. Heute Gesang, die von einem einzelnen (Solo-G.) oder von
bestehen 4 bzw. 6 westgerman. Sprachen (Englisch, mehreren Sängern zugleich (Chor-G.) ausgeübte
Deutsch, Niederländisch, Reste des Friesischen sowie Tätigkeit des Singens; auch die abgeschlossene
Jiddisch und Afrikaans) und 5 nordgerman. Sprachen musikal. Einheit (das G.-Stück, Lied).
(Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Isländisch, Fä- gesättigte Kohlenwasserstoffe,  zu den aliphat.
röisch). Die Sprachen der Goten, Langobarden, Van- Kohlenwasserstoffen gehörende organ. Verbindun-
dalen, Burgunder u. a. sind ausgestorben. Durch die gen, in denen keine Mehrfachbindungen auftreten.
german. → Lautverschiebung werden die g. S. heraus- Geschäftsfähigkeit, Fähigkeit, Rechtsgeschäfte
gehoben. Über die Schrift der Germanen → Runen. rechtsgültig vorzunehmen; sie wird i. d. R. mit
Germanstik die, 1) i. w. S.: Wiss. von der Gesamtkultur Eintritt der Volljährigkeit erlangt. Geschäftsunfähig 329
der Germanen, ihrer Geschichte, Sprache, Sitte sind: 1) Kinder bis zum 7. Lebensjahr, 2) Personen, die

Geschäftsfähigkeit G
G Geschäftsträger
330 sich in einem die freie Willensbestimmung Geschäftsträger, Gesandter.
ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geschichte, 1) Geschehenszusammenhang, in dem die
Geschichte GESG

Geistestätigkeit befinden; beschränkt geschäftsfähig Menschheit als Ganzes (Welt-, Universal-G.) oder ein
sind Personen zw. 7 und 18 Jahren. Die Willenserklä- Kulturkreis, ein Staat, ein Volk, eine Stadt erwachsen
rung eines Geschäftsunfähigen ist nichtig. ist und sich verändert hat. – 2) seine Darstellung
Beschränkt Geschäftsfähige können ohne Zustim- durch die G.-Schreibung. Die G.-Wiss. untersucht und
mung des gesetzl. Vertreters nur Rechtsgeschäfte sichtet die Quellen, das sind teils mündl. (Überliefe-
vornehmen, die ihnen einen rechtl. Vorteil bringen. rung, Sage), teils schriftl. Quellen (Inschriften,
Die → Betreuung hat auf die G. keine Auswirkungen. Urkunden und Akten, Aufzählung von Ereignissen in

mehr Frauen mehr Männer Tendenz 1999–2008


als Männer als Frauen Geschlechter-
verteilung in Europa
auf 100 Personen auf 100 Personen fallend steigend gleich
In welchen Ländern sind mehr Frauen als
Männer / Männer als Frauen anzutreffen?
3,9

0,8 1,2 4,1


ISLAND mögliche
Migrationswege zwecks
Geschlechterausgleich
1,9
NORWEGEN SCHWEDEN FINNLAND

14,8 17,2
DÄNEMARK

0,3 3,7 2,2 4,1 7,0 LITAUEN ESTLAND

16,9
IRLAND GROSSBRITANNIEN NIEDERLANDE DEUTSCHLAND POLEN
UND NORDIRLAND

4,2 1,9 LETTLAND

BELGIEN LUXEMBURG 4,2 5,9


4,2

2,6 5,2
EU (27 LÄNDER) TSCHECHISCHE SLOWAKISCHE
REPUBLIK REPUBLIK
3,7
LIECHTENSTEIN RUMÄNIEN
5,5 10,6
6,7
SCHWEIZ 6,5
7,5 0,5
2,5
ÖSTERREICH UNGARN
FRANKREICH
6,6
5,9 KROATIEN 3,8 BULGARIEN TÜRKEI
SPANIEN 0,5

PORTUGAL
ITALIEN 1,0 SLOWENIEN MAZEDONIEN 1,9 2,6

MALTA GRIECHENLAND ZYPERN


GES
Jahrbüchern [Annalen] und allgemeineren alten
Geschichtswerken [Chroniken]); teils Sitten und
Organismus mit der mögl. Folge einer Befruchtung
und Schwangerschaft; psycholog. Funktion: v. a.
GES
Gebräuche, Bauten, Geräte, Kleider, Waffen, Münzen, Befriedigung des Geschlechtstriebs.
Schmuck, Bilder und Ausgrabungsfunde aller Art. Mit
der vorbereitenden Untersuchung der Quellen Geschmack, G.-Sinn, bezeichnet die von der
beschäftigen sich die histor. Hilfswiss., z. B. Zunge wahrgenommenen grundlegenden Ge-
Inschriftenkunde, Urkundenlehre, Münz-, Wappen- schmacksqualitäten sauer, süß, bitter, salzig und
kunde. Die histor. Kritik hat über Echtheit, Ursprung umami (jap,: köstl. Geschmack). Alle komplexeren
und Wert der Quellen zu entscheiden. G.-Philosophie, G.-Arten entstehen durch ein Zusammenspiel von
die Lehre von den allg. Gesetzlichkeiten und dem Sinn Geschmacks- und Geruchssinn. Aufnehmende
der G., auch von den Grundbegriffen, Grundsätzen Sinnesorgane für G.-Reize sind die G.-Knospen, bes.
und der log. Eigenart des geschichtswiss. Denkens. Zellen der Zungen- und Mundschleimhaut.
G.-Klitterung, verfälschende G.-Schreibung.
Der sechste Sinn
Geschlecht, Bez. für die männl. und weibl. Bisher kannte man fünf elementare Geschmacksein-
Form der Lebewesen, die durch Verschiedenheit drücke: süß, sauer, bitter, salzig und umami. Der
ihrer G.-Organe bestimmt wird (primäre G.-Merk- Süßgeschmack dient dem Auffinden kohlenhydratrei-
male). Sekundäre G.-Merkmale (Bartwuchs und tiefe cher Nahrung, der Salzgeschmack der Aufnahme
Stimme des Mannes, Brüste und Fettpolster der wichtiger Salzmineralien. Der Sauergeschmack warnt
Frau) werden durch Hormone hervorgerufen. vor Unreife, Bittergeschmack wiederum hilft, giftige
Lebewesen, die beide Arten von G.-Organen haben, Nahrungsbestandteile zu erkennen. Die Geschmacks-
bezeichnet man als Zwitter (die meisten Samen- qualität »umami« wird durch Glutamat hervorgeru-
pflanzen, einige niedere Tiere), im anderen Falle fen und ist mit besonders eiweißreicher Nahrung
spricht man von getrenntgeschlechtigen Lebewesen. verbunden. Nun gibt es Hinweise auf einen sechsten
Geschlechterforschung, Gender-Studies [ˈdʒendə Sinn unserer Zunge. Forscher fanden heraus, dass der
ˈstʌdɪz], ein wiss., interdisziplinär angelegter Mensch offenbar Fett als eigenständigen Geschmack
Forschungsansatz, der auf der Grundlage eines wahrnehmen kann. Dabei entdeckten sie sogar einen
angenommenen Doppelcharakters von »Ge- Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, Fett zu
schlecht« – als sowohl soziale (engl. »gender«) wie schmecken, und dem Körpergewicht: Wer einen
auch biolog. Kategorie (engl. »sex«) – das Geschlech- ausgeprägten Geschmack für Fett hatte, aß weniger
terverhältnis zw. Männern und Frauen untersucht, Fett als Personen mit weniger ausgeprägtem
wie es sich historisch herausgebildet hat und sich in Fettgeschmack, die dann auch ein höheres Gewicht
den versch. Kulturen darstellt. besaßen.
Geschlechtsbestimmung, genet. Festlegung des
jeweiligen Geschlechts eines Organismus (oder
bestimmter Bezirke) oder die Erkennung (Ge- Geschmacksmuster, Muster und Modelle, die
schlechtsdiagnose) des Geschlechts. Die G. vor der ästhetisch wirken und rechtlich schutzfähig sind,
Geburt ist beim Menschen mittels Chromosomen- wenn sie als neues und eigentüml. Erzeugnis
analyse aus den Zellen des Fruchtwassers bereits um anzusehen sind; dienen als Vorbild für die Gestal-
die 16. Schwangerschaftswoche möglich. Daneben tung von Ind.-Erzeugnissen (→ Musterschutz).
kann die einfachere Darstellung des X- oder Geschwader, Verband von Kriegsschiffen oder
Y-Chromatins eingesetzt werden: z. B. das X-Chroma- Flugzeugen.
tin als Barr-Körperchen (kondensiertes X-Chromo- Geschwindigkeit, Formelzeichen ʋ, bei gleichförmi-
som) u. a. aus Mundschleimhautzellen. ger Bewegung der Quotient aus zurückgelegtem Weg
Geschlechtshormone, Sexulhormone, i. w. S. alle und zugehöriger Zeit; SI-Einheit: m/s.
Hormone, die Geschlechtsmerkmale, Sexualität und Geschwulst → Tumor.
Fortpflanzung beeinflussen; i. e. S. die Keimdrüsen- Geschwür, lat. lcus, örtl. begrenzter Gewebeverlust
hormone; diese sind chemisch Steroide (Sexual- der Haut oder Schleimhaut, entzündlich, schlecht
steroide) und lassen sich in männl. (Androgene) und heilend. Ursachen: u. a. dauernde örtl. Schädigung,
weibl. (Östrogene und Gestagene) unterteilen. Störung des Blutkreislaufs (Unterschenkel-G. bei
Geschlechtskrankheiten, venrische Krankheiten, Krampfadern), Infektionen.
Infektionskrankheiten, meist beim Geschlechtsver- Geselle, Handwerker, der eine ordnungsgemäße
kehr durch bestimmte Erreger übertragen, daher Lehrzeit (meist 3 Jahre) durchlaufen und die
auch sexuell übertragbare Krankheiten (→ Aids, Gesellenprüfung bestanden hat.
→ Tripper, → Syphilis, weicher → Schanker). Gesellschaft, i. w. S. die Verbundenheit von
Geschlechts|organe, Genitli|en, Fortpflanzungs- Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Menschen) mit anderen
organe der Lebewesen, i. d. R. gegliedert in innere G. ihrer Art und ihr Eingeschlossensein in den gleichen
(Keimdrüsen und Ausführgänge) und äußere G. Lebenszusammenhang; allein auf den Menschen
(Begattungsorgane). bezogen meint G. die Menschheit schlechthin oder
Geschlechtsverkehr, Kitus, Kohabitatin, bestimmte begrenzte Teile davon (z. B. die Menschen
Beischlaf, genitale Vereinigung beim Menschen einer Nation) und weist auf deren Gliederung,
durch Einführen des Penis in die Vagina (entspr. der (Rang-)Ordnung und bes. strukturiertes Beziehungs-
Begattung bei Tieren); biolog. Funktion des G.: system hin. In Bezug auf die jeweilige wirtschaftl. 331
Übertragung männl. Keimzellen in den weibl. und polit.-staatl. Ordnung unterscheidet man versch.

Gesellschaft G
G Gesellschaft des bürgerlichen Rechts
332 G.-Systeme (z. B. Agrar-G., Industrie-G.). G.-Kritik an aus dem erstarrten Schmelzfluss (Magma) des
als ungerecht, unmenschlich oder dem göttl. Willen Erdinnern entstanden, entweder in tieferen
widersprechend empfundenen gesellschaftl. Schichten der Erdkruste (pluton., Tiefen-G.), z. B.
Verhältnissen geht oft vom Vergleich mit vergange- Granit, Syenit, oder an der Erdoberfläche (vulkan.,
nen, real existierenden oder zukünftig gedachten Erguss-G.), z. B. Basalt, Diabas. 2) Schicht- oder
(G.-Utopie) G.-Ordnungen aus. Sediment-G., entstanden durch Absatz der in Wasser
Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, unter gelösten (z. B. Steinsalz, Gips) oder aufgeschwemm-
bestimmten Voraussetzungen rechts- und ten (z. B. Sand, Schlamm) Minerale. 3) metamorphe
parteifähiger Zusammenschluss zweier oder G., Erstarrungs- oder Absatzgesteine, die durch
mehrerer Personen zur Erreichung eines gemein- physikal. und chem. Einflüsse umgewandelt worden
samen Zwecks. Für Gesellschaftsschulden haften die sind; z. B. durch Nachbarschaft von Ergussgestein
Gesellschafter als Gesamtschuldner (§§ 705 ff. BGB). (Kontakt-G.), z. B. Hornfels, oder durch Druck und
Gesellschaft für deutsche Sprache, gegr. 1947, Wärme (kristalline Schiefer), z. B. Gneis.
zur Pflege der dt. Sprache; Sitz: Wiesbaden. Gestirn das, selbstleuchtender oder Licht reflektieren-
Zeitschriften: »Muttersprache«, »Sprachdienst«. der Himmelskörper, z. B. Sonne, Mond, Planet, Stern.
Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Abk. Gesundheitsfonds, beitrags- und steuerfinanziertes
GmbH, Handelsgesellschaft mit eigener Rechtsper- Reformprojekt zur Finanzierung der gesetzl.
sönlichkeit und bestimmtem Kapital (Stammkapital, Krankenversicherung, bei dem alle Krankenkassen
mindestens 25 000 €), das von den Gesellschaftern aus einem zentralen »Gelddepot« einen einheitl.,
durch Einlagen (Stammeinlagen, mindestens 100 €) ident. Beitrag für jeden Versicherten erhalten; seit
aufgebracht wird. Sie wird durch eine oder mehrere 2009 in Kraft.
Personen gegründet, die einen Gesellschaftsvertrag Gesundheitskarte, (elektronische) Patientenkarte,
Gesundheitskarte GESG

(Satzung) in notarieller Form abschließen. Geschäfts- computerlesbare Mikroprozessorkarte mit


führung und Vertretung durch einen oder mehrere Patientenstammdaten und ggf. medizin. Informatio-
Geschäftsführer, oberstes Organ ist die Gesellschaf- nen, die die bisherige Krankenversicherungskarte
terversammlung. Die Haftung der Gesellschafter ist ersetzen soll.
auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt. Gesundheitswesen, öffentliches G., Gesamtheit der
Gesellschafts|inseln, vulkanische Inselgruppe staatl. Einrichtungen zur Förderung und Erhaltung
Französisch-Polynesiens im Pazifischen Ozean, 1647 der Gesundheit der Bev. sowie zur Vorbeugung und
km 2, rd. 163 000 Ew.; Hauptinsel: Tahiti. Fischerei; Bekämpfung von Krankheiten (einschließlich der
Tourismus; Ausfuhr: Kopra, Vanille, Perlmutter, Infektionskrankheiten).
Perlen, kunstgewerbl. Gegenstände. Gesundheitszeugnis, ärztl. Bescheinigung zur
Gesetz, 1) Richtschnur, Regel. – 2) allg. Rechtsvor- Vorlage bei Behörden; gibt u. a.
schrift, nach der Staatsbürger und Behörden handeln Auskunft, ob der Zeugnisinhaber frei
sollen. – 3) Naturgesetz. von ansteckenden Krankheiten ist.
Gesetzestafeln, A. T.: Steintafeln der → Zehn Gebote. Gethsmane, Garten am Ölberg bei
Gesetzgebung, Rechtsetzung durch Gesetzgeber Jerusalem, wo Jesus gefangengenom-
(Staatsorgane), gesetzgebende Gewalt (Legislative). men wurde.
Gesetzgebungsnotstand, in Dtl. ein verfassungs-
mäßiger Zustand, in dem die Handlungsunfähigkeit Getreide, Bez. für Pflanzen, die
der Reg. ein bes. Gesetzgebungsverfahren (Art. 81 wegen ihrer stärkemehlreichen
GG) auslöst. Der Bundespräs. kann auf Antrag der Samen für die menschl. Ernährung
Reg. den G. für eine als dringlich bezeichnete angebaut werden. Wichtigste Arten
Gesetzgebungsvorlage erklären, wenn der Bundes- für Europa: Weizen, Roggen, Gerste,
kanzler nicht das nachgesuchte Vertrauen des Hafer, Mais; für Asien: Reis, versch.
Bundestags findet, dieser aber weder einen Hirsen; für Afrika: Mohrenhirse; für
Nachfolger wählt noch aufgelöst wird. Die Vorlage Amerika: Weizen, Mais.
wird nach Erklärung des G. erneut im Bundestag Getriebe, alle mechan. Einrichtungen
eingebracht und wird Ges., wenn der Bundestag sie zur Weiterleitung oder Umformung
erneut ablehnt oder sie nicht innerhalb von 4 Wochen von Bewegungen. Arten: Räder-,
verabschiedet, wenn der Bundesrat zustimmt. Ist der Zugmittel- (Riemen-), Schraub-,
G. erklärt, kann während der Amtszeit eines Kurbel-, Kurven-, Sperrgetriebe.
Bundeskanzlers innerhalb von 6 Monaten jedes Gtto, Ghtto das, früher abgeschlosse-
weitere vom Bundestag abgelehnte Ges. erlassen nes jüd. Wohnviertel in Städten;
werden. heute auch allg. Bezeichnung für
gesetzlicher Vertreter, Stellvertreter, dessen Orte, wo Minderheiten in auf-
Vertretungsmacht auf Gesetz beruht; z. B. Vater und gezwungener Absonderung leben
Mutter als g. V. ihres minderjährigen Kindes. müssen.
Gespenstschrecken, Gespenstheuschrecken,
Gespenstschrecken GESG Gettysburg [ˈgetɪzbəːg], Stadt in
Ordnung der Geradflügler mit ast- oder blattförmigem Pennsylvania, USA, 7000 Ew.;
Körper. Arten: Stabheuschrecken, Wandelndes Blatt. Eisenerzgruben, Steinbrüche. – Die
Gestpo → Geheime Staatspolizei. Schlacht bei G. (1. bis 3. 7. 1863) war
Gesteine, Gemenge von Mineralen der äußeren der Wendepunkt im Sezessionskrieg.
Erdkruste. 1) magmat. G., Erstarrungs-G., Eruptiv-G., Gtz, Stan(ley), amerikan. Jazzmusiker
GES
(Tenorsaxophonist), * 1927, † 1991.
Gsen [frz. gueux »Bettler«] Pl., Spott-, später
Zacken (»Enden«) sich vermehren. Reh und Hirsch
heißen je nach Endenzahl Spießer, Gabler,
GEW
Ehrenname der niederländ. Freiheitskämpfer gegen Sechsender, weiter Acht-, Zehnender usw., vom
die span. Herrschaft im 16. Jahrhundert. Zwanzigender an Kapitalhirsch.
Gewaltentrennung, Gewaltenteilung, Unterteilung Gewerbe, auf Dauer angelegte Wirtschaftstätigkeit,
Gewerbe GEWG

der Staatsgewalt in Exekutive (vollziehende Gewalt), erfolgend auf eigene Rechnung, eigene Verantwortung
Legislative (Gesetzgebung), Judikative (Rechtspre- und eigenes Risiko, zur Erzielung von Gewinn, unter
chung) und deren Zuweisung an unabhängige Beteiligung am allgemeinen wirtschaftl. Verkehr
Staatsorgane (Regierung, Parlament, Gerichte) zur (nicht im Rahmen der Land- und Forstwirtschaft oder
Verhinderung von Machtmissbrauch und zur eines freien Berufs). Das G. setzt sich aus Ind.,
rechtsstaatl. Sicherung der bürgerl. Freiheiten; von Handwerk, Haus-G. und Verlagswesen zusammen. Die
J. Locke 1690 formuliert und von Montesquieu 1748 Gesamtheit der G.-Betriebe wird als gewerbl.
weiterentwickelt. Für Dtl. im GG (Art. 20) festgelegt. Wirtschaft bezeichnet. Grundlage des dt. G.-Rechts
Gewandhaus, im MA das Lager- und Messehaus der ist die G.-Ordnung in der Fassung von 1999, die den
Tuchhändlerzünfte (Tuchhalle). G.-Konzerte, seit 1781 Grundsatz der G.-Freiheit vertritt. Der G.-Aufsicht
in Leipzig bestehende Konzerte; seit 1884 im neuen obliegt v. a. die Überwachung der arbeits- und
G. (im Zweiten Weltkrieg zerstört, Neubau 1977–81). immissionsschutzrechtl. Bestimmungen.
Gewebe, 1) Webereierzeugnis, bei dem die Kettfäden
Gewebe GEWG Gewerbesteuer, den Gemeinden zufließende Ertrag-
in Längs- und die Schussfäden in Querrichtung steuer, der alle inländ. Gewerbebetriebe unterliegen.
verlaufen. – 2)    bei Pflanzen, Tieren und dem Besteuerungsgrundlage ist der Gewerbeertrag.
Menschen Verbände aus miteinander in Zusammen- Gewerkschaften, Arbeitnehmerverbände zur Wie ein moder-
hang stehenden Zellen annähernd gleicher Bauart Verbesserung der wirtschaftl. und sozialen Lage ihrer nes Kunstwerk
und gleicher Funktion (einfache G.) oder zusammen- Mitgl. sowie zur Vertretung ihrer Belange, bes. wirkt das Satel-
gesetzt aus zwei oder mehr Zelltypen (komplexe G.). gegenüber den Arbeitgebern; in den meisten Ländern litenbild mit den
Die Lehre von den G. heißt Histologie. von großem sozialem, wirtschaftl., auch polit. Getreidekreisen
Geweih, ein Paar knochige, in Spitzen auslaufende
Geweih GEWG Einfluss. Ziele: Vollbeschäftigung, Sicherung der und -feldern von
Auswüchse, die sich bei männl. Hirschtieren (auch Arbeitsplätze, Vergrößerung des Arbeitnehmer-
Finney County
beim weibl. Rentier) auf bleibenden Fortsätzen anteils am Sozialprodukt, Mitbestimmung,
im US-amerika-
(Rosenstöcke, G.-Stuhl) des Stirnbeins bilden; beim Verbesserung des Bildungs- und Ausbildungswesens,
Rehbock Gehörn, bei Elch und Damhirsch Schaufeln, Schutzgesetze für Jugendliche, Frauen und nischen Bun-
beim Hirsch Stangen genannt. Es wird meist jährlich Behinderte. Mittel zu ihrer Erreichung: Verhand- desstaat Kan-
abgeworfen und erneuert (»aufgesetzt«), wobei die lungen mit den Arbeitgebervereinigungen (Tarifver- sas. Was einst
trag) und Behörden, notfalls Prärie war, ist
Streik. – In Dtl. sind 8 Einzel-G. im heute eine riesi-
→ Deutschen Gewerkschaftsbund ge Agro-
(DGB) zusammengefasst, daneben kulturfläche.
bestehen der Dt. Beamtenbund und Kansas ist der
als Zusammenschluss christl. größte Weizen-
Arbeitnehmer der Christl.
produzent der
Gewerkschaftsbund Dtl.s. – In der
USA, der »Brot-
DDR bestand der → Freie Deutsche
Gewerkschaftsbund (FDGB). – In- korb der Nati-
ternat. Organisationen: Internat. on«. Ursache für
Bund Freier G. (IBFG), Weltgewerk- die kreisrunde
schaftsbund (WGB), Internat. Bund Form der Felder
Christl. G. (IBCG). ist die künst-
Gewicht, 1)  die durch Wägung liche Bewässe-
ermittelte → Masse eines rung.
Körpers. – 2) kurz für Gewichts-
kraft, die Kraft, die eine Masse
infolge der auf sie einwirkenden
Schwerkraft auf ihre Unterlage
ausübt; das Produkt aus Masse des
Körpers und Fallbeschleunigung,
SI-Einheit: Newton (N). – 3) Ver-
gleichskörper von genau
bestimmter Masse (G.-Stück,
Wägestück), mit dem die Massen
anderer Dinge durch Wägung
bestimmt werden.
Gewichtheben,  beidarmiges
Hochbringen eines Hantelgewichts.
Man unterscheidet die Wettkampf- 333
disziplinen Reißen (Hochbringen in

Gewichtheben G
G Gewichtsklassen
334 einem Zug) und Stoßen (Emporstoßen des Gewichts Erdnüsse, Gemüse und Bananen; Holzwirtschaft,
aus Brust- oder Schulterhöhe). Viehhaltung (im N);  auf Gold, Diamanten, Mangan,
Gewichtsklassen, Einteilung der Wettkämpfer nach Bauxit, Erdöl (vor der Küste). Aluminiumhütte u. a.
dem Körpergewicht, z. B. im Boxen, Gewichtheben, Ind.; gut ausgebautes Verkehrsnetz im S und SW. :
Judo, Ringen; im Boxen noch mit herkömml. Takoradi, Tema; internat. : Kotoka bei Accra. –
G.-Bezeichnung. Die seit 1850 brit. Besitzung Goldküste wurde (mit
Gewinn,  Differenz zw. Einnahmen und Ausgaben, Brit.-Togo) 1957 als G. unabhängig; seit 1960 Rep.,
Ertrag und Aufwand bzw. Erlösen und Kosten. Die 1. Staatspräs.: K. Nkrumah (1960–66); Militärregie-
Differenz zw. Gesamteinnahmen und -ausgaben rungen 1966–69 sowie 1972–79; Sturz der zivilen Reg.
während der Lebensdauer eines Unternehmens wird 1981/82 durch Militärs unter J. J. Rawlings, der Anfang
als Total-G. bezeichnet. Aus der Notwendigkeit der der 1990er-Jahre eine allmähl. Demokratisierung
Ermittlung von G.-Größen für Teilperioden (z. B. einleitete. Staatsoberhaupt wurde 2009 J. Atta Mills.
Geschäftsjahr) ergibt sich der Perioden-G. Der Ghts Pl., Bez. der Küstengebirge Vorderindiens
Bilanz-G. ist der von Kapitalges. ausgewiesene Erfolg (Ostghats, Westghats).
unter Berücksichtigung der G.-Verwendung, der Ghibellnen, im MA die kaiserl. (Hohenstaufen-)Partei
Betriebs-G. (kalkulator. G.) ergibt sich als Differenz in Italien, im Ggs. zu der päpstl., den Guelfen (ital.
von Leistung (Erlös) und aufgewandtem Verbrauch Form von Welfen).
(Kosten), der Stück-G. als Differenz von Preis je Ghibrti [gi-], Lorenzo, ital. Bildhauer, * 1378, † 1455;
Produktmengeneinheit und Stückkosten. Bronzetüren am Baptisterium in Florenz.
Gewinnbeteiligung, Ertragsbeteiligung, 1) vom
Arbeitgeber über den normalen Lohn (Gehalt) hinaus Ghostwriter [ˈgəʊstraɪtə], Bez. für einen
gewährte Beteiligung am Geschäftsergebnis, meist anonym bleibenden Autor, der für andere Personen,
ohne Teilnahme am Verlust. – 2) Versichertendivi- z. B. für Politiker, Reden oder Bücher verfasst.
dende, Verteilung von Überschüssen eines
Versicherungsunternehmens an die Versicherten. Schreiben für Athen
Gewissen, persönl. Bewusstsein vom sittl. Wert oder Als einer der ersten bekannten Ghostwriter überhaupt
Unwert des eigenen Verhaltens; die Inhalte des G. gilt der Grieche Lysias (* um 445 v. Chr., † nach 380
werden vom Normenkatalog der jeweiligen v. Chr.). Der attische Rhetor war einer der besten
Gesellschaft und Kultur sowie von den individuell Redenschreiber seiner Zeit und stellte seine Kunst vor
angenommenen moral. Überzeugungen geprägt. allem in den Dienst der Verteidiger und Ankläger vor
Gewitter, unter Blitz und Donner erfolgende Gericht. Gut 230 sprachlich ebenso genau wie einfach
Entladung der Luftelektrizität der Wolken gehaltene und zudem perfekt strukturierte Gerichts-
untereinander oder gegen die Erde, meist mit reden werden Lysias zugeschrieben, 35 sind
schauerartigem Regen. Wetterleuchten ist ein überliefert, 23 davon vollständig. In seiner wohl
entferntes G. ohne hörbaren Donner. berühmtesten Rede bezog er gegen den Tyrannen
Gewohnheitsrecht, aus gewohnheitsmäßiger Eratosthenes Position.
Übung, nicht durch Gesetzgebung entstandenes
Recht, z. B. im Völkerrecht.
Gewölbe,  Baukonstruktion von bogenförmigem G. I. [dʒi ˈaɪ], Abk. für Government Issue, in den USA
Querschnitt zur Raumüberdeckung; auch der staatlich gelieferte Ausrüstung für den Soldaten;
darunter befindl. Raum. Hauptarten: Tonnen-, Kreuz-,  auch Bez. für den Soldaten selbst.
Stern-, Fächer-, Kloster-, Mulden-, Spiegel-G. Giacomtti [dʒa-], Alberto, schweizer. Bildhauer und
Giacometti GIAG

Gewürznelken, Nelken, Nägelein, getrocknete, 12 bis Grafiker, * 1901, † 1966; seine Arbeiten der Jahre
17 mm lange Blütenknospen des G.-Baums der 1929–35 stellen einen bedeutenden Beitrag zur
Molukken; enthalten Nelkenöl, das auch Grundstoff Plastik des Surrealismus dar. Nach 1945 entstanden
in der Parfümind. ist. die für ihn typischen dünnen, überlängten Figuren,
Ger, Florian, fränk. Reichsritter, * um 1490, Figurengruppen, Köpfe und Büsten mit rissigen
† (erschlagen) 1525; Anführer der Bauern des Oberflächen.
Main-Tauber-Gebiets im Bauernkrieg 1525. Gbbon der, zur Überfamilie Menschenartige zählende
Geysir [ˈgaizir], Gser der, heiße Springquelle in Affenfamilie in SO-Asien; im Unterschied zu den
vulkan. Gebieten, z. B. Island, Neuseeland, Großen → Menschenaffen auch als Kleine Menschen-
Yellowstone National Park (USA). affen bezeichnet; sehr lange Arme, klettergewandt.
Gezeiten, abwechselndes Fallen (Ebbe) und Steigen Gibbs [gɪbz], Josiah Willard, amerikan. Physiker, * 1839,
(Flut) des Meeresspiegels, meist zweimal in rd. 25 † 1903; einer der Begründer der Thermodynamik.
Stunden, durch Anziehung des Monds und der Gibrltar, brit. Kronkolonie auf der Halbinsel G. an der
Sonne; der Höhenunterschied von Hoch- und S-Küste Spaniens, an der Straße von G. (14 bis 44 km
Niedrigwasser heißt Tidenhub. Springflut ist eine sehr breit, 60 km lang), zw. Mittelmeer und Atlantik.
hohe, Nippflut die schwächste Flut. Felsenfestung, Flottenstützpunkt; 6,5 km 2. Die Stadt
Ghna, Rep. in W-Afrika; 238 533 km 2, 23,8 Mio. Ew.;
Ghana GHAG G. hat rd. 28 000 Ew. Bei G. (arab. »Felsen des Tarik«)
Hptst.: Accra; Amtssprache: Englisch. – Schwer setzte 711 der arab. Feldherr Tarik auf seinem
zugängl. Lagunenküste, im S Küstenebene (Savanne, Eroberungszug nach Europa über. 1704 kam G. in
Wald), im N Trockensavanne. Hauptfluss: Volta (mit brit. Besitz, nach dem Zweiten Weltkrieg Wiederauf-
Akosombodamm). Anbau: Kakao (Export), Mais, leben des span.-brit. Konflikts um G., 1970–82/85
Hirse, Maniok, Yamswurzeln, Zuckerrohr, Reis, Sperrung der Grenze durch Spanien.
GEW
Gibson [ˈgɪbsn], Mel, amerikan.-austral. Schauspieler,
Filmregisseur und -produzent, * 1956; wurde v. a.
Giersch der, Geißfuß, staudiger, weiß blühender, bis
meterhoher Doldenblütler.
GIF
durch Actionfilme bekannt, 1993 Regiedebüt mit Gseking, Walter, dt. Pianist, * 1895, † 1956; Interpret
dem Film »Der Mann ohne Gesicht« (auch Dar- der impressionist. Klaviermusik.
steller); Filme: »Mad Max« (3 Teile, 1979–85), »Lethal Gßen, Stadt in Hessen, an der Lahn, 74 000 Ew.; Univ.
Weapon I–IV« (1987–98), »Forever Young« (1992), (seit 1607), FH; Werkzeugmaschinenbau, fein-
»Braveheart« (1995), »Fletchers Visionen« (1997), mechan., elektrotechn., pharmazeut. u. a. Industrie.
»Was Frauen wollen« (2000), »Die Passion Christi« 1977–79 Teil der Stadt Lahn; Altes (14.–17. Jh.) und
(2004, Produktion und Regie), »Auftrag Rache« Neues Schloss (1533–39), Zeughaus (1586–90),
(2010). Burgmannenhaus (um 1350).
Gicht, Urikopath, früher volkstümlich Zipperlein, Gießerei,  Herstellung metall. Gegenstände durch
Gießerei GIEG

Stoffwechselkrankheit infolge ungenügender Gießen. In der Formerei wird nach Modell oder
Ausscheidung von Harnsäure. Ansammlung von Schablone in meist zweiteiligen Kästen die Form aus
Harnsäurekristallen führt zu anfallsweise Sand, Lehm u. a. hergestellt. Metallformen (Kokillen)
auftretenden, schmerzhaften Gelenkschwellungen sind öfter verwendbar. Das Metall wird geschmolzen
und Knoten in der Haut. Beginn meist im Grund- und in Gießpfannen in die Form geleitet. Nach dem
gelenk der großen Zehe (Podagra), in den Handgelen- Erkalten wird das Gussstück von Formsand,
ken als Chiragra bezeichnet. Gussköpfen u. a. gereinigt.
Gide [ʒid], André, frz. Schriftsteller, * 1869, † 1951;
Gide GIDG Gfhorn, Krst. in Ndsachs., 42 800 Ew.; metall-
Revolte gegen Geschichte, Moral, Ehe, Kirche. verarbeitende Ind.; Renaissanceschloss.
Romane (u. a. »Der Immoralist«, 1902; »Die
Falschmünzer«, 1925; »Die Schule der Frauen«, 1929), Gift, Sammelbez. für in der Natur vorkommende
Gift GIFG

Erzählungen, Autobiografisches (»Stirb und werde«, oder künstlich hergestellte organ. und anorgan.
1923), Dramen; Nobelpreis für Lit. 1947. Stoffe, die zu Gesundheitsschäden führen können
Ghse, Therese, eigtl. T. Gft, dt. Schauspielerin, (auch Arzneimittel, wenn sie in zu großer Menge
* 1898, † 1975; 1933–45 in der Emigration, 1949–52 oder in falscher Weise zugeführt werden, oder
Mitgl. von B. Brechts Berliner Ensemble, dann (wie Nahrungsmittel wie Kochsalz; Alkohol). Nach den
vor 1933) der Münchner Kammerspiele. vorwiegend geschädigten Organen unterscheidet

Solanin Bitterstoffe Blausäure Phasin Amygdalin

Aubergine Bambus Bittermandeln Gartenbohnen Kartoffel Kartoffel Kirschkern


(unreif) (grüne Knolle) (Keime ab 1 cm)
nicht roh essen, kochen Für Kinder können kochen kochen kochen im Kern verkapselt,
kochen schon 5–20 rohe nicht gefährlich
Bittermandeln
tödlich sein
kochen

Leinsamen mitteleuropäische Holunder Mond- Tomaten Maniok Taro-Pflanze


Quitte Limabohnen (grün / unreif)
kochen kochen kochen kochen kochen zerrieben und mehrmaliges
(nicht allzu gewaschen Abgießen
gefährlich) des Kochwassers

Gift in Nutzpflanzen Pfirsichkern Pflaumenkern Yamswurzel


Kerne nicht essen, im Kern verkapselt, kochen
wenn sie zerschnitten sind nicht gefährlich
G Giftpflanzen
336 man: Kapillar-G., die zu Wandschädigung der Giotto di Bondne [ˈdʒotto -], ital.
Haargefäße und anschließender Gewebeschädigung Maler, Baumeister, * 1266 (?), † 1337;
führen; Leber-, Nieren-, Herz-, Nerven-, Lungen-G. leitete durch seine Darstellung von
u. a. Nach der Wirkweise lassen sich z. B. folgende seel. Vorgängen eine neue Sicht der
Gruppen bilden: Ätz-G. (starke Säuren, Laugen) Malerei ein (u. a. Fresken in der
zerstören Körpergewebe; betäubende (narkot.) G. Arenakapelle in Padua, vermutl.
(Opium) führen nach vorübergehender Erregung zur zw. 1304 und 1313).
Lähmung des Nervensystems. Bei Vergiftung muss Gips, Mineral, ein wasserhaltiges
das G. möglichst schnell aus dem Körper entfernt Calciumsulfat CaSO4 · 2 H 2O. Durch
werden; der Arzt ist zu rufen. Zerspaltung entstandene,
Giftpflanzen, Pflanzen, die auf Mensch und Tier als perlmuttern glänzende Tafeln
Gift wirkende Stoffe enthalten; viele G. dienen als heißen Marienglas, feinkörniger,
Arzneipflanzen. Der Gehalt an Pflanzengiften ist in durchscheinender G. Alabaster.
den einzelnen Pflanzenteilen und je nach Standort, Techn. verwendet wird der gebrann-
Jahreszeit und Alter verschieden. te Gips. Der G. wird zerkleinert und
Gifttiere, Tiere, die Gift in Giftdrüsen, in ihrem Blut
Gifttiere GIFG auf etwa 110 °C erhitzt. Er erhärtet
oder in ihren Geweben enthalten; z. B. Skorpione, Bie- mit Wasser in kurzer Zeit zu dem
nen, Fische mit Giftstacheln, Schlangen mit Giftzäh- nicht wetterbeständigen Stuck-G. (Erhitzung auf
nen (→ Schlangengift), Quallen mit Nesselkapseln. 130–160 °C); bei 190 °C entsteht »totgebrannter« G.,
Gifu, Stadt auf der jap. Insel Honshū, 410 300 Ew.; Univ.; der in der Zementindustrie als Abbindeverzögerer
Textil- und Papierindustrie. verwendet wird. – G. fällt auch bei der Rauchgasent-
Gignten, griech. Sage: Riesen, die bei ihrem Ansturm schwefelung von Verbrennungsgasen in Großver-
auf den Olymp von Zeus und den Olympiern mit Hilfe brennungsanlagen an.
des Herakles zurückgeschlagen wurden. Gipskraut, Gattung der Nelkengewächse, z. B. das
Gigli [ˈdʒiʎi], Beniamino, ital. Sänger, * 1890, † 1957; russisch-sibir. Schleierkraut (Zierpflanze).
bedeutendster Tenor seiner Zeit nach E. Caruso. Gipsverband,  ruhig stellender Verband aus
Gijón [xiˈxɔn], Stadt an der N-Küste Spaniens, angefeuchteten, bald erhärtenden Gipsbinden, bei
270 900 Ew.; Umschlaghafen für Steinkohle (Export) Knochenbrüchen, Verrenkungen u. a.
und Eisenerze; Schiff- und Maschinenbau; Seebad. Girffe die, afrikan. Wiederkäuer, gelbbraun gefleckter
Girff e GIRG

Gilbert [ˈgɪlbət], William, engl. Naturforscher und Arzt,


Gilbert GILG Paarhufer, mit sehr langem Hals und 2 fellüberzogenen
* 1544, † 1603; entwickelte die Lehre vom Magnetis- Stirnzapfen (Schulterhöhe 2,7 bis 3,3 m, Scheitelhöhe
mus. 4,5 bis 6 m). Die G. leben in Rudeln in der Savanne und
Glgamesch, sumer. König von Uruk, etwa um 2600 ernähren sich mit Hilfe ihrer Greifzunge von Blättern
v. Chr., Held babylon. Sagen. G.-Epos aus dem Ende und Zweigen. Verwandt ist das → Okapi.
des 2. Jt., in akkad. Sprache. Giraudoux [ʒiroˈdu], Jean, frz. Schriftsteller, Diplomat,
Giraudoux GIRG

Gillespie [gɪˈlespɪ], Dizzy, eigtl. John Birks G., * 1882, † 1944; witzig-iron., aber auch düster-pessimist.
amerikan. Jazzmusiker (Trompeter, Bandleader, Erz., Romane, Schauspiele: »Der trojan. Krieg fi ndet
Komponist), * 1917, † 1993; einer der führenden nicht statt« (1935), »Die Irre von Chaillot« (hg. 1945).
Vertreter des Bebop. Girlitz der, graugelber, dem Kanarienvogel verwandter
Gimpel der, → Dompfaff. Singvogel in Europa, Kleinasien und NW-Afrika.
Gin [dʒɪn] der, Wacholderbranntwein. Ginfizz, Giro d'Itlia [ˈdʒiːro-], Italienrundfahrt, jährl. (seit
Longdrink aus G., Wasser, Zitronensaft und Zucker. 1909) internat. Radrennen in Etappen.
Gnkgo der, ostasiat., zweihäusiger Baum der Gruppe Gironde [ʒiˈrd] die, Mündungstrichter der → Garonne.
Nacktsamer, mit meist zweiteilig gelappten, Girondsten [ʒir-], in der Frz. Revolution die Partei
fächerförmig verbreiterten Blättern und essbarem der gemäßigten Republikaner, deren Führer aus dem
Samen; Parkbaum. Dép. Gironde (SW-Frankreich) stammten; 1793 von
Ginsberg [ˈgɪnzbəːg], Allen, amerikan. Lyriker, * 1926, den Jakobinern gestürzt.
† 1997; »Das Geheul u. a. Gedichte« (1956). Giroverkehr [ˈʒiːro-], bargeldloser Zahlungsverkehr
Gnseng der, ostasiatisch-nordamerikan. Aralienge- durch Ab- und Zuschreiben der Beträge auf den
wächs, dessen Wurzel bes. in Korea, China und Japan Girokonten der Bank- oder Sparkassenkunden, z. B.
als Heilmittel verwendet wird (Kraftwurz). aufgrund von Überweisungsaufträgen, Einzugs-
Ginster der, Gattung strauchförmiger Schmetterlings- ermächtigungen oder Abbuchungsaufträgen.
blütler, meist gelbblütig; Färber-G., liefert gelben Giscard d'Estaing [ʒiskardɛsˈt], Valéry, frz. Politiker,
Farbstoff ; Stech-G., mit Dornen. * 1926; 1966–73 Führer der unabhängigen Republika-
Ginsterkatzen, Gattung nachtaktiver Schleichkat- ner, 1962–66 und 1969–74 Wirtschafts- und
zen, v. a. in den Strauch- und Steppengebieten Finanzmin., 1974–81 Staatspräs.; 2001–03 Vors. des
Afrikas, S-Arabiens, Israels und SW-Europas. Europ. Konvents.
Gnzburg, Natalia, ital. Schriftstellerin, * 1916, † 1991; Gseh, Gzeh, Gsa, Gza, Stadt in Ägypten, am Nil, ge-
Giseh GISG

Romane, Dramen, Essays; Erinnerungen »Mein genüber von Kairo, 2,47 Mio. Ew., Univ.; westl. von G.
Familienlexikon« (1963). die Pyramiden des Cheops, Chephren und Mykerinos
Giorgione [dʒorˈdʒoːne], eigtl. Giorgio da Castelfrnco, sowie die Sphinx, gehören zum Weltkulturerbe.
ital. Maler, * 1478, † 1510; Meister der venezian. Gitter,  Vorrichtungen zur Beugung des Lichts. Das
Hochrenaissance; Bilder in warmen, lichtgesättigten G.-Spektrum entsteht durch die Beugung von weißem
Farben. Licht an einem Beugungs-G.
GIF
Eidgenossenschaft. – 2) Hauptort von 1), 5700 Ew.,
am Fuß des Glärnisch; Kunsthaus.
GLA
Glas, bezeichnet einen spröden, durchsichtigen
oder -scheinenden Stoff , der aus glutflüssiger
Schmelze erstarrt ist. G. ist ein amorphes (nicht Ob Glas für den
kristallines) Gemenge; die G.-Schmelze enthält etwa täglichen Ge-
50 bis 70 % Kieselsäure (Quarzsand) und wird mit brauch oder
Soda, Pottasche, Glaubersalz und Flussmitteln formvollendete
versetzt. Als Stabilisatoren werden Erdalkalimetalle Sammlerstü-
sowie Blei und Zink zugegeben. Je nach Zusammen-
cke – schwe-
setzung sind die physikal. und chem. Eigenschaften
disches Glasde-
des G. verschieden (Kalknatron-G., Kali-G., Borosili-
kat-G., Blei-G., Geräte-G., opt. G.). Die Rohstoffe sign genießt
werden gemahlen, vermengt und bei etwa 1400 bis weltweit einen
1600 °C geschmolzen, für kleine Mengen und für G. ausgezeichneten
mit besonderen Eigenschaften in Gefäßen (Häfen), Ruf. Zentrum der
Giulio Romno [ˈdʒuːlo -], eigtl. Giulio Pppi, ital. für große Mengen in Wannen. Die geschmolzene Glaskunst ist das
Maler, Baumeister, * 1499, † 1546; Schüler und Masse wird bei etwa 900 bis 1200 °C verarbeitet. sog. Glasriket
Mitarbeiter Raffaels in Rom, seit 1524 in Mantua Hohlkörper werden durch Aufblasen geformt, (Glasreich) in
tätig, wo er den Palazzo del Tè erbaute und mit Massenware (Flaschen, Lampen- oder Röhrenkol- Småland, wo
Fresken ausmalte (1525–35). ben, Verpackungsgläser) auf halb- oder vollautomat. die ersten Glas-
Gldbeck, Stadt in NRW, 75 800 Ew.; Medizintechnik, Maschinen, besondere Einzelformen vom Glasbläser hütten bereits
chem., Glas-, Dämmstoff- u. a. Industrie. mit der Glasmacherpfeife. Beim Floatverfahren zur
Anfang des
Herstellung von Float-G. (Flach-G. mit Spiegelglas-
Gladitor, Bez. für einen Fechter und Kämpfer qualität) erstarrt die Schmelze auf der Oberfläche
17. Jahrhunderts
in den altröm. Kampfspielen. Die ersten Gladiatoren- einer Zinnschmelze. – G. ist seit den Phönikern gegründet wur-
kämpfe fanden nachweislich 264 v. Chr. bei der bekannt, im MA war Venedig führend in der den. Sie fanden
Bestattung eines angesehenen Bürgers statt. Die G.-Herstellung; opt. G. wurden u. a. von J. v. Fraunho- dort wichtige
Gladiatoren waren zumeist Sklaven, Kriegsgefangene fer, F. O. Schott, E. Abbe entwickelt. Voraussetzun-
oder verurteilte Verbrecher. Die Ausbildung erfolgte glasfaserverstärkte Kunststoffe, Abk. GFK, gen: Holz für die
in Gladiatorenschulen. Im 5. nachchristl. Jh. wurden Sammelbez. für Kunststoffe, die zur Erhöhung der Öfen, feinsten
die Gladiatorenspiele verboten. Druck-, Biege-, Zug- und Schlagfestigkeit mit Textil- Sand als Roh-
glasfasern in Form von Matten, Geweben und Strän- stoff in den Seen
Schau der Grundwerte gen aus parallelen Spinnfäden (Rovings) verstärkt und Wasserkraft
Panem et circenses – Brot und Spiele. Die Gladia- sind. Verwendet werden GFK u. a. für Wellplatten,
als Energieliefe-
torenkämpfe waren jedoch weit mehr als Unterhal- Glasfaserputz, Behälter, Karosserieteile, Boote.
ranten.
tung für das Volk. Sie dienten nicht zuletzt der Glasflügler, Tagschmetterlinge mit glashellen
öffentlichen Verständigung über die Grundwerte der Flügeln.
römischen Gesellschaft. Hatte ein Gladiator im Glasgow [ˈglɑːsgəʊ], größte, wirtschaftl. bedeutendste
Kampf Tapferkeit gezeigt und über den Gegner Stadt und größter Hafen Schottlands, 577 000 Ew.,
gesiegt, so hatte er indirekt auch die Überlegenheit am Clyde; Sitz eines kath. Erzbischofs und eines
der römischen Kriegsordnung, die auf Disziplin, anglikan. Bischofs; 2 Univ., Kunst- u. a. Hochschulen;
Technik und Todesverachtung fußte, bewiesen. Kunstsammlungen, frühgot. Kathedrale; Schiff bau,
Indem das Publikum ihn begnadigen konnte, verlieh Maschinenbau, Elektro-, Textil-, chem., Nahrungs-
es gleichzeitig zwei weiteren Grundwerten Ausdruck: und Genussmittel-, Papierindustrie; internat. .
der Milde und der Gerechtigkeit. So wohnte dem Glaskeramik, Werkstoff , der durch Wärmebehand-
martialischen Ritus eine nicht unbedeutende lung von bestimmtem Glas entsteht (dadurch
gesellschaftspolitische Symbolik inne. Kristallbildung), für Raketenköpfe, elektrotechn.
Bauteile, Geschirr.
Glasmalerei, Herstellung von Fenstern oder Scheiben
Gladile die, Schwertliliengewächs, Zwiebelpflanze; figuralen oder ornamentalen Charakters, wobei die
viele Zierformen. Glasscherben in Bleistege eingebettet werden
Gladstone [ˈglædstən], William, brit. Staatsmann, (musivische G.). Bei reiner Bemalung von Glas spricht
* 1809, † 1898; war seit 1867 Führer der Liberalen im man von Glasgemälden (L. C. Tiffany, M. Chagall, J.
Unterhaus und wiederholt Min.-Präs.; trat für die Thorn-Prikker u. a.). Im MA wurde das durchgefärbte
Autonomie Irlands ein; lehnte den brit. Imperialis- Glas mit heißem Eisendraht und Kröseleisen in die
mus ab. gewünschte Form gebracht und dann bemalt. Das
Glrner lpen, Gebirgsgruppe der schweizer. Brennen erfolgte bei 600 °C. Der Höhepunkt der G.
Nordalpen (Tödi 3614 m). lag in der Gotik (v. a. Frankreich).
Glrus, 1) Kt. in der O-Schweiz, beiderseits der Linth; Glsnost [russ. »Öffentlichkeit«], in der 2. Hälfte der
685 km 2, 38 200 meist dt.-sprachige Ew.; versch. 1980er-Jahre in der UdSSR von M. Gorbatschow
Ind. – G. wehrte 1388 (Schlacht bei Näfels) die geprägtes Schlagwort für Bestrebungen, den polit. 337
Habsburger ab, wurde 1452 Mitglied der Schweizer Willensbildungsprozess in Partei und Staat

Glasnost G
G Glasunow
338 durchsichtig zu machen und die Bev. bei der
Umgestaltung (→ Perestroika) zu beteiligen.
Glasunw, Alexander, russ. Komponist, * 1865, † 1936;
u. a. 9 Symphonien; Klavier-, Kammermusik, Lieder.
Glasr die, glasartiger Überzug. Porzellan- und
Tonwaren werden nach dem ersten Brand in die
G.-Brühe getaucht (Wasser mit fein gepulverter GLEICHGESCHLECHT-
Mischung von Tonerde, Sand, Glas u. a.). Dann erfolgt
der zweite Brand, bei dem die G. schmilzt und die LICHE LEBENSGEMEIN-
Poren füllt. G. für Metalle → Email.
SCHAFTEN UND HOMO
Glaswolle, Glaswatte, zu feinen Fäden ausgezogenes -
Glas; Isolierstoff. SEXUALITÄT – TOLERIERT
Gltzer Brgland, Teil der Sudeten, Berg- und Hügel-
land um den Glatzer Kessel, bes. das Glatzer Schnee- UND KRIMINALISIERT
gebirge (bis 1425 m hoch); Kurorte (Mineralquellen).
Glaube der, auf innerer Gewissheit beruhende
Anerkennung einer Heilslehre bzw. das Vertrauen
auf die Macht Gottes oder einer Gottheit.
Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfrei- • Dänemark erließ im Jahr 1989 das
heit, dem einzelnen Menschen rechtlich gewährleis- weltweit erste Gesetz über
tete freie Wahl und Ausübung des religiösen und eine einge-
tragene homosexuelle Par tne
weltanschaul. Glaubens; in Art. 4 GG anerkannt. rschaft.
Glbersalz, Mirabilt, farbloses Mineral, kristallisier- • Die Nie derlande führ ten im Jahr
tes Natriumsulfat, in Heilquellen; wirkt abführend. 2001 als erstes Land die Ehe
Gläubiger,  wer kraft eines Schuldverhältnisses für homo-
sexuelle Paare mit gleichen
berechtigt ist, von einem anderen, dem Schuldner, Rechten und
Pflichten wie in heterosexuell
eine Leistung zu fordern (§ 241 BGB). en Par t-
Gledtschi|e, Gattung der Caesalpiniengewächse;
nerschaften ein.
beliebter Parkbaum ist die Amerikan. G. mit scharfen
Dornen (Christusdorn).
• In 14 US -Bundesstaaten
Gleichberechtigung,  Grundsatz, dass Mann und konnten homosexuelle Han
dlungen bis
Frau auf allen Lebensgebieten unter Beachtung der ins Jahr 2003 bestraf t werden
. Massa-
natürl. Unterschiede gleiche Rechte und Pflichten chusetts (2004), Connecticu
t (2008),
haben sollen. In der Bundesrep. Deutschland seit Iowa (2009), Ver mont (2009)
und New
dem 1. 4. 1953 bzw. 1. 7. 1958 (G.-Gesetz) geltendes Hampshire (2010) haben die
gleichbe-
Recht (Art. 3 und 117 GG). rechtig te Ehe für homosexue
lle Paare
eingeführt.
gleichgeschlechtliche
Lebensgemeinschaft, bezeichnet • Eine der Ehe ähnliche -
das Zusammenleben von gleichgeschlechtl.
Partnern auf Dauer. Diese können seit 2001 eine
benspartnerschaft (»HomoLe
-Ehe«)
ist in Deutschland seit August
Eingetragene Lebenspartnerschaft begründen, in 2001 ge-
der u. a. ein gemeinsamer Name, Unterhaltspflich- setzlich verankert. Der hetero
sexuellen
ten oder gesetzl. Erbrecht möglich ist (eheähnliche Ehe gleichgestellt war die glei
chge-
Lebensgemeinschaft). schlechtliche Lebenspar tne
rschaft im
Gleichgewicht,  Zustand eines Körpers oder
Gleichgewicht GLEG
Jahr 2010 noch nicht.
Systems, bei dem wesentl. Größen zeitlich konstant
sind und/oder Wirkung und Gegenwirkung sich • In zah lreichen Ländern müs -
aufheben. In der Mechanik ein System von Massen, sen Homosexuelle noch heu
te mit der
bei dem sich die an jeder Masse angreifenden Kräfte Todesstrafe rechnen: z. B. im
gegenseitig aufheben. Je nachdem, ob ein aus dem G.
Iran, Je-
men, in Saudi-Arabien, Mau
herausgebrachtes System sich von selbst in Richtung retanien, Tei-
len Nigerias sowie im Norden
auf das G. zurückbewegt oder weiter davon entfernt, Sudans.
heißt das G. stabil oder labil. Befindet sich das System • La nge Haftstrafen für homo-
auch in jedem beliebigen Nachbarpunkt innerhalb sexuelle Handlungen werden
eines bestimmten Bereichs im G., so heißt das G. nicht nur in
zahlreichen muslimisch gep
indifferent. – Ein abgeschlossenes System befindet räg ten Län -
der n, sonder n auch in vielen
sich im thermodynam. G., wenn die Entropie ihren Karibikstaa -
ten verhäng t, z. B. auf Trinidad
größtmögl. Wert erreicht hat. Bei einer chem. und Toba-
Reaktion herrscht chem. G., wenn sich in der go (25 Jahre) oder Jamaika (10
Jahre).
Zeiteinheit ebenso viele Moleküle bilden, wie
Moleküle zerfallen. Beim radioaktiven Zerfall
herrscht radioaktives G., wenn von einer bestimmten
Atomart in der Zeiteinheit ebenso viele Atome
GLA
zerfallen, wie aus einer anderen Art durch Zerfall
gebildet werden.
Jahr, in Grönland mehrere km jährlich. Der G. führt
Schutt mit, der als Moräne abgelagert wird, und hört
GLO
Gleichgewichts|sinn, die Fähigkeit zur Aufrecht- dort auf, wo die Sonnenwärme regelmäßig das Eis
erhaltung des Körpergleichgewichts und zur wegschmilzt. Die Schmelzwässer bilden den G.-Bach,
Orientierung im Raum. Die reizaufnehmenden der durch das G.-Tor austritt. G.-Mühlen, G.-Töpfe
Organe sind die Bogengänge im inneren Ohr. sind durch strudelnde Bewegung der Schmelzwässer
Gleichheit, eines der Grundprinzipien der modernen erzeugte kesselartige Löcher im Gestein. Der größte
Demokratie: Alle Menschen in der Staatsordnung Gebirgs-G. Europas (rd. 100 km lang) ist der Joste-
und im Recht sollen gleichgestellt sein und gleich dalsbre in Norwegen, in den Alpen der Aletsch-G.
behandelt werden. (23,1 km). In den letzten Jahren ist weltweit ein
Gleichnis, bildl. Redewendung oder Erzählung, die Rückgang der G. zu verzeichnen. Als Ursache hierfür
schwer Verständliches durch Vergleichen mit wird die Erwärmung der Erdatmosphäre angesehen.
Bekanntem veranschaulicht und zu erklären sucht. Gliederfüßer, Arthropden, artenreicher Stamm der
Gleichrichter, Schaltung oder Gerät zur Umwandlung
Gleichrichter GLEG wirbellosen Tiere (umfasst über 1 Mio. Arten). Der
(Gleichrichtung) von Wechsel- in Gleichstrom. Die Körper ist von einem Chitinpanzer umgeben und in
Gleichrichtung geschieht heute i. Allg. durch Abschnitte gegliedert, die gelenkig miteinander
elektron. Bauelemente (Halbleiter-G.), die die verbunden sind. Die Gliedmaßen sind ebenfalls
Sperrschicht an versch. dotierten Halbleitern gegliedert. Zu den G. gehören Krebstiere, Tausend-
ausnutzen, z. B. Dioden, Thyristoren. Früher wurden füßer, Insekten, Spinnentiere.
Elektronenröhren verwendet. Glimmer, Mineral, Kalium-Aluminium-Silikat, das oft
Gleichstrom, elektr. Strom, der den Leiter stets in
EG auch Eisen und Magnesium enthält; lässt sich zu sehr
derselben Richtung durchfließt; geliefert von dünnen, glasklaren Blättchen spalten; als Isolierstoff
Generatoren, galvan. Elementen. Wechselstrom kann in der Elektrotechnik, für Schutzgläser.
durch Gleichrichter in G. umgewandelt werden. Glnka, Michail, russ. Komponist, * 1804, † 1857. Seine
Gleichung,  math. Ausdruck für die Gleichheit
Gleichung GLEG Oper »Ein Leben für den Zaren« (1836) gilt als Beginn
zweier Größen (die Seiten der G.). Die ident. G. sind einer nationalruss. Oper.
für alle Zahlwerte, die man für die Buchstaben Gliwce [-tsɛ], dt. Glwitz, Stadt in der poln. Wwschaft
einsetzt, richtig, z. B. a + b = b + a . Bestimmungs-G., Schlesien, 197 000 Ew.; kath. Bischofssitz, TH; eines
wie z. B. 2 x + 3 = 11, sind nur für bestimmte Werte der der ältesten Schwerindustriezentren Europas;
Unbekannten erfüllt (hier x = 4) und dienen zu deren Steinkohlenbergbau, Hütten- und Walzwerke,
Berechnung. Nach der Zahl der Unbekannten x, y, z ... Kohlechemie; Endhafen des 41 km langen G.-Kanals.
unterscheidet man G. mit 1, 2, 3, ... Unbekannten,
nach der höchsten auftretenden Potenz einer Globalisrung, Bez. für die Entstehung
Unbekannten spricht man von G. 1., 2., 3. Grades. weltweiter Märkte, d. h. die zunehmende Interna-
Z. B. ist x 2 + 8x+ 15 = 0 eine G. 2. Grades mit einer Unbe- tionalisierung des Handels, der Finanz-, Waren- und
kannten. Die Ausrechnung der Unbekannten nennt Dienstleistungsmärkte sowie die internat.
man Auflösung der G., die Lehre von den G. heißt Verflechtung der Volkswirtschaften. Der G.-Prozess
Algebra. wird v. a. durch neue Technologien im Kommunika-
gleichwarme Tiere, homoiotherme Tiere, Warm- tions-, Informations- und Transportwesen, neue
blüter, Vögel und Säugetiere (einschl. des Menschen), Organisationsformen der betriebl. Produktionspro-
die im Ggs. zu den wechselwarmen Tieren eine von zesse sowie Liberalisierungs- und Deregulierungs-
der Außentemperatur unabhängige, nahezu maßnahmen in vielen Ländern vorangetrieben;
gleichbleibende Körpertemperatur haben. Hauptakteure sind multinationale Unternehmen
Glm, Johann Wilhelm Ludwig, dt. Dichter, * 1719, (auch Multis, Global Players genannt).
† 1803; Anakreontiker; »Preuß. Kriegslieder . . . von
einem Grenadier« (1758). Ungeladene Gäste
gleitende Arbeitszeit, Arbeitszeit, bei der die Die Globalisierung umfasst auch die Tier- und
Arbeitnehmer ihre Arbeitsstunden um eine feste Pflanzenwelt. So gefährden asiatische Karpfen das
Kernzeit variieren können (Gleitzeit). Ökosystem und die Fischerei der nordamerika-
Glmp, Józef, poln. kath. Theologe, Kardinal (seit
Glemp GLEG nischen Seen. Die Tiere, die nach Überschwemmun-
1983), * 1928; 1981–92 Erzbischof von Gnesen und gen aus Aquakulturen entkamen, fressen den
Warschau (in Personalunion), von März 1992 bis Dez. weniger aggressiven heimischen Fischarten die
2006 Erzbischof von Warschau; 1981–2006 Primas Nahrung weg. Sie sind dabei nicht allein: Bereits über
von Polen. 180 Arten fremder Eindringlinge, die meist im
Glenn [glen], John Herschel, * 1921; erster amerikan. Bilgewasser großer Schiffe angereist kamen, sind in
Weltraumfahrer (1962, Wiederholung 1998). den Seen bereits registriert worden, u. a. die
Gletscher, in Tirol Ferner, Eisstrom in den Hoch- Zebramuschel. In Großbritannien verursacht der
gebirgen und Polarländern. G. entstehen oberhalb japanische Knöterich Schäden von mehr als 160
der Schneegrenze aus feinem Schnee, der durch Millionen Euro jährlich. Seine Wurzeln verursachen
dauerndes Schmelzen und Wiedergefrieren zu- Risse in Asphalt und in Mauern. Allergiker in
sammenbackt (Firnschnee), durch den Druck der Mitteleuropa werden von den Pollen der nordame-
eigenen Masse allmählich zu festem Eis wird und rikanischen Ambrosia geplagt, die hauptsächlich
sich als G.-Zunge, durchzogen von G.-Spalten, lang- über Vogelfutter »eingewandert« ist. 339
sam vorwärtsbewegt, in den Alpen 40 bis 200 m im

Globalisierung G
G Globuline
340 Globulne Pl.,  im Blut, in der Milch, in Eiern, Glcksburg (stsee), Stadt, Seeheilbad in
Hülsenfrüchten u. a. als Träger wichtiger physiolog. Schlesw.-Holst., 6400 Ew.; Wasserschloss (16. Jh.).
Funktionen vorkommende Proteine.
Glockenblume, Campnula, Gattung der Glocken-
Glockenblume GLOG
Glücksspiel, Bez. für vom Zufall abhängiges
blumengewächse mit etwa 300 Arten; meist Stauden Spiel mit Karten, Würfeln, Kugeln, Nummern, z. B.
mit glockenförmigen, in 5 Zipfel gekerbten Blüten. In Roulette, Bakkarat. Die öffentl. Veranstaltung von G.
Mitteleuropa Wiesen-G., Rundblättrige G. und ohne behördl. Erlaubnis, die Beteiligung daran und
Pfirsichblättrige G. mit blauen Blütenglocken. Die das gewerbsmäßige G. sind mit Strafe bedroht. In
Dolomiten-G. wächst in den Südlichen Kalkalpen. einigen Orten sind öffentl. Spielbanken zugelassen.
Glockentierchen, Wimpertierchen mit glockenför-
migem Körper auf einem zusammenziehbaren Stiel. Spielen für den Sport
Glcknergruppe, Glcknermassiv, Bergmassiv in den 6,72 Milliarden Euro gaben Menschen in Deutschland
Hohen Tauern, Österreich, mit dem → Großglockner im Jahr 2009 für Lottoscheine aus. Trotz (oder gerade
und dem Gletscher → Pasterze. wegen) einer weltweiten Finanzkrise stiegen die
Glmma, Glåma [ˈgloːma] die, längster und wasser- Einsätze um knapp drei Prozent. Die Hälfte der
reichster Fluss Norwegens, 598 km lang, mündet bei Lottoeinnahmen wird in Deutschland an die Gewinner
Fredrikstad in den Oslofjord. ausgezahlt. Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Erlöse
Glria [lat. »Ruhm«, »Herrlichkeit«] das, Lobgesang wird vom Staat für gesetzlich festgelegte Zwecke
der Engel (Doxologie): »G. in excelsis Deo«, »Ehre sei eingesetzt: So hängt die Höhe der Sportförderung
Gott in der Höhe«; Teil der kath. Messe; auch in der maßgeblich von den Anteilen aus den staatlichen
luther. Gottesdienstordnung. Lottoeinnahmen ab. In vielen Bundesländern wird der
Gloucester [ˈglɔstə], Hptst. der Cty. Gloucestershire, Sportbereich nicht nur mit Lottoerlösen, sondern mit
England, 120 900 Ew.; Schiffbau am Severn; Anteilen sämtlicher Glücksspielerlöse alimentiert.
Flugzeugteile- und Maschinenbau, ; anglikan.
Bischofssitz; Kathedrale (geweiht 1100).
Gloxni|e die, südamerikan. Knollengewächs mit Glucse die,  der → Traubenzucker.
trichterförmigen Blüten; Zimmerpflanze. Glühkerze, bei Dieselmotoren ein durch Batterie-
Glck, Christoph Willibald Ritter v., dt. Komponist, strom zum Glühen gebrachter Draht als Anlasshilfe,
* 1714, † 1787; erneuerte die Oper; erstrebte dramat. an dem sich die Gasöltröpfchen entzünden.
und psycholog. Wahrheit der Opernhandlung und die Glühlampe, elektr. Lichtquelle: Ein Draht aus schwer
Unterordnung der Musik unter den dramat. schmelzbarem Metall (meist Wolfram) wird in einem
Ausdruck; »Orpheus und Eurydike« (1762), »Alceste« ausgepumpten oder mit chemisch inaktiven Gasen
(1767), »Iphigenie auf Tauris« (1779). (Argon mit 10 % Stickstoff oder Krypton) gefüllten
Glaskolben durch den elektr. Strom zum Glühen
Glück, bezeichnet einen Zustand intensiver
Glück GLüG gebracht. Die Urform der G. (verkohlter Bambusfa-
Zufriedenheit; ein sehr starkes positives Gefühl, den in luftleerer Glasglocke) baute 1854 H. Goebel
Hochstimmung. G. bedeutet zum einen ein konkretes (* 1818, † 1893); die Entwicklung der praktisch
Glücksgefühl, das i. d. R. an eine bestimmte Situation brauchbaren G. begann T. A. Edison 1879.
gebunden ist und als Lebenszufriedenheit emp- Glühwein, Heißgetränk aus Rotwein, Zimt, Nelken,
funden wird. G. ist ferner ein zentraler Begriff in Zitronenschale, Zucker.
Philosophie und Religion. Das Streben nach G. Glühwürmchen, Leuchtkäfer,
erwächst aus der spezifisch menschl. Situation, nicht Johnniswürmchen,
allein reagierend das Leben meistern zu können, 8 bis 18 mm langer Weichkäfer
sondern aktiv durch Handeln gesetzte Zwecke und mit Leuchtorganen, fliegt bes.
Werte verwirklichen zu müssen. im Juni; das asselähnl.
Weibchen ist flugunfähig.
lück
heiß t: Da s U ng
Ird isch es G lück
Glukos|ur die, Glykos|ur,
.
Glukos|urieGLUG

lm äß ig
ch t zu rege
 erhöhte Ausscheidung von
besuch t uns ni Ka rl Gutzkow
Glucose (Zucker) im Harn;
GLO
Anzeichen versch. Krankheiten (→ Diabetes mellitus);
tritt auch ohne Krankheitswert nach übermäßigem
(seit 1000), im MA auch poln. Krönungsstadt;
spätgot. Dom (1342–1415) mit roman. Bronzetür vom
GOD
Zuckergenuss auf. Vorgängerbau und Grab des hl. Adalbert. 1793–1807
Glut|amnsäure, Aminosäure; in der Medizin zur und 1814/15 bis 1918 gehörte G. zu Preußen.
Anregung der Nerventätigkeit verwendet; ihr Gntzen Pl., sehr kleine, stechende Mücken, saugen an
Natriumsalz ist Speisewürze. Insekten, Vieh und Menschen.
Glycern [von griech. glykeros »süß«] das, einfachster
Glycerin GLYG Gnsis [griech. »Erkenntnis«] die, im heutigen
dreiwertiger Alkohol, findet sich in allen Fetten und Sprachgebrauch eine esoter. Philosophie oder
entsteht bei der alkohol. Gärung des Zuckers. G. Religion. Im N. T. bezeichnet G. die Heilswahrheit.
kann durch Verseifung der Fette, aus den Mutter- Gnostizismus ist eine Bewegung, die um Christi
laugen der Seifenbereitung oder auch, vom Propylen Geburt im O des Röm. Reichs entstand. Ihren versch.
ausgehend, synthetisch gewonnen werden. Die Ausprägungen (jüd., hellenist., christl.) ist
farblose, sirupartige Flüssigkeit wird u. a. zur gemeinsam, dass sie das Heil des Menschen von
Herstellung von Sprengstoffen (Nitroglycerin), seiner Erkenntnis der Geheimnisse der Welt und
Kunstharzen (Glyptale u. a.), als Weichmacher und Gottes abhängig machen.
als feucht haltender Zusatz in der Kosmetik Gn das, Gattung der Kuhantilopen in den Steppen O-
verwendet. und S-Afrikas; 1,7 bis 2,4 m lang, Schulterhöhe 0,7 bis
Glykogn das, Reservekohlenhydrat des menschl. und
Glykogen GLYG 1,5 m; gebogene Hörner; kurzes, glattes Fell, Mähne.
tier. Körpers, wird in Leber und Muskeln gespeichert. G das, jap. Brettspiel mit 181 schwarzen und 180
Glykl das, Äthyln|glykol,  einfachster zweiwertiger weißen Steinen.
Alkohol, Glycerinersatz; Frostschutzmittel. Ga, ind. Gliedstaat an der W-Küste Vorderindiens,
GmbH, Abk. für → Gesellschaft mit beschränkter 3702 km 2, 1,34 Mio. Ew., Hptst. Panaji; Fremdenver-
Haftung. kehr; internat. ; ehem. port. Besitzung (seit 1510),
Gnade die, Zuwendung einer Gunst, unabhängig vom bildete mit den weiter im N gelegenen Gebieten Diu
Verdienst des Empfangenden. Theologie: Zuwen- und Damão (Daman) ein port. Überseegebiet; 1961 Auf einem kah-
dung des Heils. 1) Die kath. Gnadenlehre unterschei- von ind. Truppen besetzt und der Rep. Indien
len Hügel im
det die wirkende G. (gratia actualis), den übernatürl. eingegliedert. Kirchen und Klöster der ehem. Hptst.
Südosten der
Beistand zu heilskräftigem Handeln, und die heilig Goa sind heute Ruinenstätte (Weltkulturerbe).
machende G. (gratia sanctificans), den Zustand Türkei stieß der
des aus der Sünde heraus in die Gotteskindschaft Göbekli Tepe, vorgeschichtl. Ruinenhügel in Berliner Ar-
erhobenen Menschen. 2) Die ev. Gnadenlehre ver- der Türkei, 15 km nordöstlich von Şanlıurfa; Fundort chäologe Klaus
steht unter G. das Tun Gottes am Menschen, das den der frühen Jungsteinzeit mit Kreisanlagen, die als Schmidt im Ok-
Glauben bewirkt und sich in Jesus Christus enthüllt. überregionale Kultstätte gedeutet werden. G. T. wird tober 1994 auf
Gneis der, kristalliner Schiefer aus Feldspat, Quarz seit 1995 durch türkisch-dt. Ausgrabungen erforscht. die älteste be-
und Glimmer. T-förmige Steinpfeiler, die mit Darstellungen versch. kannte Tempel-
Gnsenau, August Graf (seit 1814) Neidhardt v., preuß.
Gneisenau GNEG Tiere und abstrakt abgebildeter Menschen anlage der Welt.
Generalfeldmarschall (seit 1825), * 1760, † 1831; hielt geschmückt sind, sind bisher ergraben worden. Das Bergheilig-
1807 die Festung Kolberg gegen die Franzosen; Gbi die, trockene Beckenlandschaft (Wüste und tum von Gö-
Mitarbeiter G. v. Scharnhorsts bei der preuß. Steppe) in Zentralasien in der Inneren Mongolei
bekli Tepe
Heeresreform, in den Befreiungskriegen Generalstabs- (China) und der Mongol. Rep., fast 2000 km lang,
(deutsch: Na-
chef G. L. Blüchers, durchschnittlich 1000 m ü. M., extrem kontinentales
entschied den Sieg winterkaltes Klima. belberg) be-
bei Waterloo Godard [gɔˈdaːr], Jean-Luc, frz. Filmregisseur der steht aus min-
(Belle-Alliance) 1815. Neuen Welle, * 1930; »Außer Atem« (1960), destens 20 ca.
Gniezno [ˈgnjɛznɔ], »Alphaville« (1965), »Weekend« (1968), »Vorname 11 500 Jahre
Gnsen, Stadt in der Carmen« (1983), »Nouvelle vague« (1990). alten Tempeln,
Wwschaft Godvari die, Fluss in Indien, 1450 km lang, entspringt von denen erst
Großpolen, 69 900 in den nördl. Westghats, mündet in den Golf von ein kleiner Teil
Ew.; Erzbischofssitz Bengalen. ausgegraben
ist. Infolge des
Fundes musste
die Annahme
revidiert wer-
den, erst sess-
hafte Bauern
hätten Tempel
und feste Sied-
lungen gebaut.

341

Godavari G
G Goebbels
342 Goebbels [ˈgœ-], Joseph, dt. nat.- soz. Politiker, * 1897, »Wilhelm Meisters Wanderjahre« (1829) und den
† (Freitod) 1945; Journalist; 1926 Gauleiter von 2. Teil des »Faust« (posthum 1832), der die Tragödie
Berlin-Brandenburg, 1933 Reichsmin. für Volksauf- zur Menschheitsdichtung ausweitet. G. ist neben
klärung und Propaganda, beherrschte durch Schiller die überragende Gestalt der dt. Literatur,
Gleichschaltung Presse, Rundfunk und Film, als sein universales Lebenswerk reflektiert alle geistigen
Präs. der Reichskulturkammer die übrigen Strömungen der Zeit. Sein Interesse galt auch der
kulturellen Bereiche; 1944 Reichsbevollmächtigter Naturwiss. (Gedicht »Die Metamorphose der
für den totalen Kriegseinsatz. Pflanzen«, 1799; Abhandlung »Zur Farbenlehre«,
Goerdeler [ˈgœ-], Carl Friedrich, dt. Jurist und Politi- 1810). Bed. Dokumente seines Lebens und seiner
ker, * 1884, † (hingerichtet) 1945; 1930–37 Oberbür- Arbeit sind die autobiograf. Schriften (u. a. »Aus
germeister von Leipzig, 1931/32 und 1934/35 zugleich meinem Leben, Dichtung und Wahrheit«, 1. bis 3. Teil
Reichskommissar für Preisüberwachung; führend 1811–14, 4. Teil 1833), der »Briefwechsel« mit Schiller
in der Widerstandsbewegung. Nach dem Attentat (von G. hg. 1828–29) und J. P. Eckermanns »Gesprä-
vom 20. 7. 1944 verhaftet und zum Tode verurteilt. che mit Goethe« (1836–48).
Goethe [ˈgø-], Johann Wolfgang v. (geadelt 1782), dt. Goethe-Institut e. V. [ˈgø-], von der Bundesrepublik
Dichter, * 1749, † 1832; Sohn des Kaiserl. Rats Johann Dtl. unterhaltene weltweit tätige Einrichtung zur
Caspar G. (* 1710, † 1782) und der Katharina Elisabeth Förderung dt. Sprache und Kultur im Ausland sowie
G., geb. Textor (»Frau Aja«, * 1731, † 1808); Studium zur Pflege der internat. kulturellen Zusammenarbeit
der Rechte (1765–68) in Leipzig und (1770/71) in und der Vermittlung eines umfangreichen
Straßburg, dort Begegnung mit J. G. Herder, durch Deutschlandbildes; 1951 in München gegr.; unterhält
ihn vielfältige Anregungen (Homer, Shakespeare, Sprachschulen im Inland sowie zahlreiche
Volkspoesie; Beginn der Periode des → Sturm und Kulturinstitute und Zweigstellen im Ausland; 2001
Drangs); Erlebnis der Gotik als »dt. Baukunst« Zusammenschluss mit dem 1952 gegr. Verein zur
(Straßburger Münster); die Liebe zu Friederike Brion Förderung zwischenstaatl. Beziehungen Inter
bringt Gedichte einer neuen Qualität in der dt. Lyrik Nationes (bis 2003 unter dem Namen Goethe-Institut
hervor (»Willkommen und Abschied«). Nach Inter Nationes e. V.).
Beendigung der Studien und kurzem Aufenthalt in Gogh [gɔx, niederländ. ɣɔx], Vincent van, niederländ.
Frankfurt (1. Fassung des »Götz von Berlichingen«) Maler und Grafiker, * 1853, † (Freitod) 1890; zunächst
1772 als Praktikant am Reichskammergericht realist. Zeichnungen und Gemälde von dunkler
Wetzlar, dort Bekanntschaft mit Charlotte Buff, dem Farbigkeit; seit 1886 (Paris) durch impressionist.
Urbild der Lotte im Briefroman »Die Leiden des Einfluss aufgelockert; in Arles (seit 1888) entstanden
jungen Werthers« (1774), der ihn weltberühmt ausdrucksstarke Landschaften, Bildnisse und
machte. Im Herbst 1775 folgte er der Einladung des Stillleben von glühender Farbigkeit. G. starb in
jungen Herzogs Karl August nach Weimar. Unter geistiger Verwirrung.
dem Einfluss Charlotte v. Steins Abkehr von den Ggol, Nikolai, russ. Dichter, * 1809, † 1852; zeichnete
Kunstauffassungen des Sturm und Drangs (Gedichte satirisch Kleinbürgertum und Beamtenschaft;
»An den Mond«, »Das Göttliche«, »Grenzen der Schöpfer der russ. Prosadichtung: »Die toten Seelen«
Menschheit«). Auf der ital. Reise (1786–88) (Roman, 1842, unvollendet), Erz.; Komödie »Der Revi-
Hinwendung zur klaren, an der klass. Antike sor« (1836).
orientierten Form und zu einem humanist. Goinia, Hptst. des brasilian. Gliedstaats Goiás, 760 m
Kunstideal: Vollendung der Dramen »Egmont« ü. M., 1,14 Mio. Ew.; 2 Univ.; Mittelpunkt eines
(1788), »Iphigenie auf Tauris« (1787), »Torquato Viehzucht- und Ackerbaugebiets. – Histor.
Tasso« (1790). 1788 Begegnung mit Christiane Stadtzentrum mit kolonialer Architektur sowie
Vulpius, enge Verbindung trotz Ablehnung der traditioneller Bau- und Handwerkskunst (Welt-
Weimarer Hofgesellschaft (1789 Geburt des Sohns kulturerbe).
Karl August, 1806 Heirat). 1791–1817 leitete er das Golnhöhen, Hügelland im SW Syriens, 1967 von
Weimarer Hoftheater. 1792 begleitete er den Herzog Israel erobert, 1974 wurde ein Teil (mit der Stadt
bei der »Campagne in Frankreich«, 1793 bei der Kuneitra) an Syrien zurückgegeben, der Rest 1981
»Belagerung von Mainz«. Die Jahre 1794–1805 von Israel annektiert (Verhandlungen um Rückgabe).
(→ Weimarer Klassik) waren bestimmt durch die
freundschaftl. Zusammenarbeit mit Schiller Gold, lat. rum, Symbol Au, chem. Element, Bez.
(»Xenien«, 1796, Balladenjahr 1797), aus der auch der für sehr weiches, gelbes Edelmetall, OZ 79, D 19,32 g/
klass. dt. Bildungsroman »Wilhelm Meisters cm3, Fp 1064 °C, Sp 3080 °C. G. ist fast allen chem.
Lehrjahre« (1795/96) und das Epos »Hermann und Einflüssen gegenüber unveränderlich, nur Halogene,
Dorothea« (1797) erwuchsen, auch nahm er den Kaliumcyanid, Königswasser und Quecksilber
Fauststoff wieder auf, der ihn seit seiner Jugend greifen es an. Es findet sich meist gediegen als Berg-,
beschäftigte (»Faust« 1. Teil, gedruckt 1808). Die Seifen- oder Wasch-G. Die Erze zerkleinert und legiert
späteren Werke, der Roman »Die Wahlverwandt- man mit Quecksilber, oder man behandelt sie mit
schaften« (1809), die Gedichtsammlung »West-östl. Kaliumcyanidlösung, Wasch-G. gewinnt man durch
Divan« (1819, erweitert 1827), die »Marienbader Auswaschung von Sand oder Geröllablagerungen.
Elegie« (1827), spiegeln die Liebeserlebnisse mit Auch bei der Verhüttung von Erzen wird G. als
Minna Herzlieb 1807/08, Marianne v. Willemer Nebenprodukt gewonnen. Die größten G.-Vorkom-
1814/15, Ulrike v. Levetzow 1822 wider. Das men befinden sich in Südafrika und in Zentralasien,
Alterswerk wird bestimmt durch den Roman daneben in Nordamerika, im Uralgebiet und in
GOE
Australien. Etwa ein Drittel der Welterzeugung dient
gewerbl. Zwecken (Schmuckherstellung, legiert als
Goldnessel, eine → Taubnessel.
Goldni, Carlo, ital. Dramatiker, * 1707, † 1793;
GOL
Zahnfüllungen und zur Münzprägung, elektr. entwickelte in Abgrenzung von der Commedia
Schaltungen, zum Vergolden u. a.). – Der G.-Gehalt dell'Arte die ital. Charakter- und Sittenkomödie, z. B.
wurde früher in Karat, jetzt wird er in Tausendsteln »Der Diener zweier Herren« (1753).
ausgedrückt. Reines G. hat 24 Karat = 1000⁄1000 Goldregen, südeurop. Schmetterlingsblütlergattung,
G.-Gehalt; entsprechend: 14 Karat = 585⁄1000, 8 Karat = Sträucher mit gelben Blütentrauben, giftig.
333
⁄1000 usw. Goldschmiedekunst, seit der Jungsteinzeit
Goldschmiedekunst GOLG

Goldene Bulle, 1) allg.: Goldsiegel oder mit Goldsiegel nachweisbare künstler. Verarbeitung von Gold und
versehene Urkunde. – 2) im Besonderen: die Urkunde anderen Edelmetallen zu Schmuck und Geräten, z. B.
Karls IV. von 1356, die u. a. die Sonderstellung der 7 Treiben, Granulieren, Tauschieren, Prägen, Gießen.
Kurfürsten (Recht der Königswahl) festlegte. Goldsmith [ˈgəʊldsmɪθ], Oliver, brit. Dichter, * 1730,
Goldene Horde, histor. mongol. Reich in O-Europa † 1774. Sein Familienroman »Der Pfarrer von
und W-Sibirien (13. bis 15. Jh.).
Goldener Schnitt, Teilung einer
Strecke in 2 Abschnitte, deren
kleinerer sich zum größeren verhält
wie dieser zur ganzen Strecke.
Gldenes Dreck, Grenzgebiet in
Thailand gegenüber Birma und
Laos. Die hier lebenden
Bergstämme bauen Schlafmohn
zur Gewinnung von Opium und
Heroin an; Schmuggelzentrum.
Gldenes Hrn, Hafenbucht von
Istanbul.
Goldenes Kalb, altisraelit.
Kultbild (2. Mos. 32); Tanz um das
G. K., Sinnbild des Strebens nach
Reichtum.
WAS SIE SCHON IMMER ÜBER
Gldenes Tr, engl. Golden Gate
[ˈgəʊldən ˈgeɪt], Einfahrt in die
Bucht von San Francisco.
GOLD WISSEN WOLLTEN …
Goldenes Vls, griech. Sage: Fell
(Vlies) des goldenen Widders, der Während die Unze Gold 1967 noch 35 Dollar kostete,
Phrixos und Helle über den vervielfachte sich ihr Wert bis 2009 auf 1104 Dollar.
Hellespont trug; die Argonauten
konnten es zurückholen.
Olympische Goldmedaillen sind nicht aus Gold, sondern
Goldenes Zeitalter, in antiken
aus Silber, das mit Gold überzogen ist.
(Hesiod) und altind. Quellen
sagenhafte Zeit des Friedens und
des Glücks, in der das älteste Auf dem erdnahen Asteroiden Eros vermuten Wissen-
Menschengeschlecht lebte. schaftler bis zu 20 Mrd. Tonnen Gold.
Golden Goal [ˈgəʊldən ˈgəʊl; engl.
»goldenes Tor«] das, Fußball: → Sudden Seit 1905 führte Südafrika die Liste der größten Goldpro-
Death. duzenten an. 2007 übernahm China diesen Platz.
Goldfisch, Zierfisch, in China aus der
Karausche gezüchtet, goldrot, auch Bei Rheumaerkrankungen hat sich Gold als Basisthera-
gefleckt, braun, silberweiß (Silber- peutikum bewährt.
fisch). Besondere Formen: Schleier-
schwanz, mit verdoppelter Schwanz-
Das aztekische Wort für Gold, teocuitlatl, bedeutet wört-
flosse, Teleskopfisch, mit
lich übersetzt »Kot der Götter«.
hervortretenden Augen.
Golding [ˈgəʊldɪŋ], William, brit.
Golding GOLG

Schriftsteller, * 1911, † 1993; schildert in


pessimist. Romanen menschlich-moral.
Probleme: »Herr der Fliegen« (1954),
»Der Felsen des zweiten Todes« (1956);
1983 Nobelpreis für Literatur.
Goldküste, 1821–1957 brit. Kronkolonie
in W-Afrika, → Ghana.
Goldmark, 1919–23 im Dt. Reich
Rechnungseinheit im Geldwesen; 1 G.
= 10⁄42 Golddollar oder 0,3584 g Feingold.

Goldsmith G
G Goldwährung
344 Wakefield« (1766) übte großen Einfluss auf J. G. Vorherrschaft in der Region geführt. Im 2. G. vertrieb
Herder und Goethe aus. 1991 eine internat. Allianz unter Führung der USA im
Goldwährung, Währungssystem, in dem Gold als Auftrag der UNO Irak aus dem von ihm 1990 besetzten
gesetzl. Zahlungsmittel dient oder in dem die Kuwait. Im 3. G. (Irakkrieg) führte eine amerikan.-brit.
Zahlungsmittel zu einem amtl. festgelegten Preis Militärintervention in Irak 2003 zum Sturz des
(Goldparität) in Gold umgetauscht werden können. Regimes von Saddam Husain.
Bei reiner Goldumlaufwährung sind Goldmünzen Golfstrom, warme Meeresströmung, kommt aus dem
einziges gesetzl. Zahlungsmittel; bei Goldkernwäh- Golf von Mexiko, zieht entlang der amerikan.
rung fungieren Papiergeld und Scheidemünzen, die O-Küste nordwärts und wird südlich von Neufund-
durch entsprechenden Goldbestand bei der land nach ONO abgelenkt; überquert, sich fächerför-
Notenbank (teilweise) gedeckt sind, als Zahlungs- mig ausbreitend, als Nordatlant. Strom den nördl.
mittel (i. d. R. Einlösungspflicht der Banknoten in Atlantik und erreicht die europ. Gewässer; Ausläufer
Gold). In der Golddevisenwährung (Golddevisenstan- bis ins Nordpolarmeer.
dard) sind zur Deckung umlaufender Banknoten Glgatha, Kreuzigungsstätte Jesu bei Jerusalem.
neben Gold auch in Gold konvertierbare Devisen Gliath, A. T.: von David getöteter Riese.
zugelassen (i. d. R. keine Noteneinlösungspflicht). – Gollancz [gəˈlænts], Sir (seit 1965) Victor, brit. Verleger,
Andauernder Goldzufluss aufgrund von Exportüber- Schriftsteller, * 1893, † 1967; trat nach 1945 – obwohl
schüssen führt bei G. zu Preissteigerungen im Jude – als einer der ersten Engländer für eine
Inland, damit zur Verringerung der Ausfuhr und Verständigung mit Dtl. ein.
Erhöhung der Einfuhr, somit zu einem automat. Gllwitzer, Helmut, dt. ev. Theologe, * 1908, † 1993;
Ausgleich der Zahlungsbilanz (Goldautomatismus). – hob in seinen Arbeiten im großen Umfang die polit.
Nach dem Ersten Weltkrieg gingen viele Länder (auch Dimension des christl. Glaubens hervor.
Dtl.) zur Papierwährung über; nach dem Zweiten Gomułka [gɔˈmuka], Władysław, poln. Politiker,
Weltkrieg wurde eine modifizierte Golddevisenwäh- * 1905, † 1982; betrieb als stellv. Min.-Präs. (1945–49)
rung geschaffen; seit 1978 sieht der → Internationale den Zusammenschluss der KP mit den Sozialisten,
Währungsfonds eine Definition der Währungen in 1951–54/55 in Haft, 1956–70 1. Sekretär des ZK.
Sonderziehungsrechten (statt Gold) vor. Gn, Zeichen gon, v. a. in der Geodäsie verwendete
Glem der, im jüd. Volksglauben eine durch Zauberei Einheit des ebenen Winkels, definiert als der 100. Teil
auf bestimmte Zeit belebte stumme menschl. Figur, des rechten Winkels oder auch als 1 gon = (π/200)
oft von gewaltiger Größe und Kraft. rad.
Golf der, Meerbusen, Bucht. Goncourt [gˈkuːr], Edmond de, * 1822, † 1896, und
Jules de, * 1830, † 1870; frz. Schriftsteller, Brüder,
Golf, auf zu schott. goof »schlagen« zurückgehende verfassten ihre Romane gemeinsam, leiteten den
Bez. für ein Rasenballspiel, bei dem ein Ball aus Hart- literar. Realismus in den Naturalismus über;
gummi (bis 46 g) mit einem Schläger und möglichst kunsthistor. Studien. Die testamentarisch gegr.
wenigen Schlägen über versch. lange (insgesamt 18) Académie G. vergibt jährlich den Prix G. (für ein
Bahnen in ein Loch an deren Ende zu treiben ist. Für während des Jahres erschienenes frz. Prosawerk).
jede Bahn ist eine Durchschnittszahl von Schlägen Gondwnaland, einer der Urkontinente, der noch im
(Par) angegeben, mit denen der G.-Ball vom Abschlag Perm Südamerika, Afrika, Vorderindien, Australien
in das Loch auf dem Green (um das Loch herum kurz und die Antarktis umfasste; am Ende des Mesozoi-
geschnittene Rasenfläche) gespielt werden kann. kums zu den heutigen Landmassen der Südhalbkugel
Dementsprechend liegt die Zahl der Schläge für den zerfallen.
gesamten Platz fest; sie heißt Standard. Gngora y Argte, Luis de, span. Dichter des
Barocks, * 1561, † 1627; begründete den Gongorismus,
Very scottish eine eigenständige span. Ausprägung des literar.
Als der Begriff »Golf« 1457 in einem Dekret des Manierismus.
schottischen Parlaments erstmals urkundlich erwähnt Goniometr die, allg. die Winkelmessung, speziell
wurde, dürfte der Sport bereits seit einiger Zeit recht das Teilgebiet der Trigonometrie, das sich mit den
populär gewesen sein. Wie sonst wäre es zu erklären, Eigenschaften der Winkelfunktionen befasst.
dass Schottlands Politiker das Spiel seinerzeit Gonokkken Pl.,  Erreger des → Trippers.
verboten, weil den Männern sonst zu wenig Zeit zum Goodman [ˈgʊdmən], Benny (Benjamin David),
Üben mit den Waffen verbleibe? Die Angst vor dem amerikan. Jazzmusiker, Klarinettist, * 1909, † 1986.
Nachbarn England begründete diese unpopuläre Goodyear [ˈgʊdjəː], Charles, amerikan. Chemiker,
Maßnahme, die aber 1502 wieder aufgehoben wurde. * 1800, † 1860; erfand Kautschukvulkanisation und
In Schottland, genauer gesagt im 1754 gegründeten Hartgummiherstellung.
»Royal and Ancient Golf Club« von St. Andrews,
wurden 1897 allgemeinverbindliche Golfregeln Google [ˈguːgl], Bez. für eine Internet-Such-
aufgestellt. Das bedeutendste Turnier der Welt, das maschine der US-amerikan. Firma G. Inc., Sitz:
Masters, findet allerdings nicht in Schottland statt, Mountain View, Calif.; 1998 von den Studenten S.
sondern seit 1934 im US-amerikanischen Augusta. Brin und L. Page gegr., seit 1999 am Netz; bearbeitet
heute weltweit mehr als die Hälfte aller WWW-Such-
anfragen; weitere Angebote von G. Inc. u. a.: YouTube,
Golfkrieg, drei Kriege im Bereich des Pers. Golfs. Der
Golfkrieg GOLG G. Maps, G. Earth, G. Mail, G. Buchsuche; rd. 20 000
1. G. wurde 1980–88 zw. Irak und Iran um die Beschäftigte.
GOL
Nomen est omen
Es zählt zu den bekanntesten Marken der Welt: das
1946; Jagdfl ieger im Ersten Weltkrieg; 1932/33
Reichstagspräs., 1933 preuß. Min.-Präs.; 1935
GOR
Google-Logo. Der Name erschließt sich aber eher Oberbefehlshaber der Luftwaffe, 1940 Reichsmar-
Mathematikern: Denn er bezieht sich auf den ma- schall. 1946 in Nürnberg vom Internat. Militär-
Gorillas sind
thematischen Begriff »Googol« – ein Kunstwort, das gerichtshof zum Tode verurteilt.
sich der Neffe des US-amerikanischen Mathema- Grki, Maxim, eigtl. Alexei Maximowitsch Pschkow, Gruppentiere
tikers Edward Kasner ausgedacht hatte, als dieser russ. Schriftsteller, * 1868, † 1936; Marxist, schloss und als solche
eine Bezeichnung für die Zahl 10 hoch 100 suchte. sich 1917 dem Bolschewismus an, schilderte auf eine gute
Ob es sich nun bei Google um einen Rechtschreib- Landstreichertypen und die russ. Arbeiterbewegung: Kommunikation
fehler oder Absicht handelt: Sicher ist, dass hinter »Nachtasyl« (1902), »Die Mutter« (1907); autobiograf. angewiesen.
dem Begriff der Gedanke steckt, unendlich viele Werke: »Meine Kindheit« (1913), »Unter fremden Laute, Gesichts-
Internetseiten suchbar zu machen. So heißt denn Menschen« (1914), »Meine Universitäten« (1923). ausdrücke, Kör-
auch der Firmenhauptsitz in Kalifornien »Google- Grleben, Gemeinde im Kr. Lüchow-Dannenberg, perhaltungen
plex«, eine Verkürzung aus Google und Complex und Ndsachs., 660 Ew.; Zwischenlager für radioaktive und Kraftde-
ein Hinweis auf Googolplex, die Darstellung von 10 Abfälle.
monstrationen
hoch 10 hoch 100. Grlitz, Krst. in Sa. (Niederschlesien), an der Neiße, die
werden zur Ver-
östlichste Stadt Dtl. auf 15° ö. L. (Grundmeridian der
MEZ), 56 500 Ew.; kath. Bischofssitz, Hochschule, ständigung ein-
Gppingen, Krst. in Bad.-Württ., an der Fils, 57 400 Fachhochschule, Landesmuseum Schlesien; gesetzt. Das
Ew.; Maschinen- u. a. Industrie. mittelalterl. Altstadt (viele Baudenkmäler); Waggon-, eindrucksvolle
Gorbatschw, Michail Sergejewitsch, sowjet. Schienenfahrzeug- und Maschinenbau. Aus den östl. Trommeln auf
Politiker, * 1931; 1985–91 Gen.-Sekr. der KPdSU, Okt. der Neiße gelegenen Stadtteilen entstand die Stadt die Brust ist
1988 bis März 1990 Vors. des Präsidiums des Obersten Zgorzelec [zgɔˈʒɛlɛts] (32 600 Ew.) in der poln. nicht nur männ-
Sowjets, März 1990 bis Dez. 1991 1. Präs. der UdSSR; Wwschaft Niederschlesien. liches Imponier-
Friedensnobelpreis 1990. Leitete innen- und Grlowka, ukrain. Hrliwka, Ind.-Stadt im Donez- gehabe, son-
außenpolitische Reformen ein (→ Glasnost, becken, Ukraine, 292 000 Ew.; Kohlenbergbau; dern bei beiden
→ Perestroika), setzte den Verzicht auf den Führungs- Kokerei, Maschinenbau u. a. Industrie. Geschlechtern
anspruch der KPdSU durch;
und Tieren je-
musste dennoch wegen seiner
den Alters zu
zögerl. Reformpolitik zurück-
treten. beobachten.
Gordimer [ˈgɔːdɪmə], Nadine, süd- Vermutlich dient
afrikan. Schriftstellerin, * 1923; es auch als Be-
psycholog. Kurzgeschichten grüßungsritual
und Romane (»Die Geschichte oder zur Angabe
meines Sohnes«, 1990); Nobel- des Standorts.
preis für Literatur 1991.
Grdischer Knoten, der von
dem phryg. König Gordios
geflochtene Knoten: Wer ihn
löste, sollte Asien beherrschen.
Alexander d. Gr. zerhieb ihn mit
dem Schwert.  nur gewaltsam
lösbare Aufgabe.
Gore [gɔː], Albert (Al), amerikan.
Politiker (Demokrat), * 1948;
1993–2001 Vizepräs. der USA;
unterlag bei den Präsident-
schaftswahlen 2000 G. W. Bush;
Friedensnobelpreis 2007.
Gorgonzla der, vollfetter
Blauschimmelkäse, benannt
nach dem Ort G. in N-Italien.

Gorlla, Bez. für einen


Menschenaffen (Männchen
aufrecht stehend über 2 m groß,
bis 275 kg schwer); lebt in
Familienverbänden in den
Urwäldern des trop. Afrika,
meist auf dem Boden. Vom
Aussterben bedroht.
Gring, Hermann, dt. nat.-soz.
Politiker, * 1893, † (Freitod)
G Gornergletscher
346 Grnergletscher, zweitlängster Gletscher der endeter Schönheit. In der Malerei, ausgehend von
schweizer. Alpen (14,1 km), im Monte-Rosa-Massiv. der Buchmalerei, entwickelten sich Tafelbild und
Im N der Gornergrat, 3135 m. Wandmalerei. Die Renaissance löste die G. ab.
Grres, Joseph v., dt. Publizist und Gelehrter, * 1776, gtische Schrift, 1) nach der griech. Unziale unter
† 1848; unterstützte in seiner Zeitung »Rheinischer Einfügung weniger Runenzeichen im 4. Jh.
Merkur« (1814–16) den nat. Kampf gegen Napoleon I.; geschaffene Schriftart der Goten; erhalten im »Codex
später Führer des polit. Katholizismus. G.-Gesell- argenteus« des Bischofs Wulfila. – 2) im 13. Jh.
schaft zur Pflege der Wiss., gegr. 1876, Sitz in Bonn, entstandene Schrift mit gebrochener Linienführung.
fördert die wiss. Arbeit der dt. Katholiken. gtische Sprache, eine ostgerman. Sprache, v. a. in
Gortschakw, Alexander Michailowitsch, Fürst, russ. der Bibelübersetzung des Wulfila überliefert; im 6. Jh.
Staatsmann, * 1798, † 1883; war 1856–82 Außenmin., weitestgehend untergegangen.
zuerst Freund, dann Gegner Bismarcks. Gtland, schwed. Insel, größte der Ostsee, 3001 km 2,
Gschen, Georg Joachim, dt. Verlagsbuchhändler, als Verw.-Bez. mit Fårö und einigen kleineren Inseln
* 1752, † 1828; einer der hervorragendsten Verleger dt. 56 100 Ew.; Ackerbau, Viehzucht, Kalkbrennerei,
Klassiker (u. a. Gesamtausgaben von Goethe, Schiller, Marmorgewinnung. Hauptort: Visby; . G. war u. a.
C. M. Wieland, ferner A. W. Iffland, F. G. Klopstock). 1361–92 und 1408–1645 dän. Besitz.
Gslar, Krst. in Ndsachs., 42 792 Ew.; Kaiserpfalz Gott, in Inhalt und Gebrauch äußerst vielschichtiger
(11./12. Jh.), Rathaus (um 1450), alte Fachwerkhäuser; religionsgeschichtl. und -philosoph. Terminus; in den
chem., Papier-, Glasindustrie. – G., um 922 gegr., Religionen (im allumfassenden Sinn) die heilige,
blühte durch den Bergbau auf, war bevorzugter transzendente, allumfassende Macht schlechthin,
Aufenthalt der sächs. und sal. Kaiser, dann Reichs- von der sich der religiös ergriffene Mensch in seiner
und Hansestadt. Der mittelalterl. Stadtkern und das Existenz unmittelbar betroffen und gefordert sieht.
Silberbergwerk Rammelsberg gehören zum In der religionswiss. Beschreibung der polytheist.
Weltkulturerbe. Religionen steht die Bez. »Gott« für die in der
Gospel [ˈgɔspəl, eigtl. »Evangelium«], volkstümlich- jeweiligen Gemeinschaft als heilig geltenden und
religiöser Gesang der nordamerikan. Schwarzen. Der (kultisch) verehrten Natur-, Familien- und
G.-Song ist eine Quelle des Jazz. Stammesgottheiten. Die Glaubensurkunden (Bibel,
Gteborg [schwed. jøːtəˈbɔrj], schwed. Ind.-Stadt am Koran) der monotheist. Weltreligionen (Judentum,
Kattegat, 478 100 Ew.; Univ., TH u. a. Hochschulen; Christentum, Islam) beschreiben G. als den Raum
Schiff-, Maschinen-, Fahrzeugbau, Reedereien; , und Zeit, Leben und Tod übergreifenden Schöpfer der
internat. . Welt, der in der Geschichte in persönl. Beziehungen
Gten, Stammesgruppe der Ostgermanen, zog von der zu den Menschen tritt.
unteren Weichsel um 150 n. Chr. an die N-Küste des Götterdämmerung, Untergang der Götter in der
Schwarzen Meers und besetzte um 270 die röm. Prov. german. Sage (→ Ragnarök).
Dakien; im 4. Jh. nahmen die G. das arian. Christen- Gottes|anbeterin, Geradflügler, südeurop. räuber.
tum an. Die G. gliedern sich in West- und in Fangheuschrecke.
Ostgoten. Die West-G. besiegten 378 Kaiser Valens bei Gottesbeweis, Versuch, das Dasein Gottes mittels
Adrianopel (heute Edirne); unter Alarich fielen sie in vernünftiger Schlussfolgerungen zu beweisen. Der
Italien ein, eroberten 410 Rom; sie gründeten 419 im kosmolog. G. schließt von der Schöpfung auf den
südwestl. Frankreich (Hptst. Toulouse), dann in Schöpfer, der teleolog. G. führt die Zweck- und
Spanien (Hptst. Toledo) ein Reich; unterlagen 711 den Zielhaftigkeit der Welt auf einen persönl. Willen und
Arabern. Die Ost-G. (östl. von Dnjestr und Pruth) Akt zurück, der ontolog. G. schließt aus dem
wurden 375 von den Hunnen überrannt; unter Vorhandensein des Begriffs Gott auf seine Existenz,
Theoderich d. Gr. eroberten sie 488–493 Italien der moral. G. nimmt das vorhandene Sittengesetz als
(Hptst. Ravenna), wurden aber 535–552 von den Beweis für das Dasein eines unbedingten höchsten
byzantin. Feldherren Belisar und Narses besiegt. Willens. Der noolog. G. nimmt an, dass die Vernunft
Gtha, Krst. in Thür., nahe dem Thüringer Wald, 47 200 in ihrer Intention das Unendliche als das Wahre und
Ew.; Schlossmuseum, Museum für Regionalgeschich- Gute voraussetze, damit sei im Denken ein Weg zu
te und Volkskunde mit Kartografiemuseum; Metall Gott gegeben.
verarbeitende, Kfz-Zuliefer-, chem. und Nahrungs- Gottesfriede, lat. Px Di, im MA durch die Kirche
mittelind.; Schloss Friedenstein (1643–55; mit unter Androhung von Kirchenstrafe gebotener
»Ekhoftheater«), Schloss Friedrichsthal (1708–11). G. Schutz für bestimmte Personen (z. B. Geistliche) und
war 1640–1918 Residenz eines ernestin. Herzogtums Orte (Kirchen, Klöster). Zu dem G. trat die Trga Di
(1681–1825 Sachsen-G.-Altenburg, 1826–1918 (Waffenstillstand Gottes), die Fehden an bestimmten
Sachsen-Coburg und Gotha). Tagen untersagte.
Gtik [ital. gotico »barbarisch«] die, Stilrichtung des Gottes Gnaden, von G. G., lat. Di grtia, alter Zusatz
MA, die alle Kunstgattungen umfasst. Um 1150 in zum Herrschertitel, urspr. Demutsformel, dann
N-Frankreich entstanden, breitete sie sich in starken Ausdruck der Unabhängigkeit der Herrschermacht
nat. Abwandlungen über ganz Europa aus. Haupt- von ird. Gewalt.
merkmale in der Architektur sind Aufwärtsstreben Gottesurteil, Ordal,  Urteil über Schuld oder
(Spitzbogen, Strebewerk, Türme) und Durchlichtung Unschuld einer Person durch ein auf Gott zurück-
(große Fensteröffnungen mit Glasmalerei); in der geführtes äußeres Zeichen, im mittelalterl.
Bildhauerkunst entstanden u. a. durch V. Stoß, Gerichtsverfahren z. B. durch Feuerprobe, Los,
M. Pacher und T. Riemenschneider Werke von voll- Zweikampf.
GOR
Gttfried von Bouillon [-buˈj], Herzog von
Niederlothringen, * um 1060, † 1100;
GOY
eroberte im 1. Kreuzzug 1099 Jerusalem.
Gttfried von Strßburg, dt. Dichter des Ungeschönt und
frühen 13. Jh.; bürgerl. Herkunft, verfasste wenig schmei-
um 1210 das formvollendete höf. Epos chelhaft: Über
»Tristan und Isolde«. das Porträt der
Gtthardgruppe, Gtthardmassiv, Teil der Familie Karls IV.
Zentralalpen, Schweiz, bis 3192 m hoch; zw. (1800) schrieb
Tessintal und oberem Reusstal der Pass
ein zeitgenössi-
Sankt Gotthard (→ Alpen); Gotthardbahn mit
scher Kritiker,
15 km langem Tunnel (1882 eröffnet);
Gotthard-Straßentunnel (16,3 km), Teil der König und Köni-
Autobahn Basel–Mailand. gin wirkten »wie
Gttingen, Krst. in Ndsachs., an der Leine, ein Bäcker und
122 200 Ew.; Univ. (gegr. 1734, eingeweiht seine Frau nach
1737), Max-Planck-Gesellschaft mit Instituten; einem Lotterie-
Museen; zahlreiche Kirchen, Rathaus (13. Jh., gewinn«. – Nicht
erweitert 1369–1444); feinmechan., opt. Ind.; ganz freiwillig
Verlage. – G. war Hansestadt. verschenkte
Göttliche Komdi|e, Die, ital. Divna Commdia, Goya die Druck-
Epos (1313–21) von Dante Alighieri, christlich-alle- platten der »Ca-
gor. Lehrgedicht, stellt den Weg der sündigen Seele
prichos« (hier
durch die Hölle (Inferno) über den Berg der
das Blatt »Zwei
Läuterung (Purgatorio) zum Paradies dar.
Götze der, als höheres Wesen verehrter Gegenstand Hexen fliegen
oder ein fremder Gott (und sein Bild) im abwerten- zum Blocks-
den Urteil einer monotheist. Religion (bei Luther ist berg«, 1796)
G. ein »falscher Gott«). 1803 an die Kö-
Gouachemalerei [guˈaːʃ-], Malerei mit deckenden nigliche Kupfer-
Wasserfarben, die mit Weiß vermischt und mit einem stecherei. Die in
Bindemittel versetzt sind. den Blättern
Gouda [ˈxɔdaː], Stadt in den Niederlanden, an der geäußerte bitte-
IJssel, 70 400 Ew.; versch. Ind., landwirtschaftl. re Satire gegen
Erzeugnisse, bes. Goudakäse.
Hof, Kirche und
Gould [guːld], Glenn, kanad. Pianist und Komponist,
Politik hatte zu
* 1932, † 1982; v. a. Bach-Interpret.
Gounod [guˈno], Charles, frz. Komponist, * 1818, einer Anzeige
† 1893; Oratorien, Messen u. a.; Oper: »Faust« bei der Inquisiti-
(1859; in Dtl. als »Margarethe«). on geführt.

Goya y Lucientes [ˈgoja i luˈθentes],


Francisco José de, span. Maler, Grafiker, * 1746,
† 1828. Goya lebte in einer Epoche, die in
Spanien von politischen, sozialen und
kulturellen Umbrüchen geprägt war. Im
Spannungsfeld zwischen den Idealen der
Französischen Revolution und den Grausam-
keiten der Napoleonischen Kriege schuf Goya
sein Werk. Als Freund und Maler der Mächtigen
im Land sowie als Patriot äußerte er sich nicht
zu den Ereignissen, doch seine Bilder und Radie-
rungen sind durchweg politisch und zeigen das
kritische Verhältnis eines aufgeklärten,
liberalen Künstlers zu seiner Zeit. So herrscht in
seinen Porträts ein größtmöglicher Realismus,
beschönigende Darstellungen sind selten. Seine
Landschaften erscheinen eminent modern,
denn er stellt sie nicht nur lieblich, sondern im
Gegenteil auch rau und feindlich dar. In einem
seiner eindringlichsten Werke, dem Radierungs-
zyklus »Desastres de la Guerra« (um 1808–14),
führt Goya auf schockierende Weise die 347
Schrecken des Krieges vor.

Goya y Lucientes G
G Gozzi
348 Gzzi, Carlo Graf, ital. Lustspieldichter, * 1720, † 1806; Neugrad). – 3)  Längen- und Breiten-G. (→ Grad-
verteidigte gegen C. Goldoni die Commedia dell'Arte; netz). – 4) Teile einer Maßeinteilung, z. B. beim
Märchenspiele (»Turandot«, 1771). Thermometer G. Celsius (°C).
Gzzoli, Benozzo, ital. Maler, * 1420, † 1497; Fresken im Gradint der, 1) Gefälle oder Anstieg einer Größe (z. B.
Palazzo Medici-Riccardi (Florenz, 1459–61). Druck) auf einer bestimmten Strecke. – 2)  eine
GPRS [Abk. für engl. general packet radio service], Größe der Vektoranalysis.
Standard für die paketvermittelte Datenübertragung Grdnetz, ein Netz aus Längen- und Breitenkreisen,
über → GSM auf mobile Endgeräte; gilt als Übergang durch das jeder Punkt einer Landkarte der Lage nach
zu den schnelleren Übertragungsraten von → UMTS. bestimmbar ist. (→ Kartennetzentwurf)
graduren, eine akadem. Würde erteilen.
GPS, ist die Abk. für engl. global positioning system Graf, im Fränk. Reich der vom König über einen Gau
und bezeichnet ein System der Satellitennavigation, (Grafschaft) gesetzte Beamte, dann erbl. Adelstitel
bestehend aus 24 (21 + drei Reserve), in sechs (Mark-, Pfalz-, Land- und Burg-G.). Freigraf hieß der
kreisförmigen Bahnen angeordneten Satelliten Vors. der mittelalterl. → Feme. Deichgraf, Vorsteher
(Höhe 20 200 km), wobei überall auf der Erde stets einer Deichgenossenschaft.
mindestens vier Satelliten über dem Horizont stehen Grf, 1) Oskar Maria, dt. Schriftsteller, * 1894, † 1967;
und fortlaufendPositionssignale senden. verfasste humorvoll-derbe Bauerngeschichten (»Das
bayr. Dekameron«, 1928, u. a.), emigrierte 1933 in die
Wettlauf um Genauigkeit USA. – 2) Stefanie (Steffi), dt. Tennisspielerin, * 1969;
Russen und Amerikaner, Chinesen und Europäer  mit A. Agassi; u. a. fünfmal WTA-Weltmeisterin,
versuchen seit Jahren, sich gegenseitig mit Satelliten- 1988 Olympiasiegerin; gewann 22 Grand-Slam-Tur-
Navigationssystemen zu übertrumpfen. Als erstes niere. – 3) Urs, schweizer. Maler, Zeichner, * 1485,
Land erklärte Russland am 24. September 1993 sein † um 1527; Holzschnitte, Rohrfederzeichnungen.
GLONASS-System für betriebsbereit, die USA folgten Grfik die, Teilgebiet der bildenden Kunst. Sie umfasst
Grafik GRAG

am 17. Juli 1995 mit GPS (global positioning system), in erster Linie Druck-G. (Holzschnitt, Kupferstich,
das weltweit zum Standard-Ortungsverfahren wurde. Radierung, Lithographie), aber auch Handzeichnun-
Um nicht von den amerikanischen Betreibern gen.
abhängig zu sein – die das GPS-System etwa während Grjische lpen, Teil der W-Alpen, beiderseits der
des Golfkriegs absichtlich ungenaue Signale senden frz.-ital. Grenze; im Gran Paradiso 4061 m hoch.
ließen –, hat die EU das Projekt GALILEO ins Leben Grl der, in der Dichtung des MA geheimnisvoller,
gerufen, das 2008 mit 30 Satelliten voll einsatzbereit heiliger Gegenstand, der in einer tempelartigen Burg
sein sollte. Mittlerweile hat sich der Zeithorizont um von Gralskönig und Gralsrittern bewacht wird. Die
mindestens zehn Jahre verschoben und gerät damit in G.-Sage wurde zuerst in Frankreich dichterisch
Konkurrenz zum chinesischen Ortungssystem behandelt; in Dtl. u. a. von Wolfram von Eschenbach
BEIDOU, das bis 2020 weltweit erreichbar sein soll. (»Parzival«, um 1210).
Grm-Färbung, Grmfärbung, von dem dän.
Pathologen Hans Christoph Joachim Gram (* 1853,
GPU, Abk. für Gossudarstwennoje polititscheskoje † 1938) entwickeltes Bakterienfärbeverfahren zur
uprawlenije (»Staatl. polit. Verwaltung«), polit. Bestimmung von Krankheitserregern u. a.; gramfeste
Polizei der UdSSR, entstand 1922, Nachfolgerin der (grampositive) Bakterien färben sich blauviolett,
Tscheka; 1941 dem Volkskommissariat für gramfreie (gramnegative) färben sich rot.
Staatssicherheit (NKGB), 1953 dem Innenministeri- Grmm das, Zeichen g, Einheit der Masse, der
um unterstellt; Vorläuferin des → KGB. tausendste Teil eines Kilogramms.
Grl Mritz, Ostseebad bei Bad Doberan, Meckl.- Grammtik die, Teil der Sprachwiss., der sich mit den
Vorp., 3800 Ew.; Seebrücke (350 m). sprachl. Formen und deren syntakt. Funktionen
Grbbe, Christian Dietrich, dt. Dramatiker, * 1801, beschäftigt.
† 1836; Komödie »Scherz, Satire, Ironie und tiefere Granda, span. Prov.-Hptst. am Fuß der Sierra Nevada.
Bedeutung« (1827), realist. histor. Dramen, u. a. »Die 265 400 Ew.; Kathedrale, Univ. (seit 1532), bed. maur.
Hermannsschlacht« (hg. 1838). Bauten (u. a. → Alhambra), maur. Stadtviertel
Grabwespen, Mordwespen, einzeln lebende (Albaicín); Nahrungsmittel-, Textil- und keram. Ind.;
Stechimmen. Das Weibchen gräbt eine Bodenröhre, Fremdenverkehr. G. war 1238–1492 Hptst. des
trägt durch einen Stich gelähmte Insekten oder gleichnamigen maur. Königreichs.
Spinnen hinein und legt ein Ei dazu. Grant der, verbreitete Gruppe meist rötl., regulär
Gracchus [ˈgraxus], Tiberius Sempronius, * 162 v. Chr., kristallisierender Silikate mit Magnesium, Eisen,
† (ermordet) 133, und Gaius Sempronius, * 153 v. Chr., Mangan, Calcium, Aluminium, Chrom u. a. und
† 121; Brüder, versuchten als röm. Volkstribunen vielen Übergängen durch Mischkristallbildung.
(133; 123 und 122 v. Chr.), gestützt auf die Volksver- Schönfarbige G. dienen als Schmucksteine.
sammlung, die Lösung dringender polit. Fragen, bes. Grant|apfelbaum, Baum in S-Europa, N-Afrika,
der Neuverteilung des staatl. Ackerlandes an Vorderasien, knorrig, blüht scharlachrot. Die apfel-
besitzlose Bauern, zu erreichen. großen, braunroten bis gelben, hartschaligen, viel-
Grd der, 1) Stufe, Rangstufe, Verwandtschaftsstu- samigen Früchte (Granatäpfel) werden als Obst sowie
fe. – 2)  Einheit des Winkels. Der Vollwinkel (Kreis) zur Herstellung von Sirup (Grenadne) verwendet.
wird in 360 G. (früher Altgrad), Abk. 360°, eingeteilt, Grn Canria, drittgrößte der Kanar. Inseln, Spanien,
im Vermessungsdienst seit 1937 in 400 Gon (früher 1532 km 2; Hptst. und Hafen: Las Palmas.
GOZ
Grn Chaco [-ˈtʃako] der, wald- und weidereiche
Gran Chaco GRAG

Landschaft in Südamerika (Argentinien, Bolivien,


Zwiebel«. 1965 Georg-Büchner-Preis, 1999 Nobelpreis
für Literatur.
GRE
Paraguay), zwischen Paraguayfluss und Kordille- Gratifikatin die, Vergütung, die dem Arbeitnehmer
ren; etwa 1400 km lange, 600–700 km breite Ebene. aus bes. Anlass neben dem regelmäßigen Lohn oder
– Im Chacokrieg (1932–35) unterlag Bolivien gegen Gehalt gezahlt wird (z. B. Weihnachts-, Jubilä-
Paraguay. ums-G.).
Grand Canyon [ˈgrænd ˈkænjən], schluchtartiges Graubnden, östlichster Kt. der Schweiz, 7105 km 2,
Engtal des Colorado River in NW-Arizona, USA, rd. 187 800 Ew. (68 % deutschsprachig, Rest rätoroman.
350 km lang, am N-Rand bis 1800 m tief, zum größten und ital.); Hptst.: Chur. Im N Glarner Alpen, im W
Teil Nationalpark, gehört zum Welterbe. Adulagruppe, im S und O Rätische Alpen. Haupt-
Grnde [span. »Großer«] der, Angehöriger der obersten täler: Vorderrheintal, Engadin. Almwirtschaft,
Klasse des span. Adels. Energiegewinnung, Fremdenverkehr (Luftkurorte
Grandseigneur [grãsɛnˈjør] der, vornehmer, und Wintersportplätze wie Davos, Arosa, Sankt
weltgewandter Herr. Moritz, Pontresina). – G., urspr. von Rätern bewohnt,
Grand Slam [ˈgrænd ˈslæm] der, in einigen Sportarten war im MA Teil des Herzogtums Schwaben. Zur
(Golf, Tennis) Bez. für den Sieg in allen dafür Abwehr der Habsburger bildeten sich im 14./15. Jh.
festgelegten Turnieren einer Saison. 3 Bünde (darunter der Graue Bund), die sich
Grankos der, türk. Kocabaş [-dʒaˈbaʃ], Fluss in untereinander und mit der Schweizer. Eidgenossen-
NW-Anatolien, an dem 334 v. Chr. Alexander d. Gr. schaft verbündeten; 1803 15. schweizer. Kanton.
die Perser besiegte. graue Eminnz, »hinter den Kulissen« wirkende,
Grant [von lat. granum »Korn«] der, das verbreitetste nach außen kaum in Erscheinung tretende
Eruptivgestein (→ Gesteine); helles, körniges einflussreiche Persönlichkeit.
Gemenge aus Feldspat, Quarz, Glimmer; Verwen- Graves [greɪvz], Robert, eigtl. R. von Rnke G., brit.
dung: Pflastersteine, Baustoff u. a. Schriftsteller, * 1895, † 1985; Lyrik, histor. Romane
Grant [grɑːnt, grænt], 1) Cary, eigtl. Archibald Leach (»Ich Claudius, Kaiser und Gott«, 1934).
[liːtʃ], amerikan. Filmschauspieler brit. Herkunft, Gravitatin die, Massenanziehung,  Eigenschaft von
* 1904, † 1986; »Arsen und Spitzenhäubchen« (1944), Massen, sich gegenseitig anzuziehen; in der klass.
»Charade« (1963). – 2) Ulysses Simpson, amerikan. Mechanik beschrieben durch das von Newton aus
General und Politiker, * 1822, † 1885; 18. Präs. den Kepler’schen Gesetzen abgeleitete Newton’sche
(1869–77) der USA; war Oberbefehlshaber der G.-Gesetz: 2 punktförmige Massen m1 und m2 im
Unionstruppen im Sezessionskrieg. Abstand r (ihrer Schwerpunkte) ziehen sich mit der
Grapht der, bleigraues, weiches, metallglänzendes
Grafit GRAG längs ihrer Verbindungslinie wirkenden G.-Kraft vom
Mineral, fast reiner Kohlenstoff; für Bleistiftherstel- Betrag F = G· m1 · m2 / r 2 an, wobei die G.-Konstante
lung, Schmelztiegelauskleidung, als Elektrodenmate- G ≈ 6,672 · 10 −11 Nm 2 kg−2 ist. Die G. ist die Ursache des
rial, Moderator in Kernreaktoren, Schmiermittel. inneren Zusammenhalts der Sterne und der
Grppa der oder die, ital. Tresterbranntwein mit 38 bis Sternsysteme sowie der Sternbewegungen. Ein
60 Vol.-% Alkohol. Sonderfall der G. ist die → Schwerkraft.
Gräser, Graminen, Familie einkeimblättriger Grz, Hptst. der Steiermark, zweitgrößte Stadt
Pflanzen, meist krautig; viele Bambusarten sind Österreichs, am Alpenrand, beiderseits der Mur,
baumförmig. Der Stängel (Halm) der G. ist hohl, 244 500 Ew.; Sitz aller Landesbehörden; kath.
durch Knoten abgeteilt, die Blätter sind lang und Bischofssitz; Univ. (1586 gegr.), TU, Akademie für
schmal. Die einfachen Blüten stehen in Ährchen, die Musik und darstellende Kunst; Museen; wichtigste
sich zu Rispen, Ähren, Ährenrispen oder Kolben Ind.-Stadt der Steiermark; Verlage; histor. Zentrum
(Mais) vereinigen. Die Frucht ist meist eine (Weltkulturerbe): Dom (15. Jh.) u. a. alte Bauten.
Schließfrucht, bei der Frucht und Samenschale Greater London [ˈgreɪtə ˈlʌndən], 1965 gebildeter
verwachsen sind (Karyopse). Viele G. sind Getreide Verw.-Bez. in S-England. G. L. umfasst die City of
oder Futterpflanzen. London, die früheren Countys London und
Graslili|e, Gattung zierl., weiß blühender Lilienge- Middlesex sowie Teile, die bis 1962 zu Essex, Surrey,
wächse; die Astlose G. ist geschützt. Kent und Hertfordshire gehörten. Der Verw.-Bez. ist
Grasmücken, Singvogelgattung; schlanke, graubrau- in 32 Stadtbez. (London Boroughs) und in die City of
ne Vögel, z. B. Mönchs-G., Dorngrasmücke. London eingeteilt.
Grasnelke, Rosettenstauden mit gras- oder Grco, El, eigtl. Dominikos Theotokpulos, span.
nelkenähnl. Blättern, kugeligen Blütenköpfen. Maler griech. Herkunft, * 1541, † 1614. Charakteris-
Grss, Günter, dt. Schriftsteller, Grafiker, * 1927; wurde tisch für seine meist für Kirchen gemalten Bilder sind
berühmt mit dem Roman »Die Blechtrommel« (1959), die in manierist. Überlängung, oft in religiöser
auch die weiteren, z. T. mit metaphor.-fantast. Verzückung wiedergegebenen Gestalten und die aus
Mitteln arbeitenden Romane enthalten scharfe einem kühlen Grundton hervorleuchtenden
Zeitkritik: »Hundejahre« (1963), »Örtlich betäubt« Farbtöne.
(1969), »Der Butt« (1977), »Die Rättin« (1986), »Ein Gréco [greˈko], Juliette, frz. Chansonette und
weites Feld« (1995); schrieb auch Erz. (»Das Treffen in Schauspielerin, * 1927; Vertreterin der frz. Existen-
Telgte«, 1979; »Unkenrufe«, 1992; »Im Krebsgang«, zialistengeneration der Nachkriegszeit.
2002), Theaterstücke, Essays und »Mein Jahrhun- Green [grin], Julien, frz. Schriftsteller amerikan.
dert« (1999) als persönliche histor. Bilanz. 2006 Herkunft, * 1900, † 1998; Romane der Daseinsangst 349
erschien die Autobiografie »Beim Häuten der (u. a. »Leviathan«, 1929; »Von fernen Ländern«, 1987).

Green G
G Greencard
350 gegründet.
Greencard Greencard GREG [ˈgriːnkɑːd], Green Card, in den gregorinischer Gesang, kath. → Choral.
USA die Bez. für eine unbeschränkte Aufenthalts- Greif der, Fabeltier mit Löwenleib, Adlerkopf, Flügeln
und Arbeitserlaubnis für Ausländer; Dtl.: Bez. für die und Krallen.
befristete Arbeitserlaubnis für ausländ. Computer- Grfswald, Hnsestadt G., kreisfreie Stadt am Ryck,
spezialisten. Meckl.-Vorp., 4 km vom Greifswalder Bodden
(Ostseebucht), 53 300 Ew.; ev. Bischofssitz, Univ.,
American Dream per Lotterie Max-Planck-Inst., Oberverwaltungsgericht;
Millionen von Menschen träumen von der Einwan- Pommersches Landesmuseum; elektron. Industrie;
derung in die USA. Während es für Verwandte, nahebei ehem. Kernkraftwerk Lubmin; ; Dom (Ende
Wissenschaftler, Investoren oder Personen von 13. Jh.), Marienkirche (13. Jh.). G. war Mitgl. der
»nationalem Interesse« recht einfach ist, per Hanse, 1648–1815 schwedisch.
Greencard eine Aufenthalts- bzw. Arbeitserlaubnis zu
bekommen, ist es für den Rest der »ganz normalen« Greifvögel, frühere Bez. Raubvögel, Ordnung
Einreisewilligen oft recht schwierig, ihren American der Vögel, mit rd. 290 Arten weltweit verbreitet, mit
Dream zu verwirklichen. Es sei denn, man hat kräftigem Körper, hakig gebogenem Oberschnabel
Losglück! Seit 1987 gibt es die Greencard-Lotterie, die und scharfen Krallen. Sie ernähren sich v. a. von
jährlich etwa 55 000 der heiß begehrten Kärtchen Wirbeltieren und speien die unverdaul. Teile (das
vergibt. Dahinter verbirgt sich das Ziel, die nationale Gewölle) wieder aus. Die Jungen sind Nesthocker.
Vielfalt der Einwanderung zu steuern. Tatsächlich ist G. sind Falken, Habichte, Adler u. a.
die Aussicht auf einen Gewinn statistisch besser als
ein Dreier im Lotto.

Der in Nordame- Greene [griːn], Graham, brit. Erzähler, * 1904,


rika heimische † 1991; Romane mit meist religiösem
Weißkopfsee- Hintergrund (»Die Kraft und die
adler mit seinen Herrlichkeit«, 1940; »Das Herz aller
markanten wei- Dinge«, 1948; »Unser Mann in
ßen Kopffedern Havanna«, 1958; u. a.) und Autobiogra-
fisches.
hat großen Sym-
Greenpeace [ˈgriːnpiːs], Anfang der
bolwert. Seit
Greenpeace GREG

1970er- Jahre entstandene interna-


über 200 Jahren tionale Umweltschutzorganisation, die
ist der imposan- durch demonstrative Aktionen auf
te Greifvogel Umweltschäden und -zerstörung
das Wappentier aufmerksam macht.
der USA. Den- Greenwich [ˈgrɪnɪdʒ], Stadtbez. von
Greenwich GREG

noch stand er London, am S-Ufer der Themse;


durch Bejagung Eisenind.; Schiffbau; der durch die
und Insektizide einstige Sternwarte (1675 gegr.,
in den 1950er- heute in Herstmonceux) von G.
Jahren kurz vor gehende Längenkreis gilt als
Nullmeridian.
der Ausrottung.
Grgor, Päpste:
Mittlerweile ha-
1) G. I., der Große, Kirchenlehrer, * 540, † 604;
ben sich die Be- Papst 590–604, leitete die Christianisierung
stände erholt, Britanniens ein, reformierte den Kirchengesang;
werden aber Heiliger (Tag: 3. 9.). – 2) G. VII., † 1085; Papst
weiterhin streng 1073–85, als Mönch Hldebrand, Ausbau der
geschützt. Eine päpstl. Macht, leitete die Durchset-
Naturschutz- zung des Zölibats ein, verbot die Inves-
einrichtung titur durch Laien und die Simonie,
sammelt und belegte Kaiser Heinrich IV. mit dem Bann
registriert alle (gelöst zu Canossa 1077), wurde 1080 von
Heinrich abgesetzt (Gegenpapst Klemens
tot aufgefunde-
III.); Heiliger (Tag: 25. 5.). –
nen Tiere und
3) G. IX., * 1170, † 1241; Papst 1227–41, sprach
verteilt sie an
fünfmal den Bann über Kaiser Friedrich II.
Indianer, die Ad- aus. – 4) G. XIII., * 1502, † 1585; Papst 1572–85,
lerfedern für förderte die Gegenreformation, veranlasste
religiöse und die Reform des julian. → Kalenders (1582).
kulturelle Zwe- Gregorina, ital. Pontifcia Universit G., Rom,
cke verwenden. päpstl. Univ.; 1551 von Ignatius von Loyola
GRE
Grenada [grəˈneɪda], Staat (parlamentar. Monarchie)
im Bereich der Westind. Inseln, umfasst die Insel G.
Verkehr. Straßennetz im Ausbau; wichtig ist die
Schifffahrt. Haupthafen: Piräus; internat.  Athen.
GRI
der Kleinen Antillen und die südl. Grenadinen, Geschichte. Eine einheitliche ägäische, nicht-indoger-
insgesamt 344 km 2, 104 000 Ew. (82 % Schwarze, 13 % man. Bev. (ägäische Kultur) wurde um 1900 v. Chr.
Mulatten); Hptst. und Haupthafen: Saint George's; durch von N einwandernde indogerman. Stämme
Amtssprache: Englisch. – Gebirgig (Mount Saint (Achäer, Ionier) unterworfen. Diese wurden die Träger
Catherine 840 m) mit Resten des urspr. trop. der mykenischen Kultur.
Regenwaldes; Anbau von Bananen, Kakao, Die Zeit von etwa 1000 bis 550 v. Chr. war die der
Kokospalmen, Muskatnüssen und Zuckerrohr; großen Kolonisation. Gleichzeitig übernahm in G. fast
Tourismus; internat.  bei Point Salines. – 1498 von überall der Adel anstelle des Königtums die Macht. Im
Kolumbus entdeckt, seit 1674 frz., seit 1762/63 brit., 6. Jh. v. Chr. lösten demokrat. Staatsformen die
unabhängig seit 1974 innerhalb des Commonwealth. Adelsherrschaft ab. Dabei kam es in den großen
1979 übernahm M. Bishop an der Spitze einer Städten im späten 7. und im 6. Jh. v. Chr. zur
sozialist. Revolutionsreg. die Macht. Nach seinem Ausbildung der Tyrannis.
Sturz (1983) intervenierten die USA und Nachbar- Die führenden Stadtstaaten (Polis) in Mittel-G. waren
staaten militärisch in G. Seit 1984 gewählte, westlich Athen und Korinth. Auf dem Peloponnes wurde
orientierte Regierungen (seit 2008 unter Min.-Präs. Sparta der mächtigste Staat und im 6. Jh. v. Chr. als
Tillman Thomas). Hptst. des Peloponnesischen Bundes auch Vormacht
Grenadr der, urspr. Infanterist, der Handgranaten G.s. In den Perserkriegen 490–479 v. Chr. wurde das
warf, später einfacher Soldat. Vordringen der pers. Weltmacht nach Europa
Grenoble [grəˈnɔbl], Stadt in Frankreich, an der Isère, verhindert. Athen als Führungsmacht schloss sich mit
in den frz. Alpen, 156 200 Ew.; Bischofssitz; Univ. den griech. Städten im Attischen Seebund 478/477
(1339 gegr.); Ind., Kernforschungszentrum; Altstadt v. Chr. zusammen. Das Perikleische Zeitalter brachte
mit Bauwerken aus MA und Renaissance. Athen eine hohe Kulturblüte. Im Peloponnesischen
Grenzwert, Lmes,  Wert, dem die Glieder einer nach Krieg (431–404) verlor Athen seine Vormachtstellung
bestimmten Regeln gebildeten Folge von Zahlen an Sparta. Der Thebaner Epaminondas machte der
zustreben, wenn die Gliederzahl der Folge unbe- spartan. Vormachtstellung 371 v. Chr. (Schlacht bei
grenzt anwächst. So strebt z. B. die Folge 1, 1⁄2, 1⁄3, 1⁄4 ... Leuktra) ein Ende; aber auch die theban. Hegemonie
dem G. 0 zu. endete mit seinem Tod 362 v. Chr.
Gretna Green [ˈgretnə ˈgriːn], Dorf in Schottland, Der Streit zwischen Theben und Phokis machte
bekannt durch den »Schmied von G. G.«, der Philipp II. von Makedonien nach der Schlacht von
rechtsgültig trauen durfte; seit 1940 verboten. Chaironeia 338 v. Chr. zum Herren über G. Sein Sohn
Alexander d. Gr. eroberte Persien und gründete ein
Grchenland, Rep. in SO-Europa,
Griechenland GRIG Weltreich, geprägt von der griech. Kultur (Hellenis-
131 957 km 2, 11,2 Mio. Ew.; Hptst.: Athen; Amtsspra- mus). Kriege der hellenist. Reiche untereinander
che: Griechisch. führten schließlich zum Eingreifen der Römer: 148
Verfassung. Nach der Verf. von 1975 (zuletzt 2003 v. Chr. wurde Mazedonien römische Prov. Durch
revidiert) ist G. eine parlamentar. Rep. Staatsober- Augustus wurde G. zur römischen Prov. Achaia. Bei
haupt ist der Präs. (vom Parlament auf 5 Jahre der Teilung des Römischen Reichs 395 n. Chr. kam G.
gewählt). – Verw.-Gliederung: 13 Regionen und die an das Oströmische Reich.
Mönchsrep. Athos. Nach der Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs
Landesnatur. G. ist ein Teil der Balkanhalbinsel. Die 1204 gründeten Franzosen und Venezianer kurzlebige
Küsten sind durch Buchten und tief einschneidende Herrschaften. Nach der Eroberung durch die Türken
Golfe reich gegliedert, jedoch hafenarm. G. ist (ab 1356) wurde G. Bestandteil des Osmanischen
verkarstetes Gebirgsland (Pindos 2637 m, Olymp Reichs.
2917 m) mit schroffen Geländeformen, abgeschlosse- 1821 brach der Aufstand gegen die Herrschaft der
nen Beckenlandschaften; heiße, trockene Sommer, Osmanen gleichzeitig in der Moldau und auf dem
milde, regenreiche Winter; immergrüne Macchie, in Peloponnes aus. 1832 gewann G. seine Souveränität
den Gebirgen verkümmert. Zu G. gehörende Inseln: als Königreich. In den Balkankriegen 1912/13 erhielt
Kykladen, Sporaden, Kreta, Rhodos, Samos, Lesbos, das Land bedeutenden Gebietszuwachs. G. trat in den
die Ion. Inseln u. a. 1. Weltkrieg auf Seiten der Entente ein und musste
Bevölkerung. Rd. 95 % Griechen, der Rest nat. nach dem griechisch-türk. Krieg im Frieden von
Minderheiten (Makedonier, Türken, Albaner, Lausanne (1923) Gebietsverluste hinnehmen. Über 1
Aromunen und Bulgaren); Religion: rd. 97 % Mio. Griechen aus Kleinasien wanderten nach G. ein,
griech.-orth., 1,2 % Muslime. im Gegenzug verließen 600 000 Türken das Land. 1924
Wirtschaft. Anbau von Weizen, Oliven, Wein; mit wurde G. Rep. (bis 1935).
Bewässerung: Zitrusfrüchte, Gemüse, Baumwolle, 1936 übernahm General J. Metaxas (bis 1941) die
Tabak. Industrie: bes. Verarbeitung landwirtschaftl. Regierung. Im 2. Weltkrieg (Oktober 1940) griff Italien
Erzeugnisse; chem. u. a. Ind. Bodenschätze: Braunkoh- G. an; erst als dt. Truppen einmarschierten, gab G.
le, Bauxit u. a.; Energiegewinnung (Braunkohle-, seinen Widerstand auf. Der nach dem Rückzug der dt.
Wasserkraftwerke); Tourismus. Ausfuhr: Tabak, Truppen (Oktober 1944) sich entwickelnde Bürger-
Südfrüchte, Wein, Nahrungsmittel, Maschinen, chem. krieg endete 1949 mit dem Sieg der Regierungstrup-
Produkte. Einfuhr: Erdöl, Fahrzeuge, Maschinen. pen über die Kommunisten. 1952 wurde G. Mitgl. der
Haupthandelspartner: Dtl., Italien, Großbritannien. NATO. 1964 folgte Konstantin II. seinem Vater Paul I.

Griechenland G
G griechische Kunst
352 (seit 1947) auf den Thron. Nach einem Militärputsch entwickelte den Kontrapost (Kritiosknabe, kurz
regierte ab 1967 Oberst G. Papadopulos diktatorisch vor 480); Hauptmeister des 5. Jh.: Myron, Polyklet
und schaffte 1973 die Monarchie ab, ehe er im gleichen (Musterstatue des Doryphoros, um 440), Phidias; des
Jahr gestürzt wurde. 4. Jh.: Praxiteles, Skopas, Lysipp. Die hellenist. Plastik
In der Folge einer Krise um Zypern gab die Militär- interpretierte den Körper neu, indem sie alles Stoff-
regierung 1974 die Macht in zivile Hände zurück und liche differenzierte sowie die momentane Befindlich-
G. wurde demokrat. Republik. 1981 erfolgte die keit erfasste. Die neuen hellenist. kulturellen Zentren
Aufnahme in die EG. Staatspräs. wurde 2005 K. waren v. a. Pergamon (Pergamonaltar), das übrige
Papulias. Nach den Parlamentswahlen 2009 Kleinasien, Rhodos, Alexandria. Die nachhellenist.
übernahm G. Papandreu, Spitzenkandidat der Plastik befasste sich insbesondere mit myth. Themen
sozialdemokrat. PASOK, das Amt des Min.-Präs. Die (Farnes. Stier, Laokoon, Skyllagruppe). Die griech.
hohe Staatsverschuldung des Landes entwickelte sich Malerei ist v. a. Figurenmalerei und heute fast nur
2010 zur Belastung für das Gefüge der Euro-Zone und noch als Vasenmalerei erhalten: im 7./6. Jh. schwarz-
veranlasste die griech. Reg. zu drast. Sparmaßnah- figuriger Silhouettenstil, darauf folgend die klassisch
men, gegen die die Bev. mit Generalstreiks und rotfigurige und weißgrundige Vasenmalerei. Über
Massendemonstrationen protestierte. die Tafelmalerei geben häufig Mosaiken Aufschluss
(Alexandermosaik). Die Baukunst entwickelte sich
Geteiltes Leid am Tempelbau; anfangs eine langgestreckte Cella
Küsten von mehr als 15 000 Kilometern, rund 9800 mit Mittelstützen, dann seit dem 7. Jh. von Säulen
Inseln: Es gibt viele Gründe, warum jedes Jahr rund 14 umgeben. Das griech. Mutterland entwickelte die
Millionen ausländische Touristen nach Griechenland dor. Ordnung. Die dor., meist kannelierte Säule hat
kommen. In den letzten Jahren machte das Land aber keine Basis und ein Kissenkapitell (Echinus) mit
eher als Sorgenkind Europas auf sich aufmerksam: Abakus (Deckplatte); über dem Architrav liegt der
Rund 300 Milliarden Euro Schulden warfen die Frage Triglyphen-Metopenfries. Im ion. Bereich in Klein-
auf, ob Griechenland kurz vor der Staatspleite stand. asien entstand die ion. Ordnung mit der in zweiglied-
Ein Schicksal, mit dem die Hellenen in der Welt- rige Basis, Säulenschaft und schneckenförmiges
geschichte nicht allein stehen: Im 19. Jahrhundert erlit- Volutenkapitell mit Abakus gegliederten Säule; das
ten Portugal und Österreich-Ungarn jeweils fünfmal Gebälk ist in Architrav, Zahnschnitt und weit aus-
einen Staatsbankrott. Spanien musste in dieser Zeit kragendes Dachgesims gegliedert. Die attisch-ion.
sogar sieben Mal mit einem Staatsbankrott fertigwer- Ordnung hat statt des Zahnschnitts einen Fries. Die
den. Deutschland ging 1923 und 1948 in die Pleite. korinth. Ordnung unterscheidet sich von der ion.
durch das korbähnl. Kapitell, das als Schmuck das
Akanthusblatt aufweist. Großer Formenreichtum
kennzeichnet die hellenist. Bauten mit fast aus-
grchische Kunst, bezeichnet im schließlich ionisch-korinth. Stilmerkmalen.
Sinne der klass. Archäologie die Kunst der Griechen grchische Literatr. Das 8. Jh. v. Chr. bildete mit
vom 11. bis 1. Jh. v. Chr. – Typisch ist ein konsequentes den homer. Epen (»Ilias«, »Odyssee«) den ersten
griechische Streben nach Erfassung der Wirklichkeit. Dieses Höhepunkt der g. L. Kürzere Heldenepen, Chorgesän-
Kunst: Von führte zur charakterist. Abfolge von einheitl. Stil- ge, Kultlieder und Einzelgesänge waren vorausgegan-
der Vor- perioden. Auf die protogeometr.
stellung antiker Übergangsphase (etwa 1050–900)
Marmorskulp- folgten der geometr. Stil (etwa
turen in gedie- 900–700; Vasenmalerei, Klein-
plastik), Archaik (etwa 700–500),
genem Weiß
Klassik (etwa 500–300), Helle-
müssen wir Ab-
nismus (etwa 300–100); nach
schied nehmen. dem Realismus des 1. Jh. v. Chr.
Heute nach- ging die g. K. in der entstehenden
weisbare Farb- röm. Reichskunst auf. – Wesentl.
pigmente auf Themen waren Götter, Mythos,
der Oberfläche Kult, Mensch und Tier; der Pro-
der Kunstwerke fanbereich wurde in spätarchai-
verraten, dass scher Zeit einbezogen. G. K. ist
die Farbgebung, v. a. Plastik: In archaischer Zeit
wie hier bei entwickelten sich erste (block-
einem Krieger- hafte) Großplastiken in Stein, der
Kuros (Jünglingsstatue) und die
kopf aus dem
Kore (Mädchenstatue), außerdem
Aphaia-Tempel
Giebelplastiken (Artemistempel
der griechischen in Korfu, 590/580; Porosgiebel,
Insel Ägina, zu Anfang 6. Jh., Gigantengiebel des
ihrer Entste- Athenatempels in Athen, um 510);
hungszeit farbig gegen Ende des 6. Jh. Erfindung
und fröhlich war. des Bronzegusses. Die Klassik
GRI
gen. Um 700 v. Chr. wandelte Hesiod mit dem
Lehrgedicht die Form des alten Epos ab. Kunstmäßi-
und Gaia (Himmel und Erde), von ihnen stammen die
12 Titanen (Kronos, Rhea usw.) ab, die wieder von den
GRI
ger Ausbau des kult. Chorgesangs (Alkman, olymp. Göttern verdrängt wurden: Zeus, Hera,
Stesichoros) und hohe Vollendung des Einzellieds Poseidon, Hades, Demeter, Hestia, Hephaistos, Ares,
(Sappho, Alkaios, Anakreon) kennzeichnen das 7. und Apollon, Artemis, Hermes, Pallas Athene, Aphrodite,
6. Jh. v. Chr. Seit der Mitte des 6. Jh. sind die ersten Dionysos. Andere Götter: Persephone, der Hirtengott
Texte der Philosophen (Anaximander, Heraklit), seit Pan, die Nymphen; ferner Asklepios, die 9 Musen, Eos,
500 auch der Historiker (Hekataios) überliefert. Das Iris, die Meergottheiten: Proteus, Triton, Amphitrite,
5. Jh. v. Chr. brachte einen neuen Höhepunkt mit der Glaukos. Heilige Haine und Tempel waren Wohn-
Tragödie (Aischylos, Sophokles, Euripides), in deren stätten der Götter. Bilder zeigten sie in Menschen-
Gefolge die Komödie (Aristophanes, später gestalt; ihren Willen erfuhr man an Orakelstätten,
Menander) entstand; Pindar und Bakchylides unter denen Delphi als die höchste Instanz galt. Das
erneuerten das Chorlied. Seit Ende des 5. Jh. v. Chr. Opfer- und Festwesen war reich ausgebildet. Eine
entwickelte sich die Prosa: Geschichtsschreibung große Rolle spielten die Mysterienkulte (Eleusis), die
(Herodot, Thukydides), Rhetorik (Isokrates, für die Entwicklung des griech. Jenseitsglaubens
Demosthenes), philosoph. Dialog (Platon, Aristote- entscheidend wurden. Der urspr. Glaube nahm im
les). Nach 300 v. Chr. beherrschte überhaupt die wiss. Hades (Tartaros) nur ein schattenhaftes Weiterleben
Prosa die g. L. (Historiker: Polybios, Plutarch; an, behielt das Elysium den Heroen vor.
Geograf: Strabo; Philosophen: Panaitios, Poseidonios, grchische Sprache und Schrift. Das Grie-
Epiktet; Medizin: Galen; Grammatik: Apollonios chische ist ein Zweig des indogerman. Sprachstam-
Dyskolos; Astronomie, Astrologie, Geografie: mes. Es wurde in Griechenland und den griech.
Ptolemaios u. a.). Gleichzeitig entstand als neue Kolonien (Kleinasien, Süditalien usw.) gesprochen
unterhaltende Form der Roman (Aristides von Milet, und in der um 400 v. Chr. aus der Mundart von Attika
Heliodor, Longos). Die Satire fand in Lukian ihren (Athen) entwickelten Schriftsprache die Weltsprache
geistreichsten Vertreter. Träger der g. L. waren seit (Koine) des Altertums. Das Neugriechische ist in
hellenist. Zeit vielfach Nichtgriechen. – Zur Aussprache und Formenstand verändert, enthält z. T.
Entwicklung in der Neuzeit → neugriechische auch türk. Elemente.
Literatur. Grg, Edvard, norweg. Komponist, * 1843, † 1907;
grchische Philosoph, die Philosophie im Klavier-, Orchesterwerke, Bühnenmusik zu H. Ibsens
griech. Sprachraum vom 6. Jh. v. Chr. bis zur Zeit des »Peer Gynt« (1874/75).
Hellenismus. Die ion. Naturphilosophen (Thales von Grshaber, HAP (eigtl. Helmut Andreas Paul), dt.
Milet, Anaximander, Anaximenes) suchten nach Grafiker, * 1909, † 1981; Farbholzschnitte mytholog.,
einem Urstoff; so leitete z. B. Thales alle Dinge vom religiösen oder polit. Inhalts; Hauptwerk: »Totentanz
Wasser her. Pythagoras und seine Anhänger sahen von Basel« (1966).
das Wesen der Welt in der Zahl. Die Eleaten Grillen, Grabheuschrecken, Familie der Geradflügler-
(Xenophanes von Kolophon, Parmenides, Zenon d. Ä.) gruppe Springschrecken; sehr rasche Läufer, haben
fragten nach dem unveränderl. Sein und ersetzten Hör- und Schrillwerkzeuge (sie zirpen), ernähren
den Polytheismus durch den Pantheismus. Heraklit sich von tier. und pflanzl. Kost. Feld-G., schwarz, 2,5
und Empedokles suchten nach den bewegenden cm lang, in Erdröhren; Haus-G. oder Heimchen, grau,
Kräften des Kosmos. kleiner, in alten Häusern. Garten- und Wiesenschäd-
Leukippos von Milet und ling ist die Maulwurfs-G., 4 cm lang.
Demokrit fassten zuerst den Grllparzer, Franz, österr. Dichter, * 1791, † 1872;
Gedanken des Atoms. Die verband in seinen Stücken das Erbe des österr. und
Sophisten (z. B. Protagoras) span. Barocks mit Elementen der Romantik und v. a.
verbreiteten als aufklärer. der dt. Klassik. Trauerspiele: u. a. »Das Goldene
Redner Regeln der Lebens- Vließ« (Trilogie, 1822), »König Ottokars Glück und
klugheit. Sie und Sokrates, Ende« (1825), »Des Meeres und der Liebe Wellen«
dessen Lehren vom richtigen (1840), »Ein Bruderzwist in Habsburg« (hg. 1872),
Denken und sittl. Leben von Märchendrama: »Der Traum ein Leben« (1840),
großer Wirkung waren, Lustspiel: »Weh dem, der lügt« (1840). Autobiogra-
machten menschl. Probleme fisch getönte Novelle: »Der arme Spielmann« (1848).
zum philosoph. Thema. In Grimldi, Fürstenhaus von Monaco.
Sokrates' Schüler Platon und Grmm, Jacob und Wilhelm, deutsche Sprach- und
dessen Schüler Aristoteles Altertumswissenschaftler, * 1785, † 1863 und * 1786,
erreichte die g. P. ihre † 1859. Die beiden Brüder bildeten im Leben wie in
Vollendung. Sie prägte die ihren Forschungen eine fast untrennbare Einheit
Grundthemen und die Begriffe (Jacob an Wilhelm 1805: »Wir wollen uns einmal nie
der abendländ. Philosophie trennen«), sodass man sie weltweit meist nur als die
entscheidend. »Brüder Grimm« kennt. Während ihres Jurastudiums
grchische Religin, in ihren entdeckten sie ihr umfassendes Interesse an
Anfängen v. a. Verehrung der deutschen Altertümern, besonders der mündlich
Naturkräfte, die als persönl. überlieferten Kultur des »Volks«. Sie spiegele in ihrer
Götter gedacht wurden. Aus Ursprünglichkeit den Volkscharakter (Herder), sei der 353
dem Chaos entstanden Uranos christlich-humanistischen Schriftkultur romanischer

Grimm G
G Grimmelshausen
354 Prägung ebenbürtig und müsse vor dem
Vergessen gerettet werden. Tatsächlich stützten
sich die Grimms jedoch bei all ihren Unterneh-
mungen kaum auf mündliche Erzählungen,
sondern auf vergessene schriftliche Überlieferun-
gen, vor allem aus dem Mittelalter und der Frühen
Neuzeit. Dies gilt gerade auch für die »Kinder-
und Hausmärchen«, die die Grimms weltberühmt
und zu einem Markenzeichen machten. In sieben
Auflagen (1812/15 bis 1857) entwickelte vorrangig
Wilhelm den ihm angemessen scheinenden
»volkstümlichen« Ton, durch den aus den
eher schmucklosen Urtexten kleine
Sprachkunstwerke wurden.

VOR DEM AUS?


Grmmelshausen, Johann (Hans) Jacob
Christoph v., dt. Dichter, * um 1622, † 1676;
größter dt. Erzähler des 17. Jh., Roman »Der
Abentheurliche Simplicissimus Teutsch«
(1669), ein Zeitgemälde aus dem Dtl. des
Dreißigjährigen Krieges.
ROTE TELEFONZELLEN – werden Grndelwald, Luftkurort, Wintersportplatz im
wegen zunehmender Handynut- Berner Oberland, Schweiz, 1040 m ü. M.
zung unrentabel. Bürger können Grippe, Influnza, epidemisch, endemisch oder
aber für 500 Pfund im Jahr eine pandemisch auftretende, akute Infektionskrank-
Zelle »adoptieren« heit, meist durch Tröpfcheninfektion übertragen;
Erreger ist das Influenzavirus. Zeichen:
ROTE DOPPELDECKERBUSSE – seit Schüttelfrost, Fieber, Kopf- und Gliederschmer-
1954 im Dienst, werden sie in zen, Schnupfen, Husten. Die G. kann anderen
London zunehmend durch Krankheiten (Lungen-, Darm-, Hirnhautent-
modernere ein- und zweistöckige zündung) den Weg bereiten. Behandlung:
Busse ersetzt Bettruhe, Fiebermittel, Halswickel, Waden-
packungen; bei bakterieller Sekundärinfektion
SCHWARZE TAXIS – die Wagen, die Antibiotika; Impfung.
man jederzeit auf der Straße Gripshlm, von Gustav I. Wasa 1537 ff. erbautes
anhalten kann, bekommen durch Schloss am Mälarsee, Schweden.
sogenannte Minicabs, die Grisham [ˈgrɪʃəm], John, amerikan. Schriftsteller,
telefonisch oder über das Internet * 1955; schreibt im Justizmilieu angesiedelte
gebucht werden müssen, Unterhaltungsromane (»Die Firma«, 1991).
Konkurrenz Grizzlybär, Grslibär [ˈgrɪzlɪ-; engl. »grau«], → Bären.
Grdner Tal, ital. Vl Gardna, Tallandschaft in
Grödner Tal GRöG

»LAST ORDER, PLEASE« – mit den Südtiroler Dolomiten, Italien, Zentren: Sankt
Aufhebung der frühen Sperrstunde Ulrich und Wolkenstein; überwiegend ladinisch
im Jahr 2005 entfällt in den Pubs sprechende Bev.; Holzschnitzarbeiten.
das Klingeln zur letzten Runde um Gromko, Andrei, sowjet. Diplomat, * 1909, † 1989;
22:45 Uhr 1943–46 Botschafter in Washington, 1952/53 in
London, 1957–85 Außenmin., 1985–88 Staats-
oberhaupt.
Grnau (Westf.), Stadt in NRW, nahe der
niederländ. Grenze, 45 800 Ew.; Urananreiche-
rungsanlage.
Grnemeyer, Herbert, dt. Schauspieler und
Rocksänger, * 1956; begann als Pianist und
Bühnenmusikschreiber, wirkte in Kino- und
Fernsehfi lmen mit (u. a. »Das Boot«, 1981), ist seit
Mitte der 1980er-Jahre mit deutschsprachigen
Rocksongs erfolgreich, die sich durch anspruchs-
volle Texte und ungewöhnl. Arrangements
auszeichnen.
Groningen [ˈxroːnɪŋə], Prov.-Hptst. im NO der
Niederlande, 179 200 Ew.; Univ.; kath. Bischofssitz;
dekonstruktivist. Kunstmuseum (1994);
Kanalverbindungen, Handel (Getreidebörse),
chem. und metallverarbeitende Ind.; . – G. war
Mitglied der Hanse.
GRI
Grnland, grönländ. Kalaallit Nunaat, dän. Grønland,
dän. Insel im Nordpolargebiet, größte Insel der Erde,
die Orkney- und Shetlandinseln an, im NW die Hebri-
den, im W liegt Irland. Klima: ozeanisch geprägt,
GRO
2 166 086 km 2, 57 000 Ew. (meist Grönländer, mit mild, feucht, häufig starke Nebel. G. ist waldarm, hat
Europäern vermischte Eskimos); Hptst. Nuuk (dän. Heiden, Moore, Wiesen (im S Parklandschaft).
Godthåb). G. ist bis auf einen Küstensaum von einer Bevölkerung. Den größten Anteil an der Bev. haben
Eiskappe (bis über 3000 m dick) bedeckt; zahlreiche Engländer, ferner Schotten, Waliser und Iren;
Gletscher zum Meer hin; die Küste ist von Fjorden keltisch sprechende Bewohner in Wales, Hochschott-
zerrissen. Klima: arktisch; Pflanzen- und Tierwelt im land, auf der Insel Man; über 2 Mio. Schwarze und
Küstensaum, bes. im S (Birke, Erle, Polarweide, Asiaten. Religion: etwa 72 % Christen: rd. 44 %
Wacholder; Rentier, Fuchs, Hase), im N auch Anglikaner, rd. 13 % andere Protestanten (v. a.
Moschusochse, Polarwolf, Lemming. Fischerei, Reformierte), rd. 9,5 % Katholiken. Andere: Muslime
Robben- und Walfang, Schafzucht;  auf Kryolith, (2,8 %), Hindus (1,0 %), Sikhs (0,6 %), Juden (0,5 %),
Blei, Zink. Haupthafen ist Nuuk, wichtiger  Søndre Buddhisten (0,3 %).
Strømfjord (W-Küste); USA-Luftstützpunkt Thule im Wirtschaft. Wirtschaftlich bestimmend ist neben
NW. Am 1. 5. 1979 erhielt G. Selbstverw. mit eigenem dem Dienstleistungssektor die Industrie. Die
Parlament und eine von diesem gewählte Reg. 2009 Landwirtschaft ist von hoher Produktivität, bed.
trat ein neues Autonomiestatut in Kraft, das die Viehzucht (bes. Schafe) und Fischerei. Förderung von
grönländischen Befugnisse hinsichtlich des Justiz- Erdöl und Erdgas aus der Nordsee; Gewinnung von
und Polizeiwesens sowie der Nutzung von Boden- Kaolin und Salz. Nach dem Rückgang der Textil- und
schätzen erweiterte. Grönländisch erhielt den Status Hüttenind. gehören v. a. die chem., Elektronik-,
einer offiziellen Landessprache. Hochtechnologie- und die metallverarbeitende Ind.
Grpius, Walter, dt. Architekt, Ind.-Designer, * 1883, zu den Wachstumsbranchen. London ist ein bed.
† 1969; gründete 1919 das Bauhaus; arbeitete 1937–53 Platz im internat. Kapital- und Versicherungs-
in den USA; betont blockartige, streng geometr. geschäft. Ausfuhr: Maschinen und Fahrzeuge, Brenn-
Bauten, Ausbildung der Glas-Beton-Bauweise. stoffe, chem. Produkte. Haupthandelspartner:
Groschen [lat. grossus »dick«] der, 1) ehem. dt. EU-Länder und die USA.
Silbermünze, später Scheidemünze (= 1⁄24 Taler in Verkehr. Gut entwickeltes Netz, bes. Straßen
Preußen, der Silber-G. im 19. Jh. = 1⁄30 Taler zu 12 (Autobahnnetz im Aufbau). Bedeutende Seeschiff-
Pfennig). – 2) in Österreich 1924–38 sowie ab 1945 bis fahrt; Luftverkehr. Wichtigste Seehäfen: London,
zur Einführung des Euro die kleinste Münze = 1⁄100 Grimsby und Immingham sowie Tees und Harlepool;
Schilling. wichtigster internat.  London-Heathrow. Neben
Grsny, Hptst. von Tschetschenien, Russland,
Grosny GROG den traditionellen Fährverbindungen zum Festland
im nördl. Vorland des Großen Kaukasus; etwa besteht seit 1994 ein Eisenbahntunnel zw. Dover und
216 000 Ew.; Univ.; vor Beginn der Tschetschenien- Calais.
kriege wichtiges Ind.-Zentrum mit v. a. petrochem. Geschichte. Etwa seit der Mitte des 1. Jt. v. Chr.
Ind.; in den beiden Tschetschenienkriegen (1994–96 dominierten keltische Stämme. Seit 43 n. Chr.
und 1999–2000) stark zerstört. eroberten die Römer das Gebiet des heutigen England,
das 85 n. Chr. römische Prov. wurde. Nach dem Abzug
Großbritnnien und der Römer eroberten die german. Angeln und Sachsen
Nordrland, amtl. Vereinigtes Königreich von den Hauptteil Großbritanniens. Harald II. unterlag als
G. u. N., engl. United Kingdom of Great Britain and letzter angelsächs. König 1066 in der Schlacht bei
Northern Ireland [jʊˈnaɪtɪd ˈkɪŋdəm əv greit ˈbrɪtn ənd Hastings Wilhelm dem Eroberer, Herzog der
ˈnɔːðn ˈaɪələnd], Kgr. auf den Brit. Inseln, umfasst das Normandie. Heinrich II. Plantagenet (Anjou-Planta-
eigentl. G. (England, Wales, Schottland) und auf genet) zwang Wales, Schottland und Irland, seine
Irland (→ Nordirland), 242 900 km 2 (mit Normann. Oberlehnshoheit anzuerkennen, und setzte seine
Inseln und Insel Man), 61,6 Mio. Ew.; Hptst.: London; Ansprüche auf sein Erbe in Frankreich durch. Unter
Amtssprache: Englisch. seinen Söhnen Richard I. Löwenherz und Johann ohne
Verfassung. G. ist eine parlamentar.-demokrat. Land ging der Festlandbesitz an den frz. König Philipp
Erbmonarchie ohne geschriebene Verf., aber mit II. August verloren. Diese Schwächung benutzte der
Verf.-Gesetzen. Der Monarch ist zugleich Staatsober- Adel, dem König 1215 die Magna Charta aufzuzwin-
haupt, Haupt des Commonwealth of Nations und gen (ständ. Rechte). Im 13. Jh. entwickelte sich das
weltl. Oberhaupt der anglikan. Kirche. Die englische Parlament. Eduard III. erhob 1328
Legislative liegt beim Zweikammerparlament, Ansprüche auf den frz. Thron. Dies führte zum
bestehend aus Ober- (House of Lords) und Unterhaus Hundertjährigen Krieg (mit Unterbrechungen
(House of Commons). Die eigentl. Gesetzgebungs- 1338–1453) gegen Frankreich. Die zunehmende
befugnis obliegt dem gewählten Unterhaus. Die Reg. Schwäche des Königtums begünstigte den Ausbruch
unter Vors. des Premiermin. ist dem Parlament der Rosenkriege (1455–85) zw. dem Haus Lancaster
verantwortlich. (Wappen: rote Rose) und dem Haus York (Wappen:
Landesnatur. Den mittleren und südl. Teil der durch weiße Rose). Sie führten 1485 zur Inthronisierung von
viele Buchten und Mündungstrichter gegliederten Heinrich VII. aus dem Hause Tudor.
Hauptinsel nehmen England und das Bergland von Heinrich VIII. geriet wegen seiner Scheidung in Ggs.
Wales ein. England ist im W und in der Mitte z. T. zum Papst, trennte sich von Rom und machte sich
gebirgig, im Übrigen Hügel- und Tiefland. In zum Haupt der englischen Staatskirche. Elisabeth I. 355
Schottland überwiegt Gebirge. Im N schließen sich machte England zur prot. Vormacht. Die Auseinan-

Großbritannien und Nordirland G


G Großbritannien und Nordirland
356 dersetzung mit Spanien endete 1588 mit dem Imperialismus, der zu wachsenden Spannungen mit
Untergang der spanischen Armada. Als Elisabeth I. den Kontinentalmächten führte. Eduard VII. legte die
starb, wurde Schottland unter Jakob I. aus dem Hause Gegensätze mit Frankreich bei und schloss 1904 ein
Stuart in Personalunion mit England vereinigt. Im Bündnis, die Entente cordiale. Der dt. Angriff auf
Bürgerkrieg 1642–49 siegten die Puritaner unter Frankreich war für die Engländer der Anlass zum
Oliver Cromwell. England nahm die republikan. Eintritt in den 1. Weltkrieg. Das Ende des Krieges
Staatsform an. Cromwell warf die aufständ. Schotten brachte den Gewinn dt. Kolonien und vorderasiat.
nieder und eroberte Irland. 1660 stellte Karl II. das Gebiete der Türkei. Das Empire begann sich zu
Königtum wieder her. Durch die »Glorreiche lockern; an seine Stelle trat das Britische Common-
Revolution« (1688) wurde Wilhelm III. von Oranien wealth.
König. Dabei wurde die Macht des Königs 1689 durch Auf die Machtansprüche Hitlers reagierte die
die Bill of Rights begrenzt. Im Span. Erbfolgekrieg englische Politik unter N. Chamberlain zuerst
gelang eine Schwächung Frankreichs. zurückweichend (Appeasement-Politik). Als die dt.
Unter Königin Anna (Stuart) wurden England und Truppen 1939 in Polen einmarschierten, erklärte G.
Schottland 1707 zu Großbritannien vereinigt. Die den Krieg an Dtl., der unter der Führung W. Churchills
Dynastie Hannover begann mit Georg I. (1714–24). siegreich beendet wurde. Nach dem Ende des 2.
Georg II. (1727–60) konnte den See- und Kolonialwett- Weltkriegs wurde der Neuaufbau des Landes der
streit mit Frankreich zu seinen Gunsten entscheiden Labour Party übertragen, deren Führer C. Attlee 1945
(Gewinn Kanadas und Vorderindiens). Georg III. Premiermin. wurde. In den Nachkriegsjahren gingen
(1760–1820) trug Mitschuld am Verlust der nordame- Birma, Palästina und endgültig Irland (Freistaat)
rikan. Kolonien. Frankreich und der Machtanspruch verloren; G. verlor in zunehmendem Maße die
der Französischen Revolution wurden in den Vorherrschaft im Commonwealth. Indien, Pakistan
Koalitions- und Befreiungskriegen niedergerungen. und Ceylon wurden unabhängig.
Mit der Thronbesteigung der Königin Viktoria (1837) 1952 folgte Königin Elisabeth II. ihrem Vater Georg VI.
begann das »Goldene Zeitalter« für G. (Viktorianische 1951 kamen die Konservativen an die Reg. (bis 1955 W.
Ära). Die Konservativen, von 1885 bis 1905 mit kurzen Churchill, bis 1957 A. Eden, bis 1963 H. Macmillan, bis
Unterbrechungen an der Reg., verfolgten einen 1964 A. Douglas-Home). Seit 1964 stellte die Labour

DER
SPRACHTÜFTLER ORG
E
SUPERLATIVE - G TEFEND
FRIEDRIC H GRO
Fleiß und Hartnäckigkeit zeichneten ihn aus, den großen Unbekannten der deut-
schen Altertumsforschung. Der 1775 in Hann. Münden geborene Sohn eines
Schuhmachermeisters schaffte innerhalb weniger Wochen das, was anderen Orien-
talisten und Sprachforschern mehr als 100 Jahre lang nicht geglückt war, nämlich
die Entzifferung der ersten zehn von 36 Lautzeichen der altpersischen Keilschrift.
Ausgangspunkt war, so will es die Überlieferung, die Wette mit einem Freund: Ob
man in der Lage sei, die Schrift einer unbekannten Sprache aus sich selbst heraus,
also ohne Kenntnis des Inhaltes, zu entziffern? Grotefend, damals Hilfslehrer an der
Stadtschule in Göttingen, bejahte, sein Freund, der Bibliothekar Fiorillo, wettete
dagegen. Dass es 1802 gelang, war allerdings nicht das Ergebnis einer einfachen
Tüftelei, sondern basierte auf den Kenntnissen, die sich Grotefend mit seinem Stu-
dium der Theologie, der alten Sprachen und der Geschichte erworben hatte.

Nicht geschadet hat es wohl auch, dass er nebenbei ein großer Freund von Denk-
sportaufgaben war. Grotefend nahm sich eine Inschrift aus Persepolis vor, die sich über dem Relief eines Königs befunden
hatte. Sie war in den drei bis dahin unbekannten Sprachen Altpersisch, Elamisch und Babylonisch verfasst. Grotefend setzte
voraus, dass diese Inschrift sowohl den Namen des Königs als auch das Wort für König selbst enthalten müsse. In einer An-
zahl von öfter wiederkehrenden Zeichengruppen wies er die Namen Dareios, Xerxes und Hystaspes sowie den alten persi-
schen Titel »König der Könige« nach. Wie bahnbrechend Grotefends Entdeckung war, lässt sich allein daraus ersehen, dass
zehn weitere Gelehrte rund 45 Jahre brauchten, um die restlichen 26 Lautzeichen zu entziffern.
GRO
Party die Reg. unter H. Wilson als Premiermin., die
1970 von den Konservativen unter E. Heath abgelöst
Grtenburg, Berg (386 m hoch) im Teutoburger Wald,
mit dem Hermannsdenkmal.
GRU
wurde. 1973 vollzog das Land den Beitritt zur EG. grotsk, fantastisch, verzerrt.
1974 übernahm die Labour Party unter Wilson die Grotske die, 1) übertreibende, witzige Erz. oder
Regierungsgeschäfte; 1976 wurde J. Callaghan Drama. – 2) Tanzkunst: verzerrte, unnatürl.
Premiermin., der 1979 von der Konservativen M. Bewegungen. – 3)  aus der Antike übernommenes
Thatcher abgelöst wurde. Sie betrieb eine strikt Rankenornament mit eingefügten Früchten, Blumen,
monetäre Wirtschaftspolitik, war 1982 in der krieger. Masken, Köpfen und Figuren.
Auseinandersetzung mit Argentinien um die Falk- Grtewohl, Otto, dt. Politiker (SPD, SED), * 1894,
land inseln erfolgreich und gewann die Unterhaus- † 1964; 1920–33 mehrfach braunschweig. Min.; 1946
wahlen von 1983 und 1987. Nachdem sie das Vertrauen Mitgründer der SED; seit 1949 Min.-Präs. der DDR.
ihrer Partei verloren hatte, trat M. Thatcher 1990 Grtius [niederländ. ˈxroːtsiːys], Hugo, niederländ.
zurück. Nachfolger wurde J. Major. Im Golfkrieg (1991) Jurist, Staatsmann, * 1583, † 1645. Vom Naturrecht
stellte Großbritannien nach den USA die größte westl. ausgehend, trat er für die Freiheit der Meere ein und
Militärstreitmacht. begründete das neuzeitl. Völkerrecht.
Nach einem spektakulären Wahlsieg der Labour Party Grubengas → Methan.
wurde 1997 T. Blair Regierungschef (Wiederwahl Grubenlampe, Geleucht, in der Hand oder am
2001). 1997 fiel Hongkong an China zurück; 1998 Schutzhelm tragbare Lampe des Bergmanns.
wurde eine Friedensregelung für Nordirland gefunden. Grubenwurm, Hakenwurm, im Dünndarm des
Im Mittelpunkt der Außenpolitik standen seit 2001 die Menschen schmarotzender Fadenwurm, der
militär. Engagements aufseiten der USA in Afgha- Blutverluste erzeugt (Ankylostomiasis).
nistan und Irak. 2005 gewann die Labour Party unter Grn, Anastasius, eigtl. Anton Graf von ersperg,
Führung von Blair erneut die Wahlen. Im selben Jahr österr. Dichter, * 1806, † 1876; polit. Gedichte (u. a.
wurde London zum Ziel einer Serie von Terroranschlä- gegen Metternich), humorist. Epen.
gen. Blair trat 2007 als Premiermin. zurück. Grnbein, Durs, dt. Schriftsteller, * 1962; Großstadt-
Nachfolger wurde der bisherige Schatzkanzler G. lyrik (u. a. »Grauzone morgens«, 1988; »Nach den
Brown, dessen Reg. im Zuge der Auswirkungen der Satiren«, 1999) und Essays. Georg-Büchner-Preis 1995.
internationalen Finanzmarktkrise einschneidende Grünberg, Peter, Physiker, * 1939; kam 1972 an das
GrünbergGRüG

Maßnahmen zur Stützung des brit. Bankensystems Inst. für Festkörperforschung des Forschungszen-
ergreifen musste. Nach dem Sieg der Konservativen bei trums Jülich. Seine Entdeckung des Riesenmagneto-
den Unterhauswahlen 2010 wurde D. Cameron neuer widerstandseffekts (engl. GMR-Effekt) ermöglichte in
Premiermin. Er bildete eine Reg. mit den Liberal den 1990er-Jahren den Durchbruch zu Gigabyte-
Democrats. Damit wurde das Land erstmals seit 1945 Festplatten. Außerdem legte er den Grundstein für
wieder von einer Koalition regiert. das Forschungsgebiet der Spintronik. – Zahlreiche
Großdeutsche, in der Frankfurter Nationalversamm- Ehrungen; für die Entdeckung des GMR-Effekts
lung 1848/49 (später auch in Österreich) die Anhänger erhielt G. 2007 zusammen mit A. Fert den Nobelpreis
eines geeinten Dtl. mit Einschluss Österreichs (ohne für Physik.
dessen nichtdt. Nationalitäten); polit. Gegner der Grünberg i. Schlesien, Stadt in Polen, Zielona Góra.
Kleindeutschen, die ein von Preußen geführtes Dtl. Grundbuch, i. d. R. vom Amtsgericht als G.-Amt
ohne Österreich erstrebten. geführtes Buch, in das alle Beurkundungen über
Großer Bär,  → Bär. Rechtsverhältnisse an Grundstücken aufgenommen
Großer Kurfürst, Beiname für Friedrich Wilhelm von werden und das jeder, der ein berechtigtes Interesse
Brandenburg, → Friedrich. nachweist, einsehen kann. Die urkundl. Änderungen
Grße Sn, die 5 großen zusammenhängenden Seen
Große Seen GROG der Rechtslage des Grundstücks treten grundsätzlich
zw. Kanada und den USA, durch den Sankt-Lorenz- erst mit der Eintragung ins G. ein.
Strom mit dem Atlant. Ozean verbunden: der Obere, Grund|eis, an der Flusssohle gebildetes, durch
Huron-, Michigan-, Erie- und Ontariosee, zus. rd. Auftrieb nach oben gebrachtes Eis.
246 500 km 2 (größte Binnensüßwasserfläche der Erde). Grund|erwerbsteuer, bundeseinheitlich geregelte
Grßglockner der, höchster Berg Österreichs, in den Landessteuer auf den Erwerb von inländ. Grundstü-
Hohen Tauern, Hauptgipfel der Glocknergruppe, cken und darauf gerichtete Rechtsgeschäfte.
3798 m hoch, an seinem Fuß der 9 km lange Gletscher Gründerzeit, Gründerjahre, i. e. S. die Jahre 1871–73,
Pasterze; G.-Hochalpenstraße zw. Fuscher Tal als die frz. Kriegsentschädigung in Dtl. eine
(Salzburg) und Mölltal (Kärnten), 47,8 km lang. ungesunde Spekulation hervorrief, i. w. S. die Zeit von
Großherzog, Fürst im Rang zw. König und Herzog; etwa 1870 bis 1890.
nur noch in Luxemburg. Grndgens, Gustaf, dt. Schauspieler, Regisseur,
Großmeister, der Obere eines Ritterordens. Theaterleiter, * 1899, † 1963; 1934–37 Intendant des
Großmogul der, Titel der muslim. Herrscher Indiens Staatl. Schauspielhauses Berlin, 1937–45 General-
1526–1858. intendant des Preuß. Staatstheaters, 1947–55 des
Großwesir der, in islam. Ländern der leitende Düsseldorfer, 1955–63 des Hamburger Dt. Schauspiel-
Minister, bes. in der Türkei (bis 1922). hauses; schuf beispielhafte Inszenierungen (»Faust I«).
Grosz [grɔs], George, eigtl. Georg Ehrenfried G.; dt. Grundgesetz, Verf. eines Staats, bes. die Verf. der
Maler, Zeichner, * 1893, † 1959; geißelte in karikieren- Bundesrep. Dtl. vom 23. 5. 1949 (Abk. GG).
den Zeichnungen Militarismus und Bourgeoisie; Grundherrschaft, Form des mittelalterl. Großgrund- 357
Porträts von psychol. Schärfe. besitzes. Der Grundherr war Gerichtsherr seiner

Grundherrschaft G
G Grundlagenforschung
358 leibeigenen Bauern (Grundholde, Hintersassen), die von Organen. Dort, wo viel Glucose umgesetzt wird,
bestimmte Abgaben und Dienste zu leisten hatten. braucht das Gehirn viel Energie, ist also besonders
Grundlagenforschung, Erforschung der Prinzipien aktiv. Da sich aber eine quantifizierbare Kalorienmen-
einer Wiss., bes. der Mathematik und der exakten ge für verschiedene Denksportaufgaben nicht
Naturwiss.; i. w. S. die (zunächst) nicht anwendungs- bestimmen lässt, sollte man doch lieber joggen oder
bezogene Forschung. tanzen, wenn man abnehmen möchte.
Grün|donnerstag, Donnerstag vor Ostern,
Gedächtnistag der Einsetzung des hl. Abendmahls.
Grundrechenarten, die 4 folgenden Rechenarten: Grundvertrag, Grundlagenvertrag, Vertrag vom Grundvertrag GRUG

Die Addition (»Zusammenzählen«) vermehrt eine 21. 12. 1972, in Kraft getreten am 21. 6. 1973, zw. der
Zahl (Summand) um eine oder mehrere andere Bundesrep. Dtl. und der DDR, über »gutnachbarl.
Zahlen (Summanden); Ergebnis: Summe. Die Beziehungen«; schloss Gewaltverzicht ein. Der »Brief
Subtraktion (»Abziehen«) vermindert eine Zahl zur dt. Einheit« der Bundesrep. Dtl. an die DDR sah
(Minuend) um eine oder mehrere Zahlen (Subtrahen- im G. keinen Widerspruch zum polit. Ziel der
den); Ergebnis: Differenz. Bei der Multiplikation Bundesrep. Dtl., die nat. Einheit in freier Selbst-
(»Vervielfältigung«) wird eine Zahl (Multiplikand, bestimmung anzustreben.
Faktor) mit einer anderen (Multiplikator, Faktor) ver- Grundwasser, größere unterird. Wasseransammlung
vielfältigt; Ergebnis: Produkt. Bei der Division auf wasserundurchlässiger Schicht, in Form eines
(»Teilung«) wird eine Zahl (Dividend) durch eine unterird. Sees oder G.-Stroms. Seine Oberfläche ist
andere (Divisor) geteilt; Ergebnis: Quotient. der G.-Spiegel.
Grundrechte, unantastbare Rechte des Einzelnen auf Grüne, Die Grünen, polit. Partei in der Bundesrep. Dtl.,
Grüne GRüG

Freiheit von staatl. Eingriff; in vielen Verf. einzeln gegr. 1980 durch Zusammenschluss versch.
angeführt und näher festgelegt, z. B. Glaubens-, regionaler Gruppen sowie der »Grünen Aktion
Versammlungsfreiheit. (→ Menschenrechte) Zukunft«. Prinzipien: »ökologisch – sozial – basisde-
Grundschuld,  Grundstücksbelastung, bei der das mokratisch – gewaltfrei«. Vertreten in versch.
Grundstück für eine bestimmte Summe haftet Länderparlamenten und im Europ. Parlament,
(§ 1 191 BGB). Im Unterschied zur Hypothek setzt die 1983–90 im Bundestag. 1993 Zusammenschluss mit
G. eine Forderung nicht voraus. dem → Bündnis 90 zu → Bündnis 90/Die Grünen.
Grundschule, gemeinsame Pflichtschule für alle grüner Star, Augenkrankheit, → Star.
Kinder, in Dtl. die ersten 4 oder 6 Schuljahre Grnewald, Matthias, eigtl. Mathis Gothart Nthart
umfassend. oder Nthart, dt. Maler, * um 1470/1480, † 1528;
Grundsicherung, Leistung 1) zur Vermeidung von neben A. Dürer der bedeutendste Maler der
Altersarmut und bei Erwerbsminderung (§§ 41 ff. Spätgotik. Hauptwerk ist der Isenheimer Altar
SGB XII), der Sozialhilfe vorgelagert, 2) für erwerbs- (zw. 1512 und 1516).
fähige Hilfsbedürftige, v. a. → Arbeitslosengeld II . Grünspan, Kupferacetat, bildet sich als grüner
Grundsteuer, Gemeindesteuer auf Grundbesitz Überzug auf Kupfer durch Lufteinwirkung, auch
(bebaute und unbebaute Grundstücke, Eigentums- beim Kochen saurer Fruchtsäfte; giftig.
wohnungen); die G. A wird auf Betriebe der Land- und Gruppe 47, eine lockere Vereinigung von Schriftstel-
Gruppe 47 GRUG

Forstwirtschaft erhoben, die G. B auf den nicht lern und Kritikern, 1947 entstanden auf Initiative
landwirtschaftlich genutzten Grundbesitz. von H. W. Richter, A. Andersch, W. Kolbenhoff u. a.
Grundtvig [ˈgrondvi], Nikolaj Frederik Severin, dän. Ihre Gemeinsamkeit bildete kein literar. Programm,
Geistlicher, Dichter, * 1783, † 1872; gründete die erste sondern ergab sich, auch vor dem Hintergrund der
Volkshochschule (1844). Erfahrung des Nationalsozialismus und des Zweiten
Weltkrieges, aus einer in den Grundzügen über-
Grundumsatz, Bez. für die Energiemenge,
Grund|umsatz GRUG einstimmenden politisch-zeitkrit., antiautoritären
die der Körper in völliger Ruhe und Nüchternheit bei Einstellung; wechselnde Teilnehmer, u. a. Ingeborg
einer Umgebungstemperatur von 20 °C verbraucht, Bachmann, H. Böll, G. Eich, H. M. Enzensberger,
um seine Grundfunktionen aufrechtzuerhalten. Der G. Grass, M. Walser. 1977 löste sich die Gruppe auf.
G. der Frau liegt um 10–15 % unter dem des Mannes. Grphius, Andreas, eigtl. A. Grf, dt. Dichter, * 1616,
Er hängt weiter von Alter, Gewicht, Körperober- † 1664; Trauerspiele; Lustspiele: »Herr Peter Squentz«
fläche, Muskelmasse und Gesundheitszustand ab. (1657/58), »Horribilicribrifax« (1663); bed. Barock-
lyriker.
Abnehmen durch Denken? Grzimek [ˈgʒi-], Bernhard, dt. Zoologe, * 1909, † 1987;
Einfach zu handhabende Kalorienrechner gibt es für 1945–74 Direktor des Zoolog. Gartens Frankfurt am
nahezu alle Tätigkeiten, ob Tanzen, Joggen, Main; setzte sich für den Naturschutz und die
Schwimmen oder Dirigieren. Für manchen Erhaltung frei lebender Tiere ein.
Bewegungsmuffel wäre es jedoch eine gute G-Schlüssel,  → Violinschlüssel.
Nachricht, wenn man auch ohne körperliche GSM [Abk. für engl. global system for mobile
GSMGSMG

Anstrengung, nur durch intensives Nachdenken, communication], internat. Standard für den
Kalorien verbrauchen könnte. Aber ist das wirklich digitalen Mobilfunk, der die Leistungsmerkmale
so? Dass die Tätigkeit des Gehirns Energie digitaler Funknetze (wie Anzahl der angebotenen
verbraucht, lässt sich mit Hilfe der Positronen-Emis- Sprechkanäle, belegbarer Frequenzen, des
sions-Tomographie darstellen, eines bildgebenden Übertragungsverfahrens) festlegt. GSM wird in Euro-
Verfahrens zur Sichtbarmachung des Stoffwechsels pa schrittweise von → UMTS abgelöst.
GRU
Guadalajara [gaðalaˈxara], Hptst. des mexikan. Staats
Jalisco, 1,65 Mio. Ew.; Erzbischofssitz, mehrere Univ.,
Guericke [ˈgeːrikə], Otto v., eigtl. O. von Gricke, dt.
Naturforscher, * 1602, † 1686; ab 1646 Bürgermeister
GUI
Kathedrale (geweiht 1616); Bergbau, Industrie. von Magdeburg; erfand die Luftpumpe, untersuchte
Guadalcanal [gwɔdlkəˈnæl], größte Insel der die Erscheinungen des luftleeren Raums, baute die
Salomonen, 5336 km 2; 109 000 Ew.; 1942/43 von jap. erste Elektrisiermaschine.
und amerikan. Truppen hart umkämpft. Guerilla [geˈri(l)ja, span. »kleiner Krieg«] die, seit den
Guadalquivir [gaðalkiˈir] der, Fluss im südl. Spanien, span. Befreiungskämpfen 1808–14 gegen die frz.
657 km lang, mündet in den Golf von Cádiz. Besetzung unter Napoleon I. aufgekommene Bez. für
Guadeloupe, La G. [lagwaˈdlup], Inselgruppe der den Kleinkrieg, den irreguläre Einheiten der
Kleinen Antillen, frz. Überseedép., 1705 km 2, einheim. Bev. gegen eine Besatzungsmacht (oder
465 000 Ew. (meist Mulatten, Schwarze); Hptst. auch im Rahmen eines Bürgerkriegs) führen; auch
Basse-Terre. Zucker, Bananen, Rum, Kaffee, Kakao; Bez. für diese Einheiten selbst bzw. ihre Mitglieder
Tourismus; internat. . (in Südamerika auch Guerilleros genannt).
Guadina der, Fluss in Spanien und Portugal, 778 km Guernica y Luno [gerˈnika i ˈluno], bask. Grnika-
lang, mündet in den Golf von Cádiz, Stauseen mit Lmo, span. Stadt im Baskenland, 15 700 Ew.; 1937
Kraftwerken. durch die Legion Condor zerstört; weltberühmt das
Gam [engl. gwɔm], Insel der Marianen, im Pazif. Ozean, Gemälde »Guernica« (1937) von P. Picasso.
541 km 2, 166 000 Ew.; Hptst. Agaña. Marine- und Guernsey [ˈgəːnzɪ], brit. Kanalinsel, 63 km 2, 55 300 Ew.;
Luftwaffenbasis. G., ehem. spanisch, gehört seit 1898 Fremdenverkehr; Hauptort: Saint Peter Port.
den USA. 1941–44 von Japan besetzt. Guevara Srna [geˈara -], Ernesto, gen. Che Guevara,
Gunchen [-tʃ-], Guntschen, Urbewohner der Kanar. kuban. Arzt und Politiker argentin. Herkunft, * 1928,
Inseln; in der span. Bev. aufgegangen. † 1967; hatte maßgebl. Anteil an der revolutionären
Guangzhou [-dʒəʊ], chin. Stadt, → Kanton. Umgestaltung Kubas; 1959–61 Präs. der kuban.
Guann das, Purinbase der Nukleinsäure, eine der 4 Nationalbank, 1961–65 Industriemin. Kubas; seit
Basen des genet. Codes. 1966 in Bolivien als Guerillaführer, dort gefangen-
Guno der, v. a. aus Exkrementen von Kormoranen genommen und ohne Gerichtsurteil erschossen.
u. a. Seevögeln zusammengesetztes stickstoff- und Gggenheim-Museum, Museum für moderne Kunst
phosphorsäurehaltiges Düngemittel; v. a. an regen- in New York, gestiftet 1937 von dem amerikan.
armen Küsten Südamerikas (bes. Perus und Chiles). Unternehmer Solomon R. Guggenheim (* 1861,
Guantnamo, Prov.-Stadt im östl. Kuba, 209 300 Ew.;
Guantánamo GUAG † 1949). Das von F. L. Wright entworfene Museum
Zuckerfabriken u. a. Ind. 12 km südlich die Bucht von wurde 1959 eröffnet (Erweiterungsbau 1988–92).
G. (114 km 2); in dem dortigen USA-Flottenstützpunkt Größter Satellit des New Yorker Stammhauses ist das
wurde 2002 ein Internierungslager für Gefangene G.-M. in Bilbao (1997 eröffnet; Entwurf von F. O.
aus dem Antiterrorkrieg eingerichtet; das diesbezügl. Gehry).
Vorgehen blieb stark umstritten; im Januar 2009 Guillotine [gijɔˈtinə] die, nach dem frz. Arzt J. I.
Guillotine GUIG

ordnete US-Präsident Barack Obama an, das Lager Guillotin (* 1738, † 1814) benanntes Hinrichtungs-
binnen eines Jahres zu schließen, musste aber im gerät, bes. während der Französischen Revolution
November 2009 eine Verzögerung bei der Umsetzung verwendet.
des Vorhabens eingestehen. Guina [gi-], Rep. in W-Afrika, 245 857 km 2, 10,1 Mio. Ew.;
Guatemla, Rep. in Zentralamerika, 108 889 km 2, 14,0 Hptst.: Conakry; Amtssprache: Französisch;
Mio. Ew. (60 % Indianer, 30 % Mestizen); Hptst.: G.; Präsidialverfassung. Feuchte Küstenniederung, im
Amtssprache: Spanisch. Präsidialsystem. G. ist meist Innern Bergland (Nimbaberge, bis 1752 m), Regenwald
Hochgebirgsland, im S mit z. T. noch tätigen (im S), im SO Feucht-, im N und NO Trockensavanne;
Vulkanen (Tajamulco 4210 m ü. M.) und fruchtbaren wechselfeuchtes, trop. Klima; Bev. vorw. Fulbe,
Hochebenen (Kaffeeanbau); trop. Tiefland an den Malinke u. a., rd. 85 % Muslime; Anbau: Reis, Maniok,
Küsten. Gewinnung von Mahagoni und Harthölzern; Bananen, Ananas, Süßkartoffeln, Kaffee, Erdnüsse für
 auf Eisen, Kupfer, Blei u. a., Erdölförderung. den Export; Vieh- und Forstwirtschaft, Fischfang; 
Ausfuhr: Kaffee, Bekleidung, Zucker, Bananen. auf Bauxit, Eisenerz, Diamanten, Erdöl, Uranerz, Gold
Haupthandelspartner: USA, Mexiko. Haupthäfen: u. a.; Wasserkraftwerke; Aluminiumind., Verarbeitung
Santo Tomás de Castilla (Atlantik), Puerto Quetzal land- und forstwirtschaftl. Produkte; : Conakry und
(Pazifik); internat.  bei G. – G. wurde 1524 von den Kamsar (Bauxitexport); internat.  Conakry. – Ehem.
Spaniern unterworfen, 1821 Loslösung von Spanien; Reich der Fulbe; 1895–1958 Teil von Frz.-Westafrika,
seit 1838 selbstständige Rep.; im 20. Jh. wiederholt wurde G. 1958 unter Sékou Touré (Staatspräs. bis
diktator. Herrschaft der Militärs; Gewalt, Putschver- 1984; diktator. Herrschaft) unabhängig; 1984–95
suche, Guerillabewegungen; Bürgerkrieg (seit Ende Militärreg., danach zivile Herrschaft. Staatspräs.
der 1950er-Jahre) mit Friedensabkommen 1996 wurde 1984 L. Conté, der ein autoritäres Regime
beendet; Präs. ist seit 2008 A. Colom. errichtete. Nach seinem Tod 2008 übernahm erneut
Guatemla, Ciudd de G. [suˈðað -], Hptst. der Rep. G., das Militär die Macht
942 000 Ew.; bedeutendste Stadt Mittelamerikas; Guina-Bissu [gi-], Rep. in W-Afrika, 36 125 km 2,
G

5 Univ., Erzbischofssitz; Ind.; internat. . Antigua G. 1,6 Mio. Ew.; Hptst.: Bissau; Amtssprache: Portugie-
zählt zum Weltkulturerbe. sisch. Flachland, die Küste (Mangroven- und
Guayaquil [gajaˈkil], Hauptumschlaghafen von Regenwälder) ist durch tief ins Land eingreifende
Ecuador, 1,99 Mio. Ew.; mehrere Univ., Kathedrale; Ästuare und vorgelagerte Inseln gegliedert; 359
Erdölraffinerien, Eisengießerei; internat. . vorwiegend Feuchtsavanne; randtrop. Klima. Bev. aus

Guinea-Bissau G
G Guinness
360 rd. 25 Volksgruppen (Fulbe, Malinke u. a.); rd. 40 % (bis 1937). 1931 wurde die GMD zur staatstragenden
Anhänger traditioneller afrikan. Religionen, 50 % Partei erklärt. Im Chin.-Jap. Krieg (1937–45) wurde
Muslime, 10 % Christen. Anbau von Cashewnüssen auf Betreiben Mao Zedongs eine neue Einheitsfront
(Hauptexportgut), Reis, Mais u. a.; Öl- und Kokos- zw. der GMD und der KPCh gegen Japan gebildet.
palmenbestände; Küstenfischerei, Holzwirtschaft;  Nach der jap. Niederlage scheiterten die Verhand-
und internat. : Bissau. – Die ehem. Kolonie lungen über eine Koalitionsreg. mit der KPCh, und in
Port.-Guinea (seit 1879) wurde 1974 unter L. Cabral einem weiteren Bürgerkrieg (1945–49) wurden die
(Staatspräs. bis 1980) unabhängig. 1980 übernahm J. GMD und die von ihr gestellte Reg. durch die
B. Vieira die Macht. Auf äußeren und inneren Druck Kommunisten vom chin. Festland vertrieben; ihre
hin führte er 1991 ein Mehrparteiensystem ein. Nach Anhänger zogen sich nach Taiwan zurück, wo die
einem Bürgerkrieg musste Vieira 1999 ins Exil. In der GMD bis 2000 als führende Regierungspartei den
Folgezeit hielten die innenpolit. Auseinanderset- Präs. stellte. Bei den Wahlen 2008 konnte die Partei
zungen an. 2005 wurde Vieira erneut Staatschef. Nach das Präsidentenamt zurückgewinnen.
seiner Ermordung 2009 wählte die Bev. M. B. Sanhá Gurke die, kriechende oder rankende Gemüse- und
zum Nachfolger.. Salatpflanze der Familie Kürbisgewächse; mit gelben,
Guinness [ˈgɪnɪs], Sir Alec, brit. Schauspieler, * 1914, einhäusigen Blüten und saftiger Frucht (vielsamige
† 2000; Theater und Filme: »Adel verpflichtet« (1950), Großbeere). Unreife mittellange Früchte legt man zur
»Ladykillers« (1955), »Die Brücke am Kwai« (1957), Milchsäuregärung in Salzwasser (Salz- oder saure
»Krieg der Sterne« (1977). G.), schlanke sind Salat-G.; G. werden auch gekocht
Guise [giːz, auch gɥiːz], frz. Herzogsfamilie aus dem oder eingelegt als Essig-G. (Zucker-G.), als Senf-G.
Hause Lothringen (1527–1675), nach der Stadt G. an (bes. große, reife), als Pfeffer-G. (bes. kleine, junge).
der Oise; Gegner der Hugenotten.
Gül, Abdullah, türk. Politiker, * 1950; 1983–91 Grkha, Bez. für ein hinduist. Volk, das 1768/69
Finanzexperte bei der Islam. Entwicklungsbank in Nepal eroberte. Nach dem Sieg über Nepal erhielten
Djidda. Nach Funktionen für die islamist. Wohl- die Briten 1816 das Recht, hier für ihre eigene und
fahrtspartei (RP) gehörte er 1998 zum Reformflügel die indische Armee Söldner zu rekrutieren. Im
der Tugendpartei, nach deren Verbot Mitbegründer Zweiten Weltkrieg kämpften rd. 250 000 Gurkhas in
der AKP, 2003–07 Außenmin.; G. Wahl zum der britischen Armee, heute sind es nur noch 3400.
Staatspräs. 2007 hatte im Vorfeld zu schweren
innenpol. Auseinandersetzungen geführt. Sieg ohne Krieg
GLAG, Abk. für russ. Glawnoje Uprawlenije Lagerei, Ihre Tapferkeit und Disziplin sind legendär: Die
Hauptverwaltung des Straflagersystems in der nepalesische Kriegerkaste der Gurkhas kämpft seit
UdSSR 1930–55. In den Lagern waren Mio. von 200 Jahren in britischen Diensten. Seitdem spielten
Menschen unter inhumanen Bedingungen inhaftiert die für ihre Furchtlosigkeit und Loyalität geschätz-
und mussten schwerste Zwangsarbeit leisten. ten Krieger mit dem krummen Messer, dem Kukri,
Glbranssen, Trygve, norweg. Erzähler, * 1894, † 1962; eine wichtige Rolle in nahezu allen Feldzügen der
Romane (»Und ewig singen die Wälder«, 1933; »Das Briten. Ob in den Weltkriegen, in Birma, im Irak oder
Erbe von Björndal«, 1935). Afghanistan – stets haben sich die Gurkhas an
Glbransson, Olaf, norweg. Karikaturist, * 1873, vorderster Front hervorgetan. Ihren letzten Kampf
† 1958; Zeichner des »Simplicissimus«. indes führen nun manche vor Gericht. Gurkha-Vete-
Glda, Friedrich, österr. Pianist und Komponist, * 1930, ranen klagen auf gleichen Sold und Pensionen wie
† 2000; spielte neben Klassik auch Jazz. ihre britischen Kameraden sowie auf ein Bleiberecht
Gldin’sche Regeln [nach dem schweizer.
guldinsche RegelnGULG in Großbritannien. Letzteres haben sie 2009 – kampf-
Mathematiker P. Guldin, * 1577, † 1643], dienen der los – erreicht.
Berechnung des Rauminhalts und der Oberfläche von
Rotationskörpern.
Gmmersbach, Krst. in NRW, 52 636 Ew.; Maschi- Grsky, Andreas, dt. Fotograf, * 1955; zeigt in seinen
nen-, Elektroindustrie. großformatigen Farbaufnahmen die soziale
Günderde, Karoline von, dt. Dichterin, * 1780, Umgebung des Menschen.
† (Freitod) 1806; befreundet mit B. v. Arnim und Gürtelrose, Zster, Hrpes zster, schmerzhafte
C. Brentano; romant.-schwermütige Gedichte. Virusinfektion, die v. a. als Hauterkrankung im
Günsel der, Gattung der Lippenblütler. Kriechender G., Versorgungsgebiet meist nur eines Nervs auftritt; sie
violett blühende Wiesenstaude. entsteht durch Reaktivierung des Erregers der
Gnther, im »Nibelungenlied« der König der → Windpocken; betroffen ist überwiegend der Rumpf,
Burgunden; Gatte der Brunhild; mitschuldig an der mitunter auch das Gesicht.
Ermordung Siegfrieds.
Guomindang [chin. »Nationale Volkspartei«], Abk.
Guomindang GUOG
Gürteltiere, Bez. für eine Säugetierfamilie aus
GMD, Kuo-min-tang, 1912 von Sun Yat-sen gegr. chin. der Ordnung Zahnarme, die in Süd- und Mittelame-
Partei. Sie erlangte 1924 in S-China größere rika leben. Sie besitzen einen Schuppenpanzer aus
Bedeutung, als Sun Yat-sen sie mit Hilfe sowjet. Knochen und Horn sowie Grabkrallen und leben in
Berater umorganisierte und als Chiang Kai-shek eine selbst gegrabenen Höhlen. Arten: Riesen-G., bis
Armee aufbaute, mit der die GMD-Regierung nach 1,50 m; Kugel-G. können sich bei Gefahr einrollen.
1926 die Einheit Chinas wiederherstellte. 1927 Bruch Gru [Sanskrit »ehrwürdiger Lehrer«] der, geistl.
mit den Kommunisten; anschließend Bürgerkrieg Lehrer im Hinduismus und Sikhismus.
GRU
GUS, Abk. für → Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.
Gusenbauer, Alfred, österr. Politiker (SPÖ), * 1960;
Gutsherrschaft, Form des Großgrundbesitzes, vom
15. bis 19. Jh. in O-Mitteleuropa anstelle der
GYő
2000–08 Bundesobmann (Vors.) der SPÖ, 2007–08 Grundherrschaft; Kennzeichen ist neben dem
Bundeskanzler einer Großen Koalition. Landbesitz der Besitz der Ortsherrschaft; der
Gusseisen, in Formen vergießbares Eisen mit 2,5 bis Gutsherr war Obrigkeit im vollen Umfang.
4 % Kohlenstoff. Gttenberg, Karl-Theodor zu, dt. Politiker (CSU),
Gstav, 1) G. I., * 1496 oder 1497, † 1560 (König * 1971; Jurist; wurde 2008 Generalsekretär der CSU;
1523–60); gen. G. Wsa, befreite Schweden von der 2009 Bundesmin. für Wirtschaft und Technologie,
dän. Herrschaft, führte die Reformation ein. – 2) G. II. seit 2009 Bundesmin. der Verteidigung.
dolf, * 1594, † 1632 (König 1611–32); entriss den Gttler, Ludwig, dt. Trompeter, * 1943; virtuoser
Russen Ingermanland, den Polen Livland. Durch sein Interpret v. a. von Bläsermusiken des 17. und 18. Jh.;
Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg wurde er der gründete 1985 das Kammerorchester »Virtuosi
Retter des dt. Protestantismus; er besiegte 1631 Tilly Saxoniae«.
bei Breitenfeld, fiel 1632 in der Schlacht bei Lützen Guyna, Landschaft im nördl. Südamerika, zw.
gegen Wallenstein. – 3) G. III., * 1746, † 1792 (König Amazonas und Orinoko, rd. 1,5 Mio. km 2; an der
Wenn Gefahr
1771–92); kämpfte 1788–90 gegen Russland, wurde atlant. Küste trop.-feuchtes Tiefland (Regenwald),
auf einem Maskenball ermordet. – 4) G. IV. dolf, im Innern Gebirgsland (große Wasserfälle), z. T. droht, rollen
* 1778, † 1837 (König 1792–1809); Sohn von 3), Gegner Savanne. sich Kugelgür-
Napoleons I., wurde abgesetzt. – 5) G. V., * 1858, Guyna, Rep. in Südamerika, 214 969 km 2, 762 000 Ew. teltiere wie eine
† 1950 (König 1907–50); unter ihm war Schweden in (rd. 43 % Inder, 30 % Schwarze, 17 % Mulatten); über Kugel zusam-
beiden Weltkriegen neutral. – 6) G. VI. dolf, * 1882, 50 % der Bev. sind Christen, rd. 29 % Hindus, rd. 7 % men. Die harte
† 1973, 1950–73 König. Muslime; Hptst. Georgetown; Amtssprache: Oberfläche
Gstrow [-o], Krst. in Meckl.-Vorp., 31 100 Ew.; Englisch. – Im Küstenstreifen (Hauptsiedlungs- des spitzen
Fachhochschule, Ernst-Barlach-Stiftung (mit gebiet) am Atlantik Anbau von Reis, Zuckerrohr, Schwanzes und
Atelierhaus des Künstlers), Gertrudenkapelle (15. Jh.), Kokospalmen, Bananen u. a., im Landesinnern der Kopfpanzer
Schloss (1558–94); Zuckerfabrik, Maschinen- und Berg- und Hügellandschaften (Teil des Berglands von
bilden einen
Anlagenbau u. a. Industrie. Guyana bis 2 810 m hoch); trop. Klima.  auf Bauxit,
Verschluss, nur
Gtenberg, Johannes, aus der Mainzer Patrizierfami-
Gutenberg GUTG Gold, Diamanten, Mangan. Haupthandelspartner:
lie Gnsfleisch, Erfi nder der Buchdruckerkunst mit USA, Kanada, Großbritannien; Haupthafen und noch die Augen
bewegl. gegossenen Lettern, * um 1397, † 1468; internat.  Georgetown. – 1498 von Kolumbus und die Vorder-
errichtete in Mainz mit Johann Fust eine Druckerei. erkundet; wurde 1816 brit. Besitz (seit 1831 Kolonie füße mit ihren
In ihr ist die 42-zeilige lat. Bibel (G.-Bibel) entstanden Brit.-Guayana), 1928 Kronkolonie, 1966 unabhängige scharfen Krallen
(spätestens 1456 vollendet). parlamentar. Monarchie, 1970 Rep.; bis Ende der lugen hervor.
Gütergemeinschaft,  vertragl. Güterstand des 1980er-Jahre sozialist. Kurs. Staatspräs. ist seit 1999 Derart zusam-
ehel. Güterrechts (→ Eherecht). Die Vermögen der Ehe- B. Jagdeo. mengerollt sind
leute werden gemeinschaftl. Vermögen (Gesamtgut). Gwalior [ˈgwɑːlɪɔː], Stadt in Madhya Pradesh, Indien; die Weichteile
Gtersloh, Krst. in NRW, 96 300 Ew.; Erzeugung von 827 000 Ew.; Univ.; Industrie, Hindufestung mit an der Bauch-
Haushaltsgeräten, Medienindustrie. prächtigen Bauten (6. Jh.). seite kaum
Gütertrennung,  vertragl. Güterstand, bei dem die Gymnsium das, bei den alten Griechen die
angreifbar. Der
güterrechtl. Verhältnisse der Ehegatten durch die Gymnastikstätte, auch Mittelpunkt des geistigen
größte Feind der
Eheschließung nicht berührt werden. Lebens; heute Schule, die zur Hochschulreife führt.
Gymnstik [von griech. gymnos
Gymnastik GYMG
in einigen Re-
»nackt«] die, bei den alten gionen gefähr-
Griechen die Kunst der deten Tiere ist
Leibesübungen (Heben, der Mensch.
Stemmen, Geh- und Laufübun- Das Fleisch
gen, Ringen, Speerwerfen, der Kugelgür-
Diskuswerfen); heute Leibes- teltiere gilt als
übungen mit gesundheitl. und schmackhaft,
künstler. Zielen, oft mit Musik ihr Lebens-
(leistungssportlich:
raum – of-
→ rhythmische
fenes Grasland,
Sportgymnastik).
Savannen
Győr [djøːr], dt.
Győr GYŐG

Raab, Stadt und trockene


in Waldgebiete
NW- im mittleren
Ungarn, Südamerika –
129 000 wird kleiner.
Ew., an der
Raab;
Motoren-
bau; Dom 361
(12. Jh.).

Győr G
Herz
h

Heinrich IV.
Halo H
Hger Friedenskonferenzen, 1899 und 1907 auf Handelns« (1981); 2001 Friedenspreis des Dt.
Veranlassung Russlands in Den Haag abgehaltene Buchhandels; 2004 Kyōto-Preis für sein Lebenswerk.
Konferenzen der europ. und vieler außereurop. Habichte, bis 60 cm große Greifvögel, schlagen Vögel
Staaten. Hauptergebnis war die Haager Landkriegs- und kleinere Säugetiere im Überraschungsflug.
ordnung und die Errichtung des Ständigen Hbichtswald, Teil des Hess. Berglands, westl. von
Schiedshofs. Kassel, im Hohen Gras 615 m hoch.
Hger Landkriegsordnung, Abk. HLKO, Habilitatin die, Verfahren zum Erwerb der akadem.
Bestandteil der Abkommen der Haager Friedenskon- Lehrbefugnis (lat. »venia legendi«) an wiss.
ferenzen über Regeln und Gebräuche des Landkriegs; Hochschulen. Es besteht aus der Einreichung einer
z. T. veraltet, durch neuere Abkommen ergänzt wiss. Abhandlung (H.-Schrift), einer wiss. Ausspra-
(→ Genfer Konventionen). che im Rahmen des Fachbereichs oder der Fakultät
Hrdt die, Ostteil des Pfälzer Walds, Rheinl.-Pf., der (Kolloquium) sowie einem öffentl. Vortrag (Antritts-
nordwestl. Gebirgsrand der Oberrhein. Tiefebene, in vorlesung).
der Kalmit 673 m hoch; an den Vorbergen Wein- und Hbsburger, europ. Herrschergeschlecht, benannt
Obstbau (Dt. Weinstraße). nach der 1020 erbauten Stammburg Hbsburg im Kt.
Haare, fadenförmige Oberhautgebilde bei Mensch, Tier Aargau, Schweiz. Die ältesten Besitzungen der H.
und Pflanze. Der H.-Schaft steckt mit der H.-Wurzel im lagen in der Schweiz und im Elsass. König Rudolf I.
H.-Balg, in dessen unterstem Teil die Wurzelschwel- gewann 1282 Österreich und die Steiermark für die
lung (H.-Zwiebel) auf einem gefäß- und nervenreichen, H.; hinzu kamen Kärnten, Krain, Tirol, Freiburg im
birnenförmigen Wärzchen der Lederhaut (H.-Papille) Breisgau, Triest und Görz. 1438–1806 (außer 1742–45)
sitzt, die das Haar ernährt. Die Gesamtzahl der H. des waren die H. röm.-dt. Kaiser. 1482 erbten sie infolge
Menschen beträgt etwa 300 000–500 000; davon ihrer Heiratspolitik auch die Niederlande, 1506/16
entfallen etwa 25 % auf die Kopfbehaarung. Spanien, 1526 Böhmen und Ungarn. Sie teilten sich
Haargefäße, Kapillren, feinste, zw. Arterien (bzw. 1521 und 1556 in eine span. und eine österr. Linie; die
Arteriolen) und Venen (bzw. Venolen) eingeschaltete span. starb 1700 aus, die österr. im Mannesstamm
Blutgefäße, in denen der Stoff- und Gasaustausch mit 1740. Durch die Ehe der habsburg. Erbtochter Maria
den Körperzellen erfolgt. Der Mensch besitzt etwa Theresia mit Franz I. von Lothringen entstand das
40 Mrd. H. mit einer Oberfläche von 600 m 2. neue Haus Habsburg-Lothringen, das bis 1918 in
Österreich-Ungarn regierte, eine Nebenlinie bis 1859
Hrlem, Hrlem, Hptst. der niederländ. Prov. in der Toskana.
Nordholland, 150 000 Ew.; Kanalverbindung nach Hacker [engl. ˈhækə], computerbegeisterter, erfahrener
Amsterdam; Grote Kerk (15. Jh.), Rathaus (14. und Freak, der intensiv (auch zwanghaft) am Computer
17. Jh.), Museum; Zentrum der niederländ. Blumen- arbeitet, im Unterschied zum Cracker.
zwiebelzucht. Hckl, Georg (Schorsch), dt. Rennrodler, * 1966; u. a.
Hbakuk, einer der 12 Kleinen Propheten im A. T. Einsitzer-Olympiasieger 1992, 1994 und 1998;
Hbeas-Crpus-Akte [lat. habeas corpus »du sollst mehrfacher Weltmeister, Europameister und
den Körper haben«], engl. Verfassungsgesetz von 1679, Mannschafts-Weltmeister; Sportler des Jahres 1998.
wonach niemand ohne richterl. Haftbefehl verhaftet Hackman [ˈhækmæn], Gene, amerikan. Schauspieler,
oder ohne Haftprüfung in Haft gehalten werden darf. * 1930; Darsteller u. a. in »Bonnie und Clyde« (1967),
Hber, Fritz, dt. Chemiker, * 1868, † 1934; Erfinder des »French Connection« (1971), »Die Kammer« (1996),
H.-Bosch-Verfahrens zur Herstellung von Ammoniak »Absolute Power« (1997), »Das Urteil« (2003).
aus Stickstoff und Wasserstoff; von Bosch nutzbar Hcks, Peter, dt. Schriftsteller, * 1928, † 2003; schrieb
gemacht. Nobelpreis für Chemie 1918. Zeitstücke und Komödien, deren Stoffe der (DDR-)
Hbermas, Jürgen, dt. Philosoph und Soziologe, * 1929; Gegenwart, der Geschichte oder dem Mythos
Vertreter der Frankfurter Schule (krit. Theorie), entnommen sind (»Moritz Tassow«, 1965, u. a.); Hör-
entwarf u. a. eine »Theorie des kommunikativen und Fernsehspiele, Essays, Lyrik, Kinderbücher.
HAA
Hdes der, der griech. Gott der Unterwelt; auch die
Unterwelt selbst.
tel. – 3) Zwangsmittel gegen Zeugen, Schuldner.
H.-Befehl, die nur einem Richter zustehende schriftl.
HAG
Hadd, Zaha M., brit. Architektin irak. Herkunft, * 1950; Anordnung, eine Person zu verhaften (§ 114 StPO, § 901
ist mit ihren ungewöhnlichen Raumkonzepten eine ZPO). H.-Prüfung ist die von Zeit zu Zeit vorzuneh-
führende Vertreterin des Dekonstruktivismus. mende richterl. Nachprüfung, ob eine angeordnete
Hadramt, 30–60 km breite wüstenhafte Küsten-
Hadramaut HADH Untersuchungshaft aufrechtzuerhalten ist (§ 117 StPO).
region (Gebirge bis 2499 m) an der S-Küste der Arab. Statt der H.-Prüfung ist die gerichtl. H.-Beschwerde
Halbinsel und Prov. in Jemen. möglich (§§ 304, 310 StPO). Europ. H.-Befehl, justizielle
Hdrian, röm. Kaiser, * 76, † 138, Kaiser 117–138; Entscheidung in einem Mitgl.-Staat der EU, die die
betrieb die innere Festigung des Reichs, bereiste alle Festnahme und Übergabe eines Gesuchten durch
Provinzen; errichtete u. a. die Engelsburg. einen anderen Mitgl.-Staat bezweckt.
Hdrian, Päpste: Haftpflicht,  die → Haftung (Schadensersatz-
1) H. IV., * zw. 1110 und 1120, † 1159; Papst 1154–59, pflicht). H.-Versicherung, Versicherung gegen
einziger Papst engl. Nationalität. – 2) H. VI., * 1459, wirtschaftl. Nachteile, die sich aus einer H. ergeben
† 1523; Papst 1522–23, Erzieher Karls V. können; bes. wichtig für Personen, die aus Gefähr-
Hdrianswall, 122 bis etwa 136 auf Befehl Kaiser dungshaftung in Anspruch genommen werden
Hadrians angelegter Limes im N der röm. Prov. können; für Kraftfahrzeughalter Pflicht.
Britannia (heute im nördl. England); etwa 120 km Hftung, rechtl. Verpflichtung, für etwas einzustehen,
lang; von der UNESCO zum Welterbe erklärt. z. B. für Schulden oder für angerichtete Schäden.
Haeckel [ˈhɛkəl], Ernst, dt. Naturforscher, * 1834, Vertraglich können weitgehende H.-Beschränkungen
† 1919; erweiterte die Abstammungslehre um das vereinbart werden. Das Handelsrecht kennt
biogenetische Grundgesetz; materialist. Welt- Gesellschaftsformen, bei denen die H. auf das Tulpen, wie hier
anschauung (→ Monismus). Gesellschaftsvermögen beschränkt ist (z. B. vor der Blauen
Hafer der, Gattung der Getreidegräser; bes. verbreitet Aktiengesellschaft). Moschee in
ist der aus der Wildform Flug-H. entstandene Saat-H.; Hagebutte die, Schein- und Sammelfrucht versch. Istanbul, kom-
daneben Rau- oder Sand-H., Windhafer. Rosenarten, v. a. der Heckenrose.
men ursprüng-
Haff das, ehem., durch eine Nehrung abgeschnürte Hgen, Stadt in NRW, 192 000 Ew.; Eisen-, Stahl- u. a.
lich nicht aus
Meeresbucht mit Süßwasserzufuhr, z. B. Kurisches Industrie; Fernuniversität.
H., Frisches Haff. Hgenbeck, Carl, dt. Tierhändler, * 1844, † 1913; den Niederlan-
Hflinger, kleines, warmblütiges, fuchsfarbenes errichtete den Tierpark Stellingen bei Hamburg, den, sondern
Gebirgspferd der Alpenländer. leitete einen Zirkus. aus Zentral-
Hfnium das, Symbol Hf, chem. Element, sehr seltenes
Hafnium HAFH Hgen von Trnje, im »Nibelungenlied« das Urbild asien und galten
Metall; OZ 72, D 13,31 g/cm3, Fp 2227 ± 20 °C, Sp des treuen Gefolgsmanns, der für seine Königin als Lieblings-
4602 °C. Brunhilde Siegfried tötet. Er stirbt durch die Hand blumen der Sul-
Haft, 1) → Untersuchungshaft. – 2) Sicherungsmit-
Haft HAFH Kriemhilds. tane. In den
Niederlanden
des 17. Jahr-
hunderts ent-
stand um die
damals exo-
tische Pflanze
eine wahre Spe-
kulationsblase:
Tulpenzwiebeln
waren dort zeit-
weise wertvoller
als Gold. In
Haarlem fand
dieser Börsen-
rausch sein ab-
ruptes Ende, als
1637 kein Händ-
ler mehr in Tul-
pen investieren
wollte und der
Markt zusam-
menbrach.

363

Hagen von Tronje H


H Hagia Sophia
364 Hgia Sopha, türk. Ayasfya, Sophienkirche, schlüpfenden Embryonen her, bis nur ein Jungtier je
Krönungskirche der oström. Kaiser in Konstantino- Eileiter übrig bleibt. Bei der Geburt sind sie dann mit
pel (heute Istanbul), das Hauptwerk der byzantin. einer Länge von einem Meter und einem Gewicht von
Kunst; 532–537 unter Kaiser Justinian I. errichtet. etwa 20 kg schon sehr lebenstüchtig.
Nach 1453 Moschee, seit 1934 Museum (Weltkultur-
erbe).
Hague, Cap de la H. [- ˈaːg], Landspitze an der frz. Hile Selssie I., Kaiser von Äthiopien, * 1892, † 1975;
Kanalküste westl. von Cherbourg; Wiederaufberei- wurde 1928 König (Negus), 1930 Kaiser (Negusa
tungsanlage für Kernbrennstoffe. Negast); 1936–41 im Exil in Großbritannien; 1974
Häher, Gruppe von Rabenvögeln, z. B. Eichelhäher, vom Militär gestürzt.
Tannenhäher. Hainan, chin. Insel vor der S-Küste Chinas, 34 000 km 2,
Hainan HAIH

8,11 Mio. Ew.; Hauptort: Haikou.


Hhn, Otto, dt. Chemiker und Atomforscher, Hainbuche → Weißbuche.
* 1879, † 1968; arbeitete v. a. auf dem Gebiet der Haiphong [-f-], Haupthafen von Vietnam, 1,3 Mio. Ew.;
Radiumforschung und der Kernchemie. Er fand zus. große Docks und Werften; .
mit Lise Meitner zahlr. radioaktive Elemente, u. a. Hthabu, Handelsplatz der Wikinger südl. von
1917 das Protactinium, und entdeckte mit F. Straß- Schleswig (9.–11. Jh.); Wikingermuseum.
mann 1938 die Spaltung von Urankernen bei Hati, Rep. im W der Insel Hispaniola, im Bereich der
Neutronenbestrahlung (→ Kernspaltung), wofür er Westind. Inseln, 27 750 km 2, 10,0 Mio. Ew. (60 %
nach Kriegsende den Nobelpreis für Chemie des Schwarze, 35 % Mulatten; rd. 65 % Katholiken,
Jahres 1944 erhielt. eigentl. Volksreligion ist jedoch die Religion des
Hhnemann, Samuel, dt. Arzt, * 1755, † 1843; → Wodu); Hptst.: Port-au-Prince (2010 durch
Begründer der → Homöopathie. Erdbeben schwer zerstört); Amtssprachen:
Hahnenfuß, Gattung der H.-Gewächse (über 400 weit Französisch und Kreolisch. Präsidialverfassung. –
verbreitete Arten) mit mehr oder weniger giftigen Vier Gebirgszüge (bis 2680 m hoch) mit dazwischen-
Kräutern. Arten: Scharfer H., Wiesenunkraut, liegenden Becken und Ebenen; randtrop. Klima
gelbblütig; Kriechender H., gelbblütig, mit Ausläu- (Hurrikane); Anbau von Kaffee, Sisal, Zucker,
fern, an feuchten Orten; Asiat. H. (Kugelranunkel), Baumwolle, Kakao u. a., z. T. mit Bewässerung;  auf
Gartenzierpflanze; Wasser-H., weiß blühend, mit Bauxit. Ausfuhr: Kaffee, Bauxit, Sisal, Zucker.
haarfiedrigen Unterwasserblättern. Haupthandelspartner: USA. Haupthafen und
Hhnenkamm, 1) Höhenzug des Spessarts, bis 436 m Flughafen: Port-au-Prince. – H., seit 1697 frz., wurde
hoch. – 2) Berg bei Kitzbühel in Tirol, Österreich, 1804 unabhängige Republik. 1844 Absonderung des
1668 m hoch; jährlich internat. Skirennen. östl. Teils als Dominikan. Republik. 1915–34
Hder, Jörg, österr. Politiker, * 1950, † (Verkehrsunfall) Schutzherrschaft der USA. 1957–86 Diktatur der
2008; 1986–2000 Bundesobmann (Bundesvors.) der Fam. Duvalier; der 1990 gewählte Präs. J.-B. Aristide
FPÖ, 1989–91 und erneut seit 1999 Landeshaupt- wurde 1991 vom Militär gestürzt und ins Exil
mann von Kärnten; 2005–06 Vors. des von der FPÖ gezwungen, nach starkem internat., auch militär.
abgespaltenen BZÖ. Druck kehrte er 1994 zurück; seitdem Präsidialherr-
Haidken [ungar. »Treiber«], Heidcken, 1) ungar. schaft (Präs. 1996–2001 R. Préval; seit 2001 wieder
Söldner, erhielten 1605 eigenes Wohngebiet um Aristide). Eine Rebellion 2003/04 zwang Aristide
Debrecen, O-Ungarn. – 2) gegen die Türken abermals zur Flucht. Der UN-Sicherheitsrat
kämpfende Freischärler. entsandte eine Friedenstruppe (MINUSTAH). Präs.
Hfa, Hafenstadt in Israel, 272 000 Ew.; Univ., TH;
Haifa HAIH wurde 2006 erneut R. Préval. Nach dem Erdbeben von
Bibliotheken, Museen; Handels- und Ind.-Stadt; Zen- 2010 leisteten v. a. die USA umfangreiche Hilfe.
trum der Schwerind., größte Raffinerie des Landes; . Htink, Bernard, niederländ. Dirigent, * 1929; u. a.
1987–2002 Musikdirektor der Covent Garden Opera
Haifische, Haie, Bez. für bis 15 m lange Knorpel-
Haifische HAIH in London, ab 2002/03 Leiter der Sächs. Staatskapelle
fische, mit rd. 250 fast ausschließl. marinen Arten, Dresden.
meist Raubfische, mit unterständigem Maul und rück- Hjek, Otto Herbert, dt. Bildhauer, * 1927; † 2005;
wärts gerichteten Zähnen. Dem Menschen gefährlich abstrakte, z. T. begehbare Plastiken (»Raumknoten«)
ist z. B. der bis 9 m lange Weiß- oder Menschenhai. Spei- sowie »Farbwege«, die über Skulpturen, Fassaden,
sefische sind der bis 4 m lange Hammerhai der wär- Straßen und Plätze verlaufen; später auch Gemälde.
meren sowie Katzen- und Dornhai der europ. Meere. Hakenkreuz, altind. Swstika, Kreuz, dessen vier
gleich lange Balken rechtwinklig (Winkelmaßkreuz)
Kannibalen im Mutterleib oder bogenförmig gestaltet sind; urspr. altes
Viele Haie setzen zur Fortpflanzung auf eine innere Glücks- und Heilszeichen in Europa und Asien, selten
Brutpflege; bei ihnen entwickeln sich die befruchteten in Afrika und Mittelamerika; wurde Symbol
Eier in den paarigen Eileitern im Schutz des antisemit. Bewegungen, so des Nationalsozialismus,
mütterlichen Körpers. Beim Sandtigerhai und einigen der es in die staatl. Embleme übernahm.
anderen Arten wird dieser Schutz jedoch pervertiert, Hakenwurm, der → Grubenwurm.
denn unter den Jungen kommt es zu vorgeburtlichem Håkon [ˈhoːkɔn], 1) H. der Alte, * 1204, † 1263 (König
Kannibalismus. Zunächst ernähren sich die noch sehr 1217–63); erwarb Grönland, Island. – 2) H. VII., dän.
unfertigen Keimlinge von ihrem Dottersack, danach Prinz, * 1872, † 1957; 1905 nach Trennung Norwegens
machen sich die beiden ältesten über die weiteren von Schweden zum König gewählt.
HAG
Halal, [arab., »erlaubt«] das, dem Muslim nach den
islam. Normen erlaubtes Handeln, auch in Bezug auf
Halikarnssos, antike Stadt an der W-Küste
Kleinasiens, heute Bdrum; Grabbau (Mausoleum)
HAL
Essen und Trinken; im Ggs. zu Haram, dem des Mausolos (377–353 v. Chr.).
»Verbotenen«. Halal-Zertifi kate für entsprechende Hall [hɔːl], Edwin Herbert, amerikan. Physiker, * 1855,
Produkte des Handels haben in den letzten Jahren † 1938; entdeckte 1879 den H.-Effekt: In stromdurch- Die Atombom-
zugenommen. flossenen elektr. Leitern, die sich in einem zum Strom benabwürfe auf
Halbaffen, nächtlich aktive Säugetiere der Tropen; senkrechten Magnetfeld befi nden, entsteht Hiroshima und
Lemuren (Madagaskar), Fingertier (Madagaskar) und senkrecht zu Strom und Magnetfeld eine Spannung. Nagasaki führ-
Loris (Afrika). Hlle (Sle), kreisfreie Stadt in Sa.-Anh., Verw.-Sitz ten dem deut-
Halbblut das, Pferdezucht: u. a. Kreuzung zw. Vollblut des Saalkreises, 234 000 Ew.; Nationalstiftung der schen Chemi-
und Warmblut. Bundesrep. Dtl. für Kunst und Kultur (Bundeskultur- ker, der mit der
Hlberstadt, Krst. im nördl. Harzvorland, Sa.-Anh., stiftung), Univ., Dt. Akademie der Naturforscher
Entdeckung der
39 700 Ew.; Metall-, Fleischwarenind.
Kernspaltung
Bis 1998 im Wesentlichen Wiederauf-
bau und Sanierung der kriegszerstör- auch die Vo-
ten mittelalterl. Altstadt, got. raussetzungen
Stephansdom (13.–15. Jh.). – Das alte für die Bombe
Bistum H. kam 1648 als Fürstentum an geschaffen hat-
Brandenburg. te, gnadenlos
Halbleiter, Stoffe, deren elektr. die eigene Ver-
Leitfähigkeit viel geringer ist als die antwortung vor
von Metallen, aber mit steigender Augen. Fortan
Temperatur stark anwächst: Selen, setzte sich Otto
Germanium, Silizium, Kupferoxid. H.
Hahn gegen
können durch Dotierung (→ Akzeptor,
Atomwaffen ein:
→ Donator) gezielt verändert und dem
Einsatzzweck angepasst werden. In der Göttinger
Entweder überwiegen dann die Erklärung wand-
negativen Elektronen oder die te er sich 1957
positiven Löcher (Defektelektronen) mit 17 namhaf-
und damit die n- oder p-Leitung. ten Wissen-
H.-Bauelemente (→ integrierte schaftlern
Schaltung) sind die Grundlage der gegen die dro-
Mikroelektronik und Fotovoltaik. hende atomare
Halbmetalle,  Elemente, die metall. Aufrüstung der
wie nichtmetall. Eigenschaften Bundeswehr.
aufweisen, z. B. Bor, Silizium,
Den Nobelpreis
Germanium, Arsen, Antimon.
für Chemie hat-
Halbton,  das Intervall der kleinen
Sekunde; diaton. H.: gehört einer te Hahn übri-
Dur- oder Molltonleiter an; chromat. gens ohne seine
H.: entsteht durch Erhöhung oder langjährige Mit-
Erniedrigung eines Skalentons. streiterin Lise
Halbwertszeit,  die Zeit, in der eine Meitner bekom-
bestimmte Größe auf die Hälfte ihres men, obwohl es
Anfangswertes abgesunken ist, speziell die physikal. »Leopoldina«, Hochschule (Burg Giebichenstein), die österrei-
H., in der die Hälfte der Atome eines radioaktiven Umweltforschungszentrum Halle-Leipzig, Institut chische Physi-
Elements zerfällt (→ Radioaktivität). für Wirtschaftsforschung, Franckesche Stiftungen, kerin gewesen
Hlder, Franz, dt. General, * 1884, † 1972; 1938–42 Händelhaus, Museen, Theater, Händelfestspiele; war, die Hahns
Generalstabschef des Heers; nach dem 20. 7. 1944 bis Eisenbahnknoten;  Leipzig-Halle. – Roter Turm
bahnbrechen-
Kriegsende im KZ inhaftiert. (15. Jh.), Moritzburg (15./16. Jh.), Marktkirche St.
des Experiment
Halfpipe [ˈhaːfpaɪp; engl. »halbe Röhre«] die,  1) meist Marien (16. Jh.), Dom (13. und 16. Jh.). 806 Errichtung
künstlich angelegte kanalartige Schneekonstruktion eines Kastells. H. kam 968 zum Erzstift Magdeburg, als Kernspal-
zum → Snowboarding; 2) halbrunde Metallrampe mit 12. Jh. Stadtrecht; ab 1260 Mitgl. der Hanse. tung gedeutet
einer überhöhten Seite zum Steilwandfahren beim 1503–1680 Residenz der Erzbischöfe von Magdeburg; hatte.
→ Inlineskating. 1680 an Preußen.
Halifax [ˈhælɪfæks], 1) Ind.-Stadt im nördl. England, Hallein [ˈhalaɪn, haˈlaɪn], Stadt in Salzburg, Österreich,
Hallein HALH

87 500 Ew.; Hauptsitz der Woll- und Wollgarnindus- 20 000 Ew.; im Ortsteil Dürrnberg Salzbergwerk und
trie. – 2) Hptst. und Haupthafen der kanad. Prov. Kurbetrieb. Bereits frühgeschichtl. Salzgewinnung, bis
Neuschottland; 377 900 Ew. (Metrop. Area), . zum 16. Jh. bedeutendste Saline im österr.-bayr. Raum.
Halifax [ˈhælɪfæks], Edward Wood [wʊd], Earl of H. (seit Hller, 1) Albrecht v., schweizer. Arzt, Naturforscher,
1944), konservativer brit. Politiker, * 1881, † 1959; Dichter, * 1708, † 1777; leitete die experimentelle
1925–31 Vizekönig von Indien, 1938–40 Außenmin., Biologie ein, schrieb das philosoph. Lehrgedicht »Die 365
1940–46 Botschafter in Washington. Alpen« (1732), polit. Romane. – 2) Karl Ludwig v.,

Haller H
H Halley
366 schweizer. polit. Schriftsteller, * 1768, † 1854; Hlo, eine meist in Form von Ringen um Sonne und
bekämpfte die Lehren der Frz. Revolution. Mond auftretende, gelegentlich auch streifen- oder
Halley [ˈhælɪ], Edmond, engl. Astronom, * 1656, † 1742; fleckenförmige Lichterscheinung. Ähnlich wie beim
gab einen Sternkatalog heraus, erkannte den Regenbogen entsteht sie durch Brechung oder
Zusammenhang zw. Erdmagnetismus und Polarlicht; Spiegelung des Sonnenlichts am Wasser der
fand heraus, dass der 1682 von ihm beobachtete und Atmosphäre.
später nach ihm benannte Halleysche Komet ein Halogn das,  Salzbildner, die chem. Elemente Fluor,
regelmäßig wiederkehrender Komet mit einer Chlor, Brom, Jod, Astat. Die H. bilden mit Wasserstoff
Anders als beim Umlaufzeit von 76 Jahren ist. H.-Wasserstoffsäuren, mit Metallen deren Salze, die
Regenbogen Hlligen Pl., 10 Marschinseln im Wattenmeer Halogenide.
sind es bei Ha- (W-Küste von Schlesw.-Holst.); insgesamt 2281 ha Halognlampe, Glühlampe mit früher Jod-, heute
mit etwa 330 Ew. Die Gehöfte liegen auf Wurten, die überwiegend Bromzusatz; für allg. Beleuchtung
los keine Was-
bei Sturmflut Schutz vor dem Wasser bieten. sowie für Beleuchtung im Rahmen der Foto- und
sertröpfchen, an
Hllimasch der, Honigpilz, essbarer, gelbbrauner Filmtechnik, bei Flutlichtanlagen, Autoscheinwer-
denen das Licht Blätterpilz an Nadelholzpflanzen, Forstschädling. fern.
gebrochen oder Halloween [ˈhæləwiːn, auch -ˈwiːn, engl. »heiliger Hlonen, Tarja Kaarina, finn. Politikerin, * 1943;
gespiegelt wird, Abend«] das, auf den Brit. Inseln und in den USA der Juristin, 1995–2000 Außenmin.; die linke Sozialde-
sondern Eiskris- Vorabend (31. 10.) von Allerheiligen; urspr. ein mokratin wurde im Febr. 2000 als erste Frau
talle. Sie bilden keltisch-angelsächs. Fest zur Feier von Winter- und Finnlands zum Staatspräs. gewählt (2006 im Amt
sich im oberen Jahresanfang (1. 11.). Heute in den USA sehr bestätigt).
Teil der Tropo- populäres Fest, v. a. von Kindermaskeraden geprägt. Hls, Frans, niederländ. Maler, * 1580/85, † 1666;
sphäre in einer Hllstatt, Markt im oberösterr. Salzkammergut, am Gruppenbilder (Schützen- und Regentenstücke),
Höhe von 5 bis W-Ufer des Hallstätter Sees, etwa 900 Ew.; am Hang Einzelporträts, Genrebilder in frischer Lebendigkeit.
10 Kilometern des Plassen der Salzberg mit dem zweitgrößten Halsgericht, hochnotpeinliches H., im MA Gericht
Salzbergbaubetrieb Österreichs; Salzgewinnung seit über Verbrechen, auf die meist Todesstrafe stand.
zumeist in Cir-
der Bronzezeit.
ruswolken und
Hllstattzeit, in der Vorgeschichte W- und Mittel- Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
wirken wie klei- europas und des Balkans die ältere Eisenzeit, etwa Abk. HNO, Oto|rhino|laryngolog, bezeichnet ein
ne Prismen. Ha- 750–450 v. Chr., benannt nach dem Gräberfeld von Fachgebiet der Medizin, das sich mit den Krankhei-
los kommen in Hallstatt. ten der Ohren, der Nase und Nasennebenhöhlen, der
vielen verschie- Hllstein, 1) Ingeborg, dt. Sängerin (Sopran), * 1937. Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfs, der
denen Formen – 2) Walter, dt. Politiker, * 1901, † 1982; 1958–67 Präs. Luftröhre und der oberen Anteile von Speiseröhre
vor. Sie reichen der Kommission der EWG. Nach der H.-Doktrin (seit und Bronchien befasst.
von Lichtsäulen 1955) brach die Bundesrep. Dtl. die diplomat.
über Neben- Beziehungen mit jenen Staaten ab, die die DDR Nicht nur die Männer
sonnen bis zu anerkannten; durch die Aufnahme diplomat. Männer trinken mehr Alkohol, neigen stärker zu
Beziehungen mit Rumänien (1967) und Jugoslawien Übergewicht und schnarchen daher häufiger als
Zirkumzenital-
(1968) wurde die H.-Doktrin durchbrochen, mit dem Frauen. Nach der Menopause sind allerdings auch
bögen. Beim
Abschluss des Grundvertrags (1973) aufgegeben. Frauen vermehrt vom Schnarchen betroffen, was
22°-Ring, wie
Halluzinatin die, Sinnestäuschung, die ohne äußere vermutlich auf einen erniedrigten Östrogenspiegel
hier im Bild, Sinnesreize entsteht. zurückzuführen ist. Östrogen soll nämlich u. a.
handelt es sich Hlma [griech. »Sprung«] das, schon im Altertum muskelstraffende Wirkung besitzen und so die
um die häufigste bekanntes Brettspiel. Erschlaffung des Gaumensegels im Rachen, die
Halo-Erschei- Halmfliege, kleine Fliege, deren Larve in Halmen lebt Ursache des Schnarchens, verhindern. Wissenschaft-
nung. und das Getreide schädigt. lich eindeutige Belege für den Zusammenhang
zwischen Östrogen und Schnarchen stehen
allerdings noch aus.

Hamadn, das antike Ekbtana, Stadt in Iran,


514 000 Ew.; Saffianleder, H.-Teppiche.
Hamamlis, bes. in O-Asien verbreitete Pflanzenfami-
lie, Bäume und Sträucher, z. B. die Hexenhasel,
Zaubernuss; Ziersträucher.
Hmann, Johann Georg, dt. Religionsphilosoph, der
Hamann HAMH

»Magus im Norden« genannt, * 1730, † 1788; Gegner


der Aufklärung und Kants, wirkte bes. auf die Sturm-
und-Drang-Bewegung ein.
Hams [arab. Kunstwort für »Bewegung des islam.
Widerstands«], 1967 gegr., mit Beginn der 1. Intifada
1987 militant gewordene islam.-fundamentalist.
Bewegung in Palästina (Entführungen, Morde); von
Israel 1989 verboten; 2000–05 einer der Hauptträger
der 2. Intifada, gleichzeitig Umbildung zur Partei;
HAL
erstrebte die Zerstörung Israels und die Schaffung
eines islam. Staats in Palästina bzw. Arabien;
HAM
Gegner des nahöstl. Friedensprozesses; 2006 deutl.
Wahlsieg in den palästinens. Autonomiegebieten
und Übernahme der Reg.-Gewalt sowie Macht-
kampf mit der Al-Fatah (März bis Juni 2007 Um sie zu bau-
Einheitsreg.), nach Kämpfen zw. Hamas- und en, mussten
Fatah-Milizen alleinige Machtübernahme der H. im 24 000 Ein-
Gazastreifen. wohner
Hämatt der, graues bis schwarzes, metallglänzendes zwangsweise
Mineral, Eisenoxid. umgesiedelt
Hämatolog die,  Spezialgebiet der inneren werden: die
Medizin, das sich mit dem Erkennen und Behandeln Speicherstadt
von Bluterkrankungen befasst. in Hamburg,
Hmbacher Fest, Massenkundgebung der demokrat.- erbaut 1883
republikan. Bewegung in Süd-Deutschland. 1832 im
bis 1927. Im
Schloss Hambach (Hambach an der Weinstraße) für
größten zu-
ein freies und einiges Deutschland. Der dt. Bundestag
reagierte mit Repressionsmaßnahmen und mit völliger sammenhän-
Unterdrückung der Presse- und Versammlungsfrei- genden Lager-
heit. hauskomplex
Hambüchen, Florian, dt. Geräteturner, * 1987; 2007 der Welt konn-
Weltmeister am Reck. ten Waren aus
aller Welt zoll-
Hmburg, amtl. Freie und Hnsestadt H., Land frei gelagert
der Bundesrep. Deutschland und Stadtstaat; mit werden. Ur-
einer Fläche von 755 km 2 und 1,735 Mio. Ew. die sprünglich ge-
zweitgrößte Stadt Deutschlands. Landesparlament
langten sie per
ist die Bürgerschaft, Regierungschef der
Lastkahn über
Präs. des Senats.
H. liegt beiderseits der Niederelbe, 110 die Fleete in
km von der Nordsee, Stadtkern nördl. die Speicher,
der Elbe. Elbbrücken und der 450 m bevor im
lange Elbtunnel verbinden die Elbufer. 20. Jahrhun-
Das Zentrum bilden Rathausmarkt und dert Last-
Jungfernstieg (Alsterpromenade). Im wagen den
Zweiten Weltkrieg hat H. schwer Transport
gelitten. Wieder aufgebaut wurden u. a. übernahmen.
die barocke Kirche St. Michaelis Nach wie vor
(1751–62), deren Turm (1777–86) werden hier
»Michel« das Wahrzeichen der Stadt ist,
Waren gela-
St. Jacobi (14. Jh.), St. Katharinen
gert, doch
(14./15. Jh.), die Börse (1839–41), die
Staatsoper (19. Jh.); Erweiterungsbau auch Büros
der Kunsthalle (1997). H. ist der größte und Museen
dt. Seehafen (rd. 89 km 2 einschließlich finden sich in
Freihafen). Pressestandort; Handels- dem unter
platz (Importe); Mineralölverarbeitung; elektro- Denkmal-
techn., chem. Ind., Maschinen- und Schiffbau, schutz stehen-
Metallind., Druckereien; Kaffee- und Teeverarbei- den Areal.
tung. H. ist Sitz mehrerer Bundesbehörden,
Erzbischofssitz, Internat. Seegerichtshof, Univ., TU,
Univ. der Bundeswehr, Musik- und Kunsthochschu-
len, wiss. Institutionen (u. a. Dt. Elektronensynchro-
tron DESY), Sternwarte, Museen, Theater, Rundfunk-
und Fernsehsender; Hagenbecks Tierpark.
Die Anfänge H.s reichen bis etwa 800 zurück. Seit
dem 13. Jh. war H. Mitgl. der Hanse. Gegen Ende des
16. Jh. wurde es als Nachfolgerin Antwerpens der
Stapelplatz N-Europas (bis 19. Jh.); 1815 wurde H. als
Freie und Hansestadt in den Dt. Bund aufgenommen
und trat 1888 dem dt. Zollverband bei. – Erster
Bürgermeister: seit 2010 C. Ahlhaus (CDU); seit 2008 367
in Regierungskoalition mit den Grünen.

H
HAL
erstrebte die Zerstörung Israels und die Schaffung
eines islam. Staats in Palästina bzw. Arabien;
HAM
Gegner des nahöstl. Friedensprozesses; 2006 deutl.
Wahlsieg in den palästinens. Autonomiegebieten
und Übernahme der Reg.-Gewalt sowie Macht-
kampf mit der Al-Fatah (März bis Juni 2007 Um sie zu bau-
Einheitsreg.), nach Kämpfen zw. Hamas- und en, mussten
Fatah-Milizen alleinige Machtübernahme der H. im 24 000 Ein-
Gazastreifen. wohner
Hämatt der, graues bis schwarzes, metallglänzendes zwangsweise
Mineral, Eisenoxid. umgesiedelt
Hämatolog die,  Spezialgebiet der inneren werden: die
Medizin, das sich mit dem Erkennen und Behandeln Speicherstadt
von Bluterkrankungen befasst. in Hamburg,
Hmbacher Fest, Massenkundgebung der demokrat.- erbaut 1883
republikan. Bewegung in Süd-Deutschland. 1832 im
bis 1927. Im
Schloss Hambach (Hambach an der Weinstraße) für
größten zu-
ein freies und einiges Deutschland. Der dt. Bundestag
reagierte mit Repressionsmaßnahmen und mit völliger sammenhän-
Unterdrückung der Presse- und Versammlungsfrei- genden Lager-
heit. hauskomplex
Hambüchen, Florian, dt. Geräteturner, * 1987; 2007 der Welt konn-
Weltmeister am Reck. ten Waren aus
aller Welt zoll-
Hmburg, amtl. Freie und Hnsestadt H., Land frei gelagert
der Bundesrep. Deutschland und Stadtstaat; mit werden. Ur-
einer Fläche von 755 km 2 und 1,735 Mio. Ew. die sprünglich ge-
zweitgrößte Stadt Deutschlands. Landesparlament
langten sie per
ist die Bürgerschaft, Regierungschef der
Lastkahn über
Präs. des Senats.
H. liegt beiderseits der Niederelbe, 110 die Fleete in
km von der Nordsee, Stadtkern nördl. die Speicher,
der Elbe. Elbbrücken und der 450 m bevor im
lange Elbtunnel verbinden die Elbufer. 20. Jahrhun-
Das Zentrum bilden Rathausmarkt und dert Last-
Jungfernstieg (Alsterpromenade). Im wagen den
Zweiten Weltkrieg hat H. schwer Transport
gelitten. Wieder aufgebaut wurden u. a. übernahmen.
die barocke Kirche St. Michaelis Nach wie vor
(1751–62), deren Turm (1777–86) werden hier
»Michel« das Wahrzeichen der Stadt ist,
Waren gela-
St. Jacobi (14. Jh.), St. Katharinen
gert, doch
(14./15. Jh.), die Börse (1839–41), die
Staatsoper (19. Jh.); Erweiterungsbau auch Büros
der Kunsthalle (1997). H. ist der größte und Museen
dt. Seehafen (rd. 89 km 2 einschließlich finden sich in
Freihafen). Pressestandort; Handels- dem unter
platz (Importe); Mineralölverarbeitung; elektro- Denkmal-
techn., chem. Ind., Maschinen- und Schiffbau, schutz stehen-
Metallind., Druckereien; Kaffee- und Teeverarbei- den Areal.
tung. H. ist Sitz mehrerer Bundesbehörden,
Erzbischofssitz, Internat. Seegerichtshof, Univ., TU,
Univ. der Bundeswehr, Musik- und Kunsthochschu-
len, wiss. Institutionen (u. a. Dt. Elektronensynchro-
tron DESY), Sternwarte, Museen, Theater, Rundfunk-
und Fernsehsender; Hagenbecks Tierpark.
Die Anfänge H.s reichen bis etwa 800 zurück. Seit
dem 13. Jh. war H. Mitgl. der Hanse. Gegen Ende des
16. Jh. wurde es als Nachfolgerin Antwerpens der
Stapelplatz N-Europas (bis 19. Jh.); 1815 wurde H. als
Freie und Hansestadt in den Dt. Bund aufgenommen
und trat 1888 dem dt. Zollverband bei. – Erster
Bürgermeister: seit 2010 C. Ahlhaus (CDU). Seit 2008 367
Regierungskoalition aus CDU und Grünen.

H
H Hameln
368 Hmeln, Stadt an der Weser, Ndsachs., ganz Mesopotamien umfassendes Großreich. Seine
58 200 Ew., mit schönen Renaissancehäusern; Gesetze (Codex H.) wurden 1902 in Susa auf einer
Mühlen-, Metall-, Teppich-, Fahrzeugind. – Sage vom Dioritstele (Paris, Louvre) gefunden.
»Rattenfänger von H.« (1284). Hämoglobn das, aus einem Eiweißanteil, dem Globin,
und einem eisenhaltigen Farbstoffanteil, dem Häm,
Der Rattenfänger – Werber für die bestehender Blutfarbstoff der roten Blutkörperchen,
Ostkolonisation? für Sauerstoffbindung, -transport und -abgabe.
Ende des 13. Jahrhunderts suchten Werber des Hämolse die, Zerstörung und Abbau der roten
Deutschen Ordens auswanderungswillige junge Blutkörperchen; normal im Rahmen der ständigen
Menschen, die Ostpreußen, Pommern oder Mähren Blutneubildung, übersteigert bei bestimmten
besiedeln sollten. Möglicherweise wird in der Sage Bluterkrankungen, z. B. hämolytischer Anämie.
von den 130 Kindern, die 1284 Hameln verließen, der Hämorrhoden Pl., krankhafte Erweiterung der
Erfolg einer solchen Werbung dokumentiert. Mastdarmblutadern bis zu kirschgroßen Knoten,
Tatsächlich konnten in Pommern und Brandenburg außerhalb oder innerhalb des Afters. Ursache:
Ortsnamen nachgewiesen werden, die an Gemeinden Bindegewebeschwäche.
im Weserbergland um Hameln erinnern. Allerdings Hampton [ˈhæmptən], Lionel, amerikan. Jazzmusiker,
berichten handschriftliche Chroniken seit dem * 1908 (?), † 2002; Schlagzeuger, Vibraphonist, auch
14. Jahrhundert nur von einem Kinderauszug aus Pianist; v. a. Rhythm and Blues und Swing.
Hameln. Der Teufel als Rattenfänger kommt erst Hmsun, Knut, norweg. Dichter, * 1859, † 1952;
gedruckt 1556 im ersten Band der »Wunderzeichen« schilderte Land und Menschen Norwegens: »Hunger«
von Job Fincel in die Geschichte hinein. Diese Version (1890), »Pan« (1894), »Victoria« (1898), »Segen der
wurde auch zur Vorlage für die heute bekannteste Erde« (1917), »Landstreicher« (1927). Nobelpreis für
Fassung in den »Deutschen Sagen« der Brüder Lit. 1920.
Grimm. Han, chin. Herrscherhaus, 202 v. Chr. bis 220 n. Chr.
Hnau, Krst. in Hessen, am Main (Hafen), 88 472 Ew.;
Hanau HANH

Gummi-, Edelmetall-, Apparatebau-, Quarzlampen-


Hamlkar Brkas, karthag. Feldherr, * um 290 v. Chr., industrie.
† 229/228 v. Chr.; Vater Hannibals; eroberte ab 237 Hancock [hænkɔk], Herbie, eigtl. Herbert Jeffrey H.,
den südl. Teil Spaniens für Karthago. amerikan. Jazzmusiker, * 1940; Keyboardspieler,
Hamilton [ˈhæmɪltən], 1) Alexander, amerikan.
Hamilton HAMH Komponist.
Staatsmann, * 1755, † 1804; verdient um Verfassung Hand die, Endteil der oberen Gliedmaßen, durch das
und Staatsfinanzen. – 2) Emma, Lady H., * um 1765, H.-Gelenk mit dem Unterarm verbunden. Das Gerüst
† 1815; Geliebte des Admirals Nelson. – 3) Richard, der H. besteht aus 27 Knochen, von denen 8 die
brit. Maler, * 1922; Wegbereiter der Pop-Art. – 4) Sir H.-Wurzel, 5 die Mittel-H. und 14 die Finger bilden.
William Rowan, irischer Mathematiker, * 1805, † 1865; Handball, Sportspiel in der Halle zw. 2 Mannschaften
bed. Beiträge zur Mechanik, Optik und Algebra. von je 7 Spielern (6 Feldspieler, 1 Torhüter) mit einem
Hamten, in der bibl. Völkertafel (1. Mos. 10, 6 bis 20) (Leder- oder Kunststoff-)Hohlball, der nach
auf Ham zurückgeführte Völker, die N-Afrika und Zuwerfen und Treiben mit der Hand in das gegner.
S-Arabien bewohnten. Tor geworfen wird.
Hmlet [engl. ˈhæmlɪt], sagenhafter altdän. Prinz, Held Handel, allg. jeder Austausch wirtschaftl. Güter, bes.
von W. Shakespeares Tragödie »H., Prinz von die Beschaffung von Waren und deren Verkauf ohne
Dänemark« (2 Versionen, 1603 und 1604). nennenswerte Veränderung; auch die Gesamtheit der
Hmm, Stadt in NRW, 182 000 Ew.; Oberlandesgericht; H.-Betriebe. Aufgaben: Befriedigung von Angebot
Bahnknoten, Hafen; Röhrenwerke, Maschinenbau, und Nachfrage, Überwindung der räuml. Trennung
chem. Industrie; Hindutempel (2002). beider, Vorratshaltung, Ausgleich örtl. und zeitl.
Hmmarskjöld [-ʃœld], Dag, schwed. Politiker, * 1905, Preisunterschiede. – Man unterscheidet: Groß-H.
† (Flugzeugabsturz) 1961; war seit 1953 Gen.-Sekr. (Absatz der Waren an Wiederverkäufer), Einzel-H.
der UNO; Friedensnobelpreis 1961 (posthum). (Absatz an Verbraucher); nach Eigentumsverhält-
Hammelsprung, parlamentar. Abstimmungsver- nissen z. B. Eigen-H. (Verkauf auf eigene Rechnung),
fahren, bei dem alle Abgeordneten den Saal verlassen Kommissions-H. (Verkauf im eigenen Namen für
und ihn durch die »Ja«-Tür, die »Nein«-Tür oder die fremde Rechnung); nach der Art der H.-Güter:
Tür für Stimmenthaltung wieder betreten. Waren-H., Wertpapier-H., Immobilien-H.; nach dem
Hmmerfest, Hafenstadt in N-Norwegen, 9500 Ew.; Absatzgebiet z. B. Binnen-, Außen-H.
nördlichste Stadt Europas (70° 38′); Fischfang,
Erdgasverflüssigung; Tourismus. Hndel, Georg Friedrich, dt. Komponist, * 1685,
Hammerwerfen, sportl. Wettbewerb, bei dem eine † 1759. Der Sohn eines Wundarztes war zunächst als
Metallkugel an einem Drahtseil (Hammer) aus dem Geiger in Hamburg tätig, 1707–10 in Italien, dann als
Wurfkreis geschleudert wird. Das Gesamtgewicht Hofkapellmeister in Hannover. Seit 1712 wirkte er
des Geräts beträgt 7,26 kg (für Frauen 4 kg). meist in London, wo er 1713 Hofkomponist wurde.
Hammett [ˈhæmɪt], Dashiell, amerikan. Schriftsteller, Die englische Staatsbürgerschaft nahm er 1727 an.
* 1894, † 1961; Klassiker des Detektivromans (u. a. 1719 gründete er in London die Royal Academy of
»Der Malteser Falke«, 1930; 1941 Film mit H. Bogart). Music, das königliche Opernhaus, das sich 1728
Hammurpi, König von Babylonien (1728–1686 v. Chr., wegen wirtschaftlicher Misserfolge wieder auflösen
nach anderer Chronologie 1792–50 v. Chr.); schuf ein musste. Händel, der v. a. als Organist und Orgelimpro-
HAM
visator an die Öffentlichkeit trat, erblindete während
der Komposition des Oratoriums »Jephta« (1751/52).
Hndke, Peter, österr. Schriftsteller, * 1942; schreibt
Lyrik, Theaterstücke (u. a. »Publikumsbeschimp-
HAN
Er führte in der Instrumentalmusik den italienischen fung«, 1966), essayist. Prosa und Romane (u. a. »Der
Sonaten- und Konzertstil, auf musikdramatischem kurze Brief zum langen Abschied«, 1972; »Mein Jahr
Gebiet die italienische Barockoper und das in der Niemandsbucht«, 1994; »In einer dunklen
Oratorium zu einer Vollendung, die ihm als erstem Nacht ging ich aus meinem stillen Haus«, 1997), die
deutschen Musiker Weltruf verschaffte. Sein heutiger Sprachexperimente und Selbstfindungsprozess
Ruhm gründet zum großen Teil auf seinem verbinden. Georg-Büchner-Preis 1973 (1999 aus
Oratorium »Der Messias«, das am 13. 4. 1742 in Dublin Protest gegen die NATO-Bombardements auf Serbien
uraufgeführt wurde. Je nach Aufführungsort passte zurückgegeben).
Händel in den folgenden Jahren die Partitur den Handlungsbevollmächtigter, jemand, der befugt
räumlichen Gegebenheiten und dem Können der ist, Handlungen für das Handelsgeschäft eines
Sänger an, so dass der »Messias« nicht in einer Kaufmanns vorzunehmen, ohne Prokurist zu sein. »I want world
endgültigen Werkgestalt vorliegt.
Handschrift, Bez. für 1) die jedem Menschen sympathy in this
battle for Right
eist er
un erreic ht e M eigene Art der Schriftzüge, die Rechtsverbindlichkeit
Hä ndel is t der
against Might«
lern t,
G eh t hi n un d
hat. – 2) einen handgeschriebenen Text (Manuskript), (Ich will die Un­
al ler M eist er! e
v. a. in Form eines (mittelalterl.) → Kodex aus der Zeit
it teln so groß
terstützung der
m it wenigen M
vor der Erfindung des Buchdrucks.
Welt in diesem
orzu brin ge n. Handwerk, Berufsstand und gewerbl. Tätigkeit
W irku ng en herv dw ig va n Beethov
Lu
en (H.-Betrieb), bei der ein H.-Meister die Produktions- Kampf des
mittel besitzt, allein oder mit Gesellen und Rechts gegen

Lehrlingen meist auf Bestellung arbeitet und das die Macht.) Ma­
Handelsbilanz, 1) Gegenüberstellung der Werte der Produkt möglichst unmittelbar an den Verbraucher hatma Gandhi,
Wareneinfuhr und -ausfuhr eines Landes; sie ist absetzt; Ggs.: industrielle Massenfertigung auf 1930. Der pazi­
aktiv, wenn die Ausfuhr, passiv, wenn die Einfuhr Vorrat. H.-Betriebe sind alle Betriebe, die in die fistische Frei­
überwiegt. Teil der Zahlungsbilanz. – 2) die nach H.-Rolle der H.-Kammern eingetragen sind. Seit dem heitskämpfer
handelsrechtl. Vorschriften aufgestellte Jahresbilanz MA waren die Handwerker pflichtmäßig in Zünften Indiens empfand
eines Unternehmens. zusammengeschlossen. Grundlage des H.-Rechts ist seine Hand­
Handelsflotte, Handelsmarine, alle Schiffe, die in Dtl. die H.-Ordnung i. d. F. v. 24. 9. 1998. Die schrift zeit sei­
Personen und Güter zur See befördern und in das H.-Innung bildet die gemeinsame Grundlage für 2
nes Lebens als
Seeschiffsregister eines Staates eingetragen sind. Organisationsrichtungen: den regionalen (öffentl.-
mangelhaft und
Handelsgesellschaft → offene Handelsgesellschaft, rechtl.) Zweig: Innung, Kreishandwerkerschaft,
→ Kommanditgesellschaft, → Gesellschaft mit H.-Kammer, und den fachl. (privatrechtl.) Zweig: warf sich vor,
beschränkter Haftung, → Aktiengesellschaft. Landes- und Bundesinnungsverband. Auf Bundes- nie gelernt zu
Handelsgesetzbuch, Abk. HGB,  das den ebene sind die H.-Kammern im Dt. H.-Kammertag haben, ästhe­
wesentlichsten Teil des Handelsrechts regelnde (DHKT) und die Fachverbände im Unternehmerver- tisch zu schrei­
Gesetz vom 10. 5. 1897; gilt seit 1. 1. 1900. band Dt. Handwerk (UDH) zusammengeschlossen. ben.
Handelsgewerbe, jedes gewerbl. Unternehmen, das
nach Art oder Umfang einen kaufmänn. Geschäfts-
betrieb erfordert.
Handelsrecht, ein Teil des Privatrechts zur rechtl.
Regelung des Handelsverkehrs; v. a. im Handels-
gesetzbuch enthalten.
Handelsregister, Frmenregister,  beim
Amtsgericht geführte Bücher über die kaufmänn.
Firmen des Bezirks. Eingetragen werden Firma,
Inhaber, Art des Unternehmens, Prokura usw. sowie
alle Veränderungen.
Handelsschulen, Schulen zur Ausbildung für den
kaufmänn. Beruf: 1) kaufmänn. Berufsschule; 2)
kaufmänn. Berufsfachschule (Handelsschule, höhere
Handelsschule); 3) Schulen zur berufl. Fortbildung.
Handheld [ˈhɛndhɛlt] das,  Mobilcomputer, der bei
der Bedienung in der Hand gehalten werden kann.
Zur Verfügung stehen meist relativ einfache
Anwendungsprogramme wie Termin- und
Adressverwaltung, weshalb viele Modelle mit
Blick auf ihre Funktion auch als PDA (engl. für
personal digital assistant) oder Organizer bezeichnet
werden.
Handicap [ˈhɛndikɛp] das, 1) Benachteiligung. – 2) 
Ausgleich unterschiedl. Vorbedingungen bei einem 369
Wettkampf durch Vorgabe oder Gewichtszuteilung.

Handwerk H
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H Hanf
370 H.-Kammern und zentrale Fachverbände des H. Soldat James Ryan« (1998), »Cast Away – Verschol-
bilden den Zentralverband des Dt. H. (ZDH) als len« (2000), »The Da Vinci Code – Sakrileg« (2006),
Gesamtvertretung. »Illuminati« (2009).
Hanf der, Faser- und Ölpflanze der Gattung Cannabis,
Hanf HANH Hnnibal, karthag. Feldherr, Sohn des Hamilkar
vermutl. aus Asien, in Europa als Faserpflanze Barkas, * 247/46, † (Freitod) 183 v. Chr.; veranlasste
angebaut. Die Bastfaser wird durch Rösten, Brechen, den 2. Pun. Krieg, überschritt 218 die Alpen, besiegte
Hecheln gewonnen und zu Bindfaden, Stricken und die Römer 217 am Trasimen. See, 216 bei Cannae,
Webgarnen verarbeitet; aus dem Abfall (H.-Werg, eroberte fast ganz Unteritalien; wurde von Scipio 202
H.-Hede) werden Gurte und Stricke gefertigt. Die bei Zama besiegt.
Samen dienen als Vogelfutter und liefern Öl. Die Hannver, 1) ehem. Reg.-Bez. des Landes Ndsachs.,
halbreifen Kapseln und die Triebe, v. a. der weibl. 9044 km 2, 2,17 Mio. Ew. – 2) Hptst. von Ndsachs., an
Pflanzen trop. Formen, bes. des Ind. H., enthalten ein der Leine und am Mittellandkanal, 517 000 Ew.; Ind.-
berauschendes Harz, das zu Haschisch verarbeitet und Messestadt (»EXPO 2000«); starke Zerstörungen
wird, die harzverklebten, getrockneten Pflanzenteile im Zweiten Weltkrieg; Univ., Tierärztl., Medizin.
»Er war groß (v. a. die Blütenstände) ergeben das Marihuana. Hochschule, Hochschule für Musik und Theater,
und fett und Versch. Pflanzen, die mit dem H. nicht verwandt sind: Fachhochschulen, Schauspielhaus (1988–92). Ind.:
sein Handicap Bengal. H. oder Sonnen-H. (ein Schmetterlingsblütler, Maschinen, Fahrzeuge, Gummi, Nahrungs- und
war 10« – so bes. in S-Asien), Gelber H. (in W-Asien), Manila-H. Genussmittel, elektrotechn. Erzeugnisse. – H., zuerst
beendete die (Bananengewächs), Sisal-H. (Agave). 1163 urkundl. bezeugt, wurde 1636 die Hptst. des
Londoner Times hängende Gärten, Terrassengärten im Altertum; welf. Fürstentums Calenberg, dann des Kurfürs-
1957 ihren bekannt die zu den sieben Weltwundern zählenden tentums H. – 3) Teilgebiet des altwelf. Herzogtums
Nachruf auf Oli­ Hängenden Gärten der Semiramis. Braunschweig-Lüneburg, seit 1692 Kurfürstentum.
ver Hardy. Dem Hängewerk, Tragwerk, bes. beim Holzbau; die Georg I. bestieg 1714 den brit. Thron; seitdem war H.
Hängesäulen sind durch Streben gegen die Auflager bis 1837 in Personalunion mit Großbritannien
Komiker, der in
abgesteift. verbunden. 1814 wurde H. Kgr., 1837 heftige
Deutschland mit
Hangzhou [-dʒɔʊ], Hangchow, Hptst. der chin. Provinz Verfassungskämpfe (Göttinger Sieben). Als Georg V.
seinem Partner Zhejiang, 3,8 Mio. Ew.; Univ.; Seiden-, Juteind., sich im Dt. Krieg von 1866 auf die Seite Österreichs
Stan Laurel als Teeaufbereitung. Im W der Stadt der Westsee (Xihu) stellte, wurde H. von Preußen annektiert.
»Dick und Doof« mit Park- und Tempelanlagen. Hanoi [haˈnɔj], Hptst. von Vietnam, 4,2 Mio. Ew.
populär wurde, Hanks [ˈhæŋks], Tom, amerikan. Filmschauspieler, (Agglomeration); Univ., Museum; Handel. – Im 3. Jh.
hätte diese * 1956; spielte u. a. in »Schlaflos in Seattle« (1993), als Kecho Hptst. von Annam, im 7. Jh. Hauptort des
Würdigung ver­ »Forrest Gump« (1994), »Apollo 13« (1995), »Der chin. Tonking, 1593–1802 Reg.-Sitz des Kaiserreichs
mutlich gefal­ Dai Co Viet, 1887–1946 Hptst. von Frz.-Indochina,
len. »Babe«, so 1954–76 Hptst. Nord-Vietnams.
sein Spitzname, Hänsch, Theodor W., dt. Physiker, * 1941; Haupt-
verbrachte fast arbeitsgebiete: Quantenoptik (Laserpräzisions­
spektroskopie, opt. Frequenzmessungen) sowie
jede freie Minu­
Quantenphysik ultrakalter Atome; Nobelpreis für
te beim Golf.
Physik 2005 (mit anderen).

Hnse, Hnsa [german. »Schar«], Bez. für die


Gemeinschaft der Kaufleute der meisten norddt.
Städte im MA. Sie entstand im 11. Jh. zur gemein-
samen Behauptung ihrer Vorrechte im Ausland. Die
wichtigsten genossenschaftl. Niederlassungen
(H.-Kontore) bestanden in Visby auf Gotland,
Nowgorod, in Brügge, London (Stalhof) und Bergen
(Norwegen). Die H. selbst blieb ein loser Städtebund
ohne eigentl. Verfassung. Unter der Führung Lübecks
erlangte sie die Seeherrschaft in der Ostsee und das
wirtschaftl.-polit. Übergewicht in N-Europa, bes.
durch ihren Sieg über den Dänenkönig Waldemar IV.
Atterdag (1370). Im 16. Jh. verfiel ihre Macht, im 17. Jh.
löste sie sich ganz auf. Die Bez. H.-Stadt tragen noch
heute Lübeck, Hamburg, Bremen, Greifswald,
Rostock, Wismar und Stralsund.

Wiedergeburt im 20. Jahrhundert


Die Hanse ist keineswegs ein Relikt des Mittelalters:
Städte aus den alten Hansezentren in Deutschland,
Polen, Russland, aber auch aus den Niederlanden und
anderen Staaten belebten die Idee der Hanse 1980 im
niederländischen Zwolle wieder neu. Neben der
wirtschaftlichen Kooperation im Bereich des

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HAN
Handels wollen die momentan 175 Städte auch den
kulturellen und sozialen Austausch über alle
Harmon die, 1) Zusammenklang, Übereinstim-
Harmonie HARH

mung. – 2) Ästhetik: Ebenmaß, intuitiv erfassbare


HAR
Grenzen hinweg fördern, um zu einer dauerhaften Übereinstimmung aller Teile der Erscheinung. –
Friedensordnung in Europa beizutragen. Mit ihren 3)  der auf einen Grundton bezogene Zusammen-
Mitgliedern aus 15 europäischen Ländern ist die klang mehrerer Töne. H.-Lehre, Lehre von den
Hanse der größte freiwillige Städtebund der Welt. Akkordfolgen in der Dur-Moll-tonalen Musik des
18./19. Jahrhunderts.
harmnische Teilung,  Teilung einer Strecke AB
Haplo|id, durch das Vorhandensein eines einfachen durch 2 Punkte C und D, die auf der Strecke und ihrer
Chromosomensatzes gekennzeichnete Phase im Verlängerung liegen, so dass AC sich zu CB verhält
Lebenszyklus eines Organismus (z. B. die Keimzellen) wie AD zu BD. Die 4 Punkte heißen harmon. Punkte.
als Ergebnis einer Meiose. Ggs.: Diploidie. Harmnium das, Tasteninstrument, dessen
Harakri, Sppuku das, früher bei jap. Adeligen Art des orgelartige Töne durch frei schwingende, durch
rituellen Freitods durch Bauchaufschlitzen. einen Luftstrom in Schwingung versetzte Metall-
Hrald V., * 1937; seit 1991 König von Norwegen. zungen entstehen.
Harppakultur → Induskultur. Harn der, Urn, flüssiges, v. a. H.-Stoff enthaltendes
Harre, bis 1982 Salisbury [ˈsɔːlzbərɪ], Hptst. von Exkretionsprodukt der Nieren der Säugetiere und des
Simbabwe, 2,79 Mio. Ew. (städt. Agglomeration); Menschen. Durch den H. werden v. a. die stickstoff-
kultureller Mittelpunkt (Univ. u. a. Hochschulen, haltigen Endprodukte aus dem Eiweiß- und
Museen), Verkehrs- und Handelszentrum des Landes Nukleinsäurestoffwechsel, nicht verwertbare
mit internat. . – Gegr. 1890 als Fort Salisbury, Nahrungsbestandteile sowie Gewebesubstanzen aus
Reg.-Sitz der brit. Kolonie Süd-Rhodesien. dem Körper ausgeschieden. Die H.-Bildung
Harbin, Charbin [x-], Hptst. der Prov. Heilongjiang, (Uropoese) erfolgt in den Nieren.
China, 3,07 Mio. Ew.; Handels- und Ind.-Stadt. Harnblase,   stark dehnbares Hohlorgan als
Hrdanger, Landschaft im südwestl. Norwegen; mit Sammelbehälter für den von den Nieren ausgeschie-
der Hochfläche H.-Vidda (1200 bis 1600 m hoch) und denen und durch die Harnleiter zugeleiteten Harn
dem maler. H.-Fjord, über 100 km lang. bei vielen Wirbeltieren und beim Menschen. Das
Hrdenberg, 1) Friedrich Freiherr v., dt. Dichter,
Hardenberg HARH Fassungsvermögen der menschl. H. beträgt
→ Novalis. – 2) Karl August Fürst v., preuß. 300–500 ml; nach Erschlaffung des willkürl. und des
Staatsmann, * 1750, † 1822; 1804/05 und 1807 unwillkürl. Schließmuskels erfolgt die Entleerung
Außenmin., seit 1810 Staatskanzler; führte die durch die Harnröhre.
Reformen des Freiherrn vom Stein fort. Harnisch der, spätmittelalterl. Rüstung.
Hardware [ˈhɑːdweə] die,  Sammelbez. für alle Harnleiter → Harnblase.
materiellen Komponenten eines Computersystems, Harnoncourt [harnˈkuːr], Nikolaus, österr. Dirigent,
z. B. Prozessor, Grafikkarte, Ein- und Ausgabegeräte. Violoncellist und Musikforscher, * 1929; widmete sich
bes. der musikal. Aufführungspraxis der Renais-
Hardy [ˈhɑːdɪ], 1) Oliver, amerikan. Filmkomiker, sance- und Barockmusik.
* 1892, † 1957; zusammen mit Stan → Laurel bildete er Harnröhre, Urthra, unterster Teil der abführenden
das Filmkomikerduo »Laurel and Hardy« (auch Harnwege vom Blasenhals bis zur Mündung nach
»Stan und Ollie«), das zahlreiche Slapstickkomödien außen.
prägte. – 2) Thomas, brit. Erzähler, * 1840, † 1928; Harnsäure,  zweibasige organ. Säure, die als
zeichnete in seinen Romanen (u. a. »Tess von Endprodukt des Eiweiß- und Nukleinsäurestoff-
D'Urbervilles«, 1891) v. a. Menschen, die ihrem wechsels mit dem Harn ausgeschieden wird.
Schicksal nicht entrinnen können. Harnsteine,  steinförmige Ablagerungen aus unlösl.
Hrem [arab., von ḥaram »verboten«] der, im Islam Bez.
Harem HARH Harnsalzen (z. B. Urate, Oxalate) in Nierenbecken
für einen geheiligten, nach außen bes. geschützten (Nierensteine), Harnleitern oder Harnblase
Bereich, der Nichtberechtigten (Nichtmuslimen) (Blasensteine).
grundsätzlich verschlossen ist bzw. gegenüber dessen Harnstoff, Carbamd,  Kohlensäurediamid,
Unverletzlichkeit von Muslimen und Nichtmuslimen CO(NH 2)2, Endprodukt des menschl. und tier.
strikte Achtung erwartet wird; verbreitet v. a. als Eiweißstoffwechsels, wird heute techn. hergestellt;
kulturgeschichtl. Begriff, der den für Frauen wichtiger Stickstoffdünger.
bestimmten Teil des Hauses in der traditionellen Harnvergiftung, Uräm,  Vergiftung durch
städt. Kultur islam. Länder bezeichnet. ungenügende Ausscheidung von Harn infolge
Häres [griech. »Wahl«, »Erwähltes«] die, im Niereninsuffizienz.
Griechentum religiöses, wiss. oder polit. Bekenntnis, Harrisburg [ˈhærɪsbəːg], Hptst. von Pennsylvania, USA,
im MA Irrlehre, Ketzerei. 53 000 Ew.; Stahlind.; 1979 Kernkraftwerksunfall.
Harfe die, Saiteninstrument, das mit den Fingern Harrogate [ˈhærəgɪt], Badeort in der Cty. North
gezupft wird, meist in gebrochenen Akkorden. Yorkshire, im N Englands, 66 500 Einwohner.
Hrig, Ludwig, dt. Schriftsteller, * 1927; experimentelle Hrsdörffer, Georg Philipp, dt. Dichter, * 1607, † 1658;
Prosa, Romane, Lyrik und Hörspiele. Vertreter des Barocks, gründete den Pegnes.
Haring [ˈhærɪŋ], Keith, amerikan. Maler, * 1958, † 1990; Blumenorden in Nürnberg; schrieb u. a. den »Poet.
Hauptvertreter der Graffiti-Art in den USA. Trichter« (1647–53) mit Empfehlungen für die
Harlem [ˈhɑːləm], Stadtteil in New York, v. a. von Sprache der Dichtkunst (als »Nürnberger Trichter« 371
Schwarzen und Puerto Ricanern bewohnt. sprichwörtlich geworden).

Harsdörffer H
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H Hart
372 Hrt, Heinrich, dt. Schriftsteller, * 1855, † 1906; war mit Hartmetalle, durch Sintern hergestellte Werkstoffe
seinem Bruder Julius (* 1859, † 1930) ein Wegbereiter von sehr großer Härte. H.-Legierungen bestehen aus
des Naturalismus. versch. Metallen und Kohlenstoff, Carbid-H. aus
Härte die, 1) Widerstand eines festen Körpers gegen das Metallcarbiden und kleinen Mengen von Metallen;
Eindringen eines anderen festen Körpers. In der eingesetzt bei spanabhebender Bearbeitung mit
H.-Skala von Mohs (1822; heute erweitert) ritzt jedes großer Schnittgeschwindigkeit z. B. von Metallen.
Glied das vorhergehende: 1) Talk, 2) Gips oder Hartriegel, Hornstrauch, Pflanzengattung, Gelber H.,
Steinsalz, 3) Calcit, 4) Flussspat, 5) Apatit, 6) Kornelkirsche oder Dirlitze, mit gelben Blüten und
Feldspat, 7) Quarz, 8) Topas, 9) Korund, 10) roten Früchten, Roter H. mit weißen Blüten und
Diamant. – 2) H. von Strahlungen, hohe Energie und schwarzen Früchten.
großes Durchdringungsvermögen, umgekehrt Hrtung, 1) Hans, frz. Maler dt. Herkunft, * 1904,
proportional der Wellenlänge. – 3) H. des Wassers, † 1989; führender Maler der gegenstandslosen
die Summe der im Wasser vorhandenen Erdalkaliio- Kunst. – 2) Karl, dt. Bildhauer, * 1908, † 1967; schuf
nen, bes. des Calciums und Magnesiums, gemessen großzügig rhythmisierte Skulpturen.
als Stoffmengenkonzentration in mmol/l, früher in Hartz IV, Bez. für das Gesetz, das die Zusammen­
»Grad Deutsche Härte« (°d); 1 °d entspricht 10 mg legung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe regelt
Calciumoxid oder 7,14 mg Magnesia in 1 l Wasser (→ Arbeitslosengeld II).
oder 0,178 mmol des härtebildenden Ions je Liter.
Wasser mit einer H. bis zu 1,3 mmol/l (7 °d) wird als Harn ar-Raschd, Kalif in Bagdad
weich, über 2,5 mmol/l (14 °d) als hart bezeichnet. 786–809. Der Name Harun ar-Raschid ist vor allem
Wasser wird durch Zusatz von Natriumcarbonat, aus den »Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht«
gelöschtem Kalk oder Ionenaustauschern enthär- bekannt: Verkleidet streift der Kalif dort durch das
tet. – 4) H. von Werkstoffen, bes. Metallen oder nächtliche Bagdad. Im wahren Leben pflegte der
Legierungen, wird nach versch. Verfahren gemessen: Herrscher Handelsbeziehungen mit Karl dem Großen
nach dem Durchmesser des Eindrucks einer und schickte ihm den weißen Elefanten Abul Abbas,
Stahlkugel (Brinell-H.); der Eindringtiefe einer das erste namentlich und urkundlich erwähnte Tier
Diamantpyramide (Vickers-H.) oder eines Diamant- dieser Art nördlich der Alpen. Bagdad wurde unter
kegels (Rockwell-H.). Gummi und Kunststoffe Harun zur glänzenden Metropole der Wissenschaft
werden mit einem Federstift gemessen (Shore-H.). und der Künste. Der Titel ar-Raschid bedeutet »der
Härten, 1) Maßnahmen zur Steigerung der Festigkeit Rechtgeleitete«, ein Name, den er sich selbst gab.
und Härte von Metallen, bes. Wärmebehandlungen Unter vielen Muslimen gilt er allerdings als
wie Aus-, Einsatz-, Brenn- oder Flammhär- Gewaltherrscher.
tung. – 2) Überführung von Kunstharzen durch
wa r
n ar-R asch id
chem. Reaktionen aus weichem oder erweichbarem
Zustand in eine nicht mehr erweich- oder schmelz- Der Ka lif Ha ru in er
igst e Fürs t se
der hoch herz
bare Form. – 3) Fetthärtung (→ Fette).
e d az u.
Hartford [ˈhɑːtfəd], Hptst. von Connecticut, USA,
präc ht igst
124 000 Ew.; Hauptsitz des amerikan. Versicherungs- Z ei t un d der endu nd ein er Na ch t«
ngen aus Taus
gewerbes; Präzisionsinstrumente. Aus den »Erzä hlu
Hartgummi, mit 30 bis 40 % Schwefel vulkanisierte
Gummimischung, hornartig, polierfähig; vielfach
durch Kunststoff ersetzt. Harvard-Universität [ˈhɑːvəd-], älteste und eine der
Hrtling, Peter, dt. Schriftsteller, * 1933; Gedichte, führenden privaten Hochschulen der USA, gegr. 1636
Romane (»Der Stillstand«, 1964; »Eine Frau«, 1974; in Cambridge (Massachusetts).
»Herzwand«, 1990; »Schumanns Schatten«, 1996), Harvey [ˈhɑːvɪ], 1) Lilian, brit. Schauspielerin, * 1906,
Erz., Kinderbücher. † 1968; spielte (mit Willy Fritsch) bis zur Emigration
Hrtmann, 1) Eduard von, dt. Philosoph, * 1842, 1939 in vielen dt. Filmen. – 2) William, engl. Arzt,
† 1906; suchte Grundpositionen Schellings, Hegels * 1578, † 1657; entdeckte den großen Blutkreislauf.
und Schopenhauers mit Hilfe des Entwicklungs- Hrz der, dt. Mittelgebirge, 90 km lang, bis 30 km breit,
gedankens zu einer Einheit zu verschmelzen. – gliedert sich in den höheren Ober-H. im W (Brocken
2) Karl Amadeus, dt. Komponist, * 1905, † 1963; 1 141, nach anderen Angaben 1 142 m hoch) und den
Sinfonien, Kammeroper. – 3) Max, dt. Biologe, * 1876, Unter-H. im SO. Klima: rau und sehr regenreich.
† 1962; Direktor des Max-Planck-Instituts für Forstwirtschaft, Viehzucht, etwas Ackerbau,
Biologie, arbeitete über Geschlecht und Geschlechts- Fremdenverkehr. Die beiden Nationalparks Hoch-H.
bestimmung bei Einzellern. – 4) Nicolai, dt. (58,7 km 2) in Sa.-Anh. und H. in Niedersachsen
Philosoph, * 1882, † 1950; entwarf eine umfassende wurden 2005 zusammengelegt.
Ontologie und kategoriale Schichtenlehre des Hrzburger Front, Zusammenschluss (1931) der
Seienden (»Zur Grundlegung der Ontologie«, 1935; NSDAP, der Deutschnationalen, des »Stahlhelms«,
»Der Aufbau der realen Welt«, 1940; »Philosophie der der Alldeutschen und einiger Einzelpersonen gegen
Natur«, 1950). die demokrat. dt. Reg. Brüning; zerbrach 1932.
Hrtmann von e, mhd. Dichter, schwäbisch- Hsan II., König von Marokko (seit 1961), * 1929, † 1999.
alemann. Ministeriale, † zw. 1210 und 1220; verfasste Hschisch das, weit verbreitetes Rauschgift, das
Lieder, Legenden und höf. Epen: »Erec«, »Iwein«, durch Extraktion aus dem Harz des Ind. Hanfs
»Der arme Heinrich«, »Gregorius«. gewonnen wird. Die wirksamen Bestandteile (v. a.

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HAR
HAU
Die ägyptische
Göttin Hathor
empfängt Opfer­
gaben vom Kö­
nig Seti I. Auf
dem Relief aus
seinem Grab im
Tal der Könige
ist sie mit Kuh­
geweih und Son­
nenscheibe dar­
gestellt. Sie
erscheint aber
auch als Kuh, als
Löwin oder
Schlange. Seit
dem Neuen
Reich (um 1550
v. Chr. bis 1070
Tetrahydrocannabinol) befinden sich in einem Hassium [nach dem Land Hessen] das, Symbol Hs, v. Chr.) sind sie­
harzartigen Sekret, das von Drüsenhaaren an Blüten, künstl., radioaktives chem. Element, OZ 108. ben Hathoren
Blättern und Stängeln ausgeschieden wird. Beim Hastings [ˈheɪstɪŋz], Stadt in der Cty. East Sussex, als Schicksals­
Marihuana handelt es sich um die getrockneten S-England, 86 000 Ew.; am Kanal, Badeort. Durch den göttinnen be­
blühenden Triebspitzen. Sieg Wilhelms des Eroberers bei H. 1066 kam kannt.
Hsdrubal, 1) † 221 v. Chr.; Schwiegersohn des England unter normann. Herrschaft.
Hamilkar Barkas, erweiterte Karthagos Macht in
Spanien (Gründung Cartagenas). – 2) Bruder des Hthor, Name einer ägypt. Himmelsgöttin mit
Hannibal, fiel 207 v. Chr. in der Schlacht am ausgeprägten mütterl. Zügen (sie schützt und säugt
Metaurus in Mittelitalien gegen die Römer. den heranwachsenden König), die als »Auge« des
Hase, zur Familie Hasenartige gehörendes Säugetier Sonnengottes Re aber auch Verderben bringen kann.
mit langen Hinterbeinen, kurzem Schwanz (Blume), Der griech. Aphrodite entspr., wurde sie auch als
meist langen Ohren (Löffeln). Der Feld-H., der Liebesgöttin und in Theben als Totengöttin verehrt.
»Lampe« der Tierfabel, ist bräunlich, 5 bis 6 kg Hatschepst, ägypt. Königin der 18. Dynastie,
schwer, ernährt sich von Kräutern und Rinde. Das regierte um 1479–58/57 v. Chr. zunächst als Vormund
Männchen heißt Rammler, das Weibchen Häsin. Der ihres Stiefsohns Thutmosis III., dann als Königin;
in den Alpen und N-Europa lebende Schnee-H. Höhepunkt der Machtentfaltung des Neuen Reichs
(Polar-H.) ist im Winter weiß, im Sommer braun, arkt. (u. a. Terrassentempel auf der Westseite von Theben).
Formen behalten ihr weißes Haar. Httingen, Stadt in NRW, an der Ruhr, 56 100 Ew.;
Hašek [ˈhaʃɛk], Jaroslav, tschech. Schriftsteller, * 1882, Metallindustrie.
† 1923; persiflierte in vielen Satiren und Humoresken Hattrick [ˈhættrɪk; engl. hat »Hut« und trick »Kunst-
die österr.-ungar. Monarchie, erlangte mit dem satir. stück«] der, Fußball: dreimaliger Torerfolg eines
Roman »Die Abenteuer des braven Soldaten Spielers in einem Spiel, ohne dass zw. den Treffern
Schwejk« (1921) Weltruhm. ein Torerfolg eines eigenen oder gegner. Spielers liegt.
Haselnussstrauch, Haselstrauch, Hasel, Gattung Haubtze die, Geschütz zw. Flachfeuer- (Kanonen) und
der Birkengewächse, einhäusiger Waldstrauch in Steilfeuergeschützen (Mörsern).
Europa, Asien, Nordamerika; aus den Haselnüssen Her, Josef M., österr. Komponist, * 1883, † 1959;
wird auch Öl gewonnen. Vertreter der Zwölftonmusik.
Hsenclever, Walter, dt. Dichter, * 1890, † 1940; expres- Hff, Wilhelm, dt. Dichter, * 1802, † 1827; romant.
sionist. Dramen (»Der Sohn«, 1914), Lustspiele, Lyrik. Erzähler, Roman »Lichtenstein« (1826); Märchen.
Hasenscharte, Lippenspalte, angeborene Fehl- Hauptmann, Offizier zw. Oberleutnant und Major,
bildung; Behandlung: Operation. meist Kompanie- oder Batterieführer.
Hßberge, Höhenzug in Mainfranken, Bayern, rechts Hptmann, 1) Carl, Bruder von 2), dt. Dichter, * 1858,
des Mains, in der Nassacher Höhe bis 511 m hoch. † 1921; Schauspiele und Romane, meist eng
Hssell, Ulrich von, dt. Diplomat, * 1881, † (hinge- verbunden mit seiner schles. Heimat (»Einhart der
richtet) 1944; 1932–38 Botschafter in Rom, war nach Lächler«, 1907). – 2) Gerhart, dt. Schriftsteller, * 1862,
seiner Dienstentlassung führend in der Widerstands- † 1946; führender dt. Bühnendichter um die
bewegung. Zeugnis geben seine Tagebücher Jahrhundertwende, verhalf dem Naturalismus zum 373
(1938–44) »Vom anderen Dtl.« (posthum 1946). Durchbruch; später oft Gestalter des Mythischen,

Hauptmann H
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H Hauptschule
374 Märchenhaften, Fantastischen; Schauspiele (u. a. Hshofer, 1) Albrecht, Sohn von 2), dt. Geograf und
»Vor Sonnenaufgang«, 1887; »Die Weber«, 1892; »Der Schriftsteller, * 1903, † (von der Gestapo erschossen)
Biberpelz«, 1893; »Rose Bernd«, 1904; Atriden-Tetra- 1945; gehörte der Widerstandsbewegung an, 1944
logie, 1941–48), Novellen (»Bahnwärter Thiel«, 1892), verhaftet, schrieb im Gefängnis die »Moabiter
Romane, Epen, Autobiografisches. Nobelpreis für Sonette« (1946). – 2) Karl, dt. Geograf, * 1869,
Lit. 1912. † (Freitod) 1946; seiner geopolit. Lehre bediente sich
Die Haut ist mit
Hauptschule, eine Schulform. der Nationalsozialismus.
etwa 2 m2 das Hausbock, sehr schädlicher → Bockkäfer. Haushuhn, stammt vom ind. Bankivahuhn ab;
größte Organ fleischiger Kamm und Kinnlappen, der Hahn mit
des Menschen. Hauser, Monika, schweizerische Ärztin und sichelförmigem Schwanz und einem Sporn. Die
Äußerer Schutz, Frauenrechtlerin, * 1959. Hauser erhielt 2008 den Henne brütet 20 bis 21 Tage, die Küken sind
Temperatur- Right Livelihood Award (Alternativen Nobelpreis) für nestflüchtig und werden von der Bruthenne (Glucke)
und Flüssig­ ihr Engagement für in Kriegen vergewaltigte Frauen betreut. Mit 4 bis 5 Monaten legt es Eier.
keitsregulation, und entwickelte erstmals ein ganzheitliches Konzept Hsmann, Manfred, dt. Schriftsteller, * 1898, † 1986;
Tast- und zur Betreuung und Behandlung der schwer Romane (»Abel mit der Mundharmonika«, 1932),
Schmerzemp­ traumatisierten Opfer. 1993 eröffnete die Gründerin Dramen und Legendenspiele.
der Frauenrechtsorganisation »medica mondiale« im Hausmeier, lat. Majordmus, unter den Merowingern
finden sind ihre
bosnischen Zenica ein Frauentherapiezentrum. der oberste Hof- und Staatsbeamte des Fränk. Reichs;
wichtigsten
Heute unterstützt die Organisation Frauen auf der die Karolinger stiegen mit Pippin III. 751 von H. zu
Funktionen. ganzen Welt. Das Bundesverdienstkreuz lehnte Königen auf.
Ihre rhombische Hauser 1996 aus Protest gegen den Beschluss der Hausschwamm, Ständerpilz, der durch enzymat.
Struktur ist gut Innenminister ab, bosnische Flüchtlinge zur Not Holzabbau verbautes Holz befällt und zerstört.
auf dem Hand­ gewaltsam in ihre Heimat zurückzuführen. Vorbeugen durch Tränken mit keimtötenden Mitteln.
rücken zu se­ Hausse [oːs] die, stärkeres und länger anhaltendes
zur Sache.
Gewalt macht den Menschen Simone Weil
hen. Andere Steigen aller oder einzelner Wertpapier-, Devisen-
Aufgaben hat oder Rohstoffkurse an der Börse; Ggs.: Baisse.
die Haut bei Hauswirtschaft, 1) die selbstständige Wirtschafts-
führung in einem Privat- oder Anstaltshaushalt bzw.
vielen Tieren.
Der Fliegenlarve in einem kleineren Gewerbebetrieb; setzt geregelte
Hser, Kaspar, Findelkind rätselhafter Herkunft, Haushaltsführung (Haushaltsbuch, -budget)
helfen kleinste
* 1812 (?), † (ermordet) 1833; tauchte 1828 in voraus. – 2) geschlossene H., Wirtschaftsform, bei
Haken, sich
Nürnberg auf, einem zeitgenöss. Gerücht zufolge ein der die Hausgemeinschaft (Familie, Sippe) nur für
auch an glatten beiseitegeschaffter bad. Prinz (1996 durch den Eigenbedarf produziert.
Oberflächen zu Genanalyse widerlegt, 2002 infrage gestellt). Hauswurz die, Gattung der Dickblattgewächse,
bewegen. Hausfriede, Recht ungestörter Betätigung im häusl. Kleinstauden mit fleischigen, rundl. Blattrosetten.
Schlangenhaut Bereich (Wohnung und umfriedeter Besitz). Die Die an Felsen heim. Dachwurz galt früher als Schutz
muss das Reptil Verletzung des H. durch Eindringen oder unbefugtes gegen Blitz und Feuer.
vor allem vor Verweilen, der H.-Bruch, wird auf Antrag mit
Austrocknung Geldstrafe oder Freiheitsstrafe geahndet (§§ 123 ff. Haut, bezeichnet die als Schutz und Wärmeregler
Haut HAUH

bewahren. StGB). dienende äußere Körperbedeckung, die Sinnesorgane


Fischschuppen Haushaltsplan, Etat [eˈta], Budget [byˈdʒe], Gegenüber- zum Tasten und Fühlen enthält. Sie besteht beim
sind mit einer stellung der für eine Finanzperiode (Haushaltsjahr) Menschen aus der Ober-H. (Epidermis), die sich aus
vorgesehenen Ausgaben und Einnahmen öffentl. der unteren Keimschicht und der oberen Hornschicht
Schleimhaut
Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Gemeinden) zusammensetzt, und der festen, bindegewebigen Le-
bedeckt, die
und Parafiski (z. B. Sozialversicherung). Er wird vom der-H. (Corium), die auf dem faserigen und mehr oder
den Fisch Parlament im Haushalts-Ges. verabschiedet und ist für minder fettreichen Unterhautfett- oder Unterhaut-
schützt und ihm Reg. und Verw. polit. und rechtl. bindend. Ein zellgewebe (Subcutis) ruht. In der Leder-H. liegen
ein schnelles Nachtragshaushalt wird aufgestellt, wenn die die H.-Talgdrüsen und die Wurzeln der Haare. Die
Gleiten im Was­ tatsächl. Entwicklung der Ausgaben über den H. Schweißdrüsen liegen im Unterhautzellgewebe, die
ser ermöglicht. hinausgeht. Nervenenden in Leder-H. und Unterhautzellgewebe.

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HAU
Haute Couture [otkuˈtyːr; frz. »hohe Schneiderkunst«]
die, Bez. für das richtungweisende Modeschaffen der
u. a.), im nördl. Pazifik, besteht aus 8 größeren (H.,
Maui, Oahu, Kauai u. a.) und 23 kleineren Inseln.
HEB
Pariser Modesalons. Hptst. Honolulu. Viele Vulkane; Zuckerrohr, Ananas,
Hautflügler, Insekten mit 2 Paar dünnhäutigen Kaffee u. a.; Zucker- und Konservenind. Flotten- und
Flügeln; das Weibchen hat einen Lege- oder Flugstützpunkt Pearl Harbor. – Die H.-Inseln, 1555
Wehrstachel. Zu den H. gehören Bienen, Wespen, von den Spaniern entdeckt, 1778 wiederentdeckt,
Schlupfwespen, Ameisen. kamen 1898 an die USA, wurden 1959 Bundesstaat.
Hautkrebs, Hautkarzinom, Sammelbez. für bösartige
Neubildungen der Haut. Nach Entstehung und Art Hawking [ˈhɔːkiŋ], Stephen William, brit.
unterscheidet man z. B. das Basaliom, das bes. im Physiker, * 1942; seit 1977 Prof. in Cambridge,
Gesicht älterer Menschen auftritt, und das durch 1979–2009 Inhaber des Lucasischen Lehrstuhls.
frühzeitige Metastasenbildung gekennzeichnete Hawking schuf eine Theorie der Schwarzen Löcher
→ Melanom. und verfasste bahnbrechende Arbeiten über
Hautpilz|erkrankungen, Dermatomyksen, durch Ursprung und Entwicklung des Universums. Ziel
Hautpilze hervorgerufene Schäden an Haut, Haaren seiner Forschung ist eine Theorie, die die Gesetze der
und Nägeln. Dazu gehören u. a.: Epidermophytie: allg. Relativitätstheorie und der Quantenmechanik
kleine, stark juckende Bläschen zw. Fingern und vereinigt; schrieb »Eine kurze Gesch. der Zeit«
Zehen. Übertragung bes. in Schwimmbädern. (1988), »Einsteins Traum« (1993), »Das Universum in
Hautpilzflechte, Trichophytie: Haarausfall, Entzün- der Nußschale« (2001). – H. leidet an amyotroph.
dungen. – Candida-Mykosen (Soor, Schwämmchen), Lateralsklerose und verständigt sich, an den
meist auf der Mundschleimhaut von Säuglingen in Rollstuhl gefesselt, per Computer mit seiner Umwelt.
Form von milchig weißen Belägen; häufig auch zw.
en be-
den Fingern oder Zehen bei Erwachsenen als stark n Au ßerird isch
Der Besuch vo hh ei t.
nde der M ensc
juckende hochrote Herde.
Havnna, La Habna, Hptst. von Kuba, 2,19 Mio. Ew.; deu tet das E Stephen Hawk ing
Hafen, histor. Altstadt (Weltkulturerbe); Univ.,

Erzbischofssitz; Ind., Ausfuhr von Tabak und Zucker;
1515 von den Spaniern gegründet. Haydn [ˈhaɪdən], 1) Joseph, österr. Komponist, * 1732,
Hvel die, rechter Nebenfluss der unteren Elbe, kommt † 1809; Schöpfer des klass. sinfon. Stils, vollendete die
aus dem Dambecker See bei Neustrelitz, bildet die Sonatenform durch die themat. Verarbeitung. Über
H.-Seen; 343 km lang (davon 243 km schiffbar); 100 Sinfonien, Konzerte; Streichquartette, Trios,
Kanalverbindungen zur Oder und Elbe. H.-Land, Sonaten; Opern, Singspiele; Oratorien »Die
Landschaft in Bbg. zw. Spandau und Rathenow. Schöpfung« (1798), »Die Jahreszeiten« (1801); Messen;
Hvel, Václav, tschech. Schriftsteller und Politiker, Lieder; österr. Kaiserhymne (→ Deutschland-
* 1936; Dramen (»Die Versuchung«, 1986, u. a.), Erz.; lied). – 2) Michael, österr. Komponist, Bruder von 1),
1969 Publikationsverbot, seit 1977 Veröffentlichun- * 1737, † 1806.
gen im westl. Ausland; 1979–83 sowie 1989 als Hyek, Friedrich August v., brit. Volkswirtschaftler
Regimekritiker inhaftiert, einer der Sprecher der österr. Herkunft, * 1899, † 1992; Vertreter des Neolibe-
Charta 77, nach der polit. Wende in der ČSFR 1989 ralismus; 1974 Nobelpreis für Wirtschaftswissen-
zum Staatspräs. gewählt, 1992 zurückgetreten; schaften.
1993–2003 Präs. der Tschech. Rep. – 1989 Friedens- Hayworth [ˈheɪwəːθ], Rita, amerikan. Filmschauspiele-
preis des Dt. Buchhandels, 1991 Internat. Karlspreis. rin, * 1918, † 1987; galt als Sexidol, auch Tanzfilme;
Hvemann, Robert, dt. Naturwissenschaftler und »Gilda« (1946), »Die Lady von Shanghai« (1948).
polit. Theoretiker, * 1910, † 1982; Verfechter H-Bombe → Wasserstoffbombe.
reformkommunist. Ideen in der DDR; als Dissident HDTV [Abk. für engl. High Definition Television,
1977–79 unter Hausarrest. »hochauflösendes Fernsehen«], → Digitalfernsehen.
Hawii, 1) größte der H.-Inseln (Sandwich-Inseln), Hearst [həːst], William Randolph, amerikan. Journalist
10 433 km 2, etwa 160 000 Ew. Der Nationalpark der und Verleger, * 1863, † 1951; baute den größten
H.-Vulkane (Mauna Loa, Kilauea) gehört zum Pressekonzern der USA auf.
Weltnaturerbe. – 2) 50. Staat der USA, 28 313 km 2 Heartfield [ˈhɑːtfiːld], John, eigtl. Helmut Hrzfeld, brit.
(Landfläche: 16 733 km 2), 1,28 Mio. Ew. Grafiker und Bildpublizist dt. Herkunft, * 1891,
(Polynesier, Asiaten, Weiße, Schwarze, Filipinos † 1968; Mitgründer der Berliner Dada-Gruppe, setzte
die Fotomontage als polit. Agitationsmittel ein;
emigrierte 1933 über Prag nach Großbritannien;
bekannt v. a. durch seine gegen das nat.-soz. Deutsch-
land gerichteten Fotomontagen.
Heaviside [ˈhevɪsaɪd], Oliver, brit. Physiker, * 1850,
† 1925; führte gleichzeitig mit A. E. Kennelly die
Ausbreitung elektr. Wellen um die Erde auf eine
ionisierte Atmosphärenschicht (Kennelly-H.-Schicht)
zurück.
Heb|amme die, staatl. geprüfte und anerkannte
Geburtshelferin. Der Beruf wird unter der Bez. 375
Entbindungspfleger auch von Männern ausgeübt.

Hebamme H
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H Hebbel
376 Hbbel, Friedrich, dt. Dichter, * 1813, † 1863; gestaltete Wetten auf die Zukunft
in Tragödien den Zusammenstoß des Einzelnen mit »To hedge« heißt »abgrenzen« oder
der sittl. Ordnung: »Judith« (1841), »Herodes und »absichern« – doch damit haben Hedgefonds
Mariamne« (1850), »Agnes Bernauer« (1855) u. a.; kaum etwas zu tun. Ihr Name stammt von
Gedichte, Tagebücher. Finanzinstrumenten, die normalerweise zur
Hebel der,  um eine Achse drehbarer Körper, meist
Hebel HEBH Absicherung von Kursschwankungen
eine Stange; er dient zum Heben einer Last oder zur eingesetzt werden. Doch Hedgefonds nutzen
Verstärkung eines Drucks. Die beiden H.-Arme diese Instrumente nicht zur Verlustbegren-
heißen Kraft- und Lastarm. Die Kraft hält der Last zung, sondern um mit Wetten auf zukünftige
das Gleichgewicht, wenn Last × Lastarm Aktien- oder Währungskurse möglichst hohe
= Kraft × Kraftarm ist (H.-Gesetz). Der H. gehört zu Renditen zu erzielen. Eines der spektakulärs-
den einfachen Maschinen; Anwendungen: Waage, ten Ereignisse der Hedgefonds-Geschichte ist
Zange, Brechstange, Türklinke u. a. der »Black Wednesday« (16. September 1992),
Hbel, Johann Peter, dt. Dichter, * 1760, † 1826; an dem Großbritannien das Europäische
»Alemann. Gedichte« (1803), Kalendergeschichten: Währungssystem verließ. Spekulanten
»Schatzkästlein des rhein. Hausfreundes« (1811). hielten das Britische Pfund für überbewertet
Heber, der, Gerät zum Heben von Flüssigkeiten durch und hatten geliehene Pfund in andere
Luftdruck. Der Stech-H. wird durch Ansaugen der Währungen wie Dollar und Mark getauscht.
Flüssigkeit gefüllt. Beim Saug- oder Schenkel-H. ist Der Plan ging auf: Das Pfund verlor ein
die Röhre gebogen; steigt die Flüssigkeit über den Viertel seines Werts gegenüber dem
höchsten Punkt der Biegung, fließt sie selbstständig US-Dollar und die Hedgefonds verdienten
dauernd nach. Der Gift-H. ist eine Sonderform des Milliarden.
Saug-H. mit Hahn und seitlichem Saugrohr.
hebrische Literatr, literar. Werke in hebr.
Sprache; neben den hebr. Schriften der Bibel im Hedn, Sven, schwed. Asienforscher, * 1865,
Altertum religionsphilosoph., myst. und ethische † 1952; bereiste Innerasien, bes. Tibet, z. T.
Schriften im MA; mit der jüd. Aufklärung (Haskala) als Erster, und berichtete darüber;
im 19. Jh. zahlreiche Übersetzungen europ. Lit. ins wichtigste Reisen: 1899–1902 Tarimbecken, Tibet;
Hebr.; im Zusammenhang mit dem Zionismus 1905–08 Entdeckung des Transhimalaya; 1927–35
eigenständige realist. Lit.; mit der Gründung des Mongolei (Gobi) und Chines.-Turkestan.
Staates Israel Entstehung einer mod. h. L.; wichtige Hedonsmus der, Lehre, nach der die Sinneslust und
Themen: Katastrophe des europ. Judentums in der das Genießen höchstes Ziel des Lebens ist.
Hitler-Zeit und aktuell-polit. Probleme im Zusam- Hdwig, Herrscherinnen:
menleben von Juden und Arabern. 1) H., Herzogin von Schlesien, * 1174, † in dem von ihr
hebrische Sprache, gehört zu den semit. Sprachen; gegr. Kloster Trebnitz 1243; aus dem Grafen-
das A. T. ist in h. S. geschrieben. Die hebräische geschlecht von Andechs,  mit Herzog Heinrich I.
Schrift wird von rechts nach links geschrieben. von Schlesien; Patronin Schlesiens (Tag: 16. 10.). – 2)
Hebrden, Gruppe von über 500 felsigen Inseln und Hdwig, Herzogin von Schwaben, lebte als Witwe auf
Klippen (nur etwa 100 bewohnt) an der W-Küste von dem Hohentwiel, † 994; Heldin in V. von Scheffels
Schottland; 7285 km 2. Die 31 000 Ew. der Äußeren H. Roman »Ekkehard« (1855).
sprechen z. T. Gälisch.
Hbron, heute El-Khall, Stadt im Westjordanland, Heer, Bez. für die Landstreitkräfte eines Staats. Es
Heer HEEH

80 000 Ew.; Patriarchengräber; Hptst. Judas unter gibt H. mit beschränkter oder mit allg. Wehrpflicht
David, als (angebl.) Grabstätte Abrahams eine der 4 und Freiwilligen-(Berufs-)H. Das stehende H.
hl. Stätten des Talmuds, Heiligtum der Araber. Mit befindet sich ständig, auch im Frieden, unter Waffen.
dem H.-Abkommen (1997) begann der israel. Miliz-H. werden im Mobilmachungsfall aufgestellt,
Teilabzug und die Übergabe H. an die palästinens. oder bestehende Kader werden mit eingezogenen
Autonomieverwaltung. Soldaten aufgefüllt.
Hecht der, bis 1,5 m langer Raubfisch des Süßwassers, Hsters, Johannes, österr. Sänger und Schauspieler
Heesters HEEH

grünlich (Gras-H.); schmackhafter Speisefisch. niederländ. Herkunft, * 1903; Vertreter der leichten
Hckel, Erich, dt. Maler, Grafiker, * 1883, † 1970; einer Muse.
der Meister des dt. Expressionismus, Mitbegründer Hefe die, mikroskopisch kleine einzellige Pilze,
der Künstlervereinigung »Die Brücke«. bewirken die Gärung. Am wichtigsten sind die
Hcker, Friedrich, dt. Politiker, * 1811, † 1881; war 1848 Bier-H. (Branntwein-H.), die nur als Kulturstamm
bad. republikan. Freischarenführer, ging nach bekannt ist, und die in der Natur frei vorkommende
Amerika und wurde Brigadegeneral im amerikan. Wein-H. Wegen ihres Eiweiß- und Vitamingehaltes
Bürgerkrieg. dient H. auch als Nähr- und Heilmittel, obergärige
Bier-H. wird außerdem als Treibmittel beim Backen
Hedgefonds [ˈhedʒ-], Bez. für Investment- (Back-H.) verwendet.
fonds, die eine hochspekulative Anlagepolitik Hgau der, fruchtbare Landschaft nördl. des
betreiben und Verlustrisiken u. a. dadurch zu Bodensees, Bad.-Württ., mit Burgruinen auf basalt.
begrenzen suchen, dass Gelder in Hochzinswährun- Bergkegeln (Hohentwiel u. a.).
gen investiert und durch Kreditaufnahmen in Hgel, Georg Wilhelm Friedrich, dt. Philosoph, * 1770,
Niedrigzinswährungen finanziert werden. † 1831; schuf das umfassendste Lehrgebäude des dt.

0362_0404_H_satz_Korr02.indd 376 25.08.10 16:55


HEB
HEI
Das Heer des
Kaisers Qin Shi
Huangdi (259
bis 210 v. Chr.)
zwang erstmals
alle chinesi­
schen Länder
unter eine Herr­
schaft. Heute
können Wissen­
schaftler aus
der Ausrüstung
und Aufstellung
der knapp 7000
Terrakotta-Sol­
daten in seinem
Grab wichtige
Erkenntnisse
über die Kriegs­
führung der da­
maligen Zeit
gewinnen.
Idealismus. »Sein« und »Denken« sind nach ihm ein ursprünglicher zu fragen«. Hauptwerk: »Sein und
und dasselbe; das »Geistige« ist das Wesen der Welt, Zeit« (1927).
die sich aus dem Geist aufbaut in der Stufenfolge: Heidelbeere, Blaubeere, Bickbeere, kleinstrauchiges
Naturgeschehen, Weltgeschichte, Kunst, Religion Heidekrautgewächs, mit rötlich grünen Blüten und
und Philosophie (Sich-selbst-Erkennen des Geistes). schwarzblauen, essbaren Beeren.
Hgenbarth, Josef, dt. Grafiker, Maler, * 1884, † 1962; Hdelberg, Stadt in Bad.-Württ., am Neckar,
v. a. Illustrationen für den »Simplicissimus« und zur 144 600 Ew.; Univ. (gegr. 1386), Akademie der Wiss.,
Weltliteratur. Institute; Krebsforschungszentrum; Ind. (Maschi-
Hehlerei, Straftat, die begeht, wer Sachen, von denen nen, Zement u. a.); Fremdenverkehr. Über der Stadt
er weiß oder den Umständen nach annehmen muss, die Ruine des Pfalzgrafenschlosses (Renaissance,
dass sie durch strafbare Handlung erlangt sind, 16. Jh., durch die Franzosen 1689 und 1693 zerstört).
ankauft, an sich nimmt oder an ihrem Absatz Hdelberger Katechsmus, einflussreichste ref.
mitwirkt, um sich oder einen Dritten zu bereichern. Bekenntnisschrift, veröffentlicht 1563 in Heidelberg.
H. wird mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet Hdelberger Unterkiefer, ältester europ. menschl.
(§§ 259 ff. StGB). Knochenfund, wahrscheinlich aus der 1. Zwischen-
Heide die, 1) meist baumlose Landschaft mit eiszeit stammend, 1907 bei Mauer östlich von
Sträuchern, Gräsern und Kräutern auf nährstoff- Heidelberg gefunden.
armen Böden, bes. in Mittel- und W-Europa, z. B. Hdenstam, Verner von, schwed. Dichter, * 1859,
Lüneburger H. (Naturschutzpark); sonst weitgehend † 1940; Neuromantiker; Nobelpreis für Literatur 1916.
kultiviert. Östl. der Elbe auch Bez. für Kiefernwälder Heidschnucke die, sehr alte, kleinwüchsige
(z. B. Jungfern-H.). – 2) versch., meist strauchige Schafrasse der Lüneburger Heide.
Pflanzen mit nadelförmigen Blättchen und meist Heiland [zu lat. salvator »Heilender«, »Erretter«,
rötl. Blüten: H.-Kraut oder Besen-H., die Hauptpflanze »Erlöser«] der, Beiname Christi.
auf Heideland, ein niedriger Strauch, blüht im Heilbrnn, Stadt in Bad.-Württ., 120 800 Ew.; Hafen
Herbst, gute Bienenweide. Zur Gattung Glocken-H. am schiffbaren Neckar; Maschinen-, Fahrzeug-,
(Erika) gehört u. a. die Sumpf-H., auf nordwestdt. Papier-, Nahrungsmittel-, Textil- u. a. Ind.,
Heidemooren; Baum-H., in S-Europa, Afrika, mit rötl., Salzbergbau. Die Altstadt wurde 1944 fast völlig
maserreichem Wurzelholz, das als Bruyèreholz zerstört.
Pfeifenköpfe gibt. Heilbutt der, Plattfisch, große Schollenart der nördl.
Heide der, im traditionellen christl. Sprachgebrauch Meere.
ein Mensch, der keiner monotheist. Religion Heil|erde, Ton oder Lehm für äußerl. und innerl.
angehört. Heilzwecke.
Hdegger, Martin, dt. Philosoph, * 1889, † 1976; Heilige, in den Religionen Menschen, die in besonderer
entwickelte aus der Phänomenologie E. Husserls eine Weise Vorbilder, Lehrer, Bekenner oder Märtyrer des
Methode zur Daseinsanalyse des Menschen Glaubens sind; in der kath. Kirche die nach ihrer
(→ Existenzphilosophie); zugleich versuchte er, »die → Heiligsprechung als Fürbitter bei Gott amtlich 377
Frage der abendländ. Metaphysik nach dem Sein verehrten Zeugen des Glaubens.

Heilige H
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H Heilige Allianz
378 Heilige Allinz, Bündnis, auf Anregung des russ. Heilquellen, Quellwässer, die sich durch einen bes.
Kaisers Alexander I. 1815 von ihm, dem Kaiser von hohen Gehalt an Mineralien und anderen Stoffen
Österreich und dem König von Preußen geschlossen. (z. B. Eisen, Arsen, Schwefel) oder durch höhere
Urspr. als Verpflichtung zum Handeln nach christl. Temperatur von anderen Quellen unterscheiden,
Grundsätzen deklariert, diente sie der Bewahrung dadurch heilkräftig wirken (»Gesundbrunnen«) und
des konservativen Systems und wurde zum Inbegriff zu Trink- und Badekuren gebraucht werden.
der Restauration. Heils|armee, ev. Freikirche, hervorgegangen aus der
Heilige Drei Könige → Drei Könige. von W. Booth 1865 gegr. »Ostlondoner Christl.
Heilige Famli|e, das Jesuskind, Maria und Joseph; in Mission«. Nach militär. Muster organisiert, verbindet
der bildenden Kunst oft dargestellt. die H. Verkündigungstätigkeit (u. a. Straßenmusik
Heilige Nacht, die Nacht vor Weihnachten. und -predigt) mit einer bes. den sogenannten
Heiligenblt, Dorf in Kärnten, Österreich, im oberen Randgruppen der Gesellschaft verpflichteten
Mölltal, 1300 m ü. M., 1300 Ew., Ausgangspunkt der Sozialarbeit.
Großglockner-Hochalpenstraße; spätgot. Wall- Heimatvertriebene, die seit 1945 bes. aus den ehem.
fahrtskirche (1491 geweiht). dt. Ostgebieten vertriebenen Deutschen.
Heiligenschein, Glorile die, bildende Kunst: Heimchen das, Hausgrille (→ Grillen).
Lichtkreis oder Strahlenkranz um die ganze Figur Heimfall, Anfall erbenlosen Nachlasses an den Staat.
oder um das Haupt bei göttl. oder hl. Gestalten. Hn, Christoph, dt. Schriftsteller, * 1944; Erzähler und
Heiliger Geist, christl. Lehre: neben dem Vater und Dramatiker, setzt sich mit menschl. Vereinsamung
dem Sohn die dritte Person der → Trinität. auseinander (Nov. »Der fremde Freund«/»Drachen-
Heiliger Stuhl, Apostlischer Stuhl, lat. Sncta Sdes, blut«, 1982; Romane »Der Tangospieler«, 1989;
Sdes Apostlica, das Papstamt, der Papst persönl. »Willenbrock«, 2000; »Landnahme«, 2004).
oder die Römische Kurie und der Papst. Hne, 1) Heinrich, dt. Dichter, * 1797, † 1856; lebte seit
Heiliges Grab, Grabstätte Jesu in Jerusalem, nahe 1831 in Paris, 1835 Verbot seiner Schriften in Dtl. (als
Golgatha, in der Grabeskirche (gemeinsamer Besitz Vertreter des → Jungen Deutschland), seit 1848
der kath., griech.-orth., armen., kopt., äthiop. und schwere Krankheit. Bed. lyr. Werk (volksliedhafte,
syr.-orth. Kirche). auch scharf zeitkrit.-satir. Gedichte: Epos »Deutsch-
Heiliges Jahr, Jubeljahr, Jahr, das der inneren land. Ein Wintermärchen«, 1844; Samml. »Romanze-
Erneuerung der Gläubigen dienen soll und ro«, 1851); neuartige Form (Wechsel zwischen lebendi-
traditionell (beim Besuch der Hauptkirchen Roms) ger Prosa und schlichter Lyrik) in den »Reisebildern«
mit einem päpstl. Ablass verbunden ist; erstmals (u. a. »Harzreise«, 1826/27); Beginn der modernen
1300, seit 1475 alle 25 Jahre begangen, zuletzt 2000. feuilletonist. dt. Prosa (»Der Salon«, 1834–49);
Heiliges Rmisches Reich, offizieller Titel für den wichtiger Mittler zwischen dt. und frz. Kultur (»Die
Herrschaftsbereich des abendländ. Röm. Kaisers bis Romant. Schule«, 1836). – 2) Thomas Theodor, dt.
1806 und der in ihm verbundenen Territorien; galt Grafiker und Maler, * 1867, † 1948; Zeichnungen,
seit 962 als Fortsetzung des Röm. Reichs. Der Name Karikaturen, v. a. für den »Simplicissimus«.
Romanum Imperium wird zuerst 1034 unter Hnemann, Gustav, dt. Politiker (seit 1957 SPD), * 1899,
Konrad II. gebraucht, Sacrum Imperium seit 1157 † 1976; Rechtsanwalt, 1945–52 Mitgl. der CDU; 1966–69
unter Kaiser Friedrich I., um seine sakrale Würde Bundesmin. der Justiz, 1969–74 Bundespräsident.
gegenüber der Kirche zu betonen. Seit 1254 bürgerte Hnkel, Ernst, dt. Flugzeugbauer und Industrieller,
sich in den Königsurkunden Sacrum Romanum * 1888, † 1958; entwickelte Sport-, Verkehrs- und v. a.
Imperium ein. Der inoffizielle Zusatz Deutscher Kriegsflugzeuge.
Nation (Nationis Germanicae) wurde erst im 15. Jh.
beigefügt, bezeichnete zunächst nur die dt. Teile des Hnrich, Herrscher:
Reichs, drückte später den Anspruch der Deutschen Hl. Röm. Reich. 1) H. I., König (919–936), * um 875,
auf das Imperium aus. Bis Karl V. ließen sich die † 936; Sachsenherzog, brachte das Herzogtum
Kaiser vom Papst krönen; die übrigen Herrscher bis Lothringen zum Reich zurück, schlug die Ungarn 933
1806 nahmen gleich bei der Wahl und Krönung zum an der Unstrut; er legte viele Burgen an und schuf die
»Röm. König« den Kaisertitel an. Grundlage der dt. Kaisermacht im MA. – 2) H. II., der
Heiligsprechung, Kanonisatin, kath. Kirche: feierl. Heilige, König/Kaiser (1002/14 bis 1024), * 973, † 1024;
päpstl. Erklärung, dass ein Verstorbener in das der letzte Herrscher des sächs. Kaiserhauses,
Verzeichnis (Kanon) der Heiligen aufgenommen Gründer des Bistums Bamberg. – 3) H. III., König/
worden ist; Vorstufe ist die Seligsprechung. Kaiser (1039/46 bis 1056), * 1017, † 1056; aus dem sal.
Heilpflanzen, Arznpflanzen, Wild- oder Kultur- Kaiserhaus, setzte 1046 3 streitende Päpste ab,
pflanzen, zur Herstellung von Arzneimitteln oder zu machte Ungarn lehnspflichtig. – 4) Heinrich IV.,
anderen Heilzwecken. König/Kaiser (1056/84 bis 1106), Sohn von 3), * 1050,
Heilpraktiker, Berufsbez. für Personen, die † 1106; stand zunächst unter der Regentschaft seiner
entsprechend dem H.-Gesetz v. 17. 2. 1939 i. d. F. v. 2. 3. Mutter Agnes von Poitou, dann der Erzbischöfe Anno
1974 die staatl. Genehmigung zur Ausübung der von Köln und Adalbert von Hamburg-Bremen; geriet
Heilkunde (mit Beschränkungen, z. B. keine mit dem wiedererstarkten Papsttum in Konflikt,
Impfungen oder Geburtshilfe) besitzen und beim womit der → Investiturstreit begann; erreichte durch
zuständigen Gesundheitsamt registriert sind. den Bußgang nach Canossa (1077) die Aufhebung des
Behandlungskosten werden von den gesetzl. von Papst Gregor VII. verhängten Banns; wurde vom
Krankenversicherungen nicht übernommen. Gegenpapst in Rom zum Kaiser gekrönt.

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HEI
Show(down) in Canossa?
Der legendäre Gang nach Canossa im Januar 1077
fahrten nach W-Afrika aus. Die Besatzungen wurden
an seinem Hof, einem Zentrum geografischer und
HEI
ist als Selbsterniedrigung eines deutschen Königs wiss. Studien, vorbereitet. H. legte mit den von ihm
in die Geschichte eingegangen. Drei Tage lang angeregten Entdeckungsfahrten die Grundlage der
harrte Heinrich IV. im Büßerhemd aus, ehe ihn überseeischen Macht Portugals. Der venezia-
Papst Gregor VII. begnadigte und den Bann Sachsen. – 15) H. der Löwe, Herzog (1142–80), * um
nische Huma-
löste. Doch die Wahrheit könnte ganz anders 1129, † 1195; Welfe, seit 1156 auch Herzog von Bayern,
nist und Geo-
ausgesehen haben. Nach Meinung des Mediävis- förderte die dt. Ostsiedlung im ostelb. Slawenland,
ten Johannes Fried war das Treffen keine reine unterwarf Mecklenburg, gründete die Städte Lübeck graf Giovan
Unterwerfungsgeste Heinrichs, sondern eine von und München. Mit Friedrich Barbarossa verfeindet, Battista Ramu-
ihm und Gregor gemeinsam vorbereitete, wurde er 1180 geächtet und verlor seine Herzogtümer. sio würdigt auf
diplomatische Aktion zur Konfl iktlösung und Hnrich, mhd. Dichter: 1) H. der Glichesaere seiner Land-
Friedensfi ndung. [ˈgliːçəzɛːrə], aus dem Elsass, dichtete in der 2. Hälfte karte von
Westafrika
(1540) Hein-
– 5) H. V., König/Kaiser (1106/11 rich den See-
bis 1125), Sohn von 4), * 1086, fahrer, der die
† 1125; beendete den Investitur- Huldigung Afri-
streit durch das Wormser Kon-
kas – darge-
kordat 1122. – 6) H. VI., König/
stellt durch die
Kaiser (1190/91 bis 1197), * 1165,
† 1197; Staufer, eroberte 1194 das allegorische
normann. Kgr. Sizilien, erstrebte Gestalt eines
die Erblichkeit der dt. Krone. Schwarzafri-
England. – 7) H. II., König kaners – ent-
(1154–89), * 1133, † 1189; aus dem gegennimmt.
Hause Anjou-Plantagenet, gewann Heinrich hatte
durch Erbschaft und Heirat auch im Übrigen
das westl. Frankreich, begann die selbst nie eine
Unterwerfung Irlands; Streit mit längere See-
Thomas Becket. – 8) H. V., König
reise unter-
(1413–22), * 1387, † 1422; siegte im
nommen.
Kampf um seinen Anspruch auf
den frz. Thron 1415 bei Azincourt
und nahm Paris ein. – 9) H. VII.,
König (1485–1509), * 1457, † 1509;
aus dem Hause Tudor, stürzte
Richard III. und beendete die
Rosenkriege. – 10) H. VIII., König
(1509–47), Sohn von 9), * 1491,
† 1547; gewalttätig, war sechsmal
verheiratet, ließ seine zweite
(Anna Boleyn) und fünfte Frau
(Katharina Howard) hinrichten;
anfangs Gegner Luthers, brach
dann mit dem Papst, machte sich
1534 zum Oberhaupt der engl.
Staatskirche.
Frankreich. – 11) H. II., König
(1547–59), * 1519, † 1559; erwarb
1552 im Bunde mit den dt. Pro-
testanten Metz, Toul und Verdun,
musste jedoch 1559 Italien den
Spaniern überlassen. – 12) H. III., König (1574–89), des 12. Jh. die älteste dt. Tiersage »Reinhart
dritter Sohn von 11), * 1551, † 1589; führte mehrere Fuchs«. – 2) H. von Mßen, gen. Frauenlob,
Hugenottenkriege, ließ aber den Führer der kath. Liga, * 1250/60, † 1318, soll in Mainz die erste Meister-
den Herzog Heinrich von Guise, ermorden. – 13) H. IV., singerschule gegr. haben. – 3) H. von Mrungen,
König (1589–1610), * 1553, † 1610; Bourbone, anfangs mhd. Lyriker, † 1222; wichtiger Vertreter des
König von Navarra und Führer der Hugenotten, wurde Minnesangs. – 4) H. von fterdingen, sagenhafter
1593 kath., um Paris zu gewinnen, gewährte aber den Dichter, tritt im Sängerkrieg auf der Wartburg als
Hugenotten 1598 die Vorrechte des Edikts von Nantes; Gegner Wolframs von Eschenbach auf. – 5) H. von
wurde ermordet. Vldeke, 2. Hälfte des 12. Jh.; stammte vom
Portugal. – 14) Heinrich der Seefahrer, Prinz, * 1394, Niederrhein, vollendete spätestens 1190 sein Epos 379
† 1460; sandte seit 1418 Schiffe auf Entdeckungs- »Eneit«.

Heinrich H
H Heisenberg
380 Hsenberg, Werner, dt. Physiker, * 1901, † 1976;
Heisenberg HEIH 61 m hoch), das flache Unterland und die 1,5 km
begründete mit M. Born und P. Jordan die Matrizen- entfernt liegende Düne mit Badestrand. Der Ort H.
mechanik, eine Form der Quantenmechanik, und hat 1500 Ew., Vogelwarte, Meeresbiolog. Anstalt,
stellte die nach ihm benannte Heisenberg’sche Wetterstation, Hafen. – H. war 1714–1814 dänisch,
→ Unschärferelation auf; Nobelpreis für Physik dann britisch. 1890 erkannte das Dt. Reich für die
1932. Abtretung von H. an Dtl. die brit. Oberhoheit über
Hßenbüttel, Helmut, dt. Schriftsteller, * 1921, † 1996; Sansibar an. Nach der Zerstörung des Orts (1945)
Gedichte (»Topographien«, 1956), sprach- und diente H. der brit. Luftwaffe als Übungsplatz für
formexperimentierende Werke: »Textbücher« Bombenabwürfe. 1952 an Dtl. zurückgegeben; 1960
(1960 ff.), »D'Alemberts Ende« (1970); literaturtheoret. war der Wiederaufbau beendet.
Arbeiten, Hörspiele u. a. 1969 erhielt er den Georg- Hliand [»Heiland«], anonym überlieferte altsächs.
Büchner-Preis. Evangeliendichtung in Stabreimversen aus dem 9. Jh.
Heizung, Erwärmung eines Raums; auch die Erzählt wird das Leben Christi, für das heimische
Heizanlage. Man unterscheidet Einzel- oder Lokal-H. adl. und geistl. Publikum mit german. Elementen
(Kamin-, Ofen-, Gas-, Öl-, Petroleum- oder Spiritus- versehen.
und elektr. H.), Sammel-H.
(Zentralheizung) sowie
Fernheizung. – Elektr. Heizgeräte
sind u. a. Heizsonne, Heizkissen,
Heizlüfter.
Heizwert, der Quotient aus der bei
IC OB AC T E R PY LORI
vollständiger und vollkommener
Verbrennung einer Masse (in kg)
HEL ZUR DIAGNOSE
bzw. Stoffmenge (in mol) eines METHODEN
Brennstoffs frei werdenden
Wärmemenge und seiner Masse
bzw. Stoffmenge. ENDOSKOPIE
Hekatmbe die, meist Pl., urspr. Im Rahmen einer Endoskopie werden Gewebeproben
im alten Griechenland ein Opfer entnommen und einem Schnelltest unterzogen. In Ge-
von einhundert Rindern;  einem
genwart von Helicobacter wird Harnstoff durch das
unheilvollen Ereignis zum Opfer
Bakterienenzym Urease in Kohlendioxid und Ammoniak
gefallene große Anzahl von
Menschen. gespalten. Dieses färbt einen beigefügten Indikator rot.
Hktar der, Einheitenzeichen ha,
Flächenmaß, 1 ha = 100 Ar =
10 000 m 2. ATEMTEST
Hkto... [von griech. hekaton Auch durch einen Atemtest kann Helico-
»hundert«], Vorsatzzeichen h, bacter nachgewiesen werden. Dazu
Vorsatz vor Einheiten für den nimmt der Patient mit radioaktivem
Faktor 100, z. B. 1 Hektoliter Kohlenstoff markierten Harnstoff in ei-
(1 hl) = 100 Liter, 1 Hektopascal nem Getränk zu sich. Wieder entstehen
(1 hPa) = 100 Pascal = 1 Millibar. in Gegenwart von Helicobacter Ammo-
Hktor, griech. Sage: Sohn des niak und Kohlendioxid. Letzteres wird
Priamos und der Hekuba, Gatte
ausgeatmet und enthält nun den radio-
der Andromache, der tapferste
Held der Trojaner, fiel durch
aktiven Kohlenstoff, der in der Ausatem-
Achilles. luft bestimmt werden kann.
Hl, Totenwohnstätte der german.
Sage; auch als Göttin personifi-
ziert.
Hla, poln. Hel [xɛl], poln. Halbinsel
im W der Danziger Bucht, Seebad H. (4900
Einwohner). Helicobcter pylri, Bez. für ein
Heldensage, mündl. oder schriftl. Überlieferung aus weltweit verbreitetes Stäbchenbakterium, das
der Frühzeit der Kulturen. Die dichter. Form ist fast überwiegend die schleimbildenden Zellen des
ausnahmslos das Epos. Magens (Nebenzellen) infiziert; es verursacht Magen-
Hlder, Den H., Kriegs- und Fischereihafen in und Zwölffingerdarmgeschwüre.
Nordholland, Niederlande, 62 100 Einwohner. Hlikon der, Gebirge in der griech. Landschaft Böotien;
Hlena, griech. Sage: Tochter des Zeus und der Leda, im Altertum Sitz der Musen.
Gemahlin des Menelaos, Urbild weibl. Schönheit; Helipolis [griech. »Sonnenstadt«], 1) hebr. n, alte
ihre Entführung durch Paris war Anlass für den ägypt. Stadt nordöstl. von Kairo; Tempel des
Trojan. Krieg. Re. – 2) griech. Name für → Baalbek.
Hlgoland, Nordseeinsel, gehört zu Schlesw.-Holst., Hlios [griech. »Sonne«], griech. Sonnengott, Sohn des
mit Düne 2,09 km 2, umfasst das felsige Oberland (bis Titanen Hyperion.
HEI
Heliostt der,  ebener Spiegel, der durch ein
Uhrwerk so gedreht wird, dass er das Sonnenlicht
Heller, Haller der, seit dem 12. Jh. Silber-, seit dem
17./18. Jh. Kupfermünze zu 1⁄2 Pfennig.
HEN
immer in die gleiche Richtung reflektiert. Hller, 1) André, österr. Aktionskünstler, Chansonsän-
Heliotherap die, Sonnenlichtbestrahlung zu ger und Autor, * 1947; gründete 1975 mit B. Paul den
Heilzwecken. »Zirkus Roncalli«, inszenierte Großfeuerwerke als
Heliotrp, 1) der, Schmuckstein, blaugrün und rot »Theater des Feuers« (1983 in Lissabon, 1984 in
gefleckter Chalcedon. – 2) das, Vanillestrauch, Berlin); 1995 bei Wattens Installation »Kristallwelten«
Gartenpflanze, ein Borretschgewächs aus Peru, mit in einem unterird. Raumsystem; 1999 Einbandgestal-
blauen, nach Vanille duftenden Blüten. tung einer Sonderausgabe »Brockhaus. Die
heliozntrisch, auf die Sonne als Mittelpunkt Enzyklopädie«. – 2) [ˈhelə], Joseph, amerikan.
bezogen. In dem von N. Kopernikus vertretenen h. Schriftsteller, * 1923, † 1999; Roman »Catch-22« (1961).
Weltbild bewegen sich die Erde und die anderen Hlmholtz, Hermann von, dt. Naturforscher, * 1821,
Planeten um die Sonne. † 1894; gab die Begründung des von R. Mayer
Hlium das, Symbol He, chem. Element, farbloses entdeckten Energieerhaltungssatzes, erfand den
Edelgas, OZ 2, relative Atommasse 4,00260; Augenspiegel, erklärte die physiolog. Vorgänge des
Verwendung: Laser-, Sehens und Hörens.
Tieftemperaturtech- Hlmstedt, Krst. in Ndsachs., inmitten der Helm-
nik. H., im Weltall stedter Braunkohlenmulde, 26 000 Ew.; bis 1990
nach Wasserstoff das bedeutend als Grenzübergang und Verkehrsknoten
häufigste Element, für den Verkehr in die DDR; Braunkohlenbergbau,
Vorkommen in Bauind., Metallverarbeitung.
Erdgaslagerstätten, Hlnwein, Gottfried, österr. Maler und Illustrator,
ist in der Atmosphäre * 1948; schockierender Hyperrealismus; Verbindung
nur mit 0,0005 Vol.-% von Malerei und Fotografie.
enthalten. Normales Helsingborg [hɛlsiŋˈbɔrj], bis 1971 Hälsingborg,
H. I geht bei 2,184 K Hafenstadt in SW-Schweden, am Sund; Eisenbahn-
in eine Flüssigkeit und Autofähren nach Helsingør, 120 200 Ew.;
von äußerst geringer Marienkirche (13. Jh.).
Zähigkeit und sehr Helsingør [hɛlseŋˈøːr], Hafen- und Ind.-Stadt auf
hoher Wärmeleit- Seeland, Dänemark, am Sund, 56 800 Ew., Fährver-
fähigkeit über bindung mit Helsingborg in Schweden; Renaissance-
SERUM (supraflüssiges schloss Kronborg (Weltkulturerbe), durch Shake-
H. II). Der H.-Kern speares »Hamlet« bekannt.
Mittels Blutentnahme
mit der Masse 4 heißt Hlsinki, schwed. Helsingfrs, Hptst. und Haupthafen
können im Serum durch
in der Kernphysik von Finnland, am Finn. Meerbusen, 560 000 Ew.;
spezielle Testverfahren Alphateilchen Univ., TU, Theater; Ausfuhrplatz für Kohle, Eisen,
Antikörper gegen Helico- (→ Alphastrahlen). Getreide u. a.; Textil-, Zucker-, Tabak-, Maschinen-
bacter nachgewiesen Hllas, 1) bei Homer ind. – H., 1550 gegr., wurde 1812 Hptst. 1973 Tagungs-
werden. Landschaft im ort der Eröffnungs- und 1975 der Abschlusssitzung
südöstl. Thessalien, der → KSZE (»Schlussakte von H.«, 1. 8. 1975).
dann Name ganz Helvti|er, kelt. Stamm, der um 100 v. Chr. in die
Griechen- heutige Schweiz einwanderte. Bei dem Versuch,
lands. – 2) seit 1822 S-Gallien zu erobern, 58 v. Chr. bei Bibracte von
STUHLUNTERSUCHUNG amtl. griech. Name Caesar besiegt.
Durch eine Stuhluntersuchung für Griechenland. Hemingway [ˈhemɪŋweɪ], Ernest, amerikan. Schrift-
Hemingway HEMH

sind Antigene von Helicobacter Helldunkel, Helldunkel steller, * 1899, † (Freitod) 1961; Hauptvertreter der
nachweisbar. Clair-obscur
HELH Lost Generation zw. den Weltkriegen. Romane: »Wem
[klɛrɔbsˈkyr], in die Stunde schlägt« (1940) u. a., Erz.: »Der alte Mann
Malerei und Grafik und das Meer« (1952). Nobelpreis für Literatur 1954.
ein Gestaltungs- Hemisphre die, 1) Halbkugel; Erdhalbku-
prinzip, das die natürl. gel. – 2) Großhirnhälfte.
Farbigkeit zugunsten der Gegensätze von Licht und Hmmel, Peter, gen. P. v. ndlau, dt. Glasmaler, * um
Schatten zurücktreten lässt. 1420, † nach 1501; Arbeiten u. a. im Ulmer Münster,
Hellebrde die, Hieb- und Stoßwaffe des Fußvolks im St. Lorenz in Nürnberg, Frauenkirche in München.
späteren MA, über 2 m lang. Hemmung die, 1)  meist unbewusster seel.
Hellnen, urspr. in S-Thessalien wohnhafter griech. Widerstand gegen situations- oder antriebsgerechtes
Stamm, dessen Name im 7. Jh. v. Chr. auf die Verhalten. – 2) in mechan. Uhren Vorrichtung, die
Gesamtnation der Griechen überging. den Ablauf des Räderwerks im Rhythmus des
Hellensmus der, Abschnitt der griech. Geschichte Schwingsystems hemmt.
und Kultur vom Tod Alexanders d. Gr. bis Augustus; Henckel von Donnersmarck, Florian Graf,
griech. Kultur wurde mit Elementen der Kulturen deutsch-österreichischer Filmregisseur, Drehbuch-
des Orients zu neuer weltumfassender Bedeutung autor und Produzent, *1973; erhielt 2007 mit »Das
verschmolzen. Mittelpunkte: Alexandria, Pergamon, Leben der Anderen« den Oscar für den besten 381
Antiochia, Rhodos, Athen, Rom. ausländischen Film.

Henckel von Donnersmarck H


H Hendrix
382 Hndrix, Jimi, amerikan. Rockmusiker Hendrix HENH u. a. – 2) Katharine, amerikan. Filmschauspielerin,
afroamerikan.-indian. Herkunft, * 1942, † 1970; als * 1907, † 2003; »African Queen« (1951), »Am goldenen
Gitarrist und Sänger des Trios »The Jimi Hendrix See« (1981).
Experience« durchbrach er alle Konventionen des Hephst, griech. Hphaistos, griech. Gott des Feuers
Gitarrespiels und setzte neue Maßstäbe für den und der Schmiedekunst, von den Römern mit
Umgang mit der elektr. Gitarre. Er fügte u. a. Vulcanus identifiziert.
Rückkopplungsgeräusche in seine Soli ein und Hepworth [ˈhepwəːθ], Dame (seit 1965) Barbara, brit.
verband Gitarre, Verstärker und Effektgeräte zu Bildhauerin, * 1903, † 1975; Plastiken (offene
Ein Bild aus einem kompletten Instrument. Legendär wurden Hohlformen), monolith. Figurengruppen.
glücklichen Ta- u. a. seine Auftritte auf dem Monterey Pop Festival Hra, griech. Göttin, Schwester und Gemahlin des
1967 und dem Woodstock-Festival 1969. Zeus, Beschützerin der Ehe.
gen: Jimi Hen-
Hnlein, 1) Konrad, sudetendt. Politiker, * 1898, Hrakles, lat. Hrkules, griech. Heros, Sohn des Zeus
drix und die
HENH

† (Freitod) 1945; Gründer der nat.-soz. beeinflussten und der Alkmene, musste nach dem Willen der
Folk-Sängerin Sudetendt. Partei in der Tschechoslowakei. – 2) Peter, Götter (bes. seiner Feindin Hera) im Dienst des
Joan Baez, Iko- Mechaniker in Nürnberg, * 1480, † 1542; baute um Königs Eurystheus 12 »Arbeiten« verrichten, z. B.:
nen der Hippie- 1510 dosenförmige Taschenuhren (nicht die späteren Tötung der Lernäischen Schlange (→ Hydra), des
Generation, Nürnberger Eier). Nemeischen Löwen und der Stymphal. Vögel
plaudern im Au- Hnna die, rotgelber Farbstoff des Hennastrauchs in (→ Stymphalos), Reinigung der Ställe des → Augias;
gust 1968 am Afrika und Asien; zum Färben der Haare verwendet. Erlangung der Äpfel der Hesperiden. Dargestellt
Rande eines Be- Hnnegau, fläm. Henegouwen [ˈheːnəxɔwə], frz. wurde er mit Keule und Löwenfell.
nefiz-Konzerts Hainaut [ɛˈno], histor. Landschaft und Prov. in Herklion, neugriech. Irklion, ital. Cndia, griech.
in Manhattan. Belgien, Hptst. Mons; sehr fruchtbar, Zuckerrüben-, Hafen- und Ind.-Stadt auf der Insel Kreta,
Ein Jahr später Weizenanbau, Pferdezucht; Steinkohlenbergbau 1984 101 600 Ew.; bedeutendes archäolog. Museum; .
erloschen; Eisen-, Glas- und chem. Ind. – Der südl. Heraklt, griech. Herkleitos, griech. Philosoph, † um
spielte Hendrix
H

Teil des H. (Valenciennes und Maubeuge) kam 1659 480 v. Chr., aus Ephesus; sah im Feuer, das er als
in Woodstock,
an Frankreich. Inbegriff steter Wandelbarkeit verstand, das
als die meisten Henri [ãˈri], Großherzog von Luxemburg (seit 2000),
HenriHENH Grundwesen der Dinge: »Alles fließt« (griech. panta
Besucher das * 1955;  seit 1981 mit der Exilkubanerin Maria Teresa rhei).
Festival bereits Mestre (* 1956). Hert, Stadt im westl. Afghanistan, rd. 160 000 Ew.;
verlassen hat- Hnry [nach dem amerikan. Physiker J. Henry, * 1797,
Henry HENH altes Gewerbe (Teppiche, Seide); im 15. Jh. Mittel-
ten, eine spek- † 1878], Zeichen H, SI-Einheit der Induktivität. Die punkt pers. Literatur und Wissenschaft.
takuläre Version Induktivität einer geschlossenen Windung, die – von Herbrium das, geordnete Sammlung getrockneter
der US-amerika- einem Strom der Stärke 1 A durchflossen – einen (gepresster) Pflanzen.
nischen Natio- magnet. Fluss von 1 Wb umschlingt, beträgt 1 H, Hrberger, Josef (Sepp[l]), dt. Fußballlehrer, * 1897,
nalhymne. Zwi- 1 H = 1 Vs/A = 1 Wb/A. † 1977; 1936–64 Trainer der dt. Fußballnational-
schen den Hnze, Hans Werner, dt. Komponist, * 1926; bildete die
H mannschaft (1954 Weltmeister).
freie Zwölftontechnik fort; Sinfonien, Ballette; Herbizde, chem. Unkrautbekämpfungsmittel.
bekannten Moti-
Opern: »Der Prinz von Homburg« (1960, revidierte Herbst, für die nördl. Halbkugel die Zeit vom 23. 9. bis
ven der Hymne
Fassung 1991), »Der junge Lord« (1965), »Das 22. 12., für die südl. vom 21. 3. bis 22. 6.
ließ er Geräu- verratene Meer« (1990), »Venus und Adonis« (1997), Herbstzeitlose die, Liliengewächs auf feuchten
sche durchklin- »L'Upupa und der Triumph der Sohnesliebe« (2000). Wiesen; entwickelt aus Knollen im Herbst blasslila
gen, die an Hepattis die, Leberentzündung (→ Leber). Blüten, im Frühjahr das Kraut mit Frucht. Alle Teile
Kriegsszenen Hepburn [ˈhɛpbəːn], 1) Audrey, amerikan. Filmschau-
Hepburn HEPH der Pflanze enthalten das Gift Colchicin.
erinnerten. spielerin, * 1929, † 1993; »My fair Lady« (1964) Herculne|um, im Altertum Küstenstadt südöstl.
von Neapel, wie Pompeji 79 n. Chr.
bei einem Vesuvausbruch verschüt-
tet; im 18. Jh. wieder aufgefunden.
Hrder, Johann Gottfried v., dt.
Philosoph und Dichter, * 1744, † 1803;
wurde 1776 durch Goethes
Vermittlung Generalsuperintendent
in Weimar; Kritiker, Kultur-
geschichtsforscher, Vertreter einer
umfassenden Humanitätsphiloso-
phie und Theoretiker des »Sturm
und Drang«, Wegbereiter der dt.
Klassik und Romantik, Meister der
Übersetzungskunst. Hauptwerk:
»Ideen zur Philosophie der
Geschichte der Menschheit«
(1784–91). Freie Übersetzungen:
Romanzenkreis »Der Cid« (1805);
Volksliedersammlung »Stimmen der
Völker in Liedern« (1807).
HEN
Herro Pl., Bantuvolk in Namibia und Angola, über
H

100 000; kämpften 1904 gegen dt. Kolonialherrschaft.


HER
Hrford, Krst. in NRW, 65 000 Ew.; Hochschule für
SCHEL
Kirchenmusik; Textil-, Möbel- u. a. Industrie.
Hering der, 1) Fisch der nördl. Meere, schlank, blaugrün, CAROLINE HSEERHERIN
DIE STERN
Hering HERH

silberglänzend, ernährt sich von Kleinlebewesen. Der


Atlant. H. führt in großen Schwärmen Fress- und Im 18. Jahrhundert war
Laichwanderungen (ein Weibchen legt 40 000 bis es fast unmöglich, dass
60 000 Eier) aus. Der frische H. heißt im Handel grüner eine Frau aus dem
H., weitere Handelsformen sind der Salz-H., der Schatten ihres berühm-
Räucher-H. oder Bückling, der eingelegte, entgrätete ten Bruders trat. Auch
Bismarck-H., der gewürzte, um ein Stück Gurke geroll-
Caroline blieb zeitlebens
te Rollmops, der mit Laich angefüllte Voll-H., der noch
die Unterstützerin von
nicht laichreife Matjes-H. – 2) Zeltpflock.
Hrmann der Chersker → Arminius. Wilhelm Herschel. Und
Hrmann I., Landgraf von Thüringen (1190–1217), doch machte sie sich
* um 1155, † 1217; unterhielt auf der Wartburg einen selbst einen Namen als
Musenhof (1207 »Sängerkrieg«). Astronomin. Am 16.
Hrmannsdenkmal, Denkmal des Arminius auf der März 1750 wurde sie in
Grotenburg im Teutoburger Wald, 1875 eingeweiht; Hannover geboren, das
26,6 m hoch (Sockel 30,7 m). damals vom englischen
Hrmannstadt → Sibiu. König regiert wurde.
Hrmann von Slza, 1209–39 Hochmeister des Ihre Mutter fand Bildung
Deutschen Ordens, * um 1170, † 1239; vermittelte oft für Frauen unstatthaft.
zw. Kaiser und Papst; begann 1226 die Eroberung
Ihr Vater, ein Musiker,
und dt. Besiedlung Preußens.
weckte ihr Interesse an
Herm|aphrodt der, Zwitter; in der griech. Sage ein
mannweibl. Zwitterwesen, gezeugt von Hermes und den Sternen. Die kleinwüchsige Caroline fürchtete nichts so sehr wie
Aphrodite. ein Leben mit Stricken und Putzen und folgte ihrem Bruder Wilhelm
Hermentik die, Kunst und Lehre der Auslegung nach England. Dieser arbeitete dort als Organist und konstruierte
von Schriften, Dokumenten, Kunstwerken. Teleskope. Neben einer Ausbildung zur Sängerin machte Caroline
Hrmes, Sohn des Zeus und der Maia, griech. Gott des allerdings das, was sie eigentlich ablehnte: Sie führte Wilhelm zu-
Handels, Götterbote u. a.; dargestellt als anmutiger nächst den Haushalt. Aber auch als forschende Mitarbeiterin mach-
Jüngling mit Reisehut, Flügelschuhen, Heroldsstab. te sie sich unentbehrlich. Als ihr Bruder den Planeten Uranus ent-
Bei den Römern Merkur. deckte und von König Georg III. zum Hofastronomen ernannt wurde,
Hermln, Stephan, eigtl. Rudolf Lder, dt. Schriftsteller, gab sie ihre musikalische Karriere auf und erhielt wie er eine jähr-
* 1915, † 1997; Erzählungen, Gedichte, Hörspiele, liche Unterstützung durch die Krone – das erste Gehalt, das einer
Übersetzungen.
Frau für eine wissenschaftliche Tätigkeit gezahlt wurde. Sie baute
Hrne, kreisfreie Stadt in NRW, im Ruhrgebiet, am
Teleskope, beobachtete den Sternenhimmel, wertete die Aufzeich-
Rhein-H.-Kanal; 167 000 Ew.; Handelszentrum;
Maschinenbau, chem. Industrie. nungen aus, schrieb Abhandlungen und entdeckte allein acht Kome-
Hro, griech. Sage: Geliebte des Leander, der allnächtlich
Hero HERH
ten, mehrere Sternhaufen und Nebelflecke und erstellte Atlanten.
zu ihr durch den Hellespont schwamm, bis er ertrank; Die bedeutendsten Gelehrten zollten ihr Respekt und suchten, als
H. stürzte sich ins Meer. Trauerspiel von F. Grillparzer sie nach dem Tod Wilhelms wieder nach Hannover gezogen war, ih-
(»Des Meeres und der Liebe Wellen«, 1840). ren Rat. Hochgeehrt starb sie am 9. Januar 1848 mit 98 Jahren.
Herdes [griech. »Heldenspross«], 1) H. der Große,
* um 72, † 4 v. Chr.; vereinigte im Bündnis mit den

VVLFKHLQ$VFKHQSXWWHO
Römern das jüd. Land, begann den Neubau des
Tempels in Jerusalem, soll den bethlehemitischen

YHUP RF KWHGHQ *HGDQNHQGD


Kindermord befohlen haben. – 2) H. Antpas, Sohn
,FK OOWHQLFKW]XHUWUDJHQ
von 1), * 20 v. Chr., † nach 39 n. Chr., Landesherr
Jesu. – 3) H. Agrppa II., * um 28, † um 100; berühmt ist
RGHUHLQH+ DXVP DJGZ HUGHQVR
sein Gespräch mit dem Apostel Paulus und dessen
Rede vor ihm (Apg. 25, 13–26).
Herodt, griech. Geschichtsschreiber, * um 490, † 425
t HERH

v. Chr., »Vater der Geschichtsschreibung«; bereiste
Asien und Ägypten; schrieb eine Geschichte Hron von Alexndria, griech. Gelehrter, um 100
Griechenlands über die Zeit bis 479 v. Chr., bes. die n. Chr.; Schriften über Mechanik, Pneumatik,
Perserkriege. Vermessungskunde, beschrieb den Heronsball, eine
Heron, Di|acetylmorphn, Rauschgift, das bekannteste Vorrichtung zum Emportreiben einer Wassersäule
und gefährlichste Opiat. Schwerstabhängige werden durch Luftverdichtung.
mit der Ersatzdroge Methadon behandelt. Hrpes der, Haut- und Schleimhauterkrankungen, so
Hrold der, im MA fürstl. Bote, Ausrufer; bei Turnieren die Viruskrankheiten H. simplex, Bläschenflechte, 383
eine Art Zeremonienmeister. bes. an den Lippen, und H. zoster (→ Gürtelrose).

Herpes H
H Herrenchiemsee
384 Herrenchiemsee [-ˈkiːm-], Schloss auf der Herren- H.-Kammer (Ventrikel). Zw. jeder Vorkammer und
insel im Chiemsee; 1878 durch Ludwig II. nach dem H.-Kammer, ebenso an der Abgangsstelle der großen
Vorbild von Versailles erbaut; Museum. Schlagadern sitzen H.-Klappen, die den Blutumlauf im
Herrera [ɛˈrrɛra], Juan de, span. Baumeister, * um 1530, H. nach Art eines Ventils nur in einer Richtung
† 1597. Hauptwerk ist der von ihm ab 1567 vollendete gestatten. Die H.-Tätigkeit wird vom Erregungs-
Escorial. leitungssystem des H. gesteuert. Die H.-Schläge
Herschbach [ˈhəːʃbak], Dudley Robert, amerikan. erfolgen beim Erwachsenen 60- bis 80-mal in der
Chemiker, * 1932; erhielt für seine Arbeiten zur Minute; bei Kindern häufiger. Jede Zusammenziehung
Reaktionskinetik 1986 den Nobelpreis. des H. oder seiner Abschnitte wird als Systole, jede
Herschel [ˈhəːʃəl], Sir (seit 1816) Friedrich Wilhelm, Erschlaff ung als Diastole bezeichnet. Mit Sauerstoff
brit. Astronom dt. Herkunft, * 1738, † 1822; seit 1765 und Nährstoffen versorgt wird das H. durch die
in England, baute Spiegelfernrohre, entdeckte den H.-Kranzgefäße; aus der Aorta entspringen die beiden
Uranus sowie die Uranus- und Saturnmonde. Koronararterien.
Hrsfeld, Bad H., Krst. in Hessen, an der Fulda,
H Hrzberg, Gerhard, kanad. Physiker dt. Herkunft,
31 000 Ew.; Heilbad; vielseitige Ind. Benediktiner- * 1904, † 1999; arbeitete v. a. über Atom- und Mole-
abtei, 769 gegr. (roman. Stiftskirche, seit 1761 Ruine, kularspektroskopie; Nobelpreis für Chemie 1971.
seit 1951 Festspielort). Herzegwina die, meist ödes, verkarstetes Gebirgs-
Hrtz [nach H. Hertz] das, Einheitenzeichen Hz, land im S von Bosnien und H.; Anbau von Mais,
abgeleitete SI-Einheit der Frequenz eines period. Tabak und Wein; Schaf- und Ziegenzucht. Hauptort
Vorgangs (Schwingungen pro Sekunde), 1 Hz = 1 s−1, ist Mostar. – Die H. gehörte 1878–1918 zu Österreich-
1 kHz (Kilo-H.) = 1000 Hz. Ungarn, ab 1918 zu Jugoslawien. (→ Bosnien und
Hrtz, 1) Gustav, dt. Physiker, * 1887, † 1975; untersuch- Herzegowina)
te mit J. Franck den Energieaustausch von Elek- Herzkrankheiten, morpholog. und funktionelle
tronenstößen in Gasen; Nobelpreis für Physik Abweichungen der Herztätigkeit (im schwersten Fall
1925. – 2) Heinrich, dt. Physiker, * 1857, † 1894; Onkel bestehen Beschwerden bereits im Ruhezustand);
von 1); entdeckte die elektromagnet. Wellen. gekennzeichnet durch krankhafte Veränderungen
Hertzsprung [ˈhɛrdsbroŋ], Ejnar, dän. Astronom, des Herzens. – Herzbeutelentzündung (Perikarditis),
* 1873, † 1967; fand die für die Astrophysik grund- wässriger Erguss in den Herzbeutel. Herzfehler
legende Beziehung zw. Leuchtkraft und Temperatur (Vitium cordis), angeborene oder erworbene,
der Sterne, der H. N. Russell später die Form des krankhafte Fehlbildung des Herzens. Heilt eine im
H.-Russell-Diagramms gab. Verlauf eines akuten Gelenkrheumatismus
Hrwegh [-veːk], Georg, dt. Dichter, * 1817, † 1875; betei- auftretende Herzklappenentzündung (Endokarditis)
ligte sich am bad. Aufstand von 1848; schrieb mit Schrumpfung und Narbenbildung ab, entsteht
»Gedichte eines Lebendigen«. ein Herzklappenfehler. Herzvergrößerung (Herzhyper-
trophie) ist eine Kompensation eines Klappenfehlers,
Herz, Bez. für ein Antriebsorgan des Blutkreislaufs; tritt auch bei Sportlern (Sportherz) auf. Häufig führt
beim Menschen etwa faustgroßer Hohlmuskel im aber Herzvergrößerung zu Herzerweiterung (Herzdila-
Brustkorb, zu zwei Dritteln links von der Mittellinie. tation) und mitunter auch zu Herzmuskelschwäche
Das H. wird vom H.-Beutel umschlossen, durch eine (Herzinsuffi zienz). Das Versagen des Herzmuskels
muskulöse Scheidewand der Länge nach in 2 Teile (→ Infarkt) zeigt sich an durch zunehmende
geteilt (rechte und linke H.-Hälfte), jede mit einem Blausucht, bes. der Lippen und des Gesichts,
oberen Teil, dem Vorhof, und einem unteren, der geschwollene Füße (Ödeme), Reizhusten und starke

So oft schlägt ein Herz Herzschläge Lebenserwartung


in Jahren
gesamt
in Mio. Herzschläge pro Min.
Art

18,41 525,97 525,97 591,72 757,40 736,36

Katze

0,5
(Schlachtung) 25 20 75 12 4
70 40 50 15 120 350
Schwein Pferd Rind Pottwal Katze Huhn
HER
Atemnot infolge Rückstauung des Bluts in den
Lungen (Herzasthma). Herzkrämpfe → Angina
Impulsgenerator, der elektr. Impulse zur period.
Reizung der Herzmuskulatur liefert.
HES
pectoris. Herzlähmung, Herzschlag, Tod durch schlag- Hesid, griech. Dichter um 700 v. Chr.; Epen »Theo-
artiges Stillstehen des Herzens, bes. bei Verkalkung gonie« (über die Entstehung der Welt), »Werke und
oder Verstopfung der Herzkranzgefäße. Herzneurose Tage« (Schilderung bäuerl. Alltags).
ist ein nervöses Herzleiden mit Herzklopfen, Hß, Rudolf, dt. nat.-soz. Politiker, * 1894, † (Freitod)
Angstgefühlen, Herzkrämpfen. 1987; wurde 1933 »Stellvertreter des Führers« und
Hrzl, Theodor, österr. Schriftsteller, * 1860, † 1904; gab Reichsmin.; flog 1941 allein nach Schottland, um
mit seinen Ideen den Anstoß zur Entstehung des Großbritannien zum Friedensschluss zu bewegen,
polit. → Zionismus. wurde interniert. 1946 vom Internat. Gerichtshof in
Herzmuschel, Meeresmuschelgattung, essbar; lebt Nürnberg zu lebenslanger Haft (Spandau) verurteilt.
im Sand eingegraben und kann mit Hilfe ihres Fußes Hsse, Hermann, Pseudonym Emil Sinclair [ˈsɪnklɛə],
bis zu 50 cm weit springen. dt. Schriftsteller, * 1877, † 1962; seit 1923 schweizer.
Herzog, bei den Germanen urspr. oberster Heerführer, Staatsbürger. Das Gesamtwerk ist bestimmt vom
dann erbl. Stammesfürst. Die alten dt. Stammesher- Konfl ikt zw. Künstler und wirkl. Welt: noch
zogtümer (Bayern, Schwaben, Franken, Lothringen, romantisch geprägt im Roman »Peter Camenzind«
Sachsen) wurden allmählich zerschlagen und die (1904), in den Erz. »Unterm Rad« (1906) und »Knulp«
Herzogswürde dann auch an andere Landesherren (1915), schroff zugespitzt in »Der Steppenwolf«
verliehen. Dem H.-Titel entspricht in Frankreich der (Roman, 1927), auf der Suche nach Harmonie in
Titel Duc, in England Duke. »Narziß und Goldmund« (Roman, 1930). Seit
Hrzog, 1) Roman, dt. Jurist und Politiker (CDU), »Siddharta« (Erz., 1922) erscheint die fernöstl.
* 1934; 1987–94 Präs. des Bundesverfassungsgerichts; Philosophie als Lösungsweg aus der Krise der europ.
1994–99 Bundespräs.; erhielt 1997 den Internat. Welt (utopisch im Roman »Das Glasperlenspiel«,
Karlspreis; wurde 1999 zum Vors. des Konvents zur 1943). Auch Lyrik. Nobelpreis 1946; Friedenspreis des
Erarbeitung der EU-Grundrechtecharta beru- Dt. Buchhandels 1955.
fen. – 2) Werner, dt. Filmregisseur, * 1942; »Aguirre, Hssen, dt. Bundesland, 21 115 km 2, 6,09 Mio. Ew.;
der Zorn Gottes« (1972), »Herz aus Glas« (1976), Hptst. Wiesbaden. 3 Reg.-Bez.: Darmstadt, Gießen,
»Nosferatu« (1979), »Fitzcarraldo« (1982), »Schrei Kassel.
aus Stein« (1991), »Grizzly Man« (2005), »Bad H. umfasst das Hessische Bergland, das von der
Lieutenant – Cop ohne Gewissen« (2009); auch Westhess. und der Osthess. Senke durchzogen wird,
Opernregisseur (Bayreuth). den Taunus, Ausläufer von Westerwald und
Hrzog & de Meuron [-də mœˈr], schweizer. Rothaargebirge, im S den Großteil des Odenwaldes
Architektenbüro; 1978 in Basel gegr. von den und den nördl. Spessart und hat Anteil am
Architekten Jacques Herzog (* 1950) und Pierre de Oberrhein. Tiefland, das sich zur Rhein-Main-Ebene
Meuron (* 1950); Erweiterung Tate Gallery in London erweitert. Zum Rhein entwässern Main und Lahn,
(1995–2000). zur Weser die Fulda (mit Eder). Bodenschätze:
Herzogenbsch, niederländ. 's-Hertogenbosch Kalisalz, Erdöl, Erdgas; viele Heilquellen (Wiesbaden,
[shɛrtoːxənˈbɔs], Hptst. der niederländ. Prov. Bad Schwalbach, Bad Homburg v. d. Höhe, Bad
Nordbrabant, 127 300 Ew.; Ind.-Konzerne. Nauheim u. a.). – Getreide-, Gemüse-, Obst-, Weinbau
Herzschrittmacher, Pacemaker [ˈpeɪsmeɪkə], (Rheingau); Viehzucht, Forstwirtschaft. Chem.,
Schrittmacher, in den Körper einpflanzbarer oder Maschinen-, Fahrzeug-, elektrotechn. u. a. Ind.;
außerhalb des Körpers zu tragender elektron. Lederwaren in Offenbach; zentrale Verkehrslage

4207,75
2777,12
1367,52 2103,88
883,63 883,63

70 12 2 5 66 100
24 3193,34
Mensch 140 1300 800 80 80
Elefant
77 Hund Spitzmaus Sperling Mensch Riesen-
schildkröte
H Hestia
386 (, Bahn- und Autobahnknoten Frankfurt am Main); hreka!, ich habs gefunden! (dem griech. Mathemati-
internat. Messen in Frankfurt am Main. – Die H. ker Archimedes zugeschriebener Ausruf).
waren ursprünglich ein Stamm im Siedlungsgebiet Heuriger, noch kein Jahr alter Wein.
Heuschrecken der german. Chatten, die sich um 500 dem fränk. Heurstik die, Lehre von der Auffi ndung wiss.
bewegen sich Reich anschlossen; ab 1122 teilweise an Thüringen. Erkenntnisse. heurstisch, richtunggebend,
zumeist sprin- Mitte des 13. Jh. (thüringisch-hess. Erbfolgekrieg) erkenntnisfördernd.
gend fort, wo- entstand die Landgrafschaft H., deren Stammvater Heuschnupfen, Heufieber, Pollinsis, allerg.
bei die kräfti- Heinrich I. das Kind wurde; seit 1292 Reichsfürs- Krankheit, ausgelöst durch eine Überempfi ndlich-
gen Hinterbeine tentum. Nach verschiedenen Teilungen vereinigte keitsreaktion gegen Pollen.
Sprünge von bis Philipp der Großmütige alle Landesteile und führte
zu 2 m erlau- 1526 die Reformation ein. Nach seinem Tod wurde H. Heuschrecken, Bez. für Geradflügler mit
ben. Die Flügel unter seinen Söhnen geteilt. Fürstentum Hessen- sprungkräftigen Hinterbeinen. Zu den H. i. e. S.
Kassel, ab 1803 Kurhessen, 1866 von Preußen gehören die grünen, mit langen Fühlern ausgestatte-
werden nur für
annektiert; Fürstentum Hessen-Darmstadt, ab 1806 ten Laub-H. (darunter u. a. das Heupferd), die
größere Stre-
Großherzogtum, 1918–45 Freistaat. 1945 wurden braunen, mit kurzen Fühlern ausgestatteten Feld-H.
cken einge- Teile Hessen-Darmstadts und die 1868 entstandene (unter ihnen die Wanderheuschrecken) sowie die
setzt. Der Flug Prov. Hessen-Nassau zu Groß-Hessen vereinigt; seit Grab-H. oder → Grillen. Fast alle H. bringen mit Hilfe
beginnt mit ei- 1946 Land H. mit neuer demokrat. Verfassung. von Schrillleisten an Flügeldecken oder Beinen
nem kräftigen Min.-Präs. wurde 1999 R. Koch (CDU). Er trat 2010 zirpende Töne hervor. Zu den H. i. w. S. gehören:
Absprung und zurück. Nachfolger wurde V. Bouffier (CDU). Fang-H. und Gespenstheuschrecken.
dem gleichzeiti- Hstia, griech. Göttin des Herd- und Opferfeuers; die Hss, Theodor, dt. Politiker und Schriftsteller, * 1884,
gen Einsatz der Römer setzten sie der Vesta gleich. † 1963; trat in enge Verbindung zu F. Naumann;
Vorder- und Heston [ˈhestən], Charlton, amerikan. Schauspieler, 1920–33 Dozent an der Hochschule für Politik in
Hinterflügel. * 1924, † 2008; Filme: »Die zehn Gebote« (1956), »Ben Berlin, 1924–28, 1930–33 demokrat. MdR, 1945/46
Die Vorderflü- Hur« (1959). Kultusmin. in Württemberg-Baden; als Vors. der FDP
Hetre [griech. »Freundin«] die, im alten Griechenland 1948/49 Mitgl. des Parlamentar. Rats; 1949–59
gel dienen bei
die in mus. Künsten gebildete Halbweltdame. Bundespräs. – »Friedrich Naumann« (1937), »Robert
einigen Arten
heteropolr, verschiedenpolig. H. Moleküle bestehen Bosch« (1946), »Erinnerungen 1905–33« (1963).
im Zusammen- aus je einem positiven und negativen Ion, die durch Hss-Knpp, Elly, dt. Politikerin und Schriftstel-
spiel mit den elektrostat. Anziehung zusammengehalten werden. lerin, * 1881, † 1952;  mit T. Heuss; 1950 Mitbegrün-
Hinterbeinen Heterosexualitt, geschlechtl. Empfi nden für das derin des Müttergenesungswerks.
auch zum Musi- andere Geschlecht; Ggs.: Homosexualität. Hexader das, Sechsflächner; ein regelmäßiges H.,
zieren, dem so- Hethter, indogerman. Volk, gründete im 2. Jt. v. Chr. Würfel; hexagonl, sechseckig.
genannten Stri- im östl. Kleinasien ein Großreich (Hptst. Hattusa), Hexagrmm das, 1) Sechseck. – 2) Sechsstern
dulieren: Eine dehnte seine Herrschaft bis Syrien aus, ging um 1200 → Davidstern.
Zahnung auf unter. Archäolog. Funde: Stadtanlagen, Tempel, Hexmeter der, Vers aus 6 daktyl. Füßen (), von
Flügel oder Hin- Keramik, Siegel (z. T. mit Hieroglyphen-Inschriften), denen der letzte unvollständig ist.
terschenkel Bronzeplastiken u. a. bes. in Hattusa (→ Boğazkale), Hexen, im 14. Jh. von abendländ. Gelehrten nach dem
Alaca Hüyük und Alişar Hüyük. Vorbild der Ketzerbewegungen entwickelte
erzeugt beim
Heuer die,  Lohn der Seeleute; heuern, anheuern, Vorstellung von einer anti-
Darüberstrei-
Seeleute anwerben, früher durch gewerbsmäßige christl. Sekte, deren meist
chen Töne. Je Vermittler (H.-Baas). H.-Vertrag (Anmusterung), weibl. Mitglieder angeleitet
nach Art sind Arbeitsvertrag der Schiffsbesatzung. vom Teufel schwere
dabei die Unter- geistliche und weltl.
schiede stark Verbrechen begehen. Die
ausgeprägt. fantast. Details (H.-Flug,
H.-Sabbat, magische
Praktiken) entstammen zumeist
der antiken und mittelalterl.
Literatur. Die H.-Prozesse (14. bis
17. Jh. vorrangig in Mittel- und
Westeuropa) dienten oft der Verhandlung
sonst unlösbarer sozialer und polit.
Konfl ikte. Gegen Ende des 17. Jh. verlor
das gelehrte Hexenstereotyp an
Überzeugungskraft (aber erst 1782 letzte
Hinrichtung einer Hexe in Europa in der
Schweiz). In der Romantik wurde die
Hexe zur Märchenfigur mythifi ziert
und diente im 20. Jh. versch. Welt-
anschauungen zur Projektion und
Identifi kation.
Hexenring, Elfenring, Feenring, Kreis von
Hutpilzen auf Wiesen- oder Waldboden.
DAVID HILBE RT HES
CHE
23 MATHEMATIS IN ENDE
Hexenschuss, Lumbgo, heftiger, plötzl. Lenden- und
Kreuzschmerz.
HIL
E
PROBLEME UND K Hdrich, Reinhard, dt. nat.-soz. Politiker, * 1904,
† (ermordet) 1942; 1934 Leiter der Gestapo, 1936 der
Sicherheitspolizei, 1942 Stellvertretender Reichspro-
tektor in Böhmen und Mähren. Seine Ermordung
durch tschech. Widerstandskämpfer gab Anlass zu
Der am 23. 1. 1862 in Königsberg geborene David
blutiger Vergeltung (Lidice).
Hilbert hatte die Szene der Mathematiker nach- Heyerdahl [ˈhɛərdɑ:l], Thor, norweg. Forschungs-
haltig beeindruckt, als er 1900 auf dem interna- reisender, Archäologe, Ethnologe, * 1914, † 2002;
tionalen Mathematikerkongress in Paris in seiner versuchte durch Expeditionen die Möglichkeit früher
Rede 23 mathematische Probleme vorstellte, die transozean. Kontakte nachzuweisen; 1947 Fahrt mit
in den kommenden Jahrzehnten aus seiner Sicht dem Balsafloß »Kon-Tiki« von Peru nach den
gelöst werden müssten. Noch heute warten ei- ostpolynes. Inseln, 1970 mit dem Papyrusboot »Ra II«
nige der Hilbert’schen Probleme weiterhin auf von Marokko nach Barbados, 1977/78 mit dem
ihre Lösung. Doch schon vorher hatte Hilbert für Schilfboot »Tigris« von Basra nach Djibouti;
Aufsehen gesorgt, als er von 1895 bis 1897 sei- archäolog. Forschungen auf der Osterinsel, den
Malediven und in Peru.
nen »Zahlbericht« veröffentlichte und damit die
Hm, 1) Georg, dt. Dichter, * 1887, † 1912; schwermütige
algebraische Zahlentheorie revolutionierte. Stu-
expressionist. Gedichte (»Umbra vitae«, 1912). – 2) Ste-
diert hatte er in seiner Geburtsstadt Königsberg, fan, dt. Schriftsteller, * 1913, † 2001; seit 1952 in der
war dort dann auch Professor geworden und hat- DDR, zeitkrit. und histor. Romane (u. a. »Fünf Tage im
te seine Forschungstätigkeit 1895 nach Göttin- Juni«, 1974; »Der König David Bericht«, 1979; »Ahas-
gen verlegt, wo er bis zu seiner Emeritierung ver«, 1981; »Schwarzenberg«, 1984; »Radek«, 1995);
1930 lehrte. Während dieser Zeit holte er die bes- Autobiografie: »Nachruf« (1988). 1994–95 MdB (PDS).
ten Forscher seiner Disziplin in die niedersächsi- Hse, Paul, dt. Dichter, * 1830, † 1914; Gedichte, Dra-
sche Universitätsstadt und machte Göttingen, wo men (»Colberg«, 1868), Novellen, Romane (»Kinder
er am 14. 2. 1943 starb, so zum Weltzentrum der der Welt«, 1873); Übersetzungen. Nobelpreis 1910.
Mathematik. Hckory [-ri] der, walnussartige Baumgattung
Nordamerikas; essbare Nuss (Pekannuss), biege-
festes, zähes Holz für Skier und Turngeräte.
Hilbert galt als genialer Wissenschaftler: Seine
Hddensee, Sandinsel in der Ostsee westl. vor Rügen;
fachlichen Interessen waren breit gestreut, und
18,6 km 2, 1200 Ew.; Sommerfrische, Vogelwarte.
bis heute hält sich die Fama, dass er sich im Hidjs [-dʒ-], Hedschs, Küstenlandschaft im westl.
November 1915 mit Albert Einstein ein Kopf-an- Saudi-Arabien, Küste heiß und wüstenhaft, im
Kopf-Rennen um die Entdeckung der Gravita- Inneren Hochland, Steppe, Hptst. Mekka. – H.-Bahn,
tionsgleichungen der allgemeinen Relativitäts- Schmalspurbahn von Damaskus nach Medina, 1908
theorie geliefert habe. Zur gleichen Zeit machte vollendet, im Ersten Weltkrieg teilweise zerstört, in
Hilbert sich für die Gleichberechtigung von Frau- Jordanien wieder aufgebaut.
en in der Wissenschaft stark: Als Göttinger Pro- Hdjra [-dʒ-] die, Hdschra, Hdschra, Übersiedlung
fessoren der genialen Mathematikerin Emmy No- Mohammeds von Mekka nach Medina im Sept. 622;
ether 1915 die Habilitation verweigern wollten, mit ihr beginnt die muslim. Zeitrechnung (Anfangs-
datum: 15./16. 7.).
schimpfte Hilbert mit Blick auf die Geschlechter-
Hieroglphen Pl., altägypt. Bilderschrift, i. w. S.
trennung in den öffentlichen Schwimmbädern:
Bilderschrift überhaupt.
»Meine Herren, wir sind doch in einer Universität
Hiernymus, Sophronius Eusebius, lat. Kirchenvater,
und nicht in einer Badeanstalt.« Endgültig abge- † um 419; Heiliger; lat. Bibelübersetzung (→ Vulgata).
lehnt wurde Noethers Hierro [ˈjɛrrɔ], früher Frro, die westlichste der
Habilitationsantrag Kanarischen Inseln, Spanien, 278 km 2, im Malpaso
zwei Jahre später vom 1501 m hoch, Hauptort ist Valverde.
zuständigen Minis- Hi-Fi [ˈhaɪfiː, ˈhaiˈfai], Abk. für engl. High Fidelity,
ter – so dass die Qualitätsbez. für größte Wiedergabetreue
Mathematikerin elektroakust. Wiedergabesysteme.
noch bis 1922 als Highschool [ˈhaɪskuːl], in den USA die an die
Hilberts Assisten- Elementarschule (Elementary School) anschließen-
de, weiterführende allgemeinbildende Schule, die
tin fungieren
i. d. R. nach 6 Jahren zur Hochschulreife führt.
musste und ihre
Highsmith [ˈhaɪsmɪθ], Patricia, amerikan. Schriftstel-
Vorlesungen of- lerin, * 1921, † 1995; Verfasserin erfolgreicher
fiziell unter sei- Kriminalromane, v. a. der »Ripley«-Folgen.
nem Namen an- Hightech [ˈhaɪ ˈtek], Kurzbez. für high technology,
kündigte. → Hochtechnologie.
Hlbig, Wolfgang, dt. Schriftsteller, * 1941, † 2007; Lyrik 387
(»Abwesenheit«, 1979), Erz. (»Grünes, grünes Grab«,

Hilbig H
H Hildebrandslied
388 1993), Romane (»Das Provisorium«, 2000); Durchschnitt 6000 m hoch, mit nördlicher und
Georg-Büchner-Preis 2002. südlicher Vorkette. Höchste Erhebungen: Mount
Hldebrandslied, ältestes, als Bruchstück erhaltenes Everest 8850 m, Kangchendzönga 8586 m, Lhotse
german. Heldenlied (zw. 810 und 820), in Stabreimen; 8516 m, Makalu 8463 m, Cho Oyu 8201 m, Dhaulagiri
behandelt den Kampf zw. Hildebrand, dem 8167 m, Manaslu 8163 m, Nanga Parbat 8126 m,
Waffenmeister Dietrichs von Bern, und seinem Sohn Annapurna 8091 m, Xixabangma 8012 m. Der H.
Hadubrand. besteht hauptsächlich aus Granit und Gneis,
Hldebrandt, 1) Dieter, dt. Kabarettist und Schau- klimatisch und landschaftlich bildet er die Scheide
spieler, * 1927; bekannt durch die satir. Fernsehsen- zwischen den Monsungebieten Indiens und
dungen »Notizen aus der Provinz« (1972–79) und Zentralasiens. Stark vergletschert, Schneegrenze
»Scheibenwischer« (1980–2003). – 2) Johann Lukas v., auf der S-Seite etwa 5000 m, auf der N-Seite bei etwa
österr. Barockbaumeister, * 1668, † 1745; Belvedere in 5500 m. Die Gebirgshänge sind bis etwa 4000 m
Wien (1713–16, 1721–23), Mitarbeit an der Würzbur- Höhe dicht bewaldet; die Täler sind z. T. dicht
ger Residenz (1719–38). besiedelt; betrieben werden Ackerbau und
Hldegard von Bngen, dt. Benediktinerin und Viehzucht.
Mystikerin, * 1098, † 1179; verfasste medizin. und Himbeere, Himbeerstrauch, halbstrauchiges
naturkundl. Schriften; entwickelte in ihrem Rosengewächs, grünl. Blüte; süß-würziges
Hauptwerk »Scivias« eine eigene Theologie und Beerenobst.
Anthropologie. Heilige (Tag: 17. 9.).
Hldesheim, Krst. in Ndsachs., 103 200 Ew.; kath.
Bischofssitz; roman. Dom (1050) und Michaelskirche
(1010–36) gehören zum Weltkulturerbe; mittelalterl.
Altstadt mit Fachwerkhäusern. Ind.: Radio- und
Fernsehapparate, Autoelektrik, Maschinenbau. – Das
815 gegr. Bistum H. war Reichsfürstentum.
Hldesheimer, Wolfgang, dt. Schriftsteller, * 1916,
† 1991; Roman »Tynset« (1965), Schauspiele,
Hörspiele, »Mozart« (Biografie, 1977). Georg-Büch-
ner-Preis 1966 .
Hlferding, Rudolf, österr.-dt. Sozialwissenschaftler,
Politiker und Publizist, * 1877, † (Freitod) 1941; 1923,
1928/29 Reichsfi nanzmin. (SPD).
Hilfsverben, Verben, die in Verbindung mit anderen
Hilfsverben HILH

Verben das Prädikat bilden; im Dt. zur Bildung der


zusammengesetzten Zeitformen (haben, sein,
werden) und zum Ausdruck der Bedingtheit oder
Ungewissheit (können, mögen, wollen, dürfen, sollen,
müssen, lassen).

Hillary [ˈhɪlərɪ], Sir Edmund, neuseeländ.


Bergsteiger und Diplomat, * 1919, † 2008; 1953 gelang
ihm mit dem Sherpa Tenzing Norgay die Erstbestei-
gung des Mount Everest; es folgten weitere
Expeditionen ins Himalaya-Gebirge, in die Antarktis
und entlang des Ganges; 1984–89 war H. Botschafter
Neuseelands in Neu Delhi; 1991 UNICEF-Sonderbot-
schafter für Kinder im Himalaya; 2003 erhielt er die
Ehrenbürgerwürde Nepals.
Hillbillymusic [ˈhɪlbɪlɪmjuːzɪk] die, volkstüml., ländl.
Musik der Südstaaten der USA; heute kommerziali-
siert.
Hlmend der, Hauptfluss Afghanistans, 1130 km lang,
entspringt im Kuh-e Baba, mündet in den Hamun-e
Hilmend.
Hlsenrath, Edgar, dt. Schriftsteller, * 1926; Romane:
»Der Nazi und der Friseur« (1977), »Jossel Wasser- Himmel,  scheinbares Gewölbe, das sich über der
manns Heimkehr« (1993). Ebene des → Horizonts erhebt und an dem die
Hlversum [-sym], niederländ. Stadt nördl. von Utrecht, Gestirne zu sehen sind. Der Punkt senkrecht über
85 000 Ew.; Rundfunksender; Textil-, elektrotechn., dem Beobachter heißt Zenit (Scheitelpunkt), der
pharmazeut. Industrie. entgegengesetzte Nadir. Die Verlängerung der
Himalaya [hiˈmaːlaja, himaˈlaːja; Sanskrit »Schnee- Erdachse triff t den H. in den H.-Polen. Durch Zenit
wohnstätte«] der, höchstes Gebirge der Erde, zw. der und Nadir gehende Kreise heißen Scheitel-,
nordind. Tiefebene und dem Hochland von Tibet. Vertikal- oder Höhenkreise. Senkrecht zur H.-Achse
Stark gefaltetes Kettengebirge, Hauptkette im liegt die Ebene des H.-Äquators.
HIL
Himmelfahrt Chrsti, leibl. Auffahrt Christi in den
Himmel (Apg. 1, 9–11). Das Fest H. C. wird 40 Tage
Hndenburg, Paul von Bneckendorff und von H., dt.
Generalfeldmarschall, Reichspräs., * 1847, † 1934;
HIN
nach Ostern gefeiert. wurde im Ersten Weltkrieg (mit E. Ludendorff als
Himmelfahrt Marä, nach kath. Glaubenslehre die Generalstabschef) Oberbefehlshaber der 8. Armee,
»Aufnahme der seligen Jungfrau → Maria mit Leib schlug die Russen 1914 bei Tannenberg und an den
und Seele« (lat. Assumptio Beatae Mariae Virginis) Masur. Seen. 1916 übernahm er als Chef des
nach ihrem Tod in den Himmel. Fest am 15. 8. Generalstabs des Feldheers mit Ludendorff als
Himmelsscheibe von Nbra, vorgeschichtl. Bron- 1. Generalquartiermeister die Oberste Heereslei-
zescheibe mit Auflagen aus Goldblech (⌀ rd. 32 cm), tung, befürwortete 1918 den Thronverzicht des
gedeutet als bisher früheste Darstellung des Kosmos Kaisers und leitete den Rückmarsch des Heers. 1925
(frühe Bronzezeit, um 1600 v. Chr.), 1999 bei Nebra und wiederum 1932 zum Reichspräsidenten
(Unstrut), Burgenlandkreis (Sa.-Anh.), ausgegraben. gewählt, berief 1933 Hitler als den Führer der
Hmmler, Heinrich, dt. nat.-soz. Politiker, * 1900, stärksten Partei zum Reichskanzler.
† (Freitod) 1945; 1929 »Reichsführer SS«, 1936 auch Hndenburgdamm, verbindet seit 1927 die O-Spitze
Chef der Polizei, 1943 auch Reichsinnenmin. und der Insel Sylt mit dem Festland (11 km lang).
1944 Oberbefehlshaber des Ersatzheers; organisierte Hndi das, Sammelname für die mittelalterl. ind.
den Terror der Gestapo, die Konzentrationslager und Literatursprachen Bradj Bhasha und Avadhi sowie
Massentötungen von Juden. weitere Dialekte. Seit dem Ende des 19. Jh. wird H.
speziell für das aus dem Dialekt von
Delhi entwickelte Idiom
gebraucht. Seit 1965 Amts- Edmund Hillary
sprache Indiens. und Tensing
Hndu der, Anhänger des Norgay schrie-
Hinduismus; urspr. mittel- ben als Erst-
alterlich-pers. Bez. für die besteiger des
Bewohner Indiens.
Mount Everest
Hindusmus der, Religion, der
am 29. Mai
Hinduismus HINH

weit über 800 Mio. Menschen


(→ Hindus) zugerechnet werden, 1953 Geschich-
eigtl. von der westl. Religions- te. Hillary blieb
und Sozialwiss. gebildete Bez. der Region sein
für die traditionellen religiösen Leben lang ver-
und gesellschaftl. Strukturen bunden: Mit
und Institutionen der Inder den Erlösen aus
insgesamt. Religionsgeschicht- Filmen, Büchern
lich bildet der H. die 3. Zeitstufe und Vorträgen
der ind. Religion (nach der ved. über seine Ex-
Periode [→ Veda] und dem
peditionen fi -
Brahmanismus [→ Brahma])
nanzierte er
und bildete seit etwa 800 v. Chr.
eigene religionsphilosoph.
Schulen, Kran-
Denksysteme aus, kennt kenhäuser und
allerdings kein allgemeinver- Infrastruktur-
bindl. Bekenntnis. Grundlegend projekte für die
für das religiöse Denken aller dort lebende
Hindus sind die Lehre vom Sherpa-Bevöl-
→ Karma und von der kerung.
Wiedergeburt (Samsara).
Grundlage der durch den H.
geprägten gesellschaftl.
Ordnung ist die Kastenordnung
(→ Kasten): Jedem Wesen ist sein
Platz aufgrund seiner Hand-
lungen in einer vorausgegange-
nen Existenz zugewiesen.
Hndelang, Luftkurort, Wintersportplatz in den Hauptströmungen des H. sind: Vishnuismus
Allgäuer Alpen, Bayern, 4600 Ew.; 850 bis 1150 m über (→ Vishnu), Shivaismus (→ Shiva) und Shaktismus, in
dem Meeresspiegel. dem Gott als weiblich vorgestellt wird. Dem H.
Hndemith, Paul, dt. Komponist, * 1895, † 1963; von werden in Indien über 80 % der Bevölkerung (darin
der Barockmusik ausgehend, dann von den eingeschlossen die kastenlosen Inder) zugerechnet,
Möglichkeiten der Atonalität angezogen, fand er in Nepal, wo er Staatsreligion ist, rund 89 %.
einen sehr persönl. Stil: Opern (»Cardillac«, 1926; Hndukusch der, zentralasiat. Hochgebirge mit stark
»Mathis der Maler«, 1938), Chorwerke, Sinfonien, vereisten Gipfeln (bis 7690 m); der Hauptteil gehört 389
Kammermusik. zu Afghanistan.

Hindukusch H
H Hinterbliebenenrente
390 Hinterbliebenenrente, bes. in der gesetzl. Renten- Hippkrates, griech. Arzt des Altertums, * 460
und der gesetzl. Unfallversicherung den Hinter- v. Chr., † 370 v. Chr.; Begründer der wiss. Heilkunde
bliebenen des Versicherten (Witwen, Witwer, und der Ärzteschule von Kos. Der von ihm
Waisen) gewährte Rente. In der Privatversicherung formulierte hippokrtische Eid ist Vorbild des
kann im Rahmen der Lebensversicherung auch die Ärztegelöbnisses.
Zahlung einer H. vereinbart werden. Hirohito, Tenno (Kaiser) von Japan 1926–89, * 1901,
Hinterglasmalerei, spiegelverkehrte Malerei mit † 1989; nach Einführung des parlamentar. Systems
lichtundurchlässigen Farben auf der Rückseite einer (1946/47) wurde die Funktion auf die eines »Symbols
Glasscheibe. Japans und der Einheit des jap. Volkes« beschränkt.
Hnter|indien, der SO-Zipfel des asiat. Festlands; Hiroshima [-ʃ-], Stadt in Japan, auf Honshū, 1,04 Mio.
Hiroshima HIRH

umfasst Birma (Myanmar), Thailand, Laos, Ew.; Univ.; Werft-, Maschinen- u. a. Ind.; am 6. 8. 1945
Kambodscha, Vietnam, z. T. Malaysia, Singapur. durch die erste amerikan. Atombombe zu 60 % zer-
Reisanbau; Edelhölzer; auf der Halbinsel Malakka stört (mindestens 100 000 unmittelbare Todesopfer);
Kautschuk und Zinn. Zur Geschichte → Indochina. der »Atombombendom« als Mahnmal ist Welt-
Hob, Jb, tragende Gestalt des Buchs H. im A. T., eines kulturerbe.
Lehrgedichts; sein Thema ist die Bewährung des Hrsau, seit 1975 Ortsteil von Calw. Das 830 gegr.
Gerechten in der Anfechtung; bed. Werk der Benediktinerkloster war Mittelpunkt der Reformbe-
Weltliteratur. H.-Botschaft, Unglücksnachricht (nach wegung von Cluny in Dtl. (Hirsauer Klosterreform),
Hiob 1, 13 ff.). die sich auch im Kirchenbau auswirkte (Hirsauer
Hp-Hop der, auf dem Rap basierender Musikstil, Bauschule); 1692 von den Franzosen niedergebrannt.
gekennzeichnet durch elektronisch erzeugte, stark Die Aureliuskirche (1049) ist heute kath. Kirche.
rhythmisierte Musik; urspr. afroamerikan. Hirsche, Paarhuferfamilie in Europa, Asien, Afrika,
Straßenkultur, zu der Breakdance und Graffiti Amerika; das Männchen mit Geweih. Zu den H.
gehörten. gehören die geweihlosen Moschustiere und die
Hipprch von Nkaia, griech. Astronom und Echten H. wie Edel-H., Dam-H., Elch, Rentier, Reh.
Mathematiker, * um 194, † um 120 v. Chr.; gilt als der Der Edel- oder Rot-H., in Europa, Nordafrika, wird bis
größte Astronom des Altertums, lehrte auf Rhodos, 1,50 m hoch, bis 270 kg schwer.
entwarf einen Sternkatalog, schuf die sphär. Hirschhornsalz,  Ammoniumcarbonat, als
Trigonometrie (»Sehnenrechnung«). Backtreibmittel genutzt.
Hirschkäfer, Feuerschröter,
größter mitteleurop. Käfer,
Blatthornkäfer, leckt gern
Baumsaft; Männchen mit
geweihähnl. Oberkiefer, bis
8 cm lang.
Hirse die, versch. Getreidegrä-
ser mit kleineren Körnern als
etwa beim Weizen. Echte
oder Rispen-H., früher in
Mitteleuropa angebaut;
Schwesterart ist die Blut-H.
(Finger-H.) mit Scheinähren.
Zur Gattung Borsten-H.
gehört die Ital. Kolben-H. Das
verbreitetste hirseartige
Getreide ist die bis 4,5 m
hohe Bartgrasart Sorghum
(Mohren-H., Durra), die in
Afrika Hauptnahrung und
ein bierartiges Getränk
liefert.
Hirtenbrief, kath. Kirche: ein
zur Verlesung in seiner
Diözese bestimmtes
Rundschreiben des Bischofs
an die Gläubigen; z. B. zu
aktuellen kirchenpolit.
Fragen.
Hisbllah, Hisbllah, Hizbllah
[»Partei Gottes«], 1982 gegr.
militante polit.-religiöse
Organisation schiit.
Fundamentalisten.
Hispanila, früher Hati oder
HIN
Snto Domngo, zweitgrößte der Westind. Inseln,
76 192 km 2, rd. 17 Mio. Ew. Politisch ist H. aufgeteilt in
30. 1. 1933 von Hindenburg zum Reichskanzler
ernannt; er schaltete die gegner. Parteien aus. Nach
HOC
die Dominikan. Rep. und die Rep. Haiti. dem Tod Hindenburgs (2. 8. 1934) vereinigte H. in
Histamn das, organ. Verbindung mit starker seiner Person die Ämter des Staatsoberhaupts und
physiolog. Wirksamkeit; senkt den Blutdruck, des Reg.-Chefs mit dem Oberbefehl der Wehrmacht
erweitert die Blutkapillaren, spielt eine wesentl. Rolle und der Parteiführung. Der totalitäre »Führerstaat«
bei allerg. Reaktionen. war damit errichtet, der Rechtsstaat beseitigt
Histri|enmalerei, Gattung der Malerei, die (→ Nationalsozialismus). Die Anfangserfolge des
geschichtl. Ereignisse, sagenhafte oder auch dichter. Kriegs und die missglückten Attentate (8. 11. 1939
Themen zum Bildgegenstand hat. und 20. 7. 1944) steigerten H.s Glauben an seine
Histrikerstreit, Auseinandersetzung in der dt. Berufung durch die »Vorsehung« und seine
Geschichtswiss. (v. a. 1986) um Bewertung und Missachtung von Recht und Gerechtigkeit. H. war
Einordnung nat.-soz. Verbrechen, bes. der Judenver- Hauptinitiator der nat.-soz. Terrorherrschaft sowie
folgung (Holocaust), auch um deren Vergleichbarkeit der Gewalt- und Vernichtungspolitik (→ Holocaust).
mit »ähnl. Vorkommnissen« in anderen Staaten. Die Htler-Jugend, Abk. HJ, 1926 bis 1945 die nat.-soz.
polemisch ausgetragene Diskussion galt auch der Jugendorganisation, 1936 nach Beseitigung der
Bestimmung des zeitgenöss. Geschichtsbewusst- anderen Jugendverbände »Staatsjugend«.
seins wie den Aufgaben der Geschichtswiss. und Htler-Stlin-Pakt, dt.-sowjet. Nichtangriffspakt
Geschichtsschreibung. vom 23. 8. 1939 mit geheimem Zusatzprotokoll über
Historsmus der, geschichtsbezogenes Denken, bes.
Historismus HISH die Aufteilung v. a. Polens und des Baltikums in
die Auffassung, die von der Gesch. als umfassendem beiderseitige Interessensphären; ermöglichte Hitler
Zusammenhang geistigen Lebens, von der den Angriff auf Polen ohne sowjet. Gegenschlag.
einmaligen Individualität der geschichtl. Erschei- Hitzschlag,  schwere Gesundheitsstörung durch
nungen und von dem unaufhörl., unbegrenzbaren Wärmestauung, bes. bei feuchtwarmem Wetter und
und gesetzlosen Fließen des Geschichtlichen Windstille; Schweißausbruch, Übelkeit, Durst,
ausgeht. Der H. herrschte bes. im 19. Jahrhundert. Kopfschmerzen, Bewusstlosigkeit.
HIV, Abk. für Human immunodeficiency virus, humane
Htchcock [-tʃ-], Sir (seit 1980) Alfred, Immunschwächeviren, zu den lymphotropen Viren
brit.-amerikan. Filmregisseur, * 1899, † 1980. Meister zählende Retroviren, deren Vertreter als HIV-1 und
der Spannung, König der Thriller – die Liste der HIV-2 bezeichnet werden. (→ Aids)
positiven Attribute über den in London geborenen Hobart [ˈhəʊbɑːt], Hptst. des Bundesstaats und der
Hollywood-Regisseur ist lang. Sein gefeiertes Insel Tasmanien, Australien, 201 000 Ew.; Univ.; .
Meisterwerk »Psycho« ging 1960 nicht nur wegen der Hobbes [hɔbz], Thomas, engl. Philosoph, * 1588, † 1679;
Hobbes HOBH

berühmten Duschszene in die Filmgeschichte ein, gründete seine Philosophie auf eine math.-mechan.
die Geschichte um einen von Anthony Perkins Naturauffassung. Nach seiner Gesellschafts- und
gespielten pathologischen Frauenmörder veränderte Staatslehre macht der »Naturzustand«, in dem der
auch das Kinoverhalten der Zuschauer: Entgegen der reine Egoismus herrscht, den Gesellschaftsvertrag
bisher üblichen Möglichkeit, jederzeit in eine nötig, der dem Staat als Hüter der Sicherheit die
Filmvorführung eingelassen werden zu können, absolute Gewalt über alle Bürger gibt (»Leviathan«,
mussten sie auf ausdrückliche Anweisung 1651).
Hitchcocks pünktlich zu Beginn des Films Hobel der, Werkzeug zum Glätten von Holz- und
erscheinen, um die Atmosphäre und den Spannungs- Metallflächen. Zum Bearbeiten langer, ebener
aufbau nicht zu zerstören. Damit waren die festen Flächen dient die Raubank, zum Ausarbeiten
Kino-Anfangszeiten geboren. muldenförmiger Flächen der Schiffs-H.; weitere
Arten: Schlicht-H., Fasson-H. u. a. Die zu bearbeiten-
Wel t beweis t,
E in Blic k in d ie
den Werkstücke werden in der H.-Bank festgespannt.

ch ts an d eres
H.-Maschinen schneiden die Späne mit umlaufenden
das s Ho rror ni Messern (bei Holz) oder eingespannten H.-Meißeln
.
is t als R ea lität
(bei Metall) ab.
d Hitchcock
Al fre Hochdruck, 1)  → Druckverfahren. – 2)   hoher
Druck (Flüssigkeit, Dampf, Gase), meist oberhalb von
10 MPa (100 bar). – 3)  Blut-H., Hyperton,
Htler, Adolf, dt. nat.-soz. Politiker, * 1889, † 1945 → Blutdruck.
(Freitod 30. 4.); H. lebte bis 1912 in Wien als Gelegen- Hochdruckgebiet, Antizyklne, Gebiet hohen
heitsarbeiter und Zeichner, ging dann nach München. Luftdrucks.
Im Ersten Weltkrieg war er Soldat (Gefreiter) im dt. Hochfrequenz, Abk. HF, elektromagnet. Schwingun-
Heer. Seit 1919 baute er die NSDAP auf. Sein Versuch, gen von sehr hoher Schwingungszahl (3 kHz bis 300
mit E. Ludendorff die bayer. und die Reichs-Reg. zu GHz).
stürzen, scheiterte (H.-Putsch, München, 8./9. 11. Hochfrequenztechnik, Teilgebiet der Elektrotech-
1923); H. wurde zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, nik, befasst sich mit Erzeugung, Fortleitung und
aber schon Dez. 1924 aus Landsberg entlassen. Dort techn. Anwendung elektromagnet. Wellen im
hatte er »Mein Kampf« (1925/26), seine Programm- HF-Bereich. Anwendungsgebiete u. a.: Funk- und
schrift, geschrieben. 1925 gründete er die NSDAP Nachrichtentechnik, HF-Spektroskopie und 391
neu. Als Führer der stärksten Partei wurde er am physikal. Messtechnik.

Hochfrequenztechnik H
Die Welt der Hochhäuser

541 m

442 m
348 m

m
415

m
50

381
9m

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4m
49

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m

355 m

m
632

01 Burj Khalifa Dubai 162 Stockwerke 17 Jin Mao Tower Schanghai 88 Stockwerke
02 Shanghai Tower Schanghai 128 Stockwerke (noch im Bau) 18 Two International Finance Centre Hongkong 88 Stockwerke
03 One World Trade Center New York City 105 Stockwerke 19 Trump International Hotel Tower Chicago 96 Stockwerke
04 Pentominium Dubai 122 Stockwerke (noch im Bau) 20 Princess Tower Dubai 101 Stockwerke (noch im Bau)
05 Qatar National Bank Tower Doha 101 Stockwerke 21 Marina 101 Dubai 101 Stockwerke (noch im Bau)
06 Taipei 101 Taipeh 101 Stockwerke 22 CITIC Plaza Kanton 80 Stockwerke
07 Al Quds Endowment Tower Doha 101 Stockwerke 23 Shun Hing Square Shenzhen 69 Stockwerke
08 Shanghai World Financial Center Schanghai 101 Stockwerke 24 Empire State Building New York City 102 Stockwerke
09 Mecca Royal Clock Tower Hotel Mekka 85 Stockwerke 25 Central Plaza Hongkong 78 Stockwerke
10 Petronas Tower 1 Malaysia 88 Stockwerke 26 Bank of China Tower Hongkong 70 Stockwerke
11 Petronas Tower 2 Malaysia 88 Stockwerke 27 Bank of America Tower New York City 54 Stockwerke
12 Nanjing Greenland Financial Center Nanking 66 Stockwerke 28 Almas Tower Dubai 68 Stockwerke
13 Sears Tower Chicago 108 Stockwerke 29 Emirates Office Tower Dubai 54 Stockwerke
14 Kingkey Finance Tower Shenzhen 97 Stockwerke (noch im Bau) 30 Tuntex Sky Tower Kaohsiung 85 Stockwerke
15 Guangzhou Twin Towers West Tower Kanton 103 Stockwerke 31 Einfamilienhaus Berlin 3 Stockwerke
16 Dubai Towers Doha Doha 94 Stockwerke
HOC
Hochhaus, Bez. für ein Gebäude mit
Hochhaus HOCH

mindestens zwölf Stockwerken oder 30 m Höhe.


rubinene H. (nach 40 Jahren). H.-Bräuche: H.-Bitter,
Brautwagen, Polterabend, H.-Geschenke, Brautlauf
HOF
Höchstes Büro-H. der Erde ist zurzeit mit 828 m das und Kranzabnahme.
»Burj Khalifa« in Dubai; höchster Telekommunikati- Hckenheim, Stadt in Bad.-Württ., 20 824 Ew.;
onsturm der Canadian Tower in Toronto mit 553 m. Metallind.; H.-Motodrom, u. a. Formel-1-Rennstrecke,
Hchhuth, Rolf, dt. Schriftsteller, * 1931; Schauspiele: 4,574 km.
»Der Stellvertreter« (1963), »Soldaten« (1967), Hockey [ˈhɔke] das, 2 Mannschaften, je 11 Spieler,
H

»Guerillas« (1970), »Juristen« (1979), »Wessis in versuchen, den H.-Ball mit H.-Schlägern in das
Weimar« (1993); Erzählungen, Lyrik, Essays. gegner. Tor zu treiben; in modifi zierter Form:
Ho Chi Minh [hotʃimin], vietnames. Politiker, * 1890,
Ho Chi Minh HO H Hallen-H.
† 1969; Führer der 1941 gegr. kommunist. Bewegung Hockney [ˈhɔknɪ], David, brit. Maler und Grafi ker,
H

Vietminh in Indochina; rief 1945 die »Demokrat. Rep. * 1937; Vertreter der Pop-Art.
Vietnam« aus; nach Waffenstillstand 1954 und Hodda, Al Hudaydah, Hafenstadt in Jemen, am Roten
Teilung Vietnams Präs. von Nord-Vietnam; Meer, 443 000 Einwohner.
Wegbereiter der Wiedervereinigung Vietnams. Hoden, Tstis, rchis, männliche Geschlechtsdrüse,
Hoden HODH

Ho-Chi-Minh-Stadt [hotʃimin-], seit 1976 Name von Ho-Chi-Minh-Stadt HOCH in der auch das männl. Geschlechtshormon gebildet
Saigon, Stadt in Vietnam, ehem. Hptst. von wird. Beim Mann liegen die beiden eiförmigen H. im
Süd-Vietnam, hat mit dem südwestl. anschließenden H.-Sack. Der H. besteht aus vielen Samenkanälen, in
Cholon 4,0 Mio. Ew.; Erzbischofssitz, 2 Univ.; Hafen, denen die Samenfäden erzeugt werden. Die paarige
versch. Ind.; . Cowper-Drüse (zw. After und H.) erzeugt einen Teil
Hochofen,  Schachtofen zur Verhüttung der der Samenflüssigkeit.
Eisenerze, → Eisen. Hodgkin-Krankheit [ˈhɔdʒkɪn-; nach dem brit. Arzt
Hochrechnung, auf repräsentativen Teilergebnissen T. Hodgkin, * 1798, † 1866], Lymphogranulomatse,
beruhende Vorausberechnung eines Gesamtergeb- Hodgkin-Lymphom, bösartige Erkrankung des
nisses. lymphat. Gewebes; beginnt meist mit schmerzlosen
Hochschule, Stätte für wiss. Forschung, Lehre und Schwellungen der Lymphknoten. Die Behandlung
Erziehung. Älteste Form ist die Universität. Es gibt in erfolgt mit Strahlen- und Chemotherapie.
Dtl. folgende Hochschularten, die sich nach Hdler, Ferdinand, schweizerischer Maler, * 1853,
Aufgabenstellung und Zugangsvoraussetzungen † 1918; nach naturalist. Landschafts- und Genre-
unterscheiden: 1) wiss. H.: die Universitäten, TU, bildern zunächst v. a. symbolist. Werke, später
Gesamt-H. – Univ., PH, Bundeswehr-Univ., eine monumentale Bilder mit starker Farbigkeit.
Fern-Univ. (Hagen) und H. mit begrenztem Hoek van Hlland [ˈhuːk fan -], Vorhafen Rotterdams;
Fächerspektrum; 2) die theolog. und kirchl. H.; 3) die Überfahrt nach Großbritannien.
Kunst- und Musik-H.; 4) die (nicht als wiss. H. Hf, Krst. im bayer. Reg.-Bez. Oberfranken, an der
geltenden) Fach-H. – In Witten wurde 1982 die erste oberen Saale; 49 000 Ew.; Ind.: Web-, Wirkwaren,
private H. gegründet. Der Besuch einer H. ist an eine Maschinen, Brauereien.
bestimmte Vorbildung geknüpft (meist Reifezeug-
nis). Das Studium wird durch akadem. oder staatl. Hfer, Andreas, Tiroler Freiheitskämpfer, * 1767,
Hfer HFH

Prüfungen abgeschlossen. erschossen in Mantua 1810; trat an die Spitze der


Hochspannung, elektr. Spannung über 1000 V, bei Volkserhebung von 1809, siegte mehrmals am
Schaltanlagen von mehr als 250 V gegen Erde. Bergisel bei Innsbruck; durch Verrat wurde er von
Hochtechnologie, Hightech [ˈhaɪtek], Wissenschafts- den Franzosen gefangen.
und Technikbereiche, von denen man bed. Impulse für
die Zukunft der Ind.-Gesellschaft erwartet, wie Freiheitsheld oder religiöser
Optoelektronik, Mikro-, Nano-, Telekommunikations- Fundamentalist?
technik, Bio- und Gentechnologie. Er bekämpfte mit einer Schar von Bauern im Namen
Hochverrat,  gegen den Bestand des Staats des »Heiligen Herzen Jesu« Bayern und Franzosen
gerichteter gewaltsamer Angriff auf die Staatsver- und vertrieb sie für kurze Zeit aus seinem Heimat-
fassung oder das Staatsgebiet der Bundesrep. Dtl. land Tirol: Der Wirt Andreas Hofer wurde als
oder eines Landes. H. wird mit Freiheitsstrafe Freiheitsheld gefeiert. In Innsbruck errichtete der
geahndet (§§ 81 ff . StGB). tiefgläubige, aber einfache Mann 1809 eine streng
Hochzeit, Fest der Eheschließung (grüne H.). Als konservativ religiöse Ordnung. Frauen mussten sich
Erinnerung an den H.-Tag werden allg. gefeiert: einer strengen Kleiderordnung unterwerfen, Feste
silberne H. (nach 25 Jahren), goldene (nach 50), und Tanzveranstaltungen wurden verboten. Die neue
diamantene (nach 60), eiserne (nach 65), Gnaden-H. Freiheit hatte ihren Preis.
oder steinerne H. (nach 70), Juwelen-H. (nach 72 1⁄2),
Kronjuwelen-H. (nach 75); außerdem seit dem 19. Jh.
noch folgende H.: in N-Dtl. Nickel- (nach 12 1⁄2) und Hff, Jacobus Henricus van 't, niederländ. Chemiker,
Aluminium-H. (nach 37 1⁄2), in Bremen blecherne * 1852, † 1911; Begründer der Stereochemie; erster
(nach 8) und hölzerne H. (nach 10), in den Nieder- Nobelpreis für Chemie (1901).
landen zinnerne (nach 6 1⁄2) und kupferne H. (nach Hoffman [ˈhɔfmən], Dustin, amerikan. Filmschau-
12 1⁄2), in Dänemark kupferne H. (nach 12 1⁄2), in spieler, * 1937; »Reifeprüfung« (1967), »Kramer gegen
Nordamerika papierene (nach 1 Jahr), hölzerne (nach Kramer« (1979), »Tootsie« (1982), »Rain Man« (1988), 393
5), zinnerne (nach 10), kupferne (nach 20) und »Hook« (1992), »Outbreak« (1995), »Meine Frau, ihre

Hoffman H
H Hoffmann
394 Schwiegereltern und ich« (2004), »Das Parfum – Die Höhenlini|en, Schichtlini|en, Isohpsen, auf Land-
Geschichte eines Mörders« (2006), »Liebe auf den karten Linien, die Punkte gleicher Höhe verbinden.
zweiten Blick« (2008). Hohenlhe, Chlodwig, Fürst zu H.-Schillingsfürst, dt.
Hffmann, 1) August Heinrich, genannt H. von Politiker, * 1819, † 1901; war 1866–70 bayer.
Fllersleben, dt. Dichter, Germanist, * 1798, † 1874; Min.-Präs., 1885–94 Statthalter in Elsass-Lothringen,
Kinderlieder und Gedichte, 1841 das »Lied der 1894–1900 Reichskanzler und preuß. Min.-Präsident.
Deutschen«. – 2) E. T. A. (Ernst Theodor Amadeus), Höhenmessung, Feststellung der Höhenunterschie-
dt. Dichter, Komponist, Zeichner, * 1776, † 1822; de von Orten der Erde: 1) durch → Nivellieren; 2) mit
Romantiker; Erzählungen (»Die Serapionsbrüder«, Hilfe von Tachymetrie (→ Theodolit); 3) mit dem
1819–21) und Romane (»Die Elixiere des Teufels«, Barometer, da in der Nähe der Erdoberfläche der
1815; »Lebens-Ansichten des Katers Murr«, 1819–21), Luftdruck mit je 8 m Höhe um etwa 1 mbar fällt.
in denen es keine Grenze zw. einer fantast.-unheiml. Hohenstfen der, Vorberg der Schwäb. Alb, zwischen
Hohenstaufen HOHH

und der wirklichen Welt gibt. Oper: »Undine« Schwäbisch Gmünd und Göppingen, Bad.-Württ.,
(1816). – 3) Heinrich, dt. Schriftsteller, * 1809, † 1894; 684 m hoch; Reste der Stammburg der → Staufer.
Arzt; dichtete und zeichnete den »Struwwelpeter« Hohenzllern, Hohenzllerische Lande, ehem.
(1847). – 4) Kurt, dt. Filmregisseur, * 1910, † 2001; Fürstentümer H.-Hechingen und H.-Sigmaringen,
»Das Wirtshaus im Spessart« (1957), »Wir Wunder- reichten von der Donau über die Schwäb. Alb bis zum
kinder« (1958), »Rheinsberg« (1967). Neckar; kamen 1849 an Preußen, 1952 an Baden-
Hfmann, 1) August Wilhelm v. (seit 1888), dt. Württemberg.
Chemiker, * 1818, † 1892; schuf die Voraussetzungen Hohenzllern, 1) Fürstengeschlecht, erstmals 1061
für die Teerfarbenindustrie. – 2) Fritz, dt. Chemiker, erwähnt. Durch Teilung (1214) entstand eine fränk.
* 1866, † 1956. Seine Forschungen führten zur und eine schwäb. Linie. Die fränk. Linie erwarb
Herstellung von Kunstkautschuk. – 3) Peter, dt. 1411/17 das Kurfürstentum Brandenburg; 1701
Sänger, * 1944; Heldentenor, auch Rocksänger. erlangten die H. die preuß. Königswürde und 1871
Hfmannsthal, Hugo v., österr. Dichter, * 1874, † 1929; die dt. Kaiserwürde (bis 1918). Die schwäb. Linie
begann mit schwermütig-skept. Dichtungen (»Der teilte sich wieder in die seit 1623 fürstl. Linien
Thor und der Tod«, 1894), knüpfte mit »Jedermann« H.-Hechingen und H.-Sigmaringen. – 2) H. oder Zller,
(1911) und dem »Salzburger Großen Welttheater« Bergschloss auf einem Vorberg der Schwäb. Alb,
(1922) an das mittelalterl. Mysterienspiel und das 855 m hoch, Stammburg des Hauses Hohenzollern.
Barocktheater an, schrieb Textbücher zu Opern von höhere Gewalt, Naturgewalt (z. B. Erdbeben); im
R. Strauss (u. a. zum »Rosenkavalier«, 1911), Recht jedes durch äußerste Sorgfalt nicht abzuwen-
Lustspiele (»Der Schwierige«, 1921), Essays. dende Ereignis (z. B. Sturm); kann von der Haftpflicht
Hfmann von Hofmannswldau, Christian, dt. entbinden, den Ablauf einer rechtl. Frist hemmen.
Dichter, * 1617, † 1679; weltl. und geistl. (Barock-)Lyrik. Hoher Priester, Hohepriester, Oberpriester des
Hogarth [ˈhəʊgɑːθ], William, brit. Maler und Tempels von Jerusalem.
Kupferstecher, * 1697, † 1764; Meister des Sittenbilds Hoher Vertreter der Union für Außen- und
und der Karikatur. Sicherheitspolitik, durch den Vertrag von H

Hger, Fritz, dt. Architekt, * 1887, † 1949; Vertreter der Lissabon geschaffenes Amt in der Europ. Union; der
expressionist. Architektur, erneuerte den norddt. Hohe Vertreter ist zusammen mit dem gewählten
Backsteinbau (Chilehaus, Hamburg). Präsidenten des Europ. Rates für den polit. Dialog
Hggar der, Ahggar, Gebirge in der zentralen Sahara, mit Drittstaaten und die Vertretung außenpolit.
in SO-Algerien, bis 3 000 m hoch; Lebensraum der zu Positionen der EU in internationalen Organisationen
den Tuareg gehörenden Kel Ahaggar. zuständig; gleichzeitig ist er in Personalunion
Höhe, 1)  senkrechter Abstand eines Punkts von einer
Höhe HöHH Vizepräs. der Europ. Kommission; zu seiner
Grundlinie oder Grundfläche. – 2)  Winkel zw. den Unterstützung wird ein Auswärtiger Dienst der EU
Richtungen zu einem Gestirn und zum Hori- aufgebaut; erste Amtsinhaberin wurde 2009
zont. – 3)  Erhebung eines Punkts der Erdoberfläche Catherine Ashton.
ü. M. (absolute H.). Die relative H. ist der senkrechte Hohe Schule, klass. Reitkunst, höchste Stufe des
Abstand eines Berggipfels von seinem Fuß. → Dressurreitens; hierzu gehören Piaffe, Passage und
Hoheit, 1) höchste Staatsgewalt und die damit fliegende Galoppwechsel, außerdem Sprünge wie
verknüpften H.-Rechte. – H.-Zeichen, sinnbildl. Courbette, Kapriole, Kruppade, Pirouette, Levade.
Zeichen staatl. Gewalt, wie z. B. Wappen, Fah-
nen. – 2) Titel fürstlicher Personen. Hohes Lied, Lied der Lieder, Bez. für ein
Hohes Lied HOHH

Hoheitsrechte, mit der staatl. Hoheit verbundene Buch des A. T., das eine auf Salomo zurückgeführte
Rechte zur Ausübung der Staatsgewalt, z. B. Justiz-, Sammlung von Liebes- und Hochzeitsliedern enthält;
Wehr-, Finanz-H. Im demokrat. Rechtsstaat sind die diese werden sinnbildl. auf die Liebe Gottes zu Israel,
H. durch → Gewaltentrennung auf mehrere oberste später auf Christus und die Kirche als Bräutigam
Staatsorgane verteilt, ihre Ausübung wird durch die und Braut gedeutet.
→ Grundrechte beschränkt. Hhes Vnn, niederschlagsreiche Hochflächenland-
Höhenkrankheit, Bergkrankheit, durch Sauerstoff- schaft im NW der Eifel, in der Botrange auf belg.
verarmung der Luft in größeren Höhen hervorgerufe- Gebiet 694 m hoch.
ne Beschwerden: u. a. Blutdruckerhöhung, Hohhot, Huhehot, Huhehaote, früher Kueisui, Hptst.
Konzentrationsstörungen, »Höhenrausch«, im der Inneren Mongolei, China, 810 000 Ew.; mongol.
Extremfall Herz-Kreislauf-Versagen. Univ., Wollverarbeitung, Zuckerraffinerie.
HOF
Höhle, ein unterird. Hohlraum, meist durch die
auflösende Tätigkeit des Wassers (im Kalkstein und
Hlderlin, Friedrich, dt. Dichter, * 1770, † 1843; 1796
Hauslehrer bei dem Bankier Gontard in Frankfurt am
HOL
Gips) entstanden, dann oft mit H.-Bächen oder Main, mit dessen Gattin Susette (Diotima seiner
H.-Flüssen und Tropfsteinbildungen. In der Urzeit Gedichte) ihn tiefe Liebe verband; seit 1802 geistes-
dienten die H. als Wohnstätten; Fundorte urzeitl. krank. Seine Gedichte in antiken Versmaßen und
Überreste und vorgeschichtl. Wandzeichnungen. freien Rhythmen feiern in seher. Ergriffenheit, in den
Hohlleiter,  meist rundes oder rechteckiges Rohr mit Sinnbildern des alten Griechenland und seiner Götter,
gut leitenden Innenwänden zu möglichst verlust- die den modernen Menschen verlorengegangene
freier Fortleitung höchstfrequenter elektromagnet. Lebenseinheit mit den göttl. Mächten; im Auf und Ab
Wellen (Mikrowellen). von Hoffnung und Klage suchen sie die Gewissheit
Hohlmaß, Maß für Flüssigkeiten und schüttbare feste einer Erneuerung der Menschheit festzuhalten.
Körper (z. B. Getreide); Einheit: Liter, Kubikmeter. Briefroman »Hyperion« (1797–99); Drama »Der Tod
Hohlraumresonator,   ein metall., abgeschlosse-
Hohlraumresonator HOHH des Empedokles« (1826).
ner Raum, in dem elektromagnet. Schwingungen exis- Holdinggesellschaft [ˈhəʊldɪŋ-], Beteiligungsgesell-
tenzfähig sind; Anwendung als Verstärker und Filter. schaft,  Gesellschaft, die ohne eigene Produktions-
Hohlraumversiegelung, Form des Rostschutzes tätigkeit Anteile anderer Gesellschaften besitzt, um
bes. bei Pkw; Einbringen von Korrosionsschutz- deren Geschäftstätigkeit zu beeinflussen. H. dienen
mitteln unter Druck in die Karosseriehohlräume. bes. als Dachgesellschaft für Konzerne (Verselbst-
Hohltiere, Coelenterta, Stamm wirbelloser ständigung der Konzernhauptverwaltung).
Wassertiere von strahlig symmetr. Bau, z. B. Holiday [ˈhɔlɪdeɪ], Billie, amerikan. Jazzsängerin der
Nesseltiere und Rippenquallen. Der schlauchförmige Swing-Epoche, * 1915, † 1959.
Körper besteht aus 2 Hautschichten und einem Hlland, 1) gebräuchl., aber unzutreffende Bezeichnung
Magen-Darm-Raum, dessen einzige Öffnung (Mund für das Kgr. der Niederlande. – 2) i. e. S. die Prov. Nord-
und After zugleich) von Fangarmen umgeben ist. Die und Süd-H. Die Grafschaft H. fiel 1345 an die bayer.
H. treten in einer fest sitzenden Form (Polyp) und Wittelsbacher, 1433 an die Herzöge von Burgund.
einer frei schwimmenden (Meduse, Qualle) auf. Hllental, 1) Tal der oberen Dreisam im S-Schwarz-
Fortpflanzung durch Knospung, Teilung, häufig wald, Bad.-Württ. – 2) Tal des Hammerbachs bei
Generationswechsel. Garmisch-Partenkirchen, Bayern, mit der H.-Klamm.
Hokka|idō, nördlichste der großen Inseln Japans, – 3) Durchbruchstal der Schwarza zw. Raxalpe und
78 523 km 2, Verw.-Sitz Sapporo. Schneeberg in Niederösterreich.
Hokusai [hoksai], eigtl. Katsushika, jap. Maler, * 1760, Hollerith, Hermann → Seite 396
† 1849; Meister des Farbholzschnitts. Hlley [-lɪ], Robert W., amerikan. Biochemiker, * 1922,
Holley HOLH

Hlbach, Paul Heinrich Dietrich Baron v., frz. † 1993; erhielt 1968 (mit H. G. Khorana und M. W.
Philosoph dt. Herkunft, * 1723, † 1789; im Kreis der Nirenberg) den Nobelpreis für Physiologie oder
frz. Enzyklopädisten führend in der Wendung zum Medizin für die Aufklärung des genet. Codes der
Materialismus und Atheismus. Eiweißsynthese.
Hlbein, 1) Hans, d. Ä., dt. Maler, * um 1465, † 1524; Hollywood, Stadtteil von Los Angeles. – Seit den
Bildnisse, Altarwerke. – 2) Hans, d. J., dt. Maler und 1910er-Jahren ist Hollywood das Zentrum der
Zeichner für den Holzschnitt, * 1497, begraben 1543, amerikanischen Filmindustrie. Es entstanden
Sohn von 1); wirkte zuerst in Basel, dann in London zahlreiche Filmgesellschaften mit Filmstudios
(als Hofmaler Heinrichs VIII.); zahlreiche Porträts; (Produktion), Filmverleihfirmen (Distribution) und
Holzschnitte: »Totentanz« (1523–26) und Illustratio- häufig auch Kinoketten (Präsentation), was der
nen zum A. T. (vor 1531). amerikanischen Filmwirtschaft seit Ende des Ersten
Holberg [ˈhɔlbɛr], Ludvig Baron v., dän. Dichter der
Aufklärung, * 1684, † 1754; schuf Nationalliteratur
in dän. Sprache, schrieb Komödien.
Nur ihm, meinem Liebsten, gehör ich,
und mir gilt sein ganzes Verlangen!
Komm, laß uns hinausgehen, mein Liebster,

HOHES LIED die Nacht zwischen Blumen verbringen!


Ganz früh stehn wir auf, gehn zum Weinberg
DER
DAS LIED DER LIE und sehn, ob die Weinstöcke treiben,
die Knospen der Reben sich öffnen
ICH!
NUR IHM GEHÖRE und auch die Granatbäume blühen.
Dort schenke ich dir meine Liebe!

Hohes Lied 7,11-13

Aus: Die Bibel im heutigen Deutsch, Stuttgart 1982.


H Holmium
396 Weltkriegs zu einer führenden Position auf dem planen. Vorteile hat das insbesondere in der Mund-,
Weltmarkt verhalf. Die fünf großen (Twentieth Kiefer- und Gesichts-Chirurgie und bei plastischen
Century-Fox, Metro-Goldwyn-Mayer, Paramount, Operationen. Aber auch Archäologen setzen auf
RKO, Warner Bros.) und drei kleineren (Columbia, Holographie: Sie können die Gesichter von
Universal, United Artists) Studios dominierten vor Moorleichen oder Mumien auch nach 2000 Jahren
allem zwischen den 1920er- und 1950er-Jahren. noch anhand des Knochenbaus rekonstruieren und
Hlmium das, Symbol Ho, chem. Element aus der dreidimensional darstellen.
Gruppe der Lanthanoide, Ordnungszahl 67.
Hlocaust [engl. ˈhɔləkɔːst; »Massenvernichtung«,
Holocaust HOLH

eigtl. »Brandopfer«, von griech. holókaustos »völlig Holozn das, Nacheiszeit, Postglazial, früher Alluvium,
verbrannt«], neuhebr. Schoah, Shoa, Shoah [ʃoˈa], Teil der Erdneuzeit.
Tötung einer großen Zahl von Menschen, eines Volkes Hlstein, Friedrich v., dt. Diplomat, * 1837, † 1909;
(Genozid), v. a. Bez. für die Verfolgung, Ghettoisie- Mitarbeiter O. v. Bismarcks; nach dessen Sturz übte
rung und industriemäßige Vernichtung der europ. er großen Einfluss aus (»graue Eminenz«); Gegner
→ Juden während der NS-Herrschaft in Dtl. und Kaiser Wilhelms II.
Europa (1933–45; etwa 6 Mio. Opfer; zentrale Hlsteinische Snplatte, Hlsteinische Schwz,
Bedeutung: Auschwitz). Zum Gedenken der Opfer wald- und seenreiche Endmoränenlandschaft in den
wurde in Berlin das Holocaust-Mahnmal errichtet Kr. Plön und Eutin, Teil des Balt. Landrückens.
(Eröff nung 2005). Holnder der, Gattung der Geißblattgewächse.
Schwarzer H., Holder, Flieder. Die Blüten dienen zur
Holograph, bezeichnet die Speicherung und
Holografie HOLH Bereitung von schweißtreibendem Tee. Der Berg-H.
Wiedergabe dreidimensionaler Bilder. Dazu wird ein oder Rote H. hat rote Beeren.
Objekt mit kohärentem Licht (Laserlicht) angestrahlt, Holz, von Rinde und Bast befreite Grundmasse der
wobei dann die vom Objekt veränderte Welle mit einer Stämme, Äste und Wurzeln von Bäumen und
Referenzwelle überlagert und damit ein räuml. Sträuchern. Entstehung: Die den Stängel einer jungen
Interferenzbild erzeugt und fotografisch als Pflanze durchziehenden Röhren sind zu Gefäß-
Hologramm gespeichert wird. Zur Wiedergabe wird bündeln vereinigt und enthalten in der Wand außer
das Hologramm mit kohärentem Licht aus der gleichen Zellstoff H.-Stoff. Die H.-Teile der Gefäßbündel sind
Richtung beleuchtet, aus der der Referenzstrahl einfiel. der feste Hauptteil, der das Mark umschließt, die
Für die speziell codierten Weißlichthologramme Bastteile bilden mit der Oberhaut die Rinde. Durch
benötigt man kein Laserlicht zur Darstellung. rege Zellteilung in einem Bildungsgewebe (Kambi-
Erfunden wurde die H. 1948 vom ungarisch-brit. um) zw. H.- und Bastteil wächst der Stamm; nach
Ingenieur D. Gábor. innen bilden sich die neuen Zellen zu H.-Zellen um,
nach außen zu Bastzellen (Dickenwachstum). Die
Leichen in 3D Jahresringe bilden sich dadurch, dass im Frühjahr
Feinste Laserschnitte statt grober Knochensäge: In weite, im Sommer enge H.-Gefäße entstehen. In
der Medizin ist die Lasertechnik auf dem Vormarsch. vielen H. leiten nur die jüngsten Jahresringe
Um bei Operationen alles richtig zu machen, müssen (Splint-H.) das Nährwasser, die älteren sind verstopft,
die Ärzte zuvor genau wissen, wie etwa bei einer dunkel gefärbt und fester (Kernholz).
neurochirurgischen OP der Schädel eines Patienten
aussieht. Dafür werden dreidimensionale Gesichts-
profi le erstellt: An einem holographischen Bild im Die Idee soll dem Ingenieur Herman Hollerith (* 29. 2.
Computer können die Mediziner den Eingriff genau 1860, Buffalo, New York; † 17. 11. 1929 Washington,
DC) während einer Zugfahrt gekommen sein. Bei der
Kontrolle lochte der Schaff ner die Fahrkarte an be-

E RMANN HOL LERITH stimmten Stellen, um Merkmale des Passagiers wie


Geschlecht und Hautfarbe festzuhalten und so eine
H COMPUTERS
VORDENKER DES
Mehrfachbenutzung des Tickets von unterschiedlichen
Personen zu verhindern. Auf diese Weise, dachte Hol-
lerith, müsste es möglich sein, die gesamte US-amerikanische Bevölkerung zu erfassen. Bei seiner
Mitwirkung an der 10. Volkszählung, dem »Census«, hatte er 1880 erlebt, wie mühsam die Auswertung
der rund 62 Millionen Fragebögen war. Für seinen Zweck schnitt der Ingenieur Pappkarten von der
Größe einer Dollarnote zurecht und unterteilte sie in Quadrate. Jedes von ihnen stand für ein Merkmal
(z. B. Altersgruppe, Beruf, Herkunft) der Bürger, deren Angaben mit Hilfe einer Lochung auf der Karte
gespeichert werden konnten. Ein »Fühlstift« drang an den gelochten Stellen durch die Pappe und
schloss damit einen Stromkreis, der den Magneten eines Rechenwerks in Gang setzte und die Karten
in unterschiedliche Fächer warf. Hollerith beschrieb seine Erfindung als »eine Loch-Photographie von
jedem Amerikaner«. Die bis dahin zehn Jahre dauernde Auswertung des »Census« konnte dank der
neuen Methode 1890 auf drei Monate reduziert werden. Holleriths System, das er
ein Jahr zuvor zum Patent angemeldet r w ie
beit et un fehl ba
hatte, wurde mit seinem binä-
Di es er Ap pa ra t ar hläg t si e
ren Ja-Nein-System zur Grund-
M üh le n G ot tes, a ber er sc
d ie in d ig keit.
f d ie G esch w
lage der modernen Computer-
in Be zu g au
technologie. gla tt gineer, 11. Novem
ber 1891
The Electr ica l En
HOL
Hlz, Arno, dt. Dichter, * 1863, † 1929; ein Hauptver-
treter des Naturalismus; Gedichtsammlungen: »Das
Reichs; 1921 mit Bildung des Irischen Freistaates
unter Abtrennung Ulsters erreicht; dann polit.
HON
Buch der Zeit« (1886), »Phantasus« (1898/99), Schlagwort für alle derartigen Forderungen.
»Dafnis« (1904); Schauspiele. Hominden Pl., Familie der Primaten, die – je nach
Holzbock, eine Schildzeckenart (→ Zecken). Auffassung – nur die Menschen oder aber nach
Holzfaserplatten, plattenförmige Holzwerkstoffe, die neueren molekulargenet. Erkenntnissen Menschen
aus zerfasertem Holz hergestellt werden. und Menschenaffen umfasst.
Holzkohle,  durch Holzverkohlung erzeugte Kohle.
H. ist sehr porös und hat eine große Oberfläche; Ver- Hmo, Bez. der Gattung Mensch, die den heute
Homo HOMH

wendung wegen ihrer Saugfähigkeit u. a. in der chem. lebenden Menschen, H. sapiens [»vernunftbegabter
Technik (Aktivkohle), in der Heilkunde, zum Heizen. Mensch«], sowie alle fossil bekannten Menschenarten
Holzschnitt, Bez. für die Kunst, eine Zeichnung in einschließt, deren Zahl umstritten ist; u. a. H. habilis
eine Holzplatte (Holzstock) zu schneiden, für die so [»geschickter Mensch«], lebte vor etwa 2,2 Mio. bis
entstandene Druckform sowie für den von dieser vor 1,6 Mio. Jahren; galt lange Zeit als ältester
abgezogenen Druck. Das Verfahren wurde in Dtl. um Vertreter der Gattung H., wird hierin aber von H.
1400 aus dem Zeug- und Stempeldruck des Alten rudolphensis abgelöst (ältester Fund vor 2,4 Mio.
Orients entwickelt. Den H. brachten A. Dürer, Jahren); H. erectus (»aufgerichteter Mensch«), lebte
H. Baldung, L. Cranach d. Ä., H. Holbein d. J., vor etwa 1,8 Mio. Jahren bis vor etwa 250 000 Jahren.
A. Rethel, A. v. Menzel, L. Richter und die dt.
Expressionisten zur künstler. Vollendung. Beim Der Mensch ist ein Neandertaler
Holzstich (Xylographie) wird das Bild in quer Neandertaler sind die Vorfahren des modernen
geschnittenes Buchsbaumholz mit dem Stichel einge- Menschen. Zu dieser überraschenden Erkenntnis
stochen. – Die ältesten bekannten H. stammen aus kamen Wissenschaftler des Leipziger Max-Planck-
China (Funde aus dem 7. Jh.) und Japan (8. Jh.). Instituts 2010 nach einem genanalytischen Vergleich
Holzwespe, große, gelb-braun gezeichnete Wespe, die des Erbguts beider Hominidenarten. Bis zu 4 % der
Larven nagen Gänge im Holz; z. B. Riesen- oder Neandertalergene fi nden sich auch im Erbgut des
Fichten-H. und Kiefern-H., schädlich. Homo sapiens aus Europa und Asien, nicht aber bei
Holzwurm, volkstüml. Name für viele Arten von
Holzwurm HOLH seinen Verwandten aus Afrika. Die wissenschaftliche
Insekten, die, meist als Larven, Gänge in Holz bohren. Erklärung: Aus Afrika ausgewanderte Frühmen-
Hmburg, 1) Krst. im Saarland, 44 700 Ew.; medizin. schen seien im östlichen Mittelmeerraum und im
Fakultät der Univ. des Saarlandes; Römermuseum; Nahen Osten auf Neandertaler getroffen und hätten
metallverarbeitende Ind. – 2) Krst. in Hessen, gemeinsamen Nachwuchs gezeugt. Weitere
52 000 Ew.; Heilbad; Sitz der Bundesschuldenverw. Forschungsanstrengungen sollen nun zeigen, welche
und des Bundesausgleichsamtes; Maschinenbau u. a. genetischen Unterschiede zum Neandertaler den
Ind.; Spielbank. 1622–1866 Sitz der Landgrafen von modernen Menschen ausmachen.
Hessen-H. In der Nähe die → Saalburg.
Homelands [ˈhəʊmlændz, engl. »Heimatländer«],
Homelands HOMH

Bntu-H., in der Rep. Südafrika Territorien im Rahmen Homöopath die, von S. Hahnemann 1796
des Apartheidsystems, in denen die Bantu Selbstver- begründete Heilweise, bei der dem Kranken kleinste
waltung besaßen (Gazankulu, KaNgwane, KwaNdebe- Dosen solcher Mittel gegeben werden, die, dem
le, KwaZulu, Lebowa, Qwaqwa). Die Bildung der H. Gesunden verabreicht, gerade die Erscheinungen
ging auf Ges. von 1913 und 1936 zurück. 1994 wurden hervorrufen, die man beim Kranken bekämpfen will.
die H. aufgelöst und den Prov.-Verw. unterstellt. Homosexualitt die, Homophil, sexuelle Anziehung
Homepage [ˈhəʊmpeɪdʒ] die, Startseite, Informationen durch Angehörige des eigenen Geschlechts sowie
eines Onlinedienstes, die ein Nutzer als Erste sieht, sexuelle Beziehungen mit gleichgeschlechtl. Partnern.
wenn er ein Angebot wählt, und von denen aus er zu I. e. S. wird H. für die Beziehungen zwischen Männern
weiteren hierarchisch tiefer liegenden Angeboten verwendet. H. zwischen Frauen wird lesb. Liebe
gelangen kann; speziell die erste Seite eines genannt. In Deutschland wurde die besondere
Informationsangebots im → World Wide Web. Strafbarkeit der H. (§ 175 StGB) 1994 aufgehoben.
Homr, griech. Dichter, lebte im ion. Kleinasien des 8. Jh.
Homer HOMH Homnkulus der, ein künstlich hergestellter Mensch
v. Chr. Die Antike schrieb ihm die »Ilias« und die (nach alchimistischer Vorstellung). Im zweiten Teil
»Odyssee«, auch die »homer. Hymnen« zu. Im 19. Jh. seines »Faust« lässt Goethe den Famulus Wagner
entbrannte ein wiss. Streit um Autorschaft und einen H. nach Anleitung des Paracelsus erzeugen.
dichter. Einheit der Epen. Heute wird allg. für die Hndt’sches Höchstzahlverfahren,
endgültige Formung der Epen eine große Dichterper- d'Hndt’sches Höchstzahlverfahren [nach V. d'Hondt,
sönlichkeit angenommen, wobei die »Ilias« das ältere * 1841, † 1901], Verfahren zur Errechnung der
Werk ist, die Entstehung der »Odyssee« liegt Abgeordnetensitze bei der Verhältniswahl.
wahrscheinlich etwa eine Generation später, die Hondras, Rep. in Zentralamerika, 112 492 km 2,
»homer. Hymnen« sind noch jünger. Der Name H. steht 7,5 Mio. Ew. (meist Mestizen); Hptst.: Tegucigalpa.
für Beginn und ersten Höhepunkt der europ. Literatur. Amtssprache: Spanisch. Präsidialverfassung. – Im
Übersetzungen u. a. von J. H. Voß, W. Schadewaldt. NO (Atlantikküste) lagunenreiches Flachland, sonst
Homerule [ˈhəʊmruːl] die, Selbstregierung, zunächst gebirgig (Gebirgszüge bis 2849 m hoch); im S Fonseca-
die entsprechende Forderung der Iren (seit 1877) bucht (Pazifi kküste). Trop. Klima; häufig Hurrikane, 397
nach nat. Selbstständigkeit im Rahmen des Brit. z. B. »Mitch« (Okt./Nov. 1998). Ausfuhr: Bananen,

Honduras H
H Honecker
398 Kaffee, Schalentiere. Haupthandelspartner: USA, El
Salvador, Dtl. Haupthäfen: Puerto Cortés, San
Lorenzo; internat.  Tegucigalpa u. a. – Urspr. Gebiet
der Maya, 1502 von Kolumbus entdeckt, 1524 von den
Spaniern erobert, 1823 von ihrer Herrschaft befreit,
1828 selbstständige Rep. (Bürgerkriege). Im 20. Jh.
unter polit., wirtschaftl. und fi nanziellem Einfluss der
USA, die mehrfach bewaff net intervenierten; 1972–81
Militärjunta, seither präsidialdemokrat. Verfassung.
Staatspräs. war seit 2006 M. Zelaya. 2009 setzte ihn
die Armee ab. Nach einer schweren innenpolitischen
Krise wurde P. Lobo zum neuen Staatschef gewählt.
Hnecker, Erich, dt. Politiker (SED), * 1912, † 1994; ab
H

1930 Mitgl. der KPD, 1946 in der SBZ Mitbegründer


und erster Vors. der FDJ (bis 1955); seit 1946 Mitgl.
des ZK, seit 1958 des Politbüros und des Sekretariats
des ZK der SED, 1971–89 (Rücktritt) Erster bzw.
Gen.-Sekr. des ZK der SED sowie Vors. des Nat. entgegen, die zunächst proportional zur Deforma-
Verteidigungsrats, 1976–89 auch Vors. des Staatsrats tion wachsen.
der DDR. Wegen Anstiftung zum Mord (u. a. Hooligans [ˈhuːlɪgənz], Bez. für gewalttätig bzw.
HooligansHOOH

Schießbefehl an der innerdt. Grenze) 1990 Haftbe- provozierend, öffentlich i. d. R. in Gruppen auftreten-
fehl; entzog sich der Strafverfolgung 1991 durch de Jugendliche; urspr. in der proletar. Subkultur der
Flucht in die UdSSR; nach Rückkehr 1992 angeklagt, Industriestädte (bes. Großbritanniens) beheimatet.
Strafverfahren 1993 wegen Verhandlungsunfähigkeit Hoover [ˈhuːvə], Herbert, amerikan. Staatsmann
Hoover HOOH

eingestellt (Ausreise nach Chile). (Republikaner), * 1874, † 1964; leitete nach dem
Hnegger, Arthur, frz.-schweizer. Komponist, * 1892, Ersten Weltkrieg das amerikan. Ernährungshilfs-
† 1955; Opern, Orchesterstücke, Kammermusik, werk für Europa unter Einschluss von Dtl.; 1929–33
szenische Oratorien (u. a. »Johanna auf dem der 31. Präs. der USA. Das H.-Moratorium (1931)
Scheiterhaufen«). leitete das Ende der Reparationen ein. H. führte auch
Hongkong ist im und nach dem Zweiten Weltkrieg Hilfsaktionen
eines der am
Hongkng, chin. Xianggang [hsjaŋ-], Sonderver-
Hongkong HONH durch (Kinderspeisung in Deutschland).
dichtesten be- waltungsregion der VR China an der südchin. Küste. Hoover Dam [ˈhuːvə ˈdæm], bis 1947 Boulder Dam,
siedelten Ge- Sie umfasst die Insel H., die Halbinsel Kowloon und Staudamm einer Talsperre des Colorado, USA, 221 m
einen Teil ihres Hinterlands; 1104 km 2, 7,0 Mio. Ew.; hoch, 180 km langer Stausee.
biete der Erde:
Verwaltungssitz: Victoria. Hafen, Ind.-Standort (u. a. Hope [həʊp], Bob, amerikan. Komiker brit. Herkunft,
Auf jedem Qua-
Textil-, Elektronik-, Spielzeug-, Uhrenind.); wichtiger * 1903, † 2003; »Road to Singapore« (1940).
dratkilometer Umschlagplatz, internat. . – H. wurde 1842/43 brit. Hopfen der, zweihäusige Kletterstaude (Maulbeerge-
Hopfen HOPH

wohnen durch- Kronkolonie; 1860 um den von China abgetretenen wächs); an Waldrändern wild. Weibl. Pflanzen werden
schnittlich über Teil Kowloons und 1898 (durch Pachtvertrag auf 99 in H.-Gärten angebaut (an Stangen, Gerüsten), sie
6400 Personen Jahre) um die New Territories sowie zahlreiche kleine tragen zapfenförmige Scheinähren (H.-Dolden); diese
(in Deutschland Inseln erweitert; 1941 bis 1945 von Japan besetzt. dienen als Zusatzstoff für Bier und tragen klebrige
nur 230). Im Gemäß brit.-chin. Vertrag von 1984 erfolgte 1997 die harz- und bitterstoff reiche kleine Drüsen, die
Distrikt Kwun Rückgabe H.s an die VR China. abgeschüttelt das H.-Mehl (Lupulin) ergeben. Das
Tong der Hafen- Honig der, gelbl. bis bräunl. Flüssigkeit, die die Bienen Lupulin enthält H.-Bitter und würziges H.-Öl.
stadt Kowloon aus dem Nektar der Blüten in ihrem Honigmagen Hopkins [ˈhɔpkɪnz], 1) Anthony, brit. Bühnen- und
leben sogar bereiten und dann in den Waben speichern. Der H. ist Filmschauspieler, * 1937; Filme: »Das Schweigen der
sehr nahrhaft, er enthält etwa 75 % Zucker, 2,7 % Lämmer« (1991), »Was vom Tage übrig blieb« (1993),
über 53 000 Ein-
Eiweiß, 19 % Wasser, außerdem organ. Säuren und »Nixon« (1995), »Der menschl. Makel« (2003), »Das
wohner pro
Duftstoffe. Der H. wird gewonnen durch Auspressen perfekte Verbrechen« (2007), »Wolfman«
Quadratkilo- der Waben (Press-H.), durch Auslaufenlassen (2010). – 2) Sir Frederick, brit. Chemiker, * 1861,
meter. Für all (Tropf-H.) oder Erwärmen (Seim-H.). Die mit † 1947; entdeckte 1903 das Tryptophan, wies Vitamin
diese Menschen Rähmchen arbeitenden Imker benutzen Zentrifugen A und B in der Milch nach; Nobelpreis für Physiologie
Wohnraum zu (Schleuder-H.). Der reinste H. ist der Scheiben- oder oder Medizin 1929.
schaffen, stellt Waben-H. H.-Sorten: u. a. Heide-, Kräuter-, Linden-, Hppe, 1) Marianne, dt. Bühnen- und Filmschauspiele-
Architekten vor Tannenhonig. rin, * 1909, † 2002; 1936–46  mit G. Gründgens; v. a.
neue Heraus- Honollu, Hptst. und Haupthafen der Hawaii-Inseln, klass. Rollenrepertoire, auch Filme (»Der Schritt vom
forderungen. USA, auf der Insel Oahu, 382 000 Ew.; Univ.; Wege«, 1939). – 2) Rolf, dt. Schauspieler, * 1930;
Ananaskonservenfabriken; westl. der Flottenstütz- Charakterdarsteller; seit 1963 auch Filme: »Sachsens
punkt Pearl Harbor; südöstl. der Badeort Waikiki. Glanz und Preußens Gloria« (1982–85, Fernsehserie),
Honshū [-ʃuː], Hauptinsel Japans, 231 090 km 2 (mit »Goya« (1971), »Mephisto« (1980), »Alles auf Zucker!«
Nebeninseln), 103,0 Mio. Ew. (rd. 80 % der jap. Bev.). (2004); außerdem in »Polizeiruf 110« und »Tatort«.
Hooke [hʊk], Robert, engl. Naturforscher, * 1635, † 1703;
Hooke HOOH Hopper [ˈhɔpə], 1) Dennis, amerikan. Filmschauspieler
nach dem Hooke’schen Gesetz wirken jeder mechan. und -regisseur, * 1936, † 2010, »Easy Rider«
Deformation eines Körpers rücktreibende Kräfte (1969). – 2) Edward, amerikan. Maler, * 1882, † 1967;
HON
malte amerikan. Landschaften und Städte sowie
Interieurs in einem zur Stilisierung neigenden
mit Ventilen zur Erzeugung aller Töne; in F- und
B-Stimmung gebaut; Natur- oder Wald-H., nur mit
HOS
Realismus. Naturtönen.
Horz, eigtl. Quintus Hortius Flccus, röm. Dichter, Hrnberg, Stadt und Kurort in Bad.-Württ., im
* 65, † 8 v. Chr.; gefördert von Maecenas und Schwarzwald, an der Gutach, 4600 Ew.  »Es geht aus
Augustus, neben Vergil der klass. lat. Dichter von wie das Hornberger Schießen« (endet ergebnislos).
vollendeter Sprachkunst: Oden, Epoden, Episteln Hörner Pl., unterschiedlich geformte Kopfwaffe
(»Ars poetica«, um 13 v. Chr.). bestimmter Paarhufer. Sie sitzen auf Knochenzapfen
Hrbiger, Paul, * 1894, † 1981, und sein Bruder Attila, des Stirnbeins, aus deren Hautüberkleidung
* 1896, † 1987; österr. Bühnen- und Filmschauspieler; (Hornhaut) sie hervorgehen.
ebenso Attilas Tochter Christiane H. (* 1938) aus Horney [ˈhɔrnaɪ], Brigitte, dt. Schauspielerin, * 1911,
dessen Ehe mit Paula Wessely. † 1988; Star des dt. Films (»Befreite Hände«, 1939;
Hörbuch, diobook [-bʊk], gesprochener (Roman-) »Das Mädchen von Fanö«, 1941).
Text auf CD oder Kassette. Hornisgrnde die, höchster Berg des nördl. Schwarz-
Hren Pl., griech. Göttinnen der Jahreszeiten; bei walds, Bad.-Württ., 1163m hoch.
Hesiod die 3 Göttinnen der gesetzl. Ordnung, Hornsse die, größte Faltenwespe, baut in Bäumen,
Gerechtigkeit und des Friedens: Eunomia, Dike, Mauerspalten ein kopfgroßes, papierartiges Nest. Ihr
Eirene. Stich ist schmerzhaft und kann gefährlich sein.
Hren, Die, bedeutendste Literaturzeitschrift der Hornkraut, Gattung der Nelkengewächse; Acker-H.
Weimarer Klassik, von Schiller 1795–97 heraus- mit hornähnl. Fruchtkapseln.
gegeben. Hornmoose, eine der drei Pflanzengruppen, die zus.
Hörgeräte, Hörhilfen, elektroakust. Verstärker zum als Moose bezeichnet werden. Ihr Vegetationskörper
Ausgleich verminderten Hörvermögens. H. bestehen ist ein wenige Zentimeter großer Thallus.
aus Batterie, Mikrofon, Verstärker und Hörer Horoskp das, Stellung der Gestirne zu einer
(Miniaturlautsprecher). Taschen-H. werden in der bestimmten Zeit, bes. bei der Geburt eines
Oberbekleidung getragen, Kopf-H. hinter dem Ohr Menschen; Grundlage der → Astrologie.
(Hinter-dem-Ohr-H.). Bei Hörbrillen ist das H. Hrowitz, Vladimir, amerikan. Pianist russ. Herkunft,
komplett im Brillenbügel untergebracht. (→ Cochle- * 1904, † 1989.
arimplantat) Hörschwelle, frequenzabhängiger, für eine
Hörigkeit, 1) dingl. Unfreiheit, im Unterschied zur Hörempfindung nötiger geringster Schalldruck.
persönl. Leibeigenschaft. Im MA waren die Hörigen Hörspiel, für den Rundfunk entwickelte dramat.
an einen Bauernhof gebunden, der dem Grundherrn Gattung, die mit rein akust. Mitteln (Sprache,
gehörte. Die H. wurde im 19. Jh. durch die Bauernbe- Geräusche, Musik) arbeitet; zu Anfang v. a. Adaptionen
freiung aufgehoben. – 2)  Unterwerfung des klass. Dramen und Volksstücke, später Dokumentar-,
Willens eines Menschen unter den eines anderen, Kriminal-, Science-Fiction- u. a. Hörspiele.
bes. bei sexueller Abhängigkeit. Hör|sturz, plötzlich, ohne erkennbare Ursache meist
Horiznt, Gesichtskreis, Kimm, bezeichnet den Kreis einseitig auftretender Hörverlust, meist mit Ohrgeräu-
um einen Beobachter (Ebene senkrecht zum Lot am schen, manchmal auch Schwindel verbunden;
Standort), der die Erdoberfläche von dem Himmels- möglichst frühzeitige Behandlung mit Infusionen.
gewölbe abzugrenzen scheint (scheinbarer H.). Hortense [ɔrˈtãːs], Königin von Holland, * 1783, † 1837;
Wegen der atmosphär. Strahlenbrechung kann der Stieftochter Napoleons I.,  1802 mit Ludwig (Louis)
Beobachter etwas mehr als eine Himmelshalbkugel Bonaparte, Mutter Napoleons III.
überblicken. Der so entstehende natürl. H. liegt also Hortnsi|e die, Gattung der Steinbrechgewächse, aus
unterhalb des scheinbaren H. (Kimmtiefe). Die Ostasien, Ziersträucher; die Blüten mit weißem, rosa
Aussichtsweiten sind 27 km bei 50 m, 38 km bei 100 m oder blauem Kelch bilden Trugdolden oder Rispen.
und 120 km bei 1000 m Erhebung über die Erde. Hrthy, Nikolaus v., * 1868, † 1957; ungar. Admiral, 1918
Hrkheimer, Max, dt. Philosoph und Soziologe, Oberbefehlshaber der Flotte, trat 1919 an die Spitze der
* 1895, † 1973; mit T. W. Adorno Hauptvertreter der gegenrevolutionären ungar. Nationalarmee, 1920 zum
krit. Theorie. Reichsverweser gewählt; 1944 von Hitler abgesetzt.
Hormne die, körpereigene Wirkstoffe der Lebewe- Hrváth [-vaːt], Ödön v., österr. Schriftsteller, * 1901,
sen, meist von Drüsen mit innerer Sekretion erzeugt † 1938; ironisch-satir. Volksstücke (»Geschichten aus
u. an die Körpersäfte abgegeben; beeinflussen dem Wienerwald«, 1931), die die untergründige
andere Organe u. halten sie in funktionellem Bösartigkeit der kleinbürgerl. Gesellschaft
Gleichgewicht; H. werden auch synthet. hergestellt. aufdecken; Romane.
Horms, Hormz [-z], iran. Insel im Pers. Golf, an der Hosenband|orden, höchster brit. Orden (1348).
Straße von H. (60 bis 100 km breit), die den Ind. Hospitalsmus der, psych. und psychosomat. Schäden
Ozean mit dem Pers. Golf verbindet. bei Kindern nach längerem Aufenthalt in Heimen
Horn das, 1)  überwiegend aus Keratin bestehende
Horn HORH u. Ä. infolge mangelnder emotionaler Zuwendung.
und von der Epidermis gebildete harte Eiweißsub- Hospz das, 1) Herberge. – 2) Beherbergungsbetrieb
stanz, aus der die H.-Schicht der Haut, die Haare, (Hotel, Pension) mit christl. Hausordnung. – 3) Ein-
Federn, Schuppen sowie Nägel, Hufe und Hörner richtung, die Sterbende betreut (→ Hospizbewegung).
bestehen. – 2)  Blasinstrument, urspr. aus einem Hospzbewegung, der ganzheitl. Sterbebegleitung
Tierhorn, jetzt kreisförmig gewundene Metallblech- verpflichtete Bewegung, deren Träger für die 399
röhre mit Schallbecher: chromat. oder Ventil-H., umfassende Begleitung von Schwerstkranken und

Hospizbewegung H
H Hostie
Da s Wel ta ll is t
ei n Kreis, des
sen
U m fa ng
400 eral l, des sen
Sterbenden entsprechend ihren sozialen, geistigen
und religiösen Bedürfnissen eintreten und in
M it telp un kt üb
Hospizen ambulante und stationäre Betreuungs- nirg en ds is t. Bla ise Pa sca l
möglichkeiten bereitstellen.
Hsti|e [lat. hostia »Opfer«] die, das bei der kath.
Eucharistie- und der luther. Abendmahlsfeier Hber, 1) Kurt, dt. Philosoph, * 1893, † (hingerichtet)
verwendete ungesäuerte Weizenbrot; gebacken in 1943; geistiges Haupt einer student. Widerstands-
Form einer kleinen dünnen Scheibe (Oblate). gruppe (Geschwister Scholl). – 2) Wolf, dt. Maler,
Houellebecq [uɛlˈbək], Michel, frz. Schriftsteller, * 1485, † 1553; neben A. Altdorfer bedeutendster
* 1958; analysiert in seinen provokanten Romanen Meister der Donauschule. – 3) Wolfgang, dt. ev.
Obsessionen und Ängste der westl. Gesellschaft Theologe, * 1942; seit 1994 Bischof der Ev. Kirche in
(»Elementarteilchen«, 1998; »Plattform«, 2001; »Die Berlin-Brandenburg (seit 2004 Berlin-Brandenburg-
Möglichkeit einer Insel«, 2005); auch Essays, Lyrik. schles. Oberlausitz); 2003–09 auch Vors. des Rates
House of Commons [ˈhaʊs əv ˈkɔmənz], das House of CommonsHOUH der EKD.
Unterhaus, House of Lords [- ˈlɔːdz], das Oberhaus Hubrtus, Schutzheiliger der Jäger, Bischof von
des brit. Parlaments. Lüttich, † 727; Tag: 3. 11.; H.-Tag.
Houston [ˈhjuːstən], Stadt in Texas, USA, 2,01 Mio. Ew. Hubrtusburg, ehem. sächs. Jagdschloss in
(Metropolitan Area Houston-Baytown-Sugar-Land Wermsdorf bei Oschatz (erbaut 1743–51 von J. C.
5,08 Mio. Ew.); Univ.; Erdöl-, Erdgas-, chem., Knöffel). Durch den Frieden von H. wurde am 15. 2.
Stahlind.; Handel; Raumfahrt-Kontrollzentrum, . 1763 der Siebenjährige Krieg beendet.
Hoxha [ˈhodʒa], Hdscha, Enver, alban. Politiker, * 1908, Hub|insel, Erdölförderung: schwimmfähige
† 1985; 1944 bis 1954 Min.-Präs., war seit 1943 Bohrplattform, deren Beine abgesenkt werden und in
General- bzw. Erster Sekretär der kommunist. den Meeresboden eindringen; für Wassertiefen bis
Partei. 120 m.
Hrabnus Mrus, Rhabnus Mrus, Benedikti-
Hrabanus Maurus HRAH Hubschrauber, Helikpter, Drehflügelflugzeug, kann
ner, * um 780, † 856; Abt von Fulda, 847 Erzbischof senkrecht aufsteigen und landen sowie in der Luft
von Mainz; schuf mit seinen z. T. enzyklopäd. »stehen«.
Schriften die Grundlagen für den Unterricht in den Hch, 1) Friedrich, dt. Erzähler, Vetter von 2), * 1873,
HUCH

mittelalterl. Klosterschulen. † 1913; Romane: »Geschwister« (1903), »Pitt und Fox«


Hrdschin der, Burg und Stadtteil in Prag. (1908). – 2) Ricarda, dt. Dichterin, * 1864, † 1947;
Hrdlicka [ˈhɪrdlɪtska], Alfred, österr. Bildhauer, Grafiker zunächst Hauptvertreterin der Neuromantik in Lyrik
und Maler, * 1928, † 2009; expressiv-realist. und Prosa, widmete sich später bes. geschichtl.
Skulpturen, Gemälde- und Radierzyklen. Darstellungen: Gedichte, Romane (»Der große Krieg
HTML, Abk. für engl. hyper text markup language,
HTMLHTMH in Dtl.«, 1912–14; »Die Romantik«, 1908; »Wallen-
 eine Beschreibungssprache zur Gestaltung von stein«, 1915, Städtebilder u. a.
Inhalten im → World Wide Web. Hchel, Peter, dt. Lyriker, * 1903, † 1981; von der
http, Abk. für engl. hyper text transfer protocol,
httpHTTH DDR-Kulturpolitik unterdrückt, seit 1971 in der BRD;
 Datenübertragungsprotokoll zur Anforderung sensible Naturgedichte (»Gezählte Tage«, 1972; »Die
und Übertragung von Daten, die sich auf einem an neunte Stunde«, 1979), Hörspiele.
das WWW angeschlossenen Computer befinden; legt Hudson [ˈhʌdsn], Rock, amerikan. Filmschauspieler,
die Datenformate und die Art der Übermittlung von * 1925, † 1985; »Giganten« (1956), »Bettgeflüster« (1959).
HTML-Seiten fest. Hudsonbai [ˈhʌdsnbeɪ; nach dem engl. Polarreisenden
Hub der,  Kolbenweg bei Hin- oder Hergang. Henry Hudson, * 1550, † 1611], Binnenmeer in Kanada,
H.-Raum, der bei einem H. verdrängte Raum. 1,23 Mio. km 2, 128 m tief; durch die Hudsonstraße mit
dem Atlant. Ozean, durch die Foxstraße mit dem
Hubble [hʌbl], Edwin Powell, amerikan. Astronom,
Hubble HUBH Nordpolarmeer verbunden; Juni bis Okt. schiffbar.
* 1889, † 1953. 1923/24 gelang Hubble die Bestimmung Hudson River [ˈhʌdsn ˈrɪvə], Hauptfluss des Staats
der Entfernung des Andromedanebels, womit erstmals New York, USA; 493 km lang.
die Existenz von Himmelskörpern außerhalb der Huê, Stadt in Vietnam, 287 200 Ew.; Univ.; ehem.
Huê HUÊH

Milchstraße bewiesen war. 1929 entdeckte er die Kaiserresidenz von Annam (Palastanlage Welt-
Rotverschiebung der Spektrallinien weit entfernter kulturerbe); Textilind.; Hafen.
Spiralgalaxien in Abhängigkeit von ihrer Entfernung Huelsenbeck [ˈhyl-], Richard, dt. Schriftsteller, * 1892,
(H.-Effekt) und damit einen entscheidenden Hinweis † 1974; Mitbegründer des Dadaismus.
auf die Expansion des Universums. Man deutet den Huf der, horniger, schuhförmiger Überzug an den
Huf HUFH

H.-Effekt als Doppler-Effekt, nach dem die Galaxien Zehen der H.-Tiere; besteht beim Pferd aus
eine radial gerichtete Fluchtbewegung ausführen. – Hornwand (dem äußeren Mantel), Hornsohle und
Das 1990 als Gemeinschaftsprojekt von NASA und ESA Hornstrahl. Schutz durch Hufeisen.
gestartete H.-Weltraumteleskop ist das gegenwärtig Huflattich der, kleinstaudiger Korbblütler; im zeitigen
größte optische und Ultraviolett-Observatorium im Frühjahr erscheinen die gelben Blüten.
Weltraum; seine Genauigkeit übertrifft diejenige Hüfte die, Körperteil um das Gelenk zw. Oberschenkel
großer erdgebundener Teleskope um das 10-Fache. Es und Rumpf (Hüftgelenk) herum.
lieferte zahlreiche aufsehenerregende Entdeckungen, Hügelgrab, vorgeschichtl. Grabform: oft runde oder
u. a. gelang die bislang am weitesten reichende ovale Grabkammer, von Erdreich bedeckt.
Aufnahme eines Himmelsfeldes (H. Deep Field). Hgenberg, Alfred, dt. Wirtschaftsführer und
HOS
r
Politiker, * 1865, † 1951; 1909 bis 1918 Direktor der
Hu man ität is t
der Charak te
uns
HUM
lech ts; er is t
unseres G esch
Kruppwerke, seit 1916 Leiter des H.-Konzerns
n,
la gen an gebo re
(Medienkonzern); 1928–33 Vors. der → Deutschnatio-
nalen Volkspartei; war Jan. bis Juni 1933 Wirtschafts- a ber nu r in An h
eigent lic
un d m us s uns
und Ernährungsmin. in der Regierung Hitler.
rden.
Hugentten, die frz. Protestanten, Anhänger J. Calvins,
kämpften seit 1562 in den blutigen H.-Kriegen unter an gebi ldet we n Gottf ried Herde
r
Johan
Führung G. de Colignys, der Bourbonen Ludwig v.
Condé und Heinrich von Navarra gegen die kath. »Hl.
Liga«; 1572 traf sie das Blutbad der → Bartholomäus- – 3) bei K. Marx philosoph.-polit. Ausdruck für das
nacht. Sie blieben eine Minderheit. Heinrich IV. letzte Ziel des Kommunismus (»Realer H.«).
bestätigte den H. 1598 im Edikt von Nantes die freie Humanitt die, i. w. S. die Summe alles rein Mensch-
Humanität HUMH

Religionsausübung und eine polit. Sonderstellung. lichen im Ggs. zum Tierischen, i. e. S. das voll entfalte-
Diese wurde ihnen von Richelieu jedoch wieder te edle Menschentum, das in der harmon. Aus-
genommen. König Ludwig XIV. verfolgte die H. hart bildung der menschl. Kräfte und in der Herrschaft
und hob 1685 das Edikt von Nantes auf. Darauf flohen des Geistes über die eigenen Leidenschaften gründet
viele H. ins Ausland (Réfugiés), bes. in die Niederlande und sich bes. in Teilnahme und Hilfsbereitschaft für
und nach Preußen. den Mitmenschen, in Verständnis und Duldsamkeit
Hugo [yˈgo], Victor, frz. Dichter, * 1802, † 1885; Führer für seine Lebensart äußert. In diesem Sinn ist H. bes.
der frz. Hochromantik; Gedichte, Bühnenwerke seit Lessing, Herder, Goethe, Schiller, W. v. Humboldt
(»Cromwell«, 1827), Romane (»Der Glöckner von eine der höchsten sittl. Ideen des Abendlands
Notre-Dame«, 1831; »Die Elenden«, 1862). geworden (Humanitätsidee).
Hühnerauge, Clvus, schwielenartige Verdickung der
Hühnerauge HüHH Human Relations [ˈhjuːmən rɪˈleɪʃnz] Pl., Pflege der
Hornhaut mit zentralem Hornzapfen, an Druckstellen. Sozialkontakte in Unternehmen zur Effizienzsteige-
Hühnervögel, Scharrvögel, große, mittelmäßig rung der Arbeit.
fliegende Vögel, Bodentiere mit kräftigen Füßen und Humber [ˈhʌmbə] der, Mündungstrichter der Flüsse
Humber HUMH

Scharrkrallen. Lauf- oder Schopfhühner, Waldhühner Trent und Ouse an der engl. O-Küste. Bei Kingston
(Auer-, Hasel-, Schnee-, Birkhuhn), Feldhühner upon Hall Hängebrücke mit einer der größten
(Rebhuhn, Wachtel), Fasanen, Truthühner, Haushuhn. Spannweiten der Welt (2,2 km lang, 1,41 km
Huizinga [ˈhœjziŋxa], Johan, niederländ. Historiker, Spannweite).
* 1872, † 1945; erforschte v. a. das späte MA (»Herbst Hmboldt, 1) Alexander Freiherr v., dt. Naturforscher,
des Mittelalters«, 1919). einer der Begründer der heutigen wiss. Erdkunde,
Hu Jintao [-dʒ-], chin. Politiker, * 1942; wurde 2002
Hu JintaoHU H * 1769, † 1859; Naturwiss.- und Bergbaustudium,
Gen.-Sekr. des ZK der KP Chinas; seit 2003 machte Forschungsreisen in Süd- und Mittelamerika,
Staatspräsident. Mexiko, Russ.-Innerasien. Er begründete Klimalehre,
Hulse [hʌls], Russell A., amerikan. Physiker, * 1950;
Hulse HULH Lehre vom Erdmagnetismus, Meereskunde,
entdeckte 1974 den ersten Doppelsternpulsar (mit Pflanzengeografie und förderte die Geologie (bes.
J. H. Taylor), von Bedeutung für die allgemeine Vulkankunde). Schriften: »Reise in die Äquinoktial-
Relativitätstheorie; Nobelpreis für Physik 1993. Gegenden des neuen Kontinents« (1805–34),
Hülsenfrüchte, Samen oder Früchte von Hülsen- »Kosmos« (1845–62), »Ansichten der Natur« (1808)
früchtlern, die als Nahrung oder Futter dienen: u. a. – 2) Wilhelm Freiherr v., dt. Gelehrter, Staats-
Erbse, Linse, Bohne, Sojabohne; eiweißreich, sehr mann, Bruder von 1), * 1767, † 1835; eng befreundet
nahrhaft, aber schwer verdaulich. mit Schiller und Goethe, war 1809/10 Leiter des
preuß. Unterrichtswesens und schuf die Univ. Berlin;
Humansmus, Bez. für eine 1) Geisteshal- Vorkämpfer einer preuß. Verf., führender Vertreter
tung des Bemühens um → Humanität. – 2) Epochen- des Neuhumanismus, Sprachforscher.
bezeichnung für die philologische, kulturelle und Hmboldtstrom, Perstrom, kalte Meeresströmung
wiss. Bewegung des 14.–16. Jh., des Renaissance- an der W-Küste von Südamerika.
Humanismus, wie er ausgehend von Italien in Hume [hjuːm], David, brit. Philosoph und Geschichts-
Mittel- und Westeuropa Verbreitung fand. Ziel war forscher, * 1711, † 1776; ein führender Denker des
das Streben nach einer am Beispiel der Griechen und engl. Empirismus; Hauptwerk: »Eine Untersuchung
Römer ausgerichteten Humanität und umfassenden in Betreff des menschl. Verstandes« (1748).
Bildung des Menschen. Eine diesseitsorientierte Hummel die, bienenartiger, plumper, behaarter
Lebensgestaltung ging mit der Wiederentdeckung Hautflügler; Nester in der Erde, in alten Vogelnestern
und Pflege der lat. und griech. Sprache, Literatur und usw.; bilden meist einfache, einjährige Staaten;
Wiss. einher. Die Hauptvertreter des Renaissance- wichtige Blütenbestäuber.
Humanismus waren Dante Alighieri, F. Petrarca, Hummer der, Zehnfußkrebs, mit großen Scheren,
G. F. Poggio Bracciolini. Im 15. Jh. verbreitete sich die Meeresbewohner; etwa 50 cm.
Bewegung in Frankreich, Dtl. und in den Nieder- Hmperdinck, Engelbert, dt. Komponist, * 1854,
landen (Erasmus von Rotterdam, K. Celtis, U. v. † 1921; Oper »Hänsel und Gretel« (1893).
Hutten, J. Reuchlin, P. Melanchthon) sowie in Hmus [lat. »Boden«] der, braune oder schwarze
England (T. More). Von → Neuhumanismus oder Masse in der obersten Erdbodenschicht, entstanden
»zweitem Humanismus« spricht man im 18. Jh. durch Verwesung pflanzl. oder tier. Stoffe. H. ist 401
→ Renaissance. kohlenstoffreich, meist sauer durch Gehalt an

Humus H
H Hund
402 Huminsäuren; er steigert die Wasser fassende Kraft den H. gehören die Seehunde, Klappmützen, Kegel-,
des Bodens und erzeugt Mineralien lösende Bart-, Süd- und Mönchsrobben (vom Aussterben
Kohlensäure; landwirtschaftlich wertvoll. bedroht) sowie die See-Elefanten.
Hund der,  2 nördl. Sternbilder, nahe dem Himmels- Hunds|tage, Tage vom 23. 7. bis 23. 8.; um diese Zeit
äquator: Großer H., lat. Canis Maior, mit dem befindet sich die Sonne nahe dem Hundsstern
Hauptstern Sirius; Kleiner H., lat. Canis Minor, mit (Sirius); sind in Europa oft sehr heiß.
Prokyon. Hünengräber, Megalthgräber, große Grabanlagen
Als erstes Indus- Hunde, Raubtierfamilie, Zehengänger, meist hochbeinig aus vorgeschichtl. Zeit; meist im norddt. Flachland;
triedenkmal der mit nicht zurückziehbaren Krallen; Geruchssinn gut aus Findlingsblöcken errichtet.
ausgebildet (Nasentiere). Wichtigste Gattung: Canis, Hungertuch, kath. Kirche: Tuch zur Verhüllung des
Welt wurde die
mit Haus-H., Wolf, Schakal, Fuchs usw. Der Haus-H., Altars in der Fastenzeit (bis 16./17. Jh., in den
Völklinger Hütte
das älteste europ. Haustier, leitet sich vom Wolf und 1970er-Jahren wieder aufgegriffen).
1994 zum vom Schakal ab. Er wurde auf versch. Verwendungs- Hnnen, asiat. Reitervolk, wandte sich im 4. Jh. n. Chr.
Hunnen HUNH

»UNESCO-Welt- arten in zahlreichen Rassen gezüchtet. Jagd-H., mit gegen Europa und zerstörte das Ostgot. Reich in
kulturerbe der gut entwickeltem Spürsinn: Schweiß-H., Vorsteh- oder Südrussland; damit begann die Völkerwanderung.
Menschheit« er- Hühner-H. (dt. Vorsteh-H., Pointer, Setter); Dackel und Unter Attila standen die H. auf der Höhe ihrer
nannt. Die Hoch- Foxterrier zur Erdjagd; Wind-H., z. B. russ. Wind-H. Macht, deren Mittelpunkt damals die Theißebene
ofengruppe der (Barsoi). Dienst-H.: Dt. Schäfer-H., Bernhardiner, war. Nach der H.-Schlacht, der Niederlage auf den
Hütte ist nachts Boxer, Schnauzer. Wach-H.: Neufundländer, Pudel, Katalaun. Feldern 451 n. Chr., und Attilas Tod (453)
farbig beleuch- Spitz, Pinscher, Terrier. Luxus- und Schoß-H.: zerfiel das Reich schnell.
tet. Während des Windspiel, Mops, Malteser, Pekinese, Zwergspitz, Hnsrück der, südwestl. Teil des Rhein. Schiefer-
Zweiten Welt- Zwergspaniel. Die zur Zucht dienenden männl. H. gebirges, Rheinl.-Pf. und Saarland, zw. Mosel, Rhein,
(Rüden) sollen mindestens 2-jährig sein. Die beste Nahe und Saar, im Erbeskopf 816 m hoch.
kriegs arbeiteten
Deckzeit ist das Frühjahr. Die Hündin ist zweimal im Huntington [ˈhʌntɪŋtn], Samuel Phillips, amerikan.
hier Tausende
Jahr läufig. Sie bringt nach 63 Tagen Tragzeit bis über Politikwissenschaftler, † 1927, † 2008; wurde v. a.
Zwangsarbeiter. 10 zunächst blinde Junge (Welpen) zur Welt. bekannt durch seine Theorie eines drohenden
1986 wurden die hundertjähriger Kalnder, überlieferte Wetter- »Kampfs der Kulturen«, der in Weltkriege neuer
Hochöfen der voraussage, Volksbuch seit 1701. Dimension münden könnte.
einst größten Hundertjähriger Krieg, Kampf zw. England und Huppert [yˈpɛːr], Isabelle, frz. Filmschauspielerin,
Huppert HUPH

deutschen Eisen- Frankreich 1337/39 bis 1453; endete mit der * 1953; »Die Spitzenklöpplerin« (1977), »Eine
und Stahlwerke Vertreibung der Engländer aus Frankreich. Frauensache« (1988), »Biester« (1995), »Die
stillgelegt, unter Hundert Tage, die letzte Herrschaftszeit Napoleons I. Klavierspielerin« (2001), »Wolfzeit« (2003), »White
Denkmalschutz (20. 3. bis 18. 6. 1815). Material« (2009).
gestellt und für Hndertwasser, Friedensreich, eigtl. Friedrich Hürdenlauf, leichtathlet. Disziplin über Hindernisse
Stwasser, österr. Maler, Grafiker und Architekt, (Hürden; Männer über 110 und 400 m, Frauen über
den Museums-
* 1928, † 2000; sein ökolog. Engagement zeigte sich 100 und 400 m).
betrieb herge-
u. a. in Manifesten und Aktionen sowie in der Hurnen, Wyandot [ˈwaɪəndɔt], Indianerstamm östl.
richtet. Die Völk- Architektur. vom Huronsee, Nordamerika; irokes. Sprachfamilie.
linger Hütte wird Hundsrobben, Familie der Robben mit 18 Arten. Die Hurnsee, der mittlere der 5 großen Seen Nordame-
jährlich von Ohren der H. sind völlig reduziert, die Hinterextre- rikas, 59 600 km 2 groß.
mehr als mitäten sind verkürzt und können nicht zur Hurrikan [ˈhʊrikaːn, auch ˈhʌrɪkən] der, Orkan,
200 000 Men- Fortbewegung an Land genutzt werden, haben im besondere Wirbelstürme des Karib. Meeres und der
schen besucht. Wasser jedoch die Funktion einer Schwanzflosse. Zu Westind. Inseln.
Hs, Hß, Jan (Johannes), tschech. Reformator in
Prag, * um 1370, † 1415; bekämpfte, angeregt
durch J. Wycliffe, die Verweltlichung der Kirche,
wurde 1410 gebannt, 1415 auf dem Konzil von
Konstanz verbrannt. Tschech. Nationalheld.
Husn, Saddam, irak. Politiker, * 1937, † (hinge-
richtet) 2006; seit 1979 diktator. Staatschef; löste
den 1. (1980–88) und den 2. (1991) Golfkrieg aus;
2003 durch eine amerikan.-brit. Militärinterven-
tion gestürzt; Gefangennahme nach Flucht, 2004
einem irak. Sondertribunal überstellt und von
diesem zum Tode verurteilt.
Husn II., König von Jordanien (seit 1952), * 1935,
† 1999; aus der Dynastie der Haschemiten;
engagiert im Nahostkonflikt.
Husren Pl., leichte Reitertruppe nach ungar.
Vorbild.
Hsch, Hanns Dieter, dt. Schriftsteller und
Kabarettist, * 1925, † 2005; 1956 Gründer der
»Arche Nova« in Mainz, später v. a. Solokabaret-
tist.
HUN
Hsserl, Edmund, dt. Philosoph, * 1859, † 1938;
bekämpfte den Psychologismus, begründete die
Hyden Pl., 1)  Sterngruppe am Kopf des Sternbilds
Stier. – 2) griech. Sage: Nymphen, von Zeus als Sterne
HYD
→ Phänomenologie. an den Himmel versetzt.
Hussten, Anhänger des J. Hus. Ihre reformator. und Hyne die, nachtaktives, etwa schäferhundgroßes
nationaltschech. Bestrebungen führten 1420 zu den Raubtier; ernährt sich von Aas. Arten: Streifen-H., in
H.-Kriegen. Die Partei der Kalixtiner oder Utraquis- N-Afrika, W-Asien; Tüpfel-H. (Flecken-H.), in S- und
ten forderte freie Predigt, Laienkelch, apostol. O-Afrika; Schabracken-H. (Strandwolf), in Südafrika.
Armut, die Partei der Taboriten verwarf jede Lehre, Hyaznthe die, Lilienpflanze der Mittelmeerländer,
die sich nicht aus der Bibel beweisen lasse. Die H. Zwiebelgewächs; kann als Zimmerpflanze im Winter
erfochten, geführt von J. Žižka, mehrere Siege über auch auf H.-Gläsern mit Wasser zum Blühen
die Heere des Kaisers und unternahmen weite gebracht werden; viele Farbvarietäten, urspr. blau.
Raubzüge in dt. Nachbarländer. In den Prager Hybrdantrieb, Antrieb eines Fahrzeuges, bei dem
HybridantriebHYBH

Vereinbarungen von 1433 wurde ihnen der mindestens zwei versch. Energiewandler und zwei
Laienkelch zugestanden. Im 16. Jh. wurde die versch. Energiespeicher zu Antriebszwecken genutzt
Mehrheit der Utraquisten lutherisch, die Minderheit werden. Es gibt drei Formen von H.: Beim Parallelhy-
wieder katholisch. Traditionsreste der Taboriten brid haben die Räder jeweils eine direkte antriebs-
lebten in den Böhm. Brüdern fort. techn. Verbindung zu einem Elektro- und einem
Husten,  Ausstoßen der Atemluft durch die Verbrennungsmotor. Somit kann das Fahrzeug rein
krampfhaft verengte Stimmritze infolge Reizung der motorisch, elektrisch oder kombiniert (gleichzeitig)
Empfindungsnerven der Luftwege durch Schleim, betrieben werden. Beim seriellen Hybrid erfolgt der
Staub, Rauch; ferner bei Entzündungen. Antrieb des Rades immer rein elektrisch. Die
Huston [ˈhjuːstn], John, amerikan. Filmregisseur, benötigte elektr. Energie wird durch einen Verbren-
* 1906, † 1987; »Die Spur des Falken« (1941), »African nungsmotor, der mit einem Generator gekoppelt ist,
Queen« (1951), »Nicht gesellschaftsfähig« (1960), zur Verfügung gestellt. Mischhybride sind eine
»Unter dem Vulkan« (1984). Kombination aus Parallelhybrid und seriellem Hybrid.
Hsum, Krst. in Schlesw.-Holst., 20 900 Ew.; ehem. Vorteile des H. sind die Senkung des Energiever-
Schloss (16. Jh.), klassizist. Marktkirche, Theodor- brauchs (in bestimmten Fahrzyklen gemessen) und
Storm-Haus; Fischverarbeitung, Werft. die Verringerung der Abgas-/Geräuschemission.
Hydepark [ˈhaɪdˈpɑːk], Park im W Londons mit
Hütte, Hüttenwerk, Bez. für eine industrielle Speaker's Corner (Rednerecke).
Anlage zur Gewinnung und teilweisen Weiterver- Hyderabad [ˈhaɪ-], 1) Hptst. von Andhra Pradesh,
arbeitung metallischer (z. B. Eisen, Kupfer, Blei) Indien, 3,45 Mio. Ew.; Paläste, Moscheen, Univ.,
oder nichtmetallischer Werkstoffe (Schwefel, Glas, Zentrum der Informationstechnologie; elektron.,
Ziegel), i. d. R. durch Anwendung thermischer Teppich-, Textil- u. a. Industrie. – 2) Stadt in Pakistan,
Verfahren. 1,39 Mio. Ew.; Univ., Textilindustrie.
Htten, Ulrich v., Reichsritter und dt. Humanist,
Hutten HUTH Hdra die, 1) griech. Sage: Lernische Schlange,
* 1488, † 1523; verfasste streitbare Schriften in lat., Ungeheuer mit 9 Köpfen, hauste im Sumpf von Lerna
später dt. Poesie und Prosa (mit J. Reuchlin gegen (bei Argos), von Herakles erlegt. – 2)  Süßwasser-
die Kölner Dominikaner). Verband sich mit Franz v. polyp.
Sickingen und Luther, griff in vielen Schriften die Hydrt das,  durch Anlagerung oder Aufnahme von
röm. Geistlichkeit an. Wasser (Hydratation) entstandene Verbindung mit
Htu, Bahtu, Bantu-Bev. in Ruanda und Burundi. Der chemisch gebundenem Wasser.
Konflikt mit den Tutsi löste mehrfach blutige Hydrlik die, Lehre von den Flüssigkeitsströmungen
Unruhen aus. durch Rohre, Gerinne und Kanäle, i. e. S. die techn.
Huxley [ˈhʌkslɪ], 1) Aldous, engl. Schriftsteller, * 1894,
Huxley HUXH Verfahren und Anlagen zur Kraftübertragung
† 1963; »Kontrapunkt des Lebens« (1928); Zukunfts- mittels Flüssigkeiten in geschlossenen Leitungs-
romane (»Schöne neue Welt«, 1932; »Affe und systemen (hydraul. Antriebe).
Wesen«, 1948). – 2) Sir Julian, brit. Biologe und hydrlische Presse, durch unter Druck stehende
Schriftsteller, * 1887, † 1975, Bruder von 1); 1946–48 Flüssigkeiten betriebene Presse. Mit einem Kolben in
Generaldirektor der UNESCO; befasste sich v. a. mit einem Zylinder von kleinerem Querschnitt wird die
Problemen des Bev.-Wachstums und der Welternäh- Flüssigkeit zusammengepresst und der Druck auf den
rung; daneben Essays und Gedichte. Arbeitskolben von größerem Querschnitt übertragen.
Huygens [ˈhœxəns], Christiaan, niederländ. Physiker, Hydrazn das, farblose Flüssigkeit, Raketentreibstoff,
* 1629, † 1695; erklärte das Licht als eine Wellenbewe- Formel: H 2N−NH 2.
gung, fand die Gesetze des elast. Stoßes und der Hydrd das,  Verbindung eines Metalls oder
Fliehkraft, erfand die Pendeluhr, erklärte die Nichtmetalls mit Wasserstoff.
Doppelbrechung. Hydrren,  Anlagern von Wasserstoff an Elemente
Hvr, kroat. Insel in der Adria, 300 km 2; Ölbäume, oder chem. Verbindungen; z. B. Härtung der Fette,
Wein, Südfrüchte; Fischerei. Hauptort: H. (3200 Ew.). Kohlehydrierung.
Hwangho [»Gelber Fluss«], amtl. Huang He, der Hydrodynmik die, Lehre von der Bewegung
zweitgrößte Strom Chinas, 4 845 km lang; entspringt inkompressibler Medien, v. a. von Flüssigkeiten.
im Hochland von Tibet, mündet ins Gelbe Meer. Hdrokultur, Hydropnik, Kultivierung von Nutz- und
Überschwemmungen und Verlegungen seines Zierpflanzen in Behältern mit Nährlösungen anstelle 403
Unterlaufes richten oft Schaden an. des natürl. Bodens als Träger der Nährstoffe.

Hydrokultur H
H Hydrolyse
404 Hydrolog die, die Lehre von den Erscheinungs- Hpnos, griech. Gott des Schlafs, Sohn der Nacht
formen des Wassers über, auf und unter der (Nyx), Zwillingsbruder des Todes (Thanatos).
Erdoberfläche. Umfasst neben Hydrobiologie u. a. die
Hydrographie (Gewässerkunde) mit den Teilgebieten Hypnse, bezeichnet eine Behandlungstech-
Hypnose HYPH

Grundwasser-, Fluss-, Seen- und Gletscherkunde, nik, bei der der Betroffene durch → Suggestion in
i. w. S. auch die Meereskunde. einen Zustand tiefster Entspannung versetzt wird
Hydrolse die,  Spaltung chem. Verbindungen durch und eine Veränderung des Bewusstseinszustandes
Wasser. eintritt. Die Willensbildung ist stark herabgesetzt
Hydromechnik die, Lehre vom physikal. Verhalten und es besteht ein besonderer Kontakt zum
der Flüssigkeiten (Hydrostatik und -dynamik). Hypnotiseur, dessen Anweisungen auch nach der H.
Hydrosphre die, Wasserhülle der Erde. befolgt werden. Gegen den Willen des Betroffenen ist
Hydrosttik die, Lehre vom Gleichgewicht der Kräfte eine H. nicht durchführbar.
bei ruhenden Flüssigkeiten.
hydrosttischer Druck, der im Innern einer Zugang zum Unbewussten
ruhenden Flüssigkeit herrschende Druck; er ist in Hirnforscher haben herausgefunden, dass Hypnose
jeder Richtung gleich groß und wächst mit der Höhe den selbstbeobachtenden Prozess des Gehirns
der Flüssigkeitssäule über der betreffenden Stelle. verstärkt und sich darin deutlich vom Schlaf
Hydroxd das,  Verbindung eines Elements, unterscheidet. Zwar sind die für die Bewegungs-
vorwiegend eines Metalls, mit der Atomgruppe −OH steuerung der Gliedmaßen zuständigen Nervenzellen
(Hydroxylgruppe). so aktiv wie bei wachen Menschen, doch scheint die
Hydrozen Pl., Klasse der Nesseltiere, umfasst fest Verbindung zwischen den »befehlsgebenden«
sitzende Polypen und frei schwimmende Quallen Nervenzellen und den an die Muskeln übertragenden
(Medusen), die bei derselben Tierart regelmäßig Nervenzellen während der Hypnose unterbrochen zu
aufeinanderfolgen können (Generationswechsel). sein. Besonders aktiv ist dagegen der Precuneus, eine
Hygine die, Fachgebiet der Medizin; die Lehre von der Hirnregion, die wichtig für Aufmerksamkeit und
Gesundheit (einschließlich Gesundheitspflege) und Selbstbewusstsein ist. Während des Schlafes ist der
Gesundheitsfürsorge, die sich mit den Wechselbezie- Precuneus dagegen nur wenig aktiv.
hungen zw. dem Menschen u. seiner Umwelt befasst.
Hygromter das, Feuchtigkeitsmesser, Gerät zum
Messen der relativen Feuchtigkeit der Luft oder ande- Hypochondr die, übersteigertes Beschäftigen mit der
rer Gase. Beim Haar-H. wird eine der Luftfeuchtig- eigenen Gesundheit; manchmal Ausdruck einer psych.
keitsänderung analoge Längenänderung eines Störung. Hypochnder der, eingebildeter Kranker.
entfetteten menschl. Haares übertragen. Hypophse die, Hirnanhangdrüse, etwa kirschkern-
Hmen das,  Jungfernhäutchen. große innersekretor. Drüse, die am Boden des
Hmne die, Hmnos der, 1) urspr. von Musik und Tanz Zwischenhirns (→ Gehirn) liegt.
begleiteter Opfer- und Festgesang zu Ehren der Hypostse die, Vergegenständlichung, Verding-
Götter und Heroen, dann Loblied. Pindar war das lichung von Begriffen.
Vorbild für die dt. H.-Dichtung (Klopstock, Goethe, Hypotense die, im rechtwinkligen Dreieck die dem
Hölderlin u. a.). – 2) geistl. Lied (seit Ambrosius). rechten Winkel gegenüberliegende Seite.
Hyper|äm die,  Blutüberfüllung (Blutstauung); H.
Hyper|ämie HYPH Hypothk die,  das an einem Grundstück zur
zu Heilzwecken wird u. a. durch Wärmeanwendung Sicherung einer Forderung bestellte Pfandrecht,
erzielt. das vom Bestand der Forderung abhängig ist;
Hyprbel die, 1)  ebene Kurve (Kegelschnitt) mit 2 ins berechtigt den Gläubiger, sich nach Fälligkeit der
Unendliche verlaufenden getrennten Zweigen, deren Forderung durch eine Zwangsverwertung des
sämtl. Punkte von 2 festen Punkten (den Brennpunk- Grundstückes zu befriedigen (→ Zwangsversteige-
ten) gleiche Differenz der Entfernungen ha- rung). Die H. muss ins Grundbuch eingetragen
ben. – 2) Rhetorik: Übertreibung. werden. H.-Brief, über die H. ausgestellte Urkunde.
Hyperbolod das,  Fläche 2. Ordnung, die durch Hypothse die, Aufstellung eines wahrscheinlich
Ebenen in Hyperbeln, Ellipsen, Parabeln geschnitten richtigen, aber noch nicht bewiesenen Satzes, aus
werden kann. Es gibt einschalige und zweischalige dem Theorien und Vorhersagen abgeleitet (dedu-
Hyperboloide. ziert) werden. In der Logik Satz, der in einer
Hyperfeinstruktur, Aufspaltung der Spektrallinien Folgerung vorausgesetzt wird.
von Atomen und Molekülen infolge der Wechsel- Hysterse die,  Abhängigkeit des physikal. Zustands
wirkung der Hüllenelektronen mit den Kernmomen- eines Objektes von vorausgegangenen Zuständen,
ten. beruht auf der Restwirkung (Remanenz) nach
Hypernen,  zur Gruppe der Baryonen gehörige Beseitigung der einwirkenden physikal. Größe
unbeständige Elementarteilchen, deren Ruhemasse (Kraft), bes. das Zurückbleiben der Magnetisierung
größer als die der Nukleonen ist. ferromagnet. Stoffe gegenüber der Feldstärke.
Hypertext [ˈhaɪpər-],  nichtlineare Strukturierungs- Hyster die, psychogene körperl. Störung mit
und Präsentationsform von Textinformationen, die charakterist. Symptomen (Krampfanfällen,
sich dem Nutzer mittels gezielter Verweise Bewusstseinstrübungen u. a.) ohne die entspre-
(Hyperlinks) auf andere Dokumente erschließen. chenden organ. Veränderungen; hystrisch, an H.
Sind auch multimediale Daten (z. B. Ton, Bild) leidend.
eingebunden, spricht man von Hypermedia. Hz, Zeichen für die Einheit Hertz.
i I


Iași [ˈjaʃi], dt. Jssy, rumän. Stadt westl. des Pruth,


307 000 Ew.; Kirchen, Klöster; Univ.; Textil-,
Kunststoff-, Pharmaind.; 1565–1859 Hptst. der
Moldau, dann bis 1862 der vereinigten Fürstentümer.
Ison, Json, griech. Sage: thessal. Königssohn,
Anführer der → Argonauten, Gemahl der → Medea,
verstieß sie mit ihren Kindern. IBN BATTURTZAÄHLER
IATA, Abk. für International Air Transport Association,
Internat. Luftverkehrsverband, Sitz Montreal; DER MÄRCHENE
fördert sicheren und wirtschaftl. Flugverkehr.
IBAN → internationale Kontonummer. ALS CHRONIST
Ibrische Hlb|insel, Pyrenäenhalbinsel, vom Zu Fuß, zu Pferd, auf dem Kamel, mit dem Schiff,
Ibero (Ebro) durchflossenes Land der Iberer. auf Elefanten und Eseln reiste er um die damals
bis der, storchähnl. Stelzvogel in wärmeren Gegenden bekannte Welt: Abu Abdullah Muhammed Ibn Bat-
mit langem Sichelschnabel und nacktem Kopf. Der tuta aus Tanger. 1325 brach der damals 21-jäh-
heilige I. war in Ägypten Sinnbild des Gottes Thot.
rige Berber zu seiner ersten Reise auf: einer Pil-
Ibiza [iˈiθa], katalan. Eivssa, Hauptinsel der span.
gerfahrt nach Mekka. Das Reisefieber sollte ihn danach nicht mehr
iza IBII

Pityusen, gehört zu den Balearen, 568 km 2,


88 100 Ew.; Hauptort: Ibiza. loslassen. 120 000 Kilometer muss er in 29 Jahren zurückgelegt ha-
bn, arab. für Sohn. ben – wenn es denn stimmt, was er in seinem Bericht »Rihla« (Reise)
bn Sad, eigtl. Abd al-Asis III. Ibn Abd ar-Rahman darlegte. Die ganze arabische Welt durchmisst er bis Persien und Ost-
I. S., König von Saudi-Arabien, * 1880, † 1953; schuf afrika, immer unterbrochen durch Abstecher ins heilige Mekka. Er be-
sich seit 1902 mit Hilfe der Wahhabiten im Nedjd ein gegnet Sufi-Mystikern, tanzenden Derwischen und besucht den Mon-
Reich mit autokratisch und feudal geprägter golenherrscher Öz Beg Khan in seinem Feldlager. Sogar nach Indien
Ordnung, eroberte Hidjas (1924–25), ließ sich 1926 führt ihn sein Weg und er wird Richter und Berater am Hof des Sultans
zum König von Hidjas ausrufen. Seit 1927 König des in Delhi. Dieser schickt ihn als Botschafter nach China – auch die Reise
späteren Saudi-Arabien. dorthin erweist sich als Abenteuer mit Überfällen und Schiffskatastro-
bsen, Henrik, norweg. Dichter, * 1828, † 1906; schrieb
phen. Nicht genug, dass er auf den Malediven sechs Frauen heiratet, er
zunächst Stücke mit nationalnorweg. Stoffen, dann
zieht auch mit einer Armee islamischer Freiwilliger auf die Iberische
gesellschaftskrit. Dramen, die die Brüchigkeit
zwischenmenschl. Beziehungen aufzeigen. Er wirkte Halbinsel, um Gibraltar gegen die Christen zu verteidigen und begleitet
bahnbrechend für den Naturalismus. Bed. Werke: eine Handelskarawane durch die Sahara. Ibn Battutas Reisen erschei-
»Peer Gynt« (1867), »Nora oder ein Puppenheim« nen wie die Märchen aus Tausendundeiner Nacht und schon den Zeit-
(1879), »Die Wildente« (1884), »Hedda Gabler« (1890). genossen war klar, dass in seinem Bericht nicht alles stimmen konnte.
bykos, griech. Dichter des 6. Jh. v. Chr., Balladen- Und doch gilt sein Zeugnis als eine der genauesten Beschreibungen der
gestalt bei Schiller: »Die Kraniche des Ibykus«. arabischen, persischen und asiatischen Welt des 14. Jahrhunderts.
IC, Abk. für Inter City ®, Zuggattung der Dt. Bahn AG für
den Städteschnellverkehr. Im Fernverkehr mit dem
Ausland wurde die Bez. Eurocity (EC) eingeführt;
seit 1991 werden auf Schnelltrassen Hochgeschwin-
digkeitszüge (Intercityexpress®, ICE®) eingesetzt,
inzwischen 3 Generationen: ICE 1, ICE 2 und ICE 3
sowie der ICE T (ICE Tilting) mit Neigetechnik.
IC, Abk. für Integrated Circuit (→ integrierte Schaltung).
IC IC,I

Ich-AG, Vorstufe einer selbstständigen Tätigkeit; 405


konnte bei Antrag bis 30. 6. 2006 von der Bundes-

Ich-AG I
I Ichthyosaurier
406 agentur für Arbeit mit Existenzgründungszuschuss Der Herr des Ringes
gefördert werden; seit 1. 8. 2006 Gründungszuschuss. Der Iffland-Ring ist die begehrteste Auszeichnung für
Ichthyosri|er, Fischsaurier, bis 15 m lange deutschsprachige Theaterschauspieler. Ob August
Reptilien, Meerestiere des Erdmittelalters. Iffland selbst den mit Brillantsplittern und seinem
Icon [ˈaɪkən] das, Piktogrmm,  Symbol auf graf. Porträt verzierten Ring dem Burgschauspieler Ludwig
Benutzeroberflächen zur bildl. Darstellung von Devrient vermacht hat, ist nicht bekannt. Sicher ist,
Objekten (z. B. Dateien), Zuständen oder Aktionen, dass das von Devrient gestiftete Exemplar seitdem
das durch Mausklick aktiviert wird. vom jeweiligen Träger weitergereicht wurde. Der
Idaho [ˈaɪdəhəʊ], Abk. Id., Staat im NW der USA; Preisträger darf den Ring ein Leben lang behalten,
216 446 km 2, 1,5 Mio. Ew.; Hptst.: Boise. Anbau (z. T. muss ihn aber testamentarisch dem seiner Meinung
bei künstl. Bewässerung): Kartoffeln, Getreide, Obst; nach besten und würdigsten deutschsprachigen
Viehzucht; Forstwirtschaft.  auf Blei, Silber, Zink. Schauspieler vermachen. Träger des Iffland-Rings
dar-berstein, Stadt in Rheinl.-Pf., an der Nahe, waren Emil Devrient, Theodor Döring, Friedrich
31 100 Ew. 2008; Schmuckwarenind.; Achat-, Haase, Albert Bassermann, Werner Krauß und Josef
Edelstein- und Diamantschleiferei. Meinrad. Jetziger Ringträger ist seit 1996 Bruno Ganz.
Idel das, Wunschbild, das Vollkommene; idell,
gedanklich; idealisren, verklären.
Idealsmus der, 1) durch Ideen oder Ideale bestimmte FOR, Abk. für engl. Implementation Force (»Umset-
IFOR IFOI

Weltanschauung. – 2)  Der metaphys. I. nimmt an, zungstruppe«), internat. Friedenstruppe mit


dass ein ideelles Prinzip (z. B. Ideenwelt bei Platon, UN-Mandat und unter NATO-Kommando zur militär.
absoluter Geist bei G. W. F. Hegel) der letzte Absicherung und Umsetzung der Friedensverein-
Seinsgrund der Wirklichkeit sei. Der I. ist seit der barung von Dayton (1995) für Bosnien und Herzegowi-
Antike in vielen Formen vertreten worden, in der na; ihr Einsatz endete 1996, durch → SFOR fortgeführt.
Neuzeit v. a. in den Systemen des dt. I. (Hegel, Igel der, Insektenfresser, bis 30 cm langer plumper
Igel IGEI

F. W. J. v. Schelling); Ggs.: Materialismus. Der Körper, mit kurzen Beinen, kurzem Schwanz und
erkenntnistheoret. I. lehrt, dass Sein nicht unab- aufrichtbaren Stacheln auf dem Rücken. Der I. kann
hängig von einem Bewusstsein ist oder existiert, sich bei Gefahr zusammenrollen. Er ernährt sich von
dessen Vorstellung oder Gedanke es ist; Ggs.: Schlangen, Insekten, Mäusen.
Realismus. Igntius, 1) einer der Kirchenväter, Bischof von
Id die,  bei Platon ewig-unveränderl. Urbilder, deren Antiochia, Märtyrer (nach 110); Heiliger (Tag:
unvollkommene Abbilder die ird. Dinge sind; bei 17. 10.). – 2) I. von Loyla → Loyola, Ignatius von.
I. Kant, J. G. Fichte, G. W. F. Hegel Vernunftbegriffe, Iguaçu [iɣaˈsu], Iguaz der, linker Nebenfluss des
z. B. Freiheit, Unsterblichkeit, Gott. Paraná, 1320 km; entspringt in S-Brasilien, der
Idengeschichte, Geistesgeschichte, Zweig der Unterlauf ist brasilian.-argentin. Grenze; bildet
Geschichtsschreibung, der die in einer Epoche gewaltige Wasserfälle
wirksamen Ideen und geistigen Strömungen erfasst (I.-Fälle, 60–80 m hoch,
und darstellt. rd. 4 km breit), deren
den Pl., im röm. Kalender der 13., im März, Mai, Juli, Areal als Nationalpark
Okt. der 15. Tag des Monats. von der UNESCO zum
Ideolog die, bestimmte Vorstellungs- und Weltnaturerbe erklärt
Wertungswelt, bes. die einer Gesellschaftsschicht wurde.
oder Interessenlage zugeordneten Denkweisen und IHS, Abk. von griech. Jesus,
Vorstellungen. Christusmonogramm,
Idim das, 1) Spracheigentümlichkeit einer Gruppe
Idiom IDII gedeutet auch als Jesus
(Dialekt). – 2) feste Wortverbindung, deren Bedeutung hominum salvator
sich nicht aus der Bedeutung ihrer einzelnen (»Jesus der Menschen-
Bestandteile ergibt (z. B. »Eulen nach Athen tragen«). retter«).
Idl das, allg. Gegenstand schwärmer. Verehrung; in IJssel [ˈɛsəl] die, 1) Gelder-
religiöser Sicht jedes heidn. Kultbild (»Götzenbild«). sche IJ., Mündungsarm
Idlle die, Idll das, Zustand eines friedl., schlichten des Rheins, 125 km,
Lebens in der Natur. In Kunst und Literatur wird die mündet in das IJssel-
Darstellung beschaulich-harmon. Szenen als Idylle meer. – 2) Hollandse IJ.,
bezeichnet. rechter Nebenarm des
ffezheim, Gemeinde im Kr. Rastatt, Bad.-Württ., Lek.
4600 Ew.; Pferderennbahn. IJsselmeer [ˈɛsəl-],
Binnensee in den
ffland, August Wilhelm, dt. Schauspieler, * 1759, Niederlanden, entstand
† 1814; bedeutende Persönlichkeit im Theaterleben durch Abdämmung der
der Goethezeit; kam 1779 an das Mannheimer früheren Zuidersee, einer
Nationaltheater (spielte 1782 den Franz Moor in der Nordseebucht. Das IJ. ist
UA von Schillers Drama »Die Räuber«); wurde 1796 ausgesüßt, durch
Direktor des Königlichen Nationaltheaters in Berlin Trockenlegung wurden
und 1811 Generalmusikdirektor der Königlichen rd. 222 000 ha Land
Schauspiele. Er schrieb über 60 Theaterstücke. gewonnen.
ICH
karus, in der griechischen Sage Sohn des
Daidalos. Als er mit seinem Vater von der Insel Kreta,
griech. Epos in Hexametern. Es behandelt 40 Tage aus
den 10-jährigen Kämpfen der Griechen vor Troja
IMM
wo Daidalos im Dienst des Königs Minos stand, zu (Ilion).
fliehen versuchte, kam er mit seinen durch Wachs Illinois [ɪlɪˈnɔɪ(z)], 1) Fluss im Staat I., USA, 439 km,
zusammengehaltenen Flügeln der Sonne zu nah und mündet bei St. Louis in den Mississippi; Kanal zum
stürzte unweit von Samos ins Meer. Michigansee. – 2) Abk. Ill., Staat in den USA, zw.
Mississippi und südl. Michigansee, 150 007 km 2,
Ein Mythos im Wandel der Zeit 12,85 Mio. Ew.; Hptst. Springfield; größte Stadt:
Er ist der Prototyp des leichtsinnigen Jungen, der Chicago. Anbau: Getreide, Mais; Viehzucht;  auf
die Warnungen seines Vaters ignoriert und in den Steinkohle, Erdöl, Blei; vielseitige Industrie.
Tod stürzt. Jahrhundertelang wurde er deshalb Illuminten Pl., geheime Gesellschaften im 16. bis
negativ gesehen. Mit der zunehmenden Abkehr von 18. Jh., so der I.-Orden, gegr. 1776 in Ingolstadt.
Obrigkeiten wandelte sich Ikarus zum tragischen Illusin die, 1) Vorspiegelung; falsche Deutung von
Helden. 1912 wurde Pieter Bruegels Gemälde Sinneseindrücken, z. B. bei Psychosen. – 2) durch
»Sturz des Ikarus« wiederentdeckt und löste eine künstler. Mittel entstandene Scheinwelt.
neue Beschäftigung mit dem Mythos aus. Er sym- Illri|en, im Altertum das östl. Küstenland der Adria,
Illyri|en ILLI

bolisierte nun die Gefährdung des Menschen durch von Illyrern bewohnt, seit 219 v. Chr. unter röm.
seine Technikgläubigkeit. Für Dichter wie Benn, Einfluss, seit 167 röm. Prov. (Illyricum); im 7. Jh.
Rilke, Robert Walser und Brecht verkörperte er die südslaw. Besiedlung.
Verwundbarkeit des Künstlers. Das Ikarus-Motiv ILS, Abk. für Instrumentenlandesystem, → Landefüh-
spielte auch eine Rolle in der DDR-Literatur: als rungssysteme.
Symbol der Freiheit, aber auch als Symbol für die ltis der, 40 cm langer nachtaktiver Marder mit meist
Gefahren von zu viel Freiheit. schwarzbraunem Fell; Zuchtform: Frettchen (wird
zur Kaninchenjagd benutzt).
Ilves, Toomas Hendrik, estnischer Politiker, * 1953; seit
Ikne die, Kultbild der orth. Kirche, thematisch und 2006 Staatspräsident der Republik Estland. Der deutsche
formal streng an die Überlieferung gebunden. Image [ˈɪmɪdʒ] das, durch Werbung und → Public
Künstler Jörg
Image IMAI

Ikosader das, Zwanzigflächner, von 20 gleichseitigen Relations erzeugtes gefühlsbetontes Vorstellungsbild


Immendorff, der
Dreiecken begrenzter Körper. über bestimmte Meinungsgegenstände (z. B. Marken,
Île-de-France [ildəˈfrãs], histor. Landschaft Frank- Firmen, Personen). in seinem Düs-
reichs, um Paris gelegen. imaginr, 1) nur in der Einbildung, nicht wirklich
imaginär IMAI
seldorfer Atelier
Il der, Fluss in China und Kasachstan, vom Tienschan
Ili ILII vorhanden, nur vorgestellt. – 2)  imaginäre Zahl, zahlreiche in-
zum Balchaschsee; mit Quellfluss Tekes 1 700 km lang. komplexe Zahl, deren Realteil null ist. Die i. Z. sind ternational be-
lias die, unter dem Namen → Homer überliefertes alt-
Ilias ILII Vielfache der imaginären Einheit i. deutende Ar-
Imagsmus literar. Bewegung (zu Beginn des 20. Jh.) beiten schuf, litt
einer Gruppe engl. und amerikan. Lyriker, die am seit 1998 unter
Beginn der modernen engl.-sprachigen Lyrik stand; der unheilbaren
man erstrebte präzise Bildhaftigkeit und schmuck- Nervenkrankheit
losen Sprachausdruck; Hauptvertreter: E. Pound, ALS. Die Erkran-
A. Lowell, H. Doolittle, R. Aldington.
kung führte in
Imm [arab. »Führer«, »Vorbild«] der, 1) Vorbeter in der
seinen letzten
Moschee. – 2) Oberhaupt der Gemeinschaft aller
Muslime (für die Sunniten bis 1924 gleichbedeutend Lebensjahren
mit dem Kalifen). zur fortschrei-
Imhtep, altägypt. Baumeister, Arzt und Schrift- tenden Lähmung
steller, um 2650 v. Chr.; Erbauer der Stufenpyramide zunächst von
von Sakkara. Armen und Bei-
immannt, bei I. Kant: i. sind diejenigen Gegenstände, nen und 2007
die im Bereich der möglichen Erfahrung liegen; Ggs.: auch zum Tod.
transzendent. Zusammen mit
Immatrikulatin die, Einschreibung in die Matrikel, dem Theater-
d. h. Aufnahme als Student an einer Hochschule.
regisseur Chris-
Immendorff, Jörg, dt. Maler und Bildhauer,
toph Schlingen-
sief hatte
Immendorff IMMI

* 1945, † 2007. Sein expressiver Bilderzyklus »Café


Deutschland« wandte sich in den 1970er-Jahren Immendorff ALS
vehement gegen die deutsche Teilung, sein in vielen als Theaterpro-
Werken auftauchender »Maleraffe« nahm die eigene jekt an der Berli-
Zunft aufs Korn. Jörg Immendorff kultivierte stets ner Volksbühne
einen ureigenen Blick auf die Welt. Getroffen vom thematisiert.
Selbstmord des Vaters, fand er in Joseph Beuys eine
Orientierungsfigur und einen künstlerischen
Widerpart. Als ewiger Provokateur kostete Immen- 407
dorff alle Facetten der menschlichen Existenz aus.

Immendorff I
I Immergrün
408 Auch in seiner Malerei hielt er nach den magischen 1870er-Jahren bis zum Ersten
Momenten Ausschau, denen er sich in seinem Weltkrieg. – Nach marxist.-leninist.
Spätwerk durch eher surrealistische Züge zu nähern Auffassung ist der I. das »höchste und
versuchte. Und so war es wohl auch ein weiterer letzte Stadium des Kapitalismus«
kalkulierter Bruch mit der eigenen Vergangenheit, (Verflechtung von Ind.- und Bankkapi-
dass der einstige Maoist das offizielle Kanzlerporträt tal).
für seinen Freund Gerhard Schröder malte. Imprium das, 1) im alten Rom die
Immergrün, Gattung immergrüner Stauden mit höchste Befehlsgewalt. – 2) seit Cicero
blauen Blüten, im Laubwald. das Röm. Reich (I. Romnum).
Immissin die, die Einwirkung von Dämpfen, Impfen,  in der Kristallzüchtung das
Gerüchen, Geräuschen und Erschütterungen auf die Einbringen eines Kristallkeims in eine
Umwelt, im Zivilrecht auf ein Nachbargrundstück Schmelze oder Lösung, um deren
(Nachbarrecht). Den öffentlich-rechtl. Schutz vor I. Auskristallisieren zu beschleunigen.
regeln das Bundesimmissionsschutzges. i. d. F. v. Impfkalender, Zeitplan für die
26. 9. 2002 mit ergänzenden VO, z. B. Störfall-VO, und Schutzimpfung von Kindern mit dem
Techn. Anleitungen (TA), z. B. TA zur Reinhaltung Ziel einer optimalen Immunisierung
der Luft von 2002. Der I.-Schutz wird bes. dadurch gegen die wichtigsten Infektionskrank-
verwirklicht, dass Anlagen mit umweltschädl. heiten.
Emmissionen der Genehmigung und Überwachung Implosin die, schlagartiges Zusammen-
unterliegen. fallen eines luftleer gepumpten
Immobli|enfonds [-f], Investmentfonds, der das Behälters durch äußeren Überdruck mit
Geld der Anleger in Immobilien (z. B. Bürogebäude, lautem Knall; Ggs.: Explosion.
Mietwohnungen) investiert. mpotenz die, Unfähigkeit des Manns,
Immnassay der, Bestimmung biologisch aktiver den Beischlaf auszuüben.
Substanzen durch die Antigen-Antikörper-Reaktion; imprägnren, feste Stoffe mit gelösten
dabei erlauben z. B. durch radioaktive Isotope Salzen, Wachs u. a. Mitteln tränken, um
markierte Antikörper die Messung geringster sie bes. gegen Fäulnis zu schützen, feuer-
Mengen antigener Substanzen. sicher oder wasserdicht zu machen.
Immunitt die, 1) Freiheit von öffentl. Abgaben, Impressionsmus der, zw. 1860 und 1870 in der frz.
Lasten. – 2) Beschränkung der Strafverfolgung von Malerei entstandene Stilrichtung (Freilichtmalerei;
Abgeordneten; nur das Parlament kann sie Wegbereiter war die Schule von Barbizon), die den
aufheben. – 3) Unempfänglichkeit gegen ansteckende zufälligen Ausschnitt aus der Wirklichkeit darstellt
Krankheiten und bestimmte Gifte. Immunisrung, und bei der Farbe und Komposition vom subjektiven
künstl. Herbeiführen einer I. des Körpers zum Schutz Reiz des opt. Eindrucks des Lichts bestimmt ist.
vor Krankheiten oder Vergiftungen. Bedeutende Vertreter waren u. a. C. Monet, É. Ma-
Immnsystem, komplexes funktionelles Abwehr- net, C. Pissarro, A. Sisley, E. Degas, A. Renoir,
system des Körpers gegen Krankheitserreger und zur P. Cézanne. – In der Literatur ist der I. ein Stil
Beseitigung von Krebszellen. Unterschieden werden (1890–1910), dem alles Gegenständliche nur Anreiz
die angeborene unspezif. Immunabwehr, bestehend für Sinnesempfindungen und seel. Regungen ist (D. v.
aus versch. Proteinen (u. a. Komplement), Fresszellen Liliencron, M. Dauthendey, R. Dehmel, der frühe
und natürl. Killerzellen, sowie die erworbene spezif. R. M. Rilke, P. Altenberg, H. Bang u. a.). – In der
Immunabwehr, bestehend aus versch. Lymphozyten, Musik löste der I. die strengen Formen zugunsten
die u. a. Antikörper bilden. Hinzu kommen die vielfältiger neuartiger Klänge auf (Vorläufer
lymphat. Organe (Thymus, Milz, Lymphknoten, M. Mussorgski, F. Liszt; unabhängig davon
Mandeln u. a.). C. Debussy, P. Dukas, M. Ravel u. a.).
Impeachment [ɪmˈpiːtʃmənt] das, (in den USA) gegen Imprssum das, für jede Druckschrift gesetzl.
einen hohen Staatsbeamten (vom Parlament/ vorgeschriebene Angabe des Verlegers oder
Repräsentantenhaus) erhobene Anklage wegen Herausgebers und der Druckerei; bei period. Werken
Amtsmissbrauchs. muss auch der verantwortl. Redakteur genannt
Impednz die, der Wechselstromwiderstand, elektr. werden.
Scheinwiderstand. Impls der, 1) Anstoß, Trieb, Antrieb. impulsv, zu
imperatves Mandt, Bindung des Abgeordneten an plötzl. Handlungen neigend, spontan. – 2)  Zeichen
Aufträge der Wähler, war eine Forderung des p, Bewegungsgröße, Produkt aus Masse und
Rätesystems; mit dem freien Mandat unvereinbar. Geschwindigkeit eines bewegten Systems.
Impertor der, im alten Rom urspr. Ehrentitel eines Impulsgenertor, elektron. Gerät zur Erzeugung
Feldherrn nach einem entscheidenden Sieg; seit impulsförmiger Wechselspannung; u. a. als
Augustus Namensbestandteil der röm. Kaiser. Taktgenerator in Computern verwendet.
mperfekt das,  Zeitform, die eine nicht abgeschlos- In|auguratin die, feierl. Einführung in eine Würde
sene oder gewohnheitsmäßige Handlung in der oder ein Amt. Inaugurldissertation, Schrift zur
Vergangenheit ausdrückt (einfache Vergangenheit). Erlangung der Doktorwürde.
Imperialsmus der, Streben einer Großmacht nach inc., Inc., Abk. für incorporated, auf die Haftungs-
Ausweitung ihres polit. oder wirtschaftl. Macht- beschränkung hinweisender Zusatz bei amerikan.
bereichs; i. e. S. die Epoche des klass. I. (Kolonialrei- Aktiengesellschaften.
che der europ. Großmächte und der USA) von den Inch [ɪntʃ] das, engl. Längeneinheit (Zoll), 1 I. = 2,540 cm.
Inch INCI
IMM
IND
Indien ist
Schauplatz
eines der far-
benprächtigs-
ten Feste der
Welt: Beim
Holi, dem
Krishna ge-
weihten hin-
duistischen
Frühlingsfest
im Norden
des Landes,
bewerfen
sich die Men-
schen aus-
gelassen mit
farbigem Pul-
ver. Auch die
Sikhs, deren
eigenes Fest
Hola Mohalla
sich dem Holi
I. N. D., Abk. für in nomine Dei oder Domini, im Namen Indiner, die Erstbesiedler Amerikas. Die I. sind vor rd.
Gottes, des Herrn. 25 000 Jahren (eventuell früher) aus Asien über die anschließt,
Indanthrnfarbstoffe, sehr beständige Küpenfarb- Beringstraße nach Amerika eingewandert. Sie tragen ihren
stoffe der Anthrachinonreihe; auch bes. licht- und gliedern sich in viele Sprachgruppen und Stämme. Teil dazu bei,
waschechte Farbstoffe. Neben Wildbeuterstämmen (kaliforn. und brasilian. dass Indien –
Indefintpronomen das,  unbestimmtes Fürwort; Wald-I., Feuerländer) entwickelten sich hoch im wörtlichen
z. B. jemand, alle. organisierte Stämme in Mexiko, Mittelamerika und wie im über-
Indeterminsmus der,  Lehre, dass alles Geschehen Peru; sie wurden von den span. Eroberern vernichtet tragenen
nicht oder nur bedingt durch Kausalität bzw. (Azteken, Maya, Inka). Ihre Kulturen zeigen Sinn – als
Naturgesetze bestimmt ist; in der Ethik die eindrucksvolle Baukunst, Bilderschrift, astronom. eines der far-
Grundannahme, dass menschl. Wollen und Handeln Kenntnisse. Die I., durch Europäer und Schwarze bigsten Län-
nicht oder nicht vollständig durch äußere Einflüsse stark verdrängt, leben in Nordamerika v. a. in
der der Erde
bestimmbar ist; Ggs.: Determinismus. I.-Reservationen, in Lateinamerika sind sie z. T. stark
gilt.
ndex der, 1) Verzeichnis von Stichwörtern in einem vermischt.
Buch. – 2)  meist in kleinerer Schrift neben das
Hauptzeichen tief- oder hochgesetztes Unterschei- Indien, Rep. in Vorderindien, rd. 3,287 Mio. km 2

dungszeichen, z. B. x1. – 3) kath. Kirche: Verzeichnis mit 1,2 Mrd. Ew.; Hptst: Neu-Delhi (Delhi).
aller von der Kurie verbotenen Bücher (1559– Amtssprachen: Hindi, Englisch und 17 Regional-
1966). – 4) Statistik: I.-Zahl, Verhältniszahl, die sprachen.
relative Veränderungen bzw. Unterschiede Verfassung vom 26. 1. 1950 (mit Änderungen):
zusammengesetzter Größen angibt. Bundesrep. im Rahmen des Commonwealth.
Indaca das, Rückschlagspiel mit gleichnamigem Staatsoberhaupt ist der auf 5 Jahre gewählte Präs.; er
Spielgerät, einem Lederball mit Federn, der mit der ernennt die Reg. unter Vorsitz des Premiermin., die
flachen Hand über ein Netz geschlagen wird. dem Parlament verantwortlich ist. Das Parlament
Indiana [ɪndɪˈænə], Abk. Ind., Staat der USA, zw. dem besteht aus dem Staatenrat (Oberhaus) und dem
Ohio und dem Michigansee, 94 328 km 2, 6,35 Mio. Haus des Volks (Unterhaus). Verw.-Einteilung in 28
Ew.; Hptst. Indianapolis. Ackerbau; Viehzucht;  auf Gliedstaaten, dazu 7 Unionsterritorien.
Steinkohle, Erdöl. Stahl- und Eisen-, Zement- u. a. Landesnatur. Den N nehmen Teile des Karakorum
Ind., Großschlachtereien. (im Saser Kangri 7672 m) und des Himalaya (im
Indianapolis [ɪndɪəˈnæpəlɪs], Hptst. von Indiana, USA, Kangchendzönga bis 8586 m hoch) ein. Südlich
786 000 Ew.; kath. Erzbischofssitz; mehrere Univ.; schließen sich die Ganges-Brahmaputra-Ebene und
Motorenind., Maschinenbau. – Gegr. 1821. Auf der das Hochland des Dekhan (im S Gebirge bis 2695 m)
1911 eröffneten, 4,2 km langen und nahezu an, das mit den West- u. Ostghats steil zu den wenig
rechteckigen Autorennstrecke werden alljährlich die gegliederten Küsten der vorderind. Halbinsel
»Fünfhundert Meilen von Indianapolis« ausgetragen abfällt. – Hauptflüsse: Ganges mit Nebenflüssen; 409
(seit 2000 auch Formel-1-Rennen). Godavari, Krishna, Mahanadi. Monsunklima; Regen

Indien I
I Indigo
410 am stärksten an der W-Küste, in großen Teilen I.s Machtzerfall ein. 1858 übernahm Großbritannien
nicht ausreichend. nach Auflösung der Ostindienkompanie offiziell die
Bevölkerung. I. ist nach der VR China das volkreichste Souveränität des Mogulreichs, 1877 wurde Königin
Land der Erde; das jährl. Bev.-Wachstum beträgt Viktoria »Kaiserin von Indien«.
knapp 2 %. Die anhaltende Landflucht (rd. 29 % städt. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete Mahatma
Bev.) verursacht bes. in den Ballungsräumen größte Gandhi seine Bewegung des passiven Widerstands.
hygien. und soziale Probleme. Das im Hinduismus 1947 erhielt I. nach Trennung vom islam. Pakistan den
begründete Kastenwesen behindert noch immer die Dominion-Status; 1950 wurde es unabhängige
gesellschaftl. Entwicklung. Es herrscht Sprachen- Republik (Indische Union) im Rahmen des Common-
vielfalt; am weitesten verbreitet sind Englisch und wealth. 1961 annektierte es das port. Goa. Nach
Hindi. Grenzkonflikten mit China (1956, 1962) und Pakistan
Religion. Über 80 % Hindus, 13 % Muslime, rd. 2,3 % (1948, 1965) unterstützte I. die Sezessionsbestrebung
Christen, 1,9 % Sikhs, 0,8 % Buddhisten. Ostpakistans, die nach dem militär. Eingreifen von I.
Wirtschaft. Noch stark agrarisch geprägter Ind.-Staat; 1971 zur Gründung der Rep. Bangladesh führte. 1975
Landwirtschaft z. T. mit Bewässerung; meist niedrige machte es das Königreich Sikkim zum indischen
Erträge. Anbau von Reis, Getreide, Erdnüssen, Bundestaat. 1987–91 engagierte sich I. militärisch im
Zuckerrohr, Baumwolle, Jute, Tabak, Tee (größter Bürgerkrieg auf Sri Lanka.
Tee-Erzeuger der Erde) u. a.; hoher Rinderbestand (aus 1947–96 (Unterbrechung 1977–80 und 1989–91)
religiösen Gründen keine Schlachtung). Zunehmend regierte die Kongresspartei. Bedeutende Premiermin.
 auf Kohle, Eisen, Mangan, Bauxit, Kupfer, Erdöl waren 1947–64 J. Nehru, 1966–77 und 1980–84
u. a.; Thoriumlager. Neben Heimind. und traditionel- I. Gandhi, die von Sikhs ermordet wurde.
ler Textilind. entstanden als Schlüsselindustrien Seit 1998 regierte A. B. Vajpayee von der hinduist.-
Stahl- und Hüttenind., Maschinenbau, chem. u. a. Ind. nationalist. Volkspartei (BJP). Er bemühte sich um
mit ausländ. Kapitalhilfe; leistungsfähige Nuklear-, Wirtschaftsreformen. Religiöse Auseinanderset-
Rüstungs- und Weltraumtechnologie. Ausgebaut zungen zw. Hindus und Muslimen bestimmten die
wurden die Kfz-, Elektro- und Elektronikind. Innenpolitik. Die Parlamentswahlen 2004 gewann die
(Hyderabad und Bangalore als Zentrum der Kongresspartei. Das Amt des Regierungschefs
Softwareherstellung); Wasser- und Kernkraftwerke. übernahm M. Singh. Mit P. Patil wurde 2007 erstmals
Ausfuhr: Tee, Jute, Textilerzeugnisse, Erze, chem. und eine Frau zum Staatsoberhaupt gewählt. Zu einem
elektron. Produkte. Haupthandelspartner: USA, großen Problem entwickelte sich die zunehmende
Großbritannien, China, Vereinigte Arab. Emirate. Anzahl terrorist. Anschläge, so kamen in Bombay
Haupthäfen: Bombay, Kalkutta, Madras, Kandla, 2006 und 2008 insgesamt mehr als 370 Menschen ums
Visakhapatnam. Internat. : Bombay, Kalkutta, Leben. Die regierende Kongresspartei konnte auch die
Madras, Delhi, Thiruvananthapuram. Wahlen 2009 gewinnen. Der ungelöste Dauerkonflikt
Geschichte. Nach 1300 v. Chr. begannen kriegerische mit Pakistan um Kaschmir blieb ein Hauptproblem
arische Nomadenvölker in den Nordwesten I.s der ind. Außenpolitik.
einzufallen und drangen durch den Pandschab (um ndigo der, ältester bekannter organ. Farbstoff;
1000 v. Chr.) bis in das Ganges-Gebiet (um 600 v. Chr.) gewonnen vor allem aus der indischen I.-Pflanze, in
vor. Die Gesellschaftsordnung der Arier bildete die Europa aus dem Färberwaid (dt. Indigo); 1878 von
Grundlage des indischen Kastensystems, ihre in den A. von Baeyer künstl. hergestellt. Azo- und
Veden niedergelegte Religion führte zur Ausbildung Schwefelfarbstoffe haben den künstl. I. ersetzt.
des Brahmanismus. Im 6. Jh. v. Chr. entstanden Indikatin die,  Heilanzeige, die in einem Krankheits-
Buddhismus und Jinismus. 327–325 v. Chr. führte fall ein bestimmtes Behandlungsverfahren erfordert.
Alexander d. Gr. sein Heer nach Indien. 320 bis etwa Indiktor der,  Stoff, der durch auffallende
185 v. Chr. bildete sich unter der Maurya-Dynastie das Erscheinungen, z. B. Farbänderungen, einen chem.
erste indische Großreich, das mit König Ashoka um Vorgang anzeigt, z. B. Lackmus.
250 v. Chr. seine größte Ausdehnung erreichte. Das ndische Kunst, die von Buddhismus, Jainismus,
Reich der Gupta begann seinen Aufstieg um 320 unter Hinduismus getragene Kunst der vorderind.
Candragupta. Es wurde um 500 von den Weißen Halbinsel und ihrer Randgebiete, auch von Sri Lanka,
Hunnen (Hephthaliten) zerstört. Danach entstanden Birma, Siam (Thailand), Indochina, Java. Nach einer
mehrere regionale Königreiche. In Süd-I. dominierten reichen, aber nur teilweise bekannten Vorgeschichte
die Dynastien Pallava und Calukya. Ihnen folgte die (→ Induskultur) hatte die i. K. ihre klass. Zeit vom
Cola-Dynastie. Im 8. Jh. setzte mit dem Andrängen der 1. bis 9. Jh. n. Chr. Den Höhepunkt bildete die
Araber im N und W die Islamisierung ein. 1206 wurde Guptaperiode (4. bis 6. Jh.). Etwa seit dem 11. Jh. lebte
das Sultanat von Delhi gegründet. Mit dem die i. K. wesentlich aus der Tradition heraus. Für die
Niedergang des Sultanats, der durch den mongol. Baukunst charakteristisch sind die reich geglieder-
Einfall unter Timur 1398 beschleunigt wurde, stieg im ten Stupas, die großen Höhlentempel (Kailasanatha-
14. Jh. im S das Reich Vijayanagar auf. Tempel in Elura), der in vielen Stockwerken
1498 landete Vasco da Gama in Calicut. 1526 erfolgte pyramidal aufsteigende Tempelturm (Shikhara). Die
die Gründung des Mogulreichs. Es erreichte unter Baukunst steht im engsten Zusammenhang mit der
Akbar (1556–1605) seine Hochblüte. 1600 wurde die Bildnerei; bei aller welthaften Sinnenfreudigkeit
englische Ostindienkompanie gegr. Der Mogulherr- nimmt sie mehr und mehr fantast. Formen an. Von
scher Aurangseb (1658–1707) beherrschte fast den Einzelfiguren ist die wichtigste der stehende oder
ganzen ind. Subkontinent, danach setzte der sitzende Buddha. Daneben wurden auch Schiwa,
IND
Vishnu und Brahma in der Vielfalt ihrer Erscheinun-
gen dargestellt. Die ältesten Zeugnisse der Malerei
IND
sind verloren. Ajanta war bis in das 7. Jh. Mittelpunkt
der klass. Malerei. Vergleichbare Wandmalereien
sind in hinduist. und jainist. Höhlenanlagen auf dem
gesamten ind. Subkontinent und in Sri Lanka
nachgewiesen. Seit dem 16. Jh. unter den Mogulkai-
sern Blüte der Miniaturmalerei.
ndische Literatren, das literar. Schrifttum auf
indische Literaturen INDI

dem ind. Subkontinent von den Anfängen einer Schrift


der Induskultur (noch immer unentziffert) bis zu den
heutigen Nationalliteraturen von Bangladesh, Indien,
Nepal, Pakistan und Sri Lanka. Die meist religiöse
altind. Lit. ist von großer Gedankenfülle und -tiefe
(Veda, Upanischaden, Sutra). In den ersten Jh. n. Chr.
wurden volkstüml. Epen (Ramayana, Mahabharata) INDIVIDUUM
aufgezeichnet. Im 5. Jh. lebte Kalidasa, der bedeu-
tendste Dichter dieser Epoche (Drama »Shakuntala«); ENSCH -
ÜBER DAS M EN
LICHE EINZELWES
in dieser Zeit wurde auch die berühmte Fabelsamm-
lung »Pancatantra« vollendet. Mit der islam.
Eroberung im 12. Jh. kommt muslim. Kulturgut zu den
traditionellen Kulturkreisen des Hinduismus und
Buddhismus hinzu; gleichzeitig wird die alte

lic hk ei t ei nes
Schriftsprache, das Sanskrit, verdrängt, die Dichtung
in den neueren ind. Sprachen setzt ein. Die literar.
»D ie U nent behr
t gew is s im m er
In d ivid uu ms is
Tradition führen fort: M. Iqbal († 1938), der National-
;
un d ch im ärisch
dichter Pakistans, R. Tagore († 1941), M. Gandhi
(† 1948). Gedankengut der neuen Zeit vermitteln (auch nu r ei ng eb ildet t.«
is t si e gu
a ber auch so
in engl. Sprache): S. Naichi († 1949), D. Nehru († 1964),
S. Radhakrishnan († 1975). S. Rushdie gibt Einblick in lz (1768–1843)
Friedrich Buchho
das Leben der muslim. Inder.
ndischer zean, Weltmeer zw. Asien, Afrika,
Australien und der Antarktis, mit Nebenmeeren ,
taa tes is t es
(Rotes Meer, Pers. Golf) 74,1 Mio. km 2; bekannte
»Sac he des S
zu sc ha ffen;
das Nü tz lic he
Inseln und Inselgruppen im I. O.: Madagaskar,
,
ivid uu ms is t es
Komoren, Sokotra u. a.; größte bekannte Tiefe
7455 m, bei den Sundainseln. Sach e des In d in ge n.«
rvorzu br
das Sc hö ne he
ndische Sprachen, heute: mehr als 1500 Einzel-
sprachen, u. a. das zu der am weitesten verbreiteten –1900)
Oscar Wilde (1854
indoarischen Sprachgruppe gehörende Hindi, seit
1965 Amtssprache Indiens.
ndium das, Symbol In, chem. Element, OZ 49, relative
Atommasse 114,82, Fp 156,61 °C, Sp 2080 °C, seltenes,
el lscha ft
silberglänzendes, sehr weiches, dehnbares Metall. »Kan n d ie G es
wenn d ie
I.-Verbindungen sind u. a. in der Halbleiter- und
gesu nd sein,
k si nd?«
In d ivid uen kran
Lasertechnik von Bedeutung.
Individuatin die,  Heraussonderung des Einzelnen
(1849–1912)
aus dem Allgemeinen (z. B. der Einzeldinge aus der August Strindberg
Weltsubstanz).

Indivduum, [latein. »Einzelwesen«, eigtl. kt ivist isch en


»I n d ieser ko lle
ua lis tisc h w ie
Z ei t so in d ivid
»das Unteilbare«], der einzelne Mensch, der eine
ig
n, is t der ei nz
untrennbare Einheit bildet im Ggs. zur Gruppe und
Gemeinschaft. Politische Strömungen betonen m ög lic h zu lebe ch gi bt .«
den es no
ec ht e L uxus,
entweder die Freiheit des Individuums oder die
Formung des Kollektivs als gesellschaftl. Ziel. Der s (1915 –85)
n Welle
Orso
Liberalismus fördert die größtmögl. Freiheit des
Einzelnen, die er v. a. als wirtschaftl. Potenz versteht.
Kommunismus und Sozialismus, abgeschwächt auch
sozialdemokrat. Strömungen, betonen die
Eingliederung oder gar Unterordnung der Person in
die Gemeinschaft oder Gesellschaft.
Indz das,  Tatsache, die einen Rückschluss auf eine 411
andere, nicht beweisbare Tatsache zulässt.

Indiz I
I Indochina
412 Indzi|enbeweis, im Prozess
zulässiger Beweis aufgrund
Durch alters- von Indizien.
bedingte Schä- ndochna, 1887 gebildetes frz.
Indochina INDI

den versickern in Generalgouvernement (Sitz


deutschen Ka- Hanoi); heute das Gebiet von
nalisationssyste- Kambodscha, Laos und
men jährlich Vietnam; geograf. ein Teil
enorme Mengen Hinterindiens. – Ende des
18. Jh. errang Annam die
Abwasser, die
Oberhoheit über das ganze
Boden und
Gebiet, das vorher im N unter
Grundwasser chin. Herrschaft und im S in
verunreinigen loser Verbindung mit China
können. Dieser gestanden hatte. 1858–84
mobile Indus- eroberte Frankreich das
trieroboter dient Gebiet; China entsagte 1885
als Trägerplatt- allen Rechten auf I. Siam trat
form für unter- 1893 Laos, 1896/1907
schiedliche Sen- W-Kambodscha ab. Im
soren und Zweiten Weltkrieg war I.
1940–45 von Japan besetzt.
ermöglicht damit
1945 wurden unter Führung
eine umfassende
der kommunist. Vietminh die
Schadensdia- Gebiete Annam, Tongking
gnose in Rohr- und Cochinchina zu Vietnam
leitungssyste- zusammengefasst. Seit 1946
men, um kam es hier zu schweren
Sanierungsmaß- Kämpfen zw. den Vietminh
nahmen gezielt und den frz. Kolonialtruppen
planen zu kön- mit ihren vietnames.
nen. Neben ei- Verbündeten (I.-Krieg). Die
nem optischen Kämpfe, die auch auf Laos
3-D-Sensor, mit übergriffen und Kambodscha bedrohten, wurden auf Bevölkerung. (Etwa 60 % auf Java und Madura):
der Genfer I.-Konferenz (1954) durch Waffenstillstand vorwiegend Indonesier, rd. 6 Mio. Chinesen; rd. 360
dessen Hilfe fei-
beendet. Folgen der Konferenz: Unabhängigkeit von Ethnien; mehr als 250 Regionalsprachen. Die
ne Risse in der
Kambodscha, Laos und Vietnam. Überbev. v. a. auf Java, Madura und Bali hat seit 1950
Rohrwand ent- ndogermnen, ndo|europer, Träger der indoger- zu staatlich gelenkter Umsiedlung (Transmigrasi)
deckt und ver- man. (indoeurop.) Sprachen, deren Wortschatz und auf benachbarte Inseln (v. a. nach Sumatra) geführt;
messen werden Formbildung stark übereinstimmen. 10 Millionenstädte. Religion: überwiegend Muslime
können, lassen Indonsi|en, Inselstaat in SO-Asien, beiderseits des
Indonesi|en INDI (88 %), daneben Christen (8 %), Hindus (2 %; auf Bali
sich z. B. Gam- Äquators, umfasst den größten Teil des Malaiischen rd. 90 %), Buddhisten (1 %).
mastrahlenson- Archipels mit den Großen und Kleinen Sundainseln Wirtschaft. Anbau von Reis, Mais, Maniok,
den und Mikro- (ohne N-Borneo) und den Molukken sowie Papua, Kautschuk, Zuckerrohr, Kaffee, Kokospalmen, Tabak
wellensensoren den W-Teil Neuguineas. 1,9 Mio. km 2, 230,0 Mio. Ew.; u. a.; Fischfang.  auf Erdöl, Erdgas, Zinn, Bauxit,
integrieren, um Hptst.: Jakarta. Amtssprache: Bahasa Indonesia. Nickel u. a. Die Ind. (Erdölraffinerien, Maschinenbau,
Leckagen und Verfassung von 1945 (mehrfach, zuletzt 2002, Nahrungs- und Genussmittel-, Textil-, chem.,
modifiziert): Staatsoberhaupt, Reg.-Chef und Reifen- u. a. Ind.) wird mit ausländ. Kapitalhilfe
Hohlräume im
Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der Staatspräs. erweitert. Ausfuhr: Erdöl, -gas, Bergbauerzeugnisse,
Boden aufzuspü-
(ab 2004 direkt gewählt); gesetzgebende Gewalt beim Maschinen u. a.; Haupthandelspartner: Japan, USA,
ren. Staatspräs. und dem Parlament. Verw.-Gliederung: Singapur, China, Malaysia. Haupthäfen: Tanjung
30 Prov. und 3 Sondergebiete. Priok (Sumatra), Surabaya, Semarang u. a.; internat.
Landesnatur. Überwiegend gebirgig mit steil  u. a. nahe Jakarta.
aufragenden Faltengebirgen, über 200 Vulkane (rd. Geschichte. I. ist altes, teils hinduist. und buddhist.,
70 tätig, u. a. Krakatau), häufig Erdbeben; höchste teils islam. Kulturland. 1602 Gründung der
Erhebung im vergletscherten Zentralgebirge niederländ. Vereinigten Ostind. Kompanie, die I. nach
Neuguineas (in Papua), im Puncak Jaya mit 4 844 m; und nach unterwarf. Im 19. Jh. festigte sich die nieder-
ausgedehnte Ebenen auf O-Sumatra, S-Borneo, auch länd. Herrschaft nach heftigen Kämpfen mit einheim.
N-Java. Tropisch-immerfeuchtes bzw. tropisch-mon- Fürsten. 1942–45 war I. von den Japanern besetzt.
sunales Klima; der urspr. trop. Regenwald ist durch Nach deren Kapitulation wurde am 17. 8. 1945 die
ungehemmten Holzeinschlag in den letzten zwei Unabhängigkeit I.s proklamiert, die die Niederlande
Jahrzehnten sowie z. T. durch verheerende nach militär. Aktionen (1947 und 1948) vertragl.
Waldbrände regional z. T. schon ganz verdrängt. anerkannten (1949 föderative »Vereinigte Staaten von
Ende 2004 verheerende Flutkatastrophe (Tsunami). I.«). 1950 Umbildung in eine zentralist. Rep.; 1954
IND
Aufkündigung der noch bestehenden
Union mit den Niederlanden. West-
nduskultur, Harppakultur, frühgeschichtl.
Hochkultur im Industal (seit etwa 2500 v. Chr.);
IND
Neuguinea kam 1963 unter indones. Hauptfundorte: Mohenjo-Daro (unteres Industal)
Verw. (Irian Jaya). 1965 nach der und Harappa (Pandschab).
Niederschlagung eines Putsches durch Industrialisrung, Entstehung und Entwicklung
das Militär blutige Verfolgung der industrieller Produktion; abhängig von Rohstoffen,
Kommunisten und der chin. Minderheit. Arbeitskräften, Kapital, Förderung des Verkehrs.
Danach Ausschaltung von Staatspräs. Industr die, gewerbl. Gewinnung von Rohstoffen,
(1945/49–67) A. Sukarno durch General Be- und Verarbeitung von Rohstoffen und Halb-
Suharto (Präs. seit 1967/68); unter ihm fabrikaten, Veredelung von Sachgütern sowie
zunächst wirtschaftl. Wachstum, aber Montage- und Reparaturarbeiten. Merkmale:
zunehmend Korruption und Nepotis- Arbeitsteilung und Spezialisierung, Mechanisierung
mus. 1975 Besetzung → Osttimors durch und Rationalisierung der Produktion. Die amtl.
indones. Truppen (etwa 200 000 Tote); Statistik in Dtl. benutzt statt I. die Bez. produzieren-
blutiger Terror nach einem Unabhängig- des Gewerbe, das die Teilbereiche Bergbau und
keitsreferendum führte dort 1999 zur Gewinnung von Steinen und Erden, verarbeitendes
Landung einer internat. Friedenstruppe Gewerbe (Grundstoff- und Produktionsgütergewer-
und Errichtung einer UN-Übergangs- be, Investitionsgüter produzierendes Gewerbe,
verw. (2002 Entlassung Osttimors in die Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe,
Unabhängigkeit). Bereits 1998 war Nahrungs- und Genussmittelgewerbe), Baugewerbe,
Suharto nach schweren inneren Energie- und Wasserversorgung umfasst.
Unruhen zurückgetreten, Nachfolger
wurde Vizepräs. J. Habibie. 1999 erste industrille Revolutin, die
freie Parlamentswahlen seit 1955 und Umgestaltung der Wirtschafts- und Gesellschafts-
Präsidentenwahlen. Staatspräs. wurde ordnung, die seit etwa 1785 zuerst in Großbritannien,
der islam. Gelehrte A. Wahid, der aber bald auch in anderen westeurop. Staaten und in den
keine Stabilisierung des konfliktbelaste- USA einsetzte durch den Übergang zur maschinellen
ten Landes herbeizuführen vermochte. Produktion in Großbetrieben sowie durch die
Nach seinem Sturz 2001 übernahm die Revolutionierung des Verkehrswesens (Eisenbahn,
bisherige Vizepräs. Megawati Dampfschiff). Industriereviere entstanden,
Sukarnoputri das Amt. Bei der ersten Siedlungsordnung (Großstädte) und gesellschaftl.
direkten Präsidentschaftswahl 2004 Struktur wurden durch die Herausbildung der von
siegte der ehem. General Susilo starken Spannungen geprägten industriellen
Bambang Yudhoyono. Seit Ende der 1990er-Jahre Gesellschaft grundlegend verändert.
Eskalation versch. ethnisch-religiöser Konflikte (u. a.
blutige Unruhen auf Borneo, auf den Molukken) und Die permanente Revolution
Sezessionsbestrebungen (z. B. Aceh, in dem 2005 ein 1769 meldete der Brite James Watt die Dampfmaschine
Friedensabkommen mit den Rebellen geschlossen zum Patent an: Der Übergang von der Agrar- zur
wurde, und Irian Jaya, das 2002 ein Autonomiestatut Industriegesellschaft begann. Doch diese erste
als Papua erhielt). 2002 und 2005 war Bali Ziel von industrielle Revolution sollte nicht die einzige bleiben.
islamist. Terroranschlägen. Ende 2004 verheerende Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im
Flutkatastrophe (Tsunami). Bei den Wahlen 2009 Zusammenhang mit der Automatisierung von einer
wurde Präs. Yudhoyono im Amt bestätigt. »zweiten«, mit Bezug auf die Mikroprozessoren auch
Indore [ɪnˈdɔː], Stadt in Madhya Pradesh, Indien, von einer »dritten industriellen Revolution«
1,1 Mio. Ew.; Univ.; Baumwollindustrie. gesprochen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben,
Induktin die, 1) Logik: das Schließen von mehreren zuerst in den USA und Japan, Prozesse mit neuen
Einzelbeobachtungen auf einen allg. Sachverhalt; weitreichenden Veränderungen begonnen, die im
Erkenntnis aus Erfahrung; Ggs.: → Dedukti- Rahmen der Globalisierung als Übergang zur digitalen
on. – 2) elektromagnet. I., Erzeugung elektr. Informationsgesellschaft gesehen werden können.
Spannungen durch Änderung des magnet. Flusses, Parallel dazu erzwingt die Erderwärmung einen
der eine Leiterschleife oder Spule durchsetzt; bei radikalen Wandel in der Energiepolitik.
geschlossenem Stromkreis fließt ein I.-Strom. Ändert
sich der in einer Spule fließende Strom, z. B.
periodisch als Wechselstrom, so ändert sich auch Industrroboter, Bez. für programmier-
sein Magnetfeld, und dessen Änderung wirkt durch bare Automaten, die mit Greifern (zu Montage-,
I. auf den Strom zurück (Selbst-I.). Der I.-Strom ist so Messarbeiten u. Ä.) oder Werkzeugen (z. B. Punkt-
gerichtet, dass sein Magnetfeld der I.-Ursache schweißzangen, Lackierpistolen) ausgestattet sind,
entgegenwirkt (Lenz’sche Regel). – 3) magnet. I., die oft sensorgeführt, vielseitig einsetzbar.
→ magnetische Flussdichte. Industr- und Handelskammern, Abk. IHK,
ndus der, Hauptstrom Pakistans, entspringt im südl. Vertretungskörperschaften der gewerbl. Wirtschaft
Tibet, durchbricht den Himalaya, durchfließt, von ohne das → Handwerk zur Wahrnehmung wirt-
einem schmalen Streifen Kulturland begleitet, schaftl. Interessen, zur Unterstützung und Beratung
Kaschmir und den Pandschab, mündet ins Arab. der Behörden; Spitzenorganisation: → Deutscher 413
Meer; 3200 km lang, wichtig für die Bewässerung. Industrie- und Handelskammertag.

Industrie- und Handelskammern I


I Infanterie
414 Infanter die, Fußtruppen, Hauptkampftruppe aller Der Begriff I. impliziert dabei einen sehr innovativen
Heere; heute überwiegend motorisiert. Prozess der digitalen Datenverarbeitung.
Infrkt der, Verstopfung einer kleinen Schlagader nfrarot, Abk. IR, früher ltrarot, jenseits von Rot
infolge einer Embolie oder Thrombose. Am liegender unsichtbarer Teil des Spektrums (bes.
häufigsten betroffen sind Gehirn, Niere, Lunge, Herz. Wärmestrahlung; Wellenlänge 0,8 μm bis 1 mm).
Das von der Blutzufuhr abgeschnittene Gewebe IR-Strahlung wird z. B. in der Heizungs- und
stirbt ab und verdichtet sich narbig. Trocknungstechnik, Fotografie, Spektroskopie, für
Infektin die, Ansteckung,  Eindringen von Steuerungseinrichtungen (z. B. Gerätefernbedienun-
Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Pilze, gen), Lichtschranken, in der Thermographie und
Parasiten) in einen Organismus, bes. durch Astronomie eingesetzt.
Berührung (Kontakt-I.), ausgeatmete oder ausgehus- nfraschall, Schallschwingungen mit Frequenzen
tete Erreger (Tröpfchen-I.), Verschmieren von Eiter, kleiner 16 Hz (untere menschl. Hörgrenze), tritt z. B.
Kot u. a. auf andere Körperteile (Schmier-I.). bei Erdbebenwellen auf.
Infektinskrankheiten, ansteckende Krankheiten, nfrastruktur die, Gesamtheit der staatl. und privaten
Infrastruktur INFI

durch Infektion hervorgerufene Krankheiten, deren Anlagen und Einrichtungen, die den Wirtschaftsein-
Schwere von der Infektiosität des Erregers und der heiten als Grundlage ihrer Aktivitäten vorgegeben
Abwehrbereitschaft des Organismus abhängt. Zw. sind, z. B. Einrichtungen des Verkehrswesens, der
Infektion und Ausbruch der Krankheit liegt eine Energie- und Wasserversorgung (techn. I.) sowie
unterschiedlich lange Inkubationszeit. Zur kulturelle, medizin. und Bildungseinrichtungen
Verhütung der I. dienen Isolierung der Erkrankten, (soziale I.).
Desinfektion, Hygiene, Schutzimpfungen. Infusin die,  intravenöses Einbringen von Flüssig-
Infiltratin die, 1)  Eindringen von Flüssigkeiten oder keitsmengen in den Körper.
Zellen in Gewebe. – 2) Eindringen feindl. Agenten in Ingenieur [ɪnʒenˈjør] der, Abk. Ing., geschützte
einen Staat, eine Organisation. Berufsbezeichnung für wiss. oder auf wiss.
nfinitiv der, Nennform, Form des Verbs, die ein Grundlage ausgebildete Fachleute der Technik.
Geschehen oder Sein einfach nennt, ohne weitere Ausgebildet werden Diplom-I. (Dipl.-Ing.) an TU und
Angaben zu enthalten (z. B. »arbeiten«). TH, Fachhoch- und Gesamthochschulen.
Inflatin die, anhaltender Prozess der Geldentwer- ngolstadt, Stadt in Bayern, an der Donau, 122 000 Ew.;
tung, der seinen Ausdruck in einem Anstieg des got. Bauwerke; Fachhochschule; Kraftfahrzeug-,
Preisniveaus findet (Ggs.: Deflation). Die I. wird Textilind., Erdölraffinerien. Im MA. bayer. Herzogs-
gemessen am Anstieg eines das allg. Preisniveau am sitz, 1472–1802 Univ.-Stadt.
besten widerspiegelnden Preisindex. Der prozentuale Ingres [ːgr], Jean Auguste Dominique, frz. Maler und
Anstieg des Preisindex in einem bestimmten Grafiker des Klassizismus, * 1780, † 1867; v. a.
Zeitraum wird als I.-Rate bezeichnet. Porträts, mytholog. und histor. Themen.
Influnz die, das Trennen von Ladungen auf einem nicht
Influenz INFI Inguschti|en, Rep. innerhalb Russlands im N des
geladenen Leiter, der in ein elektr. Feld gebracht wird. Kaukasus, rund 4000 km 2, 487 000 Ew., Hptst. Magas
Informtik [Kurzwort aus Information und Auto- (bis 1998 Nasran). – Bis 1992 Teil der Rep. der
matik], engl. Computerscience [kɔmˈpjuːtaˈsaɪəns], Tschetschenen und Inguschen.
Wiss. von der automat. Daten- bzw. Informationsver- ngwer der, Wurzelstock einer südostasiat. Staude;
arbeitung mit Hilfe von Computern, insbesondere Gewürz und Magenmittel.
dem Entwurf und der Formulierung von Algorith- Inhalatin die,  Einatmen von Dämpfen oder Gasen
men in Programmiersprachen sowie ihrer physikal. zu Heilzwecken. Bei Aerosol-I. werden Arzneistoffe in
Realisation. Man unterscheidet u. a. theoret. (z. B. Teilchen vernebelt, die bis in die Lunge vordringen.
Automaten-, Codierungstheorie), techn. (z. B. Initile die, großer, meist durch Verzierung und Farbe
Rechnerorganisation, -netze), prakt. (z. B. Betriebs- ausgezeichneter Anfangsbuchstabe.
systeme, Datenbanken) und angewandte I. (z. B.
Wirtschafts-I.). Initiatin, Bez. für die rituelle Aufnahme in
Informatinsgesellschaft, Bez. für eine postindus-
InformationsgesellschaftINFI eine geschlossene Gesellschaft. Die I. gehört in
trielle Wirtschafts- und Gesellschaftsform, in der die traditionellen Gesellschaften zu den Übergangsriten,
Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung, Vermittlung, die die soziale Identität des Betroffenen verändern
Verbreitung und Nutzung von Information und Wissen und neu festsetzen; sehr häufig markiert sie den
zentrale Bedeutung erlangt haben, wirtschaftl. einen Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenstatus.
wesentl. und stetig wachsenden Anteil am Sozialpro- Daher findet sie meist bei Eintritt der Pubertät
dukt bilden und in ihren soziokulturellen Auswirkun- zunächst für die Knaben (Jünglingsweihe), bei
gen die Arbeits- und Lebensbedingungen nachhaltig manchen Völkern auch für die Mädchen (Mädchen-
verändern. Von den Sozialwiss. wird ihre Entwicklung weihe) mit Eintritt der Menstruation statt.
hin zu einer → Wissensgesellschaft gesehen. Injektin die,  Einspritzung von gelösten oder
Informatinstechnologie, Abk. IT, die Entwicklung suspendierten Arzneimitteln unter die Haut
und Einführung neuer Methoden der Informations- (subkutan), in die Muskulatur (intramuskulär) oder in
verarbeitung; basiert auf Bereichen der Informatik Blutadern (intravenös).
sowie der Mess- und Regelungstechnik (Sensorik, nka, Herrschertitel des I.-Reiches und Name der
Abtastung, Wandlung), der Nachrichten- und Großfamilie, die höchste Beamte und Priester stellte.
Übertragungstechnik, Telekommunikation, Das hoch entwickelte und gut geordnete Reich
Elektrotechnik, Mikroelektronik und Mikrotechnik. umfasste im 16. Jh. das Gebiet von S-Kolumbien bis
INF
Mittelchile; Hptst. Cuzco. Der Herrscher genoss
göttl. Ehren; der Sonnenkult war Staatsreligion. Das
ans I.; Univ.; , Verkehrsknotenpunkt; Fremdenver-
kehr; Industrie.
INS
I.-Reich wurde 1532 von den Spaniern unter Innung, öffentl.-rechtl. Körperschaft, örtl. freiwillige
F. Pizarro erobert. Vereinigung selbstständiger Handwerker eines
Inksso das, Einziehen von Außenständen (Rech- Fachbereichs zur Vertretung ihrer Belange. Organe:
nungen, Wechseln, Schecks). Das I.-Geschäft wird I.-Versammlung, Vorstand (Vorsitz: Obermeister),
von Unternehmen und von Banken betrieben Ausschüsse. Fachlich sind I. zu I.-Verbänden
(I.-Provision). zusammengeschlossen. Aufsicht durch die
Inklinatin die, 1)  Winkel, den die Planeten- und Handwerkskammer.
die Kometenbahnen mit der Erdbahn bilden. – Inquisitin die, die von kirchl. Institutionen
2) magnet. I., Winkel, den eine frei aufgehängte durchgeführte Untersuchung von Häresien und
Magnetnadel im erdmagnet. Feld mit einer Aufspürung und Verfolgung von Häretikern
waagerechten Ebene bildet. (»Ketzern«), seit Kaiser Theodosius I. über
nkontinenz die, Unvermögen, Harn oder Stuhlgang Jahrhunderte mit Unterstützung des Staates (im
willkürl. zurückzuhalten. Bereich der kath. Kirche z. T. bis ins 19. Jh.); urspr.
Inkubatinszeit, Inkubatin, bei Infektionskrankhei- eine bischöfl. Einrichtung, 1231/32 von Papst
ten die Zeit zw. Ansteckung und ersten Krankheits- Gregor IX. in einer päpstl. Behörde zentralisiert (seit
erscheinungen. 1542 »Hl. Offizium«, 1965 umgewandelt in die
Inland|eis,  das Innere der die Polarländer »Glaubenskongregation«), verwaltet durch
bedeckenden Eismassen, z. T. über 4000 m dick. Inquisitoren (im MA. vornehmlich Dominikaner);
Inlineskating [ˈɪnlaɪnskeɪtɪŋ], das Gleiten auf 1252 päpstl. Gestattung der Folter im I.-Verfahren;
speziellen Rollschuhen (Inlineskates, Rollerblades), höchste verhängbare Strafe: Tod durch Verbrennen
deren vier Rollen in einer Reihe hintereinander (letztmalig vollstreckt 1815 in Mexiko); seit dem
angebracht sind. 2. Vatikan. Konzil (1962–65) krit. kirchl. Sicht der I.,
nn der, rechter Nebenfluss der Donau, 510 km, zuletzt bes. im Schuldbekenntnis Papst Johannes
entspringt im schweizer. Kt. Graubünden, Pauls II. (2000).
durchfließt Tirol, Österreich und das bayer. I. N. R. I., Abk. für Iesus Nazarenus Rex Judaeorum [lat.
Alpenvorland, mündet bei Passau; das Tal des »Jesus von Nazareth, König der Juden«], nach Joh.
Oberlaufs heißt Engadin. 19, 19 Inschrift am Kreuz Christi.
innere Medizn, Fachgebiet der Medizin, befasst sich inschllah [arab. »wenn Allah will«], muslim.
mit der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung Redensart, Ergebung in den Willen Gottes
von Krankheiten der inneren Organe. ausdrückend.
Innere Missin, Einrichtungen freier christl.
Sozialarbeit innerhalb der ev. Kirchen, 1848/49 von
J. H. Wichern gegr., 1976 im Diakon. Werk
aufgegangen.
nnozenz, Päpste:
Innozenz INNI

1) I. III. (1198–1216), * 1160/61, † 1216; mächtigster


Papst im MA., sandte Friedrich II. als Gegenkönig
gegen Otto IV. nach Dtl.; verschärfte die Inquisiti-
on. – 2) I. IV. (1243–54), * um 1195, † 1254; belegte
Kaiser Friedrich II. mit dem Kirchenbann.
nnsbruck, Hptst. von Tirol, Österreich, am Inn,
114 700 Ew.; Hofkirche (1563) mit Bronzestand-
bildern von Peter Vischer am Grabmal Maximili-

Äußerlich unterschiedlich, doch in ihrer Funktion iden-


tisch: Bei den Yolngu, einem Stamm der Aborigines,
werden die Jungen auf den Schultern der Erwachsenen
zu einem jahrhundertealten Initiationsritual getragen.
Dabei werden die Kinder mit feierlichen Reifezeremo-
nien in den Kreis der Männer aufgenommen. Nicht
minder festlich geht es bei Initiationsfeiern in Deutsch-
land zu, beispielsweise in der evangelisch-lutherischen
Kirche, wo die Jugendlichen nach ihrer Konfirmation
zur Gemeinschaft der Gläubigen gehören.
415

inschallah I
I Insekten
416 Inskten, Kerbtiere, Kerfe, Bez. für die Künstlich gewonnenes I. dient zur Behandlung des
formenreichste Klasse der Gliederfüßer, atmen Diabetes; es wirkt blutzuckersenkend und ist an der
durch innere Luftröhrchen (Tracheen). Der Körper normalen Einstellung der Blutzuckerkonzentration
ist in Kopf, Brust und Hinterleib gegliedert. Der Kopf beteiligt.
trägt die Fühler und Mundwerkzeuge, an der Brust Intrsi|en die, in Holz eingelegte (daher auch
sitzen 3 Beinpaare und meist 2 Flügelpaare. Der oft Einlegearbeiten gen.) Verzierungen aus andersfar-
in 11 Abschnitte (Segmente) gegliederte Hinterleib bigem Holz oder aus Bein, Schildpatt, Perlmutt,
hat keine Gliedmaßen. Die Augen sind überwiegend Metall, Schmuckstein u. a.
Facettenaugen, die Fühler tragen die Geruchs- und Integrlrechnung, Verfahren der höheren Mathema-
Tastorgane. Die Entwicklung ist meist eine tik, gestattet die Flächenberechnung krummlinig
Verwandlung (Metamorphose) in Stufen: Larve begrenzter Gebiete. Die Rechenoperation heißt
(Made, Raupe, Engerling) als Fressstufe, Puppe als Integration; formale Umkehrung der Differenzial-
b
Ruhestufe und fertiges I. als Fortpflanzungsstufe.
rechnung. Das bestimmte Integral f ( x ) dx gibt den
Sehr hoch sind die Instinkte entwickelt: Staaten- a
bildung der Honigbienen, Ameisen u. a. Zu den I. Inhalt der Fläche an, die von der x-Achse, den
gehören die flügellosen Ur-I., ferner die Käfer, Ordinaten x = a und x = b und der Kurve y = f (x)
Schmetterlinge, Gerad-, Haut-, Zweiflügler, Termiten, eingeschlossen wird; f (x) bez. man als Integranden,
Schnabelkerfe, Netzflügler, Köcherfliegen, Flöhe, das Intervall [a, b] als Integrationsbereich und x als
Libellen. Viele I. schädigen den Menschen wirt- Integrationsvariable. Wählt man eine variable obere
x
schaftlich. Überträger von Krankheitskeimen sind
Grenze, dann wird durch F ( x ) = f (t ) dt = f ( x ) d x
bes. Stechmücken, Fliegen, Läuse. a
Insktenfresser, Ordnung der Säugetiere, z. B. Igel, das unbestimmte Integral definiert. Eine Funktion F
Spitzmaus; ernähren sich hauptsächl. von Insekten. mit F ′ (x) = f (x) heißt Stammfunktion von f (x).
nseln über dem Wnde, nseln unter dem Wnde, integrrte Schaltung, integrrter Schaltkreis,
2 Inselgruppen, Kleine → Antillen. Abk. IC [von engl. Integrated Circuit], Schaltung von
Inseminatin die,  künstl. Einbringen von Sperma in (über 1 Mio.) extrem miniaturisierten elektron.
die Gebärmutter. Bauelementen (wie Transistoren, Widerstände,
Insolvnz die, Zahlungsunfähigkeit. Seit 1999 regelt Kondensatoren), die untrennbar auf einem Chip
für ganz Dtl. einheitlich die I.-Ordnung das Verfahren untergebracht sind. Nach der Art der Träger und
zur gemeinschaftl. Befriedigung der Gläubiger eines der Herstellungsverfahren unterscheidet man
Schuldners (jurist./natürl. Person, Personengesell- monolith. IC (in Halbleiterblocktechnik hergestellt),
schaft, Vermögensmasse) durch Verwertung des Filmschaltungen (in Dünnschicht- oder Dickschicht-
Schuldnervermögens und Verteilung des Erlöses technik hergestellt) sowie Hybridschaltungen, bei
oder Festlegung eines abweichenden Verfahrens in denen monolith. IC und Filmschaltungen kom-
einem I.-Plan (bes. zum Erhalt eines Unternehmens). biniert werden.
Das I.-Verfahren setzt einen Eröffnungsgrund Intellkt der, Vernunft, Verstand. Intellektualsmus
(Zahlungsunfähigkeit, bei jurist. Personen auch der, Überbetonung des Verstandesmäßigen.
Überschuldung) voraus. Deckt die I.-Masse die Intellignz die, 1) Verständnis, Erkenntnis-, Denk-
Verfahrenskosten nicht, wird der Antrag abgewiesen. fähigkeit, Klugheit. – 2) Schicht der Intellektuellen.
Arbeitnehmer haben Anspruch auf I.-Geld (bei Intellignzquotient, Abk. IQ, urspr. die Bez. für ein
offenen Lohnforderungen für die letzten 3 Monate Verhältnismaß der Intelligenz; er errechnet sich aus
vor Eröffnung/Abweisung des I.-Verfahrens) von der Intelligenzalter (IA )
der Beziehung IQ = · 100.
Arbeitsagentur. – I.-Straftaten: Bankrott, Gläubiger- Lebensalter (LA )
und Schuldnerbegünstigung. Heute wird bei der I.-Berechnung für Erwachsene
Installatin die, 1) Einrichtung von Leitungen und das Abweichungsmaß angewandt; es drückt die
Zubehör für Gas, Wasser, Elektrizität, Heizung u. a. Abweichung eines individuellen Testresultats vom
durch den Installateur. – 2) in der zeitgenöss. Kunst Mittelwert (100) der jeweiligen Altersstufe aus.
die Anordnung von Objekten und Materialien nach INTELSAT [ɪntlˈsæt], Abk. für engl. International
einem bestimmten Konzept des Künstlers. Telecommunications Satellite Consortium, internat.
Instnz die, zuständige Behördenstelle, bes. die Organisation zur Schaffung eines globalen
einzelne Stufe innerhalb des gerichtl. Verfahrens. Kommunikationssatellitennetzes; Sitz: Washington
nsterburg, russ. Tschernjachwsk, Stadt im Gebiet (D. C.), gegr. 1964. 2001 privatisiert und in die
Kaliningrad, Russland, an Inster und Angerapp, zwischenstaatl. Organisation ITSO und das
42 500 Einwohner. privatrechtl. Unternehmen Intelsat Ltd. (mit
Instnkt der, ererbte und arteigentüml. Verhaltens- Hauptsitz in Washington) aufgeteilt.
weisen von Tieren, z. B. Paarungs- oder Brut- interaktves Fernsehen, Abk. I-TV, Fernsehen,
interaktives Fernsehen INTI

instinkt. Heute meist durch den Begriff der Moti- das den Informationsaustausch zw. Zuschauer und
vation ersetzt. Sender ermöglicht. Voraussetzung für das I-TV ist
Instrumentlmusik, nur mit Instrumenten die Kompression und digitale Übertragung von
ausgeführte Musik; Ggs.: Vokalmusik. Daten sowie aufseiten des Zuschauers eine
Instrumntenflug, Flug, der ohne Bodensicht (z. B. sogenannte Set-Top-Box und ein Rückkanal.
bei Nebel) nur unter Verwendung von Instrumenten Angebote sind z. B. → Video-on-Demand,
durchgeführt wird. (→ Landeführungssysteme) interaktive Spiele, elektron. Programmführer und
Insuln das, Hormon der Bauchspeicheldrüse. Teleshopping.
INS
Erfahrungen; Sitz: Wien; 151 (2010) Mitgliedsstaa-
ten. – 2005 wurden die IAEO und ihr Generaldirektor
INT
M. el-Baradei mit dem Friedensnobelpreis aus-
gezeichnet.
Internationale Kontonummer, engl. International
Bank Account Number, Abk. IBAN, aus maximal 34
alphanumer. Zeichen bestehender Code zur
Interssengemeinschaft, Abk. I. G., 1) vertragl. Rationalisierung des grenzüberschreitenden
Zusammenschluss von Personen oder Unternehmen Zahlungsverkehrs zw. europ. Ländern; bestehend aus
zur Wahrung gleichartiger, meist wirtschaftl. Länderkennzeichen, Prüfziffer, Bankleitzahl und nat.
Interessen. – 2) Verbindung rechtl. selbstständig Kontonummer.
bleibender Unternehmen, deren wirtschaftl. Internationle Raumstation, engl. International
Selbstständigkeit gemindert ist; häufig Vorstufe der Space Station, Abk. ISS, Projekt einer permanent
Fusion. – Die I. ist regelmäßig eine Gesellschaft bemannten Raumstation unter Beteiligung der USA,
bürgerl. Rechts. Russlands, der ESA, Japans und Kanadas. Ab Dez.
Interfernz die,  Überlagerung von mehreren
Interferenz INTI 1998 Aufbau der nach Fertigstellung (vorauss. 2010)
Wellen. 2 interferierende Wellen gleicher Wellenlän- rd. 107 m × 80 m großen modularen Station (mit 6
ge, gleicher Amplitude und gleicher Phase verstärken Labors) von rd. 500 t Masse und einem Laborvolumen
sich (I.-Maximum); sind sie jedoch um eine halbe von etwa 1 100 m3. Die ISS ist seit November 2000
Wellenlänge gegeneinander verschoben, so löschen ständig besetzt; erster deutscher Astronaut an Bord
sie einander aus (I.-Minimum): bei Lichtwellen aus der ISS war Thomas Reiter (2006); im Februar 2008
derselben Lichtquelle entsteht Dunkelheit, bei wurde das Raumlabor Columbus angedockt, der
Schallwellen Stille, bei Wasserwellen Ruhe. Beim größte Beitrag der Europäischen Weltraumorganisa-
Fresnel’schen Spiegelversuch wird ein Lichtbündel tion (ESA) an der ISS; für die Inbetriebnahme des
durch 2 schwach gegeneinander geneigte Spiegel S1 Labors mitverantwortlich war der deutsche
und S2 in 2 von E1 und E2 ausgehende Bündel Astronaut Hans Schlegel.
aufgespalten. Sie rufen auf einem Schirm ein System Internationler Bund Freier Gewerkschaften,
von hellen und dunklen I.-Streifen hervor; bei Abk. IBFG, gegr. 1949, Sitz: Brüssel. Am 31. 10. 2006
weißem Licht haben die Streifen farbige Ränder. löste sich der IBFG auf und schloss sich am 1. 11. 2006
Interfern das, von Zellen nach einer Virusinfektion dem neu gegründeten Internationalen Gewerk-
gebildetes Protein, hemmt die Virusbildung; schaftsbund an.
Anwendungsmöglichkeiten von I.-Präparaten bei der Internationler Gerichtshof, Abk. IGH, durch die
Krebstherapie und Viruserkrankungen. Satzung der UNO als Nachfolger des Ständigen
Interkontinentlraketen, zu den strateg. Internat. Gerichtshofs geschaffenes Gericht in Den
Nuklearstreitkräften gehörende landgestützte Haag; Statut vom 26. 6. 1945, Verfahrensordnung
Langstreckenraketen mit Reichweiten von 9000 bis vom 6. 5. 1946; entscheidet in Streitverfahren zw.
13 000 km. souveränen Staaten und Gutachtenverfahren.
nterlaken, Kurort in der Schweiz, im Kt. Bern, 5500
Ew., zw. Brienzer und Thuner See, an der Aare. Internationler Seegerichts-
Internationle die, 1) internat. Vereinigung, bes. die hof, Abk. ISGH, Bez. für ein internat. Gericht, das
der sozialist. Parteien. 1864 wurde in London die auf der Grundlage der Seerechtskonvention von 1982
Erste I. gegr., die 1872 zerfiel. Die Zweite I., gegr. in (in Kraft seit 1994) mit Sitz in Hamburg errichtet
Paris 1889, wurde nach dem Ersten Weltkrieg in wurde. Es besteht aus 21 Richtern und steht den
Hamburg 1923 neu gegr.; bestand bis 1940. Die Dritte Vertragsstaaten der Seerechtskonvention offen.
(Kommunist.) I. spaltete 1919 die Arbeiterparteien
(→ Komintern). 1947 als Kominform neu gegr., 1956 Wer richtet die Piraten?
aufgelöst. L. Trotzki gründete 1938 in Mexiko die 16 Entscheidungen in seerechtlichen Streitfällen hat
Vierte I., die keine Bedeutung erlangte. 1951 wurde in der ISGH in rund 15 Jahren seines Bestehens getroffen.
Frankfurt am Main die Sozialist. I. neu gegr.; Büro Dabei ging es vor allem um Freigabe von Schiffen, die
London. – 2) Kampflied der internat. sozialist. wegen des Vorwurfs illegaler Fischerei festgehalten
Arbeiterbewegung. Text von E. Pottier (frz., 1871), dt. wurden. Für eine kompetente strafrechtliche
Nachdichtung von E. Luckhardt; Melodie von Beteiligung an Verfahren gegen die Piraterie am Horn
P. Degeyter (1888). von Afrika konnte der ISGH bisher nicht eingesetzt
Internationle Arbeitsorganisation, Abk. IAO, werden. Er ist nur für Verfahren zwischen Staaten bzw.
engl. International Labour Organization, Abk. ILO, Staaten und Organisationen zuständig, und nur dann,
Sitz: Genf; für Arbeit und Sozialpolitik zuständige wenn sich die Streitparteien nicht für ein Schieds-
Sonderorganisation der UNO (seit 1946); 183 gericht entscheiden. So muss den in somalischen
Mitglieder (2010). Organe: Internat. Arbeitskon- Gewässern oder auf hoher See aufgegriffenen Piraten
ferenz, Verwaltungsrat und Internat. Arbeitsamt. vor den nationalen Strafgerichten der aufbringenden
Internationle Atmenergie-Organisation, Schiffe oder der betroffenen Reedereien der Prozess
Abk. IAEO, engl. International Atomic Energy Agency, gemacht werden. Eine Erweiterung des ISGH um eine
Abk. IAEA, in New York 1956 von 81 Staaten gegr. Strafkammer gegen Piraterie würde ein langwieriges
Einrichtung zur Förderung der friedl. Nutzung der Abstimmungsverfahren auf UN-Ebene voraussetzen. 417
Kernenergie und zum Austausch wiss.-techn.

Internationaler Seegerichtshof I
I Internationaler Strafgerichtshof
418 Internationler Strafgerichtshof, Abk. IStGH, Lausanne, gegr. am 23. 6. 1894 von P. de Coubertin in
ständiger internat. Gerichtshof (Sitz: Den Haag) zur Paris; Präsident (seit 2001): J. Rogge.
Verfolgung von Völkermord, Verbrechen gegen die
Menschlichkeit, Kriegsverbrechen; das Gründungs- nternet, bezeichnet ein weltweites dezentrales
statut trat 2002 in Kraft. Datennetz für den Austausch digitaler Daten;
Internationler Währungsfonds, Abk. IWF, hervorgegangen aus dem 1969 vom US-Verteidi-
Weltwährungsfonds, autonome Sonderorganisation gungsministerium eingerichteten ARPAnet. Der
der UNO (2010: 186 Mitgl.); am 27. 12. 1945 auf der Zugang einzelner Teilnehmer (User) zum I. erfolgt
Grundlage des Abkommens von Bretton Woods entweder über einen Computer, der bereits an ein
errichtet; Sitz: Washington (D. C.). Ziele: Über- solches Netz angeschlossen ist, oder durch
wachung des internat. Währungssystems, Schaffung Vermittler (Provider), die speziell für die Verbindung
eines multilateralen Zahlungssystems und einzelner Computer mit dem I. eigene Netze
Beseitigung von Beschränkungen im Devisenverkehr, betreiben (Onlinedienste). Eine weitere Möglichkeit
Kreditgewährung zum Zahlungsbilanzausgleich. stellt der Zugang über das Stromnetz dar (»Power-
Internationles Einheitensystem, Abk. SI [von line-Kommunikation«). Bekannte Dienste im I. sind
frz. Système International d'Unités],  weltweit E-Mail, FTP, Newsgroups, Telnet, Chat, Electronic
angewandtes und vielfach auch gesetzlich Commerce und WWW (→ World Wide Web).
vorgeschriebenes (in Dtl. seit 1. 1. 1978) System mit → Sonderbeitrag S. 420ff.
7 Basiseinheiten und 2 ergänzenden Einheiten. Internrung die, Freiheitsentzug zur Sicherung
Internierung INTI

Internationles Olmpisches Komit, Abk. Internationales Olympisches Komitee INTI gegen Gefahren. In Kriegszeiten ist völkerrechtl. die
IOK, engl. International Olympic Committee, Abk. I. von Zivilpersonen, die einem Feindstaat angehö-
IOC, höchste Instanz für die Olymp. Spiele, Sitz: ren, erlaubt, die I. von Angehörigen der Streitmacht

2009
Zugang zum Internet 87 Island
2008
Haushalte, die Zugang zum Internet haben, nach 79 Schweden
Art der Verbindung (in % der Haushalte)
2007 78 Norwegen
77 Niederlande
2006 76 Dänemark
74 Finnland
2005 71 Luxemburg
Großbritannien
69 und Nordirland
Haushalte mit Breitbandzugang
Breitband

65 Deutschland
63 Belgien
63 Malta
62 Estland
58 Österreich
57 Frankreich
56 EU (27 Länder)
56 Slowenien
54 Irland
51 Spanien
51 Ungarn
51 Polen
50 Lettland
50 Litauen
49 Tschechische Republik
47 Zypern
46 Portugal
42 Slowakische Republik
39 Italien
39 Kroatien
34 Mazedonien
33 Griechenland
Zugang über Modem/ISDN

26 Bulgarien
Modem

24 Rumänien
INT
eines kriegführenden Staats, die auf neutrales Gebiet
übertreten, vorgeschrieben.
Neigung auf gleichgeschlechtl. Partner (Homosexua-
lität). – 5) Meteorologie: Zu- statt Abnahme der
ION
nterpol die, 1923 gegr. Internat. Kriminalpolizeil.
Interpol INTI Luftwärme mit der Höhe.
Organisation, Sitz: Lyon. Invrtzucker,  Gemisch aus gleichen Anteilen
Interpolatin die, 1) Einschaltung von Wörtern oder
Interpolation INTI Trauben- und Fruchtzucker; Bestandteil des Honigs.
auch Sätzen in den urspr. Wortlaut einer Schrift. – Investitin die, langfristige Anlage von Geldkapital in
2)  Bestimmung von Zwischenwerten einer Sachvermögen. Der Anteil der Brutto-I. (Gesamt-I.
Funktion aufgrund einer Reihe bekannter Zahlen- einer Periode) am Bruttoinlandsprodukt wird als
werte dieser Funktion. I.-Quote bezeichnet.
Interrgnum das, in Wahlmonarchien Bez. für die Investitrstreit, Streit zw. den dt. Kaisern und den
Investiturstreit INVI

Zeit zw. dem Tod, der Absetzung oder Abdankung Päpsten im 11./12. Jh. um die Einsetzung der
eines Herrschers und der Einsetzung des neuen Bischöfe. Das Wormser Konkordat von 1122 zw.
Herrschers; bes. in Dtl. die Zeit vom Tod Konrads IV. Kaiser Heinrich V. und Papst Calixtus II. legte den
(1254) bis zur Wahl Rudolfs I. (1273). I. bei und bestimmte: In Dtl. erfolgt zuerst die
Interventin die, 1) Prozessrecht: Eintreten in einen Belehnung mit weltl. Besitz durch den Kaiser, dann
anhängigen Prozess als Haupt- oder Nebenpar- die geistl. Weihe.
tei. – 2) diplomat. oder gewaltsames Eingreifen eines Investvlohn,  Entlohnungsform, die zur Eigen-
Staats in Verhältnisse eines anderen, nur zulässig auf tumsbildung der Arbeitnehmer beitragen soll; ein
Ersuchen des Staats oder aufgrund Vertrags. Teil der Lohnerhöhungen wird nicht bar ausgezahlt,
Interzellulr|räume, Lücken zw. den Zellen pflanzl. sondern investiert.
Gewebe, meist von Luft erfüllt; zur Durchlüftung der Invstmentfonds, von einer Kapitalanlagegesell- ds INVI

Gewebe. schaft (auch Investmentgesellschaft) verwaltetes


Intifda die, Aufstandsbewegung palästinens. Araber Sondervermögen, das aus dem gegen Ausgabe von
gegen die israel. Besatzungsmacht im Westjordan- Anteilscheinen (Investmentzertifikate) eingelegten
land und im Gazastreifen; Ziel: Errichtung eines Geld der Anleger gebildet und in Wertpapieren,
Palästinenserstaates. Die erste I. (1987–94) führte Immobilien u. a. Vermögenswerten angelegt wird.
zur palästinens. Selbstverwaltung, die zweite In-vtro-Fertilisation, Abk. IVF, extrakorporle
bzw. – nach dem Ausgangsort – Al-Aksa-I. (ab Herbst Befruchtung, die außerhalb des Körpers in einer
2000) zur erneuten Eskalation im → Nahostkonflikt. Nährlösung stattfindende Befruchtung der
Intoxikatin die, → Vergiftung. menschlichen Eizelle. Etwa 48 bis 72 Stunden
ntranet das, unternehmensinternes Informations- nach der Befruchtung werden 3 bis 4 Embryonen
und Kommunikationsnetz. I. können mit dem (4- bis 8-Zellen-Stadium) in die Gebärmutterhöhle
globalen → Internet verknüpft werden. eingebracht und die Einnistung durch Hormongaben
Intra|uternpessar,  Spirle, Kunststoffkörper Intra|uterinpessar INTI unterstützt.
unterschiedl. Form und Größe, vom Arzt in die nzell, Gemeinde in Oberbayern, 4100 Ew.; Kunsteis-
Gebärmutter eingelegt, dient der Empfängnisver- stadion (Bundesleistungszentrum); Gletschergarten.
hütung. Inzst der, früher Blutschande, sexuelle Beziehungen
Intubatin die,  Einführen einer Röhre (Spezialtubus) zw. engen Verwandten (z. B. Eltern – Kinder,
von Mund oder Nase aus in den Kehlkopf oder die Geschwister untereinander); nach § 173 StGB
Luftröhre; bei Erstickungsgefahr, zur Beatmung bei geahndet.
Narkose. Inzucht, die Fortpflanzung unter nahen Blutsver-
Inzucht INZI

Intuitin die, plötzl. Eingebung, ahnendes Erkennen wandten bei Mensch, Tier und Pflanze. Nahezu alle
neuer Gedankeninhalte, bes. auf künstler. Gebiet. Kulturrassen der Tiere und Pflanzen sind durch
Intuitionsmus der, philosoph. Lehre, nach der Intuitionismus INTI zielbewusste I. entstanden. Bei Pflanzen ist
bestimmte Erkenntnisse (z. B. Platons »Ideen«) nur Selbstbestäubung häufig. Bei gesunden Tieren ist
durch Intuition, nicht aber durch diskursives Denken I. erfolgreich; I.-Schäden ergeben sich bes. bei der
erreichbar sind. Zucht kranker, minderwertiger Tiere. Beim
nuit, Polarvolk (rd. 75 000) in Kanada und Grönland, Menschen erweist sich I. als nachteilig, weil sie das
einige wenige auch in Alaska; gehören zur Gruppe Auftreten sonst verdeckt bleibender Erbkrankheiten
der → Eskimo. begünstigt.
Inventr das, 1) Bestand, Bestandsverzeichnis. – 2) das IOC, IOK, → Internationales Olympisches Komitee.
am Schluss eines Geschäftsjahrs aufgestellte
wertmäßige Verzeichnis der Vermögensgegenstände In,   bezeichnet ein Atom oder eine Atomgrup-
und Schulden eines Unternehmens. – 3) Verzeichnis pe, die durch Verlust eigener oder Anlagerung
von Gegenständen eines Sondervermögens (z. B. des fremder Elektronen positiv (Kation) oder negativ
Nachlasses). (Anion) geladen sind. I. sind die kleinsten chem.
Inversin die, 1)  Änderung der regelmäßigen
Inversion INVI Bestandteile heteropolar gebundener Stoffe (z. B.
Wortfolge, z. B. »groß sind die Werke des Kochsalz) und gehen auch als solche in Lösung
Herrn«. – 2)  Umkehrung des Drehsinns einer opt. (→ Elektrolyse). Gasatome bilden I., z. B. durch
aktiven Verbindung, z. B. Zuckerarten. – 3)  Um- Erhitzen auf hohe Temperaturen, Bestrahlung mit
stellung von zwei Elementen einer Kombination, z. B. energiereichem Licht (UV-, Röntgenstrahlung) oder
ab und ba. Inverse Funktion, umgekehrte Funktion, durch Stoß schneller Teilchen (Alphateilchen,
z. B. y = 3 x , x = y 3. – 4)  die Umstülpung eines Elektronen). Technisch wird die Gasionisation z. B. in 419
Organs; sexuelle I., die Wendung der sexuellen Gasentladungslampen ausgenutzt.
Seite 424
Ion I
Internet
420

und
Web 2.0: unverzichtbare Infrastruktur, unbeherrsch-
barer Moloch oder überbordendes Füllhorn?
Die massenhafte Verbreitung von Breitband-Internetzugängen in den Industrieländern und selbst in
vielen Schwellen- und Entwicklungsländern setzt die Einstiegshürden ins Internet und die sozialen
Netze niedrig an. Das Internet ist zudem mobil geworden. Spätestens mit Apples Smartphone iPhone,
dem E-Mail- und Online-Handy Blackberry oder Googles Android-Plattform für Internet-Handys ist
das Web 2.0 überall. Man kann diese Entwicklung positiv betrachten: Das Internet, das Web 2.0 im
Besonderen, bieten ungeahnte kreative Möglichkeiten, stellen eine Art moderner Agora dar, auf der
alle Bürger sich zu jedem Thema informieren und mitentscheiden können. Eine andere Sicht: Es ist
eine perfide Datenfalle für unbedarfte Jugendliche, Tummelplatz für alle Arten von Kriminellen und
hat nur sinnloses Getratsche zu bieten. Oder: Es revolutioniert unseren Umgang mit den Medien, mit
Informationen, mit der Politik insgesamt. Dagegen steht: Es banalisiert jede Regung, bedeutet das
Ende der Medien als eines Grundpfeilers unserer Demokratie. Die Meinungen über das Netz sind so
vielfältig wie die Menschen, die es begeistert bevölkern oder ablehnend einen großen Bogen darum
machen. Eine grundlegende Veränderung jedenfalls hat mit dem Web 2.0 im Internet stattgefunden,
die wichtige Bereiche bereits erfasst und sich immer weiter ausdehnt. Die Zeit löst den Raum als
Ordnungsfaktor des Netzes ab. An die Stelle von mehr oder weniger statischen Webseiten, die in ei-
nem geordneten Raum, vergleichbar der analogen Welt, Informationen und Dienste feilbieten, treten
locker geknüpfte Beziehungen im Netz, Timelines, Statusmeldungen. Sie schaffen einen beständig
sich erneuernden, sich nie wiederholenden Fluss, der Informationen, Wissensschnipsel, Artikel, En-
zyklopädien, Äußerungen, Angebote, Bilder, Videos, Gerüchte, Fakten, Lügen, Wahrheiten am Nutzer
vorbeiströmen lässt − und in dem der einzelne Nutzer schwimmt, den er mit seinen Äußerungen und
Daten weiter anschwellen lässt.

Alles − zu jeder Zeit, an jedem Ort


Dieser Grad der (technischen) Vernetzung und die alles Wissen, jeder Info-Schnipsel, jede Äußerung an-
Geschwindigkeit, mit der Informationen über wich- derer Nutzer in Echtzeit zur Verfügung. Wo immer
tige wie belanglose Ereignisse und über jeden User man sich auch befindet, haben die Betreiber und
den einzelnen Internet-Nutzer erreichen, über- Anbieter der allumfassenden Vernetzung bereits für
fordern viele Anwender − das Wort vom Kontroll- Zugang und für Zugangsgeräte gesorgt. Das Verspre-
verlust nicht nur über die Privatsphäre, sondern chen der grenzenlosen mobilen Internet-Freiheit
gar über das eigene Denken macht die Runde. Blogs führte zuletzt zu einem Boom bei Smartphones, den
und Online-Foren machen jeden zum Publizisten, Handy-Alleskönnern, die jederzeit Zugang zum Web
stellen die Rolle der klassischen Medien infrage. und zu den eigenen Daten bieten; gleichzeitig aber
Social Networks wie Facebook, StudiVZ oder der setzen immer mehr Anbieter darauf, diese mobile
Kurznachrichten-Dienst Twitter vereinen Bekannte Freiheit durch Apps zu kanalisieren und zu moneta-
und Unbekannte, führen bei vielen Anwendern risieren − wobei das Modell mit neuen Zugangsgerä-
zu einer Art halböffentlichem Leben, in dem sie ten wie dem iPad oder den E-Book-Readern auf das
derzeit allzu oft nicht mehr wissen, was von ihrem Netz allgemein ausgedehnt werden soll.
Leben überhaupt noch privat und was öffentlich ist.
Dabei steht den Nutzern nahezu jede Information,
Nachrichtenmedium oder
Plattform für Gebrabbel?

Die divergierenden und widersprüchlichen


Wundertüte Internet Einschätzungen zeigen vor allem eines: In der
öffentlichen Wahrnehmung werden die Bedeutung
des Web 2.0 und der Social Networks gleichzeitig
Der Nutzer bewegt sich in diesem für ihn nicht überschätzt und unterschätzt. Als Nachrichten-
mehr überschaubaren Strom aus Informationen, in medium ist beispielsweise Twitter sowohl schnelle
dem seine eigenen Daten im Nebel verschwinden: Erstinformation als auch Gerüchteküche und
Für den Anwender ist das Netz, in dem Anwendun- Verweismaschine auf etablierte Medien − die
gen, Daten, Dienste zentral für die User in Echtzeit Vertiefung einer »Breaking News«, die wie etwa
zur Verfügung gestellt werden, eine undurchsichti- bei dem im Hudson notgewasserten Passagier-
ge Nebelwand, hinter der die eigene Persönlichkeit jet manches Mal zuerst ein Twitterer der Welt
von Verkäufern durchforstet und analysiert wird. mitteilte, gelingt auch im Micro-Bloggingdienst
Selbst wer vorsichtig mit seinen persönlichen vor allem über Verweise auf klassische Medien
Daten umgeht, hat keine Entscheidungsmöglich- mit ihren ausrecherchierten Geschichten.
keit darüber, was durch Vernetzung der von ihm
hinterlassenen Spuren über ihn herauszubekom- Die Prominenz versucht mittlerweile, der Yellow
men ist: Er erfährt es schlicht nicht, bzw. er erfährt Press die Deutungshoheit zu entreißen: Wer über
im Zweifelsfall nur das Ergebnis. Twitter selbst der ganzen interessierten Welt
mitteilen kann, was er gerne von sich preisgeben
Gleichzeitig aber begegnet das Echtzeit-Netz dem möchte, braucht nicht mehr auf die Vermittlung
User als Wundertüte, die alles möglich macht. Seri- durch die Promi-Presse zu bauen beziehungs-
öse Information, Unterhaltung, ein bisschen Spaß, weise ihren Gerüchten mit Anwälten hinterher-
Recherche für den nächsten Arztbesuch, Freunde zuhecheln. Der Opposition im Iran, die nach den
treffen und finden, eigene Ideen und Gedanken Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 auf die Straße
selbst publizieren, das beste Restaurant in der ging, boten Twitter und YouTube eine bis dahin
Umgebung für das Essen mit den Schwiegereltern nicht erahnte Chance, ihre Sicht der Vorgänge
heraussuchen, an politischen Ereignissen parti- am Regime vorbei der Welt mitzuteilen. Dem
zipieren, Einfluss nehmen, konsumieren − alles weißrussischen Regime diente der Versuch der
kein Problem, alles hier und jetzt und sofort und Opposition, sich über Blogs und Twitter zu organi-
jederzeit und gleichzeitig und für alle. sieren, dagegen als willkommene Gelegenheit zur
Überwachung und zur Planung von Verhaftungen.
Ungeahnte Möglichkeiten. Besonders der Teil
des Netzes, der mit dem Begriff Social Networks So ist das Web 2.0 nicht an sich gut oder an sich
umschrieben wird und unter anderem Blogs, schlecht. Es ist zu einem großen Teil Nachrichten-
Micro-Blogs wie Twitter und Freundes-Netzwerke und Informationsmedium, in dem sich alles findet,
wie Facebook oder StudiVZ umfasst, kommt oft ins von den abstrusesten Verschwörungstheorien
Gerede. So macht beispielsweise Twitter, das jedem über Bürgerjournalismus bis hin zu den großen
die Möglichkeit bietet, in 140 Zeichen seine Ansich- Themen aus den etablierten Medien. Und der Rest?
ten und Unternehmungen der Welt mitzuteilen, Ist, wie beispielsweise der Name Twitter schon
immer wieder Schlagzeilen: als Kommunikations- sagt, Gezwitscher, oder, weniger höflich formuliert,
und Informationsmedium von Oppositionellen in Gebrabbel. Das kann Spaß machen, nerven, den
der ganzen Welt, als schneller Nachrichtenkanal für eigenen Horizont erweitern, zu neuen Einsich-
Bürgerreporter und als Freizeitvergnügen gelang- ten führen, einen völligkalt lassen, Menschen 421
weilter Kids, die realiter nichts zu sagen haben. einander näherbringen, Befremden auslösen.
422

Handelsware, Rassentrennung
Währung, Diebesgut à la Internet

Die große Freiheit des Web 2.0 ist aber allzu oft Das Web 2.0 ist zudem keineswegs automatisch der
auch die große Freiheit der Betreiber, mit den große Egalisierer, das globale virtuelle Dorf, in dem
Daten der Anwender Schindluder zu treiben. Sie alle gleich sind und Herkunft sowie Schichtzugehö-
bedeutet auch die große Freiheit für Kriminelle, im rigkeit keine Rolle mehr spielen. Die digitale Kluft,
Internet und mit den technischen Möglichkeiten die Gesellschaften in Online-Haves vs. Online-Have-
und sozialen Plattformen des Web 2.0 ihre finsteren nots und in (meist junge) »Digital Natives« vs. (oft
Absichten zu verfolgen. User-Daten sind Gold wert: ältere) Offliner teilt, spaltet auch die Online-Welt
Personalisierte Werbung, gezielte Verkaufsangebo- selbst. Beispielsweise wird in den USA das Social
te und Profiling der Anwender für das Marketing Network MySpace mittlerweile als virtuelle Heimat
scheinen in vielen Fällen der einzige Weg zur Refi- der schwarzen Unterschicht betrachtet, die pas-
nanzierung auch seriöser Angebote. Oft wissen die send zur Hip-Hop-Kultur auch online ganz eigene
User nicht einmal, welche Informationen Anbieter Styles entwickelt. Facebook wiederum gilt als der
sammeln und wie sie verwendet werden. Online-Tummelplatz für die Kinder der weißen
Mittel- und Oberschicht von Ost- und Westküste.
User-Daten sind sowohl Handelsware als auch
Währung im Web 2.0 − die User zahlen mit ihren Auch online bewegt man sich in den eigenen
Daten für die kostenlose Bereitstellung der Social Kreisen, kleinere Ausflüge in fremde Welten nicht
Networks, die Anbieter verkaufen die Daten an ausgeschlossen. Dass diese Ausflüge allerdings
interessierte Werbetreibende. Und User-Daten sind so einfach wie noch nie sind, demonstriert die
begehrtes Diebesgut − von der verifizierten Mail- ungeahnten Möglichkeiten des Web 2.0, Grenzen
adresse, die der Spam-Versender sich etwas kosten aufzuheben und Barrieren zu sprengen: Globalisie-
lässt, bis zum Bank-Account, die dem Anwender rung at its best und at its worst. Jedes neue Medium
durch Phishing geklaut wird, ist ihre Abschöpfung entwickelt neue Anforderungen an die Kompetenz
das erste Ziel vieler krimineller Attacken. derer, die es nutzen wollen. Jedes neue Medium
erfordert einen Lernprozess, der zum richtigen Um-
Hier wird auch in Zukunft sowohl verstärkter gang mit ihm führen kann − wobei der Umgang mit
Schutz der Anwender als auch staatliche Regulie- den existierenden Medien meist keine Leitschnur
rung im Rahmen des Datenschutzrechts erforder- sein kann.
lich sein. Datenschutz funktioniert nur bei einem
Bürger, der weiß, wer was mit welchen Daten
anstellen möchte. Und er fordert Schutz, Schutz vor
Abzockereien, die geschickt mit den neuen tech-
nischen Möglichkeiten gutgläubige Nutzer in die
Irre führen. Das Netz allerdings ist keineswegs der
»rechtsfreie Raum«, der von manchen Politikern
gerne postuliert wird, wenn die Forderung nach
schärferen Gesetzen im Raum steht. Die Globalisie-
rung, die sich im Netz für jeden Anwender materiell
zeigt, fordert aber nicht nur ein Umdenken und die
Entwicklung neuer Fähigkeiten bei den Nutzern −
sie postuliert auch eine Globalisierung der Rechts-
mittel, eine Internationalisierung der Strafverfolger,
um den Kriminellen auch in den Zeiten des Web 2.0
das Handwerk legen zu können.
Das Web als Evolutions-
beschleuniger

Das Web 2.0 und die Social Networks stehen noch und der Beziehungen unserer Umgebung. Unser
am Anfang dieser Entwicklung: Wie so oft ist die Denken fängt selbst an, sich an globalen Dimensi-
Technik weiter fortgeschritten als die Fähigkeit onen zu orientieren und neue Verknüpfungen zu
der Menschen, mit ihr umzugehen. Die Technik bilden. Wir sind das Netz, mit allen seinen Mög-
steht und ist stabil. Was noch instabil ist und jede lichkeiten und Gefahren − auch wenn es uns heute
Nuance zwischen vollständiger Ablehnung und noch als Fremdkörper gegenübertreten mag.
kritikloser Begeisterung annimmt, ist die Fähigkeit
der Anwender, die Technik nutzbringend einzuset- So werden in wenigen Jahren die gegenwärtigen
zen. Das Web 2.0 und die Social Networks sind viel Diskussionen über das Web 2.0 vergessen sein, es
mehr als ein Medien-Hype, viel weniger als eine wird sich uns nicht mehr als fremde technische
neue industrielle Revolution. Zuallererst sind Web Einrichtung präsentieren. Das Netz wird eine
2.0 und Social Networks ein Kommunikations- und unverzichtbare Ressource sein, das uns als eine Art
Informationswerkzeug, für dessen sinnvollen Ein- Wolke, ein technischer Äther umgibt und das wir
satz man Regeln für die Betreiber- und Nutzerkom- so selbstverständlich nutzen wie den Strom aus der
petenz benötigt. Steckdose oder das Wasser aus dem Hahn. Wie um
jede unverzichtbare Ressource wird es auch um
Doch bereits jetzt hat das Internet unser Denken das Netz Verteilungs- und Revierkämpfe geben −
verändert. Wir haben uns daran gewöhnt, dass das zwischen Nutzern und Anbietern, zwischen reichen
Internet zu einer entscheidenden Ressource der und armen Ländern, zwischen Kriminellen und
Industriegesellschaften wurde, das vermeintlich Strafverfolgern. Das wird uns aber nicht mehr als
das gesamte Weltwissen bereitstellt. Viele von uns etwas Besonderes erscheinen, sondern als Teil des
sehen es auch als unverzichtbare Hilfsquelle für das alltäglichen Lebens, ein Teil, mit dem wir unseren
private Leben. Und wenn wir uns nicht selbst wie Alltag und unsere Arbeit organisieren, uns einmi-
selbstverständlich darin bewegen, so wissen wir schen in Gesellschaft und Politik, und dessen Fallen
doch, dass der globalisierte Gedanken-, Informa- wir uns bewusst sind − auch wenn wir sie nicht
tions- und Geldaustausch im Netz funktioniert. Er immer umgehen können.
sprengt die engen Grenzen unseres eigenen Gehirns

Jürgen Kuri
Der Autor ist seit 1996 Redakteur für die Computer-
zeitschrift c’t. Seit 2001 ist er stellvertretender
c’t-Chefredakteur und verantwortlicher Redakteur
von heise online, Deutschlands meistgelesenem 423
Newssticker mit IT-Nachrichten.
I Ionenaustauscher
424 Wundermoleküle oder Werbegag? F2-Schicht in 250–400 km Höhe. Durch Reflexion der
Eigentlich sind sie nur elektrisch geladene Atome Radiowellen, bes. der Kurzwellen, an den versch.
oder Moleküle: Ionen werden in der Physik u. a. in I.-Schichten werden Verbindungen über beliebige
Teilchenbeschleunigern und der Atomphysik Entfernungen auf der Erde möglich. Fast alle
eingesetzt. Auch in der Medizin ist der Einsatz von Schichten bestehen nur tagsüber. Von der Sonne
Ionenstrahlen zur Bekämpfung von Krebstumoren ausgeschleuderte Teilchenströme verursachen
unstrittig und gilt, etwa am Heidelberger Ionenstrahl- I.-Stürme (Polarlichter, magnet. Stürme).
Therapiezentrum (HIT), als zukunftsweisend. Iowa [ˈaɪəwə], Abk. Ia., Staat im Mittelwesten der USA,
Umstritten ist dagegen, ob Ionen in Alltagsgeräten wie zw. Mississippi und Missouri, 145 754 km 2, 2,93 Mio.
einem Haartrockner eine deutlich messbare Wirkung Ew.; Hptst. Des Moines. Landwirtschaft (Mais, Hafer,
entfalten. Beim Ionenföhn soll durch Zugabe negativ Sojabohnen); Viehzucht; größtes Aluminiumwalz-
geladener Moleküle an den Luftstrom erreicht werden, werk der USA; Landmaschinenbau und Nahrungs-
dass die Haare schneller trocknen, sich weniger mittelindustrie.
elektrostatisch aufladen und mehr Volumen, Glanz IPCC [aɪpiːsiːˈsiː], Abk. für Intergovernmental Panel on
und Weichheit erhalten. Climate Change, »regierungsübergreifender
Ausschuss zu Klimaänderungen«], Weltklmarat,
UN-Gremium, das Statusberichte und Empfehlungen
Inen|austauscher,  anorgan. oder organ. Stoffe, zum globalen Klimawandel erarbeitet (2007 Vierter
die eigene Ionen gegen andere austauschen können, Sachstandsbericht). Für seinen Einsatz zur
ohne ihre Beständigkeit zu ändern. weltweiten Mobilisierung gegen den Klimawandel
Ionesco [jɔnɛsˈko], Eugène, frz. Dramatiker rumän. wurde das IPCC 2007 gemeinsam mit A. Gore mit
Herkunft, * 1909, † 1994; Hauptvertreter des dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
absurden Theaters: »Die Stühle« (1954), »Die Iphigni|e, griech. Sage: Tochter des Agamemnon und
Nashörner« (1959), »Der König stirbt« (1963). der Klytämnestra, wurde vor Ausfahrt der griech.
Ini|er, einer der 3 griech. Hauptstämme, besiedelte Flotte nach Troja in Aulis zum Versöhnungsopfer für
nach der Dorischen Wanderung Attika, Euböa, die Artemis bestimmt, doch von der Göttin gerettet und
Kykladen und die mittlere W-Küste von Kleinasien. zur Priesterin in Tauris gemacht. Dort rettete sie
Ionien hieß die Küste Kleinasiens zw. Hermos und ihren Bruder Orestes, der als Landfremder geopfert
Mäander mit Chios und Samos. werden sollte, und floh mit ihm nach Attika. Dramen
Inische Inseln, Inseln vor der W-Küste Griechen- u. a. von Euripides, Goethe; Oper von C. W. Gluck.
lands im Ion. Meer: Korfu, Paxos, Leukas, Ithaka, Ipswich [ˈɪpswɪtʃ], Hafenstadt in SO-England, 117 000
Kephallenia, Zakynthos; gebirgig, ertragreich (Wein, Ew.; Industrie.
Korinthen, Oliven); kamen 1864 an Griechenland. IRA, Abk. für engl. Irish Republican Army [ˈaɪrɪʃ
Inisches Mr, Meer zw. Griechenland und rɪˈpʌblɪkən ˈɑːmɪ], dt. risch-Republiknische Arm,
Unteritalien. gegr. 1919, kämpfte 1919–21 für die Unabhängigkeit
Ionosphre, eine Folge hoch gelegener Schichten der Irlands von Großbritannien, seitdem gegen die brit.
Atmosphäre, in denen die Moleküle durch die kosm. Herrschaft in Nordirland; entwickelte sich dort ab
Strahlung und UV-Strahlung der Sonne stark 1969 zu einer kath. Terrororganisation; begann 2001
ionisiert sind. Man unterscheidet D-Schicht in 60– 85, mit der Zerstörung ihres Waffenarsenals, erklärte
E-Schicht in 100–140, F1-Schicht in 180–200, 2005 die Einstellung ihres »bewaffneten Kampfes«.
ION
Irk, Rep. in Vorderasien, 438 317 km 2, 30,7 Mio. Ew.;
Hptst.: Bagdad. Amtssprachen: Arabisch und
blutige Auseinandersetzungen zw. Schiiten und
Sunniten; in der Folge massive Aufstockung der
IRA
Kurdisch. amerikan. Truppen; 2010 erneut Parlamentswahlen;
Verfassung. Nach der Besetzung I.s durch amerikan.- im selben Jahr Beginn der Reduzierung der Zahl der
brit. Truppen (2003) lag die Macht zunächst bei einer amerikan. Soldaten. – Präs. (seit 2005): Jalal
Übergangsverw. der Militärallianz, die diese 2004 Talabani; Min.-Präs. (seit 2006): Nuri al-Maliki.
auf eine irak. Übergangsreg. übertrug. Staatsober-
haupt wurde am 6. 4. 2005 der vom (Übergangs-) Irn, früher Prsi|en, Islam. Rep. I., in Vorderasien,
Parlament gewählte Staatspräs. Auf der Basis der am 1 648 195 km 2, 74,2 Mio. Ew. Hptst.: Teheran.
15. 10. 2005 per Referendum gebilligten Verf., die den Amtssprache: Persisch (Farsi).
I. als föderative, parlamentar.-demokrat. Rep. Verfassung. Nach der Verf. von 1979 (1989 geändert) ist
definiert, fanden 2005 und 2010 Parlamentswahlen I. eine islam. Rep. mit Präsidialsystem. Nominell
statt. Exekutivorgan ist die Reg. unter Vorsitz des höchste Instanz ist der »Führer« der islam. Revolution
Min.-Präs. und Stellv. des Imam. Staatsoberhaupt und Reg.-Chef
Landesnatur. I. erstreckt sich vom Taurus und ist der Präs. (auf 4 Jahre direkt gewählt); Einkammer-
Zagrosgebirge bis zum Pers. Golf und umfasst den parlament; Ges. bedürfen der Zustimmung des
Großteil von Mesopotamien; im N Gebirge (Anbau in Wächterrates. – Verw.-Gliederung: 30 Prov.
Tälern), im W Wüste. Kontinentales Klima: Sommer Landesnatur. I. erstreckt sich vom Armen. Hochland
trockenheiß, Winter häufig kalt, Winterregen. und dem O-Rand Mesopotamiens zw. Kasp. Meer
Bevölkerung. In sprachl., religiöser und sozialer und Pers. Golf über den größten Teil des Iran.
Hinsicht sehr uneinheitl.; rd. 80 % Araber, über 15 % Hochlands; an den Rändern gebirgig (Elburs 5671 m,
Kurden (im NO) u. a.; Religion: rd. 95 % Muslime, Zagrosgebirge über 4500 m); im Innern abflusslos,
mehrheitl. (über 60 %) Schiiten, v. a. im S, im N mit Wüsten, Seen, Sümpfen. Klima: binnenländisch,
Sunniten. trocken; am Kasp. Meer fruchtbarer Küstenstrich.
Wirtschaft. Infolge der Zerstörungen während der drei Bevölkerung. Über 51 % Perser, daneben Kurden,
Golfkriege ist die Wirtschaft desolat. Weltweit hat I. Aserbaidschaner, Turkmenen, Araber, Belutschen,
die drittgrößten bekannten Erdölreserven; beträchtl. Armenier. Staatsreligion: schiit. Islam. Als religiöse
Erdgasvorkommen. Langsame Steigerung der während Minderheiten anerkannt: Christen, Juden, Parsen.
der UN-Sanktionen (1990–2003) gedrosselten Wirtschaft. Mehr als 50 % I.s sind Ödland. Anbau (z. T.
Erdölförderung; Raffinerien. Im bewässerten mit künstl. Bewässerung): Weizen, Gerste, Reis, Frauen blicken
Stromtiefland Feldbau, in den Steppen Wandervieh- Datteln, Zuckerrüben, Baumwolle; Viehzucht in vom Gipfel des
zucht. Eisenbahnhauptlinie: Basra–Bagdad–Mosul; Steppengebieten. Im SW reiche Erdölförderung Tochal im El-
wichtigster Seehafen: Umm Kasr, internat.  bei (Erdölvorkommen werden auf 8 % der Weltreserven burs-Gebirge
Bagdad und Basra. geschätzt). Nach dem Krieg mit Irak (1980–88) wurde auf die 8-Millio-
Geschichte. Im 7. Jh. eroberten die Araber dieses I. wieder das viertwichtigste Förderland der Erde. nen-Stadt Tehe-
Gebiet; 750–1258 Kernland des Abbasidenreichs Alle Erdöl- und Erdgasfelder (zweitgrößtes ran. Trotz der
(Zentrum Bagdad seit 762), war es 1638–1918 Teil des Erdgasvorkommen der Welt) sind heute staatlich. streng patriar-
Osman. Reichs und 1920–30 brit. Mandatsgebiet Vorkommen von Kohle, Eisen, NE-Metallen, Salz.
chalischen Aus-
(seit 1921 Kgr.). 1932 erhielt I. die volle Unabhängig- Textilind. (Teppichknüpferei); Nahrungsmittel-,
richtung der is-
keit, blieb aber Großbritanniens Verbündeter. 1945 Baustoff-, chemische, Metall- u. a. Ind.; Erdölraf-
war I. Mitgründer der Arab. Liga, 1955 des Bagdad- finerien (Abadan), Ausfuhr: Erdöl, petrochem. lamischen
pakts (1959 Austritt); 1958 Arab. Föderation mit Produkte, Teppiche, Früchte, Häute u. a. Haupt- Republik sind
Jordanien, am 14. 7. 1958 Sturz der Monarchie durch handelspartner: China, Dtl., Japan, Türkei. heute mehr
eine nationalist. Revolution. 1963, erneut 1968 Haupthäfen: Bender Abbas, Buschehr, Bender Frauen am ge-
Machtergreifung durch die Baath-Partei, an deren Khomeini, Khorramshar und Abadan. Erdölleitun- sellschaftlichen
Spitze 1979 Saddam Husain seine Diktatur gen nach Abadan und zu den Häfen am Pers. Golf, Leben Irans be-
errichtete. Krieg mit Iran 1980–88 (1. Golfkrieg); die v. a. zur Insel Charg; internat.  Teheran, Bender teiligt als noch
Besetzung von Kuwait (1990) zog den 2. Golfkrieg Abbas und Schiras. zu Zeiten des
nach sich, 1991 Niederlage I.s gegen eine von den Schahs. Das
USA geführte internat. Streitmacht, gefolgt liegt an wirt-
u. a. von Aufständen der Kurden und der
schaftlichen
Schiiten; nach Spannungen bes. mit den
Zwängen, die
USA v. a. um die UN-Abrüstungsinspektio-
nen (1998–2002 unterbrochen) 2003 Sturz Doppelverdiener
des Regimes von Saddam Husain durch nötig machen,
eine amerikan.-brit. Militärintervention, aber auch am
Besetzung des Landes; bei den Selbstbewusst-
Parlamentswahlen 2005 Wahlsiege der sein der irani-
schiit. »Vereinigten Irak. Allianz«; schen Frauen.
weiterhin massive Aufstandsbewegun-
gen, zahlreiche Terroranschläge, 2006

425

Iran I
I Irawadi
426 Geschichte. Kyros II. begründete die Vormacht- 1921 unternahm Resa einen Staatsstreich und ließ
stellung der Perser im Vorderen Orient. Sein Sohn sich 1925 zum Schah ausrufen. 1941 besetzten
Kambyses II. eroberte 525 v. Chr. Ägypten. Dareios' I. britische und sowjet. Truppen das Land, und der
(521–485 v. Chr.) Niederlage bei Marathon (490 v. Chr.) Schah musste zurücktreten. Ihm folgte sein Sohn
verhinderte ein weiteres Vordringen der Perser nach Mohammed Resa. 1978 kam es zu Unruhen, die sich
Die Iris- W. Seine Nachfolger Xerxes I. und Artaxerxes steigerten und den Schah 1979 zum Verlassen des
erkennung gilt verloren in den Perserkriegen die griech. Gebiete. Landes zwangen.
als eines der Unter Dareios III. wurde das Reich von Alexander Der Schiitenführer (Ajatollah) R. Khomeini
genauesten d. Gr. (331 v. Chr.) vernichtet. Alexanders Nachfolger, proklamierte die »Islamische Republik Iran« und
biometrischen die Seleukiden, herrschten bis 160 v. Chr. 190–164 errichtete eine theokrat. Diktatur. 1980–88 führte I.
Identifizierungs- v. Chr. gingen die West-Provinzen an die Römer den 1. Golfkrieg gegen den Irak. 1989 starb Khomeini.
verfahren und verloren. 224 begründete Ardaschir I. die Herrschaft Die religiöse Führerschaft übernahm A. Khamenei.
basiert auf der der Sassaniden. Unter Chosrau I. (531–579) und Staatspräsident wurde A. A. Rafsandjani. 1997
Einmaligkeit der Chosrau II. (590–628) eroberten die Perser nochmals wählte die Bevölkerung den als gemäßigt geltenden
den ganzen Vorderen Orient. S. M. Khatami zu seinem Nachfolger (Wiederwahl
Augeniris. Selbst
Unter dem Ansturm der islam. Araber zerbrach das 2001). Hoffnungen auf eine Liberalisierung erfüllten
die Irismuster
Sassanidenreich (642) und wurde ein Teil des sich jedoch nicht. In der Außenpolitik gab es seit
des rechten und
des linken Auges
einer einzelnen
Person sind so
unterschiedlich
wie von völlig
verschiedenen
Personen. Es
genügt ein Blick
in die Kamera
und aus der
Aufnahme der
Iris wird mit
mathematischen
Methoden ein
eindeutiger
Datensatz
berechnet, der
als Referenz-
muster für die
biometrische
Erkennung dient.

Islamischen Reichs. Um 1040 unterwarfen die 2003 Auseinandersetzungen über das iran.
türkischen Seldschuken das Gebiet. Der Einfall der Atomprogramm. 2005 wurde der religiös-konser-
Mongolen im 13. Jh. vernichtete das mittelalterliche vative Politiker M. Ahmadinejad zum Präs. gewählt.
persische Reich. Nach den von Manipulationsvorwürfen überschatte-
1502 schuf Ismail I. das Neupersische Reich; er ten Wahlen 2009 wurde er erneut zum Sieger erklärt,
begründete die Herrschaft der alidischen Safawiden, was Unruhen und Massenproteste auslöste.
die unter Abbas I., dem Großen, ihre Blütezeit erlebte. Irawdi, Irrawddy der, Strom in Hinterindien (Birma),
Aus den inneren Wirren des 18. Jh. gelangte die entspringt im O-Himalaya, mündet westlich von
Kadjaren-Dynastie an die Reg. (1794–1925). Unter dem Rangun (Yangon); rd. 2000 km lang. Sein Delta ist
Kadjaren Fath Ali (1797–1834) musste I. große Gebiete fruchtbares Reisanbaugebiet.
an Russland abtreten. 1907 teilten Großbritannien Irne, byzantin. Kaiserin, * 752, † 803; seit 780 Regentin
und Russland das Land in zwei Einflusssphären. für ihren Sohn Konstantin VI., den sie 797 blenden
IRA
und entthronen ließ. Sie berief 787 das 2. Konzil von
Nicäa ein und gebot den religiösen Verfolgungen
Selbstregierung (Homerule) I.s, unterstützt von den
brit. Liberalen (W. E. Gladstone). Nach der brutalen
ISA
Einhalt; 802 gestürzt und verbannt. Niederschlagung des nationalist. Osteraufstands von
Irdium das, Symbol Ir, chem. Element, dem Platin 1916 durch die Briten radikalisierte sich der Kampf
ähnl. Metall; D 22,65, Fp 2410 °C. Wegen seiner Härte der von E. De Valera geführten → Sinn Féin für die
und Widerstandsfähigkeit gegen chem. Angriffe wird völlige Unabhängigkeit I.s. Nach grausamem
es für chem. und techn. Geräte verwendet. Bürgerkrieg 1919–21 wurde 1921 der Irische Freistaat
als brit. Dominion errichtet, doch blieben mehrheitl.
ris, 1) griech. Sage: jungfräul., geflügelte Göttin, prot. Teile Ulsters (6 der 9 Grafschaften, → Nord-
Verkörperung des Regenbogens. – 2) Regenbogen- irland) bei Großbritannien. 1937 trat eine neue Verf.
haut, verstellbare Blende im → Auge der Wirbeltiere, in Kraft. 1938 räumte Großbritannien die letzten
die in ihrer Mitte eine Öffnung, die Pupille, frei lässt. militär. Stützpunkte. 1949 trat der Freistaat aus dem
Mit Hilfe von eingelagerten Muskeln kann sie die Commonwealth aus und erklärte seine Unabhängig-
Pupillenweite variieren. Der Pigmentanteil der Iris keit als Rep. I.; die in der Verf. geforderte Einglie-
bestimmt die Augenfarbe. Wenig Pigment lässt die derung Nordirlands wurde nach der Volksabstim-
Iris hellblau bis grünlich oder grau erscheinen, ein mung (22. 5. 1998) über das Friedensabkommen für
hoher Pigmentanteil färbt sie braun. – 3)  die Nordirland aufgegeben. I. wurde 1949 Mitgl. des
→ Schwertlilie. Europarats, 1955 der UNO, 1973 der EG. Staatspräs.:
rische S, Randmeer des Atlantiks zw. Irland und Mary McAleese (seit 1997), Premiermin.: B. Cowen
Großbritannien, 103 000 km 2, bis 175 m tief. (seit 2008).
Irish Stew [ˈaɪrɪʃ ˈstjuː] das, irisches Eintopfgericht, rland, die westl. der großen Brit. Inseln, 83 500 km 2,
u. a. aus Hammelfleisch, Steckrüben, Kartoffeln. mit Nebeninseln 84 400 km 2, 5,8 Mio. Ew., mit
Irktsk, Gebietshptst. in S-Sibirien, Russland, westl. buchtenreicher Küste und vielen natürl. Häfen; in der
vom Baikalsee, an der Mündung des Irkut in die Mitte flache Ebene, an den Rändern meist Gebirge (im
Angara, 593 000 Ew.; Verkehrsknotenpunkt, SW Carrauntoohil, 1041 m). Zahlreiche Flüsse, Seen,
Kulturzentrum mit Univ. und Hochschulen; Kanäle, Moore und Wiesen; wenig Wald. Klima: feucht,
Schwermaschinen-, Flugzeugbau, Glimmer-, mild. Politisch gegliedert in Nordirland und die Rep.
Leichtind.; . Irland.
rland, Republk I., irisch Éire [ˈeːri], engl. Ireland Iroksen, Gruppe sprachverwandter Indianerstämme
[ˈaɪələnd], Staat in NW-Europa, nimmt den größten (Erie, Huronen u. a.) in Nordamerika. Um 1570
Teil der Insel I. ein, 70 273 km 2, 4,5 Mio. Ew.; Hptst.: gründeten die Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga,
Dublin. Amtssprachen: Irisch, Englisch. Seneca den Irokesenbund.
Verfassung. Nach der Verf. von 1937 (mehrfach irrationl, 1) durch den Verstand nicht erfassbar. –
revidiert) wird der Präs. direkt auf 7 Jahre gewählt. 2)  i. Zahlen, Zahlen, die sich nicht als Bruch mit
Volksvertretung: Abgeordnetenhaus und Senat. Das ganzzahligem Zähler und Nenner ausdrücken lassen,
Kabinett unter Vorsitz des Premiermin. ist dem sondern nur als unendl. Dezimalbrüche ohne
Abgeordnetenhaus verantwortlich. Verw.-Glie- Periode, z. B. 2 π.
derung: 4 Prov. mit 26 Grafschaften (Countys) und Irtsch der, linker Nebenfluss des Ob, W-Sibirien,
4 County Boroughs. kommt vom Mongol. Altai, 4 248 km lang; in China,
Wirtschaft. In der Landwirtschaft ist die Weidewirt- Kasachstan, Russland; schiffbar; Stauseen und
schaft bestimmend (Rinderhaltung, Schafzucht), Wasserkraftwerke.
außerdem Anbau von Getreide, Kartoffeln, Zuckerrü- Irving [ˈəvɪŋ],1) John Winslow, amerikan. Schriftsteller,
ben. Reiche Torfvorkommen. Abbau von Zink- und * 1942; Romane, die ein komisch-groteskes Bild der
Bleierzen. Verarbeitung landwirtschaftl. Produkte amerikan. Gesellschaft zeichnen, u. a.: »Garp und
(Fleisch, Fisch, Zucker, Whiskey, Tabakwaren; wie er die Welt sah« (1978), »Das Hotel New
Molkereien, Mühlen, Brauereien), daneben Schuh- Hampshire« (1981), »Gottes Werk und Teufels
und Textilind. Die Reg. fördert die Ansiedlung Beitrag« (1985), »Witwe für ein Jahr« (1998), »Letzte
ausländ. Ind.betriebe. Diese (v. a. Maschinen- und Nacht in Twisted River« (2009). – 2) Washington,
Fahrzeugbau, Elektro-, Elektronik-, chem. und amerikan. Schriftsteller, * 1783, † 1859; heitere
pharmazeut. Ind., Metallverarbeitung) sind v. a. Skizzen, Reisebilder.
exportorientiert. Haupthandelspartner: Großbritan- Isaak [ˈiːzaak, hebr. »Spötter«], Sohn Abrahams und
nien, USA. Saras, Vater Jakobs und Esaus.
Geschichte. Die kelt. Bev. der Insel I. wurde seit Isablla I., die Kathlische, Königin von Spanien,
431/432 (v. a. durch Patrick) zum Christentum * 1451, † 1504; seit 1474 Königin von Kastilien,
bekehrt. 1171/72 begann die engl. Herrschaft über I.  mit Ferdinand dem Katholischen, König von
Die Aufstände der Iren wurden blutig niedergewor- Aragonien, eroberte mit ihm 1492 das Maurenreich
fen, so 1649 durch O. Cromwell, 1690 durch Granada, unterstützte die Fahrten des Kolumbus.
Wilhelm III. von Oranien. 1800 ging I. staatsrechtlich Ihre Heirat bildete den Grundstein des span.
ganz im »Vereinigten Königreich von Großbritannien Nationalstaats.
und I.« auf (Inkrafttreten der Union am 1. 1. 1801). ISAF, Abk. für engl. International Security Assistance
Aber schon Ende des 18. Jh. war eine irische Force, internat. Friedenstruppe mit UN-Mandat in
Nationalbewegung erwacht; sie war teils revolutio- Afghanistan, zur Unterstützung der afghan. Reg., zur
när, teils parlamentarisch eingestellt. Die parlamen- Verbesserung der Sicherheitslage sowie zum Aufbau 427
tar. Richtung kämpfte im brit. Unterhaus für die der Infrastruktur. Der Einsatz von zahlreichen

ISAF I
I Isar
428 Staaten (u. a. auch Dtl.) begann 2002. Die Bundes- sis, altägypt. Göttin, Schwester und Gemahlin des
wehr war zunächst hauptsächlich in Kabul und Osiris, Mutter des Horus; dargestellt mit Sonnen-
Umgebung stationiert, 2005 verlagerte sie ihren scheibe zw. Kuhgehörn, auch mit Horus.
Einsatzschwerpunkt in den Norden des Landes. An
der ISAF-Friedenstruppe beteiligten sich im Februar Islm, bedeutet arab. »Hingabe« (an Gott) und
Islam ISLI

2010 43 Länder mit rd. 86 000 Soldaten. bezeichnet die von → Mohammed zw. 622 und 632 in
sar die, rechter Nebenfluss der Donau, 295 km lang, Medina (erste Gemeindeordnung) gestiftete
entspringt im Karwendelgebirge in Tirol, Österreich, monotheist. Weltreligion mit weltweit über 1,1 Mrd.
mündet bei Deggendorf, Bayern; Kraftwerke. Anhängern (Muslime). Der I. ist eine Offenbarungs-
ISBN, Abk. für internationale Standard-Buchnummer, religion, gekennzeichnet durch die unbedingte
13-stellige Identifikationsnummer (Präfix, Land, Ergebung in den Willen Gottes, wie er im Koran, dem
Sprachraum, Verlag, Titelnummer, Prüfziffer), die hl. Buch des I., niedergelegt ist, dem als Urkunde der
jedes Buch beim Erscheinen erhält. göttl. Offenbarung, Quelle des Glaubens und Norm des
Ischia [ˈiska], vulkan. Insel vor dem Golf von Neapel, Handelns in der islam. Gemeinde (Umma) geistlich wie
Italien; 46,4 km 2; warme Mineralquellen. Hauptort I. weltlich höchste und absolute Autorität zukommt.
mit 17 500 Einwohnern. Jedem Muslim sind 5 Hauptpflichten (»Säulen des I.«)
schias die, auch das oder der, I.-Syndrom,  anfallartig vorgeschrieben: das Bekenntnis zu dem einen Gott
auftretende starke Schmerzen im Verlauf des großen (Allah) und zur Erwähltheit Mohammeds als seinem
Beinnervs, mitunter langwierig. Ursachen sind u. a. Propheten (Schahada); das tägl. fünfmalige Gebet
Erkältung, rheumat. Erkrankungen, Bandscheiben- (Salat); das Fasten während des Fastenmonats
vorfall oder Rückenmarktumoren. Ramadan (Saum); das Almosengeben für soziale,
schtar, weibl. babylon. Hauptgottheit, auch Göttin der karitative und missionar. Zwecke (Zakat) und die
Liebe. Wallfahrt nach Mekka einmal im Leben (Hadjdj); aus
ISDN [aɪesdiːˈen], Abk. für engl. integrated services Gründen der kult. Reinheit sind der Genuss von
digital network, »Dienste integrierendes digitales Schweinefleisch und Wein verboten. Jeder Muslim ist
Netz«, Telekommunikationsnetz, in dem digitale dazu verpflichtet, nach seinen Möglichkeiten zur
Vermittlungs- und Übertragungstechnik vereinigt Verbreitung des I. beizutragen (→ Dschihad).
und unterschiedl. Fernmeldedienste aller Kommuni- Geschichtlich breitete sich der I. unter der Führung
kationsarten (Sprache, Text, Daten, Bild) in einem der → Kalifen rasch über Arabien, N-Afrika, Spanien
öffentl. Kommunikationsnetz angeboten werden. Der und weite Teile Asiens, später auch SO-Europa aus und
ISDN-Basisanschluss stellt 2 Basiskanäle und einen spaltete sich in 2 Hauptrichtungen, die Sunniten (4
Steuerkanal zur Verfügung, er ermöglicht die Auslegungstraditionen: Rechtsschulen der Malikiten,
parallele Nutzung z. B. von Telefon und Fax. Hanefiten, Hanbaliten und Schafiiten; heute rd. 90 %
Schmalband-ISDN nutzt das vorhandene Telekom- aller Muslime umfassend) und die Schiiten.
munikationsnetz, Übertragungsgeschwindigkeit: Islamabd, Hptst. Pakistans, auf einer Hochebene bei
64 kBit/s. Für Anwendungen mit höherem Band- Rawalpindi, 756 000 Ew.; 3 Universitäten.
breitenbedarf (z. B. Videokonferenz, Multimedia) islmische Kunst, die vorwiegend religiös gebundene
islamische Kunst ISLI

wurde das Breitband-ISDN entwickelt, bei dem die Kunst der islam. Völker; im Wesentl. Baukunst und
Datenübertragung mit Bitraten bis 140 Mbit/s (bei Kunsthandwerk. Betonte Neigung zum Dekorativen.
Einsatz von Glasfaserkabeln) erfolgt. Maßgebend für die religiöse Kunst wurde die vom
Ise, Stadt auf Honshū, Japan, 106 000 Ew.; älteste und Islam geforderte Bildlosigkeit; die weltl. Kunst war
wichtigste Shintō-Schreine Japans. dagegen von großer Bildfreudigkeit. In der Baukunst
senheimer Altr, zw. 1215 und 1216 von Matthias entstanden Moscheen, Theologenschulen, Grabbau-
Grünewald geschaffener Altar, der zu den bedeu- ten, Paläste u. a. Der Spitzbogen und im W der
tendsten Werken dt. Malerei zählt. Das Schnitzwerk Hufeisenbogen wurden bevorzugt. Typisch ist das
mit Mittelschreinrelief wird Niclas Hagenauer Stalaktiten- und Zellenwerk, das Gewölbe u. Ä. füllt.
zugeschrieben. Der Altar ist in der Tradition der Zeit Reich ist der Wandflächenschmuck (Band- und Flecht-
Verkündigungsaltar; je nach Anlass wurden Teile muster, Arabesken u. a.). Zu hoher Blüte gelangten
geöffnet: Der geschlossene Altar zeigt Kreuzigung Schriftkunst und Buchmalerei, im Kunsthandwerk
und Grablegung Christi, flankiert vom hl. Antonius Teppichknüpferei, Fayencen, Metallverarbeitung,
und dem hl. Sebastian. Abbildungen im geöffneten Glaskunst. Unabhängig von den allg. Stilmerkmalen
Mittelteil sind Engelskonzert, Versuchung des hl. entwickelten sich: Omaijad. Stil (um 660–750, in
Antonius und Geburt Christi. Der Altar ist im Musée Spanien bis um 1000), Verarbeitung spätantiken,
d’Unterlinden in Colmar ausgestellt. frühchristl.-byzantin., sassanid. Formenguts; erste
Isère [iˈzɛːr] die, linker Nebenfluss der Rhone in Moscheen: Damaskus, Córdoba; Kalifenschlösser:
S-Frankreich, 290 km; Stausee bei Val-d'Isère. Mschatta u. a. Abbasid. Stil (um 750–1250),
Isfahn, Ispahn, Stadt in Iran, 1,36 Mio. Ew.; zahlreiche
Isfahan ISFI Mittelpunkt: Bagdad; Bauten von altpers. Kunst
alte Bauten, z. T. in Ruinen, Moscheen; der Platz beeinflusst; Stuckornamente in Samarra. Fatimid. Stil
Meidan-e Schah mit seiner Umbauung gehört zum (um 970–1170), Ägypten, Syrien, Sizilien (Krönungs-
Weltkulturerbe; Univ.; Mittelpunkt des iran. Gewerbes mantel der Reichskleinodien, Wien). Seldschuk. Stil
(Teppiche, Kunstgewerbe), Textilindustrie, . (um 1040–1300), erste Werke türk. Kunst in
Isherwood [ˈɪʃəwʊd], Christopher, brit. Schriftsteller, Kleinasien: Moscheen, Grabbauten. Mameluck. Stil
* 1904, † 1986; Romane (»Leb' wohl, Berlin«, 1939; (um 1250–1517), Ägypten (Moscheen und Mausoleen
Grundlage für das Musical »Cabaret«, 1968). in Kairo), Syrien. Maur. Stil (seit etwa 1100),
ISA
Nordafrika, Spanien (Alhambra). Persisch-Mongol.
Stil (um 1250–1500), Aufnahme ostasiat. Formen,
sind wichtige Zeugnisse altnord. Art, Sage und Kunst
erhalten (→ Edda, → Skalde). In neuerer Zeit wurde die
ISO
Kuppelbauten in Samarkand und Täbris, Buchmale- isländ. Literatur in Dtl. bekannt durch: Jón Svensson,
reien (bes. zu pers. Epen). Osman. Stil (um 1300–1922), Kristmann Gudmundsson, Halldór Kiljan Laxness
geistl. und weltl., das Stadtbild Konstantinopels (Nobelpreis 1955), Guðbergur Bergsson u. a.
(Istanbuls) bestimmende Bauten, Zentralkuppelmo- sma|el, im A. T. Sohn Abrahams und Hagars,
scheen; hohe Blüte des Kunsthandwerks. Safawid. Stil Stammvater nordarab. Stämme, der Ismaeliten.
(um 1500–1720), Persien, Blüte der Buchmalerei ISO, Abk. für engl. International Organization for
(Behsad, 15. Jh.; Resa Abbasi, 17. Jh., u. a.), die Kunst Standardization, internat. Vereinigung von nat.
des Knüpfteppichs zu klass. Vollendung entwickelt. Normenausschüssen zur Aufstellung von Normen.
Mogulstil (um 1520–1850), Indien, Moscheen, Isoltor der, Stoff, der den elektr. Strom sehr schlecht
Grabbauten, Paläste in Agra (Tadsch Mahal) und leitet, z. B. Glas, Hartgummi, Porzellan, Kunststoff. –
Delhi; überreiche Flächendekorationen; neuer In der Elektrotechnik ein (armierter) Isolierkörper
wirklichkeitsnaher Stil in der höf. Miniaturmalerei. (i. Allg. aus Isolierkeramik) zum Befestigen von
islmische Revolutin, Bez. für die Bemühungen in
islamische Revolution ISLI elektr. Leitern (z. B. von Freileitungen) sowie zum
islam. Staaten, den Islam zur unmittelbar geltenden Isolieren untereinander oder gegen Erde.
Richtschnur in allen Bereichen von Staat und solini|en, Linien gleicher Zahlenwerte (auf Karten, in
Gesellschaft zu erheben, bes. radikal in Iran nach 1979. Diagrammen u. a.), z. B. Linien gleichen Luftdrucks
sland, Insel und Rep. im N-Atlantik, 103 000 km 2, (Isobaren), gleicher Höhenlage (Isohypsen,
323 000 Ew. (hauptsächlich an der Küste angesiedelt); Höhenlinien), gleicher Temperatur (Isothermen).
Hptst.: Reykjavík. Amtssprache: Isländisch. Verf. von Isomer die, 1)  Isomr sind chem. Verbindungen,
1944 (modifiziert); Staatsoberhaupt ist der Präs. die die gleichen Atome in gleicher Anzahl, jedoch in
(direkt für 4 Jahre gewählt); Zweikammerpar- versch. Anordnung enthalten und sich deshalb
lament. – I. ist stark
vulkanisch (einige noch
tätige Vulkane, warme
Quellen und Geysire); z. T.
vergletschert (12 300 km 2);
hat reich gegliederte Küste
(Fjorde); Klima feucht und
kühl. Erwerbszweige:
Fischfang und -verarbei-
tung, Viehzucht (Schafe,
Rinder, Pferde). Wasser-
kraftwerke; Schiffbau,
Aluminiumhütte,
Düngemittelfabrik;
Tourismus. Haupthandels-
partner: USA, EU-Länder.
Keine Eisenbahn.
Haupthafen und :
Reykjavík.
I., die Insel der nord. Saga,
wurde seit 874 von
Norwegern besiedelt. Der
Freistaat führte im Jahre
1000 das Christentum ein;
später blutige Bürger-
kriege. 1262 kam I. an
Norwegen, 1380 an
Dänemark. 1874 eigene
Verfassung, 1918 volle
Selbstständigkeit als Kgr.,
das mit Dänemark in
Personalunion verbunden blieb. I. wurde 1940 von Islamisches Selbstbewusstsein in Europa: Tradition und Moderne
brit., 1941 auch von amerikan. Truppen besetzt. 1944 verschmelzen im deutschen Modelabel »Style Islam«. Junge Muslime
erklärte sich eine große Volksmehrheit für die versuchen religiöse Werte und westliche Freiheiten zu vereinbaren. Die
Lösung von Dänemark und für die Republik. 1996 englischen Aufdrucke »Jesus und Mohammed – Brüder im Glauben« oder
wurde O. R. Grimsson Staatspräs. Die weltweite »Hijab – mein Recht, meine Wahl, mein Leben« signalisieren trendbewuss-
Finanzkrise führte 2008 zum Kollaps des isländ.
te Selbstsicherheit, aber auch Toleranz. Hijab ist der arabische Name für
Bankensystems. Nach innenpolit. Turbulenzen
die religiös motivierte Körperbedeckung der Frauen: Das kann ein
wurde 2009 J. Sigurdardóttir Ministerpräsidentin.
sländische Sprache und Literatr. Die isländ. Kopftuch sein, aber auch ein Ganzkörperumhang – je nach 429
Sprache gehört zu den nordgerman. Sprachen; in ihr Auslegung.

Isomerie I
I Isomorphie
430 chemisch und physikalisch voneinander unterschei- Wasser auf. Wird später die Biomasse analysiert, ist
den, z. B. Äthylalkohol C2H5OH und Methyläther das wie ein individueller Fingerabdruck des
CH3OCH3. Neben dieser Struktur-I. gibt es die Herkunftsorts.
Tel Aviv mit sei- Stereo-I., bei der spiegelbildl. gleiche Atomordnungen
nen Cafés und auftreten. – 2)  Kern-I., das Auftreten von
Atomkernen gleicher Protonen- und Neutronenzahl Isotpenbatterie, Gerät zur Umwandlung der
Galerien gilt als
in versch. Zuständen innerer Energie (Anregungs- Energie radioaktiver Strahlung bestimmter
modernste
energie); solche Kerne heißen isomere Kerne Radionuklide in elektr. Energie; Einsatz u. a. in
Stadt des Na- (Kernisomere). Satelliten, Herzschrittmachern.
hen Ostens. Isomorph die, Vorliegen gleicher Kristallformen bei isotrp, Bez. für die Richtungsunabhängigkeit der
Doch Israels versch., meist verwandten chem. Verbindungen, die physikal. und chem. Eigenschaften von Gasen,
kulturelles Zen- Mischkristalle bilden können. Flüssigkeiten und amorphen Stoffen und des
trum und mit Isnzo der, 138 km langer Fluss aus den Jul. Alpen physikal. Raumes; Ggs.: anisotrop.
ihm die gesamte (Slowenien), mündet in Italien in die Bucht von Isozaki [-zaki], Isosaki, Arata, jap. Architekt, * 1931; u. a.
Gesellschaft Triest. – Im Ersten Weltkrieg Schauplatz der 12 Büro- und Geschäftshäuser in Berlin.
steht vor einer I.-Schlachten zw. Italien und Österreich-Ungarn. sra|el, 1) Ehrenname Jakobs (1. Mose 32, 29). – 2) Volks-
Isra|el ISRI

riesigen demo- name seiner Nachkommen, daher Kinder I.,


Isotpe,  Atomkerne mit gleicher Ordnungs- Israelten. – 3) seit der Teilung des Reichs Salomos
graphischen
zahl (Protonenzahl) und daher gleichen chem. (926 v. Chr.) auch der Name für das nördl. Reich der
Herausforde-
Eigenschaften, aber versch. Neutronenzahl. Die 10 Stämme, im Ggs. zum Südreich Juda. – Die
rung: Sowohl
meisten Elemente bestehen aus einer Mischung Vorgeschichte (Patriarchenzeit) der Israeliten ist
israelische Ara- versch. I., die nur mit physikal. Verfahren voneinan- legendär bis zur Befreiung von Ägypten durch Moses,
ber (etwa ein der zu trennen sind. Die wichtigsten Verfahren der der Jahwe zum Volksgott von I. erklärte. Urspr. waren
Fünftel der Be- I.-Trennung sind Massenspektrometrie, fraktionierte die Israeliten ein Hirtenvolk der Steppe, aus der sie
völkerung) als Destillation, Diff usion, Elektrolyse, chem. Aus- allmählich in das von Kanaanäern besiedelte
auch jüdische tauschreaktion, Methode des unterbrochenen Palästina eindrangen. Die Königszeit eröff nete Saul;
Orthodoxe und Molekularstrahls, Gegenstromzentrifuge, Ultrazen- David (um 1000 v. Chr.) einigte von dem südl. Stamm
Nationalreligiö- trifuge, Laseranregung. Juda aus ganz Palästina, eroberte das kanaanäische
se (ebenfalls ein Jerusalem und besiegte die Philister; sein Sohn
Fünftel) bekom- Den Fälschungen auf der Spur Salomo baute den Tempel in Jerusalem. Nach ihm
Kommt dieser Champagner tatsächlich aus spaltete sich I. 926 in 2 Reiche: Juda und I. Das
men im Durch-
Frankreich? Stammt der Parmaschinken aus Italien? Nordreich I. wurde 722 von den Assyrern vernichtet;
schnitt erheb-
Und wurde die Geige wirklich im 17. Jahrhundert in das Südreich Juda wurde 621 durch König Josia
lich mehr Kinder
Ungarn gebaut? Antwort gibt die Isotopenzusammen- religiös erneuert, aber 597 und endgültig 586 v. Chr.
als nichtreligiö- setzung: Die Hauptelemente der Biomasse – Wasser- durch den babylon. König Nebukadnezar zerstört, der
se Israelis. Or- stoff , Kohlenstoff , Sauerstoff , Stickstoff und Schwefel Jerusalem eroberte und den Hauptteil des Volkes in
thodoxe Frauen – kommen in Regen und Grundwasser in leicht die Babylon. Gefangenschaft führte. Seit 538 kehrten
haben 8 bis 9 verschiedenen chemischen Varianten vor. Welche die Israeliten aus der Gefangenschaft zurück,
Kinder, musli- Varianten wie stark vertreten sind, unterscheidet sich errichteten einen Priesterstaat und bauten einen
mische Frauen regional. Jede Pflanze, jedes Tier, aber auch Menschen neuen Tempel. Weiteres → Juden.
4 bis 5, säkulare nehmen diese regionale Zusammensetzung durch das
Israelinnen nur
srael, Rep. in Vorderasien, 22 072 km 2, 7,2 Mio. Ew.
I

2 bis 3 – lang- (ohne die unter israel. Verw. stehenden arab. Gebiete);
Hptst.: Jerusalem. Amtssprachen: Hebräisch,
fristig kommt
Arabisch.
der Gesellschaft
ihre Mitte ab-
handen.
ISO
Verfassung. Parlamentar. Rep.; keine geschriebene
Verf., nur einzelne Grundgesetze; Gesetzgebung
der »Sicherheitszone« S-Libanon ab. Nach einem
Besuch A. Scharons auf dem Tempelberg begannen
IST
durch Einkammerparlament (Knesset), das den im selben Jahr neue schwere Unruhen (2. Intifada).
Staatspräs. wählt; vollziehende Gewalt bei Reg. unter Die israel. Reg. ließ einen Sicherheitszaun zum
Vorsitz des Premiermin. Westjordanland bauen. Internationale Vermittlungs-
Landesnatur. → Palästina. bemühungen (road map) blieben ohne Erfolg. Der
Bevölkerung. Über 80 % Juden, seit Anfang der 2005 vollzogene israel. Rückzug aus dem Gazastreifen
1990er-Jahre starke Zuwanderung aus der GUS (weit führte zu einer Regierungskrise. Durch eine schwere
über 700 000); daneben bes. Araber. Religion: Juden, Erkrankung konnte Scharon die Amtsgeschäfte seit
Muslime (rd. 17 %), Christen (2,1 %), Drusen (1,7 %). Januar 2006 nicht mehr ausüben. Neuer Regierungs-
Wirtschaft. Nur 20,1 % der Fläche sind für eine chef wurde E. Olmert. Im selben Jahr ging die israel.
intensive landwirtschaftl. Nutzung geeignet. Anbau, Armee militärisch gegen die Hisbollah im Libanon
teilweise mit Bewässerung: Getreide, Weintrauben, vor (Libanonkrieg) und marschierte auch wieder in
Zitrusfrüchte, Erdnüsse, Baumwolle u. a.; Viehzucht. den Gazastreifen ein. 2007 wurde S. Peres zum Staats-
Bodenschätze: Stein-, Kali- und Bromsalze, präs. gewählt. E. Olmert erklärte 2008 seinen
Phosphate, Erdgas; Nahrungsmittel-, Textil-, Metall-, Rücktritt. Im Dez. 2008/Jan. 2009 griff I. den
chem., feinmechan. u. a. Ind., Diamantschleiferei. Gazastreifen an, um den Raketenbeschuss der Hamas
Tourismus. Die Einfuhr (bes. Rohstoffe und auf israel. Gebiet zu beenden. 2009 wurde erneut
Anlagegüter) überwiegt gegenüber der Ausfuhr (bes. B. Netanjahu Min.-Präs.
Zitrusfrüchte, Diamanten, Geflügel). Haupthandels- ssos, alte Seestadt in Kilikien (Kleinasien); hier Sieg
Issos ISSI

partner: USA, EU-Länder. – Haupthäfen: Haifa, Alexanders d. Gr. über den Perserkönig Dareios III.,
Ashdod, Elat; internat. : Tel Aviv. 333 v. Chr.
Geschichte. 1947 beschloss die UNO die Teilung des
brit. Mandatsgebietes Palästina in einen jüdischen Istanbul [ˈistanbuːl], 330–1930 Konstantinpel,
und einen arabischen Staat. Der Staat I. wurde am urspr. Byznz, größte Stadt der Türkei, 10,3 Mio. Ew.;
14. 5. 1948 von D. Ben-Gurion ausgerufen; 5 arabische I. liegt auf Hügeln beiderseits des Südausganges des
Staaten griffen I. militärisch an. Der erste arabisch- Bosporus und am Marmarameer, mit den europ.
israel. Krieg endete 1949 mit einem Waffenstillstand. Vorstädten Pera und Galata, den asiat. Vororten
Weitere Kriege folgten 1956, 1967 (Eroberung der Kadiköi und Skutari. Seine Lage sowie der Naturha-
Sinaihalbinsel, des Gazastreifens und des West- fen des Goldenen Horns machen I. zum wichtigsten
jordanlands durch I.) und 1973, ohne dass es zu einem Hafen und Stapelplatz des östl. Mittelmeergebiets
Friedensschluss kam. Als erster arab. Staat erkannte (Werften, Fremdenverkehr, Textil-, Leder-, Tabakind.
Ägypten das Existenzrecht I. 1979 an und schloss mit u. a.); Sitz von Bischöfen vieler christl. Bekenntnisse;
ihm Frieden, woraufhin I. die Sinaihalbinsel räumte. 6 Univ., Forschungsinstitute. I. hat etwa 700
1982–85 unternahm I. einen militär. Vorstoß nach Moscheen, darunter die früher christl. Hagia Sophia
Libanon, um von dort ausgehenden PLO-Angriffen zu (jetzt Museum), die Sultansmoscheen, christl.
begegnen. Ein israel.-libanes. Abkommen musste Kirchen, viele Denkmäler, Säule des Kaisers
Libanon 1984 unter syr. Druck annullieren. 1985 zog Konstantin, röm. Wasserleitung. Die histor. Bereiche
I. seine Truppen aus Libanon ab, behielt aber eine I.s wurden zum Weltkulturerbe erklärt. – I., das
»Sicherheitszone« im S des Landes. ehem. Byzanz, wurde 330 n. Chr. Hptst. des
In den Jahrzehnten nach der Staatsgründung Römischen, 395 des Oström. (Byzantin.) Reichs, 1204
wanderten über 2 Mio. Juden ein, hauptsächlich aus von den Kreuzfahrern erobert, 1261 wieder byzantin.,
Osteuropa, Nordafrika und dem Nahen Osten. Ihre 1453 von den Türken erobert (bis 1923 Hptst.).
soziale und wirtschaftl. Eingliederung war eine große
Herausforderung. In der Innenpolitik dominierten Tunnel gegen den Infarkt
Likud und Arbeiterpartei. Seit Ende 1987 kam es in Wer in Istanbul über den Bosporus vom asiatischen
den besetzten Gebieten immer wieder zu gewalt- Teil in den europäischen fahren will, der steckt
tätigen Protestaktionen der palästinens. Bev. gegen unweigerlich im Verkehrschaos. Ein doppelgleisiger
die Besatzungsmacht (Intifada). Nachdem die Eisenbahntunnel soll in Zukunft die Stadtbahnlinien
PLO-Führung ihr ursprüngl. Ziel, die Vernichtung I.s, auf beiden Seiten der Meerenge verbinden, doch die
aufgegeben hatte, schlossen I. und die PLO 1993 ein Bauarbeiten haben sich immer wieder verzögert. So
Abkommen über eine begrenzte palästinens. wurden im Erdreich u. a. Überreste eines byzanti-
Selbstverwaltung in diesen Gebieten. Mit der nischen Hafens mit 33 Schiffswracks und eine Kirche
Räumung des Gazastreifens und des Gebiets von entdeckt – ein Fund von herausragender kultureller
Jericho begann 1994 der Teilabzug der israel. Bedeutung, der auch die Geschichte Istanbuls
Truppen. Im gleichen Jahr schloss als 2. arabischer verändert: Wissenschaftler gehen nun davon aus,
Staat Jordanien mit I. Frieden. 1995 fiel Min.-Präs. dass die Stadt nicht 2700, sondern 8500 Jahre alt ist.
I. Rabin (Arbeiterpartei) einem Attentat zum Opfer. Viele weitere Fundstücke sollen später in den neu
1996 wurde ein palästinens. Autonomierat gewählt. entstehenden U-Bahn-Stationen ausgestellt werden.
Nach dem Amtsantritt der konservativen Reg. von
B. Netanjahu im selben Jahr kam es zu einem
Stillstand des Friedensprozesses; dieser wurde 1998 stri|en, Halbinsel am N-Ende des Adriat. Meers,
unter amerikan. Einfluss (Abkommen von Wye) gehört überwiegend zu Kroatien; verkarstetes 431
wieder aufgenommen. 2000 zog I. seine Truppen aus Kalkgebiet mit hafenreicher W-Küste; rd. 3199 km 2.

Istrien I
I Itaipú
432 Haupthäfen: Koper und Pula. I. kam im 13. Jh. Die Pippin’sche Schenkung (754) sicherte dem
größtenteils an Venedig, 1797 an Österreich, 1920 an Papsttum Rom, Perugia und Ravenna. Karl d. Gr.
Italien, 1947/54 an Jugoslawien, außer Triest. vernichtete 774 das langobard. Königreich. Unter-I.
Itaip, größtes Wasserkraftwerk Südamerikas blieb byzantinisch. Im 9. Jh. eroberten die Araber
(14 000 MW), 1991 fertiggestellt, am Paraná; Gemein- Sizilien. Das Regnum Italicum blieb seit der
schaftsprojekt von Brasilien und Paraguay; hatte die Kaiserkrönung Ottos d. Gr. bis zum Tod Friedrichs II.
Umsiedlung von über 20 000 Menschen zur Folge. (962–1250) Teil des römisch-deutschen Kaiserreichs.
Die Städte gewannen immer größere Bedeutung und
Itlien, ital. Itlia, Rep. in S-Europa, auf der
Itali|en ITAI Unabhängigkeit (Genua, Pisa und Venedig). Die z. T.
Apenninenhalbinsel, mit Sizilien, Sardinien, Lipar. von Sarazenen besetzten byzantin. Gebiete Siziliens
Inseln, Elba und kleinen Inseln 301 318 km 2, 59,9 Mio. und Kalabriens wurden im Lauf des 11. Jh. von
Ew.; Hptst.: Rom. Amtssprache: Ital., im Aostatal auch Normannen erobert. Die Heirat des Staufers Heinrichs
Französisch, in Trentino-Südtirol auch Deutsch und VI. mit der Erbin des Normannenreichs, Konstanze,
Ladinisch; in den Prov. Triest und Gorizia auch vereinigte zum ersten Mal seit dem Untergang
Slowenisch. Westroms fast ganz I. unter einer Herrschaft. Dem
Verfassung. I. ist nach der Verf. vom 1. 1. 1948 eine Staufer Friedrich II. gelang nicht nur im S von I. der
parlamentar.-demokrat. Rep. Gesetzgebung durch Aufbau des ersten modernen Beamtenstaats im
Zweikammerparlament (gewähltes Abgeordneten- Abendland, sondern im Kampf mit Papst Gregor IX.
haus; teils gewählter, teils ernannter Senat). Beide und den lombard. Städten auch die Festigung seiner
Häuser des Parlaments und je 3 Vertreter der Macht in I. 1268 brach die Herrschaft der Staufer
Regionen wählen gemeinsam auf 7 Jahre den zusammen. Karl von Anjou vermochte wie sein
Staatspräs. Er ernennt den Min.-Präs. Nachfolger Robert von Neapel (1309–43) seinen
Landesnatur. I. besteht aus dem festländ. I. Einfluss über ganz I. auszudehnen.
(Alpengebiet, Poebene), der Apenninhalbinsel Im 14./15. Jh. gewannen u. a. die Republiken Venedig
(Hauptgebirge der Apennin, in den Abruzzen bis und Genua, die Fürstentümer der Visconti und Sforza
2912 m hoch) und Insel-I. Mit Triest greift I. auf das (Mailand), der Este (Mòdena) und der Scaliger
Gegengestade der Adria über. Die Poebene und die (Verona) an Einfluss und Bedeutung. In Florenz
venezian. Ebene sind die einzigen großen Flachland- setzten sich die Medici durch, und nach dem Frieden
gebiete I.s. Tätige Vulkane sind Vesuv, Ätna, von Lodi (1454) herrschte ein Gleichgewicht von 5
Stromboli. Seen am Alpenrand (Lago Maggiore, Mittelstaaten (Neapel-Sizilien, Florenz, Kirchenstaat,
Comer See, Iseo-, Gardasee), in Mittel-I. der Mailand, Venedig). Der Machtkampf um I. zw.
Trasimenische See. – Im Alpengebiet vorwiegend Frankreich, Spanien und den dt. Habsburgern endete
mitteleurop. Klima, nach S hin Übergang zu im 16. Jh. mit der Niederlage der Franzosen. Die
Mittelmeerklima. – Pflanzenwelt im N und in den spanische Vorherrschaft dauerte bis zum Spanischen
Gebirgen meist mitteleurop., an der Küste und im S Erbfolgekrieg. Im Frieden von Utrecht 1713 gewann
mittelmeerisch (Oleander, Lorbeer, Myrte, Zypresse, Piemont-Savoyen Montferrat, Sizilien und die
Pinie; Macchie). Königskrone. Österreich erhielt Anfang des 18. Jh.
Bevölkerung. Meist Italiener; in Südtirol auch Mantua und die Lombardei, Neapel und Sardinien.
Deutsche und Ladiner, im Aostatal Franzosen, in Die Toskana fiel 1737 an die Habsburger. Die
Friaul Slowenen, in Süd-I. und Sizilien Albaner. Französische Revolution zerstörte die im Frieden von
Religion: über 90 % Katholiken, daneben Protestanten Aachen 1748 geschaffene Ordnung. Verschiedene
(u. a. Waldenser), Muslime, Juden. Republiken wurden 1802 zur italienischen Republik
Wirtschaft. Hauptlandwirtschaftsgebiet ist die umgebildet. Napoleon ließ sich 1805 zum König von
Poebene. Anbau von Weizen, Mais, Zuckerrüben, I. krönen. Nach dem Ende der napoleon. Herrschaft
Oliven, Wein, Südfrüchten; Viehzucht (Rinder, Schafe, stellte der Wiener Kongress die alte Ordnung
Schweine).  auf Marmor, Erdöl (Sizilien), Erdgas weitgehend wieder her: Venetien und die Lombardei
(Poebene), Eisen, Bauxit u. a. Textil-, chem., Kfz-, fielen an Österreich. Der Kirchenstaat wurde
Maschinen-, Papier- u. a. Ind. Tourismus. Ausfuhr: erneuert. Das bourbon. Königreich Neapel und das
Südfrüchte, Gemüse, Textilien, Schuhe, Maschinen, Königreich Sardinien-Piemont wurden ebenfalls
Fahrzeuge, chem. Erzeugnisse, Wein u. a. Haupt- erneuert.
handelspartner: EU-Länder, USA, Schweiz. Zahlreiche Es entstand eine Einheits- und Freiheitsbewegung,
, darunter Genua, Triest, Augusta, Tarent, Porto das »Risorgimento«. 1859 verlor Österreich die
Foxi, Venedig, Livorno, Neapel, La Spezia; 24 internat. Lombardei an Sardinien-Piemont. C. Cavour gelang
: u. a. Rom (Fiumicino), Mailand (Linate und es, die Staaten Mittel-I., Romagna und das Königreich
Malpensa). Sizilien (mit Hilfe G. Garibaldis) zum Anschluss an
Geschichte. Nach Zusammenbruch des Weströmi- Sardinien zu gewinnen. Es entstand das Königreich I.
schen Reichs 476 entstanden auf ital. Boden german. Im preußisch-österreich. Krieg 1866 gewann Italien
Nachfolgereiche. Der german. Söldnerführer Venetien und 1870 Rom, das nunmehr Hptst. wurde.
Odoaker wurde 493 vom Ostgotenkönig Theoderich Die mit Frankreich entstandenen Zerwürfnisse
im Auftrag Ostroms gestürzt. Das ostgot. Reich führten zum Abschluss des Dreibunds mit Dtl. und
brach bereits 553 zusammen, und I. wurde oström. Österreich-Ungarn (1882). 1881–85 besetzte I. in
Prov. Seit 568 fielen die Langobarden in Ober-I. ein, Afrika das Gebiet von Eritrea, 1889 die Somaliküste;
so dass Italien in einen langobardischen und einen 1911/12 gelang die Erwerbung von Tripolis und der
byzantin. Teil getrennt wurde. Cyrenaica.
ITA
ITA
Italien: Tanz auf
dem Vulkan –
kaum eine Stadt
lebt wohl gefähr-
licher als die
italienische Mit-
telmeermetro-
pole Neapel.
Nicht nur, dass
sie in Sichtweite
des Vesuv liegt,
sie befindet sich
sogar direkt
westlich der
Phlegräischen
Felder. Die »Feu-
rigen Felder«
ziehen sich über
I. blieb bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs neutral. Parlamentswahlen 2006 setzte sich das von R. Prodi 150 Quadratkilo-
Aber 1915 erklärte es Österreich und 1916 Dtl. den geführte Linksbündnis L’Unione mit knapper
meter mit gleich
Krieg. Der Friede von Saint-Germain brachte I. die Mehrheit gegen das Berlusconi-Lager durch. Im selben
mehreren damp-
Brennergrenze, Görz, Triest, Istrien, Teile des Jahr wurde G. Napolitano Staatspräs. Die Reg. Prodi
Küstenlandes und Zara ein. Innenpolit. Krisen zog die italien. Truppen aus dem Irak ab. Nach den fenden und
führten zum unaufhaltsamen Aufstieg der von Musso- Wahlen 2008 konnte S. Berlusconi an der Spitze des schweflig stin-
lini gegr. faschist. Bewegung. Durch den »Marsch auf Bündnisses Popolo della Libertà ins Amt des kenden Hügeln
Rom« zwang Mussolini Viktor Emanuel III., ihm die Regierungschefs zurückkehren. hin – ein untrüg-
Reg. zu übertragen (31. 10. 1922). Mussolini errichtete italinische Kunst. Die i. K. entwickelte sich auf der licher Hinweis
einen autoritären Staat (Verbot der Parteien) und Grundlage des spätantiken Erbes und der byzantin. darauf, dass die
einigte sich mit der Kirche in den Lateranverträgen Kunst nur langsam zu nat. Eigenart. Ihr Beitrag zur unterirdisch bro-
von 1929. 1936 überfiel I. Äthiopien, 1939 wurde Ausbildung der Romanik war geringer als der des delnden Vulkane
Albanien erobert. Nach Ausbruch des Zweiten Nordens, trotz großartiger Bauten wie z. B. der Dom höchst aktiv
Weltkriegs erklärte I. 1940 Frankreich den Krieg. Nach zu Pisa, bedeutender Wandmalerei und früher Pflege sind.
Abschluss des Dreimächtepakts mit Dtl. und Japan der Tafelbildmalerei. Die Gotik nahm die i. K. mit
(1940) eröffnete I. erfolglos den Krieg gegen Grie- grundlegenden Umwandlungen auf, in denen sich der
chenland und in Nordafrika. 1943 wurde Mussolini nat. Gestaltungswille zeigte; die entscheidenden
gestürzt und ein Waffenstillstand mit den im gleichen Meister: Arnolfo di Cambio (Baumeister), G. Pisano
Jahr in I. gelandeten Alliierten geschlossen. (Bildhauer), Giotto (Maler). Das 15. Jh. brachte in
1946 wurde die Republik proklamiert. Durch den Auseinandersetzung mit der Gotik und wachsendem
Pariser Frieden vom 10. 2. 1947 verlor I. Rhodos, den Interesse an der Antike die Entwicklung zur
Dodekanes und Istrien; es verzichtete auf alle Kolonien Renaissance, die um 1500 zu ihrem Höhepunkt fand
in Afrika. 1954 wurde die Triest-Frage mit Jugoslawien und Italien zum führenden Kunstzentrum Europas
gelöst. I. gehörte zu den Gründungsmitgliedern der werden ließ. Baumeister: F. Brunelleschi, L. B. Alberti,
Europ. Wirtschaftsgemeinschaft. Die Südtirol-Frage Michelozzo; Bildhauer: Donatello, L. della Robbia,
fand erst 1992 eine abschließende Lösung. J. della Quercia, A. del Verrocchio; Maler: Masaccio,
Durch verschiedene Korruptionsaffären kam es Piero della Francesca, A. Mantegna, die Familie der
1992/93 zu einer Krise des polit. Systems, das seit 1946 Bellini. Förderlich war, dass die einzelnen Landschaf-
durch die Vormachtstellung der Christdemokraten ten miteinander wetteiferten (Toskana, Umbrien,
gepägt war. Nach institutionellen Reformen setzten Oberitalien, Venedig, später Rom). Die führenden
sich bei den Wahlen 1994 neue Parteigruppierungen Meister der Hochrenaissance waren: Leonardo da
durch. Min.-Präs. wurde S. Berlusconi (bis 1995). Nach Vinci, Bramante, Michelangelo, Raffael, Giorgione,
vorgezogenen Parlamentswahlen 1996 bildete R. Prodi Tizian, A. Palladio. Auch der Barock hat in Italien
eine Reg. der linken Mitte. 1998 bildete M. D'Alema, seine eigene Prägung erhalten: G. B. da Vignola,
Führer der postkommunist. Linksdemokraten, eine F. Borromini, C. Maderna (Baumeister); G. L. Bernini
neue Mitte-links-Koalition. 2001 wurde S. Berlusconi (Bildhauer); Tintoretto, die Malerfamilie der Carracci,
an der Spitze des Mitte-rechts-Bündnisses Casa delle M. da Caravaggio, Pietro da Cortona, Guercino,
Libertà erneut Min.-Präs. Einige Gesetzesvorhaben G. Reni, G. B. Tiepolo (Maler). Das Rokoko war nur
der Berlusconi-Reg. stießen auf erhebl. Kritik der Episode (wichtig sind die beiden Canaletto und
Opposition, die den Vorwurf der jurist. und ökonom. F. Guardi), breiter ist die Wirkung des sich schon früh 433
Begünstigung des Min.-Präs. erhob. Bei den abzeichnenden Klassizismus (A. Canova). Seit dem

italienische Kunst I
I italienische Literatur
434 Futurismus gewann die i. K. neue Bedeutung. G. De Amüsement und Agitation
Chirico begründete die Pittura metafisica, dieser »Nach so viel Verstand nun ein Hanswurst«,
Richtung gehörten auch G. Morandi und C. Carrà an. kommentierte die Vatikanzeitung L’Osservatore
M. Marini und G. Manzù zählen zu den bekannten Romano die Verleihung des Literaturnobelpreises 1997
Bildhauern. Luigi Fontana (* 1899, † 1968) gewann mit an Dario Fo. Geehrt wurde ein Dramatiker, Schau-
seinen geschlitzten, monochromen Leinwänden spieler und Regisseur, der wie kein Zweiter spielerische
(Spezialismo) zu Beginn der 1960er-Jahre internat. und satirische Elemente des Volks- und Stegreifthea-
Einfluss. Giuseppe Santomaso (* 1907, † 1990), Emilio ters mit politischer und sozialkritischer Aussage
Vedova (* 1919) u. a. wandten sich der abstrakten verband. Der italienische Staat wie auch die
Malerei zu, die Arbeiten von Renato Guttuso (* 1912, katholische Kirche empfanden seine Stücke oft als
† 1987) gehören zum polit. engagierten Realismus; die Provokation. Immer wieder wurde Fo in Prozesse
Arbeiten von Domenico Gnoli (* 1933, † 1970) stehen verwickelt, mehrmals sogar auf offener Bühne
der Pop-Art nahe. Die Transavanguardia (auch Arte verhaftet oder bekam Auftrittsverbot im italienischen
cifra, Mitte der 1970er-Jahre) genannte Richtung ist Fernsehen. Und weil der klassenkämpferische
durch eine Bildsprache voll poet. Zeichen und histor. Theatermann der Gefangenenorganisation »Rote
Zitate gekennzeichnet. Die moderne Architektur Hilfe« angehörte, verweigerten die USA ihm 1980 sogar
setzte mit futurist. Entwürfen von Antonio Sant'Elia die Einreise. Passend daher Fos Kommentar, als er von
(* 1888, † 1916) ein; bed. Stahlbetonkonstruktionen der Preisverleihung erfuhr: »Ich bin bestürzt.«
schuf P. L. Nervi. Mitte der 1960er-Jahre wurde die
Richtung der rationalen Architektur begründet
(G. Grassi, A. Rossi). Weitere führende Architekten Itliker, mehrere indoeurop. Volksstämme; wanderten
sind V. Gregotti, R. Piano, P. Portoghesi (* 1931). gegen Ende des 2. Jt. v. Chr. nach Italien ein.
ITER [Abk. für englisch International Thermonuclear
italinische Literatr. Sie beginnt Experimental Reactor, »internat. thermonuklearer
später als die Lit. der anderen roman. Länder, da der Versuchsreaktor«], als internat. Gemeinschaftspro-
Gebrauch des Lateins in Italien länger lebendig blieb. jekt geplanter Fusionsreaktor vom Typ »Tokamak«.
Am Hofe Kaiser Friedrichs II. in Palermo wurde zuerst ITER soll den Nachweis erbringen, dass die wiss. und
die provenzal. Troubadourdichtung in Volkssprache technolog. Voraussetzungen für die Energiegewin-
nachgeahmt. Fast gleichzeitig entstanden die ersten nung durch Kernfusion erfüllt werden können.
Ansätze religiöser Volksdichtung (Franz v. Assisi, Standort ist Cadarache (Südfrankreich), 2009 wurde
Iacopone da Todi). Die sizilian. Dichterschule wurde mit dem Bau begonnen, mit einer Inbetriebnahme ist
von nord- und mittelital. Dichtern des »Dolce Stil nicht vor 2018 zu rechnen.
nouvo« (süßer neuer Stil) abgelöst. Im 14. Jh. erreichte thaka, eine der Ionischen Inseln vor der W-Küste
die i. L. ihren ersten Höhepunkt zuerst mit Dante Griechenlands, 96 km 2, 3600 Ew.; Hauptort I. mit
(»Göttl. Komödie«), dem F. Petrarca und G. Boccaccio Naturhafen; in der griech. Sage Heimat des Odysseus.
(»Decamerone«) folgten. Die Wiederbeschäftigung mit ITU [aɪtiːˈjuː], Abk. für International Telecommunication
der antiken Lit. (→ Humanismus) führte dann Ende des Union, dt. Internationale Fernmeldeunion,
15. und im 16. Jh. zur zweiten Blütezeit (Renaissance): Sonderorganisation der UNO zur Regelung und
Ritterepen von Boiardo, L. Ariosto, T. Tasso, wiss. und Planung der weltweiten Telekommunikation sowie
philosoph. Prosa von Leonardo da Vinci, N. Machiavel- zur Festlegung internat. Standards für Systeme und
li, im 17. Jh. von G. Bruno, T. Campanella. Schäferspiel Einrichtungen; Sitz: Genf.
(Tasso, Guarini) und Stegreifkomödie (Commedia Iwn [russ. »Johannes«], russ. Großfürsten: 1) I. III., der
dell'Arte) wurden in ganz Europa nachgeahmt. Seit Große (1462–1505), * 1440, † 1505; vereinigte fast alle
Mitte des 18. Jh. neuer Aufstieg: C. Goldoni (Lust- russ. Teilfürstentümer mit Moskau, beseitigte 1480
spiele), C. Gozzi (Märchenspiele), V. Alfieri (Tragödien), die Oberhoheit der Tataren und begründete so als
U. Foscolo. Die i. L. der romant. Zeit (A. Manzoni »Die »Herr von ganz Russland« den russ. Nationalstaat; er
Verlobten«; G. Leopardi) trug wesentlich zur polit. veranlasste den Ausbau des Kreml. – 2) I. IV., der
Einigung Italiens bei. Überragende Gestalt der Schreckliche (1533–84, Zar seit 1547), * 1530, † 1584;
1. Hälfte des 19. Jh. war G. Carducci, in seiner verband staatsmänn. Geschick (Förderung von
Nachfolge stand der Lyriker G. Pascoli (* 1855, †1912), Handel und Gewerbe sowie Verbindung mit
G. Verga schuf mit dem → Verismus die ital. Variante W-Europa) mit grausamem Despotismus, eroberte
des Naturalismus. Bed. Vertreter der i. L. der 1. Hälfte Kasan und Astrachan; unter ihm begann die
des 20. Jh. waren G. D'Annunzio, G. Deledda, Unterwerfung Sibiriens.
L. Pirandello, internat. Wirkung hatten F. T. Marinetti Iwnowo, 1) bulgar. Dorf im Gebiet Rasgrad; bekannt
mit dem → Futurismus sowie das philosoph.-krit. Werk durch Höhlenklöster (Weltkulturerbe). – 2) russ.
von B. Croce. Die Lyrik wurde von G. Ungaretti (* 1888, Gebietshptst. am Uwod, 432 000 Ew.; 2 Univ.,
† 1970) und E. Montale (* 1896, † 1981) erneuert, wichtig Hochschulen, Baumwollind., Maschinenbau.
auch U. Saba (* 1883, † 1957) und S. Quasimodo. Als wein, Ritter der Tafelrunde des Königs Artus; mhd.
Erzähler ragen heraus I. Silone, A. Moravia, C. Pavese, Epos von Hartmann von Aue.
G. Tomasi di Lampedusa, I. Calvino, P. Levi, Natalia IWF → Internationaler Währungsfonds.
Ginzburg, internat. einflussreich das vielseitige Werk İzmir [ˈiz-], früher griech. Smrna, Stadt in der
P. P. Pasolinis; bed. Gegenwartsautoren sind u. a. kleinasiat. Türkei, am Golf von I., 3,1 Mio. Ew.;
U. Eco, L. Malerba (* 1927) und A. Tabucchi, für das Erzbischofssitz; Hafen; Univ.; Teppich-, Tabak- u. a.
Theater D. Fo. Ind.; Erdölraffinerie.
 
J
j
Jabalpur [dʒəˈbælpʊə], Stadt im Bundesstaat Madhya Jagd, Weidwerk, Waidwerk, weidgerechtes Erlegen,
Pradesh, im nördl. Dekhan, Indien, 951 000 Ew.; Fangen und Hegen des Wilds, berufsmäßig vom
Verkehrsknoten, Handelsplatz; kath. Bischofssitz, Förster oder Jagdhüter betrieben. J.-Arten: Suche
Univ.; Textil-, Metall-, Nahrungsmittelind., (Federwild u. a.), Pirschen (Schalenwild), Anstand
Zementwerk. (Ansitz), Treib-, Hetz-, Fang-J., Graben (Dachs, Fuchs),
Jcht die, Ycht, Sport- und Freizeitboot. Man Frettieren (Kaninchen), Beize (Falken), Hütten-J.
unterscheidet Hochsee- und Binnen-J., nach Antrieb (Greifvögel). Die J. ist in Dtl. durch Gesetze
Segel- und Motor-J. sowie nach Verwendungszweck (Jagdrecht) geregelt.
Renn- und Fahrten-J.; Boote für seichte Binnenge- Jagdhunde, 1)  lat. Cnes Ventici, Sternbild des
wässer (Schwert-J.) haben einen flachen Boden und nördl. Himmels, u. a. mit Spiralgalaxie. – 2) Hunde-
ein Schwert, Hochsee-J. einen weit nach unten rassen mit entwickeltem Jagdinstinkt (Lauf-, Stöber-,
ragenden Kiel. Vorsteh-, Erd-, Apportier-, Hetzhunde).
Jackson [dʒæksn], Hptst. von Mississippi, USA, am
Jagiełło [jaˈgjɛɔ], litauisch Jogla, Großfürst
Jackson JACJ

oberen Pearl River, 179 600 Ew.; bed. Baumwollmarkt;


vielseitige Ind., in der Umgebung Erdöl-, Erdgasfelder. von Litauen, * um 1351, † 1434; wurde 1386 Christ
Jackson [dʒæksn], 1) Andrew, amerikan. Politiker, und als Wladłslaw II. poln. König. Zusammen mit
* 1767, † 1845; 7. Präs. der USA (1829–37); besiegte die dem litauischen Großfürsten Vytautas besiegte er
Engländer bei New Orleans (1815). – 2) Mahalia, den Dt. Orden bei Tannenberg (1410). Die nach ihm
amerikan. Gospelsängerin, * 1911, † 1972. – 3) Mi- benannte Dynastie der Jagiellonen herrschte bis 1572
chael, amerikan. Popsänger, * 1958, † 2009; trat ab in Polen und Litauen.
1966 mit seinen Brüdern als »The Jackson Five« auf;
wurde in den 1980er-Jahren u. a. mit dem Album Eine Stätte – zwei Schlachten
»Thriller« (1982) zu einem der erfolgreichsten Die Schlacht von Tannenberg (in der polnischen Ge-
Solisten der Popgeschichte. – 4) Peter, neuseelän- schichtsschreibung: Schlacht bei Grunwald) war eine
discher Filmregisseur, Filmproduzent und Autor, der größten Schlachten des europäischen Mittelalters.
* 1961; Filme: »Der Herr der Ringe« (2001–03), »King 1960 erfolgte die offizielle Einweihung des Grunwald-
Kong« (2005), »In meinem Himmel« (2009). Denkmals, das in Polen durch jährliche Erinnerungs-
Jacksonville [ˈdʒæksnvɪl], Hafenstadt (Marine) in feiern auch als identitätsstiftende Demonstration
Florida, USA, 774 000 Ew.; Univ.; Fremdenverkehr. polnischer Einheit und Stärke verstanden wurde. Mehr
Jacbi, Friedrich Heinrich, dt. Philosoph, * 1743, † 1819; als 500 Jahre nach dem Sieg über den Deutschen
vertrat eine Gefühls- und Glaubensphilosophie. Orden, im August 1914, erzielten deutsche Truppen
Jcobsen, 1) Arne, dän. Architekt, * 1902, † 1971; unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff
Vertreter der skandinav. Moderne. – 2) Jens Peter, östlich von Tannenberg einen entscheidenden Sieg
dän. Dichter, * 1847, † 1885; impressionist. Lyriker, über die russische Armee. Das 1927 errichtete
Erzähler; histor. Roman »Frau Marie Grubbe« (1876), Tannenbergdenkmal avancierte in der Folgezeit in der
psycholog. Roman »Niels Lyhne« (1880), Novellen. völkischen Propaganda zu einem der wichtigsten
Jde die, Handelsname für Chloromelanit, Nephrit, Nationaldenkmale im Osten des Deutschen Reiches.
Jadeit; dichte grünl. Minerale. Das Denkmal wurde 1945 von deutscher Seite teilweise
Jde die, Küstenfluss in Oldenburg (Ndsachs.), 22 km abgebaut und später von den Alliierten gesprengt.
lang, entspringt bei Rastede, mündet bei Varel in die
Nordseebucht Jadebusen (190 km 2).
Jaeggi [ˈjɛ-], Urs, schweizer. Soziologe, Schriftsteller Jagsthsen, Gemeinde im Kr. Heilbronn, Bad.-
und bildender Künstler, * 1931; v. a. polit. Romane: Württ., an der Jagst, mit der Götzenburg (Geburts-
»Brandeis« (1978); auch kunsttheoret. Schriften und stätte des Götz von Berlichingen); Burgfestspiele.
Installationen. Jguar der, vom südlichsten Teil der USA bis Südame- 435
Jffa, Teil der Stadt → Tel Aviv-Jaffa. rika verbreitete Großkatze; bis zu 1,80 m Kopf-

Jaguar J
J Jahn
436 Rumpf-Länge, Fell rötlich gelb mit großen,
schwarzen Ringelflecken, aber auch ganz schwarze
Tiere; lebt in Waldgebieten, gern in Wassernähe.
Jhn, 1) Friedrich Ludwig, dt. Gymnasiallehrer, * 1778,
Jahn JAHJ

† 1852; nach dem Zusammenbruch Preußens 1806


Vorkämpfer einer nat. Erziehung, bes. des Turnens
(Turnvater); später als »Demagoge« verfolgt, 1848 in
die Nationalversammlung gewählt. – 2) Helmut,

AHNN amerikan. Architekt dt. Herkunft, * 1940; leitet seit

HANS HENNY J
1981 unter dem Firmennamen Murphy/Jahn ein
Architekturbüro; v. a. Hochhausbau in Stahl und Glas.

EIN KONSEQUENTS LEBEN


Jähn, Sigmund, dt. Fliegeroffizier und Kosmonaut,
Jähn JäHJ

* 1937; erster dt. Teilnehmer an einem Weltraumflug

UNBÜRGERLICHE
(sowjet. Mission Sojus 31/Saljut 6, 1978).
Jahr, Zeitdauer des Umlaufs der Erde um die Sonne.
Dem bürgerl. Kalender-J. liegt das trop. J. (Sonnen-J.),
d. h. die Zeit zw. 2 Durchgängen der Sonne durch den
Frühlingspunkt = 365 Tage, 5 h, 48 min, 47 s,
Hans Henny Jahnn war ein Genius mit vielen Talen- zugrunde. Das siderische J. (Stern-J.), d. h. die Zeit zw.
2 Durchgängen der Sonne durch eine bestimmte
ten: Orgelbauer und Pferdezüchter, Hormon- und
Stellung zu einem Stern, ist wegen der → Präzession
Musikforscher, Sekten- und Musikverlagsgründer,
der Erdachse etwa 20 min länger als das trop. Jahr.
Dramatiker und Epiker. Mit 26 erhielt er für sein Dra- Jahreszeiten, die 4 durch den Stand der Sonne Jahreszeiten JAHJ

ma »Pastor Ephraim Magnus« den Kleist-Preis, ein bestimmten Jahresabschnitte: Frühling, Sommer,
Jahr später gründete er mit seinem besten Freund Herbst, Winter. Der Wechsel der J. beruht darauf,
Gottlieb Harms einen Verlag, in dem Werke barocker dass die Umdrehungsachse der Erde auf der
und vorbarocker Komponisten erschienen. Eine Wei- Erdbahnebene nicht senkrecht steht, sondern in
terentwicklung von Jahnns Hormonforschungen wird einem Winkel von 66,5°. Die Sonne erreicht so in den
noch heute gegen Beschwerden während des Kli- versch. J. unterschiedl. Höhe über dem Horizont.
makteriums eingesetzt. Jhwe, hebr. Eigenname des Gottes Israels; auch in der
Dass Hans Henny Jahnn (*17. 12. 1894 in Stellingen; Vokalisation Jehva überliefert; von den Juden Adoni
† 29. 11. 1959 in Hamburg) trotz früher Anerkennung (hebr. »mein Herr«) gelesen.
Jaipur [ˈdʒaɪ-], Hptst. des ind. Staates Rajasthan,
und Erfolge in ärmlichen
2,3 Mio. Ew.; Univ.; Textilind., Edelsteinschleiferei,
ge n im m er
Di e G renzen lie
Verhältnissen starb und als
Goldschmuckherstellung.
Dichter nicht die Bedeu-
en W illen
da, wo man d
Jakrta [dʒa-], bis 1950 Batvia, Hptst. Indonesiens,
tung ähnlicher Geistes- 13,2 Mio. Ew.(Agglomeration); Univ.; Hafen an der
t, si e zu zi eh en. größen erreichte, lag wohl
ha N-Küste von Java; Teeausfuhr.
auch daran, dass er Jkob, Sohn Isaaks, durch seine 12 Söhne Stammvater
schrieb und lebte, wie er empfand: hin- und hergeris- der 12 Stämme Israels.
sen zwischen Selbstzweifel und Größenwahn, nicht Jkob, engl. James [dʒeɪmz], 1) J. I. (1603–25), * 1566,
Jakob JAKJ

mit den letzten Gründen zufrieden, unbürgerlich und † 1625; Sohn der Maria Stuart, seit 1567 König von
daher fürs Bürgertum oft schwer Schottland; die Aussöhnung mit den Katholiken
verdaulich. So wenig verstanden vereitelte die Pulververschwörung. – 2) J. II. (1685
bis 1688), * 1633, † 1701; seit 1672 kath., von seinem
sein Werk mit den bedeutenden
prot. Schwiegersohn Wilhelm III. von Oranien
Romanen »Perrudja« und »Fluss
gestürzt, floh er nach Frankreich.
ohne Ufer« bis heute ist, so un-
Jakobner Pl., der bedeutendste und radikalste polit.
Jakobiner JAKJ

missverständlich stand Jahnn für Club der Frz. Revolution, benannt nach seinem
seine Überzeugungen ein: Nicht Tagungsort, dem ehem. Dominikanerkloster
nur als Literat und Orgelrefor- Saint-Jacques in Paris. Die J. waren die Träger der
mer, auch als Pazifist und Atom- Schreckensherrschaft von 1793/94 (Robespierre). Ihr
kraftgegner, Fortschrittsskepti- Zeichen war die rote J.-Mütze, der phryg. Mütze
ker und Verfechter ökologischer nachgebildet.
Ideen zählte er zur Avantgarde. Jkobswege, mittelalterl. Pilgerstraßen durch
Freund Erich Nossack sagte bei Frankreich und Spanien nach Santiago de Com-
seiner Grabrede über Jahnn: »Du postela (Verehrung Jakobus' d. Ä.).
Jakbus, 1) J. d. Ä., Apostel, Fischer, Sohn des
hast nicht ein einziges Mal Ver-
Jakobus JAKJ

Zebedäus, Bruder des Evangelisten Johannes,


rat an Dir geübt. Wer darf so et-
† (enthauptet) 44 n. Chr.; Heiliger (Tag: 25. 7.). –
was von sich sagen!« 2) J. d. J., Apostel, Sohn des Alphäus; Heiliger (Tag:
3. 5.). – 3) Bruder Jesu, ein Haupt der ersten christl.
Gemeinde Jerusalems, 62 n. Chr. gesteinigt; Heiliger
(Tag: 11. 5.).
JAH
Jakti|en, Sach, Teilrep. der Russ. Föderation, in
Ostsibirien, 3 083 500 km 2, 950 000 Ew.; Hptst. Jakutsk
Janukwitsch, Wiktor Fjodorowitsch, ukrain.
Politiker (PR), * 1950; Techniker und Ingenieurwis-
JAP
(209 000 Ew.; Univ.; Diamantenverarbeitung); senschaftler; Mitgründer der Partei der Regionen
Dauerfrostboden;  (Diamanten, Gold, Kohle, (PR), 2002–05 und 2006/07 Premiermin. mit proruss.
Erdgas), Holzgewinnung, Pelztierzucht. Kurs; reklamierte nach den Stichwahlen um das
Jlta, Hafenstadt und Kurort auf der Krim, Ukraine, Präsidentenamt 2004 gegenüber seinem Heraus-
90 000 Ew. Auf der J.-Konferenz (Febr. 1945) einigten forderer W. Juschtschenko den Sieg für sich;
sich Roosevelt, Churchill und Stalin u. a. über die daraufhin Massendemonstrationen (Orangene
Aufteilung Dtl.s in Besatzungszonen, die poln. Revolution) der Anhänger Juschtschenkos und neuerl.
O-Grenze, die Bildung einer demokrat. Reg. für Wahl mit Sieg Juschtschenkos; bei den Wahlen für
Polen, die Grundlagen der UNO. Die UdSSR sagte das Präsidentenamt 2010 setzte sich J. gegen
gegen territoriale (Kurilen u. a.) und polit. Zu- J. Timoschenko durch.
geständnisse den Kriegseintritt gegen Japan zu. Jnus, röm. Gott des (örtl. und zeitl.) Eingangs, der
Jamka, Staat auf der Insel J. der Großen Antillen, Türen und Tore, deren 2 Seiten in der Doppelgesich-
10 991 km 2, 2,7 Mio. Ew. (rd. 75 % Schwarze, 15 % tigkeit (J.-Kopf) dargestellt wurden.
Mulatten); Hptst.: Kingston. Amtssprache: Englisch. Jpan, jap. Nippon, Kaiserreich in O-Asien, 377 915 km 2,
Parlamentar. Monarchie im Commonwealth; Verf. 127,2 Mio. Ew.; Hptst.: Tokio. Amtssprache:
von 1962; Staatsoberhaupt: brit. Krone, vertreten Japanisch.
durch Gen.-Gouv.; Zweikammerparlament. – J. ist Verfassung von 1947 (mit Änderungen): Der Kaiser
gebirgig (Blue Mountain Peak, 2256 m). Erzeugnisse: (Tenno) ist Staatsoberhaupt mit ausschließlich
Zucker, Bananen, Kakao, Rum, Zitrusfrüchte, Tabak, repräsentativen Aufgaben. Die Gesetzgebung liegt
Nelkenpfeffer;  auf Bauxit. Nahrungsmittel-, beim Unter- und Oberhaus, die Exekutive bei der vom
Zement- u. a. Ind.; Tourismus. Haupthandelspartner: Parlament gewählten und ihm verantwortl. Reg.
USA, Kanada, Trinidad und Tobago. Haupthafen: unter Vorsitz des Min.-Präs. – Verw.-Gliederung: 47
Kingston; : Kingston und Montego Bay. – J. wurde Präfekturen.
1494 von Kolumbus entdeckt, 1655 britisch, 1866 Landesnatur. J. ist eine dem ostasiat. Festland
Kronkolonie; 1962 unabhängig. vorgelagerte Inselgruppe (rd. 3900 Inseln).
Jmbus, Imbus, griech. Versmaß aus kurzer und Hauptinseln: Hokkaidō, Honshū, Shikoku, Kyūshū.
langer Silbe. Die Inseln sind waldreich und gebirgig, mit
James [dʒeɪmz], 1) Henry, amerikan. Erzähler, * 1843, buchtenreichen Küsten. Rd. 240 Vulkane (36 tätige);
† 1916, Bruder von 2); entwickelte den psycholog. am höchsten der Fujisan (3776 m); zahlreiche heiße
Realismus zu höchster Vollendung. – 2) William, Quellen, darunter Geysire; häufig Erdbeben. Klima:
amerikan. Philosoph, Psychologe, * 1842, † 1910; im S warme, im N mäßig warme Sommer; kühle bis
Vertreter des → Pragmatismus. kalte Winter; reiche Niederschläge; Monsunwinde,
Jamsession [ˈdʒæmseʃn] die, improvisiertes Spielen im S häufig Taifune.
von Jazzmusikern. Bevölkerung. Meist Japaner; rd. 50 000 Ainu; im S
Janáček [ˈjanaːtʃɛk], Leoš, tschech. Komponist, * 1854, größte Bev.-Dichte. Religion: überwiegend
† 1928; schrieb, von der mähr. Volksmusik angeregt, Schintoismus und Buddhismus; 1,8 % Christen.
Opern (»Jenufa«, 1904; »Katja Kabanová«, 1921), Wirtschaft. Wirtschaftl. Strukturänderungen seit der
Chor- und Orchesterwerke, Kammermusik u. a. Wirtschafts- und Finanzkrise Mitte der 1990er-
Jndl, Ernst, österr. Schriftsteller, * 1925, † 2000; Jahre. J. ist stark industrialisiert: Eisen- und Stahl-,
Vertreter der → konkreten Poesie, auch Hörspiele; Maschinenind., Kraftfahrzeug-, Lokomotiv-,
Georg-Büchner-Preis 1984. Schiffbau-, elektrotechn. und elektron., opt.,
Jangtsekiang der, amtl. Chang Jiang [tʃaŋ dʒjaŋ], feinmechan., Textil-, chem. Ind. Ausfuhr: elektr.
größter und wichtigster Strom Chinas, fließt vom Maschinen und Apparate, Unterhaltungselektronik,
Hochland von Tibet zum Ostchin. Meer; rd. 6000 km Eisen und Stahl, Kfz, Chemikalien. Die Bergbauför-
lang, 2800 km schiffbar; oft Überschwemmungen; im derung (Kohle, Eisen, Zink, Gold, Silber, Erdöl,
J.-Delta der Hafen Schanghai; 2006 Drei-Schluchten- Erdgas u. a.) reicht für den Bedarf nicht aus.
Staudamm fertiggestellt. Energieerzeugung durch Wärme-, Kern- und
Janitschren Pl., frühere Kerntruppe des osman. Wasserkraftwerke. Landwirtschaftlicher Anbau auf
Sultans, urspr. aus zum Islam übergetretenen christl. rd. 14 % der Fläche: Reis, Getreide, Kartoffeln,
Kriegsgefangenen und der christl. Jugend der Balkan- Süßkartoffeln, Südfrüchte, Zuckerrohr, Tee, Tabak
prov. gebildet; J.-Musik, türk. Militärmusikkapelle. u. a.; Viehzucht (Schweine, Rinder); bed. Fisch- und
Jan Men, norweg. Vulkaninsel, nordöstl. von Island; (trotz internat. Proteste) Walfang; Seidenraupen-
380 km 2, bis 2 277 m hoch; Wetterstation. zucht; Forstwirtschaft. Einfuhr: Nahrungsmittel,
Jnnings, Emil, dt. Bühnen- und Filmschauspieler, Brenn- und Rohstoffe; Haupthandelspartner: USA,
* 1884, † 1950; Film »Der blaue Engel« (1930). China, Südkorea. Eisenbahn rd. 27 000 km (u. a.
Jnosch, eigtl. Horst ckert, dt. Schriftsteller, Maler, Shinkansensystem), Hauptlinie Tokio–Ōsaka. J. ist
* 1931; populäre Kinderbücher (Texte und Illustratio- eine der führenden Schifffahrtsnationen. Hauptsee-
nen; »Oh, wie schön ist Panama«, 1978). häfen: Tokio, Kōbe, Yokohama, Nagoya, Ōsaka;
Jnssen, Horst, dt. Zeichner und Grafiker, * 1929, internat. : Tokio, Ōsaka.
† 1995; sarkast. figürl. Darstellungen und Porträts Geschichte. Durch die Zentralisation mehrerer
(zahlreiche Selbstbildnisse); Illustrationen zu literar. Teilreiche entstand von Yamato aus um 400 ein neues 437
Vorlagen und eigenen Texten. polit. Gebilde. Nach der Übernahme des Buddhismus

Japan J
J Japaner
438 wurde 645 die Taika-Ära eingeleitet, die J. bis 702 in Thron und leitete die Regierungsperiode Shōwa ein.
eine absolutist. Monarchie umwandelte, der als 1931 besetzte J. die Mandschurei. 1937 kam es zum
Grundlage eine zentralistisch organisierte offenen Krieg mit China. Nach Ausbruch des Zweiten
Beamtenschaft diente. Von der Hptst. Nara aus übte Weltkriegs schloss J. 1940 mit Dtl. und Italien den
der jap. Kaiser (Tenno) die unumschränkte Dreimächtepakt. Am 7. 12. 1941 begannen die
Herrschaft aus. Nach dem Niedergang der Kaiser- Japaner mit dem Überfall auf Pearl Harbor den Krieg
macht begann im 12. Jh. die Herrschaft des Adels gegen die USA. Nach den Atombombenabwürfen auf
(Shōgunat). Der Shōgun war seit 1192 der mächtigste Hiroshima und Nagasaki 1945 kapitulierte J. und
Mann im Staate. Der Tenno wurde zu einer wurde von den Alliierten besetzt.
Zeremonialfigur reduziert. Inzwischen waren 1947 trat eine demokrat. Verf. in Kraft. Im Friedens-
Buddhismus und Schintoismus miteinander vertrag von San Francisco 1951 wurde der jap.
verschmolzen. Um die Mitte des 16. Jh. trafen die Gebietsstand auf die 4 Hauptinseln beschränkt. 1952
ersten Europäer in J. ein. Das Christentum gewann erlangte J. seine volle Souveränität zurück. 1956
seit 1556 viele Anhänger. Danach wurde J. von der wurde der Kriegszustand mit der UdSSR beendet,
Außenwelt völlig abgeschottet. 1614 begann die 1978 ein Friedensvertrag mit China geschlossen.
rücksichtslose Ausrottung des Christentums. J. entwickelte sich zur modernsten Industriegesell-
Die Ankunft ausländ. Schiffe (1854 der US-amerikan. schaft Asiens. 1989 verstarb Kaiser Hirohito.
Commodore M. C. Perry) gab das Signal zu einer Nachfolger wurde sein Sohn Akihito, der die
raschen Modernisierung (Meijierneuerung). 1868 Regierungsperiode Heisei einleitete. In den 1990er-
trat der letzte Shōgun vom Amt zurück. Der Kaiser Jahren durchlebte die jap. Wirtschaft eine Phase der
übernahm die Regierungsgewalt. Der kaiserl. Hof Stagnation. Unter der Reg. des Liberaldemokraten
wurde von Kyōto nach Tokio verlegt. Die neue, 1889 J. Koizumi (2001–06) wurden Strukturreformen
verkündete Verf. machte J. zur konstitutionellen eingeleitet. Das seit 2010 regierende Kabinett von
Monarchie (nach preuß. Muster). Im chinesisch- Naoto Kan (Demokratische Partei) sah sich mit den
japan. Krieg (1894/95) gewann J. Formosa. Der Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirt-
russisch-japan. Krieg (1904/05) endete mit der schaftskrise konfrontiert.
Niederlage Russlands. 1910 annektierte J. Korea. Japner, Staatsvolk Japans, Mischvolk aus Mongolen,
J. erhielt im Versailler Vertrag Kiautschou und das Tungusen, Koreanern, Chinesen, Ainu (Urbev.
Mandat über die Karolinen, Marianen und Japans) u. a., zu einer ethn. Einheit verschmolzen und
Marshallinseln. 1926 bestieg Kaiser Hirohito den weiterentwickelt.

Nu Jazz
Acidjazz Punkjazz
Modern Creative

Hip-Hop Elektronische Musik


Funkjazz
Punk Smooth Jazz
Neobop
Fusion / Rockjazz
Electric Jazz
Free Jazz Der Jazz-Stammbaum
Jazzformen
Funk Souljazz Hardbop andere Einflüsse
Rock Modaler Jazz
Pop jazzverwandte Stile
Bossa Nova
Folk Rock‘n‘Roll Soul
Cool Jazz Third Stream

Bebop
Modern Jazz Rhythm and Blues

Traditional Jazz Boogie-Woogie Swing

Chicago-Jazz Dixieland-Jazz Samba


Hot Jazz Gospel

Vocal Blues New-Orleans-Jazz


Honky Tonk
Ragtime

Country Blues

Spiritual
Worksong Klassik
JAP
japnische Kunst. Wesentl. Impulse kamen v. a. von
japanische Kunst. JAPJ

China (Übernahme der chin. Kultur und Schrift,


Jaurès [ʒɔˈrɛs], Jean, frz. Politiker, Philosoph, * 1859,
† (ermordet) 1914; trat für dt.-frz. Verständigung ein.
JEA
Einführung des Buddhismus im 6. Jh.), aber auch von Java [ˈdʒɑːvə], objektorientierte Programmiersprache,
Korea. In der Baukunst überwog die Verwendung von die vom verwendeten Betriebssystem unabhängig ist;
Holz; Tempelholzbauten (z. B. Hōryūji in Nara, 7. Jh.; wird v. a. zum Programmieren für das WWW
Byōdōintempel in Uji bei Kyōto, 11. Jh.). Malerei und eingesetzt.
Kalligraphie entstanden um 700. Tuschmalereien auf Jva, wichtigste der Großen Sundainseln Indonesiens,
Goldgrund, bes. Wandschirme, Bildrollen (Makimono) mit Madura 118 000 km 2, 125 Mio. Ew. (rd. 2⁄3 der Ew.
und Schiebetüren, und seit dem 18. Jh. Farbholzschnit- Indonesiens); fruchtbar; gebirgig außer im N und O
te (meisterhaft v. a. Utamaro, Hiroshige, Hokusai) (Vulkane). Klima: tropisch und niederschlagsreich,
herrschen vor. In der Plastik wurden Buddhas, im O Trockenzeit. Anbau (z. T. Bewässerung): Reis,
Bodhisattvas u. a. Gottheiten aus Bronze, Holz, Maniok, Mais; meist in Plantagen: Kaffee, Tabak,
Trockenlack und Ton gearbeitet, außerdem Masken Kautschuk.  auf Mangan, Phosphate, Gold. Auf J.
und Kleinplastiken (Netsuke). Zum Kunsthandwerk liegt die Hptst. Jakarta. Dichtestes Eisenbahn- und
gehören die auf chin. Tradition zurückgehende Straßennetz Indonesiens, Mittelpunkt des
Lackkunst (Schreibkästen u. Ä.), Teegeräte und die seit Seeverkehrs.
dem 17. Jh. durch sparsame Emailmalereien verzierten Jvascript [engl. ˈdʒɑːvə-],  betriebssystem- und
Porzellane. Die Metallbearbeitung galt neben frühen plattformunabhängige objektorientierte Program-
Bronzegefäßen der künstler. Gestaltung der Waffen, miersprache (Interpretersprache), die sich an C++
z. B. der Schwertstichblätter (Tsuba). anlehnt.
japnische Literatr. Die bekanntesten Formen der Jawlnsky, Alexei von, russ. Maler, * 1864, † 1941;
jap. Lyrik sind Tanka und Haiku. Zu den Gattungen gehörte zur Künstlergruppe Blauer Reiter;
der Prosadichtung zählen u. a. Monogatari (Sagen- expressionist., später bis zur Abstraktion reduzierte
und Geschichtserz.), Nikki (Tagebuch) und Zuihitsu Bilder.
(Essay). Trad. Formen des Theaters sind Nō und Jwor, dt. Jer, Stadt in der poln. Wwschaft
Kabuki sowie das Bunraku-Puppenspiel. Seit Mitte Niederschlesien, 24 100 Ew.; Landmaschinenbau. –
des 19. Jh. nahm die j. L. auch Einflüsse westl. Lit. auf. Marktplatz mit barocken Laubenganghäusern,
japnische Sprache und Schrift. Die Herkunft Friedenskirche (1654/55; Weltkulturerbe).
der Sprache (rein jap. Grundbestand meist zwei- und
dreisilbig) ist noch ungeklärt. Schrift: Mischschrift Jazz [dʒæz], eine um 1900 unter der schwarzen Bev.
aus chin. Wortzeichen und jap. Silbenzeichen; man Nordamerikas aus geistl. (Spirituals) und weltl.
schreibt von oben nach unten und von rechts nach (Blues, Arbeitslieder) Gesängen entstandene
links, heute auch von links nach rechts in Querzeilen. Musikrichtung. Der J. verwendet europ. Harmonik,
Jarmusch [ˈʒɑːmʊʃ], Jim, amerikan. Filmregisseur, europ.-afrikan. Melodik und afrikan. Rhythmik, bei
* 1953; Vertreter des amerikan. Independentfilms der die Melodieakzente zw. das durch den Grund-
(»Stranger than Paradise«, 1984; »Night on Earth«, schlag (Beat) gegebene metr. Gerüst fallen. Seine
1991; »Broken Flowers«, 2005). Eigenart besteht in der Improvisation (dem
Jaroslwl, russ. Gebietshptst. an der Wolga, 613 000 Abwandeln und Umspielen der Melodie), der starken
Ew.; Univ., Hochschulen; vielseitige Ind. – Um 1010 Betonung des Rhythmus sowie dem häufigen
gegr., im 13. Jh. Hptst. des Kiewer Teilfürstentums J.; Gebrauch von Synkopen. Er wird gespielt von der
zahlreiche Kirchen des 17. Jh. (Eliaskirche u. a.). J.-Band, die bei kleinerer Besetzung Combo, bei
Jarry [ʒaˈri], Alfred, frz. Schriftsteller, * 1873, † 1907; größerer Big Band heißt. Die J.-Band besteht
Vorläufer des absurden Theaters. gewöhnlich aus einer Rhythmusgruppe (Schlagzeug,
Jaruzlski [-z-], Wojciech, poln. General und Politiker, Bass, Klavier, Gitarre, Banjo), auf deren Rhythmus-
* 1923; 1981–85 Min.-Präs., 1981–89 Erster Sekretär und Harmoniengerüst die Instrumente der
des ZK der Poln. Vereinigten Arbeiterpartei, 1981–83 Melodiegruppe das Arrangement spielen und
auch Vors. des regierenden Militärrats, 1989–90 anschließend improvisieren (z. B. Saxofon, Posaune,
Staatspräsident. Trompete, Klarinette, Vibrafon).
Jasmn der, 1) Echter J., Gattung der Ölbaumgewächse; Jeanne d'Arc [ʒanˈdark], Jungfrau von Orléans [- ɔrleˈã],
Sträucher, meist in wärmeren Ländern, mit die heilige Johnna, frz. Nationalheldin, * 1410/12,
trichterförmigen, wohlriechenden gelben oder † 1431; Bauernmädchen aus Lothringen, fühlte sich
weißen Blüten; in S-Frankreich z. T. zur Parfümher- durch göttl. Berufung zur Befreiung des von den
stellung angebaut (J.-Öl). – 2) Winter-J., winterharter, Engländern belagerten Orléans bestimmt, führte
ab Jan. blühender, bis 3 m hoher Strauch mit gelben 1429 Karl VII. nach Reims zur Krönung. 1430 wurde
Blüten. sie jedoch bei Compiègne gefangen genommen und
Jsmund, Teil der Halbinselkette im NO der Insel von den Engländern als Zauberin und Ketzerin
Rügen, Meckl.-Vorp., mit der Stubbenkammer; verbrannt. 1920 heiliggesprochen (Tag: 30. 5.).
Nationalpark. Jean Pl [ʒã-], eigtl. Johann Paul Friedrich Rchter, dt.
Json → Iason. Dichter, * 1763, † 1825. Seine Erzählungen und
Jspers, Karl, dt. Philosoph, * 1883, † 1969; neben Romane von hoher sprachl. Gestaltungskraft reichen
Heidegger führender Vertreter der Existenzphi- von humorvoller Idyllik bis zu trag. Größe:
losophie. »Schulmeisterlein Wuz« (1790/91), »Hesperus«
Jspis der, Mineral, trüber, durch Fremdbeimengungen (1795), »Quintus Fixlein« (1795), »Siebenkäs« (1796), 439
gefärbter Chalcedon. »Titan« (1800/03), »Flegeljahre« (1804/05).

Jean Paul J
J Jeans
440 Jeans [dʒiːnz] Pl., Bluejeans [ˈbluː-], lange enge Hosen (zuletzt 2006 im Amt bestätigt). Aus den Kämpfen
aus (meist blauem) Baumwollköper; urspr. um 1850 zw. süd- und nordjemenit. Truppenteilen (1994) ging
von dem gebürtigen Deutschen L. Strauss (* 1829, der N als Bewahrer der Einheit als Sieger hervor.
† 1902) in Kalifornien für Goldgräber hergestellt. Jna, kreisfreie Stadt in Thür., im Saaletal, 102 500 Ew.;
Jdermann, allegor. Schauspiel aus dem MA., das Univ. (1548/57 gegr.), Fachhochschule, Planetarium,
Spiel vom reichen Mann im Augenblick des Todes; be- Phylet. und Opt. Museum; feinmechan.-optisch-
arbeitet u. a. von H. von Hofmannsthal (1911). elektron. Ind., Glas-, Arzneimittelwerk. – In der
Jefferson [ˈdʒefəsn], Thomas, 3. Präs. der USA Doppelschlacht von J. und Auerstedt am 14. 10. 1806
(1801–09), * 1743, † 1826; Verfasser der Unabhängig- Sieg Napoleons I. über Preußen.
keitserklärung von 1776, war Gouv. von Virginia, Jenner [ˈdʒenə], Edward, brit. Arzt, * 1749, † 1823; führte
Gesandter in Frankreich, Staatssekretär des 1796 die erste erfolgreiche Pockenschutzimpfung mit
Auswärtigen; gründete die Demokrat. Partei. Kuhpockenlymphe durch.
Jekaterinbrg, 1924–91 Swerdlwsk, russ. Ge- Jns, Walter, dt. Literaturwissenschaftler, Kritiker,
bietshptst. im Mittleren Ural, 1,29 Mio. Ew.; zwei Schriftsteller, * 1923; Erz., Romane, Hör- und
Univ., Hochschulen; Hüttenind., Schwermaschinen- Fernsehspiele, Essays, Übersetzungen. 1989–97 Präs.
bau, Metallverarbeitung, chem. Ind., westl. der Berliner Akademie der Künste.
Ausgangspunkt der Transsibir. Eisenbahn; . Jerema, Prophet des A. T., * um 650, † nach 587 v. Chr.;
Jelnia Góra [- ˈgura], dt. Hrschberg i. Rsgb., Stadt in verkündete den Untergang des Reichs Juda. Das bibl.
der poln. Wwschaft Niederschlesien, im Riesen- Buch J. ist eine Sammlung versch. Texte.
gebirge, 85 400 Ew.; Altstadt mit spätbarocken und Jerewn, Hptst. Armeniens, → Eriwan.
Rokokogiebelhäusern; Tourismus; Holzverarbeitung, Jerez de la Frontra [xeˈrɛð ðe la -], Stadt in Spanien,
Glasind., Chemiefaserwerk. 187 600 Ew.; Weinbau (Sherry). 711 Sieg der Araber
Jlinek, Elfriede, österr. Schriftstellerin, * 1946; über die Westgoten.
Romane (u. a. »Lust«, 1989; »Gier«, 2000) und Jricho, Oasenstadt im Jordantal, unweit vom Toten
Theaterstücke (u. a. »Raststätte oder sie machens Meer; 7000 Ew.; Bewässerungsfeldbau; eine der
alle«, 1994), die ihre Wirkung aus provozierendem ältesten Städte der Welt (um 7000 v. Chr.); seit Mai
Tabubruch in allen Bereichen erzielen; Georg-Büch- 1994 Zentrum des palästinens. Autonomiegebiets.
ner-Preis 1998, 2004 Nobelpreis für Literatur. Jérôme Bonaparte [ʒeˈroːm bɔnaˈpart], jüngster
Jlzin, Boris Nikolajewitsch, russ. Politiker, * 1931, Bruder Napoleons I., * 1784, † 1860; 1807–13 König
† 2007; wurde 1989 Abgeordneter des Kongresses der von Westfalen, Residenz in Kassel (»König Lustig«).
Volksdeputierten und Mitglied des Obersten Sowjets
der UdSSR. 1990/91 Vors. des russ. Obersten Sowjets Jersey [ˈdʒəːzɪ], die größte der brit. Normann.
Jersey JERJ

(Staatsoberhaupt der RSFSR), im Juni 1991 zum Präs. Inseln (Kanalinseln), 116 km 2 groß, 85 100 Ew.; Hptst.
Russlands gewählt; 1991/92 auch Min.-Präs.; ist Saint Hélier, die Amtssprache Englisch. Hauptein-
organisierte den Widerstand gegen den Putsch kommensquelle der Bev. ist der Fremdenverkehr, das
orth.-kommunist. Kräfte im Aug. 1991 und Finanzwesen, daneben Gemüseanbau und Milch-
entmachtete nach dessen Scheitern die KPdSU; viehzucht. – J. ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Im
führend an der Gründung der GUS im Dez. 1991 11. Jh. wurde die Insel von den Normannen erobert.
beteiligt; setzte sich im Machtkampf mit altkom- 1204 blieb sie mit den übrigen Kanalinseln als Rest
munist. und nationalist. Kräften des Parlaments des Herzogtums Normandie im Besitz des englischen
1993 mit Hilfe des Militärs durch (Erstürmung des Königs.
Parlaments, Parlamentsreform, wachsender Einfluss Jersalem, Hptst. von Israel, im Bergland von Judäa,
des Militärs). Bei den Präsidentschaftswahlen 1996 706 400 Ew.; Wallfahrtsort der Christen, Juden und
Bestätigung im Amt, dessen Ausübung durch Muslime. J. liegt auf einer wasserarmen Kalkhoch-
Krankheit zunehmend behindert wurde; trat Ende ebene. Die Altstadt (Weltkulturerbe) mit Ringmauer
Dez. 1999 vorzeitig als Staatspräs. zurück und besteht aus dem christl. Viertel mit der Grabeskirche
übergab die Amtsgeschäfte W. W. Putin. und der »Via Dolorosa«, der dt. ev. Erlöserkirche,
Jmen, Rep. im SW und S der Arab. Halbinsel, 527 968 vielen Klöstern, dem islam. Viertel mit dem Felsen-
km 2, 23,6 Mio. Ew.; Hptst.: Sanaa. Amtssprache: dom und der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg,
Arabisch. – Getreideanbau, nomad. Viehzucht, dem jüd. und dem armen. Viertel. Die heilige Stätte
Baumwollanbau, in den Oasen Dattelpalmen, der Juden ist die 400 m lange Westmauer des ehem.
Rückgang des Kaffeeanbaus zugunsten des Anbaus Tempels (Klagemauer). J. ist Sitz der beiden Ober-
des Kathstrauchs; Kunsthandwerk. – Seit 1517 rabbiner Israels, des Imams der Al-Aksa-Moschee
gehörte J. zum Osman. Reich. Nach 1890 verstärkte und dreier christl. Patriarchen sowie religiöser
getrennte Entwicklung von Nord- und Süd-Jemen. Institute. – J., schon im 19. Jh. v. Chr. erwähnt, wurde
Nord-J.: 1918 Umwandlung des Imamats in ein Kgr.; von David 1004 v. Chr. erobert und zur Hptst. seines
1945 Gründungsmitgl. der Arab. Liga, 1958–61 Reichs gemacht, 587 von Nebukadnezar zerstört,
föderatives Mitgl. der Vereinigten Arab. Rep.; 1962 später wieder aufgebaut, seit 63 v. Chr. römisch, 70
Ausrufung der Arab. Rep. J. – Süd-J.: gehörte n. Chr. gänzlich zerstört, nach 135 wiederhergestellt.
1839–1937 als Protektorat zu Brit.-Indien, 1947 brit. Seit 326 christlich, 637 von Arabern eingenommen.
Kronkolonie, 1963 Beitritt als Staat »Aden« zur 1099 von den Kreuzfahrern erobert, dann Hptst. des
Südarab. Föderation, seit 1970 Demokrat. Rep. J. – Königreichs J. bis 1187 (Einnahme durch Sultan
1990 Zusammenschluss beider Staaten (Islam. Rep. Saladin); ab 1244 dauerhaft unter Herrschaft des
J.). Staatsoberhaupt: Ali Abdullah Saleh seit Mai 1990 Islam, zunächst Mamelucken, 1517–1917 türk., ab
JEA
1920 Hptst. des brit. Mandats Palästina. Nach dem
1. Israel.-Arab. Krieg (1948) Teilung der Stadt; die
ließen. Nach dem Apostol. Glaubensbekenntnis ist J.
wahrer, ewiger Gott, zugleich wahrer Mensch,
JOC
Neustadt wurde 1950 vom israel. Parlament zur auferstanden von den Toten, von Gott zu sich erhöht.
Hptst. erklärt, im Sechstagekrieg (1967) erfolgte die
Besetzung des jordan. Teils (Altstadt) durch Israel; Erlöser oder Prophet?
im Juli 1980 erklärte die Knesset ganz J. zur Hptst. Auch der Islam kennt die Jesus-Verehrung: Im Koran
Israels. Der Status von J. ist eine der Kernfragen des wird er als Sohn der Jungfrau Maria geboren. Beide
Nahostkonflikts. gelten als die einzigen Menschen, die ohne Neigung
Jesja, Prophet des A.T., wirkte 736–701 v. Chr. zur Sünde auf die Welt kamen. Doch im Gegensatz zur
Jesuten, Gesellschaft Jsu, lat. Socetas Jsu, Abk. christlichen Überlieferung starb Jesus, arabisch Isa,
S. J., kath. Orden, 1534 von Ignatius von Loyola gegr., nicht am Kreuz, sondern wurde von Gott in den
1540 von Papst Paul III. bestätigt; 1773–1814 Himmel geholt. Er war auch nicht Gottes Sohn,
aufgehoben, in Dtl. 1872–1917 verboten. Hauptziele: sondern sein Prophet (»Wort Gottes«) und Gesandter
Ausbreitung und Verteidigung des kath. Glaubens und damit ein Vorgänger Mohammeds. Seine in der
durch Mission, Seelsorge, wiss. Arbeit und geistl. Bibel beschriebenen Fähigkeiten, wie beispielsweise
Übungen. An der Spitze des Ordens steht der auf die Wunderheilung, das Gehen über Wasser oder die
Lebenszeit gewählte General mit Sitz in Rom. Auferweckung Toter, werden anerkannt. Was die
christliche Kirche als Trinität bezeichnet, also die
Jsus Chrstus, Jesus ist die griech. Einheit von Gottvater, Sohn und Heiliger Geist, gilt
Umbildung des hebr. Eigennamens Jeschua »Jahwe den Muslimen jedoch als Vielgötterei.
ist Heil«; Christus bedeutet griech. »der Gesalbte«
und ist eine Übersetzung des hebr. Hoheitstitels
Messias. Jesus Christus ist die zentrale Gestalt des Jetstream [ˈdʒetstriːm] der, Strahlströmung, Zone
→ Christentums. Sein Geburtsjahr ist unbekannt (vor max. Windgeschwindigkeit in 8 bis 12 km Höhe über
4 v. Chr.?), der Ort ist vermutlich Nazareth, nach bibl. der Erde; Kern mit Windgeschwindigkeiten von 150
Überlieferung Bethlehem; er starb am Kreuz auf bis 300, in Ausnahmefällen bis über 600 km/h.
Golgatha, wohl um 30 n. Chr. Sein Leben wird in der Jddisch, die seit dem 9. Jh. in Dtl. von den Juden aus
Heilsgeschichte (4 Evangelien) beschrieben. Seine dt. Mundarten, hebr. und slaw. Bestandteilen
Persönlichkeit wird auch von nichtchristl. herausgebildete Mischsprache; geschrieben mit hebr.
Schriftstellern (Josephus, Tacitus) erwähnt. Sein Schrift.
erster Aufenthaltsort war Nazareth. Im 30. Lebens- Jiménez [xiˈmenɛθ], Juan Ramón, span. Schriftsteller,
jahr begann er, anknüpfend an den Bußprediger * 1881, † 1958; Lyrik im Sinne einer »reinen
Johannes, sein öffentl. Wirken als Wanderlehrer in Dichtung«, stimmungsvolle Prosa; Nobelpreis 1956.
Galiläa, das 2 oder 3 Jahre dauerte. Er verkündete das Jirgl, Reinhard, dt. Schriftsteller, * 1953; thematisiert in
Reich Gottes, forderte Sinnesänderung, Nächstenlie- seinem Erzählwerk menschl. Verstörungen und
be, Hingabe an Gott, den allmächtigen, gütigen psych. Zerstörungen vor dem Hintergrund der dt.-dt.
Vater. Seine Lehre brachte ihn bald in Ggs. zu den Gesch.; 2010 erhielt J. den Georg-Büchner-Preis.
→ Pharisäern und → Sadduzäern, die ihn mit Hilfe der Ju-Jtsu das, → Ju-Jutsu.
röm. Behörde (des Prokurators Pilatus) kreuzigen Jobsharing [ˈdʒɔbʃɛːrɪŋ] das, Form der Teilzeitarbeit,
bei der sich 2 oder mehr Mitarbeiter einen Arbeits-
platz teilen.
Joch das, 1) Zuggeschirr für Ochsen, liegt auf der Stirn
(Stirn-J.) oder dem Nacken (Nacken-J.). – 2)  Sattel in

Jersey, nur 20 Kilometer von der französischen Küste entfernt,


wird wie die übrigen Kanalinseln vom warmen Golfstrom umspült,
der ganzjährig für ein mildes Klima sorgt. Politisch stellen die Ka-
nalinseln eine Besonderheit dar: Sie gehören weder zu Großbri-
tannien noch zur EU, sondern sind direkt der britischen Krone
unterstellt. Dank seines nied-
rigen Steuersatzes ist Jersey
ein bedeutendes internationa-
les Offshore-Zentrum und
Steuerparadies für Banken und
Unternehmen. Zahlreiche
Fonds- und Finanz-Firmen ha-
ben für die Wirtschaftskraft
der Insel eine ähnliche Bedeu-
tung wie der Tourismus.
441

Joch J
J Jochbein
442 einem Gebirgskamm, Pass. – 3)  a) Abschnitt zw. 2 Gegenpapst. – 3) J. XXIII. (1958–63), vorher Angelo
Pfeilern einer Brücke, b) in mehrschiffigen, durch Giuseppe Ronclli, * 1881, † 1963; berief das
Pfeiler oder Säulen gegliederten Räumen die jeweils II. Vatikan. Konzil ein; 2000 seliggesprochen.
durch 4 Stützen begrenzte Raumeinheit rechteckigen Johnnesburg, größte Stadt und Wirtschaftsmittel-
oder quadrat. Grundrisses; auch die dazugehörige punkt der Rep. Südafrika, inmitten der Goldfelder
Gewölbeeinheit. des Witwatersrand, 1753 m ü. M., 2,03 Mio. Ew.;
Jochbein, Backenknochen, paariger Knochen Bahn- und Straßenknoten, internat. ; Univ.,
unterhalb der Augen. Sternwarte; Goldbergbau, Maschinenbau, Diamant-
Jd, Id das, Symbol J bzw. I, chem. Element aus der schleiferei u. a. – 1886 gegr. als Goldgräberort.
Gruppe der Halogene; OZ 53, relative Atommasse Johnnes Pl, Päpste:
126,905, D 4,93 g/cm3, Fp 113,5 °C, Sp 184,5 °C; fest 1) J. P. I. (26. 8.–28. 9. 1978), vorher Albino Lucini
schwarzbraun, gasförmig violett. J. ist löslich in Alko- [lutʃ-], * 1912, † 1978; eines der kürzesten Pontifikate
hol, Äther. Es ist im Chilesalpeter und in Meeresalgen der Kirchengeschichte; Schwerpunkte Seelsorge und
enthalten. Mangel an J. in der Nahrung führt zu soziale Arbeit. – 2) J. P. II. (1978–2005), vorher Karol
gesundheitl. Schädigungen des menschl. und tier. Wojtyła [vɔˈtia], * 1920, † 2005; ab 1964 Erzbischof
Organismus. von Krakau, 1967 Kardinal; war der erste poln. und
Jdl, Alfred, dt. Generaloberst, * 1890, † (hingerichtet) seit dem Niederländer Hadrian VI. (1522/23) der erste
Nürnberg 1946; Generalstabsoffizier; seit 1939 Chef nicht ital. Papst; unternahm 104 Pastoralreisen in
des Wehrmachtführungsstabs. alle Kontinente, verfasste 14 Enzykliken. Als ein
Jghurt der oder die, Jgurt, Sauermilch, aus Höhepunkt des Pontifikats J. P. II. gilt das am 12. 3.
eingedickter warmer Milch durch Bakterien erzeugt. 2000 in der Peterskirche für die kath. Kirche
Jhann, Fürsten: vorgetragene Schuldbekenntnis mit der Vergebungs-
Böhmen. 1) J. von Lxemburg, * 1296,  1346, König bitte für Verfehlungen und Irrtümer in der
1310–46; gewann Schlesien. Geschichte der Kirche. – 2004 Karlspreis.
Brandenburg. – 2) J. Sgismund, * 1572, † 1619, Johnnisbeere, Gattung dornenfreier Beerensträu-
Kurfürst 1608–19; trat 1613 zur ref. Kirche über; cher. Die Rote J. hat grüne Blüten und rote bis weißl.,
erwarb 1614 Kleve, 1618 Ostpreußen. säuerl. Beeren, in Dtl. heimisch; ebenso die
England. – 3) J. ohne Land, * 1167, † 1216, König schwarz- und raubeerige Schwarze J. oder Ahlbeere.
1199–1216; verlor fast alle engl. Festlandsbesitzungen Johnnisbrot, Fruchthülsen des J.-Baums, eines am
an Frankreich, musste seinen Baronen 1215 die Mittelmeer heim. immergrünen Hülsenfrüchtlers.
→ Magna Charta gewähren. Johnniskraut, Hart|heu, harte, gelb blühende
Frankreich. – 4) J. der Gute, * 1319, † 1364, König Staude; beim Tüpfel-J. mit durch Öldrüsen punktiert
1350–64; musste 1360 ganz SW-Frankreich an erscheinenden Blättern.
England abtreten. Johannterorden, 1) geistl. Ritterorden, hervorgegan-
Polen. – 5) J. III. Sobiski, * 1629, † 1696, König gen aus einer 1048 zur Betreuung der Pilger und
1674–96; war 1683 beim Entsatz Wiens von den Pflege der Kranken in Jerusalem gegründeten
Türken beteiligt. Hospitalbruderschaft; als Gründungsjahr gilt 1099
Sachsen. – 6) J. der Beständige, * 1468, † 1532, (Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer).
Kurfürst 1525–32; war ein Förderer der Reformation Tracht: schwarzer, im Krieg roter Mantel mit weißem
und gründete den → Schmalkaldischen Bund. – Kreuz. Hauptsitz war ab 1306 Rhodos, ab 1530 Malta
7) J. Friedrich der Großmütige, Sohn von 6), * 1503, (daher Malteser); nach der Reformation Ordens-
† 1554, Kurfürst 1532–47; im Schmalkaldischen Krieg spaltung. Der ev. Zweig bestand unter dem Namen
1547 bei Mühlberg von Kaiser Karl V. gefangen J. weiter, der kath. als Malteserorden (Sitz seit 1834
genommen. – 8) J. Gorg II., * 1585, † 1680, Kurfürst Rom; heute kirchl. Orden und Völkerrechtssubjekt
1656–80; künstler. Blütezeit für Dresden. – mit diplomat. Beziehungen zu über 80 Staa-
9) J., * 1801, † 1873, König 1854–73; Förderer der ten). – 2) Prßischer J., ev. Zweig von 1), gestiftet
Wiss., übersetzte Dantes »Göttliche Komödie«. 1812 als weltl. Adelsgenossenschaft, 1852 als geistl.
Johnna die Wahnsinnige, Königin von Spanien, (ev.) Ritterorden wiederhergestellt; widmet sich
* 1479, † 1555, Gemahlin des Habsburgers Philipp des diakon. Aufgaben.
Schönen; Mutter Kaiser Karls V. und Ferdinands I. John [dʒɔn], Sir Elton, eigtl. Reginald Kenneth Dwight
Johnnes, 1) J. der Täufer, Bußprediger, taufte Jesus [dwaɪt], brit. Rocksänger, -pianist und -komponist,
im Jordan; von Herodes Antipas enthauptet. Heiliger * 1947; seit den 1970er-Jahren internat. erfolgreich
(Tag: 24. 6., Johannisfest). – 2) J. der Evangelst, mit melodiösen Rocksongs; schrieb den Soundtrack
Apostel, † Ephesos um 100 n. Chr.; Sohn des zum Film »Der König der Löwen« (1994).
Zebedäus, Bruder von Jakobus d. Ä., Jünger Jesu, nach Johns [dʒɔnz], Jasper, amerikan. Maler, Grafiker,
der Überlieferung Verfasser des 4. Evangeliums, der Bildhauer, * 1930; trug zur Entwicklung der Pop-Art
J.-Apokalypse sowie der J.-Briefe; eines der Häupter bei.
der Jerusalemer Urgemeinde; Heiliger (Tag: 27. 12.). Johnson, 1) [ˈjunsən], Eyvind, schwed. Schriftsteller,
Johnnes, Päpste: * 1900, † 1976; soziale Interessen und weite histor.
1) J. XXII. (1316–34), vorher Jacques Duèse Perspektiven; Romane: »Hier hast du dein Leben«
[dyˈɛːz],* um 1245, † 1334; festigte das Papsttum in (1934–37) u. a., Novellen, Essays; erhielt 1974 den
Avignon. – 2) (J. XXIII.), Gegenpapst (1410–15), vorher Nobelpreis für Literatur. – 2) [ˈdʒɔnsn], Lyndon B., 36.
Baldassare Cssa, * um 1370, † 1419; wurde auf dem Präs. der USA (Demokrat), * 1908, † 1973; wurde 1961
Konzil von Konstanz abgesetzt; gilt nur als Vizepräs., nach dem Tod J. F. Kennedys 1963–69
JOC
Präs. – 3) [ˈdʒɔnsn], Philip Cortelyou, amerikan.
Architekt, * 1906, † 2005; Schüler von W. Gropius und
Jonson [ˈdʒɔnsn], Ben, engl. Dichter, * 1572, † 1637;
neben Shakespeare der größte Dramatiker der
JOR
M. Breuer. – 4) [ˈdʒɔnsn], Samuel, brit. Schriftsteller elisabethan. Zeit.
und Gelehrter, * 1709, † 1784; letzter großer Vertreter Joplin [ˈdʒɔplɪn],1) Janis, amerikan. Rock- und
des engl. Klassizismus. – 5) [ˈjoːnzɔn], Uwe, dt. Bluessängerin, * 1943, † 1970; gilt als eine der
Schriftsteller, * 1934, † 1984; Romane u. a.: »Mutma- ausdrucksstärksten weißen Interpretinnen der
ßungen über Jakob« (1959), »Jahrestage« (4 Bde., Bluesmusik. – 2) Scott, amerikan. Pianist und
1970–83). Komponist, * 1868, † 1917; einer der Schöpfer des
Joint European Torus [ˈdʒɔɪnt jʊərəˈpiːən ˈtɔːrəs], Ragtime.
Abk. JET, gemeinsame europ. Kernfusionsforschungs- Jordaens [jɔrˈdaːns], Jacob, fläm. Maler, * 1593, † 1678;
anlage in Culham (Großbritannien) mit Tokamak- sittenbildl., mytholog. und religiöse Themen.
anlage. Jrdan der, größter Fluss Israels und Jordaniens (rd.
Joliot-Curie [ʒɔlˈjokyˈri], frz. Physikerehepaar: Frédéric 252 km lang), fließt vom Hermon durch den See
(* 1900, † 1958) und Irène (* 1897, † 1956), Tochter von Genezareth ins Tote Meer.
M. und P. Curie; entdeckten die künstl. Radioaktivi- Jrdan, Ernst Pascual, dt. Physiker, * 1902, † 1980; war
tät; erhielten zus. 1935 den Nobelpreis für Chemie. maßgebend an der Ausbildung der Quantenmecha-
Jm Kippr, der jüdische → Versöhnungstag. nik beteiligt; Arbeiten zur Relativitätstheorie und
Jnas, israelit. Prophet im 8. Jh. v. Chr.; wurde mit der Astrophysik.
Hauptperson des Buches J. im A. T. identifiziert. Jordni|en, Staat (konstitutionelle Monarchie) in
Jnas, Hans, dt. Philosoph, * 1903, † 1993; Friedenspreis Vorderasien, 89 342 km 2, 6,3 Mio. Ew. (Araber; etwa
des Dt. Buchhandels 1987. 30 % Palästinaflüchtlinge); Hptst.: Amman.
Jones [dʒəʊnz], 1) Allen, brit. Maler und Objektkünstler, Amtssprache: Arabisch. – J. umfasst das östl. des
* 1937; Vertreter der Pop-Art. – 2) Dame (seit 1986) Jordan gelegene ehem. Emirat Transjordanien; etwa
Gwyneth, brit. Sängerin (Sopran), * 1936; v. a. neun Zehntel des Landes sind Wüste oder Wüsten-
Wagner-, Verdi-, Puccini- und Strauss-Interpre- steppe. Anbau, z. T. mit künstl. Bewässerung:
tin. – 3) Inigo, engl. Baumeister, * 1573, † 1652; führte Getreide, Obst, Gemüse, Oliven; in der Steppe nomad.
den Stil Palladios in England ein. – 4) James, Viehzucht. Bodenschätze: Phosphate, Kalisalze.
amerikan. Schriftsteller, * 1921, † 1977; Romane Textil-, chem. Ind. Tourismus. Haupthafen: Akaba;
(»Verdammt in alle Ewigkeit«, 1951). – 5) LeRoi, internat. : Amman.
amerikan. Schriftsteller, * 1934; aktiver Vertreter der Geschichte. Eng mit der Gesch. Israels (Palästina)
schwarzen Protestbewegung. und Syriens verbunden; 1516–1918 Teil der Türkei;

NES
QUINCY JOMULTITALENT
MUSIK ALISCHES
Der Mann, geboren am 14. 3. 1933 in Chicago, ist ein echtes musikalisches Multitalent:
Als Bandleader und Trompeter verdiente er sein Geld ebenso wie als Komponist, Tournee-
musiker und Arrangeur. Seine größten Erfolge aber feierte er als Produzent, und alle wa-
ren sie mit ihm im Studio: Dizzy Gillespie und Miles Davis, Lionel Hampton und Ray
Charles, Frank Sinatra und Count Basie, Duke Ellington und Jacques Brel, Aretha Franklin
und Michael Jackson. Quincy Jones überschritt immer wieder Grenzen: Er war der erste
Afroamerikaner in der Chefetage eines großen Plattenlabels (ab 1961 Vizepräsident bei
Mercury Records), arrangierte die Sinatra-Version von »Fly Me to the Moon«, die der As-
tronaut Buzz Aldrin 1969 zur Mondlandung abspielte, und er war Produzent des bis heute
meistverkauften Musikalbums aller Zeiten: Michael Jacksons »Thriller« ging mindestens
104 Millionen Mal weltweit über die Ladentheken. Als Produzent verhalf Quincy Jones
auch dem Song »We Are the World« zu weltweitem Erfolg, bei dem 1985 zahlreiche Musik-
stars mitwirkten und damit 50 Millionen US-Dollar für einen Afrika-Hilfsfonds einsammel-
ten. Dass Jones sich nicht mit Mittelmaß zufriedengibt, zeigt
noch eine andere Zahl: Mit 79 Nominierungen für einen Grammy
(Stand: 2010) ist er alleiniger Rekordhalter – vielleicht kein Wun-
der bei einem Mann, der mehr als sechs Jahrzehnte lang die prä-
gende Kraft im US-amerikanischen Musikgeschäft war und in
dieser Zeit nicht nur seinen geliebten Jazz spielte, sondern sich
von Hip-Hop genauso wie von sphärischen Synthesizer-Klängen,
von Weltmusik aus Afrika und Südamerika ebenso wie von Pop
und Soul beeinflussen und prägen ließ. Dass er außerdem noch
443
die Musik zu mehreren Dutzend Filmen geschrieben hat, ist da
fast schon nebensächlich.
Jordanien J
J Joseph
444 1920–46 brit. Mandat Trans-
jordanien (ab 1923 formell
Joyce: Eine wei- Emirat); 1928 (erneuert 1948)
tere Möglichkeit, Bündnis mit Großbritannien (bis
den »Bloomsday« 1957). 1945 Gründungsmitgl. der
stilgerecht zu Arab. Liga; 1946 unabhängig;
feiern, demons- nahm 1948/49 am Krieg gegen
trieren diese Israel teil, erhielt im Waffen-
stillstand 1949 die Kontrolle über
Dubliner: In der
den östl. Teil des Westjordan-
typischen Klei-
landes mit O-Jerusalem und
dung Leopold gliederte ihn sich 1950 offiziell
Blooms treffen an. 1952 Machtübernahme durch
sie sich an ei- König Husain II. (bis 1999). Im
nem Schauplatz »Sechstagekrieg« (Juni 1967)
des Romans, um besiegte Israel das »Haschemit.
unter reger An- Königreich J.« (amtl. Name seit
teilnahme der 1949; vom Namen des Königs-
Umstehenden hauses) und eroberte das
Szenen aus dem Westjordanland mit O-Jerusa-
lem. In der Folge Aufnahme einer
»Ulysses« nach-
großen Zahl von palästinens.
zustellen. Unbe-
Flüchtlingen; bis zur Zerschla-
dingtes Muss ist gung und Vertreibung der
dabei natürlich palästinens. Organisationen
der »Hu«, denn 1970/71 (Höhepunkt: »Schwarzer
Blooms Quali- Sept.« 1970) durch die jordan.
tätshut fehlt das Armee diente J. palästinens.
»t«: Es ist auf der Freischärlern (Fedajin) als
Inschrift (»high Operationsbasis gegen Israel. Im
grade hat«) des 1. Golfkrieg (1980–88) stand J. auf
Schweißbandes irak. Seite. Im 2. Golfkrieg (1991)
bereits ver- zunächst neutral, dann
zunehmend aufseiten des Irak.
blasst.
Nov. 1993 erste Mehrparteien-
wahl seit 1956. Okt. 1994
Abschluss eines Friedensvertrags
mit Israel. Staatsoberhaupt:
König Abdullah II. (seit 1999).
Jseph, 1) Sohn Jakobs und der
Joseph JOSJ

Rahel, von seinen Brüdern nach


Ägypten verkauft, stieg dort
zum höchsten Beamten auf. – 2) der Mann Marias, Josquin Desprez [ʒɔsk deˈpre], frankofläm. Josquin Desprez JOSJ

der Mutter Jesu, Schutzheiliger der kath. Kirche (Tag: Komponist, * um 1440, † 1521; schuf Messen,
19. 3.). – 3) J. von Arimatha, Heiliger (Tag: 17. 3.), Motetten und weltl. Kompositionen.
bestattete Jesus in einem Felsengrab. Jostedalsbre [ˈjustədaːlsbreː] der, Gletscher in Jostedalsbre JOSJ

Jseph, Herrscher: Hl. Röm. Reich. 1) J. I., * 1678,


Joseph JOSJ Norwegen, nördl. vom Sognefjord, bildet mit 486 km 2
† 1711; Kaiser 1705–11, setzte den Span. Erbfolgekrieg die größte Gletscherfläche des festländ. Europa.
siegreich fort. – 2) J. II., * 1741, † 1790, wurde 1765 Jsua, israelit. Heerführer nach dem Tod des Moses;
Josua JOSJ

Kaiser und Mitregent seiner Mutter Maria Theresia, das Buch J. berichtet von ihm.
ab 1780 Alleinherrscher, erwarb für Österreich 1772 Jta das, Ita, der 9. Buchstabe des griech. Alphabets,
Jota JOTJ

Galizien, 1775 die Bukowina. J. beseitigte als der den Vokal i bezeichnet.
radikaler Reformer 1781 die bäuerl. Leibeigenschaft, Joule [dʒuːl, nach J. P. Joule] das, Einheitenzeichen J,
Joule JOUJ

gewährte Religionsfreiheit und hob die Klöster auf. abgeleitete SI-Einheit der Energie, der Arbeit und der
Spanien. – 3) J. Bonaprte, * 1768, † 1844, König von Wärmemenge. Ihre Definition ist:
Neapel 1806–08 und Spanien 1808–13, Bruder 1 J = 1 N · m = 1 W · s = 1 kg · m 2 · s−2.
Napoleons I. Joule [dʒuːl], James Prescott, brit. Physiker, * 1818,
JouleJOUJ

Joséphine [ʒozeˈfin], Kaiserin der Franzosen (1804–09)


Joséphine JOSJ † 1889; bestimmte das mechan. Wärmeäquivalent;
* 1763, † 1814, 1. Ehe mit A. de Beauharnais, 1796  mit Entdecker der Gesetzmäßigkeit der Erwärmung
Napoleon I. Die kinderlose Ehe wurde 1809 geschieden. stromführender elektr. Leiter; J.-Gesetz: Die in einer
Josphus Flvius, jüd. Geschichtsschreiber, * 37 oder bestimmten Zeit entstehende Wärmemenge
38 n. Chr., † um 100 n. Chr.; führend am jüd. Aufstand (Joule' sche Wärme) ist gleich dem Produkt aus
beteiligt, danach Günstling des Vespasian und des elektr. Widerstand, Quadrat der Stromstärke und
Titus; schrieb in griech. Sprache den »Jüd. Krieg«. Zeit des Stromflusses.
JOS
Journalsmus [ʒur-] der, Verbreitung von Informatio-
nen, Meinungen und Unterhaltung durch Journalis-
Jdas, J. Ischriot, Jünger Jesu; verriet diesen durch
den »J.-Kuss«.
JüD
ten in den Massenmedien, auch in Werbung und Jden, im A. T. Bez. der Angehörigen des Stammes bzw.
Juden JUDJ

Öffentlichkeitsarbeit. der Bewohner des Südreiches Juda; nach der Babylon.


Gefangenschaft zunächst Bez. der nichtjüd. Umwelt
Joyce [dʒɔɪs], James, irischer Schriftsteller, * 1882,
Joyce JOYJ für die Angehörigen des Volkes Israel; in der späteren
† 1941. Mit seinem 1922 erschienenen »Ulysses« brach Diaspora auch jüd. Selbstbez. Der Begriff umfasst
James Joyce mit Sprachformen und Erzähltechniken zwei Aspekte: die J. als die Angehörigen der jüd.
des traditionellen Romans und veränderte, zumindest Nation und die J. als die dem jüd. Religionsgesetz
für einen Tag im Jahr, auch das Leben der Menschen in verpflichteten Bekenner des Gottes Israels (→ Jahwe).
Dublin. Das Meisterwerk schildert minutiös den Nach rabbin. Verständnis ist Jude, wer von einer jüd.
16. Juni 1904 im Leben des Dubliner Anzeigenaquisi- Mutter abstammt oder »rite« (nach orth. Norm) zur
teurs Leopold Bloom, seiner Frau Molly und des jungen jüd. Religion, dem Judentum, übergetreten ist.
Stephen Dedalus – und seit dem 50. Jubiläum am Selbstverständnis der J. (heute rd. 14,4 Mio.) und
16. Juni 1954 feiern die Dubliner den »Bloomsday«: Sie religiös-kulturelle Entwicklung des Judentums sind
suchen die Orte der Handlung auf, nehmen wie ihr geprägt von der durch die Diaspora bedingten
literarisches Idol ein Gorgonzolabrot und ein Glas ständigen Existenz als Minderheit und der damit
Burgunder im Davy Byrne’s zu sich, erstehen ein Stück ständig gegebenen Auseinandersetzung mit der nicht
Zitronenseife bei Sweny’s, treffen sich zu »Ulysses«- jüd. Umwelt (als Abgrenzung oder Assimilation).
Lesungen am Joyce Tower oder schließen sich den Diese brachten unterschiedl. Ausformungen des
zahllosen Touristen an, die auf den Spuren Leopold Judentums mit jeweils besonderen sprachl.,
Blooms an einer der geführten Stadttouren teilneh- kulturellen und liturg. Merkmalen hervor. Den
men. Die meisten Menschen aber eifern einem anderen Ausgangspunkt der Zerstreuung in eine heute
Handlungsstrang des »Ulysses« nach: Sie begeben sich weltweite Diaspora bildeten die Niederlage der J. im
auf ausgedehnte Zechtouren und verbringen so den antiröm. Aufstand (70 n. Chr.) und die Niederschla-
weltweit einzigen Feiertag, der auf einem Roman gung des von Bar Kochba angeführten Aufstandes der
basiert. Den 16. Juni 1904 hatte Joyce ausgesucht, weil palästinens. J. gegen die Römer (135 n. Chr.).
er sich an diesem Tag zum ersten Rendezvous mit Das Bestreben der J., in der Diaspora ihre kulturelle
seiner späteren Frau Nora Barnacle getroffen hatte. und religiöse Identität zu bewahren, traf seitens der
Joyces zweiter Beitrag zur Weltliteratur, der 1939 nichtjüd. Umwelt vielfach auf Ablehnung und hatte in
veröffentlichte Roman »Finnegan’s Wake«, galt wegen Europa seit dem MA. die Herausbildung einer
seiner Sprachexperimente lange Zeit als unübersetz- ausgesprochenen J.-Feindschaft zur Folge, die – urspr.
bar. Eine deutsche Ausgabe gibt es erst seit 1993. theologisch mit der Kollektivschuld der J. am Tod Jesu
Joystick [ˈdʒɔɪstik] der,  kleiner Steuerhebel, mit dem »begründet« – zu J.-Verfolgungen, Vertreibungen
die Bewegung von Darstellungselementen auf dem (1290 aus England, 1394 aus Frankreich, 1492 aus
Bildschirm gesteuert werden kann; v. a. bei Spanien, 1497 aus Portugal), Zwangstaufen und
Computerspielen. Pogromen (im zarist. Russland) führte, antisemit.
Juan Crlos I. [ˈxan-], König von Spanien (seit 1975),
Juan Carlos I. JUAJ Theorien nach sich zog (→ Antisemitismus) und ihren
* 1938;  1962 mit Prinzessin Sophie v. Griechenland; verbrecher. Gipfel in der Ermordung eines Drittels
nach Francos Tod als König von Spanien inthroni- aller J. während der natsoz. Herrschaft in Dtl. und
siert, unterstützte den Demokratisierungsprozess. Europa erreichte (→ Holocaust).
Juan Fernández [ˈxan fɛrˈnandes], chilen. Inselgrup- Vor dem Hintergrund dieser geschichtlich immer
pe im Pazif. Ozean, insgesamt 187 km 2. Die Insel Más wieder neu gemachten Erfahrung von Anfeindung
a Tierra (seit 1966 Robinsoninsel) war 1704–09 und Verfolgung und in ihren Anfängen nicht
Aufenthaltsort A. Selkirks (→ Robinson Crusoe). unwesentlich auch von dem religiös-messian.
Juárez García [xˈarɛs ɣarˈsia], Benito, Präs. von Gedanken der Rückkehr des Volkes Israel in das
Mexiko (1861–72), * 1806, † 1872; indian. Abstam- Gelobte Land (Palästina) getragen, entstand im
mung, übernahm 1858 die Reg., Gegenspieler des von 19. Jahrhundert der → Zionismus) , dessen Ziel, die
den Franzosen eingesetzten Kaisers Maximilian, den Errichtung eines jüd. Staates in Palästina, mit der
er erschießen ließ. Ausrufung des Staates Israel am 14. 5. 1948 erreicht
Jubeljahr, 1) Jbeljahr, Halljahr, Erlassjahr, das heilige wurde.
Jahr der Juden, nach A. T. (3. Mos. 25, 8 ff.) jedes 50.
Jahr, mit Sklavenbefreiung, Schuldenerlass und jdische Religin, die im Glauben an
jüdische Religion Jü

Rückgabe von verkauftem Boden. – 2) kath. Kirche: den Gott Israels zentrierte Religion der → Juden.
→ Heiliges Jahr. Grundlage der j. R. ist das Bekenntnis zu dem einen
Jubilee [ˈdʒuːbɪliː] das, Bez. für eine religiöse und einzigen Gott (→ Jahwe), der die Welt und alle
Gesangsform der afroamerikan. Musik (dem Lebewesen geschaffen hat und seinen Willen für die
Negrospiritual und dem Gospelsong verwandt). Menschen verbindlich in seinem Gesetz (der → Thora)
Juchten der oder das, Juchtenleder, stärker gefettetes niedergelegt hat, deren zentrales Gebot das Gebot
Leder für Stiefelschäfte und Arbeitsschuhe. der Nächstenliebe ist. Am Ende der Zeiten wird der
Jda [hebr. »Gottlob«], der 4. Sohn Jakobs und der Lea, aus dem Geschlecht Davids stammende → Messias
legendärer Ahnherr des israelit. Stamms Juda. das Reich Gottes als Reich des Friedens für die Juden
Juda, röm. Prov., umfasste 6–41 n. Chr. auch Idumäa und die »Gerechten aus allen Völkern« aufrichten. 445
und Samaria, seit 67 n. Chr. auch Galiläa. Dogmen und damit eine Dogmatik im eigentl. Sinn

jüdische Religion J
J Judith
446 kennt das Judentum nicht. Kennzeichnend für das Hauptaufgabe der Jugendämter u. a. Träger (freie J.).
jüd. theolog. Denken ist die durch die Jh. ununter- Sie umfasst Leistungen u. a. Aufgaben zugunsten von
brochene Diskussion und Interpretation der in Thora Kindern und Jugendlichen (z. B. Jugendarbeit,
und → Talmud vorgegebenen Tradition durch die Förderung der Erziehung in der Familie, Mitwirkung
versch. rabbin. Schulen. Das jüd. religiöse Leben wird in gerichtl. Verfahren). Neuerungen: 2004 Tages-
bestimmt durch die Elemente Gebet, Heiligung des betreuungsausbaugesetz (Ziel: Schaffung von
→ Sabbats, Synagogalgottesdienst mit Lesung und zusätzlichen Betreuungsplätzen), 2005 Kinder- und
Auslegung der Thora und der Propheten, besondere Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz (KICK).
Fasten-, Reinheits-, Speisengesetze (→ schächten) und Jugendschutz, Schutz der Kinder und Jugendlichen
Wohltätigkeit. – Der jüd. Jahreskreis wird durch vor gesundheitl. und sittl. Gefahren: 1) Jugendarbeits-
religiöse Feste markiert, in denen Ereignisse der schutz (Ges. vom 12. 4. 1976) regelt Beschäftigungs-
Heilsgeschichte Israels im Glauben vergegenwärtigt zeiten, Mindesturlaub; 2) J. in der Öffentlichkeit und
werden (Passah, Laubhüttenfest, Wochenfest, in Medien (J.-Ges. und Jugendmedienschutz-Staats-
Chanukka, Purim). Höchster Feiertag ist der vertrag, in Kraft seit 1. 4. 2003) regeln den Besuch von
→ Versöhnungstag (Jom Kippur). Jüd. Glaubens- Lokalen, Kinos, Spielhallen, den Verkauf von
bekenntnis und Hauptgebet ist das »Höre Israel« Tabakwaren, alkohol. Getränken und den Schutz vor
(Schema Israel). Der → Rabbiner ist v. a. Lehrer und jugendgefährdenden Angeboten in Büchern, Filmen,
Prediger der Gemeinde und entscheidet religions- CD-ROM, im Rundfunk und Internet. Novellierungen
gesetzl. Fragen. 2007: in der Öffentlichkeit keine Abgabe von
Tabakwaren an Kinder und Jugendliche unter 18
Übertritt ist nicht gleich Übertritt Jahren; Rauchverbot; Tabakautomaten dürfen nur
Jude ist, wer von einer jüdischen Mutter geboren noch an bestimmten Orten (z. B. für Jugendliche
wurde oder konvertiert ist. Doch der Übertritt kann unter 16 Jahren nicht zugänglich) aufgestellt werden.
nach verschiedenen Traditionen erfolgen und nicht
alle sind von jeder jüdischen Glaubensrichtung Jugendstil, eine Stilrichtung der europ. Kunst,
Jugendstil JUGJ

anerkannt. In Israel selbst wird zum Beispiel nur der die nach der seit 1896 in München erscheinenden
Übertritt nach orthodoxem Ritus anerkannt, während Zeitschrift »Jugend« benannt wurde. Der J. war eine
in den USA die Konversion auch konservativen oder Reaktion auf die historisierenden Stile des
reformjüdischen Regeln folgen kann. Während das ausgehenden 19. Jh. Es wurde eine flächenhafte
israelische Innenministerium im Ausland vollzogene Ornamentik angestrebt, abstrakte, großformatige,
Konversionen anerkennt, lehnt das Oberrabbinat sie kühn geschwungene Pflanzengebilde bedeckten die
jedoch zum Teil ab. meist kunsthandwerkl. Gegenstände. In der
Architektur blieb der J. – bis auf wenige Ausnahmen –
auf Dekorationselemente beschränkt. Hauptmeister
Jdith, Hauptgestalt des Buches J. im A. T., tötete den waren: J. M. Olbrich, P. Behrens, F. von Stuck, H. van
assyr. Feldherrn Holofernes. de Velde, A. Beardsley, G. Klimt, L. C. Tiffany, É. Gallé,
Jdo das, zu den Budosportarten zählender, aus Japan P. C. Fabergé, E. Munch, F. Hodler, A. Mucha.
stammender Zweikampf- und Selbstverteidigungs- Jugendstrafrecht, für Jugendliche (14- bis 17-Jährige) Jugendstrafrecht JUGJ

sport; entstand aus dem → Jiu-Jitsu. Die Judoka sind und z. T. auch für Heranwachsende (18- bis 20-Jährige)
in Schülergrade (Kyu) und Meistergrade (→ Dan), geltendes Straf- und Strafprozessrecht, das in wesentl.
kenntlich an den versch. Farben der Gürtel, Grundsätzen vom allg. Strafrecht abweicht. Dem
eingeteilt. Jugendrichter stehen zur Verfügung: Erziehungsmaß-
Jugendbewegung, eine um die Jahrhundertwende regeln (Weisungen; Anordnung, Hilfe zur Erziehung
im dt.-sprachigen Raum entstandene neoromant. in Anspruch zu nehmen), Zuchtmittel (Verwarnung;
Bewegung, die von Teilen der bürgerl. Jugend Auferlegung von Pflichten; Jugendarrest, der als
getragen wurde und in einer antibürgerl. Wendung Freizeit-, Kurz- oder Dauerarrest – Höchstdauer 4
die zeitgenöss. Kulturkritik aufnahm (Wandervogel, Wochen – verhängt wird), Jugendstrafe (in besonde-
1901; Freidt. Jugend, 1913). Parallel bildete sich 1906 ren Anstalten zu vollstreckender Freiheitsentzug von
eine eigene Arbeiterjugendbewegung (seit 1923 mindestens 6 Monaten bis zu höchstens 10 Jahren).
zusammenfassend bünd. Jugend genannt). 1933 Jugendweihe, seit 1859 von freireligiösen Vereinigun-
Jugendweihe JUGJ

wurden die J. verboten oder in die Hitlerjugend gen veranstaltete Jugendfeier für schulentlassene
überführt. Kinder; ab 1954 gesellschaftl. (Zwangs-)Einrichtung
Jugendherberge, Aufenthalts- und Übernachtungs- in der ehem. DDR, (mit Gelöbnis) ab 1955 als offizieller
stätte zur Förderung des Jugendwanderns. Träger Festakt im bewussten Gegensatz zur Konfirmation
der J. in Dtl. ist das Dt. Jugendherbergswerk (DJH), durchgesetzt; seit 1990 auf privater Basis durch-
gegr. 1909. Internat. Vereinigung ist die 1932 gegr. geführt.
International Youth Hostel Federation (IYHF). Jugoslwi|en, nach dem Ersten Weltkrieg ent-
Jugoslawi|en JUGJ

Jugendhilfe, Gesamtheit von staatl. und sonstigen standener Bundesstaat in SO-Europa, bestand
öffentl. Maßnahmen zur sozialen Förderung von bis 1991/92 aus den Teilrep. Serbien, Montenegro,
Kindern und Jugendlichen. Rechtsgrundlage: Kroatien, Slowenien, Mazedonien sowie Bosnien und
Kinder- und J.-Ges. vom 26. 7. 1990 (Buch VIII des Herzegowina, 1992–2003 aus den Teilrep. Serbien
Sozialgesetzbuchs), das das Jugendwohlfahrtsges. und Montenegro.
aufhob. Die J. will ordnungsrechtl. Eingriffe Geschichte. 1918 Gründung des »Königreichs der Ser-
vermeiden und arbeitet vorbeugend. Die J. ist die ben, Kroaten und Slowenen« (seit 1929 amtl. Kgr. J.);
JUD
1934 Ermordung König Alexanders I., 1941 Beitritt
zum Dreimächtepakt, Militärputsch; Besetzung
Konflikte führten zu militär. Auseinandersetzun-
gen in Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina
JüL
durch dt. und ital. Truppen sowie Aufteilung J.s, (mit brutalen Vertreibungen und massiven Kriegs-
Exilreg., Organisation großserb. (Četnici; 1944 weit- verbrechen).
gehend aufgerieben) und kommunist. Partisanen Im April 1992 schlossen sich Serbien und Montene-
(Tito); durch Tito 1942 Bildung des Volksbefrei- gro zur Bundesrepublik J. (Jugoslawien) zusammen.
ungsrates (AVNOJ) in Bihać, der ab 1943 (in Jajce) Die beherrschende politische Figur, der serb. Präs. S.
als provisor. Reg. fungierte; 1944 Einmarsch sowjet. Milošević, ließ sich 1997 zum jugoslaw. Präs. wählen.
Truppen, Unterstützung für Tito; 1945 Koalition von 1998 eskalierte die Lage in der Region Kosovo, wo
AVNOJ und Exilreg., Ausrufung der »Föderativen die alban. Bev. unterdrückt wurde, zum blutigen
VR J.« aus 6 Gliedstaaten und 2 autonomen Gebieten Konflikt, der 1999 durch eine militär. Intervention
(Verf. von 1946), brutale Vertreibung der J.-Deut- der NATO beendet werden konnte. Nach den
schen (»Donauschwaben«, 1945–48). 1947 Pariser manipulierten Parlaments- und Präsidentschafts-
Friede mit Italien (Gewinn v. a. Istriens); 1948 Aus- wahlen 2000 kam es zu landesweiten Unruhen und
schluss der jugoslaw. KP (ab 1952 Name: BDKJ) aus zum Sturm auf das Belgrader Parlament. Schließlich
dem Kominform, danach Politik der Blockfreiheit; musste Milošević den Sieg des Oppositionskan-
1963 neue Verf. (seither »Sozialist. Föderative Rep. didaten V. Koštunica anerkennen, der neuer jugolaw.
J.«), die neue Verf. von 1974 suchte Selbstverwaltung Staatspräs. wurde. 2001 erfolgte die Auslieferung
und Föderalismus durch Schwächung der Zentrale von Milošević an das UN–Kriegsverbrecher-
zu stärken. Nach Titos Tod (1980) Ämterrotation tribunal in Den Haag. Inzwischen hatten sich die
an der Staats- und Parteispitze; dennoch begannen Souveränitätsbestrebungen Montenegros verstärkt.
mit den Unruhen im Kosovo 1981 die Versuche nicht Diese Entwicklung führte am 4. 2. 2003 zum Ende
serb. Bev.-Gruppen, die serb. Vorherrschaft in J. zu der Bundesrepublik J. und zur Proklamation der
beenden. Während der in allen Gliedstaaten 1989/90 Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro.
abgehaltenen freien Wahlen verstärkten sich die Juist [jyːst], eine der Ostfries. Inseln, Ndsachs., 16,3
nat. Fliehkräfte. Nach wachsenden Spannungen zw. km 2, 1 500 Ew.; Nordseeheilbad.
den Republiken leiteten Slowenien und Kroatien Ju-Jutsu [jap. »sanfte Kunst«] das, ostasiat. Nah-
Ju-Jutsu JU-J

Der Körper als


durch ihren Austritt (Juni 1991) die Auflösung J.s in kampfkunst zur Selbstverteidigung. Techniken des Ornament: Wie
5 Nachfolgestaaten ein: im Herbst 1991 Austritt von als Jiu-Jitsu nach Europa gekommenen J.: Würfe,
hier in Gustav
Bosnien und Herzegowina sowie Mazedonien. Die Hebel- und Würgegriffe, Schläge, Stöße; Kampfsport-
Klimts Zeich-
Weigerung Serbiens, den Zerfall J.s anzuerkennen, art.
und der Versuch, alle serb. Siedlungsgebiete zu Jlich, 1) Stadt in NRW, an der Rur, 34 000 Ew.; Papier-, nung »Fischblut«
einem (groß)serb. Staat zusammenzuschließen, Textil-, Zuckerind.; Forschungszentrum Jü- (1898) ist eines
sowie die in voller Schärfe ausbrechenden ethn. lich. – 2) ehem. Herzogtum auf dem linken der zentralen
Elemente der
Jugendstil-
Kunst die Ver-
schmelzung von
menschlichen
Körpern mit den
sie umgebenden
Linien, Flächen
und Dekoratio-
nen. Die oft ero-
tischen Motive
erhalten gerade
durch die Stili-
sierung eine ge-
steigerte sym-
bolische
Ausdruckskraft,
die von den Zeit-
genossen teil-
weise als
schamlos bis
pornografisch
empfunden wur-
de.

447

Jülich J
J Julier
448 Rheinufer, 1423 mit Berg vereinigt, fiel 1511 an die Fortschritte in der Steinbearbeitung (polierte und
Herzöge von Kleve. Als sie 1609 ausstarben, entstand durchbohrte Klingen) und Töpferei, Ackerbau
der J.-Klevesche Erbfolgestreit; 1614, endgültig 1666, (Hack-, später auch Pflugbau) und Viehzucht. Nach
fielen Kleve sowie die Grafschaften Mark und Form und Verzierung der Tongefäße werden
Ravensberg an Brandenburg, J. und Berg an unterschieden: Band-, Schnur- und Kammkeramik
Pfalz-Neuburg. sowie Glockenbecher- und Trichterbecherkultur.
Jli|er Pl., altröm. Patriziergeschlecht, Geschlechts- Jüngstes Gericht, am Jüngsten Tag auf die
name Iulius; ihm gehörte Caesar an, dessen Wiederkunft Christi auf Erden folgendes Weltgericht
Großneffe Augustus das julisch-claud. Kaiserhaus mit Auferstehung der Toten.
(27 v. Chr. bis 68 n. Chr.) begründete. Jng-Stlling, Heinrich, eigtl. Johann Heinrich Jng,
Jlirevolution, Erhebung der Pariser Bev. gegen König dt. Schriftsteller, * 1740, † 1817; wurde bekannt durch
Karl X. im Juli 1830, Thronbesteigung des »Bürger- seine von Goethe herausgegebene Autobiografie
königs« Louis Philippe (Ludwig Philipp). »Henrich Stillings Jugend« (1777), die wie seine
Jlische lpen, Gruppe der südöstl. Kalkalpen, in anderen Schriften stark pietistisch geprägt ist.
Slowenien (Triglav 2863 m) und Italien. Jniaufstand → Siebzehnter Juni.
Jlius II., Papst (1503–13), förderte Raffael und
Michelangelo (Neubau der Peterskirche). Jnkers, Hugo, dt. Flugzeugkonstrukteur,
Jncker, Jean-Claude, luxemburg. Politiker, * 1954; * 1859, † 1935; entwickelte u. a. 1907 den Doppelkol-
Jurist, 1990–95 Vors. des Parti Chrétien Social (PCS), benmotor, 1910 ein Nurflügelflugzeug, 1915 das erste
wurde 1995 Premierminister. Ganzmetallflugzeug mit freitragenden Flügeln (J 1),
Juneau [ˈdʒuːnəʊ], Hptst. des Staats Alaska, USA, 1919 das erste Ganzmetallverkehrsflugzeug (F 13)
26 800 Ew.; Fischerei; . und 1929 den ersten Schwerölflugmotor nach dem
Jng, Carl Gustav, schweizer. Psychologe, * 1875, † 1961;
Jung JUNJ Doppelkolbenprinzip. – 1913 gründete Junkers die
schuf eine psycholog. Typenlehre, unterschied zw. Junkers-Motorenbau GmbH und 1919 die Junkers-
dem individuellen und kollektiven Unbewussten des Flugzeugwerke AG, beide in Dessau.
Menschen. Jno, lat. Ino, altröm. Göttin, die v. a. Geburt und Ehe
Junge Liberle, Abk. Julis, polit. Jugendorganisation beschützt, als Gemahlin des Jupiter Himmelsköni-
der FDP, 1980 gegründet. gin, der griech. Hera gleichgesetzt.
Jnger, 1) Ernst, dt. Schriftsteller, * 1895, † 1998;
Jünger JüNJ Junta [ˈxunta] die, in Spanien und Lateinamerika
entwickelte einen Stil kühler Präzision, zum Regierungsausschuss, bes. nach einem Staatsstreich
Symbolischen neigend. »In Stahlgewittern« (1920), durch Militärs (Militär-J.).
»Auf den Marmorklippen« (1939), umfangreiche
autobiograf. Schriften. – 2) Friedrich Georg, dt. Jpiter,1) Zeichen ♃, größter Planet unseres
JupiterJUPJ

Schriftsteller, Bruder von 1), * 1898, † 1977; Lyriker Sonnensystems. Seine Masse beträgt mit etwa dem
und Essayist (»Die Perfektion der Technik«, 1946). 318-Fachen der Erdmasse rd. 2⁄3 der Gesamtmasse
Junges Deutschland, Schriftstellergruppe, die nach aller Planeten; Umlaufzeit um die Sonne 11,86 Jahre,
der frz. Julirevolution 1830 die Kunst zum Sprach- rotiert in weniger als 10 Stunden um seine Achse,
rohr liberaldemokrat. Ideen machen wollte, erstrebte stark abgeplattet; starkes Magnetfeld. Die
die Emanzipation des Individuums, der Frau, der Oberfläche ist unter einer dichten Wolkenhülle
Juden, die Geistes- und Pressefreiheit. Hauptver- verborgen (zahlreiche streifige Strukturen, Großer
treter: H. Heine, L. Börne, K. Gutzkow, H. Laube, Roter Fleck als gewaltiger Wirbelsturm nachgewie-
L. Wienbarg, T. Mundt. sen). Die äußere Atmosphäre enthält v. a. leichte
Junge Unin, Abk. JU, die Nachwuchsorganisationen Elemente, wie Wasserstoff, Helium. J. hat (mindes-
der CDU und der CSU. tens) 63 Monde (darunter die 1610 von Galilei
Jungfern|inseln, engl. Virgin Islands [ˈvəːdʒɪn entdeckten 4 Galileischen Monde) sowie ein
ˈaɪləndz], Inselgruppe der Kleinen Antillen, Ringsystem aus kleinen Partikeln. – 2) lat. Ippiter,
Westindien. Im W Territorium der USA, 344 km 2, altröm. Himmelsgott, Herr des Blitzes und des
109 000 Ew.; Hptst.: Charlotte Amalie. Im O brit. Donners, segnet die Felder, schützt das Recht; später
Kronkolonie, 153 km 2, 23 000 Ew.; Hptst.: Road Town. mit dem griech. Zeus identifiziert.
Jungfrau, 1)  zum Tierkreis, Zeichen ♍, gehörendes
Jungfrau JUNJ

großes Sternbild der Äquatorzone, im Frühjahr am Leben unter Eis?


Abendhimmel sichtbar; hellster Stern ist Spika. – 2)  Die Frage, ob es auf anderen Himmelskörpern Leben
Gipfel der Berner Alpen, Schweiz, 4158 m; eine elektr. gibt, ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Auf
Zahnradbahn (9,3 km) führt bis zum J.-Joch, 3454 m. der Suche nach Leben außerhalb der Erde haben
Jngk, Robert, eigtl. R. Bm, österr. Publizist, Wissenschaftler nun einen Kandidaten in die engere
Zukunftsforscher, * 1913, † 1994; »Die Zukunft hat Wahl genommen: den Jupitermond Europa. Seine
schon begonnen« (1952), »Der Atomstaat« (1977) u. a.; Oberfläche ist zwar vollständig von Eis bedeckt,
Repräsentant der Friedensbewegung. darunter vermuten Forscher aber einen Ozean – bes-
Jungsozialisten, Abk. Jusos, nach 1945 gegr. te Voraussetzung für Leben. Denn auf der Unterseite
Nachwuchsorganisation der SPD. der Eiskruste findet ein ständiger Wechsel von
Jungsteinzeit, Neolthikum, der Bronzezeit Jungsteinzeit JUNJ Auftauen und Gefrieren statt, wodurch sich
vorangehende Periode der menschl. Vorgeschichte, genügend Sauerstoff im Ozeanwasser gelöst haben
letzter Abschnitt der Steinzeit, in Europa etwa von könnte, um Leben zu ermöglichen. Für 2020 ist der
5000 bis gegen 1800 v. Chr.; gekennzeichnet durch Start des Jupiter Europa Orbiters (JEO) geplant, um
JUL
JUV
Bei Oldtimer-
Flugschauen
darf die Junkers
Ju 52 natürlich
nicht fehlen.
Das von dem
deutschen Kon-
strukteur Hugo
Junkers 1930
präsentierte
einmotorige
Flugzeug avan-
cierte in der
dreimotorigen
Version ab 1932
zum Standard-
modell der Luft-
hansa und mit
fast 5000 Exem-
plaren für gut
30 Fluggesell-
schaften bis in
mehr über den Mond zu erfahren. Mit an Bord hat er Jusos, Abk. für → Jungsozialisten.
die 1940er-Jahre
u. a. ein spezielles Radargerät, um die Eigenschaften Justinin I., der Große, oström. Kaiser (527–565), * 482,
zur meistver-
und Mächtigkeit des Eispanzers zu untersuchen. † 565; gewann durch seine Feldherren Belisar und
Narses, die das Vandalen- und Ostgotenreich kauften Passa-
zerstörten, den größten Teil des Weström. Reichs giermaschine
Jra der, 1) Gebirgszug in Mitteleuropa, von der Isère zurück, erbaute die Hagia Sophia in Konstantinopel, weltweit. Die
bis zum oberen Main. Der Frz.-Schweizer. J. erstreckt ließ das → römische Recht im Corpus Iuris Civilis zuverlässige
sich bogenförmig von der Rhone bis zum Rhein; aufzeichnen;  mit → Theodora. »Tante Ju« setzte
einfacher Faltenbau, auf der Innen-(O-)Seite Justtia, altröm. Göttin und Personifikation der hinsichtlich ihrer
(Ketten-J.) bes. ausgeprägt (Crêt de la Neige 1 718 m). Gerechtigkeit. Flugeigenschaf-
Nach W verebben die Falten allmählich, das Gebirge Justz [von Justitia] die, staatl. Tätigkeit, die der Rechts- ten, Höchst-
ist zu einer einförmigen, an Karsterscheinungen pflege dient. J.-Hoheit, die sich auf die Gerichtsbar- geschwindigkeit
reichen Hochfläche abgetragen. Der im N vorgela- keit beziehende Staatsgewalt. J.-Irrtum, falsche
von 250 km/h,
gerte Tafel-J. hat an der Faltung wenig Anteil; stark Entscheidung eines Gerichts aufgrund eines Irrtums
Reichweite bis
bewaldet, bis 750 m hoch, raues, feuchtes Klima; über Tatsachen oder irrige Gesetzesauslegung.
1300 km und
Viehwirtschaft, Uhrenind. Der Dt. J., ein Stufenland J.-Ministerium, oberste J.-Behörde; erarbeitet
mit Steilabfällen nach W und NW, erstreckt sich Gesetzesvorlagen, übt die J.-Verwaltung aus Transportkapa-
vom Rhein bis zum Main; er umfasst die Schwäb. (Personal, Haushalt), hat Dienstaufsicht über zität für 15 Pas-
und die Fränk. Alb. – 2) [ʒyˈra], schweizer. Kt., 1979 J.-Beamte und -Behörden sowie Vollzugsanstalten. sagiere (plus 2
gebildet aus den Bez. Delémont, Franches-Mon- J.-Mord, Verurteilung und Hinrichtung eines auf Notsitzen)
tagnes und Porrentruy; 837 km 2, 68 700 Ew.; Hptst. Unschuldigen. neue Maßstäbe.
Delémont. Justzvollzugsanstalt, Einrichtung, in der
Jrgens, Curd, dt. Schauspieler, * 1915, † 1982; Filme Freiheitsstrafen vollzogen werden (bis Jan. 1977
(»Des Teufels General«, 1955; »Jakobowsky und der Gefängnis). Das Gesetz unterscheidet geschlossene
Oberst«, 1958). (für sichere Unterbringung) und offene (keine oder
jurstische Persn, eine Personenvereinigung oder nur geringe Vorkehrungen gegen Entweichung)
Vermögensmasse (Stiftung) mit eigener Rechts- Anstalten.
fähigkeit (Kapitalgesellschaft, Körperschaft). Die Jte die, Bastfaser einer ind. Staude, wichtiger
j. P. ist wie jeder Bürger Träger von Rechten und Faserstoff, dient zur Herstellung von Säcken, Gurten,
Pflichten und kann Vermögen erwerben. Teppichen, zur Isolierung (Kabel) und Papierher-
Jrte die, rundes, transportables Filzzelt nomad. stellung.
Steppenvölker (Kirgisen, Mongolen) Innerasiens. Jtland, das festländ. Gebiet Dänemarks.
Jschtschenko, Wiktor, ukrain. Politiker, * 1954; Juvenl, eigtl. Decimus Jnius Iuvenlis, röm. Dichter,
1999–2001 Min.-Präs., ab 2002 an der Spitze der * um 60, † um 140 n. Chr.; geißelte in Satiren die
Opposition; Ende 2004 nach Massendemonstratio- Verderbtheit seiner Zeit.
nen zum Staatspräs. gewählt (2005 vereidigt); im Juvntas, Iuvntas, altröm. Göttin der Jugend; später 449
Amt bis 2010. wurde sie der griech. Hebe gleichgesetzt.

Juventas J
K
k
Kult
k, K,  K, an das k (Abk. für Kilo...) angelehnte Abk. für Dorsch bezeichnet; getrocknet Stockfisch oder
210 = 1024, meist in Verbindung mit Bit (KBit) oder gesalzen und dann getrocknet Klippfisch.
Byte (KByte) zur Angabe der Größe eines Speichers. Kabintt, im Staatsrecht die Gesamtheit der Min. einer
K 2, Mount Godwin-Austen [ˈmaʊnt ˈgɔdwɪn ˈɔstɪn], Reg.; in Dtl. die Bundes- oder Landesregierung. – Die
Chogri [tʃ-], Chogri, zweithöchster Berg der Erde, Bez. K. kam im 17. Jh. für den engen Kreis persönl.
im Karakorum, 8611 m, 1954 erstmals bestiegen. Berater (Geheimes K.) auf, mit dem das Staatsober-
Kba die, Hauptheiligtum des Islams; ein würfelför- haupt sein monarch. Selbstregiment gegenüber den
miges Bauwerk aus Stein in Mekka, an dessen Fachressorts sicherte (Kabinettsystem).
SO-Ecke ein schwarzer Meteorit (Hadschar) Kabinttwein, unterste Stufe der Qualitätsweine mit
eingemauert ist; mit schwarzem Stoffbehang Prädikat.
verkleidet; Ziel der allen Muslimen vorgeschriebenen Kabuki das, volkstüml. jap. Theater.
Pilgerfahrt. Kbul, Hptst. von Afghanistan, am Fluss K., 3 Mio. Ew.;
Kabardno-Balkri|en, Teilrep. der Russ. Föderation Univ.; Wirtschaftszentrum, ; schwere Bürger-
in N-Kaukasien, 12 500 km 2, 894 000 Ew.; Hptst. und kriegszerstörungen.
wichtigstes Ind.-Zentrum ist Naltschik; Viehzucht, Kablen, islam. Berbervolk in N-Afrika; meist
Getreideanbau, Wein-, Obstbau, Abbau von sesshafte Ackerbauern; in N-Algerien in der Großen
Molybdän- und Wolframerzen. und Kleinen Kabylei.
Kabartt das, Cabaret [-ˈreː], (polit.-gesellschaftskrit.) Kaczyński [kaˈʃiŋski], Lech, poln. Politiker, * 1949,
Kleinkunstbühne zur Darbietung von Sketchen, † (Flugzeugabsturz) 2010; Jurist; Mitbegr. der
Chansons, Tänzen. nat.-konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit
Kbbala die, seit dem MA (Blüte im 13. Jh. in Spanien) (PiS); seit 2005 poln. Staatspräsident.
Bezeichnung der myst. jüd. Geheimlehre. Kadnz die, 1) harmon. Schlussbildung und musikal.
Kabel das,   Leitung zur Übertragung von Energie Gliederung innerhalb des Dur-Moll-Systems, die als
bzw. Signalen für Verlegungen in Luft, Wasser und Akkordfolge die grundlegenden harmon. Verbindun-
im Boden. Leitermaterial ist meist Kupfer (oder gen in Bezug auf die Tonika enthält. Als vollständige
Aluminium). Die leitenden Adern des K. bestehen aus K. gilt die Harmoniefolge Tonika–Subdominante–
Drähten, sind gegeneinander isoliert und nach außen Dominante–Tonika. – 2) improvisierter Soloteil im
durch den isolierenden K.-Mantel und gegebenenfalls Instrumentalkonzert.
eine Bewehrung aus Kunststoff oder Metall Kdi der, islam. Richter.
geschützt. Starkstrom-K. für Gleich- oder Drehstrom Kadima [hebr., eigentlich »Vorwärts«] die, israel.
haben bis 4 Leiter; für Spannungen über 60 kV Partei, besetzt Positionen der polit. Mitte; Ende 2005
werden öl- und gasgefüllte K. verwendet. – Bei den von A. Scharon gegr. (Abspaltung vom → Likud).
Fernmelde-K. unterscheidet man K. mit symmetr. Käfer, formenreichste Ordnung der Insekten, mit rd.
Leiteranordnung (symmetr. K.) mit gleichen Hin- und 350 000 Arten. Die K. haben kauende Mundwerk-
Rückleitern aus verseilten Drähten sowie K. mit zeuge, hornige Vorderflügel (Flügeldecken), machen
koaxialer Leiteranordnung (Koaxial-K.), bei denen ein eine vollkommene Verwandlung durch (Ei, Larve,
Innenleiter durch Isolierstücke in der Achse eines Puppe, Käfer). Familien: Blatthorn-, Lauf-,
rohrförmigen Außenleiters geführt wird (z. B. Schwimm-, Aas-, Schnell-, Rüssel-, Borken-,
→ Breitbandkabel). Auf der opt. Signalübertragung Bockkäfer.
beruhen die aus Glasfasern bestehenden Lichtleit-K.
(→ Lichtwellenleiter). Kaffee, Erzeugnis des K.-Strauchs (Coffea), im
Kabelfernsehen, Fernsehsystem, bei dem Bild und trop. Afrika und Asien heimisch; Sträucher oder
Ton vom Sender zum Empfänger über Breitband- Bäumchen mit weißen Blüten und kirschähnl.
kabel statt drahtlos übertragen werden. Steinfrüchten. Die Frucht enthält meist 2 Frucht-
Kabeljau, am Rücken dunkelfleckiger Speisefisch, bis steine mit je einem harten Samenkern, der K.-Bohne.
1,50 m lang, 40 kg schwer; die Ostseeform wird als Einsteinige, einsamige Früchte geben Perl-K. Der
KAA
K.-Anbau erfordert große Wärme und Bewässerung,
in den ersten Jahren Beschattung. Bei der Aufberei-
Kairoun [-ru-], eine der 4 heiligen Städte des Islams,
in Tunesien, 72 300 Ew.; ummauerte Altstadt mit
KAJ
tung werden die Bohnen enthülst, verlesen und Sidi-Okba-Moschee (Weltkulturerbe). Teppichwebe-
geröstet. Sie enthalten viel Cellulose, Öl, Gerbsäure rei.
und (ungebrannt) 1 bis 1,5 % Koffein. Kaiser der, höchster weltl. Herrschertitel, nach dem
Kfka, Franz, österr. Schriftsteller, * 1883, † 1924. Die
K Beinamen Caesar der röm. K., die den Titel Imperator
Romane (»Der Prozeß«, 1925; »Das Schloß«, 1926; »Der führten. Das weström. Kaisertum bestand bis 476,
Verschollene«, 1927) und Erz. (u. a. »Die Verwand- das oström. bzw. byzantin. (in Konstantinopel) bis
lung«, 1915) faszinieren durch das Ungeheuerliche, 1453. Karl d. Gr. begründete 800 das abendländ.
Groteske, das stets hinter dem Alltäglichen droht. Kaisertum als höchste weltl. Würde der lat.
Kagel [kaˈxɛl], Mauricio, Komponist und Dirigent Christenheit; seit Otto d. Gr. (962) war es mit dem dt.
argentin. Herkunft, * 1931; neben experimentellen Königtum verknüpft und erlosch 1806 (→ Heiliges
Kompositionen Hörspiele und szen. Stücke. Römisches Reich). 1871–1918 führte der König von
Khlenberg, Ausläufer der O-Alpen bei Wien, bis Preußen den Titel »Deutscher K.«. Außerdem gab es
542 m, im eigentl. K. 483 m. Durch die Schlacht am K. den Kaisertitel in Österreich, Russland, Frankreich,
1683 wurde Wien von der türk. Belagerung befreit. Brasilien, Haiti, Indien, Mexiko, entsprechende Titel
Khler sten, Berg im Rothaargebirge, NRW, 841 m; u. a. in China, Annam, Äthiopien, Iran; heute noch in
Wintersportplatz, meteorolog. Station. Japan.
Khlo, Frida, mexikan. Malerin, * 1907, † 1954; der Kser, 1) Georg, dt. Dramatiker, * 1878, † 1945; einer
Tradition der mexikan. Volkskunst verpflichtete, die der meistgespielten Dramatiker des Expressionismus
eigene Situation (Folgen eines Unfalls) mit (»Die Bürger von Calais«, 1914; »Gas«, 1918). – 2) Ja-
einbeziehende Bilder. kob, dt. Politiker, * 1888, † 1961; seit 1912 in der
Khn, Oliver, dt. Fußballtorhüter, * 1969; 1976–94 beim christl. Gewerkschaftsbewegung; Mitbegründer der
Karlsruher SC und 1994–2008 beim FC Bayern CDU, 1949–57 Bundesmin. für gesamtdt. Fragen.
München; 86 Länderspiele (seit 1995); Welttorhüter Kaiserchronik, mhd. Gedicht um 1150; fabulöse
des Jahres 1999, 2001 und 2002, Fußballer des Jahres Darstellung der Entstehung des Röm. Reichs und
2000 und 2001. Viten röm. und dt. Kaiser.
Kmane, Gattung der Alligatoren in trop. südame- Ksergebirge, Teil der Nordtiroler Kalkalpen,
rikan. Flüssen und Seen. Österreich, östl. Kufstein, im Zahmen Kaiser 1997 m,
Kn, im A. T. der 1. Sohn Adams und Evas, Mörder im Wilden Kaiser 2344 m hoch.
seines Bruders Abel; von Gott durch das Kainsmal vor Kaiserschnitt,  Schnittentbindung, bei der durch
der Blutrache geschützt. Bauchschnitt die Gebärmutter geöffnet wird.
Kphas, jüd. Hohepriester (18 bis 36 n. Chr.), im Kaisersltern, kreisfreie Stadt in Rheinl.-Pf.,
Prozess Jesu Vorsitzender des Gerichts. 99 400 Ew.; Univ., Fachhochschule; Maschinen- und
Kro, Hptst. Ägyptens, größte Stadt Afrikas, am Nil, Fahrzeugbau. – »Barbarossastadt«, da Friedrich I.
7,6 Mio. Ew. (Agglomeration: 16 Mio. Ew.); seit der Barbarossa nach 1152 hier eine Pfalz errichten ließ.
Mameluckenzeit Zentrum der islam. Kultur; die Kserstuhl, vulkan. Gebirge in der Oberrhein.
Altstadt wurde zum Weltkulturerbe erklärt. 5 Univ., Tiefebene, Bad.-Württ., 557 m hoch; Wein-, Obstbau.
viele Moscheen, Museen. K. ist polit., wirtschaftl. und Kjak der oder das, 1) Männerboot der Eskimo; die
geistiger Mittelpunkt Ägyptens; internat. . – 969 Spanten sind mit Seehundshaut überzogen;
gegr., seit 1805 Hauptstadt. Doppelpaddel. – 2) Sportpaddelboot.

Fairtrade-Kaffee Herkömmlicher Kaffee


Wer verdient am Kaffee?
Aufschlüsselung des
Kaffeepreises

5,10 % Kaffeepreis Arabica 1989–2010 in $


16,26 % 8,50 % Fairtrade-Mindestpreis = 125 ct/lb + 10 ct
4,2 % Sozialprämie; ist der Weltmarktpreis der
17,80 % New Yorker Börse höher als 125 ct, ist der
Fairtrade-Preis = New-York-Preis + 10 ct
35,5 %
Auszahlung an den Bauern / Arbeitslöhne
44,90 %
Genossenschaftsanteil / Plantagenbesitzer
26,29 % Beschaffungskosten, Rösten, Verarbeiten,
GEPA / Händler, Röster
23,70 % MwSt., Kaffeesteuer, Siegelgebühren /
17,75 % Steuern, Zölle, Frachtkosten
Einzelhandel

Kajak K
K Kakadus
452 Kkadus Pl., Unterfamilie 30–80 cm langer Papageien Stenogrammheft«. Der Erfolg dauerte jedoch
Australiens und Indonesiens mit aufrichtbarer nicht lange. Schon zwei Jahre später wurde die
Haube. jüdische Autorin mit Berufsverbot belegt, was
Kako der, Genuss- und Nahrungsmittel aus den folgte, waren Exil, Heimatlosigkeit und
Samen (K.-Bohne) des K.-Baums. Dieser ist ein Entwurzelung. Erst 1956 kehrte Kaléko zu einer
trop.-amerikan. Malvengewächs, hat Blüten, die am Vortragsreise ins Nachkriegsdeutschland
Stamm sitzen. Die K.-Bohne enthält 45 bis 60 % Fett zurück. Den ihr zugedachten Fontanepreis
(K.-Butter, K.-Öl), 18 % Eiweiß, 10 % Stärke, 1 bis 3 % lehnte sie 1959 ab, da ein Jurymitglied in der SS
anregend wirkendes Theobromin und schmeckt gewesen war. Kaléko fiel in Vergessenheit, erst in
würzig, aber bitter. Die Samen werden fermentiert, jüngerer Zeit wird ihr Werk wiederentdeckt.
getrocknet, entbittert, geröstet, zermahlen und

,FKKDEHPDQFKPDO+HLPZHK«
entölt. Das K.-Pulver gibt K.-Getränk und Schokolade.

,FKZHL‰QXUQLFKWa KaZRQlékDFK
Der K. wurde durch H. Cortés aus Mexiko nach
Spanien gebracht.
Kkerlaken, Küchenschaben (→ Schaben). o
Ma sch
Kktusgewächse, Kakt|en, Pflanzenfamilie mit rd.
2000 Arten; ausdauernde, dickfleischige Gewächse
von mannigfacher Stängelbildung: blatt-, scheiben-, Kalnder der, astronom. begründete Zeitrech-
kugel-, säulenförmig, bis 18 m hoch, meist grün, ohne nung, Verzeichnis der nach Wochen und
ausgeprägte Blätter oder blattlos, mit Dornen Monaten geordneten Tage des Jahrs. Im alten
besetzt, mit stattl. Blüten und beerenartigen Rom gab es ein Mondjahr von 354 Tagen und 12
Früchten. Fast alle Arten sind in den Wüsten und ungleich langen Monaten, denen von Zeit zu
Halbwüsten Amerikas heimisch. Verlust der Blätter, Zeit ein Schaltmonat eingefügt wurde. Nach
deren Funktion der mit Blattgrün ausgestattete dem julian. K., eingeführt von J. Caesar, zählt ein
Stängel übernommen hat, sowie Verstärkung der gemeines Jahr 365 Tage, jedes vierte Jahr als
Oberhaut (oft Wachsüberzug) sind Anpassungen an Schaltjahr 366 Tage (alter Stil). 1582 führte
trockenes Klima. Bekannte Gattungen: Opuntie, Papst Gregor XIII. ein noch genaueres Verfahren
Blatt-, Säulen-, Kugel-, Warzenkaktus. ein, wonach der Schalttag des julian. K. beim
Kalbri|en, südwestl. Halbinsel Unteritaliens, wird vollen Jahrhundert ausfällt, mit Ausnahme des
vom Kalabr. Gebirge durchzogen. 15 080 km 2, durch 400 teilbaren. Dieser gregorian. K. (neuer
2,01 Mio. Ew.; Ölbaum-, Wein-, Zitrusfruchtkulturen Stil) wurde sehr bald in den kath. Ländern, in den ev.
u. a.; Hptst. Catanzaro. nur zögernd (in manchen erst im 18. Jh.), in
Kalahri die, Trockenbecken (1 Mio. km 2) in Botswana Sowjetrussland erst 1918 eingeführt. – Im jüd. K. ist
und der Rep. Südafrika, Dünenwälle im S, äußerste das gemeine Jahr ein Mondjahr von 354 Tagen in 12
Wasserarmut; Salzpfannen. Nach N zu Grassteppe, Monaten; zum Ausgleich mit dem Sonnenjahr gibt es
Sümpfe, wildreich, mehrere Reservate; dünn 3 Jahresformen: das Gemeinjahr, das mangelhafte
besiedelt von Bantugruppen und Buschleuten. und das überzählige Jahr. Außerdem wird 7-mal in 19
Kalnder der, Maschine mit z. T. heizbaren und mit Jahren ein Monat eingeschaltet. Die Jahreszählung
reliefartigen Mustern versehenen Walzen zum beginnt mit der Weltschöpfung, auf 3761 v. Chr.
Glätten und Prägen von Gewebe-, Papier-, Kunst- festgelegt. – Dem muslim. K. liegt ein reines
stoffbahnen. Mondjahr zugrunde, eingeteilt in Monate mit
Klb, Charlotte v., dt. Schriftstellerin, * 1761, † 1843; war abwechselnd 30 und 29 Tagen; das Gemeinjahr hat
mit Schiller, Hölderlin und Jean Paul befreundet. 354, das Schaltjahr 355 Tage; Beginn der Jahres-
Klckreuth, Leopold Graf v., dt. Maler, * 1855, † 1928; zählung 622 n. Chr. – Immerwährender K., ein K., aus
v. a. ländl. Szenen in impressionist. Stil. dem man zu jedem Datum den Wochentag
Kaldnen, Kutteln, zu den Innereien zählende bestimmen kann.
Magenteile des Rinds. Kalndergeschichte, kurze Prosaerz. unterhalten-
Kalebsse die, Trink-, Transport- und Lagergefäß aus der oder nachdenkl. Begebenheiten, seit dem 18. Jh.
der verholzten Wand der Früchte des Kalebassenbau- Bestandteil von Volkskalendern.
mes und des Flaschenkürbisses. Kalf der, Nachfolger des Propheten Mohammed als
Kaleidoskp das, opt. Spielzeug, stellt durch Oberhaupt muslim. Gemeinschaften (seit 632);
mehrfache Spiegelung unregelmäßiger Scherben u. Ä. anfangs wurde er gewählt und hatte seinen Sitz in
regelmäßige Figuren dar. Medina. Die K. aus dem Hause der Omaijaden
(661–750) regierten in Damaskus; das folgende Haus
Kalko, Mascha, deutschsprachige Schriftstel- der Abbasiden (750–1258) machte Bagdad zur Hptst.
lerin, * 1907, † 1975. Die im galizischen Chrzanów Mit der türk. Eroberung Ägyptens 1517 ging das
geborene Kaléko kam mit ihrer Familie 1914 nach Kalifat an die osman. Sultane über; 1924 abgeschafft.
Deutschland. In Berlin gehörte sie seit Ende der Kalifrni|en, engl. California [kælɪˈfɔːnjə], 1) Abk. Calif.,
1920er-Jahre zum Kreis der schöpferischen Boheme postamtlich CA, drittgrößter und volkreichster Staat
aus Malern, Schauspielern und Literaten. Die der USA, am Pazifik, 411 433 km 2, 36,5 Mio. Ew.;
Themen ihrer melancholisch-pointierten Gedichte Hptst. Sacramento; größte Städte: Los Angeles, San
(der Alltag in der Großstadt Berlin, die Suche nach Francisco. Kernlandschaft ist das Kaliforn. Längstal
Glück und Liebe sowie das Scheitern) trafen den Nerv (Hauptflüsse: Sacramento, San Joaquin); im O die
der Zeit. 1933 erschien ihr erstes Buch »Das lyrische Sierra Nevada (Mount Whitney 4418 m). Klima:
KAK
Luft geht er wieder in Calciumcar-
bonat über. Hierauf beruht die
KAL
Verwendung beim Bauen
(Mörtelbereitung: K.-Mörtel); in Charakteristisch
der Landwirtschaft als Dünge-K. für Kalmare sind
verwendet. die zehn um die
Kalkspat, Calct, weißes oder hell Mundöffnung
gefärbtes Mineral, Calciumcarbo- herum gruppier-
nat. Wasserklare Stücke zeigen
ten und mit
starke Doppelbrechung (Isländ.
Saugnäpfen ver-
Doppelspat).
Kalkstein, überwiegend aus sehenen Arme.
Calciumcarbonat bestehendes, Zwei davon sind
weit verbreitetes Sediment- zu langen Fang-
gestein; wichtigster Rohstoff für armen (Tenta-
die Zement- und Düngemittel- keln) zum Erbeu-
industrie. ten von Fischen
Kalkstickstoff, CaCN2, in reiner und Krebsen
Form Calciumcyanamid; umgebildet. Auf
Düngemittel. der Haut von
Kalktta, amtl. Kolkata, Hptst. des Pottwalen findet
ind. Staats West Bengal, am Hugli,
man manchmal
dem wichtigsten Mündungsarm
Abdrücke von
des Ganges, 4,6 Mio. Ew.
(Agglomeration: 14,4 Mio. Ew.), riesigen Saug-
kath. Erzbischofssitz; mehrere näpfen, die man
Univ.; Hafen; chem., Textil-, auf Kämpfe mit
Maschinen- u. a. Industrie. ausgewachse-
Kalligraph die, Schönschreib- nen Riesenkal-
kunst; am höchsten entwickelt im maren zurück-
gemäßigt bis subtropisch, nach S zunehmend Islam, in China und Japan. führt. Diese
trocken, im SO wüstenhaft. Anbau (künstl. Kallmachos, griech. Dichter, * um 305, † um 240 leben in der
Bewässerung): Obst (Trauben, Zitrusfrüchte u. a.), v. Chr.; stellte den Katalog der Alexandrin. Tiefsee, der
Gemüse, Baumwolle, Getreide, Zuckerrüben; Bibliothek zusammen (Grundlage der griech.
Pottwal ist ihr
Vieh- und Geflügelzucht, Milchwirtschaft; Fischfang, Literaturgeschichte); Hymnen, Epigramme.
einziger Feind.
Forstwirtschaft.  auf Erdöl, Erdgas, Borsalze, Kálmán [ˈkaːlmaːn], Emmerich, ungar. Operettenkom-
Quecksilber, Gold (im Rückgang) u. a.; Flugzeug-, ponist, * 1882, † 1953; »Csárdásfürstin« (1915),
Fahrzeugbau, Nahrungsmittel-, Elektro- u. a. »Gräfin Mariza« (1924) u. a.
Ind. – K. wurde im 18. Jh. von Spaniern besiedelt, Klmar, Hptst. des schwed. Verw.-Bez. K., am K.-Sund,
gehörte dann zu Mexiko. Ober-K. kam 1848 an die gegenüber der Insel Öland, 57 000 Ew.; Schiffbau,
USA; Nieder-K. gehört zu Mexiko. – 2) span. Mr de Zündholz-, Lebensmittelind., Fremdenverkehr;
Cortés [-kɔrˈtes], Bucht des Pazifiks zw. der Halbinsel Hafen, . – Kalmarer Union, Vereinigung von
Nieder-K. und der W-Küste Mexikos; rd. 1100 km Dänemark, Schweden und Norwegen durch die dän.
lang, 90–230 km breit. Königin Margarete I. 1397 (mit Unterbrechungen bis
Kaliningrd → Königsberg. 1523).
Klium das, Symbol K, chem. Element, Alkalimetall.
OZ 19, D 0,86 g/cm3, Fp 63,25 °C, Sp 759,9 °C. K. ähnelt Kalmre, schlanke, zehnarmige Kopffüßer mit
in elementarer Form und in seinen Verbindungen gestrecktem, keilförmigen Rumpf. Die Riesenkalma-
dem Natrium. Es kommt in der Natur sehr häufig in re sind mit über 10 m Gesamtlänge (einschließlich
Verbindungen vor (Kalisalze); K.-Carbonat, Pottasche, Tentakeln) und 1 t Gewicht die größten wirbellosen
K 2CO3, zur Glasherstellung; K.-Chlorat, KClO3, für Tiere.
Sprengstoffe; K.-Permanganat, KMnO 4, grünschwar- Klmen, Mallungen, Dldrums, Bez. für Windstillen,
ze, glänzende Kristalle, die sich in Wasser mit u. a. über den Ozeanen. Als K.-Gürtel bezeichnet man
violetter Farbe lösen; starkes Oxidationsmittel. das Gebiet schwacher, veränderl. Winde und
Kaliumcyand, (Cyankali), Abk. KCN, hochgiftiges häufiger Windstillen am Äquator, mitunter auch die
Kaliumsalz der Blausäure; bildet ein weißes, in Rossbreiten zw. 25 bis 35° nördl. bzw. südl. Breite.
Wasser leicht lösl. Pulver (Blausäurevergiftung). Kalmken, westmongol. Volk, v. a. in Kalmükien;
Kalk, natürl. tier. und mineral. Ablagerungen, z. B. als ehem. Nomaden und Halbnomaden.
Kalkstein, in Muschelschalen und Kreide. K. besteht Kalmki|en, Teilrep. der Russ. Föderation, in der
aus Calciumverbindungen. Gebrannter K., CaO, Kasp. Senke, 76 100 km 2, 322 000 Ew.; Hptst. Elista.
entsteht, wenn man Kalkstein bei 1200–1400 °C Schafzucht; Erdgas- und Erdölförderung; Fischfang
brennt. Gelöschter K., Calciumhydroxid, Ca(OH)2, im Kasp. Meer.
entsteht aus gebranntem K. durch Aufnahme von Kalor die, Einheitenzeichen cal, nicht mehr SI- und 453
Wasser. Durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der DIN-konforme, aber noch verwendete Einheit der

Kalorie K
K Kaltblut
454 Energie. SI-Einheit ist das Joule: 1 cal = 4,187 J bzw. Kambdscha, Staat in SO-Asien, 181 035 km 2, 14,8 Mio.
1 J = 0,239 cal. Ew.; rd. 85 % buddhist. Kambodschaner (Khmer),
Kaltblut, schweres, massiges, ruhiges Zugpferd. ferner Vietnamesen, Chinesen u. a.; Hptst.: Phnom
Kaltblüter → wechselwarme Tiere. Penh; Amtssprache: Khmer. – Den Kern K.s bildet die
Kältemaschine, Anlage zur Kühlung von geschlosse- gebirgsumrandete Aufschüttungsebene (Reisanbau)
nen Räumen und von festen, flüssigen oder um den Mekong und den See Tonle Sap (bes.
gasförmigen Körpern auf eine vorgegebene, unter der fischreich), von Hügeln durchsetzt. Trop. Monsun-
Umgebungstemperatur liegende Temperatur und zu klima; reichl. Niederschläge bes. im W. Verbreitet
deren Aufrechterhaltung. Bei Absorptions-K. Waldgebiete (Edelhölzer). Ind. wird mit ausländ. Hilfe
(Bauform der meisten Kühlschränke) wird im Kocher entwickelt. Ausfuhr: Reis, Textilien, Kautschuk.
aus einer konzentrierten wässrigen Ammoniaklö- Geschichte. Im Gebiet von K. bestanden seit dem 6. Jh.
sung durch Erwärmung Ammoniak ausgetrieben n. Chr. Reiche der → Khmer. 1887 wurde das Kgr. der
und im Kondensator verflüssigt. Im Verdampfer wird Khmer dem frz. → Indochina einverleibt, 1953/54
das Ammoniak entspannt, verdampft und entzieht erhielt K. die staatl. Unabhängigkeit. Dem polit.
dabei der Umgebung Wärme. Bei Kompressions-K. Druck Chinas auf die Staaten Indochinas suchte das
wird in einem geschlossenen Kreislauf ein Kgr. K. durch Neutralitätspolitik zu begegnen. Der
gasförmiges Kältemittel verdichtet, im Verflüssiger Vietnamkrieg weitete sich 1970 nach K. aus. 1975
durch Luft oder Wasser abgekühlt und verflüssigt. kapitulierten die kambodschan. Reg.-Truppen vor
Im Verdampfer entzieht es der Umgebung Wärme. den kommunist. Roten Khmer, die die Macht
Kltenbrunner, Ernst, österr. Nationalsozialist, übernahmen. Die kommunist. Reg. unter Pol Pot
* 1903, † (hingerichtet) 1946; wurde 1943 Chef der suchte K. zu einem reinen Agrarstaat umzugestalten
Sicherheitspolizei und des SD sowie Chef des und errichtete ein Terrorregime, dem etwa 2 Mio.
Reichssicherheitshauptamts; in Nürnberg zum Tode Menschen zum Opfer fielen (»Killing Fields«). 1979
verurteilt. vietnames. Militärintervention, Sturz der Roten
Kältepole,  Orte mit extrem niedrigen Wintertem- Khmer; danach Proklamation der »VR Kampuchea«;
peraturen, z. B. Ojmjakon (Sibirien) −70 °C, Wostok 1989 Rückzug der vietnames. Truppen, Umbenen-
(Antarktis) −89,2 °C. nung in »Staat K.«. 1991 aufgrund eines UN-Friedens-
Kalter Krieg, die nach dem Zweiten Weltkrieg im plans Friedensabkommen der 4 Bürgerkriegspar-
Rahmen des Ost-West-Konflikts diplomat., teien, Prinz Norodom Sihanouk wurde zum Präs. des
wirtschaftl. oder polit.-propagandist., jedoch nicht Obersten Nationalrats gewählt. 1992–93 unterstand
militär. geführte Auseinandersetzung zw. den K. einer UN-Übergangsverw. (UNTAC). Im Sept. 1993
Machtblöcken der Sowjetunion und der USA. wurde Sihanouk zum König gewählt. Der 1994 wieder
Klumet das, in der populären Indianerliteratur die aufgeflammte Bürgerkrieg mit den Roten Khmer
»Friedenspfeife«; urspr. ein bemaltes Rohr mit erlosch durch deren inneren Zerfall (1997/98). Im Juli
Adlerfedern für zeremonielle Zwecke. 1997 gelangte der vormalige kommunist. Min.-Präs.
Kma die, größter Nebenfluss der Wolga in Russland, Hun Sen durch einen Putsch an die Macht; seine
1805 km lang, Stauseen und Kraftwerke. Partei wurde bei den Wahlen vom Juli 1998 stärkste
polit. Kraft (erneut 2003 und 2008). 1999 wurde K. in
Kamastra, altind. Lehrbuch der Liebeskunst die ASEAN aufgenommen. Nach der Abdankung
des Brahmanen Vatsyayana; vermutlich entstanden König Sihanouks folgte ihm 2004 sein Sohn Norodom
im 4. Jh. Das in sachl. Stil gehaltene K. enthält Sihamoni auf den Thron. 2009 wurde der erste
wertvolle kulturhistor. Informationen. Prozess vor dem Sondertribunal zur Aufarbeitung der
Verbrechen der Roten Khmer eröffnet.
Mehr als ein Erotikbuch Kmbrium das,  der älteste Zeitabschnitt des
Als das Kamasutra 1884 von Richard Francis Burton in Erdaltertums.
englischer Übersetzung herausgebracht wurde, nahm Kamle, Familie wiederkäuender, hochbeiniger,
es die westliche Welt vor allem als Handbuch für langhalsiger Paarhufer, v. a. in den wüsten- und
Sexualpraktiken wahr. Doch das Werk des indischen steppenartigen Landschaften N-Afrikas, SW- und
Gelehrten Vatsyayana ist mehr als das – es ist ein Buch Zentralasiens und des westl. Südamerika; Pass-
über hinduistische Lebenskunst. Kama bedeutet gänger; K. können Fett (im Höcker) und Wasser (im
»Begehren«, Sutra so viel wie »Abhandlung«. Es geht Magen) speichern, sie sind ausdauernde, genügsame
durchaus um Sexualität und Partnerschaft, Ehe und Last- und Reittiere; daneben wird die Wolle
Ehebruch. Die Lust gilt allerdings nur als eines der drei wirtschaftl. genutzt. Man unterscheidet das
Ziele menschlichen Lebens. Die anderen sind Macht einhöckerige Dromedar, das zweihöckerige
und Religion. Vatsyayana hebt hervor: »Die Lüste sind, Trampeltier und das höckerlose → Lama.
wie Essen, ein Mittel, den Körper zu erhalten, und der Kmerlingh nnes, Heike, niederländ. Physiker,
Lohn von Religion und Macht.« Unbegrenzte Begierde * 1853, † 1926; verflüssigte 1908 als Erster Helium,
wird als schädlich bezeichnet. entdeckte die Supraleitung; 1913 Nobelpreis für
Physik.
Kamern, Staat in Zentralafrika, 475 442 km 2, 19,5 Mio.
Kmbium das, Gewebe zw. Holz- und Siebteil der Ew.; Hptst.: Yaoundé; Amtssprachen: Französisch,
nacktsamigen und zweikeimblättrigen Pflanzen mit Englisch.; Verf. von 1972 (mit Änderungen), präsidiale
teilungsfähigen Zellen, bewirkt das Dickenwachs- Rep., Präs. auf 7 Jahre direkt gewählt. – K. grenzt an
tum der Stämme. den Golf von Guinea und reicht nach NO bis zum
KAL
Tschadsee. Flache Küstenniederung mit reichen
Niederschlägen (trop. Regenwald), im Innern meist
Kamlle die, Gattung der Korbblütler. Arten: Echte
oder Feld-K. auf Äckern, hat kegelförmige,
KAN
Hochland (Savanne), im W vulkanisch (K.-Berg weiß-gelbe Blütenkörbchen mit hohlem Boden; diese
4070 m). Anbau von Mais, Hirse, Maniok; für die enthalten das stark riechende, flüchtige K.-Öl, das
Ausfuhr: Kakao, Kaffee, Baumwolle, Bananen, krampflösend, schmerzstillend und schweißtrei-
Erdnüsse, Kautschuk; Forstwirtschaft, Nahrungs- bend wirkt. Röm. K. duftet wie die Echte K., wird wie
mittelind.; Erdölförderung. 987 km Eisenbahn. diese genutzt; Stinkende und Ackerhunds-K. sind
Wichtigster : Douala; internat. : Douala, Yaoundé, Feldunkräuter.
Garoua und Bafoussam. Kammer, 1) früher Behörde zur Verw. der Einnahme-
Geschichte. K. war 1884–1916 dt. Schutzgebiet. quellen der Fürsten. – 2) Selbstverwaltungskörper
Danach kam der westl. Teil unter brit., der östl. unter (Handels-K., Handwerks-K.). – 3) Volksvertretung;
frz. Herrschaft. West-K. wurde der Kolonie Nigeria häufig Erste K. (Oberhaus, Senat, Herrenhaus) und
angegliedert. 1946 wurde das gesamte K. unter Zweite K. (Unterhaus, Abgeordnetenhaus), heute
UN-Treuhandschaft gestellt, 1960 die unabhängige auch in umgekehrter Folge. – 4) aus mehreren
Rep. K. proklamiert. Bei der Volksabstimmung 1961 Richtern bestehendes Gericht z. B. bei den
in Britisch-K. sprach sich die Bev. des N-Teils für den Landgerichten.
Verbleib bei Nigeria, die des S-Teils für die Vereini- Kammermusik, Instrumental- und Vokalmusik für
gung mit der Rep. K. aus. 1961 wurde die Bundesrep. eine kleine solist. Besetzung (z. B. Streicher-,
K. ausgerufen, 1972 die Vereinigte Rep. K., 1984 die Bläser- und gemischte Ensembles, Solosonaten).
Rep. K.; seit 1995 Mitgl. des Commonwealth. Kammerspiele, kleines Theater, bes. für Stücke mit
Staatspräs. ist seit 1982 P. Biya (zuletzt gewählt wenigen handelnden Personen und geringer
2004). bühnentechn. Ausstattung; auch die dort gespielten
Kamikze, freiwillige jap. Kampfflieger des Zweiten Stücke.
Weltkriegs, die sich mit ihren mit Sprengstoff Kammerton,  der gültige Stimmton, das einge-
beladenen Flugzeugen auf amerikan. Schiffe strichene a (a1), seit 1939 auf 440 Hz festgelegt.
stürzten. Kammgarn, aus langer,
gekämmter Wolle (Kammwolle)
gesponnenes Garn; für glattes
Wollzeug; Ggs.: Streichgarn. Mit rund 160
Kampla, Hptst. von Uganda, Vulkanen und
1,35 Mio. Ew.; Univ.; kath. zahlreichen Gey-
Erzbischofssitz; Handels- und
siren gehört
Verkehrszentrum.
Kamtschatka zu
Kampni|en, geschichtl.
Landschaft an der W-Küste
den vulkanisch
Unteritaliens; Hptst. Neapel. aktivsten Re-
Kmpfer der, Cmpher, organ. gionen der Erde.
Verbindung aus dem Holz des Erst 1914 wurde
südostasiat. K.-Baums, aromat. das »Tal der Gey-
Keton mit charakterist., starkem sire« entdeckt,
Geruch; medizin. Verwendung. das bis heute
Kmp-Lntfort, Stadt in NRW, nur auf dem
am Niederrhein, 39 800 Ew.; Luftweg zugäng-
Steinkohlenbergbau. Das 1123 lich ist. Die be-
gegr. ehem. Kloster Kamp war die
eindruckende,
erste Niederlassung der
aber nicht un-
Zisterzienser in Deutschland.
gefährliche Na-
Kamtschtka, asiat. turlandschaft
Halbinsel zw. Beringmeer und gehört seit 1996
Ochotsk. Meer, Russland, zum Welterbe
370 000 km 2, gebirgig, viele tätige der UNESCO,
Vulkane, raues Klima, reich an die Sowjetunion
Wäldern und Pelztieren, indes ehrte sie
Fisch- und Seetierfang schon 1966
(Krabben); geotherm. Kraft- durch die He-
werke; Erdgas; Wirtschaftszen- rausgabe einer
trum: Petropawlowsk-Kam-
eigenen Brief-
tschatski.
marke.
Kna|an, histor. Begriff für die
syrisch-palästinens. Küste; im
A. T. das gesamte Land westlich
des Jordan (1. Mos. 10, 18 f.), in 455
das Abraham gezogen ist.

Kanaan K
K Kanada
456 Knada, Bundesstaat in Nordamerika, Land des erhielten die kanad. Inuit ein eigenes Territorium
Commonwealth, umfasst die N-Hälfte Nordamerikas (Nunavut). Nach den Anschlägen des elften
mit Ausnahme Alaskas, einschl. der arkt. Inseln; mit Septembers 2001 engagierte sich das Land im
9,985 Mio. km 2 das zweitgrößte Land der Erde, Kampf gegen den globalen Terrorismus (Afghanis-
33,6 Mio. Ew.; Hptst. Ottawa; Amtssprachen: taneinsatz).
Englisch, Französisch. Premiermin. war 1968–79 und 1980–84 der Liberale
Verfassung von 1982: parlamentar. Monarchie im P. E. Trudeau. 1984–93 regierten die Progressiv-Kon-
Commonwealth; Staatsoberhaupt ist die brit. Krone, servativen unter B. Mulroney, 1993–2006 stellten
vertreten durch einen Gen.-Gouv. Die Reg. unter wieder die Liberalen den Regierungschef. Seit 2006
Vorsitz des Premiermin. ist dem Parlament (Senat, regiert der Konservative S. Harper.
Unterhaus) verantwortlich. – Verw.-Gliederung: Kandi|er, leichtes Sportboot, das ohne Steuer, kniend
10 Prov. (Gliedstaaten) mit Selbstverwaltung: (vorwiegend im Renn-K.) oder sitzend mit Stech-
Newfoundland, Prince Edward Island, New paddel gefahren wird.
Brunswick, Nova Scotia, Quebec, Ontario, Manitoba, Kanken [polynes. »Menschen«], früher von
Saskatchewan, Alberta, British Columbia, und 3 Europäern übernommener Name der Südseeinsula-
Territorien: Yukon, Nunavut und die Northwest ner; heute Eigenbez. der einheim. Bev. von Neukale-
Territories. donien.
Landesnatur → Nordamerika. Kanl|inseln → Normannische Inseln.
Bevölkerung. Meist europ. (brit., irischer, frz., dt. u. a.) Kanalisatin die, Anlage zur Sammlung und
Herkunft (59 % Anglo-, 23 % Frankokanadier); rd. Abführung von Abwasser, Regen- und Schmelz-
800 000 Indianer und Inuit, zunehmender Anteil von wasser durch unterird. Kanäle. Abwasser und
Asiaten und Schwarzen. Der N ist nahezu unbe- Niederschlagswasser werden entweder vermischt
siedelt. Größte Städte: Montreal, Toronto, Calgary, durch ein einheitl. Kanalsystem abgeführt (Misch-K.)
Ottawa, Edmonton. Religion: über 77 % Christen; oder getrennt (Trenn-K.) in eine Kläranlage bzw. ein
nichtchristl. Minderheiten. natürl. Gewässer geleitet.
Wirtschaft. In der Landwirtschaft herrscht der stark Kanri|envogel, ein Finkenvogel von den Kanar.
mechanisierte Farmbetrieb vor. Die Prärieprov. Inseln, Zuchtformen u. a. »Harzer Roller«.
(Manitoba, Saskatchewan, Alberta) erzeugen bes.
Weizen. Milchwirtschaft bes. im Sankt-Lorenz-Tief- Kanrische nseln, span. Inselgruppe
land und in den atlant. Küstenprov., Obst- und vor der NW-Küste Afrikas, 7747 km 2, 1,65 Mio. Ew.
Gemüsebau im Sankt-Lorenz-Tiefland und im W. Die K. I. bestehen aus 7 größeren (darunter Teneriffa,
Forstwirtschaft, Fischerei; Pelzgewinnung; Fuerteventura, Gran Canaria) und 6 kleineren Inseln.
Energiewirtschaft, v. a. Wasserkraftwerke. Reiche Diese bilden eine span. autonome Region mit den 2
Bodenschätze: NE-Metalle, Asbest, Kali- und Prov. Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas. Die
Steinsalz, Erdöl, Erdgas, Uran, Kohle, Eisen u. a. Ind.: Inseln sind vulkan. Ursprungs, ihre höchste
Zellstoff-, Papier-, Eisen- und Stahl-, chem., Erhebung ist der Pico de Teide auf Teneriffa (3716 m).
Aluminium-, elektron. Ind., Maschinen-, Fahrzeug-, Das Klima ist ozeanisch-subtropisch, neben dem
Flugzeugbau. Ausfuhr: Maschinen, Weizen, regen Fremdenverkehr ist der Export von Bananen,
Fahrzeuge, Bergbauerzeugnisse, Holz u. a. Haupt- Tomaten und Frühkartoffeln von wirtschaftl.
handelspartner: USA. Im S relativ dichtes Eisenbahn- Bedeutung.
und Straßennetz. Durch den Sankt-Lorenz-Seeweg
haben Seeschiffe Zugang zu den Großen Seen. Pfeifen als Pflichtfach
Geschichte. 1497 erreichte J. Cabot die kanad. Küste. Schon bevor im 15. Jahrhundert die spanischen
1534/35 erforschte J. Cartier den Sankt-Lorenz-Strom Eroberer kamen, verständigten sich Ureinwohner auf
und nahm das Gebiet beiderseits des Flusses für den Kanarischen Inseln pfeifend. Die Guanchen
Frankreich in Besitz. Im Frieden von Paris 1763 nutzten die Pfeifsprache »El Silbo«, um sich über
musste Frankreich alle nordamerikan. Festlands- Schluchten hinweg mitzuteilen. Im Spanischen
besitzungen an Großbritannien abtreten. Die Bürgerkrieg waren talentierte Pfeifer als Nachrichten-
Engländer garantierten den Franzosen in K. übermittler begehrt und zu Zeiten der Franco-Dikta-
Religionsfreiheit und ihr Eigentum. Der Canadian tur wurde die Pfeifsprache von Widerständlern
Union Act von 1840 vereinigte Ober- und Unter-K. benutzt. Nachdem »El Silbo« lange Zeit nur noch von
1867 verabschiedete das Londoner Parlament den wenigen Hirten und Bauern auf der Insel La Gomera
British North America Act. Er schuf das Dominion of weitergegeben wurde, feiert das Kulturgut dort heute
Canada. Im 1. Weltkrieg kämpfte K. an der Seite des ein erstaunliches Comeback. An vielen Schulen La
Mutterlands. Gomeras ist »El Silbo« seit 1999 Pflichtfach. 2009
Mit dem Westminsterstatut 1931 erhielt Kanada die nahm die UNESCO die Pfeifsprache in die Liste des
Unabhängigkeit. Im 2. Weltkrieg näherte sich die »immateriellen Kulturerbes der Menschheit« auf.
kanad. Reg. unter W. L. Mackenzie King den USA an,
unterstützte aber auch Großbritannien. Nach dem 2.
Weltkrieg wurde Kanada Mitgl. der UN und trat der Kndahar, Oasenstadt in Afghanistan, 391 000 Ew.;
NATO bei. Mit dem Constitution Act von 1982 konnte Verkehrsknoten; Handelsmittelpunkt.
Kanada Verfassungshoheit von Großbritannien Kandnsky, Wassily, frz. Maler russ. Herkunft, * 1866,
erlangen. Zwei Referenden (1980 und 1995) über die † 1944; Mitbegründer der abstrakten Kunst; Mitgl.
Unabhängigkeit der Prov. Quebec scheiterten. 1999 des Blauen Reiters; Lehrer am Bauhaus.
KAN
K ANADA ANADA? KAN
KENNEN SIE K
Die Wikinger unter Leif Eriksson erreichen um
1000 als erste Europäer Neufundland und leben Montreal ist nach Paris die zweitgrößte
dort für eine kurze Zeit im heutigen L’Anse aux frankophone Stadt der Welt.
Meadows.
Im kanadischen Wood-Buffalo-National-
Der Name Kanada leitet sich vom Irokesen-Wort park befindet sich der größte Biberdamm
kanata ab, das »Dorf« bzw. »Siedlung« bedeutet. der Welt. Er ist etwa 850 m lang und wurde
auf Bildern aus dem Weltall entdeckt.
Die rund 34 Millionen Kanadier leben fast aus-
schließlich in dem 200 km breiten Gürtel an der Mehr als ein Drittel der Einwohner Van-
Grenze zu den Vereinigten Staaten, das heißt: couvers sind asiatischer Herkunft.
An die 70 % der nördlichen Gebiete Kanadas sind
unbewohnt. Die Ballsportart Lacrosse ist nationale
Sommersportart, Eishockey nationale
Wintersportart.

Kandy [ˈkændɪ], Stadt in Sri Lanka, 130 000 Ew.; benes Alter; kanon. Recht, kath. Kirchenrecht; kanon.
buddhist. Wallfahrtsort (Weltkulturerbe). Bücher, als echt anerkannte Schriften der Bibel.
Kangchendzönga [kæŋtʃenˈdʒʌŋgə], dritthöchster Kanpe die, altägypt. Gefäß zur Aufbewahrung der
Berg der Erde, 8586 m, im Himalaya, an der Grenze einbalsamierten Eingeweide des Verstorbenen.
zw. Nepal und Indien; Erstbesteigung 1955. Känozikum das, Neozikum, die Erdneuzeit, umfasst
Knguru das, Beuteltier mit sprungtüchtigen Tertiär und Quartär.
Hinterbeinen, Stützschwanz und schwachen, kurzen Kansas [ˈkænzəs], Abk. Kans., einer der nordwestl.
Vorderbeinen; Pflanzenfresser. Das Junge, kaum Mittelstaaten der USA, 213 111 km 2, 2,78 Mio. Ew.;
entwickelt (etwa 3 cm groß) geboren, kriecht in den Hptst. Topeka. K. ist ein Präriestaat, Viehzucht,
Beutel der Mutter, wird hier an einer Zitze fast 8 Ackerbau (bes. Weizen);  auf Erdöl, Erdgas, Kohle,
Monate genährt. Riesen-K. bis 2 m hoch. Zink u. a.; Großschlachtereien, Raffinerien,
Kannchen, Nagetier aus der Familie der Hasen. Das Flugzeugbau u. a. Industrie.
Wild-K. ist oben grau, unten weiß, kleiner als der Kansas City [ˈkænzəs ˈsɪtɪ], Doppelstadt in den USA,
Hase, lebt gesellig in selbst gegrabenen Erdhöhlen. Es am Missouri. Die Stadt in Missouri hat 443 000 Ew.,
stammt aus den westl. Mittelmeerländern und hat ist Handelsplatz; Univ. Die Stadt in Kansas mit
sich seiner Gefräßigkeit, der großen Fruchtbarkeit 146 000 Ew. ist v. a. Ind.-Stadt.
und der Durchwühlung des Bodens wegen zu einer
Landplage entwickelt (z. B. in Australien, aber auch Knt, 1) Hermann, dt. Schriftsteller, * 1926;
in Dtl.). Das vom Wild-K. abstammende Haus-K. wird Kulturfunktionär der DDR; Erz., Romane (»Die
als Fleisch- und Pelztier in zahlreichen Rassen Aula«, 1965; »Der Aufenthalt«, 1977). – 2) Immanuel,
gezüchtet (Riesen-K., Angora-K.). dt. Philosoph, * 1724, † 1804; seit 1770 Prof. für Logik
Kannibalsmus der, Anthropophag, Verzehr von und Metaphysik in Königsberg. Mit seinem Werk
Menschenfleisch durch Menschen, kommt revolutionierte K. das philosophische und wiss.
hauptsächlich in extremen Notsituationen sowie in Denken. Mit seiner »Kritik der reinen Vernunft«
ritueller Form (u. a. Bestattungsritus in außereurop. (1781) begründete er sein System der kritischen oder
Kulturen) vor; heute nahezu völlig verdrängt. transzendentalen Philosophie, in der er das menschl.
Knon der, 1) Regel, Richtschnur; bes. in der bildenden Erkenntnisvermögen und seine Grenzen analysierte.
Kunst der Maßstab für die Verhältnisse des Mit seiner »Kritik der praktischen Vernunft« (1788)
ebenmäßigen menschl. Körpers. – 2) die als echt wurde K. zum Begründer einer Moralphilosophie, die
anerkannten (kanon.) Bücher der Bibel. – 3) kath. das konsequent sittl. Handeln des frei denkenden
Kirche: a) einzelne kirchl. Rechtsvorschrift, b) Gebet und vernunftgeleiteten Menschen einfordert. Mit
in der Messe, c) Verzeichnis der Heiliggesproche- dem kategor. Imperativ formulierte er ein Sittenge-
nen. – 4)  Tonstück, bei dem die Stimmen (2, 3 oder setz, nach dem unser Handeln allein durch die
mehr) nacheinander in bestimmtem Abstand Gesetze menschl. Vernunft bestimmt werden solle:
einsetzen und dieselbe Melodie singen oder spielen. »Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit
kannisch, dem Kanon entsprechend, zu ihm zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung 457
gehörend; kanon. Alter, für kirchl. Amt vorgeschrie- gelten könne.« In seinem dritten Hauptwerk, der

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KAR
Kardiotokograph die,  diagnost. Verfahren zur
fortlaufenden graf. Aufzeichnung (Kardiotoko-
Wiss. – 2) K. II., der Kahle, * 823, † 877; erhielt 843 das
Westfränk. Reich (Frankreich), 875 zum Kaiser
KAR
gramm, Abk. CTG) der mütterl. Wehentätigkeit und gekrönt. – 3) K. III., der Dicke, * 839, † 888; seit 876
der Herzfrequenz des Kindes in der Spätschwanger- König des Ostfränk. Reichs, wurde 881 Kaiser, 885
schaft und während der Geburt. auch König von Frankreich, kämpfte erfolglos gegen
Karli|en, Teilrep. innerhalb Russlands, 180 500 km 2, die Normannen; 887 abgesetzt.
698 000 Ew.; Hptst. Petrosawodsk. Seen- und Hl. Röm. Reich. – 4) K. IV., * 1316, † 1378; Luxemburger,
waldreiches Flachland. Forstwirtschaft, Fischerei; Erbe des Kgr. Böhmen, seit 1346/47 dt. König, 1355
 auf Eisenerz. Holz-, Papier-, Maschinenbau- u. a. zum Kaiser gekrönt, erließ die → Goldene Bulle,
Ind. – K. war jahrhundertelang zw. Schweden und gründete 1348 die erste dt. Univ. des Hl. Röm. Reichs in
Russen umkämpft. Aus ostkarel. Gebieten entstand Prag, erwarb für seine Hausmacht die Oberpfalz,
1923 eine ASSR, 1947 mit dem von Finnland Schlesien und Brandenburg. – 5) K. V., * 1500, † 1558;
abgetretenen W-Karelien vereinigt; 1940–56 Habsburger, seit 1516 König von Spanien und Herr der
Karelo-Finn. SSR. Niederlande, 1519 zum Röm. König gewählt, 1530 zum
Kaiser gekrönt, ächtete 1521 Luther auf dem Wormser
Karfreitag, der Freitag in der Karwoche und Reichstag, zwang Frankreich in 4 Kriegen zum
Tag der Kreuzigung Christi; seit dem 2. Jh. als Tag der Verzicht auf Mailand und die Vorherrschaft in Italien,
Buße (Fasten) nachweisbar; gilt in der ev. Tradition besiegte 1546/47 die prot. Fürsten des → Schmalkal-
als höchster Feiertag; seit dem 2. Vatikanischen dischen Bunds, dankte 1556 ab. – 6) K. VI., * 1685,
Konzil auch kath. Feiertag. † 1740; seit 1711 Kaiser, führte 2 Türkenkriege, suchte
durch die Pragmat. Sanktion von 1713 in den österr.
Finsternis an Karfreitag? Erblanden die Nachfolge seiner Tochter Maria
Über die Ereignisse beim Kreuzestod Christi Theresia zu sichern. – 7) K. VII. lbrecht, * 1697,
berichten die Evangelisten: »Und nach der sechsten † 1745; seit 1726 Kurfürst von Bayern, 1742 zum Kaiser
Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land gewählt, wurde im → Österreichischen Erbfolgekrieg
bis um die neunte Stunde« (Mk 15,33, vgl. Mt 27,45). besiegt.
Lukas 23,45 fügt hinzu: »… und die Sonne verlor Baden. – 8) K. Frdrich, * 1728, † 1811; seit 1738
ihren Schein.« Diese Worte wurden immer wieder Markgraf, seit 1806 Großherzog, vergrößerte sein Land
auch als Beschreibung einer Sonnenfinsternis durch Erwerbungen (1803–06).
verstanden, obwohl deren Totalitätsphase längstens Braunschweig. – 9) K. Wlhelm Frdinand, * 1735,
7 ½ Minuten dauert. Auch fand die Kreuzigung † 1806; seit 1780 Herzog, wurde als preuß. Oberbefehls-
während des Passah-Festes bei Vollmond statt, haber bei Auerstedt besiegt und tödlich verwundet.
wenn eine Sonnenfinsternis astronomisch Burgund. – 10) K. der Kühne, * 1433, † 1477; seit 1467
unmöglich ist. Als auf dem Konzil von Nicäa (325) Herzog, wurde 1476 von den Schweizern bei Grandson
festgelegt wurde, dass der Ostersonntag auf den und Murten geschlagen, fiel bei Nancy.
ersten Frühlingsvollmond folgen soll, damit er nicht England. – 11) K. I., * 1600, † 1649; seit 1625 König, aus
mit Passah zusammenfällt, blieben so auch dem Hause Stuart, geriet in Ggs. zum Parlament und
astronomisch bedingte Finsternisse an Karfreitag den Puritanern, unterlag im Bürgerkrieg seit 1642, auf
unmöglich. Damit wollte man verhindern, dass ein Betreiben Cromwells enthauptet. – 12) K. II., * 1630,
solches Ereignis am Tag der Kreuzigung als † 1685; seit 1660 König von England, Schottland und
apokalyptisches Zeichen gedeutet werden kann. Irland (Sohn von 11), neigte zum Katholizismus und
Absolutismus; leitete die parlamentar. Spaltung in
Whigs und Tories ein, führte 2 Seekriege gegen die
Karben, Völker einer indian. Sprachfamilie im nördl. Niederlande.
Südamerika und auf den Kleinen Antillen. Fränk. Reich. – 13) K. Martll, * um 688, † 741;
Karbische Inseln → Westindische Inseln. seit 717 Hausmeier im Fränkischen Reich. Er unterwarf
Karbisches Mr, Teil des Amerikan. Mittelmeers, die Thüringer und Alemannen und kämpfte gegen
zw. Antillen, Süd- und Mittelamerika; im Cayman- Sachsen und Bayern. 732 schlug er die Araber bei
graben 7680 m tief. Poitiers und verhinderte damit ihr Vordringen nach N.
Kri|es die, entzündl. Erkrankung 1) des Knochens mit Karl Martell bereitete den Aufstieg der karoling.
Zerstörung von Gewebe und 2) der Zähne. Dynastie und des Fränkischen Reiches vor, ohne
Karikatr die, Zerr- oder Spottbild menschl. jedoch den Königstitel anzunehmen.
Eigenschaften oder Handlungen, meist mit polit.
Tendenz. Die K., in der Antike und im MA bekannt, Der »Hammer«
kam im 19. Jh. (H. Daumier) zur Blüte. der karolingischen Königsmacht
Krl, Herrscher:
Karl KARK Kaum ein Name ist programmatischer als der Karl
Röm. Kaiser. 1) K. I., der Große, * 747, † 814; seit 768 Martells. Nach dem Tod seines Vaters, des fränkischen
Frankenkönig, unterwarf in blutigen Kämpfen Hausmeiers Pippin II. (640/650–714), und Beseitigung
(772–804) die Sachsen und zwang sie zur Annahme des aller Nebenbuhler stellte er das Amt des Hausmeiers
Christentums, eroberte 774 das Langobardenreich, (ursprünglich Oberaufseher über das Hofgesinde, lat.
setzte 788 den Bayernherzog Tassilo ab, errichtete die major domus) endgültig über die merowingischen
Ostmark und die Span. Mark; Weihnachten 800 Kaiser- Könige. Karl führte auch die fränkischen Heere, die
krönung in Rom. Im Innern Zentralisierung der 732–37 die Sarazenen auf die Iberische Halbinsel 461
Reichsgewalt, Förderung von Kunst und zurückdrängten. Seine Erfolge nach innen und außen

Karl K
K Karlisten
462
Von einem
Skandal wurde
1985 die Aus-
einandersetzung
um die Schach-
weltmeister-
schaft zwischen
dem sowjeti-
schen Titelver-
teidiger Anatoli
Karpow (rechts)
und seinem
22-jährigen
Landsmann
Gary Kasparow
überschattet.
Nach fünf Mona-
ten Spielzeit
brach der Prä-
sident des Welt-
verbands FIDE, machten Karl nicht nur zum Namensgeber der Geisteslebens. Polit. schloss er sich eng an Preußen
Felicio Campo- Karolinger, die zehn Jahre nach seinem Tod die an; 1816 gab er seinem Land eine der ersten land-
Dynastie der Merowinger auch formell ablösten, ständ. Verfassungen in Dtl.
manes, das Du-
sondern die karolingische Geschichtsschreibung Schweden. – 23) K. XII., * 1682, † 1718; König (seit
ell mit Rücksicht
verlieh ihm den kriegerischen Beinamen »Martell(us)« 1697), siegte anfangs im → Nordischen Krieg, unterlag
auf die Gesund- (zu lat. marcus »großer Schmiedehammer«). 1709 bei Poltawa gegen Peter d. Gr., hielt sich dann bis
heit der Spieler 1714 in der Türkei auf, fiel vor einer norweg.
ab, obwohl nur Festung. – 24) K. XIV. Jhann → Carl XIV. Jo-
Karpow nervlich Frankreich. – 14) K. VII., der Siegreiche, * 1403, † 1461; han. – 25) K. XVI. Gstav → Carl XVI. Gustav.
am Ende schien. seit 1422 König, verlor anfangs den größten Teil des Württemberg. – 26) K. gen, * 1728, † 1793; seit 1737
Die Neuauflage Lands an die Engländer, Rückeroberung nach dem Herzog, prachtliebend, regierte bis zum Erbvergleich
im selben Jahr Auftreten der → Jungfrau von Orléans 1770 absolutist. in Konflikt mit den Ständen;
entschied Kas- (1429). – 15) K. X., * 1757, † 1836; seit 1824 König, gründete die Karlsschule.
parow mit 13 : 11 hochkonservativ, wurde durch die Julirevolution von Karlsten, in Spanien die Anhänger des Thronanwär-
Karlisten KARK

1830 gestürzt. ters Don Carlos (* 1788, † 1855) und seiner Nachkom-
zu seinen Guns-
Neapel. – 16) K. I. von Anjou [ãˈʒu], * 1226, † 1285; seit men, die deren Thronansprüche in den K.-Kriegen
ten.
1266 König, wurde 1263 vom Papst mit dem bisher 1834–40 und 1872–76 verfochten. Thronprätendent:
stauf. Königreich Neapel belehnt; ließ 1268 den Prinz Carlos Hugo (* 1930) von Bourbon-Parma.
letzten Staufer Konradin hinrichten. Karl-Mrx-Stadt → Chemnitz.
Österreich. – 17) K., Erzherzog, * 1771, † 1847; Krlsbad, tschech. Krlovy Vry, Kurort in NW-Böh-
kämpfte 1796 und 1799 siegreich gegen die frz. men, ČR, 50 900 Ew.; alkal.-salin. und radioaktive
Revolutionsheere in Süd-Dtl.; im Krieg von 1809 Heilquellen; Export von Karlsbader Salz.
gegen Napoleon I. siegte er bei Aspern und Essling, Krlsbader Beschlüsse, 1819 von den dt. Reg. unter
unterlag aber bei Wagram. – 18) K. I., * 1887, † 1922; dem Einfluss Metternichs gefasste Beschlüsse gegen
seit 1916 Kaiser, Nachfolger Franz Josephs, verlor die nat. und liberale Bewegung (1848 aufgehoben).
1918 den Thron, unternahm 1921 zwei Versuche der Karlskrona [-ˈkruːna], Hptst. des schwed. Verw.-Bez.
Rückkehr nach Ungarn, darauf Exil auf Madeira. Blekinge, an der Ostsee, 58 600 Ew.; Marinehafen
Pfalz. – 19) K. Thodor, * 1724, † 1799; seit 1742 (Weltkulturerbe) und -schule; Werft für Kriegsschif-
Kurfürst von der Pfalz, seit 1777 auch von Bayern, fe, Textil-, Porzellan- und Holzindustrie.
vereinigte durch Erbfolge alle pfälz. und bayer. Krlspreis, Internationler Krlspreis zu chen, seit
Besitzungen der Wittelsbacher in seiner Hand; bed. 1950 von der Stadt Aachen vergebener Preis für
Förderer der Künste. Verdienste um die europ. Bewegung.
Rumänien. – 20) K. I., rumän. Crol I., * 1839, † 1914; Krlsruhe, Stadt in der Oberrhein. Tiefebene,
Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, 1866 zum Rheinhafen; 286 300 Ew.; TU, Forschungszentrum,
Fürsten gewählt, nahm 1881 den Königstitel an; Musikhochschule, PH; Akademie der bildenden
Freund des Dreibunds. – 21) K. II., rumän. Crol II., Künste, Zentrum für Kunst und Medientechnologie;
* 1893, † 1953; 1930–40 König, dankte zugunsten Bundesgerichtshof, Bundesverfassungsgericht; Ind.:
seines Sohns Michael ab. Erdölraffinerien, Metall, Nahrungs- und Genuss-
Sachsen-Weimar. – 22) K. gust, * 1757, † 1828; seit mittel, Seifen, graf. und Kunstgewerbe. – Gegr. 1715
1758 Herzog, seit 1815 Großherzog, Freundschaft mit als neue Hptst. der Markgrafen von Baden-Durlach.
Goethe, machte Weimar zu einem Zentrum des Krlstadt, eigtl. Andreas Bdenstein, reformator.
KAR
Theologe, * um 1480, † 1541; führte 1519 zus. mit
Luther die Leipziger Disputation.
Antimon, Steinkohle, Silber, Gold; Steinbrüche.
Ackerbau, Viehzucht. West-K., von der Donau bis
KAR
Krma das, Hauptglaubenssatz des Hinduismus, zum Hernad; Wald-K., bis zum Quellgebiet der Theiß;
Buddhismus und Jainismus: Das Schicksal des Ost-K., bis zum Ostende des Gebirgsbogens, und
Menschen nach dem Tod hängt von seinem Süd-K., bis zum Eisernen Tor der Donau. Hoch-
abgelaufenen Dasein ab. Dementsprechend wird er in gebirgsartig, aber ohne Gletscher sind die K. fast nur
Himmel, Hölle oder auf Erden als Mensch, Tier oder in der Hohen Tatra (Gerlsdorfer Spitze, 2655 m) und
Pflanze wiedergeboren. Teilen der Süd-K. (Moldoveanu, 2544 m).
Krmel der, Gebirge in N-Israel; die K.-Höhlen Karpfen, Süßwasserfisch; meist wärmeliebend. Zu den
enthalten umfangreiche, die Altsteinzeit wider- Karpfenfischen zählen Schleie, Karausche u. a. Der K.
spiegelnde Siedlungsschichten; an der N-Spitze liegt wird 30 bis 50 cm lang und bis zu 30 kg schwer.
das Stammkloster der Karmeliter. Durch Zucht gingen aus dem Schuppen-K. der
Karmelter, kath. Mönchs-(Bettel-)Orden, auf dem kleiner geschuppte Spiegel-K. und der fast schuppen-
Karmel im 12. Jh. von Kreuzfahrern gestiftet. lose Leder-K. hervor.
Frauenorden: Karmeliterinnen.
Krnak, oberägypt. Dorf bei Luxor, am O-Ufer des Nils, Krpow, Anatoli Jewgenjewitsch, russ.
an der Stelle des alten Theben, mit Resten eines Schachspieler, * 1951; war seit 1970 Internat.
Tempelbezirks (Weltkulturerbe). Großmeister; wurde 1975 durch Nichtantreten von
Karnel der, Schmuckstein; rote Abart des Chalcedons. Robert (»Bobby«) Fischer (USA) Schachweltmeister
Krneval der, → Fastnacht. (bis 1985, Niederlage gegen G. Kasparow). 1993–99
Karnivren, Sammelbezeichnung für sämtl. Weltmeister des Weltschachverbands FIDE.
hauptsächlich von tier. Nahrung lebende Tiere und
Pflanzen; auch auf Menschen bezogen. Schach als Krieg mit anderen Mitteln
Krnten, Bundesland Österreichs, 9536 km2, Duelle um die Schachweltmeisterschaft sind immer
559 100 Ew.; Hptst. Klagenfurt. K. reicht von den wieder vom Nervenkrieg der Protagonisten geprägt
Hohen Tauern (Großglockner) und den Gurktaler worden. Als der kremltreue Anatoli Karpow 1978
Alpen im N bis zu den Karn. Alpen und den gegen den in der Schweiz lebenden Dissidenten Wiktor
Karawanken im S. Viele Seen, bes. im Klagenfurter Kortschnoi antrat, wappneten sich beide Spieler durch
Becken. Hauptfluss die obere Drau. Viehzucht; Parapsychologen gegen hypnotische Beeinflussungen
Ackerbau in Unter-K. und den Tälern;  auf Magnesit; aus dem gegnerischen Lager. Kortschnoi protestierte
Holz-, Papier- u. a. Ind.; Energiewirtschaft (Wasser- zudem, weil sich Karpow mehrfach Joghurts bringen
kraftwerke); Fremdenverkehr. – Kam im 8. Jh. unter ließ: Geschmacksrichtung oder auch Anzahl der
bayer. Herrschaft; 976 Herzogtum, seit 1335 habsburg. Früchte hätten Hinweise auf Zugvarianten geben
Nach dem Ersten Weltkrieg beanspruchte Jugoslawien können. Das WM-Duell 1972 zwischen dem US-Ame-
Südost-K.; nach Volksabstimmung 1920 zu Österreich. rikaner Bobby Fischer und Boris Spasski aus der
Karolnen, Gruppe von 963 Inseln im westl. Pazifik, UdSSR ist als Fortsetzung des Kalten Krieges in die
nördl. des Äquators, z. T. vulkan. Ursprungs, z. T. Schachhistorie eingegangen. Auf dem Höhepunkt des
Atolle, Landfläche 1200 km 2. Die K. gliedern sich in die Psychoduells ließen die Sowjets Fischers Stuhl und
West-K. mit den Palau-Inseln und den Yap Islands Saalbeleuchtung auf geheime Strahlungsquellen
sowie die Ost-K. mit den Truk Islands und den untersuchen, man fand aber nur zwei tote Fliegen.
Senyavin Islands. Sie gehörten seit 1947 zum amerikan.
Treuhandgebiet Pazif. Inseln. 1981 konstituierten sich
die West-K. (außer Yap Islands) zur Rep. Palau (Belau), Kars, Karz, Hamid, afghan. Politiker, * 1957;
die Ost-K. und die Yap Islands bildeten 1979 die Paschtune, wurde 2001 Chef der afghan. Interims-
Föderierten Staaten von Mikronesien. regierung, im Juni 2002 Präs. des Landes, 2004 und
Krolinger, ein fränkisches Herrschergeschlecht; 2009 in Direktwahl im Amt bestätigt.
Stammvater Bischof Arnulf von Metz († 641). Pippin Karst [nach der Landschaft K.] der,  alle Formen, die
Karst KARK

der Mittlere wurde 687 Hausmeier des gesamten durch Korrosion in Kalk- und Gipsgesteinen entstehen.
Fränk. Reichs, 717 Karl Martell; Pippin der Jüngere Charakterist. Erscheinungen sind die Wasserarmut
wurde 751 anstelle der Merowinger König. Ihm folgte und die verkarsteten Böden an der Oberfläche
Karl d. Gr., der die röm. Kaiserwürde erwarb; nach (Ausbildung von Karren und Dolinen), unterirdisch
ihm ist das Geschlecht benannt. Ludwig der Fromme entstehen Höhlensysteme (Tropfsteinbildung).
erbte Karls Reich; Lothar I. († 855), Ludwig der Dt. Kartser, 1) kath. Einsiedlerorden, beachtet strenges
(† 876) und Karl der Kahle († 877) teilten es im Fasten und Schweigen; 1084 gestiftet. Tracht: weißes
Vertrag von Verdun (843) und stifteten 3 Linien: in Ordenskleid mit Kapuze. – 2) feiner Kräuterlikör.
Italien und Lothringen (erloschen 875), im Ostfränk. Kartll das, vertragl. geregelter Zusammenschluss
(Dt.) Reich (erloschen 911), im Westfränk. Reich rechtlich und organisator. selbstständig bleibender
(Frankreich; erloschen 987). Unternehmen der gleichen Wirtschaftsstufe zur
Karotn das, ein pflanzl. Farbstoff als Vorstufe des Vita- Beschränkung oder Ausschaltung des Wettbewerbs;
mins A. in Dtl. nach Ges. gegen Wettbewerbsbeschränkun-
Karpten, Gebirgsbogen im südöstl. Mitteleuropa, gen verboten (mit Ausnahmen).
umschließen Ungar. Tiefland und Siebenbürg. Karten|netzentwurf, Kartenprojektion, in der
Karten|netzentwurf KARK

Hochland; reich an Wäldern, Bodenschätze: Kartographie die Übertragung des (gedachten) 463
Eisenerz, Quecksilber, Mangan, Kupfer, Magnesit, Gradnetzes der Erde oder eines Ausschnitts daraus

Kartennetzentwurf K
K Karthago
464 auf eine Ebene. Die Erde wird dabei i. Allg. als Kugel Karwoche, Stille Woche, Woche vor Ostern, zum
angenommen, die jedoch ohne Verzerrung nicht in Gedächtnis der Passion Christi.
die Ebene abbildbar ist. Man unterscheidet zw. Karzinm das, → Krebs.
zylindr., konischen und azimutalen Entwürfen. Kaschen, Turkvolk im Tiefland zw. Kasp. Meer und
Karthgo, antike Stadt an der N-Küste Afrikas, beim den Gebirgen Innerasiens; Sunniten. Die K. waren
heutigen Tunis. Im 9./8. Jh. v. Chr. von Phönikern z. T. bis ins 20. Jh. Nomaden.
(Puniern) aus Tyros gegr., war lange bedeutendste Kasachstn, Rep. in Mittelasien, 2 724 900 km 2,
Handelsstadt des Altertums mit der größten 15,6 Mio. Ew.; Hptst.: Astana, Amtssprache: Kasa-
Seemacht. Schon im 6. Jh. v. Chr. hatte es Kolonien in chisch. Das Staatsgebiet reicht im W bis zur Wolga, das
Sardinien, Sizilien, Spanien, Gallien und an der Berg- und Hügelland im O (Kasach. Schwelle) ist bis zu
W-Küste Afrikas. In den → Punischen Kriegen 1566 m, die Hochgebirgsketten im O und SO sind bis zu
unterlag es den Römern; 146 v. Chr. wurde es zerstört, 6995 m hoch; Kontinentalklima, meist Steppe,
sein Gebiet röm. Provinz. Die von Caesar in K. gegr. Halbwüste, Wüste; Landwirtschaft im Schwarzerde-
Kolonie wurde 439 n. Chr. Hptst. des Vandalenreichs, gürtel, z. T. mit Bewässerung (Getreide, Baumwolle,
nach der Eroberung durch Belisar (533) byzanti- Obst).  auf Erdöl, Erdgas, Kohle, Erze. : Atyrau und
nisch, 698 durch die Araber zerstört (Ruinen gehören Aktau; internat. : Almaty und Astana. – Im 15. Jh.
zum Weltkulturerbe). Entstehung eines kasach. Khanats (Blüte im 16. Jh.),
dann Zerfall in Stammesföderationen (»Horden«), die
Kartoffel, Erd|apfel, wichtige Nutzpflanze der im 18. /19. Jh. unter russ. Herrschaft gerieten. 1920
gemäßigten Gebiete aus der Familie der Nachtschat- wurde das Territorium der (früher von den Russen als
tengewächse mit weißen, rosa oder violetten Blüten »Kirgisen« bezeichneten) Kasachen zur Kirgis. ASSR
und grünen, ungenießbaren Beeren. Die Knolle proklamiert; 1924/25 um die Gebiete Syrdarja und
(verdickter unterird. Stängelausläufer) dient als Siebenstromland erweitert und 1925 in Kasach. ASSR
Nahrung, Futter und Rohstoff (Brennerei). Sie enthält umbenannt. Die landwirtschaftl. Kollektivierung
etwa 10 bis 28 % Stärke, wenig Eiweiß, Fett, Vitamine. wurde mit der zwangsweisen Sesshaftmachung der
Die Heimat der K. sind die Hochebenen in N-Chile nomadisierenden Kasachen verbunden. 1936 erhielt K.
und Peru. Durch die Spanier kam die K. in der Mitte den Status einer Unionsrep.; 1941 Zwangsansiedlung
des 16. Jh. nach Europa; Mitte des 18. Jh. wurde sie von Wolgadeutschen; 1991 staatl. Unabhängigkeit.
durch Friedrich d. Gr. in Preußen eingeführt. Staatspräs. seit 1990: Nursultan Nasarbajew (* 1940).
K. ist Mitgl. der GUS.
Kampf um die Knolle Kasn, Hptst. der Teilrep. Tatarstan, Russland, am
Ob gelbfleischig, rötlich, mehlig oder fest – unzählige Samaraer Stausee der Wolga, 1,1 Mio. Ew.; mehrere
Sorten machen die Auswahl schwer, und wenn eine Univ., Akademien und Hochschulen; Kreml (16. bis
heiß geliebte, wie z. B. »Linda«, vom Markt 19. Jh.; Weltkulturerbe) mit Verkündigungskathedra-
genommen werden soll, hagelt es Proteste. Das war le; Handels- und Industriestadt; internat. .
nicht immer so: Die Einführung der Knolle im 18. Ksba die, in nordafrikan. Städten Zitadelle, Altstadt.
Jahrhundert war alles andere als einfach. Friedrich Kschau → Košice.
der Große konnte sich auch mit einem Kartoffelerlass Kschmir der, Gewebe aus Wolle, Seide, Chemieseide
nicht durchsetzen. Bewegung in die Angelegenheit in Köperbindung, urspr. aus K.-Ziegenhaaren.
brachte aber eine List: Der Preußenkönig ließ die Kschmir, Hochgebirgslandschaft und ehem.
Kartoffelfelder streng bewachen, so dass die Bauern Fürstenstaat (bis 1947) im nordwestl. Himalaya und
meinten, es müsse sich um eine besonders kostbare südl. Karakorum. Der von Indien verwaltete Teil
Pflanze handeln. Während des Siebenjährigen besteht aus dem Bundesstaat Jammu and Kashmir
Krieges setzte sich der Kartoffelanbau schließlich mit 101 387 km 2; der von Pakistan verwaltete Teil
durch – auch wenn so manch einer nicht die Knollen, »Azad (= Freies) Kashmir« im N u. W des Landes
sondern die Früchte aß. umfasst 78 114 km 2; Randgebiete (v. a. Teile von
Ladakh mit einer Fläche von etwa 36 000 km 2) sind
von China besetzt. Das Tal von K. ist Wirtschafts-
Kartoffelkäfer, Colordokäfer, Blattkäfer aus dem
Kartoffelkäfer KARK und Bev.-Zentrum, es wird landwirtschaftlich
westl. Nordamerika, bis 15 mm lang, gelb und schwarz genutzt (Reis, Mais, Weizen, Gerste, Obst),
gestreift. Die fleischrote Larve richtet durch das Schafhaltung liefert den Rohstoff der Wollindus-
Zerfressen der Kartoffelblätter großen Schaden an. trie. – Die Teilung von Brit.-Indien 1947 hatte den
Kartograph die, Wiss. und Technik von der K.-Konflikt zw. Indien und Pakistan zur Folge,
Herstellung von Land- und Seekarten. Im 18. Jh. erste darunter zwei Kriege 1947–48 (1949 Waffenstill-
Karten aufgrund planmäßiger Vermessungen. Heute stand) und 1965. Sezessionsbestrebungen im ind.
Verfeinerung der Kartenaufnahme durch Foto- O-Teil (seit 1957 Bundesstaat der Ind. Union) führten
grammmetrie und Luftbild. bes. seit 1989/90 immer wieder zu blutigen
Kartsport [ˈkɑːt-], Karting [ˈkɑːtɪŋ], Rennwettbewerb Auseinandersetzungen zw. ind. Militär und den z. T.
mit einem flachen, vierrädrigen, ungefederten, von Pakistan unterstützten muslim. Untergrund-
einsitzigen, nicht für den Straßenverkehr zugelasse- bewegungen. 1999/2000 und 2001/02 erneute
nen Kleinstfahrzeug (Gokart). Eskalation des ind.-pakistan. K.-Konflikts. 2003
Karwndelgebirge, Kette der Nordtiroler Kalkalpen, Vereinbarung eines Waffenstillstands (trotz
zw. Inn und Isar, in der Birkkarspitze 2749 m; gehört fortgesetzter Anschläge von Rebellen Beginn eines
größtenteils zu Österreich, der N zu Bayern. Entspannungsdialogs). Am 8. 10. 2005 verheerendes
KAR
Erdbeben (etwa 80 000 Tote) v. a. im pakistan. Teil
Kaschmirs.
Wissen um die Sterne und die Zukunft nachsagte.
Erst in der christlichen Tradition wurde die vage
KAS
Kschnitz, Marie-Luise, dt. Schriftstellerin, * 1901, Schilderung immer weiter ausgestaltet. Schon früh
† 1974; Lyrik, Romane (»Das Haus der Kindheit«, wurde aus den genannten Geschenken auf die
1956), Essays. Dreizahl geschlossen. Seit dem 6. Jahrhundert galten
Ksimir, 1) K. I., der Erneuerer, * 1016, † 1058; festigte
Kasimir KASK sie als Könige, im 9. erhielten sie die heute noch
als Herzog (1034–37, 1039–58) die fürstl. Ge- gültigen Namen. Im Mittelalter standen sie für die
walt. – 2) K. III., der Große, * 1310, † 1370; König drei Lebensalter (Balthasar als Greis, Melchior als
1333–70, verzichtete auf Schlesien, eroberte Mann mittleren Alters, Kaspar als Jüngling) und die
Wolhynien und Galizien, gründete zahlreiche Städte, drei damals bekannten Kontinente Afrika (Kaspar),
die Univ. in Krakau und vereinheitlichte das Europa (Melchior) und Asien (Balthasar). Heilig-
gesprochen wurden sie allerdings nie.

Ksparow, Gary, russ. Schachspieler, * 1963; 1985–93


Weltmeister des Weltschachverbands FIDE,
1993–2000 Weltmeister des von ihm gegr. Profiver-
bands (PCA).
Ksper, Walter, dt. kath. Theologe, Kardinal (seit 2001),
* 1933; seit 1989 Bischof von Rottenburg-Stuttgart,
seit 2001 Präs. des Päpstl. Rates zur Förderung der
Einheit der Christen.
Kspisches Mr, Kspi|see, größter Binnensee der
Kaspisches Meer KASK

Erde, östl. vom Kaukasus, 28 m unter dem Spiegel des


Schwarzen Meers, rd. 436 000 km 2, Störfang wegen
Wasserverschmutzung durch Erdölförderung
rückläufig; Salzgehalt 11 bis 13 %; in der Kaspiregion
(K. M. und Kaspisenke) umfangreiche Erdölförderung.
Kassndra, griech. Sage: Tochter des Priamos und der
Hekabe, Seherin; ungehörte Warnerin in Troja.
Kssel, Verw.-Sitz des Reg.-Bez. und des Landkr. K.,
Hessen, an der Fulda, 193 200 Ew.; nach starken
Kriegsschäden großzügig wieder aufgebaut. Im W
über der Stadt liegen Schloss und Park Wilhelms-
höhe. K. ist Sitz des Bundessozialgerichts sowie des
Hess. Verwaltungsgerichtshofs; hat u. a. Gemäldega-
lerie, Staatstheater, Univ., Privatuniv., seit 1955 findet
in K. die documenta statt. Maschinen-, Motoren- und
Fahrzeugbau, Metallverarbeitung, Elektrotechnik,
Regeltechnik. K. war bis 1866 Hptst. von Kurhessen,
1807–13 Hptst. des Kgr. Westfalen, 1866–1945 der
preuß. Prov. Hessen-Nassau.
Kassenbuch, Buchführung: Nebenbuch zur Erfassung
der mit Ein- und Auszahlungen verbundenen
Geschäftsvorfälle eines Tages; dient als Sammelbeleg
für das Kassenkonto der Hauptbuchhaltung.
Münz- und Gerichtswesen. – 3) K. IV. Andras, Kassber der, heimlich übermittelte schriftl.
* 1427, † 1492; König 1447–92, wurde 1440 Großfürst Nachrichten in und aus Gefängnissen.
von Litauen, erwarb im Kampf mit dem Dt. Orden im Kssi|e die, trop. Hülsenfrüchtlergattung; afrikan.
2. Thorner Frieden 1466 Pommerellen und die Arten (Senna) liefern Sennesblätter, die südasiat.
Lehnshoheit über Ostpreußen. Röhren- oder Fisett-K. ein Fruchtmark (Manna) von
abführender Wirkung.
Kspar, der Legende nach einer der Heiligen Drei Kassiopa, 1)  Sternbild im nördlichsten Teil der
Könige, dargestellt als Mohr. Milchstraße. – 2) griech. Sage: Mutter der → Andro-
meda.
Weder heilig noch zu dritt Kßmann, Margot, dt. ev. Theologin, * 1958; 1999–2010
In der biblischen Weihnachtsgeschichte wird das Landesbischöfin der Ev.-Luther. Landeskirche
Christuskind nicht von heiligen drei Königen ver- Hannovers; 2009–10 Ratsvorsitzende der EKD.
ehrt und beschenkt, sondern von namenlosen Kastagnetten [kastanˈjɛtən] Pl., Rhythmusinstrument
Kastagnetten KASK

»Weisen« aus dem Morgenland, deren Zahl nicht aus 2 Hartholzschalen, die zusammengebunden mit
genannt wird (Mt 2,1–12). Im griechischen Urtext den Fingern einer Hand gegeneinandergeschlagen
steht das Wort magos (daher deutsch »Magier«), die werden.
im Altertum übliche Bezeichnung für die Priester Kaste die, 1) abgeschlossener erbl. Stand; in Indien 465
des Zarathustra aus Persien, denen man besonderes nach wie vor (bes. im ländl. Raum) die Grundlage der

Kaste K
K Kastilien
466 gesellschaftl. Ordnung mit 4 Haupt-K. und rd. 3000 lichungen im Ausland und mit dem Pseudonym
Neben-K. bildend. – 2) Gesellschaftsschicht. Berthold Bürger, unter dem er das Drehbuch für den
Kastli|en, span. Castilla [-ˈtiʎa], Hochland im mittleren UFA-Film »Münchhausen« (1942) verfasste. Nicht
Spanien; das Kastil. Scheidegebirge (im Almanzor zuletzt schrieb er Tausende von Briefen: an seine
2592 m) trennt Alt-K. im N von Neu-K. im Süden. Mutter fast täglich, an Freunde, Kollegen, während
der NS-Zeit sogar an sich selbst, um niemanden zu
Kstner, Kästner KäSK Erich, deutscher Schriftsteller, gefährden, aber seine Gedanken dennoch formulie-
* 1899, † 1974. ren zu können. Am liebsten aber schrieb er für
»Kinder und auch solche Leute, die nicht mehr
h,
hre bi n, w ill ic
Wen n ic h 30 Ja
wachsen«.
en ke nn t.
nen Na m
Kastratin die, operatives Entfernen der Keimdrüsen
das s man m ei se in . (Hoden, Eierstöcke) oder Ausschalten der Keim-
an erka nn t
Bis 35 w ill ic h
drüsen durch Röntgenbestrahlung. Geschieht die K.
rühm t.
ei n bissch en be im Kindesalter, so bleibt der männl. Kastrat (griech.
Bis 40 soga r nich t
rühm ts ei n ga r
Eunuch) in seiner psych. und phys. Entwicklung
O bwoh l das Be nu n
zurück; es unterbleibt auch der Stimmwechsel. Bei
Aber es st eh t
so w ic ht ig is t.
Frauen wirkt sich die K. wie das natürl. Erlöschen der

m Progra m m.
Eierstocktätigkeit aus.
mal au f m ei ne Kasustik die, 1) Anwendung sittl. Grundsätze und
eben klap pen!
Also m us s es
Lehren auf einzelne prakt. Fälle, um zu zeigen, wie
man sich in Gewissensfragen entscheiden soll. – 2) 
?
E in vers ta nden von 27 Jah ren an
seine Mutter Beschreibung eines Krankheitsfalls.
Alter
Er ich Kä stner im Katakmbe die, unterird. Begräbnisanlage der ersten
Christen, bes. in Rom.
Aus dem Ersten Weltkrieg kehrte Kästner als Pazifist Katalnen, die Bev. in NO-Spanien, bei der sich eine
zurück und begann zu schreiben: Satirisches, eigenständige Sprache und Literatur sowie ein
Nachdenkliches, Lustiges. Wegen seines relativ spezif. Brauchtum entwickelte.
freizügigen Gedichts »Abendlied des Kammervirtuo- Katalnische Felder, Ebene zw. Troyes und
sen« wurde er 1927 als Redakteur der Neuen Châlons-en-Champagne, Frankreich; 451 Sieg der
Leipziger Zeitung entlassen, ging nach Berlin und Römer unter Aetius über die Hunnen unter Attila.
arbeitete als Kritiker und Buchautor. Ab 1929 Katalni|en, span. Cataluña [-ˈluɲa], katalan.
entstanden unter anderem »Emil und die Detektive«, Catalunya [kətəˈluɲa], autonome Region in NO-Spa-
»Pünktchen und Anton« sowie »Fabian«. Immer nien, 32 113 km 2, 6,7 Mio. Ew.; Hptst.: Barcelona. Im
wieder wendete er sich mit scharfem Witz gegen 19. Jh. erwachte das katalan. Selbstbewusstsein; im
Spießbürgertum, Militarismus, blinden Gehorsam Zuge der Umwandlung Spaniens in eine Rep. (1931)
und Faschismus. 1933 wurden deshalb seine Werke erhielt K. 1932 das Autonomiestatut, von Franco 1939
von den Nationalsozialisten verbrannt. Das aufgehoben, seit 1979 erneut in Kraft. Katalanisch ist
Schreibverbot umging Kästner durch Veröffent- Regional- und Unterrichtssprache. Vorwiegend
KAS
Bergland mit Korkeichen, Olivenhainen, Weingär-
ten, Ackerbau, Schweine- und Rinderhaltung;
konstitutionelle Monarchie (neue Verf. von 2003, in
Kraft seit 2005), der Emir (Hamad Ibn Chalifa
KAT
Geflügel- und Schafzucht; Hauptindustriegebiet ath-Thani, seit 1995) ist Staatsoberhaupt.
Spaniens (Kali-, Blei-, Schieferbergbau); bed. Katster der, auch das, von K.-Ämtern geführtes
Fremdenverkehr. Verzeichnis der Grundstücke eines Landes. Im
Katalystor der, 1) ein Stoff, der durch Bildung Umweltschutz (kartograph.) Darstellung spezieller
aktiver Zwischenprodukte eine chem. Reaktion Belastungen in definierten Untersuchungsgebieten
ermöglicht, beschleunigt oder in eine bestimmte (z. B. als Emissions-K.).
Richtung lenkt. – 2) Abk. Kat, eine Vorrichtung in Kataton die, psych. Erkrankungszustand mit
Kfz-Ottomotoren zur katalyt. Nachverbrennung der Bewegungsstörungen und Erregungszuständen; tritt
Abgase. Am häufigsten: → Dreiwegekatalysator. z. B. auf bei Schizophrenie oder Hirntumor.
Katalse die,  Beschleunigung chem. Reaktionen Katechse die, religiöse Unterweisung, bis in die
durch Katalysatoren, die dabei keine merkbare Neuzeit bes. in Frage-und-Antwort-Form; heute
Veränderung erleiden. mehr an Textinterpretation und Gespräch
kataltische Nachverbrennung, Verfahren zur orientiert. – Katechst der, einheim. Helfer in den
Zur Jungfern-
Reinigung von Autoabgasen, bei denen organ. Stoffe Missionsgebieten der kath. Kirche bei Taufvorberei-
(z. B. Kohlenwasserstoffe, Aldehyde) und Kohlen- tung, Religionsunterricht, Gottesdienst und Leitung fahrt wurde der
monoxid in Gegenwart von Katalysatoren zu der Gemeinden. – Katechtik die, wiss. Theorie der 27 m lange
Kohlendioxid und Wasser verbrannt werden. Es Katechese; Teildisziplin der prakt. Theologie. (Wasserlinie)
werden Edelmetallkatalysatoren (Rhodium, Platin) Katechsmus der, Leitfaden der christl. Glaubenslehre,
Katechismus KATK
und etwa 50 m
verwendet. Für deren Funktionieren sind ein formal meist in Frage-und-Antwort-Form aufgebaut. hohe Katama-
gleichbleibendes Luft-Kraftstoff-Gemisch und Protestantisch: der Große K. (für Geistliche) und der ran Alinghi 5 im
bleifreies Benzin (unverbleiter Ottokraftstoff mit Kleine K. Luthers von 1529; der Genfer K. Calvins (frz., Juli 2009 mit
einem Bleigehalt bis 0,013 g/l) Voraussetzung. 1542); der Heidelberger K. von Ursinus und Olevianus dem stärksten
(1563). Katholisch: K. von Canisius, der Tridentin. K. in Serie gebau-
Katamarn, ein Segel tragendes Doppel- (Catechismus Romanus, 1566); der K. der kath. Kirche ten Hubschrau-
rumpfboot. Die Bauart gewährleistet günstige (»Weltkatechismus«, 1992).
ber, einem rus-
Widerstands- und Stabilitätseigenschaften und Kategorie, in der Philosophie die allgemeinsten
sischen Mi 26,
größere Sicherheit gegen Kentern. Der Katamaran Verstandesbegriffe; z. B. Größe, Anzahl, Beziehung;
ist in der Südsee seit 2000 Jahren bekannt, in den kategrisch, unbedingt, bestimmt (im Ggs. zum zunächst über
USA wurde der Bootstyp erstmals 1876 gebaut. In Bedingten, Hypothetischen); kategor. Imperativ, das eine Strecke
neuester Zeit wird die Katamaranbauweise auch für Sittengesetz bei I. Kant, weil es unabhängig von jeder von 20 km von
größere Schiffe verwendet, z. B. für Binnen- und Rücksicht auf Nutzen oder Vergnügen gebietet oder der Werft in
Fährschiffe sowie Trawler. verbietet: »Handle so, dass die Maxime deines Villeneuve zum
Katnga, zw. 1971 und 1997 Shba, Provinz im SO Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allg. Genfer See und
der Demokrat. Rep. Kongo, 496 877 km 2, 4,35 Mio. Gesetzgebung gelten könne.« einen Monat
Ew.; Hptst.: Lubumbashi. K. ist wegen seiner reichen Katharna, Herrscherinnen: später ins
Vorkommen von Kupfer-, Uran-, Zinn-, Kobalterzen, Frankreich. 1) K. von Medici [-ˈmeditʃi], Gemahlin 270 km entfern-
Germanium, Kohle und Ind.- König Heinrichs II., * 1519, † 1589; als Königinwitwe te Genua am
Diamanten eines der wichtigsten sehr einflussreich, veranlasste das Blutbad der
Mittelmeer
Bergbaugebiete der Erde. → Bartholomäusnacht.
transportiert.
Kataplt das, 1) antike armbrust- Russland. – 2) K. I., * 1684, † 1727, Kaiserin 1725–27;
artige Wurfmaschine. – 2) Flug- Geliebte Peters d. Gr., seit 1712 mit ihm ver- Beim 33. Ame-
zeugschleuder, Startvorrichtung: mählt. – 3) K. II., die Große, * 1729, † 1796; Kaiserin rica’s Cup im
Das Flugzeug ruht auf einem 1762–96; Prinzessin von Anhalt-Zerbst, Gattin des Februar 2010
Schlitten, der durch Druckluft russ. Thronfolgers, des späteren Zaren Peter III.; vor der Küste
oder Raketen mit großer bestieg nach dessen Ermordung den Thron. Sie Valencias unter-
Geschwindigkeit nach vorn entriss den Türken die N-Küste des Schwarzen Meers lag das in rund
geschoben wird. mit der Krim, gewann den Hauptanteil bei der 100 000 Ar-
Ktar, Emirat am Pers. Golf, Aufteilung Polens, rief die Wolgadeutschen nach beitsstunden
11 568 km 2, 1,4 Mio. Ew.; Hptst. Russland. K. machte den Sankt Petersburger Hof zu gebaute
Doha, Amtssprache: Arabisch. einem kulturellen Mittelpunkt in Europa.
Hightech-Boot
Das Staatsgebiet, eine Halbinsel, Kathten, im rechtwinkligen Dreieck die den rechten
allerdings dem
ist eine überwiegend flach Winkel einschließenden Seiten.
Herausforderer
gelagerte Kalksteinebene; Kathter der,  röhrenförmiges, starres oder flexibles
Wüstenklima. Trink- und medizin. Instrument, das in Körperöffnungen oder BMW Oracle
Brauchwasser muss durch -kanäle eingeführt werden kann; dient v. a. zur Racing, das mit
Meerwasserentsalzung Entleerung von Hohlorganen (z. B. Blase), Unter- einem Trimaran
gewonnen werden. Erdöl- und suchung (Herz-K.) oder zum Einbringen von Arznei- ins Rennen ge-
Erdgasgewinnung;  und und/oder Kontrastmitteln. gangen war.
internat.  bei Doha. – 1872– Kathmndu, Katmndu, Hptst. von Nepal, im K.-Tal,
1913 unter osman. Herrschaft, 1340 m ü. M., 672 000 Ew.; Univ., Königl. Nepales.
1916–71 brit. Protektorat, seit Akademie, Nationalmuseum; zahlreiche Tempel, 467
1. 9. 1971 unabhängig; K. ist eine Paläste und Klöster; Touristenverkehr; internat. .

Kathmandu K
K Kathmandutal
468 Kathmndutal, fruchtbare Kernlandschaft Nepals, sitz, Univ., Hochschulen; Zentrum
1340 m ü. M., von der UNESCO zum Weltkulturerbe des Oberschles. Ind.-Gebiets;
erklärt. Steinkohlenbergbau, Eisenhütten,
Kathde die, negative → Elektrode. Gießereien, Maschinenbau u. a.
Katholkentag, Deutscher K., die vom Zentralkomitee 1922 kam K. an Polen.
der dt. Katholiken (ZdK) organisierte Versammlung Kattrasenke, eine der größten
der dt. Katholiken; er findet alle 2 Jahre statt. Der Depressionszonen (rd. 20 000 km 2),
1. K. (»Generalversammlung der Katholiken Dtl.s«) in der Libyschen Wüste, NW-
fand 1848 statt. Ägypten, bis 133 m unter dem
kathlisch [griech. katholikós »allgemein«], in der Meeresspiegel.
frühen Kirche Bez. der Gesamtkirche (erstmals Kttegat das, Meerenge zw. Jütland,
durch Ignatius von Antiochia); nach der Reformation Seeland und Schweden.
Bez. der römisch-kath. Kirche (→ katholische Kirche). Kattn der, Baumwollgewebe in
Kathlisch-Apostlische Gemeinden, Anfang Katholisch-Apostolische Gemeinden KATK Leinwandbindung.
des 19. Jh. entstandene Gemeinschaften, die eine Katn, russ. Ort bei Smolensk, in
Katyn KATK

baldige Wiederkunft Christi annahmen und Ämter dessen Nähe 1943 dt. Soldaten die
und Ordnungen der Urkirche wiederherstellen wollten. Massengräber von über 4400 poln.
Offizieren fanden, die auf Befehl
kathlische Kirche, Selbst-Bez. der
katholische Kirche KATK Stalins 1940 vom sowjet.
vom → Papst geleiteten, hierarchisch und episkopal Geheimdienst erschossen worden
verfassten christl. Kirche, wobei das Attribut waren; 1990 von der sowjet. Reg.
»katholisch« in ihrem theolog. Selbstverständnis offiziell bestätigt; 2010 gedachten
begründet ist; ihre konfessionskundl. Bez. ist der russ. Min.-Präs. Putin und der
röm.-kath. Kirche. Die k. K. ist die größte christl. poln. Min.-Präs. Tusk gemeinsam der Opfer.
Kirche und zählt weltweit (2009) rd. 1147 Mio. Mitgl., Katzen, Familie der Landraubtiere, mit fast 40 Arten;
Katzen KATK

darunter über 17 Mio. in den mit der k. K. unierten Zehengänger, meist mit einziehbaren Krallen,
Ostkirchen. Die k. K. ist territorial gegliedert in vorzügl. Springer und Schleicher, mit scharfem Seh-,
Patriarchate, Erzdiözesen, Diözesen, Apostol. Hör- und Tastvermögen. Zu den K. gehören Luchs,
Administraturen und Exarchate (der unierten Gepard, ferner Löwe, Tiger, Leopard, Jaguar, Puma.
Ostkirchen) sowie Apostol. Vikariate und Präfekturen Die europ. Wild-K. unterscheidet sich von der Haus-K.
in Missionsgebieten. Die kleinste Struktureinheit ist durch die Größe und das stumpfe Schwanzende, sie
die Pfarrei. Grundlage ihrer inneren (Rechts-) bewohnt Waldgebirge. Die Haus-K., mehrere Rassen,
Beziehungen bildet das kath. Kirchenrecht (für den stammt von der ägypt. Falb-K. ab (Angora-K.,
lat. Ritus der Codex Iuris Canonici). Dem Papst stehen Siam-K., Europ. Kurzhaar-K. u. a.).
bei der Leitung der Gesamtkirche die Kardinäle Ktzenbuckel, mit 626 m höchster Berg des
(→ Römische Kurie) und das Kollegium der Bischöfe Odenwalds, bei Eberbach (Bad.-Württ.).
zur Seite. Für den einzelnen kath. Christen mani- Katzenhaie, Fam. kleiner, in trop. und gemäßigten
festiert sich die Zugehörigkeit im Empfang der (7) Bereichen aller Ozeane lebender Haifische, für den
Sakramente. Hinsichtlich ihrer Funktionen in der Menschen ungefährlich; bis zu 80 cm (Klein
Kirche, nicht jedoch als »Glieder des Volkes Gottes« gefleckter K.) bzw. 150 cm lang (Groß gefleckter K.).
sind die Kleriker durch das Weihesakrament von den Kb, Stadt in Rheinl.-Pf., rechts des Rheins, 963 Ew.;
Laien unterschieden. Grundlage und Norm kath. Weinbau, Fremdenverkehr. Im Rhein die ehem.
Kirchenverständnisses sind die Hl. Schrift und die Zollburg Pfalzgrafenstein (1326 ff.). In der Neujahrs-
kirchl. Tradition, repräsentiert im kirchl. Lehramt nacht 1813/14 überquerten hier die preuß. und russ.
und verbindlich durch dieses ausgelegt. Theologisch Truppen unter Blücher den Rhein.
versteht sich die k. K. als heilige (von Jesus Christus Kauderwelsch, verworrene, unverständl. Sprache;
gestiftete), apostol. (in der Nachfolge der Apostel urspr. Bez. für die rätoroman. (»welsche«) Sprache.
stehende) und kath. (weltumspannende) Kirche. Die
Zugehörigkeit zur Kirche ist nach kath. Auffassung Kffmann, Angelica, schweiz. Malerin,
heilsnotwendig (»allein seligmachend«). Der damit * 1741, † 1807; lebte 1766–81 in London und seit 1782
verbundene exklusive Anspruch wurde durch das in Rom, wo ihr Haus ein gesellschaftl. Mittelpunkt
2. Vatikan. Konzil dahingehend modifiziert, dass auch für Künstler und Gelehrte (Winckelmann, Herder,
nichtkath. Kirchen theologisch das Kirche-Sein Goethe) war. Ihre Werke betonen den klassizist.
zugesprochen wird, als »Schwesterkirchen« und Grundton des späten Rokoko. Bekannt ist sie v. a.
»kirchl. Gemeinschaften«, die im Hl. Geist an der durch ihre Porträts und zahlr. Selbstbildnisse.
einen christl. Wahrheit und Heilszusage teilhaben.
Kthstrauch, Gattung der Spindelbaumgewächse;
Kathstrauch KATK »Ein Weib von ungeheurem Talent«
vom S der Arab. Halbinsel bis zum Kapland verbreitet. nannte Goethe Angelica Kauffmann, für Herder war
Strauch mit ledrigen Blättern und kleinen Blüten in sie die »vielleicht kultivierteste Frau Europas«.
kurzen Blütenständen; Triebe und Blätter enthalten Tatsächlich war die aus einfachen Verhältnissen
anregende Alkaloide und werden gekaut (Kat). stammende Malerin zu ihrer Zeit ein gefeierter Star
Ktion das, positives → Ion. und ihr Salon in Rom ein kulturelles Netzwerk und
Katowice [-ˈvitsɛ], dt. Kttowitz, Verw.-Sitz der poln. wichtigste Anlaufstelle für deutsche Romreisende,
Wwschaft Schlesien, 309 000 Ew.; kath. Erzbischofs- speziell für den Weimarer Kreis. Angelica Kauff-
KAT
Kaulquappen,  die Larven der
→ Froschlurche.
KAU
Knitz, Wenzel Anton Fürst v.,
österr. Staatsmann, * 1711, Mit seiner von
† 1794; bestimmte 1753–92 die Michelangelo
habsburg. Außenpolitik. entworfenen
Kri, Porzellanschnecke des Ind. gewaltigen Kup-
Ozeans; in Indien Schmuck, im pel prägt der
antiken China und in Teilen Petersdom nicht
Afrikas bis in das 20. Jh. auch
nur das Stadt-
Zahlungsmittel.
bild Roms –, er
Krismäki, Aki, finn. gilt als das Herz
Filmregisseur, * 1957; dreht seit der katholi-
den 1980er-Jahren Filme über schen Kirche
Lebensgeschichten von Men- und ist Wahr-
schen im Abseits; »I Hired a zeichen der Ewi-
Contract Killer« (1990), »Lichter gen Stadt. Das
der Vorstadt« (2006). Meisterwerk der
italienischen
Minimalistisches Inde- Renaissance hat
pendent-Kino
auch nach über
»Das Leben ist kurz und
500 Jahren seit
mann porträtierte u. a. gekrönte Häupter, Adelige, unglücklich, darum macht das Beste daraus.« Aki
Dichter und Denker. Sie traf nicht nur künstlerisch Kaurismäkis Credo zieht sich durch sein gesamtes Baubeginn
den Nerv der Zeit, sondern war auch als Frau Filmschaffen: Seine Helden, meist Verlierer am Rande nichts von sei-
gesellschaftlich vollkommen akzeptiert. Als einzige der Gesellschaft, haben keine Chance und kämpfen ner Faszination
Frau gehörte die Malerin in London zu den Grün- doch um ein bisschen Glück und Anerkennung. Es verloren. Mehr
dungsmitgliedern der Royal Academy of Arts. Ob in sind minimalistische Bilder und Gesten, weniger als 20 000 Men-
London, Venedig oder Rom – der Kauffmann gelang Worte, mit denen der finnische Regisseur melancho- schen finden
für damalige Verhältnisse eine einmalige Karriere lische Alltagsdramen inszeniert. Seine Schauspieler darin Platz.
als unabhängige Künstlerin und Europäerin. haben sich darauf eingestellt. Sie dürfen weder Ebenso viele
schreien noch rennen. »Die Darsteller müssen sich pilgern täglich in
darauf konzentrieren, die Empfindungen der Figuren den Dom, des-
Kaufkraft, 1) Geldsumme, die einem Wirtschaftssub- dadurch auszudrücken, wie sie sich setzen, wie sie
sen Finanzie-
Kaufkraft KAUK

jekt in einer Zeiteinheit zur Verfügung steht. – 2) Gü- blicken. Schauspieler, die herumzappeln, gestikulie-
rung durch den
termenge, die mit einer Geldeinheit gekauft werden ren, schreien und dramatisch die Augen rollen, kann
kann. Diese K. des Geldes entspricht dem Verhältnis ich nicht ausstehen. Was ich von der Schauspielerei Ablasshandel im
von nominalem zu realem Volkseinkommen bzw. verlange, ist das Gegenteil, und das Publikum geht 16. Jahrhundert
dem Kehrwert des Preisniveaus. Steigt (fällt) das darauf ein und lernt, auf Kleinigkeiten zu achten.« allerdings heftig
Preisniveau, erhält man für eine Geldeinheit weniger kritisiert wurde
(mehr) Güter, d. h., die K. sinkt (steigt). und einer der
Kaufmann,  jeder, der ein Handelsgewerbe (ohne
Kaufmann KAUK kausl, ursächlich, begründend. Kausalitt, das Ver- Auslöser für die
Rücksicht auf die Branche) selbstständig betreibt, es hältnis von Ursache und Wirkung (Kausalnexus). Spaltung der
sei denn, dass das Unternehmen nach Art und Kauslgesetz, Kauslprinzip, der Satz, dass jede Ver- Kirche war.
Umfang einen in kaufmänn. Weise eingerichteten änderung eine Ursache hat. Kauslsatz, begründen-
Geschäftsbetrieb nicht erfordert (§ 1 HGB). Die urspr. der Nebensatz, mit »da« oder »weil« eingeleitet.
Unterscheidung in Voll- und Minder-K. ist entfallen. Ktner, Helmut, dt. Film- und Bühnenregisseur,
Handelsgesellschaften sind K. kraft Rechtsform (§ 6 * 1908, † 1980; Filme: »Die letzte Brücke« (1953); »Des
HGB). Freiwillig, durch Eintragung im Handels- Teufels General« (1955); »Der Hauptmann von
register, können bes. Kleinbetriebe zum K. werden Köpenick« (1956).
(Kann-K.). Wer K. im Sinn des HGB ist, hat die für Ktschuk der, eingedickter Milchsaft einiger trop.
Kaufleute festgesetzten Pflichten (z. B. Buch- und Gewächse, bes. des brasilian. K.-Baums (Hevea
Firmenführung, Bilanzierung) und Rechte (z. B. brasiliensis). Der Milchsaft (Latex) wird den Bäumen
Erteilung einer Prokura). durch Anschneiden der Rinde entzogen; mit Säuren
Kauksi|en, Landbrücke zw. Schwarzem und Kasp. oder durch Räuchern gewinnt man daraus Roh-K. Da
Meer, mit den Teilen Nord-K., dem Gebirgszug dieser in der Wärme weich und klebrig wird, kann er
Kaukasus und Transkaukasien. nur in wenigen Fällen direkt verwendet werden
Kkasus der, Hochgebirge auf der Landenge zw. (Isolierband, Heftpflaster). Dieser Nachteil wird
Schwarzem und Kasp. Meer, 1100 km lang, bis durch Vulkanisieren behoben. Dabei wird ein
180 km breit; mehrere gleichlaufende Ketten (Elbrus durchgeknetetes Gemisch von Roh-K. und Schwefel
5642 m hoch); im W üppige Wälder, reiche Tierwelt; auf 80 bis 160 °C erwärmt. Es entsteht je nach
geringe Verkehrserschließung. – Südl. liegt der Kleine Schwefelgehalt Weichgummi (1 bis 7 % S) oder 469
K., ein Teil des Ararathochlands. Hartgummi (bis 45 % S).

Kautschuk K
K Kautsky
470 Ktsky, Karl, österr. sozialist. Politiker und Khl, Stadt in Bad.-Württ., im Oberrhein. Tiefland auf
Theoretiker, * 1854, † 1938; Mitverfasser des Erfurter dem rechten Rheinufer, gegenüber Straßburg
Programms der Sozialdemokratie. (Europabrücke, wichtiger Grenzübergang von Dtl.
Kavalr der, um 1600 Bez. für Angehörige eines nach Frankreich), 34 700 Ew.; FH für öffentl.
ritterl. Ordens, schon im 17. Jh. allgemeine Bez. für Verwaltung; Rheinhafen; Stahlwerk, Beton-, Holz-
Auch wenn er
einen taktvollen, feinen und gebildeten Mann. u. a. Industrie.
Millionen von
Kavrne die, 1) unterirdischer Hohlraum. – 2)  Kehlkopf, Lrynx, beim Menschen und den lungen-
Kinozuschauern krankhafte Hohlraumbildung v. a. in der Lunge atmenden Wirbeltieren der Eingang in die Luftröhre
mit seinen Slap- durch Gewebezerfall, bei Tuberkulose. und das Organ der Stimmbildung, in der Mittellinie
stick-Filmen in Kviar der, eingesalzener Rogen, bes. vom Stör, des Vorderhalses. Der Kehldeckel (Epiglottis)
den 1920er- Hausen, Sterlet, die v. a. in russ. Gewässern verschließt beim Schlucken den K., so dass die
Jahren zum La- vorkommen. Speisen an ihm vorbei in die Speiseröhre gleiten. Der
chen brachte, Kavitatin die, Dampfblasenbildung in strömenden stimmbildende Teil des K. besteht aus Stimm- und
Buster Keaton Flüssigkeiten; damit verbundene Druckstöße Taschenbändern, zwischen denen Stimmritze (Glottis)
schrieb Film- können an umströmten Turbinenschaufeln oder und K.-Bucht liegen.
geschichte als Schiffsschrauben zu erhebl. Zerstörungen führen. Kehlkopfgenerator, Gerät zur Erzeugung einer
»der Mann, der Kwa die, Harzstoff aus der Wurzel einer polynes. künstl. Stimme nach operativer Kehlkopfentfernung.
Pfefferart; Rauschgetränk. Kehrreim, Refrain [rəˈfr], regelmäßig wiederkehrende
niemals lachte«.
Kawabata, Yasunari, jap. Schriftsteller, * 1899, Worte oder Verse, meist als Schluss der Strophe, bes.
Mit dem auf-
Kawabata KAWK

† (Freitod) 1972; schrieb »Schneeland« (1947); bei volkstüml. Liedern.


kommenden »Tausend Kraniche« (1949); Nobelpreis 1968. Keilschrift, Schriftart des Altertums, bes. in
Tonfilm sank Kawasaki, Hafenstadt auf Honshū, Japan, südl. von Mesopotamien, benannt nach den keilförmigen
sein Stern. Tokio, 1,25 Mio. Ew.; Kernforschungszentrum, chem. Eindrücken, aus denen die Zeichen bestehen. Die K.
1933 verlor der und Schwerindustrie. entstand im 3. Jt. v. Chr. aus einer Bilderschrift.
Stummfilmstar Kayseri [ˈkɑsɛri], Hptst. der Prov. K., Türkei, Keim, 1) der → Embryo. – 2) Krankheitserreger. – 3) das
seinen Vertrag 536 000 Ew.; Univ.; Handels- und Verkehrsmittel- erste in einer Schmelze oder Lösung gebildete
bei MGM, auch punkt; . – In der Antike wichtige Stadt Kappado- Kriställchen, an dem die Kristallisation ansetzt.
seine Europa- kiens (röm. Name Caesarea Cappadociae); im Keimblatt, frühestes Blattgebilde am Pflanzenkeim, in
tournee 1934 12./13. Jh. zeitweilig Residenz der Seldschuken Einzahl bei den Einkeimblättrigen, in Zweizahl bei
brachte nicht (Große Moschee u. a. erhalten). den Zweikeimblättrigen.
Kazan [kəˈzɑːn], Elia, amerikan. Regisseur, Schrift- Keimdrüsen → Hoden, → Eierstock.
den gewünsch-
steller griech. Herkunft, * 1909, † 2003; sozialkrit., Keimung, erste Fortentwicklung eines pflanzl. Keims
ten Durch-
realist. Filme, u. a. »Endstation Sehnsucht« (1951), mit Hilfe des Vorratsstoffs. Beispiel: Bei den Samen
bruch. Nach »Jenseits von Eden« (1955). beginnt die K. mit Wasseraufnahme in den ruhenden
seiner Rückkehr Kazantzkis, Nikos, griech. Schriftsteller, * 1883, Samen und mit Quellen; danach wird die Samen-
verschwand er † 1957; Romane aus dem Volksleben, z. B. »Alexis schale gesprengt, der Keim wird zur Keimpflanze.
fast völlig von Sorbas« (1946), »Griech. Passion« (1954). Keirin [keɪ-] das, Bahnradsport: Wettbewerb über
der Leinwand. 2000 m, bei dem max. 9 Fahrer hinter einem
Keaton [kiːtn], Buster, * 1895, † 1966; Schrittmacher in den ersten 3 bis 4 Runden fahren
wirkte ab 1917 als Darsteller und und dabei Positionskämpfe austragen, um dann den
Regisseur in über 150 Stummfilmko- Endspurt (ohne Schrittmacher) zu bestreiten.
mödien und zählte neben Harold Lloyd Ktel, Wilhelm, dt. Generalfeldmarschall (seit 1940),
und Charlie Chaplin zu den beliebtes- * 1882, † (hingerichtet) 1946; 1938 bis 1945 Chef des
ten Komikern der Ära. Oberkommandos der Wehrmacht, unterzeichnete
Keats [kiːts], John, brit. Dichter, * 1795, am 9. 5. 1945 die bedingungslose Kapitulation der
† 1821; schrieb romant. Gedichte, Wehrmacht im sowjet. Hauptquartier in Berlin-
Verserzählungen (»Endymion«, 1818; Karlshorst; in Nürnberg zum Tode verurteilt.
»Hyperion«, 1820). Kkkonen, Urho, finn. Politiker, * 1900, † 1986;
Kfir der, schwach alkohol. Getränk, 1950–53 und 1954–56 Min.-Präs., 1956–81 Staatspräs.
hergestellt aus Milch durch Gärung Kkulé von Strdonitz, August, dt. Chemiker,
mit K.-Körnern (Bakterien- und * 1829, † 1896; wurde durch seine Hypothese über den
Hefepilzmassen). Aufbau des Benzols (Benzolring) einer der
Kegel,  Fläche, die entsteht, wenn alle Begründer der neuzeitl. organ. Chemie.
Punkte einer geschlossenen Kurve mit Kller, 1) Gottfried, schweizer. Dichter, * 1819, † 1890;
einem nicht auf der Kurve liegenden war 1861–76 erster Staatsschreiber des Kt. Zürich.
Punkt (Spitze) durch Geraden Seine Novellen und Romane gestalten mit großer
verbunden werden; beim Kreis-K. der menschl. Wärme, zuweilen auch satirisch,
elementaren Raumlehre ist die Kurve zeitgenöss. und histor. Stoffe. Romane: »Der grüne
ein Kreis. Der den K. begrenzende Teil Heinrich« (1854/55), Erzählungen und Novellen: »Die
der K.-Fläche heißt K.-Mantel. Die beim Leute von Seldwyla« (1856–74), »Züricher Novellen«
Schnitt eines Kreis-K. mit einer Ebene (1878), »Das Sinngedicht« (1882), »Sieben Legenden«
entstehenden Kurven heißen (1872); Gedichte. – 2) [ˈkelə], Helen, amerikan.
K.-Schnitte: Kreise, Ellipsen, Parabeln, Schriftstellerin, * 1880, † 1968; verlor mit 19 Monaten
Hyperbeln. Augenlicht und Gehör; autobiograf. Schriften.
KAU
Kllogg, Frank B., amerikan. Jurist und Politiker,
* 1856, † 1937; war 1925–29 Außenmin. der USA;
Das K. ist definiert als der 273,16te Teil der
thermodynam. Temperatur des Tripelpunkts des
KEN
Friedensnobelpreis 1929; veranlasste mit A. Briand Wassers. Eine Temperaturdifferenz von einem K. ist
den Briand-K.-Pakt, der die Ächtung des Kriegs (mit gleich derjenigen von einem Grad Celsius (°C).
Ausnahme der Verteidigungskriege) vorsah; 1928 in Klvin-Skala [nach W. → Thomson, Lord Kelvin],
Paris von 15, später von weiteren 48 Staaten Temperaturskala mit dem → absoluten Nullpunkt der
unterzeichnet. Temperatur als Skalennullpunkt. 0 °C entspricht
Klten, Sammelbegriff für kelt. Sprachen sprechende daher einer thermodynam. Temperatur von 273,15
indogerman. Völkergruppen; seit dem 7./6. Jh. v. Chr. Kelvin.
(späte Hallstattzeit) zunächst im südwestl.
Mitteleuropa beheimatet, breiteten sich von dort Keml Atatrk, Mustafa, bis 1934 M. Keml
über Frankreich auf die Brit. Inseln (Briten) und die Pscha, türkischer Politiker und erster Staatsprä-
Iber. Halbinsel (Keltiberer) aus. Die von den Römern sident (ab 1923), * 1881, † 1938. Atatürk, »Vater der
Gallier (→ Gallien) genannten K. stießen seit etwa Türken«, diesen Ehrennamen verlieh ihm das
400 v. Chr. (La-Tène-Zeit) auch nach Ober- und türkische Parlament. Und wirklich schuf Mustafa
Mittelitalien vor, andere Gruppen fielen in Ost- und Kemal, als Sohn eines einfachen Beamten geboren,
Südosteuropa ein oder zogen nach Kleinasien die Türkei, wie wir sie heute kennen. Der geniale
(Galater). Mit der Eroberung Galliens und Britan- Offizier beseitigte das Sultanat und setzte sich 1923
niens durch die Römer wurde ihre Macht gebrochen. an die Spitze des neuen Staates. Das Land wurde
Kelter, große Frucht-, Traubenpresse. zwangsmodernisiert. Der Fes wurde verboten, die
kltische Kunst, Kunst der kelt. Völker; alt-k. K.: strikte Trennung von Staat und Religion vollzogen,
früher La-Tène-Stil (etwa 5. bis Mitte 3. Jh. v. Chr.) mit die Frau dem Mann gleichgestellt. Aber auch die
einer von der etrusk. Kunst beeinflussten Ornamen- Zeitrechnung, die Schrift und das Rechtssystem
tik, Gold- und Bronzearbeiten mit Email- oder wurden von Westeuropa übernommen. Flüchtlingen
Koralleneinlagen; mittlerer La-Tène-Stil (2. Hälfte aus dem nationalsozialistischen Deutschland gab die
3. Jh. und 2. Jh. v. Chr.) mit erstarrender Ornamentik; Türkei Asyl. Sie sollten die Modernisierung
später La-Tène-Stil (1. Jh. v. Chr.) mit besonderer Blüte beschleunigen, unter ihnen der spätere Berliner
der britann. Kunst (v. a. Bronzespiegel); neu-k. K.: war Bürgermeister Ernst Reuter. Der Architekt Bruno Taut
im Wesentlichen ein völlig neuer Stil, beschränkt auf entwarf 1938 den Katafalk für Atatürks Trauerfeier.
Irland und Schottland unter angelsächs. und (infolge
m ic h au f
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der iroschott. Mission) oriental. Einfluss; frühiri-
we lc he m G ru
scher Stil (650–850) mit Spiral-, Tierornamentik und Au s em ei nen
Bandgeflecht (Buchmalerei, Metallarbeiten);
ed ri ge re n S ta nd der al lg
den ni nachdem
mittelirischer Stil (850–1000) mit absinkender
rück begeben,
Qualität; spätirischer Stil (1000–1150); Nachleben in Bevö lk erun g zu wo rden bi n,
der sakralen Kunst.
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Z ivi lisa ti ons- un
Klvin [nach W. → Thomson, Lord Kelvin], Einheitenzei-
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Kempwski, Walter, dt. Schriftsteller, * 1929, † 2007;


autobiograf. Werke (u. a. »Tadellöser & Wolff«, 1971);
umfangreiche Bearbeitungen dokumentar. Materials
(zuerst in »Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch.
Januar und Februar 1943«, 1993).
Kmpten (llgäu), Stadt im bayer. Schwaben,
61 500 Ew.; Milchverarbeitung, Textil-, Papierind.;
spätgot. Rathaus, barocke Fürstäbtl. Residenz u. a.
Kndo [jap. »Schwertweg«] das, die Fechtkunst der
Samurai mit scharfen Schwertern und ohne
Schutzpanzer, seit 1876 in eine sportl. Form
umgewandelt.
Knia, Rep. in O-Afrika, 580 367 km 2, 39,8 Mio. Ew.;
KENK

Hptst.: Nairobi. Amtssprachen: Suaheli und Englisch.


Präsidialverfassung. – K. ist eine im W von Gräben
und Brüchen durchzogene, z. T. vulkanische
Landschaft (Mount Kenia 5199 m) mit steppenartigen 471
Hochebenen. Niederschläge nur im W und im

Kenia K
K Kennedy
472 Küstengebiet (SO) reichlicher. Anbau: Mais, Maniok, Landessprache: Malayalam; Reis, Zuckerrohr,
Zuckerrohr; für die Ausfuhr (z. T. in Plantagenwirt- Baumwolle;  Cochin.
schaft): Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze. Viehzucht. Kermik die, Sammelbegriff für nichtmetall. anorgan.
Keramik KERK

Nahrungsmittel-, Erdöl-, Zement- u. a. Ind. Werkstoffe mit über 30 % kristallinem Anteil, im klass.
Tourismus.  Mombasa;  Nairobi, Mombasa. – Seit Sinne für alle Tonwaren. Fein-K. sind Geschirr, Platten
dem 7. Jh. arab., seit dem 10. Jh. pers. Besiedelung; u. a. Nach dem Grundstoff und dem Brennprozess sind
1505–1729 portugies. besetzt; ab dem 19. Jh. teilw. zu unterscheiden: Töpferware, Steingut, Fayence,
unter der Herrschaft des Sultanats Sansibar; die Steinzeug und Porzellan. Zur Grob-K. gehören
Briten proklamierten 1895 in K. das Protektorat Baustoffe (Ziegel, Röhren, Kacheln usw.). Neuere
Ostafrika, 1920 die Kronkolonie K., die 1922 Teil von keram. Werkstoffe sind Cermets (aus keram. und
Britisch-Ostafrika wurde. Einheim. Stämme lösten metall. Bestandteilen), Glas-K. und Oxidkeramik.
1952 den »Mau-Mau«-Aufstand aus (bis 1955/56). Keratn das, Hornstoff, Gerüsteiweiße, aus denen
1963 wurde K. innerhalb des Commonwealth Haare, Nägel, Hufe, Federn und Oberhaut bestehen.
unabhängig, 1964 Rep., 1. Präs. war J. Kenyatta Kerbel, eine Doldenblütlergattung, v. a. Garten-K.
(1964–78), dem D. arap Moi im Amt folgte; 2002 (Küchen-K.), als Gewürzpflanze kultiviert.
wurde der ehem. Oppositionspolitiker M. Kibaki Krbela, Stadt in Irak, südwestl. von Bagdad,
Staatspräs.; nach den Wahlen 2007 bürgerkriegsähnl. 596 300 Ew.; Grabmoscheen Husains, schiit.
Unruhen. Verfassungsreferendum 2010. Wallfahrtsort.
Kennedy [ˈkenɪdɪ], 1) Edward Moore, Bruder von 2) und Kerbholz, der Länge nach gespaltener Holzstab, in
4), amerikan. Politiker (Demokrat), * 1932; † 2009; seit dessen 2 Hälften Einschnitte (Kerben) zur Zählung
1963 Senator für Massachusetts. – 2) John Fitzgerald, und Abrechnung von Arbeitstagen, Schuldforderun-
1961–63 der 35. Präs. der USA (Demokrat), * 1917, gen u. a. gemacht wurden, z. T. bis in das 19. Jh.
† (ermordet) 1963; entwickelte ein neues Konzept gebräuchlich;  etwas auf dem K. haben.
(»New Frontier«) zur Förderung von Technik und Kerbtiere, Kerfe, die → Insekten.
Bildung, zum Kampf gegen Armut, für die Bür- Kerguelen [kɛrˈgeːlən], frz. Inselgruppe (etwa 300
gerrechte der Farbigen; erstrebte durch Abrüstung Inseln) im südl. Indischen Ozean, 7215 km 2,
einen Ausgleich mit der UdSSR, mit der er jedoch Hauptinsel Courbet, 5820 km 2, bis 1960 m hoch.
anlässlich der Kubakrise 1962 in schweren Konflikt Krkyra, griech. Name der Insel Korfu.
geriet. – 3) Nigel, brit. Geigenvirtuose, * 1956; als
Interpret klass. Musik gelangte er 1989 mit der Kermadecgraben [kəːˈmædek-],
Einspielung seiner Version von A. Vivaldis »Vier Tiefseegraben im südwestlichen Pazifischen Ozean,
Jahreszeiten« zu großer Popularität; verbindet auch östlich der Kermadecinseln; bis 10 047 m tief.
Klassik mit Jazz- und Rockmusik. – 4) Robert Francis,
Bruder von 1) und 2), amerikan. Politiker (Demokrat), Goldgräberstimmung am Meeresgrund
* 1925, † (ermordet) 1968; 1960 bis 1964 Justizmin., Schlangensterne, Würmer, unbekannte Quallen und
dann Senator, bewarb sich 1968 um die Präsident- gallertartige Lebewesen: Die Tiefsee ist bisher Terra
schaftskandidatur seiner Partei. incognita und stellt Meeresbiologen immer wieder vor
Kentr der, 1)  lat. Centrus, auch Zentr, neue Fragen. Doch nicht nur diese interessieren sich für
Sternbild des südl. Himmels mit dem sonnennächs- die Unterwasserwelt, auch Bergbaufirmen zieht es in
ten Stern Proxima Centauri. – 2) griech. Sage: die Tiefseerinnen, vor allem in den Kermadecgraben.
→ Zentaur. Ihr Interesse gilt nicht der bizarren Tierwelt, sondern
Kentucky [kenˈtʌkɪ], Abk. Ky., einer der südöstl. den Edelmetallen wie Gold, Silber, Platin, Diamanten,
Mittelstaaten der USA, südl. des Ohio, 104 665 km 2, Mangan, Kobalt, Kupfer oder Tellur, die dort vermutet
4,24 Mio. Ew.; Hptst. Frankfort; größte Stadt: werden. Denn die Tiefseeschlote, aus denen schwarzer
Louisville. Tabak-, Mais-, Weizenanbau, Vieh- und Qualm und heißes, schwefelhaltiges Wasser quillt,
Pferdezucht; Tabakind.; Kohle, Erdöl, Erdgas. gelten als submarine Erzfabriken und Goldgruben.
Kenytta, Jomo, kenian. Politiker, * 1891, † 1978; Längst sind die Explorationslizenzen im Kermadecgra-
1964–78 Staatspräsident. ben vergeben, das Wettrennen zum (rücksichtslosen)
Kpheus, lat. Cpheus,  Sternbild nahe dem Nordpol Rohstoffabbau in der Tiefe hat begonnen.
mit dem Stern Delta Cephei (→ Cepheiden).
Kpler, Johannes, dt. Naturforscher, * 1571, † 1630;
1601–12 kaiserl. Hofastronom in Prag, entdeckte die Kermes|schildläuse, versch. Schildlausarten, leben
nach ihm benannten Gesetze der Planetenbewegung. in Südeuropa und im Orient auf der Kermeseiche; im
Kepler’sche Gesetze, die von J. Kepler gefundenen Altertum Rotfärbemittel (Karmoisin).
Gesetze der Planetenbewegung: 1) die Planeten Kernbeißer, Kirschkernbeißer, großer Finkenvogel mit
bewegen sich in Ellipsen, in deren einem Brennpunkt dickem Kegelschnabel. Farbe: rotbraun-schwarz-
die Sonne steht; 2) die von der Sonne bis zu einem grau. Der K. knackt Kirsch- und Schlehenkerne.
Planeten gedachte Gerade (Fahrstrahl) überstreicht Kern|energie,  Atm|energie, der durch Kernre-
in gleichen Zeiten gleiche Flächen; 3) die Quadrate aktionen freisetzbare Anteil der Bindungsenergie der
der Umlaufzeiten der Planeten verhalten sich wie die Atomkerne. K. ist damit eine Form der Primärener-
dritten Potenzen ihrer mittleren Entfernungen von gie, die in Energieträgern (z. B. Uran) gespeichert ist.
der Sonne. Trotz bed. Fortschritte in der Forschung zur
Krala, Gliedstaat an der äußersten SW-Küste von kontrollierten → Kernfusion ist die → Kernspaltung
Indien; 38 863 km 2, 31,8 Mio. Ew.; Hptst. Trivandrum; gegenwärtig die einzig mögl. und großtechnisch
KEN
nutzbare Form der K.-Gewinnung. Im Vergleich
zur Verbrennung fossiler Energieträger zeichnen
KER
sich diese Umwandlungsprozesse durch die um
viele Zehnerpotenzen größere freigesetzte spezif.
Energie aus. – Die Kernspaltung wurde 1938 von
O. Hahn und F. Straßmann entdeckt. 1942 gelang
E. Fermi in Chicago die Inbetriebnahme des
ersten Kernreaktors. Die weitere Entwicklung
wurde wesentlich durch die angestrebte militär.
Anwendung der K. bestimmt. Die Nutzung der K.
ist seit den 1970er-Jahren und v. a. seit der
Katastrophe von Tschernobyl stark umstritten.
Krner, Justinus, dt. Dichter der schwäb. Romantik
und Arzt, * 1786, † 1862; schrieb spätromant. Lyrik;
Roman »Die Seherin von Prevorst« (1829).

Kernfusion, Kernverschmelzung, Bez. für die


Verschmelzung leichter Atomkerne (bes. von
Heliumkernen) zu einem schwereren; läuft unter
Freisetzung hoher Energien im Innern aller Sterne ab
und in unkontrollierter Form in der Wasserstoff-
bombe. An einer kontrollierten Energiegewinnung
durch K. in Fusionsreaktoren, die an die Erzeugung
höchster Temperaturen (ungefähr 100 Mio. °C) und
stärkster Magnetfelder gebunden ist, wird gearbeitet.
Dabei sollen die schweren Wasserstoffisotope
Deuterium und Tritium zu Helium verschmolzen
werden. (→ ITER, → Joint European Torus)

Quelle der Sonnenenergie


Im innersten Kern der Sonne, soweit die Temperatu-
ren über etwa 10 Mio. Kelvin liegen, werden in jeder
Sekunde etwa 655 Mio. t Wasserstoff durch Kern-
fusionsprozesse in 650 Mio. t Helium umgewandelt.
Der Massendefekt von rund 5 Mio. t pro Sekunde wird
dabei in Energie verwandelt. Auch wenn nur ein
winziger Bruchteil dieser Energie die Erde in Form
von Sonnenstrahlung erreicht, wird jeden Tag mehr
als das 10 000-Fache des täglichen Weltenergiever-
brauchs auf die Erde eingestrahlt.

Kernkräfte, Kräfte zw. Protonen und Neutronen des


Atomkerns, die die Kernbindung, d. h. den
Zusammenhalt im Atomkern, bewirken. K. besitzen
nur eine sehr kurze Reichweite, die auf die Größe des
Um die für die Zündung einer
Atomkerns beschränkt ist.
Kernkraftwerk → Kraftwerk. Kernfusion erforderliche hohe
Kern|obst, die zu den Rosengewächsen gehörenden Temperatur zu erreichen, kann
Obstarten Apfel, Birne, Quitte u. a., deren fleischige ein Fusionsplasma nicht unmit-
Scheinfrucht in 5 pergamentartig ausgekleideten telbar in materiellen Gefäßen
Fächern (Kernhaus) Samen (Kerne) enthält. eingeschlossen werden. Bei je-
Kernphysik, Zweig der Physik, untersucht die dem Wandkontakt würde es sich
Struktur und Eigenschaften der Atomkerne sowie sofort wieder abkühlen. Statt-
die Wechselwirkung von Kernen untereinander, mit dessen nutzt man ringförmige
ihren Bestandteilen (den Nukleonen) und mit den magnetische Felder, die das
übrigen Elementarteilchen; ist eng mit der Atom-
Plasma wärmeisoliert einschlie-
und Elementarteilchenphysik verbunden. Man unter-
ßen und von den Gefäßwänden
teilt die K. auch in: 1) Niederenergie-K. (klass. K.), die
sich mit den physikal. Eigenschaften der Atomkerne fernhalten. Nach der Art der Er-
und den zw. den Kernbausteinen wirkenden zeugung des Magnetfeldkäfigs
Kernkräften beschäftigt, 2) Mittelenergie-K. bei unterscheidet man zwei Experi-
Energien jenseits der Schwelle der Mesonenerzeu- menttypen, den für Dauerbetrieb 473
gung (etwa 300 MeV) und 3) Schwerionenphysik. geeigneten Stellarator und den
Tokamak, der nur pulsweise ar-
beitet. K
K Kernreaktion
474 Kernreaktion, durch Stoß mit einem anderen Kern
Kernreaktion KERK Ketne Pl.,  organ. Verbindungen, die die Carbonyl-
oder einem Elementarteilchen bewirkte Umwandlung gruppe  C (O) , gebunden an 2 Kohlenwasserstoff-
von Atomkernen. Natürl. K. finden im Innern von atome, enthalten. Das einfachste K. ist das Aceton,
Sternen bei extremen Temperaturen statt. Künstl. K. CH3COCH3 (farblose, brennbare Flüssigkeit,
werden u. a. in Teilchenbeschleunigern und Reaktoren Lösungsmittel für Fette und Lacke).
durchgeführt, z. B. zur Gewinnung von Kernenergie. Ktteler, Wilhelm Emmanuel Freiherr v., dt. kath.
Kernreaktor → Reaktor. Bischof von Mainz, * 1811, † 1877; erkannte als einer
Kernspaltung, Zerfall schwerster Atomkerne in 2 der ersten kirchl. Amtsträger die Bedeutung der
Bruchstücke, meist ausgelöst durch eindringende sozialen Frage für Kirche und Gesellschaft.
Neutronen. Dabei wird die Bindungsenergie als Kettenreaktion, physikal., chem. oder biolog.
Bewegungsenergie und Strahlung frei. Spaltbar sind Vorgang, der sich, einmal eingeleitet, von selbst
bes. das Uranisotop U 235, Plutonium sowie alle wiederholt. Die versch. Phasen einer chem. K. heißen
übrigen Transurane und einige stabile Kerne. Die bei Start-, Wachstums- und Abbruchreaktion. K. neigen zu
der Uranspaltung freigesetzten Neutronen explosivem Verlauf. Beispiele sind die gewöhnl.
ermöglichen eine K.-Kettenreaktion, die sich zur Verbrennung, die selbstständige Gasentladung und
techn. Gewinnung der Kernenergie eignet. Sie führte die im Kernreaktor oder in der Atombombe
im Zweiten Weltkrieg zur Entwicklung der vollzogene → Kernspaltung.
K.-Bombe, einer aus dem reinen Uranisotop U 235 Kettenreim, Verslehre: fortlaufende Verbindung der
oder aus Plutonium bestehenden Atombombe, bei Zeilen durch inneren oder äußeren Reim.
der die K. als Kettenreaktion in Bruchteilen einer Ketterle, Wolfgang, dt. Physiker, * 1957; arbeitet auf
Sekunde ungehemmt abläuft und die gesamte dem Gebiet der Atomkühlung durch Laserlicht
verfügbare Kernenergie des Bombenmaterials (Laserkühlung); 2001 Nobelpreis für Physik zus. mit
(23 Mio. kWh/kg Uran) zerstörerisch freisetzt. Eric A. Cornell und Carl E. Wieman.
Kernspintomographie, Abk. KST, Magnetresonanz- Ketzer [aus »Katharer«] der, Härtiker, seit dem 13. Jh.
tomographie, Abk. MRT, bildgebendes Unter- übl. Bez. für den Anhänger einer von der kirchl. Lehre
suchungsverfahren zur Gewinnung von Schicht- abweichenden Lehre (Häresie).
bildern des Körpers; dabei wird die magnet. Keuchhusten, Stickhusten, Pertssis, Infektions-
Resonanz der Atomkerne des Gewebes auf ein krankheit bei Kindern (Erreger: Bordetella pertussis)
Hochfrequenzfeld gemessen und mit Hilfe eines mit krampfhaften Hustenanfällen und Entleerung
Computers schichtweise abgebildet. Die K. dient u. a. von zähem Schleim; die Ansteckungsgefahr ist hoch.
zur Diagnose von Tumoren und kommt im Keuper der, die oberste Abteilung der Trias.
Unterschied zur Computertomographie ohne Kevelaer [ˈkeːvəlaːr], Stadt im Kr. Kleve, NRW,
Röntgenstrahlung aus. 28 000 Ew.; Wallfahrtsort (700 000 Pilger pro Jahr);
Kerntechnik, Kernen|ergietechnik, befasst sich mit Metall- und Lederind., Blumenzucht.
Entwicklung und Betrieb von Anlagen zur
Gewinnung von Kernenergie und ihren Anwendun- Keynes [keɪnz], John Maynard, Lord K. of Tilton
gen in techn. Maßstab, v. a. Reaktortechnik [tɪltn], britischer Volkswirtschaftler, * 1883, † 1946.
(→ Reaktor), Strahlenschutzanlagen und kernphysi- Sein 1936 erschienener Klassiker »The General
kal. Messgeräten, Kernbrennstoffgewinnung und Theory of Employment, Interest and Money« verkauft
-aufbereitung, Handhabung radioaktiver Substan- sich, seiner Theorie folgend, antizyklisch: Mit jeder
zen, Lagerung und Beseitigung radioaktiver Abfälle. großen Krise steigen die Verkaufszahlen. In Zeiten
Kernteilung, die einer Zellteilung meist vorausgehen- einer Wirtschaftskrise, in der wie 2008–10 ganze
de direkte (Amitose) oder indirekte Teilung (Mitose, Volkswirtschaften an den Abgrund geraten, findet die
Meiose) des Zellkerns. Theorie der antizyklischen Wirtschaftspolitik schnell
Kerosn das, Erdölraffinat mit dem Siedebereich 170 Nahrung. Wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
bis 300 °C, Dichte um 0,76 g/cm3; Kraftstoff bes. für und die Investitionsbereitschaft von Unternehmen
Turbinenluftstrahltriebwerke und Raketen. wegbrechen, muss nach Keynes der Staat mit eigenen
Kerouac [ˈkerʊæk], Jack, amerikan. Schriftsteller der Ausgabeprogrammen einspringen, und zwar rasch.
»Beatgeneration«, * 1922, † 1969; »Unterwegs« (1967). Denn so sagte es Keynes: »In the long run, we are all
Krr, 1) Alfred, urspr. A. Kmpner, dt. Schriftsteller und
Kerr KERK dead.« Wirtschaftsdozenten raten aber, Keynes im
Kritiker, * 1867, † 1948; war einer der einflussreichs- englischen Original oder in neuerer deutscher
ten Theaterkritiker Berlins; emigrierte 1933 nach Übersetzung zu lesen, da die erste deutsche Fassung
England. – 2) [kɑː, auch kəː], John, brit. Physiker, unter hohem Zeitdruck entstand. So starb in der
* 1824, † 1907; Entdecker des K.-Effekts (Auftreten ersten Übersetzung der Passage »euthanasia of the
von Doppelbrechung unter dem Einfluss eines elektr. rentier« mit »der sanfte Tod des Rentners« ein
Felds). Pensionär. Von Keynes war jedoch gemeint »der
Kertész [ˈkɛrteːs], Imre, ungar. Schriftsteller, * 1929; funktionslose Investor«, der nicht mehr von der Rente
von der Erfahrung des Holocaust geprägtes Werk (Zinsen) seines Kapitals leben könne.
(»Trilogie der Schicksallosigkeit«, 1975–90);
hen
des er fo lgreic
Da s G eh ei m nis
Nobelpreis für Literatur 2002.
ar in , zu
ft es liegt d
Kesselstein, steinartiger Belag aus unlösl. Erdalka-
lien, v. a. Calciumcarbonat und -sulfat, der sich beim Bö rs en gesc hä ni tt s-
der Du rc hsch
erkenn en, wa s
Verdampfen von Wasser an den Wänden von Kesseln
rc h-
, das s der Du
und Rohren absetzt.
bürg er glau bt
tu t.
sc hn it ts bürg er Keynes
Joh n Maynard
KER
Key West [ˈkiː ˈwest], südlichste Stadt der USA; auf der
Hauptinsel der Keys-Inseln, Florida; 25 300 Ew.;
Subkontinent. Seit vielen Jahrhunderten bewohnen
und kontrollieren paschtunische Stämme die Region
KIE
Fischereihafen, Seebad. des Passes und ziehen Händler und Eroberer über
KFOR, Abk. für engl. Kosovo Force (»Kosovotruppe«), diesen Weg, unter ihnen: die Armee Alexanders des
internat. Friedenstruppe mit UN-Mandat und Großen, Perser, Mongolen und Tataren, vielleicht
zunächst unter NATO-Kommando, ab 2000 unter auch Marco Polo. Es lockten die Schätze Indiens. Die
Führung des Eurokorps zur militär. Absicherung Briten, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert den
einer Friedensregelung für das Kosovo. Der zeitlich indischen Subkontinent kontrollierten, verloren 1842
unbefristete Einsatz begann am 10. 6. 1999. Waren hier allein 15 000 Soldaten in Kämpfen gegen auf-
ursprünglich über 50 000 Soldaten aus mehr als 40 ständische Afghanen. Auch heute spielt der Pass eine
Nationen im Einsatz (darunter auch rd. 5000 strategische Rolle: Große Teile des Nachschubs für
Bundeswehrsoldaten), belief sich die Truppenstärke die westlichen Truppen in Afghanistan werden von
im Februar 2010 noch auf rd. 10 800 Soldaten Pakistan aus herübergebracht.
(darunter auch rd. 1500 Bundeswehrsoldaten) aus
mehr als 30 Nationen.
KGB, Abk. für russ. Komitet Gosudarstwennoj kHz, das Einheitenzeichen für Kilohertz: 1 kHz =
Besopasnosti (»Komitee für Staatssicherheit«), ab 1000 Hz (→ Hertz).
1954 Name des sowjet. Geheimdienstes, Zentrale in Kibbz der, Pl. Kibbuzm, ländl. Siedlung in Israel, in
Moskau (»Ljubjanka«); 1991 formal aufgelöst, danach der kollektive Wirtschafts- und Lebensweise
Neugliederung und Umbenennung; Nachfolger in praktiziert werden; erster K. 1909 im Jordantal
Russland: FSB (russ. Abk. für »Föderaler Sicherheits- gegründet.
dienst«). Kbla die, im Islam Gebetsrichtung, in die die Muslime
Khamenei [xaməˈneɪ], Chamenei, Ayatollah Ali, iran. beim Gebet blicken; urspr. Jerusalem, später Mekka.
Geistlicher und Politiker, * 1940; 1981–89 Staatspräs., In der Moschee ist die K. durch eine Gebetsnische
seit 1989 oberster geistl. Führer Irans. (Mihrab) bezeichnet.
Khartm, Khartoum, Hptst. der Rep. Sudan, 6,0 Mio. Kckboxen, aus asiat. Kampfsystemen wie Karate,
Ew. (Agglomeration); am Zusammenfluss des Weißen Taekwondo und Kung-Fu entwickelte Kampfsport-
und des Blauen Nils; 2 Univ.; wichtiger Hafen und art, deren Ziel darin besteht, dem Gegner Körper-
Handelsplatz; am linken Ufer des Weißen Nils liegt und Kopftreffer mit Fuß oder Faust zu versetzen.
Omdurman, am rechten Ufer des Blauen Nils K.-Nord. Kdman [-mən], Nicole, austral. Filmschauspielerin,
Kidman KIDK

Verkehrsknotenpunkt mit Nilbrücken, internat. . * 1967, spielte u. a. in »Eyes Wide Shut« (1999), »Moulin
Khtami [x-], Chtami, Saijid Mohammed, iran. Rouge« (2001), »Dogville« (2003) und »Nine« (2009).
Geistlicher und Politiker, * 1943; 1981–91 Kulturmin., Kiebitz, 1) Regenpfeifervogel; grünschwarz und
1991–97 Direktor der Nationalbibliothek; 1997–2005 weiß. – 2)  Zuschauer beim Kartenspiel, der meist
Staatspräsident. durch Hineinreden stört.
Khmr, Volk mit austroasiat. Sprache in Hinterindien,
Khmer KHMK Kiefer, zwei Knochen des Gesichtsschädels. Beim
bildet die Mehrheit der Ew. Kambodschas, beherrsch- Menschen ist der Ober-K. fest mit dem Gesichts-
te früher Siam, Laos und Cochinchina. Das K.-Reich schädel verwachsen, der Unter-K. ist durch ein
erreichte seine höchste Blüte im 11. Jh. Unter Gelenk mit dem Schädel verbunden, beide Kiefer
vorderind. Einfluss entstanden großartige Bauten, tragen auf einem halbellipt. Bogen die Zähne.
u. a. die Tempel von Angkor Vat (12. Jh.), die zum K.-Klemme, ein Krampf der Kaumuskeln.
Weltkulturerbe gehören. Kiefer, Nadelbaumgattung, v. a. in der nördl.
Khomeini [xɔˈmeɪni], Chomeini, Ruhollah Mussawi,
Khomeini KHOK gemäßigten Zone. Zweinadelig sind: Gemeine K.
iran. Schiitenführer (Ayatollah) und Politiker, * 1902 (Föhre, Kiene), bes. auf Sandboden; Berg-K., in
(? 1900), † 1989; sammelte im Exil Gegner des Schahs höheren europ. Gebirgen als niedrige Latsche
um sich. Nachdem dieser 1979 Iran verlassen hatte, (Knieholz, Legföhre); Schwarz-K., im östl. Alpengebiet,
kehrte K. nach Teheran zurück, setzte die letzte vom bei uns Zierbaum. Fünfnadelige K. sind: Wey-
Schah ernannte Reg. ab und übernahm die Führung mouths-K., mit feinen, hellen, 6 bis 10 cm langen
der von ihm im April 1979 ausgerufenen Islam. Rep. Nadeln, aus Nordamerika, und Zirbelkiefer.
Iran; baute eine streng islam. orientierte Gesell- Kfer, Anselm, dt. Künstler, * 1945; gestaltet
schaftsordnung auf und ging kompromisslos gegen großformatige expressive Bilder zu mythologischen,
Andersdenkende vor. Zunächst Vertreter eines historischen und polit. Themen. Eine wichtige Rolle
harten Kurses im Krieg gegen Irak (seit 1980), spielt für K. außerdem das Buch, u. a. zur Umsetzung
willigte er 1988 in einen Waffenstillstand ein. von Bildprojekten.
Kl, Hptst. von Schlesw.-Holst., Ostseehafen an der
Khyber [ˈkaɪbə], Khberpass, ein zwischen Kieler Förde, 235 700 Ew.; Univ. (mit Institut für
Afghanistan und Pakistan gelegener Pass von großer Weltwirtschaft); Werften, Maschinen-, Schiffsaus-
strateg. und polit. Bedeutung; Länge der Passstraße rüstungs-, elektrotechn., Textil-, Fotoind., Fisch-
53 km, Passhöhe in Pakistan bei 1072 m, 10 km vor räucherei (Kieler Sprotten). Olymp. Segelhafen (Kieler
der Grenze zu Afghanistan. Woche).
Kielboot, Segeljacht mit tief liegendem (Ballast-)Kiel;
Tor nach Indien unkenterbar.
Er ist der wichtigste Pass im Hindukusch: Der Khy- Kiemen die,  Atmungsorgane der meisten Wasser- 475
berpass verbindet Zentralasien mit dem indischen tiere, zarte, häutige, blutgefäßreiche Gebilde an der

Kiemen K
K Kienholz
476

Einen reizvollen
Kontrast bilden
die offenen Sa-
vannenland-
schaften, das
Reich von Ele-
fanten, Löwen
und Giraffen, mit
den Gletschern,
Schneefeldern
und Frostschutt-
wüsten auf den
Gipfeln des Kili-
mandscharo-
Massivs – nur
gut 300 Kilo-
meter vom Äqua-
Körperwand, ermöglichen den Gasaustausch mit Kilimandschro, Kilimandjro, Vulkan-
tor entfernt.
dem umgebenden Wasser bei Fischen, einigen stock in O-Afrika, Tansania, mit 5895 m der höchste
Doch wie lange Amphibien, den Krustentieren, Weichtieren u. a. Sie Berg Afrikas; aus drei Vulkanen zusammengewach-
noch? Als Folge sind kamm-, blatt-, lappen- oder büschelförmig. sen: Schira (4000 m ü. M.), Mawensi (5270 m ü. M.)
des Klimawan- Kienholz, harzreiches Kiefernholz. und Kibo (5892 m ü. M). Der 1800 km 2 große
dels und nach Kierkegaard [ˈkɪrkəgart], Søren, dän. Theologe und Kilimandscharo-Nationalpark (seit 1973) wurde zum
ungewöhnlich Philosoph, * 1813, † 1855; wandte sich gegen die UNESCO-Weltnaturerbe erklärt.
niederschlags- idealist. Philosophie, bes. Hegels, und gegen das Kilo..., Zeichen k, Vorsatzzeichen vor Einheiten: das
armen Jahren ist Kirchenchristentum; wirkte entscheidend auf Tausendfache. Das Kilo, Kurzform für Kilogramm
die Eisdecke seit dialekt. Theologie und Existenzphilosophie. (kg), Einheit der Masse (1000 g); Kilometer (km),
der Jahrtausend- Kiesel|algen, Diatomen, mikroskopisch kleine, Längeneinheit (1000 m); Kilowatt (kW), Einheit der
wende um mehr meist gelbl., einzellige Algen im Süß- und Meer- elektr. Leistung; Kilowattstunde (kWh), Einheit der
wasser; sie bilden einen zweiteiligen, schachtelför- elektr. Energie.
als ein Viertel
mig übereinandergreifenden Kieselpanzer. Die K. Klobyte [-baɪt],  → k.
zurückgegangen.
leben einzeln oder in Kolonien, festsitzend auf Stielen Klt der, kurzer, faltiger Rock der schott. männl.
Es steht zu be- oder freischwebend im Plankton; Fortpflanzung Nationaltracht, aus kariertem Wollstoff; vermutlich
fürchten, dass meist durch Zweiteilung. Anfang des 18. Jh. aufgekommen.
der »Schnee am Kieselgur, als mehlige weiße Masse abgelagerte Kmbern, Cmbern, german. Volk auf der Jüt. Halbinsel;
Kilimandscharo« Kieselalgenpanzer; u. a. als Isolier-, Polier-, wandten sich gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. nach
in absehbarer Filtermittel. Süd-Dtl., Gallien und Spanien, besiegten mehrfach
Zeit nur noch Kieselsäuren,  Säuren der Formeln H 2SiO3, H4SiO 4 röm. Heere, wurden nach der Vernichtung der
eine Erzählung u. a., in freiem Zustand sehr unbeständig, in Form Teutonen von den Römern unter Marius 101 v. Chr.
von Ernest He- ihrer Salze (Silikate) und ihres Anhydrids (Silicium- bei Vercellae (Oberitalien) geschlagen.
mingway ist. dioxid, SiO2) in der Natur sehr verbreitet (Quarz, Kim Dae Jung [-dɛ-], südkorean. Politiker, * 1924;
Kim Dae Jung KIMK

Sand). einer der Führer der Opposition gegen das


Ksinger, Kurt Georg, dt. Jurist und Politiker, * 1904, Reg.-System Park Chung Hees und seiner Nachfolger,
† 1988; 1966 bis 1969 Bundeskanzler; 1967–71 1980 zum Tode verurteilt, dann begnadigt; 1982–85
Bundesvors. der CDU. in den USA; gründete 1987 die spätere »Demokrat.
Kew, ukrain. Kyjiw [ˈkejıv], Hptst. der Ukraine, Partei«, 1995 den »Nat. Kongress für neue Politik«
beiderseits des Dnjepr, 2,7 Mio. Ew.; Mittelpunkt des (seit 2000 »Demokrat. Millenniumspartei«);
ukrain. Kulturlebens (Univ., Hochschulen, Museen, 1998–2003 Staatspräs.; erhielt den Friedensnobel-
Theater, Filmstudios, Zoo); religiöses Zentrum; preis 2000.
Maschinen-, Flugzeugbau, elektron., chem., Leicht-, Kim Il Sung, nordkorean. Politiker, * 1912, † 1994;
Lebensmittelind.;  mit Werft; . Das Höhlenkloster wurde 1946 Vors. des Nordkorean. Volkskomitees
(1051 gegr.) und die Sophienkathedrale (1037–1100, und 1948 Vors. (seit 1966 Gen.-Sekr.) des ZK der
1240 zerstört, im 17./18. Jh. wieder aufgebaut) kommunist. »Partei der Arbeit Koreas«; 1948–72
gehören zum Weltkulturerbe. – K. wurde im 9. Jh. Min.-Präs., seit 1972 Staatspräsident.
Zentrum der Kiewer Rus; 1240 von den Mongolen Kim Jong Il, nordkorean. Politiker, * 1942; wurde 1994
Kim Jong Il KIMK

zerstört, kam 1362 an Litauen, dann an Polen, nach dem Tod seines Vaters → Kim Il Sung faktisch
1654/67 an Russland. dessen Nachfolger als Staats- und Parteiführer; 1997
Kigli, Hptst. von Ruanda, 745 000 Ew.; kath. offiziell zum Gen.-Sekr. der kommunist. »Partei der
Erzbischofssitz; Handelszentrum; internat. . – Arbeit Koreas« gewählt, seit 1998 auch Vors. des Nat.
1994 während des Bürgerkriegs Massaker an der Verteidigungsausschusses (offiziell höchstes
Bevölkerung. nordkorean. Machtorgan).
KIE
Kmono der, traditionelles jap. Obergewand mit weiten
Ärmeln und Gürtel (Obi).
gepflichtigen gequält, roh misshandelt oder
vernachlässigt werden. K. umfasst i. w. S. auch
KIN
Kinablu der, höchster Berg der südostasiat. Inselwelt, Vernachlässigung (Verletzung der Fürsorge- und
im N Borneos, Malaysia, 4101 m hoch. Erziehungspflicht, § 171 StGB) und sexuellen
Kind, der Mensch in der Alters- und Entwicklungs- Missbrauch von Kindern (§§ 176 ff. StGB). Internat.
phase der Kindheit. Im Allg. unterscheidet man zw. verbreitet und z. T. nicht geahndet sind Kinderhan-
Neugeborenem (bis zum 10. Lebenstag), Säugling del, Kinderprostitution und Kinderarbeit.
(1. Lebensjahr), Kleinkind (2. und 3. Lebensjahr), Kinemathk die, (wissenschaftl.) Sammlung von
Kindergartenkind (4. bis 6. Lebensjahr) und Filmen, Filmlit., Drehbüchern.
Schulkind (7. bis 14. Lebensjahr). Kinemtik die, → Mechanik.
Kinderdörfer, Einrichtungen zur langfristigen Kinematograph die, Verfahren zur Aufnahme und
Betreuung und Erziehung von Kindern und Wiedergabe von Filmen.
Jugendlichen in Form familienähnl. Hausgemein- Kintik die,  Lehre von den Bewegungen unter dem
schaften außerhalb ihrer Herkunftsfamilien; Einfluss innerer oder äußerer Kräfte.
Anfänge schon 19. Jh. (J. H. Wicherns »Rauhes Haus« kintische Gas|theorie,  Teilgebiet der statist.
in Hamburg, 1833), nach dem Zweiten Weltkrieg u. a. Mechanik, das die Eigenschaften und Gesetzmäßig-
SOS-Kinderdorf e. V. (gegr. 1949); internat. Dachver- keiten eines Gases mit Hilfe der Bewegungsvorgänge
band SOS-Kinderdorf International. seiner Moleküle erklärt: Die Moleküle eines Gases
sind ständig in ungeordneter, nur statistisch
Kindergarten, öffentl. oder private erfassbarer Bewegung. Zw. 2 Zusammenstößen
Einrichtung zur Betreuung von Kleinkindern; in Dtl. bewegen sie sich unabhängig voneinander,
seit 1996 Rechtsanspruch auf K.-Platz ab vollende- gleichförmig und geradlinig, ohne eine bestimmte
tem 3. Lebensjahr. Richtung zu bevorzugen. Sie üben keine Kräfte
Kindergeld, staatl. Maßnahme des Familienlasten- aufeinander aus, solange sie sich nicht berühren. Der
ausgleichs; beträgt (2010) für das erste und zweite Zusammenstoß der Moleküle untereinander und mit
Kind jeweils 184 €, für das dritte Kind 190 € und für der Gefäßwand gehorcht den Gesetzen des elast.
das vierte und jedes weitere Kind 215 € monatlich. Stoßes.
Der alternativ gewährte Kinderfreibetrag beläuft sich
auf 2244 € jährlich bzw. (bei Verheirateten) auf 4488 €
für jedes zu berücksichtigende Kind. Das K. wird bis
zum 18. Lebensjahr gewährt, bei Kindern in
Ausbildung seit 2007 bis zum 25. Lebensjahr (vorher
bis zum 27. Lebensjahr).
KINDERGARIGTEN
BEISPIELE
Kinderkanal, Ki.Ka, von ARD und ZDF getragener

UND CO. EIN E TER IN


Spartenkanal, gegr. 1997, Sitz: Erfurt.
Kinderkrankheiten, Krankheiten, die vorwiegend
ÖR
im Kindesalter auftreten, wie Brechdurchfall, sowie
FÜR DEUTSCHE W ER WELT
DEN SPRACHEN D
die kindl. Infektionskrankheiten: Masern, Scharlach,
Mumps, Röteln, Keuchhusten, Windpocken u. a.
Kinderlähmung, spinle K., Poliomyeltis, kurz Plio,
Hne-Medn-Krankheit, meldepflichtige, stark
ansteckende Infektionskrankheit, bewirkt entzündl.
ARUBAITO – Japanisch für Nebenbeschäftigung [von »Arbeit«]
Entartung der Ursprungszellen der Bewegungs-
nerven im Rückenmark, kann zu Lähmungen und THE HINTERLAND – Englisch für Hinterland
zum Tod führen. Die K. wird vorwiegend von
scheinbar Gesunden durch Tröpfcheninfektion LE LOUSTIC – Französisch für Witzbold [von »lustig«]
übertragen, die meisten Menschen machen sie in MARSCHRUT – Russisch für Fahrroute [von »Marschroute«]
Form eines Schnupfens, einer Halsentzündung, eines
Darmkatarrhs durch, nur wenige erkranken an ROSTFRAJ – Serbisch, Bosnisch, Kroatisch für rostfrei
Lähmungen. Durch vorbeugende aktive Schutz- ŞIPIDAK – Türkisch für Schiebedach
impfung ist die Zahl der Erkrankungen stark
verringert worden. SZLAFROK – Polnisch für Bademantel [von
Kinder- und Jugendliteratur, bildl. und literar. »Schlafrock«]
Werke, die von Kindern und Jugendlichen bevorzugt
werden; urspr. als Begriff auf Bücher, die eigens für TASKULAMPPU – Finnisch für
Kinder und Jugendliche geschrieben wurden, Taschenlampe
beschränkt. Man unterscheidet: Elementarbilder-
buch, Sachbuch, fantast. und realist. Kinderbuch,
Jugendbuch.
Kindesmisshandlung, eigtl. Misshandlung von
Schutzbefohlenen, schwere Form der Körperverlet-
zung, mit Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 10
Jahren bedroht (§ 225 StGB); geschützt sind hiernach 477
u. a. Personen unter 18 Jahren, die von Fürsor-

kinetische Gastheorie K
K kinetische Kunst
478 kintische Kunst, Richtung der zeitgenöss. Kunst, Knski, 1) Klaus, dt. Schauspieler, * 1926, † 1991;
Kinski KINK

die Bewegung an sich zum Gestaltungsprinzip hat. verkörperte oft das Böse, Dämonische oder
Kng, 1) Martin Luther, amerikan. Bürgerrechtler und
King KINK Übersteigerte, z. B. in Edgar-Wallace-Filmen,
Baptistenpfarrer, * 1929, † (Attentat) 1968; Vorkämp- Italowestern sowie in Filmen von W. Herzog; war
fer für die Bürgerrechte der Schwarzen in den USA. auch als Rezitator tätig. – 2) Nastassja, dt. Schau-
Friedensnobelpreis 1964. – 2) Stephen, amerikan. spielerin, * 1961; Tochter von 1); Fernsehfilm
Schriftsteller, * 1947; fantast. Horrorgeschichten, u. a. »Reifezeugnis« (1977), »Frühlingssinfonie« (1982),
»Friedhof der Kuscheltiere« (1983), »Die grüne »Paris, Texas« (1984).
Meile« (1996).
Kingsley [ˈkɪŋzli], Sir (seit 2001), Ben, eigtl. Krishna Mein liebster Feind
Bhnji [-dʒi], brit. Schauspieler ind. Herkunft, * 1943; Seine wohl besten schauspielerischen Leistungen
vielseitiger Charakterdarsteller, u. a. in den Filmen entstanden in den fünf Filmen unter der Regie von
»Gandhi« (1982), »Schindlers Liste« (1993), »Shutter Werner Herzog. Ihre Zusammenarbeit gestaltete sich
Island« (2010). jedoch als eine der schwierigsten der Filmgeschichte.
Kingston [ˈkɪŋstən], 1) kanad. Stadt am Ausfluss des Wegen der neurotischen Exzentrik und unkontrol-
Sankt-Lorenz-Stroms aus dem Ontariosee, lierten Tobsucht Kinskis, der Herzogs Regieanwei-
55 100 Ew.; kath. Erzbischofssitz; Univ.; königl. sungen prinzipiell missachtete, war sie nicht nur von
Militärakademie; Ind.-Standort, . – 2) Hptst. und verbalen Attacken geprägt, sondern gipfelte nicht
Haupthafen von Jamaika, 575 000 Ew.; kath. selten in gegenseitigen Morddrohungen. Dennoch
Erzbischofssitz; Ind.-Zentrum; internat. . – 3) K. entstanden mit »Aguirre, der Zorn Gottes«,
upon Hull [- əˈpɔn ˈhʌl], Hafenstadt im östl. England, »Nosferatu«, »Woyzeck«, »Fitzcarraldo« und »Cobra
268 300 Ew.; Univ.; Handelsplatz, Fischerei, Industrie. Verde« Glanzlichter des deutschen Autorenfilms.
Kinnock [ˈkɪnɔk], Neil, brit. Politiker, * 1942; war Seine Erfahrungen mit Kinski verarbeitete Herzog
1983–92 Führer der Labour Party, 1995–2004 1999 in dem Dokumentarfilm »Mein liebster Feind«.
Mitglied und 1999–2004 Vizepräs. der Europ.
Kommission.
Kinshasa [-ˈʃaː-], bis 1966 Léopoldville, Hptst. der Kpling, Rudyard, brit. Schriftsteller, * 1865, † 1936;
Kipling KIPK

Demokrat. Rep. Kongo, am Kongo, 8,9 Mio. Ew.; kath. Kurzgeschichten, Jugendbücher (u. a. »Das
Erzbischofssitz; Univ.; Nahrungsmittel- und Dschungelbuch«, 1894; »Kim«, 1901). Nobelpreis 1907.
Textilind.; Verkehrsknotenpunkt mit Hafen am Ende Kpphardt, Heinar, dt. Schriftsteller, * 1922, † 1982;
der Schifffahrt auf dem Kongo; internat. . dokumentar.-gesellschaftskrit. Theaterstücke (u. a.

ED CHARLES K INSEY
ALFR
»DOKTOR SEX«
Der Lebensweg des amerikanischen Sexualforschers Alfred Charles Kinsey war schon früh von
starken Ambivalenzen geprägt. Der 1894 in Hoboken (New Jersey) geborene Sohn eines Laien-
predigers studierte gegen den Willen seines Vaters, der sich zum Collegelehrer hochgearbeitet
hatte, Biologie.
Er wählte die Republikaner – und war entschieden antiautoritär. Er hatte vor seiner Ehe keinen Sex
– doch ohne ihn wäre die sexuelle Befreiung nicht denkbar. Er gab sich als kühler Wissenschaftler,
der erstmals das Körperliche vom Emotionalen trennte – und war doch emotionaler Enthusiast,
tief geprägt von Strenge und Arbeitsethos des puritanischen Elternhauses. Ohne diese Ambivalen-
zen sind Alfred Kinseys revolutionäre Veröffentlichungen zum Sexualleben von Mann (1948) und
Frau (1953) nicht denkbar. Bevor der Harvard-Absolvent die Mauern der Kindheit einriss, indem er
mit seinem Team über 18 000 Amerikaner und Amerikanerinnen über ihr Geschlechtsleben be-
fragte, hatte Kinsey ähnlich akribisch über die Gallwespe geforscht. Zur Sexualwissenschaft kam
der Biologe, in den USA unter dem Namen »Doktor Sex« bekannt, eher zufällig: Mitte der 1930er-
Jahre bat man den Zoologie-Professor, an der Universität von Indiana einen Kurs über Ehe und Fa-

rei se xu el le
milie abzuhalten. Dafür befragte er seine Studenten auch zu
E s gi bt nu r d iba t ihrem Sexualverhalten.
no rm it ät en : Abst in enz, Z öl Nach seinen Veröffentlichungen wurde Kinsey unterstellt, er
Ab ira t.
er te He
un d d ie verzög
sei bisexuell, masochistisch und habe Kinder missbraucht.
Beweisen ließen sich solche Vorwürfe nie. Die ätzende Kritik
setzte Kinsey stark zu. Manche Weggefährten schrieben, Kinsey habe infolge einer Hetzkampagne
eine Herzattacke erlitten, an der er gestorben sei. Von der religiösen Rechten wird Kinsey noch
heute diffamiert. Als er 1956 starb, war Alfred Charles Kinsey der zweitbekannteste Mann der
USA nach Präsident Eisenhower. Die »Kinsey-Report« genannten Bücher zum Sexualverhalten,
die der Autor selbst nie so nannte, haben das Leben nicht nur der Amerikaner stark verändert.
KIN
»In der Sache J. Robert Oppenheimer«, 1964),
Erzählungen.
verlor der K. infolge der Frz. Revolution Avignon,
Bologna, Urbino, Ferrara, Ravenna, Imola und
KIR
Kippschaltung, elektron. Schaltung mit einem oder Faenza. 1798 wurde er zur Röm. Rep. erklärt, 1815
mehreren stabilen Zuständen zum Erzeugen von (Wiener Kongress) wiederhergestellt; 1870 dem
Impulsen oder Impulsreihen (Kippschwingungen) Kgr. Italien einverleibt. Durch die Lateranverträge
durch einen von außen angestoßenen, selbstständig entstand 1929 die souveräne → Vatikanstadt.
ablaufenden Kippvorgang zw. 2 Signalwerten am
Ausgang. K. gibt es in bistabiler, monostabiler und Weltpolitik dank Fälschung
astabiler Ausführung. Kaum eine Institution kann auf eine so lange und
Kirche [von griech. kyrikón »(Haus) des Herrn«], erfolgreiche Geschichte zurückblicken wie die
1) dem christl. Gemeindegottesdienst gewidmetes katholische Kirche. Römische Päpste entschieden
Gebäude. – 2) im theolog. Sinn die vom Hl. Geist über Krieg und Frieden, über Könige und Kaiser.
gestiftete Gemeinschaft der im Namen des Berufen haben sich die Kirchenfürsten dabei über
dreieinigen Gottes Getauften und an Jesus Christus Jahrhunderte auf die sog. Konstantinische
Glaubenden; geschichtlich-religionssoziologisch die Schenkung, wonach Kaiser Konstantin im 4. Jh. dem
christl. Religionsgemeinschaften, deren Lehr- und Papst u. a. nicht nur die Vorherrschaft über Rom,
Lebensgrundlage (im Unterschied zu »christl.« sondern gleich über alle weströmischen Provinzen
Sekten) die Bibel, die urchristl. (apostol.) und übertragen habe. Das vermutlich im 8. Jahrhundert
ökumen.-theolog. Tradition der frühen Kirche in produzierte Dokument erwies sich als genialer Coup,
ihrer Gesamtheit ist. rechtfertigte die Fälschung doch die weltlichen
Kirchen|asyl, die Praxis einzelner Kirchengemein- Machtansprüche des Papsttums und wurde so zur
den, Asylbewerbern, die unmittelbar von der wirksamen Waffe im Kampf gegen die Kaisermacht.
Abschiebung bedroht sind, in kirchl. Gebäuden Trotz aller Zweifel und Kritik – Beweis der Fälschung
vorübergehend Zuflucht zu gewähren, um in dieser schon im 15. Jh. – hielt die Kurie bis ins 19. Jahr-
Zeit ein (dauerndes) Bleiberecht zu erwirken. hundert an ihren Ansprüchen fest. Erst 2006
Kirchenbann, Exkommunikatin, kath. Kirche: besteht verzichtete Papst Benedikt XVI. auf den Titel »Erster
im Verlust der kirchl. Mitgliedschaftsrechte Patriarch des Abendlandes« und auf die Tiara, das
(Sakramentenempfang, kirchl. Begräbnis u. a.). Zeichen weltlicher Macht, im päpstlichen Wappen.
Kirchenbuch, vom Geistlichen geführtes Verzeichnis
der Taufen, Trauungen und Sterbefälle.
Kirchengemeinde, unterste Stufe der kirchl. Kirchensteuer, von den als Körperschaften des
Territorialgliederung (Pfarrei). öffentl. Rechts anerkannten Religionsgemeinschaf-
Kirchenjahr, die sich aus dem christl. Festkalender
Kirchenjahr KIRK ten erhobene und durch die staatl. Finanzbehörden
ergebende Ordnung des Jahres; Beginn in den eingezogene Abgabe. Das Kirchgeld ist ein von den
abendländ. Kirchen am 1. Advent; in den Ostkirchen Kirchengemeinden neben der K. erhobener
am 1. 9. (Gedenken an das erste Auftreten Jesu in einkommensteuerunabhängiger Geldbetrag (v. a. bei
Nazareth). glaubensverschiedenen Ehen).
Kirchenlehrer, lat. Doctres Ecclsiae, seit dem 4. Jh. Kirchentag, Deutscher Evanglischer K., seit 1949
in der Kirche Bez. für normgebende Theologen; seit stattfindende (seit 1957 alle 2 Jahre) Großveranstal-
dem 16. Jh. durch den Papst ernannt. Gegenwärtig tung ev. Christen in Dtl.; 2003 erster gesamtkirchl.
(2010) werden in der kath. Kirche 33 K. verehrt. ökumen. K. in Berlin.
Kirchenmusik, nach liturg. Gesichtspunkten
Kirchenmusik KIRK Kirchenton|arten, mittelalterl. Tonskalen mit
aufgebaute geistl. Musik für den Gottesdienst. Zur K. Oktavumfang, die weder erhöhte noch erniedrigte
zählen Kirchenlied, Psalmengesang, gregorian. Choral, Stufen verwenden.
ambrosian. Hymnengesang, Messe, Motette, Passion, Kirchenväter, kirchl. Ehrentitel der durch Lehre und
Kantate, Oratorium und Orgelkompositionen. Leben bes. herausragenden Kirchenschriftsteller des
Kirchenprovinz, kath. Kirche: Zusammenfassung 2.–7. Jahrhunderts.
mehrerer benachbarter Diözesen unter einem Krcher, Athanasius, dt. Universalgelehrter, * 1602,
Erzbischof (Metropoliten). † 1680; Jesuit, Prof. für Mathematik, Philosophie und
Kirchenslawisch, Sprache der bibl. und liturg. oriental. Sprachen in Würzburg, Avignon und Rom.
Bücher der orthodoxen Slawen. Die älteste, reine Auf ihn gehen u. a. eine Rechenmaschine und eine
Form des K. (Altkirchenslawisch oder Altbulgarisch) Mondkarte zurück; beschrieb als Erster die Laterna
geht auf die Übersetzungen von Kyrillos und magica.
Methodios zurück und beruht auf deren Heimatdia- Kirche von England, engl. Church of England [tʃəːtʃ
lekt (Umgebung von Saloniki). ɔv ˈɪŋglənd], angliknische Kirche, die engl. Staats-
kirche und »etablierte Nationalkirche« Englands.
Kirchenstaat, ein ehem. Staatsgebiet unter Oberhaupt (»Supreme governor«) der K. v. E. ist der
päpstl. Oberhoheit in Mittelitalien. Der K. entstand regierende Monarch; an der Spitze der Bischöfe steht
im 8. Jh. durch Schenkungen der fränk. Könige an die der Erzbischof von Canterbury. Grundlage für
Päpste (Pippin’sche und Karoling. Schenkung); der Gottesdienst und Bekenntnis ist neben der Bibel das
Gebietsumfang schwankte durch Neuerwerbungen Common Prayer Book. In ihrer jurist. Gestalt
und Verluste, bis Julius II. (1503–13) den neuen K. entstand die K. v. E. durch den Bruch Heinrichs VIII.
schuf; er gewann die Romagna, Bologna, Perugia, mit dem Papst (1534). Im Bekenntnis schloss sie sich 479
Parma und Piacenza. Unter Pius VI. (1775–99) der Reformation an, in Gottesdienst und Verfassung

Kirche von England K


K Kirchhoff
480 bewahrt sie kath. Traditionen. Seit 1993 sind Frauen
zum Priesteramt zugelassen.
Krchhoff, Gustav Robert, dt. Physiker, * 1824, † 1887;
wichtige Arbeiten zur Spektralanalyse (mit Bunsen),
Elektrizitätslehre und Strahlungstheorie.
Zu Lebzeiten
umstritten, ge- Krchner, Ernst Ludwig, dt. Maler und Grafiker,
feiert und ver- * 1880, † (Freitod) 1938; ein Hauptvertreter und der
achtet, gehört führende Grafiker des Expressionismus, dessen
Kirchner als Hauptthema u. a. das Großstadtleben war. Seit 1927
einer der krea- gelangte er unter dem Einfluss des Kubismus und
tivsten Expres- bes. Picassos zu einem abstrahierenden Stil. K.s
sionisten der grafisches Hauptwerk ist die Folge von 47 Holz-
Brücke-Künstler schnitten zu Georg Heyms »Umbra vitae« (1924).
längst zu den 1937 wurden in Dtl. seine als »entartet« diffamierten
Werke beschlagnahmt.
beliebtesten
Krchschläger, Rudolf, parteiloser österr. Politiker
Künstlern der
und Diplomat, * 1915, † 2000; 1970–74 Außenmin.,
Moderne. Das 1974–86 Bundespräsident.
war nicht immer Kirgsen, Turkvolk in Mittelasien; etwa 3,6 Mio. Men-
so: Voller schen. Urspr. Hirtennomaden, heute z. T. Ackerbauern.
Selbstzweifel, Kirgsistan, Rep. in Mittelasien, 199 951 km 2; 5,5 Mio.
egozentrisch Ew.; Hptst.: Bischkek; Amtssprachen: Kirgisisch und
und maßlos ehr- Russisch. Hochgebirgsland (bis 7439 m) an der
geizig, verstörte NW-Abdachung des Tienschan; kontinentales,
Kirchner mit trockenes Klima; überwiegend Wüsten, Halbwüsten
mehrfachen und Steppen; Bev. vorwiegend Kirgisen, daneben
Stilwechseln Russen, Usbeken u. a.; Viehwirtschaft, Ackerbau mit
Bewässerung;  (reiche Bodenschätze: Gold-, Kohle-,
seine Zeitge-
Uran-, Blei-, Zink-, Quecksilber- und Antimonlager-
nossen. Seit
stätten); Baumwollind.; Wasserkraftwerke; internat.
1918 drogen-  bei Bischkek und Osch. – Die Kirgisen gerieten in
abhängig, malte der 1. Hälfte des 19. Jh. unter die Herrschaft des
er das urbane usbek. Khanats von Kokand, nach dessen Zerschla-
Leben Berlins, gung (1876) unter die Oberhoheit des Russ. Reiches
später in der (Teil des Gen.-Gouv. Turkestan). Nach Errichtung der
Schweiz Alpen- Sowjetmacht (1917/18) gehörte K. zunächst zur
Bilder, bevor er Turkestan. ASSR; 1926 Bildung einer Kirgis. ASSR.
in den 1920er- Die landwirtschaftl. Kollektivierung (ab 1929) war
Jahren zu einem mit der Zwangsansiedlung der Nomaden verbunden.
1936 wurde K. Unionsrep. der UdSSR. 1941/42
abstrakten Stil
Ansiedlung deportierter Völkerschaften (u. a.
fand. 2006
Russlanddeutsche). 1990 blutige Auseinanderset-
sorgte die um-
zungen zw. Kirgisen und Usbeken im Ferganatal. K.
strittene Rück- proklamierte am 31. 8. 1991 seine staatl. Unabhän-
gabe seines gigkeit; Staatspräs. 1990–2005 (Sturz der Reg. in der
Bildes »Berliner sog. Tulpenrevolution) Askar Akajew (* 1944), ab
Straßenszene« 2005 Kurmanbek Bakijew, verlor 2010 nach einem
aus dem Brü- blutigen Umsturz sein Amt. Neue Staatspräs. wurde
cke-Museum an Rosa Otunbajewa.
Erben der frü- Kiribti, Rep. mit 33 Inseln im Pazifik (Gilbertinseln,
heren jüdischen Ocean Island, Phönixinseln, Hauptinsel Kiritimati),
Besitzer für Dis- 726 km 2; 98 000 Ew.; Hptst.: Bairiki; Amtssprachen:
Gilbertesisch, Englisch; v. a. Kopragewinnung und
kussionen (Cau-
Fischfang. – Seit 1979 als K. unabhängiger Staat.
sa Kirchner).
Krke, lat. Crce, in der »Odyssee« eine Zauberin auf
der Insel Aia; sie verwandelte die Gefährten des
Odysseus in Schweine.
Kirkk, Stadt in N-Irak, 600 000 Ew.; Zentrum eines
Erdölgebiets; .
Krsch, Sarah, dt. Schriftstellerin, * 1935; persönl.
gehaltene, assoziationsreiche Lyrik und Prosa, die
meist Beziehungen zw. Mensch und Natur themati-
siert; 1996 Georg-Büchner-Preis.
KIR
Kirsche, Kirschbaum, zu den Rosengewächsen
gehörende sortenreiche Steinobstarten. Die Süß-K. ist
Kwis, Familie bis 35 cm hoher, flugunfähiger,
nachtaktiver Laufvögel der Wälder Neuseelands, mit
KLA
ein Obstbaum Mitteleuropas und W-Asiens, graubraunem Gefieder, kräftigen Beinen und langem
veredelte Formen sind Knorpel- und Herz-K. Die Schnabel. K. stehen unter Naturschutz.
Sauer-K. stammen aus Vorderasien. Kızılırmak [kəˈzələrmɑk] der, im Altertum Hlys, der
Krst, Hans Hellmut, dt. Schriftsteller, * 1914, † 1989; längste Fluss Kleinasiens (1355 km, nicht schiffbar),
zeitbezogene Romane: »08/15« (1954/55) u. a. mündet ins Schwarze Meer.
Klabnd, eigtl. Alfred Hnschke, dt. Schriftsteller,
Kruna, nördlichste Großgemeinde Schwedens, * 1890, † 1928; impressionist. Lyrik, expressionist.
mit den beiden Erzbergen Kirunavaara (749 m) und Kurzromane, Nachgestaltung des chin. Dramas »Der
Luossavaara (729 m), 17 400 Ew.; an der Bahn Luleå– Kreidekreis« (1925).
Narvik gelegen. Erzbergbau; Polarlichtforschungs- Klafter, 1) altes dt. Längenmaß: Spannweite der
Klafter KLAK

zentrum der ESA. seitwärts ausgestreckten Arme, zw. 1,7 und


2,5 m. – 2) altes Raummaß für Holz, 1 preuß. K. =
Eine Stadt zieht um 3,339 m3.
Eine ungewöhnliche Aufgabe hat das schwedische Klage,  im gerichtl. Verfahren das Gesuch des
Kiruna in den nächsten Jahren zu bewältigen: Das Klägers um Gewährung von Rechtsschutz durch
Zentrum der nördlichsten Stadt des Landes soll gerichtl. Entscheidung. Sie wird i. d. R. dem
nach einem Ratsbeschluss aus dem Jahr 2007 kom- zuständigen Gericht schriftlich eingereicht
plett um 4 km verlegt werden. Hintergrund der Ent- (K.-Schrift), muss Gegenstand und Grund des geltend
scheidung: Der Ort mit der weltweit größten Eisen- gemachten Anspruchs (K.-Grund) angeben und einen
erzader, aus der pro Jahr etwa 25 Mio. t gefördert bestimmten Antrag (K.-Antrag) enthalten. Die
werden, ist durch bergbaubedingte Risse in der K.-Erhebung erfolgt durch Zustellung der K.-Schrift
Erdkruste einsturzgefährdet. Die Verlegung, deren an den Beklagten.
Kosten auf knapp 2 Mrd. Euro geschätzt werden, Klagemauer, Westmauer, Teil der W-Wand des
Klagemauer KLAK

sieht einen Abtransport der kleineren hölzernen Tempels im alten Jerusalem, jüd. Gebetsstätte; die
Gebäude des Zentrums und die Zerlegung größerer untersten 7 Steinlagen gehören zum Tempel des
Bauwerke vor. Von den Maßnahmen sind zu- Herodes.
nächst rund 3000 der insgesamt 17 400 Einwohner Klgenfurt, Landeshptst. von Kärnten, Österreich,
betroffen. östl. des Wörther Sees, 91 100 Ew.; Univ.; Verw.-,
Kultur-, Wirtschaftszentrum; Dom (16. Jh.),
Landhaus (16. Jh., Sitz der Landesreg.); Bahn-,
Ksch, Egon Erwin, dt. Schriftsteller, * 1885, † 1948; Straßenknotenpunkt; .
erhob die Reportage zu literar. Rang; »Der rasende Klges, Ludwig, dt. Philosoph und Psychologe, * 1872,
Reporter« (1925) u. a. † 1956; schuf eine Handschriften- und Charakter-
Kishon [kiˈʃɔn], Ephraim, israel. Schriftsteller, kunde (»Handschrift und Charakter«, 1917).
Journalist, * 1924, † 2005; v. a. Satiren über das israel. Klapperschlange, Gattung sehr giftiger, 0,6 bis 2,5 m
Alltagsleben: »Drehn Sie sich um, Frau Lot« (1962), langer, meist kontrastreich gezeichneter Grubenot-
»Nichts zu lachen« (1993). tern in Amerika, mit mehreren, lose miteinander
Ksmet, im Islam das dem Menschen von Allah verbundenen harten Hornringen am Schwanz;
zugeteilte, unabänderl. Schicksal. Überbleibsel früherer Häutungen.
Kissinger [ˈkɪsɪndʒə], Henry Alfred, amerikan. Politiker Klär|anlage, Anlage zur Reinigung von Abwasser, in
dt. Herkunft, * 1923; Außenmin. 1973–77; 1973 der mechan. Verfahren mit chem. oder biolog.
Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um den Verfahrensschritten kombiniert werden.
Waffenstillstand in Vietnam (mit Le Duc Tho). Klarintte die, Holzblasinstrument, um 1700
Kitakyūshū, jap. Hafenstadt im N von Kyūshū, erfunden; Schallröhre mit 6 Grifflöchern und 12–15
1,01 Mio. Ew.; Kohlenbergbau, Schwer-, chem. Klappen auf Tonlöchern, schnabelförmiges
Ind. – Durch zwei untermeer. Eisenbahn- und einen Mundstück mit einfachem Rohrblatt; in versch.
Straßentunnel sowie eine Hochbrücke mit Honshū Stimmungen.
verbunden. Klasse, 1) soziale Gruppe, deren Rangstellung
Klasse KLAK

Kitchener [ˈkɪtʃɪnə], Horatio Herbert Earl (seit 1914), innerhalb der Gesellschaft durch eine gemeinsame
brit. Feldmarschall, * 1850, † 1916; eroberte 1898 den wirtschaftl. Lage, ähnl. Bildungsgrad und ähnl.
ägypt. Sudan, führte das brit. Heer im Burenkrieg Interessenlage bestimmt wird. Zum polit. Begriff
1899–1902, wurde 1914 Kriegsmin., setzte die allg. und Schlagwort (im Ggs. zum Begriff Schicht) wurde
Wehrpflicht durch. K. durch den Marxismus; er unterscheidet herrschen-
Ktzbühel, Luftkur- und Wintersportort in NO-Tirol, de K., die über die Produktionsmittel verfügt, und
Österreich, 7900 Ew.; Seilbahnen. beherrschte K. – 2) höhere Einheit der Systematik
Kitzler, Kltoris, am vorderen Ende der kleinen der Pflanzen und Tiere, die mehrere Ordnungen
Schamlippen gelegenes schwellfähiges weibl. umfasst.
Geschlechtsorgan, morphologisch dem Penis Klassifikatin die, eine systemat. Einteilung oder
entsprechend. Einordnung von Begriffen, Gegenständen,
Kwifrucht, essbare Frucht des Chin. Strahlengriffels; Erscheinungen u. a. in Klassen (z. B. Gruppen,
bis 8 cm groß, rostbraun, behaart; das grüne Untergruppen), die durch bestimmte Merkmale 481
Fruchtfleisch ist reich an Vitamin C. charakterisiert sind. K. der Lebewesen → Systematik.

Klassifikation K
K Klassik
482 Klssik [lat. classicus »erstklassig«], bezeichnet Klee, Gattung der Schmetterlingsblütler,
sowohl ein an der griech.-römischen Antike Kräuter mit meist dreizähligen Blättern.
orientiertes Formideal als auch geistesgeschichtl. Arten: Kopf- oder Rot-K. mit roten
Epochen kultureller Blüte und Höchstleistung, deren Blütenköpfen, auf Wiesen wild; wichtige
Werke überzeitliche Vollkommenheit erreicht haben. Futterpflanze Mitteleuropas. Der
Sie gehören meist zum allgemeinen Kulturgut einer Inkarnat- oder Blut-K. hat blutrote, längl.
Nation und als solche zum Weltkulturerbe. Im Köpfchen, der Acker-K. gelbweiße, der
dt.-sprachigen Raum bezeichnet der Begriff die kriechende Weiß-K. rötlich weiße
Literatur zur Zeit Schillers und Goethes (→ Weimarer Blütenköpfe.
Klassik) bzw. der Musik um 1800 (→ Wiener Klassik).
Kl, Paul, schweizerischer Maler und
Klee KLEK

Den Moden unterworfen? Grafiker, * 1879, † 1940. Der in Bern


Klassische Musik ist das Synonym für ernste Musik, geborene Maler nahm 1912 in München an
doch auch sie unterliegt dem Zeitgeist. Johann der Ausstellung der Künstlergruppe »Der
Sebastian Bach, heute einer der meistgespielten Blaue Reiter« teil. Ein einschneidendes
Komponisten, galt zu seinen Lebzeiten als altmodisch, Erlebnis war die Tunisreise 1914 mit August
verworren und konservativ. Erst Felix Mendelssohn Macke; sie leitete seine Entwicklung zu
Bartholdy entdeckte im 19. Jahrhundert sein Genie. Farbe und Abstraktion ein. Klee lehrte zehn
Mendelssohns Schwester Fanny Hensel wiederum Jahre lang (1921–31) als Meister am
verfasste bedeutende Klavierstücke. Da es sich für eine Bauhaus sowie 1931 bis zu seiner
Bürgersfrau nicht schickte, einer bezahlten Arbeit Entlassung durch die Nationalsozialisten
nachzugehen, wurden die Noten zu ihren Lebzeiten 1933 an der Akademie in Düsseldorf. Bei der
nicht gedruckt, die Werke nicht öffentlich aufgeführt. Wahl seiner Bildmotive war der Einfluss von
Erst heute wird sie wiederentdeckt, ebenso wie Erich Musik, Philosophie, Literatur und
Wolfgang Korngold, der als Wunderkind in Wien Naturstudium von zentraler Bedeutung.
begann und nach der Vertreibung durch die Nazis in Wie viele avantgardistische Künstler zu
Vergessenheit geriet. Beginn des 20. Jahrhunderts suchte auch
Klee eine neue Psychologie des Unbewuss-
ten. Hatte schon Otto Runge 1802 gefordert:
»Kinder müssen wir werden, wenn wir das
Klassizsmus, 1) Stilrichtung der bildenden
Klassiz Beste erreichen wollen«, so scheint ihm
Kunst, die in der 2. Hälfte des 18. Jh. einsetzte und Klee darin zu folgen. Seine symbolreichen,
sich an Formen und Vorbilder der Antike und der traumartigen und poetisch-märchenhaften
ital. Renaissance anlehnte. Die führenden Gemälde sind oft von einer vermeintlichen
Baumeister in Dtl. sind K. F. Schinkel, C. G. kindlichen Naivität durchdrungen. Dazu passt, dass
Langhans, F. Weinbrenner, L. v. Klenze und sein stark spielerischer, fantasievoller Stil surreal
G. Semper, in Frankreich J.-G. Soufflot, in England erscheint, aber letztlich in kein Schema passt.
R. Smirke. In der Malerei waren in Dtl. A. J. Carstens
tbare
nich t das Sich
und J. A. Koch, J. Flaxman in Großbritannien, in
Frankreich J. L. David und J. A. D. Ingres führend. Di e Ku ns t gi bt ar.
n mac ht sich tb
w ie der, so nder
Die Hauptmeister der Bildhauerkunst sind
A. Canova in Italien, B. Thorvaldsen in Dänemark, Paul Klee
J. G. Schadow und J. H. Dannecker in Deutsch-
land. – 2) Literatur: schulmäßige Nachahmung klass.
Muster und Regeln; in der dt. Literatur z. B. die Kleiber, den Meisen verwandter Klettervogel, mit
klassizist. Reform Gottscheds. rostgelber Unterseite und blauen Flügeldecken.
Klaustrophob, ungenau Platzangst, krankhafte Klber, 1) Carlos, Sohn von 2), argentin. Dirigent,
Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen. * 1930, † 2004. – 2) Erich, österr. Dirigent, * 1890,
Klavr das, Tasteninstrument mit Metallsaiten; durch † 1956; 1923–34 Generalmusikdirektor der Berliner
Niederdrücken der Taste wird durch ein Hebelwerk Staatsoper; emigrierte 1936 nach Argentinien.
ein mit Leder und Filz überzogenes Hämmerchen Kleinsi|en, Halbinsel zw. Schwarzem Meer und östl.
gegen die Saite geschlagen. Eine ältere Form ist das Mittelmeer; umfasst W- und Mittelanatolien;
Klavichord. Die rechtwinklig zu den Tasten liegenden Gebietsteil der Türkei.
Saiten werden durch je ein Metallplättchen Kleine Entente [-ãˈtãt], das 1920/21 vom tschech.
Kleine Entente KLEK

(Tangente) angeschlagen. Beim Spinett werden die Außenmin. E. Beneš gegr. Bündnis der Tschechoslowa-
Saiten mit Federspulen angerissen. Das Cembalo, kei, Rumäniens und Jugoslawiens, um den im Vertrag
auch Klavizimbel, in Flügelform, dessen Saiten durch von Trianon festgelegten Bestand der Nachfolgestaa-
Federkiele angerissen werden, wurde nach 1750 vom ten Österreich-Ungarns zu sichern. Die K. E. brach
Hammer-K. (Pianoforte, Fortepiano) abgelöst. 1938 mit dem → Münchener Abkommen zusammen.
Klbe, Giselher, dt. Komponist, * 1925, † 2009; Kleine Prophten, Zwölfprophtenbuch, in der
Orchester- und Kammermusik, Opern nach literar. Bibelwiss. Sammelbez. für die 12 alttestamentl.
Vorlagen: »Jacobowsky und der Oberst« (1965), »Die Prophetenbücher Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona,
Fastnachtsbeichte« (1983), »Gervaise Macquart« Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai,
(1995). Sacharja und Maleachi.
KLA
Klmperer, 1) Otto, dt. Dirigent, * 1885, † 1973; bed.
Interpret der Musik der Wiener Klassik und der
KLI
Werke G. Mahlers. – 2) Victor, dt. Romanist, * 1881,
† 1960; Arbeiten zur frz. Literatur; »LTI. Lingua Tertii Die Wiege des
Imperii« (1947), umfangreiche Tagebücher (u. a. deutschen Klas-
1933–45 »Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten«, sizismus steht
1995) über die antisemit. Verfolgung im nat.-soz. im Gartenreich
Deutschland. Dessau-Wörlitz,
Klnze, Leo v., dt. Baumeister, * 1784, † 1864; klassizist.
seit 2000
Bauten, bes. in München: u. a. Glyptothek, Propyläen,
UNESCO-Welt-
Alte Pinakothek, Königsbau.
Klepatra VII., die Große, ägypt. Königin, * 69, kulturerbe. Der
† (Freitod) 30 v. Chr.; war die Geliebte von Caesar, bedeutendste
später von Marcus Antonius. K. beging nach dem Architekt des
Sieg Octavians über Marcus Antonius bei Actium Frühklassizis-
Selbstmord durch Schlangenbiss. mus in Deutsch-
Klpper, Jochen, dt. Schriftsteller, * 1903, † (Freitod) land, Friedrich
1942; schrieb von prot. Frömmigkeit geprägte histor. Wilhelm von
Romane (»Der Vater«, 1937), geistl. Lieder (»Die Erdmannsdorff,
Nacht ist vorgedrungen«), Tagebuchaufzeichnungen schuf dort
(»Unter dem Schatten deiner Flügel«, hg. 1956). Schlösser, Gar-
Klrk, Frederik Willem de, südafrikan. Politiker, * 1936;
tentempel und
Klerk KLEK

Jurist; 1989–94 Staatspräs., 1994–96 Vizepräs. Für


Nutzbauten, die
seine Politik der friedl. Beendigung der Apartheid
erhielt er mit N. Mandela den Friedensnobelpreis 1993. durch ein Netz
Klrus der, geistl. Stand. kath. Geistlichkeit; Ggs.: von Sichtachsen
Laien. Klriker, kath. Priester. und Verkehrs-
Klstil, Thomas, österr. Politiker, * 1932, † 2004; 1987 wegen verbun-
bis 1992 Gen.-Sekr. im österr. Außenministerium, den sind. Das
seit Juli 1992 Bundespräs. (parteilos, gewählt als UNESCO-Ko-
Kandidat der ÖVP); wiedergewählt 1998. mitee begründe-
Klette, Gattung von Korbblütlerstauden mit te die Aufnahme
widerhakigen Blüten- und Fruchtköpfen. Wegun- des Garten-
kraut ist die Große Klette.
reichs in die
Klst, 1) Ewald Christian v., dt. Dichter, * 1715, † 1759; Klve, Krst. in NRW, im SW des Niederrheins (Hafen),
Welterbeliste als
fiel als preuß. Offizier bei Kunersdorf; bukol. Gedicht 49 600 Ew.; ehem. Residenzschloss. Leder-,
»herausragen-
»Der Frühling« (1749). – 2) Heinrich v., dt. Dichter, Maschinen-, chem. Ind. Die ehem. Grafschaft (seit
* 1777, † (Freitod) 1811; diente bis 1799 in der preuß. 1417 Herzogtum) K., mit Jülich, Berg und Ravensberg des Beispiel für
Armee, dann literar. Arbeit; ständige Gesundheits- vereinigt, kam 1614 an Brandenburg; 1795–1805 frz., die Umsetzung
probleme, erlitt mehrere psych. Zusammenbrüche. ab 1815 preußisch. philosophischer
Sein Werk steht außerhalb jeder literar. Schule und Klezmer [ˈklɛsmər] die oder der, traditionelle Prinzipien der
weist in seiner spannungsreichen, expressiven Instrumentalmusik der jiddischsprachigen Juden Aufklärung in
Sprache voraus auf die Moderne. K. nutzte häufig Osteuropas zu Hochzeiten und Festen. Anfang des einer Land-
überlieferte Stoffe, deren Figuren er übermächtigen 19. Jh. entstanden, kam mit Einwanderern zw. 1881 schaftsgestal-
Gefühlen aussetzte (Trauerspiel »Penthesilea«, 1820; und 1924 nach Amerika. In den 1980er-Jahren erlebte tung, die Kunst,
Schauspiele »Das Käthchen von Heilbronn«, 1820, die K. eine Renaissance (bed. Vertreter: u. a. der Erziehung und
und »Prinz Friedrich von Homburg«, 1821; Novelle israel. Klarinettist G. Feidman, die Gruppe »The
Wirtschaft har-
»Michael Kohlhaas«, 1808). Weitere Werke: Klezmatics«).
monisch mit-
Lustspiele »Amphitryon« (1807) und »Der zerbroche- Klma das, Witterungsverlauf eines Gebiets. Das K. wird
Klima KLIK

ne Krug« (1808); Novellen »Die Marquise von O ...« in erster Linie durch die Stärke der Sonnenstrahlung einander ver-
(1808), »Das Erdbeben in Chili« (1810); Essays. bestimmt, weiter durch Art und Höhe der Nieder- bindet«.
Klsthenes, athen. Staatsmann, schuf 507 v. Chr. eine schläge, vorherrschende Windrichtung, eine hohe oder
neue Verfassung des athen. Staats durch 10 neue tiefe, eine N- oder S-Lage des Orts, Entfernung vom
Einheiten (Phylen). Meer, Strömungsverhältnisse angrenzender
Klmens, Clmens, Päpste: Meeresteile, Pflanzenwuchs usw. K.-Zonen: heiße
1) K. V. (1305–14), verlegte 1309 den päpstl. Sitz nach Zonen (Tropen) zw. den 2 Wendekreisen oder bis zu
Avignon. – 2) K. VII. (1523–34), nahm zunächst für den Jahresisothermen von 18 °C; 2 gemäßigte Zonen
Frankreich Partei gegen Karl V., krönte diesen aber zw. den Wendekreisen und den Polarkreisen oder bis
1530 in Bologna, verweigerte die Zustimmung zur zu den 10-°C-Isothermen des wärmsten Monats; 2
Scheidung des engl. Königs Heinrich VIII. von kalte Zonen jenseits der Polarkreise oder der
Katharina von Aragonien; in der Folge 1534 10-°C-Isotherme. Das Übergangsgebiet zw. gemäßigter
Trennung der engl. Kirche von Rom. – 3) K. XIV. und heißer Zone heißt subtrop. Zone. Das polare K. ist
(1769–74), hob 1773 den Jesuitenorden auf, förderte immer kalt, mit halbjährl. Wechsel von Tag und Nacht, 483
Künste und Wiss. (Klementin. Museum in Rom). das gemäßigte K. hat ausgesprochene Jahreszeiten,

Klima K
K Klima
484 das trop. ist immer heiß, mit wechselnden Regen- und ferenz von Rio de Janeiro (1992), auf der die
Trockenzeiten. Das Binnenland- oder Kontinental-K. Klimarahmenkonvention verabschiedet wurde,
hat heiße Sommer, strenge Winter (z. B. Russland); das fanden weitere Vertragsstaatenkonferenzen statt
See- oder maritime K. weist mäßig warme Sommer (die wichtigste 1997 in Kyōto; → Kyōto-Protokoll), die
und milde Winter (Irland) auf; das Mittelmeer-K. im allg. Sprachgebrauch ebenfalls oft als Klimakon-
(Etesien-K.) hat heiße, trockene Sommer und milde, ferenz bezeichnet werden.
feuchte Winter (S-Italien, Griechenland). Klimaktrium das,  → Wechseljahre.
Klma, Viktor, österr. Politiker (SPÖ), * 1947; 1992–96 Klimawandel, Bez. für die Erwärmung der Erdatmo-
Min. für öffentl. Wirtschaft und Verkehr, Jan. 1996 sphäre sowohl durch natürl. Schwankungen als auch
bis Jan. 1997 Finanz-Min., Jan. 1997 bis Febr. 2000 durch menschl. Aktivitäten wie den seit der
Bundeskanzler; April 1997 bis Febr. 2000 auch Vors. Industrialisierung zu beobachtenden zunehmenden
seiner Partei. Ausstoß von Treibhausgasen (CO2, Methan u. a.).
Klma, Ivan, tschech. Schriftsteller, * 1931; Reportagen, → Treibhauseffekt.
Erz., Romane (»Ein Liebessommer«, 1973), Klmt, Gustav, österr. Maler, * 1862, † 1918; Hauptver-
Theaterstücke (»Die Geschworenen«, 1975). treter des Wiener Jugendstils.
Klmakonferenz, Weltklimakonferenz, internat. Klngenthal/Sa., Stadt im oberen Vogtland, am Fuß
Konferenz zum Schutz des Klimas, auf der Experten des 936 m hohen Aschbergs, 8600 Ew.; Musikinstru-
verschiedener UN-Organisationen menschlich mentenbau; Wintersportort.
verursachte Klimaanomalien erörtern und sich mit Klnger, 1) Friedrich Maximilian v., dt. Dramatiker,
deren mögl. Folgen befassen. Nach der Umweltkon- * 1752, † 1831; sein Drama »Sturm und Drang« (1776)
wurde namengebend für die literar. Bewe-
gung. – 2) Max, dt. Maler, Bildhauer, Grafiker, * 1857,
† 1920; Vertreter des Symbolismus; Radierzyklen;

DIE AKTIVSTEN INSCHAFTEN


Gemälde, Skulpturen (Beethoven-Denkmal, Leipzig).
Klinker, 1) aus Ton bis zum Sintern gebrannter, sehr
KLOSTERGEME LIEDER)
fester Ziegel. – 2) Bauweise für Boote mit ziegelartig
IHRER MITG übereinanderliegenden Außenplanken; Ggs.:
(NACH DER ZAHL Karwe(e)lbau.
Klnsmann, Jürgen, dt. Fußballspieler, Trainer, * 1964;
108 Länderspiele, Weltmeister 1990, Europameister
JESUITEN Deutschland rund
450 1996. – 2004–06 Trainer der dt. Nationalmannschaft
ltw eit run d 20 000 Mitglieder, in
we (WM-Dritter 2006).
Ordensmitglieder. f eine spezielle Or
dens - Klo, eine der → Musen.
Mi tgl ied er de s Ordens haben au Klippfisch, getrockneter → Kabeljau.
Die
kleidung verzichtet Klistr das, Darmeinlauf, Klsma,  das Einbringen
kleiner Flüssigkeitsmengen durch den After in den
FR ANZISK ANER in Deutschland etw
a 550 Mitglieder
Dickdarm, z. B. bei Stuhlverstopfung.
000, Kltoris die, → Kitzler.
weltweit rund 16
Kltzing, Klaus v., dt. Physiker, * 1943; Arbeiten zur
Festkörperphysik, Nobelpreis für Physik 1985.
BENEDIKTINER d 16 000 Nonnen
und
00 Mönche und run Kloke die, 1) Abzugskanal für Abwässer. – 2) 
weltweit etwa 80 a 15 00 Mi tgl ied ern der
gemeinsame Ausmündung für Darm, Harnblase und
hw es ter n, in De utschland mit etw
Sc Geschlechtsorgane, z. B. bei Kriechtieren, Vögeln,
Orden
zahlenmäßig größte Haien.
Klokentiere, urtüml. Ordnung Eier legender
DOMINIK ANER rund 30 000 apostolisc
h- Säugetiere in Australien (z. B. Schnabeltier).
Dominikaner und
weltweit rund 7000 Klondike [ˈklɔndaɪk], Landschaft und Fluss in
hwester n
karitativ tätige Sc NW-Kanada; Goldfunde 1896. Hauptort: Dawson.
Klonren, Klnen, das Herstellen einer größeren
N
REDEMPTORISTE Deutschland rund 250, die der »Kon - Anzahl gleichartiger, genetisch ident. Nachkommen
00, in (Klone) von einem Individuum. 1996 wurde erstmals
weltweit etwa 55 angehören
de s He iligsten Erlösers« erfolgreich ein Säugetier (Schaf »Dolly«) aus der
gregation
Körperzelle eines erwachsenen Tieres geklont.
Klopfkäfer, ein im Holz lebender Bohrkäfer.
TR APPISTEN 00 Nonnen, in De
utsch land
klöppeln, Spitzen herstellen durch Verflechten einer
00 Mönche und 18
weltweit etwa 30 riawa ld) paarigen Anzahl von Fäden, die sich von Holzspulen
enkloster (Abtei Ma
gibt es ein Trappist (Klöppel) abwickeln. Das Muster wird auf dem
Klöppelkissen befestigt.
Klpstock, Friedrich Gottlieb, dt. Dichter, * 1724, † 1803;
republikanisch gesinnter Vertreter der Aufklärung,
bereitete mit seiner feierl., schwungvoll beseelten
Sprache den Durchbruch der Empfindsamkeit, des
»Sturm und Drang« und der Erlebnisdichtung vor.
Passte den Hexameter der dt. Sprache an, führte die
KLI
Metrik in freie Rhythmen. Bedeutend das Epos »Der
Messias« (1748–73) und die »Oden« (1771); auch
Kns-Ogno-Methode, Methode der Empfängnis-
verhütung nach der von dem österr. Frauenarzt
KNO
theoret. Schriften (»Die dt. Gelehrtenrepublik«, 1774). H. Knaus (* 1892, † 1970) und dem jap. Frauenarzt
Kynsaku Ogino (* 1882, † 1975) aufgestellten Theorie
Kloster [von lat. claustrum »verschlossener Ort«], von der period. Fruchtbarkeit der Frau (Kalender-
der gegenüber der Außenwelt abgeschlossene Lebens- methode).
und Kultbereich einer Nonnen- oder Mönchsgemein- Knecht Rprecht, Volksbrauch: Begleiter des hl.
schaft. Begründer des abendländ. Mönchtums ist Nikolaus oder des Christkinds; geht auch allein in der
Benedikt von Nursia, dessen Regel zur Hauptordnung Weihnachtszeit umher und verteilt Rügen oder Gaben.
der europ. Klöster wurde. Als geistige und wirtschaftl. Knf, Hildegard, dt. Schauspielerin und Chansonsänge-
Mittelpunkte übten die Klöster seit dem frühen MA rin, * 1925, † 2002; Star des dt. Nachkriegsfilms;
entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der sie schrieb Erinnerungen »Der geschenkte Gaul« (1971).
umgebenden Regionen aus und waren Ausgangspunk- Knpp, Sebastian, dt. kath. Pfarrer und Naturheil-
te innerkirchl. Reformen (Cluny). Die K.-Schule war im kundiger, * 1821, † 1897; bildete ein eigenes Wasser-
frühen MA die Pflegestätte des allg. wiss. Unterrichts heilverfahren aus; darüber hinaus gab er Anregungen
(z. B. Fulda, St. Gallen, Reichenau, Corvey). In der kath. zu naturgemäßer, gesunder Lebensweise.
und in den orth. Kirchen haben die Klöster nach wie Knsset, Knsseth die, das Parlament in Israel.
vor große, v. a. geistliche, sozial-diakonische und
missionar. Bedeutung. In den ev. Gebieten wurden sie Kngge, Adolf Freiherr v., dt. Schriftsteller,
Knigge KNIK

durch die Reformation nahezu vollständig aufgehoben. * 1751, † 1796; wurde mit seinen politischen und satir.
Kloster Lehnn, Gemeinde in Bbg., bei Potsdam, Romanen sowie philosoph. Abhandlungen zum
11 566 Ew.; ehem. (1180 gegr.) Zisterzienserkloster. Wegbereiter der Aufklärung in Dtl.; Übersetzer
Klosternburg, niederösterr. Stadt bei Wien, Rousseaus.
23 000 Ew.; Stiftskirche; Chorherrenstift, gegr. um
1100. In röm. Zeit Standort eines Kastells. Der verkannte Aufklärer
Kluane National Park [ˈkluːeɪn ˈnæʃnl pɑːk], kanad. Ob Dresscode, Tischmanieren oder die richtige
Nationalpark im SW des Yukon Territory, mit dem Begrüßung des Geschäftspartners – Stil und
höchsten Berg Kanadas (Mount Logan, 5951 m); Umgangsformen sind wichtig, und ein Tritt ins
gehört zum Weltnaturerbe. Fettnäpfchen kann leicht zum beruflichen oder
Klge, 1) Alexander, dt. Schriftsteller und Filmregis-
Kluge KLUK gesellschaftlichen Fiasko geraten. Damit das nicht
seur, * 1932; dreht seit den 1960er-Jahren Filme (»Die passiert, gibt es seit Generationen den »Knigge«,
Artisten in der Zirkuskuppel, ratlos«, 1968), häufig den Ratgeber für Etikette schlechthin. Als Freiherr
auch Kurz- und Dokumentarfilme aus inszenierten von Knigge 1788 seine Abhandlung Ȇber den
und dokumentar. Elementen. – 2) Friedrich, dt. Umgang mit Menschen« veröffentlichte, ging es ihm
Sprachforscher, * 1856, † 1926; »Etymolog. Wörter- allerdings nicht um förmliche Benimmfragen,
buch der dt. Sprache« (1883). – 3) Hans Günther v., dt. sondern um eine Philosophie des sozialen Handelns,
Generalfeldmarschall, * 1882, † (Freitod) 1944; seit um Toleranz und Respekt im Geist der Aufklärung.
1944 Oberbefehlshaber West, zugleich auch Chef der Erst in der Biedermeierzeit wurde Knigges
Heeresgruppe B an der Invasionsfront der Alliierten Bestseller zu einer Sammlung von Anstandsregeln
in der Normandie; wegen Mitwisserschaft an den degradiert.
Vorbereitungen zum 20. Juli 1944 des Kommandos
enthoben.
Klytämnstra, griech. Sage: Gattin Agamemnons, den Knight [naɪt], untere Stufe des niederen engl. Adels
sie ermordete; von ihrem Sohn Orestes getötet. Auch (Titel: Sir, Dame; die Gemahlin eines Würdenträgers
Mutter von Elektra, Iphigenie und Chrysothemis. wird als Lady angesprochen).
Knallgas,  Wasserstoff-Sauerstoff- oder Wasserstoff- Knittelverse, Knüttelverse, Knüppelverse, zu
Luft-Gemisch, das nach Zündung explosionsartig Reimpaaren gebundene vierhebige Verse, mit
verbrennt; i. e. S. Gemisch aus Wasserstoff und beliebiger Anzahl von Senkungen; aus der höf. Epik
Sauerstoff im Verhältnis 2 : 1; zum Bearbeiten von hervorgegangen; oft im 16. Jh. verwendet (H. Sachs),
schwer schmelzbarem Glas, Quarz und Metallen. von Goethe bes. im »Faust«, von H. v. Hofmannsthal
Knappe, Knecht, im MA allg. der berittene Krieger im »Jedermann«.
ohne die volle Ausrüstung eines Ritters; seit dem Knbelsdorff, Georg Wenzeslaus v., Baumeister
12. Jh. ein junger Mann von freier Geburt, der zur Friedrichs d. Gr., Gartenarchitekt und Maler, * 1699,
Ausbildung in den Dienst eines Ritters trat. † 1753; vertrat ein klassizistisch gemäßigtes Rokoko
Knappschaft, Bergknappschaft, seit dem 13. Jh. (friderizian. Rokoko): u. a. Opernhaus Berlin
zunftmäßiger Zusammenschluss der Bergleute (1741–43), Stadtschloss Potsdam (1744–51), Schloss
(Knappen), v. a. zur gegenseitigen Unterstützung bei Sanssouci (1744–48).
Krankheiten oder Unfällen. In Dtl. sind die Knobloch, Charlotte, * 1932; Präsidentin der jüd.
Mitglieder in der Bundes-K., Sitz: Bochum, Gemeinde München, seit 2006 auch Vorsitzende des
zusammengeschlossen (seit 1969). K.-Versicherung, Zentralrats der Juden in Deutschland.
Trägerin der Kranken-, Pflege- und Rentenversiche- Knochen, festes Körpergewebe bei Mensch und
rung für Arbeiter und Angestellte des Bergbaus. 2005 Wirbeltieren. Die K. bestehen im Wesentlichen aus
entstand durch Fusion die → Deutsche Rentenver- Kollagenfasern und phosphorsaurem Kalk. Außen 485
sicherung Knappschaft-Bahn-See. sind sie von der K.-Haut (Periost) überzogen, innen

Knochen K
K Knöllchenbakterien
486 liegt bei den langen Röhren-K. (z. B. Oberarmbein, Kola der, Beutelbär in den Eukalyptuswäldern
Schienbein) gelbes, fettreiches K.-Mark, bei den O-Australiens; 60 bis 80 cm körperlang; nachtaktiver
kurzen und platten K. (z. B. Rippen, Becken-K.) rotes, Baumbewohner; Symboltier Australiens.
blutbildendes K.-Mark. – Erkrankungen der K.: Koalitin die, Bündnis von Staaten, bes. zu gemein-
K.-Bruch, Fraktur, entsteht meist durch äußere samer Kriegführung; Zusammenschluss von
Gewalteinwirkung (Schlag, Stoß, Fall); heftiger Parteien zu einer Regierungsmehrheit.
Druckschmerz an der Bruchstelle, Bluterguss, Koalitinskriege, Kriege mehrerer Verbündeter
Gebrauchsunfähigkeit des Glieds mit unnatürl. gegen einen gemeinsamen Gegner, bes. die vier
Beweglichkeit und Stellung. Die Heilung erfolgt Kriege versch. Koalitionen europ. Mächte gegen das
durch eine Kallusbildung. K.-Entzündungen gehen revolutionäre (→ Französische Revolution) und
von der K.-Haut (Periostitis) oder vom K.-Mark napoleonische Frankreich (1792–97; 1798–1801/02;
(Osteomyelitis) aus und entstehen meist durch 1805; 1806–07).
bakterielle Infektion. Schwere K.-Zerstörungen mit Koaxil|leitung,  gegen Störungen von außen
Koaxial|leitung KOAK

Fistelbildungen nach außen (K.-Fraß) entstehen unempfindl. elektr. Doppelleitung für Wechselströ-
vorwiegend bei Tuberkulose und Syphilis. – K.-Erwei- me bis zu höchsten Frequenzen, besteht aus zylindr.
chung (Osteomalazie), seltene K.-Systemerkrankung Außen- (Rohr, Drahtgeflecht) und koaxialem
Erwachsener infolge Kalkmangels. – K.-Krebs, Innenleiter.
K.-Sarkom, ein bösartiger Tumor des K.-Gewebes mit Kbalt, fachsprachlich Cbalt das, Symbol Co, chem.
schnellem Wachstum. Element, Metall; OZ 27, relative Atommasse 58,9332,
Knöllchenbakteri|en, im Erdboden heim., in enger D 8,9 g/cm3, Fp 1 495 °C, Sp 2 870 °C. K. ist grau
Gemeinschaft (Symbiose) mit Samenpflanzen (bes. glänzend, hart, schmiedbar, magnetisch; wird zu
Hülsenfrüchtlern) lebende Bakterien. Sie ernähren Legierungen verwendet. K.-Verbindungen zeichnen
sich von der von der Pflanze gelieferten organ. sich vielfach durch ihre blaue oder rote Farbe aus;
Substanz und bilden aus dem Stickstoff der Oxide des K. dienen zum Blaufärben von Glas,
Bodenluft Eiweißstoffe. Die Pflanze nimmt Porzellan, Email.
Eiweißstoffe von absterbenden Bakterien auf und Kōbe, Stadt in Japan, an der S-Küste Honshūs, 1,5 Mio.
kann daher als Gründünger dienen. Ew.; Univ., Hochschulen; elektrotechn., Textil-, Stahl-,
Knolle,  fleischig verdickter, stärkereicher Spross- Flugzeugind., Werften; Ind.-Gelände z. T. auf dem
(Stängel-) oder Wurzelteil; dient zur ungeschlechtl. Meer abgewonnenem Land (u. a. Port Island, 436 ha,
Fortpflanzung und als Nährstoffspeicher. Wichtig als mit Sport- und Kongresszentrum sowie Ausstel-
Nahrungsmittel für den Menschen sind u. a. lungsgelände); große Hafenanlagen. – Schwere
Kartoffel, Batate, Maniok und Yamswurzel. Zerstörungen durch Erdbeben 1995.
Knollenblätterpilz, giftiger Blätterpilz, dem Cham-
rpilz KNOK Kblenz, kreisfreie Stadt in Rheinl.-Pf., an der
pignon ähnlich, mit knolligem Stiel, weißen Lamellen Mündung der Mosel in den Rhein (Dt. Eck),
und einem häutigen Ring um den Stiel; an der 107 000 Ew.; Mittelpunkt des mittelrhein. Weinbaus
Hutfläche oft Fetzen der Hülle. Wichtige Arten: Grüner und -handels; Aluminium-, Textilind.; Bundesarchiv,
K., Frühlings-K., Spitzhütiger Knollenblätterpilz. Schule der Bundeswehr für »Innere Führung«,
Knorpel, elast. Stützgewebe, das die Gelenkenden Polizeihochschule;  – K., als Römerkastell 9 v. Chr.
überzieht, an vielen Stellen als Skelett (Nase, gegr., gehörte seit 1018 zum Erzstift Trier, kam 1815
Kehlkopf, Luftröhre) und als biegsame Verbindung an Preußen.
(Rippenenden) dient. Kbold, im dt. Volksglauben zwergenhafter Erd- und
Knssos, Stadt des minoischen Kreta mit großer, seit Hausgeist.
1900 ausgegrabener Palastanlage (Palast des Minos);
der heute sichtbare Palast entstand auf altem Kboldmakis, Gespenst|tiere, Familie der
Grundriss im 17./16. Jh. v. Chr. und wurde um Primaten, verbreitet auf den Sundainseln und
1400/1375 v. Chr. zerstört. Philippinen; nachtaktive Baumtiere mit großen Augen.
Knoten,   Einheit für die Geschwindigkeit eines Kbras, Hutschlangen, Giftnatternarten, die ihren
Kobras KOBK

Schiffs oder eines Flugzeugs; 1 K. (Abk. kn) = Hals flach schildförmig auftreiben können; z. B. die
1 Seemeile je Stunde = 1,852 km je Stunde. bis 1,8 m lange, in Asien lebende Brillenschlange mit
Knöterich, vielgestaltige, größtenteils staudige deutl. Brillenzeichnung und die Uräusschlange.
Pflanzengattung: Vogel-K., niederliegendes Kch, 1) Joseph Anton, österr. Maler und Radierer, * 1768,
Koch KOCK

Wegunkraut, die grünl. Blütchen mit weißem oder † 1839; Vertreter der heroischen Landschaftsmalerei;
rötl. Rand dienen getrocknet als Brusttee; Wiesen-K., lebte seit 1794 meist in Rom. – 2) Robert, dt. Arzt und
fleischrot blühende Wiesenpflanze; Schling-K. ist Bakterienforscher, * 1843, † 1910; einer der Begründer
schnell wachsend und hochrankend – mit weißen der Bakteriologie; entdeckte die Erreger der Cholera
Blütenrispen. und der Tuberkulose. Nobelpreis für Physiologie oder
Knt, 1) K. II., der Große, * um 995, † 1035; König von Medizin 1905. – 3) Roland, dt. Politiker (CDU), * 1958;
Dänemark (seit 1018), England (seit 1016) und Jurist; wurde 1998 Landes-Vors. der hess. CDU und
Norwegen (seit 1028); durch ein Bündnis mit Kaiser 1999 Min.-Präs. von Hessen; kündigte im Mai 2010
Konrad II. sicherte er sich Schleswig. – 2) K. IV., der seinen Rückzug aus der Politik an.
Heilige, * um 1040, † 1086; König seit 1080; setzte sich Kchelverzeichnis, Abk. KV, das 1862 von Ludwig
für eine Stärkung der Kirche in Dänemark ein, von Ritter von Köchel herausgegebene »Chronolog.-
Aufständischen ermordet; Schutzheiliger Dänemarks themat. Verzeichnis sämtlicher Tonwerke W. A.
(Tag: 10. 7.). Mozarts«.
KNö
Kck, Manfred, dt. ev. Theologe, * 1936; 1997–2003
Präses der Ev. Kirche im Rheinland und Vors. des
Kogge, hochbordiges Handelssegelschiff der Hanse
(13. bis 15. Jh.).
KOH
Rates der EKD. Kognitin die, Prozesse und Strukturen, die mit dem
Kodály [ˈkɔdaːj], Zoltán, ungar. Komponist, Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen
* 1882, † 1967; Orchester- und Vokalwerke, (Denken, Erinnerung, Lernen u. a.). kognitv, die
Volksliedsammler und -forscher. Erkenntnis betreffend.
Kdex der, [lat.] Cdex, Buchform der Spätantike und Kohärnz die,  das Vorliegen zeitlich unveränderl.
des MA mit Handschriften auf Pergament- oder Beziehungen zw. den Phasen eines Wellenfeldes an
Papierblättern zw. zwei Holzdeckeln mit Leder- oder versch. Orten; natürl. Licht ist inkohärent,
Metallüberzug. Laserstrahlung kohärent.
Kodifikatin die,  Zusammenfassung eines oder Kohäsin die, der innere Zusammenhalt; K.-Kräfte
mehrerer Rechtsgebiete zu einem Gesetzbuch. bewirken den Zusammenhalt von Atomen oder Mole-
Ko|edukatin die, gemeinsamer Unterricht für külen gleicher Art.
Jungen und Mädchen. Kohinoor [-ˈnuːr, pers. »Berg des Lichts«] der, Diamant,
Ko|effizint der, 1)  konstanter Faktor, mit dem eine seit 1849 im brit. Kronschatz, 108,93 Karat.
veränderl. Größe multipliziert wird. – 2)  Kohl, Brssica, Kreuzblütlergattung; wichtige
Kohl KOHK

bestimmte Stoff- oder Systemgröße (z. B. Absorpti- Gemüse- und Ackerpflanzen, z. B. Grün-K., Braun-K.,
ons-, Ausdehnungs- oder Elastizitäts-K.). Wirsing, Kopf-K. (Weiß-K., Rot-K.), Rosen-K.,
Koeppen [ˈkœ-], Wolfgang, dt. Schriftsteller, * 1906, Blumen-K., Kohlrabi sowie China-K., Rübsamen, Raps.
† 1996; zeitkrit. Romane (»Das Treibhaus«, 1953); Khl, Helmut, dt. Politiker (CDU), * 1930; 1969–76
Kohl KOHK

Filmdrehbücher, Reiseberichte (»Ich bin gern in Min.-Präs. von Rheinl.-Pf., war 1973–98 Bundesvors.,
Venedig warum«, 1994). 1998–2000 (Rücktritt nach Parteispendenaffäre)
Koestler [ˈkœ-], Arthur, brit. Schriftsteller, * 1905, Ehrenvors. der CDU. Bundeskanzlerkandidat der
† (Freitod) 1983; 1931–37 Mitgl. der KP; Bericht- CDU/CSU für die Bundestagswahl 1976; 1982–98
erstatter im Span. Bürgerkrieg; Romane über Fragen Bundeskanzler; setzte sich 1989/90 für die zügige
Man sieht es
der Ethik und der (totalitären) Politik (»Sonnenfins- Verwirklichung der dt. Einheit sowie ihre außenpolit.
ihnen nicht an,
ternis«, 1940; »Die Herren Call-Girls«, 1973). Absicherung ein; 1976 bis 2002 MdB. – Erhielt 1988
aber die winzi-
Ko|existnz die, Nebeneinander unterschiedl. mit F. Mitterrand den Karlspreis für besondere
geistiger, ökonom. und gesellschaftl. Systeme. Friedl. Verdienste um die europ. Einigung. – Geriet gen Koboldma-
K., Schlagwort der sowjet. Außenpolitik (N. S. 1999/2000 in den Mittelpunkt einer von ihm kis, kleiner als
Chruschtschow) für Verzicht auf krieger. mitzuverantwortenden CDU-Finanz- und Par- ein Eichhörn-
Durchsetzung ihrer polit. Ziele. teispendenaffäre. chen, sind mit
Koffen das, Coffen, Purinverbindung in Kaffee- den Affen ver-
bohnen, Teeblättern (Tein) und Kolanüssen; Kohle, Zersetzungs- und Umwandlungsprodukt
Kohle KOHK

wandt. Im Ver-
wirkt anregend auf Zentralnervensystem, organ. Substanzen, das als Mineral-K. im Wesentli- hältnis zur Kör-
Atmung und Blutkreislauf; harntreibend. chen durch Reduktion unter großem Druck während pergröße sind
langer Zeiten entsteht. Aus üppigen Sumpfmoorwäl- ihre Augen riesig
dern in trop. Klima bildeten sich Torfmoore, dann die
und weisen sie
Braun-K. und unter dem Einfluss starken Drucks
als Nachttiere
durch weitere Anreicherung des Kohlenstoffs die
Stein-K. Das geolog. Alter der großen Steinkohlenvor- aus. Da sie ihren
kommen beträgt ungefähr 250–280, das der Braun-K. Kopf in beide
etwa 40–50 Mio. Jahre. – Die Stein-K. hat dichtes, Richtungen um
hartes Gefüge, oft fetten Glanz, schwarze, seltener fast 180 Grad
braune Farbe, 75 bis über 91,5 % Kohlenstoffgehalt, drehen können,
etwa 30 000–36 000 kJ/kg Heizwert, D 1,2–1,5 g/cm3. haben sie eine
Sie wird fast durchweg im Untertagebau gewonnen. – hervorragende
Die Braun-K., eine junge K. von geringem Inkohlungs- Rundumsicht.
grad, hat ein bröckliges, mitunter noch holziges Gefü- Ihr Lebensraum
ge von brauner bis schwarzer Farbe. D 1,2–1,4 g/cm3, sind die tropi-
Heizwert etwa 25 000–28 500 kJ/kg, Wassergehalt zw.
schen Regen-
10 und 60 %. Sie bildet meist mächtige, oberflächen-
wälder. Mit ihren
nahe Flöze, die im Tagebau abgebaut werden.
Die wichtigsten europ. Steinkohlenfördergebiete stark verlänger-
liegen im Donezbecken und in Oberschlesien, ten Hinterbeinen
N-Frankreich, Belgien. Große Braunkohlenvorkom- springen sie bis
men finden sich in Dtl., in der Ukraine, Russland, zu 5 m weit von
Böhmen u. a. Baum zu Baum.

Brennende Erde
Der extensive Kohleabbau hat in vielen Ländern zu
massiven Umweltproblemen geführt. Durch
Fahrlässigkeit, Blitzeinschlag oder Selbstentzündung 487
brennen in Ländern wie China, Südafrika, Indien,

Kohle K
K Kohlehydrierung
488 Indonesien und den USA unterirdische Kohleflöze – großtechn. Herstellung für chem. Synthesen. Zu
teilweise schon seit mehreren Jahrzehnten oder K.-Vergiftung können führen: schadhafte Leuchtgas-
Jahrhunderten. Um die Brände effektiv zu löschen und leitung, Kohlendunst, Motorgase in geschlossenen
die ökologischen Schäden zu beseitigen, fehlt neben Räumen; der Tod tritt infolge Atemlähmung und
den finanziellen Mitteln oft auch die politische Herzversagens ein.
Einsicht in die Notwendigkeit. Experten gehen davon Kohlensäure,  H 2CO3, wenig beständige Säure,
aus, dass auf diese Weise allein in China jährlich etwa entsteht bei Auflösung von Kohlendioxid in Wasser.
100 Mio. t Kohle verbrennen, wobei enorme Mengen Ihre Salze sind die Carbonate.
Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid und Kohlenstoff, Symbol C, chem. Element, Nichtmetall,
Methan freigesetzt werden. Die giftigen Emissionen OZ 6, relative Atommasse 12,01115, Fp 3550 °C
belasten Luft und Trinkwasser erheblich. Seit dem (Diamant), Sp 4827 °C; kommt in der Natur vor
17. Jahrhundert gibt es auch in Deutschland ein als Diamant und Graphit, ferner als die künst-
brennendes Kohleflöz, den Brennenden Berg bei lich herstellbare Modifikation der Fullerene, die
Dudweiler im Saarland. Das Flöz, das schon Johann sich alle durch versch. Anordnung der K.-Atome
Wolfgang von Goethe beschrieb, schwelt allerdings im Kristallgitter unterscheiden. Graphit ist grau,
nur und ist deshalb als Naturdenkmal ein beliebtes
Touristenziel.

Kohlehydrierung,  Umwandlung von Kohle in


flüssige Kohlenwasserstoffe. Beim direkten
Verfahren (Bergius-Pier-Verfahren) wird die Kohle mit
Rohöl zu einem Brei angerieben und durch hohen
Druck und hohe Temperaturen aufgespalten; an die
gerade entstehenden Spaltprodukte wird katalytisch
Wasserstoff angelagert. Die gasförmigen Erzeugnisse
werden verflüssigt und durch Destillation voneinan-
der getrennt. Beim Fischer-Tropsch-Verfahren wird
die Kohle mit Wasserdampf zu Wassergas umgesetzt.
Dieses wird bei etwa 2000 °C über Katalysatoren
geleitet, wobei neben Benzin u. a. flüssigen
Kohlenwasserstoffen auch Paraffine entstehen.
Kohlendoxid,  CO2, farb- und geruchloses Gas, das
bei Verbrennungsvorgängen und bei der tier. und
menschl. Atmung entsteht; kommt frei in der Luft
vor (0,03 bis 0,04 %), strömt aus Vulkanen und ist in
allen natürl. Gewässern gelöst; in der Erdkruste liegt
es in Form versch. Carbonatgesteine (Dolomit,
Marmor) vor. Verwendung zur Herstellung künstl.
Mineralwässer, in der Kältetechnik, für Feuerlösch-
geräte u. a. – K. bewirkt in einer Konzentration von
20 % in der Atemluft Bewusstseinsverlust und führt
schließlich durch Lähmung des Atemzentrums zum
Tod. – Unter dem Einfluss des Sonnenlichts bauen
Pflanzen aus K. Kohlenhydrate auf (→ Fotosynthese)
und scheiden den im K. enthaltenen Sauerstoff
wieder aus; die Kohlenhydrate gelangen durch
pflanzl. Nahrungsstoffe in den Tierkörper, werden
umgewandelt und als K. wieder ausgeatmet D 2,26 g/cm3 und leitet den elektr. Strom. Diamant
(»Kreislauf des Kohlenstoffs«). Die steigenden ist farblos, D 3,51 g/cm3 und ist ein Isolator. Diamant
CO2-Mengen in der Atmosphäre aufgrund der lässt sich in Graphit überführen, der umgekehr-
Verbrennung fossiler Brennstoffe verstärken den te Prozess (Diamantsynthese) ist nur bei hohen
globalen → Treibhauseffekt Drücken und Temperaturen möglich. K. verbindet
Kohlenhydrate, Saccharde,  stickstofffreie organ. sich mit einigen Metallen zu Carbiden. Er nimmt
Verbindungen, die mit den Fetten und Eiweißen die unter den Elementen eine Sonderstellung ein
wichtigsten Nährstoffe für Mensch und Tier sind. Zu durch seine Fähigkeit, seine Atome untereinander
den K. gehören die Zuckerarten, wie die Monosaccha- in vielfältiger Weise zu Ketten und Ringen zu ver-
ride Traubenzucker und Fruchtzucker, die Disacchari- binden, was die Grundlage der organ. Chemie ist.
de Milchzucker und Saccharose sowie die Polysaccha- Kohlenwasserstoffe, chem. Verbindungen des
ride Stärke, Cellulose, Glykogen, Inulin u. a. Kohlenstoffs mit Wasserstoff; Grundkörper der
Kohlenmnoxid, Kohlen|oxid, CO, farb- und organ. Verbindungen. Die vierwertigen C-Atome sind
geruchloses, giftiges Gas, entsteht bei unvollständi- untereinander durch Einfach- oder Mehrfachbin-
ger Verbrennung von Kohle u. a. kohlenstoffhaltigen dung zu einem stabilen C-Gerüst verknüpft. Die
Materialien; verbrennt mit bläul. Flamme; freien Valenzen der C-Atome können sich mit
KOH
Wasserstoff oder anderen Elementen verbinden; 2
Hauptgruppen: → aliphatische Verbindungen und
Kohrte die, altröm. Truppeneinheit; urspr. der 10. Teil
einer Legion, gegliedert in 6 Zenturien, später
KOL
→ zyklische Verbindungen. Einheit der Hilfstruppen (je 500–1000 Mann).
Khler, 1) Georges, dt. Immunologe, * 1946, † 1995; Kohout [ˈkɔhɔt], Pavel, tschech. Schriftsteller, * 1928; Anbau und Nut-
erhielt 1984 für immunbiolog. Forschungen mit erhielt 1968 Publikationsverbot, war Initiator und zung der Koka-
C. Milstein und N. K. Jerne den Nobelpreis für Unterzeichner der »Charta 77«, 1979 aus der ČSSR pflanze haben in
Physiologie oder Medizin. – 2) Horst, Volkswirt- ausgebürgert (seit 1980 österr. Staatsbürger). den armen Län-
schaftler, Finanzpolitiker, * 1943; 1993–98 Präs. des K|itus der, → Geschlechtsverkehr. dern Südame-
Dt. Sparkassen- und Giroverbandes; 1998–2000 Präs.
der Osteuropabank; 2000–04 Direktor des IWF; Kokan, Cocan, Inhaltsstoff der Kokapflanze; ein rikas eine lange
Tradition. Ge-
2004–10 dt. Bundespräs. – 3) Wolfgang, amerikan. gefährl. Suchtmittel, das geschnupft, injiziert oder
kaut wirken die
Psychologe dt. Herkunft, * 1887, † 1967; ein Begründer als »Crack« (mit Backpulver und Wasser vermischt)
der Gestaltpsychologie. geraucht wird; es unterliegt dem Betäubungsmittel- Blätter aufmun-
Kohlweißling, Tagfalter; die Raupen fressen an Kohl, gesetz. K. führt rasch zu körperlicher und psych. ternd und hun-
Raps, Rüben, Senf. Abhängigkeit (Kokainismus). Eine langfristige gerdämpfend. In
Anwendung geht mit Abmagerung, Apathie und den westlichen
Verfolgungswahn einher. Nach längerem Schnupfen Ländern wird
von K. treten Durchbrüche (Perforationen) an der nur ihr Inhalts-
Nasenscheidewand auf. stoff, das
Kokon [koˈk] der, Schutzhülle um eine Insektenpuppe Kokain, als
oder um Eigelege (z. B. bei Spinnen, Käfern, Rauschdroge
Würmern), aus Gespinst allein oder mit versponne-
genutzt. Einge-
nen Untergrund-, Nahrungsteilen, Körperhaaren u. a.
färbte Aufnah-
Kkoschka, Oskar, österr. Maler, Grafiker, Schrift-
steller, * 1886, † 1980; entwickelte einen zw. men des Ge-
Impressionismus und Expressionismus sich hirns zeigen
bewegenden Stil: Landschaften, Bildnisse, symbol. deutliche Ver-
Kompositionen und Illustrationen; schrieb Dramen, änderungen
Prosa u. a. nach Kokainge-
Kkos|inseln, engl. Cocos Islands [ˈkəʊkəs ˈaɪləndz], nuss im Ver-
Keelinginseln [ˈkiːliŋ-], austral. Inselgruppe im Ind. gleich zu einem
Ozean, 14 km 2, rd. 700 Ew.; Kokospalmen; . – Ab normalen Ge-
1857 brit., seit 1955 unter Verw. des Austral. Bunds. hirn (obere Rei-
Kkos|palme, trop. Fiederpalmengattung. Die Wedel he). Der Stoff-
sind 4–6 m lang, der Stamm ist bis 30 m hoch. Die
wechsel weist
kopfgroße Frucht (Kokosnuss) hat eine aus drei
unterschiedliche
Schichten bestehende Fruchtwand. In der steinhar-
ten Innenschicht sitzt eine fleischige Hohlkugel, der Aktivitätsmuster
Samen; er enthält milchähnl. Flüssigkeit (Kokos- auf: Blaue Area-
wasser, auch Kokosmilch). Das Holz dient als le zeigen nied-
Nutzholz, das Laub zu Dachbedeckung u. a.; die rige Aktivität an,
Fruchtfaser (Kokosfaser, Coir) dient zur Herstellung rote und gelbe
von Tauen, Matten, Polstern; der Blütenscheidensaft hohe Aktivität.
wird zu Palmzucker, Palmwein verarbeitet, das Die mittlere Rei-
getrocknete Samenfleisch (Kopra) zu Speisefett he wurde 10
(Kokosfett, -öl), Kerzen, Seife; der Pressrückstand gibt Tage, die untere
Kraftfutter. 100 Tage nach
Kks der, ein Brennstoff, Rückstand beim Entgasen
dem letzten Ko-
hauptsächlich von Steinkohle (→ Kohle).
kaingebrauch
Kla, Halbinsel zw. Weißem Meer und Barentssee,
Russland. Im W das Gebirge Chibinen (bis 1191 m aufgenommen.
hoch) mit umfangreichem Nephelin- und Apatit-
abbau, Nickelbergbau; Haupthafen: Murmansk.
Klabaum, tropisch-afrikan. Baumgattung mit
faustgroßen, mehrsamigen Früchten. Die Keimlinge
der Samen, die K.-Nüsse, enthalten Koffein (u. a. zur
Herstellung von Erfrischungsgetränken).
Klb, Annette, dt. Schriftstellerin, * 1870, † 1967;
geistvoll-liebenswürdige Erzählerin (Romane »Daph-
ne Herbst«, 1928; »Die Schaukel«, 1934).
Klbe, 1) Georg, dt. Bildhauer, * 1877, † 1947; schuf
idealist. Aktplastiken, Gruppen und Porträts, meist
in Bronzeguss. – 2) Maximilian, poln. Franziskaner, 489
* 1894, † (im KZ Auschwitz) 1941; ging freiwillig für

Kolbe K
K Kolchose
490 einen Mitgefangenen in den Tod, 1982 heiliggespro- Kollkte die, 1) kirchl. Geldsammlung im Gottes-
chen (Tag: 14. 8.). dienst. – 2) kath. Liturgie: Tagesgebet zum Beginn
Kolchse die, in der früheren UdSSR genossenschaft- der Messe.
lich organisierter landwirtschaftl. Großbetrieb. Kollektv das, Gruppe, Arbeitsgemeinschaft, bes. im
Klibakteri|en, im Boden, im Wasser, in Fäkalien sozialist. Sprachgebrauch.
Kurz vor Kriegs- und im Darm von Wirbeltieren (einschließlich Kllo, 1) René, dt. Sänger (Tenor), * 1937; Enkel von
ende 1918 hatte Mensch) verbreitete Bakterien (normaler Teil der 2); v. a. Wagnerinterpret. – 2) Walter, eigtl.
Käthe Kollwitz Darmflora). Bestimmte Stämme aber sind Erreger W. Kollodzieyski [kɔlotsiˈɛski], dt. Operetten- und
den Aufruf Ri- schwerer Durchfallerkrankungen. Schla gerkomponist, * 1878, † 1940; »Wie einst im
chard Dehmels Klibris Pl., Familie kleiner, farbenprächtiger amerik. Mai« (1913).
zum Weiter- Vögel, schnelle Schwirrfl ieger in subtrop. und trop. Kollode Pl.,  fein verteilte Stoffe mit Teilchengrößen
kämpfen kriti- Breiten; der Kleinste wiegt nur etwa 2 g; ernähren zw. tausendstel und millionstel Millimeter. Die
siert: »Es ist ge- sich mit Hilfe ihrer Pinselzunge und ihres Teilchen sind als disperse Phase (→ Dispersion)
nug gestorben! röhrenartigen Schnabels von Nektar und Blütenin- verteilt. Kolloidale Lösungen stehen zw. echten
sekten. Lösungen und Suspensionen; sie zeigen keinen
Keiner darf
Kolk|rabe, 60 bis 70 cm großer Rabe mit schwarzem, osmot. Druck, keine Siedepunktserhöhung und
mehr fallen. Ich
metall. glänzendem Gefieder; unter Naturschutz. keine Gefrierpunktserniedrigung. Im pflanzlichen
berufe mich ge- Kollaboratin die, Zusammenarbeit mit der und tierischen Körper sind viele Wirkstoffe in
gen Richard Besatzungsmacht oder dem Feind, u. a. in Frankreich kolloidaler Lösung vorhanden.
Dehmel auf ei- 1940–44. Die Kollaborateure wurden überall nach
nen Größeren, Abzug der dt. Truppen verfolgt. Kllwitz, Käthe, deutsche Grafi kerin und
Kollwitz KOLK

welcher sagt: Kollagne Pl., Gerüsteiweiße, Hauptbestandteil des Bildhauerin, * 1867, † 1945. Wie ein roter Faden
»Saatfrüchte Bindegewebes und der organ. Knochensubstanz; durchzieht die soziale Frage das Werk von Käthe
sollen nicht ver- Ausgangsmaterial für Gelatine, Leim, medizin. Kollwitz. Ihre naturalistischen Radierungen und
mahlen wer- Nahtmaterial und Wundverband. Lithographien sind von tiefem menschlichem
den.« Ihren Kllaps der,  Zusammenbruch des Kreislaufs; Mitgefühl und starkem sozialem Engagement
Schmerz über verursacht durch eine akute Verminderung des geprägt. Anfangs befasste sie sich mit historischen
Blutrückstroms zum Herzen. Themen (»Ein Weberaufstand«, »Bauernkrieg«),
den Verlust des
Kollaterlschaden, bei einer militär. Aktion dann folgten Arbeiten, die direkten Bezug auf
ältesten Enkels,
entstehender (schwerer) Schaden, der nicht politische und gesellschaftliche Missstände der Zeit
der 1942 in beabsichtigt ist und nicht in unmittelbarem nahmen. Im Spätwerk steht besonders das Motiv
Russland fiel, Zusammenhang mit dem Ziel der Aktion steht; von »Mutter und Kind« im Mittelpunkt. Der Tod ihres
verarbeitete der NATO im Kosovokrieg 1999 gebrauchter Begriff zweiten Sohnes Peter, der 1914 in Flandern fiel, war
Kollwitz in ihrer v. a. für die bei den Luftangriffen getöteten Zivilisten. ein einschneidendes Erlebnis für Kollwitz. Im
letzten Litho- Gedenken an ihren Sohn schuf
graphie. sie ein Mahnmal, das 1932 auf
einem Soldatenfriedhof in
Flandern aufgestellt wurde.
Eine monumentale Kopie ihrer
Kleinplastik »Mutter und Sohn«
(Pietà) steht seit 1993 in Berlin
in der Neuen Wache, der
Zentralen Gedenkstätte der
Bundesrepublik Deutschland
für die Opfer von Krieg und
Gewaltherrschaft.
Kln, Hptst. des Reg.-Bez. K.,
NRW, beiderseits des Rheins,
990 000 Ew.; wichtiger
Bahnknotenpunkt, Fluss-
hafen,  in Wahn. Neben dem
Kölner Dom (Weltkulturerbe)
zahlreiche roman. und got.
Kirchen, weltl. Bauten (Altes
Rathaus, Gürzenich),
moderne Kölnarena (1998);
kath. Erzbischofssitz, Univ.,
Hochschulen, Forschungs-
institute, Röm.-German.
Museum, Wallraf-Richartz-
Museum, Museum Ludwig
u. a.; Sitz des Dt. Städtetags,
von Botschaften, Konsula-
ten, Handelsmissionen,
KOL
Wirtschaftsverbänden u. a. – Fahrzeug-, Maschinen-
bau, chem. Ind., Elektrotechnik, Verlage, Petro-
Fe de B.); Amtssprache: Spanisch. Präsidialver-
fassung. – K. reicht vom Pazif. Ozean und Karib. Meer
KOM
chemie u. a.; Warenbörse, Messestadt. – K. entstand bis zum Amazonastiefland, im W fächern sich die
als röm. Stadt (Colonia Agrippinensis); Karl d. Gr. Kordilleren in 3 Ketten auf, die mittlere bis 5755 m
errichtete 795 das Erzbistum K. Die Stadt, wichtiger hoch; viele fruchtbare Hochbecken. Im O Trockensa-
Handelsort schon vor der Hanse, wurde 1288 vannen (Llanos), nach SO in trop. Regenwälder
Reichsstadt. 1815 kam sie an Preußen. Im Zweiten (Amazonasgebiet) übergehend. Hauptflüsse:
Weltkrieg zu 75 % durch Bomben zerstört. Magdalena, Cauca. Über 50 % Mestizen und knapp
Klner Dom, bedeutendes Bauwerk der Hochgotik in 20 % Mulatten, rd. 15 % Weiße, sonst Schwarze und
Dtl. (Weltkulturerbe), fünfschiffiges Langhaus, Indianer. Religion: rd. 88 % kath. – Anbau von Mais,
Westtürme 160 m hoch; 1248 begonnen, Chor 1322 Maniok, Hülsenfrüchten; für die Ausfuhr: Kaffee,
geweiht, Dom erst 1880 vollendet; im Domschatz u. a. Baumwolle, Bananen; Rinderzucht; Energiewirt-
Dreikönigsschrein, Altar der Stadtpatrone. schaft.  auf Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Erze (auch
Kołobrzeg [kɔˈɔbʒɛk], dt. Klberg, Ostseebad und Edelmetalle), Schmucksteine, Salz. Nahrungsmittel-,
Hafen in der poln. Wwschaft Westpommern, 44 900 chem., Papier-, Metallind., Raffinerien. Haupthan-
Ew.; Fischverarbeitung; Mariendom. delspartner: USA. : Santa Marta, Barranquilla,
Kolon die, von einer fremden Macht abhängiges,
Kolonie KOLK Cartagena, Buenaventura. Internat.  u. a. Bogotá,
meist in Übersee liegendes Gebiet. Man unterschei- Medellín, Cali, Barranquilla.
det: Siedlungs-K., zur dauerhaften Besiedlung durch Geschichte. Alte Indianerkulturen; 1499 entdeckt,
Auswanderer; Wirtschafts-K., zur wirtschaftl. danach europ. Besiedlung. Die 1536–39 errichtete
Ausbeutung; Militär-K., Militär-, Luft-, Flottenstütz- span. Herrschaft wurde 1819 von S. Bolívar beendet.
punkt; Straf-K., zur Unterbringung von Sträflingen. In blutigen Bürgerkriegen wurde ein loser Staa-
Nach dem rechtl. Status gibt es eigentl. K. (mit und tenbund, 1886 die »Rep. K.« geschaffen, deren Verf.
ohne Selbstverw.; → Kronkolonie), Protektorate, bis 1991 gültig war. Jahrzehntelange Bürgerkriege
Schutzstaaten und Schutzgebiete, Pachtgebiete und Guerillakämpfe bestimmen seit Ende der
sowie Mandats- und Treuhandgebiete. Die Bez. K. 1940er-Jahre das polit. und soziale Klima, darüber
wird heute vielfach durch Überseegebiet oder hinaus ist K. Basis einer internat. operierenden
Territorium ersetzt. – Die Gründung von K. begann Drogenmafia (Zentren: Medellín und Cali). Unter
mit den Phönikern (Karthago), Griechen und Staatspräs. A. Pastrana Arango (1998–2002) sowie
Römern, steigerte sich im Zeitalter der Entdeckun- seinem Amtsnachfolger Á. Uribe Vélez (2006 im Amt
gen (Spanien, Portugal) und erreichte vor dem Ersten bestätigt) Vorgehen gegen Drogenhändlerringe und
Weltkrieg ihren Höhepunkt. Nach dem Zweiten Beginn von Friedensverhandlungen mit den
Weltkrieg setzte eine rasche Auflösung der Guerillaorganisationen. 2010 wählte die Bev. J.
Kolonialreiche ein. M. Santos zum Staatspräs.
Kolonnde die, Säulengang mit geradem Gebälk; Ggs.: Kolmbus, Christoph, ital. Seefahrer in span.
Arkade. Diensten, * 1451, † 1506; gilt als eigentl. Entdecker
Kolophnium das, Rückstand bei der Destillation des Amerikas; wollte Indien auf dem Westweg erreichen,
Terpentinöls; findet Verwendung als Geigenbogen- gewann die Unterstützung der span. Königin
harz und bei der Herstellung von Lacken und Isabella; segelte auf seiner 1. (von insgesamt 4) Reise
Klebstoffen. am 3. 8. 1492 in Palos ab und landete am 12. 10. 1492
Koloratr die, reiche Auszierung der Gesangsstimme, auf der Insel Guanahani (Bahamas).
bes. für Sopranstimme. Kma, 1) das,  tiefe, andauernde Bewusstlosigkeit;
Kolss der, Riesengebilde, großes Standbild, z. B. der K. Patient ist durch äußere Reize nicht mehr zu
von Rhodos, ein von Chares aus Lindos gegossenes, erwecken. – 2) die,  Bildfehler von Linsen oder
32 m hohes Bronzestandbild des Helios am Hafen von Linsensystemen: Ein seitlich der opt. Achse gelegener
Rhodos, stürzte um 225 v. Chr. infolge eines Punkt wird verzerrt abgebildet (Asymmetriefeh-
Erdbebens ein; eines der sieben Weltwunder. ler). – 3) die,  leuchtende Gashülle um den Kern
Kolossum das, 80 n. Chr. eingeweihtes Amphitheater eines Kometen.
in Rom für 40 000 bis 50 000 Zuschauer (nach Kmbikraftwerke, Stromerzeugungsanlagen
Restaurierung 2000 als Theaterstätte wieder eröffnet). mit einer kombinierten Gas- und Dampfturbine,
Kolstrum das, Vormilch,  gelbl., bes. eiweiß- und setzen bei größerer Leistung weniger Schadstoffe
antikörperreiches Sekret der weibl. Brustdrüsen; frei.
wird schon vor und einige Tage nach der Geburt Kombint das, in der DDR u. a. sozialist. Ländern
gebildet. Zusammenschluss von Einzelbetrieben versch.
Klping, Adolf, dt. kath. Theologe, * 1813, † 1865; Produktionsstufen.
Gründer der kath. Gesellenvereine, der Wurzeln des Kombinatrik,  Lehre von den versch. Möglichkeiten,
Kombinatorik KOMK

heutigen kath. Internat. K.-Werks. gegebene Dinge oder Elemente einer Menge
Kolportage [-ˈtaːʒə] die, 1) literarisch minderwertige anzuordnen, bes. in der Wahrscheinlichkeitsrech-
Schrift (z. B. K.-Roman). – 2) Verbreitung von nung.
Gerüchten, falschen Informationen. kombinrter Verkehr, Transport von Lkw-Fracht
Klsch, obergäriges Weißbier, das in Köln seit dem durch Eisenbahnen zur Verminderung von
15. Jh. gebraut wird. Straßenverkehr und Umweltbelastung; beim
Kolmbi|en, Rep. im NW Südamerikas, Huckepackverkehr werden Container usw. befördert, 491
1,139 Mio. km 2, 45,7 Mio. Ew.; Hptst.: Bogotá (Santa bei der rollenden Landstraße die kompletten Lkw.

kombinierter Verkehr K
K Komet
492 Komt, Schweifstern,  nicht scharf konturierter Grundkreditanstalten oder Landesbanken zur
Himmelskörper des Planetensystems, der in Refinanzierung von Kommunalkrediten ausgegeben
Sonnennähe große Mengen flüchtiger Gase und von werden.
ihnen mitgerissene feste Teilchen freisetzt, wodurch Kommne die, 1) Parser K., die revolutionäre sozia-
er neblig oder mit einem leuchtenden K.-Schweif list. Sonderreg. vom 15. 3. bis 28. 5. 1871. – 2) wäh-
versehen in Erscheinung tritt. K. bestehen aus einem rend der Zeit der Studentenbewegung (→ Außerpar-
K.-Kopf (dieser aus dem K.-Kern und der Koma, der lamentarische Opposition) Vereinigung
nebligen K.-Hülle) sowie zuweilen dem Schweif; die linksgerichteter Studenten (Kommunrden). –
größten Kerne haben einen Durchmesser von bis zu 3) Volkskommune. – 4) Lebens- und Wohngemein-
100 km. Die meisten K. sind nur in lichtstarken schaft nicht untereinander verwandter Personen.
Fernrohren erfassbar. Ein mit bloßem Auge sichtbarer
wiederkehrender K. ist der Halley’sche K. (Umlaufzeit Kommunikatin, bezeichnet die
76 Jahre, letzte Annäherung 1986). Übermittlung oder den Austausch von Information
Kmi, Republk K., Teilrep. in Russland, westl. des durch Ausdruck und Wahrnehmung
Nördl. Ural, 416 800 km 2, 985 000 Ew., zu 58 % Russen, von Zeichen.
zu 23 % K. (früher Syrjänen, leben auch in W-Sibirien
und auf der Halbinsel Kola, sprechen eine finnougr.
Sprache; mit ihnen verwandt sind die K.-Permjaken),

DIE HELLSTEN 1935


Hptst.: Syktywkar. Holzverarbeitung, Rentierzucht,
 auf Kohle (Workuta), Erdöl, Erdgas.

KOMETEN SEIT
Komintrn die, Kurzwort für Kommunistische (III.)
Internationale; 1919 in Moskau gegr., um die Ideen
der Revolution im Sinn der marxist.-leninist. Lehren
in anderen Ländern zu verbreiten; wurde bes. unter
Stalin ein Werkzeug der sowjet. Außenpolitik, löste Die Kometen unseres Sonnensystems stammen
sich 1943 auf. – Der gegen die K. gerichtete aus der Oort’schen Wolke und dem Kuipergürtel
Antikominternpakt wurde 1936 zwischen dem hinter dem Neptun. Sie sind rund 4,5 Milliarden
nat.-soz. Dt. Reich und Japan abgeschlossen, seit
Jahre alt.
1937 erweitert (Italien, Ungarn, Spanien u. a.).
Kommandtgesellschaft, Abk. KG, Handelsgesell-
HALLEY: Seine Umlaufzeit beträgt 76 Jahre. Er
schaft, bei der mindestens ein Gesellschafter
persönl. mit seinem ganzen Vermögen haftet ist wegen seiner regelmäßigen Wiederkehr und
(Komplementär), der andere Teil nur mit einer seines ausgeprägten Schweifs der bekannteste
bestimmten Vermögenseinlage (Kommanditist). Von unter den periodischen Kometen. Halley wurde
der offenen Handelsgesellschaft (OHG) unterscheidet bereits in vorchristlicher Zeit von Chinesen be-
sich die K. durch die Haftungsbeschränkung des obachtet und beschrieben. Im Jahr 1705 war es
Kommanditisten (§§ 161 ff. HGB). Bei der K. auf Edmond Halley, der den Kometen als periodisch
Aktien (KGaA) sind die Kommanditisten mit Einlagen erkannte.
auf das in Aktien zerlegte Grundkapital beteiligt.
Kommrs der, feierl. Trinkgelage einer student. IKEYA-SEKI: Der 1965 entdeckte Ikeya-Seki gilt
Verbindung mit Gesang von K.-Liedern.
als einer der auffälligsten und hellsten Kometen
Kommrzi|enrat, im Dt. Reich bis 1919 an Persön-
des letzten Jahrtausends. Er war sogar am Tage
lichkeiten aus der Wirtschaft verliehener Ehrentitel;
in Österreich: Kommerzilrat. sichtbar und 60-mal heller als der Mond.
Kommissionr der, Kaufmann, der Waren oder
Wertpapiere im eigenen Namen, aber für Rechnung SHOEMAKER-LEVY 9: Die Fragmente des kurz-
eines anderen (Kommittent) gegen Vergütung periodischen Shoemaker-Levy 9 prallten, wie
(Provision) kauft oder verkauft. von den Entdeckern des Kometen Carolyn und
Kommodre der, 1) Kriegsmarine: Kapitän zur See, in Eugene Shoemaker sowie David H. Levy vorher
Admiralsstellung. – 2) Luftwaffe: Kommandeur eines berechnet, zwischen dem 16. und 22. Juli 1994
Geschwaders. spektakulär auf dem Jupiter auf.
kommunle Spitzenverbände, Zusammenschlüs-
se kommunaler Gebietskörperschaften und deren HYAKUTAKE: Einer der hellsten Kometen der
Regionalverbände zur Auswertung von Erfahrungen
letzten Jahre; die Länge seines Schweifs wurde
und zur Beratung gemeinsamer Gemeindeangele-
auf etwa 500 Mio. Kilometer bestimmt.
genheiten. In Dtl. bilden der Dt. Städtetag, der Dt.
Städte- und Gemeindebund und der Dt. Landkreistag
die Bundesvereinigung der k. S.; Hauptgeschäfts- HALE-BOPP: Einer der bekanntesten und am
stellen: Köln und Berlin. meisten beobachteten Kometen des 20. Jahr-
Kommunl|obligationen, festverzinsl., börsenno- hunderts. Hale-Bopp konnte 1996 und 1997
tierte Wertpapiere, die im Ggs. zu den Kommunal- über einen Zeitraum von 18 Monaten ohne Fern-
anleihen (die von den kreditaufnehmenden glas gesehen werden.
Gebietskörperschaften selbst emittiert werden) von
privaten Hypothekenbanken, öffentlich-rechtlichen MCNAUGHT: War 2006 der erste Komet seit
1976, der mit bloßem Auge am Taghimmel gese-
hen werden konnte.
KOM
Dies kann zw. Menschen (Human-K.), Tieren (animal.
K.), innerhalb lebender Organismen (Bio-K.) wie auch
der kommunist. Partei untergeordnet und von ihr
überwacht. Die Herrschaftsform ist totalitär und
KOM
innerhalb oder zw. techn. Systemen (techn. K., bürokratisch, individuelle Freiheit in der Wirt-
Maschinen-K.) bzw. zw. Mensch und techn. System schafts-, Sozial- und Kulturpolitik durch einen
(Mensch-Maschine-K.) erfolgen. Bei der menschl. K. radikalen Kollektivismus ersetzt; das Privateigentum
handelt es sich um einen wechselseitigen Prozess der an Produktionsmitteln wurde durch Vergesellschaf-
Bedeutungsvermittlung, um Interaktion, unmittel- tung und Bodenreform beseitigt oder zumindest eng
bar oder durch Zwischenschaltung eines techn. begrenzt. Gleichzeitig wurden starke militär. Kräfte
Verbreitungsmittels. aufgebaut. In der kommunist. Partei selbst wurden
Abweichungen z. T. durch »Säuberungen« und »Liqui-
Stille Post dationen« abgewehrt, Reformforderungen mehrfach
Pflanzen kommunizieren nicht über Geräusche oder gewaltsam unterdrückt.
Bewegungen, wie Mensch und Tier, sondern in erster kommunstische Parteien. Die erste allein
Linie über chemische Signale. So haben manche regierende k. P. war nach der Oktoberrevolution
Düfte eines Notruffunktion. Mais schlägt z. B. Alarm, 1917 die in Sowjetrussland bzw. der UdSSR (seit 1925
sobald die Larve des Maiswurzelbohrers an ihm KPdSU[B] bzw. KPdSU). Nach 1945 setzten sich unter
nagt. Der Duftstoff Beta-Caryophyllen wird durch die sowjet. Einfluss k. P. in den Ostblockstaaten (Polen,
Wurzeln freigesetzt und lockt Fadenwürmer an, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien,
Fressfeinde der Käferlarven. Pflanzen können genau Albanien, DDR), ferner in Jugoslawien, China, Nord-
zwischen harmlosem Schaden durch Hagel oder dem Korea, Vietnam, Laos und Kuba durch. 1989/90 wurde
Dauerknabbern von Raupen unterscheiden. Pappel- die Alleinherrschaft der k. P. durch Mehrparteien-
und Ahornpflanzen vermindern bei Schädlingsbefall systeme in Bulgarien, Rumänien, Polen, Ungarn, der
ihre Blattqualität. Doch auch die Bäume in ihrer ČSFR und der DDR abgelöst. Die KPdSU wurde 1991
Nähe, die nicht befallen sind und auch keinen verboten (Nachfolgeorganisationen u. a. KP der Russ.
Wurzelkontakt haben, tun das Gleiche – vermutlich Föderation). In W-Europa verfügten (nach 1989/90)
aufgrund flüchtiger organischer Substanzen, die von die k. P. nur in Frankreich über größere Wählerantei-
den betroffenen Bäumen freigesetzt werden. le. Im übrigen Europa und in Amerika spielen sie keine
große Rolle, in vielen Ländern sind sie verboten.
Die Kommunist. Partei Dtl.s (KPD) wurde 1919 gegr.
Kommunin die, kath. Kirche: die Teilnahme an der und spielte bis 1923 eine revolutionäre Rolle. 1932
Feier der → Eucharistie. Erstmals zur K. zugelassen besaß sie 100 von den 584 Sitzen im Reichstag. 1933
(Erst-K.) werden Kinder etwa ab dem 7. Lebensjahr. wurde sie aufgelöst. 1945 wurde die KPD in allen
Kommunsmus der, Theorie einer Gesellschaftsord-
Kommunismus KOMK Besatzungszonen zugelassen, 1946 in der sowjet.
nung, in der es keine Klassenunterschiede gibt, die Zone mit der SPD zur → Sozialistischen Einheitspartei
Produktionsmittel, die Produktion und die Deutschlands (SED) verschmolzen. In der Bundesrep.
Güterverteilung in den Händen der Gesellschaft Dtl. wurde die KPD 1956 für verfassungswidrig erklärt
liegen, jeder gleichen Zugang zu den Verbrauchs- und aufgelöst; eine »Dt. Kommunist. Partei« (DKP)
gütern hat und der Staat mit seiner Zwangsgewalt wurde 1968 neu gegründet; daneben entstanden Ende
zugunsten freiwilliger Zusammenarbeit verschwun- der 1960er-Jahre maoist. orientierte Splittergruppen.
den ist. Gedankengänge dieser Art wurden schon kommunizrende Röhren, oben offene, unten
früh vertreten (antikes Griechenland, frühes verbundene Röhren, in denen eine Flüssigkeit überall
Christentum). Der heutige K. entstand aus dem gleich hoch steht.
→ Sozialismus des 19. Jh. Beide erhielten ihre theoret. Komdi|e die, Lustspiel, Gattung des Dramas mit
Grundlage durch K. Marx und F. Engels (→ Marxis- heiterem Inhalt und meist glückl. Ausgang; der
mus). Sie verfassten 1847/48 das Kommunist. (Schein-)Konflikt beruht oft auf menschl. Unzuläng-
Manifest, eine Kampfschrift, die die Arbeiter aller lichkeiten sozialer Gruppen oder Typen. Komödien-
Länder zum Zusammenschluss aufrief. In Auseinan- formen sind u. a. Schwank, Posse, Farce, Burleske.
dersetzung mit reformer. Richtungen innerhalb des Komren, Rep. und Inselgruppe im Ind. Ozean, an der
Komoren KOMK

Marxismus (→ Revisionismus) spezifizierte W. I. Lenin O-Küste Afrikas, umfasst die drei Hauptinseln
die Lehren von Marx und Engels (Marxismus-Leni- Njazidja (frz. Grande Comore), Nzwani (frz. Anjouan)
nismus) und schuf die theoret. Grundlagen des und Mwali (frz. Mohéli) sowie zahlreiche Nebeninseln;
Bolschewismus, der in der Oktoberrevolution 1917 in 2235 km 2, 676 000 Ew.; Hptst.: Moroni; Amtssprachen:
Russland zur Macht kam. Mit Hilfe der → Komintern Komorisch und Französisch. Die Inseln sind gebirgig
ging unter J. W. Stalin die Führung des Welt-K. auf die und vulkan. Ursprungs, im Kartala (tätiger Vulkan) bis
Sowjetunion über. Nach deren Sieg im Zweiten 2361 m; trop. und regenreiches Klima; dichter
Weltkrieg wurde der Marxismus-Leninismus auch in Regenwald. – Anbau von Vanille, Sisal, Duftstoffpflan-
den osteurop. Staaten zur Staatsdoktrin (bis 1989/91). zen (Ylang-Ylang); : Moroni, Fomboni und
In kommunistisch regierten Staaten sind Macht- Mutsamudu; internat. : Moroni-Hahaya auf
politik und Ideologie eng miteinander verschmolzen. Njazidja. – Die K. waren seit Ende des 16. Jh. unter arab.
In VR oder Volksdemokratien ist der K. jeweils durch Einfluss, wurden 1886 (Mayotte 1843) frz. Protektorat,
eine Minderheit zur Herrschaft gelangt. Er setzte 1912 Kolonie und 1946 Überseeterritorium. Außer der
dann alle Mittel ein, um die Alleinherrschaft zu errin- Insel Mayotte, die sich in einer Volksabstimmung
gen; die übrigen polit. Parteien wurden aufgelöst oder dagegen entschied, erhielten die K. 1975 die 493
führten ein Schattendasein. Der Staatsapparat wurde Unabhängigkeit; Staatspräs. wurde nach dem

Komoren K
K Komorowski
494 Militärputsch 1999 Assoumani Azali. Sezessions- Kondnsstreifen, zu Eiskristallen erstarrte feine
bestrebungen der Inseln Mwali und Nzwani führten Wassertröpfchen, bilden sich aus dem Wasserdampf
schließlich 2001 zur Bildung einer föderativen der Abgase von Flugzeugen an Kondensationskernen
Republik. Staatspräs. ist seit 2006 der islam. Geistliche bei Minustemperaturen.
A. A. M. Sambi. Kondm das oder der, Präservatv, Gummischutz für
Komorowksi, Bronisław, polnischer Politiker den erigierten Penis; dient der Schwangerschaftsver-
(Bürgerplattform), * 1952; Historiker; 1981 als hütung und dem Schutz vor Ansteckung mit
Regimegegner zeitweise interniert; 2000/01 Ver- Geschlechtskrankheiten und Aids.
teidigungsmin.; wurde 2007 zum Parlaments- Kndor der, größter Geiervogel in den Anden und in
präs. und 2010 zum Staatspräs. gewählt. Kalifornien; 3 m Flügelspanne.
Komparatin die,  dreistufige Steigerung der Konfirmatin die, ev. Kirchen: die feierl. Aufnahme
Adjektive: Positiv (Grundstufe), Komparativ junger Christen (i. d. R. im Alter von 14 Jahren) als
(Höherstufe), Superlativ (Höchststufe). Mitglieder der Kirchengemeinde mit allen Rechten
Kmpass der, Instrument zum Bestimmen der
Kmpass KMK und Pflichten.
Himmelsrichtung. Der Magnet-K. (Bussole) besteht Konföderrte Staaten von Amrika, die 11
aus einer horizontal frei bewegl. Magnetnadel, die sklavenhaltenden Südstaaten der USA, die 1861–65
sich infolge des erdmagnet. Felds in N-S-Richtung einen Sonderbund bildeten; unterlagen im
einstellt (z. B. Kugel-K.). Beim Kreisel-K. dreht sich Sezessionskrieg den Nordstaaten und kehrten zur
ein Kreiselkörper mit hoher Drehzahl, die Union zurück.
Drehachse stellt sich immer genau in die N-S-Rich-
tung ein; der in Flugzeugen verwendete Kurskreisel Konfzius, eigtl. Kong Qiu [-tʃ-], chin.
Konfuzius KONK

muss auf die N-Richtung eingestellt werden. Der Philosoph, * 551 v. Chr., † um 479 v. Chr.; war Beamter,
Radio-K., ein (in Flugzeugen, Schiffen) als Navigati- wurde verbannt, führte lange Zeit ein Wanderleben
onshilfe benutzter Funkpeiler, gibt die Richtung zu und sammelte viele Schüler um sich. – Nach dem
einem ortsfesten Sender an. Konfuziansmus ist die Familie die Grundlage des
Komplemnt das,  Serumbestandteil, der die spezif. Staats. Als Grundtugenden gelten Nächstenliebe,
Wirkung eines Antikörpers ergänzt und aktiviert. Gerechtigkeit, Schicklichkeit, Weisheit und Pietät; der
Komplementrfarben, Farben, deren additive Pietätsgedanke ist mit dem Ahnenkult verbunden.
Mischung Weiß ergibt.
Komplx der,  Erlebnisgesamtheiten, die sich aus Verehrt, verschmäht, verehrt
Einzelbestandteilen zusammensetzen. – In der 2500 Jahre tot, aber immer noch dominant: Konfuzius
Psychoanalyse: »affektmächtiger Gedanken- und war als Lehrer, Berater und Minister tätig und wollte
Interessenkreis« (S. Freud), der oft unbewusst ist und das Wertesystem des chinesischen Feudalreichs
dynamisch in das Seelenleben einwirkt (z. B. erneuern. Er plädierte für drei soziale Pflichten:
Minderwertigkeits-K.). Loyalität, Verehrung der Eltern bzw. Ahnen und die
komplxe Zahl,  Zahl der Form z = a + ib mit reellen Wahrung von Sitte und Anstand – Werte, die bis heute
Zahlen a, b und der imaginären Einheit i. in China, aber auch in anderen Ländern wie Japan,
Komponist, (berufsmäßiger) Autor von musikal.
OMK Südkorea und Taiwan zentral sind. Konfuzius
Werken; die vom Komponisten geschaffenen Werke beschrieb fünf menschliche Elementarbeziehungen:
werden als Kompositionen bezeichnet. Von K. i. e. S. zwischen Vater und Sohn, Herrscher und Untertan,
kann erst seit der standardisierten Verschriftlichung Ehemann und -frau, älterem und jüngerem Bruder
von Musik gesprochen werden (etwa seit dem 9. Jh.). sowie Freund und Freund. Nur die Freundesbeziehung
Komprssor der, → Verdichter. ist dabei nicht hierarchisch und durch Unterordnung
Komtsse die, unverheiratete Gräfin. geprägt. Bis 1912 war der Konfuzianismus chinesische
Kondensatin die, 1) Übergang von Gasen und Dämp- Staatsdoktrin, in der Kulturrevolution wurde er
fen in den flüssigen oder festen Zustand. – 2) chem. verschmäht. Seit den 1980er-Jahren wird Konfuzius
Reaktion, bei der sich zwei Moleküle unter Ab- auch offiziell wieder verehrt.
spaltung von Wasser oder Alkoholen verbinden.
Kondenstor der, 1) Bauelement zum (kurzzeitigen)
Speichern von elektr. Ladung bzw. Energie. Ein K. Kngo der, wasserreichster Strom Afrikas, 4374 km
besteht aus je 2 flächenhaften Leitern, die durch ein lang, entspringt als Lualaba im Mitumbagebirge.
Dielektrikum voneinander getrennt sind. Die Nach den Stanleyfällen erweitert er sich im Stanley-
→ Kapazität eines K. hängt von der Leiterfläche, pool zu einem See, bildet im Unterlauf die 32 Living-
ihrem Abstand und der Art des Dielektrikums ab. stonefälle, mündet, 40 km breit, in den Atlantik. Ne-
Der K. hat die Eigenschaft, Gleichstrom zu benflüsse: Aruwimi, Ubangi, Sanga, Lomami, Kasai.
sperren. – 2) Vorrichtung bei Dampfturbinen, die den
Abdampf zu Wasser verdichtet. – 3) Wärmeaus- Kngo, Demokrtische Republk K., Rep. in
Kongo KONK

tauscher in Kältemaschinen, in dem der verdichtete Zentralafrika, 2 344 858 km 2, 66,0 Mio. Ew.; Hptst.:
Kältemitteldampf unter Wärmeabgabe an Kinshasa; Amtssprache: Französisch.
Kühlwasser oder Kühlluft verflüssigt wird. Landesnatur. K. umfasst das von Gebirgsschwellen
Kondnsor der, in opt. Geräten (Projektor, Mikroskop) umgebene Kongobecken, im S das Hochland von
eine Linsen- oder Spiegelanordnung zw. Lichtquelle Katanga; feuchtheißes Tropenklima; im Landesinnern
und abzubildendem Objekt, lenkt das Licht, das das immergrüner Regenwald, nach N und S Feucht-, im SO
Objekt durchsetzt, in die Blende des Objektivs. Trockensavanne.
KOM
Wirtschaft und Verkehr. Die landwirtschaftl.
Produktion (Reis, Maniok, Mais u. a.) deckt kaum den
das Land über weitere wertvolle Bodenschätze
verfügt, zählt es zu den ärmsten der Welt. Unter
KöN
Eigenbedarf. Für den Export werden Kaffee, Tee, primitivsten Abbaubedingungen riskieren die
Kakao und Kautschuk angebaut; Forstwirtschaft. Minenarbeiter, zum Teil auch Kinder und Jugend-
Reiche Bodenschätze (bes. in Katanga): Diamanten, liche, Gesundheit und Leben, während die Gewinne
Kupfer, Mangan, Zink, Kobalt, Zinn, Gold, Uran, bei wenigen Händlern verbleiben oder für Waffenkäu-
Germanium u. a. Bedeutende Ind. sind Erzverhüttung fe zum Kampf gegen die Regierung eingesetzt werden.
und chem. Ind., Nahrungsmittel-, Textil- und
Baustoffind., Holzverarbeitung. Wasserkraftwerke.
: Matadi und Boma; internat. : Kinshasa, Kngo, Republk K., Rep. in Zentralafrika, 342 000 km 2,
Lubumbashi, Bukavu, Goma, Kisangani. 3,7 Mio. Ew.; Hptst.: Brazzaville; Amtssprache:
Geschichte. Die im Auftrag Leopolds II. von Belgien Französisch. K. ist meist stark zerklüftetes Bergland;
1881–85 durch H. M. Stanley erworbenen Gebiete im äquatoriales Regenklima; im N trop. Regenwald;
Kongobecken wurden aufgrund der Kongo-Akte Forstwirtschaft.  auf Erdöl, Blei, Zink, Gold,
(Berlin 1884/85) als unabhängiger Kongostaat unter Kalisalze u. a. Ausfuhr: Diamanten, Holz, Erdöl. :
der Souveränität Leopolds II. anerkannt. 1908 wurde Pointe-Noire, internat. : Pointe-Noire und
K. belg. Kolonie (Belg.-Kongo), 1960 erlangte es die Brazzaville. – Ehem. Gebiet von Frz.-Äquatorialafri-
Unabhängigkeit. Innenpolit. Spannungen verschärf- ka, wurde 1958 autonom, 1960 unabhängig; 1964–93
ten sich nach Loslösung der Provinz Katanga (1960). Einparteienherrschaft. In einem kurzen blutigen
1963 zwangen UN-Truppen Katanga (M. Tschombé) Bürgerkrieg setzte sich 1997 D. Sassou-Nguesso
zur Unterwerfung. 1964 wurde Tschombé Min.-Präs. (Präs. bereits 1979–92) gegen den amtierenden Präs.
des Gesamtstaats. Durch einen Staatsstreich 1965 P. Lissouba durch. Sassou-Nguesso wurde von der
machte sich J. D. Mobutu (seit 1971 Mobutu Sese-Seko) Bev. 2002 und 2009 in umstrittenen Wahlen im
zum Staatspräs. und führte ein Einparteiensystem Präsidentenamt bestätigt.
ein. Im Zuge einer Kampagne für »Afrikan. Kongregatin die, kath. Kirche: 1) Zusammenschluss
Authentizität« wurden zu Beginn der 1970er-Jahre mehrerer Klöster derselben Regel. – 2) Klostergenos-
alle Spuren der Kolonialzeit (christl. Vornamen, nicht senschaft mit einfachen Gelübden oder Vereinigung
afrikan. geograf. Namen) beseitigt, der Staatsname in ohne Gelübde. – 3) Krien-K. → Römische Kurie.
Zaire geändert. Aufstände in Shaba (Katanga) wurden König, Träger der höchsten Herrscherwürde nach dem
1977 und 1978 niedergeschlagen. 1990 beendete Kaiser; Anrede: »Majestät«. – Aus dem Königtum der
Mobutu zwar offiziell die Einparteienherrschaft, Merowinger und Karolinger gingen das dt. und das frz.
behauptete aber weiterhin die Macht. In einem Ende Königtum hervor. Im Unterschied zur dynast. Erbfolge
1996 von den Ostprovinzen des Landes ausgehenden in Frankreich und England blieb das Königtum im
Bürgerkrieg, in den zeitweise andere Staaten Regnum Teutonicum/Heiligen Röm. Reich bis 1806
eingriffen, setzten sich bis Mai 1997 die von formal ein Wahlkönigtum. Wahlberechtigt waren
L.-D. Kabila geführten Aufständischen durch. Nach zunächst alle anwesenden Reichsfürsten, seit dem
der Abdankung Mobutus rief sich L.-D. Kabila zum Interregnum (1254–73) nur die Kurfürsten. Die Wahl
Staatspräs. aus, der Staat wurde in »Demokrat. Rep. fand seit 1147 fast ausnahmslos in Frankfurt am Main
K.« umbenannt. 2000 nahm ein von L.-D. Kabila statt, die Krönung bis 1531 in Aachen, seitdem auch in
eingesetztes Parlament seine Arbeit auf. Nach dem Frankfurt am Main. Seit Otto d. Gr. (962) führten die K.
gewaltsamen Tod L.-D. Kabilas 2001 übernahm sein im (späteren) Heiligen Röm. Reich den Titel eines
Sohn Joseph Kabila das Präsidentenamt. Der Krieg im »Röm. Kaisers«, sobald sie in Rom vom Papst gekrönt
NO des Landes forderte bis 2005 rd. 3 Mio. Tote. Die waren; seit 1508 bzw. 1556 nannten sie sich ohne
ersten freien Wahlen seit 1960 fanden im Juli 2006 päpstl. Krönung Kaiser. (→ deutsche Geschichte).
statt; nach Wahlbetrugsvorwürfen erklärte der Kniggrätz, tschech. Hradec Králové [ˈhradɛts
Oberste Gerichtshof J. Kabila zum Sieger. Die inneren ˈkraːlɔvɛː], Stadt in der ČR, an der Elbe, 94 300 Ew.;
Wirren dauerten in der Folgezeit an. Militär. got. Kathedrale (1307); Univ.; Leichtmetall-,
Auseinandersetzungen im O des Landes führten 2008 Maschinen- u. a. Ind. 1866 Sieg der Preußen über die
zur Massenflucht von Zivilisten. Der UN-Sicherheits- Österreicher und Sachsen.
rat beschloss daraufhin die Aufstockung der im Land Königin-Charltte-Inseln, eine gebirgige,
stationierten Blauhelmtruppen. fjordreiche Inselgruppe an der W-Küste Kanadas,
13 215 km 2, von Indianern bewohnt.
Kongos »Gold« Königin der Nacht, Kakteenart Zentralamerikas mit
Handys und Notebooks, aber auch Herzschritt- bis zu 30 cm großen, nur eine Nacht geöffneten Blüten.
macher, Navigationssysteme und Digitalkameras Knigsberg, russ. Kaliningrd, Hptst. des Gebiets
müssen immer leistungsstärker werden, damit sich Kaliningrad, Russland, ehem. Hptst. der Prov. Ost-
den Konzernen der Mikroelektronik neue Absatz- preußen, zu beiden Seiten des Pregels, 430 000 Ew.;
chancen eröffnen. Um Kondensatoren hoher Kapa- Univ.; Bernsteinmuseum; Ind.; war geistiger und
zität herstellen zu können, benötigt die Industrie wirtschaftl. Mittelpunkt des dt. Ostens. – 1255 vom
das Erz Coltan. Aus ihm wird das Metall Tantal Dt. Orden gegr., war K. seit 1457 Sitz des Hoch-
gewonnen, das die doppelte Dichte von Stahl hat und meisters und 1525–1618 der Herzöge von Preußen;
zudem sehr temperatur- und korrosionsbeständig ist. Krönungsstadt der preuß. Könige (1701, 1861).
Etwa vier Fünftel der Tantalressourcen werden in der Knigsdorf, Helga, dt. Schriftstellerin, * 1938; ihre 495
Demokratischen Republik Kongo vermutet. Obwohl Erzählungen spiegeln in satir. Verfremdung das

Königsdorf K
K Königskerze
496 Alltagsmilieu der DDR (»Meine ungehörigen concrète [myzik kˈkrɛt], Musik, die aus alltägl.
Träume«, 1978), später die gesamtdt. Wirklichkeit Geräuschen (Straßen-, Industrielärm u. a.) und
(»Die Entsorgung der Großmutter«, 1997). Klängen (Musikinstrumente, Vogelstimmen)
Königskerze, Wollblume, Gattung hochstaudiger, besteht, die auf Tonband aufgenommen und auf
filzhaariger Rachenblütler. Die gelb blühende elektron. Weg zu einer Komposition montiert
Großblütige K. wird bis 2 m hoch, ihre getrockneten werden. Vertreter u. a.: P. Schaeffer, P. Henry, O. Mes-
Blüten werden für Hustentee verwendet. siaen, P. Boulez, L. Ferrari, K. Stockhausen.
Knigssee, Alpensee bei Berchtesgaden, Bayern, bis konkrte Poes, experimentelle Dichtung, die konkrete Poesie KONK

188 m tief, 5,2 km 2 groß. Sprache (als Buchstaben, Silben oder Wörter) als
Die Wahl eines Knigstein im Tnus, Stadt, Luftkurort im Material einsetzt, um unabhängig von konventioneller
Hochtaunuskr., Hessen, 14 800 Ew.; Burgruine. Bedeutung neue Sichtweisen zu vermitteln. Vertreter
Papstes findet
Knigstein/Schs. Schw., Stadt an der Elbe, Sa., u. a.: E. Gomringer, E. Jandl, H. Heißenbüttel,
im Konklave
im Elbsandsteingebirge, 2700 Ew.; Festung F. Mayröcker.
statt, seit 1870 Königstein (ehem. sächs. Staatsgefängnis). Konkubint das, frühere Bez. für eheähnl. Lebens- Konkubinat KONK

in der Sixtini- Königswasser,  Lösungsmittel für Gold und Platin gemeinschaft ohne Eheschließung. Konkubne die,
schen Kapelle, aus 3 Teilen konzentrierter Salzsäure mit 1 Teil (abwertend) Geliebte, Nebenfrau.
wo maximal 120 konzentrierter Salpetersäure. Konkrs der, Zahlungsunfähigkeit (→ Insolvenz).
KonkursKONK

Kardinäle, von Konjunktr die, Gesamtlage der Wirtschaft, bes. die Konquistador [kɔŋkistaˈdɔr] der, Eroberer, bes. die Konquistador KONK

der Außenwelt Bewegungsvorgänge, aus denen sich die wirtschaftl. span. Eroberer in Amerika im 16. Jh. (H. Cortés,
hermetisch ab- Aussichten ergeben; i. e. S. die günstige Lage. Das F. Pizarro).
geschirmt, in wirtschaftl. Wachstum verläuft wellenförmig Knrad, 1) K. I., † 918; Herzog der Franken, König
Konrad KONK

geheimer Wahl (K.-Schwankungen, K.-Zyklen). Der K.-Anstieg ist 911–918. – 2) K. II., der Slier, * um 990, † 1039; König
einen Nach- durch ein Ansteigen von Produktion, Beschäftigung, 1024–39, wurde 1027 in Rom zum Kaiser gekrönt,
Gewinnerwartungen und Preisen gekennzeichnet, warf die Aufstände seines Stiefsohns Ernst II. von
folger bestim-
die Hoch-K. durch steigende Zinssätze bei Schwaben nieder, erwarb 1033 das Kgr. Burgund.
men. Das kann
nachlassendem Preisauftrieb und Umschlag in die Grab im Dom zu Speyer. – 3) K. III., * 1093, † 1152;
Tage, Monate Krise (Geldknappheit, sinkende Börsenkurse, König 1138–52, der erste Staufer auf dem dt. Thron,
oder sogar Jah- Produktionsrückgänge, steigende Arbeitslosigkeit), 1128 Gegenkönig Kaiser Lothars III. in Italien,
re dauern. Im die darauf folgende Depression durch sinkende kämpfte gegen den Welfenherzog Heinrich den
längsten Kon- Zinssätze. – K.-Theorien untersuchen Ursachen und Stolzen, unternahm den missglückten 2. Kreuzzug
klave berieten Verläufe dieser Schwankungen. Aufgabe der 1147–49. – 4) K. IV., * 1228, † 1254; König 1250–54, der
die Kardinäle K.-Forschung ist die statist. Beobachtung der letzte Staufer auf dem dt. Thron, zog 1251 nach
drei Jahre: von Wirtschaft, aus der man Voraussagen über den Italien, um sein sizilian. Erbreich zu retten.
Dezember 1268 weiteren Verlauf (K.-Prognosen) zu gewinnen sucht. Konrád [ˈkonrɑːd], György, ungar. Schriftsteller, * 1933;
Konrád KONK

bis September Die staatl. Maßnahmen zur Vermeidung übermäßi- Romane über polit. und soziale Probleme; Friedens-
1271. Weißer ger Wirtschaftsschwankungen heißen K.-Politik. preis des Dt. Buchhandels (1991).
konkv, hohl, nach innen gekrümmt (z. B. Linsen oder Knrad der Pfffe, Regensburger Geistlicher um 1150,
Rauch signali-
Konrad der Pfaffe KONK

Spiegel); Ggs.: konvex. verfasste die erste dt. Bearbeitung (wohl 1172) des
siert dem war-
altfrz. Rolandslieds.
tenden Volk: Konklve, Bez. für den von der Außenwelt
Konklave KONK Knradin, eigtl. Knrad d. J., Herzog von Schwaben,
»Habemus pa- abgeschlossenen Raum, in dem die Kardinäle zur * 1252, † 1268; der letzte Staufer, zog 1267 nach Italien,
pam« – »Wir ha- Papstwahl zusammenkommen; auch die Versamm- um das Kgr. Neapel-Sizilien zurückzuerobern; 1268
ben einen (neu- lung selbst. Das K. beginnt frühestens 15, spätestens von Karl von Anjou besiegt und in Neapel enthauptet.
en) Papst«. 20 Tage nach dem Eintritt der Sedisvakanz und findet Konsekratin die, Einsegnung, Weihe (einer Person Konsekration KONK

unter völligem Abschluss von der oder Sache) in der kath. Kirche, auch die Wandlung
Außenwelt statt. Wahlberechtigt sind von Brot und Wein in der Feier der → Eucharistie.
die Kardinäle, die das 80. Lebensjahr Konsequnz die, Folge, Folgerung. Konsequnz KONK

noch nicht erreicht haben. konservatve Parteien, 1) im Dt. Reich nach 1871: konservative Parteien KONK

Konkordt das, Vertrag zur Regelung a) die Alt- (seit 1876 Deutsch-) k. P.; sie entsprach der
grundsätzlich aller Gegenstände k. P. in Preußen, wo sie bis 1918 maßgebend war; über-
gemeinsamen Interesses zw. dem wiegend prot., kirchl., föderalist., gegen Erweiterung
Hl. Stuhl und einem Staat. der Volksrechte, vertrat vorwiegend landwirtschaftl.
konkrte Musik, frz. Musique Interessen; b) die liberaleren Freikonservativen, im
KöN
Reichstag: Dt. Reichspartei; c) in der Weimarer Zeit
gingen die Konservativen in der Deutschnationalen
er die zuvor im Untergrund tätige Kirche geschickt
ins politische System. Inwieweit Konstantin aus
KON
Volkspartei auf, von ihr spalteten sich die Volkskon- Pragmatismus heraus handelte oder als gläubig
servativen u. a. unbedeutende Gruppen ab. – 2) Groß- gelten kann, ist nicht gesichert. Fest steht, dass er
britannien: Die Konservative und Unionist. Partei zur Konsolidierung seiner Macht auf die gut
(Name seit 1912) ist eine der beiden führenden Par- organisierten Christen zurückgriff, sie mit Rechten
teien. Sie ging 1832 aus den → Tories hervor, war im 19. und Privilegien ausstattete und starken Einfluss bei
und frühen 20. Jh. Trägerin des brit. Imperialismus. innerkirchlichen Konflikten ausübte. Er leitete eine
Führer u. a.: B. Disraeli, J. Chamberlain, W. Churchill, Entwicklung ein, die das Christentum an die Stelle
H. Macmillan, M. Thatcher, J. Major, W. Hague, des römischen Kultes rückte. Dass er sich erst auf
I. D. Smith, M. Howard, D. Cameron (seit 2005). seinem Sterbebett hat taufen lassen, ist kein Indiz
Konservativsmus der, Konservatsmus, geistige, für eine innere Distanz zum Christentum. Es
soziale und polit. Haltung, die überkommene entsprach vielmehr einer damals gängigen Praxis, da
Ordnungen wertmäßig bejaht und zu erhalten strebt. der spät Getaufte sündenlos vor Gott treten konnte.
Staat, Gesellschaft und Kultur gelten ihm als
geschichtlich gewordene, organisch sich entwickeln-
de Gebilde. Griechenland. – 2) K. II., König, * 1940; bestieg 1964
Konservtor der, Beamter, dem in Denkmalpflege den Thron, 1973 abgesetzt.
oder Museumsdienst die Erhaltung und Pflege der Konstantnische Schenkung, gefälschte (vermutl.
Kunstwerke und wiss. Sammlungen untersteht. im 8. Jh.) Urkunde, nach der Konstantin d. Gr. dem
Konservatrium das, Lehrinstitut für Musik. Papst Silvester I. und seinen Nachfolgern die
Konsistrium das, 1) ev. Kirche: früher die vom Lan- Herrschaft über Rom und das Weström. Reich
desherrn eingesetzte Behörde aus geistl. und weltl. zugestanden haben soll. Die Unechtheit der K. S.
Mitgliedern, die statt seiner das Kirchenregiment wurde u. a. von Nikolaus von Kues bewiesen.
ausübten (Konsistorialverfassung); seit dem 19. Jh. Konstantinpel → Istanbul.
rein kirchl. Verwaltungsbehörden; heute: Landes- Knstanz, Krst. in Bad.-Württ., am Bodensee, 80 800
kirchenamt, Landeskirchenrat. – 2) kath. Kirche: Ver- Ew.; Fremdenverkehrszentrum, Grenzübergang zur
sammlung von Kardinälen unter Vorsitz des Papstes. Schweiz; Münster (11. Jh.), Konzilgebäude (1388),
Konsrtium das, meist befristeter Zusammenschluss Rathaus (16. Jh.); Univ., Fachhochschule; Museen,
von rechtlich und wirtschaftlich selbstständig Theater; Metall-, Elektronik-, chem. Ind. – K., um
bleibenden Unternehmen zur Durchführung eines 300 n. Chr. von den Römern gegr., wurde im 6. Jh.
größeren Geschäfts (Konsortialgeschäft). Bischofssitz (bis 1821), 1237 Reichsstadt, 1548
Konstnte die, 1)   feste Größe. – 2)  die als österr., 1806 badisch. Das Konstanzer Konzil 1414–18
unveränderbar angesehenen universellen Natur-K. beendete das Abendländ. Schisma durch Absetzung
und die nur bei gegebenen Bedingungen unver- der Gegenpäpste und verurteilte J. Hus als Ketzer.
änderl. Material-K. (Stoff-K.). Konstnze, Erbin des normann. Kgr. Sizilien,
Kaiserin, * 1154, † 1198; Gemahlin des Staufers
Knstantin, Herrscher: Röm. Reich. 1) Kon- Heinrich VI., Mutter Kaiser Friedrichs II.
stantin I., der Große, röm. Kaiser (306–337), * um Konstellatin die, in der Astronomie eine von der
280, † 337; seit 312 (Sieg über seinen Mitkaiser Erde aus gesehene besondere Winkelstellung des
Maxentius an der Milvischen Brücke) Herrscher über Mondes oder eines Planeten zur Sonne. – Bedeutung
den W des Reichs, 324 Alleinherrscher, förderte das hat die K. (Aspekte) auch in der Astrologie.
Christentum, berief 325 die erste allg. Kirchenver- Konstitutin die, 1)  Summe der phys. und psych.
KONK

sammlung (Konzil) nach Nicäa, erhob 330 Byzanz Eigenschaften eines Menschen; K.-Typen nach
(Konstantinopel) zur Reichshptst. E. Kretschmer sind: leptosomer (asthen.) Typ
(schmal, zart); athlet. Typ (kräftig, muskulös); pykn.
Visionär mit Kalkül Typ (kurz, gedrungen). – 2) Staatsrecht: → Verfassung.
Für das christliche Europa war die Regentschaft von konstitutionlles Systm, Staats- und Regie-
Kaiser Konstantin von überragender Bedeutung. rungsform, bei der das Staatsoberhaupt (meist der
Mit seiner sog. Konstantinischen Wende integrierte Monarch: konstitutionelle Monarchie) im Unter-
schied zum Absolutismus durch eine Ver-
fassung (Konstitution) gebunden ist (Kon-
stitutionalsmus); zuerst in England (1689).
Konstruktivsmus der, Richtung der
bildenden Kunst, die nach 1913/14 in
Moskau entstand und auf dem Bekenntnis
zur modernen Technik und der Beschrän-
kung auf einfache geometr. Formen beruht.
Knsul der, 1) in der röm. Rep.: Amtsbez.
Konsul KONK

der beiden obersten, auf 1 Jahr gewählten


Beamten; das Konsult war zuerst nur den
Patriziern, seit 367 v. Chr. auch den Plebe-
jern zugänglich. – 2) in Frankreich höchstes 497
Staatsamt 1799–1804 (3 Konsuln, Erster K.

Konsul K
K Kontaktgifte
498 war Napoleon Bonaparte). – 3) Völkerrecht: der stän- von Hohlräumen und anderen Strukturen ermögli-
dige, nichtdiplomat. Vertreter eines Staats in einem chen; zunehmender Einsatz auch bei Ultraschall-
andern, bes. zum Schutz des Handels, Verkehrs, zur diagnostik und Kernspintomographie.
Überwachung der Staatsverträge und um den Ange- Kontrazeptin die, → Empfängnisverhütung.
hörigen seines Staats Rat und Beistand zu gewähren. Kontrllrat, Allirter K., Organ, durch das Frankreich,
Großbritannien, die UdSSR und die USA laut
Kontktgifte, Berührungsgifte, chemische Erklärung vom 5. 6. 1945 die oberste Reg.-Gewalt in
Substanzen, die durch bloßes Berühren zu Dtl. (bis 1948) und in Österreich (bis 1949) ausübten;
Vergiftungen führen können. bestand aus den Militärbefehlshabern der 4
Kontktlinsen, Haftschalen, Brillenersatz: kleine, Besatzungszonen, Sitz: Berlin. Der sowjet. Vertreter
dünne, der Hornhaut oder dem Augapfel angepasste, verließ am 30. 3. 1948 die Sitzung des K., der danach
über der Pupille schwimmende, durchsichtige nicht mehr zusammentrat.
Schalen aus hartem oder weichem Kunststoff. Konvektin die, durch Temperaturunterschiede
Konvektion KONK

Kontemplatin die, beschaul. Nachdenken, verursachte Strömung in Gasen und Flüssigkeiten;


anschauende Versenkung. mit dem Transport von Wärmeenergie verbunden.
Knterrevolution, Gegenrevolution, der Versuch zur Konvnt der, 1) Versammlung der Klosterangehöri-
Konvent KONK

Wiederherstellung vorrevolutionärer Verhältnisse; gen; auch das Kloster selbst. – 2) Nationl-K.,


im marxist.-leninist. Sprachgebrauch auf alle polit. verfassunggebende Versammlung der Frz.
Kräfte angewandt, die die Ergebnisse der »proletar. Revolution 1792–95.
Revolution« bekämpften. Konventionlstrafe, Vertragsstrafe, Geldstrafe für
kontinentles Tiefbohrprogramm, Abk. KTB, nicht gehaltene Vereinbarungen.
wiss. Tiefbohrung in der Oberpfalz zur geophysikal. konventionll, herkömmlich; förmlich, unpersönlich;
Untersuchung der Erdkruste; bis 9101 m Tiefe konventionlle Waffen, alle Waffen außer den
durchgeführt (Okt. 1994). nuklearen, biolog. und chem. Waffen.
Kontinentlsperre, von Napoleon I. eingeleitete Konvergnzkriteri|en, im Maastrichter Vertrag Konvergenzkriteri|en KONK

Wirtschaftsblockade des europ. Festlands gegen fixierte Eintrittsbedingungen für die EWU, umfassen
Großbritannien (1806–13). Preisstabilität, Begrenzung von Haushaltsdefizit,
Kontinentlverschiebung, Kontinentldrift, von öffentl. Schulden und Zinssätzen, Währungsstabilität.
A. Wegener aufgestellte Theorie, nach der die Konversatinslexikon, im 19. Jh. übl. Bezeichnung
Kontinente, als Schollen auf einer zähflüssigen für die → Enzyklopädie.
Unterlage schwimmend, im Laufe der Erdgeschichte Konversin die, 1) Konfessionswechsel. – 2) Umwand-
horizontal verschoben wurden. (→ Plattentektonik) lung einer Anleihe in eine dem Kapitalmarkt
Kontingnt das, 1)  Beitrag an Truppen, den ein angepasste neue (K.-Anleihe) mit anderen Zins- und
Mitglied eines Bundesstaats, Staatenbunds oder Tilgungsmodalitäten.
einer Verteidigungsgemeinschaft zu stellen Konvrter der, 1)  Schmelzofen zur Stahlerzeugung
hat. – 2)  begrenzte Menge; im Außenhandel die oder Kupfergewinnung. – 2) Kernreaktor, der durch
nach Menge, Wert und Herkunftsland bestimmte Brüten weniger Spaltstoff erzeugt, als er ver-
Ausnahme von einem generellen Import- und/oder braucht. – 3)  Gerät oder elektron. Baugruppe zur
Exportverbot (Einfuhr-, Ausfuhr-K.). Umformung von Signalen der einen Frequenz in die
Knto das, im Bankwesen die für den Kunden geführte einer anderen. – 4) eine Schaltung zur Umsetzung
Rechnung über die Zahlungsein- und -ausgänge; analoger in digitale Signale (und umge-
Verrechnungsform für Geschäftsvorgänge in der kehrt). – 5) opt. Zusatzteil für Spiegelreflexkameras
Buchführung. zum Verändern der Objektivbrennweite.
Kontokorrnt das, laufende Rechnung; Geschäftsver- Konvertrbarkeit, Konvertibilitt, Möglichkeit, eine
bindung, bei der die beiderseitigen Ansprüche und Währung in eine andere umzutauschen.
Verbindlichkeiten nebst Zinsen in Kontoform konvx, nach außen gewölbt; Ggs.: konkav.
vex KONK

(K.-Konto) gegenübergestellt werden und der Saldo Konwtschny, Peter, dt. Opernregisseur, * 1945;
(meist halbjährl.) abgerechnet wird. begründete mit seiner neuen szen. Interpretation
Kntrabass, Bassgeige, das tiefste und größte von Opern G. F. Händels eine neue Ära der Händel-
Streichinstrument, meist mit vier Saiten. Pflege (»Rinaldo«, 1987); als Gastregisseur trat er mit
Kntra|indikation die, Gegenanzeige, Umstand (z. B. z. T. heftig umstrittenen Inszenierungen hervor.
Schwangerschaft), der die angezeigte zweckmäßige Knya [-ja], in der Antike Iknion, türk. Stadt in
K

Behandlung einer Krankheit verbietet. Inneranatolien, 439 000 Ew.; Univ.; Nahrungsmittel-
Kntrapunkt der,  Lehre und Kunst, die Stimmen ind., Motorenbau; islam. Pilgerstätte mit dem Kloster
eines mehrstimmigen Musikstücks selbstständig zu der tanzenden Derwische.
führen; bes. die Kunst, zu einer Melodie eine oder Konzentratin die,  Mengenanteil einer Komponen-
mehrere melodisch selbstständige Gegenstimmen zu te in einer Mischphase (Gasgemisch, Lösung,
gestalten (polyphone Mehrstimmigkeit). Ein Mischkristall), ausgedrückt z. B. in Äquivalent-K.,
Hauptmittel ist die melod. Nachahmung. Molalität, Massen-, Mol- oder Volumenprozent.
Kontrst der, in der Optik fotometrisch bewertetes Konzentratinslager, Abk. KZ, Massenlager, v. a. für
Maß für Helligkeits- und Farbunterschiede. Zivilpersonen, das Elemente eines Arbeits-,
Kontrstmittel,  für Röntgenstrahlen undurch- Internierungs- und Kriegsgefangenenlagers sowie
lässige Stoffe (Röntgenkontrastmittel), die auf dem eines Ghettos vereinigt. In totalitären Staaten des
Röntgenbild durch Schattengebung die Darstellung 20. Jh. ein Mittel zur Unterdrückung von »Staats-
KON
KOO
Kontaktgifte:
Amphibien
schützen ihre
dünne, nackte,
feuchte Haut
vor Bakterien-
oder Pilzbefall,
indem sie Gifte
absondern. Bei
den tropischen
Baumsteiger-
fröschen
können diese
tödlich sein und
wurden daher
feinden«, bes. im nat.-soz. Dtl. Hier wurden polit.
et
s Kü ns tler en d
von den India-
M ei ne R ol le al
Gegner, rassisch Verfolgte (bes. Juden), Kriminelle,
es W er ks . nern als Pfeilgift
»Asoziale«, Homosexuelle u. a. inhaftiert. Die
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verwendet. Im
Häftlinge waren unmenschl. Behandlung ausgesetzt,
er Pr ä-
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Hautsekret des
z. T. wurden medizin. Versuche an ihnen durch-
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Dreifarbigen
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geführt; Zwangsarbeit musste bis zur Erschöpfung
se Baumsteigers
Au f d iese Wei
geleistet werden. Die ersten K. wurden 1933 für polit.
Häftlinge errichtet. Seit 1934 unterstanden sie in Z ei tu ng en. m a te-
hat man nun ein
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un ters tric h ic
insgesamt der SS. Bis 1939 bestanden die 3 großen Alkaloid, das
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Lager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen und
er ks un d sc hn it Epibatidin, ge-
25 kleinere Lager. Die Zahl der K. stieg bis 1944 auf 20 rialität des W funden, das die
in d un g zu r
mit 165 »Außenlagern«. In den Vernichtungslagern
(wie Auschwitz, Majdanek u. a. sowie in den Ghettos
ih m je de Verb schmerzlindern-

Ma lerei a b.
de Wirkung von
in Warschau, Lemberg und Riga) wurden Massen- suth
Joseph Ko Morphin etwa
morde an den Juden begangen. Dort und in den K.
um das 200-Fa-
wurden bis 1945 etwa 6 Mio. jüd. und 500 000
che übertrifft.
nichtjüd. Häftlinge getötet. Konzrt das, 1) gehobene musikal. Veranstaltungs-
Leider erwies
form, Musikaufführung. – 2) Musikstück, in dem
Konzptkunst, Konzeptkunst KONK engl. Concept-Art einzelne Stimmen oder Instrumente sowohl es sich für die
[ˈkɔnseptaːt]. Kein Gemälde mehr und keine Plastik, zusammenwirken als auch solistisch hervortreten: Anwendung
aber dennoch Kunst – mit dieser neuen Idee traten Kirchen-, Kammer-, Instrumental-, Chor-, Solo-K., beim Menschen
Mitte der 1960er-Jahre die Vertreter der Konzeptkunst Concerto grosso. – 3) Zusammenspiel mehrerer als zu giftig.
an die Öffentlichkeit. Die (unsichtbare) Idee zu einem Faktoren, Kräfte oder Mächte (in der Politik).
Kunstwerk sei genauso wichtig wie seine sichtbare Konzrtmeister, bis ins 19. Jh. der Leiter, seither der
Ausführung, argumentierten sie und machten die 1. Geiger eines Orchesters.
Besucher zu ›Kollaborateuren‹: Der Betrachter wurde Konzessin die, verwaltungsrechtl. Erlaubnis zur
Konzessin KONK

aufgefordert, das Konzept nachzuvollziehen, selbst zu Ausübung eines Gewerbes oder zum Betrieb gewerbl.
erweitern und dadurch erst das Werk zu vervollständi- Anlagen.
gen. Berühmte Vertreter der Konzeptkunst sind Sol Le Konzl das, Synde, die Versammlung von kirchl.
Witt, John Cage oder Joseph Kosuth, der im »Museum Repräsentanten (v. a. von Bischöfen) zur Beratung
of Modern Art« einen Stuhl, das Foto eines Stuhls und und Entscheidung (gesamt-)kirchl. Angelegenheiten.
einen Lexikonartikel über einen Stuhl ausstellte (»One Eine bes. Bedeutung in der Kirchengesch. haben die
and Three Chairs«). Viele Konzeptkünstler lehnten ersten sieben ökumen. K., deren Teilnehmer die noch
neben der Materialisierung ihres Werks auch die ungeteilte Gesamtkirche repräsentierten und deren
klassische Ausstellungsumgebung von Galerien oder Beschlüsse auch heute von allen großen christl.
Museen ab und mieteten stattdessen etwa Zeitungs- Kirchen anerkannt werden. In der kath. Kirche gelten
seiten oder Plakatwände, um darauf ihre Texte, Ideen 21 K. als ökumenisch; das 2. Vatikan. K. (1962–65)
und Zeichen zu präsentieren. Mit der zunehmenden wird als 21. ökumen. K. gezählt. Der Vorbereitung
Verbreitung des Computers ab den 1980er-Jahren eines orth. Gesamt-K. dienen die seit 1923 statt-
erhielten die Vertreter dieser Kunstrichtung neue findenden panorth. Kongresse und Konferenzen.
Impulse: Auch Software-Programme konnten jetzt als Klhaas, Rem, niederländ. Architekt, * 1944; bed.
verschriftlichte Ideen verstanden und als künst- Vertreter des Dekonstruktivismus; u. a. Niederländ.
lerische Ausdrucksform genutzt werden. Erst durch Tanztheater in Den Haag (1984–88), Botschaft der
den Ausdruck oder die Ausgabe auf einem Monitor Niederlande in Berlin (2003 eröffnet). 499
wird das digitale Konzept zum materiellen Kunstwerk. Kning, Willem de, → De Kooning, Willem.

Kooning K
K Koons
500 Koons [kuːns], Jeff, amerikan. Künstler, * 1955; steht in haftende Toner wird dann elektrostatisch auf das
der Tradition der Pop-Art; seit den 1980er Jahren Papier übertragen.
bekannt durch seine überdimensionalen Repro- Kpten, christl. Nachkommen der alten Ägypter, bes.
duktionen von Objekten aus der Massen- und in den Städten Oberägyptens; sie haben eine eigene
Trivialkultur. Kirche (kopt. Kirche), Schrift, Sprache und Literatur.
Ko|optatin die, Ergänzungswahl zu einer Körper- kptische Kunst, die in altägypt. Überlieferung
schaft durch deren Mitglieder. wurzelnde Kunst der Kopten, die spätantike,
Ko|ordinten,  Größen, die die Lage eines Punkts byzantin., arab. Einflüsse zu eigener Formensprache
oder einer Geraden auf einer Fläche oder im Raum verarbeitete (5. bis 9. Jh.): u. a. kuppelüberwölbte
eindeutig festlegen. In der Ebene wählt man meist die Kirchenbauten, ornamentale Wandmalereien und
Abstände x (Abszisse) und y (Ordinate) des Punkts P Bauplastik, Elfenbeinschnitzereien, Textilkunst.
von 2 senkrecht aufeinanderstehenden Geraden. Zur Kopulatin die, 1)  Begattung, führt häufig zur
Festlegung eines Raumpunkts sind 3 K. notwendig. Verschmelzung der Geschlechtszellen. – 2)
Als sphärische K. (z. B. auf der Erd- oder Himmels- Gartenbau: Veredelung durch Edelreis auf ganzer
kugel) dienen der Abstand vom Nullpunkt und Schnittfläche.
bestimmte Bögen (Winkel) auf Kugelgroßkreisen. Korllenbauten, Inseln und Riffe aus den Kalkgerüs-
Koordinierungsrat der Muslime in Deutsch- ten abgestorbener Korallentierchen, liegen in trop.
land, Abk. KRM, Spitzenverband der vier größten Meeren als Saum- oder Küstenriffe den Küsten an,
islamischen Organisationen in Deutschland, verlaufen nach Senkung des Inselkerns und weiterem
gegründet 2007. Der K. soll dem Staat gegenüber der Wachsen der Korallenstöcke als Wall- oder
zentrale Ansprechpartner für die hier lebenden Barriereriffe in einiger Entfernung von ihnen und
Muslime sein. werden zu Atollen.
Kpelew, Lew Sinowjewitsch, russ. Schriftsteller und Korllenfische, kleine, farbenprächtige Fische, die
Literarhistoriker, * 1912, † 1997; Systemkritiker, zw. Korallenriffen leben.
verließ 1980 die UdSSR, lebte in Dtl.; 1981 Friedens- Korllentiere, Korllen, Blumentiere, Klasse der
preis des Dt. Buchhandels; v. a. autobiograf. Schriften. Hohltiere; meist festsitzend, von Polypengestalt, in
Kopenhgen, dän. København [købənˈhaʊn], Hptst. warmen Meeren. Einzeln lebende, skelettlose K. sind
Dänemarks, 501 700 Ew. (Agglomeration: 1,50 Mio. die Seerosen. Die Stein- oder die Riffkorallen leben in
Ew.); königl. Residenz, Festung und Flottenstütz- Tierstöcken und scheiden ein Kalkskelett aus (Riffe,
punkt; Univ., TH, Konservatorium, Kunstakademie, Atolle). Die Edelkoralle bildet Tierstöcke an Felsen,
Theater; wichtige Handels- und Ind.-Stadt (Eisen-, bes. im Mittelmeer. Aus ihrem roten Kalkskelett
Metall-, Lebensmittelind.); großer Hafen, Reedereien; stellt man Schmuck her.
Schiffbau, königl. Porzellanfabrik (seit 1774/79).
Koprnikus, Coprnicus, Nikolaus, polnisch Koprnik, Korn, das hl. Buch des Islam, nach muslim.
Astronom und Mathematiker, * 1473, † 1543; Glauben dem Propheten Mohammed von Gott wörtl.
Domherr in Frauenburg; stellte das kopernikan. in arab. Sprache geoffenbart; besteht aus 114
Weltsystem auf (→ heliozentrisch), im Ggs. zum Abschnitten (Suren).
damals anerkannten geozentr. System. Korb|blütler, Korbblütengewächse, Komposten,
Kopf, Haupt, birgt in der knöchernen Schutzhülle des Pflanzen, deren Blüten zu Körbchen vereint sind, die
Schädels den wichtigsten Teil des Zentralnerven- eine Einzelblüte vortäuschen. Die einzelne
systems, das Gehirn. Blumenkrone ist röhrenförmig (Röhrenblüten) oder
Kopffüßer, Tintenfische, Tintenschnecken, Klasse zungenförmig (Zungenblüten). Der Kelch bildet meist
meeresbewohnender Weichtiere mit deutlich vom eine Haarkrone.
Rumpf abgesetztem Kopf, hoch entwickelten Augen Kordillren [-lj-] Pl., Hochgebirgsketten im W von
und 8 (Kraken) oder 10 Fangarmen. Bei Gefahr Nord- und Südamerika, über 15 000 km lang. Die K.
stoßen viele K. einen dunklen Farbstoff aus. K. sind von Nordamerika bestehen aus 2 mehrkettigen
u. a. die Kraken und die Zehnarmer (u. a. mit den Gebirgszügen, die gewaltige Hochbecken trennen.
→ Kalmaren und Sepien). I. e. S. das Kettengebirge Cordilleras de los Andes
Kopfschmerz, Cephalg, im Bereich des Hirnschä- (Anden) auf der Westseite Südamerikas mit teilweise
dels lokalisierter Schmerzzustand unterschiedlichs- vulkan. Gipfeln (Aconcagua 6 962 m) und großen
ter Ausprägung und Ursache; wird hervorgerufen Hochebenen (3 400–4 200 m). Die K. sind reich an
z. B. durch Krämpfe der glatten Muskulatur, durch Metallen (Silber, Kupfer, Zinn, Zink, Blei). Die
Giftwirkungen, psych. Belastung, Blutdruck- und Schneegrenze liegt im S bei 1200–1600, in der Mitte
Kreislaufstörungen, Erkrankungen der Hirnhäute, bei 5000–5900, im N bei 4500–4700 m.
Geschwülste und Blutungen im Gehirn. Behandlung Kora, Halbinsel in O-Asien, zw. dem Gelben und dem
je nach Ursache. Eine Sonderform des K. ist die Jap. Meer, von 2 Gebirgsketten durchzogen, im W
→ Migräne. Tiefland. Längster Fluss und Grenze gegen China ist
Kopfstimme, Kopfregister,  → Falsett. der Yalu. Klima: kühlgemäßigt, nur an der S-Küste
Koprgerät, Gerät zur Vervielfältigung von subtropisch. Bev.: Koreaner. – In K. bestanden
Dokumenten und Drucken. Weitgehend durchgesetzt mehrere Reiche, z. T. auch unter chin. Oberhoheit.
haben sich Trocken-K. nach dem Prinzip der 1392–1910 unter der Herrschaft der Chosŏn-(Yi-)
→ Xerographie. Dabei wird das Vorlagenbild auf eine Dynastie. 1592 und 1597 verheerende jap. Invasionen.
Kopiertrommel übertragen, auf die der Toner 1910–45 von Japan annektiert. 1945 Besetzung des
(Farbpulver) aufgebracht wird. Der an den Bildstellen nördl. Teils durch sowjet. und des südl. Teils durch
KOO
amerikan. Truppen. 1948 Teilung K.s in 2 Staaten
(Grenze: 38. Breitengrad). In den 1950 zw. Nord- und
dum). Nach Wiedereinführung der Direktwahl des
Staatspräs. übernahm Roh Tae Woo das Amt
KOR
Süd-K. ausbrechenden Koreakrieg griff die UNO unter (1988–93); ihm folgten als Präs. Kim Young Sam
Führung der USA auf der Seite Süd-K.s ein, Nord-K. (1993–98), Kim Dae Jung (1998–2003), Roh Moo Hyun
unterstützten starke chin. Truppen. Nach langen (2003–07) und Lee Myung Bak (seit 2008).
Verhandlungen wurde am 27. 7. 1953 der Waffenstill- Krfu, griech. Krkyra, 1) nordöstlichste der Ionischen
stand von Panmunjom abgeschlossen. Nach dem Inseln, Griechenland, 592 km 2, 96 500 Ew.; im N
Scheitern von Friedensverhandlungen (1954) wurden gebirgig; Wein, Oliven; Fremdenverkehr. – 2) Hptst.
die Beziehungen zw. Nord- und Süd-K. rigoros der Insel K., 33 600 Ew., Hafen.
abgebrochen; erst seit Anfang der 1970er-Jahre Korinder der, südeurop. krautiges Doldengewächs;
wieder Reg.-Kontakte (1991 Grundlagenvertrag über die Früchtchen werden als Gewürz verwendet.
Aussöhnung). Unter Vermittlung der USA und Kornth, Stadt in Griechenland, auf der Peloponnes,
Chinas 1997 Vereinbarung über Vorbereitung von am Golf von K., der mit dem Saron. Golf durch den
Friedensverhandlungen. 2000 erstes innerkorean. Kanal von K. (6,343 km lang, quert den Isthmus von
Der Koran gilt
Gipfeltreffen, auf dem Schritte zur Familienzusam- K.) verbunden ist. 22 700 Ew.; im Altertum berühmt.
menführung, südkorean. Wirtschaftshilfe und als Den Korinth. Krieg führte K. im Bunde mit Athen, im Islam als ver-
langfristiges Ziel die Wiedervereinigung K.s Theben und Argivern gegen Sparta (395–386 v. Chr.); bindlicher Maß-
vereinbart wurden; der Annäherungsprozess 337 einigte Philipp II. von Mazedonien im Korinth. stab für das pri-
gestaltete sich jedoch – nicht zuletzt durch die Bund Griechenland (außer Sparta) unter seiner vate und
Auseinandersetzungen über die nordkorean. Führung. K. wurde 146 v. Chr. von den Römern gesellschaftli-
Nuklearpolitik – weiterhin schwierig, so fand zwar zerstört, von Caesar 44 v. Chr. wieder besiedelt. che Leben und
2007 ein zweites Gipfeltreffen statt, 2009 erklärte Kork, das oberflächlich liegende, meist braune als Grundlage
Nord-K. jedoch alle polit. und militär. Vereinbarun- Schutzgewebe der pflanzl. Rinde, an Zweigen, des islamischen
gen mit Seoul für nichtig. Stamm, Wurzel, Knollen. Seine Zellwände sind durch Rechts. Die 114
Kora, Nord-K., Volksrep. im N der Halbinsel K., 120 538 einen fettartigen Stoff , das Suberin, schwer
Suren sind je-
km 2, 232,9 Mio. Ew.; Hptst.: Pjöngjang; Amtssprache: durchlässig, daher Schutzmittel gegen Wasserver-
weils thema-
Koreanisch. – Landwirtschaft kollektiviert und stark lust. Die K.-Eiche in Spanien, Unteritalien, N-Afrika
mechanisiert (Reis, Getreide u. a.). Forstwirtschaft, liefert K. zu Verschlusspfropfen, Linoleum usw. tisch abge-
Fischerei.  auf Kohle, Eisen, NE-Metalle. Eisen-, Kormorne Pl., Scharben, Vogelfamilie der Ruderfü- schlossene
Stahl-, Maschinen-, chem., Textil- u. a. Ind.; ßer, ernähren sich von Fischen, die sie durch Tauchen Kapitel und mit
Wasserkraftwerke. Ausfuhr: Textilien, Buntmetalle. (Tauchdauer bis zu 45 Sekunden) erbeuten. Ausnahme der
Haupthandelspartner: China. : Namp'o, Wŏnsan, Korner [ˈkɔːnə], Alexis, brit. Rockmusiker (Gitarre und ersten Sure
Hŭngnam, Ch'ŏngjin; internat. : Pjöngjang. – Am Gesang), * 1928, † 1984; gründete 1961 die Gruppe (»Fatiha«) nach
9. 9. 1948 Gründung der »Demokrat. Volksrep. K.«. »Blues Incorporated«, aus der u. a. die »Rolling dem Prinzip der
Der kommunist. Einparteienstaat (»Partei der Arbeit Stones« hervorgingen. abnehmenden
K.s« als beherrschende Kraft) wurde bis 1994 Körnerkrankheit, Trachm,  ansteckende Länge angeord-
diktator. von Kim Il Sung regiert. Nach dessen Tod Entzündung der Augenbindehaut mit Körnerbildung, net. Die längste
übernahm sein Sohn Kim Jong Il die Macht. Die kann zu narbiger Schrumpfung und unbehandelt
Sure weist 286,
systemat. wirtschaftl. Abschottung des Landes von durch Übergreifen auf die Hornhaut zur Erblindung
die kürzeste 3
der Außenwelt führte Ende der 1990er Jahre zu einer führen; häufigste Ursache für Erblindung.
Hungerkatastrophe. Multilaterale Bemühungen Korntt, 1) das, kleines Trompeteninstrument, meist Verse auf.
(USA, China, Japan, Russland und Südkorea) zur in B, aus dem Posthorn entstanden. – 2) der, früher
Beilegung der seit 1993 andauernden Auseinander- Reiterfähnrich.
setzungen über die nordkorean. Nuklearpolitik
blieben bis 2010 ohne durchschlagenden Erfolg.
Kora, Süd-K., Rep. im S der Halbinsel K., 99 678 km 2,
48,3 Mio. Ew.; Hptst.: Seoul; Amtssprache: Korea-
nisch. Präsidialverfassung. Anbau von Reis, Getreide,
Sojabohnen, Baumwolle; Seidenraupenzucht;
Fischerei.  auf Kohle, Wolfram, Graphit, Kupfer,
Blei, Zink. Ind.: bes. Schiff bau, elektrotechn. Ind.;
Ausfuhr: Schiffe, elektrotechn. und elektron.
Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge. Haupthandelspartner:
China, Japan, USA. : Pusan, Inch'ŏn; wichtigs-
ter internat. : Seoul. – Am 15. 8. 1948
Gründung der »Rep. K.«, deren Staatspräs.
bis zum Rücktritt 1960 Syngman Rhee war;
enge Anlehnung an die USA (1954
Inkrafttreten eines Verteidigungsbünd-
nisses). Das nach der Ermordung von
Staatspräs. Park Chung Hee (1963–79)
fortgeführte autoritäre Reg.-System
wurde nach Unruhen 1987 in wesentl.
Teilen aufgehoben (Verfassungsreferen-

K
K Kornkäfer
502 Kornkäfer, Kornkrebs, braunschwarzer, etwa 4 mm Korps [kɔːr] das, Corps, 1) Gemeinschaft von Personen
langer Rüsselkäfer. Das Weibchen legt die Eier in gleichen Stands (Offiziers-K.). – 2) militär. Großver-
lagerndes Getreide; die Larve frisst das Korninnere; band, bestehend aus mehreren Divisio-
befällt auch geschälten Reis und Nudeln; Schädling. nen. – 3) (schlagende) student. Verbindung.
Kornrade, purpurn blühendes Getreideunkraut; im Korpskel das,  → Teilchen.
giftigen Samen Saponin. Korpuskulrstrahlen,  Teilchenstrahlen, z. B.
Korna die, 1)  Glimmhaut einer Gasentladung;
Korona KORK Neutronen-, Alpha-, Betastrahlen.
K.-Verluste an Höchstspannungsleitungen werden Korrosin die, Zerstörung von Werkstoffen durch
durch Hohl- und Bündelleiter vermindert. – 2)  chem. oder elektrochem. Angriffe von der Oberfläche
äußerste Umhüllung der Sonne, eine weißl. Strahlen- aus. K.-Schutz durch Verwendung sehr reiner
krone, die mit dem Koronographen oder bei vollstän- Werkstoffe, durch bestimmte Legierungszusätze
diger Sonnenfinsternis beobachtet werden kann. oder durch besondere Oberflächenbehandlung (z. B.
Koronrgefäße, Herzkranzgefäße; bei ungenügender Anstreichen mit einer Schutzschicht).
Durchblutung Koronarinsuffizienz. Korruptin die, moralisch verwerfl., auf persönl.
Körper, 1)  1) Gegenstand der höheren Algebra; 2) in Gewinn gerichtetes Handeln, das je nach Verbreitung
der Geometrie ein von Flächen begrenzter Raumteil; und Duldung einen Verfall des gesellschaftl. Lebens
regelmäßige K. (platon. K.) werden von deckungs- bewirken kann. Kennzeichnend ist ein für die
gleichen regelmäßigen Vielecken begrenzt: Beteiligten vorteilhafter, heimlich und unter
Tetraeder, Würfel (Hexaeder), Oktaeder, Dodekaeder, Missbrauch einer Macht- oder Vertrauensstellung
Ikosaeder. – 2)  Materiemenge mit beständiger vereinbarter Tausch von materiellen oder immate-
(starrer K.) oder veränderl. Gestalt. riellen Leistungen, der gegen Gesetze u. a. Normen
Körperschaft, Korporatin, mit den Rechten einer verstößt. (→ Bestechung)
jurist. Person ausgestattete Vereinigung mehrerer Krschunow, Irina, dt. Schriftstellerin, * 1925;
Personen zu gemeinsamem Zweck, z. B. Vereine. Kinder-, Jugendbücher, Romane, Fernsehfilme.
Körperschaftsteuer, spezielle Einkommensteuer Krsika, frz. La Corse [laˈkɔrs], frz. Insel im Mittelmeer,
für jurist. Personen (z. B. Kapitalgesellschaften); seit 8680 km 2, 266 000 Ew. (Korsen); Hptst.: Ajaccio.
2001 gilt ein einheitl. Steuersatz von 25 % für Gebirgsland (bis 2710 m) mit Viehzucht; in den
einbehaltene und ausgeschüttete Gewinne. Küstenebenen Wein-, Obst-, Gemüseanbau.
Fremdenverkehr. – Im Altertum unter karthag., seit
Körpertemperatur, die Temperatur im 238 v. Chr. unter röm. Herrschaft. Seit 1300 von
bzw. am Körper bei Mensch und Tier. Die K. ist bei Genua beherrscht; 1768 an Frankreich verkauft. Seit
den wechselwarmen Tieren von der Umgebungstem- 1982 Autonomie (1992 erweitert). – Heimat
peratur abhängig. Bei den Warmblütern hat sie eine Napoleons I.
komplizierte räuml. Verteilung, die außerdem period. Krtner, Fritz, österr. Schauspieler und Regisseur,
Tagesschwankungen unterliegt, mit einem * 1892, † 1980; bedeutende Inszenierungen.
annähernd gleich warmen Körperkern (das Innere Kornd der, sehr hartes Tonerdemineral. K. sind u. a.
des Rumpfes und Kopfes), in dessen Bereich die Saphir, Rubin, Schmirgel.
Kerntemperatur herrscht. Beim Menschen liegt die Ks, ital. Co, türk. İstanköy [isˈtankœ], griech. Insel
höchste Normaltemperatur bei Messung in der des Dodekanes, im Ägäischen Meer, 290 km 2,
Achselhöhle (axillar) bei 36,9 °C und im Mastdarm 20 400 Ew.; antikes Asklepiosheiligtum.
(rektal) bei 37,4 °C. Die K. liegt bei den meisten Kosken, seit dem 15. Jh. freie, krieger. Gemeinschaften
Kosaken KOSK

Säugetieren zw. 36 und 39 °C, bei den Vögeln zw. 40 in der Ukraine, in SO-Russland (Don-K.) und Sibirien,
und 43 °C. bildeten einst Heere unter eigenen Feldherren
(Ataman), später bes. russ. Reiterregimenter.
Gefühlter Temperaturunterschied kscher, kscher, nach den jüd. Speisegesetzen zum
Zunächst mag es verwunderlich erscheinen, dass man Genuss erlaubt (»rein«); Ggs.: treife.
22 °C Lufttemperatur als angenehm empfindet, bei Kościuszko [kɔɕˈtɕuʃkɔ], Tadeusz, poln. Feldherr,
gleicher Temperatur im Wasser allerdings schnell * 1746, † 1817; 1794 Anführer im letzten Aufstand
anfängt zu frösteln. Das Gefühl zu frieren entsteht gegen die poln. Teilungen.
immer dann, wenn der Körper aufgrund einer Ksekans der, → Winkelfunktionen.
geringeren Umgebungstemperatur Wärme abgibt. Da Košice [ˈkɔʃitsɛ], dt. Kschau, bedeutendste Stadt in der
Luft kein guter Wärmeleiter ist und den Wärmeabfluss östl. Slowakei, 234 000 Ew.; Univ., TU; kath.
bremst, ist das Temperaturgefälle von 37 °C Körper- Erzbischofssitz; got. Dom; Maschinen-, Stahl-,
und 22 °C Lufttemperatur nur wenig spürbar. Bei Lebensmittelindustrie. K. war im MA eine dt. Stadt.
einem Sprung ins Wasser sieht das ganz anders aus: Ksinus der, → Winkelfunktionen.
Wasser verursacht einen schnellen Wärmeabfluss, der ksmische Strahlung, Höhenstrahlung, ltrastrah-
kosmische StrahlungKOSK

Temperaturunterschied ist sofort deutlich spürbar. lung, sehr energiereiche Teilchenstrahlung (bis 1020 eV)
aus dem Weltraum, die auf die Erdatmosphäre trifft
(primäre k. S.) und nach mannigfachen Umwand-
Körperverletzung,  widerrechtl. Verletzung der lungen in der Lufthülle (sekundäre k. S.) noch in der
körperl. Unversehrtheit eines Menschen; nach festen Erdrinde und im Meer nachweisbar ist.
§§ 223 ff. StGB mit Geld- oder Freiheitsstrafe bedroht. Kosmolog die, Lehre vom → Weltall als Ganzem, bes.
Korporl der, ein Unteroffiziersdienstgrad (nicht im
Korporal KORK die Entstehung (Kosmogonie) und Entwicklung
dt. Heer). sowie Alter, Ausdehnung und Struktur des Weltalls.
KOR
Kosmont der, russ. Bezeichnung für Raumfahrer.
Ksmos der, Weltordnung, Weltall.
Gemein-K. Ferner werden unterschieden: fixe K.
(unabhängig vom Beschäftigungsgrad) und variable
KRA
Ksovo, alban. Kosvë, Staat in SO-Europa, Unabhän- K., die sich je nach Beschäftigungsgrad ändern.
gigkeitserklärung im Feb. 2008, davor Provinz Kstritz, Bad K., Stadt in Thür., an der Weißen Elster,
innerhalb der Rep. Serbien; die Staatsbildung ist 4000 Ew.; ehem. Fürstl.-Reußisches Schloss (1704
international umstritten; 10 877 km 2, 2,1 Mio. Ew.; vollendet); Kurort (Solbad); Schwarzbierbrauerei.
Hptst.: Priština. – Das K. ist ein fast allseitig von Kostrzyn [ˈkɔstʃin], dt. Küstrn, Stadt in der poln.
Gebirgen umgebenes Gebiet mit den Beckenland- Wwschaft Lebus, an der Mündung der Warthe in die
schaften Amselfeld und Metohija; Kontinentalklima Oder, 17 700 Ew.; Leichtind.; Eisenbahnknoten, . –
mit mediterranen Zügen. Die Bevölkerung besteht K., erstmals 1232 erwähnt, war mehrfach als Festung
meist aus Albanern, sonst Serben, Bosniaken und ausgebaut. Am dt. Oderufer der ehem. Stadtteil
Gorancen, aber auch Roma und Türken; mehrheitlich Kietz, heute Ortsteil der Gemeinde Küstriner Vorland,
sunnit. Muslime. – In der Landwirtschaft Anbau von Bbg.
Getreide; Obst- und Weinbau; Schafzucht in den Koštunica [kɔʃˈtunitsa], Vojislav, serb. Politiker, * 1944;
Bergen. Industrie gibt es v. a. in den Städten Priština, Jurist; Präs. Jugoslawiens 2000–03; seit 2004
Kosovska Mitrovica und Uroševac. Min.-Präs. Serbiens.
Geschichte. Im 14. Jh. Kerngebiet des serb. Groß- K.-o.-System,  Austragungsweise bei sportl.
reiches, nach der Schlacht auf dem Amselfeld (1389) Wettbewerben mit mehreren Mannschaften oder
den Türken bis 1459 tributpflichtig, dann bis 1912 Spielern, bei der die Verlierer eines Durchgangs aus
Teil des Osman. Reiches, 1913 trotz alban. Bev.-Mehr- dem Wettbewerb ausscheiden.
heit unter Serbien und Montenegro aufgeteilt, ab Koszalin [kɔˈʃalin], dt. Kösln, Stadt in der poln.
1918 ganz zu Serbien, ab 1945/46 autonomes Gebiet, Wwschaft Westpommern, 107 000 Ew.; Bischofssitz;
ab 1963 autonome Prov. Nach 1981 Spannungen zw. elektrotechn. Ind., Maschinenbau.
Albanern und serb. Minderheit; 1990 Aufhebung der Ktangens der, → Winkelfunktionen.
Autonomie (neue serb. Verf.). Kern des K.-Konflikts Kot der, (im traditionellen China, bis ins 20. Jh.) tiefe
blieb die Statusfrage (serb. Anspruch auf das Verbeugung vor hochgestellten Personen und bei
Amselfeld, Streben der K.-Albaner nach Eigenstaat- kult. Handlungen.
lichkeit); ab Mai/Juni 1998 Eskalation (Kämpfe zw. Kthen (nh.), Krst. in Sa.-Anh., 30 000 Ew.;
serb. Armee/Sonderpolizei und UÇK). März bis Juni Fachhochschule; Kranbau. – 1603–1847 Residenz der
1999 Luftangriffe der NATO; in der Folge Massenver- Linie Anhalt-Köthen (Renaissanceschloss).
treibungen bzw. -flucht von K.-Albanern. Juni 1999 Ktor, ital. Cttaro, Hafenstadt in Montenegro,
»G8-Plan« und UN-Resolution, danach Abzug der 5600 Ew.; bed. Baudenkmäler; Fremdenverkehr. Die
serb. Truppen, Stationierung der → KFOR, Umwand- Bucht und Region von K. sind Weltkulturerbe. K.
lung der UÇK in ein ziviles Schutzkorps (TMK), gehörte 1797–1805 und 1814–1919 zu Österreich.
Einrichtung einer UN-Übergangsverw. (Unmik); Ktzebue [-bu], August v., dt. Schriftsteller, * 1761,
dennoch Vertreibung von 240 000 Serben und Roma. † 1819; von dem Burschenschafter K. L. Sand
2001 freie Parlamentswahlen, 2002 Wahl von I. erdolcht, weil er als Spitzel der russ. Reg. galt.
Rugova zum Präs. der Rep. 2004 schwere Ausschrei- Lustspiele (»Die dt. Kleinstädter«, 1803) und
tungen gegen die serb. Bev., im selben Jahr erneut Rührstücke.
Parlamentswahlen. 2006 wurde Fatmir Sejdiu neuer Kourou [kuˈru], frz. (und europ.) Raumfahrtzentrum an
Präs. 2007 Vorschlag zur Lösung der Statusfrage der Küste von Frz.-Guayana.
durch den UN-Sonderbeauftragten M. Ahtisaari Kowloon [kaʊˈluːn], amtl. chin. Jiulong [dʒju-],
(internat. überwachte Souveränität; Sonderrechte Halbinsel und Stadt, gehört zu → Hongkong.
für die serb. Minderheit), im selben Jahr Sieg der aus KP, Abk. für Kommunistische Partei.
der Rebellenbewegung UÇK hervorgegangenen Krabben, Zehnfußkrebse, mit kurzem Hinterleib;
Demokr. Partei (PDK) bei den Parlamentswahlen, meist Meeresbewohner; sie laufen vielfach seitwärts.
Bildung einer Regierung der Großen Koalition von Arten: Taschenkrebs, essbar, und Gemeine Strand-K.,
PDK und der Demokratischen Liga K.s (LDK) mit in der Nordsee; Jap. Riesen-K., größter Krebs;
Hashim Thaçi (PDK)als Regierungschef; 2008 Wollhandkrabbe.
einseitige Proklamation der staatl. Unabhängigkeit Krfft, Krft, Adam, dt. Bildhauer, * um 1460,
von Serbien. † 1508/1509; Meister der dt. Spätgotik.
Kossuth [ˈkoʃuːt], Lajos, ungar. Politiker, * 1802, † 1894; Kraft, Hannelore, dt. Politikerin (SPD), * 1961;
war 1848/49 Führer des ungar. Unabhängigkeits- Wirtschaftswissenschaftlerin; in NRW 2001/02 Min.
kampfes gegen das habsburg. Österreich. für Bundes- und Europaangelegenheiten und
Kosten,  Gesamtheit der Werte, die für die 2002–05 für Wissenschaft und Forschung, 2006–10
Beschaffung oder Herstellung eines wirtschaftl. Vors. der SPD-Fraktion im Landtag, seit 2007
Gutes aufgewendet werden; betriebswirtschaftl. der SPD-Landesvorsitzende, seit 2010 Min.-Präs.
gesamte Verbrauch an Sachgütern, Dienstleistungen Kraft,  gerichtete physikal. Größe (Vektor), Ursache
u. a. (Löhnen und Gehältern, Rohstoffen, Abschrei- für Formänderungen oder die Änderung des
bungen, Zinsen, Steuern), der notwendig ist, um eine Bewegungszustands eines Körpers, bestimmt durch
wirtschaftl. Leistung hervorzubringen. Die das Produkt aus Masse und Beschleunigung
betrieblich entstehenden K. gliedern sich in direkte (→ Newton’sche Axiome). Si-Einheit: Newton (N).
oder Einzel-K. (unmittelbar auf das einzelne Zwei oder mehrere K., die in einem Punkt angreifen, 503
Werkstück anzurechnen) und indirekte oder können zu einer resultierenden K. vereinigt werden.

Kraft K
K Kraftfahrt-Bundesamt
504 Ihre Größe und Richtung ist durch die Diagonale ist die Vierradbremse als Innenbacken- oder
eines Parallelogramms bestimmt, dessen Seiten die Scheibenbremse. – Der Aufbau (Karosserie) nimmt
gegebenen K. bilden (K.-Parallelogramm). die Fahrgäste oder Waren auf. Geschlossene Pkw
Kraftfahrt-Bundesamt, Abk. KBA, Bundesoberbe- heißen Limousinen, die mit Rolldach Cabriolimou-
hörde für den Straßenverkehr, gegr. 1951, Sitz: sinen, mit zurückklappbarem Verdeck Cabriolets,
Flensburg (→ Verkehrszentralregister). mit abnehmbarem Verdeck Hardtop. Der Motor
Kraftfahrzeug, Abk. Kfz, durch Maschinenkraft wird auch im Heck oder unter Flur eingebaut.
angetriebenes Straßenfahrzeug, das nicht an Kraft-Wärme-Kopplung, Abk. KWK, Kopplung von
Schienen gebunden ist: Kraftwagen, Kraftrad, Elektrizitätserzeugung und Abwärmenutzung (zu
Zugmaschine. Zulassung und Betrieb der K. Fernheizungszwecken) bei modernen Kraftwerken.
unterliegen gesetzl. Vorschriften (Straßenverkehrs- Der Ausbau der KWK gilt heute als eine der wesentl.
und Straßenverkehrszulassungs-Ordnung). Die Optionen für den Klimaschutz und bildet eine der
Zulassung erfolgt durch Erteilung der Betriebs- Hauptsäulen des nat. Klimaschutzprogramms.
erlaubnis und des amtl. Kennzeichens durch die Kraftwerk, Anlage zur Erzeugung von Elektrizität
zuständige Verw.-Behörde. Für das K. ist eine durch Energieumwandlung. Nach Energieträgern
Haftpflichtversicherung abzuschließen. und Umwandlungsart unterscheidet man Wärme-K.
Kraftfahrzeugsteuer, den Ländern zufließende (Dampf-K., Kern-K., Diesel-K., Gasturbinen-K.),
Steuer auf das Halten von Kfz oder Kfz-Anhängern Wasser-K., Sonnen-K., Wind-K., Gezeiten-K.,
zum Verkehr auf öffentl. Straßen (ohne Rücksicht auf Erdwärme-K., Brennstoffzellen-K.; nach der Art bzw.
die tatsächl. Benutzung). Bemessungsgrundlage: Dauer des Einsatzes Grundlast-K., Speicher-K.,
Hubraum, Schadstoffausstoß, Antriebsart. Spitzen-K. Die wichtigsten primären Energieträger
Kraftrad, meist durch Viertakt-Ottomotor angetriebe- sind Kohle und Wasserkraft; der Anteil von Erdöl und
nes Einspurfahrzeug, auch mit Beiwagen. Zu den K. Erdgas nimmt zu, während derjenige der Kernener-
zählen Motorräder, Leicht-K., Klein-K., Fahrräder gie stagniert (umstrittene Einschätzung des
mit Hilfsmotor, Mofas, Leichtmofas und Motorroller. Gefahrenpotenzials, ungelöste Probleme der sicheren
Kraftstoffe, meist flüssige oder gasförmige Brenn- Endlagerung radioaktiver Abfälle). 2001 wurde in
stoffe, deren chemisch gebundene Energie mittelbar Dtl. die geordnete Beendigung der Kernenergienut-
in mechan. Arbeit umgesetzt werden soll; z. B. zung beschlossen (Atomausstieg). Der Hauptanteil
Otto-K. (Benzin), Diesel-K. (Gasöle), Turbinen-K. von Elektroenergie wird in Groß-K. erzeugt, die bei
(Kerosin). Bio-K. sind Bioalkohol und Biodiesel. kontinuierl. Abgabe von Energie als Grundlast-K.
betrieben werden. Belastungsspitzen werden von
Kraftwagen, Automobl, kurz to, von Spitzen-K. übernommen.
Verbrennungs- oder Elektromotoren angetriebene
Fahrzeuge. Drehzahl und Leistung werden bei den Krähen, schwarze, relativ große Rabenvögel, die
Verbrennungsmotoren durch Betätigen des Gas- in Mitteleuropa mit folgenden Arten vertreten sind:
pedals, das die Zuführung des Kraftstoff-Luft-Ge- Raben-K., schwarz, westl. der Elbe; Nebel-K.,
mischs zum Motor steuert, geregelt. Vom Motor wird grauschwarz, östl. der Elbe bis Asien; Saat-K.,
die Kraft über Ausrückkupplung, Wechselgetriebe, blauschwarz, sehr häufig, frisst Getreidekörner und
Gelenkwelle, Ausgleichsgetriebe auf die Antriebs- Ackerschädlinge.
räder übertragen. Vorherrschend ist der Vorderrad-
antrieb, daneben gibt es Hinterradantrieb und (für Intelligenzbestien
Gelände-K.) Allradantrieb. Die Ausrückkupplung Heisere Stimmen, düsteres Aussehen – als Unglücks-
ermöglicht ruckfreies Anfahren und Schalten des vögel sind sie oft verschrien. Doch die Krähen verfügen
Getriebes. Dieses soll durch Änderung der Über- über herausragende kognitive Fähigkeiten und über
setzungsverhältnisse das Drehmoment des Motors ein ebenso ausgeprägtes Sozialverhalten wie
den wechselnden Fahrwiderständen (Anfahren, Schimpansen. Um an Futter zu kommen, benutzen sie
Beschleunigen, Steigen) anpassen und Rückwärts- nicht nur Werkzeuge, sie stellen sie sogar her. Krähen
fahrt ermöglichen. Neben Handschaltgetrieben können vorausschauend planen und strategisch
werden automat. Getriebe gebaut, die die Überset- handeln, sie täuschen, tricksen, spielen und necken
zung selbsttätig den auftretenden Fahrwiderständen und haben sich perfekt an die Menschenwelt
anpassen. – Das Fahrgestell (eigener Rahmen oder angepasst. So lassen sie Nüsse direkt vor Ampeln
selbsttragender Aufbau) trägt Motor, Kraftüber- fallen, um sie von den anfahrenden Autos knacken zu
tragung, Achsen oder Radaufhängung, Federung, lassen. Was Forscher heute mit zahlreichen Experi-
Räder mit Bereifung, Bremsen und Lenkung. Die menten mit Rabenvögeln nachweisen, wussten die
Federung soll Fahrbahnstöße auffangen. Starrachsen Germanen schon vor Urzeiten, schließlich waren in der
sind bei Lkw und Omnibussen üblich. Für Pkw nordischen Mythologie die Raben Hugin und Munin
werden für die Hinterachse Starrachsen oder Einzel- Berater von Wotan höchstpersönlich.
radaufhängung eingesetzt, vorn fast ausschließlich
die Einzelradaufhängung. Zur Lenkung werden
durch Drehen des Lenkrads über Lenkgetriebe und Krjina, serb. Name für das seit dem 16. Jh. (Militär-
Krajina KRAK

Lenktrapez die auf den Achsschenkeln gelagerten grenze) von Serben westl. der Save besiedelte Gebiet
Vorderräder um den Lenkzapfen geschwenkt. Jeder im S Kroatiens, entlang der Grenze zu Bosnien und
K. muss 2 voneinander unabhängige Bremsen haben, Herzegowina; Hauptort: Knin. – 1990/91 Sezession der
von denen eine feststellbar sein muss. Gebräuchl. K.-Serben (bis 1995 Bev.-Mehrheit; 1991 Proklamation
KRA
einer Rep. Serb. K., Abk. RSK) und blutiger Bürger-
krieg; 1995 kroat. Wiedereroberung der K. und der
Graue K. fliegt im Herbst in sein Winterquartier nach
Afrika, der etwa 0,7 m hohe Jungfern-K. lebt v. a. in
KRE
meisten in der RSK zusammengeschlossenen Gebiete, den Steppen Russlands und Asiens, der bis 1,5 m hohe
Massenflucht von K.-Serben; ab 1996 Wiedereinglie- Saurus-K. in Indien.
derung der K. in den kroat. Staat. Krankenversicherung, 1) sozile K., als Teil der
Krkatau, vulkan. Insel in der Sundastraße, Sozialversicherung Pflichtversicherung für
Indonesien (gewaltige Explosion des Vulkans 1883, Angestellte und Arbeiter (bis zu einem Jahresarbeits-
letzter Ausbruch 2009). verdienst in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze der
Krkau, poln. Krków [-kuf], Hptst. der poln. Wwschaft gesetzl. Rentenversicherung), Auszubildende,
Kleinpolen, an der oberen Weichsel, 758 000 Ew.; Rentner, Arbeitslose u. a. Die soziale K. erbringt
kath. Erzbischofssitz, neben Warschau kulturelles Leistungen zur Verhütung und Früherkennung von
Zentrum (u. a. Museen) Polens; Altstadt, u. a. mit Krankheiten sowie zur Behandlung bei Krankheit,
Altem Markt und got. Marienkirche (Altar von Veit Krankengeld und Mutterschaftshilfe. Rechtsgrund-
Stoß), gehört zum Weltkulturerbe; Schloss mit lage: Sozialgesetzbuch V. – 2) privte K., beruht auf
Kathedrale (Krönungsort und Grabstätte der poln. freiwilliger Grundlage.
Könige); Univ. (1364 gegr.), TU, mehrere Akademien; Krasnojrsk, Stadt in O-Sibirien, Russland, am
Metall-, Maschinenbau-, elektrotechn., pharmazeut., Jenissei und der Transsibir. Eisenbahn, 912 000 Ew.;
Textil-, Lebensmittelind., Eisenhütte im Stadtteil Univ., Hochschulen; vielseitige Ind.; internat. .
Nowa Huta; Fremdenverkehr. – K., im 13. Jh. als dt. Krter der, 1) altgriech. zweihenkliges Gefäß zum
Stadt angelegt, war 1320–1550 poln. Hptst., bis 1609 Mischen des Weins. – 2) kesselförmige Öffnung der
Residenz, kam 1795 an Österreich, wurde 1815 Vulkane.
Freistaat, 1846 österreichisch, 1918 polnisch. Krätze, Skbi|es, durch die Krätzmilbe hervorgerufene
Krken, achtarmige Tintenfische (→ Kopffüßer). Hautkrankheit. Die Milben graben sich zur Eiablage
Krakwiak der, poln. Nationaltanz im 2⁄4-Takt mit in die Haut ein (Milbengänge). Starker Juckreiz führt
Synkopenrhythmus. durch Kratzen zu einer Sekundärinfektion.
Kramer [ˈkreɪmə], Stanley E., amerikan. Filmproduzent Behandlung: Milben abtötende Mittel.
und -regisseur, * 1913, † 2001; drehte v. a. polit. und Kraulschwimmen, schnellste Schwimmart; im
zeitkrit. Filme wie »Flucht in Ketten« (1958), »Das Hand-über-Hand-Stil mit pendelartigem Beinschlag.
Urteil von Nürnberg« (1961). Krs, Karl, österr. Schriftsteller, * 1874, † 1936;
Krmnik, Wladimir, russ. Schachspieler, * 1975; seit scharfzüngiger Zeitkritiker (v. a. durch seine
November 2000 nach Sieg gegen G. Kasparow Zeitschrift »Die Fackel«, 1899–1936).
Braingame-(ehemals PCA-)Weltmeister, seit Okt.
2006 nach Sieg über W. Topalow Weltmeister aller Kreativitt, schöpfer. Vermögen im Handeln
Klassen (2007 von V. Anand abgelöst). und Denken, das Neuartigkeit oder Originalität mit
Krampf, Spsmus,  unwillkürl., starke Muskelzusam-
Krampf KRAK einem Bezug zur Lösung (z. B. menschl., sozialpolit.,
menziehung, die mit Schmerzen einhergeht, z. B. der techn. Probleme) verbindet.
Muskel-K. Krämpfe innerer, mit glatter Muskulatur
darin,
ei t liegt nich t
Di e Sc hw ierigk
versorgter Hohlorgane werden als Koliken bezeichnet.
nder n
n zu fi nden, so
Krampf|adern, Varzen, krankhaft erweiterte Venen
(Blutadern), am häufigsten an den Unterschenkeln d ie neuen Idee .
n lo sz uwerden
darin, d ie al te
und am After (→ Hämorrhoiden).
ynes
Kran der, Maschine zum Heben, Senken, Versetzen von Joh n Maynard Ke
Lasten, z. B. als Lauf-, Dreh-, Kipp-, Portal-,
Derrick-K., Verladebrücke. Krebs, 1)  → Krebse. – 2) lat. Cncer,  zum Tierkreis
Kraniche, große, hochbeinige Vögel, mit langem Hals, gehörendes Sternbild des Nordhimmels, Zeichen
kleinem Kopf und spitzem Schnabel; Sumpf- und ♋. – 3)  durch Wucherungen gekennzeichnete
Steppenbewohner. Der einheim., etwa 1,2 m hohe Pflanzenkrankheiten. – 4)  Karzinm, ein von
epithelialen Zellen der Haut, Schleimhaut und der
Organe oder vom mesenchymalen Stütz- und

KR AFT WAG EN Bindegewebe ausgehender bösartiger Tumor. Der


Primärherd von jungen, sich ständig vermehrenden
E D ER
MEILENSTEIN NIK
AUTOMOBILTECH
(Frankreich)
Louis Bonneville
Automatikgetrieb
e he (Österreich)
1900 Ferdinand Porsc
Hybridantrieb k La nc he ste r (Großbritannien)
1900 Frederic
Scheibenbremse (Fr an kreich)
1902 Gustave Liebau
Sicherheitsgurt La til (Fr an kre ich)
1903 Georges
Allradantrieb (D eu tsc hland)
1926 Walter Linderer
Airbag ys ler (U SA )
1951 ren GM/Chr
1973 Abgaskatalysato Honda (Japan) 505
1981 Navigationssystem Bosch (Deutschla
nd)
m (ABS) )
Anti- Blockier-Syste Benz (Deutschland
Bosch/Mercedes
1982
1995 Elektronische
mm (ES
s St
P)
ab ilitäts - Krebs K
progra
K Krebse
506 Zellen breitet sich in die Umgebung aus. Einzelne der Kreide, 1) erdiger weißer Kalkstein, dient zum
wuchernden Zellen können sich aus dem Verband Polieren, als Farbe, in der keram. Ind. Rote K. ist
lösen und mit dem Lymph- und Blutstrom in Rötel. Schreib-K. besteht meist aus Gips. – 2) 
entfernte Körperteile gelangen, wo sie Tochter- jüngste Formation des Mesozoikums.
geschwülste (Metastasen) bilden. Bei seinem Kreis, 1) in Dtl. Gebietskörperschaft und Gemeindever-
Wachstum zerstört der K. benachbarte Organe oder band mit Selbstverw. (Land-K.); die größeren Städte
verschließt Hohlräume wie Speiseröhre, Magen und bilden davon unabhängige Stadt-K., in vielen
Darm und ruft so die verschiedensten Krankheits- Ländern ist der Land-K. zugleich staatl. Verw.-Bez.
erscheinungen hervor. Die Ursachen der K.-Bildung Organe sind der K.-Tag (Beschlussorgan), der
sind vielfältig und noch nicht völlig geklärt. Lang K.-Ausschuss (Verw.-Organ) und der Hauptverwal-
dauernde physikal., chem. oder entzündl. Reize sind tungsbeamte (Landrat). – 2)  geschlossene ebene
wesentlich, so versch. Strahlen, krebserregende Kurve, deren Punkte alle den gleichen Abstand r
(karzinogene) Stoffe, Entzündungen oder Verlet- (Radius) von einem festen Punkt M (Mittelpunkt)
zungen, die das Gewebe zu vermehrter Zellteilung haben. Eine den K. schneidende Gerade heißt
anregen; auch Erbanlagenkombinationen sowie das Sekante, ihr Stück innerhalb des K. Sehne. Eine
Alter begünstigen die Entstehung von Krebs. Sehne durch M heißt Durchmesser. Berührt eine
Krebse, Krustentiere, Klasse der Gliederfüßer mit Gerade den K., so nennt man sie Tangente. Die Länge
Kiemen, meist 2 Paar Fühlern, zweiästigen der K.-Linie (Umfang) ist U = 2π r, der Flächeninhalt
Spaltfüßen; sie haben einen Panzer aus Chitin mit des K. ist A = π r 2 (→ Pi).
Kalkeinlagerung. Kopf und Brust sind meist zu Krsauer Kreis, Gruppe der dt. Widerstands-
einem Kopfbruststück vereinigt. Die Augen, meist bewegung gegen Hitler. Mittelpunkt war Graf
Facettenaugen, sitzen vielfach auf Stielen. Die H. J. v. Moltke, Gutsherr in Kreisau (Schlesien);
meisten K. sind Meeresbewohner. Niedere K.: z. B. er wurde im Jan. 1944, die anderen Mitglieder
Rankenfüßer, Ruderfuß-K., Wasserflöhe. Höhere K.: nach dem 20. 7. 1944 verhaftet. Hingerichtet
Zehnfüßer wie Fluss-K., Hummer, Krabben. wurden Moltke, Yorck v. Wartenburg, A. Delp,
Kredt der, 1) Buchführung: die Habenseite eines
Kredit KREK T. Haubach, J. Leber, A. Reichwein, ferner die
Kontos. – 2) zeitlich begrenzte Überlassung von Geld dem K. K. nahestehenden A. v. Trott zu Solz und
und Sachwerten gegen Entgelt zw. einem K.-Geber H. B. v. Haeften.
(Gläubiger) und einem K.-Nehmer (Schuldner), wobei Kreisel,  in einem Punkt festgehaltener, sich
Kreisel KREK

der Gläubiger auf die künftige Zahlungsfähigkeit und drehender, i. e. S. rotationssymmetr. Körper. Seine
-willigkeit des Schuldners vertraut. Grundlage des Eigenschaft, bei freier Beweglichkeit die Stellung
K.-Geschäfts ist der K.-Vertrag mit Vereinbarungen seiner Drehimpulsachse zu erhalten, wird zum
über Zins u. a. K.-Kosten, Laufzeit, Tilgung. – Volks- Stabilisieren bei Bewegungen verwendet (Schiffs-K.
wirtschaftl. Bedeutung: Durch den K. wird Kaufkraft zum Dämpfen des Schlingerns; K.-Kompass
den Stellen zugeleitet, die verfügbare Mittel möglichst → Kompass).
Einer der ältes- produktiv (z. B. für Investitionen) verwenden. Im Kreiskolbenmotor, Verbrennungsmotor, dessen
Kreiskolbenmotor KREK

ten und ein- Rahmen der K.-Politik versuchen die Zentralbanken, dreieckförmiger Kolben in einem ovalen Gehäuse
drucksvollsten den Geld- und K.-Umlauf zu regulieren, z. B. über auf einer Kreisbahn, sich gleichzeitig drehend,
Kreml befindet Veränderungen der Bankenliquidität und der Zinsen umläuft. Der Kolben bildet mit der Gehäusewan-
sich in der nord- K.-Angebot und -Nachfrage zu beeinflussen. dung 3 Kammern mit sich ständig änderndem
russischen Kredtanstalt für Wiederaufbau, Abk. KfW, Volumen, z. B. beim Wankelmotor. Vorläufer war der
Stadt Pskow. öffentlich-rechtl., von Bund und Ländern getragene Drehkolbenmotor.
Die riesige An- Spezialbank; gegr. 1948; Sitz: Frankfurt am Main.
Aufgaben: Förderung der dt. Wirtschaft durch
lage ist der his-
zinsgünstige Investitionskredite, Zuschüsse und
torische Mittel-
Bürgschaften, Exportkredite sowie Kredite für
punkt der Stadt Entwicklungshilfe. 2003 erfolgte die Fusion mit der
und ein Denk- Deutschen Ausgleichsbank zur KfW-Bankengruppe.
mal mittelalterli- Kredtkarte, Ausweiskarte, die den Inhaber berechtigt,
cher Verteidi- Güter von Vertragsunternehmen bargeldlos (durch
gungsarchitektur Unterschrift) zu begleichen; die Rechnung wird durch
in Russland. die K.-Organisation bezahlt, die vom K.-Inhaber
Überragt wird Zahlung verlangt. Von Handels- und Dienstleistungs-
das Gebäudeen- unternehmen herausgegebene Kundenkarten sind v. a.
semble von der innerhalb des Filialnetzes einsetzbar.
Dreifaltigkeits- Krfeld, Stadt in NRW, in der Niederrhein. Bucht,
240 600 Ew.; Fachhochschule Niederrhein, Textilfor-
Kathedrale. Zwei
schungszentrum, Seiden-, Samtweberei, -färberei
Türme des
und -appretur; Maschinen-, Waggonfabrik,
Kreml wurden Edelstahlwerk, chem. Ind.; kath. Pfarrkirche St.
Ende April 2010 Dionysios (18. Jh.), Burg Linn (12./15. Jh.); im Stadtteil
bei einem Brand Uerdingen Rheinbrücke sowie Rheinhafen. – K.
schwer beschä- wurde 1105 erstmals urkundlich erwähnt, 1373 zur
digt. Stadt ernannt.
KRE
Krsky [-ki], Bruno, österr. Politiker (SPÖ), * 1911,
† 1990; 1959–66 Außenmin., 1970–83 Bundeskanzler.
meist weiß blühend: Garten-K. vom östl. Mittelmeer,
Salatkraut; Brunnen-K. in Bächen, vielfach gezüchtet.
KRE
Kreislaufstörungen, nervöse Störungen des Krta, neugriech. Krti, größte griech. Insel, im östl.
Herz-Kreislauf-Systems mit schwankendem, meist Mittelmeer, 8261 km 2, 594 000 Ew.; gebirgig,
erniedrigtem Blutdruck. Neigung zu Schwindel- Wein- und Olivenbau; Fremdenverkehr; Städte:
anfällen, Ohnmachten, Herzbeschwerden. Chania, Rethymnon, Heraklion. – Die vorgriech.
Kreislaufwirtschaft, Prinzip der Abfallwirtschaft zur Kreter schufen die minoische Kultur (→ ägäische
Schonung der natürl. Ressourcen. Die Grundsätze der Kultur), der zw. 1400 und 1100 v. Chr. die griech.
K. sind im K.- und Abfallgesetz von 1994 festgelegt und Achaier ein Ende setzten. K. wurde 67 v. Chr. römisch,
sollen die umweltverträgl. Beseitigung von Abfällen kam im 13. Jh. an Venedig, 1669 an die Türken, 1913
entsprechend dem Verursacherprinzip sichern. an Griechenland.
Krsler, Georg, österr. Chansonnier und Liederma- Krthi und Plthi, A. T.: aus Ausländern bestehende
cher, * 1922. Leibwache König Davids (vielleicht Kreter und
Krmer, Gidon Markowitsch, lett.-dt. Violinist, * 1947; Philister);  abschätzig: jedermann (»Hinz und
bed. Virtuose, Schüler von D. Oistrach; sein Kunz«).
Repertoire reicht von der Musik des Barocks bis zu Krtschmer, Ernst, dt. Psychiater, * 1888, † 1964;
zeitgenöss. Kompositionen. stellte eine Typengliederung der menschl. → Kon-
stitution auf.
Krml, der meist auf einer Anhöhe gelegene Krder, Peter, dt. Komponist, * 1905, † 1981; Musik zu
befestigte Kern russ. Städte im MA, Sitz der weltl. Filmen, Operetten.
und geistl. Verwaltung. In vielen Städten (z. B. Kasan,
Astrachan, Kolomna, Pskow) sind Befestigungs- Kreuger, Ivar, schwed. Unternehmer, * 1880,
anlagen und Kirchen aus dem 16. und 17. Jh. noch † (Selbsttötung?) 1932; errichtete einen Welt-Zünd-
erhalten; am bedeutendsten ist der K. in Moskau, holztrust, der 80 % der Welt-Zündholzproduktion
Reg.-Sitz und oft synonym dafür gebraucht. kontrollierte. Der Kreuger-Konzern brach 1931 in der
Krms an der Dnau, mittelalterl. Stadt in Weltwirtschaftskrise zusammen.
Niederösterreich, 23 500 Ew.; Obst- und Weinhandel.
Křnek [ˈkrʃ-], Ernst, österr.-amerikan. Komponist, Finanzjongleur und Monopolist
* 1900, † 1991; kam vom Expressionismus zur Der schwedische Unternehmer Ivar Kreuger bot den
Zwölftonmusik; Jazzoper »Jonny spielt auf« (1927). wirtschaftlich ruinierten Staaten Europas nach dem
Krele der, span. Criollo [kriˈɔljo], port. Crioulo [kriˈolu], Ersten Weltkrieg günstige Großkredite von umge-
in Lateinamerika Bez. für einen dort geborenen rechnet etwa 30 Mrd. Euro an, und 17 Regierungen
Nachkommen von kolonialzeitl., europ. Einwan- stimmten der Offerte zu. Als Gegenleistung ließ sich
derern (weißer K.), in Brasilien auch für Nachkomme Kreuger eine Monopolstellung beim Absatz seiner
von afrikan. Sklaven (schwarzer Kreole). Streichhölzer zusichern; internationale Konkurrenz
Krsnik, Johann, österr. Tänzer und Choreograph, drängte er durch Billigpreise aus dem Markt. Nach
* 1939; Exponent des internat. Tanztheaters. dem New Yorker Börsencrash 1929 gewährte Kreuger
Kresl das,  vom Phenol abstammende Verbindung auch dem Deutschen Reich eine Anleihe von 500 Mio.
im Steinkohlen- und Holzteer; Bestandteil vieler Reichsmark zu einem Zinssatz von 6 % bei einer
Desinfektionsmittel. Durch Kondensation von K. mit Laufzeit von 53 Jahren. Das Zündwarenmonopol lief
Formaldehyd entstehen Kunstharze. erst 1983 aus, nachdem die Bundesrepublik Deutsch-
Kresse die, Kreuzblütler verschiedener Gattungen; land als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reichs die
Anleihe vollständig zurückgezahlt hatte.

Krth, Luftkurort in Oberbayern, südlich vom


Tegernsee, 786 m ü. M., 3400 Ew. Dabei Wildbad K. mit
Schwefelquellen.
Krtzer, 1) Conradin, dt. Komponist, * 1780, † 1849;
Oper: »Das Nachtlager von Granada« (1834
uraufgeführt); Männerchöre. – 2) Rodolphe, frz.
Geigenvirtuose und Komponist, * 1766, † 1831;
Beethoven widmete ihm seine Violinsonate op. 47
(K.-Sonate).
Kreuz, 1) aus (meist) 2 sich überschneidenden Balken
gebildeter Körper und das entsprechende Zeichen;
altes Zauber- und Heilszeichen; auch beliebtes
Wappenbild. – 2) im Christentum Symbol der
Passion Jesu Christi; theologisch (als christl.
Heilszeichen) das durch Gott im Kreuzestod und in
der Auferstehung Jesu Christi gewirkte Heil
aussagend. – 3) Teil des Rückens der Säugetiere im
Bereich des Kreuzbeins. – 4)  Vorzeichen (♯), das 507
die Note um einen Halbtonschritt erhöht. – 5)  das

Kreuz K
K Kreuzbein
508 Sternbild, → Kreuz des Südens. Mitunter heißt das 1. K. (1096–99), von Papst Urban II. veranlasst,
Sternbild → Schwan K. des Nordens. – 6) Kartenspiel: eroberten Gottfried v. Bouillon und sein Bruder
Farbe Treff, entspricht der dt. Eichel. Balduin Jerusalem (1099), das unter Gottfried v.
Kreuzbein, durch Verschmelzung von 5 Wirbeln Bouillon Kgr. wurde. Der 2. K. (1147–49), von
entstandener Knochen, der die hintere Wand des Bernhard v. Clairvaux veranlasst, unter Konrad III.
Beckens bildet. und Ludwig VII. von Frankreich, war erfolglos. 1187
Kreuzblütler, Kruzifren, Brassicazen, große eroberte der Sultan Saladin Jerusalem; daraufhin 3. K.
Pflanzenfamilie von Kräutern oder Halbsträuchern (1189–92), an dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa
mit je 4 kreuzweise stehenden Kelch- und Blüten- († 1190), Philipp II. August von Frankreich und Richard
blättern. Die Früchte sind Schoten mit Scheidewand. Löwenherz teilnahmen. Eroberung von Akko. Im 4. K.
Kreuz des Südens, lat. Crx, Sternbild der südl. (1202–04) wurde Konstantinopel erobert und das Lat.
Halbkugel; seine 4 hellsten Sterne bilden ein Kreuz. Kaiserreich gegründet. Im 5. K. (1228/29) gewann
Kreuzdorn, kreuzähnlich verzweigter Dornstrauch Kaiser Friedrich II. das Heilige Land durch Vertrag.
mit grünl. Blüten und schwarzen Früchten Der 6. (1248–54) und 7. K. (1270) Ludwigs IX. von
(Kreuzbeeren), die als Abführmittel dienen; das Holz Frankreich blieben erfolglos. Außerdem viele kleinere
wird zu Drechslerarbeiten verwendet. Züge, auch ein Kinder-K. (1212). Die Christen verloren
Kreuzer, 1) ältere Scheidemünze (mit aufgeprägtem jedoch alle Eroberungen im Heiligen Land wieder,
Kreuz), in Dtl. bis 1871, in Österreich-Ungarn bis zuletzt (1291) Akko. Trotz polit. Misserfolge trugen die
1892. – 2) schnelles, gepanzertes Kriegsschiff, für Kontakte zum Orient zur wirtschaftl. und kulturellen
Aufklärung und Sicherung. Man unterscheidet Entwicklung des Abendlands bei.
Schwere und Leichte K. sowie die z. T. nuklear Krcket das, engl. Cricket [ˈkrɪkɪt], Schlagballspiel zw. 2
Kricket KRIK

angetriebenen Lenkwaffen-K. und U-Jagd-Kreuzer. Parteien von je 11 Spielern; Spielgeräte: Schläger,


Kreuzgang,  überdachter, gewölbter Bogengang Ball, Tor.
(Wandelgang) um einen meist quadrat. Klosterhof. Krda die, im österr. Recht die betrüger. oder fahrlässige
Kreuzigung Chrsti, Höhepunkt und Abschluss des Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit (§§ 156, 159
Erlösungswerks Christi durch sein Sterben auf StGB).
Golgatha. – Die K. C. ist seit dem 5. Jh. ein wichtiges Kriechtiere → Reptilien.
Thema der christl. Ikonographie. Sie schildert
Christus als dem Tode nahe, doch als Lebenden; Krieg, Bez. für einen mit Waffengewalt ausgetrage-
daneben verstärkt seit dem 14. Jh. als den Leidenden nen Konflikt zw. 2 oder mehreren Staaten zur
und Sterbenden mit Dornenkrone; im 20. Jh. wurde Durchsetzung polit., wirtschaftl., ideolog. oder
die K. C. oft in Auseinandersetzung mit Krieg und militär. Interessen (→ Kriegsrecht). K.-Erklärung,
Gewalt, individuellen oder sozialen Nöten dargestellt. förml. Ankündigung der K.-Eröffnung an den
Kreuzkraut, Greiskraut, Sencio, Gattung krautiger Gegner. Der → Bürgerkrieg wird innerhalb eines
Korbblütler, meist mit gelben Blütenkörbchen; Staates ausgetragen.
Gemeines K., häufiges Gartenunkraut, Jakobs-K., bis
en,
n Krieg begi nn
1 m hoch. Viele Arten sind Zierpflanzen.
Kreuz|otter die, 70 cm lange Giftschlange Europas, Ma n ka nn ei ne nn
been den, we
a ber ni emals
meist grau, auch braun, schwarz, längs des Rückens
mit dunklem, bisweilen in Flecke aufgelöstem
Zickzackband, dreieckigem Kopf; ernährt sich von man w ill. Mach iavell i
Mäusen, Eidechsen. Ihr Biss ist gefährlich, selten Niccolò
tödlich.
Kreuzritter, 1) Teilnehmer an Kreuzzügen. – 2) Mit- Kriegsdienstverweigerung, in Art. 4 Abs. 3 GG
glied des Dt. Ordens. verankertes Grundrecht, den Kriegsdienst mit der
Kreuzschnabel, Finkenvogel mit gekreuztem Waffe aus Gewissensgründen zu verweigern. Anstelle
Schnabel; gewandter Kletterer. Fichten-K., lebt von des Wehrdienstes ist ein → Zivildienst abzuleisten.
dem Samen der Nadelbäume. Kriegsdienstverweigerer werden nicht zum
Kreuzspinne, Radnetzspinne mit weißer Kreuzzeich- Zivildienst herangezogen, wenn sie sich nach ihrer
nung auf dem Hinterleib; baut in Gärten große Anerkennung zur Leistung eines freiwilligen
Radnetze. sozialen oder ökolog. Jahres verpflichtet haben.
Kreuzung, in der Züchtung die Paarung zweier Kriegsgefangene, während eines internat. Konflikts
Pflanzen oder Tiere mit versch. Erbanlagen. in Feindeshand geratene Angehörige und Personen
Kreuzverhör,  Zeugenvernehmung durch die mit dem Status von Kombattanten. Maßgebend für
Parteien und deren Anwälte ohne Mitwirkung des ihre Behandlung sind die Genfer Konventionen von
Richters, bes. im angloamerikan. Recht; im dt. 1929 (1949 verbessert).
Strafprozess auf übereinstimmenden Antrag von Kriegsgräberfürsorge, Betreuung der Gräber und
Staatsanwalt und Verteidiger zu gestatten. Friedhöfe der im Krieg Gefallenen. Träger ist in Dtl.
Kreuzweg, 1) Leidensweg Jesu vom Palast des Pilatus seit 1919 neben amtl. Stellen der »Volksbund Dt. K.
bis Golgatha. – 2) kath. Andacht vor den 14 e. V.«, Kassel.
K.-Stationen, den Nachbildungen des K. Jesu. Kriegsrecht, 1) völkerrechtl. Regeln, die für krieg-
Kreuzzüge, i. w. S. Kriegszüge zur Bekehrung der führende Staaten untereinander und gegenüber
Ungläubigen, i. e. S. die Kriege der abendländ. Neutralen gelten. Der Zweck des K. ist, die Leiden des
Christenheit zur Eroberung Palästinas (1096–1291). Im Kriegs so weit zu mildern, als es die militär.
KRE
Interessen gestatten. Quellen sind das Kriegs-
gewohnheitsrecht und Staatsverträge: Bedeutsam
Nach dt. Recht sind K. gemäß §§ 8–12 VStGB mit
Freiheitsstrafe bedroht.
KRI
sind die Haager Abkommen von 1899 und 1907 und Krmhild, Hauptgestalt des Nibelungenlieds; ihrer
die Genfer Konventionen. Danach sind z. B. die Rache für den Mord an ihrem Gatten Siegfried fiel
Verwendung von Giften und bakteriolog. Kampf- nicht nur der Mörder Hagen, sondern ihre ganze
mitteln, die Tötung, Verwundung eines Feindes, der Sippe, das burgund. Königsgeschlecht, zum Opfer.
wehrlos oder zur Ergebung bereit ist, die Plün- Sie wird von Hildebrand getötet.
derung und Festnahme von Geiseln verbo- Krll der, im Südpolarmeer in Massen auftretender
ten. – 2) innerstaatlich die Veränderungen des für Kleinkrebs; dient vielen Fischen als Hauptnahrung
normale Zeiten geltenden Rechts im Krieg, z. B. und nimmt eine Schlüsselposition im Ökosystem der
Verhängung des Ausnahmezustands, Einschrän- Antarktis ein.
kung der Pressefreiheit und der Freizügigkeit, Krm die, ukrain. Krm, autonome Teilrep. innerhalb
Zwangswirtschaft. der Ukraine auf der Halbinsel K. zw. dem Schwarzen

Die Vasa (auch


Wasa) wurde
1625–28 auf
Befehl von König
Gustav II. Adolf
von Schweden
gebaut und soll-
te, ausgerüstet
mit 64 Kanonen,
eines der beein-
druckendsten
Kriegsschiffe
der schwedi-
schen Marine
werden. Aber
die Vasa war
trotz 120 Tonnen
Ballast im Unter-
teil des Schiffs
oberlastig – auf
der Jungfern-
fahrt am 10. 8.
1628 kenterte
sie kurz nach
Kriegsschiffe, die Kampf- und Hilfsschiffe und dem Asowschen Meer, 26 100 km 2, 2,0 Mio. Ew. Verlassen des
der Seestreitkräfte eines Staats; sie werden i. d. R. (59 % Russen, 24 % Ukrainer und 12 % K.-Tataren); Ausrüstungskais
durch die National- oder Kriegsflagge des Staats Hptst.: Simferopol. Im trockenen N wird Ackerbau im Stockholmer
gekennzeichnet und besitzen stets die Territorialität betrieben, im S erhebt sich das K.-Gebirge (im Hafengebiet und
des Heimatstaats. Jailagebirge bis 1545 m hoch). An der S-Küste mit ging unter. Nach
Kriegsverbrechen, Verbrechen, die unter Verletzung Mittelmeerklima Garten-, Weinbau; Tourismus ihrer Auffindung
des Kriegsrechts begangen werden, z. B. Ermordung (Kurorte); Eisenerzabbau (Kertsch); : Sewastopol. – 1956 und Ber-
und Misshandlung von Kriegsgefangenen, Im Altertum bestand hier das Bosporan. Reich, das gung 1961 ist
Verschleppung von Zivilpersonen. Die K. sind später an das Röm. Reich fiel; während der das Kriegsschiff
regelmäßig nach dem allg. oder militär. Strafrecht Völkerwanderung drangen Goten ein. Seit 1475 stand
heute restauriert
der einzelnen Staaten strafbar. Aufgrund des die K. unter türk. Oberhoheit, 1783 wurde sie
im Vasa-Mu-
Londoner Abkommens vom 8. 8. 1945 zur Aburtei- russisch; seit 1992 Teilrep. der Ukraine, zu der sie seit
seum in Stock-
lung dt. K. fanden in Nürnberg versch. Kriegsver- 1954 gehört.
brecherprozesse statt (→ Nürnberger Prozesse). Auch Kriminalitt die, Art und Häufigkeit der in einem holm zu besich-
in Japan wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1946–48 bestimmten Gebiet oder von einer bestimmten tigen.
ein Kriegsverbrecherprozess des Internat. Gruppe begangenen Straftaten. Der Umfang der K.,
Militärgerichtshofs für den Fernen Osten gegen 25 z. B. in Dtl., ist beträchtlich; so wurden hier 2008
Hauptangeklagte durchgeführt. Zur Verfolgung von insgesamt 6,11 Mio. Straftaten (v. a. Diebstähle)
K. im ehem. Jugoslawien und in Ruanda richtete die bekannt, von denen 55 % aufgeklärt wurden. Eine
UNO 1993 bzw. 1994 Kriegsverbrechertribunale ein zunehmende Bedeutung gewinnt die → organisierte
(Haager Tribunal, Ruanda-Tribunal). Als erstes Kriminalität.
ständiges internat. Gericht zur Verfolgung u. a. von Kriminlpolizei, Kurzwort Krpo, Zweig der Polizei 509
K. wurde der → Internationale Strafgerichtshof gegr. zur Unterstützung der Staatsanwaltschaft, dessen

Kriminalpolizei K
K kriminelle Vereinigung
510 Aufgabe die Aufklärung von Straftaten sowie die bestimmter K. sind Doppelbrechung, Drehung der
Vornahme bestimmter strafprozessualer Maßnah- Polarisationsebene hindurchfallenden Lichtes und
men ist. Piezoelektrizität, Letztere ausgenutzt im Transistor
kriminlle Vereinigung, Vereinigung mit dem u. a. Kristallisatin die, Bildung von K.; kristalln
Zweck der Begehung von Straftaten; Gründung, heißen Stoffe, die K. bilden; Ggs.: amorph.
Mitgliedschaft und Unterstützung einer k. V. sind Kristllglas, farbloses Wirtschaftsglas für hochwerti-
strafbar. Unter verschärfte Strafe ist die Bildung ge Waren, mit hohem Glanz und Lichtbrechungsver-
einer terrorist. Vereinigung gestellt, deren Tätigkeit mögen; enthält weniger Bleioxid als das Bleikristall.
auf die Begehung von Mord, Totschlag, Völkermord, Kristllnacht, Reichskristllnacht, verharmlosende
erpresser. Menschenraub, Geiselnahme oder Bez. für das von den Nationalsozialisten in der Nacht
gemeingefährl. Straftaten gerichtet ist. vom 9. zum 10. 11. 1938 organisierte Pogrom gegen
Krmkrieg, Krieg Russlands gegen die mit Frankreich die jüd. Bürger in Dtl. In der Zeitgeschichtsforschung
und Großbritannien (ab 1855 auch Sardinien) werden die Geschehnisse als Novemberpogrome
verbündete Türkei, 1853–56. Die Hauptkämpfe bezeichnet.
gingen um die Festung Sewastopol, die 1854/55 von Kristiansand [-ˈsan], bedeutendste Hafenstadt
britisch-frz. Truppen erobert wurde. Im Pariser S-Norwegens, 64 400 Ew.; Fährverbindung nach
Frieden von 1856 verzichtete Russland auf eine Dänemark; Holz-, Metallind., Schiffbau; .
Kriegsflotte im Schwarzen Meer (bis 1871) und trat krtische Masse, Kerntechnik: kleinste Masse an
S-Bessarabien ab. Das Schwarze Meer wurde Spaltstoff, in der eine Kettenreaktion von Kern-
entmilitarisiert, die Donauschifffahrt internationa- spaltungen ohne äußere Einflüsse erhalten bleibt.
ler Kontrolle unterstellt. krtischer Rationalsmus, von K. R. Popper 1935
Krmml, Ort im Pinzgau, Österreich, 800 Ew., begründete philosoph. und wissenschaftstheoret.
Fremdenverkehr; die Krimmler Wasserfälle sind mit 3 Schule, die sich gegen den klass. Rationalismus und
Abschnitten von 140 m, 100 m und 140 m die größten Empirismus richtete. Für den k. R. sind absolut
in Mitteleuropa. sichere Begründungen unmöglich. Er fordert die
Krmtataren, turksprachiges Volk, urspr. auf der method. Prüfung in der Bewährung einer Theorie
Krim; 1944/45 unter dem Vorwurf der Kollaboration gegenüber Widerlegungsversuchen.
mit der dt. Besatzungsmacht nach Zentralasien krtische Theor, von M. Horkheimer und T. W.
deportiert. 1967 offiziell rehabilitiert, durften die Adorno begründete philosoph. und sozialwiss.
etwa 500 000 vertriebenen K. erst seit 1989 Schule, nach der die wiss. Theoriebildung an der
zurückkehren. prakt. Vernunft zu messen sei. (→ Frankfurter Schule)
Krippe, Vorrichtung aus Holz, Ton u. a. zur Fütterung Kritizsmus der, Bez. für die Philosophie Kants, die die
von Tieren; im Besonderen die Weihnachts-K., in die Erkenntnismittel, ihr Wesen und ihre Grenzen prüft.
Jesus nach seiner Geburt gelegt wurde. Eine Kinder-K. Krk [ˈkrk], ital. Veglia [ˈveʎʎa], größte Insel Kroatiens,
ist eine Kindertagesstätte für Kinder zw. 6 Monaten 410 km 2, rd. 13 000 Ew.; Fremdenverkehr; mit dem
und 3 Jahren. Festland durch eine Brücke verbunden.
Krshna [-ʃ-, Sanskrit »der Schwarze«], ind. Gott, gilt Kroten, südslaw. Volk v. a. in Kroatien, aber auch in
als 8. Verkörperung (Avatara) des Vishnu; die Österreich, Ungarn, Italien, Slowenien, der
populärste aller Gottheiten des Hinduismus. Herzegowina und in Bosnien.
Kristll der, regelmäßige, vieleckige Form, die viele Kroti|en, kroat. Hrvtska [ˈhrvaːtskaː], Rep. in
Stoffe bei der Kristallisation einnehmen. Alle K. sind SO-Europa, 56 594 km 2, 4,4 Mio. Ew. (meist Kroaten);
in gesetzmäßiger Weise von ebenen Flächen Hptst.: Zagreb. Amtssprache: Kroatisch. K. umfasst
begrenzt, die in Kanten und Ecken zusammen- das fruchtbare Tiefland zw. Drau, Donau und Save,
stoßen. Im K. kann man sich 3 (oder 4) Achsen das verkarstete, nur wenig besiedelte Gebirgsland
einbeschrieben vorstellen, die sich im K.-Mittelpunkt Hoch-K. und das dalmatin. Küstengebiet. Über-
schneiden. Nach diesen Achsenkreuzen unterschei- wiegend Landwirtschaft (Mais, Weizen, Gemüse,
det man 6 K.-Systeme: 1) kub. (reguläres) System mit Wein, Obst), Schaf- und Rinderzucht, Forstwirtschaft;
3 gleich langen, senkrecht aufeinanderstehenden  (Bauxit, Kohle, Eisen, NE-Metalle, Erdöl);
Achsen; 2) tetragonales System mit 2 gleichen, sich vielseitige Ind.; Tourismus. : Rijeka, Split, Zadar
rechtwinklig schneidenden Achsen (Nebenachsen), u. a., internat. : Zagreb, Split, Dubrovnik u. a.
auf denen eine 3., verschieden lange Hauptachse Geschichte. Das Binnenland wurde im 7. Jh. von
senkrecht steht; 3) hexagonales System mit 3 gleich südslaw. Stämmen (Kroaten) besiedelt, einsetzende
langen, sich unter 60° schneidenden Nebenachsen, Christianisierung; ab 806 zunächst unter fränk.
auf denen eine 4., abweichend große, senkrecht steht; Herrschaft (u. a. Annahme der lat. Schrift), nach Mitte
4) rhomb. System mit 3 sich rechtwinklig schneiden- des 9. Jh. eigenständiges Fürstentum K.; kam Ende des
den, aber verschieden langen Achsen; 5) monoklines 11. Jh. an Ungarn (ab 1102 Personalunion), mit diesem
System mit 2 ungleichen, sich schiefwinklig im 16. Jh. unter habsburg., dann unter türk.
kreuzenden Achsen und einer darauf senkrechten Herrschaft. Dalmatien stand vom 15. bis 18. Jh. unter
Achse; 6) triklines System mit 3 ungleichen, der Herrschaft Venedigs. Ab 1790 bzw. 1814 wurden K.
schiefwinklig gekreuzten Achsen. Die K. sind und Slawonien als Nebenländer der ungar. Krone
aufgebaut aus kleinsten Zellen, in deren Eckpunkten behandelt; 1918 dem neuen Kgr. → Jugoslawien
die Ionen regelmäßig angeordnet sind (K.-Gitter); ihr angeschlossen, 1941–45 »Unabhängiger Staat K.«
Aufbau wird durch Beugung von Röntgenstrahlen (Ustascha; blutige »Kroatisierungspolitik« und »ethn.
ermittelt (Laue-Diagramm). Physikal. Eigenschaften Säuberungen«). Die dt. Bev. (»Donauschwaben«), v. a.
KRI
in Slawonien, wurde 1945–48 vertrieben. Neue ethn.
Mischgebiete entstanden. 1990 freie Wahlen;
KRO
Staatspräs. wurde F. Tudjman († 1999). Im Juni 1991
erklärte K. seine Unabhängigkeit (Jan. 1992 internat.
anerkannt). Angeblich zum Schutz der serb.
Minderheit in K. besetzten serb. Verbände nach
blutigen Kämpfen Juli bis Mitte Sept. 1991 ein Drittel
des Territoriums, v. a. die Krajina. Ab März 1992 dort
OTE
PIONIER DER U -BO
Stationierung von UN-Schutztruppen und Einrich-
tung von UN-»Schutzzonen«. Nach Rückeroberung

JULIUS KRÖHL
der Krajina durch die kroat. Armee (Aug. 1995)
Massenflucht kroat. Serben. Durch das Abkommen
von Dayton (1995) wurde die Position K.s abgesichert,
gleichzeitig die friedl. Wiedereingliederung
Ostslawoniens in den kroat. Staat geregelt. 1996 Julius Kröhl (* 1820 in Memel, Ostpreußen, † 9. 9. 1867 auf
normalisierten K. und die 1992 gegründete San Telmo, Panama) war ein Kind seiner Zeit: ein Ingenieur
Bundesrep. Jugoslawien ihre Beziehungen. Mit der und Erfinder, der von der Zukunft träumte und alles dafür tat,
Aufnahme in den Europarat (1996) begann die polit. seine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Mit denen be-
Westintegration K.s; ab 3. 10. 2005 Beitrittsverhand- fand er sich in guter Gesellschaft: Genau wie der Schrift-
lungen mit der EU; 2009 NATO-Mitgliedschaft. – steller Jules Verne (1828–1905), der in seinen Romanen fan-
Staatspräs. (seit 2010): Ivo Josipović, Ministerprä- tastische Unterwasserfahrzeuge beschrieb, und der
sidentin (seit 2009): Jadranka Kosor. Ingenieur Wilhelm Bauer (1822–75), dessen »Brandtaucher«
Krcket das, Rasenspiel zw. 2 Parteien; Holzkugeln
als »eiserner Seehund« bezeichnet wurde, wollte auch Kröhl
sind mit Schlägern durch eine Reihe von kleinen
ein Schiff bauen, mit dem man unter Wasser fahren konnte.
Toren (Drahtbügel) zu treiben. Wer zuerst die Bahn
durchlaufen hat, ist Sieger. 1844 war er nach Amerika ausgewandert, ein Jahr später
Kroetz [krœts], Franz Xaver, dt. Dramatiker, Schau- US-Bürger geworden. Zu Beginn des amerikanischen Bürger-
spieler, * 1946; schreibt Volksstücke mit naturalist. kriegs bot er seinen U-Boot-Entwurf der Armee der Nord-
Milieuschilderung: »Wildwechsel« (1973) u. a. staaten an. Doch die Militärs winkten ab: kein Interesse.
Krokodle, Panzer|echsen, Ordnung weltweit in Kröhl wurde Soldat bei der Marine der Nordstaaten, wo er
warmen Zonen verbreiteter, großer, im und am als Spezialist für Unterwassersprengungen eingesetzt wurde,
Süßwasser lebender Reptilien. Ihre Körper sind mit seine Idee verfolgte er unterdessen unbeirrt weiter.
Hautpanzern aus Hornschuppen oder -platten
geschützt. Nil-K., bis 7 m lang, in Afrika und in Nach dem Ende des Sezessionskriegs ließ Kröhl sein Boot,
SW-Asien; Leisten-K., bis über 7 m lang, in S-Asien;
die »Sub Marine Explorer«, dann von einem Privatunterneh-
China-Alligator, bis 2 m lang; Kaiman, bis 4 m lang, in
men bauen – es wurde das wahrscheinlich erste funktions-
Amerika; Gavial, bis 7 m, in Vorder- und Hinterindien.
Krkus der, Knollen tragende Schwertliliengewächse, tüchtige U-Boot der Welt. Statt des militärischen Nutzens
violett, weiß, gelb blühende Frühlingsblüher; stand jetzt ein ziviles Ziel im Mittelpunkt: Über eine Aus-
daneben der im Herbst blühende Echte Safran. stiegsschleuse am Boden des Boots sollte die Besatzung
Kronauer, Brigitte, eigtl. B. Schreiber, dt. Schriftstel-
KronauerKROK
Perlen und Muscheln vom Meeresgrund sammeln. Dafür
lerin, * 1940; Prosa mit v. a. präzis beschriebenen wurde das Boot in seinen Einzelteilen per Schiff und Bahn
Wahrnehmungen und Assoziationen; wiederkehren- nach Panama gebracht und vor Panama-City wieder zusam-
des Motiv der Selbstfindung; Georg-Büchner-Preis mengesetzt. Im Sommer 1867 begannen hier die Unterwas-
2005. serfahrten, doch weil seinerzeit die Taucherkrankheit noch
Krone [lat. corona »Kranz«], 1) Rangabzeichen und Teil unbekannt war, starben Kröhl und seine Mannschaft bereits
der Insignien eines Herrschers, urspr. nur ein wenige Wochen später: Sie wussten nicht, dass sich die
Stirnreif. – 2) Münze und Währungseinheit in
Stickstoffmoleküle im Blut unter zunehmendem Druck in der
Schweden, Norwegen, Dänemark, Island, ČR,
Tiefe zu großen Blasen erweitern. Wer zu schnell wieder an
Slowakei; bis 1924 auch in Österreich und Un-
garn. – 3)  oberer Teil des Zahns; in der Zahnmedi- die Wasseroberfläche kommt, dessen Blut beginnt regelrecht
zin Form des Zahnersatzes. zu kochen – mit tödlichen Folgen. Die »Sub Marine Explorer«
Kronkolonie, brit. Kolonie, die von der Krone ging noch ein paar Mal auf Tauchfahrt, wurde dann verges-
(Königshaus) durch einen von ihr ernannten Gouv. sen – und liegt heute als rostendes Wrack in einer Bucht der
verwaltet wird; ohne volle Selbstverwaltung. Insel San Telmo.
Krnos, Titan der griech. Sage, jüngster Sohn des
Uranos, vermählt mit seiner Schwester Rhea,
verschlang seine Kinder bis auf Zeus, den Rhea
verbarg. Zeus besiegte ihn später, zwang ihn, seine
Geschwister wieder auszuspeien; verbannte ihn und
die anderen Titanen in den Tartaros.
Kronzeuge, Hauptzeuge der Anklage, der selbst
Tatbeteiligter war und dem für seine Aussage
Strafmilderung oder -freiheit versprochen ist. In Dtl.

Kronzeuge
K Kropf
512 galt 1989–99 eine auf terrorist. sowie bestimmte Krpta die, unterird. christl. Heiligtum; zunächst die
weitere Straftaten beschränkte K.-Regelung. Grabkammer eines Märtyrers in den Katakomben, in
Kropf, 1) Erweiterung der Vogelspeiseröhre zur roman. Kirchen die Grabstätte auch kirchl. und
Vorverdauung. – 2)  Strma, Vergrößerung der weltl. Würdenträger; mehrschiffiger Hallenraum als
Schilddrüse, z. B. durch Jodmangel, Entzündungen, Unterkirche unter einem erhöhten Kirchenchor.
Geschwülste oder Funktionsstörungen der Kryptolog die, Wiss., deren Aufgabe die Entwicklung
KryptologieKRYK

Schilddrüse (→ Basedow-Krankheit). Die Behandlung von Methoden zur Verschlüsselung (Chiffrierung) von
erfolgt mit Jod- und Schilddrüsenhormonpräparaten. (geheimen) Informationen (Kryptographie) und deren
Bei bestimmten K.-Formen ist eine operative math. Absicherung gegen unberechtigte Entschlüsse-
Entfernung (Strumektomie) erforderlich. lung (Dechiffrierung) ist (Kryptoanalyse); interdis-
Krsus, griech. Krsos, der letzte König von Lydien, ziplinärer Zweig der Informatik mit engen Beziehun-
um 560–546 v. Chr., durch seinen Reichtum gen v. a. zur Komplexitäts- und Zahlentheorie.
sprichwörtlich (»reich wie ein Krösus«). Krpton das, Symbol Kr, chem. Element aus der
Kröten, Familie zahnloser Froschlurche, meist plump, Gruppe der Edelgase; OZ 36, relative Atommasse
mit kurzen Beinen und warzig-drüsiger Haut, deren 83,8, Fp −156,6 °C, Sp −152,3 °C. Glühlampenfüllung.
Sekret oft giftig ist (Bufotoxin); manche Arten sind KSK, Abk. für Kommando Spezialkräfte, seit 1996
KSKKSKK

lebendgebärend. Die an schattig-feuchten Orten in Spezialtruppe der dt. Bundeswehr v. a. für spezielle
selbst gegrabenen Löchern lebende, etwa 12 cm lange Kampfeinsätze (z. B. Geiselbefreiung, Kommandoun-
Erdkröte ist dunkel-, die Wechselkröte buntfarbig. Die ternehmen).
südamerikan. Riesen-K. (Aga) werden über 20 cm lang KSZE, Abk. für Konferenz über Sicherheit und
KSZE KSZK

. Zusammenarbeit in Europa, Europische Sicherheits-


Krg, Manfred, dt. Schauspieler, Sänger, * 1937; kam Krug KRUK konferenz, 1973 bis 1975 in Genf unter Teilnahme
1977 aus der DDR in die Bundesrep. Dtl.; »Spur der aller europ. Staaten (außer Albanien), Kanadas und
Steine« (1966), Fernsehserie »Liebling – Kreuzberg« der USA, abgeschlossen mit der »Schlussakte von
(1986–90, 1994), NDR-Tatort-Kommisar (1984–2001). Helsinki«, in der die Beziehungen der unterzeichnen-
ei ne den Staaten untereinander festgelegt wurden. Zur
t man vo n m ir
In der DDR ha ne das s
Überprüfung der Beschlüsse fanden Folgekonferenzen
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Wel ta nschau un
statt: Belgrad 1977/78, Madrid 1980–83, Wien 1986–89
e.
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(u. a. Mandatserteilung für Verhandlungen über
ic h d ie Wel t an Ma nfred Kr ug
konventionelle Streitkräfte in Europa). Der Sondergip-
fel von Paris (1990) verabschiedete die »Charta von
Krger, 1) Franz, dt. Maler, * 1797, † 1857; preuß.Krüger KRüK Paris für ein neues Europa« und schuf institutionali-
Hofmaler, Vertreter des Biedermeier; Pferdebilder sierte Gremien (KSZE-Rat der Außenminister,
und Porträts. – 2) Hardy (Eberhard), dt. Schauspieler, Ausschuss Hoher Beamter, Sekretariat in Prag,
* 1928; Star des dt. und internat. Films; »Hatari« Konfliktverhütungszentrum in Wien, Büro für freie
(1962). – 3) Paulus, gen. afrikaans P. Krger, hm Wahlen in Warschau). Das Folgetreffen in Helsinki
Krger, südafrikan. Politiker, * 1825, † 1904; leitete (1992) fasste Beschlüsse zur Konfliktverhütung und
den Widerstand der Buren gegen Großbritannien. Krisenbewältigung. Auf dem Budapester Folgetreffen
Krger-Nationlpark, 1898 gegr. Natur- und Krüger-Nationalpark KRüK (1994) benannte sich die KSZE mit Wirkung zum 1. 1.
Wildschutzgebiet in der Rep. Südafrika an der Grenze 1995 in Organisation für Sicherheit und Zusammen-
zu Mosambik, 200–900 m ü. M., 19 485 km 2. arbeit in Europa (→ OSZE) um.
Krgerrand [-rænd] der, seit 1967 geprägte südafrikan. Krügerrand KRüK Kula Lmpur, Hptst. (Regierungssitz Putrajaya)
Goldmünze mit einer Unze (31,1 g) Feingehalt Malaysias, 2,0 Mio. Ew.; Univ., Wirtschaftszentrum
(Gewicht 33,9 g); formal gesetzl. Zahlungsmittel, mit mit Kautschuk-, Zinnhandel; Tourismus, ;
über seinem Goldwert liegendem Preis gehandelt. »Petronas Twin Towers« (1996 fertiggestellt; 452 m
Krummstab, Bischofsstab, etwa schulterhoher, oben KrummstabKRUK hoch).
meist spiralig gekrümmter Stab der kath. Bischöfe; Kba, Cba, größte Insel der Großen Antillen und Rep.
eines ihrer Amtszeichen. im Bereich der Westind. Inseln, 109 886 km 2, 11,2
Krupp der, entzündl. Schwellung im Kehlkopf bei
Krupp KRUK Mio. Ew. (51 % Mischlinge, 37 % Weiße, 11 %
→ Diphtherie. Pseudo-K., entzündl. Anschwellung der Schwarze; 50 % kath.); Hptst.: Havanna; Amtsspra-
Rachenschleimhaut mit Einengung der Atemwege. che: Spanisch. Verf. von 1976 (mit Änderungen):
Kruppe die, Pferderücken zw. Kreuz und Schweifansatz.
Kruppe KRUK sozialist. Rep. mit Einparteiensystem; Staatsober-
Krse, Käthe, dt. Kunsthandwerkerin, * 1883, † 1968;
Kruse KRUK haupt, Reg.-Chef und Vors. des Nat. Verteidigungs-
bekannt durch ihre künstler. Puppen. rates ist der Vors. des Staatsrates (repräsentatives
Krss, James, dt. Schriftsteller, * 1926, † 1997; Kinder-
Krüss KRüK Staatsorgan); Einkammerparlament (Nationalver-
und Jugendbuchautor, »Timm Thaler oder das sammlung). – Verw.-Gliederung: 14 Prov. und ein
verkaufte Lachen« (1962). Sonderverwaltungsgebiet. – K. besteht zum größten
Kruzifx das, bildl. Darstellung des gekreuzigten Kruzifix KRUK Teil aus flach gewelltem Tiefland, im Landesinneren
Christus auf einem Kreuz aus Holz, Metall usw. hügelig, im SO Gebirge (bis 1972 m hoch). Klima
Krotechnik, Tieftemperaturtechnik, befasst sich mit KryotechnikKRYK tropisch, im Winter eher trocken; oft Wirbelstürme.
der Erzeugung und Anwendung tiefer (tiefster) Anbau von Zucker, Mais, Reis, Obst, Tabak, Kaffee;
Temperaturen von −100 °C bis nahe an den absoluten Viehzucht;  (Eisen-, Nickel-, Kupfer-, Kobalt-,
Nullpunkt (−273,16 °C, 0 K); wichtig v. a. bei der Chromiterze); Zucker-, Zigarren-, Textil- u. a. Ind.;
Verflüssigung von Gasen. Ausfuhr: Zucker, Bergbauerzeugnisse, Tabak;
KRO
Haupthandelspartner: Kanada, Venezuela, China.
Von zunehmender Bedeutung ist der Tourismus.
Küchenschelle, Kuhschelle, Pflanzengattung aus der
Familie Hahnenfußgewächse, giftig; die im Frühjahr
KUK
Geschichte. K., von Kolumbus 1492 entdeckt, wurde blühende behaarte Frühlings-K. ist geschützt.
1511 spanisch, 1898 an die USA abgetreten, 1902 Kuckuck, weit verbreiteter, meist aschgrau gefärbter,
unabhängige Rep. 1901–34 besaßen die USA das scheuer Vogel; das Weibchen legt seine Eier in Nester
Interventionsrecht. Sie besitzen einen Flottenstütz- anderer Vögel (Brutschmarotzer).
punkt in Guantánamo. Dez. 1958 wurde Präs. Batista Kdu der, Schrauben|antilope, Name zweier unter-
y Zaldívar nach dem Guerillakrieg F. Castros schiedl. großer Antilopenarten in S- und O-Afrika
gestürzt; seitdem Aufbau eines sozialist. Staates mit mit korkenzieherförmigen Hörnern.
militär. und wirtschaftl. Unterstützung durch die Kfa, Kleinstadt in Irak, am Euphrat, vom 7. bis 10. Jh.
UdSSR. Im Okt. 1962 kam es zu einer internat. Krise n. Chr. ein Mittelpunkt islam. Wiss.; 657–661
(K.-Krise) wegen des Baus von Abschussrampen für Residenz des Kalifen Ali; kufische Schrift, Monumen-
sowjet. Raketen; nach Blockade K.s durch die USA talform der arab. Schrift.
Einlenken der UdSSR. Die Reg. unterstützte Kfstein, Stadt in N-Tirol, Österreich, im Inntal,
revolutionäre Bewegungen in Lateinamerika und in überragt von der Festung K., 13 500 Ew.; Glashütte,
Afrika. Nach den polit. Umwälzungen in O-Europa Blechwaren-, Skifabrik; Fremdenverkehr.
ist das sozialist. K. stark isoliert. Bes. die zunehmen- Kugel, geschlossene Fläche, deren Punkte alle den
Kugel KUGK

den wirtschaftl. Schwierigkeiten K.s führten 1994 zu gleichen Abstand r (Radius) von einem festen Punkt M
einer Flüchtlingswelle in die USA. Staatsoberhaupt (Mittelpunkt) haben. Ebenen durch M schneiden die
1959–2008 F. Castro Ruz, danach dessen Bruder R. K. in größten Kreisen. Der Rauminhalt einer K. vom
Castro Ruz. Radius r ist V = 4⁄3 π r 3, die Oberfläche A = 4 π r 2 (→ Pi).
Kubin [ˈkuːbin, auch kuˈbiːn], Alfred, österr. Zeichner Kugelblitz, seltene Erscheinungsform des Blitzes,
und Schriftsteller, * 1877, † 1959; Federzeichnungen meist gegen Ende eines schweren Gewitters
von düster-fantast. Wirkung, Illustrationen. auftretend. K. bewegen sich als leuchtende Kugeln
Fantastisch-symbol. Roman »Die andere Seite« relativ langsam nahe der Erdoberfläche.
(1909). Kugelfische, Familie oft bunter trop. Korallenfische,
Kubsmus der, von Picasso und Braque um 1907/08 können sich durch Luft- oder Wasseraufnahme in
begründete Richtung der modernen Kunst, bes. der einen Luftsack kugelig aufblähen und wirken
Malerei, die gegenständl. Formen facettenartig dadurch abschreckend auf manche Raubfische. –
gebrochen in die Fläche übersetzte (J. Gris, Trotz ihrer Giftigkeit (Tetrodotoxin) werden
R. Delaunay, F. Léger), auch Plastiken (P. Picasso, bestimmte K. (Fugu) in Japan nach spezieller Zuberei-
H. Laurens). tung (Entfernen der gifthaltigen Leber) gegessen.
Kugelgelenk,   Gelenk, bei dem sich der Gelenk-
Kubrick [ˈkjuː-], Stanley, amerikan. Filmregis- kopf in einem Teil einer Hohlkugel dreht; z. B. das
seur, * 1928, † 1999. Unter der Leitung Stanley Schultergelenk.
Kubricks einen Film zu drehen, bedeutete für alle Kugelspinnen, Spinnenfamilie mit rd. 1500 Arten,
Beteiligten hochgradigen Stress. Der Perfektions- z. T. mit kugelförmigem Hinterleib; zu den K. gehört
anspruch des besessenen Regisseurs trieb so heftige u. a. die Schwarze Witwe.
Blüten, dass er in der Regel mehrere Jahre an einem Kugelstoßen, leichtathlet. Disziplin, bei der eine
Film arbeitete und viele Einstellungen endlos wieder- massive Metallkugel (für Männer rd. 7,3 kg, für
holen ließ. Ergebnis der Mühen waren cineastische Frauen rd. 4 kg) aus einem Kreis möglichst weit
Meisterwerke aus zahlreichen Genres, darunter die gestoßen wird.
Politsatire »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Kgler, Franz Theodor, dt. Kunsthistoriker, * 1808,
Bombe zu lieben« (1964), der Science-Fiction-Film † 1858; »Gesch. Friedrichs d. Gr.« (mit Holzstichen
»2001 – Odyssee im Weltraum« (1968), die futuristi- von A. v. Menzel, 1841/1842).
sche Gesellschaftsfabel »Uhrwerk Orange« (1971), Kuh|antilopen, Familie der Antilopen, Paarhufer mit
der vierfach oscargekrönte Historienfilm »Barry auffallend langem Kopf, kräftigen Hörnern und
Lyndon« (1975), der Horrorstreifen »Shining« (1980) langem Quastenschwanz; in Afrika; zu ihnen gehören
und der Antikriegsfilm »Full Metal Jacket« (1987). u. a. das Gnu und das südafrikan. Haartebeest.
Das erotische Eifersuchtsdrama »Eyes Wide Shut« Khn, 1) August, eigtl. Rainer Zwng, dt. Schriftsteller,
schloss Kubrick 1999 nach dreijährigen Dreharbeiten * 1936, † 1996; schildert engagiert Arbeitertradition,
ab, zwei Tage später starb er an einem Herzinfarkt. u. a. »Die Abrechnung« (1990). – 2) Dieter, dt.
Seinen großen Traum, das Leben Napoleons in einem Schriftsteller, * 1935; Werkreihe: »Ich Wolkenstein«
Monumentalfilm detailgetreu nachzuerzählen, (1977), »Der Parzival des Wolfram v. Eschenbach«
konnte er nicht mehr realisieren. (1986), »Neidhart aus dem Reuental« (1988).
Khnau, Johann, dt. Komponist, * 1660, † 1722; war als
us is t ei n
Perfek ti on is m
Thomaskantor in Leipzig Vorgänger Bachs; Schöpfer

un d nich t
der mehrsätzigen Klaviersonate.
sc hrec klic hes Ku-Klux-Klan [kuːklʊksˈklaːn], polit. Geheimbund im S
La st er.
nu r deu tsch es
der USA, richtete sich nach dem Bürgerkrieg gegen
lly Brandt
Wi die Gleichberechtigung der Farbigen; wegen seines
Terrors seit 1871 unterdrückt; lebte im Ersten
Küchenschabe, Kkerlak, weltweit verbreitete Art Weltkrieg und nach 1960 mit rechtsradikal-rassist. 513
der → Schaben. Zielsetzung wieder auf.

Ku-Klux-Klan K
K Kulisse
514 Kulsse die, bewegl. Dekorations-, Seitenwand beim kath. Kirche 1871–87; staatl. Maßnahmen waren u. a.
Theater (als Seitenabschluss des Bühnenbilds); Einführung der Zivilehe und der staatl. Schulauf-
Bühnendekoration. sicht, Verbot des Jesuitenordens. Der starke
Klmbach, Krst. im Reg.-Bez. Oberfranken, Bayern, Stimmenzuwachs der kath. Zentrumspartei bewog
am Weißen Main, 27 700 Ew.; Bierbrauereien. Über Bismarck schließlich zum Einlenken.
der Stadt die Plassenburg (Renaissancebauwerk). Km, Ghm, Wallfahrtsort in Iran, 543 000 Ew.; theolog.
Klmbach, Hans v., dt. Maler, * um 1480, † 1522; Hochschule; als Heiligtum verehrt wird die
Schüler A. Dürers; Altarbilder, Entwürfe für Grabmoschee für Fatima, die Tochter des siebten
Glasfenster und Goldschmiedearbeiten. schiit. Imams.
Kulminatin die, 1) der Höhepunkt einer Entwick-
Kulmination KULK Kumsi, zweitgrößte Stadt in Ghana, 1,2 Mio. Ew.;
lung. – 2)  der höchste Punkt; Durchgang eines Univ.; Konsumgüterind., .
Gestirns durch die Mittagslinie (K.-Punkt). Die K. der Kümmel, Doldenblütler, bes. auf trockenem Grasland,
Sonne findet um 12 Uhr (wahre Sonnenzeit) statt. auch angebaut. Die Früchte dienen als Gewürz;
fördern die Verdauung.
Klt, Kltus, in den Religionen die durch Tradition Kmulus der, Haufenwolke (→ Wolken).
bzw. (religiöse) Gesetzgebung festgelegte, in Knast, Renate, dt. Politikerin (Bündnis 90/Die
geordneten Formen (Riten), an bestimmten Grünen), *1955; Juristin; wurde 2000 Sprecherin des
(heiligen) Orten, zu bestimmten (heiligen) Zeiten in Bundesvorstands ihrer Partei, 2001–05 Bundesmin.
der Verantwortung bevollmächtigter Personen (z. B. für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
Älteste, Priester) vollzogene Verehrung Gottes, der schaft, seit 2005 eine der zwei Vors. der Bundestags-
Götter oder des als heilig Angesehenen durch die fraktion ihrer Partei.
K.-Gemeinschaft (z. B. Stamm, Religionsgemeinde); Kndera, Milan, tschech. Schriftsteller, * 1929;
übl. Bez. im Christentum: Gottesdienst, auch Hl. Dramen, Erz., Romane (»Der Scherz«, 1968; »Die
Messe (kath.) und Göttl. Liturgie (orth.). unerträgl. Leichtigkeit des Seins«, 1984; »Die
Unsterblichkeit«, 1990) zur menschl.-polit.
Vergebliche Hoffnung Zeitproblematik.
Unerklärliches kann nur göttlich sein: Die Urein- Kündigung, einseitige Erklärung, die ein bestehendes
wohner Südamerikas sahen die Europäer mit ihren Vertragsverhältnis (z. B. Miete, Darlehen, Dienst-,
imposanten Schiffen zunächst als Götter – bevor sie Arbeitsvertrag) beenden soll. Ordentl. K. geschieht
brutal eines Besseren belehrt wurden. Nordamerika- unter Einhaltung der gesetzlich oder vertraglich
nische Indianerstämme glaubten, dass Götter und bestimmten Fristen und Termine, außerordentl. K.
Ahnen auf Schienen zu ihnen kommen würden, setzt einen »wichtigen Grund« voraus. Die ordentl. K.
nachdem sie Eisenbahnen gesehen hatten. Und in eines Arbeitsvertrags durch den Arbeitgeber
Melanesien (Pazifik) entstand in den 1940er-Jahren unterliegt dem K.-Schutz; sozial ungerechtfertigte K.
der Cargo-Kult: Die Einheimischen auf den zeitweise ist unwirksam. Die K. hat schriftl. zu erfolgen. Wenn
als Stationierungsort genutzten Inseln hofften nach keine vertragl. Fristen vereinbart sind, gelten die
dem amerikanisch-japanischen Krieg weiterhin auf gesetzl. Fristen des BGB und des HGB. Die K. einer
Flugzeuge mit vermeintlich göttlicher Fracht (Cargo). Frau während der Schwangerschaft ist unzulässig
Sie bauten Landebahnen, schnitzten Kopfhörer aus (→ Mutterschutz).
Holz und versuchten, mit Leuchtfeuern Flugzeuge Knert, Günter, dt. Schriftsteller, * 1929; Lyrik, Erz.,
anzulocken. Ihre eigenen religiösen Traditionen Essays, Hör- und Fernsehspiele.
gingen darüber zum großen Teil verloren. Kng, Hans, schweizer. kath. Theologe, * 1928; 1980–96
Prof. in Tübingen, wegen seiner Auffassung zum
Dogma der päpstl. Unfehlbarkeit 1979 Entzug der
Kultr die, 1) Gesamtheit der Lebensäußerungen der
Kultur KULK kirchl. Lehrerlaubnis; seit den 1990er-Jahren bes.
menschl. Gesellschaft in Sprache, Religion, Wiss., Studien zur Verantwortung der Religionen in der
Kunst u. a. – 2) Urbarmachung des Bodens; Anbau, heutigen Welt (»Projekt Weltethos«, 1990); 2002
Pflege von Nahrungspflanzen. – 3)  künstl. Gründung Autobiografie (»Erkämpfte Freiheit. Erinnerungen«).
eines Waldbestands (Saat, Pflanzung). – 4)  auf Kung-Fu das, ostasiat. Form der Selbstverteidigung,
geeigneten Nährböden gezüchtete Bakterien oder ausgeführt als kraftbetonte (karateähnl.) oder
Zellarten; auch das Züchtungsverfahren. geschwindigkeitsbetonte Variante.
Kultrgeschichte, Darstellung der geistigen und Kunlun Shan [-ʃan], Gebirgskette Innerasiens (China);
gesellschaftl. Entwicklung der Menschheit, im im Ulug Muztag 7723 m hoch.
Unterschied zur polit. Geschichtsschreibung. Kunming, Hptst. der chin. Prov. Yunnan, nördlich des
Kulturhauptstadt Europas, ab 2005 offizielle Kunmingsees, 4,9 Mio. Ew.; Univ.; Handel; Eisen-,
Bezeichnung (1985–2004 Bez. Kulturstadt Europas, Stahlind., Maschinenbau; Flughafen.
häufig auch Europäische Kulturhauptstadt) für eine Knneke, Eduard, dt. Komponist, * 1885, † 1953;
oder mehrere europ. Großstädte, die auf Initiative Operetten: u. a. »Der Vetter aus Dingsda« (1921).
der EU (seit 1985) jeweils für ein Jahr ausgewählt
werden, um den Reichtum, die Vielfalt und die Kunst, 1) im weitesten Sinn jede auf Wissen und
Kunst KUNK

Gemeinsamkeit des kulturellen Erbes in Europa Übung gegründete Tätigkeit (z. B. Reit-K., Koch-K.). –
herauszustellen und ein besseres Verständnis der 2) im engeren Sinn die Gesamtheit des vom Menschen
Bürger Europas füreinander zu ermöglichen. Hervorgebrachten (Ggs.: Natur), das nicht durch eine
Kultrkampf, Konflikt zw. dem preuß. Staat und der Funktion eindeutig festgelegt ist oder sich darin
KUL
erschöpft (Ggs.: Technik), zu dessen Voraussetzungen
die Verbindung von hervorragendem Können und
nicht mehr erweichbaren Massen. Thermoplaste:
Polyethylen, Polyvinylchlorid, Polystyrol, Polyacryl-
KüP
großem geistigem Vermögen gehören. Der Ggs. der K. harze u. a. Duroplaste: Phenol- und Aminoplaste,
zum Handwerk und zur Wiss. bildete sich erst im Epoxidharze, ungesättigte Polyester u. a. Andere
Übergang vom 18. ins 19. Jh. aus. Im heutigen wichtige K.: Polyamide, Polyurethane, Silicone,
Verständnis ist die K. in die Teilbereiche Literatur, Fluorcarbone. – Verwendung: K. sind den natürl.
Musik, darstellende K. sowie bildende K. gegliedert Werkstoffen vielfach überlegen. Ihre Verformbarkeit
(Grenzüberschreitungen sind in der Moderne häufig); erlaubt preiswerte maschinelle Verarbeitung
3) im engsten Sinn steht K. meist für → bildende Kunst. (Gießen, Pressen, Spritzen, Verspinnen zu Synthese-
Die Vorstellung von einem allg.-gültigen K.-Begriff, fasern). Harzartige K. (Kunstharze), die dabei als
für alle Zeiten und Werke anwendbar, ist heute Bindemittel dienen, werden auch als Lösungen oder
überholt. Die Einschätzung von K. hängt von den Dispersionen für Imprägnierungen, Lack- und
Maßstäben einer Epoche und von der individuellen Anstrichstoffe, Klebstoffe u. a. verwendet. Polymeri-
Sicht ab. K.-Rezeption, K.-Theorien und K.-Begriff sate und Copolymerisate des Butadiens haben
können nicht getrennt von der Stellung des Künstlers gummiähnl. Eigenschaften (Elastomere; Herstellung
gesehen werden. – Menschl. Kunsttätigkeit reicht von Synthesekautschuk).
weit in vorgeschichtl. Zeit zurück (Felsbilder); sie ist Kunst|turnen, stilisiertes, auf artist. wie ästhet.
K

in ihren Anfängen offenbar kultisch und steht Hochleistung abzielendes Boden- und Geräteturnen.
vielfach in einem religiösen Zusammenhang. Der Mehrkampf (Männer: Sechskampf; Frauen:
Kunstflug, Ausführen schwieriger Flugfiguren mit Vierkampf) enthält ausschließlich Kürübungen. Es
Motor-, seltener Segelflugzeugen; bei sportl. gibt Einzelwertungen in den Einzeldisziplinen, in den
Wettbewerben werden Genauigkeit der Figuren und Mehrkämpfen und additive Mannschaftswertungen.
Einhaltung des Raums bewertet. Knze, Reiner, dt. Schriftsteller, * 1933; Gedichte
Kunsthandwerk, Kunstgewerbe, unter ästhet. (»Zimmerlautstärke«, 1972), dokumentar. Prosa
Gesichtspunkten gestaltete Gebrauchsgegenstände (»Die wunderbaren Jahre«, 1976), Essays (»Das weiße
und Ziergeräte (u. a. Möbel, Keramik, Weberei, Gedicht«, 1989); Georg-Büchner-Preis 1977.
Bucheinbände und -illustrationen, Goldschmiede- Küpenfarbstoffe, erhalten ihre wahre Farbe erst auf
arbeiten). der Stofffaser durch Aufnahme von Sauerstoff aus
künstliche Besamung, artifizille Inseminatin, bei der Luft.
Mensch und Tier Übertragung des Samens ohne
Begattung zur Befruchtung.
künstliche Intellignz, Abk. KI, interdisziplinärer
Zweig der Computerwiss. mit dem Ziel, bestimmte
abstrakte, berechenbare Aspekte menschl.

DIE TEUERSTEN E
Erkenntnis- und Denkprozesse auf Computern
nachzubilden und mit Hilfe von Computern

KUNST WERK
Problemlösungen anzubieten, die Intelligenzleis-
tungen voraussetzen. Prakt. Relevanz besitzen u. a.

ALLER ZEITEN Dora Maar mit Katze


Expertensysteme.
künstliche Niere, Dialystor, Dialsegerät, bei
Ausfall oder Störung der Nierenfunktion einge-
setztes Gerät zur Dialyse, d. h. zur Reinigung des Pablo Picasso
Blutes (Blutwäsche, extrakorporale Hämodialyse) No. 5, 1948 95,2 Mio. Dollar (Sotheby’s)
von den sonst mit dem Harn ausgeschiedenen Jackson Pollock
Stoffen. Das durch Zusatz von Heparin ungerinnbar 140 Mio. Dollar (Privatverkauf) Adele Bloch-Bauer II
gemachte Blut des Kranken wird durch Membranen Gustav Klimt
geleitet, die in Spülflüssigkeit (Dialysat) eintauchen, Adele Bloch-Bauer I 87,9 Mio. Dollar (Christie’s)
anschließend werden die Stoffwechselgifte aus dem Gustav Klimt
Dialysat entfernt. 135 Mio. Dollar (Privatverkauf) Triptych, 1976
Kunstseide, Reyon [rɛˈjõ],  aus Lösungen von Francis Bacon
Zellstoff hergestellte seidige Fäden. Arten: Nackte, Grüne Blätter und Büste 86,3 Mio. Dollar (Sotheby’s)
Viskoseseide, Kupferseide, Chardonnetseide, Pablo Picasso
Acetatseide.
106,5 Mio. Dollar (Christie’s) Porträt des Dr. Gachet
Kunststoffe, Plste,  organ.-chem. makromolekula-
re Stoffe. Synthet. Herstellung: 1) durch Abwandlung Vincent van Gogh
hochpolymerer Naturstoffe oder Verarbeitung L’Homme qui marche I 82,5 Mio. Dollar (Christie’s)
einfacher Grundbausteine (z. B. der Kohle- und Alberto Giacometti
Erdölchemie); K. auf Cellulose-, Kasein-, Natur- 104,3 Mio. Dollar (Sotheby’s) Au Moulin de la Galette
kautschukbasis. 2) Wichtiger sind die rein synthet. Auguste Renoir
K.; sie werden aus niedermolekularen Verbindungen Junge mit Pfeife 78,1 Mio. Dollar (Sotheby’s)
durch Polykondensation, Polymerisation oder Pablo Picasso
Polyaddition hergestellt. Thermoplaste bleiben auch 104,2 Mio. Dollar (Sotheby’s)
bei wiederholtem Erwärmen verformbar, Duroplaste
(Thermodure, Duromere) erstarren in Wärme zu

Küpenfarbstoffe K
K Kupfer
516 Kupfer, lat. Cuprum, Symbol Cu, chem. Element,
KupferKUPK Grenzbereich Türkei/Irak/Iran, in Armenien und
Schwermetall; OZ 29, relative Atommasse 63,54, D N-Syrien, bes. am oberen Tigris (in Kurdistan); knapp
8,94 g/cm3, Fp 1 083 °C, Sp 2 567 °C. An frischen die Hälfte wohnt im O der Türkei, etwa ein Drittel in
Schnittflächen ist K. von glänzender, hellroter Farbe, Iran und ein Viertel in Irak; sesshafte Ackerbauern,
nach Silber der beste Leiter für Wärme und Strom. An auch Halbnomaden; Schätzungen über die
feuchter Luft überzieht es sich allmählich mit einer Gesamtzahl schwanken zw. 12 und 30 Mio.; etwa
grünen Schicht von bas. K.-Carbonat (Patina); durch 75 % sind sunnit. Muslime, etwa 20 % Schiiten. –
Einwirkung von Essigsäure entsteht der giftige Trotz gemeinsamer Sprache, Gesch. und Kultur
Grünspan (bas. K.-Acetat). K. kommt gediegen, v. a. gelang es den K. nie, einen eigenen Staat zu errichten;
aber in Form von Sulfiden und Oxiden vor; das nur in NW-Iran bestand nach sowjet. Besatzung
wichtigste K.-Erz ist der K.-Kies, CuFeS2 und der (1941–46) kurzzeitig 1946 die blutig niedergeschlage-
K.-Glanz, Cu 2S. K. wird in Form von Draht, Röhren und ne »Kurd. Rep. Mahabad«. In Irak kam es wegen
Blechen in der Ind. verwendet, bes. aber auch in Form kurd. Autonomiebestrebungen zu krieger. Auseinan-
seiner Legierungen: K. und Zinn ergeben Bronze; K. dersetzungen (v. a. 1961–70). Nach Beendigung des
und Zink Messing und Tombak; K., Zinn und Zink 2. Golfkriegs (1991) flüchteten Hunderttausende K. in
Rotguss; K., Zink und Nickel Neusilber, Alpakasilber. die Berge Kurdistans sowie in die Nachbarstaaten
Kpfer, Harry, dt. Opernregisseur, * 1935; 1972–81 Türkei und Iran; unter internat. Druck wurde in
Operndirektor in Dresden, 1994–2002 an der Kom. N-Irak eine Schutzzone für die kurd. Bev. errichtet. In
Oper in Berlin; bekannt durch unkonventionelle den 1990er-Jahren verschärften sich die Kämpfe zw.
Eine herbe
Inszenierungen, u. a. in Bayreuth und Salzburg. türk. Truppen und der PKK. 1999 gelang die
Schönheit stellt
Kupferstich, Tiefdrucktechnik, bei der eine Festnahme des PKK-Führers A. Öcalan. Er wurde
die unberührte Zeichnung mit dem Grabstichel spiegelbildlich in wegen Hochverrats verurteilt. Zahlreiche PKK-
Naturlandschaft eine Kupferplatte eingetieft wird. Die Platte wird Kämpfer setzten sich in den Nord-Irak ab. 2004
der Kurilen dar. dann eingefärbt und unter starkem Druck auf ein verkündeten Teile der KGK, der Nachfolgeorganisati-
Häufig nebelver- (feuchtes) Papier gepresst. on der PKK, das Ende einer fünfjährigen Waffenruhe.
hangen oder von Kpka, František, tschech. Maler und Grafiker, * 1871, Nach dem Ende der Diktatur S. Husains 2003 ergaben
Schneestürmen † 1957; ausgehend vom Jugendstil, wandte sich K. sich für die irak. K. neue polit. Perspektiven. Bei den
heimgesucht bereits 1910/11 der abstrakten Malerei zu. Parlamentswahlen 2005 wurde ein kurd. Parteien-
und zudem von Kuppelei,  gewohnheitsmäßige oder eigennützige bündnis zur zweitstärksten polit. Kraft. Das
Erdbeben und Förderung zwischenmenschl. sexueller Handlungen. Parlament wählte den Kurden-Führer J. Talabani
In Dtl. ist nur noch die Förderung sexueller zum neuen irak. Staatspräs.
Vulkanausbrü-
Handlungen Minderjähriger (bes. unter 16 Jahren, Kurfürsten, im Hl. Röm. Reich (bis 1806): Fürsten, die
chen betroffen,
Kurfürsten KURK

§ 180 StGB) und als Sonderform die Ausbeutung von für die Wahl (Kur) des dt. Königs ab dem Ende des
bietet die Insel- Prostituierten (bes. bei noch nicht 18-Jährigen, § 180 a 12. Jh. entscheidend waren (→ Goldene Bulle). Sie
welt den Men- StGB) mit Strafe bedroht. waren seit dem 13. Jh. Inhaber der → Erzämter. Zu den
schen raue Le- Kupplung,  Maschinenteil zur Verbindung zweier, K. zählten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln,
bensbedingun- meist sich drehender Maschinenteile, z. B. Wellen. der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der
gen. Aber trotz Arten: feste K., z. B. Scheiben-K., Schalen-K., Markgraf von Brandenburg und der König von
Unwirtlichkeit Stirnzahn-K.; längsbewegl. K.: Klauen-K.; querbe- Böhmen. Die Kur des geächteten Pfalzgrafen bei
sind die Kurilen wegl. K.: Kugel-, Kreuzgelenk-K.; Ausrück-, meist Rhein wurde 1623 dem Herzog von Bayern übertragen,
seit der Beset- Reibungs-K., z. B. Scheiben-, Lamellen-K. bei worauf 1648 für die Pfalz die 8. Kurwürde geschaffen
zung durch die Kraftwagen, Arbeitsmaschinen. Außerdem wurde (bis 1777); 1692 wurde als 9. Kurwürde die für
Rote Armee Schlauch-, Eisenbahn-K. usw. Braunschweig-Lüneburg (Hannover) eingerichtet (war
Kurre das, Alkaloidgemisch aus der Rinde verschiede- nach der Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777
1945 ein territo-
ner Strychnosarten und Mondsamengewächse; dann die 8.). 1803 (Reichsdeputationshauptschluss)
rialer Zankapfel
früher Pfeilgift südamerikan. Indianer; lähmt die wurden die Kurstimmen von Trier und Köln
geblieben, der Bewegungsnerven der Muskeln. aufgehoben, die Mainzer Kur auf Regensburg-Aschaf-
bislang einen Kurbelwelle,  ein- oder mehrfach gekröpfte Welle, die fenburg übertragen. Neu geschaffen wurden die
Friedensvertrag durch die → Pleuelstange in Bewegung gesetzt wird. Kurfürstentümer Salzburg (1805 auf Würzburg
zwischen Russ- Kürbis, Gattung der K.-Gewächse mit etwa 27 Arten; übertragen), Württemberg, Baden und Hessen-Kassel.
land und Japan einjährige Kletter- oder
verhindert hat. Kriechgewächse aus dem
Militärisch-stra- wärmeren Amerika, mit gelben
tegische Gründe, eingeschlechtigen Blüten; ihre
die fischreichen bis zentnerschwere Beeren-
frucht dient als Speise und
Gewässer und
Futter. Verschiedene K.-Formen
Vorkommen an
sind Zierpflanzen. Vom
wertvollen Roh-
verwandten Flaschen-K. in
stoffen haben Afrika wird die Frucht
eine Beilegung ausgehöhlt und als Flasche
des Konflikts verwendet.
bislang verhin- Krden, Volk mit einer iran.
Kurden KURK

dert. Sprache in Vorderasien, im


KUP
Krhessen, das 1803–07 und 1813–66 bestehende
Kurfürstentum Hessen (Hptst.: Kassel).
Kurtisne die, urspr. Hoffräulein, früher einflussreiche
Geliebte bei Hof.
KüS
Kri|e die, 1) im antiken Rom ältestes Gliederungs- Kurve,  gerade oder gekrümmte Linie, entweder in der
prinzip der röm. Bürgerschaft in 30 Sippenverbände; Ebene (ebene K.) oder im Raum (Raum-K.). Ebene K.
später auch Bez. für das Versammlungshaus des sind z. B. Gerade, Kreis, Parabel; eine Raum-K. ist z. B.
röm. Senats. – 2) → Römische Kurie. die Schraubenlinie.
Kur|verein zu Rhnse, Vereinigung der Kurfürsten
Kurlen, Inselbogen mit über 30 vulkanreichen (ohne Böhmen) in Rhense (Rhens bei Koblenz) 1338
Inseln östlich von Asien, zw. Kamtschatka und zur Abwehr der Ansprüche des Papsttums auf
Hokkaidō gelegen, 15 600 km 2. Die K. kamen 1875 an Bestätigung der dt. Königswahl.
Japan, 1945 zur UdSSR; gehören heute zum russ. Kurz|arbeit, vorübergehende Herabsetzung der
Gebiet Sachalin; Japan fordert einige Inseln zurück. betriebsübl. Arbeitszeit. Soll mit der K. eine Entgelt-
Krisches Hff, Strandsee im Gebiet der Memel- minderung einhergehen, muss eine Rechtsgrundlage
mündung, vor der russ. und litauischen Küste, vorliegen (z. B. Tarif- oder Arbeitsvertrag). Bei der
1610 km 2, 3,8 m mittlere Tiefe, durch die 97 km lange Arbeitsagentur angezeigter K. besteht unter
Kurische Nehrung (Landstreifen mit Sanddünen; bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf
Nationalpark und Weltkulturerbe) von der Ostsee Kurzarbeitergeld aus der Arbeitslosenversicherung
getrennt. (§§ 169 ff. SGB III). Bezugsdauer i. d. R. höchstens 6
Kurkme die, trop. Ingwergewächs; der Wurzelstock, Monate bei 60 % (67 % für Arbeitnehmer mit mindes-
Gelber Ingwer, liefert die wichtigsten Bestandteile tens einem Kind; für 2009/10 auf 24 Monate verlängert)
des Gewürzes Curry, Farbstoff. des entfallenen Arbeitsentgelts. Einseitig kann der
Krland, histor. Landschaft in Lettland, zw. Ostsee, Arbeitgeber K. mit Zustimmung der Bundesagentur für
Rigaer Bucht und Düna; nach den westfinn. Kuren Arbeit gemäß § 19 Kündigungsschutzges. einführen.
genannt. Hptst.: Mitau. K. wurde im 13. Jh. vom Dt. Kurzgeschichte, Übersetzung des amerikan.
Orden erobert, war seit 1561 ein Herzogtum der dt. Gattungsbegriffs Shortstory, mit diesem nicht
Familien Kettler und Biron unter poln. Lehnshoheit; deckungsgleich; kurze Erzählung zw. Novelle und
1795–1918 russ., 1918 zu Lettland. Anekdote.
Krmark die, Hauptteil der ehem. Mark Brandenburg. Kurzschluss,  Fehlverbindung von Leitern, die
Kursawa, Akira, jap. Filmregisseur, * 1910, † 1998; elektr. Spannung versch. Polarität führen. Es fließt
»Rashomon« (1950), »Die sieben Samurai« (1953), dabei ein hoher Strom, der Anlagen oder Geräte
»Kagemusha« (1980), »Ran« (1985); schrieb »So gefährden kann (→ Sicherung).
etwas wie eine Autobiographie« (1982). Kurzschrift, Stenograf die, Schnellschrift zur Be-
Kurzschrift KURK

Kuroshio [-ʃ-], warme, salzreiche Meeresströmung an schleunigung des Schreibens, bes. zum Nachschreiben
der jap. Ostküste. von Ansagen (Diktaten) oder Reden. 1924 wurde die
Krsk, Gebietshptst. in Russland, am Sejm,
Kursk KURK Einheits-K. entwickelt, die noch heute gelehrt wird.
413 000 Ew.; medizin. Univ., Hochschulen; Metall-, Kurzsichtigkeit, Myop die,  Brechungsfehler des
Kunstkautschuk-, Lederind.; bei K. Kernkraftwerk, Auges, lässt Fernes unscharf, Nahes scharf sehen.
Bahnknotenpunkt, . – Erstmals 1095 erwähnt. Die Korrektur durch Zerstreuungslinsen.
Schlacht am Kursker Bogen 1943 war die größte Kurzstreckenwaffen, Raketenwaffen mit einer
Panzerschlacht der Gesch. und leitete den Reichweite bis 500 km, die mit konventionellen oder
endgültigen dt. Rückzug ein. atomaren Sprengköpfen bestückt sein können.
Kurzwellen, Abk. KW, Dekamterwellen, internat. Abk.
Krsker Magntanomalie, HF [von high frequency], elektromagnet. Wellen mit
größte Magnetanomalie der Erde, im Bereich der einer Wellenlänge von 10 bis 100 m (Frequenzen von
Mittelruss. Platte, 120 000 km 2, mit hochwertigen 30 bis 3 MHz).
Eisenerzen; Verhüttung bes. in Stary Oskol. Kusnzker Steinkohlenbecken, russ. Abk.
Kusbss, das wichtigste Kohlenbergbaugebiet im
Störung des Erdmagnetfelds asiat. Russland, in W-Sibirien.
Abweichungen des Magnetfelds der Erde vom mag- Kusnezw, Anatoli Wassiljewitsch, russ. Schrift-
netischen Dipolfeld (erdmagnetische Anomalien) steller, * 1929, † 1979; seit 1969 in Großbritannien,
können u. a. auf dem Vorhandensein Romane »Babij Jar« (1966) u. a.
örtlich begrenzter magnetitreicher Kssnacht am Rgi, Gemeinde im schweizer. Kt.
Küssnacht am Rigi KüSK

Gesteine beruhen und spielen daher Schwyz, 9300 Ew.; am NO-Arm des Vierwaldstätter
eine bedeutende Rolle in der Lager- Sees, Fremdenverkehr; in der Nähe die Hohle Gasse
stättenforschung. Die flächenmäßig (Tell-Sage).
größte magnetische Anomalie wurde Küste, Gestade, der an das Meer grenzende Streifen
Ende des 18. Jahrhunderts bei Vermes- eines Lands: Flach-K. mit K.-Wällen oder Nehrungen,
sungsarbeiten in den Gebieten Kursk, Dünen, Lagunen. Steil-K. mit Kliffen, Klippen usw.;
Belgorod und Orjol entdeckt, da die Abtragungs- und Anschwemmungs-K., Fjord-,
Magnetnadel des Kompasses von der Förden-, Bodden-K. Der K.-Teil Strand bleibt je nach
sonst üblichen Nordrichtung abge- Flut und Ebbe bespült oder trocken.
lenkt wurde. Der Eisengehalt beträgt Küstenmeer, Küstengewässer, Teil des Meers, der
hier 32–62 %, stellenweise bis 69 %. zum Hoheitsbereich des Küstenstaats gehört, mit 517
Luftraum, Meeresgrund und -untergrund.

Küstenmeer K
K Küstenseeschwalbe
518 Küstenseeschwalbe, eine 35 cm Kyklden, griech. Inselgruppe im südl. Ägäischen
große Seeschwalbe, die in den Küstenregionen der Meer, darunter Andros, Naxos, Milos; Hptst.:
Arktis bis an Nord- und Ostsee vorkommt; Stoß- Ermupolis auf Syros. – Aus der bronzezeitl. K.-Kultur
taucher. (etwa 3200–2000 v. Chr.) stammen zahlreiche K.-Idole
Die kleine Küs- Kstos [lat. »Hüter«] der, 1) wiss. Sachbearbeiter an (Grabbeigaben). Hohe Kunstfertigkeit bezeugen
tenseeschwalbe Bibliotheken, Museen. – 2) im Dom- oder Stiftskapitel Gefäße (Schälchen, Becher) aus Ton und Marmor.
ist der Rekord- der mit der Oberaufsicht über den Dom beauftragte Kyklp [griech. »Rundäugiger«] der, Zyklp, griech.
halter unter den Domherr. Sage: einäugiger Riese, u. a. Polyphem.
Zugvögeln: Sie Kutkula [lat. »Häutchen«] die, Cutcula, für Gase und
Kutikula KUTK Kmren, kelt. Bewohner von Wales.
brütet in den Wasser kaum durchlässige, erhärtende Substanz Kniker, Bez. für die Vertreter der griech. Philosophen-
Polargebieten (Kutin); bedeckt die Oberfläche vieler Pflanzen und schule des Kynismus, begründet von dem Sokrates-
der Arktis, auch Tiere als mechan. und Verdunstungsschutz. schüler Antisthenes, dem Diogenes von Sinope,
an Nord- und Ktschma, Leonid Danilowitsch, ukrain. Politiker, Krates u. a. folgten; vertraten das Ideal der
* 1938; 1992–93 Min.-Präs., 1994–2005 Staatspräsident. Bedürfnislosigkeit bis zur Verachtung aller Sitte;
Ostsee, über-
Kutsow, Michail Illarionowitsch, Fürst, russ. danach Zynismus (→ Zyniker).
wintert aber auf
Feldmarschall, * 1745, † 1813; 1805 und 1812 Kyōto, Kioto, jap. Stadt auf Honshū, 1,48 Mio. Ew.,
der anderen Sei- Oberbefehlshaber gegen Napoleon I. Verw.-Sitz der Präfektur K.; 15 Univ., Standort der
te der Erdhalb- Kuwt, Staat (Emirat) am Pers. Golf, 17 818 km 2, 3,0 Elektro- und Elektronikindustrie. – K. war seit etwa
kugel, am Rand Mio. Ew. (darunter 60 % Ausländer); Hptst.: Kuwait; 800 bis 1869 Residenz der jap. Kaiser; Hauptzentrum
der antarkti- Amtssprache: Arabisch. 5 moderne Häfen, darunter 4 der jap. Kultur; die histor. Bauten und Gärten
schen Packeis- Erdölexporthäfen, internat.  bei der Hptst.; seit gehören zum Weltkulturerbe.
zone. Hin und 1946 Erdölproduktion. – K. war 1899–1961 brit. Kyōto-Protokoll, das Abschlussprotokoll der
zurück muss sie Protektorat; 1921 Festlegung der heutigen Grenzen. Vertragsstaatenkonferenz von Kyōto (1997). 36
dabei rund Im Aug. 1990 von irak. Truppen besetzt; von einer Industrieländer werden darin verpflichtet, die
35 000 km über- internat. Streitmacht im 2. Golfkrieg (17. 1.–28. 2. Emission von sechs versch. Klimaschadstoffen bis
winden, nach 1991) befreit. Staatsoberhaupt: Emir Sabah al-Ahmad zum Zeitraum 2008–12 um durchschnittlich
Al-Sabah (seit 2006). mindestens 5 % unter das Niveau von 1990 zu senken.
neueren For-
KVAE, Abk. für Konferenz über vertrauens- und Heute sind die USA die einzige Industrienation, die
schungen soll
sicherheitsbildende Maßnahmen und Abrüstung in dem K. nicht beigetreten ist.
sie sogar eine Europa, 1984–86 tagende Sicherheits- und Abrüs- Kyrne, in der Antike Hptst. der Cyrenaika, im 7. Jh.
S-förmige Flug- tungskonferenz aller Staaten der → KSZE. 1989–92 v. Chr. von Griechen gegr. Die Ruinen von K. (heute
route benutzen, verhandelten die KVAE-Staaten in Wien. Libyen) gehören zum Weltkulturerbe.
auf der sie gar Kwaśniwski [kvaɕ-], Aleksander, poln. Politiker,
Kwaśniewski KWAK Kri|e elson [griech. »Herr, erbarme dich!«], urspr.
80 000 km zu- * 1954; zunächst Mitglied der kommunist. Poln. ein hellenist. Huldigungsruf an einen Herrscher oder
rücklegt. Der Vereinigten Arbeiterpartei, übernahm 1990 den eine Gottheit; wurde im christl. Gottesdienst zum
Vorteil der wei- Vorsitz der aus ihr hervorgegangenen Sozialdemo- Gemeinderuf an Christus.
ten Reise: rund kratie der Rep. Polen (Austritt 1995); 1995–2005 kyrllische Schrift [nach Kyrillos], Kyrlliza, aus den
ums Jahr ein Staatspräsident. griech. großen Buchstaben umgebildete altslaw.
reich gedeckter Kbele, aus Kleinasien stammende Mutter- und Schrift. In modernisierter Form wird die k. S. heute
Vegetationsgöttin, bei den Griechen mit Rhea im Russischen (→ russische Sprache), Ukrainischen,
Tisch und (theo-
gleichgesetzt, 204 v. Chr. als Magna Mater in Rom Serbischen und Bulgarischen verwendet.
retisch) 24 Stun-
eingeführt. Kyrllos und Methdios, zwei Apostel der Slawen,
den lang Zeit zu Kyberntik die, Wiss., die sich mit den Gesetzmäßig- Heilige (Tag: 14. 2.; in der orth. Kirche: 11. 5.); die
jagen, da in den keiten der Steuerung, Regelung und Rückkopplung Brüder Kyrillos (* 826/827, † 869) und Methodios
polaren Som- der Informationsübertragung und -verarbeitung in (* um 815, † 885) gelten als Schöpfer der ältesten slaw.
mern die Sonne Maschinen, Organismen und Gemeinschaften Schrift (Glagoliza).
nicht untergeht. beschäftigt sowie die Theorie und Technik der Kros II., d. Gr., pers. König (seit 559 v. Chr.) aus dem
Informationsverarbeitungssysteme untersucht. Haus der Achaimeniden, † 530 v. Chr.; eroberte um
Kyffhäuser [ˈkɪf-] der, Waldgebirge südlich des 550 Medien, 547 Lydien, 539 Babylon und errichtete
Unterharzes, Thür., 477 m hoch; mit der Ruine der damit das altpers. Weltreich.
Burg Kyffhausen, dem K.-Denkmal und der Kysylkm [türk. »roter Sand«] die, Sandwüste in
Barbarossahöhle. Usbekistan, Kasachstan und randlich in Turkme-
nistan, im Tiefland von Turan, südöstl. des Aralsees,
etwa 300 000 km 2; Erdgas- und Goldgewinnung.
Kyu der, Budo: die 6 (Karate, Aikido) oder
5 (Judo, Jujutsu) Grade der Schüler bis
zur Erlangung des 1. Meistergrads
(→ Dan).
Kyudo das, jap. Kunst des Bogenschießens, aus der
Waffenkunst der → Samurai entwickelt; Sportgerät
ist ein asymmetrisch gegriffener Langbogen.
Kyūshū [-ʃuː], drittgrößte Insel Japans, 39 907 km 2,
13,4 Mio. Ew.; vulkanisch.
KZ, Abk. für → Kon zentrationslager.
l
L
Lcher S, See in der O-Eifel, Rheinl.-Pf., im Lchmann, Karl, dt. Altphilologe, Germanist, * 1793,
Explosionskrater eines vor etwa 11 000 Jahren † 1851; einer der Begründer der philolog. Textkritik.
erloschenen Vulkans, 275 m ü. M., 3,32 km 2, bis 53 m Übertrug die textkrit. Prinzipien und Methoden der
tief, Naturschutzgebiet; an seinem Ufer → Maria Laach. klass. Philologie auf mhd. Texte, die er erstmals in bis
Lb das, proteinspaltendes Enzym aus dem Labmagen heute gültigen Ausgaben (u. a. Walther von der
saugender Kälber; in der Käserei als Gerinnungs- Vogelweide) edierte.
enzym zur Fällung des Kaseins verwendet. Lachs der, bis 1,5 m langer und bis 35 kg schwerer
Labil der, mit den Lippen artikulierter Laut. Raubfisch, mit einer Fettflosse, lebt in nördl. Meeren
Lbkraut, Gattung der Rötegewächse mit rd. 400 sowie in Flüssen Nord- und Mitteleuropas und des
Arten, darunter das Echte L., das Klebkraut und der nordöstl. Nordamerika. Färbung unterschiedlich.
Waldmeister. Der L. wandert zum Laichen die Flüsse aufwärts. Die
Lbmagen, letzter Magenabschnitt der Wiederkäuer. Jungen wandern nach 1 bis 5 Jahren Aufenthalt im
Labour Party [ˈleɪbə ˈpɑːtɪ], brit. Partei, 1900 von Süßwasser ins Meer; ausgewachsen als Salm
Organisationen der Arbeiterbewegung gegr., nahm bezeichnet; wertvoller Speisefisch.
1906 den Namen L. P. an. Geprägt durch ihre enge Lacke, Anstrichstoffe besonderer Güte; echte oder
Verbindung mit der Gewerkschaftsbewegung; bildete kolloidale Lösungen von festen Stoffen in flüchtigen
1924, 1929–31, 1945–51, 1964–70, 1974–79 und Lösungsmitteln, die nach dem Auftragen und
1997–2010 allein die Regierung. Parteiführer u. a.: Trocknen einen geschlossenen, auf der Unterlage
J. R. Macdonald, C. R. Attlee, H. Wilson, J. Callaghan, haftenden Film bilden. Pigmentierter L. wird als
N. Kinnock, T. Blair (1994–2007), G. Brown (2007–10); Lackfarbe bezeichnet, farbloser L. als Klarlack.
T. Blair leitete gegen den Widerstand des linken Lckmus das,  Farbstoff aus Flechtenarten; als
Parteiflügels eine Öffnung der L. P. zur bürgerl. Mitte Indikator (Anzeiger) für Säuren (Rotfärbung) und
ein (»New Labour«). Basen (Blaufärbung) in Form von L.-Papier oder
Labradr der, Labradort, Kalknatron-Feldspat; L.-Tinktur.
metallisch schillernder Schmuckstein. La Coruña [lakoˈruɲa], span. Hafenstadt, 244 000 Ew.;
Labradr, Halbinsel im O Kanadas, zw. Hudsonbai Univ.; Ind.-Standort; .
und Atlant. Ozean, 1,4 Mio. km 2, flachwelliges, Lacq [lak], frz. Gemeinde im Pyrenäenvorland, 660 Ew.;
seenreiches Hochland mit steiler Felsküste, im NO petrochem. Ind., größtes Erdgaslager Frankreichs.
Fjorde. L. hat kaltes, raues Klima; Abbau reicher Lcrimae Chrsti [lat. »Tränen Christi«], Bez. für
Eisenerzlager, Wasserkraft- und Waldnutzung, ital. Weine unterschiedl. Herkunft und Qualität.
Fischfang. – L. wurde um 1000 von Leif Eriksson Lacrosse [laˈkrɔs], ein dem Hockey, Tennis und
entdeckt. Eishockey verwandtes Mannschaftsspiel auf Tore,
Labyrnth das, 1) Irrgarten; berühmt das L. auf Kreta bei dem 2 Mannschaften einen Ball mit Netzschlä-
(→ Ariadne). – 2) Innenohr der Wirbeltiere. gern (Rackets) fangen und schlagen. Das Spiel ist v. a.
Labyrnthfische, in tropischen Gewässern lebende in Nordamerika, Großbritannien und Australien
Unterordnung der Barschartigen Fische mit zwei in verbreitet. – Der Ursprung des L. liegt bei den
Schädelhöhlen liegenden Labyrinthorganen zur nordamerikan. Indianern (erstmals 1630 erwähnt),
zusätzl. Luftatmung. Zu den L. gehören u. a. hier v. a. bei den Stämmen im SO des Landes.
Kletterfische, Großflosser und Guramis. Lactte, Laktte,  Salze und Ester der Milchsäure.
Lacan [laˈkã], Jacques, frz. Psychoanalytiker und Lactoflavn, Riboflavn das,  das Vitamin B2.
Philosoph, * 1901, † 1981; prägte mit C. Lévi-Strauss Lactse, Laktse die, → Milchzucker.
maßgeblich den frz. Strukturalismus und beeinfluss- Ladkh, Hochgebirgslandschaft in Kaschmir, zw. dem
te wesentlich die moderne Soziologie, Ethnologie und Himalaya und dem Karakorum; auf das Gebiet (rd.
Literaturwissenschaft. 96 000 km 2) erhebt Indien Anspruch, de facto gehört
Lachgas, Distickstoffmonoxid, N2O; geruchloses ungif- der kleinere NW-Teil (Baltistan) zu Pakistan. Im NO 519
tiges Gas; Narkosemittel. wurde 1962 ein Streifen von China okkupiert.

Ladakh L
L Ladenburg
520 Ldenburg, Stadt am unteren Neckar, Bad.-Württ., Lgerkvist, Pär Fabian, schwed. Schriftsteller, * 1891,
11 800 Ew.; Max-Planck-Inst. für Zellbiologie; chem., † 1974; Roman: »Barabbas« (1951); 1951 Nobelpreis
Elektronikind. – Stadtähnl. Siedlung seit dem 1. Jh. für Literatur.
n. Chr. (Lopodunum; röm. Mauerreste erhalten), in Lgerlöf, Selma, schwed. Schriftstellerin, * 1858,
fränk. Zeit Hauptort des Lobdengaus, später † 1940; eine der Hauptvertreterinnen der schwed.
Nebenresidenz der Bischöfe von Worms (Bischofshof Neuromantik; Romane, Geschichten: »Gösta
12.–17. Jh.). Berling« (1891), »Wunderbare Reise des kleinen Nils
Ladner, rätoroman. Bewohner in den Dolomiten, v. a. Holgersson mit den Wildgänsen« (1906/07);
in den Tälern Südtirols. Nobelpreis für Literatur 1909.
Ladno das, jüdisch-span. Sprache (Spaniolisch). Lgo Maggiore [- madˈdʒoːre], Lngensee, oberital.
Ldogasee, mit 18 135 km 2 (einschließlich der etwa See, am Südfuß der Alpen, 194 m ü. M., 212 km 2, bis
660 Inseln) größter See Europas, in Russland, bis 372 m tief, vom Tessin durchflossen.
230 m tief; Abfluss: die Newa zum Finn. Meerbusen. Lagos [ˈlaːgɔs], frühere Hptst. und größte Stadt
Durch Kanäle mit der Wolga, Dwina und dem Nigerias, an der Bucht von Benin und auf mehreren,
Weißen Meer verbunden. durch Brücken verbundenen Inseln, 8,8 Mio. Ew.;
La Fayette [lafaˈjɛt], Lafayette, 1) Marie Joseph Motier,
La Fayette LA L Erzbischofssitz; mehrere Univ.; Handels- und
Marquis de, frz. General und Politiker, * 1757, † 1834; Ind.-Zentrum, Haupthafen des Landes, Eisenbahn-
nahm 1777 am Nordamerikan. Unabhängigkeits- linie, Ind., internat. .
krieg teil; beeinflusst von nordamerikan. Verfas- Lagrange [laˈgrãʒ], Joseph Louis de, eigtl. Giuseppe
sungsprinzipien, reichte er 1789 in der Pariser Ludovico Lagrangia, frz. Mathematiker ital.
Nationalversammlung den bedeutendsten Entwurf Herkunft, * 1736, † 1813; begründete die Variations-
zur Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ein; rechnung und analyt. Mechanik.
war 1789–92 und 1830 Führer der Pariser National- Lgting das, Oberhaus des norweg. Parlaments.
garde; 1830 unterstützte er die Thronbesteigung Lagne die, 1) durch Riff oder Nehrung vom offenen
Lagune LAGL

Louis Philippes, ging später in die Opposition. – Meer abgetrennter Brackwasserbereich. – 2) von
2) Marie-Madeleine Comtesse de, frz. Schriftstel- Korallenriffen geschützte Wasserfläche im Innern
lerin, getauft 1634, † 1693. Ihr Roman »Die Prinzessin eines Atolls.
von Cleve« (1678) gilt als Vorläufer des psycholog. Lähmung,  Minderung (Parese) oder Ausfall
Romans. (Paralyse) von Muskelfunktionen, bedingt durch
Lafontaine [lafɔnˈtɛn], Oskar, dt. Politiker (Die Linke),
Lafontaine LAFL Schädigung der zentralen oder peripheren motor.
* 1943; Physiker; 1985–98 Min.-Präs. des Saarlands; Nervenbereiche (neurogene L.) oder des Muskels
1990 Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl; (myogene L.). Nach der Ausbreitung einer L.
1998–99 (Rücktritt) Bundesmin. der Finanzen; unterscheidet man zw. Monoplegie (Monoparese;
1995–99 (Rücktritt) auch Vors. der SPD; 1994 und eine Gliedmaße betroffen), Diplegie (doppelseitige L.)
1998/99 MdB für die SPD; nach Austritt aus der SPD und Tetraplegie (alle vier Gliedmaßen betroffen);
2005 Mitgl. der WASG und der Linkspartei. PDS; Hemiplegie ist die L. einer Körperhälfte.
2005–09 gemeinsam mit G. Gysi Vorsitzender der Lhn die, rechter Nebenfluss des Rheins in Hessen und
Bundestagsfraktion Die Linke; wurde 2007 Rheinl.-Pf., entspringt im Rothaargebirge, mündet
gemeinsam mit L. Bisky Vorsitzender der durch bei Lahnstein; 245 km lang.
Verschmelzung von Linkspartei.PDS und WASG Lahore [ləˈhoː], Hptst. der Prov. Punjab, Pakistan, am
entstandenen Partei Die Linke; seit 2009 Vorsitzen- linken Raviufer im Pandschab, 6,3 Mio. Ew.; Univ.,
der der saarländ. Landtagsfraktion seiner Partei; TH, Kernforschungszentrum, kultureller und
2010 Rückgabe seines Bundestagsmandats aus wirtschaftl. Mittelpunkt von N-Pakistan; internat.
gesundheitl. Gründen und Verzicht auf eine erneute ; Fort mit Palästen, Moschee und Gärten
Kandidatur zum Parteivorsitzenden. (Weltkulturerbe).
La Fontaine [lafˈtɛn], Jean de, frz. Dichter, * 1621, Lahti [ˈlahti], Stadt in S-Finnland, am Paijännesee,
† 1695; berühmt durch seine u. a. auf Äsop zurück- 94 700 Ew.; stärkster Rundfunksender Finnlands,
gehenden Fabeln (in Versen). Möbelind., Fremdenverkehr, Skisprungschanze.
Lgasch, altoriental. Stadt, heute der Ruinenhügel Laich der,  die ins Wasser abgelegten und von einer
El-Hba, S-Irak; Könige der altsumer. Dynastie von L. gallertigen Hülle umgebenen Eier der Fische, Frösche
beherrschten seit etwa 2400 v. Chr. Babylonien. und Schnecken.
Lagenschwimmen,  Wettbewerb, bei dem der Laie, Nichtgeistlicher. L.-Apostolat, in der kath. Kirche
Teilnehmer nach einem bestimmten Teil der Strecke die Mitarbeit von L. an der Ausbreitung der kath.
in eine andere Stilart (Lage; Rücken-, Brust-, Lehre und Lebensführung. L.-Bruder, Mitgl. einer
Schmetterlings-, Kraulschwimmen) wechselt. Klostergenossenschaft, das keine klerikalen Weihen
Lgerfeld, Karl, dt. Modeschöpfer, * 1938; machte als besitzt.
Stylist für zahlreiche europ. Modehäuser, u. a. Laienspiel, Theaterspiel von Amateurschauspielern.
Chanel, die Konfektion parallel zur Haute Couture 1912 prägte der Pädagoge und Schriftsteller Martin
gesellschaftsfähig. Luserke (* 1888, † 1968) den Begriff L. und förderte
Lagergeschäft, gewerbsmäßige Lagerung und seine Entwicklung.
Aufbewahrung fremder Güter durch den Lagerhalter Lake Placid [ˈleɪk ˈplæsɪd], Wintersportort in den
Lake Placid LAKL

(§§ 467 ff. HGB). Gegenleistung ist das Lagergeld. Adirondacks im Staat New York (USA); rd. 7 500 Ew.;
Empfang des Gutes und Verpflichtung zur Austragungsort der Olymp. Winterspiele 1932 und
Aushändigung bestätigt der Lagerschein. 1980.
LAD
Lakkadven, 14 Koralleninseln im Ind. Ozean, vor der
SW-Küste Indiens; bilden mit den Amindiven und der
Lambarene Aufnahme fanden. Das Hospital wird
heute hauptsächlich von einer internationalen
LAN
Minicoi-Insel das ind. Unionsterritorium Lakshad- Stiftung und dem Staat Gabun finanziert.
weep (seit 1956).
Lakshmi [ˈlakʃmi], Shri, ind. Göttin der Schönheit und
des Glücks, Gattin des Vishnu; dargestellt mit Lmbdasonde,  Messfühler im Auspuffsystem von
Lotosblume. Ottomotoren mit Dreiwegekatalysator zur Regelung
Llebuch, dt. Volksbuch, Schwanksammlung eines un-
Lalebuch LALL der Gemischbildung; dient der Einhaltung des
bekannten Verfassers, 1. Druck 1597; → Schildbürger. Luftverhältnisses (vorhandene Luftmenge/
Lma das, 1) höckerloses, hirschgroßes Kamel des Mindestluftmenge) λ = 1.
westl. Südamerika; als Last-, Woll- und Fleischtier Lmbsdorff, Otto Graf, dt. Politiker (FDP), * 1926,
aus der wild lebenden Kamelart Guanako gezüchtet. † 2009; 1977–84 Bundeswirtschaftsmin., 1988–93
Zu den L. gehören auch das Alpaka (Pako) und das Vors. der FDP.
kleinere Vikunja, dessen Wolle sehr wertvoll laminre Strömung,  Form der Bewegung
ist. – 2) aus Flaum und Grannenhaaren des L. stationär bewegter Flüssigkeiten oder Gase, deren
bestehende Wolle. Schichten ohne Wirbelbildung aneinander
Lamasmus der, tibtischer Buddhsmus, die aus ind.
LamaismusLAML vorbeigleiten; wird die Strömung instabil, geht sie in
Spätformen des Buddhismus unter Integration von turbulente Strömung über.
Elementen der vorbuddhist. Bon-Religion (Dämonen- Laminria die, Gattung großer Braunalgen, bis
und Zauberglauben) im 8. Jh. in Tibet entstandene mehrere Meter groß werdend.
Form des Buddhismus; heute neben Tibet in Bhutan, Lamm, Schaf oder Ziege vor dem vollendeten
Nepal, der Himalayaregion Indiens, der Mongolei, 1. Lebensjahr.  Sinnbild der Unschuld und Geduld;
N-China und Russland (bes. Burjatien). Ausgespro- Sinnbild Christi (Lamm Gottes).
chene Mönchsreligion mit Zölibatsverpflichtung und Lampedsa, größte der Pelag. Inseln, südl. von
hierarch. Organisationsstruktur. Mittelpunkt der Sizilien, Italien, 20,2 km 2, rd. 5000 Ew.; Wein-,
Lehre ist die Aussage der »Leerheit« alles Seienden Gemüsebau, Fischfang.
(der bloß vordergründigen Wirklichkeit der Ln das, Verw.-Bez. in Schweden.
Erscheinungswelt). Erlösung liegt in der vollkom- Lancashire [ˈlæŋkəʃɪə], Cty. in NW-England; Milchwirt-
Lancashire LANL

menen Erkenntnis dieser Wahrheit, die u. a. durch schaft, Anbau von Gemüse; u. a. Maschinenbau.
ein kompliziertes System von Ritualen (u. a. dem Lancaster [ˈlæŋkəstə], Stadt in der Cty. Lancashire in
Drehen von → Gebetsmühlen) erreicht wird. Die England, 46 300 Ew.; Univ.; Textilind., Herstellung Land-Art: Mit
authent. Lehre wird durch die Lamas verkörpert, an von Bodenbelägen; got. Kirche, Burg. der »Himmels-
der Spitze → Dalai-Lama und → Pantschen-Lama. – Lancaster [ˈlæŋkəstə], Nebenlinie des engl. Königs- treppe« ge-
Geschichte → Tibet. hauses Plantagenet, die von 1399 bis 1461 die engl. staltete Herman
Lamrck, Jean-Baptiste de, frz. Naturforscher, * 1744, Könige stellte; ging in den Rosenkriegen unter (1471). Prigann 1999 die
† 1829; bestritt als Erster die Unveränderlichkeit der Lancaster [ˈlæŋkəstə], Burt, amerikan. Filmschau- »Halde Rhein-
Arten. Lamarcksmus der, Lehre von der Vererbbar- spieler, * 1913, † 1994; verkörperte zunächst
elbe« (Gelsen-
keit »erworbener« Eigenschaften, konnte nicht männl.-harte Typen; später auch Charakterrollen.
kirchen-Ücken-
bestätigt werden; Vorläufer des Darwinismus. »Verdammt in alle Ewigkeit« (1953), »Der Leopard«
Lamartine [lamarˈtin], Alphonse de, frz. Dichter, * 1790, (1963), »Archie & Harry ...« (1986).
dorf) für die
† 1869; Romantiker; Gedichte, auch ep. Werke, »Poet. »Internationale
Betrachtungen« (1820). Land-Art [ˈlændaːt], Bez. für eine seit Ende der
Land-Art LANL
Bauausstellung
1960er-Jahre in den USA entstandene Kunstrichtung, Emscher Park«
Lambarne, Prov.-Hptst. und Hafen in in der die Landschaft zum Gestaltungsmaterial wird. zu einem land-
Gabun, auf einer Insel im Unterlauf des Ogowe, Das Spektrum reicht von direkten Eingriffen in die schaftlichen
16 300 Einwohner; in der Umgebung Ölpalmenplan- Natur bis hin zur Dokumentation der von Zivilisa- Kunstobjekt um.
tagen und Kautschukgewinnung. – Am N-Ufer des
Ogowe befindet sich das Albert-Schweitzer-Hospital
(gegründet 1913, 1980 durch neuen Komplex ersetzt),
daneben ein Forschungslabor für Tropenmedizin.

Für die Ärmsten der Armen


Mitten im Urwald von Gabun, das damals noch eine
französische Kolonie war, errichtete der Elsässer
Arzt, Theologe und Philosoph Albert Schweitzer
1913 ein Hospital. Dort behandelte er vor allem
Lepra und andere tropische Infektionen. Im Ersten
Weltkrieg wurde der »Urwalddoktor« als Deutscher
und somit Feind Frankreichs in Europa interniert
und konnte das Haus erst 1924 wieder aufbauen.
Das Geld dafür hatte er sich mit Orgelkonzerten und
Vorträgen verdient. »Ehrfurcht vor dem Leben« hieß
das oberste Gebot in Schweitzers Weltanschauung. 521
Das schloss auch Tiere ein, die als Findlinge in
L Landeck
522
Kaum jemand
kennt es: das
verborgen im
Meeresboden
lebende Lan-
zettfischchen.
Es ist der ein-
zige noch leben-
de Vertreter der
Schädellosen, tionseinwirkungen beeinträchtigten Landschaft. Landesverrat,  Straftat gegen die äußere
Zeichnungen, Fotos und Filme halten die meist nicht Sicherheit Dtl., die begeht, wer ein Staatsgeheimnis
einer Schwes-
dauerhaft angelegten Werke fest. Bekannte Vertreter einer fremden Macht mitteilt oder an einen
tergruppe der
sind u. a. W. De Maria, R. Long, R. Smithson. Unbefugten gelangen lässt, um Dtl. zu benachtei-
Wirbeltiere. Ge-
Lndeck, Stadt in Österreich, Tirol, 8000 Ew.; ligen (§§ 94 ff. StGB); mit Freiheitsstrafe bedroht.
meinsam ist bei- Karbidwerk; Verkehrsknoten an der Arlbergstraße; Landesversicherungsanstalten, bis 2005 Träger
den Gruppen Fremdenverkehr. der Arbeiterrentenversicherung und der Handwer-
eine knorpel- Landeführungssysteme,  funktechn. Verfahren kerversicherung; nunmehr Regionalträger der allg.
artige »Chorda für den Landeanflug von Flugzeugen ohne Rentenversicherung.
dorsalis«, ein Bodensicht. Beim Instrumentenlandesystem (ILS) Landeszentralbanken, Abk. LZB, unselbstständige
ursprüngliches wird der Anflugkurs durch zwei über Bordinstru- Hauptverwaltungen der Dt. Bundesbank. Den 9 LZB
Achsenskelett, ment angezeigte Leitstrahlebenen bestimmt. Das (seit 1992) sind die Geschäfte mit den Ländern ihres
das bei den Wir- GCA (engl. ground controlled approach) erfasst die Zuständigkeitsbereichs sowie mit den öffentl. Verw.
beltieren mehr Lage des Flugzeugs mittels Präzisionsradar und gibt und Kreditinstituten der Länder vorbehalten; 2002 in
die Steuerungsanweisungen. Die Mikrowellenlande- Hauptverwaltungen umbenannt.
und mehr durch
systeme (MLS) ermöglichen präzisere und weniger Landfriede, im MA das Verbot oder die Einschrän-
die Wirbelsäule
gestörte Führungssignale in der Aufsetzphase. kung der Fehden durch strenge gesetzl. Bestimmun-
ersetzt wird. Die Landes [lãd] Pl., frz. Landschaft zw. Gironde und dem gen (1495 Ewiger Landfriede).
letzten gemein- Golf von Biscaya; das ausgedehnte Sandgebiet wurde Landfriedensbruch,  Gefährdung der öffentl.
samen Vorfah- im 19. Jh. aufgeforstet; der N-Teil ist das Médoc Sicherheit durch Gewalttätigkeiten, die aus einer
ren, bevor sich (Weinbau); an der rd. 200 km langen Küste Badeorte. Menschenmenge heraus entstehen; nach § 125 StGB
die Entwick- Landesbanken, regionale öffentlich-rechtl. mit Geld- oder Freiheitsstrafe bestraft.
lungswege von Kreditinstitute (Universalbanken), dienen den Landgewinnung, Gewinnung von Bodenflächen bes.
Lanzettfischen Bundesländern als Hausbanken. Durch Zusammen- aus dem Wattenmeer durch Förderung der
und Wirbeltieren schluss mit den Girozentralen sind die L. zugleich Schlickablagerung mit Buhnen und Lahnungen
trennten, lebten Zentralinstitute der Sparkassen. In Dtl. gibt es sowie den Bau von Deichen; auch durch Trocken-
vor etwa 550 9 L. sowie als Spitzeninstitut die DGZ-DekaBank. legen von Binnenseen und Entwässerung von
Landeshauptmann, der vom Landtag eines österr. Mooren.
Millionen Jah-
Bundeslands gewählte Vors. der Landesreg., in Wien Landgraf, seit dem 12. Jh. Titel für die Vertreter königl.
ren.
gleichzeitig der Bürgermeister. Rechte in Teilen des Hl. Röm. Reichs.
Landesherrschaft, Herrschergewalt der dt. Fürsten Landkarte, verkleinerte Darstellung der Erdober-
und Städte im Hl. Röm. Reich, entstanden auf der fläche oder ihrer Teile in einer Ebene. Bei den amtl.
Grundlage von Hausherrschaft, Reichs- und Karten unterscheidet man dem Maßstab nach:
Kirchenämtern, Regalien, Landfriedenswahrung; im Grundkarten bis 1:10 000, topograph. Karten 1: 25 000
Westfäl. Frieden wurde den Fürsten 1648 die bis 1: 200 000, Übersichtskarten bis 1: 900 000 und
selbstständige, nur durch wenige Reichspflichten geograf. Karten ab 1:1 000 000. Eine systemat.
beschränkte territoriale Herrschaftsgewalt Sammlung von Karten nennt man Atlas.
(Landeshoheit) zuerkannt. Ländler der, dt. Tanz im langsamen 3⁄4- oder 3⁄8-Takt,
Landeskirche, in Dtl. und in der Schweiz (dort: benannt nach dem Landl (Teil von Oberösterreich).
Kantonalkirche) die auf ein bestimmtes Gebiet Landrat, 1) Leiter der Landkreisverw. und i. d. R. Vors.
begrenzte und durch ein bestimmtes Bekenntnis des Kreistags. – 2) in manchen schweizer. Kt. das
geprägte ev. Kirche einer Region bzw. eines Kantons. kantonale Parlament.
Landesliste, Wahlvorschläge einer Partei auf Lndsberg, Krst. in Oberbayern, 27 500 Ew.; elektron.
Landesebene; in Dtl. wird die Hälfte der Abgeord- Ind., Metallverarbeitung; barockes Ortsbild mit
neten für den Bundestag über L. gewählt. Toren und Türmen der mittelalterl. Stadtmauer.
Landesrecht, in Bundesstaaten das von den Landschaft, ein Gebiet der Erdoberfläche von
Gliedstaaten (Ländern) gesetzte Recht im Ggs. zum einheitl., charakterist. Gepräge, als Natur-L. ohne
Bundesrecht. Eingriffe des Menschen, als Kultur-L. zum Siedlungs-,
Landesregierung, in den dt. Ländern das aus dem Wirtschafts- und Verkehrsraum umgebildet.
Min.-Präs. (Regierender oder 1. Bürgermeister, Präs. Landschafts|ökologie, die Wiss. von den ökolog.
des Senats) und den Min. bestehende oberste und biolog. Gegebenheiten in der durch den
Leitungsorgan (in Bayern und Sachsen Staatsreg., in Menschen zu einer Kulturlandschaft umgestalteten
den Stadtstaaten Senat). Umwelt.
LAN
Landschaftsschutz, Teilbereich des Naturschutzes
mit weniger strengen Schutzbedingungen; versucht
Lnge, Christian, norweg. Politiker, * 1869, † 1938; 1920
bis 1937 norweg. Vertreter im Völkerbund, erhielt
LAN
einen Ausgleich zw. den Lebensbedürfnissen der 1921 mit H. Branting den Friedensnobelpreis.
Menschen und der Belastbarkeit der Natur Länge,  geograf. L. eines Orts ist der in Winkelgraden
herzustellen. gemessene Bogen (L.-Grad) des Erdäquators zw.
Landsgemeinde, in den schweizer. Kantonen Glarus einem angenommenen Nullmeridian (Greenwich)
und Appenzell Innerrhoden die jährl. Versammlung und dem Meridian (L.-Kreis) des Orts. Alle Meridiane
der stimmfähigen Bürger zur Ausübung der polit. laufen durch beide Pole der Erde. Vom Nullmeridian
Rechte. zählt man nach O (östl. L.) und W (westl. L.) bis 180°.
Lndshut, Ind.-Stadt in Niederbayern, 60 300 Ew., an Langeg, ostfries. Nordseeinsel, Ndsachs., 19,7 km 2,
der Isar; Fachhochschule; Ind.; 1255–1340, dann Nordseeheilbad.
1392–1503 bayer. Herzogssitz. Lngerhans, Paul, dt. Anatom, * 1847, † 1888; entdeckte
Langerhans LANL

Landsknecht, zu Fuß kämpfender Söldner des die Langerhans-Inseln der → Bauchspeicheldrüse.


15./16. Jh. L.-Heere wurden zuerst von Kaiser Langer Marsch, der rd. 12 500 km lange Rückzug der
Maximilian I. aufgestellt. Sie wurden von Feldobers- chin. Kommunisten (Okt. 1934 bis Okt. 1935) von
ten (-hauptleuten) angeworben und waren eingeteilt S-China nach N-China vor den Truppen der National-
in Fähnlein; 10 bis 15 Fähnlein bildeten ein Regiment. reg. Auf dem L. M. festigte Mao Tse-tung seine
Hauptwaffen: Schwert, Spieß, Sturmhaube, später innerparteil. Stellung.
noch die Hakenbüchse. Lnggässer, Elisabeth, dt. Schriftstellerin, * 1899,
Lndsteiner, Karl, österr. Bakteriologe, * 1868, † 1943; † 1950; religiös-myth. Gedichte und Romane: »Das
entdeckte die Blutgruppen und den Rhesusfaktor; unauslöschliche Siegel« (1946), »Märk. Argonauten-
Nobelpreis 1930. fahrt« (1950).
Landtag, Volksvertretung in den Ländern Dtl.; in Langhaus,  der lange, meist nach O gerichtete, oft
Bremen und Hamburg: Bürgerschaft, in Berlin: mehrschiffige Hauptteil einer Basilika oder
Abgeordnetenhaus. Hallenkirche.
Landvogt, 1) im Hl. Röm. Reich: vom König bestellter Lnghoff, Matthias, dt. Regisseur, * 1941 ; 1991–93
Verwalter eines reichsunmittelbaren Gebiets. – 2) in Leitungsmitgl. des Berliner Ensembles.
der Schweiz bis 1798: Verwalter eines Untertanen- Langobrden, german. Stamm, urspr. an der
gebiets in einem selbstständigen Kanton. Unterelbe, zog im 5. Jh. in die Donau-Theiß-Ebene,
Landwehr die, im preuß., dann dt. Heer bis 1918: eroberte 568 unter König Alboin Oberitalien
gediente Reservisten bis zum 39. Lebensjahr. (Lombardei) und Teile Mittel- und S-Italiens. 774 rief
Landwirtschaftskammern, berufsständ. der Papst Karl d. Gr. zu Hilfe, der ihr Reich eroberte.
Vereinigungen zur Wahrnehmung der Belange der Nur das Herzogtum Benevent hielt sich bis ins 11. Jh.
Land- und Forstwirtschaft ihres Bezirks. Die L. sind im ital. Volk aufgegangen.
Languedoc [lãgˈdɔk] das, histor. Landschaft in
Lng, Fritz, österr.-amerikan. Filmregisseur,
Lng LNL S-Frankreich, Zentren Toulouse und Montpellier;
* 1890, † 1976; Mitbegründer des filmischen Weinbau.
Expressionismus (u. a. »Die Nibelungen« 1922–24; Langste die, hummergroßer, scherenloser Speise-
»Metropolis«, 1927; »M«, 1931); emigrierte 1933 in die krebs; im Mittelmeer und O-Atlantik.
USA. Seine amerikan. Filme (u. a. »Du lebst nur Langwellen, Abk. LW, elektromagnet. Wellen mit
einmal«, 1936; »Rache für Jesse James, 1940; »Die Wellenlängen von 1000 bis 10 000 m, entsprechend
Frau im Fenster«, 1944; »Engel der Gejagten«, 1951) 300 bis 30 kHz. L. breiten sich als Bodenwellen aus,
waren internat. erfolgreich. Letzte Filme entstanden die der Erdkrümmung folgen, daher große
in der Bundesrepublik Dtl. (u. a. »Der Tiger von Reichweite.
Eschnapur«; »Das indische Grabmal«, beide 1959). Lanoln das, Salbengrundlage aus Wollfett, Paraffin
und Wasser.
Lange verlorenes Meisterstück Lanthn das, Symbol La, chem. Element, zinnfarbenes
Lanthan LANL

Von Fritz Langs Monumentalwerk »Metropolis« gibt Erdmetall, OZ 57, relative Atommasse 138,9055,
es keine Originalversion mehr. Der Stummfilm war kommt in Verbindungen mit anderen Lanthanoiden
ein finanzielles Fiasko. Mit fünf Millionen Reichs- vor.
mark war er der bis dahin teuerste Film der deut- Lanthanode Pl.,  die 14 im Periodensystem dem
schen Geschichte. 27 000 Komparsen kamen zum Lanthan folgenden chem. Elemente Cer bis Lutetium,
Einsatz, Material für mehr als 350 Stunden Spielzeit durch sehr ähnl. Atombau chemisch nahe verwandte
wurde belichtet. Doch beim Publikum und bei der Metalle.
Kritik fiel er durch. Die Premierenfassung und fast Lanzarote [lanθaˈrote], östlichste der Kanar. Inseln,
alle Kopien wurden vernichtet, außerdem war das Spanien, mit zahlreichen Vulkanen, 53 500 Ew.;
damals übliche Nitrozellulosematerial extrem brand- Haupt- und Hafenstadt: Arrecife; Fremdenverkehr.
gefährlich. So blieb über die Zeiten nur die nach
amerikanischem Vorbild gekürzte Fassung erhalten. Lanzttfischchen, Branchistoma,
Lanzettfischchen LANL

Erst als die Kopie einer Originalfassung im Museo del Vertreter der Schädellosen, fischähnlich, ohne
Cine in Buenos Aires entdeckt wurde, konnte Schädel, Gliedmaßen, Herz und Wirbel; der Körper
Metropolis 2010 in einer annähernd rekonstruierten wird durch die ungegliederte Rückensaite (Chorda)
Fassung noch einmal uraufgeführt werden. gestützt. Das 5 bis 6 cm lange L. gräbt sich in den Mee- 523
ressand und strudelt sich Nahrungsteilchen herbei.

Lanzettfischchen L
L Lanzhou
524 Lanzhou [-dʒo], Lanchow, Hptst. der Prov. Gansu,
Lanzhou LANL → Fronde teil; schrieb »Betrachtungen oder moral.
China, am Hwangho, 1,9 Mio. Ew.; Univ. u. a. Sentenzen und Maximen« (1665).
Hochschulen, Kernforschungszentrum; Schwerind.; . La Rochelle [larɔˈʃɛl], befestigte Hafenstadt in
Lako|on, griech. Sage: Apollonpriester in Troja. Sein W-Frankreich, 71 100 Ew.; Schiff-, Auto-, Flugzeug-
und seiner Söhne Tod durch 2 von Poseidon gesandte bau, Fischerei; einer der Hauptstützpunkte der
Schlangen ist bes. durch Vergils »Aeneis« bekannt. Hugenotten; 1628 von Richelieu erobert.
Marmorgruppe (wohl Anfang 1. Jh. n. Chr., Rom, L'art pour l'art [larpurˈlaːr, frz. »die Kunst um der
Vatikan. Sammlungen). Kunst willen«], Formel für die Eigengesetzlichkeit
Los, Volksrep. in SO-Asien, 236 800 km 2, 6,3 Mio. Ew.
Laos LAOL der Kunst (von V. Cousin, 1836).
(meist buddhist. Lao); Hptst.: Vientiane. Amtssprache: Larve,  bei den Tieren, die eine Verwandlung
Laotisch. Binnenstaat entlang des Mekong; durchmachen (Schmetterlinge, Käfer, Bienen,
größtenteils unzugängl. Waldgebirge (bis 2817 m Fliegen, manche Fische u. a.), eine vom ausgebildeten
ü. M.). Trop. Monsunklima; Reis, Mais, Tabak u. a.;  Tier stark abweichende Jugendform.
auf Zinn; internat.  westl. von Vientiane. Laryngtis die,  Kehlkopfentzündung.
Geschichte. Im 14. Jh. entstand das laot. Kgr. Lan Xang, Lrynx der, → Kehlkopf.
das um 1700 in Teilreiche zerfiel. In der 2. Hälfte des Las Csas, Bartolomé de, span. Dominikaner, * 1474,
18. Jh. geriet L. in Abhängigkeit von Siam, ab 1893 † 1566; kämpfte gegen die Versklavung der Indianer
gehörte es zu frz. → Indochina. Seit 1954 unabhängig. durch die Spanier.
Danach wurde L. polit. Krisenherd (Kämpfe zw. Lascaux [lasˈko], Höhle bei Montignac (S-Frankreich);
kommunist. Pathet Lao und neutralist. Truppen; altsteinzeitl. Felsmalereien (Weltkulturerbe).
Genfer L.-Konferenz zur Neutralisierung des Landes
1961/62); 1973 Friedensvertrag; die Kommunisten, seit Laser [ˈleɪzə], Abk. für engl. light amplification by
Laser LASL

1974 an der Reg. beteiligt, übernahmen 1975 nach dem stimulated emission of radiation (»Lichtverstärkung
Vietnamkrieg völlig die Macht (nach Abschaffung der durch induzierte Strahlungsemission«), ein
Monarchie am 2. 12. 1975 Proklamation der quantenelektron. Strahlungsgenerator und
»Demokrat. Volksrep. L.«); neue Verf. im Aug. 1991. -verstärker, der einen kohärenten, scharf gebündel-
Staatspräs. seit 2006: Choummaly Sayasone. ten Strahl von monochromat., frequenz- und
Laozi, Lao-tse, der bedeutendste und neben Konfuzius
Laozi LAOL phasengleichem Licht mit hoher Energiedichte
einflussreichste chin. Philosoph; ihm wird das Werk liefert. Das Prinzip des L. beruht auf der Möglichkeit,
»Dao-de-jing« zugeschrieben (um oder nach 300 durch Resonanz bestimmte Elektronenübergänge im
v. Chr.). Atom zu erzwingen. Hauptbestandteile sind ein
La Paz [laˈpas], größte Stadt Boliviens, Sitz der Reg., L.-Medium zur opt. Verstärkung, eine Pumpquelle
3100 bis 4100 m ü. M., 790 000 Ew.; Erzbischofssitz; zur Anregung des L.-Mediums und ein Resonator zur
2 Univ.; wichtigster Ind.-Standort. Rückkopplung der Strahlung in das Medium. Nach
Lapislzuli der, Lasrstein, undurchsichtiger blauer diesem unterscheidet man z. B. Festkörper-L.
Schmuckstein, Gemenge aus versch. Mineralen. (Kristalle, meist Rubin), Gas-L. (Helium, Neon,
La-Plta-Staaten, im Stromgebiet des Río de la Plata Argon, Krypton, Kohlendioxid), Farbstoff-L. (v. a.
liegende Staaten: Argentinien, Uruguay, Paraguay. Lösungen organ. Farbstoffmoleküle), Halbleiter-L.
Lppen, Volk in Skandinavien, → Samen (wie Galliumarsenid-Halbleiterdioden) und
Lppland, nördlichste Landschaft Europas, gehört zu Excimer-L. (elektronisch angeregte Moleküle).
Norwegen, Schweden, Finnland und Russland; im N Anwendungen: u. a. zur medizin. Diagnostik und
Tundra. Viehzucht (Rentiere), Waldwirtschaft, reiche Therapie, Materialbearbeitung, Schadstoffanalyse,
Erzlager (Kiruna, Gällivare, Petsamo). in der graf. Technik, Spektroskopie, Informationsver-
Laptop [ˈlæp-, zu engl. lap »Schoß«] der,  mit Batterie arbeitung.
betriebener tragbarer Computer mit aufklappbarem Laserdrucker [ˈleɪzə-], nicht mechanisch arbeitender
Laserdrucker LASL

Bildschirm, Festplatte, Arbeitsspeicher und Schnelldrucker, bei dem ein Laserstrahl das zu
Disketten- oder CD-ROM-Laufwerk. L. weisen die projizierende Bild auf die mit fotoleitfähigem
Funktionalität eines PCs auf; nach absteigender Material beschichtete Trommel aufbringt, von der es
Größe → Notebook und Handheld genannt. gedruckt wird.
Lärche,  Nadelbaum der nördl. gemäßigten Zone. Die
Lärche LäRL Lsker-Schler, Else, dt. Schriftstellerin, * 1869,
hellgrünen, gebüschelten, weichen Nadeln fallen im † 1945; expressionist. Lyrik: »Hebräische Balladen«
Herbst ab. (1913), »Mein blaues Klavier« (1943), Novellen,
Lren Pl., altröm. Schutzgötter der Familien, der Dramen (»Die Wupper«, 1909).
Feldflur; Hausgötter. Las Plmas, 1) span. Prov. auf den Kanar. Inseln,
lrgo,  breit, sehr langsam. Lrgo das, Musikstück oder 4111 km 2, 979 600 Ew. – 2) Hptst. von 1), 377 600 Ew.,
Satz einer Sonate, Symphonie in diesem Zeitmaß. im NO der Insel Gran Canaria, Kanar. Inseln; kath.
La Roche [laˈrɔʃ], Sophie v., dt. Erzählerin, * 1730, † 1807;La Roche LA L Bischofssitz; Hafen und .
gilt als erste Vertreterin der modernen Unterhaltungs- Lassalle [laˈsal], Ferdinand, dt. Politiker, * 1825, † 1864
lit. in Dtl., schrieb den ersten dt. Briefroman: (an den Folgen eines Duells); gründete 1863 den
»Geschichte des Fräuleins von Sternheim« (1771). Ihre »Allg. Dt. Arbeiterverein« in Leipzig, erstrebte das
Tochter Maximiliane (* 1756, † 1793) war die Mutter gleiche und allg. Wahlrecht. Seine Anhängerschaft
von Clemens und Bettina Brentano. schloss sich 1875 der Sozialist. Arbeiterpartei an.
La Rochefoucauld [larɔʃfuˈko], François VI. Duc de, Lsso, Orlando di, niederländ. Komponist, * 1532,
frz. Schriftsteller, * 1613, † 1680; nahm an der † 1594; Hofkapellmeister in München, neben
LAN
Palestrina bekanntester Komponist des 16. Jh.;
Messen, Motetten, dt. Lieder.
LAT
Lastenausgleich, in der Bundesrep. Dtl. nach dem
Lastenausgleich LASL
1960 galt der
Zweiten Weltkrieg der Vermögensausgleich zw. den Laser als Lösung
durch Kriegs- und Nachkriegsereignisse Geschädigten eines Problems,
und denen, die ihren Besitzstand ganz oder über- das noch zu su-
wiegend gewahrt haben (Ges. vom 14. 8. 1952). Zur chen sei. Heute
Durchführung wurden Ausgleichsabgaben erhoben.
werden Laser in
Ausgleichsleistungen sind heute bes.: Eingliederungs-
nahezu allen
darlehen, Kriegsschadenrente; früher bed. Hauptent-
schädigung, Hausratentschädigung, Wohnraumhilfe. Gebieten der
L. kann seit 1996 nicht mehr beantragt werden. Naturwissen-
DDR-Bürger wurden nicht in den L. einbezogen. schaften, Tech-
Lastschrift, Buchung auf der Sollseite eines Kontos; im
Lastschrift LASL
nik und Medizin,
Giroverkehr Mitteilung über ausgeführte Aufträge. aber auch in
Las Vegas [lɑːs ˈveɪgəs], Stadt in Nevada, USA, Kunst und Un-
517 000 Ew.; Univ.; Touristen- und Vergnügungszen- terhaltung ange-
trum mit Spielbanken; in der Umgebung Bergbau. wendet. Glas-
Lataka, frz. Lattaquié [-ˈke], das antike Laodkeia, fasern mit
Hptst. und Hafen der Prov. L. in Syrien, 469 000 Ew.; eingekoppeltem
Univ.; Industrie.
Laserlicht als
Lätre, Laetre, 4. Fastensonntag.
Informations-
Latn|amerika, Ibro|amerika, Gesamtheit der
Spanisch und Portugiesisch sprechenden Länder träger ermögli-
Mittel- und Südamerikas einschließlich Mexikos. chen z. B. sehr
latn|amerikanische Kunst, zunächst von der hohe Daten-
Kunst der Kolonialmächte geprägt. Im span. übertragungs-
Einflussgebiet begann die künstler. Entwicklung im raten und bilden
16. Jh. (Kathedralen, festungsartige Klosteranlagen), das Rückgrat
im 17./18. Jh. zahlreiche Paläste. Die Skulptur stand der weltweiten
v. a. im Dienst der Architektur. – In den port. Kolonien Telekommunika-
setzte die künstler. Entwicklung im 17. Jh. ein; tionsnetze. Als
Übernahme von ital. und port. Stilelementen. Nach
berührungsloses
unproduktiver Zeit im 19. Jh. brachte das 20. Jh. eine
Werkzeug kom-
eigenständige Entwicklung bes. durch die Rück-
men Laser u. a.
besinnung auf das altamerikan. Kulturerbe. In
Mexiko entstanden monumentale Wandmalereien beim Schneiden,
(Muralismo; D. Rivera). Europ. Emigranten (F. Costa, Schweißen, Boh-
O. Niemeyer) gaben der Architektur wichtige Impulse. ren und Polieren
latn|amerikanische Literatr. Die brasilian. Lit. von Werkstü-
ist in port., die der übrigen lateinamerikan. Länder in cken aus ver-
span. Sprache geschrieben. Eine eigenständige schiedensten
Entwicklung der l. L. setzte um 1900 ein. Die chilen. Werkstoffen zum
Lit. erlangte Weltgeltung durch die Lyriker Gabriela Einsatz.
Mistral (Nobelpreis 1945), Pedro Prado (* 1886,
† 1952), Vicente Huidobro (* 1893, † 1948), P. Neruda
(Nobelpreis 1971). Weitere Nobelpreisträger sind M. Á.
Asturias (1967, Guatemala), G. García Márquez (1982,
Kolumbien), O. Paz (1990, Mexiko), D. Walcott (1992,
Saint Lucia). Internat. Bedeutung erlangten auch J. L.
Borges (Argentinien), C. Fuentes (Mexiko), M. Vargas
Llosa (Peru).
latnische Kirche, der Teil der kath. Kirche, der den
lat. Ritus befolgt; der andere Teil folgt den Riten der
unierten Ostkirchen.

latnische Sprache, urspr. die


Sprache der Latiner und der Römer, gehört zu den
indogerman. Sprachen und verbreitete sich über
Italien und mit dem röm. Weltreich über das westl.
Mittelmeergebiet. Das Vulgärlatein wurde Grundlage
der → romanischen Sprachen. Das Mittellatein ist die
Fortsetzung der spätantiken lat. Schriftsprache. Die 525
Besinnung der Humanisten auf die klass. lat. Lit.

lateinische Sprache L
L La-Tène-Kultur
526 führte das neulat. Zeitalter herauf (etwa 14.–18. Jh.). Latnum das, Nachweis über Kenntnisse in der lat.
Im MA. war Latein die Unterrichtssprache an allen Sprache nach entsprechender Prüfung.
europ. Schulen und Hochschulen; es entstand eine Lattich,  Gattung krautiger milchsafthaltiger
reiche lat. Dichtung (mittellat. Literatur); als Sprache Korbblütler, meist gelb blühend. Wichtigste Art ist
der Wiss. erst seit dem 17. und 18. Jh. durch die der Garten-L. (Gartensalat), ferner Mauer-L.,
Nationalsprachen abgelöst. Stachel-L. (»Kompasspflanze«).
Laubfrösche → Frösche.
Er kam, sah und sagte – aber was? Laubhölzer,  zu den Bedecktsamern gehörende
Dass er 46 v. Chr. römischer Alleinherrscher wurde, Bäume und Sträucher mit verholzten Sprossachsen
ist klar – aber wie nannte sich Gaius Iulius Caesar und flächigen Blättern, z. B. Ahorn, Eiche, Buche.
selber? »Zäsar«? »Käsar«? Oder doch »Tschesar«? Laubhüttenfest, hebr. Sukkt, jüdisches Herbstfest
Linguisten können nur indirekt rekonstruieren, wie (Okt.) zur Erinnerung an die Wüstenwanderung.
das Lateinische vor mehr als 2000 Jahren ausgespro- Laubkäfer,  Gattung der Blatthornkäfer; viele sind
chen wurde. Sie sind dafür auf die wenigen zeitgenös- Pflanzenschädlinge.
sischen Texte angewiesen, in denen das Sprechen Laubmoose, eine der drei Pflanzengruppen, die zus.
zum Thema gemacht wird. So war etwa der 35 n. Chr. als Moose bezeichnet werden. Die L. sind immer in
geborene Marcus Fabius Quintilianus der erste Stängel und Blätter gegliedert. Bekannte Vertreter:
römische Rhetoriklehrer in Diensten des Staates. Frauenhaar, Drehmoos, Torfmoose.
Sein Lehrbuch »Institutio oratoria« (Unterweisung
in der Redekunst) weist darauf hin, dass »C« Lda, Nikolaus (»Niki«), österr. Automobilrenn-
wahrscheinlich wie »K« gesprochen und Doppelvo- fahrer, * 1949.

s je der Au to-
kale wie »ae« getrennt artikuliert wurden – Caesar
hieß also »Kaisar«. Gestützt wird das durch alte Ic h glau be , das un ft
nmal zu r Vern
renn fa hrer ei
griechische Texte, die Caesars Namen ebenfalls als
»Kaisar« notierten.
um m it d iesem
ko m m en m us s, .
or t au fz uhören
La-Tène-Kultur [laˈtɛːn-], nach dem Fundplatz La
pu bertären Sp Ni ki Lauda
Tène am Neuenburger See (Schweiz) benannte Kultur
der jüngeren Eisenzeit, löste im 5. Jh. v. Chr. die Dreimal wurde der Formel-1-Pilot Weltmeister (1975,
Hallstattzeit ab. Ihre Träger waren kelt. Stämme. 1977, 1984), einmal entging er nur knapp dem Tod,
Latnzzeit, 1)  Latnzphase, symptomfreie Phase zw.
Latenzzeit LATL als sein Wagen 1976 in Flammen aufging. Lauda
Einwirkung z. B. von Krankheitserregern auf den verdient sein Geld aber längst nicht mehr im
Organismus und Auftreten von Krankheitssympto- Automobilrennsport, sondern als erfolgreicher
men. – 2) in der Sinnesphysiologie Zeit zw. Reiz und Flugunternehmer: Er begann sein Luftfahrtunter-
Reaktion. nehmen 1979 mit zwei Maschinen und baute die
Latern der, päpstl. Palast in Rom, Teil der Vatikan- Lauda Air ab 1990 zur weltweit agierenden Fluglinie
stadt. Die L.-Kirche ist die Bischofskirche des Papstes. aus. Nachdem die Austrian Airlines 2001 die
Laternverträge, am 11. 2. 1929 zw. Italien und dem Aktienmehrheit übernommen hatte, kaufte Lauda
Hl. Stuhl (Pius XI.) im Lateran abgeschlossene die insolvente Aero Lloyd Austria und rief 2003 die
Verträge. Nach dem Staatsvertrag erhielt der Papst Fluggesellschaft NIKI ins Leben.
die Staatshoheit über die Vatikanstadt und erkannte Ldanum das, im MA. Bez. für jedes Beruhigungs-
Italien mit der Hptst. Rom an. Das Konkordat mittel, bes. für Opium.
bestätigte die kath. Religion als Staatsreligion; Le, Max v., dt. Physiker, * 1879, † 1960; entdeckte die
wurde durch das neue Konkordat von 1984 Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallen, förderte
aufgehoben. (→ Kirchenstaat) die Relativitätstheorie, entwickelte eine Theorie der
Latert der, ziegelrote tonerde- und eisenoxidreiche Supraleitung. Nobelpreis für Physik 1914.
Bodenart der Tropen. Lenburg, Stadt in Schlesw.-Holst., 11 800 Ew.; an der
Latrna mgica [lat. »Zauberlaterne«] die, Gerät Mündung des Elbe-Lübeck-Kanals; Schifffahrt;
zum Projizieren von auf Glas gemalten Bildern, Holzindustrie. – Burg L. 1182 erbaut. Das Herzogtum
Vorläufer des Diaprojektors. Sachsen-L., früher Grafschaft Ratzeburg, fiel 1865 an
Latrne die,  durchfensterter Aufbau über einer
Laterne LATL Preußen.
Decken- oder Gewölbeöffnung, meist über einer Laufkäfer,  schnellfüßige Raubkäfer, meist Vertilger
Kuppel. von Ungeziefer, z. B. Gold-, Getreidelaufkäfer.
Ltex der, wässrige Dispersion von Natur- oder Laufkatze,  auf einem Kran, Drahtseil oder Träger
Synthesekautschuk. laufender Wagen mit Windwerk oder angehängtem
Latifndium das, sehr große landwirtschaftl. Flaschenzug.
Besitzeinheit. Laufzeitröhre,  Elektronenröhre zur Erzeugung
Latna, ital. Prov.-Hptst. in den ehem. Pontin. Sümpfen, höchstfrequenter elektromagnet. Schwingungen (bis
110 000 Ew.; Nahrungsmittelind., Kernkraftwerk (aus mehrere 100 GHz). Allen L. gemeinsam ist die
Sicherheitsgründen abgeschaltet). Umformung einer kontinuierl. Elektronenströmung
Latner, im Altertum die Bewohner der Landschaft in eine dichtemodulierte Strömung (Elektronenpake-
Latium in Mittelitalien, zu den Italikern gehörend; als te). Zu den L. gehören Klystron, Magnetron und
ihr Hauptort galt → Alba Longa. Wanderfeldröhre.
LAT
Lauge, 1) Salzlösung. – 2) Lösung einer starken Base in
Wasser, z. B. Alkalilauge.
niederdt. Schipp, Water, ik und hochdt. Schiff,
Wasser, ich, niederdt. ten, Perd, hochdt. zehn, Pferd.
LAW
Laughton [ˈlɔːtn], Charles, brit.-amerikan. Charakter- Lva die, bei Vulkanausbruch aus dem Erdinnern
darsteller, * 1899, † 1962; Filme: »Der Glöckner von ausgestoßenes geschmolzenes Gestein (Magma) und
Notre-Dame« (1939), »Zeugin der Anklage« (1957). das durch Erstarrung daraus entstandene Gestein.
Laurel [ˈlɔrəl], Stan, amerikan. Filmkomiker brit. Laval [laˈval], Pierre, frz. Politiker, * 1883, † (hinge-
Herkunft, * 1890, † 1965; bildete ab 1927 mit Oliver richtet) 1945; war 1931/32, 1935/36 und 1940
Hardy (* 1892, † 1957) ein berühmtes Komikerpaar Min.-Präs. (in der Reg. Pétain, 1942 auf dt. Betreiben
(»Stan und Ollie«, »Dick und Doof«). wiederernannt); 1945 als Kollaborateur verurteilt.
Lausanne [loˈzan], Hptst. des schweizer. Kt. Waadt, Lavndel der, blau blühende Lippenblütler des
116 800 Ew.; am Genfer See (Hafen Ouchy); Mittelmeergebietes; die duftreiche Blüte des Echten
Kathedrale, Univ., TH; alter Bischofssitz. – Frieden L. (Kleiner Speik) enthält L.-Öl; z. T. Heilpflanzen.
von L. 1923: Anerkennung der republikan. Türkei. Laveran [laˈvrã], Charles Louis Alphonse, frz.
Konferenz von L. 1932: Reparationskonferenz zw. Dtl. Bakteriologe, * 1845, † 1922; entdeckte den Malaria-
und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs. erreger; Nobelpreis 1907.
Lauschangriff, umgangssprachl. für das geheime Lavoisier [lavwaˈzje], Antoine Laurent, frz. Chemiker,
Abhören des nichtöffentl. gesprochenen Wortes mit * 1743, † (hingerichtet) 1794; Begründer der neuzeitl.
techn. Mitteln zur Strafverfolgung und Gefahren- Chemie, wies nach, dass jede Verbrennung auf einer
abwehr; großer L., geheimes Abhören von Gesprä- Sauerstoffaufnahme beruht.
chen in Wohnungen mit techn. Mitteln; in Dtl. in Law and Order [ˈlɔː ənd ˈɔːdə, engl. »Recht und
gesetzlich geregelten Fällen zulässig. Ordnung«], Schlagwort, mit dem einerseits die
Läuse, flügellose Insekten mit stechend-saugenden Bekämpfung von Kriminalität durch (harte)
Mundwerkzeugen, Klammerbeinen, abgeflachtem Gesetzes- u. a. staatl. Maßnahmen gefordert,
Körper; Blutsauger an Säugern. Am Menschen: andererseits der Vorwurf erhoben wird, bürgerl.
Filzlaus; Kopflaus, klebt die Eier (Nissen) an die Freiheiten zugunsten der staatl. Ordnungsfunktion
Kopfhaare; Kleiderlaus, in rauer Wäsche, lässt sich abbauen zu wollen.
bei 50 bis 60 °C abtöten, Überträger des Fleck- und
Rückfallfiebers. Lawne, in Tirol Lhn, Bez. für rasch abgleitendes
Lausfliegen, Zweiflügler, z. T. mit rückgebildeten oder abstürzendes Material; meist Schnee-L., seltener
Flügeln; Außenschmarotzer an Säugern und Vögeln. Eis-, Schutt-, Stein-L. Voraussetzungen für Schnee-L.
Lsitz [von sorb. Łužica »Sumpfland«] die, Land- sind steile, i. Allg. waldfreie Hänge von mindestens
schaft, umfasst den NO Sachsens, Niederschlesien bis 20° Neigung und eine schichtweise ungenügend
Bober und Queis und den Spreewald im N; besteht verfestigte oder am Boden schlecht haftende
aus dem Bergland der Ober-L. und dem Flachland der Schneedecke. Erhöhte L.-Gefahr besteht bei großen
Nieder-L. Das Gebiet der slaw. Milzener hieß unter dt. Schneefällen, bei Tauwetter und tiefgreifender
Herrschaft seit Ende des 10. Jh. zunächst nach dem Erwärmung oder durch Schneeumlagerung
Hauptort Bautzen (Budissin) »Land Budissin«. Im 11. (Triebschnee) verursachenden Wind. L. können auch
und 12. Jh. wechselte die Herrschaft zw. Dtl. und durch Betreten oder Befahren lawinengefährdeter
Polen. Im 14. Jh. fiel sie an Böhmen, 1635 an Hänge ausgelöst werden.
Kursachsen und 1815 größtenteils an Preußen. Seit
1945 gehört die östl. L. zu Polen. Gefahr in der Tiefe
Lsitzer Bergland, Gebiet in der südl. Oberlausitz, Im Vergleich dazu sind Lawinen an Land Zwerge: Als
im Valtenberg bis 587 m hoch. Südöstlich vom L. B. vor 1000 bis 2000 Jahren ein Meereshang vor der
liegt das Lausitzer Gebirge (Zittauer Gebirge; Lausche westafrikanischen Küste ins Rutschen geriet, begrub
bis 793 m hoch). er eine Fläche unter sich, die von den Alpen bis nach
Lsitzer Kultr, spätbronze- und früheisenzeitl. Kiel gereicht hätte. Unterwasser-Lawinen sind auch
Fundgruppe im östl. Mitteleuropa, benannt nach vor Norwegen möglich, wo das Meer mehrere Tausend
Funden in der Niederlausitz, gekennzeichnet durch Meter tief ist. Wissenschaftler vermuten, dass ein
schöne Tongefäße (»Buckelkeramik«, »Urnenfelder- steigender Meeresspiegel die Gefahr von Hangrut-
kultur«). schungen erhöht: Ändern sich Wasserstand, Druck
Laute die, Musikinstrument, heute mit 6 Saiten, die mit und Temperatur, kann sich der Zusammenhalt des
den Fingern gezupft werden. Die Bass-L. hat noch Bodens verringern. Und je mehr Geröll ins Rutschen
Basssaiten, deren Tonhöhe nicht durch Greifen kommt, desto größer sind die folgenden Wellenberge.
verändert werden kann. Die Flutwelle, die 1908 Messina auf Sizilien zerstörte,
Lautschrift, phontische Schrift, lautgetreue soll durch eine Hangrutschung ausgelöst worden sein.
Aufzeichnung der Aussprache.
Lautverschiebung, Veränderung bestimmter
Konsonanten (Mitlaute) in den german. Sprachen. Lawrence [ˈlɔrəns], 1) D. H. (David Herbert), brit.
Man unterscheidet zeitlich 2 Stufen: 1) german. L. Erzähler, * 1885, † 1930; »Söhne und Liebhaber«
(um 500 v. Chr.), löste die german. Sprachen aus der (1913), »Lady Chatterley« (1928); Novellen. – 2) Ernest
indogerman. Gemeinschaft. 2) hochdt. L. (5. bis 8. Jh.), Orlando, amerikan. Physiker, * 1901, † 1958;
betraf nur die hochdt. Sprache, die seitdem vom konstruierte das Zyklotron; Nobelpreis 1939. – 3) Sir
Niederdt. geschieden ist. Damals wandelten sich k in (seit 1815) Thomas, brit. Maler, * 1769, † 1830; 527
ch, t in tz oder ss, p in f oder pf. So entsprechen sich gesuchter Porträtist seiner Zeit. – 4) Thomas Edward,

Lawrence L
L Lawrencium
528 gen. L. von Arbien, brit. Archäologe, Schriftsteller Industrienationen durchschnittlich um sechs bis
und Diplomat, * 1888, † 1935; organisierte 1915–18 acht Jahre höher.
erfolgreich den arab. Aufstand gegen die Türkei und Lebenshaltungskosten, in der amtl. Statistik die
die Mittelmächte, widersetzte sich 1919 vergebl. der bei der Berechnung des Preisindexes der Lebens-
Friedensregelung im Nahen Osten. haltung ermittelten Ausgaben; zugrunde gelegt wird
Lawrncium [lɔ-] das, Symbol Lr, zu den Transuranen ein (je nach Haushaltstyp unterschiedl.) Warenkorb,
gehörendes, radioaktives Element, OZ 103. der aus einer nach Menge und Struktur über einen
Layout [ˈleɪaʊt] das, graf. Entwurf zur Gestaltung von längeren Zeitraum gleichbleibenden Kombination
Bild und Schrift; Layouter: Entwurfsgrafiker. von Gütern gebildet wird.
Lzarus [hebr. »Gott hilft«], N. T.: der arme L., Lebensphilosophie, im 19. und 20. Jh. weit
Hauptgestalt in einem Gleichnis Jesu (Lk. 16, 19 ff.), verbreitete philosoph. Strömung, die vom Begriff des
Patron der Aussätzigen. Lebens ausgeht. Grundbegriffe der L. sind Erleben,
Lean [liːn], Sir (seit 1984) David, brit. Filmregisseur, Verstehen, Einfühlen, Intuition. Die L. knüpft an J. G.
* 1908, † 1991; »Die Brücke am Kwai« (1957), »Doktor Herder, Goethe, die Romantik, v. a. an F. Nietzsche
Schiwago« (1965), »Reise nach Indien« (1984). an; wichtigste Vertreter: H. Bergson, L. Klages,
Lender, Geliebter der → Hero. O. Spengler und W. Dilthey.
Lear [ˈlɪə], sagenhafter König von Britannien, Held einer Lebensversicherung. Die L. deckt das in der
Tragödie von Shakespeare. Ungewissheit über die Lebensdauer begründete Risiko.
Leasing [ˈliːsɪŋ] das, mietweise Nutzungsüberlassung Die Versicherungsleistung wird in Dtl. als einmalige
von Ind.-Anlagen, Investitions- oder Konsumgütern Kapitalzahlung oder als (regelmäßig wiederkehrende)
durch gewerbsmäßige L.-Unternehmen (indirektes Rente gewährt. Der Versicherungsbeitrag beruht auf
L.) oder den Hersteller selbst (direktes L.). Sterbetafeln, Wahrscheinlichkeitsrechnungen und
Leben, die Seinsform von Lebewesen im Ggs. zu
Leben LEBL Zinseszinstabellen, hängt u. a. auch vom Alter des
nichtlebenden (abiot.) Systemen. Die wichtigsten Versicherten bei Vertragsbeginn, von der Vertrags-
Merkmale des L. sind Stoffwechsel, Fortpflanzung, dauer und der Höhe der Versicherungssumme ab. Die
Mutationsfähigkeit und Individualität. Die kleinste Kapitalanlagen der L.-Unternehmen bilden das
Einheit des L. ist die Zelle. Die Wiss. vom L. ist die Äquivalent zu den Verpflichtungen aus den L.-Ver-
Biologie. trägen und dienen als Quelle für die Überschussbetei-
Lebensbaum, Thja,  Gattung der Zypressengewäch- ligungen an die Versicherungsnehmer. Bei Vertrags-
se in Nordamerika und O-Asien; immergrüne Bäume beginn ab dem 1. 1. 2005 sind die Auszahlungen aus
und Sträucher mit schuppenförmigen Blättern. Lebensversicherungen nicht mehr steuerfrei.
Versicherungsarten: (kurzfristige) Risikoversiche-
Lebenserwartung, statistischer Begriff rung: Kapitalzahlung zur Hinterbliebenenversorgung
zur Bez. der mittleren Lebensdauer beim Menschen. bei Tod der versicherten Person und/oder zur
– Der Zugang zu medizin. Versorgung, sauberem Kreditabsicherung; lebenslange Todesfallversiche-
Trinkwasser, ausreichender Ernährung, andererseits rung mit abgekürzter oder lebenslanger Prämienzah-
unzureichende Hygiene und Epidemien sowie der lung: Die Versicherungsleistung wird mit dem Tod des
soziale Status sind in den Entwicklungsländern Versicherten fällig; Erlebensfallversicherung: Die
bestimmende Faktoren für die Höhe der Lebens- Versicherungsleistung wird fällig, wenn der
erwartung. In den Industrienationen ist die Versicherte den Ablauf des Versicherungsvertrages
Lebensdauer hingegen v. a. von der Vermeidung von erlebt; abgekürzte (gemischte) L. auf den Todes- oder
Risikofaktoren abhängig, insbes. Alkohol- und Erlebensfall: Die Versicherungsleistung (Kapital oder
Nikotinkonsum. Bluthochdruck, Übergewicht, allg. Rente) wird mit dem Tod des Versicherten oder nach
Stress und mangelnde Bewegung begrenzen die Ablauf des Versicherungsvertrages fällig; Leibrenten-
Lebensdauer zusätzlich. Da diese Risikofaktoren versicherung: Verrentung eines Kapitalbetrages zur
bislang v. a. bei Männern anzutreffen sind und diese lebenslangen Rentenzahlung; Versicherung mit
i. d. R. zudem ein geringeres Gesundheitsbewusstsein festem Auszahlungstermin: Die Versicherungsleis-
haben, ist die Lebenserwartung von Frauen in den tung wird an einem festgesetzten Zeitpunkt fällig
(meist als Aussteuer- und Ausbildungsversicherung);
Pflegerentenversicherung zur Absicherung des
Pflegefallrisikos zusätzlich zur gesetzl. Pflegever-

TUNG
sicherung; fondsgebundene L.: Der Sparanteil wird in

LEBENSERWAR WO?
N
WIE ALT WIRD MA 65–69 Jahre
frika, Osteuropa
Naher Osten, Norda ile der Bevölkerun
g
unter 55 Jahre be ns bedingungen für Te
Sahara ungenügende Le
Afrika südlich der , vielerorts
hle ch te me diz ini sche Versorgung
sc em ien 70 –74 Jahre
, Aids-Epid rikas
Mangelernährung Mittel- und Südame ungenügend
China, weite Teile ine Be völkerungsgruppen
nu r für kle
Versorgungslage
55–64 Jahre merikas
s (mit Indien), Süda
Teile Afrikas, Asien rgu ng für Teile der über 75 Jahre
sche Verso e Industrienatione
n
schlechte medizini ng Australien, westlich
Teil Mangelernähru lkerung
Bevölkerung; zum sehr gute Verso rgu ng de r Be vö
LAW
Investmentfonds angelegt; Zusatzversicherungen:
Berufsunfähigkeits-, Unfallzusatzversicherung.
und menschl. Zelle, bes. aber in Gehirn und Nerven
vorkommendes Lipoid; Bestandteil von Kräftigungs-
LEG
Leber, Hpar, größte Drüse des Körpers, nimmt eine
Leber LEBL mitteln.
zentrale Stellung im Stoffwechsel ein, z. B. Speiche- Le Clézio [ləkleˈzjo], Jean-Marie Gustave, frz.
rung des Zuckers als Glykogen, Verarbeitung der Schriftsteller, * 1940; stark beeinflusst von
Eiweißstoffe, Bildung der Gallenflüssigkeit und außereurop. Kulturen entwirft er in seinen Romanen
Abbau überalterter roter Blutkörperchen. Die L. liegt Gegenwelten zur Zivilisation der Industriegesell-
auf der rechten Seite unter dem Zwerchfell und ist in schaft; Nobelpreis für Literatur 2008.
einen kleineren linken und einen größeren rechten Le Corbusier [ləkorbyˈzje], eigtl. Charles Édouard
L.-Lappen geteilt, an dessen unterem Abschnitt die Jeanneret-Gris [ʒanrɛˈgri], frz.-schweizer. Architekt,
Gallenblase liegt. * 1887, † 1965; ein Vertreter des Funktionalismus;
Krankheiten: L.-Entzündung (Hepatitis) verläuft kub. Bauten mit großen Fensterflächen unter
meist unter dem Bild einer → Gelbsucht. Kann Verwendung von Stahlbeton und Glas.
vielerlei Ursachen haben und zu schweren Stoffwech- LED, Abk. für engl. light emitting diode,  → Leuchtdiode.
LEDLEDL

selstörungen führen. L.-Krebs, fast immer durch Lda, griech. Sage: Geliebte des Zeus, der sich ihr als
Verschleppung von Krebszellen aus anderen Organen Schwan näherte; Mutter der Dioskuren, auch der
(L.-Metastasen). L.-Schwellung, am häufigsten durch Helena.
Stauung im Blutkreislauf und bei Gelbsucht. Leder, durch Gerben haltbar gemachte tier. Haut. Die
Leder LEDL

Lber, Julius, dt. Politiker (SPD), Journalist, * 1891, L.-Haut wird von Ober- und Unterhaut sowie Haaren
† (hingerichtet) 1945; 1924–33 MdR, 1933–37 im KZ, befreit, und die Hautfasermoleküle vernetzen unter
an der Vorbereitung des Attentats vom 20. 7. 1944 Einwirkung der Gerbstoffe. Die älteste L.-Bereitung,
beteiligt. die Lohgerberei, verwendet die in der Rinde von
Lebermoose, eine der drei Pflanzengruppen, die Eichen und Nadelhölzern (Lohe) enthaltene
zusammen als Moose bezeichnet werden; rd. 8 500 Gerbsäure. In der Mineralgerberei unterscheidet
Arten, bes. das an nährstoffreichen, feuchten Orten man die Weißgerberei, die Alaun und Kochsalz, und
wachsende Brunnenlebermoos. die Chromgerberei, die Chromsalz verwendet. Die
Lebertran, aus der Fischleber von Dorsch, Kabeljau Sämisch- oder Ölgerberei benutzt Öle und Trane zur
oder Heilbutt gewonnenes Öl; es enthält zahlreiche Herstellung von Wild-, Wasch-, Putz-L. Oft werden
ungesättigte Fettsäuren und die Vitamine A und D. gemischte Gerbverfahren angewandt.
Lederhaut, Teil von → Haut und → Auge.
Le Carré [ləkaˈre], John, eigtl. David J. Moore
Le Carré LE L Lee [liː], Robert E., amerikan. General, * 1807, † 1870;
Cornwell, brit. Schriftsteller, * 1931; wurde bekannt führte im Sezessionskrieg 1861–65 das Heer der
durch spannende, in realistisch-unterkühltem Ton Südstaaten.
geschriebene Spionageromane, in denen moralische Leeds [liːdz], Stadt in O-England, am O-Rand des
Zweifel und Fragen der Loyalität im Mittelpunkt Pennin. Gebirges, 424 200 Ew.; Univ.; Tuch-, Eisenind.
stehen; u. a. »Der Spion, der aus der Kälte kam«, 1963; Lr (Ostfrsland), Hafen- und Ind.-Stadt in
»Das Rußlandhaus«, 1988; »Der ewige Gärtner«, 2001. Ndsachs., an der Ems, 34 000 Ew.; FH; Kaffee- und
Teegroßhandel.
Der Spion, der Bestseller schreibt Leeuwarden [ˈleːwardə], Hptst. der niederländ. Prov.
John Le Carré brach in den 1960er-Jahren mit dem für Friesland, 87 900 Ew.; ehem. Residenzschloss;
Spionage-Thriller gewohnten Schwarz-Weiß-Schema Hochschule; Viehmärkte; Industrie.
und zeichnete ein differenziertes, realistisches Bild Le Fort [ləˈfɔːr], Gertrud Freiin v., dt. Schriftstellerin,
Le Fort LE L

der Agententätigkeit. Denn er wusste, wovon er * 1876, † 1971; schrieb aus kath. Sicht Lyrik (»Hymnen
schrieb: Von 1956 bis 1964 arbeitete er für das an die Kirche«, 1924; »Hymnen an Dtl.«, 1932),
britische Außenministerium in der Bundesrepublik, Novellen (»Die Letzte am Schafott«, 1931) und Romane.
u. a. für den Geheimdienst. Da den Mitarbeitern Legasthen die, Lese-Rechtschreib-Schwäche, Abk.
Publikationen verboten waren, veröffentlichte er seine LRS, Schwäche im Erlernen des Lesens und
ersten Bücher unter dem Pseudonym Le Carré. Seine orthograf. Schreibens bei sonst normaler Begabung;
bevorzugten Themen sind mittlerweile der interna- kann bei frühzeitiger Hilfe abgebaut werden.
tionale Terrorismus, Waffenschmuggel oder die Legt, der, kath. Kirche: Abgesandter des Papstes für
Ausbeutung der Dritten Welt. Der wachsenden Macht kirchl. Aufgaben (Apostol. Legat).
der Geheimdienste begegnet er längst mit Skepsis. Léger [leˈʒe], Fernand, frz. Maler, * 1881, † 1955; urspr.
Architekt, Vertreter des synthet. Kubismus.
Leghorn,  weiße Haushuhnrasse.
Lecce [ˈlettʃe], Prov.-Hptst. in S-Italien (Apulien), Legrungen, metall. Werkstoffe aus mehrerenLegierungen LEGL

90 300 Ew.; Univ.; Dom (17. Jh.); Textilind., Maschinen- Metallen und oft noch Nichtmetallen; zeichnen sich
bau, Kunsthandwerk. z. B. durch erhöhte Festigkeit, Härte oder Rostbestän-
Lch der, rechter Nebenfluss der Donau, entsteht in digkeit aus.
Vorarlberg, berührt Augsburg, mündet östl. von Legin die, 1) röm. Heereseinheit, 300 Reiter und 4000
Donauwörth, 263 km lang. Auf dem Lechfeld südl. bis 6000 Fußsoldaten. – 2) in neuerer Zeit Einheiten
von Augsburg siegte 955 Otto d. Gr. über die Ungarn. aus Freiwilligen oder Söldnern (z. B. Fremdenlegion).
Lchtaler lpen, Teil der Nördl. Kalkalpen in Legionrskrankheit, erstmalig 1976 in den USA bei
Österreich, Parseierspitze 3036 m. einem Treffen von Kriegsveteranen aufgetretene 529
Lecithn das, fettähnl. Verbindung, ein in jeder tier.
Lecithin LECL bakterielle Infektionskrankheit; besondere (atyp.)

Legionärskrankheit L
L Legislative
530 Form der Lungenentzündung mit hohem Fieber und dafür zu ritterl. Kriegs- und Hofdienst verpfl ichtet.
hoher Sterblichkeit. Die L. wurden zunehmend erblich.
Legislatve die, die gesetzgebende Gewalt (→ Gesetz- Lehm der, durch Eisenverbindungen gelb bis braun
gebung). gefärbter, sandhaltiger Ton; Rohstoff für Ziegel- und
Legitimatin die, Nachweis der Berechtigung; auch Töpferwarenfabrikation; auch Baumaterial.
Urkunde, durch die man sich ausweist. – Im Lhmann, 1) Karl, dt. kath. Theologe, Kardinal (seit
Familienrecht erlangte ein nichtehel. Kind durch die 2001), * 1936; seit 1983 Bischof von Mainz, 1987–2008
L. die Rechtsstellung eines ehel. (durch Eheschlie- Vors. der Dt. Bischofskonferenz (Nachfolger: R.
ßung des Vaters mit der Mutter des Kindes oder → Zollitsch). – 2) Lotte, amerikan. Sängerin (Sopran)
durch vormundschaftsgerichtl. Ehelicherklärung). dt. Herkunft, * 1888, † 1976; eine der herausragenden
Das Kindschaftsrechtsreformges. beseitigte zum dt. Opern- und Liedsängerinnen des 20. Jh.; seit 1998
1. 7. 1998 die unterschiedl. Behandlung ehel. und Lotte-Lehman-Woche in ihrem Geburtsort Perleberg.
nichtehel. Kinder und schaff te die L. ab. Lhmbruck, Wilhelm, dt. Bildhauer, * 1881, † (Freitod)
Lguan der, v. a. südamerikan. Echsenfamilie; Baum- 1919; expressionist. Bildwerke.
und Erdtiere mit Stachelkamm, werden bis 2 m Lehnwort, ein aus einer fremden Sprache aufgenom-
lang. menes und in Phonetik, Morphologie und Ortho-
Lhár [auch leˈhaːr], Franz, österr. Operettenkom- grafie der aufnehmenden Sprache angepasstes Wort.
ponist, * 1870, † 1948; »Die lustige Witwe« (1905), Lehrdichtung, didktische Dichtung, Dichtung, die
»Paganini« (1925), »Das Land des Lächelns« (1929). auf unterhaltende Weise belehren will; an keine
Le Havre [ləˈaːvr], Hafenstadt in der Normandie, an der bestimmte Gattung gebunden, dennoch v. a. in Fabel,
Seinemündung, Frankreich, 193 000 Ew.; Schiff bau, Epigramm und Parabel realisiert. Im 20. Jh.
Erdölraffi nerien, chem., Textilind.; Erdölleitung nach entwickelte sich das Lehrstück (B. Brecht).
Paris; »Brücke der Normandie« (2141 m lang). Lehrer, i. w. S. Unterrichtender, i. e. S. die Lehrkräfte an
Lehrer LEHL

Lehen, Lehn das, im MA. ein Grundstück, nutzbares öffentl. Schulen oder Hochschulen. Grund- und
Recht oder Amt, das der Lehnsmann (Vasall) vom Hauptschul-L. werden an Univ. oder an pädagog.
Lehnsherren durch die Belehnung erhielt. Er war Hochschulen ausgebildet. Als Realschul-L. können

2010 Usain Bolt


9,58 Sek.
2000 Berlin,16. 8. 2009
Maurice Greene
9,79 Sek.
1990
Athen,
16. 6. 1999 Carl Lewis Florence Griffith-Joyner
1980 9,92 Sek. 10,49 Sek.
Seoul, Indianapolis,
24. 9. 1988 17. 7. 1988
1970
Jim Hines
1960 9,95 Sek.
Mexiko-Stadt, Armin Hary
14. 10. 1968 10,0 Sek.
1950 Zürich,
21. 6. 1960
1940

Jesse Owens
1930 10,2 Sek. Percy Williams
Chicago, 10,3 Sek.
1920 20. 6. 1936 Toronto, 9. 8. 1930

1910 Donald Lippincott


10,6 Sek.
Stockholm, 6. 7. 1912

9,50 9,60 9,70 9,80 9,90 10,00 10,10 10,20 10,30 10,40 10,50 10,60
LEG
zugelassen werden: Grundschul-L. nach der 2.
Prüfung (fachl. Ergänzungsprüfung), Studierende
Rechtsgelehrter, Geschichtsforscher, Staatsmann,
Sprachforscher und Philosoph. Er entwarf ein
LEI
nach mindestens 6-semestrigem Fachstudium und rationalist.-idealist. Denkgebäude, das die mecha-
1- bis 2-semestrigem Referendariat. Gymnasial-L. nist. Naturerklärung Descartes' mit dem religiösen
haben nach einem mindestens 8-semestrigen Glauben zu versöhnen suchte. An die Stelle der toten
Studium an Univ. (TU) oder an Kunst-, Musik- und Atome setzte L. Monaden, d. h. lebendige, einfache
Sporthochschulen die 1. Staatsprüfung und nach Einheiten, aus denen das Weltganze aufgebaut ist.
dem Studienreferendariat die 2. Staatsprüfung Gott ist die Urmonade; er hat alle Monaden zu einem
abgelegt. harmonisch geordneten Kosmos abgestimmt
Lehrfreiheit, das Recht, gewonnene wiss. Einsichten (prästabilierte Harmonie); daher ist nach L. unsere
und Überzeugungen zu verbreiten; in Dtl. als Welt die beste aller möglichen.
Grundrecht in Art. 5 GG gewährleistet. Leibrente, Lebensrente, Geldrente, die einem anderen
Leibeigenschaft,  im MA. persönl. Abhängigkeit für dessen Lebensdauer in bestimmten Abständen zu
des zu Frondienst und Abgaben verpfl ichteten entrichten ist (§§ 759–761 BGB).
bäuerl. Hintersassen von seinem Herrn. In Süd- und Leicester [ˈlestə], Stadt im mittleren England,
West-Dtl. führte die Auflösung der Grundherrschaft 331 000 Ew.; Univ.; Wirkwarenindustrie.
schon im Spät-MA. zur Auflockerung und Beseiti- Leicester [ˈlestə], Robert Dudley [ˈdʌdlɪ], Earl of, * 1533,
gung der L., in Ost-Dtl. bildete sie jedoch ihre † 1588; Günstling der Königin Elisabeth I. von
strengste Form in der seit dem 16. Jh. entstandenen England.
Erbuntertänigkeit aus (bis 1850).
Lbl, Wilhelm, dt. Maler, * 1844, † 1900; realist. Leichtathletik, Sammelbez. für die aus den
Darstellungen aus der Welt des oberbayer. natürl. Bewegungen des Laufens, Springens, Werfens
Bauernlebens. und Stoßens entstandenen sportl. Disziplinen, die in
Lbniz, Gottfried Wilhelm Freiherr v., dt. Universalge-
Leibniz LEIL einem Stadion als Einzel-, Mehrkampf- und
lehrter, * 1646, † 1716; seit 1700 Präs. der von ihm gegr. Mannschaftswettbewerbe sowie als Staffeln
Akademie der Wiss. in Berlin; bed. als Mathematiker, ausgetragen werden.

Gegen die Zeit


Die schnellsten Menschen der Jahrzehnte
im 100-Meter-Lauf

2010

2000

1990

1980
Marlies
Oelsner-Göhr 1970
10,88 Sek. Wyomia Tyus
Dresden, 11,08 Sek.
1. 7. 1977 1960
Mexiko-Stadt,
15. 10. 1968 Shirley
Strickland 1950
11,3 Sek. Fanny
Warschau, Blankers-Koen 1940
4. 8. 1955 11,5 Sek.
Amsterdam,
13. 6. 1948 Stanislawa 1930
Walasiewicz
11,6 Sek.
Warschau, 1920
15. 8.1934
1910
531

Leicht|athletik
10,70 10,80 10,90 11,00 11,10 11,20 11,30 11,40 11,50 11,60 11,70 Sek.
L Leichtbau
532 Leichtbau, Bauweise, bei der durch besondere Die Leipziger Messe war bis 1991 Universalmesse,
Baustoffe, Bauarten und -formen das Gewicht seitdem Fachmessen (seit 1996 neues Messegelände);
verringert wird (Stahl-L., Leichtmetallbau, Metall-, elektrotechn.-elektron., Textilind., Kfz-Bau,
Leichtbetonbau u. a.). Verlage, Druckereien. Verkehrsknotenpunkt (größter
Leichter, kleines Wasserfahrzeug zum Entladen Kopfbahnhof Europas, 1995–97 zum Einkaufszen-
(Löschen) von Schiffen. trum umgestaltet) und internat.  L.-Halle. – 1813
Leichtmetalle, alle Metalle, deren Dichte kleiner als entschied die Völkerschlacht bei L. den Herbstfeldzug
4,5 g/cm3 ist, also die Alkali- und Erdalkalimetalle, der → Freiheitskriege. 1989/90 gingen von den
ferner Aluminium, Titan. »Montagsdemonstrationen« in L. entscheidende
Leicht|öl, leicht entzündl. Brenn- und Heizöl, aus Impulse für die revolutionären Veränderungen in der
Erdöl oder Teer gewonnen. DDR aus, die zum Sturz des SED-Regimes sowie zur
Lden, Stadt in den westl. Niederlanden, 119 000 Ew.; Herstellung der dt. Einheit 1990 führten.
Univ.; Sternwarte; Renaissancebauten; Metall- und Leistengegend, der dicht über der Schenkelbeuge
Nahrungsmittelindustrie. liegende Bauchteil; in der L. verläuft der Leistenkanal
Leier die, 1)  lat. Lyra, nördl. Sternbild. – 2)  Ober- für den Samenstrang bzw. das runde Mutterband bei
begriff für Saiteninstrumente mit Schallkörper und der Frau; durch den Kanal können Eingeweide
zwei Jocharmen, die das als Saitenhalter dienende hindurchtreten (Leistenbruch).
Querjoch tragen; Sinnbild lyr. Dichtung. (→ Lyra) Leistung, 1)  Quotient aus verrichteter Arbeit und
Lf riksson, norweg. Seefahrer, * um 975, † um 1020; dazu benötigter Zeit: P = ΔW / Δt; SI-Einheit: Watt (W).
Sohn Erichs des Roten; kam um 1000 auf der Fahrt Die elektr. L. ist bei Gleichstrom das Produkt aus
nach Grönland durch einen Sturm vom Kurs ab und Spannung und Strom; bei Wechselstrom werden
gelangte an die Küste Nordamerikas –vermutlich im Schein-, Wirk- und Blind-L. unterschieden. – 2) 
Gebiet von Nova Scotia (Labrador) –, die er »Vinland« Gegenstand einer Schuldverpflichtung, bes. die
nannte. L. E. segelte bis in die Gegend von Boston Zahlung. L.-Klage, Klage, mit der die Verurteilung des
(Mass.), doch seine Entdeckung Amerikas vor Beklagten zu einer L. (oder Unterlassung) verlangt
Kolumbus war ohne historische Folgen. wird. L.-Ort (Erfüllungsort). Das L.-Schutzrecht nach
Leihe,  unentgeltl., zeitlich begrenzte Überlassung dem Urheberrechtsges. hat bes. die wiss., techn. oder
einer Sache zum Gebrauch (§§ 598 ff. BGB). Ge- künstler. L. ausübender Künstler, der Tonträgerher-
brauchsüberlassung gegen Entgelt ist rechtlich Miete. steller und Sendeunternehmen zum Gegenstand.
Leihmutter, umgangssprachl. Bez. für eine Frau, die Leiter,  Stoff oder Körper, der eine mit Energietrans-
stellvertretend für eine andere Frau gegen Bezahlung port verbundene physikal. Größe, wie elektr. Strom,
ein Kind austrägt. Die Vermittlung von L. ist in Dtl. elektromagnet. Wellen (Wellen-L.), Licht (Licht-L.),
verboten. Schall oder Wärme, mit geringem Widerstand leitet,
Leim, wasserlösl. Klebemittel zur Herstellung im Ggs. zum Isolator.
dauerhafter Verbindungen. Kalt-L. binden bei Leitfossil, versteinerte Tier- oder Pflanzenart, die nur
normaler Temperatur, Warm-L. bei 50–70 °C, Heiß-L. in Schichten gleichen geolog. Alters vorkommt und
bei 100–160 °C. diese kennzeichnet.
Leimkraut, Gattung der Nelkengewächse mit weltweit Ltha die, rechter Nebenfluss der Donau, 180 km, wird
rd. 500 Arten; in Dtl. der Taubenkropf und das rechts begleitet vom L.-Gebirge, das bis 1918 z. T. die
Stängellose Leimkraut. Grenze zw. Österreich (Zisleithanien) und Ungarn
Lein → Flachs. (Transleithanien) bildete.
Lne die, linker Nebenfluss der Aller, Thür. und Leitmotiv,  bes. bei R. Wagner oft wiederkehrende
Ndsachs., 241 km lang, entspringt auf dem Eichsfeld, Tonfolge zur Kennzeichnung einer Person, eines
mündet bei Schwarmstedt, ab Hannover schiffbar. Vorgangs, einer Stimmung; auch auf die Lit.
Leinkraut, Gattung der Braunwurzgewächse mit übertragen.
gespornten Blüten. Arten: Gewöhnliches L. Leitwährung, Währung, die auf internat. Devisen-,
(Frauenflachs) gelb, Alpen-L. violett-gelb blühend. Geld-, Kapital- und Rohstoffmärkten eine besondere
Lein|öl, aus Leinsamen gepresstes, goldgelbes Öl; wird Rolle spielt und als Transaktions- und Reservewäh-
als Speiseöl, zur Herstellung von Firnis, für Ölfarben, rung fungiert.
Linoleum verwendet. Leitwerk,  beim Höhen- und Seitensteuer eines
Leinwand die, Leinen, Gewebe in Leinwandbindung, Flugzeugs feste Flosse und bewegl., der Änderung
als Reinleinen ganz aus Flachsbastfasergarnen, als der Bewegungsrichtung dienendes Ruder.
Halbleinen in der Kette aus Baumwolle, im Schuss Leitwert,  Kehrwert des elektr. Widerstands;
aus Flachs; u. a. für Wäsche und Kleider. SI-Einheit: Siemens (S).
Lpzig, kreisfreie Stadt und Hptst. des Direktions- Leitzinsen, von der Zentralbank festgesetzter
bezirks L., in Sa., 515 000 Ew.; an Elster und Pleiße, Zinssatz für Refinanzierungskredite an Geschäfts-
inmitten der Leipziger Tieflandsbucht; Bundesver- banken; beeinflusst indirekt das allg. Zinsniveau.
waltungsgericht, Umweltforschungszentrum L. der EZB sind seit 1. 1. 1999 die Sätze für Hauptrefi-
L.-Halle, Univ., Sächs. Akademie der Wiss., nanzierungsgeschäfte, → Einlagefazilität und
Hochschulen; Dt. Bücherei, Museen, Theater, Spitzenrefinanzierungsfazilität.
Gewandhausorchester; Thomas- (15. Jh.; Thomaner- Lelouch [ləˈluʃ], Claude, frz. Filmregisseur, * 1937;
chor), Nikolaikirche (13. bis 16. Jh.), Altes Rathaus »Ein Mann und eine Frau« (1966), »Ein glückl. Jahr«
(Mitte 16. Jh.), Völkerschlachtdenkmal, Gebäude des (1973), »So sind die Tage und der Mond« (1990),
ehem. Reichsgerichts, Neues Gewandhaus (1977–81). »Die schönste Geschichte der Welt« (1991).
LEI
Lm, Stanisław, poln. Schriftsteller, * 1921, † 2006;
einer der einflussreichsten Science-Fiction-Autoren
Lenkflugkörper, militär. Transportflugkörper, der
ferngelenkt wird oder Zielsucheinrichtungen besitzt;
LEO
des 20. Jh. Verband in seinen utop. Romanen und Trägerflugzeuge für militär. Nutzlasten, Fernlenk-
Erzählungen die wiss. Darstellung mit philosophi- waffen oder Köderflugzeuge.
schen und moral. Fragen zur menschl. Existenz; u. a. Lenné [lɛˈne], Peter Joseph, dt. Gartenarchitekt, * 1789,
in »Sterntagebücher«, 1957; »Solaris«, 1961. † 1866; schuf in engl. Stil Parkanlagen preuß.
Schlösser.

e als Sc ienc e-
Lennon [ˈlenən], John, brit. Rockmusiker (Gitarrist,
Was man heut or-
Sänger, Keyboarder), * 1940, † 1980 (ermordet);
t, w ird man m
Fict io n begi nn
Gründer und Mitglied der → Beatles; lebte nach
als R epor ta ge Auflösung der Gruppe 1970 in den USA. Komponist,
gen vielleic ht
ei ben m üs sen.
Texter und Sänger zahlreicher engagierter Lieder
zu E nde sc hr iler
Norman Ma
(»Give Peace a Chance«); auch Buchautor, Stücke-
schreiber, Maler;  mit der Happening-Künstlerin
und Sängerin Yoko Ono.
Le Nôtre [ləˈnoːtr], André, frz. Gartenarchitekt, * 1613,
Le Mans [ləˈmã], Stadt in NW-Frankreich, 151 000 Ew.; † 1700; schuf den frz. Gartenstil; Parkanlagen in
Univ.; Ind.; Automobilrennstrecke; Kathedrale u. a. Versailles, Saint-Germain-en-Laye.
got. Kirchen. lnto,  langsam.
Lmberg, ukrain. Lww, russ. Lww, Gebietshptst. in Lnya, Lotte, österr.-amerikan. Schauspielerin und
der Ukraine, 733 000 Ew.; 2 Univ., TU, Hochschulen; Sängerin (Mezzosopran), * 1898, † 1981; erlangte
Metall-, Leichtind. Die histor. Altstadt ist Weltkultur- Berühmtheit in Brecht-Aufführungen (mit der Musik
erbe. – L. kam 1340/49 an Polen, war 1772–1918 ihres Mannes K. → Weill).
Hptst. des österr. Kronlands Galizien, 1919–39 poln., Lnz, 1) Hermann, dt. Schriftsteller, * 1913, † 1998;
Lenz LENL

1944 an die Ukraine. Romane, Erz. aus Gesch. und Zeitgesch. – 2) Jakob
Lmgo, Stadt in NRW, 41 800 Ew.; alte Hansestadt mit Michael Reinhold, dt. Dichter, * 1751, † 1792; schloss
histor. Stadtbild; Industrie. sich in Straßburg Goethe an; Dramen im Geist der
Lmming der, im N lebende Wühlmaus, hamsterähn- Sturm-und-Drang-Zeit (»Der Hofmeister«, 1774; »Die
lich; nach Massenvermehrung Wanderungen infolge Soldaten«, 1776), Gedichte. – 3) Siegfried, dt. Schrift-
Nahrungsknappheit, wobei viele L. zugrunde gehen. steller, * 1926; Romane um Schuld und Vereinsamung
Lemmon [ˈlemən], Jack, amerikan. Filmschauspieler, des modernen Menschen (»Deutschstunde«, 1968;
* 1925, † 2001; »Manche mögen's heiß« (1959), »Das »Heimatmuseum«, 1978; »Exerzierplatz«, 1985; »Die
Mädchen Irma la Douce« (1963), »Der dritte Auflehnung«, 1994; »Schweigeminute«, 2008), Erz.
Frühling« (1996). (»So zärtlich war Suleyken«, 1955; »Motivsuche«,
Lemren, 1) altröm. Bez. für die Geister Verstorbe-
Lemuren LEML 1988), Schauspiele (»Zeit der Schuldlosen«, 1961).
ner. – 2) Mkis,  Halbaffen Madagaskars, Nachttiere. Lo, Päpste:
Lna die, Strom in Ostsibirien, Russland, 4400 km lang, 1) L. I., der Große (440–461), erwirkte 445 die
entspringt im Baikalgebirge, mündet ins Nordpolar- Anerkennung der Vormachtstellung der Päpste
meer; z. T. schiffbar. innerhalb der Kirche; Kirchenlehrer; Heiliger (Tag:
Lnau, Nikolaus, eigtl. N. Franz Nmbsch Edler von 10. 11.). – 2) L. IX. (1049–54), * 1002, † 1054; kämpfte
Strhlenau, österr. Schriftsteller, * 1802, † 1850; gegen Priesterehe und Simonie, unter ihm 1054
schwermütige Lieder, dramat. Gedichte, z. B. »Faust« endgültiger Bruch mit der Ostkirche. – 3) L. X.
(1836), »Savonarola« (1837), »Die Albigenser« (1842). (1513–21), * 1475, † 1521; aus der Familie Medici,
Lnbach, Franz v., dt. Maler, * 1836, † 1904; führender Förderer der Wiss. und Künste; ließ Luther 1520 die
Porträtmaler des 19. Jh. (u. a. O. v. Bismarck). Bannandrohungsbulle (»Exsurge Domine«) zustellen
Lende,   hintere seitl. Gegend der Bauchwand. und verhängte 1521 den Kirchenbann über
Lenggrs, Gemeinde in Oberbayern, 9100 Ew., 680 m ihn. – 4) L. XIII. (1878–1903), * 1810, † 1903; förderte
ü. M.; Wintersportort. die kath.-soziale Bewegung und die Entwicklung der
Lnin, Wladimir Iljitsch, seit etwa 1901 polit.
Lenin LENL kath. Wiss., bed. seine Enzyklika über die Arbeiter-
Deckname von W. I. Uljnow, russ. Revolutionär und frage (Rerum novarum).
Politiker, * 1870, † 1924; Jurist; ab 1903 Haupt der Leben, österr. Bez.-Hptst. in der Steiermark, an der
Bolschewiki (→ Bolschewismus), lebte nach seiner Mur, 25 500 Ew.; Montan-Univ., Eisenhütten- und
Verbannung nach Sibirien (1897–1900) meist im Stahlwerk.
Ausland, kehrte 1917 mit dt. Hilfe nach Russland Len, 1) span. Prov. im NW von Altkastilien, 15 581 km 2,
zurück, organisierte mit L. D. Trotzki die Oktober- 496 000 Ew.; vorherrschend ist Landwirt-
revolution 1917 und errichtete den Sowjetstaat; stand schaft. – 2) Hptst. von 1), 136 000 Ew.; Univ.; got.
seitdem unbestritten an dessen Spitze als Vors. des Kathedrale (13.–15. Jh.); 910–1230 zeitweilig Hptst.
Rats der Volkskommissare. In seinen Schriften des Kgr. León. – 3) Stadt in Mexiko, 1,02 Mio.Ew.,
vertrat er als Theoretiker des Kommunismus den 1880 m ü. M.; Textil-, Lederind. – 4) Stadt in
dialekt. und histor. Materialismus, den er zum Nicaragua, 124 000 Ew.; Univ.; Nahrungsmittel-,
Marxismus-Leninismus weiterentwickelte. L.s Schuh- u. a. Industrie.
Politik legte den Grund für die unter Stalin ins Lon III., der Srer, byzantin. Kaiser (717–741), * um
Extreme gesteigerte totalitäre Diktatur. 675, † 741; verteidigte Konstantinopel gegen die 533
Lningrad → Sankt Petersburg. Araber (717/718); verbot 730 die Bilderverehrung.

Leon III. L
L Leonardo da Vinci
534 Leonrdo da Vinci [- ˈvintʃi], ital.
Maler, Bildhauer, Naturforscher, Erfinder, * 1452,
† 1519. Durch seine vielseitige künstler. Tätigkeit
und unermüdl. Beschäftigung mit nahezu allen
seiner Zeit bekannten Wissensbereichen,
verkörperte Leonardo wie kein Zweiter die in der
Renaissance entwickelte Idee vom Universal-
menschen. In der Malerei schuf er neben vereinzel-
ten Werken der Wandmalerei (»Abendmahl«,
1495–98) v. a. Bildnisse (darunter die »Mona Lisa«,
um 1503–06) und Andachtstafeln. Seine durch
ungewöhnl. Beobachtungsschärfe und psycholog.
Einfühlung gekennzeichneten Bilder sind in ihrer
Komposition formal ausgewogen, von klass.
Klarheit und erscheinen malerisch in ein weiches
Halblicht (»sfumato«) getaucht. Als Bildhauer
beschäftigte sich L. d. V. in Mailand mit zwei
monumentalen Reiterstandbildern: dem Denkmal
für Francesco Sforza und dem Grabmonument für
den Feldherrn Gian Giacomo Trivulzio. Eine
Vielzahl von Entwürfen für ideale Garten- und
Schlossanlagen, Kirchenbauten, Festungswerke,
Kanäle und mehrgeschossige Straßen belegen
seine Tätigkeit auf architekton. Gebiet. Von seiner
Vielseitigkeit legen auch seine Zeichnungen (in
Silberstift, Feder, Kreide, Kohle, Rötel oder Tusche)
Zeugnis ab. Sie zeigen L. d. V. als Wegbereiter einer
anschaul. Naturforschung auf dem Gebiet der
Anatomie, Botanik, Zoologie, Geologie, Hydrolo-
gie, Aerologie, Optik und Mechanik. Stets suchte
L. d. V. die den Einzelerscheinungen zugrunde
liegenden Kräfte und Gesetze zu erkennen. In
prakt. Anwendung aufgefundener Gesetzmäßig-
keiten konstruierte er zahlreiche Geräte, u. a.
Stechheber, Pumpen, Brennspiegel, Fallschirme,
Fluggeräte, Kräne, Schleudern sowie Maschinen
zur Tuchherstellung.
Leoncavllo, Ruggiero, ital. Komponist, * 1857,
† 1919; »Der Bajazzo« (1892) u. a.
Lene, Sergio, ital. Filmregisseur, * 1929, † 1989;
Hauptvertreter des Italowesterns, u. a. »Spiel mir
das Lied vom Tod« (1968).
Lenidas I., König von Sparta, fiel 480 v. Chr. im
Kampf gegen die Perser bei den Thermopylen.
Leonardo da
Leonden Pl.,  aus dem Sternbild Löwe kommen-
Vinci war weit
der Meteorstrom (→ Meteor) mit Maximum um
mehr als Bild- den 17. 11.
hauer und Ma- Leoprd der, Pnther, Großkatze in Afrika, Asien,
Leopard LEOL

ler. Er befasste 45 bis 62 cm Schulterhöhe, gelbl., schwarz


sich auch mit geflecktes Fell, auch ganz schwarz; guter Kletterer.
Anatomie, Me- Lopold, Herrscher: Leopold LEOL

chanik, Technik Hl. Röm. Reich. 1) L. I., Kaiser (1658–1705), * 1640,


und vielem † 1705; gewann 1683–99 (Großer Türkenkrieg)
mehr. Seine Ungarn mit Siebenbürgen; damit stieg das Reich
Notizen schrieb der österr. Habsburger zur europ. Großmacht auf.
der Linkshänder Zugleich kämpfte L. auch gegen Ludwig XIV. von
Frankreich. – 2) L. II., Kaiser (1790–92), * 1747,
stets spiegel-
† 1792; Bruder und Nachfolger Josephs II., seit 1765
verkehrt – ob
Großherzog von Toskana; beendete 1791 den
dies der Ver- Türkenkrieg.
schlüsselung Anhalt-Dessau. – 3) L. I., Fürst (1693–1747), der
dienen sollte, Alte Dessauer, * 1676, † 1747; preußischer
ist nicht be- Feldmarschall und Freund Friedrich Wilhelms I.
kannt. Belgien. – 4) L. I., König (1831–65), * 1790, † 1865;
LEO
Prinz von Sachsen-Coburg, vertrat einen gemäßigten
Liberalismus. – 5) L. II., König (1865–1909), Sohn von
der Einzelne dem schnellen Wandel der modernen
Arbeitswelt folgen und den gesellschaftlichen und
LET
4), * 1835, † 1909; erwarb mit Hilfe H. M. Stanleys wirtschaftlichen Fortschritt gestalten.
1881–85 den Kongo. – 6) L. III., König (1934–51),
* 1901, † 1983; dankte ab zugunsten seines Sohns
Baudouin. Lsbos, neugriech. Lsvos, griech. Insel im Ägäischen
Lpanto, alter ital. Name der griech. Stadt Naupak- Meer, gebirgig; 1630 km 2, 88 600 Ew.; Anbau von
tos. – Hier siegte die venezianisch-span. Flotte unter Oliven, Wein, Südfrüchten; Hauptort Mytilene;
Don Juan d'Austria am 7. 10. 1571 über die Türken. 1462–1912 türkisch. L. war die Heimat u. a. der
Lpra [griech., zu leprós »aussätzig«, eigtl. »rau«,
Lepra LEPL Lyrikerin Sappho und des Dichters Alkaios.
»schuppig«] die, Aussatz, bakterielle Infektions- Leskw, Nikolai Semjonowitsch, russ. Erzähler, * 1831,
krankheit des Menschen mit vorwiegendem Befall † 1895; Erz., Romane, u. a. »Ohne Ausweg« (1864).
der Haut und/oder des peripheren Nervensystems. Lestho, Kgr. im südl. Afrika, 30 355 km 2, 2,1 Mio. Ew.
Lesotho LESL

Die Übertragung des Erregers Mycobacterium leprae (Sotho oder Basuto; 90 % Christen); Hptst.: Maseru.
erfolgt wahrscheinlich durch Tröpfchen- oder Amtssprachen: Englisch, Sotho. L., vollständig von
Schmierinfektion, die Inkubationszeit kann einige der Rep. Südafrika umschlossen, ist überwiegend ein
Monate oder auch Jahrzehnte betragen. Die L. ist über 2000 m ü. M. liegendes Hochland mit gemäßig-
weitgehend auf trop. und subtrop. Länder be- tem subtrop. Klima. Weit verbreitet sind Grasländer
schränkt. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung und Torfmoore. – Viehhaltung (Wollschafe,
ist die Prognose gut. Angoraziegen, Rinder), Anbau von Weizen, Mais,
Lptis Mgna, altphönik. Hafenstadt in N-Afrika, Hirse, Hülsenfrüchten und Gemüse. Haupteinnahme-
östl. von Tripolis, Libyen, seit 46 v. Chr. röm.; wurde quellen sind die Geldüberweisungen der in Südafrika
im 4. und 7. Jh. zerstört, seit 1920 freigelegt tätigen Wanderarbeiter. Internat. : Thota-ea-Moli
(Weltkulturerbe). bei Maseru. – Das brit. Schutzgebiet Basutoland
Leptnen,  Familie leichter → Elementarteilchen. Zu
Leptonen LEPL wurde 1966 als L. innerhalb des Commonwealth
den L. gehören Elektron, Myon, Tauon mit den unabhängig. König ist seit 1996 Letsie III.
zugehörigen Neutrinos sowie die entsprechenden Lessps, Ferdinand Marie Vicomte de, frz. Diplomat
Antiteilchen. und Ingenieur, * 1805, † 1894; führte 1859–69 den Bau
leptosmer Tp → Konstitution. des Suezkanals durch, 1879 begann er mit dem Bau
Lerchen, erdfarbene Singvögel mit trillerndem des Panamakanals, scheiterte jedoch.
Fluggesang, leben in offenem Gelände, Bodenbrüter. Lssing, 1) Doris, brit. Schriftstellerin, * 1919; in
Feld-L. und Heide-L. sind Zugvögel. Hauben-L. tragen Rhodesien aufgewachsen; gesellschaftskrit. und
einen Federschopf am Hinterkopf. psycholog. Romane und Erz.; 2007 Nobelpreis für
Lérida [ˈleriða], katalan. Lleida, spanische Provinz- Literatur. – 2) Gotthold Ephraim, dt. Dichter und
Hauptstadt in Katalonien, 118 000 Ew.; Textil-, Kritiker, * 1729, † 1781; lebte seit 1748 meist in Berlin,
Glasindustrie. schrieb Kritiken in der »Vossischen Zeitung«
Lrmontow, Michail Jurjewitsch, russ. Dichter, * 1814, (1748–55) und in der Zeitschrift »Briefe, die neueste
† 1841; nach A. S. Puschkin der Hauptrepräsentant Litteratur betreffend« (1759–65). Mit der Tragödie
der russ. Romantikergeneration, schrieb das »Miß Sara Sampson« (1755) begründete er das dt.
visionäre lyr. Epos »Der Dämon« (1840); Roman: »Ein bürgerl. Trauerspiel nach engl. Vorbild. 1767–69 war
Held unserer Zeit« (1840). er Dramaturg am Dt. Nationaltheater in Hamburg,
seit 1770 Bibliothekar in Wolfenbüttel. – Als Kritiker
Lernen, durch Erfahrung entstandene Verhal- befreite L. die dt. Dichtung aus ihrer Abhängigkeit
tensänderungen und -möglichkeiten, die Organis- von frz. Mustern. Als Dichter schuf er mit »Minna
men befähigen, aufgrund früherer und weiterer von Barnhelm« (1767) das erste dt. realist. Lustspiel;
Erfahrungen situationsangemessen zu reagieren. sein »Nathan der Weise« (1779) ist Ausdruck einer
Generell wird unterschieden zw. einsichtigem L., aufklärer. humanist. Gesinnung. – 3) Theodor,
das Bewusstsein voraussetzt, L. durch Dressur und Publizist und Kulturphilosoph, * 1872, † (ermordet)
L. durch Versuch und Irrtum. Menschl. L. ist eine 1933; 1922–25 Prof. in Hannover, Vertreter der
überwiegend einsichtige, aktive, sozial vermittelte antirationalist. Kultur- und Gesellschaftskritik und
Aneignung von Kenntnissen. einer skept. Geschichtsdeutung.
Leszno [ˈlɛʃnɔ], dt. Lssa, Stadt in der poln. Wwschaft
Explosion des Wissens Großpolen, 64 200 Ew.; Lebensmittel-, Textil- u. a. Ind.
Das Wissen der Menschheit wächst unaufhaltsam. L. kam 1793 an Preußen, 1920 an Polen. Seit dem
Bereits 1889 scheiterten die Verleger Johann Samuel Dreißigjährigen Krieg war es der Hauptsitz der
Ersch und Johann Gottfried Gruber bei dem Versuch, Böhm. Brüder in Polen.
die Gesamtheit aller wissenschaftlichen Erkenntnis- Letharg [griech. »Untätigkeit«] die, Form der
se festzuhalten: Ihre Enzyklopädie blieb, trotz der Bewusstseinsstörung, verbunden mit starkem
167 erschienen Bände, unvollendet. Heutzutage Schlafbedürfnis (u. a. bei Hirndrucksteigerung).
verdoppelt sich allein im Fachbereich Medizin das Ltten, zum ostbalt. Zweig der indoeurop. Sprach-
Wissen alle fünf Jahre. Die Bereitschaft zum familie gehörendes Volk, in Lettland; rd. 1,4 Mio.
lebenslangen Lernen (LLL, auch life long learning) Lttland, Rep. im NO Europas, 64 589 km 2, 2,2 Mio. Ew.;
gilt deshalb als eine Schlüsselfähigkeit für Hptst.: Riga. Amtssprache: Lettisch. Endmoränen- 535
langfristigen beruflichen Erfolg. Nur mit ihr kann züge (bis 312 m ü. M.), zahlreiche Seen, ozeanisch

Lettland L
L Leuchtdiode
536 geprägtes Klima; großflächige Waldgebiete. bewirken u. a. Leuchtbakterien, Algen und das
Ackerbau, Viehwirtschaft und Hochseefischerei; Geißeltierchen Noctiluca. Die Leuchtorgane vieler
Maschinen-, Fahrzeugbau, Holz- u. a. Ind.; : Tiefseetiere enthalten Leuchtbakterien.
Ventspils, Riga und Liepāja; internat. : Riga. Leuchtschirm, mit lumineszierendem Material
L., seit dem 13. Jh. Teil des Dt. Ordensstaats, wurde im beschichteter Schirm, der beim Auftreffen
16. Jh. poln., war 1629–1710 z. T. schwed. und gehörte energiereicher Strahlen, z. B. Alpha-, Elektronen-,
seit Ende des 18. Jh. zu Russland. 1918 wurde die Rep. Röntgenstrahlen, aufleuchtet. Verwendung:
L. proklamiert; 1940 von der UdSSR annektiert (Lett. Röntgentechnik, Fernsehen.
Libellen: Die
SSR). Am 4. 5. 1990 Parlamentserklärung für die
seltsam anmu- staatl. Unabhängigkeit (in Kraft seit 21. 8. 1991, am Leuchtstoffe, Luminesznzstoffe, Stoffe, die
tende Verren- 6. 9. 1991 von der UdSSR anerkannt); 2004 Aufnahme nach Energieabsorption → Lumineszenz zeigen. Nicht
kung der Huf- in die EU und als Mitgl. der NATO. – Min.-Präs. seit nachleuchtende L. wandeln die auffallende Strahlung
eisen-Azur- 2009: Valdis Dombrovskis, Staatspräsident seit 2007: in (meist) längerwellige um. Anorgan. L. sind z. B.
jungfer dient Valdis Zatlers. Zink- und Zinkcadmiumsulfide, ein organ. L. ist das
nur einem Luciferin der Leuchtkäfer und Leuchtbakterien.
Zweck: der
Leuchtdiode, Luminesznzdiode, Abk. LED
Weitergabe [von engl. light emitting diode],  Halbleiterdiode, Spurensicherung
des Samens. bei der beim Fließen eines elektr. Stromes infolge Re- Es ist fast unmöglich, nach einem blutigen Gewalt-
kombination positiver und negativer Ladungsträger verbrechen keine Spuren zu hinterlassen. Dank einer
Dafür müssen
(Elektronen und Löcher) Elektrolumineszenz einfachen chemischen Reaktion lassen sich auch
beide Partner
auftritt; verwendet z. B. in Displays (LED-Anzeige) in kleinste Blutrückstände in Geweben, Böden, Holz
ein »Paarungs- Taschenrechnern, Digitaluhren. oder Tapetenfasern nachweisen: Der Leuchtstoff
rad« bilden, Luminol reagiert mit Hilfe von Oxidationsmitteln nur
denn Ge- Im Zeitalter des Halbleiters in Verbindung mit einem Katalysator wie gebunde-
schlechts- und Mehr Licht, mehr Leistung, längere Lebensdauer – nem Eisen. Eisen wiederum ist in Blut enthalten und
Begattungs- das sind die Vorteile von organischen Leuchtdioden schimmert nach der Reaktion mit dem Leuchtstoff
organe liegen (OLED). Sie sind effi zienter als Halogenlampen, in hellblau. Daher wird Luminol in der Kriminalistik
bei Männchen Zukunft sollen sie sogar Energiesparlampen häufig für die Beurteilung von Ausmaß, Menge,
und Weibchen übertreffen. Weil sie zehntausend Mal dünner als ein Verteilung, Form und Gruppierung von Blutspuren
an ganz ver- Millimeter sind, träumen die Forscher von ganz eingesetzt.
schiedenen neuen Einsatzbereichen, zum Beispiel als biegsame
Computermonitore, die dann als Werbefolien auf
Körperstellen.
Autokarosserien angebracht werden können. Leuchtstofflampe, Niederspannungsgasent-
Zunächst er-
Grundlage der OLEDs sind organische Halbleiter, ladungslampe, gefüllt mit einem Grundgas,
greift das also Kohlenstoff verbindungen, die Strom in genau meistens Argon, und einer geringen Menge
Männchen das dosierten Mengen transportieren können und deren Quecksilber. Die Innenwand des Entladungsrohrs
Weibchen an Leitfähigkeit sich mit ihrer Temperatur ändert: Je ist mit Leuchtstoffen bedeckt, die die Ultraviolett-
der Vorder- kälter sie sind, desto weniger Strom lassen sie durch. strahlung der Entladung in sichtbares Licht
brust (Tan- Anorganische Halbleiter, die in der Herstellung teurer verwandeln.
dem). Darauf- sind als organische, stecken bereits in fast jedem elek- Leuchtturm,  hoher Turm mit starkem Leuchtfeuer
hin krümmt tronischen Gerät: Computer, Laser oder Lichtschran- an der Spitze als Navigationshilfe.
dieses seinen ken sind ohne Halbleiter gar nicht denkbar. Lenberger, Moritz, schweizer. Politiker (SPS),
Hinterleib nach * 1946; seit 1995 Bundesrat (Departement für
vorn und ver- Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation),
Leuchtlebewesen, 2001 und 2006 Bundespräs.
koppelt dessen
Leuchtlebewesen

Lebewesen, deren Leukäm [griech. leukós »weiß« und haĩma »Blut«]


Ende mit
LEUL

Stoff wechselvorgänge die,  Blutkrebs,  bösartige Erkrankung der


seiner Ge- Chemilumineszenz blutbildenden Gewebe (Lymphknoten, Milz oder
schlechtsöff - erzeugen, z. B. das Knochenmark), bei der die weißen Blutkörperchen
nung mit dem Glühwürmchen, der stark vermehrt, die roten meist vermindert sind;
Begattungs- auf faulem Holz häufigste bösartige Erkrankung bei Kindern.
organ des lebende Hallimasch Leukozten, die weißen Blutkörperchen (→ Blut).
Männchens. und das Leuchtmoos, Lna, Stadt an der Saale, Sa.-Anh., 14 700 Ew.; chem.
unter den Meeresbewoh- Industrie (L.-Werke).
nern viele Quallen, Bors- Lschner, Wilhelm, dt. Gewerkschafter, * 1890,
Leuschner LEUL

tenwürmer, Muscheln und † (hingerichtet) 1944; 1928–33 hess. Innenmin.,


Tiefseebewohner. Das 1933/34 im KZ, führend im sozialist. Flügel der
Meeresleuchten Widerstandsbewegung; nach dem 20. 7. 1944
verurteilt.
Lthard, Doris, schweizer. Politikerin
LeuthardLEUL

(CVP), * 1963; 2004–06 Präs. der CVP; seit


2006 Bundesrätin (Leiterin des
Volkswirtschaftsdepartements);
Bundespräsidentin 2010.
LEU
Lthen, poln. Lutnia [luˈtinja], niederschles.
Gemeindeteil westl. von Breslau, Polen; im
im Wiederaufbau. Die Landwirtschaft deckt nur ein
Drittel des einheimischen Bedarfs.
LIB
Siebenjährigen Krieg 1757 Sieg Friedrichs d. Gr. Geschichte. Als Teil des Großraums Syrien im
dank einer »schiefen Schlachtordnung« über die Altertum Schwerpunkt der phönik. Handelsmacht;
zahlenmäßig überlegenen Österreicher unter Karl 1516 bis 1918 Teil des Osman. Reichs, 1920 mit Syrien
von Lothringen. frz. Völkerbundmandat, seit 1926 mit eigener Verw.,
Ltheusser-Schnrrenberger, Sabine, dt. 1944 unabhängig. Im Schnittpunkt christl. und
Politikerin (FDP), * 1951; Juristin; 1992 bis 1996 und islam. Traditionen 1958 1. Bürgerkrieg zw. pan-
seit 2009 Bundesjustizministerin. arabisch-muslim. Kräften und christlich-nat.
Ltnant der, unterste Rangklasse der Offiziere, mit Gruppierungen; vorübergehende Stationierung
den Stufen L. und Oberleutnant. amerikan. Truppen. Unter dem Druck der arab.
Levnte [ital., eigtl. »(Sonnen-)Aufgang«] die, Länder Nachbarstaaten und der PLO ließ die libanes. Reg.
um das östl. Mittelmeer bis zum Euphrat und Nil, seit 1967 Guerilla-Aktionen der palästinens. Araber
bes. die Küste Kleinasiens, Syriens, Ägyptens. von L. aus gegen Israel zu. Dies zog israel. Vorstöße
Levee [ləˈveː] die,  Aushebung von Rekruten, gegen L. nach sich. Die zunehmende Verwicklung
Aufgebot. L. en masse [ləveãˈmas], militär. Aufgebot L. in den Nahostkonflikt ab 1969 und verschärfte
der gesamten männl. Bev.; erstmals 1793 während Kritik am herrschenden konfessionellen Proporz-
der Frz. Revolution. system führten zu schweren innenpolit. Spannungen.
Lverkusen, Stadt in NRW, am Rhein, 161 300 Ew.;
Leverkusen LEVL Der 2. Bürgerkrieg ab 1975 zw. christl. Milizen und
chem. Großind. (u. a. Bayer AG), Eisen-, Maschinen-, militär. Formationen versch. konfessioneller Kräfte
Textilindustrie. verflocht sich immer enger mit dem Nahostkonflikt.
Lvi, Primo, ital. Schriftsteller, * 1919, † (Freitod) 1987; Die 1976 in das Land einmarschierten syr. Streit-
sein literar. Werk ist wesentlich durch das Schlüssel- kräfte, von der Arab. Liga in eine panarab.
erlebnis seiner Deportation (1944) nach Auschwitz Friedenstruppe eingebaut, sicherten den Einfluss
bestimmt. Romane: »Ist das ein Mensch?« (1947), Syriens in L. In einem Gebietsstreifen entlang der
»Atempause« (1963). libanes.-israel. Grenze bildeten christl. Milizen unter
Levithan der, A. T.: Chaosdrache (Ps. 104, 26); mit dem israel. Schutz 1979 den »Freien L.«. Im L.-Krieg
Satan gleichgesetzt. 1982/83, ausgeweitet zum 5. israelisch-arab. Krieg,
Levirt das, Levirts|ehe, Schwägerehe, die bei besetzte Israel Süd-L. und erzwang den Abzug der
manchen Völkern (z. B. Israeliten in alttestamentl. PLO aus L. (Sommer 1982). Bis auf eine schmale
Zeit) bestehende Sitte, dass der jüngere Bruder die Sicherheitszone im S Rückzug Israels aus L. bis Juni
Witwe des älteren zu heiraten hat. 1985; immer wieder Kämpfe zw. den rivalisierenden
Lévi-Strauss [leviˈstroːs], Claude, frz. Ethnologe, Parteien in häufig wechselnden Bündnissen. Unter
* 1908, † 2009; Begründer der strukturalen dem Druck Syriens wurde bis Mai 1991 offiziell der
Anthropologie; deckte allg. (strukturale) Gesetzlich- Bürgerkrieg beendet. Die prosyr. Parlamentsmehr-
keiten versch. Kulturen auf. heit beschloss 1991 einen syr.-libanes. Kooperations-
Levkje die, krautige Kreuzblütler, bes. im Mittelmeer- vertrag, der L. faktisch zu einem Protektorat Syriens
gebiet; Gartenblumen. machte. Bis 1999/2000 heftige Kämpfe Israels mit
Leyen, Ursula von der, dt. Politikerin (CDU), *1958,
Leyen LEYL Hisbollah, Hamas und palästinens. Freischärlern in
Ärztin; 2005–09 Bundesministerin für Familie, der Sicherheitszone; Rückzug der israel. Truppen im
Senioren, Frauen und Jugend, seit 2009 für Arbeit Mai 2000. Infolge internat. Kritik und innenpolit.
und Soziales. Proteste 2005 Abzug der syr. Truppen, zugleich
Lhsa [tibet. »Ort der Götter«], Hptst. der chin. Scheitern einer Entwaffnung der Hisbollahmilizen.
Autonomen Region Tibet, 3700 m ü. M., 130 000 Ew.; Im Juli 2006 Beginn einer israel. Militäroperation
hl. Stadt der lamaist. Buddhisten, im NW die ehem. gegen Hisbollahstellungen, dabei auch Zerstörung
Palastburg Potala des Dalai-Lama (Weltkulturerbe). libanes. Infrastruktur, zahlr. zivile Opfer, Massen-
Lhtse, Berg im Himalaya, an der Grenze zw. Nepal flucht; im Aug. Waffenstillstand nach UN-Resolution;
und Tibet, 8516 m hoch, Erstbesteigung 1956 (E. Reiss 2008 militärische Auseinandersetzungen zwischen
und F. Luchsinger). der libanes. Reg. und der Hisbollah; im selben Jahr
Liaodong, Liaotung, Halbinsel im nordöstl. China, zw. Versöhnungsabkommen und Wahl M. Suleimans
dem Golf von L. und der Koreabucht. zum Staatspräs.; nach den Wahlen 2009 wurde
Las der oder die, Abteilung des Jura. S. al-Hariri Min.-Präs.
Lbanon, Staat an der O-Küste des Mittelmeers,
Libllen,
Libanon LIBL

10 400 km 2; 4,2 Mio. Ew.; Hptst.: Beirut. Amtssprache: Wasserjungfern, Odonta, Ordnung der
Libellen LIBL

Arabisch. – Die wichtigste Differenzierung der Bev. Insekten mit 4900 Arten; 1 bis 13 cm lang, mit 2 Paar
ist noch heute die nach Religionsgemeinschaften starren Flügeln, großem Kopf, sehr leistungsfähigen
(mehr Muslime als Christen); rd. 1 Mio. Auslands- Facettenaugen und kräftigen Mundwerkzeugen.
libanesen. – L. ist größtenteils Gebirgsland; parallel Libellen sind räuberisch (fressen andere Insekten)
zur Küste verläuft das L.-Gebirge (bis 3088 m hoch). und leben meist am Wasser, die Larven im Wasser.
Durch Raubbau wurde die urspr. dichte Bewaldung Man unterscheidet Klein-L. und Groß-L. (gewandte
(L.-Zedern) fast völlig vernichtet. Es herrscht Flieger).
mediterranes, winterfeuchtes Klima. – Die Liberal Democrats [ˈlibərəl demɔˈkræts], 1988 –
Wirtschafts- und Infrastruktur wurde während des zunächst unter dem Namen Social and Liberal 537
Bürgerkriegs weitgehend zerstört, sie befindet sich Democratic Party – aus der Vereinigung der

Liberal Democrats L
L Liberalisierung
538 Mehrheit der Social Democratic Party mit der Liberal Lbeskind, Daniel, amerikan. Architekt poln.
LibeskindLIBL

Party entstandene brit. Partei; seit 1989 heutige Herkunft, * 1946; führender Vertreter des Dekon-
Bezeichnung; die L. D. bildeten unter Führung von struktivismus; baute in Dtl. u. a. das Jüd. Museum in
N. Clegg nach den Unterhauswahlen 2010 eine Reg. Berlin (1992–99); 2003 gewann er den Wettbewerb für
mit den Konservativen. die Neubebauung des »Ground Zero« in New York;
Liberalisrung, die, in der Wirtschaftspolitik die sein Entwurf wurde jedoch für die Realisierung des
Reduzierung dirigist. Eingriffe in den freien Austausch Projektes (Grundsteinlegung 2004) stark verändert.
von Gütern und Produktionsfaktoren; in der
Außenwirtschaft der systemat. Abbau von Handels- Architektur als Bruch
hemmnissen und Kapitalverkehrsbeschränkungen. Daniel Libeskind gehört heute weltweit zu den
Liberalsmus [aus lat. liberalis »die Freiheit
Liberalismus LIBL meistbeschäftigten und einflussreichsten Architekten.
betreffend«] der, Staats-, Gesellschafts- und Vor allem seine im Stil der Dekonstruktion errichteten
Wirtschaftsauffassung, die die Freiheit des Museumsbauten haben die moderne Architektur
Einzelnen als grundlegende Norm des menschl. entscheidend mitgeprägt. Typisch für seine Formen-
Zusammenlebens ansieht, den Fortschritt in Kultur, sprache sind Gebäude, die wie willkürlich auseinan-
Recht, Sitte, Wirtschaft und sozialer Ordnung als dergerissen bzw. zersplittert wirken. Beispielhaft
geschichtl. Entwicklung annimmt und eine dafür sind das 1998 eröffnete Felix-Nussbaum-Mu-
fortgesetzte Emanzipation des Individuums fordert. seum in Osnabrück, das Jüdische Museum in Berlin
Er lehnt staatl. Eingriffe in das wirtschaftl. und (eröffnet 2001) oder das Jüdische Museum in
soziale Leben ab (»Laisser-faire«, Gewährenlassen); Kopenhagen (eröffnet 2004). Von seinem bekanntesten
bei freiem Wettbewerb durch Gewerbefreiheit und Projekt indes, dem Masterplan für Ground Zero in
Freihandel sollen sich Preise und Löhne nach dem New York, blieb nur die Idee der Höhe. Das One World
Gesetz von Angebot und Nachfrage im freien Spiel Trade Center soll 1776 Fuß hoch in den Himmel
der Kräfte regeln. streben – eine Reminiszenz an die Unabhängigkeits-
Lberec [-ts], dt. Rchenberg, Stadt an der oberen erklärung der USA im Jahr 1776.
Lausitzer Neiße, ČR, 104 000 Ew.; TU; Fahrzeugbau,
Textil- u. a. Ind.; Wintersportort; bis 1945 Mittel-
punkt des Sudetendeutschtums.
Libria, Rep. in W-Afrika, 111 369 km 2, 4,0 Mio. Ew.;
Hptst.: Monrovia. Amtssprache: Englisch. L. ist eine
präsidiale Republik. – An der Küste Mangroven-
sümpfe, dahinter ein Plateau- und Hügelland, im N
von einem Mittelgebirge überragt; subäquatoriales
Klima; überwiegend trop. Regenwald. Staatstragende
Schicht (jedoch nur 3 % der Bev.) sind die Nachkom-
men ehem. Sklaven aus den Südstaaten der USA
Wie eine Fata (meist Christen). Die Bev.-Mehrheit besteht aus 16
Morgana wirken ethn. Gruppen (Kpelle, Bassa, Kru u. a.) und gehört
die Mandara- v. a. traditionellen Religionsgemeinschaften an. – Die
Seen in der Li- Wirtschaft lebt vom Erz- und Diamantbergbau,
byschen Wüste. daneben Kautschuk- und Holzgewinnung sowie
Wie viele Seen Landwirtschaft und Fischerei.
es genau sind, Geschichte. 1822 siedelten freigelassene Sklaven aus
Nordamerika an der Küste, 1847 wurde die
ob zehn oder 15,
unabhängige Rep. L. proklamiert, die 1862 von den
ist nicht ein-
USA anerkannt wurde. Die polit. Macht besaßen die
deutig bestimm-
Amerikoliberianer. 1980 kam als erster Afroliberia-
bar: Mal ver- ner S. Doe durch einen Militärputsch an die Macht;
schwindet einer, 1989 begann ein blutiger Bürgerkrieg, in dessen
dann taucht Verlauf das Land in Einflusssphären rivalisierender
wieder ein ande- Milizen zerfiel und der rd. 150 000 Tote und etwa
rer auf. Wahr- 750 000 Flüchtlinge zur Folge hatte. Die Rebellen
scheinlich spielt eroberten 2003 Monrovia, zwangen C. Taylor (seit
die Höhe des 1997 Präs.) zum Rücktritt und schlossen ein
Grundwasser- Friedensabkommen. Der neue Staatspräs. G. Bryant
spiegels dabei bildete 2003 eine Übergangsregierung. Die
Präsidentschaftswahlen 2005 gewann die
eine Rolle. Un-
ehemalige Weltbankmitarbeiterin Ellen Johnson-
geklärt ist bis
Sirleaf (* 1939, Amtsantritt 16. 1. 2006); sie wurde
heute auch, wa- damit in Afrika die erste gewählte Staatspräsiden-
rum die Seen tin.
inmitten des Libert, Égalit, Fraternit, »Freiheit, Gleich- Libratin die,  scheinbares Pendeln des Mondes;
Sandmeeres heit, Brüderlichkeit«, Losungsworte der Frz. bewirkt, dass innerhalb einer Periode von 30 Jahren
nicht versanden. Revolution. von der Erde aus 4⁄7 seiner Oberfläche zu sehen sind.
LIB
Libreville [librəˈvil], Hptst. der Rep. Gabun,
541 000 Ew.; kath. Erzbischofssitz; Univ.; Holz- u. a.
(z. B. zw. Luft und Glas oder Luft und Wasser) wird
die Ausbreitungsrichtung geändert (→ Brechung).
LIC
Ind.; , . Weißes L. kann in seine versch. Farben zerlegt
Lbyen, Staat (Volksrep.) in N-Afrika, 1 759 540 km 2, werden (→ Dispersion, → Spektrum). Beim Auftreffen
6,4 Mio. Ew.; Hptst.: Tripolis. Amtssprache: auf undurchsichtige Körper wird das L. reflektiert
Arabisch. – Verf. von 1977; oberstes Legislativorgan oder absorbiert. – I. Newton nahm an, dass das L. aus
ist der Allg. Volkskongress, Exekutivorgan das Allg. kleinsten Teilchen besteht (Emissionstheorie, 1669).
Volkskomitee; de facto als Staatsoberhaupt fungiert Die Wellentheorie von C. Huygens (1677) betrachtete
der Führer der Revolution M. al-Gaddhafi; Parteien das L. als Wellenbewegung eines das ganze Weltall
sind nicht zugelassen; weitgehend islam. Recht. – L. erfüllenden unwägbaren Stoffs, des »Äthers«. Erst
erstreckt sich von der Mittelmeerküste beiderseits die Maxwell’sche Theorie deutete das L. als eine
der Großen Syrte südwärts bis weit in die Sahara. elektromagnet. Strahlung. Den L.-Wellen sind nach
Die Bev. setzt sich aus Arabern und Berbern der Quantentheorie masselose Elementarteilchen,
zusammen. Hauptwirtschaftszweig ist die die Photonen (L.-Quanten), zugeordnet. L.-Quellen
größtenteils verstaatlichte Erdöl- und Erdgasgewin- strahlen entweder selbst infolge hoher Temperatur
nung; an der Küste und in Oasen Landwirtschaft. und dadurch bedingter Anregung der Atomelek-
Geschichte. L. kam im 1. Jh. v. Chr. unter röm., im tronen (Sonne, Sterne, Glühlampe) oder nach anderer
7. Jh. unter arab. Herrschaft, 1556 fiel es an das Anregung (Lumineszenz), oder sie werfen das auf sie
Osman. Reich und 1912 an Italien. 1951 wurde L. auf auftreffende L. zurück (Mond, Planeten).
Beschluss der UNO als konstitutionelle Monarchie Lichtbogen, Gasentladung hoher Stromstärke, techn.
unter König Idris I. unabhängig, nach Militärputsch genutzt in der Bogenlampe, zum Schneiden,
unter ↑Gaddhafi Rep. (Islamisierung, panarab. Schweißen, Schmelzen von Metallen.
Nationalismus); 1970 Ausweisung fast aller Italiener, Lichtdruck,  Flachdruckverfahren zur Wiedergabe
Verstaatlichung ausländ. Gesellschaften. L. gilt als von Halbtönen, bei dem eine mit Gelatine überzoge-
Förderer des internat. Terrorismus. Die UNO hatte ne Mattglasplatte belichtet wird.
wegen des Flugzeugattentats Lchtenberg, Georg Christoph, dt. Schriftsteller,
von Lockerbie (1988) Physiker, * 1742, † 1799; In den posthum veröffent-
Sanktionen verhängt, die erst lichten Tagebüchern (»Sudelbüchern«) finden sich
2003 nach einem liby. literarisch bedeutende Aphorismen. Sie zeigen L. als
Schuldanerkenntnis und psychologisch-scharfsinnigen Beobachter und
Entschädigungsleistungen unabhängigen Vertreter der Aufklärung von
aufgehoben wurden. Das universaler Bildung.
Verhältnis zum W. entspann- Lichtenstein [ˈlɪktənstaɪn], Roy, amerikan. Maler,
te sich zunächst weiter, als * 1923, † 1997; Hauptvertreter der Pop-Art in
Ghaddafi den Verzicht auf den USA; nutzte Bildformen der Massenmedien
Massenvernichtungswaffen (u. a. Comicstrips) oder bekannter Kunstwerke und
erklärte und das Land 2004 -stile.
das Zusatzprotokoll des Lichtgeschwindigkeit, Formelzeichen c, Ausbrei-
Atomwaffensperrvertrages tungsgeschwindigkeit des Lichts und allg. aller
unterzeichnete. 2008 löste die elektromagnet. Wellen, universelle Konstante der
vorübergehende Verhaftung Relativitätstheorie; die Vakuum-L. hat den Wert c 0 =
eines Sohnes von Gaddhafi in 299 792 458 m/s, d. h. rd. 300 000 km/s.
der Schweiz eine schwere Lichtjahr, Einheitenzeichen Lj, Strecke, welche
diplomat. Krise zw. beiden das Licht in einem Jahr zurücklegt, dient als
Ländern aus. Einheit für astronom. Entfernungsmessungen.
1 Lj ≈ 9,46 · 1012 km.
Lbysche Wüste, Lichtleiter, jedes opt. System aus dielektr. Material,
der nordöstl., Teil der Sahara, das geeignet ist, Licht zu leiten. Nach dem Zweck der
etwa 1,5 Mio. km 2; zu Libyen, Lichtleitung werden L. unterteilt in L. i. e. S., bei
Ägypten und Sudan; denen es nur auf die Leitung der Lichtenergie
weiträumige Tafellandschaf- ankommt (z. B. für Beleuchtungszwecke in
ten mit ausgeprägten Endoskopen), in Bildleiter für die rein opt. Bildüber-
Schichtstufen, in großen tragung sowie in Lichtwellenleiter als Bestandteile
Teilen eine Kieswüste, in den opt. Übertragungssysteme, bei denen die Lichtwellen
Beckenregionen Sandwüste. als Träger entsprechend codierter Informationen
In der Mitte liegen die Oasen beliebiger Art dienen. Das Gebiet der Optik, das sich
von Kufra, im NW liegt die mit dieser Informationsübertragung befasst, ist die
Kattarasenke. Faser- bzw. Glasfaseroptik.
Licht, elektromagnet. Strahlung Lichtmaschine, im Kraftfahrzeug vom Motor
sehr kurzer Wellenlänge, angetriebener Generator, der Strom für die
neben dem sichtbaren elektrischen Verbraucher und zur Ladung der
Wellenlängenbereich (etwa 380–780 nm) i. Allg. Batterie (Akkumulator) liefert.
unter Einbeziehung der Infrarot- und Ultraviolett- Lichtmess, Marä L., Fest zum Gedächtnis des 539
strahlung. An der Grenze zweier versch. Medien Besuchs Marias mit dem Jesuskind im Tempel (2. 2.).

Lichtmess L
L Lichttechnik
540 Lichttechnik, Teilgebiet der Elektrotechnik, schweizer. Komponist, * 1910, † 1999; u. a. 1973–80
das auf den Grundlagen der physikal. und der Generalintendant der Pariser Opernhäuser;
physiolog. Optik aufbaut und sich mit den Methoden komponierte Opern (u. a. »Freispruch für Medea«,
der Lichterzeugung (Leuchttechnik), der Lichtmes- 1995), Orchester-, Vokalwerke.
sung und -bewertung (Fotometrie) sowie der
Berechnung, dem Entwurf und Bau von Beleuch- Lbig, Justus v., deutscher Chemiker, * 1803,
Liebig LIEL

tungsanlagen (Beleuchtungstechnik) befasst. – † 1873. Liebigs Forschungen bilden nach wie vor die
Grundgrößen der L. sind: Lichtstrom Φ : die gesamte wissenschaftliche Basis der organischen Chemie, der
von einer Lichtquelle ausgehende Strahlungsleis- Ernährungslehre und Agrarwissenschaft. Verdient
tung, soweit sie vom Auge als Licht empfunden wird; machte er sich zudem um die Förderung des
SI-Einheit Lumen (lm); Lichtmenge Q: Produkt aus Chemieunterrichts. Liebig forschte 30 Jahre lang in
Lichtstrom und Zeit; SI-Einheit Lumensekunde Gießen, ab 1852 in München. Dort war sein Institut
(lm · s); Lichtstärke I: Quotient aus Lichtstrom und nicht nur Zentrum der Forschung, sondern auch
durchstrahltem Raumwinkel; SI-Einheit Candela gesellschaftlicher Mittelpunkt. Liebigs öffentliche
(cd); Lichtausbeute η: Quotient aus abgegebenem Abendvorlesungen, die er mit interessanten
Lichtstrom und zugeführter elektr. Leistung; Versuchsreihen kombinierte, wurden bald zur
SI-Einheit Lumen/Watt (lm/W); Leuchtdichte L: Institution, der auch die bayerische Königsfamilie
Maß für die Helligkeit einer leuchtenden Fläche, beiwohnte. Liebig, der selbst seine Schullaufbahn
d. h. Quotient aus Lichtstärke und Fläche; SI-Einheit mit 15 Jahren beenden musste, galt nicht nur als
cd/m 2 sowie → Beleuchtungsstärke. ausgezeichneter Lehrer, was sich an der großen
Lichtwellenleiter, dünne, runde Fasern (Lichtleitfa-
LichtwellenleiterLICL Anzahl hervorragender Wissenschaftler, die seiner
sern) aus Quarzglas, mit Außendurchmessern bis Schule entstammten, zeigt, die Inhalte seiner
etwa 150 μm (Glasfasern), oder Kunststoff mit wissenschaftlichen Arbeiten fanden ihre Umsetzung
Durchmessern von etwa 1 mm, mit denen aus elektr. auch in marktfähigen Produkten, wie z. B. Dünger
Signalen gewonnene Lichtsignale übertragen oder sein berühmter »Liebig’scher Fleischextrakt«.
werden; am Ende des Übertragungswegs erfolgt die
nt lic h
a ft fä ng t eige
Di e W is sensch
Rückwandlung in elektr. Signale. L. bestehen aus
we rden,
teressan t zu
einem zylindr. Kern und einem Mantel. Um die
Führung der Lichtwellen zu gewährleisten, besitzen erst da an, in
t.
wo si e au fhör
L. bestimmte Brechzahlprofile: Bei Stufenprofil-L.
erfolgt die Lichtführung durch Totalreflexion an der Justus von Liebig
Grenzfläche zum Mantel, bei Gradientenprofil-L.
durch Brechung. Für die Verlegung werden die (aus Lbknecht, 1) Karl, dt. Politiker, Sohn von 2), * 1871,
mehr als 10 000 Lichtleitfasern bestehenden) L. † 1919; seit 1912 sozialdemokrat. Reichstagsabgeord-
gebündelt und zu Lichtleitkabeln zusammengefasst. neter, gründete 1917 mit Rosa Luxemburg u. a. den
Lichtwert, Fotografie: bei automat. Kameraverschlüs- Spartakusbund, um die Jahreswende 1918/19 die
sen eine vom Belichtungsmesser angezeigte KPD, wurde verhaftet und mit Rosa Luxemburg
Hilfszahl (1 bis 20), mit der die von der Filmemp- ermordet. – 2) Wilhelm, dt. Politiker, Vater von 1),
findlichkeit abhängige Belichtungszeit und Blende * 1826, † 1900; lebte seit 1850 in London (Freund-
eingestellt werden. schaft mit K. Marx); neben A. Bebel Führer der SPD.
Ldar, Abk. für engl. light detection and ranging, nach Lchtenstein, amtl. Fürstentum L., Staat in den
Liechtenstein LIEL

dem Radarprinzip, jedoch mit Laserlicht arbeitendes Alpen, zw. Österreich und der Schweiz, von dieser
Verfahren der Umwelttechnik, mit dem der durch den Rhein getrennt, 160 km 2, 36 000 dt.-sprachi-
Schadstoffgehalt der Luft gemessen werden kann. ge, meist kath. Ew.; Hptst.: Vaduz. Amtssprache:
Lidice [ˈlidjitsɛ], tschech. Dorf im Bez. Kladno, 1942 von
Lidice LIDL Deutsch. Verf. von 1921 (mit Änderungen); parlamen-
der SS als Repressalie für das Attentat auf R. Heydrich tar. Erbmonarchie; Staatsoberhaupt ist der Fürst.
zerstört; die Männer wurden erschossen, die Frauen Acker-, Obst-, Weinbau; Maschinenbau, feinmechan.
in KZ gebracht, die Kinder auf dt. Familien verteilt. u. a. Ind.; Tourismus; Bankenplatz. Währungs- und
Ldo der, Landstreifen zw. Meer und Lagune, z. B. der Zollgemeinschaft mit der Schweiz. – Das österr.
L. von Venedig. Adelsgeschlecht L. erwarb 1699 und 1712 die
Lidzbark Warmiński [ˈlidzbark varˈmiski], dt. Hls- reichsunmittelbaren Herrschaften Schellenberg und
berg, Stadt in der poln. Wwschaft Ermland-Masuren, Vaduz, seit 1719 Fürstentum. 1990 wurde L. Mitglied
ehem. Krst. in Ostpreußen, an der Alle, 16 300 Ew. – L. der UNO, 1995 des Europäischen Wirtschaftsraumes
W. war bis 1795 Sitz der Bischöfe von Ermland. (EWR) und der WTO. Staatsoberhaupt seit 1989: Fürst
Liebenzll, Bad L., Stadt in Bad.-Württ., 9000 Ew.; Hans Adam II., Stellvertreter seit 2004: Erbprinz Alois.
Heilbad mit warmen Quellen und Luftkurort im Lied,  die zum Singen bestimmte Vertonung eines
Schwarzwald; internat. Tagungsort; Burg Liebenzell. Gedichts. Im Ggs. zum i. d. R. anonymen → Volkslied
Lieberknecht, Christine, dt. Politikerin (CDU), *1958; ist das Kunst-L. von einem bestimmten Künstler
Theologin; in Thüringen 1990–99 sowie 2008/09 geschaffen. Die häufigste L.-Form in der Neuzeit ist
versch. Ministerämter; seit 2009 Min.-Präs. das einstimmige Solo-L. mit Klavierbegleitung.
Thüringens. Lepāja, dt. Lbau, Hafenstadt in Lettland, 114 000 Ew.;
Lbermann, 1) Max, dt. Maler, Grafiker, * 1847, † 1935; Ind., Handel. – Im 13. Jh. vom Schwertbrüderorden
ein Hauptvertreter des dt. Impressionismus; gegr.; gehörte 1795–1918 zu Russland und 1940–91
Genrebilder, Porträts, Landschaften. – 2) Rolf, zur UdSSR.
LIC
LIM
Lichttechnik: Im
Münchener U-
Bahnhof West-
friedhof hat der
Lichtdesigner
Ingo Maurer
(* 1932) durch
die Kombination
von Tageslicht in
Richtung Haupt-
ausgang und
künstlicher Be-
leuchtung einen
Ort ganz eigen-
ständiger At-
mosphäre ge-
schaffen. Wie
überdimensio-
Lstal, Hptst. des Kt. Basel-Landschaft, Schweiz, Lille [lil], Stadt in NO-Frankreich, 191 200 Ew.; 2 Univ.;
nierte Wärme-
12 800 Ew.; Textil-, chem. Industrie. Textilind.-Zentrum. L. gehörte früher zu Flandern,
lampen tauchen
Lga die, 1) Bund, Bündnis, bes. die Fürstenbündnisse kam 1667 an Frankreich.
im 15. bis 17. Jh. Kath. Liga, unter Maximilian I. von Lilngwe, Hptst. von Malawi, 647 000 Ew.; Handelszen- elf schalenför-
Bayern 1609 gegen die Prot. Union abgeschlos- trum, . mige Lampen-
sen. – 2)  Spielklasse in Mannschaftssportarten Lma, Hptst. von Peru, mit der Hafenstadt Callao schirme mit far-
bzw. Leistungsklasse in Sportarten mit Mannschaf- 8,5 Mio. Ew. Die histor. Altstadt (Bauten aus der Kolo- big lackierten
ten aus Einzelsportlern. nialzeit) wurde zum Weltkulturerbe erklärt. Kath. Innenseiten den
Lga für Menschenrechte, 1898 in Paris zur Erzbischofssitz; 13 Univ. Wichtigstes Ind.- und Bahnsteig in
Revision des Dreyfus-Prozesses gegr. Verband; seit Handelszentrum Perus. – 1535 von F. Pizarro angenehm war-
1922 internat. Organisation mit pazifist. und allg. gegründet. mes Licht.
humanitären Zielen. Lmburg, 1) südl. Prov. der Niederlande, Verw.-Sitz
Ligatr die, 1) Vereinigung zweier Buchstaben auf einer Maastricht; im MA. Teil der Grafschaft (später
Type, z. B. fi, fl, æ, œ. – 2)  Zusammenziehung von Herzogtum) L. – 2) frz. Limbourg, nordöstl. Prov.
2 gleich hohen Noten zu einem Ton. Belgiens, westlich der Maas; Verw.-Sitz Has-
Lgeti, György, österr. Komponist ungar. Herkunft, selt. – 3) frz. Limbourg, Stadt in Belgien, in der Prov.
* 1923, † 2006; führender Vertreter der europ. Lüttich, 5 400 Ew.; Käsebereitung: Limburger
Avantgarde, entwickelte die »Klangflächenkom- Käse. – 4) Krst. in Hessen, 35 900 Ew.; roman. Dom,
position«. Fachwerkhäuser; Ind.: Maschinenbau, Metallver-
Lignn das, Holzbestandteil. arbeitung, Verpackungen.
Ligrisches Meer, nördl. Teil des westl. Mittelmeers Lmerick der, engl., fünfzeiliges iron.-kom. Gedicht.
zw. Riviera und Korsika. Lmerick, irisch Luimneach [ˈlimnax], Stadt im
Lkud, Lkudblock, 1973 gebildetes konservatives südwestl. Irland, an der Shannonbucht, 52 000 Ew.;
Bündnis von 5 Parteien in Israel. In der Folgezeit Univ.; , Metall- und Elektronikindustrie.
änderte sich die Zusammensetzung des L. mehrfach. Lmes der, 1) röm. Grenzwall. Die bedeutendste
2005 entstand aus der Abspaltung des moderaten L.-Anlage in Dtl. ist der unter Domitian, Trajan,
Flügels die Partei Kadima. Hadrian gebaute und durch Kastelle verstärkte
Lli|e die, Gattung einkeimblättriger hoher Zwiebel- Obergerman.-Rätische L. (etwa 500 km lang), der die
pflanzen mit großen Blüten; manche als Zierpflan- Prov. Obergermanien und Rätien zw. Rhein und
zen. Europ.-asiat.: Türkenbund-L., blassbraunrot Donau gegen die german. Völker abschloss; nach 250
blühend, bes. im Buchenwald, steht unter Natur- n. Chr. von den Römern aufgegeben. Der L. gehört
schutz; europ.: Feuer-L., rotgelb blühend, auf zum Weltkulturerbe. – 2)  → Grenzwert.
Gebirgswiesen. Viele Arten sind Gartenzierpflanzen. limited [ˈlɪmɪtɪd, engl. »beschränkt«], Abk. Ltd.,
Zur Familie der L.-Gewächse gehören außer der angloamerikan. Recht: Zusatz bei Handelsfirmen,
Gattung L. Tulpe, Kaiserkrone, Hyazinthe, Zwiebel. deutet die beschränkte Haftung der Gesellschaft an.
Lli|encron, Detlev Freiherr v., dt. Dichter, * 1844, Limoges [liˈmoːʒ], Hptst. der Region Limousin,
† 1909; Vorläufer des Naturalismus, schrieb u. a. Mittelfrankreich, an der Vienne, 137 500 Ew.;
impressionist. Lyrik, Novellen, Epos »Poggfred« mittelalterl. Bauwerke; Univ.; u. a. Herstellung von
(1896), Autobiografie »Leben und Lüge« (1908). Fayencen, Porzellan, Emailwaren.
Lli|enthal, Otto, dt. Ingenieur, Flugtechniker, * 1848, Limppo der, Fluss in Südafrika, entspringt als
† (abgestürzt) 1896; seit 1891 erste Gleitflüge über Krokodilfluss bei Johannesburg, mündet in den Ind. 541
mehrere 100 m Länge. Ozean, 1600 km lang.

Limpopo L
L Linares
542 Linres, Stadt im südl. Spanien, 61 500 Ew.; Blei-, Linköping [ˈlintçøpiŋ], Stadt in Südschweden,
Kupferbergbau. 128 600 Ew.; Univ.; Dom (12. bis 15. Jh.), Schloss
Lncke, Paul, dt. Operetten-, Schlagerkomponist, (15. Jh.); Flugzeug-, Automobil- u. a. Industrie.
* 1866, † 1946; »Frau Luna« (1899). Linkshändigkeit, angeborene oder erworbene
Lincoln [ˈlɪŋkən], 1) Stadt in Mittelengland, 80 300 Ew.; Bevorzugung der linken Hand vor der rechten (z. B.
Kathedrale (11. bis 14. Jh.); Herstellung landwirt- beim Schreiben), bei etwa 10 % aller Menschen.
schaftl. Maschinen und Geräte. – 2) Hptst. von Linkspartei, Die, kurz Die Linke, polit. Partei, im Juli
Nebraska, USA, 236 000 Ew.; 2 Univ.; Schlachthäuser. 2005 durch Umbenennung hervorgegangen aus der
Lincoln [ˈlɪŋkən], Abraham, * 1809, † (ermordet) 1865; → Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), die
als Republikaner 1861–65 der 16. Präs. der USA, hob Landesverbände durften im Anhang das Kürzel
1862 die Sklaverei auf, führte die Nordstaaten im »PDS« zusätzlich verwenden; 2007 Fusion mit der
Sezessionskrieg. Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit
Lndau (Bdensee), Krst. in Bayern; Altstadt auf (WASG) zur neuen Partei → »Die Linke«; 2005–2007
einer Insel im Bodensee, 24 300 Ew.; Peterskirche (10. bereits gemeinsame Bundestagsfraktion unter
und 12. Jh.), Stefanskirche (12. und 18. Jh.), Rathaus Vorsitz von G. Gysi und O. Lafontaine.
(1422), Patrizierhäuser; Fremdenverkehr; Maschinen- Linn, Carl von, schwed. Naturforscher, * 1707, † 1778;
bau u. a. Ind. Bis 1802 Reichsstadt. schuf für die Pflanzen- und Tierarten lat.-griech.
Lindbergh [ˈlɪndbəːg], Charles, amerikan. Flieger, Benennungen mit je einem Gattungs- und einem
* 1902, † 1974; überflog 1927 als Erster allein den Artnamen; ordnete die Arten in ein System ein.
Atlantik auf der Strecke New York–Paris. Linle|um das, Material für elast. Fußbodenbeläge
Linde, Baumgattung der L.-Gewächse in der nördl. sowie Druckplatten für Linolschnitte; besteht aus
gemäßigten und subtrop. Zone, mit grünlich gelben, einem Gemisch aus Leinöl, Kork oder Holzmehl,
duft- und honigreichen Blüten, mit Flugblatt, das Harzen und Farbstoffen sowie Jutegewebe als
dem Blütenstiel angewachsen ist, und einsamigen Trägerschicht.
Nüsschen. Die Großblättrige L. oder Sommer-L. blüht
Mitte bis Ende Juni, die Kleinblättrige L. oder Linse, 1)  krautiger, einjähriger Schmetterlings-
Winter-L. etwa 2 Wochen später. Das weiche, zähe blütler mit kleinen, weißl. Blüten und meist
Holz dient zu Schnitzarbeiten, der Bast als Binde- zweisamigen Hülsen; weltweit angebaut. Die Samen
und Flechtstoff, die Blüten zu schweißtreibendem dienen als Gemüse, das Kraut als Viehfut-
Lindenblütentee, die Holzkohle zum Zeichnen. ter. – 2) → Auge. – 3) Optik: aus durchsichtigem Stoff
Lndenberg, Udo, dt. Rockmusiker (Schlagzeuger und (Glas, Steinsalz, Quarz) bestehender Körper, der von
Sänger), * 1946; begann als Jazzschlagzeuger; wurde 2 schwach gewölbten Kugelhauben oder einer Ebene
mit seinem »Panikorchester« und witzig-ironischen, und einer Kugelhaube begrenzt ist. Sammel- oder
aber auch sozialkrit. Texten zum Vorreiter der Konvex- und Bikonvex-L. (in der Mitte dicker als am
deutschsprachigen Rockmusik. Rand) vereinigen parallele Strahlen in einem Punkt,
Lnderhof, Schloss Ludwigs II. von Bayern, südwestl. dem Brennpunkt (daher auch »Brennglas«). Seine
von Oberammergau, 1869–78 im Neurokokostil Entfernung von der L.-Mitte heißt Brennweite.
erbaut. Zerstreuungs- oder Konkav- und Bikonkav-L. (in der
Lndgren, Astrid, schwed. Kinderbuchautorin, * 1907, Mitte dünner als am Rand) bewirken Auseinander-
† 2002; Verfasserin der Pippi-Langstrumpf-Serie laufen der Strahlen. Je nach Art der Krümmung der
(1945–48) und der Bücher um Kalle Blomquist L. unterscheidet man bikonvexe, plankonvexe und
(1946–53); u. a. auch »Ronja Räubertochter« (1981); konkav-konvexe Sammel-L. und bikonkave,
erhielt 1978 den Friedenspreis des Dt. Buchhandels, plankonkave und konvex-konkave Zerstreuungs-L. Zur
1994 den »alternativen Nobelpreis«. Verringerung von Abbildungsfehlern können
Linerbeschleuniger,  Gerät zur Beschleunigung mehrere L. zu einem L.-System kombiniert werden.
geladener atomarer Teilchen auf gerader Bahn
(einige m bis km). Ionen werden durch Spannungs- Nächtliche Bandage fürs Auge
stöße zw. aufeinanderfolgenden Elektroden, Orthokeratologie nennt sich eine Behandlungsmetho-
Elektronen durch ein elektr. Wechselfeld beschleu- de gegen Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung,
nigt. Anwendung z. B. in der Elementarteilchen- bei der Kontaktlinsen nachts die Hornhaut des Auges
physik und zur Erzeugung sehr harter Röntgen- abplatten. Am nächsten Tag können Kurzsichtige bis
strahlen. zu 16 Stunden ohne weitere Sehhilfen auskommen,
Linermotor, Wanderfeldmotor, Elektromotor, bei bevor sie die Linsen in der nächsten Nacht erneut zur
dem (im Ggs. zum Rotationsmotor) eine geradlinige Korrektur einsetzen. Die Linsen sind geeignet für
Bewegung erzeugt wird, da der Antrieb nicht durch Kurzsichtigkeiten bis maximal 4,5 Dioptrien. Die
ein magnet. Drehfeld, sondern durch ein Wanderfeld Orthokeratologie gilt in einigen Fällen als Alternative
erfolgt. L. dienen z. B. als Antrieb von Fördermitteln. zur Laserchirurgie; für Friseure (Spraynebel), Köche
Lngen (ms), Stadt in Ndsachs., am Dortmund-Ems- (Fettdunst) oder Piloten (trockene Luft, geringer
Kanal, 56 400 Ew.; Erdölraffinerie; Kernkraftwerk. Sauerstoffgehalt) kann die nächtliche Hornhautkor-
Linke, im Parlament die (vom Präs.-Platz aus) auf der rektur beruflich von Vorteil sein.
linken Seite des Saals sitzende(n) Partei(en); urspr.
die Liberalen, später bes. die sozialist. Parteien; auch
in einer polit. Partei der dem Sozialismus oder Linux,  frei verfügbare Variante des Betriebssystems
Kommunismus nahestehende Flügel. UNIX, die 1991 von Linus Torvalds entwickelt wurde.
LIN
Lnz, Hptst. Oberösterreichs, an der Donau (Hafen),
186 100 Ew.; Univ.; Rathaus (1651), Dreifaltigkeits-
LIS
säule (1723), Jesuiten-, ehem. Minoritenkirche;
Eisen- und Stahlwerke, Stickstoff-, Textil-, Tabak-
ind. – L. entstand aus dem röm. Kastell Lentia.
Liprische nseln, Älische nseln, vulkan.
Inselgruppe nördl. von Sizilien, Italien, 117 km 2;
tätige Vulkane: Stromboli, Vulcano.
Lipsen, fettspaltende Enzyme bei Tieren und
Pflanzen.
Lipchtz, Jacques, frz.-amerikan. Bildhauer litauischer
Herkunft, * 1891, † 1973; vom Kubismus beeinflusste
Arbeiten.
Lpezk, Gebietshptst. nördl. von Woronesch, Russland,
Lipezk LIPL

506 000 Ew.; Hütten-, Röhrenwalzwerk, Traktorenbau.


Lipde Pl., Sammelbez. für in tier. und pflanzl. Zellen
vorhandene Fette und fettähnl. Stoffe (Lipoide); sie
sind unlöslich in Wasser, aber löslich in vielen organ.
Lösungsmitteln.
Lipizzner, Warmblutpferde (meist Schimmel), aus Lipizzaner LIPL

dem Hofgestüt Lipizza bei Triest (Lipica in Slowenien),


heute bes. im Gestüt Piber (Steiermark) gezüchtet;
Dressurpferde der Span. Reitschule in Wien.
Lppe, 1) die, rechter Nebenfluss des Rheins in NRW, 228
Lippe LIPL

km lang, entspringt im Teutoburger Wald, mündet bei


Wesel; von Hamm bis Wesel vom L.-Seitenkanal
begleitet. – 2) ehem. Territorium (Fürstentum) in
NW-Dtl., westl. der Weser, vom Lipper Bergland und
Lipper Wald durchzogen, Hptst. war Detmold. – Die
im 10. Jh. entstandene, seit 1529 reichsunmittelbare
Herrschaft L. wurde 1720 Fürstentum; 1640 hatte sich
Schaumburg-Lippe abgetrennt; 1918 Freistaat, 1947 zu
Nordrhein-Westfalen.
Lippenblütler, Labiten, Pflanzenfamilie, Kräuter Lippenblütler LIPL

oder Sträucher, mit vierkantigem Stängel und


lippenförmigen Blüten; die Blüte hat Ober- und
Unterlippe, 2 ungleich lange Staubfadenpaare,
vierteilige Fruchtknoten. Die L. sind reich an äther.
Ölen, daher viele Gewürz-, Parfüm- und Heilpflanzen.
Liquden [lat. »flüssige Laute«], die Konsonanten r
und l.
Lquor der, seröse Flüssigkeit in Körperhohlräumen, z. B.
Lquor LQL

L. cerebrospinalis, Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit.
Liseltte von der Pflz, eigtl. Elsabeth Charltte,
Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz,
* 1652, † 1722,  1671 mit Herzog Philipp von
Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV.; schildert in ihren
zahlreichen Briefen die von Galanterie und Eleganz,
aber auch von Intrigen und Klatsch geprägten
Verhältnisse am Hof des Sonnenkönigs in Versailles.
Lissabon: Majestätisch thront die Burg-
Lisieux [liˈzjø], frz. Stadt in der Normandie, 23 700 Ew.;
got. Kathedrale; Metall verarbeitende u. a. Ind. anlage São Jorge über den dicht ge-
drängten Häusern des Altstadtviertels
Lssabon, port. Lisba, Hptst. und Haupthafen Alfama. Doch während Touristen noch
Portugals, an der Mündungsbucht des Tejo auf den Pfaden vergangener Zeiten wan-
(Brücken), 556 800 Ew.; 6 Univ.; das Hieronymiten- deln, zeigt das Selbstverständnis der
kloster von Belém (um 1502–72) und Torre de Belém Lissabonner in eine andere Richtung. Sie
(1515–21) gehören zum Weltkulturerbe, Kathedrale, begreifen ihre Hauptstadt als weltoffene,
Kirchen São Vicente de Fora und São Roque, moderne Metropole. Die dortige Welt-
Necessidadespalast (früher königl. Schloss). ausstellung 1998 stellten sie unter das
Schiffbau u. a. Ind., . – L., seit dem 8. Jh. islam.,
Motto »Die Ozeane. Ein Erbe für die Zu-
wurde 1147 den Mauren entrissen, im 15. Jh.
kunft«. Der Vasco-da-Gama-Turm und
wichtigster Handelsplatz Europas; 1755 durch 543
Erdbeben schwer zerstört. der muschelförmige Ostbahnhof im Par-
que das Nações sind Zeugnisse dieser
modernen Ausrichtung.
L
L List
544 Lst, Friedrich, dt. Volkswirtschaftler, * 1789, † (Freitod) Widerspruch stehen müssen. Manche sehr
1846; trat für ein einheitl. dt. Zollgebiet und für den anspruchsvolle Werke der Weltliteratur sind gerade
Eisenbahnbau ein. auch als Unterhaltungsstoffe breitenwirksam und
Listenwahl, Wahlverfahren, bei dem mehrere kulturprägend geworden: Homerische Epen,
Abgeordnete zugleich nach einer feststehenden Nibelungenlied, Don Quijote, Robinson Crusoe, Faust
(Partei-)Liste gewählt werden. usw. Die qualitative Beurteilung von Literatur hängt
Lister [ˈlɪstə], Joseph, brit. Chirurg, * 1827, † 1912; führte also immer von der Erwartung des Rezipienten ab
die Wundbehandlung mit keimtötenden Mitteln und ob es diesem gelingt, durch die Lektüre zu
(Antisepsis) ein. eigenen Sinnkonstruktionen zu gelangen.
Liszt [list], Franz von (seit 1859), ungar. Pianist, Lthium das, Symbol Li, chem. Element, dem Natrium
Komponist, * 1811, † 1886; Förderer R. Wagners; sehr ähnl., silberweißes Alkalimetall; OZ 3, relative
Schöpfer der symphon. Dichtung und einer
neuartigen virtuosen Klaviermusik; auch Oratorien,
Messen, Lieder. Seine Tochter Cosima (* 1837, † 1930),
 mit H. v. Bülow, dann mit R. Wagner. Kennen Sie diese
Litan die, Wechselgebet zw. Geistlichem (Vorbeter) Romananfänge?Buch - bzw.

Liter atur f ü ingeweihte:


und Gemeinde.
Ltauen, Rep. im NO Europas, 65 300 km 2, 3,3 Mio. Ew.;
Litauen LITL

Hptst.: Vilnius. Amtssprache: Litauisch. – Wald- und


Seenlandschaft; Hauptfluss ist die Memel. – Bev.: 85 % a) »Ein Zimmer mit halbge-
Litauer, 5 % Russen, 6 % Polen, auch Weißrussen und schlossenen Fensterläden,
Ukrainer. – Rohstoffe sind Torf und Bernstein; durch die nur ein Licht-
Maschinen-, Gerätebau, chem., elektrotechn.-elek-
tron., Nahrungsmittelind.; Kernkraftwerk; Ackerbau, bündel dringt.«
Obstbau, Viehwirtschaft; : Memel (Klaipėda);
internat. : Vilnius, Kaunas und Palanga. rE
»,FKKHL‰H/LVD,FKELQHLQ
Seit Anfang 14. Jh. Großreich von der Ostsee bis zum
Schwarzen Meer; im 14. Jh. christianisiert und seit b)
1386 in Personalunion mit Polen verbunden (1569
0lGFKHQ'DVK|UWPDQDXFK
DP1DPHQ«
staatl. Zusammenschluss durch Lubliner Union). Der
Großteil L.s kam im Rahmen der Poln. Teilungen 1795
an Russland; 1918–40 unabhängiger Staat, 1940 durch
die Sowjetunion annektiert (1940–90 Litauische SSR);
 
Unabhängigkeitserklärung 11. 3. 1990, am 6. 9. 1991
von der UdSSR anerkannt. 1995 Antrag auf EU-Mit- c) »Gleich stehen Sie vor
gliedschaft; Beitritt zum 1. 5. 2004. 2002 NATO-Be- meinem Bett.«
schluss zur Aufnahme (Mitgl. seit 2004). Staatsprä-
sidentin: Dalia Grybauskaite (seit 2009).
Ltauer, Volk des ostbalt. Zweigs der indoeurop.
Sprachfamilie, in Litauen, ferner in N-Polen,
Weißrussland und Russland.
Atommasse 6,941, D 0,534 g/cm3 (das leichteste
Literatr, im klass. Latein bezeichnete Metall), Fp 180,54 °C, Sp 1 342 °C.
litteratura (von lat. littera »Buchstabe«) allg. »die Lithograph die, 1) Steindruck, 1798 von A. Senefelder
Schrift« bzw. die theoret. Beschäftigung mit Schrift erfundenes Flachdruckverfahren, bei dem als
und Sprache. Die moderne Literaturwissenschaft Druckform eine Kalkschieferplatte dient. Die
unterscheidet zwischen einem weiten Literatur- Zeichnung wird direkt mit Fettkreide, Tusche u. Ä.
begriff , der alles Geschriebene umfasst, und der aufgebracht; die zeichnungsfreie Fläche der Platte
Literatur im engeren Sinne, die gewissen formalen wird mit Säure wasseraufnahmefähig und
und ästhet. Vorgaben entspricht. Im engsten Sinne fettabstoßend gemacht, sodass die fette Druckfarbe
ist mit Literatur die schöne Literatur (gebildet nach nur an der Zeichnung haften kann. – 2) Halbleiter-
frz. »belles-lettres« des 17. Jh.) gemeint: zuerst nur in technik: Herstellungsverfahren für Oberflächen-
gebundener Form (Lyrik, Epos und Versdrama), strukturen, bei denen mit Hilfe gebündelter Strahlen
heute aber auch Prosa mit ästhet. Anspruch. Die Strukturen in eine Trägersubstanz »geschrieben«
Qualitätskriterien für die Zugehörigkeit zu dieser als werden. Nach der verwendeten Strahlung unterschei-
hochwertig angesehenen Literatur sind zeitbeding- det man Röntgen-, Foto- und Elektronenstrahl-L. –
ten Geschmacksurteilen und damit auch umfassen- Auflösungsbegrenzend wirkt u. a. der Proximity-
den Wandlungen unterworfen. Effekt durch Rückstreuung der Elektronen am
In Dtl. galt lange Zeit die Einteilung in ernste und Halbleitermaterial.
unterhaltende Literatur (E- und U-Literatur). Nur die Lithosphre die, der oberste, etwa 100–300 km dicke
ernste wurde als eigtl. Literatur angesehen und einer Bereich der festen Erde; besteht aus einer größeren
ausführl. Beachtung für würdig gehalten. In der Zahl von Platten.
Literaturgeschichte gibt es aber viele Beispiele, dass Little Rock [ˈlɪtl ˈrɔk], Hptst. von Arkansas, USA,
Unterhaltungs- und Erkenntniswert in keinem 184 000 Ew.; Univ., Baumwollindustrie.
LIS
Liturg die, im christl. Sprachgebrauch Bez. für Form
und Inhalt der durch feste (rituelle) Handlungsvoll-
Lloyd George [lɔɪd ˈdʒɔːdʒ], David, brit. Politiker
Lloyd George LLOL

(Liberal Party), * 1863, † 1945; führte als Schatzkanzler


LOC
züge gekennzeichneten gottesdienstl. Feier. (1908–15) eine Sozialreform durch. Min.-Präs. 1916–22.
Ludolfinger, Ldolfinger, altsächs. Adelsgeschlecht,
Liudolfinger LIUL Lloyd Webber [lɔɪd ˈwebə], Andrew, Baron of Sydmon-
erlangte im 9. Jh. die sächs. Herzogswürde, stellte ton (seit 1997), brit. Komponist, * 1948; schuf eine
dann die sächs. Kaiser; mit Heinrich II. starb das neue populäre Form des Musicals, das klassische und
Geschlecht 1024 aus. moderne Musikstile mischt und eine opulente Aus-
Liverpool [ˈlɪvəpuːl], Stadt in W-England, am Mersey, stattung bietet, u. a. »Jesus Christ Superstar« (1971),
436 000 Ew.; 3 Univ., Kathedrale; Ind.-Zentrum. Das »Evita« (1978), »Cats« (1981), »Starlight Express«
histor. Hafenviertel ist Weltkulturerbe. L. ist die (1984), »The Phantom of the Opera« (1986), »The
Geburtsstadt der Beatles. Beautiful Game« (2000), »Lover Never Dies« (2010).
Loach [ləʊtʃ], Ken(neth), brit. Filmregisseur, * 1936;
dreht sozial engagierte Filme, die durch Schilderun-
gen der Schattenseiten der Gesellschaft größte
Authentizität erlangen (»Kes«, 1969; »Riff-Raff«,
d) »,OVHELOOVDO]WHQDFK« 1990; »Looking for Eric«, 2009).
Lobbysmus [von engl. lobby »Vorraum«] der,
Beeinflussung von Politikern (Abgeordneten) durch
Interessenvertreter.
e) »Alle glücklichen Familien Lobli|e die, Gattung der Glockenblumengewächse;
ähneln einander; jede un- die blau, weiß oder scharlachrot blühenden L. sind
beliebte Zierpflanzen.
glücliche aber ist auf ihre Locrno, Bez.-Stadt im schweizer. Kt. Tessin, am Lago
eigene Art unglücklich.« Maggiore, 14 300 Ew.; Kurort.
Locrno-Pakt, 1925 in Locarno vereinbarter und in
London unterzeichneter Sicherheitsvertrag, durch

»:LHIURKELQLFK
den sich das Dt. Reich, Frankreich und Belgien
f) (Garantie Großbritanniens und Italiens) verpfl ichte-
GDVVLFKZHJELQ« ten, die im Vertrag von Versailles festgelegten dt.
Westgrenzen und die entmilitarisierte Rheinland-
zone zu achten. Am 7. 3. 1936 erklärte Hitler den
f) J. W. Goethe – Die Leiden des jungen Werthers L. für hinfällig und marschierte ins Rheinland ein.
e) Leo Tolstoi – Anna Karenina Lochkamera, Cmera obscra, kastenförmige
Lochkamera LOCL

d) Günter Grass – Der Butt Kamera mit feinem Loch anstelle des Objektivs. Auf
c) Benjamin von Stuckrad-Barre – Soloalbum der transparenten L.-Rückwand wird ein umgekehr-
b) Astrid Lindgren – Die Kinder aus Bullerbü tes, seitenvertauschtes Bild sichtbar. (→ Fotografie)
a) Jean-Paul Sartre - Das Spiel ist aus Lchner, Stephan, dt. Maler, * um 1410, † 1451;
Antworten:
Hauptmeister der Kölner Schule, malte Altarwerke
von besonderer Leuchtkraft.
Loch Ness [lɔk ˈnes], See im schott. Hochland, 52 km 2,
36 km lang, 230 m tief. – L. N. wurde bekannt durch
Livingstone [ˈlɪvɪŋstən], David, brit. Afrikaforscher,
Livingstone LIVL Berichte über ein Ungeheuer, das im See gesehen
* 1813, † 1873; unternahm ab 1849 Entdeckungsreisen worden sein soll.
in Süd- und Mittelafrika. Nach ihm sind die L.-Fälle
des Kongo und das L.-Gebirge am Malawisee benannt. Locke [lɔk], John, engl. Philosoph, * 1632, † 1704,
Lvius, Titus, röm. Geschichtsschreiber, * um 59 v. Chr., gilt als Begründer des Empirismus und der
† 17 n. Chr.; schrieb eine röm. Gesch. von der Erkenntniskritik der Aufklärung und hatte bes. mit
Gründung der Stadt bis 9 v. Chr. seinem erkenntnistheoret. Hauptwerk und seinen
Lvland, geschichtl. Landschaft im Baltikum, von polit. Schriften einen weitreichenden Einfluss auf die
fi nnougr. und balt. Stämmen bewohnt; seit dem Philosophie des 17. bis 18. Jh. (David Hume, Voltaire,
13. Jh. unter der Herrschaft des Dt. Ordens, wurde Jean Jacques Rousseau, Immanuel Kant). In seiner
1561 poln., 1629 schwed., 1721 russ.; die dt. Staatslehre entwickelte er die Gedanken der
Oberschicht (Ritterschaft und Städte) bewahrte bis Volkssouveränität und der Gewaltenteilung.
gegen Ende des 19. Jh. ihre ständ. Selbstverwaltung.
1918 zw. Estland und Lettland geteilt. Wegbereiter liberaler Verfassungen
Livrno, Hafen- und Handelsstadt in der Toskana, Mit seiner aufklärerisch-liberalen Staats- und
Italien, 160 000 Ew.; Marinestützpunkt. Gesellschaftstheorie beeinflusste Locke maßgeblich
Liznz die, vom Inhaber eines Patents, Gebrauchs- die Unabhängigkeitserklärung und Verfassung der
musters, einer Marke oder vom Urheber einem Vereinigten Staaten, die Theorie der englischen
anderen erteilte Erlaubnis, sein Recht zu nutzen. Demokratie, die Französische Revolution und
Ljubljna, dt. Lbach, Hptst. der Rep. Slowenien, darüber hinaus die meisten Verfassungen liberaler
269 000 Ew.; Univ.; kath. Erzbischofssitz; internat. Staaten. Auch im Grundrechtsteil des Grundgeset-
. – L. war Hptst. des habsburg. Herzogtums Krain, zes der Bundesrepublik Deutschland von 1949 ist 545
kam 1918 an Jugoslawien. sein Einfluss spürbar. Locke ging davon aus, dass

Locke L
L Lockstoffe
546 alle Menschen von Natur aus frei,
gleich und unabhängig seien. Der
Staat dürfe Leben, Freiheit und
Besitz der Menschen keinen
Schaden zufügen, und das Volk
habe gegen verfassungswidrig
regierende Herrscher das Recht
auf Widerstand. Locke forderte
auch die Gewaltenteilung in
Legislative und Exekutive – die
Judikative (Rechtsprechung)
fügte später Charles de
Montesquieu hinzu.

Lockstoffe, Attractants
[əˈtræktənts], chem. Verbindun-
gen, die bes. Insekten zum
Geschlechtspartner leiten;
werden heute vielfach zur Schädlingsbekämpfung Zusammensetzung einfacher Aussagen Junktoren wie
(mit L. versehene Fallen) angewandt. »nicht«, »und«, »oder«, »wenn ... dann« zugelassen, in
Der Nysted Hav- Lodz [lɔtʃ], poln. Łódź [utɕ], Hptst. der Wwschaft L., in der Prädikaten-L. darüber hinaus auch Quantoren wie
møllepark 10 km Zentralpolen, 750 000 Ew.; Univ., TU, Theater; »für alle« und »es gibt«, mit denen Objekten
vor der Südküs- Textilind. – 1940–45 als Ltzmannstadt Teil des Eigenschaften zu- oder abgesprochen werden.
te der dänischen »Reichsgaus Wartheland«; im Ghetto der Stadt Lgikschaltung, elektron. Schaltung, deren
Insel Lolland ist kamen etwa 200 000 Juden um. Eingangssignale nach den Gesetzen der Boole’schen
einer der größ- Loest [løst], Erich, dt. Schriftsteller, * 1926; aus polit. Algebra (Schaltalgebra) zu Ausgangssignalen
ten Offshore- Gründen in der DDR 1957–64 inhaftiert; realist.-krit. verknüpft werden.
Windparks der Romane über den Alltag in der DDR (»Es geht seinen Lgos der, im Griechischen, bes. in der griech.
Welt. Er besteht Gang oder Mühen der Ebene«, 1978) und wichtige Philosophie: zugleich »Wort«, »Rede«, das in den
Ereignisse dt. Zeitgeschichte (u. a. »Nikolaikirche«, Dingen erkennbare »Gesetz«; später bei den Stoikern
aus 72 Wind-
1995; »Reichsgericht«, 2001). als Weltvernunft, als Gott aufgefasst. In der
energieanlagen,
Loewe [ˈløː-], Carl, dt. Komponist, * 1796, † 1869; jüd.-alexandrin. Religionsphilosophie das Schöpfer-
die in Wasser- Meister der neueren Ballade (»Erlkönig«, 1818). wort, durch das Gott die Welt erschaffen hat; in der
tiefen von 6 bis Löffler, Unterfamilie der Ibisse mit löffelförmigem christl. Theologie das präexistente Wort Gottes, das
10 m über ein Schnabel. Eine Art der L. ist der Löffelreiher. in Jesus Christus »Fleisch« (Mensch) geworden ist.
Areal von 24 km Lofoten [ˈluːfutən] Pl., felsige Inselgruppe vor der Küste Logroño [loˈɣgroɲo], Hptst. der span. Region Rioja, am
verteilt in einem Norwegens; Haupthafen: Harstad; Fischerei oberen Ebro, 121 000 Ew.; Weinbau.
8 x 9-Raster er- (Kabeljau); Schafzucht. Lhengrin, Schwanenritter, Sohn des Parzival,
richtet wurden. Logarthmus der, für eine positive reelle Zahl x zu
Logarithmus LOGL Sagenheld aus dem Gralskreis.
Mit einer Leis- einer festen positiven Basis (Grundzahl) (a  1) Lohn,  Entgelt für die Arbeitsleistung, i. e. S. für den
tung von bis zu derjenige Exponent y, für den x = a y ist; geschrieben Arbeiter. Bei anderen Berufen sind die Bez. Gehalt,
165,6 MW pro- y = log a x; z. B. ist log 2 16 = 4, denn 2 4 = 16. Die Zahl x Gage, Heuer üblich. Nach der Art des Entgelts
heißt der zum L. gehörende Numerus. Ist die unterscheidet man Geld-L. und Natural-L., nach der
duziert der
verwendete Basis gleichgültig oder über sie kein wirtschaftl. Bedeutung Nominal-L. (im zahlenmäßi-
Windpark pro
Irrtum möglich, braucht sie nicht notiert zu werden. gen Geldbetrag ausgedrückter L.) und Real-L. (durch
Jahr rund 600 Es gelten die Regeln (bei beliebiger Basis): log (x1 · x2) seine Kaufkraft bestimmter L.), nach der Art der
GWh, was in = log x1 + log x2; log (x1 / x2) = log x1 − logx2; log x n = n · log x. Berechnung Zeit-L. (z. B. Wochen-, Stunden-L.), der
etwa dem Multiplikation, Division und Potenzieren werden also sich nach aufgewendeter Arbeitszeit je Leistung
Stromverbrauch logarithmisch auf Addition, Subtraktion bzw. richtet, Leistungs-L. (Akkord-L.), der von der Größe
von 145 000 Multiplikation zurückgeführt. L. mit der Basis e der Leistung in einer Zeiteinheit abhängig ist,
Haushalten ent- heißen natürl. L., diejenigen mit der Basis 10 gewöhnl., Prämien-L., der Zeit- u. Leistungs-L. durch eine
spricht. Er er- dekad., briggssche oder Zehner-L., diejenigen mit der Prämie für besondere Leistungen ergänzt, und
spart der Um- Basis 2 Binär- oder Zweier-L. Man schreibt statt log e x Garantie-L. (vereinbarter Mindest-L.).
welt jährlich meist ln x (natürl. L., L. naturalis), statt log 10 xmeist Lohnpfändung, Gehalts|pfändung,  die in der
lg x und statt log 2 x meist lb x oder ld x (L. dualis). Zwangsvollstreckung in beschränktem Umfang
500 000 t Koh-
Lgik die, Lehre vom schlüssigen und folgerichtigen mögl. Pfändung noch nicht ausgezahlter Lohn- und
lendioxid, 490 t
Logik LOGL

Denken, v. a. vom richtigen Schließen, welches Gehaltsforderungen. Unpfändbar ist neben


Schwefeldioxid bestimmten Sonderzulagen bei Ledigen ein
dadurch gekennzeichnet ist, dass es zu wahren
und 440 t Stick- Voraussetzungen wahre Schlüsse liefert; heute fast Nettoeinkommen bis 930 € monatlich.
oxide, die sonst ausschließl. als formale L. betrieben. Die mathemati- Lohnsteuer, besondere Erhebungsform der
durch konventio- sche L. ist eine Disziplin, die log. Schließen mit math. → Einkommensteuer auf Einkünfte aus nichtselbst-
nelle Kraftwerke Methoden untersucht. Grundlegend ist die Präzisie- ständiger Arbeit; vom Arbeitgeber einbehalten und
anfallen würden. rung des Sprachbegriffs. In der Junktoren-L. sind zur abgeführt.
LOC
Loire [lwaːr] die, größter Fluss Frankreichs, kommt von
den Cevennen, 1020 km lang, mündet bei Saint-
Lme, frz. Lom, Hptst. und Hafen von Togo,
729 000 Ew.; kath. Erzbischofssitz; Univ.; Stahlwerk,
LON
Nazaire in den Atlantik; Kanalverbindung mit der Erdölraffinerie; . – Die Lomé-Abkommen (1975,
Saône, Seine und mit Brest; das L.-Tal ist ein 1979, 1984, 1989; Nachfolgeabkommen 2000) zw. der
wichtiges frz. Fremdenverkehrsgebiet. EU und Entwicklungsländern Afrikas, der Karibik
Lkativ der,  Kasus in manchen Sprachen; antwortet und des Pazifiks (→ AKP-Staaten) erleichtern den
auf die Frage »wo?«. Zugang dieser Länder zum europ. Markt.
Lki, altnord. Mythos: Feuer-, Untergangsdämon;
Lomonssow, Michail Wassiljewitsch,
Loki LOKL

veranlasst durch eine List den Tod des Lichtgotts


Balder. russischer Gelehrter und Schriftsteller, * 1711, † 1765.
Lokomotve die, kurz Lok, Zugmaschine der Lomonossow, ein Verfechter des aufgeklärten
Eisenbahnen. Der auf dem Laufwerk ruhende Absolutismus, studierte u. a. Naturwissenschaften
Rahmen trägt das Triebwerk und den übrigen und Philosophie in St. Petersburg, Marburg (u. a. bei
Aufbau. Das Laufwerk umfasst Lauf- und Treib- Christian Wolff) und Freiberg. 1745 wurde er
achsen. Dampf-L. haben einen mit Holz, Torf, Kohle Professor für Chemie an der Akademie der
oder Öl geheizten Dampfkessel, der den Dampf für Wissenschaften in Petersburg und trug entschei-
die Dampfmaschine erzeugt; deren Kraft wird über dend zur Gründung der Moskauer Universität bei. Er
Treib- und Kuppelstangen auf die Treibräder machte sich als Naturwissenschaftler v. a. um die
übertragen. Antriebsmaschine der Turbo-L. ist eine Entwicklung einer Chemie auf mathematischer und
Dampfturbine. Bei turbo-elektr. L. erzeugen turbinen- physikalischer Grundlage verdient. Von nachhaltiger
getriebene Generatoren den Strom für Elektrofahr- Wirkung waren aber auch seine philologischen und
motoren. Die elektr. L. erhält den Strom unmittelbar stiltheoretischen Arbeiten, mit denen er u. a. zur
mit besonderer Leitung oder Schiene über Strom- Fixierung einer russischen Literatursprache beitrug,
abnehmer oder mittelbar durch Speicherung in deren erste Grammatik er 1757 verfasste. Dass
Akkumulatorenbatterien (Akkumulatoren-L.). Weit Lomonossow das Talent besaß, zu einem der
verbreitet ist in Dtl. die Wechselstrom-L. für 16 2⁄3 Hz. bedeutendsten Universalgelehrten seines Landes zu
Der Strom wird aus der Fahrleitung mit 15 000 Volt werden, das hatte bereits sein Marburger Lehrer
Spannung entnommen (auch 25 000 V, 50 Hz). Die Christian Wolff erkannt. Philosophie, Arithmetik,
meisten elektr. L. haben Fernsteuereinrichtung, Geometrie, Mechanik, Chemie, Physik, Natur-
durch die über ein Kabel entweder eine zweite geschichte und Französisch waren nur einige der
unbemannte L. mitgesteuert oder die L. von einem Fächer, in denen der junge Russe Vorlesungen
Steuerwagen aus ferngesteuert werden kann. Die besuchte. Doch hatte er auch mit den akademischen
Brennkraft-L. wird durch Dieselmotoren, Vergaser- Freiheiten zu kämpfen: Er und seine zwei russischen
motoren, auch durch Gasturbinen angetrieben. Von Kommilitonen waren berüchtigt für ihre Ausschwei-
diesen hat die Diesel-L. die größte Verbreitung. Die fungen, Lomonossow häufte Schulden in Höhe von
Antriebskraft wird vom Motor über Zahnradstufen- fast 2000 Reichstalern an und musste wegen
getriebe oder Flüssigkeitsgetriebe (dieselhydraul. L.) »Streithändel« in den Karzer. Am Ende seines
oder Druckluft oder unter Zwischenschalten eines Marburg-Aufenthalts gestand Wolff: »Ich bin durch
Gleichstromgenerators und der Fahrmotoren ihre Abreise vieler Sorgen befreyet«.
(dieselelektr. L.) auf die Achsen übertragen.
Lolch der, Raygras, Grasgattung mit zweiseitig
ers te
] sc h u f d ie
Lolch LOLL

abgeflachten Ährchen: Engl. Raygras (Dt. Weidelgras),


m o no s s o w
E r [L o a g t, er wa r
bes s er g es
Futtergras; Taumel-L., Getreideunkraut, Früchte giftig.
rs it ä t,
U ni ve rs itä t.
Lolland [ˈlɔlan], dän. Insel, südl. von Seeland; 1 243
t u ns e re ers te U ni ve Puschk in
km 2; angebaut werden Gemüse, Zuckerrüben, Gerste, se lb s ander
Alex
Hafer und Obst. Industriell ist Lolland nur schwach
entwickelt (v. a. Zuckerfabriken); es besteht eine
Fährverbindung mit Puttgarden (auf Fehmarn). Lndon [engl. ˈlʌndən], Hptst. von Großbritannien, in
Lombard die, Landschaft in Oberitalien, von den
Lombardei LOML S-England, an beiden Ufern der Themse, 1573 km 2,
Alpen bis zur Poebene; Hptst. Mailand; eine der 7,5 Mio. Ew., Urban Area: 8,3 Mio. Ew. Am N-Ufer liegt
wirtschaftsstärksten Regionen Italiens. Die L., im Zentrum die City, das Geschäftsviertel; die Haupt-
benannt nach den im 6. Jh. eingewanderten straßen Fleet Street und Strand führen in den
Langobarden, wurde 951 dt. Reichslehen. Gegen die flussaufwärts gelegenen Stadtteil Westminster mit
Herrschaft der dt. Kaiser kämpfte im 11. bis 13. Jh. der Parlament und Ministerien, nördl. davon die
Lombard. Städtebund aufseiten der Päpste. Seit Ende belebten Straßenviertel von Regent Street, Piccadilly
des 14. Jh. bildete der größte Teil der L. das Herzog- u. a., ferner der Hyde Park. Bekannteste Gebäude:
tum Mailand. 1815–59 gehörte die L. zu Österreich. Tower, St.-Pauls-Kathedrale, got. Westminster-Abtei
Lmbardgeschäft, Gewährung eines kurzfristigen (Ruhmeshalle mit den Gräbern und Denkmälern
Bankkredits gegen Verpfändung von Waren oder engl. Könige und berühmter Briten); Parlaments-
Wertpapieren (Lombardkredit). Die Verzinsung durch gebäude, Rathaus, königl. Paläste Saint James,
die Dt. Bundesbank erfolgte bis Ende 1998 zum Kensington- und Buckingham-Palast (Tower,
Lombardsatz, dem innerhalb der EZB der Zinssatz Westminster-Abtei und die Pfarrkirche Saint 547
für die Spitzenrefinanzierungsfazilität entspricht. Margaret wurden zum Weltkulturerbe erklärt);

London L
L London
548 zahlreiche Univ.; Brit. Museum, Nationalgalerie system zu einem gleichförmig-geradlinig zu diesem
(Gemälde) u. a. Museen; Barbican Centre (1982; u. a. bewegten auf (L.-Transformationen). Nobelpreis (mit
mit der Royal Shakespeare Company); Botan. Garten P. Zeeman) 1902. – 2) Lore, dt. Kabarettistin und
»Kew Gardens« (Welterbe). L. ist ferner eine bed. Chansonniere, * 1920, † 1994; gründete 1947 mit
Handels- und Ind.-Stadt; Flughäfen, Seehafen mit ihrem Mann Kay L. (* 1920, † 1993) das Kabarett »Das
Das südfranzö- großen Docks und Lagerhäusern. – Schon das Kom(m)ödchen« in Düsseldorf.
sische Städt- Londinium der Römerzeit war eine wichtige Lrenz, Konrad, österr. Verhaltensforscher, * 1903,
chen Lourdes Handelsstadt. Ende des 12. Jh. entstand die Verf. der † 1989; einer der Begründer der Verhaltensforschung.
ist jedes Jahr City (Mayor und Stadtrat), die vorbildlich für engl. Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1973.
Ziel von Millio- Stadtverfassungen wurde. Lorto, Wallfahrtsort in Italien, 11 000 Ew., mit dem
London [ˈlʌndən], Jack, eigtl. John Griffith L., amerikan. »Heiligen Haus«, angebl. das Wohnhaus der Hl.
nen von Pilgern.
Erzähler, * 1876, † 1916; schrieb Abenteuer-, sozialist. Familie, 1294 von Engeln nach L. gebracht.
Wer dorthin
Romane, Tiergeschichten: »Der Ruf der Wildnis«
kommt, hofft auf (1903), »Lockruf des Goldes« (1910). Loriot [loriˈoː], eigtl. Vicco von Blow, dt. Zeichner
Loriot LORL

Heilung und will Lndoner Abkommen, 1954 Neunmächtekonferenz, und Karikaturist, * 1923; karikiert in seinen Werken
die Gemein- auf der die Beendigung des Besatzungsregimes in der mit feiner Ironie die grotesken Auswüchse spieß-
schaft mit ande- Bundesrep. Dtl. mit deren Verteidigungsbeitrag in bürgerl. Verhaltens und menschl. Unzulänglich-
ren Gläubigen der Westeurop. Union (WEU) und der NATO keiten. Neben zahlr. Sketchen und satir. Beiträgen für
erfahren, wie empfohlen wurde (vertraglich festgelegt in Paris das Fernsehen entstanden auch die Kinofilme
hier in der feier- 23. 10. 1954). »Ödipussi« (1988) und »Pappa ante portas« (1991).
lichen Messe, in Lndoner Schuldenabkommen, Vertrag vom 27. 2.
Londoner Schuldenabkommen LONL

der 2008 Papst 1953 über die Anerkennung, Reduzierung und Tilgung Petrophaga lorioti
Benedikt XVI. der dt. Auslandsschulden seit dem Ersten Weltkrieg In einem Fernsehsketch parodierte Loriot 1976 die
zw. der BRD und den USA, Großbritannien und beliebte TV-Sendung »Ein Platz für Tiere« des
des 150. Jahres-
Frankreich in Vertretung der rd. 60 Gläubigerstaaten. deutschen Zoologen Bernhard Grzimek und
tags der Marien-
Long Beach [ˈlɔŋ ˈbiːtʃ], Seebad in Kalifornien, USA, präsentierte den Zuschauern die imaginäre Steinlaus.
erscheinung ge- gehört zum Stadtbez. Los Angeles, 476 000 Ew.; Dass das scheue, vom Aussterben bedrohte kleinste
dachte. Erdölraffinerie; Automobilrennstrecke. einheimische Nagetier einen großen Appetit auf Steine
Analysen des Long Island [ˈlɔŋ ˈaɪlənd], Insel an der O-Küste der entwickelt, »bewies« die von Loriot gezeichnete Laus
Wassers von USA, 4 446 km 2, zum Staat New York gehörend. direkt in der Sendung. In den frühen 1980er-Jahren
Lourdes haben Lns, Hermann, dt. Schriftsteller, * 1866,  1914;
Löns LöNL erlaubte sich die Redaktion des medizinischen Wörter-
im Übrigen er- volksliedartige Gedichte, Natur- und Tierschil- buchs Pschyrembel den Spaß, einen sog. Nihil-Artikel,
geben, dass es derungen. also einen komplett erdachten Artikel über die
sich dabei um Ls, Adolf, österr. Architekt, * 1870, † 1933; sachl., auf Steinlaus (Petrophaga lorioti) in das Nachschlagewerk
ganz normales jedes Ornament verzichtende Bauten. aufzunehmen und u. a. über den therapeutischen
Trinkwasser
Lrbeer der, immergrüner Baum Asiens und des Einsatz des Tieres bei Steinleiden und Depressionen zu
Mittelmeergebiets; mit gelben Blüten. Die Blätter sinnieren. Als der Eintrag 1994 aus dem Pschyrembel
handelt. Die
dienen als Gewürz; die Samen der blauschwarzen verschwand, führten Nutzerproteste zur Wiederauf-
kirchlichen Be-
Beere enthalten das grünl. scharfe L.-Öl. nahme 1998.
hörden bestätig- Lrch, Stadt in Bad.-Württ., 10 400 Ew.; an der Rems
ten trotz allem (zum Neckar); ehem. Benediktinerabtei.
bisher knapp 70 Lorchel die, morchelartige Schlauchpilze mit
Wunderheilun- hirnähnlich gewulstetem Hut, z. B. die giftige
gen. Frühjahrs-L. oder Gift-L. mit braunem Hut und die
weißl. Herbst-L. (ebenfalls kein Speisepilz).
Lord [lɔːd] der, in Großbritannien Titel des hohen Adels;
er ist allen Peers gemeinsam und wird (außer für den
Archbishop und Duke) auch in Anrede und
Umgangssprache gebraucht; Rang und Anrede
(Mylord) der Bischöfe; Titelbestandteil bei hohen
Richtern und Beamten: Erster L. der Admiralität, der
brit. Marineminister; L.-Kanzler, Justizmin.; L. Mayor,
der Erste Bürgermeister von London, York, Dublin
u. a. Städten; House of Lords, das brit. Oberhaus.
Lorel, Lorel [»Elfenfels«] die, hoher, fast senkrecht
aufsteigender Schieferfelsen rechts am Rhein, bei
Sankt Goarshausen; nach der Sage der Sitz einer
Nixe, die die Schiffer durch ihren Gesang anlockte.
Lrentz, 1) Hendrik, niederländ. Physiker, * 1853,
† 1928; erklärte 1875 auf der Grundlage der
Maxwell’schen Feldtheorie die Brechung und
Reflexion des Lichts und mit Hilfe seiner Elektronen-
theorie auch den Zeeman-Effekt; stellte Formeln für
den Übergang von einem ruhenden Koordinaten-
LON
Lris Pl., 1) Halbaffen im trop. Asien und Afri-
ka. – 2) Papageien des indoaustral. Gebietes, z. T.
Ardennen, von mehreren nach O steil abfallenden
Landstufen durchzogen und von Mosel und Maas
LOU
sehr farbenprächtig. durchflossen. Ackerbau, Viehzucht und Waldwirt-
Lrrach, Krst. im südl. Bad.-Württ., 47 700 Ew.; Textil-, schaft; bis 2000 Eisenerz- (Minette) und bis 2004
Schokoladenindustrie. Kohlenbergbau; Industriegebiet (bes. Stahl-, chem.,
Lrsch, Stadt in S-Hessen, 11 300 Ew. Nach Brand (1621)
Lorsch LORL Textil- und Holzind.).
der 764 gegr. Benediktinerreichsabtei blieben nur ein Geschichte. L. war urspr. das Land zw. Schelde, Rhein,
Teil der Vorkirche und die karoling. Torhalle erhalten; Maas und Saône, das Lothar II. 855 bei der Teilung als
die Klosteranlage gehört zum Weltkulturerbe. Kgr. erhielt; es kam 870, endgültig 923–925 an das
Lrtzing, Albert, dt. Komponist, * 1801, † 1851; ostfränk.-dt. Reich. Als dt. Herzogtum wurde es 959 in
Hauptvertreter der dt. Singspieloper: »Zar und Ober-L. und Nieder-L. geteilt. Nieder-L., das die
Zimmermann« (1837), »Der Wildschütz« (1842), Niederlande, den größten Teil Belgiens und der
»Undine« (1845), »Der Waffenschmied« (1846). Rheinprov. umfasste, zerfiel im 12. Jh. Aus dem
Los Alamos [lɔs ˈæləməʊs], Ind.-Siedlung im Staat Herzogtum Ober-L. mit der Hptst. Nancy bildete sich
New Mexico, USA; 11 000 Ew.; Kernforschungszen- die jetzige Landschaft L. Frankreich riss 1552 die
trum (hier Entwicklung der 1. Atombombe bis 1945). lothring. Bistümer Metz, Toul und Verdun an sich,
Los Angeles [lɔs ˈændʒɪlɪz], Stadt in Kalifornien, USA,
Los Angeles LOSL 1766 fiel L. an Frankreich, 1871–1918 gehörte der östl.
1200 km 2, 3,8 Mio. Ew., städt. Agglomeration Teil L. zum Dt. Reich (Reichsland Elsass-Lothringen).
L. A.-Long Beach 12,8 Mio. Ew.; inmitten eines reichen Ltosblume, mehrere Arten von Seerosen, in Ägypten Lotosblume LOTL

Obstbaugebiets und großer Erdölfelder; mehrere und Indien heimisch: weiß blühende Ägypt. L. und die
Univ., Kunsthafen, ; Ind.-Zentrum: Film- (Holly- Nelumbo mit essbarem Wurzelstock und Samen.
wood), Flugzeug-, Auto-, Erdöl-, Textil-, chem., Ltschental, Seitental der Rhone im schweizer. Kt. Lötschental LöTL

Möbel- u. a. Ind.; Disney Concert Hall (2003); Seebäder. Wallis. Der Lötschenpass, 2 690 m hoch, führt ins
Löss, gelbl. mergeliger Sand, größtenteils Quarzmehl Kandertal, die elektr. Lötschbergbahn durch den
mit Kalkspat, Silikaten und Ton; sehr fruchtbar. Lötschbergtunnel (14,6 km lang) von Spiez am
L. wurde in der Eiszeit vom Wind aus Moränen Thuner See nach Brig. Von 1999 bis 2007 wurde der
ausgeweht. 34,6 km lange Lötschbergbasistunnel zwischen
Los|tage, nach dem Volksglauben für die Wettervor- Frutigen und Raron (Eröffnung am 15. 6. 2007) als
hersage bedeutsame Tage, z. B. Lichtmess (2. 2.), die westlicher Zweig der NEAT (Neue Eisenbahn-Alpen-
Eisheiligen (11. bis 13. 5.), Siebenschläfer (27. 6.), transversale) gebaut, der die Schweiz in die
Allerheiligen (1. 11.). europäischen Bahnhochgeschwindigkeitsnetze
Lösung, meist flüssiges Stoffgemisch, das durch die einbindet.
feine Verteilung des gelösten Stoffs im L.-Mittel klar Lötzsch, Gesine, dt. Politikerin (Die Linke), * 1961;
Lötzsch LöTL

erscheint. Die Löslichkeit fester Stoffe in Flüssig- Philologin; 1984–90 Mitgl. der SED; wurde 1990 Mitgl.
keiten wächst i. Allg. mit der Temperatur. Gesättigte der PDS; 1991–93 Fraktionsvors. im Berliner
L. enthalten die Höchstmenge lösbaren Stoffs, Abgeordnetenhaus; seit 2002 MdB; seit 2010 Vors. der
übersättigte L. scheiden den Überschuss aus. Die Partei Die Linke (gemeinsam mit K. Ernst).
Wärmemenge, die bei der Auflösung einer chem. Louisiana [lʊɪzɪˈænə], Abk. La., Staat im S der USA, am
Louisiana LOUL

Verbindung gebunden oder frei wird, heißt Golf von Mexiko, 128 595 km 2, 4,3 Mio. Ew. (33 %
L.-Wärme. Kolloidale L. → Kolloide. Schwarze); Hptst.: Baton Rouge; größte Stadt: New
Lthar, Herrscher:Lothar LOTL Orleans. Über 50 % der Fläche sind Wald; im S
1) L. I., röm.-dt. Kaiser fruchtbares Schwemmland. Anbau: Zuckerrohr,
(840–855), ältester Sohn Baumwolle, Reis, Mais u. a.; Fischerei, Holzgewin-
Ludwigs des Frommen, * 795, nung;  auf Erdöl, -gas, Schwefel, Kohle; chem. u. a.
† 855; von seinen Brüdern 841 Ind.; Haupthafen: New Orleans. – L., zunächst frz.,
besiegt, erhielt er im Teilungs- kam 1763 teils an Großbritannien, teils an Spanien,
vertrag von Verdun 843 die 1783 und 1803 an die USA. Seit 1812 Staat der Union.
Kaiserwürde, Italien und den Louisville [ˈluːɪvɪl], größte Stadt in Kentucky, USA, am
Louisville LOUL

mittleren Teil des Fränk. Ohio, 249 000 Ew.; Univ., kath. Erzbischofssitz; Tabak-,
Reichs. – 2) L. II., Sohn von 1), Weizenbau-, Viehzuchtgebiet; Großschlächtereien;
fränk. König, * um 835, † 869; Industrie.
erhielt 855 das nach ihm
genannte Lotharingien Lourdes [lurd], Stadt in S-Frankreich, an den
(Lothringen). – 3) L. III., Pyrenäen, 16 600 Ew.; ist einer der bekanntesten
L. von Spplinburg, * 1075, kath. Wallfahrtsorte. Dem Wasser der Quelle, die am
† 1137; seit 1106 Herzog von 25. 2. 1858 in der Grotte von Massabielle (dem Ort der
Sachsen, röm.-dt. Kaiser Marienvisionen der 14-jährigen Bernadette
(1125–37), verband sich gegen Soubirous) entsprang, werden seither Tausende von
die Staufer mit den Welfen, (Wunder-)Heilungen zugeschrieben.
die seine Erben wurden; Louvois [luˈvwa], François Michel Le Tellier [lətɛlˈje],
förderte die dt. Ostsiedlung. Marquis de, * 1641, † 1691; seit 1668 Kriegsmin.
Lthringen, frz. Lorraine, Lothringen LOTL Ludwigs XIV., befürwortete aus strateg. Überlegun-
Landschaft in NO-Frankreich, gen die systemat. Verwüstung der Pfalz (1689) im 549
zw. Vogesen, Champagne und Pfälz. Erbfolgekrieg.

Louvois L
L Louvre
550 Louvre [luːvr] der, ehem. Schloss der frz. Könige in 1953 Bundesernährungsmin., 1959–69 Bundesprä-
Paris, seit 1793 Museum mit weltberühmten sident.
Kunstsammlungen. Lblin, Hptst. der Wwschaft L., Polen, 358 000 Ew.;
Löw, 1) Joachim, Fußballtrainer, *1960, seit 2006 2 Univ., TU, Akademien; Lkw-, Maschinenbau. 1317
Bundestrainer (Vizeeuropameister 2008). – 2) der Magdeburger Stadtrecht.
Hohe Rbbi L., eigtl. Jehda ben Btzalel, gen. Maharl Lubumbashi [-ˈbaʃi], bis 1966 Elisabethville [-ˈvil],
von Prg, jüd. Theologe und Kabbalist, * vor 1525, Hptst. der Region Katanga, Demokrat. Rep. Kongo,
† 1609; Rabbiner in Prag; schuf nach der Sage einen 1,3 Mio. Ew.; Univ.; Zentrum des Kupferbergbaus;
→ Golem. internat. .
Löwe der, 1) gesellig lebende Großkatze, in Afrika und Lucas [ˈluːkəs], George, amerikan. Filmregisseur und
NW-Vorderindien, früher auch in SW-Asien und Produzent, * 1944; »American Graffiti« (1973),
SO-Europa; mit gelbem Fell und Mähne beim männl. erfolgreich mit den Star-Wars-Filmen (u. a. »Krieg
Tier (Schulterhöhe 80–110 cm, Länge 140–190 cm). der Sterne«, 1977, »Die Rache der Sith«, 2005) sowie
L. und Tiger können miteinander gekreuzt mit den Abenteuerfilmen um Indiana Jones (zuletzt
werden. – Als Symbol der Macht wurde der L. seit »Indiana Jones und das Königreich des Kristall-
dem Altertum in Kunst und Mythologie mit schädels« 2008).
Herrschern in Verbindung gebracht. Das frühe Lcca, Stadt in der Toskana, Italien, bei Pisa, 87 200
Christentum ordnete den L. dem Evangelisten Ew.; Erzbischofssitz; Dom; Textilind. (v. a. Seide).
Markus zu. In der Fabel erscheint der L. als König der Luchs der, 1)  lat. Lnx, Sternbild in der Nähe des
Tiere. – 2)  1) auch Großer L. (lat. Leo Maior), zum Großen Bären. – 2)  katzenartiges Raubtier (bis
Tierkreis gehörendes Sternbild des nördl. Himmels 1,10 m lang), braun gefleckt, kurzer Schwanz.
(Zeichen ♌); 2) nördlich des L. grenzt das unauffäl- Lckner, Felix Graf v., dt. Seeoffizier, * 1881, † 1966; im
lige Sternbild Kleiner L. (lat. Leo Minor) an. Ersten Weltkrieg Führer des Segelhilfskreuzers
Lwen, niederländ. Leuven [ˈløːvə], frz. Louvain [luˈv], »Seeadler«, schrieb »Seeteufel« (1921).
belg. Stadt an der Dijle, 87 000 Ew.; got. Rathaus, Lucknow [ˈlʌknaʊ], früher Lkhnau, Hptst. von Uttar
2 kath. Univ.; Nahrungsmittelind., Brauereien. Pradesh, Indien, 2,2 Mio. Ew.; Univ.; Kunsthandwerk.
Löwenmaul, Pflanzengattung mit vielen Arten, Lucrtia, röm. Sage: vornehme Römerin, tötete sich,
darunter das Garten-L. als Zierpflanze. weil sie von einem Sohn des Tarquinius Superbus
Löwenzahn, 2 Korbblütlergattungen, milchsaftfüh-
Löwenzahn LöWL entehrt worden war.
rende, meist staudige Pflanzen mit einzelnen Köpfen Ldendorff, Erich, preuß. General, * 1865, † 1937;
aus gelben Zungenblüten: 1) Gattung Taraxacum, leitete unter Hindenburg den Krieg im Osten
darunter der Wiesen-L. (Kuhblume) mit dickem (Schlacht bei Tannenberg). Seit 1916 in der Obersten
Wurzelstock, hohlem Schaft und abblasbaren Heeresleitung, erhielt er als Erster Generalquartier-
Flugfrüchten, auf Wiesen; Salat- und Gemüsepflanze, meister entscheidenden Anteil an der militär.
Volksarznei; 2) Gattung Leontodon, darunter der Kriegführung. 1926 gründete er mit seiner 2. Frau
Herbst-L., meist mit mehrköpfigem Stängel. Mathilde (* 1877, † 1966) den »Tannenberg-Bund«
Loyla, Ignatius v., span. Ordensgründer, * 1491, † 1556; (1933 aufgelöst).
zunächst Offizier; stiftete 1534 in Paris den Orden Ldenscheid, Krst. in NRW, im Sauerland, 78 000 Ew.;
der Jesuiten; Heiliger (Tag: 31. 7.). Metall-, Kunststoffindustrie.
LSD, Abk. für → Lysergsäurediäthylamid. Lderitz, Adolf, Bremer Großkaufmann, * 1834, † 1886;
Lunda, Hptst. und wichtigste Hafenstadt von Angola, kaufte 1883 den Hafen Angra Pequena (seit 1886
2,4 Mio. Ew.; Univ.; kath. Erzbischofssitz; Industrie; L.-Bucht, seit 1920 L.), Kern des Schutzgebiets
internat. . Dt.-Südwestafrika, heute Namibia.
Lung Prabng, ehem. Residenz des Königs von Laos,
am Mekong, 44 200 Ew.; buddhist. Wallfahrtsort, Ldwig, Herrscher:
zahlreiche buddhist. Tempel (Weltkulturerbe). Röm. Kaiser. 1) L. I., der Fromme, * 778, † 840; Kaiser
Lbeck, Hnsestadt L., Stadt in Schlesw.-Holst., an der ab 814, Sohn Karls d. Gr., unterlag 833 auf dem »Lügen-
Trave, 211 000 Ew., mit Vorhafen Travemünde an der feld« bei Colmar einer Empörung seiner Söhne
Lübecker Bucht. Univ., Musik-, Fachhochschule; (Lothar I., L. der Dt., Karl der Kahle). – 2) L. der
Werften, chem., keram., Düngemittel-, Süßwaren- Deutsche, * etwa 804/806, † 876; König des Ostfränk.
(z. B. Marzipan) u. a. Industrie. Mittelalterl. Bauten Reichs ab 843, Sohn von 1); erhielt zum Ostfränk.
mit Kunstschätzen: Dom, Marienkirche, Rathaus, Reich 870 im Vertrag von Mersen auch einen Teil
Holstentor u. a. Die Altstadt gehört zum Weltkultur- Lothringens. – 3) L. das Kind, * 893, † 911; König ab
erbe. – L., 1143 gegr., wurde 1226 Reichsstadt, wirkte 900, der letzte ostfränk. Karolinger.
bei der Gründung vieler dt. Ostseestädte mit und war Hl. Röm. Reich. – 4) L. IV., der Ber, * 1281/82, † 1347;
seit Ende des 13. Jh. Haupt der Hanse. Das Lübische König ab 1314, Kaiser ab 1328, seit 1302 Herzog von
Recht, das wichtigste Stadtrecht im dt. MA., Oberbayern, besiegte 1322 bei Mühldorf den
verbreitete sich über den gesamten Ostseeraum. Seit Gegenkönig Friedrich den Schönen, geriet 1324 in
dem 16. Jh. ging die Machtstellung L. v. a. nach einem langen Kampf mit dem Papst, wurde von den
Krieg gegen Dänemark (1534–36) zurück. Kurfürsten unterstützt (Kurverein zu Rhense 1338),
Lbitsch, Ernst, dt.-amerikan. Filmregisseur, * 1892, erwarb die Mark Brandenburg, Holland, Seeland und
† 1947; ab 1922 in Hollywood (»Ärger im Paradies«, Hennegau.
1932; »Ninotschka«, 1939). Baden. – 5) L. Wlhelm I., * 1655, † 1707; Markgraf ab
Lbke, Heinrich, dt. Politiker (CDU), * 1894, † 1972; ab
Lübke LüBL 1677, der Trkenlouis, besiegte die Türken 1691.
LOU
Bayern. – 6) Ludwig I., * 1786, † 1868; König ab 1825,
dankte 1848 ab. Setzte sich zunächst für die
innere Reformen, konnte 1789 den Ausbruch der Frz.
Revolution nicht verhindern, wurde 1792 abgesetzt,
LUF
Durchführung der liberalen Verf. von 1818 ein; nach 1793 enthauptet. – 14) L. XVIII., * 1755, † 1824; König
1830 zeigte seine Politik jedoch zunehmend ab 1814, Bruder von 13), war 1791 ins Ausland geflohen
reaktionäre Züge. Die wachsende Opposition zwang und nach dem Sturz Napoleons I. zurückgerufen
ihn in der Märzrevolution zugunsten seines Sohnes worden. – 15) L. Phlipp (Louis-Philippe), der
Maximilian II. Joseph zum Rücktritt. Bürgerkönig, * 1773, † 1850; Haus Orléans, kam nach
dem Sturz Karls X. durch die liberale Julirevolution
Isar-Athen von 1830 auf den Thron, vertrat eine Friedenspolitik,
Keiner drückte München architektonisch derart wurde durch die Februarrevolution von 1848
seinen Stempel auf wie König Ludwig I., der u. a. gestürzt.
die Ludwigstraße, die Glyptothek, die Feldherrn- Holland. – 16) L. (Louis Bonaparte), * 1778, † 1846;
halle und die Pinakotheken erbauen ließ. Mit seiner König 1806–10, Bruder Napoleons I., Vater Napole-
Bauwut stieß er allerdings nicht immer auf Gegen- ons III.; dankte nach polit. Zerwürfnissen mit seinem
liebe, gab er doch Unsummen für sein »Isar-Athen« Bruder ab.
aus. Dennoch, Ludwig I. war ein glühender Verehrer Thüringen. – 17) L. IV., der Heilige, * um 1200, † 1227;
der griechischen Antike, und dies sollte sich auch Landgraf ab 1217, Gatte der heiligen Elisabeth, starb
im Stadtbild widerspiegeln. Mit seinen Baumeistern auf dem 5. Kreuzzug.
Leo Klenze und Friedrich von Gärtner gab der Ungarn. – 18) L. I., der Große, * 1326, † 1382; König ab
Wittelsbacher der Stadt architektonisch ein neues 1342, seit 1370 auch von Polen; durch erfolgreiche
Gesicht. Doch 1848 war Schluss, Ludwig hatte die Kriege hatte Ungarn unter ihm seine größte
Zeichen einer neuen Zeit verpasst. Die Affäre mit der Ausdehnung (von der Ostsee bis zum Schwarzen und
Tänzerin Lola Montez brachte dass Fass schließlich Adriat. Meer).
zum Überlaufen und kostete ihn Ansehen und Krone. Ldwigsburg, Krst. in Bad.-Württ., 87 300 Ew.;
Barockschloss; PH, Fachhochschule; Automobil-
zuliefer- und Medienindustrie, Maschinenbau,
– 7) L. II., * 1845, † 1886; König ab 1864, vollzog Finanzdienstleistungen, Softwareentwicklung;
1870/71 den Eintritt Bayerns ins Dt. Reich, förderte Porzellanmanufaktur.
R. Wagner, baute die Schlösser Herrenchiemsee, Ldwigshafen am Rhn, Industriestadt in
Neuschwanstein und Linderhof; wurde für Rheinl.-Pf., 167 500 Ew.; wichtiger Binnenhafen und
geisteskrank erklärt, ertrank unter ungeklärten Umschlagplatz; chem. (BASF) u. a. Industrie.
Umständen im Starnberger See. Ludwigslst, Krst. in Meckl.-Vorp., 12 800 Ew.;
Frankreich. – 8) L. IX., der Heilige, * 1214, † 1270; Barockschloss (1772–76) und barocke Parkanlage, im
König ab 1226, unternahm 1246–54 den 6. Kreuzzug 19. Jh. zum Landschaftspark erweitert.
gegen Ägypten, starb auf dem 7. Kreuzzug vor Leger, Karl, österr. Politiker, * 1844, † 1910; ab 1897
Tunis. – 9) L. XI., * 1423, † 1483; König ab 1461, Bürgermeister von Wien, Gründer der Christlich-
kämpfte erfolgreich gegen den Burgunderherzog Sozialen Partei, antisemit. Programmatiker.
Karl den Kühnen. – 10) L. XIII., * 1601, † 1643; König Luft, Gasgemenge der Atmosphäre, mit 78,09 %
ab 1610; seine Reg. wurde durch die Berufung von Stickstoff, 20,95 % Sauerstoff, daneben Edelgase,
Kardinal Richelieu zum leitenden Min. (1624) zum Kohlendioxid, Wasserstoff, Wasserdampf und
eigentl. Beginn des frz. Absolutismus. – 11) L. XIV., Verunreinigungen.
der Sonnenkönig, * 1638, † 1715; König ab 1643, Sohn Luftbrücke, Versorgung abgeschnittener Gebiete
von 10), regierte seit dem Tod des Kardinals Mazarin durch Flugzeuge, z. B. bei der Blockade Berlins durch
(1661) selbstständig. Unter ihm erlebte der frz. die UdSSR (1948/49) sowie im jugoslaw. Bürgerkrieg
Absolutismus seine Glanzzeit. J.-B. Colbert führte zur Unterstützung Sarajevos (1992–96) und im
innere Reformen durch, während Marquis de Kosovokonflikt (1999).
Louvois ein starkes Heer schuf. Durch seine ersten Luftfahrt, Nutzung des Luftraums durch Luftfahr-
Raubkriege (1667/68 und 1672–79) eroberte L. belg. zeuge, v. a. Flugzeuge. – Die L. begann mit nichtlenk-
Grenzgebiete und die Freigrafschaft Burgund; durch baren Luftfahrzeugen, die leichter als Luft waren.
die → Reunionen riss er elsäss. Gebiete an sich und Die Erfindung des Warmluftballons durch die Brüder
nahm 1681 Straßburg ein. Er verfolgte die Hugenot- Montgolfier 1783 (Montgolfière) leitete die eigentl.
ten (1685 Aufhebung des Edikts von Nantes). Seine L. ein. Diese Entdeckung führte zum Freiballon und
europ. Vormachtstellung wurde schließlich durch Luftschiff. Mit einfachen Flugapparaten führte
den Span. Erbfolgekrieg gebrochen. Der prunkvolle O. Lilienthal seit 1891 Gleitflüge durch. Darauf
Hof L.s in Versailles wurde das Vorbild vieler aufbauend gelangen 1903 den Brüdern Wright
Fürsten; seine Reg. war zugleich das klass. Zeitalter gelenkte Motorflüge. Ein bedeutender Abschnitt der
des frz. Geisteslebens. – 12) L. XV., * 1710, † 1774; Entwicklung begann mit dem Bau des Ganzmetall-
König ab 1715, Urenkel von 11), regierte willkürlich flugzeugs von H. Junkers (1915). Die Leistungssteige-
und verschwenderisch (Mätressen Pompadour, rung der Motoren und die Verbesserung der
Dubarry); erwarb 1766 Lothringen, verlor aber durch Navigation und Nachrichtenübermittlung
den Siebenjährigen Krieg die nordamerikan. ermöglichten Flüge über Ozeane, Polargebiete,
Kolonien (Kanada) an Großbritannien. – 13) L. XVI., Urwälder, Wüsten (1. Atlantikflug in W-O-Richtung
* 1754, † 1793; König ab 1774, Enkel von 12),  mit der 1919 von J. W. Alcock und A. Whitten-Brown, in 551
österr. Kaisertochter Marie Antoinette, versuchte O-W-Richtung 1928 von G. v. Hünefeld, H. Köhl,

Luftfahrt L
L Luftkissenfahrzeug
552 J. Fitzmaurice). 1939 erstes Strahl- und Raketen- befördert. Innerhalb der EU wurde Ende der
flugzeug von E. Heinkel, 1949 Erreichen der 1990er-Jahre eine weitgehende Marktliberalisierung
Schallgeschwindigkeit durch C. Yeager, 1952 Beginn vollzogen.
des Luftverkehrs mit Strahlflugzeugen, 1957 erster Luftwaffe, Teil der Streitkräfte, umfasst Fliegertruppe,
Senkrechtstarter, 1968 Erstflug eines Überschall- Flakartillerie, Fernmeldetruppe und Versorgungs-
verkehrsflugzeugs, 1970 Einführung der Großraum- truppen der Luftwaffe.
flugzeuge (Jumbojets), 1976 Aufnahme des Lugno, Stadt und Luftkurort in der südl. Schweiz, Kt.
Überschallverkehrs mit der »Concorde«, 1999 erste Tessin, 26 100 Ew., am Luganer See und an der
Erdumrundung in einem Heliumballon durch B. Gotthardbahn; Univ.; .
Piccard und B. Jones, 2003 Ende des zivilen Lügendetektor, Gerät, das Aufzeichnungen über den
Überschallflugs (»Concorde«), 2005 Jungfernflug des Verlauf der Herzströme, der Atemfrequenz, des
größten zivilen Flugzeugs A 380. Blutdrucks und der Hautfeuchtigkeit einer befragten
Luftkissenfahrzeug, Luftfahrzeug, das auf einem Person macht; soll die Erregungsschwankungen
Luftpolster schwebt, welches durch einen nach unten anzeigen, die z. B. bei falschen Aussagen auftreten.
gerichteten Luftstrom erzeugt wird (etwa 40 cm über Die Verwendung im strafrechtl. Ermittlungsver-
dem Boden oder über dem Wasser). Den Vortrieb fahren ist in Dtl. verboten.
erzeugen Luftschrauben oder Druckluftdüsen.
Luft|recht, für die Luftfahrt geltendes Sonderrecht. Lhmann, Niklas, dt. Rechts- und Sozialwis-
Maßgebend ist hier das Luftverkehrsges. i. d. F. v. senschaftler, * 1927, † 1998; entwickelte eine
10. 5. 2007. Privatrechtlich bes. wichtig ist das sozialwiss. »Systemtheorie«. Mit dieser versuchte er,
Montrealer Abkommen von 1999 (in Dtl. seit 2004 in die gesamte Wirklichkeit im Rahmen einer
Kraft), das das Warschauer Abkommen von 1929 universalen theoret. Konstruktion zu erfassen, wobei
abgelöst hat und vor allem Personen- und Güterbe- die Gesamtwelt in einer Vielfalt von sozial
förderung betriff t; außerdem die EG-Richtlinie Nr. integrierten logischen Systemen erscheint. L. legte
2027/97. Völkerrechtlich wird der internat. seine Theorie, die wegen ihrer rationalistischen und
Luftverkehr im Abkommen von Chicago geregelt einseitig funktionalen Betrachtungsweise kontrovers
(7. 12. 1944). Oberste internat. Behörde ist die diskutiert wird, in zahlr. Schriften dar.
Internat. Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) in
Montreal (Kanada) als Sonderorganisation der UNO. Wer kommuniziert?
Luft|röhre, Tracha,  etwa 12 cm langes, aus Nur soziale Systeme kommunizieren, nicht Menschen.
Knorpelringen bestehendes Rohr, das Kehlkopf und Schrift und Druck sind kommunikativer als mündliche
Lungen verbindet. Sie teilt sich nach unten in die Sprache. Massenmedien verzerren nicht die Realität,
beiden Bronchien. L.-Katarrh, Entzündung der sie erzeugen sie. Mit provokanten Aussagen wie diesen,
L.-Schleimhaut. begründet mit einem imposanten Theoriegebäude,
Luftschiff, Luftfahrzeug, das durch den aerostat. rüttelte Niklas Luhmann an den Grundfesten vieler
Auftrieb einer Traggasfüllung schwebend erhalten scheinbarer Gewissheiten. Die bahnbrechendste
wird und sich mit eigener Kraft vorwärtsbewegt. Das Erkenntnis seiner Systemtheorie: Alle Subsysteme, aus
Prall-L. erhält seine feste Form durch Überdruck der denen die Welt besteht – sei es die Wirtschaft, die
Gasfüllung (Parseval-L.). Das Starr-L. hat unter einer Politik, die Wissenschaft, die Kunst oder die Liebe –
Stoff haut ein Gerippe aus Leichtmetall, so das besäßen ihre eigene Logik, spezifische Reaktions-
Zeppelin-L. Zw. den Hauptringen des Gerippes liegen weisen und Geschwindigkeiten. Die Einheit der
die Gaszellen. Füllgas: Wasserstoff und Helium Gesellschaft hielt Luhmann für eine Illusion.
(nichtbrennbar). – Die große Ära des L.-Baus endete Luhmann publizierte so viel und so komplex, dass die
1937. In den 1990er-Jahren wurde in Friedrichshafen Wissenschaft noch lange mit der Durchdringung
ein Zeppelin neuer Technologie entwickelt (NT), der seiner Theorien beschäftigt sein wird.
im Sommer 2001 die Verkehrszulassung erhielt.
Luftspiegelung, durch Brechung der Lichtstrahlen
an Luftschichten unterschiedl. Temperatur und Luse, Königin von Preußen, Gemahlin Friedrich
damit versch. opt. Dichte bewirkte atmosphär. Wilhelms III., * 1776, † 1810; unterstützte die
Erscheinung, bei der ein entfernter Gegenstand Reformen Steins und Hardenbergs.
mehrfach, i. Allg. verzerrt und z. T. auf dem Kopf Litpold, Prinzregent von Bayern, * 1821, † 1912;
stehend gesehen wird. Eine L. nach unten (Kimmung) regierte für die geisteskranken Könige Ludwig II.
tritt auf, wenn die dicht über dem Boden befi ndl. Luft und Otto I. (1886–1912).
sehr viel wärmer ist als die darüberliegende; hierzu Lukács [ˈlukaːtʃ], György (Georg), ungar. sozialist.
Lukács LUKL

gehört auch die Fata Morgana. Literaturhistoriker, * 1885, † 1971; »Theorie des
Romans« (1916), »Gesch. und Klassenbewußtsein«
Luftverkehr, Beförderung von Personen, (1923).
Post, Fracht auf dem Luftweg. Der zivile L. wird als Lkas, Evangelist, gilt als Verf. des L.-Evangeliums und
öffentl. oder nichtöffentl., gewerbl. oder nicht- der Apostelgeschichte, Begleiter des Paulus, Arzt;
gewerbl., planmäßiger oder nichtplanmäßiger L. Schutzheiliger der Maler (Tag: 18. 10.). Sinnbild: Stier.
betrieben. Träger des gewerbl. öffentl. L. sind Lukaschnko, Lukaschnka, Aleksander (Alyaksan-
Lukaschenko LUKL

L.-Gesellschaften. Den L. kennzeichnen Schnelligkeit der), weißruss. Politiker, * 1954; 1975–77 Politinstruk-
und hohe Transportkosten, im Luftfrachtverkehr teur bei den KGB-Grenztruppen; autoritär regierender
werden daher Güter von hohem Kosten- und Eilwert Staatspräs. seit 1994, umstrittene Wiederwahl 2006.
LUF
Lukin, griech. Schriftsteller, aus Samosata (Euphrat),
* um 120, † nach 180 n. Chr.; geißelte mit scharfem
Lmme die, zu den Alken gehörende Schwimmvögel.
Die Trottel-L., etwa 40 cm groß, brütet auf Helgoland.
LUN
Spott die Gebrechen seiner Zeit. Lnd, Stadt in S-Schweden, 92 300 Ew.; Univ. (seit 1668),
Lukrz, eigtl. Titus Lucrtius Crus, röm. Dichter, roman. Dom mit reicher Ausstattung (u. a. astronom.
Philosoph, † 55 v. Chr.; schrieb ein großes Lehr- Uhr); luther. Bischofssitz.
gedicht »De rerum natura«. Lneburg, Stadt in Ndsachs., 71 300 Ew.; mittelalterl.
Luleå [ˈluːləoː], Hafenstadt in N-Schweden, an der Stadtbild, Univ., Fachhochschule; Ind.; Sol- und
Mündung des Luleälv in den Bottn. Meerbusen, Moorbad. – L., im 12. Jh. gegr., war im MA bedeuten-
70 700 Ew.; TH; Erzausfuhr, Stahlwerk. Gammelstad, der Handelsplatz für Salz.
nordwestl. von L., gehört zum Weltkulturerbe. Lneburger Hde, eiszeitl. Landrücken zw. Aller
Lully [lyˈli], Jean-Baptiste, frz. Komponist, * 1632, † 1687; und Elbe; im Wilseder Berg (Naturschutzgebiet)
der erste Meister der frz. Nationaloper. 169 m hoch; teilweise bebaut oder aufgeforstet.
lumbl,  die Lenden betreffend. L.-Anästhesie, Lunéville [lyneˈvil], Stadt im östl. Frankreich, 22 400
Betäubung der unteren Körperhälfte. L.-Punktion, Ew.; landwirtschaftl. Handel, Textilind., Fayencema-
Entnahme von Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit aus nufaktur. – Der Friede von L. (1801) zw. Frankreich
dem Duralsack. und Österreich schloss die Frz. Revolutionskriege ab.
Lumet [ˈluːmɪt], Sidney, amerikan. Regisseur, * 1924; Lunge, Plmo, Atmungsorgan aller Luft atmenden
Filme: »Die 12 Geschworenen« (1957), »Family Wirbeltiere, besteht meist aus 2 Flügeln und liegt im
Business« (1989), »Nacht über Manhattan« (1997). Brustkorb. Beim Menschen unterscheidet man die
Luminesznz die, Lichtemission eines Stoffs infolge rechte L., die aus 3 L.-Lappen, und die linke L., die
Energieabsorption ohne Temperaturerhöhung aus 2 Lappen besteht. Überzogen sind die L. und die
(»kaltes Licht«); man unterscheidet → Fluoreszenz Wand der Brusthöhle von einer in sich geschlossenen
und → Phosphoreszenz, je nach Ursache hervorgeru- feinen Haut (Pleura), die als Rippenfell die innere
fen durch Bestrahlung mit Licht (Foto-L.), Röntgen- Brustwand, als L.-Fell die L. überkleidet. Das
oder Gammastrahlung (Röntgen-L.), radioaktive L.-Gewebe ist schwammig, elast., rosafarben. Die in
Strahlung (Radio-L.), durch elektr. (Elektro-L.), chem. die beiden L. eintretenden Bronchien enden mit ihren
(Chemi- und Bio-L.) oder mechan. Vorgänge (Tribo-L.). feinsten Verzweigungen in kleinen L.-Bläschen

Atlanta 88,0
84,8
(ATL)
Flugpassagiere 76,9

London 66,0
2002, 2006 und 2009 (in Mio.) 67,5
(LHR) 63,3

Peking 65,3
48,7
(PEK) 27,2

Chicago 64,4
76,3
(ORD) 66,6

Tokio 61,9
(HND) 66,1
61,1

Paris 57,9
56,8
(CDG) 48,4

Los Angeles 56,5


61,0
(LAX) 56,2

Dallas/ 56,0
60,2
Fort Worth (DFW) 52,8

Frankfurt 50,9
52,8
(FRA) 48,5

2009 50,2
Denver 2006 47,3
(DEN) 2002 35,7

Lunge L
L Lungenfische
554 (L.-Alveolen), die von vielen Haargefäßen netzartig Konzilien, womit er – der Häresie bezichtigt – seinen
umsponnen sind und in denen das Blut durch die endgültigen Bruch mit dem Papsttum einleitete und
sehr dünnen Wände der L.-Bläschen und der in der Folge der → Reformation die Bahn brach. 1520
Haargefäße hindurch bei der Atmung Sauerstoff veröffentlichte er die entscheidenden Reformations-
aufnimmt und Kohlendioxid abgibt. schriften: »An den christl. Adel dt. Nation«, »Von der
Lungenfische, Knochenfische, die durch Kiemen und babylon. Gefangenschaft der Kirche«, »Von der
Lungen atmen können und es längere Zeit auf dem Freiheit eines Christenmenschen«. Im selben Jahr
Lande aushalten, z. B. der 1–2 m lange Molchfisch. verbrannte er die päpstl. Bannandrohungsbulle,
Lungenkrankheiten, Sammelbez. für Krankheits-
Lungenkrankheiten LUNL wurde darauf gebannt, verteidigte sich 1521 vor dem
abläufe in der Lunge. Lungenabszess, Eiterhöhle im Reichstag in Worms und wurde in die Reichsacht
Lungengewebe. – Lungenblähung → Emphysem. – erklärt. Von Kurfürst Friedrich dem Weisen von
Lungenembolie, Verstopfung der Lungenschlagader Sachsen zum Schutz auf die Wartburg gebracht,
oder einer ihrer Äste durch ein Blutgerinnsel; kann zu übersetzte er das N. T. (1522 zuerst gedruckt). Im
plötzl. Tod führen (Lungenschlag). – Lungenent- März 1522 kehrte er nach Wittenberg zurück und
zündung, Pneumonie, Durchsetzung (Infiltration) trat gegen die radikalen Kirchenreformen Karlstadts
des Lungengewebes mit entzündl. Ausschwitzung (»Wittenberger Bildersturm«) auf. 1525 heiratete er
aus den Blutgefäßen. Fibrinöse oder kruppöse Katharina von Bora. 1526–30 half L. mit an der
Lungenentzündung, meist durch Pneumokokken Einrichtung der Kursächs. Kirchen- und Schulvisita-
verursacht; die Entzündung betrifft stets einen tion. Mit den beiden Katechismen (1529), der
ganzen Lungenlappen. Die katarrhal. Lungenent- Bibelübersetzung (1534 die ganze Bibel), seinen
zündung (Bronchopneumonie) betrifft kleinere Teile geistl. Liedern (»Ein feste Burg« u. a.) förderte er
der Lunge. Erreger sind Bakterien verschiedenster entscheidend die Entwicklung der dt. Sprache. – Zur
Art, auch Viren. Meist geht ein Katarrh der feinsten auf L. zurückgehenden Theologie → Protestantismus,
Bronchien voraus oder eine Infektionskrankheit → Rechtfertigung.
(Masern, Grippe, Typhus u. a.). Behandlung:
Antibiotika, Sulfonamide. – Lungenkrebs, meist von Fundsache Luther
der Schleimhaut der Bronchien ausgehende bösartige Martin Luthers unbekannte Seiten förderten
Gewebeentartung, Hauptursache ist das Rauchen. – archäologische Ausgrabungen in seinem Geburtshaus
Lungenödem, Übertritt von seröser Flüssigkeit in das in Eisleben, im Elternhaus in Mansfeld und in dessen
Lungengewebe infolge Blutstauung bei Herzschwä- Wohnhaus in Wittenberg zutage. Die Fundstücke im
che, Nierenentzündung u. a.; ein Zustand höchster Hausmüll sowie aufbewahrte Gegenstände lassen auf
Atemnot und Erstickungsgefahr. – Lungenpest einen relativ hohen Lebensstandard schließen, was
→ Pest. – Lungentuberkulose → Tuberkulose. dem Klischee vom Sohn eines einfachen Bergmannes
Lpertz, Markus, dt. Maler, * 1941; monumentalisierte widerspricht. Entdeckt wurde auch das Fundament
gegenständl. Darstellungen, symbol- und anspie- des Turmes bzw. die Toilette, wo Luther die Erkenntnis
lungsreich; ab 1977 abstrakte Bilder, Bucheinband- gehabt haben soll, dass nicht die Taten eines Menschen
gestaltung, Skulpturen. ihm die göttliche Gnade sichern, sondern allein sein
Lupne die, Gattung der Schmetterlingsblütler, hohe Glauben: »Diese kunst hatt mir der Spiritus Sanctus
Kräuter aus dem südl. Europa, Grün- und Körnerfut- auf diss Cloaca eingegeben.«
ter, auch zur Gründüngung (Stickstoffsammler). In
Dtl. am häufigsten die Blaue, seltener die Gelbe und
Weiße L. Die gezüchtete Süß-L. ist bitterstofffrei. ltherische Kirchen, die aus der Reformation
Lre die, german. Blasinstrument aus Bronze. M. Luthers hervorgegangenen Kirchen, deren
Luska, Hptst. von Sambia, 1,3 Mio. Ew.; Handels- und gemeinsame Bekenntnisgrundlage neben der Bibel
Ind.-Zentrum; Univ.; kath. Erzbischofssitz; . und den 3 ökumen. → Bekenntnissen v. a. das
Lüster der, dichtes, glänzendes Gewebe, meist in → Augsburgische Bekenntnis und die Konkordien-
Leinwandbindung, mit Baumwollkette und formel bilden; verbreitet v. a. in Dtl., Skandinavien,
Glanzwolle (L.-Garn) im Schuss. Estland, Lettland und Nordamerika; weltweit rd. 74
Mio. Mitglieder. Die meisten l. K. gehören dem
Lther, 1) Hans, dt. Politiker, * 1879, † 1962; Luther. Weltbund an (Sitz: Genf; 2010: 140 Mitglieds-
1923–25 Reichsfinanzmin., 1925/26 Reichskanzler, kirchen).
1930–33 Reichsbankpräs. – 2) Martin, dt. Reforma- Lttich, frz. Liège [ljɛːʒ], Hptst. der belg. Prov. L.,
Lüttich LüTL

tor, * 1483, † 1546; Sohn des Bergmanns Hans L. aus 185 500 Ew.; an der Mündung der Ourthe in die Maas;
Möhra; besuchte ab 1501 die Univ. Erfurt, trat 1505 geistiger Mittelpunkt Walloniens (Univ.). Schwer-,
aufgrund eines Gelübdes ins dortige Augustiner- chem., Zement-, Elektro- u. a. Ind. – Das alte Reichs-
kloster ein, wurde 1507 Priester, 1508 Prof. der fürstentum der Bischöfe von L. kam 1801 an Frank-
Philosophie in Wittenberg, 1512 Doktor und Prof. der reich, 1815 an die Niederlande, 1830/31 an Belgien.
Theologie. 1517 veröffentlichte L., veranlasst v. a. Ltzen, Stadt in Sa.-Anh., im SW von Leipzig, 4100 Ew.;
durch die Ablasspredigt J. Tetzels, in Wittenberg 1632 hier Sieg der Schweden über Wallenstein,
seine 95 (Disputations-)Thesen, musste sich 1518 vor Gustav Adolf fiel (Gedenkstätte).
Kardinal T. Cajetan in Augsburg verantworten, Ltzow [-tso], Adolf Freiherr v., preuß. Generalmajor,
unterwarf sich jedoch nicht. Im Streitgespräch 1519 * 1782, † 1834; stellte 1813 das Lützow’sche Freikorps
mit J. Eck, der Leipziger Disputation, bestritt er den (Schwarze Schar) auf; Mitglieder u. a. T. Körner, F. L.
Primat des Papstes und die Unfehlbarkeit der Jahn und J. v. Eichendorff.
LUN
Lxemburg, frz. Luxembourg, Großherzogtum in
Luxemburg LUXL

W-Europa, 2586 km 2, 486 000 Ew. (rd. 87 % kath.);


Lxor, Lksor, Stadt in Oberägypten, am Nil,
438 000 Ew.; Fremdenverkehr; internat. ; liegt mit
LYS
Hptst.: Luxemburg. Amtssprachen: Französisch, Dt., dem Nachbarort Karnak an der Stelle der alten
Luxemburgisch. – Verf. von 1868 (mit Änderungen); Residenzstadt → Theben.
konstitutionelle Erbmonarchie (Haus Nassau); Luzrn, 1) Kt. der Schweiz, 1493 km 2, 347 400 Ew.
Staatsoberhaupt ist der Großherzog, Gesetzgebungs- (dt.-sprachige) Ew.; im S gebirgig, im N Hügelland;
organ die Abgeordnetenkammer. – Der N hat Anteil Ackerbau, Almwirtschaft, Schweinezucht; Ind.;
an den Ardennen (Ösling), im S (Gutland) erzreiches Fremdenverkehr. – 2) Hptst. von 1), 57 300 Ew., am
Stufenland. Anbau von Getreide, Kartoffeln, Wein; Vierwaldstätter See; mittelalterl. Bauten; durch
Viehzucht; Kunststoff-, Chemie-, Glas-, pharmazeut., Brand zerstörte Kapellbrücke 1993/94 rekonstruiert;
Eisen- und Stahl- u. a. Industrie. Apparatebau, Textilindustrie.
Geschichte. Die Dynastie der Luxemburger stellte zw. Luzrne die, Schmetterlingsblütler der Gattung
Luzerne LUZL

1308 und 1437 zumeist die Röm. Könige/Kaiser. Das Schneckenklee, mit violetten Blüten, schneckenhaus-
Herzogtum L. kam 1443 an Burgund, 1477 an förmiger Fruchthülse; mehrjährige Futterpflanze.
Habsburg, 1684–97 und erneut 1794 an Frankreich; als Luzon [luˈsɔn], Hauptinsel der Philippinen, 104 688 km 2,
Großherzogtum 1815 mit den Niederlanden in 23,7 Mio. Ew.; Manila (Hptst. der Philippinen); im S
Personalunion verbunden (bis 1890) und in den Dt. stark vulkan., hat feuchtwarmes Tropenklima;
Bund aufgenommen. 1839 fiel der wallon. Teil an Vorkommen von Kupfer, Gold, Chrom. Anbau von
Belgien. Durch den Londoner Vertrag der Großmächte Reis, Zuckerrohr, Manilahanf, Tabak.
1867 wurde L. für neutral und selbstständig erklärt. Lww → Lemberg.
1890 wurde Adolf, bis 1866 Herzog von Nassau, Ldi|en, antike Landschaft im W Kleinasiens. Hptst.
Großherzog. Bis 1919 blieb L. im Zollverband mit Dtl. Sardes. Einst ein mächtiger, reicher Staat (Krösus),
1921 Zoll- und Wirtschaftsunion mit Belgien, 1948 auf 546 v. Chr. von Kyros II. erobert.
die Niederlande ausgedehnt (→ Beneluxstaaten); im Lki|en, antike Landschaft im SW Kleinasiens;
selben Jahr Aufgabe der Neutralität. 1964–2000 monumentale Grabbauten (z. B. in Xanthos).
regierte Großherzog Jean. L. ist Mitglied der NATO Lykrg, athen. Staatsmann, * um 390, † 324 v. Chr.
und der EU. Staatsoberhaupt: Großherzog Henri (seit Lymeborrelise [ˈlaɪm-], erstmals 1976 in Lyme
LymeborrelioseLYML

2000); Min.-Präs.: Jean-Claude Juncker (seit 1995). (Conn., USA) beobachtete, durch Zeckenbiss
Lxemburg, Hptst. von Luxemburg, 85 500 Ew.; Ind.: übertragene bakterielle Infektionskrankheit (Erreger:
Stahl, Maschinen, Porzellan. Sekretariat des Europ. Borrelia burgdorferi). Symptome sind Muskel- und Die Lyra, hier
Parlaments, Europ. Gerichtshof, Europ. Rechnungs- Gelenkschmerzen, auch Fieber sowie Hautrötung. Als auf einer Bron-
hof; Univ.-Zentrum, Banken; Altstadt und Festungen Spätfolgen können Gelenk- (Lymearthritis), zeplastik aus
gehören zum Weltkulturerbe. Herzmuskel- und Nervenentzündungen auftreten. dem 8. Jh.
Lxemburg, Rosa, dt. sozialist. Politikerin poln. Lmphe die,  farblose bis gelbl. Gewebeflüssigkeit, die
Lymphe LYML
v. Chr., war ne-
Herkunft, * 1870, † 1919; gründete 1917 mit aus den Geweben abfließt und von den Lymphgefäßen ben der Kithara
K. Liebknecht den Spartakusbund, nahm 1919 am aufgenommen wird; besteht aus Blutplasma mit das bedeutend-
Spartakusaufstand in Berlin teil; weißen Blutkörperchen und vermittelt den Stoff- ste griechische
nach dessen Scheitern mit austausch zw. den Blutgefäßen und den Gewebezellen. Saiteninstru-
Liebknecht von Freikorps- Lmphknoten, früher fälschlich Lmphdrüsen gen., ment der klassi-
offizieren ermordet; linsen- bis haselnussgroße Kapseln, die als Filter in
schen Zeit und
Hauptwerk: »Die Akkumula- die Lymphgefäße eingeschaltet sind; sie enthalten in
tion des Kapitals«, Lymphfollikeln gesammelte Lymphzellen.
fand auch Ein-
1912. Lymphozten, weiße Blutkörperchen. gang in die
Lyon [lj], drittgrößte Stadt Frankreichs, 453 000 Ew.; etruskische und
am Zusammenfluss von Rhone und Saône; kath. römische Musik.
Erzbischofssitz; 3 Univ. u. a. Hochschulen; bed. In der grie-
Handels- (Lyoner Messe) und Ind.-Stadt, Kraftfahr- chischen My-
zeug-, pharmazeut., Elektro- sowie Seidenind.; thologie galt sie
internat. . Die histor. Altstadt ist Weltkulturerbe. – als Erfindung
L. (Lugdunum) wurde unter Augustus die Hptst. des Hermes.
Galliens, kam 1033 mit Burgund zum Dt. Reich, 1312 Viele poetische
an Frankreich.
Texte wurden
Lra, altgriech. Saiteninstrument, mit schalenför- mit der Lyra mu-
migem Resonanzkörper, wird mit einem Plektron sikalisch be-
gespielt; bestand urspr. aus einem mit Kuhhaut gleitet, woraus
überspannten Schildkrötenpanzer oder Tierschädel; sich später der
später auch aus Holz. Begriff Lyrik
Lrik die, die Dichtkunst in Versen; teilweise gereimt;
Lyrik LYRL
entwickelte.
gilt als Urform der Dichtung; großer Formenreichtum
an Gedichten: Lied, Hymne, Ode, Elegie, Sonett u. a.
Lysrgsäure|diäthylamid, Abk. LSD, synthet.
gewonnene Verbindung (Rauschgift) der Lysergsäu- 555
re, bewirkt Halluzinationen.

Lysergsäurediäthylamid L
m M

Mänder der, 1) im Altertum Name des Flusses Machatschkal, Hptst. Dagestans in Russland, am
Menderes in Anatolien. – 2) Flusswindungen. – 3) Or- Kasp. Meer, 466 000 Ew.; Univ.; Erdöl-, Fisch-,
namentband aus einer mehrfach rechtwinklig Textilindustrie.
gebrochenen oder fortlaufenden Linie. Machiavelli [makjaˈvɛlli], Niccolò, ital. Staatsmann,
Mr das, trichterförmige Bodenvertiefung durch Geschichtsschreiber, * 1469, † 1527. Sein Buch »Il
vulkan. Gasexplosionen; oft wassergefüllt, z. B. in der principe« (1532; Der Fürst) galt als Rechtfertigung
Eifel (Pulvermaar u. a.) und auf der Schwäb. Alb. des von sittl. Normen losgelösten Machtstaats
Ms die, frz. Meuse [møːz], Fluss im östl. Frankreich, (Machiavellsmus).
Belgien und den südl. Niederlanden; Länge 925 km, Machu Picchu [ˈmatʃu ˈpiktʃu], Ruinenstätte
davon 574 km schiffbar. (Welterbe) einer um 1450 erbauten festungs-
Maastricht [-ˈtrɪxt], Hptst. der niederländ. Prov. artigen Stadtanlage der Inka über dem
Limburg, an der Maas, 122 200 Ew.; Univ. (seit 1976); Urubambatal, im NW von Cuzco, Peru;
roman. und got. Kirchen, Rathaus (17. Jh.); Ind.: u. a. Tempel, Opferstätten, Sonnenwarte, Behau-
Fayence, Glas, Zement. – In M. wurde am 7. 2. 1992 sungen für etwa 10 000 Menschen; erst 1911
der Vertrag über die Europ. Union (Maastrichter entdeckt.
Vertrag, in Kraft seit 1. 11. 1993) unterzeichnet.
Maathai [maˈθaɪ], Wangari Muta, kenian. Umwelt- und Mchzahl, nach E. Mach benannte Bez.
Menschenrechtsaktivistin, * 1940; Gründerin des für das Verhältnis der Geschwindigkeit eines
»Green Belt Movement« und 1981–87 Vors. des mit Überschallgeschwindigkeit bewegten
»National Council for Women«; erhielt 1984 den Körpers zur Geschwindigkeit des Schalls in dem
»alternativen Nobelpreis«, 2004 den Friedensnobel- betreffenden Medium.
preis.
Maazel [mɑːzl], Lorin, amerikan. Dirigent, * 1930; u. a. Mit Überschall im freien Fall
1993–2002 Leiter des Symphonieorchesters des Mit seinem Projekt »Red Bull Stratos« will der
Bayer. Rundfunks, seit Herbst 2002 der New Yorker österreichische Extremsportler Felix Baumgart-
Philharmoniker, seit 2004 künstler. Direktor des ner gleich vier Weltrekorde brechen: höchste
Orchesters Filarmonica Arturo Toscanini (Parma). bemannte Ballonfahrt, höchster Fallschirm-
2005 brachte er seine Oper »1984« (nach G. Orwell) in absprung, längster und schnellster freier Fall.
London zur Uraufführung. Nach dem Aufstieg in einer Druckkapsel, die an
Macapagl-Arroyo [-aˈrrɔjo], Gloria, philippin. einem Heliumballon befestigt wird, will er aus
Politikerin, * 1947; 1992 Senatorin, 1998 Vizepräs., 36 km Höhe mit Schutzanzug und Fallschirm
2001 Staatspräs.; 2004 im Amt bestätigt. abspringen und nach etwa 30 Sek. als erster
Mensch die Schallmauer im freien Fall
Macu, port. Maco, chin. Aomen, Sonderver- durchbrechen. Erst 1,5 km über der Erdoberfläche
waltungsregion der VR China, an der südchin. Küste, würde er nach einem freien Fall von 335 Sek. den
eine Halbinsel und 2 Inseln, 21,45 km 2, 431 000 Ew.; Fallschirm öffnen.
Hptst. M. – 1557 von den Portugiesen als Handels-
niederlassung gepachtet. 1976 erhielt das »Territori-
um von M.« volle innere Autonomie. Gemäß einem Mcke, August, dt. Maler, * 1887,  1914; gehörte dem
Abkommen von 1987 wurde M. 1999 an China »Blauen Reiter« an, malte, von R. Delauney
zurückgegeben. beeinflusst, Bilder von lichter Farbigkeit, bes.
Macbeth [mækˈbeθ], König von Schottland 1040–57. Aquarelle.
Drama von Shakespeare. Mckensen, August v., preuß. Generalfeldmarschall,
Mch, Ernst, österr. Physiker und Philosoph, * 1838, * 1849, † 1945.
† 1916; Arbeiten zur Optik, Akustik, Mechanik und Mackenzie [məˈkenzɪ] der, Strom im NW Kanadas;
Gasdynamik; Vertreter des Empiriokritizismus. Quellflüsse: Athabasca und Peace River (mit
MäA
Athabasca 4241 km lang); mündet ins Nordpolar-
meer, rd. 2000 km schiffbar.
Militärreg. sozialist. Kurs bis 1993; wiederholt
schwere Unruhen. Staatspräs. wurde 2002
MAG
Mac-Mahon [-maˈ], Maurice Marquis de, Herzog von M. Ravalomanana. Nach innenpolit. Machtkämpfen
Magnta, frz. Marschall, * 1808, † 1893; siegte 1859 bei übernahm 2009 A. Rajoelina mit Unterstützung der Schon im
Magenta, wurde 1871 bei Wörth und Sedan Armee die Führung des Landes. 19. Jahrhundert
geschlagen; 1873–79 war er Staatspräsident. Madeira [maˈdeːra], port. Insel (740 km 2) im Atlantik, begann die Ent-
Macmillan [məkˈmɪlən], Harold, brit. Verleger, Politiker als Autonome Region 794 km 2, 238 000 Ew.; Hptst.: wicklung Ma-
(Konservativer), * 1894, † 1986; 1957 bis 1963 Funchal. Vulkanisch; mildes Klima. Anbau: Wein caus zu einer
Premiermin. und Parteiführer. (M.-Wein), Zuckerrohr, Früchte, Gemüse. Fremden-
Metropole des
Madagskar, Inselrep. im Ind. Ozean, von Südafrika verkehr.
Glücksspiels.
durch die Straße von Mosambik getrennt, umfasst Madenwurm, bis 12 mm langer weißl. Fadenwurm,
die Insel M. und einige Nebeninseln, 587 041 km 2, Schmarotzer im menschl. Dickdarm, bes. bei 1962 erhielt die
19,6 Mio. Ew.; Hptst.: Antananarivo. Amtssprachen: Kindern, verursacht Jucken am After. Infektion von chinesi-
Französisch, Malagasy, Englisch. – 2009 Übergangs- durch Nahrung, die mit Wurmeiern verunreinigt ist. schen Ge-
verfassung und Übergangsparlament. – M. ist Madrno, Madrna, Carlo, ital. Baumeister in Rom, schäftsleuten
überwiegend ein gebirgiges Hochland, das nach O * 1556, † 1629; seit 1603 Bauleiter der Peterskirche, gebildete »So-
steil (vulkan. Gebirge, bis 2876 m), nach W die er mit dem Bau von Langhaus, Vorhalle und ciedade de Tu-
allmählich (Tafelland) zu den Küsten abfällt. Klima Fassade vollendete. rismo e Diver-
tropisch. Pflanzenwelt mit nur hier vorkommenden Madison [ˈmædɪsn], Hptst. von Wisconsin, USA, sões de Macau«
Arten; das Naturschutzgebiet Tsingy de Bemaraha 191 800 Ew.; Univ.; chem., Möbelind.; Flughafen. (STDM) die von
zählt zum UNESCO-Weltnaturerbe. – Die Bevölke- Mdras, Chennai [ˈtʃə-], Hptst. des ind. Staats Tamil der Kolonial-
rung besteht zu rd. 99 % aus Madagassen, daneben Nadu (früher M.), 3,8 Mio. Ew.; Univ., TH, Kultur-
macht Portugal
Franzosen, Inder u. a.; traditionelle Religionen, rd. mittelpunkt; Baumwollind.; Gerbereien; Hafen.
garantierte Kon-
45 % Christen, 7 % Muslime. – Wirtschaft: Anbau von Madrd, Hptst. Spaniens, 5,6 Mio. Ew. (Agglomera-
Reis, Maniok, Kartoffeln, Gemüse, für den Export tion); geistiger Mittelpunkt des Landes, 6 Univ., trolle über die
Kaffee, Vanille, Gewürznelken u. a.; Viehwirtschaft; Akademien, Forschungsinstitute, Gemäldegalerien Glücksspielin-
Fischerei.  auf Chrom, Graphit, Glimmer, (Prado), Museen, barocke Kirchen; Regierungs-, dustrie. 2002
kath. Erzbischofssitz; erfolgte unter
Metall-, Auto-, der Ägide der
Flugzeugind.; internat. Volksrepublik
. – In der Nähe El China die Libe-
→ Escorial, die Gärten ralisierung des
von Aranjuez. M. wurde Kasinomarktes.
1561 span. Königssitz.
So konnte auch
Madrigl das, 1) aus
»Las Vegas
Italien stammende lyr.
Sands«, ein Glo-
Form aus 6 bis 15 Versen,
7- bis 11-silbige Verse frei bal Player der
mischend. – 2)  urspr. Casinoindustrie,
kleines Hirtenlied; im in Macau Fuß
16./17. Jh. mehrstimmi- fassen. Das
ges Chorlied a cappella. »Sands Macau«
Maeterlinck [mɛtɛrˈlk], eröffnete 2004.
Maurice, belg. Dichter
frz. Sprache, * 1862,
† 1949; symbolist.
Dramen (u. a. »Pelleas
und Melisande«, 1893),
Lyrik, Prosa (u. a. »Das
Leben der Bienen«, 1901);
Nobelpreis 1911.
Mfia, urspr. polit.
Geheimbund in Sizilien,
Phosphate, Edelsteine; Wasserkraftwerke; Textil-, 1800–60 im Kampf gegen die Bourbonen bedeutsam;
Nahrungsmittel-, Leder-, Baustoff- u. a. Ind. nach 1943 als kriminelle Organisation wiedererstan-
Geschichte. Den Arabern seit dem 9. Jh. bekannt; 1500 den;  für organisierte Kriminalität.
von Portugiesen entdeckt, danach port., brit. und frz. Magalhães [magaˈʎãʃ], Fernão de, eingedeutscht
Stützpunkte; Anfang des 19. Jh. Herrschaft durch Magelln, port. Seefahrer, * 1480, † 1521; entdeckte
einheim. Kgr. Merina; das Gebiet wurde 1885 frz. 1520 die → Magellanstraße.
Protektorat, 1896 frz. Kolonie, 1946 Überseegebiet Mgdeburg, Hptst. von Sa.-Anh., kreisfreie Stadt an
der Frz. Union, 1958 selbstständige Rep. innerhalb der Elbe, am O-Rand der Magdeburger Börde,
der Frz. Gemeinschaft, 1960 unabhängige Rep. mit 227 500 Ew.; Univ., Fachhochschule, Theater, Zoo,
starken Bindungen zu Frankreich; zunächst Kulturpark Rotehorn; ev. und kath. Bischofssitz; 557
parlamentar. Demokratie, dann ab 1975 unter Maschinenbau, Metall-, chem., Lebensmittelind.;

Magdeburg M
M Magellan
558 Verkehrsknotenpunkt, . Bauten: Dom (11.–16. Jh.), Werkstoff der nahen Zukunft
roman. Liebfrauenkirche (11. Jh.); Konzerthalle. – 805 Mit einer Dichte von 1,74 g/cm3 ist Magnesium der
schon erwähnt, 968 durch Otto d. Gr. Erzbistum; leichteste verfügbare metallische Konstruktionswerk-
besondere Bedeutung erlangte sein Stadtrecht, das stoff. Aus Magnesiumlegierungen gefertigte Bauteile
weite Verbreitung im Osten fand. M. kam 1680 an haben bei gleicher Festigkeit im Vergleich zu Teilen
Brandenburg-Preußen; 1815–1944 war M. Hptst. der aus Aluminium oder Stahl einen Gewichtsvorteil von
preuß. Prov. Sachsen, 1952–90 des Bezirks M. der DDR. 40 bzw. bis zu 75 Prozent. Experten erwarten daher
Magelln → Magalhães, Fernão de. eine Steigerung des Magnesiumanteils in Automobi-
Magelln’sche Wolken, die 2 nach F. de Magalhães len von heute durchschnittlich unter 10 kg auf bis zu
benannten Sternsysteme außerhalb der Milchstraße; 100 kg je Fahrzeug bis 2020, um den Kraftstoffver-
am S-Himmel mit bloßem Auge sichtbar. brauch und die CO2 -Emissionen weiter zu senken.
Magellnstraße, 600 km lange Meeresstraße zw. dem Aufgrund der geringen Dichte, ihrer Fähigkeit zur
südamerikan. Festland und Feuerland, entdeckt von Abschirmung elektromagnetischer Strahlung, zur
F. de Magalhães. Schwingungsdämpfung und effektiven Wärmeabfuhr
Magen, sackartige Erweiterung des Verdauungskanals werden Magnesiumlegierungen zunehmend für
zw. Speiseröhre und Dünndarm, in der oberen Gehäuse elektronischer Geräte wie Kameras,
Bauchhöhle unter dem Zwerchfell. Der Eingang heißt Notebooks und Handys eingesetzt.
M.-Mund (Kardia), der durch einen Ringmuskel
verschließbare Ausgang ist der Pförtner (Pylorus).
Die Drüsen der M.-Schleimhaut liefern den M.-Saft, Magnt der, Gegenstand, von dem ein M.-Feld ausgeht.
der neben Schleim v. a. Salzsäure, Pepsin, Lipase und Ein Dipol-M. hat einen magnet. Nord- und Südpol;
Lab enthält. Durch die M.-Bewegungen (Peristaltik) auch die Erde verhält sich wie ein M. (→ Erdmag-
wird der M.-Inhalt gemischt und durch den Pförtner netismus); ihre M.-Pole liegen nahe den geograf.
von Zeit zu Zeit in den Darm entleert. Die M.-Verdau- Polen. Auf der gegenseitigen Anziehung von Nord-
ung einer gewöhnl. Mahlzeit dauert 2–3 Stunden. und Südpol beruht die Wirkung des M.-Kompasses.
Mghreb der, der westl. Teil der arabisch-muslim. magntische Flussdichte, magnet. Induktion,
magnetische FlussdichteMAGM

Welt, umfasst im Kern Tunesien, Algerien und Formelzeichen B, Feldvektor des magnet. Feldes;
Marokko, i. w. S. auch Libyen und Mauretanien. SI-Einheit: Tesla (T); im Vakuum das Produkt aus
Mag die, Zauber; Glaube, sich durch bestimmte magnet. Feldstärke H und magnet. Feldkonstante μ 0.
geheimnisvolle Handlungen, Zeichen und Formeln Magnetsmus der,  Bez. für Erscheinungen, die sich
MagnetismusMAGM

übernatürl. Kräfte dienstbar machen und mit ihnen auf Magnetfelder und auf Stoffe beziehen, die mit
ird. Ereignisse beeinflussen zu können. ihnen in Beziehung stehen; Eigenschaft eines
Magster der, alter akadem. Grad; im Zuge der Bildung Körpers, auf andere Körper, bes. Eisen, Kräfte
eines euorp. Hochschulraumes schrittweise durch auszuüben. Die kennzeichnenden Feldgrößen sind
europaweit einheitl. Studienabschlüsse (Bachelor, die magnet. Flussdichte (Induktion) und die
Master) ersetzt. magnet. Feldstärke; man kann sich ihre Richtung
Magistrt der, 1) im antiken Rom Bez. für die durch
Magistrat MAGM und Größe durch Feldlinien veranschaulichen. Der
Volkswahl verliehenen Ämter sowie deren Inha- M. beruht auf elektr. Strömen oder auf den Spins von
ber. – 2) leitende städt. Behörde in einigen dt. Ländern. Elektronen oder Atomkernen. Ein stromdurchflosse-
Mgma das, glutflüssiges Erdinneres. ner Draht erzeugt ein Magnetfeld, dessen Kraftlinien
Mgna Charta [-ˈkarta] die, wichtigstes altengl.
Magna Charta MAGM ihn kreisförmig umschlingen. Eine zylinderförmige
Staatsgrundgesetz und Grundstein der engl. stromdurchflossene Spule wirkt wie ein Stabmagnet.
Parlamentsverfassung; wurde 1215 dem König Der Bahndrehimpuls der Elektronen im Atom führt
Johann ohne Land von den aufständ. Baronen und der zum Dia-M., der Eigenschaft aller Stoffe in jedem
Kirche des Landes abgenötigt. Die M. C. fasste altes Aggregatzustand, in einem Magnetfeld eine dessen
Lehensrecht zusammen und enthielt Bürgschaften Richtung entgegengesetzte Magnetisierung
der persönl. Freiheit und des Eigentums. anzunehmen. Dieser sehr schwache, praktisch
Magnani [maɲˈɲaːni], Anna, ital. Schauspielerin, * 1908, temperaturunabhängige M. wird in vielen Stoffen
† 1973; Filme: »Rom – offene Stadt« (1945), »Die durch den stärkeren Para-M. überdeckt, der
tätowierte Rose« (1956). Eigenschaft, in einem Magnetfeld eine in Feldrich-
Magnt der, früher Angehöriger des hohen Adels in tung zeigende Magnetisierung anzunehmen; sie
Ungarn, in Polen des Senatorenstands. beruht auf dem Vorhandensein permanenter
magnet. Dipolmomente infolge unvollständig
Magnsium, Symbol Mg, chem. Element, besetzter Elektronenschalen. Diese Momente sind
silberweißes Leichtmetall, OZ 12, relative Atom- wegen der Wärmebewegung ungeordnet, in einem
masse 24,305, D 1,738 g/cm3, Fp 648,8 °C, Sp 1090 °C. Magnetfeld stellen sie sich aber bevorzugt parallel
Als Spurenelement ist M. unentbehrl. Bestandteil zur Feldrichtung ein. In manchen Festkörpern treten
des tier. und menschl. Organismus. Weit verbreitete beim Vorhandensein permanenter magnet.
M.-Minerale sind die M.-Silikate Serpentin, Olivin, Dipolmomente geordnete magnet. Strukturen auf,
Dolomit, Talk, Magnesit, Meerschaum, Asbest. auf denen Ferro-M., Antiferro-M. und Ferri-M.
Magnesiumhaltige Salze: Kieserit, Kainit, Carnallit. beruhen. Dieser Festkörper-M. tritt unterhalb einer
Gewonnen wird M. durch Schmelzflusselektrolyse, charakterist. Temperatur auf; bei höheren
verwendet in Feuerwerkssätzen, v. a. aber in M.- Temperaturen verhalten sich alle Festkörper
Legierungen für den Fahrzeug- und Flugzeugbau. paramagnetisch.
MAG
Mgneton das, physikal. Konstante, als deren
Vielfaches häufig magnet. Momente im atomaren
Mahnverfahren,  vereinfachtes Zivilverfahren zur
Geltendmachung von Geldansprüchen. Auf Antrag
MAI
und subatomaren Bereich angegeben werden. des Gläubigers stellt das Amtsgericht dem Schuldner
Magntschicht|speicher,  Speicher, bei denen einen Mahnbescheid zu. Erhebt der Schuldner
die Informationen in dünnen (einige 10 −3 mm) Widerspruch, so kommt es zur mündl. Verhandlung,
magnetisierbaren Schichten gespeichert werden (z. B. unternimmt er nichts und leistet auch nicht, erlässt
Magnetplatten-, Magnetbandspeicher, Diskette und das Gericht auf erneuten Antrag des Gläubigers den
Magnetkarte). Vollstreckungsbescheid, aus dem vollstreckt werden
Magntschwebebahn, Magntbahn, in magnet. kann (§§ 688 ff. ZPO).
Aufhängung schwebendes spurgeführtes Fahrzeug, Mhren, tschech. Mrava, histor. Gebiet in Mittel-
als unkonventionelles Schnell- und Nahverkehrs- europa, heute Landesteil der ČR. Seinen Kern bildet
mittel in Versuchsanlagen erprobt. In Dtl. erreichte das Becken der March und Thaya, das durch die Die um 1910
der Transrapid 1991 techn. Einsatzreife. Entwick- Böhm.-Mähr. Höhe von Böhmen, durch das Mähr. entstandene
lungsarbeiten auch in Japan und den USA. Gesenke von Schlesien, durch die Karpaten von der 9. Sinfonie
Magritte [maˈgrit], René, belg. Maler, * 1898, † 1967; Slowakei getrennt wird. Nach N hat M. durch die Gustav Mahlers,
Vertreter des verist. Surrealismus; stellte Dinge des Mähr. Pforte Verbindung zur Oder. Handelsmittel- hier die eigen-
Alltags durch irreale Zusammenfügungen punkt: Brünn. – Den german. Quaden folgten im 6. Jh.
händige Par-
verfremdet in neuen Zusammenhängen dar. die slaw. Morawer. Nach 800 entstand das Großmähr.
titurskizze zum
Magyren [-dʒ-], Madjren, ngarn, Volk im mittleren Reich; es erlag 906 den Ungarn. 1018 wurde M. mit
Donautiefland, zur finnougr. Sprachgruppe gehörig. Böhmen vereinigt, 1182 Markgrafschaft. Seit 1411 3. Satz, gilt als
Mahabhrata das, Nationalepos der Inder; verfasst teilte M. die Geschichte Böhmens. Gipfel der spät-
über einen langen Zeitraum, 400 v. Chr. bis 300 Maikäfer, Blatthornkäfer, dessen Larve (Engerling) romantischen
n. Chr., in Sanskrit. 3 bis 5 Jahre im Boden lebt (Wurzelschädling); der Kompositions-
Mahagni das, versch. trop. Edelhölzer, rotbraun mit
Mahagoni MAHM Käfer schadet durch Blattfraß. kunst. Mahler
Goldglanz. Mland, ital. Milno, zweitgrößte Stadt Italiens, Hptst. schrieb das
Mahtma, ind. Ehrentitel für bed. spirituelle Lehrer, der Lombardei, 1,3 Mio. Ew.; kath. Erzbischofs- Werk in Zeiten
z. B. für Gandhi. sitz, Univ., Handelshochschule, Polytechnikum, schwerer per-
Mahdi [ˈmaxdi, ˈmaːdi] der, der von den Muslimen Kunstsammlungen, Scala (Opernhaus). M. ist die sönlicher
erwartete Welt- und Glaubenserneuerer. 1881 gab wichtigste Ind.- und Handelsstadt (Messe, Banken) Schicksals-
sich Mohammed Achmed im ägypt. Sudan für den M. Italiens; Maschinen-, Textil-, Elektro-, Auto-, Lebens-
schläge: der Tod
aus. Seine Anhänger, die Mahdisten, wurden 1898 von mittel-, chem. Ind. Bedeutende Bauten: Dom, Santa
seiner Tochter,
H. H. Kitchener besiegt. Maria delle Grazie mit dem »Abendmahl« von Leo-
Mahfs [max-], Nagib, ägypt. Schriftsteller, * 1911, nardo da Vinci (Weltkulturerbe) u. a.; Verkehrskno- der Bruch mit
† 2006; war als Romancier Exponent der zeitgenöss. ten, drei internat. ; U-Bahn. – Kelt. Gründung, wur- der Wiener
ägypt. Literatur (»Die Midaq-Gasse«, 1947; »Das de 1162 als Haupt der lombard. Städte von Friedrich Staatsoper und
Hausboot am Nil«, 1966; »Miramar«, 1967). Barbarossa zerstört; 1277–1450 Herrschaft der Vis- seine schwere
Nobelpreis für Lit. 1988. conti. Er starb kurz nach Vollendung der Symphonie. Herzerkrankung.

Mhler, Gustav, österreichischer Komponist und


Dirigent, * 1860, † 1911. Mahler übte als Dirigent und
Operndirektor großen Einfluss auf das Musikleben
seiner Zeit aus. Er wirkte u. a. in Hamburg, Wien und
New York. Mit seinen zehn Sinfonien setzte er die Linie
Ludwig van Beethovens und die seines Lehrers Anton
Bruckner fort, wies aber durch die Erweiterung der
Harmonik bis zur Atonalität und das Experimentieren
mit räumlichen Klangwirkungen weit ins 20.
Jahrhundert hinein. Mahler komponierte auch Lieder
und Chorwerke, darunter u. a. die Liederzyklen »Des
Knaben Wunderhorn« bzw. die »Kindertotenlieder«.
In seiner Eigenschaft als Operndirektor leitete er
zahlreiche Neuerungen ein, u. a. die konzentrierte
Probenarbeit mit Sängern und Chor. Auch reformierte
er grundlegend die Präsentation der Bühnenwerke,
indem er eine neuartige Einheit von Inszenierung,
Dekoration und musikalischer Ausdeutung erreichte.
Luchino Visconti setzte u. a. Mahler ein Denkmal,
indem er ihn in seiner Filmversion vom »Tod in
Venedig« (1971) zum Vorbild für die Figur des Gustav
Aschenbach nahm.
ik
in der M u s
Da s B es te o te n.
in den N 559
s teh t nic h t Gustav M ah ler

Mailand M
M Mailer
560 Mailer [ˈmeɪlə], Norman, amerikan. Schriftsteller, Innenmin. in Sachsen; 2005–09 Bundesmin. für bes.
* 1923, † 2007; schrieb u. a. den Kriegsroman »Die Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts, seit
Nackten und die Toten« (1948), »Gnadenlos« (1979), 2009 Bundesmin. des Innern.
»Feinde« (1992). Majakwski, Wladimir Wladimirowitsch, russ.
Maillol [maˈjɔl], Aristide, frz. Bildhauer, * 1861, † 1944; Dichter, * 1893, † (Freitod) 1930; Futurist, verherr-
Stein- und Bronzeplastiken (v. a. weibl. Akte); auch lichte die bolschewist. Revolution.
Radier- und Holzschnittillustrationen (Vergil). Majdnek, Stadtteil von Lublin, Polen; 1943/44
Mn der, größter rechter Nebenfluss des Rheins, 524 natsoz. Vernichtungslager (ermordet wurden
km lang, entsteht bei Kulmbach aus dem Weißen M. mindestens 79 000, nach anderen Angaben zw.
(vom Fichtelgebirge) und dem Roten M. (vom O-Rand 250 000 und 360 000 Menschen, v. a. Juden).
der Fränk. Alb), mündet bei Mainz; ab Bamberg Majlika [nach der Insel Mallorca] die, bemalte und
schiff bar. Nebenflüsse: rechts Fränk. Saale, Kinzig, glasierte Tonwaren (→ Fayence).
Nidda, links Regnitz, Tauber. Als Schiff fahrtsver- Majorn, Mran der, Küchengewürz, Lippenblütler
bindung zur Donau dient der Rhein-Main-Donau-Groß- der Gattung Dost mit weißen bis hellroten Blütchen.
schifffahrtsweg (Eröff nung 1992).
Makken, Bez. für eine Gattung
meerkatzenartiger Affen mit etwa 20 Arten
in Süd- und Ostasien, Nordwestafrika und
auf Gibraltar. Körperlänge etwa 40–75 cm;
der Schwanz kann körperlang sein oder
ganz fehlen. Die Gestalt ist gedrungen, mit
kräftigen Extremitäten; bekannt ist
besonders der gelbrote Rhesusaffe.
Makrios III., orth. Theologe und Politiker
auf Zypern, * 1913, † 1977; seit 1950
Erzbischof, ab 1960 Staatspräs. Zyperns.
Makedni|en → Mazedonien.
Makkaber, jüd. Priestergeschlecht, nach
Judas Makkabäus († 161 v. Chr.) benannt;
erlosch 37 v. Chr. Simon der Makkabäer (142
bis 135 v. Chr.) beseitigte die syr. Herrschaft.
Japan- oder
Makrle die, Stachelflosser, Raubfisch im
Rotgesichts-
nördl. Atlantik und im Mittelmeer,
makaken leben
Speisefisch.
in den nörd- Makromolekle,  sehr große Moleküle Makromoleküle MAKM

lichen Hoch- überwiegend organ. Natur, mit Molekular-


gebirgsregionen massen ab etwa 10 000.
Japans und ha- Mkula|degeneration, Netzhautschädi-
ben mit langen gung im Bereich des gelben Flecks (Macula
und strengen lutea) mit der Folge einer zentralen
Wintern zu Sehstörung bei Erhaltung der peripheren
kämpfen. Damit Mnau, Insel im Bodensee, subtrop. Pflanzenwelt; im Sehfähigkeit; Sehschärfe stark herabgesetzt.
die Tiere in der Besitz des schwed. Königshauses. Mlabarküste, schmaler Küstenstreifen in
Maine [meɪn], Abk. Me., Küstenstaat im NO der USA, SW-Indien; fruchtbar (Pfefferanbau).
Kälte überleben
Maine MAIM

87 381 km 2, 1,32 Mio. Ew.; Hptst.: Augusta, größte Malacht der, grünes Mineral, bas. Kupfercarbonat;
können, haben
Stadt: Portland. Ackerbau (Kartoffeln), Viehwirt- u. a. zu Schmucksteinen, Vasen verarbeitet.
sie ein be- schaft; Forstwirtschaft (rd. 80 % der Fläche bewaldet), Maladet die, höchster Teil der Pyrenäen, im Pico de
sonders dickes Fischerei; Holz- und Papierind.; Fremdenverkehr. Aneto 3404 m hoch. Über die N-Abdachung verläuft
Fell. Darüber Mnz, Hptst. von Rheinl.-Pf., 196 425 Ew.; gegenüber
Mainz MAIM die frz.-span. Grenze.
hinaus haben der Mündung des Mains in den Rhein; Umschlag- Mlaga, span. Hafen- und Handelsstadt, am
sie eine pfi ffige hafen; kath. Bischofssitz, roman. Dom (11. Jh. bego- Mittelmeer, 547 100 Ew.; kath. Bischofssitz; Univ.;
Methode ent- nen); Univ., Fachhochschulen, Gutenberg-Museum maur. Burgruine; Ind. (Erdölraffi nerie, Eisenerzver-
wickelt, um sich u. a. Museen; Verw.-Sitz des Landkr. M.-Bingen; Sitz hüttung, Zucker, Baumwolle); Ausfuhr: Südfrüchte,
aufzuwärmen. In des ZDF. Maschinen-, Glas- u. a. Ind.; Wein- und Malagaweine. Fremdenverkehrszentrum.
heißen Quellen Sektkellereien. – Seit 13 v. Chr. röm. Militärlager. Malen, jungindones. Volk auf der Malaiischen
von 40 °C und Mogontiacum, wurde 747 Sitz eines Erzbistums, das Halbinsel und im westl. Indonesien; Muslime.
größte kirchl. und polit. Bedeutung erlangte. Die Malische Hlbinsel, Malkka, der südlichste Teil
mehr, die hier
Erzbischöfe waren Kanzler und später Kurfürsten Hinterindiens; gebirgig (bis 2 190 m hoch); durch die
überall an die
des Dt. Reichs. Das Erzbistum, zu dem Aschaffen- Malakkastraße von Sumatra getrennt. Der NW
Oberfläche tre- burg, Erfurt und das Eichsfeld gehörten, wurde 1803 gehört zu Birma, der NO und die Mitte zu Thailand,
ten, baden sie aufgelöst, 1821 als Bistum erneuert. der S zu Malaysia und zu Singapur. Haupthäfen:
stundenlang und Maizière [mɛˈzjɛːr], Thomas de, dt. Politiker (CDU), Singapur, George Town.
betreiben sozia- *1954; Jurist; Vetter von Lothar de M., 2001–02 Malischer Archipl, Australsien, Insulnde, zw.
Malaiischer Archipel MALM

le Fellpflege. Finanzmin., 2002–04 Justizmin. und 2004–05 SO-Asien und Australien liegende Inselwelt, mit den
MAI
Großen und den Kleinen Sundainseln, den Philippi-
nen, Molukken und kleineren Inselgruppen; der Rest
Am 16. 9. 1963 schlossen sich der Malaiische Bund,
Sarawak, Singapur (1965 ausgetreten) und Sabah zur
MAL
einer Asien und Australien verbindenden Landbrücke. Föderation M. zusammen. Min.-Präs.: Najib Abdul
Malkka → Malaiischer Archipel. Razak (seit 2009).
Malria die, Sumpffieber, eine fieberhafte Infektions- Maledven, Rep. im Ind. Ozean, umfasst die
krankheit, hervorgerufen durch einzellige gleichnamige Inselgruppe, 298 km 2, 309 000 Ew.
Sporentierchen (Protozoen der Gattung Plasmodi- (Mischvolk arab.-ind. und malaiischer Abstammung;
um), die beim Stich der Anophelesmücke in die Staatsreligion: sunnit. Islam); Hptst.: Male.
Blutbahn des Menschen gelangen, sich vermehren, in Amtssprache: Divehi. – 760 km lange Inselgruppe
die roten Blutkörperchen eindringen und sich dort bestehend aus 20 Atollen mit 1087 Koralleninseln
wieder vermehren. Mehrere Arten von Erregern mit (202 bewohnt) und Eilanden, nur rd. 2,5 m ü. M.
versch. Entwicklungsdauer: 48 Stunden (Fieberanfall aufragend; trop. Monsunklima. – Kokospflanzungen;
jeden 3. Tag, M. tertiana), 72 Stunden (Anfall jeden 4. bed. Tourismus; internat. : Hulule auf dem
Tag, M. quartana), 24 bis 48 Stunden (fast tägl. Anfall, Male-Atoll. – 1887 brit. Protektorat, 1965 unabhän-
M. tropica). Behandlung: spezif. Antimalariamittel; gig; Staats- und Min.-Präs.: M. Nasheed (seit 2008).
Vorbeugung: individuell durch prophylakt. Malerei, die vorrangig von der Farbe bestimmte
Arzneimitteleinnahme, allgemein durch Gewässer- Flächengestaltung, die aber auch räumlich-illusio-
sanierung und Mückenbekämpfung. nistisch angelegt sein kann; ihre Gestaltungen
Malaspnagletscher, Gletscher an der SW-Küste können gegenständlich, seit dem 20. Jh. auch
Alaskas, 3900 km 2. ungegenständlich sein. – Nach Malgrund und
Malwi, Rep. in SO-Afrika, am W-Ufer des Malawisees, Farbstoff unterscheidet man: Wand- (Fresko-),
118 484 km 2, 15,3 Mio. Ew.; Hptst.: Lilongwe. Tafel- (Tempera-, Öl-), Miniatur-M., Glas-M.,
Amtssprachen: Englisch und Chichewa. Präsidialver- Email-M., Aquarell-M., Gouache-M., Pastell-M. Nach
fassung von 1995. – Überwiegend Hochebenen dem Inhalt: Historien-, Landschafts-, Porträt-,
(1200–1400 m), die von Gebirgsmassiven überragt Architektur-, Stillleben-, Tier- und Genremalerei.
werden (Mlanjemassiv im S bis 3002 m); trop. Klima; Malwitsch, Kasimir, russ. Maler, Kunsttheoretiker,
Trockenwälder vorherrschend. – Bev.: meist Bantu; * 1878, † 1935; Mitbegründer der modernen Malerei
Religion: etwa 75 % Christen, rd. 20 % Muslime, (Suprematismus).
Anhänger traditioneller afrikan. Religionen. – Anbau Malherbe [maˈlɛrb], François de, frz. Dichter, * 1555,
von Mais, Maniok, Hülsenfrüchten; für den Export † 1628; 1605 an den frz. Hof berufen, forderte Strenge
Tabak, Tee, Zuckerrohr, Erdnüsse; Viehwirtschaft in der Versbildung, klare, allgemeinverständl.
(v. a. im N), bed. Holznutzung und Fischerei. – 1891 Sprache, Wegbereiter der klass. frz. Literatur.
brit. Protektorat, ab 1907 Njassaland gen., 1953–63 Mli, Rep. in W-Afrika, 1 240 192 km 2, 13,0 Mio. Ew.
mit Nord- und Südrhodesien Teil der Zentralafrikan. (Bambara, Fulbe; etwa 80 % Muslime); Hptst.:
Föderation, 1964 als M. unabhängig, 1966 Rep., bis Bamako. Amtssprache: Französisch. – M. reicht von
1994 herrschte Präs. H. K. Banda diktatorisch, der Oberguineaschwelle im S über das Nigerbecken
seitdem Mehrparteienstaat; gewählter Staatspräs. (Sahelzone) bis in die zentrale Sahara im N. Weite
wurde 2004 B. Mutharika. Ebenen und flache Becken, im NO das wüstenhafte
Malwisee, früher Njssasee, See in SO-Afrika, 706 m Bergland Adrar des Iforas (bis zu 1000 m); Feucht-
tief, 28 878 km 2; M.-Nationalpark (Weltnaturerbe). savanne im S, Trocken- und Dornsavannen bis zur
Malsia, Bundesstaat in SO-Asien, 329 847 km 2, 27,5 extrem ariden Wüste im N. – Anbau von Hirse, Mais,
Mio. Ew.; Hptst.: Kuala Lumpur, Reg.-Sitz Putrajaya; Maniok, Reis, für den Export Erdnüsse, Baumwolle,
Amtssprache: Bahasa Malaysia. Verfassung von 1963 Datteln, Zuckerrohr. Viehzucht; Fischerei.  auf
(mit Änderungen); konstitutionelle Wahlmonarchie; Gold und Phosphat; Salzgewinnung (Sahara);
das Staatsoberhaupt, der König, wird jeweils auf verarbeitende Ind.; Eisenbahn: Koulikoro–Bama-
5 Jahre aus dem Kreis der erbl. Herrscher (Sultane) ko–Dakar; internat. : Bamako. – Der Name M.
gewählt; Zweikammerparlament (Senat und stammt von dem islam. Reich M. im Gebiet des
Repräsentantenhaus). – M. umfasst den S-Teil der oberen Niger (größte Ausdeh nung im 13.–15. Jh.).
Malaiischen Halbinsel (West-M., Malaya) und den N 1904 Bildung der frz. Kolonie Soudan (Frz.-Sudan,
der Insel Borneo (Ost-M.). Zwei Drittel von M. sind Teil von Frz.-Westafrika), wurde 1958 autonome
gebirgig (Kinabalu auf Sabah bis 4101 m ü. M.); trop. Rep., 1960 als M. unabhängig, 1968–91 Militär-
Regenwald; innertrop. Klima. Die Bevölkerung regime unter M. Traoré, Mehrparteiensystem seit
besteht zu 65 % aus Malaien, rd. 26 % Chinesen, 8 % 1992; innere Konflikte mit Tuareg im N des Landes;
Inder. Rd. 60 % der Ew. sind Muslime, 9 % Christen, gewählter Staatspräs. wurde 2002 A. T. Touré.
ferner Hindus, Buddhisten u. a. – Die Wirtschaft lebt Malnke, Volk der Mande-Gruppe in W-Afrika;
von Kautschuk-, Palmöl- und Pfefferproduktion; Muslime; gründete das alte Reich Mali.
exportorientiert sind Kokospalmen-, Kakao- und Malipiro, Gian Francesco, ital. Komponist, * 1882,
Ananaskulturen; Anbau von Reis, Tee, Kaffee, † 1973; vereinte Anregungen der ital. Musik des
Zuckerrohr; Holzgewinnung; an den Küsten Fischerei. 17./18. Jh. mit modernen Stilelementen, schrieb Orches-
: Erdöl, Erdgas, Zinn, ferner Eisenerz, Bauxit, ter-, Chormusik und Opern (u. a. »L'Orfeide«, 1919–25).
Kupfer, Gold. Ind.: Aufbereitung von Kautschuk, Mallarm, Stéphane, frz. Dichter, * 1842, † 1898;
Mallarmé MALM

Metall-, chem. Ind., Elektronik, Fahrzeugbau, einflussreicher Vertreter des frz. Symbolismus, v. a.
Erdölverarbeitung. Ausfuhr: Erdöl, Elektronik- Lyrik (»Der Nachmittag eines Fauns«, 1876, vertont 561
erzeugnisse, Kautschuk, Zinn, Holz u. a. von C. Debussy).

Mallarmé M
M Malle
562 Malle [mal], Louis, frz. Filmregisseur, * 1932, † 1995; hoch (in Europa als Parkbaum selten höher als 50 m)
Vertreter der »Neuen Welle«: »Fahrstuhl zum mit säulenförmigem Stamm (Durchmesser bis 12 m).
Schafott« (1957), »Auf Wiedersehen, Kinder« (1987). Die ältesten bekannten Mammutbäume sind zw.
Mallorca [maˈjɔrka, span. maˈʎɔrka], größte Insel der 3000 und 4000 Jahre alt. Der Küsten-M. (Sequoia
span. Balearen; 3624 km 2, 758 800 Ew., gebirgig; Hptst. sempervirens) liefert Nutzholz.
und Haupthafen: Palma de Mallorca; Fremdenverkehr. Mmmuthöhle, fünfstöckiges riesiges Höhlensystem
Mlmö, Hafenstadt in S-Schweden, am Sund, in Kentucky, USA, südlich des Green River. Die
267 200 Ew.; Musikhochschule, Navigationsschule; bislang erforschten Gänge haben eine Gesamtlänge
Rathaus (1546); Maschinen-, Schiff bau, Textil-, von 591 km; Weltnaturerbe. 1941 wurde der
Zementind.; . 2000 wurde eine feste Verbindung Mammoth Cave National Park eingerichtet.
über den Öresund in Betrieb genommen. Man [mæn], brit. Insel in der Irischen See, 572 km 2,
Malpghi [-gi], Marcello, ital. Arzt, * 1628, † 1694; gilt als 75 000 Ew.; Hptst. Douglas; eigene Verfassung,
Begründer der mikroskop. Anatomie. Volksvertretung. Getreide-, Gemüsebau, Viehzucht,
Malraux [malˈro], André, frz. Schriftsteller, Politiker, Fischfang, Fremdenverkehr.
* 1901, † 1976; General im Span. Bürgerkrieg, Mangua, Hptst. und wichtigster Ind.-Standort von
Widerstandskämpfer; 1959–69 Kulturmin. Romane Nicaragua, am M.-See; 1,1 Mio. Ew.; kath. Erz-
(u. a. »So lebt der Mensch«, 1933), kunsttheoret. bischofssitz, zwei Univ., TU; internat. . 1931 und
Schriften, »Anti-Memoiren« (1967). 1972 durch Erdbeben z. T. zerstört.
Mlta, Staat und Insel im Mittelmeer, mit Nebeninseln
Malta MALM Manus, Hptst. des brasilian. Staats Amazonas,
316 km 2, 409 000 Ew.; Hptst. und Hafen: Valletta. 1,52 Mio. Ew.; Univ.; , Industrie.
Amtssprachen: Englisch, Maltesisch. – Parlamentar. Manchester [ˈmæntʃɪstə], Stadt in NW-England,
Rep. im Commonwealth. – Die Maltes. Inseln sind 394 300 Ew.; zwei Univ.; Kathedrale; Mittelpunkt der
Die Heimat der Reste einer Landbrücke zw. Sizilien und Nordafrika. engl. Baumwollind. und des -handels; Maschinen-,
Riesenmammut- Die Insel M. steigt pultschollenförmig von NO nach elektrotechn., elektron., chem. u. a. Ind.; Binnenhafen
bäume sind die SW bis 253 m ü. M. an und fällt steil mit einer am M.-Schiffskanal (58 km).
Westhänge der Kliff küste zum Meer ab. Der größte Teil ist Manchestertum [ˈmæntʃɪstə-; nach der Stadt
Sierra Nevada in verkarstet. – Werftind., Maschinenbau, Nahrungs- Manchester], Richtung des wirtschaftl. Liberalismus,
Kalifornien. Hier mittel-, Textil-, chem. Ind.; Tourismus. – M., urspr. für schrankenlosen Freihandel, gegen wirtschafts.-
kamen die Gi- phönik., dann karthag. Besitz, wurde 218 v. Chr. und sozialpolit. Eingriffe des Staats.
ganten einst in römisch, nach 395 n. Chr. oström. (byzantin.), fiel 870 Mandalay [mændəˈleɪ], Stadt in Birma, 553 000 Ew.;
an die Araber, gehörte 1091 bis 1530 zu Sizilien, dann Univ.; buddhist. Wallfahrtsort.
gewaltigen Be-
dem Johanniterorden (Malteserorden); seit 1800 Mandla, Nelson, südafrikan. Politiker, * 1918;
ständen vor.
Mandela MANM

britisch (1814 Kronkolonie; zunächst Flotten-, dann Rechtsanwalt, seit 1944 Mitgl. des African National
Mittlerweile sind Luftstützpunkt); seit 1964 unabhängiger Staat (ab Congress (ANC), 1952–60 ANC-Vizepräs., 1964–90
sie bis auf 10% 1974 Rep.). 2004 EU-Beitritt, am 1. 1. 2008 Einführung inhaftiert, wurde zur Symbolfigur des schwarzen
abgeholzt. Ihre des Euro. Staatspräs. seit 2009: G. Abela.
dicke Borke Maltser|orden → Johanniterorden.
schützt die Rie- Malthus [ˈmælθəs], Thomas Robert, brit. Nationalöko-
sen vor Wald- nom und Sozialphilosoph, * 1766, † 1834; Begründer
bränden. Die einer pessimist. Bev.-Theorie.
Hitze des Feuers Mlve die, 1) artenreiche Pflanzengattung, Kräuter mit
ist sogar nütz- gelappten Blättern und linsenförmigen Früchten; an
lich, sorgt sie Wegen, Zäunen: Wilde M., Weg-M., Sigmars-
wurz. – 2) weitere Pflanzenarten: Stock-M. (Stock-
doch dafür, dass
rose), Schön-M. u. a.
sich die Zapfen
Malz das, angekeimtes Getreide (Gerste, Roggen,
Malz MALM

öff nen und ihre Weizen) zur Bereitung von Bier und Spiritus. Zur
Samen massen- Bierherstellung wird die gekeimte Gerste noch gedarrt
haft entlassen. (getrocknet) und geröstet. M.-Bier, alkoholarmes,
Für sie herr- malzreiches Bier. M.-Kaffee, Kaffee-Ersatz aus
schen nach geröstetem Gersten-M. M.-Zucker, die Maltose.
Waldbränden Mamelcken, urspr. Militärsklaven, die 1260–1517 in
ideale Wachs- Ägypten herrschten. Auch nach der Eroberung
tumsbedingun- Ägyptens durch die Türken spielten die M. bis ins
gen: Das zu 19. Jh. in Politik und Verw. eine wichtige Rolle.
Asche verbrann- Mmmut das, ausgestorbene Elefantenart mit
rotbraunem langhaarigem Pelz und mächtigen,
te Unterholz
gebogenen Stoßzähnen, bis 4 m hoch, lebte in der
düngt den Bo-
Eiszeit im nördl. Asien und Europa. Im gefrorenen
den und lässt Boden Sibiriens fand man gut erhaltene Exemplare.
das Licht un-
gehindert bis Mmmutbaum, Gattung der Sumpfzypres-
auf den Wald- sengewächse; der Riesen-M. (Sequoiadendron
boden gelangen. giganteum) im westl. Nordamerika wird bis zu 135 m
MAL
Widerstandes gegen die Apartheid, 1990/91 erneut
Vizepräs., 1991–97 Präs. des ANC, 1994–99 Staatspräs.
tionskern, etwa ein Sandkorn oder einen Haifisch-
zahn. Darauf lagerte sich im Wasser gelöstes Metall
MAN
1993 Friedensnobelpreis (mit F. W. de Klerk). ab, neben Mangan auch Eisen, Nickel, Kupfer und
Mandelstm, Ossip Emiljewitsch, russ. Lyriker, * 1891, Kobalt. Das macht die faustgroßen schwarzen Bro-
† (in stalinist. Verbannung) 1938; herausragender cken heute zu möglichen Rohstofflieferanten – doch
Lyriker des 20. Jh. dafür müssen sie erst einmal aus 3 bis 5 km Tiefe
Mandolne die, lautenartiges Zupfinstrument mit geborgen und erforscht werden. Etliche Staaten
einem bauchigen, halb birnenförmigen Schallkörper, haben dafür Lizenzen von den Vereinten Nationen
einem kurzen Hals mit Bünden sowie einer nach erhalten, darunter auch Deutschland für ein
hinten schwach abgeknickten Wirbelplatte mit 75 000 km 2 großes Gebiet zwischen Hawaii und Me-
hinterständigen Schraubwirbeln. Die 4 Doppelsaiten xiko. Insgesamt, schätzen Experten, lassen sich hier
aus Metall in der Stimmung g–d1–a1–e2 werden mit 300 Millionen Tonnen Manganknollen abbauen – die
einem Plektron gespielt. enthaltenen Rohstoffe könnten mehrere Hundert
Mandrll der, Art der Hundsaffen in den Regenwäldern Milliarden Dollar wert sein.
W-Afrikas, mit großem Kopf, blauen Wangenwüls-
ten, Stummelschwanz, rotblauen Gesäßschwielen.
Mndschu, Volk tungus. Abstammung in O-Asien; Mängelhaftung, Gewährleistung,  gesetzl.
Mängelhaftung MäNM

eroberten 1644–60 China (Gründer des bis zum Ende Verpflichtung eines Schuldners, für Fehler der
des Kaiserreichs 1912 herrschenden Kaisergeschlechts, geschuldeten Leistung (Sach- und Rechtsmängel)
M.-Dynastie). Sie gingen im Chinesentum auf. einzustehen; wichtig beim Kauf-, Miet-, Werkver-
Mandschur die, Landschaft im NO Chinas, zw. dem
Mandschurei MANM trag. Rechte des Gläubigers sind Nacherfüllung,
Amur im N und dem Gelben Meer im S, im W bis zum Rücktritt vom Vertrag oder Minderung und
Großen Chingan und im O bis zum Ussuri und Yalu. Schadensersatz. M. wird durch Mängelrüge geltend
Kernlandschaft ist die von Hochgebirgen umrahmte gemacht.
mandschur. Ebene, vom Sungari nach NO und dem Mangrvengewächse, Gehölze, die im Gezeiten- Mangrovengewächse MANM

Liao He nach SW durchflossen. Landwirtschaft;  bereich trop. Küsten wachsen; haben Stütz- und
(Kohle, Eisen, Zink, Bauxit); Stahl- u. a. Ind. – Die Atemwurzeln. Aus den Früchten sprossen Keimlinge,
Mandschu einten das Gebiet im 16. und 17. Jh. und die vor dem Abfallen eine massive, lange Keimwurzel
eroberten 1644–60 China. 1900 von den Russen entwickeln.
besetzt, 1905 in ein russ. und ein jap. Einflussgebiet Manhattan [mænˈhætn], Stadtteil New Yorks, auf der
aufgeteilt, 1917 faktisch selbstständig. 1931 gleichnamigen Strominsel; Sitz der UNO.
errichtete Japan den Staat »Mandschukuo«. Seit 1946 Manicher, Anhänger der von Mani aus Babylonien
Manichäer MANM

Basis für die kommunist. Eroberung Chinas; seit († 277 n. Chr. im Gefängnis) um 242 gestifteten
1949 Teil der VR China. Religion, des Manichäismus. Seine aus altpers. und
Manssische Handschrift, Große Hdelberger christl. Vorstellungen gebildete Lehre stellte ein
Liederhandschrift, Sammelhandschrift mhd. Reich des Lichts und ein Reich der Finsternis
Minnedichtung, benannt nach dem Sammler einander gegenüber; erlebte ihren Höhepunkt
Rüdiger Manesse († 1304) und dessen Sohn; im 4. Jh.
entstanden in Zürich zw. etwa 1300 und 1340; mit Maniersmus der, Epochenbegriff für die Spätrenais-
137 ganzseitigen Bildern. Seit 1888 in der Heidel- sance (1520–1600). Stilmerkmale: Auflösung des
berger Universitätsbibliothek. Statischen zugunsten von Bewegungsabläufen;
Manet [maˈnɛ], Édouard, frz. Maler, * 1832, † 1883; Neigung zu zentrifugal angelegten Kompositionen
wurde mit seiner flächigen Malweise, die den anstelle der von der Hochrenaissance bevorzugten
Eigenwert der Farbe betont, zu einem Wegbereiter Zentrierung; Verformung der Figur zur Ausdrucks-
des Impressionismus. steigerung. Der M. führte zu kühlem Formalismus
Mnga [jap. »Zufallsskizzen«] das oder der, (hand- (G. Parmigianino, A. Bronzino, B. Cellini, B. Amma-
lungsreicher) Comic aus Japan. nati), auch zu gesteigertem seelisch-religiösem
Ausdruck (Tintoretto, El Greco).
Mangn, Symbol Mn, chem. Element, eisenähnl.
Mangan MANM Manla, Hptst. der Philippinen, im W der Insel Luzon,
Schwermetall; Ordnungszahl 25, relative Atommasse 2,17 Mio. Ew. (Agglomeration 12 Mio.); mehrere Univ.;
54,9380, Schmelzpunkt 1245 °C, Siedepunkt 2061 °C. vielseitige Ind.; Kathedralen, Klöster, Kirchen
M. ist nach Eisen das häufigste Schwermetall und (Weltkulturerbe); wichtigster Hafen und Verkehrs-
kommt in der Natur nie gediegen, sondern nur in Ver- knotenpunkt des Landes; internat. .
bindungen vor. Als Spurenelement findet es sich in Manik der, Mnihot, Kassve, trop. amerikan.
fast allen Böden sowie häufig im Grundwasser. Wolfsmilchgewächs; auch in allen Tropen angebaut;
Große Manganmengen stecken in den marinen Wurzelknollen dienen nach dem Auskochen des
Manganknollen. Als essenzielles Spurenelement Blausäuregifts als Nahrungsmittel (M.-, Mandioka-,
kommt M. in allen lebenden Zellen vor und spielt Kassavemehl); das verfeinerte Mehl heißt Tapioka.
eine wichtige Rolle bei der Fotosynthese. mnisch-depressve Erkrankung, bipolare
Störung, psych. Störung, bei der man. Zustände
Trüffel aus dem Meer (gesteigertes Selbstgefühl, Rede- und Bewegungs-
Zur Entstehung brauchten sie Millionen Jahre: drang) mit depressiven (Schwermut, Entschlussunfä-
Manganknollen, die weltweit auf den Meeresböden higkeit) abwechseln; dazwischen liegen Zeiten psych. 563
zu finden sind, bildeten sich um einen Kristallisa- Gesundheit.

manisch-depressive Erkrankung M
M Manitoba
564
Die ohnehin
enormen physi-
schen Belastun-
gen, die ein Ma-
rathonlauf mit
sich bringt, wer-
den noch ge-
steigert, wenn
man das Ge-
schehen in alpi-
nes Gelände
verlagert. So
müssen die Läu-
fer und Läufer-
innen beim
Jungfrau-Ma-
rathon in der
Schweiz 1829 Manitoba [mænɪˈtəʊbə], Prov. in Mittelkanada, »Joseph und seine Brüder« (4 Teile, 1933–43), »Lotte
Höhenmeter 647 797 km 2, 1,18 Mio. Ew.; Hptst. Winnipeg. in Weimar« (1939), »Doktor Faustus« (1947), »Der
überwinden. Getreideanbau (Weizen), Forstwirtschaft, Fischerei; Erwählte« (1951), »Bekenntnisse des Hochstaplers
Der höchste  auf Nickel, Kupfer, Gold, Zink, Silber, Erdöl; Felix Krull« (Teil 1, 1954); Novellen: »Tonio Kröger«
Punkt (2205 m) Industrie. (1903), »Tristan« (1903); »Der Tod in Venedig« (1912);
Mnitu, bei den Algonkin der Name einer allen Essays. Nobelpreis 1929.
wird erst kurz
Dingen und Naturerscheinungen innewohnenden Mnna das, 1) essbare, zuckerreiche pflanzl. oder tier.
vor dem Ziel er-
Kraft. Absonderungen, z. B. der M.-Esche. – 2) Theologie:
reicht. Mnkell, Henning, schwed. Schriftsteller, * 1948. das »Himmelsbrot«, mit dem Gott die Israeliten in
Durch seine zahlreichen Kriminalromane um den der Wüste speiste (2. Mos. 16, 4 ff.).
eigenbrötlerischen Kommissar Wallander wurde Mnnesmann, Reinhard, dt. Techniker und
Henning Mankell in aller Welt bekannt. Schweden ist Industrieller, * 1856, † 1922; entwickelte mit seinem
für den Träger des Deutschen Krimi- und Bücher- Bruder Max (* 1857, † 1915) Verfahren zur Herstellung
preises aber nur noch die alte Heimat, denn Mankell nahtloser Rohre (M.-Verfahren), mit drei weiteren
lebt die meiste Zeit des Jahres in Mosambik. In der Brüdern Gründer der Mannesmann AG, die heute zu
Hauptstadt Maputo leitet er seit 1986 das Teatro Vodafone AirTouch plc. gehört.
Avenida, mit dessen Ensemble Mankell das Bild einer Mnnheim, Stadt in Bad.-Württ., 307 500 Ew., an der
gerechteren Gesellschaft entwirft. Sein gesellschafts- Mündung des Neckars in den Rhein; Schloss
politisches Engagement geht indes weit über die (1720–60); Theater, Museen, Univ. u. a. Hochschulen;
Bühne hinaus. Mankell tritt vehement für die Rechte bed. Binnenhafen, Ind. (Maschinen-, Fahrzeugbau,
der Palästinenser ein und greift auch Missstände in Elektrotechnik, metallverarbeitende, chem.,
Afrika in mehreren Romanen auf. feinmechan. und opt. Ind.), Verlage. M. wurde 1606
Mnn, 1) Golo (Gottfried Angelo), Sohn von 4), dt.
Mann MANM gegr. (1607 Stadtrecht), 1720 Residenz der Kurpfalz,
Historiker, * 1909, † 1994; »Dt. Geschichte des 19. und kam 1802 an Baden.
20. Jh.« (1958), »Wallenstein« (1971). – 2) Heinrich, Manomter das, Vorrichtung zum Messen des Drucks
dt. Schriftsteller, Bruder von 4), * 1871, † 1950; von Gasen und Flüssigkeiten.
emigrierte 1933; umfangreiches literar. und Mansart [mãˈsa:r], 1) François, * 1598, † 1666; Vertreter
publizist. Werk, u. a. satir. Romane auf die der frühen klassizist. Periode des frz. Barock
wilhelmin. Gesellschaft (»Professor Unrat«, 1905; (Classicisme). – 2) Jules, eigtl. Hardouin-M. [arˈdwẽ-],
»Der Untertan«, 1918); Hauptwerk ist der 2-bändige Großneffe von 1), * 1646, † 1708; ab 1674 Hofarchitekt
histor. Roman »Die Jugend des Königs Henri Quatre« Ludwigs XIV.; klass.-gemäßigter Barockstil
(1935) und »Die Vollendung des Königs Henri (Classicisme), u. a. Invalidendom in Paris (1677–1706).
Quatre« (1938); auch Novellen und Essays (»Ein Mansfield [ˈmænsfi:ld], Katherine, brit. Erzählerin,
Zeitalter wird besichtigt«, 1945). – 3) Klaus, dt. * 1888, † 1923; Kurzgeschichten.
Schriftsteller, Sohn von 4), * 1906, † (Freitod) 1949; Mansr, Mohammed Ibn Abi Amir al-M., bei den
emigrierte 1933; Romane, u. a. »Mephisto« (1936), Christen Almnsor, Reichsverweser für den span.
»Der Wendepunkt« (zuerst englisch 1942) Omaijadenkalifen Hischam II., * 938, † 1002;
u. a. – 4) Thomas, dt. Schriftsteller, Bruder von 2), erweiterte die Machtstellung des Islam in Spanien.
* 1875, † 1955; seit 1934 in der Schweiz, 1939–52 in Mntas Pl., Mnta|rochen, Teufelsrochen, Familie der
den USA. Bürgerl. Niedergang und Künstlerdasein, Rochen, mit flachem Körper, breiter als lang;
der Mensch in seiner Gebrochenheit zw. Leben und Riesen-M. bis 6 m breit und 2 t schwer.
Geist werden in seinen Romanen und Novellen mit Mantegna [manˈtɛɲɲa], Andrea, ital. Maler, Kupfer-
meisterl. Sprachbeherrschung behandelt. Romane: stecher, * 1431, † 1506; Meister der oberital.
»Buddenbrooks« (1901), »Der Zauberberg« (1924), Frührenaissance; Hofmaler in Mantua.
MAN
Manteltarifvertrag, Tarifvertrag, der die Arbeits-
bedingungen regelt, die keiner häufigen Änderung
Mrbach am Nckar, Stadt in Bad.-Württ.,
15 100 Ew., am Neckar; Geburtsort Schillers;
MAR
unterliegen, z. B. Arbeitszeit, Urlaub. Schiller-Nationalmuseum und Dt. Literaturarchiv
Mantsse die,  die Ziffern nach dem Komma eines Marbach, Sitz der Dt. Schillergesellschaft, Literatur-
Logarithmus. museum der Moderne; Lederfabrik, Weinbau.
Mntua, ital. Mntova, Stadt in Oberitalien, am Mincio, Marblla [-ʎ-], Stadt an der Costa del Sol, Spanien,
55 500 Ew.; Museum; Handel, Ind. In M. herrschten 84 100 Ew.; Fremdenverkehr; Jachthafen.
1328–1708 die Gonzaga. Mrburg, Krst. in Hessen, 78 500 Ew.; Univ. (gegr. 1527);
Mnuel I. Komnens, Kaiser von Byzanz 1143–80; chem., pharmazeut., elektron. Industrie. Got.
unterwarf 1151 Serbien, suchte vergeblich Friedrich I. Elisabethkirche mit Grabmal der hl. Elisabeth. – Auf
aus Italien zu verdrängen. dem Schloss 1529 erfolgloses Religionsgespräch zw.
Mnytschniederung, Senke nördl. des Kaukasus zw. Luther und Zwingli.
Asowschem und Kasp. Meer, gilt als Teil der Grenze Mrburger Bund, 1947 gegr. Vereinigung der
zw. Asien und Europa. angestellten und beamteten Ärzte in Deutschland.
Manzni, Alessandro, ital. Dichter, * 1785, † 1873; Mrc, Franz, dt. Maler, * 1880,  1916; gehörte dem
Romantiker; Hymnen, Trauerspiele, geschichtl. »Blauen Reiter« an; Tierbilder von zunehmend
Roman »Die Verlobten« (1827); Dramentheorie. abstrakter Art.
Manz, Giacomo, ital. Bildhauer, * 1908, † 1991; figürl. Marceau [marˈso], Marcel, frz. Pantomime, * 1923,
Bronzeplastiken; Bronzetür des Salzburger Doms † 2007; gilt als Schöpfer und bedeutendster Mit ihren Silhou-
und des Petersdoms in Rom. Repräsentant der modernen Pantomime. ettenfilmen wur-
Mari Pl., die Ureinwohner Neuseelands, ein Volk der Mrch die, tschech. und slowak. Mrava, Hauptfluss de Lotte Rei-
Polynesier. Mährens, 358 km, mündet bei Bratislava in die Donau. niger berühmt.
Mao Tse-tung, Mao Zedong, chin. Politiker, * 1893, Dafür fertigte
† 1976; 1921 Mitgründer der KP Chinas, die während Märchen, von dem mhd. maere »Kunde, die Scheren-
des → Langen Marsches endgültig unter seine Nachricht« stammende Bez. für eine fantast. schnittkünst-
Führung kam. 1947–49 eroberte er von der Erzählung, die an Ort und Zeit nicht gebunden ist;
lerin aus Karton
Mandschurei aus das chin. Festland, rief 1949 die VR urspr. ein mündlich überliefertes, gelegentlich an
und Blei Silhou-
China aus; 1954–59 Staatspräs.; bestimmte als Vors. alte Mythen anknüpfendes Erzählgut der Volks-
des ZK (seit 1945) die Politik Chinas; initiierte die poesie (Volks-M.) oder die Dichtung eines einzelnen ettenfiguren mit
Politik des »Großen Sprungs nach vorn« (1958–61) Verfassers (Kunst-M.). Nach Art der Handlung werden beweglichen
und die »Große Proletar. Kulturrevolution« versch. M.-Typen unterschieden: Tier-M., Zauber-M., Gliedern, die sie
(1966–69). Maoismus: seine Interpretation des Feen-M., Lügen-M. u. a. Die europ. M.-Tradition ist für die Verfil-
Marxismus-Leninismus. stark vom Orient beeinflusst. Seit dem 16. Jh. wurden mung von Mär-
Mappus, Stefan, dt. Politiker (CDU), * 1966; Wirt- M. (oft in Zyklen), z. T. nach mündl. Quellen chen nutzte.
schaftswissenschaftler; in Bad.-Württ. 2004–05 Min. aufgezeichnet (in Italien von G. Basile, in Frankreich Ihre Grimm-
für Umwelt und Verkehr, 2005–10 Vorsitzender der von C. Perrault); entscheidend für die Gestalt der dt. Interpretation
CDU-Landtagsfraktion, seit 2010 Min.-Präs. Volks-M. war die Sammlung der Brüder J. und W. »Das tapfere
Mapto, bis 1976 Lourenço Marques [loˈrsu ˈmarkɪʃ], Grimm. Bed. dt. Dichter von Kunst-M. sind u. a.
Schneiderlein«
Hptst. von Mosambik, am Ind. Ozean, 1,1 Mio. Ew.; C. Brentano, W. Hauff, E. T. A. Hoffmann, heraus-
gewann auf der
Erzbischofssitz; Univ., Forschungsinstitute, Museum, ragend auch die M. des Dänen C. Andersen.
Biennale in Ve-
Erdölraffinerien; Bahnlinien nach Südafrika, Mrchfeld, Ebene zw. Donau und March, Österreich;
Simbabwe und Swasiland; ; internat. . Erdölfelder, Erdgaslagerstätten. 1278 besiegte hier nedig 1955 den
Mrabu der, aasfressender Storchvogel in Afrika, Rudolf von Habsburg Ottokar II. von Böhmen. »Silbernen Del-
Indien; mit nacktem Kopf, Hals und Kropfsack. Mrcks, Gerhard, dt. Bildhauer, Grafiker, * 1889, † 1981; phin«, den
Maracaibo [-ˈkao], zweitgrößte Stadt Venezuelas, figürl. Plastiken, Tierdarstellungen; Zeichnungen, 1. Preis für den
1,61 Mio. Ew.; zwei Univ.; Industriezentrum; Holzschnitte. besten Kurzfilm.
Schiffbau, Erdölraffinerien.
Maracja, orangeroter Saft aus granatapfelähnl.
Früchten der Passionsblumenart Purpurgrenadilla
(Passiflora edulis) aus dem trop. Amerika.
Marais [maˈrɛ], Jean, eigtl. J. Alfred Villain-M., frz.
Schauspieler, * 1913, † 1998; v. a. in Bühnen- und
Filmwerken von J. Cocteau.
Marañon [-ˈɲɔn] der, ein Hauptquellfluss des
Amazonas, 1414 km lang.
Marat [maˈra], Jean Paul, einer der radikalsten Führer
der Frz. Revolution, * 1743, † (ermordet) 1793.

Mrathon, altgriech. Ort an der O-Küste von


Attika; der Sieg der Athener über die Perser 490
v. Chr. wurde nach Athen gemeldet durch den »Läufer
von M.«. Daher M.-Lauf, der den längsten olympi-
schen leichtathlet. Laufwettbewerb über 42 195 m 565
bezeichnet. Der Halb-M. geht über die halbe Distanz.
M Marconi
566 Marcni, Guglielmo, ital. Ingenieur und Physiker, Mara, Herrscherinnen:
* 1874, † 1937; erhielt für Pionierleistungen auf dem England. 1) M., die Kathlische oder die Blutige,
Gebiet der drahtlosen Nachrichtenübertragung 1909 Königin ab 1553, * 1516, † 1558;  mit Philipp II. von
den Nobelpreis für Physik. Spanien; verfolgte die Protestanten.
Mrcos, Ferdinando Edralin, philippin. Politiker, Frankreich. – 2) M. von Medici, Königin, * 1573,
* 1917, † 1989; 1965–86 diktatorisch regierender † 1642,  1600 mit Heinrich IV.; wurde 1610 Regentin
Staatspräsident. für Ludwig XIII., musste als Gegnerin Richelieus 1631
Marcse, 1) Herbert, amerikan. Philosoph dt. ins Ausland fliehen. – 3) Marie Antoinette, Königin,
Herkunft, * 1898, † 1979; seit 1934 in den USA, übte Tochter von 5), * 1755,  1770 mit Ludwig XVI., 1793
scharfe Kritik an den gesellschaftl. Zuständen in den enthauptet. – 4) Marie Louise, Kaiserin, Tochter des
westl. Ländern. – 2) Ludwig, dt. Kritiker, Philosoph österr. Kaisers Franz II., * 1791, † 1847,  1810 mit
und Journalist, * 1894, † 1971; 1933–62 in Frankreich Napoleon I.; seit 1815 Herzogin von Parma.
und den USA, schrieb über G. Büchner, A. Strindberg, Österreich. – 5) M. Thersia, * 1717, † 1780; Erbtochter
H. Heine, S. Freud u. a.; philosoph. Abhandlungen. Kaiser Karls VI., Erzherzogin von Österreich, Königin
Marder der, Familie der Raubtiere mit gestrecktem von Böhmen und Ungarn (seit 1740), seit 1736  mit
Leib, kurzen Beinen und dichtem, feinem Fell; gute dem späteren Kaiser (seit 1745) Franz I. aus dem Haus
Kletterer. Baum-M. oder Edel-M., bis 45 cm lang, Lothringen; übernahm 1740 die Reg. der habsburg.
braun, Kehle und Brust gelb; Stein-M. oder Haus-M., Erblande, die sie im Österr. Erbfolgekrieg behauptete;
45 cm, graubraun, Kehle und Brust weiß; Zobel, mit verlor Schlesien an Friedrich d. Gr. (→ Siebenjähriger
orangefarbenem Kehlfleck. Die Stink-M. haben Krieg). Seit 1765 war ihr Sohn Joseph II. Mitregent. Im
Stinkdrüsen am After. Zu ihnen gehören der Iltis und Innern führte sie wichtige Reformen durch.
das Frettchen; Wiesel, 20 cm, rostbraun-weiß, im Schottland. – 6) M. Stuart, Königin 1542–68, Tochter
Winter manchmal weiß; Hermelin oder Großes Jakobs V. von Schottland, * 1542; heiratete 1558 den
Wiesel, 30 cm, im Sommer braun-weiß, im Winter späteren König Franz II. von Frankreich, 1565 Lord
weiß (Schwanzspitze schwarz), bes. in Sibirien, Darnley, 1567 dessen Mörder Lord Bothwell; floh 1568
Nordamerika; Nerz, Sumpftier mit wertvollem Pelz. nach England; von Elisabeth I. gefangen gehalten,
Zu den M. gehören auch Dachs, Otter, Stinktier. 1587 hingerichtet. – Drama von Schiller (1801).
Mrduk, urspr. Stadtgott von Babylon, stieg Mara Lch, Benediktinerabtei am Laacher See,
allmählich zum Reichsgott auf (um 1700 v. Chr.). gegr. 1093, mit roman. Kirche.
Margarte, Herrscherinnen:
Dänemark. 1) M. I., Königin von Dänemark, Mara Magdalna, Mara von Mgdala,
Norwegen, Schweden ab 1387/89, * 1353, † 1412; Frauengestalt des N. T.; nach Lk. 8, 2 eine der
schloss 1397 die Kalmarer Union. – 2) → Margrethe II. galiläischen Frauen, die Jesus und seine Jünger
Navarra. – 3) M. von Angoulême oder von Navrra, begleiteten. Sie war bei der Kreuzigung und dem
* 1492, † 1549,  mit König Heinrich von Navarra; Begräbnis Jesu anwesend (Mt. 27, 56 ff.; Mk. 15, 40 ff.;
stand den Reformierten nahe; Autorin der Novellen- Joh. 19, 25) und nach Joh. 20, 11–18 die erste Zeugin
sammlung »Heptaméron« (1559). seiner Auferstehung. Die Wertschätzung, die ihr als
Niederlande. – 4) M. von Prma, Generalstatthalterin Vermittlerin der authent. Lehre Jesu beigemessen
der Niederlande 1559–67, * 1522, † 1586; unter ihr wurde, hat sich u. a. in Apokryphen des N. T.
begannen die Unruhen in den Niederlanden. niedergeschlagen.
Tirol. – 5) M. Mltasch, Gräfin von Tirol (seit 1335),
* 1318, † 1369; überließ Tirol 1363 den Habsburgern. Die Sünderin als Glaubenszeugin
Marge [marʒə] die, Differenz zw. Kursen, An- und Maria aus Magdala ist die selbstständigste Frau des
Verkaufspreisen, vorgegebenen Ober- und Unter- Neuen Testamentes. Sie wird nicht wie die anderen
grenzen sowie Soll- und Habenzinsen. über einen Mann identifiziert, was dafür spricht,
Margrthe II., dän. Königin (seit 1972), * 1940,  (seit dass sie unverheiratet war. In der christlichen
1967) mit Graf Henri de Laborde de Monpezat Tradition gilt sie seit Gregor I. jedoch als »Sünderin«,
(seitdem Prinz Hendrik von Dänemark). die Jesus salbte (Lk. 7, 37–50). Denn Magdala am See
Mara, hebr. Mrjam, Ehrennamen Unsere Liebe Frau, Genezareth war bekannt für seine Prostituierten,
Mutter Gottes, Heilige Jungfrau, Mutter Jesu, von und das wallende, offene Haar, mit dem Maria immer
allen Christen verehrt. Nach dem N. T. empfing sie wieder dargestellt wird, ist das Kennzeichen dieser
Jesus durch das Wirken des Hl. Geistes; sie wurde Frauen. Jesus trieb ihr die Dämonen aus, sie folgte
»unbefleckt« empfangen (kath. Dogma von 1854): Im ihm und stand unter seinem Kreuz, als die meisten
Schoß ihrer Mutter Anna blieb sie vor dem Makel der anderen Jünger geflohen waren. Ihr erschien der
Erbsünde bewahrt. Die ev. Theologie erkennt die Auferstandene als Erster und sie trug seine Botschaft
besondere Stellung M.s als der Mutter Jesu an, an die Jünger weiter. Als Apostel wurde sie deshalb
verwirft allerdings die Ausgestaltung der kath. schon in der Urkirche verehrt.
Lehrtradition und betont M., an Luther anknüpfend,
als großes Vorbild des christl. Glaubens. – M. ist
neben Christus das häufigste Thema der christl. Marinen, Inselgruppe Mikronesiens, 16 Inseln, ab
Kunst, in bibl. Szenen, Szenen aus dem Marienleben 1565 spanisch; 1899 an das Dt. Reich, 1920 jap.
sowie als Einzelfigur, meist mit Kind, aber auch z. B. Mandatsgebiet, 1947 Treuhandgebiet der USA, seit
als Mater dolorosa, Schutzmantelmadonna und 1978 als »Commonwealth of the Northern Mariana
thronende Himmelskönigin. Islands« (Nord-M.; 457 km 2, 69 200 Ew., ohne Guam)
TSCHE MAR KEN -
MARKE N DEU MAR
SCHWIERIGKEITEN MAR
UNTERNEHMEN IN
UNTERNEHMEN SITZ PRODUKT/BRANCHE GRÜNDUNGSJAHR AKTUELLE LAGE

AEG Frankfurt/M. Elektrogeräte 1883 1996; Auflösung


Babcock-Borsig Berlin Maschinen, Dampfloks 1837 2004/05; Insolvenz und Übernahme
Beck Bremen Brauerei 1873 2002; Übernahme
Grundig Nürnberg Unterhaltungselektronik 1930 2003; Insolvenz
Hanomag Hannover Maschinenbau 1871 1984; Konkurs
Karmann Osnabrück Automobilbau 1901 2009; Insolvenz und tlw. Übernahme
Karstadt Essen Warenhauskette 1881 2010; Übernahme
Märklin Göppingen Spielzeug 1859 2009; Insolvenz und Weiterführung
Pfaff Kaiserslautern Nähmaschinen 1862 2008; Insolvenz und Übernahme
Quelle Fürth Versandhaus 1927 2009; Liquidation
Rosenthal Selb Porzellan 1879 2009; Übernahme
Schiesser Radolfzell Unterwäsche 1875 2009; Insolvenz und Weiterführung
Wolf-Garten Betzdorf Gartengeräte 1922 2009; Übernahme
Woolworth Frankfurt/M. Einzelhandel 1927 2009/10; Insolvenz und tlw. Übernahme
Zündapp Nürnberg Maschinen, Motorräder 1917 1984; Konkurs

mit den USA assoziiert. Am O-Rand der M.-Graben, nach Afrika, eroberte aber 87 Rom zurück, wo er
bis 11 034 m tief. blutige Rache nahm.
Mribor, dt. Mrburg, Stadt in Slowenien, an der Drau, Mark die, 1) urspr. altdt. Gewicht, war vom 11. Jh.
113 000 Ew.; kath. Bischofssitz; Univ.; Fahrzeug-, bis 1857 ein dt. Münzgrundgewicht (Kölner M. =
Maschinen- und Gerätebau, Nahrungsmittel- u. a. 233,85 g). – 2) Währungseinheit des Dt. Reichs
Ind.; internat. . 1871–1923, Abk. M; 1923 gefolgt von der Renten-M.,
Mri El, Teilrep. Russlands, an der mittleren Wolga,
Mari El MARM 1924–48 von der Reichs-M. (RM). 1948 bis zur Ein-
23 375 km 2, 700 000 Ew. (Russen, Mari, Tataren u. a.); führung des Euro (1999/2002) galt in der Bundesrep.
Hptst. Joschkar-Ola; metall- und holzverarbeitende, Dtl. die Dt. M. (DM). In der DDR hieß die Währung
Nahrungsmittelind.; Getreide-, Flachs-, Gemüseanbau. nach 1948 zunächst Dt. M. (DM), 1964–67 M. der
Marenbad, tschech. Mariánské Lázně [ˈmarjaːnskɛː Dt. Notenbank (MDN), 1968–90 M. der DDR (M).
ˈlaːznjɛ], Kurort, Stadt in NW-Böhmen, ČR, 18 500 Ew.; Mark das, 1) Zellgewebe im Innern von Knochen oder
Mineralquellen. Organen (Niere, Gehirn). – 2) bei Pflanzen:
Marenburg, poln. Mlbork, Stadt in der poln. Zellgewebe von innerer Lage und lockerer, weicher
Wwschaft Pommern, an der Nogat, 38 000 Ew. Die Beschaffenheit (Holunder-M.).
Marienburg, erbaut im 13. und 14., erneuert im 19. Jh., Mark die, 1) Gemarkung, Dorfflur, Gemeindeland,
gehört als eines der bedeutendsten weltl. Bauwerke früher das von der M.-Genossenschaft bewirtschafte-
des MA (got. Backsteinbau) zum Weltkulturerbe; Sitz te Land. – 2) Grenzland, im mittelalterl. Dtl.
der Hochmeister des Dt. Ordens. verwaltet von einem M.-Grafen (z. B. Branden-
Marenkäfer, Familie halbkugeliger Käfer: Sieben- burg). – 3) ehem. westfäl. Grafschaft, Hptst. Hamm,
punkt, 6 bis 8 mm lang, ziegelrot-schwarz. Die M. und 1368 mit dem Herzogtum Kleve, 1511 mit Jülich und
ihre Larven fressen Blattläuse. Berg vereinigt, kam 1614, endgültig 1666 an
Marihuna das, aus Hanf gewonnenes Rauschgift Brandenburg-Preußen. – 4) → Brandenburg.
(→ Haschisch). Mrk Aurl, eigtl. Mrcus Aurlius Antonnus, röm.
Marmba die, afrikan., dem Xylophon ähnl. Schlag- Kaiser (161–180), * 121, † 180; langwierige Kämpfe an
instrument; von Sklaven nach Mittel- und Südame- den Grenzen des Reichs, bes. gegen die Markoman-
rika gebracht. nen (Markomannenkriege); schrieb philosoph., von
Marintti, Emilio Filippo Tommaso, ital. Schriftsteller, der Stoa beeinflusste »Selbstbetrachtungen« über
* 1876, † 1944; Begründer des Futurismus. Geschichte und Unbeständigkeit des Seins.
Mariotte [maˈrjɔt], Edme, frz. Physiker, * um 1620,
† 1684; entdeckte u. a. den blinden Fleck im Auge; Marken, im Geschäftsverkehr benutzte Mittel
Marken MARM

stellte mit Hilfe des von → Boyle entdeckten Gesetzes zur Kennzeichnung von Waren oder Dienstleistungen
die barometr. Höhenformel auf. eines bestimmten Unternehmens mit dem Ziel, diese
Mrius, Gaius, röm. Konsul und Feldherr, * 156, † 86 Produkte von denen anderer zu unterscheiden. Durch
v. Chr.; schlug 102 v. Chr. die Teutonen bei Aquae Eintragung in das M.-Register beim Dt. Patentamt
Sextiae, 101 die Kimbern bei Vercellae. Sein Streit mit wird ein Schutzrecht erlangt. Das dt. M.-Gesetz (in 567
Sulla führte 88 zum Bürgerkrieg; geächtet, floh M. Kraft seit 1995) ersetzt das Warenzeichengesetz.

Marken M
M Marken
568 Mrken, ital. Marche [ˈmarke] Pl., Landschaft und Marmolda die, höchster
Region Mittelitaliens; Hptst.: Ancona. Gebirgsstock der Dolomiten,
Mrketing das, marktorientierte Unternehmens- Italien, 3342 m hoch.
führung zur Absatzförderung; Instrumente:
Marktforschung, Produkt- und Preispolitik, Mrmor, kristallines, mehr
Marmor MARM

Werbung, Verkaufsförderung, Distribution. oder weniger grobkörniges,


Markgraf, im MA der Befehlshaber einer Grenzmark überwiegend aus Calcit,
(→ Mark); sein Bezirk: Markgrafschaft. Später wurde seltener auch Dolomit
M. ein Fürstentitel. bestehendes Gestein. Reiner M.
Mrkgräfler Lnd, histor. Landschaft in Bad.-Württ., ist weiß, eine flecken- oder
zw. dem Rheinknie bei Basel und dem ehem. aderförmige Färbung
vorderösterr. Breisgau; Weinbau. (Marmorierung) kann durch
Markomnnen, westgerman. Stamm im Maingebiet, Metalloxide (braun, gelb,
von Marbod 9 v. Chr. nach Böhmen geführt, kämpften rötlich), Grafit, Kohle und
166–180 n. Chr. gegen den röm. Kaiser Mark Aurel; im Bitumen (grau, schwarz) oder
3. und 4. Jh. ließen sie sich in Bayern nieder und Chlorit (grünlich) eintreten. Italien ist heute noch
bildeten wahrscheinlich den Kern der Baiern. der wichtigste Produzent und Exporteur; hochwerti-
Markt, der (gedachte) Ort des Zusammentreffens von ger M. wird auch in Brasilien, Spanien, Portugal,
Angebot und Nachfrage, dient der Preisbildung. – Griechenland, der Türkei, Indien, Russland und in
M.-Formen, Einteilung von M. nach Beschaffenheit Süd-Korea gewonnen. Dtl. verfügt über kleinere
und Besetzung der Angebots- und Nachfrageseite Vorkommen in Hessen, Bayern, Württemberg und
(Monopol, Oligopol, Polypol). Bei staatl. Preisfestset- Westfalen.
zungen können sich graue (geduldete) und schwarze
(verbotene) M. bilden. Marmor, Stein und Eisen bricht
Marktforschung, systemat. Erforschung von Wohl kaum ein Stein kann so vielfältig verwendet
Absatz- und Beschaffungsmärkten durch Marktbeob- werden wie Marmor. Schon in der Antike war er
achtung (regelmäßige, lang andauernde Unter- in Griechenland oder in Rom en vogue und zierte
suchung) und Marktanalyse (aufwendige Unter- Fassaden und Böden prächtiger Tempel, Paläste und
suchung eines Teilmarktes). Villen. Heute nutzt ihn sogar die Pharmaindustrie für
Markt|ordnung, Regelungen, die funktionsfähige Calciumtabletten oder Zahnpasta. Doch keiner ist so
Tauschprozesse auf Märkten ermöglichen, v. a. die edel wie der reinweiße Marmor aus Carrara, mit dem
Beeinflussung des Wettbewerbs durch wirtschafts- Kunstgeschichte geschrieben wurde. So suchte Michel-
polit. Maßnahmen des Staates. angelo oft selbst den passenden Block aus, um daraus
Mark Twain [mɑːk ˈtweɪn], → Twain, Mark. einzigartige Kunstwerke zu formen. Während früher
Marktwirtschaft, Wirtschaftsordnung, in der Art die Blöcke mühsam mit Eisen- und Holzkeilen gebro-
und Umfang von Gütererzeugung, -verteilung und chen wurden, schneidet man heute den kostbaren Stein
-verbrauch durch den auf dem Markt durch Angebot mit diamantbesetzten Stahlseilen millimetergenau.
und Nachfrage gebildeten Preis bestimmt werden.
Die freie M. (unbeschränkter Wettbewerb, keine
staatl. Eingriffe) ist durch Machtkonzentration mit Marne [marn] die, rechter Nebenfluss der Seine
Beeinträchtigung des Wettbewerbs sowie ungerechte (Mündung oberhalb Paris), 525 km lang, schiffbar.
Einkommens- und Vermögensverteilung anfällig für Markko, Kgr. in NW-Afrika; 446 550 km 2, 32,0 Mio.
soziale Spannungen und Krisengefahren; daher wird Ew.; Hptst.: Rabat. Amtssprache: Arabisch.
heute die soziale M. bevorzugt, die durch staatl. Verfassung. Verf. von 1992 (1996 revidiert); konstitutio-
Eingriffe (ordnungs-, struktur- und konjunkturpolit. nelle Monarchie; Staatsoberhaupt, oberster Inhaber
Maßnahmen, Korrektur der Einkommens- und der Exekutive und Oberbefehlshaber der Streitkräfte
Vermögensverteilung) nachteilige Auswirkungen zu ist der König; Zweikammerparlament.
verhindern sucht. (→ Kapitalismus) Landesnatur. Den Ketten des Mittleren Atlas, des
Mrkus, Evangelist, gilt als Verfasser des M.-Evan- Hohen Atlas und des Antiatlas ist nach NW ein breites
geliums, des ältesten erhaltenen Evangeliums; Tafelland vorgelagert, das zur Atlantikküste abfällt;
begleitete Paulus und Barnabas; Schutzheiliger von im N das Rifgebirge (bis 2456 m) mit Steilabfall zum
Venedig (Tag: 25. 4.). Sinnbild: Löwe. Mittelmeer; nach SW Übergang zu Steppe und Wüste.
Marley [ˈmaːlɪ], Bob, eigtl. Robert Nesta M., jamaikan. Klima: im Küstengebiet mediterran, im S trocken.
Rockmusiker (Gesang, Gitarre), * 1945, † 1981; galt als Bevölkerung. Araber, arabisierte Berber (Ebenen und
der wichtigste Vertreter des Reggae. Küstengebiet), Berber (bes. in den Gebirgen); 99 %
Marlne Pl., 2 Gattungen der Fächerfische: Schwarzer Muslime (Staatsreligion: Islam).
M., über 4 m, im Indopazifik, Weißer M., bis 2,75 m, im Wirtschaft. Anbau von Getreide, Oliven, Obst,
Atlantik. Kartoffeln, Zuckerrüben und Zuckerrohr; für den
Marlowe [ˈmɑːləʊ], Christopher, bedeutendster engl. Export Zitrusfrüchte, Gemüse, Wein, Alfagras;
Dramatiker vor Shakespeare, * 1564, † 1593; Viehzucht; Fischerei; Forstwirtschaft.  auf
Tragödien (»Tamburlan der Große«, 1587; »Doktor Phosphate, Eisen, Mangan, Blei, Zink, Steinkohle,
Faustus«, 1592?). Kupfer, Erdöl, Erdgas u. a.; Nahrungsmittel-, Textil-,
Mrmarameer, Binnenmeer zw. Dardanellen und chem. u. a. Ind. Der Energieversorgung dienen bes.
Bosporus, etwa 200 km lang, bis zu 80 km breit. Wasserkraftwerke; Tourismus.
MAR
MAR
Die Valles
Marineris, be-
nannt nach der
Raumsonde Ma-
riner 9, sind rie-
sige, cañonähn-
liche Gebilde,
die sich etwas
südlich des
Marsäquators in
Ost-West-Rich-
tung über
Geschichte. Das antike Mauretanien kam 42 n. Chr. jedoch enthält nur wenig Sauerstoff und hat sehr 4000 km und in
unter röm., im 5. Jh. unter vandal., im 6. Jh. unter geringen Druck. Die Oberfläche weist Krater auf, hat Nord-Süd-Rich-
byzantin., um 700 unter arab. Herrschaft. Ansprüche lange, breite Täler und ist wüstenartig. 2 Monde:
tung über 150
Frankreichs auf die Vorherrschaft in M. führten zu Deimos und Phobos.
bis 700 km er-
den M.-Krisen (1905 und 1911). 1912–56 war M. bei Marsla, ital. Hafenstadt an der W-Küste Siziliens,
Aufrechterhaltung seiner Einheit unter dem Sultan 85 500 Ew.; Ausfuhr des M.-Likörweins. strecken. Sie
(Scherif. Reich) eingeteilt in: 1) das frz. Protektorat, Marsch die, Marschland, bes. fruchtbares Schwemm- sind mit einer
Hptst. Rabat; 2) das span. Protektorat, Hptst. Tétouan; land der Flusstäler und Küsten im NW Dtl.s, durch Weite von bis zu
3) das internat. Gebiet Tanger. 1920–26 Aufstand der Deiche geschützt. 700 km und ei-
Rifkabylen unter Abd el-Krim gegen Spanier und Mrschall der, im Hl. Röm. Reich eines der Erzämter ner Tiefe von bis
Franzosen; seit 1945 verstärkte Unabhängigkeits- (Erz-M.); hoher Hofbeamter (Hof-M.); höchster zu 7 km wesent-
bewegung. 1956 wurde M. unabhängig. Bei Spanien Generalsrang (Feld-M., Generalfeld-M.). lich größer als
verblieben die Städte Ceuta und Melilla sowie das Marschflugkörper → Cruise-Missile. irdische Ca-
Gebiet von Ifni, das 1969 an M. zurückfiel. 1976 kam Marseillaise [marsɛˈjɛːzə] die, frz. Nationalhymne: ñons. Die »Ma-
Span.-Sahara als → Westsahara unter marokkanisch- »Allons, enfants de la patrie, le jour de gloire est
riner-Täler« bil-
mauretan. Verw.; 1979 besetzte M. nach dem arrivé ...«; 1792 von C. J. Rouget de Lisle in Straßburg
deten sich mit
mauretan. Rückzug auch die zuvor mauretanisch als Kriegslied für die Rheinarmee geschrieben.
verwalteten Gebiete. Staatsoberhaupt ist seit 1999 Marseille [marˈsɛj], zweitgrößte Stadt Frankreichs und der Entstehung
König Mohammed VI. der bedeutendste frz. Hafen am Mittelmeer, nahe der der Tharsis-Vul-
Mron, Monika, dt. Schriftstellerin, * 1941; schöpft Rhonemündung, 800 700 Ew.; 2 Univ.; kath. kanregion, einer
ihre Themen aus den Problemen und Konflikten der Erzbischofssitz; zahlr. Museen, Theater; Ind.: Erdöl, Aufwölbung von
jüngsten dt. Geschichte (u. a. »Animal triste«, 1996; Seife, Metall, Schiffbau, Nahrungsmittel; Ausgangs- rund 9 km Höhe
»Endmoränen«, 2002; »Ach Glück«, 2007). punkt der südeurop. Pipeline. – M., um 600 v. Chr. über dem mitt-
Maronten, die Angehörigen der syr.-maronit. Kirche, von den Griechen gegründet, hieß im Altertum leren Marsni-
der einzigen vollständig mit der kath. Kirche Massilia, gehörte im MA zum Kgr. Burgund, kam mit veau und der
unierten Ostkirche; weit verbreitet in Libanon und der Provence 1481 an Frankreich. doppelten Flä-
Syrien. Marshall [mɑːʃl], George C., amerikan. General,
Marshall MARM

che Australiens.
Marquesasinseln [marˈkeːzas-], vulkan. Inselgruppe Politiker, * 1880, † 1959; 1939 Generalstabschef und
in Frz.-Polynesien, 1274 km 2, 7500 Ew.; Kopra-Aus- militär. Hauptberater des Präs. F. D. Roosevelt,
fuhr. – Seit 1842 französisch. 1947–49 Außenmin., 1950/51 Verteidigungsmin.;
Marquis [marˈki] der, frz. Adelstitel (weibl. Form:
MarquisMARM Urheber des Marshallplans. 1953 Friedensnobelpreis.
Marquise), im Rang zw. Fürst und Graf; geht auf das Marshallinseln [mɑːʃl-], Rep. im Pazifik, umfasst 2
Marshallinseln MARM

Amt des Markgrafen zurück; entsprechend in Atollreihen mit 1225 Inseln auf einer Länge von
Großbritannien Marquess (Marchioness), in Italien 1200 km; Landfläche 181 km 2, 62 000 Ew.; Hptst.:
Marchese (Marchesa), in Spanien Marqués Majuro. Amtssprache: Englisch; Kopra- und
(Marquesa). Thunfischverarbeitung, Ausfuhr von Fisch,
Mrrakesch, Prov.-Hptst. in Marokko, 823 200 Ew.; Finanzhilfen aus den USA. Im NW das Bikini- und
inmitten einer Oase, am Rand des Hohen Atlas; Univ.; das Eniwetok-Atoll (Kernwaffenversuche 1946–58). –
Handelszentrum; Kunsthandwerk; Fremdenverkehr; 1885 dt. Schutzgebiet, 1920 jap. Völkerbundsmandat;
internat. ; die Altstadt gehört zum UNESCO-Welt- 1947–90 Treuhandgebiet der USA; seither unabhän-
kulturerbe. gig. Staatsoberhaupt und Regierungschef: Jurelang
Zedkaia (seit 2009).
Mrs, 1) röm. Kriegs- und Agrargott, später dem Marshallplan [mɑːʃl-], Europisches Wiederaufbau-
griech. Ares gleichgesetzt. – 2)  4. Planet von der progrmm, engl. Abk. ERP, auf Vorschlag von G. C.
Sonne aus, Zeichen ♂, Abstand von der Erde zw. 56 Marshall 1947 geschaffenes (seit 3. 4. 1948 in Kraft)
und 400 Mio. km, Durchmesser etwa die Hälfte des Programm der amerikan. Wirtschaftshilfe an
Erddurchmessers, Umlaufzeit um die Sonne 687 westeurop. Staaten (Sachlieferungen und Kredite);
Tage. Tageslänge und Jahreszeitenwechsel des M. bis 1952 Leistungen im Werte von rd. 13 Mrd. US-$, 569
sind ähnlich denen der Erde, seine Atmosphäre an die BRD und Berlin (West) bis 1957 1,7 Mrd. US-$.

Marshallplan M
M Marthaler
570 Mrthaler, Christoph, schweizer. Komponist und
Marthaler MARM Wesen nach internat. und revolutionäre M. war von
Regisseur, * 1951; Bühnenmusiken und Regiearbeiten; nachhaltigem Einfluss auf einen großen Teil der
2000–04 Intendant des Züricher Schauspielhauses. Arbeiterbewegung. Lenin entwickelte ihn zum
Martil, eigtl. Marcus Valrius Martilis, lat. Dichter, M.-Leninismus.
* um 40 n. Chr., † nach 100; schrieb »Epigramme«. Maryland [ˈmeərɪlənd], Abk. Md., Staat im O der USA,
Mrtin, Bischof von Tours, * 316/17, † 397; Apostel Gal- an der Chesapeake Bay, 31 848 km 2, 5,6 Mio. Ew.;
liens, Heiliger. Am 11. 11. wird der M.-Tag (Martini) Hptst. Annapolis, größte Stadt und Hafen: Baltimore.
gefeiert, mit volkstüml. Bräuchen (M.-Gans u. a.). Anbau: Getreide, Tabak u. a.; Viehzucht.  auf Kohle,
Mrtin V., Papst (1417–31), * 1368, † 1431. Mit seiner Erdgas. Metall-, Maschinen-, chem. Industrie.
Wahl wurde das Abendländ. Schisma beendet.
Martinique [martiˈnik], Insel der Kleinen Antillen, Märzrevolution, die im März 1848 von derMärzrevolution MäRM

1100 km 2, 432 900 Ew. (Schwarze, Mulatten); Hptst.: frz. Februarrevolution ausgelöste Erhebung des
Fort-de-France. Amtssprache: liberalen Bürgertums in den dt. Staaten und in den
Französisch. Gebirgig, im N vulka- österr. und preuß. Ländern außerhalb des Deutschen
nisch (Montagne Pelée bis 1397 m Bundes. Sie war, anders als in Frankreich, v. a. eine
hoch). Fremdenverkehr; bürgerl. Revolution mit dem Ziel liberaler Reformen
Zuckerrohr, Bananen, Ananas, wie auch nat. Einheit. Sie scheiterte in ganz Dtl. 1849.
Rum. – Seit 1635 von den → Frankfurter Nationalversammlung
Franzosen kolonisiert, seit 1946
Vo lk ,
W ir si nd das
frz. Überseedépartement.
Mrtyrer der, Blutzeuge, der sich für
t w ir.
seinen Glauben opfert. Die christl. d ie M ensc hh ei rath
M. wurden seit dem 3. Jh. als Ferd ina nd Freilig
Heilige und Fürsprecher verehrt.
Mrx, Karl, dt. Philosoph und
Marx MARM Masaccio [maˈzattʃo], ital. Maler, * 1401, † 1429; bed.
Masaccio MASM

Kritiker der Nationalökonomie, Maler der toskan. Frührenaissance (Fresken in der


* 1818, † 1883; studierte Rechts- Brancacci-Kapelle in Santa Maria del Carmine von
wiss., Philosophie, 1842/43 Florenz).
Redakteur der liberalen »Rhein. Masda, Massda, eine Felsenfestung auf der
Zeitung«; 1843 in Paris, 1845–48 Westseite des Toten Meeres, 441 m über dessen
in Brüssel; aus beiden Städten aus- Spiegel gelegen, 15 km nördlich von Arad in Israel. Sie
gewiesen, lebte er nach kurzem wurde von den Juden gegen die Römer verteidigt, von
Aufenthalt in Köln, seit 1849 in diesen 73 n. Chr. erobert; Ausgrabungen 1963–65 mit
London. M. wurde mit F. Engels bedeutenden Funden (Weltkulturerbe).
der Schöpfer des wiss. Sozialismus Msaryk [-rik], Tomáš, tschech. Staatsmann, * 1850,
(→ Marxismus). Er übernahm von † 1937; 1918–35 Staatspräsident.
Hegel die dialekt. Methode und Mascagni [masˈkanji], Pietro, ital. Opernkomponist,
Geschichtsauffassung (Erfassung * 1863, † 1945; Mitbegründer des Verismus (Oper
der Wirklichkeit in ihren »Cavalleria rusticana«, 1890).
Widersprüchen und Zusammen- Maser [ˈmeɪzə, engl. Abk. für microwave amplification
hängen) und gestaltete sie (unter by stimulated emission of radiation, »Mikrowellen-
Abkehr vom Idealismus Hegels) verstärkung durch induzierte Strahlungsemission«]
zum dialekt. und histor. der, Anordnung zur Erzeugung und Verstärkung von
→ Materialismus um, dem zufolge die wirtschaftl. Mikrowellen, die – analog zur Wirkungsweise des
Kräfte und Verhältnisse die Entwicklung von Lasers – auf der stimulierten Emission elektromag-
Gesellschaft und Geschichte bestimmen. Hauptwerk net. Wellen durch Atome, Ionen oder Moleküle
ist »Das Kapital«, 3 Bände (Band 1: 1867, Band 2 und beruht. Als M.-Materialien dienen Festkörper
3 herausgegeben von Engels 1885 und 1894). (Festkörper-M.) und Gase (Gas-M.). Anwendung: als
Marxsmus der, die von K. Marx unter Mitwirkung
Marxismus MARM rauscharmer Verstärker in der Radioastronomie, für
von F. Engels geschaffene, auf der Geschichtsauffas- Radarsysteme, als Zeit- und Frequenznormale.
sung des histor. Materialismus gegr. Theorie des Maserl, Frans, belg. Grafi ker, Maler, * 1889, † 1972;
Masereel MASM

wiss. Sozialismus. Die Arbeit, nicht das Kapital kraftvolle Holzschnittzyklen mit gesellschaftskrit.
schaffe Werte. Der bei der Produktion entstehende Gehalt.
Mehrwert werde dem Arbeiter durch zu niedrigen Masern Pl., Morblli,  sehr ansteckende Infektions-
Lohn (Existenzminimum) vorenthalten und falle krankheit, verursacht durch das M.-Virus; Symptome
durch Ausbeutung der Arbeitskraft dem Unterneh- sind linsengroße rote Flecke an Gesicht und Hals,
mer als Profit zu. Während sich so das Kapital in den dann am ganzen Körper (typ. Exanthem), Bindehaut-
Händen weniger anhäufe, verelendeten die Massen. entzündung, Husten, weiße Pünktchen auf der
Am Ende stehe der Zusammenbruch des kapitalist. Wangenschleimhaut. Bei der Heilung schuppt sich
Systems und der weltrevolutionäre Umschlag, bei die Haut ab. Vorbeugend: Impfung; Behandlung:
dem sich die Massen der Produktionsmittel Bettruhe, Zimmer verdunkeln sowie fiebersenkende
bemächtigten. Aus der Übergangszeit, der Diktatur Mittel und Antibiotika.
des Proletariats, gehe als Endzustand die klassen- Mseru, Hptst. von Lesotho, im NW des Landes,
und staatenlose Gesellschaft hervor. Der seinem 194 400 Ew. (Agglomeration); Erzbischofssitz;
MAR
landwirtschaftl. Handelszentrum; internat . –
Gegründet im Jahr 1869.
Mastroinni, Marcello, ital. Filmschauspieler, * 1924,
† 1996; Charakterdarsteller und kom. Rollen (»Das
MAT
Masna, Giulietta, ital. Schauspielerin, * 1921, † 1994;
Masina MASM süße Leben«, 1960; »Das große Fressen«, 1973;
bekannt v. a. durch Filme ihres Mannes F. Fellini (»La »Ginger und Fred«, 1986; »Erklärt Pereira«, 1996).
Strada«, »Nächte der Cabiria« u. a.).
Mskat, engl. Muscat [ˈmʌskət], Hptst. und Hafen des Maskat MASM
Masr, Kurt, deutscher Dirigent, * 1927. Über
arab. Sultanats Oman; 41 000 Ew.; bildet mit Matrah, Kurt Masur, 1970–96 Gewandhauskapellmeister in
Mina al-Fahal und Seeb eine Agglomeration. Leipzig, schrieb das »Time-Magazine«, er sei ein
Masochsmus [nach dem österr. Schriftsteller L. v. Masochismus MASM »Vetter Martin Luthers«. Denn wie der Reformator
Sacher-Masoch] der, sexuelle Erregung oder hat der Dirigent bewiesen, dass eine klug-kritische
Befriedigung durch Erleiden von Misshandlungen oder Einstellung gegenüber der Obrigkeit, verbunden mit
psych. Demütigung. Mut sowie deutlichen Worten, Machtvolles bewegen
Massachusetts [mæsəˈtʃuːsets], Abk. Mass., einer der Massachusetts MASM kann. Im Oktober 1989, während der Leipziger
Neuenglandstaaten der USA, 23 932 km 2, 6,4 Mio. Ew.; Demonstrationen gegen das DDR-Re-
Hptst.: Boston. Elektrotechn., elektron., Textil-, gime, legte der Musiker seine ganze
Metall- u. a. Ind.; Fischerei. – M. war Mittelpunkt des Autorität in die Waagschale. Er rief zur
puritan. Neuengland. Gewaltlosigkeit auf, verhandelte mit der
Massai, Masai, Hirtenvolk in Ostafrika. Die meisten der
Massai MASM Staatsführung und appellierte
rd. 1 Mio. M. leben als Nomaden (v. a. Rinderhaltung) in erfolgreich an beide Seiten. Selbst der
den Steppen von Südkenia und Nordtansania. Bericht des Ministeriums für Staats-
Massa, Haupthafen von Eritrea, 40 000 Ew.; einer der Massaua MASM sicherheit würdigte den »Aufruf zur
heißesten Orte der Erde (Jahresmittel 30,2 °C). Besonnenheit von Professor Masur«.
Masse, 1) Grundgröße der Physik, SI-Einheit: Kilogramm
Masse MASM Kurt Masur wurde, wie er selbst später
(kg). Die M. eines Körpers ist Ursache und Maß für den sagte, »Politiker wider Willen«.
Widerstand (→ Trägheit), den jeder Körper einer Masren, Landschaft in Polen (ehem.
Änderung seines Bewegungszustandes entgegensetzt Ostpreußen), wald- und seenreich, in
(träge M.), sowie Ursache der Anziehung (Gravitation), den Seesker Höhen 309 m hoch. Die
die die Körper aufeinander ausüben (schwere M.). Die größten Masur. Seen sind Spirding- und
Gleichheit von träger und schwerer M. (eine der Mauersee. Im 15./16. Jh. riefen der Dt.
Grundlagen der allg. Relativitätstheorie) ist experi- Orden und die preuß. Herzöge v. a.
mentell nachgewiesen. – 2) Soziologie: Bez. für eine masow. Siedler ins Land. Im Ersten Welt-
unstrukturierte Vielzahl von Menschen (im Ggs. zur krieg Schlachten an den Masur. Seen.
Gruppe oder Gemeinschaft), die als Gesamtheit Matar, Ewald, dt. Bildhauer, * 1887,
suggestiver Beeinflussung zugänglich ist. † 1965; Tierplastiken in abstrahierter
Massendefekt,  Abweichung der Masse eines Massendefekt MASM Form, im Spätwerk v. a. religiöse
Atomkerns von der im Vergleich dazu größeren Thematik (Bronzetüren des Kölner
Summe seiner Protonen- und Neutronenmassen, Doms, der Weltfriedenskirche in
verursacht durch die Bindungsenergie der Kern- Hiroshima).
bestandteile. Mte der, zu Tee verwendetes Laub einer
Massenet [masˈnɛ], Jules, frz. Komponist, * 1842, † 1912; Massenet MASM südamerikan. Stechpalme, enthält 1 bis
Opern (»Manon«, 1884; »Werther«, 1892; »Don 1,5 % Koffein.
Quichotte«, 1910), Orchesterwerke, Lieder. Materialsmus der, Weltsicht oder
Massenmedi|en, techn. Verbreitungsmittel, mit Massenmedi|en MASM Haltung, für die die Materie der Grund
denen Informationen an ein großes Publikum alles Wirklichen ist; versucht das gesamte Welt-
gerichtet werden, z. B. Presse, Rundfunk, Video, DVD, geschehen einschließlich des Lebens, der Seele und
CD, auch Internet. des Geistes als Wirkung des Stoffs und seiner
Massenspektrograph der,  Gerät zur Massen- Bewegungen zu erklären; Ggs.: Idealismus. In der
bestimmung von Atomen, Molekülen und zur Antike vertraten Leukippos, Demokrit, Epikur und
Darstellung des Massenspektrums von Teilchenge- Lukrez, in der Neuzeit P. Gassendi, P. H. T. d'Holbach,
mischen. L. Feuerbach u. a. den M. – Histor. M., Abk. Histomat,
Massenwirkungsgesetz,  Grundgesetz der theoret. Massenwirkungsgesetz MASM die theoret. Grundlage des Marxismus, von Marx
Chemie; gibt die Richtung an, in die eine Gleichge- und Engels entwickelt, indem sie die Hegel’sche
wichtsreaktion in Abhängigkeit von den Konzentratio- dialekt. Selbstbewegung des Geistes umkehrten in
nen der Ausgangsstoffe und der Reaktionsprodukte eine dialekt. Selbstbewegung der materiellen, d. h.
verschoben wird. ökonom. Verhältnisse. Danach wird die Gesch. allein
Massenzahl,  Anzahl der Nukleonen eines Massenzahl MASM von den gesellschaftl. Produktionsverhältnissen
Atomkerns, gleichbedeutend mit der ganzzahlig gelenkt. Diese bestimmten das menschl. Bewusst-
gerundeten Atommasse in atomaren Masseneinheiten. sein. Alle geistige Kultur sei nur »Überbau«. – Dia-
Mssys [-sɛs], Quentin, fläm. Maler, * 1466, † 1530; neben
Massys MASM lekt. M., Abk. Diamat, der Ausbau des histor. M. zu
Porträts und Genrebildern Madonnenbilder und einem umfassenden System, bes. durch G. Plechanow
Blätter für Flügelaltäre. und Lenin.
Master [ˈmɑːstə], akadem. Grad in den angelsächs.
Master MASM Mathematk [von griech. māthematikḗ (téchnē), zu
Ländern und in Deutschland, z. B. M. of Arts (Abk. máthēma »Gelerntes«] die, eine Wiss., die sich aus 571
M. A.). den prakt. Aufgaben des Zählens, Rechnens und

Mathematik M
M Matisse
572 Messens und den v. a. in Naturwiss. und Technik Matsuyama, Hafenstadt auf der Insel Shikoku,
durch Zahlen und geometr. Figuren beschreibbaren Japan, 473 000 Ew.; Univ., Hochschulen; Ind., , ;
Beobachtungen entwickelt hat. Heute untersucht die Schloss und Park, der als Muster jap. Gartenkunst
M. auf mengentheoret.-log. Grundlage Beziehungen gilt.
zw. Mengen, die als den zu untersuchenden Objekten Mattetti, Giacomo, ital. Politiker, * 1885, † (ermordet)
gemeinsam zugrunde liegende Strukturen von 1924; führender Sozialist und Gegner Mussolinis.
Interesse sind. Es ist das Ziel, so zu Modellen und Mtterhorn, steile vierkantige Felspyramide der
damit zu einem besseren Verständnis dieser Objekte Walliser Alpen; über das M. verläuft die schweizer.-
zu gelangen. Math. Methoden finden heute in nahezu ital. Grenze, 4478 m; Erstbesteigung 1865.
allen naturwiss.-techn. und gesellschaftswiss. Matthus, Apostel und Evangelist (Tag: 21. 9.), gilt als
Disziplinen Anwendung. Große math. Teildisziplinen Verfasser des M.-Evangeliums; Sinnbild: Engel.
sind die math. Logik, Mengentheorie, Topologie, Mttheuer, Wolfgang, dt. Maler und Grafiker, * 1927,
Algebra, Geometrie, Zahlentheorie, Analysis, † 2004; formpräzise Darstellungen, deren zeitkrit.
Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik, Gehalt in einer von Metaphern und Symbolen
Operationsresearch und diskrete Mathematik. geprägten Bildsprache zum Ausdruck kommt.
Matisse [maˈtis], Henri, frz. Maler, Grafiker, Bildhauer, Matthas, Apostel (Tag: 14. 5.), an Judas Ischariots
* 1869, † 1954; nach anfängl. Anlehnung an den Stelle in den Jüngerkreis berufen.
Impressionismus zentrale Gestalt der Gruppe der Matthas, Herrscher:
Fauves. Entwickelte einen dekorativen Flächenstil Hl. Röm. Reich. 1) M., Kaiser (ab 1612), * 1557, † 1619;
mit arabeskenhaften Elementen. Bruder Rudolfs II., suchte vergebens zw. Protestanten
Mato Grosso [ˈmatu ˈgrosu], Hochland in SW-Brasilien, und Katholiken zu vermitteln.
mit trop. Pflanzenwuchs; im S Viehzucht, im N Urwald; Ungarn. – 2) M. I. Corvnus, König von Ungarn (ab
bildet die beiden Bundesstaaten M. G. und M. G. do Sul. 1458), * 1443, † 1490; Sohn des Johann Hunyadi,
Matriarcht → Mutterrecht. erwarb 1469 Schlesien, Mähren und die Lausitz,
Mtrix die, rechteckige Anordnung von Zahlen (oder eroberte 1485 Wien.
anderen math. Größen), mit der ähnlich wie mit einer Maugham [mɔːm], William Somerset, brit. Erzähler,
Zahl gerechnet wird. Dramatiker, * 1874, † 1965; Arzt; Romane (»Der bunte
Mtrixdrucker, Ausgabegerät von Computern, das Schleier«, 1925, u. a.), Lustspiele.
alle Zeichen mit in Zeile- und Spalten angeordneten Maulbeerbaum, Gattung von Bäumen, deren Blätter
Bildpunkten darstellt, z. B. Tintenstrahldrucker. Nahrung für Seidenraupen liefern; der Weiße M., aus
Matrze die, 1)  a) Gussform für Druckbuchstaben;
Matrize MATM China, mit weißen Früchten. Der Schwarze M. hat
b) Kunststoffform (Mater), die vom Satz oder von dickere Blätter, schwarze Früchte.
Originaldruckplatten hergestellt wird. – 2)  unterer Maulbrnn, Stadt im Enzkreis, Bad.-Württ.,
Teil der Stahlform beim Gesenkschmieden, Prägen, 6100 Ew.; besterhaltene Zisterzienserabtei Dtl.s,
Stanzen. gegr. 1147 (Weltkulturerbe); seit 1556 ev. Kloster-
Matrzenmechanik,  von W. Heisenberg, M. Born schule.
und P. Jordan geschaffene Form der Quantenmecha- Maul- und Klauenseuche, Abk. MKS, phtenseu-
nik. In ihr werden beobachtbare Größen (Obser- che, anzeigepflichtige, sehr ansteckende, fieberhafte
vable), wie Ort, Impuls, Energie atomarer Teilchen, Viruskrankheit der Klauentiere (bes. Rinder, weniger
durch eine Matrix komplexer Zahlen dargestellt. oft Schweine, Schafe, Ziegen und Schalenwild). Kenn-
zeichen: fieberhafter Bläschenausschlag (Aphten),
Matsuo, eigentl. Matsuo Bashō, jap. Zen-Mönch, Geschwüre im Maul, an den Klauen, am Euter.
* 1644, † 1694; bedeutendster Vertreter der klass. Hai- Wegen der raschen Verbreitung sind strenge
ku-Dichtung. Sein Haiku kennt keine themat. Fest- Bekämpfungsmaßnahmen (veterinärmedizin.
legung und vermittelt in prägnanter sprachl. Skiz- Sperrmaßnahmen) erforderlich. Die M.- u. K. ist
zierung ein Erlebnisbild. Seine Auffassungen sind in durch Berührung und den Genuss ungekochter
Poetikschriften (»hairon«) seiner Schüler erhalten. Milch auf Menschen übertragbar.
Maulwurf der, im Boden wühlender Insektenvertilger
Die ganze Welt in 17 Silben mit dunklem Samtfell, Rüsselschnauze, Grabfüßen
Uralter Weiher: / Von dem Sprung eines Frosches / und rückgebildeten Augen.
Im Wasser ein Ton. M-M, brit. Bezeichnung für um 1950 entstandene
Mau-Mau MAUM

Dieses Gedicht von Matsuo Bashō aus dem 17. Geheimorganisationen der Kikuyu in Kenia, mit
Jahrhundert ist das wohl meistzitierte Haiku der denen die Erhebung gegen die brit. Herrschaft begann.
Welt. Diese kleinste Form japanischer Lyrik besteht Mna Ka und Mna La, Vulkane auf der Insel
aus einem dreizeiligen Gedicht mit 17 Silben, wobei Hawaii, 4205 und 4169 m hoch; auf M. K. bed.
die erste und dritte Zeile je fünf Silben und die zweite astronom. Observatorium.
stets sieben Silben umfassen. Matsuo Bashō löste das Maupassant [mopaˈsã], Guy de, frz. Schriftsteller,
Haiku (japanisch haikai »Scherz«) aus seiner eher * 1850, † 1893; Novellen (»Fettklößchen«, 1880) und
auf Pointen ausgerichteten Tradition und begründe- Romane (»Bel ami«, 1885), die in distanzierter
te den literarischen Rang dieser Versform. Im Haiku Darstellungsweise ein illusionsloses Bild der
strebte er nichts Geringeres als die Erleuchtung zeitgenöss. frz. Gesellschaft vermitteln.
durch Poesie an, eine Art mystische Metapher des Maupertuis [mopɛrˈtɥi], Pierre Louis Moreau de, frz.
Maupertuis MAUM

Daseins in drei Zeilen über die Natur. Philosoph, Biologe, Mathematiker, * 1698, † 1759;
formulierte ein Prinzip der kleinsten Wirkung; 1746
MAT
wurde er zum Präs. der Preuß. Akademie der Wiss. in
Berlin ernannt.
Mäuse,  Nagetierfamilie mit etwa 460 Arten. Zu den
M. gehören u. a. Hamster, Wühlmäuse, Ratten und
MAX
Mren, 1) berber.-arab. Mischbev. der Atlaslän- die Echten M.: Die Haus-M. ist mit Schwanz 18 cm
der. – 2) 711–1492 Bez. der Muslime in Spanien. lang und dunkelaschgrau gefärbt, lebt in menschl.
Maurer, Ueli, schweizer. Politiker (SVP), * 1950; Behausungen, fast über die ganze Erde verbreitet.
Geschäftsführer; 1996–2008 Präs. der Schweizer. Die Weiße M. (Albino) wird als Versuchstier
Volkspartei (SVP); seit 2009 Bundesrat (Departement gezüchtet. Die bräunlich graue Wald-M. lebt in
für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport). Wäldern, die rostbraune Brand-M. hat einen
Mauretni|en, Rep. in W-Afrika, 1 025 520 km 2, 3,3 Mio. schwarzen Rückenstrich. Einige Arten sind
Ew.; Hptst.: Nouakchott. Amtssprache: Arabisch Überträger von Krankheiten.
(Handelssprache: Französisch) Präsidialverfassung. Mseturm, Turm (frühes 13. Jh.) auf einer Felseninsel
Staatsreligion: Islam. – M. gehört überwiegend zur im Rhein bei Bingen, in den sich nach der Sage
westl. Sahara, der S zur Dornsavanne der Sahelzone; Erzbischof Hatto I. oder Hatto II. von Mainz vor
Hochebenen mit Inselbergen; trockenes Wüsten- Mäusen geflüchtet haben soll, die ihn zur Strafe für
klima. – Im Überschwemmungsgebiet des Senegal seine Hartherzigkeit gegen die Armen auffraßen.
Anbau v. a. von Hirse, Reis, Hülsenfrüchten und Mausolum das, monumentaler Grabbau (nach dem
Erdnüssen, in den Oasen im N Dattelpalmen; in der Antike berühmten M. des karischen Fürsten
Gewinnung von Gummiarabikum; Viehzucht (im N Mausolos, † 353 v. Chr.).
durch Nomaden); Fischerei;  auf Eisen, Kupfer, ferner Mauthsen, Marktgemeinde in OÖ. Bei M. bestand
Gips; Vorkommen an Gold, Phosphat und Schwefel; 1938/39–45 ein natsoz. Konzentrationslager.
Erdölraffinerie; verarbeitende Ind.; Wüstentourismus; Mx, Prinz von Baden, * 1867, † 1929; als letzter
 und internat. : Nouakchott und Nouadhibou. Reichskanzler des dt. Kaiserreichs verkündete er
Geschichte. 1061–1147 Teil des Almoravidenreiches, 1918 die Abdankung Wilhelms II. und trat das Amt
danach im N in loser Abhängigkeit von Marokko, im des Reichskanzlers an F. Ebert ab.
S Teil des Reiches Mali; wurde 1904 frz. Protektorat, Maxntius, Marcus Aurelius Valerius, röm. Kaiser (ab
1920 Kolonie, 1958 autonome islam. Rep. innerhalb 306), * um 279, † 312; von den Prätorianern zum
der Frz. Gemeinschaft, 1960 unabhängig. Nach Kaiser ausgerufen, wurde von Konstantin d. Gr. 312
Aufteilung der span. → Westsahara 1976 an M. und an der Milv. Brücke in Rom besiegt.
Marokko Konflikte mit der Widerstandsorganisation Maximlian, Herrscher:
Maximilian MAXM

FPOLISARIO; daraufhin verzichtete M. 1979 auf Hl. Röm. Reich. 1) M. I., Röm. König (seit 1486) und
seinen Gebietsanteil; 2005 Sturz des seit 1984 Kaiser (seit 1508), * 1459, † 1519; gen. »der letzte
amtierenden Präs. M. O. S. A. Taya durch Militärs Ritter«, gewann durch seine Heirat mit Maria von
unter Führung von E. O. M. Vall; 2007 Wahl von S. O. Burgund (1477) die Niederlande und durch Heirats-
Abdallahi zum Staatsoberhaupt; 2008 erneut politik 1506/16 die span. Krone, 1515 die Anwartschaft
Militärputsch; Präs. seit 2009: A. Aziz. auf Böhmen und Ungarn für die Habsburger, kämpfte
Mauriac [moriˈak], François, frz. Schriftsteller, * 1885, erfolglos um Italien. 1495 verkündete er den Ewigen
† 1970; Romane auf der Grundlage kath. Ethik Landfrieden und setzte das Reichskammergericht
(»Natterngezücht«, 1932; »Die schwarzen Engel«, ein. – 2) M. II., Kaiser (seit 1564), * 1527, † 1576; neigte
1936); Biografie »Charles de Gaulle« (1964); zum Protestantismus, blieb aber äußerlich der kath.
Nobelpreis für Literatur 1952. Kirche treu.
Maurtius, Inselrep. im Ind. Ozean, umfasst die zu den Bayern. – 3) M. I., Herzog (seit 1597), Kurfürst (seit
Maskarenen gehörenden Inseln M. und Rodriguez 1623), * 1573, † 1651; gründete 1609 die kath. Liga,
sowie kleinere Nebeninseln, 2040 km 2, 1,3 Mio. Ew.; kämpfte im Dreißigjährigen Krieg auf habsburg. Seite
Hptst.: Port Louis. Amtssprache: Englisch. (aber Gegner Wallensteins), erwarb die Ober-
Staatsoberhaupt ist ein auf 5 Jahre gewählter pfalz. – 4) M. II. Emnuel, Kurfürst (seit 1679), * 1662,
Präsident. – M. besteht aus ausgedehnten Hoch- † 1726; kämpfte gegen die Türken, verbündete sich im
flächen (bis 600 m), die von Vulkanen überragt Span. Erbfolgekrieg mit Ludwig XIV. von Frankreich.
werden (im Piton de la Rivière Noire 826 m); Mexiko. – 5) M., Kaiser (1864–67, auf Betreiben
zerklüftete Küste mit vorgelagerten Korallenriffs; Napoleons III.), * 1832; Bruder des österr. Kaisers
trop. Klima; häufig trop. Wirbelstürme; trop. Franz Joseph, konnte sich gegen die Republikaner
Regenwald (weitgehend zerstört). – 53 % der Bev. sind nicht durchsetzen; 1867 gefangen genommen und
Nachkommen eingewanderter ind. Plantagenarbei- erschossen.
ter (Indomauritier), 43 % gemischter Abstammung Max-Plnck-Gesellschaft zur Förderung der
(Kreolen), ferner Europäer, Chinesen u. a. – Zucker- Wissenschaften e. V., Abk. MPG, gegr. 1948 als
rohranbau und -verarbeitung, Textilind. und Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur
Tourismus. – Um 1510 von Portugiesen entdeckt, war Förderung der Wissenschaften e. V.; Sitz: München;
1598–1710 in niederländ., 1715–1810 in frz. Besitz, unterhält (2010) 80 wiss. Institute (Max-Planck-In-
dann brit. Kolonie, wurde 1968 selbstständige stitute, Abk. MPI), Forschungsstellen und Arbeits-
parlamentar. Monarchie und 1992 Rep. innerhalb des gruppen, die v. a. Grundlagenforschung betreiben.
Commonwealth. Staatsoberhaupt ist seit 2005 Maxwell [ˈmækswəl], James Clerk, brit. Physiker, * 1831,
R. Ramgoolam. † 1879; fand die Gesetze der Elektrodynamik,
Maurois [mɔˈrwa], André, eigtl. Émile Herzg, frz. erkannte, dass das Licht eine elektromagnet.
Schriftsteller, * 1885, † 1967; Dichterbiografien, Wellenbewegung ist, und war maßgeblich an der 573
Romane, Studien. Entwicklung der kinet. Gastheorie beteiligt.

Maxwell M
M May
574 M, Karl, dt. Erzähler, * 1842, † 1912; schrieb Gebirge im W und den Rhodopen im O (im Korab
zunächst v. a. erzgebirg. Dorfgeschichten, Humoresken 2753 m hoch); gemäßigtes Kontinentalklima,
und Kolportageromane. Danach abenteuerl. waldarm, Steppe. – Vielvölkerstaat (Mazedonier,
Reiseerzählungen, deren Buchausgaben ihn bald zu Albaner, daneben Türken, Roma, Serben u. a.). – Reich
einem der meistgelesenen dt. Schriftsteller machten. an Bodenschätzen (Braunkohle, Blei, Zink, Nickel,
Schauplätze dieser durch das exotische Kolorit, die Eisen, Kupfer u. a.); Landwirtschaft (bes. in den
besondere Erzählbegabung und die Fantasie des fruchtbaren Beckenlandschaften und Flussniederun-
Autors fesselnden Romane sind v. a. der Westen gen, Anbau von Weizen, Mais, Frühgemüse, Tabak,
Nordamerikas und der Vordere Orient (u. a. »Winne- Kartoffeln, Zuckerrüben, Baumwolle, Reis, Mohn;
tou«, 3 Bde., 1876–93; »Durch die Wüste«, 1892). Wein- und Obstbau; Viehhaltung), Verarbeitung land-
wirtschaftl. Produkte; internat. : Skopje und Ohrid.
Dichtung und Wunscherfüllung Geschichte. Die jugoslaw. Teilrep. M. erklärte sich im
Die ersten fünf Lebensjahre war er blind, als junger Nov. 1991 für unabhängig. Die griech. Vorbehalte
Mann verbrachte er wegen Betrugs- und Diebstahls- gegen die Staatsbez. M. und das Flaggenemblem
delikten sieben Jahre im Gefängnis; einen Verleger für verzögerten die internat. Anerkennung (Normalisie-
seine Geschichten fand Karl May erst im Alter von 50 rungsvertrag mit Griechenland 1995). In die UNO
Jahren. Umstritten sind Mays Romane bis heute, weil wurde M. als »Ehem. Jugoslaw. Rep. M.« aufgenom-
Dichtung für ihn eher Wunscherfüllung als Wahrheit men. In Nordwest-M., im Grenzgebiet zum Kosovo
war. Nach Nordamerika, Afrika und Asien reisen seine und zu (Süd-)Serbien ab Frühjahr 2000 bewaffnete
Alter Egos Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi – May Aktionen extremist. alban. Freischärler (UÇK); 2001
selbst hat die meisten Romanorte aber nie gesehen. Friedensabkommen von Ohrid überwacht von
Seine Leser ließ er jedoch darüber im Unklaren, ob er NATO-Truppen, seit 2003 von EU-Militär- bzw.
nicht doch selbst dort war. Keinen Hehl macht der als Polizeimission. 2001 Abschluss eines Stabilisierungs-
geltungsbedürftig bekannte May daraus, dass es sich und Assoziierungsabkommens mit der EU. – Staats-
bei Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi um ein und präs.: G. Ivanov (seit 2009).
dieselbe Person handelte: den Schriftsteller selbst. Mazedni|en, Makedoni|en, histor. Landschaft in
SO-Europa, an der N-Küste des Ägäischen Meeres;
gebirgig mit fruchtbaren Becken (Tabakanbau).
Mya, indian. Völker- und Sprachfamilie in Zentral-
Maya MAYM Hauptflüsse: Wardar, Struma. – Das antike Kgr.
amerika, bes. Yucatán; in vorkolumb. Zeit Träger M. war Ausgangspunkt des Alexanderreichs;
einer hoch entwickelten Kultur (Blütezeit zw. 300 148/147 v. Chr. wurde M. röm. Prov., seit dem 15. Jh.
und 900), deren Zeugen Tempel-, Palast-, Städte- war M. türkisch. Heute gehört es zum Staat M., zu
bauten (Chichén Itzá) mit toltek. Einfluss sind. Griechenland, ein kleiner Teil zu Bulgarien.
Mbach, Wilhelm, dt. Ingenieur und Unternehmer, Mbabne, Hptst. von Swasiland, 76 200 Einwohner.
* 1846, † 1929; engster Mitarbeiter von G. W. Daimler; Mbki, Thabo Mvuyelwa, südafrikan. Politiker, * 1942;
war maßgeblich an der Entwicklung des ersten im Exil (ab 1962) u. a. außenpolit. Sprecher des ANC,
schnell laufenden Benzinmotors beteiligt, erfand den 1997–2007 dessen Präs.; wurde 1994 Vizepräs.,
Vergaser und konstruierte u. a. Wechselgetriebe und 1999–2008 Staatspräs.
Lamellenkühler. 1909 Mitgründer der Maybach- McAleese [məˈkəlɪːz], Mary, ir. Politikerin, * 1951;
Motorenbau GmbH in Friedrichshafen zur Juristin und Journalistin, Staatspräs. seit 1997.
Herstellung von Motoren für Luftschiffe; seit 1918 McAllister, David James, deutscher Politiker (CDU),
auch Bau von Luxuslimousinen. * 12. 1. 1971 Berlin; Jurist; seit 1988 Mitglied der CDU
Mer, Julius Robert, dt. Arzt, Physiker, * 1814, † 1878; seit 1988 Abgeordneter des Landtags von Nieder-
entdeckte das Gesetz der Erhaltung der Energie. sachsen, 2003–10 dort Vorsitzender der CDU-Frakti-
Mayflower [ˈmeɪflaʊə], Name des Schiffs, auf dem 1620 on; seit 2008 Vorsitzender der CDU in Niedersachsen;
die Pilgerväter nach Amerika fuhren. seit 2010 Ministerpräsident von Niedersachsen.
Mayo-Klinik [ˈmeɪəʊ-], 1889 von W. W. Mayo und seinen
Mayo-Klinik MAYM McCarthy [məˈkɑːθɪ], Joseph Raymond, amerikan. Politi-
Söhnen in Rochester (USA) gegr. Krankenhaus; besitzt ker, * 1908, † 1957; leitete als republikan. Senator
Weltgeltung als Zentrum einer hoch spezialisierten 1950–54 die Untersuchung »unamerikan. Umtriebe«,
medizin. Diagnostik. Nach ihrem Vorbild seit 1970 Dt. die sich unter seiner Führung zu einer repressiven, allg.
Klinik für Diagnostik in Wiesbaden. antikommunist., nationalist. und antisemit. Vorurteile
Mayotte [maˈjɔt], Insel der Komoren, 375 km 2, 188 000 mobilisierenden Verfolgungswelle auswuchs.
Ew. M. blieb nach der Unabhängigkeitserklärung der McCartney [məˈkɑːtnɪ], Sir (seit 1997) Paul, brit. Rock-
McCartneyMCCM

Komoren 1975 bei Frankreich. musiker (Gitarrist, Sänger, Texter, Komponist), * 1942;
Mröcker, Friederike, österr. Schriftstellerin, * 1924; Mitbegründer der Beatles, nach Auflösung der Gruppe
experimentelle Lyrik und Prosa, Hörspiele; 1970 erfolgreiche Solokarriere, zunächst mit der von
Georg-Büchner-Preis 2001. ihm gegr. Band »Wings« (bis 1979), danach als Solist.
Mazarin [mazaˈr], Jules, Herzog von Nevers (seit 1659),
Mazarin MAZM McEwan [məˈkjuːən], Ian, schott. Schriftsteller, * 1948;
Kardinal (seit 1641), frz. Staatsmann, * 1602, † 1661; magisch-symbolhafte Kurzgeschichten und Romane
leitender Min. während der Minderjährigkeit (»Der Zementgarten«, 1978; »Abbitte«, 2001) über
Ludwigs XIV. Liebe, Verlust, Selbsterkenntnis und Vergänglichkeit.
Mazedni|en, Makedni|en, Rep. in SO-Europa, McKinley [məˈkɪnlɪ], William, amerikan. Politiker,
25 713 km 2, 2,04 Mio. Ew.; Hptst.: Skopje. Amtsspra- * 1843, † (ermordet) 1901; 1897 bis 1901 25. Präs. der
che: Mazedonisch. Gebirgsland zw. Dinarischem USA (Republikaner).
MAY
MDAX, Aktienindex der Dt. Börse AG für 50 mittel-
große Unternehmen klass. Branchen, die den im
MED
→ DAX® notierten Unternehmen hinsichtlich
Orderbuchumsatz und Marktkapitalisierung folgen
(Midcaps); gehört zum Marktsegment Prime
Standard.
Meadows [ˈmedəʊz], Dennis L., amerikan. Chemiker
und Zukunftsforscher, * 1942; wurde bekannt durch
die vom Club of Rome beauftragte Studie »Die
Grenzen des Wachstums« zur Zukunft der
Weltwirtschaft und des Lebensraums.
Mechnik die,  Wiss. vom Gleichgewicht (Statik) und
ARS HALL M C LUHAN DERGUR
von der Bewegung der Körper (Dynamik, Kinetik). In M RETIKER ALS KULT
FI
der Kinematik wird allein die Bewegung (Lage,
Geschwindigkeit, Beschleunigung) der Körper ohne
MEDIENTHEO
Berücksichtigung der sie verursachenden Kräfte
untersucht. Die M. der flüssigen Körper heißt Hydro-, Es war ein kurzer, aber prägnanter
die der gasförmigen Aero-M. Auftritt. In Woody Allens Filmklassi-
Mcheln, fläm. Mechelen, Stadt in Belgien, von ker »Der Stadtneurotiker« wies Mar-
mittelalterl. Gepräge, an der Dyle, 75 800 Ew.; shall McLuhan 1977 einen intellektu-
Webwarenind.; Erzbischofssitz. ellen Angeber in der Warteschlange
Mckel, Christoph, dt. Schriftsteller und Grafiker, fürs Kino zurecht: »Sie haben meine
* 1935; allegorisch-fantast. Lyrik, Prosa und Grafik. Philosophie nie verstanden«. McLu-
Mcklenburg, histor. dt. Territorium, an der Ostsee hans Theorien sind wirklich kompli-
zw. Lübecker Bucht und Darß, von der waldreichen
zierter, als die geläufigen Schlagwor-
Mecklenburg. Seenplatte durchzogen (Müritz, Schwe-
te vom »globalen Dorf« oder »Das
riner See u. a.). – Urspr. german. Siedlungsgebiet, im
7. Jh. von Wenden (Obotriten) besetzt. Seit der Medium ist die Botschaft« vermuten
Unterwerfung durch Heinrich den Löwen (12. Jh.) dt. lassen. Doch trotz oder gerade we-
besiedelt und christianisiert. Seit 1701 bestanden die gen seines assoziativen und colla-
Herzogtümer M.-Schwerin und M.-Strelitz; sie genhaften Schreibstils wurde er mit
wurden 1815 zu Großherzogtümern, 1918 zu Büchern wie »Die Gutenberg-Galaxis«
Freistaaten. 1934 Vereinigung zu einem Land M., das zu einem der bekanntesten Intellek-
1945 um den Westteil Vorpommerns vergrößert tuellen unserer Zeit, der vor allem
wurde. 1952 Aufteilung in die Bez. Rostock, Künstler beeinflusste und von Firmen
Schwerin, Neubrandenburg, die 1990 in Mecklen- als visionärer Berater engagiert wurde. Als Andy Warhol
burg-Vorpommern aufgingen.
von den »15 Minuten Ruhm für jedermann« sprach, bezog
Mcklenburg-Vrpommern, Land der Bundesrep.
er sich auf McLuhan. Der 1911 geborene Kanadier bezeich-
Dtl. im Norddt. Tiefland, 23 180 km 2, 1,7 Mio. Ew.;
Hptst.: Schwerin. – Glazial geprägtes Flachland mit nete das »globale Dorf« als Resultat des elektronischen
Grund- und Endmoränen der Mecklenburg. Zeitalters. Während der Buchdruck zur Individualisierung
Seenplatte. M.-V. ist überwiegend agrarisch geführt habe, erzeugten Fernsehen und Radio eine neue,
strukturiert, wichtigste Wirtschaftszweige sind kollektive Identität. Die wiederauferstandene Stammesge-
Landwirtschaft und die darauf fußende Lebens- sellschaft werde durch die Medien in dauernder Vibration
mittelind. sowie der Tourismus; Ind.-Ansiedlung v. a. gehalten: Medien seien die neuen Stammestrommeln.
im Küstenbereich (Werften, Hafenwirtschaft, Doch nicht durch ihre Inhalte würden diese Medien die Ge-
Fischverarbeitung); metallverarbeitende Ind. sellschaft beeinflussen. Nach McLuhan ist es nahezu egal,
(Fahrzeug- und Maschinenbau) v. a. in Schwerin, ob das Fernsehen harmlose Programme oder Gewaltsen-
Neubrandenburg, Parchim, Greifswald, Neustrelitz. dungen ausstrahlt. Die Existenz des Fernsehens selbst be-
Bed. Tourismus an der Ostseeküste und im Bereich
einflusse die Gesellschaft. Das Medium ist also die Bot-
der Mecklenburg. Seenplatte. – Min.-Präs. seit 2008:
schaft.
E. Sellering (SPD) an der Spitze einer Koalition mit
der CDU.
Medawar [ˈmedəwə], Sir (seit 1965) Peter Bryan, brit.
Biologe, * 1915, † 1987; erhielt für die Entdeckung der
erworbenen Immuntoleranz 1960 den Nobelpreis für
ha t d ie Mach t,
Physiologie oder Medizin. Jedes M ed iu m
Po st ula te dem
Meda, griech. Sage: Tochter des Königs von Kolchis;
sein e eigenen
entfloh mit Iason und dem Goldenen Vlies; von Iason au fz uzw ingen.
verstoßen, tötete sie ihre Nebenbuhlerin Kreusa und Ah nu ngslos en tscha ft« (1967)
m ist die Bo
m Buch »Das Mediu
die eigenen Kinder. McLu ha n in seine
Medellín [meðeˈjin], Stadt in W-Kolumbien, 1,6 Mio.
Ew.; Univ.; Textil-, Tabakind., in der Nähe Gold-, 575
Platin-, Kupferbergbau; entwickelte sich in den

Medellín M
M Mediation
576 1980er-Jahren zu einem vom verbrecher. M.-Kartell unterschieden: Human-M. (Heilkunde vom Men-
beherrschten Zentrum des Kokainhandels. schen), Tier-M. (Veterinär-M., Tierheilkunde) und
Mediatin die, Vermittlungsverfahren bei Konfl ikten Phyto-M. (Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten).
in Familie, Politik, Wirtschaft u. a. unter dem Vorsitz Die wiss. Grundlage der M. schuf Hippokrates im 5. Jh.
eines neutralen Mediators (Schlichters). v. Chr.; neben ihm galt Galen (2. Jh.) bis ins MA als
Medici [ˈmɛːditʃi], florentin. Herrscherhaus, wurde medizin. Autorität. Die M. blühte im MA bes. bei den
durch Bankgeschäfte reich, übte seit 1434 die Arabern. Auf prakt. Erfahrung wollte im 16. Jh.
Stadtherrschaft über Florenz aus. Cosimo de' M., gen. Paracelsus die M. aufbauen. Seit dem 19. Jh. machte
der Alte (1434–64), und Lorenzo de' M., gen. der die M. große Fortschritte, bes. durch das Abhorchen
Prächtige (1469–92), förderten großzügig Kunst und (Auskultation), Beklopfen (Perkussion), die keimtöten-
Humanismus. 1531 wurden die M. Herzöge von de (antisept.) und keimfreie (asept.) Wundbehand-
Florenz, 1569 Großherzöge der Toskana. Zu ihnen lung, die Erforschung von Bakterien und Viren, die
gehören auch die Päpste Leo X. und Klemens VII., die Schutzimpfung, die Anwendung von Röntgen- und
frz. Königinnen Katharina und Maria von M.; 1743 Laserstrahlen, die Chemotherapie, die Computer-
erlosch das Geschlecht. oder Kernspintomographie oder die Gentherapie.
Mdi|en Pl., Kommunikationsmittel zur Vermittlung Médoc [meˈdɔk], Landschaft in SW-Frankreich, zw.
von Information durch Druck, Bild, Ton oder Gironde und Atlantikküste; an der Ostseite Anbau
audiovisuell; i. e. S. die → Massenmedien (→ Multi- ausgezeichneter Bordeauxweine.
media, → Neue Medien). Medwedjew, Dmitri Anatoljewitsch, russ. Politiker,
Medwedjew MEDM

Medna, Stadt im Hidjas, Saudi-Arabien, 824 000 Ew.; * 1965; 2003–05 Leiter der Verw. von Präs. Wladimir
Univ.; neben Mekka wichtigster Pilgerort der Putin; 2005–08 von Putin zum Ersten Stellv.
Muslime; Grab Mohammeds. Ministerpräs. ernannt; 2000/01 sowie 2002–08 Vors.
Medizn die, Heilkunde, Wiss. vom gesunden und
Medizin MEDM des Aufsichtsrats von GAZPROM; seit 2008 russ. Präs.
kranken Lebewesen, von den Ursachen, Erscheinun-
gen, Auswirkungen seiner Krankheiten (Pathologie), Meer, zusammenhängende Wassermasse, die 71 %
ihrer Erkennung (Diagnostik), Heilung (Therapie) und der Erdoberfläche (362 Mio. km 2) einnimmt und sich
Verhütung (Prophylaxe). – Die Grundlage der neuzeitl. auf 3 Weltmeere, Atlant., Ind., Pazif. Ozean, verteilt.
M. bilden Anatomie, Physiologie, Biologie, Chemie, Von diesen gliedern sich noch Neben-M. ab. Die
Physik, Bakteriologie, Pharmakologie, Toxikologie; mittlere Meerestiefe beträgt etwa 3800 m, etwa 32 %
daneben Psychologie und Soziologie. Es werden des M. sind 4000 bis 5000 m tief; die größte bekannte

Kabeljau/Dorsch W Seehecht W
Empfehlungen NO-Arktis Pazifik
Fischverzehr Island NO-Atlantik
Gute Wahl nachhaltige Fischerei NO-Atlantik, Ostsee SW-Atlantik
Bestand kritisch, 2. Wahl W Wild Z Zucht Karpfen Z Seelachs/Köhler W
Überfischt, lieber nicht B Bio Nordsee
Deutschland
Aal W Z Lachs Seeteufel W
Europa B Irland, Schottland, NO-/SO-Atlantik
Alaska-Seelachs W Norwegen Z, Alaska W
Seezunge W
NO-Atlantik W Ost-Pazifik W
/ NO-Pazifik NO-Atlantik
Norwegen, Schottland Z
NW-Pazifik
West-Pazifik W Chile Z Sprotte W
Dorade Z NO-Atlantik W NO-Atlantik
B Mittelmeer Makrele W
Mittelmeer Steinbeißer W
NO-Atlantik
NO-Atlantik
Dornhai/Schillerlocke W Pangasius Z
NO-/NW-Atlantik Thunfisch W
B Vietnam
Forelle Z Weißer
Vietnam
B Europa Bonito, Skipjack
Rotbarsch W Gelbflossen,
Chile, Europa
NO-Atlantik Großaugen, Roter,
Garnele
Blauflossen, Weißer
NO- /NW-Atlantik W Sardine W
Shrimp, Bio Z NO-Atlantik Viktoriabarsch W
Nordseekrabbe W Mittelmeer
Shrimp, tropisch W Z
Schellfisch W Wolfsbarsch Z
Heilbutt W B Mittelmeer
Nordsee,
Norw. See, NO-Arktis Mittelmeer
Schwarzer/Weißer NO-Atlantik
Zander W
Hering W Scholle W
Westeuropa
NO-Atlantik Pazifik
Nordsee Osteuropa
nördliche, zentrale Ostsee
westliche Ostsee Ostsee
MED
Tiefe im Pazif. Ozean 11 034 m, im Atlant. 9219 m, im
Ind. 7455 m. Das M.-Wasser schmeckt salzig-bitter.
Mehrwertsteuer, 1968 eingeführte Nettoumsatz-
steuer mit Vorsteuerabzug, bei der die Wertschöp-
MEI
Die versch. Meeresströmungen entstehen im fung der einzelnen Produktions- oder Verteilungs-
Wesentlichen im offenen Ozean als Winddriften stufen steuerlich erfasst wird (→ Umsatzsteuer).
durch gleichmäßig wehende Winde (Passat, Meier [von lat. maior domus »Hausverwalter«], urspr.
Monsun), je nach Herkunft warm (z. B. Golfstrom) ein Verw.-Beamter, dann der auf einem Fronhof
oder kalt (z. B. Labradorstrom). Das entführte Wasser sitzende herrschaftl. Gutsverwalter.
wird durch Ausgleichsströme an der Oberfläche und Meiji Tenno [meɪdʒi-; jap. »erleuchtete Reg.«], eigtl.
Meiji Tenno MEIM

in der Tiefe ersetzt. Über die Schwankungen des Mutsuhito, Kaiser von Japan (ab 1867), * 1852, † 1912;
Meeresspiegels → Gezeiten. Die Wiss. vom M. heißt beseitigte durch die M.-Reform die mittelalterl.
Meereskunde oder Ozeanographie. Strukturen Japans und führte es zur Großmacht-
Meeresverschmutzung, Belastung der Meere durch stellung.
Abfallstoffe der techn. Zivilisation, v. a. durch in den Meile [von lat. milia (passuum) »1000 (Doppelschrit-
Flüssen mitgeführte Abwässer, Verklappen von te)«] die, Wegemaß: 1) 1 geograf. M. = 7420 m; 2) 1 dt.
Abfällen und Schadstoffen, Tankerunfälle (Ölpest). M. = 7500 m (etwa 1⁄15 Äquatorgrad); 3) 1 See-M.
Die M. beeinträchtigt nicht nur das ökolog. = 1852 m = 1⁄60 Äquatorgrad; 4) 1 engl. M.
Gleichgewicht, sondern mittelbar, über die (mile) = 1609 m.
Nahrungskette, auch die menschl. Gesundheit. Mningen, Krst. in Thür., an der Werra, 21 800 Ew.;
Meerkatzen, afrikan. Affen, gesellig lebende Tiere, Elisabethenburg (1682–92). – 1680–1918 Hptst. der
mit großen Backentaschen, Gesäßschwielen und Herzöge von Sachsen-M. Großen Ruf genoss die
überkörperlangem Schwanz. Hoftheatertruppe, die Meininger.
Meerrettich, Krn der, zu den Kreuzblütlern zählende Mnrad, Josef, österr. Schauspieler, * 1913, † 1996; war
40 bis 125 cm hohe Staude, fleischige Wurzeln von Träger des Iffland-Rings.
scharf-würzigem Geschmack.
Mrsburg, mittelalterl. Stadt in Bad.-Württ., Meinungsforschung, Demoskopie, die
5200 Ew., am N-Ufer des Bodensees; Kunstgewerbe, Erkundung der öffentl. Meinung, bes. durch Befragen
Weinbau (u. a. Staatsweingut); Fremdenverkehr. »repräsentativer« Bev.-Gruppen.
Meerschweinchen, Familie 25 bis 75 cm langer Mer, Golda, früher G. Myerson, israel. Politikerin,
Nagetiere. Von dem in Südamerika heim. Wild-M. * 1898, † 1978; 1956–66 Außenmin., 1969–74
stammt das formenreiche Haus-M. ab. Min.-Präs. von Israel.
Megalth der, großer Steinblock; in vorgeschichtl. Zeit Msner, Joachim, dt. kath. Theologe, Kardinal (seit
im Kreis oder in Reihen aufgerichtet (Menhire). – 1983), * 1933; 1980–89 Bischof von Berlin, seither
M.-Gräber → Hünengräber. Erzbischof von Köln.
Mgara, Stadt in Mittelgriechenland, 17 800 Ew., war Mßen, Krst. in Sa., an der Elbe, 27 700 Ew.; FH;
im Altertum der Hauptort der dor. Landschaft Albrechtsburg, Frauenkirche (Porzellanglocken-
Megaris, bis ins 6. Jh. v. Chr. eine der bedeutendsten spiel), Dom; Porzellan-Manufaktur (älteste
Städte Griechenlands. Porzellanwerkstätten Europas: Meißner oder
Mehltau, Bez. für versch. durch Pilze verursachte Meissener Porzellan®); Herstellung von keram.
Pflanzenkrankheiten; meist durch einen weißen Platten, Farben und Kfz-Zubehör, Maschinenbau u. a.
Belag (Pilzrasen) auf den Blättern gekennzeichnet. Ind.; Weinkellerei. – Burg M. wurde 929 von König
Unterschieden wird zwischen Echtem und Falschem
M.; tritt häufig an Beeren und Blättern des
Weinstocks, an Rosen u. a. auf. Bekämpfung des
Echten M. mit schwefelhaltigen Mitteln. Der Falsche
SCHUNG
Reben-M. ist die gefährlichste Krankheit der
Weinrebe. Bekämpfung mit kupferhaltigen Mitteln. MEINUNGSFOR
Mehmd [mɛx-], Name türk. Sultane. M. II., der Eroberer
DIE ERSTE AGE
MEINUNGSUMFR
(1451–81), eroberte 1453 Konstantinopel, unterwarf
Serbien und Bosnien.
Mehrheit. Nach dem M.-Grundsatz (Majoritätsprinzip)
näherrückt,
entscheidet bei Abstimmungen und Wahlen die M. uen Präsidenten
A die Wahl des ne s eine un -
Man unterscheidet: absolute M. (mehr als die Hälfte Als 1824 in den US ad t Pe nn syl va nia
ng in der Hauptst
aller Stimmen), relative M. (mehr Stimmen als für hat eine Lokalzeitu versucht, die mit
großer Spannung
Ide e. Sie
jede der anderen Meinungen abgegeben), qualifizierte gewöhnliche ne ue
ihr er Le se r vorauszusagen.
M. (z. B. 2⁄3 oder 3⁄4 der Stimmen). → Wahlrecht ete n Wa hle rgebnisse mit Hilfe , wer ihrer
erw art vanian« geben an
Mhring, Franz, dt. polit. Schriftsteller, * 1846, † 1919; arrisburg Pennsyl ichem Ergeb -
532 Leser des »H wir d – mi t de utl
erste wiss. Darstellungen der dt. Arbeiterbewegung
inu ng na ch die Wahlen gewinnen als künftigen
Me w Jackson
vom sozialist. Standpunkt. n Kandidaten Andre
Mehrkampf,  aus mehreren Einzeldisziplinen nis: 70 % sehen de hle rst im me n, de n Andrew
tsi nh ab er. De r Vorsprung an Wä , se tzt sich jedoch
Am nn
bestehender Wettkampf aus einer Sportart (»reiner
de r Tat ers t au f sich vereinigen ka hlmänner
M.«, z. B. Sieben- und Zehnkampf in der Leichtath- Jackson in der Wahl durch Wa
de m in de n US A üblichen Prinzip en tge ge n der
letik, Vier- und Sechskampf im Kunstturnen, Reißen in USA heißt
(6.) Präsident der
und Stoßen beim Gewichtheben) oder mehreren nicht for t, der neue y Ad am s. Die 577
inungen John Quinc
Sportarten (»gemischter M.«, z. B. beim → Triathlon). abgegebenen Me ein Fe hls ch lag .
rage wir d
erste Meinungsumf
Meißen M
M Meistbegünstigung
578 Heinrich I. gegr.; Bistum M. 968 von Otto I., 1921 neu kehrten viele ausgerottet geglaubte Krankheiten
gegründet, seit 1979 Bistum Dresden-Meißen. nach Europa zurück. So ist die Zahl gemeldeter
Meistbegünstigung, Klausel in Handelsverträgen, Syphilisfälle seit Anfang des Jahrtausends in Europa
nach der Vertragspartner einander alle Vorteile sprunghaft gestiegen. Allein in Deutschland treten
gewähren, die sie Drittstaaten einräumen. jährlich über 3000 neue Fälle auf. Reisen, Handel,
Meistersang, zunftmäßige Lieddichtung des 14. bis
Meistersang MEIM Umweltveränderungen und neue Resistenzen von
16. Jh. mit formaler Anlehnung an den Minnesang. Erregern sorgen in Europa seit langem dafür, dass
Die Dichtkunst wurde zum schulmäßig gelehrten sich Infektionskrankheiten verbreiten. Die häufigste
Handwerk (»Singschulen« in Nürnberg, Worms, meldepflichtige Krankheit in Deutschland war 2008
Mainz u. a.), wie ihre Träger (die Meistersinger) oft das Norovirus mit über 210 000 registrierten Fällen.
Handwerksmeister waren. Bedeutendster Vertreter
war Hans Sachs.
Mtner, Lise, österr.-schwed. Physikerin, * 1878, Melilla [meˈliʎa], Hafenstadt an der Nordküste
† 1968; Arbeiten über Radioaktivität, kosm. Marokkos, span. Exklave, 12,3 km 2, 65 500 Ew.;
Strahlung, Methoden zur Gewinnung von Kern- Erzverladehafen, Fischfang.
energie; 1938 emigriert. Mlk, Bezirksstadt in NÖ, an der Donau, 6200 Ew.;
Meitnrium [nach Lise Meitner] das, Symbol Mt, Benediktinerstift im Barockstil (von J. Prandtauer
künstl., radioaktives chem. Element, OZ 109. 1702 begonnen; prachtvolle Innenausstattung).
Mkka, Stadt in der Landschaft Hidjas, Saudi-Arabien, Melzzo da Forl, ital. Maler, * 1438, † 1494;
Melozzo da Forlì MELM

1,2 Mio. Ew.; Geburtsort Mohammeds, wichtigster bedeutend durch die Beherrschung perspektiv. Kunst.
muslim. Wallfahrtsort (→ Kaaba); islam.-theolog. Melville [ˈmelvɪl], Herman, amerikan. Schriftsteller,
Hochschule. * 1819, † 1891. Sein Werk (z. B. »Moby Dick«, 1851) gilt
Mekns, Stadt in Marokko, im nördl. Vorland des als ein Höhepunkt der amerikan. Prosaliteratur.
Mittleren Atlas, 536 200 Ew.; eine der vier Königs- Membrn die, 1)  am Rand eingespanntes Häutchen
städte Marokkos; histor. Zentrum mit Moscheen und (Papier, Metall, Kohle, Kunststoff, Leder) zur
Sultanspalast (Weltkulturerbe). Druckfortpflanzung (Druckmesser), Schwingungs-
Mkong der, größter Strom Hinterindiens, 4500 km erregung (Mikrofon, Lautsprecher, Trommel) und
lang, mündet ins Südchin. Meer. zum Transport bestimmter Stoffe (halbdurchlässige
Melnchthon, Philipp, eigtl. P. Schwrzert, dt. M.). – 2)   dünnes Häutchen, so das Trommelfell.
Humanist und Reformator, * 1497, † 1560; der engste Mmel, die, litauisch Nmunas, Fluss, entspringt südl.
Mitarbeiter Luthers; verfasste das Augsburg. von Minsk, 937 km lang, mündet ins Kur. Haff.
Bekenntnis; reformierte grundlegend das Schul- Mmelgebiet, der nördl. der Memel und des Ruß
wesen (»Lehrer Dtl.s«). gelegene Teil Ostpreußens; im Versailler Vertrag
Melansi|en, Inselwelt im südwestl. Pazif. Ozean, (1919) ohne Befragung der Bev. an die Alliierten
umfasst Neuguinea, Bismarckarchipel, Salomon-, abgetreten, nach dem Memelstatut von 1924 ein
Santa-Cruz-Inseln, Neue Hebriden, Neukaledonien, Gliedstaat Litauens, unter natsoz. Druck 1939 an Dtl.
Fidschi-Inseln und kleinere Inselgruppen, zus. rd. zurückgegeben. 1948–91 Teil der Litauischen SSR,
967 000 km 2, etwa 7 Mio. Einwohner. seitdem zu Litauen.
Melanm das,  bösartiger Tumor von pigmentbilden- Mmmingen, kreisfreie Stadt in Bayern, am Rand des
den Geweben der Haut oder Schleimhaut. Allgäus, 41 100 Ew.; FH; Maschinen-, Fahrzeugbau,
Melsse die, bei der Zuckergewinnung zurückbleiben- elektrotechn., kunststoffverarbeitende u. a. Ind.; 1286
der schwarzbrauner Sirup; verwendet als Viehfutter, Reichsstadt.
zur Rum- und Spiritusherstellung. Mmnon, in der griech. Sage Sohn der Eos, Fürst der
Memnon MEMM

Melbourne [ˈmelbən], Hptst. des Bundesstaates Äthiopier, von Achilles getötet. Die Memnonskolosse
Victoria, Australien, in der Agglomeration 3,67 Mio. beim ägypt. Theben, 2 Riesensteinbilder des Pharaos
Ew.; anglikan. und kath. Erzbischofssitz; mehrere Amenophis III., wurden in der Antike als sein Abbild
Univ.; Maschinen-, Fahrzeug-, Ind.-Anlagenbau, angesehen.
metallverarbeitende, chem., Nahrungsmittel- u. a. Memorylegierung [ˈmemərɪ-],  Metalllegierung, die
Ind.; internat. . 1835 gegründet. nach Verformung bei tiefen Temperaturen beim
Mlchior, einer der Hl. Drei Könige. Wiedererwärmen ihre urspr. Form annimmt;
verwendet für Satellitenantennen, für Nieten und
meldepflichtige Krankheiten, Bolzen an unzugängl. Stellen.
Infektionskrankheiten, die nach dem Infektions- Mmphis, 1) älteste Hptst. Ägyptens; Ruinenstätte
schutz-Ges. vom 20. 7. 2000 vom behandelnden Arzt mit Tempelresten; gehört mit seinen 4 Tempel-
innerhalb von 24 Stunden an das zuständige Gesund- feldern zum Weltkulturerbe. – 2) Stadt in Tennessee,
heitsamt gemeldet werden müssen. Meldepflicht USA, am Mississippi, 646 000 Ew.; kath. Bischofssitz,
besteht auch bei Berufskrankheiten. Univ., bed. Handelszentrum für Baumwolle;
Fahrzeug-, Maschinenbau, Holz- und Textilind.;
Die Rückkehr der Totgesagten Flusshafen.
Seit der Erfindung der Antibiotika glaubten viele Mnam Chao Phraya [-tʃaʊ praja] der, Hauptstrom
Mediziner bis in die 1980er-Jahre, Infektionskrank- von Thailand, aus der Vereinigung von Ping und Nan,
heiten ließen sich komplett ausrotten. Die For- 365 km lang; mündet mit großem Delta (Reisanbau-
schungs- und Impfbemühungen ließen nach. Doch gebiet) in den Golf von Thailand.
infolge einer immer mobileren Weltbevölkerung Mennder, griech. Lustspieldichter, * 342, † 291 v. Chr.
MEI
Menchú [menˈtʃu], Rigoberta, guatemaltek. Bür-
Menchú MENM

gerrechtlerin, * 1959; 1992 Friedensnobelpreis für


lis epidemica, ansteckende Genickstarre,
hervorgerufen durch Meningokokken.
MEN
ihren gewaltlosen Kampf um die Gleichberechtigung Menskus der, 2 scheibenförmige Knorpel im
der Indianer. Kniegelenk. Menschenaffen
Mndel, Gregor, österr. Botaniker, * 1822, † 1884; Mnnige die, Pb3O 4, gelb- bis scharlachrotes Blei(II, und Mensch
Augustinerprior, fand bei Kreuzungsversuchen mit IV)-oxid, Rostschutzmittel. weisen zahlrei-
Erbsen und Bohnen Gesetze für die Vererbung Mennonten [nach dem Stifter Menno Simons, * 1496, che Gemein-
einfacher Merkmale, die Mendel’schen Gesetze, † 1561], im 16. Jh. v. a. aus niederländ. und norddt. samkeiten auf.
deren Tragweite erst 1900 erkannt wurde. Täufergruppen hervorgegangene ev. Religions- So scheinen
Mendeljew, Dmitri Iwanowitsch, russ. Chemiker, gemeinschaft; vertreten die Erwachsenentaufe und
sich Zwerg-
* 1834, † 1907; stellte 1869 unabhängig von Lothar lehnen u. a. jegl. Gewalt und staatl. Zwang in
schimpansen im
Meyer das Periodensystem der Elemente auf. Glaubensfragen ab.
Mndelssohn, Moses, dt. Philosoph, * 1728, † 1786; Menor die, siebenarmiger jüd. Leuchter, Symbol für Regen ähnlich
Freund G. E. Lessings, vertrat die Grundgedanken den Tempel, Gottes Gegenwart, ewiges Leben; unwohl zu füh-
der Aufklärung (religiöse Toleranz, Deismus); offizielles Emblem des Staats Israel. len wie wir. Sie
Wegbereiter der Emanzipation der Juden. Menrca, zweitgrößte Insel der Balearen, Spanien,
Menorca MENM
werden als die
Mndelssohn Barthldy, Felix, dt. Komponist, 683 km 2, 71 500 Ew.; Landwirtschaft sowie Fremden- uns nächstver-
* 1809, † 1847; Enkel von Moses Mendelssohn; verkehr. wandte Art ein-
bedeutender Pianist, Dirigent; leitete mit der Mensch, das Lebewesen mit dem leistungsfähigsten
Mensch MENM

gestuft. Genom-
1. Wiederaufführung der Matthäuspassion seit Gehirn; in der zoolog. Systematik ein Säugetier aus der analysen deuten
Bachs Tod die moderne Bach-Pflege ein; Mitgründer Familie der Hominiden und der Ordnung Primaten, auf genetische
des Leipziger Konservatoriums; romant. Orchester-, nach morpholog., anatom., serolog., genet. u. a.
Übereinstim-
Kammer-, Klaviermusik, Oratorien u. a. Befunden näher mit dem Schimpansen verwandt als
mungen zwi-
Menelos, in der griech. Sage König von Sparta, dieser mit dem Orang-Utan. Aufgrund seiner
Bruder Agamemnons, Gemahl der Helena. Fähigkeit, sachorientiert und abstrakt zu denken und schen 94 und
Mnelik, Mnilek II., Kaiser von Äthiopien (1889 bis zu sprechen und dadurch seine Umwelt gezielt zu über 99 % hin.
1913), * 1844, † 1913. gestalten, nimmt der M. in der Natur eine Sonder- Die geringen
Mengenlehre, Teilgebiet der Mathematik. Die naive
Mengenlehre MENM stellung ein. Alle wichtigen Phasen der Entwicklung Unterschiede
(nicht axiomat.) M. basiert auf der von G. Cantor zum M. verliefen in Afrika. An der Basis des menschl. können die Be-
gegebenen Definition des Begriffs Menge als einer Stammbaums steht möglicherweise ein 6–7 Mio. sonderheiten
»Zusammenfassung bestimmter wohl unterschiede- Jahre alter Schädelfund (umstritten). Über versch. des Mensch-
ner Objekte unserer Anschauung oder unseres Vorläuferstadien, z. B. Australopithecus, Homo seins kaum er-
Denkens, welche die Elemente der Menge genannt habilis, Homo erectus, verlief die Entwicklung bis klären. Erste
werden, zu einem Ganzen«. Die axiomat. M. zum heutigen M. (Homo sapiens). Seine ältesten Hinweise hierfür
versucht, die M. ausgehend von Axiomen aufzubau- Überreste werden als archaischer Homo sapiens vom
könnten Schlüs-
en. Sie verzichtet auf diese Definition des Begriffs anatomisch modernen M. unterschieden, der seit etwa
selgene liefern,
Menge und verwendet ihn als Grundbegriff. Eine 100 000 Jahren nachweisbar ist. Der Neandertaler ist
Menge wird durch Angabe aller Elemente (nur bei ein ausgestorbener Verwandter des heutigen etwa ein identi-
endl. Mengen möglich) oder durch Angabe einer Menschen. Er entwickelte sich parallel, aber fiziertes
Eigenschaft, der die Elemente genügen sollen, unabhängig von Homo sapiens und lebte vor ca. Sprach-Gen,
beschrieben. 160 000 bis vor ca. 30 000 Jahren. Die Entwicklungs- das sich beim
Mnhir der, bis 20 m hoher, aufrecht stehender stadien sind zwar im Einzelnen strittig, fest steht aber, Menschen im
vorgeschichtl. Stein von kult. Bedeutung. dass die Aufrichtung zur zweibeinigen Körperhaltung Vergleich zum
Meningtis die, und Fortbewegung früher erfolgte als die Entwicklung Schimpansen
Gehirnhaut|entzün- des Gehirns, v. a. der Großhirnrinde, über das bei den erheblich ver-
dung, Entzündung Menschenaffen erreichte Maß hinaus. Mit dem ändert hat.
der Hirnhäute Übergang zur Zweibeinigkeit verbunden war auch eine
durch versch. funktionale Änderung der Hand vom Greifen zum
Erreger, Zeichen: Ergreifen und »Handhaben«; die Zusammenarbeit zw.
Kopfschmerzen, Händen und Gehirn war für die Weiterentwicklung
Nackensteifheit, des M. außerordentlich bedeutsam. Das wesentl.
hohes Fieber, Merkmal des M. ist seine Sprachfähigkeit mitsamt den
Benommenheit, anatom. Voraussetzungen dafür (Sprachzentrum im
Erbrechen, Gehirn, Kehlkopf-, Mund- und Rachengestaltung). –
Hirnnerven- Die Wiss. vom M. ist die → Anthropologie.
lähmungen.
Früher Menschenaffen, Familie der Primaten,
tödlich, die zur Abgrenzung von den als Kleine M. bezeichne-
heute durch ten → Gibbons auch Große M. genannt werden. Die
Anwendung gesellig lebenden Tiere sind geschickte Kletterer, die
von Antibio- kurze Zeit aufrecht gehen können. Ihr Körper ist
tika meist stark behaart, die Arme sind länger als die Beine; der
heilbar. M. Daumen ist rückgebildet, der Fuß ist Greiforgan. Die 579
cerebrospina- Augen sind nach vorn gerichtet, die Stirn ist fliehend

Menschenaffen M
M Menschenhandel
580 und hat starke Augenbrauenwülste. Die Menschen- Merclli-Skala [nach dem ital. Vulkanologen
ähnlichkeit ist auch im Verhalten ausgeprägt. G. Mercalli, * 1850, † 1914], zwölfstufige Skala der
Gattungen: Gorilla, Orang-Utan, Schimpansen. Erdbebenstärke; Einordnung nach der Stärke der
Menschenhandel, Straftaten gegen die persönl. Auswirkungen an der Erdoberfläche.
Freiheit, die gemäß StGB mit Freiheitsstrafe bedroht Merctor, Gerhard, eigtl. G. Krmer, niederländ.-dt.
sind. Grundtatbestände sind M. zum Zweck der Kartograf, * 1512, † 1594; wendete zuerst die
sexuellen Ausbeutung (§ 232 StGB) und M. zum winkeltreue M.-Projektion für Seekarten an. 1595
Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft (§ 233 StGB). erschien als sein Hauptwerk der erste Atlas.
Menschenrassen, traditionell willkürl. Auftei- Menschenrassen MENM Merchandising [ˈməːtʃəndaɪzɪŋ] das, Gesamtheit der
lungen der Menschheit nach äußerl. Merkmalen, die absatzstimulierenden Maßnahmen am Ort des
heute als überholt gelten, da auf genet. Ebene nur Verkaufs im Zusammenhang mit der Warenpräsen-
sehr geringe Unterschiede zwischen den Bevölkerun- tation (z. B. Produktplatzierung u. a. Werbemaß-
gen weltweit bestehen. Der in der Vergangenheit nahmen, Regalservice, Preisauszeichnung).
verwandte Rassenbegriff spielte in Politik und Mergel der, Sedimentgestein v. a. aus Ton und Kalk.
Gesellschaft auch ein ideolog. Rolle und diente zur Mrian, 1) Maria Sibylla, dt. Malerin, Kupferstecherin
Rechtfertigung von Überlegenheit, Diskriminierung und Naturforscherin, * 1647, † 1717; Tochter von 2);
und sogar Völkermord. (→ Rassismus) realist. Insekten- und Blumenbilder von wiss.-künst-
Menschenrechte, angeborene, unveräußerl. undMenschenrechte MENM ler. Wert. – 2) Matthäus d. Ä., schweizer. Kupfer-
unantastbare Rechte und Freiheiten jedes Menschen stecher, * 1593, † 1650; u. a. exakte Städteansichten
gegenüber staatl. Eingriff; sie werden in den modernen (»Topographia«, »Theatrum Europaeum«).
Verfassungen als → Grundrechte gewährleistet. Der Mérida [ˈmeriða], 1) Hptst. der Region Extremadura,
Schutz der M. ist ein Ziel der Vereinten Nationen; die Spanien, 51 200 Ew.; Nahrungsmittelind., Viehmärk-
von ihnen 1948 beschlossene Allg. Deklaration der M. te; Eisenbahnknotenpunkt; gut erhaltene röm.
enthält rechtl. nicht verbindl. Empfehlungen, auf Bauwerke (Weltkulturerbe). – 2) Hptst. des Staats
deren Grundlage mehrere Konventionen zum Schutz Yucatán, Mexiko, 662 500 Ew., kath. Erzbischofssitz,
der M. beschlossen wurden. Die Mitgliedsstaaten des Univ., Handels- und Verarbeitungszentrum des
Europarats haben 1950 die Europ. Konvention der M. Sisalanbaus; nahebei Ruinen von Chichén
abgeschlossen; 1959 wurde der Europ. Gerichtshof für Itzá. – 3) Hptst. des Staats M., Venezuela, 196 000 Ew.,
M. gebildet. Die seit 1946 eingesetzte UN-Menschen- kath. Erzbischofssitz, Univ., Handelszentrum für
rechtskommission (United Nations Commission on Agrarprodukte, verarbeitende Industrie.
Human Rights, CHR) wurde 2006 vom Menschen- Meridin der, Längenkreis, → Länge.
rechtsrat (Human Rights Council, HRC) der UN Mérimée [-ˈme], Prosper, frz. Schriftsteller, * 1803,
abgelöst. † 1870; kunstvolle Novellen (»Carmen«, 1840).
Menschewik Pl., → Bolschewismus. Merkantilsmus der, durch Interventionismus und
Mnschikow, Alexander Danilowitsch, Fürst (seit
Menschikow MENM Dirigismus geprägtes wirtschaftspolit. System des
1705), russ. Staatsmann, * 1673, † 1729; Feldmarschall 16. bis 18. Jh. zur Stärkung der Wirtschafts-,
unter Peter d. Gr. und Katharina I., deren Politik er Handels- und Finanzkraft der absolutist. Staaten; als
bestimmte. Mittel dienten v. a. Förderung der großgewerbl.
Menstruatin die, Peride, Regel, Mnses, bei der Produktion, Schaffung eines einheitl. Zoll- und
geschlechtsreifen Frau in etwa 28-tägigen Abständen Marktgebiets, Steigerung des Exports und
erfolgende Blutung aus der Gebärmutter. Sie zeigt Drosselung des Imports.
den Tod einer unbefruchteten Eizelle an und geht mit Mrkel, Angela, dt. Politikerin (CDU), * 1954; nach
Merkel MERM

einer Abstoßung der für die Schwangerschaft dem Diplomexamen in Physik arbeitete M. 1978–90
vorbereiteten Gebärmutterschleimhaut einher. als wiss. Mitarbeiterin an der Akad. der Wissen-
Menutt das, 1) alter frz. Tanz im Dreiviertel- schaften in Ostberlin. Während der polit. Wende in
takt. – 2) Satz einer Suite, Sonate, Symphonie, aus der DDR 1989/90 engagierte sie sich bei der
Hauptteil und Trio bestehend. Oppositionsbewegung Demokrat. Aufbruch. 1990
Mnuhin, Yehudi, Baron M. of Stoke d'Abernon (seit wurde sie Mitgl. der CDU und MdB, 1991 Bundesmin.
1993), amerikan. Geiger und Dirigent, * 1916, † 1999; für Frauen und Jugend, 1994 Bundesmin. für Umwelt,
Friedenspreis des Dt. Buchhandels 1979. Naturschutz und Reaktorsicherheit. Als Generalse-
Mnzel, Adolph v., dt. Maler, Zeichner, * 1815, † 1905; kretärin der CDU (1998–2000) bemühte sie sich nach
Wegbereiter des dt. Impressionismus, »Flötenkon- dem Ende der Ära Kohl um eine Neuausrichtung der
zert« (1852), »Eisenwalzwerk« (1875); Federzeichnun- Partei. 2000 wurde sie Bundesvors. der CDU, 2002
gen für Holzstiche zur Gesch. Friedrichs des Großen. auch Vors. der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nach
Mephistpheles, Mephsto, Name des Teufels in der vorgezogenen Bundestagswahl vom 18. 9. 2005
Goethes »Faust«. wurde M. am 22. 11. 2005 zur Bundeskanzlerin an der
Mern, ital. Merno, Stadt in Südtirol, Italien, an der Spitze einer Reg. der Großen Koalition aus CDU/CSU
Etsch, 33 500 Ew.; Schloss Tirol und Schloss Schenna; und SPD gewählt. Damit war sie die erste Frau im
Wein- und Obstbau. Amt des Regierungschefs der Bundesrepublik Dtl.
Mrbold, Ulf, dt. Physiker und Astronaut, * 1941;
Merbold MERM Nach den Wahlen 2009 wurde M. erneut Bundes-
Teilnehmer an 3 Raumflügen (1983 an Bord des kanzlerin, dieses Mal an der Spitze einer Koalition
amerikan. Raumtransporters Columbia, 1992 des aus CDU/CSU und FDP. – M. erhielt 2008 den
amerikan. Raumtransporters Discovery, 1994 der russ. Karlspreis.
Raumkapsel Sojus TM 20 und der Raumstation Mir). Merkr, 1) Mercrius, röm. Gott des Handels, dem
Merkur MERM
MEN
griech. Hermes gleichgesetzt. – 2) der sonnennächste
Planet; hat keine Atmosphäre, besitzt vermutlich einen
Mesoamrika, Gebiet der präkolumb., indian.
Hochkulturen: S-Mexiko, Guatemala, Belize, El
MES
schweren Kern aus Eisen. (→ Planeten, Übersicht) Salvador und Teile von Honduras, Nicaragua und
Merln, Zauberer und Prophet des Artuskreises. Costa Rica. Im geschichts-
Mrowinger, Königsgeschlecht der sal. Franken, mesoameriknische Hochkulturen, die vorspan. trächtigen
gründete unter Chlodwig I. (482–511) ein Großreich indian. Hochkulturen in Mesoamerika (ab etwa 1500 Mesopotamien
(Fränk. Reich). Im 7. Jh. verlor es seine Macht an die v. Chr.). Die Kultur der indian. Völker Mesoamerikas bildete das
karoling. Hausmeier; 751 wurde mit Childerich III. (bes. Azteken und Maya) ist von einheitl. Prägung. Wasser von Eu-
der letzte M. abgesetzt. Erhalten sind außer Bauwerken hauptsächlich phrat und Tigris
Mrseburg (Sle), Krst. in Sa.-Anh., an der Saale, Keramik, Stein- und Metallgeräte. – Um 200 bis um
schon immer
29 359 Ew.; Fachhochschule; romanisch-got. Dom; 900 n. Chr. entstanden größere kult. Bauwerke: mit
die Lebens-
Aluminiumfolienwerk; südl. von M. → Leuna. Tempeln gekrönte Stufenpyramiden und Ballspiel-
plätze. Die Bildhauerkunst schuf bes. Reliefs aus Stein grundlage. Im
Mrseburger Zaubersprüche, oder Stuck. Auch die Wandmalerei blühte. Von der Altertum noch
zwei ahd. Zauberformeln in stabgereimten schon früh entwickelten Steinschneidekunst zeugen als Verkehrs-
Langzeilen; im 10. Jahrhundert aufgezeichnet, in Masken für den Totenkult und Schmuckstücke. – Die weg genutzt,
ihrem Ursprung wohl erheblich älter. 1841 in der Kunst der Metallbearbeitung breitete sich erst in der wurde insbe-
Merseburger Dombibliothek entdeckt. Toltekenzeit aus (um 900 bis um 1300), erst kurz vor sondere dem
der span. Eroberung traten Bronzearbeiten auf. Euphrat im Lau-
Magische Worte Holzgegenstände, reich gemusterte Textilien und fe der Jahrhun-
In den Kellergewölben des Merseburger Doms liegt Federmosaiken haben sich nur spärlich erhalten. – derte immer
ein Schatz, eine literarische Kostbarkeit: die Merse- Die Bildhauerkunst der Azteken (um 1370–1519) mehr Wasser
burger Zaubersprüche. Sie sind das einzige erhaltene brachte neben starren Götterbildern auch realist.
zu Bewässe-
Dokument heidnisch-germanischer Religiosität in Bildwerke von Tieren und Menschen hervor. Eine
rungszwecken
althochdeutscher Sprache. Ihre genaue Herkunft ist Bilderschrift, die Astronomie und Arithmetik waren
unbekannt. Beide Sprüche enthalten Zauberformeln: bes. hoch bei den Maya entwickelt. entzogen. Die
Der erste gilt als Lösezauber für Gefangene, der zwei- Mesnen Pl.,  Gruppe instabiler Elementarteilchen starke Entnah-
te beschwört die Heilung eines am Bein verletzten mit ganzzahligem Spin, die bei energiereichen me am Oberlauf
Pferdes durch germanische Götter. Jacob Grimm Stößen von Nukleonen entstehen. Sie zerfallen in der Flüsse von-
wählte die Merseburger Zaubersprüche als Thema Leptonen und Photonen. Die M. kommen positiv, seiten der Tür-
seines Antrittsvortrags der Berliner Akademie der negativ und ungeladen vor. Die Pionen (Ÿ-M.) spielen kei zog nicht
Wissenschaften. Auch heute haben die altgerma- eine wesentl. Rolle bei Wechselwirkungen zw. nur einen dau-
nischen Verse nichts von ihrer Faszination verloren, Nukleonen, die Kaonen (K-M.) entstehen bei Wechsel- erhaften Kon-
sie wurden bereits mehrfach vertont. wirkungen zw. Nukleonen und π-Mesonen. flikt mit Syrien
Mesopotmien, bedeutet griech.
und Irak nach
sich, sondern
Mesopotami|en MESM

Mrz, Hans-Rudolf, schweizer. Politiker (FDP.Die »Zwischenstromland« und bezeichnet eine histor.
Liberalen), * 1942; Wirtschaftswissenschaftler; seit Großlandschaft am unteren und mittleren Euphrat bedeutete auch
2004 Bundesrat (Finanzdepartement); Bundesprä- und Tigris, gehört jetzt größtenteils zu Syrien und eine ernsthafte
sident 2009. Irak. Im Altertum bed. Kulturlandschaft, später Bedrohung für
Mesa Verde National Park [ˈmeɪsə ˈvəːd ˈnæʃnl versteppt; neuerdings wieder zunehmend Anbauflä- die grünen Gär-
ˈpɑːk], Nationalpark in SW-Colorado, USA, 211 km 2; chen, z. T. mit künstl. Bewässerung. Erdöllager. – M. ten Mesopota-
Reste von über 300 altindian. Wohnbauten (vor 1300 umfasste Babylonien und Assyrien. miens.
n. Chr.); gehören zum
Weltkulturerbe.
Mescaln das, Mesklin,
Hauptalkaloid aus mexikan.
Kakteen; halluzinogene
Droge; von den Indianern als
Rauschmittel (Peyotl)
gekaut.
Mschhed, Stadt im Iran, 2,16
Mio. Ew.; Univ., Wallfahrts-
ort der Schiiten mit
Grabmoschee des Imam
Resa († 817); Textil-,
Zuckerind.
Mesić [ˈmesiːtɕ], Stjepan
(»Stipe«), kroat. Politiker,
* 1934; war 1972–73
inhaftiert, 1991–92 (letzter)
Präs. des sich auflösenden
Jugoslawien; 2000–10 Präs.
Kroatiens
M Messe
582 Messe die, kath. Kirche: Bez. des Gottesdienstes, Mssner, Reinhold, Südtiroler Alpinist, * 1944; bestieg
abgeleitet von seiner Entlassungsformel: »ite, missa 1970–86 alle 14 Achttausender ohne Höhenatemge-
est« (»geht, [die Versammlung] ist entlassen«). Nach rät; u. a. 1990 mit A. Fuchs erste Antarktisdurch-
der Liturgiekonstitution des 2. Vatikan. Konzils querung zu Fuß, 1993 mit Hubert M. Grönland-
gliedert sich die M. heute in: 1) Eröffnung: Introitus, Längsdurchquerung.
Begrüßung, Schuldbekenntnis, Gloria und Mestze der, Nachkomme aus der Verbindung zw.
Tagesgebet; 2) Wortgottesdienst: Lesungen (aus A. T. Weißen und Indianern.
und N. T.), Evangelium, Predigt, Credo, Fürbitten; Metlle, chem. Elemente mit ähnl. Eigenschaften,
3) Eucharistiefeier: Bereitung der Gaben, Gaben- die sie von den anderen Elementen unterscheiden.
gebet, Präfation, Sanctus, eucharist. Hochgebet mit M. sind bei Raumtemperatur fest (Ausnahme: Queck-
Wandlungsworten, Fürbitten für die Lebenden und silber) und undurchsichtig, bilden mit anderen M.
Verstorbenen, Vaterunser, Friedensgruß, Kommuni- Legierungen, sind gute elektr. und Wärmeleiter und
on; 4) Entlassung mit Segen. Schwerpunkt der im im festen Zustand plastisch verformbar. Die meisten
Anschluss an das 2. Vatikan. Konzil durchgeführten M. überziehen sich bei Kontakt mit Sauerstoff mit
Liturgiereform waren die stärkere Beteiligung der einer dunklen Oxidschicht (unedle M. im Ggs. zu den
Laien am Vollzug der M. und die Einführung der edlen M. Platin, Gold, Silber). Nach der Dichte
Landessprachen statt der lat. Sprache. unterteilt man die M. in Leicht-M. (Dichte unter
Mssel, Gemeinde im Kr. Darmstadt-Dieburg, Hessen, 4,5 g/cm3) und Schwer-M. In der Natur kommen
3800 Ew. In der Nähe die Messeler Grube mit Edel-M. z. T. gediegen vor, unedle M. nur in Form von
Ölschiefervorkommen (Abbau bis 1971) aus dem Verbindungen, bes. als Oxide und Sulfide. Viele M.
frühen Eozän, die viele gut erhaltene Einschlüsse sind in Säuren löslich und bilden mit ihnen Salze.
von Tieren und Pflanzen enthält; zählt zum Metallurg die, Hüttenkunde, befasst sich mit
Welterbe. Gewinnung und Raffination der Metalle aus Erzen.
Messen, im MA entstandene Veranstaltungen mit Metamorphse die, 1)  Umwandlungen, die ein
Marktcharakter. Früher brachten Fabrikanten und Gestein durch Änderung seines physikalisch-chem.
Großhändler die Waren mit (Waren-M.), seit dem Gleichgewichtszustands, etwa durch hohen Druck
Ende des 19. Jh. nur noch Muster (Muster-M). Nach und hohe Temperatur in der Erdkruste, erleidet,
1945 wurden in Dtl. neben Leipzig bes. Frankfurt am ohne dass es völlig eingeschmolzen wird. Meta-
Main, Hannover, Köln, München, Nürnberg, morphe Gesteine sind u. a. Gneise und Schiefer. –
Düsseldorf und Berlin Messeplätze. 2)  Umbildung von Pflanzenteilen zu besonderen
Messni|en, griech. Landschaft im SW der Aufgaben, z. B. Speicherwurzeln (Rüben, Knollen),
Peloponnes, von Sparta in 3 Messen. Kriegen (8. bis Blattranken. – 3)  Entwicklung eines Tiers durch
5. Jh. v. Chr.) unterworfen. versch. Formen hindurch, z. B. Larve, Puppe.
Msserschmitt, Willy, dt. Flugzeugkonstrukteur und Metpher die, übertragener (bildl.) Ausdruck, z. B.
Unternehmer, * 1898, † 1978. »Hafen« für »Zuflucht«.
Messi, Lionel, argentin. Fußballspieler, * 1987; Offensiv- Metaphysk die, Teil der Philosophie, dessen
spieler; seit 2004 beim FC Barcelona (Primera Erkenntnis- und Begründungsinteresse über die
División) und seit 2005 in der argentin. National- Natur (griech. phýsis) hinausgeht.
mannschaft; Weltfußballer 2009. Metastse die, Tochtergeschwulst, die durch
Messianismus, der, oft ungenau verwendete Verschleppung von Geschwulstzellen fernab vom
Sammelbez. für die Sehnsucht nach einer dem Ursprung (Primärherd) entsteht (metastat. Abszess).
Messias vergleichbaren religiösen Erlöser- oder Metaz|en Pl., die vielzelligen Tiere; Gegengruppe:
politisch-sozialen Führergestalt und die Erwartun- Protozoen.
gen, die (v. a. in Krisenzeiten) in der Gesch. mit ihrem
Erscheinen verknüpft worden sind: Beendigung der Meter,  Bez. für die Leuchterscheinungen,
als unheilvoll empfundenen Zustände, Aufrichten die durch in die Erdatmosphäre eindringende
des (ewigen) Reichs der Gerechtigkeit (Reich Gottes) außerird. Kleinkörper (Meteoroide) ausgelöst
bzw. Wiederherstellung eines urspr. »Goldenen werden. Die dabei in der Luft auftretenden Stoß- und
Zeitalters«. Kompressionsprozesse führen zur Ionisation von
Messiaen [mɛsˈjã], Olivier, frz. Komponist, * 1908, Atomen und Molekülen, die ihre Energie durch
† 1992; Orchesterwerke, Kammermusik, Klavier-, Lichtemission abgeben. Die sehr hellen M. (heller als
Orgelwerke, Vokalmusik; initiierte die serielle Musik. mittlere Venushelligkeit) werden Feuerkugeln
Messas, A. T.: Bez. des Königs; später: der erwartete (Bolide) gen., die lichtschwachen M. Sternschnup-
Nachkomme des Stamms David, der das messian. pen. Diese werden durch Meteoroide bis zu einigen
Reich aufrichten werde. Das N. T. und das frühe cm Durchmesser (Massen bis etwa 2 g) verursacht.
Christentum sahen in Jesus Christus die messian. Das Aufleuchten erfolgt in etwa 110 bis 90 km Höhe,
Erwartungen des A. T. erfüllt. das Erlöschen (infolge Verdampfung) in etwa 80 bis
Messna, ital. Hafenstadt im NO Siziliens, an der
Messina MESM 20 km Höhe. M.-Ströme gelten als Auflösungspunkte
Straße von M. (3–16 km breit), 248 600 Ew.; Erz- von Kometen.
bischofssitz, Univ.; Werften; Messen; Fährverkehr zum
Festland. – Im 8. Jh. v. Chr. von Griechen gegründet. Das Tunguska-Ereignis
Messing das, meist goldfarbene Legierung aus Kupfer Am 30. Juni 1908 konnte man in England nachts im
und 10 bis 45 % Zink; zinkärmere Legierungen Freien die Zeitung lesen. An diesem Tag war in
heißen Tombak (Rot-M.). Sibirien, im Gebiet der Tunguska, eines Nebenflusses
MES
des Jenissei, ein Meteorit in fünf bis zehn Kilometern
Höhe explodiert. Die dabei entstandene Druckwelle
ten); charakteristisch: Bibelfrömmigkeit, Laienmit-
arbeit, Betonung der persönl. Glaubensbindung an
MEX
mähte 200 km² Wald nieder und fegte das Wasser von Jesus Christus.
Seen und Flüssen in den Himmel. Die Wasserpartikel Methl|alkohol der, Methanl das, CH3OH,
zogen westwärts, und da sie in großer Höhe das einfachste Alkoholverbindung; giftig, führt zur
Sonnenlicht reflektierten, konnte man mancherorts Erblindung.
in der Nacht tagscharfe Fotografien aufnehmen. Die Mtrik die, 1) Lehre vom Versmaß (Metrum),
Londoner »Times« bekam einen Leserbrief, in dem → Vers. – 2)  Lehre vom musikal. Zeitmaß (Metrum),
gefragt wurde, warum man im südostenglischen bes. vom Takt und der Taktbetonung. – 3)  Eigen-
Brancaster noch nachts um zwei Uhr eine Runde Golf schaft eines Raums, durch die in diesem der
habe spielen können. Abstand zw. 2 Punkten definiert ist.
Metropolt der, 1) kath. Kirche: der Leiter einer
Metropolit METM

Kirchenprov., zugleich Erzbischof der Hauptdiözese;


Metora, Felsengruppe in Thessalien, Griechenland. 2) orth. Kirche: der leitende Bischof einer autokepha-
Seit dem 9. Jh. siedelten hier Eremiten, Ende des len Kirche ohne Patriarchatsrang; daneben auch
14. Jh. entstanden Klöster (Weltkulturerbe). bloßer Titel.
Meteorolog die, Wetterkunde; untersucht die Metropolitan Opera [metrəˈpɔlɪtn ˈɔpərə], kurz Mt,
Atmosphäre und das Wettergeschehen. führendes amerikan. Opernhaus, 1883 in New York
eröffnet; seit 1966 in neuem Haus (am Lincolnplatz).
Mter, Abk. m, Längeneinheit, urspr. der Mtternich, Klemens Wenzel Reichsgraf, seit 1803
Metternich METM

10-millionste Teil eines Erdmeridianquadranten; Fürst v. M.-Wnneburg, österr. Staatsmann, * 1773,


das in Paris aufbewahrte Urmeter weicht geringfügig † 1859; 1809 Außenmin., 1822 Staatskanzler. Auf dem
davon ab. Als Basiseinheit des Internat. Einheiten- Wiener Kongress 1815 wirkte er führend an der
systems (SI) 1983 als die Länge der Strecke definiert, Neuordnung Europas mit und sicherte Österreich die
die Licht im Vakuum während der Dauer von Vorherrschaft in Dtl. und Italien. Sein Ziel war die
1/299 792 458 s zurücklegt. Erhaltung der 1815 wiederhergestellten vorrevolutio-
nären staatl. Ordnung und des Gleichgewichts der
Zu kurz und doch erfolgreich Mächte. Durch Polizeiherrschaft suchte er nat. und
1795 wurde der Meter als Einheit in Frankreich liberale Strömungen zu unterdrücken. Als
eingeführt – definiert als zehnmillionster Teil der Symbolfigur reaktionärer Politik wurde er bei
Entfernung zwischen Nordpol und Äquator. Zwei Ausbruch der Revolution in Wien 1848 gestürzt.
Astronomen vermaßen dafür mitten in der Franzö- Mtz, Hptst. der Region Lothringen, Frankreich; an
sischen Revolution die Strecke von Dünkirchen über der Mosel, 127 500 Ew.; Univ.; got. Kathedrale,
Paris bis Barcelona. Das danach gefertigte Platin- mittelalterl. Befestigung; Eisen- und Stahl-, Auto-,
stück diente 1889 als Vorlage für einen zweiten Tabak-, Konservenind. – M., eine vorröm. Siedlung,
Prototyp aus 90 % Platin und 10 % Iridium. Von kam 870 zum Ostfränk. (Dt.) Reich, im 13. Jh. wurde
diesem neuen Urmeter gab es 30 Kopien: Deutsch- es Reichsstadt, 1552 mit dem reichsunmittelbaren
land erhielt Nummer 18, das Königreich Bayern Gebiet der Bischöfe von M. von Frankreich besetzt.
Nummer 7. 1954 kaufte die BRD noch Nummer 23 1871–1918 und 1940–44 gehörte M. zum Dt. Reich.
von Belgien. Heute wird ein Meter als die Strecke mexiknische Kunst → mesoamerikanische
definiert, die Licht im Vakuum in 1/299 792 458 Hochkulturen, → lateinamerikanische Kunst.
Sekunde durchläuft. Ein Problem aber bleibt: Die Mxiko, Staat in Mittelamerika, zw. dem Golf von M.
Mexiko MEXM

Astronomen haben sich 1795 beim Erdumfang um und dem Pazif. Ozean, einschl. Inselgebieten 1,964
rund acht Kilometer vertan – eigentlich müsste ein Mio. km 2, 109,6 Mio. Ew.; Hptst.: Mexiko. Amts-
Meter heute 0,2 mm länger sein. sprache: Spanisch.
Verfassung von 1917 (mit Änderungen); präsidiale
Bundesrep. (31 Bundesstaaten und ein Bundes-
Methadn das, synthet. Morphinderivat, stark distrikt). Die Legislative liegt beim Kongress,
wirksames Schmerzmittel, unterliegt dem bestehend aus Senat und Abgeordnetenkammer.
Betäubungsmittelgesetz; dient als Ersatzdroge zur Der Präs. (Staatsoberhaupt und Reg.-Chef) wird
Behandlung Heroinabhängiger. auf 6 Jahre direkt gewählt; er ernennt die Min.
Methn das,  der einfachste Kohlenwasserstoff aus Die Bundesstaaten haben eigene Verf. und Par-
der Gruppe der Alkane, CH4, farb- und geruchloses, lamente.
brennbares Gas; findet sich in erdölhaltigen Landesnatur. Überwiegend Hochland (1000 bis
Schichten, entsteht bei der Zersetzung organ. Stoffe über 2000 m ü. M.), im W und O von höheren Rand-
(Sumpfgas, Klärgas); Ursache der schlagenden gebirgen (Sierra Madre) umsäumt; den S bildet eine
Wetter (Grubengas). M. gehört zu den klimawirk- Vulkanzone (Citlaltépetl 5700 m ü. M., Popocatépetl
samen Gasen, die zum Treibhauseffekt führen. 5452 m ü. M.). Tiefland nur an den Küsten und
Methodsten, Bez. für die Mitgl. einer Gruppe prot. auf der Halbinsel Yucatán. Die gebirgige Halb-
Freikirchen, die im 18. Jh. aus der von den Brüdern insel Niederkalifornien ist im N der pazif. Küste
Wesley ins Leben gerufenen geistl. Erneuerungs- vorgelagert. Größter Fluss ist der Río Grande del
bewegung hervorgegangen sind (in Dtl. heute die Norte (Grenzfluss zu den USA). Klima: im N trocken,
Ev.-methodist. Kirche), bes. verbreitet in Großbritan- binnenländisch; im S sind die Küstenniederungen 583
nien und in den USA (weltweit rd. 70 Mio. Methodis- tropisch, höhere Lagen gemäßigt und kühl.

Mexiko M
M Mexiko
584 Bevölkerung. 75 % Mestizen, 14 % Indianer (Azteken, thums« (1884–1902). – 3) Joseph, dt. Verlagsbuch-
Maya, Zapoteken u. a.), 10 % Weiße. Religion: über händler, * 1796, † 1856; Gründer des Bibliograph.
90 % kath. Instituts in Gotha (1826); verlegte u. a. ab 1839 das
Wirtschaft. M. gehört zu den industriell fortgeschrit- 52-bändige »Große Conversationslexikon«, geograf.
tensten Ländern Lateinamerikas (Stahl-, Maschi- Werke, Atlanten und Kunstblätter. – 4) Lothar, dt.
nen-, elektrotechn., chem., Papier- u. a. Ind.). Anbau Chemiker, * 1830, † 1895; stellte 1869 unabhängig von
(z. T. mit Bewässerung) von Mais, Weizen, Hirse, Mendelejew das Periodensystem der Elemente auf.
Bohnen, Zuckerrohr, Baumwolle, Zitrusfrüchten, Merbeer, Giacomo, eigtl. Jakob Liebmann Meyer
Kaffee, Sisal (Yucatán); Viehzucht, Forstwirtschaft, Br, dt. Komponist, * 1791, † 1864; Vertreter der frz.
Fischerei. Bedeutender  auf Silber und Wismut, großen Oper, u. a. »Die Hugenotten« (1836), »Die Afri-
Schwefel, Erdöl, Erdgas, Gold, Eisen, NE-Metalle kanerin« (1864).
u. a. Tourismus. Ausfuhr: Produkte der verarbei- Mrink, Gustav, österr. Schriftsteller, * 1868, † 1932;
tenden Industrie, Kaffee, Zucker, Bergbauerzeugnis- Erz., Romane (»Der Golem«, 1915).
se. Wichtigste : Veracruz, Tampico, Coatzacoalcos MEZ, Abk. für mitteleuropäische Zeit (→ Zeit).
an der Golfküste, Ensenada, Guaymas, Mazatlán mzzo, mittel, halb. Mzzosopran der,  Stimmlage zw.
an der Pazifikküste; : M. City, Guadalajara, Sopran und Alt.
Acapulco u. a. Mezzogiorno [meddzoˈdʒorno] der, der S Italiens.
Geschichte. 1519–21 eroberte H. Cortés das Miami [maɪˈæmɪ], Stadt im SO von Florida, USA,
Aztekenreich für Spanien; 1536 wurde M. das Vizekö- 380 000 Ew.; Zentrum der Exilkubaner; 2 Univ.;
nigreich Neuspanien. 1821/22 entstand die Seebad und Winterkurort inmitten einer trop. und
unabhängige mexikan. Monarchie, die 1823 mit dem subtrop. Pflanzenwelt, auf einer Nehrung vor M. das
Sturz des Kaisers endete, das Land wurde 1824 Rep. Seebad M. Beach (101 000 Ew.); internat. .
Im Krieg gegen die USA (1846–48) verlor M. seine Mcha|el, einer der Erzengel im A. T. und N. T., Sieger
nördl. Provinzen. 1857–60 herrschte Bürgerkrieg. über den Satan, im MA Schutzpatron des Hl. Röm.
Napoleon III. setzte 1864 den österr. Erzherzog Reichs und der Kirche (Tag: 29. 9.).
Maximilian als Kaiser in M. ein. 1876–1911 (mit
Unterbrechung) war P. Díaz Präs. von M. Zum Ende Michelangelo [mikeˈlandʒelo], eigtl.
seiner Reg. brach die mexikan. Revolution (1910–20) M. Buonarrti, ital. Bildhauer, Maler, Baumeister,
aus. Die sozialist. Richtung setzte sich durch und Dichter, * 1475, † 1564; einer der Hauptmeister der
organisierte sich schließlich in der »Institutionellen Hochrenaissance und Wegbereiter des Manierismus.
Revolutionspartei« (Partido Revolucionario M. war v. a. in Florenz und Rom tätig. Als seine
Institucional, PRI). 1938 erfolgte die Verstaatlichung Hauptwerke gelten die überlebensgroße Skulptur des
der brit. und amerikan. Erdölgesellschaften. 1968 »David« in Florenz (1505), die Deckenausmalung der
schlugen die Sicherheitskräfte Studentenproteste Sixtinischen Kapelle im Vatikan in Rom (»Schöp-
blutig nieder. 1982 musste das Land seine Zahlungs- fungsgeschichte«, 1508–12) und die Ausgestaltung
unfähigkeit erklären. 1992 konnte mit den USA und der Grabkapelle der Medici in Florenz (1524–34).
Kanada der NAFTA-Vertrag geschlossen werden. 1534 ff. entstand u. a. das »Jüngste Gericht« in der
1994 kam es in der Prov. Chiapas zu einem Aufstand Sixtinischen Kapelle, ab 1539 die Neugestaltung des
bäuerlich-indian. Gruppen. 2000 endete die Kapitols in Rom. Als universaler Renaissancekünst-
71-jährige Herrschaft des PRI. V. Fox wurde als ler schrieb M. auch Sonette in petrarkisierendem Stil.
Kandidat der bürgerl. Opposition (Partido Acción
Nacional, PAN) zum Präs. gewählt. Ihm folgte 2006 Hosen für die Engel
F. Calderón Hinojosa (PAN). Zu Michelangelos bedeutendsten Werken gehört
Mxiko, Mxico City, amtl. Ciudad de México [suˈðað zweifellos das »Jüngste Gericht« in der Sixtinischen
ðɛ ˈmɛxiko], Hptst. und größte Stadt der Rep. M., 8,7 Kapelle in Rom. Doch als er 1541 das Fresko enthüllte,
Mio. Ew., in der Agglomeration 19,4 Mio. Ew., 2240 m kam es zum Eklat: Papst Paul IV. war entsetzt über die
ü. M.; mehrere Univ.; Barockkathedrale (an der Stelle Darstellung der knapp 400 spärlich bzw. völlig
des Quetzalcóatltempels), Nationalpalast, Häuser unbekleideten Figuren. Nach Michelangelos Tod
und Paläste im span. Stil; wichtigster Handelsplatz musste dessen Schüler Daniele de Volterra schließlich
des Landes; Verkehrsknotenpunkt; Textil-, Eisen-, die Abbildungen entschärfen und die Blöße der Körper
chem., Tabak-, Zement-, Papierind.; extreme bedecken. Als »Hosenmaler« ging Volterra später in
Schadstoffbelastung der Luft; U-Bahn, internat. . die Kunstgeschichte ein. Seine Verhüllungsaktion
M. wurde auf den Trümmern der alten Aztekenhptst. indes wurde bei Restaurierungsarbeiten in den 1990er-
Tenochtitlán erbaut. Das histor. Zentrum gehört zum Jahren großenteils wieder rückgängig gemacht.
Weltkulturerbe.
Mxiko, Golf von M., der westl. Teil des Amerikan.
Mittelmeers zw. Florida, Kuba und Yucatán. Michelozzo di Bartolommo [mikeˈlɔttso -], ital.
Mer, 1) Conrad Ferdinand, schweizer. Schriftsteller, Baumeister und Bildhauer, * 1396, † 1472; Kloster San
* 1825, † 1898; schrieb formvollendete Gedichte, Marco, Palazzo Medici-Riccardi in Florenz;
meisterhafte Novellen, auch aus der ital. Renais- Zusammenarbeit mit Donatello.
sancezeit: »Angela Borgia« (1891), »Gustav Adolfs Mchelstadt, Stadt in Hessen, im Odenwald, 16 600
Page« (1882). Roman: »Jürg Jenatsch« (1876); episches Ew.; Fachwerkrathaus (1484); versch. Ind., Elfenbein-
Gedicht: »Huttens letzte Tage« (1871). – 2) Eduard, dt. schnitzerei, die seit 1990 mit Mammutelfenbein aus
Historiker, * 1855, † 1930; »Geschichte des Alter- Russland arbeitet.
MEX
MIK
Im Auftrag von
Papst Julius II.
schuf Michel-
angelo zwischen
1508 und 1512
in Rom das ge-
waltige Decken-
fresko in der
Sixtinischen Ka-
pelle. Auf ins-
gesamt 520 m²
versammelte er
mehr als 300
Figuren, die Sze-
nen aus der Ge-
nesis erzählen.
Eine herausra-
gende Stellung
Michigan [ˈmɪʃɪgən], Abk. Mich., nordöstl. Bundesstaat Bauhauses Dessau, einer der führenden Architekten nimmt dabei das
der USA, am Huron-, Michigan- und Oberen See, des neuen Bauens; lebte seit 1937 in den USA.
Fresko »Die Er-
250 465 km 2, 10,1 Mio. Ew.; Hptst.: Lansing; größte Mietvertrag,  Vertrag, durch den sich der
schaffung
Stadt und bedeutendster Ind.-Standort ist Detroit.  Vermieter verpflichtet, dem Mieter eine unbewegl.
auf Eisen, Erdöl, Erdgas u. a. Stark industrialisiert: oder bewegl. Sache gegen eine vereinbarte Miete zum Adams« ein, auf
Kraftwagen- (Detroit), Flugzeug-, Maschinen-, Möbel- Gebrauch zu überlassen (§§ 535 ff. BGB). Der M. kann dem Gott mit
u. a. Ind.; Zuckerrüben-, Sojabohnen-, Getreideanbau. grundsätzlich mündlich geschlossen werden; bei M. ausgestrecktem
Michigansee [ˈmɪʃɪgən-], Lake Michigan, der über Wohn- und Gewerberaum ist jedoch Schrift- Zeigefinger
südwestlichste der 5 Großen Seen Nordamerikas, form der Regelfall. Die Wohnungsmiete ist zu Beginn Adam zum Le-
57 800 km 2 groß, bis 282 m tief; Haupthäfen: Chicago, des Zeitabschnitts zu entrichten, für den sie ben erweckt.
Milwaukee. vereinbart wurde. Mieterhöhung ist bis zur
Mickiewicz [mitsˈkjɛvitʃ], Adam, poln. Dichter, * 1798, ortsüblichen Vergleichsmiete mit Zustimmung des
† 1855; lebte als Emigrant im Ausland; begründete Mieters möglich, es sei denn, es wurde Index- oder
die poln. romant. Schule. Staffelmiete vereinbart. Der Vermieter von
Microsoft, weltgrößtes Software-Haus. M. wurde 1975 Grundstücken oder Wohnungen hat für seine
von Bill → Gates und Paul Allen gegründet und bietet Forderungen aus dem M. ein gesetzl. Pfandrecht
Programme, Informationstechnikdienstleistungen (Vermieterpfandrecht) an den eingebrachten
sowie Internettechniken für den Privat- und den pfändbaren Sachen des Mieters. Beendigung des
Geschäftsbereich an; wichtigste Produkte sind das M. mit Ablauf der vereinbarten Mietzeit oder nach
Betriebssystem »Windows« und die Büro-Software Kündigung mit vereinbarter oder gesetzl. Frist.
»Office«; »Chairman« der Geschäftsleitung war bis Migrne die, anfallartig auftretende heftige, meist
2008 B. Gates, »Chief Executive Officer« (CEO) ist seit einseitige Kopfschmerzen (Hemikranie), verbunden
1999 Steve Ballmer. mit Übelkeit.
Mdas, König von Phrygien (2. Hälfte 8. Jh. v. Chr.), dem Migratin die, 1)  dauerhafte Ab- oder Einwanderung
sich alles, was er berührte, in Gold verwandelte und einzelner Tiere oder auch einer Population in eine
dem Apollo aus Rache für eine Beleidigung andere gleicher Art. – 2) Soziologie: Wanderung
Eselsohren wachsen ließ, die er vergeblich unter Einzelner oder von Gruppen im geograf. Raum, z. B.
einer phryg. Mütze zu verbergen suchte. Gastarbeiter, auch im sozialen Gefüge.
Mdgard der, altnord. Sage: die von den Menschen Mkrobiologie, Wiss. von den Mikroorganismen; die
bewohnte Welt, umschlungen von der M.-Schlange. allg. M. trug zur Entdeckung biolog. Grundvorgänge
MIDI [Abk. für engl. musical instrument digital bei; angewandte M. mit prakt. Bedeutung für
interface, »Schnittstelle für digitale Musikinstru- Medizin, Landwirtschaft, Nahrungsherstellung u. a.
mente«], internat. genormtes elektron. System, das Mkrochirurgie,  Spezialgebiet der Chirurgie, das sich
Mikrochirurgie MIKM

die Klangsignale (Steuersignale) einzelner digitaler mit operativen Eingriffen an Gewebestrukturen im


Instrumente (u. a. Synthesizer, Effektgeräte, mikroskop. Bereich befasst, die mit opt. Hilfsmitteln
Drumcomputer, Soundsampler) über eine spezielle (Lupenbrille, Operationsmikroskop), speziellen Instru-
Schaltung (MIDI-Interface) zentralisiert. Mit Hilfe menten und Nahtmaterialien ausgeführt werden.
eines Computers lassen sich bis zu 16 versch. Mikrochirurg. Verfahren werden v. a. an Auge
Informationskanäle abrufen und zu einem (Linsenimplantation, Hornhauttransplantation),
Gesamtklangbild synchronisieren. Innenohr, Gehirn und Nerven, Blutgefäßen, in der
Ms van der Rhe, Ludwig, amerikan. Architekt dt. Gynäkologie z. B. zur Rekanalisierung der Eileiter, 585
Herkunft, * 1886, † 1969; war 1930–33 Leiter des ferner in der Transplantationsmedizin angewendet.

Mikrochirurgie M
M Mikroelektronik
586 Mkro|elektronik, Teilgebiet der Halbleiterelek- Mikro|elektronik MIKM sind die Firmen Intel (Intel Corp.) und AMD (Advanced
tronik, das sich mit Entwurf, Entwicklung, Herstel- Micro Devices, Inc.), z. B. mit den Prozessorfamilien
Die Akustik der
lung und Anwendung von → integrierten Schaltungen CoreTM (Intel) und PhenomTM (AMD).
Amphitheater, zu einer funktionsfähigen Einheit befasst. Mikroskp das, 1)  lat. Microscpium, unscheinbares
MikroskopMIKM

hier das antike Sternbild am Südhimmel. – 2) opt. Gerät zur


Theater in Taor- Mikrofn, Anordnung zum Umwandeln von vergrößerten Betrachtung und fotograf. Aufnahme
mina mit dem Schall in elektr. Wechselspannungen. Der auftreffen- sehr kleiner naher Gegenstände. Eine Sammellinse
Ätna im Hinter- de Schall erregt eine dünne Membran zu mechan. sehr geringer Brennweite (Objektiv) entwirft ein
grund, ist so gut, Schwingungen, die von einem elektroakust. Wandler reelles, vergrößertes Bild des Gegenstands, das durch
dass die Stim- in Tonfrequenzspannungen umgewandelt werden. eine als Lupe wirkende Okularlinse nochmals stark
men der Schau- Nach dem Wandlerprinzip unterscheidet man vergrößert betrachtet wird. Das auf einem drehbaren
spieler bis in die Kondensator-, elektrodynam. und piezoelektr. Objekttisch ruhende Präparat wird von unten mit
Mikrofone.
letzte Sitzreihe
Mkromechanik, Bereich der
klar und deutlich
MikromechanikMIKM

Mikrosystemtechnik, der sich mit


zu verstehen Konstruktion, Herstellung und
sind – ohne Anwendung kleinster mechan.
moderne Hilfs- Bauelemente mit Abmessungen
mittel wie Mikro- von wenigen bis mehreren 100
fon, Verstärker μm befasst. Man unterscheidet
und Lautspre- einfache Strukturen (z. B. Gitter,
cher. Wie ame- Löcher, Kanäle), Sensoren,
rikanische Wis- Aktoren (z. B. Relais, Schalter,
senschaftler Ventile, Pumpen) und Mikro-
herausfanden, systeme (Mikromotoren,
Druckköpfe). Für die Fertigung
verdanken die
mikromechan. Bauelemente
Spielstätten ihre
werden u. a. Fotolithographie,
exzellente Akus- Dünnschicht-, Siebdruck- und
tik einer starken LIGA-Technik genutzt.
Dämpfung tiefer Mikronsi|en, Gebiet im westl.
Töne unter etwa Pazifik mit den Inseln bzw.
500 Hz, die Inselgruppen Nauru, Guam,
durch die regel- Kiribati, den Marianen,
mäßig angeord- Karolinen und Marshallinseln.
neten Sitzreihen Die einheim. Bev., die Mikrone-
zustande sier, ist mit den Polynesiern
verwandt.
kommt. Dadurch
Mikronsi|en, Federated States
werden die
of Micronesia [ˈfedəreɪtɪd steɪts əv
meist nieder-
maɪkrəʊˈniːzjə], Rep. im westl.
frequenten Stör- Pazif. Ozean, umfasst die
geräusche wie Ost- und Teile der Westkarolinen, 702 km 2, Hilfe einer Beleuchtungseinrichtung (Hohlspiegel,
das Murmeln der 111 000 Ew., Hptst.: Palikir. Amtssprache: Englisch. – Kondensorlinsen) durchleuchtet. Das Auflösungsver-
Zuschauer oder Kokos- und Betelnüsse, Fischfang. – 1979 Proklama- mögen wird durch die Wellenlänge des Lichts
Windgeräusche tion der Föderierten Staaten von M., seit 1986 in begrenzt, es liegt bei Verwendung von sichtbarem
herausgefiltert. freier Assoziation mit den USA; 1990 Ende der Licht bei etwa 0,2 μm. Mit dem Ultra-M. können nur
Treuhandschaft, 1991 Aufnahme in die UNO; die Beugungsbilder noch kleinerer Teilchen
Staats- und Regierungschef seit 2007: E. Mori. beobachtet werden. Mit Elektronenstrahlen statt Licht
Mkro|ökonomik, Mkro|ökonomie, Teil der arbeitet das Elektronen-M. Mit dem Rastertunnel-M.
Volkswirtschaftslehre, der das Funktionieren eines können sogar einzelne Atomlagen erfasst werden.
Wirtschaftssystems unter Berücksichtigung des Mkrosystemtechnik, Mkrotechnik, modernes
MikrosystemtechnikMIKM

Verhaltens von Einzelwirtschaften (private Gebiet der Technik, das sich mit Entwicklung und
Haushalte, Unternehmen) analysiert. Fertigung miniaturisierter techn. Baugruppen
Mkro|organismen, Mikrben, mikroskopisch beschäftigt. Die jeweilige Baugruppe besteht aus
kleine, meist einzellige Lebewesen; z. B. Bakterien, mikroelektron., mikroopt., mikromechan. oder
viele Pilze, einzellige Algen, Protozoen. mikrofluid. Einzelkomponenten. Aufgabe der M. ist
Mkroprozessor,  extrem verkleinertes Steuer- und
Mikroprozessor MIKM es, die Wechselwirkung dieser Komponenten
Rechenwerk (Prozessor) eines Mikrocomputers, bei aufeinander abzustimmen und sie zu einem
dem die gesamte Zentraleinheit des Computers auf funktionsfähigen Gesamtsystem zu integrieren.
einem Siliziumplättchen (→ Chip ) aufgebaut ist; 1969 Anwendungen von Mikrosystemen finden sich in
in den USA entwickelt. Durch die Miniaturisierung allen Bereichen der Technik: Temperatur-, Druck-
wird die Geschwindigkeit, mit der Befehle ausgeführt und Kraftsensoren werden u. a. in der Verfahrens-
werden, wesentlich erhöht. Bekannte M.-Hersteller technik zur Anlagenüberwachung und im Automobil-
MIK
bau eingesetzt, miniaturisierte Aktoren
(Miniaturmotoren) z. B. in der Medizintechnik.
realist. Dramen: »Der Tod des Handlungsreisenden«
(1949), »Hexenjagd« (1953), Drehbücher: »Nicht
MIM
Mkrowellen, elektromagnet. Wellen im Dezimeter-,
Mikrowellen MIKM gesellschaftsfähig« (1961), »Zeitkurven« (Memoiren,
Zentimeter- und Millimeterbereich mit Frequenzen 1987). – 2) Glenn, amerikan. Jazzkomponist,
zw. 300 MHz und 300 GHz. Verwendung: in der Posaunist, Arrangeur, Bandleader, * 1904, † (Flug-
Physik zur Erforschung des Aufbaus von Molekülen zeugabsturz) 1944; klass. Swingstil. – 3) Henry,
und Atomen (M.-Spektrographie), technisch zur amerikan. Schriftsteller, * 1891, † 1980; Romane
Wärmeerzeugung (Trockenanlagen für Papier, (»Wendekreis des Krebses«, 1934; »Stille Tage in
Vierfarbendruck, Vulkanisieren), medizinisch zur Clichy«, 1956). – 4) Merton Howard, amerikan.
M.-Therapie. Betriebswissenschaftler, * 1923, † 2000; entwickelte
Miln der, Greifvogel; in Dtl. leben Rot-M. (Gabelweihe) mit F. Modigliani das Modigliani-M.-Theorem
und Schwarz-M.; Zugvogel. (Zusammenhang zw. Marktwert, Kapitalstruktur
Milben, Ordnung der Spinnentiere mit und -kosten von Unternehmen); 1990 Nobelpreis für
verschmolzenem Kopf-Brust-Stück und Wirtschaftswiss. (zusammen mit H. Markowitz und
Hinterleib; u. a. Lauf-, Käfer-, Krätzmilben. W. Sharpe). – 5) Oskar v., dt. Ingenieur, * 1855, † 1934;
Viele Arten sind Schmarotzer. errichtete u. a. 1918–24 das Walchensee-Kraftwerk
Milch, 1) Abscheidung der M.-Drüsen der
Milch MILM (Bayer. Voralpen) und gründete 1903 das Dt. Museum
Frau und der weibl. Säugetiere nach dem in München.
Gebären; Nahrung des Neugeborenen. Die Mllöcker, Karl, österr. Operettenkomponist, * 1842,
Kuh-M. enthält 86 bis 88 % Wasser, 4,0 % † 1899; »Der Bettelstudent« (1882).
Fett, 3,4 % Eiweiß und 4,8 % M.-Zucker, Mllstätter S, Alpensee (13 km 2, Fremdenverkehr)
außerdem 0,7 % Salze, Spurenelemente in Kärnten, Österreich.
und Vitamine. Das Fett, der Rahm, der Milošević [miˈlɔʃeviɕ], Slobodan, serb. Politiker, * 1941,
Voll-M. ist Ausgangsstoff für die † 2006; vertrat als Präs. Serbiens (1989–97) und als
Herstellung von Butter und Käse; als Präs. der Bundesrep. Jugoslawien (1997–2000) einen
Rückstand entstehen Molke und betont nationalist. Kurs, bes. im Kosovo. Ende Mai
Butter-M. Beim Sauerwerden der M. 1999 vom Internat. Kriegsverbrechertribunal für
wandelt sich der M.-Zucker unter Jugoslawien in Den Haag angeklagt, 2001 verhaftet
Mitwirkung von M.-Säurebakterien in und überstellt, 2002 Prozessbeginn.
M.-Säure um. – 2)  Samenflüssigkeit des Miłosz [ˈmiɔʃ], Czesław, poln. Schriftsteller, * 1911,
männl. Fischs, des Milchners. † 2004; ab 1956 in den USA, Romane, Lyrik; 1980
Milchstraßensystem, Galxis die,  dasMilchstraßensystem MILM Nobelpreis.
Sternsystem, dem neben der Sonne mit Miltades, athen. Feldherr, schlug 490 v. Chr. bei
dem Planetensystem etwa 6000 mit Marathon die Perser.
bloßem Auge sichtbare und einige 100 Mrd. Milton [ˈmɪltən], John, engl. Dichter, * 1608, † 1674;
weitere Sterne sowie große Mengen Puritaner; polit. Schriften im Dienst Cromwells.
interstellarer Materie angehören. Die Diktierte erblindet die Epen »Das verlorene
Symmetrieebene des M. ist als unregel- Paradies« (dt. 1855), »Das wiedergewonnene
mäßiges, schwach leuchtendes Band Paradies« (dt. 1752).
(Milchstraße) am Nachthimmel zu sehen. Milwaukee [mɪlˈwɔːkɪ], Stadt in Wisconsin, USA, am
Milchzucker, Lactse, Laktse die,  Michigansee, 628 100 Ew.; Erzbischofssitz; Univ.; ;
Zuckerart aus der Milch der Säugetiere. Motorradbau, chem. Ind., Brauereien.
Milt, im Altertum die mächtigste ion. Milz die,  in den Blutkreislauf eingeschaltetes größtes
Stadt Kleinasiens, an der Mündung des Mäander in lymphat., bohnenförmiges Organ; beim Menschen
das Ägäische Meer. 494 v. Chr. von den Persern zw. Magen und Zwerchfell. Funktion: Reifung und
zerstört; neue Blüte unter den Römern. Vermehrung von Lymphozyten, Abbau alter
Milhaud [miˈjo], Darius, frz. Komponist, * 1892, † 1974; Blutkörperchen und Speicherung von Eisen, Abbau
Opern, Orchester-, Kammermusik. von Bakterien, Bildung von Blut während der
Militrgerichtsbarkeit, durch militär. Behörden Embryonalzeit. Die M. ist nicht unbedingt
ausgeübte Gerichtsbarkeit über Militärpersonen in lebensnotwendig.
Strafsachen; 1920 aufgehoben, 1933 wieder Milzbrand, nthrax,  durch den M.-Bazillus (Bacillus
eingeführt, 1946 abgeschafft. anthracis) verursachte meldepflichtige Infektions-
Militrregierung, 1) mit der Ausübung der krankheit, bes. bei Schafen, Rindern, Pferden,
Staatsgewalt in einem besetzten Gebiet betraute Schweinen, Ziegen; auf den Menschen übertragbar.
militär. Kommandostelle. In Dtl. übten die Mmikry die, Schutzanpassung bei wehrlosen Tieren,
Besatzungsmächte 1945–49 die oberste Regierungs- die durch Nachahmung von auffälligen Warntrach-
gewalt durch den Kontrollrat aus. – 2) → Junta. ten durch täuschende Ähnlichkeiten mit wehrhaften
Mll, John Stuart, brit. Philosoph, Nationalökonom, Tieren abschreckend wirken soll.
* 1806, † 1873; vertrat in seiner Erkenntnislehre den Mmir, altnord. Sage: weiser Ratgeber Odins, der sein
Empirismus, in seiner Ethik den Utilitarismus und Wissen aus einem Brunnen unter der Weltesche
in seiner Wirtschaftslehre den Liberalismus. Yggdrasil schöpft.
Millais [mɪˈleɪ], Sir John Everett, brit. Maler, * 1829, Mimse die, Gattung der Hülsenfrüchtler. Die Blätter
† 1896; Genrebilder mit zeitgenöss. Motiven. der Mimosa pudica sind stark reizempfindlich; daher 587
Mller, 1) Arthur, amerikan. Dramatiker, * 1915, † 2005; Sinnbild für übertriebene Empfindlichkeit.

Mimose M
M Minarett
588 Minartt das, Turm einer Moschee mit Galerie für den Kreditgewährung vergrößert (eingeschränkt) und
Gebetsrufer (Muezzin). auf diese Weise die Geldmenge beeinflusst
Minas Gerais [ˈminaʒ ʒeˈras], Binnenstaat Brasiliens, (M.-Politik).
588 384 km 2, 18,6 Mio. Ew.; Hptst.: Belo Horizonte. Mne die, ein mit Sprengstoff gefülltes Behältnis
Kaffee, Reis, Bohnen; Rinderzucht. Wichtigster unterschiedl. Form; unterschieden werden Land-M.,
Bergbaustaat Brasiliens (Eisen, Mangan, Gold, u. a. Schützen-, Panzer-, Atom-, Antipersonen-M.
Schmucksteine, Uran, Bauxit u. a.); Schwerindustrie. (APM), sowie See-M., u. a. Ankertau-, Grund-,
Mindano, Insel der Philippinen, 94 630 km 2, 21 Mio. Treib-M. Ein Vertrag über die weltweite Ächtung von
Ew.; gebirgig, vulkanisch (Mount Apo 2954 m); trop. APM wurde 1997 unterzeichnet und trat 1999 in
Monsunwald; Anbau von Reis, Zucker, Kaffee. Größte Kraft.
Stadt: Davao. – Der Glaubenskonflikt zw. den nach Minerle, Minerli|en, chemisch und physikalisch
einem unabhängigen Staat strebenden Muslimen einheitl. Stoffe der Erdrinde; Gesteine dagegen sind
(Moro, etwa 15–20 % der Bev.) und den übrigen M.-Gemenge. Die meisten M. nehmen bei ihrer
Filipinos eskalierte zu Beginn der 1970er-Jahre zu Verfestigung Kristallform an (→ Kristall). Zu den
einem verlustreichen Guerillakrieg. Trotz eines mineralog. Wiss. gehören allg. Mineralogie, spezielle
Friedensabkommens von 1996 mit der größten Mineralogie, Petrographie, Petrologie, Geochemie
muslim. Rebellenorganisation bleibt die Lage und Lagerstättenkunde.
weiterhin instabil. Minerl|öle, Öle, die bes. durch Destillation des
Mndel die, rechter Nebenfluss der Donau, Bayern, Erdöls, des Steinkohlen- und Braunkohlenteers und
75 km; nach ihr ist die Mindel-Eiszeit benannt. bei der Kohleverflüssigung gewonnen werden; sie
Mnden, Krst. in NRW, an der Weser und am oxidieren im Ggs. zu den pflanzl. und tier. Ölen an
Mittellandkanal (mit Häfen), 83 000 Ew.; Dom der Luft nicht.
(frühgot. Hallenkirche, roman. Westwerk); chem., Minerlölsteuer, Verbrauchsteuer auf eingeführte
elektron., Papier-, Holz-, Metall-, keram. Ind. – Das und im Inland hergestellte Mineralöle, die als Treib-,
Bistum M. kam 1648 als weltl. Fürstentum an Schmier- oder Heizstoffe verwendet werden, sowie
Brandenburg. auf Erdgas; Rechtsgrundlage: Mineralölsteuergesetz
in der Fassung vom 21. 12. 1992. Für Heizöl galten
Minderheit, Minoritt, eine Gruppe von bes. Sätze. Der Ertrag der M. stand dem Bund zu und
Menschen, die sich hinsichtl. bestimmter Merkmale war seit 1989 nicht mehr zweckgebunden. Das
(z. B. ethn. Zugehörigkeit, Sprache, Religion, Mineralölsteuergesetz ging 2006 in das Energie-
Verhaltensweisen) von ihrer Umgebung unterschei- steuergesetz über.
det. Soziale M. sind häufig trotz grundsätzlicher Minerlstoffe, Minerlsalze, i. w. S. alle natürl. oder
rechtl. Gleichstellung gesellschaftl. Außenseiter künstlich hergestellten anorgan. Salze; i. e. S. die bei
(Randgruppen). Nat. M. genießen in einigen Staaten tier. und pflanzl. Organismen (auch beim Menschen)
gruppenspezif. Rechte (z. B. besondere Schulen und für den Aufbau von Körpersubstanzen notwendigen
Kultureinrichtungen). anorgan. Verbindungen, die ständig mit der Nahrung
zugeführt werden müssen.
Minderheiten in Deutschland Minrva, altitalische Göttin des Handwerks, später
In Deutschland leben vier nationale Minderheiten: der griech. Göttin Athene gleichgesetzt.
Dänen, Friesen, Sinti und Roma und Sorben. Sie alle Mintti, Bernhard, dt. Schauspieler, * 1905, † 1998;
zeichnen sich durch kulturelle Besonderheiten aus, die Charakterdarsteller.
sie über Jahrhunderte bewahrt haben. Durch das Ming, chin. Herrscherhaus, 1368–1644.
»Rahmenübereinkommen des Europarates zum Miniatr die, Buchbild oder auch Kleinbild. M.-Malerei,
Schutz nationaler Minderheiten« sind sie besonders im MA die Buchmalerei (Initialen, figürl. Bilder), in
geschützt. Auch ihre Sprachen – Dänisch, Nord- und der Neuzeit Kleinbildmalerei (Bildnisse auf
Saterfriesisch, Romanes, Nieder- und Obersorbisch – Pergament, Elfenbein oder Porzellan).
erfahren Förderung aufgrund der Europäischen minimal|invasve Chirurg, Abk. MIC, Knopfloch-,
Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Die Schlüssellochchirurgie, Sammelbegriff für Operati-
ca. 50 000 Dänen siedeln im schleswig-holsteinischen onstechniken, die eine großflächige Durchtrennung
Landesteil Schleswig. Die Friesen sind an der von Gewebe und Öffnung der Körperhöhle
Nordseeküste seit Beginn der Zeitrechnung bekannt. vermeiden; der Operateur sieht durch ein Endoskop
Sinti und Roma, heute etwa 70 000, werden in (Minivideokamera) ein dreidimensionales Bild vom
Deutschland seit dem 14. Jahrhundert erwähnt. Die Operationsort, zu dem er über kleine Körperöff-
Sorben wanderten ab 600 in das Gebiet östlich von nungen durch Einschieben kleiner Röhrchen
Elbe und Saale ein. Heute wohnen in der Niederlausitz (Trokare) vordringt.
(Brandenburg) etwa 20 000 Niedersorben und in der Minster der, Mitglied der Reg., meist Leiter eines
Oberlausitz (Sachsen) etwa 40 000 Obersorben. Zweigs der Staatsverw., z. B. der Finanzen; gelegentl.
ohne besonderen Geschäftsbereich (»ohne Porte-
feuille«). M.-Präsident oder Premier-M., in vielen
Mindestreserve, Guthaben, das Kreditinstitute bei Ländern der Vors. der Reg. M.-Rat, in vielen Staaten
der Zentralbank in Höhe eines bestimmten für die Spitze der Reg.; in der EU der aus jeweils ei-
Prozentsatzes (M.-Satz) ihrer Einlagen unterhalten nem M. der Mitgliedsstaaten bestehende Rat der EU.
müssen. Durch eine Verringerung (Erhöhung) der Ministerile der, Dienstmann, im MA: urspr. zu ritterl.
M.-Sätze wird die Bereitschaft der Banken zur Dienst herangezogener Unfreier. Die M. er-
MIN
langten Gleichstellung mit den freien Rittern und
wurden Kern des niederen Adels.
Miozn das, erdgeschichtl. Stufe im Tertiär, vor 25 bis
5 Mio. Jahren.
MIS
Minkwski, Hermann, dt. Mathematiker, * 1864, Mr, Name der 1986 als Nachfolgerin für Saljut 7 ge- Kaum eine an-
† 1909; schuf die math. Grundlagen der Relativitäts- starteten sowjet. Raumstation; 1987–99 ständig dere Landschaft
theorie. bemannt; durch Ankopplung von Labormodulen der Erde zeigt
Minnepolis [mɪnɪˈæpəlɪs], Stadt in Minnesota, USA, kontinuierl. ausgebaut. Die Besatzungen aus jeweils 2 sich so ver-
am Mississippi, 373 000 Ew., Agglomeration 2,5 Mio. oder 3 Raumfahrern, die mit Sojus-TM-Raumschiffen änderlich und
Ew.; Univ.; größtes Müllereizentrum der Welt mit transportiert wurden, arbeiteten meist 4–6 Monate in unberechenbar
Getreidebörse, versch. andere Ind.; internat. . – der Station. 2001 kontrollierter Absturz in den Pazifik.
wie das Del-
M. ist mit Saint Paul zusammengewachsen. Mirabeau [miraˈbo], Honoré Gabriel du Riqueti, Graf
tagebiet des
Minnesang, höf. Lyrik des 12. bis 13. Jh.; Minnesänger von, frz. Staatsmann, * 1749, † 1791; geistsprühender
waren u. a.: der Kürenberger, Dietmar von Aist, Redner, 1791 Präs. der Nationalversammlung; streb- Mississippi.
Heinrich von Veldeke, Friedrich von Hausen, te Reformen unter Erhaltung des Königtums an. Die starken
Heinrich von Morungen, Reinmar der Alte, Walther Mir, Joan, katalan. Maler, Grafiker, Bildhauer, * 1893, Schwankungen
von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, später † 1983; entwickelte eine »Traummalerei« aus in der Wasser-
Neidhart, Frauenlob, Oswald von Wolkenstein. fantast. Formen und kindl. Strichzeichnungen; führung lassen
Minnesota [mɪnɪˈsəʊtə], Abk. Minn., Staat im Mittleren Skulpturen, keram. Wanddekorationen. den Fluss das
Westen der USA, westl. des Oberen Sees, Ursprungs- Mischpult, Elektroakustik: elektron. Gerät mit eine Mal weit
gebiet des Mississippi, 225 182 km 2, 5,2 Mio. Ew.; mehreren Eingängen und Lautstärkereglern sowie über seine
Hptst.: Saint Paul; größte Stadt Minneapolis. Anbau einem Ausgang zum Mischen von Tonfrequenzsig- Ufer treten und
von Hafer und Mais, Milchwirtschaft;  auf Eisenerz; nalen versch. Quellen (z. B. Mikrofon, CD-Player).
fruchtbares
Nahrungsmittelind., Maschinen- und Gerätebau. Studioaufnahmen werden mit dem M. technisch
Land ins Meer
minische Kultur → ägäische Kultur. überwacht; Signale können entzerrt und mit versch.
Mnos, griech. Sage: König von Kreta, Sohn des Zeus Effekten (z. B. Echo, Hall) versehen werden. spülen; ein
und der Europa, Vater der Ariadne und der Phädra; Misreor, Bschöfliches Hilfswerk M. e. V., kath. anderes Mal
seine Gattin Pasiphae gebar einen Menschen mit Entwicklungshilfswerk mit Sitz in Aachen; gegr. fließt er träge
Stierkopf, den Minotaurus; Minos sperrte ihn in ein 1958 von den dt. Bischöfen. dahin und ver-
Labyrinth, Theseus tötete ihn mit Hilfe der Ariadne. Mispel die, Kernobstbaum, Rosengewächs, stammt sperrt sich
Mnsk, Hptst. Weißrusslands, 1,72 Mio. Ew.; Universitä- aus Vorderasien, blüht weiß, essbare Früchte. selbst durch die
ten; Zoo; Fahrzeug-, Maschinenbau und Metallver- Missin die, Sendung, Auftrag, bes. Gewinnung von
Mission MISM

Ablagerung der
arbeitung, vielseitige Leichtind.; Bahnknotenpunkt; Anhängern für eine Religion. Die Gesch. der christl. M. gigantischen
internat. . begann mit der Wanderpredigt und Gemeindegrün- Fracht den Weg
Minte die, 1) gesetzl., SI-fremde Einheit der Zeit, der dung der Apostel. Nach der Christianisierung des ins Meer, den er
60. Teil der Stunde; Einheitenzeichen min für Röm. Reichs wandte sich die M. v. a. an die german.,
sich an anderer
Zeitdauer (1 min = 60 s) und hochgestellt für kelt. und slaw. Völker; erst seit dem 16. Jh. auch in
Stelle wieder
Zeitpunkt min oder m. – 2) Bogen-M., Zeichen: ˈ, außereurop. Ländern. Daneben ist bes. der Islam stark
gesetzl., SI-fremde Einheit des ebenen Winkels, missionar. ausgerichtet. Missionr der, in der (christl.) freigräbt. Auch
1′ = 1/60°. M. hauptamtlich tätiger Geistlicher oder Laie. der Mensch hat
durch die Ur-
Mississppi, 1) längster Strom barmachung
Nordamerikas, mit dem Missouri 6021 km von Feldern,
lang; entwässert das Gebiet zw. Kordilleren die Ver-
und Appalachen; mündet in 3 Haupt- und siegelung
vielen Nebenarmen in den Golf von Mexiko; von Flächen,
schiffbar bis oberhalb Saint Paul. Neben- Flussbegra-
flüsse: rechts Missouri, Arkansas, Red River; digung und
links Ohio. Einzugsgebiet: 3,2 Mio.
Deichbau
km 2. – 2) Abk. Miss., Staat im S der USA, östl.
zur Labilität
des unteren M. mit Anteil an der Golfküsten-
ebene, 125 050 km 2, 2,88 Mio. Ew. (40 % des Raumes
Schwarze); Hptst.: Jackson. Klima sub- beigetragen.
tropisch, fruchtbare Böden (Baumwolle,
Sojabohnen, Getreide); Viehzucht,
Holzwirtschaft; Erdöl und -gas.
Missouri [mɪˈsuːri], 1) der, rechter und mit
3725 km längster Nebenfluss des Mississippi,
entsteht in Montana, mündet bei Saint
Louis. – 2) Abk. Mo., Staat im Mittleren
Westen der USA, 180 533 km 2, 5,7 Mio. Ew.;
Hptst.: Jefferson City, größte Städte: Saint
Louis, Kansas City. Anbau von Getreide,
Baumwolle; Viehwirtschaft.  auf Blei,
Kohle, Silber u. a.; Luft-, Raumfahrt-, Nah- 589
rungsmittel-, Leder-, chem. u. a. Industrie.

Missouri M
M Misstrauensvotum
590 Misstrauensvotum, Mehrheitsbeschluss des geometr. M. findet man, wenn man aus dem Produkt
Parlaments, der der Regierung, dem Regierungschef der Zahlen die Wurzel zieht, z. B. haben 3 und 12 das
oder einem Minister das Vertrauen entzieht und geometr. M. 3 · 12 = 6.
damit den Rücktritt erzwingt. In Dtl. ist nur das Mittel|alter, Abk. MA, von den Humanisten geprägter
konstruktive M. gegenüber dem Bundeskanzler Begriff für die Zeit zw. Altertum und Neuzeit
vorgesehen (Art. 67 GG), d. h. Abwahl des alten durch (Früh-M. ca. 6. bis 9. Jh.; Hoch-M. 10. bis 13. Jh.;
die gleichzeitige Wahl eines neuen Bundeskanzlers. Spät-M. 13. bis 15. Jh.).
Mistel die, Hexenkraut, Strauch, Halbschmarotzer auf Mttel|amrika, Teil Amerikas, bestehend aus
versch. Bäumen. Die M. hat ledrige, überwinternde Mexiko, Zentralamerika und den Karib. oder
Blätter, zweihäusige grünl. Blüten und weiße Beeren. Westind. Inseln. Der Festlandsteil ist überwiegend
Wird auch als Arzneimittel verwendet. Gebirgsland. Das Klima des atlant. Küstentieflandes
Mistkäfer, Blatthornkäfer mit plumpem Körper und ist heiß und feucht, das der Hochebenen gemäßigt
Grabbeinen. Die Käfer vergraben u. a. Exkremente und trockener. Bev.: Indianer, Mestizen, Weiße,
pflanzenfressender Säugetiere als Nahrung für die Schwarze, Mulatten. Erzeugnisse: Kaffee, Zucker,
Larven. Zu den M. gehören z. B. der Rosskäfer und der Baumwolle, Edelhölzer, Mais, Reis, Bananen, Kakao,
Pillendreher. (→ Skarabäus) Tabak, Kautschuk.
Mistrl der, kalter, trockener Fallwind in Südfrank- Mittelhochdeutsch, Abk. mhd., Entwicklungsstufe
reich, bes. im Rhônetal. des Hochdeutschen, → deutsche Sprache.
Mistrl, 1) Frédéric, neuprovenzal. Dichter, * 1830, Mttel|landkanal, 325,7 km langer Schifffahrtsweg
† 1914; Epos »Mirèio« (1859); Nobelpreis 1904. – 2) Ga- für 1 350-t-Schiffe vom Dortmund-Ems-Kanal bei
briela, eigtl. Lucila Gody Alcayga, chilen. Lyrikerin, Bergeshövede bis zur Elbe; 1938 eröffnet, seit 2003
* 1889, † 1957; Nobelpreis für Lit. 1945. durch das Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg
Mitbestimmung, Beteiligung der Arbeitnehmer bes. Anschluss an den Elbe-Havel-Kanal.
an den sozialen (betriebl. Arbeitsverhältnisse), Mittelmächte, im Ersten Weltkrieg das Dt. Reich,
personellen (Einstellung, Entlassung, Versetzung) Österreich-Ungarn und ihre Verbündeten (Türkei,
sowie an den wirtschaftl. Entscheidungen (als Bulgarien).
Mitwirkung). In Dtl. durch das Betriebsverfassungs- Mttelmeer, rund 3,02 Mio. km 2 großes, bis 5121 m
Ges., das Montan-M.-Ges., das Personalvertretungs- tiefes Meer zw. S-Europa, Vorderasien und N-Afrika,
Ges. und das M.-Ges., in Kraft seit 1. 7. 1976, geregelt. über die Straße von Gibraltar mit dem Atlantik, über
Das M.-Ges. sieht für AG, GmbH u. a. mit mehr als den Suezkanal und das Rote Meer mit dem Ind.
2000 Arbeitnehmern parität. M. vor, gleichmäßige Ozean verbunden. Es hat ein westl. und ein östl.
Besetzung des Aufsichtsrats mit Vertretern der Hauptbecken, die durch die Straße von Tunis und die
Anteilseigner und der Arbeitnehmer. Straße von Messina in Verbindung stehen. Zum
Mthras, indoiran. Lichtgott; sein myst. Kult, der mit westl. gehören Iber., Ligur., Tyrrhen. Meer, zum östl.
einem Stieropfer verbunden war, verbreitete sich von Ion., Adriat., Syrten-, Ägäisches, Levantin. Meer.
Persien über Rom bis nach Germanien und Dardanellen, Marmarameer und Bosporus führen
Britannien. zum Schwarzen Meer (Randmeer). Seiner Entstehung
Mithridtes VI. Euptor, König von Pontos, * um nach ist das M. ein Einbruchsbecken. Das Wasser ist
130, † 63 v. Chr.; dehnte seine Herrschaft bis zur Krim sehr salzhaltig (36,3 ‰ im W, 39,1 ‰ im O). Das
aus, wurde von den Römern in den drei Mithridat. Klima, M.-Klima, ist gekennzeichnet durch
Kriegen besiegt. Winterregen und Sommertrockenheit.
Mtla, Ruinenstätte im Staat Oaxaca (Mexiko), einstige Mittelsteinzeit, Mesolthikum, Übergangszeit zw.
Residenz der Zapoteken. Alt- und Jungsteinzeit (etwa 9. Jt. bis 4000 v. Chr.). Sie
Mitochndri|en, körnige bis fädige Teilkörper des setzt ein mit der Umgestaltung der Steinwerkzeuge
Protoplasmas vieler Zellen; wichtig für den zu kleineren Geräten.
Energiehaushalt der Zelle. Mittelwellen, Abk. MW, Hektometerwellen, internat.
Mtscherlich, 1) Alexander, dt. Psychoanalytiker, Abk. MF [medium frequency], elektromagnet. Wellen
* 1908, † 1982; Leiter des Sigmund-Freud-Instituts in (Funkwellen) mit Wellenlängen zw. 1 km und 100 m
Frankfurt am Main. 1969 Friedenspreis des Dt. (Frequenzen zw. 300 und 3000 kHz); i. e. S. der
Buchhandels. – 2) Eilhard, dt. Chemiker, * 1794, M.-Bereich zw. 569 und 186 m (526,5 und 1606,5 kHz),
† 1863; u. a. Entdecker der Isomorphie und in dem alle M.-Sender arbeiten.
Polymorphie. – 3) Margarete, Psychoanalytikerin, Mttenwald, Luftkurort und Wintersportplatz in
* 1917;  mit 1); veröffentlichte sozialpsycholog. Oberbayern, am Fuß des Karwendelgebirges, 913 m
Werke zus. mit ihrem Ehemann; in neueren Büchern ü. M., 8200 Ew.; Geigenbau.
Bezug auf Probleme der Geschlechterrollen. Mitternacht, Zeitpunkt, an dem die Sonnenmitte
Mittag, Zeitpunkt des Durchgangs der Sonnenmitte zum 2. Mal durch den Meridian geht (24 Uhr).
durch den Meridian eines Orts. M.-Kreis, der
Längenkreis (→ Länge), M.-Punkt, der Südpunkt. Mitternachtssonne, die zw. den
Mittagsblume, artenreiche Pflanzengattung, oft Polarkreisen und Erdpolen im Sommer eine Zeit lang
durch Blattsukkulenz an Wüstenklima angepasst. (am Pol ein halbes Jahr) sichtbare Sonne (bedingt
Mittel, Mittelwert.  Das arithmet. M. oder der durch die Achsenstellung der Erde zur Ekliptik).
Durchschnitt mehrerer Zahlen wird gefunden, wenn Mitterrand [mitɛˈrã], François, frz. Politiker, * 1916,
man ihre Summe durch ihre Anzahl teilt, z. B. haben † 1996; war wiederholt Min., 1971–81 Vors. der
2, 6 und 7 das arithmet. M. (2 + 6 + 7) : 3 = 5. Das Sozialist. Partei; 1981–95 Staatspräsident.
MIS
MOD
Mehrfachbelich-
tung der Mitter-
nachtssonne
nördlich des
Polarkreises:
Unmittelbar an
den Polarkrei-
sen sinkt die
Sonne während
einiger Tage um
die jeweilige
Sommersonnen-
wende gerade
bis zum Hori-
zont. Zu den
mittlerer Bildungsabschluss, früher mittlere fonen auf der militärisch genutzten Strecke zwischen Polen hin nimmt
Reife, Abschluss, der zum Besuch einer auf Klasse 10 Berlin und Zossen durch. Über die Dachantenne des
die Zahl der
aufbauenden weiterführenden Schule oder der Zuges wurde das Signal an Funkmasten neben den
Tage, an denen
gymnasialen Oberstufe berechtigt. Gleisen weitergeleitet. Im Zug selbst belegte die
Mixtken [miʃ-], mexikan. Indianerstamm (rd. 380 000 notwendige Technik fast einen ganzen Waggon. Zu
die Mitter-
Personen) im Staat Oaxaca. Die M. hatten in vorspan. zivilen Zwecken ermöglichten Reichsbahn und nachtssonne zu
Zeit (um 1000–1521) eine bedeutende Kultur Reichspost ab 1926 einen Funktelefondienst auf der beobachten ist,
aufgebaut. Strecke Berlin – Hamburg. zu und die Son-
Moabter, A. T.: ein den israelit. Stämmen verwandtes ne sinkt nicht
Volk im Ostjordanland (Moab). mehr ganz so
Mbbing, Psychoterror v. a. unter Kollegen am Mobtu Sse Sko, früher Joseph Désiré Mobtu, tief. An den Po-
Arbeitsplatz. zair. (kongoles.) Politiker, * 1930, † 1997; ergriff 1965 len selbst
Mbile das, Gebilde z. B. aus federnden Drähten mit die Macht und erklärte sich zum Staatspräs. von herrscht ein hal-
blattartigen Blechen, das in schwingende Bewegung Zaire, wurde 1997 gestürzt. bes Jahr Polar-
gebracht werden kann; der Name wurde 1932 für die Moçambique [mosamˈbiːk], → Mosambik.
tag, das andere
Frühwerke von A. Calder geprägt. Moctezma II., Montezma II., eigtl. M. Xocoyotzin,
Halbjahr dage-
Moblfunk, Telekommunikationsdienst, der über letzter Herrscher des Aztekenreichs, * um 1466,
Funksignale eine ortsungebundene drahtlose † 1520; versuchte vergeblich, das Vordringen der gen Polarnacht.
Sprach- und Datenübertragung ermöglicht. Spanier nach Zentralmexiko zu verhindern. Beim
Unterschieden wird zw. M.-Diensten in nichtöffentl. Zusammentreffen mit H. Cortés wurde M. gefangen
(z. B. Betriebsfunk) und in öffentl. Funknetzen. Zu genommen, starb in Gefangenschaft.
den öffentl. M.-Netzen gehören neben dem Cityruf die Mdel der, figürlich geschnitzte Hohlform. M.-Druck,
über → Mobiltelefon erreichbaren digitalen Netze. Handdruck, Druckverfahren für Tapeten- und
Die Leistungsmerkmale digitaler Mobilfunknetze Stoffdrucke im Hoch- oder Tiefdruck.
sind in den M.-Standards → GSM und → UMTS Mdem [Kurzw. aus Modulator und Demodulator] das,
festgelegt. Grenzüberschreitender M. ist zw. Staaten auch der, Endgerät für die Übertragung von Daten
möglich, deren nat. Netzbetreiber ein Roaming- über Fernsprechleitungen, verbindet einen Computer
abkommen geschlosssen haben. mit dem Telefonnetz.
Moblmachung, i. e. S. die Überführung der Mdena, Stadt in N-Italien, im S der Poebene,
Streitkräfte in den Kriegszustand; i. w. S. die 177 000 Ew.; roman. Dom; Erzbischofssitz, Univ. (gegr.
Umstellung der Staatsverwaltung und Volkswirt- 1175); bis 1860 Hptst. des Herzogtums Modena.
schaft auf die Erfordernisse des Kriegs. modrner Fünfkampf,  an einem Tag ausgetrage-
ner Mehrkampf in fünf Disziplinen für Männer und
Mobltelefon, ortsungebundenes, batterie-
MobiltelefonMOBM Frauen: Schießen (Luftpistole), Fechten (Degen),
betriebenes Funktelefon, das zur Sprach- und Schwimmen (200 m Freistil), Springreiten (zwölf
Datenkommunikation ein entsprechendes Mobilfunk- Hindernisse) und Laufen (3000 m). Schießen und
netz nutzt, umgangssprachlich Handy. Zu den M. Laufen werden kombiniert ausgetragen, es werden
gehören auch die fest installierten Autotelefone. drei Runden zu je 1000 m gelaufen, zw. denen jeweils
fünf Treffer erzielt werden müssen.
Funktelefone in den Goldenen Zwanzigern Modern Jazz [ˈmɔdən dʒæz], Bez. für Stilformen des
Mit Einführung des sogenannten D-Netzes in 17 Jazz zw. 1940 und 1960, v. a. Bebop, Cool Jazz,
europäischen Staaten begann 1991/92 der Siegeszug Hardbop.
des Handys, der Mobilfunk ist allerdings deutlich Mdersohn, Otto, dt. Landschaftsmaler, * 1865,
älter. Die Deutsche Reichsbahn führte schon gegen † 1943; Mitbegründer der Künstlerkolonie Worps- 591
Ende des Ersten Weltkriegs Versuche mit Funktele- wede,  mit Paula M.-Becker.

Modersohn M
M Modersohn-Becker
592 Mdersohn-Bcker, Paula, deutsche
Malerin, * 1876, † 1907. Zu Lebzeiten verkaufte die
Paula Moder-
seit 1901 mit Otto Modersohn verheiratete
sohn-Becker Künstlerin lediglich drei ihrer über 700 Gemälde.
malte vor allem Denn ihre Kunst, mit der sie den deutschen
Bilder bäuer- Expressionismus maßgeblich voranbrachte, wurde
licher Men- in der Männerwelt des späten 19. Jahrhunderts nicht
schen – hier anerkannt. Zu staatlichen Kunstakademien erhielt
besonders Kin- sie keinen Zugang und nahm daher Privatunterricht
der –, Stillleben in Berlin. In Worpswede fand sie ab 1898 eine
und Selbstbild- künstlerische Heimat, doch erst mehrere Aufenthalte
nisse. Ihre in Paris (ab 1900) gaben ihr die ersehnte Möglichkeit,
sich mit der zeitgenössischen modernen Kunst zu
Sehnsucht nach
beschäftigen. Durch eine posthume Ausstellung
dem Ursprüng-
ihrer Gemälde erhielt Modersohn-Becker schließlich
lichen und dem die ihr gebührende nationale und internationale
Einfachen präg- Anerkennung.
te ihre Malweise Modigliani [-diˈʎaːni], Amedeo, ital. Maler und
und zeigt sich in Bildhauer in Paris, * 1884, † 1920; v. a. Köpfe und Akte
einer verein- von jungen Frauen in stark überlängten Formen.
fachten Formen- Mdul der,  Faktor, durch den sich der Logarithmus
sprache, erdi- versch. Systeme unterscheidet.
gen Farben und Modl das, 1)  austauschbares Teil eines Geräts
einer flächigen (Hardware-M.) oder eines Programms (Software-M.),
Komposition mit das eine geschlossene Funktionseinheit bil-
det. – 2)  Baugruppe, die in sich geschlossene
meist frontalem
Funktionen übernimmt und durch elektron.
Bildaufbau.
Schaltkreise realisiert, meist als mechanisch leicht
austauschbare Einheit.
Modulatin die, 1)  Übergang von einer Tonart in die
andere. – 2)  Beeinflussung der Frequenz,
Amplitude oder anderer Größen einer
Schwingung durch die gleiche Größe
einer gleichartigen 2. Schwingung.
Frequenz-M. (FM) wird im UKW-Be-
reich, Amplituden-M. (AM) im Kurz-,
Mittel- und Langwellenbereich
angewandt.
Mdus der,  Aussageweise beim Verb.
Mogadschu, Mogadscio [-ˈdiʃo], Hptst.,
Wirtschaftszentrum und wichtigster
Hafen der Rep. Somalia, Ew.-Anzahl
zzt. unklar aufgrund anhaltender
Bürgerkriegskämpfe; Univ.; internat. .
Mgul der, islam. Dynastie in Indien
1526–1857, der Herrscher war der
Großmogul.
Mhammed, eigtl. Ab l-Ksim
Mhammad bn Abdallh, Stifter des
Islam, * um 570, † 632; unternahm seit
etwa 595 als Kaufmann Handelsreisen,
wobei er Christentum, Judentum u. a.
Religionen kennenlernte. Seit etwa 610
verkündete er in Mekka seine Offen-
barungen, die wohl schon zu seinen
Lebzeiten aufgezeichnet wurden (→ Koran). 622
wanderte er nach Medina (Hidjra) aus und gründete
eine Gemeinde. 630 konnte er Mekka besetzen und
für seine Lehre gewinnen. Zentrales Heiligtum des
Islam und Wallfahrtsziel wurde die Kaaba in Mekka.
M. sah sich als Erneuerer der Religion Abrahams, als
Nachfahre von Moses und Jesus, den er als Propheten
betrachtete. Als M. starb, war der Islam über weite
Teile Arabiens verbreitet.
MOD
Mhammed Rsa Pahlewi [- paxlɛˈvi], Schah von
Iran, * 1919, † 1980; folgte 1941 seinem Vater Resa
Mldauklöster, Sammelbez. für die im 15. und 16. Jh.
in der nördl. Moldau (Rumänien) erbauten Klöster. In
MOL
Schah Pahlewi auf den Thron. Nach dem Sturz von den Kirchenbauten (Weltkulturerbe), meist inmitten
Min.-Präs. Mossadegh führte er, gestützt auf ein von Wehranlagen gelegen, sind byzantin. Einflüsse
autoritäres Reg.-System, eine Landreform durch und mit abendländ. Gotik verschmolzen. Die Außenmau-
intensivierte die Industrialisierung (»weiße ern der Kirchen sind mit Wandmalereien bedeckt.
Revolution«). Infolge von Korruption im Staat und in Moldwi|en, amtl. Moldva, Rep. in SO-Europa,
der Gesellschaft wurde er 1979 abgesetzt und mit 33 851 km 2, 3,6 Mio. Ew.; Hptst.: Chişinău. Amts-
seiner Frau Farah Diba in Abwesenheit zum Tode sprache: Moldauisch (Rumänisch). M. entspricht dem
verurteilt. größten Teil → Bessarabiens mit welligem, zertaltem
Mhammed VI., König von Marokko (seit 1999), Hügelland zw. den Hauptströmen Pruth und Dnjestr;
* 1963. links des Dnjestr → Transnistrien; im Landesinnern
Mohenjo-Dro [moˈhɛndʒo-], Ruinenstätte am die Höhen der Kodry (bis 429 m ü. M., Eichenwälder),
Unterlauf des Indus, größte bekannte Siedlung der im N die Nordmoldaw. Platte (Steppe von Bălți), im S
Induskultur; zählt zum Weltkulturerbe. die Südmoldaw. Ebene (Budschaksteppe); Kontinen-
Mohikner, nordamerikan. Indianerstamm der talklima. – Bev.: 76 % Moldawier (Rumänen), 8 %
Algonkingruppe; während der Kolonisation in Ukrainer, 6 % Russen und 4 % Gagausen u. a.; rd. 90 %
anderen Stämmen aufgegangen. der Bev. sind orth. Christen. – Hauptwirtschaftszweig
Mohn der, Pflanzengattung mit weißem Milchsaft und ist die Landwirtschaft (Anbau von Winterweizen,
Kapselfrucht. Der einjährige Schlaf-M. oder Garten-M. Sonnenblumen, Tabak, Zuckerrüben und Gemüse;
hat violette oder weiße Blüten. Aus der unreifen Viehzucht); Rohstoffarmut; Nahrungsmittel-, Textil-,
Fruchtkapsel wird Opium gewonnen. Die kleinen, Lederind.; internat. : Chișinău.
bläul. Samen dienen als Würze (auf Backwerk) und Geschichte. Seit dem 14. Jh. Teil des Fürstentums
gepresst als Mohnöl. Ackerunkraut ist der scharlach- Moldau; 1812 russ. Annexion Bessarabiens, das 1918
rot blühende Klatsch-M. (Feuer- oder Feldmohn). seine Unabhängigkeit ausrief. 1924 Gründung einer
Mhne die, rechter Nebenfluss der Ruhr in Westfalen, »Moldauischen ASSR« durch die Sowjetunion (östl. des
57 km lang. Die M.-Talsperre fasst 135 Mio. m3 Wasser. Dnjestr). 1940 nach Besetzung Bessarabiens und der
Moholy-Nagy [ˈmohoj ˈnɔdj], László, ungar. Maler, N-Bukowina durch die UdSSR Proklamation der
Grafiker, Bildhauer, Kunsttheoretiker und »Moldauischen SSR«. 1941–44 rumän. Besetzung. 1990
-pädagoge, Filmemacher, * 1895, † 1946; 1923–28 Souveränitäts- und am 27. 8. 1991 Unabhängigkeits-
Lehrer am Bauhaus in Weimar und Dessau, gründete erklärung. Die Minderheiten der Russen und Gagausen
1937 in Chicago »The New Bauhaus«; Wegbereiter riefen unabhängige Republiken aus, die aber von der
der kinet. Kunst. moldaw. Reg. nicht anerkannt wurden. Während für
Mren Pl., griech. Schicksalsgöttinnen: Klotho, Gagausien ein Autonomiestatut vereinbart wurde,
Lachesis, Atropos; sie spinnen bzw. zerschneiden den entwickelte sich in der Transnistrischen Rep. unter
Lebensfaden. Von den Römern mit den Parzen dem Schutz des russ. Militärs ein staatsähnl. Gebilde
gleichgesetzt. mit einem autoritären Regime. Nach dem Rücktritt
Moissan [mwaˈsã], Henri, frz. Chemiker, * 1852, † 1907; von Waldimir Woronin (Präs. seit 2001) wurde 2009
Entdecker des Fluors; Nobelpreis 1906. Mihai Ghimpu vorläufiges Staatsoberhaupt.
Mkka, Hafenort Jemens am Roten Meer, im 19. Jh. Molekl das,  das kleinste Teilchen einer chem.
Molekül MOLM

wichtigster Seeumschlagplatz S-Arabiens und Verbindung, das noch deren chem. Eigenschaften
Ausfuhrhafen für den jemenit. Kaffee; danach darstellt und aus mindestens 2 durch chem. Bindung
Bezeichnung für starken Kaffee. zusammengehaltenen Atomen besteht. Solche M.
Ml das, Einheitenzeichen mol, SI-Basiseinheit der können auch aus mehreren Tausenden von Atomen
Stoffmenge; 1 mol ist die Stoffmenge eines Systems, aufgebaut sein (→ Makromoleküle). Die Summe der
das aus ebenso viel Einzelteilchen besteht, wie relativen Atommassen aller in einem M. vereinigten
Atome in 12 g des Kohlenstoffnuklids 12C enthalten Atome ist die relative M.-Masse.
sind. Molekulrbiologie, eine Teildisziplin der Biologie,
Molekularbiologie MOLM

Molren Pl., Bez. für starke Backenzähne (→ Zähne). die den Aufbau, die Differenzierung und die
molre Wärmekapazitt, früher Mlwärme, die auf Wechselwirkung von Zellen untereinander auf
die Stoffmenge bezogene Wärmekapazität; molekularer Ebene untersucht. Sie arbeitet mit
SI-Einheit: J/(K · mol). Methoden der Biologie, Chemie und auch der Medizin
Molch der, Schwanzlurch; der auf dem Land lebende und zeigt methodisch sowie inhaltlich Überschnei-
Salamander, ferner viele wasserlebende Arten dungen mit der Biochemie und der Genetik.
(Kamm-M., Berg-M. u. a.).
Mldau,1) die, tschech. Vltava, Hauptfluss Böhmens, Molekulrküche, experimentelle
entspringt im Böhmerwald, mündet bei Mělník in die Variante der Gastronomie, die auf wiss. Erkennt-
Elbe, 440 km. – 2) rumän. Moldva, Landschaft in nissen über chemische, biochemische und physikal.
Rumänien, zw. Ostkarpaten und Pruth. 1359–1862 Vorgänge beim Kochen und Genießen von Speisen
selbstständiges Fürstentum (im 16./18. Jh. der Türkei und Getränken basiert und gewohnten Speisen mit
tributpflichtig), größte Stadt: Jassy. Die Vereinigung anderen Zubereitungsprozessen völlig neue
der Donaufürstentümer M. und Walachei Mitte des Eigenschaften zu geben versucht. Neben vielen
19. Jh. bildete die Voraussetzung für die Proklamati- Zutaten aus der Lebensmittelindustrie wie 593
on (1862) des Fürstentums Rumänien. Emulgatoren, Geliermitteln und Geschmacksver-

Molekularküche M
M Molière
594 stärkern nutzt die M. urspr. im Labor zu findende Momnt das,  physikal. Größe, die mit einem
Momnt MOMM

Geräte wie Wasserbäder, Vakuumpumpen oder Abstand (M. 1. Grades, z. B. Dreh-M.) oder mit dem
Schaum-Siphons, um den Speisen völlig neue Abstandsquadrat (M. 2. Grades, z. B. Trägheits-M.)
Texturen zu verleihen. Zu den bekanntesten Köchen multipliziert ist.
der M. gehören Ferran Adrià und Heston Blumenthal. Mmmsen, Theodor, dt. Historiker, * 1817, † 1903;
Molière [mɔlˈjɛːr], eigtl. Jean-Baptiste Poquelin [pɔˈkl],
Molière MOLM liberaler Politiker. Hauptwerke: »Corpus Inscriptio-
frz. Komödiendichter, * 1622, † 1673; leitete 12 Jahre num Latinarum« (Sammlung lat. Inschriften), »Röm.
eine Wandertruppe, seit 1658 Schauspieler, Thea- Geschichte« (1854–55), »Röm. Staatsrecht«
terdirektor in Paris; genoss die Gunst Ludwigs XIV. (1871–88); Nobelpreis für Literatur 1902.
Seine Komödien stellen die Missstände der Zeit als Monco, Fürstentum (konstitutionelle Erbmonarchie)
Formen ewiger menschl. Defekte bloß. Der künstler. an der Riviera, außenpolit. von Frankreich vertreten;
Durchbruch gelang ihm mit »Die lächerl. Preziösen« 1,95 km 2, 33 100 Ew.; Amtssprache: Französisch. Die
(1659), es folgten u. a. »Die Schule der Frauen« (1662), vier städt. Bez. Monaco, La Condamine, Monte Carlo
»Der Menschenfeind« (1666), »Der Arzt wider Willen« (Spielbank) und Fontvieille sind siedlungsmäßig
(1666), »Der Geizige« (1668), »Tartuffe« (1669). weitgehend miteinander verwachsen. Grundlage der
Mll das, Tongeschlecht, gekennzeichnet durch Wirtschaft ist der ganzjährige Tourismus, außerdem
M.-Tonleitern, die einen Halbtonschritt von der 2. zur Parfüm-, Nahrungs- und Genussmittelind. sowie ein
3. Stufe und unterschiedl. Tonschritte zw. der 5. und ausgedehnter Dienstleistungssektor. Staatsober-
7. Tonstufe aufweisen. haupt: Fürst Albert II. (seit 2005).
Mll, Carl, österr. Maler und Grafiker, * 1861, † 1945; Monarch die, Staatsform, in der ein Einzelner, der
Mitbegründer der Wiener Sezession (Austritt 1905). erbl. oder gewählte Monarch, auf Lebenszeit
Mollsken → Weichtiere. Staatsoberhaupt ist; im Absolutismus als Alleinherr-
Mlnár, Ferenc, ungar. Schriftsteller, * 1878, † 1952; scher, der alle Staatsgewalt in seiner Person
emigrierte 1940 in die USA; Lustspiele (»Liliom«, vereinigte (absolute M.). In der konstitutionellen M.
1910), Romane. ist seine Gewalt durch eine Verfassung (Konstituti-
Mlotow, Wjatscheslaw Michailowitsch, eigtl. W. M. on) beschränkt, bes. ist die Volksvertretung
Skrjbin, sowjet. Politiker, * 1890, † 1986; 1930–41 (Parlament) an der Gesetzgebung und Festsetzung
Vors. des Rats der Volkskommissare (Min.-Präs.), des Budgets beteiligt. In der parlamentar. M.
1939–49 und 1953–56 Außenmin.; 1957 als Stalinist beschränkt sich die Macht des Monarchen auf die
seiner Ämter enthoben, 1984 rehabilitiert. Repräsentation.
Mlotowcocktail [-teɪl], mit Öl-Benzin-Gemisch ge-
füllte Flasche, behelfsmäßig zur Panzernahbekämp- Monat, Zeit eines Mondumlaufs um die Erde:
fung von sowjet. Truppen im Zweiten Weltkrieg 1) sider. M., Zeit, die vergeht, bis der Mond wieder vor
benutzt. dem gleichen Stern erscheint: 27 Tage, 7 3⁄4 Stunden.
Mltke, 1) Helmuth Graf v., preuß. Generalfeld- 2) synod. M., die Zeit von einem Neumond zum
marschall, * 1800, † 1891; urspr. dän. Offizier, seit andern: 29 Tage, 12 3⁄4 Stunden. – Im bürgerl. Leben
1822 im preuß. Heer, 1858 Chef des Generalstabs der gilt der Kalender-M.
preuß. Armee. Er leitete die Kriegführung 1866 und
1870/71. – 2) Helmuth v., Neffe von 1), preuß. General- Eitler Kaiser
oberst, * 1848, † 1916; wurde 1906 Chef des General- Auf jeden Monat mit 31 Tagen folgt innerhalb eines
stabs der Armee, leitete 1914 die Operationen bis zur Jahres ein kürzerer; nur nicht nach dem Juli – der
Marneschlacht, nach deren unglückl. Ausgang trat er August hat ebenfalls 31 Tage. Den 31. Tag hat der
zurück. – 3) Helmuth James Graf v., dt. Jurist, * 1907, August seinem Namenspatron, Kaiser Augustus, zu
† (hingerichtet) 1945; war 1939–44 Sachverständiger verdanken. Im Jahre 8 vor Christus wurde der damals
für Kriegs- und Völkerrecht im Oberkommando der sechste Monat im Jahr (genannt »Sextilis«, weil der
Wehrmacht, Mittelpunkt des Kreisauer Kreises. alte römische Kalender am 1. März begann)
Molkken, Malku, früher Gewrz|inseln, Insel-
Molukken MOLM zu Ehren Augustus‘ umbenannt. Der Kaiser konnte
gruppe Indonesiens, bestehend aus den Prov. Maluku nicht verwinden, dass »sein« Monat einen Tag kürzer
(46 975 km 2 mit 1,2 Mio. Ew., Hptst.: Ambon) und war als der Vormonat Juli, der nach Julius Caesar
Maluku Utara (Nordmolukken, 30 895 km 2 mit benannt ist. Um zu dokumentieren, dass er Caesar
785 000 Ew., Hptst.: Ternate); Vulkaninseln mit ebenbürtig sei, stibitzte er dem Februar einen Tag und
Monsunklima. Erzeugnisse: Gewürznelken, machte den August so 31 Tage lang. Seitdem ist der
Muskatnüsse, Sago, Betelnüsse, Pfeffer, Kaffee u. a. Februar der kürzeste Monat.
Mlvolumen, molres Volmen, der Quotient aus dem
Volumen, das eine Stoffmenge einnimmt, und der
Stoffmenge. Im → Normzustand beträgt das M. aller Mönchengldbach, Ind.-Stadt in NRW, in der Kölner
idealen Gase 22,414 l/mol. Tieflandsbucht, 260 400 Ew.; Opernhaus; Fachhoch-
Molybdn das, Symbol Mo, chem. Element, silber- schule; Mittelpunkt der rhein. Textilind., Flugzeug-
weißes Schwermetall; OZ 42, relative Atommasse bau. – Entstand im 10. Jh. als Benediktinerabtei.
95,94, D 10,2 g/cm3, Sp 2617 °C. M. findet sich im
M.-Glanz, MoS2; zur Herstellung von Edelstählen. Mond,  1) Begleiter eines Planeten (→ Monde);
Mombsa, Stadt und Haupthafen von Kenia,
Mombasa MOMM 2) der einzige natürl. Begleiter der Erde (Erd-M.). Er
780 000 Ew.; Erzbischofssitz; Schwerind.; Touristen- bewegt sich in 27,32 Tagen (sider. Monat) auf einer
zentrum; internat. . ellipsenförmigen Bahn einmal um die Erde. Die
MOL
Masse des M. entspricht 1⁄81 der Erdmasse, die
Schwerkraft auf dem M. ist 1⁄6 der Schwerkraft auf der
MON
Erde. Er wendet der Erde stets dieselbe Seite zu. Der
M. ist ohne Atmosphäre und Wasser, seine graue,
staubüberzogene, steinige Oberfläche ist von Kratern
bis zur Größe von Ringgebirgen (Durchmesser bis
200 km, Höhe bis 8 km) bedeckt. Der M. erhält sein
Licht von der Sonne; er erscheint von der Erde aus in
versch. Phasen: Neu-M. (M. zw. Erde und Sonne),
Voll-M. (Erde zw. M. und Sonne). Geht der Voll-M.
durch den Erdschatten, entsteht eine partielle oder
totale M.-Finsternis.

Private Landnahme
Der Preis ist unschlagbar günstig: 1000 Quadratmeter
Land gibt es schon für knapp 30 Euro – allerdings nur
auf dem Mond, und wer hier kauft, bewegt sich auch
rechtlich auf unsicherem Terrain. Die Vereinten
Nationen verboten 1967 allen Regierungen den Besitz
außerirdischer Grundstücke. Er sei aber Privatmann,
sagte 1980 ein Amerikaner, ließ sich als Besitzer
registrieren und verkauft seither Mondland. Bei einer
Oberfläche des Erdtrabanten von 38 Millionen
Quadratkilometern kam es bisher nicht zu Nachbar-
schaftsstreit – auch wenn unklar ist, wem zum Beispiel
das 1971 auf dem Mond aufgestellte Kunstwerk von
Paul van Hoeydonck gehört. Die Figur zeigt einen
»Gefallenen Astronauten«, dazu eine Tafel mit 14
Namen von Raumfahrern, die bei Testflügen und
Trainingsunfällen auf der Erde ums Leben kamen.

Monde, Satellten, Trabnten, Himmelskörper, die die


Planeten begleiten. Während Merkur und Venus
keine M. besitzen, wurden bei Mars 2, inzwischen bei
Jupiter 63, bei Saturn 62, bei Uranus 27, bei Neptun 13
M. und bei Erde 1 Mond entdeckt. Beim Zwergplane-
ten Pluto sind 3 M. bekannt.
Mndrian, Piet, niederländ. Maler, * 1872, † 1944;
Mondrian MONM

Hauptvertreter der Stijl-Gruppe; unterteilte die


Malfläche durch schwarze Linien in rechteckige
Felder.
Monet [mɔˈnɛ], Claude, frz. Maler, * 1840, † 1926; durch
sein Bild »Impression, soleil levant« dem Stil den
Namen gebender Meister des Impressionismus.
Mongol die, Hochland im NO Zentralasiens, von
Mongolen bewohnt; meist abflusslose Wüste und
Wüstensteppe (Gobi) mit Gebirgen (Changai bis
3 905 m ü. M.). Die Innere M. (1,18 Mio. km 2, 23,8 Mio.
Ew., Hptst.: Hohhot) gehört als autonome Region zu
China, die Äußere M. bildet den Staat → Mongolei.
Mongol, Rep. in Zentralasien, grenzt im N an
Sie gilt als Nouvelle Cuisine des 21. Jahrhun-
Russland, im O, S und W an China; 1 564 100 km 2,
derts: die Molekularküche. Mit experimenteller 2,7 Mio. Ew.; Hptst.: Ulan-Bator. Amtssprache:
Herangehensweise an Zutaten und Zuberei- Mongolisch. Die M. reicht vom Altai (bis 4374 m) im
tungsformen beschert sie Genuss mit allen Sin- W bis zum Chingan im O und ist ein abflussloses
nen. Was an Kaviarkugeln erinnert, hier in Hochland. Südlich der Gebirgszone schließt sich das
fremdartigem Blau, sind Gelkapseln aus Algi- Trockengebiet der Gobi an. Extrem kontinentales
nat, das aus Braunalgen gewonnen wird. Sie Klima; Steppen. – Bev.: Mongolen, Turkvölker,
zerplatzen im Mund und geben überraschend Chinesen u. a.; der Lamaismus ist vorherrschend. –
eine Flüssigkeit frei. Auch das Spiegelei ist Nomadisierende Viehwirtschaft mit bed. Tierhaltung
nicht, was es scheint: Fruchtsaft wurde durch (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Kamele); Getreide-
Geliermittel in eine Kugelform gezwungen. Ne-
anbau (v. a. Weizen und Hirse) nur im N möglich. 595
Reiche, z. T. nur wenig erschlossene Bodenschätze
ben den kugeligen Sphären sind Schäume oder
Spumas eine zentrale Zubereitungsart in der
Molekularküche.
Mongolei M
M Mongolen
596 (Gold, Kupfer, Molybdän, Wolfram u. a.), Braun- und rungsprogramm für die frz. Wirtschaft auf; maßgebl.
Steinkohlenbergbau, Textil-, Leder- und Baustoffi nd. an der Gründung der Montanunion beteiligt, 1952–55
Internat. : Ulan-Bator. – Die M. war seit dem 17. Jh. Vors. ihrer Hohen Behörde.
chinesisch. 1911 erklärte sich die Äußere M. für Monochromas die, seltene Form der Farbenfehl-
autonom; 1921 wurde mit sowjet. Hilfe eine sichtigkeit; es wird nur eine Farbe von den Zapfen
revolutionäre Reg. gebildet, 1924 die Mongol. VR aufgenommen; Sehschärfe normal.
ausgerufen (Name bis 1992); nach der Verf. von 1992 Monod die, Einzelgesang, unbegleitet (gregorian.
ist die M. eine Rep. mit Mehrparteiensystem. Choral) oder mit Instrumentalbegleitung (Madrigal,
Staatspräs. seit 2009: Chanson); auch Gesang auf Akkordgrundlage im
Tsakhyagiin Ggs. zu kontrapunkt. Mehrstimmigkeit.
Elbegdorj. Monolth der, mächtiger, einzelner, behauener Natur-
Monolith MONM

Monglen Pl., Mongolen MONM stein (z. B. Obelisk, Menhir), auch Bez. für aus einem
verwandte Stämme in einzigen Stein hergestellte Obelisken, Säulen u. Ä.
der Mongolei und Monopl das, Marktform, bei der das Angebot in einer
deren Randgebieten; Hand (Monopolst) vereinigt ist (Angebots-M.). Die
gehören zur entsprechende Marktform auf der Nachfrageseite
altaischen Sprach- heißt Monopson (Nachfrage-M.). M. beschränken den
familie; Hauptgrup- Wettbewerb am Markt; der Monopolist kann
pen: Ost-M., Nord-M. Absatzmenge und Preis (M.-Preis) bestimmen.
mit Burjaten und Monothesmus der, Verehrung eines einzigen,
Kalmücken, West-M. persönl., überweltl. Gottes, im Judentum, Christen-
Sie sind noch tum, Islam vertreten.
verbreitet nomad.
Viehzüchter. – Zu Monroe [mənˈrəʊ], Marilyn, eigtl. Norma Jean
Monroe MONM

Beginn des 13. Jh. Baker [ˈbeɪkə], amerikan. Filmschauspielerin, * 1926,


gründete Dschingis † (Freitod) 1962. Marilyn, die naive Blondine, so
Khan ein mongol. wurde sie durch die 20th Century-Fox ab 1950
Weltreich; die M. aufgebaut und so wollte das Publikum sie sehen.
eroberten China, Daneben verfestigte sich das Bild von der »schwieri-
Mittelasien und gen Schauspielerin«, die für ihre Unpünktlichkeit,
Russland, stürzten ihre Arbeitsverweigerung und ihren zunehmenden
das Kalifat in Bagdad, Tablettenkonsum berüchtigt war. Das Bild von
bezwangen die Marilyn als selbstständiger Geschäftsfrau und
Ungarn und drangen ehrgeiziger Schauspielerin ist dagegen weniger
nach Schlesien vor verbreitet. Dabei nahm die Monroe ab Ende 1954
(1241 Sieg über ein Schauspielunterricht in Lee Strasbergs Actors Studio
dt.-poln. Heer auf der School of Dramatic Arts in New York. 1955 gründete
Wahlstatt bei sie sogar eine eigene Produktionsfi rma: die »Marilyn
Liegnitz). In der Monroe Productions«. Mit dieser drehte sie zwischen
2. Hälfte des 13. Jh. 1956 und 1960 fünf Filme und erhielt so größeren
zerfiel das mongol. Einfluss auf Drehbücher und Gagen. Kennzeichnend
Imperium in für ihr lebenslanges Dilemma: Ihren größten
Teilreiche, 1368 Publikumserfolg feierte die Monroe mit dem Film
wurden die M. aus »Manche mögen's heiß«, in dem sie 1959 nach langem
China vertrieben. Um Zögern wieder einmal die naive Blonde spielte,
1369 gründete Timur während ihr letzter vollendeter Film »Misfits – Nicht
ein Großreich von gesellschaftsfähig« (1961), mit dem sie ins Charakter-
Mittel- bis Vorder- fach wechselte, beim Publikum durchfiel.
asien.

'LU
+ROO\ZRRGLVWGHU2UWZRVLH VXQG
Monsmus der, Lehre,
wonach alles auf ein

'ROODUIUHLQHQ.XVOHQ
einziges stoffl . oder
geistiges Prinzip

&HQWIU'HLQH6HHOHMa]rilDKyn Monroe
zurückzuführen sei
(Ggs.: Dualismus);
bes. auf die
naturwiss.
Entwicklungslehre
(E. Haeckel) gegr.
Weltanschauung. Monroe-Doktrn [mənˈrəʊ-], Erklärung des 5. Präs.
Monnet [mɔˈnɛ], Jean,
Monnet MONM der USA James Monroe (* 1758, † 1831) von 1823;
frz. Wirtschaftspoliti- umriss die Prinzipien der amerikan. Außenpolitik:
ker, * 1888, † 1979; einerseits sollte den europ. Mächten die weitere
stellte ein Modernisie- Erwerbung amerikan. Kolonialgebiets und die
MON
Einmischung in die inneren Angelegenheiten
amerikan. Staaten verwehrt sein; andererseits
mit Serbien 1992 zunächst den neuen Bundesstaat
Jugoslawien, 2003 den Staatenbund Serbien und
MON
deklarierten die USA ihren Verzicht auf das Montenegro. Nach Referendum 2006 Unabhängig-
Eingreifen in die europ. Belange. keitserklärung und Auflösung des Staatenbundes.
Monrvia, Hptst. und Ind.-Zentrum der westafrikan. 2007 verabschiedete das Parlament eine neue
Rep. Liberia, 939 500 Ew.; Univ.; , . Verfassung und schloss die EU mit M. ein Stabilisie-
Mons [mːs], niederländ. Bergen [ˈbɛrxə], Stadt im rungs- und Assoziierungsabkommen. Min.-Präs.:
Hennegau, Belgien, 92 300 Ew.; Univ.; Handelszen- Milo Djukanović (seit 2008).
trum; Zentrum der industriereichen Borinage. Mnte Rsa, zweithöchster Gebirgsstock in den
Monsn der, Luftströmung großer Ausdehnung mit Walliser Alpen, an der Grenze des schweizer. Kt.
halbjährl. Richtungswechsel in den Tropen, Wallis und der ital. Regionen Piemont und Aostatal,
hervorgerufen durch die im Zusammenhang mit der in der Dufourspitze 4634 m hoch (Schweiz).
unterschiedl. Erwärmung von Meer und Landmassen Monterrey [mɔntɛˈrrɛ], Hptst. des mexikan. Staats
stehende jahreszeitl. Verlagerung der äquatorialen Nuevo Léon, 1,11 Mio. Ew.; 4 Univ., TH; Erzbischofs-
Tiefdruckrinne; bes. in S- und SO-Asien. sitz; Bleischmelze, Eisen-, Stahlwerke; Tourismus; .
Montagne Pelée [mtaɲpəˈle], Mont Pelé [mpəˈle], Montesquieu [mtɛsˈkjø], Charles de Secondat
tätiger Vulkan auf der Antilleninsel Martinique, [-səkˈda], Baron de la Brède et de M. [-laˈbrɛːd-], frz.
1397 m hoch. Ein Ausbruch 1902 vernichtete die Staatstheoretiker und Schriftsteller, * 1689, † 1755;
Stadt Saint-Pierre und tötete rd. 40 000 Menschen. schrieb satir. »Pers. Briefe« (1721) im Geist der
Montaigne [mˈtɛɲ], Michel Eyquem de [ɛˈkɛm-], frz. Aufklärung; auf sein Hauptwerk »Vom Geist der
Philosoph und Schriftsteller, * 1533, † 1592; war mit Gesetze« (1748) geht die Lehre von der Gewaltentei-
seinem Hauptwerk »Les Essais« (1580 ff.) der lung zurück.
Begründer des Essays als literar. Form. Montessri, Maria, ital. Ärztin, Pädagogin, * 1870,
Montessori MONM

Montana [mɔnˈtænə], Abk. Mont., Bundesstaat im NW † 1952; entwickelte eine reformpädagog. Methode für
der USA, am oberen Missouri, 380 838 km 2, 957 900 Kinder im Vor- und Grundschulalter, bei der
Ew. (6 % Indianer); Hptst.: Helena. Getreideanbau Selbsttätigkeit und Selbsterziehung im Mittelpunkt
(Weizen), Viehzucht.  auf Erdöl, Kupfer, Nickel, stehen.
Platin, Gold u. a. Montevrdi, Claudio, ital. Komponist, * 1567, † 1643;
Montand [mˈtã], Yves, frz. Schauspieler und Sänger komponierte als erster Musikdramatiker Opern,
ital. Herkunft, * 1921, † 1991; Filme »Lohn der Angst« die v. a. den Menschen und seine Seelenregungen in
(1952), »Z« (1969). den Mittelpunkt stellen. Opern: »L'Orfeo« (1607),
Montn|industrie, frühere Bez. für die Unterneh- »L' Arianna« (1608) u. a.; ferner Messen, Madrigale,
men des Bergbaus und die weiterverarbeitende Ind.; Motetten.
heute durch die Bez. Bergbau sowie Eisen- und Montevido, Hptst. von Uruguay, an der Mündung
Stahlind. ersetzt. des Río de la Plata, 1,38 Mio. Ew.; Univ.; Erzbischofs-
Montn|union, amtl. Europische Gemeinschaft
Montan|union MONM sitz; Kathedrale; Ind.-Zentrum; , internat. .
für Kohle und Stahl, Abk. EGKS, durch den Pariser Montezma II. → Moctezuma II.
Vertrag vom 18. 4. 1951 (in Kraft seit 23. 7. 1952) zw. Montgolfier [mgɔlˈfje], Étienne Jacques de, * 1745,
Belgien, der BRD, Frankreich, Italien, Luxemburg † 1799, und Michel Joseph de M., * 1740, † 1810, frz.
und den Niederlanden gegründete supranat. Brüder; erfanden den Heißluftballon (Montgolfiere).
Organisation zur Schaffung eines gemeinsamen Montgomery [məntˈgʌmərɪ], Bernard Law, 1. Viscount
Marktes für Kohle und Stahl. Ihre urspr. Organe M. of Alamein [-əvˈæləmeɪn] (seit 1946), brit.
(bes. die Hohe Behörde) gingen 1967 durch Feldmarschall, * 1887, † 1976; hielt 1942 Rommels
Fusionsvertrag in den EG-Organen auf. 2002 lief der Vorstoß bei El-Alamein auf, 1951–58 stellvertreten-
EGKS-Vertrag aus. der Oberkommandierender der NATO.
Montblanc [mˈblã] der, höchster Gipfel der Alpen und Montpellier [mpəlˈje], Stadt in S-Frankreich,
Europas, in der M.-Gruppe der Westalpen, auf der 229 000 Ew.; Kathedrale (14. Jh.); 3 Univ.; Computer-,
frz.-ital. Grenze, bis 4810 m hoch; 1786 zuerst Maschinenbau, chem. Ind.; Weinbau.
bestiegen; von dem M.-Tunnel (11,6 km) durchquert. Montreal [mɔntrɪˈɔːl], frz. Montréal [mreˈal], Handels-,
Mnte Albn, religiöses Zentrum der Zapoteken im Hafenstadt in Kanada, am St.-Lorenz-Strom, 1,04
mexikan. Staat Oaxaca aus dem 1. Jh. v. Chr., die Mio. Ew., in der Agglomeration 3,6 Mio. Ew. (68 %
Ruinen der Tempel und Paläste zählen zum Welterbe. frz.-sprachig); Erzbischofssitz; Univ.; Ausfuhrhandel;
Mnte Crlo, Kurort des Fürstentums → Monaco. Ind.: Flugzeugbau, Petrochemie, Erdölraffinerien;
Montecassno, Benediktinerabtei, auf einem Berg 2 internat. . – 1642 von Franzosen gegr.
(519 m) über der südital. Stadt Cassino, wohl 529 Montreux [mˈtrø], Luftkurort im schweizer. Kt.
gegr. von Benedikt von Nursia; 1944 durch Waadt, 20 300 Ew., am Genfer See; internat. Musik-
angloamerikan. Bombenangriffe zerstört; 1945–59 und Fernsehfestspiele.
Wiederaufbau. Mont-Saint-Michel [msmiˈʃɛl], kleine, 78 m hohe
Montengro, serb. Crna Gra [ˈtsrnaː-], Republik in Granitinsel an der Küste der Normandie, Frankreich,
SO-Europa, 13 812 km 2, 624 000 Ew.; Hptst.: mit dem Wallfahrtsort Le M.-S.-M. (72 Ew.); ehem.
Podgorica. Karsthochland mit Schafzucht, in den Benediktinerabtei, die mittelalterl. Klosteranlage
Tälern Getreide- und Weinbau. – M., seit 1528 unter gehört zum Weltkulturerbe.
türk. Oberhoheit, wurde im 19. Jh. weltl. Fürstentum, Montserrt, 1) der, Bergmassiv in Katalonien, 597
1910 Kgr.; 1918 mit Jugoslawien vereinigt. M. bildete Spanien, 1241 m hoch; mit Benediktinerkloster (880

Montserrat M
M Monza
598 gegr.). – 2) Insel der Kleinen Antillen, 102 km 2,
5000 Ew.; brit. Kronkolonie, Hptst.: Plymouth.

Mnza, Stadt in Oberitalien nördl. von Mailand


am Lambro, Lombardei, 120 700 Ew.; im roman. Dom
(13./14. Jh.) befindet sich die spätkaroling. Eiserne
Krone. Die Villa Reale, 1777–80 für Erzherzog
Ferdinand von Österreich erbaut, ist ein typisches
Beispiel des Klassizismus. Die Textilindustrie
produziert Mützen, Hüte und Teppiche. In einem
Park zwischen Mailand und Monza befindet sich die
Autorennbahn. – Seit dem 6. Jh. war M. Krönungsort
der lombard. Könige.
Angehöriger der indigenen Bev. Präsident seines
Die schnellste Strecke der Formel 1 Landes (Wiederwahl 2009).
Das 1922 erbaute »Autodromo Nazionale Monza« ist Morltheologie, wiss. Darstellung der Sittenlehre
die älteste ganzjährig befahrbare Rennstrecke nach den Grundsätzen der kath. Glaubenslehre,
Europas. Seit 1950 wird auf dem 5,793 km langen Gebiet der kath. Theologie.
Kurs der Große Preis von Italien ausgetragen. Da die Morne die,  von Gletschern verfrachtete und
Streckenführung trotz nachträglich eingebauter abgelagerte Schuttwälle: Seiten-, Mittel- und Grund-M.
Schikanen aus einer Reihe langer, gerader Abschnitte Am Ende des Gletschers häufen sich die Schutt-
besteht, zählt der Formel-1-Kurs mit einer durch- massen zur End-M.
schnittlichen Rundengeschwindigkeit von 250 km/h Mrava die, der Hauptfluss Serbiens, rechter
zu den schnellsten und damit auch gefährlichsten Nebenfluss der Donau, 539 km lang.
der Welt. Morvia, Alberto, eigtl. A. Pincherle [ˈpiŋkerle], ital.
Schriftsteller, * 1907, † 1990; psychologisch-realist.
Romane (u. a. »Die Gleichgültigen«, 1929; »Die
Moor, dauernd feuchtes Gelände mit einer Torfschicht
Moor MOOM Römerin«, 1947; »Cesira«, 1957), auch Erzählungen,
aus unvollständig zersetzten Pflanzenresten. Man Dramen, Essays; Autobiografie (1990).
unterscheidet: Hoch-M. (bes. in Nord-Dtl.), durch Morcheln, Gattung der Schlauchpilze mit keulig-knol-
üppiges Wachstum der Torfmoose uhrglasähnlich ligem, hohlem, oben netzig-grubigem Fruchtkörper,
aufgewölbt, und Nieder-M. (bes. in Süd-Dtl.), nicht essbar, z. B. Speise-M., Spitzmorchel.
höher als der Wasserspiegel, mit Schwarzerlen und Mord,  vorsätzl. Tötung eines Menschen, bei der der
Sauergräsern. M. gehören zu den gefährdetsten Täter aus Mordlust, Habgier, zur Befriedigung des
Ökosystemen in Mitteleuropa. Andere Namen für M.: Geschlechtstriebs oder aus anderen niedrigen
Moos, Bruch, Ried, Luch, Fehn, Venn, Filz. Beweggründen heimtückisch, grausam, mit
Moore [ˈmʊə], 1) George (Augustus), irischer gemeingefährl. Mitteln oder um eine andere Straftat
Schriftsteller, * 1852, † 1933; schloss sich der kelt. zu ermöglichen oder zu verdecken handelt; nach
Renaissance an. – 2) George Edward, brit. Philosoph, § 211 StGB mit lebenslängl. Freiheitsstrafe bedroht.
* 1873, † 1958; vertrat einen an der Naturwiss. Mordwnen, Volk mit finnisch-ugrischer Sprache, an
orientierten Neurealismus. – 3) Henry, brit. der mittleren Wolga.
Bildhauer, Grafiker, * 1898, † 1986; v. a. abstrakte Mordwni|en, Mordwi|en, Teilrep. in Russland, 1934
Bildwerke von starker Ausdruckskraft; ferner als ASSR gegr.; 26 100 km 2, 857 000 Ew. (Russen,
Radierungen, Lithographien. Mordwinen, Tataren); Hptst.: Saransk. Weizen,
Moorleichen, im Moor gefundene Leichen aus der Futterpflanzen, Kartoffeln, Zuckerrüben; u. a. Holz-,
vor- und frühgeschichtl. Zeit, die durch Luft- Textilindustrie.
abschluss und chem. Einflüsse vor Verwesung More [mɔː], latinisiert Mrus, Sir Thomas, engl.
bewahrt blieben. Humanist und Staatsmann, * 1478, † (enthauptet)
Msbrugger, Msbrugger, Kaspar, österr.-schweizer. 1535; seit 1529 Lordkanzler Heinrichs VIII.; als
Baumeister, * 1656, † 1723; Meister des barocken Anhänger des Papstes Gegner der Reformation;
Kirchenbaus. Verfasser der »Utopia« (1516, Schrift über einen
Moose Pl., Organisationsstufe der Pflanzen mit rd. Idealstaat auf Erden); Heiliger (Tag: 22. 6.).
25 000 Arten: kleine, mit Rhizoiden (keine echten Moreau [mɔˈro], Jeanne, frz. Schauspielerin, * 1928;
Wurzeln) ausgestattete, autotrophe Pflanzen. 1948 bis 1953 an der Comédie-Française, auch
Die M. haben Generationswechsel: 1. (geschlechtl.) Filmrollen (»Jules und Jim«, 1961); auch Filmregie.
Generation ist das Moospflänzchen, das aus der morgantische Ehe, Ehe zur linken Hand, in
Spore über dem Vorkeim entsteht; 2. (ungeschlechtl.) regierenden Häusern und beim Hochadel früher die
ist die aus dem weibl. Geschlechtsorgan sprossende Ehe mit einer nicht ebenbürtigen Frau.
und auf der Moospflanze sitzende Sporenkapsel. Die Morgenländisches Schsma, die auf das Jahr 1054
M. stellen keine Verwandtschaftsgruppe dar. Sie datierte und bis heute bestehende Trennung zw. der
werden unterteilt in die Lebermoose, Laubmoose und lateinisch-abendländ. (kath.) Kirche und den 4 östl.
Hornmoose. Patriarchaten Konstantinopel, Alexandria,
Morales Ayma, Evo, bolivianischer Politiker, *1959; Antiochia und Jerusalem (der orth. Kirche).
Gewerkschaftsfunktionär, seit 2006 als erster Mrgenstern, Christian, dt. Schriftsteller, * 1871,
MON
MOS
Für die Farben-
pracht des Blau-
en Morpho-
falters sind nicht
Pigmente verant-
wortlich, son-
dern Nano-
strukturen der
Flügelschuppen.
Diese sind nicht
† 1914; Sprachgrotesken (»Galgenlieder«, 1905; Schmetterlingen. Einige sind ausgesprochen
glatt, sondern
»Palmström«, 1910, u. a.). prächtig mit metallisch blau leuchtenden Flügel-
geriffelt. Dahin-
Mrgenthau-Plan, nach dem Finanzmin. der USA, oberseiten.
Henry Morgenthau jr. (* 1891, † 1967), benannte Morpholog die, 1)  Wiss. von Bildung und ter verbergen
Denkschrift von 1944; sah die Entmilitarisierung, Umbildung von Gestalten. – 2)  Geo-M., Wiss. vom sich Chitinstruk-
Verkleinerung und Aufteilung Dtl.s vor, seine Formenreichtum (Relief) der Erdoberfläche. – 3)  turen, die wie
Reduzierung auf den Status eines Landes mit Lehre von den Wortbildungen. verästelte Tan-
vorwiegend agrar. Charakter durch Zerschlagung Morrison [ˈmɔrɪsn], Toni, eigtl. Chloe Anthony Wofford nenbäume nach
seiner Ind.; beeinflusste die amerikan. Besatzungs- [ˈwɔfəd], amerikan. Schriftstellerin, * 1931; wichtige oben stehen.
politik in Dtl. 1945–47. Vertreterin der afroamerikan. Literatur (»Sehr blaue Das auftreffende
Mori, Ōgai, jap. Schriftsteller und Übersetzer, * 1862, Augen«, 1970; »Menschenkind«, 1987); 1993 Sonnenlicht wird
† 1922; gilt als Wegbereiter der modernen jap. Nobelpreis für Literatur. von den Ästchen
Literatur. Mrsealphabet, Mrseschrift, von Samuel Morse als Licht ver-
Mrike, Eduard, dt. Dichter, * 1804, † 1875; schrieb (* 1791, † 1872) geschaffenes, aus Strichen und
schiedenster
Mörike MöRM

spätromant., volksliedhafte Gedichte, die Novelle Punkten zusammengesetztes, genormtes Telegra-


Wellenlänge re-
»Mozart auf der Reise nach Prag« (1856), den fenalphabet; noch in der Funktelegrafie verwendet.
Künstlerroman »Maler Nolten« (2 Bände, 1832), Mrsleben, Gemeinde in Sa.-Anh., an der Aller, flektiert. Dabei
Märchen. 400 Ew.; 1978–99 Endlager für radioaktive Abfälle. löschen sich die
Morsken, Mauren, die nach der arab. Herrschaft in Mrus, Thomas, → More, Sir Thomas. Lichtwellen
Spanien zurückblieben. Mosak das, ornamentale oder figürl. Flächenver- größtenteils aus,
Mritz, Herrscher:
Moritz MORM zierungen (Böden, Wände usw.), aus flachen farbigen da sich Wellen-
1) M., Prinz von Nassau-Oranien, * 1567, † 1625; Steinchen oder Glasstückchen zusammengesetzt; täler und Wellen-
folgte 1584 seinem Vater Wilhelm dem Schweiger als bereits in der Antike bekannt. berge überla-
Statthalter und Oberbefehlshaber der Niederlande, Mosambk, Moçambique, Rep. in SO-Afrika, am Ind.
Mosambik MOSM

gern. Einzig beim


kämpfte siegreich gegen die Spanier. – 2) M., Kur- Ozean, 801 590 km 2, 22,9 Mio. Ew.; Hptst.: Maputo. blauen Licht ver-
fürst von Sachsen, * 1521, † 1553; seit 1541 Herzog, Amtssprache: Portugiesisch. M. umfasst den östl.
stärken sich die
kämpfte, obwohl er Protestant war, im Schmalkal- Steilabfall der inneren Hochländer Südafrikas und
Lichtwellen ge-
dischen Krieg aufseiten Karls V. und erhielt dafür die vorgelagerte Küstenlandschaft; im S vorwiegend
1547 die Kurwürde, zwang diesen jedoch 1552 zum Steppe. Hauptflüsse Sambesi und Limpopo. Klima im genseitig, weil
Vertrag von Passau; Gründer der sächs. Landes- Tiefland tropisch heiß, auf dem Hochland subtrop. hier Wellenberg
schulen. Savannenklima. – Bev.: zu 98 % in mehrere Stämme auf Wellenberg
Mormnen, die Mitgl. der Kirche Jesu Christi der aufgespaltene Bantu; 40–50 % Anhänger traditionel- und Wellental
Heiligen der letzten Tage, 1830 in Amerika gegr., ler afrikan. Religionen, 30–40 % Christen, 18 % auf Wellental
errichteten ab 1847 den M.-Staat Utah mit der Hptst. Muslime. Anbau von Reis, Mais, Maniok; für die fällt.
Salt Lake City, wo man die Wiederkunft Christi Ausfuhr: Zucker, Baumwolle, Cashewnüsse, Tabak.
erwartet. Grundlegend für die Lehre der M. ist das Fischfang (Krustentiere). Aluminiumhütte.
Buch Mormon, das die amerikan. Gesch. als Haupthandelspartner: USA, Rep. Südafrika, Italien. 
Fortsetzung der bibl. Gesch. erzählt. und internat. : Maputo und Beira. – Die Befreiungs-
Morphn das, früher Mrphium, betäubend wirkendes front FRELIMO erreichte 1975 die Unabhängigkeit
Hauptalkaloid des Opiums (Rauschgift), wirkt in von Portugal; 1990 Einführung eines Mehrparteien-
Gaben von 0,01 bis 0,02 g schmerzstillend (v. a. systems; 1992 Friedensvertrag zur Beendigung des
Linderung schwerer Schmerzzustände bei langjährigen Bürgerkriegs; seit 1995 Mitgl. des
unheilbaren Erkrankungen) und beruhigend, in Commonwealth. Staatspräs. seit 2005: A. E. Guebuza.
größeren Mengen tödlich. Anhaltender Gebrauch Mosch die, islam. Gotteshaus, in dem sich die
(M.-Sucht, Morphinsmus) führt zu phys. und u. U. Gläubigen zum gemeinsamen Gebet bei den fünfmal
psych. Abhängigkeit. täglich stattfindenden Gebetsgottesdiensten und am
Freitag zum Predigtgottesdienst versammeln. Die
Mrphofalter, Himmelsfalter, Familie von Gebetsrichtung (→ Kibla) wird durch eine Gebets-
Tagschmetterlingen, die in den Regenwäldern Mittel- nische angezeigt. In den Bau der M. integriert sind
und Südamerikas vorkommen. Mit einer Spannweite das → Minarett sowie Einrichtungen für die rituelle 599
von bis zu 20 cm gehören sie zu den größten Reinigung.

Moschee M
M Moschus
600 Mschus der, Bsam der, stark duftende Drüsenaus- Tretjakowgalerie; Maschinen-, Fahrzeugbau, Metall-,
scheidung der Moschustiere; für Riechstoffe, Tusche; elektron., feinmechan., chem., Textil- u. a. Ind.;
auch künstlich erzeugt. Verkehrsknotenpunkt mit Metro, Binnenhäfen, vier
Mschus|tiere, geweihlose Hirsche in Gebirgen . – 1147 erstmals urkundl. erwähnt, 1480–1712
Innerasiens, männl. Tiere mit Hauerzähnen und Hptst.; 1812 Einmarsch Napoleons I. (Zerstörung
Drüse, die Moschus absondert. durch Brand); erneut seit 1918 Hptst. (zunächst der
Msel,die, linker Nebenfluss des Rheins, entspringt in RSFSR, 1922–91 der Sowjetunion und seitdem der
den südl. Vogesen, durchfließt Lothringen, mündet Russ. Föderation). – In der Schlacht um M. (Okt. 1941
bei Koblenz; 545 km lang; im M.-Tal Weinbau bis Anfang 1942), in deren Verlauf die Wehrmacht bis
(M.-Weine). Seit 1964 ist die M. zw. Fronard und auf etwa 25 km an die Stadt heranrückte, aber durch
Koblenz für 1500-t-Schiffe schiffbar (14 Staustufen; eine sowjet. Gegenoffensive (seit Dez. 1941)
Stromerzeugung). zurückgeworfen wurde, scheiterten die dt.
Moseley [ˈməʊzlɪ], Henry, brit. Physiker, * 1887, † 1915; Blitzkriegspläne endgültig.
entdeckte, dass die Schwingungszahl der von einem Mskauer Konfernzen, alliierte Konferenzen, bes.
Atom ausgesandten Röntgenstrahlen von der jene Großbritanniens, der UdSSR und der USA vom
Kernladungszahl des Atoms abhängt (M.-Gesetz). Okt. 1943; sie bestätigten den Entschluss, den Krieg

Berühmt ist die


Moskauer Metro
für ihre individuell
ausgestalteten
Stationen, die laut
Stalin »Paläste fürs
Volk« sein sollten.
Einzigartig ist sie
jedoch wegen ihrer
Rolltreppen. Mit
126 Metern ist die
Rolltreppe an der
Station Park Pobe-
dy die längste der
Welt. Dabei bewe-
gen sich die Mos-
kauer Rolltreppen
rund dreimal so
schnell wie die in
Deutschland. Per
Lautsprecher ertö-
nen die Anweisun-
gen: »Rechts ste-
hen! Links gehen!
Heben Sie lange
Kleidung an! Ach-
ten Sie auf die Kin-
der!«
Mser, 1) Johann Jakob, dt. Rechtslehrer, * 1701, bis zur bedingungslosen dt. Kapitulation fortzuset-
† 1785; stellte als Erster das geltende dt. Staatsrecht zen und eine neue Friedens- und Sicherheitsorgani-
vollständig dar. – 2) Lucas, dt. Maler, * um 1390, sation zu gründen (auch von China unterschrieben).
† nach 1434; Schöpfer des Magdalenenaltars in Mskauer Vertrag, Deutsch-Sowjtischer
Moskauer Vertrag MOSM

Tiefenbronn bei Pforzheim (1431). Vertrag, Vertrag vom 12. 8. 1970 zw. der Bundesrep.
Mses, Mse, arab. Msa, bibl. Gestalt; im A. T. Dtl. und der UdSSR, seit dem 3. 6. 1972 in Kraft,
Führer, Prophet und Gesetzgeber der Israeliten, die enthält einen umfassenden Gewaltverzicht beider
er aus Ägypten führte. – Die 5 Bücher Mose Staaten; diese betrachteten alle Staatsgrenzen in
→ Pentateuch. Europa als unverletzlich, einschließlich der
Oder-Neiße-Linie (als W-Grenze Polens) und der
Mskau, russ. Moskw, Hptst. von Russland, Grenze zw. der Bundesrep. Dtl. und der DDR. – In
1091 km 2, 10,5 Mio. Ew., an der Moskwa. Den histor. einem »Brief zur dt. Einheit« stellte die Bundesrep.
Mittelpunkt bilden Kreml und Roter Platz (Welt- Dtl. fest, dass der Vertrag nicht im Widerspruch zu
kulturerbe). M. ist Sitz des Patriarchen der russ.-orth. ihrem Ziel einer Wiedervereinigung in Frieden und
Kirche; mehrere Univ., Hochschulen; Akademie der Freiheit stehe.
Wiss., Museen, Russ. Staatsbibliothek, zahlr. Theater, Mosktos → Stechmücken.
MOS
Moskw die, Fluss in Russland, linker Nebenfluss der
Oka, 473 km lang, ab Moskau schiffbar.
leben gesellig an Gewässern. Arten: Lach-, Silber-,
Sturm-, Herings-M. u. a.
MüH
Mßbauer, Rudolf, dt. Physiker, * 1929; erhielt für Mzart, Wolfgang Amadeus, Komponist salzburgisch-
Mozart MOZM

seine Arbeiten über Kernresonanzfluoreszenz bei dt. Herkunft, * 1756, † 1791; der bedeutendste der
tiefen Temperaturen (M.-Effekt) 1961 den Nobelpreis Wiener Klassiker, zw. Haydn und Beethoven; erregte
für Physik. schon mit 6 Jahren Bewunderung als Klavierspieler
Mssi, Msi, Volk in W-Afrika, bes. in Burkina Faso, und Komponist. Opern: »Die Entführung aus dem
Elfenbeinküste und N-Ghana; z. T. Muslime; hoch Serail« (1782), »Die Hochzeit des Figaro« (1786), »Don
entwickelte Handwerkskunst. Giovanni« (1787), »Così fan tutte« (1790), »Die
Mstar, Stadt in Bosnien und Herzegowina, Hptst. der Zauberflöte« (1791); Kirchenmusik (Messen,
Herzegowina, etwa 105 000 Ew.; Univ.; oriental. Requiem); über 50 Symphonien u. a. Orchesterwerke;
Stadtbild, im Bürgerkrieg (1991–95) stark zerstört. Konzerte für Klavier, Geige; Sonaten u. a. für Klavier;
MOS-Technik [Abk. zu engl. metal oxide semicon- Kammermusik (28 Streichquartette, Geigensonaten);
ductor, »Metall-Oxid-Halbleiter«], i. w. S. synonym zu Lieder. (→ Köchelverzeichnis)
MIS-Technik; i. e. S. als Spezialbereich der MIS-Tech- MP3, Kurzbez. für MPEG 1 Audio Layer 3, Verfahren der
nik Basistechnologie bei der Herstellung diskreter Datenkompression, bei dem Audiodateien auf etwa
1
und integrierter Halbleiterbauelemente bzw. ⁄10 ihrer urspr. Größe verkleinert werden.
Funktionselemente, wobei Silizium, Siliziumdioxid MPEG, Abk. für engl. moving pictures experts group,
oder das natürl. Oxid des Substrats als Isolierschicht  Expertengruppe (des ISO/IEC), die ein nach ihr
verwendet werden. Das eigentl. Herstellungsver- benanntes Verfahren der Datenkompression für
fahren ist die Planartechnik. Man unterscheidet digitale Audio- und Videodaten definiert hat, z. B.
nach dem Kanaltyp PMOS- (p-leitender Kanal) und MPEG-2 als Standard für digitales Fernsehen,
NMOS-Technik (n-leitender Kanal); bei der kom- MPEG-4 für Multimediaanwendungen; auch Bez. für
plementären (engl. complementary) MOS-T. werden Dateien im MPEG-Format (».mpg«).
p- und n-Kanal-Komponenten auf einem Chip Mubrak, Mohammed Hosni, ägypt. General und
integriert (CMOS-Technik). Politiker, * 1928; 1972–75 Oberbefehlshaber der
Msul, Mssul, Stadt in N-Irak, am Tigris, 1,85 Mio. Luftwaffe, 1975–81 Vizepräs., nach der Ermordung
Ew.; Univ.; landwirtschaftl. Handelszentrum; von Präs. as-Sadat im Okt. 1981 dessen Nachfolger.
Textilind., Zementfabrik; nahebei Erdöllager; . Mücken, weltweit verbreitete Unterordnung der
Mottte die, mehrstimmiger kirchl. Gesang ohne Zweiflügler, zw. 1 und 40 mm lang, Larven leben in
Instrumentalbegleitung (a cappella), in streng Wasser oder pflanzl. Stoffen. Die Vollinsekten
kontrapunkt. Stil. ernähren sich teils von Pflanzensäften, teils
Motocrss, Schnelligkeits- und Geschicklichkeits- räuberisch, bes. aber blutsaugend.
prüfungen im Motorradgeländefahren auf Mudjahedn [mudʒa-], islam. Glaubenskämpfer im
Mudjahedin MUDM

Geländerennbahnen (Rundstrecken) mit natürl. → Djihad. – In Afghanistan kämpften die M. gegen die
Hindernissen. Militärinvasion der UdSSR (1979–89) und die von
Mtor der,  Maschine, die eine Energie (z. B. elektr. dieser eingesetzten kommunist. Reg.; sie ergriffen
Energie) in mechan. Bewegungsenergie (Rotations- 1992 die Macht, befehdeten sich aber danach in einem
oder Linearbewegung eines Kolbens) umwandelt, Bürgerkrieg; ab 1994 zunehmend von den → Taliban
bes. → Elektromotor, → Verbrennungsmotor. verdrängt. Teile (v. a. Tadschiken, Usbeken)
Motten, Kleinschmetterlinge. Die Raupen der reorganisierten sich in der »Nordallianz«; diese wirkte
Kleider-M. werden bis 1 cm lang; sind schädlich durch nach Beginn der US-Militäraktion 2001 am Sturz der
Fraß an Wollstoffen. Schutz: dicht schließende Taliban und an der Bildung der Übergangs-Reg. mit.
Behälter, Ausklopfen der Kleidungsstücke, Mueller-Sthl [ˈmy-], Armin, dt. Schauspieler, * 1930;
M.-Schutzmittel. Charakterdarsteller (»Jakob der Lügner«, 1975; »Der
Mountainbiking [ˈmaʊntɪnbaɪkɪŋ], Querfeldeinrad- Unhold«, 1996; »Die Manns – Ein Jahrhundert-
fahren mit Geländesportrad (Mountainbike). roman«, 2001; »Buddenbrooks« 2008).
Mountbatten [maʊntˈbætn], Louis, Earl M. of Burma, Muffel die, Schutzbehälter aus feuerfestem Ton oder
brit. Admiral, * 1900, † (bei einem Terroranschlag) Stahl zum Erhitzen von gemalten oder emaillierten
1979; 1944/45 Oberkommandierender in Birma, 1947 Tonwaren im M.-Ofen, einem mit Öl oder Gas
letzter Vizekönig von Indien, 1955–59 Erster Lord der geheizten Härteofen.
Admiralität, 1959–65 Chef des Verteidigungsstabs. Mffelwild, Mfflon der, Wildschaf, → Schafe.
Mount verest [ˈmaʊnt-], → Everest, Mount. Mugbe, Robert Gabriel, simbabw. Politiker, * 1924;
Mount McKinley [ˈmaʊnt məˈkɪnlɪ], 6193 m hoher wurde 1980 Min.-Präs. des unabhängigen Simbabwe,
Gipfel in der Alaskahauptkette, der höchste Berg nach Verf.-Änderung seit 1987 Staatspräs. mit
Nordamerikas. exekutiven Vollmachten.
Mount Palomar [ˈmaʊnt ˈpæləmɑː], Berg in Kalifor- Muhammad Ali [məˈhæməd ˈælɪ], bis 1965 Cassius
Muhammad Ali MUHM

nien, 1871 m; Observatorium mit einem der größten Clay [-kleɪ], amerikan. Boxer, * 1942; als Amateur
Spiegelteleskope der Erde (Hale-Teleskop, ∅ 5,08 m). 1960 Olympiasieger im Halbschwergewicht, als Profi
Mount Vernon [ˈmaʊnt ˈvəːnən], Landsitz George zw. 1964 und 1978 mehrfach Weltmeister im
Washingtons am Potomac in Virginia, USA, seit 1859 Schwergewicht.
Gedenkstätte (Wohnhaus, Grab). Mhlhausen/Thringen, Krst. in Thür., 36 200 Ew.;
Möwen, Vogelfamilie, kräftige Stoßtaucher mit Thomas-Müntzer-, Bauernkriegsgedenkstätte. 775 601
Schwimmfüßen und langen, zugespitzten Flügeln, erstmals erwähnt, wurde 1180 als freie Reichsstadt

Mühlhausen/Thüringen M
M Mukoviszidose
602 gen.; 1525 Hauptquartier T. Müntzers. 1975–91 hieß Animationen) in einem M.-System (Computer), in
die Stadt Mühlhausen, Thomas-Müntzer-Stadt. dem Informationen gespeichert und verarbeitet
Muko|viszidse, zstische Fibrse, angeborene werden können. – 2)  Mixed Media, künstler.
Stoffwechselkrankheit mit einem genet. Defekt am Ausdrucksformen, die eine Verbindung mehrerer
Chromosom 7 und einer allg. Fehlfunktion der Kunstbereiche (z. B. bildende Kunst, Theater, Tanz)
exokrinen Drüsen; Folge ist eine Sekretstauung in anstreben und sich dazu visueller und akust. Medien
den betroffenen Organen, v. a. den Bronchien bedienen.
(Häufigkeit in Europa 1 : 2500 Neugeborene). mltinationale Unternehmen, mltinationale
Früherkennung und Langzeitbehandlung verbessern Konzrne, Mltis, Global Players [ˈgləʊblˈ pleɪəz],
die Lebenssituation. weltweit operierende Konzerne (i. d. R. Unternehmen
Mulhacén [mulaˈθen], höchster Berg der Iber. mit großer Wirtschafts- und Finanzkraft), die über
Halbinsel, in der Sierra Nevada Andalusiens, 3478 m. Produktionsstätten, Tochterges. und Niederlassun-
Mlheim a. d. Rhr, kreisfreie Stadt in NRW, gen in mehreren Ländern verfügen; entstehen durch
168 000 Ew.; Max-Planck-Institute; Hafen an Ruhr internat. Kapitaltransaktionen.
und Rhein-Herne-Kanal; Solbad; Galopprennbahn; Multiple-Choice-Verfahren [ˈmʌltɪpl tʃɔɪs-],
Maschinenbau, Stahl-, Erdölindustrie. Fragebogen- und Testtechnik, bei der zw. mehreren
Mulisch [ˈmyːliːʃ], Harry Kurt Victor, niederländ.
Mulisch MULM vorgegebenen Antworten gewählt werden muss; v. a.
Schriftsteller, * 1927; Romane (»Die Entdeckung des in der sozialwiss. Forschung (Demographie).
Himmels«, 1992), Dramen, Essays, Lyrik. multple Sklerse die, Abk. MS, Encephalomyeltis
multiple Sklerose MULM

Mllah, türk. Mlla, Titel der untersten Stufe der disseminta,  eine der schwersten Erkrankungen des
schiitisch-islam. Geistlichkeit (v. a. in Iran); bei den zentralen Nervensystems, bei der sich kleine
Sunniten Ehrentitel islam. Würdenträger und Entzündungsherde bilden; wahrscheinlich Auto-
Gelehrter. immunkrankheit gegen Markscheidenantigene; genet.
Mller, 1) Herta, rumäniendt. Schriftstellerin, * 1953,
Müller MüLM Faktoren spielen eine Rolle. Symptome: Augenzittern,
beschreibt in ihrem Werk immer wieder die Aus- Gehunsicherheit, Lähmungserscheinungen u. a.
wirkungen der totalitären kommunist. Diktatur auf
das Leben des Einzelnen; Nobelpreis für Literatur Multitasking, [ˈmʌltɪtɑːskɪŋ], Mehrprozess-
2009. – 2) Friedrich, gen. Maler M., dt. Maler und betrieb, das quasi gleichzeitige Abarbeiten
Dichter, * 1749, † 1825; schrieb Schauspiele, wirklich- mehrerer Aufgaben (engl. tasks) durch einen
keitsnahe Prosaidyllen (»Die Schafschur«, 1775). – Computer. Umgangssprachl. wird mit dem Begriff
3) Heiner, dt. Schriftsteller, * 1929, † 1995; verarbeite- M. die Fähigkeit von Menschen beschrieben,
te häufig überlieferte oder histor. Stoffe, deren mehrere Tätigkeiten parallel auszuführen, z. B.
Konflikte er, unter Verzicht auf traditionelle Fernsehen und SMS verschicken oder Telefonieren
dramaturg. Mittel, provozierend auf die Gegenwart und E-Mails lesen.
bezog. Dramen: u. a. »Philoktet« (1965), »Die
Schlacht« (1975), »Wolokolamsker Chaussee I–IV«, Kult oder Körperverletzung?
1987); Georg-Büchner-Preis 1985. – 4) Hermann, dt. Multitasking ist Kult und gilt als Kennzeichen des
Politiker (SPD), * 1876, † 1931; unterzeichnete 1919 als modernen, effizienten Menschen, der in der Lage ist,
Außenmin. den Vertrag von Versailles; war 1920 und unterschiedlichsten Anforderungen nebeneinander
1928–30 Reichskanzler. – 5) Peter, dt. Politiker (CDU), ohne Zeitverlust gerecht zu werden. Mittlerweile
* 1955; Jurist; im Saarland ab 1990 MdL, war dort findet eine radikale Neubewertung des Phänomens
1994–99 Fraktionsvors.; seit 1999 Min.-Präs. – 6) Wil- durch Hirnforscher und Psychologen statt: Da das
helm, dt. Dichter, * 1794, † 1827; schrieb neben vielen Gehirn Entscheidungen nicht simultan, sondern
volkstüml. Gedichten die von Schubert vertonten nacheinander trifft, bewirkt Multitasking eine
Liederkreise »Die schöne Müllerin« und »Winter- ständige Ablenkung. Gezwungen, die Ablenkung auf-
reise«. grund fehlender Aufmerksamkeit immer wieder neu
Mller-Thrgau, Weißweinrebsorte; 1882 in Müller-Thurgau MüLM unter Kontrolle zu bringen, wird der Mensch nicht
Geisenheim von Hermann Müller (* 1850, † 1927) aus effizienter, sondern langsamer und zerstreuter.
dem Thurgau gezüchtet; blumige, früh reifende Weine. Zunehmend verliert er die Fähigkeit, zwischen
Mullis [ˈmʌlɪs], Kary Banks, amerikan. Chemiker, Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden und
* 1944; entwickelte ein Verfahren zur Vermehrung Informationen intelligent zu verarbeiten. Multi-
der DNS, bei dem aus geringsten Mengen von genet. tasking ist also ein Angriff auf die kreative
Material mit Hilfe des Enzyms Polymerase in einer Gestaltungskraft des Menschen.
Kettenreaktion größere Mengen an DNS gewonnen
werden; 1993 mit M. Smith Nobelpreis für Chemie.
multikulturlle Gesellschaft, Begriff aus der Mumbai → Bombay.
Politik und der Soziologie; nimmt Bezug darauf, dass Mmi|e die, auf natürl. Weise, z. B. durch Austrock-
bes. in modernen Gesellschaften Menschen versch. nung im Wüstensand, Luftabschluss in Mooren,
Sprachen, Traditionen, religiöser Bekenntnisse, Gefriertrocknung im Eis (→ Ötzi), oder durch künstl.
Wertvorstellungen und Lebensstile zusammenleben; Verfahren (Einbalsamierung), vor Verwesung
zielt auf eine Sozialordnung, die auf Toleranz und geschützter Leichnam, u. a. im alten Ägypten
wechselseitiger Anerkennung beruht. (bezeugt seit Beginn des 3. Jt. v. Chr.) und in Mexiko.
Multimdia, 1)  Integration versch. digitaler
Multimedia MULM Mumps der, Ziegenpeter, Parottis epidmica, 
Mumps MUMM

Medientypen (Texte, Bilder, Grafiken, Töne, Filme, ansteckende, meist Kinder befallende, i. d. R. harmlos
MUK
verlaufende Viruskrankheit mit Schwellung der
Ohrspeicheldrüsen; Schutzimpfung ab 11. Lebens-
MüN
monat.

Munch [mʊŋk], Edvard, norweg. Maler und Das wohl be-


Grafiker, * 1863, † 1944; bedeutender Vertreter des rühmtestes
Symbolismus und Wegbereiter des Expressionismus, Werk Edvard
der mit seinen unkonventionellen Werken alle Regeln Munchs (oben:
der Kunst seiner Zeit brach. Die Karriere Munchs »Selbstbildnis
begann mit einem Eklat: Eine Ausstellung seiner bis
mit Zigarette«,
dahin wenig bekannten Werke in Berlin im Jahre
1895) ist das
1892 löste Unruhe und Entrüstung aus und mündete
Gemälde »Der
in eine heftige, kontrovers geführte öffentl. Debatte
über den Künstler und sein Werk. Die Erregung Schrei« (1893,
entzündete sich an der unkonventionellen Malweise Mitte). 2004
Munchs, an der Intensität, Unmittelbarkeit und wurde es mit der
Dringlichkeit der Darstellung. Nach nur sieben Tagen »Madonna«
wurde die Ausstellung geschlossen, die den Künstler (1894, unten)
berühmt werden ließ. Heute, mehr als hundert Jahre aus dem
später, sind seine Werke durchweg Publikumsmag- Munch-Museum
neten. in Oslo gestoh-
Die vorrangigen Themen im Werk Munchs sind Tod, len. Erst 2006
Trauer, Angst und Einsamkeit. Sie reflektieren die
fand man die
von tiefen Einschnitten geprägte Biografie Munchs,
Gemälde, aus
der seine Gefühle und Empfindungen in unverfälsch-
te Bilder zu fassen verstand. So kommentierte er die den Rahmen
Entstehung seines Hauptwerkes »Der Schrei« (1893): gerissen, mit
»Ich ging die Straße entlang mit zwei Freunden – Schrammen,
dann ging die Sonne unter – der Himmel wurde Löchern und
plötzlich blutrot – über dem blauschwarzen Fjord Feuchtigkeitsfle-
und der Stadt lagen Blut und Feuerzungen und ich cken, bei einer
fühlte, dass ein großer, endloser Schrei durch die Polizeirazzia in
Natur hallte.« Oslo wieder. Der
Ic h
wa s ic h sehe .
spektakuläre,
Ic h male nich t, erlit t. weltweit auf-
sa h, erlebt e,
male, wa s ic h Edva rd Mu nch
sehenerregende
Raub löste eine
Debatte aus, wie
Mnchen, Hptst. Bayerns, an der Isar, 1,3 Mio. Ew.; wertvolle Kunst-
Wahrzeichen Münchens ist die 2-türmige Frauenkir- werke gesichert
che (15. Jh.); weitere Sehenswürdigkeiten sind u. a. die werden müssen,
Residenz mit Hofgarten und Schloss Nymphenburg. damit sie der
M. gehört zu den bedeutendsten dt. Bildungszentren Öffentlichkeit
(Univ., TU, Kunstakademie, Musikhochschule, zugänglich blei-
Akademie der Wiss. und Schönen Künste); die ben.
Museumslandschaft ist äußerst vielseitig: Dt.
Museum (Technik), Bayer. Nationalmuseum, Alte
und Neue Pinakothek (Gemälde), Pinakothek der
Moderne, Glyptothek (Bildhauerwerke). Industrielle
Großbetriebe (Siemens, BMW), Handel, Banken und
Versicherungen sowie Medien- und Modeunterneh-
men prägen das Wirtschaftsleben. M. ist Verkehrs-
knoten mit internat. Flughafen.
Mnchener Abkommen, am 29. 9. 1938 von
A. Hitler, B. Mussolini, A. N. Chamberlain und
É. Daladier abgeschlossen über die Abtretung des
Sudetenlands an Dtl. durch die Tschechoslowakei.
Mnchhausen, Karl Friedrich Hieronymus Freiherr
v., genannt der Lügenbaron, Offizier, * 1720, † 1797;
seine witzigen Erz., unglaubl. Reise-, Jagd- und
Kriegsabenteuer (1786 von G. A. Bürger bearbeitet
und erweitert) wurden namengebend für die 603
Textform der Lügendichtung (Münchhausiade).

M
M Mundart
604 Mund|art die, Dialkt der, örtl. gebrauchte Sprachform Soziales in NRW; 1998–99 Bundesmin. für Verkehr,
innerhalb einer Sprachgemeinschaft, als im Bau und Wohnungen; 1999–2002 Gen.-Sekr. der
Wesentlichen gesprochene Sprache im Ggs. zur SPD; war 2002–05 Vors. der SPD-Bundestagsfrak-
Hochsprache ohne allg. gültige Sprachnorm. Die tion und 2004–05 sowie 2008–09 Bundesvors.;
aktuellen dt. Mundarten werden großlandschaftlich 2005–07 Min. für Arbeit und Soziales sowie
unterteilt in niederdt. (Niederfränkisch, Nordnieder- Vizekanzler.
deutsch, Westfälisch, Mecklenburgisch, Brandenbur- Mnter, Gabriele, dt. Malerin, * 1877, † 1962; Mitgl. des
gisch), westmitteldt. (Rheinisch, Hessisch, Pfälzisch, »Blauen Reiters«.
Saarländisch), ostmitteldt. (Thüringisch, Sächsisch) Mntzer, Mnzer, Thomas, dt. ev. Theologe, * um 1490,
und oberdt. Mundarten (Fränkisch, Schwäbisch- † 1525; erst Anhänger, später Gegner Luthers; 1525
Alemannisch, Bairisch). Führer im Bauernkrieg in Thür., bei Frankenhausen
Mngos, Mangsten, Familie der Schleichkatzen in besiegt, gefoltert und hingerichtet.
Eurasien und Afrika; schlanke, wendige Raubtiere, Münze die, nach Zusammensetzung und Gewicht
Münze MüNM

jagen auch Giftschlangen. bestimmtes, geprägtes Metallgeld in Scheibenform.


Mnster [ˈmʌnstə], irisch Cúige Mumhan, histor. Prov. Bei Scheide-M. liegt der Metallwert unter dem
im SW der Rep. Irland, 24 127 km 2, 1,033 Mio. Ew. Nennwert.
Münster das, große Stiftskirche, Hauptkirche einer Münzstätte, Münze, Prägeort der Münzen; in Dtl.:
Stadt; eigentl. Dom. Berlin (Münzbuchstabe A), München (D), Stuttgart
Mnster, Stadt in NRW, 274 000 Ew.; Univ., FH, (F), Karlsruhe (G), Hamburg (J).
Museen; Dom (13. Jh.), got. Rathaus, Schloss; Murcia [ˈmurθia], Stadt in SO-Spanien, 391 000 Ew.;
Handels- und Versicherungszentrum. – Das Bistum kath. Bischofssitz; Univ.; got. Kathedrale; Nahrungs-
M. wurde um 805 gegr., der Ort wurde vor 1137 Stadt. mittelind., Seidenverarbeitung; 2 .
In M. wurde 1648 der Westfäl. Frieden unterzeichnet. Murdoch [ˈməːdɔk], Rupert, amerikan. Medienunter-
Mnstersche Bcht, Westflische Bucht, Einbuch- nehmer austral. Herkunft, * 1931; baute mit der News
tung der Norddt. Tiefebene zw. Teutoburger Wald Corporation Ltd. seit 1952 einen multinat. Medien-
und Rhein. Schiefergebirge. Der südl. Teil (Soester konzern auf (Zeitungen, Buchverlage, Fernsehbetei-
Börde) ist bes. fruchtbar. ligungen u. a.).
Mntefering, Franz, dt. Politiker (SPD), * 1940;
Müntefering MüNM Murillo [muˈriʎo], Bartolomé Esteban, span. Maler,
kaufmänn. Angestellter; 1975–92 und seit 1998 getauft 1618, † 1682; bedeutender Meister des span.
MdB; 1992–95 Min. für Arbeit, Gesundheit und Barock; Madonnen, Bildnisse, Genrebilder.

Museumsbesuche Tendenz 2005–2007 steigend


nach Museumsart und Zahl der Besucher fallend
in Deutschland in Tausend 2007

Volkskunde- und Heimatmuseen Kulturgeschichtliche Kunstmuseen


Spezialmuseen

480
Historische und Naturkundliche
archäologische Museen
Museen

685
Naturwissenschaftliche und
technische Museen

330 225
Schloss- und Burgmuseen Sonstige
museale
Einrichtun-
gen 1)

2 117 556 224 95


1) Sammelmuseen oder mehrere Museen in einem Gebäude
MUN
Mritz die, größter See Dtl.s auf der Mecklenburg.
Seenplatte, 115 km 2, bis 31 m tief; z. T. im M.-Na-
Msil, Robert Edler von (seit 1917), österr. Schrift-
steller, * 1880, † 1942; Emigration 1938; erste literar.
MüS
tionalpark. Anerkennung mit »Die Verwirrungen des Zöglings
Mrmansk, Gebietshptst. im NW Russlands, Törleß« (1906); mit seinem Hauptwerk »Der Mann
337 000 Ew.; wichtiger, eisfreier Hafen an der Kola- ohne Eigenschaften« (1930–43; unvollendet)
bucht der Murmanküste, Endpunkt der Murmanbahn erschloss er dem Roman im dt. Sprachraum moderne
von Sankt Petersburg; Fischind., Werften; . Strukturen; auch Novellen, Dramen.
Murmeltiere, Marmta, zu den Erdhörnchen gestellte Muskatller, markant nach Muskat schmeckende
Gattung der Nagetiere. Das Alpen-M., bis 70 cm lang; Rebsorte, liefert Tafeltrauben, Rosinen, Traubensaft,
lebt unter der Schneegrenze (1600 bis 3000 m) in Weiß-, Rot- und Likörweine.
umfangreichen Erdbauten, hält einen ausgedehnten Musktnussbaum, ein bis 18 m hoher, trop. Baum
Winterschlaf; steht unter Naturschutz. mit einem eiförmigen, als Gewürz dienenden
Murray [ˈmʌrɪ] der, wasserreichster Fluss Australiens,
Murray MURM braunen Samen (Muskatnuss) in rotbraunem
entspringt in den Austral. Alpen, 2570 km; mit Samenmantel (Mazis, fälschl. Muskatblüte).
seinem größten Nebenfluss Darling 3490 km. Mskau, Bad M., sorb. Mžakow [-ʒ-], Stadt in Sa., an
Musus, Johann Karl, dt. Schriftsteller, * 1735, † 1787;
Musäus MUSM der Lausitzer Neiße, 4100 Ew.; Kur- und Moorheilbad;
gab 1782–86 die »Volksmährchen der Deutschen« Landschaftspark des Fürsten Pückler-Muskau.
heraus. Muskeln, aus Muskelgewebe bestehende Organe, die
Muscarn das, Muskarn, Gift (Alkaloid) des sich zusammenziehen können. Sie dienen der
Fliegenpilzes u. a. Giftpilze. Fortbewegung sowie der Gestaltveränderung und
Muschelkalk, Abschnitt der Erdgeschichte, mittlere der Bewegung von Gliedmaßen und Organen. Die
Abteilung der german. Trias, vor etwa 243–234 Mio. Gesamtheit der M. eines Organismus nennt man
Jahren. Muskulatur. Man unterscheidet die dem Willen
Muschelkrebse, niedere Krebstiere in muschelähnl. unterworfenen, quer gestreiften M. und die glatten
Schale im Meer und Süßwasser. M., die sich unabhängig vom Willen betätigen und
Muscheln, Klasse der Weichtiere, meist mit die Bewegungen der inneren Organe regeln. Der
muskulösem Fuß, von zweiklappiger Kalkschale Herz-M. ist zwar quer gestreift, aber nicht dem
umgeben, die durch Schließmuskeln zu schließen ist. Willen unterworfen.
Feine Wimpern treiben durch den Körper einen Mslimbruderschaft, religiös-polit. islam.
Wasserstrom, der pflanzl. und tier. Nahrung zuführt. Reformbewegung, gegr. 1928 in Ismailia mit dem
Mschg, Adolf, schweizer. Schriftsteller, * 1934; Ziel, die traditionellen Ordnungsvorstellungen des
ironisch-krit. Erz. und Romane (»Der rote Ritter«, Islam in Staat und Gesellschaft durchzusetzen und
1993); Georg-Büchner-Preis 1994. den westlich-europ. Einfluss in der islam. Welt
Msen, die 9 griech. Göttinnen der schönen Künste zurückzudrängen; nach 1945 ein bed. polit. Faktor in
und Wiss., Töchter des Zeus: Klio (Geschichte), Ägypten; wurde dort 1954 und später auch in
Euterpe (Musik), Thalia (Komödie), Melpomene anderen Ländern verboten; unter dem Eindruck der
(Tragödie), Terpsichore (Tanz), Erato (Liebesdich- islam. Revolution in Iran (1979) versuchte sich die
tung), Polyhymnia (ernster Gesang, Pantomime), M. neu zu etablieren und in zahlreichen Ländern an
Urania (Sternkunde), Kalliope (Epos, Elegie). Einfluss zu gewinnen; aus ihrem palästinens. Zweig
ging 1987 die Hamas hervor; in Ägypten ist die
Musum, seit dem 18. Jh. Bez. sowohl für die Bruderschaft nach wie vor verboten, über unabhän-
Institution als auch für die Gebäude, in denen gige Abgeordnete aber am polit. Leben beteiligt.
Sammlungen künstlerischer, wiss. u. a. Gegen- Musset [myˈsɛ], Alfred de, frz. Schriftsteller, * 1810,
stände untergebracht sind. – Das Kunst-M. als † 1857; wichtiger Vertreter der Romantik; Verserzäh-
öffentl. Institution wurde im 18. Jh. geschaffen; es lungen, Theaterstücke, Novellen.
ging aus den Sammlungen (»Kunstkammern«) Mussolni, Benito, ital. Politiker, * 1883, † (erschos-
fürstlicher, weltlicher und geistl. Kunstliebhaber sen) 1945; urspr. Sozialist; 1919 gründete er den
hervor. Vereinzelt waren solche Sammlungen schon faschist. »Kampfbund«. Als Reg.-Chef und Führer
im 16./17. Jh. dem Publikum zugänglich gemacht (Duce) der faschist. Partei erlangte er 1922 diktator.
worden (Florenz: Uffizien 1580, Palazzo Pitti 1640). Gewalt, die er durch Ausschaltung der Parteien und
In Basel ging zum ersten Mal eine private Samm- innerparteil. Gegner zur persönl. Diktatur
lung in öffentl. Besitz über (1662). Als erste staatl. ausbaute. Außenpolitisch lehnte er sich an das
Gründung entstand das Britische M. in London natsoz. Dtl. an. Nach Scheitern von Hitlers Sieg- und
(1753), in Dtl. das Kasseler M. Fridericianum (erbaut Durchhaltekonzept Juli 1943 Entlassung und
1769–79). Eine Welle von M.-Gründungen erfolgte Verhaftung. Nach seiner Befreiung rief M. als
im 19. Jh., Vorläufer war die Öffnung des Louvre »Staatschef« die von Dtl. abhängige »Ital. Soziale
(1793) in Paris. Die M. spezialisierten sich in der Fol- Rep.« (Rep. von Salò) aus; von ital. Widerstands-
gezeit mehr und mehr auf Einzelgebiete; daneben kämpfern erschossen.
entstanden naturwiss. und techn. M., Heimat-M. Mssorgski, Modest Petrowitsch, russ. Komponist,
und Regional-M., Ende des 20. Jh. auch Industrie-M. * 1839, † 1881; Oper »Boris Godunow« (uraufgeführt
Musical [ˈmjuːzɪkəl] das, operettenartiges Bühnen- 1874).
stück, zuerst in den USA (z. B. »Kiss me, Kate«, 1948; Müstair [myʃˈtaɪr], schweizer. Ort im Münstertal,
»My fair Lady«, 1956; »Cats«, 1981, »Sunset Graubünden, 707 Ew.; ehem. Klosterkirche (um 800) 605
Boulevard«, 1993). mit karoling. Wandmalereien (Weltkulturerbe).

Müstair M
M Musterschutz
606 Musterschutz,  gesetzl. Schutz bestimmter Ferner besteht während der Schwangerschaft und
Gegenstände gegen Nachbildung. Für kleinere techn. bis zum Ablauf von 4 Monaten nach der Entbindung
Erfindungen (Gebrauchsmuster) nach Eintragung in grundsätzlich ein Kündigungsverbot. 1986 wurde
die Gebrauchsmusterrolle; Dauer 3 bis 10 Jahre. Das der Erziehungsurlaub, neue Bez. Elternzeit (seit
Geschmacksmuster schützt die Formidee vor 1992: 36 Monate, gilt auch für Väter), unter Zahlung
unberechtigter Benutzung nach Anmeldung beim eines Erziehungsgelds (i. d. R. bis zum 24. Lebensmo-
Musterregister; Dauer 5 bis 25 Jahre. Gebrauchs- nat) eingeführt, das bei Geburten ab 2007 durch ein
musterrolle und Musterregister werden vom Dt. einkommensabhängiges Elterngeld ersetzt wurde.
Patent- und Markenamt geführt. Muttertag, Tag zur besonderen Ehrung der Mutter
Mutatin die,  sprunghaft auftretende Veränderung (2. Maisonntag). In den USA entstanden, in Dtl.
eines erbl. Merkmals (Ggs.: Modifikation). M. können erstmalig 1923 gefeiert.
auch künstlich erzeugt werden durch Chemikalien Mutter Tersa → Teresa.
oder Behandlung mit kurzwelligen Strahlen. Myanmr, seit Mai 1989 amtl. Name von → Birma.
Mtter, Anne-Sophie, dt. Violinistin, * 1963; gastiert Mykne, bronzezeitl. Burg und Stadt im NO der Pelo-
seit 1977 mit bedeutenden Orchestern. ponnes (Argolis), bei Homer Sitz des Agamemnon. –
Mutterkorn, hornartiges Pilzgeflecht (durch schma- M. war im 2. Jt. v. Chr. Mittelpunkt der myken. Kultur
rotzende Schlauchpilze) in der Roggenähre; giftig. (→ ägäische Kultur); in der frühen Phase (1600–1500)
Mutterkuchen, Placnta, Plaznta, weiches, schei- erste Palastbauten in M. und Tiryns, 6 reich aus-
benförmiges, blutreiches Organ, das sich während gestattete Schachtgräber; die mittelmyken. Kultur
der Schwangerschaft v. a. bei den meisten Säugetieren (1500–1400) von Kreta beeinflusst (Kuppelgräber);
und beim Menschen in der Gebärmutter bildet. Der zur spätmyken. Kultur (1400–1150) zählen monu-
M. dient der Versorgung des Embryos mit Nähr- und mentale Befestigungen (Burgmauer mit Löwentor)
Immunstoffen, dem Abtransport von embryonalen und Kuppelgräber (u. a. Schatzhaus des Atreus). Die
Schlackenstoffen und dem Gasaustausch. Die Ver- archäolog. Stätten gehören zum Weltkulturerbe.
bindung zw. M. und Embryo bildet die Nabelschnur. Myksen, Pilz|erkrankungen,  durch Pilze
Muttermal, Nvus, Nvus, angeborene, teils auch hervorgerufene Infektionskrankheiten, bes.
später auftretende fleckförmige Veränderungen der → Hautpilzerkrankungen.
Haut von bläulich rotem (Feuermal bzw. Naevus Myokrd das,  der Herzmuskel.
flammeus) oder dunklem (Leberfleck bzw. Lentigo) Mym das,  gutartiger Tumor aus Muskelfasern, meist
Erscheinungsbild. in der Gebärmutter.
Mrrhe die, Harz einer arabisch-ostafrikan. Strauch-
Mutterrecht, von J. J. Bachofen (1861) gattung; für Räucherwerk.
geprägter Begriff für eine Gesellschaftsform, die Mrte die, Strauchgewächs; bekannt die Braut-M. aus
durch die Stellung der Frau in Familie und dem Mittelmeergebiet. Die immergrünen Blättchen
Gesellschaft bestimmt wird. Die Annahme einer enthalten flüchtiges M.-Öl. Zweige mit weißen Blüten
allg.-gültigen mutterrechtl. Entwicklungsstufe der werden zu Brautkränzen gebunden.
menschl. Gesellschaft zw. Promiskuität und Mystri|en Pl., in der Antike geheime religiöse Feiern,
Vaterrecht hat sich als nicht haltbar erwiesen. Jedoch auch Orgia genannt. Sie waren dem Werden und
gibt es Gesellschaftsordnungen, in denen die Vergehen in der Natur, symbolisiert in einer Gottheit,
mütterl. Abstammungslinie zählt. gewidmet und versprachen den Eingeweihten
(Mysten) Erlösung.
Tierischer Führungsanspruch Mstik die, Grundform des religiösen Lebens, die das
Ameisen- und Bienenstaaten bestehen fast ausschließ- unmittelbare Erleben Gottes, die Vereinigung (Unio
lich aus Weibchen, männliche Tiere sind lediglich für mystica) mit ihm sucht. M. kann gefühlsbetont,
die Fortpflanzung zuständig. Bei den Tüpfelhyänen sinnlich-rauschhaft oder intellektuell-spekulativ
steht das rangniedrigste Weibchen in der Hierarchie sein. – Bedeutende Ausprägungen: Daoismus in
eines Rudels noch über dem ranghöchsten Männchen. China, Erlösungslehre des Vedanta in Indien, die
Ein ausgeprägtes Mutterrecht herrscht auch bei den Mysterienkulte im alten Griechenland, der
über den Film »Findet Nemo« bekannt gewordenen Neuplatonismus der Spätantike, der Sufismus im
Clownfischen: In den Lebensgemeinschaften finden Islam, Kabbala und Chassidismus im Judentum,
sich stets mehrere Männchen und ein Weibchen, das Braut-M. (Bernhard von Clairvaux) und Passions-M.
die Gruppe dominiert. Stirbt das Weibchen, sowie spekulative M. (Meister Eckhart, H. Seuse,
verwandelt sich das ranghöchste Männchen in ein J. Tauler) im Christentum des MA, in der Neuzeit die
Weibchen und übernimmt die Führungsrolle. myst. Bewegungen in Spanien (Ignatius von Loyola,
Theresia von Ávila, Johannes vom Kreuz), Frankreich
(Franz von Sales, B. Pascal, F. Fénelon), Russland
Mutterschutz. Nach dem M.-Gesetz i. d. F. v. 16. 6.
Mutterschutz. MUTM (Starzentum) sowie der Pietismus.
2002 besteht ein Beschäftigungsverbot für werdende Mthos der, Erzählung (Sage) über Götter oder
Mütter 6 Wochen vor der Entbindung, für Wöchne- Ereignisse aus vorgeschichtl. Zeit; sucht meist einen
rinnen während 8 Wochen nach der Entbindung (bei Ursprung (der Welt, der Menschen) zu erklären.
Früh- und Mehrlingsgeburten 12 Wochen). Schwere Mzb der, Oasenregion in der mittleren Sahara, Alge-
körperl. Arbeit und Arbeit mit gesundheitsgefähr- rien, etwa 120 000 Ew.; umfasst 5 im 11. Jh. angelegte
denden Stoffen sowie Mehr-, Nacht- und Sonntagsar- Oasenstädte mit dem Hauptort Ghardaia und der hl.
beit werdender und stillender Mütter sind untersagt. Stadt Beni Isguen. Das Tal zählt zum Weltkulturerbe.
Friedrich Nietzsche
Natronsee
N
n
Nabe die,  der Teil eines Rads, mit dem es auf der Reuters (London), Agence France-Presse (AFP, Paris),
Welle oder dem Zapfen sitzt. Associated Press (AP, New York).
Nblus, Stadt im Westjordanland, 70 000 Ew.; Nachrichtendienst, staatl. Geheimdienst zur
Agrargebiet. Gewinnung und Auswertung geheim gehaltenen, für
Nabkov, Vladimir, amerikan. Schriftsteller russ. die Staatssicherheit bedeutsamen Materials aus dem
Herkunft, * 1899, † 1977; stilistisch brillante Aus- und Inland. (→ Bundesnachrichtendienst)
psycholog. Romane (zunächst unter Pseud.), zuerst in Nachrichtensatellit, Kommunikatinssatellit, 
russischer, später auch in englischer Sprache künstl. Satellit auf einer geostationären Umlaufbahn
(»Maschenka«, 1926; »Lolita«, 1955). zur Herstellung drahtloser Telekommunikationsver-
Nach|ahmung, Imitatin,  Herstellung von bindungen über große Entfernungen. N. dienen der
künstler. Werken oder gewerbl. Gegenständen nach interkontinentalen Nachrichten- bzw. Funküber-
einem Vorbild; für urheberrechtlich oder durch tragung (Fernmeldesatellit).
Patent, Geschmacks- bzw. Gebrauchsmuster oder Nachrichtentechnik, früher Schwachstromtech-
Marke geschützte Produkte verboten. nik, Gebiet der Informationstechnik (historisch der
Nachfrage,  bei einem bestimmten Preis bestehen-
N Elektrotechnik), das sich mit der Übertragung von
de Bereitschaft der Käufer zur Abnahme einer Nachrichten (Information) und ihrer Messbarkeit
bestimmten Gütermenge. Die Kaufbereitschaft befasst (Informationstheorie), insbesondere mit dem
steigt (sinkt) mit fallenden (steigenden) Preisen. Bau und Betrieb von Nachrichtenübertragungs-
nachhaltige Entwicklung, engl. sustainable systemen. Seit dem Einsatz digitaler Rechenanlagen
development [səˈsteɪnəbl dɪˈveləpmənt], eine ökonom., hat sich die Aufgabenstellung der N. gewandelt,
soziale und ökolog. Entwicklung, die weltweit die gleichbed. sind heute die Bez. Telekommunikations-
Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation technik, Kommunikationstechnik. Historisch bed.
befriedigt, ohne die Lebenschancen künftiger ist die Einteilung in Funktechnik (drahtlose N.) und
Generationen zu gefährden. Gesellschaftl. Fernmeldetechnik; zu dieser gehören die Telefonie
Wandlungsprozess, der zu neuen Wertvorstellungen und die Telegrafie.
und Konsumgewohnheiten führen soll. Nacht, bezeichnet den Zeitraum vom Untergang bis
Nachitschewn, Teilrep. im Ararathochland, zu zum Aufgang der Sonne. Die kürzeste und die längste
Aserbaidschan gehörend, 5500 km 2, 376 000 Ew. N. fallen in die Zeit der Sonnenwenden (21. 6. und
(Aserbaidschaner, Armenier); Hptst. N. Anbau (z. T. 21. 12.).
mit Bewässerung): Baumwolle, Getreide, Wein. Nachtblindheit, Nyktalop, eingeschränkte
Nachlass der, das gesamte Vermögen eines Verstorbe- Sehfähigkeit in der Dämmerung; beruht auf
nen. N.-Gericht, Amtsgericht, in dessen Bez. der teilweisem Ausfall des Stäbchensehens; angeboren
Erblasser seinen letzten Wohnsitz hatte. N.-Insol- oder durch Vitamin-A-Mangel.
venzverfahren, gerichtl. Verfahren über den Nachtigall, rostbraun-grauer Singvogel, wohltönender
Nachlass bei Zahlungsunfähigkeit und Überschul- Gesang der Männchen (»N.-Schlag«, auch nachts);
dung nach §§ 315 ff. Insolvenzordnung. N.-Pfleg- Zugvogel.
schaft, die vom N.-Gericht anzuordnende Nachtkerze, Gattung von Krautpflanzen mit gelben
Pflegschaft zur Sicherung und Erhaltung des N. für königskerzenähnl. Blüten.
einen unbekannten Erben. N.-Verwaltung, Nachtpfauenauge, Nachtfalter, dessen Flügel je
Pflegschaft über einen N. zum Zwecke der einen bunten Augenfleck tragen. Das Große N., im
Befriedigung der N.-Gläubiger. südl. Mitteleuropa, bis zu 14 cm spannend, ist der
Nachrichten|agentur, publizist. Unternehmen, größte Schmetterling Europas.
sammelt und vermittelt gegen Entgelt aktuelle Nach- Nachtschattengewächse, Familie der zweikeim-
richten an Zeitungen (Presseagentur), Hörfunk- und blättrigen Pflanzen, über 1500 meist trop. Arten.
Fernsehsender; z. B. Deutsche Presse-Agentur (dpa, Gattung: Kartoffel, Tomate, Schwarzer Nachtschat- 607
Hamburg), Deutscher Depeschen Dienst (ddp, Berlin), ten; Stechapfel; Tabak; Tollkirsche.

Nachtschattengewächse N
N Nachtwandeln
608 Nachtwandeln → Somnambulismus. Großbritanniens aus → Palästina aus dem Konflikt
Nacktsamer,  → Blüte, → Samen. zw. der jüd.-zionist. und palästinens.-arab.
Nacktschnecken,  landbewohnende Lungenschne- Nationalbewegung um die Gründung eines jeweils
cken mit rückgebildeter Schale, z. B. Weg-, eigenen Nationalstaates unter Ausschluss der jeweils
Egelschnecken. anderen Volksgruppe (Proklamation des Staates
NADA, Abkürzung für Nationale Anti-Doping-Agentur, Israel Mai 1948). – Nach Geheimverhandlungen in
im Juli 2002 gegründete unabhängige Stiftung zur Oslo (Aug. 1993) Annäherung zw. Israel und der PLO;
nationalen Dopingbekämpfung im Leistungssport, nach Gaza-Jericho-Abkommen (1993) ab 1994
Sitz: Bonn. Mit ihrer Gründung löste sich die seit stufenweise Selbstverwaltung im Gazastreifen und
1992 bestehende gemeinsame Anti-Doping-Kommis- in Jericho, ab 1995 im Westjordanland. Okt. 1994
sion von DSB/NOK auf. Friedensvertrag zw. Israel und Jordanien; Jan. 1996
Nadelhölzer, Konifren, Abteilung der Nacktsamer, 1. Wahlen zum palästinens. Autonomierat, die 2. erst
meist mit nadel- oder schuppenförmigen, immer- 2006; Änderung der PLO-Charta 1996 und 1998;
grünen Blättern; Blütenstände meist ährenähnlich Hebron-Abkommen 1997; Wye-Zwischenabkommen
(Zapfen). Zugehörig: Fichte, Kiefer, Lärche, Tanne, 1998 (Umsetzungsabkommen 1999); ergebnisloser
Lebensbaum, Wacholder, Eibe. Nahostgipfel Camp David 2000. – Kern des N. blieb
Nadr der, der Fußpunkt (→ Himmel). v. a. die Frage des Status von Jerusalem; daneben (ab
NFTA, Abk. für engl. North American Free-Trade 1999) Verhandlungen zw. Israel und der PLO über die
Agreement, dt. Nordameriknisches Freihandels- Absicherung einer palästinens. Staatlichkeit
abkommen, 1994 in Kraft getretenes Freihandels- (einschließlich der Grenzfestlegung, des Rückkehr-
abkommen zw. den USA, Kanada und Mexiko. Ziele: rechts der Flüchtlinge sowie der Zukunft der israel.
Abbau von Zöllen, Quoten und Einfuhrlizenzen für Siedler im Gazastreifen und Westjordanland) sowie
Waren und Dienstleistungen, Liberalisierung der zw. Israel und Syrien/Libanon (Golanhöhen und
Dienstleistungsmärkte, Investitionserleichterung. Sicherheitszone, dort 2000 Rückzug Israels),
Nagasaki, Stadt in Japan, 410 000 Ew.; bed.  im W der abgebrochen 2001 wegen der neuen Spirale der
Insel Kyūshū; Univ.; Schiffbau, Textil-, Fischind. Am Gewalt ab Herbst 2000 (»zweite Intifada«); nunmehr
9. 8. 1945 über N. Abwurf einer Atombombe, der Orientierung Israels auf Vorrang seiner Sicherheit.
25 000 bis 75 000 Menschen zum Opfer fielen. Durch den beiderseitigen Kurswechsel v. a. 2001/02
Nagetiere, Ordnung der Säugetiere mit Nagezähnen, neuerl. Verhärtung (u. a. zahlr. israel. Militäraktio-
d. h. meißelförmigen Schneidezähnen, die sich nen, palästinens. Terror); erst ab 2003, durch
abnutzen und fortwährend nachwachsen. Die N. internat. Vermittlungsbemühungen, v. a. der USA,
leben überwiegend von pflanzl. Nahrung; z. B. Mäuse, und Machtverzicht Arafats – Zustimmung zum Amt
Ratten, Hamster, Hörnchen, Biber, Schläfer. eines Min.-Präs. – Hoffnung auf friedenspolit.
Nagoya, Stadt in Japan, auf der Insel Honshū; 2,15 Mio. Neuanfang (Annahme der »Roadmap« des
Ew.; Univ.; versch. Industrien. »Nahost-Quartetts« UNO, EU, USA und Russland),
Nagy [nɔdj], Imre, * 1896, † (hingerichtet) 1958; 1956 als verstärkt nach Arafats Tod und Wahl von M. Abbas
Min.-Präs. Führer der ungar. Volkserhebung; 1989 in zum Nachfolger als palästinens. Präs. (Jan. 2005).
einem Staatsakt rehabilitiert. Seit 2004 Bereitschaft Israels zum Rückzug aus dem
Nhe die, linker Nebenfluss des Rheins, entspringt im
Nahe NAHN
Gazastreifen und Aufgabe von fünf Siedlungen im
südl. Hunsrück, mündet bei Bingen, 116 km; Weinbau. Westjordanland (August/September 2005 trotz
Nher sten, Vrderer ri|ent, Bez. für die Widerstand der Siedler realisiert). Nach Israels
außereurop. Länder am östl. Mittelmeer, die »Politik der Trennung« unter A. Scharon (Auf- und
arabischen Staaten Vorderasiens sowie Israel und Ausbau einer Grenzmauer im Westjordanland ab
Ägypten. 2003, Gazaabzug 2005), seinem Ausscheiden aus der
Nahostkonflikt, der Konflikt zw. Israel und den arab. Politik und dem deutlichen Hamas-Wahlsieg (beides
Staaten sowie der Palästinens. Befreiungsorganisati- Januar 2006) weitere Verschärfung des N. (u. a.
on (PLO) mit seinen regionalen und weltpolit. Militäroperationen Israels im Gazastreifen und im
Verflechtungen; entstand mit dem Rückzug Libanon, Sommer 2006; blutiger Machtkampf zw.
Hamas und Al-Fatah); 2007 völlige Übernahme der
Herrschaftsgewalt durch die Hamas im Gazastreifen;

NAELHGERBEU NGS MITARTNEFÜLR LEBENS- erfolgloser Versuch der US-Reg., durch eine
internationale Konferenz in Annapolis 2007 eine
HB
WIE VI N UNSERE EU -NAC Konfliktlösung zu finden; nach Raketenangriffen auf
KE AUS? israel. Städte 2008/09 massive israel. Militäraktion
HOLFREIE GE TR ÄN
MITTEL UND ALKO
Estland 19,0
Ungarn 17,5 Belgien 12,8
Tschechische Republik 16,3 Schweden 12,3
Italien 14,7 Großbritannien 9,1
Spanien 14,0 Zum Vergleich: Deutschland 11,4
Frankreich 13,6 (Stand: 2008; Angaben in % aller Konsumausgaben
der privaten Haushalte)
Platz 1 Top 3 Top 5 Top 10
Alte Bundesländer Neue Bundesländer Deutschland gesamt
Die beliebtesten Vornamen

Hannah/Hanna
in Deutschland 1995–2009

Sophia/Sofia
Sophie/Sofie

Lukas/Lucas
Anna/Anne

Maximilian
Sara/Sarah

Alexander

Luca/Luka
Katharina

Sebastian
Charlotte

Franziska

Christian
Lea/Leah
Johanna

Michelle

Dominik
Vanessa
Jennifer

Michael
Marcel
Florian

Philipp
Jessica

Leonie
Emma

Daniel

Tobias
Niklas
Maria
Marie

David
Laura

Jonas
Kevin
Emily

Leon
Lena
Julia

Elias

Felix

Max

Paul

Tom
Mia

Tim
Lisa

Erik

Jan
1995 1995
1995 1995
1996 1996
1996 1996
1997 1997
1998 1998
1999 1999
2000 2000
2001 2001
2002 2002
2003 2003
2004 2004
2005 2005
2006 2006
2007 2007
2008 2008
2009 2009
Anna/Anne
Charlotte
Emily
Emma
Franziska
Hannah/Hanna
Jennifer
Jessica
Johanna
Julia
Katharina
Laura
Lea/Leah
Lena
Leonie
Lisa
Maria
Marie
Mia
Michelle
Sara/Sarah
Sophia/Sofia
Sophie/Sofie
Vanessa
Alexander
Christian
Daniel
David
Dominik
Elias
Erik
Felix
Florian
Jan
Jonas
Kevin
Leon
Luca/Luka
Lukas/Lucas
Marcel
Max
Maximilian
Michael
Niklas
Paul
Philipp
Sebastian
Tim
Tobias
Tom
gegen die Hamas im Gazastreifen; im März 2010 durch das Familiennamensrechts-Ges. von 1993 neu
außenpolit. Spannungen zw. Israel und den USA geordnet worden. Bestimmen die Ehegatten keinen
wegen der israel. Siedlungspolitik. gemeinsamen Ehenamen, so behalten sie ihren z. Z.
der Eheschließung geführten Namen. Ein Ehegatte,
Nahrungsmittel, der Ernährung dienende, dessen Name nicht Ehename wird, kann seinen
roh oder gegart genossene tier. oder pflanzl. Stoffe. bisher geführten Namen dem Ehenamen voranstellen
N.-Chemie, angewandte Chemie für das N.-Wesen. oder hinzufügen. Dies gilt nicht, wenn der Ehename
Nhum, Prophet Israels im 7. Jh. v. Chr. aus mehreren Namen besteht. Das Kind erhält den
Naipaul [ˈneɪpɔːl], Sir (seit 1990) V. S. (Vidiadhar Ehenamen seiner Eltern als Geburtsnamen. Ist kein
Surajprasad), engl. Schriftsteller ind. Abkunft und Ehename vorhanden und steht 1) den Eltern die
trinidad. Herkunft, * 1932; Romane und Erz. über Sorge gemeinsam zu, bestimmen sie den Namen des
nachkoloniale Entwicklungen in Afrika und Indien; Vaters oder der Mutter zum Geburtsnamen des
Nobelpreis für Lit. 2001. Kindes, steht 2) die Sorge nur einem Elternteil zu,
Nairbi, Hptst. von Kenia, 1660 m ü. M., 2,5 Mio. Ew.; an erhält das Kind dessen Namen.
der Ugandabahn; Erzbischofssitz; Univ.; Wirtschafts- Nmib, ausgedehnte subtrop. Wüste entlang der Küste
zentrum; internat. . Namibias, etwa 1300 km lang, 120 km breit. Ursache
nave Kunst, als Laienkunst außerhalb der kunst- der hohen Aridität (nur 10–20 mm Niederschlag im
geschichtl. Stilrichtungen stehende Kunst, meist Jahr) ist der kalte Benguelastrom; Förderung von
farben- und detailfreudige Malerei; meist neben Diamanten.
einem Beruf, aber als eigentl. Lebensinhalt ausgeübt. Nambia, Rep. in SW-Afrika, 824 292 km 2, 2,2 Mio. Ew.,
Nksch-e Rostm [arab.-pers. »Bildwerk Rustams«, Hptst.: Windhuk; Amtssprache: Englisch. Hochland
eines Sagenhelden], Felswand unweit Persepolis im Landesinnern (1000–2000 m ü. M.). Das Klima ist
(Iran) mit Felsgräbern der Achaimenidenkönige subtropisch-kontinental. Giraffe, Elefant, Löwe,
Dareios I., Xerxes I., Artaxerxes I. und Dareios II. Nashorn leben im N vorwiegend im Etoscha-National-
Nmaland, Namqualand, das südl. vom Oranje park. – Die Bev. setzt sich aus ethnisch unterschiedl.
anschließende Gebiet in der südafrikan. Prov. Ost-Kap. Gruppen zusammen; größten Anteil haben die
Bantuvölker, v. a. die Ovambo (rd. 47 %) sowie die
Name, willkürl. Benennung einer Person (Eigen-N.) Kavango, Herero, Bergdama, Nama, daneben rd. 6 %
oder Örtlichkeit (Orts-, Flur-N.). In Dtl. bildeten sich Weiße sowie Mischlinge. Als eigenes Volk leben
zusätzlich zu den Vornamen seit dem 12. Jh. die Mischlinge im Raum Rehoboth (Rehobother Baster).
Familien-N. aus, zuerst beim Adel. In der Landwirtschaft überwiegt die Viehzucht;
Namensrecht, die Gesamtheit der den Namen
NAMN Fischfang.  auf Diamanten, Kupfer, Blei, Zink,
betreffenden Bestimmungen sowie das Recht, einen Vanadium und Uranerz. Ausfuhr: Diamanten, Fisch 609
bestimmten Namen führen zu dürfen. Das dt. N. ist u. a. Internationaler  Windhuk;  Walfischbai.

Namibia N
N Nancy
610 Geschichte. Im 19. Jh. beherrschten im N die Herero, Nnsen, Fridtjof, norweg. Polarforscher, Zoologe,
im S die aus dem Kapland abgedrängten Nama das Ozeanograph und Diplomat, * 1861, † 1930;
Land; 1884–1915 war es dt. Schutzgebiet (Dt.-Süd- durchquerte 1888 als Erster Südgrönland, unternahm
westafrika). 1920 kam es als Mandat des Völker- 1893–96 eine Nordpolfahrt mit der »Fram«; wirkte
bunds unter südafrikan. Verw. 1966 entzog die seit 1918 für die Rückführung der Kriegsgefangenen
UN-Vollversammlung der Rep. Südafrika das und die Beseitigung von Kriegsschäden; 1921–23
Mandat, Südafrika weigerte sich jedoch, seine Verw. Hochkommissar des Völkerbunds; 1922 Friedens-
zurückzuziehen. In der Folge suchte die SWAPO nobelpreis.
(Anerkennung als nat. Befreiungsbewegung durch Nantes [nãt], Handelsstadt im westl. Frankreich, in der
die OAU 1963, durch die UN 1976) mit militär. südl. Bretagne, an der Loire, 278 000 Ew.; Univ.;
Mitteln die Unabhängigkeit durchzusetzen. 1988 herzogl. Schloss (seit 1466), spätgot. Kathedrale
einigten sich nach Vermittlung der USA Südafrika, (1434–1892; Wiederaufbau nach Brand 1972) mit
Angola und (als in Angola wirkende militär. Kraft) Grabmal Franz' II.; Patrizierhäuser (18. Jh.). Schiffbau,
Kuba auf ein »Abkommen zur Unabhängigkeit N.«. Eisenind. – 1598 Edikt von N. (→ Hugenotten).
Bei Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung Npalm das, kolloide Lösung kleiner Mengen
setzte sich Ende 1989 die SWAPO mit großer bestimmter Metallverbindungen von Naphthensäu-
Mehrheit durch. Im März 1990 wurde N. unter Präs. ren oder Palmitinsäure in Kohlenwasserstoffen (z. B.
S. Nujoma unabhängig; Staatspräs. ist seit 2005 Benzin); als Brandbombenfüllung v. a. durch den
H. Pohamba. Einsatz im Vietnamkrieg bekannt.
Nancy [nãˈsi], Stadt in O-Frankreich, 105 800 Ew.; Univ.; Naphthaln das,  im Steinkohlenteer vorkommender
Ind. (Maschinen- und Motorenbau, Textil-, chem. Kohlenwasserstoff von durchdringendem Geruch;
Ind., Ton-, Glaswaren, Handschuhe). Bis 1766 kristallisiert in weißen Blättchen.
Residenz der Herzöge von Lothringen. – Place Napier [ˈneɪpɪə], Nper, John Laird of Merchiston [leəd ɔv
Stanislas, Place de la Carrière sowie Place d'Alliance ˈməːtʃɪstən], schott. Mathematiker, * 1550, † 1617;
gehören zum Weltkulturerbe. veröffentlichte 1614 die erste Logarithmentafel.
Nnga Prbat, höchster Gipfel im W-Himalaya, in Napleon, 1) N. I., Kaiser der Franzosen, aus der kors.
dem unter pakistan. Verw. stehenden Teil Kaschmirs, Familie Bonaparte (urspr. Buonaparte), * 1769, † 1821;
8126 m hoch; Erstbesteigung 3. 7. 1953 durch H. Buhl. wurde Artillerieoffizier, stieg in der Frz. Revolution
Nanking, amtl. Nanjing [-dʒiŋ], Hptst. der chin. Prov. rasch auf. 1799 übernahm er als Erster Konsul die
Jiangsu, am Jangtsekiang, 3,97 Mio. Ew.; Univ.; Staatsgewalt und krönte sich 1804 zum Kaiser, 1805
Textilindustrie. – 1368–1421 und 1927–49 Hptst. auch zum König von Italien. 1801 gewann N. nach
Chinas; nach der Besetzung durch jap. Truppen im den Kriegen gegen versch. Koalitionen europ. Mächte
Dez. 1937 Massaker an der Bev. (etwa 200 000 Tote). (u. a. Preußen, Österreich, Großbritannien, Russland)
Nanning, Hptst. der Autonomen Region Guangxi die Vorherrschaft in Europa. Gegen Großbritannien
Zhuang, China, 1,38 Mio. Ew.; Handel. verhängte er 1806 die Kontinentalsperre. 1805
Nano …, Zeichen n, Vorsatz bei physikal. Einheiten; das wandte er sich gegen die Österreicher und zwang sie
10 −9-Fache der betr. Einheit. zum Pressburger Frieden (Verlust Venetiens und
Tirols). Seinen Bruder Ludwig machte er zum König
Nanotechnolog, die Herstellung und von Holland, seinen Schwager Murat zum König von
Verarbeitung von Strukturen und Teilchen im Neapel. 1806 gründete er den Rheinbund, besiegte
Nanometerbereich (→ Nano...). Die N. erlaubt die Preußen und gründete 1807 das Kgr. Westfalen
Manipulation von Materie im atomaren Maßstab. (König: sein Bruder Jérôme). 1808 machte er seinen
Ziel sind präzise Strukturierungen zur Herstellung Bruder Joseph zum König von Spanien. Nach der
extrem kleiner Bauelemente oder Strukturen nach Scheidung von Joséphine Beauharnais vermählte er
vorgegebenen Eigenschaften. sich 1810 mit der österr. Kaisertochter Marie Louise.
Im russ. Feldzug von 1812 konnte N. zwar in Moskau
Wirksame Winzlinge einziehen, musste aber bald den Rückzug antreten,
Die Nanotechnologie gilt als die Zukunftstechnolo- auf dem das Heer fast völlig zugrunde ging. Die
gie schlechthin. Schon heute stecken die winzigen Freiheitskriege 1813/14 führten zu seinem Sturz. Im
Teilchen in vielen Dingen des täglichen Gebrauchs, April 1814 musste er abdanken und wurde nach Elba
denn Nanopartikel sind Alleskönner. Sie dienen als verbannt. Als er 1815 noch einmal die Macht in
Filter für UV-Strahlung in Sonnencremes, optimie- Frankreich an sich riss (für »hundert Tage«), wurde
ren den Geschmack von Gewürzmischungen oder die er nach der endgültigen Niederlage in der Schlacht
Fließgeschwindigkeit von Ketchup. Man findet sie in von Waterloo von den Engländern nach St. Helena
Kleidungsstücken, Kosmetika oder schmutzabwei- verbannt. Grab (seit 1840) im Pariser Invalidendom.
senden Oberflächen. Absehbare Ziele sind eine Von seinen innenpolit. Leistungen hat ihn bes. die
weitere Miniaturisierung der Halbleiterelektronik große Gesetzessammlung (Code N.) überdau-
und der Optoelektronik sowie in der Medizin die Ent- ert. – 2) N. II., Sohn von 1), der Herzog von
wicklung neuartiger Mittel zur Diagnose und zur → Reichstadt. – 3) N. III., Kaiser der Franzosen,
Behandlung etwa von Krebserkrankungen. Dabei ist * 1808, † 1873; Neffe von 1), unternahm 1836 und 1840
über die Risiken und Gefahren von Nanomaterialien Putschversuche gegen Ludwig Philipp, wurde 1848
für die Umwelt oder die menschliche Gesundheit zum Präs. der Zweiten Rep. gewählt, erlangte durch
bislang noch wenig bekannt. einen Staatsstreich 1851 die unumschränkte Macht
und ließ sich 1852 zum Kaiser ausrufen; 1853 Heirat
NAN
mit der span. Gräfin Eugenie de Montijo. Er siegte
im Krimkrieg 1854–56 über Russland, im ital.
NAS
Krieg von 1859 über Österreich. Im Dt.-Frz. Krieg
musste sich N. am 2. 9. 1870 in Sedan ergeben.
1871 ging er nach England.
Napolitano, Giorgio, italienischer Politiker, Napolitano NAPN

* 1925; 1992–94 Präsident der Abgeordnetenkam-


mer, 1996–98 Innenminister im ersten Kabinett
Prodi, 1999–2004 MdEP; 2005 wurde er zum
Senator auf Lebenszeit ernannt; seit 2006
italienischer Staatspräsident.
Nppaleder, glacégegerbtes Schaf- oder
Ziegenleder, weich und waschbar, für Hand-
schuhe u. a.
Nara, jap. Stadt auf Honshū, 367 000 Einwohner;
Univ.; die histor. Bauwerke sind Weltkulturerbe.
Narbe, 1)  Endzustand einer Wundheilung. Das
Narbe NARN

wenig elastische, kaum durchblutete N.-Gewebe


entsteht durch Schrumpfung aus dem
Granulationsgewebe. – 2)  Teil des Stempels
(→ Blüte).
Narbonne [narˈbɔn], Stadt in S-Frankreich, nahe dem
Narbonne NARN

Mittelmeer, 47 000 Ew.; war Hptst. der röm. Prov.


Gallia Narbonensis. Weinhandelszentrum,
Ölmühlen.
Narkse die,  Allgemeinbetäubung durch Ausschal-
Narkose NARN

ten höherer Gehirnfunktionen mit narkot. Mitteln


(Narkotika) zur Durchführung operativer Eingriffe.
Die N. hat Bewusstlosigkeit, Schmerzlosigkeit und
Muskelerschlaffung zur Folge. Die Narkotika können
eingeatmet (Inhalations-N.) oder in die Vene
eingespritzt (Injektions-N.) werden; bei der
Intubations-N. wird nach dem Einschlafen Die Internationale
des Patienten ein Tubus in die Luftröhre Raumstation ISS
eingeführt, durch den ein Gemisch von ist das größte
Sauerstoff und N.-Gas zugeführt wird. künstliche Objekt
Nrwa die, estn. Nrva, Hafenstadt in in der Erdumlauf-
Estland, an der Narwa nahe ihrer
bahn und umkreist
Mündung in den Finn. Meerbusen,
die Erde in rund
81 000 Ew.; Ind.-Zentrum. – N. gehörte
1346–1558 zum Deutschordensland, bis 350 km Höhe in-
1704 zu Schweden (Karl XII. siegte 1700 bei nerhalb von 91 Mi-
N. über Peter d. Gr.). nuten. Für die bis-
Nrwal der, Gründelwal der Nordmeere; das lang über 100
männl. Tier trägt im Oberkiefer einen Missionen zum
2–3 m langen, schwach gedrehten Aufbau und zur
Stoßzahn. Versorgung der
Narzsse die, Gattung der Amaryllisgewäch- Raumstation waren
se: Weiße N.: weiß-gelb-rote, duftreiche neben den Space-
Blüte, Gelbblütige N. oder Osterglocke. shuttles, deren
Narzissmus, die auf den eigenen Körper und die
Stilllegung die
eigene Person gerichteten erotischen Regungen;
NASA für Ende
i. w. S. allg. die Selbstliebe. Als narzisst. Persön-
lichkeit wird ein Persönlichkeitstyp bezeichnet, 2010 plante, vor
der aufgrund gestörten Selbstwertgefühls und allem die bemann-
unsicherer Ich-Identität ein starkes Bedürfnis ten Sojus- und un-
nach Bewunderung und Erfolg entwickelt und bemannten Pro-
wenig Einfühlungsvermögen für andere besitzt. gress-Raumschiffe
der russischen
NASA [Abk. für National Aeronautics and Weltraumagentur
Space Administration], 1958 gegr. zivile Roskosmos im Ein-
amerikan. Weltraumbehörde mit Sitz in satz.
Washington, D. C.; betreibt Weltraumforschung 611
zu friedl. Zwecken.

N
N NASDAQ
612 NASDAQ [Abk. für engl. National Association of Natal; Hptst.: Pietermaritzburg;  Durban (Port N.).
Securities Dealers Automated Quotations System], Getreide, Zuckerrohr, Tee, Baumwolle;  auf Eisen
seit 1971 betriebenes elektron. Kursinformations- und Kohle; Schwerind.
und Handelssystem (Sitz: New York); reine Computer- Nthan, Hofprophet Davids; verhieß ihm die ewige
börse für innovative, wachstumsorientierte Dauer seiner Dynastie (2. Sam. 7).
Unternehmen; wichtigster Markt für Technologie- Natin die, Gesamtheit der Bewohner eines Landes,
werte. Der NASDAQ-Composite-Index (kurz NASDAQ) wie sie durch die polit. Entwicklung geformt ist und
erfasst die Marktentwicklung von rd. 5000 Werten. sich als Einheit erhalten will (Staats-N., z. B.
Nase, Geruchsorgan, Eingang in die Luftwege bei
Nase NASN Frankreich).
Menschen und Tieren. Die äußere N. mit dem N.-Bein Nationldemokratische Partei Deutschlands,
und dem knorpeligen Teil bestimmt wesentlich den Abk. NPD, in der Bundesrepublik Dtl. 1964
Gesichtsausdruck. Die N.-Höhle wird durch die gegründete Partei, entwickelte sich zum Sammel-
N.-Scheidewand in 2 N.-Gänge geschieden, deren becken neonazistisch/nationalist. Kräfte.
»Ein Mensch ist
Außenwände je 3 knorpelige Muscheln tragen. Im Nationale Akademie der Wissenschaften, die
vergessen, wenn Bereich der oberen N.-Muschel liegt die Riech- älteste naturforschende Gelehrtengesellschaft, 1652
sein Name ver- schleimhaut. Die N.-Höhle steht mit den lufthaltigen gegr., 1687 von Kaiser Leopold I. mit Rechten und
gessen ist«, sagt Nebenhöhlen in Verbindung. Die Atemluft gelangt Privilegien ausgestattet; Sitz (seit 1878): Halle (Saale);
der Kölner durch die hinteren Öffnungen der N.-Gänge bis 2008 Deutsche Akademie der Naturforscher
Künstler Gunter (Choanen) in den N.-Rachen-Raum. Krankheiten: Leopoldina.
Demnig. Seit Behinderung der Atmung durch Verbiegung der Nationles Olmpisches Komit, Abk. NOK,
1993 erinnert er N.-Scheidewand, N.-Polypen, Schleimhaut- bereitet die Teilnahme der Sportler an den Olymp.
ganz schlicht an geschwulst im N.-Gang, Schwellung der N.-Schleim- Spielen vor. Fusionierte 2006 mit dem Deutschen
ihrem letzten haut. N.-Bluten, Zerreißung kleiner Schleimhaut- Sportbund zum → Deutschen Olympischen
adern, meist am Vorderteil der Nasenscheidewand. Sportbund.
selbstgewählten
Nasenbären, Cotis, Gattung der Kleinbären. Nationlfarben, Landesfarben, Farben eines Staats
Wohnort an die
Nashörner Pl., Rhinzerosse, Familie der Unpaarhufer; oder staatsähnl. Territoriums, die in den National-
Opfer des Na- plumpe, dickhäutige Pflanzenfresser mit 1 bis 2 flaggen, auf Kokarden, Schärpen, Ordensbändern
tionalsozialis- Nasenhörnern. Ein Horn hat z. B. das Indische u. Ä. geführt werden; vielfach den Wappen entlehnt.
mus: eine klei- Panzer-N., 1,70 m Schulterhöhe; 2 Hörner haben die Nationlgarde, National Guard [ˈnæʃnl ˈgaːd],
ne, quadratische Afrikanischen Nashörner. freiwillige Miliztruppe in den USA, sowohl militär.
Messingtafel, Nashornkäfer, Blatthornkäfer, Männchen mit Horn Organ der Bundesstaaten als auch Reserveformation
der Name, die auf dem Kopf; in Mitteleuropa der Gemeine N. der US-Streitkräfte; kann im Fall des nat. Notstands
Lebensdaten. (43 mm), im trop. Südamerika der Herkuleskäfer vom Präs. der USA einberufen werden.
Im Jahr 2010 (16 cm).
verlegte Demnig Nashville-Davidson [ˈnæʃvɪl ˈdeɪvɪdsn], Hptst. von Nationlhymne, ein Lied, das das
den 25 000. Tennessee, USA, am Cumberlandfluss, 545 000 Ew.; Bewusstsein der Zusammengehörigkeit einer Nation
2 Univ.; Verlage, Kraftfahrzeug-, Bekleidungs-, ausdrückt, daher bei nationalen Feiern und im
Stolperstein –
Schuh-, chem. u. a. Industrie; Holzhandel. zwischenstaatl. Verkehr zur Begrüßung und Ehrung
die eindringliche
Nsik, Stadt in Maharashtra, Indien, nordöstlich von von Staatsoberhäuptern, Sportmannschaften usw.
Erinnerung an Bombay, 722 000 Ew.; Wallfahrtsort der Hindu. gespielt wird.
die NS-Opfer Nssau, 1) [ˈnæsɔː], Hptst. der Bahamas,
gibt es mittler- 211 000 Ew. – 2) ehem. dt. Herzogtum, gehört jetzt zu Beschränkte Exklusivität
weile in über Hessen, einzelne Kreise zu Rheinl.-Pf. Die Grafen von Die Nationalhymne repräsentiert einen Staat
500 Städten in N., vordem von Lauenburg, teilten sich 1255 in die musikalisch nach innen und außen. Doch so exklusiv,
ganz Europa. Walram’sche und die ottonische Hauptlinie. Aus der wie ihr Anspruch es vermuten lässt, sind nicht alle
ottonischen stammt das Haus N.-Oranien, das im Hymnen. Vor allem die Melodie des britischen »God
16. Jh. die Statthalterschaft, 1815 die Königswürde Save the Queen« hat es auch anderen Völkern angetan.
der Niederlande erwarb und 1890 im Mannesstamm Von 1871 bis 1920 sangen die Deutschen darauf ihr
ausstarb. Die Walram’sche Linie vereinigte N. 1806 »Heil Dir im Siegerkranz«, auch für das Königreich
und 1815 zum Herzogtum, wurde hier 1866 Bayern, die Schweiz und Island wurde sie zeitweise
entthront, kam aber 1890 in Luxemburg zur zum Motiv. Das Fürstentum Liechtenstein nutzt sie bis
Regierung; 1912 im Mannesstamm erloschen. heute für »Oben am jungen Rhein«. Auch die Melodien
Nsser, Abd el-N., Abd an-Nsir, Gamal, ägypt. Offizier, für Estland und Finnland sind identisch, beide
Politiker, * 1918, † 1970; als führendes Mitglied des Nationen singen auf Noten des deutschen Komponis-
Komitees freier Offiziere am Sturz König Faruks 1952 ten Friedrich (Fredrik) Pacius.
beteiligt, April 1954 Min.-Präs., seit Nov. 1954
Staatspräs.; ein führender Sprecher der damaligen
nicht paktgebundenen Dritten Welt. Nationalsmus der, Überbetonung des nat. Gedan-
Nssersee, durch den Bau des Assuanstaudamms kens, bes. eine polit. Richtung seit dem 19. Jh. Der N. ist
entstandener Stausee des Nils, rd. 5000 km 2. oft mit Imperialismus und Militarismus verbunden
Natal, [ˈnaːtal, engl. nəːˈtæl], ehem. Prov. der Rep. und fand seine stärkste Prägung in den totalitären
Südafrika, am Ind. Ozean. – N. wurde 1839 ein Buren- Bewegungen und in Staaten mit nat. Minderheiten.
freistaat, 1845 britisch; 1893 Selbstreg., 1910 Nationalitt die, Zugehörigkeit zu einer Nation; eine
südafrikan. Prov., seit 1994 Teil der Prov. KwaZulu/ nat. Minderheit in einem Staat.
NAS
Nationalittenstaat, Staat, dessen Bev. sich aus
mehreren Nationen oder Volksgruppen (Nationalitä-
gegen den polit. Katholizismus, gegen bürgerlich-na-
tionale und konservativ-adlige Richtungen und bes.
NAT
ten) zusammensetzt, so Österreich-Ungarn, gegen das Judentum. Missstände und Krisenerschei-
Russland und China; Ggs.: Nationalstaat. nungen in der staatl. und gesellschaftl. Entwicklung
Nationlliberale Partei, rechtsliberale Partei im Dt. der Weimarer Rep. wurden in diesem Kampf gegen
Reich, 1867 gegr.; anfangs stärkste Partei des die bestehende Ordnung demagogisch ausgenutzt.
Reichstags; Führer: R. v. Bennigsen, G. Stresemann. Die 1929 einsetzende Wirtschaftskrise mit ihrer
Nationlpark, großräumige Naturlandschaft, die Massenarbeitslosigkeit und der Verschuldung der
durch ihre besondere Eigenart oft keine Parallelen Bauern führte der NSDAP Wählermassen zu, wobei
auf der Erde mehr hat, Gebiet von nat. Bedeutung; auch die außenpolit. Schlagworte (für Gleichberech-
steht unter strengem → Naturschutz mit weitgehen- tigung, gegen Erfüllungspolitik) eine Rolle spielten.
den Nutzungsverboten, jedoch sind geeignete Der 30. 1. 1933 brachte die »Machtübernahme« im
Erholungseinrichtungen zugelassen. Seit 2002 ist in Staat. Mit Hilfe des Ermächtigungsgesetzes wurde
Dtl. auch die Ausweisung sog. Entwicklungs-N. ein totalitäres Reg.-System errichtet.
möglich, um auch weniger artenreiche Lebensräume, Kennzeichen des nat.-soz. »Führerstaats« waren:
wie Hochmoore und Auenwälder, zu schützen. In Dtl. erbarmungsloser Kampf gegen das Judentum, das
gibt es insgesamt 14 N., in Österreich gibt es 7 N. und erst entrechtet, dann in Hitlers Machtbereich nahezu
in der Schweiz einen N. ausgerottet wurde (→ Holocaust); Errichtung eines
Polizeistaats mit Gestapo (→ Geheime Staatspolizei),
Nationlsozialismus, 1919 in Sicherheitsdienst und Konzentrationslagern; Fortfall
München gegr., seit 1921 von A. Hitler geführte aller rechtsstaatl. Garantien; Beseitigung der
Bewegung, die sich in der Nationalsozialist. Dt. Parteien und der Parlamente; Auflösung oder
Arbeiterpartei (NSDAP) organisierte und 1933–45 die Gleichschaltung aller nicht nat.-soz. Organisationen;
Herrschaft in Dtl. ausübte. Hitler hat die Ziele des N. Gleichschaltung des Pressewesens und des
in »Mein Kampf« (1925) offen dargelegt. Danach Rundfunkwesens. Neben dem Rassenprinzip wurden
misst der N. dem als »rassische« Einheit aufgefassten dem Volk einige wenige Grundsätze eingehämmert,
Volk den höchsten Wert zu; dabei wird in der so: 1) Anspruch auf Totalität. Das gesamte Leben mit
Wertung der Rassen der »Arier« an die Spitze gestellt, Wirtschaft, Kultur und Religion wurde »gleich-
der »Jude« auf den untersten Rang verwiesen. geschaltet« und dem Machtanspruch des N.
In seiner Propaganda wandte sich der N. radikal und unterworfen. 2) Führerprinzip. Die Entscheidungen
fanatisch gegen die Folgen der Niederlage im Ersten wurden nicht durch Mehrheitsbeschlüsse herbei-
Weltkrieg und der Novemberrevolution, gegen die geführt; an ihre Stelle trat die Befehlsgewalt einer
Bedingungen des Versailler Vertrags, gegen die abgestuften Führerhierarchie mit Hitler als »dem
parlamentarisch-demokrat. Neuordnung, gegen den Führer« an der Spitze. 3) Gedanke der Volksgemein-
Marxismus der kommunist. wie der sozialdemokrat. schaft durch Überwindung der Klassen- und
Richtung, gegen die demokratisch-liberale Ideenwelt, Standesgegensätze, dadurch entwertet, dass weite
Kreise, Juden und Andersdenkende, ausgeschlossen
wurden. 4) »Gemeinnutz geht vor Eigennutz«, ein
Grundsatz, der zu Willkürakten missbraucht wurde.
Der außenpolit. Weg führte über den Austritt Dtl.s
aus dem Völkerbund (1933), die einseitige Kündigung
der Rüstungsbeschränkung des Versailler Vertrags
(1934), die Wiederbesetzung des Rheinlands (1936),
den Anschluss Österreichs (1938) und des Sudeten-
lands (1938) zum Einfall in Polen (1. 9. 1939). Der
Zweite Weltkrieg brachte eine gesteigerte Schre-
ckensherrschaft in Dtl. und den besetzten Gebieten
und führte nach militär. Anfangserfolgen zur größten
militär., polit., wirtschaftl. und moral. Katastrophe
der dt. Gesch. Von den führenden Nationalsozialisten
endeten Hitler, H. Göring, J. Goebbels, H. Himmler
und R. Ley durch Freitod; A. Rosenberg, H. Frank,
W. Frick, J. Streicher, J. v. Ribbentrop und E. Kalten-
brunner wurden in Nürnberg vom Internat.
Militärtribunal zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Andere erhielten Freiheitsstrafen; von ihnen verblieb
nur R. Heß (Freitod 1987) im alliierten Kriegsver-
brechergefängnis in Spandau. (→ Widerstandsbewe-
gung, → Entnazifizierung)
Nationlstaat, Staat, dessen Angehörige ganz oder
überwiegend zur selben Nation gehören; Ggs.:
Nationalitätenstaat.
Nationlversammlung, Volksvertretung, die zu
besonderen Zwecken einberufen ist, namentlich zur

Nationalversammlung N
N NATO
614 des Terrorismus, die
Verhinderung der Wei-
tergabe von Massenver-
nichtungswaffen sowie
die Zusammenarbeit
mit Nichtbündnis-
mitgliedern. Gemäß
UN-Auftrag überwachte
die NATO 1993 den
bosn. Luftraum, leitete
ab 1995 den Einsatz von
IFOR, 1996 bis 2004 von
SFOR in Bosnien und
Herzegowina, ab 1999
von KFOR im Kosovo
nach Einstellung der
ohne UN-Mandat
erfolgten Luftangriffe
vom Frühjahr 1999 in
der Bundesrep. Jugo-
slawien sowie ab 2003
den Einsatz von ISAF
in Afghanistan. 2005
erfolgte mit der logist.
Der Natronsee Schaffung einer neuen Verf. Die erste N. wurde in Unterstützung der Friedensmission der Afrikan.
mit seinem äu- Frankreich einberufen (1789–92), in Dtl. Frankfurter Union in Darfur der erste NATO-Einsatz in Afrika. Auf
ßerst hohen N., Weimarer N. In Frankreich ist die N. seit 1946 dem NATO-Gipfel 2008 konnten sich die Mitglieds-
Säure- und Salz- Gesetzgebungsorgan. staaten nicht darauf einigen, die insbesondere von
gehalt ist ein NATO, Abk. für North Atlantic Treaty Organization, den USA gewünschte Aufnahme von Georgien und der
extremer Le- Nordatlantikpakt, 1949 in Washington geschlossenes Ukraine sofort einzuleiten. Diesen Staaten eröffnete
Verteidigungsbündnis; Mitgl. (2009): Albanien, die NATO nur eine Beitrittsperspektive ohne feste
bensraum, in
Belgien, Bulgarien, Dänemark, Dtl., Estland, Terminierung. Einen Entscheid über den Beitritt
dem nur wenige
Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Mazedoniens schob die Allianz wegen griechischer
Arten überleben Italien, Kanada, Kroatien, Lettland, Litauen, Vorbehalte hinsichtlich des Staatsnamens zunächst
können. An die Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, auf. 2009 entschied sich Frankreich für eine Rück-
Bedingungen Rumänien, Slowak. Rep., Slowenien, Spanien, Tschech. kehr in die militär. Organisation des Bündnisses.
besonders ange- Rep., Türkei, Ungarn, USA. Die Partner sind zur Ntorp, Paul, dt. Philosoph, * 1854, † 1924; einer der
passt sind die gegenseitigen Unterstützung, nicht aber zum automat. führenden Vertreter der Marburger Schule des
Cyanobakterien militär. Beistand verpflichtet, wenn einer von ihnen Neukantianismus, entwickelte eine Sozialpädagogik.
der Gattung angegriffen wird. Nach den Terroranschlägen vom Ntrium das, Symbol Na, chem. Element, ein
Spirulina, die 11. 9. 2001 auf die USA rief die NATO am 2. 10. 2001 Alkalimetall; OZ 11, relative Atommasse 22,99,
sich hier auf- erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall aus. Sitz D 0,97 g/cm3, Fp 97,8 °C, Sp 892 °C, silberweißes,
der NATO ist Brüssel, höchstes ziviles Gremium ist der weiches Metall, das an der Luft unter Bildung eines
grund der feh-
NATO-Rat, oberstes militär. Organ der Militäraus- grauen Überzugs sofort oxidiert und Wasser unter
lenden Konkur-
schuss. NATO-Generalsekretär ist seit 2009 A. F. Bildung von Wasserstoff und N.-Hydroxid stür-
renz massenhaft Rasmussen (Dänemark). misch zersetzt; es wird deshalb unter Petroleum
vermehren. Sie Durch die Pariser Verträge von 1954 wurden die NATO aufbewahrt, es verbrennt mit gelber Flamme. N.-Ver-
verleihen dem und die → Westeuropäische Union in enge Verbindung bindungen kommen in großen Mengen in der Natur
See und den gebracht. 1966 trat Frankreich aus der militär. vor (Feldspat, Steinsalz, Chilesalpeter). N.-Chlorid,
Flamingos, de- Integration der NATO aus, blieb aber Mitgl. der Kochsalz, NaCl, findet sich als Steinsalz sowie gelöst
ren Hauptnah- Allianz; Griechenland zog sich 1974–80 aus der im Meerwasser. N.-Hydroxid, Ätznatron, NaOH,
rungsquelle sie integrierten Militärstruktur zurück. ergibt durch Auflösung in Wasser Natronlauge,
sind, die rötliche Mit den Veränderungen in Mittel- und Osteuropa eine sehr starke Base, die zur Seifenherstellung
Färbung. begann ab 1989 innerhalb der NATO ein Umdenken, verwendet wird. N.-Carbonat, Na 2CO3, → Soda.
das zum Angebot zur Kooperation (»Partnerschaft N.-Hydrogencarbonat (früher doppeltkohlensaures
für den Frieden«, 1994) v. a. an die Staaten des ehem. Natron), NaHCO3, wird u. a. zur Mineralwasser-
Warschauer Paktes führte. 1997 schloss die NATO bereitung und als Backpulver verwendet.
Kooperationsabkommen mit Russland und der Ntron, früher doppeltkohlensaures N., Bez. für
Ukraine, schuf den »Euro-Atlant. Partnerschaftsrat« Natriumhydrogencarbonat (→ Natrium), urspr. für
zur Zusammenarbeit mit Nichtmitgliedern. 2002 Soda.
wurde der NATO-Russland-Rat geschaffen.
Das strateg. Konzept der NATO orientiert sich seit Natronsee, See im N Tansanias, an der kenian.
1999 v. a. auf Konfliktprävention, Krisenmanage- Grenze; extrem hoher Säure- und Salzgehalt des
ment und militär. Krisenreaktion sowie Abwehr Wassers.
NAT
Nattern, artenreichste Familie der Schlangen. Ungiftig
sind z. B. die Ringelnatter und die Äskulapnatter, die
sen. Seit 1976 werden im Rahmen des UNESCO-Pro-
gramms MAB Biosphärenreservate anerkannt.
NAV
Brillenschlange gehört zu den Giftnattern. Diese großflächigen Schutzgebiete sind Natur- und
Natr die, Gesamtheit der beobachtbaren Tatbestände, wertvolle Kulturlandschaften, deren Ökosysteme
soweit sie unabhängig von der Tätigkeit der Menschen erhalten werden sollen. Grundlage des dt. N.-Rechts
da sind, also im Ggs. einerseits zum Übernatürlichen bildet das Bundesnaturschutz-Ges. v. 29. 7. 2009. Der
(als Gegenstand religiösen Glaubens), andererseits zur Bund hat die Gesetzgebungskompetenz für den
Kultur (als Inbegriff des vom Menschen Geschaffe- Naturschutz, die Länder haben eine Abweichungs-
nen). Der Mensch als Teil der N. macht sie zum kompetenz.
Gegenstand der Erforschung (Naturwiss.) und Natrwissenschaften, Oberbegriff für die Wiss.
versucht sie durch die Technik zu beherrschen. von den Naturerscheinungen und den Naturgesetzen,
Naturalsmus der, Kunstrichtung, die eine genaue z. B. Physik, Chemie, Astronomie, Mineralogie,
Nachahmung des Sichtbaren anstrebt; vielfach mit Geologie, Biologie (Botanik, Zoologie, Anthropo-
Realismus gleichgesetzt. In der Literatur löste der N. logie).
den Realismus ab (1880–1900). Starken Einfluss Nmann, Friedrich, dt. ev. Theologe, christl.-sozialer
gewann der frz. N. durch É. Zola, der in seinen Politiker, * 1860, † 1919; gründete 1896 den
Romanen die Lehre von der Determiniertheit des »Nationalsozialen Verein« mit dem Programm, die
Menschen durch Vererbung und soziale Umwelt Arbeiterschaft für den Staat zu gewinnen; 1919 Vors.
umsetzte. der Dt. Demokrat. Partei.
Naturlwirtschaft, auf Eigenproduktion und Nmburg (Sle), Krst. an der Mündung der
Bedarfsdeckung ausgerichtete Volkswirtschaft; Unstrut in die Saale, Sa.-Anh., 25 800 Ew.; Dom
Wirtschaftsform, in der die Güter ohne Vermittlung (13./14. Jh.) mit Bildwerken des Naumburger Meisters;
des Geldes getauscht werden. Werkzeugmaschinenbau. Um N. Weinbau.
Natrgesetz, feste Regel, nach der erfahrungsgemäß Naru, Rep. im westlichen Pazif. Ozean, auf der
das Naturgeschehen verläuft und die sich meist gleichnamigen Insel, 21 km 2, 10 200 Ew. (Nauruer).
mathematisch ausdrücken lässt, z. B. das Gesetz von Hptst.: Yaren; Amtssprachen: Nauruisch, Englisch;
der Erhaltung der Energie. Phosphatlager (weitgehend erschöpft). – 1798
Natrheilkunde,  Lehre der Krankenbehandlung, die entdeckt, 1888 dt., seit 1920 unter brit.-australisch-
auf Steigerung der dem Menschen innewohnenden neuseeländ. Verw., 1968 unabhängig; seit 1999
Naturheilkräfte hinzielt und auf Arzneimittel UNO-Mitglied; Präsident: M. Stephen (seit 2007).
(weitgehend) verzichtet. Heilung durch naturgemäße Navrra, Prov. im nördl. Spanien. Das ehem. Kgr. N.
Verfahren (Luft, Licht, Gymnastik, Massage, Diät u. a.). entstand aus der Span. Mark Karls d. Gr.; der südl.
natrliche Person,  der Mensch als Träger von Teil fiel 1512 an Spanien, der Rest wurde 1589 mit
Rechten und Pflichten; Ggs.: jurist. Person. Frankreich vereinigt.
Natrphilosophie, philosoph. Lehren, die in engem
Anschluss an die Naturwiss. die Natur deuten, die Navigatin,  Führung von Schiffen, Luft-
Zusammenhänge des Naturgeschehens erkennen oder Raumfahrzeugen: astronom. N. (Standort-
wollen. bestimmung durch Höhenbeobachtung zweier
Natr|recht, das in der göttl. Ordnung oder im Wesen Gestirne mittels Sextanten); barometr. N. (Fliegen
des Menschen, bes. in seiner Vernunft begründete, nach Druckflächen); Funk-N.; terrestr. N. (opt.
daher unwandelbare Recht, im Ggs. zum staatl. Beobachtung landfester Ziele u. a.); die Satelliten-N.
gesetzten positiven Recht. – Die Grundgedanken des ermöglicht wesentlich genauere Ortsbestimmungen
N. finden sich bereits im Altertum (Heraklit, und damit Treibstoffeinsparungen.
Aristoteles u. a.). Augustinus, Thomas von Aquino u. a.
sahen im N. das von Gott der menschl. Vernunft Mit eingebautem Navi
eingeschriebene Gesetz. Die Renaissance und bes. die Egal ob Haushuhn oder Storch, Brieftaube oder
Aufklärung (H. Grotius, B. de Spinoza, S. Pufendorf, Schwalbe: Alle Vögel verfügen von Natur aus über
I. Kant u. a.) lösten das N. aus der Verbindung zur einen integrierten Kompass. Eisenhaltige kurze
Theologie und entwickelten es zum rationalen System. Nervenäste in den Schnäbeln erlauben es den Tieren,
Natrschutz, Erhaltung und Pflege von Natur- oder überall auf der Welt Richtung und Stärke des
naturnahen Kulturlandschaften und Naturdenkma- Magnetfelds der Erde zu spüren und sich daran zu
len, von seltenen und in ihrem Bestand gefährdeten orientieren – eine Meisterleistung, die sogar schon
Pflanzen- und Tierarten sowie deren Lebensräumen Jungvögel vollbringen, die nicht auf entsprechende
und ihr Schutz. Arten von Schutzgebieten: 1) Vogelzug-Erfahrungen zurückgreifen können. Diese
N.-Gebiete dienen dem Schutz von Natur und Fähigkeiten machten sich Seeleute schon vor
Landschaft und von wildlebenden Pflanzen- und Jahrhunderten zunutze: So nahmen die Wikinger
Tierarten. 2) Nationalparks sollen vornehmlich einen Raben mit auf ihre Schiffe, um zu sehen, welche
möglichst artenreichen heim. Tier- und Pflanzen- Richtung sie einschlugen, wenn sie freigelassen
bestand sichern. 3) Landschaftsschutzgebiete wurden. Die Kunst der Vogelnavigation wurde noch
genießen weniger Schutz als N.-Gebiete, z. B. ist bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts an den Seefahrt-
landwirtschaftl. Nutzung im bisherigen Umfang schulen gelehrt. Doch es kommt auch vor, dass Vögel
erlaubt. 4) Naturparks dienen v. a. der Erholung und sich verfliegen: Forscher vermuten, dass diese
dem Fremdenverkehr. Alte Bäume, Gehölzzonen, Irrflieger einen Gendefekt haben. 615
Quellen, Felsen werden als Naturdenkmal ausgewie-

Navigation N
N Navigationsakte
616 Navigatins|akte, engl. Gesetz von 1651, das die Nebenhoden, Epiddymis,  dem Hoden aufsitzendes
Einfuhr aus Übersee den engl. Schiffen, aus Europa Organ, Speicher für reife Samenfäden.
den engl. und den Schiffen des Ursprungslands Nebenhöhlen,   lufthaltige, mit der Nase in
vorbehielt (gegen den niederländ. Zwischenhandel); Verbindung stehende Hohlräume in Schädelknochen
galt bis 1849. (Stirn-, Oberkiefer-, Keilbeinhöhle).
Nxos, größte Insel der Kykladen, 428 km 2, 14 000 Ew.; Nebenklage, im Strafprozess der Anschluss einer im
Wein, Ölbäume. § 395 StPO aufgeführten berechtigten Person an die
N, Ernst Wilhelm, dt. Maler, * 1902, † 1968; vom Staatsanwalt erhobene öffentl. Klage (z. B. der
ungegenständl. Bilder in leuchtenden Farben. durch Tötungsversuch Verletzte).
Naypyidaw [nepjɪˈdɔ; birmanisch »Sitz der Könige«, Nebennieren,  2 den Nieren aufsitzende kleine
auch »Königliche Stadt«], seit 2006 Hauptstadt und Drüsen mit innerer Sekretion, die eine Anzahl
offizieller Regierungssitz von Birma, im Süden der lebenswichtiger Hormone herstellen, u. a. Adrenalin
Provinz Mandalay, rund 400 km nördlich von (im N.-Mark), Corticosteron und Cortison (in der
Rangun, 94 700 Ew.; bisher für Zivilpersonen und N.-Rinde).
Ausländer gesperrt; Ministerien und Regierungs- Nebenschilddrüsen, Epithlkörperchen,  erbsen-
behörden; Militärbasis mit Start- und Landebahn. große Organe mit innerer Sekretion, hinten an der
Nazarner, Maler des Lukasbunds, gegr. 1809 von J. F. Schilddrüse gelegen; regeln Calcium- und Phosphat-
Overbeck und F. Pforr in Wien, seit 1810 in Rom, wo gehalt des Bluts.
sich P. Cornelius, W. v. Schadow, J. Schnorr v. Nebraska [nɪˈbræskə], Abk. Nebr., nordwestl.
Nebraska NEBN

Carolsfeld u. a. anschlossen. Die N. erstrebten eine Mittelstaat der USA, 200 358 km 2, 1,71 Mio. Ew.; Hptst.:
Erneuerung der Kunst auf religiöser Grundlage. Lincoln; größte Stadt: Omaha; fruchtbare Grassteppe;
Nzareth, arab. En-Nasra, Stadt in Israel, 39 400 Ew., Ackerbau, Viehzucht; Nahrungsmittelind.; Erdöl.
Wallfahrtsort; nach dem N. T. Wohnort Jesu und Nebukadnzar II., König von Babylonien (604–562
seiner Eltern. v. Chr.), schlug Aufstände in Juda nieder, zerstörte
N'Djamena [ndʒaˈmena], bis 1973 Fort-Lamy [fɔːrlaˈmi], 587 Jerusalem und führte die Juden in die Babylon.
Hptst. der Rep. Tschad, Afrika, 721 000 Ew.; Univ.; . Gefangenschaft.
Nendertaler, nach dem 1856 im Neandertal bei Nckar der, rechter Nebenfluss des Rheins, Bad.-
Düsseldorf gemachten Knochenfund benannte Men- Württ., entspringt im Schwarzwald, 367 km, mündet
schenform. Er ist ein ausgestorbener Verwandter des in Mannheim; ab Plochingen schiffbar; wichtigster
heutigen Menschen, der sich parallel, aber unab- Hafen ist Heilbronn.
hängig von diesem aus einem gemeinsamen afrika-
nischen Vorfahren entwickelte. Er lebte in weiten Necker [ˈnɛkər], Jacques, frz. Staatsmann und
Teilen der Alten Welt vor ca. 160 000 bis ca. 30 000 Bankier, * 1732, † 1804; 1777–81 und 1788–90
Jahren. Die Kultur des N. ist das Mittelpaläolithikum. Finanzmin., veranlasste 1789 die Einberufung der
Nepel, ital. Npoli, Hptst. der Prov. N. in Kampanien, Generalstände; seine Entlassung (1789) war einer der
Italien, am Golf von N., westl. vom Vesuv, 1,0 Mio. Ew.; Anlässe zum Sturm auf die Bastille; Vater der Mme.
histor. Zentrum mit zahlreichen v. a. frühchristl., got. de Staël.
und barocken Sakralbauten ist Weltkulturerbe, Castel
Nuovo (1279–84, Neuaufbau seit 1442), Palazzo Reale Der Bankier und die Revolution
(1600–02, Erneuerung im 19. Jh.); Univ. (gegr. 1224), Jacques Necker spielte eine bedeutende Rolle bei der
Hochschulen, Kunstschulen, Altertumssammlungen Französischen Revolution von 1789. Acht Jahre vor
(Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji). N. hat Erstürmung der Bastille hatte er als erster französi-
Kriegs- und Handelshafen, Schiffbau, Schwerind., Tex- scher Finanzminister überhaupt öffentlich Rechen-
tilwaren, chem., Nahrungsmittelind.; Kunstgewerbe. – schaft über die Staatsfinanzen Ludwigs XVI. abgelegt
N. war griech. Kolonie des Altertums (Neapolis = Neu- und damit eine breite Diskussion im Volk ausgelöst. Im
stadt). Es war bis 1860 Hptst. des Kgr. N., das Unterita- selben Jahr wurde er abgelöst. 1788 erneut berufen,
lien mit Sizilien umfasste. – Am N-Rand der Stadt das musste er Frankreich im Juli 1789 verlassen, nachdem
Schloss Capodimonte (18. Jh.; seit 1957 Nationalgalerie). ihn der König als Wegbereiter der Revolution
Neapolitnische Schule, Kreis von Komponisten ausgemacht hatte: Necker war maßgeblich an der
in Neapel im 17./18. Jh.; sie schufen die Buffo-Oper, Einberufung der Generalstände beteiligt gewesen,
führten Solo-Arie und Opernmelodik in die hatte die Stände gemeinsam beraten lassen und dem
Kirchenmusik ein. Vertreter: u. a. G. B. Pergolesi, Dritten Stand doppeltes Stimmrecht zugebilligt. Als es
F. Durante, N. Porpora. kurz nach seiner Entlassung zum Sturm auf die
Nebel,  in der Astronomie historisch bedingte Bez.
Nebel NEBN Bastille kam, beorderte ihn Ludwig XVI. abermals
für helle, nebelartige Gebilde am Himmel. Bei galakt. nach Paris zurück. Sein Einfluss auf die weitere
N. (z. B. Orion-N.), die aus relativ dichten Ansamm- Revolution war allerdings nur noch gering.
lungen von interstellarer Materie im Milchstraßen-
system bestehen, unterscheidet man leuchtende
Emissions-N., das Sternlicht reflektierende Nckermann, Josef, dt. Unternehmer, * 1912, † 1992;
Reflexions-N. und Dunkel-N. (→ Dunkelwolken); Gründer der N. Versand AG, war als Dressurreiter
planetar. N. sind Gasmassen, die einen heißen Stern Weltmeister und Olympiasieger; 1967–89 Vors. der
umlagern. Außergalakt. N. (wie Andromeda-N., Stiftung Dt. Sporthilfe.
Magellansche Wolken) sind außerhalb des Milch- Ngev, Ngeb, wüstenhafte Landschaft im S Israels,
straßensystems liegende Sternsysteme (Galaxien). wird kolonisiert; Bergbau, Leichtindustrie.
NAV
Négritude [negriˈtyd] die, von A. Césaire 1939 gepräg-
ter Begriff für die Rückbesinnung der Afrikaner und
Nmesis, griech. Göttin der Vergeltung, Wahrerin des
Nemesis NEMN

rechten Maßes. Der N.-Kult war auch bei den Römern


NEP
Afroamerikaner auf afrikan. Kulturtraditionen. verbreitet.
Nennwert, Nominlwert, der auf einer Münze oder
Negrospiritual [ˈniːgrəʊ ˈspɪrɪtjuəl], Gattung einem Wertpapier aufgeprägte oder aufgedruckte
religiöser Lieder der Afroamerikaner; sie entstand Wert; kann vom tatsächl. Wert (Stoff-, Kurswert)
seit dem 18. Jh. im S der USA und wurde um 1900 zu stark abweichen.
einer Hauptquelle des Jazz. Neodm das, Symbol Nd, chem. Element aus der Gruppe
der Lanthanoide; OZ 60, relative Atommasse 144,24, Fp
Sklavenmusik im Kirchenschiff 1016 °C, Sp 3067 °C. N.-Verbindungen werden zum
Entstanden sind sie ab dem 17. Jahrhundert auf den Färben von Glas und Email, N. enthaltende Gläser für
Plantagen der US-Südstaaten in der Sklaverei: Laser und als Sonnenschutz verwendet.
religiöse Lieder, die vom Leid der Sklaven und der Nofaschismus, polit. Bewegung nach dem Zweiten
Hoffnung auf Freiheit erzählten. Nach dem Zweiten Weltkrieg, getragen von Anhängern des → Faschis-
Weltkrieg wurde diese Musik auch in Deutschland mus; in Italien 1946–95 parteipolit. im Movimento
bekannt – und in vielen Kirchengemeinden Sociale Italiano (MSI) organisiert. Der an den
begeistert aufgenommen. Auf dem Evangelischen Nationalsozialismus anknüpfende Rechtsextremis-
Kirchentag 1957 wurde das Musical »Hallelujah mus in Dtl. wird Neonazismus genannt.
Billy« mit Jazz-Melodien aufgeführt, auf dem
katholischen Kirchentag 1958 erklangen erstmals Noliberalismus, Konzept für eine
Negrospirituals. Heute stehen in den Kirchenge- Wirtschaftsordnung, die durch die Steuerung aller
sangbüchern etliche umgetextete Spirituals, etwa: ökonom. Prozesse über den Markt, d. h. durch freien
»Komm, sag es allen weiter« – Original: »Go, Tell It und funktionsfähigen Wettbewerb, gekennzeichnet
on the Mountains«; »Hört, wen Jesus glücklich ist. Anknüpfend an die Forderungen des klass.
preist« – Original: »Michael, Row the Boat Ashore«; → Liberalismus lehnt der N. sowohl das Laissez-faire-
»Komm, wir teilen das Brot am Tisch des Herrn« – Prinzip als auch Staatsinterventionismus und jede
Original: »Let Us Break Bread«. Form von Planwirtschaft ab und billigt dem Staat
lediglich wirtschaftskonforme Eingriffe zu (z. B.
Rahmenbedingungen für freien Wettbewerb).
Ngus, Titel des Kaisers von Äthiopien.
nes der groß-
Da s G eld is t ei
Nehema, 445 bis 433 v. Chr. pers. Statthalter in Jerusa-
ei heit,
kzeu ge der Fr
lem, erneuerte das jüd. Gemeindeleben; nach ihm das
ar tigs ten Wer
er fu nden ha t.
Buch N. im A. T.
d ie der Mensch
Nher, Erwin, dt. Physiker, * 1944; erhielt 1991 mit
B. Sakmann für gemeinsam durchgeführte gust von Hayek
Fried rich Au
Forschungen über zelluläre Ionenkanäle den
Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Non das, Symbol Ne, chem. Element, OZ 10, relative
Nhru, Jawaharlal, gen. Pandit (»Gelehrter«), ind. Atommasse 20,179, D (bei 0 °C und Normaldruck)
Staatsmann, * 1889, † 1964; war Anhänger Gandhis, 0,8999 g/l, Fp −248,67 °C, Sp −246,048 °C, Edelgas; ist
mehrmals Präs. des Ind. Nationalkongresses in geringen Mengen in der Luft enthalten.
(Kongresspartei); achtmal in brit. Haft; seit 1947 ind. Nopositivismus, Neupositivismus, lgischer
Min.-Präs., zeitweilig auch Außenmin.; betrieb eine Empirsmus, Richtung naturwiss. orientierter
Politik der »blockfreien Staaten«. Wiss.-Theorie und -Philosophie im 20. Jh., vertreten
Nehrung,  langer, schmaler Landstreifen zw. Meer von M. Schlick, R. Carnap (Wiener Kreis), H. Reichen-
und Haff, meist mit Dünen. bach u. a.; sucht philosoph. Probleme v. a. mit Mitteln
Neigetechnik, Einrichtung in Schienenfahrzeugen, der formalen Logik und der Semiotik zu lösen.
mit der bei schnellerem Durchfahren von Kurven die Norealismus, ital. Neorealsmo, Neoversmo,
Fliehkraft in den Fahrgasträumen begrenzt wird; als Stilbegriff der ital. Literatur nach dem Zweiten
aktive N. (z. B. Pendolino®, Italien) oder passive N. Weltkrieg; knüpft an die Traditionen des → Verismus
(z. B. Talgo, Spanien). an (Konzentration auf die Ereignisse der 1940er
Nße die, poln. Nysa [ˈnisa], 1) Gltzer N., 182 km, Jahre wie Faschismus, Krieg, Widerstand; Verwen-
kommt vom Glatzer Schneeberg, mündet oberhalb dung von Umgangssprache und Dialekten);
Brzeg. – 2) Lsitzer oder Grlitzer N., 256 km, kommt Hauptvertreter: E. Vittorini, C. Pavese, C. Levi. Der
vom Isergebirge, mündet bei Guben; Teil der Begriff wurde vom gesellschaftskrit. ital. Film nach
»Oder-N.-Linie«. dem Zweiten Weltkrieg übernommen (R. Rossellini,
Nekrssow, Nikolai Alexejewitsch, russ. Dichter, * 1821, V. De Sica, L. Visconti, P. P. Pasolini). Das Konzept des
† 1878; polit.-soziale Gedichte und Erzählungen. N. wirkte auch in der port. Literatur (F. Namora).
Nelkenwurz, Gattung der Rosengewächse; Echte N., Npal, Rep. an der S-Seite des Himalaya, 147 181 km 2,
gelb, auf Waldwiesen; Gartenzierpflanze ist die 29,3 Mio. Ew., tibetobirman. und indoar. Völker,
Scharlachblütige Nelkenwurz. Sherpa, als Oberschicht hinduist. Gurkha. Staats-
Nelson [nelsn], Horatio Lord, brit. Admiral, * 1758, religion: Hinduismus. Hptst.: Kathmandu; Amtsspra-
† 1805; vernichtete 1798 die frz. Flotte bei Abukir, che: Nepali. Vorwiegend Hochgebirge (Himalaya mit
siegte 1805 über die frz.-span. Flotte bei Trafalgar, Mount Everest u. a. Achttausendern); Kernland ist das 617
wo er tödlich verwundet wurde. Hochtal von N.; Monsunklima. In den Tälern Anbau

Nepal N
N Neptun
618 von Reis, Getreide, in höheren Lagen Almwirtschaft; Nerval [nɛrˈval], Gérard de, eigtl. G. Labrunie [labryˈni],
Ind. im Aufbau. Ausfuhr: Fertigwaren, Getreide, frz. Dichter, * 1808, † 1855; Romantiker (Novellen,
Heilkräuter, Häute und Felle. Haupthandelspartner: Lyrik); Vorläufer des Surrealismus.
Indien; internat.  Kathmandu. Nerven Pl.,   bei Mensch und Tieren strangartige
Geschichte. Das Kgr. wurde 1769 von einem Gurkha- Gebilde zur Reizleitung, die aus N.-Fasern aufgebaut
Fürsten gegr., 1846–1951 Alleinherrschaft der Rana sind und sich bis zu feinsten Zweigen verästeln. Das
(adlige Fam.) mit erbl. Amt des Min.-Präs.; seit 1951 gesamte N.-Gewebe besteht aus N.-Zellen, N.-Fasern
konstitutionelle Monarchie, 1959 erste demokrat. Verf.,
1960 Aufhebung des parlamentar. Systems. 1990
erzwangen Unruhen eine Demokratisierung. Seit 1996
zunehmende Destabilisierung des Landes durch die
blutige Rebellion einer maoist. Untergrundbewegung
(bis 2006 etwa 13 000 Tote). König Birendra Bir Bikram
Shah Dev (ab 1972) und seine Familie wurden im Juni
2001 ermordet; ihm folgte sein Bruder Gyanendra Bir
Bikram Shah Dev, der 2006 durch das Parlament
weitgehend entmachtet wurde; 2007 Abschaffung der
Monarchie, Ausrufung der Republik; bei Neuwahlen
wurden die Maoisten stärkste Fraktion; 2009
innenpolit. Krise und Rücktritt des maoist. Premier-
min.; neuer Regierungschef wurde Madhav Kumar
Nepal. Er trat bereits 2010 wieder zurück.
Neptn, 1) röm. Gott des fließenden Wassers, dann wie
Neptun NEPN

der griech. Poseidon auch des Meeres. – 2) von der


Sonne aus der 8. Planet; wurde 1846 von J. G. Galle
entdeckt, nachdem die Bahn aus den Störungen der
Uranusbahn von U. Le Verrier berechnet worden war.
Der N. besitzt (mindestens) 13 Monde, von denen 6
beim Vorbeiflug von Voyager 2 1989 entdeckt wurden.
Neptnium das, Symbol Np, künstlich hergestelltes,
radioaktives Element, OZ 93, ein Transuran.

Nrnst, Walther Hermann, dt. Physiker, * 1864,


† 1941; Mitbegründer der physikal. Chemie; erhielt
1920 den Nobelpreis für Chemie.

Ein rasender Forscher


Er war Miterfinder des ersten elektronischen Pianos
der Welt, fuhr 1899 das erste private Automobil in
Göttingen und galt seinen Kollegen als wunderlich und
verschroben. Walther Hermann Nernst revolutionierte und einem Stützgewebe (Neuroglia). Die N.-Zellen
die Thermochemie. 1905 formulierte der leidenschaft- (Ganglien) haben einen unregelmäßig sternförmigen
liche Wissenschaftler den 3. Hauptsatz der Thermo- Zellkörper mit verästelten kurzen Fortsätzen
dynamik, nach dem der absolute Nullpunkt der (Dendriten) und einem längeren, unverästelten
Temperatur von minus 273,15 Grad Celsius nie erreicht Fortsatz (Neurit). – N.-Lähmung → Lähmung;
werden kann – ein Theorem, das von der Quanten- N.-Schmerz → Neuralgie.
physik bestätigt und von Max Planck weiterentwickelt Nervensystem,  Gesamtheit der reizleitenden und
wurde. Nernst erhielt 1920 für seine thermoche- reizverarbeitenden Organe. Man unterscheidet zw.
mischen Arbeiten den Nobelpreis für Chemie, war aber dem zerebrospinalen N. und dem vegetativen
zeit seines Lebens immer auch auf anderen Feldern (autonomen) N. – Zum zerebrospinalen N. gehören
aktiv: Er erfand unter anderem die Nernst-Lampe, Gehirn und Rückenmark (Zentral-N.) sowie die von
einen Vorläufer der Glühbirne, und forschte über die da aus nach allen Körperteilen (zur Peripherie)
Prozesse in den damals neu entwickelten Verbren- laufenden Kopf- und Rückenmarknerven (peripheres
nungsmotoren für Autos. N.). Es vermittelt die mit dem Bewusstsein
verbundenen Empfindungen und Bewegungen. –
Das vegetative N. regelt die zum Leben nötige
Nro, eigtl. Lucius Domtius Ahenobrbus, seit 50 Tätigkeit der inneren Organe unter Ausschluss des
n. Chr. durch Adoption N. Cldius Csar, röm. Bewusstseins und des Willens. Dabei wirken seine
Kaiser (54 bis 68 n. Chr.), * 37, † (Freitod) 68; verfolgte beiden Anteile, Sympathikus und Parasympathikus
nach dem Brand Roms (64) die Christen als (mit dem Vagus), funktionell entgegengesetzt. Das
Brandstifter, ließ Mutter, Gattin und viele Senatoren vegetative N. besteht aus Kernen im Zwischen-,
ermorden. Mittelhirn und Rückenmark sowie aus Nerven-
Nerda, Pablo, chilen. Lyriker, * 1904, † 1973; 1971 geflechten, in die Ganglien (Nervenzellhaufen)
Nobelpreis für Literatur. eingeschaltet sind. Den Hauptteil bildet der
NEP
Grenzstrang des Sympathikus, eine Kette von
Ganglien beiderseits der Wirbelsäule.
Teil des Bauchfells. – 7)  Verbindungsleitungen,
Vermittlungseinrichtungen und Endgeräte, die
NEU
Nerz, Pelztier, → Marder. zur Kommunikation von 2 räumlich getrennten
Nessel, 1) die, Brennnessel, Kräuter mit grünl. Teilnehmern notwendig sind (Fernmelde-N.).
Blütchen und hakenspitzigen Brennhaaren. – 2) der, Netzflügler, Insektenordnung mit netzartigen Flügeln
leinwandbindiges Baumwollgewebe. (Ameisenlöwe, Florfliege).
Nesselausschlag, Nesselsucht, Urtikria,  stark Neu|apostlische Kirche, religiöse Gemeinschaft,
juckende Quaddeln auf der Haut, bisweilen von Fieber hervorgegangen aus den → Katholisch-Apostolischen
(Nesselfieber) begleitet, oft Ausdruck allerg. Reaktion Gemeinden (1863); versteht sich als Fortsetzung der
Als »Audrey
nach Insektenstichen, Berühren von Brennnesseln, Urkirche.
nach bestimmten Speisen, Arzneimitteln. Nber, Friederike Caroline, gen. die Neuberin, dt. Hepburn mit
Nesseltiere, Hohltiere mit Nesselzellen (mit giftiger Schauspielerin, Theaterleiterin, * 1697, † 1760; großer Stimme«
Flüssigkeit) als Waffe. verbannte mit J. C. Gottsched die Hanswurstspäße feierte der New
Nest, Wohn- oder Brutstätte von Insekten, Fischen, von der dt. Bühne. Yorker »Obser-
Säugetieren und Vögeln. Bei den N.-Hockern bleiben Neubrndenburg, kreisfreie Stadt in Meckl.-Vorp., ver« Anna
die Jungtiere im N., die N.-Flüchter verlassen es sofort nordöstl. der Mecklenburg. Seenplatte, 68 000 Ew.; Netrebko 2002
nach dem Ausschlüpfen. vollständig erhaltener Mauerring (13. Jh.) mit 4 nach ihrem De-
Nstor, in der griech. Sage König von Pylos, der älteste Stadttoren; Fachhochschule; Maschinenbau, büt an der Met
der Griechen vor Troja und ihr Ratgeber;  weiser Lebensmittelind. – 1248 gegr., kam um 1300 an angesichts ihrer
Berater, Ältester. Mecklenburg.
meisterhaften
Nestoriner, Anhänger der Lehre des Nestrius, Neu-Delhi → Delhi.
Synthese aus
Patriarch von Konstantinopel († 451), dass die göttl. Neue Grippe → Schweinegrippe.
und menschl. Natur in Christus getrennt seien und Neue Hebrden, Inselgruppe im Pazifik, → Vanuatu. Sängerin und
Maria nur Mutter des Menschen Jesus (431 verurteilt Neue Medi|en, auf neuen Technologien beruhende Schauspielerin.
durch das Konzil von Ephesos); 486 Annahme des Verfahren der Informationsverarbeitung und Ebenso meister-
Nestorianismus durch die Kirche Persiens und in der -verbreitung. Grundlegend sind Digitalisierung und haft versteht es
Folge Herausbildung einer ostsyr. (»nestorian.«) Kirche Miniaturisierung, die die Nutzung leitungsunabhän- »La Netrebko«
mit Missionstätigkeit bis nach Indien, Zentralasien giger Telekommunikationstechniken (Satelliten- seither, sich und
und China, heutige Selbstbez. »Hl. Apostol. und Kath. fernsehen, Mobilfunk) und neuer Übertragungsnetze ihre Kunst als
Kirche des Ostens« (auch assyr. Kirche gen.). erlauben (→ Telekommunikation); breitbandige eine Art Ge-
Nstroy, Johann Nepomuk, österr. Bühnendichter, Kabelnetze ermöglichen Kabel- und interaktives samtkunstwerk
* 1801, † 1862; erfolgreichster, bis heute viel gespielter Fernsehen. zu vermarkten,
Vertreter der Wiener Volkskomödie: »Der böse Geist Nenburg, frz. Neuchâtel [nøʃaˈtɛl], 1) Kt. der westl.
und sorgt bei
Lumpazivagabundus ...« (1835), »Einen Jux will er Schweiz, 803 km 2, 168 400 Ew.; frz. Sprachgebiet.
Auftritten für
sich machen« (1844). Gebirgig (Jura); im O der Neuenburger See (218 km 2).
Netanjhu, Benjamin, israel. Politiker (Likud), * 1949; Viehzucht, Weinbau, Uhren- u. a. Ind. – N., seit 1648 Medienrummel
Wirtschaftswissenschaftler; 1993–99 und seit 2005 Fürstentum, unterstand 1707–1806 und 1814–57 dem und Massenhys-
Vorsitzender des Likud; 1996–99 Min.-Präs., 2002–03 preuß. König; seit 1814 schweizer. Kt. – 2) Hptst. von terie wie sonst
Außenmin., 2003–05 Finanzmin.; seit 2009 erneut 1), 31 600 Ew.; am Neuenburger See; Univ.; Schloss. nur Popstars.
Min.-Präs. Neungland, engl. New England [njuː ˈɪŋlənd], der NO
der USA mit den 6 N.-Staaten: Maine, New Hamp-
Netrebko, Anna Jurjewna, russische Sängerin shire, Vermont, Massachusetts, Rhode Island,
(Sopran), * 1971, debütierte 1995, große Erfolge u. a. Connecticut; im 17. Jh. von Puritanern besiedelt.
bei den Salzburger Festspielen als Violetta Valery in Neuer Realsmus, Nouveau Réalisme [nuˈvoː
G. Verdis »La Traviata«; überzeugt ihr Publikum mit reaˈlizmə],  Strömungen der zeitgenöss. Kunst seit
ihrem schlanken, dunkel timbrierten Sopran und etwa 1960. Auf den Ideen des Dadaismus basierende
ihrer eleganten Bühnenerscheinung. Objekt- und Aktionskunst. Vertreter: J. Tinguely, Niki
ntto, Abk. n, rein, nach Abzug bestimmter Größen; de Saint Phalle, Y. Klein u. a.
Ggs.: brutto. N.-Ertrag, Reingewinn. N.-Gewicht, Neue Sachlichkeit,  in den 1920er Jahren in Dtl.
Neue Sachlichkeit NEUN

Gewicht einer Ware ohne Verpackung. N.-Inlandspro- aufgekommene Richtung der Malerei, die die Wirklich-
dukt → Bruttoinlandsprodukt. N.-Lohn, Lohn nach keit realistisch erfasste und sie in festen, oft starren
Abzug von Steuern und Sozialabgaben. N.-Preis, Preis Formen überbetont scharf darstellte. A. Kanoldt,
nach Skonto und/oder Rabattabzug. G. Schrimpf, C. Schad u. a. schufen ruhig-verhaltene
Netz, 1) Maschenwerk, Verbundsystem, Liniensys- Bilder, während z. B. O. Dix und G. Grosz in fast über-
tem. – 2)  N.-Werk, Zusammenstellung elektr. pointierten Gemälden sozial engagierte Gesellschafts-
Bauteile (z. B. Widerstände, Dioden, Transistoren), kritik übten. – In der Lit. wendete sich die N. S. vom
um abhängige Variable (z. B. Spannung, Druck) in Gefühlsüberschwang des Expressionismus ab.
vorgeschriebener Weise umzuformen. – 3)  Neues Bauen, programmat. Begriff für die
Linienwerte zum Bestimmen eines Punkts, z. B. avantgardist. Architektur des Funktionalismus nach
Gradnetz der Erde. – 4)  N.-Werk, engl. Network dem Ersten Weltkrieg.
[ˈnɛtwəːk], Datenkommunikationssystem, das den Neues Testamnt → Bibel.
Datenaustausch zw. mehreren unabhängigen Neue Wilde, Junge Wilde,  Bezeichnung v. a. für die
Neue Wilde NEUN

Geräten ermöglicht, z. B. Rechnernetz. – 5)  in eine dt. Maler, die seit Ende der 1970er Jahre mit einer 619
Ebene abgewickelte Oberfläche eines Körpers. – 6)  Malerei auftraten, die insbes. durch aggressive

Neue Wilde N
N Neufundland
620 Farbigkeit und eine teilweise Rückkehr zur Nmeier, John, amerikanischer Choreograph,
Neumeier NEUN

Gegenständlichkeit gekennzeichnet ist; vergleichbar * 1942. Nach seiner Zeit als Tänzer beim Stuttgarter
Pattern-Painting in den USA, in Italien: Arte Cifra. Ballett ab 1963, wo er auch erste Choreographien schuf,
Neufndland, engl. Newfoundland [ˈnjuːfəndlənd], und einer Station als Ballettdirektor ab 1969 in
Insel vor der O-Küste Kanadas, 108 860 km 2, Teil der Frankfurt am Main wechselte Neumeier 1973 als
kanad. Prov. → Newfoundland. Ballettdirektor und Chefchoreograph an die
Neugotik, Nogotik,  künstler. Stilrichtung im Hamburgische Staatsoper, wo er seit 1996 auch
18./19. Jh., die Formen der Gotik wieder aufnahm. Ballettintendant ist. Unter seiner Leitung avancierte
neugriechische Literatr, Lit. in neugriech. das Hamburger Ballett zu einer der führenden
Sprache; Kunstdichtung im Wesentlichen auf Kreta internationalen Compagnien. Neben Choreographien
(bis ins 17. Jh.); im 18. Jh. erste größere Werke, zu klassischen Ballettmusiken von I. Strawinsky,
sprachl. meist antikisierend; eigentl. Ausprägung M. Ravel oder P. Tschaikowsky brachte Neumeier
erst seit der Konstituierung des griech. Staates im auch Stoffe der Weltliteratur auf die Ballettbühne
19. Jh., eine nat. Erneuerung erstrebten K. Palamas, (Artus-Sage, Hamlet u. a.). In einer Verbindung von
A. Papadiamantis u. a.; Anschluss an die (west)europ. klassischen Ballett-Elementen mit zeitgenössischen
Lit. v. a. durch N. Kazantzakis. Tanzformen schuf Neumeier eine moderne Tanzspra-
neugriechische Sprache, Sprache der Griechen che, die vor allem auf die Darstellung von Innerlichkeit
seit etwa dem 15. Jahrhundert. abzielt. Damit seine richtungweisenden Ballette die
Neuguinea [-giˈneːa], Insel nördlich von Australien, Zeiten überdauern, werden sie in der Benesh-Tanz-
771 900 km 2, rd. 6,7 Mio. Ew. Südlich des Zentralgebir- schrift notiert, bei der die Tanzbewegungen in einem
ges (bis 5030 m) liegt eine weite, z. T. sumpfige Ebene. System von Notenlinien und Taktstrichen aufgezeich-
Flüsse: Fly River, Sepik u. a. Klima tropisch-feucht; net werden.
Regenwald. Bewohner: Papua, im O auch Melanesier,
M ensc hen so
Nich ts is t dem
daneben Pygmäen; im W indones. Einfluss.
Pflanzungswirtschaft;  auf Gold, Erdöl. – Polit.
w ie der Ta nz.
Gliederung: 1) im W gehört Papua zu Indonesien. 2) un en tbehrlic h Molière
Ost-N. bildet den Hauptteil von → Papua-Neuguinea.
Neuhochdeutsch, Abk. nhd., seit 1500 Zeitabschnitt
der → deutschen Sprache. Neun|augen, Bricken, zu den Rundmäulern
Neuhumansmus, Erneuerung der humanist. gehörende fischähnl. Wirbeltiere. An jeder
Bewegung seit etwa 1750. Das neue Bild des Körperseite befinden sich 9 Öffnungen (7 Kiemen-
Griechentums und die Idee der Humanität wurden spalten, 1 Auge, 1 Nasenloch). Fluss-N. bis 50 cm,
zum Leitmotiv des dt. klass. Zeitalters. Die Idee der Meerbricke (Lamprete) bis 1 m lang.
Humanität wurde u. a. von Herder, Schiller, Goethe Neuplatonsmus, letzte große Systembildung der
und W. v. Humboldt betont. Bes. Bedeutung gewann griech. Philosophie, um 200 n. Chr. geschaffen: Die
der N. im 19. Jh. als Grundlage des Bildungswesens. Welt ist ein geistiges Stufenreich. Höchster Begriff ist
Neuilly-sur-Seine [nœˈjisyrˈsɛn], westlicher Vorort das Ur-Eine (Gott), aus dem nicht durch Schöpfung,
von Paris, 62 000 Ew.; feinmechan., chem. Ind., sondern durch Ausstrahlung (Emanation) alle Seins-
Maschinenbau. – Im Frieden von Neuilly (1919) zw. formen hervorgehen. Bedeutendster Vertreter: Plotin.
Bulgarien und den Ententemächten verlor Bulgarien Neuralg die,  Nervenschmerz, oft quälend
die südl. Dobrudscha an Rumänien, das thrak. empfundener Schmerz ohne (oder mit geringem)
Küstengebiet an Griechenland. objektiven Krankheitsbefund.
Neukaledni|en, frz. Überseegebiet im südwestl. Nrath, Konstantin Freiherr v., dt. Diplomat, * 1873,
Pazifik, umfasst die gebirgige Insel N. und Neben- † 1956; 1932–38 Außenmin.; 1939–43 Reichsprotektor
inseln, zusammen 18 575 km 2 mit 232 000 Ew. in Böhmen und Mähren; 1946 zu 15 Jahren Gefängnis
(Melanesier, Weiße u. a.); Hptst.: Nouméa. Viehzucht, verurteilt, 1954 aus Spandau entlassen.
Bergbau. Ausfuhr: Nickel, Chrom, Eisen; Kaffee,
Kopra. – Im 19. Jh. frz. Strafkolonie. 1987 Volksent- Neurochirurg, Fachgebiet der Medizin,
scheid für Verbleib bei Frankreich. das sich mit den Verletzungen und operativ
Neukantiansmus, philosoph. Bewegung seit 1860, behandelbaren Erkrankungen und Fehlbildungen
die bes. in der Marburger Schule (H. Cohen, des Gehirns und Schädels, des Rückenmarks und der
P. Natorp) eine Neubelebung und Weiterbildung des Wirbelsäule sowie des peripheren und vegetativen
Kritizismus von Kant erstrebte. Nervensystems befasst.
Nmann, 1) Johann Balthasar, dt. Baumeister, * 1687,
† 1753; Meister des Barocks: u. a. fürstbischöfl. Ein schwarzes Kapitel
Residenz in Würzburg, Wallfahrtskirche Vierzehn- In den 1930er-Jahren entwickelte der portugiesische
heiligen. – 2) John v., amerikan. Mathematiker ungar. Neurologe António Egas Moniz mit der Lobotomie ein
Abstammung, * 1903, † 1957; entwickelte u. a. eine psychochirurgisches Operationsverfahren, bei dem
Rechnerstruktur, die zur allg. Grundlage der Nervenfasern im vorderen Hirnbereich mit einem
Computertechnik wurde. durch die Schädeldecke eingeführten Instrument
Nmark, der östlich der Oder liegende histor. Teil der irreparabel zerstört wurden. Ziel dieser in zahlreichen
Mark Brandenburg, Hptst.: Kostrzyn. – Um 1260 vom Staaten selbst von Psychiatern ambulant durchgeführ-
Markgrafen von Brandenburg erworben, 1402–55 ten Eingriffe war es, Psychosen und Depressionen zu
dem Dt. Orden verpfändet; fiel 1945 an Polen. beseitigen – zumeist allerdings mit fatalen Folgen:
NEU
Viele Patienten entwickelten schwere emotionale
Störungen, nahmen nur noch abgestumpft und
Neusland, engl. New Zealand [njuː
ˈziːlənd], Staat des Commonwealth of Nations, im
NEU
desorientiert am Leben teil. Die anfangs gefeierte Pazifik südöstl. Australiens, umfasst die Nord- und
Therapie – Moniz erhielt dafür 1949 den Medizin- die Südinsel sowie benachbarte kleinere Inseln,
Nobelpreis – geriet insbesondere durch die exzessiven 270 467 km 2, 4,3 Mio. Ew.; Hptst.: Wellington;
Versuche des US-Psychiaters Walter Freeman massiv Amtssprachen: Englisch, Maori.
in die Kritik. In den 1960er-Jahren wurde die Geschichte. N. wurde 1642 von A. Tasman entdeckt,
Lobotomie durch die Behandlung mit Psycho- 1840 brit. Kolonie, 1845–47 und 1860–72 Kriege mit
pharmaka abgelöst. den Maori. 1907 Dominion. Premiermin. seit 2008:
John Key.
Nsiedler See, See im Burgenland, etwa 320 km 2,
Neurolog die, Fachgebiet der Medizin, das sich mit
Neurologie NEUN bis 2 m tief; der N-Teil gehört zu Österreich, der S zu
den organ. Erkrankungen des zentralen und Ungarn. Die Kulturlandschaft N. S. gehört zum
peripheren Nervensystems sowie den innervations- Weltkulturerbe.
bedingten Krankheiten der Skelettmuskulatur befasst. Nss, Krst. in NRW, linksrhein., 151 400 Ew.;
Neu|romanik, eine der verbreitetsten Formen des Quirinsmünster (13. Jh.); Hafen; chem., Maschinen-
Historismus, v. a. im dt. Kirchenbau, ferner im bau-, Eisenind., Aluminiumhütte.
Militär- und Schlossbau des 19. Jh. Neutralitt die, Völkerrecht: Nichtteilnahme eines
Neutralitt NEUN

Neu|romantik, Strömung in der dt.-sprachigen


Neu|romantik NEUN Staats an einem Krieg zw. anderen Staaten; teilweise
Literatur um 1905, stand im Ggs. zum Naturalismus, geregelt im Haager Abkommen (1907). Zu dauernder
empfing Anregungen vom frz. Symbolismus. Vertreter: N., die auch die Außenpolitik in Friedenszeiten
S. George, R. M. Rilke, H. v. Hofmannsthal, R. Huch. bindet, haben sich die Schweiz und der Vatikanstaat
Nron das,  Nervenzelle mit ihren Fortsätzen. verpflichtet. Doch spricht man auch von N., wenn ein
neuronle Netze, künstliche n. N.,  Rechnerarchi- neuronale NetzeNEUN Staat sich allg. von internat. Konflikten oder
tekturen, deren Struktur und Funktion sich an den Bündnissen fernhält, ohne formell neutralisiert zu
Nervenzellen des Gehirns (Neuronen) orientiert. Ziel sein (z. B. Schweden).
ist die Simulation der parallelen Informationsver- Neutrno das,  stabiles, ungeladenes Elementar-
NeutrinoNEUN

arbeitung im Gehirn; Anwendung im Bereich der teilchen aus der Gruppe der Leptonen, experimentell
Mustererkennung, Steuerung, Lernfähigkeit, erstmals 1956 direkt nachgewiesen. N. kommen in
Sprachanalyse. 3 Arten als Elektron-, Myon- und Tau-N. und deren
Neurse die,  Bez. für eine Vielzahl von psych. Antiteilchen vor. 1998 erbrachten amerikan. und jap.
Störungen ohne organ. Grundlage und ohne Störung Forscher erstmals den Hinweis auf N.-Oszillationen.
der Realitätskontrolle; vielfach als Ausdruck eines Diese sind nur möglich, wenn N. eine Masse besitzen.
ungelösten, unbewussten seelischen Konflikts Massebehaftete N. können einen Anteil zur dunklen
gedeutet. Kann zu psych. Symptomen oder zusätzlich Materie liefern und somit die Expansion des Weltalls
körperl. Beschwerden (→ Psychosomatik) führen. entscheidend beeinflussen.
Neuruppn, Krst. in Bbg., am Ruppiner See, 33 000 Ew.; Ntron das,  elektrisch ungeladenes Elementar-
eutron NEUN

Kunststoff-, Metallindustrie, Solartechnik. teilchen, neben dem Proton Baustein der Atomker-
Neuschwnstein, für Ludwig II. von Bayern 1868–86 ne. Das N. hat eine Masse von 1,67493 · 10 −24 g (etwa
erbautes neuroman. Schloss bei Füssen (Allgäu). 1837 Elektronenmassen); bes. geeignet zur

Pflanzen und Tiere konnten


sich in Neuseeland jahr-
tausendelang unabhängig
von äußeren Einflüssen ent-
wickeln. So kommt es, dass
hier 85 % der Pflanzen ende-
misch sind, das heißt nur
hier vorkommen. Eine Be-
sonderheit der neuseelän-
dischen Flora sind die über
170 verschiedenen Farn-
arten. Der Silberfarn hat es
sogar zur Nationalpflanze
gebracht. Sein Stamm er-
reicht eine Höhe von 10 m,
und seine Blätter werden
3 m lang und 1 m breit. Die
Farnwedel dieser Pflanze
finden sich im Wappen
Neuseelands.

Neutron N
N Neuzeit
622 Auslösung von Kernreaktionen. Freie N. sind nicht
beständig, sondern zerfallen in Protonen und
Elektronen. N. entstehen v. a. bei der Kernspaltung in
Kernreaktoren.
Neuzeit, die Zeit nach dem MA, von etwa 1500 n. Chr.
Neuzeit NEUN

bis zur Frz. Revolution 1789 frühe N., dann jüngere


Neuzeit.
Nevada [neˈvɑːdə], Abk. Nev., Kordillerenstaat der USA,
286 351 km 2, 2,24 Mio. Ew.; Hptst.: Carson City;
größte Stadt: Las Vegas. Wüstenhaft; Ackerbau bei
künstl. Bewässerung;  auf Kupfer, Gold.
Nevers [nəˈvɛːr], Stadt in Mittelfrankreich, 43 800 Ew.;
Kathedrale (13. bis 15. Jh.); Weinhandel, Fayence-,
Maschinenbau-, chem. Industrie.
Nwa die, Abfluss des Ladogasees, Russland, 74 km; New Mexico [ˈnjuː ˈmeksɪkəʊ], Abk. N. Mex., Kordil-
mündet in Sankt Petersburg in den Finn. Meerbusen. lerenstaat der USA, 314 915 km 2, 1,7 Mio. Ew.; Hptst.:
Newark [ˈnjuːək], Ind.-Stadt in New Jersey, USA, Santa Fe. Anbau mit künstl. Bewässerung: Baumwol-
275 200 Ew., mit Vororten 1,9 Mio. Ew.; Hafen. le, Getreide u. a.; Viehzucht.  auf Uran, Erdöl, Erd-
New Brunswick [njuː ˈbrʌnzwɪk], dt. gas, Kalisalze. Kernforschungszentrum Los Alamos.
Neubrnschweig, Prov. in Kanada, 72 908 km 2, New Orleans [ˈnjuː ˈɔːlɪənz], Stadt in Louisiana, USA,
751 000 Ew.; Hptst.: Fredericton; Wald-, Fischreich- Hafen im Mississippidelta, 469 000 Ew., als
tum; Viehzucht; Bergbau. Metropolitan Area 1,32 Mio. Ew.; Univ.; Stapelort von
Newcastle [ˈnjuːkɑːsl], 1) N. upon Tyne [-əˈpɔn ˈtaɪn], Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Holz, Erdöl, Schwefel;
Hafenstadt an der O-Küste Englands, 190 000 Ew.; Endpunkt der Schiff fahrt auf dem Mississippi;
Univ.; got. Kathedrale; chem., Stahl-, Eisen-, Glasind., Verkehrsknotenpunkt, internat. ; Ausgangspunkt
Schiff bau; . – 2) N., Hafenstadt in Australien, einer Stilform des Jazz; Aug. 2005 schwere
502 000 Ew.; Ausfuhr (Kohle); Metall-, chem. Ind.; Überschwemmung und Zerstörungen nach
Schiff bau. Hurrikan. – N. O., 1718 von Franzosen gegründet,
New Deal [ˈnjuː ˈdiːl] der, Bez. für die staatsinterven- kam 1848 an die USA.
tionist. Reformpolitik F. D. Roosevelts (1933 bis Newport [ˈnjuːpɔːt], Hafenstadt in Wales, am
1938/39) zur Bekämpfung der Folgen der Weltwirt- Bristolkanal, 140 000 Ew.; Verwaltungsbehörden,
schaftskrise in den USA. Handelszentrum.
New Economy [njuː ɪˈkɔnəmɪ] die, Neue Ökonom, New South Wales [njuː saʊθ ˈweɪlz], dt. Nsüdwales,
durch Erzeugung, Verarbeitung und Verbreitung von Bundesstaat von Australien, im SO gelegen,
Information geprägte Wirtschaft, in der das Internet 800 640 km 2, 6,73 Mio. Ew.; Hptst.: Sydney.
zentrales Transportmittel ist. Im Ggs. zur klass. Newton [ˈnjuːtn; nach I. Newton] das, Zeichen N,
Ökonomie (Old Economy), in der insbesondere SI-Einheit der Kraft: 1 N = 1 kg · m · s−2 = 1 J/m.
materielle Ind.-Güter produziert werden, sind die
Güter der N. E. v. a. immaterieller Natur. Newton [ˈnjuːtn], Sir (seit 1705) Isaac, brit.
NewtonNEWN

Newfoundland [ˈnjuːfəndlənd], dt. Neufndland, Prov. Physiker, Mathematiker, * 1643, † 1727; Begründer der
Kanadas, besteht aus der Insel N. und der O-Küste klass. theoret. Physik. N. fand die 3 Bewegungsgeset-
Labradors; 405 212 km 2, 520 000 Ew.; Hptst.: Saint ze der klass. Mechanik (Newton’sche Axiome) und
John's. N. hat Fischerei, viel Wald (Cellulose-, erklärte mit dem von ihm gefundenen Gravitations-
Papierind.),  auf Eisenerz, Zink, Kupfer u. a. – 1497 gesetz die Planeten- und Mondbewegungen sowie die
entdeckt, war seit 1713 brit., erhielt 1855 Selbstver- Gezeiten; er entwickelte die Anfänge der Infi nitesi-
waltung; 1948 kanad. Provinz. malrechnung und wies die spektrale Zusammenset-
New Hampshire [ˈnjuː ˈhæmpʃɪə], Abk. N. H., einer der zung des weißen Lichts nach.
Neuenglandstaaten der USA, 24 041 km 2, 1,3 Mio. Ew.;
Hptst.: Concord; größte Stadt: Manchester. Schuh-, Goethe contra Newton
Textil- u. a. Industrie. Johann Wolfgang von Goethe arbeitete sich an
New Haven [ˈnjuː ˈheɪvn], Stadt in Connecticut, USA, Newtons Farbentheorie ein halbes Leben lang ab. Der
124 500 Ew.; Yale Univ.; Industrie. Weimarer Dichter bestritt und bekämpfte die
New Jersey [ˈnjuː ˈdʒəːzɪ], Abk. N. J., einer der atlant. Erkenntnis Newtons, wonach weißes Licht aus den
Staaten der USA, 22 590 km 2, 8,7 Mio. Ew. (9 % Farben des Regenbogens zusammengesetzt ist. Als
Schwarze); Hptst.: Trenton; größte Stadt Newark. Gegenentwurf präsentierte Goethe 100 Jahre später,
Getreide-, Obstanbau, Milchwirtschaft; Industrie. im Mai 1810, sein Mammutwerk »Die Farbenlehre«,
Newman [ˈnjuːmən], 1) John Henry, brit. Theologe, das er für seine bedeutendste Leistung hielt. Goethe
Kardinal (1879), * 1801, † 1890; urspr. anglikan. war überzeugt, dass Mensch und Welt durch das Auge
Geistlicher, wurde 1845 kath.; Wegbereiter der untrennbar miteinander verbunden seien und Farben
modernen kath. Theologie und des ökumen. aus dem Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit
Denkens. – 2) Paul, amerikan. Filmschauspieler, entstünden. Newtons Experimente zur Zerlegung des
* 1924, † 2008; »Die Katze auf dem heißen Blechdach« Sonnenlichts bezeichnete Goethe als »Taschenspieler-
(1958), »Der Clou« (1973), »Die Farbe des Geldes« Trick«. Dies war sein größter Irrtum.
(1986), »Message in a Bottle« (1999).
NEU
1626 durch Ankauf der Insel Manhattan erweitert;
1664 wurde es englisch und in N. Y. umbenannt.
NIC
In der Nacht auf
Niagara [naɪˈægərə], Strom in Nordamerika, den 29. März
Abfluss des Eriesees zum Ontariosee, auf der Grenze 1848 wurden
zw. Kanada und den USA; 55 km lang, bildet die die Anwohner
N.-Fälle: Amerikan. Fälle im O (350 m breit, 51 m hoch), der Niagarafälle
Kanad. oder Hufeisenfälle im W (790 m breit, 49 m
von einer plötz-
hoch); Kraftwerke.
lich einsetzen-
Niamey [njaˈmɛ], Hptst., Wirtschafts- und Verkehrs-
zentrum der Rep. Niger, 398 300 Ew.; Univ.; Textil-, den Stille aus
Kunststoff-, Holzind.; Hafen und internat. . dem Schlaf ge-
Nbelungen, dt. Sage: Zwergengeschlecht, dessen rissen. Riesige
Schätze (N.-Hort) der Zwerg Alberich hütete. Als Eisschollen hat-
Newton’sche Axime [ˈnjuːtn-, nach I. Newton], Siegfried ihn überwunden hatte, ging der Name auf ten den Austritt
Grundgesetze der klass. Mechanik: 1. Trägheitsgesetz: ihn und seine Mannen, später auf die Burgunden über. des Niagara-
Jeder Körper verharrt in Ruhe oder der gleichförmig Nbelungenlied, mhd. Heldenepos, entstanden um Flusses aus
geradlinigen Bewegung, solange ihn nicht äußere 1200 im Donaugebiet. In 39 »aventiuren« ist der Stoff dem Eriesee
Kräfte zwingen, seinen Zustand zu ändern. 2. dynam. urspr. getrennter Sagenkreise, dem des Brünhilde- blockiert und
Grundgesetz: Die Bewegungsänderung (Beschleuni- lieds und dem der älteren Nibelungennot, zu einem
dadurch die
gung a) eines Körpers der Masse m ist der einwirken- Epos geformt. Die 3 wichtigsten Handschriften
Niagarafälle tro-
den Kraft F proportional und ihr gleichgerichtet: entstanden im 13. Jahrhundert.
F = m · a. 3. Reaktionsprinzip: Die von 2 Körpern Nica, lat. Nica, Niza, antike Stadt (heute İznik) in ckengelegt. Ein
aufeinander ausgeübten Kräfte sind gleich groß und NW-Anatolien; Residenz bithyn. Könige und röm. zweites Mal ver-
entgegengerichtet (actio = reactio). Statthalter; Tagungsort des 1. und des 7. ökumen. stummten die
New York [njuː ˈjɔːk], 1) Abk. N. Y., Bundesstaat im
New YorkNEWN Konzils (325 und 787). »donnernden
NO der USA, reicht vom Erie- und Ontariosee bis zur Nicargua, Rep. in Zentralamerika, 120 340 km 2, Wasser« im Juni
Atlantikküste, 140 059 km 2, 19,3 Mio. Ew.; Hptst.: 5,7 Mio. Ew. (Mestizen, daneben Indianer, Schwarze, 1969, als die
Albany; größte Stadt: New York. Bedeutendster Weiße u. a.; meist kath.); Hptst.: Managua; US-Amerikaner
Ind.- und Handelsstaat der USA; Landwirtschaft Amtssprache: Spanisch. – Parallel zur pazif. die Wasserfälle
(Obstanbau, Viehzucht); Bodenschätze. – N. Y. wurde Küstenzone (Hauptanbaugebiet) verläuft die für geologische
seit 1614 von den Niederländern besiedelt und bildete N.-Senke mit Vulkanen, dem Managua- und N.-See; Untersuchungen
mit New Jersey die Kolonie Neu-Niederland; 1664 von im Innern Bergland (bis 2438 m), im O breites
trockenlegten.
den Engländern erobert. – 2) N. Y. City [- ˈsɪtɪ], größte Tiefland (Urwald). Anbau: Mais, Reis, Hirse,
Stadt der USA, in 1), 800,2 km 2, 8,1 Mio. Ew., Metro- Knollenfrüchte; für die Ausfuhr: Kaffee, Zuckerrohr;
politan Statistical Area (2005 neu defi niert) 18,75 Mio. Viehzucht, Forstwirtschaft, Fischerei.  auf Kupfer,
Ew. N. Y. liegt an der Mündung des Hudson River in Gold. Nahrungsmittel-, Textil- u. a. Ind. : Corinto, El
den Atlantik, beiderseits des East River auf mehreren Bluff u. a.; internat. : Managua.
Inseln und dem Festland. 5 Stadtteile: Manhattan Geschichte. Das Land wurde 1502 von Kolumbus
mit der Wall Street (Finanzdistrikt mit Börsen und entdeckt, 1522–24 von den Spaniern erobert und ab
Banken) und der typ. Skyline sowie Bronx, Brooklyn, 1528 in die span. Verw. eingegliedert, war 1823–38
Queens und Staten Island (früher Richmond). Der Mitgl. der Zentralamerikan. Föderation und wurde
ältere südl. Teil, die Hauptgeschäftsgegend, ist un- 1839 selbstständige Rep.; seitdem zahlreiche
regelmäßig, die übrige Stadt rechtwinklig gebaut, mit Konfl ikte zw. Konservativen und Liberalen, zw.
vielen Hochhäusern (Empire State Building, Waldorf- Spaniern und Misquito-Indianern sowie mit den
Astoria, Rockefeller Center u. a.). Der markanteste Nachbarrep.; 1912–33 Intervention der USA in den
Gebäudekomplex, das durch seine 415 m und 417 m Bürgerkrieg. Die 1937–79 diktatorisch herrschende
hohen Zwillingstürme geprägte World Trade Center Familie Somoza wurde 1979 von der Sandinist. Nat.
(WTC; 1973 eingeweiht), wurde am 11. 9. 2001 bei Befreiungsfront (FSLN) gestürzt. Die danach von der
einem verheerenden Terroranschlag islamist. Extre- FSLN beherrschte Reg. wurde von nationalist.-kon-
misten zerstört (rd. 2800 Tote); der Wiederaufbau servativen Oppositionellen (»Contras«) mit
mit Büro- und Geschäftshäusern am »Ground Zero«, Unterstützung der USA bekämpft. Ab 1988
dem zertrümmerten WTC-Areal, ist geplant. Haupt- Verhandlungen zum Demokratisierungsprozess, seit
geschäftsstraße: Broadway; am N-Ende der 5. (Fifth) 1990 demokrat. gewählte Regierungen; Staatspräs.
Avenue der Central Park. N. Y. besitzt mehrere ist seit 2007 D. Ortega Saavedra.
Hochschulen, Büchereien, Museen, viele Theater. Nicholson [ˈnɪkəlsn], Jack, amerikan. Filmschauspieler,
Über Hudson und East River führen große Brücken, * 1937; »Easy Rider« (1969), »Chinatown« (1974),
darunter hindurch Tunnel. An der Hafeneinfahrt »Einer flog über das Kuckucksnest« (1976), »Zeit der
steht auf einer Insel die Freiheitsstatue (Weltkultur- Zärtlichkeit« (1983), »About Schmidt« (2002),
erbe). N. Y. ist einer der weltweit bedeutendsten Fi- »Departed – Unter Feinden« (2006).
nanzmärkte und ein wichtiges Ind.-Zentrum der USA. nichteheliche Kinder, früher v. a. Bez. für Kinder
Großflughäfen: La Guardia, Newark und J. F. Kennedy einer unverheirateten Frau. 1998 wurden die rechtl.
International Airport. – Die Stadt entstand 1625 Unterschiede zw. ehel. und n. K. beseitigt: gemein- 623
als niederländ. Niederlassung (Neu-Amsterdam); same → elterliche Sorge möglich; Sonderregelungen

nichteheliche Kinder N
N Nichteisenmetalle
624 im Erbrecht (Erbersatzanspruch) abgeschafft; Niebel, Dirk, Politiker (FDP), * 1963; Arbeitsvermittler;
Unterhaltsrecht für Kinder geschiedener Eltern und 2005–09 Generalsekretär der FDP; seit 2009
n. K. vereinheitlicht. (→ Namensrecht) Bundesmin. für wirtschaftl. Zusammenarbeit und
Nicht|eisenmetalle, NE-Metalle, technisch genutzte Entwicklung.
Metalle und Legierungen außer Eisen (Stahl);
unterteilt in → Schwermetalle und → Leichtmetalle. niederdeutsche Sprache,
nichteukldische Geometr,  Geometrie, bei der Plattdeutsch, Bez. für die dt. Mundarten, die von der
es zu jeder Geraden durch einen Punkt außerhalb von hochdt. Lautverschiebung nicht betroffen worden
ihr nicht genau eine Parallele gibt (wie im Parallelen- sind. Im MA war das Mittelniederdeutsche
axiom der euklid. Geometrie), sondern bei der Schriftsprache in Nord-Dtl. (»Sachsenspiegel« von
entweder keine oder mehrere Parallelen zugelassen Eike von Repgow). Im 19. Jh. schrieben K. Groth,
werden. Die n. G. gilt z. B. für gekrümmte Flächen. F. Reuter, u. a. plattdeutsche Dichtungen.
Nickel das, Symbol Ni, chem. Element, eisenähnl.,
Nickel NICN

ferromagnet. Schwermetall; OZ 28, relative Atommas- Kein zweierlei Deutsch


se 58,71, D 8,9 g/cm3, Fp 1455 °C, Sp 2730 °C. N. ist Heute gibt es einen deutschen Schriftstandard auf
silberweiß, zäh, dehnbar, luftbeständig, widerstands- Grundlage der hochdeutschen (südlichen) Dialekte.
fähig gegen Säuren und Alkalien. Es findet sich im Aber die Sprachsituation im späten Mittelalter hätte
Meteoreisen, in Form seiner Verbindungen in Erzen, auch zu einer Teilung des deutschen Sprachraums
bes. im nickelhaltigen Magnetkies und im Garnierit. führen können, denn in den Kanzleien und Kontoren
Verwendung als Legierungsbestandteil des Stahls der Hanse in Norddeutschland und rund um die
(erhöht Festigkeit, Härte, Zähigkeit, Korrosions- Ostsee wurde ein überregionales Niederdeutsch
beständigkeit, elektr. Widerstand), für Widerstands- geschrieben, das als Grundlage für eine eigene
werkstoffe und Heizleiter, hart- und weichmagnet. Schrift- und Literatursprache Norddeutschlands
Werkstoffe; N.-Cadmium-Akkumulator. hätte dienen können. Aber mit dem Niedergang der
Nicolai [nikoˈlaɪ, auch ˈnɪkolaɪ], 1) Friedrich, dt. Hanse im 15. Jahrhundert verlor auch die hansische
Schriftsteller, * 1733, † 1811; gab u. a. die krit. Verkehrssprache ihren Zweck und ihre Bedeutung
Zeitschrift »Allg. Dt. Bibliothek« (1765–1805) heraus; und wurde zugunsten des Hochdeutschen
Vertreter der Aufklärung. – 2) Otto, dt. Komponist, aufgegeben. Statt eine Nationalsprache zu werden,
* 1810, † 1849; Opern (»Die lustigen Weiber von gehört Niederdeutsch heute wie auch Sorbisch oder
Windsor«, 1849, nach Shakespeare). Friesisch zu den von der EU als bedroht anerkannten
Ndwalden, amtl. nterwalden nd dem Wld, Kt. der Minderheitensprachen in Deutschland.
Schweiz, 276 km 2, 38 000 Ew.; Hauptort: Stans;
umfasst das untere Engelberger Tal und das Gebiet
südlich des Vierwaldstätter Sees. Niederfrequenz, Abk. NF, Frequenzen von
elektromagnet. Schwingungen und Wechselströmen
bis etwa 30 kHz. Da niederfrequente Schwingungen
hörbar sind, bezeichnet man die N. auch als
Tonfrequenz.
Nderkalifrni|en, span. Baja Califrnia [ˈaxa -],
langgestreckte Halbinsel an der W-Küste Nordame-
rikas, zu Mexiko gehörig, 143 800 km 2. Meist
wüsten- und steppenhaft; bei künstl. Bewässerung
Baumwollanbau; Acker- und Gartenbau. Salzgewin-
nung, Kupfererzbergbau.
Nderlande, Kgr. in W-Europa, 41 543 km 2 (samt
interner Wasserfläche), 16,6 Mio. Ew.; Hptst.: Ams-
terdam; Regierungssitz: Den Haag; Amtssprache:
Niederländisch.
Verfassung von 1815 (mehrfach revidiert); parlamen-
tar. Erbmonarchie (Haus Oranien-Nassau).
Staatsoberhaupt ist der Monarch. Das Parlament
(Generalstaaten) besteht aus der 1. Kammer (von den
Provinziallandtagen gewählt) und der vom Volk
gewählten 2. Kammer. Das Kabinett unter Vorsitz
des Min.-Präs. wird vom Monarchen ernannt und ist
dem Parlament verantwortlich. – Landesnatur. Die N.
sind Tiefland (über 1⁄3 der Fläche liegt unter dem
Meeresspiegel). Im Mündungsgebiet von Rhein, Maas
und Schelde und im nördl. Küstengebiet fruchtbare
Marschen (Polder), sonst Geest- und Moorland. Große
Teile des IJsselmeers wurden trockengelegt. Nur im
äußersten S (Limburg) hügelig.– Bevölkerung.
Niederländer, Friesen. Religion: rd. 30 % kath., rd. 20 %
prot., rd. 6 % Muslime; rd. 42 % sind konfessionslos. –
NIC
Wirtschaft. Acker-, Gartenbau (Blumen-, Obst-,
Gemüseanbau), bed. Milchwirtschaft.  auf Steinsalz,
nderländische Kunst, die Kunst
im Bereich der Niederlande und des heutigen Belgien
NIE
Erdgas- und Erdölförderung. Chem., elektrotechn., (bis 1830; seit 1830 eigenständige belg. Kunst); die
elektron. u. a. Ind., Schiffbau. Ausfuhr: Molkerei- Kunst in den südl., habsburgisch gebliebenen
erzeugnisse, Maschinen, Motoren, Elektrotechnik, Niederlanden von etwa 1600 bis 1800 wird auch als
Elektronik, Erdöl u. a. Haupthandelspartner: fläm. Kunst bezeichnet. Als stilist. Abgrenzung
EU-Länder. Wichtigste Seehäfen: Rotterdam, (»fläm. Schule«) fand der Begriff bis etwa 1900
Amsterdam; internat. : Schiphol bei Amsterdam, Anwendung. Anfang des 15. Jh. führten R. Campin
Zestienhoven bei Rotterdam. Die N. gehören der EU und die Brüder van Eyck eine neue Wirklichkeitsauf-
an; mit Belgien und Luxemburg wirtschaftlich eng fassung in die Malerei ein. Neue Tiefen des Seelischen
zusammengeschlossen (→ Beneluxstaaten). erschloss H. van der Goes. Die Werke H. Boschs
Geschichte. Das Gebiet wurde im 8. Jh. von den stellen einen Höhepunkt nord. Fantastik dar.
Franken erobert; im 9. Jh. kam es an Lotharingien Wichtigster Bildhauer des 14./15. Jh. war C. Sluter.
bzw. an das Ostfränkische Reich, im 10. Jh. an Dtl. Der bedeutendste Meister des 16. Jh. ist P. Bruegel
Eine Reihe seiner Territorien waren im MA Kultur- d. Ä. Von überragender europ. Wirkung war die
und Wirtschaftszentren: Flandern, Brabant u. a. Malerei des 17. Jh., in dem sich stärker als bisher die
niederländische
Im 14. und 15. Jh. gehörte fast der ganze niederländ. barock bewegte fläm. und die malerisch stillere n. K.
Raum zu Burgund. Durch Heirat erwarben die voneinander absetzten. Der fläm. Hauptmeister ist Kunst: Baukunst
Habsburger 1477 die N., bei der Teilung der habs- P. P. Rubens, neben dem A. van Dyck und J. Jordaens mit experimen-
burg. Länder kamen sie an die spanische Linie. stehen. Von Rubens unabhängiger blieben die teller Formge-
Aufstände veranlassten Philipp II., span. Truppen Sittenbildmaler A. Brouwer und D. Teniers d. J. Die bung prägt die
unter Herzog Alba zu entsenden, der die Anführer niederländ. Landschaftsmalerei entwickelte sich zu Seniorenwohn-
der Unabhängigkeitsbewegung, die Grafen Egmont der heroisch gesteigerten Kunst J. van Ruisdaels. anlage WOZO-
und Hoorn, hinrichten ließ. 1579 bildeten die sieben Unter den Innenraumbildern sind die J. Vermeer van CO (aus dem
nördl. (calvinist.) Prov. die Utrechter Union, die südl. Delfts am bedeutendsten. Alle schöpfer. Kräfte der niederländi-
(kath.) Prov. blieben bei Spanien (Span. Niederlande). niederländ. Malerei kommen bei Rembrandt zur schen woon-
1581 lösten sich die Unionsstaaten von der spa- Geltung. Im 18. Jh. verlor die n. K. ihre europ.
zorgcomplex)
nischen Herrschaft (als Rep. der Vereinigten Bedeutung. Erst mit dem späteren 19. Jh. begannen
am Stadtrand
Niederlande) und ernannten Wilhelm von Oranien die Niederlande wieder hervorzutreten (V. van Gogh,
zu ihrem Statthalter. Die förml. Anerkennung der H. P. Berlage u. a.). Zu Beginn des 20. Jh. erreichten sie von Amsterdam.
nördl. N. wurde erst 1648 (Westfälischer Friede) erneut internat. Bedeutung u. a. durch die dem Der Mitte der
ausgesprochen. Nach der Entdeckung Amerikas Jugendstil verwandte Stijlbewegung (P. Mondrian). 1990er Jahre
erwarben die N. im 17. Jh. in SO-Asien, Indien, Ame- Nach 1945 wurde Amsterdam ein Zentrum des erstellte Ge-
rika und Afrika Kolonialbesitz. Nach dem Span. abstrakten Expressionismus (Gruppe »Cobra«). In bäudekomplex
Erbfolgekrieg kamen die Span. N. 1713 an Öster- der Gegenwart sind neben Malerei und Plastik des Architektur-
reich, 1810 wurden sie Frankreich angegliedert. hervorragende Leistungen in der Architektur zu büros MVRDV
Die nördl. N. nahmen an den Kriegen gegen Napoleon verzeichnen. ist durch eine
I. teil, wurden von frz. Truppen besetzt und 1810 nderländische Literatr, die Literatur in Vielzahl von
ebenfalls Frankreich angeschlossen. Zusammen mit niederländ. Sprache, geschrieben in den Nieder- bunten, quasi
den südl. N. erhoben sich die nördl. N. 1814 gegen landen und in Flandern. Bekanntestes älteres Werk
über die Fassa-
Frankreich und schlossen sich 1815 zum Königreich ist die Tierdichtung »Van den vos Reinaerde«.
de verstreuten
der Vereinigten Niederlande zusammen. 1830/31 löste Vielfältige Impulse für das europ. Drama gingen vom
sich Belgien (südl. N.) aus dem Staatenverband, 1890 Mirakelspiel des MA aus, später von den Renais- Balkonen ge-
endete die Personalunion mit Luxemburg. sancetragödien des J. van den Vondel. Während der prägt. Sie variie-
Während des 1. Weltkriegs blieben die N. neutral. Aufklärung waren die Niederlande Zufluchts- und ren in Größe
1940–44 waren die N. von dt. Truppen besetzt. Die Publikationsort für in Frankreich verfolgte Autoren. und Material
nach Kriegsende zurückgekehrte Königin Wilhelmina In der 1. Hälfte des 19. Jh. entstand eine eigenständi- und werden
dankte 1948 zugunsten ihrer Tochter Juliana ab. 1949 ge fläm. Lit. (H. Conscience); weltbekannt wurden die durch einfallen-
erfolgte der NATO-Beitritt und Niederländisch-Indien realist. Romane von Multatuli, symbolist. und des Sonnenlicht
wurde als Indonesien unabhängig. 1958 waren die N. neuromant. Gestaltungsmittel verwendete auf buntem
Mitgründer der EWG. 1980 bestieg Königin Beatrix L. Couperus, zur Neuromantik gehört auch das Plexiglas zum
den Thron. Min.-Präs. war 1994–2002 der Sozialdemo- erzähler. Werk F. Timmermans. Aus der vielseitigen, Leuchten ge-
krat W. Kok. Er wurde von dem Christdemokraten J. P. internat. erfolgreichen n. L. des 20. Jh. ragen hervor:
bracht.
Balkenende abgelöst. Die von ihm geführte die Lyriker P. van Ostaijen, H. Claus, Lucebert, die
Mitte-links-Regierung zerbrach im Februar 2010 am Erzähler S. Vestdijk, H. Mulisch, C. Nooteboom,
Streit über den niederländ. Militäreinsatz in Margriet de Moor, M. 't Hart, L. de Winter.
Afghanistan. Neuwahlen im Juni 2010 gewann die nderländische Sprache ist Schrift- und
liberale VVD unter Führung von Mark Rutte. Umgangssprache der Niederlande (Niederländisch)
Nderländische Antllen, die Westind. Inseln und im westl. und nördl. Teil Belgiens (Flämisch).
Curaçao, Bonaire, Sint Maarten (S-Teil), Sint Eustatius Die n. S. gehört zur german. Sprachgruppe, i. e. S.
und Saba; autonomer Teil der Niederlande; 800 km 2, zum Niederfränkischen. Die heutige n. S. hat sich
198 000 Ew.; Hptst.: Willemstad auf Curaçao. Einen seit dem Ende des 16. Jh. ausgebildet. Das Afrikaans,
Sonderstatus besitzt die Insel → Aruba. 2008 wurde die die Sprache der Buren, eine Tochtersprache der 625
Auflösung der N. A. zum Oktober 2010 beschlossen. n. S., ist eine selbstständige Hochsprache.

niederländische Sprache N
N Niederösterreich
626 Nder|österreich, österr. Bundesland, 19 178 km 2, plötzl. Ausfall der N.-Funktion, oft bedingt durch von
1,57 Mio. Ew.; Hptst.: St. Pölten. N. liegt beiderseits der N. unabhängige Ursachen (z. B. Schockzustand,
der Donau zw. Ennsmündung im W und Marchmün- Gift), aber auch infolge eines N.-Schadens; meist folgt
dung im O. Anbau: Getreide, Hackfrüchte, Obst, eine völlige Wiederherstellung.
Wein; Waldwirtschaft;  auf Erdöl, Erdgas Nießbrauch [mhd. niez »Nutzen«],  dingl. Recht,
(Weinviertel, Marchfeld). eine fremde bewegl. Sache, ein fremdes Grundstück
Ndersachsen, Land der Bundesrep. Dtl., oder Recht zu nutzen; nicht übertragbar oder
47 624 km 2, 7,9 Mio. Ew.; Hptst.: Hannover. Die vererblich.
4 Reg.-Bez. Hannover, Lüneburg, Braunschweig, Nieswurz die, Schwarze N., Chrstrose, Hahnenfuß-
Weser-Ems wurden zum 1. 1. 2005 aufgehoben. gewächs mit giftigem Wurzelstock, der gepulvert
N. umfasst das Norddt. Tiefland zw. Ems und unterer Niesen erregt; im Winter rötlich weiße Blüten.
Elbe mit den Ostfries. Inseln, den O-Teil des
Weserberglands und den W-Harz. Sehr fruchtbare Ntzsche, Friedrich, deutscher Philosoph,
Nietzsche NIEN

Gebiete (z. B. Marschland), daneben große Moor- und * 1844, † 1900. Ab 1869 Professor für klassische
Geestgebiete (z. B. Teufelsmoor, Lüneburger Heide). Philologie in Basel, donnerte er in seinen Schriften
Flüsse: Ems, Weser, Elbe, durch Kanäle (bes. sprachgewaltig gegen die selbstgerechte Instrumen-
Mittellandkanal) untereinander verbunden. talisierung von Moral und Religion. Der Mensch soll
Wirtschaft: Landwirtschaft (Ackerbau, Viehzucht); den gesellschaftlichen Zwang überwinden und zur
 auf Erdöl, Erdgas, Salz, Kali; Ind.: Straßenfahr- entfesselten Selbstbestimmung gelangen. Dabei tritt
zeugbau, Nahrungs-, Genussmittel-, elektron., in Nietzsches Texten zunehmend ein philosophieren-
elektrotechn. Ind. – N. wurde am 1. 11. 1946 aus der des Ich in den Vordergrund, das sich in übersteigert
ehem. preuß. Prov. Hannover, den Ländern selbstbewusster Seherpose seinen Anhängern
Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und verkündet. Diese bramarbasierende Selbstinszenie-
Lippe-Detmold (1947 zu NRW) sowie Teilen des rung wäre ohne die meisterliche Sprachformung
Landgebiets von Bremen (seit 1. 1. 1947) gebildet. Nietzsches nur noch lächerlich. 1889 bricht der stets
Min.-Präs.: D. McAllister (CDU; seit 2010). kränkelnde Nietzsche physisch und psychisch
Niederschlag, 1)  amorpher oder kristalliner zusammen und wird zum geistig umnachteten
Feststoff, der sich aus einer Lösung abschei- Pflegefall. Die den Nachlass verwaltende Schwester
det. – 2) Meteorologie: Verdichtung des in der Luft Elisabeth Förster-Nietzsche (1846–1935) stilisiert den
vorhandenen Wasserdampfs zu Nebel, Tau, Regen, Gegner aller Ismen geschickt, auch durch verfäl-
Schnee, Hagel. schende Kompilationen (»Der Wille zur Macht«,
Niederspannung, elektr. Spannung mit einem 1901), zum Vordenker des Nationalsozialismus.
Effektivwert von max. 1 kV.
la ube beweis t
Der starke G
Nmöller, Martin, ev. Theologe, * 1892, † 1984;
führender Vertreter der Bekennenden Kirche,
rk e, nich t d ie
nu r sein e S tä
G eg la ub ten.
1938–45 im KZ; 1947–64 Kirchenpräsident der Ev.
Kirche in Hessen und Nassau. Wahrh ei t des rich Nietzsche
Niepce [njɛps], Joseph Nicéphore, frz. Offizier, * 1765, Fried
† 1833; einer der Erfinder der Fotografie (Niepco-
typie); erfand ein Verfahren, auf lichtempfindl. Nieuwe Ms [ˈniːwə -], dt. Ne Ms, Hauptarm des
Nieuwe Maas NIEN

Bitumenschichten fotograf. Bilder zu fixieren. Rheindeltas, von dem der Seeschifffahrtskanal Nieuwe
Niere die, das paarige Organ der Harnabsonderung.
Niere NIEN Waterweg (mit Sturmflutwehr bei Maassluis)
Beim Menschen liegen die beiden N. an der hinteren abzweigt, die Verbindung Rotterdams mit der Nordsee.
Bauchwand beiderseits der Wirbelsäule in Höhe der Nger, Rep. in W-Afrika, 1,267 Mio. km 2, 15,3 Mio. Ew.
12. (letzten) Rippe, eingehüllt in fettreiches (Hausa, Fulbe, Tuareg u. a., rd. 95 % Muslime); Hptst.:
Bindegewebe (N.-Kapsel). Gestalt bohnenförmig, Niamey; Amtssprache: Französisch; laut Verf. von
Länge etwa 11 cm. Die N.-Substanz besteht aus der 2009 präsidiale Rep. – N. erstreckt sich vom
äußeren Rindenschicht, die die N.-Körperchen Mittellauf des Niger im SW über die Sahelzone bis in
(Glomeruli) enthält, und der inneren Markschicht mit die Sahara nach NO; überwiegend weite Ebenen, aus
den Harnkanälchen. Diese sammeln sich zu denen in der Sahara das Gebirge Aïr mit Höhen bis
Ausflussröhrchen, aus denen der Harn in das 2 310 m herausragt; semi- bis vollarides Klima;
N.-Becken und weiter in den Harnleiter abfließt. – N.- Savannen; Wüsten und Halbwüsten. – Anbau (v. a. in
Krankheiten: Nierenbeckenentzündung (Pyelitis), den Oasen und im S): Hirse, Maniok, Erdnüsse u. a.,
Entzündung der Nierenbeckenschleimhaut mit für den Export Erdnüsse und Gemüse; Viehhaltung;
Rückenschmerzen und Fieber, meist als Folge einer Fischerei;  auf Uran, Zinn, Kohle, Eisen, Phosphat;
Harnblasenentzündung. N.-Entzündung (Nephritis), wenig Ind.; internat. : bei Niamey und bei Agadèz,
bakterielle Infektion, die bes. N.-Körperchen betrifft Zinder und Maradi. – 1897–99 von Frankreich
und damit zu Störungen der Harnbildung führt; erobert, wurde 1922 Kolonie, 1958 Rep. innerhalb der
hohes Fieber, Gesichtsschwellungen (Ödem), erhöhter Frz. Gemeinschaft und 1960 unter Präs. H. Diori
Blutdruck und Eiweißharn sind die wesentl. unabhängig; 1974–92 Militärherrschaft; Präs. wurde
Anzeichen. Komplikationen können auftreten durch 2000 Mamadou Tandja; 2010 vom Militär gestürzt.
Harnvergiftung und N.-Abszess. Chron. N.-Ent- Nger der, größter Strom W-Afrikas, entspringt in
zündung kann zu einer Schrumpf-N. führen. N.-Kolik, Oberguinea, mündet mit einem Delta in den Golf von
heftiger Schmerzanfall bei N.-Steinen. N.-Versagen, Guinea, 4160 km lang; teils schiffbar; Nebenfluss
NIE
Benue. Bei Kainji Stausee. Im Delta Hochseehäfen
Burutu, Warri und Port Harcourt; Erdölvorkommen.
Nke, griech. Göttin des Sieges, geflügelt dargestellt,
entspricht der röm. Viktoria.
NIK
Nigria, Bundesrep. in W-Afrika, 923 768 km 2, Nikobren, ind. Inselgruppe; → Andamanen.
154,7 Mio. Ew.; Hptst.: Abuja; Amtssprache: Englisch. Nikoljew, ukrain. Mikoljiw, Gebietshptst. in der
Verfassung von 1999; präsidiale Bundesrep.; Ukraine, am Schwarzen Meer, 514 000 Ew.; Schiffbau
Staatsoberhaupt, Reg.-Chef und Oberbefehlshaber u. a. Ind.; .
der Streitkräfte ist der mit weitgehenden Vollmach- Nkolaus, Herrscher:
ten ausgestattete Präs. (auf 4 Jahre direkt gewählt); Russland 1) N. I., Zar (1825–55), * 1796, † 1855;
Zweikammerparlament (Legislaturperiode: 4 Jahre), besiegte 1828/29 die Türken, warf den poln. Aufstand
bestehend aus Repräsentantenhaus und Senat. – 36 von 1830/31 nieder, unterlag im Krimkrieg. – 2) N. II.,
Bundesstaaten und das Hauptstadtterritorium. Zar (1894–1917), * 1868, † 1918; regte die erste Haager
Landesnatur. An die Küstenebene (Lagunen, Sümpfe, Friedenskonferenz von 1899 an, verlor den Krieg
Mangroven) schließen sich Plateaus und Hügelländer gegen Japan 1904/05, musste infolge der Revolution
(bis 600 m) sowie nach N eine Senkungszone an, der von 1905 eine Verf. gewähren, wurde 1917 gestürzt
die Flüsse Niger und Benue folgen; im Zentrum das und mit seiner Familie 1918 von den Bolschewiki
Hochland von Bauchi (bis 1780 m); im NW aus- ermordet.
gedehnte Ebenen; im NO das Tschadbecken; höchste Nkolaus, Päpste:
Erhebung: Vogel Peak (Shebshi Mountains, 2042 m); 1) N. I. (858–867), * um 800, † 867; verfocht die
trop. Klima; Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsa- höchsten päpstl. Machtansprüche gegen die
vanne mit Galeriewäldern, trop. Regenwald. karoling. Könige und Bischöfe. – 2) N. V. (1447–55),
Bevölkerung. Volkreichster Staat Afrikas. Haupt- * 1397, † 1455; der erste Renaissancepapst, gründete
gruppen sind im N die Hausa und Hausa sprechen- die Vatikan. Bibliothek.
den Ethnien, im O und W die Fulbe, im NO die Nkolaus von der Fle, gen. Bruder Kls,
Kanuri, im SW die Yoruba, im SO die Ibo; je rd. 50 % schweizer. Einsiedler, Mystiker, * 1417, † 1487;
Muslime (bes. im N) und Christen (bes. im S), verhinderte die Spaltung der Eidgenossenschaft;
traditionelle Religionen. Heiliger, Patron der Schweiz (Tag: 25. 9.).
Wirtschaft. N. ist der größte Erdölproduzent Afrikas, Nkolaus von Kues [-kuːs], Cusnus, * 1401, † 1464;
ferner Förderung von Erdgas,  auf Zinn, Columbit, Denker, der von der Scholastik zur neuzeitl.
Steinkohle, Eisen u. a.; vielseitige Ind. (u. a. Philosophie überleitet; schied zw. verstandesmäßiger
Erdölraffinerien, Nahrungsmittel-, chem., Textilind.); Erkenntnis und myst.
Nigerstaudamm bei Kainji (Kraftwerk). Die Anschauung, die zu Gott,
Landwirtschaft kann den Eigenbedarf nicht decken, der Einheit aller Gegen-
angebaut werden Yamswurzeln, Maniok, Reis, für sätze, führt.
den Export Kakao, Ölpalmen, Erdnüsse, Kautschuk, Nkolaus von Mra,
Kokosnüsse, Tabak und Baumwolle; Viehzucht bes. Bischof von Myra (Lykien),
im N (Nomaden); Holzwirtschaft; Fischerei. : Lagos, * um 270, † 342; legendärer
Port Harcourt mit Erdölhafen Bonny, Warri und Heiliger, Patron der
Calabar; internat.  bei Lagos, Kano, Port Harcourt, Schiffer, Kaufleute, Bäcker,
Calabar und Abuja. Schüler u. a. (Tag: 6. 12.);
Geschichte. Seit dem MA bestanden auf dem Gebiet beschenkt im Volksglau-
große Reiche. Das von Portugiesen entdeckte Gebiet ben am Vorabend oder in
geriet seit dem 18. Jh. unter brit. Handelsvorherr- der Nacht seines Festtags
schaft, wurde 1914 brit. Kolonie, 1960 unabhängig, (N.-Tag) die Kinder.
1963 Rep.; 1966 Militärputsche und schwere Nikosa, griech. Leukosa,
Ausschreitungen gegen die Ibo. 1967 erklärte Oberst türk. Lefkşa [-ʃa], Hptst.
O. Ojukwu die Unabhängigkeit der Ostregion unter der Rep. Zypern, 202 000
dem Namen Biafra, was zu einem blutigen Bürger- Ew.; Sitz sowohl der
krieg führte. Die Truppen Biafras wurden 1970 griechisch-zypriot. als
besiegt. Das Land wurde fast ausschließlich durch auch der türkisch-zypriot.
häufig wechselnde Militärregierungen beherrscht. Reg.; die Demarkations-
Ab 1999 unter Staatspräs. O. Obasanjo allmähl. linie verläuft seit 1974
Demokratisierung; Obasanjo wurde 2007 nach durch die Stadt. Sitz des
umstrittenen Wahlen von U. Yar’Adua abgelöst; Erzbischofs der orth.
dieser erkrankte 2009 schwer, im Februar 2010 Kirche von Zypern; 2 Univ.;
übernahm der bisherige Vizepräs. G. Jonathan die Moscheen, Kirchen.
Amtsgeschäfte. Yar’Adua verstarb im Mai 2010. Nikotn [nach Jean Nicot,
Nightingale [ˈnaɪtɪŋgeɪl], Florence, * 1820, † 1910; organi-
Nightingale NIGN * 1530, † 1600, der die
sierte im Krimkrieg die freiwillige Krankenpflege. Tabakpflanze nach
Nihilsmus [lat. nihil »nichts«] der, grundsätzl. Frankreich brachte] das,
Leugnung gültiger Erkenntnisse und allgemein Nicotin, farblose, in Wasser
verbindl. Werte, Grundbegriff der Philosophie leicht lösl. Flüssigkeit, in
Nietzsches. Die Existenzphilosophie gelangt, indem Form von Salzen in den
sie die Begriffe des Nichts und der absoluten Freiheit Samen und Blättern des
betont, zuweilen zu nihilist. Folgerungen. Tabaks. N. ist ein starkes

Nikotin N
N Nil
628 Gift, wirkt in kleinen Mengen anregend, in größeren Nitrde,  Stickstoffverbindungen der Metalle.
lähmend auf Gehirn, Atmung, Verdauung, Nitrte,  Salze der salpetrigen Säure, HNO2.
Herztätigkeit. Nitroglycern, 1)  Glycerntrinitrat, ölige, explosible
Nl der, Strom in Afrika, 6671 km lang. Als Quellfluss
Nil NILN Flüssigkeit, → Dynamit. – 2)  krampflösendes Mittel
gilt der in den Victoriasee mündende Kagera. Als bei Angina pectoris.
Victoria-N. verlässt er den See. Er fließt als Bahr Nitrozellulse, Zellulsenitrat,  ein explosibler,
el-Djebel, dann als Weißer N. nordwärts, vereinigt gelblich weißer Stoff; entsteht durch Nitrieren von
sich bei Khartum mit dem Blauen N. Von hier an Cellulose. Schwach nitrierte Cellulose ergibt
durchströmt er Wüstengebiet und nimmt als letzten Kollodiumwolle (Ausgangsmaterial für Zelluloid),
Nebenfluss den Atbara auf. Der N. mündet in einem stärker nitrierte Schießbaumwolle.
24 000 km 2 großen Delta mit den Hauptarmen nivellren, Vermessung: Höhen auf geometr. Wege
Damiette und Rosette in das Mittelmeer. Um Dauer- bestimmen, bes. mit dem Nivelliergerät, einem
bewässerung (mehrmalige Ernten im Jahr) zu errei- Präzisionsinstrument mit Zielfernrohr und Libelle,
chen, wurden Wehre und Staudämme gebaut. Bes. und der Nivellierlatte (3 oder 5 m hoch, mit Skala).
durch den Damm bei Assuan treten negative ökolog. Nixon [nɪxn], Richard Milhous, amerikan. Politiker
Folgen auf: Versalzung der Anbauflächen sowie (Republikaner), * 1913, † 1994; 1953–61 Vizepräs.,
durch den Rückhalt des fruchtbaren N.-Schlamms 1969–74 der 37. Präs. der USA; leitete 1972 die
im Nassersee Rückgang des Fischbestands und der Normalisierung der Beziehungen zur VR China ein,
Bodenfruchtbarkeit. Der N. ist zw. dem 4. und 3. Ka- erreichte im Vietnamkrieg 1973 ein Waffenstill-
tarakt, auf dem Nassersee und ab Assuan schiffbar. standsabkommen; musste 1974 wegen der → Water-
Nilten, Völker in O-Afrika (Dinka, Masai u. a.). gate-Affäre zurücktreten.
Nlpferd → Flusspferde. Nzza, frz. Nice [nis], Kurort an der frz. Riviera,
Nîmes [niːm], Stadt in S-Frankreich, 133 600 Ew.; alte 345 900 Ew.; Festung, Parkanlagen, Univ., Theater,
Kathedrale, Reste röm. Bauwerke, Tempel (1. Jh.), in Museen (u. a. Nationalmuseum Marc Chagall),
der Nähe röm. Aquädukt; Weinbau, Konserven- u. a. Spielkasino, Blumenfeste. – N., im 4. Jh. v. Chr. von
Ind. – N. war ein Hauptsitz der Hugenotten. Griechen gegr., kam 1388 an Savoyen-Piemont, 1860
Nmrod [nach 1. Mos. 10,9] der, Städteerbauer und an Frankreich.
großer Jäger. Nō das, klass. jap. Drama mit Pantomime, stilisiert.
Nmwegen, niederländ. Nijmegen [ˈnɛmeːxə], Stadt in Tanz, Gesang und Musik (Blüte im 15. Jh.).
den Niederlanden, an der Waal, 157 500 Ew.; Univ., Nah, A. T.: der mit seinen Söhnen Sem, Ham, Japhet
chem., pharmazeut. u. a. Ind., Handel. Der Friede von aus der Sintflut in der Arche gerettete Stammvater
N. 1678/79 zw. Frankreich, den Niederlanden, der heutigen Menschheit.
Spanien, Schweden und dem Hl. Röm. Reich beendete
den Niederländ.-Frz. Krieg (seit 1672). Nobl, Alfred, schwed. Chemiker, * 1833, † 1896;
Ningxia Huizu Zizhiqu [nɪŋɕia hweɪtsu tsiʃitʃu], erfand Dynamit und Sprenggelatine, errichtete die
autonome Region in N-China, 51 800 km 2, 5,8 Mio. Nobelstiftung (Nobelpreis).
Ew. (Hui; chin. Muslime); Hptst.: Yinchuan. Reis,
Weizen, Leinsaat; Schafzucht. Auch Stifter haben Vorlieben
Nnive, alte Stadt am oberen Tigris, unter den Assyrern Möglicherweise veranlasste ein lebenslanger innerer
Hptst., 612 v. Chr. von Nabopolassar zerstört. Konflikt Alfred Nobel zur Stiftung der nach ihm be-
Nib das, Symbol Nb, chem. Element, seltenes, chem.
Niob NION nannten Preise. Denn er verdankte seinen Wohlstand
sehr widerstandsfähiges Metall, in allen Säuren unlös- der Produktion zerstörerischer, zu Kriegszwecken
lich; OZ 41, relative Atommasse 92,9064, D 8,58 g/cm3, eingesetzter Substanzen. Dabei war er nicht nur Er-
Fp 2468 °C; kommt in der Natur meist mit Tantal vor. finder, Techniker und Industrieller, sondern ebenso
Nobe, griech. Sage: Gemahlin des theban. Königs, dem an Wissenschaft, Literatur und Friedenspolitik
sie 14 Kinder schenkte; verhöhnte die Göttin Leto, interessiert. In seiner Jugend hatte er sogar Gedichte
die nur 2 Kinder, Apollon und Artemis, hatte; diese und kurze Dramen geschrieben, und auch später be-
töteten N.s Kinder vor deren Augen mit Pfeilen. schäftigte er sich gerne mit Literatur, soweit es ihm
Nippon, jap. Name von Japan. seine Geschäfte erlaubten. Mathematik hingegen
Nirvna [Sanskrit »das Verlöschen«] das, das Heilsziel war ihm zuwider. So kam es zu dem Kuriosum, dass
ind. Religionen; im Buddhismus das Erlöschen der es keinen Nobelpreis für Mathematik gibt.
Begierde, des Hasses und des Nichtwissens (die drei
Quellen allen Leidens des Menschen) und damit die
Befreiung aus dem Kreislauf der Geburten (Samsara), Noblium das, Symbol No, erstmals 1958 künstlich
im Hinduismus das Aufgehen der »Einzelseele« hergestelltes radioaktives Element, OZ 102
(Atman) in der »Allseele« (Brahman). (Transuran); längste Halbwertszeit 58 min.
Niš [niːʃ], Nisch, Stadt in Serbien, 174 000 Ew.; Univ.,
wirtschaftl. und kulturelles Zentrum Südserbiens. Noblpreis. A. Nobel hinterließ sein Vermögen
Nschni Nwgorod, 1932–91 Grki, russ. Ge- (rd. 33 Mio. Schwed. Kronen) einer Stiftung. Seit 1901
bietshptst., an der Mündung der Oka in die Wolga, wurden i. d. R. jährlich 5 N. von (2004) je 10 Mio.
1,5 Mio. Ew.; Metropolitensitz; Universitäten; Erdöl-, Schwed. Kronen für Physik, Chemie, Physiologie oder
Autowerk, . – 1221 gegr., Mitte des 17. Jh. Gründung Medizin, Literatur und Bemühungen um den
eines bed. Klosters und mehrerer Kirchen. Völkerfrieden verliehen; 1969 stiftete die Schwed.
Nitrte,  Salze der Salpetersäure. Reichsbank den ebenso hoch dotierten N. für
NIL
Wirtschaftswiss. Zuerkannt werden die N. durch die
Königl. Schwed. Akademie der Wiss. (Physik, Chemie,
Nominalsmus der,  u. a. von P. Abaelardus
begründete erkenntnistheoret. Ansicht, wonach den
NOR
Wirtschaftswiss.), das Karolinska Institutet Allgemeinbegriffen des Denkens (→ Universalien)
(Physiologie oder Medizin), die Schwed. Akademie außerhalb ihres formalen Geltungsbereichs nichts

309
(Literatur) und das norweg. Storting (Frieden). Die Wirkliches entspricht. Ihre Geltung besteht lediglich
Preisverleihungen erfolgen am Todestag Nobels in Namen, d. h. als Zeichen für etwas real Gemeintes.
(10. 12.) durch den schwed. König in Stockholm, den Nne [lat. nona »die Neunte«] die,  das Intervall im
Friedens-N. übergibt der norweg. König in Oslo. – Der Abstand von neun diaton. Stufen, eine Sekunde über
»alternative N.« (Right Livelihood Award) wurde 1980 der Oktave.
von J. v. Uexküll begründet, vergeben für »prakt. und Nno, Luigi, ital. Komponist, * 1924, † 1990; experimen-
exemplar. Lösungen der wirkl. Probleme unserer Zeit«. telle Musik.
Nocken der,  kurvenförmiger Vorsprung an einer Nteboom, Cees, niederländ. Schriftsteller, * 1933;
Welle oder Scheibe, ruft an einem darauf schleifen- poet. Reisebeschreibungen, Lyrik, Erz., Romane
den Hebel eine Auf- und Abwärtsbewegung hervor. (»Rituale«, 1980).
Nofrette, ägypt. Königin des 14. Jh. v. Chr.; Gemahlin Nrbert von Xnten, Bußprediger, * um 1082, † 1134;
von Amenophis IV. (Echnaton); eine bemalte Büste Gründer des Prämonstratenserordens; seit 1126
aus Kalkstein wurde 1912 bei Ausgrabungen in Erzbischof von Magdeburg. Heiliger (Tag: 6. 6.).
Amarna gefunden (→ ägyptische Kunst). Nrd|amrika, nördl. Teil von Amerika. Phys.-geo-
Nlde, Emil, eigtl. E. Hnsen, dt. Maler, Grafiker, * 1867, graf. Grenzen: Nordpolarmeer im N, Atlantischer
† 1956; war Mitglied der »Brücke«, ein Hauptver- Ozean im O, Pazifischer Ozean im W, Golf von Mexiko
treter der expressionist. Malerei. und Landenge von Tehuantepec im S.
Nomden, umherziehende Hirtenvölker, die nach Landesnatur. Der N-Teil ist in zahlreiche Inseln
Jahreszeit das Weideland wechseln. aufgelöst. Das Festland ist durch wenige Meeres-
Nomenklatr die, Gesamtheit der Fachausdrücke buchten gegliedert: Hudsonbai, St.-Lorenz-Golf, Golf
einer Wiss., auch deren systemat. Ordnung. von Mexiko, Golf von Kalifornien. Im W wird N. von
nominl, nominll, dem Nennwert, Nennbetrag den Kordilleren (bis 6198 m hoch) durchzogen. Nach
entsprechend, z. B. der auf den Nennwert bezogene O schließen sich an: Tafelland der Prärien, der
Zins (Nominalzins), das Nominaleinkommen seenreiche kanad. Schild und das Stromtiefland des
(→ Einkommen). Mississippi. Den O durchziehen die Appalachen,
104

Bei doppelter Staatsbürgerschaft


Nobelpreise wird der Preis je zur Hälfte den
Chemie
Physik
betreffenden Ländern zugerechenet. Physiologie oder Medizin
verteilt nach Literatur
80,5

Ländern Frieden
Wirtschaftswissenschaften
1901–2009
53,5

30
23

18,5
21
13,5

15
14

12
12

9,5
7,5

9
9
4,5

4,5

7
8
3,5

6
2,5

1,5
5

0,5
4
3

3
2

2
1

1
1

1
1

1
1

1
1
Organisationen
Ägypten
Argentinien
Australien
Bangladesch
Belgien
Birma
Chile
China
Costa Rica
Dänemark
Deutschland
Finnland
Frankreich
Ghana
Griechenland
Großbritannien u. Nordirland
Guatemala
Indien
Iran
Irland
Island
Israel
Italien
Japan
Jugoslawien
Kanada
Kenia
Kolumbien
Mauritius
Mexiko
Neuseeland
Niederlande
Nigeria
Norwegen
Österreich
Osttimor
Pakistan
Palästina
Polen
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
St. Lucia
Südafrika
Südkorea
Tibet
Tschechoslowakei
Türkei
UdSSR/Russland
Ungarn
Vereinigte Staaten v. Amerika
Vietnam

629

Norbert von Xanten N


N Nordatlantikpakt
630 denen ein breites Küstentiefland vorgelagert ist. Nordern, Insel an der ostfries. Küste, Ndsachs.,
Küsten: im NO niedere Felsküsten, im SO flache 26 km 2, 5919 Ew.; Nordseeheilbad.
Anschwemmungsküsten, im W Gebirgsküsten, die im Nrd|europa, zusammenfassende Bezeichnung für
N in Inseln und Fjorde gegliedert sind. Hauptflüsse: die Staaten Norwegen, Schweden, Dänemark,
Mississippi mit Missouri und Ohio, St.-Lorenz-Strom, Finnland und Island.
Mackenzie, Yukon, Colorado, Rio Grande del Norte. Nrdfrsland, Marschland im nordwestl. Schlesw.-
Klima. Am N-Rand herrscht Polarklima, an der Holst. und südwestl. N-Schleswig, Dänemark.
W-Küste feuchtkühles Meeresklima, das in das Nordfries. Inseln, Inselkette der Nordsee von Amrum
warme, sommertrockene Klima Kaliforniens bis Fanø mit den Halligen.
übergeht. Im Innern und im S trockenes, sommerhei- Nrd|irland, N-Teil der Insel Irland, Teil von → Groß-
ßes Binnenklima; der O ist ziemlich feucht, Florida britannien und Nordirland, 13 576 km 2, 1,710 Mio. Ew.
und die Golfküste subtropisch heiß. (davon rd. 43 % kath. Christen, rd. 45 % Protestanten
Pflanzen- und Tierwelt. Im hohen N Moor- und Flech- [bes. Presbyterianer und Anglikaner]); Hptst.: Belfast.
tentundra mit Ren und Moschusochsen; anschlie- 26 Distrikte. – Anbau von Gerste, Hafer, Kartoffeln.
ßend ein breiter Waldgürtel, nach S zunehmend mit Ind.: u. a. Textilien, Maschinen, Schiffbau, Elektro-
Laubwald. Im Innern weite Grassteppen (Prärien) technik, Nahrungsmittel.
und Wüsten; in den südl. atlant. Küstenebenen und Geschichte. 1920 wurden die mehrheitlich prot.
am Golf von Mexiko z. T. immergrüne Wälder. Grafschaften Ulsters unter Gewährung eines
Bevölkerung. Indianer bilden nur noch eine kleine Autonomiestatus (Parlament und eigene Reg.) vom
Minderheit. Im äußersten N leben Inuit. Die Haupt- übrigen, mehrheitlich kath. Irland getrennt und im
masse der Bev. stellen die seit 400 Jahren eingewan- Rahmen einer Union mit Großbritannien verbunden.
derten Weißen. Die Nachkommen der seit 1700 als Soziale und religiöse Spannungen zw. beiden
Sklaven eingeführten Schwarzen bilden mit ca. 12 % Volksgruppen steigerten sich ab 1969 zum Bürger-
einen wesentl. Bev.-Bestandteil; etwa 10 % Hispanos krieg. Die brit. Reg. verlegte 1969 Truppen nach N.
(Einwanderer aus span.-sprachigen Ländern). und nahm dieses später unter direkte Verwaltung.
Wirtschaft. Grundlage für die günstige wirtschaftl. Verf.-Modelle auf der Basis der Teilhabe aller an der
Entwicklung N.s ist sein Reichtum an Bodenschätzen Macht sollten auf der polit. Ebene den Konflikt einer
u. a. Rohstoffen. Die USA und Kanada stellen bei Lösung näherbringen. Dem Terror der kath. IRA
weitgehender Arbeitsteilung ein stark technisiertes begegnete die prot. UDA (Ulster Defence Association)
Wirtschaftsgebiet mit hoher Produktivität dar. mit Gegenterror. Zur Erzielung einer polit. Lösung
Näheres siehe bei den einzelnen Staaten. erklärten beide Gruppen 1994 einen Gewaltverzicht,
Verkehr. Ein geschlossenes Eisenbahnnetz überzieht den die IRA 1996 beendete, Juli 1997 aber wieder
N. mit Ausnahme der arkt. Gebiete. Hervorragendes aufnahm. Allparteienverhandlungen (seit 1995,
Straßennetz; das Flugzeug wird zum Massenver- Vertreter der ir. und brit. Reg., Repräsentanten der
kehrsmittel. Die Seehäfen N.s gehören zu den größten nordir. Protestanten und Katholiken) führten am
Weltumschlagplätzen. 10. 4. 1998 zur Unterzeichnung eines von starken
Geschichte: Nach seiner Entdeckung (1492) wurde Kompromissen geprägten Friedensabkommens, das
Nordamerika spanisches Einflussgebiet. Spanier und am 22. 5. 1998 in einem Referendum von der gesamtir.
Portugiesen drangen nach N, S und W vor. Ihr Bev. angenommen wurde. Die Wahl eines Regional-
wichtigstes Ziel war neben der Eroberung goldreicher parlaments, das am 1. 7. 1998 zusammentrat, war ein
Indianerländer die Entdeckung einer West-Passage erster Schritt zur Verwirklichung des Friedens-
nach Ost-Asien. Die Vernichtung der spanischen abkommens, dessen Umsetzung nach neuen terrorist.
Armada (1588) machte den Weg frei für eine britische Anschlägen 1999 stockte. Im Dez. 1999 nahm eine
Kolonisation. Die Hauptgegner der britischen Kolonie nordir. Regionalreg. unter D. Trimble (Erster Min.)
wurden die Franzosen in Kanada, am Missouri und ihre Arbeit auf (Beendigung der brit. Direktherr-
am Mississippi. Im Siebenjährigen Krieg (1756–63) schaft). Angesichts der Weigerung der IRA, ihrer
wurden die Franzosen besiegt. Die wichtigsten Stufen Entwaffnung zu »brit. Bedingungen« nachzukom-
der Westexpansion nach Entstehung der USA waren men, suspendierte die brit. Reg. im Febr. 2000 die
der Louisiana-Kauf (1803), die Aufnahme von Texas Autonomie N.s. Nach Einlenken der IRA wurde die
(1845) und Oregon (1846) in die Union, der Friede von nordir. Regionalreg. im Mai 2000 wieder eingesetzt,
Guadalupe Hidalgo (1848, Abtretung u. a. von 2002 erneut suspendiert. 2005 erklärte die IRA, den
Kalifornien u. New Mexico durch Mexiko), der kalif. »bewaffneten Kampf« einzustellen. 2003 und 2007
»gold run« (1850) und der Alaska-Kauf (1867). unterlagen jeweils die gemäßigten Parteien bei den
Nord|atlntikpakt → NATO. Wahlen zum Regionalparlament. Unter brit. Druck
Nord|deutscher Bund, 1866–71 Vorläufer des Dt. einigten sich die Wahlsieger DUP und Sinn Féin 2007
Reichs, bestehend aus Preußen und 17 norddt. auf eine Regierungsbildung. Dadurch erhielt N.
Kleinstaaten, Bundesstaat, von Bismarck geschaffen. wieder die Selbstverwaltung.
Nrden, Stadt im Kr. Aurich, Ndsachs., auf einer Geest- nordische Kombinatin, Skizweikampf (Skisprin-
insel in der ostfries. Marsch, 23 600 Ew., mit Ortsteil gen, Langlauf) für Männer (nordisch Kombinierte
Norddeich (Seebad); ev. Ludgerikirche (13./14. Jh.) mit bzw. kurz »Kombinierer«).
Schnitger-Orgel (1685–88). Nordischer Krieg, Bez. für 2 schwed. Hegemonial-
Nordenskiöld [ˈnuːrdənʃœld], Otto, schwed. Polar- kriege: 1. Nordischer Krieg, 1655–60, zur Abwehr der
forscher, * 1869, † 1928; leitete 1901–03 die schwed. poln. Ansprüche auf den schwed. Thron begonnen;
Südpolarexpedition. Brandenburg, Russland, Dänemark und der Kaiser
NOR
wurden in den Krieg hineingezogen. Nach wechseln-
dem Verlauf Frieden von Oliva: Schweden konnte
34 088 km 2, 17,9 Mio. Ew.; Hptst.: Düsseldorf. 5 Reg.-
Bez.: Düsseldorf, Köln, Münster, Detmold, Arnsberg.
NOR
seine Stellung im Baltikum halten. – 2. Nordischer N.-W. umfasst etwa 2⁄3 Tiefland (Niederrhein. und
Krieg, 1700–21, zw. Schweden (Karl XII.) einerseits, Münstersche Bucht) und 1⁄3 Gebirgsland (N-Teil des
Dänemark, Polen-Sachsen (August der Starke) und Rhein. Schiefergebirges, westl. Weserbergland). N.-W.
Russland (Peter d. Gr.), später auch Preußen und ist stark industrialisiert, Zentren: Ruhrgebiet (chem.,
Hannover andererseits. Karl XII. war anfangs Maschinen- u. a. Ind.), Kölner Raum (Braunkohle;
siegreich und zwang August den Starken 1706 zum chem. Ind., Fahrzeugbau u. a.), Berg. Land (Kleineisen-,
Frieden von Altranstädt, wurde aber 1709 bei Poltawa Textilind.), Siegerland (Maschinenbau, Blechver-
von Peter d. Gr. entscheidend besiegt; 1718 fiel er. Der arbeitung); auch anderwärts Textil- (Niederrhein,
2. N. K. beendete die Vormachtstellung Schwedens im Westfalen), chem. (Düsseldorfer Raum), Maschinen-
Norden und erhob Russland zur Großmacht. (Düsseldorf, Aachen) u. a. Ind. N.-W. hat die größte
Nordischer Rat, 1952 gegr. Beratungsorgan Energieerzeugung Dtl.s; Erdölraffinerien. – Das Land
nordeurop. Staaten (Dänemark, Finnland, Island, N.-W. wurde 1946 aus dem N-Teil der preuß. Rheinprov.
Norwegen und Schweden) zur Förderung der und der Prov. Westfalen gebildet, 1947 um Lippe-
wirtschaftl., sozialen, kulturellen und rechtl. Detmold erweitert. Min.-Präs.: H. Kraft (SPD, seit 2010).
Zusammenarbeit; Sitz: Oslo; bildet zus. mit dem Nrdsee, Randmeer des Atlantiks, zw. den Brit. Inseln
Nord. Ministerrat (gegr. 1971 als Kooperationsorgan im W, Skandinavien und Jütland im O und dem
der Reg. der 5 Staaten) u. a. Institutionen das System europ. Festland im S, rd. 580 000 km 2. Verbindung
der Nord. Zusammenarbeit. zum Atlantik durch den Ärmelkanal und das
Nrdkap, 307 m hohes Vorgebirge auf der norweg. Insel Meeresgebiet zw. Norwegen und Schottland, zur
Magerøy; gilt als N-Spitze Europas, doch liegt ein Ostsee durch Skagerrak und Kattegat. Mittlere Tiefe
anderer Vorsprung der Insel 1,5 km weiter nördlich. 70 m, tiefste Stelle 725 m, über der Doggerbank nur
Nordossti|en, Nordosstien-Alnia, Teilrep. 13 m; starke Gezeiten. Erdgas- und Erdölvorkommen
innerhalb Russlands, in Nordkaukasien, 7987 km 2, (seit den 1970er-Jahren verstärkt ausgebeutet).
702 000 Ew. (→ Osseten u. a.); Hptst.: Wladikawkas; Wichtiges Fischereigebiet, eines der verkehrsreichs-
Bewässerungsanbau, Erzbergbau, Verarbeitungs- ten Meere der Erde.
industrie. Nrdstrand, nordfries. Insel, 50 km 2, rd. 2700 Ew.;
Nrd-stsee-Kanal, früher Kser-Wlhelm-Kanal, Damm zum Festland bei Husum. In der Nordstrander
Seekanal zw. der Kieler Förde (Ostsee) bei Kiel-Holte- Bucht entstand durch Eindeichung ein Salz- und
nau und der Elbebucht (Nordsee) bei Brunsbüttel, Süßwasserbiotop.
98,7 km lang; 1895 eröffnet. Norfolk [ˈnɔːfək], Hafenstadt in Virginia, USA,
241 700 Ew.; 2 Univ.; Werften, Elektro-, Autoind.;
Nrdpol, der nördl. Schnittpunkt der Umdre-
Nordpol NORN Kriegshafen.
hungsachse eines Himmelskörpers mit seiner Normle die,  bei Kurven (Flächen): die im Berüh-
Oberfläche (geograf. N.); Gegenpunkt: Südpol. Der N. rungspunkt der Tangente (Tangentialebene) auf
der Erde ist der am weitesten vom Äquator entfernt dieser errichtete Senkrechte.
liegende Punkt der nördl. Halbkugel. Am N. geht die Normlnull, Abk. NN, Ausgangsfläche für Höhen-
Sonne vom 21. März bis 23. September nicht unter. angaben, der mittlere Wasserstand des Meeres-
→ Pol. spiegels.
Normandie [nɔrmãˈdi], histor. Landschaft in
Eiskalter Wettlauf NW-Frankreich; mildes, feuchtes Klima. Hptst.:
Seit 1908/09 stritten sich die US-Amerikaner Rouen, Seehäfen: Le Havre, Cherbourg; kam 1449/50
Frederick Cook und Robert E. Peary darum, wer den endgültig an Frankreich; im Zweiten Weltkrieg
Nordpol als Erster über das Packeis erreicht hätte. begann in der N. die Invasion (6. 6. 1944) der
Anhaltspunkte in seinen Aufzeichnungen und später alliierten Streitkräfte.
fotogrammetrische Untersuchungen an Bildern, die Normnnen, schon im MA verwendete Bez. für
Peary vermeintlich am Pol gemacht hatte, zeigten Skandinavier, bes. für die seit dem Ende des 8. Jh. die
jedoch, dass er den Pol um einige Kilometer verfehlt europ. Küstenstädte u. -gebiete heimsuchenden
haben musste. Auch Cook gelang es nicht, die Seefahrer aus den nordischen Ländern, auch
Entdeckung des Nordpols zu beweisen; sie wurde Wikinger genannt; i. e. S. die Wikinger, die nach
ihm 1910 nach Prüfung seiner Aufzeichnungen sogar West- u. Südeuropa übergriffen. N. unter Rollo
förmlich aberkannt. Es war der US-amerikanische wurden 911 Vasallen des westfränk. Königs Karl des
Versicherungsvertreter Ralph Plaisted, der im April Einfältigen. Daraus entstand das Herzogtum
1968 nachweislich als erster Mensch zu Lande und Normandie. Knut d. Gr. vereinte Dänemark, England
über das Eis den Pol erreichte. Während Plaisted und Norwegen unter seiner Krone. 1066 eroberten
noch durch den Einsatz von Schneemobilen erfolg- die nordfranzösischen N. unter Wilhelm dem
reich war, gelang dies genau ein Jahr später dem Eroberer England. 1015/16 erschienen die N. in
englischen Polarforscher Sir Wally Herbert, der Süditalien. Robert Guiscard vertrieb die Byzantiner
lediglich auf Hundeschlitten zurückgriff. aus Apulien und eroberte die langobard. Besitzun-
gen. Roger I. entriss den Sarazenen Sizilien. Roger II.
wurde 1130 vom Papst als König von Sizilien,
Nrdpolargebiet → Arktis. Kalabrien und Apulien anerkannt. 1194 ging das 631
Nrdrhein-Westflen, Land der Bundesrep. Dtl., normannische Kgr. in den Besitz der Staufer über.

Normannen N
N Normannische Inseln
632 Normnnische nseln, Kanl|inseln, brit. Nrwegen, Kgr. in N-Europa, der westl. Teil
Inselgruppe im Ärmelkanal mit verfassungsrechtl. der Skandinav. Halbinsel (mit arkt. Besitzungen
Sonderstatus, 194 km 2, 150 000 Ew.; Hauptinseln Spitzbergen, Bäreninsel und Jan Mayen), 386 224 km 2,
Jersey und Guernsey. 4,8 Mio. Ew., meist prot. (Norweger, im N Samen);
Nrmenkontrolle, gerichtl. Überprüfung der Hptst.: Oslo; Amtssprache: Norwegisch.
Vereinbarkeit von Rechtsnormen mit einer Norm Verfassung (von 1814, mit Änderungen). N. ist
höheren Ranges. konstitutionelle Monarchie. Die ev.-luther. Kirche ist
Nrmung, die Vereinheitlichung von Benennungen, Staatskirche. Die Volksvertretung, das Storting, hat
Kennzeichen, Formen, Größen, Abmessungen und die gesetzgebende Gewalt. Die vollziehende Gewalt
Beschaffenheit von Ind.-Erzeugnissen. Ziel: liegt formal beim König, der Staatsoberhaupt und
Verringerung der Sortenzahlen, einfachere Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist, und de facto
Lagerhaltung, Verbilligung der Herstellung, leichtere beim Staatsrat unter Vorsitz des Min.-Präs. Die Reg.
Ersatzbeschaffung und Austauschbarkeit. Normen wird vom König ernannt und ist dem Storting verant-
sind verpflichtende Empfehlungen. Die N.-Arbeit in wortlich. – Verw.-Einteilung: 19 Fylker (Prov.).
Dtl. wird vom Dt. Institut für Normung e. V. DIN Landesnatur. Das Landesinnere wird durch weite
durchgeführt. In Europa bilden das Europ. Komitee Hochflächen bestimmt. Im W liegt das zentralnor-
für N. (CEN) und das Europ. Komitee für Elektro- weg. Gebirge (teilweise vergletschert), das nach W
techn. N. (CENELEC) die Gemeinsame Europ. steil, nach O schwach abfällt und in dem die
Normeninstitution. höchsten Erhebungen des Landes, Glittertind
Nrmzustand, physikal. N., durch Normtemperatur
NormzustandNORN (2464 m ü. M.) und Galdhøppig (2469 m ü. M.), liegen.
(273,15 K) und Normdruck (101 325 Pa) festgelegter Die Küsten, denen zahlr. Schären und Inseln
Zustand eines festen, flüssigen oder gasförmigen vorgelagert sind, sind durch Fjorde stark gegliedert.
Stoffs. Klima: feucht und mild.
Nrnen, altnord. Sage: die Schicksalsgottheiten Urd Wirtschaft. Überwiegend Forst- und Weidewirt-
(Vergangenheit), Skuld (Zukunft) und Verdandi schaft; Anbau nur in Tälern. Pelztierzucht; Fischerei
(Gegenwart). (Kabeljau, Hering), Fischzucht (u. a. Lachs). Bed.
Norwegen: Auf Norrköping [ˈnɔrçøːpiŋ], Hafen- und Ind.-Stadt in Erdgas- und Erdölförderung in der Nordsee.
der norwegi- S-Schweden, nahe der Ostsee, 120 500 Ew.; Textil-, Eisenerze werden im N abgebaut, Steinkohle auf
schen Polarinsel Papier-, Lebensmittel- u. a. Industrie; internat. . Spitzbergen; Vorkommen von Buntmetallerzen
Spitzbergen Northampton [nɔːˈθæmptən], Stadt in Mittelengland, (Titan, Kupfer, Zink, Pyrit). Die Nutzung der reichen
189 500 Ew.; kath. Bischofssitz; Church of the Holy Wasserkräfte fördert Elektrometallurgie (bes.
wurde im Feb-
Sepulchre (11. Jh.), Saint Peter (um 1160), in Saint Aluminiumproduktion) und elektrochem. Ind.;
ruar 2008 unter
Matthew's (19. Jh.) Werke von H. Moore und außerdem petrochem., Elektronik-, Metall-,
regem Interesse G. Sutherland. Schuh- u. a. Industrie. Maschinen-, Werftind., Fisch- und Holzverarbeitung;
der Weltöffent- North Carolina [nɔːθ kærəˈlaɪnə], Abk. N. C., einer der Tourismus. Ausgeführt werden v. a. Erdöl, Erdgas,
lichkeit eine atlant. Staaten der USA, 136 416 km 2, 8,68 Mio. Ew.; Erze, Metalle, Maschinen, chem. Produkte, Fische
Pflanzensamen- Hptst.: Raleigh. N. C. hat Anteil an der Küstenebene und Fischprodukte; Haupthandelspartner sind
bank einge- und den Appalachen. Tabak, Mais, Baumwolle; Schweden, Großbritannien und Dtl. Zahlreiche
weiht. In einem Vieh- und Geflügelzucht; Forstwirtschaft; bed. Häfen. Internat. : Oslo.
120 Meter tief Möbelindustrie. Geschichte. Harald Schönhaars Sieg (um 872)
im eisigen Fels- North Dakota [nɔːθ dəˈkəʊtə], Abk. N. D., Staat im N vereinigte verschiedene Kleinkönigtümer. Olaf I.
massiv gelege- der USA, 183 112 km 2, 636 700 Ew.; Hptst.: Bismarck. Trygvasson sowie Olaf II., der Hl., christianisierten
nen Tresor wird Präriegebiet. Ackerbau (Getreide, Flachs, Kartoffeln); das Land. Erst 1047 wurde Harald III., der Strenge,
Viehzucht.  auf Erdöl, Erdgas, Braunkohle. der Gründer Oslos, als norweg. Alleinkönig
Saatgut mög-
Northern Territory [ˈnɔːθən ˈterɪtərɪ], dt. Nrdterrito- anerkannt. Håkon der Alte (1217–63) sicherte den
lichst vieler un-
rium, Territorium des Austral. Bundes, 1,346 Mio. Besitz Islands und Grönlands. 1319 wurde N. in
terschiedlicher km 2, 207 000 Ew.; Hptst.: Darwin; größtenteils Personalunion mit Schweden regiert, 1380 in
Nutzpflanzen- Wüsten, Halbwüsten und
arten aus der Savannen; Abbau von Uran,
ganzen Welt bei Bauxit u. a.; große Teile
–18°C konser- Reservate der Ureinwohner
viert. Ziel ist die (Aborigines).
Bewahrung der Northwest Territories
Artenvielfalt, die [nɔːθˈwest ˈterɪtərɪz], dt.
auch nach Krie- Nordwst-Territori|en, Verw.-Ge-
biet im N Kanadas, 1,35 Mio.
gen, Naturkata-
km 2, 41 500 Ew. (rd. 60 % Inuit
strophen oder
und Indianer); Hauptort:
Pflanzenepi- Yellowknife. Im N meist Tundra,
demien für die im S Waldland;  auf Erdöl,
kommenden Erdgas, Blei, Gold; Pelztier- und
Generationen Fischfang. – Seit 1. 4. 1999 ist der
erhalten bleiben östl. Teil der N. T. als → Nunavut
soll. Territory ausgegliedert.
NOR
Personalunion mit Dänemark. Königin Margarete
vereinigte 1397 N., Dänemark und Schweden in der
nach Ausprägung gibt es dort stärkere Einflüsse aus
dem Dänischen, Schwedischen, Isländischen oder
NOT
Kalmarer Union. Die dän. Könige blieben bis 1814 Färöischen. Nach dem norwegischen Sprachgesetz
auch Könige von N. 1814 kam N. an Schweden (bis dürfen die staatlichen Behörden keine der beiden
1905). Der dän. Prinz Karl wurde 1905 zum König offiziellen Varianten zu mehr als 75 Prozent benutzen.
gewählt und regierte als Håkon VII. bis 1957. N. blieb Um eine gemeinsame Landessprache entstehen zu
während des 1. Weltkriegs neutral. Im 2. Weltkrieg lassen, wird außerdem versucht, durch Rechtschreib-
wurde N. 1940–45 von dt. Truppen besetzt. 1949 trat und Grammatikreformen schrittweise »Samnorsk« zu
N. der NATO bei. Staatsoberhaupt ist seit 1991 König bilden, »gemeinsames Norwegisch« – bisher allerdings
Harald V. Ein EU-Beitritt wurde von der Bev. 1994 waren diese Versuche nicht erfolgreich.
abgelehnt. Seit 2005 ist der Sozialdemokrat J.
Stoltenberg Regierungschef.
nrwegische Kunst. Der Raum des heutigen Norwich [ˈnɔrɪdʒ], alte Bischofsstadt in O-England,
Norwegen gehörte in der Frühzeit zum Bereich der 177 100 Ew.; normann. Kathedrale (1084 begonnen);
german. Kunst. Von n. K. im engeren Sinn spricht Maschinen- u. a. Industrie.
man seit der Begründung des Reichs durch Harald I. Nske, Gustav, dt. Politiker (SPD), * 1868, † 1946; ließ
Der auf hohem Niveau stehenden Zimmermanns- 1919 als Mitgl. des »Rates der Volksbeauftragten«
technik der Wikinger sind neben Königshallen und den Spartakusaufstand niederwerfen, schuf als
Schiffen auch die etwa 25 noch erhaltenen Reichswehrmin. (1919–20) die Grundlagen für den
Stabkirchen zu verdanken. Daneben entstanden Aufbau der Reichswehr.
nach 1100 roman. Steinkirchen. Die späteren got. Nstlinger, Christine, österr. Schriftstellerin, * 1936;
Steinbauten folgten engl. Beispiel. Eine reiche realist. Kinder- und Jugendbücher.
Volkskunst entstand im 17. und 18. Jh. Die repräsen- Nostradmus, eigtl. Michel de Notredame
tativen Bauten des 19. und 20. Jh. folgten meist [nɔtrəˈdam], frz. Astrologe, * 1503, † 1566; Leibarzt
klassizist. Stilelementen, ein modernes Wahrzeichen Karls IX.; seine dunklen Prophezeiungen in je 100
ist das Rathaus in Oslo. Sozialkrit. Züge prägen das gereimten Vierzeilern (»Centuries«) wurden immer
Werk des Malers C. Krohg. G. Munthe lieferte mit wieder neu gedeutet.
seinen Entwürfen für Bildteppiche einen bed. Beitrag Notr der, unabhängiger Träger eines öffentlichen
zum Jugendstil, während O. Gulbransson als Grafiker Amts, der bes. Rechtsgeschäfte beurkundet,
hervortrat. Größte Bedeutung erlangte die n. K. mit Unterschriften und Abschriften beglaubigt,
E. Munch, einem der Wegbereiter des Expressionis- Testamente und Erbverträge errichtet und
mus, sowie dem Bildhauer G. Vigeland. vollstreckbare Urkunden ausstellt. Das Notarit kann
nrwegische Literatr. Erste Blüte mit der mit der Anwaltschaft verbunden sein (z. B. in Hessen).
→ altnordischen Literatur; im 19. Jh. Entwicklung Note, Zeichen zur schriftl. Festlegung von Tönen. Die
eines norweg. Nationalschrifttums. Einen Höhe- N.-Schrift umfasst N., Linien, Schlüssel, Erhöhungs-,
punkt erreichte die n. L. mit H. Ibsen und B. Bjørnson Erniedrigungszeichen, Taktstriche, Pausen usw.
sowie dem später wegen seiner Hinneigung zum Notebook [ˈnəʊtbʊk, engl. »Notizbuch«] das,  kleine
nationalsoz. Ideengut stark angefeindeten Ausführung eines tragbaren Personal Computers mit
K. Hamsun. Zur Tradition der n. L. gehören bes. (Farb-)LCD-Bildschirm, Netz- oder Akkubetrieb;
Sozialkritik und polit. Engagement. Das Erlebnis der Nachfolger des Laptops.
dt. Besatzung wurde zum Zentralthema nach 1945. Notenbank → Zentralbank.
In den 1960er Jahren gewann die n. L. Anschluss an Notepad [ˈnəʊtpæd, engl. »Notizblock«] das, kleiner
experimentelle europ. Tendenzen, die sich in den Computer für mobile Anwendungen, mit berüh-
1970er und 1980er Jahren zu einer psychologisch rungsempfindl. Display. Die Eingabe erfolgt mit Hilfe
orientierten Richtung entwickelten. eines speziellen Stiftes (Handschrifterkennung), der
über einen flachen, hochauflösenden LCD-Bild-
nrwegische Sprache, sie umfasst schirm geführt wird. N. dienen auch als Adress-
die beiden seit 1885 offiziell gleichberechtigten kartei, Terminkalender und können zur Datenüber-
Schriftsprachen Norwegens, Bokmål (»Buchsprache«, mittlung eingesetzt werden. Andere Bez. für ähnlich
vor 1929 Riksmål) und Nynorsk (vor 1929 Landsmål). funktionale (kleinere) Modelle sind PDA (engl. für
Beide Sprachen gehören zur nordgerman. Sprachen- personal digital assistent) – in Analogie zu Laptop
gruppe. Das heute als Schreibsprache überwiegende auch Palmtop genannt – und Penpad.
Bokmål weist z. T. ausgeprägt ostnord. Züge auf, Notstand, 1) Staatsrecht: Staats-N.: Bei dringender
während das seit Mitte des 19. Jh. geförderte Nynorsk Gefahr für Bestehen oder Sicherheit des Staats haben
bes. auf jüngere Dialektstufen des Westnordischen die obersten Vollzugsorgane das Recht, die zur
(→ altnord. Sprache) gestützt ist. Überwindung der Notlage erforderl. Maßnahmen zu
treffen. In der Bundesrep. Dtl. erging am 24. 6. 1968 die
Sprachliche Fiktion N.-Gesetzgebung. Sie sieht unterschiedl. N.-Maß-
Fünf Millionen Norweger sprechen eine Mutter- nahmen vor: 1) für den Katastrophenfall, 2) für den
sprache, die es so eigentlich gar nicht gibt: »Das inneren N. (Gefahr für den Bestand des Staats oder für
Norwegische« ist nur ein Sammelbegriff, es besteht in die freiheitl. demokrat. Grundordnung), 3) für den
Wirklichkeit aus zwei behördlich anerkannten Sprach- Verteidigungsfall (Spannungs- oder Verteidigungsfall;
varianten (»Bokmål« und »Nynorsk«) und zahlreichen seinen Eintritt stellt der Bundestag mit 2⁄3-Mehrheit 633
weiteren, offiziell nicht anerkannten Dialekten. Je fest). Die zur Gefahrenabwehr zulässigen Beschrän-

Notstand N
N Nottingham
634 kungen des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses, nennenswertem Umfang für den menschl. Verzehr
der Freizügigkeit, der Berufsfreiheit (z. B. durch verwendet wurden und die unter bestimmte
Dienstleistungspflicht), des Eigentums (Sachleis- Gruppen von Erzeugnissen fallen; z. B. Produkte mit
tungspflicht nach dem Bundesleistungs-Ges.) sind im neuer oder gezielt modifizierter primärer Molekular-
GG und ergänzenden einfachen N.-Ges. (z. B. das Ges. struktur oder Produkte, bei deren Herstellung ein
zur Beschränkung des Post-, Brief- und Fernmelde- bisher nicht übliches Verfahren angewandt worden
geheimnisses, Arbeitssicherstellungs-Ges.) ist, das eine bedeutende Veränderung der Zusam-
geregelt. – 2) Strafrecht: unverschuldete Gefahrenlage mensetzung oder der Struktur bewirkt hat,
für Leib oder Leben, aus der man sich nur unter Lebensmittelzutaten, die aus Pflanzen bestehen oder
Verletzung strafrechtl. geschützter Interessen retten isoliert worden sind (z. B. Phytosterole), und aus
kann. N. ist ein zur Straflosigkeit führender Tieren isolierte Lebensmittelzutaten sowie Produkte
Rechtfertigungsgrund für eine an sich strafbare aus Mikroorganismen, Pilzen oder Algen.
Handlung. Unterschieden wird rechtfertigender N. Novlle die, epische Gattung, Erz., meist in Prosa. Die
(§ 34 StGB) und entschuldigender N. (§ 35 klass. Form der N., mit straff komponierter Handlung
StGB). – 3) Zivilrecht: Zwangslage, in der eine fremde um einen zentralen Konflikt, entstand in der ital.
Sache beschädigt oder zerstört werden darf, wenn Renaissance (Boccaccios »Decamerone«). Die
durch sie Gefahr droht (defensiver N., § 228 BGB), Gattung erlebte im 19. Jh. eine neue Blüte.
oder in der auf eine neutrale Sache eingewirkt werden Novmber|revolution, dt. Revolution im Nov. 1918.
darf, wenn eine drohende Gefahr nicht anders Sie begann am 30. 10. mit dem Marineaufstand in
abgewehrt werden kann (aggressiver N., § 904 BGB). Kiel, führte am 7. 11. zum Sturz der bayr. Monarchie
Nottingham [ˈnɔtɪŋəm], Stadt im mittleren England, und am 9. 11. zur Abdankung Kaiser Wilhelms II.
249 600 Ew.; kath. Bischofssitz; zwei Univ.; Industrie. Alle dt. regierenden Fürsten wurden entthront, in
Nottrno das, Nocturne [nɔkˈtyrn],  im 18. Jh. zur Dtl. wurde die Rep. ausgerufen.
Nachtzeit aufgeführte Musikstücke; einsätziges Novi Sad [ˈnɔviː ˈsaːd], dt. Nsatz, Stadt in der
Klavierstück träumer. Art. Wojwodina, Serbien, an der Donau, 190 000 Ew.;
Notverordnung, Verordnung mit Gesetzeskraft, die Univ.; Maschinenbau, Kfz-Zuliefer-, elektrotechn.,
in Notfällen erlassen wird; in den Rechtsstaaten ist Nahrungsmittel- u. a. Industrie.
dies nur in den verfassungsmäßig vorgesehenen Nwaja Semlj, russ. Doppelinsel im Nördl. Eismeer,
Fällen und Formen und meist mit nachträgl. 83 000 km 2; N-Insel weitgehend vergletschert.
parlamentar. Kontrolle zulässig. Nach der Weimarer Nwgorod, bis 1999 Name von → Weliki Nowgorod.
Verfassung konnten die Reichspräs. und die Nowitzki, Dirk, dt. Basketballspieler, * 1978; spielt seit
Reichsregierung N. erlassen (Ebert, Hindenburg). 1998 bei den Dallas Mavericks (NBA); mit der dt.
Das GG sieht N. nicht vor und regelt nur den Fall des Nationalmannschaft WM-Dritter 2002.
→ Gesetzgebungsnotstands. Nowosibrsk, Gebietshptst. in Russland, Zentrum
Notwehr,  Verteidigung, die erforderlich ist, um Westsibiriens, am Ob, 1,4 Mio. Ew.; mehrere Univ.,
einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich Oper; im Stadtteil Akademgorodok Sibir. Abteilung
oder einem andern abzuwenden. Eine N.-Handlung der Akademie der Wiss.; vielfältige Industrie,
ist nicht widerrechtlich; sie ist weder strafbar noch Informationstechnologie, Energieerzeugung.
zivilrechtlich unerlaubt; daher verpflichtet sie nicht NPD, Abk. für → Nationaldemokratische Partei
zum Schadensersatz. Deutschlands.
Nouakchott [nwakˈʃɔt], Nuakschtt, die Hptst. NSDAP, Abk. für Nationalsozialistische Deutsche
Mauretaniens, 608 000 Ew.; internat. . Arbeiterpartei (→ Nationalsozialismus).
Nouveau Roman [nuˈvo rɔˈmã], frz. Romanform des Nbi|en, Landschaft in N-Afrika (S-Ägypten und
20. Jh., gekennzeichnet durch Ablehnung traditionel- N-Sudan), am Nil, zw. Assuan und Khartum,
ler Formen und die Konzentration auf die Schreib- außerhalb des Niltals Wüste.
weise, auf die Sprache als Material. Vertreter u. a.: Nuklermedizin, medizin. Fachgebiet, das sich mit
A. Robbe-Grillet, N. Sarraute, M. Butor. dem Einsatz von Radionukliden in Forschung,
Novlis, eigtl. Freiherr Friedrich von Hrdenberg, dt. Diagnostik und Therapie beschäftigt. Durch
Dichter der Romantik, * 1772, † 1801; schrieb von diagnost. Verfahren (Isotopendiagnostik) wie
Jenseitssehnsucht erfüllte Gedichte (»Hymnen an die Gammakamera und/oder mit Funktionsmessungen
Nacht«), den unvollendeten Roman »Heinrich von werden am Patienten Organe abgebildet oder
Ofterdingen« (1802) und Autobiografisches. Funktionen und Durchblutungsgrößen gemessen.
Novartis AG, schweizer. Pharmakonzern, 1996 durch Die Isotopentherapie dient zur Behandlung
Fusion der Ciba-Geigy AG (gegr. 1970) und der bösartiger Geschwülste.
Sandoz AG (gegr. 1886) entstanden; Sitz: Basel.
Nova Scotia [ˈnəʊvə ˈskəʊʃə], dt. Neuschttland, Prov. Nuklensäuren,  Verbindungen von
Kanadas, am Atlant. Ozean, umfasst die Halbinsel N. Phosphorsäure, Nukleinbasen (Pyrimidin- oder
und die Kap-Breton-Insel, 55 284 km 2, 937 900 Ew.; Purinbasen) und dem Zucker Ribose (Ribo-N., RNS,
Hptst.: Halifax. Viehzucht, Forstwirtschaft; RNA) oder Desoxyribose (Desoxyribo-N., DNS, DNA).
Fischerei;  auf Gips, Baryt und Salz. Einfache N., Mononukleotide, kommen im Zellstoff-
wechsel und als Wirkgruppen von Enzymen vor,
Novelfood [ˈnɔvlfuːd], Lebensmittel und polymere N., Polynukleotide (N. i. e. S.), sind die
Lebensmittelzutaten, die vor dem Inkrafttreten der zentralen Bestandteile der Gene im Zellkern; mit
Novel-Food-VO 1997 in der EU noch nicht in Proteinen bilden sie Nukleoproteide.
NOT
Garant sicherer Vaterschaftstests
In jedem Zellkern des menschlichen Körpers sind die
bzw. von amerikan. Militärgerichten in Nürnberg
durchgeführte Strafverfahren zur Aburteilung dt.
NYX
Erbinformationen des jeweiligen Menschen enthalten – Kriegsverbrechen; Urteilsverkündung im Hauptprozess
also lassen sich aus Zellen auch Hinweise auf die am 1. 10. 1946. Folgeprozesse fanden 1946–49 statt.
leiblichen Eltern gewinnen. Für einen Vaterschaftstest Nutatin die,  period. Bewegung der Figurenachse
reicht in der Regel ein Abstrich der Mundschleimhaut eines Kreisels um die Drehimpulsachse; im Falle der
aus. Aus den Proben wird im Labor die Desoxyribo- Erde als Kreisel ein geringes Schwanken der
nukleinsäure (DNS, englisch: DNA) isoliert, vervielfäl- Erdachse mit 18,6-jähriger Periode infolge der
tigt und untersucht. Dabei interessieren sich die Anziehungskraft des Monds.
Humangenetiker vor allem für sich vielfach wieder- Nutzleistung,  von einer Maschine nach außen
holende DNS-Abschnitte, die sogenannten Repetitivse- abgegebene nutzbare Leistung.
quenzen. Die Längenanalyse dieser Sequenzen und ein Nyíregyháza [ˈnjiːrɛtjhaːzɔ], Stadt in Ungarn,
Nyíregyháza NYÍN

Vergleich der Ergebnisse bei der DNS des Kindes und 117 000 Ew.; Zentrum eines Wein-, Tabak- und
der des möglichen Vaters gibt Aufschluss über Obstbaugebiets.
genetische Übereinstimmungen und bietet einen fast Nmphen Pl.,  Entwicklungszustand einiger
hundertprozentigen Abstammungsnachweis. Insekten mit unvollkommener Verwandlung.
Nmphenburg, Stadtteil im W von München mit
Schloss N., im Barockstil (1664–1730); ausgedehnte
Null, diejenige Zahl (Zahlzeichen 0), die, zu einer Parkanlagen mit Lustschlösschen (u. a. die
beliebigen Zahl a addiert, diese Zahl unverändert Amalienburg, 1734–39, von F. de Cuvilliés).
lässt: a + 0 = 0 + a = a. Porzellanfabrik (seit 1747/61; Nymphenburger
numrische Maschnensteuerung, Abk. NC [von Porzellan).
engl. numerical control],  automat. Steuerung von Nx, lat. Nx, griech. Sage: die Nacht, Gestalt der
Werkzeugmaschinen. Während bei konventionellen kosmogon. Dichtung der Griechen; ihre Kinder:
NC-Maschinen das Steuerprogramm auf einem Thanatos (Tod), Hypnos (Schlaf).
Datenträger (z. B. Lochstreifen) abgelegt ist,
enthalten CNC-Werkzeugmaschinen Mikropro-
zessoren, die die Arbeitsoperationen nach einem
Programm nacheinander ausführen lassen. OD
NOVELFO-MIT TEL?
Numdi|en, im Altertum Kgr. in N-Afrika, das heutige
O-Algerien; später röm. Provinz.
Nnavut Territory [- ˈterɪtərɪ; Nunavut: eskimoisch
»unser Land«], Territorium im N von Kanada,
»LEBENS«
2,09 Mio. km 2, 31 500 Ew. (etwa 25 000 Inuit); Extruder-Waren: Produkte, die durch extremen Druck und bei Temperatu-
Verw.-Sitz: Iqaluit. Vorkommen von Blei-, Silber-, ren von über 200 °C durch ein Rohr gepresst und aufgebläht werden, wie
Zinkerzen, Erdöl und Erdgas. – Am 1. 4. 1999 aus dem z. B. Pops, Crispies, Müsliriegel, Fertiggerichte u. a.
O der Northwest Territories ausgegliedert.
Nrburgring, Automobil- und Motorradrennstrecke, Light-Produkte: Lebensmittel mit vermindertem Gehalt an Bestandteilen,
bei Adenau in der Eifel, 1927 eröffnet, wiederholt die als ungesund angesehen werden, wie Fett, Zucker, Alkohol oder Ni-
umgebaut; Formel-1-Rennstrecke (5,146 km lang). kotin. Der Begriff »light« kann stehen für fettarm, kalorienreduziert,
Nurjew, Rudolf, österr. Tänzer und Choreograph zuckerfrei usw.
russ. Herkunft, * 1938, † 1993.
Nrmi, Paavo, finn. Langstreckenläufer, * 1897, † 1973; Quorn™: Lebensmittel aus fermentiertem Schimmelpilz-Myzel, die als ve-
neunfacher Olympiasieger 1920–28; 22 Weltrekorde. getarischer Fleischersatz dienen und als Alternative zu Tofu gehandelt
Nrnberg, Stadt in Franken, Bayern, an der Pegnitz, werden. Sie sind in Faserung, Geschmack und Geruch sehr fleischähnlich
500 855 Ew., überragt von der ehem. kaiserl. Burg; die und werden als Steaks, Würstchen, Burger etc. angeboten. Quorn™ ist arm
Altstadt mit got. Kirchen (St. Sebaldus, St. Lorenz, an Fett und Kalorien und ist cholesterinfrei.
Frauenkirche), Rathaus, Dürerhaus u. a. wurde im
Zweiten Weltkrieg stark zerstört; Univ.; Sitz der Milchimitate: Erzeugnisse, bei denen das natürliche Milcheiweiß oder Milch-
Bundesanstalt für Arbeit; reiche Kunstsammlungen fett ganz oder teilweise durch billigere milchfremde Zutaten ersetzt wird,
(German. Nationalmuseum); Hoch- und Fachschulen; etwa bei Streichfetten, Dessertschäumen, Kaffeeweißer oder Analogkäse.
elektrotechn., Maschinen-, Fahrzeug-, Spielwaren-,
Lebkuchen- u. a. Ind.; Messestadt (u. a. Spielwaren- Fettersatzstoffe: Synthetisch hergestellte Kunstfette, die aus Verbindungen
messe).  am Rhein-Main-Donau-Großschifffahrts- von Saccharose mit anderen Kohlenhydraten und Fettsäuren, aber auch
weg; . – N. war eine der bedeutendsten dt. Paraffinen bestehen und Lebensmitteln zugesetzt werden.
Reichsstädte und behauptete sich gegen die fränk.
Pflanzensterin-Zusatz: Mit Pflanzensterinen, fettähnlichen Substanzen, an-
Hohenzollern als Sitz der Burggrafen von N.;
gereicherte Lebensmittel senken den Cholesterinspiegel; sie hemmen aber
kulturelle Blüte im 15./16. Jh. (A. Dürer, V. Stoß,
P. Vischer, H. Sachs); 1806 bayerisch; 1835 erste dt. auch die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie Beta-Carotin.
Eisenbahn (»Adler«) zw. N. und Fürth. 1933–38 Ort
der NS-Reichsparteitage, 1945–49 → Nürnberger
Prozesse.
Nrnberger Prozsse, aufgrund des Londoner
Nürnberger Prozesse NüRN

635
Abkommens von 1945 vom Internat. Militärtribunal

Nyx N
o
O
Ohu, die volkreichste Hawaii-Insel, 1601 km 2, matie und Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu
864 800 Ew., mit der Hptst. Honolulu. stärken«, zum Friedensnobelpreisträger 2009. Die
Oakland [ˈəʊklənd], Stadt in Kalifornien, USA, Realität hat Obama, der in seinem Wahlkampf eine
398 000 Ew.; Schiffbau, Erdöl- u. a. Industrie. Aufbruchstimmung entfachte, jedoch längst
OAS, Abk. für engl. Organization of American States eingeholt. Sein Ziel einer Welt ohne Atomwaffen
(Organisation Amerikan. Staaten), regionale Organi- scheint dabei ebenso weit entfernt wie sein Szenario
sation aller unabhängigen amerikan. Staaten; 1948 für einen Nahostfrieden zwischen Israel und den
in Bogotá gegr., Sitz: Washington D. C.; Kuba wurde Palästinensern. Sein Verdienst ist es immerhin, in
1962 ausgeschlossen. Erst 2009 hob die OAS die einer Zeit nüchterner Realpolitik Visionen zu
entsprechende Resolution von 1962 auf. Kuba kehrte entwickeln und erste Schritte in Richtung ihrer
jedoch vorläufig nicht in die Organisation zurück. Umsetzung zu gehen: »Yes, we can!«, als schlagkräfti-
Im Juli 2009 wurde die Mitgliedschaft von Honduras ges Wahlkampfmotto ersonnen, avanciert so zur
suspendiert. Ziel der OAS: u. a. die Schlichtung aller Handlungsutopie. Dass solche Utopien wahr werden
Streitigkeiten zw. den Staaten, wirtschaftl., soziale können, dafür ist Obama selbst das beste Beispiel. Der
und kulturelle Zusammenarbeit, gemeinsame Sohn eines schwarzen Kenianers und einer weißen
Abwehr aller Angriffe auf eines der Mitgliedsländer. US-Amerikanerin wuchs in Hawaii und Indonesien
Ose die, Stelle reicheren Pflanzenwuchses in der auf und stieg zum Einser-Absolventen der renommier-
Wüste, hervorgerufen durch Grundwasser, Flussläufe ten Harvard Law School und 2005 zum Senator von
oder Quellen; Ansiedlung und Anbau (Dattelpalmen); Illinois auf. Ein American Dream, der den Demokra-
Sammelpunkt der Karawanenwege. ten 2009 bis ins Weiße Haus führte.
Oates [əʊts], Joyce Carol, amerikan. Schriftstellerin, Obelsk der, hoher, frei stehender, rechteckiger, spitz
* 1938; Romane (»Bellefleur«, 1980; »Ausgesetzt«, zulaufender Steinpfeiler (meist Monolith).
2002), Erzählungen und Essays. Obermmergau, Gemeinde in Oberbayern, 5200 Ew.,
OAU, Abk. für engl. Organization of African Unity in den Kalkalpen; Fremdenverkehr; seit 1634 alle 10
(Organisation für Afrikan. Einheit), 1963 in Addis Jahre Passionsspiele mit einheim. Laienschauspie-
Abeba gegründete Organisation für die Einheit lern; Mittelpunkt dt. alpenländ. Holzschnitzerei.
Afrikas und zur Koordinierung der Zusammen- berer S, See in Nordamerika, der westlichste der
arbeit; 2001 beschlossen die Mitgl.-Staaten, die OAU Großen Seen, der größte Süßwassersee der Erde,
in die Afrikan. Union (AU) umzuwandeln. 82 100 km 2, 405 m tief.
Oaxaca [oaˈxaka], 1) Staat im S von Mexiko, 93 343 km 2, Oberfläche, äußere Begrenzung
3,52 Mio. Ew.; Ackerbau, Fischereihafen. – 2) O. de eines Körpers. O.-Spannung, die
Juárez [- ðe ˈxares], Hptst. des Bundesstaates O., auf jedes Teilchen der O. einer
Mexiko, 157 300 Ew.; Erzbischofssitz; Univ.; Mu- Flüssigkeit wirkende, in das Innere
seen. – 1468 angeblich von Azteken gegr., 1521 von der Flüssigkeit gerichtete Kraft,
Spaniern erobert. Die Altstadt ist Weltkulturerbe. Ursache der Tropfenform.
b der, Hauptstrom W-Sibiriens, Russland, entspringt
Ob OB O O.-Schutz, Korrosionsschutz
im Altai, mit Irtysch 5410 km lang, mündet in die (→ Korrosion).
Karasee. Oberhaus das, die Erste Kammer
einer Volksvertretung, bes. das
Obama, Barack Hussein, amerikanischer Politiker
Obama OBAO House of Lords in Großbritannien.
(Demokrat. Partei), * 1961. Kaum ein Staatsmann wur- beron, Elfenkönig, Gemahl der
de mit derart vielen Hoffnungen befrachtet und mit Feenkönigin Titania, gelangte
Vorschusslorbeeren bedacht wie Barack Obama. Nach durch G. Chaucer in die Kunst-
gerade knapp zehn Monaten im Amt des US-Präsi- dichtung.
denten erkor ihn das Nobelkomitee »für seine außer- berösterreich, österr. Bundes-
gewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplo- land, 11 982 km 2, 1,40 Mio. Ew.;
OAH
Hptst.: Linz. O. erstreckt sich vom Donautal zw.
Passau und der Ennsmündung nach N bis in den
Obsidin der, glasige Ausbildungsform junger
Ergussgesteine mit muscheligem Bruch; kunst-
ODE
Böhmerwald, nach S über das fruchtbare Alpenvor- gewerbl. Werkstoff .
land bis auf den Kamm der Kalkalpen. Flüsse: Donau,
Inn mit Salzach, Enns mit Steyr, Traun mit Krems. Obstruktin, im Parlament die Verhinderung
Obstruktion OBSO

Viehzucht, Acker-, Obstbau, Forstwirtschaft; oder Verzögerung von Beschlüssen durch Ausnut-
Großkraftwerke; Erdgas-, Erdölförderung. Textil-, zung von Mitteln, die die Geschäftsordnung zulässt,
Zellstoff-, Lebensmittel-, Hütten- u. a. Industrie. z. B. durch Dauerreden oder fortgesetzte Anträge.
Fremdenverkehr v. a. im Salzkammergut und den
Gebirgsregionen. Reden, bis der Gegner schläft
berrheinisches Tfland, vom Rhein durchflosse- Den Rekord hält wohl Marcus Portius Cato: Der
ne, etwa 300 km lange Einsenkung zw. Schwarzwald römische Senator verhinderte 60 v. Chr. mit einer
und Odenwald im O und Vogesen und Haardt im W; Dauerrede, die sich über die Senatssitzungen eines
fruchtbar, mildes Klima. halben Jahres hinzog, eine Entscheidung über
Oberslzberg, Berg bei Berchtesgaden, Bayern, staatliche Pachtverträge – und gilt damit als Erfi nder
900–1000 m, mit Hitlers »Berghof« (1945 zerstört); der Obstruktion. Im Deutschen Bundestag ist das
seit 1998 orts- und zeitgeschichtl. Dokumentations- nicht möglich, hier gilt ein Limit von 15 Minuten pro
zentrum. Redner. In den USA dagegen ist die Obstruktion
berstdorf, Kneippkurort in Bayern, in den Allgäuer gestattet: Senatoren haben das Recht, so lange zu
Alpen, 843 m ü. M.; 10 000 Ew.; Bergsteiger- und reden, wie sie wollen. 24 Stunden und 18 Minuten
Wintersportzentrum, Bergbahnen. nahm sich Strom Thurmond 1957 Zeit, um mit seiner
berth, Hermann, dt. Physiker und Raumfahrtpionier, Rede ein verbessertes Wahlrecht für Afroamerikaner
* 1894, † 1989; arbeitete über Rückstoßantrieb und zu verhindern – vergeblich. Die Beratung des
Raketenbau. Gesetzes dauerte zwar 57 Tage, aufhalten ließ es sich
Obertöne, Nebentöne,  zum Grundton mitklingende aber nicht.
höhere Töne, die seine Klangfarbe bestimmen.
bervlta, bis 1984 Name der Rep. → Burkina Faso.
Oberwsenthal, Krort O., höchstgelegene Stadt bwalden, amtl. nterwalden ob dem Wld, Kt. der
Dtl.s, 914 bis 1214 m ü. M., in Sa., am Fichtelberg im Schweiz, 491 km 2, 32 400 Ew.; Hauptort: Sarnen;
Erzgebirge, 2500 Ew.; Luftkurort, Wintersportort. umfasst das Gebiet der Sarner Aa mit den Hochtälern
Objektv das, Optik: die dem Gegenstand zugewandte
Objektiv OBJO von Lungern und Engelberg.
Linse; Ggs.: die dem Beschauer zugewandte Linse, O'Casey [əʊˈkeɪsɪ], Sean, irischer Dramatiker, * 1880,
das Okular. † 1964, schrieb sozialkrit. Stücke (»Juno und der
Objektivsmus der, Richtung der Erkenntnistheorie, Pfau«, 1924; »Der Pflug und die Sterne«, 1926).
die dem Erkenntnisvermögen die Fähigkeit zuschreibt, Ockeghem [ˈoːkəxəm], Okeghem, Johannes, nieder-
vom Subjekt unabhängige reale Gegenstände und länd. Komponist, * um 1425 (?), † 1496 oder 1497;
objektive Ideen zu erfassen; Ggs.: Subjektivismus. Hauptmeister der 2. niederländ. Schule; Messen,
Objktkunst, Ausdrucksform der modernen Kunst, Motetten, Chansons.
die anstelle der Abbildung des Gegenstands diesen Ockham [ˈɔkəm], Occam, Wilhelm von, engl. Philosoph,
selbst in veränderter oder unveränderter Form Theologe und Schriftsteller, * 1285, † 1347/50; einer
(Abguss, Nachbildung u. a.) aus einem unspezif. der Hauptvertreter des Nominalismus.
Material präsentiert, z. B. Rauminstallation. O'Connell [əʊˈkɔnl], Daniel, irischer Politiker, * 1775,
Obe die,  Blasinstrument mit doppeltem Rohrblatt † 1847; gründete 1823 die »Irish Catholic Associati-
als Mundstück, von etwas näselndem Klang. on« und erreichte 1829 für die Katholiken in
Observatrium das, Beobachtungsstation zur Großbritannien Gleichberechtigung.
Erforschung astronom. (→ Sternwarte), meteorolog. OCR, Abk. für Optical Character Recognition,  opt.
(Wetterwarte), geophysikal. u. a. Erscheinungen. Zeichenerkennung. OCR-Schriften haben Formen,
die eine automat. Zeichenerkennung erleichtern.
de [griech. »Gesang«] die, in der Antike jede zu Musik
vorgetragene stroph. Dichtung, im heutigen
Sprachgebrauch feierl., häufig freirhythm. Gedicht,
formal von der Hymne nicht zu unterscheiden.
Ödm das, Wassersucht, Gewebequellung; bes. in Haut
Ödem öDEö

und Unterhaut eindrückbare, schmerzlose Schwellung


infolge krankhafter seröser Flüssigkeitsansammlung
in den Gewebespalten; i. w. S. die Flüssigkeitsansamm-
lung in den großen Körperhöhlen.
denwald, Mittelgebirge in Bad.-Württ., Hessen und
Bayern, zw. Kraichgau und Main; höchster Berg:
Katzenbuckel, 626 m; am Westrand verläuft die
Bergstraße.
der die, 1) tschech. und poln. dra, Fluss in Mittel-
europa, entspringt im O.-Gebirge, 910 km; unterhalb 637
Frankfurts das O.-Bruch, bildet bei Stettin den

Oder O
O Oder-Neiße-Linie
638 Dammschen See, fließt als Papenwasser in das Mahner und Kritiker
Stettiner Haff und mündet in die Ostsee. Die O. ist Der japanische Autor und Literaturnobelpreisträger
eine Hauptwasserstraße, mit Elbe und Weichsel Kenzaburō Ōe hat etwa 25 Romane und Erzählungen
durch Kanäle verbunden. Hauptnebenflüsse: Glatzer geschrieben. In den 1960er-Jahren schloss er sich der
Neiße, Katzbach, Bober, Görlitzer (Lausitzer) Neiße, Anti-Atom-Bewegung und der japanischen Friedens-
Bartsch, Warthe mit Netze u. a.; war seit 1945 Teil der bewegung an. Der Atombombenabwurf auf
Oder-Neiße-Linie. – 2) Fluss im Harz, Ndsachs., Hiroshima, gesellschaftliche Traditionen, Umbrüche
mündet in die Rhume; bei Bad Lauterberg die sowie die Vereinzelung und Entwurzelung sind
Odertalsperre (30 Mio. m3). zentrale Themen seiner Werke. Ōe verarbeitete seine
der-Nße-Lini|e, die im Potsdamer Abkommen Erfahrungen mit dem geistig behinderten Sohn in
1945 festgelegte Demarkationslinie zw. den polnisch seinem Meisterwerk »Eine persönliche Erfahrung«
(S-Ostpreußen, Schlesien, Pommern, O-Branden- (1964). Das Nobelpreiskomitee würdigte ihn auch als
burg) und sowjetisch verwalteten dt. Gebieten Sozialkritiker und Mahner vor einer kritiklosen
(N-Ostpreußen, heute Gebiet Königsberg) und dem Verwestlichung seines Heimatlandes.
übrigen Dtl., heute die dt.-poln. Staatsgrenze. Das
Potsdamer Abkommen behielt die Festlegung der
W-Grenze Polens einem künftigen Friedensvertrag OECD, Abk. für engl. Organization for Economic
vor. Die DDR hatte 1950 (Görlitzer Abkommen) die Co-operation and Development, »Organisation für
O.-N.-L. als ihre O-Grenze anerkannt. Im Warschauer wirtschaftl. Zusammenarbeit und Entwicklung«,
Vertrag (1970) erkannte die Bundesrep. Dtl. die Organisation der Ind.-Länder mit beratender
O.-N.-L. an (mit Vorbehalt). Im Zuge der Vereinigung Funktion (keine supranat. Rechtsetzungsbefugnis)
beider dt. Staaten bekräftigten die »Gemeinsame zur Koordinierung ihrer Wirtschafts-, Währungs-
Erklärung« von Bundestag und Volkskammer (21. 6. und Außenwirtschaftspolitik, gegr. 1960, Sitz: Paris;
1990), der »Zwei-plus-vier-Vertrag« (12. 9. 1990) sowie zu den (2010) 31 Mitgl. gehören die 15 EU-Länder vor
der »Dt.-Poln. Grenzvertrag«, in Kraft seit 16. 1. 1992, der Osterweiterung sowie die EFTA-Länder, ferner
völkerrechtlich verbindlich den Verlauf der dt.-poln. Australien, Japan, Kanada, Neuseeland, Türkei, USA,
Staatsgrenze entlang der Oder-Neiße-Linie. Mexiko (seit 1994), Tschech. Rep. (seit 1995), Ungarn
Odssa, wichtigste ukrain. Hafenstadt und Ge- und Polen (seit 1996), Süd-Korea (seit 1997), Slowakei
bietshptst., am Schwarzen Meer, 1,1 Mio. Ew.; (seit 2000), Chile (seit 2010). Oberstes Organ ist der
Universitäten; klassizist. Bauwerke; Maschinenbau. Rat der OECD; administrative Führung durch einen
din, german. Wtan, Wdan, altnord. Gott, Herr des für 5 Jahre ernannten Generalsekretär.
Göttergeschlechts der Asen, des Sturms, der Toten Oettinger, Günther, dt. Politiker (CDU), *1953;
und des Kriegs. Rechtsanwalt; in Bad.-Württ. 2005–09 CDU-Landes-
dipus, griech. Sage: der Sohn des theban. Königs Vors. sowie 2005–10 Min.-Präs.; seit 2010 Mitglied der
Laios und der Iokaste; tötete seinen Vater, den er EU-Kommission.
nicht kannte. In Theben löste er das Rätsel der ffenbach, Jacques, dt.-frz. Opern- und Operetten-
Sphinx, wodurch er Gatte der Königswitwe, der komponist, * 1819, † 1880; »Orpheus in der Unter-
eigenen Mutter, wurde. Dies erkennend, blendete er welt« (1858), »Hoffmanns Erzählungen« (1880).
sich und irrte mit seiner Tochter Antigone umher, bis ffenbach am Mn, Stadt in Hessen, 119 000 Ew.;
er von der Erde entrückt wurde. Tragödien von Zentralamt des Dt. Wetterdienstes; Hochschule für
Aischylos, Sophokles, Euripides. Gestaltung, chem., elektron. Ind. und traditions-
dipuskomplex, in der Psychoanalyse S. Freuds die reiche Lederind.; Renaissanceschloss; .
frühkindl. Liebe des Knaben zur Mutter, des Offenbarung, allg. Erkenntnis, Erleuchtung, in den
Mädchens zum Vater. Der gleichgeschlechtl. Religionen die Enthüllung einer religiösen
Elternteil erscheint als Rivale, der die Neigung mit Wirklichkeit, die für den Menschen von existenziel-
Kastration zu bestrafen droht. Aus nicht bewältigten ler Bedeutung ist und das menschl. Vernunftwissen
ödipalen Konflikten können versch. neurot. übersteigt.
Symptome erwachsen. offene Handelsgesellschaft, Abk. OHG,
Odoker, westgerman. Heerführer, * 433, † 493 Vereinigung von Gesellschaftern, die sich zum
(erschlagen); setzte 476 Romulus Augustulus ab und Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinsamer
machte sich zum König von Italien, wurde von dem Firma zusammenschließen. Jeder Gesellschafter
Ostgotenkönig Theoderich besiegt. haftet für die Schulden der Gesellschaft unbe-
Odsseus, lat. Ulxes, griech. Sage: Sohn des Laertes,
Odysseus ODYO schränkt (§§ 105 ff. HGB).
Gemahl der Penelope, Vater des Telemach, König von Offenmarktpolitik, An- oder Verkäufe von
Ithaka, Held vor Troja, berühmt wegen seiner List. Das Wertpapieren durch die Zentralbank zur Zinssteue-
Epos Odyssee (unter dem Namen Homers überliefert) rung und Beeinflussung der Geldmenge. Kauft die
erzählt seine Irrfahrten nach Trojas Fall und seinen Zentralbank Wertpapiere von Banken, so steigt
Sieg über die Penelope bedrängenden Freier. deren Liquidität und die Möglichkeit zur Kreditge-
währung (Geldschöpfung); durch Verkauf engt sie
Ōe, Kenzaburō, jap. Schriftsteller, * 1935; begann diese ein.
seine literar. Laufbahn bereits während seiner öffentlicher Dienst, Tätigkeit im Dienst von Bund,
Studienzeit; schreibt gesellschaftskrit. Erzählungen Ländern und Gemeinden sowie z. B. von Anstalten
und Romane, für die er zahlr. Preise erhielt, darunter des öffentl. Rechts; die Angehörigen des ö. D. gliedern
1994 den Literaturnobelpreis. sich in Beamte sowie Angestellte und Arbeiter des
ODE
ö. D., die durch privatrechtl. Arbeitsvertrag
angestellt werden.
Ohr, ris, paarig angelegtes Sinnesorgan, Sitz des
Ohr OHRO

Gehörs und des Gleichgewichtssinns beim Menschen


OKA
öffentliches Recht,  Teil der staatl. Rechtsord- und bei den Wirbeltieren. Das menschl. O. besteht aus
nung, der durch das Wirken hoheitl. Gewalt dem äußeren O. (O.-Muschel und Gehörgang), dem
bestimmt ist, z. B. Verfassungs-, Verwaltungs- und Mittel-O. (Paukenhöhle mit 3 Gehörknöchelchen) und
Strafrecht. dem inneren O. Der Gehörgang wird durch das
öffentliche Unternehmen, Unternehmen im Besitz Trommelfell gegen das Mittel-O. abgeschlossen, das
oder unter maßgebl. Beteiligung eines öffentl. durch die O.-Trompete mit dem Nasen-Rachen-Raum
Gemeinwesens (Bundes-, Landes-, kommunale verbunden ist. Das innere O. oder Labyrinth enthält
Betriebe); möglich sind privatrechtl. (AG, GmbH) ein mit Flüssigkeit gefülltes Röhrensystem. Es besteht
oder öffentl.-rechtl. Formen (z. B. Sparkassen). aus dem Vorhof, den 3 Bogengängen und der Schnecke
Offzium das, Pflicht, Amt. Heiliges O., die 1542 für die mit den gegen Erschütterungen (Schallwellen)
Inquisition (den Schutz der Glaubens- und empfindl. Hörzellen. Die Bogengänge dienen der
Sittenlehre) errichtete höchste Kurialbehörde; 1965 Wahrnehmung von Kopfbewegungen und damit der
in die Kongregation für die Glaubenslehre des ganzen Körpers, der Vorhof meist der Wahrneh-
(»Glaubenskongregation«) umgewandelt. mung der Lage des ruhenden Körpers im Raum.
ffsetdruck,  Flachdruckverfahren, bei dem von Ohrid [ˈɔxrit], dt. chrid, Stadt in Mazedonien, am
der Druckform erst auf einen Zwischenzylinder und O-Ufer des O.-Sees (367 km 2), 55 700 Ew.; früher
von diesem auf das Papier gedruckt wird. religiöser Mittelpunkt SO-Europas. Die Altstadt mit
ffshoretechnik [-ʃɔː-], Aufsuchen und Gewinnen zahlreichen Klöstern gehört zum Weltkulturerbe.
von Erdöl und/oder -gas aus küstennahen Meeres- Ohrspeicheldrüse, Partis, größte der Mundspei-
gebieten mit Bohrplattformen, Hubinseln, cheldrüsen; sie liegt vor und unter der Ohrmuschel.
Bohrschiffen. Entzündung der O., → Mumps.
ffshorezentren [-ʃɔː-], Plätze für internat. Ohrwürmer,  Insektenordnung mit 1300 Arten; sich
Finanzgeschäfte von Banken und Unternehmen, die von Pflanzen und Insekten ernährende Tiere mit
den Finanzmarkt des Landes, in dem sie getätigt harmloser Zange am Hinterleib.
werden, nicht berühren und von wesentl. nat. hser, Erich, Pseudonym e. o. plen, dt. Zeichner,
Beschränkungen freigestellt sind. * 1903, † 1944; Karikaturen, Illustrationen und
Ohio [oˈhaɪo], 1) Abk. Oh., Staat der USA, zw. dem Fluss Bildergeschichten: »Vater und Sohn« (1934–37).
O. und dem Eriesee, 116 096 km 2, 11,46 Mio. Ew.; Oise [waːz] die, rechter Nebenfluss der Seine,
Hptst.: Columbus; größte Stadt: Cleveland. O. ist ein Frankreich; entspringt in den Ardennen, 302 km
welliges Tafelland mit fruchtbaren Böden; Anbau von lang, mündet nordwestlich von Paris, z. T. kanali-
Mais, Hafer, Sojabohnen, Obst und Gemüse; siert.
Viehzucht.  auf Kohle, Kalk, Salz, Erdöl, Erdgas. istrach, David, russ. Violinist, * 1908, † 1974; war seit
Maschinen-, Fahrzeug-, Gummi-, elektrotechn. u. a. 1934 Prof. am Moskauer Konservatorium; sein Sohn
Industrie. – 2) der, wichtigster linker Nebenfluss des Igor (* 1931) ist ebenfalls ein internat. bedeutender
Mississippi, entsteht aus 2 Quellflüssen, die sich bei Violinvirtuose.
Pittsburgh vereinigen, von da an schiffbar; 1579 km. Okpi das, seltene zentralafrikan. Giraffenart; bis 1,7 m
hm, Georg Simon, dt. Physiker, * 1789, † 1854;
Ohm OHMO Schulterhöhe; kommt nur in der Demokrat. Rep. Kon-
entdeckte das Ohm’sche Gesetz: Bei konstanter go vor und steht unter Schutz.
Temperatur ist die elektr. Stromstärke I eines
Stromkreises gleich der anliegenden Spannung U
geteilt durch den elektr. Widerstand R des Strom-
kreises, I = U/R. Nach O. ist auch die Einheit des elektr. Die Andersartigkeit der Lebensräume macht den Unterschied:
Widerstands, das O., Einheitenzeichen Ω, benannt. Der Polarfuchs lebt in der nördlichen Polarregion in Eis und
Schnee. Um der extremen arktischen Kälte zu trotzen, hat er ein
isolierendes Fell mit dichter Unterwolle und sehr kleine Ohren,
über die er kaum Wärme an die Umgebung verliert. Ganz anders
sein naher Verwandter,
der Fennek. Sein Lebens-
raum ist die Wüste. Von
allen Wildhunden hat
er die – im Verhältnis
zum Körper – größten
Ohren. Sie dienen der
Wärmeregulation, denn
über sie wird viel Kör-
perwärme abgeleitet.

639

Okapi O
O Okawango
640 Okawngo der, Fluss in Afrika, entspringt in Angola, energiesparender Gebäude unter Ausschöpfung der
versickert (rd. 11 Mrd. m3 Wasser jährlich) nach natürl. Rohstoffe.
1600 km im O.-Becken (Wildreservat in N-Botswana). ökolgisches Gleichgewicht, Wechselwirkungen
Okayama, jap. Stadt auf Honshū, 627 000 Ew.; Univ.; zw. den Gliedern einer biolog. Lebensgemeinschaft;
Textil- u. a. Ind.; Burganlage. jede Systemveränderung ruft eine entsprechende
Okeans der, lat. Ocenus, griech. Sage: Sohn des
Okeanos OKEO Gegenreaktion hervor, um das ö. G. wiederherzu-
Uranos und der Gäa, Weltstrom, der die Erde stellen.
umfließt. Ökonometr, Zweig der Wirtschaftswiss., der mit
O'Keeffe [əʊˈkiːf], Georgia, amerikan. Malerin, * 1887, Hilfe mathemat.-statist. Methoden und anhand
† 1986; abstrahierende stilllebenartige Darstel- wirtschaftsstatist. Daten wirtschaftstheoret.
lungen v. a. von Landschaften und Blumenmotiven. Modelle und Hypothesen auf ihren Realitätsgehalt
ker die, linker Nebenfluss der Aller, Ndsachs., 105 km, und Erklärungswert überprüft.
Talsperre im Harz. kosystem, Wirkungsgefüge zw. Lebewesen versch.
Arten und ihrem Lebensraum. Ö. sind z. B. ein
Okinawa, Hauptinsel der jap. → Ryūkyūinseln, Laubwald oder ein Korallenriff.
zw. Kyūshū und Taiwan, 1254km 2, als Präfektur (71 Oktader das,  von acht dreieckigen Flächen
Inseln) 2273 km 2 und 1,37 Mio. Ew.; Hptst. Naha; begrenzter Körper, bei dem in jeder Ecke vier Kanten
Anbau von Reis, Ananas, Soja und Bataten; zusammenstoßen.
Petrochemie; Tourismus. Nach dem 2. Weltkrieg Oktnzahl, Abk. OZ, Kennzahl für die Klopffestigkeit
stand O. bis 1972 unter US-amerikan. Verwaltung. eines Ottokraftstoffs. Kraftfahrbenzin hat O. von
80–100 und darüber, Flugbenzin von 100–145.
Die Insel der Hundertjährigen Oktve die, 1) das Intervall, das vom Grundton 8 Stufen
Nirgendwo ist der Anteil der Hundertjährigen so groß entfernt ist. – 2) der 8 Stufen umfassende Tonraum
wie auf Okinawa: rund 45 auf 100 000 Einwohner. Die zw. 2 gleichnamigen Tönen (C bis c, D bis d usw.).
Frauen dort halten mit einer durchschnittlichen Oktberrevolution, Machtergreifung der Bolsche-
Lebenserwartung von 86 Jahren weltweit den Rekord. wiki (→ Bolschewismus) durch den Sturz der russ.
Dazu bleiben die Senioren meist völlig gesund. bürgerl. Kerenski-Reg. in Petrograd (Sankt
Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Osteoporose, Petersburg) am 25./26. 10. 1917 des damals in
Herzinfarkt oder Krebs sind selten. Ihr Rezept: wenig Russland gültigen julian. Kalenders (nach heutigem
Fleisch, viel frisches Gemüse (z. B. Goya-Gurke), Soja 7./8. 11. 1917).
und Fisch und das sog. »Hara Hachi Bu«, der Brauch, ökumnische Bewegung, im 19. Jh. beginnende, im
nur so viel zu essen, bis man sich zu 80 Prozent satt 20. Jh. eigene Institutionen ausbildende Bestrebun-
fühlt. Hinzu kommen tägliche Bewegung, ein gutes gen innerhalb der christl. (reformator., später auch
Nachbarschaftsnetzwerk – und Arbeit: Sogar orth. und oriental.) Kirchen, die konfessionelle
90-Jährige sind hier noch tätig, gemäß dem Motto: Trennung zu überwinden; 1948 Gründung des
Wer rastet, der rostet. Ökumen. Rats der Kirchen (Abk. ÖRK, auch
Weltkirchenrat); Sitz: Genf, als weltweite Arbeits- und
Aktionsgemeinschaft von Christen und Kirchen
Okklusin die, Meteorologie: Vereinigung einer (ohne kirchenleitende Befugnisse); die kath. Kirche
Kaltfront mit einer Warmfront. gehört dem ÖRK nicht an, nimmt seit dem 2. Vatikan.
Okkultsmus der, Lehren und Praktiken, die ein
Okkultismus OKKO Konzil aber an der ö. B. teil.
Geheimwissen um durch Naturgesetze nicht Ökumnischer Patrirch, seit dem 5. Jh. Titel des
erklärbare Erscheinungen beanspruchen. Bischofs von Konstanti-
(→ Parapsychologie) nopel; Sitz heute:
Oklahma [engl. əʊkləˈhəʊmə], Abk. Okla., Staat in den Istanbul; Ehrenober-
zentralen USA, 181 035 km 2, 3,55 Mio. Ew.; Hptst.: haupt der orth. Kirche.
Oklahoma City. Im O z. T. waldbedecktes Tiefland, ökumnisches Konzl,
im W Grasland (künstl. Bewässerung). Anbau von ein Konzil, dessen
Weizen, Rinderzucht,  auf Erdöl, Erdgas. Beschlüsse gesamt-
Erdölraffinerien, Nahrungsmittelindustrie. kirchlich, d. h. in der
Ökolog, Wiss. von den Beziehungen der Lebewesen gesamten Ökumene, als
zu ihrer Umwelt (Standort, Boden, Klima, andere bindend angesehen
Lebewesen). werden. (→ Konzil)
ökolgischer Landbau, biolgischer Landbau, laf, Herrscher:
alternatve Landwirtschaft, im Unterschied zur 1) O. II. Hraldsson, der
herkömml. Landwirtschaft eine die biolog. Heilige, König von
Selbstregulation des Ökosystems anstrebende und Norwegen, * um 995,
ausnutzende Form des Landbaus, verzichtet auf  1030; förderte mit
synthet. Dünger, Herbizide und Pestizide, schont rücksichtsloser Strenge
Bodenorganismen. Seit Ende 2001 werden im ökolog. die Ausbreitung des
Landbau erzeugte Produkte mit dem Bio-Siegel Christentums;
gekennzeichnet. Schutzpatron
ökolgisches Bauen, Richtung der zeitgenöss. Norwegens. – 2) O. V.,
Architektur, tritt ein für Errichtung umweltfreundl., König von Norwegen,
OKA
* 1903, † 1991; folgte 1957 seinem Vater Håkon VII.
auf den Thron.
Klosterkirche des 13./14. Jh. – Der Friede von O., 1660
zw. Schweden und Polen, beendete den 1. Nord. Krieg.
OLY
Ölbaum, weidenähnl. Baum mit graugrünen, ledrigen
Ölbaum öLBö llenhauer, Erich, dt. Politiker, * 1901, † 1963; 1933–46
Blättern, weißen Blüten und schwarzblauen im Exil, 1952–63 Vors. der SPD.
Steinfrüchten, den Oliven. Aus dem Fruchtfleisch Ölmalerei,  Malweise mit Ölfarben, sie wurde von Ölpest: Wie ein
bereitet man Olivenöl. Der Ö. stammt aus Vorderasien; den Malern seit dem 12./13. Jh. entwickelt und Kampf gegen
seit dem 3. Jt. v. Chr. im Mittelmeerraum kultiviert. verdrängte allmählich die Temperamalerei. Windmühlen
Ölberg, Berg östlich von Jerusalem; Stätte der lomouc [-mouts], deutsch lmütz, Stadt in Mähren, wirkt das Auf-
Himmelfahrt Christi. ČR, an der March, 100 000 Ew.; Univ., Rathaus (14. Jh.), sammeln des
lbricht, Friedrich, dt. General, * 1888, † (erschossen) Dom (12. Jh.); Metall-, chem., Bekleidungsind. – 29. 11. Ölteppichs im
20. 7. 1944; gehörte zu den Führern der Umsturzpläne 1850 Olmützer Punktation: Aufgabe der kleindt. Golf von Me-
gegen Hitler; unmittelbar nach dem misslungenen Einigungspolitik Preußens unter dem Druck
xiko durch die
Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichtet. Österreichs und Russlands.
kleinen Fischer-
ldenburg, 1) histor. Gebiet im W von Nds., meist
Oldenburg OLDO Ölpalme, Fiederpalme, in W-Afrika und Südamerika.
Geest- und Marschgebiete. – O. kam als Stammgebiet Das Palmöl aus dem Fruchtfleisch wird zu Speisefett, boote. Am 20.
der Grafen von O. 1667 an das dän. Königshaus, wurde Seife, Kerzen verarbeitet. Aus den Samen wird April 2010 hatte
1777 Herzogtum und 1815 Großherzogtum, bekam Palmkernöl gewonnen. sich auf einer
1803 das Stift Lübeck und 1817 das Fürstentum Ölbohrplattform
Birkenfeld, die beide 1937 an Preußen fielen. O. wurde Ölpest, Verschmutzung küstennaher Meeres- als Folge von
1918 Freistaat. – 2) kreisfreie Stadt in Ndsachs., gebiete samt der Tier- und Pflanzenwelt durch in das Gasaustritt eine
160 000 Ew., an der Hunte und am Küstenkanal; Univ., Meer gelaufenes Erdöl, z. B. durch Tankerunfälle, Explosion ereig-
FH, Staatstheater; Handelszentrum mit vielen Tankspülungen, Offshorebohrungen, Kriegshand- net. Die Platt-
Logistikbetrieben, chemische und elektron. Ind.; lungen. Das Meerwasser verbindet sich mit dem Öl form sank, und
Renaissanceschloss; . zu einer zähen braunen Brühe, die den Seevögeln das
aus dem Bohr-
lduvai, ldoway, Schluchtsystem am Rand der Gefieder verklebt. Man schätzt die ins Meer gelangte
loch in mehr
Serengeti, Tansania; zahlreiche Funde der Gruppe Menge an Erdöl auf jährlich 5 bis 6 Mio. Tonnen.
Homo (bis fast 2 Mio. Jahre alt). Olsztyn [ˈɔlʃtin], dt. llenstein, Hptst. der poln. als 1500 Meter
Ölfrüchte, Ölpflanzen, Kulturpflanzen, die aus Samen Wwschaft Ermland-Masuren, an der Alle, 172 100 Tiefe ergossen
oder Früchten Öl liefern; z. B. in Europa: Ölbaum, Ew.; kath. Erzbischofssitz; Maschinenbau, Reifen- sich unvorstell-
Raps, Rübsamen, Senf, Mohn, Sonnenblume, Flachs, u. a. Ind.; ehem. Ordensburg (1348 ff.), got. Kathedrale bare Mengen
Hanf; außereurop.: Öl-, Kokospalme, Rizinus, (Backsteingotik). Rohöl ins Meer.
Erdnuss, Sojabohne, Mandelbaum u. a. Olmp der, Gebirgsmassiv in Griechenland, in Die Küsten-
Oligozn das, mittlere Stufe des Tertiärs, vor 38–25 Thessalien und Mazedonien, 2917 m hoch. In der staaten am Golf
Mio. Jahren. Antike galt der O. als Sitz der Götter. von Mexiko
Olivier [ɔˈlɪvɪə], Sir Laurence, Baron (seit 1970), brit.
Olivier OLIO Olmpia, antikes griech. Heiligtum von Zeus und riefen den Not-
Bühnen- und Filmschauspieler, * 1907, † 1989; Hera, Stätte der Olymp. Spiele in Elis (Peloponnes). stand aus, doch
weltberühmter Shakespeare-Darsteller, auch Dt. Ausgrabungen im 19. und 20. Jh.; Giebelfiguren
für Hundert-
Regisseur. des Zeustempels im Museum von O. Die Ruinen-
tausende Vögel,
Olivn der, olivgrünes Mineral, ein Magnesium-Eisen- anlage gehört zum Weltkulturerbe.
Silikat. Edelsteinvarietäten: Chrysolith, Peridot. Fische und
Olwa, Vorort von Danzig, Polen, mit ehem. Kloster, Olmpische Spiele, im alten
Olympische Spiele OLYO
Meeressäuger
1178 von Zisterziensern gegr., 1831 aufgehoben; Griechenland die bedeutendsten Festspiele, die in bedeutete die-
Olympia von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. alle 4 Jahre ses Unglück den
ausgetragen wurden. Sportlich betrieben wurden bes. qualvollen Tod.
der klass. Fünfkampf, Dauerlauf, Wagenrennen u. a.
In der Neuzeit die 1894 durch P. de Coubertin ins
Leben gerufenen Internat. O. S., die seit 1896 (Athen)
alle 4 Jahre stattfinden. Bis 1992 fanden Sommer- und
Winterspiele im gleichen Jahr statt, seit 1994 um 2
Jahre versetzt. Zeichen der olymp. Bewegung sind die
olymp. Ringe. Das olymp. Feuer gilt als Zeichen des
Friedens.

Antike Superstars
Bis in die 1980er-Jahre durften Profis bei Olympischen
Spielen nicht starten. Vater des Amateurideals mit
Sportlern, die frei von Geldstreben einen »edlen und
ritterlichen Charakter« entwickeln, war der Begründer
der modernen Olympischen Spiele, Pierre de
Coubertin. Bei den Spielen der Antike waren derartige
Tugenden allerdings unbekannt: Mit wachsender
Bedeutung der Spiele nahmen fast nur noch
Berufsathleten teil, z. B. Milon von Kroton im 6. 641
Jahrhundert v. Chr. Der fast 28 Jahre lang unbesiegte

Olympische Spiele O
O Omaha
642 sechsfache Olympiasieger im Ringen soll nach Frauenuniv.; Handelszentrum (großer Kamelmarkt);
ausgeklügeltem Trainings- und Ernährungsplan Textil- u. a. Industrie.
gelebt haben – mit bis zu 14 kg Fleisch und Brot msk, Gebietshptst. in Russland, am Irtysch, 1,14 Mio.
täglich. Auch der Lohn für einen Olympiasieg Ew.; Univ., TU; Westsibirienmesse; Maschinen-,
entsprach damals nicht gerade Coubertin’schen Luftfahrt-, chem. u. a. Ind.; internat. .
Idealen: Die Helden mussten keine Steuern mehr Ongasee, See in N-Russland, 9720 km 2, fließt durch
zahlen und erhielten Vergünstigungen und den Swir zum Ladogasee ab, Teil wichtiger
Geschenke. Wasserstraßen.
O'Neill [əʊˈniːl], Eugene, amerikan. Dramatiker, * 1888,
† 1953. Seine Dramen geben einer trag. Lebensauf-
Omaha [ˈəʊməhɔː], Stadt in Nebraska, USA, 352 000 Ew., fassung Ausdruck: »Trauer muß Elektra tragen«
am Missouri; Mittelpunkt großer Getreide- und (1931), »Eines langen Tages Reise in die Nacht« (hg.
Viehzuchtgebiete, Großschlächtereien, Metallind.; 1955); 1936 Nobelpreis für Literatur.
Univ.; Erzbischofssitz. Onkogne, Krebsgene, Tmorgene, Gene, die eine
Omaijden, muslim. Herrschergeschlecht; 661–750 bösartige Zellentartung bewirken können; finden
Kalifen in Damaskus, 756–1031 in Córdoba (Spanien). sich in Tumorviren (in vielen Retroviren) sowie im
Omn, Sultanat im O der Arab. Halbinsel, 309 500 km 2,
Oman OMAO menschl. und tier. Erbgut (mit fehlerhafter
2,8 Mio. Ew. (73 % Omaner, Einwanderer aus Indien Codierung eines Proteins).
und Belutschistan sowie Gastarbeiter. Religion: Islam); Onkolog die, Spezialgebiet der inneren Medizin,
Hptst.: Maskat; Amtssprache: Arabisch. Wirtschaftl. befasst sich mit der Ursachenerforschung, der
Kernraum ist die Küstenebene, aus der das O.-Gebirge Diagnose und der Behandlung von Tumorerkran-
(bis 3107 m) steil ansteigt und sich im Landesinnern kungen (v. a. Krebs).
zur Wüste abflacht; randtrop. Klima. – Anbau von Ontrio, Prov. Kanadas am Nordufer der Großen Seen,
Datteln, Granatäpfeln, Zitrusfrüchten und Tabak v. a. 1,076 Mio. km 2, 12,5 Mio. Ew.; Hptst.: Toronto. Im S
für den Export; für den Eigenbedarf Weizen, Mais, Anbau von Gemüse, Obst, Tabak u. a.; Milchwirt-
Gemüse, Oliven und Baumwolle; Weihrauchgewin- schaft und Viehzucht; im N Forstwirtschaft.  auf
nung; Erdöl- und Erdgasförderung; Haupthandels- Nickel, Kupfer, Uran u. a.; Fahrzeug-, Holz-, chem.,
partner: China, Südkorea, Japan, Thailand, Rep. elektron. Industrie.
Südafrika; wichtigste : Matrah, Mina al-Fahal und Ontriosee, kleinster und östlichster der Großen
Salalah; internat. : Maskat und Salalah. – Seit 1891 Seen, 18 960 km 2 groß, mit dem Eriesee durch den
brit. Protektorat, 1939 und 1951 Freundschaftsver- Niagara und den Wellandkanal, mit dem Atlantik
träge mit Großbritannien. Staatspräs.: Sultan Kabus durch den Sankt-Lorenz-Strom verbunden.
Ibn Said Ibn Taimur (seit 1970). Ontolog die,  Lehre vom Wesen und von den
mar I., der zweite Kalif (634–644), leitete den Eigenschaften des Seienden, von den Seinsweisen und
Siegeszug des Islam ein. Seinsschichten, die zu zeigen hat, was allem Seienden
mbudsmann [schwed. »Treuhänder«], Bevollmäch- als solchem gemeinsam ist; im
tigter, Sachwalter; im Staatsrecht eine von der Kritizismus Kants als
Volksvertretung bestellte Vertrauensperson, die Erkenntnismöglichkeit
ohne unmittelbare Eingriffsmöglichkeit die abgelehnt, erneuert
parlamentar. Kontrolle über bestimmte Verw.-Zwei- durch M. Heidegger,
Die Pekingoper ge verstärken soll, in Schweden seit 1809. In der N. Hartmann.
klassifiziert Bundesrep. Dtl. nehmen seit 1956 der Wehrbeauf-
ihre Charaktere tragte und seit 1978 der Datenschutzbeauftragte z. T.
nicht nach die Funktionen eines O. wahr, beim Europ. Parlament
ein Bürgerbeauftragter.
Stimmlagen,
Omdurmn, Stadt in Sudan, am Weißen Nil,
sondern nach
gegenüber Khartum, 2,81 Mio. Ew.; Islam. Univ.,
Darstellungs-
typen mit
vier Grund-
rollen: Sheng
(männlicher
Hauptdarstel-
ler), Dan (Frau-
enrollen), Jing
(Krieger, Ban-
diten, Staats-
männer – alle
mit bemalten
Gesichtern) und
Chou (Clowns).
OMA
Opl der, bunt schillerndes Mineral aus wasserhaltiger
Kieselsäure; Schmuckstein.
Tanzeinlagen; in der Funktion heute oft vom Musical
abgelöst.
OPT
Op-Art [ˈɔp ɑːt] die, kurz für engl. Optical Art [ˈɔptɪkl -],
Op-Art OPAO phüls [-f-, auch -ph-], Max, frz. Bühnen- und
seit Mitte der 1950er Jahre Tendenzen zeitgenöss. Filmregisseur dt. Herkunft, * 1902, † 1957; »Liebelei«
Kunst, die sich mit Hilfe kalkulierter Gesetzmäßig- (1933), »Der Reigen« (1950), »Lola Montez« (1955).
keiten von Linien, Flächen und Farbkombinationen pitz, Martin, dt. Dichter, * 1597, † 1639; sein »Buch von
opt. Täuschungsphänomene (Flimmereffekte) der dt. Poeterey« (1624) war bed. für die Verslehre;
bedienen; findet v. a. Verbreitung in Werbung und barocke Lyrik, Lehrgedichte.
Design; Hauptvertreter sind V. Vasarély, B. Riley und pium das, der durch Anritzen der unreifen,
Y. Agam. ausgewachsenen Fruchtkapseln des Schlafmohns
pava, dt. Trppau, Stadt in der ČR, an der Oppa, nahe gewonnene und an der Luft zu einer plast. Masse
der Grenze zu Polen, 59 800 Ew.; Univ.; Maschinen- getrocknete Milchsaft; dient zur Gewinnung von
und Anlagenbau; im MA schles. Herzogssitz, O.-Alkaloiden (v. a. Morphin, Narcotin, Codein,
1849–1918 Hptst. von Österr.-Schlesien. Papaverin, Thebain); außerdem wird es als
PEC, Abk. für engl. Organization of Petroleum Rauschgift missbraucht; erhebl. Suchtgefahr.
Exporting Countries, »Organisation der erdölexpor- piumkrieg, zw. England und China 1840–42, wegen
tierenden Länder«, gegr. 1960, Sitz: Wien; Mitgl.: der von China verweigerten engl. Opiumeinfuhr; das
Algerien, Angola, Indonesien, Irak, Iran, Katar, besiegte China musste Hongkong abtreten.
Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, Venezuela, Ople, dt. ppeln, Hptst. der poln. Wwschaft O., an der
Vereinigte Arab. Emirate; Ecuador und Gabun Oder; 128 000 Ew.; Bischofssitz; Univ.; Maschinen-,
schieden 1992 bzw. 1996 aus. Ziele: Koordinierung Waggonbau, Kfz-Zulieferer-, Baustoff- u. a. Industrie.
der Erdölpolitik, Stabilisierung der Weltmarktpreise Opssum das,  rattenähnl. Beuteltier in Nord- und
für Erdöl durch Regulierung der Fördermengen, Südamerika; die Felle werden zu Pelzen verarbeitet.
Gewährleistung ausreichender Erträge für ppeln → Opole.
Investoren in der Mineralölindustrie.
pel, Adam, dt. Maschinenbauer und Unternehmer, ppenheimer, 1) Joseph Süß, gen. Jud Süß,
* 1837, † 1895; gründete 1862 die Adam Opel AG. jüd. Geldvermittler, * 1698/1699, † (hingerichtet) 1738;
Finanzmin. des Herzogs Karl Alexander von
per, Bühnenwerk, in dem Musik, Dichtung,
Oper OPEO Württemberg, nach dessen Tod er in einem
Gesang, Darstellungskunst und Bühnenarchitektur, anfechtbaren Prozess verurteilt wurde. – 2) Robert,
bisweilen auch Tanz vereinigt sind. Man unterschei- amerikanischer Physiker, * 1904, † 1967.
det ernste O. (Opera seria) und kom. O. (Opera Oppenheimer arbeitete u. a. zur Quantenmechanik
buffa). Der Form nach ist die O. eine Aneinander- der Moleküle, zur Kern- und Astrophysik. 1943
reihung geschlossener Musikstücke (»Nummern«, übernahm er die wissenschaftliche Leitung des
Nummer-O.), die durch Rezitative oder Dialoge Atomenergieprojektes (»Manhattan Project«), das
verbunden sind. Wagner schuf das durchkomponier- Entwicklung und Bau der ersten Kernwaffen zum
te Musikdrama. Ziel hatte; er gilt deshalb als »Vater der Atombom-
be«. Nach Kriegsende setzte er sich entschieden für
Stilisiert und komplex die internationale Kontrolle der Atomwaffen ein.
Die Pekingoper hat mit europäischer Musikkultur 1954 wurde Oppenheimer als Kritiker der Wasser-
wenig gemein. Entstanden Ende des 18. Jahrhunderts, stoffbombe und Befürworter einer Rüstungskon-
vereint die bekannteste der mehr als 300 chinesischen trolle vom McCarthy-Ausschuss als Risiko für die
Theaterformen Gesang, Dialog, Pantomime und nationale Sicherheit eingestuft. Seine Mitarbeit an
Akrobatik. Das Orchester besteht aus Streichinstru- militärischen Projekten war damit beendet. Unter
menten, Mundorgeln, Mondgitarren, Lauten, John F. Kennedy wurde Oppenheimer jedoch
Trommeln und Flöten. Die mehrstündige Handlung rehabilitiert. Eine literarische Aufbereitung seines
ist Chinesen meist vertraut, denn sie basiert auf Le- Falles als moralisches Exempel fand 1964 in dem
genden oder klassischer Literatur. Stilisiert und Bühnenstück von Heinar Kipphardt »In der Sache J.
standardisiert sind nicht nur die einzelnen Rollen, Robert Oppenheimer« statt.
wa s
ben er fa hren,
sondern auch jede Bewegung. Farben, Masken, Bärte,
Frisuren zeigen dem Kenner die jeweiligen Charaktere
Di e Phys ik er ha w ird
d ieses W is sen
Sü nde is t, un d
an. Blau z. B. steht für Wildheit, aber auch für Ar-

nz verlas sen.
roganz. Wenige symbolische Requisiten ersetzen das
Bühnenbild. So stellt z. B. eine Fahne mit Wellenmus- si e ni e m ehr ga Oppenheimer
Robert
ter das Meer dar.

ptik die, urspr. die Lehre vom sichtbaren Licht; allg. das
Optik OPTO

Opertor der,   durch Symbol gekennzeichnete Gebiet der Physik, das die Wechselwirkung elektro-
Zuordnungsvorschrift (Abbildung) von Elementen magnet. Strahlung (Ultraviolett bis fernes Infrarot) mit
eines abstrakten Raumes zu Elementen eines Materie untersucht. Die geometr. O. (Strahlen-O.)
anderen Raumes, besondere Bedeutung in der behandelt Brechung und Reflexion des Lichts, die
Quantentheorie. Wellen-O. Beugung, Interferenz, Polarisation; weitere
Opertte die, musikal. Bühnenstück, meist mit Spezialgebiete der physikal. O. sind Quanten-, Rönt- 643
gesprochenem Text, Gesangsnummern und gen-, nicht lineare, integrierte, adaptive O. Die techn.

Optik O
O Optimierung
644 O. beinhaltet Licht- und Beleuchtungstechnik sowie Oratrium das, mehrsätzige Komposition
die Entwicklung opt. Instrumente. Die physiolog. O. für Chor, Einzelstimmen und Orchester;
befasst sich mit den Vorgängen beim Sehen. in ihrem Aufbau (Arien, Rezitative, Chor-
Optimrung,  math. O., das Aufsuchen des kleinsten gesänge, lyrisch-dramat. Teile) der Oper
(Minimierung) oder größten (Maximierung) Wertes ähnlich.
einer math. Funktion mehrerer Veränderlicher. Orchiden, artenreiche Pflanzenfamilie, meist
Optinsrecht, 1) Völkerrecht: bei Abtretung eines in trop. und subtrop. Ländern; einkeimblätt-
Gebiets an einen anderen Staat vereinbarter rige Kräuter; kostbare Zierblumen. Einhei-
Vorbehalt, dass sich dessen Bewohner in einer misch sind z. B. das Knabenkraut, der
bestimmten Frist für ihre bisherige Staatsangehörig- Frauenschuh, häufig sind das Zweiblatt, die
keit erklären können. – 2) Zivilrecht: vertraglich Fliegenragwurz.
eingeräumte Anwartschaft, ein Recht unter Orden [von lat. ordo »Ordnung«], 1) (Groß-)
Orden ORDO

bestimmten Bedingungen durch einseitige Gemeinschaft des Mönchstums nach


Erklärung zu erwerben (z. B. Vorkaufsrecht). bestimmten Regeln; geistl. O. in der kath.
ptische Informatinsverarbeitung, ptische Kirche sind vom Papst bestätigte Verbindun-
Datenverarbeitung, Verfahren, bei denen Licht oder gen von Männern oder Frauen, die nach der
Laserstrahlung (analog den elektr. Spannungen in der O.-Regel nach religiös-sittlicher Vollkom-
elektron. Datenverarbeitung) zur Informationsver- menheit streben. Sie müssen die Klostergelüb-
arbeitung dient. Zur o. I. gehören opt. Speicher (z. B. de ablegen (Armut, Keuschheit, Gehorsam
CD, holograph. Speicher) und opt. Übertragungssys- geloben), in Mönchs- oder Nonnenklöstern
teme (z. B. Lichtleiter). Für die Entwicklung künftiger leben und überwiegend eine bestimmte
opt. Computer ist die Möglichkeit der Parallelver- O.-Tracht tragen. Die O. pflegen meist neben
arbeitung von Informationen von großer Bedeutung. den Frömmigkeitsübungen tätige Nächs-
pto|elektrnik, Teilgebiet der Elektronik mit tenliebe: Seelsorge, Krankenpflege, Mission,
Bauelementen, in denen elektron. und opt. Signale Unterricht. Geschichtlich in einer besonderen
miteinander verknüpft werden. Optoelektron. Tradition stehen die → Ritterorden. Auch in nicht
Systeme ermöglichen höhere Speicherkapazitäten und christl. Religionen gibt es O., z. B. im Buddhis-
niedrigere Schaltzeiten als rein elektron. Systeme. mus. – 2) Ehrenzeichen für besondere militär.,
pus D|i, Organisation (Personalprälatur) der kath.
O künstler., wiss. u. a. Verdienste; von Staatsoberhäup-
Kirche mit Sitz in Rom; vereinigt Priester und tern verliehen. In Österreich werden Ehrenzeichen
(überwiegend) Laien und folgt einem Ideal, das geistl. verliehen; die Schweiz verleiht keine O. (→ Verdienst-
Leben und Heiligung des Alltags verbindet; geriet in orden der Bundesrepublik Deutschland).
der Vergangenheit mehrfach in die Kritik (Vorwurf Ordinte die,  → Koordinaten.
u. a.: »geheimbundartige« Organisationsstruktur). Ordinatin die, 1) Weihe (kath.) oder Berufung (ev.) zum
Oradour-sur-Glane [ɔradursyrˈglan], Ort im Dép. kirchl. Amt. – 2) ärztl. Verordnung; Sprechstunde.
Haute-Vienne, Frankreich, 2000 Ew.; 1944 wurden Ordnungsbehörden, in einigen Bundesländern
dort etwa 600 Ew. von der Waffen-SS umgebracht. Behörden der öffentl. Verw., deren Aufgabengebiet die
Orkel das, Schicksalsspruch; die Zukunft weissagen- öffentl. Sicherheit und Ordnung ist; z. B. Bauordnungs-
de Sprüche und Zeichen der Götter, bes. an heiligen amt, Gesundheitsamt, Gewerbeaufsichtsamt.
Stätten (Delphi); auch die Stätten selbst. Ordnungswidrigkeit, rechtswidrige und vorwerf-
orl, mündlich, zum Mund gehörend; orale Phase, nach bare Handlung, die gegen ein Ges. verstößt, das die
S. Freud die erste Phase der menschl. Sexualentwick- Ahndung mit Geldbuße zulässt (Einspruchsinstanz:
lung; Lustgewinn durch Saugen, Lutschen. Amtsgericht).
Oran [ɔˈrã], Stadt in Algerien, 629 000 Ew.; Univ.;  Ordnungszahl,  Abk. OZ, gibt die Stelle eines chem.
(Ausfuhr landwirtschaftl. Produkte); versch. Ind.; . Elements im Periodensystem an; stimmt mit der
Orange [ɔˈrãːʒ], südfrz. Stadt im unteren Rhônetal,
Orange ORAO Kernladungszahl des Atomkerns überein.
28 100 Ew.; Nahrungsmittelind. Die röm. Ruinen (u. a. Örebro [-ˈbruː], Stadt in Mittelschweden, 119 800 Ew.;
gut erhaltenes Theater) gehören zum Weltkulturerbe. Univ., Sporthochschule; Renaissanceschloss;
rang-tan [malaiisch »Waldmensch«] der, Menschen-
Orang-Utan ORAO Maschinenbau, Schuh-, Keksfabriken.
affe in den Regenwäldern Borneos und Sumatras. Die
Arme reichen fast auf den Boden. Das Männchen wird regon [engl. ˈɔrɪgən], Abk. Oreg., Staat im NW der
bis 1,5 m groß. Geselliger Baumbewohner, ernährt sich USA, am Pazif. Ozean, 251 557 km 2, 3,64 Mio. Ew.;
von Pflanzen. Vom Aussterben bedroht. Hptst.: Salem; größte Stadt: Portland. Größtenteils
Orni|en, frz. Orange [ɔˈrãʒ], ehem. frz. Fürstentum im gebirgig (Kordilleren), im O das steppenhafte
Rhônetal; kam 1544 an Nassau-Dillenburg, aus dem Columbiaplateau; im W niederschlagsreich.
die niederländ. Linie Nassau-O. stammt; fiel 1713 an Ackerbau (im O künstl. Bewässerung), Viehzucht,
Frankreich. Forstwirtschaft, Lachsfang.  auf Titan, Zirkonium,
Orni|enburg, Krst. in Bbg., an Havel und Oder- Vanadium; Electronik-, Holz-, Leichtmetall-,
Havel-Kanal, 41 267 Ew.; Schloss (1651 ff.), Orangerie Papier- u. a. Ind.; Fremdenverkehr.
(1754–55); pharmazeut., metallverarbeitende Ind.;
nördlich von O. KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen. Boom ohne Mehrwertsteuer
Ornje der, Strom in Südafrika, entspringt in den San Francisco hat das Silicon Valley, Oregon den
Drakensbergen, mündet in den Atlantik, rd. 2100 km Silicon Forest: Im Nordwesten des US-Bundesstaats
lang, nicht schiffbar, dient der Bewässerung. haben sich nach und nach etliche Hochtechnologie-
OPT
system. Ein O. im
Einzeller heißt
ORL
Organell.
orgnische Chem, Die nach den
Teilgebiet der Chemie, Plänen des
das Verbindungen des Architekten und
Kohlenstoffs mit Designers Frank
Ausnahme seiner Oxide O. Gehry in Los
und Carbide unter- Angeles erbaute
sucht; fließende
Walt Disney
Übergänge zur anorgan.
Concert Hall
Chemie.
organisrte Krimina- wurde am 23.
litt, von kriminellen Oktober 2003
Vereinigungen mit eröffnet. Wegen
einem hohen Organisa- ihrer brillanten
tionsgrad (z. B. Mafia) Akustik und
geplante und begangene modernen
Straftaten sowie die z. T. Architektur
internat. organisierte zählt sie zu den
Verwertung der bedeutend-
Tatbeute; oft mit
sten Konzert-
Verbindungen zu Staat
hallen der Welt.
und Wirtschaft.
Unternehmen angesiedelt. Den Anfang machte Schwerpunkte der o. K. sind Rauschgifthandel, Gehrys De-
Tektronix, ein Unternehmen für Test- und Mess- Prostitution, Nuklearkriminalität, Waffenhandel u. a. signleidenschaft
geräte; bald folgten Firmen wie IBM, Intel, Sun Organsmus der, Gesamtsystem der Organe. kommt be-
Microsystems, Hewlett Packard und Xerox sowie Orgnspender, Person, der Organe oder Organteile sonders bei der
Yahoo. Die früher dominierende Forst- und zum Zweck der Transplantation entnommen Gestaltung der
Landwirtschaft in der Region verlor an Bedeutung. werden, i. d. R. Verstorbene (Nachweis des Hirntods Orgel zum Aus-
Doch der Bundesstaat profitierte massiv von der durch 2 Ärzte), die zu Lebzeiten einer Organent- druck. Wie aus
Ansiedelung der Computerfirmen. Für die nahme zugestimmt haben oder deren Angehörige einer riesigen
Unternehmen war es dabei ausschlaggebend, dass in ihr Einverständnis erklären. Pommes-
Oregon – wie in einigen anderen US-Bundesstaaten
auch – keine Mehrwertsteuer erhoben wird. Die rgel, ein Tasteninstrument, dessen Klang durch frites-Tüte
ragen hölzerne
mehr als 1500 Hightech-Firmen erbringen jetzt ein Pfeifen erzeugt wird. Die Luft wird durch einen
Orgelpfeifen
Fünftel der Wirtschaftsleistung Oregons. Blasebalg in Windladen gepresst, auf denen die
Pfeifen stehen, die in einzelnen Reihen, den kreuz und quer
Registern, zusammengefasst sind. Jedes Register in den Raum.
Ornse, span. Prov.-Hptst. in Galicien, am Miño, besteht aus Pfeifen gleicher Bauart und Klangfarbe.
96 100 Ew.; kath. Bischofssitz; keram. Industrie. Die O. hat Tastenreihen für Hände (Manuale) und
Orst, griech. Orstes, griech. Sage: Sohn des Füße (Pedale) sowie Registerzüge.
Agamemnon und der Klytämnestra, rächte die Orinco, Orinko der, Strom im N Südamerikas,
Ermordung seines Vaters an Klytämnestra und deren entspringt im Hochland von Guyana; 2140 km lang,
Geliebtem Ägisth. Als Muttermörder wurde er von bildet Wasserfälle, Stromschnellen, durch den Río
den Rachegöttinnen verfolgt, die er auf Befehl Casiquiare mit dem Río Negro (Amazonasgebiet)
Apollos zu versöhnen suchte, indem er das Bild der verbunden, mündet mit zahlreichen Mündungsarmen
Artemis aus Taurien holte; er kehrte glücklich mit unterhalb von Ciudad Bolívar in den Atlant. Ozean.
seiner Schwester Iphigenie heim. Oron,  auffallendes Sternbild am winterl. Abend-
Öresund [œrəˈsʊnd], Snd, Meerenge zw. Seeland himmel mit den Sternen Rigel und Beteigeuze.
(Dänemark) und Schonen (S-Schweden). 1993–99 Orkn der, stärkster Sturm (ab Windstärke 12).
wurde eine feste Verbindung über den Ö. gebaut rkneyinseln [ˈɔːknɪ-], Inselgruppe vor der
(Hochbrücke, künstl. Insel, Tunnel; 2000 eröffnet). Nordspitze Schottlands; 976 km 2, 19 600 Ew.; Hptst.:
rff, Carl, dt. Komponist, * 1895, † 1982; Opern (»Die
Orff ORFO Kirkwall. Fischerei, Viehzucht.
Kluge«, 1943); szen. Oratorien (»Carmina burana«, Orlando [ɔːˈlændəʊ], Stadt in Florida, USA, 199 300 Ew.;
1937); begründete mit dem O.-Schulwerk eine heute Univ.; Touristenzentrum mit »Disney World« u. a.
weltweit verbreitete elementare Musiklehre. Vergnügungsparks; .
Orgn [griech. organon »Werkzeug«] das,  aus
Orgn ORGO Orléans [ɔrleˈã], Stadt in Frankreich, an der Loire,
versch. Zellen und Geweben unterschiedl. Struktur 108 000 Ew.; Kathedrale (13. bis 19. Jh.); Univ.; Kfz-,
zusammengesetzte, für spezif. funktionelle Reifen-, Textil-, Maschinenind., Marktzentrum. –
Leistungen verantwortl. Einheit; z. B. Atmungs- oder Seit dem 4. Jh. Bischofssitz; 1429 von den Engländern
Verdauungs-O., bei Pflanzen z. B. Wurzel, Spross, belagert, von der Jungfrau von Orléans befreit.
Blätter oder Blüte. Mehrere funktionell zusammen- Orléans [ɔrleˈã], frz. Herzogs- und Königshaus, 645
wirkende O. bilden ein O.-System, z. B. Nerven- wichtigste Nebenlinie der Bourbonen. Als die

Orléans O
O Orlow
646 Hauptlinie der Bourbonen 1883 ausstarb, erbte das Onkel Oscar
Haus O. ihre Thronansprüche. Woher der Name des Filmpreises Oscar stammt, ist
Orlw, Alexei Grigorjewitsch, Graf, * 1737, † 1808; russ. trotz einiger Deutungsversuche nicht mehr aufzuklä-
Admiral, mit seinem Bruder Grigori Grigorjewitsch, ren. Als Namensgeberin des Filmpreises wird oft die
Graf O. (* 1734, † 1783), an der Palastrevolution und ehemalige Bibliothekarin der Akademie, Margaret
dem Sturz Peters III. 1762 beteiligt. Herrick, genannt, die gesagt haben soll, als sie die
Ornithse die, meldepfl ichtige, weltweit verbreitete kleine Statue sah: »Der sieht ja aus wie mein Onkel
bakterielle Infektionskrankheit (Erreger: Chlamydia Oscar!« Auch die Schauspielerin Bette Davis,
psittaci) des Wild- und Hausgeflügels (Möwen, Filmkolumnist Sidney Skolsky und Filmproduzent
Tauben, Hühnervögel) und von Ziervögeln wie Walt Disney gelten als mögliche Namensgeber. 1929
Sittichen und Papageien (Papageienkrankheit, wurde er das erste Mal verliehen, 1934 zum ersten
Psittakose), die v. a. durch Einatmen des Staubs Mal Oscar genannt. Zur Verleihung darf nur
erregerhaltiger Ausscheidungen der befallenen Vögel kommen, wer offi ziell eingeladen ist.
oder durch direkten Kontakt mit infi zierten Tieren
auf den Menschen übertragbar ist (Zoonose).
Symptome sind Appetitlosigkeit, Schwäche, schersleben (Bde), Stadt in Sa.-Anh., 17 200 Ew.;
Durchfall und Lähmungserscheinungen. Elektromotoren-, Pumpenbau, Süßwarenherstellung;
Orogense die, Gebirgsbildung,  Bewegungen der in der Nähe Motorsport Arena Oschersleben.
Erdkruste, die zur Entstehung von Gebirgen führen; Oseberg [ˈuːsəbærg], Ort am Oslofjord, Norwegen,
alpinotype O. fi ndet in den bewegl. Zonen der Fundort (1903) des O.-Schiffs (21,58 m lang) in einem
Erdkruste statt u. liefert Deck- oder Faltengebirge; Grabhügel einer norweg. Fürstin des 9. Jh., das in
germanotype O. fi ndet in bereits versteiften Gebieten seinem Innern die Grabausstattung (O.-Grab) barg.
statt (Bruchfalten-, Schollengebirge). sel, estn. Sremaa, größte estn. Ostseeinsel, vor der
rpheus, sagenhafter griech. Sänger und Leier-
Orpheus ORPO Rigaer Bucht, 2673 km 2. Ackerbau, Fischerei. – Ö.
spieler, bezauberte durch seinen Gesang selbst wurde 1227 vom dt. Schwertbrüderorden erobert,
Tiere, Bäume, Steine; durfte seine Gattin Eurydike kam 1559 an Dänemark, 1645 an Schweden, 1721 an
aus der Unterwelt holen, verlor sie aber wieder, Russland, 1918 an Estland.
da er zurückblickte. Wurde von den Mänaden Oshgbo [oʃ-], Stadt in SW-Nigeria, 465 000 Ew.;
zerrissen. Kakao-, Tabakverarbeitung, Stahlwerk; Zentrum
Orsni, röm. Adelsgeschlecht (Führer der Guelfen- traditioneller nigerian. Kunst.
partei), aus dem 5 Päpste hervorgingen. Osris, ägypt. Gott, Bruder und Gemahl der Isis, Vater
Ørsted [ˈœrsdɛð], Hans Christian, dän. Physiker, * 1777, des Horus; Totengott; dargestellt als Mumie.
† 1851; begründete die Lehre vom Elektromagnetis- skar, 1) O. I. (1844–59), Sohn Carls XIV. Johan, * 1799,
mus. Nach ihm ist die nicht gesetzl. Einheit Oersted † 1859; Anhänger des Skandinavismus. – 2) O. II.
(Oe) der magnet. Feldstärke im elektromagnet. (1872–1907), Sohn von 1), * 1829, † 1907; suchte
Maßsystem benannt. vergebens die Union mit Norwegen aufrechtzuerhal-
Ortga y Gasst, José, span. Kulturphilosoph,
Ortega y Gasset ORTO ten, die sich 1905 löste.
Soziologe und Essayist, * 1883, † 1955; entwickelte slo, 1624–1924 Christinia, Hptst. von Norwegen, am
gegen die Verabsolutierung einer formalen, abstrakten Nordende des O.-Fjords; 521 900 Ew.; luther. und kath.
Vernunft eine die Individualität des Menschen Bischofssitz; Univ., Akademie der Wiss.; Oper,
betonende Lebensphilosophie; bed. zeitdiagnost. Werk Theater, Galerien, Museen; Hafen. Schiff bau, Maschi-
(»Der Aufstand der Massen«, 1929). nen-, Papier-, Textil-, chem. Ind.; Schloss Akershus;
Orthodox die, Rechtgläubigkeit; Übereinstimmung moderne Bauten: Neues Theater, Rathaus.
mit der kirchl. Lehre; orthodx, rechtgläubig. Osmnen, türk. Herrscherdynastie, benannt nach
rtlergruppe, vergletscherter Gebirgsstock in den ihrem Gründer Osman I. (Sultan um 1300–26); auch
ital. Zentralalpen, im Ortler 3905 m hoch. allg. Bezeichnung der Türken.
Orwell [ˈɔːwəl], George, eigtl. Eric A. Blair, brit. smium das, Symbol Os, chem. Element, Platin-
Osmium OSMO

Schriftsteller, * 1903, † 1950; gegen Diktatur metall; OZ 76, D 22,61 g/cm3, relative Atommasse
gerichtete Satire »Farm der Tiere« (1945), pessimist. 190,2, Fp 3045 ± 30 °C, Sp 5027 ± 100 °C. O. ist der
Zukunftsroman »1984« (1949). zweitschwerste aller bekannten Stoffe; zur
Ōsaka, drittgrößte Stadt Japans, auf Honshū, 2,62 Mio.
Ōsaka ŌSAŌ Herstellung u. a. von Füllfederspitzen und elektr.
Ew.; Verkehrsknoten; Hafen; Schiff bau, Stahl-, Kontakten verwendet.
Kraftfahrzeug-, Nähmaschinen-, Textilind., Osmse die, Hindurchtreten von Flüssigkeiten durch
Osmose OSMO

Erdölraffi nerien, Elektrizitätswerke; 5 Univ., eine durchlässige oder halbdurchlässige (semiper-


Kernforschungsinstitut; mächtige Burganlage, meable) Wand, die 2 Lösungen voneinander trennt.
Tempel. Halbdurchlässige Häutchen lassen nur Wasser
Osborne [ˈɔzbən], John, brit. Dramatiker, * 1929, † 1994; eindringen. Dadurch wird die Konzentration einer
gesellschaftskrit. Stücke: »Blick zurück im Zorn« Lösung und damit ihr osmot. Druck herabgesetzt.
(1957), »Der Entertainer« (1957). Die O. ermöglicht die Aufnahme und den Austausch
von Wasser und Nährstoffen durch die Wände
scar, Academy Award [əˈkædəmɪ əˈwɔːd], jährlich lebender Zellen. Der osmot. Druck bewirkt eine elast.
(seit 1929) verliehener amerikan. Filmpreis (eine Straff ung (Turgor) der Zellwände.
vergoldete Statuette) für beste Leistungen Ossten, ssen, kaukas. Volk mit iran. Sprache. Die O.
(Darstellung, Regie, Musik u. a.). bewohnen die Nordosset. Rep. in Russland und das
ORL
Südosset. Autonome Gebiet in Georgien; v. a. orth.
Christen, z. T. Muslime.
O.-Kultur, belegt durch die rd. 600 riesigen Skulptu-
ren mit menschl. Gesichtern, aus Tuffstein gemeißelt,
OST
und die O.-Schrift (Entzifferung schwierig oder Carl von
Ossitzky, Carl von, deutscher Schriftsteller unmöglich) geben noch Rätsel auf. – Die O., Ossietzky
und Publizist, * 1889, † 1938 (nach Haft im KZ). Ostersonntag 1722 von dem Niederländer J. Rogge- setzte sich als
Als überzeugter Pazifist warnte der Herausgeber der veen entdeckt, gehört seit 1888 zu Chile. Journalist und
Zeitschrift »Die Weltbühne« stets vor Militarismus Ostern, ältestes christl. Fest und Hauptfest des
Ostern OSTO

als einer der


und Nationalismus. Nach einem Artikel über die → Kirchenjahrs, hervorgegangen aus der christl. entschiedensten
illegale Wiederaufrüstung Deutschlands wurde er Umdeutung des jüd. Passahfests; Fest der Auferste-
Pazifisten
1931 wegen Landesverrats und Verrats militärischer hung Christi am 1. Sonntag nach dem 1. Frühjahrs-
der Weimarer
Geheimnisse zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. vollmond. Osterbräuche: Verstecken und Suchen der
Kaum dass er im Dezember 1932 durch eine Ostereier, die als Lebenssinnbild zu deuten sind und Republik unbe-
Weihnachtsamnestie freikam, verhafteten ihn noch vom Osterhasen gebracht werden; Schöpfen von irrbar gegen
in der Nacht des Reichstagsbrandes im Februar 1933 Osterwasser in der Osternacht, es soll Gesundheit Nationalismus
die Polizeibehörden erneut. Mit einer schweren bringen; Anzünden von Osterfeuern zum Schutz der und Militarismus
Tuberkulose wurde Ossietzky 1936 aus dem KZ Felder und des Hauses. Osterspiele, dramat. ein. Die von ihm
Esterwegen entlassen. Trotz Drohungen der Darstellungen der Auferstehung Christi. geleitete politi-
nationalsozialistischen Regierung nahm er den ihm sche Zeitschrift
1936 rückwirkend für das Jahr 1935 verliehenen sterreich, Bundesstaat im SO Mitteleuro- »Die Weltbühne«
Friedensnobelpreis an, auch wenn ihn die Gestapo pas, 83 871 km 2, 8,4 Mio. Ew.; Hptst.: Wien. Amts- avancierte zum
nicht zur Entgegennahme nach Oslo reisen ließ. Er sprache: Deutsch.
wichtigsten
starb zwei Jahre später an den Folgen der im KZ Verfassung von 1920, i. d. F. v. 1929, wieder in Kraft seit
Organ der links-
erlittenen schweren Misshandlungen. Heute erinnert 1. 5. 1945; parlamentarisch-demokrat. Bundesrep.
an ihn u. a. die Carl-von-Ossietzky-Medaille, die von Staatsoberhaupt ist der liberalen Kräfte.
der Internationalen Liga für Menschenrechte Bundespräs. (auf 6 Jahre
vergeben wird. direkt gewählt). Die
La nd,
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Gesetzgebung üben der
Deutsc hlan d is fä hi-
direkt gewählte
po lit isch er Be Nationalrat und der
wo Ma ng el an en
zu den höchst
Bundesrat aus, dessen
gu ng den Weg Mitgl. von den Landtagen
sich er t.
E hren äm tern
gewählt werden; beide
y
Ca rl von Ossietzk zus. bilden die Bundes-
versammlung. Der
Ostde, Adriaen van, niederländ. Maler, * um 1610, Bundeskanzler und die
† 1685; Meister des niederländ. Bauernbildes, auch Min. werden vom
Radierungen; sein Bruder Isaak (* 1621, † 1649) malte Bundespräs. ernannt und
v. a. Dorfszenen. sind vom Vertrauen des
Ostblockstaaten, allg. die kommunist. Staatenwelt,
n OSTO Nationalrats abhängig.
i. e. S. die im Warschauer Pakt 1955–91 zusammen- Jedes der 9 Bundesländer
geschlossenen Staaten v. a. des östl. Europa: UdSSR, verfügt über einen
Albanien (Austritt 1968), Bulgarien, Polen, Rumänien, Landtag sowie eine
ČSSR, Ungarn, DDR (bis 1990); wirtschaftlich waren Landesreg. unter Vorsitz
die O. im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe eines vom Landtag
(Comecon) zusammengeschlossen. Der Begriff verlor gewählten Landeshaupt-
nach dem Umbruch 1989/90 an Bedeutung. manns. Der Verw.-Ge-
stchinsisches Mr, flaches Randmeer des Pazif. richtshof kontrolliert die
Ozeans zw. China, Taiwan, den Ryūkyūinseln und Verw.; er entscheidet über
dem Gelben Meer. verfassungsgesetzlich
Ost|nde, Stadt in Belgien, 68 400 Ew.; Nordseebad gewährleistete Rechte.
mit Kuranlagen, Spielkasino; Fährhafen nach Groß- Landesnatur. Ö. ist
britannien; Werften, Tabak-, Textilind.; Fischerei. überwiegend ein Alpenland
Osteoporse die, eine Verminderung der Knochen- (2⁄3 der Fläche liegen in den
masse je Volumeneinheit, die das alters- und Ostalpen) mit Anteil an den
geschlechtsspezif. Maß der natürl. Rückbildung Nördl. Kalkalpen, den
überschreitet und im manifesten Stadium den Grad Zentralalpen (Großglockner
einer schmerzhaften mechan. Skelettinsuffi zienz 3798 m) und den Südl.
(Unterschreitung der Mindestbelastbarkeit mit Kalkalpen. Nach NO schließt
Gefahr von Knochenbrüchen) erreicht. Als eine der sich das Alpenvorland an,
Hauptursachen wird der Rückgang der Produktion nördl. der Donau das Mühl-,
von Östrogen in den Wechseljahren angesehen. Wald- und Weinviertel, östl.
ster|insel, chilen. Insel im S-Pazifi k, östlichste Insel der Alpen das Wiener Becken
Polynesiens, vulkanisch, rd. 163 km 2, 2800 Ew. und das Burgenland.
(einheim. Polynesier, Mischlinge und Weiße). Die Hauptflüsse sind Donau, Inn,

Ostern O
O Österreich
648 Salzach, Traun, Enns, Habsburg auf das span.
Mur, Drau. Zahlreiche Erbe verzichten, doch
Österreich: Der Seen im Salzkammergut wurden Karl VI. 1713/14
erste Medien- und in Kärnten; südöstl. die südl. Niederlande und
von Wien liegt der Sardinien zugesprochen,
kaiser der Ge-
Neusiedler See. er verlor aber 1739 fast alle
schichte: Kaiser
Bevölkerung. Rd. 98 % der Eroberungen des
Maximilian I. Türkenkriegs auf dem
überwiegend kath.
(* 1459, † 1519, Österreicher sind Balkan wieder an die
hier mit Familie) dt.-sprachig, daneben Türkei. Im Österr.
im Profil dar- gibt es Tschechen, Erbfolgekrieg verlor Ö.
gestellt, damit Kroaten, Magyaren und Schlesien an Preußen,
seine wichtigste Slowenen. Die 5 größten konnte sein Gebiet jedoch
Herrscher- Städte sind Wien, Graz, in den Poln. Teilungen
legitimation, die Linz, Salzburg, 1772 um Galizien, 1775 um
seine habsbur- Innsbruck. die Bukowina erweitern.
gische Abkunft Wirtschaft. Ö. ist ein Unter Maria Theresias
leistungsfähiger Reg. wurde die Staatsver-
anzeigende
Ind.-Staat. Ackerbau wird auf nur rd. 24 % der Fläche waltung reform. Während der Reg. ihres Sohnes
stark gebogene
betrieben: Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben; Joseph II. entbrannten in Ungarn und in den Österr.
Nase, möglichst Weinbau; bed. Viehzucht und Milchwirtschaft; Niederlanden heftige Kämpfe um deren Sonderrech-
markant zur Forstwirtschaft;  auf Magnesit, Eisenerz, te. Kaiser Leopold II. verständigte sich mit Ungarn
Geltung kommt. Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Salz. Wichtige Industrie- und den Österr. Niederlanden, schloss Frieden mit
Dieses Darstel- zweige sind Eisen- und Stahl-, Maschinen-, Holz-, der Türkei und erreichte mit Preußen einen
lungsmerkmal Papier-, Textilind., Energiewirtschaft (v. a. Wasser- »friedlichen Dualismus«. Nach den Französischen
war so wichtig, kraft). Bed. Tourismus. Haupthandelspartner: Dtl., Revolutionskriegen (Friede von Campo Formio 1797)
dass Maximilian Italien, Schweiz, Frankreich, USA. Ö. ist ein wichtiges musste Ö. die Österr. Niederlande und die Lombardei
die Maler sogar Transitland, v. a. für den N-S-Verkehr über die Alpen. im Tausch gegen die Rep. Venedig aufgeben. Nach
anweisen ließ, Geschichte. Die Babenberger wurden 976 Markgrafen dem 3. Koalitionskrieg verlor es Venetien an Italien
ihn auf Porträts der Bair. Ostmark, die 996 in einer Urkunde als und Tirol, Vorarlberg und die Vorlande an Bayern,
Ostarichi bezeichnet wurde. Nach dem Aussterben erhielt dafür aber Salzburg. 1806 legte Kaiser Franz
hakennasig
der Babenberger (1246) kamen Ö. und die Steiermark II. die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder,
abzubilden.
sowie Kärnten und Krain vorübergehend unter die nachdem er schon 1804 als Franz I. die österr.
Herrschaft des Böhmenkönigs Ottokar II. Přemysl. Kaiserkrone angenommen hatte. Nach dem
Erst Rudolf I. von Habsburg machte der böhm. Macht missglückten Feldzug von 1809 (Wagram; Aufstand
in den Donau- und Alpenländern ein Ende; er Andreas Hofers) mussten Salzburg, das Innviertel,
besiegte Ottokar 1278 bei Dürnkrut. 1282 verlieh West- und Teile von Ost-Galizien und die illyr. Prov.
Rudolf Ö. und Steiermark seinen Söhnen Albrecht I. aufgegeben werden. Nach der Verbannung Napoleons
und Rudolf II., während Kärnten mit Krain den erhielt Ö. auf dem Wiener Kongress die abgetretenen
Grafen von Görz und Tirol überlassen wurde. Nach Gebiete zurück, verlor jedoch endgültig die Vorlande.
mehreren Teilungen entstanden im 14. und 15. Jh. Nach der Niederlage Frankreichs war Ö. unter
drei habsburgisch-österreichische Länder: Nieder-Ö., Metternich dominierende Festlandsmacht neben
Inner-Ö. und Vorder-Ö. 1526 kamen Böhmen und Russland. Im Innern wurde Ö. nach den Grundsätzen
Ungarn endgültig an Habsburg. der Hl. Allianz restaurativ-absolutistisch regiert.
Von 1438 bis 1806 stellte das Haus Habsburg die Dadurch kam es zur Revolution in Wien (13. 3. 1848);
Kaiser des Römisch-Deutschen Reichs. Durch Metternich musste fliehen. Fürst Windischgrätz
Heiratspolitik gewannen sie die Niederlande, den schlug den Aufstand in Wien nieder, Kaiser Franz
größten Teil Burgunds, Spanien und das große Joseph I. übernahm die Reg. Ungarn wurde mit
Kolonialreich in Amerika. 1529 belagerten die russischer Hilfe unterworfen. In Italien warf Graf
Türken erstmals Wien. Ferdinand, der Bruder Karls Radetzky die Aufstände nieder. 1866 brach der
V., wurde der Begründer der österr. Linie der Deutsche Krieg aus, an dessen Ende Ö. die klein-
Habsburger und 1556 Kaiser. In den Religionskämp- deutsche Lösung hinnehmen musste. Nach dem
fen waren die adligen Stände Ö.s meist Vorkämpfer Verlust seiner ital. Gebiete (Wiener Frieden 1866,
des Protestantismus. Unter Kaiser Rudolf II. begann Niederlage bei Solferino) musste Ö. auch als
die Gegenreformation. Durch den Dreißigjährigen Hegemonialmacht in Dtl. abtreten. Ungarn wurde
Krieg verlor Habsburg seine Besitzungen im Elsass die Sonderverfassung von 1848 garantiert, und es
an Frankreich. Der Sieg der Gegenreformation und entstand 1867 die Doppelmonarchie Ö.-Ungarn.
die Politik Leopolds I. (Abwehr der Türken vor Wien Durch die Okkupation Bosniens und der Herzego-
1683, Gewinn von Ungarn und Siebenbürgen) führten wina (Berliner Kongress 1878) verschoben sich die
zu einem neuen, vorwiegend kath. absolutist. Gewichte in Ö. zugunsten des slaw. Elements. Der
Gesamtstaat: Erwerbungen auf dem Balkan (Prinz Nationalitätenkampf spitzte sich zu. Die bulgar.
Eugen, Türkenkrieg 1716–18), Annahme der Krise seit 1885 beschwor die Spannung zw.
Pragmatischen Sanktion durch Ungarn. Ö.-Ungarn u. Russland erneut herauf. Zwei- und
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg musste Dreibund wurden durch Verträge mit Dtl. und Rumä-
öST
nien und durch das Mittelmeer-Abkommen mit
England und Italien gestärkt. Die Lage auf dem
O. Wagner, A. Loos u. a. Nach 1945 entstand die
Wiener Schule des phantast. Realismus. Bed.
OST
Balkan verschärfte sich nach der Annexion Bosniens Bildhauer sind F. Wotruba und A. Hrdlicka.
und der Herzegowina 1908. Als der österr. Thron- F. Hundertwasser arbeitete u. a. als Architekt. Zu den
folger Franz Ferdinand am 28. 6. 1914 in Sarajevo führenden Architekten der Gegenwart gehören
ermordet wurde, brach der 1. Weltkrieg aus. H. Hollein, A. Krischanitz, G. Peichl, G. Domenig.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und unter sterreichische Literatr. Die ö. L. ist eng mit der
dem Druck der Siegermächte musste die österr. → deutschen Literatur verbunden. Einen eigenständi-
Delegation die Bedingungen des Friedens von gen Charakter gewann sie in der Aufklärung, bes. in
Saint-Germain 1919 annehmen: Verzicht auf Südtirol der Dramatik entwickelten sich im 18./19. Jh. spezif.
und die sudetendt. Gebiete, Anerkennung der neuen Formen (Wiener Volkstheater: F. Raimund,
Staaten Tschechoslowakei, Polen, Ungarn und J. Nestroy), die Erzählkunst von A. Stifter wirkte weit
Jugoslawien, Verzicht auf den Anschluss an das über Österreich hinaus, ebenso die Lyrik von
Deutsche Reich. Die Weltwirtschaftskrise ließ den N. Lenau. Weitere bed. Erzähler des 19. Jh. waren M. v.
Ruf nach antidemokratischen, radikalen Lösungen Ebner-Eschenbach, F. v. Saar, dörfl. Leben gestalteten
laut werden. Bundeskanzler E. Dollfuß verbot die L. Anzengruber und P. Rosegger; um die Wende zum
Betätigung der NSDAP und löste SA und SS auf (19. 6. 20. Jh. spiegeln die Werke von A. Schnitzler, H. v.
1933). Der vom ebenfalls verbotenen Republika- Hofmannsthal und H. Bahr die Widersprüche am
nischen Schutzbund im Februar 1934 ausgelöste Ende der Habsburger Monarchie, die Lyrik von R. M.
Aufstand wurde blutig niedergeworfen. Am 25. 7. 1934 Rilke und G. Trakl beeinflusst bis in die Gegenwart
wurde Dollfuß bei einem Putschversuch der NSDAP die gesamte dt.-sprachige Lit. Eine besondere Gruppe
ermordet. Der neue Bundeskanzler, K. Schuschnigg, bildeten die Prager Schriftsteller (u. a. F. Kafka,
musste am 11. 3. 1938 sein Amt dem Nationalsozialis- M. Brod, G. Meyrink, F. Werfel). Von den nach 1918
ten A. Seyß-Inquart überlassen. Am 12. 3. marschier- hervorgetretenen Autoren sind J. Roth, H. v. Doderer,
ten dt. Truppen in Österreich ein, am 13. 3. wurde der S. Zweig, v. a. aber R. Musil zu nennen, die Tradition
»Anschluss« Ö.s an das Deutsche Reich vollzogen. Am des Volksstücks führte Ö. v. Horváth fort. Wichtige
2. Weltkrieg nahm Ö. an dt. Seite teil. Vertreter der ö. L. nach 1945 sind I. Bachmann,
1945 wurde Ö. von den Alliierten besetzt. Mit dem P. Celan, die Mitglieder der »Wiener Gruppe«, die
Staatsvertrag vom 15. 5. 1955 erhielt das Land die wesentlich zur Entwicklung der → konkreten Poesie
Souveränität zurück. 1955 trat Ö. den UN, 1956 dem beitrugen (u. a. H. C. Artmann, F. Achleitner), davon
Europarat und 1960 der EFTA bei. Die österr. Reg. beeinflusst E. Jandl und F. Mayröcker, provozierend
wurde von 1945 bis zum Ausscheiden der Kommunis- die Theaterstücke T. Bernhards und W. Schwabs; in
ten 1947 von ÖVP, SPÖ und KPÖ getragen, 1947–66 der Gegenwart wird die ö. L. u. a. von P. Handke,
von einer Großen Koalition aus ÖVP und SPÖ. E. Jelinek, C. Ransmayr, P. Rosei, B. Frischmuth,
1966–70 regierte die ÖVP alleine, 1970–83 die SPÖ A. Brandstetter, R. Menasse, R. Schneider, M. Stree-
(Bundeskanzler B. Kreisky). Nach einer SPÖ/ ruwitz und M. Köhlmeier repräsentiert.
FPÖ-Regierung wurde das Land seit 1986 wieder von sterreichischer Erbfolgekrieg, europ. Krieg
einer Großen Koalition regiert. 1995 wurde Ö. Mitgl. (1740–48) um die Durchsetzung der Erbfolge Maria
der EU, 1999 auch der Euro-Zone. 2000 bildeten ÖVP Theresias in den habsburg. Ländern, ausgelöst durch
und FPÖ eine Regierungskoalition unter Bundes- den Angriff Preußens auf Schlesien; Kurfürst Karl
kanzler W. Schüssel, die nach vorgezogenen Albert von Bayern (als Kaiser Karl VII.) verbündete
Neuwahlen 2003 fortgesetzt wurde. Nach internen sich mit Frankreich und Spanien; auf Österreichs
Konflikten spaltete sich 2005 die FPÖ. Die bisherigen Seite traten Großbritannien, die Niederlande, später
FPÖ-Regierungsmitglieder und J. Haider gründeten Russland. Im Aachener Frieden 1748 wurde die
die neue Partei BZÖ. Bundeskanzler Schüssel Erbfolge Maria Theresias anerkannt.
entschloss sich zu einer Fortsetzung der Regierungs- sterreichische Volkspartei, Abk. ÖVP, gegr. 1945,
arbeit mit den BZÖ-Ministern. Seit 2007 regiert demokratisch, föderalistisch, national, vertritt die
wieder eine Große Koalition aus ÖVP und SPÖ kath. Soziallehre. Obmann: (seit 2008) J. Pröll; stellte
(Bundeskanzler seit 2008: W. Faymann, SPÖ). 1945–70 als stärkste Partei den Bundeskanzler;
Bundespräs. ist seit 2004 H. Fischer (SPÖ). 1987–99/2000 mit der SPÖ Reg.-Partei; ab 2000
sterreichische Kunst. Frühe Höhepunkte waren Koalition mit der FPÖ unter Bundeskanzler
die Bauten in Wien (Stephansdom, 1304 ff.), der Altar W. Schüssel (2003 erneuert); ab 2005 FPÖ/BZÖ; seit
in Sankt Wolfgang von M. Pacher sowie die Malerei 2007 Große Koalition (SPÖ/ÖVP) unter SPÖ-Führung.
der Donauschule. Nach dem Sieg über die Türken sterreich-ngarn, sterreichisch-ngarische
(1683) entfaltete sich der üppige österr. Barock Monarch, 1867–1918 Bez. der habsburg. Monarchie,
(Architekten: J. B. Fischer v. Erlach, L. v. Hildebrandt, bestehend aus 1) den im Reichsrat vertretenen österr.
Bildhauer G. R. Donner u. a.). Die Malerei des 19. Jh. Ländern (»Kaisertum Österreich«), 2) den Ländern
stand unter dem Einfluss der Romantiker (M. von der ungar. Krone: Ungarn, Kroatien, Slawonien und
Schwind) und des Wiener Biedermeiers (F. Wald- 3) den 1878 besetzten, 1908 einverleibten türk. Prov.
müller). Zu Beginn des 20. Jh. war G. Klimt Bosnien und Herzegowina. Staatsrechtlich war Ö.-U.
Hauptexponent des Stils der Wiener Sezession, eine Personal- und Realunion (»Doppelmonarchie«).
E. Schiele leitete vom Jugendstil zum Expressionis- st|eurpabank, offiziell engl. European Bank for
mus über, dem auch die Werke O. Kokoschkas Reconstruction and Development, Abk. EBRD, dt. 649
angehören. Wichtige Architekten dieser Zeit sind Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwick-

Osteuropabank O
O Ostfriesische Inseln Sicherheitsbremse, bei der sich Bolzen in die gezahnte Führungs-
schiene des Fahrstuhls verkeilten, nach ca. einem Meter
650
ITE R
zum Stehen. Der Mann, der diese automatische Auffangvor-

W E G B E RnE
richtung für Aufzüge erfunden hatte, hieß Elisha Graves Otis

krat zer
(* 3. 8. 1811 Halifex, Vermont, † 8. 4. 1861 Yonkers, New

d e r W o l ke York) und arbeitete als Mechaniker bei einer Bettgestell-


firma im US-Bundesstaat New York. Seine Idee sollte die
gesamte Stadtarchitektur revolutionieren. Denn nun wurde
Elisha Graves Otis es möglich, dank sicherer Aufzüge Gebäude weitaus höher
Für uns heute eine Selbstverständlichkeit: Personenaufzü- als sechs Etagen zu bauen – der Beginn der Ära der Hoch-
ge, die uns schnell und sicher bis in die obersten Stock- häuser und Wolkenkratzer und mit ihnen der typischen
werke von Hochhäusern und Wolkenkratzern bringen. Skylines unserer Metropolen! Otis’ Erfindung ließ seine
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts aber waren die Bauten 1853 gegründete »Otis Elevator Company« schnell zu
in der Regel auf sechs Stockwerke begrenzt, denn einem führenden Unternehmen auf diesem Gebiet
kaum einer wollte in den unbequem erreichbaren werden, nicht zuletzt, weil deren Aufzüge auch in
oberen Etagen wohnen. Dies änderte sich spätestens zahlreiche prestigeträchtige Gebäude eingebaut
mit einer spektakulären Präsentation auf einer Indus- wurden: 1881 ins Weiße Haus, 1889 in den Eiffel-
trieausstellung im Jahre 1852 im New Yorker Christal turm, 1931 ins Empire State Building. Heute – über
Palace. Dort stand ein Mann in mehreren Meter eineinhalb Jahrhunderte später – ist Otis nach wie
Höhe auf einer von Tragseilen gehaltenen Plattform. vor das weltweit führende
Als er die Seile durchschneiden ließ, stürzte Aufzugunternehmen.

,
All sa fe en!
die Plattform jedoch nicht ab,
sondern kam dank einer

G e n t le m der P rä sen
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seines Au fz

lung, Abk. EBWE, 1991 in London gegr. internat. Bank Kirchen (z. B. die russ.-, rumän.-, serb.-, bulgar.-
zur Unterstützung der Staaten Mittel- und orth. Kirche); liturgisch folgt sie dem byzantin.
Osteuropas beim Übergang von der Plan- zur Ritus. Die dritte Gruppe der O. bilden die mit der
Marktwirtschaft; Förderschwerpunkte: Privatwirt- kath. Kirche verbundenen → unierten Kirchen.
schaft, Umweltprojekte. stpreußen, ehem. Prov. des Dt. Reichs mit (1939)
Ostfrsische nseln → Friesische Inseln. 36 992 km 2 und 2,49 Mio. Ew.; umfasste die Reg.-Bez.
Ostfrsland, niedersächs. Landschaft zw. Oldenburg Königsberg, Gumbinnen, Allenstein und (bis 1939)
und den Niederlanden, mit den vorgelagerten Ostfries. Westpreußen; Hptst.: Königsberg (Pr). – O. ist Teil des
Inseln; vorwiegend Ackerbau- und Viehzuchtgebiet; Norddt. Tieflands, durchzogen vom seenreichen Balt.
Erdgasvorkommen. Die ehem. Grafschaft O. kam 1744 Landrücken; im N meist Acker- und Wiesenland, im S
an Preußen, 1815 an Hannover. bewaldet; Bernsteingewinnung, Fischerei, Schiff bau.
stgoten → Goten. Geschichte. O. ist aus dem ehem. Herzogtum Preußen,
Ostkirchen, traditionelle Sammelbez. für die christl. dem Rest des alten Ordensstaats (→ Deutscher Orden),
Kirchen, die nach der endgültigen Teilung des Röm. hervorgegangen; es fiel 1618 an die brandenburg.
Reiches (395) zu dessen Osthälfte gehörten bzw. dort Hohenzollern. Durch die 1. Poln. Teilung 1772 kam
entstanden sind oder von dort aus durch Mission das Ermland hinzu, 1793 die Städte Danzig und
außerhalb der Reichsgrenzen gegründet wurden. Thorn. Durch den Vertrag von Versailles (1919)
Ihre Liturgien umfassen folgende (oriental.) Riten: wurden O. (Schaff ung des Poln. Korridors) und das
den byzantin., alexandrin. (kopt. und äthiop.), Memelgebiet vom übrigen Reich abgetrennt. Auf der
antiochen. (westsyr.), chaldäischen (ostsyr.) und Potsdamer Konferenz (1945) wurde vorbehaltlich der
armen. Ritus. – Im Zusammenhang der christolog. Regelung durch einen Friedensvertrag die Teilung in
Lehrauseinandersetzungen des 5./6. Jh. kam es zu ein sowjetisch (russisch) verwaltetes (N-Teil mit
den ersten dauerhaften Loslösungen von der nach- Königsberg) und ein polnisch verwaltetes Gebiet im S
konstantin. Reichskirche, der Konstituierung der beschlossen; im Zwei-plus-vier-Vertrag von 1990 und
oriental. Nationalkirchen (armen., äthiop., kopt., im Dt.-Poln. Grenzvertrag erklärte Dtl. die 1945
westsyr. [»Jakobiten«] und ostsyr. [»Nestorianer«] entstandenen Grenzen für endgültig.
Kirche). – Seit dem → Morgenländischen Schisma strava, dt. strau, Mhrisch-Ostrau und Schlsisch-
(1054) ist die aus der byzantin. Reichskirche hervor- Ostrau, tschech. Stadt an der Oder, 308 000 Ew.; Univ.,
gegangene orth. Kirche von der abendländ. (kath.) TU; bis 1994 Steinkohlen-; Maschinenbau.
Kirche getrennt und besteht heute strukturell in Östrogne, weibl. → Geschlechtshormone.
Gestalt selbstständiger [autokephaler] (Landes-) strömisches Reich → Byzantinisches Reich.
OST
stsee, Bltisches Mr, Binnenmeer, das die
Skandinav. Halbinsel vom Festland trennt; etwa
Zusammenarbeit in Europa, Staatenverbindung mit
(2009) 56 Vollmitgliedern; hervorgegangen 1995 aus
OTT
390 000 km 2 groß, bis 459 m tief (55 m mittlere Tiefe); der → KSZE; wirkt als ein Instrument zur friedl.
salzarm. Die O. hat starke Eisbildung (Bottn. und Regelung von Streitfällen, zur Konfliktverhütung und
Finn. Meerbusen bis 5 Monate vereist); die Gezeiten Krisenbewältigung sowie zur europ. Zusammenarbeit.
treten kaum in Erscheinung. Sie ist durch Öresund Oszilltor der, Gerät (Schaltung) zur Erzeugung elektr.
sowie Großen und Kleinen Belt mit der Nordsee Schwingungen mit sinusförmigem Spannungsver-
verbunden; Fischerei. lauf; besteht prinzipiell aus einem Verstärker und
einem frequenzabhängigen Rückkopplungsnetz-
Die »Badewanne« Nordeuropas? werk, z. B. Schwingkreis, der mit Hilfe eines
Die Ostsee und ihre Anrainerstaaten stehen Verstärkers entdämpft wird.
mittelfristig vor einschneidenden Veränderungen. tfried von Wßenburg, Benediktinermönch in
Durch die Klimaerwärmung und den wachsenden Weißenburg, Elsass, verfasste zw. 863 und 871 eine
Treibhauseffekt erwärmt sich das Baltische Meer mit Evangelienharmonie, älteste dt. Endreimdichtung.
seiner mittleren Tiefe von nur 55 m schneller als Ottawa [ˈɔtəwə], Hptst. Kanadas, am unteren O. River,
andere Meere der Erde, zumal es weitgehend von Prov. Ontario, 774 100 Ew.; Erzbischofssitz; 2 Univ.;
Landmassen umgeben ist. Als Folge erwarten Holz-, Papierind.; neugot. Reg.-Gebäude.
Meteorologen trockenere Sommer und mild-feuchte Otter, Wassermarder, eine Unterfamilie der Marder, in
Winter. Zudem werde der Meeresspiegel in der Ostsee Dtl. der geschützte → Fischotter.
durch Abschmelzen der Polargletscher steigen und ihr Ottern → Vipern.
Salzgehalt auch durch größere Regenmengen sinken, tto, Herrscher: Hl. Röm. Reich. 1) O. I., der Große, * 912,
Otto OTTO

was zu Veränderungen der Flora und Fauna führen † 973, König (seit 936), Kaiser (seit 962); Sohn Hein-
werde: Der Pflanzenwuchs werde – auch durch Dün- richs I., brach die Macht der Stammesherzöge, stützte
gereinleitungen – zu-, der Fischbestand abnehmen. sich auf die Bischöfe (Gründung neuer Bistümer), be-
siegte die Ungarn 955 auf dem Lechfeld, dehnte die
O-Grenze gegen die Slawen aus, erwarb 951/952 das
Osttmor, Staat auf dem NO-Teil der Insel Timor Kgr. Italien (Oberitalien) und heiratete Adelheid, die
(Kleine Sundainseln); 14 874 km 2, 1,1 Mio. Ew. Hptst.: Witwe des Königs von Italien; 962 in Rom zum Kaiser
Dili; Amtssprachen: Portugiesisch, Tetum. Die Insel gekrönt; beigesetzt im Magdeburger Dom. – 2) O. II.,
durchziehen Gebirgsketten (im Ramelanmassiv * 955, † 983, König (seit 961), Kaiser (seit 967), Sohn von
2960 m hoch), von Senken und Hochebenen 1);  mit der byzantin. Prinzessin Theophano,
durchsetzt; trop. Monsunklima, v. a. Savannen. kämpfte gegen Araber und Byzantiner in Unterita-
Anbau (z. T. Brandrodung) von Mais, Trockenreis, lien. – 3) O. III., * 980, † 1002, König (seit 983), Kaiser
Hirse, Maniok, Kaffee (Hauptexportprodukt), (seit 996), Sohn von 2); erstrebte die Wiederherstellung
Sago- und Kokospalmenkulturen; Viehhaltung, des röm. Weltreichs in christl. Geist; hochgebildet. –
Fischfang und Salzgewinnung; größere Erdöl- und 4) O. IV. von Braunschweig, * um 1177, † 1218, König
Erdgasvorkommen in der Timorsee. (seit 1198), Kaiser (seit 1209); Welfe, Sohn Heinrichs
Geschichte. 1520–1975 unter port. Herrschaft des Löwen, Gegenkönig des Staufers Philipp von
(Portugiesisch-Timor). Im Dez. 1975 von indones. Schwaben, nach dessen Ermordung 1208 anerkannt,
Truppen besetzt (etwa 200 000 Tote durch die 1214 durch den Staufer Friedrich II. verdrängt.
Militäraktion und ihre Folgen, Widerstand durch tto, Nikolaus, dt. Ingenieur, * 1832, † 1891; konstruier-
eine von X. Gusmão geführte Untergrundbewegung); te den nach ihm benannten Motor.
1976 Annexion durch Indonesien. Nach UN-Vermitt- Ottobren, Gemeinde im Unterallgäu, Bayern;
lung 1999 Unabhängigkeitsreferendum, daraufhin Kneippkurort; Benediktinerabtei (Kirche 1737–66,
blutiger Terror proindones. Milizen mit Unterstüt- Klostergebäude 1711–25).
zung der Armee; nachfolgend Landung einer ttokar II., König von Böhmen (1253–78), * um 1233,
internat. Schutztruppe und Errichtung einer † 1278; förderte die dt. Einwanderung, brachte 1251
UN-Übergangsverwaltung. 2002 Wahl Gusmãos zum Österreich, 1260 die Steiermark, 1269 Kärnten an
Präs. und Erlangung der Unabhängigkeit. Schwere sich; im Kampf gegen König Rudolf von Habsburg auf
Unruhen 2006 führten nach Hilfeersuchen zur dem Marchfeld besiegt und getötet.
Landung einer multinat. Eingreiftruppe und zu ttomotor [nach N. Otto], im Vier- oder Zweitaktver-
Ottomotor OTTO

einem Wechsel des Ministerpräsidenten. 2007 wurde fahren arbeitender Kolbenmotor. Der O. ist gekenn-
J. Ramos-Horta (bei Attentat im Febr. 2008 schwer zeichnet durch Verbrennung eines im Brennraum
verletzt) zum Staatspräs. gewählt. durch einen Kompressionstakt verdichteten
Ost-West-Konflikt, histor.-polit. Begriff für die homogenen Luft-Kraftstoff-Gemischs. Die Verbren-
Systemauseinandersetzung zw. den von den USA nung wird im Ggs. zum Dieselmotor durch Fremdzün-
geführten westl. Staaten und den unter der Hegemonie dung (Zündkerze) eingeleitet. Je nach Art der
der Sowjetunion stehenden Ostblockstaaten (vom Gemischbildung unterscheidet man Vergaser-O.
Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1989/90). (Gemisch wird außerhalb des Zylinders im Vergaser
swald von Wlkenstein, spätmhd. Liederdichter, zubereitet), Einspritz-O. (→ Einspritzmotor) und
* 1377, † 1445; entstammte einem Tiroler Adelsge- Gas-O. (die gasförmige Kraftstoffe verarbeiten).
schlecht, führte ein abenteuerl. Wanderleben; auto- Ottnen, Ludolfinger, dt. Könige und Kaiser des sächs.
biograf. Minne- und Zechlieder sowie Liebesgedichte. Hauses im 10./11. Jh. (Heinrich I., Otto I., Otto II., 651
OSZE, Abk. für Organisation für Sicherheit und
OSZE OSZO Otto III., Heinrich II.).

Ottonen O
O Otto von Freising
652 tto von Frsing, mittellat. Geschichtsschreiber, de Liño und die Halle »Belvedere« (9. Jh.) zählen zum
* nach 1111, † 1158; seit 1138 Bischof von Freising; Weltkulturerbe. Univ.; Waffen-, Eisen-, Lederind.,
»Gesta Friderici Imperatoris« (bedeutende Quelle Bergbauzentrum. – 810–924 Hptst. des Kgr. Asturien.
zur frühen Stauferzeit) und »Weltchronik«. ÖVP, Abk. für → Österreichische Volkspartei.
tzi, auch Similnmann, im Sept. 1991 am Similaun- Oxlsäure, HOOC−COOH, im Pflanzenreich (z. B.
gletscher in den Ötztaler Alpen auf Südtiroler (ital.) Sauerklee) sehr verbreitete organ. Säure, giftig,
Seite gefundener kältegetrockneter Leichnam eines farblose Kristalle. O. und einige ihrer Salze (Oxalate)
etwa 46 Jahre alten Mannes, der aufgrund der werden als Farbbeize, Bleich-, Fleckenmittel
Ausrüstungsgegenstände (u. a. Flachbeil aus Kupfer) verwendet.
als Hirte aus der späten Jungsteinzeit (Kupferzeit) gilt. Oxenstierna [ˈuksənʃæːrna], Axel G. Graf, schwed.
Er starb vor etwa 5300 Jahren an einer Pfeilwunde. Der Staatsmann, * 1583, † 1654; Kanzler Gustav Adolfs,
»Gletschermann« befindet sich seit März 1998 im leitete seit dessen Tod 1632 die schwed. Politik im
Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen. Dreißigjährigen Krieg.
tztal, größtes rechtes Seitental des Oberinntals in Oxford [ˈɔksfəd], Stadt in England, an der Themse,
Tirol, Österreich, trennt die stark vergletscherten 134 200 Ew.; älteste engl. Univ. (12. Jh.); Fahrzeugbau,
Ötztaler Alpen (Wildspitze 3768 m) von den Stubaier Verlage; got. Kathedrale, alte Kirchen und Collegege-
Alpen. Das obere Ö. spaltet sich in das Venter Tal und bäude.
das Gurgltal; starker Fremdenverkehr. Oxidatin die,  Reaktion von Sauerstoff mit anderen
Ouagadougou [wagaˈdugu], Hptst. von Burkina Faso, Elementen oder Verbindungen, z. B. die Verbrennung,
1,3 Mio. Ew.; Erzbischofssitz; Univ.; afrikan. auch die Abspaltung von Wasserstoff aus Verbindun-
Filmfestival »FESPACO«; Nahrungsmittel-, Textil-, gen. O.-Mittel: Sauerstoff und Sauerstoff abgebende
Holz-, Metall- u. a. Ind.; internat. . Mittel wie Ozon, Kaliumchlorat u. a.
Ouro Prêto [ˈoru ˈpretu], Stadt im Staat Minas Gerais, Oz [ɔz], Amos, israel. Schriftsteller, * 1939; reflektiert in
Brasilien, 24 000 Ew.; Univ.; altes Bergbauzentrum; seinen Romanen, Erzählungen und Reportagen kri-
wurde 1701 von Goldsuchern gegründet. Die barocke tisch die Entwicklung der modernen israel. Gesell-
Altstadt gehört zum Weltkulturerbe (u. a. Kirche São schaft; erhielt als Mitbegründer der Bewegung
Francisco de Assis, fertiggestellt 1794). »Frieden jetzt« 1992 den Friedenspreis des Dt.
Outback [ˈaʊtbæk] das, kaum besiedeltes austral.
OutbackOUTO Buchhandels.
Landesinnere. Özdemir, Cem, dt. Politiker türk. Herkunft (Bündnis
90/Die Grünen), * 1965; Sozialpädagoge; 1994–2002
Outsourcing [ˈaʊtsɔːsɪŋ], die Auslagerung von MdB, 2004–08 Mitgl. des Europaparlaments, seit
bisher im Unternehmen erbrachten Leistungen an 2008 Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die
externe Auftragnehmer, um Kosten zu reduzieren. Grünen (zus. mit Claudia Roth).
Ozeni|en, Inseln des Pazifiks, zw. Australien, den
News from India Philippinen und Amerika zw. dem Nördl. Wendekreis
2007 entließ die Internetzeitung »Pasadena Now« und 50° südl. Breite, rd. 7500 Inseln mit einer Land-
sieben ihrer Lokalreporter. Seitdem berichten Inder fläche (einschließlich aller Riffinseln von Atollen)
über die Gemeinderatssitzungen der US-amerika- von 1,3 Mio. km 2, die über ein Meeresgebiet von etwa
nischen Stadt – aus Indien. Sie verfolgen die 70 Mio. km 2 verteilt sind; rd. 2100 Inseln sind be-
Veranstaltungen über Internet und interviewen wohnt; teils Reste alter Festlandmassen (Melanesien),
Protagonisten per E-Mail. Outsourcing, die Auslage- teils aus vulkan. Gestein und Korallenkalk aufgebaut
rung von Produktionsteilen und Dienstleistungen, (Mikronesien, Polynesien).
boomt seit Mitte der 1990er-Jahre. Auch in Deutsch- zelot der, Pardelkatze, gefleckte Wildkatze; lebt im
land hat es sich durchgesetzt, Geschäftsteile an Dritte trop. und subtrop. Amerika.
abzugeben, z. B. die Softwarebetreuung, um Fixkosten, Ozn das, Form des Sauerstoffs aus dreiatomigen
sprich Arbeitsplätze, zu sparen. Allerdings gibt es für Molekülen (O3); starkes Oxidationsmittel. O. bildet
die Firmen auch Nachteile: Reibungsverluste, sich aus Sauerstoff (Luft) durch ultraviolette Strahlen
Kommunikationsprobleme, Anbahnungskosten. Es und elektr. Entladungen, riecht kräftig, reizt die At-
gibt daher einen Trend zurück zum »ganzen« mungsorgane. Die O.-Schicht der Stratosphäre (zw.
Unternehmen. 20 und 35 km Höhe) schützt die Erde vor der ener-
giereichen UV-Strahlung der Sonne.
Oznloch, seit etwa 30 Jahren gemessene Verringe-
Ouvertre [uvɛr-, frz. »Eröffnung«] die, Instrumental-
Ouvertüre OUVO rung der Ozonkonzentration im Sept./Okt. in der
vorspiel zu Bühnenwerken (Oper, Ballett, Schauspiel) Ozonschicht der Stratosphäre über der Antarktis.
oder Oratorien; auch selbstständige Konzert- oder 2008 betrug die Ausdehnung des O. über der
Festouvertüren. Antarktis 27 Mio. km². 1993 wurde erstmals auch
Ovd, Publius Ovdius Nso, röm. Dichter, * 43 v. Chr., über dem Nordpol eine Verdünnung der Ozonschicht
† etwa 17 n. Chr.; lebte in Rom als gefeierter Dichter, 8 nachgewiesen, sie ist mit 7 Mio. km 2 jedoch deutlich
n. Chr. von Augustus verbannt; schrieb Liebeselegien, geringer. Für die Zerstörung des Ozons werden u. a.
das erot. Lehrgedicht »Ars amandi«, »Metamor- die → Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW)
phosen« (Kleinepen aus der griech.-röm. Mytholo- verantwortlich gemacht. Obwohl über 90 % der
gie), in der Verbannung »Tristia« (Klagelieder). FCKW-Emissionen von den Ind.-Ländern der
Oviedo [oßˈjeðo], span. Prov.-Hptst. in Asturien, Nordhalbkugel ausgehen, ist die FCKW-Verteilung in
215 000 Ew.; got. Kathedrale, die Kirche San Miguel der Atmosphäre weltweit fast gleichmäßig.
P
p
Paarhufer, Paarzeher, Säugetierordnung; alle Pate« (1972, 1974, 1990), »Der Duft der Frauen«
huftragenden Säuger, bei denen nur die 3. und 4. (1992), »Insomnia« (1999), »Ocean’s Thirteen« (2007).
Zehe entwickelt und mit einer hufartigen Hornmasse Pädaggik die, Lehre und Wiss. von der Erziehung,
(Klaue) bedeckt sind. Man unterscheidet Nicht- auch die entsprechende durch Pädagogen vermittelte
wiederkäuer (Schweine), Wiederkäuer (Horntiere, Praxis; seit dem 17. Jh. wurde sie zu einer Wiss. mit
Hirsche, Giraffen) und Schwielensohler (Kamele). Zweigen wie pädagog. Psychologie, soziolog. P.,
Pachlbel, Johann, dt. Komponist und Organist, Didaktik.
* 1653, † 1706. Seine Orgelwerke (bes. die freie Päderast die, Knabenliebe, homoerot. Beziehung
Choralbearbeitung) waren von großem Einfluss auf zw. einem Mann und einem Jungen oder männl.
J. S. Bach; auch Motetten und Kantaten. Jugendlichen; im antiken Griechenland waren
Pcher, Michael, österr. Maler, Bildschnitzer, * um institutionalisierte Formen von P. Bestandteil der
1435, † 1498; Meister der dt. Spätgotik: Altar in Sankt Erziehung.
Wolfgang im Salzkammergut. Paderbrn, Krst. in NRW, am Eggegebirge,
Pacht,  die Überlassung eines Gegenstands an
Pacht PACP 145 000 Ew.; Erzbischofssitz; Dom (11. bis 13. Jh.),
einen anderen (Pächter) zum Gebrauch und zur Rathaus (Renaissance); Fakultät für kath. Theologie;
Nutzung gegen Zahlung eines P.-Zinses (§§ 581 ff. Univ.; elektron. u. a. Ind. – Im MA Mitglied der Hanse.
BGB). Auch Rechte (z. B. Jagdrechte) können Karl d. Gr. stiftete das Bistum.
Gegenstand der P. sein, außerdem erhält der Pächter Pdua, ital. Pdova, Stadt in N-Italien, 208 900 Ew.;
Padua PADP

im Rahmen einer ordnungsgemäßen Wirtschaft die Bischofssitz; Univ., botan. Garten (1545, ältester Mafia-Boss Mi-
Erträge des P.-Gegenstands. Im Allg. finden auf die P. Europas; Welterbe); Maschinen-, Fahrzeug-, chem. chael Corleone
die Vorschriften der Miete Anwendung. Ind.; bed. Handel (internat. Messen); Wallfahrtsort; wird in dem drei-
Dom (16. Jh.), Basilika Sant' Antonio (13. Jh.), davor
Pacino [pəˈtʃiːnəʊ], Al, amerikan. Schauspieler, Reiterstandbild von Donatello, Paläste. – P. fiel 1405
teiligen Film-
epos »Der Pate«
Regisseur und Produzent, * 1940; seit den 1960er- an Venedig, 1797 an Österreich, kam 1866 zu Italien.
von Francis Ford
Jahren Theaterengagements und Filmrollen, in Pstum, griech. Poseidona, antike Stadt am Golf von
denen er bevorzugt außergewöhnliche bis extreme Salerno, Italien, heute Ruinenstätte (Welterbe); 3 gut Coppola zur Ver-
Charaktere verkörpert. Filme: »Der erhaltene dorische Tempel. körperung der
Pgan, Dorf im zentralen Birma; histor. Stätte mit unheilvollen Ver-
über 1000 (meist buddhist.) Kultbauten; von 1044 bis bindung von Po-
1287 Hptst. Birmas. litik, Wirtschaft
Paganni, Niccolò, ital. Geigenvirtuose und
Paganini PAGP

und Verbrechen
Komponist, * 1782, † 1840; galt aufgrund seiner in der amerika-
Kunstgriffe als »Teufelsgeiger«; v. a. Werke für Violine. nischen Gesell-
Pagde die, turmartige Tempelbauten der buddhist. schaft. Seit die-
Baukunst O-Asiens mit mehreren Stockwerken.
ser Rolle, hier
Paine [peɪn], Thomas, brit.-amerikan. Schriftsteller
Coppola und
und Politiker, * 1737, † 1809; Wortführer der
Pacino am Set
amerikan. Unabhängigkeitsbewegung. Hauptwerk:
»Menschenrechte« (1791). zum dritten Teil,
Paisillo, Giovanni, ital. Komponist, * 1740, † 1816; gehört der
Opern (»Der Barbier von Sevilla«, 1782) und Schauspieler zu
Kirchenmusik; beeinflusste W. A. Mozart. den Topstars in
Paisley [ˈpeɪzlɪ], Ian, nordirischer Politiker, * 1926; seit Hollywood.
1971 Vors. der Democratic Unionist Party; übernahm
2007 als Erster Minister die Leitung der nordirischen 653
Regionalregierung (bis 2008).

Paisley P
P Pakistan
654 Pkistan, islam. Rep. in Vorderindien, 796 095 km 2,
Pakistan PAKP

180,8 Mio. Ew. Hptst.: Islamabad. Amtssprache: Urdu.


Palästina: 2003
Landesnatur. P. erstreckt sich vom Hindukusch,
beschloss Isra- Himalaya und Karakorum (im Tirich Mir 7690 m) im
el, das West- N nach S und SW zum Arab. Meer; es umfasst das
jordanland mit Stromgebiet des Indus, Teile des Pandschab und das
einem Sicher- Hochland von Belutschistan. Klima: trocken,
heitszaun vom sommerheiß, Monsuneinfluss.
israelischen Bev. Die 4 Hauptbevölkerungsgruppen sind die
Kernland ab- Panjabi, die Sindhi, die Pathanen und die Belutschen;
zutrennen. 2005 größte Städte: Karatschi, Lahore.
platzierte der Wirtschaft. Anbau von Zuckerrohr, Reis, Weizen,
Baumwolle (verzweigtes Bewässerungssystem in der
britische Graffi-
Indusebene), Tee u. a.; Fischerei.  auf Erdöl, Erdgas,
ti-Künstler
Chrom, Gips, Kalkstein, Kohle. Textil-, Nahrungs-
Banksy mehrere mittelind., Stahlwerke. Ausfuhr: Baumwolle und
seiner Werke auf Textilien. Haupthandelspartner: USA, Vereinigte
der palästinensi- Arab. Emirate, Saudi-Arabien, China.
schen Seite der Geschichte. P. entstand 1947 bei der Teilung
Barriere. Mit Brit.-Indiens aus den mehrheitlich muslim. Gebieten
seinen Motiven (erster Gen.-Gouv. M. A. Jinnah). Am 23. 3. 1956
liefert er einen wurde die »Islam. Rep. P.« proklamiert. Das
kritisch-ironi- Verhältnis zu Indien prägte v. a. der Konflikt um
schen Kommen- Kaschmir, darunter zwei Kriege 1947–48 (Waffen-
tar zur israe- stillstand 1949) und 1965, weitere militär. Auseinan-
dersetzungen 1984–89 am Siachengletscher. Der Ggs.
lischen Politik in
zw. West- und Ost-P. sowie zw. orth. Muslimen und
den palästinen-
demokrat. Politikern führte wiederholt zu inneren
sischen Auto- Unruhen. Ost-P. erklärte 1971 seine Unabhängigkeit
nomiegebieten. als → Bangladesh; Indiens Unterstützung für diese
Sezession hatte einen weiteren Krieg mit P. zur Folge.
1972 trat P. aus dem Commonwealth aus (1989
Rückkehr). 1977 wurde Min.-Präs. Z. A. Bhutto von
Militärs unter General Zia ul-Haq gestürzt und 1979
hingerichtet. 1988–90 war seine Tochter Benazir
Bhutto als erste Frau Premiermin. in einem muslim.
Land (1993–96 erneut im Amt). Innenpolitisch griff
ein (von heftigen ethn.-religiösen Konflikten Paläontolog die, Wiss. von den fossilen, d. h.
begleiteter) Islamisierungsprozess um sich. Bei versteinerten Tier- und Pflanzenresten sowie den
Wahlen 1997 errang die »Muslimliga« die absolute menschl. Resten und von der Geschichte des Tier-
Mehrheit, Premiermin. wurde N. Sharif (bereits und Pflanzenreichs im Lauf der Erdgeschichte.
1990–93 in dieser Funktion). Im Okt. 1999 wurde Paläozikum das, Erdaltertum, Ära der Erdgeschichte,
Sharif durch einen unblutigen Militärputsch von vor 590–248 Mio. Jahren.
General P. Musharraf gestürzt, der die Macht
übernahm. 2001 wurde Musharraf Staatspräs. (2002 Palästna [»Land der Philister«], histor.
Bildung einer Zivilreg.). Unter Einfluss der USA gab P. Landschaft an der O-Küste des Mittelmeers, mit
2001 seine jahrelange Hilfe für die Taliban in vielen dem Christentum, Judentum und Islam
Afghanistan auf und unterstützte die Antiterroralli- heiligen Orten, daher auch Heiliges Land; reicht von
anz. 1999/2000 und 2001/02 eskalierte erneut der der flachen, fast buchtenlosen Mittelmeerküste und
indisch-pakistan. Konflikt um Kaschmir; 2003 der breiten Küstenebene über ein etwa 1000 m hohes
Normalisierung der Beziehungen zu Indien Bergland bis zur Jordansenke (Spiegel des Toten
eingeleitet. Die Wiederwahl Musharrafs im Oktober Meers 396 m u. M.). Mittelmeerklima mit spärl.
2007 führte zu Unruhen; am 27. 12. 2007 wurde Niederschlägen im Landesinnern.
Bhutto, die kurz zuvor aus dem Exil zurückgekehrt Geschichte. In das schon zur Altsteinzeit besiedelte P.
war, bei einem Attentat ermordet. Bei den Neuwah- wanderten um 2200 v. Chr. die semit. Amoriter,
len zum Parlament im Februar 2008 wurde die später die Kanaaniter ein, denen die Israeliten
Pakistan People's Party (PPP) zur stärksten polit. folgten. Nach der Eroberung Babyloniens durch
Kraft. Neuer Premiermin. wurde Yusuf Raza Gilani Persien kehrten die Israeliten aus der Babylon.
(PPP). Im August 2008 trat Musharraf zurück. Asif Gefangenschaft zurück (6. Jh. v. Chr.); seitdem
Ali Zardari (PPP), der Witwer von Benazir Bhutto, gehörte P. zum Perserreich, seit 332 v. Chr. zum Reich
wurde zum neuen Staatspräs. gewählt. Aufgrund von Alexanders d. Gr.; nach 320 v. Chr. kam es zum
militär. Auseinandersetzungen zw. der Armee und Ptolemäerstaat, 198 v. Chr. zum Seleukidenreich.
Talibankämpfern flohen 2008/09 Hunderttausende Unter den → Makkabäern unabhängig, geriet P. 63
aus Nordwestpakistan. v. Chr. unter röm. Herrschaft (seit dem 1. Jh. n. Chr.
PAK
röm. Prov. Judäa), nach 395 gehörte es zu Ostrom
(Byzantin. Reich). Seit 634 unter dem Einfluss des
1998) das Ziel der Vernichtung Israels aus ihrer
Charta; 1996 sowie 2005 Wahlsieg der PLO bei den
PAL
Islam, war P. 1517–1918 türkisch, 1920–48 brit. Wahlen zum Palästinens. Rat in den Autonomiege-
Mandatsgebiet. Ab 1882 (Pogrome in Russland) bieten; 2000–05 al-Fatah-Anhänger an Selbstmordat-
verstärkte jüd. Besiedlung P.s, die durch den tentaten beteiligt (»zweite Intifada«); ab 2004
→ Zionismus zunahm; 1948 wurde der jüd. Staat M. Abbas Führer der PLO (ab Jan. 2005 auch Präs. des
Israel ausgerufen, der östl. Teil P.s fiel an Jordanien Autonomierats); Jan. 2006 Wahlniederlage der
(→ Westjordanland). Der Kampf zw. Israel und den Al-Fatah und Sieg der Hamas, danach Ringen um
arab. Staaten um P. eskalierte ab 1948/49 zum Einheitsreg., die von März bis Juni 2007 bestand.
→ Nahostkonflikt. Die palästinens. Araber, 1948/49 Palatn der, einer der 7 Hügel Roms, dort gründete der
weitgehend vor den israel. Truppen geflohen oder von Sage nach Romulus die Stadt.
diesen vertrieben, wurden in den arab. Nachbarlän- Palatna, Bibliothca P., 1560 in Heidelberg einge-
dern in Lagern angesiedelt. Durch Guerillakrieg, richtete Bibliothek der Pfalzgrafen; kam 1623 in den
Terrorismus, Aufstände (→ Intifada) und auch auf Vatikan; Teile 1815/16 zurückgegeben.
diplomat. Weg (v. a. seit den 1980er-Jahren) suchen Pal, Bel, Rep. im westl. Pazifik, 459 km 2, 20 000 Ew.,
die Palästinenser unter polit. Führung der Hptst.: Melekeok. Amtssprachen: Palauisch und
→ Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) Englisch. – Die Palau-Inseln (westl. Karolinen), 1543
einen eigenen Staat in P. zu erkämpfen. Nach dem von Spaniern entdeckt, wurden 1899 von diesen an
Gaza-Jericho-Abkommen (Sept. 1993) trat im Mai Dtl. verkauft, ab 1919/20 jap. Völkerbundsmandat,
1994 die vorläufige palästinens. Teilautonomie im 1944 von amerikan. Truppen erobert. 1947 kamen sie
Gazastreifen und im Gebiet von Jericho in Kraft (1995 als Treuhandgebiet an die USA; 1981 innere
auf weitere Gebiete im Westjordanland ausgedehnt). Autonomie; seit Okt. 1994 unabhängig.
Bei der 1. Wahl des Palästinens. Autonomierats (1996, Palenque [paˈleŋke], Ruinenstadt der Maya im
Reform 2002) setzte sich die PLO durch und stellte mexikan. Staat Chiapas; gehört zum Weltkulturerbe.
mit J. Arafat dessen Präs. Verhandlungen unter der
israel. Reg. E. Barak (1999–2001) über den Endstatus Palrmo, Hptst. Siziliens, an der N-Küste, am
einer palästinens. Staatlichkeit scheiterten. Golf von P., 679 600 Ew.; Erzbischofssitz; Dom (1170)
2000 brachen in den palästinens. Gebieten mit den Gräbern Kaiser Heinrichs VI., Friedrichs II.;
gewalttätige Auseinandersetzungen aus, die sich zu Palazzo Reale (11. Jh.); Univ.; Nahrungsmittel-,
einer 2. Intifada ausweiteten. Selbstmordattentate Textil-, Baustoffind., Werften; wichtiger Hafen;
palästinens. Terroristen sowie massive Vergeltungs- Fremdenverkehr. – P. wurde von den Phönikern gegr.;
schläge der israel. Armee gegen Ziele in den 831 von den Arabern, 1072 von den Normannen
Autonomiegebieten verhinderten eine polit. Lösung erobert; Lieblingssitz Kaiser Friedrichs II.
des Konflikts. Durch die Errichtung eines Trenn-
zaunes vollzog die israel. Reg. Scharon, die Arafat in Der Frühling von Palermo
Ramallah isolierte, faktisch eine vollständige Leoluca Orlando heißt der Bürgermeister, dem es
Abtrennung des Westjordanlandes. Nach Arafats Tod gelang, in der Hauptstadt der Mafia das »Gesetz des
wählte die Bev. 2005 M. Abbas zum Präs. der Schweigens«, die Omertà, aufzubrechen. Er blockierte
Palästinens. Autonomiebehörde. Die Wahlen zum die Vergabe städtischer Aufträge an Mafiafirmen und
palästinens. Parlament 2006 gewann die Hamas. Sie schuf ein Klima, das es erleichterte, über organisiertes
bildete eine Alleinregierung, die sich weigerte, den Verbrechen zu reden. Er verstärkte zudem die
Staat Israel anzuerkennen. Israel, die USA und die EU sichtbare Polizeipräsenz in der Stadt. Palermo boomte
setzten ihre Finanzhilfe für die Autonomiegebiete in der Folge wirtschaftlich und kulturell. Der Kampf
aus. Zw. Fatah- u. Hamas-Milizen kam es zu blutigen gegen die Mafia wurde vor allem von Frauen
Machtkämpfen. Im März 2007 bildeten Hamas und Al unterstützt. Manche boten Orlando ihre Kinder als
Fatah nach Vermittlung Saudi-Arabiens eine Reg. der Mitfahrer bei Dienstfahrten an, um ihn vor Anschlä-
nationalen Einheit. Nach neuerl. Kämpfen im gen zu schützen. Das Kalkül: Die Mafia würde keine
Gazastreifen ernannte Präs. Abbas im Juni 2007 eine Kinder töten. Er lehnte dies allerdings ab. Seine
Notstandsregierung. Die Beschränkung ihrer fakt. Amtszeit, die mit Unterbrechung von 1985 bis 2000
Amtsgewalt auf das Westjordanland machte die polit. dauerte, wird als »Frühling von Palermo« bezeichnet.
und territoriale Spaltung der Palästinenser offenbar.
Nach Raketenangriffen auf israel. Städte führte die
israel. Armee 2008/09 eine massive Militäraktion Palestrna, Giovanni, ital. Komponist, * um 1525,
gegen die Hamas im Gazastreifen durch. † 1594; Erneuerer der kath. Kirchenmusik (A-cappel-
Palästinnsische Befreiungsorganisation, la-Stil): Messen, Motetten.
Abk. PLO [von engl. Palestine Liberation Organizati- Palimpsst der oder das, Pergamentschriftstück,
on], polit. und militär. Dachverband der für einen dessen urspr. Text beseitigt und durch einen anderen
unabhängigen arab. Staat Palästina kämpfenden ersetzt wurde; die ältere Schrift kann wieder lesbar
arab. Befreiungsbewegungen, 1964 gegr., 1969–2004 gemacht werden.
von J. Arafat geführt, Kern: seit 1967 Al-Fatah (gegr. Palingense die, Wiederholung stammesgeschicht-
1958); entwickelte sich zu einer Art Exilreg., Okt. lich älterer Formen in der Individualentwicklung.
1974 von allen arab. Staaten als einzig rechtmäßige Palldio, Andrea, ital. Baumeister, * 1508, † 1580; schuf
Vertreterin des palästinens. Volkes anerkannt; seit Paläste, Villen und Kirchen von strenger Klarheit 655
1976 Vollmitgl. der Arab. Liga; strich 1996 (endgültig und Harmonie.

Palladio P
P Palladium
656 Palldium das, Symbol Pd, chem. Element, Platin- Palladium PALP und Hindukusch, höchster Berg ist mit 7495 m ü. M.
metall; OZ 46, relative Atommasse 106,4, Dichte der Pik Ismail Samani (früher Pik Kommunismus);
12,02 g/cm3, Schmelzpunkt 1554 °C, Siedepunkt stark vergletschert, wüstenhaft; gehört zum größten
3125 °C. In fein verteiltem Zustand (P.-Mohr) nimmt Teil zu Tadschikistan.
P. viel Wasserstoff auf; Verwendung als Katalysator, Pmpa die, Pmpas, baumarme ebene Großlandschaft
Pampa PAMP

Einsatz in der Zahntechnik. in Argentinien, landwirtschaftl. Kernlandschaft


Plma, La P., nordwestlichste der Kanar. Inseln, Argentiniens mit Viehzucht und Ackerbau.
686 km 2, 78 900 Ew.; Landwirtschaft, Fischerei, Pamplna, Stadt in N-Spanien, 190 900 Ew.;
Fremdenverkehr; internat. Großsternwarte. Erzbischofssitz, Univ.; got. Kathedrale, Festungs-
Plma, P. de Mallorca [- ðe maˈʎɔrka], Hptst. und -hafen
Palma PALP mauern; Fahrzeugbau, Textil-, Kaliind.; berühmte
der Balearen, auf Mallorca, 367 300 Ew.; Univ.; got. »Fiesta« mit Stierkämpfen.
Kathedrale; Textil- und Lederind., Fremdenverkehr; . Pamuk, Orhan, türk. Schriftsteller, * 1952; ironisch-dis-
Plme, Olof, schwed. Politiker, * 1927, † (ermordet) tanzierte, historisierende und surreale Romane, u. a.
1986; Jurist, 1969–76 und 1982–86 sozialdemokrat. »Die weiße Festung« (1985); krit. Auseinanderset-
Ministerpräsident. zung mit der Geschichte der Türkei und Eintreten für
Meinungsfreiheit; Friedenspreis des Dt. Buchhandels
Palmen, eine einkeimblättrige Pflanzenfamilie Palmen PALP 2005, Nobelpreis für Literatur 2006.
der Tropen und Subtropen mit bis zu 60 m hohen Pamkkale, Naturdenkmal in Westanatolien, Türkei;
Holzgewächsen. Man unterscheidet nach der Form Kalksinterterrassen, warme Quellen.
der Blätter Fieder-P. und Fächer-P. Die P. tragen Pn, griech. Gott der Hirten und Jäger, dargestellt mit
Pan PANP

blütenreiche, oft zweihäusige Blütenstände; es gibt Bocksbeinen und halb tier. Gesicht. P. galt als
Beeren- oder Steinfrüchte. Wichtige Nutzpflanzen Erfinder der Syrinx (Panflöte) und Urheber von
sind u. a. Dattel-, Kokos-, Öl-, Hanf-, Sago-P. plötzl. (pan.) Schrecken.
Pnama, Rep. in Zentralamerika, beiderseits des
Panama PANP

Baum des Lebens Panamakanals, 75 517 km 2, 3,5 Mio. Ew. (überwiegend


Wohl keine andere Pflanze liefert dem Menschen so Mestizen, daneben Schwarze, Weiße, Mulatten,
viel Lebenswichtiges wie die Kokospalme. Ihre Blätter Indianer; rd. 84 % kath.); Hptst.: Panama; Amtsspra-
werden zu Körben und Matten geflochten, die Fasern che: Spanisch. – P. umfasst die vom P.-Kanal
der Schale für Matratzen, Teppiche, Textilien, Seile, durchzogene Landenge von P.; größtenteils gebirgig
Tauwerk, Bürsten und zum Erosionsschutz verwendet; (im Vulkan Chiriquí 3 475 m), an der pazif. Küste
ihr Wasser enthält viele Mineralstoffe und ist für Tiefland, verbreitet Wälder, trop. Klima. Anbau von
Millionen Menschen genauso lebenswichtig wie ihr Reis, Mais; für die Ausfuhr: Bananen, Melonen,
Fett, das aus getrocknetem Fruchtfleisch gewonnen Zuckerrohr u. a.; Fischerei (Krabben); Erdölraffinerie;
wird. Als »Baum des Lebens« bezeichnen Menschen in Tourismus. Wirtschaftl. Bedeutung haben der
den Tropen die Kokospalme wegen ihrer vielfältigen Kanalverkehr, der Tourismus und das Geschäft mit
Verwertbarkeit. Für viele feucht-tropische Regionen ist Schiffsregistrierungen (Billigflaggenland);
die Pflanze ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Im wachsendes internat. Bankenzentrum. Haupthan-
Zuge des Klimawandels gewinnt der Einsatz von delspartner: USA. : Cristóbal, Balboa, internat. 
Kokosöl als Biotreibstoff sowie jener von Kokosnuss- bei Panama.
schalen als biogener Brennstoff an Bedeutung. Geschichte. P. wurde ab 1501 erforscht, 1538 der span.
Kokospalmen werden in rund 90 Ländern angebaut. Kolonialverw. unterstellt, schloss sich 1821
Kolumbien an und erklärte 1903 seine Unabhängig-
keit mit Unterstützung der USA, die das Recht zum
Palmerston [ˈpɑːməstən], Henry John Temple, Bau des → Panamakanals erhielten und die Kanalzone
Viscount, brit. Politiker, * 1784, † 1865; förderte »auf unbegrenzte Zeit« pachteten. Nach dem Vertrag
liberale Strömungen in Europa, 1855–58, 1859–65 von 1977 wurde die Kanalzone mit dem Jahreswech-
Premierminister. sel 1999/2000 voll in panames. Besitz übergeben.
Palmsonntag, Palmrum, Sonntag vor Ostern, nach Ende 1989 wurde Militärmachthaber General
der Palmenprozession beim Einzug Christi in M. Noriega durch eine amerikan. Militärintervention
Jerusalem (Mt. 21, 1–11), Beginn der Karwoche. gestürzt. Präs. ist seit 2009 R. Martinelli.
Palmra, Oasenstadt in der syr. Wüste; die Ruinen des
Palmyra PALP Pnama, Hptst. und -hafen der Rep. P., am Golf von P.,
antiken P. stammen aus dem 3. Jh. n. Chr.; gehört zum 7 km vom S-Ende des P.-Kanals, 416 000 Ew.;
Weltkulturerbe. Erzbischofssitz; histor. Viertel und archäolog. Stätten
Palo Alto [ˈpæləʊ ˈæltəʊ], Stadt in Kalifornien, bei San (Welterbe); 2 Univ.; ; 1519 an der Stelle eines indian.
Francisco, 56 000 Ew.; Sitz der Stanford University; Fischerdorfs von Spaniern gegründet.
Forschungsinstitute (u. a. Friedens- und Konflikt- Pnamakanal, künstl. Schifffahrtsweg in Zentral-
forschung); Zentrum der Elektronikindustrie. amerika, zw. Atlant. (Karib. Meer) und Pazif. Ozean,
PAL-System → Fernsehen. verläuft 81,6 km durch die Landenge von Panama;
Palcca, Gret, dt. Tänzerin und Tanzpädagogin, Sohlenbreite etwa 70–300 m, wird meist in 24
* 1902, † 1993; Meisterin des dt. Ausdruckstanzes; Stunden durchfahren, davon 8–12 Stunden für den
gründete 1925 die P. Schule Dresden; entwickelte den eigentl. Schleusenkanal; für Schiffe bis 12 m Tiefgang
Neuen Künstler. Tanz. passierbar. – Der Bau des P., an dem zuerst 1879 F. de
Pamr der, Hochgebirge (auch »Dach der Welt« gen.) in
Pamir PAMP → Lesseps noch scheiterte, erfolgte erst 1903–14
Mittelasien zw. Kunlun Shan, Karakorum, Himalaya durch die USA. 1979–99 wurde der P. von Panama
PAL
und den USA gemeinsam, seit dem 1. 1. 2000 wird er
von Panama allein verwaltet.
PAP
Panamerican Highway
[pænəˈmerɪkən ˈhaɪweɪ], span. Carretra Panamericna,
ein transkontinentales Straßensystem, das Alaska
(Fairbanks) mit Feuerland (Puerto Montt in Chile,
Ushuaia in Argentinien) verbindet; etwa 26 000 km
lang; zw. Panama und Kolumbien besteht noch eine
80 km lange Lücke.
Pndas, Name zweier mit den Bären verwandter Arten:
der rostrote Kleine Panda (Katzenbär; Himalaya) und
der Große Panda (Bambusbär; Zentralchina).
Pandra, griech. Sage: eine schöne Frau, von den
Göttern zu den Menschen geschickt, erhielt von
Zeus, der diese für den Raub des Feuers durch
Prometheus bestrafen wollte, die Büchse der P., in
der alle Übel eingeschlossen sind. Als P. sie öffnete,
flogen die Übel heraus; nur die Hoffnung blieb
zurück.
Pndschab das oder der, engl. Punjab [ˈpandʒaːp,
»Fünfstromland«], Landschaft in Pakistan und
NW-Indien, vom Indus und seinen Nebenflüssen
durchflossen.
Panel [ˈpænl] das, Marktforschung: repräsentativer
Kreis von Auskunftssubjekten (z. B. Personen,
Haushalte), bei dem über einen längeren Zeitraum
kontinuierlich Daten zu bestimmten (im Prinzip
gleichen) Untersuchungsgegenständen erhoben
werden.
Pankhurst [ˈpæŋkhəːst], Emmeline, brit. Frauenrecht-
lerin, * 1858, † 1928; radikale Vorkämpferin für das
Frauenwahlrecht in England.
Zwar ist weder An-
Panmunjm [korean. -dʒʌm], korean. Ort an der
Demarkationslinie zw. Nord- und Süd-Korea auf dem fang noch Ende des
38. Breitengrad, in dem am 27. 7. 1953 der Koreakrieg Panamerican
beendet wurde. Highway klar fest-
Panthesmus der, religiöse oder philosoph. Lehre, gelegt, doch gilt der
nach der Gott in allen Dingen der Welt existiert bzw. Highway als unbe-
Gott und Weltall identisch sind. Panenthesmus der, stritten längste
Einheit von Gott und Welt ohne die völlige Identität Straße der Welt.
beider. Nach der Lehre von K. C. F. Krause ruht das Sein Verlauf durch
All in Gott, zugleich transzendiert Gott das All. mehrere Klimazo-
Pntheon das, 1) in der Antike: allen Göttern nen der Erde – mal
geweihtes Heiligtum. Das bekannteste ist ein
schnurgerade durch
Rundbau in Rom, mit gewaltiger Kuppel, um 128
weite Ebenen, mal
n. Chr. vollendet, Ruhestätte berühmter Italie-
ner. – 2) Panthéon [pãteˈ], Kirche Sainte-Geneviève serpentinenartig
in Paris (1764–90 von J. G. Soufflot), Begräbnisstätte durch das Hoch-
bed. Franzosen. gebirge der Anden,
Panther → Leopard. mal als mehrspurige
Pantffeltierchen, Gattung der einzelligen Schnellstraße aus-
Wimpertierchen, mit pantoffelförmigem Körper, gebaut und mal nur
leben in faulenden Gewässern. notdürftig als
Pantomme die, darstellende Kunst, die nur mit Schotterpiste be-
Mimik und Gestik arbeitet, oft auch in Verbindung festigt – hat den
mit Musik und Tanz.
Panamerican
Pntschen-Lma [von tibet. Pan-chen rin-po-che
Highway zur »Traum-
»Juwel der Gelehrten«], Pnchen, neben dem
→ Dalai-Lama der höchste geistl. Würdenträger straße der Welt«
Tibets. Für den letzten P.-L. († 1989) ist die Nachfolge gemacht.
umstritten.
Papagen, artenreiche Vogelordnung in wärmeren 657
Gebieten der Neuen und Alten Welt, Klettervögel mit

P
P Papandreu
658 stark gekrümmtem Schnabel, bewegl. Zunge und Vatikanstadt«; Ehrentitel und Anrede: Heiliger Vater.
Kletterfüßen. Die oft farbenprächtigen, sehr Kirchenrechtlich ist der P. Träger der obersten
geselligen P. ernähren sich von Früchten, Samen, Leitungsvollmacht und (seit 1870) der unfehlbaren
Insekten und Honig. Gedächtnis und Assoziations- Lehrautorität in Glaubensfragen (→ Unfehlbarkeit) in
vermögen sind hoch entwickelt; zu den P. gehören der kath. Kirche; völkerrechtlich ist er Staatsober-
u. a. Aras, Kakadus, Loris, Sittiche. haupt des Staates der → Vatikanstadt. Theologisch
Papandru, Andreas, griech. Politiker, * 1919, † 1996; steht er nach kath. Lehre in der direkten und
wie sein Vater Georgios P. (* 1888, † 1968) im ununterbrochenen Nachfolge des Apostels Petrus.
Widerstand gegen die griech. Diktaturen sowie gegen Gewählt wird der P. durch die Kardinäle im Konklave,
die Putschisten von 1967; gründete 1974 die in geheimer Abstimmung mit Zweidrittelmehrheit
»Panhellen. Sozialist. Bewegung« (PASOK), 1981–89 (aktives und passives Papstwahlrecht seit 1970 auf
und 1993–96 Min.-Präs.; sein Sohn Giorgos P. (* 1952) Kardinäle bis zum 80. Lebensjahr beschränkt).
wurde 2009 griech. Min.-Präs. Papsttum, Amt und Institution des Oberhauptes der
Ppen, Franz v., dt. Politiker, * 1879, † 1969; 1932 kath. Kirche (→ Papst); seit dem 2. Jh. unter Bezug auf
Reichs-, 1933–34 Vizekanzler, 1939–44 Botschafter in den Aufenthalt und Märtyrertod des Apostels
der Türkei; ebnete 1933 Hitler den Weg zur Macht, im → Petrus in Rom mit dem Anspruch entstanden, dass
Nürnberger Prozess freigesprochen. der Bischof von Rom Nachfolger des Petrus sei und
Papr [von griech. papyros], flächiger Werkstoff, der
Papier PAPP ihm damit innerhalb der Gesamtkirche eine
durch dichtes Verfilzen, Pressen und Leimen feiner besondere Stellung zukomme, die als Jurisdiktions-
Pflanzenfasern bzw. für hochwertiges P. feinst primat jedoch nur im Abendland (der lat. Kirche)
gemahlener Hadern (Lumpen) gewonnen wird, die mit durchgesetzt werden konnte. Richtungweisend für
Wasser zu einem Brei vermengt werden. Bei der die Beziehungen zw. P. und weltl. Gewalt im MA
maschinellen P.-Herstellung fließt der P.-Brei auf ein wurde die → Zweischwerterlehre. Den Höhepunkt
endloses Metallsiebband, wird entwässert und seiner weltl. Macht erreichte das P. unter Innozenz III.
anschließend über dampfgeheizten Trommeln Als Förderer der Künste spielte das P. v. a. in der Zeit
getrocknet und geglättet (satiniert). Leimen macht das der Renaissance eine bed. Rolle (Julius II.). → Kirchen-
P. tintenfest; Füllen mit Kaolin, Talkum verleiht der staat, → Investiturstreit, → Vatikanische Konzile.
Oberfläche Glanz und Glätte. Hauptrohstoff ist Holz, Ppua Pl., die Bewohner Neuguineas und umliegender
das zu Holzschliff oder Zellstoff verarbeitet wird. Inseln; zu den verwandten Melanesiern bestehen v. a.
Holzhaltiges P. (z. B. Zeitungs-P.) vergilbt, holzfreies P. sprachl. Unterschiede.
(z. B. Druck-P.) ist lichtecht. Durch Verwendung von
Recycling-P. (aus Alt-P.) kann das P.-Abfallaufkom- Ppua-Neuguinea [-giˈnea], Staat im O
men erhebl. vermindert werden. – Als Vorläufer des P. Neuguineas, mit Bismarckarchipel, Bougainville u. a.
gilt ein aus Rindenbast hergestellter Beschreibstoff Inseln, 462 840 km 2, 6,7 Mio. Ew.; Hptst.: Port
(Tapa), z. B. Papyrus. Das P. aus Lumpen (Hadern) Moresby; Amtssprachen: Englisch, Pidgin-Englisch,
wurde um 105 n. Chr. in China erfunden. Hiri Motu; bis auf einige Inseln dünn besiedelt, wenig
Paprformate, DIN-Formate, nach DIN 476
Papierformate PAPP erschlossen; vorwiegend Landwirtschaft, intensive
festgelegte Abmessungen für Papierbogen (früher Forstwirtschaft, Fischfang; Bergbau (Kupfererz,
Oktav, Quart, Kanzlei). Ausgangsgröße ist A 0 Silber, Gold), Erdölförderung. – P.-N. erlangte 1975
(841×1189 mm) mit 1 m 2 Fläche. Die P. A 1 bis A 10 erhält die Unabhängigkeit von Australien.
man durch Halbieren des vorangegangenen Formats.
Papillm das,  aus Bindegewebe bestehender, meist Eldorado für Linguisten
gutartiger Tumor der Haut oder Schleimhaut. Papua-Neuguinea ist linguistisch betrachtet die
Papin [paˈpẽ], Denis, frz. Naturforscher, * 1647, † zw. vielfältigste Region der Erde, denn auf der zweitgröß-
1712 und 1714 in England (verschollen); erfand u. a. ten Insel der Welt existieren mehr als 800 Sprachen.
den Dampfkochtopf mit Sicherheitsventil (Papin’- Vor allem im Hochland lebten viele Stämme bis ins 20.
scher Topf). Jahrhundert weitgehend isoliert, was eine Sprachver-
Pappel die, Gattung der Weidengewächse, bis 30 m mischung verhinderte. Ethnische Zugehörigkeiten
hoch. Schwarz-P., mit dreieckigem Blatt, ist als basieren auch heute noch auf der gleichen Sprache
Pyramiden-P. ein häufig gepflanzter Alleebaum; (Wantok-System). Abhilfe im Sprachwirrwarr schafft
Weiß- oder Silber-P. hat Blätter, die unten schnee- das »Tok Pisin (Pidgin)«, eine Art Lingua franca seit
weiß-filzig sind. Die Blätter der Zitter-P. oder Espe dem 19. Jahrhundert. Entwickelt hat es sich aus
sind ebenfalls unten weiß-filzig und flattern beim Stammessprachen sowie englischen und deutschen
geringsten Luftzug. Wörtern der Kolonisten. Einer der wichtigsten Begriffe
Pppenheim, Gottfried Heinrich, Graf zu, kaiserl. bei (Verständnis-)Schwierigkeiten ist sicherlich
General im Dreißigjährigen Krieg, * 1594, † 1632; »Maski«. Es stammt vom deutschen »Macht nichts!«
Führer eines Kürassierregiments (Pappenheimer), und hilft in jeder Lebenslage.
wurde bei Lützen tödlich verwundet.
Papst der, das Oberhaupt der kath. Kirche mit den amtl.
Papst PAPP

Titeln »Bischof von Rom, Stellvertreter Jesu Christi, Paprus der, Beschreibstoff aus Blättern der P.-Staude
Nachfolger des Apostelfürsten, Oberhaupt der (1–3 m hoch), wobei Streifen des Stängelmarks in 2
universalen Kirche, Patriarch des Abendlandes, Lagen kreuzweise aufeinandergepresst sind; in
Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Ägypten seit dem 3. Jt. v. Chr., in Griechenland seit
röm. Kirchenprov., Souverän des Staates der dem 6. Jh. v. Chr. gebraucht.
PAP
Nahrungsmittelind.; Wasserkraftwerk Itaipú
(14 000 MW) am Paraná (in Zusammenarbeit mit
PAR
Brasilien). Ausfuhr von Fleisch, Getreide,
Baumwolle, Sojabohnen. In allen uns
Geschichte. Seit 1536 von Spanien erobert, war P. bekannten Vor-
im 17./18. Jh. Mittelpunkt des »Jesuitenstaats«; stellungen vom
nach Vertreibung der Jesuiten 1767 wurde das Paradies (wie
Land 1776 Teil des neu gegr. Vizekgr. Río de la Pla- hier in einem
ta, 1811 unabhängige Rep.; durch die Niederlage Gemälde von
im Krieg mit Argentinien, Brasilien und Uruguay
Vivian Ellis)
(1865–70) große Gebietsverluste; 1932–35 führte
spiegeln sich
P. den siegreichen Chacokrieg gegen Bolivien;
mehrfach Militärdiktaturen (1954–89 Gen. Wünsche, Er-
A. Stroessner); seit 1991 allmähl. Demokratisie- wartungen und
rung. Bei den Präsidentschaftswahlen 2008 setzte Bedürfnisse von
sich der ehemalige Bischof Fernando Lugo gegen Menschen und
Nicanor Duarte Frutos (2003 gewählt) durch. Gesellschaften,
Paragu der, größter (rechter) Nebenfluss des aber auch his-
Paraná in Südamerika, entspringt im Hochland torische, soziale
von Mato Grosso in 300 m ü. M., mündet oberhalb und ökonomi-
Corrientes; 2500 km, größtenteils schiffbar. sche (Mangel-)
Parbel die, 1) lehrhaftes Gleichnis in Erzähl- Parallxe die, Winkel zw. 2 Geraden, die von versch.
Erfahrungen
form. – 2)  Kurve, deren Punkte P von einem festen Standorten aus nach dem gleichen Punkt gerichtet
wider. Nicht um-
Punkt F (Brennpunkt) und einer festen Geraden l sind; dient in der Astronomie zur Entfernungs-
(Leitlinie) den gleichen Abstand haben; ein bestimmung von Sternen. sonst sind daher
Kegelschnitt (→ Kegel). Parallle die,  Gerade, die eine gegebene Gerade die Paradiesvor-
Parabolod das, gekrümmte Fläche ohne Mittelpunkt. nirgends im Endlichen schneidet. stellungen der
Man unterscheidet ellipt. und hyperbol. P. mit den Paralllen|axiom,  Axiom der euklid. Geometrie: verschiedenen
Normalformen z = x2 / a2 ± y2 / b2 ; ein spezielles ellipt. Zu einer Geraden gibt es durch einen nicht auf ihr Religionen und
P. ist das Rotations-P. (mit a = b). gelegenen Punkt genau eine Parallele. Kulturkreise ver-
Parablspiegel, paraboloide Spiegelfläche zur Parallelogrmm das, Viereck, das von 2 Paaren bunden mit der
Bündelung von Strahlen in ihrem Brennpunkt (z. B. gleichlaufender (paralleler) Geraden begrenzt wird. Abwesenheit
bei Antennen) oder zur Erzeugung paralleler Paralllrechner,  Computer, bei denen im Ggs. von Tod, Gewalt
Strahlen bzw. ebener Wellen (bei Scheinwerfern). zu herkömml. Rechnern voneinander unabhängige und Angst und
Paraclsus, eigtl. Philipp Aureolus Theophrst Teilaufgaben einer komplexen Aufgabe nicht nach-
mit einer im
Bombst von Hhenheim, Arzt, Naturforscher und einander von einem Prozessor, sondern parallel von
Übermaß vor-
Philosoph, * 1493, † 1541; erkannte die chem. Grund- einer Vielzahl von Prozessoren abgearbeitet werden.
lagen der Lebensvorgänge und wendete sie in der Die mit P. erreichbare Steigerung der Rechen- handenen Ver-
Heilkunde an, auch theolog. und sozialpolit. Werke. geschwindigkeit ist z. B. bei der digitalen Bildverar- sorgung mit
beitung und für Simulationsverfahren erforderlich. allen lebens-
Parads, Garten Eden, Stätte der Ruhe, des Paralllschaltung, elektr. Grundschaltung, bei der
ParallelschaltungPARP
notwendigen
Friedens und des Glücks, die urspr. Schöpfungswelt alle Stromerzeuger oder Verbraucher nebeneinander Gütern.
vor dem Sündenfall. an derselben Spannung liegen; Ggs.: Reihenschaltung.
Paraffn das,  Gemisch fester Kohlenwasserstoffe, das Paralympics [pærəˈlɪmpɪks] Pl., 1976–84 Olymp. Spiele
aus Braunkohlenteer, Erdwachs, Erdöl durch der Behinderten, Spiele behinderter Leistungssport-
Destillation gewonnen wird; löslich in Benzin, Äther, ler, die im Anschluss an die Olymp. Spiele am
Schwefelkohlenstoff. Verwendung u. a. zur gleichen Ort stattfinden.
Herstellung von Kerzen, Salben. In der Chemie Paralse die,  vollständige Lähmung. Die progressive
bezeichnet man die gesättigten aliphat. Kohlen- P. ist eine Spätform der Syphilis mit Gehirnerwei-
wasserstoffe als Paraffine. chung, chron. Entzündung und Atrophie des
Pragliding [-glaɪdɪŋ], Gleitsegeln, Gleitschirmfliegen, Gehirns.
das Fliegen mit speziellen Fallschirmen, die den Paramagnetsmus der, Magnetismus, den alle Stoffe
Paragleiter bei günstigen Windverhältnissen von mit atomarem magnet. Moment besitzen.
Bergkuppen sanft ins Tal tragen. Paramagnet. Stoffe zeigen im Magnetfeld eine
Paragu, Rep. in Südamerika, 406 752 km 2, 6,3 Mio. temperaturabhängige Magnetisierung in Feld-
Ew.; Hptst.: Asunción; Amtssprachen: Spanisch und richtung.
Guaraní. – Der Fluss P. teilt P. in ein fruchtbares östl. Paramarbo, Hptst. und -hafen von Suriname,
Hügelland und ein größeres westl. Flachland mit 216 000 Ew.; Univ.; Zementind., Werft; . – Die histor.
Savannen und Wäldern (Gran Chaco). – Subtrop. Altstadt ist Weltkulturerbe.
Klima, nach W zunehmend trocken. – Über 90 % Parmeter der,  in Funktionen und Gleichungen eine
Mestizen, daneben Indianer, Weiße. Religion: 90 % neben der eigentl. Variablen auftretende Hilfsvariable.
kath. (Staatsreligion). – Viehzucht im W vorherr- Paran, 1) der, Fluss in Südamerika, entsteht aus Rio
schend, im östl. Landesteil überwiegend Ackerbau Grande und Paranaíba, hat viele Nebenflüsse (u. a. 659
(Mais, Maniok, Sojabohnen), Forstwirtschaft; Paraguay), mündet nördlich von Buenos Aires in den

Paraná P
P Paraph
660 Río de la Plata. 3700 km lang, bis Santa Fe schiffbar. grundbahn (Métro), Flughäfen (Orly, Le Bourget,
Am P. befindet sich eines der größten Wasserkraft- Charles de Gaulle). – P., das gallisch-röm. Luttia
werke der Erde: Itaipú. – 2) Bundesstaat in Parisirum, war seit 508 Herrschersitz der Franken-
S-Brasilien, Hptst. Curitiba. könige, später der Kapetinger. Im 17./18. Jh. war P. der
Parph der, Parphe die, abgekürzter Namenszug. geistige Mittelpunkt Europas, mit dem Sturm auf die
Paraphrung die,  vorläufige, rechtlich noch nicht Bastille 1789 Ausgangspunkt der Frz. Revolution. Der
verbindl. Unterzeichnung einer völkerrechtl. Zentralismus der Ersten Rep. und des Kaiserreichs
Vereinbarung. festigten die Stellung der Stadt.
Prapsychologie die, wiss. Erforschung von
Phänomenen der außersinnl. Wahrnehmung (u. a. Partys im Untergrund
Telepathie, Hellsehen, Prophetie) sowie möglicher Morsche Knochen von Millionen Toten, Ratten,
»direkter« Wirkungen der Psyche auf physikal. oder jahrhundertealte Gewölbe: Im Pariser Untergrund
biolog. Systeme (Psychokinese, Telekinese, lockt ein 300 Kilometer langes Labyrinth, entstanden
Materialisation). durch Kalkstein-Abbau seit der Römerzeit. Dem
Par|enchm das, 1)  das Grundgewebe, besteht aus Charme des Morbiden erliegen Pariser und Touristen
lebenden, wenig differenzierten Zellen; im P. laufen gleichermaßen: Trotz Verbots erwischt die eigens
die Stoffwechselvorgänge ab. – 2)  die spezif. Zellen eingerichtete Einheit der Polizei (»Cataflics«) immer
eines Organs, die dessen Funktion bedingen. wieder Hunderte von unterirdischen Nachtschwär-
par|enterl, unter Umgehung des Magen-Darm-Ka- mern bei ihren Feiern. Sie rettet entkräftete
nals; Anwendungsform von Arzneimitteln z. B. durch Partygänger, die sich bei völliger Dunkelheit und ohne
Injektion, Infusion. Handy-Empfang verlaufen haben. 2004 wurde sogar
par force [parˈfɔrs], mit Gewalt. Parforcejagd, Hetzjagd ein unterirdischer Kinosaal entdeckt und geschlossen.
zu Pferd auf Haarwild; in Dtl. seit 1936 verboten; eine Auch in anderen Städten reizt der Untergrund: Kürzer
rein sportl. Art ist das Jagdreiten. und jünger als in Paris sind die Katakomben unter
Pria der, Eigenbez. Dalit, in Indien Bezeichnung für
Paria PARP Wien, Berlin oder Graz – illegal gefeiert wird auch hier.
Angehörige aller unteren Kasten und für Kastenlose,
»Unberührbare«;  sozial verachtete Gesellschafts-
gruppen. Pris, griech. Sage: Sohn des Priamos und der Hekuba,
Bruder Hektors, entschied den Streit der Göttinnen
Pars [frz. paˈri], Hptst. Frankreichs und dessen Hera, Athene und Aphrodite um den Apfel der Eris
geistiger und wirtschaftl. Mittelpunkt, im Pariser zugunsten der Aphrodite (Urteil des P.), entführte
Becken, beiderseits der Seine, 2,118 Mio. Ew. (im Helena und verursachte dadurch den Trojan. Krieg,
Ballungsraum P. 10,1 Mio. Ew.). – Charakteristisch tötete Achilles durch einen Pfeilschuss in die Ferse,
für das Stadtbild sind der Ring der inneren und fiel durch Philoktet.
äußeren Grands Boulevards und Prachtstraßen Parser Frieden, 1) 1763: zw. Großbritannien/Portugal
Pariser Frieden PARP

(Champs-Élysées, Quai d'Orsay) sowie Plätze (Place und Frankreich/Spanien (Ende des Kolonial-
de la Concorde, Place Vendôme). Den Kern bildet die kriegs). – 2) 1814 (1. Pariser Friede): → Freiheitskriege,
Île de la Cité in der Seine mit Justizpalast, Sainte- Frankreich wurde auf die Grenzen von 1792
Chapelle, Kathedrale Notre-Dame (12./13. Jh.). Die festgelegt. – 3) 1815 (2. Pariser Friede): Frankreich
Innenstadt zählt zum Weltkulturerbe. Am Südufer erhielt die Grenzen von 1790 (ohne Saarbrücken,
der Seine liegen: Quartier Latin mit Sorbonne, Landau, Savoyen). – 4) 1856: zw. Frankreich,
Künstlerviertel Montparnasse, Panthéon, Kirche Großbritannien, Türkei u. a. und Russland, beendete
Saint-Germain-des-Prés, Institut de France, Jardin den Krimkrieg. – 5) Parser Vorortverträge 1918 bis
du Luxembourg, Palais Bourbon (Sitz der National- 1920: zw. den Alliierten und Dtl. (Versailles),
versammlung), Invalidendom mit Grab Napoleons I. Österreich (Saint-Germain), Ungarn (Trianon),
und Marsfeld mit Eiffelturm. Mehr als 30 Brücken Bulgarien (Neuilly), der Türkei (Sèvres). – 6) 1946/47:
verbinden den südl. mit dem nördl. Stadtteil: zw. den Alliierten und (je gesondert) Finnland, Italien,
Rathaus, im Tuileriengarten der Louvre, Palais Royal, Ungarn, Rumänien, Bulgarien.
Palais de l'Élysée (Sitz des Staatspräs.), Place Charles Parser Verträge, zw. den westeurop. Staaten und
de Gaulle mit Triumphbogen (Grabmal des den USA am 23. 10. 1954 in Paris getroffene
Unbekannten Soldaten), Opernhaus. Im W liegt das Vereinbarungen. Sie bestehen aus dem erweiterten
moderne Geschäftsviertel »La Défense« und der Bois → Deutschlandvertrag, dem Truppenvertrag (über
de Boulogne, im N der Montmartre mit der Kirche den Aufenthalt ausländ. Truppen in der Bundesrep.
Sacré-Cœur, im Stadtteil Beaubourg das Centre Dtl.), den Protokollen über den Beitritt der
Georges Pompidou. – P. ist Sitz der frz. Reg. und der Bundesrep. Dtl. zur Westeurop. Union und zur NATO
obersten Staats- und kirchl. Behörden, vieler sowie dem Saarland-Abkommen zw. Frankreich und
internat. Organisationen; es hat neben der Sorbonne der Bundesrep. Dtl.; seit 1955 in Kraft.
mehrere andere Hochschulen (Grandes Écoles: École Paritt die, 1) Austauschverhältnis einer Währung zu
Polytechnique u. a.) sowie Akademien (Académie einer anderen (Währungs-P.) oder zum Gold (Gold-P.);
française) und Forschungsinstitute, Bibliotheken daneben Kaufkraft-P. (Übereinstimmung des
(Bibliothèque Nationale de France), Museen, Theater. Austauschverhältnisses zweier Währungen mit dem
P. ist Finanz-, Handels- und Industriezentrum des Verhältnis ihrer jeweiligen Binnenkaufkraft). – 2) 
Landes mit Börse, Mittelpunkt des frz. Eisenbahn- Eigenschaft eines physikal. Systems zur Kennzeich-
netzes, größter Binnenhafen des Landes; Unter- nung seines Verhaltens gegenüber räuml. Spiege-
PAR
lungen; kann die Werte +1 (gerade P.) oder −1
(ungerade P.) annehmen.
Parssmus der, von → Zarathustra gestiftete Religion,
als Zoroastrismus in Persien unter den Sassaniden
PAR
Parker [ˈpɑːkə] 1) Alan, brit. Filmregisseur, * 1944; Staatsreligion.
internat. erfolgreich mit »Midnight Express« (1977), Partei die, 1) poltische P., permanent organisierter
Partei PARP

»Fame – Der Weg zum Ruhm« (1980), »The Zusammenschluss von Menschen, die aufgrund
Commitments« (1991), »Evita« (1996), »Das Leben gleich gerichteter polit. Anschauungen oder
des David Gale« (2003). – 2) Charlie, gen. Bird [bəːd], Interessen Einfluss auf die staatl. Willensbildung
amerikan. Jazzmusiker (Altsaxophonist, Komponist), erstreben, bes. durch Teilnahme am Wettbewerb um
* 1920, † 1955; entwickelte den Bebop, wirkte Abgeordnetenmandate in der Volksvertretung. P. im
stilbildend für den Modern Jazz. modernen Sinne entstanden zuerst in Großbritannien
Parkinson [ˈpɑːkɪnsn], 1) Cyril Northcote, brit. (»Tories« und »Whigs«), dann in den USA und
Historiker, Schriftsteller, * 1909, † 1993; stellte Frankreich, in Dtl. erst nach 1815. Die wichtigsten
ironisch-satir. Regeln (Parkinson’sche Gesetze) für P.-Typen sind (unter versch. Benennungen):
das Wachsen der bürokrat. Verwaltungen zu Konservative, Liberale, Demokraten, Christlich-
aufgeblähten Apparaten auf. – 2) James, brit. Arzt, Soziale, Sozialisten, Kommunisten. In den westl.
* 1755, † 1824; beschrieb eine mit Starre der gesamten Demokratien gilt der Grundsatz der freien P.-Bildung.
Körpermuskeln und Zittern verbundene degenerati-
ve Erkrankung von Stammhirnbezirken (P.-Syndrom,

E PARKS
Parkinsonismus).

ROSA-LOUIS
Parlamnt das, Volksvertretung, bestehend aus einer
oder zwei Kammern. Die eine von ihnen ist in
ERIK ANISCHEN
MUT TER DER AM
modernen Demokratien vom Volk in allg., gleicher,
geheimer und unmittelbarer Wahl gewählt (so auch
EWEGUNG
BÜRGERRECHTSB
im Einkammersystem); der Zugang zu der anderen
ist unterschiedlich geregelt (mittelbare oder
unmittelbare Wahl, Ernennung, Erblichkeit). Das P.
ist zuständig für die Gesetzgebung und den Als Rosa Parks am 1. Dezember 1955 einfach sitzen blieb, konnte sie nicht
Staatshaushalt. ahnen, dass sie mit dieser simplen Handlung die Welt ein Stück weit ver-
Parlamentrischer Rat, 1948/49 Versammlung aus ändern würde. Parks (* 4. 2. 1913 Tuskegee, Alabama, † 24. 10. 2005 De-
65 von den Landtagen der 11 westdt. Länder troit) war an diesem Abend in einem Bus in Montgomery, Alabama, unter-
gewählten Abgeordneten; erarbeitete das Grund- wegs, als sie vom Fahrer aufgefordert wurde, ihren Sitzplatz für einen
gesetz für die Bundesrep. Deutschland. Präs. war
Weißen freizumachen. Mit diesem Fahrer hatte sie schon mehrfach Aus-
K. Adenauer.
einandersetzungen über ihr Verhalten gehabt: Das Nebeneinandersitzen
Parlamentarsmus der, Reg.-Form, bei der die Reg.
vom Vertrauen des Parlaments abhängig ist. Das von Schwarzen und Weißen war verboten, Afroamerikaner hatten sich im
Parlament ist an der Reg.-Bildung beteiligt, indem es hinteren Teil des Busses aufzuhalten und nur die hintere Tür zu benutzen.
entweder den Reg.-Chef wählt oder die vom Diesmal blieb Parks auf ihrem Platz sitzen, die Folge: Verhaftung, Geld-
Staatsoberhaupt ernannten oder vorgeschlagenen strafe und Verlust des Arbeitsplatzes. Martin Luther King organisierte da-
Mitglieder der Reg. durch ein Vertrauensvotum raufhin mit anderen Aktivisten den Montgomery Bus Boycott: 381 Tage
bestätigt. Reg.-Chefs oder Reg., denen das Parlament lang weigerten sich die schwarzen Bewohner der Stadt, die Busse zu nut-
das Misstrauen ausspricht, müssen i. d. R. zurück- zen, und organisierten stattdessen eigene Transportmöglichkeiten und
treten. Mitfahrgelegenheiten – so lange, bis die städtischen Verkehrsbetriebe in
Prler, dt. Baumeister- und Bildhauerfamilie des 14. Jh., die Verluste rutschten. Ein Jahr nach dem Vorfall hob der Oberste Ge-
u. a.: Peter P., * 1330 oder 1333, † 1399; baute u. a. in richtshof der USA die Rassentrennung in den Bussen auf. Rosa Parks wur-
Prag die Karlsbrücke mit dem Altstädter Brücken-
de so zur Mutter der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Als sie 2005
turm sowie Chor und Wenzelskapelle des Sankt-
starb, wurde sie als erste Frau überhaupt öffentlich im Kapitol aufgebahrt.
Veits-Doms.
Prma, Stadt in N-Italien, 164 500 Ew., Dom (11. Jh.), US-Präsident George W. Bush ordnete landesweite Trauerbeflaggung an.
Baptisterium (12. Jh.); Univ. (erste Anfänge im 11. Jh.);

DQGGLH:HOWDXI
Nahrungsmittel-, Textilindustrie.

$OV5RVD3DUNVVLW]H(AuQsEOdeLHEr »BallVWad of Momma Rosa Parks«)


Parmnides, griech. Philosoph, * um 515 (um 540?),
† um 445 (um 470?) v. Chr.; Vertreter der Eleaten;
lehrte: Nur das Denken lässt den wahren Sachverhalt
erkennen, die sinnliche Wahrnehmung täuscht uns.
Parnasss, Parnss der, Gebirge im mittleren
Griechenland, 2457 m hoch; am S-Fuß liegt Delphi;
galt in der Antike als Sitz des Apollo und der Musen;
daher  Reich der Dichtkunst.
Parod die, spött. Nachahmung ernster Dichtung,
deren Form beibehalten, deren Inhalt ins Komische
umgestimmt wird.
Prsen Pl., Anhänger des Parsismus, in Iran rd. 20 000,
in Indien (bes. um Bombay), wohin sie im 8. Jh. 661
auswanderten, über 100 000 Menschen.

P
P Partei des Demokratischen Sozialismus
662 Es gibt Staaten mit einem Zweiparteiensystem (USA) Prthenon der, Tempel der jungfräul. Göttin Athene
und einem Mehr- oder Vielparteiensystem (Dtl., auf der Akropolis in Athen; 447–432 v. Chr. errichtet.
Frankreich). In totalitären Staaten herrscht i. d. R. das Prther, iran. Stamm südöstl. des Kasp. Meers; bildete
Einparteisystem (z. B. in der ehem. UdSSR). Die im 3. Jh. v. Chr. ein Parth. Reich zw. Euphrat und
Leitung der P. liegt in der Hand eines P.-Vorstands. Die Indus, das die Sassaniden 224 n. Chr. stürzten.
P. stellen ein P.-Programm auf als Grundsatz- oder als Partisn der, Freischärler, Widerstandskämpfer, der
Aktionsprogramm etwa für eine kommende Wahl. In außerhalb der regulären Streitkräfte gegen den
den Volksvertretungen schließen sich die Abgeord- eingedrungenen Kriegsgegner kämpft. (→ Guerilla)
neten einer P. zu Fraktionen zusammen, die häufig Partitr die, Aufzeichnung sämtl. Stimmen eines
Partitur PARP

eine einheitl. Stimmabgabe durch Fraktionszwang Tonstücks in Notenschrift; gleichzeitig erklingende


herbeiführen. In Dtl. ist die Gründung von P. frei, doch Noten stehen übereinander.

Alle 10 Jahre
finden in Ober-
ammergau die
Passionsspiele
statt, hier das
lebende Bild
»Vertreibung aus
dem Paradies«
der Aufführung
2010. Seit
Aschermittwoch
2009 galt für alle
spielberechtig-
ten Männer wie-
der der Bart- und
Haarerlass. Bis
Anfang Oktober
2010 durften sie
sich weder rasie-
ren noch die
Haare schneiden
lassen.

können sie durch das Bundesverfassungsgericht für Przival, sagenhaftes Urbild des christl. Ritters, der
verfassungswidrig erklärt werden. Die P.-Finanzierung auf der schwierigen Suche nach dem Gral Ritter-
erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen, aus Vermögensein- pflicht und Pflicht gegen Gott zu vereinigen sucht.
nahmen, aus staatl. Zuschüssen und aus Spenden. Die Sage von P. ist der Artussage angegliedert.
Über Herkunft und Verwendung der Mittel müssen die Bearbeiter des Stoffes: Chrétien de Troyes (um 1180),
P. Rechenschaft ablegen. – 2)  der Kläger oder Wolfram von Eschenbach (1200–10); R. Wagner
Beklagte im Zivilprozess; Partner eines Vertrags im (Bühnenweihfestspiel »Parsifal«, 1882).
materiellen Recht. P.-Vernehmung ist das letzte Pas [pa, frz. »Schritt«] der, Ballett: Tanzschritt; P. de
Beweismittel im Zivilprozess, wenn alle Beweismög- deux, Tanz zu zweit, die geschlossene Solo-Tanz-
lichkeiten erschöpft sind. P.-Verrat, Prävarikation, nummer für eine Ballerina und ihren Partner.
Anwaltstreubruch ist die pflichtwidrige Beratung oder Pasadena [pæsəˈdiːnə], Stadt im Vorstadtbereich von
Unterstützung beider P. in derselben Rechtssache Los Angeles, Kalifornien, USA, 130 000 Ew.; elektron.,
durch einen Anwalt oder sonstigen Rechtsbeistand; Raumfahrtind.; Zentrum der Weltraumforschung.
wird mit Freiheitsstrafe bestraft. Pascl, Blaise, frz. Philosoph, Mathematiker und
Pascal PASP

Partei des Demokrtischen Sozialsmus, Physiker, * 1623, † 1662; arbeitete über Kegelschnitte,
Abk. PDS, im Dez. 1989 als Nachfolgeorganisation entdeckte das Gesetz der kommuniz. Röhren,
der SED entstanden (gegr. als SED-PDS); 2002 entwickelte Grundlagen der Wahrscheinlichkeits-
gewann die PDS bei der Bundestagswahl 4,0 % der rechnung; nach einer myst. Erleuchtung im Kloster;
Stimmen und stellte 2 Abgeordnete (Gewinn von war als Anhänger des Jansenismus Gegner der
zwei Direktmandaten); Parteivors.: G. Gysi Jesuiten, sah in seiner Verteidigung des Christen-
(1989–93), L. Bisky (1993–2000, erneut ab 2003), G. tums (»Pensées sur la religion«) den Menschen als
Zimmer (2000–03). Um eine Zusammenarbeit mit ein aus Größe und Nichtigkeit gemischtes Wesen.
der WASG zu ermöglichen, änderte die PDS ihren Pascl’sches Dreieck [nach B. Pascal],  die als
pascalsches Dreieck PASP

Namen 2005 in Die → Linkspartei bzw. in Die gleichschenkliges Dreieck angeordneten Binomial-
Linkspartei.PDS. koeffizienten; jede Zahl des p. D. ist die Summe der
PAR
unmittelbar rechts und links darüber stehenden
Zahlen.
zusammen, innerhalb derer Größe und Lage der
Toleranz gleich bleiben.
PAT
Paschtnen, in Pakistan Pathnen, Volk in Afgha- Pastllmalerei, Malen mit trockenen Farbstiften, den
nistan und Pakistan mit zahlreichen Stämmen; Pastellstiften.
Sprache: Paschto, eine ostiranische Sprache
(Amtssprache in Afghanistan); sunnit. Muslime. Pasternk, Boris Leonidowitsch, russ.
Pasternak PASP

Pasolni, Pier Paolo, ital. Schriftsteller und Filmregis- Schriftsteller, * 1890, † 1960; fand weltweite
seur, * 1922, † (ermordet) 1975; Lyrik, neorealist. Beachtung durch seinen Roman »Doktor Schiwago«,
Romane, später symbolreiche, essayist. Prosa. Filme: der wegen seiner nicht systemkonformen Auf-
»Teorema« (1968), »Die 120 Tage von Sodom« (1975). fassung der Revolution und seiner religiösen
Passage [paˈsaːʒə] die,  rasche, virtuose Tonfolge in Aussage in der UdSSR nicht erscheinen durfte; auch
solist. Instrumental- und Vokalmusik, sowohl als Lyrik und Übersetzungen (Goethe, Shakespeare,
Tonleiter-P. als auch als Akkordpassage. Rilke). Den Nobelpreis (1958) musste P. unter polit.
Pssah das, Pssach, jüd. Fest zur Erinnerung an den Druck ablehnen.
Auszug aus Ägypten (2. Mos. 12), gefeiert am Abend
des 1. Frühlingsvollmonds u. a. durch Verzehr Abgelehnte Nobelpreise
bestimmter Speisen mit symbol. Bedeutung. Aus Angst vor politischen Repressalien lehnte
Passt der, regelmäßig wehender Wind aus östl.
Passat PASP Pasternak den Literaturnobelpreis ab. 1964 verweiger-
Richtung, in den Subtropen und Tropen; auf der te Jean-Paul Sartre die Annahme. Weil er sich bei
nördl. Halbkugel bis zu 30° nördl. Breite aus NO, auf seinem Einsatz für die Moral der Demokratie und des
der südl. bis zu 25° südl. Breite aus SO, dazwischen Sozialismus nicht instrumentalisieren lassen wolle,
liegt die etwa 1100 km breite innertrop. Konver- könne er Preise kultureller Organisationen aus Ost
genzzone, in die die Luftmassen aus den subtrop. und West nicht annehmen. 1925 hatte George
Randgebieten von NO bzw. SO einströmen und nach Bernhard Shaw den Nobelpreis für Literatur mit dem
oben steigen. Verweis auf das zu hohe Alter der Preisträger
Pssau, Stadt in Niederbayern, 50 700 Ew., an der abgelehnt, später aber doch angenommen, um das
Mündung von Inn und Ilz in die Donau, Hafen; Geld zu verschenken. 1973 weigerte sich der
barockes Stadtbild: Dom (Orgel mit 17 000 Pfeifen), nordvietnamesische Leiter der Friedensverhand-
bischöfl. Residenz; Univ.; metallverarbeitende, lungen, Le Duc Tho, den Friedensnobelpreis
elektrotechn. u. a. Ind. – Das alte Bistum P. (gegr. 737) gemeinsam mit US-Außenminister Henry Kissinger
fiel 1803 an Bayern. Der Passauer Vertrag von 1552 anzunehmen, da der Vietnamkrieg trotz Friedensver-
zw. Kurfürst Moritz von Sachsen und Ferdinand I. trags noch nicht beendet war. Kissinger nahm den
bereitete den Augsburger Religionsfrieden vor. Preis allein entgegen.
Passinsblume, Halbsträucher im wärmeren
Amerika, meist kletternd, mit großen Blüten, u. a. die
Purpurgrenadille. Im Griffel und den Staubfäden sah Pastrze die, größter Gletscher der Ostalpen, in den
man Abbilder der Marterwerkzeuge Christi (Geißel, Hohen Tauern, am Fuß des Großglockners,
Dornenkrone, Nägel); Früchte (Granadillen, Österreich, 8,8 km lang, 19,6 km 2.
Grenadillen, Maracujas) sind essbar. Pasteur [pasˈtœːr], Louis, frz. Chemiker, Biologe, * 1822,
† 1895; entdeckte die Mitwirkung von Bakterien an
Passinsspiel, ein geistl. Spiel des MA, das der Gärung, schuf die Grundlagen der Bakteriologie
Leiden und Sterben Jesu Christi dramatisch (Keimfreihaltung, Keimabtötung), stellte Impfstoffe
gestaltet. Die Blütezeit des Passionsspiels lag im 15. gegen Tollwut, Milzbrand, Rotlauf her.
und 16. Jh.; mit der Ausbreitung des Protestantismus Pasteurisren [-tø-; nach L. Pasteur], Erhitzungsver-
blieb es danach nur in kath. Gebieten lebendig fahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln mit
(Oberammergau, Erl). Temperaturen unterhalb von 100 °C. Die vermeh-
Passva Pl.,  die auf der rechten Seite der Bilanz rungsfähigen Formen von Mikroorganismen werden
(Passivseite) ausgewiesenen Werte eines Unter- zu 90 bis 99 % abgetötet; z. B. bei Milch, Fruchtsäften,
nehmens (Eigenkapital, Verbindlichkeiten). Limonaden und Bier angewendet.
passver Widerstand, in polit. oder in Arbeitskämp- Pstior, Oskar, rumäniendt. Schriftsteller, * 1927,
fen Form der Auflehnung unter Verzicht auf † 2006; lebte ab 1968 in der BRD; schrieb experimen-
Gewaltakte (z. B. Bummelstreik). telle Lyrik, Prosa, Hörspiele und Übersetzungen;
Passung die,  bezeichnet Form und Art, wie
Passung PASP Georg-Büchner-Preis 2006 (posthum).
zusammengehörige Teile, z. B. Welle und Lager, Patagni|en, südl. Teil Südamerikas. Im argentin.
ineinanderpassen. Wirtschaftl. Fertigung und Ost-P. regenarmes, geröllübersätes Hochland mit
Austauschbarkeit ohne Nach- oder Passarbeit zahlreichen Seen; Schafzucht; Erdölfelder. Der chilen.
verlangen einheitl. Regelung des »Passens«. Dies W mit Gletschern und Fjorden ist Teil der Anden.
geschah in Dtl. 1922 durch die DIN-P.; durch die Patnt das, Urkunde, durch die für eine neue
Patnt PATP

internat. ISO-P. ersetzt. Diese legen u. a. die Erfindung ein Schutzrecht erteilt wird, geregelt im
zulässigen Abweichungen (Toleranzen) vom Patent-Ges. i. d. F. v. 16. 12. 1980. Auch das Recht
Nennmaß (= Sollmaß), gestuft nach Genauigkeits- selbst wird P. genannt; es wird in einem Register
graden (Qualitäten), sowie die Lage der Abweichun- (P.-Rolle) eingetragen. Ein P. wird erteilt, wenn die
gen (Toleranzfeld) fest und fassen zur Vereinfachung Erfindung eine techn. Neuheit darstellt und eine 663
die Nennmaße zu Durchmesserbereichen gewerbl. Verwertung gestattet. Das Recht auf das P.

Patent P
P Pathfinder
664 hat der Erfinder oder sein Rechtsnachfolger; * 1897, † 1978; 1954 Erzbischof von Mailand, 1958
Schutzdauer 20 Jahre. Kardinal. Unter seinem Pontifikat wurden das
Pathfinder [ˈpɑːθfaɪndə(r)], amerikan. Marssonde, bei II. Vatikan. Konzil 1965 zu Ende geführt, Kurie und
der erstmals ein geländegängiges (von der Erde aus Liturgie reformiert, das Kardinalskollegium
ferngelenktes) Bodenfahrzeug (Sojourner) eingesetzt erweitert und erfolgte die Wiederannäherung von
wurde; erreichte im Juli 1997 den Mars. Sojourner kath. und orth. Kirche.
war u. a. mit einem Röntgenspektrometer zur chem. Pli, Wolfgang, österr. Physiker, * 1900, † 1958; stellte
Analyse des Bodens sowie mit Kameras ausgestattet. das für den Atombau wichtige P.-Prinzip auf.
Ptina die, grünl., braune oder schwarze Oberflächen- Nobelpreis für Physik 1945.
schicht auf Metallen (Kupfer und Kupferlegierun- Pauling [ˈpɔːlɪŋ], Linus Carl, amerikan. Chemiker,
gen), entsteht durch Einwirken von Chemikalien. * 1901, † 1994; 1954 Nobelpreis für Chemie für die
Ptna, Hptst. des ind. Gliedstaates Bihar, am Ganges, Strukturaufklärung von Proteinen, 1962 Friedens-
1,38 Mio. Ew.; Univ., Oriental. Bibliothek. nobelpreis als Gegner der Atombombenversuche.
Ptras, Ptrai, Hafenstadt auf der nördl. Peloponnes, Plus, vor seiner Bekehrung Sl, christl. Missionar
Paulus PAUP

Griechenland, 160 000 Ew.; orth. Bischofssitz; Univ.; (»Apostel der Heiden«), * Anfang des 1. Jh., † um
Wein-, Korinthenausfuhr; . 60/62; zuerst Gegner der Christen, wurde um 32 vor
Patrirch der, 1) A. T.: zunächst ein Familienober-
Patriarch PATP Damaskus durch eine visionäre Erscheinung
haupt, später v. a. die Stammväter Israels: Abraham, (Damaskuserlebnis) zum Jünger Jesu bekehrt. Seine
Isaak, Jakob (und dessen Söhne), bei Luther Erzväter Missionsreisen legten den Grund für die christl.
genannt. – 2) seit dem 5. und 6. Jh.: Bischöfe von Rom, Mission im Röm. Reich und führten nach Zypern,
Konstantinopel, Alexandria, Antiochia, Jerusa- Kleinasien (bes. Ephesos), Mazedonien (bes.
lem. – 3) Ehrentitel der kath. Erzbischöfe von Goa, Philippi), Griechenland (bes. Korinth). Überall
Venedig, Lissabon; Titel der Ersthierarchen in entstanden Gemeinden, mit denen P. in Verkehr
zahlreichen Ostkirchen. stand. P. wurde 57/58 gefangen genommen, etwa
Patriarcht das, Gesellschaftsordnung, in der der 58/60 nach Rom überführt und dort hingerichtet.
Mann in Familie, Gesellschaft, Politik und Kultur die Zeugnis seines theolog. Denkens sind seine Briefe,
Vorrangstellung innehat. (→ Vaterrecht) bes. der → Römerbrief. – Heiliger, Tage: 29. 6. (zus.
Patrick [ˈpætrɪk], Missionar, Apostel Irlands, † 461; mit Petrus), 25. 1. (Pauli Bekehrung).
Heiliger (Tag: 17. 3.). Plus, Friedrich, dt. Generalfeldmarschall, * 1890,
Paulus PAUP

Patrzi|er der, 1) im alten Rom Mitgl. des Geburts- † 1957; war 1942/43 mit der 6. Armee in Stalingrad
adels. – 2) im MA vornehme Familien, aus denen eingeschlossen, verzichtete auf Befehl Hitlers auf
Ratsmitgl. gewählt wurden. einen Ausbruchsversuch, kapitulierte am 31. 1. 1943
Patrne die, die zu einem Stück vereinigte (»Ein- auf eigene Verantwortung; bis 1953 in sowjet.
heits-P.«), Geschoss und Treibladung, Zündhütchen Gefangenschaft, lebte ab 1953 in der DDR.
und Metallhülse umfassende Munition der Pavartti, Luciano, ital. Sänger (Tenor), * 1935, † 2007;
Faustfeuer-, Handfeuer- und Maschinenwaffen, z. T. Partien aus Opern G. Donizettis, G. Verdis und
auch der Geschütze. Spezielle P. ohne Geschoss sind G. Puccinis, auch Konzertsänger.
die Platz-P. (nur Knallsatz), Gas-P. (Tränengas) und Pvelić [-litɕ], Ante, kroat. Politiker, * 1889, † 1959;
Leucht-P. (Treib- und Leuchtsatz). Führer der → Ustascha, 1941 Staatschef des
Ptt, beim Schachspiel eine Stellung, in der der Spieler, »Unabhängigen Kroatien«.
der am Zug ist, keinen regelgemäßen Zug zur Pavse, Cesare, ital. Schriftsteller, * 1908, † (Freitod)
Verfügung hat und sein König nicht im Schach steht. 1950; Romane »Junger Mond« (1950) u. a.
Die Partie endet unentschieden. Pava, Stadt in Oberitalien, am Tessin, 74 300 Ew.; Univ.,
Handel, Ind. – P. war 572–774 Hptst. der Langobar-
Pattern-Painting [ˈpætənˈpeɪntɪŋ], eine
Pattern-Painting PATP den, kam 1359 an Mailand; 1525 wurde hier Franz I.
Richtung der zeitgenöss. Malerei mit Schwerpunkt von Frankreich von Kaiser Karl V. besiegt.
um 1980 in den USA, die großformatig-dekorative Or- Pviane, Affen der Familie Hundsaffen, mit starkem
namente (des Jugendstils, außereurop. Volkskunst) Gebiss und grellroten Gesäßschwielen; leben auf
zu farbenfrohen Kompositionen vereinigt (Decorati- Felsen in gebirgigen Gegenden Arabiens, Afrikas.
ve Art). Mantel-P., mit langem Schulter- und Kopfhaar (Äthio-
Pau [poː], Stadt in SW-Frankreich, am Fuß der pien bis Arabien); Babuin (Ostafrika).
Pyrenäen, 83 900 Ew.; Univ., Ind., Weinhandel; Pwlow, Iwan, russ. Arzt, * 1849, † 1936; schuf die
heilklimat. Kurort; Schloss (12. Jh. ff.). Lehre von den bedingten Reflexen. Nobelpreis für
Pl, Herrscher: Griechenland. 1) P. I., König der Physiologie oder Medizin 1904.
Hellenen (1947–64), * 1901, † 1964. Pwlowa, Anna, russ. Primaballerina, * 1881, † 1931;
Jugoslawien. – 2) P., Prinz von Jugoslawien, * 1893, »Der sterbende Schwan« (1907).
† 1976; 1934–41 Prinzregent für Peter II. Payerne [paˈjɛrn], Stadt im schweizer. Kt. Waadt, 7300
Payerne PAYP

Russland: – 3) P. I., Kaiser (1796–1801), * 1754, † 1801 Ew.; entstanden um ein 962 gegr. Kloster; die ehem.
(bei einer Offiziersverschwörung ermordet). Abteikirche ist eine der bedeutendsten roman. Klos-
Pl, Päpste:
Paul PAUP terkirchen der Schweiz (roman. und got. Malereien).
1) P. III. (1534–49), früher Alessandro Farnse, Pay-TV [ˈpeɪtiːˈviː] das, zu festen Sendezeiten oder
Pay-TV PAYP

* 1468, † 1549; Gönner Michelangelos; bestätigte 1540 zeitversetzt (Multiplex) verschlüsselt ausgestrahlte,
den Jesuitenorden; berief 1545 das Tridentin. Konzil v. a. durch Abonnementgebühren finanzierte
ein. – 2) P. VI. (1963–78), früher Giovanni Montni, Fernsehprogramme; in Dtl.: Sky Dtl. (Digitalplattform).
PAT
Paz [pas], Octavio, mexikan. Schriftsteller, * 1914, † 1998;
visionäre, surrealist. Lyrik, Essays; 1984 Friedens-
Von Pechnasen und Pechvögeln
Der Begriff »Pech« hat sich in zahlreichen Redewen-
PEI
preis des Dt. Buchhandels, 1990 Nobelpreis für dungen in unserer Alltagssprache gehalten, obwohl
Literatur. vielfach ihre Grundbedeutung in Vergessenheit
Pazfischer zean, Pazfik, Grßer zean, Stller
Pazifischer Ozean PAZP geraten ist. So erinnert der Pechvogel an die Zeiten
zean, größte Wasserfläche der Erde, zw. Amerika im mittelalterlicher Vogeljagd, als die Äste mit Pech
O und Asien und Australien im W, 181,34 Mio. km 2; bestrichen wurden, damit die Vögel darauf kleben
Nebenmeere: Bering-, Ochotskisches, Jap., Gelbes, Ost- blieben und gefangen werden konnten. Pechnasen
chin. Meer, Australasiat. Mittelmeer, Arafurasee mit waren ursprünglich die Wehrerker in den Burgen, aus
Carpentaria- und Kaliforn. Golf. Seine mittlere Tiefe denen heißes Pech auf die Belagerer gekippt wurde.
beträgt 4188 m (ohne Nebenmeere), die größte Und während Gott in der Bibel noch Pech und
11 034 m (Marianengraben). Der SW-Teil, »Südsee«, ist Schwefel über die sündhaften Städte Sodom und
reich an Inseln, bes. Atollen (Melanesien, Mikrone- Gomorrha regnen ließ, ist der Begriff heute positiv
sien, Polynesien). Hauptströmungen: Nordäquatorial- besetzt: Als unzertrennlich gelten die, die »wie Pech
strom mit dem warmen Kuroshio-Strom und und Schwefel zusammenhalten«.
Südäquatorialstrom. In den ostasiat. Gewässern sind
Taifune gefürchtet. Der P. O. ist i. Allg. tierarm, nur die
kalten Strömungen der amerikan. Küsten, Alaskas Pechblende, Urn|pech|erz, UO2 bzw. durch
und die ostasiat. Gewässer sind fischreich. – Die 1. Oxidation U3O8, das wichtigste Uranerz.
Überquerung des P. O. gelang Magalhães 1520/21 auf Pechstein, Max, dt. Maler, Grafiker, * 1881, † 1955;
seiner Fahrt um die Erde. Mitglied der »Brücke«.
Pazifsmus der, Grundhaltung und Bewegung, die aus Pécs [peːtʃ], dt. Fünfkrchen, Stadt im südl. Ungarn,
Pécs PÉCP

eth. Gründen Gewaltanwendung sowie militär. 159 000 Ew., größte Stadt Transdanubiens; zwei
Vorbereitung eines Krieges verwirft und kompro- Univ.; kath. Bischofssitz; elektrotechn., chem., Textil-
misslose Friedensbereitschaft fordert. u. a. Ind., im Umland v. a. Obst-, Wein-, Gemüsebau.
Pearl Harbor [ˈpəːl ˈhɑːbə], Flottenstützpunkt der USA Frühchristl. Friedhof (Grabkammern und Wandma-
auf der Hawaii-Insel Oahu. Der jap. Überfall auf P. H. lereien, Weltkulturerbe), roman. Dom (11./12. Jh.).
am 7. 12. 1941 (u. a. sechs versenkte amerikan. Pdro, 1) P. I. (1822–31), * 1798, † 1834; Sohn des port.
Schlachtschiffe) eröffnete den jap.-amerikan. Krieg. Königs Johann VI.; machte Brasilien selbststän-
Peary [ˈpɪərɪ], Robert, amerikan. Polarforscher, * 1856, dig. – 2) P. II. (1831–89), * 1825, † 1891; Sohn von 1);
† 1920; stellte 1901 die Inselnatur Grönlands fest, hob die Sklaverei auf (1888); dadurch Sturz des
erreichte 1909 das Gebiet um den Nordpol, spät. Kaisertums.
Forschungen zuf. um einige Kilometer verfehlt. Peel [pi:l], Sir Robert, brit. Staatsmann, * 1788, † 1850;
Péc [pɛːtɕ], Stadt im Kosovo, 42 100 Ew.; 1346 bis 1766 mehrfach Min., 1834–35 und 1841–46 Premiermin.;
serbisch-orth. Patriarchat; bei P. das ehem. Führer der Konservativen, ging 1846 zur Freihan-
Patriarchenkloster mit 3 Kirchen, Kapelle und delsbewegung über.
Narthex (13./14. Jh.; bedeutende Fresken). Pne, Küstenfluss zur Ostsee in Meckl.-Vorp., 143 km;
Peene PEEP

Anders als die


erweitert sich unterhalb von Anklam zum P.-Strom Minimal Art setzt
Pech, zähflüssige, braune bis schwarze Masse, (46 km), dem westl. Mündungsarm der Oder. Pattern-Painting
Rückstand bei der Destillation von Steinkohlenteer Peenemnde, ehem. Gemeinde im NW von Usedom, dekorative Or-
und Erdöl; zur Brikettierung von Kohlen, zum Meckl.-Vorp., am Peenestrom, 490 Ew.; 1936–45 namentformen in
Wasserdichtmachen, zur Isolierung;  Unglück. Entwicklungsstätte für Raketen- und Fernlenkwaf-
der Malerei ein.
fen (heute Museum). 1945–89
Dabei finden sich
Militärstützpunkt des Warschauer
Pakts. Anregungen aus
Peer [ˈpɪə] der, Angehöriger des brit. dem mexikani-
Hochadels, führt den Titel Lord. Die schen, indiani-
P.-Würde vererbt sich nach dem schen oder isla-
Erstgeburtsrecht. Rangstufen: Duke mischen
(Herzog), Marquess, Earl (Graf), Kunsthandwerk
Viscount und Baron. oder wie hier, bei
Pgasus der, 1)  Sternbild des nördl.
Pegasus PEGP

einem Werk von


Himmels. – 2) griech. Sage: Pegasos, Sigmar Polke,
Flügelross, dessen Hufschlag die
aus der Zeit des
Musenquelle Hippokrene hervor-
deutschen Wirt-
brachte; daher übertragen
»Dichterross«.
schaftswunders
Pehlewi [ˈpɛçlevi], Pahlawi, mit Fernweh und
mittelpers. Sprache; die der »Gemütlich-
P.-Schrift ist aus der aramäi- keit« der 1960er-
schen Schrift abgeleitet. Jahre.
Pei [peɪ], Ieoh Ming, amerikan.
Architekt chin. Herkunft, 665
* 1917; Bauten von strenger

Pei P
P Peichl
666 Geometrie, u. a. Glaspyramide des Louvre, Paris Peltier, * 1785, † 1845],  thermoelektr. Effekt an der
(1985–89), Erweiterungsbau des Dt. Histor. Museums Lötstelle eines Thermoelements: Fließt ein elektr.
in Berlin (1999–2003). Strom durch die Lötstelle, so tritt je nach der Strom-
Pchl, Gustav, österr. Architekt, * 1928; schuf u. a. den richtung Abkühlung oder Erwärmung ein; Ggs.:
»Millennium Tower« in Wien (mit B. Podrecca; 1999) Seebeck-Effekt.
und das Karikaturmuseum in Krems (2000–01); auch
Karikaturist (als Ironimus). Pelzflatterer, Riesengleitflieger, katzen-
Pelzflatterer PELP

Ppus|see, See in Russland und Estland, 2670 km 2; große Säugetiere mit Flughäuten; Baumbewohner in
sein Abfluss ist die Narwa. In der Schlacht auf dem SO-Asien.
Eis des P. (1242) schlugen die Nowgoroder unter P. E. N., PEN-Club, internat. Vereinigung von Dichtern,
Fürst Alexander Newski den Dt. Orden. Essayisten, Romanschriftstellern (Poets, Essayists,
Peirce [ˈpɪəs], Charles Sanders, amerikan. Philosoph, Novelists), 1921 in London gegründet.
* 1839, † 1914; Begründer des Pragmatismus, Penalty [ˈpenəltɪ] der, im Eishockey verhängte Strafe,
Mitbegründer der math. Logik. wobei der Puck ungehindert auf das gegner. Tor
Pking, amtl. Beijing [bɛɪdʒɪŋ], Hptst. der VR China, rd. geführt und geschossen werden darf.
7,4 Mio. Ew., als eigenes Verw.-Gebiet 15,4 Mio. Ew. P. Penten Pl., altröm. Hausgötter.
hat Tempel, Paläste, Museen, mehrere Univ., Pnck, A. R., eigtl. Ralf Wnkler, dt. Maler, Grafiker,
zahlreiche Hochschulen, Akademien, Kernfor- Bildhauer, * 1939; zeichenhaft verkürzte Bildsprache
schungszentrum u. a.; Eisen- und Stahlproduktion, in der Nähe des Neoexpressionismus.
petrochem., Textil-, elektrotechn., elektron., Pendel das,  um eine Achse oder einen Punkt frei
Pendel PENP

Porzellanind.; Knotenpunkt des Straßen- und drehbarer Körper, der unter dem Einfluss der
Schienennetzes, U-Bahn, internat. . P. umfasst im N Schwerkraft eine period. Bewegung ausführt. Beim
die Innere oder Mandschustadt mit dem ehem. math. P., dessen Masse man sich in einem Punkt
kaiserl. Palast-Bez. »Verbotene Stadt« (Weltkultur- vereinigt denkt, ist die Schwingungsdauer bei
erbe), im SO der Inneren Stadt der Himmelstempel kleinen Schwingungen proportional der Wurzel aus
(Weltkulturerbe) und das frühere Gesandtschafts- der P.-Länge. Jedes wirkliche (physikal.) P. schwingt
viertel, im S die Äußere oder Chinesenstadt, im NW langsamer als ein gleich langes math. Pendel.
der Sommerpalast (Weltkulturerbe). – Seit etwa 1000 Penderecki [pɛndɛˈrɛtski], Krzysztof, poln. Komponist,
v. Chr. unter wechselndem Namen Herrschaftssitz * 1933; experimentelle Orchesterwerke, Vokalmusik,
sowie Handels- und Verw.-Zentrum. 1271–1368 Opern (u. a. »Die schwarze Maske«, 1986).
Residenz der mongol. Yuan-Dynastie, erneut Penlope, griech. Sage: Gemahlin des Odysseus.
1421–1927 (abgelöst von → Nanking) und seit 1949 Penicillne, Sammelbez. für die von den Schimmelpil-
Hptst.; 1937–45 von jap. Truppen besetzt, 1949 von zen Penicillium notatum und Penicillium chrysoge-
den chin. Kommunisten erobert. num als Stoffwechselprodukte gebildeten Antibioti-
Pkingmensch, Sinnthropus, bei Peking entdeckte ka sowie ihrer zahlreichen halbsynthet. Derivate;
Reste einer altertüml. Menschenform (Homo erectus), entdeckt 1928 von A. Fleming.
die dem Java-Menschen (Pithecanthropus) ähnelt. Pnn, William, engl. Quäkerführer, Gründer von
Pektn das, Gallertstoffe in Pflanzen, bewirken das Pennsylvania, * 1644, † 1718; gründete 1682
Gelieren der Fruchtsäfte. Philadelphia, praktizierte Religionsfreiheit, gewann
Pelaginer, Anhänger des irischen Laienmönchs das Vertrauen der Indianer.
Pelgius († nach 418), der die Erbsünde leugnete und Pennsylvania [-ˈveɪnjə], Abk. Pa., einer der mittleren
Pennsylvania PENP

eine natürl. Fähigkeit des Menschen zum Guten atlant. Staaten der USA, 119 283 km 2, 12,43 Mio. Ew.;
behauptete; von Augustinus bekämpft. Hptst. Harrisburg. Hauptflüsse: Delaware,
Pelsger, Urbewohner Griechenlands. Susquehanna, Allegheny. Erzeugung von Getreide,
Pel, eigtl. Edson Arantes do Nascimento [- du
Pelé PELP Obst, Tabak; Milchwirtschaft.  auf Kohle, Erdöl,
nasiˈmentu], brasilian. Fußballspieler, * 1940; 93 Erdgas. Stark industrialisiert (Schwer-, chem.,
Länderspiele, mit Brasilien Weltmeister 1958, 1962 Tabak- u. a. Ind.). – P. wurde von W. Penn gegründet.
und 1970. Seit 1683 starke dt. Einwanderung.
Plikane, Familie der Ruderfüßer mit Kehlsack für die Pnsa, Gebietshptst. in Russland, an der Sura,
Fischbeute; leben im südl. Europa, in Afrika, S-Asien; 543 000 Ew.; TU, Hochschulen; Maschinen-, Geräte-,
sind Symbol der christl. Liebe. Mopedbau, Uhrenfabrik.
Pllworm, nordfries. Insel, Schlesw.-Holst., 37 km 2, Pentachlrphenol das, Abk. PCP,  giftige organ.
1500 Ew.; Nordseebad, Solar- und Windkraftwerk. Verbindung, früher Konservierungs- und Impräg-
Pelpidas, theban. Heerführer,  364 v. Chr.; befreite niermittel. In Dtl. sind PCP-Verbindungen (über
379 v. Chr. Theben von den Spartanern, entschied 371 0,01 %) seit 1989 verboten.
die Schlacht von Leuktra. Pentagn das, 1) Fünfeck. – 2) [ˈpɛntagɔn], in den USA
Peloponns der, fachsprachl. die, früher auch Mora, Name des 1941/42 über einem fünfeckigen Grundriss
südl. Halbinsel Griechenlands, 21 379 km 2; mit dem errichteten Gebäudes des amerikan. Verteidigungs-
Festland verbunden durch die Landenge von Korinth. ministeriums in Arlington (Virginia); auch das
Hauptort: Patras. Ministerium als Institution; am 11. 9. 2001 Ziel eines
Peloponnsischer Krieg, Kampf zw. Athen und Terroranschlags islam. Extremisten (189 Opfer).
Sparta 431–404 v. Chr., endete mit der Niederlage Pentne Pl.,  3 isomere Kohlenwasserstoffe der Zu-
Athens. sammensetzung C5H12; wichtiger Bestandteil des
Peltier-Effekt [pɛlˈtje-, nach dem frz. Physiker J. C. A.
Peltier-EffektPELP Benzins.
PEI
Pentatch der, in der
Bibelwiss. übl. Bez. für
PER
die 5 Bücher Mose:
Genesis (1. Mos.), Exodus
(2. Mos.), Levitikus
(3. Mos.), Numeri
(4. Mos.) und
Deuteronomium
(5. Mos.), nach dem
Babylon. Exil als → Thora
bezeichnet.
Pentatnik die, fünfstufiges Ton
system sowie das Musizieren mit fünfstufigen
Tonleitern. Die halbtonlose P. beherrscht die Musik
vieler Völker in der Südsee, Ostasien und Afrika.
Kennzeichnend ist das lineare Nebeneinander von
Ganztönen und kleinen Terzen. Die aus den Quinten
c–g–d–a–e gebildete Reihe c–d–e–g–a kann in fünf Die Gleitfähig-
versch. Tongeschlechtern verwendet werden, indem keit hat sich un-
jeweils ein anderer Ton Grundton wird. Die Reihe der ter den Säuge-
Halbton-P. lautet z. B. c–d–es–g–as. Dieses System ist Pergolsi, Giovanni Battista, ital. Komponist, * 1710,
Pergolesi PERP

tieren mehrmals
bes. für die jap. Musik typisch. † 1736; komische Opern, u. a. »La serva padrona« konvergent, das
Penthesila, griech. Sage: Königin der Amazonen, von (1733); Kirchenmusik. heißt unabhän-
Achill getötet. Périgueux [periˈgø], Stadt in SW-Frankreich, Hauptort
gig voneinander,
Ppping, Ernst, dt. Komponist, * 1901, † 1981; Vertreter des Périgord, 35 400 Ew.; röm. Baureste, mittelalterl.
entwickelt.
neuer ev. Kirchenmusik. Stadtbefestigung.
Pepsn das, Protein abbauendes Enzym des Magensaftes.
Pepsin PEPP Prikles, griech. Staatsmann, * nach 500, † 429 v. Chr.; Neben den Pelz-
Pers, Shimon, früher S. Prsky, israel. Politiker
Peres PERP wurde, gestützt auf das Volk, seit etwa 460 der flatterern findet
(Arbeiterpartei/Kadima), * 1923; mehrfach Min., so Führer Athens, das unter ihm die höchste Blüte sich diese Fähig-
1986–88, 1992–95 und erneut 2001–02 Außenmin.; erreichte (Perikleisches Zeitalter; Bau der Akropolis). keit auch bei
1984–86 und 1995–96 Min.-Präs., 1977–92, 1995–97 Peride die,  Ziffernfolge einer unendl. Dezimalzahl, den Gleitbeut-
und 2003–05 Vors. der Israel. Arbeiterpartei (Austritt die sich ständig wiederholt; z. B. hat die Zahl lern, Zwerg- und
2005, danach Kadima); seit 2007 Staatspräs. – 1994 0,545454 ... des Dezimalbruchs 6⁄11 die P. 54. Riesengleitbeut-
Friedensnobelpreis (mit J. Arafat und I. Rabin). Peridensystem der Elemnte, Abk. PSE,  lern, Gleithörn-
Perestrika, Bezeichnung für die geplante Perestroika PERP systemat. tabellar. Anordnung der chem. Elemente chen und Dorn-
Umgestaltung des polit. Systems der UdSSR im nach ihrem Atombau. In den waagerechten Zeilen,
schwanzhörn-
Hinblick auf Demokratisierung des öffentl. Lebens den Perioden, werden die Elemente nach steigender
chen. Der
und eine leistungsfähigere Wirtschaft im Rahmen Ordnungszahl, in den senkrechten Spalten, den
der Reformpolitik M. Gorbatschows. Ihr Scheitern Gruppen (oder Elementfamilien), nach gleichen bzw.
Assapan aus
mündete 1991 in den Zerfall der UdSSR. (→ Glasnost) ähnl. chem. und physikal. Eigenschaften geordnet; der Familie der
Pérez Esquivel [ˈperes eskiˈel], Adolfo Maria, Pérez Esquivel PÉRP z. B. enthält die Gruppe I A (neu 1) die Alkalimetalle, Gleithörnchen
argentin. Bildhauer und Menschenrechtskämpfer, die Gruppe II A (2) die Erdalkalimetalle, Grup- lebt nachtaktiv
* 1931; erhielt den Friedensnobelpreis 1980. pe VII A (17) die Halogene. Die Erklärung des PSE in den Wäldern
Pérez Galds [ˈperɛð-], Benito, span. Schriftsteller, Pérez Galdós PÉRP liefert die Quantentheorie, insbesondere die Nord- und Mit-
* 1843, † 1920; Vertreter des span. Liberalismus und Anwendung des Pauli-Prinzips. Nur die aus den telamerikas. Die
Erneuerer des span. Romans (»Doña Perfecta«, 1876). Elektronenschalen bestehende Atomhülle bestimmt zwischen seinen
Performance [pəˈfɔːməns] die, 1) Auff ührung oder Performance PERP die chem. Eigenschaften des Atoms. Die den Vorder- und Hin-
Vorstellung; i. e. S. eine in den 1970er-Jahren aus den Elementen im PSE zugeordnete Atomnummer stellte terbeinen ge-
USA gekommene Form der Aktionskunst. – 2)  Maß sich später als identisch mit der Kernladungszahl
spannte Gleit-
für die Wertentwicklung bzw. den Anlageerfolg einer (Zahl der Protonen im Kern, ihr entsprechend Zahl
haut wirkt wie
Kapitalanlage. – 3)  Leistung in Handlungstests der Elektronen der Hülle) heraus. – Das P. d. E. wurde
(z. B. beim Figurenlegen), im Unterschied zur 1869 unabhängig voneinander von D. I. Mendelejew ein Gleitschirm
Leistung in verbalen Tests. Als P.-Tests werden und Lothar Meyer entdeckt. und lässt ihn auf
hauptsächlich die nichtverbalen Intelligenztests Peripattiker Pl., Bez. für die Philosophen aus der der Flucht vor
bezeichnet. Schule des Aristoteles (nach der Wandelhalle Feinden bis zu
Pergamnt das, Beschreibstoff aus enthaarten,
Pergament PERP [»Peripatos«], in der Aristoteles lehrte). 50 m weit se-
geglätteten, getrockneten Tierhäuten. Peristltik die,  bei Hohlorganen (z. B. Darm) die geln.
Prgamon, in der Antike Hptst. des Pergamen.
Pergamon PERP fortschreitende Zusammenziehung der Ringmuskeln
Reichs, das in Mysien (Kleinasien) 280 v. Chr. gegr. zum Vorwärtstreiben des Inhalts.
wurde und 133 v. Chr. an Rom fiel. Dt. Ausgrabungen Peristl das,  Säulenhalle um den Innenhof des
seit 1878 bei der heutigen türk. Stadt Bergama legten altgriech. und röm. Wohnhauses.
Burg, Tempel, Paläste frei; rekonstruierter P.-Altar perkutn, durch die Haut hindurch.
(etwa zw. 180 und 160 v. Chr.) mit Fries heute in Perle, Kügelchen aus Perlmutter, das als krankhafte 667
Berlin (P.-Museum). Bildung bei vielen Weichtierarten, bes. Perlmuscheln,

Perle P
P Perlhuhn
668 zw. Mantel und Schale entsteht. Um den »Perlkern« verschwand der Leichnam: Die neuen Machthaber
wird innerhalb von Jahren allmählich Perlstoff fürchteten selbst die tote Evita und ließen ihre
abgelagert. Die Muscheln werden durch Taucher sterblichen Überreste 1956 unter dem Namen Maria
oder mit Netzen heraufgeholt (Perlfischerei). Zucht-P. Maggi de Magistris in Mailand bestatten. 1971 wurde
werden durch Einschieben kleiner Fremdkörper oder die Leiche exhumiert und nach Madrid geschafft, wo
Injizieren einer Ölmasse in Seeperlmuscheln erzeugt. Juan Domingo Perón mit seiner dritten Frau Isabel
Perlhuhn, afrikan. Unterfamilie der Fasanenartigen, (eigentlich María Estela de Perón) im Exil lebte.
schwarzgrau, weiß getupft, mit Knochenhelm oder Nachdem Perón 1973 erneut zum Staatspräsidenten
Federbusch; einige Arten auch als Hausgeflügel. Argentiniens gewählt worden war, kehrte Evitas
Perlmutter die, auch das, Perlmutt das, Schicht aus Leichnam auf Anordnung Isabel Peróns 1974 in die
dünnen Kalkblättchen in Weichtierschalen. Heimat zurück. Seit 1976 ruht Evita nunmehr im
Prm das, früher Das, System des Erdaltertums. Familiengrab der Duartes in Buenos Aires.
Prm, Gebietshptst. in Russland, an der Kama,
1,09 Mio. Ew.; Univ., TU, Zoo; vielseitige Ind., .
Per|oxde,  Abkömmlinge des Wasserstoffperoxids,
Permafrost, die Schicht ständig gefrorenen die anstelle der Wasserstoffatome ein Metall
Bodens in Gebieten mit nivalem Klima, d. h., in dem enthalten, wie Natrium-P., Na 2O2.
die Niederschläge in Form von Schnee fallen, Perptu|um mbile das, Maschine, die ohne
hauptsächlich im extremen N Eurasiens und Energiezufuhr dauernd Arbeit leistet; sie ist nach den
Permafrost: Kanadas. Fast ein Viertel der globalen Landfläche Hauptsätzen der Thermodynamik unmöglich.
Wenn der ge- sind Permafrostböden. Der Dauerfrostboden kann Perpignan [pɛrpiˈɲã], Stadt in S-Frankreich, Hauptort
aufgrund weniger Niederschläge weit über 1000 m des Roussillon, nahe dem Mittelmeer, 108 000 Ew.;
frorene Boden,
Tiefe erreichen (Ostsibirien). Unter dem Einfluss des Kathedrale, maur. Zitadelle; Handel, Ind. – P. kam
wie hier in Alas-
Klimawandels taut der Dauerfrostboden zunehmend 1659 von Spanien an Frankreich.
ka, taut, wird er auf, wodurch die im Eis gebundenen Treibhausgase Perrault [pɛˈro], Charles, frz. Schriftsteller, * 1628,
weich und in- Methan und Kohlendioxid freigesetzt werden, die † 1703; brachte Volksmärchen in eine kunstvolle
stabil. Das Ma- wiederum die globale Erwärmung dramatisch Form (u. a. »Dornröschen«, »Der gestiefelte Kater«).
terial verliert beschleunigen könnten. Der aufgeweichte Boden gibt Perseden Pl., Laurntiusschwarm,  einer der
zunehmend an neuerdings zahlr. archäolog. Artefakte, also von beständigsten und auffälligsten Meteorströme
Halt, bildet Ris- Menschen bearbeitete Gegenstände, sowie Knochen (→ Meteor), der jährlich um den 12. 8. auftritt. Der
se und kommt von ausgestorbenen Tieren, wie etwa ganze Radiant liegt im Sternbild Perseus.
vor allem an Mammuts, frei. 2007 wurde die 2500 Jahre alte Persnning die, starkfädiges, wasserdichtes Flachs-
Hängen, im Mumie eines Skythenkriegers im P. des Altai oder Hanfsegeltuch in Leinwandbindung für Boots-
entdeckt. und Autoverdecke, Zelte.
Ufer- und Küs-
Permeabilitt die,  das Verhältnis von magnet. Persphone, lat. Prosrpina, griech. Göttin, Tochter
tenbereich, wo
Flussdichte (Induktion) und magnet. Feldstärke, des Zeus und der Demeter, von Hades in die
es Wind und μ = B / H. Im Vakuum ist μ gleich der magnet. Unterwelt entführt und zu seiner Gemahlin gemacht.
Wellen ausge- Feldkonstante (Induktionskonstante) μ 0 = 4π · 10 −7 Vs/ Perspolis, Residenz der altpers. Achaimenidenköni-
setzt ist, ins Am. Für paramagnet. Stoffe ist die P. etwas größer, ge, bes. unter Dareios I.; Hauptbauzeit 518 bis etwa
Rutschen. für diamagnet. etwas kleiner als 1; bes. groß ist sie 460 v. Chr.; wurde 330 v. Chr. durch Alexander d. Gr.
Die Folge ist für ferromagnet. Stoffe, einige Tausend bis in Brand gesteckt. Auf einer künstl., festungsähnl.
Erosion. Hunderttausend. Terrasse befanden sich die
Prmoser, Balthasar, dt. Bildhauer, * 1651, † 1732; Repräsentativbauten: Audienz-
Hofbildhauer in Dresden; Skulpturen am Zwinger. palast (Apadana), Hundert-
pernizise Anäm, Brmer-Krankheit, Blutkrank- säulensaal, Schatzhaus. Ab 1931
heit mit zu wenig roten Blutkörperchen und Fehlen Ausgrabungen; die Ruinenstätte
von Magensäure. Anzeichen sind Ermüdung, (nordöstlich von Schiras, Iran)
Gewichtsabnahme, Zungenbrennen. Behandlung: gehört zum Weltkulturerbe.
Injektionen von Vitamin B12. Prserkriege, Kriege zw. Persern
und Griechen, 500–448 v. Chr.
Pern, Juan Domingo, argentin. General, Politiker, Prseus, 1) griech. Sage: Sohn des
* 1895, † 1974; beteiligt an den Staatsstreichen Zeus und der Danae, tötete die
1942–44, wurde 1946 Staatspräs., 1955 gestürzt, lebte Medusa, befreite Andromeda
bis 1973 im Exil, 1973 zum Staatspräs. gewählt. und vermählte sich mit
Anteil an seinem Aufstieg hatte seine 2. Frau Eva ihr. – 2)  markantes, in der
Duarte de P. (Evita; * 1919, † 1952). Nach P.s Tod Milchstraße gelegenes nördl.
übernahm seine 3. Frau María Estela de P. (* 1931) die Sternbild mit dem Stern Algol.
Präsidentschaft (1976 von Militärs gestürzt). Persiner der, Karakl, feinste
schwarze bis graue Lammfelle
Reise eines Leichnams des Karakulschafs.
Als Evita Perón 1952 starb, trauerte ganz Argentinien Prsi|en, früherer Name von
Persi|en PERP

um seine Volksheldin. Die Verehrung war so groß, → Iran.


dass der Leichnam einbalsamiert und öffentlich prsische Kunst, altpers. Kunst
aufgebahrt wurde. Nach dem Militärputsch 1955 des Achaimenidenreichs vom
PER
7. Jh. bis 330 v. Chr., auch die Kunst der Parther, der
Sassaniden und die Kunst Persiens in islam. Zeit.
Personlunion die, durch die Person des gleichen
Herrschers hergestellte Staatenverbindung, die (im
PER
Hauptwerke altpers. Baukunst sind die Paläste in Ggs. zur Realunion) die Selbstständigkeit des
→ Persepolis und Susa, das Grabmal des Kyros in einzelnen Staates nicht berührt.
Pasargadai; die Felsgräber der Achaimenidenkönige Personlvertretung, Vertretung der Beamten, Personalvertretung PERP

in Naksch-e Rostam. Sehr gut erhalten sind die Angestellten und Arbeiter des öffentl. Dienstes, in Dtl.
Reliefs der Palastwände in Persepolis (schreitende geregelt durch das Bundespersonalvertretungs-Ges.
Gestalten, Tierkampfszenen) und die aus farbig vom 15. 3. 1974; entspricht etwa dem Betriebsrat.
glasierten Ziegeln in Susa (Bogenschützen, Persnengesellschaft, eine beschränkt rechts-
Fabeltiere). Hoch entwickelt war die Kleinkunst. fähige Gesellschaft, deren Gesellschafter für die
Prsischer Glf, Nebenmeer des Ind. Ozeans, zw. Verbindlichkeiten der Gesellschaft persönlich haften
Iran und der Arab. Halbinsel, 240 000 km 2. (z. B. OHG, KG); Ggs.: Kapitalgesellschaft.
prsische Sprache und Literatr. Das Persische Persnenkult, im Hinblick auf den Führungsstil
ist ein Zweig der iran. Sprachen. Aus dem Altpers. Stalins von N. S. Chruschtschow geprägtes
(erhalten in Inschriften einer vereinfachten Schlagwort; kennzeichnet innerhalb der kommunist.
Keilschrift) ging das Mittelpers. (Pehlewi) hervor. Führung die Macht- und Autoritätskonzentration
Das Neupers. ist in arab. Schrift bis nach Nordindien auf eine Person und deren übertriebene persönl.
verbreitet. Bed. Dichter sind Firdausi († 1020, Verehrung.
Nationalepos »Königsbuch«) und der Lyriker Hafis Persnenstand,  das familienrechtl., auf
(† 1390, Ghaselendichtung). Geschichtsschreibung, Abstammung oder Rechtsakt beruhende Verhältnis
Märchen- und Erz.-Dichtung wurden gepflegt. – Eine einer Person zu einer anderen; erfolgt als Beurkun-
moderne pers. Dichtung entstand aus der Tradition dung seit 2009 in elektron. Personenstandsregistern
und westl. Vorbildern. (Ehe-, Lebenspartnerschafts-, Geburten- und
Personl Computer [-kɔmpjuːtər], Abk. PC, Rechner,
Personal ComputerPERP Sterberegister); sie ist im P.-Gesetz i. d. F. v. 19. 2. 2007
der i. d. R. für den persönl. (engl. »personal«) Gebrauch geregelt. Die Personenstandsregister bilden die
privat oder beruflich verwendet wird. Im kommerziel- Grundlage für die Ausstellung von P.-Urkunden
len Einsatz verfügen P. C. meist über einen Netz- (Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden u. a.).
zugang und damit über die Möglichkeit der Persnensteuern, Steuern, bei denen die persönl.
Kommunikation mit anderen Computern. Moderne P. Verhältnisse des Steuerpflichtigen berücksichtigt
C. sind hinsichtlich Rechenleistung und Speicher- werden (z. B. Einkommen-, Erbschaftsteuer).
kapazität sehr leistungsfähig (i. Allg. 32-Bit-Mikropro- Persnlichkeitsrecht, aus Art. 2 Absatz 1 GG
zessor, Festplattenspeicher von mehreren 100 abgeleitetes, über die Bestimmungen des BGB
Gigabyte, DVD- und Blu-Ray-Laufwerke). Betriebs- hinausgehendes Recht auf Entfaltung der individuel-
systeme sind z. B. Windows und Linux. len Persönlichkeit und Achtung der Menschenwürde,
Personalsmus der, 1) Gottesanschauung des dessen Verletzung Ansprüche auf Unterlassung und
Theismus (Glaube an einen persönl. Gott) im Ggs. ggf. Schadensersatz begründet.
zum Pantheismus. – 2)  jedes System, in dem
»Person« als selbsttätiges Sein aufgefasst wird, in Perspektve, die ebene bildl. Darstellung
Perspektive PERP

dem Freiheit, Entscheidungsfähigkeit, persönl. räuml. Objekte mit Hilfe einer Zentralprojektion
Selbstverwirklichung des Menschen betont werden (Zentral-P.); diese ist dem natürl. Sehprozess
(M. Scheler, K. Jaspers u. a.). nachgebildet. Denkt man sich alle Punkte des
darzustellenden, auf einer Grundebene ruhenden
Gegenstandes durch Sehstrahlen mit dem Auge des
Betrachters (bzw. einem sog. Augenpunkt) verbunden
und schneidet die Projektionsstrahlen mit einer Ebene
(Bild-, Projektionsebene), so ergibt die Schnittfigur ein
ebenes Bild des Gegenstandes. Die Bilder paralleler
Geraden schneiden sich in einem Punkt (Fluchtpunkt).
Die P. ist gekennzeichnet durch das Zusammenlaufen
der Bildgeraden paralleler Objektgeraden sowie das
Kleinerwerden der Bilder mit zunehmendem Abstand
der Gegenstände von der Bildebene.

»Schwindelerregende« Kunstwerke
Das Zusammenspiel von Auge und Ohr entscheidet, ob
wir die Darstellung einer Perspektive als gelungen
oder aber irritierend ansehen. Unser Gehirn geht von
einer perspektivischen Realität aus, die es auch in den
Abbildern der Wirklichkeit zu finden versucht. Sind
nun die Perspektiven in Gemälden beispielsweise
durch eine schräge Horizontallinie verzerrt, sucht es
mit Hilfe des Gleichgewichtssinns im Ohr nach der
Ursache der fehlerhaften Wahrnehmung. Da der 669
Gleichgewichtssinn jedoch keinerlei Besonderheiten

Perspektive P
P Perspektivismus
670 registriert, besteht eine Differenz zur
Wahrnehmung der Augen. Das Gehirn kann
die unterschiedlichen Eindrücke nicht
koordinieren und reagiert mit Schwindel und
Unwohlsein.

Perspektivsmus der,  Lehre, wonach es keine


Perspektivismus PERP

standpunktfreie, allgemeingültige Erkenntnis


gibt (F. Nietzsche, J. Ortega y Gasset).
Prsson, Göran, schwed. Politiker, * 1949,
mehrfach Min., seit 1996 Vors. der Sozialdemo-
krat. Partei und Min.-Präsident.
Perth [pəːθ], 1) Stadt in Schottland, am Firth of
Tay, 42 000 Ew.; bis 1437 Sitz der schott.
Könige. – 2) Hptst. von W-Australien, in der
Agglomeration 1,41 Mio. Ew.; mehrere Univ.;
internat. .
Per, Rep. im W Südamerikas, 1 285 216 km 2,
29,2 Mio. Ew.; Hptst.: Lima; Amtssprachen:
Spanisch, Ketschua und Aimara. – Präsidial-
verfassung. – Im W flache, schmale Küstenzo-
ne; den Hauptteil nehmen die Kordilleren
(Huascarán bis 6768 m, viele Hochbecken) ein;
im O schließt sich der westl. Teil des
Amazonasgebiets an (Regenwälder). Im S hat
Echthaar für Pe- P. Anteil am Titicacasee. Hauptflüsse:
rücken oder zur Marañón, Ucayali. Klima trop., im W durch die
Höhe gemäßigt. – Die Bev. besteht zu rd. 45 %
Haarverlänge-
aus Indianern (meist Ketschua), dazu rd. 37 %
rung stammt
Mestizen, 15 % Weiße, die Übrigen Mulatten,
meist aus Indien, Schwarze und Asiaten. Religion: rd. 90 % kath.
wo Frauen und – Wirtschaft: Im Küstenland werden Baumwolle, Perugino [peruˈdʒiːno], eigtl. Pietro Vannucci
Mädchen nach Kaffee, Zuckerrohr, Reis u. a., im Hochland Getreide, [vanˌnuttʃi], ital. Maler, * um 1448, † 1523; Lehrer
alter Tradition ihr Maniok u. a. angebaut; Viehzucht. In den Regenwäl- Raffaels; klar komponierte Wand- und Tafelbilder.
Haar in Tempeln dern Gewinnung von wildem Kautschuk. Bed. Pescadres, chin. P'eng-hu Lieh-tao, Inselgruppe in
opfern. Gegen- Fischfang;  auf Gold, Silber, Zink, Blei, Zinn und der Formosastraße, zu Taiwan gehörend, 127 km 2,
über Kunsthaar Kupfer; Erdölförderung, Erdgas- und Phosphatlager. 99 500 Ew.; Hauptinsel ist Penghu mit  und .
ist das so ge- Textil-, Nahrungsmittel-, chem., Leder- u. a. Ind. Pescra, Seebad in Italien, an der Adria, 122 100 Ew.;
wonnene Haar Ausfuhr: Bergbauprodukte, Fischmehl, Agrarerzeug- Ind. (Majolika), Fischereihafen.
deutlich teurer nisse, Textilien. Haupthandelspartner: USA, China. Peshwar [-ʃ-, engl. pəˈʃɑːwə], Stadt in Pakistan, östl.
Schienennetz 1989 km, Straßennetz rd. 78 800 km, des Khaiberpasses, 566 000 Ew.; Univ.; Handel, .
und muss für die
davon Panamerican Highway 3400 km. Pesne [pɛːn], Antoine, frz. Maler, * 1683, † 1757; seit 1711
Verwendung in
Geschichte. P., das seit etwa 1200 zum Reich der Inka preuß. Hofmaler in Berlin; Porträts.
Europa in der gehörte, wurde 1532/33 von F. Pizarro erobert und Pso der, Währungseinheit in Argentinien, Chile, der
Regel vorbehan- war als Vizekönigreich P. span. Kolonie. 1821–24 Dominikan. Rep., Kolumbien, Kuba, Mexiko, den
delt werden, da erkämpfte P. seine Unabhängigkeit. 1879–83 unterlag Philippinen, Uruguay.
es im Vergleich P. im »Salpeterkrieg« gegen Chile. 1942 wurde ein Pessr das, Mutterring, Ring aus Hartgummi,
zu europäischem bewaffneter Konflikt mit Ecuador um die Zugänge Kunststoff, z. B. zur Lagekorrektur der Gebärmutter
Haar eine ande- zum oberen Amazonas zugunsten P.s entschieden. oder zur Empfängnisverhütung.
re Struktur und 1948–56 und 1968–80 Militärdiktatur; 1990–2000 Pessimsmus der,  Lehre, dass das Übel in der Welt
Farbe aufweist. autokrat. Herrschaft von Präs. A. Fujimori (vom das Gute überwiege (E. v. Hartmann), dass das Leben
Dafür ist der Tra- Parlament 2000 u. a. wegen Korruption abgesetzt); überwiegend Leiden sei (Schopenhauer) oder dass
aus Neuwahlen 2001 ging A. Toledo als Sieger hervor. Welt und Leben sinnlos seien. Der P. kann den
gekomfort grö-
Soziale Probleme destabilisierten die polit. Situation. Grundton religiöser Glaubenslehren (Buddha,
ßer als bei
Die Wahlen 2006 gewann A. Garcia Pérez. Prediger Salomon) bilden.
Kunsthaar. Au- Pessoa [pəˈsoa], Fernando António, port. Schriftsteller,
ßerdem hat es Percke, Bez. für eine künstl. Haartracht aus * 1888, † 1935; nutzte versch. Pseudonyme; gilt als
eine deutlich Menschen- oder Tierhaaren, pflanzlichen oder Begründer der modernen port. Lyrik und wurde
längere Lebens- synthet. Fasern; sie dient als Ersatz für fehlendes weltbekannt mit dem Prosawerk »Das Buch der
dauer und lässt Kopfhaar, als Mode- oder Amtstracht. Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares«
sich besser in Perugia [peˈruːdʒa], das alte Persia, Stadt in (1982; entstanden zw. 1913 und 1935).
das eigene Haar Mittelitalien, 159 300 Ew.; etrusk. Mauerring, Univ. Pest die, Pstis, schwere Infektionskrankheit
integrieren. (seit 1308); Metallindustrie. (Zoonose), die von Nagetieren durch Vermittlung von
PER
Rattenflöhen auf den Menschen übertragen und
dann (als Lungen-P.) von Mensch zu Mensch
erneuert; den Neubau begann man 1506 nach dem
Plan Bramantes: überkuppelter Zentralbau mit 4
PET
weitergegeben werden kann. Erreger ist das gleich langen Kreuzarmen und 4 überkuppelten
P.-Bakterium Yersinia pestis. Zunächst zeigen sich Eckräumen; Michelangelo führte den Zentralbau
Lymphknotenvereiterungen (Beulen-P., Bubonen-P.). durch und entwarf die Rippenkuppel; G. della Porta
Behandlung: Tetracycline, Streptomycin. Der vollendete die Kuppel, C. Maderna fügte Langhaus
Schwarze Tod, die europ. P.-Epidemie 1347–52, tötete und Fassade an.
etwa ein Drittel der Europäer. Früher weltweit, Petitin die, Gesuch, Bittschrift, Eingabe an
inzwischen auf kleine P.-Reservoire in Asien, Afrika Staatsoberhaupt, Volksvertretung oder Behörden.
sowie Nord- und Südamerika beschränkt. Das P.-Recht ist in Dtl. ein Grundrecht (Art. 17 GG).
Pestalzzi, Johann Heinrich, schweizer. Pädagoge, Petition of Right [pɪˈtɪʃən əv ˈraɪt], Aufzählung der
Philosoph, * 1746, † 1827. Seine Methode der Rechte der Untertanen durch das engl. Parlament,
Erziehung beruhte auf »Anschauung«. Er wollte die 1628 von Karl I. anerkannt; an ihrer Auslegung
Kräfte des Zöglings bilden und betonte den erzieher. entzündete sich u. a. der engl. Bürgerkrieg.
Wert der Arbeit und des Gemeinschaftslebens. Petőfi [ˈpɛtøːfi], Sándor, ungar. Lyriker, * 1823,
Gründete 1798 ein Waisenhaus in Stans (Kt. † (gefallen im ungar. Freiheitskampf) 1849; schrieb
Nidwalden), 1800 eine Versuchsschule in Burgdorf Revolutionslieder, volksliedhafte Dichtung.
und leitete 1804–25 ein Erziehungsinstitut in Ptra, Ruinenstätte in SW-Jordanien; ehem. Hptst. der
Yverdon. Bewirkte eine Erneuerung der Erziehung in arab. Nabatäer und (seit 106 n. Chr.) der röm. Prov.
ganz Europa. Arabia Petraea. Nach der Eroberung durch die Araber
Pestizde Pl., Sammelname für chem. Schädlings- (629–32) wurde die Stadt verlassen, 1812 wiederent-
bekämpfungsmittel. deckt und seit 1929 ausgegraben. Die mehrgeschossi-
Ptah Tqwa, Ptach-Tkva, Stadt in Israel, östl. von gen Felsengräber mit ihren kunstvollen Fassaden
Jaffa, 177 600 Ew.; Zentrum des israel. Orangen- zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe.
anbaus; 1878 gegründet.
Pétain [peˈt], Philippe, frz. Marschall, * 1856, † 1951; Petrrca, Francesco, ital. Dichter, Gelehrter,
1916 Verteidiger von Verdun, 1922–31 Generalinspek- * 1304, † 1374; Wegbereiter des Humanismus. Seine
teur der Armee, im Juni 1940 Min.-Präs., Juli 1940 lat. Werke umfassen alle Kunstformen der Zeit (Epos,
Staatsoberhaupt (Sitz Vichy); arbeitete z. T. mit der Traktat, Dialog usw.). Seine im »Canzoniere«
dt. Besatzungsmacht zusammen. 1945 als Kollabora- gesammelten ital. Gedichte waren jahrhundertelang
teur zum Tode verurteilt, wegen seines hohen Alters Vorbild für die Dichter Italiens und Europas
auf die Insel Yeu vor der frz. Westküste verbannt. (Petrarkismus).
eist, Sc hw ie-
ma tt et den G
Ptel, Georg, Bildhauer des dt. Frühbarocks in
lb eh ag en er
Augsburg, * um 1601, † 1633. Setzte häufig Rubens-
Woh tigen ih n.
eh en un d kräf
rigk ei ten erzi
motive in bildhauer. Sprache um.
Pter, Herrscher: Petra rca
Jugoslawien. 1) P. II., * 1923, † 1970, König seit 1934,
jedoch bis 1941 vertreten von Prinz Paul, 1941
vertrieben, 1945 abgesetzt. Petrochem, Petrlchemie, Zweig der chem. Technik,
Russland. – 2) P. I., d. Gr., Zar, * 1672, † 1725; regierte der sich mit der Herstellung versch., aus Erdöl und
seit 1682, als Alleinherrscher seit 1689, öffnete sein Erdgas abgeschiedener Kohlenwasserstoffe
Land der westeurop. Kultur, erlernte selbst in den beschäftigt, u. a. für die Kunststoff-, Chemiefaser-,
Niederlanden den Schiffbau, gründete 1703 die neue Kunstdünger-, Pflanzenschutz- und pharmazeut.
Hptst. Sankt Petersburg. Im Nordischen Krieg gegen Industrie.
Schweden gewann er Ingermanland, Estland, Petrle|um das, Destillationsprodukt des Erdöls,
Livland und machte damit Russland zur europ. siedet bei 150 bis 270 °C; unter dem Namen Kerosin
Großmacht. Seine inneren Reformen setzte er mit Flugturbinenkraftstoff.
großer Härte durch. – 3) P. III., Zar, * 1728, † 1762; Petrosawdsk, Hptst. Kareliens, Russland, am
aus dem Hause Holstein-Gottorp, folgte 1762 der Onegasee, 270 000 Ew.; Univ., Holz- u. a. Ind., .
Kaiserin Elisabeth, schloss sogleich Frieden mit Ptrus [griech. petra »Fels«], eigtl. Smon, Apostel,
Preußen (Rückgabe von Ostpreußen), wurde aber urspr. Fischer aus Kapernaum, wurde mit seinem
von seiner Gemahlin Katharina II. gestürzt und von Bruder Andreas Jünger Jesu, von diesem (nach Mt. 16,
A. Orlow ermordet. 18) als Kphas [aramäisch »Fels«] bezeichnet. Er hat
Peterborough [ˈpiːtəbərə], Stadt im östl. Mitteleng- nach der Überlieferung in Rom 64 n. Chr. unter Nero
land, 136 300 Ew.; Kathedrale (12./13. Jh.), Abtei (gegr. den Märtyrertod erlitten. Die kath. Kirche sieht in P.
656); Motoren- und Maschinenbau. den ersten Bischof von Rom und Stellvertreter Christi
Pters, Carl, dt. Kolonialpolitiker, Gründer des auf Erden, d. h. den ersten Papst. Heiliger. Tage: 29. 6.
Schutzgebiets Dt.-Ostafrika, * 1856, † 1918; erwarb (zus. mit Paulus), 22. 2. (Petri Stuhlfeier). Über dem
1884 Gebiete in Ostafrika, 1885 Reichskommissar. vermutl. Grab des P. in Rom steht die → Peterskirche.
Sein Versuch, 1889/90 Uganda zu gewinnen, wurde P.-Briefe, 2 dem Apostel P. zugeschriebene Briefe im
durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag vereitelt. Neuen Testament. – Attribute sind Buch und/oder
Pterskirche, Hauptkirche der kath. Christenheit in Schlüssel, auch Kreuzstab.
Rom (Weltkulturerbe); unter Konstantin d. Gr. Ptrus Lombrdus, ital. Scholastiker, * um 1095, 671
erbaut, in der Renaissance und im Barock vollständig † 1160; Bischof von Paris. Sein Hauptwerk »Senten-

Petrus Lombardus P
P Petsamo
672 tiarum libri IV« (Erstdruck um 1471) war im MA Forderungen u. a. Rechten bestellt werden, soweit
maßgebl. Lehrbuch der kirchl. Glaubenslehre. diese übertragbar sind.
Ptsamo, russ. Ptschenga, Gebiet an der Barentssee, Pfändung,  Beschlagnahme von bewegl. Sachen
Russland; 1920 finn., 1939–40 sowjet., dann finn., ab oder Rechten zur Durchführung einer Zwangsvoll-
1944 sowjet. bzw. russisch. Hauptort P. am P.-Fjord, streckung. Bewegl. Sachen werden vom Gerichtsvoll-
eisfreier  Liinahamari. In den P.-Bergen Nickel-, zieher dadurch gepfändet, dass er sie dem Schuldner
Kupfer-, Kobalterze. wegnimmt oder mit einem Siegel versieht. Die P. von
Pttenkofer, Max von, dt. Hygieniker, * 1818, † 1901; Forderungen u. a. Rechten bewirkt das Amtsgericht
schuf die Grundlagen der neuzeitl. Hygiene. durch P.- und Überweisungsbeschluss, durch den der
Ptinger, Konrad, Augsburger Humanist, * 1465, Gläubiger anstelle des Schuldners eine dem
† 1547. Die Peutinger’sche Tafel ist eine Kopie einer Schuldner zustehende Forderung einziehen oder ein
röm. Straßenkarte aus seinem Besitz. Recht geltend machen kann. (→ Lohnpfändung)
Pevsner [pɛvsˈnɛːr], Antoine, frz. Bildhauer und Maler,
* 1886, † 1962; konstruktivist.-abstrakte Plastik. Pfarrer, der Inhaber eines Pfarramtes, dem die
Pfarrer PFAP

Pmann, Claus, dt. Theaterregisseur, * 1937; 1986–99 Betreuung der Pfarrei bzw. Kirchengemeinde (bes.
Leiter des Wiener Burgtheaters, danach des Berliner Sakramentsverwaltung, Seelsorge) obliegt; in der kath.
Ensembles. Kirche vom Diözesanbischof, in den ev. Kirchen durch
Pfadfinder, in Dtl. 1911 nach dem Vorbild der engl. landeskirchl. Verfügung oder Gemeindewahl beauf-
Boyscouts gegr. Jugendbund. tragt. Voraussetzungen: i. d. R. Theologiestudium,
Pfffikon, Bez.-Hptst. im schweizer. Kt. Zürich, am kirchlich-prakt. Ausbildung sowie die → Ordination.
Pfäffiker See, 9000 Ew.; Gummi-, Kunststoffverarbei- Pfau der,  Fasanenvogel O-Indiens und Afrikas,
tung u. a.; spätgot. ref. Kirche. Am Seeufer wurden truthahngroß, der Hahn trägt lange, durch
Pfahlbauten der Jungstein- und Bronzezeit gefunden. Augenflecken geschmückte Oberschwanzfedern (die
Pfahlbauten, auf Pfählen errichtete Siedlungen, zum »Rad« aufgerichtet werden können), Feder-
während der europ. Stein-, Bronze- und Eisenzeit in krönchen und blau, grün, rot schillerndes Gefieder;
und an Seen, Sümpfen und Mooren; u. a. in Weibchen unscheinbar.
Westafrika, Indonesien, auf Neuguinea noch heute. Pfauenaugen, Schmetterlinge mit augenähnl.
Pfahlbürger, im MA Landbewohner in den Außen- Flügelflecken, u. a. Tagpfauenauge.
werken einer Stadt, die das Bürgerrecht der Stadt Pfeffer der, scharfe Gewürze vom P.-Strauch, der in
erworben hatten. heißen Ländern wächst. Schwarzer P. sind die
Pflz die, Rhnpfalz, histor. Landschaft in Rheinhessen unreifen, gedörrten Beeren eines in Ostindien heim.
und am Oberrhein, bis 1968 Reg.-Bez. in Rheinl.-Pf. P.-Strauchs, Weißer P. die ausgeschälten reifen
Im 11. Jh. entstand in diesem Raum die Pfalzgraf- Samen.
schaft bei Rhein (ab 1214 im Besitz der Wittels- Pfffer-Drüsenfieber, Mononuklese, meist
bacher), seit dem Aufstieg der Pfalzgrafen zu gutartig verlaufende Viruserkrankung mit Fieber,
Kurfürsten auch Kurpfalz gen. (Residenz Heidelberg, Angina und Befall von Lymphknoten, Leber und
im 18. Jh. Mannheim), 1777 mit Bayern vereinigt, der Milz. Erreger ist das Epstein-Barr-Virus.
rechtsrhein. Teil fiel 1803 an Baden. Pfeilgift → Kurare.
Pflzer Wld, Bergland in Rheinl.-Pf., bis 673 m Pferd, 1) Kunstturnen: Kurz.-Bez. für das (Männer-)
(Kalmit), zw. Nordpfälzer Bergland und Elsass; Turngerät Pauschen- oder Seit-P. bzw. für das Turnge-
bizarre Felsformen. rät Lang-P. – 2)  Reit- und Zugtiere; zu den
Pflzgraf, Fränk. Reich: königl. und kaiserl. Verwalter Unpaarhufern gehörige Säugetierfamilie der Equiden.
einer Pfalz; Karolinger: Vorsitzender des Königs- Zu ihnen gehören außer dem Wild-P., das früher auch
gerichts, seit Otto I. Vertreter der Königsrechte in in Europa verbreitet war, heute auf Asien beschränkt
den einzelnen Stammesherzogtümern. ist, Zebra und Esel. Die P. sind hochbeinig,
Pfandbriefe, langfristige, börsennotierte Schuldver- schnellfüßig und leben in Herden. Nur die 3. Zehe
schreibungen der Realkreditinstitute (private ihrer Gliedmaßen ist ausgebildet (»Einhufer«). Das
Hypothekenbanken, öffentlich-rechtl. Kreditinstitu- Gebiss ist für pflanzl. Ernährung eingerichtet. Das
te, Schiffshypothekenbanken), die durch Hypotheken Haus-P. stammt vom Wild-P. ab. Es gibt 2 große
gedeckt sind und zur Refinanzierung hypothekar. Rassengruppen: das leicht gebaute, edle Warmblut
gesicherter Kredite dienen. (Lauf-P.) und das schwer gebaute Kaltblut (Schritt-P.).
Pfandrecht, dingl. Recht an einer fremden Sache (bei Nach Verwendung und Leistung unterscheidet man:
Grundstücken Hypothek, Grundschuld), aufgrund Renn-P. (Galopp-P., Traber, Araber), Reit-P.
dessen der Berechtigte (der Pfandgläubiger) die (geeignete Rassen sind z. B. Trakehner, Oldenburger,
Sache versteigern lassen kann, falls der Schuldner Hannoveraner), Jagd-P. (Hunter), Spring-P.,
die durch das P. gesicherte Schuld nicht bezahlt. Das Dressur-P. und Kunstreit-P. (z. B. Lipizzaner),
P. entsteht durch Vertrag, kraft Gesetzes (bes. bei Gebirgs-P. (z. B. Haflinger), Wagen- und Zuglast-P.
Miete) oder durch staatl. Hoheitsakt (bei der Das männl. P. heißt Hengst, das weibl. Stute, das
Pfändung). Zur Entstehung des vertragl. P. an junge Fohlen (Füllen), das kastrierte männl. Wallach.
bewegl. Sachen ist Übergabe des Pfands an den Nach der Farbe gibt es Schimmel, Fuchs, Isabellen,
Gläubiger erforderlich (Faustpfand). Soll die Rappen, Schecken, Braune, Falben. Das Haus-P. wird
Übergabe vermieden werden, so lässt sich durch bis 40 Jahre alt; Tragzeit 11, Säugezeit 4 bis 6
Sicherungsübereignung eine dem P. ähnl. Sicherung Monate. – Das P. ist seit der Bronzezeit Haustier;
des Gläubigers erreichen. – Ein P. kann auch an vorher wurde es nur gejagt.
PET
PFARRER IM VERGLEICH PFO
PRIESTERSCHAF T

RELIGION BEZEICHNUNG EHE / KINDER AUSBILDUNG

römisch-katholisch Pfarrer (nur Männer) durch Zölibat verboten Hochschulstudium + Priesterseminar

evangelisch Pfarrer / Pfarrerin erlaubt Hochschulstudium + Vikariat + Probedienst

orthodox Priester erlaubt Hochschulstudium + Seminar

jüdisch Rabbiner (hebräisch: Kohen) erwünscht, um Vorbild zu sein Rabbinerseminar auf Hochschulniveau

muslimisch Imam (zumeist nur Männer) erlaubt Hochschulstudium + Seminar

hinduistisch Brahmane (nur Männer) verpflichtend Ausbildungsprozedur ab dem Kindesalter

buddhistisch Bhikkhu möglich Ausbildung im Kloster


(zumeist nur Männer)

(Wegen der Vielfalt der Strömungen in einzelnen Religionen und Glaubensgemeinschaften


können – je nach Ausrichtung – die Rahmenbedingungen von den hier angegebenen Fakten abweichen.)

Pfingstbewegung, Sammelbez. für versch., aus der


Pfingstbewegung PFIP Verrichtungen). Neben der urspr. überwiegend
amerikan. Heiligungsbewegung des 19. Jh. entstande- freiwillig-privaten Absicherung besteht ab 1. 1. 1995
ne christl. Gemeinschaften. Die Pfingstkirchen die gesetzl. P., die i. d. R. je zur Hälfte vom Arbeit-
vertreten die Wiedergeburt im Hl. Geist (»Geisttaufe«) geber und Arbeitnehmer finanziert wird (Beitrags-
als dritte geistl. Erfahrung nach »Bekehrung« und satz heute: 1,95 % des Bruttoeinkommens). Die
»Heiligung«, besitzen ein fundamentalist. Bibelver- Leistungen der gesetzl. P. umfassen die häusl. Pflege
ständnis, pflegen ekstat. Frömmigkeitsformen; heute (Sach- und Geldleistungen gestaffelt nach dem Grad
etwa 250 Mio. Christen umfassend und damit der am der Pflegebedürftigkeit) sowie die stationäre Pflege
stärksten wachsende Zweig des → Christentums. (pflegebedingte Aufwendungen bis zu 1510 €
Pfingsten, in den christl. Kirchen das Fest der monatlich). Seit 1. 4. 2004 tragen Rentner den vollen
Sendung des Hl. Geistes (abendländ. Kirchen), der Beitrag allein, seit 2005 zahlen kinderlose Versicher-
Trinität und der Geistsendung (orth. Kirche); gefeiert te ab 23 einen Beitragszuschlag.
am 50. Tag nach Ostern. – Viele alte Volksbräuche: Pflegschaft,  Fürsorge für eine in rechtl. Hinsicht
Pfingstreiten, Setzen von Pfingstmaien. hilfsbedürftige Person oder für ein Vermögen. Die P.
Pfirsich der, Pfirsichbaum, Steinobstbaum asiat. lässt die Geschäftsfähigkeit des Pfleglings unberührt
Herkunft, Rosengewächs, mit rosa Blüten und und berechtigt den Pfleger nur innerhalb bestimmter
saftiger Steinfrucht mit samtartiger Haut; eine Grenzen zum Handeln (§§ 1909 ff., 1960 BGB), z. B.
glattschalige Varietät ist die Nektarine. Abwesenheits-, Nachlass-P., P. für die Leibesfrucht
Pftzner, Hans, dt. Komponist, * 1869, † 1949; in der dt. oder P. für ein Sammelvermögen. Die P. wird durch
Romantik verwurzelt: Opern (»Palestrina«, 1917), das Vormundschafts- oder Nachlassgericht bestellt.
Kammermusik, Kantaten, Lieder. Die Gebrechlichkeits-P. wurde durch die → Betreu-
Pflanze, Lebewesen, das seinen Körper aus anorgan. ung, die gesetzl. Amts-P. des Jugendamts durch eine
Nahrung aufbaut (→ Assimilation); Grundbestandteil freiwillige Beistandschaft ersetzt.
der P. ist die Zelle; die ursprüngl. P. bestehen aus nur Pflichtteil,  Anteil am Nachlass, den die Abkömm-
einer Zelle (bestimmte Algen). Zu den P. gehören die linge, die Eltern und der Ehegatte des Erblassers
grünen Algen, Moose, Farnpflanzen und die verlangen können, wenn sie durch Verfügung von
Samenpflanzen. Todes wegen von der gesetzl. Erbfolge ausgeschlos-
Pflanzenschutz, botan. P., Naturschutz wild- sen worden sind. Der P. besteht in der Hälfte des
wachsender Pflanzen. Wertes des gesetzl. Erbteils; er ist ein schuldrechtl.
Pflaume die, Pflaumenbaum, Steinobstpflanze, Anspruch gegenüber den Erben.
Rosengewächs mit zahlreichen Sorten: 1) Zwetsche: Pflichtversicherung, Versicherung aufgrund einer
Pflichtversicherung PFLP

violettblaue, längl. Frucht; 2) Reineclaude (Reneklo- gesetzl. Verpflichtung (in Dtl. v. a. die Sozialver-
de): grüngelbe, kugelige, sehr süße Frucht; 3) sicherung).
Kriechen-P. oder Spilling: kleine blaue oder gelbe Pfort|ader,  Vene, die das Blut aus dem Magen-
Frucht; 4) Mirabelle: kugelige, gelbe Frucht. Darm-Kanal sammelt, um es der Leber zuzuführen.
Pflegeversicherung, Versicherung zur finanziellen Pfrzheim, Stadt in Bad.-Württ., am N-Rand des
Vorsorge gegen das Risiko der Pflegebedürftigkeit Schwarzwaldes, 119 156 Ew.; Fachhochschule;
(ständiges Angewiesensein auf die persönl. Hilfe Hauptsitz der dt. Schmuckwarenind.; Maschinen-, 673
anderer zur Bewältigung der regelmäßigen alltägl. Papier-, Uhren-, feinmechan. Industrie.

Pforzheim P
P Pfropfen
674 Phros, im Altertum Insel (jetzt
Halbinsel) bei Alexandria
(Ägypten), mit Leuchtturm
(nicht erhalten), eines der
sieben Weltwunder der Antike.
Phrsalos, antike Stadt in
Thessalien; 48 v. Chr. Sieg
Caesars über Pompeius.
Phse die, 1)  die durch die
unterschiedl. Stellung zu Erde
und Sonne verursachten
wechselnden Lichtgestalten von
Mond und Planeten. – 2)  in
der statist. Mechanik durch Ort
und Impuls bestimmter
Zustand eines mechan.
Systems; in der Schwingungs-
lehre durch Frequenz und
Anfangszustand bestimmter
Zustand einer Welle. – 3) 
homogener Bereich innerhalb
eines heterogenen Systems, z. B.
die Dampf-P. über einer Flüssig-
keitsoberfläche.
Phenle,  aromat. Verbindun-
Phenole PHEP

gen, bei denen Wasserstoffatome


des Benzolkerns durch die
Philharmonie: Pfropfen,  Verfahren der Veredelung, bei dem das Hydroxylgruppe −OH ersetzt sind; finden sich meist im
Alondra de la zugeschnittene, dünnere Edelreis zw. Rinde und Steinkohlenteer. Das gewöhnl. Phenol, früher
Parra, hier Splint des Wildlings in den gespaltenen Wildling Carbol(säure), C6H5OH, bildet farblose Kristalle von
2008 bei einem oder einen Kerb eingesetzt wird. durchdringendem Geruch, wirkt sehr giftig und
Konzert in der Pfründe, Präbnde, Benefzium, kath. Kirche: keimtötend; Ausgangsstoff zur Darstellung von
Kirchengut, dessen Nutznießung bestimmten geistl. Farbstoffen, Kunstharzen u. a.
Town Hall am
Personen zusteht;  einträgl. Amt. Phenolphthalen das,  weißes Pulver, das sich in
Broadway, ist
Phenolphthalein PHEP

Pfund, Währungseinheit in Großbritannien und Alkalien mit roter Farbe löst, durch Säurezusatz aber
die erste Me- Nordirland (P. Sterling, Zeichen £; 1 £ = 100 Pence) wieder entfärbt wird; Indikator in der Maßanalyse.
xikanerin, die sowie mit unterschiedl. Bez. und Unterteilungen u. a. Phenyl ...,  einwertige Atomgruppe C 6H5− (in vielen
als Dirigentin in in Ägypten, Libanon, Sudan, Syrien, Türkei. aromat. Verbindungen).
New York auf- pH,  → pH-Wert.
getreten ist. Phäken, Phaiken, griech. Sage: sagenhaftes Volk, Pheromne, Ektohormne, biochem.
2004, im Alter dessen König Alkinoos Odysseus gastlich aufnahm. Botenstoffe ähnlich den Hormonen, die von Drüsen
von 23 Jahren, Phdra, Phdra, griech. Sage: Tochter des Minos und nach außen abgesondert werden und der Kommuni-
gründete sie der Pasiphae, Gemahlin des Theseus. kation zw. Lebewesen einer Art dienen; bes. bei
dort das »Phil- Phethon, griech. Sage: Sohn des Sonnengotts Helios, Insekten dienen sie der geschlechtsunspezif.
harmonic Or- setzte mit dem Sonnenwagen die Erde in Brand; von Anziehung von Artgenossen, dem Auffinden von
Zeus durch einen Blitzstrahl vernichtet. Geschlechtspartnern, der Stimulation der
chestra of the
Phllus der, männl. Glied; in Religionsgeschichte und Paarungsbereitschaft, der Markierung von
Americas« zur
Kunst ein Fruchtbarkeitssymbol. Territorien, der Auffindung von Nest- und
Förderung jun- Phänolog die, biolog. Forschungsrichtung, die Futterplätzen sowie als Alarm- und Warnsignale.
ger Solisten Lebenserscheinungen bei Pflanzen, Tieren im
und Komponis- Jahreslauf untersucht. Wenn die Chemie stimmt
ten. Am Diri- Phänomenolog die,  von E. Husserl begründete Chemische Signale sind eine sehr raffinierte und im
gierpult sind Lehre von der »Wesensschau« der im Bewusstsein Tierreich weit verbreitete Form der »lautlosen«
Frauen stark gegebenen Erscheinungen. Kommunikation. Eingesetzt werden sie als
unterrepräsen- Phänotp der, Erscheinungsbild, äußere Erscheinung Sexuallockstoffe, Erkennungsmerkmale, zur
tiert, ihr Anteil eines Lebewesens, als Ergebnis des Zusammen- Alarmierung oder Markierung. Schon lange wurde
wird auf nur wirkens der Erbanlagen (→ Genotyp) mit der Umwelt. vermutet, dass auch Menschen auf Duftstoffe
zwei bis drei Phrao der, Titel der altägyptischen Könige. reagieren, insbesondere auf solche im Schweiß.
Phariser, 1) religiös-polit. Partei der Juden (2. Jh. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass
Prozent ge-
v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr.), standen im Ggs. zu den Männer in ihrem Schweiß einen Stoff produzieren,
schätzt.
Sadduzäern, betonten strenge, bibl. Gesetzes- das Testosteron-Produkt Androstadienon, der
treue. – 2)  selbstgerechte Heuchler. besonders anziehend auf Frauen wirkt. Ungeklärt ist
Pharmaz die, Wiss. von der Beschaffenheit, noch, wie er wahrgenommen wird, ob durch das
Herstellung und Verarbeitung der Arzneimittel. Vomeronasale Organ an der Nasenscheidewand oder
PFR
wie andere Gerüche mit dem normalen Geruchssinn.
Ob daher der Ausdruck »ein dufter Typ« kommt, ist
gründete 1527 die Univ. Marburg, war neben dem
Kurfürsten von Sachsen der Führer des Schmalkald.
PHI
allerdings nicht bekannt. Bunds der dt. Protestanten; 1547–52 von Kaiser
Karl V. gefangen gehalten.
Mazedonien. – 7) P. II., * um 382 v. Chr., † 336 v. Chr.;
Phile die, flache Schale der griech. Antike. König seit 359 v. Chr., Vater Alexanders d. Gr., erhob
Phdias, griech. Pheidas, att. Bildhauer, 5. Jh. v. Chr.; Mazedonien zur Großmacht, einte ganz Griechen-
Schöpfer der hochklass. att. Kunst, seine Haupt- land unter mazedon. Führung.
werke, Athena Parthenos (Akropolis, Athen) und der Spanien. – 8) P. II., * 1527, † 1598; König seit 1555,
Zeus aus Olympia, sind nicht erhalten. Sohn Kaiser Karls V., Vorkämpfer des strengen
Philadelphia [fɪləˈdelfɪə], Stadt in Pennsylvania, USA, Katholizismus der Gegenreformation, konnte den
1,48 Mio. Ew.; bedeutende Ind., Einfuhrhafen am Abfall der nördl. (prot.) Niederlande nicht verhindern;
Delaware; Kulturinstitute; 4 Univ.; 1682 von dem im Krieg gegen die Königin Elisabeth von England
engl. Quäker W. Penn gegr.; Ort der Unabhängig- wurde 1588 die span. Armada vernichtet. Doch
keitserklärung der USA (Unabhängigkeitshalle ist vereinigte P. 1580 Portugal mit Spanien. – 9) P. V.,
Weltkulturerbe). * 1683, † 1746; König seit 1701, Bourbone, Enkel
Phlae, ehem. Nilinsel bei Assuan, Oberägypten, heute Ludwigs XIV. von Frankreich, musste sich den Thron
überschwemmt; die zahlreichen altägypt. Tempel im Span. Erbfolgekrieg erkämpfen.
wurden auf der Nachbarinsel Agilkia wieder Philppi, antike Stadt in Thrakien, 42 v. Chr. Sieg von
aufgebaut (gehören zum Weltkulturerbe). Antonius und Octavian über Cassius und Brutus.
Philanthrp der, Menschenfreund. Philanthropsmus Philppika die, Reden des Demosthenes gegen Philipp
der, pädagog. Reformbewegung, vertreten von J. B. von Mazedonien;  heftige Strafrede.
Basedow und seinen Anhängern Ende des 18. Jh.,
erstrebte eine natur- und vernunftgemäße Erziehung. Philippnen, Rep. und nördlichste Insel-
Philmon und Bcis, griech. Sage: altes treues gruppe des Malaiischen Archipels, 300 000 km 2,
Ehepaar, das Zeus und Hermes unerkannt gastlich 92,0 Mio. Ew.; Hptst.: Manila; Amtssprache:
aufnahm. Als Dank wurde ihnen der gleichzeitige Tod Filipino (Tagalog). – Präsidialverfassung. – Die P.
gewährt, indem sie in Bäume verwandelt wurden. bestehen aus über 7100 Inseln (die größten sind
Luzon und Mindanao); viele, z. T. tätige Vulkane,
Philharmon, urspr. Name für Vereinigun- u. a. der Mount Pinatubo. Trop. Klima unter
gen und Gesellschaften von Musikfreunden; heute Monsuneinfluss; häufige Taifune. – Die Bev. setzt
auch für Orchester (Philharmniker, z. B. Berliner, sich zus. aus 40 % Jungmalaien, 30 % Indonesier;
Wiener Philharmoniker) und Konzertsäle (z. B. Reste der Ureinwohner (Aeta), Chinesen. Religion:
Berliner P.). über 90 % Christen (rd. 83 % kath., etwa 5 %
Philhellnen, »Griechenfreunde«, Nichtgriechen, v. a. Alt-Katholiken), rd. 5 % Muslime, traditionelle
europ. Intellektuelle (u. a. Byron), die seit 1821 deren Religionen. – Wirtschaft: Anbau von Reis, Mais,
Freiheitskampf unterstützten. Manilahanf, Kokospalmen, Zuckerrohr, Tabak;
Phlip Mountbatten [- maʊntˈbætn], Prinzgemahl der
Philip Mountbatten PHIP Geflügelzucht. Forstwirtschaft, Harzgewinnung.
brit. Königin Elisabeth II. (seit 1947), * 1921; Prince of Fischerei.  auf Chrom-, Gold-, Kupfer-, Eisenerz
the United Kingdom (seit 1957), Herzog von Edinburgh u. a.; Nahrungsmittel-, Textil- u. a. Ind. Ausfuhr:
(seit 1947). elektron., elektrotechn. und chem. Produkte.
Phlipp, Herrscher: Haupthandelspartner: USA, Japan, China, Singapur.
Hl. Röm. Reich. 1) P. von Schwben, * um 1178, † 1208; Geschichte. Die P. wurden 1521 von F. de Magalhães
dt. König seit 1198, Staufer, kämpfte erfolgreich entdeckt, von den Spaniern in Besitz genommen,
gegen den welf. Gegenkönig Otto IV., wurde von dem 1898 an die USA abgetreten. Seit 1946 unabhängig.
Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermordet. Staatspräs. F. E. Marcos (1965–86) schlug einen
Burgund. – 2) P. der Kühne, * 1342, † 1404; Herzog seit diktator. Kurs ein, seine Nachfolgerin Corazon
1363, erwarb durch Heirat 1384 Flandern, Artois und Aquino bemühte sich um vorsichtige Demokratisie-
die Freigrafschaft Burgund. – 3) P. III., der Gute, rung; 1992 abgelöst von Fidel Ramos, der das Land
* 1396, † 1467; Herzog seit 1419, erwarb Brabant, innenpolit. stabilisierte (1996 Friedensabkommen
Hennegau, Holland, Luxemburg u. a.; sein Hof war mit muslim. Separatisten auf Mindanao, 1999
der Mittelpunkt einer Spätblüte der frz. Ritterkultur. erneuter Ausbruch des Sezessionskrieges) und die
Frankreich. – 4) P. II. gust, * 1165, † 1223; König seit außenpolit. Interessen der P. im ostasiat. Raum
1180, nahm am 3. Kreuzzug teil, entriss dem engl. betonte. 2010 wurde Benigno Aquino, der Sohn von
König Johann ohne Land 1203–08 den größten Teil C. Aquino, zum Präs. gewählt.
seiner frz. Besitzungen und siegte mit dem Staufer
Friedrich II. über Otto IV. 1214 bei Bouvines. – Juwel der Sulusee
5) P. IV., der Schöne, * 1268, † 1314; König seit 1285, Von Seeleuten gefürchtet, da es nur bei Ebbe aus dem
ließ Papst Bonifatius VIII. 1303 gefangen nehmen, Wasser ragt, von Tauchsportlern geschätzt, da es zu
erreichte 1309 die Übersiedlung der Päpste nach den artenreichsten und exotischsten Meeresgebieten
Avignon und erzwang 1312 die Vernichtung des der Erde zählt, ist das Tubbataha-Riff ein einzigartiges
Templerordens. Naturdenkmal. Die abseitige Lage hat dem Riff mit
Hessen. – 6) P. der Großmütige, * 1504, † 1567; seinen nahezu senkrecht aus bis zu hundert Metern 675
Landgraf seit 1509, führte 1526 die Reformation ein, Tiefe emporsteigenden Korallenwänden zu einer

Philippinen P
P Philippus
676 relativen Unversehrtheit verholfen. Neben Korallen Phshing [aus engl. Password und Fishing, »Passwörter
aller Arten sind bunte Schwärme von nahezu 500 angeln«], das Versenden gefälschter E-Mails unter
Fischarten vertreten; Schmuck-Langusten, aber auch dem Namen bekannter Institutionen (meist Banken
Echte Karettschildkröten, Mantas und Riffhaie lassen u. Ä.) mit dem Ziel, vertraul. Kundendaten wie
sich beobachten, allerdings nur von erfahrenen Kreditkartennummern oder PINs auszuspionieren.
Tauchern, da die Sulusee für ihre unberechenbaren Phnom Pnh [pnɔmˈpɛn], Hptst. von Kambodscha,
Strömungsverhältnisse bekannt ist. 1,67 Mio. Ew.; unter dem Pol-Pot-Regime (1975–79)
Vertreibung von Vietnamesen und Chinesen sowie
eines großen Teils der Khmer-Stadtbev.; seither
Philppus, Jünger und Apostel Jesu, aus Bethsaida wieder besiedelt; Verw.-Metropole; Univ., Handels-
(Galiläa); Heiliger (Tag: 3. 5.). und Kulturzentrum, Ind.-Standort,  am Mekong,
Philster, 1) nichtsemit. Kulturvolk an der SW-Küste internat. Flughafen.
Palästinas (seit 1200 v. Chr.); von Saul und David Phob die, krankhafte Angst.
besiegt; erlag den Küsteneroberungen (seit 734 Phoenix [ˈfø-], von ARD und ZDF getragener Ereignis-
v. Chr.) der Assyrer. – 2)  Spießbürger. und Dokumentationskanal, gegr. 1997, Sitz: Köln.
Philoktt, Held der griech. Sage, erbte den Bogen des Phoenix [ˈfiːnɪks], Hptst. von Arizona, USA, 1,39 Mio.
Herakles, tötete Paris vor Troja. Ew.; Univ.; Flugzeug-, elektrotechn., elektron. Ind.
Philolog die, i. e. S. Kunst, Texte zu deuten, i. w. S. Phontik die, Ltlehre, Wiss. von den äußeren Be-
Phonetik PHOP

Erforschung der geistigen Entwicklung und Eigenart dingungen menschl. Kommunikation mit gesproche-
eines Volks oder einer Kultur aufgrund von Sprache ner Sprache; phontisch, lautgetreu, lautlich.
Speichenrad- und Literatur. Die klass. oder Alt-P. beschäftigt sich Phönki|en, Phönzi|en, im Altertum histor.
förmig angeord- mit der Antike. Als Neu-P. fasst man die P. der Landschaft an der syrisch-libanesisch-israel.
nete Mikro- neueren Sprachen zusammen, z. B. Germanistik, Mittelmeerküste etwa zw. Latakia und Akko
kanäle in einer Anglistik (Amerikanistik), Romanistik, Slawistik. (Akkon); einheim. Name: Kanaan. Mindestens seit
Kunststoffschei- Philosoph die, Streben des menschl. Geistes, die dem 2. Jt. v. Chr. war hier das semit. Seefahrervolk der
be und Reser- Zusammenhänge des Seins und die Grundsätze der Phöniker (auch Kanaanäer, Sidonier, in Nordafrika
voirs in der Mitte Lebensführung und Daseinsgestaltung zu erkennen. Punier genannt) ansässig, das von Stadtstaaten aus
mit den zu mi- Der Umkreis ihrer Probleme ist nicht fest umrissen. regiert wurde (u. a. Byblos, Tyros, Sidon). Seit dem 11.
schenden Flüs- Obenan stehen das Sein selbst und seine allg. Jh. v. Chr. Gründung zahlr. Handelskolonien, u. a.
sigkeiten, z. B. Bestimmungen (Metaphysik, Ontologie), die Karthago. Im 8. Jh. v. Chr. unterwarfen die phönik.
Grundsätze und -formen der Erkenntnis (Erkenntnis- Fürsten sich den Assyrern, 538 den Persern; 63 v. Chr.
Wasser und Öl,
theorie) sowie die allg. Gesetzlichkeit des Wahren kam das Gebiet zum Röm. Reich (Prov. Syria). Die
bilden das Herz-
(Logik), des Guten (Ethik), des Schönen (Ästhetik). Phöniker verehrten die Götter El, Baal, die Astarte
stück dieses Dazu kommen Sonderfächer wie Natur-P., Ge- u. a. Ihre seit dem 10./9. Jh. v. Chr. inschriftlich
Reaktors zur schichts-P., Sprach-P., Kultur-P. usw. – Philosoph. belegte Buchstabenschrift wurde zur Grundlage u. a.
Herstellung ho- Denken entwickelte sich aus myth. Denken, neben der griech. Alphabete, der lat. und kyrill. Schrift.
mogener Emul- Chinesen und Indern zuerst bei den Griechen Phnix, 1) lat. Phnix,  ein Sternbild des südl.
sionen. Wenn (→ griechische Philosophie); sie schufen die Himmels. – 2) sagenhafter Vogel der alten Ägypter,
die Scheibe Grundlagen der abendländ. P. In der P. des MA, der der sich selbst verbrennt und aus der Asche verjüngt
schnell rotiert, Scholastik, steht im Mittelpunkt die Frage, wie sich hervorgeht; Sinnbild der Auferstehung.
werden die Flüs- Offenbarung und menschl. Erkenntnis, Glauben und Phosgn das,  COCl 2, sehr giftiges Gas aus
sigkeiten auf- Wissen zueinander verhalten. In der P. der Neuzeit Kohlenmonoxid und Chlor; im Ersten Weltkrieg als
treten 2 große Gedankensysteme hervor, der Kampfstoff eingesetzt (Grünkreuz).
grund der Zen-
Rationalismus und der
trifugalkraft
Empirismus. In I. Kants
durch die Mikro-
Kritizismus werden sie in
kanäle nach au- einer höheren Einheit
ßen gepumpt zusammengefasst. Seine P.
und infolge der setzt sich im dt. Idealismus
quer zur Strö- fort. Im 19. Jh. wird nach
mungsrichtung G. W. F. Hegels Tod (1831) der
wirkenden Co- Idealismus durch → Positi-
rioliskraft effi- vismus und → Materialismus
zient vermischt. zurückgedrängt. Ende des
Für das Foto 19. Jh. und im 20. Jh.
entwickeln sich u. a. die
wurde ein Mikro-
Lebens-P., der Pragmatis-
kanal mit einer
mus, die Wert-P., die
phosphores- Phänomenologie, die
zierenden Flüs- Existenz-P., der krit.
sigkeit präpa- Rationalismus u. a.
riert, der bei Phile die, birnenförmiges
UV-Bestrahlung Glasgefäß mit langem,
hell leuchtet. engem Hals.
PHI
Phosphte,  Salze der Phosphorsäure (→ Phosphor).
Phsphor der, Symbol P, chem. Element, OZ 15,
Phosphor PHOP
Piacenza [paˈtʃɛntsa], Prov.-Hptst. in Oberitalien, am
Piacenza PIAP

Po, 98 700 Ew.; alte Bauten; Mittelpunkt eines


PIE
Nichtmetall; P. kommt in der Natur nur in Landwirtschaftsgebiets. 218 v. Chr. von den Römern
Phosphten, bes. Phosphorit (N-Afrika, Florida) vor. P. gegr.; 1545–1860 mit dem Herzogtum Parma vereinigt.
ist ein wesentl. Bestandteil des pflanzl. und tier. Piaf [pjaf], Édith, frz. Chansonsängerin, * 1915, † 1963;
Organismus, in den Knochen und im Eiweiß. P. tritt in Welterfolge als »Spatz von Paris« (u. a. »La vie en
versch. Modifikationen auf, u. a. Weißer P., D 1,82 g/ rose«, »Je ne regrette rien«).
cm3, Fp 44,1 °C, Sp 280 °C, bildet sich bei der Pino, Renzo, ital. Architekt, * 1937; wichtiger Vertreter
Abkühlung von P.-Dampf; sehr giftig, löslich in der Hightech-Architektur; internat. Durchbruch mit
Schwefelkohlenstoff, sehr reaktionsfähig, leuchtet im dem Centre Pompidou in Paris (1971–77, zus. mit
Dunkeln, entzündet sich sehr leicht (bei 60 °C) an der R. Rogers).
Luft, wird deshalb unter Wasser aufbewahrt. Roter P. Pisten, poln. und schles. Herrschergeschlecht,
entsteht aus weißem P. durch Erhitzen unter regierte in Polen bis 1370, in Masowien bis 1526, in
Luftabschluss; ungiftig, unlöslich in Schwefelkohlen- Schlesien bis 1675.
stoff, sehr reaktionsträge, leuchtet nicht im Dunkeln, Piazztta, Giovanni Battista, ital. Maler, * 1682, † 1754;
wird für die Reibflächen der Zündholzschachteln Meister des venezian. Rokoko; v. a. Altar- und
verwendet. Genrebilder.
Picabia [pikaˈbja], Francis, frz. Maler, * 1879, † 1953;
Phosphoresznz, Fähigkeit mancher Anreger der Kunst des 20. Jh., v. a. des Dadaismus.
Stoffe (→ Leuchtstoffe), unter Einwirkung von Picard die, fruchtbare Landschaft im nordöstl.
Strahlen eigenes Licht auszusenden, im Ggs. zur Frankreich; Hptst.: Amiens.
Fluoreszenz nachleuchtend; Form der → Lumines- Picsso, Pablo, eigtl. P. Ruiz y P. [rriθ i -], span. Maler,
Picasso PICP

zenz. Bildhauer und Grafiker, * 1881, † 1973; lebte seit 1901


Phton das, Lichtquant, Strahlungsquant,  v. a. in Paris, hier entstanden die schwermütigen
masseloses Elementarteilchen, Energiequant des Bilder der »blauen Periode« (1901–04), gefolgt von den
elektromagnet. Feldes, z. B. von Licht, Röntgen- Zirkusbildern der »rosa Periode« (1904–06); zeitgleich
(Röntgenquanten) oder Gammastrahlung (Gamma- mit G. Braque entwickelte er den Kubismus (»Les
quanten). P. sind umso energiereicher, je kurzwel- Demoiselles d'Avignon«). Einer »klassizist.« Phase
liger die elektromagnet. Strahlung ist. folgten surrealist. Arbeiten. Mitte der 1930er-Jahre
Phrgi|en, antike Landschaft in Kleinasien. Die entstanden Radierfolgen sowie Stierkampfszenen,
indogerman. Phryger bildeten bis 546 v. Chr. ein 1937 das monumentale Bild »Guernica« (Madrid), ein
selbstständiges Reich. symbol. Aufstand gegen den Krieg. Die sich ständig
pH-Wert, Abk. für potentia hydrogenii,  Konzen- wandelnde Vielfalt seiner Kunst ließ stilist.
tration der Wasserstoffionen als Maßzahl für den unterschiedl. Werke oft gleichzeitig entstehen.
sauren oder bas. Charakter von Lösungen. Der Piccard [piˈkaːr], Auguste, schweizer. Physiker, * 1884,
pH-W. ist definiert als der negative dekad. † 1962; Stratosphärenflüge, Tiefseetauchfahrten in
Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration. einem selbst entworfenen Tauchschiff (Bathyskaph)
Ist der pH-W. kleiner als 7, ergeben sich saure, ist er mit seinem Sohn Jacques P. (* 1922, † 2008). Bertrand
größer als 7, bas. Lösungen. P. (* 1958, Sohn von J. P.) gelang mit dem engl.
Physk die, Wiss. von den Naturvorgängen im Bereich Flugingenieur Brian Jones (* 1948) im März 1999 in
der unbelebten Materie, die experimenteller einem Heliumballon die erste Erdumrundung.
Erforschung zugänglich sind sowie allgemeingülti- Piccoli [pikɔˈli], Michel, frz. Schauspieler, * 1925;
gen Gesetzen unterliegen. Die klass. P. gliedert sich Charakterdarsteller, Filme: »Das große Fressen«
in die Gebiete Akustik, Elektrodynamik (1973), »Die schöne Querulantin« (1991), »Ich geh’
(Elektrizität, Magnetismus), Mechanik, nach Hause« (2001).
Optik und Thermodynamik. Die moderne Piccolmini, 1) Enea Silvio, → Pius II. – 2) Ottavio,
P. umfasst v. a. die nur im Rahmen der Fürst, kaiserl. Feldherr im Dreißigjährigen Krieg,
Quantentheorie beschreibbaren * 1599, † 1656; 1634 führend am Sturz Wallensteins
Vorgänge der Mikro-P., wie Atom-, Kern-, beteiligt.
Elementarteilchen-P. (in Verbindung mit Pco dlla Mirndola, Giovanni, ital. Humanist und
Kosmologie und Relativitätstheorie). Philosoph, * 1463, † 1494; erstrebte die Überhöhung
Physiognom die, äußere Erscheinung des christl. Weltbildes im Sinn eines Bildungshuma-
eines Menschen, bes. die Gesichtszüge. nismus; »Über die Würde des Menschen« (1486).
Physiognmik die, (früher) Deutung der Pidginenglish [ˈpɪdʒɪnˈɪŋglɪʃ; nach der chin.
Wesensart eines Menschen aus seiner Aussprache des engl. Wortes business »Geschäft«]
Physiognomie. das, Verkehrs- und Handelssprache mit (stark
Physiolog die, Wiss. von den normalen, reduziertem) engl. Grundwortschatz und verein-
auch den krankheitsbedingten fachter Struktur sowie Elementen einheim.
Lebensvorgängen und -äußerungen der Sprachen, z. B. in O-Asien, Melanesien und W-Afrika.
Pflanzen, der Tiere und des Menschen. Pck, Wilhelm, dt. Politiker, * 1876, † 1960; seit 1895 in
P das,  die Zahl π = 3,14159... (Ludolf’sche
P P P der SPD, seit 1918 in der KPD; emigrierte 1933 nach
Zahl), die angibt, wievielmal so groß der Frankreich und ging von dort in die UdSSR; 1945
Kreisumfang im Vergleich zum Vors. der KPD, 1946–54 mit O. Grotewohl. Vors. der 677
Durchmesser ist. SED, 1949–60 Präs. der DDR.

Pieck P
P Piemont
678 Pi|emnt, histor. Landschaft und Region im westl. gesundheitsschädigende, z. T. tödlich wirkende
Oberitalien; Hauptstadt: Turin; Weinbau; wichtiges Stoffe, meist Alkaloide.
Ind.-Gebiet (Hütten-, chem., Textil-, Automobil-, Pimnt der oder das, Nelkenpfeffer, unreife, getrocknete
Piment PIMP

Leder-, Lebensmittelind.). – P. wurde im MA das Beeren eines westind. Myrtengewächses; Gewürz.


Kernland der Grafen (seit 1416 Herzöge) von Savoyen. Pimpinlle die, Pimpernll der, Bibernll, Gattung
Pimpinelle PIMP

Pi|et, Pi|et, die, Vsperbild,  Darstellung der staudiger Doldengewächse, würzige Wiesenkräuter,
trauernden Maria mit dem Leichnam Christi; darunter Anis.
Andachtsbild. Pinakothk die, Antike: Sammlung gemalter
Pietermaritzburg [piːtərmaˈrətsbœrx], Hptst. der Prov.
Pietermaritzburg PIEP Weihegeschenke; seit dem Humanismus v. a. fürstl.
KwaZulu/Natal, Rep. Südafrika, 192 400 Ew.; Univ., . Gemäldegalerien (z. B. in München).
Pi|etsmus der, ev. religiöse Bewegung zur Erneue- Pndar, griech. Dichter, * um 518 v. Chr., † nach 446;
rung des geistl. Lebens und der Kirche, seit dem steht mit seiner Chorlyrik am Ausgang der
17. Jh. Ihre Anhänger wurden urspr. spöttisch archaischen Zeit; Hymnen.
Pietisten (»Frömmler«) genannt. Schöpfer des P. war Pndos der, Gebirgszug in Griechenland, trennt
P. J. Spener, u. a. durch private religiöse Versamm- Thessalien von Epirus, bis 2 637 m hoch.
lungen (»Konventikel«). Zentren waren Halle (A. H. Pnguine, flugunfähige Schwimmvögel im Südpolar-
Francke), Württemberg und die niederrhein. Gebiete. gebiet, mit zu Flossen umgebildeten Flügeln; leben in
pi|zo|elktrischer Effkt,  elektr. Aufladung pi|ezo|elektrischer Effekt PI|P Gesellschaften. Kaiser-P. werden bis über 1 m groß,
mancher Kristalle durch mechan. Druck, beruht auf Königs-P. bis 95 cm.
Polarisation der Atome, Verschiebung der äußeren Pni|e die, zur Gattung Kiefer gehöriger Nadelbaum
Elektronenhülle gegenüber dem Atomrumpf. Durch mit schirmförmiger Krone, in den Mittelmeerlän-
elektr. Felder kann umgekehrt mechan. Schwingung im dern, bis 25 m hoch; hartschaliger Samen (P.-Nuss,
Kristall erzeugt werden. Anwendung zur Ultraschall- Pignole) mit mandelähnlich schmeckendem Kern.
erzeugung, beim piezoelektr. Resonator u. a. Pinocchio [-ˈnɔkkjo], Name der Titelgestalt des ital.
Pigmnt das, Farbstoff in tier. und menschl. Geweben. Kinderbuchs »P.« (1883, von C. Collodi), eine
Pkten, vorkeltische oder keltische Stämme N-Schott- holzgeschnitzte Gliederpuppe mit langer Nase.
lands; der Skotenkönig vereinigte um 850 sein Reich Pinochet Ugarte [pinoˈtʃɛt uˈɣarte], Augusto, chilen.
mit dem der P. zu einem schott. Großkönigtum. General und Politiker, * 1915, † 2006; 1973 Führer des
Piktogrmm das, Bildsymbol; in der Informatik → Icon.
Piktogramm PIKP Militärputsches gegen die Reg. von Präs. S. Allende
Piltus der, Bergstock am N-Rand der Alpen, Schweiz, Gossens, bis 1974 Chef der Militärjunta; 1974–90
bei Luzern, 2 128 m. diktator. Präs.; bis 1998 Oberbefehlshaber des
Piltus, Pontius, 26–36 n. Chr. röm. Prokurator in Heeres; wegen schwerer Menschenrechtsverlet-
Judäa; war an der Verurteilung Jesu beteiligt. zungen Okt. 1998 bis März 2000 in Großbritannien
Pilgerväter, die ersten puritan. Ansiedler (1620) in festgehalten; nach erfolgter Anklageerhebung wegen
Neuengland (→ Mayflower). schwerer Menschenrechtsverletzungen in Chile 2002
Plgram, Anton, österr. Baumeister, Bildhauer, * um zunächst für verhandlungsunfähig erklärt; 2004
1460, † 1515; ausdrucksstarke realist. Bildwerke. neuerl. Anklageerhebung.
Pillendreher → Mistkäfer. Pinter [ˈpɪntə], Harold, brit. Schriftsteller, * 1930, † 2008;
Pllnitz, ehem. Sommerresidenz des sächs. Hofes im SO Hörspiele, Theaterstücke; urspr. dem absurden
von Dresden, an der Elbe. Theater, dann einem neuen Realismus verbunden:
Pilon [piˈl], Germain, frz. Bildhauer, * um 1536, † 1590; »Der Hausmeister« (1960), »Niemandsland« (1975);
Meister der Hochrenaissance; Grabmal für Nobelpreis für Literatur 2005.
Heinrich II. und Katharina von Medici (Saint-Denis). Pnyin das, in der VR China seit 1979 offiziell
Plsen, tschech. Plzeň [plzɛnj], Stadt in der ČR, 165 000 verwendete Umschrift (Transkription) der chin.
Ew.; Univ.; Zentrum des Schwermaschinen- und Schrift in lat. Buchstaben.
Fahrzeugbaus (Škodawerke), chem., Glas- u. a. Ind., Pioneer [paɪəˈnɪə], Name einer Serie unbemannter
Großbrauereien. amerikan. Raumsonden zur Erforschung des
Piłsudski [piˈsutski], Józef, poln. Staatsmann,
Piłsudski PIŁP interplanetaren Raums sowie einiger Planeten (v. a.
Marschall, * 1867, † 1935; kämpfte im Ersten Weltkrieg Jupiter). Seit 1958 (P. 1) wurden 13 P.-Sonden
mit seiner poln. Legion auf österr. Seite; 1918–22 gestartet. P. 10 (Start 1972) verließ als erste Raumson-
Staatsoberhaupt Polens; sicherte 1920 im Krieg gegen de unser Sonnensystem (letzter Funkkontakt 2003).
die UdSSR die poln. Unabhängigkeit. 1926 stürzte er Pintek, Heinz, dt. Schriftsteller, * 1925, † 2003; Lyrik,
die parlamentar. Regierung und herrschte autoritär. Erz., Hörspiele; Georg-Büchner-Preis 1976.
Pilze, chlorophyllfreie Organismengruppe, mit mehr Pppin der Jüngere (fälschlich »der Kleine«), * um 715,
Pippin der Jüngere PIPP

als 100 000 Arten. Die höheren P. werden in einem † 768; fränk. Herrscher aus dem Hause der Karolinger
eigenen Reich der Pilze (Fungi) zusammengefasst, die (seit 751), schenkte dem Papst seine langobard.
niederen P. (Schleim-P.) zu den Einzellern gezählt. Die Eroberungen (Pippin’sche Schenkung, die Grundlage
höheren P. ernähren sich heterotroph oder als des Kirchenstaats); Vater Karls des Großen.
Fäulnisbewohner (Saprophyten). Sie bestehen aus Pirandllo, Luigi, ital. Schriftsteller, * 1867, † 1936;
vielzelligen Pilzfäden oder Hyphen, die Gesamtheit Novellen, Romane, Dramen (»Sechs Personen suchen
dieser Fäden nennt man Myzel. Zu den P. gehören die einen Autor«, 1921). Nobelpreis für Literatur 1934.
Speise-P., Hefe-P., Schimmel-P., der Hausschwamm Piransi, Giovanni Battista, ital. Kupferstecher, * 1720,
sowie viele Arten von Schmarotzer-P., die Krankhei- † 1778; Ansichten antiker und barocker Baudenkmä-
ten an Kulturpflanzen hervorrufen. Gift-P. enthalten ler Roms; Raumfantasien.
PIE
Piranha [piˈranja] der, span. Pirña, südamerikan.
Raubfischart mit dreieckigen, sehr scharfen Zähnen.
Pisctor, Erwin, dt. Regisseur und Theaterleiter,
* 1893, † 1966; expressionist. Inszenierungen in
PIU
Pirtensender, private Rundfunkgesellschaften ohne Berlin; 1931–51 emigriert; 1962–66 Intendant der
Lizenz und Sendefrequenz. Freien Volksbühne in Berlin (West).
Pirus, Hafenstadt im Ballungsraum Athen, Griechen- Pissarr, Camille, frz. Maler, Grafiker, * 1830, † 1903;
land, 175 700 Ew.; Bischofssitz; Wirtschaftshoch- impressionist. Landschaften, auch Großstadtszenen.
schule; Ind. (Werften), Reedereien; Fährverkehr. – P. Pistzi|e die, vorderasiat., am Mittelmeer angepflanzter
wurde 493/492 v. Chr. von Themistokles zum Hafen Baum mit eiförmigen, grün-rötl., fleischigen Früchten.
Athens ausgebaut, 86 v. Chr. von Sulla zerstört. Die haselnussgroßen Kerne (P.-Nüsse, grüne Mandeln)
Prckheimer, Prkheimer, Willibald, Ratsherr in enthalten den mandelähnlich schmeckenden,
Nürnberg, * 1470, † 1530; Humanist, Freund Dürers. ölreichen Samen (Pistazie). Verwandte Art: Mastix-
Pirl der, Gold|amsel, gelb-schwarzer (Männchen) oder strauch, liefert das Harz Mastix.
grünl. (Weibchen) amselgroßer Singvogel. Pistia, Stadt im mittleren Italien, 87 800 Ew.; roman.
Dom, Baptisterium (1338–59), Palazzo Pretorio
Psa, Stadt in der Toskana, Italien, am Arno, (14. Jh.); Metallwaren-, chem., Textilindustrie.
92 500 Ew.; Erzbischofssitz; roman. Dom mit dem Pitchpine [ˈpɪtʃpaɪn] das, rotgelbes amerikan.
»schiefen«, um ca. 4 m geneigten, über 50 m hohen Kiefernholz; Bau- und Möbelholz.
Campanile (1173 begonnen); Friedhof (Campo Santo, Pithecnthropus der, urspr. Bez. für Homo erectus,
1278–1463, mit Wandgemälden). Die Domplatz- eine ausgestorbene Art der Gattung Homo; 1891/92
anlage gehört zum Weltkulturerbe. Univ. (1343 gegr.); von E. Dubois auf Java entdeckt.
Textil-, Porzellan- u. a. Ind. – P. war im 11. bis 13. Jh. Ptt, 1) William, d. Ä., Earl of Chatham [ˈtʃætəm], brit.
Pitt PITP

eine der führenden See- und Handelsstädte Italiens Staatsmann, Vater von 2), * 1708, † 1778; unterstützte
und beherrschte auch Sardinien und Korsika. Friedrich d. Gr. im Siebenjährigen Krieg und brach die
frz. Vormacht zur See und in den Kolonien. – 2) Wil-
Schiefer als der Schiefe Turm liam, d. J., brit. Staatsmann, Sohn von 1), * 1759,
Über die Begeisterung der Menschen für den Schiefen † 1806; entschiedener Gegner Napoleons; vereinigte
Turm von Pisa können die Einwohner im thüringi- 1800 Irland staatsrechtlich mit Großbritannien.
schen Bad Frankenhausen nur lachen: Ihr Turm der Ptti, Palzzo P., Palast der Medici in Florenz
Oberkirche weist nämlich eine Schräglage von 4,76 (15./16. Jh.); jetzt Gemäldegalerie.
Grad auf – der berühmte Turm auf dem Platz der Pittsburgh [ˈpɪtsbəːg], Stadt in Pennsylvania, USA, am
Wunder in Pisa bringt es »nur« auf 4,56 Grad. Noch Ohio, 325 300 Ew.; Univ., Carnegie-Institut,
schiefer allerdings ragt der Kirchturm der evan- Kernforschungsinstitut; eines der bedeutendsten
gelisch-reformierten Gemeinde im ostfriesischen Schwerind.-Zentren inmitten reicher Eisenerz- und
Suurhusen gen Himmel: Das Wahrzeichen des Ortes Steinkohlenlager, Naturgasquellen, heute mehr
bei Emden trotzt mit einer Neigung von fast 5,2 Grad Hochtechnologie-, Leichtind.; großer Flusshafen. –
allen Gesetzen der Statik und gilt als schiefster 1759 gegründet als Fort Pitt.
Kirchturm der Welt. Angst, dass das über 27 m hohe Pus, Päpste:
Bauwerk umfallen könnte, haben die Suurhuser nicht: 1) P. II. (1458–64), Enea Silvio Piccolmini, * 1405,
An Festtagen versammeln sie sich in der einst † 1464; 1442 Rat Kaiser Friedrichs III., bedeutend als
jahrelang gesperrten Kirche zu Gottesdiensten. Dichter, Humanist, Geschichtsschreiber. – 2) P. V.
(1566–72), Michele Ghisliri [gis-], * 1504, † 1572;
Vorkämpfer der Gegenreformation. – 3) P. VII.
PISA, Abk. für engl. Programme for International (1800–23), Barnaba Chiaramnti [kja-], * 1742, † 1823;
Student Assessment, PISA-Stdie, internat. wirkte 1804 an der Kaiserkrönung Napoleons I. mit,
Vergleichsstudie der Leistungen 15-jähriger verlor 1809 den Kirchenstaat an ihn, sprach den
Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesen, Bann gegen ihn aus, war 1809–14 sein Gefangener,
Mathematik und Naturwissenschaften, durch- stellte Kirchenstaat (1815) und Jesuitenorden (1814)
geführt von der OECD; der erste Erhebungszyklus wieder her. – 4) P. IX. (1846–78), Giovanni Masti-
(2000–06) umfasste drei Erhebungen, 2009 begann Ferrtti, * 1792, † 1878; verlor den Kirchenstaat (1870);
ein zweiter Erhebungszyklus (bis 2015). verkündete 1854 das Dogma der Unbefleckten
Pisanllo, eigtl. Antonio Pisno, ital. Maler, Medail- Empfängnis Mariä, berief das 1. Vatikan. Konzil ein,
leur, * 1395, † wohl 1455; führend in der Medaillen- das die päpstl. Unfehlbarkeit zum Dogma erhob
kunst der Renaissance; Fresken, Zeichnungen; (1870). – 2000 seliggesprochen. – 5) P. X. (1903–14),
Bahnbrecher der ital. Porträtkunst. Giuseppe Srto, * 1835, † 1914; seit 1893 Patriarch von
Pisno, 1) Andrea, ital. Bildhauer, * um 1295, † 1348 Venedig, bemühte sich um den inneren Ausbau des
oder 1349; einziges gesichertes Werk ist die älteste kirchl. Lebens, bekämpfte den Modernismus;
der drei Bronzetüren des Florentiner Baptisteri- Heiliger (Tag: 21. 8.). – 6) P. XI. (1922–39), Achille
ums. – 2) Antonio, → Pisanello. – 3) Giovanni, ital. Rtti, * 1857, † 1939; schloss 1929 mit Italien die
Bildhauer, Baumeister, * um 1250, † nach 1314; 1297 Lateranverträge ab. – 7) P. XII. (1939–58), Eugenio
Dombaumeister in Pisa, wo er für das Baptisterium Paclli [-ˈtʃ-], * 1876, † 1958; wurde 1920 Nuntius für
die Bildwerke der got. Geschosse gestaltete. – 4) Nic- das Dt. Reich, 1929 Kardinal in Rom; verkündete 1950
colò, ital. Bildhauer, Vater von 3), * um 1225, † nach das Dogma von der Himmelfahrt Mariä; leitete die
1278; griff auf antike Vorbilder zurück (u. a. Kanzel Kirche streng zentralistisch (seit 1944 ohne 679
des Baptisteriums in Pisa, 1260 signiert). Staatssekretär). Während der Zeit des Nationalsozia-

Pius P
P Pixel
680 lismus trug P. u. a. durch von ihm unterstützte zum pflanzl. P. Bakterien, einzellige Algen,
geheime Hilfsaktionen zur Rettung Tausender Juden Wasserlinsenarten. P. dient vielen Tieren als
bei; auch heute noch umstritten sind die Motive seines Nahrung und Sauerstofflieferant.
öffentl. »Schweigens« zur nat.-soz. Judenverfolgung.
Teepflanzen Pxel [Kw. aus engl. picture element] das,  kleinstes Plantage [planˈtaːʒə], ein landwirtschaftl.
werden heute Bildelement bei der gerasterten digitalisierten Großbetrieb (v. a. in den Tropen), der auf den Anbau
überwiegend in Bilddarstellung; die so entstandenen Bildpunkte mehrjähriger Nutzpflanzen und Dauerkulturen zur
Monokultur auf können als digitalisierte Größen einem Rechner Erzeugung hochwertiger (Export-)Produkte
riesigen Plan- eingegeben werden. spezialisiert ist.
tagen angebaut, Pizarro [piˈθarrɔ], Francisco, span. Konquistador, Plantagenet [plænˈtædʒɪnɪt], Anjou-P. [ãˈʒu-], engl.
Plantagenet PLAP

* 1478, † (ermordet) 1541; eroberte 1531–33 das Königshaus, herrschte 1154–1485. Der Name stammte
nur beschattet
Inkareich in Peru, ließ dessen letzten Herrscher von der Helmzier Graf Gottfrieds V. von Anjou
von einzelnen
ermorden, gründete Lima. (1129–51), einem Ginsterbusch (lat. planta genista).
Bäumen. Das Pjöngjang, P'yŏngyang, Hptst. von Nord-Korea, Plnwirtschaft, Zentrlverwaltungswirtschaft,
Teepflücken, 2,6 Mio. Ew., wirtschaftl., kultureller Mittelpunkt. Wirtschaftsordnung, bei der (im Ggs. zur Marktwirt-
meist Frauen- PKK [Abk. für Partîya Karkerên Kurdistan, »Arbeiter- schaft) eine zentrale Planungsbehörde entsprechend
arbeit, ge- partei Kurdistans«], 1978 gegr. militante kurd. allg. Zielvorgaben der staatl. Führung mit Hilfe
schieht – außer (Guerilla-)Bewegung gegen den türk. Staat; 1999 staatl. Pläne die gesamte Volkswirtschaft steuert,
in Japan – in der Verurteilung von Gen.-Sekr. A. Őcalan (* 1949), z. B. in den Volkswirtschaften sozialist. Staaten.
Regel per Hand Umbildung zur polit. Partei (2002 Umbenennung in Plsma das, 1) das Zytoplasma der Zelle. – 2) gerinn-
und fordert viel Kadek). Seit 2004/05 Fortsetzung des bewaffneten bare Flüssigkeit, z. B. des Bluts, der Milch. – 3) 
Erfahrung. In ei- Kampfes von militanten Teilen der PKK. hoch ionisiertes, elektr. leitendes Gas, Gemisch aus
ner der Plantage Placbo das, Scheinmedikament, in Form, Farbe, neutralen Atomen, positiven und negativen Ionen,
Geschmack einem bestimmten Arzneimittel Elektronen, Photonen und angeregten Atomen; bes.
angegliederten
nachgebildetes Präparat ohne Wirkstoff (zur klin. im Entladungsrumpf einer Gasentladung (Gas-
Fabrik werden
Prüfung der Wirksamkeit von Arzneimitteln). schlauch), in Flammengasen und Sternatmosphären.
die zarten Placnta die,  → Mutterkuchen. Die P.-Physik erforscht Eigenschaften und Anwen-
Blätter direkt Plädoyer [-dwaˈjeː] das,  Schlussvortrag einer dungen von Plasmen bes. für die gesteuerte
nach der Ernte Partei, im Strafprozess der des Staatsanwalts und Kernfusion.
aufbereitet. der des Verteidigers.
Plafond [plaˈf] der,  Obergrenze für Steuerbelastun-
gen oder die öffentl. Schuldenaufnahme.
Plagit das, geistiger Diebstahl, bewusste Verletzung
des Urheberrechts; das dadurch entstandene Werk.
Plnck, Max, dt. Physiker, * 1858, † 1947; Arbeiten u. a.
zur Thermodynamik, fand die spektrale Intensitäts-
verteilung der Hohlraumstrahlung (Planck’sches
Strahlungsgesetz) durch Annahme einer quantenhaf-
ten Abgabe der Energie W und ihrer Proportionalität
zur Strahlungsfrequenz: W = h · v (h Planck’sches
Wirkungsquantum), damit Begründer der Quanten-
theorie; Nobelpreis 1918.
Planetrium das, Kuppelbau, in dem durch Projekti-
onsapparate der Sternhimmel nachgebildet wird.
Planten, histor. Wandelsterne,  nicht selbstleuch-
tende große Himmelskörper, die sich nach den
Kepler’schen Gesetzen in ellipt. Bahnen um ein
Zentralgestirn (Sonne) bewegen. Die heute bekannten
8 P. des Sonnensystems sind (nach wachsender
Entfernung von der Sonne): Merkur, Venus, Erde,
Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Der bis 2006
ebenfalls zu den P. zählende Pluto wurde im Aug.
2006 als Zwergplanet eingestuft. Die mit bloßem
Auge sichtbaren P. von Merkur bis Saturn waren Plasmdium das, 1) Entwicklungszustand der
schon im Altertum bekannt; Uranus wurde 1781, Schleimpilze. – 2) Gattung der Sporentierchen,
Neptun 1846 entdeckt. Außer Merkur und Venus Erreger der → Malaria.
haben alle P. Monde; Jupiter, Saturn, Uranus und Plstik die, 1) dreidimensionales Werk der Bildhauer-
Plastik PLAP

Neptun besitzen Ringe aus Meteoriten und Staub. kunst. – 2)  operative Korrektur von Organen und
Plnkton das, Gesamtheit der im Wasser frei Gewebeteilen durch plast. Chirurgie. – 3)  Kunststoff.
schwebend lebenden Tiere (Zoo-P.) und Pflanzen
(Phyto-P.). Die tier. Planktonten besitzen Einrichtun- plstische Chirurg, Zweig der
gen, die das Absinken verhindern, z. B. Gasblasen, Chirurgie, der sich mit der Wiederherstellung von
Schwebefortsätze. Zum tier. P. gehören u. a. geschädigten oder fehlentwickelten Körperteilen
Radiolarien, Geißeltierchen, Quallen, Krebstiere, durch plast.-operative Maßnahmen beschäftigt.
PIX
Platne die, Baumgattung mit heller, glatter, in Platten
abfallender Borke, ahornähnl. Blättern, kugeligen
Pltzeck, Matthias, dt. Politiker (SPD), * 1953;
Ingenieur und Ökologe; 1990–98 brandenburg. Min.
PLE
(getrenntgeschlechtigen) Blüten und gestielten für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung; 1991–93
Früchten. Die Morgenländ. P. und die Nordamerikan. Mitgl. des Bundessprecherrats der Partei Bündnis 90;
P. sind Park- und Alleebäume; liefern Nutzholz. seit 1995 Mitgl. der SPD; 1998–2002 Oberbürgermeis-
Plten, August Graf v. P.-Hallermnde, dt. Dichter, ter von Potsdam; seit 2002 Min.-Präs. von Branden-
* 1796, † 1835; virtuose Handhabung antiker, roman. burg; 2005/06 auch Vorsitzender der Bundes-SPD.
und pers. lyr. Formen. Plen, Krst. in Sa., an der Weißen Elster, 66 900 Ew.;
Plath [plæθ], Sylvia, amerikan. Schriftstellerin, * 1932, Vogtlandmuseum; Textilind. (Plauener Spitzen,
† (Freitod) 1963; Prosa (»Die Glasglocke«, 1963), Gardinen), Maschinen-, Fahrzeugbau, Druckereien.
bekenntnishafte Lyrik. Pltus, Titus Maccius, röm. Komödiendichter, * um
Pltin das, Symbol Pt, chem. Element, silberweißes
Platin PLAP 250, † 184 v. Chr. Seine Komödien (21 erhalten)
Metall; OZ 78, relative Atommasse 195,09, D 21,45 g/ wurden wegweisend für das europ. Lustspiel.
cm3, Fp 1772 °C, Sp 3 827 ± 100 °C. Es ist chem. sehr Play-off [ˈpleɪɔf] das,  1) beim Springreiten,

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