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wahr en Zentrum des historisclen, freilich als nHeilsgeschichteo
nunmehr sonderbar aufmontierten prozesses. "die logischen Analysen der Entstehung des messianischen Glau-
\øa, Kirche bens in den biblischen Texten oder in der Religionsgeschichte
dieser_ Auffasrung à., Erl<;sung einen
9.1;"i.yb.-:"c,, "I:
autlerhchen, ;a ans Materielle gebundenen
Begriff übãrwun_
überhaupt konkurrieren, wie sie von ausgezeichneten Gelehr-
den und ihm ei ten wie Josef Klausner, !Øilli Staerk, Hugo Greßmann, Sig-
g.r,üb.rg.rr.ìli .?;U?;f- mund Mowind<el und vielen anderen angestellt worden
sind.' Nicht das 'lüerden der messianischen Idee bildet den
gung,.die von j
ndere als ein Gegenstand dieser Ausführungen, sondern die verschiedenen
Fortschritt ersch
etischen Ver_ Perspektiven, unter denen sie nach ihrer Kristallisierung im
heißungen der Bibel auf einen Bereich der Innerlichkeit,
von historischen Judentum wirksam geworden ist. Dabei muß
dem alles an diesen Verkündigung.., ,o;.;,
schien wie möglich, erschien. den ielig"iösen "br.rli.g.; betont werden, daß in der Gesdrichte des Judentums diese
D.rrk".r, d., j;_ '\lirkung sidr fast ausschließlich unter den Bedingungen des
dentums stets als eine illegitim" Voi*.grrJi,.
,ror, .,*"r, Exils als einer primären Realität des jüdischen Lebens und
das im besten Falle als die-In, enseite a"?,
,iÁ entscheidend der jüdischen Geschichte abgespielt hat, und diese Realität
im Außeren vollziehenden Vorgangs i., E'rrã.i.r,r.rg .."r..,
konnre, nie aber ohne diesen t"ig^íg r.lU*-lø", verleiht einer jeden unter den verschiedenen Auffassungen,
dem Chri_ von denen wir hier zu reden haben werden, ihre besondere
sten als tiefere Auffassung eines Àußãrlichen
erschien, das er_
schien.dem Juden als dessen Liquid".io., lr.rã-"1. Farbe.
pt,r.tr,
.;.r"
die sich der Bewährung des mËssi".,is.h.n Ã*pro.h, Im rabbinischen Judentum als einem sozial-religiösen Phä-
ir,.,"r_ nomen sind, gerade wo es sidr am lebendigsten darstellt, drei
halb seiner realsten Kaìegorìen u.r,.. B"-ühu.rg
ei.rer nicht Arten von Kräften wirksam: konservative, restaurative und
exisrierenden reinen Innerlichkeit zu entziehen
suchte.
Innerhalb dieses Rahmens eines niemals aÇg.ben.n utopische Kräfte. Die konservativen Kräfte gehen aus auf
Arr_ die Erhaltung des Bestehenden, das in der historischen Um-
spruchl.auf Erfüliung der messianischen ldå ¡n ihrer ur_
sprünghchen Vision hat sich die Geschichte welt des Judentums ja stets gefährdet war. Es sind dies die
dieser Idee im am stärksten sidrtbaren, sogleich ins Auge fallenden Kräfte,
Judentum abgespielt. Die ;a i- fotg"r,a;;
vorlegen will, betreffen d die in diesem Judentum wirken. Sie haben sich am nadrhal-
messianisdren Idee und i
i., d., tigsten in der'!Øelt der Halacba, beim Aufbau und der fort-
"rrrrung.n
;- ,Ãbirrir.h.., dauernden Bewahrung und Entv¡id<lung des Religionsgeset-
Judentum. Sie vollziehen innerhalb einer f.rt.., Tr"di_
tion, um deren Versrändnis es hier geht, zes ausgewirkt. Dies Gesetz bestimmte die Lebenshaltung
wo das des Juden im Exil, den Rahmen, innerhalb dessen ein Leben
"b", ".r.h
steht oft genug ein polemi_ im Lidrt der Offenbarung vom Sinai allein möglich schien,
nn auc]r verhohlene Ausein_ und es ist kein'!?under, daß es vor allem die konservativen
en des christlichen Messianis_
Kräfte auf sidr zog. Die restaurativen Kräfte sind solche, die
hier in Kürze resümieren will,
auf Zurückführung und'lüiederherstellung eines vergânge-
nen, nunmehr als ideal empfundenen Zustands gerichtet
Konrroversen, aber von ¿.,1Í h:t.ï¿:tl#,*.*lï::
sagt werde¡ können, und. ".,soviel auch über die r Vgl. Joseph Klausner, Tbe Messianìc ldea in Israel lron its beginning
Geschichie ães
Messianismus verhandelt v¡orden ist, ist hier platz to tbe conpletion ol the Misbnah, New York r9;¡; Hugo Greßmann,
für eine Der Messias, Görtingen r9z9; Lorenz Dirr, Ursprrng und Aøsbau der
schärfe¡e Analyse dessen,_was d;. rp."lir.i.-
f.U."a;gt .;i israelitisch-jädiscben Heilandserwartung, Berlin r9z5; \Øilli Staerk, Die
dieses Phänomens in der. Religionsg.r.hi.ht.
ã., Judentums ErLöscreruørtøng in d.en östlicben Religionen, Stuttgarr r938; Sigmund
ausmacht. Ich will hierbei nicht miihistorischen ,rnd Mowindcel, He That Cometb, The Messianic Conceþt in the OId Testament
-ytho_ and Later Jadaism, Oxford r9¡6.
722
r23
sind, genauer gesagr, auf einen Zustand, wie er sich in der anstelle von Projektionen auf die Zukunft ersdreinen. Auch
historischen Phantasie und dem Gedächtnis der Nation als hierfür ist der Grund klar. Es gibt einen gemeinsamen
ein Zustand idealer Vergangenheit darstellt. Hier ist die Grund der messianischen Hoffnung. Die Utopie, die dem Ju-
Hoffnung nach rückwärts gerichtet, auf die Viederherstel- den jener Epoche die Vision eines Ideals vor Augen stellt,
lung eines ursprünglichen Standes der Dinge und auf ein wie er es verwirklicht sehen möchte, zerfâIlt selber auf na-
ol-eben mit den Vätern.. Dazu treten á1, Drittes vor_ türliche \leise in zwei Kategorien. Sie kann die radikale
wärtstreibende und erneuernde Kräfte, "b.,
die von einer Vision Form der Vision eines neuen Inhalts annehmen, der von einer
der Zukunft genährt sind und unter utopischer Inspiration Zukunft realisiert werden soll, die doch im Grunde nichts
stehen. Sie gehen auf einen Stand der Dìrrge a.rs, d., ,,och sein soll als die '!íiederherstellung des Uralten, die \lieder-
nie da v¡ar. Im \lirkungsfeld dieser Kräfte erscheint das bringung des Verlorengegangenen. Dieser ideale Inhalt des
Problem des Messianismus im historischen
Judentum. Frei- Vergangenen liefert zugleich die Grundlage für die Visìon
lich, die konservativen Tendenzen, ,o g.oß und geradezu der Zukunft. Aber in solche restaurativ ausgerichtete Utopie
entsdreidend ihr Anteil und ihre Bedeutung für das Bestehe., schleichen sich bewußt oder unbewußt Elemente ein, die gar
der religiösen Gesellschaft des Judentums iar, haben an der nidrts Restauratives an sich haben, und die sich aus der Vi-
Ausbildung des Messianismus innerhalb dieser Gesellschaft sion eines ganz neuen, messianisch zu verwirklichenden Stan-
keinen Anteil. lØohl aber die beiden anderen Tendenzen, die des der \leit herschreiben. Das ganz Neue hat Elemente
ich als Restaurarion und Utopie charakterisieren würde. des ganz Alten, aber auch dieses Alte selber ist gar nicht das
Beide Tendenzen sind tief ineinander verschlungen und doch realiter Vergangene, sondern ein vom Traum Verklärtes und
zugleich gegensätzlicher Narur, und nur aus b"eiden heraus Verwandeltes, auf das der Strahl der Utopie gefallen ist'.
kristallisiert sich die messianische Idee. Nie fehlen sie ganz So sind hier in der dialektisch versdrlungenen Spannung zwi-
in den historisdren und ideologischen Erscheinunge., de, ñIes- schen den utopischen und restaurativen Momenten tiefe
sianismus. \Øohl aber ist die proportion zwischà ihnen den Spannun$en auch in den Gestaltungen des Messianismus im
stärksten Schwankungen In verschiedenen Grup- rabbinisch kristallisierten Judentum gegeben - geschweige
^,trges.tzt.
pen der jüdischen Gesellschaft denn in den Interiorisationen dieser Momente, wie sie sidr
liegt der Akzent an ganz ver_
schiedenen Einsatzstellen solcher Krâfte und Tendenzen. Nie etwa in der jüdisdren Mystik vollzogen haben. Einige
hat es hier im Judentum ein harmonisches Ausgewogensein Flauptformen dieser Gestaltungen sollen hier entwidcelt wer-
zwisdren dem restaurativen und dem utopisch"., Mo-ãn, g._ den, die uns zugleich über die hier zum Ausdruck gelangen-
geben. Manchmal erscheint die eine Tendenz unter maximaler den Spannungen ins Reine setzen werden.
Betonung, während die andere auf ein Minimum reduziert
wird, aber niemals finden wir einen ,reinen Fallu der aus-
schließlichen Auswirkung oder Kristallisation der einen die- z Fü¡ den Begrifi des Utopisdren in den folgenden -Ausführungen sei vor
ser Tendenzen. Der Grund hierfür ist klar: auch das Restau_ allem auf die Analysen dieser Karegorie verwiesen, die Ernst Blodr in
rative har utopische Momente und in der Utopie werden seinen beiden Verken Gejs¿ der (Jtopie, Müncben r9r8, und Das Prinzip
Hoffnung, Bcrlin r9i4li9, gegeben hat. Auch wer vielen Darlegungen
restaurarive Momenre wirksam. Die restaurative Tendenz mit großen Reservationen gegenübersteht, wird die Energie und
Blochs
selber, auc} wo sie sich als solche versteht dcn Tiefblid< rühnen müssen, mit der diese Erörterung des Utopisdren
- wie etwa bei
Moses ben Maimon, auf dessen Darlegungen über die mes_ bei ihm angefaßt und durdrgeführt wird. Die marxistisdre Montage seines
sianische Idee ich noch ausführlicher zu sprechen komme _ zweiten \le¡kes sreht in schleórverhohlenem sØiderstreit zu der mystischen
Inspiration, dcr (wie scin e¡stes \lerk beweist) Blodrs beste Einsichten im
wird in.nicht geringem. Maße von utopischen Momenten ge- werenclìdren verpflichret sind und die er durdr einen wahren Dsdrungel
nährt, die nunmehr als Projektior, di" Vergangenh"eit marxistisdrcr Rhapsodien nidrt ohne Mut hindurdrgerettet hat.
"ìf
r24 t25
2 der Anschauung vom Inhalt der Prophetie vor. Diesen
anonymen Autoren von Sdrriften wie dem biblische¡ Bucbe
In seiner Erscheinung als lebendiger Macht in der \Welt des Daniel, den zv¡ei Henoch-Büchern, dem vierten Bøch Esra,
I,udentums, und gerade auch in der des mittelalterlichen Ju_ de¡ Barucb-Apokalypsen oder den Testamenten der zutöll
dentums, das ganz in die \Øelt d,er Halacba.r.rrponi.r, Patriarchen - um nur einige Dokumente dieser einmal offen-
.so
sdreint, tritt der messianische Gedanke stets in engster Ver_ bar überreich geflossenen Literatur zu nennen - liefern die
bindung mit Apokalyptik auf. Die messianische Iãee bildet 'Síorte der alten Propheten schon einen
Rahmen, auf den sie
dabeì gleicherweise einen Inhalt des religiösen Glaubens sich beziehen und den sie auf ihre \Øeise ausgestalten und
überhaupt wie audr eine- lebendige, akute ïrwarturrg. Die erfüllen.
Apokalyptik erscheint dabei als die notv¡endig sich biidende Hier zeigt Gott nun dem Seher nicht mehr einzelne Mo-
Gestalt des akuten Messianismus mente des historisclen Geschehens oder eine Vision von
Es versteht sich von selbst und bedarf im Zusammenhang dessen Ende allein, sondern er sieht vielmehr die ganze Ge-
dieqer Erörterungen wohl keiner Begründung, daß die schidrte vom Anfang bis zum Ende, unter besonderer Beto-
messia]
nische Idee nicht nur als Offenbaruig eines ãt.tr^kt"r, nung des Fleraufkommens jenes neuen Aons, der sich in den
Satre,
von der. Hoffnung der Mensdrheit auf Erlösung entstanden messianischen Ereignissen durchsetzt und manifestiert. So
ist, sondern in jeweils sehr bestimmten historisðh en Zusam_ wird schon für den Pharisäer Josephus Adam, der erste
menhängen. Die'Weissagungen oder Botsdraften der biblischen Menscå, zu einem Propheten, der nicht nur die 'WassBrflut
Propheten kommen ebensosehr aus Ofienbarung wie aus zu Noahs Zerten, sondern auch die Feuerflut am Veltende,
der Not und Verzweiflung derer, an die sie sich iichten; und damit offenbar die gesamte Flistorie, in seiner Vision um-
sie
sind aus Situationen heraus gesprochen und haben ihre úir_ faßt¡. Und ganz ähnlich hat es die talmudische Aggada gese-
kung immer wieder in Situátiðnen bewährt, in denen das hen. Gott zeigt dem Adam, aber audr dem Abraham oder
Ende als unmittelbar bevorstehend, als etwa ib.. N".ht dem Moses alles Vergangene und alles Künftige, den gegen-
hereinbrechend
¡h
_empfunden wurde. Freilich liegt hier i" á;; wärtigen und den kommenden Äon+. duch der endzeitliche
\Øeissagungen der Propheten noch keinerlei irisictr gescl-rlos_ Priester (priesterliche Messias) des Habaþuþ.-Kommenrares
sene Auffassung des Messianismus vor, sondern wir Éaben es der Sektierer vom Toten Meer v¡ird imstande sein, die Vi-
mit einer Vielfalt versdriedener Motive zu run, wobei das sionen der alten Propheten über den Gesamtverlauf der Ge-
überaus stark betonte utopische Momenr, die Vision von schichte Israels in allen ihren nun voll sichtbar werdenden
einer
besseren Mensdrheit am Ende der Taje, mit restaurativen Zigen z't deuten. Bei dieser Ausdeutung der Visionen der
Momenten, wie der '!Øiederherstellrrng eines als ideal gedach_ alten Propheten oder audr der neuen Apokalyptiker selber
ten davidischen Reiches, durdrsetzt ist. Diese messianische gehen Motive zeitgeschidrtlicher Natur, die sich auf die ge-
Botschaft der Propheten betrifft den Menschen als Ganzes genwärtigen Verhähnisse und Nöte beziehen, eng verschlun-
und entwirft Bilder von den Vorgängen in der Natur und gen mit solchen endgeschichtlicher, eschatologischer Natur, in
in der Gesdrichte, durdr die Gort ,pri.ht, in denen sich das denen nicht nur die Erfahrungen der Gegenwart wirksam wer-
Ende der Tage ankündigt oder realiiiert. Nie betreffen diese den, sondern oft genug alte mythische Bilder mit utopischem
Visionen den einzelnen als solchen, nie auch erheben diese Inhalt erfüllt werden. Hierbei werden, wie den Erforschern
Verkündigungen einen Anspruch auf irgendein b.ro.rd.r"r, der Apokalyptik von jeher mit Recht aufgefallen ist, die
,,geheimes. lflissen, das sich etwa auf ein"en nicht jedermani
wahrnehmbaren inneren Bereich bezöge. D"mg"g.iübe. Ii.gi 3 Flavius Josephus, Altertümer 1,7o.
in 4 Midrasch Tancbama, Absclnitt Møss'e, $ 4; Midrasch Brescbith Rabba,
den \Øorten der Apokályptiker sJhon ei.rã ü"rs.ti.b.rrïg ed. Theodor S. 44¡.
tz6 f27
v¡erden konnte, v¡ird in den . Es
gehört zu den Rätseln der die
von keinem der vielen Erk be-
ants¡ortet worden sind, was eigentlich der wahre Grund die-
ser Metamorphose ist, die das \Øissen um das messianische
Ende, wo es den prophetischen Rahmen der biblischen Texte
überschreitet, zum esoterischen rVissen macht. \Øarum ver-
steckt sich der Apokalyptiker, anstatr wie die Þrophete., sel-
ber der feindlichen Macht seine Vision ins Gesicht zu schreien?
\flarum lädt er die Verantwortung für seine unheilschwange-
ren Gesidrte den Fleroen des biblischen Altertums a.rf u.,d
warum gönnt er sie nur der.r Auserwählten oder Eingeweih_
ten? Ist es Politik? Ist es ein verândertes Bewußtsein von der
r39
Verführung zur tion eines einzelnen, die
scheitern muß,w Innerlichkeit. auftrat, desto stärker mußte sidr das Ungenü-
Aktion gewachsen ist, in gen hieran auf die jüdische Vision zurückverwiesen finden.
der Beschreibung s eines gioßen Lehrers in
Israel geschildert Immer wieder bezieht denn audr soldr chiliastischer und revo-
Spitze getrieË"r,. o.r,r, hier ist lutionärer Messianismus, wie er etwa bei den Taboriten, den
die Erlösung nur noch auf das Oir.frråi."
.ines letzten Hin_ '!Øiedertäufern oder dem radikalen Flügel der Puritaner auf-
dernisses konzentriert, das von M"gi"
b;;;itìgt *..d.r, ,oll taudrt, seine Inspiration entscheidend vom Alten Testament
und nicåt aus drristlichen Quellen. Freilich, gerade die christ-
liche {Jberzeugung von dem sdron eingetretenen Anbrudr der
Erlösung verleiht diesem Aktivismus einen besonderen Ernst
und seine besondere Vehemenz und damit seine weltgeschicht-
lidre Bedeutung. Im jüdischen Bereidr, aus dem er dodr ent-
ano¡ym geblieben sind, in irgen, stammt, bleibt dieser Aktivismus, gerade im Bewußtsein der
sted<t, oder unrer preisgabe ih"rer radikalen Differenz zwischen der unerlösten '!Øelt der Histo-
ihrer eigenen Magie inïie rüØeltg rie und der der messianisdren Erlösung, wie oben dargelegt
Tit"t wurde, singulär und seltsam kraftlos. Dieser Linie, auf der
Dieser messianisdre Aktivismus"
würdigen Doppellinie merk_ das Judentúm dem Christentum immer wieder den politi-
schen und chiliastisdren Messianismus abgegeben hat, steht die
Judentum und Christe
tendenzen beider Relie andere gegenüber, auf der das Christentum ans Judentum
tische und driliastischJ seinerseits die Tendenz vererbt oder dodr in ihm erregt hat'
B_ewegungen innerhalb .les Chnstentums erscheint oft als einen mystisdren Aspekt der Interiorisation der messianisdren
Viderspiegelung eines eigentlicl-r jüdir.h; -l\,i;ssianismus.
eine Idee zu entdecken. Dieser Aspekt kommt freilich ebensosehr
oexan¡t,,mrt Es audr aus der inneren Bewegung und der Entwid<lung der
lft w_elchem Na< druck solche Tendenzen von
rnren orthodoxen Gegnern i Mystik im Judentum selber, der die messianisch verheißene
'\Øelt
tismus gleicherweise als jud Realität zugleidr als Symbol eines inneren Standes der
wurden, und zweifellos ist und des Menschen erscheinen mußte. Es wird immer schwierig
etwas an diesen Vorwürfen w bleiben, hier zu entsdreiden, wieviel im Hinblick auf diese bei-
schen \Øirklichkeit diese Tendenzen den Linien von historischer Beeinflussung geredet werden
doch zugleicl sponran aus
den Versuchen hochkommen, den Messiar,¡i.,,rl*..r,r, kann und wieviel der immanenten Bewegung ihrer eigenen
zu neh_ Ideenwelten und líirklichkeiten zuzuschreiben ist.
men, aus einem Gefühl des Ungenügens
an einem Reich Got_ Das Problem der lnteriorisation der Erlösung bleibt ein Pro-
tes, das nicht unter ur,r, ,onderi i" in,
li.g* ,áffr.. ¡. _J. blem audr da, wo es nidrt v¡ie im Christentum dazu diente,
der drristlidre Messianlsmus _ um mit einem
bedeutenden eine These aufzustellen, als ob in der Erlösung so etwas wie
protesranrischen.Theologen zu sprecJren,
der mit dieser For_ eine reine Innerlidrkeit aufbräcle. Ich habe schon betont, daß
mulrerung zwerf ellos etr/as höchst positives
gesagr zrl es die besondere Position des Judentums in der Religions-
haben glaubterr- als ,diese wunde^"_.-ð.änheit reiner geschichte bezeidrnet; daß es von solcher gleidrsam dremiscfi
Jerusalem.r933, S. rz4ltjo, sowie S. Rubasdrow,
Legende aon Rabbi Die reinen Innerlidrkeit der Erlösung gar nichts hielt. Ich sage
Josef delø Relnø in der søbbatian¡r¿r" Uø,"hliìrãf'1u"brnir.h¡, nidrt: wenig hielt, sondern gar nichts hielt. Eine Innerlidrkeit,
dem.Sam¡el b¡dr in
Ed c r / ah ar, T.l-A"i" ; ;;z:S .'r; ;i'r'r';." " die nidrt im jôiußerlichsten sidr darstellt, ja mit ihm nidrt bis
r ¡ Karl Born hau sen, D e r E rlö r, Lcipzif'r' r; r;, i'. ; ;,"
ins Letzte verbunden wäre, die galt hier nidrts. Der Vorstoß
se
r40
I4I
'-{ll>
,-das besagt die Diatektik des jüdi_ mer an etwas tief Persönlidres gebunden sind. Jesus oder der
ääi Vorstoß zum Außen. Die \Øiéder_ verborgene Imam, die als Personen einmal da waren, haben
L '
nersreltu n ihren rechten Ort, welche die Erlö_ das Unverwedrselbare und Unvergeßliúe der Person, und
sung ist, Ganze her, d"; ;i.h;, von soldrer gerade das kann seiner Natur nach das jüdische Messias-Bild
Scheidung in Innerlidrkeit und nrfS.rUÃi.';äeiß.
Das uto_ nidrt haben, an dem alles Personenhafte nur ganz abstrakt
pisd're Element im Messianir-u, ¡*iãi;:;;
dieses Ganze. Aber es bl"ibt historiJh
ð""". und nur gesehen werden kann, weil ihm eben noch keine lebendige
*h;;"r", daß dieses Erfahrung zugrunde liegt.
Ganze unrer dem doppelten Blick
f""... ìrrd i\rrß.r. d.. Es gibt aber eine historische Entwid<lung in dieser Gestalt
wett angeschaut werden konnre, wie"ri,in der lurianischen des Messias, die gerade von den hier hèrvorgehobenen zwei
Kab_
bala,-solange es sicher wa., d"d nicrrt
das anderen Aspekten her am meisten Licåt erhält. Ich meine die Ver-
zum Opfer fallen würde. Es bl ";"."¿.- doppelung der Messiasgestalt, ihre Aufspaltung in einen Mes-
Judentum diese Frage nach d sias aus dem FIause Davids und einen aus dem Flause Josefs.
Iosung erst so spät auftaudrt _
Diese Vorstellung von dem nMessias ben Josef" ist erst jüngst
wieder in einer sehr interessanten Monographie von Sieg-
mund Flurwitz behandelt worden, der versucht hat, ihre Ent-
stehung aus psychologischen Motiven heraus klarzumachen'6.
sdr auf ihr insistierte, Aber man wird bei ihr eher auf jene zwei Seiten zurüd<ver-
te so manifesterweise wiesen, die uns hier beschäftigt haben. Der Messias ben Josef
n es nach den Kirchen ging, ist der sterbende, in der messianisdlen Katastrophe unter-
gehende Messias. In ihm sammeln sidr die Züge des Kata-
strophalen. Er kämpft und verliert - aber er leidet nicht. Nie
4 wird auf ihn etwa die Prophetie Jesajas vom leidenden Got-
tesknedrt bezogen. Er ist ein Erlöser, der nichm erlöst, in
dem nur der letzte Kampf mit den Mädrten der \üØelt sich
kristallisiert. Der Untergang der Historie ist in seinem Un-
tergang mitgegeben. Auf den Messias ben David sammelt
sidr dagegen bei dieser Spaltung der Figuren das ganze uto-
piscle Interesse. Er ist derjenige, in dem schon das Neue end-
gültig heraufkommt, der den Antidrrist endgültig besiegt,
und stellt eben darin die rein positive Seite dieses Komplexes
vor. Je mehr diese zwei Seiten sich verselbständigen und un-
terstridren werden, desto mehr bleibt audr für die Kreise des
apokalyptischen Messianismus im späteren Judentum diese
Verdoppelung der Messias-Figur lebendig. Je mehr dieser
Dualismus abgesdrwädrt wird, desto weniger ist von ihr die
Rede und wird die Sonderfigur des Messias ben Josef über-
flüssig und hinfällig.
r46
\47
Dabei aber bewegt ihn entscheidend nicht ein Interesse an
dem katastrophalen Aspekt der Erlösung, an dem er kein
neues selbstândiges Gesicht enrdeckr hat, sondern an deren
utopischem Gehalt, den er vorwegnehmend zu formulieren
sucht. Hier spielt nun eine anarchisdre Vision der Befreiung
von den Besdrränkungen, die die Tora in einer unerlösten
'V/elt,
und vor allem im Exil, dem Juden auferlegt hat, eine
zentrale Rolle. Der Autor drüd<t seine Vision durch alte bi-
werden, solange der Messianismus blische Symbole aus, die nun zu Typen des verschiedenen
nur als abstrakte Hofl_ Stands der Dinge in der unerlösten '!Øelt und der messiani-
gtes Element, das sdren Zeit werden. Diese Symbole sind der Baum des Lebens
ng für das Leben und der Baum der Erkenntnis oder des !ü'issens um Gur und
uch sold_rer Hofi_ Böse, der, weil seine Frucht den Tod mit sich trägt, audr
storischen Stunde, in der die der "f¿¡¡¡ des Todesn heißt. Diese Bäume beherrschen je-
ar wirkende Macht ins Be_ weilig den Stand der '!ü'elt, sei es der Sdröpfung überhaupt,
Spannung spürbar, die zwi_ sei es der Tora als des sie durdrwaltenden und bestimmen-
reinen Denken ließen besteht. Im den göttlichen Gesetzes. Im Zentrum des Paradieses stehend,
,,* o,"r!*ií,îr.Autorität höhere Ordnungen repräsentierend, beherrsdren sie dort viel
nigstens nebeneinande.
"ufb.*"hr"rr,-in
Die Beobachtung des ¡rr.h.i.,".r, mehr als das paradiesische Dasein allein. Seit Adams Fall
,åi.i ist die lØelt nicht mehr vom Baum des Lebens regiert, wie
messianischen B
s rz' Jah es ihre ursprünglidre Bestimmung war, sondern vom Baum
antinomistiscrren ei den Anhängern des
David Alroi der Erkenntnis. Der Baum des Lebens stellt die reine, unge-
in
mars inJ;;; " fi#,:':ï'.1".;r.î_
brochene Macht des Heiligen dar, die Ausbreitung des göit-
lichen Lebens durdr alle 'Welten und die Kommunikaiion,
als er sich daran machre, in der alles Lebendige mit seinem göttlichen Ursprung steht.
en Utopie mit so großer - In ihm gibt es keine Beimisdrung des Bösen, keine
einzuscåränken. 'gc!¡¿ls¡n,
die das Lebendige eindämmen und erstid<en, keinen Tod und
en Gehalte der messianischen keine Besdrränkung. Seit Adams Fall aber, seit dem Genuß
m mittelalterlichen \Øerk zu der verbotenen Frudrt vom Baume der Erkenntnis, isr die
'Síelt
vom Mysterium dieses zweiten Baumes beherrscht, in
dem Gut und Böse ihre Stelle haben. Daher gibt es unter
der Herrschaft dieses Baumes in der \íelt gesdriedene Sphä-
ren, die des Heiligen und Profanen, des Reinen und Unrei-
nen, des Erlaubten und Verbotenen, des Lebendigen und des
tief verwurzelter Kabbalist, Toten, des Göttlichen und des Dämonischen. Die Tora, die
ründe der Gebote und Ver_ Offenbarung von Gottes SØeltleitung, ist zwar in ihrem
sein Buch aus einer akuten Vesen Eine und unveränderlich, manifestiert sidr aber in je-
geschrieben, die die ganze dem Stand der ìØelt auf eine diesem Stand entspredrende
vorstehenden Endes bÃitzt. 'líeise.
Unser Verständnis der Offenbarung ist jetzt an den
r48
f49
Tora des Exiis und der Tora der Erlösung,
die erst den un_
ver.stellten und lebendigen Sinn d.*
g"rrr.å'Tora in ihrer un_
endlicåen Fülle enthüllJn werde,
¿..f, irg*deinen ûber_
"t.i"
gang zwischen diesen beiden Manifestation.*Iir..,
oder zwi_
O:' Beding,unsen der zwei \ø.1;;;;;;kì"rru*".h"r,,
',1î
ore rn dresen beiden Aspekten der
einen ,vollkommenen Tora
\¡ottes( zum Ausdruck kommen. \ü/eiter'ist
die utopische Vision
innerhalb des rabbinischen
Judentum,
"l.fu f.ì.lUen worden,
und weiter konnte sie auch schwerlich g.r.ì"U"*'*"ra"".
t
ebnissen, zu denen die bisheri_
haben, sind die, die eine Be_
t, welche die
messianische Idee
alen Tendenzen im Judentum
rt3
den eigenen Antrieben seiner Religion
der Vernunft her, ein poden haben, die Apokalyptiker einerseits und die Liquida-
edrter und ungehemmter utopist, ã..
¿", n.rr"urative völrig toren der Apokalyptik andererseits, die letzten Endes aus
liquidieren möchte.
antimessianisdren Antrieben heraus denken und die die Ge-
lØenn wir. uns fragen, worin der
Grund für diese veränderte fahrenmomente der Utopie von der messianischen Freiheit
Haltung des mittelalterlichen erkannt haben, sei es als Flalachisten, sei es als Philosophen.
Rationalismus zum
Es ist ein lrrtum, wie es oft geschieht, nur die zweite, freilich
Antworr darin zu li
von machtvollen persönlichen Vertretern repräsentierte Ten-
eine Bedeutung ein
denz im Judentum zu sehen, aber es wäre nicht weniger
durdraus hinfällie falsch, in dem Bewußtsein von der großen Bedeutung der
großartigsten unje Apokalyptik die \üirksamkeit jener anderen Tendenz, die
tschieden und mit klarem Be_ auf Entfernung des apokalyptisdren Stadrels ausging, nun zu
üdischen unterschätzen. In der Auseinandersetzung zwisdren diesen
beiden Tendenzen liegt die besondere Lebendigkeit der mes-
Ílo'ïî sianischen Idee im Judentum.
Als positives Grund-Dogma oder Prinzip des Judentums isr,
mistischer Ideengäage, die die Apokalypdk
aus sidr herausstellen
;" ¿., f"ilt"tiïi. so gewaltig die Anziehungskraft dieser Vorstellung war, die
ko¡¡te. DiËse f,rräht ,rã,
¿., radikalen messianische'Idee erst spät formulierr worden. \Øenn über-
U¡opie und deren möglichen por-.r, l.ãingi. t i", den haupt gewähh wurde - es gab ja genug Enthusiasten unter
ent_
ìrrr;;";i".'fl;_ent, das sol_
schlossenen Rückgrifi ã"r ¿",
chen Ausbrüchen eine C
den Juden, die solche Auswahl von Prinzipien von vornher-
ein ablehnten und für die alle Bestände der Tradition gleidres
umwert¿",vr"i-ã";ai;ï:#JJ'-î:ï::i.':ff î;ti,,d,j: Gewicht beanspruchten -, so konnte fraglich sein, ob neben
dem monotheistischen Prinzip und der Autorität der Tora
als Norm des Lebens die messianisdre Hoffnung als Gewiß-
heit der Erlösung gleichwertige Sanktionierung beanspruchen
konnte. Es isr gewiß denkwürdig, daß Maimonides, der nodr
entschiedener als einige seiner Vorgänger diesen Schritt ge-
Gewidrt. (Daß sie sicå dabei tan und der messianischen Idee einen Platz unter den von
haben, steht auf einem ander
ihm statuierten r 3 Glaubenssätzen des Judentums angewie-
leidungen wirksame unge_ sen hat, diese Aufnahme nur unrer anri-apokalyptischen Re-
für sie zum sinnlosen, eãt_ striktionen vollzog,o. Maimonides, der in dem ziemlidr anar-
t. Und nodr das anardrische chisch organisierten mittelalterlidren Judentum eine feste
t die Freiesten unter ihnen Autorität zu stabilisieren unternahm, war ein Mann von un-
positivesElementimFortsch¡itr"::.tff"0"';'.ïñ',|l:i:n'å; zo In den dreizchn Grundprinzipien, die Maimonides in seiner Einlei-
alten Formen zu immer höheren tung zum Miscbnd-Kommentar zu Sanhedrin Kap. X formuliert, heißt
il ;;;ä;deneren der es:
"Das zwölftc Prinzip betrifir die Tage des Messias. Es besteht darin,
menschlichen Freih zu glauben und ftr wahr zu erkcnnen, daß er kommen wird, und nidrt zu
tum aber haben St denken, daß er sidr verspäten wird. Audr wcnn er sich verzögerr, hoffe
habt. Von ihm gi auf ihn. Und man soll keine Zeit für ihn bestimmen und keinc Vermu-
Verständnis der m tungen übcr den Sinn von Bibelversen anstellen, um die Zeit seiner An-
kunft herauszubekommen. Und sdron die \Øeisen haben gesagt: ,Mögen
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Laß es Dir nidrt in den Sinn kommen, daß es dem Messias
obliegt, Zeichen und \Øunder zu wirken, daß er etwa einen
neuen Stand der Dinge in der 'IØelt herbeiführen oder die
Toten zum Leben erwedren wird und dergleidren mehr. So
verhält es sich keineswegs. [. . .] Vielmehr hat es mit diesen
le dieser Thesen keinerlei legitimen Grund in biblischen Dingen folgende Bewandrnis: die Satzungen unserer Tora
ode¡ talmudisdren euellen haÉen, sondern der griechischen gelten für immer und ewig. Ihnen kann nidrts hinzugefügt
philosophischen Tradition verpflichtet sind. und nichts von ihnen weggenommen werden. \Øird nun ein-
U.,d wie er
Eingang seirres^ groli"n ìØerkes,- seiner eigenen mal ein König aus dem Flause Davids erstehen, der über
fl:., "-
Uberzeugung Gesetzeskraft im sinne der Haracha
zu v"errei- die Tora nachdenkt und die Gebote übt wie sein Ahne David,
j;, Í::
in t)bereinstimmung mit der sdrriftlich und mündlich über-
lieferten Tora; wird er ferner ganz Israel nötigen, in den
ng nen I
'Wegen der Tora zu
wandeln und deren Súäden auszubes-
sei sern Id. h. die ûbelstände, die durch die unvollkommene Er-
Ende dieses.ü/erkes. In den letzten beiden Abschrr;r."rr."ilÏ füllung des Gesetzes bedingt sind, zu beseitigen], und wird
Gesetzes-Kodex, im rr. und rz.Abschnitt der er die Kriege des Flerrn führen, so darf man mir Recht ver-
Halachotb
über die
.Einsetzung øon Königen, haben *i. ,"i., Bild von muten, daß ef der Messias sei. \Øenn er es dann mit Erfolg
der messianischen Idee. Nachdem wir oben .i.,ig. unternimmt, das Heiligtum an seiner Srätte aufzubauen und
t"lg"l der_Apokalyptiker kennengelernt habãn,Fo.-,rli"_
lohnt es die Verstoßenen Israels zu sammeln, so ist es fdurdr diesen
srch, ernrge Kernstüd<e dieser entgegengesetzten Erfolg] erwiesen, daß er in der Tat der Messias ist. Er wird
Ausführun_
gen zu bespredren',. Flier 1.r.., *ir,- dann die \Øelt so einrichten, daß sie ganz Gott dient, wie
"Der Messias wird einst auftreten und das Königtum Davids es heißt lZelanja 3:9]: Alsdann werde ich den Völkern eine
in seiner vormaligen Macht wiederherst.ll.rr. Er wird das lautere Lippe schafien, daß sie alle den Namen Gottes an-
Heiligtum aufbauen und die Versprengten Israels sammeln. rufen und ihm dienen.
Alle Rechtssarzun_gen werden i., ..i.,å Tage., die frühere Man möge nicht etwa denken, daß in den Tagen des Messias
Geltung. wiedererlangen, man_ wird Opfer ã".br;.,g.., irgend etwas vom natürlidren Lauf der .Welt aufhören wird,
u;ã
die Brach- und Jobeljahre beobachten, ,,u.h der in der oder eine Neugestaltung innerhalb der Schöpfung starrfinden
ior,,
lora enrhakenen Vorsdrrift. Derjenige iber, der nicht
an ihn v¡ird. Vielmehr wird sich alles in der \lelt nadr seinem ge-
glaubt oder nicht auf sein Erscheinerr" hu..r,'*¿."g"",
bloß die- übrigen Propheten, sondern auch die Tora
¡.L wohnten Lauf vollziehen. Und was Jesaja sagr Ir r :6]: Es wird
und un_ der Volf bei dem Lamme wohnen und der Panther bei dem
seren Lehrer Moses. Böcklein lagern, so ist dies ein Gleichnis und eine Allegorie
und bedeutet, daß Israel in Sicherheit auch bei den Frevlern
die das Ende bercchncn wollcn, ihren Geist aushauchcn..
man an ìhn glauben, ihn verherrlichen und lieben,nã
Vielmehr soll unter den heidnischen Völkern siedeln wird, die mit einem
nadr der Maßgabc dessen, was die propheten
r* ihn beten, Volf und einem Panther verglichen werden. Diese werden
uàr.,
ihrr ¡¡e we issagr habcn. Und wc, Z*eîf """ii ;-i;r, ¡;,
üb",
Mareacrri über
îd., *.. g".ing sich dann nämlich zur wahren Religion bekehren und nicht
"I
von seinem Rangc denkt, der hat dic Tor","rl"ugn"r,'¿L;nn mehr rauben und Verderben sriften. Ebenso sind alle ähnli-
ausdrücl<_
lich vcrheißcn har."
chen, auf den Messias bezüglichen Schriftstellen als Gleidr-
u r lch benu¡zc dabci weirgehend
dic übcrsctzung von Moritz Zo6el jn
reincr vorzüglichcn Zusanrmenstcllung, Der urrr;7, i)¿' nisse aufzufassen. Erst in den Tagen des Messias wird jeder-
¿¡ messianiscbe
Zeit in Tølmud ønd Midrasch, Bcrlin r938. mann kundwerden, was die Gleichnisse zu bedeuten haben
rt6 rt7
und worauf si haben es auch die \Øeisen ge_
sagt: Es gibt Unterschied zwischen dieãer
heìfr' lJesaja rr:9]: Denn die Erde wird voll sein von der
\Øelt und den Erkenntnis Gottes, wie die \Øasser das Meer bedecken."
sias als die Unterwerfung Is_
raels unter die In diesen gemessenen 'Worten eines großen Meisters hat jeder
Satz, ausgesprochen und verschwiegen, eine polemische Adres-
se. Ihre nüdrrerne Besonnenheit kodifiziert den Protest ge-
gen die Apokalyptik, gegen die wuchernde Phantasie der
Aggadisten und gegen die Autoren der volkstümlichen Mi-
draschim, in denen die Stadien des Endes und die Katasrro-
phen der Natur und der Geschichte beschrieben werden, die
es begleiten. Dies alles wird mit einer großartigen Geste aus-
gewischt. Maimonides weiß nichts von messianischen \Øun-
dern und anderen Zeichen. Die messianische Zeit bringt
negativ die Freiheit von der gegenwärtigen Knechtschaft Is-
raels und als positiven Inhalt die Freiheit für die Erkenntnis
Gottes. Dazu aber muß weder das Gesetz der sittlichen Ord-
nung fallen,. die Offenbarung der Tora, noch das Gesetz der
natürlichen Ordnung. \Øeder Schöpfung nodr Offenbarung
unterliegen irgendeiner Veränderung. Die Verbindlichkeit
des Gesetzes hört nicht auf, und die Gesetzmäßigkeit der
Natur weidrt keinem \Øunder. Nicht das Eingreifen von
Himmel und Erde bildet für ihn ein Kriterium der Legitimi-
tät des Messias und seiner Mission, sondern er kennt nur
das eine pragmatische Kriterium: ob er in seinem Unterneh-
men Erfolg hat,r.
Der Messias hat sich der berechtigten Skepsis gegenüber aus-
zuweisen, nidrt durch kosmisdre Zeíchen und \Øunder, son-
dern durdr historischen Erfolg. Nicfrts in einer übernatürli-
chen Konstitution seines \Øesens verbürgt seinen Erfolg und
16t
hen - strikt paradoxen l.{atur des erneuerten
messianischen und Hoffnung. In jedem Versuch ihres Vollzuges bredren die
Seins erhalten, das in Vorì.n á", l¿rriL* seinen Aus_
drudr gefunden hat. "i.l"r, Abgründe auf, die jede ihrer Gestalten ad absurdum führen.
lie A"k;C^d.,
unmögliche, jedenfails.hö.h*
Mä;", selber ist an
p"r"aã*. ;;å;;gr"g." gebun_ In der Hoffnung leben ist etwas Großes, aber es ist auch
den, ni em als wohl mela¡ch.lir'.h;;;ã etwas tief Unwirkliches. Es entwertet das Eigengewicht der
ä.Tr.r,n.n_".rtracl<_ Person, die sich nie erfüllen kann, weil das Unvollendete an
ter als in dem, eìnen Gedanken d;;
l;hr;;;:iitz",,d"r, røort, ìhren Unternehmungen gerade das entwertet, was ihren zen-
der Messias werde nicht .t", Lorrr_"i,
Esaus versiegt sein werden r,
'-' -'"
"ir"¡;,die Tränen tralen rVert betrifft. So hat die messianisdre Idee im Juden-
Erlösung wahrlich die üb tum das Leben irn Aut'schub erzwungen, in welchem nidrts
lichstel Denn die Tränen in endgültiger 'Weise getan und vollzogen werden kann. Die
z7:j8 vergoß, als er von messianische Idee - darf man vielleichr sagen
- ist die eigent-
Jak liche anti-exis¡entialistische ldee. Es gibt, genau lr.rrt"nd".r,
v¡urde. An tiefen rVorten di
jenes Konkrete gar nicht, das von nichterlösten \Øesen voll-
zogen werden könnte. Das macht die Größe des Messianismus
aus, aber aúch seine konstitutionelle Sdrwäche. Die jüdische
sogenannre
'Exisrenz. hat das Gespannte, niemals sich wahr-
haft Entladende, das nicht Ausgebiannte an sich, das, wo es
sich in unserer Geschichte entlädt, mit einem törichten \Øort
dann als Pseudo-Messianismus verschrien, oder solhe man
sagen, enrlarvt wird. Die, ich möchte sagen, brennende Land-
schaft der Erlösung hat den historischen Blick des
Judentums
wie in einem Brennpunkt auf sich gesammelt. Es ist kein
rVunder, daß die Bereitschaft zum
sen unergründlidre Tiefen zu unv¡iderruflichen Einsatz
aufs Konkrete, das sich nicht mehr verrrösten will, eine aus
Grauen und Untergang geb die jüdische
Ich will aber zum Abschluß Geschidrte ersr in unserer hat, als sie
den utopischen Rückzug au ertönen des
Messianismus begleitet ist, ohne doch
- der Geschichte selber
und nicht einer Metagesdrichte verschworen
- sidr ihm ver-
schreiben zu können. Ob sie diesen Einsatz aushält, ohne in
der Krise des messianischen Anspruchs, den sie damit minde-
Substanz hat bezahlen müs_
stens virtuell heraufbesdrwörr, unterzugehen
n ldee entspricht der unend_ - das ist die
Frage, die aus der großen und gefährlidren Vergangenheit
Geschichte, die im Exil zum
heraus der Jude dieser Zeit an seine Gegenwart-u.rã seine
Ebene nicht bereit war. Sie
Zukunft hat.
des provisorischen, das sich
che Idee ist nicht nur Trosr
3r Als Sobar-Zitat
bei Beniar
í:,'¿;:;:,"';:,::'å:lff "i:,':1,:";i$nft ':,;:!"!:!,¡"\:Ì',;J":,'i';,
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Gershom Scholem
über einige Grundbegriffe
des Judentums
Vorwort 7
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