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Fettleibigkeit erkennen und behandeln

Fast jede zweite Frau in Deutschland (49 Prozent) stuften Forscher des Robert-
Koch-Instituts in Berlin 2013 als übergewichtig ein; bei Männern sind es sogar rund
64 Prozent. Diese Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.
Allerdings: Die Neigung zu starkem Übergewicht, also Fettleibigkeit (Adipositas),
steigt. Insbesondere bei Männern. Erschreckend ist es, dass vor allem junge
Erwachsene immer dicker werden: Schon jeder dritte Jugendliche ist übergewichtig,
zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen sind sogar fettleibig.

Ursache

Übergewicht kann viele Gründe haben. Häufig sind mehrere miteinander verknüpft,
etwa eine hormonelle Störung oder genetische Faktoren. Auch psychische Faktoren
haben Einfluss - etwa bei Einsamkeit, Niederlagen, Partner- oder Jobverlust oder im
Zuge einer handfesten Depression. Essen kann dann die Rolle des Seelentrösters
spielen. Man "versüßt" sich all das Unangenehme des Alltags oder "frisst sie in sich
hinein", die Sorgen.
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Durch richtige Ernährung effektiv abnehmen

Hauptursache für Übergewicht ist jedoch meist ganz schlicht die ungünstige
Kombination aus ungesunden Essgewohnheiten und mangelnder Bewegung. Wie
viel schneller ist doch ein Fertiggericht aufgewärmt als ein Berg Gemüse geschält
und gekocht. Keksriegel und leckere Backwaren warten überall. Sie liefern viel
Energie, aber wenig Nährstoffe - deshalb meldet der Körper bald wieder Hunger. So
wachsen die Fettzellen. Und sie bleiben. Denn aus Zeitmangel oder Bequemlichkeit
fahren wir Auto statt Fahrrad, nehmen den Lift statt der Treppe und sitzen zu viel.

Warum Fettleibigkeit behandelt werden muss



Als Adipositas wird eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper
bezeichnet. Besonders gefährlich ist dabei das Bauchfett, das sich zwischen den
Organen ablagert

Lange wurde das innere Bauchfett für eine inaktive Substanz gehalten. Doch neuere
Forschungen zeigen, dass das Bauchfett Hormone (Botenstoffe) produziert die den
Stoffwechsel beeinflussen

So sorgt das Bauchfett für einen Anstieg des Blutdrucks, der Blutfette und des
Blutzuckers. Mögliche Folge: Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder sogar Krebs.

Symptome

Ein Indikator für Fettleibigkeit ist der Body Mass Index (BMI). Ab einem BMI von 25
spricht man von einer leichten Fettleibigkeit, der sogenannten Präadipositas. Bei
einem BMI von 30 liegt Adipositas vor. Der BMI wird berechnet, indem man das
eigene Körpergewicht durch das Quadrat seiner Körpergröße in Metern teilt. Ist eine
Frau also 1,69 Meter groß und 85 Kilo schwer, dann hat sie einen BMI von 85 : (1,69
x 1,69) = 29,8. Das bedeutet: Ihr BMI liegt an der Grenze zur Fettleibigkeit, der
Adipositas.

Übergewicht und seine Folgen

Studien zeigen: Übergewichtige Menschen sind nicht nur einem hohen


psychosozialen Leidensdruck ausgesetzt. Sie sind auch anfälliger für
Folgeerkrankungen, etwa
▪ Herz- und Kreislauferkrankungen (Schlaganfall, Herzinfarkt, koronare
Herzkrankheit)
▪ Arteriosklerose
▪ Diabetes mellitus Typ 2
▪ Gelenkerkrankungen
▪ Venenleiden (Krampfadern)
▪ Atmungsstörungen im Schlaf (Schlaf-Apnoe)
▪ hormonelle Beschwerden
▪ Erkrankungen von Galle und Leber
▪ erhöhtes Krebsrisiko (Gebärmutter, Brust, Prostata, Gallenblase, Darm)
▪ Hauterkrankungen
▪ verminderte Fruchtbarkeit
▪ Komplikationen bei Geburt und Stillzeit

Die Fettverteilung ist typisch

Sieht man bei Frauen eher eine Birnenform (das Gewicht verteilt sich vor allem auf
Oberschenkeln und Hüfte), so ist es bei Männern meist die Apfelform, bei der das
Fett vor allem im Bauchbereich ansetzt.
Um das "Taille-Hüft-Verhältnis" zu ermitteln, wird der Bauchumfang - gemessen vier
Zentimeter über dem Beckenkamm - durch den Hüftumfang geteilt. In der
Sportmedizin spricht man von Normalgewicht, wenn das Ergebnis unter 0,8 für
Frauen bzw. unter 0,9 für Männer liegt. Allein der Bauchumfang ist auch bereits ein
Indikator: Bei Frauen gilt er ab 80 cm als zu hoch, bei Männern ab 94 cm.

Für Schulkinder bis zur Pubertät gibt es eine einfache Faustformel: Obergrenze für
das Normalgewicht ist die Größe des Kindes in Zentimetern minus 100. Ein
Achtjähriger beispielsweise, der 1,28 Meter misst und 32 Kilo wiegt, hat also deutlich
Übergewicht.

Falls ihre Werte beim Body Mass Index (BMI), Bauchumfang oder dem Taille-Hüft-
Verhältnis auf Übergewicht hindeuten, sollten Sie einen Termin mit dem Hausarzt
oder einem erfahrenen Ernährungsmediziner vereinbaren. Er erhebt eine
umfassende Krankengeschichte und untersucht
▪ ob bereits ein Metabolisches Syndrom oder andere etwaige Folgeerkrankungen
vorliegen
▪ Blut, Urin, Schilddrüse
▪ Ernährungsgewohnheiten.

Zudem erstellt der Arzt eine Familien-, Psycho- und Sozialanamnese sowie eine
Suchtanamnese, das heißt: Er erfragt etwaige private oder berufliche Probleme. Nur
so lassen sich die Ursachen wirklich eingrenzen.
Therapie
Gemeinsam mit einem Ernährungsmediziner erarbeiten Adipositas-Betroffene ein
Konzept für eine sogenannte konservative Therapie - Krankenkassen unterstützen
dies. Das bedeutet: Das Essverhalten wird analysiert, Ernährungsfehler dabei
herausgefiltert und ein individueller Diätplan erstellt. Ein Plan, der möglichst viel
Rücksicht auf persönliche Vorlieben nimmt.

Beim Essen gilt die Devise: wenig „leere“ Kohlenhydrate, eher „komplexe“ - viel
Gemüse.

Dennoch bedeutet die Ernährungstherapie für die meisten Betroffenen deutliche


Umstellungen. Zukünftig wird hauptsächlich Gemüse auf den Teller kommen -
darunter gern Hülsenfrüchte, die neben Ballaststoffen auch noch sättigendes Eiweiß
mitbringen. Zweimal wöchentlich mageres Fleisch und Fisch sind ebenfalls gute
Eiweißlieferanten. Kohlenhydrate sind stark einzuschränken - für Kinder gilt dies
nicht ganz so strikt, aber "leere" Kohlenhydrate wie (versteckte) Zucker sollten auch
sie weitgehend meiden.

Unter Umständen ist für den Anfang eine Formula-Diät nötig, die auch ärztlich
verordnet werden kann. Je nach Schwere der Krankheit kann sogar eine stationäre
Therapie infrage kommen. Ein spezielles sportliches Training unterstützt Betroffene
dabei, wieder mobil zu werden und dadurch mehr Kalorien zu verbrennen.

Ab einem BMI von über 40 genügt eine konservative Therapie manchmal nicht.

Auch fallen Adipositas-Kranke nicht selten in ihre alten Verhaltensmuster zurück. In


solchen Fällen kann eventuell eine operative Therapie helfen: Der Magen wird mit
einem chirurgischen Eingriff verkleinert, das Sättigungsgefühl stellt sich daraufhin
schneller ein. Allerdings ist die Operation kein Freifahrtschein, so weiterzumachen
wie bisher: Sport zu treiben ist künftig ebenso unerlässlich wie auch weiterhin das
Einhalten eines speziell erstellten Ernährungsplans. Zu bedenken ist auch: Nach der
Operation können Verdauungsprobleme die Lebensqualität beeinträchtigen. Da die
OP sich nicht rückgängig machen lässt, sollten zuerst alle nichtoperativen
Maßnahmen zur Gewichtsreduktion ausgeschöpft werden.

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