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Dass alle Menschen von Natur und Erziehung aus ganz verschieden sind, ist jedem klar.

Sie unterscheiden sich


voneinander nicht nur durch ihr Ä ußeres, sondern auch durch ihre Innenwelt und ihren besonderen Charakter. Wenn
man die Gestalt und das Gesicht zweier Menschen genauer betrachtet, so merkt man schon auf den ersten Blick, wie
verschieden sie sind. Einer ist stark gebaut, mit breiter Brust und krä ftigen Schultern, der andere ist schlank und
schmal. Dieser hat ein fettes Gesicht mit vollem Mund, jener ein mageres Gesicht mit hoher Stirn und dü nnen Lippen.
Der eine ist hä sslich, der andere hü bsch. Nicht immer aber fä llt der Unterschied sofort in die Augen. Bei manchen
Menschen findet man leicht ä hnliche Gesichtszü ge. Einige sehen sich zum Verwechseln ä hnlich. Doch nie findet man
vö llig gleiche Gesichter. Durch irgendeine Kleinigkeit, durch etwas kaum Bemerkbares unterscheiden sie sich doch
voneinander.
Das gleiche gilt auch fü r den Charakter. So unterschiedlich das Ä ußere der Menschen ist, so verschieden sind auch ihre
Charaktere. In unserem Alltag begegnen wir Menschen mit starkem und mit schwachem Willen, leichtsinnigen und ern-
sten, fleißigen und faulen, klugen und dummen, anstä ndigen und unehrlichen Menschen. Je aufdringlicher der eine ist,
desto bescheidener der andere. Wir kennen sowohl lustige als auch mü rrische, sowohl vernü nftige als auch
beschrä nkte Menschen. Manchmal haben wir es mit einem Zerstreuten, manchmal mit einem Zielbewussten zu tun.
Unter unseren Nachbarn und Kollegen sind teils verschlossene, teils offenherzige Menschen. Der eine ist stolz, der
andere schü chtern, der eine verhä lt sich uns gegenü ber misstrauisch und zurü ckhaltend, der andere offen. Diese
Aufzä hlung kö nnte man nach Wunsch fortsetzen.
Doch es gibt auch Menschen, die zu keiner der erwä hnten Gruppen gehö ren. Von solchen Menschen sagt man gewö hn-
lich: „Ein charakterloser Mensch!“ Charakterlos? Ein Wissenschaftler hat einst festgestellt: „Es gibt keine charakterlosen
Menschen. Vö llige Charakterlosigkeit ist auch ein Charakter und ein hä sslicher dazu.“ Man kö nnte noch hinzufü gen:
nicht nur ein hä sslicher, sondern auch ein fü r die Gesellschaft gefä hrlicher Charakter. Von solchen Menschen kann man
alles erwarten. Sie lassen sich leicht von anderen beeinflussen und sind sogar zu schlimmen Taten fä hig.
Ja, mit dem Charakter ist das so eine Sache. Entweder hat man ihn – oder den falschen. Gar nicht selten haben wir es mit
Menschen zu tun, die mit dem Verhalten ihrer Freunde und Verwandten oder auch mit sich selbst unzufrieden sind. Sol-
che Menschen verstehen wohl, dass an ihrem Charakter oder am Charakter der anderen etwas nicht in Ordnung ist.
Aber wie oft sagen sie: „Es ist ja nicht zu ä ndern! Man kann nicht aus seiner Haut heraus!“
Doch! Den Charakter kann man und muss man beeinflussen und ändern. Die meisten Fachleute vertreten den
Standpunkt, dass der Charakter der Menschen ihnen nicht angeboren sei. Also er ist eine soziale Erscheinung. Der
Charakter bildet und entwickelt sich unter dem Einfluss der Familie und der Umgebung, in der man lebt. Vollkommen
recht hat in diesem .Sinne der Volksmund: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Die
Charakterzü ge werden sowohl ihrem Inhalt als auch ihrer Entwicklung nach von der Weltanschauung, den
Sittengesetzen und der Ideologie der Gruppe bestimmt, zu der der Mensch gehö rt.
Viele Seiten des Lebens, viele Umstä nde wirken auf einen Menschen ein. So wie er selbst beeinflusst wird, wirkt er auch
auf die anderen. Und nicht nur das. Jeder ü bt auch Einfluss auf sich selbst aus. Deshalb hä ngt es hä ufig von uns ab,
welche Seiten und Eigenschaften unseres Charakters wir entwickeln und welche wir mit der Zeit verlieren. Jeder von
uns mö chte doch stark, mutig und großzü gig sein. Aber wie kann man seinen Charakter ändern? – Durch tä gliche
Ü bung, etwa so wie wir durch Sport unsere Arme und Beine krä ftiger machen. Je hartnä ckiger und geduldiger man an
seinem Charakter arbeitet, desto grö ßer sind die Erfolge.
Wir werden das, was wir aus uns selber machen. Oder stimmt das etwa nicht?
1) Lesen Sie den Text „Charakter müsste man haben, bloß weichen?“ Finden Sie Sä tze, die die Hauptgedanken des
Textes ausdrü cken. Der Text ist unstrukturiert. Besprechen Sie in Kleingruppen, wie viel Textteile Sie hier sehen,
betiteln Sie diese und fassen Sie die Hauptgedanken jedes Absatzes zusammen. Schreiben Sie Stichworte auf. Versuchen
Sie anhand dieser Schlü sselwö rter den Textablauf zu rekonstruieren.
2) Beantworten Sie folgende Fragen.1. Kann man ü ber den Charakter eines Menschen nach seinem Ä ußeren urteilen?
2. Durch welche Charakterzü ge unterscheiden sich die Menschen voneinander?3. Von welchem Menschen sagt man: Er
ist ein charakterloser Mensch?4. Wie kann der Charakter beeinflusst oder geä ndert werden?
3) Drücken Sie den Inhalt der folgenden Sätze anders aus:a) Charakterlose Menschen sind zu schlimmen Taten
fä hig.b) Den Charakter kann man unter bestimmten Umstä nden ä ndern.c) Manche Menschen sind ä ußerlich so
ä hnlich, dass man sie verwechseln kannd) Sie sieht nett aus.e) Vor Erstaunen konnte er nichts sagen.
4. Erfinden Sie Situationen. Gebrauchen Sie dabei folgende Wörter und Wortverbindungen:A. an Schlaflosigkeit
leiden; nicht erkennen; ein lebhaftes Gesprä ch; aufgeregt sein, sich nicht beruhigen kö nnen;B. zuverlä ssig sein;
gewissenhaft; mit solcher Einschä tzung nicht einverstanden sein; nicht immer aufrichtig sein;C. sich durch den
Charakter unterscheiden; schü chtern sein; durch sein Benehmen und seine Kleidung auffallen; begabt; viel
(miteinander) gemeinsam haben;

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