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Was ist Aufklärung? (Foucault)


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Was ist Aufklärung? (frz.: Qu’est-ce que les Lumières?) ist der Titel zweier Texte des
Philosophen Michel Foucault. Beide haben inhaltlich denselben Tenor und gehen auf eine
Vorlesung am Collège de France vom 5. Januar 1983 zurück.[1]

In dem Kommentar zu Immanuel Kants Werk Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
setzt er sich mit der Aufklärung auseinander. Was ist Aufklärung? ist zudem ein wichtiger
Beitrag in Foucaults Debatte mit Jürgen Habermas. Der längere der beiden Texte erschien
zuerst 1984 als What is Enlightenment auf Englisch, der kürzere und inhaltlich schärfere im
selben Jahr als Qu’est-ce que les Lumières? im Magazine littéraire.

Inhaltsverzeichnis
 1 Publikationsgeschichte
 2 Inhalt
 3 Anmerkungen
 4 Quellen
 5 Literatur
 6 Weblinks

Publikationsgeschichte
Die Langversion wurde zuerst als What ist Enlightenment auf Englisch in The Foucault
Reader veröffentlicht. Seine Erstveröffentlichung auf Französisch erfolgte 1993 im Magazine
littéraire unter dem Titel Kant et la modernité[1] und 1994 im vierten Band von Michel
Foucault: Dits et Ecrits 1954–1988, Herausgegeben von Daniel Defert und François Ewald.
Die deutsche Erstveröffentlichung von 1990 in dem Sammelband Ethos der Moderne.
Foucaults Kritik der Aufklärung, herausgegeben von Eva Erdmann, Rainer Forst und Axel
Honneth, geht auf den französischen Text zurück.[2]

Die kurze Textvariante erschien 1984 auf Französisch im Magazine littéraire und in einer
deutschen Übersetzung als Was ist Revolution? Was ist Aufklärung? in der tageszeitung vom
2. Juli 1984.[2] Diese wiederum erschien auf Englisch erstmals 1988 in dem Sammelband
Politics, Philosophy, Culture unter dem Titel The Art of Telling the Truth.[1]

Inhalt
Foucault beschäftigt sich in seinem Text mit der Rolle der Philosophie in der Moderne. In der
kurzen, schärfer formulierten Version schreibt er:

„Die Philosophie als Problematisierung einer Aktualität und als Befragung dieser Aktualität
durch den Philosophen, der an ihr teilhat und sich durch sie situationieren muss, dies alles
dürfte die Philosophie als Diskurs der Moderne und über die Moderne charakterisieren.“[3]

In der längeren Version billigt er der Aufklärung eine umfassendere Existenz als Gesamtheit
von Ereignissen und Prozessen zu, hält sie für die philosophische Reflexion grundlegend, aber
nur die reflexive Beziehung zur Gegenwart. Für ihn ist Aufklärung die Frage der Vernunft
nach ihrer eigenen Geschichtlichkeit:[4]

„Ich wollte einerseits die Wurzel eines Typs philosophischen Fragens in der Aufklärung
unterstreichen, der gleichzeitig den Bezug zur Gegenwart, die historische Seinsweise und die
Konstitution seiner selbst als autonomes Subjekt problematisiert. Andererseits wollte ich
deutlich machen, daß nicht die Treue zu doktrinären Elementen der Faden ist, der uns mit der
Aufklärung verbinden kann, sondern die ständige Reaktivierung einer Haltung – das heißt
eines philosophischen Ethos, das als permanente Kritik unseres historischen Seins
beschrieben werden könnte.“[5]

Foucault kontrastiert zwei Arten kritischer Praxis, die er beide schon bei Kant vorfindet. Zum
einen ist dort Kants bekannte Frage, welche Erkenntnis über Erkenntnis möglich ist und
welche Grenzen die Erkenntnis hat. Daraus lässt sich aber die Kritik dessen ableiten, was
universal, notwendig und obligatorisch ist, und was singulär, kontingent und ein Produkt der
Umstände. Für Foucault ist Kritik nicht mehr die Suche nach universal gültigen formellen
Strukturen, sondern eine historische Untersuchung in die Ereignisse, die uns selbst
konstituieren, und die es ermöglichen, dass wir uns als Subjekte sehen.[6]

Foucault stellt damit fest, dass die universellen Randbedingungen der Moderne existieren, die
den Menschen dazu bewegen, sich selbst zu produzieren. Die Aufklärung selbst ist Teil
dessen, was determiniert, wer wir sind, deshalb ist es unmöglich für oder gegen sie zu sein.
Für Dinge, die außerhalb der Wahlmöglichkeiten stehen, ist es bedeutungslos, ob sie eine
Legitimität besitzen. Auch wenn es kein Wissen gibt, das von diesen frei ist oder sie
transzendieren könnte, so ist es doch möglich, es zu reinterpretieren und auf eine Art und
Weise so zu leben, die am besten mit dem eigenen Verständnis des Selbsts harmoniert.[7]

Anmerkungen
  Ciskin/Warner S. 196–197
  Ulrich Johannes Schneider: Foucault und die Aufklärung in: Das Achtzehnte
Jahrhundert, Volume 23, Issue 1 1999 ISSN 0722-740X S. 14
  Michel Foucault: Was ist Aufklärung?, in: die tageszeitung 2. Juli 1984, S. 10
  Schneider S. 14
  Michel Foucault: Was ist Aufklärung?, in: Eva Erdmann u. a. (Hrsg.), Ethos der
Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung, Frankfurt/Main u. a. 1990. S. 45
  David B. Ingram: Foucault and Habermas in: Gary Gutting (Hg.): The Cambridge
Companion to Foucault Cambridge University Press 2003, ISBN 978-0-521-60053-8 , S. 266

7.  David B. Ingram: Foucault and Habermas in: Gary Gutting (Hg.): The Cambridge
Companion to Foucault Cambridge University Press 2003, ISBN 978-0-521-60053-8 ,
S. 267

Quellen
 Michel Foucault: Was ist Aufklärung?, in: Eva Erdmann u. a. (Hrsg.), Ethos der
Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung, Frankfurt/Main u. a. 1990. S. 35–54
 Michel Foucault: Qu’est-ce que les Lumières? in: ders. Dits et Ecrits 1954–1988.
Band 4: 1980–1988. Herausgegeben von Daniel Defert und François Ewald.
Gallimard, Paris 1994 S. 562–578
 Michel Foucault: Qu’est-ce que les Lumières? in: ders. Dits et Ecrits 1954–1988.
Band 4: 1980–1988. Herausgegeben von Daniel Defert und François Ewald.
Gallimard, Paris 1994 S. 679–688

Literatur
 Clifford Siskin, William Warner: This Is Enlightenment University of Chicago Press,
2010 ISBN 0-226-76148-7
 Ulrich Johannes Schneider: Foucault und die Aufklärung in: Das Achtzehnte
Jahrhundert, Volume 23, Issue 1 1999 ISSN 0722-740X S. 13–25

Weblinks
 Volltext auf Französisch
 Volltext auf Englisch

Kategorien:

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 Philosophisches Werk
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 Literatur (Französisch)

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