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Institut für
aktuelle Kunst
im Saarland
Künstlerlexikon Saar
Künstlerblatt Design
Robert Sessler
L
Laboratorium www.kuenstlerlexikon-saar.de
Institut für Seit 1993 trägt das Institut für aktuelle Kunst im
aktuelle Kunst Saarland Informationen zu Künstlerinnen und
im Saarland Künstlern im Saarland zusammen.
an der Hochschule Um dieses umfangreiche Material zeitgemäß
der Bildenden verfügbar zu machen, stellt das Künstlerlexikon
Künste Saar Saar in Artikeln mit Biografie, Werkauswahl,
künstlerischer Einordnung und Literaturangaben
Choisyring 10 Künstlerinnen und Künstler seit dem Beginn des
66740 Saarlouis 20. Jahrhunderts vor. Auch Architekten und
Fon 06831/460530 Designer werden hierbei einbezogen.
Fax 06831/460905 Der Betrachtungszeitraum ergibt sich aus der
info@institut-aktuelle- Tatsache, dass sich erst um die Wende vom
kunst.de 19. zum 20. Jahrhundert in der Region um
www.institut-aktuelle- Saarbrücken mit den entsprechenden Ausbil-
kunst.de dungs- und Arbeitsmöglichkeiten eine etablierte
www.künstlerlexikon- Künstlerschaft zu bilden begann.
saar.de Aus der Vielzahl der künstlerisch arbeitenden
www.kunstlexikon- Menschen an der Saar werden für das Lexikon
saar.de Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die in
ihrer Kunstsparte öffentliche Anerkennung ge-
Impressum funden und in Werk und Lehre diese Kunstland-
schaft geprägt haben und prägen. Die Auswahl
Herausgeber trifft der Institutsrat. Die Daten werden durch die
Jo Enzweiler Mitarbeiter des Instituts für aktuelle Kunst ständig
aktualisiert.
Redaktion
Claudia Maas, Autorin
Oranna Dimmig Dipl.-Ing. Marlen Dittmann
1940 in Kiel geboren
Gestaltung 1960-65 Studium der Architektur an der RWTH
Nina Jäger
Aachen, Dipl.-Ing.; praktische Tätigkeit in einem
Aachener Büro für Stadtplanung
Abbildungen:
Julius C. Schmidt: S. 6 1977 Umzug nach Saarbrücken
Gordana Vidovic: S. 3 Mitglied im Landesdenkmalrat und im
Archiv Sessler: Städtebaubeirat der Landeshauptstadt Saarbrücken,
S. 7 Mitte, rechts, 10, Vorsitzende des Deutschen Werkbundes Saarland
11, 13 1996-97 Lehrauftrag an der Hochschule der
Archiv Institut für Bildenden Künste, Saarbrücken
aktuelle Kunst: ab 1984 freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion
S. 7 links, 15
der Saarbrücker Zeitung
1993-2004 Mitglied im Landesdenkmalrat
Umschlagabbildung:
Mitglied im Städtebaubeirat in der Landeshaupt-
Signet für das Trans-
stadt Saarbrücken, seit 2008 Vorsitzende
portunternehmen
2008 Redaktionsmitglied des Kulturmagazins »Opus«
Koch GmbH,
Beiträge zur heutigen Architektur, zur Stadtplanung,
Wadgassen, 1958
zur Baugeschichte und zum Denkmalschutz
Aufsätze in der FAZ, in Zeitschriften, Ausstellungs-
© Institut für aktuelle katalogen und Sammelbänden Zahlreiche Vorträge
Kunst im Saarland,
Autorin Bücher
– Karl Hanus. Bauten und Projekte 1957-1993.
Verlag Saarlouis 1994
Verlag St. Johann
– Saarbrücken, eine Stadt vor 100 Jahren.
GmbH, Saarbrücken
Bilder und Berichte. München 1998
ISBN 3-938070-43-9 – Otto Zollinger. Ein Schweizer Architekt im
Saargebiet 1924-1944. Walsheim 1999
Druck und Lithografie – Interview – Architektur:
Krüger Druck+Verlag Marlen Dittmann im Gespräch mit:
GmbH, Dillingen Bernhard Focht. Saarbrücken 2001
Hanns Schönecker. Saarbrücken 2002
Auflage: 1000 Rudolf M. Birtel. Saarbrücken 2005
Alois Peitz. Saarbrücken 2007
Saarbrücken 2009
Dieter Heinz. Saarbrücken 2007
Günther Mönke. Saarbrücken 2008
– Marlen und Lorenz Dittmann:
Karl Prantl. Große Steine und Bildhauersymposien.
Saarbrücken 2007
– museale 8. Karl Prantl. Saarbrücken 2008
Robert Sessler
Robert Sessler, 1914 in Bern geboren, Robert Sessler hat keine Grafiklehre
lehrte von 1953 bis 1979 in Saarbrücken hinterlassen, noch nicht einmal Auf-
Angewandte Grafik als Leiter der zeichnungen über seine Gedanken
Grafikklasse an der »Schule für Kunst und Intentionen. So ist die Würdigung
und Handwerk«, die 1958 in »Staat- seiner Arbeit auf Analysen durch
liche Werkkunstschule« umbenannt Wegbegleiter und Dritte angewiesen.
wurde und 1971 in der Fachhochschule Ein bemerkenswerter Aufsatz Till Neus
aufging. Mit seiner Auffassung von bildet hier die Grundlage.
visueller Kommunikation hat er Gene-
rationen von Studenten beeinflusst und Begonnen hat Sessler mit leicht expressiv
das saarländische Design von seinem anmutender Grafik. 1942 illustriert der
deutsch-national geprägten Nach- »Hahn« eine Veröffentlichung von
kriegsbild befreit. Sesslers grafisches »Lignum«, einer Werbezeitschrift für
Verständnis beruhte auf künstlerischen Holz. Till Neu erkennt prägnante
Impulsen der Klassischen Moderne, »grafische Stilmerkmale«: »Durch das
auf Abstraktion und nüchterner typisierte Federkleid, die Kopfpartie mit
Konstruktion und war typisch für den klaren Linien und das schwarze Fuß-
das Schweizer Grafikdesign. paar wird das Erscheinungsbild eines
Hahnes verfestigt. In der zeichnerischen
Entwicklung der Signets für die Universität und Robert Sessler absolvierte zunächst Struktur werden die Details zusammen-
die Fachhochschule des Saarlandes, 1959 eine Grafiklehre, um dann von 1940 gefasst und verallgemeinert. Wir finden
bis 1942 an der Kunstgewerbeschule in der gesamten Figur keine 'lockere
Zürich zu studieren: bei Johannes Itten, Stelle', da die konstruktive Formung
Ernst Grubler und Alfred Willimann. auch sämtliche Einzelteile erfasst.«
Den größten Einfluss auf ihn übte (Neu, 1995, S. 128) Dieses abstrahie-
jedoch sein Lehrer Ernst Keller aus, rend-naturalistische Bild wird sehr bald
der als der Begründer der Schweizer schon abgelöst von symmetrischen,
angewandten Grafik – heute heißt geometrischen Zeichen. Konstruiert mit
es Kommunikations-Design – gilt und Hilfe eines auf überlieferten Proportions-
der seinen Studenten ein hohes Berufs- gefügen basierenden geometrischen
ethos vorlebte. Netzwerkes, gelangen ihm Signets von
vollendeter Harmonie: etwa für die
1942 eröffnete Sessler ein eigenes Firma Gisinger und Co in Bern 1946.
Atelier und wurde Mitglied im Schweizer Der Faden einer Nähmaschine inspiriert
Werkbund. 15 Jahre später, 1957, ihn zu einer Form aus Kurven und
gehörte er zu den Gründungsmit- Geraden, »die kraftvoll und einprägsam
gliedern des Deutschen Werkbundes eine gerichtete, aber in sich wieder-
Saarland. In der Schweiz beteiligte er kehrende Bewegung zeigt.« (Neu, 1995,
sich an Wettbewerben, entwickelte S. 130) Sie wurde zum Signet der Firma
Firmensignets und entwarf Plakate. Husqvarna, einer Nähmaschinenfabrik.
Dabei bildete er auch immer Lehrlinge Dagegen verschränken sich im Firmen-
aus, denn ihn interessierte auch damals Logo des Tiefbauunternehmens Somaini
schon die Arbeit mit jungen Menschen. und Sohn räumliche und flächige Werte
Als Vorsitzender der Lehrlingskommis- und verbinden sich mit dem abstrahier-
sion konnte er sich intensiv für deren ten »S« zu einer kompakten Einheit.
beruflichen Werdegang einsetzen. Straße, Brücken, Häuser, auch sie lassen
sich aus dem Signet-Entwurf herauslesen
1953 erreichte den Schweizer Werk- und so visualisiert Sessler im Besonderen
bund aus Saarbrücken die Anfrage nach auch etwas Allgemeingültiges.
einem geeigneten Kandidaten, der in Mit den Kriterien der Schweizer
der Nachfolge von Hannes Neuner die Gebrauchsgrafik: Einfachheit, Verständ-
Grafikklasse an der »Schule für Kunst lichkeit, überzeitliche Wirkung, über-
und Handwerk« übernehmen könne. räumliche Geltung, vielseitige Verwend-
Robert Sessler, damals auch Vorsitzender barkeit sind die allgemeinen kommuni-
des »Verbandes Schweizerischer kativen Leistungen eines Zeichens
Grafiker«, bewarb sich. angesprochen.
4
»Signum« Heft 1 Grundlehre
Text von Boris H. Kleint
Staatliche Schule für Kunst und Handwerk
Saarbrücken, Juni 1955
5
Ausstellungssystem
»du und deine Stadt«
Saarbrücken 1959
6
Ausstellung Ausstellung Ausstellung
»La Sarre« »Staatliche Schule für »Amtliche Grafik«
Lyon, 1954 Kunst und Handwerk Staatliche
Saarbrücken« Werkkunstschule
Paris, 1954 Saarbrücken, 1959
7
Prospekt der Baufirma Werbebroschüre
»camus«, Saarbrücken COBAT / SL-System,
1963 Gesellschaft für kom-
binierte Bautechniken,
Saarbrücken, 1961
8
»über das Saarland«, »jetzt im Saarland
Werbebroschüre für investieren«,
das Ministerium für Werbebroschüre für
Wirtschaft, Verkehr die Regierung des
und Landwirtschaft Saarlandes, 1968
des Saarlandes, 1970
9
Firmenzeichen
für die
Neufang-Brauerei,
1962
10
Nach seiner Entpflichtung 1979 richte- Grafisch vereinfacht sind sich zu Ner-
te er das Geologische Museum in der vensträngen verbindende Nervenzellen
Trierer Straße ein. Seine Gestaltung, dargestellt.
die Typografie der Schrifttafeln und
die Präsentation der Gegenstände, frei Seine wichtigste Aufgabe sah Sessler
aufgestellt oder in Vitrinen, wurde sehr jedoch in der Lehre, zunächst an der
gelobt. Auch dies ist heute nicht mehr »Schule für Kunst und Handwerk« als
nachzuvollziehen, da die Museums- Leiter der Grafikklasse. Sie wurde 1958
bestände in den Industriekultur-Stand- in »Staatliche Werkkunstschule« um-
ort Reden ausgelagert wurden. Sie benannt, 1961 Sessler deren Direktor.
werden dort in einem neuen Zusam- Zwei Jahre zuvor hatte der Landtag des
menhang gezeigt. Saarlandes die Auflösung der Schule
beschlossen, doch der nachhaltige
Auch im Möbelbau wurde Sessler aktiv. Einsatz Robert Sesslers und vieler
Sessler entwickelte ein Regalsystem aus anderer verhinderte dies. Im Februar
einzelnen, unter einander zu verbin- 1960 protestierten 200 Studenten
denden Holzkästen. Das Innenleben und Lehrkräfte mit einem Schweige-
konnte je nach Inhalt – Platten, CDs, marsch durch die Saarbrücker Innen-
Bücher – variiert werden. Den Prototyp stadt gegen die drohende Schließung
gibt es noch. der Schule. Auch blockierten sie mit
einem Sitzstreik die Eingänge des Schul-
Schließlich setzte sich Sessler auch mit gebäudes.
der sogenannten »Kunst im öffent-
lichen Raum« auseinander. Die Wer- Die »Werkkunstschule« konnte vorerst
bung an der Neufang Fassade ist ein gerettet werden, doch 1971 ging sie als
Beispiel, ein anderes die Eingangshalle Fachbereich Design in der Fachhoch-
der Physiologie auf dem Campus der schule des Saarlandes auf. Sessler über-
Homburger Universitätskliniken. Sessler nahm die Aufgabe des Prorektors. 1975
entwarf eine Beton-Lichtwand, die die verlieh man ihm den Professorentitel,
Länge einer dahinter liegenden Fenster- 1979 emeritierte er. Ein Vierteljahrhun-
reihe einnimmt. Im gleichmäßigen dert lang hat er die gestalterische
Abstand wird die Wand von Plexiglas- Arbeit im Saarland wesentlich geprägt.
kolben durchbrochen, die sich zu Licht- Die Wiederauferstehung seiner Schule
bändern bündeln und von hinten durch als »Hochschule der Bildenden Künste
Neonröhren beleuchtet werden. Saar« hat er nicht mehr erlebt.
11
Signet und
Firmenprospekt
der Firma Hager,
1969
12
Wort-Signet für amnesty international,
amnesty international, Infostand mit Plakaten,
Entwurfszeichnung 1972
auf Raster, 1972
Wahrnehmungstheoretische Erkennt-
nisse, hier insbesondere die Schrift von
Wolfgang Metzger »Gesetze des
Sehens« bezog er in seine Lehre ein.
»Die Vorstellungen von Ästhetik kom-
men bei einer modernen Einstellung,
wie Sessler sie vertrat, nicht aus der
Tradition der Bildenden Kunst. Sie ent-
stehen immer neu aus der Aufgaben-
stellung, die die Visualisierungsmög-
lichkeit und damit ihre Erscheinungs-
form in sich birgt. Man muss sie nur
finden und sichtbar machen.« (Popp,
1995, S. 156) Beobachten, Analysieren,
das Kennenlernen und Nachvollziehen
der Ursprünge waren die Grundlagen.
Marlen Dittmann
13
Signet für das
Transportunternehmen
Koch GmbH
Wadgassen/Saar,
1958
14
Bibliografie Werkverzeichnis (Auswahl) Grafikklasse an der
Werkkunstschule
Saarbrücken, 1969
15