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Matri Perenni St 1
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Hier nun auch der schöne, lebendige Text nach Balduin / Kriegs-
mann:
Vere, non ficte, certo, verissimeque ajo. Inferiora hæc cum supe-
rioribus illis, istaque cum iis vicissim vires sociant, ut producant
rem unam omnium mirificissimam. Ac quemamdmodum cuncta
educta ex uno fuere verbo DEI unius: sic omnes quoque res per-
petuo ex hac una regenerantur dispositione Naturæ. Patrem ea
habet Solem, matrem Lunam: ab aere in utero quasi gestatur,
nutritur a terra. causa omnis perfectionis rerum ea est per Univer-
sum hoc. Ad summam ipse perfectionem virium pervenit, si
redierit in humum. in partes tribuito humum, ignem passam,
attenuans densitatem ejus, re omnium suavissima. summa ascen-
de ingenii sagacitate a terra in coelum, indeque rursum in terram
descende ac vires superiorum inferiorumque coge in unum. sic
potiere gloria totius mundi, atque ita abjectæ sortis homo ampli-
us non habere. Isthæc jam res ipsa fortitudine fortior existet: cor-
pora quippe tam tenua, quam solida penetrando subiget. Atque
sic quidem quæcunque mundus continet, creata fuere. Hinc ad-
miranda evadunt opera, quæ ad eundem modum instituuntur.
Mihi vero ideo nomen Hermetis Trismegisti impositum fuit,
quod trium mundi [partium] Sapientiæ Doctor deprehensus sum.
Hæc sunt quæ de Chymicæ artis præstantissmio opere consig-
nanda duxi.
Zu deutsch:
Wahr, nicht betrügerisch, sicher, ganz und gar wahr sage ich:
Diese Unteren mit jenen Oberen, und diese wieder mit jenen,
vereinen gegenseitig die Kräfte, auf daß sie hervorbrächten das
eine Ding, das allerwunderbarste von allen. Und so wie Alles
aus einem Wort des Einen GOTTES hervorgegangen20: so
werden auch alle Dinge ewig [aus einem Ding] wiedergebo-
ren21, nach der einen Ordnung der Natur. Zum Vater hat es (ea
[res] = dieses Ding) die Sonne, zur Mutter den Mond: Von der
Luft wird es wie in einer Gebärmutter getragen, von der Erde
wird es ernährt. Die Ursache jeglicher Vollkommenheit der
Dinge ist Es (,) durch dieses Umfassende22. Zur höchsten Voll-
kommenheit der Kräfte gelangt dasselbe23, wenn es in die Erde
zurückkehrt24. Zerlege die Erde in [ihre] Teile, nachdem sie im
Feuer war, indem du ihre Dichte verfeinerst durch das lieblich-
ste Ding von allen. Steig mit dem höchsten Spürsinn all deiner
4
Gaben von der Erde zum Himmel auf25, und steige von dort
wieder zur Erde herab, und fasse die Kräfte der Oberen und der
Unteren in Eines zusammen: Auf diese Weise wirst du dich der
Herrlichkeit der ganzen Welt bemächtigen, und so nicht mehr
für einen Menschen des verächtlichen Schicksals gehalten wer-
den26. Dieses Ding, stärker als die Stärke selbst, ist bereits da,
welches ebenso die zarten wie die festen Körper durchdringt
und dadurch unterwirft. Und auf diese Weise ist ja alles erschaf-
fen worden, was die Welt umfaßt. Von hier gehen wunderbare
Werke aus, die auf gleiche Art unternommen werden. Mir aber
wurde der Name Hermes Trismegistos aufgeprägt, weil ich als
Lehrer dreier Teile des Wissens über die Welt befunden wor-
den bin27. Dies ist [alles], was ich zum hervorragendsten Werk
der chemischen Kunst niederzuschreiben für nötig fand.
Schon wollten wir die Seiten mit diesen paar Überlegungen zur
Hermetischen Tafel schließen, die Manche vielleicht für überflüssig,
Andere aber für allzu ausführlich halten werden. Schon waren wir
also dabei, diese Arbeit abzuschließen, als – beim Suchen nach
einer zur Illustration dieser Schrift geeigneten Tafel – das «Ge-
schick» uns ein Buch zuwarf, das eine dritte Version enthält. Ein
Werk aus sicherer Tradition, ohne Zweifel; – aber noch unbekann-
ter als das Vorige. Es handelt sich offensichtlich um eine andere
Interpretation des Texts von Garlandinus, und zwar aus dem 18.
Jahrhundert: Diese durften wir unsern Lesern keinesfalls vorent-
halten. In seinen AXIOMATA28 gibt Keil die folgende hier leicht ge-
kürzt wiedergegebene Einführung:
4. Weil alle theologischen Bücher nach der Heiligen Schrift
sehen müssen als nach ihrem Kern, so auch alle philosophi-
schen Bücher nach der Tabula Smaragdina Hermetis, als
der Grundlage und dem Fundament der hermetischen Weis-
heit. Diese nun, in einer kurzen und genauen Auslegung er-
klärt, hat folgenden Inhalt:
a. Wahr, ohne Lüge, ganz sicher und so wahr als möglich,
ist dies:
n.p.: weil man sie aus Erfahrung hat; denn was man ver-
sucht und erfahren hat, ist sicher und wahr.
b. Daß was hier unten ist, gleich ist wie was oben ist, und
was in der Höhe ist, gleich dem was hier unten ist.
5
n.p.: Der unsichtbare lebendig machende Geist, Spiritus
Afflatoris & Animatoris Universi, d.h. ein himmlisch Feuer,
das alles erhält, alles ernährt und alles vollbringt.
c. Wodurch erhalten werden Miracula, oder die Wunder
eines einzigen Dings.
n.p.: Des Steins, sive Lapidis Philosophici.
d. Und wie jedes Ding aus Einem hervorkommt durch Betrach-
tung eines Einzigen: so ist jedes geborene Ding geboren aus
diesem einigen Ding, durch Conjunction und Vereinigung.
n.p.: Aus einem vermischten Klumpen oder vermengten Mate-
rie, auf Befehl Gottes des Allmächtigen. Unser Stein wird also
erzeugt und geht hervor aus einer vermischten Materia, welche
ist Schamajim29,ein wäßriges und ein feuriges und das O
und eines [?]; oder O, , .
e. Sein Vater ist die Sonne, hoc est, das Gold der Weisen.
n.p.: Der männliche Samen.
f. Seine Mutter ist der Mond, h.e. das Silber der Weisen.
n.p.: Der weibliche Samen.
g, Der Wind hat es in seinem Bauch getragen.
n.p.: Die feuchte Luft.
N.B.: Wenn die Luft feucht und naß, wird ist der O von - iel-
ler Natur in größerer Menge zur Erde verdaut - occultus vitæ
cibus - und vorallem wenn der Regen oder Tau fällt: denn das
ist das Regenwasser, das die Lebenskraft der Luft an sich nimmt,
welche von der Sonne, dem Mond und den Sternen absorbiert
wird, lenkt sie zur und vereint sie mit dem Ø- ischen O -
æ, und dies bewirkt das Wachstum und die Fruchtbarkeit aller
Dinge. Dieser flüchtige Geist von O steigt also von der Erde zu
Himmel, kehrt von dort zur Erde zurück und erhält so die Kraft
des Oberen und des Unteren.
Alles was wir bis hierher über die Smaragdtafel des Hermes
schrieben, wäre ganz unvollständig, wollten wir das Buch von
Julius Ruska mit Schweigen übergehen: Tabula Smaragdina
12
(Heidelberg, Akten der von Portheim-Stiftung, 1926). Hier findet
man die größte Menge von Daten, Zitaten, Vergleichsbeispielen zu
diesem Thema sowie von zu jener Zeit neuen Literaturhinweisen,
die unser gegenwärtiges Thema betreffen.
Indem er auf historischen Dokumenten der hieratischen Tradition
im Alten Ägypten, bei den hellenistischen Philosophen und den
mittelalterlichen Autoren bis hin zu deren letzten Ausläufern in
Dorner, Suchten (Sethonius) und Boehme basiert; – indem er, so
sagten wir, sich auf eine Menge klassischer und moderner Literatur
abstützt, findet Ruska gewisse termines, post quem und ante quem,
betreffend die ursprüngliche Redaktion bzw. Publikation der Sma-
ragd-Tafel und – folglich – eine mögliche Überlieferungskette. Wir
teilen nicht dieses Bedürfnis nach wissenschaftlicher Einengung und
Bestimmung (so typisch für den homo faber der Neuzeit), möchten
jedoch die Wichtigkeit dieses Buchs betonen für Jedermann, der die
Tabula Smaragdina ins Umfeld derjenigen Dokumente stellen
möchte, die ihr am nahesten stehen. Darum beschränken wir uns hier
auf einige sehr beschränkte Auszüge im Zusammenhang zum Werk
von Ruska, das als das vollständigste und kompetenteste der moder-
nen Zeit erscheint. Zwei Sätze werden dort als «Keime für den Text
der Tabula» vorgestellt. Unter einer Anzahl Darstellungen chemi-
scher Apparaturen, die zum Pariser Manuskript 2327 gehören, findet
sich folgender Satz:
«Oben das Himmlische, unten das Irdische; durchs Männliche und
das Weibliche wird das Werk vollendet.» Der andere Satz ist ein
Zitat aus Olympiodorus: «Sie beziehen ihre Kunst auf Sonne und
Mond.»
Dann verläßt Ruska die griechische Tradition, um die arabische zu
studieren sowie diverse Zitate aus deren Literatur über die dem
Hermes zugeschriebenen Bücher, einschließlich einer Untersuchung
zur Turba Philosophorum und deren Ursprung. Zwar stehen die lan-
gen Auszüge aus Alexanders Buch über den Schatz – Kitāb dahirāt
al-Iskandar – in keinem Zusammenhang zum eigentlichen Text der
Tabula, doch stellen sie eine Dokumentation von hohem praktischem
und traditionellem Interesse dar. Es folgt ein Kapitel über ein als das
arabische Original der Tabula Smaragdia vorgestelltes Manuskript,
dem verschiedene andere alchemistische Texte sowie die Legende
des heiligen Joseph (Vater von Jesus) vorausgehen. Hier nun der
Text der Tabula, wie er im betreffenden Kapitel vorgestellt wird:
Über das, was der Priester Sagjius von Nablus betreffend seinen
(Balinas’ des Weisen) Eintritt in die dunkle Kammer sagt:
13
Er sagt: «Ich fand diese Weisheitsworte, die am Ende des
Buchs von Balinas dem Weisen folgen: „Als ich in die Kam-
mer eingetreten war, über welcher der Talisman befestigt war,
kam ich zu einem Greisen, der saß auf einem Thron von Gold
und hielt in seiner Hand eine Tafel aus Smaragd45. Und siehe,
sie trug eine Inschrift in syrischer Sprache, der Sprache des
Anfangs (vgl. die Textpassage mit Anm. 41):
1) Enthalten ist eine wahre Verkündung, woran nicht zu
zweifeln ist.
2) Sie sagt: Das Obere [geht hervor] aus dem Unteren,
und das Untere aus dem Oberen, als Werk der Wunder
des EINEN.
3) Und wurden gestaltet die Dinge aus diesem
prinzipiellen Stoff, durch einen einzigen Prozeß. – Wie
gar wunderbar ist dieses Sein Werk! Er ist der Urquell
der Welt und deren Erhalter.
4) Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter der Mond; der
Wind hat es in seinem Schoße getragen, und die Erde
hat es ernährt.
5) Der Vater der Talismane und der Bewahrer der
Mysterien [ist Er].
6) Dessen Tugenden vollkommen sind und die Lichter
fortdauernd (?)
7) Ein Feuer, das zu Erde wird. Entnimm die Erde dem
Feuer mit Fleiß und Weisheit, auf daß das Zarte
anhaftender werde als das Grobe.
8) Es steigt von der Erde zum Himmel, um die Lichter
der Höhen herabzureißen; und es kehrt zur Erde wieder,
indem es die Kräfte des Höchsten und des Tiefsten mit
sich zieht; denn in ihm ist das Licht der Lichter. Derart,
daß vor ihm alle Finsternis weicht.
9) [Er ist] die Kraft der Kräfte, die alles Flüchtige
bindet und alles Feste durchdringt.
10) Gemäß dem Gebäude des Makrokosmos ist gebaut
die kleine Welt.
11) Dies ist das Vorgehen der Weisen.
12) Und dies ist das Ziel von Hermes, dem dreimal mit
Gnade überschütteten.“ 16
13) Und dies ist das letzte Buch, das er in seiner
Kammer verbarg.»
14
Die Übereinstimmung mit den zuvor zitierten Texten ist augen-
fällig, und wir sind Ruska dankbar für seine Übersetzung aus dem
Arabischen, welche den syrischen Ursprung des Texts der Tabula
Smaragdina festlegt; eine Feststellung, die trotz einiger logischer
Hüpfer im Laufe der Ableitung dieses syrischen Ursprungs unan-
tastbar bleibt: Da Hermes gemäß mehreren Überlieferungen bereits
vor der Sinthflut gelebt haben soll, mußte er wohl oder übel in dieser
Sprache schreiben, welche die syrische Ursprache, die Vorläuferin
des Assyrischen ist: die ’Sprache Adams’.
In der lateinischen Übersetzung wird die Entdeckung der Tafel auf
die simple Erwähnung einer dunklen Höhle reduziert, worin der Kör-
per von Hermes beerdigt, nicht einbalsamiert worden sei; – vom gol-
denen Thron ganz zu schweigen. Auch fehlt die Bemerkung des
letzten aufbewahrten Buchs, wogegen der bekannte Schlußsatz von
der Kunst der Sonne aufgestellt wird. Diese Tatsachen bleiben von
Wichtigkeit, selbst wenn man den ganzen ’Text der Tafel’ als reine
Allegorie fürs Große Werk sehen und die Person des Hermes ganz
durchs Quecksilber der Weisen, bzw. durchs philosophische oder
durchs philosophale Quecksilber ersetzen wollte.
Wir verzichten darauf, Ruska bei seiner Erforschung des Ursprungs
(oder der Ursprünge) des lateinischen Texts der Tafel zu folgen; und
wir verlassen ihn unmittelbar vor seiner Versicherung, der Smaragd
sei der dem Hermes geweihte Stein, und das metallische Quecksilber
sei das dem Hermes geweihte Metall. Auch wollen wir nicht Apollo-
nius von Tyana in die Reihe der Autoren der Tabula einfügen, in
Anbetracht dessen, was uns Fulcanelli in seinem Mysterium der
Kathedralen sagt. Wir begnügen uns damit, festzustellen, daß die
beiden lateinischen Autoren – seien sie nun durch einen (as)syri-
schen oder einen griechischen Text inspiriert gewesen – uns den
dichtesten Text, den die Hermetik kennt, in eine allgemein lesbare
Sprache übertragen und mit ihren wertvollen Kommentaren versehen
haben. So lassen wir auch den «dazwischen liegenden Text» beiseite,
der die Differenzen zwischen Garlandinus und Kriegsmann erklären
könnte. Er erscheint uns doppelt korrupt: einmal durch die arabische
Transskription, zum andern Mal durch die grobschlächtige englische
Übersetzung von Holmyard, der seinerseits eine griechische Urver-
sion erwähnt. Auch übergehen wir drei weitere Textvarianten, die
den drei unterschiedlichen Handschriften des Buchs über die Ursa-
che aller Dinge von Geber (Jabîr ibn Haijann) entnommen wurden.
Und wir empfehlen unseren Lesern ohne weiteren Kommentar die
Texte der Tabula auf Lateinisch beim Trevisaner (Buch vom gehei-
15
men chemischen Werk der Philosophen; Antwerpen 1567), von Se-
nior Zadith (Aurelia Occulta; in Mangeti Bibliotheca Curiosa, vol.
II, p. 213), von Paracelsus, der sie neben den Beginn des Evangeli-
ums nach Johannes stellt (Opera; Straßburg, Zetzner, 1616, p. 688) –
und so weiter und so fort …
Indessen empfehlen wir das Buch von Ruska zur Lektüre, beson-
ders für alle bibliographischen Nachforschungen zum vorliegenden
Thema: Dieses schließt, indem es verkündigt, daß «heute», {d.h. im
Jahr 1926; - aber unzählige ’aufgeklärte’ Wissenschaftler sind auch
nach 80 Jahren leider noch immer derselben Meinung}, «die [akade-
mische] Wissenschaft sich in ihrer vollen Reife zeigt und ihre träu-
merische Kindheit sowie ihre draufgängerische Jugend hinter sich
gelassen hat. Die chymische Fantasterei, die sich einst im Raum ver-
flog, findet sich [heute] unters Joch der strengen Methodik gebun-
den. Die Welt der Elemente ist entschleiert, … es gibt keine Über-
raschungen und Wunder mehr {sic!} …» –
Wie froh könnte die Welt sein, wäre diese Reife der Wissenschaft
wirklich erreicht; – wie unendlich traurig und tot wäre dieselbe Welt,
wäre wirklich niemand mehr da, die «Wunder des Einen» zu entdek-
ken und in tiefer Ehrfurcht und frommem Ernst zu erforschen, um
zuletzt doch immer wieder staunend (und ohne Bitterkeit) zu erken-
nen, «daß wir nichts wissen können46»!
Auch schließen wir diese deutsche Übertragung unseres vor über
zwanzig Jahren auf Französisch publizierten Artikels nicht, ohne die
finstere Höhle hienieden mit den letztlich unerforschlichen Lichtern
der Höhen zu verbinden, verbunden dem so universell umfassenden
Wort am Beginn des Johannes-Evangeliums:
«Und das Licht leuchtet in der Finsternis – aber die Finsternis hat
es [noch immer] nicht ergriffen … – Aber allen die es empfangen
haben, denen, die an seinen Namen glauben, hat es die Macht
gegeben, wiederum Kinder Gottes zu werden.» 18
16
17
ANMERKUNGEN
1
Veröffentlicht in zwei Teilen, in La Tourbe des Philosophes, Revue
d’Études Alchimiques (Paris, Verlag La Table d’Émeraude), N° 27, Dez.
1985, pp. 45-56; und N° 28, Juli 1986, pp. 52-57. Die vorliegende deut-
sche Übertragung dieses alten Artikels, der grundsätzlich an Aktualität
nichts eingebüßt hat, wurde etwas ergänzt durch bibliographische
Hinweise auf inzwischen neu entdeckte alte, bzw. auf die in Verlegung
des Autors neu erschienenen einschlägigen Werke. – Neuer Stand:
24.04.2016.
2
Meister Yüan-Wu’s Niederschrift von der Smaragdenen Felswand,
verfaßt auf dem Djia-Shan bei Li in Hunan., zwischen 1111 und 1115.
Im Druck erschienen in Sitschuan um 1300; – verdeutscht und erläutert
von Wilhelm Gundert (3 Bände). – München, Carl Hauser Verlag, 1999.
ISBN 3-446-11251-0.
3
vgl. Evangelium nach Johannes 1,1-13.
4
Wenn wir auf der Verdeutschung des Namens Hermes selbst bestehen,
so um von Anfang an hinzuweisen auf den großen operativen Wert
dieses Texts, dem höchstens noch die erste – rein alchemistisch zu
verstehende – Genesis gleich kommt (Gen. 1,1 bis 2,3; – als
kosmogenetische Genesis kann eigentlich nur die zweite betrachtet
werden: Gen. 2, 4-9; – siehe unten, Anm. 41).
5
Fulcanelli, Les Demeures Philosophales et le symbolisme hermétique
dans ses rapports avec l’ésotérisme du Grand Œuvre. (3-ème édition
augmentée …, Paris, Société Nouvelle des Éditions Pauvert, 1964,
1979). – Deutsche Ausgabe: Wohnstätten der Adepten. Die hermetische
Symbolik, ihr Bezug zur Heiligen Kunst und zur Esoterik des Großen
Werks … nach der dritten erweiterten Ausgabe (Paris 1979), mit den drei
Vorworten von Eugène Canseliet, F.C.H. – Beide Bände in einem Band.
– Basel Edition Oriflamme, 2008. – Loc. cit. S. 312 d. franz. Originals
(Originalpaginierung am Rand des deutschen Texts).
6
Christian Adolf Balduin, AURUM superior & inferior AURÆ superioris
& inferioris HERMETICUM. – Frankfurt & Leipzig, Geo. Heinr. From-
mann, 1675; – UB Basel <Jr XI 16>.
7
Hermetisches ABC derer ächten Weisen alter und neuer Zeiten vom
Stein der Weisen. Erster Theil. – Berlin, Chr. U. Ringmacher, 1778; Ss.
57 ff., «… nach der besten und richtigsten Ausgabe des Doctor und
Professor Schröders». Dieses Buch bringt neben der Version von
Kriegsmann auch die allbekannte von Garlandinus, eine von Bernhardus
Trevisanus (1453), eine ’Kurzform’ von Gerhardus Dornæus (gedruckt
Ende 16. Jh.), und läßt einen entsprechenden Text «Aus des Juden
Samuel Baruchs Gabe Gottes (Donum Dei, s.l.s.a. / Mainz, 1749; scheint
mit dem Donum Dei von Georg Aurach nichts zu tun zu haben)» folgen,
der auf Genesis 1 beruht.
8
Quod cum Hermetis Patris nostri Tabula illa, dicta Smaragdina, perfec-
tissime doceat, eamque ego scripti isti, de Auro Auræ, meo fundamentum
18
esse voluerim, operæ me facturum precium duxi, si qualem, ex contextu
Phoenicio, delineavit Kriegsmannus, eam ego huic loco, sic se
habentem, insererem: … (Christian Adolf Balduin, AURUM … AURÆ
… HERMETICUM; loc. cit.; – in proœmio, fol. A2-R).
9
Fulcanelli, Le Mystère des Cathédrales et l’interprétation ésotérique des
symboles hermétiques du Grand Œuvre. Troisième édition augmentée,
avec trois préfaces de Eugène Canseliet, F.C.H. – Deutsche Ausgabe:
Mysterium der Kathedralen und die Deutung der hermetischen Symbole
des Großen Werks. Nach der dritten Ausgabe (Paris, 1964), mit drei Vor-
worten von Eugène Canseliet F.C.H., Jünger von Fulcanelli … (mit 50
ganzs. Abb.; – Basel, Edition Oriflamme, 2004.
10
Hier wird auch sehr wahr übersetzt; – es erscheint aber richtig, den
echten Superlativ zu erhalten: «die höchste Wahrheit»; denn Glaube und
Hoffnung diesem Einen gegenüber, das / Der selbst das Licht, die
Wahrheit und der Weg ist, sind zweifellos in diese präliminarische
Feststellung eingeschlossen.
11
Die lateinischen Ausdrücke inferior und superior sind unbestimmt; sie
enthalten je drei Bedeutungen in einem Wort: einen Ort, einen Vergleich
und eine Bewertung. Die Polyvalenz dichter, ’kleiner’ Sprachen – des
Lateins ebenso wie des alten Deutschen des 16. und 17. Jh., – begründen
deren Reichtum, der erlaubte, die höchsten Dinge in einfachsten Worten
auszudrücken. Darauf beruht wohl z.T. die Beliebtheit dieser Version der
Tabula Smaragdina des Hermes.
12
Es erscheint gerechtfertigt, ja wichtig, zu unterscheiden zwischen dem
einen Ding, Geist, Natur dieser Welt einerseits und dem EINEN –
Grund, Ursache und ewiger Quell von Allem was ist – dem «Alles in
Allem» göttlicher Natur.
13
Man erinnere sich, daß in allen heutigen Sprachen außer dem Deutschen
die Sonne männlich, der Mond weiblich sind.
14
Das Ideal der Vereinigung des Einzelnen mit dem Einen Ganzen im
Rahmen einer harmonischen menschlichen Gesellschaft in einem
vollkommenen Staat wird seit dem Goldenen Zeitalter hochgehalten –
mit sinkendem Erfolg. Freiheit, Brüderlichkeit, und Toleranz im
Interesse des menschlichen Kollektivs sind Teil einer säkularen Vision –
vorallem jener von Rabelais, bezüglich der Abtei Thelema. Es erscheint
hier aber wichtig, zu unterscheiden zwischen dem Zustand der Perfektion
und der Motivation, die dahin führt; d.h. thelema bzw. telesis des Neuen
Testaments, – d.h. der freie Wille, das Gebot, der Wunsch, die
Befriedigung. Der rabelaisische Spruch über dem Portal besagter Abtei –
Fay que vouldras - tu was du willst – gibt dem Namen dieses Ortes
denselben Sinn und bedeutet nichts Anderes als «Handle nach deinem
freien, festen Willen, gemäß den göttlichen Gesetzen, und erlange
Vollkommenheit». Der griechische Ausdruck Thelesma (lat. telesma)
hingegen – ob als ϑελεσμα oder ϑελησμα geschrieben und vom
griechischen Verb τελεω – erreichen, vollenden, seiner Bestimmung
zuführen, weihen – abzuleiten – weist hin auf das ’Gute Ende’, den
Höhepunkt der Erfüllung, die unbefleckte Reinheit. Das erinnert an die
19
Katharer des Mittelalters und ihr Reinheits-Ideal, das von den Essenern
herstammen mag. Dies ist es, was tieferes Verständnis dieses Satzes
ergibt. Diese Auffassung wird übrigens bestätigt durch die Version nach
Balduin.
15
Schwierig, diesen Ausdruck adäquat wiederzugeben; – unmöglich, die
diversen enthaltenen und zweifellos gewollten Interpretationen in einem
Ausdruck zu fassen: (um)wandeln, (um)kehren, (um)werfen, (um)stürzen
in Erde, zur Erde, zu Erde. Da scheint es gut, sich des Ausspruchs des
Herrn gegenüber Adam bei der Austreibung aus dem Paradies zu
erinnern: «Im Schweiße deines Angesichts wirst du von Brot leben
(anstatt von geistigem – ’transsubstantialem’ Brot), bis du [dereinst]
zurückkehrst in die Erde / das Land, woraus du geschöpft wurdest: In
sudore vultūs tui vesceris pane, donec reverteris in terram de qua
sumptus es» (Gen 3, 19). Der Ausdruck Brot weist übrigens auf die späte
Redaktion des Bibeltexts hin: Der Verzehr von Brot war sehr lange
ausschließlich den Priestern – und nur im Rahmen sakraler Handlungen
– vorbehalten. Anderseits liegt im Wort Brot sowohl die erste Materie als
auch der erste Zustand, den es zu gewinnen gilt – die von den
Alchemisten Wiederbringung genannte Vorbereitung zur
Wiedererlangung des ’Paradieses’, die auch in der Bergpredigt gemeint
ist mit den Worten des Meisters: «Wenn 21 ihr nicht umkehrt und werdet
wie dieses Kindlein, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel
eingehen» (Mt 18, 2-4).
16
Dieses poetische Auf und Nieder wird in der heiligen Sprache
wiedergegeben durch den bekannten Traum des Jakob in Beth-El {=
Haus Gottes oder Haus der Sonne}, wo die Engel, auf gläsernen
Trompeten blasend auf der Leiter der Philosophen auf und nieder steigen
(Gen 28, 12) – so wie es dargestellt ist auf der ersten Tafel – Frontispiz
und Titelseite zugleich – in Die Alchemie und ihr stummes Buch – Mutus
Liber (1677). – Einführung und Kommentar von Eugène Canseliet,
F.C.H. – Paris, Éditions Suger, 1967. Mit den facsimilierten Tafeln in
Originalgröße herausgegeben auf Deutsch durch M.P. Steiner, bei
Edition Weber, Amsterdam 1991. Das Auf- und Niedersteigen kann nach
einander oder gleichzeitig in Circulation geschehen und wird auch
verglichen mit dem Auf- und Niedersteigen von Adlern …
17
Es handelt sich nicht um unbestimmte Anpassungen, d.h. um irgendwel-
che Transmutationen, wovon der anonyme Kommentator spricht, und
dessen Mittel keineswegs hier gegeben ist: Es handelt sich vielmehr um
die Heilige Kunst und deren Werk, dessen Modus – Art und Weise, Weg
– ER ist; – Er, der Maße, Gewichte Zeit und ihre Verhältnisse
(Proportionen) gibt. Bei Balduinus kommt für modus dann eher die
Bedeutung als Ziel oder Gutes Ende ins Spiel.
18
Das Haben allein (der Text sagt nur habens) ist für uns ohne jede
Bedeutung. Nach unserer Interpretation ist Er es, der in Händen hält oder
enthält wie ein Gefäß, eine Matrix oder ein Receptaculum – oder wie ein
Ciborium (Graal): Durch die drei Phasen des Werks hindurch wandelt
sich das Quecksilber vom Mineral zur Pflanze und zum beseelten
Körper: Gefäß von Natur, Gefäß der Kunst und König. – Siehe auch: Der
20
Schlüssel zu den Zwölf Schlüsseln von Bruder Basilius Valentinus. Mit
der ersten illustrierten Ausgabe (1602) der Zwölf Schlüssel und dem
Ænigma vom Stein der Weisen. - Einführung und erläuternde
Anmerkungen von P. Martin. – Basel, Edition Oriflamme, 2006; – loc.
cit., Anm. 34.
19
Auch hier scheint sich der anonyme Übersetzer vom originalen
Wortlaut entfernt zu haben: operatio Solis ist der Prozeß der Sonne oder
der, um zur Sonne zu gelangen – also vom Gold der Philosophen zum
philosophalen Gold. Zugleich kann solis die Bedeutung von einzig,
allein im Genitiv tragen (wie der Genitiv in Soli Deo Gloria); daraus
wird: des Werks des Einen, Einzigen, All-Einen. Und endlich mag man
sich erinnern an das, was Canseliet uns in seinem Kommentar zum
Mutus Liber, auf der ersten Seite seiner Einführung sagt: «Der
cabalistische Doppelsinn entgeht uns nicht, d.h. das Wortspiel, das das
Lateinische zwischen dem Dativ Plural von solus und dem Genitiv
Singular von sol erlaubt, die gleich geschrieben werden, was zur Folge
hat, daß wir gerade so gut verstehen können: Gewidmet den Söhnen der
Kunst und der Sonne, wie: gewidmet einzig den Söhnen der Kunst –
solisque filiis artis dedicatus.» Mit diesem Zitat wollten wir die letzte
Deutung fundieren, die wir für den Schlußsatz dieser ersten Version der
Tabula Smaragdina vorschlagen möchten, und die sich bei Kriegsmann
vollkommen bestätigt finden wird, nämlich: «Was ich über das Werk für
die Alleinigen [Söhne der Kunst] gesagt habe, ist vollendet, d.h.
vollständig; – genug und Schluß.»
20
Dieses EINE als Vermittler oder Mediator ist offensichtlich das
ominöse fleischgewordene WORT (Jo 1, 14).
21
Tatsächlich ist es dieses Wort – Verbum – das unter uns wohnte und
noch immer wohnt, wodurch ununterbrochen Alles regeneriert wird (von
re generare – aus einem Ding erzeugen ebensogut wie von regenerare –
erneuern oder wiedererwecken). Diese Passage betont sowohl das
ständige Fortdauern der Schöpfung als auch die Essenz der
Transmutation, die zugleich in der Erzeugung eines edleren Dings durch
Erneuerung und Verwandlung eines unedleren besteht. Daher wird hier
doppelt übersetzt, was streng grammatikalisch nur heißt: …, so werden
Alle {= Dinge und Wesen; kein nom. plur. neutr!} wiedergeboren gemäß
der einen Naturordnung (una dispositione Naturæ).
22
Dieses Universum oder Universale – soll man es nur als Vermittler oder
als eigentliches Agens verstehen? – Das (willentlich?) unterlassene
Komma könnte uns diese Frage beantworten …
23
Wir machten bereits eine Bemerkung zur selben Passage bei Garlandi-
nus; – diese wäre z ergänzen durch die Erinnerung an das berühmte
Werk von Geber (Jabîr Ibn Hayian: Summa Perfectionis), der darin
mitklingt.
24
Während der Text von Garlandinus überall den Ausdruck terra bevor-
zugt, finden wir hier auch humus, was uns an die gereinigte, fruchtbar
gemachte Materie zum Großen Werk erinnert, die dadurch zur
Nährmutter wird.
21
25
Es ist nützlich, anzumerken, daß hier nicht (nur) von einem Ding (dem
Agens des Werks) die Rede ist, sondern auch vom Akteur – dem
Künstler selbst: Er muß von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit
all seinen Fähigkeiten die Stufen der Evolution seines Werks verfolgen,
bzw. sie für sich selbst vorweg verwirklichen.
26
Könnte man sich eine schönere und zugleich einfachere Formel vorstel-
len, um die Vollendung dieser endgültigen Transformation wiederzuge-
ben, wodurch jede Bindung an die Dichotomie des Universums aufgelöst
wird? Damit verläßt das so erhobene, erhabene Wesen unsere arme Welt,
sei es, um seinen Platz «zur Rechten des Vaters» einzunehmen, sei es,
um seine Alles zu Höherem transmutierende Weisheit und Kraft auf
einem höheren Plan einzusetzen. Das ist nun wirklich der Kranz von
Lorbeer (lat. lauri – von (geistigem) Gold); – die Aura Auri – Glorie
bzw. Gloriole des Siegs über die ganze Welt!
27
Das Quecksilber – lat. Mercurium, griechisch Hermes – ist selbst in
Wirklichkeit ein, wo nicht der Haupt-Initiator in den drei Reichen des
Werks: trium mundi Sapientiæ Doctor (siehe Anmerkung 17 hiervor).
28
Compendiöses, doch vollkommenes Philosophisches Handbüchlein, das
ist: Philosophische Grundsätze zur Universal-Tinctur …von Christoph
Heinrich Keil. – Leipzig, bei Johann Gottlieb Vierling, 1768. Wir haben
hier die Textpassagen hervorgehoben,, die zum bereits Gesagten in
Beziehung stehen – sei es zu Gunsten des anonymen Texts in den
Demeures Philosophales, sei es zu Gunsten der von uns vorgeschlagenen
Interpretation.
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Schamajim – ansonsten bekannt als Aesch Majim – gemäß Keil aus
Æsch (hebr. für Feuer, #)) und Maijm (hebr. für Wässer, My)m – die
’Urwasser’ der Genesis) gebildet, – ist in Wirklichkeit das wäßrige Feuer
oder feurige Wasser der Philosophen.
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In seinem Axioma 267 kommentiert Keil die Trennung wie folgt: «Die
Trennung ist eine doppelte: Eine wird durchgeführt während der Vorar-
beit, durch Trennung purium ab impuro, und indem man den Liliensaft
der Weisen hervorbringt, das wahre kristalline Salz mit seinem
verborgenen roten Schwefel (das ist das Gold und Silber Hermeticorum),
nämlich das unreine Chaos. Das ist es, was sublimieren heißt, also
subtilisieren und reinigen; und das muß suaviter, langsam gemacht
werden, damit die tingierenden Geister nicht zerstreut noch vertrieben
werden. – Die Andere wird in der zusätzlichen Arbeit gemacht, nur wird
dort das Subtile von der Dichtigkeit getrennt, cum exterius intro, et
interius foras vertitur. Darin muß der Athanor das Hauptsächliche
machen, denn die äußere und gleichmäßige Hitze muß das verborgene
Feuer der inneren Natur erwekken; dann vollbringt die Natur alles bis
zum Ende, sola et simplice coctione, tunc etiam Lapis se ipsum solvit, se
ipsum purificat, separat, conjungit, perficit. Und dies muß man verstehen
et de opere minore Arabum et de majori illo Hermetis». Und ebenso sagt
er in seinem Axioma 78: «Lapis wird gemacht aus zwei Dingen: vom
männlichen Samen und vom weiblichen Samen, d.h. vom Lösemittel und
von dem, was man löst». Wir verweisen unsere Leser also aufs
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Mysterium der Kathedralen, pp. 204 ss.; – und besonders auf
Wohnstätten der Adepten (dieses Werk ist zu großen Teilen dem
zentralen Agens der Kunst gewidmet).
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Diese letzte Wendung bezeichnet den positiven Charakter dieser dritten
Interpretation, in Betrachtung des vollendeten Steins, aus der Perspektive
der rein praktischen Arbeit.
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De Ortu et Progressu Chemiæ. – Kopenhagen, 1668, pp. 70 ff.
33
in Aurora Philosophiæ; nec non in Libro de Tinctura Physica.
34
Demeures Philosophales – deutsch: Wohnstätten der Adepten; loc. cit.,
einmal in Band II, S. 75: Die Version, die Teil des Texts des Adepten ist,
stimmt mit unserer Übersetzung des Texts von Hortulanus überein.
Canseliet selbst gibt den vollständigen Text korrekt wieder (Tafel XXIX
seiner Alchimie) und noch Teile davon, die ebenfalls mit unserer
Übertragung einig gehen (in Alchimie ebenso wie in Alchimie
expliquée). Das ist der positive Beweis dafür, daß die Übersetzung des
vollständigen Texts der Tabula in Wohnstätten der Adepten (Bd. II, S.
312) von einem Dritten stammt.
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Hermes Trismegisti Erkanntnuß der Natur … – Hamburg, 1706.
36
Œdipus Ægyptiacus. – Amsterdam, 1636.
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Speculum Alchemiæ (in fast allen alchemistischen Sammelwerken von
1610-1780 enthalten; so auch bei Adamah Booz (alias ’Ketmia Vere’ =
Adam Melchior Birkholz), in dessen Compaß der Weisen, von einem
Mitverwandten der inneren Verfassung der ächten und rechten Frey-
mäurerey … – Frkf. & Lpz. 1747, UB Basel <Jr X 22>; Berlin, Friedr.
Maurer, 1782, UB Basel <AQ II 18>; – dito Leipzig, Kummer, 1783
(UB Basel <His 251>).
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Viridarium chymicum figuris cupro incisis adornatum, et poeticis
picturis illustratum. Ita ut non [t]antum oculorum et animi (sic)
recreationem suppeditet, sed & profundiorum rerum naturalium
considerationem excitet … Authore M. Daniele de Stolcenberg Bohemo,
Med. Candidato. –
Deutscher Titel: Chymisches Lustgärtlein / Mit schönen in Kupffer ge-
schnittenen Figuren gezieret / auch mit Poetischen Gemählden illustrirt
und erleutert. Also daß es nicht nur Augen und Gemüth erquicket/
sondern zugleich eine sehr tieffe betrachtung der natürlichen dinge
erwecket/ so in dieser oblengs Form zu einem Stammbuch guter Freund
sehr dienlich und bequem kann gebraucht werden. Beschrieben von M.
DANIELO Stoltzio de Stoltzenberg / boh. der Medicin Candidato.
(Verschiedene Ausgaben in mehreren Sprachen; – E.A. Frankfurt 1621?)
Album von Original-Holzschnitten von Matth. Merian d.Ä. und
Anderen. Einzelne Tafeln dieses Werkleins im Postkartenformat, das
zum hermetische Bestseller des 17. Jahrhunderts wurde und seinerseits
u.a. Tafeln aus M. Meier’s Symbola Aureæ Mensæ (Frankfurt 1817; UB
Basel <Da III 24>) benutzt, findet man in der gesamten einschlägigen
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Literatur – vom Titelblatt zum Testamentum Cremeri (Frankf. 1677) bis
zum Umschlag zu Canseliets frazösscher Ausgabe der Zwölf Schlüssel
Basilii Valentini (Paris, Éditions de Minuit, 1956).
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Erste Textausgabe als Trissmosini AVERI VELLERIS … Tractatus III
… – Rorschach, 1599 / 1600; erste illustrierte Ausgabe Frankenhausen,
1602. Für detaillierte bibliographische Hinweise siehe Der Schlüssel zu
den Zwölf Schlüsseln von Bruder Basilius Valentinus … – Basel, Edition
Oriflamme, 2006, loc. cit. supra; Anmerkung 34.
40
Jo. Jac. Mangeti Medicinæ Doctoris Bibliotheca Chemica Curiosa, seu
Rerum ad Alchimiam peretinentium Thesaurus Instructissumus: Quo non
tantum Artis Auriferæ …Historia traditur; … Verum etiam Tractatūs om-
nes … de Chrysopoea … exhibentur …– Genf, Chouet, G. de Tourne,
Cramer, Perachon, Ritter & S. de Tournes, MDCCII (=1702). –
Nachdruck bei Arché, Milano, (1982 ?).
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Besonders zu erwähnen wäre natürlich Gen 1,1 bis 2,3, deren Inhalt
absolut alchemistisch und nicht etwa kosmogenetisch zu verstehen ist,
wie wir bereits anmerkten; – nämlich im Rahmen des sogenannten
«Wasserverwandlungs-Experiments», das von Latz in seiner Alchemie
(Kosmos-Verlag, 2007; E.A. 1871) über 600 z.T. sehr interessante, z.T.
auch nur gesprächige Seiten hinweg kommentiert bzw. mit der Arkanen-
Lehre verknüpft. Diese wiederum ist rein spagyrischer bzw.
archemischer, nicht alchemischer Natur, auch wenn sie z.T. wirklich
einen weiteren – unnötigen – Schleier über die klassische alchemistische
Tradition wirft; – ein Schleier, der einerseits ganz explizit von der
jüdisch-alexandrinischen Sinngebung und nationalistischen Judaisierung
der Alchemie herab hängt, teils auch in der klassischen deutschen
Spagyrie des 17. (und 18.) Jahrhunderts verwurzelt ist (welch letztere
vielleicht ebenfalls aufs jüdische Alexandria des dritten nachchristlichen
Jahrhunderts zurück geht).
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vgl. Fulcanelli, Wohnstätten der Adepten, loc. cit., I / 161, II / 266 (nach
der Original-Paginierung)
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Dieses Zitat aus Aristoteles erinnert an die entsprechende Passage bei
Oswald Croll in Basilica Chymica, Frankfurt, 1608 ss.: «Die Werke
Gottes sind zweigeteilt: Die Werke und den Weg der Natur umfaßt die
Philosophie (d.h. die Alchemie); die Werke und den Weg Christi aber die
Theologie: Auf diesen zwei Wegen sollen wir unsere vergängliche Zeit
aufwenden, damit wir friedlich und froh sterben mögen. Daraus folgt,
daß jeder wahre Theologe ein Philosoph (also ein Alchemist) sei, jeder
wahre Philosoph ein Theologe. Nach Paracelsus haben Paulus Braun
von Nürnberg, Valentin Weigel und Petrus Wintzius, sehr gelehrte
Männer und ewigen Andenkens würdig, sich bemüht, diesem geraden
und abgekürzten Pfad zu folgen …». – Zu bemerken ist noch, daß in
früherer Zeit Astronomie und Astrologie eine einzige, kohärente Wis-
senschaft bildeten, im allerweitesten Sinne auch Sternenweisheit genannt
(vgl. Wolfram v. Eschenbachs Parzival; – beste deutsche Ausg. im
Verlag Reclam).
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Καϑολικος, katholikos – allumfassend, allgegenwärtig.
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Es scheint, daß der Smaragd unter den durch alchemische Prozesse
künstlich hergestellten Edelsteinen am besten geeignet ist und auch die
größte, universelle Kraft und Lebendigkeit ausdrückende Bedeutung hat,
um fundamentale Botschaften und Allegorien zu übermitteln. Dies folgt
auch aus entsprechenden Geschichten im kulturhistorisch unschätzbaren
Werk Tausend und eine Nacht (ungekürzte Ausgabe aufgrund zweier
vollständiger arabischer Manuskripte: Mille Nuits et Une Nuit.
Traduction littérale et complète … par le Dr. J.C. Mardrus; Bände 1-16.
– Paris, Eugène Fasquelle, 1908).
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Monolog in Goethe’s Faust I, I,1.
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