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Pflichtübung aus Zivilrecht

WS 2020/21
Univ.-Prof. Dr. C. Fischer-Czermak
zivilrecht.univie.ac.at

Fall 4
(16.11.2020)

Landwirt Hubert will seine Liegenschaft samt Bauernhof in Salzburg verkaufen und preist sie als „idylli-
sches Bauernhäuschen am Land“ an. Die Wienerin Amalia will sich den lang ersehnten Wunsch nach
einem Ferien- und Wochenenddomizil in ausschließlich ländlicher Umgebung erfüllen. Bei eingehender
Besichtigung der Liegenschaft, bei der auch die Möglichkeit eines Umbaus des Bauernhauses diskutiert
wird, um das Haus in eine „Wochenend-Ruheoase“ zu verwandeln, fällt Amalia ein vertrocknetes Bäch-
lein auf, das von der Nachbarliegenschaft des Sepp seinen Ausgang nimmt und dort zu einer Regenrinne
und weiter zum Gehöft des Sepp führt. Sie denkt sich, dass am Land so etwas nicht ungewöhnlich ist
und erwähnt Hubert gegenüber nichts. Nach ordnungsgemäßer Einverleibung des Eigentums Amalias im
Grundbuch und Kaufpreiszahlung lässt Amalia das Haus sanieren. Auf einer jährlich stattfindenden
Wohn- und Baumesse bestellt sie beim Tischler Gustav eine Küche nach Maß. Nach zwei Wochen schickt
er ihr einen Plan samt Kostenvoranschlag iHv € 10.000 zu, womit Amalia einverstanden ist. Da sich
Gustav bei der Kalkulation der Einbauküchengeräte verrechnet hat, legt er nach Fertigstellung der Küche
eine Rechnung iHv € 11.000. Amalia überweist aber nur € 10.000. Gustav besteht aber auf vollständige
Bezahlung, weil man bei einer Küche immer mit geringfügigen Preisüberschreitungen rechnen müsse.

Am ersten Wochenende im neuen Heim findet Amalia nicht die ersehnte Ruhe. Schuld daran sind aus
dem Stall des Nachbarn Sepp ausgehende laute Discomusik sowie die mit Motorrädern und quietschen-
den Autoreifen ab- und anfahrenden Besucher der Veranstaltung. Amalia erfährt, dass Sepp solche
(privaten) Feste fast jedes Wochenende feiert und diese immer bis in die frühen Morgenstunden dau-
ern. Auch stört Amalia das morgendliche Krähen des Hahns in ihrer Nachbarschaft sowie die Gerüche,
die von den gedüngten Nachbarfeldern zu ihr dringen. Als kurze Zeit später auch noch Pläne zur Errich-
tung eines kleinen Chemiebetriebes in der Nachbarschaft publik und behördlich genehmigt werden,
befürchtet sie einen Schaden an ihren Obstbäumen. Ernüchtert vom Landleben möchte Amalia etwas
gegen alle diese Belästigungen unternehmen.

Schließlich muss sie während eines heftigen Regenschauers erkennen, dass über ihre Liegenschaft ein
kleines Bächlein fließt, das sich als das abgeleitete Regenwasser vom Hof des Sepp herausstellt. Als sie
Sepp zur Rede stellt, entgegnet der wahrheitsgemäß, dass schon seine Urgroßeltern in der Kaiserzeit das
Regenwasser über die betreffende Liegenschaft, die nunmehr Amalia gehört, abgeleitet hätten. Amalia
entgegnet, dass aber ein solches Recht im Grundbuch nicht eingetragen sei. Außerdem möchte sie sich
auch bei Hubert schadlos halten.

Wie ist die Rechtslage?

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