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Zusammenfassung Text- und Medienlinguistik

VORLESUNG 1

RELEVANZ DER TEXT- UND MEDIENLINGUISTIK


• Texte und Medien umgeben uns (fast) permanent und überall
• Sind zentral für die Interaktion mit anderen Menschen
• Zentral für unser Wissen über die Welt

Bedeutung der Text- und Medienlinguistik (TML) für die Text- und Medienanalyse und Text- und
Medienumgangskompetenz für die Schülerschaft

WAS IST DIE TEXTLINGUISTIK


• Sprachwissenschaftliche Teildisziplin
• Beschäftigt sich mit Sprachgebrauch in Texten (Produktion, Produkt, Rezeption)
• Zielt auf genaue Beschreibung des Sprachgebrauchs und der Sprachgebrauchsmuster in Texten
• zielt u. U. basierend darauf auf die Erfassung von situativen/gesellschaftlich-kulturellen
Effekten/Wirkungen dieses Sprachgebrauchs/dieser Sprachgebrauchsmuster
• Zielt auf Optimierung des Umgangs mit Texten z.B. Deutschdidaktik, Forensik, Marketing
• Diverse Ausprägungen (synchron – diachron, gegenwartssprachlich – historisch, deskriptiv –
angewandt, grammatisch – kommunikativ-funktional – kognitiv, …)

Man beschäftigt sich mit den verschiedenen Ebenen/Rängen der Sprache

TEXT
Bedeutung des Wortes:

1.
a. [schriftlich fixierte] im Wortlaut festgelegte, inhaltlich zusammenhängende Folge von
Aussagen
b. Stück Text, Auszug aus einem Buch o. Ä.
2. Zu einem Musikstück gehörende Worte
3. Bibelstelle
4. Unterschrift zu einer Illustration, Abbildung

Etymologie des Wortes:


Lateinisch: textus = Gewebe
DEFINITIONEN ZUM TEXT:
Definition 1a: „durch grammatische Vertextungsmittel verbundene und inhaltlich
zusammenhängende Abfolge von Sätzen, die ein bestimmtes Textthema weitgehend
abgeschlossen behandelt“

Definition 1b: „sprachliche Einheit als Ergebnis einer sprachlich-kommunikativen Handlung eines
Produzenten, die eine erkennbare kommunikative Funktion aufweist“
Definition 2: „eine kommunikative Okkurrenz […], die sieben Kriterien der Textualität erfüllt. Wenn
irgendeines dieser Kriterien als nicht erfüllt betrachtet wird, so gilt der Text nicht als
kommunikativ. Daher werden nicht kommunikative Texte als Nicht-Texte behandelt“

7 Kriterien:

1. Kohäsion
2. Kohärenz
3. Intentionalität
4. Akzeptabilität
5. Informativität
6. Situationalität
7. Intertextualität

Definition 3: „von einem Emittenten hervorgebrachte begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen,
die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert.
Gängige Definitionsmerkmale:

• Sprachlichkeit / sprachliche Äußerung


• Ganzheit / Abgeschlossenheit
• Funktion / kommunikativer Zweck
• Zusammenhang / Einheitlichkeit der thematischen Weltbezüge
• Prototypisch komplex / zusammengesetzt aus mehreren sprachlichen Zeichen / Wörtern
/ Sätzen
• Prototypisch schriftlich
• Prototypisch monologisch  Spezifikation je nach Untersuchungsinteresse
• Prototypisch monomodal

DEFINITION GESPRÄCH
„mündliche Kommunikation zwischen zwei der mehr Partnern, die mindestens einen Sprecherwechsel
enthält, thematisch gebunden ist und einem bestimmten Ziel dient“ bzw.

„dialogische, thematisch zentrierte Interaktion in gesprochener Sprache mit mindestens einem


Wechsel in den Rollen von Sprecher und Hörer.“
TEXT VS. GESPRÄCH

Zwei Varianten:

Variante 1:

Sprachliche mündlich schriftlich


Kommunikate
monologisch Reden Texte
dialogisch Gespräche Korrespondenzen

Variante 2:

Texte mündlich schriftlich


monologisch Reden Prototypische
Texte
dialogisch Gespräche Korrespondenzen

Kommunikat: „alternative Bezeichnung für Zeichenkomplexe, für einen semiotisch erweiterten und
für einen weit gefassten Textbegriff“

TEXT VS KOMMUNIKAT
MONOLOG VS. DIALOG

TEXTLINGUISTIK VS. TEXTWISSENSCHAFTEN

Textlinguistische Fragestellungen
• Wie werden wann wo von wem welche Texte geschrieben? (Produktion)
• Was kennzeichnet bestimmte Texte (Produkt)
• Wie werden wann wo von wem welche Texte gelesen (Rezeption)

 Suche nach Regelmäßigkeiten, Regularitäten, Mustern

VORLESUNG 2

MEDIUM
Bedeutungen des Wortes:

1. (bildungssprachlich) vermittelndes Element


2.
a) (bildungssprachlich) Einrichtung, organisatorischer und technischer Apparat für die
Vermittlung von Meinungen, Informationen, Kulturgütern; eines der Massenmedien Film,
Funk, Fernsehen, Presse
b) [Hilfs]mittel, das der Vermittlung von Informationen und Bildung dient (z.B. Buch,
Tonband)
c) (Werbesprache) für die Werbung benutztes Kommunikationsmittel; Werbeträger
d) (Sprachwissenschaft) Mittelform zwischen Aktiv und Passiv (besonders im Griechischen),
der in anderen Sprachen die reflexive Form entspricht
Etymologie des Wortes

Lateinisch medium = Mitte


Zu: medius = in der Mitte befindlich
DEFINITION MEDIUM
Definition 1: „technische Einrichtung zur Herstellung, Speicherung, Vervielfältigung und Übertragung
von Zeichen“

Definition 2: „Ich plädiere hier also für eine dreidimensionale Auffassung von Medien: als technische
Medien (Radio, TV, Print, Mail, SMS etc.), als Zeichenmedien (Sprache, Bild, Musik etc.) und – mit dem
Ziel, Mediales nicht allein auf Materialität zu begrenzen und den Aspekt der Performanz und des
Handelns in den Begriff zu integrieren – als ,sozial konstituierte Verfahrensformen‘ (Schneider 2008:
246f.)“.

Vorschlagsdefinition aus der Vorlesung [???]:

• System (inkl. technischer und sonstiger Infrastruktur) zur Zirkulation von Zeichen eines/r oder
mehrerer Zeichensysteme, Modalitäten, Materialitäten (z. B. Buchdruck, Presse, Rundfunk,
Fernsehen, Botenwesen/Post, Telefonie, Telegraphie, Internet, ...)

DEFINITON MODALITÄT
Definition 1a: „a socially shaped and culturally given resource for making meaning

Definition 1b: “Jede Zeichenmodalität ist an einen Kanal der Sinneswahrnehmung gebunden. Sie muss
materiell-medial realisiert werden und in einer raumzeitlichen und sozialen Situation verwendet
werden. Semiotische Modalitäten verfügen über eine interne Strukturierung, die Bedeutungen,
Kombinationsmöglichkeiten und Gebrauchsfunktionen ihrer Zeicheninventare regelt.“

MODALITÄT + ZEICHENSYSTEM
Modalität – Vorschlag:

• Zeichensystem mit einer bestimmten materiellen Realisierung, das mit einem bestimmten
Sinn wahrgenommen werden kann (z.B. Stimme, Schrift, Mimik, Musik, Kleidung, …)
Zeichensystem – Vorschlag:

• Gefüge aus Zeichen und Regeln zur Zeichenverknüpfung (z.B. Deutsch, Französisch, Polnisch,
Morsecode, diverse Formelsysteme, …)

MATERIALITÄT
• Stofflichkeit, physische/physikalisch Substanz, in der Zeichen wahrnehmbar werden (z.B.
Druckfarbe auf Papier, Schallwellen, Bildpunkte/Pixel auf einem Bildschirm, …)

INSTRUMENT ZUR MEDIENKOMMUNIKATION


• Apparat oder andres Hilfsmittel zur Produktion, Übermittlung und/oder Rezeption von Zeichen
in sozialer Interaktion (z.B. Feder, Druckmaschine, Mikrofon, …)
• Kein Terminus, aber nützlich zur begrifflichen Differenzierung

KOMMUNIKATION
Definition: „Typen bzw. Klassen einfacher oder komplexer zeichenhafter Äußerungen in sozialer
Interaktion, die durch eine Kombination, äußerungsexterner‘ Merkmale bestimmt sind.
Kommunikationsformen sind durch Merkmale wie das technische Medium der Äußerungen (z. B.
Telefon), das oder die Zeichensysteme (z. B. Sprache), den oder die Zeichentypen (z. B. Mündlichkeit),
die Produzenten- und Rezipientenzahl (z. B. einzelne), das räumliche Verhältnis der Produktion und
Rezeption (z. B. distanziert), das zeitliche Verhältnis der Produktion und Rezeption (z. B. synchron) oder
die Frequenz von deren Wechsel (z. B. Dialog) gekennzeichnet.“ (z. B. Gespräch von Angesicht zu
Angesicht, Brief, Buch, Chat, Website, ...)

Beispiele zu den Begriffen:

MASSENMEDIEN
• Systeme (inklusiver technischer und sonstiger Infrastrukturen) zur Zirkulation von Zeichen
eines/r oder mehrere Zeichensysteme, Modalitäten, Materialitäten für ein unüberschaubares
weitgehend anonymes Publikum (z.B. Presse, Rundfunk, Fernsehen, …)

NEUE MEDIEN
• Computerbasierte, digitale System zur Zirkulation von Zeichen eines/r oder mehrerer
Zeichensysteme, Modalitäten, Materialitäten (z. B. Internet, Textverarbeitung, ...)

MEDIENKONVERGENZ
• Annäherung mehrerer Medien und ihrer Kommunikate aneinander (z.B. Presse, Fernsehen,
Rundfunk und Internet)

SOCIAL MEDIA
Definition:
1. (social media tools) The online and mobile technologies or platforms people use to interact and
share content, including social networking sites, social bookmarking and social news sites, geosocial
networking sites, blogs, online forums, file-sharing and media-sharing sites, social gaming sites, social
commerce sites, virtual worlds, and wikis.

2. (social media content) The messages and resources created and shared within social networking and
content-sharing websites.
Vorschlag:

• Die Online-Plattformen, auf denen Menschen zu sozialen oder anderen Zwecken


Kommunikate hochladen / produzieren, teilen rezipieren / herunterladen können.
MEDIALITÄT
• Medienhaftigkeit
• Konzept, das in jüngerer Zeit verstärkte Aufmerksamkeit erhalten hat
• Mit ihm lässt sich nach den Gemeinsamkeiten der als Medien bezeichneten Phänomene fragen
• Mit ihm lässt sich das Medium-Sein skalar / graduell denken

TEXTUALITÄT
• Texthaftigkeit
• Konzept, das in jüngerer Zeit verstärkte Aufmerksamkeit erhalten hat
• mit ihm lässt sich nach den Gemeinsamkeiten der als Texte bezeichneten Phänomene fragen
• mit ihm lässt sich das Text-Sein skalar/graduell denken

MEDIENKLASSIFIKATIONEN
Klassifikation nach Burger/Luginbühl nach Pross (1972) und Fassler (1997)

• primäre Medien: z.B. Boten, die physisch eine Nachricht von einem Ort an einen anderen
transportieren
• sekundäre Medien: z.B. zeichenherstellende Schreibwerkzeuge, vom Bleistift zur
Schreibmaschine, aber auch Zeichenträger wie das Papier für eine Zeitung oder Zeitschrift
• tertiäre Medien: wenn sowohl beim Sender wie auch beim Empfänger technische Apparaten
vorausgesetzt werden, also etwa bei der terrestrischen Übertragung von Radio und Fernsehen
• quartäre Medien: die sogenannten „neuen Medien“ (Smartphone, Computer, Kabelradio und
Kabelfernsehen, etc.), da sie technische Apparaturen beim Sender, beim Empfänger und bei
der Übertragung (über ein Netzwerk) voraussetzen.

TEXTE/-SORTEN, PRAKTIKEN, MUSTER IN MEDIEN


• in einem Medium können mehrere Kommunikationsformen realisiert werden
• in einer Kommunikationsform können mehrere Textsorten, aber auch z.B. Praktiken und
andere sprachliche Muster realisiert werden
• eine Textsorte, Praktik, ein anderes sprachliches Muster kann in mehreren
Kommunikationsformen und Medien realisiert werden
KOMMUNIKATIVE/SOZIALE PRAKTIK
Vorbemerkungen:

• anders als Text und Medium keine Ethnokategorie


• die theoretische und empirische Beschäftigung mit soziale Praktiken hat auch und gerade
außerhalb der Linguistik stattgefunden
• wird derzeit in der Linguistik terminologisiert, ist hier aber bislang oft sehr flexibel und variabel
eingesetzt worden, z. B. für eine sprachliche oder kommunikative Handlungsweise, ein
Verfahren im Sinne einer versierten Vorgehensweise
Definition 1 (kommunikative Praktiken):

„gesellschaftlich herausgebildete konventionalisierte Verfahren zur Bearbeitung rekurrenter


kommunikativer Zwecke“ => Nähe zu Textsorten/kommunikativen Gattungen

• umfassender als ein Sprechakt, mehreren Teilaufgaben gewidmet


• involvieren immer mehrere Personen
• basieren auf einem Set von Regeln
• Sprachgebrauch erfolgt immer in kommunikativen Praktiken
• Bilden orientierungsstiftende Ethnokategorien
• Z.B. Gerichtsverhandlungen, Reklamationen, Auskünfte, Beratungsgespräche, den Brief, den
Einkaufszettel, das Gedicht, usw.
Definition 2 (soziale Praktiken):
1. „Einheiten des menschlichen Verhaltens“, die
2. „von mehreren Personen gemeinsam realisiert werden können“,
3. „Handlungscharakter haben“, d. h. „über Handlungsfunktionen bestimmt sind“,
4. „– im Gegensatz zu Handlungen – abstrakte Einheiten sind“,
5. „hinsichtlich ihrer Struktur und ihres Umfangs nicht festgelegt sind“,
6. „in diversen, Varianten‘ vollzogen werden können“, d. h. „mit und in verschiedenen
semiotischen oder anderen materiellen Ressourcen und Medien“,
7. „auf Ethnokategorien basieren, also auf nicht-wissenschaftlichen Alltagskategorien“,
8. „überindividuell“ sind,
9. „den kontextsensiblen, prozesshaften Einsatz eines bestimmten Wissens, das aber nicht
bewusst und verbalisierbar sein muss“, voraussetzen,
10. „von kulturellen Spezifika beeinflusst“ sind und
11. „kulturelle Spezifika“ (re)produzieren z. B. Danken, seine Liebe Erklären, Argumentieren, sich
Verabschieden, ...
Medienlinguistische Fragestellungen
• Wie wird Sprache wann wo von wem in welchen Medien gebraucht (Produktion)
• Was kennzeichnet einen bestimmten medialen Sprachgebrauch (Produkt)
• Wie wird Sprachgebrauch in welchen Medien wann wo von wem rezipiert? (Rezeption)

 Suche nach Regelmäßigkeiten, Regularitäten, Mustern

VORLESUNG 3

THEORIEN DER TEXTUALITÄT

GEERTZ
Kulturkonzept

 Kultur als Gewebe von Zeichen, das bei der Erforschung gedeutet werden muss
 „Kultur als Text“

Konzept der thick description (dichten Beschreibung)

„What defines it [enterprise of doing ethnography] is kind of intellectual effort it is: an elaborate
venture in, to borrow a notion from Gilbert Ryle, thick description “.

• Beispiel von zwei Jungen, die mit dem rechten Auge blinzeln; der eine zuckt unwillkürlich,
der andere übt eine Parodie auf ein vorgetäuschtes konspiratives Augenzwinkern •
• bei einer thin description würde beides gleich beschrieben, bei thick description hingegen
nicht
ZIELE DER ETHNOGRAPHIE (SUPER KURZ ZUSAMMENGEFASST)
 Kultur als Text, dessen Deutung dem Dialog der (Völker) Verständigunng dient
 Kultur als Text, dessen Deutung Diskurs/ Text wird
BEISPIEL SIEHE VORLESUNGSFOLIEN SEITE 26

HAUSENDORF/KESSELHEIM
Textkonzept
„Ein Text ist […], vereinfachend gesagt, ein lesbares Etwas, das begrenzbar, in seinen
Erscheinungsformen verknüpft und thematisch zusammengehörig, pragmatisch nützlich, musterhaft
und auf andere Texte beziehbar ist.“

• Texte sind schriftlich und weisen verschiedene Merkmale auf

Konzept der Textualitätsmerkmale


Was macht aus einem lesbaren Etwas einen Text; Textualität impliziert:

• Begrenzbarkeit
• Intratextuelle Verknüpfbarkeit
• Thematische Zusammengehörigkeit
• Pragmatische Nützlichkeit
• Musterhaftigkeit
• Intertextuelle Beziehbarkeit

Textualität kommt dadurch zustande, dass es Hinweise auf diese Merkmale sprachlicher
Erscheinungsformen gibt.

• Textualität ist eine komplexe und graduierbare Größe

Konzept der Textualitätshinweise


• Signalisieren Textualität und sorgen dafür, dass Geschriebenes beim Lesen als Text
wahrgenommen wird.
• Können in zweifacher Hinsicht bestimmten werden; in Hinblick auf:
o die Textualitätsquellen, aus denen sie schöpfen
o die Textualitätsmerkmale, auf die sie sich beziehen
• Mit den Textualitätsmerkmalen sind jeweils spezifische Textualitätshinweise verbunden:
o Abgrenzungs- und Gliederungshinweise -> Begrenzbarkeit
o Verknüpfungshinweise -> intratextuelle Verknüpfbarkeit
o Themahinweise -> thematische Zusammengehörigkeit
o Hinweise auf Textfunktion -> pragmatische Nützlichkeit
o Hinweise auf Textsorten -> Musterhaftigkeit
o Intertextualitätshinweise -> intertextuelle Beziehbarkeit
• Verhältnis zwischen Textualitätshinweisen und sprachlichen Formen ist nicht immer eins zu
eins. Es können auch in derselben sprachlichen Form verschiedene Textualitätshinweise
zusammenfallen.
• Wenn Hinweise fehlen oder außer Kraft gesetzt werden, kann Textualität in bestimmten
Merkmalen problematisch werden.

Konzept der Textualitätsquellen


• Sprachlichkeit, Wahrnehmbarkeit und Vertrautheit sind maßgebliche Quellen, aus denen
Textualitätshinweise geschöpft werden können.

Textualitätsmerkmale:
• Begrenzbarkeit: Abgrenzbarkeit nach außen und Gliederung nach innen
• Intratextuelle Verknüpfbarkeit: Verknüpfbarkeit der Teile eines Textes zum Textganzen
• Thematische Zusammengehörigkeit: Thematische Textzusammenhang in Form eines roten
Fadens
• Pragmatische Nützlichkeit: Dinge, die mit einem Text getan werden, Handlungsgehalt
• Musterhaftigkeit: Zugehörigkeit zu einer Textsorte, Ähnlichkeiten mit anderen Texten mit
Blick auf die anderen Textualitätsmerkmale
• Intertextuelle Beziehbarkeit: Bezüge auf anderswo Gelesenes, Gehörtes oder sonst wie
Rezipiertes

Textualitätsquellen:
• Sprachlichkeit: wesentlich „Grammatik“ und „Lexikon“ – wichtig insbesondere für
intratextuelle Verknüpfbarkeit und thematische Zusammengehörigkeit
• Vertrautheit: Weltwissen, Vorstellungskraft und Phantasie – wichtig insbesondere für
Musterhaftigkeit und intertextuelle Beziehbarkeit

Abgrenzungshinweise:
• Ganzheitshinweise:
o Textträgerhinweise (durch Textträger, z.B. Blatt/Zettel, Schild, Etikett, …)
o Textsammlungshinweise (durch Textsammlungen, z.B. Buch, Broschüre, Heft, Akte
o Sprachlich-typographische Hinweise (durch Titel/Überschrift, Titelei, …)
• Eröffnungs- und Beendigungshinweise:
o Druckvermerke (z.B. „Ende“)
o Begrüßungs-, Anrede- und Verabschiedungsformeln
o Einleitung- und Abschlussformeln (z.B. „Es war einmal“)
• Metakommunikative Abgrenzungshinweise (durch Vorwort, PS, …)

Gliederungshinweise:
• Einheitenhinweise (durch Layout/Typographie)
• Hierarchiehinweise (speziell durch Überschriften, Abstände, Einrückungen, …)
• Metakommunikative Gliederungshinweise (durch explizite Thematisierungen)
Intertextualitätshinweise:
• Text-Text-Hinweise:
o Metakommunikative Text-Text-Hinweise (durch Thematisierung eines anderen Texts)
o Textnachweise (durch Textnennungen, bibliographische Angaben, ...)
o Textwiedergaben (durch Paraphrasen, Zitate, ...)
o Anspielungen (durch indirekte Bezugnahmen)
• Text-Textwelt-Hinweise:
o Thematisierung von Textwelten
o Anspielungen auf Textwelten
▪ Eigennamen (für Geschichten, Elemente daraus, …)
▪ Schlüsselwörter (für Diskurse, Debatten, …)
▪ Topoi und Motive (typische Aussagen, inhaltliche Elemente)

VORLESUNG 4

THEORIEN DER MEDIALITÄT

MC LUHAN – THE MEDIUM IS THE MESSAGE (DAS MEDIUM IST DIE BOTSCHAFT)
-ZITATE
MCLUHAN – HEISSE UND KALTE MEDIEN

MCLUHAN – KOGNTIV-PERZEPTIVE WIRKUNG VON MEDIEN

MCLUHAN – SOZIALE WIRKUNGEN VON MEDIEN


BEISPIEL: SMARTPHONE ALS MEDIUM: ANALYSE NACH MCLUHANS THEORIEN

LUDWIG JÄGER
• Medialität:
o Intramedialität
o Intermedialität
Jäger nutzt die Begriffe Intra- und Intermedialität, um das Verfahren der Transkription zu beschreiben

Konzept der Transkription/Transkriptivität nach Jäger:


• Medien nehmen intermedial aufeinander Bezug (z.B. Remake im Film, Cover-Hits, Samplings
in der Unterhaltungsmusik)
• Sprache ist bestimmt Ausschnitte der Rede gleichsam stillzustellen und sie durch
Reformulierungen transkriptiv zu bearbeiten.

mediale Entitäten müssten bei Transkriptionen „eine vorübergehende oder dauerhafte, Starre derart
annehmen, dass auf sie kommunikativ Bezug genommen werden kann“

Es gibt zwei Stadien medialer Kommunikation:

a) Transparenz: unproblematische Geltung von Sinn; Zustand ungestörter medialer Performanz


= das jeweilige Zeichen/Medium verschwindet mit Bezug auf den Gehalt = es mediatisiert
b) Störung: führt zu Rekonzeptualisierungen; Ausgangspunkt des transkriptiven Verfahrens =
Zeichen /Medium als gestörter Operator von Sinn in den Fokus der Aufmerksamkeit

Transkription = Übergang von Störung zu Transparenz

Rest von Jäger in den Vorlesungsfolien – Ich kenn mich nicht


aus…
VORLESUNG 5

TEXTLINGUISTISCHE ANALYSEMETHODEN UND -KONZEPTE I


„Mit den Textualitätsmerkmalen sind jeweils spezifische Textualitätshinweise verbunden:

• Abgrenzungs- und Gliederungshinweise -> Begrenzbarkeit


• Verknüpfungshinweise -> intratextuelle Verknüpfbarkeit [Kohäsion, J.S.]
• Themahinweise -> thematische Zusammengehörigkeit [Kohärenz, J.S.]
• Hinweise auf Textfunktionen -> pragmatische Nützlichkeit [Funktionalität, J.S.]
• Hinweise auf Textsorten -> Musterhaftigkeit [Textsortenzugehörigkeit, J.S.]
• Intertextualitätshinweise -> intertextuelle Beziehbarkeit“

 speziell textlinguistische Analysekonzepte


 erfassen im Besonderen das Textuelle an Texten

Kohäsion
Definition 1: grammatische Zusammenhang im Text

Definition 2: auf der Oberfläche signalisierter mithilfe von Elementen, die unmittelbar sinnlich
wahrnehmbar sind, erkennbarer Textzusammenhang

Vorschlag: formaler Zusammenhalt eines Textes, der sich aus Relation sprachlicher Elemente
untereinander ergibt

Kohäsionsmittel

ANALYSEKONZEPTE KOHÄSION:
Kohäsionsmittel: Kontinuität graphischer Charakteristika

• Schriftfamilie (Georgia, Arial, Helvetica, …) bzw. Charakteristika einer Handschrift


• Schriftfarbe
• Schriftschnitt (fett, kursiv, …)
• Ausrichtung (linksbündig, rechtsbündig, …)
• Weitere Besonderheiten der Graphie (z.B. moderate Kleinschreibung)
Kohäsionsmittel: Rekurrenz (Wiederholung) morphologischer, lexikalischer, phraseologischer,
syntaktischer Einheiten:

• Morpheme, Morphemkombinationen
• Wörter, Mehrworteinheiten
• Kollokationen, Idiome, Routineformeln, …
• Syntaktischer Konstruktionen diverser Art
Beispiel:

Rekurrenz von Morphemen, Wörtern, einer Kollokation


Kohäsionsmittel: Konstanz grammatischer Merkmale

• Tempuskonstanz (Präteritum, Präsens, …)


• Moduskosntanz (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ)
• Konstanz des Genus Verbi (Aktiv, Passiv)

Beispiele siehe Folien

Kohärenz
Definition 1: inhaltlicher Zusammenhang von Texten
Definition 2: konzeptueller durch Bedeutung und Verstehen erschließbarer Text Zusammenhang

Vorschlag: thematischer Zusammenhang eines Textes, der sich aus der Relation sprachlicher Elemente
zur Welt ergibt

Kohärenzmittel und -konzepte


ANALYSEKONZEPTE KOHÄRENZ
Kohärenzmittel: Annoncierung des Themas

• Titel, Überschrift
• Metakommunikative Annoncierung des Themas im weiteren Text
• Frage

Kohärenzmittel: Kontinuität der Referenz auf Außersprachliches

• Substitution: Ersetzung eines Textelementes durch eine andere autosemantische Einheit,


wobei sich beide auf dieselbe außersprachliche Entität beziehen
• Bestimmter Artikel
• Pronomen und Pronomialadverb
• Ellipse
• Isotopieebene

Beispiele (weitere Beispiele siehe Vorlesungsfolien):

Substitution
Artikel
Pronomen
Kohärenzmittel: Annoncierung der Relation von Aussagen über Außersprachliches

• Konjunktion, Subjunktion
• Adverb

Kohärenzmittel: Aktivierung von Wissen über Weltzusammenhänge

• Frame (kognitives Modell einer Situation)


• Script (kognitives Modell eines Prozesses)

Beispiel:

VORLESUNG 6

TEXTLINGUISTISCHE ANALYSEMETHODEN UND -KONZEPTE II

TEXTFUNKTION
• Aufgabe, Handlungszweck eines Textes

Funktionsindikatoren

Viele Texte haben mehrere Textfunktionen zugleich, sind polyfunktional!

ANALYSEKONZEPTE FUNKTIONALITÄT
Funktionsindikatoren: Textbausteine

• Größere Einheiten/Gliederungselemente eines Textes, die sich formal und funktional


voneinander unterscheiden (z.B. Überschrift, Lead, Haupttext, Infokasten, Bildunterschrift, …)
• Beispiel:
Funktionsindikatoren: Sprechakte

• Theorie des sprachlichen Handelns


• Grundidee von Austin:
o Konstative Äußerung: kann wahr oder falsch sein: Wien liegt in Österreich.
o Performative Äußerung: kann nicht wahr oder falsch sein; mit ihr wird gehandelt;
kann gelingen/glücken oder misslingen/verunglücken: Ich bitte um Verzeihung.
o Aufgabe der Unterscheidung: Einsicht, dass man mit allen Äußerungen handelt
• Sprechakt: Prozess einer Äußerung (eines Satzes); setzt sich aus mehreren Teilakten
zusammen, die gleichzeitig stattfinden
• Weiterentwicklung von Searle: Sprechakt -> kleinste kommunikative Einheit; vier Teilakte:
o Äußerungsakt: Äußerung:
▪ Materielle Realisierung von Sprache: man artikuliert Laute, bringt mit Stift
oder Tastatur Buchstaben hervor;
▪ Verwendung von Elementen des „Sprachsystems“
o Propositionaler Akt: Proposition:
▪ Aussage über die Welt/Weltentwurf: Bezug auf Elemente der Welt (Referenz)
und Zuordnung von Eigenschaften zu diesen/r Elementen (Prädikation)
o Illokutionärer Akt: Illokution:
▪ Kommunikative Funktion, Handlung(swert) (mehrere möglich)
o Perlokutionärer Akt: Perlokution:
▪ Beabsichtigte/angelegte Reaktion beim/bei der Adressierten
• Weiterentwicklung von Searle: fünf Klassen illokutionärer Akte/von Illokutionen
o Repräsentative/Assertive: der Sprechende drückt aus, dass er die geäußerte
Proposition für wahr hält; in etwa: konstative Äußerungen: aussagen, behaupten,
erzählen, beschreiben
o Direktive: der Sprechende versucht das Gegenüber zu einem bestimmten Verhalten
zu bewegen: bitten, auffordern, befehlen, … auch: fragen
o Kommissive: der Sprechende legt sich auf ein bestimmtes Verhalten fest: versprechen,
sich verpflichten, …
o Expressive: der Sprechende drückt einen „psychischen Zustand“ gegenüber einem
Aspekt der Proposition aus bzw. bearbeitet die soziale Beziehung zwischen ihm und
dem Gegenüber: danken: gratulieren, entschuldigen, grüßen, …
o Deklarationen/Deklarative: der Sprechende verändert den Status/die Lage des
Referenten allein durch die Äußerung in etwa: performative Äußerungen: taufen,
verurteilen, zu Mann und Frau erklären, ….
Beispiele:

Funktionsindikatoren:

• Alle sprachlichen Mittel, die in einem Text verwendet werden, haben eine oder mehrere
Funktionen und tragen somit zur Gesamtfunktion oder den Gesamtfunktionen eines Textes
bei!

KLASSEN VON TEXTFUNKTIONEN NACH BÜHLER:


• Organon-Modell der Sprache
• Funktionen des (komplexen Sprachzeichens_
o Symbol kraft seiner Zuordnung zu Gegenständen
und Sachverhalten
o Symptom (Anzeichen, Indicium) kraft seiner
Abhängigkeit vom Sender, dessen Innerlichkeit es
ausdrückt
o Signal kraft seines Appells an den Hörer, dessen
äußeres und inneres Verhalten es steuert
Beispiele siehe Vorlesungfolien

ANALYSEKONZEPTE TEXTSORTENZUGEHÖRIGKEIT
Sinn und Zweck der Untersuchung von Textsorten und Textsortenzugehörigkeit:

• Aufgabe einer Wissenschaft: Strukturierung ihres Untersuchungsgebiets


• Texte sind durch Muster geprägt; Textsortengeprägtheit /Musterhaftigkeit als
Textualitätsmerkmal
• Mitglieder einer Kommunikationsgemeinschaft ordnen Texte in Gruppen/Klassen ein und
verwenden Muster bei der Produktion und Rezeption von Texten = Muster orientieren in der
Kommunikation

TEXTSORTE
Definition 1: Textsorten erweisen sich als eine begrenzte Menge von Textexemplaren mit spezifischen
Gemeinsamkeiten. Die Gemeinsamkeiten von Textexemplaren einer Textsorte sind auf mehreren
Ebenen zugleich bezogen:

• Auf die äußere Textgestalt/Layout


• Charakteristische Struktur- und Formulierungsbesonderheiten
• Inhaltlich-thematische Aspekte
• Situative Bedingungen (einschließlich des Kommunikationsmedium/des Kanals)
• Kommunikative Funktionen
Definition 2: Textsorten sollen zunächst allgemein als konkrete Realisationsformen komplexer Muster
sprachlicher Komunikation verstanden werden, die innerhalb der Sprachgemeinschaft im Laufe der
historisch-gesellschaftlichen Entwicklung aufgrund kommunikativer Bedürfnisse entstanden sind.
Textsorten sind demzufolge kulturell geprägt. Der konkrete Text erscheint immer als Exemplar einer
bestimmten Textsorte

Definition 3: Klasse bzw. Menge an Textexemplaren mit einem oder mehreren übereinstimmenden
situativen, thematisch-inhaltlichen, strukturellen, stilistischen, funktionalen, materiellen etc.
Merkmalen

Textsortenmerkmale

Textsorte vs. Textmuster vs. Textklasse vs. Testsortenvariante – Definitionen

• Das Formativ Textklasse könnte als [...]


verallgemeinernder Oberbegriff für alle
beliebigen Gruppierungen von Texten verwendet
werden.
• Bei Textsorten handelt es sich [...] um
Textmengen auf niederer Abstraktionsstufe
• Geht man von solchen spezifischen Textmengen
[d. s. Textsorten, J.S.] als Basiseinheiten aus, dann sind diese nach unten von – meist durch
zusätzliche inhaltliche Merkmale geprägten – Subklassen, den Textsortenvarianten,
abzuheben.
• Der Terminus Textmuster wäre als kognitiv idealtypische Größe von den stets auf konkrete
Texte bezogenen „Textsorten“ abzuheben

Beispiele zu Textsorten siehe Vorlesungsfolien

ANALYSEKONZEPTE TEXTSORTENZUGEHÖRIGKEIT
Textsortenmerkale nach Hausendorf/Kesselheim:
Muster/Gemeinsamkeiten der:

• Begrenzbarkeit
• Intratextuellen Verknüpfbarkeit (Kohäsion)
• Thematischen Zusammengehörigkeit (Kohärenz)
• Pragmatischen Nützlichkeit (Funktionalität)
• Intertextuellen Beziehbarkeit

Textsortenmerkmale nach Brinker/Cölfen/Pappert:

• Textfunktion
• Kommunikationsform und Handlungsbereich
• Thematische Restriktionen
• Grundform der thematischen Entfaltung und Realisationsform
• Sprachliche und ggf. nichtsprachliche Mittel
Beispiel für Textsortenbeschreibung siehe Vorlesungsfolien!
An dem Beispiel (siehe Vorlesungsfolien) leiten sich folgende Schritte zur Analyse für Textsorten ab
(vermutlich hilfreich für ein Anwendungsbeispiel bei der Prüfung):
• Konkretisierung der Fragestellung/des Forschungsinteresses
• Zusammenstellung passenden Materials (Korpus aus Textexemplaren einer Textsorte)
• Voranalyse des Materials (mit Blick auf Gemeinsamkeiten/Unterschiede der Textexemplare)
• Konkretisierung der Analysekonzepte je nach Auffälligkeiten im Material
• Tiefergehende Analyse mithilfe der gewählten Analysekonzepte
• Darstellung der Ergebnisse (Beschreibung der Textsorte)

VORLESUNG 7

MEDIENLINGUISTISCHE ANALYSEMETHODEN UND -KONZEPTE I


Produzierendenrollen:

• animator: präsentierende, vortragende, äußernde Person


• author: formulierende Person
• principal: verantwortende, verantwortliche Person

relevant für z.B. Politikertweets, Fernsehnachrichten, Radiomagazine, …


Beispiel:

Rezipierendengruppen:

• Adressierte = intendierte Rezipierende => Recipient/Audience Design


• Rezipierende = tatsächliche Rezipierende

• Addressed recipient = adressierte und vorgesehene/ratifizierte Rezipierende


• Unanddressed recipient = nicht-andressierte, aber vorgesehen/ratifizierte Rezipierende
• Overhearer= nicht-vorgesehene zufällig Rezipierende
• Eavesdropper = nicht-vorgesehene absichtsvoll Rezipierende (Lauschende)

Kommunikationskreise:

• Innerer Kreis: Kommunikation der am Dialog Beteiligten


• Äußerer Kreis: Kommunikation der am Dialog Beteiligten + der Rezipierende/des Publikums
• Teilweise wird auch zwischen direkt u. indirekt oder primär u. sekundär Adressierten
unterschieden

Relevant z.B. für Phone-in-Radiosendungen, Presseinterviews


AFFORDANZEN
Definition 2: Affordanzen sind als Nutzungsangebote der Umwelt zu verstehen, deren
Bedeutungspotential allerdings von Nutzern auf verschiedene Weise erschlossen werden muss.

Vorschlag: Nutzungsmöglichkeiten/-anregungen, die ein Medium (evtl. auch ein Social Medium, eine
Kommunikationsform, …) bietet/gibt.

ÖFFENTLICH VS. PRIVAT

HYBRIDISIERUNG VS AUSDIFFERENZIERUNG – DEFINITIONEN


Hybridisierung:

• Prozess des Mischens und Kombinierens


Ausdifferenzierung:

• Eine etablierte Musterkonfiguration teilt sich in zwei oder mehr stabil zu beobachtende
Konfigurationen auf
• Ausdifferenzierung kann durch Hybridisierung erfolgen – Hybride können auch okkasionell
(gelegentlich) sein
 Beide Konzepte werden oft auf Textsorten bezogen
Beispiel:

Hauptleistungen medialer Angebote (Textsorten/kommunikativer Gattungen)

• Information = Vermittlung von Wissen durch die Darstellung von anerkannten


Fakten/Tatsachen
• Meinungsbildung = Förderung des Findens von Haltungen durch den Einbezug verschiedener
Perspektiven
• Unterhaltung = Schaffung von Vergnügen/Ablenkung/Kurzweil durch die Anregung von
Mitleid, Heiterkeit, Spannung, Neugier, Erstaunen usw.

 Vielfach Feststellung einer Tendenz zu mehr Unterhaltung auf Kosten von Informationen und
Meinungsbildung, zu mehr Vermischung von Information und Unterhaltung (Infotainment)
wie auch von Information und Meinungsbildung wie auch in Presse, Fernsehen, Rundfunk und
Internet
Unterhaltungsstrategien:

• Personalisierung = Präsentation eines Themas /Inhalts über eine/mehrere Personen


• Emotionalisierung = Präsentation eines Themas/Inhalts, die auf die Weckung von Affekten zielt

Beispiel:

VORLESUNG 8

MEDIENLINGUISTISCHE ANALYSEMETHODEN UND -KONZEPTE II

MEDIENLINGUSTIISCHE ANALYSEKONZEPTE
Kontext – Definition

• Menge der für eine sprachliche Äußerung relevanten Faktoren der Kommunikationssituation
• Unterschieden werden: der allgemeine Kontext als Sprechsituation bezüglich Ort, Zeit oder
Handlungszusammenhang und der persönliche und soziale Kontext in ihrer Beziehung
zueinander und ihren kulturellen Voraussetzungen
Rekontextualisierung – Definition:

“the dynamic transfer-and-transformation of something from one discourse/text-in-context (the


context being in reality a matrix or field of contexts) to another. Recontextualization involves the
extrica tion of some part or aspect from a text or discourse, or from a genre of texts or discourses, and
the fitting of this part or aspect into another context (another text or discourse (or discourse genre)
and its use and environment).“

Beispiel:

MÜNDLICHKEIT VS. SCHRIFTLICHKEIT


KOCH-OESTERREICHER-MODELL
Unterscheidung zwischen medialer und konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit.

KOCH-OESTERREICHER-MODEL – KRITIK
AUSBLICK: DISKURSLINGUISTIK
Diskurs – Definition 1: eine Auseinandersetzung mit einem Thema:

• In Äußerungen und Texten der unterschiedlichsten Art niederschlägt


• Von mehr oder weniger großen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird
• Wissen und die Einstellungen dieser Gruppen dem betreffenden Thema sowohl spiegelt
• Als auch aktiv prägt und dadurch handlungsleitend für zukünftige Gestaltung der
gesellschaftlichen Wirklichkeit in Bezug auf dieses Thema wirkt
 Migrationsdiskurs, Umweltdiskurs, Elterndiskurs, …

Diskurs – Definition 2: dynamisches Netz von soziokulturell zeichenhaften Phänomenen, die vom
selben Formationssystem geprägt sind.

Diskurs – Definition 3: Menge von Aussagen, die einem gleichen Formationssystem zugehören

VORLESUNG 8

MEDIENLINGUISTISCHE ANALYSEMETHODEN UND -KONZEPTE II

PRESSETEXTE: TEXTGESTALTUNG UND TEXTSORTEN IM MEDIALEN WANDEL


(GASTVORLESUNG)
Erste Zeitungen:
Grundeinheiten:

• Korrespondenzen
• Keine Artikel
• Keine Schlagzeilen

Inhalt:

• Thematisch offen
• Inhaltliche Schwerpunkte (politische und militärische Themen)

Texte:

• Informierende Funktion
• Keine Faktenmeldungen
• Keine Textsorten

KLASSIFIKATION VON PRESSETEXTSORTEN NACH LÜGER


INFORMATIONSBETONTE TEXTSORTEN:
1.) Meldung: kürzeste und einfachste Form der Information (W-Fragen)
2.) Nachricht: Meldung als Informationskern + weitere Spezifizierungen;
Inhaltliches Kriterium:
a. Harte Nachrichten (ernste Themen)
b. Weiche Nachrichten (human interest)
3.) Bericht: Haupttyp informationsbetonter Texte; komplexer und vielfältiger als Meldungen und
Nachrichten. (Verlauf, Vorgeschichte und Folgen, Ereignis und Zusammenhänge)
4.) Reportage: Oft ganzseitiger Text, der ein Thema aus mehreren Perspektiven behandelt
Aufgabe: an nachrichtlich interessanten Orten sinnliche Eindrücke nacherlebbar zu schildern

MEINUGNSBETONTE TEXTSORTEN
1.) Kommentar: Deutung und Bewertung von Inhalten, Expressive Sprachelemente,
Argumentation; Wichtige Form: Leitartikel steht für Ausrichtung der Zeitung
2.) Glosse: Meinungsbeitrag mit ironisch-unterhaltsamer Grundhaltung
3.) Rezension: Thema Bücher, Filme, Theater, Konzerte -> Kritische Bewertung

STRUKTURELLE UND FUNKTIONALE KRITERIEN

TENDENZEN
VORLESUNG 10

TEXTE IN MEDIEN II: PRIVATE KURZNACHRICHTEN


Sprachgebrauch in Kurznachrichten

• Emoticons
• Buchstaben-Iteratinen
• Großschreibung zur Emulation von Prosodie
• Abkürzungen
• Syntaktische Kurzformen z.B. Tilgung der Personalpronomen
• Mischung von Sprachen Varietäten (zumindest in der Schweiz)
 Stilistische Vielfalt

EMOTICONS UND EMOJIS IN KURZNACHRICHTEN


Funktionen von Emojis

• Allographe
• Ideogramme
• Grenzsignale
• Satzintensionssignale

Emojis als Allographen

• Emojis könnten statt einzelner Buchstaben stehen


• Allograph: Varianten eines Schriftzeichens

Emojis als Ideogramme

• Emojis können als


Begriffszeichen/bedeutungstragende Einheiten
eingesetzt werden (substantiv-, verb-, adjektiv-
äquivalent)

Emojis als Grenzsignale

• Emojis könnten Segment-/Satzgrenzen anzeigen


/betonen

Emojis als Satzintensionssignale

• Emojis können darauf hinweisen, welche


Einstellung mit einer Äußerung verbunden ist
Emojis als Informalitätssignale (indexikalische Funktion)

• Emojis können anzeigen, dass die ganze Nachricht/der


ganze Dialog als locker/informell zu verstehen ist.
Emojis als Illustrationen

• Emojis können sprachliche Elemente der Nachricht bzw.


deren Bedeutung/Elemente der aufgerufenen Situation
veranschaulichen

FUNKTIONEN VON EMOJIS NACH PAPPERT


Emojis als Rahmung:

• Emojis können darauf hinweisen, dass die


Interaktion als informell aufzufassen ist

Emojis als Ökonomisierung

• Emojis können Tipp-/Schreibaufwand reduzieren

Emojis als Beziehungsgestaltung

• Emojis können Gefühle aufzeigen und damit


eine Beziehung beeinflussen
• Emojis können als Geheimzeichen dienen, die
das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken

Emojis als Modalisierung

• Emojis können signalisieren, dass eine


Äußerung als scherzhaft, ironisch, … zu
verstehen ist
Emojis als Kommentierung/Evaluierung

• Emojis können eine Äußerung


kommentieren/bewerten

Emojis als Strukturierung

• Emojis können Äußerungen


segmentieren/gliedern

Emojis als Darstellung

• Emojis können auf


Außersprachliches Bezug
nehmen (referieren) und
Sprachliches
wiederaufnehmen
(substituieren)
Emojis als ludische Funktion

• Emojis können spielerisch/aus Spaß


verwendet werden

Emojis als Ausschmückung

• Emojis können zur Dekoration verwendet


werden
VORLESUNG 11

TEXTE IN MEDIEN III: HATE SPEECH IM INTERNET

TERMINOLOGIE
Hate Speech – Definition 1

„Unter Hate Speech – hier übersetzt mit ,Hassrede‘ – wird im Allgemeinen der sprachliche Ausdruck
von Hass gegen Personen oder Gruppen verstanden, insbesondere durch die Verwendung von
Ausdrücken, die der Herabsetzung und Verunglimpfung von Bevölkerungsgruppen dienen.“

Hate Speech – Definition 2

„Hassrede bezeichnet Äußerungen, die zu Hass anstiften, verhetzen und/oder für bestimmte Gruppen
verletzend oder beleidigend sind. Hassreden können in allen Medien (analog/digital) im öffentlichen
Raum in Wort und Bild stattfinden.“

Hate Speech – Definition 3


„Seine [des Begriffs Hassrede] Extension kann [...] beinahe alle Aspekte herabsetzender Rede umfassen
– von Beleidigungen, über übertrieben emotionalen Sprachgebrauch bis hin zu rassistischen
Äußerungen und Volksverhetzung.“

„[I]mmer geht mit der Bezeichnung Hate Speech/Hassrede eine negative Wertung des bezeichneten
Kommunikationsmodus, seiner Inhalte und seiner Nutzer einher. Was als Hate Speech bezeichnet wird,
erfährt also selbst eine Abwertung, durch die auch das Ansehen dessen, der eine als Hassrede
kategorisierte Äußerung getätigt hat, bedroht [sic].“
Hassrede sei „zu einem zentralen Konzept des sprachkritischen Diskurses avanciert“
Pejoration / pejorativ – Definition 1

Sprachliche Abwertung
Pejoration / pejorativ – Definition 2

„Ein sprachl. Ausdruck wird p. genannt, wenn er den mit ihm bezeichneten Gegenstand oder
Sachverhalt implizit abwertet. Dies kann geschehen (a) durch abwertende Prädikation oder (b) durch
lexikal. Spezifizierung.“
Schimpfwort - Definition:

„Wort das regelmäßig konstitutiver Bestandteil von Sprechakten des Schimpfens und/oder
Beschimpfens ist.

Cybermobbing – Definition

„Als allgemein akzeptierte Definitionskriterien für das Phänomen absichtliche, wiederholte, aggressive
Handlungen unter Zuhilfenahme von neuen Technologien, wie z.B. PC oder Smartphone
Invektivität/Invektive – Definition

„Der Begriff der Invektivität fungiert als zentraler Reflexionsbegriff, mit dessen Hilfe bislang von der
Sprachwissenschaft disparat konstruierte Gegenstände wie Unhöflichkeit, Beleidigung, verbale
Aggression und Hassrede in einen gemeinsamen Deutungshorizont gerückt werden können.“
Sprachliche Gewalt – Definition

„In einer konstruktivistischen Denktraditionen wird Gewalt als strukturelles Phänomen verstanden
und nicht als primär intentionale Handlung eines Individuums. Gewalt als Struktur einer sozialen
Verfasstheit, in der Regel einer Gesellschaft, zu verstehen, macht diese unumgehbar für Individuen.
Realisiert sich diese Gewalt durch Sprache, also durch Sprachhandlungen – wozu hier auch Schweigen,
Ignorieren, Übergehen gezählt würde –, so bezeichne ich dies als Sprachgewalt.“
Hate Speech auf Blogs:

Grundformen zur Hassbegründung nach Schütte 2013:

• Hass als Reaktion auf den Hass der Anderen [sic]


• Hass als Reaktion auf Brutalität
• Hass begründet durch negative Erfahrungen, persönliche Erlebnisse

Mögliche Ursachen für Cybermobbing

• Neid?
• Ungerechtigkeitsempfinden/Frustration?
• Generell erhöhtes Aggressionslevel?
• Mangelnde sprachliche und soziale Kompetenz und Sensibilität?
• Eigene Gewalterfahrungen?

Begünstigungen:

• Anonymität des Internets/fehlende Wahrnehmbarkeit der Reaktion?


• Gefühl der Sicherheit und Stärker in der Gruppe?
• Verbreitung von Cybermobbing/Existenz von Gewaltmustern?

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