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Allgemeine Rechtschreibprinzipien
Lernziele
Kaufleute legen Wert darauf, richtig zu schreiben. Sie halten sich beim Verfassen und Redigie-
ren ihrer Texte an die Rechtschreibregeln. In Zweifelsfällen ziehen sie geeignete Hilfsmittel bei
(Rechtschreibwörterbuch, Korrekturprogramm).
Die Lernenden nutzen ihr Sprachwissen, um sich die Grundprinzipien der Rechtschreibung und
der Worttrennung anzueignen.
Die Rechtschreibung kann zusätzlich mit dem Online-Tool eFokus Sprache individuell trainiert
werden.
Mutierte Daumen
1 In Europa werden gegenwärtig/gegenwertig über 200 Milliarden SMS im Jahr verschickt,
und die Flut der Kurzmeldungen soll weiter anschwelen/anschwellen. Das Heer/Hehr der
Handy-User liebt offenbar den kurzen, durch ein Biebsen/Piepsen angekündigten Kitzel,
der durch das Empfangen der Grussbotschaften aus dem Äther endsteht/entsteht.
5 So vergänglich die einzelnen Kurznachrichten auch sein mögen, hinterlassen sie in ihrer
Gesamtheit Spuren/Spuhren. Linguisten konstatieren einen kreativeren Umgang mit der
Sprache, der auf die Dialoge am Handy zurückgeht: Dem Zwang gehorchend, nach dem/
nachdem Kurzmitteilungen nur 160 Zeichen haben dürfen, geben SMS beredte/berete
Beispiele einer verdichteten Ausdrucksweise: Die meist jugendlichen/jugentlichen Schreiber
10 und Schreiberinnen lassen Leerzeichen/Lehrzeichen weg und beginnen dafür jedes Wort mit
einem Grossbuchstaben, sparen sich Artikel, Pronomen und Präpositionen und brägen/prä-
gen rafinierte/raffinierte Ad-hoc-Abkürzungen.
b) Die sechs falsch geschriebenen Wörter sind markiert und unten verbessert.
Der ware Charme der SMS-Komunikation liege im Sprachspiel, meinte ein Mannheimer
^^^^^^^^^ der letzthin^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Germanist, Gastredner an der Uni Zürich war. Und wer beim Simsen (SMS-
15 Schreiben) oder Chatten auf den Geschmack ^^ komme, verwende die Sprachschöpfungen auch
im Altag. Die neuen Begriffe gingen so in die Jugendsprache über und würden schlieslich
^^^^^^^^^^^
Allgemeingut. Selbst das Literaturgeschehen bleibe vom SMS-Boom nicht unberührt, ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
auch
wenn der Einfluss eher bescheiden sei. Zumindest die Kürzestromane in SMS-Länge seien
keine ernste Konkurrenz für dicke Wälzer.
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20 Aber SMS verändert nicht nur die Welt der Menschen, sondern die Menschen selbst. Die
britische Zeitung «Observer» lies kürzlich Forscher zu Wort kommen, welche erste
^^^^^^SMS» festgestellt haben: Der Daumen junger Menschen
Mutationen bei der «Generation
^^
werde durch die Bedienung der kleinen Zahlentastaturen musskulöser, und auch seine
Fertigkeit nehme zu. ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
wahre (Z. 13), SMS-Kommunikation (Z. 13), Alltag (Z. 16), schliesslich (Z. 16), liess (Z. 21),
muskulöser (Z. 23)
c) Textbezogene Wortbedeutungen/-erklärungen:
mutieren (Titel) ver-/ändern (um sich neuen Zwecken anzupassen)
Flut (Z. 2) riesige Menge, Unmengen (Metapher)
Äther (Z. 4) Weltraum, Himmel, Lufthülle der Erde u. Ä.
Linguisten (Z. 6) Sprachwissenschaftler
konstatieren (Z. 6) stellen fest, verzeichnen
Ad-hoc-Abkürzungen (Z. 12) Abkürzungen, die aus einem Augenblick heraus/in
einer bestimmten Situation kreiert werden
Charme (Z. 13) der Reiz
Germanist (Z. 14) Wissenschaftler, der die deutsche Sprache und
Literatur studiert hat
Boom (Z. 17) (plötzlicher) Aufschwung, gewaltige Zunahme
Wälzer (Z. 19) (dicke, umfangreiche) Bücher
Seite 112 1.1 Zum Lautprinzip: Kürzung und Dehnung von Vokalen
Die Lernenden achten bewusst darauf, ob die Vokale kurz oder lang gesprochen werden, und
wenden die entsprechenden Regeln der Vokalkürzung und Vokaldehnung an.
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Aufgabe 2
Ergänzung der folgenden Listen mit Beispielen aus dem Text der Aufgabe 1.
Kurzvokale
• Folgen innerhalb des Wortstammes auf einen betonten Vokal zwei verschiedene Konsonan-
ten, so ist der Vokal in der Regel kurz:
Meldungen, Gesamtheit, Gast, letzthin, verwenden, sondern, kürzlich …
• Die betonten Vokale vor Doppelkonsonanten sind kurz:
soll, anschwellen, offenbar, lassen, beginnen, Mannheim, Geschmack, kommen,
Alltag, Begriffe …
Langvokale
Lang gesprochene Vokale können speziell gekennzeichnet werden, etwa durch das soge-
nannte Dehnungs-h oder durch Vokalverdoppelung:
• In manchen Wörtern werden a/ä, e, o/ö, u/ü vor l, m, n und r mit -h- gedehnt:
Jahr, wahr, Wahrheit, Zahlen, (zählen, fehlen, Gewohnheit, gewöhnen …)
Seite 113 • Die Dehnung durch Vokalverdoppelung aa, ee, oo kommt nur selten vor:
das Heer, verheerend, Leerzeichen, (der Aal, die Aare, engl. der Boom)
• Das lange -i- wird im Normalfall mit -e gedehnt:
lieben, piepsen, konstatieren, Beispiele, liegen, Bedienung …
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MODUL 3
Aufgabe 3
Wie im Rechtschreib-Duden steht unter den betonten Kurzvokalen ein Punkt, unter den beton-
ten Langvokalen ein Strich.
Aal, Adel, Haken, Hacke,
•
glatt,
•
packen,
•
Vase; Äste,
•
Bär, blättern,
•
schäkern, Rätsel
Besen, besser,
•
deftig,
•
edel, ekelhaft, helfen,
•
lesen, Mehl, Neffe
•
Biss,
•
ihr, •irren, liest, List,
•
Musik, politisch,
•
Richterin,
•
schief, Schilf,
•
wir, Ziel
Brot, forschen,
•
Ofen, offen,
•
Ohr, Post,
•
roh; befördern,
•
böse, hören, öffnen,
•
störrisch
•
Blut, Kundin,
•
musisch, Muster,
•
stur, Uhr; fühlen, grün, mündig,
•
Büffel,
•
Rüge, Wüste
Aufgabe 4
a) Hervorhebung der Doppelkonsonanten:
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1.2 Zum Stamm- und zum Homonymieprinzip
Besonders das Stammprinzip, das bereits aus Modul 2 (Wortfamilien) vertraut ist, hilft den
Lernenden bei zahlreichen Rechtschreibunsicherheiten weiter (Wortverwandtes wird gleich
geschrieben: das Ende Õ endlich, die Seele Õ seelisch ...).
Das Homonymieprinzip, wonach Wörter, die gleich lauten, aber Verschiedenes bedeuten,
gewöhnlich verschieden geschrieben werden (leeren – lehren; Miene – Mine, war – wahr ...),
kennt allerdings einige Ausnahmen (Schloss, Hahn …).
Aufgabe 5
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Seite 115 Aufgabe
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MODUL 3
Aufgabe 7
Da es in dieser Übung auch um ein zweckmässiges und effizientes Nachschlagen geht, macht
ein Zeitlimit Sinn. (Spielerische Variante: Welches Zweierteam findet die Fehler am schnellsten?)
Während Sprachhüter und andere Schwarzmaler das Ende der deutschen Schriftsprache
prophezeien, reden progressive Sprachforscher und Internetenthusiasten von einer «neuen
Schreibkultur», die sich an der Populärsprache und an der Umgangssprache orientiert. So
hält beispielsweise der Germanist Peter Schlobinski von der Universität Hannover, der als
Erster die Besonderheiten der Internetsprache untersucht hat, die neuen Ausdrucksformen
für zukunftsweisend und bereichernd.
Und Reto Wüthrich, beim Migros-Kulturprozent zuständig für die Jugend- und Popkultur,
erachtet jegliches Lamento über eine allfällige Sprachverluderung als überflüssig. «Das Inter-
net wird die Sprache verändern, ob man das nun gut findet oder nicht.» Neben die traditio-
nelle Schriftsprache, wie sie in der Schule gelehrt werde, trete der Internetslang. Bereits habe
das neue Medium die Werbung beeinflusst: «Wer die Jugendlichen ansprechen will, verwen-
det beliebte Icons – zum Beispiel Smileys.» Jugendsprache sei immer auch ein Abgrenzungs-
phänomen. Wüthrich: «So wie die Hip-Hop-Kultur ihre Sprache entwickelt hat, um sich von
der Mehrheit abzuheben, benutzt nun die Internetjugend die Cyber-Sprache, um sich abzu-
grenzen.»
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2 Getrennt- Persönliches
oder Zusammenschreibung?
Exemplar von Arlette Huguenin Dumittan, 8902 Urdorf Seite 116
Die Getrennt- oder Zusammenschreibung gehört zu den umstrittensten Kapiteln der deutschen
Rechtschreibung, da sich Wortgruppen und Wortzusammensetzungen nicht immer eindeutig
auseinanderhalten lassen. Dass in verschiedenen Beispielen beide Auffassungen möglich sind,
erschwert die Sache noch. Es ist deshalb nur zweckmässig, wenn sich die Lernenden an die
(mehr oder weniger) eindeutigen Beispiele halten (siehe Schülerband, Übersichten S. 116 und
117) und im Zweifelsfall zum Duden greifen.
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Seite 118 Aufgabe 8
Die Lösungen sind grün hervorgehoben, die falsche Schreibweise ist durchgestrichen.
Wenn ich einkaufen gehe/einkaufengehe, muss ich vor jedem Schaufenster stehen
bleiben/stehenbleiben. Heisst es an einer Kasse Schlange stehen/schlangestehen, könnte ich
davon laufen/davonlaufen.
Am liebsten würde ich diese Geist tötende/geisttötende Arbeit liegen lassen/liegenlassen
und heim gehen/heimgehen. Aber ich darf nicht schon wieder blau machen/blaumachen.
Und so fahre ich wie immer erst mit dem 7-Uhr-Zug/7-Uhrzug nach Hause.
Wir haben damals ein Jahr lang zusammen gelebt/zusammengelebt. Viel zu lange/viel zu-
lange/vielzulange haben wir uns nicht mehr gesehen, doch wir werden immer aneinander
denken/aneinanderdenken.
Sie haben uns klar gemacht/klargemacht, dass wir trotz allem ruhig bleiben/ruhigbleiben
sollen.
Sie haben ihn wegen der stroh blonden/strohblonden Haare bloss gestellt/blossgestellt.
Heute versucht doch jeder, dabei zu sein/dabeizusein.
Wir haben uns intensiv mit dem UNO-Beitritt/Unobeitritt auseinander gesetzt/auseinander-
gesetzt. In den Diskussionen sind die unterschiedlichsten Meinungen aufeinander geprallt/
aufeinandergeprallt.
Mit der Exportwirtschaft/Export-Wirtschaft soll es bald wieder aufwärts gehen/aufwärts-
gehen; wir hoffen, dass nicht weitere Kursstürze an der Börse all unsere Hoffnungen zunich-
temachen/zunichte machen.
Aufgabe 9
a) Verbpartikel/Verbzusatz plus Verb (je drei Beispiele):
davon-
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SKV AG: Fokus Sprache, davonlaufen,
Fokus Sprache sich davonstehlen,
1 mit digitalen Lösungen und Kommentar für (davonziehen
…) Lehrpersonen
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empor- sich emporarbeiten, emporblicken, emporragen, (emporkommen …)
zurecht- zurechtbiegen, sich zurechtfinden, zurechtstutzen, (zurechtweisen …)
b) Adjektivbildungen mit: Angst, Bahn, bitter, Hund, Lust, neu, Not, Sensation, Zeit
(drei Ausdrücke sind überzählig).
Da standen sie herum, die neugierigen und sensationshungrigen Leute.
Das ist eine bitterböse, hundsgemeine Verleumdung.
Sie stellten uns eine bahnbrechende, zeitsparende Neuerung vor.
Aufgabe 10
Beispielssätze, aus denen die unterschiedliche Bedeutung hervorgeht.
wieder holen: Du kannst deine Ausweise wieder holen.
wiederholen: Ich bitte dich, den Satz nochmals zu wiederholen.
zusammen fahren: Wir werden zusammen nach Bern fahren.
zusammenfahren: Beim kleinsten Laut ist sie zusammengefahren.
68 Allgemeine Rechtschreibprinzipien
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3 Die Worttrennung
MODUL 3
Seite 120
Die Lernenden achten auch in ihren handgeschriebenen Texten auf die korrekte und
leserfreundliche Worttrennung.
Wäh | rend Sprach | hü | ter und an | de | re Schwarz | ma | ler das En | de der deut | schen
Schrift | spra | che pro | phe | zei | en, re | den pro | gres | si | ve Sprach | for | scher und
In | ter | net | en | thu | si | as | ten von ei | ner «neu | en Schreib | kul | tur», die sich an der
Po | pu | lär | spra | che und an der Um | gangs | spra | che ori | en | tiert.
Aufgabe 13
Korrekte, leserfreundlichere Trennweise:
Aufgabe 14
Mit den folgenden Silben lassen sich die entsprechenden Fachbegriffe zu-sam-men-set-zen.
ben/dal/de/fix/ge/hel/junk/ka/kli/kon/lau/le/me/men/mo/mus/niert/no/no/nus/ny/on/
prä/prin/pro/sub/stamm/stan/sy/te/ti/ti/tis/um/ve/ve/ver/vo/zip
Selbstlaute Vo-ka-le
anderes Wort für Nomen (Plural) Sub-stan-ti-ve (auch: Subs-tan-ti-ve)
Bindewort Kon-junk-ti-on
sinnverwandte Wörter Sy-no-ny-me
Vokalwechsel von a zu ä, o zu ö (im Plural) Um-lau-te
Begleiter und Stellvertreter Pro-no-men
Fachbegriff für Vorsilbe Prä-fix
Nomen, Pronomen und Adjektive werden ... de-kli-niert
wichtiger Rechtschreibgrundsatz Stamm-prin-zip
schweizerische Spracheigentümlichkeit Hel-ve-tis-mus
Fachwort für «grammatisches Geschlecht» Ge-nus
können, mögen, müssen, sollen sind … Mo-dal-ver-ben
Allgemeine Rechtschreibprinzipien 69
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Seite 122 Kontrollaufgaben
1. Nennen und erklären Sie die drei grundlegenden Rechtschreibprinzipien.
Lautprinzip: Wir achten auf die korrekte Aussprache/Lautung (der Ober – die Oper).
Stammprinzip: Wörter mit dem gleichen Stamm schreiben wir gleich (Ende – end-
los).
Homonymieprinzip: Homonyme unterscheiden sich vielfach in der Schreibung (lee-
ren – lehren, Miene – Mine).
70 Allgemeine Rechtschreibprinzipien
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Modultest Seite 123
MODUL 3
1. Die falsch geschriebenen Wörter sind direkt im Text verbessert.
Einen grossen Schritt vorwärts machte die Entwicklung zu Beginn der Siebzigerjahre*).
5 Nicht nur waren viele Produkte komplizierter denn je, sie verkauften sich auch in solchen
Mengen, dass die beigelegte Gebrauchsanweisung unverzichtbar wurde. Das Personal hatte
weder Zeit noch Lust, dem Kunden die Funktionsweise eines Geräts zu erläutern, oder viel-
leicht war es nur nicht fähig dazu.
Aber die wirklichen Probleme stellten sich erst nach den Achtzigern ein, als der Mikropro-
10 zessor das Innenleben selbst einfachster Geräte zu bestimmen begann. Das Leben entwickelte
sich zunehmend als ständiger Intelligenztest. Die Tücken erwarteten uns bereits am Morgen
mit dem Radiowecker, sie verfolgten uns weiter am Computer, am Billettautomaten,
Mikrowellenherd, Geschirrspüler usw. Zu jedem Produkt gesellte sich nun eine Gebrauchs-
anweisung, Bedienungs- oder Betriebsanleitung – oder gar ein Handbuch.
15 Nur: Wer will denn schon, wenn er gerade stolzer Besitzer eines mit allen Schikanen
ausgestatteten Geräts geworden ist, zuerst ein Buch lesen, das nur zu sehr an Schule und
Gehorsam erinnert (tue dies, lass das sein!). Ein Buch, das ihn nach der freundlichen Anrede
mit technischen Daten, Sicherheitsvorschriften und Warnungen überfällt?
Allgemeine Rechtschreibprinzipien 71
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Seite 124 3. Die sieben Rechtschreibfehler sind direkt im Text verbessert.
Die unbrauchbaren und ungelesenen Gebrauchsanweisungen gehen allerdings auch ins Geld.
Geschätzt wird von Unternehmerseite, dass in neun von zehn Fällen zuerst am Gerät herum-
probiert wird, bevor die Gebrauchsanleitung konsultiert wird.
Ist das nun das unumgängliche Lehrgeld der Menschheit für die Technisierung des Alltags?
Oder müssten die Geräte einfach so entwickelt sein, dass sie sich gewissermassen im Schlaf
bedienen lassen? Ein Knopf, eine Funktion, ein sichtbares Resultat – wie anno dazumal?
Bis es so weit ist, mögen sich alle Geplagten an Peter Bichsel halten, der einmal bekannte:
«Ich liebe Gebrauchsanweisungen, ich liebe sie als Literatur. Ich lese sie am liebsten, ohne
das entsprechende Gerät zu besitzen.» Das würde vieles erleichtern.
Sie haben sich doch noch überzeugen lassen, überzeugen & lassen
an der Ausstellung teilzunehmen. teil & nehmen & zu
Wir hoffen vor allem, dass uns ein besseres vor & allem
Verkaufsjahr bevorstehen wird. bevor & stehen
J. H. Hahn, Do | zent für Tech | ni | sche Do | ku | men | ta | ti | on an der Fach | hoch | schu | le
in Frank | furt am Main, hat in sei | nem Buch «Jetzt zieh den Zip | fel durch die
Ma | sche» zahl | lo|se Bei | spie | le von ver | un | glück | ten Ge | brauchs | an | lei | tun | gen
ge | sam | melt.
72 Allgemeine Rechtschreibprinzipien
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