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Beilagenhinweis: Einer Teilauflage liegen Mitteilungen der Leitung, der Gefährtschaftsbrief und die Einladung zum
Gemeinschaftstag bei.
Umschlagbild: Ein Paar Bügelfibeln, alemannisch, ca. 500 n. übl. Ztr.
ie kaum eine andere Wissen-
als Spinnerin in Weihnachtsgebäck vor trägt übrigens die Percht ebenfalls den die auch heute zu den seltsamen drei
uns haben. – Ihre Tätigkeit als Spinnerin Namen „Luzie“. Vergegenwärtigt man heiligen Schwestern oder Madeln kon-
bringt sie in Zusammenhang mit den sich aber, daß das romanisierte „Luzia“ fessionalisiert vorkommen – häufiger
Nornen, und tatsächlich ist sie auch ja von lux = Licht abzuleiten ist, so er- noch als Einbet, Wilbet und Warbet.
Schicksalsgestalt. Aus ihrem „Lebens- gibt sich auch rein sprachlich der engste Wenn nach altschwäbischem Hoch-
wasser“, dem Frau-Hollenteich kom- Zusammenhang zu „Percht“, das ja von zeitsbrauch im Banat Drei Godeln (Pa-
men die kleinen Kinder, sie läßt es pereht = leuchtend, strahlend kommt tinnen) Stuhl, Godelpolster und Kopf-
schneien (Märchen!) und sie nimmt (und im heutigen Worte „prächtig“ tuch für die Braut in den Saal des Hoch-
nach dem Volksglauben die Seele der oder „Ruprecht“ noch lebt). Holle- zeitstanzes trugen, dann sehe ich diese
Kinder zu sich auf. Im 9. Jahrhundert er- Percht-Luzia stellen sich uns als ein ein- Handlung mit der Tätigkeit der drei
wähnt der Reichenauer Abt Walafrid ziges Erbstück aus germanischer Glau- Nornen verknüpft.35 Diese spielen ihre
Strabo diese Frau Holle; in schlesischen bensweise vor, das trotz seiner Gleich- Glanzrolle in der nordischen Überliefe-
Handschriften des 15. und 13. Jahrhun- schaltung zum weiblichen „Christkind“ rung – ähnlich wie im Dornröschen-
derts ist von „Vor holde alias Berchte“ kaum verändert wurde. Die leuchtende Märchen die weisen Frauen – in der
die Rede und von dem Brauch, ihr zur Weihnachtspercht mit den brennenden Nornagest-Sage, wo sie dem Neugebo-
Weihenacht den Tisch zu decken. Auch Kerzen auf dem Haupte ruft in uns aber renen sein Lebensschicksal als „Ange-
diese Holle oder Bercht hat manche unwillkürlich jenes Dichterbild der binde“ bringen. (Weil die Nornen bei
Verfälschung erfahren, so z. B. zur Edda von der „strahlenden Göttin“ ihm zu Gaste waren, erhielt Nornagest
„Thomasberta“, die damit zum wach, die eine Tochter gebiert, ehe der diesen seinen Namen. Denn sinnvoll
Schreckgespenst für Kinder wurde Fenriswolf sie verschlingt! Die Percht war immer der Namen für unsere Ah-
(Ostfranken), also ihre alte segnende bringt das neue Licht, das neue Jahr, das nen, Hochbild und Verpflichtung zu-
und lebenspendende Bedeutung verlor. neue Leben – sie ist Sinngestalt der mitt- gleich. Auch diese Tatsache sollte in un-
Noch wichtiger ist aber eine andere Er- winterlichen Neugeburt des Jahres und serer Zeit ganz besonders beachtet wer-
kenntnis: daß diese Percht oder Holle Lebens. den. „Du hast ihnen den Namen verlie-
das Urbild des weiblichen „Christkind- hen, nun gib ihnen auch den Sieg“,
leins“ ist. Wir kennen es als Brauch-
Drei Nornen spricht Frea zu Gwodan, in der Sage
tumsgestalt in der Lausitz (Bild 19), in In diesem Zusammenhang darf ich auf über die Entstehung des Stammesna-
Hessen oder bei den Volksdeutschen im das Fortleben der Drei Nornen oder mens der Langobarden; und über die
Banat; auffallend ist, daß es sich dabei Gachschepfen im Volksbrauch hinwei- Sitte, sippengebundene Taufnamen zu
stets um ein Mädchen handelt (im Ge- sen, die man sicher nicht einseitig aus wählen, sagt Grönbech: „Mit dem Na-
gensatz zum biblischen Christkind), und keltischen Matronen ableiten kann und men gingen Heil und Leben und also
daß weiterhin neben reichem auch Friede und Würde eines
Bänderschmuck dessen leuch- Verwandten in das Kind ein36.“)
tend-weiß verdecktes Gesicht Auch von Helgis Geburt berich-
noch mit einem „schein“artig ge- tet die Edda mit folgenden Wor-
formten weißen Tuchring umge- ten:
ben ist. Wir kommen dem Sinne „Nacht war’s im Hof
näher bei Betrachtung des soge- Nornen kamen,
nannten „Christkindels“ im El- sie schufen das Schicksal
saß (Bild 20). Eine hoheitsvolle dem Schatzspender …“
Mädchengestalt trägt einen
Und weiter:
Kranz mit brennenden Kerzen
auf dem Kopfe. Und damit ist „Sie schnürten mächtig
unmittelbar die Verbindung Schicksalsfäden …37“
hergestellt zur schwedischen Lu- Selbst die „Nornenfäden“ sind
zia-Braut am 23. 12., wo im Mit- dem Volksglauben heute noch
telalter Wintersonnenwende gegenwärtig. Sie sind in den Fä-
Bild 20: Frau Percht, die weihnachtliche Lichtbringerin,
war. In Niederbayern und der „Christkind“ genannt, im elsässischen Brauchtum des den des neuerdings so genann-
Oberpfalz, teils auch bei den Su- vorigen Jahrhunderts. (Nach O. v. Reinsberg-Düringsfeld, ten „Altweibersommer“ zu er-
detendeutschen in Böhmen, Das festliche Jahr, Leipzig 1898, S. 447.) blicken – in dem das Wort „Som-
zur „Johannesminne“ umgefälscht und mit ihr die Angst vor dem Tode wieder 27 Reinsberg-Düringsfeld a. a. O. S. 290 f.
die Bräuche an den Gräbern – im Indi- überwunden werden. Und die heldi- 28 Nach Höfler, a. a. O. S. 69.
culus als erster Punkt verboten! – wur- schen Zeiten unserer Geschichte gestal- 29 S. H. Strobel: „Bauernbrauch im Jahreslauf“.
tet doch immer dieses germanische Blut Leipzig 1937. S. 185.
den in kümmerlichen Resten, wie dem
Schmücken und Lichterentzünden zu und diese furchtlose Seelenhaltung aus 30 Ders. S. 76.
„Allerseelenbräuchen“, gleichgeschal- ihm! 31 Reinsberg-Düringsfeld, a. a. O. S. 331 f.
tet. Aber man stellte den Tag gewiß Unser Brauchtum kennt nur einen ein- 32 Ders. S. 185.
auch nicht zufällig erst hinter den Aller- zigen Auftag, nämlich: dem Leben zu 33 H. Graber: „Volksleben in Kärnten“, Graz 1934.
S. 349 f.
heiligentag, galt es doch, den heidni- dienen, ohne den Tod zu fürchten!
34 A. Kuhn: a. a. O. S. 361.
schen Glauben und die germanische
Hans Strobel 35 „Eine Hochzeit nach schwäbischem Brauche“ in
Gesittung an ihrer Wurzel zu treffen, „Volkstum und Heimat“, Juli 1938, S. 207.
galt es doch, den Glauben an das eigene Anmerkungen: 36 a. a. O. S. 233.
Blut zu erschüttern und die Verehrung 1 Völuspa, 46, 49, Thule II, nach F. Genzmer 37 Thule I, S. 154. (Das jüngste Lied von Helgi dem
der eigenen Ahnen durch die Vereh- 2 A. Heusler: „Germanentum“. Heidelberg 1934, Hundingstöter.)
rung meist blutsfremder Heiliger zu ver- S. 103. 38 G. Rauch: „Mainfränkische Kinderlieder“ in „Hei-
drängen! Vorbei waren die Zeiten, da 3 W. Grönbech: „Kultur und Religion der Germa- mat und Volkstum“, Haft 8, S. 1937.
den toten Ahnen der eigenen Sippe, den nen“ (Übers. v. O. Höfler), S. 156. 39 Thule VI, Kap. 23.
toten Helden des eigenen Volkes Grab- 4 Wien 1933, später Verlag Stubenrauch, Berlin. 40 Idun und Bragi im Wipfel von Yggdrasil.
mäler in der Art der sogenannten Groß- 5 Reinsberg-Düringsfeld: „Das festliche Jahr der 41 Jena 1937
steingräber errichtet wurden (Bild 24). germanischen Völker“. 2. Aufl. Leipzig 1898,
S. 177. 42 E. Fehrle: „Deutsche Hochzeitsbräuche“, S. 37.
Vorbei waren die Zeiten, da man den 43 H. Koch: „Percht, Solda und verwandte Gestalten“
6 W. Mannhardt: „Wald- und Feldkulte“. 2. Aufl
lieben Toten ihren kostbarsten Berlin 1904. I. 503. in „Heimat und Volkstum“, Heft 22, 1937, S. 345.
Schmuck, ihre prächtigsten Gewänder, 7 Mannhardt a. a. O. I. 565 44 „Geweihte Gemeinschaft“, 1938, Heft 2, S. 58.
Lieblingswaffen und -gerät als Minne- 8 Kuhn: „Märkische Sagen und Märchen“, Neuaufl. 45 Die Kinder schlagen dabei mit Holzhämmerchen
gaben mit auf die große Fahrt gegeben. Berlin 1937, S. 357. an die Hauswände.
Die Liebe zu den Toten sollte der Furcht 9 Vergl. J. H. Schlender: „Germanische Mytholo- 46 „Volkstum und Heimat“, Mai 1938, S. 154.
vor ihnen und vor dem Tode weichen. gie“. 6. Aufl. Berlin 1937, S. 37. 47 Thule VI, S. 35/36.
Pidder Lüng
„Frii es de Feskfang,
frii es de Jaght,
frii es de Strönthgang,
frii es de Naght,
frii es de See, de wilde See
en de Hörnemmer Rhee.“ Detlev von Liliencron
Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch, Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
schlägt mit der Faust auf den Eichentisch: „Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
„Heut fahr’ ich selbst hinüber nach Sylt Wir waren der Steuern von jeher frei,
und hol’ mir mit eigner Hand Zins und Gült. und ob du sie wünscht, ist uns einerlei!
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen, Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
sollen sie Nasen und Ohren lassen, Hörst du meine Hunde bellen?
und ich höhn’ ihrem Wort: Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav.“ Lewwer duad üs Slaav!"
Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt, „Bettelpack“ fährt ihn der Amtmann an,
stützt finster sich auf sein langes Schwert. und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann,
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit, „du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit. als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.“
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken. Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
„Der Obrigkeit helf’ ich die Frevler zu packen, und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
in den Pfuhl das Wort: O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav.“ Lewwer duad üs Slaav!
Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt, Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
„Nun geh an deinen Trog, du Schwein!“
und der Ritter, der Priester springen ans Land,
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
und waffenrasselnd hinter den beiden
zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Dumpf dröhnt’s von drinnen:
Nun gilt es, Friesen: „Lewwer duad üs Slaav!“
Lewwer duad üs Slaav!
Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
Die Knechte umzingeln das erste Haus, er schleppt an den Napf den Amtmann heran
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus. und taucht ihm den Kopf ein und läßt ihn nicht frei,
Der Ritter, der Priester treten allein bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
über die ärmliche Schwelle hinein. Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
Des langen Peters starkzählige Sippe brüllt er, die Türen und Wände zittern,
sitzt grad an der kargen Mittagskrippe. das stolzeste Wort:
Jetzt zeige dich, Pidder: „Lewwer duad üs Slaav!“
Lewwer duad üs Slaav!
Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn, die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
der Priester will anheben seinen Sermon. durchbohren den Fischer und zerren ihn fort;
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt in den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
und verbeugt sich noch einmal: „Ihr erlaubt, Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
daß wir Euch stören bei Euerm Essen, ruft noch einmal im Leben, im Sterben
bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen, sein Herrenwort:
und Euer Spruch ist ein Dreck: „Lewwer duad üs Slaav!“
Lewwer duad üs Slaav!“ Detlev von Liliencron
Abb. 19
Das Gold
Der Bernstein wird manchmal in dich-
terischer Umschreibung das „Gold des Abb. 26
Nordens“ genannt. Doch darf man nicht
meinen, die germanische Bronzezeit sei Stücke befanden sich bis 45 im Berliner den gerade war. In den ausgehöhlten
etwa an echtem Golde arm gewesen. Im Museum, wo sie von den Sowjets ab- unteren Teil des Stammes bettete man
Gegenteil! Die Bronzezeit war vielmehr transportiert wurden und seitdem ver- den Toten mit einer Rinderhaut um-
auch eine Goldzeit. Man macht sich schollen sind. Die schalenartigen Ge- hüllt, samt seinem Schmuck und seinen
kaum eine genügende Vorstellung von fäße, die in Treibtechnik ausgeführt und Waffen. Auch Hausrat wurde ihm viel-
ihrem Reichtum an diesem edelsten der mit Buckeln verziert sind, waren gewiß fach mitgegeben, ein Trinkhorn, ein
Metalle. Armringe, Fingerringe, Ohr- keine Trinkgefäße. Dagegen spricht hölzerner Löffel, eine länglichovale
ringe gab es aus Gold, goldene Nadeln, außer der Kostbarkeit der scharfe Schachtel aus Birkenrinde, die eine
goldene Schalen, goldene Sonnenschei- Rand. Wir dürfen eher annehmen, daß zweite Wollmütze enthielt, eine mit
ben. sie bei feierlichen Handlungen verwen- Brandmalerei versehene Schale aus
det worden sind. So werden die meisten Lindenholz. Klappstuhl und Holzgeräte
Goldfunde, da sie nicht in Gräbern la- aus jütischen Baumsärgen, Gegen-
gen, als Weihegaben an Gottheiten oder stände, die sich heute im Kopenhagener
als vergrabener Hausschatz eines Für- Museum befinden, zeigt unsere Abbil-
sten gedeutet. Es gibt neben Ebers- dung 24. Auch gab man dem Toten, wie
walde noch zahlreiche solcher Verwahr- die Funde bezeugen, einen Eimer mit
funde in Schleswig-Holstein und beson- dem „Totenbier“, einem Trank aus Hei-
ders in Schweden. Das Gold, aus dem delbeeren, Weizen und Honig, von dem
die Gegenstände gefertigt sind, war ein- noch Reste geblieben sind. Dieser Be-
geführtes Gut, nur seine Bearbeitung stattungsweise in Bäumen liegt wohl ein
zeugt von germanischem Kunsthand- tieferer Sinn zugrunde, denn gleichzei-
werk. tige Felszeichnungen stellen häufig
Bäume in den Mittelpunkt einer religiö-
Germanische Totenehrung sen Handlung. Da man sich vielleicht
vorgestellt hat, daß der Eichenbaum
Bei der Besprechung germanischer dem Toten Lebenskraft mitzuteilen ver-
Abb. 23: Der Boden einer Goldschale Trachten hatten wir schon die Baum- mag, dürfen wir aus der Baumsargbe-
särge erwähnt. Baumsärge sind noch in stattung etwas wie einen damit ver-
Die Erinnerung an vergrabene Schätze den ersten Jahrhunderten der üblichen knüpften Auferstehungsgedanken an-
hält sich oft über weite Zeiträume hin- Zeitrechnung verwendet worden, und nehmen. Den Gedanken, daß der Baum
weg im Gedächtnis des Volkes. Man- in Schwaben wird heutigen Tages noch Sinnbild des Lebens und des Todes sei,
cher Schatz konnte gehoben werden, der Sarg „Totenbaum“ genannt. Die äl- halten noch Voksbräuche, der Mai-
weil eine dunkle Vermutung des Volkes testen Särge, die wir kennen, sind aus ei- baum etwa, fest. Der Eichensarg wurde
um den Ort kreiste, an dem Gold ver- nem 2–3 Meter langen starken Eichen- auf eine Steinlage gestellt; ein kegelför-
borgen liegen sollte. stamm gehauen, der nach der Länge ge- miger Hügel (Kegelgrab) aus Steinen
Der größte Fund wurde vor dem 1. spalten und ausgehöhlt und an den En- und Erde wölbte sich über ihm.
Weltkrieg von einem Arbeiter auf
dem Messingwerk Eberswalde bei Die Frau von Egtved
Berlin gemacht. In einem eimer-
artigen Tongefäß lagen acht gol- Einer der bemerkenswertesten Baum-
dene Schalen – den Boden einer sargfunde ist der von Egtved
dieser Schalen zeigt unsere (Jütland) an der Grenze von
Zeichnung (Abb. 23) – und Schleswig. Er enthielt eine
73 kleinere goldene Gegen- Frau, die man dem Knochen-
stände (Lockenhalter bau nach auf etwa zwanzig
oder Haarwickel, Hals- Jahre schätzen kann, zu-
ringe, ein Goldbarren). sammen mit einem Kind
Alles zusammen wog von etwa 8–9 Jahren. Die
fünf Pfund! Sämtliche Abb. 24 Gerbsäure des Eichenhol-
die Germanen ihre Toten in Baumsär- und die für diesen Bau überhaupt auf-
gen bestattet haben. Einen neuen Bei- gewendete Arbeit, die nicht anders für
trag zur Kenntnis des germanischen To- ein dauerhaft gebautes Wohnhaus ge-
Abb. 25 tendienstes dieser Zeit brachte die Un- leistet worden sein kann.
tersuchung eines Hügelgrabes in der
Feldmark Sottoff, Kreis Harburg, das Unser Bild (Abb. 27) zeigt ein solches
zes hat hier wiederum die Toten so gut
eine bisher nur in zwei ähnlichen Bei- Totenhaus, in dem der Verstorbene auf-
erhalten, daß man beim Öffnen des
spielen bekannte Grabform zeigt. Man gebahrt liegt. Die Totenfeier erreicht
Sarges meinen konnte, sie hätten die
fand hier ein sogenanntes Totenhaus. ihren Höhepunkt mit der Verbrennung
Jahrtausende hindurch geschlafen. Am
Durch vorsichtiges Abtragen des Hü- des Hauses. Wenn es dann in der Glut
meisten überraschte die junge Frau. Sie
gels konnte aus der Steinlage und aus zusammensinkt, wird das Trauergefolge
hatte das Haar über der Stirn gestutzt,
den verkohlten Balken geschlossen Erde und Steine herbeitragen, um den
am Hinterkopf lang durch einen Kamm
werden, daß das Hügelgrab über einem Brandschutt zuzudecken. Später wird
und ein Nackenband gehalten. Sie trug
abgebrannten Haus von rechteckigem noch ein Hügel aus Steinen und eine
auch keinen langen Rock, wie wir es
Grundriß errichtet gewesen war. Erdschicht darübergewölbt.
sonst bei der germanischen Frau ge-
wöhnt sind, sondern nur ein kurzes Man muß heute staunen über den sorg-
kniefreies Röckchen, das aus herabhän- fältigen Einbau der behauenen Pfosten (Fortsetzung im nächsten Heft)
genden Wollfransen bestand (Abb. 25).
Das Röckchen war ein Wickelrock, wie
wir heute sagen würden, und wurde
durch einen gewebten Bund gehalten, in
dem eine Gürtelplatte steckte. Die kra-
genlose Bluse hatte die bekannten
Unseren jüngyen Gefährten
halblangen Ärmel. Es ist überlegt wor-
den, ob diese Frau nur diese leichte Be-
kleidung getragen haben soll. Es ist die Rätsellieder-Tafel
Vermutung aufgetaucht, daß sich unter
diesem Fransenbesatz, als der sich das
vermeintliche Röckchen herausstellt,
ein wenn auch nur kurzer Leinenrock
befunden haben könnte. Da aber die
Gerbsäure der Eiche nur Wolle erhal-
ten hat, wäre das Leinen im Laufe der
Jahrtausende vergangen. Der Frau war
eine Wolldecke von fast 4 Metern mit-
gegeben. Aus den im Sarg gefundenen
Blumen läßt sich schließen, daß das Be-
gräbnis im Sommer stattgefunden hat.
Unser Bild (Abb. 26) zeigt die Toten-
feier am offenen Sarg eines frühverstor-
benen Mädchens. Die Großmutter, die
Eltern, Geschwister und nahe Anver-
wandte verharren in stummer Trauer.
Acht lustige Kinderlieder Ratet hin, ratet her!
Germanisches Totenhaus findet jeder im Bilde wieder. Diesmal ist es gar nicht schwer!
im Walde – 7. Häschen in der Grube – 8. Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp.)
Durch die Erforschung der bronzezeit- schwimmen auf dem See – 4. Hänschen klein, ging allein – 5. Der Kuckuck und der Esel – 6. Ein Männlein steht
lichen Hügelgräber erfuhren wir, daß (1. Es klappert die Mühle am rauschenden Bach – 2. Fuchs du hast die Ganz gestohlen – 3. Alle meine Entchen
Nacricten
Die Selbstgeißler im spanischen peitsche. Unter den inbrünstigen Ge-
sängen der Marien zerschneiden bald
San Vicente de la Sonsierra schwere Streiche die Luft. Die Schläge
Einer der schauerlichsten Traditionen treffen das nackte Fleisch, das sich
frönen am Karfreitag zur Mittagszeit schmerzvoll zusammenzieht. Wieder
die Büßer im Ort San Vicente de la Son- und wieder lassen die Büßer, die Picaos,
sierra in der Weinregion La Rioja im die kiloschweren, groben Wollstränge
spanischen Baskenland. durch die Luft schwingen und aufs ei-
Gespenstische Bilder präsentieren sich gene Fleisch klatschen. Nach zehn, fünf-
dem Zuschauer am Straßenrand: Ver- zehn Minuten ritzen Mitglieder der
hüllte Gestalten, die Füße mit schweren Bruderschaft Vera Cruz die Blutergüsse
Ketten zusammengebunden, quälen mit einer mit Glassplittern gespickten
sich mit schweren Kreuzen durch die Wachskugel. Zwölf Wunden, für jeden
Stadt … Apostel eine. Danach reihen sich die
Gebeugte Gestalten ziehen durch das Büßer wieder in den Zug ein, fahren fort
baskische Städtchen über den Grat des mit dem selbstquälerischen Glaubens- Israelische Soldaten trieben
Kalvarienbergs, in lange Gewänder bekenntnis, jetzt mit blutüberströmten Leichenschändung
gehüllt und weiße Kapuzen mit Au- Rücken.
genschlitzen. Sie gehen barfuß, manche Zwischen den Zuschauern halten Poli- Israelische Soldaten haben laut einem
mit Knöchelketten. In ihrem Sog eine zisten mit Eisenstangen eine Schneise Zeitungsbericht für Fotos mit getöteten
Walze aus Himmel und Menschen: für die Geißler frei, im Sonnenlicht wan- Palästinensern posiert. Die israelische
schwarzverschleierte Frauen, die „Ma- ken die disciplinantes ihrem Ziel entge- Zeitung „Yediot Ahronot“ meldete, bei
rien“, Träger von Kreuzen und Heili- gen. einem der Vorfälle hätten Mitglieder
genbildern, ein Pfarrer, Schaulustige … Die Geschichte der picaos, der österli- einer streng religiösen Armee-Einheit
Schläge auf nacktes Fleisch. chen Selbstgeißler von San Vicente de mit der Leiche eines Palästinensers ge-
Plötzlich streift der erste Vermummte la Sonsierra, reicht bis ins späte Mittel- spielt, der bei der Explosion seines
seinen Umhang ab und legt den Rücken alter zurück. Der Sinn damals wie Sprengsatzes getötet worden war.
frei. Ein Laienbruder reicht dem Büßer, heute: freiwillige Buße aus „tiefem Ein Kommandant ließ sich dem Bericht
dem „disciplinante“, eine Baumwoll- Glauben“ heraus oder einfach „gottes- zufolge sogar mit einem abgetrennten
fürchtige Ehrerbie- Kopf abbilden, der auf einen Eisenpfahl
tung“. gesteckt und mit einer Zigarette im
Mund „wie eine Vogelscheuche“ ausge-
Keine Buße ohne sehen habe. Fotos mit ähnlichen Moti-
Spielregeln: Der ven seien auch unter den Soldaten ver-
Geißler muß voll- kauft worden, hieß es. Das Aufnehmen
jährig sein und – solcher „Erinnerungsfotos“ mit getöte-
sofern er nicht der ten Palästinensern würde dem Bericht
Bruderschaft an- zufolge zu einem echten „Phänomen“.
gehört – ein vom
örtlichen Pfarrer Die israelische Friedensbewegung
unterzeichnetes „Shalom Ahschav“ (Frieden Jetzt)
Schriftstück bei- sprach von einem „erschütternden Be-
bringen, das seine weis für den moralischen Verfall“ der is-
Frömmigkeit be- raelischen Armee beim Einsatz in den
zeugt. Palästinenser-Gebieten.
Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft we- FÖRDERER werden. Als Förderer bezahlen Sie einen Bei-
sensgemäßer Lebensgestaltung e.V. ist die größte heidnische Ge- trag nach Selbsteinschätzung, mindestens aber 55,– € im Jahr,
meinschaft Deutschlands (dazu noch Mitglieder in anderen ger- worin der kostenlose Bezug der Nordischen Zeitung, unseres
manischen Völkern) mit tiefreichenden Wurzeln. Sie wurde 1951 Gefährtschaftsbriefes und unserer Flugblätter, ferner der Neu-
gegründet und vereinigte sich 1965 mit der Nordischen Glaubens- erscheinungen der „Schriftenreihe der Artgemeinschaft“ ent-
gemeinschaft e.V., die 1928 gegründet worden war und sich 1954 halten ist.
in Nordisch-religiöse Gemeinschaft umbenannt hatte. Mit den be-
reits 1924 gegründeten Nordungen fand 1983 die Vereinigung Wenn Sie keiner Bekenntnis- oder Religionsgemeinschaft an-
statt. In der Artgemeinschaft wird ferner das Gedankengut der gehören und sich neu binden wollen, das „Artbekenntnis“ und
1913 von Ludwig Fahrenkrog gegründeten Germanischen Glau- das „Sittengesetz unserer Art“ voll bejahen sowie überwiegend
bens-Gemeinschaft (GGG) fortgeführt und weiterentwickelt, nordisch-fälische Menschenart verkörpern, können Sie Antrag
nachdem diese 1957 ihre Tätigkeit eingestellt hatte, im Vereinsre- auf Aufnahme als MITGLIED in die Artgemeinschaft stellen.
gister gelöscht wurde, und die Reste ihrer aktiven Mitglieder zur Sie zahlen einen Monatsbeitrag (nach Selbsteinschätzung) in
Artgemeinschaft bzw. Nordisch-religiösen Gemeinschaft gekom- Höhe von mindestens 1 % des Nettoeinkommens. Mindestbei-
men waren. trag ist ein Betrag von 5,– € je Monat. Im Mitgliedsbeitrag ein-
geschlossen ist die kostenlose Lieferung der Nordischen Zei-
Wir können auf eine jahrzehntelange Erfahrung bei der Neuge- tung und des Gefährtschaftsbriefes, unserer Mitteilungen und
staltung eines uns gemäßen Glaubens verweisen, da wir die älteste Flugblätter, von Neuerscheinungen der „Schriftenreihe der
germanisch-heidnische Glaubensgemeinschaft mit durchgängigem Artgemeinschaft“ und der Reihe „Werden und Wesen der Art-
Wirken sind. Bei uns finden Sie nicht nur ein reges Gemeinschafts- religion“. Die Mitglieder der Artgemeinschaft sind gleichzeitig
leben auf den regelmäßig wiederkehrenden Gemeinschaftstagen, Mitglied im Familienwerk, das einen Familienlastenausgleich
sondern über die „Nordische Zeitung“, zwei Schriftenreihen, eine erstrebt, Beitrag: gestaffelt (von € 0,– bei drei Kindern bis
Buchreihe sowie Einzelschriften auch eine geistige Auseinander- € 95,– bei kinderlos jährlich, Ermäßigung möglich). Ferner ha-
setzung mit dem Christentum, Darstellung alter Bräuche und die ben Mitglieder einen Arbeitsdienst von 31/2 Tagen im Jahr in ei-
Durchformung eines arteigenen Glaubens. Wegen der großen nem unserer Gemeinschaftsheime zu leisten, bei Nichterfül-
Nachfrage sind von zahlreichen Veröffentlichungen, die wir her- lung für jeden nicht geleisteten Tag 50 € zu zahlen. Mit Eingang
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