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Pflanzen
Statische und niederfrequente Magnetfelder können in Abhängigkeit von Flussdichte und Frequenz einen Einfluss auf Pflanzen, vor allem
Keimung, Wachstum und Entwicklung, haben [1]. Pflanzen enthalten Cryptochrome (Rezeptoren für blaues Licht), die an der Regulation
des Wachstums und der Entwicklung beteiligt sind [2]. Diese werden vom Erdmagnetfeld beeinflusst, wobei die Wirkung nicht unbedingt
lichtabhängig sein muss [3] und auch während der Dunkelheit erfolgen kann [4].

Keimungsrate und Keimungsgeschwindigkeit


Ein positiver Einfluss auf Keimungsrate, Keimungsgeschwindigkeit und Pflanzenwachstum wurde nach einer Vorbehandlung der Samen
mit statischen und niederfrequenten Magnetfeldern für verschiedene Arten von Kulturpflanzen beschrieben, allerdings überwiegend bei
magnetischen Flussdichten oberhalb der für den Menschen gültigen Grenzwerte, im Bereich von mehreren Millitesla. Dies gilt zum
Beispiel für Bohnen [5, 6, 7], Linsen [8], Mais [9, 10, 11], Weizen [12], Gerste [13], Tomaten [14, 15], Salat [16] und Zwiebeln [17].

Wasseraufnahme
Die Wasseraufnahme war z.B. beim Mais ebenfalls verbessert [18]. Sie ist für die Keimung entscheidend und könnte die stimulierenden
Einflüsse erklären. Ob der Effekt auch bei Flussdichten unterhalb der Grenzwerte auftritt, wurde nicht untersucht. Niederfrequente
Magnetfelder im Bereich von einigen Mikrotesla [19] hatten eine stimulierende Wirkung auf die Keimung von Fichtensamen, die sich
allerdings unter simuliertem Wasserstress in eine hemmende Wirkung umkehrte. Demgegenüber verbesserten statische Magnetfelder
im Millitesla-Bereich die Widerstandsfähigkeit von Minze gegenüber Trockenstress [20].

Pflanzenwachstum
In Bezug auf die Beeinflussung des Pflanzenwachstums sind die Ergebnisse nicht konsistent. In einigen Arbeiten werden
wachstumsfördernde Effekte niederfrequenter Felder beschrieben, zum Beispiel verbessertes Wurzelwachstum bei Gartenkresse [21],
eine erhöhte Aminosäureaufnahme in Bohnenwurzeln [22], Anstieg der Fettproduktion bei Radieschen [23], verstärktes Wachstum von
Blättern und Wurzeln sowie erhöhte enzymatische Aktivität beim Kaffee [24]. Elektrische Gleichfelder von 5 V/m blockierten bei der
Acker-Schmalwand die Regeneration von Wurzeln, schwächere Felder bei 2,5 V/m förderten die Regeneration [25]. Bei der Alge Spirulina
erhöhte ein statisches Magnetfeld die Menge der Biomasse und die Konzentration von Chlorophyll und veränderte die
Zusammensetzung von Proteinen [26].

Demgegenüber wurden in anderen Arbeiten wachstumshemmende Effekte niederfrequenter Felder gefunden, zum Beispiel eine
Abnahme von Gewicht und Längenwachstum in Distel und Linse [27]. Bei Bohnen wurden in Abhängigkeit von der elektrischen Feldstärke
wachstumshemmende und wachstumsfördernde Effekte beschrieben [28]. Ein statisches Magnetfeld hatte auf Bohnen eine
wachstumsfördernde Wirkung, verbesserte den Kohlenstoff- und Stickstoff-Metabolismus und konnte den negativen Einfluss eines
hohen Salzgehaltes im Boden teilweise ausgleichen [29].

In einer umfassenden Studie an Rettich [30] wurde nach einer Exposition mit statischen Magnetfeldern im Mikrotesla-Bereich kein
Einfluss auf Stängel- oder Blattlänge, Gewicht von Wurzeln, Stängel oder Blatt oder auf Chlorophyllgehalt gefunden. Zierpflanzen wie
Orchideen und Aaron [31] waren unter einer Exposition mit statischen Magnetfeldern kleiner, hatten aber mehr Blätter.

Einfluss von Hochspannungsleitungen


Der Einfluss von Hochspannungsleitungen auf Pflanzenwachstum unter Freilandbedingungen wurde nur in einigen wenigen Studien
untersucht. In einer fünfjährigen Feldstudie an Winterweizen und Mais [32] wurde bei magnetischen Flussdichten von einigen Mikrotesla
eine Ertragsminderung um etwa sieben Prozent gefunden, wobei die Einbußen auf Jahre mit erhöhtem Trockenheitsstress zurückgingen.
Die Detektierbarkeit des Feldeffekts im Vergleich mit den viel stärkeren Einflussfaktoren Klima und Niederschlag lag an der Grenze der
statistischen Signifikanz.

In Malaysia wurden Senfpflanzen, die unter Starkstromleitungen wuchsen, untersucht. Im Vergleich zu Pflanzen, die in einer größeren
Entfernung von den Leitungen wuchsen, zeigte sich eine erhöhte enzymatische Aktivität und ein höherer Gehalt an Chlorophyll und
[ ]
Proteinen. Dies ist als positiv zu werten [33].

In Pakistan wurden heimische Blühpflanzen unter Starkstromleitungen untersucht [34]. Es wurden Veränderungen in der Zellteilung
gefunden, es blieb aber unklar, ob diese ursächlich auf niederfrequente Felder zurückzuführen sind oder auf Veränderungen im Habitat.

In China wurden Bohnen mit elektrischen Feldern von 2 und 10 kV/m exponiert. Vor allem während der Keimung und in der
Wachstumsphase zeigte sich ein wachstumsfördernder Effekt der Felder, der bei 2 kV/kg ausgeprägter war als bei 10 kV/m [35].

Insgesamt ist es möglich, oberhalb der Grenzwerte sogar sehr wahrscheinlich, dass niederfrequente und vor allem statische
Magnetfelder das Wachstum von Pflanzen beeinflussen können. Unterhalb der Grenzwerte unter normalen Freilandbedingungen ist auch
in unmittelbarer Nähe von Stromleitungen nicht mit einer Beeinträchtigung von Pflanzen zu rechnen.

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© Bundesamt für Strahlenschutz

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