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JOHANN FIGL

NIETZSCHES FRÜHE BEGEGNUNG MIT DEM DENKEN


INDIENS
Auf der Grundlage seiner unveröffentlichten Kollegnachschrift aus
Philosophiegeschichte (1865)*

Vorbemerkung zur Edition unveröffentlichter Kollegnachschriften

Es gibt wohl nur wenige Denker, deren Leben und Werdegang in bio-
graphischer und geistiger Hinsicht so genau dokumentiert ist wie jenes
Friedrich Nietzsches. Die Aufzeichnungen reichen von der frühen Kindheit
bis hinein in die Zeiten d;es ausbrechenden Wahnsinns; hinzu kommen man-
nigfache Zeugnisse von Familienangehörigen, Freunden oder Zeitgenossen
über diesen Denker. Für die Herausgabe der Briefe, Schriften und anderen
Aufzeichnungen stellt sich daher die Frage, wie man angesichts des immensen
Umfangs des von Nietzsche schriftlich Hinterlassenen vorzugehen habe.
Besonders schwierig ist dieses Problem dort zu entscheiden, wo es sich nicht
um Nietzsches eigene Gedanken handelt, sondern um die Wiedergabe von
Überlegungen anderer, wie es z. B. bei Exzerpten aus Büchern oder bei der
Nachschrift von Vorträgen seiner Lehrer am Gymnasium und an der Uni-
versität der Fall war. Darüberhinaus gibt es noch andere spezifische Probleme,
z. B. inwieweit die Randnotizen in Handexemplaren von Nietzsches Biblio-
thek zu beachten sind.
Bei der Erörterung der Frage der Edition der bisher unveröffentlichten
Kollegnachschriften Friedrich Nietzsches ist von der Tatsache auszugehen,
daß die Schriften aus der Jugend- und Studentenzeit Nietzsches in der
philologisch verläßlichen und exakten Edition von H. J. Mette und anderen
vorliegen1. Doch gerade in dieser „Historisch-kritischen Gesamtausgabe" der

Mein besonderer Dank gilt der Direktion der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten
der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, für die Bewil-
ligung der Einsicht und Auswertung des hier verwendeten unveröffentlichten Manuskriptes
Nietzsches: NFG/GSA 71/41, (C II 1); im folgenden wird im fortlaufenden Text bei Zitaten
daraus nur die Seite (p.) angegeben.
VgL BAW 1—5. Dieses Faktum war der Ausgangspunkt von persönlichen
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ich mit Mazzino Montinari über die Veröffentlichung von Nietzsches Vorlesungsnachschriften
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Werke waren die Kollegnachschriften, ebenso wie viele Aufzeichnungen aus


der Gymnasialzeit2, nicht aufgenommen worden. H. J. Mette gibt nur eine
Übersicht über die im Archiv aufbewahrten Hefte und Blätter, die die von
Nietzsche in seiner Bonner und Leipziger Studienzeit mit- bzw. nachgeschrie-
benen Vorlesungen enthalten3. Für Montinari selbst stand es außer Zweifel,
daß diese Nachschriften von hohem biographischen und quellengeschichtli-
chen Wert sind und deswegen Wesentliches zum Verständnis der Genese des
Denkens Nietzsches beitragen könnten. Denn es war für ihn ein zentrales
Anliegen, die Nietzsche-Forschung zu einer^ernsten Auseinandersetzung mit
den historischen Quellen von Nietzsches Denken zu zwingen4.
Aus den erwähnten Gründen legt es sich nahe, die genannten Nachschrif-
ten möglichst in vollem Wortlaut zu publizieren. Diese Vorgangsweise wurde
auch bei Exzerpten von Büchern gewählt, bei denen es sich ja ebenfalls um
die Wiedergabe der Gedanken fremder Autoren handelt5. Nur so können auf
verläßlicher Grundlage rezeptionsgeschichtliche Studien im Hinblick auf zahl-
reiche Denkmotive Nietzsches durchgeführt werden; erst dann kann aufge-
zeigt werden, ob und in welcher Weise sich die verschiedenen Gedanken und
Motive, denen Nietzsche in seiner Studienzeit begegnet ist, in seinem späteren
Schaffen ausgewirkt haben. Im besonderen vermag dadurch der geistes- und
wissenschaftsgeschichtliche Hintergrund der Zeit, der seinen Niederschlag in
den Aufzeichnungen Nietzsches findet, rekonstruiert zu werden. Vor diesem
Hintergrund ist es eher möglich, das Eigene Nietzsches und die Originalität
seines Denkens zu würdigen, wobei man sich stets bewußt sein wird, daß
dieses Spezifische seinerseits nur im Kontext der vielfaltigen Denkbemühun-
gen in Gegenwart und Geschichte zu verstehen ist.
Die zuletzt genannten Feststellungen treffen auch für das im folgenden
zu behandelnde Thema zu, nämlich für Nietzsches Begegnung mit dem
Denken Indiens, insofern es durch die Vorlesung von Schaarschmidt reprä-
sentiert ist. Es soll zuerst allgemein Nietzsches Nachschrift die,se:<eVorlesung

während des Seminars »Grundfragen der Nietzsche-Forschung* führen konnte, das vom 12.
bis 14. Juli 1982 im Wissenschaftskolleg zu Berlin stattfand; vgl. auch M. Montinari^ Vorwort,
in: KSA, Bd. 14,15.
2
Z. B. aus der Mappe NFG/GSA 71/221 (Mp V 33); einzelne Stellen daraus sowie aus Mp V
29 sind publiziert in: /. Figl, Dialektik der Gewalt. Nietzsches hermeneutische Religions-
philosophie. Mit Berücksichtigung unveröffentlichter Manuskripte, Düsseldorf 1984, 58—70;
und 391 (Faksimile). . ·
3
Siehe BAW l, LIV-L1X.
4
So schrieb mir Mazzino Montinari in einem Brief vom 23. August 1984.
5
Vgl. z. B. die Auszüge aus „Der Werth des Lebens von E. Dühring. 1865.", in: KGW IV l,
207-256: 9,1; und aus „Die Erhaltung der Energie. Von B, Stewart", a. a. O. 257-261: 9,2;
zur grundsätzlichen Bedeutung der Lektüre Nietzsches für die Interpretation seines Denkens
vgl. M. Montinari^ Nietzsche lesen, Berlin/New York 1982, 6 f. ·
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Nietzsches frühe Begegnung mit dem Denken Indiens 457

nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten überblicksweise vor Augen


gestellt werden, um anschließend im speziellen die darin antreffbare Einord-
nung und Charakterisierung des indischen Denkens zu erfassen.

/. Nietzsches Nachschrift der Vorlesung ,Allgemeine Geschichte der Philosophie*

1.1. Manuskriptbeschreibung (Formale Aspekte)

Im zweiten Semester seines Studiums hörte Nietzsche in Bonn auch die


Vorlesung ,Allgemeine Geschichte der Philosophie* von Professor Carl
Schaarschmidt6. Zu dieser Zeit hat Nietzsche für die Mitschrift der Vorle-
sungen Quarthefte großen Formates (18,5 24 cm) bzw. Blätter aus solchen
verwendet. Den genauen Umfang der im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar
aufbewahrten Hefte respektive die Anzahl der Blätter dieser Nachschriften
hat H. J. Mette in seinem , Sachlichen Vorbericht* verzeichnet7. Da Nietzsche
nicht für jede Vorlesung durchgehend ein eigenes Heft verwendete, sondern
für einzelne Stunden auch Hefte benutzte, die hauptsächlich für eine andere
Vorlesung bzw. für Aufzeichnungen anderer Art dienten, ist auch die Nach-
schrift der philosophiegeschichtlichen Vorlesung bei Schaarschmidt nicht
fortlaufend in einem einzigen Heft aufgezeichnet. Das einschlägige Konvolut8
umfaßt 76 Seiten aus Quartheften. Auf mehr als der Hälfte dieser Seiten
befinden sich Aufzeichnungen, die zu der genannten Vorlesung gehören;
weitere Seiten sind mit Notizen aus anderen Vorlesungen bzw. zu Themen-
bereichen, mit denen sich Nietzsche in Bonn befaßte, beschrieben (wie z. B.
zum platonischen Symposion oder über politische Dichter)9. Darüberhinaus
gehören die Seiten 10—12 in Nietzsches Nachschrift der Vorlesung ,Politike
von H. K. L. von Sybel zur Schaarschmidt-Vorlesung, und ferner befinden
sich in einem Quartheft von 16 Seiten mit ,Studien zu Theognis' fünf Seiten
aus der philosophiegeschichtlichen Vorlesung10.
Für die Einleitung wird — mit Ausnahme des Vorlesungstitels — die
deutsche Schrift und für den Rest der Vorlesung überwiegend die lateinische
Schrift verwendet11.

6
Zu Nietzsches Bonner Studienzeit vgl/. Figl, a. a. O. (Anm. 2), 71 ff., zu Schaarschmidt: 57
Anm. 42, und 114.
7
BAW1, LVf.
8
NFG/GSA 71/41; alte Signatur: C II 1.
9
VgL BAW2, 117.
10
Vgl. BAW l, LXXIX: Mp VII, 3.
11
Möglicherweise hat Nietzsche den Anfang der Vorlesung zu Hause in Reinschrift nachge-
tragen; vgL dazu W. Metterbaufcn* Friedrich Nietzsche's Bonner Studienzeit, 2. stark verän-
derte Fassung, 1942 (maschinschriftliches Manuskript, Archiv derto you
Brought Universität Bonn), 25.
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Besonders schwer leserlich ist p. 56, weil diese ausnahmsweise mit Bleistift geschrieben ist.
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1.2. Inhalt und Gliederung der Nachschrift (Überblick)

Im Rahmen des vorliegenden Beitrages ist es schon allein vom begrenzten


Umfang her nicht möglich, den Wortlaut der Nachschrift Nietzsches wieder-
zugeben; anstatt dessen soll zunächst deren Inhalt und die Gliederung der
Nachschrift in Stich Worten wiedergegeben werden. Dadurch soll ein erster
Überblick über die Themen, philosophischen Autoren, Schulen, Schulrich-
tungen und Epochen vermittelt werden, mit denen Nietzsche im ersten Jahr
seines Studiums in dieser Vorlesung konfrontiert würde; indirekt mag dadurch
auch gezeigt werden, daß diese Nachschrift von hohem quellengeschichtlichen
Interesse für die Nietzsche-Forschung ist und neue Einblicke in einige
Aspekte der Genese seines Denkens vermitteln könnte.
Die im folgenden „Themenkatalog" verwendeten Überschriften, Eintet
lungen, Autorennamen, Schulrichtungen und Formulierungen sind insgesamt
dem Wortlaut der betreffenden Kollegnachschrift entnommen; Ergänzungen
sind in spitzen Klammern vom Verfasser (J. F.) hinzugefügt; die Seitenzählung
der Blätter ist die von H. J. Mette vorgenommene und entspricht dem im
Goethe-Schiller-Archiv in Weimar aufbewahrten Manuskript. Im folgenden
„Überblick" wurden alle Seiten, auf denen sich Aufzeichnungen aus der
Schaarschmidt-Vorlesung befinden, angeführt, da auf diese Weise einerseits
ein ungefährer Einblick in die Inhalte und den Fortgang der Vorlesung
gegeben werden kann, und andererseits zugleich die verbleibenden Lücken
durch fehlende Seitenzahlen offenkundig werden. Diese fehlenden, archiva-
risch ebenfalls durchnumerierten Seiten sind entweder leer oder enthalten
Nachschriften zu anderen Vorlesungen bzw. Aufzeichnungen anderer Art12.

Seite
Allgemeine Geschichte der Philosophie
nach dem Vortrag des Prof. Schaarschmidt l
Allgemeine Geschichte der Philosophie 3
§.1. Begriff der Philosophie. 3
§.2. Begriff der Geschichte der Phii<osophie> 4 Mitte
(Rest leer)
Die indische (Stufe der Philosophie^. 5—6
§ 4. Quellen u. Literatur. 7
Die alte Philosophie. 8
Allgemeine Charakteristik. ' 9 oben

12
Es handelt sich überwiegend um Vorlesungen aus demselben Semester (Sommer 1865) und
um eine aus dem vorhergehenden Wintersemester, also insgesamt um die Bonner Studienzeit:
vgl. BAW l, LVL Brought to you by | INSEAD
' .
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Nietzsches frühe Begegnung mit dein Denken Indiens 459

Socrates Leben u. Anklage. 10


Die kleineren sokrat<ischen> Schulen. 11
§ <1> Die Sophisten. 14 Mitte-15
§.2. Socrates u. seine Schulen. 16--17
§.3. Plato u. die alt. Academiker. 18—21
Platos Schulet die Academie. 22
Aristoteles 23-24 Mitte
25-26 Mitte
Epicureer. Die Sceptiker 26 unten—27
Der Neuplatonismus. 28—30
<Fortsetzung in C I 6, NFG/GSA 71/40:
Kollegnachschrift H. K. L.Sybel, Politik, p. 10—12>
Die griech. Patres. 31
Die rom. Patristik. 32
<Fortsetzung in Mp VII 3: p. 9s. schließt sich an p. 32 an>
Spinoza 44 Mitte—47
Locke, Berkely, David Hume 49—51 oben
Condiüac, Bonnei, Condorcet, Bukle<sic!>
Die schott. Schule des commun sens<e> <sic!>
Neueste Philosophie 56
<Werke Kants)
Kritik der Kantiscbe(n) Philosophie von A. Schopenhauer. 59
Gibt es aprior. synthet. Urteile?
Die Kritik der prakt. Vernunft. 61—62 oben

1.3. Probleme und offene Fragen


·* ·
Allein die stichwortartige Wiedergabe des Inhalts der Vorlesung vermag
zu zeigen, daß Nietzsches Nachschrift einige offensichtliche Lücken aufweist.
Es ist auf die nur teilweise mit zur Vorlesung gehörenden Texten beschrie-
benen Seiten zu verweisen (z. B. pp. 4, 24, 44, 51, 62), und insbesondere auf
die Leerseiten bzw. mit Texten anderer Art beschriebenen Seiten (vor allem
pp. 12s., 33—43, 48, 52—55, 57s., 60). Vom Inhalt her ergeben sich weitere
Probleme, von denen folgende eigens genannt seien: es ist unwahrscheinlich^
daß die Darstellung der „alte<n> Philosophie" mit Sokrates begonnen wurde
(p. 10 s.); zudem in der umgekehrten Reihenfolge, daß er vor den Sophisten
(p. 14s.) — und überdies auch noch nachher: p. 16s. — behandelt wurde;
schließlich fallt die offenkundig lückenhafte Wiedergabe neuzeitlicher Posi-
tionen der Philosophie auf (p. 44 ss.).
Die Fragen, die die Darstellung des Sokrates aufwirft, lassen sich zum
Teil wenigstens durch,die Umstellung der archivarisch vorgegebenen Nu-
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merierung der Seiten lösen, indem man die Seiten 10s. zwischen die Seiten
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16 und 17 einordnet, was sich vom Inhalt her begründen läßt13. Dadurch
würde zudem die „Verdoppelung" der Darstellung wegfallen, und Sokrates
— wie auch sonst in den zeitgenössischen philosophiegeschichtlichen Werken
— nach den Sophisten eingeordnet sein14. In welcher Weise die inhaltliche
Darstellung der alten Philosophie begonnen hat, dies tritt nun als neues
Problem auf, das durch die Mitschrift Nietzsches nicht eindeutig geklärt
werden kann. Soviel aber kann jedenfalls aus ihr entnommen werden, daß
Schaarschmidt eine Art einleitenden Überblick über die Etappen der antiken
Philosophie gegeben hat und dabei auch auf die vorsokratische Epoche
hingewiesen hat; dafür spricht der Beginn der Seite 14, wo wir lesen können:
„Die zweite Periode sucht den Geist begrifflich zu fassen, das Denken macht
sich zur Norm des Lebens. In der ersten Naturspeculation."15 Es ist also zu
vermuten, daß die Naturphilosophie der Vorsokratiker in der einen oder
anderen Weise zur Sprache gekommen ist.
Die verbleibenden weiteren Unvollständigkeiten bzw. Widersprüche wer-
fen eine Reihe von offenen Fragen auf, die sich nach zwei Dimensionen hin
unterscheiden lassen: erstens, inwiefern sie im Vortrag Schaarschmidts be-
gründet sindj und zweitens, in welchem Ausmaß sie in Nietzsches Entfernt-
bleiben oder Nichtmitschreiben der Vorlesungen ihren Grund haben. Im
Hinblick auf die erste .Fragedimension ist man groß teils auf Vermutungen
angewiesen solange keine vollständigeren anderen Unterlagen über die$e
Vorlesung Schaarschmidts herangezogen werden können. Eine wichtige
Orientierung könnten allerdings zeitgenössische Darstellungen der Philoso-
phiegeschichte16, ebenso die von Schaarschmidt in der Vorlesung gemachten
Literaturhinweise17 und schließlich Publikationen zu den behandelten Themen

13
Dann würde auf die Darstellung (1.) der Sophisten der „§.2. Socrates u. seine Schulen"
folgen, beginnend — wie auch sonst bei der Darstellung der einzelnen bedeutenden Philo-
sophen — mit Literaturhinweisen, dann biographischen Daten, die in der Feststellung
münden, daß Socrates „als bejahrter Mann auf(tritt)" (16 unten), worauf sich organisch .die
Darstellung seiner Anklage und Verteidigungsrede (10 oben) anfügen würde.
14
Vgl. dazu z. B. die in Anm. 15, 16 und 40 angegebenen Werke von Scbwgler^ fJeberweg und
Hegel.
15
Vgl. als zeitgenössisches Werk A. Scbwegler, Geschichte der griechischen Philosophie, Tübin-
gen 1859, der den „^weiten Abschnitt" (von Sokrates bis Aristoteles) seines Buches mit „Die
Systeme des Begriffs" überschreibt (96 ff.).
16
Es ist insbesondere auf F. Uebertvegs »Grundriß der Geschichte der Philosophie von Thaies"
bis auf die Gegenwart* zu verweisen, dessen erster Band 1863 in erster Auflage erschienen
war (3. Aufl. Berlin 1867); und auf das, wie Ueberweg in seinem Vorwort (Bd. l, III) schreibt,
„gegenwärtig verbreiterte Lehrbuch", nämlich A. Schiveghr^ Geschichte der Philosophie im
Umriß. Ein Leitfaden zur Übersicht, Stuttgart 1857; darauf wies Schaarschmidt offensichtlich
hin, gemäß der Notiz Nietzsches: „Für allgem. Philosophie} ist nur Schwegler kl. Grundriß
zu nennen." (p. 8).
17
Schaarschmidt gibt nach Nietzsches Mitschrift einerseits zu Beginn der Vorlesung (㤠4:
Quellen u. Literatur", p. 7 s.) Hinweise auf Werke zur allgemeinen Philosophiegeschichte
(vgl. unten Anm. 34 bis 36 und 40 als Beispiele), andererseits vor der Darstellung einzelner
Philosophien bzw. Richtungen spezielle Literaturhinweise (vgl. Anm. 38).
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Nietzsches frühe Begegnung mit dem Denken Indiens 461

von ihm selbst18 bieten. Sie könnten — wenn auch keine definitive Entschei-
dung — so doch Anhaltspunkte für die Klärung der offenen Fragen geben.
Es ist ferner auf das %weite der erwähnten Probleme einzugehen, nämlich
ob die offensichtlichen Lücken der Nachschrift im Entferntbleiben Nietzsches
von der Vorlesung ihren Grund haben. Solche Lücken zeigen sich, wie der
gegebene Überblick ja erkennen läßt, vor allem in der neueren Philosophie,
und da besonders gegen Schluß der Vorlesung. Letzteres mag nicht zuletzt
.in der Tatsache.begründet sein, daß Nietzsche zum Semesterende krank war19.
Manche versäumte Stunde ist auch auf die Beanspruchung durch andere
Tätigkeiten zurückzuführen, Nietzsche spricht im Juni 1865 von der „Viel-
geschäftigkeit und Ueberfülle meiner gegenwärtigen Interessen"20, Auf der
anderen Seite ist aber davon auszugehen, daß Nietzsche am regelmäßigen
Besuch der Vorlesung Schaarschmidts interessiert war. Sie gehört zu seinem
Arbeitsprogramm in Bonn, wie aus einer brieflichen Mitteilung an seine
Mutter vom 29. Mai 1865 hervorgeht21. Hinzu kommt, daß Nietzsche Schaar-
schmidt persönlich gut kannte; schon zu Beginn seines Studiums hatte er
eine Empfehlung von Steinhart, seinem Philologielehrer in Pforta, mitbekom-
men, gemeinsam mit Paul Deussen, seinem Freund; und mit ihm war er auch
öfters im Hause Schaarschmidts eingeladen22.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß trotz der erwähnten
Lückenhaftigkeit das vorliegende Manuskript jedenfalls dokumentiert, daß
Nietzsche erstmals einen umfassenden Überblick über die Geschichte der
abendländischen Philosophie von der Antike bis zu Beginn des
19. Jahrhunderts erhalten hat23, und es zeig^daß er sogar erste Einblicke in
die Philosophie Indiens durch diese Vorlesung vermittelt bekommen hat.

18
Vgl. C. Schaarscbmidt^ Der Entwicklungsgang der neueren Speculation als Einleitung in die
Geschichte der Philosophie, Bonn 1857; ders., Die angebliche Schriftstellerei des Philolaos,
Bonn 1864; ders., Die Sammlung der platonischen Schriften zur Scheidung der echten von
den unechten, Bonn 1866. Nietzsche hörte überdies im Sommersemester 1865 bei Schäar-
schmidt die Vorlesung ,Platos Schriften und Philosophie* (Nachschrift: NFG/GSA 71/40: C
I 6; vgl. BAW l, LV).
19
VgL Briefe vom 4. (an Carl von Gersdorff) und 5. August 1865 (an Mutter und Schwester):
KGB I 2, 77 und 78; vgl. BAW 3, 412 (Nachbericht).
20
Brief aus der zweiten Junihalfte 1865 an die Mutter: KGB I 2, 65.
21
A. a, O. 58 f.: „Früh um 7 Uhr besuche ich täglich schon ein philosophisches Collegium."
22
VgL KGB I 2, 18, 21 f., 35 f.; und Paul Deutsen, Erinnerungen an Friedrich Nietzsche,
Leipzig 1901, 20; hier auch die ernüchternde Feststellung über Schaarschmidt: „Wir fanden
in ihm einen bis zur Unruhe lebhaften, beweglichen Mann und sahen uns, als wir von ihm
kamen, erstaunt an. Das also war ein Philosoph? Einen solchen hatten wir uns allerdings
ganz anders gedacht.*'
23
Zum Schopenhauer-Exzerpt vgl. /. Figl, Nietzsches Begegnung mit
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werk, in: Schopenhauer-Studien 1989 (im Druck). Authenticated
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2. Nietzsches Begegnung mit dem Denken Indiens


in der philosophiegeschichtlichen Vorlesung

Die Befassung mit den Kollegnachschriften Nietzsches hat ihren for-


schungsmäßigen Sinn wohl primär darin, festzustellen, welchen Auffassungen
Nietzsche begegnet ist — wobei auch der Zeitpunkt von besonderem Interesse
ist —, um begründet weiterfragen zu können, ob und in welcher Weise ihn
diese — sei es in der Form affirmativer Rezeption oder kritischer Negation
— beeinflußt haben. Deswegen soll auch im folgenden herausgestellt werden,
in welcher Weise das Denken Indiens charakterisiert wurde, dem Nietzsche
in der philosophiegeschichtlichen Vorlesung begegnet ist. Doch die konkrete
inhaltliche Charakteristik (Richtungen, Begriffe, Theorien) wäre unzurei-
chend, würde man den methodologischen Horizont nicht beachten, innerhalb
dessen sie vor Augen gestellt wird; gerade diese hermeneutische Dimension
ist ja für Nietzsches Denken konstitutiv geworden2^ und sie hat auch in
dieser Vorlesung Schaarschmidts eine zentrale Bedeutung für die generelle
Beurteilung und Einordnung der Philosophie Indiens. Sie soll darum zu
Beginn dargestellt werden (2.1), um vor ihrem Hintergrund deren spezifische
Charakterisierung zu erfassen (2.2). Abschließend ist auf die Ausklammerung
der Indien-Thematik aus der eigentlichen Philosophiegeschichtsdarstellung
einzugehen (2.3).

2.1. Die Philosophie Indiens in historisch-vergleichender Perspektive

Von der Thematik der Vorlesung her ist es evident, daß prinzipiell eine
historische Perspektive für den Umgang mit der Philosophie leitend sein sollte;
Welcher Art aber näherhin diese geschichtliche Methodik war, di^s könnte
primär aus den einleitenden Ausführungen (3—8) entnommen werden. Ein
eigener Paragraph zur Methode aber fehlt, wie der Überblick zeigt; ein solcher
war jedoch offensichtlich von Schaarschmidt vorgesehen und vermutlich
auch gebracht worden, denn unmittelbar vor Beginn des Paragraphen l über
den „Begriff der Philosophie" wird folgendes gesagt:
Um den Gegenstand <scil. der Geschichte der Philosophie; J. F.) zu be-
grenzen, müssen wir auf den Begriff eingehen. Daran muß sich eine Betrach-
tung über die Methode, Zuletzt über die philos. Literatur anknüpfen, (p. 3)

Vgl·/· F*&> Interpretation als philosophisches Prinzip. Friedrich Nietzsches universale Theo-
rie der Auslegung im späten Nachlaß, Berlin/New York 1982 (MTNF, 7), und die in Anm. 2
genannte Arbeit. · · Brought to you by | INSEAD
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Nietzsches frühe Begegnung mit dem Denken Indiens 463

Diesem Programm entspricht auch die konkrete Ausführung, soweit wir


es der Nachschrift Nietzsches entnehmen können. Es ist hier zunächst vom
Begriff der Philosophie (§ 1) und ihrer Geschichte (§ 2) die Rede; dann in
einem § 4 von den Quellen und der Literatur; es ist zu vermuten, daß ein
§ 3, zu dem die Überschrift bei Nietzsche fehlt, die Methode: zur Sprache
brachte25. Es ist naheliegend, anzunehmen, daß die unmittelbar vor § 4
(Überschrift: 7 Mitte) angeführten Notizen zunv Methoden-Paragraphen ge-
hören; doch läßt sich dies anhand der Nachschrift nicht eindeutig entscheiden,
da nach der Überschrift zu § 2 eine Lücke folgt, und es so offen bleiben
muß, in welchem Ausmaß die infragekommenden Seiten ( 5 bis 7 Mitte) noch
zu § 2 oder schon zu § 3 gehören. Doch unabhängig von der definitiven
Klärung dieser Frage geht mit genügender Deutlichkeit der methodische
Ansatz der Vorlesung aus den erwähnten Seiten sowie aus den einleitenden
Ausführungen im ganzen hervor.
Besonders aufschlußreich hierfür sind schon die ersten Sätze der Mit-
schrift:
Wir gehen aus von der Scheidung objektiver u. subjektiver Geschichte. Die
Geschichte der Phil<osophie> ist ein geistiger > Prozeß, ein bestimmter
Entwicklungskampf der Vernunft. Es gilt das Gesetz dieses Kampfes zu
entdecken. Nicht auf das Resultat, sondern auf die Genesis kommt es an.
(p. 3)
Abgesehen von den für Nietzsches späte Philosophie höchst aufschluß-
reichen Formulierungen, nämlich, daß es hier einerseits um einen Kampf
geht, und andererseits die noch bedeutsamere, daß es auf die „Genesis"
ankomme, was auf die genealogische Denkweise in den Spätwerken Nietz-
sches bezogen werden kann, ist festzustellen, daß Schaarschmidt bemüht ist,
ein „Gesetz" der Philosophiegeschichte zu eruieren. Dabei ist er weniger am
Ergebnis als an der Entstehung, weniger am Resultat als an der Genesis
interessiert. Mit dieser Betonung des Prozeßhaften, des Geschichtlichen
schlechthin, nimmt Schaarschmidt einen Grundgedanken auf, den er im
Vorwort zu dem einige Jahre zuvor erschienenen Werk ,Der Entwicklungs-
gang der neueren Speculation als Einleitung in die Geschichte der Philoso-
phie* pointiert formuliert hat: er wolle — gegen den Rationalismus — den.
Satz herausstellen, „Philosophie und Geschichte seien im Grunde und we-
sentlich eines und dasselbe"26. Dadurch wird die Philosophie hineingestellt
in den das 19. Jahrhundert insgesamt prägenden Prozeß des historisierenden
Denkens. Es klingt nach hegelianischer Terminologie; gleichwohl distanziert

25
Eine solche Einteilung treffen wir auch in bekannten Werken der Zeit an, vgl. 2. B.
F. U*bm>e& a. a. O. (Ahm. 16), Bd. l, l f£ Brought to you by | INSEAD
26
A. a. O. (Anm. 18), IV. Authenticated '
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sich Schaarschmidt gemäß der Nachschrift dieser Vorlesung davon, wenn er


— ohne Hegel zu nennen27 — sagt: „Die vollendetste <scil. „reflektierende"
Darstellung der Philosophie; J. R> ist die<,> welche von einem allge-
mein(en) Standpunkt ausgeht, so daß die einzelnen Philosophie(n) Momente
der ist <sic!). Nur muß man sich vor dem Absolutismus in der Gesch<ichte>
der Philosophie) hüten." (p. 5) Es ist also kein absolut notwendiger histo-
rischer Entwicklungsprozeß, der hier angenommen wird, aber immerhin ein
faktischer, der festzustellen ist.
Im konkreten Geschichtsverlauf gliedert sich dieser Prozeß in mehrere
Etappen, die den Rahmen für die Einordnung des indischen Denkens abge-
ben. Den Ausgangspunkt bildet die Nennung des „indogerm<anische(n)>"
und „semit<ische(n)> Stamm<es>"; doch hinsichtlich der „semitischen)
V<ölker>" wird gesagt: „Aber diese Nationen sind unphilosophisch, es sind
Fabeln was man sich von angeblicher) Philosophie) erzählt" (p. 5); um
kurz darauf zu behaupten: „Die indische N<ation><,) dann das griechische
u. das german. Volk tragen die philosophische) Bedeutung." (1. c.) Von hier
aus ergibt sich organisch eine Dreiteilung:
Drei große Stufen; die indische<,> die grie'chische u. die neuere. (letzt<ere)
unter dem Einfluß des Christenthums.) (p. 5)

Es ist die Rede von „Stufen", womit anscheinend die Idee der Höher-
entwicklung insinuiert wird. Jedoch wird nicht ein einfaches Fortschrittskon-
zept vertreten, sondern es werden Vor- und Nachteile der einzelnen Epochen
einander gegenübergestellt. Dieses Stufenmodell gibt so den Hintergrund ab
für eine philosophievergleichende Perspektive. Diese ist höchst aufschlußreich:
Das Ind<ische> bleibt auf der Stufe der Einheit v<on> Gott u. Welt, Geist
u. Natur stehen. Griechen machen in der Analysis den weiteren Schritt, sie
brechen der Subjektiv<itä)t Bahn. (p. 6)

Und unter dem Stichwort „Allgemeine Charakteristik" heißt es:^


Dem Ind<ischen> Geist entgegen ist der griechische) ein progressiver, zur
Analysis befähigter. An die Stelle der sinnigen Kontemplation tritt die
Dialektik, (p. 9)

Wir können also festhalten, daß hier indisches und griechisches Denken
unter zwei Aspekten gegenüber gestellt werden: einerseits unter dem Aspekt
des vereinheitlichenden bzw. analytisch-trennenden Denkens, andererseits
unter der Perspektive des in sich ruhenden, kontemplativen bzw. progressiv-
dialektischen Denkens. Während in Griechenland die Subjektivität sich durch-

27
Auf den er sich aber mehrfach bezieht: vgl. die ausführliche Darstellung in: Der Entwick-
lungsgang (...), a..a. O. 207—218, und unten Anm. 40.
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Nietzsches frühe Begegnung niit dem Denken Indiens 465

setzt, bleibt in Indien die Seele, das Geistige an das Göttliche und an die
Natur zurückgebunden.
Hinter dieser Gegenüberstellung steht sicher eine Wertung, aber keine
einseitige Wertung. Gewiß, das indische Denken ist die frühere Stufe der
geistigen Entwicklung und das griechische das darauf folgende und in diesem
Sinn auch die „höhere" Stufe* Gleichwohl aber sieht Schaarschmidt auch „die
Begrenzung" des griechischen Geistes; er erblickt sie in „der Unfähigkeit die
gelösten Elemente wieder zur Versöhnung zu bringen. Er endigt mit dem
reinen Dualismus." (p. 9) Erst in der „neuere(n) Philosophie)" die „an den
unaufgehobenen Gegensatz v^on) Natur u. Geist, Gott u. Welt (an)knüpft",
geschieht die „Versöhnung der Gegensätze" (p. 7); hierin zeigt sie sich — im
Unterschied zur Philosophie des Altertums — „als wesentlich christliche"
(I.e.).
Schaarschmidt folgt also einem philosophiegeschichtlichen Konzept, in
dem die neuere Philosophie als christliche die höchste Stufe darstellt, dem
gegenüber auch die griechische in ihren Mängeln erscheint. Im Vergleich
zum griechischen Denken wird allerdings das indische beurteilt. Wir können
also festhalten, daß die methodologische Perspektive wesenhaft eine philo-
sophieverg/eichende ist; diese prägt auch die inhaltliche Charakterisierung dieses
fremden Denkens, wie sie in Nietzsches Nachschrift wiedergegeben ist.

2,2. Inhaltliche Charakterisierung des Denkens Indiens

Eine kurze, schlagwortartige Kennzeichnung des indischen Denkens gibt


Schaarschmidt gemäß der Nietzsche-Nachschrift im Anschluß an die schon
zitierte Feststellung von den „drei große<n> Stufen" der philosophischen
Entwicklung indem gesagt wird:
Die Indische ist noch nicht gehörig durchforscht, sie zeigt nur Elemente u.
besitzt keinen logische<n> Fortschritt, gehemmt durch hieratische<s> Ele-
ment. Dazu wirken geographische> u. historische Eindrücke, (p. 5)
Diesen restriktiven Aussagen, die offen lassen, ob die behaupteten Gren-
zen der indischen „Stufe" des Denkens nicht auch durch die mangelnde
Erforschung bzw. ungenaue Kenntnis mitbedingt sind, folgt ein auffallend
positives Urteil: „Sie haben eine außerordentliche) geistige Begabung", was
mit Bezugnahme auf die „philosophischen> Elemente" (1. c.) der Sprache
begründet wird.
Nach den genannten generellen Hinweisen folgt die eigentliche Nennung
indischer PhiJosopheme, die sowohl in ihrer Entstehung alsbyauch
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risierung im engen Kontext mit religiösen Grundauffassungen gesehen wer-
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466 Johann Figl

den. Diese Ausführungen seien wegen ihrer quellengeschichtlichen Bedeutung


zur Gänze wiedergegeben:
Das Brahma<->Religionssystem ist eine°Verknöcherung einer ursprünglich
reinen u. erhabenen Naturreligion. Im Anschluß an dies^es^ System zeigt
sich die Philosophie). In Commentaren zu den Vedas uns überliefert,
Freiheit von den orthodoxen Anschauungen zeigt die Sancyaphilos. Sie
haben die Unart philos. Aphorismen zu lieben. Diese sind jetzt herausge-
geben. Aber man bekommt beim besten Willen keinen Sinn heraus, Drei
Hauptgegenstände: 1. die göttlich<en) Dinge, Gott u. Schöpfung<,> 2. die
Seele u. der Ascetische Zwang. 3. Logische Lehren. Pantheistische(r)
Grundcharakter, die Welt ist Emanation Gottes, ebenso die menschliche)
Seele. Zwar nicht logisch bewiesen^.) Sondern als Behauptungen nach den
Vedas, nach dem volksthümliche(n) System. Die Schranke der kdische<n)
Unvollkommenh(eit) abzustreifen ist das Ziel der Askese. Seeleii-
wand<e)rung ist die Folgerung, das Manugesetzbuch enthält Drohungen
mit der Seelenwand(e)rung. Im Buddhaismus ist er noch tiefer in den
pantheist<ischen> Nihilismus versunken. Nirwana ist das Ziel »Vernichtung*,
(p. 5 s.)
Die wiedergegebenen Texte vermögen zu zeigen, in welcher Weise Nietz-
sche einen generellen Überblick über indisches Denken vermittelt bekommen
hat, und welche Strömungen und zentralen Begriffe desselben er schon im
ersten Studienjahr kennen lernte. Freilich werfen diese Passagen seiner Mit-,
schrift besonders viele Fragen auf, die hier allein schon aus Raumgründen
nicht zur Gänze erörtert, geschweige denn gelöst werden können28. Es sei
aber abschließend auf die quellen- und re^eptionsgeschichtliche Fragerichtung sowie
auf deren Bedeutung für die weitere Erforschung hingewiesen, da diese
Perspektiven für ein umfassenderes Verständnis der zitierten Manuskripttexte
eröffnen könnte. Diese Frageinterition würde nämlich zur Interpretation des
vorliegenden Wortlautes und der in Nietzsches Mitschrift gegebenen Kennzeich-
nung der verschiedenen Aspekte indischer Religionen und Philosophien
beitragen. Zudem wäre durch sie eine Voraussetzung geschaffen^um die
weitere und wohl wesentlichste Richtung der Nietzsche-Forschung in'diesem
Bereich zu verfolgen, riämlich aufzuzeigen, welches werkimmanente „Schick-
sal" so tragende und für seine spätere Philosophie bedeutsame Begriffe und
Themen haben sollten, die wir schon in dieser frühen Niederschrift antreffen,
wie z. B. Nihilismus und Buddhismus oder Sämkhya-Philosophie29 und das
Manugesetzbuch30.

28
Zum allgemeinen wissenschaftsgeschichtlichen Hintergrund siehe /. Figl, Nietzsche's Early
Encounters with Asian Thought, in: Nietzsche and Asian Thought, ed. .by Gr. Parkes,
Honolulu 1989 (in Ausarbeitung).
29
Vgl. z. B. KGW VI 2, 427: GM III 27; KGW VI 3, 202: AC 32.
30
Vgl. z. B. KGW VI 3, 94 ff., 237 ff.
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Nietzsches frühe Begegnung mit dem Denken Indiens 467

Da es sich bei den erwähnten Themen durchwegs um Sachverhalte


handelt, die rezipiert wurden, was am offenkundigsten bei einer Nachschrift
der Fall ist, ist es angezeigt, gleichsam den werkimmanenten Fragezusam-
menhang zu überschreiten, hin zum allgemeinen geistes- und wissenschafts-
geschichtlichen Kontext. Für die vorliegende Thematik gilt es, das in der
damaligen Philosophiegeschichtsschreibung präsente Wissen über die indische
Philosophie als Hintergrund zu berücksichtigen. Es sind also auf dieser
umfassenderen Ebene die in Nietzsches Nachschrift gegebenen Kenntnisse
des indischen Denkens mit verbreiteten zeitgenössischen Werken zur Philo-
sophiegeschichte zu vergleichen, wofür die Literaturangaben in dieser Schaar-
schmidt-Vorlesung selbst die erste Orientierung abgeben könnten31. Dar-
überhinaus sind weitere Werke heranzuziehen, an denen sich möglicherweise
die Darstellung Schaarschmidts orientiert, wie insbesondere allgemein rezi-
pierte Veröffentlichungen zur Indologie, die auch für die philosophiege-
schichtliche Problemstellung relevant waren, wobei im gegenständlichen Fall
im speziellen auf die indologische Tradition an der Universität Bonn, an der
1818 der erste. Lehrstuhl für dieses Fach eingerichtet worden war32, Bezug
genommen werden kann. Zu jedem der hier angesprochenen Themen gibt
es schon zu dem damaligen Zeitpunkt eine umfassende Literatur33. Hier sei
insbesondere hingewiesen auf den allgemeinen, damals relevanten religions-
kundiichen Kontext von Schaarschmidts Charakterisierung der brahmani-
schen Religion und der Veden34, der Sämkhya-Philosophie35, des Verständ-

31
Zur zitierten Textpassage aber findet sich kein Literaturhinweis.
32
Vgl. H. v. Glasenapp, Art. Indologie, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 3,
726 ff. Zu der Zeit als Nietzsche in Bonn studierte, lehrte Chr. Lassen an dieser Universität
Indologie; Deussen war sein Hörer (vgl. Brief an Nietzsche vom 2. Februar 1866: KGB l 3,
75). Lassen* umfassendes Werk ,Indische Altertumskunde* (4 Bde., Bonn/Leipzig 1847—61)
mag wohl auch Schaarschmidt bekannt gewesen sein, der in seiner Vorlesung ja von
«geographischen) (...) Eindrücke<n>" (p. 5) spricht: vgl. dazu Lassen, Bd. l, l ff.: Geo-
graphie; die „Hauptmomente der Religionsgeschichte" werden a. a. O. 756 ff. behandelt.
33
Vgl. dazu das Werk von E. VPindisch, dessen Sanskritarbeiten Nietzsche als Studienkollege in
Leipzig mit Interesse verfolgte (vgl. z.B. KGB I 2, 272f., 283, 286f.): Geschichte.der
Sanskrit-Philologie und-Indischen Altertumskunde (Grundriß der indo-arischen Philologie
und Altertumskunde I/l B), l.TL, Straßburg 1917; 2. Tl., Berlin/Leipzig 1920.
34
Im besonderen ist hier auf die allgemein beachteten Werke von H. Th. Colebrooke zu ver-
weisen: On the Philosophy of Hindus, in: Transactions of the Royal Asiat. Soc. of Gr.
Britain and Ireland, vol. l, London 1827, 19ff., 92 f£, 439ff., 549ff.; vol. 2, 1830, l ff.;
Miscellaneous Essays, 3 Bde., London 1858; Die berühmte Darstellung über die Veden von
H. Th. Colebrooke war ins Deutsche übersetzt worden: Abhandlung über die heiligen Schrif-
ten der Inder. Aus dem Engl. übersetzt v. L. Poley, nebst Fragmenten der ältesten religiösen
Dichtungen der Inder, Leipzig 1847. Siehe auch Fr. v. Schlegel, Über die Sprache und Weisheit
der Inder, Heidelberg 1808. VgL die Darstellung der vedischen Religion in dem von
Schaarsehmidt angegebenen Werk von H. Ritter\ Geschichte der Philosophie, 12 Bde., Göt-
tingen 1829-53, l.TL, bes. 128ff.
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Aus der Charakterisierung in Nietzsches Mitschrift geht zwar nicht eindeutig hervor, -um
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468 Johann Figl

nisscs der Scelenwanderung nach dem Manugesetzbuch36 und schließlich der


Kennzeichnung des Buddhismus als eines „pantheist<ischen> Nihilismus"37.
Es ist aber nicht nur auf die konkreten „Inhalte, durch die das Denken
Indiens zu erfassen versucht wird, einzugehen, sondern gleichermaßen auf
den Ort und Stellenwert, den es in einer allgemeinen Geschichte der Philo^
sophie erhält und dem gemäß es eingeordnet bzw. ausgeschlossen wird.
Dieses generelle Problem der Behandlungsweise soll abschließend in dem
Ausmaß noch kurz angesprochen werden, als es im Fortgang der vorliegenden
Vorlesung offenkundig wird.

2.3. Die prinzipielle Ausklammerung der „orientalischen Philosophie" von


der eigentlichen Darstellung

Die bisher wiedergegebenen Zitate bilden die hauptsächlichen Texte der


Schaarschmidt- Vorlesung hinsichtlich des indischen Denkens. Sie befinden
sich insgesamt in den einleitenden Ausführungen zu dieser Vorlesung; in der

welches Werk dieser Philosophie es sich handelt, doch der Ausdruck „Aphorismen" weist
auf die Sämkhya-J#/ra? hin, die unter dem Namen des legendären Gründers dieser Schule,
Kapila, überliefert sind; die erste englische Ausgabe erschien u. d. T.: The Aphorisms of the
Sankya Philosophy of Kapila, with illustrative extracts from the commentaries, Book I—IV,
Sanskrit and English, transl. by J. R. Ballantyne, Allahabad 1852—56; die zweite Ausgabe-
dieses Werks erschien u. d. T. The Sankhya Aphorisms of Kapila, with extracts from Vijnana
Bhikhsu's commentary, fasciculus I, Calcutta 1862, das Gesamtwerk, Calcutta 1865, und zwar
innerhalb der bekannten Bibliotheca Indica (New Series, Nr. 32 und 81); es ist Wahrscheinlich,
daß Schaarschmidt diese Ausgabe meint. Auf diese Aphorismen weist auch die freimütige
Aussage hin, daß „man beim besten Willen keinen Sinn heraus (bekommt)"; denn den
Schwierigkeitsgrad hebt auch eine der bedeutendsten Abhandlungen der damaligen Zeit
hervor, in der es heißt: „Mais il n'en est pas de meme pour les lecteurs etrangers, et il serait
difficiie de trouver rien plus obscur que ces Soutras." (M. Barthelemy Saint-Hilaire, Premier
Memoire sur le Sankhya, in: Memoires deTAcademie des Sciences morales et politiques de
rinstitute de France, tom. 8, Paris 1852,107—561, Zitat: 111). Auch in der von Schaarschmidt
erwähnten »Geschichte der Philosophie* von /. F. Fries, wird auf das „Sänkhia des Kapila**
Bezug genommen (Bd. 2, Halle 1840,115). Es ist aber zu vermuten, daß Schaars^Jjmidt auch
das bekanntere Werk dieser Schule, die Sämkhya-kärikä Isvaräkrsnas in einer Ü&ersetzung
gekannt hat: eine lateinische Übersetzung stammt vom Bonner Indologen Chr. Lassen-.
Gymnosophista sive Indicae philosophiae documenta coll., ed., enarr. Vol. I, Fase. I, Isva-
racrishnae Sankhya-Caricam tenens, Bonn 1832; zum „unorthodoxen" Charakter vgl. ebd. XI,
und H. Th. Colebrooke, in: Transactions (s. Anm. 34), vol. l, 19; eine deutsche Übersetzung
bringt K. J.H.W indischmann, Die Philosophie im Fortgang der Weltgeschichte, l.Tl.,!
3. Abtig., Bonn 1832, 1812—1846. Zur Geschichte der Editionen vgl. ferner R. Garbe, Die
Samkhya-Philosophie. Eine Darstellung des indischen Rationalismus, Leipzig 21917, 105 ff.
36
Diese Aussage bezieht sich offenbar auf das Gesetzbuch Manus, XII, 53—82: Hindu Ge-
setzbuch oder Menu's Verordnungen, übers, v. W. Jones, Weima'r 1797, 449 ff.; erwähnt von
J.J. Fries, a. a. O. (s. Anm. 35) 108; zur Seelenwanderung als Strafe und zu dem Zusam-
menhang mit dem Sämkhya vgl. Fr. Johaentgen, Über das Gesetzbuch des Manu, Berlin 1863,
bes. 38 und 32.
37
Vgl· /· F*&f> Die Buddhismus-Kenntnis des jungen Nietzsche, in: Das Gold im Wachs
(Festschrift f. Th. Immoos), hg. von E. Gössmann und G. Zobel, München 1988 (im Druck).
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Nietzsches frühe Begegnung mit dem Denken Indiens 469

eigentlichen Darstellung der Philosophiegeschichte wird darauf nicht mehr


näher eingegangen, sondern wir lesen nach der Überschrift „Die alte Philo-
sophie" die lapidare Feststellung: „Wir scheiden die orientalische einfach ab"
(p. 8). Dennoch findet sich an einer späteren Stelle, unmittelbar vor der
Darstellung des Neuplatonismus, eine für die vorliegende Themenstellung
höchst relevante Aussage, indem offensichtlich die Strömungen aufgezählt
werden, die mitgewirkt haben, daß in dieser Epoche „ein allgemeiner Um-
schwung ein(tritt)", wobei auch der Buddhismus in einer originellen Präzi-
sierung genannt* \yird:
Orientalisches> wirkt hier ein, Der Gnosticismus 1. Der Parsismus (der
Dualismus) 2. Der Buddhaismus (Glocken und Rosenkränze.) 3. Das Judenthum
<...> (p. 28)»
Der Einfluß des Buddhismus innerhalb dieser Umbruchssituation in der
Antike wird nach dieser Aufzählung — neben dem des Judentums —* noch-
mals ausdrücklich genannt (1. c.).
Es ist zu fragen, wieso die orientalische Philosophie von der eigentlichen
Darstellung mit Ausnahme der zitierten Erwähnung prinzipiell ausgeschlossen
wird? Für Schaarschmidts Darstellungsweise trifft hier im wesentlichen das
Urteil zu, das W. Halbfass hinsichtlich der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
ausspricht, wenn er von der „Ausschließung Indiens aus der Geschichts-
schreibung der Philosophie" spricht39.
Schaarschmidt orientiert sich bei seiner Vorgehensweise offenbar an Vor-
bildern und gängigen Modellen, was auswahlsweise an zwei aussagekräftigen
Beispielen illustriert sei. Das bekannteste Konzept ist jenes von Hegels ,Vor-
lesungen über die Geschichte der Philosophie*, die Schaarschmidt in seinen Litera-
turangaben hervorhob und zugleich kritisch beurteilte40. Hegel bringt inner-

38
Der Einfluß des orientalischen Denkens auf gnostisches und neuplatonisches Denken war
ein verbreiteter Topos der philosophiegeschichtlichen Diskussion (Hegel, Zeller, Ueberweg
u. a.); schon 1828 schreibt /./. Schmidt, „die Bemerkung, dass die Gnostiker ihre Ideen aus
den Religionssystemen des Orients geschöpft haben, (ist) an und für sich nichts weniger als
eine neue": Über die Verwandtschaft der gnostisch-theosophischen Lehren mit den Reli-
gionssystemen des Orients vorzüglich dem Buddhaismus, Leipzig 1828, III. Vgl. auch das
von Schaarschmidt angeführte Buch (p. 29; vgl. p. 28) von C. H. Kirchner* Die Philosophie
des Plotin, Halle 1854, 16. Zur spezifischen Kennzeichnung („Glocken u. Rosenkränze")
vgl. den Hinweis auf den „Rosenkranz" als eine äußere Einrichtung, in der sich (neben
anderen, wie z. B. dem Klosterleben) die Verwandtschaft der verschiedenen „Buddha-Lehren"
mit essenischen, christlichen und gnostlschen Lehren zeige, bei/. F. Fries, a. a. O. (Anm. 35),
101. Zu Glocken und Rosenkranz bei buddhistischen Zeremonien vgl. femer C. F. Koeppen,
Die Religion des Buddha, Bd. l (Berlin 1857), 563; Bd. 2 (Berlin 1859), 304-308.
39
W. Halbfass, Indien und Europa. Perspektiven ihrer geistigen Begegnung, Basel/Stuttgart
1981, 165 (Kapitelüberschrift), bes. 176; vgl. ders.y Indien und die Geschichtsschreibung der
Philosophie, in: Philosophische Rundschau 23 (1976) 104 ff., bes. 113. ·
40
^Htgels Vorlesungen sind die bedeutendsten> herausgeg. v<on> Michcjet. Von bes(onders>
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große<m> Nutzen. Hegels Voraus<setzung><,> daß sich in der Gcsch<ichte> die Gedan-
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halb der ,Einleitung einen eigenen Abschnitt über die ,Orientalische Philo-
sophie', wo er feststellt, daß „das Erste die sogenannte orientalische Philo-
sophie (ist)", jedoch zugleich hinzufügt: „Aber sie tritt nicht in den Körper
und Bereich unserer Darstellung ein; sie ist nur ein Vorläufiges, von dem wir
nur sprechen, um davon Rechenschaft zu geben, warum wir uns nicht
weitläufiger damit beschäftigen (...)"41· In diesem Kontext fügt sich Schaar-
schmidts Diktum: „Wir scheiden die orientalische <scil. Philosophie; J. F.)
einfach ab", organisch ein.
Zugleich aber zeigte sich, daß im Zusammenhang der Erwähnung des
Gnostizismus dennoch vom Buddhismus die Rede ist. Auch für diese Ein-
beziehung sei ein Beispiel genannt, und zwar innerhalb der Literatur, die
Schaarschmidt selbst anführt, nämlich das Werk von Jakob Friedrich Fries,
in dem einleitend die Ausklammerung der „asiatischen Philosopheme" be-
tont wird42, sich jedoch bei der Darstellung des Gnostizismus eigene Pa-
ragraphen zu den „Buddhisten" und zur „Philosophie in der Sanskrit-
Literatur" finden43.
Nietzsche lernt also eine philosophiegeschichtliche Einordnung des indi-
schen Denkens kennen, die von einer eigenartigen Ambivalenz gekennzeich-
net ist: es wird behandelt, um es ausschließen zu können, bzw. es kommt
nur als vermutlicher exogener Einfluß auf religiöse eklektizistische und syn-
kretistische Strömungen der antiken Philosophie zur Sprache — jedoch nicht
an sich selbst. Dennoch sollte es im Laufe des denkerischen Weges Nietzsches
eine größere Bedeutung erhalten. Diese weitere Begegnung mit dem Denken
Indiens ist in ihren Einzelheiten noch nicht umfassend dargestellt; über das
veröffentlichte Werk und den Briefwechsel hinaus müßten hier wohl auch
die Randnotizen und Aufzeichnungen in den. einschlägigen Werken von
Nietzsches Handbibliothek berücksichtigt werden44. Erst auf der Grundlage
dieser Forschungen könnte entschieden werden, ob und inwiefern die in
Schaarschmidts Vorlesung antreffbare Wertung und Charakterisierung ,des
Denkens Indiens für Nietzsches eigenen Denkweg prägend war. Soviel kann

kenarbeit ebenso entwickelt habe, wie in der Dogmatik der Philosophie^. »Logische
Aufeinanderfolge der Systeme.' Daher bedient er sich häufig Zwangsmaßregeln an Zeit und
Fakten", (p. 8) Vgl. dazu G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie,
hg. v. K. L. Michelet, 3 Bde., Berlin 1833-36 (= Werke, Vollst. Ausgabe, Bd. 13-15); bes.
Bd. l, 43.
41
A. a. O. (Bd. 1), 135.
42
A. a. O. (siehe Anm. 35), Bd. l, 67.
43
A. a. O., Bd. 2, 93 ff. und 101 ff.
44
Vgl. G, M. C. Sprung, Nietzsche's interest in and knowledge of Indian thought*, in: The great.
year of Zarathustra (1881-1981), ed. by D, Goicoechea, Washington D. C. 1983, 166 ff.;
darin wird auch auf einschlägige Werke aus der Bibliothek Nietzsches Bezug genommen
(bes; 172 f.). .
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Nietzsches frühe Begegnung mit dem Denken Indiens 471

angesichts der Urteile Nietzsches über indische Philosophien und Religionen


generell festgestellt werden, daß er nicht bei einem Ausschluß dieses Kultur-
raums stehen geblieben ist, sondern ihn berücksichtigte und innerhalb seiner
genealogisch-universalen Perspektive beurteilte; dabei war freilich vielfach —
wie in der philosophiegeschichtlichen Vorlesung — eine komparatistische
Perspektive leitend.

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