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Das macht ein

UX
DESIGNER
bei Aperto – An IBM Company

connect
creative
competence
EINE
INITIATIVE
VON
002 EDITORIAL 003

Connect!
● Produkte und Services sind heute häufig digital. Inhalt
Das Nutzungserlebnis wird dabei immer wichtiger,
004 Das ist UX Design
denn die Erwartungshaltung der User an digitale An­
010 UX Design in der Praxis
wendungen steigt permanent. Um Apps und Web­
024 Interview
services so intuitiv und nützlich wie möglich zu ge­
030 Glossar
stalten, entwickeln sich ständig neue Aufgabenfel­
032 About PAGE Connect
der und Berufsprofile. Die PAGE-Initiative Connect
034 Impressum
Creative Competence bringt Licht ins Dunkel und
unterstützt Agenturen, Hochschulen, Unternehmen
und Kreative dabei, sich (neu) zu orientieren, zu qua­
lifizieren und zu vernetzen.
In diesem Booklet gehen wir dem Beruf des User
Experience (kurz: UX) Designers auf den Grund. Wir
beleuchten das Aufgabengebiet am Beispiel der Ber­
liner Digitalagentur Aperto. Sie gehört seit 2016 zu
IBM iX, der globalen Agenturfamilie des Technologie­
konzerns IBM. Mit einem Mix aus Strategie, Techno­
logie und Kreativität entwickelt Aperto Marketing-
und Kommunikationslösungen sowie neue Produk­te
und Services für den digitalen Wandel. Zu den Kun­
den zählen Airbus Group, Migros, Rossmann und
Volkswagen sowie öffentliche Auftraggeber wie Mi­
nisterien, Hochschulen und NGOs.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten, was User Ex­
perience Design ausmacht, wie es bei Aperto an­ge­
wandt und gelebt wird und welche Kompetenzen
Be­werber für diese Disziplin mitbringen sollten. Und
falls Sie noch weitere Kreativkompetenzen erkun­
den und erwerben wollen, schauen Sie einfach mal
in die anderen Kompendien unserer PAGE-Connect-
Reihe auf www.page-online.de/connect. Dort gibt
es weiterführende Informationen in Form von Arti­
keln, Videos und eDossiers. Creative Competence
ist gefragt wie nie!

Nina Kirst
Projektmanagerin PAGE Connect
(connect@page-online.de)
004 PAGE › Connect Creative Competence 005

User Experience
● Webservices, Apps und digitale Plattfor­ lity Engineering über Interaktionsdesign,
men sind heute keine Add-ons zu physi­ Screendesign und User Interface Design
schen Produkten mehr, sondern eher in­ bis hin zu Grafikdesign, Visual Design so­
te­grale Bestandteile der Angebote selbst. wie Motion Design. Sie alle befassen sich

Design sorgt
Ob Amazon, Airbnb, Uber oder Netflix: Der mit der Gestaltung und Verbesserung eines
Service ist das Produkt. Und dieser ­digi- Produkts oder Services für bestimmte Nut­
tal nutz- und erlebbare Service muss die zer und deren Aufgaben­situationen.
Men­­schen von Anfang bis Ende mit einer

durch eine
verlässlichen und intuitiven Nutzung über­­ Produkte ganzheitlich
zeu­gen. Dieses über alle Touchpoints hin­ betrachten
weg über­zeugende – und im Idealfall be­ Die Kompetenzen der reinen Produkt­ge­
geis­ternde – Nutzererlebnis ist Aufgabe staltung reichen heute nicht mehr aus,

ganzheitliche
und Ziel von User-Experience-Designern. um neue Produkte erfolgreich am Markt
Mit dem Nutzer im Fokus gestalten sie in zu platzieren und Kunden und Nutzer zu
enger Zusammenarbeit mit anderen Dis­zi­ gewinnen. Apple hat das als eine der ers­
pli­nen Websites, Mobile-Apps oder In­ter­ ten Firmen verstanden und stellte schon

Sicht auf die


net-of-Things-Anwendungen, die den Men­­ 1993 Donald Norman als weltweit ersten
schen das Leben erleichtern. User Experience Architect ein. Norman
Dabei geht User Experience Design weit
über die Usability und das Interaktionsde­

Nutzer für
sign eines Produkts oder eines Services
hi­n­aus, denn neben der reinen Nutzungs­
phase werden auch die Touchpoints der
künftigen Kunden mit dem Produkt oder Mit dem Nutzer im
positive Kunden­
Onlineservice vor, während und nach der
Nutzung bedacht und gestaltet. Jeder die­
ser Punkte wird von UX-Designern mit viel
Fokus gestalten
Liebe zum Detail durchdacht, da eine nega­ UX Designer in enger
erlebnisse
tive Erfahrung des Kunden oder Users an
beliebiger Stelle des Customer Lifecycles
zum Verlust des Vertrauens in das Produkt
Zusammenarbeit
und zu einer schlechten Reputation des
Unternehmens insgesamt führen kann.
mit anderen Diszi­
Positive Erfahrungen mit den Produk­
ten oder Services einer Marke sorgen hin­ plinen Produkte und
gegen für überzeugte und loyale Kunden,
die ihrerseits zu Markenbotschaftern in Services, die den
ih­rem Umfeld werden. Die designrelevan­
ten Berufsfelder, die sich konstruktiv mit Menschen das
Usability-Fragen befassen, sind vielfältig
und reichen von User Research und Usa­bi­ Leben erleichtern.
006 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 007

User Experience Design als iterativer Prozess


User Experience Design bedeutet, Empathie für den Nutzer
war zuvor Professor für Psychologie und
Kognitionswissenschaften an der Uni­ver­ Die Kompetenzen
sity of California in San Diego und hatte
der reinen Produkt-
zu entwickeln und ein positives Erlebnis über alle Touchpoints
hinweg zu schaffen. Und das immer iterativ: beobachten, in seinem Buch »The Design of Everyday
Schlüsse ziehen, entwickeln, testen und weiterentwickeln. Things« (1988) das psychologische Ver­hält­­
nis zwischen Mensch und Alltagsgegen­ gestaltung reichen
ständen diskutiert, das entweder zu Frust
BEOBACHTEN
● Nutzer befragen
oder Freude bei der Nutzung führen kann. heute nicht mehr,
Nicht nur bei Apple versteht man seit­
● Verhalten beobachten
● Benchmarks
her unter User Experience eine ganzheit­li­ um neue Produkte
che Betrachtungsweise des Customer Life-

Ę a Ė und Services erfolg­


analysieren
● Testen und Feedback
­cy­cles. Diese geht davon aus, dass Kunden
einholen sich ­bereits lange vor dem Kauf beziehungs­
● … weise lange vor dem Anlegen eines User reich am Markt
ū .đ Accounts mit dem erwarteten Produkt-
re­s­pektive Servicenutzen auseinanderset­
zen. Sie wol­len wis­sen, wofür sie ihr Geld
zu platzieren und
Yș õ REFLEKTIEREN
● Beobachtungen
verdichten und
ausgeben oder in was sie ihre Zeit inves­tie­
ren. Sie wollen wissen, welche Funktio­nen
Kunden und Nutzer
zu gewinnen.
b Ableitungen treffen
● Ist-Prozesse und
Kontext beschreiben
das Produkt hat, unter welchen Her­stel­­
lungs­bedingun­gen die Hardware produ­
ziert wur­­de, welche Freunde oder Kolle­

Čń þ ● Gain- und Painpoints gen das System schon nutzen – und nicht
identifizieren zuletzt, welchen Status der Besitz des Pro­
● … dukts oder die Mitgliedschaft im jewei­

c ą ligen Netz­werk mit sich bringt. Das alles


hat nichts mit Usability zu tun, denn der
potenzielle Kunde hat das Produkt oder

, ï den Service ja noch nicht einmal auspro­


biert. Dennoch tragen alle diese Aspekte

ě ù ŢÇ maß­geblich zur User Experience des Pro­


dukts oder Services bei.

Den Nutzer verstehen


MACHEN Im Zentrum der Arbeit von UX-Designern
● Scribbeln und
stehen stets die Nutzer – insbesondere
visualisieren
● Szenarien und Story-
die zukünftigen –, deren Wünsche und
boards erstellen Be­dürf­nisse sie durch Beobachtungen und
● Prototypen bauen Be­fragungen – sei es analog oder digital –
● … ermitteln. Die Ergebnisse dieser User Re­
search verdichten sie in sogenannten
008 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 009

Personas, die im weiteren Design- und


Ent­wicklungsprozess die potenziellen Nut­
tige Systemverhalten zu visualisieren, zu
verstehen und an Probanden zu testen.
deren Disziplinen zusammen, wie Pro­
grammierern, Visual-Designern und Pro­ UX Design geht weit
zer exemplarisch repräsentieren. Mit die­ Die dabei gewonnenen Erkenntnisse jektmanagern.
sen Kunden- oder Nutzermodellen spie­len fließen in die jeweils folgende Designrun­ über die Usability
sie anhand von Szenarien und Storyboards de ein, bis das Konzept sowohl mit Blick Das Nutzungserlebnis formen
schnell und iterativ Nutzungssituationen auf die Personas als auch im Geschäftskon­ Es dauerte bis 2010, ehe die International und das Interak­
für neue Produkte und Services durch. Da­ text überzeugt. Diese Schritte sind nur ei­ Organization for Standardization den Be­
für betreiben sie umfangreiches Prototy­ nige von vielen Verfahren aus dem Werk­ griff User Experience erstmals im Rahmen tions­­design eines
ping: Papierprototypen, Wireframes und zeugkoffer eines UX Designers, in dem der ISO-Norm 9241-210 als »Prozess zur
Klickdummys helfen dabei, das zukünf­ auch Design Thinking, Human-Centered Gestaltung gebrauchstauglicher Systeme« Produkts oder
Design, User (Experience) Journey Map­ definierte. User Experience umfasst dem­
ping, Crossmedia Storytelling oder Busi­ nach die kognitiven und emotionalen Services hinaus.
ness Model Design ihren Platz haben. Wahr­nehmungen von Nutzern und deren
Diese Methoden sorgen dafür, dass der physiologischen und psychologischen Re­
UX Designer eine ganzheitliche Sicht auf aktionen auf ein Produkt oder einen Ser­
User Experience den Nutzer sowie den Nutzungskontext vice während der Nutzung genauso wie
ei­nes Produkts oder Services hat. Nur so die Erwartung und Vorfreude vor der ei­
umfasst Wahr- kann ein adäquates und kohärentes Ange­ gentlichen Anwendung. All diese Erfah­ zu beeinflussen macht den großen Reiz
bot entstehen, denn Kohärenz über die rungen beeinflussen den Gesamteindruck, des User Experience Designs aus.
nehmungen von diver­sen Kanäle, Plattformen und User den die Kunden vom System und damit Wie schon Donald Norman es Anfang
Inter­faces hinweg ist eines der zentralen von der Marke, dem Produkt und der Fir­ der 1990er Jahre bei Apple forderte, ent­
Nutzern und deren Anliegen von UX Design. Um den Erfolg ma bekommen. Die Definition berücksich­ wirft und gestaltet ein User Experience De­
eines Unternehmens nachhaltig zu si­ tigt explizit auch Dienstleistungen, die zu­ signer interaktive Systeme mit einer ganz­
Reaktionen auf chern, um neue und innovative Online­ nehmend selbst zum Kerngeschäft werden, heitlichen Sicht auf die Nutzer und schafft
services zu entwickeln oder gar Ideen für wobei eine stärkere Serviceorientierung so die Voraussetzungen für ein möglichst
ein Produkt oder Start-ups zu generieren, bedarf es einer
holistischen Betrachtungsweise, die sämt­
zu einer guten User Experience beiträgt.
Im Gegensatz zur Usability ist User Ex­
positives Kundenerlebnis. Dies trifft sich
offenbar mit dem Bedürfnis vieler Desi­
einen Service liche Aspekte der Kundenerfahrung um­
spannt. Dazu gehören: das Branding, mög­
perience im Sinne dieser Definition nicht
messbar, da es überwiegend um psycho­
gner, denn der Jobtitel des UX Designers
erfreut sich wachsender Beliebtheit.
während der liche Flagship-Stores im realen Leben, der
Social-Media-Auftritt, aber auch inter­
logische und mentale Vorgänge geht. Ge­
nauso wenig ist User Experience im Sinne
UX Design ist ein Beruf in Bewegung,
weil Kundenlebenszyklen immer mit der
Nutzung genauso aktive Elemente wie Navigation, Gesten­
steuerung, Anima­tion oder Voice- und
der ISO-Norm gestaltbar. Mit anderen Wor­
ten: Es gibt – im strengen Sinne – kein
Zeit gehen. Wer gerne interdisziplinär in
Teams arbeitet, sein psychologisches Inte­

wie die Erwartung Chatbots sowie Screen­design, Layout und


Typografie. Dadurch schaffen UX Desi­
User Experience Design, da viele Aspekte
der Nutzererfahrung subjektiv sind und
resse mit eigenen kreativen Impulsen ver­
binden möchte und sich gerne mit Leuten
gner die Rahmenbedingungen für Pro­ Designer diese subjektiven Aspekte nicht umgibt, die in Produkten und Business­
und Vorfreude vor dukte und Services, die bei den Kunden zu direkt beeinflussen können. Jeder Mensch modellen denken, ist mit dem Berufsbild
einer positiven User Experience führen, ist anders und erfährt daher eine eigene UX Designer gut bedient. Bringt man au­
der eigentlichen ihr Vertrauen in die Marke stärken und sie User Experience. Diese individuellen Kun­ ßerdem noch zukunftszugewandten For­
in loyale Botschafter verwandeln. Dabei denerlebnisse durch die Gestaltung digi­ schergeist mit, ist die Berufswahl gold­
Anwendung. arbeiten UX Designer immer eng mit an­ taler Schnittstellen und Services indirekt richtig.  Matthias Müller-Prove
010 PAGE › Connect Creative Competence 011

UX
Design
in der
Praxis
In Partnerschaft mit
ihrem Mutterkonzern
IBM entwickelte die
Digitalagentur Aperto
die App Elderly Care.
Mit ihrer Hilfe können
Angehörige pflege­
bedürftiger Menschen Post-its kleben
Interface Designer
deren Wohl­befinden Santiago Uribe,

im Blick behalten
UX-Designerin Leticia
Bialoskorski und
DevOps Engineer
Nico Neumann
bei der gemeinsa­-
men Konzeption.
012 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 013

● Demografischer Wandel, steigende Le­ ren erfasst werden – etwa zur Bewegung
benserwartung, Zunahme chronischer Er­ in der Wohnung oder zu Feuer und Rauch,
krankungen: In den meisten Industrielän­ Wasserfluss, Lichtverhältnissen oder offe­
dern werden die Menschen immer älter – nen Fenstern. Die Aufgabe, daraus einen
und sie wollen so lange wie möglich zu sinnvollen und nutzerfreundlichen Ser­
Hause wohnen. Das stellt Angehörige und vice speziell für Angehörige zu gestalten,
Pflegedienste vor immer größere Heraus­ über­trug IBM seinem Tochterunterneh­
forderungen. Wie kann ich sicher sein, dass men Aperto. Die Berliner Digitalagentur
Oma im Notfall möglichst zeitnah Hilfe gehört mit ihren rund 400 Mitarbeitern seit
erhält, auch wenn sie alleine zu Hause ist? 2016 zu IBM iX, der globalen Agenturfami­
Wie erkenne ich typische Anfangssympto­ lie des Technologiekonzerns. Am Projekt
me einer Demenzerkrankung, obwohl ich Elderly Care arbeitete ein interdiszipli­nä­
selten vor Ort bin? Die Antwort liegt in der res Aperto-Team aus Business Owner, Pro­
Technik: Zuverlässige und bezahlbare Sen­ ject Owner, User-Experience- und User In­
sorik gepaart mit präziser Datenanalyse terface Designer, Developer sowie Quality-
erfasst und interpretiert wichtige Infor­ Assurance- und DevOps Manager.
mationen schnell und ermöglicht eine um­
gehende Reaktion. Nutzerbedürfnisse eruieren:
Bei dem IT- und Beratungsunterneh­ Recherche und Workshop
men IBM arbeitet man an eben solchen Leticia Bialoskorski ist User-Experience- Teamarbeit
Technologien, die Senioren, Kranken und Designerin bei Aperto und war von Anfang Interface Designer Santiago
Menschen mit Behinderung sowie ihren an am Projekt Elderly Care beteiligt. »Zum Uribe und UX-Designerin
Leticia Bialoskorski feilen
Betreuern den Alltag erleichtern sollen. Einstieg haben wir uns mit der Sensortech­
gemeinsam am Look-
Die Analysesoftware IBM Watson erlaubt nik vertraut gemacht und Benchmark-For­ and-feel der Elderly-Care-
zum Beispiel die Sammlung und Auswer­ schung betrieben«, berichtet sie. Erste Pro­ App – unter anderem
tung von Daten, die von diversen Senso­ gramme für Pflegedienste, die mittels mithilfe von gescribbelten
Storyboard Storyboards.
Ein Storyboard visualisiert ein Szenario.

Irma (76) sitzt zu Hause auf Mit einer App erkennt Irmas Andrea macht sich Sorgen Andrea fragt sich: Mit der App kann sie schnell Andreas Sohn, Thomas, fährt Thomas ist beruhigt - Damit sich seine Mutter
Ihrer Couch. Nachdem ihr Tochter, Andrea, dass Irma um ihre Mutter, weil sie „Geht es Mama gut?“ ihren Sohn informieren, damit schnell bei Irma vorbei. seine Oma ist nur vor dem keine Sorgen mehr machen
Mann gestorben ist, lebt sie schon bedenklich lange auf nicht ans Telefon geht. jemand nach ihr sieht. Fernseher eingenickt und hat muss, setzt Thomas den
alleine zu Hause. dem Sofa sitzt. das Telefon nicht gehört. Status auf „Alles okay“.
014 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 015

Sensordaten Informationen zur Aktivi­


tät von Gepflegten liefern, gab es bereits. »Das visuelle
Ziel von IBM und Aperto war aber eine An­
wendung für die Angehörigen. »Die Her­ Design spielte bei
ausforderung bestand darin, ein Gefühl
von Sicherheit und Beruhigung anstelle diesem Projekt
von Überwachung zu vermitteln. Die Sen­
sorik sorgt sich um den Bewohner, ohne von Anfang an eine
dass ein Big-Brother-Eindruck entsteht«,
erinnert sie sich. wichtige Rolle,
Bialoskorski gehört innerhalb der Agen­
tur zu einem Expertenteam für Lean Ser­ weil es sich um ein
vice Creation, das in einem schlanken Pro­
zess digitale Lösungen entwickelt. Dazu
ge­hört nicht nur der konsequente Fokus
sehr emotionales
auf den Nutzer, sondern auch die enge Zu­
sammenarbeit mit dem Kunden. Um die
Thema handelt«
Bedürfnisse und Wünsche aller Stakehol­ Santiago Uribe, Interface Designer bei
der zu ermitteln, organisierte das initiale Aperto in Berlin
Aperto-Team, zu dem neben Bialoskorski
eine Designerin und ein Business Owner
gehörten, einen zweitägigen Design-Thin­
king-Workshop mit dem Projektpartner
IBM sowie potenziellen Nutzern. Hier klär­
ten sie generelle Fragen wie: Was muss der Eigenschaften und Verhaltensweisen: An­
Service leisten? Wie sieht die User Journey drea hat die typischen Nöte einer Tochter,
aus, und welche Probleme ergeben sich da­ die zu weit von ihrer in die Jahre gekom­me­­
bei? Das Briefing war zu dem Zeitpunkt nen Mutter entfernt wohnt, um sich um de­
noch recht offen und basierte lediglich auf ren Arzt­besuche und dergleichen zu küm­
der Idee, einen Service für Betreuer einer mern. Ihr Sohn Thomas wohnt deutlich
älteren Person zu entwickeln, der Sensor­ näher und schaut regelmäßig bei seiner
daten verwendet. Im Laufe des Workshops Oma vorbei. Beide sind sich manchmal
verfestigte sich dann die Vorstellung einer unsicher über das Befinden der Seniorin.
Smartphone-App für Angehörige – unter »Diese beiden Personas decken die Ziel­
anderem deshalb, weil darüber im Notfall gruppe gut ab, wie wir in Gesprächen mit
Push-Nachrichten versendet werden und Betreuten und Angehörigen festgestellt
Schritt für Schritt die Nutzer schnell und unkompliziert kom­ haben«, so Bialoskorski.
Mit ersten Scribbles (ganz oben) startete das Team in die
munizieren können. Für diese potenziellen Nutzer entwarfen
Konzeption. UX-Designerin Leticia Bialoskorski fertigte im Als potenzielle User kristallisierten die die Workshopteilnehmer Soll-Sze­na­ri­­en in
Designtool Sketch erste Wireframes (oben). Workshopteilnehmer zwei Personas her­ Form von Storyboards, die sie wiederum
aus, also fiktive Personen mit konkreten in einzelne User Storys herunterbra­
016 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 017

Ausprobieren: App. »Das visuelle Design spielte bei die­ Kunden und den potenziellen Nutzern tes­
Der finale Look Prototyping und Testing sem Projekt von Anfang an eine wichtige ten können. Letztere brauchen dafür kei­
Die App signalisiert mittels Ampelfarben
Das Aperto-Team priorisierte nach dem Rolle, weil es sich um ein sehr emotiona­ nen eigenen InVision-Account, sondern
den aktuellen Status des Betreuten.
Workshop die gewünschten Funktionali­ les Thema handelt. Es geht nicht nur um können durch die Eingabe eines Passworts
Die Anzeige ist mit einer leichten Animation
unterlegt, die die Ansicht interessant
täten der App: Was sind die Kernfunktio­ die Informationen, sondern auch stark da­ einfach den Prototyp auf einem Mobilge­
macht und behutsam emotional auflädt. nen? Welche sind weniger wichtig und rum, wie sie dargestellt werden«, erklärt rät öffnen und drauflosklicken.
können warten? Wie sieht der Ablauf in­ Santiago Uribe, inzwischen der verant­ Beim User Testing arbeitet Aperto unter
nerhalb der App aus? Dann machte man wortliche User Interface Designer für das anderem mit dem Crowdtesting-Anbieter
chen. »Das sind im Grunde schon Fea­ sich an den ersten Prototyp. UX-Designe­ Projekt. Ein rot blinkender Alarmbutton Applause zusammen. Dieser wählt aus sei­
ture-Beschreibungen für die spätere An­ rin Bialoskorski fertigte in dem Design­ etwa löst schnell Panik aus – und im Not­ ner Datenbank von über 100 000 Menschen
wen­dung – so formuliert, dass sie die Nut­ tool Sketch erste Skizzen an, Wireframes fall ist eher ein kühler Kopf gefragt. in Deutschland gemäß der von Aperto vor­
zerbedürfnisse beschreiben. Auf deren Ba­ genannt, und verband sie in dem Prototy­ Mittels InVision lassen sich Prototypen ab definierten Zielgruppe Probanden aus
sis zeichne ich erste Scribbles, die anschau­ ping-Tool InVision miteinander. User-In­ auf mobilen Geräten testen. Sie fühlen sich und schickt ihnen den Link zum Klick­
lich machen, wie das Interface der App aus­ terface-Designerin Julia Lingertat gestal­ dann schon an wie eine App, bevor die dummy sowie einen von Aperto formu­lier­­
sehen könnte«, erklärt Bialoskorski. In dem tete parallel die Oberflächen und Interak­ Funktionen tatsächlich entwickelt werden. ten Fragenkatalog: Verstehen Sie die App?
Workshop formulierte das Team zudem tionen. Der so entstandene Klickdummy Die Designer verbinden die Screens über Gefällt Ihnen das Design? et cetera. »Es ist
sogenannte Hills: Ziele, die es mit dem ers­ zeigte bereits den User Flow und vermit­ einfache Wenn-dann-Verknüpfungen mit­ enorm wichtig, so schnell wie möglich zu
ten Release der App erreichen wollte. telte ein Gefühl für das Look-and-feel der ein­ander, sodass sie die Abläufe mit dem testen und Feedback von Nutzern ein­
018 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 019

zuholen, da wir am Anfang ohne allzu


viel Recherche auf der Basis von Personas
Ergebnisse des ersten Crowdtests waren
zudem, dass der Begriff »Betreute« passen­
les pixelgenau abmessen und Farbcodes
und Fonts an die Entwickler weitergeben«, »Idealerweise sieht
und Hypothesen arbeiten. Nur durch User- der ist als »Betroffene«, dass das Design gut erklärt Nico Neumann, DevOps und Qua­
Feedback können wir wissen, ob wir mit ankommt und das Thema Datensicher­heit lity Assurance (QA) Engineer bei Aperto. man lediglich den
dem Prototyp auf dem richtigen Weg sind«, eine große Rolle spielt. Mithilfe des InVi­ »Heute können die Entwickler einfach ein
so Bialoskorski. Den ersten Prototyp von sion-Prototyps holte Aperto außerdem das Icon anklicken und die entsprechenden grünen Screen der
Elderly Care testeten 25 Probanden – mit Feedback vom IBM-Team ein, das inner­halb Informationen und Codeschnipsel her­
positiven Ergebnissen. Die eingeschlage­ne der App direkt kommentieren konnte. unterladen. Deshalb ist InVision ein gutes App – denn das
Richtung war also die richtige, eine weite­ Ein weiterer Vorteil des Tools: Sämtli­che Tool für die interdisziplinäre Zusammen­
re Prototyping-Schleife nicht notwendig. hochgeladenen Designs können sich die arbeit, die uns sehr wichtig ist.« bedeutet, dass alles
»Manche Nutzer teilten sogar persönliche Entwickler später als Assets (Icons, Textfel­
Geschichten und lobten die Idee und Funk­ der, Buttons und so weiter) herunterladen Kernfunktionen definieren:
Warnen und beruhigen
in Ordnung ist«
tionen der App«, freut sich Bialoskorski. und nutzen. »Früher mussten Designer al­
Leticia Bialoskorski, UX-Designerin
Der Prototyp, mit dem Aperto in die Ent­ bei Aperto in Berlin
wicklung startete, umfasste die wichtigs­
ten Grundfunktionen. Dazu gehört vor
­al­lem der Registrierungsprozess. Dabei
han­­delt es sich um eine Zwei-Faktor-Au­
thentifizierung – immerhin geht es um
sehr persönliche Daten. Dank eines auto­
matisiert erzeugten und verschlüsselten anzurufen oder im Zweifel den Notdienst
Aktivierungscodes ist das Verfahren sehr der Malteser einzuschalten. Ein roter
nutzerfreundlich. Alarm geht allerdings direkt an den Not­
v Auf dem Hauptscreen liest der Nutzer ruf der Malteser, und nur diese können
Der perfekte Flow den aktuellen Status ab. Die App zeigt in ihn wieder deaktivieren, nachdem sie
Wenn A, dann B: Übersichtliche den Farben Grün, Orange und Rot an, ob nach dem Rechten gesehen haben.
Flowcharts zeigen den Nutzungs- alles in Ordnung ist oder ob es Unstim­ Für den Austausch unter den Nutzern
verlauf innerhalb der Elderly-
migkeiten gibt. Die Statusanzeige ist mit gibt es außerdem eine Kommentarfunk­
Care-App. Bei der ersten Nutzung
muss sich der User registrieren,
einer leichten Animation unterlegt, die die tion. So kann Thomas seine Mutter zum
danach gelangt er vom Start- Ansicht interessant macht und emotio-­ Beispiel darüber informieren, dass er auf
screen direkt aufs Dashboard nal auflädt. »Idealerweise sieht man nur eine Warnung hin zur Oma gefahren ist
und kann von dort auf weitere den grünen Screen der App – denn das be­ und dass dort alles in Ordnung ist. »Nut­
Bereiche der App zugreifen. deutet, dass alles in Ordnung ist und man zer tauschen hier voraussichtlich ledig­
nicht weiter aktiv werden muss«, sagt Bia­ lich kon­text­bezogene Informationen aus,
loskorski. Gibt es aber Unstimmigkeiten wichtige De­tails oder Notfälle bespre­
(Orange) ­– wie zu lange laufendes Wasser chen sie über andere Kanäle. Aber die
in Kombination mit fehlender Bewegung Kommentarfunktion innerhalb der App
über einen längeren Zeitraum –, kann der war den Test-Usern sehr wichtig«, erklärt
Nutzer sich die Sensordaten anzeigen las­ Bialoskorski. Nach der Definition dieser
sen und daraufhin selbst entscheiden, ob Kernfunktionen startete das Team in die
er etwas tun muss. Sei es, kurz bei Oma App-Entwicklung.
020 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 021

Loslegen: Agile Entwicklung spe­­zialisiert und eine eigene Lean-Ser­vice-


und Tools Crea­tion-Methode entwickelt (siehe Sei-
An der technischen Umsetzung war neben te 22). Um deren Prozesse gut abzu­bil­den,
Aperto auch ein Entwicklungsteam von nutzte die Elderly-Care-Mann­schaft das
IBM beteiligt, das zeitgleich das Backend Workflow-Management-Tool JIRA, in das
aufbaute, von dem die App die Sensorda­ sie die einzelnen Aufgaben einspeiste und
ten bezieht. Das Projektteam besprach mit festlegte, die sie in den Scrum-typi­schen
IBM die einzelnen Features (User Storys) Zeitintervallen von zwei Wochen, den soge­
aus dem Workshop und definierte die Be­ nannten Sprints, erledigen wollte. Die ein­
dingungen, die erfüllt sein muss­ten, da­mit zelnen Auf­gaben splittete das Team nach
eine Story als erledigt gelten konn­te. Dann Diszipli­nen auf: UX Design, Interface De­
wurde »gepokert«: Dabei bekommen alle sign, Development, Quality Assurance et
Mitarbeiter Karten mit Zah­len zwischen 1 ce­tera. Am Anfang jeder Story setzten sich
und 13, mit denen sie die Komplexität einer meist UX, UI und oft auch Programmierer
Story schätzen. Ist die Authentifizierung zusammen, um gemeinsam erste Lö­sungs­­
eine Sieben – oder doch nur eine Drei? Er­ ansätze mit Stift und Papier zu scribbeln.
reicht eine Story die Maximalpunktzahl, Jeder Morgen begann mit einem Daily
wird sie in mehrere Storys unterteilt. Stand-up Meeting, zu dem IBM per Tele­
Bei der App-Entwicklung orientiert sich fon zugeschaltet wurde und in dem man
Aper­to an der agilen Projektmanagement­ gemeinsam besprach, was am jeweiligen
methode Scrum, hat diese aber für sich Tag anstand. Solche Treffen sorgen für
Transparenz im Arbeitsprozess und für
reibungslose Abläufe. Hakt es bei einer
Story, lässt sich schnell erkennen, wo das
Problem liegt, und gemeinsam gegen­
»Es ist wichtig, steuern. Der Scrum Master überwacht
den Prozess und kümmert sich darum,
schnell zu testen dass die Storys von oben nach unten abge­
arbeitet werden. »Bei traditionellen, nicht
und Feedback agilen Arbeitsprozessen ist jeder nur mit
seinem Aufgabengebiet beschäftigt. Wir Die Tools
einzuholen. Nur so aber planen im Team, die Schätzung des
Arbeitsaufwands gilt immer für uns alle.
arbeiter ihre Arbeit an jeder Story in Bild
und Text fest. Neben Bialoskorskis Wire­
Ganz oben: So sieht die Oberfläche
des Designprogramms Sketch

können wir wissen, Außerdem reden wir mehr miteinander


und inspirieren uns gegenseitig«, sagt Bia­
frames samt Beschreibung fanden sich da­
rin zum Beispiel die Ergebnisse aus den
aus, in dem Leticia Bialoskorski
die Wireframes gestaltete.

ob wir auf dem loskorski über das agile Vorgehen.


Den Projektverlauf dokumentierten die
funktionalen Crowd-Testings, die der Qua­
­lity-Assurance-Verantwortliche Nico Neu­
Oben: Fürs Workflow-Manage-
ment nutzte das Elderly-Care-
Team JIRA. In dem Tool hielten
richtigen Weg sind« Aperto-Mitarbeiter außerdem mit der Kol­
laborationssoftware Confluence, einer Art
mann nach jedem Sprint durch den Crowd­
testing-Service Applause durchführen ließ.
sie die einzelnen Aufgaben sowie
die Zeiträume fest, in denen
Leticia Bialoskorski, UX-Designerin Wikipedia für den Wissensaustausch in­ Ergaben sich dabei neue Anforderungen diese zu bearbeiten waren.
bei Aperto in Berlin tern sowie mit Kunden. Hier halten die Mit­ oder Bugfixes, gingen diese als neue Sto­
022 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 023

rys in den JIRA-Plan ein – nachdem im


Team besprochen worden war, wie wichtig
Lean Service Creation sie sind und wie schnell sie erledigt wer­-
den müssen. Insgesamt nahm die Ent­wick­­­
● Apertos Arbeitsprozess vereint Design auf diesem Prototyp weiter oder fangen tem steht. Die Markteinführung selbst lung vier Sprints in Anspruch und dauerte
Thinking und agile Entwicklung. Im Zen­- noch einmal von vorne an. ist häufig ein weiterer Test: Wie kommt acht Wochen. Dann war das Minimum Vi­
t­rum steht dabei der User. Im De­sign-Thin­ Im Anschluss bauen die Aperto-Mitar- das Produkt an? Muss es verändert oder able Product (MVP) fertig, die erste markt­
king-Prozess recherchieren die Teams die beiter im agilen Development den Proto- weiterentwickelt werden? Ein derart fähige Version der App.
Nutzerbedürfnisse, führen Marktanalysen typ immer weiter aus, wobei sie nach je- schlan­ker Prozess ermöglicht eine
durch und definieren ein konkretes Pro-­ der Stufe erneute Usertests durchfüh- schnel­le Reaktion auf Kunden- und User­ Implementieren:
b­lem, das sie lösen wollen. Dazu sammeln ren, um zu überprüfen, ob sie auf dem bedürfnisse und bindet den Auftragge- Erste Projekte und Feedback
sie Ideen, entwerfen User Journeys und richtigen Weg sind. So ergeben sich meh- ber eng mit ein. Die Agentur ist so nicht Im Rahmen eines ersten Kundenprojekts
ent­wickeln einen ersten Lo-Fi-Prototyp fürs rere iterative Schleifen, bis am Ende ein mehr bloßer Dienstleister, sondern viel- wurden seit März 2017 in 50 Wohnungen in
Testing. Je nach Testausgang arbeiten sie marktfähiges Produkt oder Servicesys­ mehr Berater auf Augenhöhe. Berlin und anderen Metropolregionen di­
verse Sensoren installiert und die Malteser
sowie die Angehörigen der Bewohner mit
Vom Nutzerproblem . . . . . . zur nutzer- der Elderly-Care-App ausgestattet. Im Team
zentrierten Lösung
ist man gespannt: »Was die Tester zu einer
Lo-Fi-Prototyp Hi-Fi-Prototyp Proof of Concept Minimum Viable Product App vorab sagen, ist das eine. Was die User
dann tatsächlich damit tun oder wie sie sie
Kreieren Lernen Lernen Lernen bewerten, das andere«, weiß Bialoskorski.
Ideas, User Journeys Aperto und IBM konzipierten die App
Definieren als White­label-Lösung, die IBM in Part­
Personas, Herstellen
Empathy Map Lo-Fi-Prototyp
nerschaft mit dem Malteser Hilfsdienst
Versicherungen anbieten will. Dank des
Messen modularen Aufbaus können diese die App
Crowd­-
testing schnell an ihre eigenen Anforderungen
anpassen und sie ihren Corporate-Farben
Messen Messen Messen entsprechend branden. Betreute und ihre
Weitermachen
Crowd- Crowd- Crowd-
oder noch Angehörigen erhalten das System bei ih­
Entdecken testing testing testing
eine Runde?
User Research, ren Versicherungen – inklusive Sensoren,
Business Analysis IBM-Technik, Pflegedienst und App.
Bauen Bauen Bauen
Projekte wie dieses werden laut Leticia
Bialoskorski künftig vermehrt auf Aperto
zukom­men: nutzerzentrierte Services, die
von IBM entwickelte Produkte und Tech­
no­logien beinhalten. Auf diese Weise be­
kommen die UX Designer bei Aperto die
Chance, vor allen anderen Markt­teilneh­
Design Thinking Agile Entwicklung & Lean UX
mern mit innovativen Technologien zu ar­
beiten.  Nina Kirst
024 PAGE › Connect Creative Competence 025

Was gefällt dir


am UX Design?
»Im Kleinen wie
im Großen die
digitale Zukunft
mitgestalten zu
können – das
macht unseren
UX Designer
Job aus«
Marcus Fries und
Creative Director
UX Andrea Goebel

Foto: Tino Wehe-Aperto

Andrea Goebel,
Creative Director UX
bei Aperto in Berlin
026 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 027

● UX Design ist ein weites Feld, das jede zuentwickeln, statt nur Kampagnen digi- Ent­wickler zusammensitzt. Mein Schwer- war ich Teil eines Teams, das je zur Hälfte
Agentur anders interpretiert. Wir sprachen tal zu verlängern. punkt liegt zum Beispiel darin, die Infor- aus Mitarbeitern von Volkswagen Nutzfahr­
mit Creative Director UX Andrea Goebel, Marcus Fries: Ich habe eine Ausbildung mationsarchitektur für eine Website aus- zeuge und aus Aperto-Kollegen bestand.
43, und UX Designer Marcus Fries, 31, da- zum Mediengestalter gemacht und dann zuarbeiten oder Interaktionsparadigmen Vier Wochen haben wir in der Agentur in-
rüber, was UX Design bei der Digitalagen- in Köln Integrated Design studiert. Parallel für einen neuen Service zu definieren. Mei­ tensiv zusammengearbeitet, konnten uns
tur und IBM-Tochter Aperto bedeutet und und später arbeitete ich als freibe­rufli­cher ne Tätigkeit variiert von Projekt zu Pro-­ direkt austauschen, Insights teilen und
wie sie es mit Fokus auf den Nutzer sowie Interface Designer für Agen­turen und Start- jekt – was mir sehr gut gefällt. schnell Entscheidungen treffen.
auf interdisziplinäre und iterative Zusam- ups. In die Festanstellung bin ich gewech- Wie sieht der klassische Karriereweg Goebel: Dieses Modell schlagen wir immer
menarbeit – auch mit dem Kunden – für selt, weil ich in größeren Teams arbeiten bei Aperto aus? mehr Kunden vor, weil wir gute Erfahrun­
erfolgreiche Lösungen einsetzen. wollte. An Aperto fand ich ne­ben dem Pro­ Goebel: Wir bieten Traineeships für Einstei­ gen damit gemacht haben. Man spart sich
jektportfolio die Anbindung an IBM span- ger an, danach gibt es die üblichen Stufen diverse Abstimmungszyklen und kommt
Wie und warum seid ihr zu Aperto nend, weil sie Zugang zu neuen Techno­ Junior, Advanced, Senior bis hin zum Lead schneller zu einem Ergebnis, hinter dem
gekommen? logien gewährt. Zudem hatte ich bei den oder Creative Director. Es kommt darauf das ganze Team steht. Gerade beim initia-
Andrea Goebel: Ich habe Publizistik stu- Bewerbungsgesprächen einfach ein gutes an, welche Komplexitätsstufe man eigen- len Workshop sollte man nah am Kunden
diert und bin seit fünfzehn Jahren im Be- Gefühl. Ich bin seit Juni 2016 dabei. ständig bearbeiten kann und wie viel Ver- sein und die richtigen Fragen stellen, denn
reich di­gi­ta­le Medien unterwegs, war in User Experience Design hat ein sehr antwortung man übernimmt. hier wird die Basis für die weitere Entwick­
ver­schiedenen Digital­agenturen und Di­gi­­­­ breites Aufgabenspektrum. Was Seit 2016 gehört Aperto zur Agentur- lung gelegt. Es ist enorm wichtig, den Kun­
tal­ablegern von Werbe­agenturen tätig und macht ein UX Designer bei Aperto? familie von IBM iX. Inwiefern hat den zum Teil des Prozesses zu machen.
habe frei gearbeitet. Zu Aperto gelangte Goebel: Bei Aperto arbeiten UX Designer sich mit der Übernahme etwas für Wie groß ist die Bereitschaft für
ich vor drei Jahren durch einen Freelance- in verschiedensten Projekten – von Platt- eure Arbeit verändert? solche Modelle auf Kundenseite?
Auftrag. Mir gefiel die Pro­jektvielfalt – ge- formen und Websites über Marketing- Goebel: Durch IBM haben wir direkten Zu- Goebel: Viele Unternehmen hinterfragen
nauso wie die Möglichkeit, Online-Platt­ maßnahmen und Kampagnen bis hin zu griff auf neue Technologien, wie IBMs derzeit ihre gewohnten Arbeitsprozesse,
for­men und -Servi­ces von Grund auf mit- digitalen Produkten und Services. Die künst­liche Intelligenz Watson oder Inter- brechen Silos auf und fördern interdiszi-
meisten haben ein Spezialgebiet, aber wir net-of-Things-Anwendungen. Das macht plinäre Zusammenarbeit. Deshalb sind sie
halten die Grenzen bewusst offen, damit unsere Arbeit sehr abwechslungsreich. entsprechend offen, auch dafür, mit Agen­
jeder Einblick in alle Bereiche hat. So lernt IBM hat viele Kunden, die mitten in digi- turpartnern auf neue Art zusammenzuar-
man bei jedem Projekt dazu und kann die talen Trans­formationsprozessen stecken. beiten. Wir stehen ihnen dann als Mitge-
»Den engsten für sich passende Richtung einschlagen.
Was ist dein Schwerpunkt, Andrea?
Dadurch wer­den wir viel stärker als Beglei­
ter von Change-Prozessen eingebunden.
stalter, Impulsgeber und Enabler zur Seite.
Natürlich gibt es auch Kunden, für die wir
Austausch habe Goebel: Ich arbeite vor allem strategisch-
konzeptionell an Corporate- und Brand-
Aperto arbeitet mit daran, analoge Ge­
schäftsbereiche zu digitalisieren, die Um-
noch nach klassischen Prozessen wie dem
Wasserfallmodell arbeiten.

ich mit dem Visual Themen wie Unternehmens- oder E-Com­


merce-Plattformen. Als Creative Director
stellung für alle Beteiligten so angenehm
und einfach wie möglich zu machen und
Agile Prozesse benötigen ein Rahmen­-
werk. Womit arbeitet ihr?

Designer, mit dem bin ich insbesondere am Anfang eines Pro­


jekts dabei, schaue, wo das Problem liegt
zu einem nutzbaren Ergebnis zu führen.
Das erfordert eine wesentlich tiefere Be-
Goebel: Unser kreativer Prozess fußt auf
Design Thinking, das heißt wir arbeiten
und in welche Richtung es gehen soll. schäftigung mit den Problemen des Kun- kon­sequent nutzerzentriert, analysieren
ich am Interface Marcus, du kannst HTML. Ist das ein den und eine engere Einbindung in des- erst einmal die Nutzerbedürfnisse – und
Muss für einen UX Designer? sen interne Prozesse. bringen diese mit den Business- und Mar-
Design arbeite« Fries: Es ist keine Pflicht, aber techni­sches Wie sieht das genau aus? kenzielen unserer Kunden zusammen. Un­
Grundwissen schadet nicht – besonders, Fries: In vielen Projekten arbeiten wir sehr sere Ideen testen wir anhand von Pro­toty­
Marcus Fries wenn man in der Umsetzung mit dem eng mit den Kunden zusammen. Kürzlich pen und führen letztlich alles in einer
028 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 029

»Uns ist es enorm ter­­nationalen Unternehmenswebsite kön­­


nen schon mal ein bis zwei Jahre laufen
die uns beispielsweise in Hinblick auf SEO-
Fragen unterstützen.
Goebel: Ich schätze besonders die enge Zu­
sammenarbeit mit meinen Kollegen und
plus anschließender Weiterentwicklung. Goebel: UX Designer bilden eine Schnitt- unseren Kunden. Am fröhlichsten verlas-
wichtig, den Kunden Kampagnen und schnelle Pro­toty­p­ent­ stelle: Wir analysieren die Kundenanfor- se ich das Büro, wenn wir nach einem in-
wick­lungen sind dagegen eher kurzfristig. derungen, stimmen uns zum Look-and- tensiven Workshoptag zu tollen Ergebnis-
zum Teil des Pro- Mit welchen Tools und Programmen feel eng ab und klären die Machbarkeit sen gekommen sind und jeder denkt: Wow,
arbeitet ihr regelmäßig? mit der Technik. wir haben richtig was geschafft.
zesses zu machen« Fries: Die wichtigsten Programme sind Was braucht es dafür – fachlich und Trotzdem: Jeder Job hat auch
Sketch fürs Wireframing, Slack zur Kom- menschlich? Nachteile oder nervige Seiten.
Andrea Goebel munikation, Confluence und JIRA für die Goebel: Einen klassischen Werdegang oder Was ist das bei euch?
Projektdokumentation und -steuerung so­ Ausbildungsweg gibt es (noch) nicht. Letzt­ Goebel: Administrative Aufgaben sind wohl
wie gängige Prototyping-Tools wie zum endlich sind wir alle Quereinsteiger. Man für alle Kreativen eher unschön – also Stun­
Beispiel InVision. braucht analytische Fähigkeiten, und das den buchen, Zeitpläne ausarbeiten und so
Goebel: Ich arbeite nach wie vor auch viel Beherrschen der wichtigsten Methoden ist weiter. Aber das muss auch sein, um wirt-
Design Vision zusammen, die wir auch mit Stift und Papier oder mit Whiteboard in jedem Fall von Vorteil. Wurde dieses Wis­ schaftlich arbeiten zu können.
zur Abstimmung mit unseren Kunden nut­ und Post-its, um Anforderungen auf­zu­ sen nicht im Studium vermittelt, lernt man Wie wird sich das Berufsbild
zen. In der Umsetzung überführen wir die neh­men oder erste Ideen zu skizzieren. das bei uns on the Job oder in diversen UX Designer eurer Meinung nach
Design Vision dann in einen agi­len, ite­ra­ti­ Und Kun­denpräsentationen bereiten wir Trainings. Ab einem gewissen Einstiegs­ weiterentwickeln?
ven Prozess, in dem wir in in­terdis­zipli­nä­ in Po­­werPoint oder Keynote auf, beispiels­ level setzen wir es aber voraus. Mir ist zu- Fries: Ich denke, es wird noch breiter und
ren Teams eng zusammenarbeiten. Kon­ weise wenn wir nach der ersten Konzep­ dem wichtig, dass die Leute Begeisterung interdisziplinärer. Das erfordert zugleich
krete Abläufe und die Rollenverteilung tionsphase beim Kun­den unsere Design fürs Digitale und die Lust zur ständigen mehr Spezialisierung – etwa auf Themen
pas­­sen wir je nach Kunde und Projekt an. Vision vorstellen. Veränderung mitbringen. Und Empathie! wie Virtual Reality oder künstliche Intelli-
Was sind alltägliche Abläufe und Präsentiert ihr selbst vor Kunden? Sie müssen sich in alle Stakeholder hin­ genz. Man wird als UX Designer nicht mehr
Aufgaben für euch? Goebel: Ja, unbedingt. Bei Aperto ist nicht einversetzen können – in den Endnutzer alle Spezialdisziplinen abdecken können.
Fries: Die meisten Tage beginnen mit ei­ allein der Projektmanager das Gesicht zum ebenso wie in den Auftraggeber. Ganz Goebel: Ich bin überzeugt, dass UX Desi-
nem Daily Stand-up im jeweiligen Projekt­ Kunden. Wir stecken am tiefsten in der grundlegend ist der Wille zur Gestaltung, gner in Zukunft noch gefragter sein wer-
team. Was dann kommt, hängt davon ab, Materie und sind deshalb diejenigen, die man muss etwas erschaffen wollen. den – schon heute ist gutes UX Design ein
in wel­cher Projektphase man sich befin- unsere Ideen am besten präsentieren und Fries: Man sollte Teamplayer sein und ak- echter Wettbewerbsfaktor. Wenn sich Pro­
det. Das kann das Erstellen von Personas verteidigen können. zeptieren können, dass die Ideen anderer dukte und Services kaum noch unterschei­
sein, die Auswertung von User Tests oder Welche Disziplinen sind noch Teil auch mal besser sind als die eigenen. Ego- den, setzt sich das Angebot durch, das dem
das Ausarbeiten von User Storys für die eurer Projektteams? manen schaden jedem Team. Nutzer das beste Erlebnis bietet.
agile Entwicklung. Fries: Den engsten Austausch habe ich Was macht euch am meisten Habt ihr ein Traumprojekt, das ihr
Arbeitet ihr immer nur an einem mit dem Visual Designer, mit dem ich am Spaß am Job? irgendwann mal umsetzen wollt?
Projekt oder auch mal an mehreren Interface Design arbeite. Dazu kommt ei- Fries: Die ständig wechselnden Aufgaben Goebel: Viele unserer Projekte beschäfti-
gleichzeitig? ne enge Absprache mit den Entwicklern – und Herausforderungen. Wir haben es gen sich mit großen Zukunftsfragen – wie
Fries: Idealerweise nur an einem Projekt, sowohl bei der technischen Umsetzung immer wieder mit neuen Kunden, neuen werden wir leben, arbeiten, wohnen? Die-
höchstens zwei – und dann meist mit ei- als auch im Vorfeld, um mich zu verge­ Teams und neuen Usern zu tun. Mir ge- se Entwicklungen ein Stück weit mitzuge-
ner Aufteilung von 80 zu 20 Prozent. wissern, ob eine Idee tatsächlich umsetz­- fällt auch, dass wir Projekte aufsetzen, die stalten – darauf freue ich mich besonders.
Wie lang dauern Projekte ungefähr? bar ist. Andere beteiligte Disziplinen sind tatsächlichen Impact haben. Man trägt ei- Fries: Ich freue mich auf die nächsten neu­­
Goebel: Das ist sehr verschieden. Groß­­­pro­ unser Content-Team sowie die Kollegen ne große Verantwortung, was den Job sehr en Technologien und darauf, einer der Ers­
jekte wie der Launch einer komplexen, in­ aus dem Strategy-Data-Performance-Team, spannend macht. ten zu sein, die damit arbeiten.  Nina Kirst
030 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN 031

Glossar
Agiles Projektmanagement stammt aus die so konsistent und intuitiv wie möglich belegt ist. Meist ist es mit der Entwick­- plinen wie UX Design, Strategie, Analyse,
der Softwareentwicklung und kommt sein soll­ten. Neben der Funktionalität lung eines Prototyps verbunden, an dem Interface Design und Interaction Design.
zunehmend in Kreativagenturen und spielt hierbei auch das Visual Design eine die Kernfunktionalität getestet wird. Usability bezeichnet die Gebrauchstaug­
Unternehmen zum Einsatz. Es umfasst wichtige Rolle. Prototyping ist eine Methode aus der Soft- lichkeit eines digitalen Produkts oder einer
zum Beispiel Methoden wie Scrum und Internet of Things (IoT) bezeichnet die wareentwicklung, mit der sich Lösungs­ Anwendung. Sie wird durch empirische
Kanban, die nicht auf klassische Wasser­ zunehmende Vernetzung zwischen ansätze testen lassen, um frühzei­tig Evaluationen von echten Nutzern anhand
fallplanung zu Projektbeginn setzen, »intelligenten« Gegenständen sowohl User-Feedback einzuholen. Probleme von Prototypen in allen Entwicklungssta­
sondern auf adaptives Planen und schnelle untereinander als auch mit dem Internet. und Änderungswünsche kön­nen so früh dien eines digitalen Services oder Produkts
Abstimmung. Wichtig ist, dass diese Objekte oder Maschinen werden dabei erkannt und eingebaut werden, noch getestet, oft mithilfe von externen Markt-­
Methoden dem anwendenden Unterneh­ mit Prozessoren und Sensoren ausgestat­ bevor die komplette Anwendung fertig­ forschungsunternehmen. Dabei steht
men und dessen Aufgaben angepasst sind. tet, sodass sie via IP-Netz miteinander gestellt ist. Low-Fidelity-Prototypen die Detailoptimierung von Interaktions­
Design Thinking ist ein methodischer kommunizieren können. (zum Beispiel Papiermo­delle und Wire­ prozessen im Mittelpunkt.
Ansatz, mit dem kreative Lösungen und Minimum Viable Product (MVP) ist ein frames) legen grob Nutzer­abläufe fest, User Journey ist ein Begriff aus dem Marke-­
Innovationen zielorientiert entwickelt funktionsfähiger Prototyp, der genug High-Fidelity-Prototypen mit ersten ting und bezeichnet die Phasen, die ein
werden können. Durch die Konzentration Features aufweist, um ein Produkt oder lauffähigen Programmteilen (zum Kunde durchläuft, bevor er sich für (oder
auf den Nutzer, interdisziplinäre Teams einen Service mit echten Nutzern zu Beispiel Klick­dummys) kommen dem gegen) den Kauf eines Produkts oder
und einen sich in mehreren Schleifen testen und valide Ergebnisse für die Wei­- finalen Produkt schon sehr nahe. Services entscheidet. Diese »Reise«
wieder­holenden, sprich iterativen Prozess terentwicklung einzuholen. Eine solche Dank Prototyping-Tools wie InVision umfasst sämtliche Berührungspunkte
hilft Design Thinking dabei, praktikable Vorabveröffentlichung im Betastadium lassen sich schnell und ohne Coding- (Touchpoints) eines Kunden mit einer
Lösungen für alle Lebensbereiche zu finden. minimiert das mit erheblichen Kosten Kenntnisse Prototypen erstellen. Marke – analog und digital, direkt und
HTML ist eine textbasierte Auszeichnungs­ verbundene Risiko, ein voll ausgearbeite­ Quality Assurance ist ein Sammelbegriff indirekt. Eine Visualisierung der Customer
sprache zur Strukturierung digitaler Doku­­- tes Produkt auf den Markt zu bringen, für Ansätze und Maßnahmen zur Journey – Mapping genannt – hilft bei
mente wie Texten mit Hyperlinks, Bildern, das keine Nutzer findet. Sicherstellung von vorab definierten der Entwicklung eines neuen Produkts
Videos und anderen Inhalten. HTML-Doku­ Nutzeranalyse/User Research bezeichnet Qualitätsanforderungen. Qualitätssiche­ oder Services. Eng verwandt sind die Be­-
mente sind die Grundlage für Websites. die Erkundung und Auswertung von für rung erfolgt nicht nur bei der Produk­- griffe Use Case und User Story, die das
Informationsarchitektur ist die Gestal­ die Entwicklung einer Anwendung relevan­- tion von haptischen Produkten, sondern Nutzungsszenario anhand eines fiktiven
tung der Struktur eines digitalen Pro­ ten Kontextfaktoren, also beispielsweise auch bei Software und Services. Nutzers durchspielen.
dukts. Sie umfasst die Unterteilung und den Nutzertyp und dessen Ziele und Verhal-­ Search Engine Optimization (SEO) White Label bezeichnet im WWW ein
Anordnung der Inhalte, Navigationswege tensabläufe. Sie kann quantitativ, zum bezeichnet Maßnahmen, die dazu dienen, Produkt oder einen Service, der von einem
und Suchmöglichkeiten, um eine größt­ Beispiel per Webanalyse, oder qualitativ in dass Webinhalte in organischen, unbe­ Anbieter erstellt, aber von einem ande­-
mögliche Usability zu erzielen. Interviews oder Beobachtungen erfolgen. zahlten Suchergebnissen von Suchma­ ren Unternehmen eingebunden werden
Interaction Design beschäftigt sich mit Persona stellt den Prototyp einer Gruppe schinen wie Google auf den höheren kann. Der Nutzer der White-Label-Lösung
der Gestaltung der Interaktion zwischen von Nutzern dar, die konkrete Eigenschaf­ Plätzen erscheinen und dadurch öfter kann das Produkt (zum Beispiel eine Soft­-
Mensch und Maschine. Interaction Desi­- ten und Nutzungsverhalten teilen. Diese von Nutzern besucht werden. ware) der eigenen Marke anpassen.
gner legen die Nutzerführung fest und greifbaren, aber fiktiven Personen entwi­- Service Design bezeichnet die ganzheit­ Wireframes sind Anwendungsskizzen im
bestimmen, wie man eine Interaktion auf ckelt man anhand von Beobachtungen liche Gestaltung von (meist digitalen) Rahmen der Entwicklung digitaler Anwen­-
Websites, in Mobile-Applikationen oder und Befragungen realer Menschen. Produkten und Anwendungen. Es verfolgt dungen. Anders als visuelle Mock-ups be-
anderen Softwareanwendungen auslöst. Proof of Concept ist ein Meilenstein im einen nutzerzentrierten, analytischen ­schreiben sie frühe konzeptionelle Entwür­
Interface Design bezeichnet die Gestal­ Projektmanagement, an dem die prinzi­- und interdisziplinären Ansatz und um­fasst fe für den Aufbau, bei denen Visual Design
tung von digitalen Benutzeroberflächen, pielle Durchführbarkeit eines Vorhabens Kompetenzen aus unterschiedlichen Diszi­- und Funktion noch keine Rolle spielen.
032 PAGE › Connect Creative Competence › ABOUT 033

connect
Die Initiative PAGE Connect unterstützt
Design-, Kommunikations- und Digital­
agen­­­tu­ren sowie Hochschulen, Unterneh-

creative men und Young Talents dabei, sich (neu)


zu orientieren und umfassend zu qualifi-

competence zieren. Sie macht komplexe Prozesse jour-


nalistisch fundiert trans­parent und bietet
­eine Plattform für den medialen Diskurs.
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INITIATIVE Denn bei der persönlichen Abwä­gung, wel­-
VON che Ausbildung wirklich zu einem passt
oder ob sich dahinter ganz andere In­halte
und spätere Berufsbilder verbergen als ver­­ xis unter die Lupe, begleiten die Berufs­
mutet, helfen Hochschul- und Kreativran­ bildin­ha­ber in ihren Teams bei ihrer ganz Creative-Competence-
Die PAGE-Initiative kings allein nicht weiter. Gleiches gilt für kon­kre­ten interdiszip­linären Projekt­ar­beit Kompendien
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nenden Perspekti­ven sich für krea­ti­ve Ta-
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­sprechend orientierungslos ist der Krea­ das jeweils vorgestellte Berufsbild auf. ● Informationsdesigner
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034 PAGE › Connect Creative Competence › UX DESIGN

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Veröffentlicht im August 2017

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