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Ich werde dir unsere Schicksale, von deiner Abreise an treu mittheilen.
Wenn ich nicht irre, so hast du uns im April 1851 verlassen, wir waren ja
damals in der T[ilegível]straße, zogen aber den 1 Mai 1851 nach
Rabenholz. Mittlerweile erbte Vater nach seiner Schwester 800 [ilegível]
und kaufte dafür einen kleinen Landbesitz auf H[ilegível] 10 Haidscheffel
groß, und wir bezogen deselben den 1 November 1852. Hier verheirathete
Vater sich mit einer Wittwe R[ilegível] die zu deiner Zeit in der
Wa[ilegível]straβe gewohnt hat. Hier hat Vater dann ruhig und zufrieden
seine Tage verlebt, biß am 6ten Februar 1860 der Todesengel anklopfte,
und ihn von uns fortnahm, in die Hütten des Friedens. Er war gesund und
rüstig bis an sein Krankenbett, denn noch jede Woche ging er mit einer
Portion Körbe nach Cappeln. Sein Krankenlager war kurz nur reichlich 14
Tage. Er litt an Unterleibsbeschwerden, auch sein Ende war ein ruhiges
Hinscheiden, er verschied während ich an seinem Bette stand.
Der gute Vater hätte er jetzt noch gelebt, nur Freude zu haben, daß sein
Julius noch lebte, oft noch sagte er „mein Julius seufzt unter dem
Silo[ilegível] Allein mein lieber Bruder ich will dir nicht dein Herz schwer
machen, denn wir haben die Verheißung, selig sind die Todten die in den
Herren starben und auch Vater hat sein Seele mit Gebet dem Herrn
empfohlen; dieß ist dann das was ich dir von unserm alten Vater mittheilen
kann, und jetzt will ich dann dir mittheilen wie es einen jeden unser
Geschwister ergangen ist. Ich will mit Heinrich den Anfang machen;
Einige Jahre nach deiner Abreise starb ihr Mann an der Schwindsucht, und
nachdem sie mehrere Jahre Wittwe gewesen, verheirathete sie sich mit
ihren Schager Hans Henningsen. Jetzt wohnen sie bei Kappelheck und
haben daselbst einen kleinen Besitz mit 2 Kühen Sie leben in sorgenfreien
Umständen ihre jüngste Tochter ist so alt, daß sie künftiges Frühjahr
confirmirt wird, noch füge ich hinzu, daß sie sich diesen Sommer ein neues
Haus erbaut haben. Fritz wohnt in Brunsbüll und hat daselbst ein Haus
nebst Garten als Eigenthum. 2 seiner Kinder sind erwachsen, und 3 sind
noch zu Hause, wovon die älteste nächstes Frühjahr confirmirt wird. Er
ernährt seine Familie ordentlich und gut, durch Ankauf von Korn und
Speck, welches er für größere Handlungshäuser in Flensburg ankauft.
Es war Vaters Wille daß ich seinen Besitz erben sollte, und als ich mündig
war übernahm denselben, und behielt Mutter als Haushälterin. Nachdem sie
1 ½ Jahre bei mir gewesen verließ sie mich um bei ihrer richtigen Tochter
in Sterup zu wohnen. Ich hatte damals keinen Sinn für heirathen,
verpachtete also meinen Besitz, und wanderte in die Fremde. Ich habe in
der Zeit das Nördliche Deutschland, bis an das Erzgebirge durchwandert,
jetzt bin ich in Schleswig in Arbeit. Aber wirst du fragen, wie bist du mit
dem Soldatenstande fertig geworden. 2 Mal bin ich zur Session gewesen
und als Jäger ausgehoben, weil aber unsere Landesverhältnisse noch nicht
ordentlich geregelt sind, so ist die Zeit bis jetzt vorge[ilegível] und soeben
habe ich meinen Schein erhalten, daß ich in Friedenszeiten vom Militair
frei bin, wozu ich sehr fröhlich bin. 1864 hatten wir in unserm Ländchen
einen hartnäckigen Kampf, aber keiner von uns allen hat den Krieg
mitgemacht. Dieß ist dann das was ich dir für diesmal von unserer Familie
mittheilen. Ich habe dir meiner Ansicht nach mitgetheilt, so viel sich auf
den 4 Seiten eines Briefbogens thun läßt sollte ich dieß oder jenes
vergessen haben, so werden wir ja fortan in Briefwechsel bleiben. Wir alle
haben Ursache unsern Schöpfer und Erhalter zu danken für seine wunder
bare Führung.
Schon seit einem Jahre habe ich Auswanderunspläne ausgebrütet. Jetzt ist
mir dann durch deine Aufforderung lieber Bruder ein neues Feld eröffnet.
Ich bitt daher inständig, mir die näheren Umstände ausführlich zu
schreiben. Besonders möchte ich gerne Aufschluß haben, über die
Landesumstände, und über das Reisen von der Küste in das Land hinein,
denn wie ich auf der Karte gesehen, so bist du weit von der Küste entfernt.
Bitte lieber Bruder, und schreibe mir recht genau was für mich von
Wichtigkeit sein kann. So übersende ich dann [den] diesen Brief mit den
innigsten Segenswünschen, möge derselbe[ilegível] dich bei guter
Gesundheit antreffen. Grüße deine liebe Frau, und sei versichert, daß wir
alle in wärmster Liebe deiner gedenken, oftmals habe ich deinen letzten
Brief von Hamburg durchgelesen, aber stets haben wir an dein
Vorhandensein gezweifelt, bis ich Gestern deinen Brief erhielt. So sein
dann schließlich du und deine Familie der Fürsorge des Herrn empohlen,
Herzlich grüßend
dein Bruder
Claus
* Wegen der Auswanderung theile ich dir noch mit, daß ich mit
Feldarbeiten so ziemlich
bekannt bin.
Claus
* Der alte Fröhlich ist gestorben. Küster Ley ebenfalls. Pastor Valentiner
ist in Leipzig. Pastor Schmidt ist gestorben. Von August wirst du Brief
erhalten aus Monte Video. Ich werde ihm deine Adresse mittheilen.
* Meine Adresse ist Claus Schnack
Adr Herrn Damastweber Wollesen
Langen-Straße N 21 in Schleswig