Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
kümmern sich um uns und versuchen uns zu trösten, indem sie mit uns reden oder
uns einfach in den Arm nehmen. Genau aus diesem Grund weinen auch schon
Babys. Für sie ist das Weinen eine Art Sprache: Sie schreien, wenn sie Hunger
haben, wenn sie müde sind oder sich einsam fühlen. Geht ja auch nicht anders.
Schliesslich können sie sich noch kein Butterbrot schmieren, alleine ins Bett
marschieren oder sich bei der Mutter auf den Schoss setzen. Damit die Eltern
reagieren und sich um sie kümmern, hilft nur Weinen. Allerdings funktioniert das in
manchen Kulturen überhaupt nicht: Bei den Naturvölkern in Nigeria (Westafrika) zum
Beispiel gilt einer als Heulsuse und überempfindlich, wenn er Tränen vergiesst. Den
Babys wird dort schon mal ein Klaps gegeben, wenn sie zu viel schreien. Übrigens:
Das Krokodil weint seine dicken, runden «Krokodilstränen» nicht, weil es traurig ist.
Es muss zwar immer heulen, während es seine Beute verspeist, aber das hat mit
seinen Gefühlen nichts zu tun. Vielmehr werden beim Maulaufsperren und Fressen
seine Tränendrüsen so zusammengedrückt, dass dabei ein bisschen Flüssigkeit
herausgequetscht wird. Es wäre aber durchaus vorstellbar, dass das Krokodil ein
paar Tränen vergiesst, wenn ihm die Beute nicht schmeckt!
Aus: Auerbach, Isabelle (2005). Kriegen Eisbären eine Gänsehaut? Berlin: Ullstein Buchverlage.