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Wie erleben wir Gefühle, wie Bewusstsein? „Über unseren Kopf“ ist die naheliegende
Antwort. Was genau in unserem Gehirn bewirkt, dass uns Farben, Schmerz und Freude,
Vergangenheit und Zukunft, unser Selbst bewusst werden? Was geht in dem Gehirn eines
Komapatienten, eines Fetus, eines Hundes, einer Maus oder einer Fliege vor? Und was in
den „Gehirnen“ von Computern? Können diese jemals ein Bewusstsein erlangen?
Christof Koch geht in seinem sehr persönlichen, autobiographisch geprägten Buch auf
all diese Fragen ein. Er greift auch Fragen nach dem freien Willen auf, nach einer Theorie
des Bewusstseins und nach, wie er es nennt, dem „Schreckgespenst seiner Forschung“:
Inwieweit ist die Quantenmechanik für das Verständnis des Bewusstseins relevant?
Christof Koch wurde 1956 im amerikanischen Mittleren Westen geboren, wuchs auf in
Holland, Deutschland, Kanada und Marokko, wo er im Jahre 1974 am Lycée Descartes
mit dem Baccalaureat abschloss. Er studierte Physik und Philosophie an der Universität
Tübingen und erhielt seinen Doktor in Biophysik im Jahre 1982 am Max-Planck-Institut
für Biologische Kybernetik. Nach seiner Postdoktorandenzeit nahm Koch 1986 einen Ruf
ans California Institute of Technology in Pasadena an und ist heute zudem Chief Scientific
Officer am Allen Institute for Brain Science in Seattle. Von 1989 bis zu dessen Tod im Jahre
2004 arbeitete er mit Francis Crick an den neurobiologischen Grundlagen des Bewusst-
seins. Der begeisterte Läufer und Kletterer ist Verfasser von über 300 wissenschaftlichen
Veröffentlichungen sowie mehreren Büchern über Biophysik und Computer, die neurowis-
senschaftliche Grundlage der visuellen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein,
darunter das Sachbuch Bewusstsein - ein neurobiologisches Rätsel. Für weitere Informationen
sei seine Website unter http://www.klab.caltech.edu empfohlen.
Christof Koch
Bewusstsein
Bekenntnisse eines Hirnforschers
Aus dem englischen übersetzt von Monika Niehaus und Jorunn Wissmann
Springer Spektrum
Übersetzung der amerikanischen Ausgabe: Consciousness – Confessions of a Romantic
Reductionist von Christof Koch, erschienen bei The MIT Press, © 2012 Massachusetts
Institute of Technology. Alle Rechte vorbehalten.
Springer Spektrum ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der
Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.
www.springer-spektrum.de
Für Hannele
Inhalt
Vorwort ��������������������������������������������������������������������������������������� XI
Anmerkungen���������������������������������������������������������������������������� 299
auch ein Mensch, der nur ein paar Jahre Zeit dafür hat, hin-
ter die Geheimnisse unserer Existenz zu kommen. In den
letzten Jahren wurde mir klar, wie sehr meine unbewuss-
ten Tendenzen, meine Ansichten und meine persönlichen
Stärken und Schwächen mein Leben und meine Arbeit be-
einflussen. Ich erlebte, was der Autor Haruki Murakami in
einem beeindruckenden Interview beschrieb: „In uns gibt
es verschiedene Räume. Die meisten davon haben wir noch
nie betreten. Vergessene Räume. Von Zeit zu Zeit finden
wir den Weg dorthin. Wir stoßen auf seltsame Dinge …
alte Plattenspieler, Bilder, Bücher … sie gehören uns, aber
wir finden sie gerade zum ersten Mal.“ Einige dieser ver-
lorenen Räume werden Sie kennenlernen, denn sie sind re-
levant für das, was ich versuche – die Wurzeln des Bewusst-
seins aufzuspüren.
I can’t tell you what it really is, I can only tell you how it
feels like.
– Eminem, „Love the Way You Lie“ (2010)
Das Caltech und seine Leute stehen für alles, was großartig
und nobel an Universitäten ist, Institutionen, wie es sie seit
800 Jahren gibt. Es ist ein Elfenbeinturm im besten Wort-
sinne und bietet reichlich Freiraum und Ressourcen, um
dem Wesen des Bewusstseins und des Gehirns nachzuspü-
ren.
Wenn jemand erfährt, dass ich Professor bin, kommt
stets als erstes die Frage „Und was unterrichten Sie?“. Die
meisten Menschen denken bei einem Professor in erster Li-
nie an seine traditionelle Rolle als Hochschullehrer. Ich bin
gern so ein Professor und unterrichte verschiedene Kurse.
Herausragende, motivierte Studenten zu unterrichten, die
ohne Zögern auf Fehler oder Unstimmigkeiten hinweisen,
ist eine intellektuelle Herausforderung erster Güte und
emotional sehr befriedigend. Immer wieder gelangte ich,
während ich meine Vorlesungen vorbereitete oder Fragen
in einer Veranstaltung beantwortete, zu neuen Einsichten,
die lange gewälzte Probleme aus unerwarteter Perspektive
beleuchteten.
Die Vertreter meines Stammes aber beziehen ihr Selbst-
wertgefühl zumeist aus ihrer Forschungsarbeit. Wo wir in
der Stammeshierarchie stehen, wird dadurch bestimmt,
wie erfolgreich unsere Forschung ist. Forschung treibt uns
an und ist unser größter Quell der Freude. Bemessen wird
unser Erfolg nach der Zahl und Qualität unserer Veröffent-
lichungen in angesehenen, von Wissenschaftlerkollegen re-
digierten und untereinander scharf konkurrierenden Wis-
senschaftsjournalen.
Je größer die Auswirkung unserer Entdeckungen in die-
ser exklusiven Welt, desto größer ist unser Ansehen. Die
Lehre spielt für das kollektive Selbstbild der Szene nur eine
30 Book
B Title
ewusstsein
mit Francis immer „ein bisschen so war, als säße man neben
einem intellektuellen Kernreaktor … Niemals sonst ver-
spürte ich ein solches Strahlen“. Man sagt, dass Arnold
Schwarzenegger zu seiner Zeit als Mr. Universum Muskeln
an Stellen hatte, wo andere Leute nicht einmal Stellen hat-
ten. Ersetzt man die Muskeln durch den rationalen Geist,
traf dies genau so auf Francis zu.
Ebenso bemerkenswert war, wie offen und zugänglich
Francis war. Er hatte keine Starallüren. Wie James Watson,
habe auch ich bei Francis nie erlebt, dass er sein Licht unter
den Scheffel stellte, aber er war auch niemals arrogant. Er
war bereit, mit jedem zu sprechen, vom Erstsemester bis
zum Nobelpreisträgerkollegen – vorausgesetzt, der Ge-
sprächspartner konnte mit interessanten Fakten und Be-
obachtungen, mit einem verblüffenden Postulat oder einer
Frage aufwarten, die er sich so noch nie gestellt hatte. Es
stimmt, dass er mit Leuten, die Unsinn erzählten oder nicht
begriffen, warum ihre Gedankengänge falsch waren, schnell
die Geduld verlor, aber er war einer der aufgeschlossensten
Gelehrten, die ich je kennengelernt habe.
Francis war ein Reduktionist, wie er im Buche steht. Vehe-
ment lehnte er jede Erklärung ab, die auch nur im Entferntes-
ten nach religiösem oder wirrköpfigem („woolly-headed“ eines
seiner Lieblingsworte) Denken aussah. Doch weder meine
metaphysischen Ansichten noch der Altersunterschied von
40 Jahren hielt uns davon ab, eine tiefe und beständige Men-
tor-Schüler-Beziehung zu entwickeln. Er schätzte die Mög-
lichkeit, pausenlos neue Ideen mit einem jüngeren Mann mit
viel Energie, Fachwissen, Freude am Spekulieren und dem
Mut, ihm gelegentlich mit Nachdruck zu widersprechen, zu
2 Persönliches 35
wie fasziniert ich war, als ich die unsterblichen Worte ver-
nahm: „Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals
glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen
vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen,
glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese
Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im
Regen. – Zeit zu sterben.“ Hat man ein Erlebnis, hat man
Qualia, und die Qualia eines Erlebnisses spezifizieren dieses
Erlebnis und unterscheiden es von anderen.
Ich glaube, dass Qualia Eigenschaften der natürlichen
Welt sind. Sie haben keinen göttlichen oder übernatürli-
chen Ursprung. Sie sind vielmehr die Konsequenz unbe-
kannter Gesetze, die ich gern aufspüren möchte.
Aus dieser Sichtweise erwachsen viele Fragen: Sind Qua-
lia eine elementare Eigenschaft der Materie selbst, oder gibt
es sie nur in hoch organisierten Systemen? Oder anders ge-
sagt: Haben Elementarteilchen Qualia, oder nur Gehirne?
Erlebt ein Einzeller eine Art von Proto-Bewusstsein? Und
wie steht es mit Würmern oder Fliegen? Braucht es eine
Mindestanzahl von Neuronen, damit ein Quale auftritt?
Oder kommt es vor allem darauf an, wie diese Neurone
miteinander verknüpft sind? Kann ein Computer mit Sili-
ziumtransistoren und Kupferdraht ein Bewusstsein haben?
Träumen Androiden von elektrischen Schafen, wie Philip
Dick rhetorisch fragte? Genießt mein Mac die ihm eige-
ne Eleganz, während der klobige PC meines Steuerberaters
unter seinem plumpen grauen Äußeren und seiner ebensol-
chen Software leidet? Ist das Internet mit seinen Milliarden
Schnittstellen ein fühlendes Wesen?
Ich muss mit meiner Suche nicht bei Null beginnen,
denn wir kennen viele Fakten über das Bewusstsein und
3 Definition des Problems 47
das das Herz beim Schlagen macht, ist solch ein Epiphäno-
men – es ist für den Kardiologen nützlich, um seine Diag-
nose zu stellen, aber es hat keine unmittelbare Auswirkung
auf den Körper. Thomas Henry Huxley, Naturforscher und
streitbarer Verteidiger Darwins, sagte dazu 1884:
Selbst-Bewusstsein
Wenn man Leute fragt, was sie für die definierende Eigen-
schaft des Bewusstseins halten, nennen die meisten das
Selbst-Bewusstsein. Sich seiner selbst bewusst zu sein, sich
Sorgen um sein krankes Kind zu machen, sich zu fragen,
warum man sich niedergeschlagen fühlt oder warum unser
Partner uns eifersüchtig machen wollte, gilt als Inbegriff des
bewussten Empfindens.
Kleine Kinder haben nur wenig Einsicht in ihr Handeln.
Kinder unter anderthalb Jahren erkennen sich selbst nicht
im Spiegel. Verhaltenspsychologen dient dieser Spiegeltest
als Maßstab für Selbsterkenntnis. Dem Kleinkind wird
heimlich ein kleiner Punkt oder Farbfleck auf der Stirn
angebracht. Vor einen vertrauten Spiegel gesetzt, wird das
Baby mit seinem Spiegelbild spielen, aber nicht nach der
Markierung in seinem Gesicht fassen oder versuchen, sie zu
entfernen (anders als Teenager, die oft stundenlang vor dem
Spiegel stehen und das Badezimmer blockieren). Nur eini-
ge andere Arten bestehen den Spiegeltest (in entsprechen-
den Ausführungen): Menschenaffen, Delfine, Elefanten
und Elstern. Tieraffen blecken die Zähne oder interagieren
sonst wie mit ihren Spiegelbildern, erkennen aber nicht,
das „das Bild da drin meinem Körper hier vor dem Spiegel
entspricht“. Damit sei nicht gesagt, dass sie keine Selbst-
wahrnehmung haben, nur eben keine visuelle Repräsen-
tation ihres Körpers, die sie mit dem äußeren Spiegelbild
vergleichen.
Manche Gelehrte schließen aus diesem Mangel an
Selbst-Bewusstsein, dass die meisten Tiere kein Bewusstsein
3 Definition des Problems 63
– dann hat das Hin und Her sofort ein Ende und Sie nehmen
das Bild wahr, das dem anderen Auge präsentiert wird.
Der Neurophysiologe Nikos Logothetis und seine Kolle-
gen am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in
Tübingen trainierten Tieraffen darauf, über ihre Perzepte
während des binokularen Wettstreits Auskunft zu geben.
Während menschliche Probanden finanziell für ihre Mü-
hen belohnt werden – Bargeld funktioniert am besten –, er-
halten durstige Affen einen kleinen Schluck Apfelsaft. Die
Affen lernten im Laufe mehrerer Monate, einen Hebel zu
ziehen, wenn sie das Gesicht sahen, einen zweiten, wenn
sie den Strahlenkranz sahen, und beide Hebel freizugeben,
wenn sie irgendetwas anderes sahen, zum Beispiel ein Mo-
saik aus beiden Bildern. Die Verteilung der Dominanzpha-
sen – wie lange der Strahlenkranz oder das Gesicht durch-
gehend gesehen wurde – und die Weise, in der eine Ver-
änderung des Kontrasts der Bilder den Bericht der Affen
beeinflusste, lässt wenig Zweifel, dass Tieraffen und Men-
schen qualitativ ähnliche Erfahrungen machen.
Dann implantierte Logothetis feine Drähte in den Cor-
tex des Affen, während sich das trainierte Tier in der Ein-
stellung „binokularer Wettbewerb“ befand. Im primären vi-
suellen Cortex und in nahe gelegenen Regionen fand er nur
eine Handvoll Neurone, die ihre Antwort in Übereinstim-
mung mit dem Perzept des Affen geringfügig veränderten.
Die Mehrheit feuerte mit wenig Bezug zu dem Bild, das der
Affe sah. Wenn der Affe ein Perzept signalisierte, antworte-
ten Legionen von Neuronen im primären visuellen Cortex
lebhaft auf das unterdrückte Bild, das das Tier nicht sah.
Dieses Ergebnis stützt Francis’ und meine Hypothese, der
zufolge der primäre visuelle Cortex dem Bewusstsein nicht
4 Bewusstsein im Labor 93
zugänglich ist, auf der ganzen Linie. Ganz anders sah die
Situation in einem übergeordneten visuellen Areal aus, dem
inferiotemporalen Cortex. Zellen in dieser Region reagierten
nur auf Bilder, die der Affe sah (und meldete): Keine von
ihnen reagierte auf das unsichtbare Bild. Ein bestimmtes
derartiges Neuron feuerte beispielsweise nur dann, wenn
das Tier angab, ein Gesicht zu sehen. Wenn der Affe den
anderen Hebel zog und damit anzeigte, nun eine Flagge zu
sehen, sank die Feuerrate der Zelle beträchtlich – manchmal
bis auf null –, obwohl das Bild des Gesichts, das die Zelle
ein paar Sekunden zuvor heftig zum Feuern gebracht hatte,
noch immer auf der Retina präsent war. Dieser präzise syn-
chronisierte Pas de deux zwischen Perioden vermehrter und
verringerter Zellaktivität und der Meldung des Tieres über
seine Wahrnehmung demonstriert eine eindeutige Verbin-
dung zwischen einer Gruppe von Neuronen und dem In-
halt des Bewusstseins.
Wie bereits erwähnt, konzentrieren sich Francis’ und
meine Spekulationen über die neuronalen Korrelate des
Bewusstseins auf die Etablierung einer direkten Schleife
zwischen Neuronen in übergeordneten Regionen des Cor-
tex (im Fall des Sehens im inferiotemporalen Cortex) und
ihren Zielorten im präfrontalen Cortex. Wenn die präfron-
talen Neurone Axone in den inferiotemporalen Cortex zu-
rückschicken, entsteht eine nachhallende Feedbackschleife,
die sich selbst erhalten kann. Die Spikeaktivität kann sich
dann in Regionen ausbreiten, die dem Arbeitsgedächtnis,
der Planung und beim Menschen der Sprache zugrunde
liegen. Insgesamt vermitteln diese Koalitionen von Neuro-
nen ein bewusstes Wahrnehmen des Gesichts sowie einiger
damit einhergehender Eigenschaften, wie Blick, Ausdruck,
94
94 Book Title
Bewusstsein
Was weiß der Mensch eigentlich von sich selbst! Ja, vermöch-
te er auch nur sich einmal vollständig, hingelegt in einen
erleuchteten Glaskasten, zu perzipieren? Verschweigt ihm die
Natur nicht das allermeiste, selbst über seinen Körper, um
ihn, abseits von den Windungen der Gedärme, dem raschen
Fluss der Blutströme, den verwickelten Fasererzitterungen,
in ein stolzes gauklerisches Bewusstsein zu bannen und ein-
zuschließen! Sie warf den Schlüssel weg.
– Friedrich Nietzsche, Über Wahrheit und
Lüge im außermoralischen Sinn (1873)
Zombies im Gehirn
Neurologische und psychologische Detektivarbeit hat eine
ganze Menagerie von sensomotorischen Prozessen zuta-
ge gefördert. Angekoppelt an Sensoren – Augen, Ohren,
Gleichgewichtsorgan – kontrollieren diese Servomotoren
Augen, Hals, Rumpf, Arme, Hände, Finger, Beine und
6 Das Unbewusste 1137
37
Sie’s ebenfalls. Wenn Sie gähnen, gähnt sie auch. Eine der-
artige Reziprozität der Handlungen hilft auch, sich bei je-
mandem einzuschmeicheln.
Eine unerschöpfliche Vielfalt von Faktoren beeinflusst
unser alltägliches Zusammentreffen mit anderen Menschen.
Deren Alter, Geschlecht, Ethnie, Kleidung, Auftreten und
Mimik prägen sich uns ein und entscheiden darüber, wie
wir uns ihnen nähern, mit ihnen reden und sie beurteilen.
Und all dies entgeht einer bewussten Prüfung; daher die
Bedeutung des „ersten Eindrucks“.
Manche Menschen vertreten ganz offen starke, meist
negative Meinungen über bestimmte Gruppen: „Liberale
hassen unser Land“, „Christen sind wissenschaftsfeind-
liche Fanatiker“, „Schwarze Männer sind aggressiv“, „Alte
Leute sind langweilig“ und so weiter. Solche intoleranten
Menschen treffen Entscheidungen, die auf ihren Vorurtei-
len basieren. Aber selbst, wenn man sich sehr bemüht, Kli-
schees zu vermeiden, hat man unbewusste Vorurteile und
Vorlieben. Jeder ist ein Kind seiner Kultur und Erziehung,
dem kann man sich nicht entziehen; man übernimmt
implizit Urteile aus Märchen und Mythen, aus Büchern,
Filmen und Spielen, von Eltern, Spielkameraden, Lehrern
und Zeitgenossen. Wenn Sie mir nicht glauben, machen
Sie einem Impliziten Assoziationstest (ich empfehle die Har-
vard-Version, die Sie online finden können), bei dem Sie
so rasch wie möglich ein Bündel Fragen beantworten sol-
len. Der Test misst in indirekter Weise, die resistent gegen
Manipulation oder Lügen ist, das Ausmaß Ihres positiven
oder negativen Vorurteils gegenüber einer bestimmten Re-
ligion, Geschlecht, sexuellen Orientierung oder ethnischen
Gruppe.
148
148 Book Title
Bewusstsein
sollte, dann würde ich mutmaßen, dass nur ein kleiner Pro-
zentsatz der neuronalen Aktivität zu einem beliebigen Zeit-
punkt direkt am Aufbau eines bewussten Perzepts beteiligt
ist. Die große Mehrheit der unablässigen neuronalen Ak-
tivität, die das kennzeichnende Merkmal eines gesunden,
wachen Gehirns ist, spielt für das Bewusstsein eine unter-
geordnete Rolle.
Sollten Sie das für nicht plausibel halten, denken Sie an
die folgende Analogie zwischen den Mechanismen, die dem
Bewusstsein zugrunde liegen, und denjenigen, auf denen
die Vererbung basiert (wie jede Analogie hinkt auch die-
se). An den molekularen Prozessen, die Informationen von
einer Zelle an die Tochterzellen weitergeben (darunter Re-
plikation, Transkription und Translation), sind viele Hun-
dert raffinierte biochemische Elemente beteiligt – DNA,
tRNA, mRNA, Ribosomen, Stützelemente und Centroso-
men, um nur ein paar zu nennen. Die detaillierten Inst-
ruktionen, die Blaupause für die Konstruktion einer Zelle
befindet sich jedoch in einem einzelnen, doppelsträngigen
DNA-Molekül – einem sehr langen und stabilen Molekül
unter den unzähligen Molekülen einer Zelle. Und ein ein-
ziger falscher Buchstabe in seiner Basenfolge kann weiter
stromabwärts im Konstruktionsprozess schwerwiegende
Folgen haben. Die Ausschaltung eines jeden Vertreters der
Koalition cortico-thalamischer Neurone könnte zu einer
geringfügigen Störung des assoziierten bewussten Perzepts
oder Gedankens führen.
Zweitens machen Zombies Bewusstseinsforschern das
Leben schwer, weil sie uns zwingen, Verhalten von Be-
wusstsein zu trennen: Zielgerichtete, routinemäßige, rasche
6 Das Unbewusste 1159
59
egisseur, die Gesetze der Physik, ist taub für unsere Bitten,
R
auch nur eine einzige Szene zu ändern.
ist, ist eine Sache des Zufalls. Albert Einstein konnte sich
nie mit diesem zufälligen Aspekt der Natur anfreunden. In
diesem Kontext steht sein berühmter Ausspruch: „Der Alte
würfelt nicht.“
Wenn Sie zum Himmel schauen, finden Sie atemberau-
bende Belege für dieses Zufallsgeschehen. Galaxien sind
nicht gleichmäßig in den riesigen Weiten des Raumes ver-
teilt. Sie sammeln sich in dünnen, lang gestreckten Streifen
und ordnen sich in einer strukturlosen gigantischen Leere,
die einem den Atem verschlägt, zu Scheiben und Haufen
an. Ein Lichtstrahl braucht Millionen Jahre, um einen sol-
chen Abyssus zu durchqueren! Unsere Milchstraße ist Teil
des Virgo-Superhaufens von Galaxien, die zig Billionen
Sterne enthalten.
Der kosmologischen Inflationstheorie zufolge wurden
diese Superhaufen, die größten Strukturen im Universum,
von stochastischen Quantenfluktuationen schon im Mo-
ment nach dem Urknall hervorgerufen, aus dem das Uni-
versum entstand. Anfangs war das Universum kleiner als
ein Stecknadelkopf, und in den engen Grenzen dieses Ge-
mischs aus Masse und Energie zu Anbeginn der Zeit gab
es hier ein wenig dichtere und da ein wenig dünnere Be-
reiche. Als sich dieses neu geborene Universum ausdehnte
und dadurch den Raum selbst schuf, verstärkten sich seine
Unregelmäßigkeiten infolge der Fluktuationen und führ-
ten schließlich zu der auffälligen und ungleichen Verteilung
von Galaxien, die wir heute beobachten.
Das Universum ist von nicht reduzierbarer, zufälliger
Natur. Wenn es ein Uhrwerk ist, dann sind seine Rädchen,
Federn und Hebel keine Schweizer Markenproduktion;
sie folgen keinen vorgegebenen Pfad. Der physikalische
178
178 Book Title
Bewusstsein
dass der Geist das Gehirn kontrolliert, nicht, dass das Ge-
hirn nach Lust und Laune entscheidet.
Eine oft angeführte Erklärung, wie dies geschehen könn-
te, stammt aus den Gründerjahren der Quantenmecha-
nik. Sie postuliert eine enge Verbindung zwischen dem
Bewusstsein und demjenigen Quantenereignis von vielen
möglichen, das tatsächlich eintritt. Dieser These zufolge ist
ein fühlender menschlicher Beobachter (ob es auch ein Affe
täte, ist nie diskutiert worden) erforderlich, damit die Wahr-
scheinlichkeiten, mit denen die Quantenmechanik sich be-
fasst, kollabieren, sodass das eine oder das andere Ereignis
realisiert wird. Das ist der berühmt-berüchtigte Einfluss des
Messprozesses, über den so viel geschrieben worden ist.
In jüngerer Zeit konzentriert sich die Debatte auf die Ver-
schränkung, also die gut belegte Beobachtung, dass gewisse,
sorgfältig präparierte Quantensysteme auf rätselhafte Weise
miteinander verbunden bleiben, ganz gleich, wie weit sie
voneinander entfernt sind. Verschränkte Quantensysteme
wie zwei Elektronen mit entgegengesetztem Spin, die sich
voneinander fortbewegen, oder zwei polarisierte Elektro-
nen sind stets korreliert, ganz unabhängig von der Distanz,
die sie trennt (solange sie in der Zwischenzeit nicht mit ir-
gendetwas anderem interagieren). Sobald der Spin eines der
beiden Elektronen gemessen wird, liegt auf der Stelle auch
der Spin des anderen Elektrons fest, obgleich zwischen bei-
den vielleicht eine Entfernung von einem Lichtjahr liegt. Es
klingt bizarr, ist aber wahr. Der Physiker Roger Penrose, der
Anästhesist Stuart Hameroff und andere haben vermutet,
diese außerirdische Nichtlokalität sei eng mit dem Bewusst-
sein verbunden. Bestimmte Strömungen des Buddhismus,
einer viel älteren Tradition, argumentieren ähnlich, dass
7 Der freie Wille und das Gehirn 183
Nein – nicht, wenn sie erfordert, dass der Geist das Ge-
hirn zwingt, irgendeine physische Handlung durchzufüh-
ren. Wie ein Poltergeist muss der Geist an Synapsen ziehen
und zerren. Das ist Arbeit, und Arbeit kostet Energie. Selbst
die winzigen Energiemengen, die nötig sind, um die syn-
aptische Übertragung zu optimieren, müssten sich auf der
Kostenabrechnung der Natur zeigen. Die Physik erlaubt da
keine Ausnahme. Der Energieerhaltungssatz ist immer wie-
der getestet worden und hat sich ebenso oft bestätigt.
Wenn der Geist wirklich flüchtig und unfassbar ist, wie
ein Gespenst oder ein überirdisches Wesen, kann er nicht
mit dem physischen Universum interagieren. Er kann nicht
gesehen, gehört oder gefühlt werden. Und er kann unser
Gehirn ganz gewiss nicht veranlassen, irgendetwas zu tun.
Die einzige reale Möglichkeit für eine freie Wahl im
Sinne des Libertarismus besteht für den Geist darin, ein
quantenmechanisches Ereignis statt eines anderen zu rea-
lisieren, wie von der Schrödinger-Gleichung vorgegeben.
Angenommen, zu einem bestimmten Zeitpunkt kommt es
an einer bestimmten Synapse zu einer Superposition zweier
quantenmechanischer Zustände. Es gibt eine 15-prozenti-
ge Wahrscheinlichkeit, dass die Synapse aktiv wird und ein
chemisches Signal über den synaptischen Spalt zwischen
zwei Neuronen sendet, und eine 85-prozentige Wahrschein-
lichkeit, dass dem nicht so ist. Diese Wahrscheinlichkeits-
rechnung ist jedoch nicht hinreichend, um zu entscheiden,
was das nächste Mal geschieht, wenn ein Aktionspotenzial
an der Synapse eintrifft. Alles, was man sagen kann, ist, dass
wahrscheinlich keine Freisetzung erfolgen wird. (Neurowis-
senschaftler tappen noch immer im Dunklen, ob diese sehr
geringe Wahrscheinlichkeit einer synaptischen Vermittlung
186
186 Book Title
Bewusstsein
schaft – es ist Ihre Hand, die sich bewegt hat – und Hand-
lungskompetenz. Sie haben sich zu dieser Bewegung ent-
schieden. Wenn ein Freund Ihre Hand nehmen und das
Handgelenk beugen würde, so würden Sie fühlen, dass Ihr
Handgelenk in einer bestimmten Weise gebeugt wird (In-
haberschaft), aber sie würden keine Absicht erleben. Und
Sie würden sich für die Bewegung Ihres Handgelenks auch
nicht verantwortlich fühlen. Wenn Sie sich beim Aufste-
hen reflexartig mit der Hand am Tisch abstützen würden,
um aufzustehen, würden Sie Handlungskompetenz spüren,
aber wenig oder keine Intention.
Dies ist ein vernachlässigter Gedanke in der Debatte
um den freien Willen – dass das Geist-Körper-Geflecht ein
spezifisches, bewusstes Empfinden einer vorsätzlichen Be-
wegung schafft, eine überzeugende Erfahrung wie „Ich will
dies“ oder „Ich bin der Urheber dieser Handlung“. Wie an-
dere subjektive Erfahrungen hat dieses Gefühl des Wollens
einen bestimmten phänomenalen Inhalt. Es hat ein Quale,
das sich in seiner Art nicht vom Quale einer bitter schme-
ckenden Mandel unterscheidet.
Vor dem Hintergrund des Libet-Experiments kann man
sagen: Unser Gehirn entscheidet, dass es nun an der Zeit
sei, das Handgelenk zu beugen, und das Bereitschaftspoten-
zial baut sich auf. Nur wenig später wird das neuronale
Korrelat der Handlungskompetenz aktiv. Diesem Perzept
schreiben wir irrigerweise Kausalität zu. Da diese Ereignisse
blitzschnell, in weniger als einer Sekunde, ablaufen, ist es
nicht leicht, sie einzufangen.
Das Gefühl der Handlungskompetenz ist für die tatsäch-
liche Entscheidung nicht mehr verantwortlich als der Don-
ner für den Blitz. Donner und Blitz hängen zwar eindeutig
192
192 Book Title
Bewusstsein
Zwischenbilanz
Ich fasse zusammen:. Der klassische Determinismus ist aus
dem Spiel, die Zukunft ist durch die Gegenwart nicht voll-
ständig festgelegt. Zweifellos ist die quantenmechanische
Zufälligkeit ein inhärentes Merkmal der Grundstruktur der
Materie. Welche Zukunft stattfindet, ist nicht völlig deter-
miniert. Unsere Handlungen sind nicht vorherbestimmt.
Die resignierte Klage in Omar Khayyams Vierzeiler
len. Das lässt sich mithilfe von Bleistift und Papier, durch
Verschieben eines Rechenschiebers, durch Bewegung der
Kugeln eines Abakus oder durch Drücken von Tasten eines
Taschenrechners bewältigen. All diese Hilfsmittel werden
unter Berücksichtigung derselben algebraischen Regeln be-
nutzt; daher sind sie funktionell äquivalent. Sie unterschei-
den sich hinsichtlich Flexibilität, Eleganz, Preis etc., doch
im Grunde erfüllen sie alle dieselbe Aufgabe. Die Suche
nach künstlicher Intelligenz basiert auf einem festen Glau-
ben an den Funktionalismus – Intelligenz kann in ganz ver-
schiedenen Gewändern daherkommen, ob in einem Schä-
del, einem Exoskelett oder einer Aluminiumbox.
Auf das Bewusstsein angewandt, bedeutet Funktionalis-
mus, dass jedes System, dessen innere Struktur derjenigen
des menschlichen Gehirns äquivalent ist, denselben Geist
besitzt. Wenn jedes Axon, jede Synapse und jede Nerven-
zelle in meinen Gehirn von Drähten, Transistoren und
elektrischen Schaltungen ersetzt würde, die exakt dieselbe
Funktion erfüllten, bliebe mein Geist derselbe. Die elek-
tronische Version meines Gehirns wäre vielleicht klobiger
und größer, doch solange jede neuronale Komponente ein
getreues Silizium-Ebenbild besäße, würde das Bewusstsein
erhalten bleiben.
Für den Geist zählt nicht die Art von Substanz, aus der
das Gehirn besteht, sondern vielmehr deren Organisation
– die Art und Weise, wie die Teile des Systems zusammen-
spielen, die kausalen Wechselbeziehungen, kurz gesagt:
„Bewusstsein ist unabhängig vom Substrat“. Der Funktio-
nalismus leistet Biologen und Ingenieuren beim Ergründen
und Nachahmen der Natur gute Dienste, warum ihn also
abschaffen, wenn es ums Bewusstsein geht?
216
216 Book Title
Bewusstsein
zen nach sich ziehen, die sich auf die übliche empirische
Weise verifizieren lassen sollten.
Mit einer einzigen bemerkenswerten Ausnahme, zu der
ich gleich kommen werde, gibt es kaum laufende Grundla-
genforschung, die sich mit der Theorie des Bewusstseins be-
schäftigt. Es gibt Modelle, die den Geist als eine Reihe von
Funktionsmodulen beschreiben, mit Pfeilen, die in Kästen
hinein- und hinausführen und sie miteinander verbinden:
ein Modul für frühes Sehen, eines für Objekterkennung,
eines für Arbeitsgedächtnis und so weiter. Diese Module
werden mit spezifischen Verarbeitungsstadien im Gehirn
gleichgesetzt. Anhänger dieses Ansatzes zeigen dann auf
einen dieser Kästen und erklären, wann immer eine Infor-
mation in diesen Kasten eintritt, werde sie wie von Zauber-
hand mit phänomenologischen Bewusstsein versehen.
Ich selbst bin da nicht frei von Schuld. Francis’ und meine
Behauptung, „Informationen, die zwischen Regionen hö-
herer Ordnung im visuellen Cortex und den Planungssta-
dien im präfrontalen Cortex hin- und hergeschickt werden,
werden bewusst erlebt“, ist vom selben Kaliber. Empirisch
mag es stimmen, dass ein bidirektionaler Dialog zwischen
dem hinteren und dem vorderen Hirnpol subjektive Emp-
findungen hervorruft, aber warum das so ist, bleibt offen.
In dieselbe Kategorie fällt das Modell des globalen
Arbeitsraums des Kognitionsforschers Bernhard Baars. Die-
ses Modell lässt sich auf die Blackboard-Architektur aus der
Frühzeit der künstlichen Intelligenz zurückführen, bei der
Spezialprogramme Zugang zu einer gemeinsamen Informa-
tionsablage, dem Blackboard, hatten. Baars nimmt an, dass
eine solche gemeinsame Verarbeitungsressource im mensch-
lichen Geist existiert. Was für Daten auch immer in den
218
218 Book Title
Bewusstsein
Kontakt steht. Bits sind die Atome der Daten. Sie werden
über Ethernet-Kabel oder drahtlos übermittelt, gespeichert,
wieder abgerufen, kopiert und in gigantischen Wissensspei-
chern abgelegt. Mit dieser extrinsischen Vorstellung von In-
formation, dem Unterschied, der den Unterschied macht,
sind Kommunikationsingenieure und Computerwissen-
schaftler innig vertraut.
Der Philosoph David Chalmers glaubt an das Potenzial
der Informationstheorie, Bewusstsein zu verstehen. Seine
Zwei-Aspekte-Theorie des Bewusstseins nimmt an, dass In-
formation zwei eigenständige, inhärente und elementare
Merkmale hat: ein extrinsisches und ein intrinsisches. Das
verborgene, intrinsische Attribut der Information ist, wie es
sich anfühlt, ein solches System zu sein; irgendein Mindest-
maß, irgendein minimales Quale ist damit verbunden, ein
informationsverarbeitendes System zu sein. So ist das Uni-
versum nun einmal. Alles, was unterscheidbare physikalische
Zustände aufweist – ob zwei Zustände, wie ein Ein/Aus-
Schalter oder Milliarden von Zuständen, wie eine Festplatte
oder ein Nervensystem – hat subjektive, flüchtige, bewusste
Zustände. Und je größer die Zahl der diskreten Zustände,
desto umfangreicher das Repertoire bewusster Erfahrungen.
Chalmers’ Formulierung der Zwei-Aspekte-Theorie ist
grob. Sie betrachtet nur die Gesamtmenge an Informationen,
wohingegen das Bewusstsein nicht mit der bloßen Anhäu-
fung von Bits zunimmt. In welcher aussagekräftigen Weise
aber ist eine Festplatte mit einem Gigabyte Speicherkapazität
weniger empfindsam als eine mit 128 Gigabyte? Sicherlich
geht es nicht nur um die Anhäufung von immer mehr Daten,
sondern um die Beziehung zwischen den einzelnen Daten-
bits. Die Architektur des Systems, seine innere Organisa‑
222
222 Book Title
Bewusstsein
ten fühlen sich so an, wie sie es tun, weil die jeweiligen Kris-
talle in einem milliardendimensionalen Raum so geformt
sind – eine wahrhaft überirdische Vision. Die Algebra der
integrierten Information wird in die Geometrie der Erfah-
rung umgewandelt und bestätigt Pythagoras’ Überzeugung,
dass Mathematik die ultimative Realität ist:
in Bewusstseins-Messgerät für
E
Schwerverletzte
Wenn Sie aus einem traumlosen, tiefen Schlaf erwachen,
erinnern Sie sich an nichts. Gerade noch lassen Sie die Er-
eignisse des Tages Revue passieren, und das nächste, was Sie
wissen, ist, dass Sie morgens aufwachen. Anders als REM-
Schlaf ( rapid eye movement, rasche Augenbewegungen)
mit seinem lebhaften und oft bizarren Traumerleben ist
das Bewusstsein im Non-REM-Schlaf auf dem Tiefstand.
Doch während der Körper schläft, ist das Gehirn aktiv: Das
Elektroencephalogramm (EEG) eines schlafenden Gehirns
zeichnet sich durch langsame, tiefe und regelmäßige Wellen
aus. Zudem ist die mittlere Aktivität corticaler Neurone
in etwa dieselbe wie im ruhigen Wachzustand. Warum ver-
246
246 Book Title
Bewusstsein
weiter hinten. Stellen Sie sich das Gehirn als große Kir-
chenglocke und die TMS-Spule als Klöppel vor. Einmal
angeschlagen, klingt eine gut gegossene Glocke in ihrer
typischen Tonhöhe eine beträchtliche Zeit nach. Und ge-
nauso macht es der wache Cortex und „summt“ 10–40-
mal pro Sekunde.
Umgekehrt verhält sich das Gehirn eines schlafenden
Probanden wie eine schlecht gegossene und gestimmte Glo-
cke. Die initiale Amplitude des EEGs ist zwar größer als
bei einem wachen Probanden, sie klingt jedoch viel rascher
ab und wird von anderen, verknüpften Regionen im gan-
zen Cortex nicht reflektiert. Obgleich die Neurone aktiv
bleiben, wie an der starken lokalen Reaktion abzulesen, ist
die Integration zusammengebrochen. Von der für das wa-
che Gehirn typischen räumlich differenzierten und zeitlich
variierenden Folge elektrischer Aktivität ist, wie vorherge-
sagt, kaum etwas zu sehen. Dasselbe gilt für Probanden, die
sich bereit erklärten, sich einer Vollnarkose zu unterziehen.
Der TMS-Puls ruft ausnahmslos eine einfache Reaktion
hervor, die lokal begrenzt bleibt, was in Übereinstimmung
mit Giulios Theorie für einen Zusammenbruch der cortico-
thalamischen Interaktionen und einer Verminderung der
Integration spricht. Bisher steht es also eins zu null für die
Theorie. Aber es kommt noch besser.
Ich habe in Kapitel 5 Wachkomapatienten beschrieben.
Ein schweres Hirntrauma führt dazu, dass sie zwar hinsicht-
lich ihres Arousals einen Schlaf-Wach-Zyklus aufweisen, aber
schwer behindert und ans Bett gefesselt sind, ohne zielge-
richtetes Verhalten. Im Gegensatz dazu zeigen Patienten im
Zustand minimalen Bewusstseins ( minimal conscious state,
248
248 Book Title
Bewusstsein
Aber bevor wir das tun, müssen wir eine drängende ethi-
sche Frage beantworten. Mit welchem Recht unterwerfen
Menschen andere Arten ihren Wünschen? Das ist natürlich
ein komplexes Thema. Der langen Rede kurzer Sinn ist je-
doch, dass die einzig mögliche Rechtfertigung die Verrin-
gerung von vermeidbarem Leid bei Geschöpfen ist, deren
Neigung zur Introspektion sie besonders anfällig für solches
Leiden macht, kurzum: bei Menschen.
Ich habe eine Hündin getroffen, deren Hinterbeine bei
einem Unfall mit Fahrerflucht zerschmettert wurden. Der
Tierarzt baute ihr eine Art Gestell, so dass sie sich auf zwei
Beinen und zwei Rädern fortbewegen konnte. Sie war stän-
dig in Bewegung, ständig aktiv, einer der glücklichsten
Hunde, die ich jemals kennengelernt habe, sich ihrer Be-
hinderung offenbar überhaupt nicht bewusst. Mir kamen
die Tränen, wenn ich sie nur ansah. Sie verfügt nicht über
den kognitiven Apparat, um darüber nachzugrübeln, was
sein könnte, wie sie herumlaufen würde, wenn sie an jenem
Tag nicht von dem Auto angefahren worden wäre. Sie lebt
in der Gegenwart. Wir Menschen sind hingegen mit einem
präfrontalen Cortex „gesegnet“, der uns erlaubt, uns in ver-
schiedene Zukunftsvarianten zu versetzen, uns alternative
Leben vorzustellen, das, was hätte sein können. Und das
macht eine ähnliche menschliche Behinderung – denken
Sie einen Kriegsheimkehrer, der eine oder mehrere Extre-
mitäten bei einem Bombenanschlag verloren hat – so viel
schwerer zu ertragen.
Die Linderung menschlichen Leids ist die einzige ak-
zeptable ethische Rechtfertigung für invasive Tierversuche.
Eine meiner Töchter ist am plötzlichen Kindstod gestor-
9 Auf zu neuen Horizonten 251
man ein Bild in das Auge einer Maus blitzt. Sie wandert
den Sehnerv hinauf zum primären visuellen Cortex, hinü-
ber zum Motorcortex und anschließend hinab zu den Mo-
toneuronen, die Auge, Hand oder ein anderes Körperteil
innervieren. In Kapitel 4 habe ich Francis’ und meine Ver-
mutung skizziert, dass eine einzige derartige Spikewelle
innerhalb einiger Millisekunden eine einfache Verhaltens-
weise, beispielsweise das Drücken eines Hebels, auslösen
kann, ohne jedoch eine bewusste Empfindung zu schaffen.
In Kapitel 6 werden viele solcher Zombieaktionen beschrie-
ben, die wir alle den ganzen Tag durchführen. Wir stellten
die These auf, Bewusstsein entstehe, sobald cortico-corti-
cale oder cortico-thalamische Feedbackbahnen ins Spiel
kommen und eine zurückstrahlende Aktivität etablieren,
die sich in einer Koalition von stark synchron feuernden
Neuronen manifestiert, was in gewisser Weise an die Idee
einer stehenden Welle in der Physik erinnert. Wenn neuro-
nale Aktivität vom übergeordneten visuellen Cortex in
untergeordnete Regionen wandert oder vom vorderen zum
hinteren Hirnpol, wächst die integrierte Information, die
von dieser Neuronenkoalition repräsentiert wird, rasch an
und ruft eine bewusste Empfindung oder einen Gedanken
hervor.
Solche Hypothesen lassen sich heute an entsprechend
gentechnisch modifizierten Mäusen testen: Man trainiert
sie auf irgendein visuelles Diskriminierungsverhalten und
schaltet dann zeitweilig die Bahnen ab, die für die Rück-
kopplung von höheren zu niedrigeren corticalen Regionen
sorgen. Wenn Francis und ich recht haben, sollten ange-
borene, stereotype oder häufig geübte visuo-motorische
262
262 Book Title
Bewusstsein
Wenn ich die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das von
der vorhergehenden und darauffolgenden Ewigkeit aufgesogen
wird, und den kleinen Raum, den ich ausfülle und den ich
noch dazu von der unendlichen Unermesslichkeit der Räu-
me verschlungen sehe, die ich nicht kenne und die mich nicht
kennen, so gerate ich in Schrecken und erstaune, mich eher
hier als dort zu sehen, denn es gibt keinen Grund, warum
es eher hier als dort ist, warum jetzt und nicht vielmehr frü-
her. Wer hat mich dorthin gebracht? Durch wessen Gebot und
Führung sind dieser Ort und diese Zeit mir bestimmt worden?
Wenn ich Gott auf diese Weise erlebt hätte, wenn ich
den brennenden Dornbusch gesehen und eine Manifesta-
tion des Mysterium tremendum verspürt hätte, würde ich
diese Zeilen nicht schreiben. Ich würde nicht auf unzuläng-
liche Logik zurückgreifen müssen, um Dinge zu ergründen.
Ich wäre mir absolut sicher!
Weil ich nur auf Vernunft und Logik zurückgreifen
kann, gebe ich meiner Skepsis nach, wenn ich die onto-
logische (aber nicht die psychologische) Validität solcher
lebensverändernden Erfahrungen betrachte. Als Ehemann,
Vater, Sohn, Bruder, Freund, Liebhaber, Kollege, Wissen-
schaftler, Bürger und begeisterter Leser von geschichtlichen
Werken bin ich immer wieder erstaunt, wie leicht es sehr
gebildeten und intelligenten Menschen fällt, sich selbst zu
täuschen. Sie und ich sind überzeugt, dass unsere Motive
nobel sind, dass wir gescheiter sind als die meisten, dass das
andere Geschlecht uns attraktiv findet.
Niemand ist gefeit vor Selbsttäuschung und Selbstbe-
trug. Wir alle verfügen über komplexe, unbewusste Ver-
teidigungsmechanismen, die uns erlauben, an Überzeu-
gungen festzuhalten, die uns lieb und wert sind, obwohl
die Fakten dagegen sprechen. Der 11. September, das Irak-
Debakel und der Lehman-Brothers-Bankrott zeigen ein-
dringlich, dass die „Elite“ genauso unter diesem Versagen
des gesunden Menschenverstands leidet wie alle übrigen.
Ein Caltech-Kollege, Richard Feynman, meinte dazu: „Das
wichtigste Prinzip ist, sich nicht selbst zum Narren zu hal-
ten, und Sie sind diejenige Person, die sich am leichtesten
zum Narren halten lässt.“ Unsere pathologische Neigung,
jedes Ereignis so zu interpretieren, wie es uns am besten in
den Kram passt, ist genau der Grund, warum Doppelblind-
284
284 Book Title
Bewusstsein
Farbe bekennen
Meine Geschichte ist nun zu Ende Ich bin optimistisch,
dass die Wissenschaft in der Lage ist, das Körper-Geist-Pro-
blem vollständig aufzuklären. Um es ähnlich wie Paulus in
seinem ersten Brief an die Korinther zu formulieren: „Wir
sehen jetzt durch ein Labor ein dunkles Bild; dann aber von
Angesicht zu Angesicht.“
Ich glaube daran, dass irgendein tiefes und organisieren-
des Prinzip das Universum schuf und zu einem Zweck in
Gang setzte, den ich nicht begreifen kann. Ich wuchs auf
in einer Umgebung, in der man dieses Prinzip Gott nann-
te. Es steht Spinozas Gott viel näher als dem Gott der Mi-
chelangelo-Gemälde. Der Mystiker Angelus Silesius, ein
Zeitgenosse Descartes’, beschrieb die paradoxe Natur dieses
sich selbst begründenden Ersten Bewegers so: „Gott ist ein
lauter Nichts, ihn rührt kein Nun noch Hier.“
Die erste Sternengeneration musste in spektakulären Su-
pernovae sterben, um die schwereren Elemente entstehen
zu lassen, die für den zweiten Akt der Schöpfung notwendig
waren – den Aufstieg sich selbst replizierender Behälter für
chemische Substanzen auf einen Felsenplaneten, der einen
jungen Stern in genau der richtigen Entfernung umkreiste.
Die wetteifernden Drücke der natürlichen Selektion lösten
296
296 Book Title
Bewusstsein
Kapitel 1
Die kurze Biographie von Francis Crick von Ridley (2006)
charakterisiert Francis sehr treffend. Der Band von Olby
(2009) ist umfangreicher und stellt auch Francis’ wissen-
schaftliche Leistungen dar. Olbys vorletztes Kapitel berich-
tet über Francis’ und meine Zusammenarbeit.
Zu Ursprung und Bedeutung des Begriffs „das schwieri-
ge Problem“ ( Hard Problem) siehe Chalmers (1996).
Kapitel 2
Koch und Segev (2000) fassen die Biophysik einzelner
Neurone zusammen.
Mann und Paulsen (2010) beschreiben die Effekte, die
das lokale Feldpotenzial, erzeugt von Zehntausenden von
Neuronen, auf das Feuern dieser Nervenzellen hat. Die
Experimente von Anastassiou und Perin (Anastassiou et al.
2011) zeigen unmittelbar, wie sich das Feuern von Neuro-
nen durch schwache äußere elektrische Felder synchroni-
sieren lässt.
Auch die Wirtschaft folgt nicht den Gesetzen der Ener-
gieerhaltung: Eine Gesellschaft ist an einem Tag womög-
lich Milliarden von Dollar wert, am Folgetag aber nur noch
Millionen, obwohl sich im Grunde nichts geändert hat:
Dieselben Menschen arbeiten in denselben Gebäuden mit
derselben Infrastruktur. Wo ist das Geld geblieben? Nun,
der Glaube des Marktes an die Zukunft der Gesellschaft,
seine Erwartung, hat sich plötzlich in Luft aufgelöst, und
Anmerkungen 301
301
Kapitel 3
Obwohl schon einige Jahre alt, ist Francis’ kurze Einfüh-
rung in das Thema Bewusstsein und seine biologische
Grundlage immer noch meisterhaft (Crick 1995) .
Die Synthese eines biologischen Organismus durch
Craig Venter wird von Gibson et al. beschrieben (2010).
Das Tyndall-Zitat entnahm ich seiner Präsidentschafts-
rede vor der mathematischen und physikalischen Sektion
der British Association for the Advancement of Science
aus dem Jahr 1868 mit dem Titel „Scientific Materialism“
(Tyndall 1901).
Das Tannhäuser-Tor-Zitat stammt natürlich aus der
Schlussszene des Films Der Blade Runner (Regie: Ridley
Scott), dem besten Science-Fiction-Film aller Zeiten. Als
Vorlage diente das einige Zeilen zuvor erwähnte Buch Do
Androids Dream of Electric Sheep? (deutsch: Träumen Andro-
iden von elektrischen Schafen?) von Philip K. Dick. Dieser
bemerkenswerte Roman aus dem Jahr 1968 nimmt den
„Uncanny-Valley-Effekt“ (wörtlich „unheimliches Tal“)
vorweg, die psychologische Beobachtung, dass ein Roboter
oder eine Computeranimation mit menschlicher Gestalt,
die fast, aber nicht ganz perfekt ist, unseren Widerwillen
erregt.
Das Huxley-Zitat entstammt einer bemerkenswerten
Rede, die er 1884 vor der British Association for the Ad-
vancement of Science hielt (also derselben Gesellschaft wie
302
302 Book Title
Bewusstsein
Kapitel 4
Unsere Gedanken über die neuronalen Korrelate des Be-
wusstseins haben sich im Lauf der Zeit weiterentwickelt
(Crick und Koch 1990, 1995, 1998, 2003). Der Philosoph
David Chalmers hat die metaphysischen und konzeptuel-
Anmerkungen 303
303
Kapitel 5
Gallant et al. (2000) beschreiben den Patienten A. R.
Das neueste Buch meines Lieblingsneurologen, Oliver
Sacks (2011), enthält anschauliche Beschreibungen von
Anmerkungen 305
305
Kapitel 6
Über das Unbewusste wird weiterhin sehr viel Unsinniges
behauptet. Solide, empirische Studien des Nicht-Bewussten
unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen erleben jedoch
eine Renaissance. Hassin et al. (2006) bieten eine ausführli-
che Abhandlung über einige der besten post-freudianischen
Studien, während sich Berlin (2011) auf das konzentriert,
was über die Neurobiologie des Unbewussten bekannt ist
und was nicht.
Jeannerods Forschung ist in seinem Buch von 1997 be-
schrieben.
Mechanismen zur Leugnung des Todes als mögliche evo-
lutionäre Triebkräfte werden in Varkis Brief (2009) disku-
tiert.
Experimente, die zeigen, dass unsere Augen feinere De-
tails auflösen, als wir bewusst erkennen können, sind von
Bridgeman et al. (1979) sowie von Goodale et al. (1986)
durchgeführt worden.
Logan und Crump (2009) zeigen, dass die Hand des Tip-
penden Dinge weiß, die das Gehirn des Tippenden nicht
weiß. Über die Theorie von den zwei visuellen Strömen,
dem der bewussten Wahrnehmung und dem der unbewuss-
ten visuomotorischen Handlung, geben Goodale und Mil-
ner (2004) einen Überblick.
Der MIT-Historiker John Dower (2010) hat die struk-
turellen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Pearl
Harbor und dem 11. September zusammen mit anderen
gravierenden institutionellen Fehleinschätzungen ausführ-
lich analysiert.
Anmerkungen 307
307
Kapitel 7
Die Überlegungen über die Physik des freien Willens wur-
den durch meine Lektüre von Sompolinksy (2005) beein-
flusst.
Sussman und Wisdom (1988) haben nachgewiesen, dass
Plutos Orbit chaotisch ist.
Das Ausmaß, in dem Taufliegen echtes Zufallsverhalten
zeigen, wurde von Maye et al. (2007) untersucht.
Turner (1999) verknüpft Quantenfluktuationen im frü-
hen Universum mit der heutigen Verteilung von Galaxien
am Himmel. Der Physiker Jordan (1938) stellte die – in
manchen Ecken – noch immer populäre Theorie der Quan-
tenverstärkung auf, in der er die Elementarteilchenphysik
mit dem freien Willen verknüpft. Koch und Hepp (2011)
diskutieren die mögliche Relevanz der Quantenmechanik
für das Gehirn. Collini et al. (2010) liefern überzeugende
Belege für elektronische Kohärenz bei photosynthetischen
Proteinen bei Raumtemperatur.
Der ursprüngliche Artikel über Gehirnaktivität, die dem
Gefühl, die Handlung willentlich ausgelöst zu haben, vor-
ausgeht, stammt von Libet et al. (1983). Eine Brain-Ima-
ging-Variante des ursprünglichen Experiments, die von
308
308 Book Title
Bewusstsein
Kapitel 8
Baars’ (2002) Buch beschreibt sein Bewusstseinsmodell des
globalen Arbeitsraums. Dehaene und Changeux (2011) ge-
ben einen Überblick über Imaging-Studien und physiolo-
Anmerkungen 309
309
Kapitel 9
Die Kombination von TMS und EEG, mit der sich der Zu-
sammenbruch des bewussten Geistes im Schlaf registrieren
lässt, ist in Massimini et al. (2005) beschrieben. Die Aus-
weitung dieser Technik auf Wachkoma und den Zustand
minimalen Bewusstseins findet sich bei Rosanova et al.
(2012).
Neuroanatomen wissen noch immer nicht, ob der größte
Säuger, der Blauwal, mit seinem vier Kilogramm schweren
Gehirn mehr Neurone aufweist als der Mensch. Ein größe-
res Gehirn bedeutet nicht unbedingt mehr Neurone; es wäre
jedoch ein ziemlicher Schock, wenn Waltiere und Elefanten
mehr Hirnzellen als Menschen hätten. Eine ausführliche
Anmerkungen 311
311
Kapitel 10
Mein peinliches Interview ist in Blackmore (2006) zu fin-
den.
312
312 Book Title
Bewusstsein
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Sachverzeichnis
P Q
Panpsychismus 236–238, 240 Qualia 45–48, 52, 191
Pascal, B. 265, 282 Qualia-Raum 232f
Penrose, R. 182 Quantenmechanik 175, 179,
Perzept 70, 71, 202 182
330 Bewusstsein
superior-temporales polysensor- U
isches Areal (STP) 73 Ullman, S. 32
Synapse 26f, 185, 210 Unbewusstes 133, 135, 156,
231
T unbewusstes Handeln 50
Täuschung 192 Universum 12, 20, 171, 174f,
Teilhard de Chardin, P. 13, 177, 275f, 295f
238f, 296 als Uhrwerk 169, 171
Tetraplegiker 72 Expansion 278
Thalamus 57, 129 Unschärferelation 175f
Thales von Milet 237 Unterbewusstsein 106
Theismus 280 Urknall 39, 275
Theorie der integrierten Infor-
mation 11, 223–225, V
227f, 231f, 236, 239f Venter, C. 40
Theorie des Bewusstseins 216f, Verschränkung (Quanten) 182f
219, 240 Verteidigungsmechanis-
Theorie unbewusster Gedank- men 133
en 154f visual word form area
thermische Bewegung 174 (VWFA) 86
Tierzucht 285 visuelle Agnosie 143
Tippen 141f visuelle Verarbei-
Tononi, G. 11, 222, 224f, tungsströme 144
239, 246, 248 Vorurteile 148
Toxoplasma gondii 194f unbewusste 149, 153
Toxoplasmose 195
transkranielle magnetische W
Stimulation (TMS) 246 Wachkoma 124f, 127, 247f
Träume 76 Wahlblindheit 153
Tsuchiya, N. 78 Was-Bahn 144
Tyndall, J. 41 Watson, J. 8
Übergeist 13 Web 236
332 Bewusstsein