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www.fairunterwegs.org
Bachelorarbeit
Vorgelegt von
Nina Sahdeva
Wilhelm His-Str. 7,
4056 Basel
Mai 2016
Zusammenfassung
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung ................................................................................................... 2
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................... 3
Theorieteil ............................................................................................................... 5
Einführung .............................................................................................................................................................. 5
Methode ................................................................................................................................................................... 9
Literaturrecherche ............................................................................................................................................. 9
Anhang 2: Google Analytics Jahresübersicht Alters-‐ und Geschlechterverteilung ... 62
Anhang
3:
Google
Analytics
Jahresübersicht
Zielgruppen
und
Interessen
...............
63
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 5
Theorieteil
Einführung
Rund ein Drittel der Bevölkerung legt Wert auf eine mensch- und
S. 5). Das ist auch das Verdienst von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die in
Ausbeutung von Kindern oder die Klimawirkung in der Öffentlichkeit als Themen lanciert
haben. Noch setzt aber nur ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung ihre
Werthaltung auch in Taten um. Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht, ob und wie die
Urlaub und Freizeit sind ein zentraler Faktor, damit der Tourismus zu einer nachhaltigen
Entwicklung beitragen kann, wie es die Vereinten Nationen in der "Agenda 2030"
vorgesehen haben.
UNWTO (2015b), eine Fachorganisation der Vereinten Nationen, leistet ein nachhaltiger
Tourismus einen Beitrag für die Erreichung aller Ziele, insbesondere aber für Ziel 8,
Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern (United Nations, 2015, S.
21)". Die UNWTO weist darauf hin, der Tourismus sei ein Motor des globalen
Wirtschaftswachstums und biete einen von elf Jobs weltweit. Indem die Branche Zugang
Jugendliche, vom Erlernen von Fertigkeiten und von beruflicher Entwicklung profitieren
(World Tourism Organization, 2015a). Zum Ziel Nr. 12, "die Förderung nachhaltiger
Der Glaube der UNWTO, das ungebremste Wachstum der Tourismusbranche sei
nicht nur kein Hindernis, sondern sogar positiver Faktor einer nachhaltigen Entwicklung,
steht auf dünnem Eis. Zwar kann sich nur schätzungsweise sechs Prozent der
Weltbevölkerung eine Flugreise leisten (Farrier, 2013), trotzdem ist der globale Tourismus
von 1950 bis 2010 krisenbereinigt jährlich um vier Prozent gestiegen. Die Anzahl
internationaler Ankünfte hat 2014 die Schallgrenze von einer Milliarde erreicht.
(International Civil Aviation Organization, 2015). Nach Vorhersagen der UNWTO soll die
Zahl internationaler Ankünfte bis 2030 auf 1.8 Milliarden Ankünfte ansteigen (World
Tourism Organization, 2015). Gössling und Peeters (2015) haben die damit verbundenen
Umweltkosten berechnet. Ihr Befund: Mit einem solchen Wachstum geht ein
Seit vielen Jahren richten sich die Appelle tourismuskritischer NGOs nicht nur an
sind dies die Arbeitsstelle Tourismus Watch/Brot für die Welt in Berlin, die Fachstelle
Reiseveranstalter wie das Forum anders reisen in Deutschland ihrer Kundschaft Tipps, wie
zur Förderung nachhaltigen Verhaltens (z.B. Osbaldiston & Schott, 2011), dass
Pädagogik ist eine mögliche Antwort auf dieses Problem: Sie spielt im Brundtland
Report 1987, in der Agenda 21 und neu in der Agenda 2030 eine wichtige Rolle: Die
und Konsummuster fördern. 2005-2014 löste die von der UNO deklarierte Dekade Bildung
2013, S. 31). Allerdings ortet Michelsen einen Mangel an Forschung zur BNE gerade im
Anwendungsfach der geeignete Ort, ein theoretisches und didaktisches Gerüst für eine auf
Empirische Befunde belegen, dass die Wirkung von Interventionen mit dem
Ausmass ihrer theoretischen Fundierung steigt (Wantland, Portillo, Holzemer, Slaughter &
Grundlage müsste klären, was mit einem nachhaltigen Urlaubs- und Freizeitverhalten
gemeint ist, woran es erkennbar ist, welche Faktoren es fördern oder hemmen und wie eine
mit NGO-Mitteln betriebene Website oder ein Webportal die förderlichen Faktoren am
Wege, wie NGOs die verhaltensmodifizierende Wirkung ihrer Websites steigern können.
2003, S. 18). Zu deren Grundfragen gehören die Ausgangslage, die Ziele und die Mittel
und Wege (Preiser & Dresel, 2003, S. 25). Diesem Dreischritt folgt der Theorieteil dieser
Arbeit. Nach Darlegung der Methode wird die Aufgabe der pädagogischen Begleitung von
verortet. In einem zweiten Schritt wird das Zielverhalten definiert. Im dritten Schritt
werden Wirkfaktoren und –modelle gesucht, die für die Webkommunikation einer NGO
nutzbar sind. Im praktischen Teil soll eine skizzenhafte formative Evaluation des Online-
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 9
Empfehlungen für die Nutzung von NGO-Websites zur Verhaltensmodifikation und BNE
Professor Baeriswyl gebührt Dank für die motivierende Begleitung, Christine Plüss,
Maurice Ndotoni, Bindu Sahdeva, Beatrice Gschwend und Uta Nikolai für Lektüre und
Feedbacks, Katja Erny und Grischa Schwank für die Blitzeinführung in Google Analytics
und Werner Krammel für die grosse Hilfe bei der formalen Bereinigung.
Methode
Literaturrecherche
und Verhalten, Suffizienz, Nachhaltigkeit und Konsum; Recycling, Mobilität, Urlaubs- und
je auf Deutsch und Englisch gesucht. Danach wurde in den Literaturverzeichnissen der
Arbeiten und empirisch abgestützte Modelle, die komplexe Verhaltensmuster erklären und
auf Websites realisierbare Ansätze liefern. Ausgeschlossen wurden Arbeiten mit Modellen
ausschliesslich für einfache Verhaltensweisen (z.B. Recycling), oder deren Umsetzung die
Fallstudie
Für die formative Evaluation dienten Informationen der Website, Jahresberichte des
Website-Betreibers und von Google Analytics erhobene Daten. Die Analyse folgte
einerseits den Evaluationsschritten nach Wild und Möller (2015, S. 332f), andererseits den
Falsifiziert wäre die Hypothese durch den Beweis, dass es keine geeigneten
theoretischen Modelle der Psychologie zur Erklärung der Modifikation von Urlaubs- und
Freizeitverhalten gibt oder diese sich nicht mit den Grundlagen von Pädagogik und
Webkommunikation verbinden lassen oder diese Grundlagen nicht für die NGO-Websites
lückenlos zu belegen, kann die Hypothese nur verifiziert, nicht aber falsifiziert werden –
wie dies für existenzielle Hypothesen generell gilt (Huber, 2009, S. 54).
Ausgangslage
konstruieren Lernende ihre mentalen Repräsentationen aktiv, in dem sie tätig in die
Umwelt hineinwirken und von dieser beeinflusst werden. Dabei konstruieren sie ihr
lernen sozial eingebunden und situativ. Was sie in einem Kontext lernen, können sie also
nur begrenzt auf andere Kontexte übertragen. Sie steuern den Prozess selbst durch
Grolnick & Deci, 1998), denen eine grössere Stabilität prognostiziert wird (Pelletier &
Urlaub erhoben. Dabei zeigte sich: Das Interesse an Nachhaltigkeit im Tourismus ist in der
Mitte der Gesellschaft angekommen: 42 Prozent der Befragten konnten sich mit der
Urlaub soll möglichst sozialverträglich sein (d.h. faire Arbeitsbedingungen fürs Personal
Reisen e.V., 2014, S. 5). Rund 28 Prozent der Befragten sind sowohl an ökologischer wie
an sozialer Nachhaltigkeit interessiert. Sie stammen aus allen sozialen Gruppen, wobei der
Anteil der gebildeten Bevölkerungsschicht mit guten Jobs und Einkommen über- und der
(Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V., 2014, S. VI). Damit der Tourismus
nachhaltig wird, sehen 65 Prozent der Befragten sich selbst in der Pflicht, 57 Prozent
erwarten entsprechende Angebote von der Tourismusindustrie und nur 41 Prozent erwarten
Das in der FUR-Studie als "hartes" Potenzial bezeichnete Segment der an sozialer
Lifestyle of Health and Sustainability. Diese zeichnet sich aus durch unterschiedliche,
keineswegs von Verzicht geprägte Lebensstile und ist getragen von gemeinsamen Werten
und Erde und ein Verständnis des Konsums als Mittel zur Gestaltung des Marktgeschehens
stellen die FUR-Forschenden fest (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V., 2014,
S. VII). Die Gründe sind vielfältig: Bei der Vorbereitung müssten sich Reisende eine
Vorstellung der Sozial- und Umweltwirkungen ihres Urlaubswunsches machen. Doch ein
grosser Teil der Befragten hat keine klare Vorstellung, was mit Nachhaltigkeit gemeint ist.
43 Prozent nennen die fehlende Information und 49 Prozent die für den Urlaubswunsch
fehlenden nachhaltigen Angebote als Hindernisse. Zudem vermissen 42 Prozent bei den
Beratung durch die Profis im Reisebüro (20 %). Der überwiegende Teil der Urlaubenden
bucht im Internet und versucht sich dort im Dickicht der Anbieter und Informationen
zurechtzufinden (78 % in Deutschland, ebenso viele in der Schweiz (Maksim & Muralti,
2015, S. 3)).
Die grösste Inkonsistenz zeigt sich zwischen Einstellung und Verhalten bei der
Wahl der Verkehrsmittel: Flieger und Auto werden bevorzugt (Maksim & Muralti, 2015,
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 13
S. 2), denn die Anreise per Bus/Bahn/Schiff würde mehr Zeit beanspruchen. Ein Dilemma
zeigt sich zudem bei der Wahl der Destination: Fernreisen belasten das Klima sehr, bringen
aber Devisen und Arbeitsplätze in Länder, die zum Teil über wenig alternative
Wirtschaftszweige verfügen (Rein & Strasdas, 2015, S. 184). Am meisten Akzeptanz für
nachhaltige Verhaltensoptionen äusserten die von FUR Befragten bei Items wie "Tiere und
Pflanzen erleben, ohne der Natur zu schaden", "Sitten und Gebräuche der Bevölkerung
die Bereitschaft, sich im Urlaub nachhaltig zu verhalten mit der Bereitschaft, für
verbunden waren (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V., 2014, S. VIII). Das
entspricht der High Cost/Low Cost-Hypothese, die besagt, dass Umweltbewusstsein sich
Nachhaltige Entwicklung
Eine breit akzeptierte Definition von nachhaltiger Entwicklung wurde 1987 von der
Weltkommission für Umwelt und Entwicklung unter dem Vorsitz von Gro Harlem
Brundtland in ihrem Bericht "Our Common Future" als normatives Leitziel (Künzli &
Bertschy, 2006, S. 10) festgehalten. Nachhaltig ist demnach eine Entwicklung, "die die
ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können" (Hauff, 1987, S. 46). Das Ziel dieser
Entwicklung ist, dass die Menschen heute und in Zukunft ihre (Grund)bedürfnisse und
ihren Wunsch nach einem guten Leben befriedigen können (Di Giulio, 2004, S. 308).
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 14
Der Brundtland-Bericht wurde intensiv rezipiert und diente als Grundlage für die
Nations, 2015). Oberziel der Vision unter den Stichworten "People, Planet, Prosperity,
Peace, Partnership" ist die Bedürfnisbefriedigung und das gute Leben aller Menschen.
Erreicht werden soll dies durch eine dank Friedensförderung und globaler Partnerschaft
Regenerationsfähigkeit des Planeten abgestimmt und die Rechte der Menschen geachtet
werden. Das bedingt einen grundlegenden Wandel der Konsum- und Produktionsmuster.
Die Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster ist als Ziel 12 in der Agenda
Ziel
Bereits an der Rio-Konferenz von 1992 hatten sich die Vereinten Nationen
Dienstleistungen sollen zur Befriedigung von Grundbedürfnissen und für eine bessere
Emissionen und die Nutzung toxischer Materialien über den Lebenszyklus einer
Dienstleistung oder eines Produkts minimiert werden, um die Bedürfnisse der künftigen
befriedigt die heutigen Bedürfnisse der Touristen und Gastregionen, während sie die
Zukunftschancen wahrt und erhöht. Sie soll zu einem Management aller Ressourcen
führen, das wirtschaftliche, soziale und ästhetische Erfordernisse erfüllen kann und
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Deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den Versuch, ein
erklärt den Zusammenhang zwischen Konsum und Nachhaltigkeit auf der Grundlage von
Bedürfniskonzepten und Konzepten des Guten Lebens. Jeder Akt des Konsums, also auch
die Buchung einer Urlaubsreise, ist kein Selbstzweck, sondern dient zu etwas – etwa bei
der Peergruppe anzukommen, erholt zu sein oder dem Selbstbild der Weltläufigkeit zu
entsprechen (Di Giulio, Fischer, Schäfer & Blättel-Mink, 2014, S. 50). Diese Bedürfnisse
gelte es anstelle der konsumierten Güter und Dienstleistungen ins Zentrum der Reflexionen
zu stellen. Würden allerdings schon nur 400 Millionen Menschen ihre Bedürfnisse so
ausleben wie der Durchschnitt der Menschen in den OECD-Ländern, käme die Erde an
ihre systemischen Grenzen (Jernelöv & Jernelöv, 2003). Mit Blick auf die endlichen
Ressourcen können also nicht alle Bedürfnisse aller Menschen befriedigt werden. Es gilt
zwischen Grund- und zusätzlichen Bedürfnissen zu unterscheiden. Dafür ist das Konzept
Aufbauend auf der humanistischen Psychologie hat sich die Positive Psychologie
mit den Prozessen und Mechanismen befasst, die ein Gutes Leben fördern. Dabei wurde
und wird intensiv empirisch geforscht. Etwa zu Charakterstärken (Park, Peterson &
(Csikszentmihalyi, 1990), und deren Effekte auf das subjektive Wohlbefinden. Aufsehen
erregte die Positive Psychologie mit dem Befund, dass subjektives Wohlbefinden ab einem
Grundbedürfnisse sind befriedigt, der Vergleich mit dem Wohlstand anderer nicht mehr
interessant oder gar ein Stress (Hunecke, 2013, S. 28). Seligman schlug 2011 die PERMA-
Formel für ein authentisches Glück (Seligman, 2011) vor: Positive Emotions, Engagement,
(z.B. das Recht auf Meinungsäusserung), soziale und wirtschaftliche Rechte (z.B. das
Recht auf eine menschenwürdige Arbeit) sowie sogenannte Rechte der dritten Generation
(z.B. das Recht auf eine intakte Umwelt) (Eidgenössisches Departement für auswärtige
und Freizeit, Urlaubsreisen hingegen nicht. Sie zählen zu den zusätzlichen Bedürfnissen
Das SÖF-Team (Di Giulio et al., 2014) schlägt das folgende Zusammenspiel von
dienen der Befriedigung von Bedürfnissen direkt (Wasser löscht den Durst, intakte
Landschaften haben Erholungswert) und indirekt über die Produktion von Konsumgütern.
desto besser. Bei den individuellen Konstrukten des Wollens werden subjektive Wünsche
Konsumgüter zur Befriedigung von Grundbedürfnissen lässt sich besser legitimieren als
jener für subjektive Wünsche. Bei denen wiederum muss betrachtet werden, wie
authentisch oder künstlich (z.B. durch Werbung geschaffen) sie sind und wie zentral ihr
Stellenwert für das Individuum ist (Di Giulio et al., 2014, S. 54). Für das subjektive
Wohlbefinden zentral und im Sinne der Suffizienz bedeutsam ist die Wahrnehmung der
Soll das Nachhaltigkeitsmodell den Ansprüchen einer Agenda 2030 genügen, muss
allerdings der soziale Gewinn, der mit dem Verbrauch von Ressourcen einhergeht, bereits
produktionsseitig verortet werden: Die Produktion von Waren und Dienstleistungen dient
nur dann dem gleichberechtigten Zugang aller zum Guten Leben, wenn Arbeitsplätze zu
hierfür bietet der Inequality-adjusted Human Development Index (IHDI), bei dem
Environment Programme, 2015). Wird der IHDI mit psychologischen Massen des
subjektiven Wohlbefindens ergänzt, sollte eine brauchbare Abbildung der sozialen Aspekte
Das Modell von Di Giulio und ihrem Team (2014) bedeutet: Menschen können an
Ressourceninput bevorzugen,
entziehen.
rund um den Urlaub zugeordnet und mit konkreten Verhaltensweisen illustriert. Mit
Suffizienz hat ein Alltagsverhalten zu tun, dass sich auf eine immaterielle
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Engagement vermittelt Sinn. Beziehungen pflegen gibt das Gefühl von Zugehörigkeit.
Geborgenheit (Baumeister & Leary, 1995) und Achtsamkeit lassen Erreichtes besser
erleben und stärken das Gefühl der Zielerreichung. All dies ist von materiellen
im Urlaub, was im Alltag zu kurz kommt (Wort & Bild Verlag, 2015). Kompensatorische
ressourceneffizientesten Befriedigung der Bedürfnisse trägt viel zur Schonung von Klima
subjektiven Wünschen. Auf einer Velotour z.B. reicht für einen Zwischenhalt ein Zimmer
mit Dusche sowie Abendessen und Frühstück. Auf Pools, Golfplätze und Ähnliches kann
verzichtet werden. Wer nur am Strand ausspannen möchte, braucht dafür nicht nach
Thailand zu reisen, sondern findet passende Angebote näher. Die bedürfniszentrierte statt
angebotsgeleitete Planung fördert die Konsistenz (Grawe, 1998) oder auch Kongruenz
(Rogers & Koch, 1959) der Urlaubenden, indem Selbst und Ideal-Selbst bei der
Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte bereits bei der Konkretisierung der
strategische Einkaufen praktizieren viele bereits im Alltag, z.B. wenn sie Lebensmittel mit
Bio- oder Fairtrade-Zertifikaten einkaufen. Es gilt nun dieses Verhalten auf den Urlaub zu
übertragen. Prosoziales und Pro-Umwelt-Verhalten auf der Reise helfen auch, die
Wahrnehmung für die Urlaubsregion zu schärfen und sich besser auf sie einzulassen.
Nyaupane und Uysal (2013) zeigen, dass Vorurteile bei (deutschen) Reisenden nur bei
erhöhten die Vorurteile gegenüber der gastgebenden Bevölkerung. Nach der Rückkehr geht
Eine grosse Reise sollte das Fernweh der Urlaubenden möglichst lange sättigen. Teil der
Befriedigung ist auch die soziale Achtung durch Peers, weshalb es Sinn macht, andere für
die Besonderheit einer fairen und umweltschonenden Reise zu begeistern (United Nations
Konsum ist ein äusserst komplexer Vorgang. Er ist eingebettet in tägliche soziale
Interaktionen. Der Einkauf wird mit denen ausgehandelt, die mit uns wohnen. Die
Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen und Milieus machen den Kauf eines bestimmten
Produkts zum sozialen Statement und zu einem Akt zur Bestätigung der eigenen Identität.
Die Arbeitsstelle definiert möglicherweise unseren Stil oder setzt sogar Normen für das
äussere Erscheinen. Die kulturelle Einbettung gebietet uns z.B. die Einhaltung gewisser
physischen Umfelds (etwa die Einstellung der Wassermenge für eine WC-Spülung oder die
wir nur zum Teil wahrnehmen (Di Giulio et al., 2014, S. 47). Beim Urlaubs- und
Freizeitverhalten geht es zudem nicht nur um eine Zusatzhandlung (z.B. das Fair Trade-
Hotel buchen) oder eine Ersatzhandlung (z.B. das Handtuch im Hotel erst auf den Boden
werfen, wenn es gewaschen werden soll), sondern um komplexe Verhaltensmuster, die den
zur Erklärung von Pro-Umwelt-Verhalten: Die Theorie des geplanten Verhaltens und die
Norm-Aktivierungstheorie.
Die Theorie der überlegten Handlung, die später zur Theorie des geplanten
Verhaltens erweitert wurde, erklärt individuelles Verhalten mit der Haltung zu ebendiesem
Verhalten. Die Haltung hängt ab von Kognitionen, Affekten, sozialen Normen und
Verhaltensintention (Ajzen & Madden, 1986, S. 435f). Die Theorie der überlegten
Handlung konnte unter drei Bedingungen empirisch bestätigt werden (Ajzen & Madden,
entsprechen,
noch nicht, dass ich kompensiere /kompensieren will. Und wenn ich beim Surfen auf einer
NGO-Website meine Absicht stärke, nachhaltig zu handeln, aber erst in einer Woche
buche, ist diese Absicht womöglich schon verflogen. Die Nachhaltigkeitstipps und der
bleibt, reicht die Theorie der überlegten Handlung also nicht zur Erklärung von Verhalten.
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 23
Bei der Theorie des geplanten Verhaltens kommt daher er Kennwert der wahrgenommenen
Verhaltenskontrolle dazu. Es ist die subjektive Meinung, wie einfach oder schwierig die
eine Person zu haben glaubt und je weniger Hindernisse sie vorhersieht, desto grösser ist
durch das Bedürfnis motiviert, das eigene Verhalten mit den Selbsterwartungen in
Einklang zu bringen. Selbsterwartungen sind durch die persönliche Norm bestimmt. Diese
erwächst aus der Internalisierung sozialer Normen und dem Verpflichtungsgefühl, diesen
gerecht zu werden. Ob sich die persönliche Norm in Handlung übersetzt, hängt einerseits
von der Erwartung positiver oder negativer Handlungskonsequenzen ab, andererseits vom
Wissen um die Wirkung der Handlung und dem Bewusstsein der eigenen Verantwortung.
Im lokalen Restaurant einkehren werden am ehesten Urlaubende, die erstens finden, die
lokalen Restaurant werde angenehm, und sie würden – drittens – durch die
Aktivierung kann allerdings verhindert werden durch Reaktanz (ich hab jetzt keine Lust
nett zu sein) oder durch Rechtfertigungen (es ist jetzt gerade ungünstig, die anderen essen
sensibilisieren.
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 24
Schritte. Zuerst muss sich das Individuum des Problems bewusst werden und wissen, dass
könnte. Im zweiten Schritt erwacht das Gefühl der Verpflichtung zum nachhaltigen
und nicht-moralische (z.B. wirtschaftliche) Normen aktiviert. Beim dritten Schritt der
allerdings empirische Befunde von Cialdini (2003, S. 108). Mit dem Dreischritt:
auffordern wird die Norm "so sollten wir sein" angesprochen. Robert Cialdini stellte fest,
dass der umgekehrte Weg besser funktioniert: Dieser beginnt mit dem erwünschen
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Verhalten, wie es bereits gezeigt wird. So spricht er die Norm "so sind wir" an, und
Gewohnheiten setzen Normen und Intentionen ausser Kraft, weil sie Skripte
aktivieren, die eine eingeübte Handlungsabfolge abspulen lassen. Sie sind ein Grund,
warum viele Interventionen wirkungslos bleiben (Klöckner, 2005, S. 18). Die Möglichkeit,
sind wesentliche, kurz- bis langfristige Veränderungen im Leben einer Person. Bei der
Wahl der Verkehrsmittel konnten empirisch bislang der Erwerb des Führerscheins, der
Kauf eines Autos, der Wechsel der Arbeitsstelle oder ein Umzug als Lebensereignisse
ermöglichen (Klöckner, 2005, S. 18f). Ähnliche Studien stehen im Tourismus noch aus.
Denkbar sind hier Ereignisse wie eine Hochzeitsreise oder eine Reise-Auszeit.
Phasenmodelle
ersten, prädezisionalen Phase Motive und Motivation im Zentrum. In dieser Phase wägen
Reiseformen. Ist die Intention gefasst, nachhaltiger unterwegs zu sein (der Rubikon-
Moment) geht es in der postdezisionalen Phase um die Planung der Umsetzung. Tipps und
werden, sowie durch Massnahmen, welche das Monitoring und die Metakognition
unterstützen. Allgemein nützt, was die kognitive Last beim Handeln erleichtert und vor
Ablenkung schützt. In der postaktionalen Phase werden Handlung, Ergebnis und Folgen
Gedächtnis zu verankern und zu einer Ressource für die Person und ihr künftiges
(Urlaubs)verhalten zu machen.
der Veränderung eine acht- und sorglose präkognitive Phase. Die drei nächsten Phasen –
gleichen Heckhausens prä- und postdezisionalen und aktionalen Phasen. Anstelle der
Anders als Heckhausen gehen Prochaska und Norcross nicht von diskreten Phasen,
sondern von einer Komplexität der Verhaltensänderung aus. Sie ist geprägt durch Phasen,
intrapersonale Konflikte (Prochaska & Norcross, 2007, S. 524f)) ablaufen und die
spiralförmig verläuft. Rückfälle in alte Verhaltensmuster gehören dazu, nach denen die
Phasen und Prozesse erneut durchlaufen werden. Nach Prochaska und Norcross sind
emotionale Aktivierung, Neubewertung des Selbst und der Umwelt, Selbst-Befreiung und
(Maurischat & Neufang, 2006, S. 42). Möglicherweise lassen sich die vier Phasen des
Verhaltensänderung
Bamberg (Bamberg et al., 2015) hat die Verbindung von Phasen und
wirksam sind als solche mit einem starken Bezug zu den persönlichen Bedürfnissen und
Lebenssituationen der Zielpersonen (Bamberg et al, 2015, S. 7). Das kann mit dem
werden: Persönlich relevante Botschaften werden eher zentral (vertieft), weniger relevante
Craver und Scheier (2001) zur Selbstregulation von Verhalten. Demnach wird das
Verhalten über Feedbackschleifen reguliert (Abb. 5). Er geht wie das Rubikon-Modell von
vier Phasen mit je unterschiedlichen Aufgaben der Intentionsbildung aus und beginnt –
anders als Matthies (2003) und Klöckner (2005) – mit dem Norm-Aktivierungs-Modell: In
gebildet (ich fühle mich verpflichtet, etwas gegen den Klimawandel zu tun, ich bin schon
viel zu viel geflogen und schäme mich dafür, ich werde stolz sein, wenn ich zu meinem
Mobilitätsverhalten stehen kann, meine Familie und Freunde finden das auch wichtig, und
ich packe das!). In der präaktionalen Phase wird die Verhaltensintention gebildet; hier
greift die Theorie des geplanten Verhaltens (ich mache eine Fahrradtour, ich finde das gut,
meine Freunde auch, sie finden mich cool wenn ich das mache, und ich kann das). In der
auf die aus der Health Action Process Approach (HAPA) stammenden Konstrukte
Simulieren und Planen des neuen Verhaltens. Barrieren werden antizipiert und Strategien
nach einem Rückfall wieder auf Kurs zu kommen (recovery self efficacy) den Faktor, von
Die Konstrukte des Modells wurden 30 Mal an 90 Personen getestet. Dabei konnte die
Abfolge der Phasen bestätigt werden, wobei die Personen sich auch zwischen zwei Phasen
Osbaldiston und Schott (2011) haben die Effektivität der folgenden zehn häufigen
1) Handlungsschwellen abbauen,
2) Erinnerungshinweise,
4) Instruktionen (Tipps),
5) Feedback,
6) Belohnungen/Anreize,
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7) soziale Vorbilder,
grösseren (z.B. spenden), oder "Door-in-the-Foot-Strategien", bei denen erst ein grosser
9) Selbstverpflichtung,
10) Zielsetzung.
kognitive Dissonanz und Argumente. Interessanterweise ist die Zielsetzung allein relativ
Sowohl Matthies (2003) wie Klöckner (2005) oder Bamberg und Team (2015)
Modell ist dabei die Matrix, der rote Faden, um die Interventionsformen zu kombinieren.
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Bamberg und sein Team (Bamberg et al., 2016, S. 17) sind dabei, ein
entwickeln. Es soll in Bielefeld klimaschonendere Lebensstile fördern und basiert auf dem
Relevanz für die Nutzerinnen und Nutzer maximiert: Name und Logo stellen den
kommunalen Bezug her. Wer sich registriert, erhält bevorzugte Zugänge. Aus sechs
Fotoporträts wird eine persönliche Begleitung gewählt, welche die Inhalte in Ich-Form
Heizung, Stromverbrauch, Mobilität) wird selbst definiert. Es wird angegeben, welche von
vier Aussagen der eigenen Haltung am ehesten entspricht. So werden die Nutzerinnen und
Nutzer auf die passenden Phasen eingeteilt (Bamberg et al., 2015, S. 17f). Für jede Phase
wird ein spezifisches Modul ausgearbeitet. Zudem ergänzen Bamberg und sein Team das
System mit einer Handy-App. Wer sie anwendet, kann sein Verhalten protokollieren und
als Feedback Klimapunkte erhalten, sich spielerisch auf verschiedene Ebenen der
Matthies, Klöckner und Bamberg nennen als zentralen Faktor für das Gelingen
und zur Nutzung der Interventionsangebote zu bewegen. Wichtig dafür sind unter anderem
Diese Faktoren sind mitbestimmt durch die Bedingungen, unter denen eine NGO arbeitet.
Die meisten tourismuskritischen NGOs verfügen nicht über die Mittel, um mit der
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um das Zielpublikum zu gewinnen und zu halten, ist daher die Relevanz der Inhalte
(Kielholz, 2008, S. 81). Wolfgang Klafki (1997) hat im Rahmen der didaktischen Analyse
zusammengestellt, die zur Orientierung für eine formative Evaluation dienen können.
Entstehungszusammenhang
Im Oktober 2006 ging das Internetportal fairunterwegs.org online. Betreiber ist der
arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte), eine 1977 gegründete Schweizer Fachstelle
mit Sitz in Basel. Sein oberstes Ziel ist die Solidarität mit benachteiligten
2016). akte will hierfür über Wirkungen des Tourismus informieren und sensibilisieren,
& Entwicklung, 2016). fairunterwegs.org ist das wichtigste Instrument von akte zur
nach einer Neugestaltung im März 2015 frisch lanciert. akte möchte nach einem
Die Autorin ist seit 2006 bei akte als Beauftragte für Bildung und
Inhalt des Infoportals bei. Die Beurteilung des Beitrags von fairunterwegs.org zu einem
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nachhaltigeren Urlaubs- und Freizeitverhalten ist also eine von innen. Sie dient als
Der Betreiber (akte) möchte die "Usability", also die "Gebrauchstauglichkeit" von
fairunterwegs.org testen und wissen, ob mit dem neuen Webportal das Zielpublikum
erreicht und dessen Verhalten modifiziert werden kann. Die Autorin will dazu
Evaluation folgt den von Wild und Möller (2015, S. 332f) vorgeschlagenen Schritten
Begründungszusammenhang
übertragen auf die Analyse des vermittelnden Mediums Internetportal – drei Teilanalysen:
(1) Die Bedingungsanalyse, (2) die Sachanalyse und (3) die Begründungsanalyse (Berner,
Bedingungsanalyse
User haben, ob sie alleine oder mit anderen leben, wie und wie oft sie Reisen oder wie sie
Freizeit- und Urlaubsgestaltung sind, inwiefern sie diese Vorstellungen umsetzen und was
sie von fairunterwegs.org erwarten. Weitere Angaben könnten dazu dienen, eine
Schliessung
Unterhaltungssuchenden.
Angaben (Anhang 1): 103'892 Nutzerinnen und Nutzer, (im Folgenden User genannt)
riefen in 122'278 Sitzungen 232'213 Seiten auf (m = 1.9 Seiten/Sitzung). Gut 60 Prozent
der User stammten aus Deutschland, 25 Prozent aus der Schweiz, 10 Prozent aus
Österreich und 5 Prozent aus anderen Ländern. Etwas mehr Frauen (58 %) als Männer (42
%) besuchten fairunterwegs.org. Die User ab 18 Jahren bis über 65 Jahren verteilten sich
Gemäss Google Analytics (2016, Anhang 3) hat fairunterwegs.org bei den Usern
würden.
Vermittelnden, deren Wissen, Interessen und Voraussetzungen. Hier müssten nebst den
überprüft werden, ob sie der Ergänzung bedürfen. Im Hinblick auf die Erkenntnisse der
Zum dritten werden inhaltliche Vorgaben, Strategien und das Medium geklärt:
fairunterwegs.org ist Mittel zum Engagement für "eine faire Reisekultur, die Reisende zu
einer neuen Lebensqualität inspiriert, dabei knappe Ressourcen schont und der
& Entwicklung, 2015). Die selbst angegebenen Interventionsformen zur Erreichung dieser
Film- und Lesetipps zur Vorfreude, Einstimmung und Auszeit im Alltag" (Arbeitskreis
und Testimonials. Die Meldungen und Dossiers dienen am ehesten der Vermittlung von
Wissen um Systeme und ihre Zusammenhänge. Bei den Kommentaren werden Werte zu
ebenso bei den Interviews und Testimonials ("Stimmen"). Der Perspektivenwechsel steht
NGO-FÖRDERUNG NACHHALTIGEN URLAUBSVERHALTENS 36
auch im Vordergrund bei den Buch-, Film- und Veranstaltungshinweisen. Die Tipps und
ehesten mit der Theorie des geplanten Verhaltens begründen (Klöckner, 2005, S. 17).
Die Website als Medium der Vermittlung hat drei Seitenebenen (Oberste Rubrik,
gestellten aktuellen Meldungen, welche ältere Meldungen ins Archiv verdrängen. Sie
erscheinen auf den Seiten entweder als Bilder mit Titel, Anriss und Link zum Weiterlesen
oder als Liste von Titeln mit Anriss und Link. Pro Jahr werden zehn Newsletter an rund
3'000 Abonnierte verschickt (Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung, 2016, S. 5), mit
Sachanalyse
Die Sachanalyse zeigt die Struktur der Inhalte und die Verbindung ihrer Elemente
(Berner & Zumsteg, 2011, S. 67f). Das Portal ist entlang zweier Hauptachsen gegliedert.
Die zweite Achse imitiert einen Reisezyklus über vier mit Icons markierte
Nachhaltigkeit
• Vor der Reise, für alle, die eine konkrete Reise nachhaltig gestalten
möchten.
• Auszeit im Alltag, für die Einstimmung auf Reisen oder die Verlängerung
Begründungsanalyse
untersucht (Berner & Zumsteg, 2011, S. 70). Dabei soll genauer betrachtet werden
• welchen Bezug sie zum Leben der User jetzt und in Zukunft haben,
nachhaltiges Urlaubs- und Freizeitverhalten kann anhand der Kriterien des Zielverhaltens
Befriedigung der Bedürfnisse abgedeckt sein. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die
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Einschätzung, inwieweit damit der Ansatz abgedeckt ist. Der Suffizienz-Ansatz könnte
noch besser mit Beispielen für die Pflege von Beziehung und für Zielerreichung (Seligman,
2011) exemplifiziert werden, beim Ansatz der bewussten Wahrnehmung von Befriedigung
fokussiert (2015: sanfte Mobilität; 2014: Essen) (Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung,
2016, 2015).
Bezug zum Leben der User. Cutler und Sterne (2000) veranschaulichen anhand von
Trichterformen, wie weit eine Website dem Kriterium der Kundenzentriertheit gerecht
wird (Vgl. Abb. 6). Webseitenbetreiber sollten darum bemüht sein, von der Trichterform
folgende, von Google Analytics (2016) gelieferte Kennzahlen zu Rate gezogen: Das
Verhältnis von neuen zu wiederkehrenden Usern, die Anzahl der Seiten, welche an einer
Sitzung aufgerufen wurden, die Verweildauer auf der Seite sowie die Absprungrate.
Letztere bezeichnet die Sitzungen, an denen nach Aufruf einer Seite nichts gemacht wurde
(keine weitere Seite aufgerufen, einige Quellen definieren die Verweildauer auch als
Sitzung von weniger als fünf Sekunden Dauer) (Waisberg & Kaushik, 2009, S. 2).
Zwischen 24. März und 23. April 2016 riefen 12'857 User in 14'747 Sitzungen
16'727 Seiten auf. Das sind durchschnittlich 1.81 Seiten pro Sitzung. Die Absprungrate lag
über alle Seiten hinweg im Schnitt bei 75.15 Prozent. Nur gerade 16.5 Prozent waren
wiederkehrende Besuchende. Das heisst: Der für eine kleine Schweizer NGO durchaus
ansprechende Traffic von täglich gegen 500 Besuchenden verpufft relativ wirkungslos. Die
User bleiben kaum lange genug auf der Seite, um einen Artikel zu lesen. Die Mehrheit ruft
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keine weitere Seite auf. Nur eine Minderheit kehrt nach einem Besuch wieder auf die Seite
zurück. Der erste Trichter beschreibt die Situation zutreffend. Dieser Befund gilt trotz
von bis zu 50 Prozent gelten als normal (Waisberg & Kaushik, 2009, S. 2). Zudem sind
Absprungraten so genannte "One Pager" wenig aussagekräftig. Diese sind so angelegt, dass
die User eben nicht mehr die Seite wechseln, sondern scrollen (Waisberg & Kaushik, 2009,
S. 3). Doch täten sie dies auf fairunterwegs.org, so erhöhte sich dadurch die Verweildauer.
Der Aufwand für den Unterhalt der Seite liegt bei rund 45'000 Franken. Dazu
kommen Lohnkosten für rund 125 Stellenprozente, die für Projektkoordination, Erstellung
der Inhalte und Webadministration anfallen. Nehmen wir im Sinne eines Gedankenspiels
einen Aufwand von rund 170'000 Franken an, so zahlte 2015 akte pro Seitenaufruf
(232'213) rund CHF 0.75 und pro User (103'892) rund CHF 1.65 – auf den ersten Blick
eine vertretbare Grössenordnung. Werden aber von der Anzahl User die 70 Prozent
abgezogen, die gleich wieder abspringen, zahlte akte pro effektivem User (41'557) CHF
4.10. Die Zahlen stellen nur eine Relation dar und mindern keinesfalls die wichtige Arbeit
dieser NGO. Aber eine bessere Kundenzentrierung würde die Effizienz verbessern.
nationale Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für BNE der Schweiz, hat dafür
"Die Zielgruppen sind definiert. Die Lernziele sind explizit ausformuliert" (Education 21,
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2012, S. 2). Auf fairunterwegs.org gibt es eine Grobunterteilung der Zielgruppen mit den
und Studierende (Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung, 2015b). Lernziele sind teilweise
formuliert (z.B. informiert buchen können für Reisende, grün-faire Kundschaft kompetent
beraten können für Profis der Reiseberatung). Die Stationen des Reiseloops (fair unterwegs
– vor der Reise – Länder – Auszeit im Alltag) können als Ansätze von Handlungsphasen
Die zielgruppengerechte Vermittlung ist auch eine methodische Frage. In Tabelle 2 wird
methodischen Prinzipien nach erster Einschätzung erfüllt (Education 21, 2012, S. 39).
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Dabei zeigen sich methodische Mängel, wie die hohe Anzahl an Rubriken, welche die
selbstgesteuertem Lernen erschwert es den Usern, sich mit den Inhalten zu verbinden und
kann ihnen diese daher als fremd, bedeutungslos und langweilig erscheinen lassen (Horak,
Gestaltung und ihre Erfüllung sind in Tabelle 3 wiedergegeben. Layout und Grafik sorgen
dafür, dass User auf fairunterwegs.org aufmerksam werden. Danach geht es darum, dass
sie aus dem Dargebotenen für sich einen Sinn ableiten können (Goldstein, 2011, S. 144).
Dieser Prozess lässt sich unterstützen: In der Marktpsychologie verbreitet ist das
Hamburger Verständlichkeitskonzept (Langer, Schulz von Thun und Tausch & Höder,
2011, S. 29). Es besagt, dass einfache, gut gegliederte, kurze und prägnante Botschaften
1974), wurden auch für die deutsche Sprache erarbeitet. Wegweisend dafür sind die
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empirischen Arbeiten von Bamberger und Vanecek (1984) zur Lesbarkeit von Deutschen
erhoben werden: Wagner und Rosentritt (2016) beispielsweise fundieren das auf ihrer
Website Wortliga.de frei zugängliche Online-Tool zur Textanalyse mit dem Hamburger
unterwegs erreicht auf einer Skala von 1-100 (von schwierig zu einfach aufsteigend) einen
Wert von 44. Zielwerte liegen zwischen 47 und 67. Die fairunterwegs-Redaktion nutzt seit
kurzem die Textanalyse von Wortliga.de zur Vereinfachung ihrer Texte. So sollten
wechseln sich gut lesbare Texte noch mit schwer verständlichen ab. Dem Kriterium der
Verständlichkeit gerecht zu werden, ist bei den Fremdbeiträgen etwas aufwändiger. Durch
eine reduzierte Auswahl besonders zielgruppen- und themarelevanter Beiträge und das
vermehrte blosse Kuratieren von Beiträgen (anreissen, kommentieren und auf den
können Aufwand und Ertrag in ein gutes Verhältnis gebracht und den Zielgruppen
Geschichten erzählt statt Informationen geboten werden (Mirabell et al., 2013, S. 191).
Kernwerte über zwei Aprilwochen mit denen des Vorjahres. Zudem sollen auch
Der Vergleich der Google-Analytics Kerndaten über zwei Aprilwochen der Jahre
2015 und 2016 zeigt, dass die Anzahl der Sitzungen (+251.19 %), der User (+294.17 %)
sowie der Seitenaufrufe (+107,81 %) markant und die Anzahl neuer Sitzungen (+19,02 %)
leicht zugenommen hat. Rückläufig waren hingegen die Anzahl der Seiten pro Sitzung (-
40.83 %), die Verweildauer (-66.68 %), während die Absprungrate zugenommen hat
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(+45.25 %). Abgenommen hat auch der Anteil der Sitzungen von wiederkehrenden Usern
(von 29.7 % auf 16.3 %), In absoluten Zahlen bedeutet dies indes einen ordentlichen
Vor dem Relaunch hatte fairunterwegs.org eine Navigation mit 13 Rubriken und
142 Unterrubriken sowie 193 Länder mit je elf Unterrubriken. Das neue Portal ist mit elf
Reiseloop, der es erlaubt, die Infos nach den Phasen der Reiseplanung gestaffelt abzurufen.
akte den Erfolg von fairunterwegs.org vor allem mit der Anzahl der Zugriffe sowie der
Intern wurden die Zugriffe zu einzelnen Meldungen und der Verlauf der Zugriffe
überwacht und ausgewertet, ausgehend von der Frage, welche Inhalte die User
interessieren. Seit dem Relaunch von fairunterwegs.org wurde versucht, Traffic auf der
Seite zu generieren. Diese Bemühungen waren erfolgreich, führten aber zur Erhöhung des
fairunterwegs.org in der nächsten Zeit mehr an der Verweildauer, dem Anteil der
wiederkehrenden User und der Konversionsrate zu messen. Eine Quer- oder gar
angegebenen Werte einzuordnen. Extern wurde die Seite von der Jury der Eco-Trophea des
Deutschen ReiseVerbands (2015) geprüft und mit dem ersten Preis für die jahresbeste der
Initiativen ausgezeichnet, "die sich für eine nachhaltige Entwicklung in der Reisebranche
stark machen und hierzu einen wirkungsvollen Beitrag leisten." (Deutscher ReiseVerband,
2016). Das ist immerhin ein starkes Indiz dafür, dass fairunterwegs.org – unbesehen der
Zugänglichkeit des Contents für die User. Die Zugänglichkeit des Contents einer
Test erhoben. Dieser bestimmt das Ausmass, in dem das Webportal durch die Zielgruppe
für die Planung, Evaluierung und Veränderung ihrer Urlaubs- und Freizeitgestaltung
effektiv, effizient und zufriedenstellend genutzt werden kann (Schindlholzer, 2014). Ein
Element davon ist die Geschwindigkeit des Portals. Sie kann über das Online-Tool Google
von 100 Punkten und hat einige der vorgeschlagenen Verbesserungen bereits umgesetzt.
Aufwand) und Zufriedenheit müssen bei den Usern direkt erhoben werden. Für das
Entwerfen eines Usability-Tests gibt es gute Vorlagen, wie die des Psychologen David
Travis (Travis, 2013), der die Schritte dafür übersichtlich dargestellt hat (vgl. Abb. 9).
webbasierten Intervention: Flavián, Guinalíu und Gurrea (2006) konnten belegen, dass
User einer als gebrauchstauglich wahrgenommenen Seite besser vertrauen und eher auf die
Seite wiederkehren. Zudem hat die Usability auch einen Einfluss auf die Zufriedenheit,
Verwertungszusammenhang
kreieren und damit die Wirkung des Portals entscheidend zu verbessern. Interessant wäre
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unabhängigen Umsetzung stehen knappe Ressourcen und das Risiko entgegen, ein Best
werden, die im bestehenden System umsetzbar sind. Dazu gehören insbesondere die
Vereinfachung der Sprache und ein zielgruppenaffines Marketing. Zudem würde es sich
erweitern.
entworfen, kann die Webseite stark vereinfacht werden. Als Rubriken könnten die
Zielgruppen sowie die News-Kategorie bleiben, der gesamte Reiseloop würde zu einem
neuen Modellen verbunden und in der Praxis getestet. Im Einklang mit Befunden, dass
aus der Psychologie, verbunden mit theoretischen Grundlagen aus Pädagogik und
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Auf der Grundlage von Arbeiten zum nachhaltigen Konsumverhalten konnte eine
Interventionstechniken liefern konkrete Hinweise, wie die bisher von NGOs praktizierte
Interventionstechniken für eine optimale Wirkung auf die definierte Zielgruppe und das
angestrebte Zielverhalten. Bamberg und Team (2015) haben ihr Rahmenmodell sogar
2015). Sie bieten damit einen Steilpass für NGOs, etwas Ähnliches zu entwickeln.
Die Fallstudie hat gezeigt, dass Webmarketing nicht nur dem ökonomischen Erfolg
dient (wer gute Zugriffszahlen hat, findet einfacher Sponsoren oder Werbepartner),
sondern direkt die Qualität des Angebotes mitbestimmt. Die Tendenz, Inhalte gut zu
Doch der profundeste Beitrag und das beste Portal nützen nichts, wenn die Zielgruppen
nicht darauf ansprechen. Dafür essentiell sind das Studium der Zielgruppe(n), die
Maximierung der Relevanz der Angebote für diese und deren Involvierung in den Prozess
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der Verhaltensmodifikation durch Nutzung der Angebote. Dabei gilt es die für das Portal
laufend vorzunehmen.
Welches sind die besten Wege, um die Zielgruppe und ihr Verhalten genauer zu
erfassen? Eine Userbefragung kann zwar gute Daten liefern, doch besteht die Gefahr, dass
nur die engagiertesten User überhaupt mitmachen. Diese sind möglicherweise nicht
von Bamberg und Team (2015) hat gegenüber der Userbefragung den Vorteil, dass sich die
User selber einstufen. Die von Google Analytics vorgeschlagenen Segmentierungen sind in
der User.
anderem hängt die Feinheit der Segmentierung aber auch davon ab, wie differenziert
sehen, wie Bamberg und Team die Segmentierung nach Otte (1995) in ihr webbasiertes
Vermittlung liefern die konstruktivistische Pädagogik (Klafki, 1995), die Bildung für
Die Modelle von Matthies (2003), Klöckner (2005) und Bamberg (Bamberg et al.,
2015) wurden alle für den Umweltbereich (Mobilitätsverhalten) entwickelt. Es bedarf der
anwendbar sind. Damit verbunden ist die Frage, ob für ein so komplexes Verhaltensmuster
braucht.
Die vorliegende Arbeit konnte Ansätze aufzeigen, wie NGOs konkret unter
können. Dies ist zum einen zentral für die Positionierung der NGOs in einem Umfeld
grundlegend für den Wandel zu anderen Konsummustern, mithin zur Umsetzung der
"Agenda 2030".
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