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Alanis Morissette

„The Diamond Wink Tour“


Live im Gasometer am 1. Mai 2005

Lieber sag’ ich’s gleich: Ich bin ein Fan!


Und als guter Fan will ich Euch natürlich auch zu welchen machen.

Mein Initiationsritual war folgendes: grauenhafter Liebeskummer, Bier und Weinkrämpfe in einer Leipziger Wohnzimmerdisco...
und erstmals „You oughta know“. Es war Liebe auf den ersten Ton! Mein Schmerz hatte seine Meisterin gefunden, und von nun
an wollte ich ihrer Weisheit hörig folgen.

Hey! Glaubt Ihr etwa, daß Kevin Smith sie ZUFÄLLIG ausgewählt hat, in seiner Komödie „Dogma“ die Rolle Gottes zu
übernehmen...? Kniet nieder und huldigt ihr!

Ihr aktuelles Album „So-called chaos“ – so viel sei eingeräumt - ist auch für meinen Geschmack ein wenig zu poppig produziert,
doch zum Glück bietet sich ja nun die Chance, Alanis Morissette live und frei von Studiospielereien zu erleben. Die Kanadierin
ist nämlich vor allem eines: Musikerin mit Leib und Seele. Es gibt wohl kaum etwas schöneres, als jemanden auf der Bühne
komplett in seinen Liedern aufgehen zu sehen. Und inzwischen kann man das auch recht deutlich verfolgen, hat sie sich doch
vor gut einem Jahr von ihrer langen Lockenmähne getrennt, hinter der sich die schüchterne Künstlerin so gerne zu verstecken
pflegte.

Nicht nur dieser Schritt zu äußerlicher Veränderung, sondern sicher auch ihre Anerkennung ganz privaten Glücks – sie hat sich
mit Schauspieler Ryan Reynolds („Blade III“) verlobt -, haben das Auftreten der einstigen „angry young female“ durchaus
verändert. Wer sie letztes Jahr in der Salzburgarena gesehen hat, kann das sicher bestätigen. Alanis Morissette muß sich nicht
mehr ständig selbst schützen, indem sie Haare, Gitarren oder auch nur die eigenen Hände vor sich mauert. In ihrem derzeitigen
Entwicklungsstadium ist sie endlich fähig, uns mit offenen Armen in ihre Welt einzuladen. Dabei gaben ihre wunderbaren Texte
doch sowieso schon immer alles von ihr preis...

Neben ihren jüngsten Ohrwürmern „Eight easy steps“ oder „Out is through“ hat Alanis Morissette sicher auch diesmal wieder
viele ihrer Klassiker wie „Hand in my pocket“ oder die übliche Zugabe „Thank you“ im Gepäck, aber auch mit neuem oder bis
dato ungehörtem Liedgut geizt sie bei ihren Konzerten nie. Und ich wäre sehr enttäuscht, wenn es nicht auch diesmal einen
atemberaubenden Moment gegen Ende des Abends gäbe, in dem der Pianist in vollkommener Dunkelheit aus einer kleinen
Improvisation heraus plötzlich die ersten magnetischen Akkorde von „Uninvited“ anschlägt. Was werd’ ich wieder flennen!

Dieses Konzert empfiehlt sich definitiv als schöner Ausklang eines anstrengenden Feiertages, der der 1. Mai ja nunmal ist. Aber
gegen Spätnachmittag fahren ja auch die Öffis wieder zum Gasometer. Hetzen braucht Ihr eh nicht: Alanis Morissette läßt
gerne mal ein Stündchen auf sich warten. Doch wenn sie dann aufspielt, dürft Ihr absolute Glückseligkeit erwarten. Kaum
jemand wird die nüchterne BA-Halle nicht lächelnd mit leicht feuchten Augen verlassen.

Freut Euch darauf!

Dagmar Goller

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