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Globalisierung Friiher wussten die Menschen kaum etwas iber ferne Lander und interessierten sich nur wenig fur die Probleme anderer Kontinente. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geandert, vor allem durch die umfassende Berichterstattung in den Medien. Heute kann sich jedermann dariiber informieren, was tagtaglich in der Welt geschieht. Damit hat bei vielen auch die Erkenntnis zugenommen, dass die Entwick- lung in einem Teil der Erde Auswirkungen auf den gesamten Globus hat. Insbesondere in der Wirtschaft hat die internationale Vernetzung stark zugenommen, aber auch andere Lebensbe- reiche sind davon betroffen. Die Globalisierung und die digitale Vernetzung bringen Vorteile, aber auch Nachteile mit sich, Hinzu kommen die weltweiten Umweltprobleme und der Kampf um Ressourcen. In diesem Kapitel geht es um solche weltweiten Zusammenhange. UeTo) clic} Was ist mit dem Begriff ,Globales Dorf* gemeint? Welche Ursachen hat die Globalisierung? Wo begegnet sie unsim Alitag? Befindet sich die Welt auf dem Weg zu einer Weltkul- tur? Was tragt ur kulturellen Annaherung bei? Worauf bezieht sich Globalisierung, welche Bereiche betrfft sie? Wodurch ist sie gekennzeichnet? Wie sieht es mit dem Welthandel aus? Zu welchen Veranderungen fahrt die Globalisierung in der Arbeitswelt? Wie und wo wird heute produziert? Welche Probleme bringt die Globalisierung mit sich? Welche Auswirkungen hat sie fir unsin Deutschland und auf die deutsche Wirtschaft? Welche Aufgaben hat die Weltbank, wofir ist der Internationale Wahrungsfonds zustandig? 314 Textauswertung — NWtyaiton est Thema: Globalisierung im Alltag Es gibt zwei Moglichkeiten, aus einem Text die wichtigen Informationen her- auszuholen. Die beiden Méglichkeiten unterscheiden sich danach, ob man in den Text hineinschreiben darf oder nicht. Auf einem kopierten Arbeits- blatt oder in einem eigenen Buch darf man Vermerke machen. Das ist jedoch keinesfalls in entliehenen Biichern oder Zeitschriften erlaubt. Bei diesem Beispiel geht es darum, die Méglichkeit der Textauswertung. zu trainieren, wenn man in den Text hineinschreiben und Unterstreichun- gen und Markierungen vornehmen dart. 1. Schritt: Ermitteln, wovon der Text insgesamt handelt Far beide Méglichkeiten gilt, dass man zuerst den Text ganz liest. Nur so weil man, worum es in dem Text geht und ‘an welchen Stellen Informationen ste- hen, die man sich merken méchte. Werte den nebenstehenden Text zum Thema ,Globali im Alltag* wie beschrieben in drei Schritten aus. 2. Schritt: Schliisselwérter markieren oder unterstreichen_ Wenn man im Text Vermerke eintra- gen darf, ist das Markieren oder das Unterstreichen sinnvoll. Allerdings markieren oder unterstreichen an- fangs die meisten viel 2u viel. Wenn ‘man spater der Text erneut liest oder liberfliegt, dann niitzen viele Markie- rungen oder Unterstreichungen we- nig. Also: Nicht zu viel markieren, hnicht_zu_viel_unterstreichen! Man sucht dafiir die Worter oder die Begrif- fe, die am besten und in Kiirze sagen, worum es in dem Textabschnitt geht. Nur diese Wérter oder Begriffe hebt ‘man hervor. Wenn man sie sieht, fallt einem beim erneuten Lesen oder beim Oberfliegen das Wichtigste des gesamten Abschnitts wieder ein. Die- se Wérter erschlieffen gewissermaBen den Abschnitt, sind also ,Schlissel- wérter zum Verstehen des Textes. 3. Schritt: Am Rand Zeichen fiir Unklares bzw. Wichtiges setzen Man kann auch Zeichen neben dem Text am Rand setzen: Ausrufezei- chen passt, wenn man etwas fir be- sonders wichtig halt. Ein Fragezeichen setzt man, wenn man etwas nicht ver- standen hat, weil z.B. ein Begriff noch im Lexikon nachgeschlagen werden muss. Globalisierung, ‘Wenn von Globalisierung die Rede ist, konnte man den Findruck haben, als hhandele es sich hier um Dinge und Phanomene, die sehr fern sind, und die nichts mit unserem Alltag zu tun ha- ben. Das Gegenteil ist der Fall. Globali- sierung ist kein abstrakter Vorgang, der sich irgendwo in der grofen, weiten Welt abspielt - die Globalisierung mit all ihren Auswirkungen und Zusam- menhingen begegnet uns stindig und Lberall in unserem taglichen Leben. Nehmen wir also die Spur der Globall- sierung im Alltag auf und begeben uns auf einen kleinen Streifzug, Die erste Station ist der Supermarkt gleich um die Ecke, der frisches Obst lund Gemise in Hille und Fille im An- gebot hat. Zu allen Jahreszeiten ist die Vielfltgro8,allePreisklassen sind ver- treten und es versteht sich von selbst, dass die meisten der angebotenen Sor- ten nicht auf den Baumen in Nachbars Garten oder auf den Felder lokaler Bauern wachsen, sondem aus aller Welt importiert werden: Avocados und Apfel aus Neuseeland, Orangen aus Is- rael, spanische Clementinen und me- xikanische Grapefruit, Kumquat, Man- 0, Papaya oder Ananas, Afrika, Asien, Lateinamerika, es gibt nichts, was es nicht gibt. Oftmals haben wir sogar Friichte in der Hand, von denen wir nicht einmal wissen, wie man sie ver- speist oder zubereitet - geschilt oder ganz, piriert,roh oder gekocht? Auch einheimische Fritchte, die friher jahreszeitlich ,Saison* hatten, gibt es jetzt das ganze Jahr Uber: Erdbeeren, Trauben, Birnen oder Apfel, irgendwo {st immer Saison und moderne, welt- umspannende Logistik sorgt daftr, dass dieWaren immer frisch in den Re- galen des Supermarkts und auf unse- rem Tisch landen. Wenn das Etikett mit dem Zusatz ,Bio" versehen ist, ist die Ware ein wenig teurer, aber der Kunde kann davon ausgehen, dass die Frucht, die er in der Hand halt, nach geltenden Bio-Richtlinien angebaut worden ist - da scheint es keine Rolle zu spielen, dass sie auf dem Weg zum Endverbraucher tausende von. Kilo- Globalisierung 315 ‘metern in Flugzeugen oder LKWs zu- rlickgelegt hat. [..] Die Lebensmittelindustrie ist nur ein Beispiel fir ein Phiinomen, das sich ‘quer durch alle Produkt- und Warenbe- reiche beschreiben lasst. Das Auto, das wir fahren, wird méglicherweise in Bo- chum, Miinchen oder Stuttgart end- montiert ~ die Komponenten, aus de- nen es besteht, kénnen jedoch von Zalieferern aus der ganzen Welt stam- men: Polen, Sidkorea, Rumiinien oder auf den Philippinen. Produziert wird immer da, wo es am schnellsten und vor allem am billigsten geht. ‘Trendige Mode-Ketten und Mabelhiiu- ser produzieren ihre Waren in Billig- Johnlindern. Die topmodischen T-shirts, die bei uns im Kleiderschrank liegen, werden in China, Pakistan oder Indien hergestellt. Das Holz fiir die preiswer- ten Mobel, mit denen wir das Kinder- zimmer einrichten, kommt aus Indone- sien oder Sidamerika, konstruiert werden die Mébelteile in Tschechien oder Rumiinien. [..] Wenn Menschen und Staaten immer cenger miteinander verbunden sind, be- deutet das auch, dass Abliufe und Pro- zeduren immer besser aufeinander ab- ‘gestimmt werden miissen. Ob es sich lum Steckdosen, Glihbimen oder Pro- dukte der Unterhaltungselektronik handelt Konsumenten und Verbrau- cher wollen sich darauf verlassen konnen, dass das Produkt, das sie in Madrid erwerben, auch in Prankfurt funktioniert. Einheitiche Qualititstichtlinien und verlassliche Informationen far Verbrau- cher sind hierbei ein wichtiges Anliegen. Dazu gehért z.B., dass Ge- brauchsanleitungen _grundsétzlich mehrsprachig sein miissen. Eine wich- tige Aufgabe der Europiischen Kom- mission besteht darin, einheitliche ‘Standards zu definieren, die in allen ‘europitischen Linden gelten.(..] Nicht nur der Warenfluss, insbesondere auch der Zahlungsverkehr muss in ei- ner globalen Welt reibungslos und schnell funktionieren. Far die europai- sche Gemeinschaft war die gemeinsa- ‘me Wahrung Euro nur der erste Schrit. ‘Oberweisungen und Lastschriftverfah- ren sind in den vergangenen Jahren Schritt fiir Schritt kinderdbergreifend vereinfacht worden. IBAN, BIC, SEPA — das sind Abkiirzingen, mit denen Bankkunden in den letzten Jahren Be- kanntschaft gemacht haben. Wirtschaft, Handel, Personen-, Waren- und Zahlungsverkehr sind Teil globaler Entwicklungen und Prozesse ~ das ist einigermaen naheliegend. Aber die Spur der Globalisierung im Alltag lisst sich auch in Erziehung und Bildung verfolgen. Vor nicht allzu langer Zeit war es das Héchste, wenn Schiller wah- rend ihrer Schulzeit eine Klassenfahrt ins Mittelgebirge unternahmen und im Sommer, bei ein wenig fortgeschritte- nen Kenntnissen, fdr vier Wochen zum Sprachunterricht nach England oder Frankreich fuhren, Die Globalisierung im Alltag hat hier ‘ganz neue Méglichkeiten eréffnet und prigt bereits bei Kindergartenkindern das tagliche Leben. Schon mit drei oder vier Jahren werden erste Englischkurse besucht, weil Eltern bemdht sind, thre Kinder auf die stindig steigenden Anfor- derungen einer immer komplexeren Welt méglichst frih vorzubereiten. Im Kindergarten und in den Schulen lernen deutsche Kinder gemeinsam mit tirki- schen, russischen oder japanischen. Rund ein Fnftel der Menschen, die in Deutschland leben, haben einen Migra- tionshintergrund, stammen aus unter- ‘chiedlichen Lindern und leben in der ‘zweiten oder dritten Generation hier in Deutschland. Menschen aus unter- schiedlichen Kulturkreisen leben. und lenen miteinander. Das bedeutet, dass wir neue Sichtweisen und Sprachen kennen lemen. Von einem produktiven Miteinander kénnen alle profitieren, ‘aber auch kulturelle Unterschiede wer- den immer weiter eingeebnet. ‘Auch Erzieher und Lehrer miissen sich ‘auf verlinderte Anforderungen einstel- Jen, das Bildungssystem so ausgerichtet werden, dass es Kindern und Jugendli- chen aus unterschiedlichen Sprachen- und Kulturkreisen gleiche Bildungs- chancen und Berufsméglichkeiten erbffnet. Globalisierung im Alltag bedeutet auch fir Schule und Bildung: Die Welt ist in Bewegung gekommen. Berelts Schiler sind immer unterwegs. Schiileraus- tausch, Projektarbeiten, Partnerschu- Jen im fernen Ausland. Kein Ort der Welt ist weit genug entfernt oder exo- tisch genug: Chinesische Austausch- schiller sind zu Gast in einer Schule in Rheinhessen, eine Klasse aus Hamburg reist zu Studienzwecken nach Japan; Sprachkurse in England, Frankreich oder Italien sind selbstverstindlich. Und fr Studenten liegen die USA, Sud- amerika oder Stidafrika praktisch um die Ecke. Vielleicht ware auch im globa- Jen Altag weniger manchmal mehr. Antriebsmotor und gleichzeitig wich- tigster ‘Treff- und Knotenpunkt in einer globalen Welt ist das Internet. Am PC, per Handy oder iPad haben wir rund um die Ub Zugrff auf alles, was sich in det Welt tut. Die ganze Welt ist online. Egal, ‘wo und wann ~alle sind immer erreich- bar, alles was geschicht kinnen wir zeit- gleich in Wort und Bild per Liveticker, bel Twitter oder Facebook nachvollzie- hen und diskutieren. Das Konzert unse- rer Lieblingsband, das gestern in Toron- to statigefunden hat, kénnen wir heute schon per Livemitschnitt in Youtube an- schauen. Die Opernpremiere an der Met in New York wird im Kino nebenan live auf einer GroSbildleinwand Ubertragen. Fair die Generation Internet hat die Welt kaum noch Grenzen. Wie wir es auch drehen und wenden, die Frage lautet nicht mehr, ob wir in einer globalisierten Welt leben, son- dern: Wie gehen wir damit um, welche Spielraume haben wir und welche Ent- scheidungen kinnen wir Uberhaupt fir tuns selber und in unserem alltiglichen Verantwortungsbereich treffen? Globa- lisierung im Alltag ist nicht die Zukunft, sondern bereits die Gegenwart. [..] (Manuel Fuchs, www globolisierung-fokten.de/alobalisierung-informationen/globalisierung_im-alltag; Abruf: 11.05.2018)

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