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2 | 2013 Rubrik
Das Schweizer Logistikmagazin
CEO-Talk mit
Thomas Amstutz,
Feldschlösschen AG
S. 26
Schienengüterverkehr –
Vorbild Schweiz?
Foto: Hans Musterann
Schienengüterverkehr –
Vorbild Schweiz?
4 4
Cargoland Schweiz
Reportage: Von Basel nach Chiasso
14 Interview
«Peter Füglistaler, wie wird die
Güterbahn konkurrenzfähiger?»
18 Regionale Cargo-Produktion
Wie von Geisterhand bewegt
Nord-Süd-Achse: Eine Reise quer durch die Schweiz.
22 Schienengüterverkehr in der Fläche
«Wir benötigen mehr
unternehmerischen Spielraum»
24 Schotter
Neuigkeiten aus der Logistikbranche
26 CEO-Talk
«Grundsätzlich kann jedes Gut auf
die Schiene»
29 Cargo-Klick
12 Rollende Landstrasse
Auf einen Blick: Die Dimensionen des über die Schweiz 30 Meine Logistik
abgewickelten Gütertransports in bildhaften Vergleichen. Evelyne Binsack, Abenteurerin
und Bergführerin
Liebe Leserin,
lieber Leser
www.sbbcargo.com
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S icher ist es Ihnen aufgefallen: Sie halten die erste Ausgabe des neu
konzipierten Magazins von SBB Cargo in Ihren Händen. Damit
möchten wir Ihnen von nun an ein Logistikmagazin bieten, das noch
anschaulicher über Branchentrends, Technologien und neue Perspektiven
informiert. Natürlich soll auch Überraschendes, Kontroverses und
Impressum Cargo 2 | 2013
Unterhaltendes nicht zu kurz kommen. Neu ist zudem, dass wir uns mit
Das Logistikmagazin von jeder Nummer ein bestimmtes Thema vornehmen und dieses ausführlich
SBB Cargo erscheint dreimal
pro Jahr in Deutsch,
beleuchten.
M
Französisch und Italienisch.
S
Crafft Kommunikation AG,
Coverfoto: SBB Cargo, Fotos: Roland Tännler, Illustration: Hansjakob Fehr, 1Kilo
Zürich
Übersetzungen BB Cargo stellt die Weichen für die Zukunft. Zusammen mit Ihnen
Traductor, Basel wollen wir neue Wege gehen, interessante Möglichkeiten erkennen,
Lithografie und Druck
Neidhart + Schön AG, Zürich wertvolle Potenziale ausschöpfen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
Redaktionsadresse eine anregende Lektüre.
SBB Cargo «Redaktion
Logistikmagazin cargo»
4065 Basel, Schweiz Martin Radtke
cargomagazin@sbbcargo.com
Leiter Crossmedia SBB Cargo
Das Copyright für dieses martin.radtke@sbbcargo.com
Magazin liegt bei SBB Cargo.
Der Abdruck von Artikeln ist
unter Quellenangaben erlaubt.
Bitte schicken Sie uns jeweils
ein Belegexemplar.
1. Rheinhafen Basel-Kleinhüningen: Die Bedeutung der Achse Rotterdam–Basel–Genua steigt weiter.
2. Rangierbahnhof Basel-Muttenz: Die wichtige Drehscheibe im europäischen Netz wird modernisiert.
Cargoland
Schweiz
Mitten durch die Schweiz führt der wichtigste
europäische Güterkorridor. Hier werden zwei Drittel
der Waren auf der Schiene befördert – eine grosse
Herausforderung für SBB Cargo und ihre Partner.
Unterwegs auf der Strecke von Basel nach Chiasso.
Cargoland Schweiz
A
die rund 700 Meter langen Züge. «Ein
ussichtsplattform Bernoulli- Quantensprung in der Bahnproduktion»,
Silo in Basel-Kleinhüningen so Röthlingshöfer. Heute müssen die
am Dreiländereck: Rund 50 Züge, weil die Gleise an den Piers lediglich
Meter über dem Boden fällt 150 bis 200 Meter lang sind, zerlegt und
der Blick steil auf die mit Lagergebäuden, mühsam wieder formiert werden. Für SBB
Hallen und Gleisen bebaute Hafenanlage. Cargo bedeutet das Terminal Basel Nord
Ein Kran greift sich Schrott aus einem das zweite Grossprojekt für den Güterum-
Waggon und lässt ihn nach einer elegan- schlag im kombinierten Verkehr, nebst
ten Drehung in einen Schiffsbauch pol- dem neuen Gateway beim Rangierbahn-
tern. Der Rhein durchschneidet die Land- hof Limmattal.
schaft und verliert sich im Morgendunst. Wenige Minuten nur dauert es, bis ein
Am Rande des Hafenbeckens rollt ein in den Rheinhäfen beladener Güterzug
mächtiger Kran hin und her; der stähler- in den Rangierbahnhof Basel-Muttenz 2.
ne Koloss wirkt aus der Distanz beinahe einfährt. Ein Meer aus Schienen und Mas-
spielerisch. Hapag-Lloyd, Hanjin, Maersk – ten, Bauteams verlegen neue Schienen,
aus der ganzen Welt hat die Übersee- die Modernisierung der Anlage Basel I ist
fracht auch in Containern ihren Weg nach im September 2013 abgeschlossen. Danach
Basel gefunden. gilt das klassische Rangierprinzip weiter-
Rund 320 Güterzüge verlassen den
Über die Bedeutung des Hafens 1. Rangierbahnhof Basel-Muttenz an einem hin: Die von einer Rangierlok über den Ab-
lässt Florian Röthlingshöfer, Projektleiter durchschnittlichen Verkehrstag. laufberg geschobenen Waggons bewegen
Areale und Hafenbahnen der Schweizeri- sich wie von Geisterhand übers Areal. Rol-
schen Rheinhäfen (SRH), keine Zweifel: len über Weichen in den weit sich öffnen-
«Die Achse Rotterdam–Basel–Genua ist den Fächer von Richtungsgleisen, kommen
der mit Abstand wichtigste europäische schliesslich mit sanftem Ruck zum Stehen.
Güterverkehrskorridor. Basel bildet eine «Das Rangieren ist weitgehend automati-
natürliche Schnittstelle in diesem Ver- siert, aber einen Geisterbahnhof haben wir
kehrssystem, weil hier die schiffbare noch lange nicht», meint Christoph Buser,
Rheinroute endet.» Was über rund 900 stellvertretender Leiter des Rangierbahn-
Kilometer in vier Tagen flussaufwärts hofs Basel. Rangierarbeiter kuppeln wie eh
transportiert wird und weiter südwärts und je Waggons. Verschwunden sind hinge-
soll, muss am nördlichen Eingangsportal gen jene Männer, die früher die Waggons
zur Schweiz umgeladen werden. Rund 40 mit Reglern und Hemmschuhen manuell
Prozent der Ware gelangt auf Lastwagen, gestoppt haben. Gebremst wird nun elek‑
60 Prozent nimmt die Bahn auf, 85 Pro- trodynamisch. Also leiser, das schätzen
zent davon SBB Cargo. Rund 7500 Züge die Anwohner.
mit 100 0 00 Waggons zirkulieren hier
jährlich und verteilen die Güter, teilweise Lokführerwechsel in Goldau
über Zwischenstationen, in der ganzen Basel-Muttenz ist eine internationale
Schweiz. Gewisse Frachten werden auch Drehscheibe. Einerseits findet hier für
in den Transitverkehr auf die Nord- Züge aus Frankreich und Deutschland der
Süd-Achse eingeschleust, etwa Schrott Lokwechsel statt. Andererseits werden
aus Deutschland für norditalienische Güterzüge für die lokale Verteilung der
Stahlwerke. Güter in der Nordwestschweiz oder den
Weil der Warenfluss auf den Weltmee- Transit nach Italien neu formiert. Rund
ren wächst und der Seehafen Rotterdam 320 Güterzüge verlassen an einem durch-
seine Kapazitäten massiv ausbaut, geraten schnittlichen Verkehrstag den Rangier-
die Häfen im Hinterland in Zugzwang. bahnhof. In Zukunft soll die Anlage Basel
Laut Prognosen wird sich der Container- I, die den Südverkehr bündelt, zusammen
verkehr zwischen der Nordsee und mit der für die Nordrichtung verantwort-
den Schweizerischen Rheinhäfen in den lichen Anlage Basel II zu einem der mo-
nächsten zwanzig Jahren verdoppeln bis dernsten Rangierbahnhöfe im europäi-
verdreifachen. «Die Nachfrage nach mehr «Basel bildet eine schen Netz werden.
Umladeleistung vom Schiff auf die Bahn natürliche Schnittstelle in Anderthalb Stunden nach der Abfahrt
wird massiv steigen», so Röthlingshöfer. in Basel-Muttenz erreicht ein mit Contai-
Darum planen die Schweizerischen Rhein-
diesem Verkehrssystem.» nern beladener, ursprünglich in Ludwigs-
häfen und SBB Cargo gemeinsam in Florian Röthlingshöfer hafen gestarteter Güterzug über Bözberg–
Freiamt–Rotkreuz den Bahnhof Goldau. Interview mit Daniel Marbach, Logistikchef bei AMAG
Hier beginnt das Nadelöhr der Gotthard-
Strecke: Alle Zugangskorridore aus dem
Mittelland verschmelzen zu einer einzi- «Die Bahn ist uns ein
gen Linie. Ein Lokführerwechsel 3. ist an-
gesagt: Dominik Baumberger löst seinen zuverlässiger Partner»
Kollegen Damian Schelbert ab. Die beiden
Männer tauschen ein paar Informationen Die AMAG Automobil- und Motoren AG ist mit einem
aus – und schon geht die Reise weiter. Marktanteil von 29 Prozent der grösste Autoimporteur der
Baumberger, 34, seit elf Jahren ausgebilde- Schweiz. Warum sie bei der Einfuhr der Volkswagen,
ter Lokführer, kennt die Nord-Süd-Route Audi, Skoda, Seat und VW-Nutzfahrzeuge mehrheitlich auf
die Schiene setzt, erklärt Logistikchef Daniel Marbach.
wie seine Hosentasche. Weil die Waggons
schwer beladen sind, wird in Erstfeld eine
SBB Cargo: Wie viele der von AMAG im letzten Jahr importierten
dritte Lok angehängt. Sie sorgt für zusätz- 90 0 00 Autos gelangten per Bahn ins Zentrallager nach Birrfeld?
lichen Schub. Durch Kehrtunnels gehts Daniel Marbach: Mehr als 50 000 Fahrzeuge waren es, die auf der
nach oben zum Nordportal des Tunnels. Schiene importiert wurden.
Die Gotthardstrecke 4. verlangt erhöh-
te Aufmerksamkeit. Mit einem Auge späht Folglich wurden rund 40 000 Fahrzeuge im letzten Jahr auf der
der Lokführer auf die Hänge, wo Stein- Strasse in die Schweiz gebracht. Wer oder was entscheidet über
die jeweilige Transportart?
schlag und Lawinen drohen, mit dem an-
Diese Frage können wir wohl nicht ganz befriedigend beantworten.
deren kontrolliert er die Instrumente. Die Transporte in die Schweiz werden von der Volkswagen AG in
«Nach so vielen Jahren kennt man die Deutschland organisiert. Wir haben nur eine geringe Mitsprache, wie
Strecke und merkt schnell, wenn etwas die Transporte in Deutschland organisiert werden. Wir setzen uns
nicht stimmt», sagt Baumberger. Bei für die Lieferung per Bahn ein, jedoch entscheidet die Volkswagen AG
einem Zwischenfall würde er sofort die aufgrund von Preis, Leistung und Herkunft.
Leitstelle in Olten kontaktieren. Diese
Eine wie lange Bahnreise legen die Autos im Schnitt zurück?
plant nicht nur die Einsätze der Lokführer
Die Fahrt vom jeweiligen Produktionswerk bis nach Birrfeld inklusive
und Lokomotiven. Sie begleitet, steuert Pufferung in Basel beträgt im Schnitt sechs Tage. Die längste
und überwacht überdies die bis zu 100 Reisezeit haben die Waggons aus Pamplona in Nordspanien. Sie
Transitzüge, die an Spitzentagen von SBB sind durchschnittlich zehn Tage unterwegs.
Cargo International auf der Nord-Süd-
Achse gefahren werden. Warum setzt AMAG überhaupt auf die Bahn? Was sind die Vorteile
Rund zwölf Stunden dauert die Fahrt gegenüber der Strasse?
Die Bahn ist für uns ein zuverlässiger, preiswerter und ökologischer
von Ludwigshafen nach Gallarate bei Mai-
Verkehrsträger. Die Kapazitäten sind auch für grössere Mengen
land. Knapp die Hälfte der Zeit entfällt auf geeignet. Zudem setzt auch unser Partner in Deutschland, die Volks-
die Strecke durch die Schweiz. Schichtlei- wagen AG, wenn immer möglich auf die Schiene.
ter Thomas Galliker sagt zur Herausforde-
rung, die sich ihm und seinem Team stellt: Auch für die Teilelogistik, also die Auslieferung von Ersatzteilen,
«Wir sind verantwortlich, dass der Zug nutzt die AMAG für längere Distanzen die Bahn. Wofür konkret?
plangemäss von A nach B gelangt.» Bis zu Wir nutzen die Bahn für die Belieferung unserer regionalen Ersatz
teillager im Tessin und in der Westschweiz ab unserem Teilelogistik-
vier Bildschirme flimmern auf dem Tisch
Center in Buchs ZH.
eines Disponenten. Sie erlauben ihm den
Überblick vom Güterzugs-Fahrplan bis zu Was ist bei dieser Distribution die eigentliche Stärke der Bahn?
Details der Fracht in den einzelnen Wag- Der grosse Vorteil ist die Nutzung der Nachtzeit. Dank dem täglichen
gons. Pünktlich trifft Baumberger nach Nachtsprung mit ein bis zwei Schiebewand-Güterwagen zwischen
zweieinhalb Stunden in Bellinzona ein Buchs und Crissier-Lausanne können Kunden in der Westschweiz bis
und übergibt den Güterzug an einen Tes- um 17 Uhr am Abend Ersatzteile bestellen, die sie dann am nächsten
Tag ausgeliefert bekommen.
siner Kollegen. In ein paar Jahren wird
die Fahrzeit dank der neuen Alpentrans- Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in Zukunft: Wird die Bahn
versale (NEAT) deutlich kürzer sein. für die Logistik von AMAG noch wichtiger?
Die Zukunft kündigt sich in Erstfeld Die weitere Entwicklung ist noch nicht genau absehbar. Ich gehe
und Bodio vor den Eingangsportalen des davon aus, dass das Auftragsvolumen stabil bleiben wird. Jedoch
Gotthard-Basistunnels an. Der Talboden muss sich auch unsere Logistik immer wieder den Anforderungen des
ist überstellt mit Werkstätten, Baracken, Marktes stellen. Entsprechend werden unsere Logistikpartner aufs
Neue gefordert sein, eine exzellente Leistung zu vertretbaren
Lastwagen und Baggern. Im Moment wird
Kosten zu erbringen. Die Bahn ist dazu gut aufgestellt – an uns soll
Bahntechnik in den Berg eingebaut: Die es nicht liegen.
Arbeiter verlegen die Gleise und installie-
ren Sicherheits- und Leittechnik. SBB
Cargo transportierte einen grossen Teil
des Aushubs für den 57 Kilometer >
steuert den Reachstacker, der Container tungen, die für die Abwicklung des Güter- Zahlen und Fakten
bis zu vierzig Tonnen zu heben vermag, an verkehrs am Grenzbahnhof Chiasso nötig
einen Waggon heran. Der Koloss erinnert sind», sagt Leiter Marcelino Mantilla. Seit
an einen Tintenfisch, auch wenn er nicht dem Beitritt der Schweiz zum Schengener
Wettbewerbsfähig
zehn, sondern nur vier Arme ausfahren Abkommen 2008 ist zwar vieles einfacher ab 100 Kilometern
kann. Diese umklammern einen Contai- geworden. Davon profitieren vor allem die
ner, hieven ihn in die Luft und bugsieren rund 120 Transitzüge, die hier täglich Schweizerische Rheinhäfen:
ihn mit einem Viertelschwenker vorsich- durchfahren. Doch im Import-/Exportver- 12 Prozent des Warenimports in die
tig auf einen Lastwagen. Die Fracht, die kehr zwischen der Schweiz und Italien Schweiz oder rund 6,2 Mio. Tonnen
nun ein Chauffeur von Galliker-Logistik werden die Güter weiterhin an der Grenze wurden 2012 in den Schweizerischen
im Tessin feinverteilen wird, ist am Mor- kontrolliert. Im Gebäude von SBB Cargo Rheinhäfen (SRH), umgeschlagen:
gen mit einem Zug aus dem Rangierbahn- haben auch die Beamten der Guardia di Mehr als die Hälfte des benötigten
Erdöls, grosse Mengen an Massen-
hof Limmattal eingetroffen. Weitere Con- Finanza ihre Büros. «Wir führen stets
gütern wie Nahrungs- und Futter
tainer warten auf die Tentakel der mobilen Sichtkontrollen und gelegentlich Stich- mitteln, Dünger, Aluminium, Eisen,
Umschlagmaschine: Gelb leuchtende von proben bei den Ladungen durch», verrät Stahl und Buntmetallen, Zellstoffen
Post Logistics zum Beispiel, oder mit der italienische Zollverantwortliche. und chemischen Erzeugnissen.
Zwiebeln, Käse, Tomaten und Salat deko- Aufwand verursachen an der Grenze
rierte von McDonald’s. Auch die Fastfood- auch die unterschiedlichen eisenbahn- Alpenquerender Güterverkehr:
kette setzt beim Transport ihrer Kühlcon- technischen Vorschriften der beiden Län- Schon heute rollen rund 65 Prozent
des Güterverkehrs durch die Schwei-
tainer auf die Schiene. der. Dabei geht es vor allem um Sicher-
zer Alpen über die Schiene, mehr-
heitsaspekte. Für den Transport von heitlich im kombinierten Verkehr,
Gefahrgut etwa gelten in Italien andere ein kleinerer Teil im Wagenladungs-
«Die neue Umschlags- Bestimmungen als in der Schweiz. Nicht verkehr. Der Marktanteil der Schiene
zuletzt sorgt in Chiasso eine achtköpfige
philosophie müssen viele Leitstelle für den möglichst reibungslosen
im alpenquerenden Güterverkehr
beträgt in Österreich 30 Prozent,
erst noch entdecken.» Einsatz von Menschen und Maschinen. in Frankreich 10 Prozent.
Das von Franz Hurschler geleitete Team
Giorgio Biasca Vernünftiger Energieverbrauch:
arbeitet dabei eng mit der Zentrale von Mit lediglich 4 Prozent Anteil am
SBB Cargo, mit DB Schenker und anderen Energieverbrauch des Verkehrs
Ein Jahr nach der Eröffnung sind die vier Bahnunternehmen sowie mit SBB Infra- transportiert die SBB 17 Prozent der
je 220 Meter langen Gleise zwar noch struktur zusammen. Menschen und 38 Prozent der Güter
nicht ausgelastet. Aber Giorgio Biasca, der Obschon im Güterverkehr immer in der Schweiz. Zusätzlich leisten
mit einem Dutzend Leuten das neue Ter- mehr ganze Zugskompositionen von SBB und SBB Cargo dank der
umweltfreundlichen Gewinnung des
minal betreut, macht sich keine Sorgen. Nord- nach Südeuropa verschoben wer-
Schweizer Bahnstroms aus Wasser-
«Wir haben mit einer gewissen Anlaufzeit den, spielt der Grenzbahnhof als Rangier- kraft (80 12) einen erheblichen
gerechnet», sagt er. Die neue Umschlags- knoten weiterhin eine wichtige Rolle. Beitrag an den Klimaschutz in der
philosophie müssten viele Unternehmen Rund 60 Güterzüge, die hier neu gebün- Schweiz.
eben erst noch entdecken. Cadenazzo bie- delt werden, verlassen täglich den Bahn-
tet den Transporteuren und Spediteuren hof. Die Transitzüge wiederum schalten, arktführerin SBB Cargo:
M
jedenfalls alle für den kombinierten Ver- wenn sie nach fünf bis sechs Stunden die SBB Cargo hat einen Anteil von
23 Prozent an der gesamten Trans-
kehr notwendigen Umschlagmöglichkei- Schweiz passiert haben, an der Grenze
portleistung auf Schiene und
ten. Und der Wirtschaftsraum zwischen zwecks Lok- und Lokführerwechsel einen Strasse. Sie ist damit das grösste
Bellinzona und Locarno hat einen um- rund einstündigen Zwischenhalt ein. Gütertransportunternehmen der
weltfreundlichen Anschluss an die übri- Visiteur Elvis Corti schreitet Wagen Schweiz.
gen Umschlagplattformen in der Schweiz für Wagen ab, kontrolliert den techni-
erhalten. schen Zustand, Bremsen und Profile. Der- Wettbewerbsfähiger Güterverkehr:
Cadenazzo ist nicht nur Umschlagter- weil tauschen der Wagenkontrollbeamte Die Wahl des Transportmittels im
Güterverkehr ist in hohem Masse
minal für Container. Cadenazzo ist auch Sandro Brazzola und der Lokführer vorne
vom relativen Preisniveau zwischen
einer von 374 Bedienpunkten im Wagen bei der Lokomotive noch ein paar Worte. Schiene und Strasse abhängig. In
ladungsverkehr in der Schweiz, den SBB Dann gibt Brazzola das Signal zur Ab- der kleinräumigen Schweiz muss der
Cargo und die anderen Bahnen regel fahrt. Pünktlich nimmt der mit Eisen- Schienengüterverkehr bereits auf
mässig anfahren. Dieses Transportsystem bahnschienen beladene Zug Fahrt auf. kurzen Strecken ab 100 Kilometern
ist für die Schweiz wichtig. Das Netz ist wettbewerbsfähig sein.
auch im europäischen Vergleich sehr dicht.
Effizienter Transport:
Ein Güterzug aus Bologna wartet vor
Die effizienteste Transportart im
dem Kompetenzzentrum von SBB Cargo kombinierten Verkehr ist der Contai-
in Chiasso 6. auf die Weiterfahrt. Die tech- ner- und Wechselbehälterverkehr,
nische Kontrolle ist eine der vielen Aufga- vor demjenigen von Sattelaufliegern
ben eines Grenzbahnhofs. «Wir bieten und von kompletten Lastwagen
den Bahnverkehrsunternehmen alle Leis- (Rollende Landstrasse, RoLa).
Faszination Cargo
Die Dimensionen des über die Schweiz abgewickelten
Gütertransports sprengen oft jede Vorstellungskraft.
Folgende Vergleiche helfen, sie besser zu verstehen.
425
Jumbojets
Das Gewicht, das SBB Cargo jeden Tag transportiert,
entspricht dem Gewicht von 425 voll beladenen
Jumbojets*, nämlich 175 0 00 Tonnen. Jährlich bewegt
SBB Cargo 43 700 0 00 Tonnen Güter.
* Boeing 747 - 4 00
16
6,5
Fussballfelder
Um einen Getreidewagen von 66 Tonnen zu
79 2 0 0 a rg o ru n
km
d 7 9 2 0 0
K ilomete
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Z ü g e v on S B B C g e l. Je d e Woche o n d z u rü ck .
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Ca rgo 2 8 ,9 M
v on S B B e v on S B B
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h r fa h re
P ro Ja
600 km
100 000
Von Basel bis nach Venedig würde man
kommen, wenn man sämtliche Container
aneinanderreihen würde, die pro Jahr im
Import und Export über die schweizerischen
Rheinhäfen abgewickelt werden.
Container
Im Import und Export werden jährlich rund 100 0 00
Container* über die schweizerischen Rheinhäfen in Basel
abgewickelt. Würde jeder Container mit einem einzelnen
Lastwagen transportiert, so müsste alle fünf Minuten
ein Lastwagen die Landesgrenze passieren – rund um die
Uhr während 365 Tagen.
* Die Masseinheit eines Standardcontainers heisst TEU. 1 TEU entspricht
einer sogenannten Twenty-foot Equivalent Unit und entspricht einem
Container von 20 Fuss Länge und 8 Fuss Breite ( 2 ,4 x 6 m ) und einem
Volumen von 33 m3 .
1000
Haushalte
Ein Ölwagen von ChemOil, einer Tochter
von SBB Cargo, fasst 65 0 0 0 Liter. Um einen
Öltanker zu leeren, sind drei Züge mit
gefüllten Wagen mit einem Fassungsvermö-
gen von 3 510 0 00 Litern nötig. Mit dieser
Menge Öl könnte man 1000 Haushalte ein
ganzes Jahr lang heizen.
Sonder
ausstellung
-
Verke
SBB Cargo im Verkehrshaus Luzern h rs
Lu z e r h a u s
n
Bis zum 20. Oktober 2013 ist SBB Cargo – zusammen mit Schulklassen und Jugendliche haben die Möglichkeit, die
anderen Firmen aus dem Transport- und Logistikbereich – Berufe im Transport- und Logistiksektor kennenzulernen.
Teil der Sonderausstellung «Cargo – Faszination Trans- Erwartet werden insgesamt rund 350 000 Besucher.
port» im Verkehrshaus Luzern. In 40 Containern können
auf spielerische Weise die Zusammenhänge und Hinter-
gründe erlebt werden. Anhand konkreter Beispiele http://bit.ly/11HH3Tf
wird aufzeigt, wie die globale Transportkette funktioniert. Video über die Ausstellung im Cargo-Blog.
«Peter
Füglistaler,
wie wird die
Güterbahn
konkurrenz-
Foto: Peter Schneider / Keystone
fähiger?»
14 SBB Cargo 2 | 2 013
Interview
Die Bahn hat im Güter Der Schweiz ist es als einzigem Alpen- wir dem Parlament eine Vorlage unter-
land im Nord-Süd-Transit gelungen, den breiten, die diese Finanzierung beinhal-
verkehr europaweit Schwerverkehr mengenmässig zu stabi‑ tet. Italien und die Schweiz haben ein
einen schweren Stand lisieren. Dank der Verlagerungspolitik entsprechendes «Memorandum of Under-
können wir pro Jahr rund 600 0 00 Last- standing» unterzeichnet. Mit dazu gehört
gegenüber der Strasse. wagenfahrten durch die Schweizer Alpen der Bau eines zusätzlichen Terminals
Im Transit durch die vermeiden. Der Bundesrat hat aber schon östlich von Mailand. Zusammen mit
Schweizer Alpen ist sie vor zwei Jahren gesagt, dass mit den gel- den Streckenanpassungen in der Schweiz
tenden gesetzlichen Möglichkeiten das geht es um ein Projekt von fast einer Mil-
aber die Nummer 1. «Das Ziel von 650 0 00 Fahrten nicht zu errei- liarde Franken. Das zeigt den Willen der
wird auch so bleiben», chen sei. Das ist jedoch keine Absage an Schweiz, die Verlagerung voranzutreiben.
die Verlagerungspolitik. Deshalb planen
sagt Peter Füglistaler, wir neue Impulse. Wie steht es mit dem Ausbau der Zulauf‑
Direktor des Bundesamts strecken in Deutschland?
Um die Alpentransitbörse, die die Fahr– In den letzten zwei Jahren gab es deut
für Verkehr. Dazu braucht tenzahl beschränken würde, ist es liche Fortschritte. Es wurde ein Projekt-
es Impulse und neue aber ruhig geworden. Ist sie vom Tisch? beirat eingesetzt, der die Anliegen der
Infrastrukturen. Wir sind weiterhin im Gespräch mit der Anwohner aufnimmt. Gewisse Ausbauten
Europäischen Union, um solche steuern- kommen nun voran, so dass die nötigen
den Instrumente umsetzen zu können. Kapazitäten schrittweise bis 2025 zur
Die Akzeptanz ist aber sehr gering. Der Verfügung stehen werden.
Zeitpunkt für eine mögliche Umsetzung
ist nicht absehbar.
Wir erachten das für die Akeptanz der Die Interoperabilität ist ein altes gen. Wir unterstützen diese Absicht. Eine
Verlagerungspolitik als sehr wichtig. Der Sorgenkind. Warum gibt es in Europa Machbarkeitsstudie wird zeigen, wie rea-
Lärm bedeutet das grösste Umweltpro immer noch kein einheitliches Zug listisch sie tatsächlich ist. Es handelt sich
blem der Schiene. sicherungssystem? um ein System mit relativ kleinen Palet-
Nachdem sich auch Deutschland entschie- ten, die auch vergleichsweise langsam un-
Am Gotthard will der Bundesrat eine den hat, das internationale Zugkontroll- terwegs sein werden.
zweite Strassentunnelröhre, damit die system ETCS einzuführen, naht der Zeit-
erste saniert werden kann. Die Gegner punkt, an dem Züge und Lokomotiven mit Ab dem Fahrplanwechsel 2013/2014
befürchten einen Wettbewerbsvorteil für nur noch einer Sicherung quer durch wird SBB Cargo im alpenquerenden
die Strasse. Wie beurteilen Sie das? Europa fahren können. Das war ein lan- Verkehr einen grossen Kundenauftrag
Die Verlagerungspolitik hängt nicht da- ger, schwieriger Weg, aber er ist absolut übernehmen, den bisher die BLS Cargo
von ab, wie man diesen Strassentunnel notwendig. ausführte. Wie beurteilen Sie diese
saniert. Wir konnten das Verkehrsauf- Entwicklung?
kommen stabilisieren, obschon es im Meine persönliche Haltung ist zwiespäl-
Strassentunnel meistens freie Kapazitä- «Der Gotthardtunnel ist tig. Grundsätzlich herrscht freier Wett
ten hat. Der Gotthardtunnel ist nicht der bewerb, das ist politisch so gewollt. Mir
Engpass auf der Nord-Süd-Achse. Er ist nicht der Engpass auf der wäre es aber lieber, wenn man die Güter
nur zu den Ferienzeiten überlastet. Nord-Süd-Achse.» von der Strasse auf die Schiene holen
könnte, statt dass sich zwei Schweizer
Welchen Beitrag können die Bahnen Bahnunternehmen mit sehr harten finan-
leisten, damit sie konkurrenzfähiger Das neueste Schweizer Projekt heisst ziellen Bandagen bekämpften. Ich hoffe,
werden? «Cargo sous terrain». Experten dass dieser Wechsel sich für beide Bahn-
Am wichtigsten sind die Kundenorientie- schlagen vor, den Güterverkehr auf unternehmen auch langfristig finanziell
rung und die Verlässlichkeit. Die Angebo- den Hauptstrecken unter die Erde rechnet.
te im Güterverkehr müssen die Bedürf- zu verlegen: auf eine vollautomatische
nisse der Kunden erfüllen und zuverlässig Autobahn. Ein Pionierprojekt oder
abgewickelt werden. Vor allem im grenz- eine Utopie?
überschreitenden Verkehr gibt es noch zu Es ist im Moment eine Idee, um den wach-
viele Probleme und Unzulänglichkeiten. senden Binnengüterverkehr zu bewälti-
Z
Handelsplatz Schweiz. Der Material- und Warenaus-
tausch wird national ebenso wie international mass- unehmende Kapazitätsengpässe im schweize-
geblich von der Logistik bewältigt. Insofern stellt die rischen Strassen- und Schienennetz sind eine
Logistik das Blut im Wirtschaftskreislauf dar – und Herausforderung, der sich sämtliche Akteure
der Logistikmarkt den Blutkreislauf. Denn letztlich des Schweizer Logistikmarkts stellen müssen. Diese
profitieren alle Konsumenten von vollen Regalen. Lo- lassen sich einerseits auf das in den vergangenen Jah-
gistik trägt ohne Zweifel zum Wohlstand bei und ren ständig gewachsene Transportvolumen zurück-
übernimmt damit eine wertschöpfende Funktion in führen, andererseits ist der Strassengüterverkehr auf-
der Schweizer Wirtschaft. In der Schweiz sind derzeit grund des Nachtfahrverbots auf den Tag beschränkt.
rund 172 600 Mitarbeiter in der Logistik beschäftigt. Hinsichtlich Nachttransporte besitzt die Schiene ge-
B
genüber der Strasse einen klaren Vorteil, jedoch steht
asierend auf der jüngsten Logistikmarktstudie der Schienengüterverkehr in zunehmender Konkur-
Schweiz 2013 wies die Schweizer Logistik 2011 renz zum Personenverkehr auf der Schiene. Aufgrund
ein wertmässiges Marktvolumen von 37,1 Mil unterschiedlicher Geschwindigkeitsprofile und Takt-
liarden Franken auf, was gemessen am Bruttoinland- zeiten sowie der Priorisierung von Personen- gegen-
produkt (BIP) der Schweiz 6,3 Prozent ausmacht. über Güterzügen sind künftige Engpässe absehbar.
Z
Berücksichtigt sind dabei Gütertransporte im Bin-
nenverkehr, im Import und Export sowie im Transit. wei Megatrends sorgen dafür, dass die Zukunft
Massgeblich für die Erfassung ist, dass eine Logistik für den Logistikmarkt und speziell für den
leistung auf Schweizer Territorium erbracht wird. Güterverkehr rosig aussieht. Erstens wird der
Zudem werden die Kernleistungen Umschlagen und Logistikmarkt im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung
Lagern, ergänzt um Kommissionieren und Ver durch weiterhin abnehmende Wertschöpfungstiefen
packen, sowie die Mehrwertdienstleistungen pro und die damit einhergehende zunehmende Arbeits-
Marktsegment ermittelt. Nicht berücksichtigt sind teiligkeit in der Schweiz überproportional steigen.
hingegen aufgrund von Abgrenzungsproblemen Zweitens bedarf es eines breit abgestützten Konsen-
produktionslogistische Aktivitäten seitens der Indus- ses, um auch die Wohlfahrtsbeiträge der Logistik kla-
trie, so dass das gesamte Marktvolumen gar noch hö- rer zu kommunizieren und eine Priorisierung knap-
her liegen dürfte. per öffentlicher Mittel vornehmen zu können. Dies
W
würde ein «Masterplan Mobilität Schweiz 2050»
ertmässig stellt die Stückgutlogistik den leisten: ein integrierter Gesamtverkehrsplan unter
grössten Teilmarkt dar. Ein anderes Bild Berücksichtigung des Personenverkehrs, der die
zeigt sich bei mengenmässiger Betrach- Verkehrsträger gemeinsam als Verkehrssystem be -
tung: Demnach entfallen etwa 190 Millionen Tonnen leuchten und die Bundes-, Kantons- sowie Gemeinde-
auf den Teilmarkt der Massengutlogistik, was 42 Pro- ebene mit einbeziehen müsste.
Prof. Dr. Wolfgang Stölzle ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Logistikmanagement
an der Universität St. Gallen. Er erforscht komplexe Problemstellungen der Logistik,
Foto: zVg
des Supply Chain Management und des Verkehrs. Wissenschaftliche Mitarbeit: Kerstin Lampe.
Personen nötig waren», sagt der Lokfüh- um seinen Besitzer im Notfall automa- Die klugen Helferlein
rer aus Oberaach (TG). «Zuvor war es ab- tisch lokalisieren zu können. Bleibt der
solut nicht möglich, alleine Züge zu ver- Bewegungssensor im Gerät zwei Minuten
schieben. Da musste immer mindestens lang regungslos, schickt das Handy per
einer bei den Wagen sein und ein anderer SMS automatisch einen Alarm an die Not-
die Lokomotive steuern.» Heute steht der fallzentrale in Zürich-Kloten. Gleichzeitig
Lokführer mit seiner Fernbedienung dort, wird eine Telefonverbindung aufgebaut.
von wo er den Fahrweg am besten be Antwortet der Besitzer nicht, wird sofort
Funkfernsteuerung
obachten kann. die Ambulanz losgeschickt. Zudem kann Der Traum jedes Jungen:
der Mitarbeiter per einfachen Knopfdruck Mit der Funkfernsteuerung werden
Hohe Sicherheitsanforderungen auch manuell den Alarm losschicken. tonnenschwere Lokomotiven
Die neue Technik stellt hohe Anforderun- per Fingerdruck bewegt.
mussten neue Lösungen gefunden wer- Rangiervorschriften für die einzelne Wag-
den. Wer alleine unterwegs ist, muss sich gons gelten. «Das musste ich früher von
regelmässig melden oder ein Notfallhandy Hand aufschreiben und dann später im
bei sich tragen. Der elektronische Lebens- Büro im Computer eintippen. So ein mobi-
retter verfügt über einen empfindlichen les Gerät erleichtert die Arbeit enorm»,
Bewegungssensor und eine GPS-Ortung, freut sich RCP-Spezialist Schildknecht.
iPad
Elektronik statt Papierberge:
Im persönlichen iPad sind sämtliche
Sicherheitsdokumente gespeichert,
die man für das Fahren auf einer
Lokomotive braucht. Die Vorschrift
verlangt, dass die Sicherheits-
dokumente in zweifacher Ausführung
verfügbar sind. Daher gibt es im
Führerstand zusätzlich einen Laptop
mit den gleichen Daten.
Notfallhandy
Der kleine Lebensretter: Ist das
Notfallhandy zwei Minuten
lang regungslos, ruft es automatisch
nach Hilfe und zeigt dank eingebauten
GPS den genauen Standort
des Besitzers an.
LEA Cargo
Immer auf dem aktuellen Stand: Dank
des «Lokführer Electronic Assistant»
mit Online-Zugang hat der Lokführer
Dank der Funkfernsteuerung kann Michael Schildknecht die Züge alleine zusammenstellen. Zugriff auf alle nötigen Daten
Früher brauchte es dafür mindestens zwei Personen. wie Fahrpläne oder Streckenhinweise.
http://bit.ly/12MA8JA
Ein Video über Michael Schildknecht und
das Berufsbild Rangierspezialist finden Sie im Der nächste grosse Schritt im Güterverkehr wäre die automatische Zugskopplung.
Cargo-Blog. Heute ist es noch schwere Handarbeit.
Bernhard Adamek von SBB Cargo über Schienengüterverkehr in der Fläche Text: Pirmin Schilliger
Illustration: Jörn Kaspuhl
unternehmerischen
Bernhard adamek: Es geht sowohl um
den schweizerischen Binnen- als auch um
den Import- und Exportschienengüter-
Spielraum»
verkehr. Ausgenommen ist einzig der al-
penquerende Transitgüterverkehr, der be-
kanntlich länger schon verkehrspolitisch
geregelt ist. Überdies sind alle Angebote
angesprochen, insbesondere der Einzel-
Das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, wagenladungsverkehr, aber auch die
Ganzzüge und der Kombinierte Verkehr.
eine Gesamtkonzeption für den schweizerischen
Schienengüterverkehr in der Fläche auszuarbeiten. Um welches Marktvolumen geht es?
Welche Chancen und Herausforderungen lassen Der Schienengüterverkehr in der Fläche
verzeichnet heute einen Marktanteil von
sich daraus für den Wagenladungsverkehr ableiten? über 25 Prozent an der gesamten Güterver-
kehrsleistung im schweizerischen Binnen-,
Import- und Exportverkehr. Er entlastet
das Schweizer Strassennetz um jährlich
über drei Millionen Lastwagenfahrten.
genladungsverkehr und reduzieren unsere Der Bund strebt für den Güterverkehr in Umfrage:
Strukturkosten. Daneben muss es uns ge- der Fläche ein nachhaltiges Miteinander
lingen, gemeinsam mit den Kunden die der Verkehrsträger an. Die SBB begrüsst Das sagen Experten
Ressourcen besser auszulasten und sie fle- diese Stossrichtung. Nach unserem Ver-
Ulrich Weidmann
xibler zu dimensionieren. Durch eine brei- ständnis hat Nachhaltigkeit eine ökonomi- Professor am Institut für
tere Positionierung in der logistischen sche, ökologische und soziale Dimension. Verkehrsplanung und Transport-
Wertschöpfungskette und im Aufbau neu- Vorstellungen, denen zufolge einzig wett- systeme (IVT) ETH Zürich
er marktfähiger Produkte mit unseren bewerbliche Aspekte die Aufgabenteilung
Kunden wollen wir uns zudem gezielt stär- zwischen Strasse und Schiene bestimmen, «Die leistungsabhängige Schwerver-
ken. Primär ausschlaggebend für die Kon- greifen ebenso kurz wie die Idee, in der kehrsabgabe (LSVA) fliesst derzeit zu
zwei Dritteln an den Bund. Dieser
kurrenzfähigkeit der Schiene gegenüber Fläche eine Verlagerungspolitik genau
verwendet die Mittel hauptsächlich für
der Strasse sind jedoch die verkehrspoliti- nach dem Vorbild des alpenquerenden Gü- die Bahn 2000, die NEAT, für Lärm
schen Rahmenbedingungen. terverkehrs zu verfolgen. Richtig ist, dass sanierung und Anschlüsse ans Hoch
die Strasse und die Schiene in Zukunft im geschwindigkeitsnetz. Dabei profitiert
Welche Punkte stehen im Vordergrund? Binnenverkehr jeweils gemäss ihrer Stär- vor allem der Personenverkehr, während
Um auf die Herausforderungen des Markts ken eingesetzt werden und noch enger ab- gleichzeitig dem Güterverkehr Mittel für
gestimmt in kombinierten Lösungen Gü- dringend nötige Erweiterungen fehlen.
richtig reagieren zu können, benötigen wir
Ein gelebtes Verursacherprinzip würde
mehr unternehmerischen Spielraum. Ein- ter transportieren werden.
bedeuten, die LSV-Abgaben konse-
seitige Auflagen an SBB Cargo aufgrund quent und gezielt für den Güterverkehr
strategischer Ziele des Bunds lehnen wir Das heisst zum Beispiel? auf der Schiene zu verwenden.»
ab. Das führt zu ungleichen Wettbewerbs- Angesichts des enormen Verkehrsaufkom-
bedingungen für die verschiedenen Ak- mens und der vielen Staustunden auf der Ueli Stückelberger
teure. Zentral ist weiter, die Kapazitäten A1 denke ich zum Beispiel an einen Ausbau Direktor des Verbands öffentlicher
und die Qualität im Infrastrukturzugang von Angeboten des Kombinierten Ver- Verkehr (VöV)
zu steigern und zu verbessern. Nicht zu- kehrs auf der Ost-West-Achse.
letzt müssen die in der Schweiz für den «Ich setze mich dafür ein, dass der
Transport auf der Strasse geltenden Re- Im Import- und Exportgüterverkehr ist Wagenladungsverkehr (WLV) in der
geln beibehalten werden. für die Schweiz eine mit dem europä Schweiz eine Zukunft hat. Dafür sind
ischen Raum abgestimmte Lösung Errungenschaften wie dichtes An-
Konkret? zentral. Allerdings ziehen am Horizont schlussgleisnetz, Nacht- und Sonntags-
Unbedingt beizubehalten sind das Nacht- dunkle Wolken auf . . . fahrverbot zu erhalten. Von der Politik
braucht es ein Bekenntnis zum WLV,
fahr- und Kabotageverbot, die leistungs- Es sind natürlich schlechte Signale, wenn
zudem sind die nötigen Rahmenbedin-
abhängige Schwerverkehrsabgabe und die Länder wie Frankreich und Italien gungen zu schaffen. Gerade weil die
Gewichtslimiten für Lastwagen. den Einzelwagenladungsverkehr teilweise Herausforderungen gross sind, müssen
oder gar vollständig einstellen. Anderer- wir zu einem nachhaltigen WLV Sorge
Welche Aufgabenteilung zwischen seits führt auch für die EU-Länder kein zu tragen.»
Schiene und Strasse ist wünschenswert? Weg an einem Ausbau des Schienengüter-
Paul Wittenbrink
verkehrs mitsamt dem Wagenladungs
Professor für Transport und
verkehr vorbei. Sonst können sie ihre
Logistik an der Dualen Hochschule
Politische Agenda verkehrspolitisch festgelegten Verlage
Baden-Württemberg
14. Oktober 2010 rungsziele und die angepeilte Reduktion
Die Verkehrskommission des Ständerats der Treibhausgase nicht erreichen. Aller- «Der Einzelwagenladungsverkehr
reicht die Motion «Zukunft des Schienengüter- dings warten im europäischen Raum noch (EWLV) wird sein Potenzial nur aus-
verkehrs in der Fläche» ein. etliche grössere Aufgaben. So etwa im Be- schöpfen, wenn auch neue Ansätze zum
reich einer güterverkehrsorientierten In Zuge kommen. Hierzu zählen der
24. November 2010 verstärkte Aufbau und die Einbeziehung
Der Bundesrat begrüsst die Stossrichtung der frastrukturpolitik, beim Abbau von Hür-
von Speditionen, die Überprüfung der
Motion und empfiehlt deren Annahme. Am den im grenzüberschreitenden Verkehr hohen Fertigungstiefe, eine stärkere,
30. November 2010 (Ständerat) bzw. 11. April oder bei der weiteren Ausgestaltung der auch relations- und regionenbezogene
2011 (Nationalrat) stimmt das Parlament der politischen Rahmenbedingungen für die Verantwortung, Innovationen und mehr
Motion zu und beauftragt den Bundesrat, eine
Strasse und Schiene.» Wettbewerb um die besten Lösungen.
Gesamtkonzeption zu erstellen. Der EWLV braucht effiziente Rahmenbe-
http://bit.ly/10loVxt
dingungen, Planungssicherheit und
13. Dezember 2012 Das Positionspapier der SBB zum
Schienengüterverkehr in der Fläche realistische Ziele. Nicht zuletzt sind die
Die SBB legt in einem Positionspapier zur
Kunden gefragt, langfristig auf das
Motion ihre Vorstellungen zum Schienengüter-
System zu setzen, mehr feste Kapazitä-
verkehr in der Fläche dar.
ten zu buchen und auch unkonven
April bis August 2013 tionelle Lösungen zu entwickeln.»
Bernhard Adamek
Offizielle Vernehmlassung zur Gesamtkonzeption. verantwortet bei SBB Cargo die
politischen und regulativen Themen
Fotos: zVg
2014 (voraussichtlich)
und somit auch das Dossier «Schie-
Beratung und Abstimmung im Parlament.
nengüterverkehr in der Fläche».
Schotter
HSL Logistik
Lokvermietung immer rentabler
Mit der Vermietung von elektrischen Streckenlokomotiven
betreibt SBB Cargo seit Jahren ein funktionierendes und
wachsendes Nebengeschäft. «Wir können damit bestehende
Restressourcen gewinnbringend vermarkten und erst noch Frischer und informativer: der neue Cargo-Blog.
zufriedene Kunden an uns binden», erklärt Frank Menzel vom
Flottenmanagement von SBB Cargo. Bedeutendste Kundin für
Begehrte Lokomotiven:
Das Vermietungsgeschäft von
SBB Cargo ist lukrativ.
Kontakt
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SBB Cargo AG Riggenbachstrasse 8
Kundenservice 4600 Olten, Schweiz
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4065 Basel, Schweiz Tel. Europa 00800 7227 2224
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Sassan Rabet
Jahresbilanz Holzhackschnitzel stellt bei Xrail die Weichen.
Schwache Konjunktur Mehr Effizienz
Die Jahresbilanz 2012 von SBB Cargo SBB Cargo setzt für alle Holzhack
fällt durchzogen aus. Negative Einflüsse schnitzelverkehre neu ein Umschlag
wie die anhaltende Konjunkturschwäche system mit kippbaren Containern ein. Xrail
in Europa sowie der Abbau von Indus Die Drehentladung der österreichischen Sassan Rabet wird CEO
triekapazitäten in der Schweiz (vor allem Firma Innofreight erlaubt ein schnelleres
Papier- und Metallindustrie) haben auf Entladen, was den Kunden eine signifi- Xrail, die europäische Allianz zur
das Geschäft gedrückt. Erschwerend kam kante Effizienzsteigerung bringt. Das Stärkung des internationalen Einzel
die dreimalige Sperre der Gotthard-Berg- Transportsystem kommt seit Anfang wagenverkehrs, hat per 1. Mai Sassan
strecke wegen Felsabbrüchen bei Gurt- April zum Einsatz. Rabet zum CEO ernannt. Der 41-jährige
nellen hinzu. Trotz dieser Widrigkeiten Neu verkehrt SBB Cargo mit vier Diplom-Verwaltungswissenschaftler war
hat sich SBB Cargo relativ gut geschlagen. Kompositionen, bestehend jeweils aus zuvor stellvertretender CEO von Xrail. Er
Bei der Verkehrsleistung resultierte mit 24 Wagen und 72 Containern, von ver- stiess 2001 zu SBB Cargo, wo er als Senior
12 132 Millionen Nettotonnenkilometern schiedenen Standorten in der Deutsch- Project Manager Business Development,
gegenüber 2011 eine verhältnismässig und Westschweiz nach Mortara in Leiter Produktsteuerung und zuletzt
geringe Einbusse um 1,7 Prozent. Pro Norditalien. Dort werden die Holzhack- Leiter Business Development Prozesse &
Tag wurden im letzten Jahr 175 000 Ton- schnitzel zu Spanplatten verarbeitet. Qualität Schweiz tätig war. 2008 wurde
nen Güter transportiert. Der Betriebsver- Das neue System ist nicht nur beim er von SBB Cargo in das Central Team
lust von SBB Cargo betrug CHF 51,2 Mio. Entladen, sondern auch beim Transport von Xrail entsandt. «Wir sind überzeugt,
gegenüber CHF 46 Mio. im Jahr zuvor. effizienter. «Die Zahl der Wagen konnte dass Sassan Rabet mit seiner langjährigen
Die SBB begegnet den Herausforderungen bei gleichbleibender Schnitzelmenge Erfahrung im Schienengüterverkehr
mit einer konsequenten Ausrichtung um rund ein Drittel reduziert werden», der Richtige für die künftigen Weichen-
des Angebots im Güterverkehr auf die sagt Heinz Frauchiger, Key Account stellungen bei der Xrail Allianz ist»,
Stärken der Eisenbahn. Manager bei SBB Cargo. betonte Ferdinand Schmidt, Vorsitzender
des Aufsichtsrats von Xrail.
Martin Haller
neu bei SBB Cargo. SBB Cargo
4200 Tonnen Steine für den Sechseläutenplatz
Der prominenteste Platz mitten in Zürich wird komplett neu
gestaltet. Die Platten für die 14 000 Quadratmeter kommen
Kombinierter Verkehr
aus dem bündnerischen Vals – und werden von der Rhätischen
Neuer Leiter Bahn und von SBB Cargo grösstenteils auf dem Schienenweg
Martin Haller, 32, leitet seit 1. März 2013 transportiert.
die Business Unit Kombinierter Verkehr.
Nach dem Betriebswirtschaftsstudium
hat er in Frankfurt und Hongkong
gewirkt, jeweils mit Fokus auf die
Transportindustrie. Während der letzten
acht Jahre hat Haller bei Booz & Com‑
pany als Berater gearbeitet. In dieser
Rolle hat er das Projekt Kombinierter
Verkehr bei SBB Cargo mitgestaltet.
Nicolas Perrin (links) und Thomas Amstutz im Sudhaus der Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden.
«Grundsätzlich kann
jedes Gut auf die Schiene»
Der führende Bierbrauer der Schweiz ist auch einer der grössten Kunden von
SBB Cargo. Ein Gespräch zwischen Feldschlösschen-Chef Thomas Amstutz
und Nicolas Perrin, CEO bei SBB Cargo, über Wettbewerb, Verkehrspolitik und
Zukunftsaussichten.
Interview: Roy Spring hatte Feldschlösschen sofort eine schweiz- Sinn. Dass dies eine Dampfloki symboli-
Fotografie: Markus Bertschi weite Anbindung und wurde innert 20 siert, schätze ich als Eisenbahner natür-
Jahren Markführer. Diesen Pioniergeist lich sehr.
haben wir bis heute beibehalten.
Herr Amstutz, Sie werden oft als Warum ist Feldschlösschen prädestiniert
Bierbaron bezeichnet. Welchen Adelstitel In Rheinfelden unterhalten Sie einen für den Schienengüterverkehr?
würden Sie Herrn Perrin verleihen? eigenen Rangierdienst. Warum? Amstutz: Grundsätzlich kann jedes Gut
Thomas Amstutz: Auf solche Titel spreche Amstutz: Der eigene Rangierdienst garan- auf der Schiene transportiert werden, das
ich nicht so gut an, da ich keinen hier tiert uns maximale Flexibilität und ein ho- ist nur eine Frage der Einstellung. Wir sind
archischen Führungsstil pflege. Darum hes Abwicklungstempo. Wir sind der Bahn unserer Strategie seit 137 Jahren treu ge-
möchte ihn lieber als Weiterentwickler aber auch emotional verbunden. So haben blieben: Unser Logistikkonzept ist voll auf
und Sanierer bezeichnen. wir eine nostalgische Rangier-Dampflok den Zug ausgerichtet. Rund 60 Prozent un-
Nicolas Perrin: Damit kann ich sehr gut auf dem Brauereigelände, das 137 Jahre alte serer Güter gehen bei der Grobverteilung
leben. Sanieren ist die Basis, damit sich «Tigerli» von Krauss-Maffei. In Dietikon über die Schiene. Unsere Verteilzentren
SBB Cargo weiterentwickeln kann. Wir und Givisiez arbeiten wir mit SBB Cargo haben alle einen Bahnanschluss.
haben viele gute Ideen, die ohne positives zusammen, das funktioniert bestens. Perrin: Feldschlösschen gehört zu unseren
Resultat leider nicht realisierbar sind. Mit grössten Kunden. Mit dem Bekenntnis, das
Sanieren und Entwickeln investieren wir Logistikkonzept auf die Bahn auszurich-
in die Zukunft. ten, haben sie in SBB Cargo ein grosses
«Wehe, es ist eine Vertrauen gesetzt. Das fordert uns zu einer
Feldschlösschen ist ein Kunde der ersten
Stunde von SBB Cargo. Der Transport
einzige Flasche nicht täglich perfekten Leistung heraus, um die
Richtigkeit dieses Entscheids zu beweisen.
mit der Eisenbahn ist seit der Firmen‑ perfekt gekühlt!» Amstutz: Auch wir setzen uns immer wie-
gründung 1876 wichtig. Was bedeutet Thomas Amstutz
der Aufgaben, die uns zu Höchstleistungen
das für Ihr Unternehmen? zwingen. So haben wir zum Beispiel die
Amstutz: Wir haben 1889 unser erstes An- letzten drei Austragungen des Eidgenössi-
schlussgleis gebaut. Die SBB wurde erst schen Schwingfestes bestritten. Das be-
1902 gegründet – wir sind also noch vor Perrin: Bierbrauen ist wie Eisenbahn mit deutet: Wir haben ein Stadion irgendwo im
der SBB auf die Bahn gekommen. Dass die Tradition verbunden. Feldschlösschen be- Grünen ohne jede Infrastruktur. Dorthin
Gründer die Brauerei 1876 an das nationa- treibt in diesem Sinn ein gutes Marketing. kommen an einem Wochenende 200 000
le Zugnetz bauten, war ein visionärer Aber nicht nur: Tradition verpflichtet und Leute und wollen mit Bier und Getränken
Entscheid. Während andere Brauer noch ist eine Herausforderung. Das spürt man versorgt werden. Und wehe, es ist eine ein-
mit Pferdekutschen unterwegs waren, bei Feldschlösschen klar und im positiven zige Flasche nicht perfekt gekühlt! >
Feldschlösschen AG, Rheinfelden einen Seite zunehmend zentralisiert, auf arantie der Fahrplantrassen sowie die
G
der anderen Seite müssen immer kleinere Kosten für die Nutzung von sehr hoher
Feldschlösschen ist einer der ersten und
Lose flexibel und schnell dem Endkunden Bedeutung. Hier liegt verkehrspolitisch
grössten Kunden von SBB Cargo.
Der Transport mit der Eisenbahn ist seit der zugestellt werden. Unser Konzept sieht noch einiges drin.
Firmengründung 1876 bei der führenden vor, auf den längeren Distanzen die Güter Amstutz: Die Bahn muss schauen, dass sie
Bierbrauerei und dem grössten Getränke wie auf einer S-Bahn zu befördern. Die konkurrenzfähig zum Strassenverkehr
hersteller der Schweiz wichtig. Die Bözberglinie Verteilung auf den letzten Kilometern er- werden kann. Es bringt nichts, sich den
führt unmittelbar am Feldschlösschen- folgt effizienter auf der Strasse. schwarzen Peter zuzuschieben. Wenn
Gelände vorbei, das 1889 einen direkten man versucht, die Konkurrenz durch ord-
Bahnanschluss erhielt.
Wo sehen Sie gemeinsame Ziele in der nungspolitische Eingriffe zu verhindern,
Logistik und in der Verkehrspolitik? macht man Wettbewerb kaputt – und alle
Kundenzahlen 2012 Perrin: Eine leistungsfähige und nachhal- verlieren. Ein härterer Wettbewerb würde
255 000 t
tige Verkehrsinfrastruktur ist für die sich aber auch für die Schiene positiv aus-
Wirtschaft, die Standortpolitik und den wirken.
Transport sehr wichtig. Die freien Kapazi-
Güter transportierte Feldschlösschen via täten werden immer knapper, die Finanz- Auch die Bierbranche hat Umwälzungen
SBB Cargo in 12 360 Bahnwagen mittel sind es heute schon. Hier geht hinter sich, viele Schweizer Traditions‑
es um das Gesamtsystem und nicht um brauereien wurden geschluckt...
20 000 t Stras
se gegen Schiene. Mit der Vorlage
«Finanzierung und Ausbau der Bahninf-
rastruktur» (FABI) plant der Bund einen
Amstutz: Wir haben mit dem Bierkartell
bis 1991 exemplarisch erlebt, was passiert,
wenn man einen Markt künstlich am Le-
Malz wurden in Rheinfelden in 400 soliden Ausbau der Bahninfrastruktur. ben erhält. Ich behaupte, ohne diese Re-
Bahnwagen von SBB Cargo angeliefert
Zudem werden in den nächsten zwei Jah- gulation könnte auch Feldschlösschen
ren die Rahmenbedingungen für den sein, was Carlsberg heute ist: die Nummer
Rollende Landstrasse
Markus Bertschi ist freischaffender Fotograf
und ein aufmerksamer Beobachter des Details
«Am 18. Dezember 2012 war ich unterwegs im Kanton Appenzell Innerrhoden. Es war Fastnachts-
zeit, und auf einmal sah ich auf der Hauptstrasse diese mehrstöckige Hochzeitstorte. Logistik,
einmal ganz anders.»
blog.sbbcargo.com
Hier finden Sie regelmässig weitere Cargo-Klicks von Markus Bertschi.
Mit dem Velo vom Grimselpass bis zum der Reise mit politischen oder religiösen führern begleitet. Im Schlepptau zog sie
Südpol fahren – auf diese verrückte Idee Problemen konfrontiert zu werden.» einen 115 Kilogramm schweren Schlitten.
kam Evelyne Binsack vor elf Jahren. Doch Persönliche Sicherheit wurde für Eve- Die Fracht: Benzin für den Kocher, Schlaf-
sie liess die Bergsteigerin und Extrem- lyne Binsack dennoch zum Thema. In Me- säcke, Zelte und vor allem viel Esswaren.
sportlerin nicht mehr los. Sie begann mit xiko wurde sie wiederholt von Männern Ihre 80-jährige Mutter hatte für sie sogar
der Planung und reiste in die Antarktis belästigt. «Das kostete Nerven und Ener- einen grossen Schweizer Käse nach Chile
zum Rekognoszieren. Dies vier Jahre vor gie.» Ihr damaliger Freund reiste kurzer- geschmuggelt.
dem Startschuss zur «Expedition meines hand aus der Schweiz an, um sie durch die
Lebens» im September 2006. «Ich musste Südstaaten zu begleiten. Zuvor hatte sie Ärger mit peruanischen Zöllnern
wissen, wie sich minus 55 Grad Celsius an- sich zum Schlafen jeweils hinter Felsen Einreiseprobleme hatte die Schweizerin in
fühlen, wie man bei solchen Temperatu- und Büschen versteckt und nie Feuer ent- keinem der 16 Länder, die sie auf der Süd-
ren die Schuhe bindet oder im Freien auf facht. «Das Riskiko Mensch ist unkalku- polexpedition durchquerte. «Ich brauchte
die Toilette geht.» lierbar», sagt sie. nirgends ein Visum.» Ärger machten nur
Die Handhabe von Schnürsenkeln bei Die Übergriffe verunsicherten die die Behörden in Peru, wo die Zöllner einen
Extremfrost war eines von vielen Elemen- hartgesottene Abenteurerin. Ein Bekann- Führerschein für ihr Velo verlangten. Da
ten, die das happige Vorbereitungspro- ter aus der Region bot ihr für die sie keinen hatte, wollte man ihr das Zwei-
gramm der 45-jährigen Nidwaldnerin mit Durchquerung der Mittelamerikaländer
rad wegnehmen. «Ich habe dann einmal
Wohnsitz im Berner Oberland prägten. Guatemala, Nicaragua, El Salvador und ordentlich Luft geholt und in meinem
Körperliche Fitness und vor allem geisti- Honduras Hilfe an und organisierte einen schärfsten Spanisch losgewettert», lacht
ges Stehvermögen waren für die 16-mona- privaten Escort-Service. «Die von den Evelyne Binsack. Das wirkte Wunder.
tige Extremtour zwingend. Im Rückblick Menschenhand ausgehende Gefahr be- Heute ist die Abenteurerin überzeugt:
räumt Evelyne Binsack ein Versäumnis schäftigte mich permanent und war der Um 25 000 Kilometer per Velo und zu
ein. «Ich hatte mir das Intensivvelotrai- unberechenbarste Punkt innerhalb mei- Fuss abspulen zu können, braucht es nicht
ning mit 40 Kilo Gepäck erspart und dach- ner Reiselogistik.» nur eine ausgeklügelte Logistik, sondern
te, das würde unterwegs schon klappen.» Ansonsten kam Evelyne Binsack ohne Improvisationsgeschick und vor allem
Die Quittung folgte. In den ersten Wo- grössere Probleme durch. Im 40-Kilo- Willenskraft. Woher der Mensch diese
chen auf dem Velo litt sie unter schmerz- Velogepäck waren stets genug Nahrungs- Willenskraft schöpft, fragt sie sich seit der
haften Verspannungen. mittel und Wasserreserven. Nachschub Rückkehr vom Südpol unentwegt. Ende
kaufte Binsack unterwegs und kehrte auch März dieses Jahres hat sich Evelyne Bin-
Haferflocken in der Antarktis mal im Restaurant ein. «Vor längeren Teil- sack auf die Suche gemacht. Mit Bergaus-
Da kam es Binsack wenigstens zugute, strecken durch unbewohnte Prärie füllte rüstung, Kamera und einem detaillierten
dass sie ihre Routenplanung kurzfristig ich die Taschen mit Haferflocken, Nutella, Routenplan im Gepäck ist die Alpinistin in
angepasst und die erste Velostrecke ver- Milchpulver und Bananen.» Trockennah- den Himalaya geflogen und klettert am
kürzt hatte. An der portugiesischen Atlan- rung für die Antarktis. Binsack setzte von Mount Everest. An der senkrechten Wand
tikküste bestieg sie ein Schiff, das sie in Punta Arenas in Südchile über. Das letzte muss sie mit Steigeisen, Haken, Karabi-
die USA brachte. Zuerst wollte sie durch Teilstück war ein 1200 Kilometer langer nern und Seilen jeden Handgriff beherr-
ganz Afrika radeln, um von da auf dem Fussmarsch durch Schnee und Eis. Von schen. Eine logistische Herausforderung,
Wasserweg in die Arktis zu gelangen. «Ich der Antarktisküste bis zum Südpol. Evely- die für einmal sogar lebenswichtig sein
hatte aber Respekt davor, gleich zu Beginn ne Binsack wurde von vier lokalen Reise- kann.