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Viele Männer und Frauen achten bei der Partnersuche im Netz vor allem auf das
Aussehen und andere eher oberflächliche Kriterien – und schließen damit viele
Menschen aus, die eigentlich viel besser zu ihnen passen
Vor einiger Zeit gab eine chinesische Doktorandin namens Lin Yu eine
Kontaktanzeige im Internet auf. Sie tippte ein, was sie sich von ihrem zukünftigen
Partner erwartete. Unter anderem sollte der weder geschieden noch verwitwet sein,
einen Hochschulabschluss haben, nicht aus der Stadt Wuhan stammen, weder
rauchen, trinken noch dem Glücksspiel nachgehen, über 1,72 Meter groß sein und
bereit, ein Jahr mit der Hochzeit zu warten; außerdem müsse er Sport treiben, mehr
als 50 000 Yuan im Jahr verdienen, versprechen, dass er an vier Abenden in der
Woche zu Hause essen würde; er sollte mindestens zwei, aber höchstens vier
Freundinnen gehabt haben, zwischen 26 und 32 Jahre alt sein – und als
Sternzeichen weder Jungfrau noch Steinbock.
Dieses Ausmaß an Details mag abstrus erscheinen, aber derart exakt formulierte
Anforderungen sind in China kein Einzelfall. In dem Land mit knapp 1,4
Milliarden Einwohnern leben rund 200 Millionen Singles. Das macht das enorm
große Angebot an potenziellen Partnern rasch unüberschaubar – und führt offenbar
dazu, dass Suchende sich Mühe geben, die Kandidaten möglichst exakt
vorzusortieren.
In Deutschland ist das kaum anders, auch wenn sich hier monatlich nur rund acht
Millionen auf einem oder mehreren Dating-Portalen einloggen. Der Markt wächst
jährlich um geschätzte zehn Prozent, die kommerziellen Anbieter machen
Millionengewinne. Denn viele Menschen sind bereit, für die Suche nach dem
Partnerglück zu bezahlen. 17 Prozent der Deutschen berichten in einer aktuellen
Umfrage, schon einmal einen Partner im Internet kennengelernt zu haben (wobei
dies auch über soziale Netzwerke passiert sein konnte). Fünf Prozent der
Amerikaner, die in einer festen Beziehung leben, haben ihren Lebensgefährten
online getroffen. Weltweit sollen sich 91 Millionen Menschen aktiv dem
Onlinedating verschrieben haben.
Und wer bereit ist, sich international umzusehen, dem eröffnen sich noch weitaus
mehr Möglichkeiten – denn etwa in den USA hat sich der Singlemarkt im Internet
noch viel stärker ausdifferenziert. So kann sich der Suchende dort auf Webseiten
eintragen, deren Nutzer unter einer Allergie leiden oder an einer
Geschlechtskrankheit oder die wollen, dass der Neue möglichst genauso aussieht
wie der Expartner. Manche Internetbörsen wählen Mitglieder handverlesen über
persönliche Einladungen aus, Apps bringen Vielflieger zusammen, die sich zufällig
zur gleichen Zeit am selben Flughafen aufhalten. Und selbst erklärte Machos und
deren Bewunderer haben ebenso ihre eigene Dating-Seite wie Menschen, die sich
beruflich mit dem Tod beschäftigen – etwa Bestatter oder Pathologen.
Internetliebe
Um diese derart geringe Wahrscheinlichkeit zu verbessern, den richtigen
Lebenspartner zu treffen, entstanden vor 20 Jahren die ersten Singlebörsen im
Internet. Die meisten glichen anfangs digitalisierten Versionen der
Kontaktanzeigen in den Tageszeitungen. In diesen auch heute noch populären
Dating-Portalen legen Mitglieder Profile an. Darin stellen sie sich mit Fotos,
Angaben über Alter, Beruf oder Hobbys und einer kurzen Selbstbeschreibung vor.
Die Mitglieder können ihre Profile gegenseitig lesen und sich elektronisch
kontaktieren.
Die Singlebörsen zielen dabei entweder auf ein unverbindliches Kennenlernen (in
Deutschland etwa LoveScout24, neu.de, iLove oder DatingCafe). Oder sie
vermitteln Kontakte für sexuelle Abenteuer und Seitensprünge (beispielsweise
secret.de, casualsex24.de, Joyclub.de, poppen.de).
Das sei in etwa so, als solle ein Mensch beurteilen, ob er ein Fertiggericht mögen
werde, wenn er nur die Kalorienangaben und die Liste der Zutaten auf der
Verpackung lesen dürfe, befanden kritisch Forscher um den US-Psychologen Dan
Ariely von der Duke University, der menschliche Entscheidungsprozesse erforscht:
„Man hat zwar eine ungefähre Ahnung, wie es schmecken wird, aber erst wenn
man es probiert, weiß man wirklich Bescheid.“
Überdies erschwert die enorme Auswahl die Entscheidung. Eine Studie ergab, dass
der typische Nutzer einer Singlebörse zwölf Stunden pro Woche Profile sichtet und
E-Mails zur Kontaktaufnahme liest, schreibt oder beantwortet. Gemittelt bringt ihm
das 1,8 Stunden an Verabredungen ein. Für eine kurze Verabredung verbringen
Nutzer demnach in der Regel mehr als einen vollen Arbeitstag mit Suchen und
Kontaktieren. Im Durchschnitt schauen sich Singles, so schätzen Insider, bei jedem
Einloggen 200 Profile an. Die meisten fühlen sich schnell damit überfordert, all
diese Steckbriefe sorgfältig zu lesen und gegeneinander abzuwägen.
Stattdessen wählen sie nach oberflächlichen Kriterien aus, wie Forscher wissen.
Frauen achten oft vor allem auf Körpergröße und den ökonomischen Status des
Mannes; Männer auf das Alter einer Frau. Und in vielen Fällen treffen beide
Geschlechter ihre Entscheidung nicht danach, wie gut der Profiltext formuliert ist,
sondern vor allem nach der Strahlkraft des Fotos und der Attraktivität der
abgebildeten Person. Darin zeigt sich ein Mechanismus, der tief in unserer Psyche
verankert ist. Von Natur aus neigen wir dazu, vom Aussehen eines anderen auf die
gesamte Person zu schließen. Wirkt jemand attraktiv, vermuten wir instinktiv, dass
dieser Mensch auch klug, kompetent und vertrauenswürdig wäre – selbst wenn
jeder weiß, dass solche Zuweisungen längst nicht immer stimmen.
Viele Singles versuchen dieses Problem dadurch zu lösen, dass sie sich bei einem
Vermittlungsdienst anmelden, bei dem zusätzlich auch noch ein Computer nach
dem bestmöglichen Partner sucht. Dort bewerten Algorithmen, welche Personen
womöglich zusammenpassen. Anbieter wie ElitePartner, eDarling, be2, partner.de
oder Parship werben damit, auf diese Weise das ideale Gegenüber ermitteln zu
können.
Dating-Portale und Flirt-Apps haben das Kennenlernen vereinfacht, aber für manche
Menschen ist es dadurch schwieriger geworden, den richtigen Partner zu finden. Viele
Menschen, die online nach einem Partner suchen, achten besonders auf das
Aussehen und andere oberflächliche Kriterien, wodurch sie viele Menschen
ausschließen, die besser zu ihnen passen würden.
Dies ist in Deutschland ähnlich, obwohl sich hier jeden Monat nur etwa 8 Millionen
Menschen auf einer oder mehreren Dating-Websites anmelden. Der Markt wächst
jedes Jahr um geschätzte 10 Prozent und kommerzielle Anbieter verdienen Millionen.
Viele Menschen sind bereit, für die Suche nach dem Partnerglück zu bezahlen. 17%
der Deutschen gaben in einer aktuellen Umfrage an, schon einmal einen Partner im
Internet kennengelernt zu haben. Weltweit sollen sich 91 Millionen Menschen aktiv
dem Online-Dating verschrieben haben.
Das Angebot reicht von Marktführern wie Parship und eDarling bis hin zu Websites,
die schnelle Nächte zu zweit oder die große Liebe anbieten. Obwohl es viele
Möglichkeiten gibt, einen Partner zu finden, kann das Überangebot an Optionen für
einige Menschen überwältigend sein und es schwieriger machen, eine Entscheidung
zu treffen.
Zusammenfassend gibt es viele Vorteile, wenn man online nach einem Partner sucht,
aber das Überangebot an Optionen kann für manche Menschen schwieriger machen,
den richtigen Partner zu finden.