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102 i2.

Wider die räuberischen Bauern (1525)

12. Wider die räuberischen und mörderischen


Rotten der Bauern
(Mai 1525)

Hatte Luther noch während seiner Reise durch das bereits gärende Thu-
ringen im letzten Aprildrittel 1525 in seiner „Ermahnung zum Frieden auf
die zwölf Artikel der Bauerschaft in Schwaben"* zwischen beiden Parteien -
Fürsten und Bauern - zu vermitteln gesucht und zum Guten gesprochen,
so trat bei ihm angesichts der von den oberdeutschen Aufrührern verübten
Gewalttaten, von denen er nunmehr Kunde erhielt, und der durch Thomas
Müntzers zügelloses Regiment in Mühlhausen immer unhaltbarer gewor­
denen Verhältnisse in Thüringen ein völliger Umschwung in seiner Haltung
gegenüber den „räubischen und mordischen Bauern" ein; gegen diese
rief er daher Anfang Mai in einer äußerst scharfen öffentlichen Schrift die
Fürsten auf, denen er rücksichtslose Niederschlagung des Aufruhrs nahelegte.
Gleichsam zum Beweis, daß er gegenüber den Bauern, solange es irgend
angängig gewesen war, eine verständnisvolle und friedfertige Haltung ein­
genommen hatte, ließ er mit seinem Aufruf an die Fürsten noch einmal seine
frühere „Ermahnung zum Frieden" drucken; hergestellt wurde diese Ver­
öffentlichung auf der Cranach-Döringschen Presse 2 in Wittenberg.
Erstdruck:„Ermanungezum || fride auffdiezwelffartickel || der Bawr-
schafft ynn || Schwaben. || Auch widder die reubischen || vnd mördisschen
rotten || der andern bawren. || Mart. Luther. || Wittemberg. ||... ||
1525. II" 24 Bll. in 4.0; vgl. WA Bd. 18,S. 282: 0 und 345: A sowie
Centralblatt für Bibliothekswesen Bd. 7 (1890), S. 206 Nr. 35, -
Abgedruckt: WA Bd. 18, S. 357-361 und BA Bd. 3, S. 69-74.
Unser Abdruck beruht auf dem Exemplar der Niedersächs. Staats- und
Univ.-Bibl. Gottingen (8° Autogr. Luth. 882).
Literatur: WA Bd. 18, S. 279-281. 344s. 350; KK Bd. 1,.
S. 695-712; BA Bd. 3, S. 47 und 69. Zur Datierung vgl. Archiv für
Reformationsgeschichte Bd. 33 (1936), S. 126-133.

1 WA Bd. 18, S. 291-334.


2 Über diese vgl. oben S. 87 Anm. 3.

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12. Wider die räuberischen Bauern (1525) 103

[83t. e 3b] Widder die stürmenden bawren


Martiüus Luther.
3®? vorige buchlin thurste ich die Sauren nicht vrteylen / weyl sie
sich zu recht vnd besser vnterricht erbotten / Wie denn Christus gepeut /
5 man solle nicht vrteylen Matt. 7 [, 2]. Aber ehe denn ich mich vmb-
sihe / säten sie fürt / vnd greyffen mit der saust dreyn / mit vergessen
yhrs erbietens / rauben vnd tobe / vnd thun wie die rasenden Hunde /
Dabey man nu wol sihet / was sie ynn yhrem falschen synn gehabt
haben / vnd das eyttel erlogen ding sey gewesen / was sie vnter dem
10 namen des Euangeli ynn den zwelff artickeln haben furgewendet /
Kurtz vmb / eyttel teuffels werck treyben sie / Vnd ynn sonderheyt /
ists der ertzteüffel / der zu Mölhusen regirt / vnd nichts denn [Bl. (£4]
raub / mord / blutvergiffen anricht / wie denn Christus Johan. viij
[, 44]. von yhm sagt / das er sey eyn Mörder von anbegynn. Nu denn
15 sich solche bawrn vnd elende leute verfuren lassen / vnd anders thun /
denn sie geredt haben / mus ich auch anders von yhnen schreyben /
vnd erstlich yhre fünde für yhre äugen stellen / wie Gott Esaia [<5<5,2]
vnd Ezechiel [2, 7] befelht / ob sich etlich erkennen wollten / Vnd
darnach der welltlichen oberkeyt gewissen / wie sie sich hyrynnen hallten
20 sollen / vnterrichten.

Dreyerley grewliche funden Widder Gott vn menschen laden bist


bawrn auff sich / dar an sie den todt verdienet haben / an leybe vnd
seele manichfeltiglich / Zum ersten / das sie yhrer oberkeyt trew vnd
hulde geschworen haben / vnterthenig vnd gehorsam zu seyn / wie solchs
25 Gott gebeut / da er spricht [2/mä;. 20,25] / Gebt dem Keyser / was des
Keysers ist / Vnd Ro. 13 [, 2], Zderman sey der oberkeyt vnterthan
rc. Weyl sie aber disen gehorsam brechen mutwilliglich vnd mit freuet /

3 „Ermahnung zum Frieden“ (vgl. oben S.102). 4 Vgl. WA Bd. 18,


S. 291, 18-22. 12 Im Februar 1525 war Thomas Müntzer wieder nach
MühlhausenIThür. gekommen und hatte dort am 16. März zusammen mit
Heinrich Pfeiffer den alten Hat gestürzt und einen neuen gebildet; in jener
Zeit war Mühlhausen der geistige Mittelpunkt des Aufstandes in Thüringen.
20 vntenichter Drucks. 21 dsie Drucks.

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io4 i2. Wider die räuberischen Bauern (1525)

vnd dazu sich widder yhre Herren setzen / haben sie da mit verwirckt
leyb vnd seel / als die trewlose / meyneydige / lugenhafftigen / vnge-
horsamen buben vn bosewicht pflegen zu thun / darumb auch S. Pau­
lus Ro. 13 [, 2]. eyn solch vrteyl ober sie feilet / Milche der gemalt
widder streben / die werden eyn gericht ober sich überfeine / Milcher 5

spruch auch die bawrn endlich treffen wird / es geschehe kurtz ebbet
lange / denn Gott will tret» vnd Pflicht gehalten haben.

Zum andern / das sie auffrur anrichten / rauben vnd plündern mit
freuet kloster vnd schlosset / die nicht yhr sind / da mit sie / als die
öffentlichen straffen reubet ml mordet / alleyne wol zwyffeltig den tob 10
an leib vnd seele verschulden / Auch eyn auffrurischer mensch / den
man des bezeuge kan / schon ynn Gotts vnd Keyserlicher acht ist / das /
wer am ersten kan vnd mag / den selben erwürgen / recht vnd wol thut /
Den ober eynen öffentlichen auffrurigen ist eyn iglicher mensch beyde
ober richtet vnd scharffrichter / gleich als wenn eyn seur angehet / wer 15
am ersten kan leschen / der ist Der best / denn auffrur ist nicht eyn
schlechter mord / sondern wie eyn gros seur / das eyn land anzündet
vnd verwüstet / also bringt auffrur mit sich eyn land vol mords /
blutuergiffen / vnd macht widmen vnd weysen / vnd versterer alles /
wie das allergrossest vngluck / Drumb sol hie zuschmeyssen / würgen 20
vnd stechen / heymlich odder öffentlich / wer da kan / vn gedencken /
das nicht gifftigers / schedlichers / teuffelischers seyn kan / denn eyn
auffrurischer mensch / gleich als wenn man eynen tollen Hund tod-
schlahe mus / schlegstu nicht / so schlegt er dich vnd eyn gantz land
mit dyr. 25

Zum dritten / das sie solche schreMche / grewliche fünde / mit dem
Euangelio decken / nennen sich Christliche bruder / nemen eyd vnd
hulde / vnd zwingen die leutte / zu solchen greweln / mit yhne zuhalten /
da mit sie die aller grosten Gottslesterer / vnd schender seynes Heyligen
namen werden / vnd ehren vnd dienen also dem teuffei / enter dem 30
scheyn des Euangelij / daran sie wol zehen mal den tob verdienen an

23 auffruricher Dmckf. (vgl. oben ZI. 11 und 14) 30 diene Drucks.

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i2. Wider die räuberischen Bauern (1525) 105

leib vnd seele / das ich hesßlicher fünde nie gehöret habe / Vnd achte
auch / das der teuffel den iungsten tag sule / das er solch unerhörte
stuck furnympt / als feit er [231. g] sagen / Es ist das letzte / drumb soll es
das ergste seyn / vnd will die grundsuppe rüren vnd den boden gar aus-
5 stoffen / Got wolle yhm rotten. Da sihe / wilch eyn mechtiger fürst
der teuffel ist / wie er die wellt ynn henden hat / vnd ynneynander
mengen kan / Der so bald so viel tausent bawrn / fangen / verfüren /
verblenden / verstecken / vnd empören kan / vnd mit yhn machen was
seyn aller wütigester grym für nympt.

10 Es hilfst auch die bawrn nicht / das sie furgeben / Gene. 1. vnd .2.
seyen alle ding frey vnd gemeyne geschaffen / vnd das wyr alle gleych
getaufft sind. Denn ym newen Testament hellt vnd gillt Moses nicht /
Sondern da steht vnser meyster Christus / vnd wirfst vns mit leyb
vnd gut vnter den Keyser vnd welltlich recht / da er spricht [Luk.
i5 20, 25] / Gebt dem Keyser / was des Keysers ist. So spricht auch
Paulus Ro. 12. [13,1] zu allen getaufften Christen / Aderman sey
der gewallt vnterthan. Vnd Petrus [/ 2,13] / Seyd vnterthan aller
menschlicher ordnung. Dieser lere Christi sind wyr schuldig zu geleben /
wie der vater vom hymel gebeut vnd sagt [Matth. 17, 5] / Dis ist
20 meyn lieber son / den höret. Denn die tauffe macht nicht leyb vnd gut
frey / sondern die seelen. Auch macht das Euangelion nicht die güter
gemeyn / on alleyne milche solchs williglich von yhn selbs chun wöllen /
wie die Aposteln vnd Jünger Act. 4[, 32ff.], thetten / milche nicht
die frembden güter Pilati vnd Herodis gemeyn zu seyn fodderten /
25 wie vnser vnsynnige bawren toben / sonder yhr eygen güter. Aber
vnser bawren wöllen der andern frembden güter gemeyn haben / vnd
yhr eygen für sich behallten / Das sind myr feyne Christen / Ich meyn
das keyn teuffel mehr ynn der Helle sey / sondern allzumal ynn die
bawrn sind gefaren. Es ist vber aus vnd vber alle muffe / das wueten.

30 Weyl denn nu die bawren auffsich laden / beyde Gott vnd menschen /
vnd so manchfeltiglich schon des tods an leyb vnd seele schuldig sind /

24 Pilatis Drucks.

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Iv6 12. Wider die räuberischen Bauern (1525)

vnd keyns rechten gestehen noch warten / sondern ymer fort toben /
mus ich hie die welltliche oberkeyt vnterrichten / wie sie hyrynn mit
gutem gewissen säten sollen. Erstlich der oberkeyt / so da kan vnd will /
on vorgehend erbiete zum recht vnd billickeit / solche barern schlahen
vnd straffen / will ich nicht weren / ob sie gleich das Euangelion nicht 5
leydet / Denn sie hat des gut recht / Syntemal die barern nu nicht
mehr vmb das Euangelion fechten / sondern sind öffentlich worden /
trewlose / meyneydige / ungehorsame / auffrürissche / Mörder / reuber /
gottslesterer / wilche auch Heydenissche oberkeyt zu straffen recht vnd
macht hat / ia dazu schuldig ist / solche buben zu straffen / Denn 10
darumb tregt sie das schwerd / vnd ist Gotts dieneryn vber den so
vbels thut Ro. 13 [, £].

Aber die oberkeyt / so Christlich ist / vnd das Euangelion leydet /


der halben auch die bareren keynen scheyn widder sie haben / soll hie
mit furchten handeln. Vnd zum ersten die fachen Gott heym geben / 15
vnd bekennen / das wyr solchs wol verdienet haben / Dazu besorgen /
das Gott villeicht den teuffel also errege/zu gemeyner straffe Deutschs
lands. Darnach demütiglich bitten widder den teuffel vmb hülffe /
Denn wyr fechten hie nicht alleyne widder blut vnd fleysch / sondern
widder die geystlichen bösewicht ynn der lufft / wilche mit gebet müssen 20
angryffen werden. Wenn nu das hertze so gegen Gott gerichtet ist /
das man seynen götlichen willen lesst wallten / ob er vns wölle odder
nicht [231. F tj] wölle zu Fürsten vnd Herren haben / soll man sich ge­
gen die tolle bareren zum vberflus (ob sie es wol nicht werd sind) zu
recht vnd gleichem erbieten. Darnach wo das nicht helffen will / flux 25
zum schwerd greyffen.

Denn eyn Fürst vnd Herr mus hie benoten / wie er Gottes amptman
vnd seyns zorns dienet ist Ro. 13 [, 4\. dem das schwerd vber solche
buben befochen ist. Vnd sich eben so hoch für Gott versündigt / wo er
nicht strafft vnd weret / vnd seyn ampt nicht volfüret / als wenn eyner 30
mördet / dem das schwerd nicht befochen ist / Denn wo er kan / vnd

IS obetkeyt Drucks.

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12. Wider die räuberischen Bauern (1525) 107

strafft nicht / es sey durch mord odder blutuergiessen / so ist er schuldig


an allem mord vnd vbel / das solche buben begehen / als der da mut-
williglich durch nachlassen seyns Göttlichen befelhs / zu lesst / solchen
bube yhre bosheit zu oben / so ers wol weren kan vnd schuldig ist /
Darumb ist hie nicht zu schlaffen. Es gillt auch nicht hie gedult odder
barmhertzickeyt. Es ist des schwerds vnd zorns zeyt hie / vnd nicht der
gnaden zeyt.

So soll nu die oberkeit hie getrost fort dringen / vnd mit gutem ge­
wissen dreyn schlahen / weyl sie eyne aber regen kan / Denn hie ist das
vorteyl / das die bareren böse gewissen vnd vnrechte fachen haben /
vnd wilcher barer darüber erschlagen wird / mit leyb vnd seele verluren
vnd ewig des teuffels ist. Aber die oberkeyt hat eyn gut gewissen vnd
rechte fachen / vnd kan zu Gott also sagen mit aller sicherheyt des
hertzen. Sihe / meyn Gott / du hasst mich zum Fürsten odder Herren
gesetzt / daran ich nicht kan zweyffeln / Vnd hasst myr das schwerd
befolhen vber die vbelthetter Rom. 13 [, i]. Es ist deyn wort vnd mag
nicht liegen / so mus ich solchs ampt / bey Verlust deyner gnaden /
ausrichten / so ists auch öffentlich / das diese bareren vielfalltig für dyr
vnd für der wellt den tod verdienet / vnd myr zu straffen befolhen.
Wiltu nu mich durch sie lassen tödten / vnd myr die oberkeyt widder-
nemen vnd vntergehen lassen / wolan / so geschehe deyn wille / So
sterbe ich doch vnd gehe vnter ynn deynem göttlichen befech vnd wort /
vnd werde erfunden ym gehorsam deynes befechs vnd meynes ampts.
Drumb will ich straffen / vnd schlahen so lange ich eyne aber regen
kan / Du wirsts woll richten vnd machen.

Also kans denn geschehen / das / wer auff der oberkeyt seyten erschla­
gen wird / eyn rechter werterer für Gott sey / so er mit solchem ge­
wissen streyt / wie gesagt ist. Denn er geht ynn Göttlichem wort vnd
gehorsam. Widderumb was auff der bareren seytten vmbkompt / eyn
ewiger hellebrand ist. Denn er füret das schwerd widder Gotts wort
vnd gehorsam / vnd ist eyn teuffels glied. Vnd obs gleych geschehe /

6 zeyt Drucks.

8 Deutsche Texte 3

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io8 12. Wider die räuberischen Bauern (1525)

das die Samten oblegen (da Gott für sey) Denn Gott sind alle ding
möglich / vnd wyr nicht wissen / ob er villeicht zum verläufst des
Jüngsten tags / milchet nicht ferne seyn will / wolle durch den teuffei
alle ordnung vnd oberkeyt zustören vnd die wellt ynn eynen wüsten
Haussen werffen / So sterbe doch sicher vnd gehen zu scheittern mit
gutem gewissen / die ynn yhrem schwerd ampt funden werden / vnd
lassen dem teuffel das welltlich reich / vnd nemen dafür das ewige
reich. Sölch wunderliche zeytten sind itzt / das eyn Fürst den hymel
mit blutvergissen verdienen kan / bas denn andere mit beten.

Am ende ist noch eyne fache / die billich soll die ober-fBl. F Weyt
bewegen / Denn die Samten lassen yhn nicht benügen / das sie des
teuffels sind /Sondern zwingen vnd dringen viel frumer leute/ die es vn-
gerne thun / zu yhrem teuffelisschen bunde / vnd machen die selbigen also
teylhafftig aller yhrer bosheyt vnd verdamnis / Denn wer mit yhn be­
williget / der fett auch mit yhn zum teuffel / vnd ist schuldig aller vbel-
that / die sie begehen / vnd müffens doch thun / weyl sie so schwachs
glaubens sind / das sie nicht widder stehen. Denn hundert tödte sollt eyn
frumer Christ leyden / ehe er eyn harbreyt ynn der Samten fache be­
williget. O viel wertetet kündten itzt werden durch die blutdürstigen
bawren vnd mordprophete. Nu solcher gefangener enter den barern
sollten sich die oberkeyt erbarme / Vnd wenn sie sonst keyne fache hetten /
das schwerd getrost widder die bawren gehen zu lassen/vnd selbs leib vnd
gut dran zu setzen / so were doch dise vberig gros gnug / das man solche
seele / die durch die bawren zu solchem teufflisschen verbündnis ge­
zwungen / vnd on yhren willen mit yhnen so grewlich sündigen vnd
verdampt müssen werden / errettet vnd hülffe / Denn solche seelen
sind recht ym fegefeur / ia ynn der Hellen vnd teuffels banden.

Drumb lieben Herren loset hie / rettet hie / heisst hie / Erbarmet euch
der armen leute / Steche / schlahe / würge / hie wer da kan j bleybstu
drüber tob / wol dyr / seliglichern tob kanstu nymer mehr vber-
komen / Denn du stirbst ynn gehorsam göttlichs Worts vnd befelhs
Ro. am 13D 5ff.], vnd ym dienst der liebe deynen nehisten zurretten
aus der Hellen vnd teuffels banden. So bitte ich nu /flihe von den

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i2. Wider die räuberischen Bauern (1525) 109

bareren reet da kan / alls vom teuffei selbs. Die aber nicht flihen /
bitte ich Gott wollte sie erleuchten vnd beferen. Milche aber nicht zu
beferen sind / Da gebe Gott / das sie seyn glück noch gelingen haben
müssen. Hie spreche eyn iglicher frumer Christ / Amen. Denn das
5 gepett ist recht vnd gut vnd gesellet Gott reol / das reeys ich.
Dunckt das yemand zu hart / der dencke / das
vntreglich ist auffruhr vnd alle stunde der
wellt verstörung zu warten sey.
7 stünde Drucks.

13. Der Kleine Katechismus


(1529/31)

(Vorrede und Beichte)

Der innere Ausbau der jungen evangelischen Kirche machte auch die Ab-
sassung eines der religiösen Volksbildung dienenden kleinen Katechismus
notwendig, der die christliche Lehre in knapper und allgemein verständlicher
Form enthielt. Seine Ausarbeitung übernahm (auf Grund von drei im
Jahre 1528 gehaltenen Predigtrechen über die fünf Hauptstücke) der Re­
formator selbst. Die einzelnen Stücke veröffentlichte er mit besonderen Über­
schriften, einem älteren Brauche folgend, zunächst in Plakatform als Tafel-
drucke, die zur Aufhängung in Kirche und Schule bestimmt waren. Anfang
Januar 1529 erschienen bei Nikolaus Schirlentz*, der dann auch fernerhin
die von Luther autorisierten Ausgaben des Kleinen Katechismus herstellte,
die ersten drei Tafeldrucke, denen bald weitere folgten. Zn Buchform kam -
um die „Haustafel" und eine Vorrede vermehrt - der illustrierte Kleine
Katechismus zuerst Mitte Mai 1529 in Wittenberg heraus; im Laufe
dieses Jahres erlebte er noch eine zweite und dritte Auflage (der dritten gab
Luther erstmalig „Eine kurze Weise zu beichten für die Einfältigen" bei, die
er aber dann 1531 durch eine neue Beichtanweisung: „Wie man die Ein­
fältigen soll lehren beichten" ersetzte). Zn den Jahren 1531 bis 1546
druckte Schirlentz noch mindestens acht weitere (nunmehr unveränderte)
Katechismusausgaben. Als Probe ist im folgenden aus der ersten voll-

1 Über Nikolaus Schirlentz, der von 15 21 bis 1547 in Wittenberg als Dmcker
tätig war, vgl. Lutherstudien, S. 277 s.; Benzing, S. 466 Nr. 7; Guten-
berg-Jahrbuch 1957, S. 150.

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