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seng deynem wider sacher / vnnd wer dyr den rock nympt / dem laß auch
den mantel / Vnd Ro: .12. Die rache ist meyn / spricht der Herr / ich
wil vergelte / Milche spräche auch vertzeytten der fürst Dolusian S .
1) ein termihus a quo für die ausarbeitung liegt auch in der be-
zugnahme (in der einleitung unten s. 362, 2. 4 ff. und dann wieder
s. 382, z. 4 ff.) auf herzog Georgs verbot des kaufs und Verkaufs des
Lutherschen neuen testaments. Dieses mandat ist vom 7. nov. 1522
datiert (Gess, Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Geoigs von
Sachsen, I, Leipzig 1905, no. 400); ehe es aber im druck erschien und
ein exemplar L. zuging, Verging noch einige zeit
Denn Gott der Almechtig vnßere fürsten toll gemacht hatt / dz sie nit
anders meynen / sie mügen thun oft gepieten yhren vnterthanen / was sie
nur wollen / vnd die vnterthanen auch yrren vü glewben / fle seyen schuldig
dem allen zü folgen / ßo gar vnnd ganp / das fle nu angefangen haben
den leutten -ü gepieten / bücher von flch thun / glewben vnnd hallten was 5
fle für geben / damit flch vermessen auch ynn Göttis stuel zü sehen / vü
die gewissen vnd glawben zü meystern / vn nach yhrem tollen gehyrn / den
heyligr geyst zur schülen füren / Geben dennoch für / man thür es yhn nicht
sagen / vnd solle fle noch gnad iuncker heyssen.
Sie schreyben vnnd lassen zeddel auß gehen / der Keyser Habs ge» 10
potten / vn wollen Christlich gehorsam fürsten seyn / gerad / als were es
yhr ernst / vü man den schalck hynder yhren oren nicht merckt. Den wyr
•47 w sollten wol sehen / 1wen yhn der Keyser eyn schloß oder stadt neme oder
sonst etwas vnrechts gepotte / wie seyn fle finden sollten / das fle dem
Keyser Widder stund? vn nitt gehorsam seyn müsten / Nu es aber gillt den 15
6jE ar'men man schinden / vst yhren Mutwillen an Göttis wort büffen / muß
es keyßerlichs gepots gehorsam heyssen / Solch leut hies man vertzeytt?
buben / itzt muß mä fle Christliche gehorsame fürste heyssen / wöllen dennoch
niemät lassen zü verhtr oder -ü verantwortten kom? / wie hoch mä flch
aucherbeut / wilchs yhn doch gar eyn vntreglich ding were / wo der Keyser -0
oder ymand anders mit yhn also füre. Das sind itzt die surft? / die das
keyserthum yn deutschen landen regiren / darüb muß auch so seyn zü gehen/
yn allen landen / wie wyr den sehen.
Weyl den solcher narren wueten langet zü Vertilgung Christlichs
glawbens / verleuckung gottlichs wortt / vnd zü lesterung göttlicher maiestet / 25
w ill vnd kan ich meynen vngnedigen Herrn vnnd zornigen iunckern nicht
lenger zü sehen / muß yhn zum wenigsten mitt wortte widderstehen. Dnd
hab ich yhren g-tzen den Bapst nicht gefürcht / der myr die seelen vnnd
den hymel drawet zü nemen / muß ich mich auch sehen lassen / das ich seyne
schupen vü wafferblaßen nicht fürchte / die myr den leyb vnd die erden 30
drawen -ü nehmen / Gott gebe das fle zürnen müssen / biß die gramen
rtck vergehen / vnd helff vns / das wyr für yhrem drewen ia nicht sterben #
Amen.
Auffs erst müssen wyr das welltlich recht vn schwerd wol gründen /
das nicht yemand dran zweyffel / es sey von Göttis willen vnd ordnn- 35
yn der wellt / Die sprüch aber die es gründen / flnd diße / Ro. 12. Eyn
2 M t. 3, 2 3 M t 6, 33 6 erhält 7 bedürfen 17 1. TL 1, 9
21 bedürfen 22 vgl. oben s. 21, z. 4 0 ff. 28 durchaus so geartet
31 spristu A» 33 W . A . 7. 476, z. 2 8 ff.; 504, z. 4 0 ff. 39 dürfen
366 Von weltlicher Obrigkeit, wie w eit man
oben / Datzu gibt S . Paulus betn gest- noch eyn ampt Ro: .7 . tmnb
Gal: .2. das es die funb erkennen leret / damit es bett menschen bemütigt
zur gnab vnnb zum glawben Christi / also thutt auch hie Christus Matt: .5.
68 e btt et leret / 1man solle bem vbel nicht wibberstehen / ba mit er bas gesetz
verkleret / vnb leret / wie eyn recht Christen solle vnnb müsse geschickt seyn / z
wie wyr weytter hören werben.
251w 1Auffs Vierde / Zum reych der wellt ober vnter bz gesetz gehören alle /
die nicht Christe sind / Den syntemal wenig glewben vnb bas weniger teyl
sich hellt nach Christlicher art / bas es nicht wibberstrebe bem vbel / Da
bas es nicht selb vbel thue / hat Gott bett selbe / ausser dem Christlichen xo
stand vnnb Göttis reych / eyn ander regiment verschafft / vnnb fle vnter
bas schwerb geworffen / bas / ob fle gleych gerne wollten / doch nicht thun
künden yhr boßheyt / vnb ob fle es thun / dz fle es doch nit vn furcht /
noch mit fribe / vnnb glück thun mügen / gleych wie man eyn wild böße
thier mit keten vnb banden fasset / das es nit beyffen noch reyffen kan nach 1$
seyner artt / wie wol es gerne wollt / des doch eyn zam korre thier nicht
bedarff / ßvndern vn keten vnb band dennvcht vnschedlich ist.
Denn wo das nicht were / Syntemal alle wellt böse / vn vnter tausent
kaum eyn recht Christ ist / würde eyns das ander fressen / das niemant
kund weyb vft kind zihen / flch neeren vft Gotte diene / damit die weit »
wüste würde / Darumb hatt Gott die zwey regiment verordnet / das geyst«
liche / wilchs Christen vnnb frum leutt macht durch den Heyligen gevst
vnter Christo / vnnb bas welltliche / wilchs den vnchristen vnb bößen weret /
das fle eußerlich müssen frib hallten vn still seyn on obren danck. Also
beuttet S . Paulus das welltlich schwerb Ro. . 13 . vn spricht. Es sey 25
nicht ben gütte / sondern den bösen wercke zü furchte. Dil Petrus spricht.
Es sey zur rach ober die bösen geben.
Wenn ttu yemand wollt die wellt nach dem Euangeliv regirn / vnd
alle welltliche recht vn schwerb aussheben vnd für geben / sie treten alle
getaufft vnd Christen / vnter wilchen das Euangeliv will keyn recht noch 30
schwerb haben auch nicht nott ist / lieber / radt / was würde der selb
machen? E r würde ben wilde bößen thieren die band oft keten aufflößen/
69 £ das fle yder'man zü ryssen vnd zü hoffen / »ft danebe furgeben / es roeren
feyne zame / korre / thierlin / Ich würde es aber an meynen wunde wol
süle / also würden die büßen vnter betn Christlichen namen bet Euä' 35
gelischen freyheytt mißbrauchen / yhr büberey tteyben vnnb sagen / fle seyen
Christen oft keym gesetz noch schwerb vnterwvrffen / wie itzt schon ettlich
toben vnd narren.
i R ö. 7, 7 2 Ga. 3, ly . 24 3 M t. 5, 39 15 bindet
16 kirres 20 könnte 24 ob sie wollen oder nicht (vgl. W . A . 30",
366®, 386^ 25 R ö. 13, 3 26 I. Pt. 2, 14 37 Wieder
täufer
ih r Gehorsam schuldig sei. 1523.
367
Dem selben must man sagen / Ua freylich ists war / das Christen
vmb yhr selbs willen keynem recht noch schwerd vnterthan sind / noch seyn
bedürffen. Aber sthe zü / vnnd gib die wett zuvor voll rechter Christen /
ehe du sie Christlich vü Evangelisch regirst / das wirstu aber nymer mehr
5 thun / denn die wellt vnd die menge ist vnd bleybt vnchristen / ob fle gleych
alle getaufft v« Christen heyffen / Aber die Christen wonen (wie man
spricht) fem von eyn'ander / darüb leydet sichs yn der wellt nicht / das 25-
eyn Christlich regimrnt gemeyn werde ober alle wellt / ia noch ober eyn
land odder grosse menge / Denn der btßen sind ymer viel mehr denn der
10 ftumen / Darumb eyn gantz land oder die wellt sich vnter winden mitt
dem Euangelio zü regieren / das ist eben / als wenn eyn hirtt ynn eynen
stall zü samen thett / wölff / lewen / addeler / schaff / vnd ließ iglichs frey
vnter dem andern gehen vnd sprech / da weydet euch vnnd seyt frum vnnd
fridsam vnternander / der stall steht offen / weyde habt yhr gnüg / Hund
15 vnnd keulen dürfft yhr nicht fürchten. Hie würden die schaff wol frid
hallten vnd sich fridlich also lassen weyden vnnd regirn / aber fle würden
nicht lange leben / noch keyn thier für dem andern bleyben.
Dammb muß man dise beyde regimtt mit vleyß scheyden vsi beydes
bleybe lassen / Eyns das frum macht / Das ander das eußerlich frid schaffe
so vnd bösen wercken weret / keyns ist vn das ander gnüg yn der wellt /
Denn on Christus geystlich regiment / kan niemant frum werd? für got /
durchs welltlich regiment / So gehet Christus regiment nicht ober alle
menschen / sondern allezeyt ist der Christen am wenigsten vnd sind mitten
vnter den vnchristen. Wo nu welltlich regiment oder gesetz alleyn regitt /
25 da muß eytel heuchley seyn / wens auch gleych Göttis gepott1selber werm / 7 0 B
Denn on den Heyligen geyst ym herhen / w irtt niemät recht frum / er
thue wie feyne werck er mag / Wo aber das geystlich regiment alleyn
regitt ober land vnd leutt / da w irtt der boßheyt der zäum loß vnnd raum
geben aller büberey / Denn die gemeyne wellt kans nicht an nehmen noch
jo verstehen.
Da flhistu nu / wo Christus wottt hyn sehm / die wyr droben er»
-elet haben auß Matt: . 5. das die Christen sollen nicht rechten noch dz
welltlich schwerd vnter yhu haben. Eygentlich sagt ers nur seynen lieben
Christen / die nemens auch alleyne an vnd thun auch alßo / machr nicht
35 redte drauß / wie die sophisten / Sondemn sind ym hertzen alßo durch den
geyst genaturt / das sie niemant vbel thun vnnd von yderman williglich
vbel leydm. Wenn nu alle wellt Christen «ere / ßo giengen sie alle diße
wottt an vnd thett alßo / Nu sie aber vnchristen ist / gehen sie die «o rtt
nichts an vn thutt auch nicht also / Sondem gehörtt vnter das ander
4® regiment / da man die vnchristen eußerlich zwingt vnd dringt zum frid vnd
zum gütten.
keynes darff / noch yhm nott ist / Denn er sthet darnach / was andem nutz
vn gütt ist / wie Paulus Ephe. .5. leret.
Gleych wie er auch alle ander werck der liebe thut / der er nichts
bedarff / denn er besucht die krancken nit darub / das er selb davon gesund
5 werde. E r speyset niemant / das er selb der speyße dürste / also dienet er
auch d e r1vber'teyt / nicht / das er yhr bedürffe / sondern die andern / das sie 7* ®
beschützt vnd die bösen nicht erger werden. Denn es gehet yhm nichts 254
dran abe / vnd schadet yhm solcher dienst nichts / vnd bringt doch der Welt
grossen nutz. Vnd wo ers nicht thett / so thett nicht als eyn Christ /
10 datzu Widder die liebe / gebe auch den andern eyn böße exepel / die auch
des gleychen wollen keyne vberkeyt leyden / ob ste wol vnchristen weren /
Dam it denn dem Euangelio eyn schmach enstunde / als leeret es auff rühr
vnnd eygensynnige teuft machet / die niemät nütze noch -ü dienst seyn
wollte / ßo es doch eynen Christe zü ydermans knecht macht. Also gab
*5 Christus M a tt. 17. den zins groffchen / das er ste nicht ergert / so ers
doch nichts bedurfft.
Also sthestu auch ynn den wortten Christi / droben au- M a tt. .5.
angetzeygt / das er wol leret / wie die Christen vnternander kein welltlich
schwerd noch recht haben sollen. E r verpeutt aber nicht / das man den
so dienen vnd vnterthan seyn solle / die welltlich schwerd vnd recht haben.
Sondern viel mehr / weyl du seyn nicht darffst noch habe sott / soltu den
dienen / die nicht ßo hoch komr stnd als du / vnd desselben noch dürsten /
Ob du nicht bedarffest / das man deynen feynd straffe / so darffs aber dein
krancker nehister / dem solltu helffen / das er frid habe vnd seyne feynd
«5 gesteuret werde / wilchs nicht geschehen mag / die gewallt vnd vberkeyt
werde dann ynn ehren vnd furcht erhallten. Christus spricht nicht also /
du sollt der gewallt nicht dienen noch vnterthan seyn / Sondern / du sollt
dem vbel nist widderstreben / als sollt er sage / hallt du dich also / das du
alles levdest / da m it du der gewallt nicht bedürffest / dz ste dyr helffe vnd
30 diene / nutz oder nott sey / Sondern widderumb / das du yhr helffest /
dienest / nutz vnd nott seyst. Ich w ill dich höher haben vnnd viel zü edel /
denn das du yhr bedürffest / sondern ste soll deyn bedürffen.
Auffs sechst / S o fragistu / Ob denn auch eyn Christ müge das wellt-
lich schwerd füren vnd die bösen straffen / weyl Christus wortt so hartt
35 vnnd Helle lautten / 1du sollt dem vbel nicht widerstehen / das die sophisten n e
haben müssen eyn rad drauß machen. A nttw ortt / du hast itzt zwey stück
gehött. Eyns / das vnter den Christen das schwerd nicht sein kan / darumb
kanstu es ober vst vnter den Christen nicht füren / die seyn nicht bedürffen /
darumb müste m it d' frage hynauß / auff dk andem Haussen / die n it Christen
40 stnd / ob du seyn da selbs Christlich brauche mügest. D a ist das ander
eben so wol Christen geweßen als wyr / Darumb / woran sie recht than
habe / dar an thun alle1 Christe rtd)t / vö ansang der wellt biß ans ende. 256w
Den zeyt oft eußerlicher wädel scheydet nichts vnter den Christen. Auch
ists nicht war / das das allte testamet also auff gehaben sey / das man es nicht
5 müsse halten / oder vnrecht thette / wer es alltzumal hielte / wie S. Hierony:
vnnd viel mehr gestrauchelt haben / Sondern« es ist also auffgehaben /
das es frey ist/zü thun vnd zu lassen / vnd nicht mehr nott ist / bey seelen
Verlust -ü halten / wie es datzumal war.
Denn Paulus spricht .1. Cor. .7. Gal: .6. das wider Vorhaut noch
io beschneyttung ettwas sey / sondern eyn new creatur ynn Christo / das ist /
eS ist nicht fund Vorhaut haben / wie die Juden meyneten / so ists auch
nicht1fund sich beschneytten / wie die heyde meyneten / sondern beydes frey 75 e
vnd gütt / wer es also thutt / das er nicht meyne da durch frum oder selig
zu werden. Also hatt sichs auch mit allen andern stücken des allten testa-
x5 ments / das nicht vnrecht ist / wer es leffet / noch vnrecht wer es thutt /
sondern alles frey vnd gütt zü thun vnnd zu lassen/Aa wo es dem
nehisten nutz oder nott were zur selickeyt / so weren sie alle nott zü haltt /
Den yderman ist schuldig zü thun / was seynem nehisten nutz vnd nott ist /
es sey allt oder new testament / es sey eyn Jüdisch odder heydenisch ding /
ao wie Paulus leret .1. Con .12. Denn die liebe gehet durch alles vnd vber
alles / vnd slhet nur dahyn / was andern nutz vnd nott ist / fraget nicht
darnach / obs allt oder new ist. Also sind die exempel des schwerds auch
frey / dz du ybn magist folgen oder nicht / On wu du sitzest / dz deyn nehister
bedarff / da dringet dich die liebe / das zü thun nbttlich / das dyr sonst
25 Key vnd vnntttig ist zü thun vnnd zü lassen. Alleyn das du da durch
nicht gedenckist frum odder selig zü werden / wie die Juden durch nhre
werck sich vermassen / sondernn solchs dem glawben lassist / der dich on
«erck zur newen Creatur macht.
Vn das wyrs auch durchs newe testament beweyßen / steht hie fest
jo Johannes der teuffer / Luce .3. der on -weyffel Christum zeugen / zeygen
oft leren mufft / das ist / seyne lere must eytel new testamentisch vn
Euägeliffch sein / als der Christo sollt eyn recht volkommen volck zü füren /
der selb bestettiget das ampt der kriegS leutt / vnd spricht / sie sollen yhn
an yhrem solde benügen lassen / Wo es nu vnchristlich were geweßen / das
jzschwerd zü füren/sollt er sie drumb gestrafft / beyde solt vnd schwerd
heyssen lassen faxen / oder hette sie nicht recht den Christlichen stand ge-
leret. Alßo auch .S. Petrus / da er dem Cornelio att: .10. predigt von
Christo / f>iti er yhn nicht faren lassen« seyn ampt / das er doch sollt than
haben / wo es dem Cornelio hynderlich were geweßen an seym Christen
859W ynd der gleychen eußerlichs1dings bestehen (Denn Christus exempel dringen
von nötten) ßo es doch nur durch G öttis wort vn geyst bestehet. Wilchs
Christus eygentlich ampt geweßen ist vnnd seyn mufft / als des obersten
königs yn dem selben reych. N u aber nicht alle Christen das selb ampt
haben (wie wol sie es haben mögen) ists billich / das sie sonst eyn anders 5
eußerlich haben / da m it auch G ott gedienet mag werden.
Auß dißem allen folget nu / wilchs der rechte verstand sey der wort
Christi M a tt. 5. yhr solt dem vbel nicht wider streben rc. Nemlich der /
das eyn Christen sol also geschickt seyn / das er alles vbel vii vnrecht
leyde / nicht sich selb reche / auch nicht für gericht sich schütze / Sondernn / 10
dz er aller ding nicht- bedürfte der welltlichen gewalt vn rechts für sich
selbs. Aber für andere mag vü sol er rache / recht / schütz vnd hülffe
suchen / vnd datzu thun wo m it er mag. Alßo soll yhm auch die gewallt
entweder von yhr selb / oder durch anderer anregk / on sein eygk klage /
9 E suchen 1vnd anregen / helften vft schützen / W o sie das nicht thutt / soll er 13
sich schinden vnd schenden lassen / vnd keynem vbel widderstehen / wie
Christus wortt lautten.
Vnd sey du gewiß / da- diße lere Christi nicht eyn radt für die vol-
fernen sey / wie vnßer Sophisten lestern vii liegen / sondern eyn gemeyn
streng- gepott für alle Christen. Das du wissest / wie die altzumal heydk a©
sind unter Christlichem namen / die sich rechen odder für gericht vmb yhr
gütt vnd ehre rechten vnd -ancken / D a w irt nicht anders auß / das sag
ich dyr. Vnd kere dich nicht an die menge / vnd gemeynen brauch / Denn
es sind wenig Christen auff erden / da zweyffel du nicht an / datzu ßo ist
G öttis wortt ettwas anders denn gemeyner brauch. -r
Denn hie sihestu / da- Christus nicht das gesetz auffhebt / da er
spricht / Ahr habt gehört / das gesagt ist zü den vörigen / Eyn aug vmb
eyn aug. Ich aber sage euch / yhr solt keynem vbel widderstehen rc. sondern
er legt den verstand des gesetzs auß / wie es zuuerstehen sey / A ls sollt er
sagen / yhr Juden meynet / es sey für G ott recht vnnd wol than / wenn y>
yhr das ewr mit recht Widder holet / vnd verlasset euch drauff / das Mose
gesagt hatt / eyn äuge vmb eyn äuge rc. Ich sage euch aber / das solch
gesetz Mose darumb geben hatt / ober die bößen / die nicht zü Gottes
reych gehören / das sie sich selb nicht rechen odder ergers thun / sondern
durch solch euserlich recht gezwungen werden böses zü lassen / das sie doch 35
mit eym euserlichen recht vn regiment verfasset werden / enter die gewalt /
A hr aber sollt euch ßo hallten / das yhr solch- rechts nicht dürftet noch
suchet. Denn ob wol die welltliche vberteytt solch gesetz muß haben /
a6oW darnach sie die vnglewbigen richte / vü auch yhr selbs wol des 1 braucht
mügt / andere darnach zu richten / ßo sollt yhrs doch für euch vnnd ynn 40
eror fachen nicht fachen nach -rauchenn denn yhr habt bae hymelreych /
drumb sollt yhr das erdreych laffenn / wer es euch nympt
Sihe / da flhestu / wie Christus seyne wort nicht dahyn deuttet - da
rr Moses gesetz auffhebe / oder die welltlich gewallt verpiete / Sondern r
5 zeucht die sey'nen erauß / das sie für sich selb der nicht brauchen / sondern
den vnglewbigen lassen sott? / milchen fle doch auch mit solchem ydrem
recht dienen müge / weyl da vnchristen sind / vft man memant zum Christen^
thum zwingen kan / Das aber Christus wortt / alleyne auff die seynen
gehen / w irtt darauß klar / das er hernach sagt / sie sollen ohre keynde
*0 lieben / vft volkomen sein / wie yhr hymlischer vatter / Wer aber seyne
feynd liebt vnd volkomen ist / der lefft das gesetz liaen vft braucht fer v
nicht / das er eyn äuge vmb eyn äuge fodere. Er weret aber den ou>
christen auch nicht / die yhr feynd nicht lieben vnnd seyn brauchen wollen /
ia er hilfst / das solch gesey die bißen fassen / damit fle nichts ergers thun.
*5 Szo ist nu (meyn ich) das wortt Christi vereymget m it den sprächen,
die das schwerd eynsetzen / Dnd das die meynung die ist / Schwerd soll keyn
Christen für flch vnd seyne fache füren noch anrüsten / Sondernn für
eynen andern mag vnd soll ers füren vnd anrüsten / damit der boßheyt
gesteuret vnd frumkeyt geschützt werde / Gleych wie der Herr auch am selben
*0 ortt spricht. Eyn Christen solle nicht schweeren / sondem seyn wortt soll
seyn / ia ia / neyn neyn / das ist / für flch selb vnd auß eygenem willen
vn tust soll er nit schweeren / Wen aber die nott / nutz oft selickeytt oder
gottis ehre / das foddert / sol er schwere / so braucht er den eyn, andern
zü dienst des verpotten eydes / gleych wie er eym andern zü dienst braucht
*5 des verpotten schwerds / gleych wie Christus vn Paulus ofst schweren .
yhre lere vn zeugnis den mensche nützlich vn glaubwirdig zumachen
wie man denn thut vn thun mag / ynn den verbuudnuffen vn vertrachte?
ic . davon ps. 62. spricht. Sie werden gelobt / die bey seynem immer
schweren.
3« Hie fragistu w eytter, ob denn auch die bitte! / hencker / Junsten
fursprechen vnnd was des geflnds ist / Christen seyn mügen vnd evn seligen
stand haben. Antwott / Wen die gewalt oft das schwerd eyn G ottis dienst
ist / wie droben ist / Szo muß auch 1das alles G ottis dienst fern /
das der gewallt nott ist / das schwerd zu füren. Es muß yhe fern / der
35 die bißen 1 fchet / verklagt würget vnnd vmbringt / die guten schü >t /
entschuldigt / wrantworttet vNd erredtet / Darumb wenn fle es der meyn»
thun / das fle nicht flch selb drynnen suchen / sondernn nur ^ recht vn;d
gewallt helffen handhaben / da m itt die bißen gezwungei, werden 'sts ohn
on fahr / oft mügens brauchen wie eyn ander eyns anOr and e cks
vnnd stch davon nteren. Denn / wie gesagt ist / Liebe des nehisten ad)ttt
nicht yhr eygens / flhet auch nicht wie groß oder geringe / -ondem wie
nutz vn nott die werck dem nehisten oder der gemeyne seyen.
Fragistu / W ie? mtcht ich den nicht für mich selb vii für meyn fach /
des schwerds brauchen / der meynung / das ich nicht da mit das meyne s
suchte / sondern das das vbel gestrafft würde? Antwvrtt / Solch wunder
ist nicht vnmüglich / Aber gar seltzam vnnd ferlich. W o der geyst ßo
revch ist / da mags wol geschehen / Denn so lesen wyr von Samson
Judic: .15. das er sprach / Ich habe yhn than wie sie myr than haben /
so doch da Widder sagt Prouerb: 24. Sage nicht / Ich will yhm thun / ,e
wie er myr than hatt. 93ft .20. Sprich nicht / Ich will yhm das büße
vergellten. Denn Samson war von G ott dartzu erfoddert / das er die
Philistiner plagen sollt / vnnd die kinder Israel erredtr / ob er tut wol
vrsach an yhn nam / dz er seyn fache fürwand / so thett ers doch nicht /
sich selb zü rechen oder das seyne zü suche / sondern andern -ü dienst vii **
zur straff der Philistiner. Aber dem exempel wirt niemant folgen / er sey
denn eyn rechter Christen vnd vdll geysts. Wo die vernüfst auch so thun
will / w itt fle wol fürgebe / sie wolle nicht das yhre suchen / aber es wirt
ym gründ falsch seyn / Denn on gnade ists nicht müglich / Darumb werde
zuuor wie Samson / so kanstu auch thun wie Samson. *°
D a s Ander Teyll.
Wie weytt sich welltlich
vberkeytt strecke.
8a e kommen wyr zum heubtstück dises sermons / ' Denn nach
± dem wir gelernet haben / das die welltlich vberkeyt seyn muß miss
erden / vnd wie man der selben Christlich vnd seliglich brauchen solle /
müssen wyr nun lernen« / wie lang yhr arm vnnd wie fern yhr Hand
reyche / das sie stch nicht zü weytt strecke / vnnd G ott ynn seyn reych vnd
regiment greyffe / Dnd das ist fast nott zü wissen / Denn vntreglich vii
grewlich schaden drauß folget / wo man yhr zü weyt raum gibt / vnnd 3°
auch nicht on schaden ist / wo ste zü enge gesponnen ist / hie strafft ste zü
wenig / dort strafft ste zü viel. Wie wol es treglicher ist / dz ste auff dißer
seytten sündige vnnd zü wenig straffe / Syntemal es alltzeyt besser ist / eyn
*6eW buben leben lassen / den eyn frumen man 1tbdten / nach dem die wellt doch
buben hatt vnd haben muß / der frumen aber wenig hatt. *s
D er feelen soll vü kan niemandt gepieten / er wisse denn yhr den weg
zü weyßen gen hymel / D as kan aber keyn mensch thun / sondern G ot
alleyn. Darumb ynn den fachen / die der feelen selickeytt betreffen / soll
nichts denn G öttis wort geleret vnd angenomen werden.
Item / wenn (te gleych grob narren sind / ßo müssen sie iah das $
bekennen / das sie keyn gewallt ober die freien haben. Denn es kan yhe
keyn mensch eyn seele tödten odder lebendig machen / gen hymel odder
E helle füren / vnnd ob sie vnns des nicht glewben woll'ten / wirtt yhe
Christus das starck gnüg zeugen / da er spricht M atthei am zehenden.
Fürcht euch nicht für denen / die den leyb tbdten / vnd darnach nichts
haben / das sie thun / fürcht aber denen / der nach dem er den leyb tödtet /
macht hatt ynn die helle zuuerdamnen. Ich meyne yhe / das hie klar gnüg
die seele auß aller menschen Hand genomen / vnd alleyne vnter G öttis ge
wallt gestellet sey. N u sage myr / W ie viel nütze muß der kopff wol haben /
der an den ortt gepott legt / da er gar keyn gewallt hatt? W er wollt den ts
nicht für vnsynnig Halltenn / der dem mond gepötte / er sott schevnen wen
er wolte? Wie seyn würd stchs reymen / wenn die zü Leyptzick vns zü
Wittemberg / odder widderumb / wyr zü Wittemberck denen zü Leyptzig
wollten gepott aufflegen / man würde gewißlich nyße wortz den gepietern
zü danck schencken / das sie das hyrn fegten vnnd den schnuppen büsseten. *°
Noch faren itzt vnser Keyßer vn klüge fürsten also / vnnd lassen sich Bapst /
Bischoff vnd Sophisten dahyn füren / eyn blind den andern / das fle yhren
vnterthanen gepieten -ü glewben / on G öttis wortt / wie fle es gütt dunckt /
vnnd wollen dennoch Christliche fürsten heyffen / da G ott für sey.
Vber das / mag mans auch dabey greyffen / das eyn iglich gewallt /
soll vnd mag nur da handelln / da fle / sehen / erkennen / richten / vrteylen /
lvandeln vü endern kan. Den was were myr das für eyn richter / der
blind hyn richten wollt / die fachen / die er Widder höret noch flhet? N u
sage myr / wie kan die hertzen sehen / erkennen / richten / vrteylen vnd
endern / eyn mensch? Denn solchs ist alleyn G ott flrr behallten / wie ps. 7. 3<>
sagt. G ott forscht hertzen vnnd nieren. Item / D er Herr ist richter vber
die leutt. Vff att: am .10. G ott ist eyn hertzkundiger. Vnd Jeremias
am l. Böß vn vnerforschlich ist menschlichs Hertz / W er mags erforschen?
264V Ich der Herr / der die hertze vff nieren 1 forschet. Eyn gericht soll vnd muß
gar gewiß seyn / wenn es vrteylen soll / vnd alles am Hellen liecht haben. 33
*5 e Aber der feelen gedancken vnd1synnen / kunnen niemant denn G ott offinbar
seyn. Darumb es vmb sonst vnnd vnmüglich ist / yemant zü gepieten
oder zü zwingen mit gewallt / sonst oder so zü glewben. E s gehört eyn
ander griff datzu / D ie gewallt thutts nicht. Dnd mich wundert der grossen
9 Mt. 10, 28 14 witz, verstand 19 nieswurz (helleborus)
20 reinigten loswürden (Thiele no.96) 25 ausserdem 28 blindlings
darauf los 30 Ps. 7, 10 31 Ps. 7, 9 32 Apg. 1, 24. 15, 8
33 Jer. 17, 9 s. 36 gesinnungen 39 kunstgriff
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
379
narren / Syntem al sie selb allesampt sagen. D e occultis non iubicat
Ecclesia. D ie kirche richtet nicht heymlich fache. S o denn die kirche yhr
geystlich regiment nur öffentlich ding regitt / W es vntersteht sich den die
vnsynnige welltliche gewallt / solch heymlich / geystlich / verporgen ding /
5 als der glawb ist / zü richten vnd meystern?
Auch ßo ligt eym iglichen seyne eygen fahr dran / wie er glewbt /
vnd muß für sich selb sehen / dz er recht glewbe. D enn so wenig als eyn
ander für mich ynn die helle odder hymel raren kan / so wenig kan er auch
für mich öleroben oder nicht glewben / vnd so wenig er myr kan hymel oder
10 hell / auff odder zü schließen / ßo wenig kan er mich zum glawben oder
vnglawben treyben. Weyl es denn eym iglichen auff seym gewissen ligt /
wie er glewbt odder nicht glewbt / vnd damit der welltlichen gewallt
keyn flbbrud) geschicht / sol sie auch zü friben seyn / vü yhrs dings w artten /
vnd lassen glewben sonst oder so / wie man kan vnnd will / vnd niemant
15 m it gewallt dringen. Denn es ist eyn frey werck vmb den glawben /
dayu man niemandt kan zwingen. Da es ist eyn göttlich werck ym geyst /
schweyg denn / das es eußerliche gewallt sollt erzwingen vnd schaffen. D a
her ist der gemeyne spruch genomen / den Augustinus auch hatt. Bum
glawben kan vnnd soll man niemants zwingen.
20 D ayu sehen die blinden elenden leutt nicht / wie gar vergeblich vn
vnmüglich ding sie für nehmen. D enn wie hatt sie gepieten / vnd wie fast
sie toben / ßo künden sie die leutt yhe nicht weyter dttngen / den das sie
m it dem mund vn m it der Hand yhn folgen / das Hertz rnugen sie ia nicht
Zwingen / sollten sie sich zü reyffen. D en w ar ist dz sprichwott / Gedancken
25 sind zoll frey. W as ists den nu / das sie die leutt wollen zwingen zü
glewben ym hertzen / vü sehen das vnmüglich ist? treyben damit die schwache
gewissen m i t 1 gewallt / zü liegen / zuuerleucken / vnnd anders sagen / denn 86 e
sie es ym hertzen hallten / vnnd beladen sich selb also m it grewlichen
frembden funden / D en alle die lügen vnd falsch bekentnis / die solch
30 schwach gewissen thun / gehen ober den / der sie erzwinget. E s roere vhe
viel leychter / ob gleych 1 nf>r vnterthan yrreten / das sie sie schlecht yrre 265 w
liessen / denn das sie sie zur lügen vnd anders zü sagen / dringen / wen
sie ym hertzen haben / Auch nicht recht ist / das man b-ßeS m it ergerm
roeren will.
35 Aber willtu wissen / warumb G o tt verhenget / das die welltliche
surften alßo grewlich müssen anlauffen? Ich will dyrs sagen. G o tt hatt
2 der kirche (W. A. 11, 482) 6 ferner handelt jeder auf sein
risiko 15 Nik. Paulus, Protestantismus u. Toleranz im 16. Jhrh.,
Freiburg i. Br. 1911, s. 27; K. Völker, Toleranz u. Intoleranz im Zeit
alter der Reformation, Leipzig 1912, s. 45 17 geschweige 18 Contra
litteras Petiliani 2, 184 (MSL. 43, 315): ‘Ad fidem quidem nullus est
cogendus invitus’ 21 streng sehr 22 können 24 W . A. 11, 264*
30 fallen auf den zurück Zs schlechthin 36 anstossen, sündigen
31 Luthers Werke II
Z8o Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
fle ynn verkereten synn geben / vnnd will eyn ende mit yhn machen / gleych
wie mist den geystlichen iunckern. Den meyn vngnedige Herrn / Bapst
otib Bischoffe / sollten bischoffe seyn / vnnd Göttis wortt predigen / das
lassen sie / vff sind weltliche fürsten worden / vnd regirn mit gesehen / die
nur leyb vnnd gütt betreffen. Feyn haben fle es vmbkeret / ynnerlich sotten 5
fle regirn die seelen durch Göttis wortt / so regim fle außwendig schlöffet /
stedt / land vnd leutt / vnd martern die seelen mit vnseglicher mörderey.
Also auch die welltlichk Herrn / sotten land vnd leutt regieren eußerlich /
das lassen fle / Sie künden nicht mehr / denn schinden vnd schaben / eyn
zoll auff den andern / eyn zeyße ober die andern setzen / da eyn bern / hie «>
eyn «olff auß lassen / Datzu kein recht ttew noch warheytt bey yhn lassen
funden werden / vff handelln das reuber vnd buben zü viel were / vnd yhr
«elltlich regiment ia so tieff darnyder ligt / als der geystlichen Tyrannen
regiment. Darumb verkeret Gott yhren synn auch / das fle zü faren Widder-
synnisch / vnd wollen geystlich ober seelen regirn / gleych wie yhene wollen *5
welltlich regirn / auff das fle ia getrost auff sich laden frembd sund /
G öttis vff aller mensche haß / biß fle zu scheyttern gehen / mit bischvffen /
pfaffen vnd München / evn bube mit dem andern / vff darnach des alles
dem Euangelio schuld geben / vnd an stad yhrer beycht / Got festem / vnd
87 e sagen / vnßer predigt hab solchs zugericht / 1wilchs yhr verkerete boßheytt20
verdienet hatt / vff noch verdienet on vnterlaß / wie die Römer auch thetten /
da fle verstöret wurdk. Sihe / da hast« den radt Göttis / ober die grossen
hanßen. Aber fle sollen- nicht glewben / auff das solcher ernster radt Göttis
nicht verhyndert werde durch yhre busße.
S o sprichst» / hatt doch Paulus Ro: .13. gesagt. Eyn igliche seele s$
solle der gemalt vnd vberkeyt vntetthan seyn. Dnd Petrus spricht / Wyr
sollen aller menschlicher ordnung vntetthan seyn. Anttwortt. Da kompstu
recht / Denn die sprüch dienen für mich / Sanct Paulus redtt von der
vberkeytt otmb gewallt. Nu hastu itzt gehöret / D as vber seele niemandt
kan gewallt haben denn Gott. S o muß yhe Sanct Paulus von keynem 3°
gehorsam sagen künden / denn da die gewallt seyn kan. Darauß folget /
das er redet nicht von glawben / das welltliche gewallt nicht solle haben
266W den glawben zü gepieten / 1ßondernn von eufferlichen güttern / die selben
zü ordenen vnnd zü regim auff erden. Das geben auch seyne wortt
deutlich vnnd klar / da er beyde der gewallt vnd gehorsam das zill steckt 35
vnnd spricht. Gebt yderman das seyne / Schos / des der schos / zoll / des
der zoll / ehre / des die ehre / fürcht / deS die fürcht ist. Sihe da / wellt
lich gehorsam vnd gewallt gehet nur vber schos / zoll / ehre / fürcht eußer-
lich. Item da er spricht. Die gewallt ist nicht zü ftirchten den gütten /
sondern den b-sen rotrett / beschrenckt er aber die geroalt / das sie nicht
glaroben odder Göttis roortt / sondern böße roerck meystern soll.
Das will auch Santt Peter / da er spricht. Menschlicher ordnung.
Nun kan yhe menschlich ordnung sich nicht strecken ynn den hymel vnnd
5 ober die freie / sondern nur «uff erden auff den eufferlichen roandel der
menschen vnternander / da menschen sehenn / erkennen / richtenn / vrteylen /
straffen vnnd erredten kundenn.
Das alles hat auch Christus selbs seyn vnterscheyden off kurtz gefastet /
da er spricht Matt: .22. Gebt dem Keyßer roas des Keyßers ist / vnd
2 0 Gott roas Göttis ist. Wen nu keyßerlich geroalt sich 1streckete ynn Göttis m e
reych vnd gewallt / vnd nicht eyn sonders roere / sollt ers nicht also vnter*
scheyden haben / Denn wie gesagt ist / die freie ist nicht vnter Keyßers
geroalt / Er kan sie wider leren noch füren / Widder tödten noch lebendig
mache / Widder binden noch lößen / Widder richten noch vrteylen / Widder
15 hallten noch lasten / wilchs doch seyn müste / wo er geroalt hett ober sie
zü gepieten vff gesetz zü legen / Sondern ober leyb / güt vn ehre / hat er
wol solchs zü thun / Denn solchs ist vnter seyner gewallt.
Das alles hatt auch Dauid lange zuuor mit eym kurtzen feynen spruch
verfasset / da er spricht pS. H S . Den hymel hatt er des hymels Herrn
ao geben / Aber die erden hat er den menschen kindern geben / das ist / Was
auff erden ist vnd zum zeytlichen yrdenischen reych gehört / da hatt eyn
mensch wol gewallt von Gott / Aber roas zum hymel vnd zum ewigen
reych gehörtt / das ist alleyn vnter dem hymlischen Herrn. Auch hatt das
Mose nicht vergessen / da er spricht Gen. 1. Gott sprach / Lasst vns
«s mensche machen / die vber die thier auff erde / vber die fissch ym wasser /
ober die vögel yn der lufft / regiren / da ist nur euserlich regimet den
menschen zü geeygent. Vnd summa / ist das die meynung / W ie .©. Petrus
spricht Act: .4. Man muß Gott mehr gehorchen denn den menschen / Da
mit er yhe auch klerlich / der welltliche geroalt eyn zill steckt / Den wo
3 0 man alles müst hallten / roas roelltlich gewallt wollte / ßo roere es vmb
sonst gesagt / Man muß Gott mehr gehorche den den menschen.
1Wenn nu deyn fürst oder roelltlicher Herr dyr gepeut / mit dem Bapst 267 w
zü hallten / sonst oder so zü gleroben / oder gepeutt dyr bücher von dyr zü
thun / solltu also sagen / Es gepürtt Lucifer nicht neben Gott -ü sitzen.
35 Lieber Herr / ich bynn euch schuldig zü gehorchen mit leyb vnnd gütt /
gepietet myr nach eror geroalt maß / auff erden / so will ich folgen. Heysst
yhr aber mich gleroben vnnd bücher von myr thun / so will ich nicht ge
horchen / Denn da seytt yhr eyn tyrann / vnnd greyfft zü hoch / gepietet /
da yhr widder recht noch macht habt rc. 1Nympt er dyr drüber deyn »9 e
40 gütt / vm»d strafft solchen vngehorsam / selig bistu / vnnd danck Gott / das
du wirdig bist vmb gotlichs Worts willen zü leyden / laß yhn nur toben
3 1. Pt. 2, 13 8 zusammengefasst 9 M t 22, 21 19 zu
sammengefasst P b. 115, 16 24 Gen. 1, 26 28 Apg. 5, 29
382 V on weltlicher Obrigkeit, wie w e it man
den narren / Er wirkt seynen richter wol finden. Denn ich sage dyr /
wo du yhm nicht widdersprichst / vnd gibst yhm raum / das er dyr den
glawben odder die bücher nympt / so hast» warlich Gott verleucket.
Als / dz ich des eyn Exepel gebe / An Meyffen / Beyern vft yn der
Marck / vn andern ortten habe die Tvranne eyn gepott lassen auß gehen / 5
Man solle die newe Testamkt yn die empter hyn vnd her vberanttwortten.
Hie sollen yhr vnterthan alßo thun / Nicht eyn blettlin / nicht eyn buch-
staben sollen fle vberanttwortten / bey Verlust yhrer seligkeyt. Denn wer
es tfnitt / der vbergibt Christum dem Herodes ynn die hende / Denn ste
handeln als Christmürder / wie Herodes. Sondern das sollen sie leyden / 10
ob man yhn durch die heuffer lanffen vnnd nemen heyfft mit gewallt /
es sey bücher odder gütter / Freuet soll man nicht widderstehen / sondern
leyde / Man soll yhn aber nicht billichen / noch datzu dienen / oder folgen /
odder gehorchen / mit eym fußtritt odder mitt eynem finger. Denn solch
Tyrannen handelln wie welltlich fürsten sollen / Es find welltliche fürsten /
Die wellt aber ist Göttis feyndt / darumb müssen ste auch thun was
Gott w.dder / der wellt eben ist / das ste ia nicht ehrloß werde / sondern
welltliche fürsten bleyben / Darumb laß dichs nicht wundern / ob ste wider
dz Euangelion toben vnd narren / Sie müssen yhrem tittel vnnd namen
gnüg thun. 20
Vnd sott wissen / das von anbegynn der wellt gar eyn selham vogel
ist vmb eyn trögen fürsten / noch viel selhamer vmb eyn frumen fürsten.
268w S ie 1 stnd gemeyniglich die grösten narren / odder die ergisten buben «uff
erden / darumb man stch alltzeytt bey yhn / des ergisten versehen vnd wenig
güts von yhn gewartten muß / sonderlich ynn gotlichen fachen / die der 85
freien heyl belangen / Denn es stnd Göttis stockmeyster vnd hencker / vnd
seyn gotlicher zorn gebraucht yhr / zü straffen die büßen vnd eußerlichen
tride zü hallten. Es ist eyn grosser Herr vnßer Gott / Darumb muß er
90 e auch solch 1edelle / hochgeporne / reyche hencker oft büttel haben / vnnd w ill /
das ste reychthum / ehre vnnd furcht von yederman die geuffe vnd die 30
menge haben sollen. Es gesellt seynem göttlichen willen / das wyr seyne
hencker / gnedige Herrn heyssen / yhn zü füssen fallen vnd mit aller demütt
vnterthan seyen / ßo fem ste yhr handtwerck nicht zü weytt strecken / das
ste hirtten auß hencker werden wollen. Geredt nu eyn fürst / das er
klüg / frum odder eyn Christen ist / das ist der grossen wunder eyns / vnd 35
das aller theurist zeychen gotlicher gnaden ober das selb landt. Denn nach
ßemeynem laufst gehet es nach dem spruch Jsaia a m .3. Ich w ill yhn
kinder zü fürsten geben / vnd maulaffen sollen yhr Herrn seyn. Dnd Osee 13.
Ich w ill dyr eyn ktnig auß zorn geben vn mit vngnaden Widder nemen.
Die wellt ist zü böße vnd nicht werd / das sie viel klüger vn srumer fürsten
haben solt / frösch müssen storck haben.
So sprichstu abermal / Aa welltlich gewallt zwingt nit zü glewben /
sondenm weret nur eusserlich / das man die leutt mit falscher lere nicht
5 verfure / wie kundt man sonst den ketzern wertn ? Anttwortt. Das sollen
die Bischoff thun / den ist solch ampt befolhen vnnd nicht den fürsten.
Denn ketzerey kan man nymer mehr mitt gewallt weren. Es gehörtt
eyn ander griff datzu / vnnd ist hie eyn ander streytt vnnd Handel denn mit
dem schwerd. Göttis wort soll hie strevtten / wenns das nicht auß richt /
ßo wirtts wol vnaußgericht bleyben von welltlicher gewallt / ob sie gleych
die wellt mit blütt füllet. Keyerey ist eyn geystlich ding / das kan man
mitt keynem eyßen Hamen / mitt keynem fewr verbrennen / mitt keynem
waffer ertrencken. Es lst aber alleyn das Göttis wortt da / das thutts / wie
Paulus sagt .2. Cor: 10. Dnser waffen sind nicht fleyschlich / ßondem
*5 mechtig ynn Gott / zü verstören allen radt vnnd höhe / so sich Widder
Göttis erkenrnis auff lebenet / vnd nemen gefangen allen synn vnter den
dienst Christi.
Datzu ist keyn grösser stercke des glawbens vnnd 1der ketzerey / denn 9i e
wo man on Göttis wortt mit blosser gewallt da Widder handellt. Denn
-0 mann 1hellts dafür gewißlich / das solche gewallt nicht rechte fach hatt / 269w
vnnd Widder recht handele / weyl sie on Göttis wortt feret / vnnd sich
sonst nicht denn mitt blosser gewallt tzü behelffenn weyß / wie die »nun«
nunfftigen thiere thun. Denn mann auch ynn welltlichen fachen nicht kan
mitt gewallt faren / es sey denn das vnrecht zuuor mitt recht vbirwundenn.
*5 Wie viel vnmüglicher ists / ynn dießen hohen geystlichen sachenn / mitt ge
wallt on recht vnnd Göttis wortt handelln? Darumb flhe/wie feyne
flöge iunckern myr das sind. Sie wollen ketzerey vertreyben / vnnd greyffen
nicht an / denn da mit sie den widderpartt nur stercken / sich selb verdechtig
vnnd yhene rechtfertig machenn. Lieber willtu ketzerey vertreyben / ßo mustu
3° den griff treffen / das du sie für allen dingen auß dem hertzen reyssest /
vnnd grundtlich mit willen abwendest / das wirst du mitt gewallt nicht
enden / ßondern nur stercken. Was hilfst dichs denn / ßo du keyerey yn
dem hertzen stcrckest / vn nur außwendig auff der jungen schwechist / vnd
-ü liegen dringest? Göttis wortt aber / das erleucht die hertzen /
3s vnnd damit fallen denn von yhn selb alle ketzerey vnd yrthum auß dem
hertzen.
Von solchem verstören der ketzerey / hatt der Prophet Jsaias ver
kündigt am .11. vnd gesagt. Er tont die erden schlahen mit der nitten
seyns munds / vnd den gottloßen tödten mit dem geyst seyner lippen. Da
1f. vgl. die bekannte äsopische fabel (W . A. 11, 268* u.W A Bry, 2 8 14>
8 kunstgriff 14 2. Ko. 10, 4 s. fleuschlich Aa 18 Stärkung 28 als womit
30 kunstgriff 32 vollenden 34 lügen zwingest 38 Jes. 11, 4
Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
Z«4
khestu / dz durch den mundt außgerichttet witt / so der gottlos* soll ge-
tbdtet vnd bekeret werden. Summa Summarum / Solche fürsten vnnd
tyrannm wissen nicht / das «idder ketzerey streytte / sey wider den teuffei
streytten / der die hertzen mit yrthum besitzt / Wie Paulus spricht Ephe: 6.
Wyr haben nicht mit fleysch vnd blütt zü streytten / sondern» mit der s
geystlichen boßheyt mit den fürsten die diße stnsternis regim K Darumb
so lange man nicht den teuffei abstofft vnd von den hertzen iagt / so ists
yhm eben / wenn ich mit schwerd odder fewr seyne gefesß vmbringe / als
9» e wenn ich mit eym strohalm Widder den blitz stritte. 1 Das hatt alles
reychlich Job am .41. bezeugt / da er sagt. Wie der teuffei eyffen wie io
stro achte / oft keyne gewallt auff erden fürchte. M an sihet es auch wol
ynn der erfarung. Denn ob man gleych alle Juden vnnd ketzer mit ge
wallt verbrennet / ßo ist vnd wirft doch keyner da durch vberwunden noch
bekeret.
Doch solche wellt soll solche fürsten habe / das yhe kein teyl seyns ,5
ampts wartte. Die Bischoff sollen das wortt Göttis lassen ligen / vnnd
die seelen nicht da mit regim j sondern sollen den weltlichen fürsten befelhen /
das die selben mitt dem schwerdt daselbs regirn. Widderumb / die wellt-
liche fürsten sollen / wucher / raub / ehbruch / mord / oft ander büße werck
lassen gehen oft selbs treyben / darnach die Bischoffe lassen mit bann «
a7ow brieffen straffen / vnnd 1 also den schuch seyn vmb keren / M it eyßen die
seelm / vn M it brieffen den leyb regirn / D as welltlich sirrsten geystlich /
vnnd geystliche fürsten welltlich regim. Was hatt der teuffei sonst zü
schaffen auff erden / den das er mit seynem volck also gauckele vnd faß-
nacht spiel treybe? Das sind vnßere Christliche fürsten / die dm glawben »z
verteydingen vnd dm Türcken fressen. Aa freylich feyne gesellen / auff
die wol zü vertrawm ist / sie «erde mit solcher fevner klügheyt ettwas
außrichtt / nemlich / das sie den halft stürtzen / vnd land vnd leutt ynn
iamer vnd nott bringen.
Ich wollt aber den verblendten leuttm gar ttewlich radtk / dz sie zo
sich fursehen / für eynem kleynkleynm sprüchlin / der ym .106. Psalm steht.
Effundit contemptü super Principes. Ich schwere euch bey Gott / werdet
yhrs versehen / das diß kleyne sprüchlin vber euch ynn den schwanck
kompt / ßo seytt vhr verloren / wenn auch ewer iglicher ßo mechtig als
der Türck «ere / vnd wirft euch ewer schnauben vnnd toben nichts helffen. 35
E s ist schon eyn groß teyl angangen. Denn gar wenig fürsten sind /
die man nicht für narren odder buben hellt / das macht sie beweyßen sich
auch also / vnd der gemeyn man wirft verstendig / vnd der fürsten plage
(die Got contemptum heyfft) geweltiglich da her gehet / vnter dem poffel
93 e vnd gemeynem man / vnnd sorge / yhm 1 werde nicht zü wertn seyn / die 40
euserlichem regiment zwinge vnd regire. Die Christen thun von yhn selbs
vngezwungen alles güttis / vnd haben gnüg für sich alleyn am Göttis
morst. Doch davon hab ich sonst viel vnd offt geschrieben.
97 b 1eygen notturfft/Den alßo hatt vns Christus thau / vnd das sind eygent.
lich Christlicher liebe werck.
So sprichst» denn / Wer wollt den fürst seyn? mit dem würd der
fürsten stand der elendist seyn auff erden / da viel mühe / erbeytt vnnd vn-
lust ynnen ist. Wo wollten« denn die fürstlichen ergetzung bley-en mit s
tanhe« / iagen / rennen / spielen vnnd was der gleychen welltlicher freuden
( nb? Anttwortt ich. W yr leren iht nicht / wie eyn wettlicher fürst
leben solle / Sondern« wie eyn welltlicher fürst eyn Christen seyn solle /
das er auch gen hymel kome / Wer weyß das nicht / das eyn fürst wilt-
prett ym hymel ist? Ich rede auch nicht darumb / das ich hoffe / wellt. *°
liche fürsten Werdens an nehmen / Sondern« ob yrgentt eyner were / der
auch gerne eyn Christen were / vnnd wissen wollt / wie er faren solle.
Denn ich bynu des wol gewiß / das Göttis wortt sich nit lencken noch
beugen w irt nach den fürsten / ßondernn die fürsten müssen sich nach yhm
lencken. M y r ist gnüg / wenn ich antzeyge / das nicht vnmüglich sey / *$
Gyn fürsten eyn Christen seyn / wie wol es selyam ist vnd schwerlich -ü
•74W 1gehet. Denn wo sie sich also dreyn schicken / das yhr tantzen vtt tagen vnd
rennen / den -nterthanen on schaden were / vnd sonst yhr ampt gegen sie
YM der liebe liessen gehen / wurde Gott nicht so hartt seyn / das er yhnen
tanh vnd iaget vnd rennen nicht sollt günnen. Aber es würde sich selb «>
«oll lernen / wenn sie yhrem ampt nach / yhr vntekhanen «artten vü be
sorgen sollten / das gar mancher lieber tanh / iaget / rennen vnnd spielen
muste nach bleyben.
Auffs ander / Das er acht habe auff die grossen hanßen / auff seyne
Rethe / vMd hallte sich gegen sie also / das er keynen verachte / auch keynem -s
vertrawe / alles auff yhn zu verlassen / Denn Gott kan der beyder keyns
leydenn. E r hatt eyn mal durch eyn Esell geredt / darumb ist keyn mensch
Merachten / wie geringe er ist. Widderumb / hatt er lassen den höhisten
Engel vom hymel fallen / darumb ist auff keynen menschen zuuertrawen /
wie klüg / heylig vnnd groß er sey / Sondern« man soll eyn iglichen 3°
-an ht'renn / vnnd «artten / durch wüchen Gott reden vnnd wircken wolle.
Denn das ist der grtssist schade an Herrn Höffen / wo eyn fürst seynen synn
gefangen gibt den grossen hanßenn vnnd schmeychlern / vnnd seyn zusehen
lefft anstehen. Syntemal es nicht eynen menschen betrifft / wenn eyn fürst
feylet vnnd narret / ßondern landt vnnd leutt muß solchs narren tragenn. 35
Darumb soll eyn fürst alßo seynen gewalltigen vertrawen vnnd sie lassen
schaffen / das er dennoch den zäum ynn der saufst beftaUte / vnd nicht sicher
sey noch schlaffe / ßondernn zü sehe vnnd das landt (wie Josaphat thett)
bereytte / vnd allenthalben besehe / wie man regirt vnnd richtet / ßo w irtt
er selbs erfaren / wie man keynem menschen gany vertrawen soll / Denn
du darffist nicht dencken / das sich eyn ander deyn vnnd deyns lands ßo
Hartt annehme als du / er s y denn voll geystö vnnd eyn gntter Christ.
Eyn natur mensch thutts nicht. Weyl du den nicht weyssist / 06 er eyn
5 Christ sey / odder wie lange ers bleybt / ßo kanstu dich auch nicht auff yhn
sicher verlassen.
Vff hütt dich nur für de en am meysten / die da sagen. Ey G Herr /
vertrawet myr E G nicht mehr den so viel? Wer will E G dienen rc?
Den der ist gewißlich tut renn / vff will Herr ym land seyn / off dich zum
10 maulaffen mache. Den wo er eyn rechtschaffen Christe vff frum were /
würde ers gar gern habk / b, du yhm nichts vertrawest / vfi würd dich
drumb loben vfi liebe / b*; du yhm so genaw drauff sehist / den gleych1wie 275W
er gotlich handelt / also will vff kan er leyden / das U m thun für dyr vnd
yderman am tage ligt / wie Christus spricht Johan tes .8. Wer güttis
*5 thutt der kompt ans liecht / das seyne werck gesehen werden / denn sie
sind ynn Gott geschehen Ihener aber will dyr die äugen blenden vnd
ym finstern handelln / wie Christus daselbs auch sagt. Wer vbel thut /
der schewet dz liecht / das seyne werck nicht gestrafft werdenn. Dammb
hütt dich für yhm. Dü ob er drumb murret / so sprich / lieber ich thu
*° dyr keyn vnrecht / Gott will nicht / das ich myr selb noch eynigem menschen
verrrawe / Zume mit yhm selb 1drumb / das er solchs haben will / odder ^ E
dich nicht mehr denn eyn menschen geschaffen hatt / Wie wol wenn du
gleych eyn .enge! wertst / weyl doch Lucker nicht zuuertrawen gewesen ist/
wolt ich dir dennoch auch nicht so gar vertrawen. Denn Gott soll man
*5 trawen alleyn.
Dencke nur keyn fürst / das ers besser haben werde / den Dauid / der
aller fürsten exempel ist / der hatte eyn solchen weyßen radt / Ahtthophel
genant / das der text sagt. Es habe ßo viel sollten / was Ahithophel für
gab / alls wer Gott selbs gefragt hette. Noch fiel er dahyn / vnnd kam
3° so tieff / das er Dauid seynen eygen hem verrhaten / erwürgen vü ver-
tilgen wollt / Vnd Dauid dayumal wol lemen muste / wie anff honen
menschen -ü vertrawen ist. Warumb meynstu / das Gott solch grewlich
exempel habe lassen geschehen vnd schreyben? Denn nur die fürsten vnd
Herrn zü warnen / für dem aller ferlichsten vnglück das sie haben mügen /
35 nemlich / das sie niemant pertrawe sollen. Denn es gar eyn iemerlich ding
ist / wo an Herrn Höffen / schmeychler regim / oder der fürst sich anff andere
verlesst vnd gefangen gibt / lesst yderman mache / wie ers macht.
Sprichst» denn / Soll mann denn niemandt v rtra: en / wie w ill man
landt vnnd leutt regim? Anttwortt. Befelhen vnnd wagen solltu / ver-
trauen vnnd dich braus? verlassen solltu nicht / cm alleyn auf? Gott. D u
mnst yhe die ampt yemants befelhen vnnd mitt yhm wagen / aber nicht
weytter oertraroen / denn als dem / der feylen müge / vnd du weytter -ü
sehen vnd nicht schlaffen müssest / W ie eyn furman / seynen toffen vnnd
wagen vettrawet / die er trepbt / aber er (eff? fle nicht von yhn selb* s
faren / sondern hellt -anm vnd geyffelln ynn der Hand vnd schleift nicht.
Vnd merck die allten sprichwottt / die on allen zweyffel die erfarung ge-
leret hatt vnnd gewiß sind. D es herm äuge macht das pferdt fett.
Item des Herrn fufftapffen tüngen den acker wol / das ist / wo der Herr selb
•76W nicht dreyn flhet vnd flch auff rethe vnnd 1 knecht verlefft / da gehet es i»
nymer recht. Das will auch G ott so haben / vnd lefft es geschehen / auff
xoo£ das d ie 1 Herrn gezwungen werden auß nott / yhrs ampts selbs zü wartten /
W ie eyn iglicher seyns beruffs vnd alle Creatur yhrs wercks pflegen muß /
sonst werden mast fern vnnd vnnütze leutt auß den Herrn / die niemant denn
yhn selbs nütze sind. *s
Auffs dritte / das er acht habe / wie er mit den vbelthetern recht
fare. Hie muß er gar klüg vnd weyße seyn / auff das er on der andern
verderben straffe / ©ft weyß hie keyn beffers exempel abermal den Dauid /
der hatte eyne heubtman mit namen Joab / der thett zween büße tück vnnd er
würget verretthersch zween fromme heubtmenner / da mit er zwey mal den *>
todt redlich verdienet hatte / noch tüdtet er yhn nicht bey seynem (eben /
sondern befalh es seynem son Salomon / on zweyffel barumb / das ers nicht
kund on grüffern schaden vnd rumor thun. Also muß auch eyn fürst die
büßen straffen / das er nicht eyn leffel auffheb vnnd zü trett eyn schüssel /
vnd bringe vmb eyns scheddells willen land vft leutt ynn nott / vnd mache *s
das land voll witwen vnnd weyßen. Daromb muß er nicht folgen den
Rethen vnd eyßenfteffern / die yl-n Hetzen vnd reytzen krieg an zusahen /
vnd sagen. Ey sollten wyr solch roortt vnd vnrecht leydenn. E s ist gar
eyn schlechter Christ / der vmb eyns schlos Wille / das land yn die schantz
schlecht. Kurtzlich / hie muß man flc h halten des sprichwotts / W er nicht zo
kan durch die flnger sehen / der kan nicht regiren. Daromb sey das seyn
regel / Wo er vnrecht nitt straffen kan on grösser vnrecht / da laß er seyn
recht faren / es sey wie billich es wolle. Denn seynen schaden soll er nicht
achten / sondern der ander vnrecht / das fle ober seynem straffen leyde
müssen / Den was haben so viel weyber vft kinder verdienet / das fle witwe 35
oft weyßen werde / auff das du dich rechest / an eynem vnnützen maul odder
büßer Hand / die dyr leyde than hatt?
S o sprichstu denn / S oll denn eyn fürst nicht kriegen odder seyne
vntetthan ybm nicht folgen ynn den streytt? Anttwortt. D as ist eyn
loß gesprochen werden. Denn wilchs teyl hie geschlagen wirkt / es habe
recht odder vnrecht / muß es für eyn straff von Got auffnehmen / wilchs
aber schlecht vnd gewönnet / ynn solchem vnwiffen / muß seyn schlacht
hallten / als fiel yemand vom dach vtt schlüge eyn andern todt / vnnd Gott
die sach heym stellen / Denn es gillt bey Gott gleych viel / ob er dich s
dmch eynen rechten oder vnrechten herm vmb deyn gürt vnnd leyb
bringet / D u bist seyn Creatur / vnnd er mags mit dyr machen / wie er w ill /
wen nur deyn gewissen vnschuldig ist. Also entschuldigt Gott auch selb
ksnig Abimelech Gene: .20. da er Abraham seyn weyb nam / nicht das
er recht dran hette than / ßondernn das er nicht gewust hatte das Abra- 10
hamS weyb war.
Auffs vierde / das wol das erst seyn soll / Davon wyr auch droben
geredt haben / soll sich ein fürst gegen seynem Gott auch Christlich halten /
das ist / das er sich yhm vnterwerff mit ganhem vertrawen vnd bitte vmb
weyßheyt wol zü regirn / wie Salomon thett. Aber vom glawben vü 13
verttawe yn Gott / hab ich sonst so viel geschriebn / das hie nicht von
nitte ist / weytter zü eryelen. Darumb wollen w ir- hie lassen bleybe / vn
mit der summa beschließen. Das eyn fürst sich ynn vier ortt teylen soll /
Auffs erst / zü Gott mitt rechtem vertrawen vnnd herzlichem gepett.
Auffs ander zü seynen vnterthanen mit liebe vnd Christlichem dienst. Auffs 30
dritte gegen seyne Rethe vn gewaltigen mit freyer vemunfft vnd vnge-
103 e fangenem verstaubt. Auffs vierde ge'ge die vbelthetter mit bescheydenem
ernst vnd strenge. So gehet seyn stand außwendig vn ynnwendig recht /
der Gott vnd den leutten gefallen wirkt. Aber er muß stch viel neyds
vnnd leyds drüber erwegen / Das Creutz w ittt solchem fumehmen gar bald r
auff dem hals liegen.
Am ende auff eyn zugäbe / muß ich hie auch anttwortten / denen /
die von der restitution disputirn / das ist / von widergeben vnrechts guts /
Den solchs eyn gemeyn «erck ist welltlichs schwerds / vnd viel davon ge.
schrieben / vnd manch willde scherffe hyrynnen gesucht wirtt. Aber ich 30
wills alles ynn die kürtze fassen / vnd alle solch gesey vnd scherffe ßo dauon
gemacht sind / auff eynen Haussen verschlingen / alßo. Keyn gewisser
gesetz kan man hyrynnen finden / denn der liebe gesetz. Auffs erst. Wenn
für dich kompt eyn solcher Handel / da eyner dem andern soll widder geben /
*79w sind sie beyde Christen / so ist die sach bald 1gescheyden / Den kevnrr w r r t35
dem andern das seyne fürhalten / so Wirts auch keyner Widder foddern.
Is t aber eyner Christen / nemlich / dem Widder geben werden soll / so ists
aber leycht zü scheyden / Den er fragt nicht darnach / obs yhm nymmer
Widder werde. Des selben gleychen / ist der Christen / der wivdec geben
lassen / vnd noch zü geben / so es nott ist. Is t aber der schuldiger nit
arm / so laß yhn Widder geben / so viel er mag / es sey gantz / die helfft /
dritte oder vierde teyl / das du yhm dennoch lassest zymlich / hauß / futter /
vnnd decke für sich / seyn weyb / vnd kind. Denn solchs weristu yhm
10 schuldig / wenn du es vermöchtist / viel weniger solltu es nu nehmen /
weyl du seyn nicht darffst / vnd er nicht emperen kan.
Synd sie aber beyde vnchristen / odder der eyne nicht will nach 1 der *0 4 e
liebe recht richten lassen / die magstu lassen eyn ander richter suchen vnnd
yhm ansagenn / das sie Widder Gott vnnd natürlich recht thun / ob sie
*5 gleych bey menschen recht die strenge scherffe erlangen. Den die natur
lerer / wie die liebe thut / das ich thun soll / was ich myr wollt gethan
haben. Darumb kan ich niemant alßo entploffen / wie gütt recht ich ymer
habe / ßo ich selb nicht gern wollt also entploffet seyn / Sondernn wie
ich wollt / dz eyn ander sein recht an myr nach liesse yn solchem fall /
80 also soll ich mich meyns rechts auch verheyhen. Also soll man handelln
mit allem vnrechtem gütt / es sey heymlich odder öffentlich / das ymer die
liebe vnnd natürlich recht oben schwebe. Denn wo du der liebe noch
vrteylest / wirstu gar leycht alle fachen scheyden vnd entrichten on alle
recht bücher / Wo du aber der liebe vnnd natur recht auß den äugen
*5 thust / wirstu es nymmer mehr so treffen das es Gotte gefalle / wen du
auch alle recht bücher oft Juristen gefressen hettist / Sondern sie werde dich
nur yrrer machen / yhe mehr du yhn nach denckest. Eyn recht gut vrteyl
das muß vnd kan nicht auß büchern gesprochen werden / sondern ausß
freyem syn daher / als were keyn büch. Aber solch frey vrteyl gibt die
3° liebe oft natürlich recht / des alle vernunfft voll ist. Auß den büchern
komen gespannen oft wanckende vtteyl / des will ich dyr eyn exempel sagen.
Man sagt von Hertzog Carol von Burgund eyn solch geschicht / das
eyn Edell man seynen feynd fieng / da kam die fraw des gefangenen yhren