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360 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr


Gehorsam schuldig sei. 1523.
Schon am 3. nov. 1522 beabsichtigte L., ‘sub nomine Principis
Iohannis senioris’ ‘statim’ ausgehen zu lassen, was er in der 3. und 4.
der 6 am 19, 24., 25. und 26. okt. in Weimar gehaltenen predigten
‘de regno Dei et potestate saeculari’ geäussert hatte; die herausgäbe
einer solchen sehn t hatte er selbst 4iam diu’ ins äuge gefasst, nun war
er auch noch von dem Weimarer hofprediger Wolfgang Stein und von
herzog Johann darum g beten w rden an Spal 3.no... W A Br 2,613 ,9 tf;
vgl. hierzu und zum folg, auch Joh. Becker, Kurf Joh v Sachsen und
seine Beziehungen zu L., I, Leipzig 1890, s. 15 ff.). Aber erst vor mitte
dez. konnte er an die ausarbeitung gehen (an Stein 11. und 20. dez.:
W A Br 2, H24, 112 f; 638, 15) 1. Die Widmung an herzog Johann unter­
schrieb er: „am newen iars tag. 1523", d. h. Weihn. 1522. Erschienen ist die
schrift aber wohl erst ansang märz 1523, da sich herzog Georg erst am
21. märz über sie bei kurfürst Friedrich beschwerte (Gess no. 485). W ir geben
den urdruck aus der offizin des Nickel Schirlentz in Wittenberg (W. A.
11, 230 Ae) wieder.

w'n, ms D em durchleuchtigen Hoch-


gepornen surften vnd Herrn / Herrn Johans Hertzog
zü Sachpen / Landgrajf yn Düringen vü Marg-
grasten zü Meyffen / meynem gnedigen herm.
61 e Gnad vnd frid ynn Christo. Es zwinget mich 1 abermal / Durch- $
leuchtiger hochgepvrner surft gnediger Herr / die nott vnd vieler leutt bitten /
zuuor E F G begird / zü schreyben vö der weltlichen vberkeyt / vn yhrem
schwerd / wie man des selben Christlich brauchen / vnnd wie weytt man
yhm gehorsam schuldig sey. Denn es bewegt sie der spruch Christi
Matthei .5. Du sollt dem vbel nicht «idder streben / sondern« sey will- 10

seng deynem wider sacher / vnnd wer dyr den rock nympt / dem laß auch
den mantel / Vnd Ro: .12. Die rache ist meyn / spricht der Herr / ich
wil vergelte / Milche spräche auch vertzeytten der fürst Dolusian S .

1) ein termihus a quo für die ausarbeitung liegt auch in der be-
zugnahme (in der einleitung unten s. 362, 2. 4 ff. und dann wieder
s. 382, z. 4 ff.) auf herzog Georgs verbot des kaufs und Verkaufs des
Lutherschen neuen testaments. Dieses mandat ist vom 7. nov. 1522
datiert (Gess, Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Geoigs von
Sachsen, I, Leipzig 1905, no. 400); ehe es aber im druck erschien und
ein exemplar L. zuging, Verging noch einige zeit

5 abermal] Vgl. unten 8 361, Z. 33 9 sie — euere fürstliche


gnade 10 M t 5, 39 12 Rö. 12, 19
ihr Gehorsam schuldig sei. iz rz . 36 i
Augustins für «arff / vnd die Christliche lere anfacht / das sie den büßen
vrlau- gebe btßes zü thun / vnd gar nicht bestehen künde m it dem mellt«
lichen schwerd.
Alßo haben auch die Sophisten ynn den hohen schulen flch dran ge«
3 stoffen / da fit die beyde nicht künden mist eynander reymen / «uff das fit
La die fürsten nicht zü Heyden mechten / habr fit geleret / Christus habe
folchs nicht gepotten / ßondern den volkomenen geratten. Also hatt
Christus must eyn lügener werden« vnnd vnrecht haben / «uff das die
fürsten ia mit ehren bestünden. Den sie künden die ftrrsten nicht erhebt /
*0 fie musten Chnstum eruntter stoffen / die blinden elenden sophisten / Dnd
ist alßo yhrer gifstiger yrthum ynn alle wellt eyngeriffen / das yderman
solche leere Christi für redte an die volkomene / vnd nicht für n-ttige ge«
pott allen Christen -emeyn / hellt / S o lange biß fie auch dem volkomk
stand d' bischoffen / ia dem aller vol'komensten stand des Bapsts / nicht »46 w
*5 alleyn dißen vnvolkomen standt des schwerdS vnnd welltliche vberkeytt
erlewbt / ßondernn niemant auff erden so gar zü geeygnet haben / als dem
selben / S o gantz vnd gar hatt der teuffel die Sophisten vnnd hohen
schulen besessen / das fit selb nicht sehen / was vnd wie fie reden odder
leren.
30 Ich hoff aber / das ich die fürsten vff welltliche vberkeyt alßo wolle
vnterrichten / das fie Christen / vnd Christus eyn herr/bleyben sollen/
vff dennoch Christus 1gepott vmb yhren willen nicht zü redten macht 6s k
dürffe. D as will ich E F G zü vntetthenigem dienst / vnnd yderman / der
seyn bedarff zü nutz / Christo vnßerm Herrn zü lob
»5 vnd preyß thun. Befilh hie mit G F G m itt
allem yhrem geblütt yn gottis anaden /
der fie yhm laß barmhertzicklich
befolhen seyn / Amen.
3 ü Wittemberg / am newen iars tag. 1523.
30 C FG
Dntertheniger
M artinus Luther.
T E h f>abc vorhynn tyn büchlin an den deutschen Adel geschrieben
^ vnd angeheygt / was seyn Christlich ampt vnnd werck sey / Aber wie
35 fit darnach, than haben / ist gnügßam für äugen. Darumb muß ich meyn
vleyß wenden vnd nu schreyben / was sie auch lassen vnnd nicht thun sollen /
vnd hoffe / sie werden sich eben darnach richten / wie fie sich nach yhenem
gericht haben / das sie ia fürsten bleyben vnd nymer Christen werden.
i Aug. ep. 136 u. 138 (MSL. 33, 514 525) vorhielt anfocht
2 Erlaubnis könnte 5 konnten 12 r&te 22 ritten 26 bluts­
verwand tschaft 36 umwenden, ihm- ein andres ziel geben 37 hoffe
ironisch ebensowenig
362 V o n weltlicher Obrigkeit, wie w eit man

Denn Gott der Almechtig vnßere fürsten toll gemacht hatt / dz sie nit
anders meynen / sie mügen thun oft gepieten yhren vnterthanen / was sie
nur wollen / vnd die vnterthanen auch yrren vü glewben / fle seyen schuldig
dem allen zü folgen / ßo gar vnnd ganp / das fle nu angefangen haben
den leutten -ü gepieten / bücher von flch thun / glewben vnnd hallten was 5
fle für geben / damit flch vermessen auch ynn Göttis stuel zü sehen / vü
die gewissen vnd glawben zü meystern / vn nach yhrem tollen gehyrn / den
heyligr geyst zur schülen füren / Geben dennoch für / man thür es yhn nicht
sagen / vnd solle fle noch gnad iuncker heyssen.
Sie schreyben vnnd lassen zeddel auß gehen / der Keyser Habs ge» 10
potten / vn wollen Christlich gehorsam fürsten seyn / gerad / als were es
yhr ernst / vü man den schalck hynder yhren oren nicht merckt. Den wyr
•47 w sollten wol sehen / 1wen yhn der Keyser eyn schloß oder stadt neme oder
sonst etwas vnrechts gepotte / wie seyn fle finden sollten / das fle dem
Keyser Widder stund? vn nitt gehorsam seyn müsten / Nu es aber gillt den 15
6jE ar'men man schinden / vst yhren Mutwillen an Göttis wort büffen / muß
es keyßerlichs gepots gehorsam heyssen / Solch leut hies man vertzeytt?
buben / itzt muß mä fle Christliche gehorsame fürste heyssen / wöllen dennoch
niemät lassen zü verhtr oder -ü verantwortten kom? / wie hoch mä flch
aucherbeut / wilchs yhn doch gar eyn vntreglich ding were / wo der Keyser -0
oder ymand anders mit yhn also füre. Das sind itzt die surft? / die das
keyserthum yn deutschen landen regiren / darüb muß auch so seyn zü gehen/
yn allen landen / wie wyr den sehen.
Weyl den solcher narren wueten langet zü Vertilgung Christlichs
glawbens / verleuckung gottlichs wortt / vnd zü lesterung göttlicher maiestet / 25
w ill vnd kan ich meynen vngnedigen Herrn vnnd zornigen iunckern nicht
lenger zü sehen / muß yhn zum wenigsten mitt wortte widderstehen. Dnd
hab ich yhren g-tzen den Bapst nicht gefürcht / der myr die seelen vnnd
den hymel drawet zü nemen / muß ich mich auch sehen lassen / das ich seyne
schupen vü wafferblaßen nicht fürchte / die myr den leyb vnd die erden 30
drawen -ü nehmen / Gott gebe das fle zürnen müssen / biß die gramen
rtck vergehen / vnd helff vns / das wyr für yhrem drewen ia nicht sterben #
Amen.
Auffs erst müssen wyr das welltlich recht vn schwerd wol gründen /
das nicht yemand dran zweyffel / es sey von Göttis willen vnd ordnn- 35
yn der wellt / Die sprüch aber die es gründen / flnd diße / Ro. 12. Eyn

8 schulmeistern dürfe 9 gnädige herro 10 gedruckte mandate


(wie eben z. b. H erzog Georg) 13 schoß A» 16 befriedigen 21 ver­
führe, umginge 24 gereicht 30 papst — antichrist — behemoth
(vgl. oben s. ib 6, z. 10 u. W . A . io s, 507) zu „Wasserblasen“ vgL
W . A . io 1, 508 31 „grauröcke“ hier — mönche, also: in infinitum
(vgl. die D . W b . 8, 1097 zitierte stelle aus B. W ald is), im übrigen vgl.
W . A . 3 o \ 711 u. W A B r 7,30,1« 36 R ö . 13, 11.
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523. 363
igliche seele sey der gewallt vn vberkeyt vnterthan / Denn es ist keyn
gewallt on von Gott / Die gewallt aber die aUenthalbe ist / die ist vö
Gott verordnet. Wer nu der gewalt widderstehet / der widdersteht gottis
ordnüg / Wer aber gottis ordnüg widdersteht / d' wirt yhm selb dz verdänis
s erläge. Jte l. Pet. 2. Seyd vnterthan allerley menschlicher ordnüg / es
sey dem k-nige als dem furnemisten / oder den Pflegern als die vö yhm
gesand find / zur rach der bösen vn zü lob den frume.
1Auch ist des selbe schwerds recht vö ansang b’ welt gewest / Den 64 e
da Kain seynen bruder Habel erschlüg / furcht er sich so fast / man würde
10 yhn wider tödtk / dz auch Gott eyn besonders verpott drauff legt / vnd das
schwerd 1 vmb seynen willen auffhub / vnnd niemandt sollt yhn tödten. m»w
W ilche furcht er nicht gehabt hett / wo er nicht gesehen vnnd gehört hett
von Adam / das man die mörder sollte tödten / Datzu hats Gott mit auß-
gedruckten wortte nach der stndflutt widderumb eyngesetzt vnd bestettiget /
»5 da er spricht Gene: .S. Wer menschen blütt vergeufft / des blüt soll durch
menschen Widder vergossen werden« / Wilchs mag nicht / als von eyner
plage vnd straff von Gott ober die mörder / verstanden werden / Denn viel
mörder durch pusß oder gunst lebendig bleyben vü on schwerd sterben /
Sondern« es ist von des schwerds recht gesagt / das eyn mörder des tods
80 schuldig ist / vnnd man yhn mitt recht durchs schwerd tödten solle. Ob
nu dz recht verhyndert / oder das schwerd seumig sei worden / das der
mörder eins natürlichen tods stirbt / ist darumb die schrifft nit falsch /
dz sie sagt/W er menschen blüt vergeufft / soll durch menschen seyn blütt
vergossen werdk / Den es ist der menschen schuld oder verdienst / das solch
*5 recht von Gott befolhen nicht außgericht wirtt / wie auch andere Gottis
gepott vbertretten werden.
Darnach ists auch durchs gesetz Most bestettiget Exodi 21. Wer
ymand mutwilliglich tödtet / den soltu vö meynem alltar reyffen / das er
tödtet werde / Vn daselbs abermal / Eyn leyb vmb eyn leyb / eyn äuge
30 vmb eyn äuge / eyn zaan vmb eyn zaan / eyn fuß vmb eyn fuß / eyn Hand
vmb eyn Hand / eyn wunde vmb eyn wunde / eyn beule vmb eyn beule /
Datzu Christus bestätigt es auch / da er zü Petto sprach ym gartte / Wer
dz schwerd nympt / der soll durchs schwerd vmbkomen / wilchs auch gleych /
wie das Gen 9. -ü verstehen ist / Wer menschen blütt vergeufft rc. vnd
3$ on zweyffel Christus mit dißem wort daselbs hyn deuttet / oft den selb-
spruch 1da mit eynfüret vü bestettigt haben will / Alßo leret auch Iohan: 6$ e
der teuffer / da die kriegs knecht yhn fragten / was ste thun sollten / sprach
er / thut niemant gewallt noch vnrecht / vnnd lasst euch an ewrem solde
benügen. Dere das schwerd nicht eyn göttlicher stand / sott er ste heyffen
40 abtretten / syntemal er das volck sott volkomen machen vnnd recht Christ-
5 1. Pt. r, 13 f. 9 sehr iö Gen. 4, 14s. 15 Gen. 9, 6
21 sein worbt AÄ 27 Ex. 21, 14 29 Ex. 21, 23ff. 32 Mt. 26, 52
38 Lc. 3, 14
lich vnter weyßen. Alßo das gewiß vnnd klar gnüg ist / wie es G öttis
will ist / das welltlich schwerd vnd recht Handhaben / zur straff der bößen
vnd zü schütz der frumen.
Auffs ander / D a Widder laut nu mechtiglich / dz Christus spricht
M att: .S. yhr habt gehört / das den vorigen gesagt tst / ein äuge vmb ein 5
äuge / ein zaan vmb ein zaan. Ich aber sage euch / man soll, keynem
vbel widderstehen / ßondern ßo dich yemand auff den rechte backen cht
dem hallt auch den andern dar / Vnd wer mit dyr rechten tU / das er
*49w dyr den 1 rock neme / dem laß auch den mantel datzu / Vnd wer dich eyne
meyle zwinget / mit dem gehe zwo meyle rc. Itk Paulus Ro- .12. Meyn -«»
liebsten / schützet euch nicht selbs / sondern gebt raum G ottts zorn / den
es steht geschrieben / D ie rache ist meyn / Ich will vergellten / spricht der
Herr. Item M att: .5. habt lieb ewre feynde / thutt wol den die euch
Haffen. Vnd . 1. P et: .2. Niemant bezal bößes mit bößem / noch schelt-
wort mit scheltwortt rc. Diße t>ft der gleychen spräche lantten yhe h a t t / r z
als sollten die Christen ym newen testament / keyn welltlich schwerd haben.
D aher auch die sophisten sagen / Christus hab MoseS gefetz damit
auff gehaben / vnnd machen auß solchen gepotten redte für die volkomenen /
vii teylen die Christliche lere vnd stand yn zwey teyl / Eynen heyffen sle
den volkomenen / dem vtteylk sie solch redte -ü / Den andern den m o l» *>
komenen / dem vrteylen fle die gepott zu / vnd thun das selb auß lautterm
eygk freuet vn muttwill / on allen gründ der schrifft / Vnd sehen mcht /
das Christus an dem selben ortt seyne leere ßo hattt gepeutt / das er auch
66 L das kleynist nicht1will auff gelößet haben / vn verdampt die zur Helle / die
yhre feynde nicht lieb habr. Darumb müssen wyr anders datzn reden / *$
das Christus wortt yederman gemeyn bleyben / er sey volkomen oder vn-
volkomen / Denn volkomenheyt vnnd vnvolkvmenhryt steht nicht ynn
wercken / macht auch keynen sondern eufferlichen standt vnter den Christen /
sondern steht ym hertzen / ym glawben / vff liebe / das / wer mehr glewbt
vnnd liebt / der ist volkomen / er sey eußerlich eyn man odder weyb / fürst 3»
odder baur / münch odder leye / Denn liebe vnnd glawbe machen keyne
secten noch vnterscheyd eußerlich.
Auffs dritte / Hie müssen wyr Adams kinder vnd alle menschen
teylen ynn zwey teyll / die ersten zum reych G öttis / die andern zum reych
der wett. D ie zum reych G öttis gehören / das sind alle recht glewbigen 35
ynn Christo vnnd vnter Christo / Denn Christus ist der ktnig vnnd Herr
vm reych G öttis / wie der ander Psalm sagt vnnd die gantze schrifft / Vnd
er auch darumb komen ist / das er das reych G öttis anfienge vnd ynn der
wellt aussuchtet / Darumb spricht er auch für Pilato / meyn reych ist nit
1 glüg A» 5 Mt. 5, 38 vorfahren 10 meyle (1.)] Meyne
A» Rö. 12, 19 13 Mt. 5, 44 14 1. P t 3, 9 23 Mt. 5, 19
(vgl. oben s. 198 z 25 ff.) 24 Mt. 5, 25 s. (vgl. oben s. 199, z. 8 ff.)
37 P * r. b 39 Jo 18, 36 s.
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
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vö der wett / sondern wer auß der warheytt ist / der höret meyne stym /
vnd ymer ym Euangelio / das reych Göttis anzeucht vn spricht. Bessert
euch das reych GottiS tfl erdey komen. Item sucht am ersten das reych
Göttis vnd desselben gerechtickeyt. Dn nennet auch das Euangelion /
5 eyn Euangelion des reych Gottls / darumb / das es das reych Göttis
Irret / regirt vnd enthellt.
Nu flhe / diße leutt dürsten keyns welltliche schwerdts noch rechts /
Dü wen alle welt rechte Christe (dz ist) recht glewbrgen weren / so were
keyn 1fürst / könig / Herr / schwerd noch recht nott odder nüye / Denn wo *$oW
10 zü sollts yhn? die weyl fle den Heyligen geyst ym Heryen haben / der ile
leret vnnd macht / das sie niemant vnrecht thun / yderman lieben / von
yderman gerne vnd frölich vnrecht leyden auch den todt. Wo eyttel vn»
recht leyd n nd eyttel recht thun ist / da ist keyn zanck / Hadder / gericht /
richter straff / recht noch schwerdt1nodt. Darumb ists vnmüglich / das vnter 6; e
15 den Christen sollte welltlich schwerd vü recht zu schaffen finden / Syntemal
sie viel mehr thun von yhn selbs / denn alle recht vnnd lere foddern
mügen / Gleych wie Paulus sagt .1. Timo: .1. Dem gerecht- ist keyn
gesetz geben / sondern den vngerechten.
Warumb das? Darlrmb / das der gerechte von yhm selbs alle-
00 vnnd mehr thutt denn alle recht foddern. Aber die vngerechten thun nichts
rechts / darumb dürsten fle des rechts / das fle lere / zwinge vnnd dringe
wol zü thun. Eyn gütter bäum darff keyner leere noch rechts / das er
gütte frücht trage / sondern seyn natur gibts / dz er 011 alles recht vnd
lere tregt / wie seyn art ist. Denn es sollt myr gar eyn nerrischer mensch
25 seyn / der eym apffel bäum eyn buch machte voll gesey vnd rechts / wie er
sollt epffel vnd nicht dornen tragen / ßo er dasselb besser von eygener art
thut / denn ers mit allen bächern beschreyben vn gepreten kan. Also find
alle Christen durch den geyst vnnd glawben aller ding genaturt / das fle
wol vnd recht thun / mehr denn man fle mit allen gesehen leren kan / vnd
30 dürsten für flch selbs keyn geseys noch rechts.
So sprichstu denn / Warumb hatt denn Gott -0 viel gesetz geben allen
menschen / vü Christus auch viel leret ym Euangelio zü thun- Davon
hab ich sonst ynn der postillen vnnd anders wo viel geschrieben. Itzt
auffs turyist / Spricht Paulus / das gesetz sey vmb der vngerechten willen
35 geben / das ist / das die yhenigen / so nicht Christ- flnd / durchs gesetz
eußerlich von b-sen thatten gezwunge werden / wie «yr hören «erd-
hernach. Nu aber keyn mensch von natur Christen odder fhim ist / sonder«
altzumal sunder vü böse flnd / weret yhnen Gott Älen durchs gesetz / dz
fle eußerlich yhr boßheytt m itt wercken nicht thüren nach yhrem muttwillen

2 M t. 3, 2 3 M t 6, 33 6 erhält 7 bedürfen 17 1. TL 1, 9
21 bedürfen 22 vgl. oben s. 21, z. 4 0 ff. 28 durchaus so geartet
31 spristu A» 33 W . A . 7. 476, z. 2 8 ff.; 504, z. 4 0 ff. 39 dürfen
366 Von weltlicher Obrigkeit, wie w eit man

oben / Datzu gibt S . Paulus betn gest- noch eyn ampt Ro: .7 . tmnb
Gal: .2. das es die funb erkennen leret / damit es bett menschen bemütigt
zur gnab vnnb zum glawben Christi / also thutt auch hie Christus Matt: .5.
68 e btt et leret / 1man solle bem vbel nicht wibberstehen / ba mit er bas gesetz
verkleret / vnb leret / wie eyn recht Christen solle vnnb müsse geschickt seyn / z
wie wyr weytter hören werben.
251w 1Auffs Vierde / Zum reych der wellt ober vnter bz gesetz gehören alle /
die nicht Christe sind / Den syntemal wenig glewben vnb bas weniger teyl
sich hellt nach Christlicher art / bas es nicht wibberstrebe bem vbel / Da
bas es nicht selb vbel thue / hat Gott bett selbe / ausser dem Christlichen xo
stand vnnb Göttis reych / eyn ander regiment verschafft / vnnb fle vnter
bas schwerb geworffen / bas / ob fle gleych gerne wollten / doch nicht thun
künden yhr boßheyt / vnb ob fle es thun / dz fle es doch nit vn furcht /
noch mit fribe / vnnb glück thun mügen / gleych wie man eyn wild böße
thier mit keten vnb banden fasset / das es nit beyffen noch reyffen kan nach 1$
seyner artt / wie wol es gerne wollt / des doch eyn zam korre thier nicht
bedarff / ßvndern vn keten vnb band dennvcht vnschedlich ist.
Denn wo das nicht were / Syntemal alle wellt böse / vn vnter tausent
kaum eyn recht Christ ist / würde eyns das ander fressen / das niemant
kund weyb vft kind zihen / flch neeren vft Gotte diene / damit die weit »
wüste würde / Darumb hatt Gott die zwey regiment verordnet / das geyst«
liche / wilchs Christen vnnb frum leutt macht durch den Heyligen gevst
vnter Christo / vnnb bas welltliche / wilchs den vnchristen vnb bößen weret /
das fle eußerlich müssen frib hallten vn still seyn on obren danck. Also
beuttet S . Paulus das welltlich schwerb Ro. . 13 . vn spricht. Es sey 25
nicht ben gütte / sondern den bösen wercke zü furchte. Dil Petrus spricht.
Es sey zur rach ober die bösen geben.
Wenn ttu yemand wollt die wellt nach dem Euangeliv regirn / vnd
alle welltliche recht vn schwerb aussheben vnd für geben / sie treten alle
getaufft vnd Christen / vnter wilchen das Euangeliv will keyn recht noch 30
schwerb haben auch nicht nott ist / lieber / radt / was würde der selb
machen? E r würde ben wilde bößen thieren die band oft keten aufflößen/
69 £ das fle yder'man zü ryssen vnd zü hoffen / »ft danebe furgeben / es roeren
feyne zame / korre / thierlin / Ich würde es aber an meynen wunde wol
süle / also würden die büßen vnter betn Christlichen namen bet Euä' 35
gelischen freyheytt mißbrauchen / yhr büberey tteyben vnnb sagen / fle seyen
Christen oft keym gesetz noch schwerb vnterwvrffen / wie itzt schon ettlich
toben vnd narren.

i R ö. 7, 7 2 Ga. 3, ly . 24 3 M t. 5, 39 15 bindet
16 kirres 20 könnte 24 ob sie wollen oder nicht (vgl. W . A . 30",
366®, 386^ 25 R ö. 13, 3 26 I. Pt. 2, 14 37 Wieder­
täufer
ih r Gehorsam schuldig sei. 1523.
367
Dem selben must man sagen / Ua freylich ists war / das Christen
vmb yhr selbs willen keynem recht noch schwerd vnterthan sind / noch seyn
bedürffen. Aber sthe zü / vnnd gib die wett zuvor voll rechter Christen /
ehe du sie Christlich vü Evangelisch regirst / das wirstu aber nymer mehr
5 thun / denn die wellt vnd die menge ist vnd bleybt vnchristen / ob fle gleych
alle getaufft v« Christen heyffen / Aber die Christen wonen (wie man
spricht) fem von eyn'ander / darüb leydet sichs yn der wellt nicht / das 25-
eyn Christlich regimrnt gemeyn werde ober alle wellt / ia noch ober eyn
land odder grosse menge / Denn der btßen sind ymer viel mehr denn der
10 ftumen / Darumb eyn gantz land oder die wellt sich vnter winden mitt
dem Euangelio zü regieren / das ist eben / als wenn eyn hirtt ynn eynen
stall zü samen thett / wölff / lewen / addeler / schaff / vnd ließ iglichs frey
vnter dem andern gehen vnd sprech / da weydet euch vnnd seyt frum vnnd
fridsam vnternander / der stall steht offen / weyde habt yhr gnüg / Hund
15 vnnd keulen dürfft yhr nicht fürchten. Hie würden die schaff wol frid
hallten vnd sich fridlich also lassen weyden vnnd regirn / aber fle würden
nicht lange leben / noch keyn thier für dem andern bleyben.
Dammb muß man dise beyde regimtt mit vleyß scheyden vsi beydes
bleybe lassen / Eyns das frum macht / Das ander das eußerlich frid schaffe
so vnd bösen wercken weret / keyns ist vn das ander gnüg yn der wellt /
Denn on Christus geystlich regiment / kan niemant frum werd? für got /
durchs welltlich regiment / So gehet Christus regiment nicht ober alle
menschen / sondern allezeyt ist der Christen am wenigsten vnd sind mitten
vnter den vnchristen. Wo nu welltlich regiment oder gesetz alleyn regitt /
25 da muß eytel heuchley seyn / wens auch gleych Göttis gepott1selber werm / 7 0 B
Denn on den Heyligen geyst ym herhen / w irtt niemät recht frum / er
thue wie feyne werck er mag / Wo aber das geystlich regiment alleyn
regitt ober land vnd leutt / da w irtt der boßheyt der zäum loß vnnd raum
geben aller büberey / Denn die gemeyne wellt kans nicht an nehmen noch
jo verstehen.
Da flhistu nu / wo Christus wottt hyn sehm / die wyr droben er»
-elet haben auß Matt: . 5. das die Christen sollen nicht rechten noch dz
welltlich schwerd vnter yhu haben. Eygentlich sagt ers nur seynen lieben
Christen / die nemens auch alleyne an vnd thun auch alßo / machr nicht
35 redte drauß / wie die sophisten / Sondemn sind ym hertzen alßo durch den
geyst genaturt / das sie niemant vbel thun vnnd von yderman williglich
vbel leydm. Wenn nu alle wellt Christen «ere / ßo giengen sie alle diße
wottt an vnd thett alßo / Nu sie aber vnchristen ist / gehen sie die «o rtt
nichts an vn thutt auch nicht also / Sondem gehörtt vnter das ander
4® regiment / da man die vnchristen eußerlich zwingt vnd dringt zum frid vnd
zum gütten.

7 verträgt 8 auch nicht einmal 31 hinzielen 32 M l 5, 39


368 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

Danrmb hat auch Christus keyn schwerd g e fu rt/h at auch ynn


seynem reych keyaes eyngesetzt / Denn er ist eyn ktnig oder Christen vud
regirt on gesetz / alleyn durch seynen Heyligen geyst. And wie wol er das
schwerd bestettiget / hatt ers doch nicht braucht / Denn es dienet nicht -u
seym reych / da eyttel frume ynnen sind / Daher muste Dauid vertzeytten 5
■s j W nicht den tempel' bawen / darüb das er viel blutts vergossen vü das schwerd
gefurt hatte / Richt das er hette vnrecht dran than / ßondernn das er
nicht kundte Christus stgur seyn / der on schwerd eyn fridsam reych haben
sollt / Sondern es must Salomon thun / dz jheyfft auff deutsch / Fridrich
ob’ Fridsam / der eyn fndsam reych hatte / damit das recht fridsam reych ,e
Christi des recht- Fridrichen vnnd Salomon kundte bedeutt «erden.
Item am gantzk baw des tempels / höret mä nie keyn eyffen / spricht der
tttf I alles darumb / das Christus on zwang vn drang / on gesetz vnd
schwerd / eyn frey «illlg volck haben sollt.
71 e 1 D as meynen die prophete 109. Deyn volck werden seyn die x$
Keywilligen. And Isaia .11. S ie werde nicht tödten noch schade auff
meynem gantzen Heyligen berge Vnd I s a ia .2. S ie werden yhre schwerdter
zü pflügscharen / vud yhr laichen zu sicheln m achen/vnd w itt niemant
Widder den andern kyn schwerd auffheben / sich nitt mehr vleyffen zü
streytten rc. Wer diße vnd der gleychi spräche wolt so weyt zihen / als so
Christus name -enennet wirt / der würde die schrifft gar verteren / sondern
sie sind gesagt alleyn von den rechten Christen / die thun gewißlich vnter-
«ander alßo.
A sss funfft / Hie sprichst» / Weyl denn die Christen des welltlichen
schwerds noch rechts nichts bedürffen / warumb spricht denn P aulus **
Ro: . 13. zü allen Thnsten / Alle seelen seyen der gewallt vnnd vberkeytt
vnterthan? Vnd S . Petrus. S ey t vnterthan aller menschlicher ordnung
rc. wie droben ertzelet ist. Anttwortt / itzt hab ichs gesagt / das die Christen
vnternander vn bey sich vnd für sich selbs keyns rechten noch schwerds
därffen / D en es ist yhn keyn nott noch nütz. Aber weyl eyn rechter 30
Christen auff erden / nicht yhm selbs / sondern seynem nehisten lebt vnnd
dienet / -0 thutt er 'von art seyns geystes / auch das / des er nichts be-
darff / sondern >dz seynem nehisten nutz oft nott ist. R u aber das schwerd
eyn groß nodlicher nutz ist aller wellt / das Kid erhalten / fund gestrafft /
vfl den bösen geweret werde / ßo gibt er sich auffs aller willigst vnter zz
des schwerds regimkt / gibt schos / ehret die vberteyt / dienet / hilfst vnd
thut alles was er kan / das der gewalt fodderlich ist / auff das sie ym
schwang v« bey ehr- vü furcht erhalten werde / wie wol er des für sich

5 2. Sa. 7, 5 ff. 8 t6* o$ 9 1. Kö. 5, 17 ff. 12 1. Kd. 6, 7


15 P». 110, 3 16 Je». 11, 9 17 Je*. 2, 4 19 befleißigen
26 R ö. 13, i 27 1. P t. 2, 13 36 steuern 37 förderlich
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.

keynes darff / noch yhm nott ist / Denn er sthet darnach / was andem nutz
vn gütt ist / wie Paulus Ephe. .5. leret.
Gleych wie er auch alle ander werck der liebe thut / der er nichts
bedarff / denn er besucht die krancken nit darub / das er selb davon gesund
5 werde. E r speyset niemant / das er selb der speyße dürste / also dienet er
auch d e r1vber'teyt / nicht / das er yhr bedürffe / sondern die andern / das sie 7* ®
beschützt vnd die bösen nicht erger werden. Denn es gehet yhm nichts 254
dran abe / vnd schadet yhm solcher dienst nichts / vnd bringt doch der Welt
grossen nutz. Vnd wo ers nicht thett / so thett nicht als eyn Christ /
10 datzu Widder die liebe / gebe auch den andern eyn böße exepel / die auch
des gleychen wollen keyne vberkeyt leyden / ob ste wol vnchristen weren /
Dam it denn dem Euangelio eyn schmach enstunde / als leeret es auff rühr
vnnd eygensynnige teuft machet / die niemät nütze noch -ü dienst seyn
wollte / ßo es doch eynen Christe zü ydermans knecht macht. Also gab
*5 Christus M a tt. 17. den zins groffchen / das er ste nicht ergert / so ers
doch nichts bedurfft.
Also sthestu auch ynn den wortten Christi / droben au- M a tt. .5.
angetzeygt / das er wol leret / wie die Christen vnternander kein welltlich
schwerd noch recht haben sollen. E r verpeutt aber nicht / das man den
so dienen vnd vnterthan seyn solle / die welltlich schwerd vnd recht haben.
Sondern viel mehr / weyl du seyn nicht darffst noch habe sott / soltu den
dienen / die nicht ßo hoch komr stnd als du / vnd desselben noch dürsten /
Ob du nicht bedarffest / das man deynen feynd straffe / so darffs aber dein
krancker nehister / dem solltu helffen / das er frid habe vnd seyne feynd
«5 gesteuret werde / wilchs nicht geschehen mag / die gewallt vnd vberkeyt
werde dann ynn ehren vnd furcht erhallten. Christus spricht nicht also /
du sollt der gewallt nicht dienen noch vnterthan seyn / Sondern / du sollt
dem vbel nist widderstreben / als sollt er sage / hallt du dich also / das du
alles levdest / da m it du der gewallt nicht bedürffest / dz ste dyr helffe vnd
30 diene / nutz oder nott sey / Sondern widderumb / das du yhr helffest /
dienest / nutz vnd nott seyst. Ich w ill dich höher haben vnnd viel zü edel /
denn das du yhr bedürffest / sondern ste soll deyn bedürffen.
Auffs sechst / S o fragistu / Ob denn auch eyn Christ müge das wellt-
lich schwerd füren vnd die bösen straffen / weyl Christus wortt so hartt
35 vnnd Helle lautten / 1du sollt dem vbel nicht widerstehen / das die sophisten n e
haben müssen eyn rad drauß machen. A nttw ortt / du hast itzt zwey stück
gehött. Eyns / das vnter den Christen das schwerd nicht sein kan / darumb
kanstu es ober vst vnter den Christen nicht füren / die seyn nicht bedürffen /
darumb müste m it d' frage hynauß / auff dk andem Haussen / die n it Christen
40 stnd / ob du seyn da selbs Christlich brauche mügest. D a ist das ander

2 Eph. 5, 21 15 M t 17, 27 17 M L 5. 39 39 musst du


die trage auswerfen in bezug auf
370 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

stück / dz du dem schwerd -ü diene schuldig bist / vn fodern sollt / wo mit


du kaust / es sey mit leyb / gut / ehre / vü seele / Den es ist eyn werck /
des du nichts bedarffest / aber gantz nutz vü nott aller wellt vn deynem
nehisten. Darumb ' wenn du sehest / das am henger / b ttte ll, richter /
Herrn / oder fürsten mangellt / vü du dich geschickt fündest / solltistu dich $
datzu erbieten vnd darumb werben / auff das iah die ntttige gewallt nicht
veracht vnd matt würde oder vntergienge. Denn die wellt kan vnnd mag
yhr nicht geratten.
Drsach / Denn ynn dem fall / giengstu eynher gantz yn ftembdem
dienst vü wercken / das nicht dyr noch deynem gut oder ehre / sondern nur xo
dem nehsten vn andern nützet / vnd thettests nicht der meynüg / das du
dich rechen / oder bbßes vmb btßes geben woltist / sondern deynem nehisten
zü gütt vnnd zur halltung schütz vnnd frids der andern / Denn für dich
selbs bleybstu an dem Euangelio vnd heltist dich nach Christus wort /
das du gern den andern backen streych leydest / den mantel zum rock fark *$
lassest / roeB es dich vnd deyne sach betreffe. Also gehets denn beydes
seyn mit eynander/das du zü gleych Göttis reych vü der wellt reych gnüg
thuest / eußerlich vü ynnerlich / zü gleych vbel vnd vnrecht leydest/vnd doch
vbel vü vnrecht straffest / zü gleych dem vbel nicht widderstehist / vnnd doch
widderstehist / Denn mit dem eynen flhestu auff dich vnd auff das deyne / *©
mit dem andern auff den nehisten vn auff das seyne / An dyr vnd an dem
deynem helltistu dich nach dem Euangelio oft leydest vnrecht als eyn
74 b rechter Christ für dich / An dem andern vft an dem seynem helltistu 1dich
nach der liebe vnnd leydest keyn vnrecht / für deynen nehisten / wilchs das
Euangelion nicht verpeutt / ia viel mehr gepeutt am andern ortt. 5
Auff die weyße haben das schwerd gefüret alle Heyligen von ansang
der wellt / Adam mit seynen nachkomen / Alßo füret es Abraham / da er
Lot seynes bruders son errettet vn schlüg die vier ktnige Gen. 14. so er
doch gantz vnd gar eyn Evangelisch man war / Also schlüg Samuel der
heylige Prophet den ktnig Hagag .1. Reg: .15. Vnnd Elias die pro* 3°
pheten Baal .3. Reg: .18. Alßo Habens gefurt Mose / Iosua / die kinder
Israel / Samson / Dauid vü alle könige vnd fürsten ym allten testamet.
Item Daniel vnd seyne gesellen / Ananias / Asarias vnd Misael zü Baby-
lonen. Item Joseph ynn Egypten / vnd so fürt an.
Ob aber yemand wollt fürgeben / das allte testament sey auffgehaben 3S
vn gelte nicht mehr / darumb künde man den Christen solch exempel nicht
furtrage. Antwott ich / das ist nicht also. Denn S. Paulus .1. Cor:
.10. spricht / sie haben die selbige geystliche speyße geffen vnnd ttanck
getrunckr vö dem felß / der Christus ist / rote wyr / das ist / sie haben eben
den selben geyst vnd glawben an Christum gehabt / den wyr haben / vn 4»
i fördern 4 henker, büttel 8 entraten, entbehren 13 er-
haltung 28 Gen. 14, 15 30 1. Sa. 15, 33 31 1. Kö. 18, 40
37 i- K o . 10, 3
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
371

eben so wol Christen geweßen als wyr / Darumb / woran sie recht than
habe / dar an thun alle1 Christe rtd)t / vö ansang der wellt biß ans ende. 256w
Den zeyt oft eußerlicher wädel scheydet nichts vnter den Christen. Auch
ists nicht war / das das allte testamet also auff gehaben sey / das man es nicht
5 müsse halten / oder vnrecht thette / wer es alltzumal hielte / wie S. Hierony:
vnnd viel mehr gestrauchelt haben / Sondern« es ist also auffgehaben /
das es frey ist/zü thun vnd zu lassen / vnd nicht mehr nott ist / bey seelen
Verlust -ü halten / wie es datzumal war.
Denn Paulus spricht .1. Cor. .7. Gal: .6. das wider Vorhaut noch
io beschneyttung ettwas sey / sondern eyn new creatur ynn Christo / das ist /
eS ist nicht fund Vorhaut haben / wie die Juden meyneten / so ists auch
nicht1fund sich beschneytten / wie die heyde meyneten / sondern beydes frey 75 e
vnd gütt / wer es also thutt / das er nicht meyne da durch frum oder selig
zu werden. Also hatt sichs auch mit allen andern stücken des allten testa-
x5 ments / das nicht vnrecht ist / wer es leffet / noch vnrecht wer es thutt /
sondern alles frey vnd gütt zü thun vnnd zu lassen/Aa wo es dem
nehisten nutz oder nott were zur selickeyt / so weren sie alle nott zü haltt /
Den yderman ist schuldig zü thun / was seynem nehisten nutz vnd nott ist /
es sey allt oder new testament / es sey eyn Jüdisch odder heydenisch ding /
ao wie Paulus leret .1. Con .12. Denn die liebe gehet durch alles vnd vber
alles / vnd slhet nur dahyn / was andern nutz vnd nott ist / fraget nicht
darnach / obs allt oder new ist. Also sind die exempel des schwerds auch
frey / dz du ybn magist folgen oder nicht / On wu du sitzest / dz deyn nehister
bedarff / da dringet dich die liebe / das zü thun nbttlich / das dyr sonst
25 Key vnd vnntttig ist zü thun vnnd zü lassen. Alleyn das du da durch
nicht gedenckist frum odder selig zü werden / wie die Juden durch nhre
werck sich vermassen / sondernn solchs dem glawben lassist / der dich on
«erck zur newen Creatur macht.
Vn das wyrs auch durchs newe testament beweyßen / steht hie fest
jo Johannes der teuffer / Luce .3. der on -weyffel Christum zeugen / zeygen
oft leren mufft / das ist / seyne lere must eytel new testamentisch vn
Euägeliffch sein / als der Christo sollt eyn recht volkommen volck zü füren /
der selb bestettiget das ampt der kriegS leutt / vnd spricht / sie sollen yhn
an yhrem solde benügen lassen / Wo es nu vnchristlich were geweßen / das
jzschwerd zü füren/sollt er sie drumb gestrafft / beyde solt vnd schwerd
heyssen lassen faxen / oder hette sie nicht recht den Christlichen stand ge-
leret. Alßo auch .S. Petrus / da er dem Cornelio att: .10. predigt von
Christo / f>iti er yhn nicht faren lassen« seyn ampt / das er doch sollt than
haben / wo es dem Cornelio hynderlich were geweßen an seym Christen

3 macht keinen unterschied 5 Schäfer s. 261 9 1 . Ko. 7, 19


Ga. 6, 15 14 verhält sich’s 20 1. Ko. 12, 13 23 ausser
24 notwendigerweise 30 Ltic. 3, 14 37 Apg. 10, 3 4 ff.
Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
372
*5£ jT I Datzu zuvor ehe denn er taufst wart / kompt1 der1 *heylig seyst «uff
7 yhn. Auch lobet yhn. S . Lucas / als eyn fronten man fror S . Peters
predigt / vnd thaddelt doch nicht an yhm / das er der kriegs leutt vnd des
heydnischen keysers heubtman war. Was nu der heylig geyst an Cornelio
hatt lassen« bleyben / vnnd nicht gestrafft / ist billich / das auch wyr nicht $
straffen vnd bleyben lassen.
Des gleychen exempel gibt auch der Moren heubtman Eunuchus
act .8. den Philippus der Evangelist betetet vnnd taufst / vnnd lies yhn
an seynem ampt bleyben vnd Widder heym ziehen / der doch der könygynn
ym Morenland / on schwerd / nicht hatt mügen ßo eyn gewalltiger ampt ie
man seyn. Alßo ist auch geweßen der Landt vogt ynn Cypern Paulus
Sergius act .13. milchen .S . Paulus bekeret / vnd doch Land vogt unter
vnnd vber Heyden bleyben ließ. Item ßo haben viel heylige merterer than /
die den Römischen heydnischen teysern gehorsam / vnter yhn ynn streytt
zogen / vnd on zweyffel auch leutt erwürgeten / vmb frib willen zür hallten / *s
als man von S . Moritz / Achatius / Gereon / vnnd von viel andern vnter
dem Keyser Juliano schreybt.
Vber das / so ligt da der helle starcke regt Santt Pauli Ro: .13.
da er spricht / die gewallt ist von Gott verordnet. Item / die gewallt tregt
nicht vergeblich dz schwerd. Sie ist Göttis dienerynne / bor zü gütt / so
eyn racherynne vber den / der bößes thutt. Lieber sey du nicht ßo freue! /
das du wolltist sagen / Eyn Christ müge das nicht füren / das Göttis
eygentlich werck / ordnung vnnd creatur ist / Sonst müstistu auch sagen /
Eyn Christ muffe nicht essen noch trincken / noch ehelich werden / denn es
auch Göttis werck vnnd ordnunge sind. Jsts aber Göttis werck vnd *s
creatur / ßo ists gütt vnnd alßo gütt / das seyn yederman Christlich vü
seliglich brauchen kan / wie Paulus sagt .2. Timo: .4. Alle Creatur
Göttis ist gütt / vnnd nichts zü verwerffen den glewbigen vnd die die
warheyt erkennen / Vnter allen creatum gottis / mustu yhe nicht alleyn
essen vnd trincken / kleyder vnnd schuch / sondern auch gewallt vnd vnter- y>
thenickeyt / schütz / vnd straff seyn lassen.
77 b Vü Snma Summarü / Weyl hie S . Paulus sagt / 1die gewallt sey
gottis dieneryn / muß man sie lassen nit alleyne den Heyden / ßondernn
allen menschen brauchlich seyn / Was ists gesagt? Sie ist gottis dieneryn /
den so viel / die gemalt ist vö natur der art / dz man got damit diene kan? 35
Nu were es gar vnchristlich gerebt / bas yrgent eyn gottis dienst were /
den eyn Christ? mrsch nit thun solt od' müsse / ßo Gottis dienst niemät
so eben eygent als den Christen / Dnd auch wol gütt vnd nott were / das

i Apg. 10, 44 2 Apg. 10, 2 8 Apg. 8, 30 ff. i2 Apg. 13, 12


16 S. Moritz u. Gereon gehören zu der thebäi&chen legion (R E 8 12, 452),
Achatius zu den 14 nothelfern (R E3 14, 217) 18 Rö. 13, 1 19 Rö.
13, 4 21 frevelhaft 27 1. Ti. 4, 4 34 brauchbar 38 in
demselben masse
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
373
alle fürsten1rechte gütte Christen weren / Denn das schwerd oft die gewallt / 258W
als eyn sonderlicher gottis dienst / gepütt den Christen zü eygen / für allen
andern auff erden. Darumb solltu das schwerd oder die gewalt schetzen /
gleych wie den ehlichen stand oder ackerwerck oder sonst eyn handwerck /
5 die auch G ott eyngesetzt hatt. W ie nu eyn man kan G ott dienen ym
ehlichen stand / am ackerwerck oder handwerck / dem andern zü nutz / oft
dienen müste / wenn es seynem nehisten nott were / also kan er auch ynn
der gewallt G ott dienen / vnd soll drynnen dienen / wo es des nehisten
notturfft foddett / Denn sie sind G ottis hinter vnd handwercks leutt / die
xo das btße straffen vn das gütte schützen / Doch das es auch frey sey zü
lassen / wo es nit nott were / gleych als ehtich werden oft ackerwerck treybe
frey ist / wo es nicht nott were.
So sprichst» / Warumb hatts denn Christus vnd die Apostel nicht
gefüret? A ntw ott / sage myr / wammb hatt er nicht auch eyn weyb ge-
15 nomen / oder ist ein schuster oder schneyder worden? S o llt drumb eyn stand
oder ampt n it güt seyn / dz Christus selbs nicht gettieben hette / wo wollen
alle stende vnd empter bleyben / außgenomen das predig ampt / wilchs er
alleyne getrieben hatt? Christus hat seyn ampt vnd stand gefüret / damit
hatt er keyns andern stand verworffen. Es stund yhm nicht zü das
so schwerd zü füren / Denn er sollte nur das ampt füren / da durch seyn
reych geregirt w irt / oft eygentlich zü seynem reych dienet / N u geh-tt zu
seynem reych nicht / das er ehlich / schuster / schneyder / ackerman / fürst /
hencker oder btttel sey / auch wider schwerd noch welltlich recht / sondemn
nur G ottis wort vn geyst / damit werden die seynen 1 geregirt ynnwendig. 7» e
SS Wilchs ampt er auch datzumal treyb oft noch ymer tteybt / gibt ymer geyst
vnd G ottis wortt / Vnd ynn dem ampt mästen yhm die Apostel nach
folgen vnd alle geystliche regirer / Denn sie haben an dem geystlichen
schwerd dem w ortt Gottis / wol ßo viel zü schaffen / das ffe solch yhr
handwerck recht treybk / dz sie des welltliche schwerds wol müssen müsflg
30 gehen / vnd andern lassen / die nicht zü predigen haben / W ie wol es yhrem
stand nichts wider ist zü brauchen / wie gesagt ist / Denn eyn iglicher muß
seyns beruffens vnd wercks waMen.
Darumb ob Christus schon nicht das schwerd gefüret noch geleret
hatt / so ists doch gnüg / dz ers nicht verpotten noch auffgehabr / sondern
äs bestettigtt hatt / gleych wie es gnüg ist / das er den ehlichen stand nicht
auffgehaben / sondern bestätigt hat / ob er wol keyn weyb genomr noch
rzichts davon geleret hatt / Denn er müste sich allerdinge beweyßen m it
solchem stand oft werck / die eygentlich nur alleyne zü seynem reych dieneten /
auff dz nicht eyn vrsach vnd nbttigs exempel drauß genomen würde / zü
4o leren vnd zü glewbk / Es kundte gottis reych nit / on ehe vn schwerd

23 b ü tte l 28 u m . . . zu treiben 29 das w e ltlic h e S c h w e rt. . .


ausser acht lassen 31 zu w id e r 37 om nino betätigen
374 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

859W ynd der gleychen eußerlichs1dings bestehen (Denn Christus exempel dringen
von nötten) ßo es doch nur durch G öttis wort vn geyst bestehet. Wilchs
Christus eygentlich ampt geweßen ist vnnd seyn mufft / als des obersten
königs yn dem selben reych. N u aber nicht alle Christen das selb ampt
haben (wie wol sie es haben mögen) ists billich / das sie sonst eyn anders 5
eußerlich haben / da m it auch G ott gedienet mag werden.
Auß dißem allen folget nu / wilchs der rechte verstand sey der wort
Christi M a tt. 5. yhr solt dem vbel nicht wider streben rc. Nemlich der /
das eyn Christen sol also geschickt seyn / das er alles vbel vii vnrecht
leyde / nicht sich selb reche / auch nicht für gericht sich schütze / Sondernn / 10
dz er aller ding nicht- bedürfte der welltlichen gewalt vn rechts für sich
selbs. Aber für andere mag vü sol er rache / recht / schütz vnd hülffe
suchen / vnd datzu thun wo m it er mag. Alßo soll yhm auch die gewallt
entweder von yhr selb / oder durch anderer anregk / on sein eygk klage /
9 E suchen 1vnd anregen / helften vft schützen / W o sie das nicht thutt / soll er 13
sich schinden vnd schenden lassen / vnd keynem vbel widderstehen / wie
Christus wortt lautten.
Vnd sey du gewiß / da- diße lere Christi nicht eyn radt für die vol-
fernen sey / wie vnßer Sophisten lestern vii liegen / sondern eyn gemeyn
streng- gepott für alle Christen. Das du wissest / wie die altzumal heydk a©
sind unter Christlichem namen / die sich rechen odder für gericht vmb yhr
gütt vnd ehre rechten vnd -ancken / D a w irt nicht anders auß / das sag
ich dyr. Vnd kere dich nicht an die menge / vnd gemeynen brauch / Denn
es sind wenig Christen auff erden / da zweyffel du nicht an / datzu ßo ist
G öttis wortt ettwas anders denn gemeyner brauch. -r
Denn hie sihestu / da- Christus nicht das gesetz auffhebt / da er
spricht / Ahr habt gehört / das gesagt ist zü den vörigen / Eyn aug vmb
eyn aug. Ich aber sage euch / yhr solt keynem vbel widderstehen rc. sondern
er legt den verstand des gesetzs auß / wie es zuuerstehen sey / A ls sollt er
sagen / yhr Juden meynet / es sey für G ott recht vnnd wol than / wenn y>
yhr das ewr mit recht Widder holet / vnd verlasset euch drauff / das Mose
gesagt hatt / eyn äuge vmb eyn äuge rc. Ich sage euch aber / das solch
gesetz Mose darumb geben hatt / ober die bößen / die nicht zü Gottes
reych gehören / das sie sich selb nicht rechen odder ergers thun / sondern
durch solch euserlich recht gezwungen werden böses zü lassen / das sie doch 35
mit eym euserlichen recht vn regiment verfasset werden / enter die gewalt /
A hr aber sollt euch ßo hallten / das yhr solch- rechts nicht dürftet noch
suchet. Denn ob wol die welltliche vberteytt solch gesetz muß haben /
a6oW darnach sie die vnglewbigen richte / vü auch yhr selbs wol des 1 braucht
mügt / andere darnach zu richten / ßo sollt yhrs doch für euch vnnd ynn 40

i zwingen mit notwendigkeit zur n&chahmung 8 M t. 5, 39


27 M t. 5, 38 s. 29 sinn 36 der gewalt unterworfen
ihr Gehorsam schuMig sei. 1523. ^

eror fachen nicht fachen nach -rauchenn denn yhr habt bae hymelreych /
drumb sollt yhr das erdreych laffenn / wer es euch nympt
Sihe / da flhestu / wie Christus seyne wort nicht dahyn deuttet - da­
rr Moses gesetz auffhebe / oder die welltlich gewallt verpiete / Sondern r
5 zeucht die sey'nen erauß / das sie für sich selb der nicht brauchen / sondern
den vnglewbigen lassen sott? / milchen fle doch auch mit solchem ydrem
recht dienen müge / weyl da vnchristen sind / vft man memant zum Christen^
thum zwingen kan / Das aber Christus wortt / alleyne auff die seynen
gehen / w irtt darauß klar / das er hernach sagt / sie sollen ohre keynde
*0 lieben / vft volkomen sein / wie yhr hymlischer vatter / Wer aber seyne
feynd liebt vnd volkomen ist / der lefft das gesetz liaen vft braucht fer v
nicht / das er eyn äuge vmb eyn äuge fodere. Er weret aber den ou>
christen auch nicht / die yhr feynd nicht lieben vnnd seyn brauchen wollen /
ia er hilfst / das solch gesey die bißen fassen / damit fle nichts ergers thun.
*5 Szo ist nu (meyn ich) das wortt Christi vereymget m it den sprächen,
die das schwerd eynsetzen / Dnd das die meynung die ist / Schwerd soll keyn
Christen für flch vnd seyne fache füren noch anrüsten / Sondernn für
eynen andern mag vnd soll ers füren vnd anrüsten / damit der boßheyt
gesteuret vnd frumkeyt geschützt werde / Gleych wie der Herr auch am selben
*0 ortt spricht. Eyn Christen solle nicht schweeren / sondem seyn wortt soll
seyn / ia ia / neyn neyn / das ist / für flch selb vnd auß eygenem willen
vn tust soll er nit schweeren / Wen aber die nott / nutz oft selickeytt oder
gottis ehre / das foddert / sol er schwere / so braucht er den eyn, andern
zü dienst des verpotten eydes / gleych wie er eym andern zü dienst braucht
*5 des verpotten schwerds / gleych wie Christus vn Paulus ofst schweren .
yhre lere vn zeugnis den mensche nützlich vn glaubwirdig zumachen
wie man denn thut vn thun mag / ynn den verbuudnuffen vn vertrachte?
ic . davon ps. 62. spricht. Sie werden gelobt / die bey seynem immer
schweren.
3« Hie fragistu w eytter, ob denn auch die bitte! / hencker / Junsten
fursprechen vnnd was des geflnds ist / Christen seyn mügen vnd evn seligen
stand haben. Antwott / Wen die gewalt oft das schwerd eyn G ottis dienst
ist / wie droben ist / Szo muß auch 1das alles G ottis dienst fern /
das der gewallt nott ist / das schwerd zu füren. Es muß yhe fern / der
35 die bißen 1 fchet / verklagt würget vnnd vmbringt / die guten schü >t /
entschuldigt / wrantworttet vNd erredtet / Darumb wenn fle es der meyn»
thun / das fle nicht flch selb drynnen suchen / sondernn nur ^ recht vn;d
gewallt helffen handhaben / da m itt die bißen gezwungei, werden 'sts ohn
on fahr / oft mügens brauchen wie eyn ander eyns anOr and e cks

i noch 5 gibt den sein«? eine Sonderstellung t t.cht A


9 M t. 5, 44. 48 15 in einklang gebracht mit .0 t 3.1 !i
27 Verträgen 28 Ps. 63, 12 30 bvttel 31 ad <nat< n :o vtv
teidigt
376 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

vnnd stch davon nteren. Denn / wie gesagt ist / Liebe des nehisten ad)ttt
nicht yhr eygens / flhet auch nicht wie groß oder geringe / -ondem wie
nutz vn nott die werck dem nehisten oder der gemeyne seyen.
Fragistu / W ie? mtcht ich den nicht für mich selb vii für meyn fach /
des schwerds brauchen / der meynung / das ich nicht da mit das meyne s
suchte / sondern das das vbel gestrafft würde? Antwvrtt / Solch wunder
ist nicht vnmüglich / Aber gar seltzam vnnd ferlich. W o der geyst ßo
revch ist / da mags wol geschehen / Denn so lesen wyr von Samson
Judic: .15. das er sprach / Ich habe yhn than wie sie myr than haben /
so doch da Widder sagt Prouerb: 24. Sage nicht / Ich will yhm thun / ,e
wie er myr than hatt. 93ft .20. Sprich nicht / Ich will yhm das büße
vergellten. Denn Samson war von G ott dartzu erfoddert / das er die
Philistiner plagen sollt / vnnd die kinder Israel erredtr / ob er tut wol
vrsach an yhn nam / dz er seyn fache fürwand / so thett ers doch nicht /
sich selb zü rechen oder das seyne zü suche / sondern andern -ü dienst vii **
zur straff der Philistiner. Aber dem exempel wirt niemant folgen / er sey
denn eyn rechter Christen vnd vdll geysts. Wo die vernüfst auch so thun
will / w itt fle wol fürgebe / sie wolle nicht das yhre suchen / aber es wirt
ym gründ falsch seyn / Denn on gnade ists nicht müglich / Darumb werde
zuuor wie Samson / so kanstu auch thun wie Samson. *°

D a s Ander Teyll.
Wie weytt sich welltlich
vberkeytt strecke.
8a e kommen wyr zum heubtstück dises sermons / ' Denn nach
± dem wir gelernet haben / das die welltlich vberkeyt seyn muß miss
erden / vnd wie man der selben Christlich vnd seliglich brauchen solle /
müssen wyr nun lernen« / wie lang yhr arm vnnd wie fern yhr Hand
reyche / das sie stch nicht zü weytt strecke / vnnd G ott ynn seyn reych vnd
regiment greyffe / Dnd das ist fast nott zü wissen / Denn vntreglich vii
grewlich schaden drauß folget / wo man yhr zü weyt raum gibt / vnnd 3°
auch nicht on schaden ist / wo ste zü enge gesponnen ist / hie strafft ste zü
wenig / dort strafft ste zü viel. Wie wol es treglicher ist / dz ste auff dißer
seytten sündige vnnd zü wenig straffe / Syntemal es alltzeyt besser ist / eyn
*6eW buben leben lassen / den eyn frumen man 1tbdten / nach dem die wellt doch
buben hatt vnd haben muß / der frumen aber wenig hatt. *s

7 selten 9 Ri. 15, 11 10 Pr. 24, 29 11 Pr. 20, 22


14 händel mit ihnen suchte (Ri. 14, 4) seine Privatangelegenheit als ver­
wand zur kriegserklftrung gegen die Ph. benutzte 27 weit 29 sehr
unerträglicher
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
377
Auffs erst / Is t zü mercken / das die zwey teyl Adams tinder / der
eyns ynn Göttis reych vnter Christo / das ander ynn der wellt reych vnter
der vberkeyt ist (wie droben gesagt) zweyerley gesetz haben / Den eyn iglich
reych muß seyne gesetz vnnd rechte haben / vnnd on gesetz keyn reych noch
5 regiment bestehen kan / wie das gnügsam teglich erfarung gibt. Das
welltlich regiment hatt gesetz / die sich nicht weytter strecken / denn ober
leyb vnd gütt / vnd was eußerlich ist auff erden. Denn ober die seele
kan vnd w ill Gott niemant lassen regirn / denn sich selbs alleyne. Darumb
wo welltlich gewallt sich vermisset / der seelen gesetz zü geben / do greyfft
sie Gott ynn seyn regiment / vnd verfüret vsi verderbet nur die seelen /
Das wollen wyr so klar machen / das mans greyffen solle / auff das vnser
iunckem die fürsten vü bischoffe sehen / was sie für narren sind / wen \\t
die leutt mit yhren gesetzen vn gepotten zwingen wollen / sonst oder so zü
glewben.
*5 Wenn mann eyn menschen gesetz auff die seelen legt / das sie soll
glewben sonst oder so / wie der selb mensch für gibt / so ist gewißlich da
nicht Göttis wottt / Is t Göttis wort nicht da / so ists vngewiß / obs Gor
haben will / Den was er nicht gepeutt / das kan man 1nicht gewiß seyn / ®3E
das yhm gefalle. Ja man ist gewiß / das es Gotte nicht gefalle / Denn
36 er will vnßern glawben / bloß vnd lautter alleyn auff seyn gotlich wott
gegrund haben / wie er spricht M att: .18. Auff dißen felß will ich meyne
kirche bawen. Vnd Joh: .10. Meyne schaff hören meyne stym vnd kennen
mich / aber der frembden stym hören sie nicht / sondern fliehen von yhn.
Darauß folget denn / das welltlich gewallt die seelen zum ewigen todt
*5 dringet mit solchem freuet gepott / Denn sie zwinget solchs zü glewben /
als das recht vnd gewiß Got gesellig sey / vnd ist doch vngewiß / ia ge­
wiß das mißfellet / weyll keyn klar Göttis wottt da ist / Denn wer das
für recht glewbt / das vnrecht oder vngewiß ist / der verleucket die warheytt /
die Gott selber ist / vnd glewbt an die lügen vnd yrthum / hellt das für
3° recht das vnrecht ist.
Darumb ists gar vberauß eyn nerricht ding / wenn sie gerieten / man
solle der Kirchen / den Detern / Concilien / glewben / ob gleych keyn Göttis
wottt da sey / Teuffels Apostel gepiettn solchs / vnnd nicht die kirche /
Denn die kirche gepeutt nichts / sie wisse denn gewiß / das Gotris wott
35 sey / wie S . Petrus sagt. Wer da redet / der rede / als gottis wott.
Sie werden aber gar lange nicht beweyßen / das der Concilien setze / Gottis
wott sind. Diel nernchter ists aber / wenn man sagt / die könige vnnd
fürsten vnd die menge glewbt alßo. 1Lieber wyr sind nicht getaufft auff -6z w
könige / fürsten noch auff die menge / sondern auff Christü vnd Gott selber.
40 Wyr hevssen auch nicht / könige / fürsten oder menge / wyr heyssen Christen

13 so oder so 16 praedpit 21 Mt. 16, 18 22 Jo. 10, 27. $


35 1. Pt. 4, i i
378 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

D er feelen soll vü kan niemandt gepieten / er wisse denn yhr den weg
zü weyßen gen hymel / D as kan aber keyn mensch thun / sondern G ot
alleyn. Darumb ynn den fachen / die der feelen selickeytt betreffen / soll
nichts denn G öttis wort geleret vnd angenomen werden.
Item / wenn (te gleych grob narren sind / ßo müssen sie iah das $
bekennen / das sie keyn gewallt ober die freien haben. Denn es kan yhe
keyn mensch eyn seele tödten odder lebendig machen / gen hymel odder
E helle füren / vnnd ob sie vnns des nicht glewben woll'ten / wirtt yhe
Christus das starck gnüg zeugen / da er spricht M atthei am zehenden.
Fürcht euch nicht für denen / die den leyb tbdten / vnd darnach nichts
haben / das sie thun / fürcht aber denen / der nach dem er den leyb tödtet /
macht hatt ynn die helle zuuerdamnen. Ich meyne yhe / das hie klar gnüg
die seele auß aller menschen Hand genomen / vnd alleyne vnter G öttis ge­
wallt gestellet sey. N u sage myr / W ie viel nütze muß der kopff wol haben /
der an den ortt gepott legt / da er gar keyn gewallt hatt? W er wollt den ts
nicht für vnsynnig Halltenn / der dem mond gepötte / er sott schevnen wen
er wolte? Wie seyn würd stchs reymen / wenn die zü Leyptzick vns zü
Wittemberg / odder widderumb / wyr zü Wittemberck denen zü Leyptzig
wollten gepott aufflegen / man würde gewißlich nyße wortz den gepietern
zü danck schencken / das sie das hyrn fegten vnnd den schnuppen büsseten. *°
Noch faren itzt vnser Keyßer vn klüge fürsten also / vnnd lassen sich Bapst /
Bischoff vnd Sophisten dahyn füren / eyn blind den andern / das fle yhren
vnterthanen gepieten -ü glewben / on G öttis wortt / wie fle es gütt dunckt /
vnnd wollen dennoch Christliche fürsten heyffen / da G ott für sey.
Vber das / mag mans auch dabey greyffen / das eyn iglich gewallt /
soll vnd mag nur da handelln / da fle / sehen / erkennen / richten / vrteylen /
lvandeln vü endern kan. Den was were myr das für eyn richter / der
blind hyn richten wollt / die fachen / die er Widder höret noch flhet? N u
sage myr / wie kan die hertzen sehen / erkennen / richten / vrteylen vnd
endern / eyn mensch? Denn solchs ist alleyn G ott flrr behallten / wie ps. 7. 3<>
sagt. G ott forscht hertzen vnnd nieren. Item / D er Herr ist richter vber
die leutt. Vff att: am .10. G ott ist eyn hertzkundiger. Vnd Jeremias
am l. Böß vn vnerforschlich ist menschlichs Hertz / W er mags erforschen?
264V Ich der Herr / der die hertze vff nieren 1 forschet. Eyn gericht soll vnd muß
gar gewiß seyn / wenn es vrteylen soll / vnd alles am Hellen liecht haben. 33
*5 e Aber der feelen gedancken vnd1synnen / kunnen niemant denn G ott offinbar
seyn. Darumb es vmb sonst vnnd vnmüglich ist / yemant zü gepieten
oder zü zwingen mit gewallt / sonst oder so zü glewben. E s gehört eyn
ander griff datzu / D ie gewallt thutts nicht. Dnd mich wundert der grossen
9 Mt. 10, 28 14 witz, verstand 19 nieswurz (helleborus)
20 reinigten loswürden (Thiele no.96) 25 ausserdem 28 blindlings
darauf los 30 Ps. 7, 10 31 Ps. 7, 9 32 Apg. 1, 24. 15, 8
33 Jer. 17, 9 s. 36 gesinnungen 39 kunstgriff
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
379
narren / Syntem al sie selb allesampt sagen. D e occultis non iubicat
Ecclesia. D ie kirche richtet nicht heymlich fache. S o denn die kirche yhr
geystlich regiment nur öffentlich ding regitt / W es vntersteht sich den die
vnsynnige welltliche gewallt / solch heymlich / geystlich / verporgen ding /
5 als der glawb ist / zü richten vnd meystern?
Auch ßo ligt eym iglichen seyne eygen fahr dran / wie er glewbt /
vnd muß für sich selb sehen / dz er recht glewbe. D enn so wenig als eyn
ander für mich ynn die helle odder hymel raren kan / so wenig kan er auch
für mich öleroben oder nicht glewben / vnd so wenig er myr kan hymel oder
10 hell / auff odder zü schließen / ßo wenig kan er mich zum glawben oder
vnglawben treyben. Weyl es denn eym iglichen auff seym gewissen ligt /
wie er glewbt odder nicht glewbt / vnd damit der welltlichen gewallt
keyn flbbrud) geschicht / sol sie auch zü friben seyn / vü yhrs dings w artten /
vnd lassen glewben sonst oder so / wie man kan vnnd will / vnd niemant
15 m it gewallt dringen. Denn es ist eyn frey werck vmb den glawben /
dayu man niemandt kan zwingen. Da es ist eyn göttlich werck ym geyst /
schweyg denn / das es eußerliche gewallt sollt erzwingen vnd schaffen. D a
her ist der gemeyne spruch genomen / den Augustinus auch hatt. Bum
glawben kan vnnd soll man niemants zwingen.
20 D ayu sehen die blinden elenden leutt nicht / wie gar vergeblich vn
vnmüglich ding sie für nehmen. D enn wie hatt sie gepieten / vnd wie fast
sie toben / ßo künden sie die leutt yhe nicht weyter dttngen / den das sie
m it dem mund vn m it der Hand yhn folgen / das Hertz rnugen sie ia nicht
Zwingen / sollten sie sich zü reyffen. D en w ar ist dz sprichwott / Gedancken
25 sind zoll frey. W as ists den nu / das sie die leutt wollen zwingen zü
glewben ym hertzen / vü sehen das vnmüglich ist? treyben damit die schwache
gewissen m i t 1 gewallt / zü liegen / zuuerleucken / vnnd anders sagen / denn 86 e
sie es ym hertzen hallten / vnnd beladen sich selb also m it grewlichen
frembden funden / D en alle die lügen vnd falsch bekentnis / die solch
30 schwach gewissen thun / gehen ober den / der sie erzwinget. E s roere vhe
viel leychter / ob gleych 1 nf>r vnterthan yrreten / das sie sie schlecht yrre 265 w
liessen / denn das sie sie zur lügen vnd anders zü sagen / dringen / wen
sie ym hertzen haben / Auch nicht recht ist / das man b-ßeS m it ergerm
roeren will.
35 Aber willtu wissen / warumb G o tt verhenget / das die welltliche
surften alßo grewlich müssen anlauffen? Ich will dyrs sagen. G o tt hatt

2 der kirche (W. A. 11, 482) 6 ferner handelt jeder auf sein
risiko 15 Nik. Paulus, Protestantismus u. Toleranz im 16. Jhrh.,
Freiburg i. Br. 1911, s. 27; K. Völker, Toleranz u. Intoleranz im Zeit­
alter der Reformation, Leipzig 1912, s. 45 17 geschweige 18 Contra
litteras Petiliani 2, 184 (MSL. 43, 315): ‘Ad fidem quidem nullus est
cogendus invitus’ 21 streng sehr 22 können 24 W . A. 11, 264*
30 fallen auf den zurück Zs schlechthin 36 anstossen, sündigen
31 Luthers Werke II
Z8o Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

fle ynn verkereten synn geben / vnnd will eyn ende mit yhn machen / gleych
wie mist den geystlichen iunckern. Den meyn vngnedige Herrn / Bapst
otib Bischoffe / sollten bischoffe seyn / vnnd Göttis wortt predigen / das
lassen sie / vff sind weltliche fürsten worden / vnd regirn mit gesehen / die
nur leyb vnnd gütt betreffen. Feyn haben fle es vmbkeret / ynnerlich sotten 5
fle regirn die seelen durch Göttis wortt / so regim fle außwendig schlöffet /
stedt / land vnd leutt / vnd martern die seelen mit vnseglicher mörderey.
Also auch die welltlichk Herrn / sotten land vnd leutt regieren eußerlich /
das lassen fle / Sie künden nicht mehr / denn schinden vnd schaben / eyn
zoll auff den andern / eyn zeyße ober die andern setzen / da eyn bern / hie «>
eyn «olff auß lassen / Datzu kein recht ttew noch warheytt bey yhn lassen
funden werden / vff handelln das reuber vnd buben zü viel were / vnd yhr
«elltlich regiment ia so tieff darnyder ligt / als der geystlichen Tyrannen
regiment. Darumb verkeret Gott yhren synn auch / das fle zü faren Widder-
synnisch / vnd wollen geystlich ober seelen regirn / gleych wie yhene wollen *5
welltlich regirn / auff das fle ia getrost auff sich laden frembd sund /
G öttis vff aller mensche haß / biß fle zu scheyttern gehen / mit bischvffen /
pfaffen vnd München / evn bube mit dem andern / vff darnach des alles
dem Euangelio schuld geben / vnd an stad yhrer beycht / Got festem / vnd
87 e sagen / vnßer predigt hab solchs zugericht / 1wilchs yhr verkerete boßheytt20
verdienet hatt / vff noch verdienet on vnterlaß / wie die Römer auch thetten /
da fle verstöret wurdk. Sihe / da hast« den radt Göttis / ober die grossen
hanßen. Aber fle sollen- nicht glewben / auff das solcher ernster radt Göttis
nicht verhyndert werde durch yhre busße.
S o sprichst» / hatt doch Paulus Ro: .13. gesagt. Eyn igliche seele s$
solle der gemalt vnd vberkeyt vntetthan seyn. Dnd Petrus spricht / Wyr
sollen aller menschlicher ordnung vntetthan seyn. Anttwortt. Da kompstu
recht / Denn die sprüch dienen für mich / Sanct Paulus redtt von der
vberkeytt otmb gewallt. Nu hastu itzt gehöret / D as vber seele niemandt
kan gewallt haben denn Gott. S o muß yhe Sanct Paulus von keynem 3°
gehorsam sagen künden / denn da die gewallt seyn kan. Darauß folget /
das er redet nicht von glawben / das welltliche gewallt nicht solle haben
266W den glawben zü gepieten / 1ßondernn von eufferlichen güttern / die selben
zü ordenen vnnd zü regim auff erden. Das geben auch seyne wortt
deutlich vnnd klar / da er beyde der gewallt vnd gehorsam das zill steckt 35
vnnd spricht. Gebt yderman das seyne / Schos / des der schos / zoll / des
der zoll / ehre / des die ehre / fürcht / deS die fürcht ist. Sihe da / wellt­
lich gehorsam vnd gewallt gehet nur vber schos / zoll / ehre / fürcht eußer-
lich. Item da er spricht. Die gewallt ist nicht zü ftirchten den gütten /

i Rö. I, 28 10 abgäbe, Steuer 11 loslassen 25 Rö. 13, 1


26 1. P t 2, 13 27 komostu A 28 sind wasser auf meine mühle
34 zeigen 36 Rö. 13, 7 39 Rö. 13, 3
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523. ^gl

sondern den b-sen rotrett / beschrenckt er aber die geroalt / das sie nicht
glaroben odder Göttis roortt / sondern böße roerck meystern soll.
Das will auch Santt Peter / da er spricht. Menschlicher ordnung.
Nun kan yhe menschlich ordnung sich nicht strecken ynn den hymel vnnd
5 ober die freie / sondern nur «uff erden auff den eufferlichen roandel der
menschen vnternander / da menschen sehenn / erkennen / richtenn / vrteylen /
straffen vnnd erredten kundenn.
Das alles hat auch Christus selbs seyn vnterscheyden off kurtz gefastet /
da er spricht Matt: .22. Gebt dem Keyßer roas des Keyßers ist / vnd
2 0 Gott roas Göttis ist. Wen nu keyßerlich geroalt sich 1streckete ynn Göttis m e
reych vnd gewallt / vnd nicht eyn sonders roere / sollt ers nicht also vnter*
scheyden haben / Denn wie gesagt ist / die freie ist nicht vnter Keyßers
geroalt / Er kan sie wider leren noch füren / Widder tödten noch lebendig
mache / Widder binden noch lößen / Widder richten noch vrteylen / Widder
15 hallten noch lasten / wilchs doch seyn müste / wo er geroalt hett ober sie
zü gepieten vff gesetz zü legen / Sondern ober leyb / güt vn ehre / hat er
wol solchs zü thun / Denn solchs ist vnter seyner gewallt.
Das alles hatt auch Dauid lange zuuor mit eym kurtzen feynen spruch
verfasset / da er spricht pS. H S . Den hymel hatt er des hymels Herrn
ao geben / Aber die erden hat er den menschen kindern geben / das ist / Was
auff erden ist vnd zum zeytlichen yrdenischen reych gehört / da hatt eyn
mensch wol gewallt von Gott / Aber roas zum hymel vnd zum ewigen
reych gehörtt / das ist alleyn vnter dem hymlischen Herrn. Auch hatt das
Mose nicht vergessen / da er spricht Gen. 1. Gott sprach / Lasst vns
«s mensche machen / die vber die thier auff erde / vber die fissch ym wasser /
ober die vögel yn der lufft / regiren / da ist nur euserlich regimet den
menschen zü geeygent. Vnd summa / ist das die meynung / W ie .©. Petrus
spricht Act: .4. Man muß Gott mehr gehorchen denn den menschen / Da
mit er yhe auch klerlich / der welltliche geroalt eyn zill steckt / Den wo
3 0 man alles müst hallten / roas roelltlich gewallt wollte / ßo roere es vmb

sonst gesagt / Man muß Gott mehr gehorche den den menschen.
1Wenn nu deyn fürst oder roelltlicher Herr dyr gepeut / mit dem Bapst 267 w
zü hallten / sonst oder so zü gleroben / oder gepeutt dyr bücher von dyr zü
thun / solltu also sagen / Es gepürtt Lucifer nicht neben Gott -ü sitzen.
35 Lieber Herr / ich bynn euch schuldig zü gehorchen mit leyb vnnd gütt /
gepietet myr nach eror geroalt maß / auff erden / so will ich folgen. Heysst
yhr aber mich gleroben vnnd bücher von myr thun / so will ich nicht ge­
horchen / Denn da seytt yhr eyn tyrann / vnnd greyfft zü hoch / gepietet /
da yhr widder recht noch macht habt rc. 1Nympt er dyr drüber deyn »9 e
40 gütt / vm»d strafft solchen vngehorsam / selig bistu / vnnd danck Gott / das
du wirdig bist vmb gotlichs Worts willen zü leyden / laß yhn nur toben
3 1. Pt. 2, 13 8 zusammengefasst 9 M t 22, 21 19 zu­
sammengefasst P b. 115, 16 24 Gen. 1, 26 28 Apg. 5, 29
382 V on weltlicher Obrigkeit, wie w e it man

den narren / Er wirkt seynen richter wol finden. Denn ich sage dyr /
wo du yhm nicht widdersprichst / vnd gibst yhm raum / das er dyr den
glawben odder die bücher nympt / so hast» warlich Gott verleucket.
Als / dz ich des eyn Exepel gebe / An Meyffen / Beyern vft yn der
Marck / vn andern ortten habe die Tvranne eyn gepott lassen auß gehen / 5
Man solle die newe Testamkt yn die empter hyn vnd her vberanttwortten.
Hie sollen yhr vnterthan alßo thun / Nicht eyn blettlin / nicht eyn buch-
staben sollen fle vberanttwortten / bey Verlust yhrer seligkeyt. Denn wer
es tfnitt / der vbergibt Christum dem Herodes ynn die hende / Denn ste
handeln als Christmürder / wie Herodes. Sondern das sollen sie leyden / 10
ob man yhn durch die heuffer lanffen vnnd nemen heyfft mit gewallt /
es sey bücher odder gütter / Freuet soll man nicht widderstehen / sondern
leyde / Man soll yhn aber nicht billichen / noch datzu dienen / oder folgen /
odder gehorchen / mit eym fußtritt odder mitt eynem finger. Denn solch
Tyrannen handelln wie welltlich fürsten sollen / Es find welltliche fürsten /
Die wellt aber ist Göttis feyndt / darumb müssen ste auch thun was
Gott w.dder / der wellt eben ist / das ste ia nicht ehrloß werde / sondern
welltliche fürsten bleyben / Darumb laß dichs nicht wundern / ob ste wider
dz Euangelion toben vnd narren / Sie müssen yhrem tittel vnnd namen
gnüg thun. 20
Vnd sott wissen / das von anbegynn der wellt gar eyn selham vogel
ist vmb eyn trögen fürsten / noch viel selhamer vmb eyn frumen fürsten.
268w S ie 1 stnd gemeyniglich die grösten narren / odder die ergisten buben «uff
erden / darumb man stch alltzeytt bey yhn / des ergisten versehen vnd wenig
güts von yhn gewartten muß / sonderlich ynn gotlichen fachen / die der 85
freien heyl belangen / Denn es stnd Göttis stockmeyster vnd hencker / vnd
seyn gotlicher zorn gebraucht yhr / zü straffen die büßen vnd eußerlichen
tride zü hallten. Es ist eyn grosser Herr vnßer Gott / Darumb muß er
90 e auch solch 1edelle / hochgeporne / reyche hencker oft büttel haben / vnnd w ill /
das ste reychthum / ehre vnnd furcht von yederman die geuffe vnd die 30
menge haben sollen. Es gesellt seynem göttlichen willen / das wyr seyne
hencker / gnedige Herrn heyssen / yhn zü füssen fallen vnd mit aller demütt
vnterthan seyen / ßo fem ste yhr handtwerck nicht zü weytt strecken / das
ste hirtten auß hencker werden wollen. Geredt nu eyn fürst / das er
klüg / frum odder eyn Christen ist / das ist der grossen wunder eyns / vnd 35
das aller theurist zeychen gotlicher gnaden ober das selb landt. Denn nach
ßemeynem laufst gehet es nach dem spruch Jsaia a m .3. Ich w ill yhn
kinder zü fürsten geben / vnd maulaffen sollen yhr Herrn seyn. Dnd Osee 13.
Ich w ill dyr eyn ktnig auß zorn geben vn mit vngnaden Widder nemen.

4 s. E in l. u. die W . A . 1 i t 2671 u. 483 zitierte literatur 14 schritt


17 zuwider angenehm 21 Erasmus, Adagia: R ara avis 27 gotlichen A
29 büttel 30 zn geuffe (— Flut?) vgl. W . A . n . 483 37 Jes. 3, 4
38 ZU maulaffen Vgl. w . A . io a, 510 Hos. 13, 11
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523. ßg ^

Die wellt ist zü böße vnd nicht werd / das sie viel klüger vn srumer fürsten
haben solt / frösch müssen storck haben.
So sprichstu abermal / Aa welltlich gewallt zwingt nit zü glewben /
sondenm weret nur eusserlich / das man die leutt mit falscher lere nicht
5 verfure / wie kundt man sonst den ketzern wertn ? Anttwortt. Das sollen
die Bischoff thun / den ist solch ampt befolhen vnnd nicht den fürsten.
Denn ketzerey kan man nymer mehr mitt gewallt weren. Es gehörtt
eyn ander griff datzu / vnnd ist hie eyn ander streytt vnnd Handel denn mit
dem schwerd. Göttis wort soll hie strevtten / wenns das nicht auß richt /
ßo wirtts wol vnaußgericht bleyben von welltlicher gewallt / ob sie gleych
die wellt mit blütt füllet. Keyerey ist eyn geystlich ding / das kan man
mitt keynem eyßen Hamen / mitt keynem fewr verbrennen / mitt keynem
waffer ertrencken. Es lst aber alleyn das Göttis wortt da / das thutts / wie
Paulus sagt .2. Cor: 10. Dnser waffen sind nicht fleyschlich / ßondem
*5 mechtig ynn Gott / zü verstören allen radt vnnd höhe / so sich Widder
Göttis erkenrnis auff lebenet / vnd nemen gefangen allen synn vnter den
dienst Christi.
Datzu ist keyn grösser stercke des glawbens vnnd 1der ketzerey / denn 9i e
wo man on Göttis wortt mit blosser gewallt da Widder handellt. Denn
-0 mann 1hellts dafür gewißlich / das solche gewallt nicht rechte fach hatt / 269w
vnnd Widder recht handele / weyl sie on Göttis wortt feret / vnnd sich
sonst nicht denn mitt blosser gewallt tzü behelffenn weyß / wie die »nun«
nunfftigen thiere thun. Denn mann auch ynn welltlichen fachen nicht kan
mitt gewallt faren / es sey denn das vnrecht zuuor mitt recht vbirwundenn.
*5 Wie viel vnmüglicher ists / ynn dießen hohen geystlichen sachenn / mitt ge­
wallt on recht vnnd Göttis wortt handelln? Darumb flhe/wie feyne
flöge iunckern myr das sind. Sie wollen ketzerey vertreyben / vnnd greyffen
nicht an / denn da mit sie den widderpartt nur stercken / sich selb verdechtig
vnnd yhene rechtfertig machenn. Lieber willtu ketzerey vertreyben / ßo mustu
3° den griff treffen / das du sie für allen dingen auß dem hertzen reyssest /
vnnd grundtlich mit willen abwendest / das wirst du mitt gewallt nicht
enden / ßondern nur stercken. Was hilfst dichs denn / ßo du keyerey yn
dem hertzen stcrckest / vn nur außwendig auff der jungen schwechist / vnd
-ü liegen dringest? Göttis wortt aber / das erleucht die hertzen /
3s vnnd damit fallen denn von yhn selb alle ketzerey vnd yrthum auß dem
hertzen.
Von solchem verstören der ketzerey / hatt der Prophet Jsaias ver­
kündigt am .11. vnd gesagt. Er tont die erden schlahen mit der nitten
seyns munds / vnd den gottloßen tödten mit dem geyst seyner lippen. Da

1f. vgl. die bekannte äsopische fabel (W . A. 11, 268* u.W A Bry, 2 8 14>
8 kunstgriff 14 2. Ko. 10, 4 s. fleuschlich Aa 18 Stärkung 28 als womit
30 kunstgriff 32 vollenden 34 lügen zwingest 38 Jes. 11, 4
Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
Z«4
khestu / dz durch den mundt außgerichttet witt / so der gottlos* soll ge-
tbdtet vnd bekeret werden. Summa Summarum / Solche fürsten vnnd
tyrannm wissen nicht / das «idder ketzerey streytte / sey wider den teuffei
streytten / der die hertzen mit yrthum besitzt / Wie Paulus spricht Ephe: 6.
Wyr haben nicht mit fleysch vnd blütt zü streytten / sondern» mit der s
geystlichen boßheyt mit den fürsten die diße stnsternis regim K Darumb
so lange man nicht den teuffei abstofft vnd von den hertzen iagt / so ists
yhm eben / wenn ich mit schwerd odder fewr seyne gefesß vmbringe / als
9» e wenn ich mit eym strohalm Widder den blitz stritte. 1 Das hatt alles
reychlich Job am .41. bezeugt / da er sagt. Wie der teuffei eyffen wie io
stro achte / oft keyne gewallt auff erden fürchte. M an sihet es auch wol
ynn der erfarung. Denn ob man gleych alle Juden vnnd ketzer mit ge­
wallt verbrennet / ßo ist vnd wirft doch keyner da durch vberwunden noch
bekeret.
Doch solche wellt soll solche fürsten habe / das yhe kein teyl seyns ,5
ampts wartte. Die Bischoff sollen das wortt Göttis lassen ligen / vnnd
die seelen nicht da mit regim j sondern sollen den weltlichen fürsten befelhen /
das die selben mitt dem schwerdt daselbs regirn. Widderumb / die wellt-
liche fürsten sollen / wucher / raub / ehbruch / mord / oft ander büße werck
lassen gehen oft selbs treyben / darnach die Bischoffe lassen mit bann «
a7ow brieffen straffen / vnnd 1 also den schuch seyn vmb keren / M it eyßen die
seelm / vn M it brieffen den leyb regirn / D as welltlich sirrsten geystlich /
vnnd geystliche fürsten welltlich regim. Was hatt der teuffei sonst zü
schaffen auff erden / den das er mit seynem volck also gauckele vnd faß-
nacht spiel treybe? Das sind vnßere Christliche fürsten / die dm glawben »z
verteydingen vnd dm Türcken fressen. Aa freylich feyne gesellen / auff
die wol zü vertrawm ist / sie «erde mit solcher fevner klügheyt ettwas
außrichtt / nemlich / das sie den halft stürtzen / vnd land vnd leutt ynn
iamer vnd nott bringen.
Ich wollt aber den verblendten leuttm gar ttewlich radtk / dz sie zo
sich fursehen / für eynem kleynkleynm sprüchlin / der ym .106. Psalm steht.
Effundit contemptü super Principes. Ich schwere euch bey Gott / werdet
yhrs versehen / das diß kleyne sprüchlin vber euch ynn den schwanck
kompt / ßo seytt vhr verloren / wenn auch ewer iglicher ßo mechtig als
der Türck «ere / vnd wirft euch ewer schnauben vnnd toben nichts helffen. 35
E s ist schon eyn groß teyl angangen. Denn gar wenig fürsten sind /
die man nicht für narren odder buben hellt / das macht sie beweyßen sich
auch also / vnd der gemeyn man wirft verstendig / vnd der fürsten plage
(die Got contemptum heyfft) geweltiglich da her gehet / vnter dem poffel
93 e vnd gemeynem man / vnnd sorge / yhm 1 werde nicht zü wertn seyn / die 40

4 Eph. 6, 12 8 oigane (Mc. 3, 27) 10 Hi. 41, 18 21 vgl.


D. W b. 9, 1844 u. Wander, Schuh no. 6 28 brechen 31 Ps. 107, 40
39 pöbel
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
385
fürsten stellen sich denn fürstlich / vnnd sahen Widder an mit vernunfft vn
seuberlich -ü regirn. Man wirt nicht / man kan nicht / man will nicht /
ewer tyranney vnd mnttwillen die lenge leyden. Lieben fürsten vnd Herrn /
da wisset euch nach zü richten / Gott wills nicht lenger haben. Es ist
5 itzt nicht mehr eyn wellt / wie vortzeytten / da yhr die leutt wie das willd
taget vnd triebet. Darumb lasst ewr freuet vnnd gewallt / vnd denckt /
das yhr mit recht handellt vnd lasst Göttis wort seynen gang haben /
den es doch haben will / muß vnd soll / vnd yhrs nicht weren werdet.
Is t ketzerey da / die vberwinde man / wie sichs gepürtt / mist Göttis wortt.
10 Werdet yhr aber viel schwerd zuckens treyben / so sehet -ü das nicht eyner
kome / der es euch heyffe eynstecke nicht ynn gotts Minen.
Mtchstu aber sprechen / Weyl den nu vnter den Christen keyn wellt-
lich schwerd seyn soll/wie will man sie den eufferlich regiern? Es muß
yhe vberkeytt auch vnter den Christen bleyben. Antwort. Vnter den
,5 Christen soll vnd kan keyn vberkeyt seyn / Sondern ein iglicher ist zü gleych
dem andern vnterthan / wie Paulus sagt Ro: 12. Eyn iglicher soll den
andern seynen 1obersten hallten. Vn Petrus 1. Pet: .5. Seyt allesampt 271W
vnternander vnterthan. Das will auch Christus Luce .11. Wenn du zur
hochzeyt geladen wirst / so setze dick aller vnterst an. Es ist vnter den
so Christen keyn oberster / den nur Christus selber vü alleyn. M was kan
da für vberkeyt seyn / da sie alle gleych sind. / vnd eynerley / recht/macht/
güt vü ehre haben? datzu keyner begerd des andern oberster zü seyn/
sondernn iglicher w ill des andern vnterster seyn / kund man doch / wo solch
leutt sind / keyn vberkeyt aufsuchten / ob mans gerne thun wolt / weyl es
s$ die art vnd natur nicht leydet / obersten haben / da keyner oberster seyn
will noch kan. Wo aber nicht solch leutt sind / da sind auch nicht rechte
Christen.
Was sind denn die Priester vnd Bischoffe? Antwort. Ahr regimenr
ist nicht eyn vberkeytt odder gewallt / sondern ein dienst vn ampt / Denn
30 sie nicht1höher noch besser für andern Christensind. Darumb sollen sie 94 e
auch keyn gesetz noch gepott ober andere legen» / on der selben will vnnd
vrlawb / sondernn yhr regirn ist nicht anders / denn Göttis wott treyben /
damit die Christen fu 11 vnd ketzeren vberwinden. Denn wie gesagt ist /
die Christen kan man mit Nichten / on alleyn mit Göttis wort regirn. Den
35 Christen müs,rn ym glawben regiert werden / nicht m itt eusserlichen
wercken. Glawbe kan aber durch keyn menschen wortt / sondern nur durch
Göttis wortt komen. Wie Paulus sac Ro. .10. Der glawb kompt
durchs hören / das hören aber kompt di rc)s wortt Göttis. Milche nun
nicht glewben / die sind nicht Christen / ie gehören auch nicht vnter Christus
40 reych / sondern vnter das weltliche r ych / das man sie mit dem schwerd vn

2 bedächtig 6 triebetet A 16 Rö. i>, 10 17 1. P t 5, 5


18 Lc. 14, 10 32 erlaubn« 37 Rö. 10, 17
386 Von weltlicher Obrigkeit, wie w eit man

euserlichem regiment zwinge vnd regire. Die Christen thun von yhn selbs
vngezwungen alles güttis / vnd haben gnüg für sich alleyn am Göttis
morst. Doch davon hab ich sonst viel vnd offt geschrieben.

Das Dritte Teyll.


Wils auch zeit sein da« nach dem w ,r /
wissen w ir fern$
^ ^ welltlich gewallt sich streckt / wie sich eyn fürst solle drein schicken /
vmb der Wille / die gern auch Christliche fürsten vnd Herrn sein wollten /
vnd auch ynn yhenes leben zü komen gedenckenn / wilcher gar fast wenig
sind. Den Christus beschreybt selbst die art b’ weltlichen fürste Luce.22.
da er spricht. Die welltliche fürsten Hirschen / vnd wilche die obersten io
ünd / faren mit gewallt. Denn sie meynen nicht anders / wen fle Herrn
gepom oder erwellt sind / so haben ste recht datzu / das fle yhn dienen
lassen / vn mit gewallt regieren. Welcher nu eyn Christlicher fürst sein
»7* w w ill / der muß warlich die meynüg ablege / 1das er Hirsch^ vn mit gewallt
faren wolle. Denn verflucht oft verdampt ist alles lebe / dz yhm selb zü i$
93 e nutz oft -ü gütt gelebt oft gesucht Wirt / verflucht ave werck die1nit yn der
liebe gehen. Den aber gehen fle yn der liebe / wen fle nicht miss eygen
lust / nutz / ehre / gemach vnd hevl / sondern aufs anderer nutz ehre vn heyl
gericht flnd vö gantzem hertzen.
Darumb will ich hie nichts sage von welltlichen hendelln vnnd ge- *>
setzen der vberkeyt / Denn das ist eyn weyttleufftig ding vnnd flnd rechts
bücher alltzu viel da / Wie wol / wo nicht eyn fürst selbs klüger ist / den
seyne Jurist- / vnd nicht weytter verstehet / denn yn rechts büchern ligt /
der w irtt gewißlich regirn nach dem spruch Prouerb. .28. Eyn fürst dem
es an klügheyt feylet / der w irt viel mit vnrecht vnterdrucken. Denn •$
wie gütt vnd billich die rechte flnd / so haben ste doch allesampt eyn auß-
tzug / das fle wider die nott nicht treyben künden / Darumb muß eyn fürst
das recht ia so fast yn seyner Hand habe / als das schwerd / vnnd mitt
eygener vernunfft messen / wenn vnnd wo das recht der strenge nach zü
brauchen odder zü lindern sey. Also / das alltzeyt ober alles recht / regire 30
vnnd das oberst recht vnnd meyster alles rechten bleybe / die vernunfft.
Gleych wie eyn hauß vatter / ob er wol bestympte zeyt oft maß der erbeyt
vnnd speyße ober seyn geflnd vnnd kinder setzt / muß er dennoch solch
jntzunge ynn seyner macht behallten / das ers endern odder nach lassen
müge / wo flch eyn fall begebe / das seyn geflnde / kranck / gefangen / auff» 35
gehallten / betrogen odder sonst verhyndert würde / vnnd nicht mit der

5 weit 6 ergänze: w ir nun auch die frage beantworten (wie


ein fürst weltliche gewalt gebrauchen soll) 9 Lc. 22, 25 11 ver­
fahren 24 Pr. 28, 16 26 eine ausnahme, ein reservatum
28 fest
ihr Gehorsam schuldig sei. 152'^
387
strenge farm ober die krancken / wie vber die gesunden. Das sage ich
darumb / das man nicht meyne / Es sey gnüg vnd köstlich ding / wenn
man dem geschrieben recht odder Juristen redten folget / Es geh-rtt
mehr datzu.
5 Wie fei denn eyn fürst thun / wenn er nicht so klug ist / oft sich
regirn lassen muß / durch Juristen oft recht bücher. Antwort / Darumb
hab ich gesagt / das fürsten stand / eyn ferlich staubt ist / Vnnd wo er nicht
selbs so klüg ist / das er selbs beyde seyn recht vnd rethe regirt / da gehet
es nach dem spruch Salomonis. Wehe dem landt das eyn kind zum fürsten
*<> hat / Das erkandte auch Salomon / Darüb vertzagt er an allem recht /
das yhm auch Mose durch 1 Gott hatte furgeschrieben / oft an allen fone» 96 e
fürsten vnd Rethen / vnd «and sich zü Gott selber / vn batt yhn vmb
eyn weyßes Hertz / dz volck zu regirn. Dem Exempel nach muß eyn fürst
auch thun / mit forcht farm / vnd sich wider auff todte bücher / noch auff
»5 lebendige köpffe verlassenn / sondernn sich bloß an Gott hallten / yhm ynn
den oren ligen / vnnd bitten vmb rechten 1verstaubt / vber alle bücher *73 w
vnd meyster / seyn vnterthan weyßlich zü regirn. Darumb weyß ich keyn
recht eym fürsten für zuschreyben / sondernn will nur seyn Hertz vnter-
richten / wie das fei gesynnet vnd geschickt seyn / ynn allen rechten / rethen /
20 vrteylen vn Hendeln / das wo er sich also hellt / wirtt yhm Gott gewiß­
lich geben / das er alle recht / rethe vnd Hendel / wol vnnd göttlich auß
richten kan.
Auffs erst / muß er ansehen seyn vnterthan / vnd daselb seyn Hern
recht schicken / Das thut er aber denn / Wenn er alle seynen synn da hyn
2s richtet / das er den selben nützlich vnd dienstlich sey. Vnd nicht also dencke /
land vnd leutt sind meyn / ich wills machen wie myrs gesellet / sondernn
also. Ich byn des lands vnd der leutt / ich sols machen / wie es yhn. nutz
vnd güt ist. Nicht soll ich suchen / wie ich hoch fare vnd Hirsche / sondern
wie sie mit güttem frid beschützt vnd verteydiugt werden. Vnd soll Christum
3° ynn seyn äugen bilden oft also sage. Sihe Christus der oberst fürst / ist
komm vnd hatt myr gedienet / nicht gesucht / wie er gewallt / gütt vnd
ehre an myr hette / Sondern hatt nur meyn nott angesehen / oft alles dran
gewand / das ich gewallt / gütt vnd ehre an yhm vnnd durch yhn hette.
Alßo will ich auch thun / nicht an meynen vnterthanen das meyne suchen /
35 sondern das yhre / vnnd will yhn auch also dienen mit meynem ampt / sie
schützen / verhören vnd verteydingen / vnd alleyn dahyn regirn / das sie
güt vnd nutz dauon haben / vnd nicht ich. Das also eyn fürst ynn seynem
hertzen sich seyner gewallt vnd vberkeyt eussere / vnd nehme sich an der
nottursst seyner vnterthanen / vnd handele darynnen / als were es seyn

3 juristischen ratgebern 9 Prd. 10, 16 1 2 1 . K ö . 3, 12


23 daselbst (oder dasselbe?) sein herz recht rüsten 30 sich vor äugen
stellen 36 anhören 38 entäussere
388 Von weltlicher Obrigkeit, wie w eit man

97 b 1eygen notturfft/Den alßo hatt vns Christus thau / vnd das sind eygent.
lich Christlicher liebe werck.
So sprichst» denn / Wer wollt den fürst seyn? mit dem würd der
fürsten stand der elendist seyn auff erden / da viel mühe / erbeytt vnnd vn-
lust ynnen ist. Wo wollten« denn die fürstlichen ergetzung bley-en mit s
tanhe« / iagen / rennen / spielen vnnd was der gleychen welltlicher freuden
( nb? Anttwortt ich. W yr leren iht nicht / wie eyn wettlicher fürst
leben solle / Sondern« wie eyn welltlicher fürst eyn Christen seyn solle /
das er auch gen hymel kome / Wer weyß das nicht / das eyn fürst wilt-
prett ym hymel ist? Ich rede auch nicht darumb / das ich hoffe / wellt. *°
liche fürsten Werdens an nehmen / Sondern« ob yrgentt eyner were / der
auch gerne eyn Christen were / vnnd wissen wollt / wie er faren solle.
Denn ich bynu des wol gewiß / das Göttis wortt sich nit lencken noch
beugen w irt nach den fürsten / ßondernn die fürsten müssen sich nach yhm
lencken. M y r ist gnüg / wenn ich antzeyge / das nicht vnmüglich sey / *$
Gyn fürsten eyn Christen seyn / wie wol es selyam ist vnd schwerlich -ü
•74W 1gehet. Denn wo sie sich also dreyn schicken / das yhr tantzen vtt tagen vnd
rennen / den -nterthanen on schaden were / vnd sonst yhr ampt gegen sie
YM der liebe liessen gehen / wurde Gott nicht so hartt seyn / das er yhnen
tanh vnd iaget vnd rennen nicht sollt günnen. Aber es würde sich selb «>
«oll lernen / wenn sie yhrem ampt nach / yhr vntekhanen «artten vü be­
sorgen sollten / das gar mancher lieber tanh / iaget / rennen vnnd spielen
muste nach bleyben.
Auffs ander / Das er acht habe auff die grossen hanßen / auff seyne
Rethe / vMd hallte sich gegen sie also / das er keynen verachte / auch keynem -s
vertrawe / alles auff yhn zu verlassen / Denn Gott kan der beyder keyns
leydenn. E r hatt eyn mal durch eyn Esell geredt / darumb ist keyn mensch
Merachten / wie geringe er ist. Widderumb / hatt er lassen den höhisten
Engel vom hymel fallen / darumb ist auff keynen menschen zuuertrawen /
wie klüg / heylig vnnd groß er sey / Sondern« man soll eyn iglichen 3°
-an ht'renn / vnnd «artten / durch wüchen Gott reden vnnd wircken wolle.
Denn das ist der grtssist schade an Herrn Höffen / wo eyn fürst seynen synn
gefangen gibt den grossen hanßenn vnnd schmeychlern / vnnd seyn zusehen
lefft anstehen. Syntemal es nicht eynen menschen betrifft / wenn eyn fürst
feylet vnnd narret / ßondern landt vnnd leutt muß solchs narren tragenn. 35
Darumb soll eyn fürst alßo seynen gewalltigen vertrawen vnnd sie lassen
schaffen / das er dennoch den zäum ynn der saufst beftaUte / vnd nicht sicher
sey noch schlaffe / ßondernn zü sehe vnnd das landt (wie Josaphat thett)
bereytte / vnd allenthalben besehe / wie man regirt vnnd richtet / ßo w irtt

9 8 . oben I 420, z. 19 21 ihnen aufdrängen 27 N u . 22, 28


29 Jes. 14, 12 Lc. 10, 18 33 u. nicht selbst zusieht 38 2. Chr.
19, 5 tk.
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
389

er selbs erfaren / wie man keynem menschen gany vertrawen soll / Denn
du darffist nicht dencken / das sich eyn ander deyn vnnd deyns lands ßo
Hartt annehme als du / er s y denn voll geystö vnnd eyn gntter Christ.
Eyn natur mensch thutts nicht. Weyl du den nicht weyssist / 06 er eyn
5 Christ sey / odder wie lange ers bleybt / ßo kanstu dich auch nicht auff yhn
sicher verlassen.
Vff hütt dich nur für de en am meysten / die da sagen. Ey G Herr /
vertrawet myr E G nicht mehr den so viel? Wer will E G dienen rc?
Den der ist gewißlich tut renn / vff will Herr ym land seyn / off dich zum
10 maulaffen mache. Den wo er eyn rechtschaffen Christe vff frum were /
würde ers gar gern habk / b, du yhm nichts vertrawest / vfi würd dich
drumb loben vfi liebe / b*; du yhm so genaw drauff sehist / den gleych1wie 275W
er gotlich handelt / also will vff kan er leyden / das U m thun für dyr vnd
yderman am tage ligt / wie Christus spricht Johan tes .8. Wer güttis
*5 thutt der kompt ans liecht / das seyne werck gesehen werden / denn sie
sind ynn Gott geschehen Ihener aber will dyr die äugen blenden vnd
ym finstern handelln / wie Christus daselbs auch sagt. Wer vbel thut /
der schewet dz liecht / das seyne werck nicht gestrafft werdenn. Dammb
hütt dich für yhm. Dü ob er drumb murret / so sprich / lieber ich thu
*° dyr keyn vnrecht / Gott will nicht / das ich myr selb noch eynigem menschen
verrrawe / Zume mit yhm selb 1drumb / das er solchs haben will / odder ^ E
dich nicht mehr denn eyn menschen geschaffen hatt / Wie wol wenn du
gleych eyn .enge! wertst / weyl doch Lucker nicht zuuertrawen gewesen ist/
wolt ich dir dennoch auch nicht so gar vertrawen. Denn Gott soll man
*5 trawen alleyn.
Dencke nur keyn fürst / das ers besser haben werde / den Dauid / der
aller fürsten exempel ist / der hatte eyn solchen weyßen radt / Ahtthophel
genant / das der text sagt. Es habe ßo viel sollten / was Ahithophel für
gab / alls wer Gott selbs gefragt hette. Noch fiel er dahyn / vnnd kam
3° so tieff / das er Dauid seynen eygen hem verrhaten / erwürgen vü ver-
tilgen wollt / Vnd Dauid dayumal wol lemen muste / wie anff honen
menschen -ü vertrawen ist. Warumb meynstu / das Gott solch grewlich
exempel habe lassen geschehen vnd schreyben? Denn nur die fürsten vnd
Herrn zü warnen / für dem aller ferlichsten vnglück das sie haben mügen /
35 nemlich / das sie niemant pertrawe sollen. Denn es gar eyn iemerlich ding
ist / wo an Herrn Höffen / schmeychler regim / oder der fürst sich anff andere
verlesst vnd gefangen gibt / lesst yderman mache / wie ers macht.
Sprichst» denn / Soll mann denn niemandt v rtra: en / wie w ill man
landt vnnd leutt regim? Anttwortt. Befelhen vnnd wagen solltu / ver-

3 eifrig 7 ei, gnädiger herr 10 s. oben s. 382, z. 38


14 Jo. 3, 21 17 Jo. 3, 20 28 2. Sa. 16, 23 30 2. Sa. 17, iff.
39 Ämter jemandem anbefehlen u. es mit ihm wagen
390 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man

trauen vnnd dich braus? verlassen solltu nicht / cm alleyn auf? Gott. D u
mnst yhe die ampt yemants befelhen vnnd mitt yhm wagen / aber nicht
weytter oertraroen / denn als dem / der feylen müge / vnd du weytter -ü
sehen vnd nicht schlaffen müssest / W ie eyn furman / seynen toffen vnnd
wagen vettrawet / die er trepbt / aber er (eff? fle nicht von yhn selb* s
faren / sondern hellt -anm vnd geyffelln ynn der Hand vnd schleift nicht.
Vnd merck die allten sprichwottt / die on allen zweyffel die erfarung ge-
leret hatt vnnd gewiß sind. D es herm äuge macht das pferdt fett.
Item des Herrn fufftapffen tüngen den acker wol / das ist / wo der Herr selb
•76W nicht dreyn flhet vnd flch auff rethe vnnd 1 knecht verlefft / da gehet es i»
nymer recht. Das will auch G ott so haben / vnd lefft es geschehen / auff
xoo£ das d ie 1 Herrn gezwungen werden auß nott / yhrs ampts selbs zü wartten /
W ie eyn iglicher seyns beruffs vnd alle Creatur yhrs wercks pflegen muß /
sonst werden mast fern vnnd vnnütze leutt auß den Herrn / die niemant denn
yhn selbs nütze sind. *s
Auffs dritte / das er acht habe / wie er mit den vbelthetern recht
fare. Hie muß er gar klüg vnd weyße seyn / auff das er on der andern
verderben straffe / ©ft weyß hie keyn beffers exempel abermal den Dauid /
der hatte eyne heubtman mit namen Joab / der thett zween büße tück vnnd er­
würget verretthersch zween fromme heubtmenner / da mit er zwey mal den *>
todt redlich verdienet hatte / noch tüdtet er yhn nicht bey seynem (eben /
sondern befalh es seynem son Salomon / on zweyffel barumb / das ers nicht
kund on grüffern schaden vnd rumor thun. Also muß auch eyn fürst die
büßen straffen / das er nicht eyn leffel auffheb vnnd zü trett eyn schüssel /
vnd bringe vmb eyns scheddells willen land vft leutt ynn nott / vnd mache *s
das land voll witwen vnnd weyßen. Daromb muß er nicht folgen den
Rethen vnd eyßenfteffern / die yl-n Hetzen vnd reytzen krieg an zusahen /
vnd sagen. Ey sollten wyr solch roortt vnd vnrecht leydenn. E s ist gar
eyn schlechter Christ / der vmb eyns schlos Wille / das land yn die schantz
schlecht. Kurtzlich / hie muß man flc h halten des sprichwotts / W er nicht zo
kan durch die flnger sehen / der kan nicht regiren. Daromb sey das seyn
regel / Wo er vnrecht nitt straffen kan on grösser vnrecht / da laß er seyn
recht faren / es sey wie billich es wolle. Denn seynen schaden soll er nicht
achten / sondern der ander vnrecht / das fle ober seynem straffen leyde
müssen / Den was haben so viel weyber vft kinder verdienet / das fle witwe 35
oft weyßen werde / auff das du dich rechest / an eynem vnnützen maul odder
büßer Hand / die dyr leyde than hatt?
S o sprichstu denn / S oll denn eyn fürst nicht kriegen odder seyne
vntetthan ybm nicht folgen ynn den streytt? Anttwortt. D as ist eyn

7 vgl. W . A. i i , 2751 u. Flugschriften 4, 17314 19 namen fehlt A


20 2. Sa. 3, 27. 20, 10 22 1. Kö. 2, Zf. 24 vgl. oben s. 169,
z. 15 25 schädels 29 in gefahr bringt 30 vgl. W . A. 11, 276*
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
391

weyttleufftige frage / Aber auffs kuryist. Christlich hyrynn zü faren /


sage ich / >dz keyn 1surft Widder sevnen vberherrn / als den König vnd 277w
Keyser oder sonst seynen lehen Herrn« kriegen soll / ßondernn lassen nehmen
wer da nympt. Denn der vberkeyt soll man nicht widderstehen mit ge-
$ wallt / sondern nur mit erkentnis der warheyt / keret ste sich dran / ist gnt /
wo nicht / so bistu entschuldiget vnnd leydest vnrecht vmb Göttis willen.
Is t aber der widderpart / deynes gleychen oder geringer denn du / oder
st'embder vberkeyt / so sollt« yhm auffs erst recht vnd frid anbieten / wie
Mose die kinder Israel leret. W ill er denn nicht / so gedenck deyn bestes
10 vnnd were dich mitt gewallt gege gewallt / wie Mose dz alles seyn be-
schreybt / Deutro: .20. Vnnd hyrynnen mustu nicht ansehen / das deyne /
vn wie du herre bleybst / sondern dein vnterthanen / den du schuh vnd
hilff schuldig bist / auff das solch werck ynn der liebe gehe. Denn weyl
deyn gantzeS land ynn der fahr steht / mustu wagen / ob dyr Gott helffen
r wollt / das es nicht alles verderbet werde / vtt ob du nitt weren kaust /
das ettlich wittwe vnnd weyßen drüber werden / so mustu doch weren / das
nicht alles zü poden gehe vnd eytel witwe vnnd weyßen werde.
Dn hyrynnen sind di, vnterthanen schuldig zu ft>lgen / leyb vnd gntt
tim zusetzen. Denn ynn solchem fall muß eyner vmb des andern willen /
30 ssyn güt vnd stchs selbs wagen. Dff ynn solchem krieg ist es Christlich
vn eyn werck der liebe / die feynde getrost würgen / rauben vst brennen /
vnd alles thun / was schedlich ist / biß man ste vberwinde / nach kriegs
leufftm / on das man sich für funden soll Hütten / weyber vnd iunckfrawen
nicht schenden. Dnd wenn man ste vberwunden hatt / denen die stch er-
geben vnd demütigen / gnad vü frid ertzeygen. Also das man yn solchem
fall / den spruch lasse gehen. Got hilfst dem sterckisten. Gleych wie
Abraham thett / da er die vier könige schlüg / Gene: .14. da er freylich
viel erwürget hat vnd nicht viel gnad erheygt / biß er ste vberwand. Den
solchen fall muß man achten als von Gott zugeschickt / da mit er eyn mal
3° das land fege / vnd böß buben außtreybe.
Wie? Wenn den eyn fürst vnrecht hette / ist yhm seyn volck auch
schuldig zü folgen? Anttwortt. Neyn / 1Denn wider recht gepürt niemant 10a e
zü thun / Sondern man muß Gotte (der das recht haben will) mehr ge­
horchen / denn den menschen. Wie? Wenn die vnterthanen nicht wüsten /
35 ob er recht hette odder nicht? Anttwortt. Weyl ste nicht wissen noch
erfaren künde durch möglichen vleyß / so mügen ste folgen on fahr der
seelen. Denn ynn >solchem fall muß man das gesetzt Mose brauchen 27»^
Exo: .21. da er schreybt / wie eyn mörder / der mit vnwiffen vnnd vngerne
yemand tidtet / soll durch flucht ynn eyne freye (labt / vnd durchs gericht

i verfahren 2 vgl. Köstlin-Kawerau 2, 182 ff. 248 ff. 11 D t 20,


10 ff. 26 kerckisten A b 27 Gen. 14, 15 33 Apg. 5, 29 35 so­
lange als 38 Ex. 21, 13 39 freisten
Von weltlicher Obrigkeit, w ie w eit man
392

loß gesprochen werden. Denn wilchs teyl hie geschlagen wirkt / es habe
recht odder vnrecht / muß es für eyn straff von Got auffnehmen / wilchs
aber schlecht vnd gewönnet / ynn solchem vnwiffen / muß seyn schlacht
hallten / als fiel yemand vom dach vtt schlüge eyn andern todt / vnnd Gott
die sach heym stellen / Denn es gillt bey Gott gleych viel / ob er dich s
dmch eynen rechten oder vnrechten herm vmb deyn gürt vnnd leyb
bringet / D u bist seyn Creatur / vnnd er mags mit dyr machen / wie er w ill /
wen nur deyn gewissen vnschuldig ist. Also entschuldigt Gott auch selb
ksnig Abimelech Gene: .20. da er Abraham seyn weyb nam / nicht das
er recht dran hette than / ßondernn das er nicht gewust hatte das Abra- 10
hamS weyb war.
Auffs vierde / das wol das erst seyn soll / Davon wyr auch droben
geredt haben / soll sich ein fürst gegen seynem Gott auch Christlich halten /
das ist / das er sich yhm vnterwerff mit ganhem vertrawen vnd bitte vmb
weyßheyt wol zü regirn / wie Salomon thett. Aber vom glawben vü 13
verttawe yn Gott / hab ich sonst so viel geschriebn / das hie nicht von
nitte ist / weytter zü eryelen. Darumb wollen w ir- hie lassen bleybe / vn
mit der summa beschließen. Das eyn fürst sich ynn vier ortt teylen soll /
Auffs erst / zü Gott mitt rechtem vertrawen vnnd herzlichem gepett.
Auffs ander zü seynen vnterthanen mit liebe vnd Christlichem dienst. Auffs 30
dritte gegen seyne Rethe vn gewaltigen mit freyer vemunfft vnd vnge-
103 e fangenem verstaubt. Auffs vierde ge'ge die vbelthetter mit bescheydenem
ernst vnd strenge. So gehet seyn stand außwendig vn ynnwendig recht /
der Gott vnd den leutten gefallen wirkt. Aber er muß stch viel neyds
vnnd leyds drüber erwegen / Das Creutz w ittt solchem fumehmen gar bald r
auff dem hals liegen.
Am ende auff eyn zugäbe / muß ich hie auch anttwortten / denen /
die von der restitution disputirn / das ist / von widergeben vnrechts guts /
Den solchs eyn gemeyn «erck ist welltlichs schwerds / vnd viel davon ge.
schrieben / vnd manch willde scherffe hyrynnen gesucht wirtt. Aber ich 30
wills alles ynn die kürtze fassen / vnd alle solch gesey vnd scherffe ßo dauon
gemacht sind / auff eynen Haussen verschlingen / alßo. Keyn gewisser
gesetz kan man hyrynnen finden / denn der liebe gesetz. Auffs erst. Wenn
für dich kompt eyn solcher Handel / da eyner dem andern soll widder geben /
*79w sind sie beyde Christen / so ist die sach bald 1gescheyden / Den kevnrr w r r t35
dem andern das seyne fürhalten / so Wirts auch keyner Widder foddern.
Is t aber eyner Christen / nemlich / dem Widder geben werden soll / so ists
aber leycht zü scheyden / Den er fragt nicht darnach / obs yhm nymmer
Widder werde. Des selben gleychen / ist der Christen / der wivdec geben

3 schlflgt 9 Gen. 20, 6 15 1. K ö . 3, 9 21 feyner A *


25 auf viel neid gefasst machen 29 m it solchen dingen hat das w. schw.
allgemein zu tun 30 übertriebene strenge 32 venschlingen A * auf ein­
m al wegschaffen 33 hyryNNer einige exemplare von A s 36 vorenthalten
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
393
soll / ßo wirkt ers auch thun. Es sey aber eyner Christen odder nicht
Christen / so solltu also vrteylen das Widder geben. Ist der schuldiger
arm / vnd vennags nicht Widder zü geben / vnd der ander nicht arm / so
solltu hie frey gehen lassen der liebe recht / vnd den schuldiger loß sprechen /
5 Den der ander ist auch nach der liebe recht schuldig / yhm solchS nach zü

lassen / vnd noch zü geben / so es nott ist. Is t aber der schuldiger nit
arm / so laß yhn Widder geben / so viel er mag / es sey gantz / die helfft /
dritte oder vierde teyl / das du yhm dennoch lassest zymlich / hauß / futter /
vnnd decke für sich / seyn weyb / vnd kind. Denn solchs weristu yhm
10 schuldig / wenn du es vermöchtist / viel weniger solltu es nu nehmen /
weyl du seyn nicht darffst / vnd er nicht emperen kan.
Synd sie aber beyde vnchristen / odder der eyne nicht will nach 1 der *0 4 e
liebe recht richten lassen / die magstu lassen eyn ander richter suchen vnnd
yhm ansagenn / das sie Widder Gott vnnd natürlich recht thun / ob sie
*5 gleych bey menschen recht die strenge scherffe erlangen. Den die natur
lerer / wie die liebe thut / das ich thun soll / was ich myr wollt gethan
haben. Darumb kan ich niemant alßo entploffen / wie gütt recht ich ymer
habe / ßo ich selb nicht gern wollt also entploffet seyn / Sondernn wie
ich wollt / dz eyn ander sein recht an myr nach liesse yn solchem fall /
80 also soll ich mich meyns rechts auch verheyhen. Also soll man handelln
mit allem vnrechtem gütt / es sey heymlich odder öffentlich / das ymer die
liebe vnnd natürlich recht oben schwebe. Denn wo du der liebe noch
vrteylest / wirstu gar leycht alle fachen scheyden vnd entrichten on alle
recht bücher / Wo du aber der liebe vnnd natur recht auß den äugen
*5 thust / wirstu es nymmer mehr so treffen das es Gotte gefalle / wen du
auch alle recht bücher oft Juristen gefressen hettist / Sondern sie werde dich
nur yrrer machen / yhe mehr du yhn nach denckest. Eyn recht gut vrteyl
das muß vnd kan nicht auß büchern gesprochen werden / sondern ausß
freyem syn daher / als were keyn büch. Aber solch frey vrteyl gibt die
3° liebe oft natürlich recht / des alle vernunfft voll ist. Auß den büchern
komen gespannen oft wanckende vtteyl / des will ich dyr eyn exempel sagen.
Man sagt von Hertzog Carol von Burgund eyn solch geschicht / das
eyn Edell man seynen feynd fieng / da kam die fraw des gefangenen yhren

6 noch dazu 8 genug nahrung 9 kleidung 11 bedarfst


14 ihm d. h. dem unchristlichen gläubiger 16 M t. 7, 12 17 aus­
plündern 20 auf mein recht verzichten 22 den vorrang habe
23 schlichten 26 in dich aufgenommen 31 rü ksicht :ose 3 vgl.
auch W . A . io 6
*8, 384, z. 22 ff. u. C R . X X 531, no. X L I I . L . und
Melanchthon gehen entweder zurück auf ein meisterlied von Hans Fo lz
fAusg. von A . L . M ayer, Berlin 1908, s. 267), von dem allerdings kein
druck nachzuweisen ist, oder auf ein jüngeres meisterlied n Ma rners
güldenem ton, das Joh. Bolte nach einem einblattdruck von c. 1520
bis c. 1530 veröffentlicht hat (A cht Lieder aus der Reformationszeit,
Berlin 1910, no. 5;.
Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man etc.
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280W man 1zü l-ßen. Aber der Edell man verhieß yhr den man zü geben / ßo
fm t fit bey yhm schlaffen wolt / Das weyb war frum / hett doch yhren
man gern erl-ßet / gehet hyn vnd fragt yhren man / ob fie es thun solle /
das fie yhn erl-ßet / Der man wert gern loß geweßen / vnd wollt seyn
leben behaltten / vnd erleubt der frawen. Da nu der Edellman die fraw 5
beschlaffen hatte / ließ er des andern tags yhrem man btn kopff abschlahen
10s e vnnd gab yhn der frawen todt. Das klagt1fie alles dem Hertzogen Carlo /
der foddert den Edell man vnd qtpott yhm / das er die frawen mufft zur
ehe nehmen / Da nu der braut tag au- war / ließ er dem man den kopff
abschlahen vnd saht die fraw ynn seyn gntt / vnd macht fie «idder zü *0
ehren / vnd ffrafft also die vntugent recht fürstlich.
Sihe / eyn solch vrteyl hette yhm keyn Bapst / keyn Jurist noch keyn
büch gebe müge / Sondern es ist au- freyer vernunfst ober aller bücher
recht gespnmgeu / so seyn / das es yderman billichen muß / vü bey fich selb
findet ym heryen geschrieben / das also recht sey. Des gleyche schreybt »5
auch S. Augustin ynn sen do: in monte. Darumb
sollt man geschriebene recht vnter der vernunfst
hallten / darauß fie doch gequollen find / als
auß dem rechts brunnr / vfi nit den brun
an seyne sioßlin bynden / vnd die »
vemunfst mitt buckstaben
gefangen füren.
2 rechtschaffen 16 D e sermone domini in monte secundum
Matthaeum 1, 16, 50 (M SL. 34, 1254) 20 bächlein

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