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Luthers Werke
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O tto Llem en
Zweiter Band
S c h rifte n von 1520 bis 1524
bzteff geschenckt vn gesagt. Adeh liebs Rom. stinck fürt an was da stinctr /
oft bleyb vnreyn für vn für / was vnreyn ist / hab mich alßo begeben yn
das stille gerügte studiern der Heyligen schrifft / damit ich forderlich were /
denen / bey wilchen ich wonet / da ich nu hie nit vnfruchtparlich handelte /
thet der boße geyst seyn äugen auff vnd ward des gewahr / behend erweckt 5
er mit eyner vnsynnigen ehrgittickeyt seyn diener Johanne Ecciü / eynen
sonderlichen feynd Christi vn der warheyt / gab yhm eyn / das er mich vn-
uorsehens ryffe ynn eyn disputation / vnd ergriffe bey eynem wortle von
dem Bapstum gesagt / dz myr angefehr empfallen war / Da warff sich auff
d' groß rumredticher hellt / spruet vnnd schnawbt / als hett er mich schon 1 0
gefangen / gab für / er wolt zu ehren Gott vnnd preyß der Heyligen Römi
schen hrd)en / alle dingt wagen vnd außfuren / Miefs sich auff vnd vormaß
sich deyner gemalt / wilch er datzu geprauchen wolt / das er der vbirst
theologus ynn der wellt beruffen würd / des er auch gewiß wartet mehr
den deß bapstübs / ließ sich duncken es solt yhm nit wenig datzu furtreg- 15
47 £ lich seyn / wo er Doctor Luthern ym ' heerschildt füret / Da yhm nu das
mißlungen / will der sophist vnsynnig werden / denn er nu fület wie durch
seyn schuldt alleyn / des Römischen stuels schand vn schmach an myr sich
eröffnet hat.
Laß mich hie / Heyliger vatter / meyne sach auch eyn mal für dir *>
handeln / vnd dir deyne rechte feynd vorklagen. Es ist dir on zweyffell
bewust / wie mit myr gehädelt hab zu Augspurgk der Cardinal S . Sixti /
denn Legat / furwar / vnbescheyden vnd vnrichtig / ia auch vntrew / In
wilches Hand / ich vmb deynen willen / alle meyn sach alßo stellet / das er
frid gepieten solt / ich wolt der sachen ein end lassen seyn vn stille -5
schweygen / so meyn widdersacher auch still stunden / Wilchs er leycht mit
eynem wort bett möcht außnchten / Da iucket yhn der kutzel zeytlichs
rumß zu seher / vorachtet meyn erbieten / vnterstundt sich meyne Widersacher
zurechtfertigen i yhn nur lenger hawm lassen / vnd myr zu Widder ruffen
gepieten / des er keynen befelh hatte. Alßo ists geschehen / durch seynen 3 0
sw mutwillige freuet / das die sach / ist seynt viel erger 1 worden / die zu der
heyt an eynem gutten ort war. Darumb was weytter darnach ist gefolgt /
ist nit meyn / sondern desselben Cardinalis schuldt / der nit myr gönnen
wollt / das ich schweyge / wie ich ßo höchlich batt / Was solt ich da
mehr thun? 35
Darnach ist kummen er Carol von M iltitz / auch deyner H hott
schafft ' wilcher mit vieler mühe hynn vnd her reyffend / vnd allen vleyß
furwendend / die sach Widder auff eynen gutten ort zu bringen. Davon
sie der Cardinal hochmlltig vnd freuelich vorstoffen hatt / Zu letzt / durch
Wirt) das eyner / ym hymell ist / der den hochmütigen «idderstaht vnnd
die vormessene geyste demütigt.
D a nu nichts / durch die disputation wart außgericht / denn nur
grösser vnehre Römisches stuelS / Ist E r Carolus -u den vetternn meynß
ordenß summen / radt begeret / die fache zu schlichten vnd schweygen /alS 5
die den auff aller wußtist vnnd ferlichst stund / D a seyn ettlich tapffere /
von den selben zu myr gesand / die wevll eS nit zuuormütten / daS mit ge
malt gegen myr mug etwas geschafft «erden. Haben -e-ert / daS ich doch
wolle deyne Person. H. D. ehren vnd mit vntertheniger schrifft / deyn vnd
meyn vnschuld entschuldigen / vormeynend / eS sey die fach noch nit ym 10
abgrund vorlorenn vnd vortzweyffelt / wo der H. D. Leo wolle nach seyner
angeporner hoch berumpten gütickeyt / die Hand daran legen». Die weyll
aber ich altzeyt hab frid angepotten vnnd begeret / auff daS ich stillem vnnd
bessern studiern wartten möcht / ist myr daS eyn liebe ftölich bottschafft
geweßen / hab sie mit danck auffgenommen vnnd mich auffS willigst lencken 15
lassen vnd für eyn sondere gnad erkennet / ßo eS alßo / wie wyr hoffen /
geschehen möcht. Denn ich auch auß keyner ander vrsach / ßo mit starkem
must / wortten vnd schreyben gewebt vnd gerumort hab / daS ich die nyder
legt vnd stillet / die ich wol sahe / myr weytt zu gering seyn.
Alßo kum ich nu H. V. Leo / vnd zu deynen fuessen liegend bitte / *>
ßo eS muglich ist / wollist deyne hend dran legen» / den schmeychlern / die
deS fridS feynd seyn / vnd doch frid furgeben / eynen -awm eynlegenn. DaS
ich aber sott widderruffen meyne lere / da witt nichts auß / darffS yhm
auch niemant furnehmen / er woll den die fach noch yn eyn grosser gewyrre
tteyben / datzu mag ich nit leyden / regel oder Masse / die schrifft außzu-^5
legen. Die weyl daS wort gottiS / daS alle fteyheyt leret / nit soll noch
muß gefangen seyn. Wo myr diße zwey stuck bleybenn / ßo soll myr sonst
nichts auffgelegt werden / daS ich nit mit allem willenn thun vnd leyden
will. Ich byn dem Hadder feynd / «il niemantS anregen» noch reytzen /
ich will aber auch vngereytzit seyn / werd ich aber gereyhet / wil ich / ob zo
50e 1 flott mtl /n it sprachloß noch schrifstloß sein. ES mag yhe deyne H. mit
leychten kurtzen «orten alle diße hadderey zu yhr nemen vnd außtilgenn /
vnnd daneben schweygen vnd frid -epieten / wilchS ich alltzeyt zuhören
ganh beging byn geweßen.
Darumb meyn H. vatter «oltist yhe nit hören / deyne ßuffen oren 35
stnger / die do sagen / du seyest nit eyn lautter mensch / sondern» gemischt
10W m i t ' flott / der alle ding zu gepieten vnd tzufoddern habe: ES wirt nit ßo
geschehen / du wirstS auch nit auß füren / Du bist eyn knecht aller knecht
gottiS / vnd ynn eynez ferlichern / elendern stand / den keyn mensch auff
i 1. Pt. 5, 5 4 zum augustinerkonvent nach Eisleben 28. bis
30. aug. (K. K. 1, ZZ9 t.) 6 ‘aliquot celebriores’ Staupitz, Link u. a.
18 mich geregt 24 nemant Ab 25 ‘leges interpretandi verbi dei*
32 vor ihr forum ziehen 35 ‘Syrenas istos’ 36 vgl. Köhler, L. und
die Kg., s. 113 s. und W. A. 7, 1761 blosser
Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520.
9
erden' Laß dich nit bekriegen / die dyr liegen vnd beuchten / du seyest eyn
Herr der wett / die niemant wollen lassen Christen seyn / er sey den dyr
vnterworffen / die do schwetzen / du habst gewalt / ynn den hymel / yn die
Hel / vn ynß fegfewr / sie seyn deyne feynd / vnd suchen deyne seele zuuor-
5 kerben. Wie Jsaias sagt. Meyn liebs volck / wilche dich loben vnd heben /
die bekriegen dich. Sie ynenn alle / die da sagen / D u seyest vbir das
Concilin vnd gemeyne Christenheyk. Sie yrren / die dyr alleyn gewalt
geben / die schrifft außzulegen / S ie suchen allesampt nit mehr / den wie sie
vnter deynem mimen yhr vnchristliche furnehmen / ynn der Christenheyk /
10 stercken mögen / wie den der büße geyst / leyder / durch viele deyner vor-
faren gethan hatt. Kurtzlich / glaub nur niemät / die dich erheben / sondernn
alleyn denen / die dich demütigen / das ist qottis gericht / wie geschrieben
stett. E r hatt abgesetzt die gewaltigen von yhre stüelen / vnd erhaben die
geringen.
rs S ihe wie vngleych seyn/ Christus vnd seyne statthalter / ßo sie doch
alle wollen seyne statthalter seyn / vnd ich ftirwar furcht / sie seyen altzu
warhafftig seyne statthalter. Den eyn stathalter / ist ym abweßen seynes
Herrn eyn statthalter. Wenn den eyn Bapst / ym abweßen Christi / der nit
ynn seynem hertzen wonet / regieret / ist der selb nit alyu warhafftig Christi
*> statthalter / Was mag aber denn eyn solcher hauffe seyn / den eyn samlung
on Christo? Was mag aber auch denn eyn solcher Bapst seyn denn eyn
Endchrist vnd 1 Abtgott? Wie viel besser thetten die Apostel / die sich nur $x e
knechte Christi ynn yhn wonend / nit stathalter / des abwetzendes /nenneten
vnd sich nennen ließen.
*5 Ich byn villeycht vnuorschampt / das ich ein solche grtße höhe / zu
leren / werde angesehen / von wilcher doch yderman soll geleret werden /
vnd wie ettttch deyner gyfftigen schmeychler dich auffwerffen / das alle sättig
vnd richter thron / von dyr vrteyl empfahen. Aber ich folge hyrynn S .
Bernhard / ynn seynem buch zu dem Bapst Eugeniü / wilchs billich sotten
30 alle Bepst außwendig künden. Ich thue es yhe nit der meynung / dich zu
leren / ßondernn auß lautier ttewlicher sorge vnnd Pflicht / die yderman
billich tzwingt / auch ynn den dingen für vnßer nehsten vns bekümmern /
die doch sicher seyn / vnnd leßsit vns nit acht haben auff wirde oder vn-
wirde / ßo gar vleyßsig / sie «arnympt / des nehsten far vü vngefar. Die
3$ weyll ich den weyß wie deyn H. webt vnd schwebt zu Rhom / das ist auff
dem höchsten «eher / mit vntzelichen ferlickeyten auff allen vrtenn / wüttend /
vfl ynn solchem iamer lebt vn erbeyttet / das dyr auch wol not ist / des
allergeringsten Christen hulff / ßo hab ichs nit für vngeschickt angesehen /
Das ich deyner maiestet / ßo lange vorgeffe / biß ich brüderlicher liebe Pflicht
außricht. Ich mag nit schmeychlen / ynn solcher ernster / fer'sicher fache / u w
ynn wilcher ßo mich ettttch nit wollen« vorstehen / wie ich deyn freund
5 Je*. 3, 12 13 Lc. 1, 52 25 ‘tantum verturem* 29 s.
oben s. 5, z. 13 35 hin und her fährt
IO E in Sendbrief an den Papst Leo X .
vnd mehr denn vnterthan sey / ßo Wirt er sich wol finden / der es vor.
steht.
Am end / das ich nit leer küme für d. H. ßo bring ich mit myr eyn
buchte vnter deynem namen außgangen / zu eynem gutten wünsch vnd an
sang des frids vnnd gutter Hoffnung / darauß d. H. schmecken mag / mit 5
maß geschefften ich gerne wollt vtt auch fruchtparlich möcht vmgahn / wen
myrß / für deynen vnchristlichen schmeychlernn muglich were. Es ist eyn
kleyn büchle / ßo das papyr witt angesehen / aber doch die gantz summa
eyniß Christlichen leben drynnen begriffen / ßo der synn Vorständen» witt.
Ich byn arm / hab nit anders / damit ich meyn dienst ertzeyge / ßo darffstu «
auch nit mehr den mit geystlichen gutternn gepeffett werden». Da mit ich
s- e mich / d. H . ' befilhe / die yhm behalt ewig Jhesus Christus / A M E N .
Zu Wittenbergk Sexta Septembris. 1 5 20.
Jhesuö.
Zum ersten. Das wir gründlich «wn »kennen/ m t
eyn Christen mensch sey / vn wie es gethä sey / vmb die freyheyt / die yhm
Christus erworben oft geben hatt / dauon S . Paulus viel schreybt / will
5 ich setzen / dyße zween beschloß.
Eyn Christen mensch ist eyn freyer Herr / über alle ding / vnd niemanbt " w
vnterthan.
Eyn Christen mensch ist eyn dienstpar knecht aller ding vnd yder-
man vnterthan.
10 Diße zween beschlüß seynd klerlich santt Paulus .i. Cor. 12. Ich
byn frey yn allen dingen / vü hab mich eynß yderma knecht gemacht. Jte
Ro. 13. Ih r sott niemand ettwz vorpsiichtet seyn / den dz yr euch vnter-
nader liebet. Lieb aber / die ist / dienstpar / vü vnterthan dem das ste lieb
hatt. Alßo auch von Christo Gal. 4. Gott hatt seynen ßon außgesandt /
*5 von eynem weyb geporen vnd dem gesetz vnterthan gemacht.
1f Czum andern / Diße zwo widderstendige rede / der freyheyt vnd
dienstparkeyt zuuornehmen / sollen wir gedencken / das eyn yglich Christen
mensch ist zweyerley natur / geystlicher vn leyplicher. Nach der seelen
wirt er eyn geystlich / new / ynnerlich mensch genennet / nach dem fleysch
20 vnd blut roirt er eyn leyplich allt vnd eußerlich mensch genennet. Vnd
vmb dißes vnterschiediß willen / werden von yhm gesagt yn der schriist /
die do stracks widdernander seyn / wie ich itzt gesagt / von der freyheyt
vnd dienstparkeit.
% Czum dritten / So nhemen wir für vns den yn'wendigen geyst- w k
*5 lichm menschen / zusehen was datzu gehbre / dz er eyn frum frey / Christen
mensch sey vnd heyffe.So ists offenbar / das keyn eußerlich ding mag
yhn ftey / noch frum machen / wie es mag ymmer genennet werden / denn
seyn frumkeyt vff freyheyt / widerumb seyn bbßheyt vnd gefenckniß / seyn
nit leyplich noch eußerlich. Was hilffts die seelen / das der leyp / vnge-
30 fangen / frisch vnd gesund ist / yffzet / trinckt / lebt / wie er will? Widderüb
was schadet dasder seelen / das der leyp / gefangen kräng vnd matt ist /
hungert / dürstet vnd leydet / wie er nit gerne w o lt? Dißer ding reychet
teyniß / biß an die seelen / ste zu befreyhen oder sahen / frum oder böße zu
machen.
35 1 Czum Vierden / Alßo hilffet es die freie nichts / ob der leyp
heylige kleyder anlegt / wie die Priester vn geystlichen thun / auch nit ob
er ynn den kirchen vnd Heyligen stetten sey. Auch nit ob er mit heylige
dinge vmbgah. Auch nit ob er leyplich bette / faste / walle / vnd alle gute
werck thue / die durch vnd ynn dem leybe geschehen mochten ewiglich. ES
muß noch alliS etwas anders seyn / daS der seelen bringe vnd gebe fhmv
teyt vnd freyheyt. Denn alle diße obgenanten stuck / werck vnd weyßen /
mag auch an sich haben vnd üben / eyn b-ßer mensch / eyn gleyßner vnd
Heuchler. Auch durch solch «eßen keyn ander volck / denn eyttell gleyßner 5
werden. Widderumb / schadet eS der seelen nichts / ob d' leyp vnheylige
kleyder tregt / an vnheyligen trten ist / ' yßt / triftest / wallet / bettet nit /
vnd lessit alle die werck onstehen / die die -bgenanten gleyßner thun.
1f Czum funfften / H att die seele keyn ander dinck / Widder yn hymel
noch auff erden / darynnen sie lebe / fhrnt / frey / vnd Christen sey / den daS «»
heylig Euägelij / das wort gottiS von Christo geprediget. W ie er selb sagt.
Io h . 11. Ich byn dz leben vü aufferstehung / wer do glaubt yn mich /
der lebet ewiglich. Item .17. Ich byn der weg / die warheyt / vnd daS
leben. Item M att. 4. Der mensch lebet nit alleyn von dem brot /
178 £ sondern von allen Worten die do gehen von dem mund gottiS. S o muffen 15
wir nu gewiß seyn / daS die seele kan alliS dingS emperen on deS Worts
gottiS / vnd on daS wort gottiS / ist yhr mit keynem ding beholffen. Wo
sie aber daS wort hatt / ßo darff sie auch keyneß andem dingS mehr /
sondern / sie hat in dem wort / gnugde / speis freud / frid / licht / fünft /
gerechtickeyt / warheyt / weyßheyt / freyheit vnd alliS gutt überschwenglich. *>
^llßo leßen wir ym Psalter sonderlich ym .118. psalm / daS der Prophet
nit mehr schreyet den nach dem gottiS wort. P nd yn d' schüfst die aller
höchste plag vnd gottiS zorn gehalten w itt / ßo er seyn wort von den
menschen nympt / Widderumb keyn grbffer gnade / wo er seyn wort hyn
sendet / wie psalmuS .104. stet. Er hat seyn wort auß gesandt / damit er -5
yhn hatt geholffen. Vnd Christ' vmb keynS andern amptS willen / den
zu predigen daS wort gottiS summen ist. Auch alle Apostell / Bischofs /
Priester vü gantzer geystlicher stand / alleyn vmb deS wortS willen ist bf
rossen vnd eyngesetzt / wie woll eS nu leyder anders' gaht.
H Czum sechsten / Fragistu aber / wilchS ist denn das wort das solch y>
grosse gnad gibt. Dnd wie sol ichS gebrauchen? Antwort. ES ist nit
anders / den die predigt von Christo geschehen wie daS Euangeliü ynnehelt.
Milche soll seyn / vnd ist alßo gethan / daS du hbrist deynen gott zu dir
reden / Wie alle deyr. leben vnd werck / nichts seyn für gott / sondern
müßsist / mit allen dem daS ynn dir ist ewiglich vorterben. WilchS ßo du 35
recht glaubst / tote du schuldig bist / so mustu an dir selber voryweyffelnn /
vnd bekennen / daS war sey der spruch Osee. O Israel yn dir ist nichts /
denn deyn vorterben / alleyn aber yn mir steht deyn hulff. DaS du aber
auß dir vnd von dir / das ist auß deynem vorterben kömen mügist / ßo
IO erden darynnen / A 12 Jo. n , 25 13 Jo. 14. 6 14 Mt.
4. 4 18 bedarf 19 genüge 21 Ps. *19, 1 ff. 22 Am. 8, u f f .
25 Ps. 107, 20 26 geholffen Statt willen A 33 beschaffen
37 Hos. 13, 9
Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520.
13
setzt er dir für / seynen lieben ßon Jhesum Christü / vnd leßsit dir durch
seyn lebendig- tröstlich- wort sagen. Du sott ynn den selben m it festem
glauben btd) ergeben / vnd 1frisch ynn yhn 1vortrawen. So sollen dir vmb m e
desselben glauben- willen / alle deyne fund vorgeben / alle deyn vorterben 23w
5 vberwunden seyn / vnd du gerecht / warhafftig / befridet / frum / vil alle
gebott erfüllet seyn / cd allen dingen frey sein. Wie S . Paulus sagt.
Ro. l . Ein rechtfertign Christen / lebt nur von seynem glauben. Vnd
Ro. x. Christus ist das ende vnd fülle aller gebot / denen / die ynn yhn
glauben.
10 1 Czü siebenden. Drumb sott das billich aller Christen eynigs werck
vnd Übung seyn / das sie das wort vü Christü wol ynn sich bildeten /
solchen glauben stetig vbeten vü sterckte. Den keyn ander werck / mag
eynen Christen machen. Wie Christus Joh. 6. zu den Juden sagt / da sie
yhn fragten / was sie für werck thun sotten / dz sie göttlich vü Christlich
,5 werck thetten. Sprach er. Das ist das eynige gotliche werck / das yhr
glaubt yn denen / den gott gesandt hatt. Wilchen gvtt der vatter allein
auch dartzu vorordnet hatt. Darüb ists gar ein vberschwencklich reych-
tumb / ein rechter glaub yn Christo / denn er mit sich bringt alle seligkeit /
vnd abnympt alle vnseligkeyt. Wie Mar. vlt. Wer do glaubt vnd tauist
ao ist / der w irt selig. Wer nit glaubt / der w irt vordampt. Darumb der
Prophet Jsa. x. Den reychtumb des selben glaubens ansach vnd sprach.
Gott w irt eyn kurtz summa machen auff erden / vnd die kurtz summa w irt /
wie ein syndflut eynflieffen die gerechtickeit / das ist / der glaub / darynn
kurtzlich aller gebot erfullung steht / mixt vberflussig rechtfettige alle die
25 yhn haben / das sie nichts mehr bedurften / das sie gerecht vnd frum seyn.
Alßo sagt S . Pauel Ro. x. Das man von hertzen glaubt / das macht
eynen gerecht vnd frum.
T Czü achten / Wie gaht es aber zu / das der glaub allein mag frum
machen / vnd on alle werck ßo überschwencklich reychtumb -eben / ßo doch
30 souill gesetz / gebot / werck / stend vnd weyße vns furgeschrieben seyn / ynn
der schriftt. Hie ist fleyßsig zu mercken / vnd yhe mit ernst zubehalten / dz
allein der glaub on alle1werck frum / frey / vü selig machet / wie wir her- tso b
nach mehr hbren werden Vnd ist zu wissen / das die gantze heylige schriftt /
w itt yn zweyerley wort geteyllet / wilche seyn. Gebot oder gesetz gottt* /
35 vnd vorheyschen oder zusagunge. Die gebott / leren vnd schreyben vns für /
mancherley gutte werck aber damit seyn sie noch nit geschehen. Sie weyßen
wol / sie helffen aber nit / leren was man thun soll / geben aber keyn sterck
dartzu. Darüb seyn sie nur datzu geordnet / das der mensch drynnen sehe
sein vnuormügen zu dem gutten / vnd lerne an yhm selbs vortzweyffeln.
40 Dnd darumb heyffen sie auch das alte testament / vnd gehtren alle yvß
7 R ö . i, 17 8 Rö. io, 4 i i sich einprägten 13 Jo. 6t
28 s. 19 Mc. 16, 16 21 Jes. 10, 22 23 einfliessen machen,
einflössen 26 Rö. io. 10 35 verheissung
14
Ein Sendbrief an den Papst Leo X .
alte testament. Als / das gebott / Du sott nit M | -egird haben / beweyffet
24 w das w ir aUesampt sunder seyn / vnd kein mensch 1vormag / zu sein on bbße
begirde / er thue was er will / Darauß er lernet an yhm selbs vortzagen
vnd anderßwv -u suchen hulff / das er on bsße begird sey / vnnd alßo das
gebott erfülle / durch eynen andern / das er auß yhm selb nit vormag / alßo 5
sein auch alle andere gebott / vns vnmuglich.
% Czü neunden / Wen nu der mensch auß den gebotten sein vnuor-
mügen gelernet vff empfunden hatt / das yhm nu angst roirt / wie er dem
gebott gnug thue. Seyntemal das gebot muß erfüllet seyn / oder er muß
vordampt seyn. So ist er recht gedemütigt vnd zu nicht worden / ynn IO
seynen äugen / findet nichts yn yhm damit er müg frum werden. Dan ßo
küpt das ander wort. Die göttlich vorheyschung vnd zusagung / vnd spricht /
wittu alle gepott erfüllen / deyner b-ßen begirde vnd fund loß werden /
wie die gebott -wyngen vnd foddern. Sihe da / glaub in Christü / yn
wilchem ich dir zusag / alle gnad / gerechtickeyt / frid vn freyheyt / glaubst» 15
so hastu / glaubst» nit / so hastu nit. Den das dir vnmuglich ist / mit
allen werden d' gebott / der vill vnd doch keyrs nutz seyn muffen / das
witt dir leycht vnd kurh / durch den glauben. Den ich hab kurtzlich / yn
181 e den glauben gestellet alle ding / das / ' wer yhn hat / sol alle ding haben
vnd selig seyn / wer yhn nit hatt / soll nichts haben. Alßo geben die zu- 20
sagung gottis / was die gepott erfoddern / vnd volnbringen / was die gepott
heyffen / auff das es allis gottis eygen sey. Gepot vtt erfüllung / er heyffet
allein / er erfüllet auch alleyn. Darumb seyn die zusagung gottis / wort
des newen testaments vnd gehören auch yns newe testament.
1 Czum hebenden / N u seyn diße vnd alle gottis wort / heylig / »5
«arhafstig / gerecht / fridsam / frey vnd aller gütte voll / darumb wer yhn
mit eynem rechten glauben anhangt / des freie witt mit yhm voreynigt /
ßo ganh vnd gar / das alle tugent des m it 4 I and) eygen werden der
seelen / Dnd alßo durch den glauben / die freie von dem gottis wort / heylig /
gerecht / warhafftig / fridsam / frey / vnd aller gütte voll / eyn warhafftig y>
kind gottis witt / wie Johan. l. sagt. E r hatt yhn geben / das sie mugen
kynder gottis werden alle die ynn seynem namen glauben.
Hierauß leychtlich zu mercken ist / warumb der glaub ßo vill vormag / vnd
das keyne gurte werd yhm gleych seyn mugen / Den keyn gut werd /
hanget an dem göttlichen wort / wie der glaub / kan auch nit yn der seelen 35
seyn / sondern alleyn das wort vnd glaube regiren / yn der seelen / Wie dz
wort ist / ßo witt auch die freie vö yhm / gleych / als das eyssen witt
gluttrodt wie das fewr auß der voreynigung mit dem fewr. Alßo sehen
wir / das an dem glaubenn eyn Christen mensch gnug hatt / darff keynis
werds / das er frum sey / darff er den keynis werds mehr / ßo ist er ge- 4»
mißlich empnnden von allen 1 gepotten vnd gesehen / ist er empüden / so ist 25w
er gewißlich frey / Das ist die Christlich freiheit / der eynige glaub / der
dv macht / tut das w ir müßsig gähn ober übell thun mugen / sondern das
w ir keynis wercks bedurffen zur frumkeyt vnd seligkevr zu erlangen / davon
5 w ir mehr hernach sagen wollen.
% Czü eylfften / Weytter ists m it dem glauben alßo gethan / das / 182 e
wilcher dem andern glaubt / der glaubt / yhm 1 bannn6. das er yhn für
eynen frumen warhafftigen man achtet / wilchs die größte ehre ist / die ein
mensch dem andern thun kan / als widderumb die größte schwach ist / ßo
10 er yhn für eynen loßen lugen hälftigen leychtfertigen man achtet. Alßo auch
wenn die seele gottis wort festiglich glaubt / ßo helt sie yhn für war-
hafftig / frum vft gerecht / da mit sie yhm thut die aller größsiste ehre / die
sie yhm thun kann / denn da gibt sie yhm recht / da lessit sie yhm recht /
da ehret sie seynen namen / vnd lessit mit yhr handeln wie er w ill / denn
15 sie zweyffelt nit er sey frum / warhafftig ynn allen seynen Worten.
Widderumb kan man gott keyn grössere vnehre auffthun / den yhm nit
glauben / damit die seel yhn für eynen vntuchtigen lugenhafftigen leycht-
fertigen helt / vft ßouil an yhr ist / yhn vor leugnet m it solchem vnglauben /
vnd ein abgott yhres eygens synn / ym herhen widder gott auffricht / alß
*0 wolt sie es besser wiffenn den er. Wenn denn gott sitzet / das yhm die
seel / warheit gibt vnd alßo ehret durch yhren glauben / ßo ehret er sie
widderumb / vnd helt sie auch für frum vnd warhafftig / vnd sie ist auch
frum vnd warhafftig durch solchen glauben / denn das man gott die war-
heyt oft frumkeit gebe / das ist recht vnd warheit / vnnd macht recht vnd
*5 warhafftig. Die weyll es war ist vnd recht / das gotte die warheit geben
werd. Wilchs die nit thun / die n it glauben / vnd doch sich m it vielen
gutten wercken / treyben vnd mühen.
1s Czum zwölfften / N it allein gibt der glaub ßouil / das die seel /
dem göttlichen wort gleych w irt aller gnaden voll / frey / vss selig / sondern»
30 voreynigt auch die seele m it Christo / als eyne brawt m it yhrem breudgam.
Anß wilcher ehe folget / wie S . Paulus sagt / das Christus vn die seel /
eyn leyb werden / ßo werden auch beyder gutter / fall / vnfall vnd alle ding
gemeyn / das was Christus hatt / das ist evgen / der gläubigen seele / was
die seele hatt / w irt eygen Christi. E o hatt Christus alle gütter vnd
35 seligkeit / die 1 seyn der freien eygen. S o hatt die frei alle vntugent vnd 183 b
fund jauff T)f)ilk\t werden Christi eygen. Hie hebt sich nu der frölich
wechßel vnd streytt / Die weyl Christus ist gott vnd mensch / wilcher noch
nie Igesündigt hatt / vnd front frumkeyt vnubirwindlich / ewig / vnd al-
mechtig ist / ßo er denn der gläubigen freien fund / durch yhren braudtring /
40 das ist / y glaub / ym selbs eygen macht vnd nit anders thut / den als
*6 W httt er sie gethä / ßo muffen die fund ynn yhm vor'schlunden vfi erseufft
«erden / Denn sein vnübinvindlich gerechtigkeyt / ist allen« funden -u-
starck / also mirs die freie ob allen yhren funden / lauterlich durch yhre
malschatzts / das ist des glaubens halben / ledig vnd frey / vnd begabt /
mit der ewigen gerechtickeit yhrs breudgamß Christi. Ist nu das nit ein $
fr-liche wirtschasst / da der reyche / edle / stummer breüdgam Christus / das
arm vorachte bbßes hürlein zur ehe nympt / vnd sie entledigt von allem
übell / zieret mit allen gutem. S o ists nit muglich / das die fund sie vor-
dümpne / den sie ligen nu auff Christo / vfi sein ynn yhm vorschlunden / so
hat sie ßo ein reyche gerechtickeyt ynn yhrem breütgam / das sie abermals / «>
wider alle fund bestahn mag / ob sie schon auff yhr lege. Davon sagt
Paulus . 1. Cor. 15. Gott sey lob vnd danck der vns hatt gegeben ein
solch übirwindung ynn Christo Jhesu / ynn wilcher vorschlunden ist / der
todt mit der fund.
I - Czü dreytzehenden / Hie flchstu aber / auß «ilchem gründ dem *s
glauben ßouil billich zugeschrieben witt / das er alle -epott erfüllet / vnd
on alle andere werck front macht. Denn du sitzest hie / das er das erste
gepott erfüllet alleine da gepotten witt / Du sott eynen gott ehren. Wenn
du nu eytell gutt werck «erist / biß auff die versenn / ßo weristu dennoch
nit stum vnd gebist gott noch keyn ehre / vnd alßo erfullistu das aller erst *>
gepott nicht. Denn gott mag nicht geehret werden / yhm werd dan / war-
heyt vnd allis gut zu geschrieben / wie er denn «arlich ist / D as thun
aber keyn gutte werck / sondern allein der glaube des hertzen.
,8< e i Darumb ist er allein / die gerechtickeit des menschen vnd aller gepott er*
fullung. Den wer das erste haubt gepott erfüllet / der erfüllet gewißlich *5
vnd leychtlich auch alle ander gepott. Die werck aber seyn todte ding /
künden nit ehren noch loben gott / wie wol sie mugen geschehen / vnd lassen
sich thun gott zu ehren vff lob / aber wir suche hie den / V nit gethan
witt / als die werck / sondern den selbthetter vnd werckmeyster / der gott
ehret / vnd die werck thut. D as ist niemät dan der glaub des hertzen / 30
der ist das haubt vnd gantzis weßens der frumkeyt / darumb es eyn
fettich finster rede ist / Wenn man Irret / die gottis gepott mit wercken
zu erfüllen / ßo die erfüllung für allen wercken / durch den glauben muß
geschehen seyn / vnd die werck folgen nach der erfullung / wie wir h-renn
werben«. 35
T Czum viertzehenden / Weytter zu sehen / was wir yn Christo
habe« / vnd wie groß gutt sey / ein rechter glaube. Is t hu wiffenn / das
für vnd ynn dem altenn testament / gott yhm außtzog vnd sürbehilt alle
erste menliche geputt / von menschen vn von thierren / Vnd die erste geputt
i verschlungen 3 nur 4 pfand bei der Verlobung und Ver
mählung 6 hausstand 12 1. Ko. 157-57 15 abermals 19 fersen
31 «eßen ? 32 gefährliche ist. A 38 vor Ex. 13, 2 sich
ausnahm
Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520. 17
war köstlich vnd hatt tzwey grosse forteyll für allen andern kindernn / nem-
lich die hirschafft vnd 1 priesterschafft odder künigreych vnd priesterthum /
alßo das auff erden / das erste geporn kneblin / was eyn hen vbir alle
seyne brüder vnd ein pfaff odder Babst für gott Durch wilche figur be-
5 deutt ist Ihesus Christus / der eygentlich / die selb erste menlich gepurt ist
gottis vatters / von der Junpfrawen Marie. Darumb ist er ein künig vff
priester / doch geystlich. denn seyn reych ist nit yrdnisch noch yn yrdenischen /
sondern yn geystlichen guttem / als da seyn / warheyt / weyßheyt / frtb /
fteud / seligkeyt rc. Damit aber nit außgetzogen ist zeytlich gutt / denn es
*° ist yhm alle ding vnterworffen / ynn hymell / erdenn vnd Helle / wie wol
man yhn nit sicht / das macht / das er geystlich / vnsichtlich regirt.
Alßo auch seyn priesterthum steht nit ynn den eußerlichenn geperdenn /
vnd kleydern / wie wir bey den menschen sehen / ßondernn es steht ym
geyst vnsichtlich / alßo / 1 M tr für gottis äugen on vnterlaß / für die seynen -»s e
*5 steht vnd sich selb opffert vnd allis thut / was eyn frum Priester thun soll.
E r bittet für vns / Wie S . Paul. Ro. 8 . sagt. S o leret er vns ynn-
wendig ym hertzen / wilchs sein tzwey eygentliche recht ampt eyniß Priesters
Denn alßo bitten vnd leren auch eußerlich menschlich tzeytlich priester.
H Czum funffhehenden / Wie nu Christus die erste gepurtt hatt /
*> mit yhrer ehre vnd wirdickeit / alßo / teyllet er sie mit allenn seynen Christen /
das sie durch denglauben / muffen auch alle künige vnd priester seyn / mit
Christo / Wie S . Petrus sagt . 1. Pet. 2. Ih r seyt ein priesterlich künig
reych / vü ein königlich priestetthü. Vnd das geht also zu / das ein Christen
mensch durch den glauben ßo hoch erhaben roirt vbir alle ding / das er
»5 aller eyn hen wirt geystlich / denn es kan yhm kein ding nit schaden zur
seligkeit. J a es muß yhm alles vnterthan seyn vnd helffen zur seligkeit /
Wie S . Paulus teut Ro. 8. Alle ding müssen Helffenn den außerwelten /
Su yhrem besten / es sey leben / sterben / fund / frumkeit gut vtt bößes / wie
man es nennen kan. Item .1. Cor. 3 . Alle ding seynd ewr / es sey das
30 leben oder d' todt / kegenwertig oder zukünfftig rc. N it das wir aller ding
leyplich mechtig seyn / sie zu besitzen oder zu brauchen / wie die menschen
auff erden / denn wir müssen sterben leyplich vnd mag niemant dem todt
entfliehen / ßo müssen wir auch viel andern dingen vnterligen / wie wir yn
Christo vtt seynen Heyligen sehen / Denn diß ist ein geystliche hirschafft /
35 die do regiert / yn der leyplichen vnterdruckung / das ist / ich kann mich on
allen dingen bessern nach der seelen / das auch der to d t 1 vnd leyden/ müssen «sw
mir dienen vnd nützlich seyn zur seligkeyt / das ist gar ein hohe ehrliche
wirdickeit vnd eyn recht almechtige hirschafft / ein geystliche künigreych / da
keyn ding ist ßo gut / ßo böße / es muß mir dienen zu gut / ßo ich glaube /
40 vff darff seyn doch nit / sondern meyn glaub ist mir gnngsam.
Sihe 1 wie ist das ein köstlich freyheyt vnd gemalt der Christen. i«6 E
7 ydernischen A 9 ausgenommen 16 Rö. 8, 34 22 I. Pt.
2. 9 27 RÖ. 8, 28 29 i. Ko. 3, 21 f. 38 geystlich? 40 bedarf
i8 Ein Sendbrief an den Papst Leo X.
% Czum sechtzehenden / D bir das seyn mir Priester / das ist noch vil
mehr / denn künig sein / danrmb / das das priesterthum vns wirdig macht
für gott -u ttetten vnd für andere zu bitten / D enn für gottis äugen zu
stehn vnd bitten / gepütt niemat denn den Priestern. Alßo hatt vns Christi
erworben / das mir mügen geystlich / für ein ander ttetten vü bitten / wie 5
ein Priester für das volck leyplich tritt vnd bittet. W er aber nit glaubt
yn Christü dem dienet keyn ding zu gut / ist ein knecht aller ding / muß
sich aller ding ergern. Datzu ist sein gepett nit angenehm / kumpt auch nit
für gottis äugen / W er mag nu außdencken / die ehre vnd h-he eyniß
Christen menschen? durch seyn künigreych ist er aller ding mechtig / durch xo
sein priesterthü ist er gottis mechtig / denn gott thut w as er bittet vnd
roil / wie do stet geschrieben im Psalter. G o tt thut den willen der / die
yhn furchten / vnd erhöret / yhr gepett / zu milchen ehren er nur allein durch
den glauben vnd durch keyn merck kumpt. D arauß ma clar sthet / wie eyn
Christen mensch frey ist von allen dingen vnd vbir alle ding / alßo das er xz
keyner gutter werck / datzu bedarff / das er frum vnd seligk sev / sondern
der glaub bringts ym alles ober flußsig. Vnd wo er ßo töricht were vnd
meyner / durch ein gutt werck / frum / frey / selig odder Christen werden /
ßo vorlür er den glauben m it allen dingen / Gleych als / b’ Hund / der ein
stuck fleysch ym mund trug vnd nach dem schemen ym waffer schnapt / damit / 20
flevsch vnd schem vorlör.
U Czum siebentzenden fragistu / W as ist den für ein vnterscheydt /
zwischen den Priestern vnd leyen ynn der Christenbeyt / ßo ste alle Priester
seyn? Antwort / E s ist dem wortlin Priester / pfass / geystlich vnd des
glevchen vnrecht geschehen / das ste von dem gemevnen Haussen seyn ge- *5
tzogen / auff den kleynen Haussen den man itzt nennet geystlichen stand.
D ie hevlige schrifft / gibt keynen andern vnterscheyd / denn das sie / die ge-
187 e lereren 1 odder geweyhete / nenet ministros / seruos / oeconomos / das ist /
diener / knecht / schaffner / die do sollen / den andern / Christü / glauben /
vnd Christliche freyheit predigen / D enn ob mir wol alle gleych Priester 30
senu / ßo künden mir doch nit alle dienen odder schassen vnd predigen.
Alßo sagt S . Paulus .1. Cor. 4 . W ir wollen nichts mehr von den leuthen
gehalten seyn / denn Christ" diener / vnd schaffner des Euangelij. Aber nu
29w ist auß der schessnerey worden eyn solch weltlich / eußer'liche / prechtige /
forchrsam hirschafft vnd gemalt / das yhr die recht weltlich macht / ynn 35
keynen weg mag gleychen / gerad als weren die leyen etwas anders demi
Christenleuth / damit hyngenummen ist der gantz vorstand Christlicher gnad /
freyheit / glaubens / vnd allis w as w ir von Christo haben / vnd Christ"
selbs / haben dafür vbirkümen / viel menschen gesetz vnd werck / seyn gantz
knecht wordenn / der aller vntüchtigsten leuth auff erden. 4»
1 Czum achttzehenden / Auß dem allen lernen wir / das es nit gnug
sey gepredigt / Wen man Christus leben vnd werck oben hynn vnd nur als
ein histori vnd Cronicken geschicht predigt / schweyg denn / ßo man seyn
gar schweygt / vnd daS geystlich recht oder ander menschen gesetz vfl lere
5 predigt. E r ist auch vill / die Christ» alßo predigen / vnd letzen / das sie
ein mit leyden vbir yhn habenn / mit den Juden zürnn odder sonst mehr
kyndisch weyß / drynnen vben. Aber er loll vnd muß alßo predigt sein /
dz mir vfl dir / der glaub drauß erwachß »fl erhalten werd. Wilcher glaub
da durch erwechst vnd erhalten wirt. Wen mir gesagt wirt. Warumb
*o Christus kümen sey / wie man sein brauchen vnd nießen soll / was er mir
bracht vnd geben hat / das geschicht / wo man recht außlegt / die Christlich
freyheit / die wir von yhm haben / vnd wie wir künig vnd Priester seyn /
aller ding mechtig. Vnd allis was wir th u n /d as sirr gottis äugen an
genehm / vnd erhöret sey / wie ich biß her gesagt hab. D an wo ein hertz
*5 alßo Christü höret / das muß frölich werden von gantzem gründ / tröst
empfahen / vn 1 süß werden gegen Christo / yhn widderumb lieb zuhaben. 188 e
Dahyn es nymmer mehr mit gesetzt odder werck kummen mag / Denn wer
wil eynem solchen hertzen schaden thun / oder erschrecken»? fett die fund
vnd der todt daher / ßo glaubt es Christ" frumkeit sey sein / vnd sein fund
so sein nymmer sein / sondern Christi / ßo muß die fund vorschwinden / für
Christus frumkeit / ynn dem glauben./ wie droben gesagt ist / vnd lernet /
mit dem Apostell dem todt vnd funb trotz bieten / »fl sagen. Wo ist nu
du todt deyn stg? W o ist nu todt dein spieß? deyn spieß / ist die sund.
Aber gott sey lob vnd danck / der vns hatt geben den fleg / durch Jhesum
*5 Christü vnsern Herrn. Vnd der todt ist erseufft ynn seynem sieg rc.
% Czum neuntzehenden / D as sey nu gnug gesagt / von dem ynner-
lichen menschen / von seyner freyheit / vnd der heubt gerechtickeit / milch
keynis gesetzs noch gutten wercks bedarff / ya yhr schedlich ist / so yemant
da durch » o lt rechfertig zu werde sich vvrmeffenn. N u kummen wir auffs
30 ander teyll / auff den eußerlichen menschen Hie wollen wir antworten allen
denen / die sich ergern auß den vorigen reden »fl pflegen zusprechen Ey so
denn der glaub 1 alle ding ist vnd gilt allein gnugsam frum zumachen. 30W
Warüb sein denn die gutten werck gepotten? so wollen wir gutter ding
sein / vnd nichts thun. Neyn lieber mensch nicht also. E s wer wol /
35 also / wen du allein ein ynnerlich mensch werist / vnd gantz geystlich vnd
ynnerlich worden / wilchs nit geschicht biß am Jüngsten tag. E s ist vfl
bleybt auff erdk nur ein anheben vfl zunehmen / wilchs rotrt in yhener
welt volnbracht. Daher heyffets der Apostell primitias spirit" / das sein
die ersten frücht des geysts / drumb gehört hie her / das droben gesagt ist.
40 Ein Christe mensch / ist ein dienstpar knecht / oft ydermä vnterthan / gleych /
2 oberflächlich Z geschweige 5 Ihrer 6 vgl. oben I, 154,
*• Zo. 155, - 14 22 1. Ko. 15, 55 ff. 29 rechfertig vgl. leych-
fertig I 225, z. 12 u. 0. 38 Rö. 8, 23 40 d. i.
20 E in Sendbrief an den Papst Leo X .
wercken frutn zu werden / haben keyn acht auff die casteyung / sondern sehen
n u r auff die werck / vnd meynen / wen sie der selben n u r v ie l vnd groß
thu n / ßo sey es w o l than vnd sie fru m w ürden / zu w eyllen zu brechen
die köpff vnd vorterben yhr leybe drüber / das ist ein große torheyt / vft
5 vnuorstand Christlichs lebens vnd glaubens / das sie on glauben / durch
werck frum vnd selig werden w ollen.
1 Czum zwey vnd -w e n ig s te n / D a s w t r des etlich gleychmß geben.
S o ll man die werck eynis Christen menschen der durch seynen glaube / oft
auß laurern gnaden g o ttis / vmbsonst ist rechtfettig vnd selig worden / n it
10 anders achten / den w ie die werck Adam vnd Eue ym paradiß geweßen
weren / D auo n G en. 2. stett geschrieben. D a s g o tt den geschaffenen
menschen / setzt ynß paradiß / das er dasselb erbeytten vnd fjiittr n solt.
N u w a r Adam von g o tt frum vnd w o l geschaffen / on fund / das er durch
seyn erbeytten vnd Hutten n it d u rfft fru m oft rechtfettig werden / doch
15 das er n it müssig gieng / gab yhm g o tt zu schaffen / das paradeys zu
pflantzen / bawen vnd bewarenn. W ilc h s weren eytell frey werck geweßen /
vmb keynß dings w ille n gethan / denn allem g o tt zu gefallen / vnd n it vm b
frumkeyt zu erlangen / die er zuuor h e tt / w ilch vns auch allen na türlich
were angeborn geweßenn. A lßo auch eynis gläubigen menschen werck /
-0 w ilcher durch seynen glauben ist widderum b ynß paradiß gesetzt / 1 vnd von 191 e
newen geschaffen / darff keyner werck fru m zu werden / sondern das er n it
müssig gahe vnd seynen leyb erbeytt vnd beware / seyn yhm solche freye
werck zu thu n alleyn g o tt zu gefallenst befolhen.
Ite m gleych wie eyn geweyheter Bischofs / wen der kirchen w e y h e t/
25 ferm elt od' sonst seynis ampts werck vbet / ßo machen yhn die selben werck
n it zu eynem bischoff / J a wenn er n it zuuor ein Bischofs geweyhet were /
ßo tüchte der selben werck keyniß vnd were eytell narrst werck. A lß o
eyn Christen / der durch den glauben geweyhet / gutte werck th u t / w ir t
durch die selben n i t 1 besser oder mehr geweyhet (w ilch n it denn des glauben 32 w
30 Mehrung th u t) zu eynem Christen / J a wenn er n it zuuor glaubet oft
Christen were / ßo gölten alle seyne werck nichts / sondern weren / eytell
nerrisch / strefslich vordamplich fund.
1 Czü drey vnd zwentzigsten / D ru m b seyn die zween sprüch w ar.
G u tte fru m werck machen nym mer mehr ein guten frum en man / sondern
35 eyn g u tt frum man / macht gutte frum werck Böße werck machen nym mer
mehr eynen bbßen man / sondern ein b-ßer man macht böße werck ' alßo /
das allw eg / die Person zuuor muß g u t oft frum sein vor allen gutren
wercken / oft gutte werck folgen vnd außgahn / von der frum en gutten
Person.
40 Gleych w ie C hristus sagt. E m bößer bawm tre g t keyn gutte frucht. E in
g u tte r bawm tre g t keynn boße frucht. Nu ists offenbar / das die frucht
tragen nit den bawm / -o wachßen auch die bamm nit auff den fruchten /
sondern widerumb / die bawm tragen die frucht / vnd die frucht wachßen
auff den bawmen. W ie nu die bawm muffen ehe seyn / den die frucht /
vtt die frucht machen nit die bawm wid’ gutte noch böse / sondern die
bawm machen die früchte. Alßo muß der mensch ynn der Person zuuor s
fntm oder böße seyn / ehe er gutte oder btße werck thut / Vnd seyne werck
machen yhn nit gutt odder btße / sondern er macht gutt odder btße werck.
19* e D e- gleychen sehen wir ynn allen Hand wercken. Ein 1 gutt oder böße
hauß macht keynen gutten oder b-ßen zymmerman / sondern ein gutter
oder bester tzymmerma / macht ein böß oder gutt hauß / keyn werck macht Xo
eynenn meyster / damach das werck ist / sondem wie d’ meyster ist / damach
ist sein werck auch. Alßo seyn die werck des menschen auch / wie es mit
yhm (lest ym glauben ob’ vnglauben / damach feint seyne werck gutt oder
b-ße. Vnd nit widerüb / wie seyne werck stehn damach sey er frum odder
gläubig / die werck / gleych wie sie nit gläubig machen / ßo machen fit auch 15
nit frum.
Aber der glaub gleych wie er frum macht / ßo macht er auch gutte werck.
S o dan die werck niemant frum machen / vnd der mensch zuuor muß frum
sein / ehe er rottest / so ists offenbar / das allein der glaub auß lauttem
gnaden / durch Christü vnd seyn wort / die Person gnugsam frum vnd selig 20
machet. Vnd das keyn werck / keyn gepott / eynem Christen nott sey zur
seligkeit / sondem er frey ist von allen gepotten / vtt auß lauterer frevheit /
vmbsonst thut / alls was er thut / nichts damit gesucht seyneß nutzs oder
selickeyt / Denn er schon satt vnd selig ist / durch seynenn glaubenn / vnd
gottiö gnaden / sondernn nur gvtt darynnen gefallen. 25
1 Czum .xxiiij. Widderumb dem / der on glauben ist / ist kein gutt
werck furderlich zur frumkeyt vnd seligkeit / Widdemmb keyn boße werck
33w yhn boße 1 vnd vordampt machen / sondern der vnglaub / der die Person vnd
den bawm böß macht der thutt boße vnd vordampte werck. Dammb wen
man frum odder boße wirt / hebet flchs nit an den wercken an / sondem 30
an dem glauben / Wie der Weyße man sagt. Anfang aller fund / ist von
gotte weychen vnd yhm nit trawen. Also leret auch Christ" wie man nit an
den wercken muß anheben vü sagt. Entweder macht den bawm gutt vnd
seyne fruchte gutt / oder macht den bawm böse / vnd seyne früchte b-ße /
193 e als sott er sagen / wer gutte frucht * habm wil / muß zuuor an dem bawm 35
anheben / vnd den selben gutt sehen. Alßo wer do wil gutte werck th un/
muß nit an den wercken anheben / sondem an der Person / die die werck
thun soll. D ie person aber macht niemant gut / denn allein der glaub /
vnd niemand macht sie boße denn allein der vnglaub. D as ist wol war /
die werck machen eynen frum odder boße für den mmschm / das ist / sie ^
zeygen eußerlich an / « e r frum ob’ böse sey. W ie Christus sagt. M att. 7 .
31 Si. 10, 14 s. 33 Mt. io. 33 37 an haben a 41 Mt.
7. 20
V on der Freiheit eines Christenmenscben. 1520.
23
Auß yhren früchten sollet vhr sie erkennen. Aber das ist alles / ym scheyn
vnd eußerlich. Wilchs ansehen« yrre macht viel leuth / die do schreyben
vnd leren / wie man gutte werck thun soll vnd frum werdenn. ßo sie doch /
des glaubens nymmer gedenckenn / gähn dahynn / vnd füret ymmer ein
5 blind den andern / martern sich m it vielen wercken vnd kämen doch nymmer
zu der rechten frumkeit / von milchen Sanct Panel sagt.2. Timo. 3. Sie
haben eynen scheyn der frumkeyt / aber der gründ ist nit da / gehn hynn
vnd lernen ymer vtt ymmer vnd kummen doch nymmer zur erkentniß der
waren frumkeit.
io Wer nu mit den selben blinden nit w il yrren / muß weytter sehen / den
ynn die werck / gepolt / odder lere der werck. E r muß ynn die person
sehen für allen dingen / m t die frum werd. Die w irt aber nit durch
gepott vnd werck / sondern« durch gottis wort (das ist / durch seyne vor-
heyschung der gnadenn) vnd den glaubenn / frum vnd selig / auff das be
iz stehe seyn göttliche ehre / das er vns n it durch vnser werck / sondern durch
seyn gnedigs wort vmbsonst vnd lauter barmhertzickeit selig mache.
1f C-ü .xxv. Auß dißem allen ist leychtlich zuuorstehen / wie gutte
werck zu vorwerffen vtt nit zuuorwerffen seyn. Vnd wie man alle lere
vorstahn soll / die do gutte werck leren / dann wo der falsch anhang / vü
20 die vorkerete meynüg dryn ist / das durch die werck / w ir frum vnd selig
werden 1wollen / seyn sie schon nit gutt / vnd garrtz vordamlich / den sie seyn i94 e
n it frey / vnd schmehen die gnad gottis / die allein durch den glauben
frum vnd seligk macht / wilchs die werck nit vormügen / vn nehme es yhn
doch für zu thun / vnd damit der gnaden / ynn yhr werck vnd ehre greyffenn.
as Drumb vorwerffen w ir die gutte 1werck / nit vmb yhren willen / ßondernn / 34 w
vmb des selben boßen zusahs vnd falscher vorkerter meynung willen. Milche
macht / das sie nur gutt scheynen / vnd seyn doch nit gutt / bekriegen sich
vnd yderman damit / gleych wie die reyssend wolff / ynn schaffs kleydernn.
Aber der selb boße zusatz vnd vorkerete meynung / ynn den werckenn /
30 ist vnübirwindlich / wo der glaub nit ist. E r muß sein / ynn dem selben
wirckheyligenn / biß der glaub kum vnd vorstöre yhn / die natur vormag
yhn / von yhr selb nit auß tteybenn. Ja auch nit erkennen / sondern» sie
hell yhn für eyn köstlich / selig dingk / drumb werden yhr auch ßo viel da
durch vorfuret.
35 Verhalten / obs woll gutt ist / von rewen / beychten / / gnugthun / schreyben
vnd predigen« / ßo man aber nit weytter feret biß zum glauben / sein es
gewißlich / eitel teuffelische / vorfurische lere. M ä muß n it eynerley allein
pbigen / sondern alle beyde wort gottis / D ie gepot / sol mä predigen / die
sunder zurschrecken v - yhr fund zu offenbarn« / das sie rewe haben vnd
40 sich bekeren. Ader da soll es nit bleyben / mä muß / das ander wort / Die
-usagüg der gnaden auch predigen / den glauben zu leren / on wilchenn
6 2. Ti. Z, 5 ff. 19 klausel 29 vor kerete A 39 zur schrecken A
40 W . A . korr.; Aber
die gepott rew vnd allis ander vorgeben- geschicht. Es sein wol noch
blieben Prediger / die rew der fund vü gnad pdigen / aber fle streychen die
gepott vnd zusagung gottis nit auß / das mä lere / wo her vnd wie die
rew / vnd gnad kumme. Denn die rew / fleust auß dm gepotten / der
glaub / auß den zusagung gottis / vnd alßo Wirt d' mensch / durch den 5
glauben gotlicher wort gerechtfertiget vnd erhaben / der durch die furcht
gottis gepottis gedemütiget / vnd ynn seyn erkentniß summen ist.
195 b 1 1 Czum .xrvi. Das sey von den wercken gesagt ynn gemeyn vnd
die ein Christen mensch gegen seynem eygen leybe üben soL Nu wollm
wir von mehr wercken sagen / die er gegen andere menschen thut. Dmn »
der mensch lebt nit allein / ynn seynem leybe / sondern auch vnter andernn
menschen «uff erden«. Darumb kan er nit on werck sein gegen die selbmn /
er muß yhe mit yhn zu reden vnd zu schaffen haben« / wie wol yhm der
selben werck keyns nodt ist zur ftumkeit vnd seligkeyt. Drumb soll seyne
meynung ynn allen wercken« frey vnd nur dahynn gericht seyn / das er 13
andern leutten damit diene vnd nütz sey. Nichts anders yhm fürbilde /
dmn was den andern nott ist / das heyssit denn ein warhafftig Christen
leben / vnd da geht der glaub mit lust vnd lieb ynß werck / als S. Paulus
Irret die Galatas.
35W Dmn zu den Phi'lippen / do er sie geleret hatte / wie sie alle gnad vnd 10
gnugde hettenn durch yhren glauben yn Christo / leret er ste weytter vnd
sagt. Ich vorman euch allis ttosts / den yhr ynn Christo habt / vnd allis
ttosts / den yhr habt von vnßer liebe zu euch / vsi aller gemeinschafft / die
yhr habt mit allen geystlichen ftumen Christen / yhr wolt meyn her- er-
frewen volk-mlich / oft das damit / das yhr hynfurt / wollet eyniß synnes »5
seyn / eyner gegen dem andern lieb ertzeygen / eyner dem andern dienen /
vnd ein yglicher acht habm / nit auff sich noch «uff das seyne / sondern
«uff den andern / vnd was dem selbm nott sey. Sihe da hat Paul* flrr»
lief) / ein Christenlich leben dahynn gestellet / das alle werck sollen gericht
seyn / dem nehsten zu gutt / Die weyl ein yglicher für sich selb gnug hatt 3»
an seynen glauben / vN alle andere werck vsi leben yhm vbrig seyn/seynem
nehste damit auß freyer lieb zu dienen / Darhu füret er ein / Christ« zu
eynem exempell vnd sagt. Seyt also gesynnet / wie yrs seht yn Christo.
Wilcher ob er wol voll göttlicher form wäre vnd für sich selb gnug hatte /
vnd yhm sein lebm / wircken vnd leydenn nicht nott wäre / das er da mit 35
srum odder seligk würd. Dennoch hatt er sich deS alles geeußett / vnd
geperdet wie ein knecht / allerley gethan vnd gelidenn / nichts angesehm /
196B denn vnßer 1beßtis / Dft alßo ob er wol frey wäre / doch vmb vnßer willenn
ein knecht worden«.
f Czum .xxvij. Alßo soll ein Christen mensch / wie Christus seyn 40
heubt / voll vnd satt / yhm auch benugen lassen an seynem glauben« / den
2 betonen nicht 7 zur Selbsterkenntnis 16 sich vorstelle
19 Ga. 5. 6 21 genüge 22 P h i. 2, 1 ff. 33 ▼. 5 ff.
Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520.
25
selben ymer mehrenn / wilcher seyn leben / frumkeit vnd seligkeyt ist / der
yhm gibt allis was Christ' vnd gott hat / wie droben gesagt ist. Dnd
E . Paul Gal. l. spricht / W as ich noch ynn dem corper lebe / das lebe
ich ynn dem glauben Christi gottis söhn. Dnd ob er nu gantz frey ist /
5 sich widdernb williglich eyne diener machen seynem nehsten -u Helffenn /
mit yhm faren / vnd handeln / wie gott mit yhm durch Christ» handlet
hatt / vnd das allis vmbsonst / nichts darynnen suchen« denn göttliches
wolgefallenn / vnd alßo denckenn. Wolan meyn gott hatt mir vnwirdigen
vordampten menschen / on alle vordienst / lauterlich vmbsonst vü auß eytel
10 barmhertzickeit geben / durch vnd ynn Christo / vollen reychtumb aller frum
keit vnd selickeit / das ich hynfurt / nichts mehr bedarff / denn glauben eS
sey also. Ey so will ich solchem vatter der mich mit seynen vberschweng-
lichen guttern alßo vbirschuttet hatt / widerumb / frey / frblich vnd vmb
sonst thun was yhm wolgefellet / Dnnd gegen meynem nehsten auch werden
*5 ein Christen / wie Christus mir worden ist / vnd nichts 1 mehr thun / denn 36W
was ich nur sehe / yhm nott / nützlich vnd seliglich sey / die weyl ich doch /
durch meynenn glauben / allis dings yn Christo gnug habe. S ih also
flevffet auß dem glauben die lieb vfl tust zu gott / vnd auß der lieb / ein
frey / willig / frolich leben dem nehsten zu diene vmbsonst. Denn zu gleych
*> wie vnser nehst nott leydet / vnd vnßers vbrigenn bedarff / alßo haben wir
für gott nott geliden vnd seyner gnaden bedurfft. Darumb wie vns gott
hatt durch Christum vmbsonst geholffen / alßo sollen w ir / durch den leyp/
vnd seyne wtxd / mt anders den dem nehsten helffen. Also sehen wir
wie eyn hoch edliß leben sey vmb ein Christlich leben / das leyder nu ynn
•5 aller wett / m t allein nyderligt / sondern« auch nit mehr bekandt ist noch
gepredigt wirt.
V Czum .xrviij. Alßo leßen wir L uce.2. 1 D as die Zunpfraw 197 e
M aria zur kirchen gieng nach den sechs «ochen vnd ließ sich reynigen nach
dem gesetz / wie alle ander weyber / ßo fle doch nit gleych mit yhn vnreyn
jo war / noch schuldig d' selben reynigung / bedurfft yhr auch nit Aber fle
thetts auß freyer lieb / das fle die andere weyber nit vorachtet / sondern«
m it dem Haussen bliebe.
Alßo ließ S. Pavel / S. Timothen beschneytten / nit das es nott were /
sondern das er den schwachglaubigen Juden nit vrsach gebe / zu bösen ge-
35 dancken / der doch widderumb T itn nit wollt lassen beschneytte / da mä
drauff dringen wolt / er must beschult seyn / vnd were nott zur seligkeit.
Dnd Christus M att. 17. D a vö seynen Jüngern ward die tzinß Pfennig
gefoddert / disputiert er mit S. Peter / ob nit künigs kynder frey weren
zynß zu geben. Dnd sanct P eter / ia sagt. Hieß er yhn doch hynn gehen
2 oben s. 15, z. 33 ff. 3 Ga. 2, 20 16 W . A. korr. seyn,
aber sey Coni. Praes.! 20 nächster unseres Überflusses 27 Lc. 2. 22 ff.
32 mit der allgemeinheit 33 AG. 16, 3 35 Ga. 2. 3 36 W . A.
fcorr.: beschnitten 37 M
1 t 17, 24 ff.
26 E in Sendbrief an den Papst Leo X .
an dz mehr vnd sprach / Au ff das wir sie nit ergernn / ßo gang hyn /
den ersten fisch du fehist / den nym vnd yn seynem mault wirstu finden
eynen Pfennig / den gib für mich vtt dich. Das ist ein seyn exempell / zu
dißer lere / da Christus / sich vnd die fronen freye künigs kinder nennett /
die keynis dings -edurffen / vnd doch sich vnterlessit williglich / dienet vnd 5
gibt den hynß. Wie vill nu das werck / Christo nott war vnd dienet hatt /
zu seyner frumkeit oder seligkeit / so vil sein alle ander sein vnd seyner
Christen werck yhn not zur seligkeit / sondern sein allis frey dienste / zu
willen vtt befferung der andern. Also sotten auch aller Priester / klöster vnd
stifft werck gethä sein / das ein yglicher seynis stands vil ordens werck 10
allein darüb thet / den andern zu wilfaren oft fronen leib zu regieren / den
andern exempell zu geben auch also zu thun / die auch bedurffenn yhre leyb
zu zwingenn / doch altzeit fursehen / das nit da durch frum vnd selig werden /
37w furgenommen werd. Wilchs allein des 1glaubens vormügen ist. Auff die
weyße gepeut auch S . Paul Ro. 13. vfi Z it 3 . Das sie sollen weltlicher x$
198k gewalt1vnterthä vtt bereyt sein / nit das sie da durch frum werde sollen /
sondern das sie den andern vnd der vbirkeit da mit frey dieneten / vnd
yhren willen thetten auß lieb vtt freyheil. Wer nu bissen vorstand bette /
der kund leychtlich sich richtenn / ynn die vutzellichen gepotten vnd gesetzen
des Babsts / der Bischofs / der klöster / der stifft / der fürsten vtt henn / so
die etlich tolle prelaten alßo treyben / als weren sie nott zur seligkeit /
vnd heyffen es / gepott der kirchen / wie wol vnrecht. Den ein freyer
Christen spricht alßo. Ich w il fasten / betten / ditz vnd das thun / was
gepotten ist / nit dz ichs bedarff ob’ da durch wolt frum oder selig werden /
sondern ich wils dem Babst / Bischofs / der gemeyn / od’ meynem mit *s
bruder / henn zu willen / exempel vnd dienst thun vtt leyden / gleych wie
mir Christus viel grösser ding zu willen thä vnd geliden hatt / des yhm
vill weniger nott wäre. Vnd ob schon die tyranne vnrecht thun solchs zu
foddern / ßo schadets mir doch nit / die weyl es nit Widder gott ist.
% Czum .xxix. Hierauß mag ein yglicher ein gewiß vrteyl vtt unter, y>
scheydt nehmen / unter allen wercken vnd gepottenn / auch wilchs blind
tolle od’ recht synnige prelaten sein. Den wilchs werck nit dahynauß
gericht ist / dem andern zu dienen / oder fronen willen zu leydenn / ßo fern
er nit zwing / wider gott zu thun / ßo ists nit ein gut Christlich werck.
Daher kumpts / das ich sorg / wenig stifft kirchen / klöster / altar / meß / 35
testamet / Christlich seinn / Dayu auch / die fasten vnd gepett etlichen
Heyligen / sonderlich gethan. Denn ich sirrcht / das ynn den allen sampt
ein yglicher nur das frone sucht / vermeynend damit sein sund zu buffen
vnd seligk werden. Wilchs allis küpt auß Unwissenheit des glaubens vtt
Christlicher freyheit / Vnd etlich blind platen / die leuth da hynn ttevben 4°
vnd solch weßen preyssen / mit ablas schniucken vtt den glauben nyMer mehr
5 fügt 6 ebenso wenig nun wie 10 beschaffen 13 altzeit /
fursehen A 15 R ö . 13, 1 ff. T it. 3, 1 32 rechtgesinnte
Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520.
27
leren. Ich rate dir aber miltu etwas ftifften / betten / fasten / so thu es
nit der meynüg / dz du wollist dir etwas guts thu / sondern gibs dahin
frey / dz and'e 1 leuth desselben genißen mugen vtt thu es yhn zu gut / fr 199 £
bistu ein rechter Christe / wz solle dir dein gütter vtt gute werck die dir
s übrig fein / dein leyb -u regieren vtt Vorsorgen / so du gnug hast am glauben /
daryn dir gott alle ding geben hat. Sihe also muffen gottis gutter
flieffen auß eyne / yn den andern vtt gemeyn werde, dz ein yglicher flch
seynis nehste also annehm / als were erß selb Auß Chrö flieffen sie yn
vns / d' flch unser hatt angenömen ynn seyne leben / als were er dz ge«
xe wesen / dz wir sein. Auß vns sollen sie flieffen / yn die / so yr bedurffen.
Auch so gar / dz ich muß auch meynenn glaubenn vnd gerechtickeyt / für
meynenn nehsten setzen für gott / seyne fund zu decken / auff mich nehmen
vnd 1 nit anders thun / denn als weren sie meyn eygen / eben wie Christ' 3«w
vns allen than hatt. Sich das ist die natur der liebe / wo fle warhafstig
15 ist / D a ist fle aber warhafstig / wo der glaub warhafstig ist. Darumb
gibt der heylig Apostell / der lieb zu eygen .1. Cor. 13 D as fle nit sucht,
das yhre / sondern / was des nehsten ist.
1f Czum .xxx. Auß dem allenn folget der beschluß / das eyn Christen
mensch lebt nit ynn yhm selb / sondern ynn Christo vtt seynem nehstenn /
20 ynn Christo durch den glauben / ym nehsten / durch die liebe / durch den
glauben feret er ober flch yn gott / auß gott feret er Widder unter flch
durch die liebe / vnd bleybt doch ymmer ynn gott vtt göttlicher liebe /
Gleych wie Christus sagt Johan. 1. I h r werdet noch sehen den hymell
offen stehn / vtt die Engell auff vnd absteygenn vbir den S u n des
, 5 menschenn.
S ih e das ist / die rechte / geystliche / Christliche steyheyt / die das Hertz
stey macht / von allen sundenn / gesetzen / vnd gepotten / wilch alle andere
steyheyt vbirtrifst / wie der hymell die erdenn /
Wilch geb vns gott recht zuuorstehen vnd behaltenn /
30 A M E N .
ii 1. Ko. 13, 5 23 Jo. 1, 51
28 Warum des Papsts und seiner Jünger
Jhesus.
Allen liebhabemn Christlicher
warheyt / sey gewünscht gnad
vnd fried von gott.
Bepftischen vorfurer / ntt alleyn yneten vnd vorfureten / sondern nach vielen
vorgebenß von myr geschehenen vnterrichtuügenn ynn yhrem vnchristlichen
yrthum / vnd seel vorterbenn / alßo gar vorstockt vnd vorharttet seynn / das
sie m t alleyn / nit wollen sich weysen noch leren lassen / sondern blmd hvnn
5 mit vorstopfften oren vnd äugen / die Evangelische lere vordamnen vnd
vorprennen / yhr Endchristische / teufflische lere ztt bestetigen vnd erhalten.
1 1 Czum vierden / Ich glaub auch nit / das sie des befelh haben / 155 e *
von dem Bapst Leo dem Hehendenn / ßo viel es an seyner Person ligt/ich
erfar es den. noch anderß. Wilchem ich auch hoff solch vor myr vor-
1® pranten / m t wol seyner vorfarn bücher selbs nit gefallen / vnd ob sie yhm
gefiellen / myr darumb nichts dran gelegen. Ich weyß auch / vnd hab deS
gewiße kundtfchafft / das die Kölner vnd Louener / wilch sich rümen / sie
haben Keyßerlicher M aiestat vrlaub vnd befelh meyn buchle zuuorprennen /
der warheyt sparen / denn sie 1 solch furnehmen / mit vielen tausent gülden 164 w
is werd geschenck / von etlichen ampt leuten / erkaufft haben.
F Czum funfften / D ie weyll dann durch yhr solch bücher vorprennen /
der warheyt eyn groß nachteyl / vnd bey dem schlechten gemeynenn volck /
eyn wahn da durch erfolgen möcht / zu vieler freien vorterbenn. Hab ich /
durch anregen (wie ich hoff) des geystes / die selben« zu stercken vnnd er-
*0 halten« / der widdersacher bücher widderumb vorprennet / angesehen« / yhr
vnh-ffliche befferunge.
Darumb wolt eyn yglicher sich nit lassen« bewegen« / D ie hohen
tttell j »amen / vnd geschrey / des Bepstlichen stands / des geystlichen rechts /
des langwerigen prauchs / diser vorprantten bücher / sondern« / hör zu vnd
*s sehe zuvor an / was der Bapst yn seynen buchernn geleret / vnd was ynn
dem Heyligen geystlichen recht / vorgifft vnd greulich lere stehen / vnd was
wir bißher 1 haben angepettet / an statt der warheytt. Vnd richte alß dan 154 e i
frey / ob ich rechtlich odder vnrechtlich diße bücher vorprennet hab.
12 l r t i t f t l l vnnd yrtumb. ynn des ««ystlichen «d)t< »nb.«5w
y> Bepstlichen buchen, / darumb sie billich zuuorprennen vnd zu meyden seyn.
D er erste.
D er Bapst / vnd die seynen / seynd nit schuldig gottis gepotten vnterthan
vnd gehorsam zu seyn.
Dise grewlich lere / schreybt er klerlich yn dem capttel. Sollte, de
35 maioritate et obedietia / da er ' sanct P eters wort / der do sagt. Ih r solt 156 ei
aller vbirkeytt vnterthan seyn / alßo außlegt. S . Peter hab nit / sich noch
seyn Nachfolger / sondern« seyne vnterthanen damit gemeynet.
9 von? 12 Löwen 8. okt., Köln 12. nov. 1520, vgl. Kalkoff,
Aleander gegen L., Leipzig und New-York 1908, s. 36 ff. 13 er
laubn« 14 nicht bei der Wahrheit bleiben 21 ‘insperabili’ 31 vgl.
Denifle V, 862 f. 34 Solitae, 6. de maioritate et obedientia, tit. 33,
lib. I 35 1. Pt. 2, 13
20 *
30 Warum des Papst» und seiner Jünger
Der ander.
Es ist nit ton gepott / fonbemn eyn radt S . Peters / da er Irret / alle
Christen sollt« denn künigenn vnterthan seyn. ibidem.
Der dritte.
Die Sonne bebrütte / Bepstliche. der Monatt / die weltliche gewalt / ynn $
der Christenheyt. ibidem.
»«iw 1Der vierde.
Der Bapst vnd seyn stuel / seyn nit schuldig vnterthan hu seyn Christlichen
Concilijs vnd ordnungenn / cap. Signistcasti de elect.
Der funffte. »
Der Bapst hab / ynn seynem hertzen / vollen gewalt vbir alle rechte, in
prolo. Sexti.
Der sechste.
Darauß folget / das der Bapst / macht habe / alle Concilia vnd alle
ordnung zu reyffen/ wandeln vnd sehen/ wie er denn teglich th u tt Iba ,5
mit keyn macht noch nutz vbirbleybt / den Söcilijs vnd Christlichen
Ordnungen.
1Der fiebend.
Der Bapst habe recht / zu foddernn / eyd vnd Pflicht / von Bischoffen / für
yhre mentell c. Signistcasti / contra illud. Gratis accepistis / gratis bäte. M
Der neund.
Nehst gott ligt die seligkeyt der gantzen Christenheyt an dem Bapst / ibidem 3®
contra illud / Credo Ecclesia sanctam rc. ßo müßten alle Christen vorterben /
ßo offt der Bapst boß ist.
5 mond 9 Significasti, 4. de electione, tit. 6 lib. I 12 Licet
Romanus, 1. de constitutionibus, tit. 2 in Sexto 15 zu zerreissen
20 Mt. 10, 8 24 Si Papa, 6. dist. 40
Bücher verbrannt sind. 1520. 31
D er czehend.
Den Bapst mag niemand vrteylen miss erdend / auch niemant seyn vrteyl
richten / sondernd er soll alle menschen richten miss erden. S. q. 3 . c.
Cuncta.
5 1 Dißer artickell ist der heubt artickell / vnd das er ia wol eynsesse /
ist er gar durch viel capitell / vnnd nahend durchs gantz geystlich recht /
ymmer an vnd angetzogen / das wol scheynet / wie das geystlich recht nur
darumb sey errichtet / das d' Bapst / frey möcht thun vn lassen / was er
ro olt / vrlaub zu funden vnd hynderniß zum gutten gebenn. Besteht dißer
10 artickell / ßo ligt Christus vnd seyn wort darnyder / Besteht er aber nit /
ßo ligt das gantz geystlich recht mit dem Bapst vnd stuel darnyder.
N u bestehet er yhe nicht / dann S . Peter gepeutt . 1. Pet. 6. I h r
sollet alle gegenander demütig seyn. 'V nd S . Panel Ro. 12. Ein yglicher i$6 Et
halt den ändernd höher dann sich. Vnd Christus viel mal sagt. W er der
15 größsist seyn will / der sey der geringist. D er maßen / straffet S. Paulus.
S . Petr« G al. 2. das er nit recht wandelt nach dem Euangelio. Vnd
Act. 8. w art S . Peter mit S . Iohanß außgesand / von den ändernd
Apostolen / als eyn vntertheniger. Darumb ists vnd mag nit war seyn /
das der Bapst niemat vnterworffen noch zu richten sey / sondem er soll
-0 vdermä vnterthan vnd zu richten seyn / die weyl er der vbirst seyn will.
'V n d das geystlich recht / weyl diy seyn gründ vn gantzs wetzen ist /s tre b t 158
es ynn allen stuckend Widder das Euangeliü.
E s ist wol war / das weltlich gemalt yhre vnterern nit sol vnterthan
1seyn / aber Christ" keret vnd wädelt das / vnd spricht. Ih r solt nit seyn / 169 w
-5 wie die weltlichen vbirherrnn / vnd will / das seynes volcks »bersten / sollen
vderman vnterthan seyn / vnd von yhn gericht leyden. Wie er sagt /
Luce .xxi. D ie Fürsten der Heyden seyn gewaltig vbir sie / yhr sollet aber
nit ßo seyn / ßondernn wer vnter euch will der vbirst seyn / soll der vnterist
seyn. Wie mag er aber vnterer seyn / wen er niemant vbir sich will
jo richten lassenn?
W il man Christus wort zwingen (wie ettlich thun) er soll nm hertzen
sich den vntersten achten / nicht eußerlich also ertzeygen / ßo muß man auch
sagen / das er ym hertzen soll sich den vbirsten halten / vnd nit eußerlich
sich alßo ertzeygen. Vnd also entweder / beydes geystlich ym hertzen halten /
35 oder beydes eußerlich ertzeygenn / das Christus wort bestehen mugen.
D iß ist der artickell / da alle vngluck auß kummen ist / ynn alle welt.
Darumb das geystlich recht / als eyn vorgifftig ding / billich zuuortilgenn
vnd zu meyden ist / D an darauß erfolget / wie dan erfolget ist / öffentlich
yderman. Das man teynem boßen rotten / seyn guttis fbbbmt kan / vnb
«yr zu sehens muffen / das Euangeliü vnb glauben lassen vntergahn.
11 Der eylefft.
Der Römisch stuel / $ibt wol macht vnb crafft allen rechten / aber er ist
yhr keynem vntetthan. xxv. q. 1. D as ist souiel gesagt. Was er will 5
bas ist recht / doch ist er der keyniß schuldig tzuhalten. Eben wie Christus
M att. 23. sagt von den Indischen Phariseen. S ie laden schwere bürden
auff der menschen rucken aber fle wollen- nit mit eynem fdiger anrüren /
D a Widder sagt S . Panel Gal. 6. Steht ynn ewr freyheyt vnd seyt nit
vnterthan menschenn gesetzenn. 10
1Der czwolfft.
D er felß/da Christus M att. 16. seyne kirchen auff bawett / heyM der
Römische stuel. dis. xix. cum proximis suis. S o doch alleyn Christus /
der selb felß ist. 1 . Cor. 10.
Der dreycjchend --
D as dir schluffell seyn alleyn S . Petro gebe» / ßo doch R a tt. 18. Christus
A« / der gantzen gemeyn gibt.
1Der vierczehend.
D as Christus priestetthum sey vö yhm auff S . Petrü vorsetzt de constit.
c. ttanslatio. Dawider sagt Dauid. ps. 109. vki Paulus zu den Hebre. -o
das Christus eyn eyniger ewiger priester sey. Wilchs priestetthum nymmer
mehr vorsetzt werde.
Der funffczehend.
D as der Bapst / gewalt hab / gesetz zu machen vbir die Christliche kirche
xxv. q. l. ideo permittente. Dawider S . Paulus sagt. Gal. 5. Ih r seyd *s
ynn eyn freyheyt von gott beruffen.
Der sechcjehend.
D as er den sprach. Quodcunqne ligaueris rc. dahynn deuttet / das er ge*
wallt hab/die gantz Christenheytt mit seynen muttwilligen gesetzen zu
5 Confidimus, i. X X V . qu. i und Ideo permittente, 16. X X V .
qu. i 7 M t rz, 4 9 Ga. 5, 1 12 Mt. 16, 18 13 vgl. Ita
Dominus, 7. dist 19. In novo testamento, 2. d ist 21. Quamvis uni-
versae, 3. dist. 21. Saerosancta Romana, 2. dist 22 14 1. Ko. 10, 4
16 Mt. 18, 18 19 Translato, 3. de constitutionibus, ti t 2. lib. I
20 Ps. 110, 4 Hbr. 5, 6. 6, 20. 7, 21 ff. 25 Ideo permittente, 16.
X X V . qu. i vgl. Sunt quidam, 6. X X V . qu. I Ga. 5, 13 28 M t
16, 19
Bücher verbrannt sind. 1530. 33
beschweren / ßo doch Christus damit nit anderß will / 1den die sunder zur s» &
straff vnd puß treyben / vnd gar nichts die andern» vnschnldigen mit ge
sehen beladen / wie die wort klar lautten.
Der siebencjehend. »iW
s D as er bey faim vnd fund gepeutt / ettlich tag nit fleysch /. eyer / butter /
ditz vnd das zu effzenn / ßo er doch 1 des keyn gewalt hat / vnd nur freunt- i *>e»
lich datzu vormanen soll eyniß -glichen freywillen vnd vnbedrungen lassen«.
Der achczehend.
Das er dem gantzen priesterstand / die ehe vorpotten hatt / dadurch viel
10 fund vnd schand on vrsach gemehret / Wider gottis gepott vnd Christliche
freyheyt.
Der neundczehend.
Das der Dapst Nicolaus / der dritt oder vierd/ ynn seynem end Christlichen
decretal / vnter vielen boßen stucken setzt / Christus hab mit den schlüsseln
i5 S . Petro vnd seynen nachkommend geben / gewalt des hymlischen vn
yrdenischen reychs. S o yderma woll weyß / wie Christus / das yrdenisch
reych floch / vnnd alle priester / die schluffell haben / doch nit alle keyßer
seynd vbir hymlisch vnd yrdenisch reych.
1Der xx.
m Das er die grosse »«christlich lugen / das keyßer Constantinus yhm Rhom /
land / reych / vnd gewalt geben hab auff erden / für war hell / vnd foddert /
dawider Christ* sagt. M at. 6. yhr sollit nit schetz samlen auff erden /
Item / yhr mußt nit zu gleych dem gutt vnd gott dienen.
Der M.
Az D as er sich turnet / er sey des Römischen reychs erbe / de sen. et. re. tut.
c. Pastoralis. S o es yderman woll weyß / das geystlich ampt vnd welt
lich regiment / sich mit eynander nit leyden. Vnd S . Paulus 1 gepeut. 159 £>
Gyn Dischoff sol des wort gottis warten.
Der xxij. «««*•
30 D as er leret / E s sey billich / das sich eyn Christen mit gewallt -egen
gewall schütze / Widder vnd vbir Christ« M att. 6. Wer dyr den rock
nympt / dem laß auch de« mantell.
5 vgl. Denique Sacerdotes, 6. dist. 4 9 vopotten B° vgl. Pres
byter«, 8. dist 37 Diaconi quicunque, 8. dist 38 Presbyter, si uxorem
9. dist. 38 13 Omnes, sive Patriarchae, 1. dist. 23 (von Nikolaus II.)
vgL De Elect. Fundamenta. lib. 6 (von Nik. III.) 17 Jo. 6, 15
20 Constantinus, 13. u. 14. dist. 96 22 Mt. 6, 19 23 Mt. 6, 24
25 Pastoralis, 2. de sententia et re iudicata, tit. II. in Gern. lib. 2
27 vertragen T it 1, 9 31 M t 5, 40
W arum des Papste und seiner Jünger
34
Der xxv.
Der Bapst hab macht die gelubd got gethä ab zulege vn wädelnn / de io
vot. et vote. redemp. das auch wider vnd vbir gott ist.
Der xxvi.
Wer seyn gelubd vortzeugt zu erfüllen / auß des Bapsts gepot / der ist
nicht schuldig an des gelübdis vorprechen / ibidem / das ist ßouiel gesagt /
der Bapst ist vbir gott. *$
*75w 1Der xxvij.
Es muge keyner gott dienen / der ehlich ist / ßo doch Abraham / vnd vil
Heyligen ehlich geweßen. Vnd gott die ehe selbst eyngesetzt / antzweyfell.
Alßo steygt der Endchrist aber ober gott.
Der xxix.
Das der Bapst macht habe / die Heyligen schrifft noch seynem eygen willen /
zu deutten vnd füren / vnd niemät lassen / die selben anders den er w ii -5
deutten / D am it er sich vbrr gottis wort setzt / vnd daffelb zurensset vnd
vortilget. S o doch S. Pauel .i. Cor. 14. sagt / Der oberer soll des
vnterernn erleuchtung weychen.
Der xxx-
Das nit der Bapst von der schrifft / sondern die schrifft vö yhm habe / 3°
176W glaubwirdigen bestandt / crafft vn ehre / wllchs der heubt1artickel eyner ist /
7 zu zerreisscn vgl. oben I s. 408, z. 8 ff. 11 De peregnnabonis
voto, I. de voto et voti redemptione, tit. 34 lib . 3 13 ‘differt* 14 N o n
est voti, 5 de voto et vo ti redemptione, tit. 34 lib . 3 19 Enchkist B e
22 vgl. Sic omnes, 2. dist. 19 Sicut sancti, 2 . dist. 15 In canonicis,
6. dist. 19 27 1. K o . 14, 30
darum- er als eyn rechter Endchrist / vordient / das yhn Christus vom
hymel selbst / mit seynem regiment zurstore / wie Paulus verkündigt hatt.
In n diffenn vnd der gleychen artickell / der vnhehlich viel mehr seynn /
doch alle dahynn geeicht / das der Bapst vbir got vnd menschen sey / vnd
5 er alleyn niemant / sondern ydermä yhm auch gott vnd die engell vntetthan
sey / das sie auch selb sagen seyne Junger / der Bapst sey ein wunderlich
ding. E r sey nit got sey auch nit mensch (villeycht der teuffell selbst)
W irt nu erfüllet der spruch Pauli / da er sagt. Es w irt erfur kummen
eyn mensch der sundenn vnd eyn kynd des vorterbenß / der wirt Widder
10 streben« / vnd sich erheben / vber alles / was eynn gott geehret vnnd ge-
heyffenn w irtt / durch wirckung / des boßen geystes rc. Das er yhn utniut
eynn mensch der sund vnnd kynd des vorterbenß / meynet er nit seyun
person alleyn / denn das were / kleyner schad / sondern« das seyn regiment /
nit anders sey / denn fünde vnd vorterbenn / vnd er nur regiren w itt/a lle
*5 wett zu sund vnd helle tzu füren. Wie dann 1auß solchen artickell woll hu 177w
mercken / vnd am tag ' ist / das von dem Bapst / nichts dann sund vnd vor- *6* Et
terben ynn die wett kummen ist / vnd noch teglich mehr kumpt.
1 Es habenn fit selbs / die das geystlich recht halten / wie woll ynn -6z
winckell / bekennet / das es stinck noch eytell geyh vnd gewalt / das ist auch
« war / vnd wer nit liegen w ill / muß das bekennen / dan wiltu wissen»
mit kurhen Worten / was ym geystlichen recht stett / ßo höre hu.
Es ist summa snmmarü.
mercken / odder ßo geringe / das die kunig vnd grossen Hangen nit die für»
nehmsten drynnen weren / hetten die Propheten vnnd Apostell vorgebenß /
ßo viel vnd ßo ernsthafftig dauon geschreyen vnd geschriebenn.
Da Christus auff erden gieng / sprachen viel leutt / die seynn wort
höreten vnd seyn werck sahen / wider die / die yhn nit wolten lassen §
Christum seyn/wen Christus schon kumpt/wie mag er mehr wunder
thun / venn dißer thut- Alßo mummellt mä itzt auch. Wen der Endchrist
schon kumpt / was mag er mehr boßes thun / denn des Bapsts regiment
than hatt / vnd teglich thut? Is t es doch nit glewblich / Wenn seyn regi
er E» ment auß 1 gott were / das er solt alßo viel vorterben vnd fund drauß io
kummen / vnd den bosengeyst ßo gar gewaltig drynnen regieren laffenn.
164 Et Noch glauben wyr nicht / biß 1 das wyr verloren seynn / vnnd alhu lengsam
den Endchrist erkennen.
Gleych wie von anbegynn aller Creaturnn / das grbst übell ist altzeytt
kummen von dem besten / Denn yn dem übirsten kor der Engell / da gort 15
»79w am 1grostenn gewirckt hatt / sündiget Lucifer vnd thet grossen schadenn /
Im paradeyß / an dem ersten besten menschen / geschacb die groste fund vnd
schadenn. Darnach Gen. 6. Wuchßen die ryßen vnd tyrannen / von
niemant denn von den Heyligen gottis kyndernn. Vnd Christus gottis
sun watt nit gecreuhigt / denn ynn der Heyligen stat Hierusalem da er am *0
aller meysten / geehret war vnd viel wunder than hatt. vnd von memant
denn von den fürsten vnd übirsten Priestern / vnd aller gelertisten / aller
heyligsten. Vnd Judas mußt auch keynen geringen / sondern den Apostell
stant beschedigen / Alßo hatt gott auch keyn statt auff erdenn mit ßo viel
gnadenn vnd Heyligen gebenedeyet / als Roma / vnd yhr mehr than / den 25
keyner ander. Drumb muß fit auch yhm zu danck / wie Hierusale / den
grosten schadenn thun / vnd der welt gebenn denn rechten schedlichsten End
christ / der mehr schaden thue / denn Christus vorhynn gutts than hatt.
Vnd alßo gaht es auch gewißlich / vnd das muß allis vnter dem namen
vnd scheynn Christi vnd gottis zu gahen / das es niemand glaub / biß das jo
er selb kumme vn erleuchte solch finsterniß mit dem liecht seyner zukunfft /
wie S . Panel sagt.
i*>w 1 Der artickell sey diß mal gnug / ist aber yemäd des Bapsts vor-
wadter / vn lustig / der vnterwind fich / die selben zu schuhen vnd vor fechten /
ßo w ill ich sie yhm wol klerer außstreychen vnd der selben viel mehr auff- 35
bringenn. Es sollen diße eyn anfangk der enists seyn / denn ich bißher
doch nur gescherht vnd gespielt hab mit des Bapsts fach. Ich Habs ynn
gottis namen anfangen / hoff es sey an der heytt / das es auch ynn dem
»65 E» selben vn mich fich 1selb auß füre. Hie bey will ich alle die attickett / die
”»43w Vorrhede.
4e 1s D as ist nit an Sonderliche ordenung gottiS geschehen / das für
den gemeynen Christen menschen / der die geschrifft nit leßen mag / vor-
ordenet ist zu leren vnd wissen / die tzehen gepott / den glauben vnd vatter -0
vnßer / in milchen drey stücken / für war aU ti was in der schrifft stett vnd
ymer geprediget werden mag / auch alles was eym Christen nott ist zu
1) Ob B oder A als originaldruck anzusehen ist, steht dahin. Be
sonders kommen folgende zwei stellen in betracht: 1) W . A. 7, 222,
2 13 memant begeert werd B, niemant geergert werd A. Letztere lesart
gibt einen guten sinn (ärgern ---- Veranlassung zur sünde geben vgl. Mt.
5, 29. 18, 6), andrerseits aber kann man sich kaum denken, wie die les
art von B, wenn dieser druck nachdruck von A wäre, entstanden sein
sollte, es sei denn durch abirren des auges auf begeren z. 14. — 2) W . A.
7, 226, z. 5 eyn teglicher lere B, eyn treglicher lere A. Hier scheint mir
doch B das ursprüngliche (vgl. AG. 2, 42) und A eine korrekter zu
bieten. Zwar kommt bei L. neben tzwitracht (so A und B W . A. 7,
221, z. I) auch zwitrag (W. A. 45, 409, z. 13) vor, aber für concors
nach Dietz nur elNtrechtig oder eintrechtlich (so A und B W . A. 7, 220,
z. 26 s.). Das betbüchlein von 1522, das die „Kurze Form44 nach dem
dritten Grunenbergschen druck K wiedergibt (W. A. io 1, 366) hat: YNN
teglicher lere (W. A. ioa, 402, z. 17).
2) das exemplar trägt auf dem titel die hdschr. bemerkung:
Recipiat pr. Io. Hirsfelden. subprior augustianus (vgl. Kolde, Die deutsche
Augustinerkongregation und Joh. v. Staupitz, Gotha 1879, s. 416). Auf
der Innenseite des Vordereinbanddeckels steht unter dem Inhaltsverzeichnis:
Conuentus Erffurdien. frin augustinen. Vgl. I, s. 11.
18 nicht ohne 19 kann 20 lernen
des Glaubens, eine kurze Form des Vaterunsers. 1520.
39
wissen / gründlich vnd überflüssig begriffen ist / vnd mit solcher kürtz vnd
leychte vorfaffet / daS niemant (lagen noch sich entschuldigen kan / es sey
zuml / odder zu schweer zu behalten / was yhm not ist zur selickeit Dan
drey dingk seyn nott eynem menschen zu wissen / das er selig werden müge.
3 Das erst / das er wisse was er thun vft lassen soll. 3 ü andern wen er
nu sicht das er es nit thun noch lassen kan auß seynen kreisten / das er wisse
wo erß nehmen vnd suchen vnd flnden soll / damit er daffelb thun vnd
lassen müge.
Zu dritten / das er wisse / wie er es suchen vnd holen soll. Gleych als
,0 eynem krancken ist zum ersten nott / das er wisse / was seyn kranckeyt tft /
was er mag oder nit mag thun oder lassen. Darnach ist nott / das er
wisse / wo die erhney sey die yhm helffe dar hu / das er thun vnd lassen
müg / was eyn gesunder mensch.
3ü dritten / muß er seyn begeren / das suchen vnd holen oder bangen
15 lassen.
Alßo leren die gepott den menschen seyn kranckheyt erkennen / das er
siht vnd empfindet /was er thun vnd nit thun / lassen vn nit lassen kan /
vn erkennet sich eynen sunder vnd btßen mensch-.
Darnach helt yhm d' glaub fpr vft leret yhn / wo er die erhney die
so gnaden finden soll / die yhm helff frum werden / das er die gepott halte.
Dnd zeygt yhm / gott / vnd seyne barmherhickeit ynn Christo erheygt vnd
angepotten.
Zum dritten / leret yhn das vatter vnßer / 1wie er die selben begeren / 205 w
holen vnd zu sich bringen soll / nemlich mit ordenlichem demütigem tröst*
25 lichem gepeet / ßo Wirts yhm geben / vnd wirt alßo durch die erffullung
1der gepott gottis selig. Das seyn die drey dingk in der ganhen schafft. 5 e
Darüb heb- wir am ersten / an den gepotten an zu leren vnd erkennen /
vnßere fund / bbßheit / das ist geystliche kranckayt / da durch wir nit thun
noch lassen wie w ir woll schuldig seyn.
gebe 9ft -n allen übel helffe / wie das anheygen die Abgötter bey den
Heyden. Dnd lauttet alßo.
s ijw werck- vnd tutmen betonte / nach den tzweyen ersten gebott. Da ge-
Hort her / alle- was von gotti- dienst / prediget hören / vnd gutten wercken
den leyb vnter den geyfl zu »ersten befölen ist / das alle vnser werck gvtti-
seyn vnd nit vnßer.
f Des vierden. 5
Williger gehorsam / demütickeit / vndettmickett aller gemalt vmb
gotti- wolgefallen willen / als der Apostel S . tyttx9 sagt an alle- wtdder-
pellen / (lagen vnd murmulen.
Da gehört her / alle- «a- von gehorsam / demut / vntertenickeit / ehrbietung
geschrieben ist. xo
1s D e- sunfften.
Gedult / sanfftmütickeit / güttickeit / fndlickest, darmhertzigkeyt / vnd
aller dinge ein süße- freundlich- Hertz / an allen haß / zorn / bitterkeit gegen
eynem -glichen mensche / auch den feyndr.
Da gehören her / alle lere von der gedult sanfftmätigkeit / fnd / eynickeit. xz
5 De- sechsten.
Keuscheyt / -acht / schamhafftickeit in wercken / Worten / beerden / vnnd
gedancken. Auch meßickeit yn effzen / tnncken / schlaffen / vnnd als wa-
ber keuschest fürderlich ist.
Da gehören her / alle lere vö der keuschest / fasten / nächter / mesflg sein / w
beetk / wache / arbeyte / vnd «0 mit keuschest behalten witt.
1s De- siebenden.
m e Armut de- geyste- / mildickeit / Willigkeit seyner 1 gütter zu leyhen /
vnd geben / an allen geytz vnd begirde leben.
Da gehören her alle lere / von dem geytz / vnrechtem gut / wucher / list / «5
betrüg / schaden / hynderniß de- nehsten am zeytlichen gut.
1s De- achten.
Gin fridsame / haylsame zunge / die niemöt schadet vnd yderman
fnnmnet / die die vneynigen sunet / die vorlesterten entschuldiget / vsi Vor
sicht /d a - ist / warheit vnd eynfeltickeit in Worten. 3»
Da gehören her / alle lere / vom schweygen vnnd reden / da- de- nehsten
ehre / recht / fach / vnd selickeyt antrifft.
gott rote von y-m gesagt wirk / es sey ym Üben oder sterben / der macht
alleyn eynen Christen menschen vnd erlanget von gott alles was er rotl /
den mag keyn btße falsches Hertz haben / dan das ist eyn lebendiger glaub
vnd der roirt gepoten ynn dem ersten gepott / das do sagt ich byn deyn
gott / du solt keyn ander götter haben / drüb ist das roortlin / Inn / fast s
rool gesetzt vnd mit vleyß war zu nehmen / das wir nit sagen. Ich glaub
*6 b i gott dem Datter / odder von dem vatter / sondern Inn gott den vatter.
In Ihesum Christu / In den Heyligen geysk Dnd den glauben soll man
niemant geben / dan alleyn gott / darumb / roirt die gottheyt Jhesu Christi
vnd des Heyligen geystes damit bekant / das wir ynn yhn gleych rote ynn x«
den vatter glauben. Dnd wie es eyn gleych glaub ist in alle drey Person /
ßo seyn die drey Person auch eyn gott.
Szo er dan almechtig ist / was mag mir geprechen / das er mir tut
geben vnd thun müge?
Szo er schipfer hymell vnd erden ist / vnd aller ding eyn hen wer
w il mir ettwas nehmen oder schaden? ia wie wollen mir nit alle dingk
5 zu gutt turnen vnd dienen / wan der mir gutt gan / dem ste alle gehorsam
vnd vnderthan seyn?
Die weyll er dan gott ist / ßo mag er vnd weyß wie ers machen
mit mir soll auffs beste.
Die weyll er vatter ist / ßo wil ers auch thun vnd thut es hertz-
10 lich gerne.
Die weyll ich daran nit zweyffell vnd setz meyn trew alßo in yhn /
ßo bin ich gewiß sein kindt / diener vnnd erbe ewiglich vnd wirt mir ge
schehen wie ich glaub'
D as Dritte Teyll.
IC H glaub ynn den Heyligen w / w he»««» ShnA.
liche Kirche / eyn gemeynschafft der Heyligen / eyne vorgebung der 35
fund / auffersteung des fleysches / Vnd eyn ewiges leben / A M E N .
aoE 1 1 D as ist.
Ich glaub nit allein / das der heylig Geyst / ein «arhafftiger gott
ist mit dem Vatter vnd Sun / Sondern auch ynn vnd zu dem Vatter /
10 heyfam B 21 vyd (st. vnd 1.) B
des Glaubens, eine kurze Form des Vaterunsers. 1520.
51
durch Shristü vn seyn leben / leyden / sterben ond alles was von yhm ge
sagt ist / niemant summen noch ettwas desselben erlangm mag / on des
beyligen geysts werck / m it milchen der D atter vnd der S u n / mich vnd
alle die seynen / rüret / wecket / ruffet / heucht / durch vnd ynn Christo
5 lebendig / heylig vnd geystlich macht / vnd alßo zum D atter bringt / dan
er ist bas / da mit der vatter durch Christum vnd ynn Christo / alles wirckt
vnd lebendig macht.
1 Ich glaub / das do sey auff erden / ßv weyt die wett ist / nit mehr / «9W
dan eyne heylige gemeyne Christliche kyrche / «ilche nicht anders ist / dan
ie die gemeyne odder samlung der Heyligen / der fhimett / gläubigen menschen
auff erden. Milche durch den selben Heyligen geyst vorsamlet / erhallen
vnd regiret wirt / vnd teglich yM den sacramenten vnd wort gottis ge-
mehret.
Ich glaub / das niemant kan selig werden / der nit ynn dißer gemeyne
x5 erstünden wirt / eyntrechtlich mit yhr haltend / in eynem glauben / wort /
sacramenten / Hoffnung vnd lieb / vnd keyn Jude / Ketzer / Heyd oder sunder /
mit yhr selig werde / es sey dan / das er sich mit yhr vorsune / voreynige
vnd yhr gleychformig werde / in allen dingen.
Ich glaub das in dißer gemeyne odder Christenheit / alle ding ge-
ao mevn seynd / vnd eyns -glichen guter des andern eygen / vnd niemant ichts
eygen sey / dammb mir vnd eynem -glichen gläubigen / alle gepett vnd
gute werck der gantzen gemeyne / tzu hülst kurnmen / beystehn vnd stercken
muffen / zu aller tzeyt ynn leben vnd sterben / vtt alßo ein yglicher des
andern pürden ttegt / wie feitet P aulus leret.
25 Ich glaub / das do sey yn der selben gemeyne / oft sonst nyrgend /
vorgebung der fund / das außer der sel'ben nit helff / wie vill vnd groß die -- ®
gute werck ymmer seyn mügen / hur fund vorgebung / aber ynner der selben
nit schade / wie vill / groß vnd offt gesundiget «erden mag / zur vorgebung
der sunde / milche bleybt / wo vnd wie lange / die selben eynige gemeyne
30 bleybt. Milcher / Christus die schluffel gibt vnd spricht M atth, xviij.
M as yhr werdet auff binden auff erden / soll auff gepunden seyn yn dem
hymell. Desselben gleychen zu dem enhelen Desto an statt vnd bedeutüg
der entzelen eynigen kirchen M att. xvi. M as du wirst auff binden rc.
Ich glaub / das do zukunfftig ist eyn aufferstheüg der todten ynn
35 «ilcher / durch den selben Heyligen geyst wirt Widder auff erweckt werden /
alles Aeysch / das ist / alle menschen noch leyb odder fleysch / frum vnnd
btßen / alßo das eben das selb fleysch das gestorben / begraben / vorweßen
vnd mancher weyß vmbkummen ist / Widder kurnmen soll vnd lebendig
«erden.
40 1 Ich glaub / das noch der aufferstehung seyn w itt ein ewiges leben **>w
der Heyligen / tmb ewiges sterben der sunder / vnd tzweyffell on dem allen
nit / der Datter durch den Sun Jhesum Christum vnßern henn / mit vnnd
yn dem Heyligen Geyst / werd mir bise stuck alle lassen geschehen / das
heyst / A M E N / das ist. Es ist trewlich vnd gewiß wäre.
% Hie nach folget das Datter vnßer. 5
D ie erste b itt.
Geheyliget werde dein name.
% Die Meynung ist.
10 1s O almed)tiger got / lieber hymelischer vatter / dein heyliger namen
w itt duff dißem elenden iamettal / leyder / ßo manichfeltig / vorunheyliget /
belestett vnd geschmecht / w itt vielen dingen zu geeyget / da deyn eere nit
an ist / w itt auch in vielen stücken / vn zu funden mißpraucht / das auch
das schendlich leben / wol ein schand vnd vneer / deyns Heyligen namens
15 möcht heyffen.
Szo gib vnß deyn göttlich gnade / das wir vns vor alle dem be
hüten / das nit zu eer vnd lob / deynes Heyligen namens reycht. H ilff das
alle zeuberey / vnd falsche fegen abgethan werden.
H ilff das allerley beschweren des teuffels oder creaturen / durch deynen
*0 namen / auff höre. H ilff das alle mißglauben / vnd vbirglauben / außge-
wurhelt werden. H ilff das alle ketzerey / falsche lere / die sich yn scheyn /
deyns namens dargeben / zu nicht werden. H ilff das aller 1 falscher 2mW
scheyn / der warheit / frumkeit / heylickeit / niemSt betriege. H ilff das
niemat bey deynem namen schwere / lige oder triege. Behüt vns vor
•5 allem falsch- tröst vnter deynem namen errichtet. Behüt vns vor aller
geystlicher hoffatt/ vnd eyteler ehr / zeytlichs rumbs od' namens. H ilff
das wir / yn allen vnßern ntdten vnnd geprechen / deynen heyligen namen
mugen anruffen. H ilff das wir in der angst vnßers gewissen / vnd am
leyten sterben / deynen namen nit vorgeffen. H ilff das wir / in allen
30 vnßern güttern / «orten vki wercken / dich allein 1loben vnd eeren / nit vns u e
dauon eyn namen geben odder suchen / sundern dir allein / des alle ding
allein seynd Behüt vns / vor dem schendlichen lasier der vndanckparkayt.
H ilff das auß vnßern guten wercken vnd leben / alle andere gereytzt werden /
nit vns / ßondern dich in vns zu loben vn deynen namen eeren. H ilff
35 das auß vnßern btßen wercken odder geprechen / niemant geergett werd deyn
namen / zu vneeren / odder deyn lob nach zu lassen. Behüt vns / das
wir nichts begeren Widder zeytlich noch ewig / das nit deynes namens
eere vnd lob sey / vnd ßo wir solchs werden bitten / wollest vnßer torheyt
vnd vnfrid / vnd laß zu kummen deyns reychs tugent / den frid vnd eynickeit /
vnd M e rüge. Hilff vns / das nit zorn / oder ander biterkeit / yn vns
seyn reych vbirkomme / ßondem durch deyn gnade / yn vns regire einseitige
süßickeit / vn brüderliche trew / vn allerley frundtschafft / miltickeyt / sanfft-
mütickeyt rc. Hilff / das nit vnordige betrübniß vü schwermntickeit / yn
vns sey / sonder laß zu fönten die freudt / vnd lust / yn deyner gnade vnd
barmhertzickeit. Dnd endlich das alle sunde von vns gewandt werden /
vnd wir deyner gnaden aller tugent vnd guter werck voll / mügen dein reych
werden / das alle vnßere Hertz / mut / vtt synn / mit allen crefften inwendig
vnd außwendig / dir / deynen gepoten / vnd willen vntetteniglich dienen /
vnnd sich allein von dir regiren lassen / nit yhn selbs noch dem fleysch /
weit odder teuffell folgen. Hilff / dav solch dein reych. angefangen in
vns / zunehme / vnd teglich fich bessere vnd mehre / das vns nit vberfalle /
die listige bößheyt / die tragheit zu gottis dienste / auff das wir / nit wider
zu rücke fallen / sondern gib vns ein ernsten fursatz vnd vormügen nit allein
antzuheben frum sein / sondern vill mehr kecklich darymen fortgehn vn voln-
brengen / wie der Prophet sagt. Erleucht meyn äugen / das ich nit ent*
schlaff odder faull werde ym angefangen guten leben / vnd der feyndt/meyn
16 Zaghaftigkeit 18 eifrigem 24 brüderlche B 25 undiszipli
nierte 28 werck / voll B 34 teagheit B 38 einschlafe
des Glaubens, eine kurze Form des Vaterunsers. 1520.
55
alßo widderüb gewaltig werde. Hilff das wir alßo bestendig bleyben /
vnd das deyn huküfftig reych dißes angefange dein reych beschließ vii volende.
Hilff vns auß dißem sundlichen / ferlichen leben. Hilff vns / yhenes leben
begeren / vnd dißem feynd werden. Hilff vns / den todt nit fürchten /
s sondern begeren. Wend von vns die lieb vü anhangen dißes lebens / auff
das alßo dein reych / yn vns aller ding volnbracht werde. Dnd in diße
pitt gehören / alle Psalm / verß / vnd gepeet / da mä gnad / vn tugent vö
gott bittet.
11 Die dritte bitt.
«• Dein rville geschehe als im hymell
vnd auff der erden.
1 Meynung.
V Vnßer wille / gegen deynem willen geachtet / ist nymmer gut /
sondern alheyt böß. Dein wille aber / ist alheyt der beste / vberauß auff
*5 das höchste zu lieben vnd hu begeren. Darnb erbarme dich vnßer 0 lieber
vatter. Vnd laß nit nach vnsern willen ettwas geschehn. Gib vnd lere
vns / xtö)t I gründliche gedult haben / wen vnßer wille geprochen wirt
odder vorhindert. Hilff / ßo yemand ettwas redt / schweygt / thut oder
lest / das vnßern willen Widder ist / das wir nit drumb hornigk vnd böß
*> werden / nit fluchen / nit clagen / nit schreyen / nit richten / nit vordamnen/
nit vorsprechen rc. Hilff das wir vnsern widdersachern vn vorhindern
vnsers willens / demütiglichen weychen vnd vnsern alßo faren lassen / das
wir fle loben / gebenedeyen / wolthun / als denen / die deynen göttlichen
allerbesten willen / wider vnßern willen vvlnbrengen Gib vns gnade /
85 das wir allerley kranckeit / armut / schwach / leyden / vnd widerwertickeit /
willig ttagen / vü erkennen das daffelb dein göttlicher wille sey vnsern
willen zu creuhigen. Hilff vns / das wir auch vnrecht gerne leyden /
vnd behüt vns vor der rach / laß vns nit böß mit böß betzalen / gemalt
mit gemalt vortreyben / sondern in solchen deynen willen der vns daffelb
30 zufügt / wol gefallen haben / dich loben vnd dir dancken. Laß vns qit dem
teuffell / oder büßen menschen zu rechnen / wan vns ettwas wider vnsern
willen begegent / sondern allein deynen göttlichen willen der solchs alles
ordinet / zu vnßers willens hindemiß / vnd zu mehrer selickeit / yn deynem
reych. Hilff vns / das wir willig vii frtlich sterben / vnd den todt / in
35 deynem willen / gerne auffnehmen / das wir nit mif vngedutt odder vor-
hagung / dir vngehorsam werden.
Hilff / das wir alle vnßer glid / äugen / Hungen / herhen / hend vtt füeß /
nit yhrer begirdr / noch willen / gelassen werden / sondern in deynen willen
gefaugen / 1 gestockt vnd geprochen werden.
5 anhlngiichkeit an 21: verklagen 33 höherer 38 ergeben
39 festgelegt (vgl. Hi. 13, 27. 33. 11)
E ine kurze Form der zehn Gebote, eine kurze Form
ergern / ob dem btßen exempell der vbirkeyt. Behüt vns vor ketzerischen /
vnd abtrinnigen lerem das wir in eynem teglichen brott / eyn teglicher
lere / vnnd wort Christi / eyns bleyben. Leme vns / durch deyne gnade.
Christus leyden / recht betrachten / hertzlich fassen / vnd seliglich yn vnßer
s leben bilden. Laß vns / des Heyligen waren leychnamß Christi an vnßerm
letzten ende nit beraubt werden.
Hilff das alle Priester / das hochwirdig sacrament / wirdiglich vnd seliglich
zu der gantzen Christenheit befferung handeln vft brauchen. Hilff das
wir vnd alle Christen / das heylige sacrament / zu seyner tzeyt / mit gnaden
1 0 seliglich empfahen. Vnd summa summamm / gib vns vnßer teglich brott /
das Christus in vns vnd wir in yhm ewiglich bleyben / vnd dm namen /
das wir vö yhm Christen heyffen wirdiglich tragen. I n biße pxtt / ge
hören alle gepeet oder Psalmen / das man für die vbirkeyt pittet / sonderlich
wider die falschen lerer / für die Juden / Ketzer / vnd alle / yrrigen menschen /
*5 auch für die alle betrübte / vnd trostloße leydende menschen.
Hilff allen menschen / die in todts nüten / vnd in der anfechtung solcher
vortzweyffelng gemgstet sein /vnd -onderlich dem. N. odder dem .N.
Erbarme dich auch aller armen seelen/ym Fegfewr / sonderlich.N. vnd
.91. Vorgib yha vnd vnß allen vnßere schulde / trifft fle / vtt nym fit
zu gnaden. Mb vns deyne güte vor vnßer büßheit / wie du vns ge- $
y>E poten hast zu thun Stille den grausamen affter'reder / anclager / vnd groß-
macher vnßer suude den büßen geyst / itzt vnd an vnßem ende / vnd yn«
alle« engsten des gewissen / die weyll wir auch affterreden vnnd der menschen
fund groß zu mache« / vns enthalten. Richte nit vns nach anclage /
des teuffels / vnd vnßerS elenden gewissen vnd erhüre nit die stymme u>
vnßer feynde / die vns tag vnd nacht / für dir schuldigen / gleych als wir /
nit hören wollen / die affterreder / vnd vorclager / der ander. Nym von
vns die schwere last aller fünde / vnd gewissen / auff das wir mit leychten /
frilichen hertzen / in gantzer zuuorstcht / deyner barmhertzickeit / leben vnd
sterben / leyden vnd thun mugen. Vnd in diße pitt gehören alle Psalm 15
vnd gepeet / die vmb fund / die barmhertzickeit gottis anruffen.
D ie siebende bitt.
Sondern erloße vns vö dem vbell.
V Die Meynung.
so 1 Diße bitt / bittet vor alles büße der peyn vnd straffe / wie dan
die heylige kirche thut in den litanien. Erloße vns O vatter / von
deynem ewigen tzorn / vnd der hellischen peyn.
Erloße vns / von deynem gestrengen vrteyl / ym todt / vnd am Jüngsten
tage. Er'ltße vns von dem schnellen gehenden todte. Behüt vns vor e
ss waffer vnd Um / vor blitzen vff hagell Behüt vns vor Hunger vnd tewre
zeyten. Behüt vns vor kriegen / vnd blut vorgiffen. Behüt vns / vor
deynen grossen plagen / pestilentz / ftantzoßen vnd andere schwere kranckheyt.
Behüt vns / vor allem vbell vnd nöten / des leybs. Szo doch das yn
dißen allen / deyns namens eere / deyns reychs mehrunge / vnd göttlicher
30 Wille sey. AMEN.
Amen.
T H ilff gott / das alle diße bitt / w ir vngetzweyffelt erlangen vnd
laß vns n it daran tzweyffelln / du habst vnd wirst vns hyrynnen erhören /
das es ia / vnd nit neyn odder tzweyffell sey.
ss Szo sprechen w ir frölich. Amen. 2)as ist war vnd gewiß.
_________________________ A M E N _________________________
Jhestis. 35
M n fmmen Christen Die Diß buch
lin lesen obber Horen / ©nab tmb frib von 90t / Amen.
fEt<£benebepet bff gelobt sey got bet vatter vnsers Hern Jesu Christi /
v ? J b e t zu hießen zeit? ßo viel Hertzen erleucht / vn Christlichen vorstanb
auch in be leben erweckt bas man in aller weit ansähet / rechten vnter- 40
scheyb zusehen / der geserbeten vnb gleyffenber kirchenn / obber geystlickeit /
1) Das exemplar X X . VIII. 35,4 der Zwickauer Ratsschulbibl. trägt
die Widmung von L.s hand: Herrn anno Molphordt.
so durch römische Bulle unrechtlich, verdammt sind. 1521. Hx
vonn der recht grundgutten kirchen / die vns biß her ßo lange mit Heyligen
kleydern / Herden / wercken / vnd der gleychen euserlichen scheynen vnd
menschen gesehen vorporgen vnnd vorseht geweßenn / das wir auch zuleht /
mehr mit gelt geben / den mit gleuben / selick zuwerde geleret sein. Es
5 » tl vnd mag (als wir sehen vnd billich hoffen vnd bitten sollen) sein got-
liche gute / solchen grewel vn yrthum in seiner kirchen wutend nit lenger
dulden Amk Ame. Wilcher seyner gotlichenn gutte / vnter andern / das
nit ein gering zeychenn ist / das er newlich etliche tyrannen der Christen
heit / ßo blind vnnd mit einem schwinde! geyst yrr gemacht hat / das sie
10 eine Bullenn habenn zu yhrer selbs höchsten schand vnd mercklichem vn-
widderstatlichem abfal lassen außgahn / darynnen sie auch des vergessen / da
mit 1 sie bißher / die welt betrogen vnd generret ^aben. Nemlich / den 57 Er
guten scheyn vfl gleyffende färbe / dann 1 sie ßo öffentliche warheit vordampt 54 ei
haben / das gahr nah / stein vnd holh Widder sie schreyen / vnd nie kein
15 Bulle ßo schmechlich / vorachtlich / schimpflich empfangen ist. G ot wolt
solch sein werck angefangen / noch seyner bannherhickeit / volhihen vn vns
gnad geben / solch sein gnade erkennen / bedancken / vn vmb ein seligs auß-
furen ernstlich bitten / das die arme feien nit mehr / so kleglich durch solch
triegerey vü gauckel vorfuret werden / Amen / Amen.
*0 1 Derhalben ich genent D . M artinus Luther von herhen erfrewet / 3, x w
mir furgenummenn / zu weyterer vnterricht vnd endtdeckng der falschen ge-
ferbeten kirche / die artickel allesampt mit grüdlicher schrifft bcweysen /
damit ein yglicher sich selb muge schuhen / Widder die blinden schyrmschleg /
ßo solche gauckeler pflegen furhuwenden / ob sie villeycht ein mal zu sich
*5 selbs woltk kommen / vnd yhr gleyssen der warheit / yhr gauckelen dem
ernst / yhr färbe de grüd / raume lassen / doch muß ich zuuor ein außrede
thun duff etliche behichtigung / ßo sie auff mich treybe. Dnd zum erst laß
ich die fare / da sie myr schult gebenn / ich sey peyssig odder ungeduldig /
de ich mich des nit fast entschuldig / darumb das ich das nit than hab in
30 den buchlin / da ich Christlich lere gehandelt habe / ßondern allein in den
Hadder fachen / vnd Herrischen question / vom Bapstum / ablaß / vnd der
gleychen gauckerley / dareyn sie mich gedrunge habk / das auch fachen sein /
die nit wirdig noch leydig sein geweßen / ßo vieler / schweyg dan / simntlicher
vnd fridlicher wort.
35 ( S s 3 t hebenn myr auff / das ich eyniger allein mich erfur thue yderman
^ ^ z u lerenn / da antwort ich auff / das ich mich selb noch nie dar than
habe / ßondern alheit zu winckel krauchen geneygt / sie habenn mich aber
mit list vnd gemalt erfur tzogen / preyß vnd ehre an mir zuerlangr. Nu
2 gebärden 3 verdeckt 11 verfall, der nicht wieder rückgängig
gemacht werden kann 14 fast 16 Phi. 1 ,6 23 törichten luftstreidle
26 weichen Verteidigung 29 hab fehlt hs. 32 gjutkeley hs. (vgl.
W. A. 7, 892) 33 vertragen hätten dan fehlt hs. 35 werfen mir vor
62 Grund und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers,
ßo yhn das spiel mißlingt / bin ich für yhne der ehrgeytzickeit schuldig.
Vnnd ob es gleich war were / das ich allein mich hette auff geworffen /
^ f i weren fle1 dennoch damit nit entschuldigt / wer weyß ob mich 1 got datzu
beruffen vnnd erweckt hat / vnnd yhn zufurchten ist / das fle nit got in mir
vorachten. $
Leßen wir nit daS got gemeyniglich nur einen Propheten auff eine
zeit auffweckt ym alte testament? Moses war allein ym außgang von
Aegyptenn / Helias alleyn zu kunig Achabs zeyttr / Heliseus auch allein nach
vhm / Jsaias war allein zu Hierusalem / Oseas allein zu Israel/Hieremias
allein in Jude« / Ezeckel allein zu Babylonien / vnd ßo fort mehr / ob fle *o
schon viel iunger hetten / die auch Propheten kinder hieffenn / ließ ehr doch
nit mehr den einen allein predigen / vnd das volck straffen«.
Datzu hat er noch nie kein mal de vbirsten Priester odder andere
hohe stend zu prophete gemacht / sondern gemeyniglich nyderige / vorachte
Person aufferweckt / auch zuletzt den hirtten Amos / außgenummen den i5
konig Dauid / wie wol er auch von nydrigem stand zuvor kam. Alßo
haben die liebenn heyligenn altzeit Widder die vbirsten / kunig / fürsten /
Priester / gelerete / predigen vnd schelten muffen / den halß dran wagen vnd
lassen / wie es dan auch geschehen. E s fureten auch zu den selbigen
3ijw zeyttenn / die großen hanßen Widder 1die heylige Propheten« / kein ander so
widderwort / denn das fle die vbirsten weren / man solt yhn gehorchen /
vnd nit den geringen vorachtk Propheten / wie das Hiere. xviij. schreybet /
alßo thut man itzt auch. Es sol alles vnrecht sein / was der Bapst / die
Bischoff vnd gelereten nit leyden wollen / man sol fle nur Horen / ob fle
schon sagenn was fle wollen. sz
Dnd ym newen testament / sein fle nit auch seltzam geweßen / die
rechten bischoff vnd lerer? Sanct Ambrosius war zu seyner zeit allein /
nach yhm S . Hieronymus / vnd darnach sanctus Augustinus. Datzu hat
got nit viel hohe grosse bischoff datzu erwelet / sanct Augustin war in einer
kleynen vnberumpten eynigen stad Bischoff / hat er aber nit mehr than dan 30
alle Römische Bepst mit alle yhren mit bischoffen / das fle yhm auchs
56 ei waffer nit reychen mugenn. Szo ists yhe war /das alle ketzerey 1 durch
bischoff vnd gelerete entstandenn odder yhe gesterckt sein / wie sol man denn
59 Ei nw flcher sein bey yhn / 1 nw sie nit mehr der kirchen wartten / vtt weltliche
Hern worden sein / so zu der zeyt fle ßo ferlich waren / da fle besser / ge- 35
lereter / heyliger vnd sieysflger waren / noch wollen wir yhe blind sein.
Ich sage nit / das ich einn Prophet sey / ich sag aber / das yhnen ßo
viel mehr zufurchten ist / ich sey einer / ßo viel meer fle mich vorachten /
vil flch selb »achten / Got ist wüderlich in seink wercke vü richte / der nit
achtet hohe Mennige / grosse / kunst odder gewalt. wie psal. c.rxxvi. sagt / 40
Atta 0 longe cognoscit. Byn ich nie rinn Prophet / ßo bynn ich yhe doch
gewiß für mich selbs / das das wort gotis bey mir / vnd nit bey yhnen
ist / denn ich yhe die schufst für mich habe / vn sie allein obre eygene lere /
D as selb mir auch de mut gibt / mich ßo wenig zufürchten sirr yhnen /
5 also viel sie mich vorachte vn vorsvlge. E s warenn gar viel Esel in der
wett zu Balaams zeitten / noch redet got durch keynen / denn allein durch
des selben Balaamß esel / E r spricht ym.xiij. Psalm / zu den selben grossen /
Ahr habt geschendet die gutten lere / des armen Predigers / darumb das er
in got trawet / als sott er sagen / die weyl er nit groß / hohe / vnnd ge-
10 wältig ist / muß sein lere für euch falsch sein.
S ie sagen auch / ich bring new ding auff / vnd sey nit zuuormutten /
das alle andere ßo lange geyrret haben. D as musten auch die alten
Propheten Horen / Wen der zeyt lenge sott gnugsam sein / zur außrede /
hette die Juden die allerbesten fache wider Christum gehabt / des lere
15 anders wäre den sie in tausent iaren gehört hatten. Auch hetten die
Heyden billich die Aposteln vorachtet / die weyl yhr forfahrn / mehr de drey
tausent iare viel anders geglaubt hatten / es sein morder / ehebrecher / dieb /
blieben von ansang der weld / bleybenn auch biß anß ende / sols drüb recht
fein? Ich predige nit newe ding / ich sag das alle Christliche ding sein
*0 bey denen vntergangen / die es sotten 1 habe hatten / nemlich die bischoff 57 &
vnnd gelereten / daneben ist mir nit zweyffel / es1 sey die warheit bißher 3*5 w
bliebe in etlichen herhen / vnd soltens eyttel kind in der 1 wigen sein. E s L o s
blevb auch der geystlich vorstandt des gesehs / ym alteü testament bey
etlichen geringe / er ging aber vnter bey den hohen Priestern vnd gelereten /
*5 die yhn hatten sotten. Also spricht Hiere. v. das er bey den vbirsten
weniger vorstand vnnd recht fünden habe / den bey den leyen^ vnnd ge-
meynem volck. Alßo ists auch itzt / das arm pawrn vnnd krnder baß
Christum vorstan / den Bapst / Bischoff / vnnd dottores / vnd ist alles
vmbkeret.
y> Wollen sie aber yhe nit anders / wolan sie lassen mich einen Heyden
sein / was wolten sie antwortten / odder wie wollen wyr vns dar zu
stellen, wen vns der Turck vmb vnsers glaubens gründ stagette / der nichts
dar auff gebe / wie viel / wie lange / wie groß leut ßo adder fünft gehalte
hetten? W yr mustr yhe aller dinge schweygen / vnd yhm die Heyligen
35 schufst ym gründ anheizen. E s olt gar schimpflich vnnd lecherlich seyn /
ßo man yhm « o lt sagen. S ih e da / ßo viel pfaffen / bisschoff / kunig /
fürsten / land vnd leut haben ßo lange das vn das gehalten. Alßo thu
man mir itzt auch / laß doch sehen / wo stet odder ligt vnßer gründ vnnd
bester vorrhadt / lasst yhn vns ein mal ansehen / zum wenigsten vmb eygener
40 sterck odder andacht «ille. Sollen wyr so grossen gründ haben / vnnd den
selben nit wissen/ vnd für yderman pergen/ßo yhn Christus hat wollenn
so gar öffentlich gemeyn vnd yderman bekant haben. Wie er sagt Matth, v.
Man zündet nit eyn licht an vnnd setzet das vnter eyn körn maß / ßondern
auff de leuchter / auff das es allen denen leuchte / die yhm hawße seyn.
Lies doch Christus seyn hend / fuß vnnd seyten tasten / auff das die iunger
seyn gewiß weren. Warumb sotten wyr den auch die schrifft / die do war- 5
lief) Christus geystlicher leyb ist / nit tasten vnnd pruffen / ob es die sey /
ynn wilch wyr glewben odder nit / de alle ander schrifft sein ferlich /
58 ei 1mochten vielleicht fliegende geyster seyn / die nit fleysch noch beyn haben /
wie Christus hat.
Damit ich auch dene w il antwvrttet haben / die mir schuld gebe / xo
61 e* ich vorwerffe alle heylige lerer der kirchen. 1Ich vorwirff fle nit. Aber
die weil ydermS wol weyß. das ste zu weilen geyrret haben / als menschen /
wil ich yhn nit weytter glawben geben / den ßo fern fle mir beweysung
yhrs Vorstands auß der schrifft thun / die noch nie geirret hat. Vnnd
das heyffet mich santt Pavel .i. Tessal. vlt. da er sagt. Pruffet vn be-1$
»erst zuuor alle lere / wilche gut ist / die behaltet. Desselbr gleiche schreibt
sant Augustin zu sant Hieronymo. Ich hab erlernet, allein denen bucher
die die heiligen schrifft heissen / die ehre zu thun / das ich festiglich glewbe /
keiner der selbe beschreiber habe yhe geirret / alle ander aber / leße ich d'
Massen / das ichs nit für war hab / was fle sagenn / fle beweisen mirs den -0
mit der heiligen schrifft odder öffentlicher vornunfft.
317 w 1 Es muß yhe die heilige schrifft klerer / leichter vnnd gewisser sein /
den aller anderer schrifft. Synte mal / alle lerer / yhre rede / durch die
selben alß durch klerer vü bestendiger schrifft / beweren / vnnd wollen yhre
schrifft / durch fle befestiget vnnd vorkleret haben / ßo mag yhe niemäd ein -z
türfei rede durch ein mehr tunckel rede beweissen / der halbenn vns die not
dringt / mit aller lerer schrifft / yn die Biblien zulauffen / vnd alda gericht
vtt vrteil vber fle holen / den fle ist allein der recht lehen Herr vnd Meister
vber alle schrifft vnnd lere auff erden. So aber das nit sein sol / was sol
vns die schrifft? ßo mehr vvrwerffen wir fle / vn lassen vnß genügen an 30
menschen bucher vnd lerer.
Ob mich nu wol viel großer hansenn darumb neyden vnnd vvr-
fvlgenn / erschreckt mich nit / ia es ttostet vü sterckt mich. Syntemal es
offenbar yn aller schrifft ist / das die vorfolger vn neider gemeinickglich
vnrecht / vnd die vorfolgete / recht gehabt haben. Dnnd altzeit / der großer 3$
Hauff bey der luge / der weniger bey der warheit gestanden ist. Ja ichs
weiß / wo mich geringe vnd wenig menschen drumb anföchte / das es noch
59 ei nit auß got 1 were / was ich schrieb vnnd leret. Es hat sanctus Paulus
62 E- durch sein lere viel auffruhr erweckt / wie wyr yn Actis leßen / es war
darüb nit falsch seine lere. Warheit 1 hat alltzeit rumort / falsche lerer 40
i M t 5, 15 4 Jo. 20, 27 8 Eph. 2, 2 14 Verständnisses
15 1. Th. 5, 2i 17 ep. 82, 3, 24 (MSL. 33, 286) 20 hat A
28 lehnsherr
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521. 65
haben alyeyt / frid vnd frid gesagt / wie Esaias vnd Jhere. schreibe.
Darumb ßo w il id) / vnangesebenn den Bapst mit seinem grossen Haussen /
die artickel ßo yn der Bulle vordäpt mit freuden / ßo viel mir got gnad
gibt / erretten vnnd schützen» / traw sie von gottis gnaden für vnrecht wol
5 -»erhalten / für gewalt aber / ist n it mehr hie dan ein armer Corper /
den besilh ich got / vnd seiner heiligen / oft durch den Bapst / vordampten /
warheit. Amen.
i ja. 1, 5 ff. 4 woge 6 eyn solch man ist hs. 10 bettett hs.
i i betrewet A, berewet hs. 17 Rö. 14. 23 25 Rö. 1, 17 Hbr.
io, 38 26 Hab. 2, 4 allet A 27 viuer A 33 Mc. 16, 16
36 die wirt der tauff / a 37 AG. 8, 37
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind 1521. 67
glewbte. Vn wyr sehen noch teglich / das yn aller wett / wo man teuffet /
-uuor fragt / das kindt obbr die gefattern an stat des getaufften / ob er
glewbe / vnd auff yhren glawben vnd bekentniß / tauffet man vud gibt hyn
das Sacrament. Wie vormiffet sich den nu diße ketzrische lesterliche
5 bullen / Widder alle schufst / Widder alle wett / Widder aller Christen brauch
vnd glawben / -u leren / man durste1nit glewbe / noch rewen / noch guttis 62 x»
gebende / ist das doch so grob vnchristlich / das es niemät glewben würd /
wo die Bullenn nit vorhanden« were / das ymand alßo vnsynnige lere
sott halten / ich hoff sie werden sich der Bullen / yn yhr her- scheinen /
1 0 vnd yhn nit lieb were / das fle teusch von den leyen geleßen würd.
Weytter sagt sanct Paulus / Ro. x. auff das mä frum werd / ist
not / das man von hertzenn glewbe. Spricht nit / ist not / das man bte
Sacramet empfahe / denn an leiplich empfahen der Sacrament.1(ßo sie nit 65 e*
vorachtet werden) kan man frum durch den glawben werde / aber on den
15 glawben / ist kein Sacrament nutz / ya aller ding tödlich vnd vorderplich.
Auß d' vrsach schreibt er. Ro. iiij. Das Abrahä hat got geglawbt odder
getrauwet / vnd der selb glawb ist yhm gerechnet / für gerechtickeit odder
stumkeyt / wie das Moses Gen. xv. zuuor geschriben hat / vnnd sey darumb
geschribenn / das w ir wissen sollen / wie das auch vnß kein ander ding /
2 0 frum vnd gerecht mache / de der glawbe / on welchen yhe niemät mit got
briefen glawbete. Nu handelt got mit vns nit anders / wie wyr sehe
öffentlich / denn mit seinem heiligen wort vtt Sacrament / milche sein gleich
wie zeichen odder sygel seiner wort. Szo muß yhe not seyn für allen
dingen / der glaub / zu solchen Worten vnd zeichenn / denn wo got redet
jo vnd zeichet / da muß man glewbi auß gantzem festen hertzen / es sey alßo /
wie er redet vnnd zeichet / auff bas wir yhn nit für einen lugener odder
gauckeler haltenn / ßondern / für trew vnnd warhafftig. Vnd dießer glawb
gesellet got auffs aller hohist / vn gibt yhm die hohisten ehre / als / das
er warhafftig sey vnd ein gerechter got. Darumb auch de selbenn er»
35 widerumb vnß rechnet / als eyn grundgutte / gnugsam frumkeit / zur
selickeit.
Die weil denn yn einem iglichen Sacrament ist ein 1 gotlich wort 63 e
vnd zusagen / darynn got vns anbeut vnd zusagt seyn gnade / ists werlich
nit gnug / de rigel abzuthun / wie sie sage / Sondern es muß ein vn-
wamkender vnschwanckender glawb da sein ym hertzen / der die selbige
zusagung vnd -eichen auffnehm / vnnd nit zweiffel es sey alßo / wie got
aldo / zusagt vnd zeichet. Szo voxxt yhm gewißlich die gnad gebr / noch 5
laut der züsagüg / vnd außweisen des Zeichens odder Sacraments. Is t
66 £• der 1glawb nit da / ßo ist nit allein vorlore / der abgethane rigell / Sondern
got w itt aldo auffs hohist gelestett vü vnehret / alß were er ein lugener
odder leichtfertiger gauckler. Vnd geben alßo dan die Sakrament / nit allein
kein gnade dene / die de ngel abthun / ßondem alle vngnad / zorn vü vn- xo
gluck / das es besser ist / wett von de Worten vnd zeichen odder Sacra-
mentr gottis / ßo der glawb nit da ist.
Alßo / die «eil die tauffe ein gotlich zeiche odder sygil / w itt geben /
yn crafft der zusagung vnd wort Christi. Marci vlt. Wer do glewbt vü
taufst ist / der w itt selig. Szo muß yhe der do taufft w itt / biege wort /15
für warheit halten / vnd glewben er werd gewißlich selig / wo er taufst
w itt / lauts der selben wort / vnd deutung deffelbe zeichks / gleubt er aber
nit / ßo seind diße wort vnnd zeichenn gottis Vorgebens da / vnnd w itt
damit got vorachtet. Denn der vnglawb lesflt yhn da stehen als einen
narre odder lugener. Szo gar ein schwere vnchristlich / grewlich / schreck- so
lich / fund ist der vnglawb odder mißtraw / yn den Sakramenten. Vnnd
zu solcher vntugend / w ill vnß biege lesterlich vordäpte Bulle treybe.
Dnd macht auß de glawben ein keherey / auß gottes lesterng ein christliche
warheit. Behüt got / für de grewell der do stet yn der heiligen stat
M att. xxiiij. ss
325W 1 Alßo / die weil das gotlich zeiche odder Sakrament der puß geben
wirt / ynn crafst / des worts vnnd zusagen. Matth, xvi. was du auff-
bindest auff erdenn soll loß seyn ym hymell rc. Szo muß der do bricht
64 E> vnnd puffet / für allen dingen / ya fleyssig warnehmen / das er diße1wort /
warhafstig halte / vnnd festiglich glewbe er sey loß für got ym hymell / y>
wo er absolviert w itt auff erdenn. Glewbt er das nit odder zweyffelt /
ßo muß got seyn lugner seyn / vnnd w itt durch solch seyn vnglawbenn
odder zweyffell / von yhm vorleugnet / was hilfst yhn de sein rigell abthun
odd' boßes fursatz ablegung / ßo er behelt den aller groMen rigell vü
ergiste fursatz / des vnglaubens / zweyffelns vü gottis vorleuckung. 35
Alßo ym Sakrament des Altars / die weil es geben witt / ynn
crafft dyßer wort Christi Matth, xxvi. Nemet ond esset / das ist meyn
67 e i leichnam / der für ewch 1gebenn wirdt. Szo muß der zum sacrament geht /
festiglich glewben / das wie die wort Christi lauten / ßo sey es yn der
warheit / das sein leichnam / sey für yhn geben vnd sein blut für yhn vor- 40
5 zeichen gibt 14 Mc. 16, 16 25 Mt. 24, 15 26 gotlich
odder zeiche A, korr. nach hs. 27 Mt. 16, 19 auffbinbest A 37 M t
26. 26
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt < n d . 1521.
gossen. Gleubt er das nit / odder glewbt es sey ntt für yhn ßunder für
ander geben / ßo ist Christ* aber mal ein lugener vnd muß sein wort oft
zeichen zu nicht werden. O der ontzelichen / grewlichen ßunden / die heut
zu tagen geschehen / ynn solchem vnglawben oft mißpreuch der sacramenten /
5 darüb das man solchen glawbenn nyndett Irret / datzu itzt durch die Bulle
oordäpt / lerne nit mehr / den de rigel abthu / rewen oft beichten / odder
ßo man 00m glawben prediget / geht es nit weitter denn das christ* war-
hafftig da sey / oft nit brot ßondern gestalt des brottes da sey / waS er
aber da mache ond warumb er da sey / höret man 00 niemant predigen
10 odder recht leren.
Auß dißen allen / meine ich / sey es klar wie das zum sacramkt / d'
glawb not sey / d' do nit zweissel es geschehe yhm / was die wort lautte
oft die sacrament deute. Vft nichts nutz ist / was sie 00 de rigel abthun
schwetze / ya ketzerisch ist / das de selbk bloße abthun des rigels / on glawbe /
15 die gnade durch die sacramet gebe werde / auf das es mit warheit bestehe /
das man sagt auß der lere sant Augustini. N it das sacramkt / ßondern 1 b’ 65 0
glawb / des sacramets / macht frum oft selig. Vnd abermal der selb S .
Aug. super Joä. spricht oon d' tauff. Es kumpt das wort zu elemet oft
w itt «n sacramet. Vft das waffer trifft den leyp / oft remiget bod) die
*° seel / nit des wercks halbe odd' begiessens / sondem des glaubks halbe.
Widder solch starcke bewerüg dießes Christliche artickels / habe meine
widderpatt / doch nit ein tuttel der schrifft / noch ein fundet d' oornunfft /
für yhre meynug onnd rigel abthun / ßondern ist alles zu mal / eyn lauter
nackt 1 ongegrüd mensche gedicht oft ttaum. Vft möcht gerne Horen vhr 327w
*5 widderlegen. Jsts dk nit ein iamer / ob es schon nit ketzerisch were / das
He ons lerenn thurenn yhre eygen gedicht ynn der Christenheit / da allein
gottis wort sol geleret werden.
1 Sie haben ein einige bewegung yhrer Meinung / die ist alßo gethan. 68 e *
Wen die Sacrament des newen testaments nit gnad geben / den rigel ab-
3° jetzern ond onglewbigen / ßo würd man keinen onterscheid der newen oft
alten Sacramenten haben. Die weil nn die alten Sacrament / crefftig
waren den glewbigk gnad zu geben. Vnd die newen sollen crefftiger ond
besser sein den die altenn / ßo muffen sie auch denen gnad geben / die noch
nit glewben / milchen die alten nit gnad gaben. Ditz ist ein weytleufftig
3* dinck / dauon oiel zusagen were / kurtzlich / sie sagen das alles auß einem
falschen ond yrrigen vorstand. Denn es ist kein onterscheyd / zwischen alten
oft newen Sacramentk / es geben widd' diße noch ihene die gnade gottis /
ßondern wie gesagt ist / d' glaub all« auff gottls wort oft zeiche / gab
dort oft gibt / hie gnade. Darumb habe die alten eben ßowol durch de
40 selbk glawbe gnade erläget als wir / wie S . Peter sagt Att. xo. wir o w
5 nirgend 14 ist) A 16. 18 in Joannis ev. 80, 3 (M S L . 35,
1840); vgl. schon oben I 105, z. 18 ff. und 177, z. 7 ff. 22 fünkchen
26 zu lehren wagen 28 beweggrund 40 A G . 15, 11
Grund und Ursach aller A rtikel D . M a rtin Luthers,
70
trawe durch den glawbe selig zu werde wie vnßer alte Vetter, oft S .
paul" .ij. Cor. iiij. W ir habr ebe den selben geist des glaubes / de sie ge
habt habe. Vft .t. Cor. x. Vnßer Vetter haben eben die geistlich speiß
66 ei geffen vnd geistlichen tranck 1ttuncken / die w ir essen vnnd trinckeu / das ist /
sie habe glewbt wie wyr. 5
Das ist wol war / die ftguren deS alten testaments gaben kein gnade /
aber die heissen n it Sacramet / wie sie meinen / dan ynn den figurenn
war kein wort odder zusagüg gottis / wilchs sein muß / wo ein Sacrament
sein sol / ßondern waren bloße figuren odder zeichen / gleich wie noch itzt.
Leiplicher schmuck vnd lust ist ein bloß figur odder zeichen / dar ynn keyn
wort odd' solch zusage ist vö got / das wer yhn habe / ditz odd' das habe
sol / wie ynn der tauff wyr sehen die zusagung / das er selig werde soll /
wer glewbt oft taufst ist. Was nu solcher vnd gleicher zusagüg gottes ge»
weßen seyn / ym alten testament / dar eynn sie glewbt haben / die sein
vnßern sacramenten aller dinge gleych geweßenn / on das sie yhr viel 15
hatte vft mancherley / wyr aber yhr wenig vn eynerley ydderman gemeyn
ynn aller welt.
Widderumb / was wyr für figur vnd zeichen habe / die nit sacrament
69 e i fein / vnnd da kein gottis wort neben 1 geht / sein gleich den alten stgnrk /
alßo ist / eyn biffchoff kleyd itzt eben ßo wol / eyn figur / als vorzeytten
Aaronis kleidt / gibt keins nit gnaden Darumb sotten sie nit die sacrament
329W yn d ie 1 figur menige / einis für das ander nehmen / ßo weren sie nit ynn
solchen yrthumb gefalle / das sie die newen von den alten sacramenten
teyleten / ßo sie den newen vnd alten glawben doch muffen vngeteilet lassen.
Wen nu dißer artickel wol gefaffet vnnd vorstanden w irdt / so werde 25
leichtlich die andern alle Vorstande vn die gantzen Bulle klerlich zu schänden /
dann an diffem artickel ligt die groste macht / die weil er den glaube
betrifft.
Der- Ander.
Wer do leugnet / das nach der Tauffe / ynn eine igliche kind / fund 3 0
vberbleibe / der vndertrit Christum vft santt Paul.
67 ei Säct Paul" Ro. vij. spricht. Ich wist 1nit / das boße lust vnnd be
girde fünde were / wen gottis gepot nit het gesagt / du sott n it boß begirde
habe. Nu war der Apostel / nit alleyn getaufft ßondern auch heilig / da
er von solcher seiner vnd aller heiligen boße begirde schreib / wo kam nu 35
yhm die selb boß begirde her / nach d' tauf? nit anders / denn das sie
noch der tauff vberblib.
I te zu den Galatern am .0. schreibt er zu den getauften vnnd Heyligen
alßo. Das fleysch begert vnnd lüstet Widder den geyst / vnnd den geyst ge*
lüstet Widder das fleysch. Diße zwey seyn widemander vn machen / das
Yhr nit thun kündet / das yhr wol gern woltett / Was will odder kan zu
diffem öffentlichen sprach yemant sagen? Er spricht klerlich / das sie fleysch
5 vnd geyst / vnnd zweyerley widderspestige begirde odder lust yn yhn haben /
60 hatt / das / ob sie gleich gerne woltk / on fleischlich begirde sein / doch
nit vormugk / wo kumpt die selb boße lust yn die getaufften vnd heiligen?
On zweiffell / von der leiplichen geputt / ynn wilcher angeporn w itt solch
erbsund boßer begirden / vnd weret biß ynn 1 den todt / dauon wir habe 7° e*
10 streit vnd widderstand vnßerm geist die weil wyr leben.
Alßo auch. Ro. vij. Ich find yn mir / das ist yn meynem fleisch /
kein guttis / de das boße / das ich nit w il / das thu ich / vtt das gutte
das ich w ill / das thu ich nit. Was meinet damit sanct Paulus anders /
denn wie wol er nach dem geist gerne wolt wol thu / das ist / on fleisch-
15 lid) begirden vnd bewegng sein / ßo ist doch das fleisch ßo boß vtt vol
lüsten / das ers nit thut / noch on solch luste sein kan / vtt alßo / das boße
seiniß fleisches / das er nit wil noch de geist / thut er / das ist / er hat boß
begirde / wie wol er da widd' streyt das sie nit vberhant nehmen vnd
volnbracht werden mit den wercken / wie er auch thü leret Ro. vi. Laßt
*0 die fund nit vberhäd haben / ynn ewrem / sterblichen corper / das yhr
folget seynen lüsten odder be'girden / alß sprech er. Sund ist ynn ewrem z z in
corper / vnnd boße lust / sehet aber zu das yhr ste zwinget vnd yhn nit
vorwilligt nach folget.
De solche streit vnßerS fleiffches vtt geistes / 1 mit widerspenstige »sei
85 begirde / legt got auff alle / die er tauffet vtt beruffen leffet / wie Gen. iij.
verkündet ist / da er zu der schlänge sagt. Ich wil ein feintschafft zwiffchen
dyr vtt eine weib mache / vtt zwiffchen deine samen vtt yhre samen. Sie
sol dyr dein hewbt zu tretten vtt du wirst lautren auf ybren fuß. Das ist /
das geist vtt fleisch widdernäd' streiften / aber d' geist / wie wol mit
3° muhe vtt erbeit sol oben lige / vtt das vngehorsam fleisch vnterdrucken /
wie Paul^ Gal. v. sagt. Alle die Christen sein oder christü angehören die
creutzigen yhr fleisch / mit seine luste vtt lästern. Vnd S . Petr* / liebe
bruder enthaltet ewch vö de fleischlichen Mste / wilch nur alzeit Widder die
selen streiten.
3$ Es ist yhe hie mit offenbar / das noch sunde yn de getaufften vtt
heilige bleibt / ßo lange ste fleisch vtt blut habe vtt auff erde leben / das
dißer artickel gar vnchristlich vordäpt ist vö diser Bulle. Doch weitter
zubewere spricht aber S . Paul* Ro. vij. 1Ich hab ein lust in gottis gesetz / 7i £•
nach mein? ynnerliche mensche / ich sehe aber ein and' widderspenig geseh /
4° yn meine glidern / wilchs mich wil gefangen nheme / ynn der funden
6 gerne A ; gern hs. 10 solange als 11 Rö. 7, 18 15 regung
19 Rö. 6, 12 25 Gen. z, 15 31 Ga. 5, 24 32 1. Pt. 2, 11
34 seele hs. 35 Es ists A , Szo ists hs. 38 Rö. 7, 22 f.
7 - Grund und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers,
gesetz oder gemalt / vft widderstreittet dem gesetz meines geistes. Hie be
kennet yhe S. Paulus / das er ein guttes gesetz vnd willen ynn seinem
geist / oft auch eyn boßes gesetz vnd willenn ynn seinen gelidernn findet /
wie kan man denn leugnen / das noch vbrig fund sey / ynn einem heiligen
getaufften menschen? Jsts nit fund / was da widd' den gutten geist »ft $
gottis gesetz streittet? was ist denn sund? möcht ich yhe gerne Horen /
wo her kumpt aber sulch streit des boßen widd' das gut ynn vnß selb.
Den von der leiplichen Adams gepurt / milch nach dem angefangen gutten
geist yn der tauff vn puß / vberbleibt / biß das es durch widderstreit vnd
gottes gnaden vnd des geistes zunehmen vberwunden / vnd zu letz durch xo
den todt erwürgt vnd außgetriben werde.
69 ei Item er spricht noch mehr vnd klerer an dem selben 1 ort. Ich selber /
nach dem geyst diene ich gottes gepott. aber nach de fieisch / diene tch der
funden gesetz. Ist das nit klar gnug / das eyn eyniger mensch zwey stuck
ynn yhm selb findet / durch den geyst wil er das gutte »ft dienet dem gesetz *s
gottes vnd ist frum/ hat auch tust vnnd lieb dar ynn / aber durch das
widderspennige fieisch / wil er das boße vnd hat lieb vnd tust darynnen /
de selben zu dienen. Vnnd alßo die weil fleisch vnd geist eyn mensch ist /
333w ßo w irt yhm zu gerechent1 beyderley / ob sie wol widdernander sein / art /
werck / lieb vnd tust. Vnd des geistes halben ist er frum / des fieisches 80
halben hat er sund /wie samt Paulus Ro. vi. sagt. Der geyst lebt für
got »tfi seiner gerechtickeit willen. Das fleisch aber ist todt für yhm /
vmb seiner sund willen / den die weyll das edliste / beste / hohiste stuck /
des mesche / der geyst / durch den glawben frum vnnd gerecht bleibt /
rechnet yhm got nit zum vordamniß / die vberige sund des geringsten stucks / *s
des fieisches.
72 e* Wie wol ich vnnd yderman sich billich solt vorwun'demn / das man
dißen artickel nit / für die aller gewisseste bekätte empfindlichste warheyt
habt I schweig dan das er solt von yemand vordampt werden. Was leßen
wyr doch / ynn aller heiligen leben? was bekennen vnd beweren sie doch 3°
mit allen yhren werckenn / betten / fasten / erbeitten / »ft mancherley
vbungenn / denn das sie da mit streitten Widder yhr eigen fleisch / das selb
zu casteien vnd dem geist vnderthenig zu machen / vnnd seine böse lust
vnnd begirdenn zu dempffenn / wie santt Pauel zun Colloffern schreibt.
Tobtet ewre gelid die auff erde fein / die vnkeuscheit / vnreinickeit / boße 35
begirde / geizickeit. Item Ro. »ttj. Szo yhr durch den geyst tobtet / die
werck des fieisches / ßo werdet yhr lebe für got / werdet yhr aber nach dem
fleisch leben / ßo werdet yhr sterbe, vnd zun Pbilippern. Ich casteie meinen
leyb tmnb zwing yhn zum dienste / auff das ich nit andern» predige »ft
selbs vorwerflich werde. S o fori 1mher / welcher heylig sufftzeit / schreiet / 70 ei
klagt / rufst nit / ober seyn eigen fleisch vnd -oßen lust?
Wie offt klagt santt Hierony. das ynn seinem fleisch wuttet die boße
5 lust / nit allein nach seiner tauff / ßondemn auch wen er gleich sich mat
gefastet / gewachet / gearbeitet hat / vnd am aller heiligste war? Vnd
santt Ciprianus / yn einer predig vö der pestilentz / zum todt nimpt kein
andern tröst / den von de funden »ft spricht. Muffen wir doch on vnterlaß
fechten mit dem geitz / mit der vnkeuffcheit / mit de zorn / mit der ehr»
10 geiiickeit. Muffen wir doch stettiglich vnd durch muhe vnnd vnlust streikte /
mir den fleischlichen begirden / mit de reitzungen der Welt. Des menschen
geist ist vmblagett / »ft mit des teuffels anfechtung »mb geb- / mag schwer
lich allen stucken begegnen / schwerlich allen widderstahn / ist der geitz
nidder druckt / ßo stet auff die vnkeuscheit / ist die vnkeuscheyt nidder ge-
15 schlagen / so folget die eytel ehre / wirt die eitel ehre voracht / so erbittett
sich der zorn / blist sich auff die hoffatt / ficht an die trunckenheyt / der haß
zw reyßt die eymgkeytt / das eyuern zutteilet die fruntschafft. Hie mustu
fluchen / das g o t 1vorpottt hat / hie mustu schwere das doch nit zimet. Szo 73 &
manchfeltig vorfolgung muß leiden der geist des menschen / ßo viel ferlickeit
20 muß das Hertz gewattten / vnd vnß solt noch 1 lüsten hie vnter solchen» 335w
schwertten des teuffels lange stehe? Szo viel mehr zu wünschen »ft zu
bitte ist / das durch eilende hilff des tods / wyr zu Christo mochten bald
kummen.
Szo denn diser vnd aller heiligen leben vnd eigen bekentniß / be-
25 wrisset den spruch Pauli. Ro. »ij. Ich hab lust ynn gottes gesetzen nach
de geist / »ft find doch ynn meinen glidernn ein widderspenstig gesetz der
funden. D as niemant leugnen mag / es sey noch fund / yn allen getauffte
vn heilig? mensche auff erde / da mit sie streitten muffen. Was macht
denn diße ellende Bulle / das sie das alleß vordäpt. Mußenn denn nu
30 solch schüfst »ft alle heilige / yhr lugner sein? Last ein iglich? sich selb
vorsuchen »ft fulen. Er faste / 1 wache / erbeitle / biß auff den todt / »ft sey 7* Ei
ßo heilig er ymmer mag. Vft sage ob er nit noch ynn yhm finden werde /
boße lust vft lieb. Es sey zu vnkeuscheit / zorn / haß / hoffatt odder des
gleiche. Den nit allein die vnkeuscheit / ßondern alle boße lust vft begirden /
35 werden durch des fleischs begirden vorstanden / die durch das fieysch geschehen
mugen / wie Paulus. Gal. v. erhelet.
J a ich sage / das diße Bulle durch vordänung dißes attickels / got
luge strafft vn lestett / denn alßo sagt sant Ioänes der Apostel .i. Ivan. i.
Szo wir sagen / wir haben kein fund / ßo bekriegen wir vnß selb / vnd die
40 warheit ist nit ynn vnß. Szo wir aber vnßer fund bekenne / ßo ist er trew
2 fortt an hs. seufzet (auch hs. sufstzeyt) 7 de mortalitate 4
t. I p. 299 Hartei 17 eynern A, eyüernn hs. 25 Rö. 7, 22 5.
36 Ga. 5, 18 ff. 38 1. Jo. 1, 7 ff.
74 Grund und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers,
vnd frum / das et vnß alle vnser fund vorgebe / vü reinige von aller vn-
tugent / ßo wyr sagen / wir habe nit gesundiget / ßo machen wir yhn znm
lugner / vn sein wort ist nit yn vnß. Ist das auch nit klar gnug / das
wir noch zu reinigen sein / vn sund haben? Desselben gleichen -u denn
Hebreern spricht santt Paulus / laßt vnß ab legen alle last vnd die an- 5
klebende sund rc. Hie menget sich der Apostel mit eyn / vnnd bekennet das
7; E2 noch ynn yhn sey / 1nit alleyn die sund / ßondernn eyn anklebende / das ist /
die mutwyllige boße lust / die nit abe leßt dve weil wyr leben / hannget
ymmer an / vnd sichtet wydder den geist / da von er ein last vnd beschwerde
hat / wilchs d' Apostel heißt beide ablegenn. 10
Alßo Joä. xiij. da Christ hatte gesagt zu sein! iungern / yhr seyt
nit reyn / durch das wort das ich ewch gesagt habe. Spricht er doch
hernach / ym .xv. Ich bin ein weinstock yhr seyt meine Weinrebe / vü mein
vatter eyn weinmä / welche rebe frucht tregt / den wirt er reinigen das er
mehr frucht trage. Hie sehe wir / das die reben / die doch fruchtpar / das 15
ist / frum vnd heilig sein / doch noch vnreyn vü mehr zu reinig! sein. Alßo
Dauid psal. L da er schon frn vn rein war / sprach er doch. O Herr /
37 ? S schaff ynn m ir ein 1reiniß Hertz vü mach ein newen 1richtigen geist ynn mir /
widerüb sagt er psal. xviij. O Herr / wer mag wissen alle sein sund / mach
mich rein vö meinen heimeliche vorporgen fünde. -0
J a das wirs recht vorstehen. Szo ists nit muglich das widd' vü
von den fünde bitte odd' begere / denn die do schon frum seinn. D er an-
gehabende geist / vü das erste stuck der gnaden / hat allein die art / das es
widd' die vbrige fünde erbeittet / vnd wolt gern allein durch vnd durch
frum sein / vü vormag doch nit / für dem widderspanst des fleisches. D en -5
wilche nit angefangen habe frum zu sein / die streitte nit / klagen nit /
bitten nit Widder yhr fleisch vn sund / ia sie fulen nichts widerspenstiges /
faren vnd folgen / wie das fleisch wil / wie sanct Paul^ Sphe. iiij. von
yhn sagt. S ie sein da hyn kümen das sie nit mehr fulen / darumb be
geben sie sich yn die vnreinickeit vnd geitzickeit rc. 30
Hie her dienen die parabole des Euägelij. D ie erste vö de
Sam aritano / b’ den halb lebendig! mrsche miss sein thier legt / weyn vnnd
ole ynn seyn wunden goß / vnnd dem stalknecht befalh / sein zu warten.
Denn er macht yhn nit auff eyn mal gantz gesund / alßo wyr auch durch
75 e i die tauff odd' büß / werde nit gätz 1 gesund / ßondem werden angefangen 35
vnd vorbunden mit der ersten gnade / das wyr teglich mehr vnnd mehr
heilen vnd gesund werden. Darumb santt Jacob spricht Jaco. i. G ot
hat vnß geporen durch sein wort / auß lautter gnedigem willen on vnßer
vordienst / auff das wyr eyn ansang seyen seynes wercks odder creaturn /
alß sott er sagen / wyr sein ein angefangen werck gottis / aber noch nit
volnbracht / die weil wyr hie auff erden / yn de glawben seins worts
kebenn. Nach dem tod aber / werdenn wyr volkommen sein ein gotlich
5 werck on alle snnd vn geprechen.
Die and' Parabel Matt. xiij. vö de sawr teyg / de das weyb menget
ynn drey scheffelt meel / so lange biß das es durch vnnd durch sawr würd.
Der selb new sawr teyg / ist der glawb vnd gnade des geistes / 1 aber er 73 ei
machts nit auff ein mal durch sawr / ßondern seyn vtt seuberlich mit d'
10 weile / macht er vnß gar yhm gleich new vnd ein brot gottis. Das alßo
ditz leben nit ist / ein frükeit / ßondern ein frumb werd? / nit ein gesunt-
heit ßondern eyn gesunt werdenn / nit eyn weßen sunderen ein werden /
nit ein rüge ßondernn eyn vbunge / wyr seyns noch nit / wyr Werdens
aber. Es ist noch nit gethan vnnd geschehenn / es ist aber ym gang vnnd
15 schwanck. Es ist nit das end / es ist aber der weg / es gluwet vnd
glintzt noch nit alles / es fegt sich aber alleß.
Vnnd das wyrs ein end machen / alleyn das vatter vnßer beschleust /
das wyr noch alle ynn funden seyn / Die weil auch alle heiligen muffen
bettenn / deyn nam werd geheyliget / deyn will geschehe / deyn reych kome rc.
2 0 Damit sie eygentlich bekennen / das fle gottes name noch nit gnugsam
Heyligen / 1vnnd doch das nit betten künden / wo nit der geyst schon ange- j 39w
fange hette yhn zu Heyligen. Alßo bekennen fle das fle noch nit thun den
willen gottes / vn doch nit bitten mochten / wen fle nit angefangen hetten
seinen Wille zu thun. Denn milche nit angefangen haben / die achten
25 gottes namen vnnd willen nichts / bitten nichts / fragen auch nichts dar
nach. Man kan auch nit sagen / das ynn dißen gepet? / 1die heiligen / 7öL-
fur yhr vorgangen fund allein bitten / vnd nit für die kegenwertigen vbrige
fund / denn für die Vorgängen fund / stet ein eygen sunderlichs gepet ym
vatter vnßer / das laut alßo. Vorgib vnß vnßer schult / alß wir vorgeben
30 vnßernn schuldigernn. Aber dieße gepet / lauften klarlich auff die vbrigen
kegenwertygen fund / die weil fle bitten noch die zukunfftig ehre gotlichs
turnt? / zukunfstigen gehorsam gotlichs willenß / zukunfftige befltzung gotlichs
reichs / alß die noch eins teyls seynn ynn des teuffels reich / vngehorßam
vnd vnehr gottes namen.
35 Ich weiß aber wol / was fle zu diffem allen pfleg? zu sagen. Nem-
lief) / das sulchs vbel / das vbrig bleibt nach der tauff / sey nit fund / vnd
ertichten yhm ein newen namen / sagen. Es sey ein pein / vnnd nit schuld /
1 ia es sey mehr ein feyl odder gepreche / denn fund. Hie antwort ich / 74 D
vnd sag / das fle das alles auß eignem Mutwillen / on schrijft / gründ vnd
vrsach sagen. Dapu Widder die schrifft / denn sanct Paul" sagt nit alßo /
ich find einen feyl ynn mir / ßondernn mit außgedruckten wortten / ich diene
nach dem fleisch / dem gesetz der sundenn. Jte die sund die yn mir wonet
thut das boße. Bund santt JoäneS sagt nit / wen w ir sagen das wir
keinen feyl haben / ßondern / wen wir sage / das wir kein sund habe. 5
Es leidet sich nit / das menschlicher freue! wvlt gottes wort zwingen
vnnd feyl heissen / was got letzt sund heissen / man möcht sunst die gähen
schrifft mat mache vnnd sagen das das wortlin sund an allen orttenn/feyl
hisse / vnd nichts mehr fund were / ßondernn eytell feyl vn geprechenn.
Wer wolt weren ßo yemant sprech / ehebruch / mord vnd raub / sey nur 10
feyl / vn nit sund? freylich sein es feyl vn geprechenn. Es seyn aber sund-
lich feyl vn geprechen / die durch gnade mutzen heil werden. Zorn / boße
lust / vnd neigüg zu allem boßen / seind feyel / sein es aber nit auch sund?
Sein sie nit Widder gotteS gepot der do gepeut / du solt nit boß begird
haben/du solt nit zornen? was wolle sie sund heissenn/wen sie was 15
Widder gottes gepot is t/n it wollen sund heissen? Hat doch S . Paul"
77 e» eben 1 bey de text / darynnen er vö der getaufften menschen sund redet /
einsüret gottis gepot vnd gesagt. Ich hette nit gewist das boß begirde
sund were / wenn das gepot nit het gesagt / du solt nit begeren / alß solt
er sagen. Eben diße begird ynn mir vnnd allen getaufften vbrig / ist nit »
allein feyl / ßondern die sund / die Widder ditz gottes gepot t(l vn drynnen
vorpottk ist.
341w 1 Solch wild rencke vn ausfiuchtige wort / die schrifft zuuorstellen /
nennet santt Paulus auff kriegsch / kybia vnd panurgia Ephe. tiij. das ist /
kauckeley / spielerey / doppelerey / darub das sie die wort gottes nach yhrem 25
Mutwillen / hyn vnd her werffen / wie die toppeler die wurffel werffen /
75 e i vnd wie die gauckeler 1 den dingen eyn ander nasen vnd ansehen geben / da
mit sie der schrifft / nehmen yhren einigen einseitigen bestendigen sonn / vn
vorblende vnß die augr / das wir hynn vn her wanckr / kein gewissen sonn
behalten / vnd gleich von yhn bezaubert / vn begauckelt werde / vn sie mit 30
vnß spiel- / wie die spieler mit den worffeln. Also thun sie dießem öffent
lichem text Dft wortlin / sund / auch. Vü sagen / sund heiß nit sund / es
heiß eyn feyl oder geprechen / gauckeln für vnß / das wir das nit sehe / das
klar da steht für den äugen / gleich wie er zu de Galatern schreibt. O yhr
toll- galatern / wer hat ewch bezaubett vnd begeuckelet das yhr die war- 35
heit nit höret?
Wen wir yhn die macht ließen / die gotlich wort alßo zuuorstellen /
mochten sie zu letzst wol sagen / das eyn bawm ein stein hiesse / oft ein
webt vk tobet fle / vnd ficht vnß an / biß yn den leiplichen todt / da sie
aller erst « ir t vortilget.
M ditz woll ich sanct Augustins nit glawben / wen nit fanct Paulus
bey yhm stund / der Ro. viij. sagt. Alle die ynn Christum glewbenn haben
nichts vordamlichs ynn yhn / die weil sie nit folgen dr fleisch. Er spricht 5
nit / es sey nichts sundlichs ynn yhnen / ßondernn nichts vordamlichs /
denn er hatt zuvor gesagt / wie yn denn glidern vn ym fleisch fund sey /
die widd' den geist streit / aber / die «eil der geist Widder sie ficht / vnnd
yhr nit folget / ßo thut sie nit schaden« / vnnd got den menschen richtet /
nit nach der sund die yhn anficht ynn seinem fleisch / ßondernn nach dem xo
77 e i geist / der 1Widder die sund streit / vnd damit gotlichem willen gleich ist /
der die sund hasset vnnd vorfolget. Alßo das es zweyerley gesagt ist /
sund vorgeben sein / vnnd kein sund da seyn / nach der tauff vnnd puß /
sein alle sund vorgeben, es ist aber dennoch sund da biß ynn den todt /
wye wol sie durch die vorgebüg / nit schadet an der selickeit / ßo ferne /15
wir Widder sie streikten vn yhr nit folgen«. Drumb sotten fle nit leugnen /
sund nach der tauff vberbleiben / gerad alß dorfften w ir keiner gnad mehr /
die do sund vortreibet / ßondernn sotten leugnen / das / nit alle sund vor
geben« werenn / so hette ich mit yhn / vn fle mit mir recht / vnd ein-
trechtig wol geleugnet. *>
Denn das ist die reich gnade des newen testamets / vnnd vbergutige
barmhertzickeit des himliffchen vatterß / das w ir durch tauff vnd puß / an
heben frum vnd rein zu «erden / was aber noch für vnß ist vö sunden /
die auß zu treiben seinn / hellt er vnß zu gut vmb der angefangen frumkeit
345W vnd 1stetigs vben streit vnd außtreiben der sund. Dnnd wil vnß die selben *5
nit zu rechnen / wie er wol möcht von recht / biß das wir volkommen
reyn werden«. Darüb hat er vnß einen Bischofs gebr Christum der on
sund ist / vnnd die «eil für vnß stehen soll / ßo lang biß wir auch yhm
gleich gantz rein werden. In n deß / muß Christus frumkeit für gottes
äugen / vnßer schanddeckel seinn / vnd sein volle frumkeit lassen ein schütz 30
80 !• vnd schirm sein / das vmb seinen willk / nit werde1gerechnet / die vbrige
sund der / die ynn yhn glewben / wie das sanct Paulus meisterlich beschreibt
Roma. iij.
Alßo wollen w ir dießen artickel / der fast der best vn notigist ist /
beschließen mit dem hübschen spruch sanct Augustini. Die sund w itt ynn 3$
der tauff vorgeben / nit das fle nit mehr da sey / ßondernn das fle nit werd
gerechnet. Hie sehen wir klar / das sund vberbleibe / aber fle w irt nit ge
rechnet. Vnd das vmb die zwo vorgesagten vrsach. Die erste / das wir
ym Christü glewbenn / wilcher durch den glawbk für vnß tritt / vff fle
vordeckt mit seiner vnschuldt. Die and' / das wir da Widder 1 on vnderlaß 7»51
streikten / fle zuuortilgenn / dann wo die zwey nit sein / da Wirt sie ge
rechnet / vn ist nit vorgeben« vnnd vordäpt ewiglich / D as ist die freud /
tröst vn selickeit / des newk testaments / hyrynnen lemet man wo zu christus
5 gut vft not ist / hirauß wechst lieb vft tust / lob vnd danck gegk Christo
vft de vatter aller barmhertzickeyt. Hyrauß werden frey / froliche / mutyge
Christen / die auß liebe / die fund vorfolgen vnnd mit lust puffen. D tt
vnß aber die fund vorpergen vtt nur ein geprechr drauß machen« / machen
vnß sicher fawl vnnd verdrossen« / nehmen vnß Christ» hyndann / oft lassen
io vnß gehen / on forcht oft sorge die fünde zuuortilgen / VN alßo ynn grew-
licher vormeffenheit vorhartten / das vnß wedder Christus noch got schmeck
oder suß ist / da behüt vnß got für / vnd helff herauß allen die drinnen
sein Amen.
Der Dritte.
15 D er zunder der Erbsund / ob schon keyn wircklich fund da sey /
hyndert doch den eynganck des hymelreychs.
D ie obgenäte vbrige fund nach der tauff / davon wir ym nehste
artickel gesagt / heisset man zunder / darumb das sie leichtlich empfahet /
vnd zu boßer lieb lust vnd wercke bewegt Wirt / wie der leiplich zunder
*> leichtlich fewr sehet / wie ein iglicher ynn yhm selb befindet. N u ist dißer
artickel bißher von mir noch nie gehaltenn anderß denn ein wahn vnnd
guttdunckell / nit für eyn be'stedige gewiße warheit zur lere / das on not si r -
geweße ist yhn zuuordammen. Aber seintemal meyn widderpart nichts
dar mitbtx ausbringe / denn allein das eynige wort. E r gesellet vnß nit / 347w
»s vnd mir nichts dran gelege / was yhn gesellet odder nit gesellet / datzu ich
mich ynn mitler zeit baß bedacht Setze ich ihn alß ein bestedige lere d'
warheit / bekenne yhn oft rot! yhn auch erhalten / trotz sey yhn gepottr /
das sie yhn mit schrifften / odder mit vornunfften vmbstoffen / vnd beweyß
yhn alßo.
y> 1 Sanct Petrus .ij. P et. vlt. S a g t / das got Wirt new hymel vnnd 79 ei
new erdenn schaffen am iungsten tag / ynn milchen nit fund / wie ynn dißen /
ßondernn nur gerechückeyt «onen soll. Weyll dann ym Vorgängen artickell
tm ditt ist / das der zunder fund sey / ists yhe aller vornunfft offenbar /
das ynn den hymel niemät w itt kummen / die selb fund sey denn zuvor
35 abgelegt. S ie werden nit mit funden« hynein faren on zweiffell. Wie
wol aber dyße warheyt ßo offenbar ist / das keyn not were fle zu beweren.
Sintem al niemant ßo töricht ist / das er hallt / man muge mit funden«
gen hymel kummen / doch weil das ßo eyn tolle Bulle ist / vnd fle ßo
töricht odder vnuerschampt sein solchs zusagen vnnd setzen / für ich noch
40 einen spruch.
11 1. Pt. 2, 3 Hbr. 6, 5 14 oben I, 75, 38 s. 17 letzten
28 vemunftgründen 30 2. P t 3, 13
8o Grand und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers,
D e r Vierde.
Die vnuolkommende liebe gottis / ym sterben / hat mit yhr / on
zweistell / ein grösst forcht. Milche / wol allein möcht ein fegfewr sein /
vnd hindern den einganck des hymels. 3$
Itzt ist aller erst gesagt vnd beweiset / das nichts geprechlichs ynn
den hymel hmraim mag / es muß alleß seiner maße / vorkommen vnd on
fund vii on geprechen sein. Denn es werden wol nit alle heiligen gleich
seyn rnn hymel / aber doch ein iglicher ferner maß / gnugsam rein vnd vol-
kommen. D ie weil denn vnuolkomene liebe / eyn geprechen hat / vnnd so
viel fund an *1 yhr ist / ßo groß der selb geprechen ist / halt ich / es sey szE»
klar / daö vnvolkommene liebe hynderlich sey zum eyngang deS hymelS.
5 D aS aber die vnuolkomene lieb neben yhr fürcht habe / laß ich samt
JoäneS den Apostel vorantworten / d' do sagt .i. Jo ä. iiij. Wo furcht ist /
da ist die lieb nit volkomen / denn die volkomene lieb tre ib t1 auß die furcht / 81 e »
w er diffem spruch nit glewbt / den beger ich nit daS er m ir glewb / die
weil aber diß Bulle den selbe vordäpt / were m ir leyd / daS sie mein
Ie artickel ynn dißen S . Jo änis spruch gegrund / nit auch vordampte.
D aS aber die grosse furcht / möcht wol ein fegfewr sein / hab ich /
dunckelS weiß gehalten / weiß daS selb Widder zu sehen noch zu entsetzen /
die erfarung wirtS wol lere / ist auch nichts dran gelegt / ob wirß tut
wtffenn. M ich dunckt aber / die schrifft / weiße auß / daS d' Helle sein
, s (wilch fit alle sampt de fegfewr vorgleichen) sey forcht / schrecken / grawen /
flucht vü vortzagk / gleich wie Psal. ij. sagt / Wirt er sie ansprechen ynn
sein- zorn / vnd ynn seinem grym / w irt er sy erschrecken. Vnd psal. vi-
Alle mein gepein fein 1 erschreckt vnd mein sele ist feer erschreckt. Vnd 351 w
Prouer. xxvi. D er sunder fleucht vnd niemat iagt yhn. Item D eutro.
so rrrviij G ot Wirt dir gebe ein forchtigeS vortzagteS Hertz. M an fiht auch
teglich / wie grosse peilt sey / die selben grewlichen schrecke / daS einteilt
gahlich drob sterben / etlich wäfinnig werden« / vnd gleich yn ein ander
weßen augenblicklich kümen / daS w irs bekennen muffen / kein peyn gleich
sey / den rechten ernsten grewlichen erschrecken / daS auch darumb vom ge-
•s rechten Psal. crt. geschrieben stett. E r w irt nit erschrecken für dem boßen
geschrey / dafür alle sunder erschrecke werden. Solch forcht vnd schrecken
macht nit anders denn das boß gewissen / da lieb vnd glaub gepricht.
D er halben ich acht dießer artickel soll scheinß gnug haben / doch werß nit
glewbk will / d' laß anstehn / die Bulle weiß nicht drumb m it allen yhren
zo meisteren«.
meinet abtzulegen / sey nichts vnd ynn keiner schrifft gegrüdet / ßondernn
durch menschen gesetz auffkümenn das beweiße ich.
Zum ersten» / mit yhren eygenen wortten / da sie vnd recht sage / die
rew möcht alßo groß sein / es were kein gnugthüung nott / wo aber die
gnugthuung were ynn der schrifft gegrund / were sie not oft must geschehen» / 5
vnangesehen die grosse der rew / odder reinickeit d' peicht. Denn was ynn
der schrifft gepotten ist / muß man vmb keinß andern dings willen nach
lassen / die weyl Christus sagt / nit ein buchstab noch tuttell soll vorgehen /
es muß alle geschehen / drumb ists klar auß yhren eygen wortten / wie
sie sich selbs ynn die zunge beißen / vnd das vordamnen das sie selbs leren. 10
Zum andern«. Christus absolviert die Eheprecherinn on gnugthun
Joan. viij. Vnd vorgab die fund de gichtpruchtigenn auch on gnugthun
M att. ix. wilchs Christus nit het than / wo ynn der schrifft das gnug,
thun were gegmndt / den er spricht. Er sey nit kummen das gesetz auff
zuloßenn ßondernn zu erfüllen» / Wo aber ein exempel Christi widder eyne 15
lere ist / da ist die selb lere / on zweiffell nit rund noch ynn der schrifft
gegrundt. Vnd hilfst nit ob man da gegen ein ander widderwertigs
exempel auff bringt / von dem gnugthun / alß etlich einfuren Mariam
Magdalenam / die Christus fuß wusch mit trenen. Denn ich leychtlich hie
353W sagen kan / es sey nit gnug'thun geweßen / seyntemal viel werck sein vü ge- so
schehen mugen / die nit gnugthun sein / aber kein nachlassend d' gnugthung
85 es mag gedeuttet werden dahynn / das es etwas anderß sey / denn 1ein nach*
lassen der gnugthuung / darumb wo sie nachgelassen wirt / beschleuffet sie /
das sie nit gepotte sey yn d' schrift / wo aber eyn werck geschicht / be
schleuffet es nit / das gnugthung / odder zu thun gepotten sey. ,5
83 ei Widderüb / wo got strafft die fund / es sey 1gnugthuung obtr nit / ßo
mag sie niemät ablegenn / wie er sagt / psal. lxxxviij. Ich wil ihre sund
heim suche mit d' rüste / vü mit schlegen od' straffen durch menschk Hand /
biege wort muffen auch erfüllet werden auff eyneu vuchstab vü tuttel / vff
mag der Bapst solch straff für die sund nit ablegk / den er nit mag die 3«»
schrifft vü gottes wort abthu War ist es / das d' mensch mag got furküme
vü sich selb straffen odd' straffen lassen / das got die rutte ynnehalt / wie
sanct Paul sagt .i. Cor. xi. wen w ir vnß selb strafften ßo wurden wir von
got nit gestraffet / vnnd alßo mags geschehen / das die rew ßo groß ist /
das got kein straff mehr forddert. 35
Auff die weiße / haben vortzeiten die heiligen Vetter / Canones gesetzt
der puß vber die sund / wilchs man gnugthung nennet / das sie got für-
kemen / vnd wir vnß selb strafften / den es muß gestraffet seinn / es sey
durch vnß selbs odder durch andre von gottis wegen«. Darumb hab ich
gesagt / vnd sage noch / das es lautier liegenn vnd triegen ist / mit de
ablaß des Bapstes / denn ist die strafft der fund von got gefoddert. (wie
es war ist vff die schufst leret.) so kan ffe der Bapst nit ablege / noch die
5 schufst niderlegen vnnd betreugt die leut. Ist aber kein straff da (alß wen
die rew ßo groß ist odder wir vnß selb straffen.) ßo legt er aber keinß
abe / vnnd treugt abermal die leut.
Darauß hab ich gesagt / das die drey stuck der puß / nit ynn d'
schufst gegrundt sein. N it das ich rew / deicht vnnd straffe leugne / ßondernn
10 das ablaß vornichtige / dz vnß ein naße macht / es lege das dritte teil die
gnugthung abe / vnd ist nit war / ich hab klerlich gesagt / das die gnug-
thunq / die durchs ablaß wirt odder sol abgelegt werden / sey nirgen be
schriebe. D a mit hab ich nit geleugnet / das kein straff odder gnugthun
für die 1 sund sey. Ich sag sie sey / aber sie mag nit abgelegt werden« / 86 je»
wilch aber abgelegt wirt / die ist ertichtet von menschn on gründ der
schufst / derhalben ich auch feind bin de wort / gnugthun / wolt es were me
auffkummen. Die schufst / nennet es / straff vnd 1 casteiung der sund / denn 84 Ei
gotte kan niemät für eyn teglich sund gnugthn / er mag aber wol für
alle sund gestrafft werden / etwa mit gnaden zeitlich / etwa mit zorn
20 ewiglich.
1 Alßo besteht dißer artickel / das die puß nit drey stuck habe / nach 355 w
des Bapsts vnnd der seinen schwehen vnnd liegen / das das dritte / ynn
seiner gemalt sey / mit ablaß abtzulege. S ie hat aber drey stuck / nach got-
licher heiliger schüfst / das das dritte zu weilten / nach bleibt / vmb der
grossen rew / odder eigen straff willen / doch bleibt nymmer mehr ein sund
vngestraffet / wie sanct Augustin sagt. Nullum malum impunitum / kein
boßes bleibt vngestraffet / wie auch das sprich wort leret / wo mensch nit
straffet / da straffet got. Drumb hat der Bapst die straff der sund / eben
ßo wenig nach zw lassen alß die rew vnd peicht / denn puß ist ein Sacra-
y> met / das nit sein ist / hats auch nit zu wädellen ynn keynem stuck.
Der Sechste.
Die rew / die mä zubereittet durch erforschen« betrachtüg vff haß der
sundenn / alß wenn ein ßunder / mit bittrickeit seines hertzen / seine zeyt
bettacht vff bewigt die grosse / Mennige vff schand der fünde / datzu die vor-
35 tust ewiges lebens vnd gewinst ewiger vordänuß / die macht ünen Heuchler
vnd grosser« ßunder.
Alles was nit auß dem glawbe geschicht / ist ßund / sagt sanct Pawel
Rom. xinj. Szo sagenn auch fle selb alle meine wyddersacher / das die
rechte rew ober die sund / sol ynn der lieb geschehen / vnd wo fle nit ynn
der lieb geschicht/ ists nit rew. Eben daffelb hab ich ynn dießem artickel
auch geleret / noch vordamnen fle yr eygenn lere / darüb das ich fle auch 5
87 es lere / ob nu 1 schon yemant sein sund vnnd aller sund schaden« / on lieb vnnd
glawben betracht / ßo hilfst es doch nit für got. Den d' teuffei vnd alle
vordampren haben auch solche rew / die heisset man aufs deutsch / Judas
rew / oft galgen rew.
«5 Ei 1 Vnnd die ist alßo gethan / die weil fle gnad log seyn vnd den geyst 10
gottis nit habenn / ßo mugen sie die gerechtickeit nit lieb haben / vnd ob
sie wol mit angst vnnd muhe / ihre ßund bebenden muffen / gehwunge
durch das gepot der kirchenn odder des tods notten / gern sie doch / ym herhen
alßo geschickt / das wenn keyn Helle were / odder on schand oft on furcht
sein künde / ließen sie Rew / deicht / oft gnugthuüg viel lieber anstehen / oft 15
ist nit muglich das fle ein ander Hertz mugen haben ob eigener macht der
natur / on die gnade gottis / denn der mesch vormag ob yhm selbs kein
guttis / ßondernn eyttel boßes / wie ich ym .xxxvi. attickel beweißen wil.
Dft ob er sich schon stellet alß thu er gut. ists doch erlogen / betrogen /
vnd geheuchlet. ao
Drumb hab ich gelert. Eyn yglicher soll zuuor seyn Hertz erforschen /
ob er gründlich auß lufl vnd willigem hertzen die sund Haffe / oft wo er flch
357w n i t 1 alßo findt / das er sein re« nur voracht / oft zuuor nidder falle / vnd
bitte seinen Herren oft lasse für sich bitten / vmb ein rechte wäre rewe /
wie die kirche bittet. E t cor penites tribue / oft denn bebend sein sund. ,z
E s ist gar ein seltzenn ding on hohe gnade ein rewiges Hertz / oft leffet
sich nit mit sund vnd Helle bedencken bereittenn / ßondernn allein durch
den heiligen geist eingiffenn. E s hette ßonst Judas die beste rew %tbabt /
der sein sund wol bedacht mit grossem leyd. Widderumb ist gemein / ein
getzwngen ertichte rew / wie die erfarug außweißet / das ßo viel beichte 30
geschicht ynn der fasten / vnnd doch wenyg beßerüg.
Solch falsch lerer / der heuchlischen falschen rew / hat sanct Paulus
vvrkundigt .t. Timo. iiij. E s werde lerer kummen / die den vorfurischen
geystern anhangen vnd mit Heuchlerey vnd gutten scheyn werden fle lugen
leren / vnnd haben ein braut maltzeichen ynn yhrem gewissem! / ists nit 35
ss es lugen geleret / wenn man die rew 1 für gut leret / die nur scheynet flut / oft
doch on glawb / lieb / lust vnd willen (wilche die gnade gottes allein gibt)
86 ei geschicht? Ein brant zeichen machen fle ynn yhren 1 gewiffenn / gleich wie
ein solch brant-eichen ist nit recht angeporn noch gewachßen / ßondern mit
gewalt 00 außen eingedruckt / alß ist yhr gewissen auch nit auß gnade er» 40
2 Rö. 14, 23 7 bettacht fehlt hs. 10 beschaffen 14 ge
stimmt on (3 .) fehlt hs. 25 Denifle V, 413 26 seltsam 33 1. Ti.
4. * ff- 34 guttem hs.
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521.
m it grosser muhe vnd erbeit / die gerechtickeit lieben vnd yhren fleischlichen
lüsten vft Kunden widderstrebenn / ßo dann dieße / n it kundenn / yhre fund
gnugsam Haffen / was sotten die thun / die noch ausser der gnaden sein /
vnd keinen widderstreit d' ßund habenn? was sott d' fleischlich mensch
thun / ym abwesen des geistes odder der gnaden / Widder die ßund / ßo 5
er ym beyweßen des geistes / streiktet Widder got für die sund? wie möcht
yemät törichter reden / den das die natur sott von yhr selb / für vnd an die
gnad / ßund Haffen vft meidenn odder berewen / ßo sie ynn dyr gnadenn
begriffen / die sund liebet / sucht / begeret / vnd Widder die gnade streiktet
vnd wuttet / wie alle heiligen geklagt habe. S o l nu die natur von yhr 10
selb thü / das yhr die gnad gottes mit vnauffhorende streit / nit mag ab
gewinnen / das were eben ßo viel gesagt / ein grosser Bawm / den ich mit
macht nit beugen kan / ßo ich yhn lasse / beuget er sich selb / vnnd ein
wafferstram de ich m it keine kam noch gewere tan schuhe / wen ich yhn
90 Ei gehe lasse / ßo helt er sich selb auff. Alßo leren vnnß *1Bapst vff Bebstische 1$
auch / das die gnad kan die sund nit zwingen gnugsam / aber on die gnad /
88 L, zwinget vnd 1 weret ffe yhr selb. Nur ynn die Hunds tage mit denn
predigernn.
361 w 1 Darnmb ists eytel erlogen erstuncken vnd vorfurisch Heuchlerey / das
man rew bereiste Irret / durch betrachtung allein der ßund vnd yhres 20
schadenß / ßo man sott zuuor Christum ynn seine wunden sehen / vnd auß
den selben / sein lieb gegen vnß / vnnd als dann vnser vndanckbarkeit be-
wigen / vnnd alßo auß herhlicher gründlicher gunst zu Christo / vnd vngunst
auff vnß selbs / die sund betrachten / das ist ein rechte rew vnnd fruchtbar
puß. Denn die rew soll zuuor sein die sund zu betrachten» / das der sund »5
betrachten auß der rew flieste vnnd bereit werde / nit widderumb / die rew
folge vnnd auß der betrachtng bereit werde. Es muß rew da sein / für
aller betrachtung der sund / gleich wie lieb vnnd lust da sein muß für allen
gutten wercken vnnd yhrer betrachtung / die Betrachtung ist ein frucht der
rew / die rew ist der bawm. Nu wachsen ynn vnßernn landk die frucht 30
auff vnnd auß den bawmen vnnd sund betrachten auß der rew / aber ynß
Bapsts vnnd Bepstischer Heyligen landen / wachsen vylleicht die Bewm
auff den fruchtenn / die rew auß den funden / gleich wie ffe auch auff den
oren gehen / oft all dinck Yorkeren.
Der Sybende. »
W ar ist das sprichwort oft besser den alle lere / die ffe bißher ve der
rew habe geleret / das man sagt. NyMer thun ist die höchste puß / vnd
ein new leben ist die peste puß / odder vmbkeren ist das beste.
i yhrem A , yhrenn hs. 7 vor und ohne 14 wafferstrom hs.
dämm wehr 17 were A , werett hs. W . A . 7, 3591. 6661 23 er
wägen 34 Thiele no. 224 36 Sermo de poenitentia 1519 W . A.
1, 321, z. 2 ff. 38 Thiele no. 280
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521.
Ist nymmer thun nit die höchste puß / wie man ynn aller wett /
vnnd ynn der warheyt sagt / was ist den die höchste puß? sag an du
heiliger vatter bapst / wyr wollen dir zu horenn. O du wolff der Christen
heit / ists nit war / das nymer thun / nit allein bit rechte rew d' fund /
5 ßondernn auch des gantzk lebenß wandeln- / 1 ynn sich begreiffet? warüb ists 9* E2
den nit die höchste vü peste puß? denn wo die rew recht angaht / durch
gottis gnadenn / da roirt zugleich der mensch gewandelt ynn eyn ander
mensch / Hertz / mut / synn vnd lebenn / vü das heyß ich / nymmer thun /
vnd eyn new leben.
xo 1 Die weil denn der Bapst leugnet / das nyMer thun die höchste puß *9 L»
sey / wolle wir sehr / was er die höchste puß heissen will. Er roirt yhe
nit sagen / das ymer thu / vnd für vnd für sündigen / die peste puß sey /
wie wol er vü bi* seine / miss die selbe weiße puffen / vn yhn / d' erste
buchstab am 1nyMer thun zw vil ist / vnnd auß nymmer thun / eyn ymmer 363w
15 thun machenn. Szo muß er gewyßlich sage / das die Judas rew vü galgen
rew / die peste puß sey / wilch on gotlich gnade auß lautter natur vor'
muge gemacht / ym grüd falsch ist / vü nit macht ei new leben / auch nit
auffhoret zu sündige / ernster vü hertzlicher meinng / wie drobe gnugsam
erweyset ist / das on gnad kein guttis nit ist ym meschen / ßo auch die ynn
»o d' gnaden leben / boß vü sund ynn sich streyttend habe.
Es bewegt aber de lieben Bapst / das wortlin Christi. Was du
wirst auffbinden auff erdenn / soll lvß sein ym hymel / denckr villeicht / wo
nymmer thun die höchste puß were / kund ein mensch / wol do heym frum
werden / durfft nit gen Rom lausten / odder schickenn / damit wurde d'
ts Römisch treudelmarckt / da mä schluffell brieff / siegel / sund / gnad / got /
hell / alle ding keufft vnd tauffchet / gantz vnnd gar vorgehen / drumb muß
er die beste puß gen Rom hassten / an seine beutel vü kästen.
Aber wir wollen vnßer artickel beweißen mit schnstenn. Alßo sagt
S . Paulus Gal. vi. I n einem Christlichen stand gilt Widder das be-
30 schnitten noch vnbeschnitte / ßondern allein ein new wetze. Lieber Bapst /
vordäne dießen Apostell auch / der do frey erauß redt / das alles was nit
ein new wetzen ist / gilt nichts ynn d' Christenheit. Nu ist die Judas
rew / on die gnade gemacht / yhe nit eyn new weßenn / hebt es auch nit
an / ßondernn ist ein Heuchlerey / ßo gilt sie auch gewißlich nichts / wie
35 kan sie den die peste puß seynn?
1 Wol ists war / das ein new wetzen vnnd einfluß der gnaden anhebt / 9- e»
mit einer -rossen anfechtung vnnd erschrecken des gewiffenß / odder sunst
mit -roßen leyd / vü vnfal / wilchs Apo. iij. heisset / gottis anklopsten 1 od' or e «
heimsuche / vü thut bitterlich wehe / dz d' mesch wil -atz vorgehen vnnd
40 meinet er muß vorterbenn / aber da selb wirt zugleich die gnad vü sterck
eingossen / das d' mesch nit vortzage / vst alßo wirk alda ein new wetzen /
vnd gutter fursay angefangen / wilchs heisset den dte rechte gutte rew /
gleich wie w ir von S. Paul* bekerung leßenn / das er vo hymel mit
einem licht vmbfangen erschreckt / zugleich die gnad empfieng vnd sprach /
Herr was sol ich thun / alßo ym sturm vnd widderwertickeit / geußt got $
gnade ein / wie geschriebn stet Esa. xli. Got vorfolget sie vnnd alßo
wandelt er fridlich ynn yhnn. Vnd der Prophet. Nahum c.i. Got ist ein
Herr / des wege seyn eyttell donnern / plixen / vnnd vngewitter. vnnd seine
fußstapfen sein gleich tmt dick puluer wolcken / alß solt er sage. Got
welchen er w ill begnaden / den greifft er alßo an / das er all vngluck ober *o
yhn füret / ynwendig vnnd auß'wendig / das der mensch mehnet / er soll
vndergahn vor grossem sturm vnd anfechtung.
Vnd wilche solch sein werck vnd wege nit leydenn / die treiben von
sich seine gnaden / vnd künden gott j der yhn begegnet / nit gruffen / vn
seine grüß noch vorstehn noch dancken / Den grewlich ist sein grüß ym 15
ansang / doch tröstlich am ende. Wye auch der Engel Gabriel Mariam
ym grüß grewlich erschreckt / vnd doch auffs aller lieplichst wider tröstet /
darumb die puß / die mit den fridlichenn qedancken sich vbet / ist Heuchlerey.
Es muß ein grosser ernst vst tieff weethung da sein / sol der alt mensch
außyvgen werden / gleich alß wyr sehen / wenn der plix eynen bawm odder -
menschen schlecht / ßo thut er zu gleich zwey werck / das erst / er zureisset
de bawm vst würget den menschen schwind dahin / das ander / er keret
vmb das Angesicht des todten mensche vnnd des Baums bruch odder
scheyd zu sich gegen hymell / alßo die gnad gottes zu gleich den menschen /
93 ex erschreckt / 1 iagt / vnnd treybt / vnnd zu sich keret. Solch werck der rew »5
91 Ei ynd gnaden / kennet mein lieber Bapst weniger / den der große bloch 1 der
do ligt / vtt w il dennoch drnnnen richten vnd vrtetllen.
Es ist vorzeitten eyn keherey geweßen / die hießen Donatisten / die
lereten alßo. Es kundt kein mesch die wäre fauff odder sacramet empfahen /
der Priester odder biffchoff / der sie gebe / were denn heilig / btt hat S.
Augustin vberwunden / vnnd beweiffet / das die sacrament / nit der menschen /
ßondernn allein gottes seyn / der sie gibt / durch front vnd boße diener.
Da die keyerey ernieder legt ist / kompt des Bapsts ketzerey an ihre stat /
vst leret alßo. Ob wol / der die sacrament gibt / nit muß front sem / ßo
muß er doch / hoch vnnd gewaltig seyn / vnd was ihene ketzer / der 35
menschlichen heilickeyt gaben / das gibt der Bapst menschlicher gewalt vnnd
hohe / vst w ill / das niemant sacrament zu geben habe / den er allein /
odder durch seyne gewallt / gott gebe / yemantz habe glawben euangelh /
gottes geyst odder alle heylickeit. Die sacramet sein nu an die gewalt ge-
püde / die vor zeitten an der heylickeit nit hassten mochten / vst kleben nu 40
3 AG. 9, 3 ff. 6 Jes. 41, 3 7 Na. 1, 3 16 Lc. 1, 28 f.
17 erschrekt A 19 schmerz 22 geschwind 23 brachstelle 24 scheite
26 block, klotz 28 RE* 4, 788 Schäfer s. 273 f. yemant hs.
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521. ßg
an den rotten Huten / gülden krönen vn infulen / wie die Jacobs moffchelln
an den oiltze Huten / oft wallmentellen.
Daran nit gnug / leret weitter / oft gibt seinen schluffelln solch ge
malt / ob yemant kompt / der Widder glewbt noch rewet / ob er schon
5 kaumet eyn halb galgen rew habe / die sie nenne A tttitio / ßo kan er durch
krafft der schlussell / 1 auß der selben halb galgen rew / machen ein gantz 367W
gutte gründ gnadenreyche rewe / ßo fern der selb mensch nit eynen rigel
fursteck / dauon droben ym ersten attickell gesagt / alßo kan nu der Bapst
ynn vnß machen / die gnade oft rew / ob wyr schon onglewbige / Heyden
xo ond iuden / ond on alle rew sein / ond muffen die sacrament nu gehen nit
allein ovn der heylickeit der Priester / wie die Dvnatisten / sagten / ßondernn
oon der gewalt ond hohe der menschen / damit der glawb oortilget oft
oorgeffen wirt. Sihe nu / das dem Bapst solch ketzerey ond ertichte ge
wallt nit empfalle / da mit er die pesten puß machen kan wenn ' er will / 9- E»
15 muß er leugnen / das nymmer thun sey nit die peste puß.
1 Hut dich nu für dem Endchrist dem Bapst / onnd sey gewiß / das die 94 e *
sacramet / widd' an d' heilickeit noch an d' hohe / noch an d' gewalt. noch
an de reichtüb. noch an Huten / noch an Handschuhe / noch an Bapst / noch
an Bisschoffen / noch an pfaffen / noch an München Häge. Sondern an
9 c deine eyge glanbm / das / wer dich absoluiert / er sey heilig oder onheilig /
hoch oder nyd' / arm odd' reich / bapst odder Pfarrer / ßo glewb das dich
got durch yhn absoluiert / ßo bistu absoluiert / Den ßo die sacramet / nit
an d' heilickeit Häge / wie oiel weniger werde sie an d' hohe / gewalt /
grosse / ehre oft reichtüb Hägen? ßo heilickeit ober alle dinck das groste ist
15 auff erde. Vft das wollen die wort Christi / do er sagt / Was du wirst
auflösen auff erde / sol loß sein ym hyMel / damit ctui(tp kein oberkeit gibt /
ßondeni eyniß ygliche christen Hertz -um glawbe reitzet / das er gewiß sem
sol / wo er oon de Priester absoluirt Wirt / das er sey für got absoluirt /
ond die schluffel nit mehr oormuge / den ßo oiel du gleubist / oft nit wie
30 oiel d' bapst oft die seine wolle. Wie wol zu leyde ist / ihre tolle ange-
nöme freuet gewalt oft obirkeit / ßo ferne doch / das du den rechte glawben
behaltest / das dir niemät kan weniger odder mehr geben / den so oiel du
gleubst / oft erlogt sey / das d' bapst oft die feint mugt ynn drr ynn
schluffels krafft / ein rew macht / on deynen glawbenn.
3$ Der Achte.
Nym dirß nit für / alle teglich fund zu beichtk / ia auch nit alle
todfund / denn alle todsund mag niemät erkennen / ond oortzeitten beichtet
man nur die öffentlichen bewusten todsund.
i kardinalshüten muscheln zum zeichen der seercise an den filz
hüten und wallfahrtsmänteln der nach St. Jago di Compostella pilgernden
8 oben s. 65, z. 11 ff. 35 Sermo de poenitentia 1519 W . A . 1, 322,
Z. 22 ff.
90 Grind und Ursach aller Artikel D . Martin Luthers,
Das keyn teglich fund -u beichten not sey / leren sie allesampt selber /
on die weil ichs sag / muß es ketzerey seyn. Ich halt / wen ich sprech /
9j Et das ein got were / oft alle artickel des glawbens bekente / ßo muste 1 es
alles ketzerey sein / nur dammb das ichs sage / ßo frum vnd warhafftig ist
der Bapst / vnd die seinen gegen mir. 5
36^ w 11 Das aber nit alle todsund gepeycht noch erkennet werden mugen /
ist die klare schrifft Psal. xviij. Herr / wer kan sein fund alle erkennen?
mach mich rein vö den selben heimlichen funden. Hie leres vnß der Pro
phet / das wyr dye heymlichen ßundenn / nit beichten künden / denn gott
Ne allein weiß / vnnd w ir ste mit bitten sollen ablegenn / Das es aber u>
todsund seyn / bezeugt Psal. cxlij. Herr kum nit zu gericht mit deynr
knecht / den es wirt für deine äuge keyn lebendiger mensch / rechtfertig er
funden. So die lieben heilige / oft gottes diener solch fund haben (die wir
doch on fund achte.) das ste nit mugen für got gerechtfertigt werden /
was machstu elender Bapst / das du auch die w ilt für got rechtfertigen« / 15
die on glawbe oft rechte rew / mit yhrer vordäpten galge rew / die puß
anfahk? Es muffen yhe todsund sein / vmb wilcher willen auch die heylige
für got nit rechtfertig mugen sein. Den was die rechtfertign- hindett /
das ist ein todsund / vnd widerumb.
Drumb hab ich geleret / oft solt auch alßo yderman leren die leut / so
das ste got furchten / vnd nach allem gethane vleyß der deicht / zu got alßo
mit David sagen, sthe lieber got / das vnd das hab ich gepeycht. Nu seyn
deyne gericht heymlich vnd schrecklich / ßo du mit mir ynß gericht gehen
w ilt / werd ich nymmer für dyr bestehen / ich thu yhm wye ich ym thu /
wer erkennet seyn fund alle / darumb flihe ich von deynem gericht zu deynen 25
gnadenn / oft bitte / mach mich reyn vö allen meine vnbekäten funden.
Alßo kundten die leut lerne auff gottes gnade sich tröste / oft nit auff ihre
eige rew / peicht oft gnugthun / wye der Endchrist mit seinen ingern Irret.
Das aber vor-eytten nur die offentlichenn funden beichtet wurden /
laß ich die Historien sagen on beweyffen / neben de Episteln S . Pauli. Ich 3 0
94 ei hab nur ob den todsunden gesagt / die dem menschen selb bewust 1 sein /
ob ste gleich heimlich sein vndern leutten. Dber die selben / sag ich / seyn
yhr noch mehr / die niemant den gott weiß / darumb soll man die leut mit
96 e* friden lassen / vnnd nit treiben alle yhr fund zurforschen / seintemal das 1on«
muglich ist / vnd ste lassen beichten / die yhn zur zeit eynfallen ebbet be« 3$
wüst sein / auff das ste den glawben gotlicher gnaden mehr denn yhr volle
deicht achten».
D e r Neunde
Wenn wir furnehmen alle fund reyn auß zupeichte / thun wir nit
2 nor weil 7 Ps. 19, 13 9 denn alleyn Gotte der ste hs. 11 Ps.
143, 2 32 ausser 38 Sermo de poemtentia 1518 W .A. 1, 323, z. 4 ff.
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521. 91
anderß / denn / das w ir d' gotlichen barmhertzickeit wollen nicht lassen das
sie vorgebe.
D ießer attickel ist schon beweret auß dem nehst vorgangen vnd dem
andernn / den ßo es w ar ist / das D auid sagt. psal. xviij. D as niemät
5 alle sein fund erkennet / muffen w ir von not / der barmhertzickeit go ttit die
selben vnbekanten Kunden lassen / oft alßo nit «uff vnßer deicht / noch rew /
sundern 1 «uff seine gnade vnß vorlassen / m it demütige furchtsam gepett z?- w
bitten / das er vnß davon reyn mache / wie gesagt ist.
Auch ßo w ir ym ersten oft andern attickel beweiset / wie alle heiligen /
10 yhr fünde ym fleisch klagen / der sie nit muge loß sein / muffen w ir be
kenne / das auch die selb vbrige fund / gottes gnade befolhen sein müßen /
wilch ßo er schwind vrteillen wolt. (wie er thun w itt denen die sie vor-
achten.) wurden alle sampt tödlich erfunden / das nu der Bapst solchs vor-
däpt / ist nit wunder / den sie vnß leren / ynn allen stucken / «uff vnßer
15 werck vnnd seine gemalt / vnnd nichts «uff gottes barmhertzickeyt bawenn /
damit gotteS forcht vnnd Hoffnung vortilget w irt / ynn den Christlichen
Heryen. Aber S . August, sagt confeff. ix. W e allem leben der menschen /
wye gut es auch ist / ßo es gericht würd ßond' barmhertzickeyt. S zo hie
S . Aug. auch das gutte leben will der barmhertzickeit befolhen haben / oft
»o gottis gericht nit leyden mag / wye wollen w ir denn nit etlich vorporgen
ßunde seyner gnaden lassen? Ach es 1 ist vordrießlich / solch klar w arheit yz
zuhören / vo Bapst vordäpt fein. E s ist Endchristisch weßen mit Bapst
vnd Bepstischen.
D e r Czehende e.
*5 N iem ant seyn die fund vorgeben / er glewb denn das sie yhm vor
geben werdenn / wen yhn der Priester absolviert. J a die fund bliebe / ßo
er nit glewbt / das sie vorgeben sey / denn es ist nit gnug / die vorgebüq /
odder der gnaden eynfluß / ßondern man muß glewben / das die fund vor
geben sey.
3° Auß dießes attickels vordampnnge / folget / zum ersten / das der
attickel des Christenglaubens falsch oft ketzerisch sey / da alle Christen sagen.
Ich glewb ynn de Heyligen geyst / eine heilige Christlich kirche / vorgebunq
der fund / den dießer mein attickel nit anderß leret / den das w ir glewben
sollen vorgebng der fund / gleich wye der Christglewbige attickel lauttet.
35 Danck hab du aller heiligister vatter Bapst / dz du vnß nu lerest / das die
welt vor nie gewist hat / wie der artickell / vorgebng der fund / ketzrisch
sey / Is t aber diß eyn stuck deß glaubes ketzrisch / ßo sei gewißlich alle stuck
ketzrisch / alßo vordampt hie der allerheiligste vater Bapst / den gantzen
Christen glawben ßo gröblich / das ich nur furcht / niemant glewben w erte /
i nichts hs. 4 Ps. 19, 13 12 scharf 17 s. oben 1 120, 2. 15
23 BepstyNN hs. 24 oben I 38, z. 39 ff.
22 Luthers Werke II
Y2 Grund und Ursach aller Artikel D . Martin Luthers,
das solch ding yn der Bullen stehe. Nu stehet es yhe drinnen / drum
schemen fit sich auch / das die Bulle vorteutscht mtrt / vnd yhre End-
christisch / ketzerisch wutterey an tag kummet.
373w 1 Zum andernn folget / das der ßunder sol sagen zum Priester d' yhn
absoluiert / du leugist / mein fund sein mir nit vorgeben wie du sagist / $
den d' heilige vatter Bapst / hat newlich eyn Bulle gebe / darynn er vor-
dampt alle die do glewben / das yhn yhr fund vorgeben / vnnd die abso
lutio» war sey / ßondernn wer zur peicht geht sol also denckenn / ich w il
beichten / aber ich w ill a. e absolution für lugen / ketzerey / yrthum halten /
96 ei oft alle Priester / lugener / ketzer vnd vorfurer 1 schelten / die do yemat ab- xo
soluieren / der Bapst hat michs geheyffenn yn seyner Bullen.
Zum dritten folget / das Christus selb eynn lugener vnd ketzer ist /
da er sagt zu Petro Matth, xvi. was du loßest miss erden / sol loß syn
98 ex ym hymel / 1 dan dieß zarte Bulle gepeut bey Bann vnnd feur / das niemant
glewben soll / daß es loß sey / was der Priester loßet / das ist / er sol yhe 15
nit glewben / das yhm seyn sund vorgeben» seyn / wie mein Artickel laut /
Is tyemät / d' nit glewbt / das solcher grewel ynn der Bulle stet / der
laß sie yhm leßen / vnd sehe drauff was sie vordampt. I ch het auch ehe
giewbt das der hvmel viele / ehe solch ding solte vö Bapst außgehn / ich
mei d' bapst sey an sein end küme.
Wie wol aber dießer arttckel ßo öffentlich war ist / das aller Christen
oren billich erschrecken vnd sich entsetzen für des Bapst vordamnuß.
Seyntemal es ynn aller Christenheyt die groste vbung ist / das eyner den
andernn tröstet / zum glawben vnd trawen auff gottes barmbertzickeyt / die
yhm sein sund vorgebe / on das d' Boße geist / an den leisten notten des *5
sterbenß / pflegt dem mensckenn / eyntzublasen / wye der Bapst ynn dyßer
Bulle leret / sie sollen nit glewben / das yhn yhr sund vorgeben sey / doch
thut er das nit / alß sey es recht vnnd wol than / ßundernn alß eyn
feynd der gnaden glawbens vnd warheit. Aber der Bapst erger den alle
teuffel / leret solchs alß recht / vnd gutte lere / sitzet an gottis stat / vnnd y>
vordampt den glawben / das kein teuffell nie thä hat. O es w il am end
mit dyr sein / du kindt des vorderbens vü Endchrist / hör auff Bapst du
machsts zu grob vnd zu viel.
Doch wolle w ir de Arttckel beweysenn / denn Christus Matth, ix.
da er den gichtpruchtigen gesund macht / sprach er zuuor. Mein söhn / ge- 35
traw vnd glewb / ßo sein dir deyn sund vorgeben. Hye sihestu klar / das
die sund nit vorgeben werden / er glewb denn das sie yhm vorgeben sein.
375w Dnd 1 mariam Magdalenam absoluiert er vmb yhrs glawbens willen
Luce .vij. denn alßo lauten seine wort / gang hyn mit fridenn / dein glawb
hat dir geholffen. Sihestu da / 1das der glawb zuvor gewesen ist / der yhr -7 e *
halff vnd yhre fund vortilget / das Christi auch selb / nit seiner absolutio /
noch schlüsseln / noch gemalt / ßondernn yhrem glawben zu schreib die tot*
gebüg d' fund. Aber d' Bapst gibt für / es sey seiner 1gemalt schult / vnd 99 E-
5 nit des mensche glawben / das die fund vorgeben werden / was für ein geist
yhn das heyffet rede / ist wol zu merckenn.
Es weiß yhe yderman / das des Priesters absolution ist ein vrteil
dav mt sein / ßondern gottis ist / wilchs yn misst der wort Christi / da er
sagt / was du losest sol loß seyn / foddert den glawben / oft laut alßo / ich
10 absolvier dich / das ist ßo viel gesagt / ich loße dich auff / ad' deyn fund
seyn dir vorgeben / wye reimet sichs nu / das solchem gotlichen vrteil / d'
fund nit glewben sol? Nu brenne vnnd vordamme bucher/Papst. Szo
soll dich got stortzenn / vü ynn eynen tollen synn vorwerffen / die weil
du gotlicher warheit alzeit Widder strebist / das du deinen vordiente lohn /
*5 empfahist / zweiffel nu wer do wil / ob der Bapst / der sollcher yrthumb
mehr denn zu viel ynn die welt treibt / vnd aller land gelt vnno gut da
für nimpt / der recht heubt letzte Endchrist sey / ich danck got / das ich
yhn kenne.
Der Eylffte.
10 Du solt yhe nit vorrrawen / das du absolviert werdest / vmb deiner
rew willen / ßondernn vm des wortS Christi willen / da er sagt zu Petro.
Was du wirst auff binden / soll auffbunden sein. Hie sag ich / ßo du ab.
solmert wirst vom Priester / soltu festiglich glewben / das du absolviert
seyest / ßo bistu gewiß absolviert / es sey mit deiner rew / wie es mag.
*5 Dißer artickel ist gnugsam beweiset / ynn de nehsten vorgangnenn /
den wer wolt doch beichten odder pussenn / wenn er nit solt glawben das
yhm sein fimb vorgeben» wurden»? was wolt der Priester sagenn / wenn
ich kem 1 vnd sprech / Herr ich hab alßo gesündigt vnd ist mir leyd / id) 98 b *
glewb aber nit / das ich absolviert werde vö ewch. E r würd freylich drucken
3° ich rotte vnflnnig. Noch leret dieße Bulle alßo zu thun / vnd vordäpt
solchen glawben / den mein artickel leret.
1 SoltS aber war sein / das vmb vnßer rew willen die ßund vorgeben 100 e*
wurden / wie die Bulla leret / vnnd nit vM lautter gottes worts wille /
wie meyn artickel sagt / ßo möcht ein mensch sich gege got turne / das er
35 durch sein rew vnd vordienst / vü nit durch lautter barmherhikeit gottes
erlangt het / gnade vnnd vorgebung / wilchs grewlich vff schrecklich ist zu
Horen / 1vü die gnad würd gantz vorleugnet / Den gottes barmhertzickeyt vü 377W
gnade / roirt vmb sonst / den vnuordienten geben / wie Ro. v. Paulus sagt.
W yr seyn begnadet vü rechtfertig worden vmbsonst vnd auß lautter barm-
D er Czrvelffte.
Wenn es muglich were / da- yemand kund beichten on rew / odder
ßo ein Priester leichtfertig odder schertzend ihn absolviert / ßo er doch glewbt
er sey absolviert / ßo ist er gewißlich absolviert.
5 Christus ym gantzen Euangelio / hat alle ding auff 1 den glawbe -vor
stellet / da er sprach / alle ding sind muglich dem d' do glewbt. Jte / dyr
geschieht wye du glewbist. Darumb ists war / das / ob d' Priester schertzet /
ßo ich doch seyn absolutio mit ernst empfahe / oft glewbe / ßo geschicht mir /
nit wie er thut / Sondern wie ich glewbe D as hab ich gesagt zu beweiße /
io wye gar groß vft nottig d' glawb sey ynn d' puß / das alliß an yhm ligt.
D ü wie wol es nit muglich ist / on rew / glewbe / wie ich droben gesagt
hab / da ich beweiffet / wie der glawb vnnd gnad mit eynem grossen sturm
wyrt 1 eyngoffen. Szo es aber muglich were / were der glawbe dennach 102 e »
allein gnug / den got nit auff rew / noch auff yrged ein werck / ßondernn
15 nur auff den glawben seyne gnad erbotten hat / da er sprach / wer do
glewbt / der witt selig.
Dnnd warumb solt nit ein leichtfertige absolution seltenn / so S .
Paulus sagt Eph. i. das auch das wort gottes gilt vnd hilfst den glewbigen /
wen es gepredigt witt von seinen feindenn vnd vorfolgernn / Vft fle alle
» sampt bekennen / das die sacramet auch von boßen vnglewbigen priesternn
geben / dennoch trafst haben / ob er gleich feind sey dem pußer. E s ist
yhe fund vnd vnglawben grosser den schertzen odder leichtfertikeit / vft das
ich noch mehr sage / sie muffen bekennen / das der auch des sacramentz
nutz empfehet / der es hertzlich begeret / obs yhm schon vom Priester mut»
-5 willig vorsagt w itt / ßo gar ligts am glawben des bueffers / wie d' ge-
schickt ist / so sehet er / der Priester geb / odder geb nit / schertze odder sey
ernst / wie das sacrament kumpt feilt geredt / so ist- gottis sacrament / vnd
leffet (Id) sahe mit de glawbe. Aber der frundt gottes zu Rom d' Bapst /
wolt gerne vnß dießen glawben vortilgen vtt vorfuren / das wir seiner ge-
jo walt mehr / denn gottes sacrament vorttawetten / alß kund er / on vnßern
glawben / auß lautter gewalt fund vorgebe / behüt got alle Christliche
hertzen / für dem Endchrist vnd Satanas Apostell.
11 D er dreytzehende.
I n de sacramet d' puß oft vorgebüg d' schult / thut der Bapst ad'
3$ biffchoff nit mehr / den d' geringst Priester / ya wo ein Priester nit vorhandk
were / thut ebe ßo viel / eyn vglicher Christen mensch / ob er gleich eyn
weid odder kind were.
i Sermo de poenitentia \V. A. 1, 323, z. 32 ff. ö Mc. 9, 23
Mt. 8t 13 9 zu beweiße fehlt hs. 15 angeboten Mc. 16, 16
18 Phi. I, 15 ff. 26 empfängt 27 zusagt 28 lcsterer gottes hs.
31 da behutt hs. 33 s. oben I 178, z. 1 ff.
96 Grand und Ursach aller A rtikel D . M artin Luthers,
Da da / der artickell hat den rechten blutschweren troffen / hie ist not
geweßen zu weren / vn vordamnen / denn der artickel solt machen / das de
103 e» abtgot zu Rom / die schluffel auß de schild fielen / wo er yhn gähn 1ließ /
aber doch sol es yhn nit helffen / er sol mir yhn mit recht ntt widder-
legenn / vnd beweiß yhn alßo. 3
Es ist bißher gnug beweiset / das nit des Priesters werck / ßondernn
der glawb / des puffers / vorgebung dir sund wirckt / den ßo der Bapst vfi
alle Priester auff einen hauffen vorsamlet / ein absolutio ober einen ßunder
sprechen / ßo gilt vnd hilfst sie nichts / wo er der selben nicht glewbt /
denn das wort steht fest / wer nit glewbt / der ist vorloren / da hilfst nichts xo
Widder. Ja wie solt des Bapst vnd aller Priester absolution helffen on
glawben / wen fle Christ* auch got selber sprech / hulfft fle dennoch nichts /
on den glawbe. Jsts nit alßo? das got teglich prediget vnd wund' wirckt
für den mensche / vnd hilfst doch nit / denn allein die yhm glewben? Szo
denn die vorgebung gantz ligt am glawbenn / vnnd nit am Priesters ampt 5
odder gemalt / vnnd der Bapst eben ßo wenig vormag / den glawben zu
geben / alß der vnterist Priester / der Priester ßo wenig als ein weib vfi
kind / möcht ich gerne geleret werden von dem Bapst / was er mehr dartzu
thet / denn ein schlechter Priester? last Horen ewr weißheit lieber Bapst?
Ich w il wol sage / was du mehr thust / den ein ander schlechter Priester / so
du hengest große fanen auff mit schluffelen / vnnd vorkeuffist Bullen / lessist
glocken leuttenn / betreugist land vfi leut vmb gelt / gut / leyb / vnd seel /
vnnd furist sie mit dir ynn abgrund der hellen / das thustu mehr dann
ander Priester vnd Christen.
xo» ei Szo ist droben gesagt / wie die ketzer Donatisten die alle sacramet / -5
an die heylikeit d' Priester pinde wollen / vnd nit an den glawben der
pußer / von Augustin vberwunden / dennoch leydlicher vnd peffer geweßenn
sein denn der Bapst vnd seine Bischoff / die do wollen die sacramet an die
hohe vfi gewalt pinden / Denn ßo eyn heyliger Priester nit mehr thut ynn
den sacramente wen eyn sündiger / wye mag eyn großer hoher Priester mehr 3°
thu / den ei nidriger vfi geringer? ßo heilickeyt viel mehr denn gewalt gilt /
drumb ists klar das der Bapst yhm allein die schluffel zu eyget / mit
104 ex g^ichem recht / wie Lucifer ym hymel yhm woll / got'liche stuel zu eyge.
383w Seyntemal 1 die schluffell nit anderß / den zum sacrament der puß geben
seinn / wilchs alle Chuste gleich gemein ist / vnnd niemät mehr odder 35
weniger dran hat / denn wer mehr odder weniger dran glewbt.
Ich frag weitter / du allerheiligst vatter Bapst / ob du auch eyn ander
sacrament der tauff habist / den alle Priester vnd Christen / vnd ob du vmb
deiner hohe willen / mehr thust / wen du teuffest / de ein Capellan / leye /
weyb odder kindt. Sag an / bistu hie ein stumm wordenn? hastu ein ander *°
i eiterbeule (vgl. Erasm., Adagia: tangere hulcus) io Mc. 16, 16
I I Priesters hs. 18 belerett hs 19 einfacher 21 vgl. den holzschnitt
Flugschriften 1, 345 25 oben s. 88, z. 28 ff. 30 denn hs. 31 VN
fehlt hs. 40 Szo hast» hs.
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521.
taust ßo strafft dich S . Paulus Ephe. inj. E s ist ein glawb / ein taust /
ein Herr rc. Szo denn das sacrament der taust / gleich ist bey allen
Christenn / das es zur not mag ein ley / weyb vnd kind gebe / wie teglich
geschicht. Warumb soll nit auch gleich vnd gemein sein das sacrament
5 der schluffell puß odder absolution? Jsts nit ßo wol ein sacrament alß
die taust? W eitter / hastu auch ein and' meß / denn alle andere Priester?
odder magst» mehr gebe vö de ftonleichnä Christi / denn vnßer Capellan?
was zeyhestu den der schluffel sacrament / das du mehr darinne thun w ilt /
den die gantz Christenheit? du suchst deine freuet geroalt ober die kirchen /
10 vimd machst auß der schluffel gleichen gemeynen sacrament / dyr selbs ein
eygen vngleich vngemeine gewalt vü tyranney. S ein alle sacramet gleiches
vormugen bey yderman der fle geben kan / ßo magst du nit allein die
schluffel dir außtzihe / vü dir ein ander eygen sacrament machen wen ge
meine Christeheit habe.
15 1 Darüb Hutten sich hie alle Christen für des Bapsts Endchristischem 103 e
gistt. S-o alle tauffe vü messen gleich gelten / wo vnd durch welchen sie
geben werden / ßo ist auch die absolution gleich / wo vnd durch milchen fle
geben wirk / denn es ligt alles am gIamben des d' fle empfehet / nit an
der Heiligkeit / kunst / hohe / geroalt des der sie gibt / vnd wie man nit mag
io die taust teilen / vnd dem Bapst vnd Biffchoffen / ein and' stuck dran geben
den allen Christen / alßo mag man auch nit teilten die meß vnnd schluffel /
das der Bapst ein ander sacrament der schluffel vnd messe habe / den die
1gantze Christenheit / hat er aber ein ander / ober mehr / ßo schleustet yhn 105 B*
S. P aulus auß der Christeheit / da er sagt Eph. iiij. Eyn glawb / ein
*5 taust / ein Herr.
D as ist wol war / das Bapst vü Biffchoff yhn für behalten etlich
feile vnd fund / aber das ist Herkummen von menschen gesehen / vnnd ist
mit geroalt eingeriffen / damit aber thun fle nit mehr ynn d' vorgebüg d'
schuld / fle thu nur mehr ynn d' vergebüg d' peyn / ad' straff. Aber die
30 vergebüg d'schuld ist eygentlich d' schluffel vü sacramet d' puß / die soddett
de glawbe / die vorgebügd' pein / soddett nit glawbn / ßondern 1mä fulet 385 w
fle empfindlich / vü geschicht on gIamben / vü gehöret nit eigentlich zum
sacrament der schluffell. M ein attickel aber sagt vö der vorgebung der
schuld / die ist yderman gemeine wie die taust vü meße / vü mag vo
35 keiner hohe ad' gewalt gefangen werde / wie d' Bapst mit de seyne für
gibt vü leugt.
Der Viert;ehende.
Niemant soll dem Priester antwortten. E r sey berewet / vnd der
Priester sols auch nit fodderenn.
i Eph. 4. 5 6 alle fehlt hs. 10 gleychem gemeynem hs.
13 ausnehmen 24 Eph. 4, 5 32 merklich 37 Sermo de poeni-
tentia W . A. 1, 322, z. 16 ff. 38 zerknirscht
98 Grund und Ursach aller A rtikel D . M artin Luthers,
Das muß dir auch yrthumb sein / du heyliger vatter Bapst / nu mustu
es lassen warheit sein / vnnd beweiße das alßo. Den die weil es steht /
n it ynn vnßerm dunckenn / ßondernn ynn gottes geeicht / ob vnßer rem
104 e i recht 1 sey oder nit / ßo mag niemant on vormeffenheit / sagen er sey recht
brnroct / den sanct Paulus .i. Corin. x. sagt. N it der sich selb lobet ist 5
bewerbt / ßondernn wilchenn got lobet. Vnd .i. Corinth. inj. Ich htm
m ir nichts bewust / aber damit bin ich nit gerechtfertigt / ich vrteil mich
selbs ntt. G ott d' Herr aber ist der / der mich vrteilet / datzu sagt David
Psal. xviij. Herr wer erkennet all sein sund.
6$o nu der mensch solt sagen. E r sey warhafftig berewet / ßo würd 10
er gedrungen zu eygener vormessenheyt vnnd zu vnmuglichen werck / das er
all sein sund vnnd boßes erkennet. Ja die weil / alle Heyligen noch boßs
vnnd sund ynn sich habenn / ists nit muglich das yemand rew hab / die
106 E- für gottes gericht gnug sey / ßondernn sie1sprechen alle sampt mit Dauid.
Herr / gang nit ynß gericht m it deynem knecht / denn für dir w irt kein 15
mensch das do lebet / rechtfertig erfunden / ßo keiner w irt rechtfertig er
funden / wie mag er den berewet erfunden« werden / ßo die rew ein anfang
der rechtfertigung ist? Warumb w ilt du denn O Bapst / die Christen
Hoffart / vnnd vormeffenheit leren / das fle ynn gottes gericht lauffenn?
Alßo solt man die Christen lere / das ein deicht kinb wiste / wie für 20
got kein rew wirdig ist / vnnd gnugsam. Vft solt alßo sage. Sihe lieber
Herr ich weiß das ich nit recht rewig erfunden werd für deyne gericht / oft
noch viel boßer tust ynn m ir ist die vorhyndern rechte rew / doch weil du
zugesagt hast gnade / ßo fliehe ich von deinem gericht / vnd Otc weil meine
rew nichts ist für dyr / vorlaß ich vnnd erwege mich auff deine zusagung *$
ynn dießem sacrament. Vnd ob der Priester forschet noch d' rew / sol er
sage. Herr / für m ir bin ich berewet / aber für got ists ein schlechte rew /
do ich nit mag m it bestahn / hoff aber auff seine gnade / die yhr m ir itzt
auß seyne befelh sollet zu sage. Szo solt man die leut ymmer zu dem
glawben treyben / denn ym sterben / w irt die rew altzu groß werden« / 3°
387 w vnd der glawb altzu klein / 1 Gottes zusagen ist gewiß ym sacrament / vnßer
105 ei rew ist nimmer gewiß / drumb 1nit auff die vngewiffe rew / ßondernn auff
seinn gewisse zusagung er vnß w il gepewet haben / das w ir bestehn mugen
ynn aller not.
D e r Funfftzehende. »
Es ist eyn grosser yrthum / welche zum sacrament gähn / vn sich vor
lassen darauff / das sie beichtet habe / odder yhn nicht bewist sein einer
Effet das alle / ßvndern trinckl darauß alle. D wie sollen sie schreyen vnd
toben / wo das wortlin / alle / bey de brot / vnnb nit bey dem kilch gesagt
were. E s wutt sie niemant halten kundenn. Noch wollen sie mit klarem
text / ßo öffentlich beschlossen vngefangen vff vngehalte seyn.
5 Die kirch singt auch yn de hymno. Verb« supernü. E r hat seine
iügern geben vnter zweie gestalt sein fleisch vff blut / auff dz er de gäye
mesche speiset / wilcher vo zweie naturn gemacht ist. Ist die kirch yn dieße
gesang recht Szo sollen yhe beide gestalt geben werden allen Christen.
Seyntemal nit allein die pnester / ßondernn auch die leyen menschen seyn
10 von zweyen naturen / milchen dieße speiß gantz / vnnd ganyen menschen
zu gesungen wirt. Doch wollen stercker gründ seyen. S a n tt Paulus
.i. Corinth. x. W yr sein ein brot vnd ein leyp / alle die wir von eynem
brot / vnnd von eynem kelch teyl haben. Hie frag ich / ob die leyen auch
1Christen seyn / vnnd glid des Christlichen corpers / dauon hie S . Paulus ho e *
1$ sagt / wir feint alle ein leip? ich hoff / man muffe ia sage. Worumb wil
fle denn der Bapst abßondernn / vnd allein die Priester lassen Christe seyn/
ßo er nit wil alle vö einem brot vnd von eine kilch lassen teil haben / wie
S. Paul* hie sagt / das sie alle / die zu de leybe gehören / vö einem brot
vff von einem kelch sollen teil haben / wo Ile es vormugen / vnnd nit vor-
•o hindert werden / dauon hernach mehr.
Darnach .i. Cor. xi. sagt er nit zu den Priestern / ßondernn zu allen
Christen der selben (lat / ich hab von dr Herrn empfangen / das ich auch
ewch gelert habe, (spricht nit das ich auch ewr Priester alleyn geleret habe.)
der Herr Jesus / ynn der nacht da er vorradten wart / nä er das brot vnd
*5 danckt got / brachß vnd sprach. Nemet hynn vnnd esset / das ist mein leip /
1 der für ewch geben w irt / das thut / mein da bey -ugedencke / Deffelbe 393W
gleichen / den kilch / da er geffen hatte / vnd sprach / das ist d' kilch / ein
new 1 testamet ynn meinem blut / das G ut / ßo offt ihr trinckt / zu meym »09 D
gedechtnyß rc. Hye sthestu was der Apostell von dk Heren empfangen vff
y den Corinthern geben hat / wie er sagt nemlich beyde gestalt / mit ßo
klaren außgedruckten wortten / das mich wundert / wie die schismatici
parteischk Rouüffche christe / vnd halb facrameter / nit rodt ad' bleych
dafür werdk.
E r sagt weitter. Szo offt yhr esset diß brot / vff trinckt dißen kilch /
35 sott yhr vorknndigen de tod des Herrn / ßo läge biß er kommet. Spricht
nit / ßo offt yhr priester alleyn esset vnnd trinckt / ßondernn redt zu yhnn
allenn. Spricht auch nit / das sie das alles thun sollen / biß der Dapst
küme vnd ordinier es anderß / Sondern« so lange biß der Herr selbs kumme
am iungstm tag.
Mehr / wilcher big brot iffet vnd dißen kilch trinckt vnwirdig / der
ist schuldig an dem leib vnnd blut des Herrn / spricht nit / welcher Priester /
Sondern yn gemei / welcher vnter euch allen. Spricht auch nit. Er ist z
in L- schuldig allein des leibs / Sondern auch des bluts Christi. 1 setzt ymmer
beyde zusammen / esse« vnd trincken / brot vnd kilch.
Ite / Der mensch pruffe slch selb / vtt alßo esse her vö diffem brot /
vn trinck von dißem kilch. Er spricht nit / allein der Priester pruffe sich
selb / ßondernn ein iglicher mensch / der do Christenn zu Corinthen ist / io
denn er schreibt yhe diß Epistel / nit den Heyden. Spricht auch nit / der
mensch esse allein vom brot / vnd trinck nit den kilch / wye der Bapst vnß
leret vnd ledigt von vnßerm eygen sacrament.
Item wer do iffet vnd trinckt vnwirdig / der iffet vtt trinckt yhm das
gericht / als der des Herrn leyp nit achtet. Aber mal ist das zu allen 15
gesagt / vtt trincken an das essen gepunden / milche der Bapst Sondert vtt
nit groß achtet.
Am letzten spricht er / darnb seind yhr viel vnter euch kranck vnnd
schwach vnd gestorben / das yr vnwirdig esset vn trinckt. Ich mein solch
n o & straff vnd 1 plage / sey nit vber die Priester allein gangenn / die weil er sagt / 20
viel vnter euch seyn kranck / het Sonst gesagt / viel ewer Priester sein
kranck u.
Was mag nu der Römisch vorkerer / Widder biege gewaltige spruch
sanct Pauli auffbringen? Dayu stet yhm Widder / der langwerende brauch
der gantz Christenheit ynn aller Welt / der auch noch bey den kriechen 25
weret / milche auch Rom selbs / nit hat darumb durffen ketzer odder ab-
395w drynniger schelten / warumb 1 solt ich denn leyden / das die Behemen odder
yemant anderß drob ketzer gescholden wurde / ob sie beider gestalt messen /
wie Christus vtt sanct* Paul' leret / vnd alle welt on der Bapst / ym
prauch hat. Datzu ists zn Basel ym Concili beschlossen / das ste recht thun / 3o
was däpt den biege Bulle / auch yhr eygen Concili?
Drumb hab ich biegen artickel widderruffen / vnd pnch itzt widder-
ruff / als den ich viel zu mild vtt sänist gesetzt habe / vno sage nu alßo.
Die kriechen vtt Behemen sein ynn diße stuck nit ketzer noch parteische /
ßondernn die aller Christlichsten / vnnd besten folger des Euangelij auff 35
11212* erden. Vnnd bitte sie durch Christum vnßern Herrn / m it 1 dießen schrifften /
das Ke iah bleiben bestendig ynn yhrer Meinung / vnd lassen sich nicht
yrrenn / des Römischen Tyrannen vn Endchrists / vorkerete frevele gesetzt /
welcher auß lautter Mutwille eyne gestalt / vnd das halbe Sacrament
nimpt von den Christen / milchen es Christ* selbs vtt alle Apostel geben /
vtt die kirch lLgetzeit gepraucht hat ynn aller wett.
Er gepeut den priesternn beyde gestatt zu nemen / vtt gibt die vrsach.
Es leyde sich nit / eine zu nehmen 1 seintemal beyde gestatt / ein gantz vol
5 sacrament sint / das nit zu teile ist. Widerüb / ba er &e leien vorpeut
eyne gestalt / gibt er aber vrsach / eyne gestatt sey eyn gantz vol sacrament /
vn wurffelt alßo mit gottes motten vtt sacramenten / wie ein gauckeller.
Es ist ym gantz vnd nit gantz / wen vnnd wo er wil / darff yhm selbs
frey Widder sprechen / vnd auff beide seitten liegen vnd triegen. Alßo
10 haben die Priester nu ein ander sacrament denn die leyen / gleich toit er
droben auch andere schluffel vtt sacramet der puß / yhm zueigent / denn alle
Christenheit hat.
1 3 um andern sag ich / das der Bapst vtt alle sein wissentliche vor- m ei
wandtenn ynn dißem stuck ketzer / abtrinnige / vorpanner / vnd vormaledeiet
*s sein. Darumb das sie anders leren / denn das Evangelium ynnen hat / vtt
folgen ihrem eigen kopff / Widder den gemeinen prauch der gantzen Christen
heit. Denn das heissen ketzer vnd abtrinniger / milch vbertretten die lere
yhrer Vetter / vnd ßondernn sich selb / von gemeiner weiße vtt prauch der
gantzen Christenheit / vtt errichten new weiße vtt masse auß lautier mut-
-0 willen / on vrsach / Widder das heylig Evangelium / das thut der Endchrist
zu Rom / ynn dießem vnd viel mehr stuckenn / noch erhebt er sein vn-
uorschampts lasier maul ynn den hyMel / vtt tastett die kriechschen kirchenn /
das sie zwispaltig vnd abtrinnig sey. Szo er der erst vtt allein ist aller
abtrinnüg vnd par'teyen heupt vrsach vtt anheber / wie das am tag ist / 397W
»5 vnd alle Historien beweisenn.
Doch w il ich hie de arme Haussen außgenümen vtt entschuldigt have /
wilcher kein schuld dran hat / ' dz er nur ein gestalt empfahet / d' Bapst vtt » j ei
sein anheger seyn allein schuldig / die mer ich auch allein. Den zu gleich /
ob yemant d' tauff begeret / vtt d' Bapst sie yhm vorpotte / vtt freuelich
30 neme / würd sein glawb vtt begird für got angenöme / alß roere er getaufft /
seintemal an yhm nit gelege ist die Hinderniß / doch were d' Bapst eyn
ketzer vtt vnchriste / d' die tauff vhm vorhilte. Muffen wir doch auch leyde
das d' Bapst vtt die seine nit predige / das sie doch mit viel hoher Pflicht
vnß schuldig sei vtt wir drüb nit mit yhnen vnrecht thu / ßvndern nur vn-
35 recht leyde.
Alßo wie wol der Bapst vnß schuldig ist beide gestalt zu geben.
Szo erß doch nit thut / vtt vnß beraubt / leiden wir solch seine gemalt vnd
vnrecht / bleiben dennoch für got frum Christen / vnd vberknmen doch des
gantzen sacraments frucht / durch vnßern glawben vtt andachr. Wie musten
40 w ir thun / wen er odder d' Turck vnß alle beyd gestalt neme? wie thun
iiaE* itzt die gefangen lige / kracken vtt iüge kindle? 1 die alle sampt keyne gestalt
empfahen kundm/vnnd dennoch alle die frucht des sacraments behalten?
Alßo haben vor zeiten etlich heylig Vetter / viel iar lang ynn der wusteney /
nit zum sacramet gangenn.
Ich rede aber nur von denen / die beyde gestalt begeren / den sott $
man fle geben vnd nit weren / denn der Bapst ist nit ein Herr / ßondernn
eyn knecht des sacraments / schuldig zu reichen / wenn vff wer es habe
w il / gleich wie die tauff vnd puß rc. Christus hat auch niemant dahu
drungen / denn er spricht nit / das solt yhr thun / ßondernn alßo / wenn yhr
das thut / ßo gedruckt mein / hat nit gepottr das wirs thun / ßondernn sein 10
gedechtniß haltenn / wenn wirs thun. E r hats aber frey gelassen / wenn
wirs thun wollen. Diße freyheyt seht vnd helt der Bapst ynnen / widdrr-
umb dringt er datzu ein iar ein mal / das doch Christ* nit thut / das yhe
sein weßen mit gepot vnd vorpot Widder Christum gahe / wie es gepurt
einem rechten Widderchrist zu thun. 15
Das sag ich darumb / nit das ich wolle yemant mit freuet hie handeln
1x4 L- wydder des Bapst tyranney / denn 1 tyranney vnd vnrecht sollt wir leide /
thut vnß auch nit schaden / ßondernn das ein yederman der fache ein vor
stand vnd vnderricht habe / vü sehe wie Christus vnd Bapst sich gleichen /
vnnd wie es gehn odder nit gehn solt ynn der Christenheit / das nit «o
yemant sich ynn des Bapsts fund yrthum vnd vorterben menge / yhn reckt
399w fertige / vnd 1 wie seine buben thun / sein vnrecht / für recht halte odder
preisse / ßondernn gleych alß wenn vnß ymant nehm leib vnd leben / sollenn
wirß leiden gedultiglich / vnd got vnßer schuld bekennen / doch dem nit
recht geben / noch loben datzu / alß het er wol than. Alßo ob vnß wol »s
der Bapst / das Evangelium vnd Sakrament entzeuchet vnd nimpt / sollen
w ir leiden / vnnd gott vnßer fund bekennen« / der den Bapst alßo eyn
plage leffet seynn vber vnß / wir habenß wol vordienet / das der Endchrist
ober vnß regire / doch sollk wir yhn nit datzu loben vnd rechtfertigm / alß
113 Ei thu er wol dran / vnd sanctiffimum datzu heissen. Szondernn 1 gege yhm 3°
öffentlich seyn teuflisch ketzrische Tyranney bekennen vnd straffen / wie Christi
der Juden vnrecht straffet / vnd doch daffelb vnrecht von yhn lith.
Zu beschliessen / endere ich dißen artickel / vnnd sag. Es were gut /
das nit allein ynn einem gemeynen Concilio / ßondernn ein iglich Biffchoff/
ynn seine bistum widderumb ordenette / beyde gestalt / vnd das gantz sacra- 35
ment den leyen zugeben / vnd folget alßo dem Euägelio / on des Bapsts
däck / den ein Biffchoff ist schuldig sich gegen dem wolff zusetzen / für die
schefle Christi / die yhm Christus befolhen hat / vnd sol das Euägelium
handhaben mit leib vnnd leben / die weil er an (lat ßfoifti sitzt.
Wo aber das rnt sein mag / rad ich eine igliche Christen leyenn /
das er gedenck / wie sein Herr Christus beide gestalt ynn einem sacrament
gesetzt / vnnd dem noch sie ave beid ym hertzen begere vnd glawbe. Bund
alßo das heilig sacrament / halb leiplich / halb geistlich empfahe / die weil
5 dieße ferlich $eit des Endchrists nicht weitter zu leffet. E r klage auch
got / das w ir vmb vnßer sund willen / berawbt sein / vnßers eygen guttis
vnd sacraments das vnß Christus geben / vnd sein Widder christ genummen
hat. Denn ßo yemant vorachtet beyde gestalt / zum wenigsten 1begeren / d' 115 e *
ist kein Christen / Laß sich n it bewege / yhr geschwetz da sie sagen. Es
*0 werd vnter dem brot / das gantz sacramet empfangen / Christ- wist auch wol /
das / alliß vnter einer gestalt / ia alleyn ym glawben on dz sacramet /
empfangen würd / dennocht hat er nit vorgebenß beide gestalt eyn gesetzt.
Der Sybentzehend.
Die schetz der kirchen / da vö der Bapst ablaß gibt / seyn nit die vor-
1$ dienst Christi vnd der hexligenn.
Der Bapst vnd seine Heuchler / auff das sie das Ablaß köstlich thewr
machten für de armen volck / vft der wett schätz zu sich rissenn / ertichtenn /
vnd zur aller grostenn schwach Christi / leren sie / Christ- vordienst 1 sey xi4 f i
der schätz des Ablaß. Wen man aber fragt / wo sie des ynn der schrifft
10 gründ 1 habenn / blaßen sie sich auff / vnd brüsten sich mit yhrer gemalt / vnd 401 w
sagen. Jsts nit gnug das wirs sagen / da Widder sag ich dießen artickell /
vft kann yhn ynn die schrifft gründen«.
E r sagt selbs Joä. dl das er sey das lebedig brot vö hymel / wer
dauon iffet d' lebet ewiglich. Szo sagt Esaias .liij. das er vnßer sund trage
»5 habe. Dn ist kein Christen mesch ßo gering / d' n it wiß / das Christ- vor
dienst vn leyde vnßer sund ablege / vsi vnß selig mache / glewbe allesampt /
er sey für vnßer sund gestorben« / darauß klar Wirt / dz Christ- leyde vff
vordienst eyn lebendiger schätz ist / oft gibt ewigs lebe / allen die sei teil
haftig werden«. Nu muffen sie alle selb bekennen / dz Ablaß n it leben
y gibt / oft ist ein tod ding / dauon niemant gepeffert / schweig dann / lebendig
Wirt. Es nympt nit die sund abe / ßondernn die straff der sund. N u ist
niemant ßo nerrisch (außgennmen der Bapst vnd seine schmeichler) der do
halt / das ablegung odder nachlaffung der straff / yemand bessere / ßondernn
anflegung der straff / mag wol yemand bessern / wie alle vornunfft / erfanig /
j$ schrifft vnd warheit leren«.
1 Dammb reimet flch / Ablaß vft Christus vordienst zusammen / wie »6L«
das leben vnnd der tod / wie tag vnnd nacht / wie Christus vnd Belial /
rote der Bapst vnnd eyn Christen man. Vnnd hat auch seinen rechten
mimen / denn Ablaß heyffet ßo viel alß «belassen ad' nachlassen / es leffit
ab alles gut / oft leffit zu alles vngluck / leffit die fund vngestrafft / ia legt
abe die straff d' fund / die doch got aufflegt vnd soddert. L n ßo viel an
vhm ist / leffit es fund frey gehen vn roeret yhnn nit / ya schuht vff hilfst 5
yhn / die weil es alle straff abelefstt / vnd leffit gelt da für geben vn nemen.
Vmb roilchs willen S Paul^ zu de Teffal. den Bapst nennet eyne mensche
d' fünde / vn kindt des vorterbenn / darumb das er fund zu leffit / vnd
soddert / vnnd da m it alle well zum Teuffel füret mit yhm durch seyn
lugenhafft betrieglich Ablaß. io
ns e i 1 Szo sie mit dißer roarheit für den kopff gestoffenn / nit haben was
sie antwortten. Errichten sie ein solchen träum / die vordienst Christi muge
«uff zweierley weiß gepraucht werde. Ein mal / rote iht gesagt / das fie
lebedig machenn / zum andern das fie auch gnug thun für vnßer fund. D a
antwort ich / Za fie werden auch wol mehr mal gepraucht. Man praucht 15
sie das mehr mal / gelt da m it zu losen / Hobe stend vnd ehre zurlange /
wol lust vnnd gutte tag zu haben / die wellt ynn krieg / blut / vnd alle
iamer zufitren. Vnd was ist iht zu Rom / vnd der gähen Römischen
kirchen / ynn eyne schendlichern prauch denn Christi namen vn fein vordtenst /
403xv d' Bapst 1m it allen feinen buben roere lengiß eyn betler / wenn er nit het 20
Christum zuuorkeuffen / vnd allen feinen tucken furtzuschlahen. Es muß
alles iht Christus namen decken / was des Endchrists regiment ynn der
wett vorterbet / wie er selb vorkundigt hat M a tt. xxiiij. Es werden vhr
viel kummen / ynn meinem namen vnd viel vorfuren / alßo kumpt das
Ablaß pnd seine gauckler / auch ynn dem namen Christi vnd feiner vor- »5
dienst / vnnd vorfuret die ganhe weit / das auch die außerweleten kaum et /
ficher vor yhm fein.
11 Der Neuntzehende. ww
Ablaß / dienet nit abzulegen die straff oder peyn / ßo gotlich ge-
rechtickeit foddert für die gethanen sund.
Der Czrventzigste.
25 Sie werden vorfueret / wilch do glewben / das Ablaß selig mache /
vnd der freien nutz sey.
Der Eynvndtzrventzigste
Ablaß / ist allein not den öffentlichen todsundernn / vnnd 1 w irt vor- »zB1
lihen eygentlich nur den faulenn vnnd weichlingenn.
Zu ehren der heylligen hochgelarte Bulle widderruff ich alles waS ich
yhe vom Ablaß geleret habe / vn ist mir auß gantz meinem hertzen leid /
waS ich yhe gnrtiS von yhm gesagt habe. Laß dich nit anfechten lieber
mensch / daS der Bapst hie für gibt Ablaß sey der seelen nutz / vnd mach
sie selig / daS ist vorhyn. nie gehört worden» / auch von yhn selbS nit. Der 5
alte krache auß abgrund der Hellen redt ynn dießer Dullenn / last vnß
darauff bleibe / daS Ablaß nicht ist / wie eS der Bapst gibt / denn wie ge
sagt ist / kevn sund bleibt vngestrafft / Wen nu ein Engel anderst sagt vom
himel / ßo sol man doch nit glewbenn. Vnnd ist meynen buchernn recht
geschehen daS fle vorprant seyn / ßo istS gewißlich darumb geschehen / daS xo
ich dem Bapst vn den feynen ynn dem Ablaß zu viel geben vnd gedienet
habe / vnnd ich selb solch lere zum fewr vrteylle.
kriechen. Behemen. Affrica vff b’ gantz Omttf / ia fle sein noch nie drauff
gepaue geweßenn. Szo bah alhie Christi zusagt / der nit liegen kan / das
die Pforten oer Helle nichts vormugen sollen widd' seine baw / vn doch
niemat leucken kan / den abfal ynn oriente / ßo folget dz Christ* war sagt /
5 vn d' Babst leuget vn d' baw nit sey gehörst seiner gewalt / ßondern ein
anderß / de die hellische pfortten nichts abbrechen kundenn
1 Man darff auch nit sagen / das sie darumb nit mehr Christen seyn / 413w
weil sie nit dem Bapst gehorsam / vnnd nit miss yhn gepawen seynn.
Seyntemal der Bapst vn sie alle / wollen dennoch Christen sein / ob fle schon
10 got nit ein tuttel gehorsam seinn / vü mehrteils on glawben leben. Aber
sie Habens mit yhrem liegen bißher erstritten / das die ketzer sein / die ynn
diffem stuck nit mit yhn halten / vn sie selb gute Christen seyn / ob fle yn
keynem stuck mit got vnd Christo halten / alßo essen vn turnn sie die wett /
heissen Christen / vn ketzer was sie wollen.
15 1 Aber das lassen wir faren / vnd nemen für vnß den rechten vorstandt 123 e»
- dißer wort. Das du pfortten der Hellen / nichts widd' bissen baw vor
mugen / muß das heissen / das der teuffel keynn gewalt drüber habe / wilchs
denn geschieht / so der baw ym festen glawben / vnd on 1 ßund bestehet / 122 r»
denn wo der glawb feilet obbet fund sein / da regirt der teussell vn vormag
20 Widder den baw / Alßo leret vnß sanct Peter / das wir solle streitten ynn
eynem starckenn glawben wydder den teuffel / wilcher Widder den glawben
sichtet am sterckiste. Darauß folget / daß dyßer felß ist Christus selbs /
wye yhn sanct Paulus nennet .i. Cor. x. / vnd der baw / ist die glewbige
kirche / da kein fund ynnen ist / vnd bawen ist nit anderß / denn glawbig
25 vnnd ßundloß werden / wye auch S. Petr* i. Pet. ij. leret / das wir auff
Christ« de felß. sollen vnß bawen lassen ein geystlich gepewe.
Die weil denn Bapst vnnd seine gewalt / datzu die yhm gehorsam
sein / ynn funden vnd grewlichem mißprauch gähn / vn des teuffells vnter»
than / wie yderman sihet. Szo muß ertichtet vnd erlogen sein / das d' felß
30 vn baw (die Christ* vber die hellischen Pforte setzt) heysse Bepstliche geroalt
vn regimet / die yhm d' teuffel vnderworffen hat / Es were vnmuglich / das
Bepstlich gewalt ettvas boßes thet / wenn sie durch denn felß / ynn Christ*
wortte bedeut were / den Christ* leugt nit / ßo sihet man für äuge / dz
Bepstlich gewalt gaht ynß teuffel* gewalt / vnd thut vbel / hat auch viel
35 mal vbel than.
Hertzu nn alle yhr Bepstischen / auff einen Haussen / beisset das nußlen
auff / der spruch ist euch abelauffen / dz schloß ist erubert/da fellit / da ligt
Bapst / mit grud vnnd poden / denn dißer spmch Christi / ist der eynige
grub geweßen / darauff sich das Bapstum hat vorlassen vnd erhaben / ßo
40 viel iar / vnnd ist nu klerlich erfunden / sein lugen vnd falscheit. Haben
wir nit mehr / ynn dyßem streyt vom Bapst erlanget / so haben wyr doch
i i yhren hs. 20 1. Pt. 5, 9 23 1. Ko. 10, 4 25 1. Pt
2, 5 28 dem teuffell hs. 37 abgejagt, abgewonnen
12 Grund und Ursach aller A rtik e l D. M artin Luthers,
bissen spruch frey vnd ledig gemacht. Ja hie mit ist der krieg gar ge-
415W roonntn / fctm Bapstü 1 der kopff abgeschlagen / weil dißer spruch stercker
Widder ybn gaht / denn für yhn. W er nu ein mal leuget / der ist gewißlich
124 e i nit auß got 1 vnd vordechtig ynn allen dingen / die weyl den der Bapst /
ynn dißem heubtstuck vnd gnidspruch ein lugener erfunden / der gottes wort
123 e i vorkerer / 1 vn die Welt betrogen hat / mit einem falschen regimet / ists gewiß
lich war / das 6 . P a u l' vö yhm sagt / des Endchrists eyngang sol ge
schehen / durch wirckung des Bosen geistes / der nur mir liegen / vnnd
falscher außlegung der schrifft eyngehet. Da ligstu lieber Bapst / wen du
dich hyrauß redlich erredtist / vnd die lugen zur warheit machist / w il ich 10
sagen / du seiest von got Bapst gemacht. Diß alliß / hat Joannes huß ge
than / vnd nit Luther / wie geschrieben ster. Condemnat iustus mortuus
impios viuos.
Es hilfft nit das man w il etliche heilige veter antzihen / die S .
Petrum haben den felß / vnnd eyn fundament der kirchen genennet. 3 um 15
ersten darüb / Christ' wort / gehn für aller heiligen wort / die viel mal ge-
irret / Christus aber noch nie geirret har. Zum andern / hat kein heilige
noch nie gesagt / das der Bapst dyßer felß heisse / ßo habe sie santt Petern /
nit vmb d' gemalt / ßondernn vmbs glawbenß willen / einen felß geheiffenn /
ynn wilchem ßo yhm b' Bapst folget / wollen w ir yhn auch eine felß *>
heissen / das d' felß / glawbe bleibe / vn nit gemalt werde. Wo er aber
nit glewbig ist / sol er nit eyn felß genennet sein.
Noch einen grüdspruch fiire sie. Ioä. vlti / da Christ' zu Petro
sagt drey mal. Petre hastu mich lieb? vst P e tr' antwort drey mal. Ja
Herr ich hab dich lieb / da sprach Christus auch drey mal / weyde myr meyne -5
schaff. Hierauß wollen sie de Bapst ober alle Christe seyen / aber es ist
noch keyn klarer spruch da / der solch groß dingt beweisse / vnd dießer ist
noch gar finster. V n (wie gesagt.) nit zuuormute ist / dz got eyn solch
groß ding / alß sie daß Bapstü mache / solt nit doch m it eine einige klaren
spruch eyngeseyt haben. Nu stosset dißer spruch auch dz Bapstü zu poden / y>
dz ist leichtlich zu mercken.
Denn Christus foddert hie von santt Petto drey mal die lieb / ehe
er yhm die schaff befilhet / damit er klerlich anyeigt / wo nit liebe ist / da
gehört das schaffweyden n i t 1 hynn. Die weil de Bapst vn Bapstum 1 an
lieb ist / kanß nit sein / das schaff weidenn solt Bapstü heissenn / darumb 35
ist erlogen vnnd vorkerete gloß / das sie dae wortlin / weyde / deutten miss
das liebloß regimet / vnd gemalt des Bapstumbs Wenn man das gestatte
w il / das Christ' wort alßo zurrissen vn vorstellet werden / möcht ich wol
sage I das des Turcken regiment / hieß auch / schaff weidenn / ßo sie aber
417w bleibe ynn yrem 1rechten synn / ßo muß liebe da seyn / odd' ist keyn weidder 40
da / wer w ill hie für ober?
7 1. Th. 2, 9 10 vgl. oben I 325, z. 3 12 Wei. 4, 6 23 Jo.
11, 15 ff. 34 ohne 40 weidder / da A
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521.
HZ
Auch hat fle das d' boß geyst geleret / das dz wortlin werde / heyß
obe an sitzen / wo wolle sie den vorstand bewere? muffen w ir glewbe / vn
gnuge dran hab- / das sie daher sich brüste vn rüffeln / wir habeß alßo ge-
deuttet / schweig vsi red nit äderß - Nu ich w il weitter / Dz wort weiden /
5 ist ßo hoch geistlich/dz/ob d' Bapst schö ßo heilig were alß S . peter/vn
seyn geistlich recht leres vn hielte auffs aller sieissigst/were er dennoch nit
ein weid'. Weide Heist die lere gebt / da die seele vö lebt / wilche ist d'
glaub vn Euägeli / wen dz d' Bapst treiben solt/must er all augenblick
des todts wartten / vtt sein seel für die schaff setze / alßo dz S . Augustin
*0 recht hat außgelegt / weide heiße alhie / dz lebk für die schaff gebe vmb des
Euangeliumbs willen / darmnb auch Christus bald drauff/ die weydung selbs
außlegt / vn Petro die marter vorkundigt / die er ober dem weyden vnnd
schaffen leid- muffe / wilchs on liebe nit muglich war zu thun.
Der halben ists yhe vordrießlich / dz man die hohe / geistlich / starcke /
«5 köstlich? wort Christi / ßo schendlich martert/vn zeucht sie auff de mussigen /
prachtlichen / lustreichk gemalt des Bapstumbs / vri wen sie es schon auffs
beste zihen/bring- sie es auffs des Bapsts gesetzen/da mit die schaff mehr
vorgifftet/den geweidet werden/darüb lassen wyr hie Christi meinüg sein/
wie sie sanct Augustin auch helt. Es sey in Petro / allen Predigern lere
ao gemeine gebe / dz sie yhe nit predig- / sie liebe d- Christ» / vn bereit sein
dz leben für die schaff zu setzen.
1 1 Vnd / wo / weyden hieß ein Bapst sein / ßo must die kirche ßo offt »5 »
an Bapst seyn/ßo offt er nit liebt noch prediget/das ist auch war/den xa6
wo das Euangeliu nit gaht / da ist kein kirche / vn diß Bapstüb ist d' kirche
as ebe ßo nutz / alß dz funfft radt am wag- / ia gätz schedlich / davon ich mehr /
ein and' mal. Auch wo lieb- vn weid- Bapstü hieß/kund man nit weren /
es muffen ßo viel Bepst sein» / so viel lieber vsi weyd' weren / wilchs auch
war ist / den wer do liebt vn weydet d' ist ein Bapst / alßo gehn auff alle
weiß / die wort gottes roib' dk banst/wilche er ftrr sich zeucht/vn hilfft
zo nit/das sie sagen / der Bapst weide nit durch sich selbs / ßondern durch
andere/warumb ist er nit auch eyn Bapst durch andere? heisset werde ein
Bapst / ßo kan er eben ßo wol Bapst sein alß weid- durch andere / kan er
aber iheniß nit/ß o kan er diß auch n it/ vn muß durch sich selbs weide /
od' mag nit durch sich selb Bapst sein / das wort weyden / lessit sich nit ßo
js melken vn treiben«.
1 Nu w il ich beweiffen dz S . Petrus vnter d- andern Aposteln / vn 4*9w
nit vber sie sey. Act. viij. lesen wir das die Apostel vn eldistr / haben S.
Petn» vn ZoSnes außqesand gen Samarir die Crist- zu sterck- / so den
S . P e tr"/ ein vntertheniger pot ist d' andern / wz gibt für seyn Nachfolger /
4 erniedrigen 5 die (2.) fehlt hs. 7 diß stückle hs. 14 W ei. 19, 7
22 AG . 1, 22 ff. 27 volk Eph. 4, 4 f. 33 oben I 29, z. 40 ff.
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521.
alßo sehet / Was ich bynd vnnd loße ym hymell / sott du loßen vnnd
byndenn 1 auff erden / das vnßer got vortrieben Hinfurt1 nichts mehr thun f[
kund / den was der Bapst wolt. Alßo ist geschehen zu den zeitten Joannis
huß / das d' Bapst den Engeln ym hymel gepot / der Römischen walbruder
5 ferten gen himel zu füre / die auff der Romfart stürben / Widder solchen
schrecklichen freuell / vn mehr den teuflisch vormessen / sich Joannes huß
legt / vn wye wol das leben drüber ließ / dennoch ßo viel erlanget / das d'
Bapst die selb pfeiffen einhihen / vnnd sich des freuels schemed / bißher ent
halte muß. Noch kicket d' schalck erfur / vnd weil er den himel vnd hell
*0 nit erhalte möcht ynn seiner gemalt / vn zu hoch gefare wäre / will er den
noch das fegfewr gefangen nemen / vnnd ob er wol bekennen muß / das
er niemant drinnen binde kan / noch hynein stoffen / wil er doch drynnen
loßen / vnd herauß ziehenn.
Wenn man fragt / auß was gmnd er das thun muge / spricht er / ich
x5 bin Bapst / damit soll es gnug seinn / den der spruch Christi druckt klerlich
auß / das sein gemalt nur auff erden / nit vnter noch ober der erden sey /
vnd pinden vnd loßen gleich groß sein / denn alßo lautten die wort / was
du pindest auff erden / was du löstest auff erden / das pinde ßo weit vn
breit ist alß dz loßen / vnnd wo einß nit hyn reicht / da reicht das ander
ao auch nit hyn. Drumb bleiben wir bey dem wort Christi / vn vorachten
den Bepstlichen freuet.
Dber das / ßo prauchen alle Priester dyeßer wort Christi / wenn sie
absolviern / vnd absolviern nit denn yn crafft der selben wort vnd zusagung
Christi / ßo den einerley wort hie sein / was nimpt yhm denn der Bapst
-5 für / etwas mehr da durch zu thun / denn d' geringst Priester? Seynß
einerley wort / ßo ists auch einerley crafft / kan den der Bapst da mit ynß
fegfewr greiffen / ßo kan auch ein iglicher Priester hinein greiffen. Sihe
alßo gauckelt vn füret d' Bapst die ganh wett / nympt auß dem gotliche
wort was er w ill / ob es wol ydermä gleich vn gemein ist / vn gibt für
3 0 auß de faß malmaster trincken / da and' leut säumet waffer außtrincken /
gottes einfeltig einiges wort mit einerley crafft / gilt yhm golt / vnd wils
andemn nit kupffer lassen gelte/hör auff Bapst / des spiels ist gnug.
111 Auch ist das ein ferlicher syn / dz man solcher schlussel braucht zur 128 0
pein abtzulege. Christi hat ste nit geben / das S. Peter sott gemalt damit w
35 habe etwas zu thun / ßondern vnßerm glawbe sein ste gebe / d' selb sol (Ich
drä halte / dz yhm die sund vorgebe werde / vn S. Peter ist ein knecht
darynnen / mag ste vnß furhaltenn / aber kan nit mehr da mit thun / den
ßo viel w ir glewben / wen er thausent mal auflöset / pein vn schuld / ßo
thut er nichts ich glewb den dran / d' glawb macht die schlussel tettig vn
i Was du wirst pinden vnnd losen soll gepundenn vnnd loß seyn
YM hymel VNNd erden ha. 3 ists hs. 4 vgl. oben I 479, z. 3,
bes. K öhler, L . und die K g ., s. 206 9 gucket 28 verführt
30 Malvasier (oben I 339, 35) 34 strafe zu erlassen
X 16 Grund und Ursach aller A rtikel D . M artin Luthers,
tüchtig / d' vnglaub macht fit vnttettig vn vntuchtig / ßvnst ist kein gemalt
drinnr / d' fich der Bapst anmasfit fich vn vnß betriegen / kan doch got sel
be hymel nit geben de d' nit glewbt / wz solt den d' Bapst mit de schlüsseln
thun / an de d' nit gleubt. Aber pein abtzulege gehöret nit -u de schlüsseln
eygttlich / den dz geschicht öffentlich / vn ist nit rawm da de glawbk / wilcher r
nur vnfichtlich ding glewbt / nemlich Vergebung der fund / für gottes
augenn.
Sie sein auch geweßen / die durch dießen spruch den Römischen
biffchoff Bapst machen / weil Christ sagt. Alles wz du bindest / sol ge-
punde sein. Aber die weil all Priester / ynn trafst d' selben wort absolviern/ *<>
mugen sie S . Peters vnd Bapsts nit eige / ßondern muffen gemein sein /
alßo dz entwed' alle Priester Bepste seyn / die yn crafft differ wort absoluiem /
ad' niemat absolvieren muge den d' Bapst / sol das Bapstü darinne gebe
sein / vn ßo wenig er mag dz Bapstü gemein machen / ßo wenig mag er
die Absolution gemein mache / die weil es einerley wort ist vn ding / *s
pinden vn Bapstum / wie fie sagen. Sihe alßo vorstelle fie die Heyligen
gottes wort / was gemein ist / sol des Bapst eygen sein / was vnßerm
glawbe geben ist / soll sein gewalt vn tyranney stercken.
de ehliche städt / vn abtzihe die speiß/die got gebe hat/den glewbigen zu
gemessen.
Sihe da / solt der Bapst nit macht haben / lere vnd Artickel zu setzen /
wenß ßo klar von yhm vorkundit/ das auch sein geiste/die es yhm ein-
5 blasen / außgedruckt sein. Datzu leret auch sanct Paulus Colo. ij. wie wyr
solch lere Horen sollen / vnd spricht. Sehet euch für / das euch nit yemäd
betnege / durch die eyttel Philosophia vn trieglichen schein der menschen
lere / vn zeitlichen gepottenn / die nit von Christo leren. Hie sehen wir /
das wir nur Chnstum Horen sollen / vnnd fliehen die menschen gepot / die
to wol scheinen / als wollen sie frum machen / vnd ist nur triegerey / vnnd vor-
storung des glawbens. Vnd Christ' sagt auch M att. xxiij. Ahr solt euch
keynen meister nennen auff erden. E s ist nur einer ewr Meister Christus.
Auch santt Jacob vorpeut. A hr solt nit viel meister werde lieben 11 prüder. A %
Sanct Peter schweigt auch nit .ij. Pet. ij. E s werden vnter euch falsch
*5 lerer knmen / die nach yhrem eigen Mutwillen leren / vn der selben spruch
on zal viel.
D a her ists kommen / das nervlich zu Rom / furwar meisterlich be
schlossen ist/der heylig Attickel/das die seele des mensche sey vnsterblich/
den es war vorgeffen ynn dk gemeinen glawbe / das wyr alle sagen / ich
*> glewb eyn ewigs leben. Jte es ist auch beschlossen / durch hilff Aristoteles
des grossen liechts der n atu r/d as die seele sey ein weßenlich form des
leybes/vn der selben seiner artickel viel m ehr/dye auffs aller zymlichst
wol anstehen d' Bepstlichen kirchk/auff das sie menschk ttew m /vnnd
Muffels lere behalte/die weil sie Christ' lere vnd den glawben mit süssen
»5 tritt / vnd vortilget.
Doch wollen sehen yr grüd / da her sie yhn die gemalt nemen /
Artickel vnnd gesetz zu machenn / J a sagen sie. E s ist nit alles geschrieben /
ynn b’ Biblia was not ist/drum b hats Christus der kirchen befolhen/alß
santt Ivan. vlti. sagt. Diel mehr zeichen hat Christus than / die nit ge-
3° schrieben sein / ynn dyffem buch / vnnd wenn manß alliß solt schreibe / acht
ich / die well kund die bucher nit begrciffen / die zu schreiben werk. Hie
last vnß spuren / dk hohen vorstäd b' Bepstischen secte. Joänes sagt nit vö
allen zeichk1 Christi / ßondernn vö vielen / die er nit geschrieben hab / datzu
spricht er / die selben vielen sein nit ynn dysem buch geschrieben / deuttet
35 auff seyn buch / da mit er nit leugnet / ia bekennet / sie mochten geschrieben
seynn / ynn den andemn buchernn. Szo deutten vnßer lerer seyn wort auff
die gantz Biblien / vnnd muß nu S . Joannes Euangelium die gantz Biblien
heissenn.
Aber das ist noch aller feinst, Joannes sagt. Christus -eichm / seyn
4° nit alle geschrieben / ßo deuttenß vnßern herrnn tqff vnßer thun vnnd yhr
i entziehen 4 vvrkUNdigt hs. 5 Kol. 2, 8 11 Mt. 23, 10
13 Ja. 3, i 14 2. P t. 2, i 17 vgl. oben I 389, z. 12 20 Köhler,
s. 112 29 Jo. 2i. 25 39 zeihen A 40 vnßer Herrn hs.
118 Grund und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers,
gesetz / das dye nit alle geschrieben sein / wie buntst dich? ich meyn des Bapst
setten/ kan die schrifst auslegen/ lieber last vnß die meyster aller Christen/
von Rom nu Horen. Diel Christus zeychen ynn Ioannis buch nit ge-
*j2 e i schrieben / ist ßv ' viel gesagt. Es ist nit gnug ynn der Byblien geschrieben /
i 3i E1 was w ir wissen vnd thun sollen. Der heylig geyst 1 sol es dem Bapst sagen 5
mehr gesetz zu geben vnd leren. Sihe nu weystu / warüb d' heylig geist
de Bapst vnd den Christen geben ist.
Samt Paulus vnd alle schufst / leret / das der heilig geyst geben sey /
die gesetz zurfullen / wenigem vnß dauon entpinden / vnd frey machen / wie
er sagt .ij. Corin. iiij. Der buchstab des gesetzs tobtet / aber der geist macht »
lebendig / vnnd Ro. viij. Der geyst des lebens hat mich erlöset vom gesetz /
wilchs mir nur sund vnnd tob bracht. Aber d' Meister aller Christe zu
Rom / mit seine setten / haben eynen andern heylige geyst / der bit gesetz
mehret / leut anpindet / vnd gefangen nimpt mit menschen gesehe. Dortzeihe
mirs mein got / das ich deines heiligen geystes namen daher nenne / ich 15
weyß nit was ich dencken vn sagen sol Widder den vnauffprechlichen grewel
des Endchrists zu Rom / der mit deinem wort nit allein nerrisch / ßondern
auch gleich spotlich feret / alß were es faßnacht schimpff. Ach got wo sein
sie / die dich ernstlich bitte / vn solchen deynen vnbegreiflichen zorn ab-
wendenn? 20
vnnotigen s-chenn muge nit glewbenn. Alßo sott ich gesagt haben. Wenn
der Bapst vnd seine Papisten ynn einem Concilio ßo leichtfertig / vnnd
mutwillig weren / das sie / zeit vnnd kost vorlore / ynn vnnotigen fachen /
ßo doch eyttel groß mechtige nottige fachen zu handeln seinn / sott man nit
5 allein vhn nit folgen / sondernn alß die vnsynnigen / ad' boßwicht halten /
die auß den nottigen ernsten geschehen der elende kirchen ßo kindisch vm
notige fach mechtenn / was thun sie da mit anderß / denn als spotten sie /
die elende durfftigen Christenheyt? Solch thorheit vn leichtfertigkeit ists
aber/das man vo Ablaß/vö Bapstü/vö stuele vn vberkeite / leyder ynn
"» allen diße letzten Concilijs / vn fünft nichts das zur not dienet / hadelt.
Doch thut die Bulla recht / das sie den Papisten gibt vnnotige ge-
scheste zu hädeln / vn zu glewbe yn yhre Cöcilijs / den solch spotter d' kirche
solle vö gottes zorn / vnn solche vorkette synn vorstoffen werden / das sie nottige
fache nit zu hertzen nehmen / vn nur mit vnnotigen zu schaffen haben / sie
*5 seinß nit besser werbt.
Vnd was wil folgen auß diesem Artickel / den das menschen lere /
ober gottes wort sey / vn der Bapst ober got / vnd alle der grewel / der da
neben mit eingeht/das auch Lucifer nit ßo freue! ym himel geweßen ist /
der nit mehr denn got gleich -u seyn sich vormaß. O hilff got/ists dahynn
kummen ynn der Christenheit solchs zu Horen / das got mit seine wort/sol $
weichen dem Bapst mit seinem gesetz. Hie were eS zeit / hundert tobt zu
leydenn.
Der Dreyffigst.
Etlich Artickel Joannis huß zu Costnitz vordampt sein die aller
Christlichste / warhafftigsten / vnd gantz Evangelisch / wilchs nit vordamnen i©
möcht die gantz Christenheyt.
*34 E1 Für mv/iö) hab hie fast geirret / vnnd hab ' auch zuvor / diffen
Artickel widderruffen vnnd vordampt / ynn de das ich gesagt habe. Etlich
artickel Joänes huß rc. Alßo sag ich itzt. N it etlich allein / ßondern alle
135 E2 artickel1Joannis huß zu Costnitz vordäpt / seynn gantz Christlich / vri bekenne 5
das der Bapst mit den seynen / als ein rechter Endchrist hie gehSdelt/das
heylig Euangeliü mit Johanne huß vordampt / vnd an sein stat des
hellischen trackr lere gesetz hat / des erbiete ich mich zuuorantwortten / wo
ich sol / vnd wilß mit gottes hülst wol beweysenn vnd erhaltenn.
Es hat auch © . Joannes / zu wenig than / vnd nur angefangen / *©
das Euangelin auff zu «ersten. Ich hab funffmal mehr thä / dennoch hab
ich sorg / ich thu yhm auch zu wenig. JoSnes huß leugnet nit / das d'
Bapst der vbrist sey ynn aller wett. Nur dz w il er / Eyn boßer Bapst
sey nit ein glid der heilig- Christenheit / wiewol man yhn dulden muß /
wie einen Tyrannen / Den alle glid der heiligen Christeheit / muffen heilig •$
433 w sein / odder 1 noch heylig werden». Ich aber / wenn heuttigs tags / sanct
Peter selbs zu Rom sesse / vorneine ich dennoch / das er Bapst were auß
gotlicher ordnug / ober alle andere Biffchoffe. Es ist ein menschenn fund /
das Bapstü / da got nichts vö weiß. Es seyn alle kirchen gleich / vnnd
yhr eynickeit stett nit ynn dißer einigen vberkeit/ßondernn wye S . Paulus 30
^»h. iiij. sagt. In n eynem glawben / einer taust/einem Herrn Christo /
wilch / alle gemein / vnd gleich sein allen pfarren ynn der wett.
Auch die Decretal / sag ich nit das fle Apocryphe sein« / das ist / vm
nottig zu halten» / wie Joannes vigleph* sagt / ßondern / vnchristlich / widd'-
strebkd Christo / auß eingeben des boßen geystis beschrieben / darumb ich 35
Ke auch / mit frolichem mut/vorprant habe.
D e r E in v n d dreisilgst.
Eyn fhim mensch / sündigt ynn allen gutten werckenn.
Differ Attickel vordreuffet die grossen werckheyligen / die yhren tröst /
auff yhr eigen gerechtickeit vnd nit auff gottis 1 barmheryickeit bawe / dz *35 e>
5 ist / auff de sand / drumb witts yhn auch gehen / wie dem hawß auff den
sand gepawe M att. vij. Aber ein frum Christe mesch / sol lernen vn wissen /
das alle seine gutte werck / vntuchtig vnd nit gnug sein für gottes äugen /
mit allen lieben Heyligen an seynen wercken vortzagen / 1vn auff die bloß 136 e *
barmher-ickeit gottes sich mit aller zuuorsicht / vnd festem ttawen erwegenn /
-o drumb wollen wir diffen artickel wol gründen vnnd sehen / was die lieben
heiligen dartzu sagen
Esaias .lxiiij. sagt alßo. W ir sein alle sampt vnreyn erfunden / vnd
alle vnßer gerechtickeit ist / wie ein besudlet stinckend tuch. Hie Merck/der
Prophet nympt keine auß / spricht alle sampt seyn wir vnreynn / vnnd er doch
ein heilig Prophet war. Item ßo vnßer gerechtikeit vnrein ist / vn stinckt
für got / was wil die vngerechtickeyt thun? dahu sprüht er / alle gerechtickeit/
schleußt keyne. auß / ist nu eyn gut werck on fund / ßo leugt dißer Prophet/
da sey got für / Is t dyßer spruch Esaie nit clar gnug? worumb vordäpt
man den meynen attickel/der nichts anderß sagt / denn dyßer Prophet?
so doch wyr wollen gernn mit dem heyligen Propheten vordampt seynn.
Item Salomon Eccleflastes .vij. Es ist keiner ßo frum auff erden /
der ein gut werck thue / vnnd sündige nit. Ich acht / differ spruch sey klar
gnug / vnnd schier vö m i t zu wort meinenn Artickel außdruckt. Nu Salo
mon ist hie vordäpt / last sehe / seyn datier Dauid / muß auch vordampt sein /
*3 wilcher sagt Psal. cxlij. Herr gang mit mir deynem diener nit ynß gericht /
den es w itt für deinem angeflcht kein lebendig mensch / rechtfertig erfüden /
«er ist 1 gottis diener / den «er gute werck thuet? wie geht es denn zu / 435w
das der selb nit mag leyden gottis gericht? Is t doch gottis gericht nit
vnrecht / wo nu dz werck gantz gut were on fund / ßo würd es gottes recht
3° gericht nit fliehen / ßo muß von not der feyl am werck sein / das nit rein
ist / darumb kein lebendig mensch für got rechtfertig ist / ßondernn alle /
seiner barmherhickeit durffenn 1auch ynn yhren gutten werckenn. Hie sottet 136 D
yhr Papisten ewr kunst beweisen / nit allein Dullenn lichten / ßondernn zu
solchen sprachen antworttenn.
33 640 hab ich droben / ynn den ersten zween Attickell beweiset / wie
alle heiligen / Widder yhr sundigs fleysch streitten / vnnd ßo viel noch sunder
seyn/ßo lang ste ym fleisch leben« / wilchs Widder den geist sichtet / der
halbe« /ste zu gleich / 1got dienen nach dem geist / vnnd der funden nach 137&
dem fleisch. Szo den nu eyn frum mensch zu gleich ist rechtfertig des
geistis halben / vnd sündig des fleischis halben / ßo muß gewißlich das werck
sein wie die Person / die frucht wie d' pawm / vii so viel d' geist / am werck
hat so viel es gut ist / ßo viel aber dz fleisch drä hat ßo viel es boße ist.
den Christi sagt / ein guter bäum tregt gute frucht / ein boßer bau / tregr 5
boße frucht / ßo misset got altzeit die werck nach d' Person / wye Gen. iiij.
steet. Got hat angesehe Abel / vn sein opffer / aber Cain vn sein opffer
hat er nit angesehen. Erst Abel vii Cain vnd darnach yhr opffer. Alße
hie auch / weil die Person nie gantz rein ist / kan das werck immer gantz
rein seyn. Wen b* meyster nit gäy gut ist / ßo kan das werck auch immer 10
gantz gur sein. Esmuß yhe ein iglich werck seynem Meister ehnlich vnd
gleich seinn / wie alle vornüfft vnd erfarung leret.
Ob sie aber wollen hie sage / wie sie pflegen. Ja solch vnreynickeir /
ist nit fund / ßondern ein vnuolkomeheyt vnd geprechen odder feyl. Antwort
ich / freylich ists ein feyll vnnd geprechen. Soll aber das nit ßund heissen j 15
w il auch ich sagen / das mord vnnd ehebruch nit fund sey / ßondernn nur
ein feyl vnd geprechen. Wer hat aber ewch Papisten gewalt geben / alßo
zu reyssen gottis wort / vnd solch vnreinickeit des guttenwercks / geprechen
vnnd nit fund zu nennen? wo ist eyn buchstab der schrifft für euch?
Müssen wyr ewren schlechte trewme glewben on schrifft / vnd yhr woll nit ao
glewben vnßern klaren schrifftenn? Ists nit yderman kund / das für got
rz? nichts hindert / denn allein die 'fund / wie Esaias sagt c.lix. Ewr fund
haben euch von ewrem got gesundert / Szo dann Dauid sagt / das auch
gottes diener sein gericht nit leiden mugen / vn keyn lebend mensch fitr yhm
rechtfertig ist / ßo muß dysser geprech gewyßlich fund seinn. Vnd wer do 25
keinen lebenden menschen rechtfertig lernt / d' zeelet gewislich auch die / die
ynn gutten wercken gahen. Es were den das die selben / nit menschen
o noch lebend werenn.
437w 11 Ite 5 . Augustin confeff. ix. We allem menschlichem leben / obs gleich
dz löblichst sey / wo es würd on barmhertzickeit gerichtet. Sihe da / der 3°
grosse ketzer S. Augustin / wye redet er Widder dysse heylige Bullen / ßo
frech vnd freuet / das er nit allein / de gutten leben fund zu schreybt /
ßondernn das allerbest leben, (wilchs on zweiffel ynn gutten wercken gaht.)
auch vordäpt ßo nit die barmheryickeyt hilfst / alß rotten es eyttel todsund.
O S . Augustin / furchtestu nit de aller heiligiste vatter Bapst? Datzu S . 35
Gregvrius / vo dem heilige Job. ix. sagt alßo. Der heilig man Job / sah
wol / das alle vnßer gute werck / eittel fund seyn / ßo sie got richtet / drumb
spricht er. Szo yemant mit got rechten wil / mag er ym nit eynis auff
tausent antworttenn. Wer du Gregon? Soltestu sagen thuren / das alle
vnßer glitte rotrtf / ttfUl fund feinn? du bist ynß Bapsts bann / VN ein
ketzer / viel erger de Luther / wilcher sagt nur / dz ynn allen gutten wercken
fund sein / vnd du machst eytel fund drauß. O ich sihe mol / du wilt nit
erhaben sein vom aller heilligsten vatter Bapst / wilchem du widdersprichst/
s vnd machst yhn zu einem keher vnnd Endchrist / ynn disser heiligen Bullenn.
W eitter spricht der selb Gregorius .c. eodem / W ier habenß nu viel
mal gesagt / das alle menschliche gerechtikeit / vnrechtickeit erfunden rotrt /
ßo fle streng gerichtet roirt / drumb spricht Job / wen ich gleich etwas
rechtfertigs hett tha / wil ich got nit antwortte / mit yhm zu rechten /
10 ßondernn yhm flehen alß meynem richter. N u ist gottes gericht nit falsch
noch vnrecht / ßondern 1 war vn gerecht. Szo es den vngerechtickeit findet *3« &
ynn vnserer gerechtickeit / muß die selb vngerechtickeit nit ettichtet / ßondernn
warhafftig da feinn / vn nit allein ein feil / odder geprechen / ßondernn ein
vordamlich fund / die an der selickeit hindett / ßo nit die barmheryickeyt
*5 furkumpt / vnd auß lautier gnaden die selben werck annimpt vnd betonet.
Helffen bisse spruch meinem Artickel nit / ßo helff yhm got. Szo wil ich /
mit Esaia. Dauid / Salomon / Paulo / Augustino / Gregorio / yhe lieber
vordampt sein / denn mit de Bapst / allen Bisschoffen / vnd Papisten gelobt
sein / well die wett gleich eyttell Bepst / Papisten / 'vn Biffchoff rotrt. O 139 L-
-0 selig wer ober der sachenn sterbenn sott. Amen.
gegen got lausten / vnd ynn abgrub der Hellen sich sprengen sollen. Wehe
dir Endchrist
onb gibt Ablaß / sendet auß botschaift vfl Cardinal / vmb krieg widd' den
Turcken. Dnd sein Papisten entschuldigen yhren Ölgötzen vnd idolü alßo.
Der Bapst streittet nit / prenet auch niemant / sitzt ynn seine heiligen stul
zu Rom vn bettet / vrlleicht / completen / ßondernn er gepeut dem welt-
5 lichen schwert zu kriegen vn zu prennen / das ist gleich wie die Juden
theten / gaben Christum Pilato vnd den Heiden zu Creutzigen / aber sie wie
die grossen heilige / wolten auch nit ynn Pilatus hauß gehen / wie wol sie
doch sanct Stephan Act. vüj. Christmorder nennet / vnnd drob starb. Alßo
das ich den Bapst / den grosten morder nenne / den die erden von anbegin
10 tragen hat / der leib vnd seel mordet / bin ich / got lob / ynn seiner heilickett /
vnnd seiner Papisten äuge eyn ketzer.
Alßo ist nu die letzte Babylon gleich wie die erste / vnnd was die
mutter zu wenig than hat / erfüllet die tochter / die erste Babylon vor-
teydingte yhren glawben / auch nur mit fewr / vnd vorprant Christus grosse
15 vetter / wie Gen. xi. anzeigt wirt / diße Babylon von Rom vorprennet
Christus kinder / den der1Boße geist weiß wol / §0 der Bapst solt mit »♦* ei
schrifften sich vorteydingen / möcht er nit ein augenblick bleiben / vnd würd
erfunden / aller ketzerey / die recht gründ siip vnnd Endchrist / drüb dz er
sich der schrifft erwere / hat er fewr / vnd freue! gemalt furgenvmen / vnnd
»6 ist nu eme Babylon ßo frum alß die ander. Vnd trotzen mir / warumb
ich ßo zag sey / vnd nit gen Rom kumme / gerad alß her Christus mut
willig / zu Annas / Cayphas / Pilatus / Herodes hauß gelausten / vnd sich
heissen todten / ich meinet es were gnug / wenn ich still stund mt flöhe /
vn yhr warttet / wo ich bin / biß das sie mich wie Christu holeten vnd
»5 fureten / wo sie hyn wolten / ßo soll ich yhn nach lausten / vn ' sie treiben 443w
mich zu todten / ßs klüglich geben sie alle ding für. Warüb sein sie denn
nit auch ßo keck / vnd loßen mir meine schrifft auff / odder kummen zu mir /
vnnd bestreikten mich mit yhr hohen kunst? ach laß blinden blind seinn.
alle werck vorunreynet gottes recht vrteyl nit leyden mugen / alß auch
David sagt. Psalmo. xviij. Herr mach mich reyn von meynen heymlichen
funden / wer kan sie alle erkennen«.
Drumb muß ich den Artickel auch widderruffen / vnnd nu alßo sagen,
s Es soll niemant dran zweiffelnn / dz alle vnßer gute werck todsund sein /
ßo ste nach gottes gericht vnnd ernst geutteilt / vn nit allein auß gnadenn /
für gut angenommen werden / auff das bestehe der spruch santt Pauls.
Roma. iij. Die schüfst beschleußt vns alle vnter der fund / auff daS alle
welt für got schuldig werd / vnnd erkenne / das niemant durch gutte werck
10 muge rechtfertig sein / ßondernn das sich got ober alle erbanne / vnnd
allein auß gnaden rechtfertige / dz ist die rechte Christliche lere / da durch
ein mensch lernet got fürchten vnd trawen / da her er denn got lieben
1vnnd loben kan / das er an yhm selb vorzweifell / vnd an gottes gnaden 144 E2
alles guttes sich vormeffe. Solch lieb lob vnnd furcht gottes vnnd glawben /
15 gedruckt der Bapst mit seinen Papisten zuuortilgen / wye er denn than hatt
vnnd tfölid) thut / ynn aller welt / wye Micheas .tj. sagt / Ih r habt von
yhn genümen mein lob ewiglich.
D er sechs vnd dreyssigst.
Der frey wille / nach dem fal Ade / odder nach der gethanen fund /
*0 ist eyn tptUUv nanu / vnd wenn er thut das seine / ßo sündigt er tödlich.
Dißer Artickel sott yhe klar gnug sein auß den vorigenn / die weil
S . Paulus Ro. xiiij. sagt. Alliß was nit auß dem glawben ist / das ist
fund / wo ist denn die freiheit / ßo ste nit mehr denn sündigen kan ton yhr
selb? Item S . Augustin de Spi. et lit. ca. iiij. Der frey wil / on gottes
as gnade / taug nichts / denn zu sundigenn / was sagistu hie Bapst? ist das
frey / das 1nirgen zu taug / den zum Boßen? ßo mochtistu auch sagen. Ein 447 w
hinckend mensch sey 1gerad / ob er wol nichts den hincke kan / vn nymmer 144 ei
gerad gähn / das ist eben gesagt / alß wenn ich sprech / der Bapst ist der
allerheiligst / ßo yhn doch S . Paulus nennet / hominem peccati et stliü
zo perditionis / vnd Christus abominationem / ein hewbt aller fund / vn ver-
terbenß. Szo gar haben die Papisten alle wort vorkeret / ein new sprach
auffbracht / alß vnternäder gemengt / wie die bawleut zu Babytonir / das
weiß muß schwarh / schwär- muß weiß heissen, mit vnseglichem schaden
der Christenheit.
35 S . Panl^ .ij. Timo. tj. spricht vnterweiße die / die widderstrebk d' war-
heit / villeicht gibt yhn got ei mal rew / dz ste die warheit erkenne / vn
2 Ps. iy. 13 7 sprucht A 8 Rö. z, 19 s. n , 32 14 stch
fehlt hs. 16 Mi. 2, 9 fyat A, korr. nach hs. 17 on aufhoreNN hs.
18 W . A. i, 354 13. der Heidelberger thesen (ZKG. 21, 518 ff.) 22 Rö.
14, 23 24 De spiritu et littera 3, 5 (MSL. 44, 203): ’Nam neque
liberum arbiuium quidquam nisi ad peccandum valet, si lateat veritatis
via* 29 2 Th. 2, 3 30 Mt. 24, 15 35 2. Ti. 2, 25 s. spricht
fehlt hs.
128 Grand und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers,
«id'küme auß dk stricken des Teuffels / vö wilchem sie gefangen sein / «ach
fein? willen. Wo ist -ie der frey will / der des teuffels gefangener ist?
nit das er nichts thu / ßondernn das er alle- nach des teuffels willen
thue? ist das freiheit/nach des teuffels willen gefangen sei«/das kein
*45 ei hulff da ist/ got gehe de yhn'rew vn pesserüg. «ie er auch sagt Io ä viij. $
da die Juden sprach? sie weren frey. Sprach Christi / für war sag ich
euch / alle die do sündigen / seyn knecht odder eygen b’ fund / wen euch
nu 'd' ßon erlöset / ßo werdet yhr recht frey. Alßo «endet S . Aug. das
«ortlin / frey wil. Con. Jul. lid. ij. vn heisset yhn. Seruü arbitrium /
ein gefangen willen. 10
Jte Moses Gen. vi. vn .viij. Alles was des mensch? Hertz ge-
denckt vn hegerd / ist nit mehr den boß -u allen stunden. Höret hie lieb?
Papist?. Moses thut hie sein? mund wol auff widd' euch / was wolt yhr
datzu sagen, ist ein guter gedäck ob1 will / ym mensch? / zu einer stüd / ßo
muffen wir Mosen lug? straffen / der alle stund / alle gedancken / alle de-1$
gird / des menschlich? hertzen boße schilt. Was ist den dz für ein frey-
heit / die nit mehr / den zum boßen geneigt ist? / vn dz wir- ein end
machen.
*43 ei Droben ist mehr den ein mal gesagt / wie die1frftm? heiligen menschen /
die ynn gottis starcker gnad leben / widd' yhr fleisch mit grosser muhe vn *>
far streikten / vnd dz fleisch mit ganyer nativ widd' die gnad fichtet. Jsts
den nit ein grosser blinder yrthü / das man leren thar / d' natürlich frey
wil / mug sich wende zu de geyst außer der gnaden / die gnade suchen vii
begeren / ßo er ßo fast fleucht / ya «idder sie wuttet / wen Ae kegenwertick
ist? wilchs vornunfft entsetzt Ach nit dafür / das geist vnnd fleisch / die -rosten ,z
zween feind sein / vnnd sol doch das fleisch / seinen feind den geist begeren
vnd suchen. Szo yderman ynn yhm selb fulet / wie alle trefft Widder die
gnade fechte/Ae -uuoriag? vn vortilgen? das were eben alß wen yemät
sprech. Ein wilt wuttend thier mag niemant mit banden zeemen / aber
wenn es loß ist / zeimet Achs selb / vnd geht willig ynn die band. 30
449W 1* Drumb sein solch lere nur zur schwach / vnd abbruch gotlicher gnaden /
vnd zu stercke der funden vn mehrüg d' teuffels reich erdacht / die schrifft
nennet d? mensche / er sey gantz fleisch. Gen. vi. Szo ist fleysch auffs
t46Es 6o6t(l «idder den geist. Gal. v.'noch tempern Ae es vntemander/ das
der frey will / der eyttel fleisch ist / soll den geist suchen. Vnd zwar des 35
Bapsts vnnd der seinen leichtfertickeyt vnnd blintheit were zu dulden / ynn
andern« stucken / aber ynn dißem hewbt Artickel / ists zurbarmen das fle
ßo vnsynnig sein / denn damit vortilgen ffe doch allis gantz / was wir vö
got durch Christum haben / dz S . Peter recht davon vorküdigt hat .ij. Pe. tj.
5 J°- 8» 33 ff- 6 für war — r. 7 knecht fehlt A, ergänzt
aus hs. 9 Contra Julianum Pelagianum II, 8, 23 (MSL. 44, 689)
i i Gen. 6, 5. 8, 21 30 zcymett hs. 33 Gen. 6 ,3 34 Ga. 5, 17
wirren 37 zur barmen A 39 2. P t 2, 1
so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind. 1521. 129
E s »erb? vnter euch falsch lerer seyn / die ihren Herrn / d' (ie taufst ftat /
vorleugnen werd? / wer ist der Herr den Christ" / d' vnß kauft hat mit
sein? eig? theure blut? wer vorleugnet yhn mehr / den die seiner gnad zu
wenig / vn de freyen willen zu viel gebenn / den dieweil fle das nit wollen
5 lassen fund vnd boß sein / das warhafftig boß vnd funb ist / ßo lassen
sie auch das nit gnade fein / das gnade ist / vö wilcher die funb sott vor
trieben werden / als ' wer nit wil tränet sein / d' leßt auch die ertzney yhm 146 e «
kein ertzney seyn.
V nd ob sie schon recht hett? / rocre es dennoch sicherer / dz sie alles
10 gut d' gnaden allein / vn alleß vnser dyng funb sein ließ?. C s ist on fer*
licheit / -0 ich auch ein gut werck für got funb bekenne / vn seyn gnad
drob suche / wilche ich nit tan zu viel suchen. Aber graußä far ists / -0
ch ein gedancken gut betennette / die nit gut were / die weil sie denn die
ferlichen weg suchen / folgen / vnd ßo hart vorfechten / vnd lassen den
13 sicheren faren / ia vorfolgen yhn / ists gut zu merck? / das yhr lere nit got-
lich sey / ßondernn gantz vordechtig.
Darum b w olt ich / das wortlin / frey wille / were nie erfunden / es
steht auch nit ynn der schüfst / vn hieß billicher / eygen Wille / der kein nutz
ist / od' so man es yhe behalten w il / sol man es deutten auff den ne«
so geschaffen mensch? / das da durch werd vorstand? / d' mensch d' on fünde ist /
d' selb ist gewislich frey / wie Adam ym Paradyß war / vö wilch? auch die
schrifft redet / wo sie vnßer freiheit ruret / die aber ynn den fund? lieg? /
sein vnfrey vnd des Teuffels gefangen / doch « eil sie müßen noch frey
werden durch die gnade / magstu fle nennen / frey willige / wie du ein
«5 reich? m an1nennest / der ein B ettler ist / vn doch reich werd? tan. Aber , 47 e *
es ist nit recht noch gut / alßo wurffeln m it wortte / ynn solchen ernst?
großen fachen / den es ist ein einfeltiger leycht damit betrogen / vnd solch
lerer heissen Sophisten. Dauern Ecclesiastici .xxxiiij. Ich habe mancherley
ding auß etlicher wort vornümen / vnd ist d' wortter brauch seltzam vnnd
30 wild / da durch ich etwa byn 1 nun tödliche far meyner frei summe / aber 4$ iw
gottes gnade f>at mich erredt. Drüb solt man die Sophisten meiden / vnnd
wye die schrifft th u t / eynfeltiglich / herlief) / vnnd lautter / ßonderlich von
den hohe gotlichen dingen / rede. D ießer ytthum von freyen willen / ist
eyn eyg? Attickel des Endchrist / darumb ists nit wunder / dz er so weit
35 ynn alle welt ist getrieben / denn der Endchrist / sol die gany welt vorfuren /
' wie von vhm geschrieben ist / vnd gar wenig Christen für yhm behalten i47 es
werden. De illi.
Der Sieben vnd dreyssigst.
D as eyn fegfewr sey / tan man nit auß der schrifft beweysen / die do
40 sey beweret / vnd glawbwirdig.
13 der ferlichen hs. 22 ben] D ie At korr. nach hs. 28 Si. 34, 12 f.
36 2. Th. 2, 10 38 W . A. 2, 324, z. 10 f. Disputatio Job. Eccii
Grund und Ursach aller A rtikel D . M artin Luthers,
130
Ich hab das fegfewr noch nie geleucknet / halt es auch noch / wie ich viel
mal geschriebe vn bekät / wiewol i&ji yn keynen weg / Widder auß d' schrifft
noch vornunfft vnwidderfprechlich beweißen kan. Ich find wol ynn der
schüft / dz Christ". Abrahä / Jacob. moses / iob / dauid Ezechias / vü etlich
mehr / ym leben / die helle vorsucht haben / wilchs ich ad)t sey das feg- 5
fewr / vnnd ist nit vnglewblich / das etliche todten des gleichen leiden.
Taulerus sagt auch viel dauon / vn kurtzlich / mich hab ich beschlossen / es
sey ein fegfewr / kan aber keynen andern alßo beschlieffen.
Das hab ich nur angefochten / das fle ßo vneben spruch der schrifft
drauff füre / das gleich schimpfiich ist zu Horen. Nemlich den Psal. lxv. ic
Wyr seyn durch fewr vnd waffer gangen, ßo der gantz Psalm von den leyde
der Heyligen singet / wylche niemät inß fegfewr orttert. Item S. Paulus
.i. Corin. iij. spricht vö dem fewr am iungsten tag / es werd die gutten
x48 es werck1 probiern / vnnd durch das selb werden etlich selig werde / ob yhr werck
wol schaden nemen / weil fle den glawben behalten / vö dissem fewr machen 15
fle auch ein fegfewr / wie fle den gewollt sein / die schrifft zu reisten / vnd
drauß mache was sie wollenn.
Alßo ist auch der spruch / mit den Haren herhw zogen / da Christ"
sagt Matth, xij. Wer do redt ein schmachwort ynn den heiligen geist / dem
witts nit vorgebe / wydder ynn differ / noch ynn ihener wett / da mit
Christus w il / es sol yhm nyKer vorgeben werden / wie auch Marci .iij.
die selb Meinung erkleret / vnnd spricht. Wer ynn den heiligen geist sündigt/
mit schmachwortten / b’ hat kein Vergebung ewiglich / ßondernn ist schuldig
x48 ei an einer ewigen sund / wiewol auch S. Grego. 1 das wort Matth, xij.
dahynn deuttet / es werden etlich sund ynn ihener wett vorgeben / aber --
S. Marc leffet solche außlegung nit bestahn / vnd gilt mehr denn alle lerer.
♦53 w 1 Das alliß hab ich darumb gesagt / das wir wyssen / wie niemant
schuldig ist mehr zu glewben / denn ynn d' schüfst gegrundt ist / vnd die das
fegfewr nit glewben / drüb nit keher zu scheldenn sein / ßo fle ßonst die schrifft
gantz halten / wie die küechisch kirch thut. Den das ich glewb S . Peter 30
vnnd sanct Jacob fein heilig / zwingt mich das Euangeli / das aber S . Peter
zu Rom / vnd sanct Jacob zu Compostel begraben fein / vnd da selb
liegen / ist kein not zu glewben / weil das die schüfst nit meldet. Item
das ich d' heiligen keinen für heilig hielt / die der Bapst erhebt / ist on
sund / vnd die heiligen zürnen nit drüb. Seintemal viel heiligen ym hymell 35
sünd / die w ir nit wissen / ob fle etwas sein / schweig denn heylig / vnd
zürnen nichts drumb / halten vnß auch drumb nit für ketzer. Der Bapst
mit seyner fetten / treibt solch spiet / das er nur viel wilder Attickel des
glawbeß auffricht / da neben die rechten Artickel d' schrifft geschwiegen vnd
vordruckt werden«.
D as fle aber auß dem buch .ij. Macab. xij. für wendenn / wie Judas
Maccabeus gelt zu Hierusalem schickt / zu bitten für die erschlagene ym
5 streit / schleustet nicht / denn daffelb buch ist nit vnter den Büchern d' heyligen
schrifft. Dnnd wie santt Hieronym" sagt / find1mä es ynn der Hebreischen mq Et
zungen nit / nnn wilcher doch alle Bücher / des alten Testaments / funden
werden / Auch hat sunst daffelb buch wenig glawbenn / den es wydder das
erst buch Maccab. stymmet ynn des kunigs Antiochus beschreiben / vfi hat
xo viel fabeln mehr die yhm den glawben nemen. Vnnd obs schon gulte /
were denoch not / ynn solchem grossen Artickel / dz auch zum wenigste
noch ein spruch / auß einem der hewbt bucher yhm zu Hilst keme / auff das
alle rede bestund / ynn zweer odder dreyer zeugen mund. Es ist vordechtig /
das auff diffen'Artickel allein ynn der gantzen Biblyen nit solt mehr / denn 149 Ei
15' eyn spruch erfunden werden / datzu ynn dem geringsten vorachtistem buch /
Szo er ßo groß / vfi ßo viel an yhm gelege ist / das das Bapstu vnd ganh
Priesterschafft hier auff fast gebawen / vnd alle yhr gut vnnd ehr dauon
haben. Vnnd on zweiffel das mehr teyl hungerß sterben wurden / wo das
fegfewr nit were. Ey man solt vnßerm glawbe nit ßo loß vnnd schwach
« gründ gebenn.
D er Acht vnd dreysiigst.
Die freien ym fegfewr sein nit sicher yhrer selickeyt / von allen zu
rede. Es ist auch nit erwunden mit schrifft odder vornunfft / das fle nit
mehr vordienen / noch die liebe gottes mehren.
D er Viertzigst.
Die seelen auß de fegfewr erledigt durch furbit der lebendigen / haben
30 weniger lohn / denn ßo sie selb gnüg than hetten.
Dieße drey Artickel / hab ich auff schulrecht nur disputirt / offt be-
kenntt / es sey mein gut duncke / ich wisse aber nichts gmnds / noch ge
wisses dauö anhutzeigk / Dnnd was ich dauon halte / mag man leßen ynn
meynen Reso'lutionibus. D as aber die Papisten vfi Bullisten / mich dar 1 5 0 ei
ynn vordammen / vnnd kein ander vrsach sehen / denn / yhren eygen mut
willigen dunckel on schrifft vnnd vornunfft auffgeblaßen. Dahu auff meyne
schrisst vnd vornunfft nit antwortten / laß ich mich nit anfechte / voracht
yhre blosses vordammr -o hoch / alß sie mein gründ vnnd vrsach vorachten.
Der Bapst mit seynen Bullisten wissen weiniger von dyffen dyngen / denn s
der grob bloch / der do ligt.
150 ei Szo ist mein rad /d as niemät yhm laß den Bapst'new Artickel
sehen / ßondernn bleibe gern mit S . Augustino vnwiffend / was die seelen
ym fegfewr mache / vnd wie es vmb sie gethan ist / ist gnug / das du wissest /
wie sie ynn grosser vntreglicher peyn sein / vnnd deyner hilff begeren. xo
Wiltu aber yhe davon dispuliem / ßo laß doch ein wahn bleib- / vnd gutte
meynng wie ich thue / mach nit Artickell des glawbenß auß deynen ge-
dancken/wye d' grewel zu Rom thut /d as nit villeicht auß deynem
glawben eyn trawm «erde. Halt dich an die schrifft vnd gottis wort/da
ist die warheyt/da wirstu sicher sein / da ist trew vnd glawb / ganh / »5
lautter / gnugsam / vnd bestendig,
Der Letzte.
Die geystlichen Prelaten / vnnd weltlich Fürsten / testen nit vbel / daß
sie alle Bettel secke außleffchetten.
457 w 1 I n dießem Artickel ist Iohan Eck /des Bapsts heyliger geyst ge- 20
wetzen / ya ynn d' ganhen Bullen / wilcher wol ßo vngern leugt / alß feite
er schwetzt / auff das bietet heilig geyst / sey gleich wie der lerer, vnd ttn
Bube / wie der ander. Ich hab nit von Prelaten vnd Fürsten gesagt /
ßondernn alß ich wolt / es were keyn Bettell ordenn / das sag ich auch
noch / vnnd mit myr viel fhim leut Amen. 25
6 block, baumstumpf 8 vgl. oben I 54, z. 20 ff. 18 W . A.
6, 42, z. 12 s. (grosser) sermon von dem wucher 1520 20 Schluss in
hs. abweichend, s. W . A. 7, 454 und 456.
Das Magnificat verdeutschet und ausgelegt. 1520 und 1521. 133
Ihesus. M
Dem Durchleuchtigen vnd Hoch-
so gepornenn Fürsten vnnd hemm. Herrn. Io«
han- Fridrich / -ertzog zu Tachßen /
Landgraff ynn Duringen / vnnd
Margraff zu Reyffen / mey
nem gnedigen Herrn / oft
ss Patron.
Dntettheniger Capellan
D . M att. Luther.
<5N93rd)leud)figer Hochge-omer Fürst / gnediger Herr / E. F. G. sein
mein arme gepet / oft dienste altzeit beuohr. Gnediger Herr / ich
30 ha- E. F. ®. gnedig- schreiben iungist mir vberantwott / vntetteniglich
nit reymen / damit sich nit vorhinderte E. F . G . ingis gemut / dz zur liebe
gotlicher schrifft geneiqt / vn durch weitter vbug d' selbe mehr erhitzt vst
gesterckt würd / zu milche ich E . F . G . wünsch gotlich gnade vn beystandt /
wie dann groß von notten / die weil an eines solchen» grossen Fürsten
Person vieler leut heil ligt / ßo er yhm selb genummen / von got gnedig -
geregiert w irt / widderumb / vieler vorterben / ßo er ym selb gelassen vnd
vngnedig regiert w irt. Denn ob wol aller menschen hertzen ynn der al«
mechtigen Hand flotte* sein / ists doch nit vmb sonst allein von den Kunigen
vnd Fürsten gesagt / das Hertz des kunigs ist ynn gottis häd / der kan es
wende wo er hynn will / damit got seinn furcht ynn die grossen Herren *>
treiben w il / das sie leren solle / wie gar nichts sie gebenden mugen / das
got nit Sonderlich yhn ein gibt. Anderer menschen thun / bringt nur yhn
selb / oder gar wenigen leutten frommen odder schaden. Aber Herrn sein
545 w nur datzu gesetzt / das sie ander leutte schedlich od' nützlich 1seynn / ßo viel mehr /
ßo viel w eitter sie regiere / darumb auch die schrifft / frum gotfurchtige Fürsten n
nennet Engel gottis / ia auch gotter / widerumb schedliche Fürsten / nennet
sie Lewen / Trachen / vnnd wuetende thier / milche got selb heisset seiner
vier plage eine / da er zelet / pestiletz / thewre / krieg / vst wuetende thier /
D ie weil den eyn menschlich Hertz von natur fleisch oft blut / auß ihm
selb sich leichtlich vorrmffet / vtt wo ihm / gemalt / gut / vnd ehre / datzu *>
ynn die Hand geben / w irts durch solch starck vrsach / zur vormeffenheit /
vnd altzu freyer ftcherheit viel mehr bewegt / das es gottis vorgisset /
seiner vnterthanen nit achtet / vnd die weil es rawm hat on straff vbel
zuthun / feret es dahin / vnnd w irt ein thier / thut nur w as yhm gelüstet /
vnd ist m it name eyn Herr / aber m it der that ein vnhuld / das auch der -5
2i4 e m eiste1 man B ias wol geredt hat. M agistratus virum ostendit. Regiment
weiffet auß / was einer für man ist / den die vnterthanen thuren nit erauß
füren für furcht der vberkeit. D arum b ists not allen vberherrn / dieweil
sie menschen nit haben zu furchten / dz sie got für andernn mehr ftrrchten /
yhn und seine werck wol erkennen / vnd mit Sorgen wandeln / wie sant 3°
P a u lu s sagt Rom. xij. W er do regiert / der sey sorgfeltig. N u weiß ich
ynn aller schrifft nichts / das also wol hie zu dienet / alß dieß heyrig-?«-
lieb / der hochgebenedeyten m utter gottes / wilchs warlich allen die wol
regieren / vnnd heylsam herrnn seyn roolten / wol zu lernen vnnd zube
halten ist. S ie singt furwar hyrynn auffs aller lieblichst / von der gottis 35
forcht / vnd w as er für ein Herr sey / zuuor milch seyne werck seyn ynn
den hohen vnd nydngen stenden. Laß ein andernn zu Horen seiner metzen /
i schicken 5 von gott seiner selbstbestin:mxmg entnommen
6 sich selbst tiberlassen 9 Pr. 21, 1 16 I. Sa. 29, 9 Ps. 82, 6
17 Ze. 3, 3 Jer. 51, 34 18 Ez. 14, 21 (2. Sa. 24, 12s.) 26 vgl.
Erasmus, Adagia: Magistratus virum indicat, wo aber bemerkt wird:
•Quidam Pittaci Mitylenaoi putant apophthegma. Sunt, qui Soloni tri-
buant* 27 wagen nicht, aus sich herauszugehen 31 Rö. 12, 8
37 geliebten
und ausgelegt. 1520 und 1521.
135
die do finget eyn weltlich lieb / dießer züchtigen Junckfrawen / höret billich
zu ein Fürst vnnd Herr / die yhm eyn geistlich reyneß heylsamß lieb fingt.
ES ist auch nit ein vnbillicher brauch / daS ynn allen kirche dieß lieb teg-
lich ynn ber Vesper/datzu mit ßonberlicher zimlicher weiß für anberm
5 gesang gesungen wirt. Die selbige -artte mutter gotteS wolt mir er-
werbenn / denn geyst / der solch- yhr gesang muge nützlichen vnnd gründ-
lich außlegen. E. F. G. vnnd vnß allen« / heylsamen vorstand / vnnd lob-
lichS lebenn darauß zu nheme / vnd dar durch ym ewygen leben / loben
vnnd fingen mugenn ditz ewige Magnificat / daS helff vnnß got Amk.
10 Hie mit befilh ich mich E. F. G. vntertheniglich bittend E. F. G. wolt
mein geringS vormugen mit gnedigem willen an nehmen / zu Wittemberg /
am zehenden tag Marcij. Anno. M.D.Xxi.
11 Das Magnificat. $w
i M eyn Seel erhebt G o tt den Herrn
*5 tj Vnnd meyn geyst frewet flch ynn Gott meynen heyland,
iij Den er hat mich seine geringe magd angesehen / dauon mich werden
selig preyßen kyndß kynd ewiglich.
iiij. Den er / der alle ding thuet / hat groß ding mir gethan / vnd heylig
ist sein mime.
*° 9 Vn seine barmhertzickeit läget vö eyne gefchlecht zum andern / allen
die sich für yhm furchten.
vi. Er winket geweltiglich mit seine arm / vn zurstoret alle die hoffettigr
ym gemut yhrS hertzenn.
vij. E r absetzet die große Herrn vö yhrer herschafft / vn erhöhet die da
*5 nydrig vnd nichts seyn«
viij. Er macht sät die hungrigen mit allerley gutter / vnd die reichen leffit
er ledig bleyben.
ix E r nympt auff sein volck Israel daS yhm dienet / nach de er gedacht
an seine barmhertzickeyt.
3° x Wie er den vorsprochr hat vnßern veternn / Abraham vnd seynen
kinden ynn ewickeyt.
vnd loben sol / denn die weil fit mit frolichem springenden geyst hie sich
rumet vnd got lobet er hab sie angesehen / ob sie wol nidrig vn nichts
geweßen sey. Muß man glewben / das sie arm / vorachte / geringe Eltern
gehabt. Vnnd das wirs für die äugen bilden vmb der einfeltigen wille.
Es sein on zweiffel zu Hierusalem der vbirsten Priester vnnd radherrn $
tochter reych / hübsch / iung / geleret / oft auffs ehrlichst gehaltr / onn an-
549W sehen des gantzen lands / xoit iyt 1 der Kunge / Fürsten / vnnd reichen
2x9 £ tochter / geweßen / alßo 1 auch ynn andern vielen mehr (letten. Auch zu
Nazareth ynn yhrer stat ist sie nit d' vbirsten regenten / Sondern einiß ge
meinen arme Burgerß tochter geweßen / auff milche niemant groß gesehen /10
noch acht gehabt. Dnd sie vnter yhren nachpawrn vnd tochtern ein
schlechts megdlin / das des sihes oft hauß gewart / on zweiffel / nit mehr
geweße / den itzt sein mag / ein arm hawß magt / die da thu was man
sie ym hauß zu thun heisse.
Den alßo hat Esaias vorkndigt. Esaie .xi. Es wirt eyn rutte auß- rz
gähn von dem stam Jeffe / vnd auff wachsten ein blume von seiner
wurtzlen / auff wilcher Wirt rügen der heylig geist / Der stam vn wurtzel
ist das geschlecht Jeffe / oder Dauid / ßunderlich die iunckftaw Maria / die
rutte vnnd blume ist Christus. Nn wie es vnansehelich / ia vnglewblich
ist / das aus einem dorren faulen stam vnnd wurtzel ein schone rutte vnnd 20
blume wachße. Szo wareß auch nit anzusehen / dz Maria die Junckfraw
solt eynis solchen kinds mutter werden. Denn ich acht / sie sey nit allein /
darumb ein Stam vn wurtzel genennet / das sie vbernaturlich / vnuorsereter
Junckfrawschajst / ein mutter worden ist / wie es ober / natürlich ist / ein
rutte von eine todten bloch wachßen. Szondern auch darumb / das der -r
Kuniglich stam oft geschlecht Dauid / wilchs / etwa grünet vn bluehet / yn
grosser ehre gemalt vnd reichtumb gluck zu Dauid oft Salomons zeitten /
auch für der welt ein höh ding wäre. Aber am End da Christus summen
solt / hatte die Priester die selbe ehre vnter sich bracht / vnnd regietten
allein / vnd das Kuniglich schlecht Dauid / vor armut vnnd voracht wäre / 30
wie ein todter bloch / das nit mehr Hoffnung noch ansehen da war / das
vö yhm solit widderumb ein kunig kummen zu grossen ehren. Vn eben
da solch vnansehlich gestalt am höchsten stund / kumpt Christus vnd w irt
von dem vorachtem stam / vö dem geringe armen dyrnleynn geporn. Wechst
220 E bie rut oft die blumen daher von der per'son / milch Her Annas vnd 35
Cayphas tochter / nit hett wirdig geachtet / die ihr solt yhr geringste
magd seyn. Alßo gähn gottes werck oft gesicht ynn der tiefst / menschen
gesicht vnd werck nur ynn der hohe. Das ist nu die vrsach yhrs lobßangs /
de wollen wyr nu Horen / von wort zu wort.
vnterlaß lebet vnnd wurckt. Vnnd ist sein art / nit die vnbegriflichen ding
zu fassen / ßondern was die vornunfft erkennen vnnd ermessen kan.
Vnd ist nelich die vornunfft f>tt das liecht ynn dießem hauße / vnnd wa
der geyst nit mit de glawben / als mit eynem hohern liecht erleucht / diß
liecht der vornunfft regiert / so mag fle nimmer on yrthum sein. Denn fle $
ist zu geringe ynn gvtlichen dingen zu handelln. Dießen zweien stucken
--- e rygent die schrifft viel dings / als sapientiam vnd scientiam / die weiß'heit
dem geist / die erkentniß der seelen / dar nach auch haß / liebe / lust / grewel
vn des gleichenn.
Das dritte ist der leip / mit seinen gelidernn / wilchs werck sein nur io
vbungen vnd prauch / nach dem die seel erkennet vnd der geist glawbt.
Vnnd das w ir des eyn gleichniß antzeigen auß der schrifft. Moses macht
eyn Tabernakels mit dreyen vnderschiedlichen gepewen. Das erst hieß /
sanctum fanttorü / da wonet got ynne. vnnd war kein liecht dünne. Das
ander / sanctum / da ynnen stund ein leuchter mit sieben rohren vn lampen. 15
Das drit hieß / atrium / der hoff / das war vnter dem hymel öffentlich
für der sunne liecht. Inn der selben figurist ein Christe mesch abgemalet/
Sein geist ist santtum sanctorum / gottis wonung ym stnsternn glawbe on
liecht / den er glewbt dz er nit sihet / noch fulet / noch begreiffet. Sein
seel ist santtu / da sein sieben liecht / das ist allerley vorstannt / vnderscheid / *>
wissen / vnnd erkentniß / d' leiplichen / sichtliche dinger. Sein corper ist
atrium / der ist yderman offenbar / das man sehe kan was er thut / vnd
wie er lebt.
Nu bittet Paul*. Got der ein got des frids is t/ wolte vnß heilig
machen / nit ynn einem stuck allein / ßondern ganh vnd gar / durch vnd 13
durch / das geyst / seel vn leib vnd alliß heilig sey. Don vrsachen / solch
gepettis were viel zu sagen / kurhlich. Wen d' geist nit mehr heilig ist /
ßo ist nichts mehr heilig. Nu ist der groste streit vnnd die groste far ynn
des geistis heilickeit / wilche nur ynn dem blossen lautternn glawben steet /
die weil der geyst nit mit begreiflichen dingen vmbgaht / wie gesagt ist. y >
Szo kommen denn falsche lerer / vnnd locken den geist erauß / einer gibt
552w für dz werck / d' ander 1die weiße frum zu werden. Wo denn der geist hie
mt bewaret w itt / vn weiße ist / ßo fellet er erauß vn folget. Kumpt auff
die eußerlichen werck vnd weißen / meinet da mit frum zu werden / ßo bald
ist der glawb vorlorenn / vnd der geist todt für got. 35
223 e Do hebe1sich den an / manicherley sette VN orden / dz d' ein Catthußer /
d' ein Barfüßer wirt / d' mit fasten / d' mit betten / einer mit de / der and'
mit eine andern werck wil selig werden. Vnd sein doch alle sampt eygene
erwelete werck vnd orden / von got nie gepotten. nur vö menschen erdacht /
da neben sie nimmer mehr des glaubes warnehmen / leren ymmer an hynn 4°
auff die werck bawen / ßo lange biß das sie ßo tieff dreyn kummen / das
12 Ex. 26, 33 f. u. 40, 1 ff. 16 hiezs A 24 i. Th. 5, 23
30 greifbaren
und ausgelegt. 1520 und 1521. 141
sie drob vneiniß werde. Ein iglicher das best sein wil / vnd den andernn
vorachtet / wie itzt vnßer obseruante sich brüsten vnd blaßen. Widder solid)
wirck Heyligen vn ftumscheinende lerer / bittet hie Paul* / vn spricht / got
sey eyn got des frids vn b’ einigkeit / milchen solche vneinige vnfridsame
L heiligen nit haben noch behalten mugen / es sey denn das sie yhr dingt
fallen lassen / vnd allesampt / ynn den geist vnd glawben zusammen kummen /
vnd erkenne / wie das die werck nur vntterscheid fund vnd vnfrid mache /
aber allein der glawb mache frum / einiß / vn fridsam. Wie psal. lxvi.
Got macht daswir einiß ynn de hauß wonen. Dn psal. cxxix. Ey wye
10 seyn vnnd lustig ists / das die bruder eyniß wonen bey einander.
Der frid kompt nirgen von / denn so man leret / wie kein werck /
keyn eußerliche weyße / ßondernn nur der glawb / dz ist / gutte zuuorstcht /
tnn die vnsichtliche gnade gottes vnß vorsproche / frum gerecht vn seelig mache
dauö ich ynn de gutten wercken viel gesagt. Vnd wo d' glawb nit ist /
zs da müßen viel werck / darauß den vnfrid vn vneinickeit folget / vii alßo kein
got mehr da bleibt. Darumb hie santt Paulus nit benuget zu sagen / das
ewr geist / ewrseel rc. ßondern ewr gätzer geyst an ti es gar ligt. E r
braucht hie einseyn wort yn kriecher sprach To olocleron pneuma emon /
dz ist. Ewer geist / d' das gätz erbe besitzt / alß sott er sagt. Lasset euch
*0 kei lere vö d e 1wercke yrren / der glewbige geist / hats allein gar vnd gantz. «4 e
Es ligt nur am glawben des geists / den selbenn gätzerbbesitzendr geyst /
bit ich / got euch behüte wolt / für de falsche leren / die durch werck /
wollen zuuorsicht machen zu got / wilchs doch falsche gewissen seyn / die
weil sie nit bloß auff gottes gnaden solch zuuosicht bawen / wen nu solcher
*5 gantz erbbesitzender geyst erhalte wirt / mag darnach auch die seele vn d'
leip / o tt1 yrthn vn boße werck bleiben / ßonst ists nit muglich / wo d' geist ssjW
glawbloß ist / dz da die seel vn gantzes leben nit vnrecht vn yrrhe gahi
sott / ob sie wol / gutte meinüg vn gut dunckel für wende / vn eyge andacht
vn wolgefallr drinnen hab. Szo sein darnach / vmb solchs d' seele yrthumb
je vsi falsche gut dunckel / auch alle werck des leibs boß vnd ftrrworffen / ob
gleich sich yemät todt fastet vtt aller heilige werck thet. Darüb ists not /
dz vnß got zum erste de geist / darnach seel oü leip behüt / das wir nit
vmb sonst wircken vn leben / vn alßo recht schaffen heilig werde / nit allein
vö den öffentliche sunde / ßondern viel mehr / auch vö den falschen vnd
3S scheinenden gutten wercken.
D as sey diß mal gnug gesagt zuuorklerüg / d' zweyer wort / seel vn
geist / darüb / dz sie fast gemein seynn ynn d' schrifft. Darnach ist dz wortle/
Magnistcat / dz heisset / groß mache / erhebe vn viel vö yhm halt- / alß
von dk d' groß vtt viel vnd gutte dingk / vormuge wisse vnd wolle thuen /
40 wie den folget inn dieße lobesang / dz gleich das wort. magnistcat. wie ein
tiftel einß buchs antzeigt / wo vö barynn- geschriebn sey / alßo zeygt fle
auch mit biege wort an / wa vö yhr lobsang lauttS sol / nemlich vö grossen
thatte vü wercken gottis / zu stercken vnßern glawbeu / -u ttvste alle geringe /
vn zu schrecken alle hohe menschen auff erden. Auff biege drey brauch od'
« sE nutz muffen wir be lobesang lassen 1 gerichtet seyn / vü erkkne / bett fle nit s
yhr allein / gonbent vng alle gesunge hat / dz w ir yhr nach singen solle.
Nu mags nit seinn / bas yemät erschrecke / ob' sich tröste / aug solchen
grossen thatten gottes. E s sey den dz er nit allein glawbe / got vormuge
vü wisse grosse that zu thun. Szondemn muß auch glawben / dz er wolle
alßo thun / vü eyne liebe hab solchs zu thun. J a ist auch nit gnug / bas «
du glewbist / er wolle mit andern» / vü nit mit dir grosse that thun / vnd
algo dich solcher gotlicher that eugent / wie die thü / die got nit fürchten
ynn yhrer gewalt / vnnd die kleinmütig vorzagen ynn yhrem gedrenge.
Den solche glawbe sein nichts / vn gar tobt / gleich eine wahn vö einer
fabeln empfange / gonbent du must on alliß wäcke / on alliß zweiffeln seine 15
will» ;er dich dir furbilden / dz du fest glewbist / er werd vnd wolle auch
mit dir grosse ding thun / br selb glaub lebt vü webt / bet* dringt durch /
vn endert dk gätze mesche / br zwmgt dich das du must furchte / go du hoch
554w bist / VN getrost seyn / go du nidrig bist. Vn yhe hoher 1 du bist / yhe mehr
dich furchte must / yhe tieffer du vnterdruckt bist / yhe mehr du dich trostr to
kanst / wtlchs ihener glawbe keiner thut. Wie wiltu ynn tods nobten thun /
da mustu yhe nit allein glawben das er muge vnnd wisse / gonbemn auch
wolle dir freisten? va doch gar ein vnseglich groß werck geschehe mug /
auff das du vom ewigen todt erlöget / ewiglich selig / vn gottes erbkind
werdist. D iger glaub vormag alle ding / wie Christus sagt / der bestehet *s
alleyn / der kumpt auch ynn die erfarung gotlicher wexck. vnd da durch ynn
gotlich liebe / vn algo yn gotlich lob vnd gesangk / das der mensch grog
von got freit / vnnd yhn recht grog macht.
Denn got wirt nit ynn seiner natur grog von vng gemacht / der vn-
wandelbar ist / gonbent ynn vngerm erkentnig vnd empstndung / das ist / ßo z»
226 e wir viel von yhm Hattenn vnnd yhn grog achten / zuuor nach 1 seiner gutte
vnd gnadenn / barüb spricht die heilig mutter nit / mein stymme obber mein
mund / auch nit mein Hand / auch nit mein gedancken / auch nit mein vor-
nunfft / ober Wille / macht grog den Herrn. Den yhr viel sein / die got mit
grosser styMe preisten / mit köstlichen wortten predige / viel von yhm reden / 35
disputieren / schreiben vnd malen / viel die von yhm gebenden / vnnd durch
die vornunfft nach yhm trachten vnnd speculiem / dapu viel die mit falscher
anbacht vnd willen yhn heben / gonbent algo sagt sie. M ein seel macht
yhn grog / das ist / mein gähes leben / weben / synn vnd trafst / hatten
viel von yhm / alßo das sie gleich ynn yhn vorzuckt vnd empor erbebng 4«
ia sich allein solcher ehre vnwirdig / vn alle and' wirdig achte / vn auch
noch wol zu fride were geweße / ßo got von yhr solch gutter gennmen/ vn
ynn hhre äugen / einer andern het gebenn. Szo gätz vn gar hat fle sich
d' aller nichts angenüme / vn got seine gutter frey / ledig vn eige gelassen /
nit mehr den ein frolich herberg / vn willige w irttin solchs gasts geweßenn / s
darüb hat fle auch dz alleß ewiglich behalten. Sihe dz heisset got alleyn
groß mache / nur vö yhm alleyn groß halten / vn vnß keyniß dings äneme.
a*8 e Darauß mä flhet / wie ynn grosser vrsach 1zu falle vn sündige fle gestäden /
das es nit ein weniger wund' ist / wie fle flch d' Hoffart vnd annehmung
enthalten / denn dz fle solch gutter vberküme hat. Meynstu nit / wie ein «>
wunderlich her- dz sey? S ie findet flch eyne gottes mutter ober alle mensche
erhübe / vn doch ßo einfeltig vn gelassen bleibet / dz fle darumb nit eyne
geringe dinst magt het vnter flch gehalte. O w ir arme meschk / wen w ir
556 w ein wenig guttis / gemalt ob’ ehre habe / 1 ia ein wenig hubscher den andere
fein / kude w ir vnß nit gleiche eyne geringern / vn ist des an nemes kein 15
maß./ was wolte w ir thü / ßo w ir große hohe gutter hette?
Darnb lest vnß got auch arm / vnselige bleibe / dz w ir sein zartte
gutter nit vnbeschmeiffet lassen / künde nicht vö vnß gleich haltt wie vor-
hynn. Szondern lassen den mut ymer mit wachßen vn abnemk / darnach
die gutter käme od' gähn. Aber diß Hertz M arie steet fest vn gleich yn »
aller zeit / lesflt got ynn yhr wircken nach seinen willen / nympt nit mehr
dauö / den ein gutte tröst / freud vn zuuorflcht mit got. Alßo sotten w ir
auch thü / dz were ein recht Magnificat gesungen.
sein / vn dz yhre an got suchen» / die liebe vn lob? nit seine bloße guttickeit /
sondern seh? «uff sich selb / vn acht? nur / wie viel got ober sie gut sey /
dz ist / wie viel er seine gutte empfindlich yhn ertzeyge / vnnd thue yhn
wol / vnnd halten viel von yhm / seyn frolich / singen vnd loben yhn / ßo
s lange solch empfind? weret. Wenn sich aber got vorpirget / vnd seiner
gutheit glentze zu sich zeugt /d as sie bloß oft elend sein / ßo gabt auch lieb
vn lob zu gleich au- / vnd mugen nit die bloße vnempfindliche gutte ynn
got vorporge / lieben noch loben / damit sie beweissen / daS nit yhr geyst
sich ynn got dem heyland / erfrewet hat / ist nit rechte lieb vn lob d'
10 blossen 1gutte da geweßen / ßondern viel mehr hab? sie tust gehabt ynn dem 557w
heyl / denn ym heyland / mehr ynn den gaben / denn ynn dem geber / mehr
ynn der Creaturn den ynn got. Denn sie turnten nit gleich bleiben /
ynn haben vnd mangelln / ynn reichtumb vnd armut / wie S. Paul* sagt.
Ich hab erlernet / das ich kan vberig haben / vnd Mangel habenn.
*5 Von dießem sagt d' .xlviij. Psalm. S ie loben dich ßo lange du yhn
wolthuest / alß solt er sag? / sie meinen sich vnnd nit dich / hetten sie nur
lust vnd gut von dir / sie geben nichts auff dich / wie auch Christus Joan. vi.
sagt zu denen die yhn suchten. Furw ar sag ich ewch / yhr suchet mich /
nit darüb daS yhr zeichen gesehen / ßondern das yhr geeffen vn gesettigt
20 seyt. Solch vnreyne falsche geyster / beschmeiffen alle gottiS gaben / vnnd
hindern yhn / daS er yhn nit viel gibt / auch nit seliglich mit yhn wirckenn
kann. Dauon wollen wir ein seyn ex?pel horenn. ES hat ein mal ein
front «eyp ein gesicht geseh? / wie drey Junckfrawen bey eynem altar
saffenn / vn vnter der meß / liess ein hübsch kneblin von dem altar / vn
*5 gieng zu der ersten ZunckKaw? / thet freundlich zu ihr / hertzet sie vnnd 23o k
lachet sie lieblich an / dar nach gieng er zu der andernn / vnnd thet nit ßo
freuntlich zu yhr / herpet sie auch nit / doch hub er yhren schleyer auff /
vnnd lechelt sie Kenntlich an. D er dritten aber / thet er keyn Kenntlich
zeichen / schlug sie ynß angeflcht / muffet sie vn stieß sie / gieng gantz vn-
30 Kenntlich mit yhr vmb / oft liess schnell Widder auff den altar vnd vor
schwand.
D a watt dem selben weybe diß gesicht außgelegt / daS die erste
iunckkawe / bedeut die unreinen genießsuchtigen geyste / wilchen got muß
viel gutteS / vnd mehr yhrenn willen denn sie seinen thun / wollen nichts
35 mangellnn / altzeit tröst vnd lust an got haben / nit benuget an seiner gutte.
Die ander bedeuttet die geyste / die angefangen got zu dienenn / vnnd wol
etwas Mangel leyden / doch nit gantz / noch on eygen genieß vnd gesucht
sein. E r muß yhn zu weylenn ein lieblichen blick geben vnd sie empfinden
lassen seinn gutte / daS sie damit lernen auch seine blosse guttickeit lieben
40 vnd loben. Aber die dritte / daS ann affchen prodlin / hat nichts den eyttel
3 fühlbar 6 glanz einschluckt 7 nicht fühlbare 14 Phi.
4, II 15 dießen? Pi. 49, 19 16 lieben 18 Jo. 6, 26 20 beflecken
38 frentlich A 37 Selbstsucht 40 aschenbrödlein (vgl D. Wb. i, 581)
146 Das Magnificat verdeutschet
Mangel vnd vngemach / sucht kein genieß / lesilt yhm benug? / das got gut
ist / ob sie es auch nymmer mer empfinden sott, (das doch vnmuglich ist.)
bleibt gleich vrl einförmig / auff beyder seitten / liebet vnd lobet eben ßo
wol gottes guttickeit / wen sie ait empfunden / alß wen sie empfunden
« ir t / feilet nit auff die gutter wen sie da sein / fettet auch nit abe / wenn 5
ffe abe sein / das ist die rechte braut / die zu Christo spricht / ich will nit
dz deine / ich will dich selber haben / bist mir nicht lieber / wenn mir wol
ist / auch nit vnlieber / wenn mir vbel ist.
ss»w Solch geist erfüllen das / da geschrieben stet / yhr sottet nie weichen
von d' gleichen richtigen gottis straffen / Widder zur linden noch zur rechten 10
seitten / das ist / sie sotten / gleich vnd richtig got lieben vnd loben / nit stch
selb suchen / vn yhr geniß. Eyn solchen geyst hatte Dauid da er von
Hierusalem getrieben durch seinen son Absalon / vil drauff stund / das er
ewig furworffen nimmer mehr kunig / vnd zu gottes gunst summen würd.
Sprach er / gehet hynn / wil mich got haben / er wird mich wol Widder 1$
*3* e hyn'ein für? / spricht er aber / ich wil deyn nit / ßo bin ich bereit. O wie
ein rein geist ist dz geweßenn / d' vö gottis gutte zu lieb? / lob? vnd folg? /
nit abelessit ynn d' höchsten not / Ein solch? geist / ertzeigt hie die mutter
gottis M aria/dz sie mitten ynn d? grossen vberschwencklich? gutternn
schwebed / d?noch nit drauff feilet / nit yhren genieß darynn sucht/ßondernn 20
yhrn geist rein behett / ynn lieb vn lob d' blossen -utickeit gottis / bereyt
willig vnnd gern anhunehmen / ob sie got der selben Widder berawben /
vnd ein armen nacketen mangelhabenden geyst yhr lassen wolt.
Nu wie viel ferlicher ist / ynn reichtum vnnd grossen ehren od' gemalt
sich messigen / denn ynn armut / schänden vnd schwacheit / die weil reichtüb ,z
ehre vnd gewalt starcke anrevtzüg vnd vrsach geben / zu d? boßen. Alßo
viel mehr / ist hie der wunderbar reyne geyst Marie zu preiffen / das sie
ynn solchen vbermessigen ehren is t/v n dennoch sich nit anfecht? lessit/thut
alß sehe sie es nit / bleibt gleich vn richtig auff d' straffen / hafftet nur an
d' gotlich? guttickeyt / die sie nit sihet noch empfindtt / leffet faren die gutter y>
ßo sie empfindet / lüstet sich nit darynnen / sucht nit yhren genieß / das sie
für war / auß rechtem waren gründ singet. Meyn geyst erfrewet stch ynn
got meynem heylandt. Warlich ists eyn geyst / der nur ym -lawb? da er
springt I vff hupfst nit von den gutternn gottis / die sie empfand / ßondernn
nur von got / den sie nit empfand / frolich ist / als vö yhrem heyl / den sie 3$
nur ym glawben erk?net. O das seind die recht? / nydrigen / ledig? /
hungerigen / gotfurchtigen geyste / dauö hernach folgen »irt.
Auß dem mugen wir erkennen vnd richten / wie vol itzt die »eit /
falscher Prediger vnnd heyligenn sein / die dem armen volck von gutten
werden viel predigenn. Vnnd wie wol yhr wenig seyn / die auch daffelb 40
den feiner lautternn gutte vnd gnaden / vnß vnwirdigenn erzeigt / romen /
auff das nrt vnßer ßondemn allein gottis lieb vn lob ynn vnß bestehe vnd
vnß erhalte / wie Salomvn lerer Prouerb. xxv. D u solt nit rumlich er
scheinen für de kunig / vnd nit stehn (das ist etwas sein) für den grossen,
berrh / es ist dir besser / man sag zu dir / sitz herauff / den das du ernydert $
werdest für dem fürsten / Wie sott mä denn solche vormeffenheit vnd hoh-
mut / dießer reynen richtigen Iunckfrawen zu schreiben / das fle sich yhrer
demut rumette für got / wilchs die aller höchste tugend ist / vnd niemant
sich demütig achtet odder rumet / den wer der aller hohmutigist ist. Got
erkennet alleyn die demut / richtet auch vnnd offenbart sie alleyn / das der io
mensch nymmer welliger vö d' demut weiß / den ebenn wenn er recht
demütig ist.
Der schrifft brauch ist / das sie humiliare heisset / nydrigen vnnd zu
nicht machen» / vnnd darumb heyffen die Christen ynn der schrifft an vielen
orttenn / pauperes afflicti humiliati / arm / nichtige / vorworffene leut / 1$
Wie psal. cxv. Ich bynn fast seer zu nicht worden / oder genidrigt. Szo
ist humilitas nichts anderß / denn eyn voracht / vnansehelich / nidriges wetzen
odder stad / als da sein die armen / krancken / hungrigen / durstigen / ge-
e fangen / leydende / vnd 1 sterbende menschen / Wie Job wäre ynn seiner an-
fechtung / vn Dauid ynn seiner vorstossung vom reich / vnnd Christus mit *>
allen Christen ynn yhren ttotttiL Wilchs sein die tieffe / dauon droben
gesagt ist. D as gottis äugen nur ynn die tieffe sehr / vff menschen äugen
nur ynn die hohe / dz ist fle sehen nach dem ansehelichenn scheynenden /
prächtigem weßen vn stadt. Darumb heisset Hierusalem ynn der schrifft
eyn stett / da gottis äugen auffsehen / das ist / die Christenheit ligt ynn der -5
rieffe / vnd ist vnansehelich / für d' wett / drumb fthet sie got an / vnd hat
sein äugen steet vber sie / wie er sagt psal. yxi. Ich wil meyn augr steet
auff dich habenn.
Szo sagt auch S . Paulus .i. Corinth. i. G ot erwelet alliß was
nrrrisch für b’ «eit ist / auff das er zu schänden mache / alliß was do klug y>
ist für der weit / vnd erwelet was da schwach vnnd vntuchtig ist / auff das
er zu schänden mache / alliß was do starck vnd gewaltig ist / E r erwelt
was do nichts tff für der wett / auf das er zunichte mach / alliß was
etwas ist für der wett / vnnd da mit macht er die wett zu narheyt / mit
alle yhrer weißheit vndvormugen / vnd gibt ein andere weißheyt vnd 35
Vormagen / die weil den nu sein att ist / ynn die tieffe vnansehelich ding
zu sehen / hab ich das wortlin / humilitas vorteutscht / nichtickeit / oder vn
ansehelich wetzen / dz die meynüg M arie sey die. G ot hat auff mich annß
5öi\v vorachtis vnansehelich 1 megdlin gesehen / vnd het wol funden« / reiche hohe/
edle / mechtige kunigynn / fürsten vnd grosser Herrn tochter. Het er doch 40
wol mugen finden Annas vnd Cayphas tochter / milch die obersten ym
läd geweßrn / aber er hat miss mich sein lautter gültige äugen geworffenn /
vnd -0 ein geringe vorschmechte magd dahu gepraucht anff das niemät für
yhm stch rume / das erß wirdig geweßen tont odder sey / vn ich auch be
$ kennen muß / das lautter gnade vnnd gutte ist / vnd gar nichts mem vor
dienst odder wirdickeit.
Nu habr wir droben gnug gesagt / mit die 1 zarte iunckfraw sey vn- 235 e
ansehlichs weßens vn stands gar vnnorsehens zu disser ehre kummen/das
ffe got hat ßo vbergnedig angesehen / vnd darumb rumet sie sich nit yhrer
-0 wirdickeit / noch yhrer vnwirdickeit / sondern« alleyn des gotlichen ansehens /
wilchs alßo vbergutig vnnd vbergnedig ist / das er auch eyn solche gerynge
magt hat ansehenn / vnnd ßo herlich vnnd erlich ansehen wolt / derhalben
thun fit yhr vnrecht / die do sagen/fle hab sich nit yhrer iunckftawschafft /
sondern« yhrer demut gerumet / fit hat sich wedder Iunckftawschafft noch
*5 demut gerumet / ßondernn des eynigen / gnedigen gotlichen ansehenß /
darumb ligt die wage nit ynn dem worttle / humilitatem / ßondernn ynn
dem wortle Respexit. Denn yhr nichtickeit ist nit zu loben / ßondernn
gottes ansehen / gleich alst wo eyn Fürst eynen armen bettler die Hand
reicht / ist nit des betlerß nychtickeit / ßondernn des Fürsten gnade vnnd
*° gutte zu preyffenn.
Das aber solcher falscher wahn vortrieben / vn die rechte demut von
der falschen erkant werde / wollen« wyr eyn wenig außlauffen / vnd von
der demut sagen / denn darynnen von vielen seer geyrret w itt / Demut
heyffen «yr zu deusch / das sanctuS Paulus auff kriechifch nenet Tapino-
»5 phrosyne / auff latinisch / affettus vilitatis / seu senfus humilium rernm.
Das ist eyn w ill vnnd gemut zu geringen vorachtenn dingenn. Nu findet
man hie viel die das waffer ynn den brun ttagenn / das sein die / ßo sich
mit geringen kleydernn / Personen / geperden / stetten / wortten / stellen /
auch von den selben gedencken vnnd damit vmbgahn / doch der Meinung /
3° das sie da durch / für den hohen / reychen / gelereten / heyliyen / ya auch
für got mochten angesehen werden / alß sie gernn mit geringen dingen
vmbgahn / den wo sie wissen / das man dauon nichs halten wolt / ließen
fle es wol an stehen / das ist eyn gemachte demut. Den yhr schalckhafftig
äuge / sihet nur auff den lohn / vnnd folge der demut / vnnd nit auff die
35 geryngen dinge on den lohn / vnnd folge / Darumb wo der lohn vnnd die
folge nymmer scheynett / da ist die demut auß. Solche mag man nit
heyßen Affectvs vilitate / 1die eyn willen vnnd Hertz ynn-geringen 1 dingenn ^ e ,
haben / ßondernn / nur die gedancken / den mund / die Hand / das kleyd / ‘
vnnd geperd drinnen haben / das hertze aber sihet ober sich ju hohen grossen
vngemach auff erbenn / da mit wyr zu schaffen / vnnd das falsch äuge anß
zustechenn / muhe vnnd arbeit haben.
Nu haben wyr klar auß dießem wortle / humilitas / das die iunck-
fraw Maria / eyn vorachts / gerings / vnangesehenß Megdlin ist geweßen /
darynnen sie got gedienet / nit gewist / das yhr vnansehlicher stand / ßo r
groß angesehen were für got / damit wyr gettostet werden« / das / ob wyr
J39 e wol gernn sollen genydrigt ' vnnd vorachtet seyn« / doch darynnen nit vor
zagen / alß sey got zornig ober vnß / ßondernn viel mehr hoffen / das
er vuß gnedig sey / Alleyn da für sorgen / das wyr nit willig gnug vnnd
gerne ynn solcher nydrynge seyn« / das villeicht das falsch äuge nit zu
weyt offen stehe / vnnd vnß bettiege / mit heymlichem gesucht der hohe /
odder eygen wvlgefallenß / da mit die demut gar zu drummern. gaht /
denn was hilffts die vordampten / das sie auffs nydrigst seyn vordruckt /
die weyl fle nitt gern vnnd willig drynnen seynn. Vnnd was schadet
allen Engeln / das fle auffs hohist seyn er haben / die weyl fle nit mit *s
falscher lust drynnen hassten? Kurtzlich / Es leret vnß dießer verß recht
flott erkennenn / ynn dem das er anheygt. Got sehe auff die nydrigenn /
vorachten. Dnd der erkent got recht / der do «eyß das got auff die
nydrigen flhet / wie droben gesagt ist / vnd auß dem erkentniß folget denn
lieb vnnd ttaw zu got / das flch der mensch yhm willig ergibt vnd folget. *>
Davon sagt Hieremi. ix. Nyemant rume flch seiner sterck / reych-
tumb / noch weißheyt / -onder wer flch nrmen will / der rume flch / das er
mich erkennet vn weiß wie auch S. Paul" leret.ij. Corin. x. Der flch
rumet d' turnt flch von got. Alßo nach dk die mutter gottis hat yhrn got
vnnd beyland mit blossem reynk geyst gelobt / vri flch seiner gutter nichts -s
angenümen / vri damit yhm recht gesungen von seyner guttickeyt / tumpt
fle nit ordenlich / auch auff seine werck vnnd gutter zu lobenn / denn wie
gesagt / man muß nitt auff die gutter gottes fallen / vnd flch vhr an
nehmen / ßondernn durch fle hinauff zu ihm dringen/an yhm allein
hangen / vki von seyner guttickeyt viel halten / vnnd alß denn auch yhn 3»
ynn seinen wercken loben / ynn wilchen er vnß solch guttickeit zu lieben
ttawen vnd loben erzeygt hat / das die werck nit anderß sein / denn viel
vrsach / seine bloße guttickeit ober vnß regierend / zu lieben vnd lobenn.
1?» L 1 Sie hebt aber an von yhr selb zum ersten / vnd 1 flngt was er yhr
gethan hat / damit fle vnß leret zwey stuck / das erst. Ein iglicher sol 35
drauff a&ft haben« / was got mit yhm wirckt / für allen wercken / die er
mit andern« thut / den es »ist keinß selickeit darinnen stehen / was er
mit einem andernn / ßondern was er mit dir wirckt / alßo Johan. vlt. da
santt Petrus von santt Johannes sprach / was soll aber disser thun / ant
wort vhm Christ" vnd sagt / was gaht es dich an? folge du mir / alß sott «>
er sagen. Johannes werck werdk dir nit (rissen / du must selb dran / vn
wartte was ich mit dir thun w il / wie wol itzt ein grewlicher mißbrauch
ynn der wett regiert / mit außteilen vff vorkeuffen gutter werck / da etlich
vormeffene geister wollen andernn leutten helffen / Sonderlich denen die on
5 eigen qottis werck leben oder sterben / gerad alß hetten sie gutter werck
zuviel / so sanct Paulus clar spricht .i. Corint. iij. Ein iglicher roirt lohn
emphahe nach seiner arbeit / on zweiffel nit nach einiß andern erbeit.
Es were zu leide / wenn sie für andere leut betten od' yhre werck
alß ein furbit / got furtrugenn. Nu aber sie nit anderß / denn alß mit
10 einem geschkck da mit faren / ists ein schendlichs furnehmen. Vnb das
nochs aller ergist ist. Sie geben yhre werck von sich / die sie selb nit
wissen wie sie für got gelte / denn got nit die werck / ßondernn das Hern
an sihet / vnd den glawben. Da durch er auch mit vnß wircket / wilchs
sie gar kein acht habe / nur auff die eußcrliche werck pawen / sich selb vnd
15 yderman damit vorfüren. Auch ßo weyt einreyssen / das sie die leut be-
reden Munchkappen antzihen ym sterben« / geben für / wer in solchem
Heyligen kleyd sterb / hab ablaß von allen funden / vnd werd selig / sahen
an die leut nit allein mit frembden werckenn / ßondern auch mit frembden
kleydern selig zumachen.
-o Ich acht sihet man nit drauff / der bvße geyst w irt sie noch ßo weyt
füren / das sie die leut mit kloster speyßen / behaußuna vnd begrebniß zum
hymel füren / hilf got wilch greyffliche finsterniß sein mir das / das sinn
Munchs 1kappen / kan frum vnd selig machen, was ist den nodt der glaube? 241 e
lasset vns alle mund) «erden odder alle in kappen sterben. Es sott mit
»5 der weyße wol hub zurynnen allein zu Mnnchkappen. Hut dich / Hut dich
für den wolffen in solchen schaffskleydern / sie zureyssen vnnd vorsiiren dich.
Da gedenck nach / das got mit dir auch wircke / vnnd deyne selickeit nur
durch dir wercke / die got in dyr allein wirckt / vnd auff kein ander stellist /
wie du hie sitzest / die iunpfraw Marien thun / ob du aber durd) ander
30 furbit dir datzu helffen lessist / ist recht vnnd wol gethan / für einander
sollen wir alle bitten vnnd thun / aber niemandt sol on engen gotlich
werck / auff anderer werck sich vorlassen / ßondern mit allem fieyß seyn vn
gottis warnhemen / nit anders / 1den als were er vnnd got allein / rm hymel 5(* w
vnd erden / vnnd got mit niemant den mit yhm zuschaffen het / vnd darnach
35 auch auff anderer werck sehen.
Das ander das sie hyrinne lettt / Einn yglicher soll der erst sein
wollen / in gottis lob / vnnd seine werck in yhm geschehen / erfur tragen /
vnd darnach auch in anderer wercken loben. Szo leßen wir das Paulus
vnd Barnabas / den Aposteln vorkundigtenn yhre gottis werck / vnd sie
40 widderumb die yhren. Desselben gleychen Luce vlt. tbeten sie von der er-
6 1. Ko. z, 8 15 eindringen 16 vgl. W . A. 30*, 267108*
308, 316, z. 35 f. 38, 105, z. 2 f. u. ö. 25 zerrinnen, verbraucht
werden 26 M t. 7, 15 38 A G . 15, 12 40 Lc. 24, 34 f.
154 Das Magnificat verdeutschet
scheynung nach der aufferstehung Christi. Da hebet sich den rinn gemeyn
freut vnd loh -u got / da ein yglicher des andern gnad vnnd doch sein am
ersten preyffet / ob sie auch gleich geringer sey den des andern / begerd nit
der erst Otter köderst -u sein / in den guttern / Sondern ym lob vnd liebe
gottis / denn yhn an got vnd seyner blossen guttickeit benugt / wie gering s
auch die gäbe sey / ßo gar feynn einseitig ist yhr Hertz. Aber die nießlinge
vnnd eygensuchtige sehen krum vnd scheel / wen sie gewar werdenn / das sie
nit die hohisten vnd besten sind in den guttern / murren für das loben das
sie andern gleych oder geringer sind / wie die ym Euangelio M at. xx. die
»4* e Widder den haußvater murret* / nit das er yhn vnrecht thet / sondern 1 das 10
er sie den andern vorgleychet / mit d* teglichen Pfennige.
Alßo findt man itzt viel die gottis guttickeit nit loben / die weil sie
nit sehen das sie ßo viel haben als sanct Peter Otter sonst ein heylig Otter
als dieffer vnd der auff erden/Meynen/ßo sie auch ßo viel fressen / wolten sie
auch wol got loben vnnd lieben / achten gering / das sie doch mit guttern 1$
gottis vbirschuttet sind / die sie nit erkennen / als do ist leyb / leb* / vor-
misst / gut / ehre / freund vnd dienst der sonnen mit allen creaturn / die selbe /
wen sie gleich alle gutter Marie hetten / wurden doch drynn nit got er
kennen vnd loben / den wie Christus sagt Luce .xvi. Wer ym geringen
vnnd wenigen tret» ist / der ist auch ym grossen vnd vielen gettew / vnd *»
wer ym wenigen vnttew ist / der ist auch in viel* vnttew / drumb sein
sie werd / das yhn das viele vnd groß nit wirt / weil yhn das kleyne vnd
wenige vorschmahet / lobt* sie aber got ym kleynk / so würd yhn das groß
$07w auch vbirflusilg / das macht sie ' sehen vbirstch / vnd nit vntersich / wo sie
vnter sich sehen / wurden sie yhr viel find* / die villricht nit die hellst yhn *s
gleich stnd / vnnd doch wol mit got zustiden / vnd loben yhnen. Ein fogel
singt vnnd ist frolich / in dk das er kan vn murret nit / das er nit red*
kan. Ein Hund springt frolich vnd ist zustiden ob er nit vornunfftig ist/
alle thier lassen yhn benngen vnd dienen got mit lieb vn lob / on das
schalckhafftig eygen nutzige äuge des menschen / das ist vnsetig / vn schickt 3°
sich doch nit recht / das es möcht vol werd* / vmb seynis vndacks vn hoh-
muts willen / das es wil oben ahn sitzen / vnd der beste lernn / wil nit
got ehren / Sondern vö yhm geehret sein.
Also legen wir / das zun zeytt* des Costnitzer Söcili zween Cardinal
ym feit reyttend / sahen einen hirtte stehen vnd weynen / vn der ein Cardinal 3$
ein guttig man / woll nit furvbir reytten / sondern den man trösten / vnd
reyt zu yhm / stagt yhn was yhm were / da der hitt seher weynet / vnd
343 e lang mt sag* wolt / das der Car'dinal sich bekümert / zu letzt hebt er an
vnd zeygt auff eine krotten vü sprach / das weyne ich / das mich got so
ein segne creatur geschaffen / nit ßo vngestalt wie den worm/ vnd ich das 4»
8 statt des lobens 9 Mt. ro, n t . 11 gleich stellt mit dem
tagelohn 14 MtyNeN sie A 19 Lc. 16, 10 30 unersättlich
Z4 Köhler, s. 184
und ausgelegt. 1520 und 1521. 155
nie erkennet noch yhm band vnnd lob gesagt / der Cardinal schlug in sich
vnd entsetzt sich für dem wort / das er vom M au l fiel / vn man must yhn
hynein trage / vn schrey / O S . Augustin wie w ar hastu gesagt / die vn-
gelerett stehen aufs / oft nehme de hymel für vns hyn / oft wir m it unser
5 kunst walle in fleisch vn blut. N u acht ich bT Hirt sey nit reich noch hübsch
noch mechtig gewesen / oft hat drnoch gotis gutter so tieff betracht vn be
däckt / das er mehr in yhm fünde / hatt er hat vbersehe künden.
D a s erst w erd gottis in yhr bekennet sie / E s sey das ansehen /
wilchs auch das grost ist / daryn die andern alle hangen / vnd auß yhm
10 alle flieffenn / D en wo es dahynn kumpt / das got seinn angesicht zu yemandt
wendet / yhn antzusehr / da ist eytel gnad vn selideit / da muffen alle gaben
vnnd w erd folgen. Alßo leßen wir Gen. iiij. das er Habel an fach vnnd
sein opffer. Aber Cain vnd sein opffer sah er nit an / da her kämen die
gemeyn gepet ym Psalter / das got seinn angesicht zu vnß wenden / nit vor-
15 pergen / vbir vns erleuchten wolle / vnd der gleychen. V nd wie sie selb
auch das für das grossist achtet / zeygt sie damit / das sie spricht. S ih e
da / vmb des ansehens wille / w irt mich selig spreche kinds kind.
Merck die wort / sie sagt nit / man werd yhr viel guts nach sagen /
yhr tugent preyffen / yhr iunpferschafft oder demut erheben / odder etwa ein
20 liedlin von yhrer that singen / ßondern allein dauon / das sie got hat an
gesehen / dauon w irt man sagen sie sey selig / das ist doch die ehre gotte
alßo reyn gebenn / 1 das n i t 1 reyner sein kund. Drumb zeygt sie aufs das ££%
ansehen / vnnd spricht / Ecce enim ex hoc. S ih e da / von nw an / werden
mich selig sagen rc. das ist / von der zeyt an / alß got hat mein nichttdeit
25 angesehen werd ich selig gesprochen werden. D aryn Wirt nit sie gelobt
ßonder gottis gnade vbir sie / J a sie w irt voracht / vnd voracht sich selb /
in de das sie sagt / yhr nichtickeit sey von got angesehen. Drumb rumet
sie auch yhre selideit ehe sie die w erd ertzelet / die got yhr than hab / vnd
gibts gar allssampt dem gotlichen ansehen auff yhr nichtideyt.
30 Auß dem mugen w ir lerenn / wilchs die rechte ehre sey / damit man
sie ehren vnd yhr dienen solle. W ie muß man sagen zu yhr? S ih e die
wort an ßo lerenn sie dich alßo sagen. O du selige iunpfraw vnnd m utter
gottis / wie bistu ßo gar nichts vnnd gering voracht geweßen / vnd got hat
dich doch ßo gar gnediglich vnd reychlich angesehen / vnd groß bind in dyr
35 gew irdt / du bist der selben yhe keyniß wirdig geweßen / oft ist vbir alle
dein vordienst / weyt vnd hoch / die reyche vbirschwencklich gnade gotis in
dyr. O wol dyr / selig bistu vö der stund an biß in ewideit / die du eine
solchen got fundk hast rc Darffist nit dende das sie das vngerne höre /
das man sie vnwirdig solcher gnade nennet. D en sie hat on zweyffel nit
4« gelogen / d a sie selb bekennet yhr vnwirdideit oft nichtickeit / wilche got
spreche / Ey du selige iunpmtro vnd mutter gottiS / wie hat vn< got / in
dir eryeigt so eine grossen tröst / die weil er dein vnwirdickeit vn nichtickeit
hat so gnediglich angesehen / dadurch w ir ermanet / hynfurdt / er werd vnS
armen nichtige menschen / deynem exempel nach / auch nit vorachten / vnd
5 gnediglich ansehen.
Meynstu ßo / Dauid / S. Petrus / S. Paulus / S. M aria Magda
lena vnd yhr gleychen / durch die grosse gnad die yhn vnwirdiglich / zu aller
mensche tröst / gebe ist / Exepel sind / gotlicher zuuorstcht vn glauben zn-
stercken / das nit auch die selige mutter gottiS gern vnd billich ein solch
10 exempel aller welt were. N u mag sie eS nit sein / für de vbirflusflgen
lobe Prediger oft vnnutz schwetzer / die nit antzeygen auß dießem verß / wie
in yhr die vberschwecklich reychtumb gottiS / mit yhrer Liessen armut / die
gotliche ehre / mit yhrer nich'tickeit / die qotlich wirdickeit mit yhrer vor- 570w
achtüg / die gotlich grosse m it yhrer kleynheit / die gotliche gutte / mit
15 yhre vnuordiest / die gotlich gnade mit yhrer vnwirdickeit zu samme kümen
sind. D a r auß lust vn lieb zu got erwuchße / in aller zuuorstcht / Darumb
auch yhe oft aller Heyligen lebe oft that beschriebe sind. Aber nw findt
man wol etlich die bey yhr alS bey eine got hulff vnd tröst suchen / daS
ich besorg es sey abgotterey itzt mehr in der welt / denn yhe geweßen t|t /
20 daS sey ditz mal qnug.
DaS latinisch / OmeS generatoeS / hab ich verdeutscht Kinds kind / wie
wol eS vö wort zn wort Heist / alle geschlecht / daS ist aber so ducket gered /
daS etlich sich hie fast bemühet habe / wie eS war 1 sey / daS alle geschlecht 247 2
sie selig sage / so doch Jude / Heyden / vn viel böser Christen sie lestem /
25 oder ibe vorachte selig zusage / daS macht sie vorstehn daS wortlin geschlecht
op den samlunge der mensche / so eS hie mehr Heist. Die folge der gelid
iiahtrlnl'tr gepurd / alS eyuis nach de andern geporn Wirt / d' vater / der
fun / snnß fun / oft ßo fort an / ein iglich gelid / heyst ein geschlecht / daS
die Junpfraw M aria nit anders meynet / yhr preiß werde auch also were
vo eim geschlecht inß arider / daS kein zeit sey darin sie nit werd gepreiffett/
Vnd daS zeigt sie an da sie sagt. Sihe da vo nw an alle geschlecht/daS
ist / iyt hebtS an vnd weret in alle geschlecht / zu kindS kind.
DaS wortlin auch Macariust streckt sich weitter de selig sagen / vnnd
heisset / Seligen odder selig machen / daS eS nit allein mit sagen odder
35 wortten geschehe / odder mit kniebogen / mit heuktneygen / mit Hut abthun /
mit bild machen / mit kirchen bawen / wilchS auch wol thun die boßen /
Sondern auß allen trefften vnnd mit gruntlicher warheit / das geschieht /
wen daS Hertz (wie droben gesagt) durch yhre nichtickeit vnd gottiS gnaden
ansehen / freud vnd lnst durch sie zu got gewinnet / vnd mit gantzem hertzen
4° sagt odder gedenckt / O du selige innpfraw M aria / solch seligen / ist yhr
rechte ehre/wie gehört ist.
Salomon Prouerb. xxvij. spricht / wer seinen nehisten lobet mit 57-^
groffem geschrey / vnd steht frue anst / der ist zu achten wie ein lesterer /
den er macht die fach vordechtig / das yderman denckt / ehr wol ein boße
fache schmucken / das erß ßo heyß machet / macht damit die fach nur erger.
5 Widderumb / wer seinen nehistenn mit grosser stym lestert vnd frühe auff-
stet (das ist / er ist nit faul / thuts mit groffem eylendenn vleyß) ist gleich
wie ein preyßer zuachte. Den man denckt es sey nit war / vn er thue es
auß haß vnd boßem hertzenn / macht damit sein fach erger / vn seynis
nehisten besser. Also wen man got auch mit viel wortten / geschrey vnd
!<> klang vormeynt zulobe / thut man als were er thaub / oder miste nichts /
als wolten wir yhn auffwecken vnd vnterweyßen. Ein solcher wahn vonn
got / langet mehr zu seiner schwach vnd vnehre / den zu seinem lobe /
ßondern wer seine gotliche thatten mit tieffem hertzen wol bedenckt / vnd
sie mit wunder vnd danck anflhet / das er für brunst erauß feret / mehr
'5 sufftzet denn redet. Dnd die wort selb giessend (nit erticht noch gesetzt)
erauß breche / das gleich d' geist mit erauß schewmet / vn die wort lebe /
hend vn flleß habe / ia das zugleich d' gantz leyp / vn alles lebe / vn alle
gelid gern rede wolten / das heyst recht auß de geist vn in der warheit
got lobe / da sind die wort eytel feur / licht / vn leben, wie Dauid psal. cxviij.
20 Herr deine außrede synd gantz fewrig. Item / Meyne kippen sollen dyr
ein lob erauß schewmen / zugleich wie ein heyß waffer ym sieden vbirgeht
vnd schewmet / das stchs nit mehr enthalten kann / für grosser Hitze ym
topffen. Alßo sind auch ave wort / dißer seligen iunpfrawen in diffem
gesang / der wenig sind / vn doch tieff vn groß. Diese nennet santt Paulus
*5 Ro. xij. spiritu feruentes / die geystlich brunsten vnnd schewmen / vnd leret
vnß alßo sein.
' Die grossen ding / sind nit anders / den das sie gotis mutter ist 250 e
vorden / in werck / ßo viel vnd groß gutter yhr geben sind / das
fle niemant begreiffen mag / den da folget alle ehre / alle selickeit/ vnd das
30 sie ym gantzen menschlichem geschlecht / ein eynig Person ist / vbir alle /
der niemant gleich ist / das fle mit dem hymlischen vatter ein kind / vnd
ein solch kind hat / vnnd fle selb kan yhm kein! namen geben / für vbir-
schwenglicher grosse / vnd muß lassen bleyben dabey / das fle erauß brunstet
vnd schewmet. Es sein groß ding / die nit außtzureden sein noch zumessen.
35 Drumb in eink wort hat man alle yhre ehre begriffenn / ßo man fle gottis
mutter nennet / kan niemand groffers 1 von yhr noch zu yhr sagenn / wen 573 w
er gleich ßouiel zungen het / alß laub vnd graß / (lern am hymel / vnd
(and ym mehre ist. Es w il auch mit Hertz- bedacht sein / was do sey /
40 gvltis mutter sein.
Sie gybts auch frey / gottis gnaden / nit yhrem vordienst / denn wie
fle alle ding in got / wie gar nympt sie sich teynis wercks keyner ehre /
keyniß rumiß an / thut doch eden wie vorhyn da fle der keyniß hatte / fragt
auch nicht mehr noch ehren den vorhyn / brüst flch n it / bricht nit auff /
rufst nit auß / wie fle gottis mutter morde sey / foddett kein ehre / geht
hyn vnnd schafft ym hauß wie vorhyn / milckt die kuhe / kocht / weschet $
schussel / keret / thut wie ein haußmackt odder haußmutter thun sol / in
geringen vorachten wercken / als were yhr nichts vmb solch vbirschweckliche
gutter vnnd gnaden. Sie ist vnter andern weybern vnd nachpawrn gehalten
nichts hoherß / den vorhyn / fle hats auch nit begert / ist ein arm burgeryn
-lieben vnter dem geringen hauffenn. O wie ein eynfeltig / reyn her- ist io
das / wie ein wunderlich mensch ist das / wie seynd da -o groß ding vvr-
porgen / vnter solcher geringen gestalt / wie viel haben fle angriffen / mit
yhr geredt / geeffen vnd truncken / die fle villeicht voracht vnd einn gemeyn /
arm / schlecht burgerynn geacht / die flch sonst sirr yhr entsetzt hettenn / ßo
fle solch ding von yhr gewist hetten. 13
-54 e Das heyst nu seinen namen heylig sein / denn 1 heylig heyst / das ab-
gesondett / got zugeeygent ist / das niemät angreyffen vnd beflecken sol /
Sondern in ehren Hattenn sol. Szo heyst / Name / ein gut gerucht/rum/
lob vnnd ehre. Szo sol flch yderman enthalten von dem namenn gottis /
sol yhn n it antasten / yhm nicht zueygenn. Alßo stet Exo. xxx. flgurirt / *>
das ein köstlich / heylige salb gemacht watt von Mose / durch gottis
576W befelh / vnd hatt gepotten / 1 das kein mensch sein leyp damit sott salbenn.
das ist / gottis namen sol yhm niemant zuschreybenn / denn das heyffet
gottis nam vorvnheyliget / so w ir vns rumen odder ehren lassen / odder
vns selb wolgefallen / vnd rumen von vnßern wercken odder guttern / wie »L
die wett thut vnd gottis namen on unterlaß vorvnheyliget vnd entweyhet.
Szondern wie die werck allein gottis sind / sol auch yhm der nam allein
bleyben / vnd alle die alßo seynen namen Heyligen / flch der ehre vnnd
rumiß eußem / die halten yhn recht in ehren / drumb werdenn fle davon
auch geheyliget. wie Exo. xxx. geschriebenn stet/w ie die köstliche salb ßo *>
heylig war / das sie heyliget allis das fle anrühret / das ist / gottis namen /
wen er vo vns geheyliget ist / vn w ir vns keynis wercks / keyniß rumiß /
keynß eygen wolgefallens drynnen annehmen / ßo ist er recht geehret / so
ru tt er vnß an vn heyliget vnß.
Drumb ist hie zuwachenn / weyl w ir auff erdenn nit mugen on 35
G ottis gutter sein / vnnd dadurch auch nit vn namenn vnnd ehre / ßo vns
yemandt lobt vnnd namenn davon gibt / sollen w ir hie der M u tte r gottis
Exempel fassen / vnnd yhe m it diffem verß bereyt sein / drauff zuantwortten /
vnd die ehre vnnd lob recht brauchen / vnd öffentlich sagen odder yhe ym
hertzen gebenden. O Herr got / das werck ist dein / das da gelobt vnd 40
gerumpt w irt / laß auch den namen dein seinn. N it ich her / sondern du
3 erhebt sich nicht 12 berührt 19 vnd (st. von) A 20 E x .
30, 25 ff. 29 entäussem
und ausgelegt. 1520 und 1521. 163
hast ditz than / der du mechtig alle ding thuest / vnd heylig ist dein name.
Alßo sol man das lob vnd die ehre nit leugnen / als sey es vnrecht / odder
vorachten a ls1sey es nichts / Sondern nit annehmen als ein alhu edel / 2ss *
köstlich ding / vnnd dem heym tragen des es ist / ym hymel. Sihe das
5 leret diser edel verß / damit ist geant«ort/ßo yemand fragt / ob den niemanr
den andent ehren sol. Ja fettet Paulus sagt / wir sollenn vns bmmb
dringen / mit ehren / ein yglicher dem andern vortzukümen / Rv. xij. aber
die ehre sol niemand annehmen als yhm geschehn / odder auff yhm bleyben
lassen / Sondern sie Heyligen vnd gotte heym tragen / des sie ist / mit
xo allem gutte vnd werck / darauß die ehre kumpt. Denn niemant sol ein
vnerlich leben füren / sol er denn erlich leben / ßo muß ehre da sein / aber
wie das erlich lebenn gottis gäbe vnd werck ist / so sey auch der name sein
allein heylig vff vnbetastet mit eygene wolgefallen. Das bttl w ir ym
Vater vnser / dein name werde geheyliget.
aber (tob all drob vorblendet / haben den rechten« blick nit ersehen / vnd
ist furwar das grosflst in hymel vnd erden / das man got recht erkenne / ßo
es yemand werden mag. D u mutter gottis leret es hie fast wol / wer fit
vorstehen wolt / wie sie auch droben / an vnnd in yhr selbs / daffelb leret
Wie mag man aber yhn baß erkennen den auß seynen eygen wercken? wer $
sein werck recht erkennet / der mag an seiner natur/ willen / Hertz / vnd mut
nit feylen. Drumb ists kunst seine werck zurkennen. Dnnd das wirß
faffenn / sechß gotliche werck / in sechßerley mensch- zelet sie durch diese vier
verßen nacheinander / vnd teylet die welt in zwey teyl / auff -gliche seytten
drey werck vnd dreyerley menschen / vn ist ein teyl ymer Widder das ander /10
da «eyßet fit / was got auff beyden seytten thu / malet yhn alßo abe / das
er nit baß möcht abgemalet werden.
Vnd die selbe außteylung ist wol vnd ordenlich gefaffet / vnd an mehr
ortten der schrifft gegrundt. Nemlich Hiere. ix. da er alßo sagt / Es
prange kein weyßer mensch auff seine weyßheit / Es prange kein geweltiger *5
578 w auff seine 1 gemalt / Es prange kein reycher auff sein reychthumb/ sondern
oarauff prange wer do prang- wil / das er mich erkenne vnd wisse / wie ich
ein got byn / der do barmhertzickeit / gericht / vnd gerechtickeit auff erde
»57 e mache. Solchs gesellet mir 1wol / spricht got. das ist ein edler text / vnnd
stympt mit dießem gesang der mutter gottis. Hie sehenn w ir auch / das 20
er allis was die welt hat teylet in drey teyl / in weyßheit / gemalt / vnnd
reychtumb / vnd zubrichts allis damit das er sagt / man solle nit drauff
prangen / denn man werd yhn nit da finden / er hab auch kein gefallen
drynnen. Setzt ander drey teil da gegenn / barmhertzickeit / gericht / ge>
rechtickeit. Da byn ich (spricht er) ia ich mache solchs allis / ßo nah byn -5
ich / vnd machs nit ym hymel / sondern auff erden / da stobt man mich /
wer mich alßo erkennet / der mag auff solchs wol trotzen vnnd prangen.
Denn / ist er ntt weyße ßondern armß geystis / ßo ist da mein barmhertzickeit
bey yhm / ist er nit geweltig / sondern vntertruckt ßo ist da mein gericht /
vnd w itt yhn erredten. Is t er nit reych ßondern arm vnd dorfftig / ßo 30
ist bey yhm so viel nur meyner gerechtickeit.
I n die weyßheit begreifst er allis / was do sind geystliche gutter vn
hohe gäbe / davon ein mensch ein wolgefallen / rum vn gutdunckel haben
mag. wie der volgend verß geben w itt / als da sind / vorstand / vornnfft /
witze / kunst / frumkeit / tuget / gut leben, kurtzlich / allis was in d' federt 35
ist / das man gotlich vn geistlich nennet / wie hoch gäbe es sein mugen / d'
keiniß got selber ist. In die gemalt begreyfft er alle vbirkeit / adel /
freundt / wirde / mmb ehre / es sey vbir zeitlich odder geistlich gutter
vnnd volck (wie wol in der schrifft / kein geistlich vbirkeit noch gemalt ist /
sondern nur dienstparkeit vnd vnrerkelt) mit allem recht / freyheit / forteyl rc. 4o
das drynne mag sein. Im retchtumb ist begriffenn / gesuntheit / gestalt /
i einblick nicht gewonnen 3 zu teil werden 4 s. 152, z. 34 ff ;
s. 158, z. 3 ff. 14 Jer. 9. 23 f. 15 poche
und ausgelegt. 1520 und 1521.
'65
lust / stercke vnd allis was dem leyb euserlich guttis begegen mag. Da
gegen sind nu ander drey / Geist armen / vnterdrucktenvn durfftigk an
leibs notdurfft. N u wollenn w ir die sechs werck vnnd stuck ordenlich
sehen nacheinander.
nit höre / itzt timt vnbetzwinglich einhorn / itzt ein wutend lawen / itzt ein
gwssen unbeweglichen felß / itzt ein trachen vnd ßo fort viel mehr.
Aber nit baß sein fit abegemalet den Job .xl. vff .xli. da nennet er
den selben Haussen Behemoth. Behema heyst ein thier / Behemoth ein
Haussen thier / das ist ein volck / das ein thierlich vorstand hat / vn nit 5
gottis g«st in yhm regirn lest / da beschreybt yhn got / wie er äugen habe
580W als die morge1rodte. dan yhr klugheit ist on maß / yhr haut alßo hart /
das ßo man drauff schewst odder sticht / er einspot drauß macht / das ist /
wen auff sie predigt w irt vorlachen fle es / de yhr recht sol nit strefflich
sein. Ite m ein schupe klebet an der andern / das nit ein lufft da-wischen 10
geht / denn sie halten vbirnander / daS kein geyst gottis in sie kämen kan.
Sein Hertz (spricht got) ist vorharttet / wie einis schmyds amboß. Es ist
des teuffels corper / drumb gibt er auch solchs alles de teuffel an de selben
ort. Ein solch volck zu vnsern zeytte für allen andern / ist der Bapst mit
seinem Haussen / vü lange zeyt gewesen / die thun auch alßo / vnd mehr denn 15
es yhe gewesen ist / da ist keinhorenn / kein gelengk / da hilfst kein sagen /
kein radten / kein bitten / kein drewen / kurtz vmb nit mehr / denn w ir
haben recht / da bleybs bey / trotz yemand anderß / vnd wenß die welt wert.
260 e 1 Möcht aber yemand sage / m t w il sich das fugen / sol man das recht
nit halte? sol man die warheit lassen? Jsts nit gepotten man sol vmbS 20
rechts vn der warheit willen sterben? Haben nit die heylige Marterer
vmbs Euangelium willen gelittenn? hat nit auch Christus selbs wolt
recht habenn? Es geschicht yhe / das solch leut etwa öffentlich (vnd wie
sie plerren für got) recht haben / wol vnd weyßlich handeln. Antwort
ich / Hie ists zeyt vnd nodt die äugen auffthun / hie ist der rechte knodte / -r
da ligts gar an das man recht vnterricht / des recht haben. Es ist yhe
war / vmb d' warheit vn rechts willen sol man allis leyden / vnnd sie nit
leucken / sie sey wie geringe sie wolle. Es mag auch sein das etwan sie
recht haben / aber damit Wirts vorterbt / das sie recht / nit rechtlich auß-
furen nit m it furchten drynnen handeln / nit got für die äugen bilden / 3°
meynen es sey gnug das recht sey / sollen vn wollen auß eygener gewalt
fortfaren / vnnd das spiel alßo hynauß machen / damit sie yhr recht vnrecht
mache / wen es schon tmt gründ recht were. viel ferlicher aber istS / wen
es sie dunckt recht sein vnd wissenß nit gewiß / m t es geschicht in den hohen
fachen die got antreffen / vnnd seyne recht. Aber wollen zum ersten von 35
de groben menschlichen recht sagenn / vnd ein grob greyfflich exempel setzen.
Jsts n it war / das gelt / gut / leyb / ehre / weyb / kind / vnnd freund ic
fint auch gutte dinck von got selber geschaffen vnd gcben? ßo es denn
gottis gaben sind vnd nit deyn / vnd er wolt dich vorsuchen / ob du auch
die selben vmb seynen willen mochst lassen faren / vnd mehr an yhm allein /
denn an solchen 1 seynen guttern hangen. E r fugt dyr zu eine feynd der dyr S8xW
sie gar oder ein teyls nehm vnd dich beschediget / odder durch sterben vnnd
3 vorterben sonst drumb kennst. Meynstu das du hie billich vrsach hettist /
-u toben / wutten / mit sturm vnd gemalt sie Widder holen / odder vnge-
dultig zu sein 1 biß du sie Widder hettist / gebst ft»r / es weren gurte dinck / 26x e
vnnd gottis creatur / die er selb gemacht hette. Vnd die gantz schüfst nennet
solche ding gut / drumb woltistu gottis wort halten vnd solch gut mit leyb
xo vnnd leben schützen vnd wibderholen / odder yhe nit mit willen emperen /
noch mit gedult sie faren lassen / were das nit ein feyner scheyn? Woltistu
nu hie recht wol thun / ßo mustu nit mit dem kopff hyndurch faren / wie
denn? du fort got furchten / vnnd alßo sagen / Nu lieber got / es sind gurte
dinck vnd deyne gutter / wie deyn eygen wort vn schrifft sagt / aber ich
15 weyß nit ob du mir sie wilt gönnen / wen ich miste Vas ichs nit fort haben /
so wolt ich sie nit mit ein? hör widderholen / wist ich aber das du sie bey
mir wortist haben / mehr denn bey yhenem / so wolt ich deynem willen
daryn dienen / vnd mit leyb vnd gut Widder holen / weyl ich aber der
keyniß weyß / vnd sehe das gegenwertig geschicht / das du mir sie nehmen
•o lesstst / befiel ich dyr die sach / wil wartten was ich drvn thun sol vnd
bereyt sein / sie zuhaben vnd emperen.
Sie das ist ein rechte seel / die furcht got / da ist barmhertzickeit bey /
wie hie die mutter gottis singet / daraus kan man mercken auß wilchem
gründ Abraham / Dauid / vnd da- volck von Israel vorzeytten stritten /
as vnnd viel erwurgeten / sie giengen auß gottis willen hynan / stunden in
furcht vnnd stritten nit vmbs guts willen / ßondem das got von y,hn haben
wolt / wie daS die Historien geben oft antzeygen / gemeyniglich zuuor den
befelh gottis. N u sitze wie hie die warheit w irt nit vorleugnet / die war-
heit sagt / es sein gurte ding vnd gottis creatur. Za eben die selbe war-
3 0 heit / sagt auch vnd leret / dw fort solch gurte ding faren lassen / vnd alle
stund bereyt sein yhr zuemperen / ßo es got haben w il / vnd allein an got
hangenn. Die warheit dringt dich nit / das du die gutter fort wider
holen / damit das sie sagt / sie sein gut / dringt dich auch nit / das du fort
sagen / sie fein nit gut / ßon'dern das du fort der selben gelassen stehen / -6, b
3$ vnd bekennen das sie gut sind vnd n it boße.
Alßo muß man auch thun m it dem recht oft allerley gutter der vor-
nnnfft odder weyßheit. Recht ist ein gut ding vnnd gäbe gottis / wer
zweyffelt daran? G ottis wort spricht selb / Recht sey gut / vnd sol yhe
niemant bekennen das sein gutte odder rechte sach vnrecht odder boße sey /
4® sol ehe dmber1 sterben / vnd allis was got nit ist / faren lassen , denn das ss*w
were got vnnd sein wott vorleugket / der do sagt / recht sey gut vnd nit
16 haar; durchaus nicht 34 ihnen innerlich frei gegenüberstehen
38 z. b. Ps. 37, 28. 94, 15
i68 Das Magnificat verdeutschet
boße. woltistu aber darumb schreyen / mutten / toben / vnnd alle wett
erwürgen / das dyr solch recht würd genummen / odder vordruckt? Als
etlich thun die in den hymel rossen / alle iamet anrichten / land vnd leut
vorterben / m it kriegen oft blut vorgiffen die wett erfüllen. W as weystu
ob got dyr solche gäbe vnnd recht lassen wil? Ists doch sein/m ag dyrß 5
nehmen heut vnd morgen / drauß vnd drynnen / durch feynd vnd freund /
vnnd wie er wil. E r vorsucht dich ob du auch vmb seinen willenn wollist
des rechten emperen / vnrecht haben vnd legten / vmb seyn? willen die
schände tragen / vnd an yhm allein hangenn. Bistu nw gotfurchtig / vnd
denckist / Herr / es ist deyn / ich wils nit haben / ich wisse denn / das du 10
myrß gönn? wilt / far m i da feret / sey du nur mein got. Sihe dann
gehet disser verß / Dnd seine barmhertzickeit ist bey denen die yhn furchten /
die nichts thun wollen / on seine willen. Sihe da ist gottis wort in
beyden stucken gehalten / Sum ersten / das du bekennist das recht / dein vor-
nunfft / dein erkentniß / dein weyßheit / vn alle dein meynung sey recht 15
vnnd gut. wie gottis wort selb bauon redet. Sum andern / das dw solchs
guts gerne mangelst vmb gottis willen / zu vnrecht vorterbt / vnd zuschaute
werdist für der wett. wie gotis wort auch Irret. Es sein zwey ding gut
odder recht / bekennen / vnd gewinnen / D yr ist gnug das bekentmß / das
du gut vnd recht habist / kanstu nit gewinnen / laß got befolen seinn. dyr »
263 e ist befohlen zu befennenn / got hat yhm behalten das gewinnen. 1W il er
das du auch gewinnen sott / ßo Wirt er eß selber thun odder dyr alßo für-
bringen on deynn gedancken / das du es must in die Hand nehmen vnnd
gewinnen / auff die weyß du nymmer gedacht noch begeerd hettist. wil er
nit j laß dvr benugen an seiner barmhertzickeit. Nympt man dyr den sieg -r
des rechte ßo kan man doch das betennenn / dyr nit nehmenn. Sihe ßo
muffen wir abstehen nit von den guttero gottis / ßvndern von boßem vor«
keretem aufleben der seltenn / das wir yhn mangeln oft brauchen hinten
mtf gelaffenheit das in allem fall / wir an got allein hange. O solch ding
sotten alle surften vnd vbirkeit wissen / die nit benugen am bekennen des 3»
rechten / ßondern auch stracks gewinnen vnd vbligen wollen / on alle gottis
-urcht / machen die wett voll bluts vnnd iamers / meynen sie thun wol
vnd recht dran / die weil sie recht fach haben odder vormeynen zuhabenn.
W as ist das anders denn der stoltz vbirmutige M oab / der sich selb wirdig
macht oft acht / der das edle schone gottis gut vnnd gäbe (das recht) 35
5*3 'V hoben 1solle / so er nit wirdig ist / wen er sich recht ansehe für gottis äugen /
das yhn die erbe tregt / vnd die rinden vom brot esse / vmb seiner sunt
willen. O blindheit / O blindheit / wer ist wirdig einer kleynsten gotis
creatur? vnd wir wollen die hohisten creatum / das recht / weyßheit vnd
ehre der selben nit allein haben / ßondern auch mit wuttend / blutvorgiffen 40
11 es fahre dahin 12 passt 19 gewinnen A 2 3 vorlegen
ohne dass du daran gedacht hättest 29 mag kommen was da will
37 ringen A
und ausgelegt. 1520 und 1521. 169
vnd allem vngluck behalte vnd holen / gehn darnach hyn / bete / fasten /
Horen meß / stifften kirchen / mit solchem bluttichtem / wuttichtem / rasen
dem gemut / das nit wunder were die steynn zursprungen für vnßerm
angestcht.
5 Hie fellet zur seyten ein / eine frag. S ol denn nit ein Herr sein land
vnd leut schuhen für vnrecht / sondern so still halten / yhm allis nehmen
laffenn / was wolt darauß werden in der welt? Dq w il ich mein duncken
itzt auffs kurtzist sagen. Weltlich gewalt ist schuldig yhr vnterthan zu-
schutzenn / wie ich offt gesagt / denn darumb tregt sie das schwert / das
10 man die / 1 ßo sich nit an solch gotliche lere keren / in der furcht behalte / *** e
damit sie de andern frid vnd rüge lassen. Auch daran sucht sie nit yhr
eygenß / ßondern des nehisten nutz / vnnd gottis ehre / were wol gern auch
stille vnnd ließ yhr schwert liegen / wen got solchs nit verordnet hette den
boßen zusteure / doch das solcher schütz geschehe nit mit viel großerm
15 vnradt / vnnd ein leffel auffgehaben werd / da man ein schuffel zutrit. Es
ist ein schlechter schütz / so man vmb einer Perlon willen ein gantz stad in
die fahr setzet / oder vbir eine dorff odder schloß / das gantz land dran setzet.
Es were denn das got fionderlich / wie vorzeitten / befelh thet solchs
zuthun. Es nympt ein Reuter einem burger sein gut / vnnd du brichst auff
ec mit einem Here / das vnrecht zustraffenn / schatzist das gantz land / wer
bat hie mehr schaden than? der reutter odder der Herr? Danid der sah
vielmal durch tu ffnger / wo er nit kund straffen / on der andern schaden.
Also muß alle vbirkeit thun / es muß auch widderumb ein landfeß etwas
leyden vmb der gemevne willen / vn nit tegeren / das vmb seinen willen /
*5 alle die andern in grossem schaden kummen. Es w il nit altzeit gleich seinn /
Christus wolt nit das hedderich anßrotte lassen / das nit auch der weyß
mit außgervttet wurde. Solt man auff alle antastung streytten 1 vnd gar 584W
nichts vbirsehen were nymmer kein srid / vnnd dennoch eyttel r 02fetten
datzu. Drumb ist das recht oder vnrecht nymmer mehr gnugsam vrsach
30 on vnterscheyd zustraffen odder kriegenn. Es ist wol gnugsam vrsach / mit
fugen vnd on eynß andern vorterben / straffen. Es muß yhe ein her odder
vbirkeit mehr auffsehen was dem gantzen Haussen dienet / denn eine eyntzelen
stuck. Es wirt nit ein reycher haußvatter werden / der die ganß hvnach
wirfft / drumb das man yhr ein feddern hat außgeraufft. Lon kriegen aber
35 ist ytzt nit zeyt zuredenn.
Alßo auch in gotlicken fachen zuthun ist / als mit de glauben vnd
Euangelio / das die hohisten 1 gutter sind / vß sie niemand faren muß lassen. *65 e
A ber das recht / gunst / ehre / zufallen vff anhang der selben / muß man
auch in die wage lege / vff got damit walde lassen / nit vmb das gewinne
4° sondern vmbs bekenne sorgfeltig sein / vn gern leyde ob er als ein vn-
gerechter / ein vorfurer / ein -eher / tin yrriger / ein freueler rc. drob für
aller well werd geschmecht / vorfolgt / voriagt / vorbrennet odder sonst er
würgt / den da ist gottis barmhertzickeit bey. Man kan yhm yhe den
glauben vnd die warheit nit nehmen / ob man yhm das leben nympt /
wiewol in diffem stuck wenig sind / die vmb das gewinnen vnd obligen $
toben oft wundern / wie ym zeitliche gut vnd recht geschicht / den yhr ist
auch wenig die es recht vnnd auß gründ bekennen / doch sol ein solcher
mensch leyd vnnd klag haben vmb anderer willen / denen durch vnterligen
des Euägelij jan der seelen selickeit hynderniß geschicht / ia viel mehr hie
(doch für gottis äugen) klagen vnd erbeyte / für solchen der seelen schaden / «>
den die Moabiten thun vmb yhre zeytliche gutter vnd rechte / wie droben
gesagt ist / denn es erbermlich ist / wo gottis wort nit gewynnet vnd
obligt / nit vmb des bekennerß willen / sondern deren / die da durch sotten
behalte worden sein. Daher sehen wir in den Propheten / Christo vnd
Aposteln ßo groß leyd vnd klag vmb des gottis Worts vordruckung willen / i $
die doch frolich waren / allis vnrecht oft schade zuleyden / denn hie hars
ein ander vrsach / vmb daS gewinnen / für allenn andern guttern. wie wol
doch niemant selb darynnen mit gewalt faren sol / vnnd solch- recht des
Euangelij mit dem sturm vnd vnuornunfft behalten odder holen / sondem
sich demütigen für get / als d' villeicht nit wirdig sey / das solch groß gut *>
durch yhn geschehe / vnnd alles mit bitten vnnd klagen seiner barmhertzickeit
heym geben.
$8$w 1 Sihe das ist da- erst rottet gottis das er barmhertzig ist vbir alle /
166 e die yhr dunckel / recht / weyß'heit / vnnd was geystlicher gutter flnd / geme
mangeln vnd willig geystarm bleyben. da- sind die rechten gotfurchtigen / -5
die sich keinis dings wirdig duncken / wie gering es sey / gern für got vnd
welt nackt vnd bloß sein/was sie aber derselben haben/nur als auß
lautter gnadr den vnuordienten geben / der selben mit lob / danck oft furcht
brauchen / gleich als frembder gutter / nit yhren willen / lust / lob nach ehre /
ßondern allein des / des ste sein / suchen / oft zeygt an wie viel mehr lust 30
got habe / solch barmherhickeit / sein edlist rottet / zuthun / den das gegen-
werck der sterck / damit das sie sagt / Es were solch rottet gottis on auff-
horen von kind zu kind / in den fürchtsamen / da yheniß werck in das drit
oder vierd gelid weret / oft in diffem volgende verß / kein ziel noch zeit
gesetzt ro irt / wie folget. 35
Das ander werck gottis / Geistliche Hoffart zestoren.
geschicht darumb / das p ir die wort deste baß vorstehen / wilche sollen an
keine zeit gepunden sein / ßondern gottis art vnd werck frey antzeygenn /
die er alltzeit than hat / alheit thut / alheit thun w irt / das gleich viel were /
ßo ichs in solch weiß auff deutsch redet. Got ist ein solcher Herr / des
5 werck der Massen gehe / das er krefftiglich zurstrewet die hohmutigen vft
barmherhig ist vbir die furchtsamen. Gottis arm wirt in der schüfst ge-
nennet sein eygen geroalt / damit er on mittel der creaturn wirckt / daffelb
geht stil vnd heymlich -u / das sein niemät gewar wirt biß das geschehen
ist. Alßo / das die selb gewalt odder der arm nit mag denn allein durch
10 den glauben vorstanden vnd erkant werden / das auch Jsaias liij. drob
klagt / das so wenig glauben 1 haben zu solchem arm / vnd spricht / wer *67 e
gleubt vnßer predigt / vnd wer sind die den der arm gottis bekant ist /
das macht allis wie da selbs folget. Es gehet heymlich vnter einem vn-
gleichen ansehen solcher gewalt. Auch Abacuc. iij. spricht / das Horner in
15 gottis henden sein / anhuheygen sein grosse stercke. vnd spricht doch / sein
sterck sein vorporge daselbs. wie geht das zu.
Es gaht also zu / wen got durch mittel der creaturn wirckt / so flhet
man öffentlich / wo gewalt oder schweche sey / daher das sprichwort tumpt /
1Got hilfst de sterckisten. Alßo wilcher fürst den krieg gewinnet / durch 586W
-0 de f)at got die andern geschlage. Fnst ein wolff yemats odder w irt sonst
beschediget / ßo ists durch die creatur geschehen / also macht vn zubricht got
ein creatur durch die andern / wer do ligt der ligt / wer do steht der steht/
Aber wen er selb wirckt / durch seynen arm / da gaht es anders zu / da
ists zustoret ehe wen man meynet / widderumb erbawet ehe man meynet /
•5 vnd niemant flhet. solchs werck thut er nur zwischen dk beyden teylen der
welt / den frumen vnnd boßen / da lessit er die frumen krafstloß werden
vnd vnterdruckt / das yderman meynet / es sey mit yhn auß / es hab ein
end / vnd eben in de selbe ist er am sterckisten da / ßo gar vorporgen oft
heymlich / das die auch selb nit fulen / die da leyden das drucken / sondern
30 glawbens / da ist voll gottis sterck vnnd der gantz arm. Denn wo menschen
krafst außgaht / da geht gottis trafst ein / ßo der glaub da ist / vnd warttet
des. Wen nu das drucken auß ist / so brichts erfur / was für ein sterck
sey geweßenn vnter der krenck. Sitze alßo watt Christus krafstloß am
Creutz / vnd eben da selb thet er die groste macht / vbirwand die fund /
35 tod / wett / Helle / teuffei vnd allis vbel. Alßo haben alle Matterer starck
geweßen vnnd gewonnen / alßo gewinnen auch noch alle leydenden vnnd
vordruckten. Drumb spricht Johel. ij. Der do krafstloß ist / der sol
sagen» / ich byn krafstreich / aber 1 ym glaube vnd vngefulet / biß das anß 268 e
end kumpt.
40 Widderumb das ander teyl lesflt got / groß oft mechtig sich erheben.
7 ohne Vermittlung 10 Jes. 53, 1 14 H ab. 3, 4 18 Fortes
fortuna adiuvat (vgl. Erasm., Adagia) 24 eher als 33 krankheit»
Schwachheit 37 Joe. 3, 15
172 Das Magnificat verdeutschet
E r zeugt seine trafst erauß vnd lessit sie nur von eygener trafst sich auff
blaßenn. wen wo menschen trafst eingeht / da geht gottis trafst auß. wen
n « die blaße voll ist / vn yderman meynet sie liege oben / haben gewannen /
vnd sie selb nu auch sicher sind / vnd habenß anß ende bracht / ßo sticht got
ein loch in die blaßen / ßo ists gar auß. Die narren wissen nit / das eben $
in dem sie auffgehen vnd starck werden / das sie vö got geeuffert sind / vnd
gottis arm nit bey yhn ist. Drumb weret vhr ding seinn zeyt / darnach
vorschwind es / wie ein waffer blaßen / mixt als were es nie geweßenn.
Davon sagt psal. lw j. da ehr sich sehr vorwundett / wie btt boßen / ßo
reich / sicher vnd mechtig weren in der w eit gu letzt sprach er /I c h Habs io
nit mugen vorstehen / biß ich in die heymlickeit gottis sah / vnd warnahm
wie es yhn am letzten würd -ehenn. da sah ich / das sie nur zu yhrem
5*7 w eygen betrug also 1erhaben waren / vff eben daryn genydret / daryn sie er
haben waren, wie bald sind sie vorstoret / wie schnei ists auß mit yhn
worden / als weren sie nie geweßen / wie ein trawm vorgeht / dk der do 15
auff wacht. Dnd psal. M i . Ich hab einen gotloßen man gesehen auff*
gewachsen vff erhöht / wie ein Eeder bäum auff dem berge Libani / ich bin
nur ein wenig für vbir gangen / vnd sie zu / da war er schon dahyn / Ich
fragt nach yhm / da war sein nicht mehr da.
E s gebricht nur am glauben das wir nit auch alßo ein wenig harren *>
tunden der zeit / -vnst wurdenn wir auch seyn sehen« / wie die barmhertzickeit
sey bey den furchtsamen mit aller stercke gottis / vnd der arm gotis Widder
die hvffettigen mit allem ernst vff gewalt / wir glaublvßen tappen mit der
saust nach der barmhertzickeit vnd nach dem arm gottis / vnd wen wir nit
*9 e fulen / ßo meynen wir / es sey mit vns 1 vorloren / vnnd mit den seynden ,z
gewonnen / als sey gottis gnade vnd barmhertzickeit von vnß / vnd sein arm
Widder vns / das macht wir tennen seine eygen werck nit / drum feinten
w ir yhn auch nit / Widder seine barmhertzickeit noch arm / den er muß vnnd
wil ym glauben ertandt werden / drumb muffen die syn vsi vvrnunfft zusein/
yhr äuge das ergett vnß / drumb sol man es außstechen vnnd wegwerffen. y>
S ih e das sind zwey werck gottis widdernander / auß wilchen wir lerne /
wie got alßo gesynnet sey / das er ferne von den weyßen vnd trugen sey /
vnd nah bey den vnweyßen / vnd die vnrecht haben muffen / das macht den
got lieblich vff löblich / tröffet seel vff leyp vff alle trefft.
N u sie die wort / E r zustoret die hoffertig sind ym gemut yhres 35
hertzen. D ie zustorüg geschihet (wie gesagt) eben wen sie am aller tlugisten
sind / vnnd voll eygener weyßheit / ßo ist gotis weyßheit gewißlich nym
dar. wie kund er sie aber baß vorstore / de sie ledig mache seyner ewigen
weißheit / vnd vol lassen werden yhrer zeitlichen turtz vorgenglichen weyß*
heit? E ie spricht nemlich / die do hoffertig sind ym gemut yhres hertzen / 40
das ist / denen yhr meynung buntfei vnd vorstand / den nit got ßondern
3 zu Wasserblase vgl. W. A. io \ 508. 11, 2471 6 verlassen
9 73. 16 ff. 16 Ps. Z7. 35 *7 auffgewachen A 30 Mt 5, 29
und ausgelegt. 1520 und 1521.
173
yhr her- gibt / wolgefellet / das der alleinn der aller rechtist / beste / weysest
sey / darüber sie sich erheben Widder die furchtsamen / dempffen yhre
meynung vnd recht / machens zuschanden vnd vorfolgens auffs eußerst / das
ia yhr eygen ding nur recht sey vn 1 bestehe / vnd wen sie das erlange / 5«sw
s rhumen vn erheben sich hoch / wie die Juden Widder Christum tethen /
sahe aber nit damit yhr dinck zustoret vnd zuschanden / vn Christus zu
allen ehren erhaben. Alßo sehen wir das differ verß redet von den geyst-
lichen guttern / vnd wie man darynnen gottis werck erkennet auff beyden
seytten / das wir gern sollen geystarm sein / vnd vnrecht habe / vnßer
10 widderpart lassen recht haben / sie werdenß doch nit lange1treyben / die zu- 270 e
sagung ist hie zustarck / sie mugen dk gottis arm nit entrynnen / sie müssen
vnter / ßo hoch als (le sich erhaben / ßo wir das glewben. wo aber der
glaub nit ist / da wirckt got solch werck nit / lessit gehen / vnnd wirckt
öffentlich durch die creaturn / wie drvben gesagt ist / das sind aber nit die
15 rechten werck damit man yhn erkenne kan / den es lauffen der creatur trefft
mitvnder / vnnd sind nit bloß eygen gottiS werck / milche muffen sein / das
niemandt mit yhm wirck / ßondern er allein / das geschicht / wen wir
krafftloß werden vnnd vnterdmckt in vnßerm rechten odder syn / vnd leyden
gottis trafst in vnß / das sind edle werck.
so Wie meysterlich trifft sie aber die falschen gleyßner / vnd flhet yhn
nit auff die hend noch vnter die äuge / sondern ynß Hertz / spricht / die
hoffertigen ym gemut yhres hertzen / damit sie Sonderlich ruret die feynd
gotlicher warheit / als die Juden waren Widder Christum / vnd itzt auch /
denn die selben gelerten vnd Heyligen / sind nit hoffettig in kleydern odder
25 geperden / beten viel / fasten viel / predigen vnd studirn viel / halten auch
Meß / trag- das heubt demütig / vnd nit köstliche kleyder / wissen» selbs
nit anders / den das kein grosser feynd d' Hoffart / des vnrechten / der
gleyßnerey sey denn sie selb / vnd kein grosser freund der warheit oft gottis /
den sie. wie tunte sie schaden thun der warheit / wen sie nit solch heylig /
3 0 frum / gelert leut weren? Solchs yhr wetzen das gibt den schein vnd
gleyffet vnd bewegt den Haussen». Ach sie meynenß ßo hertzlich gut / ruffen
den lieben got an / vnd erbarmen sich vbir den armen Jhesus / das er ßo
vnrecht thut vnd hoffertig / vnnd nit ßo frum ist als sie sein», von denen
sagt er N att. xi. die gotliche weyßheit roirt vonn yhren eygen kindern
35 gerechtfertiget / das ist / sie sein gerechter vnd weyßer denn ich selb / der
die gotlich weyßheit byn / wie ich mach ßo ists nit recht / vnd werd von
yhnen gemeystett.
Das stnd die gifstichstenn / fchedlichsten men'schenn auff erden» / das -7- e
ist ein hertzlich gründ tieffe teufflisch hoffatt / der kein radt ist / denn die
40 hdren nit / was man sagt / das geht sie nit an / laffenß gehn vbir die arme
suuder / der solch lere bedarff / ste durffens nit. Johannes nennet sie
2 unterdrücken 22 trifft 34 M t. 11, 19 40 beziehen
es auf
Das Magnificat verdeutschet
i7 4
589w schlangen gepichte' Lnce. tij. Christus auch / daS sind die rechtschuldigen
die got nit furchten / vnnd nur dahu dienen daS sie got mit yhrer Hoffart
zustrew / darumb das niemant recht vnd warheit mehr vorfolget denn fit /
doch (wie gesägt) vmb gottiS vnd der gerechtickeit willen / drumv muffen
sie die ersten sein auff dißer seytten / vnter den dreyen feynden gottiS / den 5
die reychen find die geringsten feynd / viel mehr thun die geweltigen / aber
solch gelerten find vbiranß / die reytzen die andern. Die reychen vortilgen
die warheit bey yhn felbS / die gewaltigen voriagen fie von den andern /
aber die gelerten leschen fie gar auß in yhr selbS / vnd bringen anders auff/
yhrS hertze eygen dunckel / das fie nit mag Widder auff kummen. AlS 10
weyt nw die warheit in yhr selb besser ist / denn die menschen in den fie
wonet / also viel sein die geletten erger denn die geweltigen vnd reychen.
O got ist yhn ßonderlich feynd / wie billich.
«erden / das heyffet denn zeitlich gut hoher denn got geachtet / vnnd an
sein statt zum abgot gemacht / damit wir denn nit wirdig «erden zuhören
noch vorstehen dieffe tröstliche gottis -usagung / das er die nydrigen erhebe /
die Hohr nydrige / die armenn erfülle / die reichen ledige / vnnd alßo auch
nymmer zurkentniß seiner «erck kummen / on «ilche doch kein selickeit ist / r
vnd muffen alßo ewig vordampt sein». wie psal. xxvij. sagt / Sie haben
der werck gottis keine künde / vorstehenn auch die geschefft seiner hend nit /
drumb «irstu fle zubrechenn vnnd nymmer mehr bawenn.
Vnd das auch billich / darumb das sie solchen seine zusagen nit
glewben / yhn achten wie einen leichfertigen lugenhafftigen -ot / dursten i«
auff seine wort nichts wagen noch ansahen / ßo gar nicht halten sie vö seiner
warheit. Es muß yhe vorsucht vnd gewagt sein auff seine wort / denn
sie spricht nit / Er hat die vollen erfüllet / die hohen erhaben / ßondorn die
hungrigen erfüllet / die nydem erhaben. Du mast ym Hunger mitten in
die durfft kummen sein / vnd erfaren was Hunger vnd durfft sey / das nit *5
da sey vorrahd noch hülst bey dir odder menschen« / ßondern allein bey got /
59*w das yhe das werck als vn'muglich allen andern/allein gottis sey. Alßo
mustu nit allein gedencken vnd reden vö nydrigunge / sondern drein kümen /
drin sticken / hulffloß werden von yderman / das got allein da wircken muge /
oder yhe solchs begeren vnnd nit schewen / ßo es mit der that nit datzu
kümen mag. Darumb sind wir Christen vnnd haben das Euangelin /
wilchs der teuffel vnnd die menschen nit leyden mugen / das wir dadurch
zu durfft vnd nydrigung / vnd alßo in vnß auch got / zu seinen wercken
kümen muge. Denck dw selbs / solt er dich fettigen ehe dich hungett /
odder erhöhen ehe du rrnydret werist / so must er sich nur stellen gleich «s
wie ein keuckeler / vst kund nit thun das er furgebe / vnd weren seine werck
78 e nichts / denn ein spot. ßo doch 1geschrieben stet Psal. c.x. Seine werck sein
warheit vn ernst. S olt er auch alß bald ym anheben deiner durfft vnd
nydrung wircken / odder in kleiner durfft vnd nydrung helffen / ßo weren
die «erck -ugeringe gotlicher gewalt vnd maiestet, vö denen doch psal. c.x. J°
sagt / Gottis werck sind groß vnd ersucht noch allem seinen begeren.
Laß ansehen das gegen teil / solt er die hohen vnnd reychen zubrechen,
ehe sie hoch vnd reich wurden / wie wolt er sich datzu stellen- ffe muffen
zuuor ßo gar in die höh vnd reichtumb kümen / das fle selbs vnd yderman
dunck / ia auch ym gründ alßo sey / das fle niemant -rechen / niemant yhn 35
weren muge / vn fle yhr fach gewiß werden / vnd sage / wie vö yhn vnd
Babylonien spricht Jsaias .xlvij. Höre hu du zatte / die du ßo flcher fltzist
vnd sprichst in deinem hertzen / Hie byn ich vnnd niemandt thut mir / ich
bin gewiß das ich nit ein witwe noch on kinder sein «erd (das ist on
sterck vn beystäd) «olan es sollen dyr diß alle beyde kummen auff einen 40
zu gut/das ist sein eygen liebs volck/vmb des willen er sich auch vor-
menscht hat/sie auß der gemalt des teuffels/der sund/des tods/der hell 30
zuerloßen / vnd in die gerechtickeit / in ewiges lebe vii selickeit furtzubringen /
das ist das auffnehmen das sie hie singet, wie Paulus Z it t. sagt / das
Christus hab sich für vnß gebe / das er yhm ein erblich eygen volck reynigete.
vnd santt Petrus .i. Pet. ij. Ahr seyd das heilige volck / das volck das
got selbs erworben« hat / ein kuniglich priesterthum rc. das sind die reich- zz
tum gotlicher grundloßer barmhertzickeit/ die w ir auß keinem vordienst/
ßondern auß lauttem gnade vbirkümen haben, drumb spricht sie / E r hat
gedacht an seine barmhertzickeit. spricht nit / er hat gedacht an vnßer vor
dienst vnnd wirdickeit / nottig waren w ir / aber gätz vnwirdig / darauß
willen. Auß lautier gnad hat er sich vorsprochenn / auß lautier gnadenn
hat er eg auch erfüllet / drumb spricht sanct Paulus Gal. iij. das got vier-
»83 e hundert iar zuuor sich zum Abrahä 1 vorsprach / ehe er das geseh M oll gab
auff das yhe niemant rumeii odder sagen möcht / er het durchs gesetz oder
gesetzs werck vordienet vn erlanget solche gnade vn zusagung / die selbe zu- 5
sagung preyffet vn erhebt hie die mutter gottis auch vbir allis / vn gibt
solches werck d' vormenschng gottis / lautier de gvtlichen gnedigen vnuor-
diente zusage / die er Abrahä hat getan.
598W 1 D as vorsprechen gottis zu Abraham steht Gen. xij. vnd .xrij. für*
nemlich / vnd witt auch sonst an viel ortten angehogen / vnd lauttet alßo / IO
Ich hab geschworn bey mir selbs / I n deinem famen sollen gebenedeyet
werde alle geschlecht odder volcker der erdk. Dieße wort gottis hebt S .
P aulus hoch vnd alle Propheten / wie M ich. Denn in den wortten ist
Abraham erhaltenn / mit allen seinen nachkämen / vnd selig worden / vnd
muffen auch noch wir alle drynnen selig werden / den es drynnk Christus 15
begriffen ist / vnd zugesagt aller weit heyland. Vnd das ist der schoß
Abrahe / darynnen blieben sind alle die do vor Christus geport selig worden
sind / vnnd on diese wort ist niemant selig worden / ob er gleich alle gutte
werck than bette / das wollen wir sehen.
E s folget zum ersten auß frugen gottis wortte / das alle weit außer 2 0
Christo / in funden / vordampniß / vnnd vormaledeyet ist mit allem yhren
thun vnd wissen, denn ßo et sagt / nit etlich ßvndern alle volcker sollen
gebenedeyet werden in Abrahamß famen / ßo w itt on den selben famen
Abrahe kein gebenedeyung sein in allen volckern. W as durfft got ßo mit
grossem ernst vnd thewrem eyde benedeyung vorsprechen / so bereyt bene- 25
deyüg vnd nit eyttel vormaledeyung da were? vnd auß diffem spruch habk
die Propheten viel gesogen vnd beschlossen / als / das alle menschen bog /
eyttel / lugen / falsch / blind / vn kurhlich on got se in /d a s in der schrifftnit
groß ehre ist / ein Mensch heissenn / denn es gilt der selb nam nit mehr
für got / denn als wen yemand für der weit ein lugener vnd trawloßer 30
284 e würd genknet / ßo gar ist er durch Adamß 1 fall vorterbet / das yhm die
vormaledeyung angeporn gleich sein natur vnd wegen witt.
Zum andern fdlgt / das dieffer sam Abrahe must nit natürlicher weyß
von man vnd weyb geporn werden / denn die selb geputt ist vormaledeyet
vnd gibt eytel vormaledeyete frucht / m t ipt gesagt. S o lt nu in dießem 35
famen Abrahe alle weit von bieget vormaledeyug erlöst vnd dadurch
gebenedeyet werden / wie die wort vnd eyd gottis lautiert / ßo must der
sam zuuor gebenedeyet / mit ßolcher vormaledeyung nit berutt noch be
fleckt sein / ßvndern eytel benedeyung sein / voller gnaden vnd warheit.
widderumb / ßo denn got / der nit liegen mag / geredt vnnd schnüret / eö 40
fride gähn ia fallen yhn zufuß / betten sie schier für abgot an. Alhie
lassen wirs dih mal bleyben / vn bitti got vmb rechten vorstand dießes
magnificat / der do nit allein leuchte vn rede / ßondem brenne vnd leb yn
leyb vnd seel / das vorleyhe vnß Christus durch furbit vnd willen seiner
5 liebe mutter M aria. Amen.
1 Am end kum ich Widder zu e. f. g. Gnediger Herr vnd bit e. f. g.
wolt mir mein vormeffenheit für gut halten. Den ob ich wol weiß das
e. f. g. iugent vbirflussige gutter vnterweyßung vnd vormannng teglich hat /
kan ich doch meiner pflichtiger vntertenickeit vnd ttew / dahu meineß ge-
wiffenß sorg vnd erynnerug gegen e. f. g. nit lassen. Denn wir alle hoffen
in zukunfftigen zeiten / das got gnediglich vnd seliglich fuge / das regiment
zu Sachsen in e. f. g. Hand kümen sol / wilchs den ein groß köstlich werck/
ßo es wol geredt / widderumb ferlich vn iamerlich ßo es vbel geredt. wir
sollen in allen dingendes besten hoffen vnd bitten / aber nicht beste w eniger288E
*5 furchten vnd sorgen des ergistenn.
E. f. g. sol das bedenckenn / das got in der ganhenn schrifft keinen
heydnischen kunig noch fürsten yhe hat lassen loben / so weyt vn lang die
wett gestand- / sondem altzeit mehr straffen lassen / das ist ein groß furcht
sam bild allen vbirhern. bahn in dk volck Isra el/d as doch sein eyge volck
20 war / hat er auch keine kunig nie löblich vn vnstrefflich funden. Vbir das
allis ym volck Juda / das da ist geweßen das heubtstuck vom ganhen
menschliche gefchlecht / das got vbir alle erhaben vü geliebt hat / sind
d-noch wenig vfl nit vbir sechß kunig gelobt / vnd das allerhartist stückle
der allertheurist surft Dauid / der fein? gleichen / hynder sich / neb? sich /
»5 nach sich gelassen b a t / 9nt weltlichen regim -t/ wie wol er volgottis fürcht
vnd weißheit/ alle sein ding/allein auß gotis befelh / nit nach seiner vor-
nunfft richtet vnd füret / noch strauchlet er etlich mal / das auch die schrifft /
da fle sein regiment nit kund taddeln / vnd doch des volcks vnfal sotter-
helen / dasdurch Dauid vbir fle viel / gab fle es nit Dauid / sondern d?
zo volck schult / vii sprach / G ot sey zornig vbirß volck gewesen / vü hab
Dauid de heylige man vom teuffel lassen be'wegen / das er das volck ließ
Helen / vmb wilcher tadt willen / flbenhig tausent man an der pestilenh
sterben musten.
D iß allis hat got ßo vorordnet / die vbirkeit zuschrecken vnd in fürcht
zz zuhatten fle yhrer ferlickeit zuuormanen / den das groß gut/die groß ehre/
die groß gew alt/die groß guttst/datzu die schmeichler der kein her mag
an sein / flnd gleich vmb eyniß fürsten herh gelegt vnnd sturmen daffelb /
zur Hoffart/zu gottis vorgeffen / zu vnacht des volcks vnd gemeynes n u h s/
zu wollust/zu freue!/zu vormeffenheit/zu musflggang / vnnd kurhlich zu
40 allem vnrecht vnnd vntugent/das freylich kein schloß noch stad / so hatt
18 schrecklich 23 Asa, Josaphat, Joas, Amazja, Asaija, Jotham,
Hi skia, Josia 27 2. Sa. 24, i ff. 30 wolck A 36 ohne die kein
herr sein kann 37 gleichsam treiben 40 kaum ein
i86 Das Magnificat verdeutschet
189 e mag belagert vnd bestürmet werde / Wer sich den nit hynder solch 1 exempel
legt / vn yhm die forcht gottis zu eine gutten schudt vnd wallen macht /
wie mag er bleyben / denn wo ein Herr vnd vbirkeit nit sein volck lieb
hat / vn das lesflt sein sorg allein sein / wie nit er selb gut tag habe/Sondern
wie seinn volck durch yhn befferung empfahe / so ists schon auß mit yhm/ 5
vn fürt seiner vbirkeit stand / nur zu seiner frei vorterben / vn wirt yhn
nichts helffen / das er da gegen wolt groß iartzeyten / kloster / altar / ditz
odder das stifften. G ot roirt seines stands vnnd ampts rechenschafft von
yhm foddem vnd an kein anderß keren.
Darumb mein g. h. vn fürst / befil ich e. f. g. das magnificat / ßonder- xo
lieh den funfften vnd sechsten verß / dabey es in der mitten gefastet wirt /
bit vnd vorman e. f. g. wolt sich alle yhr lebtag für keinem ding auff erden /
ia auch für der hell / nit ßo fast furchten / als für dem das hie die mutter
gottis nennet / Mens cordis sui. das ist / der groste / nehiste / mechtigster /
schedlichster feynb aller menschen / zuuor der vbirhern / das heyst / vornunfft / xz
gutte meynung / odder gut dunckel / auß wilchem / alle radschleg vnd regi.
ment fiieffen muffen / vnd e. f. g. mag nit sicher für yhm sein / wo sie daffelb
nit altzeit vordechttg helt / vnnd in gottis furchten yhm folgt. Ich meine
nit e. f. g. radt alleinn / ßondernn aller der die mit yhm rad sitzen / keyniß
sol voracht werden / auch auff keyniß vortrawet werden, wie dan? 80
Alßv das e. f. g. nit das gepet in die mund) kuttenn odder vnter die
kilch sturtze / wie itzt der leydige brauch ist / auff ander leut gepet bawen
vnd trawen mit nachlassen eygenß gepets / sondern e. f. g. sol einen freyen
freydigen mut schepffen / vnd bit blodickeit ablege / selb ym hertzen odder
an heimlichen ortten / mit got reden / vnd yhm die schluffel frey für die fuß -5
werffen / vnd yhn mit seiner eygen ordenung dringen / der masten. Sihe
603 w mein got vnd vatter / 1 das ist dein werck vnd ordnüg / das ich in diffem
stand zu regirn byn geporn vn geschaffen / das kan yhe niemant leugken /
»9o b vn du selbist erkennists auch / ich sey wirdig odder vnwirdig / ßo 1 byn ich
yhe / mit du vnd yderman sihet / drumb gib mir mein Herr vn vatter / 3C
das ich deinem volck muge furweßenn / zu deinem lob vnd yhrem nutz /
laß mich nit folgen meiner vornunfft / ßondern sey du meine vornunfft rc.
Auff solch meynung gehe denn was do geht / in gottis befelh / wie
wol solchs gepet vn gmuet gotte gefalle / zeygt er selb ym Salomone / der
auch solch gepet thet / wilchs ich hie bey vorteuscht habe / das e. f. g. solchs 35
zu einem exempel dißer predigt am end behalt / vnnd ein tröstlich zuuorsicht
in gottis gnaden erwecke / das alßo beydes bestehe / gottis furcht vnd barm-
hertzikeit / wie der funfft verß singt. Befil mich hiemit e. f. g. die got
selicklich zu regiren yhm laß befohlen sein Amen.
r I HESVS. ,$
IOHANNI LVTHER PARENTI
SVO, M A R T I N VS L V T H E R
FILIVS IN CH RI ST O
S A L V T E M.
TJTVNC librum tibi, parens carissime, nuncupare Consilium ao
A lf u it, non ut nomcn turnn ferrem in orbem, et in came
gloriaremur aduersus doctrinam Pauli, sed ut occasionem
apprehenderem, quae sese inter te et me oportune obtulit,
breui prologo et causam et argumentum et exemplum huius
libelli piis lectoribus enarrandi. Et, ut hinc ordiar, Scire te *5
uolo, filium tuum eo promouisse, ut iam persuasissimus sit,
nihil esse sanctius, nihil prius, nihil religiosius obseruandum,
quam diuinum mandatum. Infoeliciter (inquies) scilicet de
hac re unquam dubitasti, et nunc tandem haec ita habere
dididsti ? Imo infoelicissime, non solum enim dubitaui, sed 30
plane ignoraui haec ita habere. Quin si pateris, promptum
est mihi et communem tibi mecum fuisse eam ignorantiam
demonstrare. Annus ferme agitur decimus sextus monachatus
mei, quem te et inuito et ignorante subiui. Metuebas tu
paterno affectu imbecillitati meae, cum essem iam adulescens, 35
secundum et uicesimum annum ingressus, hoc est, feruente
(ut Aug. uerbo utar) adolescentia indutus, quod multis
22 Ga. 6, 13 30 foelictssime A 37 Gons. II, 3 (MSL. 32,
677): 'inquieta indutum adolescentia’
iudicium. 1521. 189
exemplis didiceras hoc uitae genus infoeliciter quibusdam
cecidisse. Destinabas uero me uincire honesto et opulente
coniugio. Hic metus erat tua cura, erat et indignatio tua in
me aliquandiu implacabilis, frustra suadentibus amids, ut, si
5 quid offerre deo uelles,1charissimum et Optimum turnn offerres. 239K
Interim dominus in tuas cogitationes illud psalmi sonabat, sed
surdo: Deus seit cogitationes hominum quoniam uanae sunt.
Tandem cessisti, et uoluntatem deo submisisti, sed nequaquam
posito mei timore. Memini enim nimis praesente memoria,
10 cum iam placatus mecum loquereris, et ego de coelo terroribus
me uocatum assererem, neque enim libens et cupiens fiebam
monachus, multo minus uero uentris gratia, sed terrore e t 1agone 57 * w
mortis subitae circumuallatus uoui coactum et necessarium
uotum: Vtinam (aiebas) non sit illusio et praestigium. Id
15 uerbi, quasi deus per os tuum sonaret, penetrauit et insedit
in intimis meis, sed obfirmabam ego cor, quantum potui
aduersus te et uerbum tuum. Addebas et aliud: cum tibi
iam opprobrarem Mali fiducia indignationem, repente tu me
reuerberas et retundis tarn opportune et apte, ut in tota uita
so mea ex homine uix audierim uerbum, quod potentius in me
sonuerit et heserit: Et non etiam (dicebas) audisti tu parenti-
bus esse obediendum? Verum ego securus in iustitia mea
te uelut hominem audiui et fortiter contempsi, nam ex animo
id uerbi contemnere non potui.
15 Hic uide, an non et tu ignoraris, mandata dei praeferenda
esse omnibus. Nonne si scisses, me adhuc tum fuisse in
manu tua, plane e cucullo autoritate patema extraxisses?
Sed nec ego si sciuissem, te ignorante et inuito id tentassem,
etiam si multis mortibus pereundum fuisset Neque enim
30 meum uotum ualebat hunc floccum, quo me subtrahebam
parentis autoritati et uoluntati diuinitus mandatae, imo impium
erat, et ex deo non esse probabat non modo id, quod peccabat
in tuam autoritatem, sed etiam quod spontaneum et uolun-
tarium non erat. Deinde in doctrinas hominum et super-
35 stitionem hypocritarum fiebat, quas deus non praecepit Verum
deus, cuius misericordiae non est numerus, et sapientiae eius
non est finis, ex omnibus his erroribus et peccatis, quanta
bona, ecce, pro'mouit. Nonne centum Klios nunc malles 240e
amisisse, quam hoc bonum non uidisse ? Videtur mihi
4» Satanas a pueritia mea aliquid in me praeuidisse eorum, quae
577W 1 IHESVS.
IVDICIVM MARTINI LVTHERI 35
DE V O T I S M O N A S T I C I S .
T N PRIMIS denunciatum esse uolo iis, qui iamdudum
inueterato nominis mei odio ipsam manifestissimam ueri-
tatem propter me damnant, ad ipsos nihil a me scribi hoc
libro, quod nolim aspidibus illis surdis et aures obturantibus 4°
40 Ps. 58, 5 obdurantibus A
frustra uoccm incantationis meac obstrcperc, ncc iuxta Salo
monen! uerbum effundere, ubi non est auditus, nec sanctum
dare canibus, nec margaritas proiieere ante porcos, Legant
illi creatoris sui decretales et suas sapientias. quando ita
5 uolunt Illia tantum seruio, qui fomace ferrea Aegypti et
aestuantisamo Babylonis igne, hoc est, consdentiae et peccati
tyrannide torquentur. De uotis enim monastids agemus, quae
multiplicata et uulgata uidemus, cum summa Christianismi
pemicie, et immensa animarum calamitate. Deus misereatur
ienostri et benedicat nobis, illuminet uultum suum super nos,
ut cognoscamus in terra uiam eins, in Omnibus gentibus sa-
lutare dus, ut et confiteantur ei populi, letentur et exultent
gentes, quod liberatos ab hominum traditionibus ipse iudicet
in aequitate, et gentes in terra dirigat AMEN.
DE VIRGINITATE.
1A T VIRGINITAS et coelibatus Consilium est* Christus ipse 35
-t\.p la n e non consuluit, sed potius deterruit, monstrauit solum
»33 E et laudauit, dum memoratis Eunu*chis dixit: Qui potest capere,
capiat Et iterum: non omnes capiunt hoc uerbum. Nonne
haec uerba sunt potius auocantis et deterrentis ? Neminem
teste ipsorummet uoce, qua dicunt: id, quod ante uotum liberum
erat, post uotum necessarium est, et iam non Consilium, sed
praeceptum est. Qui ergo ea opinione uouent, ut per hoc
uitae genus boni et salui Kant, peccata deleant et operibus
bonis ditescant, nonne manifestum est impios et Iudaeos esse, 5
a fide apostatare, imo fidem blasphemare et abnegare? dum
hoc tribuunt legibus et operibus suis, quod proprie solius fidei
est. De quibus egregie Paulus praedixit: In nouissimis diebus
discedent quidam a fide attendentes spiritibus erroris et
doctrinis demoniorum in hypocrisi loquentium mendacium. 10
»Toilstam discessionem et 1 apostasiam et ad Tessalonicenses
memorat Vbi est autem discessio ista, nisi ubi ad opera
itur, et id operibus tribuitur, quod fidei est?
Interrogemus nunc omnes uotarios istos, qua opinione
uoueant, et inuenies eos hac opinione impia possessos, quod -5
arbitrentur gratiam baptismi irritam factam, et iam secunda
tabula poenitentiae naufragium euadendum esse, ideo quae-
rendum per uotiuum uiuendi genus non solum, ut boni fiant
et peccata deleant, sed etiam abundantius poeniteant, et
caeteris Christianis meliores fiant. Haec omnia illos querere 20
in operibus et uotis, et non in fide, certissimum est, tesds est
eorurn uox, ubi dicunt: Si haec non quaererem nec in-
596w uenirem, quid quaererem in monasterio? quid laborarem? 1Si
enim scirent, sola fide haec prestari et accipi, utique inferrent:
quid ergo necesse est uouere et monachum fieri? Statim 25
enim superfluum et non necessarium esse hoc uitae genus
intelligerent, tarn ad iustitiam quam ad salutem, imo uanum
et aduersarium. Quam primum fidei sdentia reuelatur, caetera
omnia non necessaria ad iustitiam inueniuntur. At si hoc
scissent, nunquam uouissent Nemo enim in uanum laborare 30
hellet, maxime tanto totius uitae labore. Quare hoc testimonio
conuincuntur sese ideo uouisse, quod uotiuum hoc genus uitae
utile et necessarium duxerint ad iustitiam seu bonam uitam,
imo nihil utilius et melius duxerint. At ea opinio est impia,
sacrilega, aduersaria fidei, quae sola necessaria et utilis, nihil- 35
que ea utilius et necessarium magis est ad iustitiam. Id uero
multo fortius et certius conuincit eos, non alia quam hac
infideli et impia opinione uouere et uiuere, quod principium
perfidiae suae palam docent et dicunt, hominem posse suis
operibus naturalibus gratiam et remissionem peccatorum ob- 40
8 i. Ti. 4, i f. i i 2. Th. 2, 3 17 vgl. oben I 460, z. 20
ausser Hieran, ep. 130, 9 (MSL. 22, 1115) vgl. auch Hieran. Comment,
in Jesaiam lib. II zu 3, 8 f. (MSL. 24, 65)
iudicium. 1521. 215
2 Ga. 2, 20
iudidum. 1521. 223
que efficax 1causa Omnibus, qui non cum filiis Core seruantur 307 *
miraculose. Ita iacet quidem uerus ille cultus dei, tribus prae-
2 44
De votis monastids
27 Mc. 7. 9
250 De votis mon&stids
V. ADVERSARI RATIONI
MONASTICEN.
/^ V I N T O comparemus institutum istud etiam ad rationem
naturalem, hoc est, ad crassum illud et lumen naturae,
30 quae tametsi lucem et opera dei non attingat per sese, ita
ut in affirmaduis (quod aiunt) fallax sit eius iudidum, in
negatiuis tarnen 1 est certum. Non enim capit ratio, quid sit 3r9E
deus, certissime tarnen capit, quid non sit deus. Ita licet
non uideat, quid rectum et bonum sit coram deo (nempe
3$ fidem), seit tarnen euidenter infidelitatem, homiddia, inob-
edientiam esse mala. Qua et Christus utitur, dum disserit,
Omne regnum in seipsum diuisum desolari. Et Paulus, dum
didt, nec naturam docere, ut mulier nudato capite prophetet
Quod ergo huic rationi euidenter aduersatur, certum est et
seruio, illis solis seruio, qui animas suas saluas uolunt, quibus
arbitror satis factum per praedicta, ut credant uera esse quae
dico. Verum est enim mandatum dei: Vouete et reddite,
quod non fallet quenquam, nisi eum, qui non crediderit esse
15 1aut mandatum aut uerum. Similiter uerum est, quod irrefraga- 333E
bilis usus et experientia monstrant, uoueri ab eis, quae non
solum non reddunt, sed docent quoque non reddi oportere.
Neque enim mendada certius cognoscas quam suo ipsius
dissidio et contradictione. Liquidem diuinitus ordinatum est,
to ut semper impietas seipsam confundat, et m endada sibi ipsis
nunquam constent, quin aduersus seipsa semper testificentur.
Quid igitur (inquis) fadam, ut saluer ab hac Zeor, in quam
fugi, ut Zodomam effugerem ? Quid fades ? An adhuc dis-
putandum censes, ut ad montem libertatis matures cursum?
a$ postquam audieris tete uouisse hoc uitae institutum, quod
non solum uerbo dei, Euangelio, fidei, libertati Christianae,
praeceptisque dei aduersatur, sed et sibi ipsi turpissime pugnat
et dissidet? Sine, regnum hoc desoletur, ubi in seipsum
diuisum est putas, apud deum exigi hoc uotum, quod in rem
30 tarn abominandam, ipso prohibente et inuito, uoueris ? Qui
enim noluit te uouere, non uolet etiam uotum seruari, sed
quantodus omitti et aboleri.
Sed cum ipsis monastids expostulo et quaestionem repeto.
Dicant igitur, Cur dispensent in reliquis partibus uoti, et in
35 sola castitate non dispensant? aut cur doceant caetera omnia
esse acddentalia, et solum ista tria esse substantialia oporteat?
dicant, qua autoritate uotum est praeceptum in aliqu’bus, et
non in omnibus ? plane obstructum est os loquentium iniqua,
1 et coactum conccdere, si una pars uoti potest omitti aut dis- *40w
4 0 pensari, totum posse omitti et dispensari, aut, si totum omitti
35 2- Ti. 3, 5
iudicium. 1521.
275
Hacc dicta sint de obedientia secundum ueritatem, sed
nunc dicamus de eadem secundum mendada monastica, ut
uideamus, quam nullum mendacium sit solum et Simplex.
Aiunt, obedientiae uotum esse substantiale, et iam diuinum
s praeceptum. Hic repeto ea, quae super uoto paupertatis intuli.
Quid dicent de Episcopis e monasteriis assumptis? ubi manet
eorum substantiale uotum? Dicent et hic, eos migrare in
perfectionis statum et cedere obedientiae. Reduco et ego,
quae supra opposui, sdlicet Episcopum non licere monachum
10 fieri, nec ad statum perfectionis eiusmodi migrare, atque edam
hic Status perfectionis sibi pugnare, inuicem sibi perfectionem
et imperfectionem tribuere et adimere. ita suauissimi homines
Status perfectionis non ex fide et charitate, non denique ab
ipsa externa hypocrisi operum suorum, sed ab arbitrio migrandi
>5 metiuntur. Si enim Episcopus fiat monachus, ad statum per
fectionis ascendit Quia sic placitum est uocare statum per
fectionis. Kursus monachus fit Episcopus et ad statum per
fectionis ascendit Quocunque migrans, si illorum calculum
habueris, ad statum perfectionis migrasti. 1 Iam et secularis 648w
80 (ut uocant) perfectior est sine uotis, quam monasticus, cum
possit Episcopus fieri sine uotis, quo uenire non polest
monachus, nisi ultra sua uota ascendat ad statum perfectionis,
igitur uel pares sunt uel inferiores secularibus monastid suo
statu. Stulta et puerilia sunt haec, et tarnen cogit ipsa rerum
s$ demonstratio, hanc eorum sententiam intelligi. Illud serium
est: Si uotum est praeceptum, nulli monacho licet fieri Epi
scopum, cuiuscunque obedientiae praetextu, cum praeceptum
dei nulla autoritate liceat relinquere, nec ullius quantumlibet
1magni boni intuitu mutare. Vult enim, ut obediatur uod eius. 346s
3° Insuper hoc in obedientiae uoto singulare est, quod egrediens
ab obedientia monastica intrat ad obedientiam illam communem
omnibus. Nam, ut Episcopus Papae, ita quilibet Christianus
obedire tenetur, ut ipsi docent, cum tarnen ideo uouerit
monasticam, ut maiorem et perfectiorem, hac communi, ob-
3S edientiam impleret Quom ergo cedit obedientiae uiliori et
relinquit perfectiorem, aequalis fit cuilibet uulgariter obedienti,
qui prius uouerat perfectam ultra uulgarem. Nonne uoti
transgressor est? nonne ad seculum rediit et iugum obedientiae
excussit? Quid hic dicent ? certe aut temporale rudimentum
*° esse sinent uotum obedientiae, aut omnes damnabunt uoti
reos, qui e monasteriis fiunt Episcopi, at tales aliquot sanctos
habent, ut Bonauenturam etc.
276 De votis monasticis
potest homo ? Irridet ergo deum, dum uouet, non aliter, quam
si uoueat sese fore Episcopum, Apostolum, principem aut
regem, cum sciat nihil horum esse in potestate sua uouentis,
sed in alterius arbitrio et autoritate uocantis. Finge quaeso
insanum, qui uoueat deo in hanc formam: Voueo tibi, domine, $
nouas stellas formare aut montes transferre. Quid de hoc
uoto iudicabis? At nihilo differt uotum castitatis ab isto,
cum non minus sit opus mirabile dei, quam stellas formare
aut montes transferre. Cum ergo iubeat dominus, ut, qui
uouet uel offert, de sua substantia et de donis sibi bene- »
dicente domino datis offerat, ut habent omnia uerba legis
6$9W Mosaicae de uoto, euidens 1 est uotum castitatis non placere
nec exigi a deo posse, cum fiat de re nondum donata nec
in nostra potestate sita. Si enim uotum unum ualet, quod
fit de rebus non nostris, sed in manu dei positis, poterimus 15
etiam licite et pie uouere omnia, quae deus habet et potest
facere. si ista omnia non ualent, nec unum illud castitatis
ualebit. Voueas ergo te fore certissime saluum, forte te
aequalem Petro, uastaturum regna Turcarum, uicturum annos
Mathusalem, et omnia quae deus in hominibus facit aut facere 20
362e potest. Si haec non 1 licet uouere, quod tua non sint, cur
castitatem uoues quae tua non est? cur in uno uoues quae
dei solius et tua non sunt, et non in Omnibus? si non in
Omnibus, cur in uno? Dices: castitatem possum orationibus
impetrare? Audio. Et quid non potes oratione impetrare? 25
Nonne promisit Christus: quaecunque pecieritis in nomine
meo, Credite et fient uobis? Cur ergo non omnia alia quo-
que uoues et impetras? Sed obiicies forte: hac sententia
nec in baptismo uouere liceret deo, cum et fides et man-
data dei implere sint non in manu nostra, sed solius dei. 30
Respondeo: pulchre et oportune, quasi uota baptismi cum
uotis tuis ulla parte conueniant. In baptismo est promissio
dei offerens, et nostrum uouere nihil aliud est, quam accep-
tare Christum, qui offertur nobis. Foelix sane. uotum, quod
non promittit aliquid dare, sed tantum bona accipere et 35
acceptis adherere. Hic plane nihil uouetur a nobis nostrarum
rerum, nec earum quae sunt in manu dei, imo, si recte con-
sideres, deus uouet nobis, et uotum est ex parte dei pro-
mittentis simul et donantis gratiam et illud quod exigunt
eius praecepta. Nos rursum uouemus, uotum et promissionem 40
eius libenter et cum gaudio accipere et seruare. At cum
iudicium. 1521. 289
quam non apud omnes passim. Atque hoc dolet, quod non
idem faciunt et Omnibus, qui ante sexagesimum annum sunt
professi, ut Paulum ex parte imitarentur, qui uiduas minores
annis sexaginta reiicit, ne assumantur alendae Ecclesiarum
5 facultatibus. Nam uiros, cum sint robustiore et uegetiore cor
pore, tardiusque feminis emoriantur, septuagesimo uel octo-
gesimo anno demum recipi oportebit Prorsus hic monachos
propria autoritate constrictos teneo. Si adolescentem iiifra
decimum octauum annum professum absoluunt, et nulla est
10 causa definiendi eius anni, nisi merum arbitrium humanum,
quo ])Oterant et tricesimum, quadragesimum, quinquagesimnm
et sexagesimum definire, debent eadem autoritate quemuis
quouis anno professum absoluere. Neque enim mandatum
dei aut uoturo, sed imbecillitatem uouentis spectant, et ad eam
15 sana et pia ercteixetq. accommodant uotum monasticum. Iam
fieri potest, nec est in ullius hominis potestate, prohibere, ut
iuuenis aut uir usque ad sexagesimum annum aeque imbe-
dllis aut etiam im beeil lior sit ad continendum et grauius
uratur libidine, quam adolescens. Si ergo libido et imbecilli-
20 tas est interpres uoti et Ix tetfceta mandati, sicuti uerum est
et semper ita ab olim fuit, debent prorsus omnia uota libera
et temporalia esse. Quod nisi fecerint, plane cruc'elissimi et
cruentissimi sunt ani'micidae. Si autem sibi hoc non licere 366B
putabunt, nec id licebit, quod ante decimum octauum ab-
25 soluunt, etiam si puer uel infans uouisset. Tarn enim in-
certus est et ignorat iuuenis, quid sit caste uiuere, uel an sit
caste uicturus, quam puer uel infans quilibet Quis enim seit,
quid possit in futurum? In baptismo et dei sacramentis
semper certi sumus, quid simus accepturi seu passuri, nempe
30 diuina, ideo sunt rata et fidelia uota dei ad nos. At uouere
ea, quae nostra non sunt, eadem est stultitia, eadem est ratio
cassandi infanti, puero, uiro, seni, et omnibus hominibus.
1[Adiiciamus et corollam iis, quae absolvimus, nempe locum illum 662 W
Marti 3, ubi Christus fidelem canonem Epiiciae generalis omnium legum
35 tradit, dicens: ‘Non legistis, quid fecerit David, quando neccssitatem
habuit et esuriit ipse et qui cum eo erant? quo modo intravit in domum
dei sub Abiathar principe sacerdotum et panes propositionis manducavit,
quos non licebat manducare nisi solis sacerdotibus, et dedit eis, qui cum
eo erant? Et dicebat eis: Sabbatum propter hominem factum est, non
40 homo propter sabbatum. Itaque dominus est filius hominis etiam sabbati.’
Hacc ille. Obsecro, non iranseamus verba ista maiestatis, plena solatio
et refectione spirituali, neque oscitanter audiamus neque frigide tractemus.
29 2 De votis monasticia
Primo certum cst, Sabbatum fuiase divinitus praeceptum, non ficte, sed
rigidissime. Non minori rigore prohibitus erat panis propositionis laids
et univeraa lex der, adhuc tarnen David solvebat tuta conscientia propter
nccessitatem. Unde cum Achimclech sacerdos trepidaret et diceret: ‘Non
habeo panes nisi sanctos’, metuens legem, David ciim fiducia legem inter- 5
pretatur, dicens: ‘Via haec polluta est, sed sanctificabitur in vasis’, hoc
est iuxta Paulum: ‘Mundis omnia munda, immundis nihil mundum’.
367 E I Christus vefo hoc exemplum generalem Canonem facit, dum arguit
a simili, dicens: David solvebat legem prohibentem edere panes sanctos,
ergo licebit et sabbatum et omnes alias leges solvere. Nisi enim haec 10
consequentia generalis valeat, stulte probat Christus legem sabbathi
violandnm per exemplum alterius legis de non edendo pane sancto.
Quare hic evidens est, etiam divina mandata semper habere exceptos
Casus necessitatis, non modo animarum, sed et corporum et rerum; qua
enim ratione una lex potest solvi, eadem potest quaelibet solvi, hoc est, 15
interpretari et sano sensu intelligi, quatenus liget aut non liget. Vere
enim non potest solvi scriptura, Iohan. 10. E t: 4non praeteribit unum
iota aut unus apex de lege, donec omnia fiant*. Quare dum de solutione
et violatione legis dicimus, de falso eins intellectu solvendo et vero
servando intelligendi sumus. Sic Christus Matt. 12. addit, sabbatum sine
culpa violari a sacerdotibus in templo. Deinde etiam ob bovem de fo-
vea extrahendum aut adaquandum, hoc est, non modo propter animarum
et corporum, sed etiam rerum necessitatem solvi polest Quod cst aliud
nihil dicere: Deus sua praecepta non posuit, ut Corpus, res aut anima
pereat, sed ut haec salva in praeceptis suis exerceantur. Quare semper *5
<*3 W intelligenda sunt, ut simul non obliviscaris deum creasse corpus, 1 animam
et rem, eommque te veile curam habere, ut, si periclitetur aiiquod eonim,
iara scias praecepta eins non esse amplius praecepta.
Veniamus nunc ad nostra. Votum castitatis lex est mere corpo-
ralis de re corporalissima. Quare solvenda est cum fiducia, imo nun- 3-
quam ligavit nec ligare potuit, ubi periculum animae aut corporis inter-
cessit. Non enim, ut perderes animam et corpus, votum exigit. Cogiturque
votum castitatis, ipsomet Christo interprete, hunc sensura habere: ‘Voveo
castitatem, quantuni fieri potest absque periculo corporis et animae’. Si
368 L itaque te postea 1sentias uri, iam votum nihil est, securusque illud Pauli 35
sequeris: ‘Si non continent, nubant.’ E t iterum: ‘Melius est nubere quam
uri.* An non Iudaei tarn rigide voverant legem sabbati et panis sancti,
quam tu castitatem ? prorsus nihil est discriminis, secure aiguis isto
argumento Christi: Illi solverunt sabbati et panis sancti legem, necessitate
excipiente ct interpretante, et ego solvam legem votae castitatis maiore 4°
necessitate et periculo animae. Noli timere, Christus tete non fallet, non
enim vere solvis, sed sanum intellectum voti apprehendis.
Dicet hic aliquis perversus: ‘Eadem ratione licebit moechari, si
necessitas postulet, item occidi et furari, et omnia der praecepta solvere.’
Respondeo: Ea necessitas non venit usu. Sunt midieres, sunt viri: nube, 45
duc uxorem. Nec est periculum aut corporis aut rerum, si mitis sis et
temperans irae. At furari saltem casum habere potest? Respondeo: Si
sit necessitas, licet. Tune enim proverbium locum habet: Tn necessitate
omnia sunt communia*. Quam stultum igitur et impium fuerit, si fame
sunt communia. Unde licet ei, qui talem necessitatem patitur, aedpere de
alieno ad sui ustentationem, si non inveniat, qui sibi dare velit’ und
besonders qu. 66 art. 7. Wander, Not no. 97 6 Pr. 6, 30 ff. 12 Ri.
21, 23 20 Ri. 21, 22 41 RS. 13, 8 46 M t 7, 12 47 Mt.
22, 40
De votis monasticis
294
atque prophetae.’ Nihil ergo contra charitatem, nihil ultra charitatem
ligat aut ligare potest. Iam facile est videre, cur non liceat dispensare
in adulterio, homicidiv, furto non necessario et similibus. Kursus cur
dispensari possit et debeat in voto castitatis et omnibus votis, nempe
quod in illis laeditur, in istis non laeditur, imo servatur charitas. Nulli 5
enim nocet, si nupseris, imo, sicut veiles tibi licere nubere, si ureris, ita
dcbes licere veile et alten, non modo autem veile, sed et cooperari,
ut fiat.
665W i Hoc confirmat Christus Matt. 12, dum praefert misericordiam
omnibus legibus, dicens ad sabbatarios illos pharisaeos: ‘Si autem scirctis, 10
quid sit: misericordiam volo et non sacrificium, non condemnassetis in-
nocentes.1 Hoc enim eo dicit, quod, ubi corpori aut rei necessitas accidit,
misercndum sit, et legem non intelligendam adversariam eiusmodi neces-
sitati. Sic enim Apostolis vellentibus spicas patrocinatur, quod esurierint,
hoc est, misericordia eguerint in ea necessitate. Qua re multo magis 15
votum castitatis cedere debet misericordiae, si urens libido necessitatem
nubendi fecerit. Volet enim misericordiam magis quam illiberale illud
castitatis sacrificium. Edat ergo et hic David noster panes prohibitos
cum fiducia et dicat: ‘Castitatis votum propter hominem factum est, non
homo propter votum castitatis. Itaque dominus est filius hominis etiam 20
voti et castitatis.’ Non autem sic se habet in re fidei erga deum, quia
non deus propter hominem, sed homo propter deum est, de qua spirituali
lege alias et alibi.
Proinde gratias agat, qui hanc veritatem et suavissimam libertatem
37* E fidelium Christi intelligit, 1 et securus fidensque coniugium ineat, si con- 25
dnere non potest et insanos puppas cum sceleratis et impiis tum legibus
tum minis suis contemnat, Qui in sua illa sacrilega decretali de vit. et
ho. cle. blasphemare audent, in coniugio non posse deo serviri. Quid
enim hoc est nisi nuptias arguere perfidiae, impieiatis et universae
apostasiac? Scilicet tibi, Papa, Satanae ministro, Abraham et universi 30
Patriarchae, Zacharias et Elisabet non servierunt deo? Sed quid cum
istis monstris seipsis etiam monstrosioribus ago? quos prae nimia blas-
phemandi rabie fugiendos et fugandos esse defimtum est.
Porro quod multi causantur molestiam coniugii atque ideo con-
tinendum suadent, humaniter quidem, sed stultissime sapiunt. scilicet, ut 35
molestiam vitare doceas, ad carnificinam constientiae invitas? Nos non
docemus coniugium, quod molestum non sit, nec tale promittimus, sed
licitum et liberum esse volumus, ut contineat, qui potest, quamdiu volet;
conscientiam liberamus molestia, non coniugium. Quanto autem foelicius
est, bis molestum coniugium tolerare, quam perpetuo conscientiae aculeo 40
cruciari! Molestiam hanc deus imposuit, et tulere omnes sancti patriarchae.
Paulus molestiam eandem praedicit nubentibus, sed non dissuadet neque
damnat. ‘Tribulationem, inquit, carois habebunt huiusmodi.’ Sed non
ait: ‘Nolite tribulationem carnis istam subire\ nec dicit: ‘Mala est et
damnabilis’, imo lucrum est, si recte et pie eam tuleris. Molestum est 45
666W in carcere pro Christo vinciii, sed nun>quid ideo dissuadebis? norme potius
hortaberis, ut constanter ferat? Nos iis, qui ocii et voluptatis causa
nubunt, nihil scribimus, quibus recte evenit molestia pro voluptate, sed
iis scribimus, qui periculum salutis, necessitatem peccandi, impossibilitatem
continendi cum universo tartaro conscientiae mutare cupiunt quavis 50
IV öw Jhesus.
(j Allen Christen die bissen brieff leßen odder horenn geb gott gnad
vnd fride Amen.
Es ist von gottis gnaden yn bissen iaren / das selige licht der Christ
lichen warheyt durch pabst vnd die seynen tzuuor vordruckt / Widder auff- 5
gangenn / da durch yhre manchfeldige schedliche vn schendliche vorfurüge
allerley mißtadt vnd tyranney öffentlich an tag bracht vnd tzuschanden
worden ist. Das es sich ansehen lest / es werde gelangen tzu auffrur vn
pfaffen / munich / bischoff mit gantzem geystlichen standt erschlagen vnnd
45 e I vorlagt mochten werden / wu sie nit ein ernstliche merckliche befferung selbs »
für wenden« / denn der gemeyne man / yn bewegung vnd vordrieß seyner
beschedigung am gut / leyb vnd seel erlitten zu Hoch vorsucht vnd vbir
alle maß vonn ybn auffs aller vntreulichst beschweret / hynfurt solchs
nymmer leyden muge noch wolle / vnd datzu redliche vrsach habe mit pftegeln
vn kolbe dreyn tzu schlagen / wie der Karst Hans drawet. i5
Wie woll nu ich / nit vngerne höre das die geystlichen yn solcher
furcht vn sorge stehen / ob sie da durch wolte yn sich selb schlahen vnd yhr
wutende tyranney senfften vnd wolt got solch schrecken vnd furcht were noch
grosser Szo duckt mich doch / ich sey des gewisß / byn auch on alle sorge /
evniges tzukunfftigenn auffrurhiß odder entporunge / sonderlich der do durch ••
vn durch dringe vnd den ganyen Haussen vbir falle / auß der vrsach / das
ich nit mag nach soll tzweyffeln / gvlt werde vbir seyne wort halten vnd
vill ehe lassen hymel vnd erden vorgehen / ehe eyn eyniger tuttel odder
buchstab dauon verfalle / wie er selbs sagt Math. v. vn .gtiij. der halb-
laß ich drawen vnnd schrecken wer da mag vnnd will / auff das erfüllet «s
werde die schrifft die do sagt von solchen« geystliche vbelthetern. Psal. xxxv.
677W yhre boßheyt ist 1offenbar wordk / dz man yhn feyndt Wirt. Ztk Psal. xiij.
sie furchtk sich da keyne furcht ist. Jte prouer. xxvij. Die gotloßen fliehe /
ob sie schö niemät raget / vn Leuit. xxvi Es sol sie auch eyn rawsched
bladt erschrecke vn Deu. xxviij. Gott w irt dyr gebe ein erschrocken Hertz /
dz dein leben wirt für dyr weben / des morgens wirstu sagen / wolt got
ich ybir lebet denn abent / des abents wirstu sagen wolt got ich vbirlebt
den morgen«. Solch schrecken vn furcht gibt die schrifft all? gottes feynden /
-um ansang yhrer vordamnuß. Darumb ists billich vnd geselletmyrw o l/
das solch plage ansehet yn den Papisten die gotliche warheyt vorfolgen vnd 35
vordamnen. Es sol schyr noch baß beyffen.
' Vnd da- ich mehr sage. Wen ich yrhe leybe hette / vnnd möcht bey 46 e
gor ßo vil gnade erwerben / das er sie mit dyffem fuchsschwany des leyp-
lid)«i tc H odder auffruhriß casteyet / ßo wott ich sie doch alle auß Heryen
gründ gerne dar strecken / für den elenden Haussen. Ach Herr gvt / es ist
5 nit ein solche linde straff für d' rhur es ist ein vnsaglicher ernst vnd -orn /
des keyn ende ist / vbir sie schon angangen. Der hymel ist eysern / die erde
eerern. Es hilfst keyn bitte mehr. Der yorn ist / wie .S. Paulus von«
Juden sagt / vbir sie komen entlich. Es ist nit vmb ein auffruhr -u thun
für gott / wolt gott / die weyl / dem Haussen nit yu helffen ist / wir mochte
10 doch etlich erauß reyffen / vnd von dem grewlichen schlund vnnd rachen
erretten. Die schrifst gibt dem Bapst vn den seynen gar viel ein ander
ende / den leyplich todt vn auffruhr. Daniel, viij. spricht. Er soll onn
Hand hurknurffet werden / das ist / nit mit dem schwerd vn leyplicher
gemalt. Dn .S. Paulus .ij. Theff. ij. sagt von yhm alßo. Vnser Herr
15 Jhesus w irt yhn todten mit de geyst seynes munds vn w irt vn vorstore
durch das erleuchte seyner yukunfft. Die maler malen auch alßo Christi»/
auff dem regenbogen das yhm ein ruthe vnd schwerd auß dk mund gehet /
wilchs ist auß Jsaia .xi. genomen Da er spricht. E r w irt schlahen die
erden mit der stangen seyns munds / vn mit dem geyst seyner tippen wirt
so er todten den gottloßen. Das aber die maler ein bluende ruthen malenn /
ist nit recht. Es sott eyn stab odder stangen seyn / vnnd beyde stange vnnd
schwerbt / alleyn vbir die eyne seytte 1 gehenn vbir die vordampten. 3 fr 678 w
Psal. x. yurknurffe den arm des gottlosßen ersuche seyne boßheyt / ßo wirt
seyn gottloß weßenn schon nymmer bestehen.
*s Auß dißen spruche lerne wir / das des Bapsts Endchristisch regiment
mit yhm w irt dißer maffenn vo: störet werdenn. Nemlich / das durch /
das wort Christi / 1wilchs ist der geyst / stang vn schwerd seynes mundiß / 47 e
wirt seyne buberey / trigerey / schalckeyt / tyranney / vorfurerey / auffdeckt
vnd für aller wett bloß yu schänden werden / den die luge vn vorfurerey
30 w irt alleyne damit vorstoret / wen sie offenbar vn erkant wirt. Szo bald die
luge erkenet w irt / darff sie schon keynes schlags mehr / feld vn vorschwüd
üb yhr selbs mit allen schände / Das meynet Psal. x. suche nur seyne boß-
heit / so ist seyn gotloß wetzen schon dahyn. Es darff nit mehr den suchen
vn erkennen. Nu ist des Bapsts wetzen mit seynen stiften / klostern / hohen
35 schulen / gesehen vnnd leren eyttell lugen / durch eyttell lugen auff bracht /
hat auch die wett nit anders den mit scheyn vnd guter gestalt / betrogen /
vorfuret / vnterdruckt atm leyb / gut vnd seel verderbt. Drumb darffs nit
mehr den nur erkennen vnd offenbar machen / ßo fellet es dahyn mit
Bapst / pfaffen / munchr yn aller schand vn schmach. Den kenn mensch
ist ßo toll / der da folge vnd nit hasße / die offenlichenn lugen vnnd
falscheyt. Wen nun solch Offenbarung der Bepstischenn buberey geschehen 5
ist / vnd der geyst des munds Christi ym schwanck gehet / dz der Bapst
mitt seynen lugen nichts mehr gilt vnnd ganh voracht Wirt / als den wirt
mit tzuplatzen vnnd treffen der iungst tag / vnnd wie Paulus sagt / wirt
Christus den Bapst vollend tzu stören durch seyne tzukunfft.
679W 1 I n diffem handell ist ditz das aller feynst / das der Bapst vn die seynen io
vorstockt / werden svlchs nit gleuben sondern vorlachen / auff das sie er
füllen den spruch Pauli. Cum dixerint pax / Wen sie werden sicher seyn
vnd sag- Es hat noch keyn nott / ßo wirdt yhn komen schnell yhr vorterbe /
Auff das nu die Papisten yhe sich nit bessern vn gnade suchk / sollen sie
di- nit glanbk / vn sage / ya der Iungst tag ist noch fern / biß das sie ym 15
augenblick / ehr sie sich vorsehen ym gründ des hellischen fewriß ligenn vbir
eynem Haussen.
Als ich nu hab gesagt / die weyl ich gewiß byn auß dysen spruchen /
das durch menschen Hand odder auffruhr / das Bapstum vnd geystlicher
stand nit w irt vorstoret / Szondern seyne boßheyt ßo grewlich ist / das «
48 e yhr 1 keyne straff genug ist / den alleyn der göttliche tzorn selber on alles
mittel / hab ich noch nie mich bewegenn lassen / denen tzu weren / die mit
der Hand vnnd pflegell drawen / Weyß wol / das yhn nit w irt datzu komr /
ob glevch ettliche wurden antastet / ßo wirts doch nit eyn gemeyn antasten
werden / sind doch tzuuor woll mehr pfaffen on allen rumor vn emporüg »5
erschlagen / da man sich noch für yhre ban furchtet vn der tzorn gottis noch
nit war angangen / aber nu er angangk ist / vn man sich nit mehr für yhm
furchtet / solle sie sich furchte vmbsonst gleych wie sie vns bißher vorgeblich
mit yhrem falsche ban haben furchten gemacht vnnd yn vnser furcht eyn
gutten hofferttgen willen gehabt. 30
Doch / ob wol die Hand nit dartzu kvme wirt vn der selbigen mir nit
nott ist tzu weren. Szo muß ich doch / auch die hertzen ein wenig vnter-
richten. Dn für das erste / laß ich die weltlich vbirkryt vnd adel itzt an
stehen / welche wol selten auß Pflicht yhrer ordenlicher gemalt datzu thun.
Ein iglicher fürst vnd Herr ynn seyne land / Den was durch ordenliche ge- 35
walt geschicht / ist nit für auffruhr tzu halten. Aber nu lassen sie es alles
gehen / eyner hyndert den andern / etliche helffen vn rechtfettigen datzu /
des Endchrists fache. Gott w itt sie wol finden / vn yhn geben / nach dem
sie yhrer gemalt vnd vbirkeyt / tzu rettüg oder vorderben yhrer vntetthan
an leyb / gutt vn seel braucht haben. Aber dem gemeynenn man ist 40
8 eintreffen illnst B 2. Th. 2, 8 12 1. T h . 5, 3 14 ja
22 ohne alle Vermittlung 23 gelingen 27 yhr B 29 an unsrer
furcht ein Wohlgefallen 34 beiseite
sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung. 1522. 303
seyn gemut hu strllen vnd -u sagen / da- er sich enthalde / auch der be
girden vnnd wort / ßo hum auffruhr sich lencken / vn hur fach nichts
ftrrnehm on befelh der vbirkeyt / odder huthun der gemalt, dahu solle yhn
bewege.
5 Zum erstenn / daS / wie gesagt / eS doch nit hur that komen mirs.
Dn eytell vorgebliche wort vnd gedancken sind / waS do von gered vn ge
dacht *1w irt / Den wie gehört ist / gott will vnnd wirt selber hie der streffer «oW
seyn / vnd sie solcher leychter straff / ganh vnd gar nit wirdig sind. Auch
ßo sehen w ir / wie die fürsten vnd Herren ßo vneyniß / vnd sich gar nichts
10 dahu 1 stellen / alß woltenn sie den fachen helffen / wilchS alles von gott 4 9 e
vorhenget vnd geschickt w itt / auff daS er alleyn straff vnnd fevnen -orn
vbir sie auß schütte. Wie wol fürsten vnd Herren / wie gesagt ist / do
mit nicht entschuldigt sind / Sie solle daS yhre dahu thun / vn mit de schwerd /
daS sie ttage / weren / ßo viel sie mochten / ob sie gottiS Horn doch eyniß
15 teylS tzu vor komen vnd lyndern kundenn. Gleych wie MoseS Exo. yxij.
ließ drey tauserrt vom volck erschlahe / auff dz gottiS Horn vom vvlck
wendet wurde / wie denn auch vö Elia vnd PhineheS die schrifft sagt /
nit daS man itzt solt die pfaffen todten / wilchS vn nott ist / sondern nur
mit Worten vorpietten vnd drob mit gewalt halte / waS sie treyben vbir
ao vnd widder daS Evangelium. Man kan yhn mit Worten vnnd briefen mehr
den gnug thun daS Widder Hamen noch stechenS bedarff.
Zum andern / obs gleych muglich were / dz eyn auffruhr wurde / vnd
got sie ßo gnediglich wolt straffen / ßo ist doch die weyße keynn nutz / brengt
auch nymer mehr die befferung / die man damit sucht. Denn auffruhr hat
25 keyn vornnnfft / vnd gebet gemeynicklich mehr vbir die vnschnldigen den
vbir die schuldige. Darumb ist auch keyn auffnrhr recht / wie rechte fach
er ymer haben mag. Vnd folget alleheyt mehr schadenS den befferung
darauß. Damit erfüllet wirt daS sprich wort / Auß vbel w irt ergerS.
Der halbe ist die vbirkeyt vn das schwerd eynyeseht hu straffen die bösen vn
y tzu schuhen die frumen das allffnlhr vorbutet werden wie @. Paulus sagtt.
Ro. xiij. vn i. Pe. tj. Aber we E r omneS auffstehet / der vormag solch
vnterscheyd der boßenn vnd frumen wvdder treffen noch halten / fchleget
vn den hauffen / wie es trifft / vnd kan nit on groß grewkich vnrecht hu
gehen. Darumb hab acht auff die vbirkeit / so lange die nit hu greyfft
35 vn besilhet / ßo haldt du stille mit Hand / mund vnnd Hertz / vn nym dich
nichts an / kaustu aber die vbirkeyt bewegen / daS sie angreyffe vn befelhe /
ßo magistu eS thun / will sie nicht ßo sollt« auch nit wolle / feristu aber
fort / ßo bistu schon vngerecht vnd vill erger den daS ander teyll. Ich
h a lt1 vnd willS alleheyt halten mit dem tevl / das auffruhr leydet / wie vn- 50 e
40 rechte fach eS ymer habe / vnd wvdder seyn dem teyl / da» auffruhr macht
wie rechte fach es ymer habe / darumb das auffruhr nit kan on vnschuldlg
-lu tt / odder schaden ergehe.
Zum dritten ßo ist auffruhr vonn gott vorpottenn da er sagt durch
Mosen / Quod iustum est iuste exequaris. Was recht ist / soltu mit recht
außfurenn. Item die rach ist mein / ich wil wydder gelten / da her kompt $
681 w i d-g wäre sprich wort . Wer wydderschlegt der ist vnrecht. Item niemant
kan seyn eygen richter seyn. Nu ist auffruhr nicht anders / den selbs richten
vn rechen / das kan gott nicht leydenn / darumb ists nit muglich das auff
ruhr nit sott die fach vill erger machen» / weyll sie wydder gott /
vnd gott nit mit yhr ist. »«>
Zum vierdenn ist ynn dißer sach / der auffruhr eyn Sonderlich gewisß
evngeben des teuffells. Denn die weyl er sitzet das Helle liecht der war-
i)tit I welches seyne gohen Papst vnd Papisten auffdeckt ynn aller wellt /
vnnd er yhm ynn keynen weg begegrnn kan / die gleny find yhm ynn die
äugen geschlagen das er vorblendet / nit mehr den liegen lestern vnnd das *s
nerrischt ding für geben kan / ßo gar / das er auch vorgist / scheyn färbe vn
gleyssen / wie er bißher gewonet hat für yu wenden als das auß weyffen
die luge meuler Bapst / Eck / Emßer vnnd yhr gleychenn ynn yhren bullen
vnnd schrifftenn / feret eryu vnnd will auffruhr anrichtenn / durch die ßo
sich des Euangelij rhumenn / domit er hoffett / vnßere lere yu schimpfirn / *©
als sey sie vom teuffell vnnd nit auß gott / wie ettlich schonn auff der
kanyell gloriern / auß dem spiel / das er yu Erffurd mit den pfaffrn anfieng.
Aber es sol yhm / ob gott w ill / nit gelingen. Wyr muffen den schimpff
von yhm leyden. Er soll aber da gegen auch etwas leyden / das yhn reych-
lich beyale. Wilche meyne lere recht leßen vnnd vorstehen» / die machen -5
nit auffruhr. Sie habenß nit vo myr gelernet Das aber etlich solch-
thun vn sich vnßers namens rhumen / was können wyr dayu? Wie viel
5i e thun die Papisten vnter dem 1 namen Christi das nit alleyn Christus vor-
potten hatt Sondern auch Christum vorstorett? Sollen wyr vnßern Chor
ßo reyn halten / das auch .S. Peter nist strauchele vnter vnß / ßo doch i°
vnter den Papisten eyttell Judas vn Judas tuck sind vn wollen dennoch
yhr lere nit dem teuffel yu geeygent haben ? Aber / wie ich sage / der
teuffell sucht alßo vrsach / diße lere yu schmehen / wie er kan / kund er
etwas ergers ßo thett erß auch Er ist matt wordenn / er muß her halten
ob gott will weyl er solch tonte / loße / fawle anschleg furnympt. Es wirkt 35
vnnd soll yhm yum auffruhr nit gedeyen / wie er gerne wollt
Darumb bitt ich / wer sich des Christlichem! namens null rhumen /
der halt sich wie .S. Paulus sagt. ij. Cor. iij. das wyr den widdersachern
nit vrsach gebe / yu lestern vnßere lere. Den wyr sehe wie die Papisten
4 D t. 16, 20 5 D t. 32, 3$ vergelten 6 W ander, wieder
schlagen no. 2, Richter no. 5 5 ; vgl. auch W . A . l8 , 303, z. 34 ff.
14 strahlen 16 ganz und gar 17 gepflegt 22 s. E in l. 34 stille
halten 38 2. K o. 6, 3
sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung. 1522.
305
geschickt sind das sie den balcken ynn yhren äugen stehen lassen vnd mit
gantzem vleyß / suchen vnnd scharren / ob sie eyn kleyniß flectiern ynn
vnßern äugen finde muge. Wyr sollen yhn nit auffrucke / das sie fast nichts
gutts bey yhn haben. Aber wo vnßer eyner nit eyttel geyst vnd eugel ist /
5 ßo soll all vnßer ding vnrecht seyn / Da frewen sie sich / da hupffen sie /
da singen sie1 alß hetten sie gantz gewonnen. Darumb solle wyr vnß Hutten 68* w
vor vrsach yhrer lesterüg / der sye voll voll voll stecke / nitt vmb yhrend
willen / denn sie muffen doch lesternn vnnd das maul vbir gehen lassen /
des das Hertz voll ist sollten sie es auch mit lugen außrichten wie wyr
*0 sehen das sie thun / ßondern vmb des Heyligen Euägelij wyllen / das wyr
seyne schwach vorwaren / vn yn yhr maull tzu stopffen (alß .S. Petrus
leret) das sie mit keyner warheyt vnß schenden mugen ßo viel vnß mug-
lich ist. Denn was sie boßes vö vnß sagen mugen / zihen sie ßo bald auff
die lere / vnd muß alßo das heylig wortt gottis vnßer schand tragen / dauon
15 wyr alle ehre habenn. Aber sie wollen yhre lere vngeschend haben / ob sie
eyttel schand »trete / das Edle / hatte / rechtfertige volck.
1 Sprichstu aber was sollen wyr den thun / so die vberkeytt nicht an- s* ®
sahen wyll? ßollen wyrs noch lenger gedulden vnnd yhren muttwillen
stercken? Anttwortt. Neyn du sollt der keyniß thun. Dreyerley solltu
«o datzu thun. Das erst / du sollt erkennr deyn fund / wilche gottis strenge
gerechtickeit / mist solchem Endchristischen regimentt geplaget hatt / wie
.Sanct. Paulus .ij. Teff. ij. vorkundiget. & ott w ittt yhn tzusenden / yrrige
lere vnnd regiment / darumb das sie die liebe der «arheytt nit angenommen
haben / damit sie selig wurden. Es ist eyttel vnßer schuld / alles was der
*5 Bapst m itt den seynen an vnßerm gut / leyb vn seel than hatt. Darub
mustu tzuuor die fund bekennen vnd ablegen / ehe du der straff vnnd plage
roilt loß seynn / ßonst wirstu wydder den spieß ttetteu / vnnd der steyn
den du ober dich wirffist gen hymel / wytt dyr auff denn kopff fallen».
Das ander / du solt demutiglich bitten wydder das Bepstisch regimtt/ wie
30 da thut vnd leret der newnde Psalm vnd spricht. Stand auff Herr gott /
vnnd erhebe deyne Hand vorgisß nit deyner armen. Warumb lestett der
gotloß dich her gott / vnd spricht / du fragist nicht dar nach / du sihest yhe
vnd erkennist seyne muhe vnd grym / auff das du sie vbirgebist ynn deyne
hende Der arme ist dyr gelassen / dem weyßr wirstu helffen / zur knurse
35 den arm des gottloßen / suche seyne boffopt ßo w itt seyn gottloß weßen
nymmer seyn rc.
Das dritte / das du deynen mund lassist seynn eynn mund des geystes
Christi / vonn dem .S . Paulus droben saget. Dnser herre Jhesus / w itt
ytm tobten mist dem mund seynes geystes / das thun w ir ßo w ir getrost
fürt stiren / wie angefangen ist / des Bapst vnd der Papisten buberey vnd
triegerey / vnter die leut treybk / mit reden vnnd mit schreyben biß das er
ynn aller wellt bloß auffdeckt erkenet vnnd hu schänden werde. Denn
68jW mit werten muß 1man yhnn huuor todten / der mund Christi muß es thun/ 3
damit w irtt er auß der menschen herhen geryffen / vnnd seyne lugen er»
53 e kennet vnd vorachtet. Wenn er aber auß denn 1herhen ist / das seyn dinck
nist mer gilt / ßo ist er schon vorstoret. Hie mit kan man yhm baß radten /
denn m itt hundert auftruhr. M it gewallt werbt wyr yhm nichts abbrecht /
iti mehr yn stercken / wie es bißher vielen ergangen ist. Aber mitt dem »o
liecht der warheytt / wenn man yhn gegen Christo vn seyne lere gegen
das Euangeliu bellt / da da feilt er vn Wirt hu nicht on alle muhe vnnd
erbebt. Sich mennn thun an. Hab ich litt dem Bapst / Biffchoffen /
Pfaffen vnnd munchenn alleyn mitt dem mund / on allenn schwerd schlag
mehr abbrochen / denn yhm bißher alle Keyßer vnnd Könige vnd Fürsten s
mit alle yhr gemalt haben abbrochen. Warumb das? Darumb das Daniel
.viij. sagt / dyßer König soll vn Hand vorstoret werden / vnd .S. Paulus.
E r sol mit dem mundt Christi vorstoret werden. Nu mag ich vü eyn
iglicher / der Christus roort redet frey sich rhumt / das seyn mund / Christus
mund sey. Ich bynn yhe gewiß / das meynn wort nist meyn ßondern
Christus wort sey / ßo mus meyn mund auch des seyn / des wort er redet.
Darüb darffistu nit begeren / einer leyplicht auffruhr. Es hat Christus
selbs schon emie angefangen mit seynem mund / die dem Bapst allhu
schwere roirt seyn / der selbige laß vns folgen vnd fort faren. Es ist nit
vnser werck / dz iht geht ynn der weit. Es ist nit muglich das eyn mensch «5
solt solch eyn weßen ansahen vnnd füren. Es ist auch on mein bedencken
vnnd radschlagen ßo ferne körnen. Es soll auch on meynen radt wol hynauß
. gebe / vn die Pforten der hellen sollens nit hyndenr. Eyn ander man ists
V das reble treybt / den sehr die Papisten nit / vnd gebens vnß schult.
Sie sollens aber gar schyr vnnen werden. Der teuffel hat sich lange heyt
für bissen iaren gefurcht / vnnd den braten von ferne gerochen / hat auch
viel propheceyenn da wydder lassen außgehen / der etliche auff mich beutten /
das ich mich offt seyner grossen schalckeyt vorwunder. E r hett mich auch
oftt gar gerne tobtet / iht wolt er gerne dz ein leyplich auffruhr wurde /
54 L ' da mit bisse geystlich auffruhr hu schänden vn vorhyndert wurde. Es w ill 3$
aber vnd soll ohn nit helffen / ob got will. E r muß on Hand / vnnd alleyn
mit dem mund vorstoret werden / da hilfst nichts für.
Sihe nun treybe vnnd hilff treybenn das heylige Euangelium / lere /
rede / schreyb vn predige / wie menschenn geseh nichts seyn» / roere vnnd
fürchten« vmbgehen / biß du yhn vonn seynem halß bringist / das du deinen
bruder nitt erwurgist.
Alßo / die lugner die vorstockte tyrannen / magstu woll hartt antasten /
vnnd freo thun wydder yhr lere oft werck / denn fle wollen nit Horen.
Aber die eynfeltigen / die von yhnen mit stricken solcher lere / ferlich ge- 5
punde sind / mustu gar vielt anders handelln / mit furcht vnnd senffte / die
menschen lere aufftoßen / gründ vnnd vrsach sagen / vnd sie alßo m it der
tzeytt auch loß machen. Alßo thet .S . Paulus da er allen Juden -u trotz /
nit woll Titü lassen beschneyden / vnd beschneyd doch Timotheum. Sihe
alßo mustu / die Hund vnnd sew anders denn die Menschen / die wolff vnnd 10
lewen anders denn die schwache schaff / hädeln / den wolffen kanstu nit zu
hartt seyn / den schwachen schaffen kanstu nit zu weych seyn. W yr muffen
vnß doch itzt nit anders halte / denn alß lebte « y r vnter den heyde / weyl
wvr vnter den Papisten leben. J a sie sind woll flebenfelttge Heyden/
darumb sollen wyr / wie .S . Petrus leret / eyn gutten Wandel füren vnter 13
den heydenn / das sie vns nichts vbels mugen nach sagen m it warheytt /
wie sie gern wollten. S ie horenß gar gem / so du dich dyßer lere rhumist/
vn den schwachen« hertzen ergerlich bist / auff das sie die gantzen lere mugen
ergerlich vnd schedlich beschreyen / weyl sie yhr sonst nichts mugen ab-
59 e brechen / vnnd bekennen muffen das sie war sey. 1G ot geb vns allen / das «
wir auch lebenn wie wyr leren / vnd die wortt auch ynn die thatt bringen /
vnßer ist viel / die da sagen«. Herr Herr vnnd loben die lere / aber das
thun vnnd folgen« will nitt hernach D as seyn ditzmal gnug / zur newen
vormanung für auffruhr vn ergernuß tzu behutten / auff das nitt durch vnß
selbs / das beylige gottis wortt vor vnheyligt werde Amen. *5
9 Ga. 2, 3 AG. 16, 3 15 1. P t 2, 12 19 als ärgerlich und
schädlich ausrufen können 22 Mt. 7, 21 23 trewen (vgl. titelj?
Von beider Gestalt des Sakraments zu nehmen. 1522. SH
20 1. Ko. 1, 18
312 Von beider Gestalt des Sakraments
Ihesus.
d ^ V f f S erst fol man wissen / das ich hyrynnen nicht difputierenn wil /
't+'ob das heylig sacrament solle vnter beyder gestalt geben vnnd empfangen
werden / vnnd ob es die leyen m it der Hand nehmen vn empfahen macht
haben / vnnd ob man dasselb in andern gesessen denn kilchen / yn andern 5
tleydern / denn Meßgewand / yn andern hewßern / denn yn der kirchen /
yuhandeln macht habe. Z n solchen vnnd der gleychen eußerlichen vbungenn /
sie seyen auch dem Bapst entgegen odder nicht / gebe vnß got nicht viel
disputirens / ßondern w ir Christen sollen vnd wollen hyrynnen macht vnd
recht haben / die eynsahung Christi huhalten / waßerley weyß vnö gesellet / u>
vnangesehen die falschen erlogene tittel der kirchen / kirchordnung / vnd aller
tyrannen geystlich vnd weltlich hürnen.
V nd stellen vnßern gründ auff den / der nicht liegen kan / vnd spricht
M a tt. xv. D er Prophet Jsaias hat wol gesagt von euch Heuchlern / D iß
volck ehret mich m it den lippen / vnd yhr her- ist ferne von myr / Aber i$
vergeblich dienen sie myr / die weyl sie menschenn gepot leren. Hirauff fol
ein Christen seyn gewissen ttostlich sehen / vnd fest dafür halten / Christus
liege nicht / folgt er den nicht / so muß war sein / das ein vergeblicher diest
sey / alles w as in dißem sacrament / durch mensche lere vbir die ersten
eynsehung Christi / hu than vnd gehalte Wirt / troh allenn teuffeln / das sie *©
»90 e hie Widder muckenn. N u ists yhe gewiß / das es eyttel menschen yu'sah
vnd lere ist / das man beyder gestalt nicht brauchen / m it henden nicht an*
- 5 ^ greyffen / m it 1 vngeweyeten tleydern / in gemeynen heußern vnd gesessen
nicht handeln solle / denn es ist durch Christum Apostel vnd ein lange heit
hernach / der keyns Widder gesetzt noch gehalten / ßondern viel mehr das »$
widderspiel / wie die Euangelisten klerlich beweyßen. D arum b ists auch
gewiß ein vergeblicher dienst gotis / solchs leren vn halte als notig gepot.
D en andern gründ stellen w ir aber mal Christum M a rc i.ü j. vnd
M a tt. xij. D es menschen son ist ein Herr auch des S ab b ats / das wort
sagt Christus darumb / das seine fangt? macht hatten den sabbat hubrechenn. y>
N u ist ein yglicher Christen mensch Christus bruder / wie sanct P a u lu s
Rom a. viij. G al. iiij. vnd er selb psal. xxi. beheugt / denn er hat den allen
macht geben gottis kinder huwerde / die an seynen namk glewben Z o b ä.i.
D am m b ist auch ein yglicher Christen ein her vbir den S ab b at / viel mehr
vbir alle menschen gepot lere vnnd sahung. W ie auch P a u lu s .i. Corinth. 35
iij. spricht / E s ist alles ewer / es sey P e ttu s odder P au lu s / leben oder
todt / alles ist ewr / vhr aber seyt Christi / Christus aber ist gottis. Auß
dißem gm nd haben w ir / vnd wollens vnuerhyndert haben / das w ir Herren
sind vbir alle Bepstliche vnd menschliche lere vnd gepot / vnd fol in vnserm
ßo fallen sie mit yhrem leyischenn hyndern dreyn / vnd rumen dennoch von
grosser Christlicher liebe.
Jsts darumb vnrecht mit leyischen henden das sacrarnent an ruren /
das die Hand fünde thut / odder das sie vngeweyhet ist / ßo were es yhe
-illicher / das man das sacramet nicht mit dem mund empflenge / viel s
weniger yn den bauch ließe / auch keyne mensch sehen liesse / den es ist yhe
Widder mund noch bauch noch äuge geweyhet / ßo geschehen mit dem mund
vnd äugen viel mehr fund / denn mit der Hand. Solche weyße gehym
sotten vnß tzuleht auch wol berede / das wir das heylig gotis wort nicht
sagen noch Horen rnusten / auff das nit das heylige wort / mit dem leyischen u>
mund vn oren empfangen wurde. Aber mit solcher vnsynniger blindtheyt /
pflegt Christus seyne feynd huplagenn / das man sehe / wie geweltiglich er
regire ober die / ßo do meynen sie haben yhn fressen / vnd muffen sich selbs
sehenden vn straffen mit yhr eygen narreyt.
295 e • Eyn Christen sol wissen / das auff erdenn keynn grosser heylthum ist 1$
denn gratis wort / denn auch das Sacrarnent selbs durch gottis wort ge-
2<>w macht 1 vnnd gebenedeyet / vnnd geheyliget w irt / vnnd w ir alle auch da
durch geystlich geporn vnnd hu Christen geweyhet werden« / ßo denn eyn
Christ das wort / das alle ding heyliget / vnnd hoher ist / denn das Sakra
ment (ßo viel man seyn mit hende greyffen kan) denoch beyde mit mund / so
oren / hertzen / ia mit ganhe leben begreyffet / wie sott er denn nit thuren
auch solchs angreyffen das damit geheyliget ist? odder sol er sich selb auch
nit angreyffen? den er ist eben ßo wol damit geheyliget als das sacramet.
M it der weyße kerne die Phariseer / davon Christus sagt M att. xxiij. das
sie das gott hryliger machten* denn den ternpel / vnd das opffer heyliger den 25
den altar. Dnd ist eben / als wen man anfienge hulere / es were fund des
kilchs futter anhururen / aber de kilch selb möcht man wol angreiffen. Ich
wolt gern ein mal eyn stuck vö den Papisten Horen / das sie furlegen kundten /
du Sonderliche -rosse narreyt. Aber was sotten sie anders thun / die got
selber richten vnd lestern? 30
Ein Christen mensch / ist heylig an leyb vnnd seel / er sey ley odder
pfaff/man odder anders saget / der lestert die heylige tauff/
Christus blut / vnd des Heyligen geysts gnade. Es ist ein groß vn selham
ding vmb eynen Christen/vnnd got mehr an vhm/ denn am sacrarnent ge
legen ist / den der Christ ist nicht vmb des sacraments willen gemacht / 35
Sondern das sacrarnent vmb des Christen willen eyngeseht. Dnd diße
blind- kopff wollen aller erst noch disputiern / ob er das sacrarnent muge
angreyffen« / Ja wollen ein keherev drauß machen. Auß mit de ver
stockten vnd verblend» heyde / die so gar nichts wissen / was ein Christ
heyffe odd' sey. 40
7 stützest (vgl. Theol. Stud. und K rit. 1912, 134*) 9 von dir
kein fussstapfen 13 Eph. 6, 12 18 Eph. 6, 17 25 „die eine
oder andere richtung oder gepflogenheit44 (W . A . io*, 507) 31 Ga. 1, 8
zu nehmen. 1522. 321
bro sagist / Luther / Petrus odder Paulus hat das gesagt / ßondern bro
must bey dyr selbs ym gewissen fulen / Christum selbs / vnd vnwenglich
empfinden / das es gottis wort sey / wenn auch alle welt dawidder stritte /
so lange dw das fulenn nicht hast / ßo lange hast» gewißlich gottis wort
3 noch nicht geschmeckt / vnd hangist noch mit den oren an mensche mund
odder feder / vnd nicht mit des hertzen gründ am wort / vnd weysstst noch
nicht was das ist M att. xxiij. Ahr solt euch nicht meyster heyffen auff
erden / denn eyner ist ewr meyster / Christus / der meyster leret ym hertze /
doch durch das eußerliche wort seyner Prediger / die es in die oren tteyben /
10 aber Christus treybts in das Hertz.
Darumb denck für dich / du hast sterben odder Verfolgung für dyr /
da kan ich nicht bey dyr sein / noch dw bey mir / ßondern ein yglicher muß
alda für sich selbs streytten / den teuffel / den tob / die welt vbirwinde /
wen du den woltist tzu der tzeyt dich vmbsehen / wo ich bliebe / odder ich /
*s wo du bliebest / vn dich bewegen 1 lassen / ob ich odder yemant auff erden 299E
anders saget / ßo bistu schon verlorn / vnd hast das wort auß de hertzen
lassen / denn du hafftist nicht am wort / ßondern an myr odder an andem /
da ist denn keyn hulff. Dabey kanstu mercken / wilch grewliche seelmorder
das find / die den seele menschen lere / odder auch gottis wort nicht lautter
20 vn gewiß predigen / datzu wie wenig mit hertzen dran hangen / obs wol
lauter predigt wirt / vnnd von vielen gepreyffet. Das sey vom ersten
teyl gesagt.
schlauch vnd vertirbt. Darvmb ists nicht muglich / vnd das sammt ent kans
nicht leydenn / das man eyn gemeyn ordinanfr drauft stellen solt / wer sein
(lenieflen solle / wie der Bapst thut / ßondern man muß fruuor das volck
wol bepredigen / vnnd die schwachen gewissen davon fristen / biß sie des
je3 e Euägeli völlig vnterricht / von 1yhn selbs demutiglich kommen / dem Priester z
ansagen vnd bitten auß geystlichem Hunger vmbs sacramet / M it dk andern
allen nur weyt vom sacrament / vnangesehenn / Bapst / gesefre / kirch brauch
vnd alle ding. Denn Christus spricht M att. xi. Das reich gottis w irt
prediget vnd leydet gemalt / vnd die da gemalt thun / die reyffens fru sich /
das ist / mann sol keyn mensch mit gepotten vdder gesehen verlassen / noch 10
mit brauch noch mit wortten reyfren frum Euangelio / ßondern frey predigen /
vnd damach sie von yhn selbs kommen / vnd dafru dringen lassen.
Wo nehmen wir aber solche Prediger? vnd ob man sie hette / wie
künden sie den gemeynen man dauon treyben / das er auff ostem nicht frum
sacrament gehe? Es ist das gesefr des Bapsts fru tieft eyngesessen / das 15
w ir die alten schleuch vn faß nicht künden alle beseyt thun / wyr muffend
noch ein freytläg ym alten mißbrauch gehen lassen / biß die faß doch das
mehrer teyl new werden / vnnd das Euangelion wol vnter die leut komme.
28 w Wen nu 1diße alte fasse vnd schleuche alleyne die menschen roeren / die vnß
Widder sind / vnnd beyder gestalt verdamnen / vnd aufts Bapst gesefr vnd *0
brauch die gewissen frwingen / wollen wir der fachen leychtlich radten /
auff die weyße / wir wolten widderumb verdamnen yhr gesefr / alß das
nicht alleyn Widder das Euangelion vnnd bevder gestalt leret / ßondem
auch / wen es gleych das Euangelion leret / doch die gewissen dafru dringet
vnd frum glaube frwinget / wilchs nicht allem eyn »erricht vnd vneuangelisch/
ßondern auch vnmuglich ding ist. Man sol vnd Ix n niemant frum glawben
dringen / ßondem das Euangelion frey selbs holen lassen / wen es holet.
Dammb wollen wir solchen narren nur fru trotz vnd fru Widder durch vnnd
durch beyder gestalt brauchen / vnd yhr gesefr mit fussen treffen.
Nu aber vnter yhrem häuften viel gutherfrige eynfeltige lentlin sind / 30
die gerne recht vnd wol füren / wen sie es reiften / odder fassen Kunden.
Hie müssen w ir nu alßo den tyrannen begegen / das wir das arme heuftlvn
nicht frurutteln noch yrre machen. Widder die tyranne sol der glawbe
304 e streytten vnd fest ob de 1 Euangelio halten / Widder yhr gesefr / vnd solche
alte vnnufre faß ynn eyn häuften stoffen. Aber diße schwache eynfeltige js
gewissen sol die liebe vmbfahen vn auftnemen / vn an yhn erbeytten / das
sie new faß drauß mache. Hie gehet nw an die lere vnd exempel S . Pauli /
wo d' fru starrige Juden kam / die auff die beschneydng vn auffs gesefr
drungen / da thet er vnd leret das widderspiel mit freute / vn wolt vnge-
drungen fein / wo er aber fru den schwachen einseitigen kam / da beschneyt 40
er auch / vnd ließ das gesefr gehen / biß er sie sterckt vn auß de gesefr
8 M t. 11, 12 10 umstricken 28 durchaus, von ansang bis
zu ende 31 handelten 38 Ga. 2, 3 40 A G 16, 3
zu nehmen. 1522.
325
bracht. Also runter er sich .i. Corint. xij. M tt den Juden war ich Jude/
mtt den Heyden war ich heyde / Vnd doch Gala. vi. spricht / Es sey in
Christo mW heyde noch Jude / das alles darumb / er wolt das gesetz vnd
dringen auff die gewissen nicht levden / sondern frey macht habe / solchs
5 tzu thun odder tzu lassen.
Also müssen wir hie auch thun / die weyl wir den gemeynen man
nicht künden vom sacramet tzihen / rote es wol sein solt / biß das Eua'gelion *gw
erkennet werde / müssen wir der einfeltigen die drunder ffnd schone / sie nicht
beyder gestalt brauchen lassen odd' datzu helffen / vn also thun.
10 Auffs erst / den alten brauch lassen bleyben / das man mit geweyhete
kleydern / mit gelang / vn allen gewonlichen cenmonien auff latinsch meß
halt / angesehen / das solchs eyttel eußerlich ding ist / daran de gewissen
keyne far ligt / daneben mit der predigt die gewissen frey behalte / das d'
gemeyn man erlerne / das solchs geschehe / nicht darumb / das es muffe
*3 alßo gescheheu / odder ketzerey sey / wer anders thet / wie die tollen gesetz
des Bapsts dringen. Den solche tyrannen die das mit gesehen wollen
sahen vn erhwingen / muß man scharff vn hatt antaste / das die christliche
freyheit gätz bleybe.
Auffs ander / die pnester die meß halt? / muffen meyden alle wort in
10 dr Canon vnd colletten / die auffs sacnstcion lautten / den solchs ist nicht
ein ding / das frey sey fr« thun odder lassen / wie das nehist gesagt / sondern
es muß vnd sol abseyn / es erger sich 1dran wer da wil. Es kan aber der 303*
püester solchs wol meyden / das d' gemeyn man nymer erseret / vst on erger-
niß außrichtk / wer aber verstockt / nicht w il solche wort meyden / der -nt-
•3 «ortte für sich selbs / vnd man laß yhn ymer machen.
Auffs dritte / das man in der predigt wol treybe / die wort des sacra-
ments / Das ist mein leyb für euch gegeben / Das ist meyn blut für euch
vergossen re. tfi ein yglich Christ? ste ynß hertze faß / vff sonderlich sie für-
bild vnd handle / wen er das sacrament nympt odder meß höret / den es
30 ligt tausent mal mehr an dk selb? «orten / den an dr gestalten des sacra-
mkts / vss on solche wort ist das sacramet nicht ein sacrament / sondern
ein spot für got. Darumb ist in der Papisten kirche wol das sacrament /
es w itt aber nimmt gebk / den ste verpergen die wort / vnd geben nur die
gestalt / das ist grewlich.
35 Auffs vierde / kompstu an den ort / da man nur ein gestalt gibt / ßo
nym nur ein gestalt wie ste thun / gibt man beyder gestalt so nym beyde /
vnd richte nichts -onderlichs an / noch setze dich Widder de Haussen / on das
du solt bekenn- / es sey nicht Euägelisch (wen man dich ftaget) eyne ge
statt tzunehme / den mit d? Euangelio vnd nicht mit der that odder 1ordinätz 3 0 w
40 sol man die beyde gestalt Widder auffrichten / Der gemeyn man w itt nicht
Auffs fle-end / hab ich geleret / die heymliche beycht soll nicht ge-
botten «erden / viell weniger abtt geweret werdk / wie meyn buchte von der
beycht leret/da stehe ich noch auff/Denn alles was Ewangelisch / Christ
lich odder glawbe ist / das soll frey seynn / das die leutt on gesetz vnnd
treyben / vonn yhn selbs mitt tust vnnd liebe hyntzu dringen / darumb wer 5
nicht gerne beycht der bleybe nur weytt dauö / vn trette Bapst / Fürsten /
teuffel / gesetze mit fuffen / oft lasse yhm benugen an der heymlichenn beycht
für gott. Aber mit woll ich nicht dringe / so radt ich doch dahu / das du
mit tust beichtist ehe du tzum sacramet gehist / odder yhe nicht fle verachtist /
Den wie wol / yn den Worte b’ messe alß ym heuptstuck / die absolution
33w stehet / dennoch soltu 1 darumb die andern absolution nicht verachten / Gott
hatt seyn absolution reychlich ond viel vnns geben / der keyne vmb der
anderer willen tzuuerachten ist.
Als yhm vater vnßer hatt er eyn absolution gesetzt das vns vnßer
sund sollen vergeben seyn / wenn wyr vnßern nehisten vergeben / Die soltu *s
309 e nicht ver'achten noch das vater vnßer drumb lassen ligen / od wol ynn der
messe / auch ein absolution stehet. Also hatt er ps. .xxxi. ein absolution
gestellet ynn der heymlichen beycht für gott vnd spricht / ich hab gesagt /
ich w ill bekennen Widder mich mein vnrecht / vnd du hast myr vergeben
die vntugent meiner fünde. Diße absolution soltu auch nicht verachten *>
vmb der willenn / die ynn der messen wort ligt. Ztem Matth, xviij. gibt
er die Absolution allen Christen oft spricht / was yhr auffloset auff erde /
soll loß seyn ym hymel / vnd hernach. Wo ywen mit eynander auff erde
vber etwas ein- werdk zu bittenn / das soll yhn geschehen / darumb / ver
achte keyne absolutio / fle sey öffentlich oder heymlich / die gott stellet / yhe »1
mehr gottes wvrtt du hast yhe besser es ist.
Auffs achte / die bildniß haben etlich schendlich gehandelt / on wissen
vnd willen bey yhrer vbirkeytten oft lerer / die wol eyner gutten straff werd
werk / Aber laß Satanam Satanas seynn / vnnd vns tzur fache reden /
Bildniß haben ist nicht vnrecht / hatt doch gott selbs ym alten testament / 3°
die ehern schlänge heyssen auffrichten / oft die Cherubin an der guldk archen
Aber/Bildniß anbeten hatt gott verbotten/war ists das fle ferlich sind/
vnnd ich wolt es weren keyne auff denn alltaren / Aber darumb fle ver
brennen vnd schenden vnnd nicht leyden / werde wir nicht beweyßen das
recht sey/des sage ich meyn vrsach / der teufe! vnnd seyne Papistenn 55
wollen auch schon seyn vnd nicht vnrechts than habe / Wenn nu du für*
gibst / die bild flnd ynn grossem mißbrauch / drumb müsse man keyns habe /
sondern fle scheden vnnd verbrennen Szo werden fle sagen / wir miß
brauchen yhr nicht / Wie wiltu sie vbertzeugen? Weyb vnnd weyn ist
auch ferlich ding vnnd ym mißbrauch / vnnd was ist nicdt ym mißbrauch? *°
2 werde m it/B 3 w . A. 8, 129ff. 7 gefetze B 17 Ps. 32, 5
^1 Mt. 18, 18 23 M t 18, 19 28 beyde? 31 Ni:. 21, 8 Ex.
25, 18
zu nehmen. 1522. 329
Aber du hast nicht den mißbrauch / ßondern die Bildniß selb- geschmecht/
der ich wol brauchen kan / Was 1 miltu hie tzu sagen Sihe/so habe sie 34W
dich ergriffen / wen sie dyr nu ein blatt abbrechen / ßo wollen sie den ganhen
wallt gewonnen haben / den sie sind hngerig vn suchens warlich genaw.
5 1 Darumb muffen wyr weyßlich kegen den hübschen teufel fechten / Dnnd 3*0 e
hulassen die bildniß / aber starcklich predigen / nicht alleyne wydder dißen
mißbrauch oder diße fare / dz man sie anbetet / wilchs die geringst ist / vnd
sie wol sagen sollen / du werist vnsynnig / das du yn schuld gibst / sie betten
steyn vtt holh an / Szondern wid' den heubt mißbrauch / des die Papisten
xo voll voll sticken. Nemlich / das sie darüb bild ynn kyrche sehen / das sie
meynen eyn gut werck / vnd gott eynen dienst damit hu thun / wie wol
yhr keyner auch solchen vnglawben bekennen wirt / ob er wol ym herhen
seyn muß / wo der recht Christen glawbe nicht ist / S ih ( mit solchem
wortt / hastu schnell den bildnißen mehr schaden than / denn alle weit mit
15 buchsen vü schwerd thun kan / Wen der gemeyn mann weyß / das es nicht
ein gottis dienst ist / bildniß sehenn / w irt erß woll selts nach lassenn on
deyn tteyben / vnnd sie nur vonn lust wegen oddrr vmb schmuck willen an
die wend malen laffenn / odder sunst brauchen / das on fund sey / wie kemen
wyr ynn das gefenckniß / das vns menschen verbieten sollten / das gott
•o nicht verbotten hatt- vnd eben die die wir Widder menschen lere vnnd
sa-ung fechten.
Auffs neunde / das priester sich beweybenn vnnd die Mönch / Nonnen
frey seyn sollen auß dem orden zu laufen / ergert auch großlich vnnd er»
hurnet auch die Papisten vbir die maß / da ligt ater nichts an / ich hab
15 drobk gesagt / wo man den schwachen gewissen weicht kan / soll mann thun /
das mann sie nicht hu rüttele / doch -o fern / das es muge vnnd künde
geschehen / on verßerüg der ding / die seyn müssen». Als das die Mesß
nitt eyn opffer odder gutt werck seyn / ist auch fast ergerlich / bißher vn-
gehöret. Aber darumb muß man nicht ablaffrnn / es erger sich drann starck
3® odder schwach gewissen. 1Da Christus predigt wart war es auch ergerlich 3$w
aller weit. Sott er darüb geschwygr seyn- Alßo das die Priester ehe der
teufel verbotten habe vnnd monchen stand auffricht ist vnwidderstreyttlich
beweyßet durch S . Paulus .i. Limo. iiij. 1 Darumb muß vnnd soll man 3” e
bekennen / das yhn ehe von gott frey ist geben/off muge auch mit
3s keynem gelubd Widder gottis wort verfasset / odder auffs teuffels lere ver
pflichtet werden.
Wer nu sich enthalltr kan / thut wol das er on «eyb bleybe. wer
aber nicht kann / der ist nicht schuldig on weyb hu bleyben / den er soll nit
seynem aehisten mit solcher liebe dienen/die yhn verdamne vnd seyne
40 eygene seele verderbet / Sondern die andern sind schuldig sich nicht ergere
6 kräftig 17 zum vergnügen 20 die w ir die B 24 vgl.
mandat des reichsregiments 27 verßvrüg B 29 ablassen« es erger / B
32 unwiderleglich 33 1. T i. 4, 3 . 35 verfasset B umstrickt
33 0 V o n beider Gestalt des Sakraments
an yhm / Nott hat keyn gebott / Nott hatt keyn schäm. Nott hat keyn
schände Nott hatt keyn ergerniß. Wen solche not were beyder gestallt
zu niesten / wollen wyr auch keyn ergerniß oder schwach gewissen ansehen.
War ists / als ich sorge / es werden etlich sich beweybt oder auß
lausten / nicht auß Christlicher meynüg. Sondern fro seyn / das sie yhrer 5
buberey / eyn deckell oft vrsach haben vbirkomen an der Evangelische frey-
heyt. Was können wir dahu? Hatt doch des Bapsts verbott von der
keuscheyt vnter thausent kaum eynen Priester / der solch keuscheyt öffentlich
hallte / ich w il vö der heymlichen vnreynickeyt schweygen / was ists den
wunder / ob auch vnßers Euägelio ettlich nicht recht brauche / Hatt man doch xo
galge / reder / schwerd oft wasser / wer nicht recht will / di kan mä woll were.
Hie sehe hu / welcher Priester sich beweybe / oder wilcher Munch
oder Nonne außlauffen w il / das sie es mit starcken gewissen ansähe /alßo /
bas sie am sterbe für de teufel bestehe mögt. Es ist nichts das die vn-
gelerten oft tollen Papisten dawider scharren. Aber der teufel wirt dich 15
mit deynem gelubd gar meysterlich treybt / oft hur deicht dringe / oft deyne
ehe vnd freyheyt hur fünde machen / wen du nicht wolgerust bist mit dem
wortt gottis / darauff du dich verlassest vnd yhn verachtist. Darumb fasß
den spruch Pauli .i. Timot. iiij. da erß teufels lere oft lugen deutet / woll
36W* hu hertzen. Es w itt dyr nott seyn. V ft trohe darauff / dz gottis wort ao
312 e ' sind / der nicht liege kan Ließe libellü de votis woll / vn sterck dich auffs
beste du kanst. Es ist gar einn yemerlicher sel mord / den der teuffel durch
des Bapst verpot yugericht hat / daryn die seelen gar tieff geschwecht vnnd
schwerlich wider solch teufels gelubd tzu stercken sind.
Auffs hetzende / das man freyheyt habe / eyer / fisch / fleysch hu essen / *s
alle tage ym iar / oft der Bapst odder kyrche keyn gewalt habe / ettlich tage
vdder speyße zu verbieten / ist gewißlich war / wie .S . Paulus wortt
i. Timo. iiij. klerlich lauft / prohibetin nubere et abstinere a cibis. Aber
die weyl man hierynnen / wol kan d' schwache gewissen schont / oft on not
ist solchs zu tteyben bey den eynfeltige / die es noch nicht wissen / ge- 30
feilet mors nicht vbel / das den selben ein gute schlappe wyderferet /
darumb dz sie solcher freyheyt / auß lauster mnttwilligem freuel / den ein
seitigen hu Widder / on befferüg leybs oft seel braucht / oft doch sonst nich
ein finger regt hu rechte Christlicht wädel / oft macht da mit dem Euägelio
vn dem theuren namk der Christen ein schendlich nach redt / das man 35
spricht dz sind Christen / wauon? Ey sie kundt fleysch anff den freytag
essen / Dolan / sie Habens vö vns nicht alßo gelernet / vn wir doch yhr
vntugent muffen tragt / Christus w itt ein mal hynder sie komen / oft
seynen namen von yhrer schmach redtk W ir habt also geleret / oft da hyn
gedacht / das wir die gewissen frey machten von des teuffels gesehen / d' 4«>
i vgl. oben s. 326, z. 14 2 keyner L 6 1. Pt. 2, 16 15 murren
19 I. Ti. 4. I f. 25 freyhet B 28 1. TL 4, 3 nutzen B 33 nichst B
34 Mt. 23, 4
zu nehmen. 1522.
331
durch de Bapst / bey tod fünde Vst bey d' helle die speyß vn tage verbeult.
Wen wir nun die gewissen alßo gefreyet habe / sollen wyr d' selbige weyß«
lich brauche / oft fle dem nehisten zu dienst vnterwerffen / das wir yn auch
dahyn brechte / Szo ferestu toller kopff tzu / vn stosstst die eynfeltige fut den
5 kopff das fle tzuruck prallen / vnd sprichst / Sihe da ich kan fleysch fressen
ya du liebe Saw / du solltist etwas anders freffenn.
Summa. Es ist vordrießlich für gott vnd für denn 1 menschen / das 313 e
w ir vnßer Christlich wetzen an dem eußerlichen ding ansahen / vnd lassen
das recht ynnerlich anstehen / wyr wollen da mit vns Ewangelisch be-
« weyßen / Das 1 wyr beyder gestallt das sacraments nemenn vnd angreyffen / 37 w
bild vmbreyffen / fleyffch fressen / nicht fasten / nicht beten vnd der gleychen /
aber den glawben vnnd die liebe will niemant fassen / die doch alleyne not
flnd / vnnd da alle macht an liget / ynnd yhenes keynes nodt ist. Aber
es ist des teuffels gespenst / d' mit solcher weyße / die leutt dahyn füret /
*5 das sie vom Bapst falle vnnd doch nicht hu Christo komen / vnd alßo Widder
Bapistisch noch Christisch werden / Sondern bleybe eben tzo woll ann dem
eußerlichenn ding hafftend / alß die Bapisten.
Ich hab alßo geleret / das meyne lere am ersten vnd meysten auff
erkentniß Christi / das ist / hu rechten lauktern glawbe warhafftiger liebe /
•o reyhet / dardurch tzu d' freyheytt vnd alles eußerlichenn weßens / es sey
essen / trincken / kleyder / beten / fasten / kloster / sacrament / vnd wie es
heyffen mag / das solche freyheytt eygentlich nur die haben vnnd seliglich
brauchen / die da glewben vnd lieben / das ist die da rechte Christen flnd /
den selbenn kan vnnd soll man keyn menschenn gesetz legen / haltenn
*5 noch leyde / das yhr gewissen fange / Man muß yhe huuor die leutt haben /
die solche freyheyt haben sollen / dz der most ynn new fasß gefaffer vnnd
behalten werde.
Szo plumpt das pubel volck hereyn / vnd will solch freyheytt mit
der saust ausrichten / vnnd mit dem kopff hyndurch / gedenckt nicht ein mal /
3° das es glawben vnd lieben soll / bleybt gleych woll vol geyhs / hasfls /
vnkeuscheyt / Horn / schwere vri fluchens / wie vorhynn / Warlich ich sage /
das ich solche nicht erkenne für Christus schuler. Christen leut streyten
nur mit dem wort / widder des teuffels lere vnd werck / vnnd reyffen huuor
die herhen vnd gewissen von yhm / darnach fellet es alles von yhm selber.
35 Die Apostel rissen noch nie keyn altar vmb vnter den Heyden. Santt
Paulus für ym schiff / das hatte einn heychen der Abgot'ter die da Castores 3*4 e
heyffen / vnnd tzureyß Widder die bild noch schiff. Ich hab auch hart gnug
Widder des Bapsts abgotterey geschryenn / alß villeicht nie keyner / aber
noch nie mit der Hand darhu than / noch dahu thu« heyffen« / on die es
40 von got gemalt vnnd macht haben. W ir haben vbrig gnug than / wenn
w ir dawidder predigen / vnnd die gewissen loßen / 1die that laß got auß- 38w
14 Verlockung 20 weßeus es sey / L 36 AG. 28, 11
4 0 übergenug
richten«. Denn es ist geschrieben / der Endchrist sol on Hand verstoret
werden / durch den geyst des munds vnßers hernn Jhesu Daniel vuj.
Darumb bitt ich aber mal / alle Christen / woltenn doch Horen meynen
rad ynn dem sacrament vnnd an denn allem. Auffs erst / syntemal der
Satanas durch Bepstlich gesetz / das sacrament hatt vnter die sew worffen / 5
da mir / das er alle Welt ywingt auff Ostern tzum sacrament gehen / ne
glewben odder nicht / sie liebenn odder nicht / vnd datzu yhn verporgen
die wort des sacraments / darynnen der glawbe hangen vn sich neeren
sott / so last vnß dahyn erbeyttenn / das ton das sacrament tzuuor Widder
auffheben vö den sewen / das rhnn w ir aber alßo/wen w ir die leut davon *<>
tzyhen vnd abwenden / mit leren vnnd bitten / das yhe niemant auß Bepst
lich gesetzs tzwang oder gehorsam hyntzu gehe / Denn das sacrament kan
nicht leydenn / das man die leut hyntzu treybe odder tzwinge / ßvndern sie
sollenn durchs Euangelion gelernet / von yhn selbs / auß bungerigem
glawben drumb bitten vnd dringen. *5
Auffs ander / wer nu solchen Hunger meynet tzu haben / btt sehe tzu /
das er sich nicht triege / vnnd sey einn fleyschlich menschlich bcgirde da /
sondern pruffe solche glawben / ob er recht sey / wie sanct Paulus Irret
.t. Corint. xi. Der mensch pruffe sich selbs / D ie prussung stehet aber an
deynem gantzem leben / Nemlich / das dw empfindist bey dyr selbs ynwendig *>
eyn beyssend gewissen / das die sund druckt / das gnade begert / odder sich
für dem tod odder helle fürcht / vnnd gerne starck were / vnd also m it
guten verttawen auff Christus wort / das sacrament sucht vnnd nympt /
3*5 L solche 1 gnade / sterck vnnd hulff tzuholen. Denn wie ich gesagt habe / Eyn
hungerig / durfftige / gedruckt vnd geengste freien foddett diß sacrament / «3
die sich selbs -yn-u dringe / vnangesehen / Lapst gesetz odder vngesetz /
Sondern nur seyn eygenn nott vfl durfft / yn gutter tzuuersicht / Das ist
die pruffe des glaubens vnd ynwendig.
39W 1 Auffs dritte / stehet die pruffung daryn / das du ansehist / deyn eußer-
lich wetzen / ob du auch liebe gegen deynen nehisten bewevsist vnd yhm 30
dienest / findistu nu solche pruffe nicht yn dyr / Sondern lebist wie vorhyn /
stickist noch vol vnttew / haß / geytz / tzorn / vnglaubens / O lieber / ßv bleyb
ia vö dißem sacrament / biß du eyn ander mensch werdist / laß dich nicht
den hauffenn / noch Bapsts gesetz / noch gewonheit hyntzu tteybenn. Ach
Herr got / wen man diße lere wol triebe / da soltistu sehe das / wo ytzt 35
tausent tzum sacramet gehen / da wurden yhr kaum hundert hyn gehen / also
wurden der grewlichen sund weniger / die der Bapst m it seinem höllischen
gesetz in die welt geschwemmet hat / ßo kemen w ir tzuletzt Widder tzu
eyner Christliche versamlung / die w ir ytzt fast eyttel Heyden sind vnter
Christlichem namen. Dann kundten wyr von vnß sundern / die w ir an yhren 40
wercken erkenneten / das sie nicht glewbten noch liebten / daS vnß ytzt
i Da. 8, 25 2. Th. 2, 8; vgl. oben s. 301, z 12 5 M t. 7, 6
19 I. K o . I I , 28 28 erweisung
zu nehmen. U 22.
333
noch vnmirglich ist. Ach got / es ist noch fern mit vnß von Jerusalem /
wyr haben säumet angefangen auß Babylonien auffhubrechen / vnd wollen
stren alß rotten royr schon daheymen. Es roil alles Christen heyffen /
vnd muffen* auch -ulaffen / aber gleroben vnd lieben roil nicht hernach /
5 Teeren machen taug vnd htlfft nicht / darumb ist keyn rad vbrig / denn
das Euangelion predigen / vnd die leut vorn sacrarnent vnd allen eußer
lichtn stucken wenden / biß sie sich Christen fulen vnnd beroeyßen / vnnd
von yhn selbs hu erst -um glaroben / -ur liebe / vnnd darnach hu eußer-
lichem sacrament vnnd des gleychen / dringen / ynn des muffen wir lassen
io gehen was da gehet / wyr sind zu Babylonien ym gefenckniß / vnnd vnßer
feynde sitzen mitten ym tempel / vnd brauchen vnßers sacraments vnnd
alle vnsers guts / 1 M it lamentation vnnd gepet muffen mir da-u thun / £
rote Hieremtas vnd der .c.xxxvt. Psalm thut / das vnß got Widder zu dem
vnsern tzelffe / Amen.
15 Am ende, Ich setze / das ein gurte vermanunge not ist -uthun / an
die / so yht der Satanas ansehet tzu verfolgen / vntcr milchen etliche flnd/
die meynen f sie wollen der ferligkeit damit entlauffenn / wen man sie an-
greyfft / das ne sagen ' Ich Halts nicht mit de Luther / noch mit yemand /
ßondern mit de hevlige Euangelio / vnd mit der beylegen kirchen / oder mit
so der 1 Römischen kirchen / so lessit man sie mit friden / vnd behalten doch t>m t°w
hertze meyn lere für Euagelisch / vn bleybe da bey. Warlich solch b r
kentniß h ilfst sie nicht / vnnd ist eben ßo viel alß Christum verleucket /
darumb bit ich / b;e selben roolten sich ia wol für sehen.
War ists / das du iah bey leyb vnnd seel nicht sott sagen / ich byn
iS Luterisch vdder Bepstischs / denn der selb ist keyner für dich gestorbenn /
noch deyn meyster / ßondern allein Christus / vnd sott dich Christen be
kennen. Aber wen du es dafür heltist / das des Luthers lere Euangelisch /
vnd des Bapsts vneuangelisch sey / ßo mustu den Luther nicht ßo gar
hyn roerffenn / dro roirffist sonst seyn lere auch mit hynn / die dw doch für
3® Christus lere erkennist / sondern alßo mustu sagen / der Luther sey ein bube
oder heylig / da ligt mit nichts an / seyn lere aber ist nicht seynn / ßondern
Christus selbs / denn du sttzest das die tyrannen nicht damit vmgehen /
das sie nur den Luther vmb bringen / ßondern die lere wollen ste vertilgen /
vnnd von der lere wegen tasten sie dich an / vnd fragen dich ob du Lutherisch
35 seyest. Hie mustu warlich nicht mit rhor wortten reden / ßondern frey
Christum bekennen/es hab yhn Luther / Claus obbet Jorge predigt / die
Person laß faren / aber die lere mustu bekennenn. Alßo schreybt auch
S . Paulus hu Timotheo .ij. Timot. i. Scheme dich nicht des heugniß
vnsers Hern / noch meyner / der ich vmb seynen willen gepun'den byn.
7 M l io , 40 10 als ob 14 M t. 5, 44 15 um zu hohen
preis 17 Christns B 18 grewllche B 21 A G . 7. 56 28 Sach.
2, i2 32 darnach B
Welche Personen verboten sind zu ehelichen.
335
Ahe^us. 5» x6*
W io*,
is W Jlche person verpoten
sind hu ehlichen ynn der heyligenn schufst
beyde der freundschafst vnd
Mogschafft.
Leuit. 18.
« Verpotte person der freüdt-
schafft sind diße.
1 Vatter * 4 Schwester 7 Datters schwester. 88 n
2 Mutter 5 Stieffschwester 8 Mutter schwester.
8 Etiffmutter. 6 Sonß tochter.
is Darauß folget / das schwister tinder / vnd der stiffmutter schwester / für
gott mit guttem gewissen mugen geehlicht werden.
$ 1" Jhesus.
275w Wie wol myr grämet vnd nit gern vom Selichcn leben predigt /
dammb das ich besorge / wo ichs eyn mal recht anrure / w irtt myrs vü AZ
andern viel yuschaffen geben. Denn der iamer / durch Bepstlich verdäpte
geseh / alßo schendlich verwyrret ist / dahu durch hynlessig regiment / beyde
geystlichs vnd welltlichs schwerts / ßo viel grewlicher mißbreuch vnd yrriger
felle sich drynnen begeben haben / das ich nicht gern dreyn sehe / noch gern
dauon höre. Aber für nott hilfft keyn schewhen / ich muß hynan / die 30
elenden verwyrreten gewissen hu vntenichten / vnd frisch dreyn greysten.
Vnd teyle diße predige ynn drey teyll.
vnd vnter thausent menschen nicht eyner / denn es sind gottis besondere
wundenverck / des sich niemant vntenvinden soll / gott ruff yhn denn be-
ßonders / wie Hieremi. odder befinde gottis gnade ßo mechtig ynn yhm /
das yhenes gottis wortt / Wachstet vn mehret euch / keyne stadt an yhm hab.
Aber ober diße dreyerley menschen / hatt der teuffell durch menschen / s
gott vberklugellt vnd mehr leutt funden / die er auß dem gotlichen vnd
natürlichen orden hatt außgehogen / Nemlich die mitt spynweb verfasset
6- L> >sind (das ist mitt menschen gepott vnnd gelubden) darnach mit viel eyßern
schlüffern vnd gittern verschlossen / das ist die vierde weyße der natur tzu
weren / das sie nicht sich samme noch mehre / Widder gottis eynpfiantztes 10
280 w rottet vnd artt / gerade als were es 1 ynn vnßer Hand oft macht / iunckfraw-
schafft zu f y a Un l mt kleyder vn schuch. Aber wenn man mit eyßern
gittern lvnd schltssem kund gottis geschbpff vn wort weren / hofft ich wyr
wollten auch ßo dicke vnd grosse eyßern gittern für setzen / das auß
weybern menner würden / oder auß menschen steyn vnd holtz. Es ist der »s
teuffell der mit der armen creatur / alßo seyn affen spielt treybt vnd seynen
tzorn alßo büsst.
Zum vierden / Nu wollen wyr die person sehen / die mit eynander
tzur ehe greyffen mügen / damitt man sehe / wie ich keynen gefallen noch
lust hab / das man ehe zureysse / man vnd weyb scheyde. Denn der Bapst *>
hatt ynn seynem geystlichen recht achhehenerley vrsach ertichtet / die ehe tzu
weren vnd tzu reyssen / die ich doch fast alle verwerffe vnd verdamne. Dnnd
tzwar er sie auch selb nicht fester noch stercker hellt / denn biß man sie mit
gollt vnd silber vmbstoffe / Vnd sie auch nur datzu erfunden sind / das sie
gelltnetz vnd seelstrick seyn sollten .2. Pet. 2. Aber auff das yhr nanheyt *5
516 E« an 1 tag komme / wollen wyr sie alle achtzehen nach eynander sehen.
1 Die erste vrsach ist die blutt freundschafft. Hie haben sie die ehe
verpotten / biß ynnß dritte vnd vierde gelyd / Wo du nu hie nicht gellt
hast / vnd ob dyrß gott wol gönnet/ßo mustu doch / deyne mume ym dritten
vnd vierden gelied nicht nemen / odder von dyr thun / ßo du sie genommen
hast. Is t aber gellt da/ßo ist dyrß erlewbt. Denn sie haben weyber feyll
solche kremer/die doch nie yhr eygen worden sind. Kanstu dich nu Widder
dieße tyranney schuhen / ßo will ich dyr tzelen die Person / die gott verpotten
hatt Leuit. 18. Nemlich meyn mutter / Meyn stietsinutter / Meyn schwester /
63 e i Meyn stieffschwester / 1 Meyns kinds recht odder stiefftochter / Meyns vatters 35
schwester / Meyner mutter schwester/Dießer Person kan ich keyne nemen.
Darauß folget / das sich geschwister kinder tzusammen nemen mügen
göttlich vnd Christlich. Item ich kan meyner stieffmutter schwester haben /
Item meyns vatters stieffschwester / Item meyner mutter stieffschwester.
Weytter ich mag meynes bruders odder schwester tochter haben / wie *°
Abraham seyne Sara hatte /Dießer Person ist keyne für gott verpotten. 281w
Denn gott rechnet nicht noch den glieden / wie die Juristen thun / ßondern
tzelet strack die Personen. Sonst/weyl vatters schwester vnd bruders
tochter/ynn gleychem glied sind/must ich sagen/das ich entwedder meyns
s bruders tochter nit nemen kundt / odder auch meynes vatters schwester
nemen möcht. Nu hatt gott vatters schwester verpotten vn bruders tochter
nicht verpotten /die doch ynn gleychem glied sind. Auch stobt mä ynn d'
schrifft/das mit allerley stieffschwester nit ßo hatt gespannen ist geweßen /
Denn Thamar Absolonis schwester / meynet sie hette yhren stieffbruder
*o Amon wol haben mügen .2. Regum. 13.
i Die ander vrsach / ist die mogschafft odder 1 schwegerschafft. Hie 5-7 e
haben sie auch vier gelyd gesetzt/das ich nach meyns weybs todt nicht
mag Widder ynn yhre freundtschafft greyffen / da meyn weyb hyn reycht ynß
dritte vnnd vierde gelyd / wo myr nicht gellt tzu hilff kompt. Aber gott
*5 hatt diße Person verpotten / Nemlich / meyns vatters bruder weyb / meyns
sonß weyb / meyns bruders weyb / meyn stiefftochter / meyns (tiefst sonß
odder stiefftochter kind / meyns weybs schwester / weyl meyn weyb lebt
Diße Person kan ich keyne haben / die andern mag ich haben / vnd darff
dennoch keyn gellt drumb gebyn / Nemlich / meyner brautt odder weybs
*° schwester nach yhrem todt / meyns weybs bruder tochter / meyns weybs
vettem tochter / vnd alles was meyns wey'bs geschwister kind ist / vnd was 64 e >
sie yhr mummen oder maßen heyfft. Wenn aber eon bruder on erbe starb /
mäste seyn weyb ym allten testament yhr manß nehisten freund Hetzen yhrem
man eyn erben tzu tzeugen / das ist nu nicht mehr gepotten / doch auch nicht
*s verpotten.
1s Die dritte vrsach / ist die geystliche freundschafft / nemlich / wenn
ich eyn magd auß der tauff hebe / odder tzur fermell trage / ßo kan ich
odder meyn son «idder sie / noch yhre mutter / noch yhre schwester tzur ehe
nehmen / es sey denn gar eyn redlich vn weydlich gelt da / das ist doch
30 eyn lautter narr« werck vnd alfentzen / nur vmb gellts willen / vnd die ge
wissen tzuverwyrren / ettichtet. 1Sage myr / ists nicht grSffer / wenn ich 282w
die stufst selbst nehme / denn wenn ich datzu helffe? Szo müst ich nu keyn
Christen weyb nemen / syntemal alle getauffte weyber / aller getaufften
menner geystliche schwester sind / durch eynerley Tauff / Sakrament /
3$ Glawben / Geyst / Herrn / Gott vnd ewiges erbe.
Warumb verpeutt der Bapst nicht auch / das keyn man seyn weyb
behallte / wenn er sie das Euangelion leret? Syntemal wer denn andern
leret / der ist seyn geystlicher vatter / wie Santt Paulus .1. Corint. 4,
1 rümet / er sey yhr aller vatter / vnd spricht / 3 4 hab euch ynn Christo 518 es
40 durchs Euangelion geporn. M it der weyße hett er keyn weyb tzu Corinthen
i Gen. 20, 12 3 zählt genau auf 8 sti eng eingeschränkt (vgl. D .
W b . io , 1907) 10 2. Sa. 13, 13 22 basen 23 D t. 25, 5 ff. 27 mäd-
chen firmelung 29 gehörig und stattlich 30 nugari 38 1. K o . 4, 15
342 W elche Personen verboten sind zu ehelichen.
müssen nehmen / noch keyn Apostel! «uff erden / darum- das sie yderman
lereten vnd teufften.
Darumb laß das narrn werck faren / vnd ßo du mißt / ßo nym / gott
gebe es sey gefatter / potte odder gefattern tochter / schwester / odder wie
sie sind / vnd hallte diße ertichte gellt süchtige vrsach für nichts. Hyndert 5
dich das nicht / das die magd Christen ist / ßo laß dich weniger hyndern /
das du sie getaufft / geleret / auß der tauff gehaben hast. S-oaderlich
aber meyde das affen spiel / der fermelung / wilchs eyn rechter lügen thand
ist. Ich laß tzu / das man fermele / ßo fern / das man wisse / das gott
nicht davon gesagt hat / auch nichts darumb wisse / vnd das eS erlogen sey / «o
65 e * was die Biffchoffe darynnen für geben. Sie spotten vnßers gottis / 1sagen
es sey eyn Sacrament gottis vnd ist doch eygen menschen fündle.
V Die Vierde vrsach / ist die welltliche freundschafft / nemlich / wenn
eyn frembd kind tzum son odder tochter w irtt auffgenomen / das kan sich
darnach nicht verheyraten / mitt deffelbigen manß odder weybs kinder /15
odder seyne welltliche geschwister nemen / Das ist auch eyn menschen thand
vnnd nichts werd. Darumb hallt es / ob dichs gelüstet / es ist Widder
deyn mutter noch deyn schwester für gott / da du ftembds blutt bist /
doch es dienet auch ynn die kuchen / vnd gibt gellt / darumb es auch ver-
potten ist. -0
S83W 1 ^ Die funffte ist vnglawbe / nemlich / das ich keyne Turckyn Iüdyn
odder ketzeryn nemen mag. Mich wundett / das sich die freue! tyrannen
nicht ynn yhr Hertz scheinen / ßo öffentlich Widder den Hellen text Pauli
.1. Cor. 7. sich setzen da er spricht. W il eyn heydnisch weyb odder man /
bey dem Christen gemalh bleyben / soll er sich nicht von yhr scheyden / »s
vnd S . Petrus .1. Pet. 3. sagt / das die Christliche weyber sollen gutten
wandelt füren / das sie damit yhr vnchristene menuer bekeren / wie S .
August, mutter Monica thett. Darumb wisse / das die ehe / eyn eußerlich
leyplich ding ist / wie andere weltliche hanttierung. Wie ich nu mag mit
eym Heyden / Juden / Turcken / Ketzer / essen / trincken / schlaffen / gehen / 30
reytten / kauffen / reden vnd handeln / alßo mag ich auch mit yhm ehlich
werden vnd bleyben / vnd kere dich an der nanen gesetze / die solchs ver-
pieten / nichts. Man findt wol Christen / die erger sind ym vnglawben
ynnewendig / vnnd der das mehrer teyll / denn keyn Jude / Heyde / odder
Turcke odder ketzer. Eyn heyde ist eben ßo wol eyn man vnd weyb von 35
gott wol vnd gntt geschaffen / als S . Peter vnd S . Paul / vnd S . Lucia /
schweyg denn als eyn loßer falscher Christ.
F Die sechst ist Crimen / Laster / der selben sind sie nicht wol eyns /
wie viel sie yhr tichten wollen / doch sinds fast diße drey / wenn yemand
eyn magd beschlieff / ßo kan er nicht nemen yhre schwester odder mummen. 40
tzur ehe ist / der glidmaß odder Natur haben / wie das seyn mag / davon
ist gnug gesagt.
1s D ie ander ist / der ehbruch / von dießer haben die Bepst ge
schwiegen / darumb müssen wyr Christum htren M a tth . 19. D a yhn die
Ju den fragten / ob eyn mä seyn weyb lassen möcht auß allerley vrsach / 5
70 ei 1 anttw orttet txlfyabt yhr nicht geleßen / das der den menschen von ansang
schuff / der macht sie / eyn man vnd weyb / vnd sprach. D arum b w irt eyn
man lassen vatter vn m utter / vnnd an seym weyb hangen / vnnd werden
tzw^y eyn fleysch seyn. D a s nu qott zusamen fuget / das soll niemät
scheyden. D a sprachen sie / W arum b hatt denn M oses befolhen / man soll 10
yhr eyn scheydbrieff geben vnd sie lassen? E r antw orttet / das hatt M oses
gepotten vmb ewers hartten hertzen willen / das yhr ewer weyber lasset.
A ber vom ansang w ar es nicht alßo. Ic h sag euch aber / wer seyn weyb
lesstt / es sey denn vmb hurerey willen / vnd nympt eyn andere / der bricht
seyn ehe / vnnd wer die verlassene nympt / der bricht auch die ehe. i*
S Jw 1 1 Hie flhistu / das vmbs ehbruchs willen Christus man vnd weyb
scheydet / das / wilchs vnschuldig ist / mag sich verendern. D enn damit
das er spricht / es sey eyn ehbruch / wer eyn andere nympt vnd testet die
erste / es sey denn vmb hurerey willen / gibt er gnugsam / das der nicht
ehbruch th u tt / der eyn ander nympt vnd die erst lessit vmb hurerey 20
willen.
Aber die Juden liessen vmb allerley vrsach willen yhre weyber / 0- schon
keyn hurerey da war / wenn sie nur wollten / das ist ßo grob / das sie es
selbs tzu viel dunckt / drumb fragten sie yhn / obs auch recht were / vnd
versuchten yhn / was er tzu M vses gesetz sagen wollt. 25
D enn ym gesetz M ost gab gott hweyerley regiment vnd gepott.
Etlich geystlich / die für gott frumkeyt lereten / als lieb vnd gehorsam ist /
wilche diße gesetz hielten / die stiessen yhre weyber nit von sich / vnd brauchten
des scheyd brieffs nymer / duldeten vnd ttugen yhre weyber sitten. Etlich
aber weltlich / vmb der willen / die die geystlichen gepott nicht hielten / 30
das den selben doch auch eyn maß gesteckt wurde / das sie verfassetwurden /
nicht gar nach yhrem m uttwillen tzu thun vnnd nicht ergerß thetten / alßo
gepott er yhn / wenn sie ia yhr weyber nicht leyden kundten / das sie sie
dennoch nicht tbdten odder sonst yhn tzu viel leyds thetten / ßondern liessen
71 bi sie von sich m it eym brieffe. D arum b gillt solch gesetz bey den 1 Christen 3$
nicht / wilche sollen ym geystlichen regiment leben. W o aber ettlich vn-
christlich leben mit yhren weybern / were es noch gutt / das man solch ge
setz sie liesse brauchen / ßo fern / das man sie für keyne Christen hielte /
des sie doch sonst nicht sind.
Szo haben wyr nu / das vmb ehbruchs willen eyns das ander lassen 40
mag / wie auch Salom on sagt prouerb. 16. W er eyn. ehbrecherynn hellt /
4 M t. 19, 3 ff 15 were A 19 zeigt 31 gebunden, im
zäume gehalten 41 Pr. 6, 32
Vom ehelichen Leben. 1522.
347
der ist eyn n an / vnd des haben wyr das exempell Joseph M a tt. 1. milchen
der Evangelist lobt / er sey gerecht geweßen / barüb das er seyn weyb
M aria nicht rüchtiget / sondern heymlich lassen w vlt / da er sahe / das sie
schwanger war. D am it yhe vns gnugsam gesagt ist / das es lobens werd
s ist / wer eyn ehbrecherynn lesstt. 1 W ie wol der man / wenn der ehbruch 5*5 e *
heymlich ist / macht hatt beydes hu thun / das erst / das er seyn weyb
heymlich vtt brüderlich straffe vnd behalte / ßo sie sich bessern wil. D a s
ander / das er sie lasse / wie Joseph thun wolt / 1 widerumb das weyb auch 289W
alßo. D iße hwo straffe sind Christliche straffe vnd löblich.
10 Aber öffentlich sich scheyden / also / das sich eyns verendern mag /
das muß durch welltlich erkündung vnd gewallt hu gehen / das der ehbruch
offenbar sey für yderman / odder wo die gemalt nicht dahu thun wil / mit
wissen der gemeyne (Id) scheyde / das aber mal nicht eyn iglicher yhm
vrsach nehm zu scheyden wie er will.
*s Fragstu denn / wo soll das ander bleyben / wenn es villeycht auch
nicht kan keuscheyt halten? A ntw ort / D arüb hatt gott ym geseh gepotten /
die ehbrecher steynigen / das sie dißer frage nitt dürfften. Alßo soll auch
noch das weltlich schwerdt vn vberkevt / die ehbrecher t-dten / denn wer
seyn ehe bricht / der hatt sich schon selbst gescheyden / vnd ist für eyn todt
*° mensch geachtet. D am m b mag sich das ander vorendem / als were yhm
seyn gemalh gestorben / wo er das recht hallten vnd yhm nicht gnad er-
Heygen will. W o aber die vbirkeyt seumig vnd lefsig ist / vnd nit tbdtet /
mag sich d' ehbrecher yn eyn ander ftm t land mach- / oft da selbs freyen /
wo er sich nicht halten kan / aber es were besser / todt todt m it yhm /
vmb b-ßes exempels willk zu meyden.
1 W itt aber yemandt diß anfechten vnd sagen / damit w irt lufft vnd 73 &1
rawm geben / allen bößen man vnnd weybern / von eynander hulauffen /
vnd ynn frembden landen sich verendem. A n tw o rt/w a s kan ich dahu?
E s ist der vbirkeyt schuld / warumb erwürget ma die ehbrecher nicht? ßo
3° dürfft ich solche radt nicht gebe. E s ist yhe vnter hwey boßen eyns besser /
nemlich / das nicht hurerey geschehe / denn ehbrecher ynn andem landen
lassen sich verendem. V nd acht / er sey auch für gott sicher / weyl yhm
sein leben gelassen rohrt / vnd sich doch nicht enthalten kan. Lauffen aber
dem exempel nach / auch andere von eyn ander / ßo laß lausten / sie habe
351nicht vrsach / wie dißer / denn sie werden nit vertrieben noch gehwunge / $*6 &
G o tt vn yhr gewissen / w irt sie wol finden zu seyner heyt / wer kan aller
btßheyt were?
Doch wo die vbitteyt nicht tüdtet / vnd eyn gemalh / das ander be
bauten will / soll man es öffentlich nach dem Euangelio Christlich straffen
«° vnnd ' büffen lassen / wie alle ander offmtliche sunde -ustraffen eyngeseht i(l/ sg o w
D a s dritte Teyll.
dritte / das wyr auch ettwas nützlich tzur seelen seligkeyt vom
*3 ^'ehelichen leben reden / wollen wyr nu sehen / wie man den orden
Christlich vn gotlich füren soll. Will aber schweygen vnd lygen lassen die
ehelich Pflicht / wie die zu reychen vnd yu wegern sey / alls ettliche se«
Prediger au dißem stuck vnuerschäpt gnug sind / die vnlust tzururen. Etliche
aber setzen auch ßondere -eytt datzu / vii nehmen die Heyligen «echte vnd
30 schwangere leybe auß / Ich laß bleyben / da es S . Paulus 1. Cor. 7.
gelassen hatt / da er spricht. E s ist besser freyen denn brenen. Item 1 eyn 75 ®
iglicher hab seyn weyb / vn eyn -gliche yhren man / zu meyden hurerey.
Wie wol nu Christliche eheleutt yhre leybe solle nicht lassen regirn in der
suche boffer tust / wie Paulus den Theffalonicher schreybt / so muß doch
3$ eyn yglicher sich selb prüffen / das er nicht jtch ynn fahr der hurerey odder
ander fund gebe mit seynem enthalten / vnd nicht ansehen / heylig odder
«erckel tag / odder andere leypliche vrsachen.
5-9 L Aber davon wollen wyr am meysten reden / das 1 der ehliche stand
-o eyn iemerlich geschrev bey yderman hatr. E s sind vil heydnischer
bucher / die nichts denn weyber lasier vnd ehlichs stands vnlust beschreyben /
alßo / das ettliche gemeynet haben / wenn die weyßheyt selbs eyn weyb
were / sollt man dennoch nicht freyen. E s sollt eyn mal eyn Römischer $
radherr / die iungen gesellen reytzen weyber hu nemen (denn die stadt be»
dürfft viel volcks vmb tegliches kriegs wille) / da sprach er vnter andern
*93 w wortten / Lieben gesellen / wenn wyr 1 on weyber lebe kundten / ßo weren
wyr yhe eyner grossen vnlust vbirhaben. Aber weyl flchs on ffe nicht
Ubtt / ßo nempt weyber rc. Solch rede w art von ettlichen getaddellt / als xo
nicht auß der fünft f lr tN i/ die gesellen mehr abeschreckt. Aber die andern
sprachen. Weyl M etellus eyn dapffer mä were / bett er recht geredt / denn
eyn redlich matt soll die warheyt sagen / on schew vn heuchel.
Alßo habe fle beschlossen / das eyn weyb sey eyn n -ttig s vbel / vtt
keyn hauß on solch vbel / D as sind nu bltnder Heyden wort / die nicht , 5
wissen / das man vnd weyb gottis gesch-pffe sey / vn lestern yhm seyn
werck / gerad als kerne man vnd weyb vnuersehens daher. Ic h hallt
auch / wenn die weyber sollten bücher schreyben / ßo wurden sie von mannen
auch der gleychen schreyben. W as sie aber nicht geschrieben habe / das
richten fle doch auß / mit klagen vnnd klaffen / wenn fle beynander flnd. «,
M an findauch noch teglich E ltem / die yhrer kranckheyt vergessen / vnd
des melhs / wie die mauß / nu satt flnd / die yhre kinder vom ehlichen
76 e i stand tzu pfaffrrey vnd nonnerey hallten vnd reytzen / geben f ü r ' die mühe
vnnd boße tage ym ehlichen leben / bringen alßo yhr eygene kinder dem
teuffel beym / wie wyr teglich sehen / schaffen yhn gutte tage am leyb / ,5
vnd die Helle an der seelen.
D arum b / da gott solch lesterung seyns wercks von den Heyden leyden
müst / gab er yhn auch yhren lohn / da P a u l" von fchreybt R o. 1. vil ließ
«94 w fle faren ynn hurerey / vnreyne fluß / biß 1 fle hynfurt keyne weyber / ßondern
knaben vnd vnuemunfftige thier schendeten. Widderumb die weyber auch 30
alßo / sich selbs vnd eyn die ander / vnd wie fle gottis werck verlesterten /
gab er sie ynn verkereten synn/ davon auch die heydnische bucher voll voll
sind / auffs aller vnuerschamptist.
Auff das wyr nu nicht alßo blind faren / ßondern Christlich wandelln /
ßo hallt auffs erst fesst / das man vnnd weyb gottis werck flnd / vnd hallt 35
deyn Hertz vnd mund hu / vnd schilt yhm seyn werck nicht / v - heysse es
nicht btße / 1 das er selb gutt heyst. E r weyß baß was gutt ist / vnd dyr
nütz / denn du selbst / wie er spricht G en. 1. E s ist nicht gutt das der
mensch alleyn sey / ich will yhm eyn gehülffen machen neben yhm. D a
flhistu / das er das weyb gutt vn eyn gehülffen nennet. Befindistu es 40
ynn der vnlust / freut mitten ynn dem trubfatt / wie die N etterer ym
leyden / haben.
1 ES feylet vnS nur / das wyr nach vnßerm fulen GottiS werck
richten / vnd sehen nicht auff seynen willen / Sondern auff enget gesuch.
Darumb künden wyr seyne werck nicht erkennen / vnd muffen vnS daS böge 5
78 ei machen / daS 1 gutt ist / vtt vnlust sahen da tust ist. NichS ist go böge /
auch der todt selbS / daS nicht süffe vnd tteglich werde / wenn ich nur
53- es weyg vnd gewig bynn / daS eS gott wolgefellet / algo balde 1 folget denn
daS Salom on spricht. E r wirft eyn wolgefallen von gott erschepffen.
N u sthe tzu / Wenn die kluge hure / die natürliche vernunfft / (wilcher xo
die Heyden gefolgt habk / da fle am klügste seyn wollen) daS ehliche lebt
ansitzet / go rüpfft sie die nagen / vn spricht. Ach sott ich daü kind wiegen /
btc windelt waffchen / bette machen / stanck nechen / die nacht wachen /
sevnS schreienS watttk / seyn grindt vü blättern heylen / darnach deS weybS
pflegen / fle erneeren / erbeyttk / hie sorgen / da sorgen / hie thun / da thun /15
daS leyden vri big leyden / vn was denn mehr vnlust vn muhe der ehe-
stad lernet. Ey solt ich go gefange seyn. O du elender armer mä hastu
eyn weyb genömen / pfu / pfu deS iamerS vn vnlustS. ES ist besser ftey
bleybk vfl on sorge eyn rugig leben gefutt. Ich wil eyn pfaff oder Nonne
werden / meyne kinder auch datzu halft. «
1" WaS sagt aber der Christlich glawbe hiehu? E r thutt seyn äugen
auff / vnd sitzet alle bigt geringe / vnlustige / verachte werck ym geyst an /
*96W ynd 1 wirft gewar / daS sie alle mit göttliche wolgefallen / alS mit dem köst
lichsten gollt vnd edell steyne getzitt sind / vnd spricht. Ach gott / weyll
ich gewig bynn / daS du mich eyn man geschaffen vnd von meym leyb daS -r
kind heuget hast / so weyg ich auch gewig / daS dyrS auffS aller beste ge
sellet / vn bekenne dyr / daS ich nicht wirdig byn / daS ich daS kindlin
wiegen solle / noch seyne windell waffchen / noch seyn odder seyner mutter
wartten. W ie byn ich ynn die wirdickeyt / on verdienst tonten / daS ich
deyner creatur vnd deynem liebsten willen yu dienen gewig worden byn? 3»
Ach wie gerne wil ich solchS thun / vnnd wenS noch geringer vnnd ver
achtet wert. Nu soll mich Widder ftost noch Hitze / wider mühe noch arbeyt
verdriegen / weyll ich gewig byn / daS dyrS algo woll gesellet.
79 bi 1s Algo soll auch daS weyb ynn seynen wercken betteten / 1 wem sie
daS kind senget / wieget / badet / vnnd ander werck mit yhm thutt / vnd 35
wenn sie sonst erbeyttet vnnd yhrem man hilfst vnd gehorgam ist. GS
sind alles eyttell güldene / edele werck.
533 ei Algo soll man auch eyn weyb 1 trösten vnd stercken ynn kindeS nötten /
nicht mit S . Margarethen legenden vnd anderm nerriffchem weyber werck
vmbgehen / Szondern algo sagen. Gedenck liebe G reta / daS du eyn weyb 40
hurerey halben. D enn diße fund rotrt autzogen / darumb die wellt m itt
der sindflutt erseufst w artt G en. 6. V nd Sodom a vnd Gomorra m itt
fewer versenckt. Gen 19. vnnd viel ander plagen die schrifft mehr an«
tzeygt auch ynn Heyligen leutten / als D auid / Salom o / Sampson / vnd
noch teglich gott new vnd mehr plagen sendet / wie wyr für äugen sehen. $
E s meynen viel damit dem ehlichenn standt entlauffenn / das sie eynn
tzeyttlanng wollen» auß bubenn vnnd darnach frum werden» / J a lieber /
wenn vnter tausennt eynner gerett / ßo ists wol geraste / W as keusch leben
soll / das roirt tzeyttlich ansahen / vnd nicht mit hurerey erlangen / ßondern
on hurerey auß gottis gnaden / odder durch die ehe. W yr sehen auch to
v ' ro« sie geratten teglich / E s mag wol mehr eyngebubet / denn auß«
gebubet heyffen / D er teuffell hatt solchs auffbracht / vnd solche verflucht
sprichwort ettichtet / E s muß eyn mal genarrett seyn. Ite m / W erß nicht
th u tt ynn der iugent / der th u tts ym allter. Ite m / eyn iunger enge! eyn
allter teuffell / dahynn auch der P o et Terentius oft mehr Heyden lautten / *5
Heyden sinds / heydnisch / ia teuffellsch reden sie.
1 Freylich ists war / das der buben muß / der nicht ehlich roirt /
wie soltts anders tzu gehen? syntemal gott man vnd weyb sich tzu b f
samen vnd tzu mehren geschaffen hatt. W arum b kompt man aber der
büberey nicht zuuor m it der ehe? D enn wo ßonderlich gnad nicht auß« 20
53® e i tzellcht / da will vnd muß die natur sich samen 1 oft mehren. Geschichts
nicht ynn der ehe / wo soltts anders denn ynn hurerey odder erger funden
84 E' geschehen? Wie denn / sprechen sie / wenn ich Widder eh'lich noch bübiffch
301 w würd / vnd hielt mich mit gewalt? 1 Horistu nicht / das vngehatten ist /
on die ßonder gnad? denn gottis wort lefft nicht hatten / leugt auch 2$
nicht / da er spricht / Wachstet vnd mehret euch / das wachßen vnd mehren
kanstu Widder wehren noch halten / es ist gottts werck vnd gehet
seynen weg.
H D aher auch die ertzte nicht vbel reden / das sie sprechen / wo man
m it gewallt btUt drßer natur werck / da muß es ynn das fleysch vnd blutt r«
schlahen vnd gifft werden / darauß denn vngesunde / schwache / vnd schwenstige /
stinckende leybe werden / denn was tzur frucht vnd Mehrung sollt komen /
das muß der leyb ynn sich selb vertzerhen / W o denn da nicht vngeheurig
Hunger odder schwere arbeyt / od derv ie hohe gnad ist / da w irtts dem
leyb yu viel / vnnd muß vngesund vnd siech dauon werden. D aher man 35
auch sitzet / wie schwach vnd vngesund die vnfruchtbar weyber sind / die
aber fruchtbar sind / sind gesunder / reynlicher vnd lustiger. Ob sie sich
aber auch müde vnd yu letzt tobt tragen / das schabt nicht / laß nur tobt
5*0 E» Es feylet yhn daran / fle wollen huuor des 1guttis sicher seyn / wo sie essen /
trincken vnd kleyder nehmen. Ja sie wollen den kopff auß der schlingen
tzihen / Gen. 8. Im schweyß deyns angesichts solltu deyn brott essen /
w ei faule / fresflge schelmen wollen sie seyn / die nicht erbeytten 1dürffen. Drumb
wollen sie freyen / wenn sie reyche / hübsche / fruttt / freuntliche weyber $
haben mügen / ia Hane / wyr wollen dyr fle malen lassen.
1* Aber laß solch Heyden faren / wyr reden mit yhnen nicht / vnd
obs yhn gelunge / das sie yhre gattung vberkemen / wurde es doch eyn
3°3w vnglewbige vnnd 1vnchristliche ehe bleyben / Sie trawe gott / ßo lange sie
wissen / das sie seyn nicht dürffen / vn vorrhatt haben. Wer aber Christ 10
lich w ill ehlich seyn / der muß sich nicht schemen arm vnnd veracht tzu
seyn / geringe rottet thun/ E r muß yhm daran benugen lassen/auffs erst/
das gott seyn stand ynd werck wolgefalle. Auffs ander / das yhn gott
gewißlich w irt erneeren / wenn er nur erbeytt / vü schafft ßo vil er kan /
vnd ob er nicht eyn iuncker vü fürst seyn kan / das er eyn dienst knecht *s
vnd magd sey.
1s Denn gott hatt verheyffen M att. 6. sorget nicht was yhr essen /
trincken vnd anlegen sollt / sucht tzuuor gottis reych vnd seyn recht / ßo soll
euch das alles zufallen / Item ps. 36. Ich byn iung geweßen vnd allt
worden / vnd hab noch nie gesehen / den gerechten verlassen / noch seyne *0
kind nach h o tt gehen. Wer tut nicht glewbt / was ists wunder / ob er
Hunger / durst vnnd frost leyde vnd nach brott gehe? Sihe an Jacob den
Heyligen er-vatter / d' hatte doch gar nichts ynn Syria / vnd hättet nur
der schaff oft vberkam gütter / das er vier weyber erntetet mit grossem
gesind vnd kindern / vnd dennoch gnug hatte. Szo wart Abraham vnd -r
Jsaac vnd 80t auch reych / vnnd viel Heyligen mehr ym allten testament.
1 Dnd -war hatt gott gnug beweyßet / wie er für vns sorge / da
er Gen. 1. alle ding ehe schuff vnd bereyt ynn hymel vnd erden mit allen
thieren vn gewechs / ehe er den menschk schuff / damit er anheygt / wie er
vns altzeyt futter vn decke gnug vbrig ym vorrhatt bestellet hab / ehe wyr 3°
yhn darumb bitten. Es ist nur zuthun / das wyr erbeytten vü nicht müssig
541E»1 gehen. Ernerett vnd bekleydet sind wyr gewiß. Aber der leydige vn«
glawbe leffet es nicht tzu / vnd sihet / greyfft vnd fület doch / wenn er sich
87 ei gleych 1 zu todt sorget / das er nicht eyn tomlitt auff dem feld machen /
noch behallten kan / Datzu wenn schon alle seyn gemach voll voll weren / 35
das erß dennixh nicht eyn bissen / noch faden brauchen kan / gott be-
hallte yhn denn gesund vnd lebendig vnd beware yhm seyn habe / noch
hilffs nicht.
1f Darumb tzu beschließen / Wer sich nicht findet geschickt zur keuscheyt /
d' thu bey tzeyt datzu / das er etwas schaffe vnd hu erbeytten hab / vnd 40
i sie greifen in der Beziehung fehl 3 Gen. 3, 19 4 zu arbeiten
brauchen 5 rechtschaffene 8 weiber bekämen, die ihnen passten
17 M t. 6, 31. 33 19 Ps. 37, 25 27 wahrlich
Vom ehelichen Leben. 1522.
359
wags darnach ynn gottis mimen / vnd greyff tzur ehe. Eyn knab auffs
lengist wenn er -wentzig. Eyn meydlin vmb funfftzehen odder achhehen
iar ist / -0 sind sie 1 noch gesund vnd geschickt / vnnd lasse gott sorgen / 30*w
wie sie mit yhren sintern emeeret werden. Got macht kinder / der Wirt
s sie auch wol erneeren. Hebt er dich ynd sie nicht hoch auff erden / -0 laß
dyr benugr / das er dyr eyn christlich ehe geben hat / vn erkennen lassen /
das er dich dort hoch erhebe / vnd sey yhm danckbar vmb solch seyne gutter
vnd gaben«.
1" Aber mit alle dißem preyß des ehlichen lebens / will ich nicht
10 der natnr gebr habr / das keyn fünde da sey / ßondern ich sage / das fleysch
vnd Mutt durch Adam verderbt / ynn funden empfangen vnd geporn wirt /
lautts des 60. psalm / Vnnd das keyn ehepflicht on fund geschicht / aber
gott verschöet yhr au- gnaden / darumb / das der ehliche orden seyn werck
ist / oft behellt auch mitten vnnd durch die fund alle das gutt / das er
*3 dareyn gepflantzt vnd gesegenet hatt.
12 Ps. 51, 7
360 Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
seng deynem wider sacher / vnnd wer dyr den rock nympt / dem laß auch
den mantel / Vnd Ro: .12. Die rache ist meyn / spricht der Herr / ich
wil vergelte / Milche spräche auch vertzeytten der fürst Dolusian S .
1) ein termihus a quo für die ausarbeitung liegt auch in der be-
zugnahme (in der einleitung unten s. 362, 2. 4 ff. und dann wieder
s. 382, z. 4 ff.) auf herzog Georgs verbot des kaufs und Verkaufs des
Lutherschen neuen testaments. Dieses mandat ist vom 7. nov. 1522
datiert (Gess, Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Geoigs von
Sachsen, I, Leipzig 1905, no. 400); ehe es aber im druck erschien und
ein exemplar L. zuging, Verging noch einige zeit
Denn Gott der Almechtig vnßere fürsten toll gemacht hatt / dz sie nit
anders meynen / sie mügen thun oft gepieten yhren vnterthanen / was sie
nur wollen / vnd die vnterthanen auch yrren vü glewben / fle seyen schuldig
dem allen zü folgen / ßo gar vnnd ganp / das fle nu angefangen haben
den leutten -ü gepieten / bücher von flch thun / glewben vnnd hallten was 5
fle für geben / damit flch vermessen auch ynn Göttis stuel zü sehen / vü
die gewissen vnd glawben zü meystern / vn nach yhrem tollen gehyrn / den
heyligr geyst zur schülen füren / Geben dennoch für / man thür es yhn nicht
sagen / vnd solle fle noch gnad iuncker heyssen.
Sie schreyben vnnd lassen zeddel auß gehen / der Keyser Habs ge» 10
potten / vn wollen Christlich gehorsam fürsten seyn / gerad / als were es
yhr ernst / vü man den schalck hynder yhren oren nicht merckt. Den wyr
•47 w sollten wol sehen / 1wen yhn der Keyser eyn schloß oder stadt neme oder
sonst etwas vnrechts gepotte / wie seyn fle finden sollten / das fle dem
Keyser Widder stund? vn nitt gehorsam seyn müsten / Nu es aber gillt den 15
6jE ar'men man schinden / vst yhren Mutwillen an Göttis wort büffen / muß
es keyßerlichs gepots gehorsam heyssen / Solch leut hies man vertzeytt?
buben / itzt muß mä fle Christliche gehorsame fürste heyssen / wöllen dennoch
niemät lassen zü verhtr oder -ü verantwortten kom? / wie hoch mä flch
aucherbeut / wilchs yhn doch gar eyn vntreglich ding were / wo der Keyser -0
oder ymand anders mit yhn also füre. Das sind itzt die surft? / die das
keyserthum yn deutschen landen regiren / darüb muß auch so seyn zü gehen/
yn allen landen / wie wyr den sehen.
Weyl den solcher narren wueten langet zü Vertilgung Christlichs
glawbens / verleuckung gottlichs wortt / vnd zü lesterung göttlicher maiestet / 25
w ill vnd kan ich meynen vngnedigen Herrn vnnd zornigen iunckern nicht
lenger zü sehen / muß yhn zum wenigsten mitt wortte widderstehen. Dnd
hab ich yhren g-tzen den Bapst nicht gefürcht / der myr die seelen vnnd
den hymel drawet zü nemen / muß ich mich auch sehen lassen / das ich seyne
schupen vü wafferblaßen nicht fürchte / die myr den leyb vnd die erden 30
drawen -ü nehmen / Gott gebe das fle zürnen müssen / biß die gramen
rtck vergehen / vnd helff vns / das wyr für yhrem drewen ia nicht sterben #
Amen.
Auffs erst müssen wyr das welltlich recht vn schwerd wol gründen /
das nicht yemand dran zweyffel / es sey von Göttis willen vnd ordnn- 35
yn der wellt / Die sprüch aber die es gründen / flnd diße / Ro. 12. Eyn
2 M t. 3, 2 3 M t 6, 33 6 erhält 7 bedürfen 17 1. TL 1, 9
21 bedürfen 22 vgl. oben s. 21, z. 4 0 ff. 28 durchaus so geartet
31 spristu A» 33 W . A . 7. 476, z. 2 8 ff.; 504, z. 4 0 ff. 39 dürfen
366 Von weltlicher Obrigkeit, wie w eit man
oben / Datzu gibt S . Paulus betn gest- noch eyn ampt Ro: .7 . tmnb
Gal: .2. das es die funb erkennen leret / damit es bett menschen bemütigt
zur gnab vnnb zum glawben Christi / also thutt auch hie Christus Matt: .5.
68 e btt et leret / 1man solle bem vbel nicht wibberstehen / ba mit er bas gesetz
verkleret / vnb leret / wie eyn recht Christen solle vnnb müsse geschickt seyn / z
wie wyr weytter hören werben.
251w 1Auffs Vierde / Zum reych der wellt ober vnter bz gesetz gehören alle /
die nicht Christe sind / Den syntemal wenig glewben vnb bas weniger teyl
sich hellt nach Christlicher art / bas es nicht wibberstrebe bem vbel / Da
bas es nicht selb vbel thue / hat Gott bett selbe / ausser dem Christlichen xo
stand vnnb Göttis reych / eyn ander regiment verschafft / vnnb fle vnter
bas schwerb geworffen / bas / ob fle gleych gerne wollten / doch nicht thun
künden yhr boßheyt / vnb ob fle es thun / dz fle es doch nit vn furcht /
noch mit fribe / vnnb glück thun mügen / gleych wie man eyn wild böße
thier mit keten vnb banden fasset / das es nit beyffen noch reyffen kan nach 1$
seyner artt / wie wol es gerne wollt / des doch eyn zam korre thier nicht
bedarff / ßvndern vn keten vnb band dennvcht vnschedlich ist.
Denn wo das nicht were / Syntemal alle wellt böse / vn vnter tausent
kaum eyn recht Christ ist / würde eyns das ander fressen / das niemant
kund weyb vft kind zihen / flch neeren vft Gotte diene / damit die weit »
wüste würde / Darumb hatt Gott die zwey regiment verordnet / das geyst«
liche / wilchs Christen vnnb frum leutt macht durch den Heyligen gevst
vnter Christo / vnnb bas welltliche / wilchs den vnchristen vnb bößen weret /
das fle eußerlich müssen frib hallten vn still seyn on obren danck. Also
beuttet S . Paulus das welltlich schwerb Ro. . 13 . vn spricht. Es sey 25
nicht ben gütte / sondern den bösen wercke zü furchte. Dil Petrus spricht.
Es sey zur rach ober die bösen geben.
Wenn ttu yemand wollt die wellt nach dem Euangeliv regirn / vnd
alle welltliche recht vn schwerb aussheben vnd für geben / sie treten alle
getaufft vnd Christen / vnter wilchen das Euangeliv will keyn recht noch 30
schwerb haben auch nicht nott ist / lieber / radt / was würde der selb
machen? E r würde ben wilde bößen thieren die band oft keten aufflößen/
69 £ das fle yder'man zü ryssen vnd zü hoffen / »ft danebe furgeben / es roeren
feyne zame / korre / thierlin / Ich würde es aber an meynen wunde wol
süle / also würden die büßen vnter betn Christlichen namen bet Euä' 35
gelischen freyheytt mißbrauchen / yhr büberey tteyben vnnb sagen / fle seyen
Christen oft keym gesetz noch schwerb vnterwvrffen / wie itzt schon ettlich
toben vnd narren.
i R ö. 7, 7 2 Ga. 3, ly . 24 3 M t. 5, 39 15 bindet
16 kirres 20 könnte 24 ob sie wollen oder nicht (vgl. W . A . 30",
366®, 386^ 25 R ö. 13, 3 26 I. Pt. 2, 14 37 Wieder
täufer
ih r Gehorsam schuldig sei. 1523.
367
Dem selben must man sagen / Ua freylich ists war / das Christen
vmb yhr selbs willen keynem recht noch schwerd vnterthan sind / noch seyn
bedürffen. Aber sthe zü / vnnd gib die wett zuvor voll rechter Christen /
ehe du sie Christlich vü Evangelisch regirst / das wirstu aber nymer mehr
5 thun / denn die wellt vnd die menge ist vnd bleybt vnchristen / ob fle gleych
alle getaufft v« Christen heyffen / Aber die Christen wonen (wie man
spricht) fem von eyn'ander / darüb leydet sichs yn der wellt nicht / das 25-
eyn Christlich regimrnt gemeyn werde ober alle wellt / ia noch ober eyn
land odder grosse menge / Denn der btßen sind ymer viel mehr denn der
10 ftumen / Darumb eyn gantz land oder die wellt sich vnter winden mitt
dem Euangelio zü regieren / das ist eben / als wenn eyn hirtt ynn eynen
stall zü samen thett / wölff / lewen / addeler / schaff / vnd ließ iglichs frey
vnter dem andern gehen vnd sprech / da weydet euch vnnd seyt frum vnnd
fridsam vnternander / der stall steht offen / weyde habt yhr gnüg / Hund
15 vnnd keulen dürfft yhr nicht fürchten. Hie würden die schaff wol frid
hallten vnd sich fridlich also lassen weyden vnnd regirn / aber fle würden
nicht lange leben / noch keyn thier für dem andern bleyben.
Dammb muß man dise beyde regimtt mit vleyß scheyden vsi beydes
bleybe lassen / Eyns das frum macht / Das ander das eußerlich frid schaffe
so vnd bösen wercken weret / keyns ist vn das ander gnüg yn der wellt /
Denn on Christus geystlich regiment / kan niemant frum werd? für got /
durchs welltlich regiment / So gehet Christus regiment nicht ober alle
menschen / sondern allezeyt ist der Christen am wenigsten vnd sind mitten
vnter den vnchristen. Wo nu welltlich regiment oder gesetz alleyn regitt /
25 da muß eytel heuchley seyn / wens auch gleych Göttis gepott1selber werm / 7 0 B
Denn on den Heyligen geyst ym herhen / w irtt niemät recht frum / er
thue wie feyne werck er mag / Wo aber das geystlich regiment alleyn
regitt ober land vnd leutt / da w irtt der boßheyt der zäum loß vnnd raum
geben aller büberey / Denn die gemeyne wellt kans nicht an nehmen noch
jo verstehen.
Da flhistu nu / wo Christus wottt hyn sehm / die wyr droben er»
-elet haben auß Matt: . 5. das die Christen sollen nicht rechten noch dz
welltlich schwerd vnter yhu haben. Eygentlich sagt ers nur seynen lieben
Christen / die nemens auch alleyne an vnd thun auch alßo / machr nicht
35 redte drauß / wie die sophisten / Sondemn sind ym hertzen alßo durch den
geyst genaturt / das sie niemant vbel thun vnnd von yderman williglich
vbel leydm. Wenn nu alle wellt Christen «ere / ßo giengen sie alle diße
wottt an vnd thett alßo / Nu sie aber vnchristen ist / gehen sie die «o rtt
nichts an vn thutt auch nicht also / Sondem gehörtt vnter das ander
4® regiment / da man die vnchristen eußerlich zwingt vnd dringt zum frid vnd
zum gütten.
keynes darff / noch yhm nott ist / Denn er sthet darnach / was andem nutz
vn gütt ist / wie Paulus Ephe. .5. leret.
Gleych wie er auch alle ander werck der liebe thut / der er nichts
bedarff / denn er besucht die krancken nit darub / das er selb davon gesund
5 werde. E r speyset niemant / das er selb der speyße dürste / also dienet er
auch d e r1vber'teyt / nicht / das er yhr bedürffe / sondern die andern / das sie 7* ®
beschützt vnd die bösen nicht erger werden. Denn es gehet yhm nichts 254
dran abe / vnd schadet yhm solcher dienst nichts / vnd bringt doch der Welt
grossen nutz. Vnd wo ers nicht thett / so thett nicht als eyn Christ /
10 datzu Widder die liebe / gebe auch den andern eyn böße exepel / die auch
des gleychen wollen keyne vberkeyt leyden / ob ste wol vnchristen weren /
Dam it denn dem Euangelio eyn schmach enstunde / als leeret es auff rühr
vnnd eygensynnige teuft machet / die niemät nütze noch -ü dienst seyn
wollte / ßo es doch eynen Christe zü ydermans knecht macht. Also gab
*5 Christus M a tt. 17. den zins groffchen / das er ste nicht ergert / so ers
doch nichts bedurfft.
Also sthestu auch ynn den wortten Christi / droben au- M a tt. .5.
angetzeygt / das er wol leret / wie die Christen vnternander kein welltlich
schwerd noch recht haben sollen. E r verpeutt aber nicht / das man den
so dienen vnd vnterthan seyn solle / die welltlich schwerd vnd recht haben.
Sondern viel mehr / weyl du seyn nicht darffst noch habe sott / soltu den
dienen / die nicht ßo hoch komr stnd als du / vnd desselben noch dürsten /
Ob du nicht bedarffest / das man deynen feynd straffe / so darffs aber dein
krancker nehister / dem solltu helffen / das er frid habe vnd seyne feynd
«5 gesteuret werde / wilchs nicht geschehen mag / die gewallt vnd vberkeyt
werde dann ynn ehren vnd furcht erhallten. Christus spricht nicht also /
du sollt der gewallt nicht dienen noch vnterthan seyn / Sondern / du sollt
dem vbel nist widderstreben / als sollt er sage / hallt du dich also / das du
alles levdest / da m it du der gewallt nicht bedürffest / dz ste dyr helffe vnd
30 diene / nutz oder nott sey / Sondern widderumb / das du yhr helffest /
dienest / nutz vnd nott seyst. Ich w ill dich höher haben vnnd viel zü edel /
denn das du yhr bedürffest / sondern ste soll deyn bedürffen.
Auffs sechst / S o fragistu / Ob denn auch eyn Christ müge das wellt-
lich schwerd füren vnd die bösen straffen / weyl Christus wortt so hartt
35 vnnd Helle lautten / 1du sollt dem vbel nicht widerstehen / das die sophisten n e
haben müssen eyn rad drauß machen. A nttw ortt / du hast itzt zwey stück
gehött. Eyns / das vnter den Christen das schwerd nicht sein kan / darumb
kanstu es ober vst vnter den Christen nicht füren / die seyn nicht bedürffen /
darumb müste m it d' frage hynauß / auff dk andem Haussen / die n it Christen
40 stnd / ob du seyn da selbs Christlich brauche mügest. D a ist das ander
eben so wol Christen geweßen als wyr / Darumb / woran sie recht than
habe / dar an thun alle1 Christe rtd)t / vö ansang der wellt biß ans ende. 256w
Den zeyt oft eußerlicher wädel scheydet nichts vnter den Christen. Auch
ists nicht war / das das allte testamet also auff gehaben sey / das man es nicht
5 müsse halten / oder vnrecht thette / wer es alltzumal hielte / wie S. Hierony:
vnnd viel mehr gestrauchelt haben / Sondern« es ist also auffgehaben /
das es frey ist/zü thun vnd zu lassen / vnd nicht mehr nott ist / bey seelen
Verlust -ü halten / wie es datzumal war.
Denn Paulus spricht .1. Cor. .7. Gal: .6. das wider Vorhaut noch
io beschneyttung ettwas sey / sondern eyn new creatur ynn Christo / das ist /
eS ist nicht fund Vorhaut haben / wie die Juden meyneten / so ists auch
nicht1fund sich beschneytten / wie die heyde meyneten / sondern beydes frey 75 e
vnd gütt / wer es also thutt / das er nicht meyne da durch frum oder selig
zu werden. Also hatt sichs auch mit allen andern stücken des allten testa-
x5 ments / das nicht vnrecht ist / wer es leffet / noch vnrecht wer es thutt /
sondern alles frey vnd gütt zü thun vnnd zu lassen/Aa wo es dem
nehisten nutz oder nott were zur selickeyt / so weren sie alle nott zü haltt /
Den yderman ist schuldig zü thun / was seynem nehisten nutz vnd nott ist /
es sey allt oder new testament / es sey eyn Jüdisch odder heydenisch ding /
ao wie Paulus leret .1. Con .12. Denn die liebe gehet durch alles vnd vber
alles / vnd slhet nur dahyn / was andern nutz vnd nott ist / fraget nicht
darnach / obs allt oder new ist. Also sind die exempel des schwerds auch
frey / dz du ybn magist folgen oder nicht / On wu du sitzest / dz deyn nehister
bedarff / da dringet dich die liebe / das zü thun nbttlich / das dyr sonst
25 Key vnd vnntttig ist zü thun vnnd zü lassen. Alleyn das du da durch
nicht gedenckist frum odder selig zü werden / wie die Juden durch nhre
werck sich vermassen / sondernn solchs dem glawben lassist / der dich on
«erck zur newen Creatur macht.
Vn das wyrs auch durchs newe testament beweyßen / steht hie fest
jo Johannes der teuffer / Luce .3. der on -weyffel Christum zeugen / zeygen
oft leren mufft / das ist / seyne lere must eytel new testamentisch vn
Euägeliffch sein / als der Christo sollt eyn recht volkommen volck zü füren /
der selb bestettiget das ampt der kriegS leutt / vnd spricht / sie sollen yhn
an yhrem solde benügen lassen / Wo es nu vnchristlich were geweßen / das
jzschwerd zü füren/sollt er sie drumb gestrafft / beyde solt vnd schwerd
heyssen lassen faxen / oder hette sie nicht recht den Christlichen stand ge-
leret. Alßo auch .S. Petrus / da er dem Cornelio att: .10. predigt von
Christo / f>iti er yhn nicht faren lassen« seyn ampt / das er doch sollt than
haben / wo es dem Cornelio hynderlich were geweßen an seym Christen
859W ynd der gleychen eußerlichs1dings bestehen (Denn Christus exempel dringen
von nötten) ßo es doch nur durch G öttis wort vn geyst bestehet. Wilchs
Christus eygentlich ampt geweßen ist vnnd seyn mufft / als des obersten
königs yn dem selben reych. N u aber nicht alle Christen das selb ampt
haben (wie wol sie es haben mögen) ists billich / das sie sonst eyn anders 5
eußerlich haben / da m it auch G ott gedienet mag werden.
Auß dißem allen folget nu / wilchs der rechte verstand sey der wort
Christi M a tt. 5. yhr solt dem vbel nicht wider streben rc. Nemlich der /
das eyn Christen sol also geschickt seyn / das er alles vbel vii vnrecht
leyde / nicht sich selb reche / auch nicht für gericht sich schütze / Sondernn / 10
dz er aller ding nicht- bedürfte der welltlichen gewalt vn rechts für sich
selbs. Aber für andere mag vü sol er rache / recht / schütz vnd hülffe
suchen / vnd datzu thun wo m it er mag. Alßo soll yhm auch die gewallt
entweder von yhr selb / oder durch anderer anregk / on sein eygk klage /
9 E suchen 1vnd anregen / helften vft schützen / W o sie das nicht thutt / soll er 13
sich schinden vnd schenden lassen / vnd keynem vbel widderstehen / wie
Christus wortt lautten.
Vnd sey du gewiß / da- diße lere Christi nicht eyn radt für die vol-
fernen sey / wie vnßer Sophisten lestern vii liegen / sondern eyn gemeyn
streng- gepott für alle Christen. Das du wissest / wie die altzumal heydk a©
sind unter Christlichem namen / die sich rechen odder für gericht vmb yhr
gütt vnd ehre rechten vnd -ancken / D a w irt nicht anders auß / das sag
ich dyr. Vnd kere dich nicht an die menge / vnd gemeynen brauch / Denn
es sind wenig Christen auff erden / da zweyffel du nicht an / datzu ßo ist
G öttis wortt ettwas anders denn gemeyner brauch. -r
Denn hie sihestu / da- Christus nicht das gesetz auffhebt / da er
spricht / Ahr habt gehört / das gesagt ist zü den vörigen / Eyn aug vmb
eyn aug. Ich aber sage euch / yhr solt keynem vbel widderstehen rc. sondern
er legt den verstand des gesetzs auß / wie es zuuerstehen sey / A ls sollt er
sagen / yhr Juden meynet / es sey für G ott recht vnnd wol than / wenn y>
yhr das ewr mit recht Widder holet / vnd verlasset euch drauff / das Mose
gesagt hatt / eyn äuge vmb eyn äuge rc. Ich sage euch aber / das solch
gesetz Mose darumb geben hatt / ober die bößen / die nicht zü Gottes
reych gehören / das sie sich selb nicht rechen odder ergers thun / sondern
durch solch euserlich recht gezwungen werden böses zü lassen / das sie doch 35
mit eym euserlichen recht vn regiment verfasset werden / enter die gewalt /
A hr aber sollt euch ßo hallten / das yhr solch- rechts nicht dürftet noch
suchet. Denn ob wol die welltliche vberteytt solch gesetz muß haben /
a6oW darnach sie die vnglewbigen richte / vü auch yhr selbs wol des 1 braucht
mügt / andere darnach zu richten / ßo sollt yhrs doch für euch vnnd ynn 40
eror fachen nicht fachen nach -rauchenn denn yhr habt bae hymelreych /
drumb sollt yhr das erdreych laffenn / wer es euch nympt
Sihe / da flhestu / wie Christus seyne wort nicht dahyn deuttet - da
rr Moses gesetz auffhebe / oder die welltlich gewallt verpiete / Sondern r
5 zeucht die sey'nen erauß / das sie für sich selb der nicht brauchen / sondern
den vnglewbigen lassen sott? / milchen fle doch auch mit solchem ydrem
recht dienen müge / weyl da vnchristen sind / vft man memant zum Christen^
thum zwingen kan / Das aber Christus wortt / alleyne auff die seynen
gehen / w irtt darauß klar / das er hernach sagt / sie sollen ohre keynde
*0 lieben / vft volkomen sein / wie yhr hymlischer vatter / Wer aber seyne
feynd liebt vnd volkomen ist / der lefft das gesetz liaen vft braucht fer v
nicht / das er eyn äuge vmb eyn äuge fodere. Er weret aber den ou>
christen auch nicht / die yhr feynd nicht lieben vnnd seyn brauchen wollen /
ia er hilfst / das solch gesey die bißen fassen / damit fle nichts ergers thun.
*5 Szo ist nu (meyn ich) das wortt Christi vereymget m it den sprächen,
die das schwerd eynsetzen / Dnd das die meynung die ist / Schwerd soll keyn
Christen für flch vnd seyne fache füren noch anrüsten / Sondernn für
eynen andern mag vnd soll ers füren vnd anrüsten / damit der boßheyt
gesteuret vnd frumkeyt geschützt werde / Gleych wie der Herr auch am selben
*0 ortt spricht. Eyn Christen solle nicht schweeren / sondem seyn wortt soll
seyn / ia ia / neyn neyn / das ist / für flch selb vnd auß eygenem willen
vn tust soll er nit schweeren / Wen aber die nott / nutz oft selickeytt oder
gottis ehre / das foddert / sol er schwere / so braucht er den eyn, andern
zü dienst des verpotten eydes / gleych wie er eym andern zü dienst braucht
*5 des verpotten schwerds / gleych wie Christus vn Paulus ofst schweren .
yhre lere vn zeugnis den mensche nützlich vn glaubwirdig zumachen
wie man denn thut vn thun mag / ynn den verbuudnuffen vn vertrachte?
ic . davon ps. 62. spricht. Sie werden gelobt / die bey seynem immer
schweren.
3« Hie fragistu w eytter, ob denn auch die bitte! / hencker / Junsten
fursprechen vnnd was des geflnds ist / Christen seyn mügen vnd evn seligen
stand haben. Antwott / Wen die gewalt oft das schwerd eyn G ottis dienst
ist / wie droben ist / Szo muß auch 1das alles G ottis dienst fern /
das der gewallt nott ist / das schwerd zu füren. Es muß yhe fern / der
35 die bißen 1 fchet / verklagt würget vnnd vmbringt / die guten schü >t /
entschuldigt / wrantworttet vNd erredtet / Darumb wenn fle es der meyn»
thun / das fle nicht flch selb drynnen suchen / sondernn nur ^ recht vn;d
gewallt helffen handhaben / da m itt die bißen gezwungei, werden 'sts ohn
on fahr / oft mügens brauchen wie eyn ander eyns anOr and e cks
vnnd stch davon nteren. Denn / wie gesagt ist / Liebe des nehisten ad)ttt
nicht yhr eygens / flhet auch nicht wie groß oder geringe / -ondem wie
nutz vn nott die werck dem nehisten oder der gemeyne seyen.
Fragistu / W ie? mtcht ich den nicht für mich selb vii für meyn fach /
des schwerds brauchen / der meynung / das ich nicht da mit das meyne s
suchte / sondern das das vbel gestrafft würde? Antwvrtt / Solch wunder
ist nicht vnmüglich / Aber gar seltzam vnnd ferlich. W o der geyst ßo
revch ist / da mags wol geschehen / Denn so lesen wyr von Samson
Judic: .15. das er sprach / Ich habe yhn than wie sie myr than haben /
so doch da Widder sagt Prouerb: 24. Sage nicht / Ich will yhm thun / ,e
wie er myr than hatt. 93ft .20. Sprich nicht / Ich will yhm das büße
vergellten. Denn Samson war von G ott dartzu erfoddert / das er die
Philistiner plagen sollt / vnnd die kinder Israel erredtr / ob er tut wol
vrsach an yhn nam / dz er seyn fache fürwand / so thett ers doch nicht /
sich selb zü rechen oder das seyne zü suche / sondern andern -ü dienst vii **
zur straff der Philistiner. Aber dem exempel wirt niemant folgen / er sey
denn eyn rechter Christen vnd vdll geysts. Wo die vernüfst auch so thun
will / w itt fle wol fürgebe / sie wolle nicht das yhre suchen / aber es wirt
ym gründ falsch seyn / Denn on gnade ists nicht müglich / Darumb werde
zuuor wie Samson / so kanstu auch thun wie Samson. *°
D a s Ander Teyll.
Wie weytt sich welltlich
vberkeytt strecke.
8a e kommen wyr zum heubtstück dises sermons / ' Denn nach
± dem wir gelernet haben / das die welltlich vberkeyt seyn muß miss
erden / vnd wie man der selben Christlich vnd seliglich brauchen solle /
müssen wyr nun lernen« / wie lang yhr arm vnnd wie fern yhr Hand
reyche / das sie stch nicht zü weytt strecke / vnnd G ott ynn seyn reych vnd
regiment greyffe / Dnd das ist fast nott zü wissen / Denn vntreglich vii
grewlich schaden drauß folget / wo man yhr zü weyt raum gibt / vnnd 3°
auch nicht on schaden ist / wo ste zü enge gesponnen ist / hie strafft ste zü
wenig / dort strafft ste zü viel. Wie wol es treglicher ist / dz ste auff dißer
seytten sündige vnnd zü wenig straffe / Syntemal es alltzeyt besser ist / eyn
*6eW buben leben lassen / den eyn frumen man 1tbdten / nach dem die wellt doch
buben hatt vnd haben muß / der frumen aber wenig hatt. *s
D er feelen soll vü kan niemandt gepieten / er wisse denn yhr den weg
zü weyßen gen hymel / D as kan aber keyn mensch thun / sondern G ot
alleyn. Darumb ynn den fachen / die der feelen selickeytt betreffen / soll
nichts denn G öttis wort geleret vnd angenomen werden.
Item / wenn (te gleych grob narren sind / ßo müssen sie iah das $
bekennen / das sie keyn gewallt ober die freien haben. Denn es kan yhe
keyn mensch eyn seele tödten odder lebendig machen / gen hymel odder
E helle füren / vnnd ob sie vnns des nicht glewben woll'ten / wirtt yhe
Christus das starck gnüg zeugen / da er spricht M atthei am zehenden.
Fürcht euch nicht für denen / die den leyb tbdten / vnd darnach nichts
haben / das sie thun / fürcht aber denen / der nach dem er den leyb tödtet /
macht hatt ynn die helle zuuerdamnen. Ich meyne yhe / das hie klar gnüg
die seele auß aller menschen Hand genomen / vnd alleyne vnter G öttis ge
wallt gestellet sey. N u sage myr / W ie viel nütze muß der kopff wol haben /
der an den ortt gepott legt / da er gar keyn gewallt hatt? W er wollt den ts
nicht für vnsynnig Halltenn / der dem mond gepötte / er sott schevnen wen
er wolte? Wie seyn würd stchs reymen / wenn die zü Leyptzick vns zü
Wittemberg / odder widderumb / wyr zü Wittemberck denen zü Leyptzig
wollten gepott aufflegen / man würde gewißlich nyße wortz den gepietern
zü danck schencken / das sie das hyrn fegten vnnd den schnuppen büsseten. *°
Noch faren itzt vnser Keyßer vn klüge fürsten also / vnnd lassen sich Bapst /
Bischoff vnd Sophisten dahyn füren / eyn blind den andern / das fle yhren
vnterthanen gepieten -ü glewben / on G öttis wortt / wie fle es gütt dunckt /
vnnd wollen dennoch Christliche fürsten heyffen / da G ott für sey.
Vber das / mag mans auch dabey greyffen / das eyn iglich gewallt /
soll vnd mag nur da handelln / da fle / sehen / erkennen / richten / vrteylen /
lvandeln vü endern kan. Den was were myr das für eyn richter / der
blind hyn richten wollt / die fachen / die er Widder höret noch flhet? N u
sage myr / wie kan die hertzen sehen / erkennen / richten / vrteylen vnd
endern / eyn mensch? Denn solchs ist alleyn G ott flrr behallten / wie ps. 7. 3<>
sagt. G ott forscht hertzen vnnd nieren. Item / D er Herr ist richter vber
die leutt. Vff att: am .10. G ott ist eyn hertzkundiger. Vnd Jeremias
am l. Böß vn vnerforschlich ist menschlichs Hertz / W er mags erforschen?
264V Ich der Herr / der die hertze vff nieren 1 forschet. Eyn gericht soll vnd muß
gar gewiß seyn / wenn es vrteylen soll / vnd alles am Hellen liecht haben. 33
*5 e Aber der feelen gedancken vnd1synnen / kunnen niemant denn G ott offinbar
seyn. Darumb es vmb sonst vnnd vnmüglich ist / yemant zü gepieten
oder zü zwingen mit gewallt / sonst oder so zü glewben. E s gehört eyn
ander griff datzu / D ie gewallt thutts nicht. Dnd mich wundert der grossen
9 Mt. 10, 28 14 witz, verstand 19 nieswurz (helleborus)
20 reinigten loswürden (Thiele no.96) 25 ausserdem 28 blindlings
darauf los 30 Ps. 7, 10 31 Ps. 7, 9 32 Apg. 1, 24. 15, 8
33 Jer. 17, 9 s. 36 gesinnungen 39 kunstgriff
ihr Gehorsam schuldig sei. 1523.
379
narren / Syntem al sie selb allesampt sagen. D e occultis non iubicat
Ecclesia. D ie kirche richtet nicht heymlich fache. S o denn die kirche yhr
geystlich regiment nur öffentlich ding regitt / W es vntersteht sich den die
vnsynnige welltliche gewallt / solch heymlich / geystlich / verporgen ding /
5 als der glawb ist / zü richten vnd meystern?
Auch ßo ligt eym iglichen seyne eygen fahr dran / wie er glewbt /
vnd muß für sich selb sehen / dz er recht glewbe. D enn so wenig als eyn
ander für mich ynn die helle odder hymel raren kan / so wenig kan er auch
für mich öleroben oder nicht glewben / vnd so wenig er myr kan hymel oder
10 hell / auff odder zü schließen / ßo wenig kan er mich zum glawben oder
vnglawben treyben. Weyl es denn eym iglichen auff seym gewissen ligt /
wie er glewbt odder nicht glewbt / vnd damit der welltlichen gewallt
keyn flbbrud) geschicht / sol sie auch zü friben seyn / vü yhrs dings w artten /
vnd lassen glewben sonst oder so / wie man kan vnnd will / vnd niemant
15 m it gewallt dringen. Denn es ist eyn frey werck vmb den glawben /
dayu man niemandt kan zwingen. Da es ist eyn göttlich werck ym geyst /
schweyg denn / das es eußerliche gewallt sollt erzwingen vnd schaffen. D a
her ist der gemeyne spruch genomen / den Augustinus auch hatt. Bum
glawben kan vnnd soll man niemants zwingen.
20 D ayu sehen die blinden elenden leutt nicht / wie gar vergeblich vn
vnmüglich ding sie für nehmen. D enn wie hatt sie gepieten / vnd wie fast
sie toben / ßo künden sie die leutt yhe nicht weyter dttngen / den das sie
m it dem mund vn m it der Hand yhn folgen / das Hertz rnugen sie ia nicht
Zwingen / sollten sie sich zü reyffen. D en w ar ist dz sprichwott / Gedancken
25 sind zoll frey. W as ists den nu / das sie die leutt wollen zwingen zü
glewben ym hertzen / vü sehen das vnmüglich ist? treyben damit die schwache
gewissen m i t 1 gewallt / zü liegen / zuuerleucken / vnnd anders sagen / denn 86 e
sie es ym hertzen hallten / vnnd beladen sich selb also m it grewlichen
frembden funden / D en alle die lügen vnd falsch bekentnis / die solch
30 schwach gewissen thun / gehen ober den / der sie erzwinget. E s roere vhe
viel leychter / ob gleych 1 nf>r vnterthan yrreten / das sie sie schlecht yrre 265 w
liessen / denn das sie sie zur lügen vnd anders zü sagen / dringen / wen
sie ym hertzen haben / Auch nicht recht ist / das man b-ßeS m it ergerm
roeren will.
35 Aber willtu wissen / warumb G o tt verhenget / das die welltliche
surften alßo grewlich müssen anlauffen? Ich will dyrs sagen. G o tt hatt
2 der kirche (W. A. 11, 482) 6 ferner handelt jeder auf sein
risiko 15 Nik. Paulus, Protestantismus u. Toleranz im 16. Jhrh.,
Freiburg i. Br. 1911, s. 27; K. Völker, Toleranz u. Intoleranz im Zeit
alter der Reformation, Leipzig 1912, s. 45 17 geschweige 18 Contra
litteras Petiliani 2, 184 (MSL. 43, 315): ‘Ad fidem quidem nullus est
cogendus invitus’ 21 streng sehr 22 können 24 W . A. 11, 264*
30 fallen auf den zurück Zs schlechthin 36 anstossen, sündigen
31 Luthers Werke II
Z8o Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
fle ynn verkereten synn geben / vnnd will eyn ende mit yhn machen / gleych
wie mist den geystlichen iunckern. Den meyn vngnedige Herrn / Bapst
otib Bischoffe / sollten bischoffe seyn / vnnd Göttis wortt predigen / das
lassen sie / vff sind weltliche fürsten worden / vnd regirn mit gesehen / die
nur leyb vnnd gütt betreffen. Feyn haben fle es vmbkeret / ynnerlich sotten 5
fle regirn die seelen durch Göttis wortt / so regim fle außwendig schlöffet /
stedt / land vnd leutt / vnd martern die seelen mit vnseglicher mörderey.
Also auch die welltlichk Herrn / sotten land vnd leutt regieren eußerlich /
das lassen fle / Sie künden nicht mehr / denn schinden vnd schaben / eyn
zoll auff den andern / eyn zeyße ober die andern setzen / da eyn bern / hie «>
eyn «olff auß lassen / Datzu kein recht ttew noch warheytt bey yhn lassen
funden werden / vff handelln das reuber vnd buben zü viel were / vnd yhr
«elltlich regiment ia so tieff darnyder ligt / als der geystlichen Tyrannen
regiment. Darumb verkeret Gott yhren synn auch / das fle zü faren Widder-
synnisch / vnd wollen geystlich ober seelen regirn / gleych wie yhene wollen *5
welltlich regirn / auff das fle ia getrost auff sich laden frembd sund /
G öttis vff aller mensche haß / biß fle zu scheyttern gehen / mit bischvffen /
pfaffen vnd München / evn bube mit dem andern / vff darnach des alles
dem Euangelio schuld geben / vnd an stad yhrer beycht / Got festem / vnd
87 e sagen / vnßer predigt hab solchs zugericht / 1wilchs yhr verkerete boßheytt20
verdienet hatt / vff noch verdienet on vnterlaß / wie die Römer auch thetten /
da fle verstöret wurdk. Sihe / da hast« den radt Göttis / ober die grossen
hanßen. Aber fle sollen- nicht glewben / auff das solcher ernster radt Göttis
nicht verhyndert werde durch yhre busße.
S o sprichst» / hatt doch Paulus Ro: .13. gesagt. Eyn igliche seele s$
solle der gemalt vnd vberkeyt vntetthan seyn. Dnd Petrus spricht / Wyr
sollen aller menschlicher ordnung vntetthan seyn. Anttwortt. Da kompstu
recht / Denn die sprüch dienen für mich / Sanct Paulus redtt von der
vberkeytt otmb gewallt. Nu hastu itzt gehöret / D as vber seele niemandt
kan gewallt haben denn Gott. S o muß yhe Sanct Paulus von keynem 3°
gehorsam sagen künden / denn da die gewallt seyn kan. Darauß folget /
das er redet nicht von glawben / das welltliche gewallt nicht solle haben
266W den glawben zü gepieten / 1ßondernn von eufferlichen güttern / die selben
zü ordenen vnnd zü regim auff erden. Das geben auch seyne wortt
deutlich vnnd klar / da er beyde der gewallt vnd gehorsam das zill steckt 35
vnnd spricht. Gebt yderman das seyne / Schos / des der schos / zoll / des
der zoll / ehre / des die ehre / fürcht / deS die fürcht ist. Sihe da / wellt
lich gehorsam vnd gewallt gehet nur vber schos / zoll / ehre / fürcht eußer-
lich. Item da er spricht. Die gewallt ist nicht zü ftirchten den gütten /
sondern den b-sen rotrett / beschrenckt er aber die geroalt / das sie nicht
glaroben odder Göttis roortt / sondern böße roerck meystern soll.
Das will auch Santt Peter / da er spricht. Menschlicher ordnung.
Nun kan yhe menschlich ordnung sich nicht strecken ynn den hymel vnnd
5 ober die freie / sondern nur «uff erden auff den eufferlichen roandel der
menschen vnternander / da menschen sehenn / erkennen / richtenn / vrteylen /
straffen vnnd erredten kundenn.
Das alles hat auch Christus selbs seyn vnterscheyden off kurtz gefastet /
da er spricht Matt: .22. Gebt dem Keyßer roas des Keyßers ist / vnd
2 0 Gott roas Göttis ist. Wen nu keyßerlich geroalt sich 1streckete ynn Göttis m e
reych vnd gewallt / vnd nicht eyn sonders roere / sollt ers nicht also vnter*
scheyden haben / Denn wie gesagt ist / die freie ist nicht vnter Keyßers
geroalt / Er kan sie wider leren noch füren / Widder tödten noch lebendig
mache / Widder binden noch lößen / Widder richten noch vrteylen / Widder
15 hallten noch lasten / wilchs doch seyn müste / wo er geroalt hett ober sie
zü gepieten vff gesetz zü legen / Sondern ober leyb / güt vn ehre / hat er
wol solchs zü thun / Denn solchs ist vnter seyner gewallt.
Das alles hatt auch Dauid lange zuuor mit eym kurtzen feynen spruch
verfasset / da er spricht pS. H S . Den hymel hatt er des hymels Herrn
ao geben / Aber die erden hat er den menschen kindern geben / das ist / Was
auff erden ist vnd zum zeytlichen yrdenischen reych gehört / da hatt eyn
mensch wol gewallt von Gott / Aber roas zum hymel vnd zum ewigen
reych gehörtt / das ist alleyn vnter dem hymlischen Herrn. Auch hatt das
Mose nicht vergessen / da er spricht Gen. 1. Gott sprach / Lasst vns
«s mensche machen / die vber die thier auff erde / vber die fissch ym wasser /
ober die vögel yn der lufft / regiren / da ist nur euserlich regimet den
menschen zü geeygent. Vnd summa / ist das die meynung / W ie .©. Petrus
spricht Act: .4. Man muß Gott mehr gehorchen denn den menschen / Da
mit er yhe auch klerlich / der welltliche geroalt eyn zill steckt / Den wo
3 0 man alles müst hallten / roas roelltlich gewallt wollte / ßo roere es vmb
sonst gesagt / Man muß Gott mehr gehorche den den menschen.
1Wenn nu deyn fürst oder roelltlicher Herr dyr gepeut / mit dem Bapst 267 w
zü hallten / sonst oder so zü gleroben / oder gepeutt dyr bücher von dyr zü
thun / solltu also sagen / Es gepürtt Lucifer nicht neben Gott -ü sitzen.
35 Lieber Herr / ich bynn euch schuldig zü gehorchen mit leyb vnnd gütt /
gepietet myr nach eror geroalt maß / auff erden / so will ich folgen. Heysst
yhr aber mich gleroben vnnd bücher von myr thun / so will ich nicht ge
horchen / Denn da seytt yhr eyn tyrann / vnnd greyfft zü hoch / gepietet /
da yhr widder recht noch macht habt rc. 1Nympt er dyr drüber deyn »9 e
40 gütt / vm»d strafft solchen vngehorsam / selig bistu / vnnd danck Gott / das
du wirdig bist vmb gotlichs Worts willen zü leyden / laß yhn nur toben
3 1. Pt. 2, 13 8 zusammengefasst 9 M t 22, 21 19 zu
sammengefasst P b. 115, 16 24 Gen. 1, 26 28 Apg. 5, 29
382 V on weltlicher Obrigkeit, wie w e it man
den narren / Er wirkt seynen richter wol finden. Denn ich sage dyr /
wo du yhm nicht widdersprichst / vnd gibst yhm raum / das er dyr den
glawben odder die bücher nympt / so hast» warlich Gott verleucket.
Als / dz ich des eyn Exepel gebe / An Meyffen / Beyern vft yn der
Marck / vn andern ortten habe die Tvranne eyn gepott lassen auß gehen / 5
Man solle die newe Testamkt yn die empter hyn vnd her vberanttwortten.
Hie sollen yhr vnterthan alßo thun / Nicht eyn blettlin / nicht eyn buch-
staben sollen fle vberanttwortten / bey Verlust yhrer seligkeyt. Denn wer
es tfnitt / der vbergibt Christum dem Herodes ynn die hende / Denn ste
handeln als Christmürder / wie Herodes. Sondern das sollen sie leyden / 10
ob man yhn durch die heuffer lanffen vnnd nemen heyfft mit gewallt /
es sey bücher odder gütter / Freuet soll man nicht widderstehen / sondern
leyde / Man soll yhn aber nicht billichen / noch datzu dienen / oder folgen /
odder gehorchen / mit eym fußtritt odder mitt eynem finger. Denn solch
Tyrannen handelln wie welltlich fürsten sollen / Es find welltliche fürsten /
Die wellt aber ist Göttis feyndt / darumb müssen ste auch thun was
Gott w.dder / der wellt eben ist / das ste ia nicht ehrloß werde / sondern
welltliche fürsten bleyben / Darumb laß dichs nicht wundern / ob ste wider
dz Euangelion toben vnd narren / Sie müssen yhrem tittel vnnd namen
gnüg thun. 20
Vnd sott wissen / das von anbegynn der wellt gar eyn selham vogel
ist vmb eyn trögen fürsten / noch viel selhamer vmb eyn frumen fürsten.
268w S ie 1 stnd gemeyniglich die grösten narren / odder die ergisten buben «uff
erden / darumb man stch alltzeytt bey yhn / des ergisten versehen vnd wenig
güts von yhn gewartten muß / sonderlich ynn gotlichen fachen / die der 85
freien heyl belangen / Denn es stnd Göttis stockmeyster vnd hencker / vnd
seyn gotlicher zorn gebraucht yhr / zü straffen die büßen vnd eußerlichen
tride zü hallten. Es ist eyn grosser Herr vnßer Gott / Darumb muß er
90 e auch solch 1edelle / hochgeporne / reyche hencker oft büttel haben / vnnd w ill /
das ste reychthum / ehre vnnd furcht von yederman die geuffe vnd die 30
menge haben sollen. Es gesellt seynem göttlichen willen / das wyr seyne
hencker / gnedige Herrn heyssen / yhn zü füssen fallen vnd mit aller demütt
vnterthan seyen / ßo fem ste yhr handtwerck nicht zü weytt strecken / das
ste hirtten auß hencker werden wollen. Geredt nu eyn fürst / das er
klüg / frum odder eyn Christen ist / das ist der grossen wunder eyns / vnd 35
das aller theurist zeychen gotlicher gnaden ober das selb landt. Denn nach
ßemeynem laufst gehet es nach dem spruch Jsaia a m .3. Ich w ill yhn
kinder zü fürsten geben / vnd maulaffen sollen yhr Herrn seyn. Dnd Osee 13.
Ich w ill dyr eyn ktnig auß zorn geben vn mit vngnaden Widder nemen.
Die wellt ist zü böße vnd nicht werd / das sie viel klüger vn srumer fürsten
haben solt / frösch müssen storck haben.
So sprichstu abermal / Aa welltlich gewallt zwingt nit zü glewben /
sondenm weret nur eusserlich / das man die leutt mit falscher lere nicht
5 verfure / wie kundt man sonst den ketzern wertn ? Anttwortt. Das sollen
die Bischoff thun / den ist solch ampt befolhen vnnd nicht den fürsten.
Denn ketzerey kan man nymer mehr mitt gewallt weren. Es gehörtt
eyn ander griff datzu / vnnd ist hie eyn ander streytt vnnd Handel denn mit
dem schwerd. Göttis wort soll hie strevtten / wenns das nicht auß richt /
ßo wirtts wol vnaußgericht bleyben von welltlicher gewallt / ob sie gleych
die wellt mit blütt füllet. Keyerey ist eyn geystlich ding / das kan man
mitt keynem eyßen Hamen / mitt keynem fewr verbrennen / mitt keynem
waffer ertrencken. Es lst aber alleyn das Göttis wortt da / das thutts / wie
Paulus sagt .2. Cor: 10. Dnser waffen sind nicht fleyschlich / ßondem
*5 mechtig ynn Gott / zü verstören allen radt vnnd höhe / so sich Widder
Göttis erkenrnis auff lebenet / vnd nemen gefangen allen synn vnter den
dienst Christi.
Datzu ist keyn grösser stercke des glawbens vnnd 1der ketzerey / denn 9i e
wo man on Göttis wortt mit blosser gewallt da Widder handellt. Denn
-0 mann 1hellts dafür gewißlich / das solche gewallt nicht rechte fach hatt / 269w
vnnd Widder recht handele / weyl sie on Göttis wortt feret / vnnd sich
sonst nicht denn mitt blosser gewallt tzü behelffenn weyß / wie die »nun«
nunfftigen thiere thun. Denn mann auch ynn welltlichen fachen nicht kan
mitt gewallt faren / es sey denn das vnrecht zuuor mitt recht vbirwundenn.
*5 Wie viel vnmüglicher ists / ynn dießen hohen geystlichen sachenn / mitt ge
wallt on recht vnnd Göttis wortt handelln? Darumb flhe/wie feyne
flöge iunckern myr das sind. Sie wollen ketzerey vertreyben / vnnd greyffen
nicht an / denn da mit sie den widderpartt nur stercken / sich selb verdechtig
vnnd yhene rechtfertig machenn. Lieber willtu ketzerey vertreyben / ßo mustu
3° den griff treffen / das du sie für allen dingen auß dem hertzen reyssest /
vnnd grundtlich mit willen abwendest / das wirst du mitt gewallt nicht
enden / ßondern nur stercken. Was hilfst dichs denn / ßo du keyerey yn
dem hertzen stcrckest / vn nur außwendig auff der jungen schwechist / vnd
-ü liegen dringest? Göttis wortt aber / das erleucht die hertzen /
3s vnnd damit fallen denn von yhn selb alle ketzerey vnd yrthum auß dem
hertzen.
Von solchem verstören der ketzerey / hatt der Prophet Jsaias ver
kündigt am .11. vnd gesagt. Er tont die erden schlahen mit der nitten
seyns munds / vnd den gottloßen tödten mit dem geyst seyner lippen. Da
1f. vgl. die bekannte äsopische fabel (W . A. 11, 268* u.W A Bry, 2 8 14>
8 kunstgriff 14 2. Ko. 10, 4 s. fleuschlich Aa 18 Stärkung 28 als womit
30 kunstgriff 32 vollenden 34 lügen zwingest 38 Jes. 11, 4
Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man
Z«4
khestu / dz durch den mundt außgerichttet witt / so der gottlos* soll ge-
tbdtet vnd bekeret werden. Summa Summarum / Solche fürsten vnnd
tyrannm wissen nicht / das «idder ketzerey streytte / sey wider den teuffei
streytten / der die hertzen mit yrthum besitzt / Wie Paulus spricht Ephe: 6.
Wyr haben nicht mit fleysch vnd blütt zü streytten / sondern» mit der s
geystlichen boßheyt mit den fürsten die diße stnsternis regim K Darumb
so lange man nicht den teuffei abstofft vnd von den hertzen iagt / so ists
yhm eben / wenn ich mit schwerd odder fewr seyne gefesß vmbringe / als
9» e wenn ich mit eym strohalm Widder den blitz stritte. 1 Das hatt alles
reychlich Job am .41. bezeugt / da er sagt. Wie der teuffei eyffen wie io
stro achte / oft keyne gewallt auff erden fürchte. M an sihet es auch wol
ynn der erfarung. Denn ob man gleych alle Juden vnnd ketzer mit ge
wallt verbrennet / ßo ist vnd wirft doch keyner da durch vberwunden noch
bekeret.
Doch solche wellt soll solche fürsten habe / das yhe kein teyl seyns ,5
ampts wartte. Die Bischoff sollen das wortt Göttis lassen ligen / vnnd
die seelen nicht da mit regim j sondern sollen den weltlichen fürsten befelhen /
das die selben mitt dem schwerdt daselbs regirn. Widderumb / die wellt-
liche fürsten sollen / wucher / raub / ehbruch / mord / oft ander büße werck
lassen gehen oft selbs treyben / darnach die Bischoffe lassen mit bann «
a7ow brieffen straffen / vnnd 1 also den schuch seyn vmb keren / M it eyßen die
seelm / vn M it brieffen den leyb regirn / D as welltlich sirrsten geystlich /
vnnd geystliche fürsten welltlich regim. Was hatt der teuffei sonst zü
schaffen auff erden / den das er mit seynem volck also gauckele vnd faß-
nacht spiel treybe? Das sind vnßere Christliche fürsten / die dm glawben »z
verteydingen vnd dm Türcken fressen. Aa freylich feyne gesellen / auff
die wol zü vertrawm ist / sie «erde mit solcher fevner klügheyt ettwas
außrichtt / nemlich / das sie den halft stürtzen / vnd land vnd leutt ynn
iamer vnd nott bringen.
Ich wollt aber den verblendten leuttm gar ttewlich radtk / dz sie zo
sich fursehen / für eynem kleynkleynm sprüchlin / der ym .106. Psalm steht.
Effundit contemptü super Principes. Ich schwere euch bey Gott / werdet
yhrs versehen / das diß kleyne sprüchlin vber euch ynn den schwanck
kompt / ßo seytt vhr verloren / wenn auch ewer iglicher ßo mechtig als
der Türck «ere / vnd wirft euch ewer schnauben vnnd toben nichts helffen. 35
E s ist schon eyn groß teyl angangen. Denn gar wenig fürsten sind /
die man nicht für narren odder buben hellt / das macht sie beweyßen sich
auch also / vnd der gemeyn man wirft verstendig / vnd der fürsten plage
(die Got contemptum heyfft) geweltiglich da her gehet / vnter dem poffel
93 e vnd gemeynem man / vnnd sorge / yhm 1 werde nicht zü wertn seyn / die 40
euserlichem regiment zwinge vnd regire. Die Christen thun von yhn selbs
vngezwungen alles güttis / vnd haben gnüg für sich alleyn am Göttis
morst. Doch davon hab ich sonst viel vnd offt geschrieben.
97 b 1eygen notturfft/Den alßo hatt vns Christus thau / vnd das sind eygent.
lich Christlicher liebe werck.
So sprichst» denn / Wer wollt den fürst seyn? mit dem würd der
fürsten stand der elendist seyn auff erden / da viel mühe / erbeytt vnnd vn-
lust ynnen ist. Wo wollten« denn die fürstlichen ergetzung bley-en mit s
tanhe« / iagen / rennen / spielen vnnd was der gleychen welltlicher freuden
( nb? Anttwortt ich. W yr leren iht nicht / wie eyn wettlicher fürst
leben solle / Sondern« wie eyn welltlicher fürst eyn Christen seyn solle /
das er auch gen hymel kome / Wer weyß das nicht / das eyn fürst wilt-
prett ym hymel ist? Ich rede auch nicht darumb / das ich hoffe / wellt. *°
liche fürsten Werdens an nehmen / Sondern« ob yrgentt eyner were / der
auch gerne eyn Christen were / vnnd wissen wollt / wie er faren solle.
Denn ich bynu des wol gewiß / das Göttis wortt sich nit lencken noch
beugen w irt nach den fürsten / ßondernn die fürsten müssen sich nach yhm
lencken. M y r ist gnüg / wenn ich antzeyge / das nicht vnmüglich sey / *$
Gyn fürsten eyn Christen seyn / wie wol es selyam ist vnd schwerlich -ü
•74W 1gehet. Denn wo sie sich also dreyn schicken / das yhr tantzen vtt tagen vnd
rennen / den -nterthanen on schaden were / vnd sonst yhr ampt gegen sie
YM der liebe liessen gehen / wurde Gott nicht so hartt seyn / das er yhnen
tanh vnd iaget vnd rennen nicht sollt günnen. Aber es würde sich selb «>
«oll lernen / wenn sie yhrem ampt nach / yhr vntekhanen «artten vü be
sorgen sollten / das gar mancher lieber tanh / iaget / rennen vnnd spielen
muste nach bleyben.
Auffs ander / Das er acht habe auff die grossen hanßen / auff seyne
Rethe / vMd hallte sich gegen sie also / das er keynen verachte / auch keynem -s
vertrawe / alles auff yhn zu verlassen / Denn Gott kan der beyder keyns
leydenn. E r hatt eyn mal durch eyn Esell geredt / darumb ist keyn mensch
Merachten / wie geringe er ist. Widderumb / hatt er lassen den höhisten
Engel vom hymel fallen / darumb ist auff keynen menschen zuuertrawen /
wie klüg / heylig vnnd groß er sey / Sondern« man soll eyn iglichen 3°
-an ht'renn / vnnd «artten / durch wüchen Gott reden vnnd wircken wolle.
Denn das ist der grtssist schade an Herrn Höffen / wo eyn fürst seynen synn
gefangen gibt den grossen hanßenn vnnd schmeychlern / vnnd seyn zusehen
lefft anstehen. Syntemal es nicht eynen menschen betrifft / wenn eyn fürst
feylet vnnd narret / ßondern landt vnnd leutt muß solchs narren tragenn. 35
Darumb soll eyn fürst alßo seynen gewalltigen vertrawen vnnd sie lassen
schaffen / das er dennoch den zäum ynn der saufst beftaUte / vnd nicht sicher
sey noch schlaffe / ßondernn zü sehe vnnd das landt (wie Josaphat thett)
bereytte / vnd allenthalben besehe / wie man regirt vnnd richtet / ßo w irtt
er selbs erfaren / wie man keynem menschen gany vertrawen soll / Denn
du darffist nicht dencken / das sich eyn ander deyn vnnd deyns lands ßo
Hartt annehme als du / er s y denn voll geystö vnnd eyn gntter Christ.
Eyn natur mensch thutts nicht. Weyl du den nicht weyssist / 06 er eyn
5 Christ sey / odder wie lange ers bleybt / ßo kanstu dich auch nicht auff yhn
sicher verlassen.
Vff hütt dich nur für de en am meysten / die da sagen. Ey G Herr /
vertrawet myr E G nicht mehr den so viel? Wer will E G dienen rc?
Den der ist gewißlich tut renn / vff will Herr ym land seyn / off dich zum
10 maulaffen mache. Den wo er eyn rechtschaffen Christe vff frum were /
würde ers gar gern habk / b, du yhm nichts vertrawest / vfi würd dich
drumb loben vfi liebe / b*; du yhm so genaw drauff sehist / den gleych1wie 275W
er gotlich handelt / also will vff kan er leyden / das U m thun für dyr vnd
yderman am tage ligt / wie Christus spricht Johan tes .8. Wer güttis
*5 thutt der kompt ans liecht / das seyne werck gesehen werden / denn sie
sind ynn Gott geschehen Ihener aber will dyr die äugen blenden vnd
ym finstern handelln / wie Christus daselbs auch sagt. Wer vbel thut /
der schewet dz liecht / das seyne werck nicht gestrafft werdenn. Dammb
hütt dich für yhm. Dü ob er drumb murret / so sprich / lieber ich thu
*° dyr keyn vnrecht / Gott will nicht / das ich myr selb noch eynigem menschen
verrrawe / Zume mit yhm selb 1drumb / das er solchs haben will / odder ^ E
dich nicht mehr denn eyn menschen geschaffen hatt / Wie wol wenn du
gleych eyn .enge! wertst / weyl doch Lucker nicht zuuertrawen gewesen ist/
wolt ich dir dennoch auch nicht so gar vertrawen. Denn Gott soll man
*5 trawen alleyn.
Dencke nur keyn fürst / das ers besser haben werde / den Dauid / der
aller fürsten exempel ist / der hatte eyn solchen weyßen radt / Ahtthophel
genant / das der text sagt. Es habe ßo viel sollten / was Ahithophel für
gab / alls wer Gott selbs gefragt hette. Noch fiel er dahyn / vnnd kam
3° so tieff / das er Dauid seynen eygen hem verrhaten / erwürgen vü ver-
tilgen wollt / Vnd Dauid dayumal wol lemen muste / wie anff honen
menschen -ü vertrawen ist. Warumb meynstu / das Gott solch grewlich
exempel habe lassen geschehen vnd schreyben? Denn nur die fürsten vnd
Herrn zü warnen / für dem aller ferlichsten vnglück das sie haben mügen /
35 nemlich / das sie niemant pertrawe sollen. Denn es gar eyn iemerlich ding
ist / wo an Herrn Höffen / schmeychler regim / oder der fürst sich anff andere
verlesst vnd gefangen gibt / lesst yderman mache / wie ers macht.
Sprichst» denn / Soll mann denn niemandt v rtra: en / wie w ill man
landt vnnd leutt regim? Anttwortt. Befelhen vnnd wagen solltu / ver-
trauen vnnd dich braus? verlassen solltu nicht / cm alleyn auf? Gott. D u
mnst yhe die ampt yemants befelhen vnnd mitt yhm wagen / aber nicht
weytter oertraroen / denn als dem / der feylen müge / vnd du weytter -ü
sehen vnd nicht schlaffen müssest / W ie eyn furman / seynen toffen vnnd
wagen vettrawet / die er trepbt / aber er (eff? fle nicht von yhn selb* s
faren / sondern hellt -anm vnd geyffelln ynn der Hand vnd schleift nicht.
Vnd merck die allten sprichwottt / die on allen zweyffel die erfarung ge-
leret hatt vnnd gewiß sind. D es herm äuge macht das pferdt fett.
Item des Herrn fufftapffen tüngen den acker wol / das ist / wo der Herr selb
•76W nicht dreyn flhet vnd flch auff rethe vnnd 1 knecht verlefft / da gehet es i»
nymer recht. Das will auch G ott so haben / vnd lefft es geschehen / auff
xoo£ das d ie 1 Herrn gezwungen werden auß nott / yhrs ampts selbs zü wartten /
W ie eyn iglicher seyns beruffs vnd alle Creatur yhrs wercks pflegen muß /
sonst werden mast fern vnnd vnnütze leutt auß den Herrn / die niemant denn
yhn selbs nütze sind. *s
Auffs dritte / das er acht habe / wie er mit den vbelthetern recht
fare. Hie muß er gar klüg vnd weyße seyn / auff das er on der andern
verderben straffe / ©ft weyß hie keyn beffers exempel abermal den Dauid /
der hatte eyne heubtman mit namen Joab / der thett zween büße tück vnnd er
würget verretthersch zween fromme heubtmenner / da mit er zwey mal den *>
todt redlich verdienet hatte / noch tüdtet er yhn nicht bey seynem (eben /
sondern befalh es seynem son Salomon / on zweyffel barumb / das ers nicht
kund on grüffern schaden vnd rumor thun. Also muß auch eyn fürst die
büßen straffen / das er nicht eyn leffel auffheb vnnd zü trett eyn schüssel /
vnd bringe vmb eyns scheddells willen land vft leutt ynn nott / vnd mache *s
das land voll witwen vnnd weyßen. Daromb muß er nicht folgen den
Rethen vnd eyßenfteffern / die yl-n Hetzen vnd reytzen krieg an zusahen /
vnd sagen. Ey sollten wyr solch roortt vnd vnrecht leydenn. E s ist gar
eyn schlechter Christ / der vmb eyns schlos Wille / das land yn die schantz
schlecht. Kurtzlich / hie muß man flc h halten des sprichwotts / W er nicht zo
kan durch die flnger sehen / der kan nicht regiren. Daromb sey das seyn
regel / Wo er vnrecht nitt straffen kan on grösser vnrecht / da laß er seyn
recht faren / es sey wie billich es wolle. Denn seynen schaden soll er nicht
achten / sondern der ander vnrecht / das fle ober seynem straffen leyde
müssen / Den was haben so viel weyber vft kinder verdienet / das fle witwe 35
oft weyßen werde / auff das du dich rechest / an eynem vnnützen maul odder
büßer Hand / die dyr leyde than hatt?
S o sprichstu denn / S oll denn eyn fürst nicht kriegen odder seyne
vntetthan ybm nicht folgen ynn den streytt? Anttwortt. D as ist eyn
loß gesprochen werden. Denn wilchs teyl hie geschlagen wirkt / es habe
recht odder vnrecht / muß es für eyn straff von Got auffnehmen / wilchs
aber schlecht vnd gewönnet / ynn solchem vnwiffen / muß seyn schlacht
hallten / als fiel yemand vom dach vtt schlüge eyn andern todt / vnnd Gott
die sach heym stellen / Denn es gillt bey Gott gleych viel / ob er dich s
dmch eynen rechten oder vnrechten herm vmb deyn gürt vnnd leyb
bringet / D u bist seyn Creatur / vnnd er mags mit dyr machen / wie er w ill /
wen nur deyn gewissen vnschuldig ist. Also entschuldigt Gott auch selb
ksnig Abimelech Gene: .20. da er Abraham seyn weyb nam / nicht das
er recht dran hette than / ßondernn das er nicht gewust hatte das Abra- 10
hamS weyb war.
Auffs vierde / das wol das erst seyn soll / Davon wyr auch droben
geredt haben / soll sich ein fürst gegen seynem Gott auch Christlich halten /
das ist / das er sich yhm vnterwerff mit ganhem vertrawen vnd bitte vmb
weyßheyt wol zü regirn / wie Salomon thett. Aber vom glawben vü 13
verttawe yn Gott / hab ich sonst so viel geschriebn / das hie nicht von
nitte ist / weytter zü eryelen. Darumb wollen w ir- hie lassen bleybe / vn
mit der summa beschließen. Das eyn fürst sich ynn vier ortt teylen soll /
Auffs erst / zü Gott mitt rechtem vertrawen vnnd herzlichem gepett.
Auffs ander zü seynen vnterthanen mit liebe vnd Christlichem dienst. Auffs 30
dritte gegen seyne Rethe vn gewaltigen mit freyer vemunfft vnd vnge-
103 e fangenem verstaubt. Auffs vierde ge'ge die vbelthetter mit bescheydenem
ernst vnd strenge. So gehet seyn stand außwendig vn ynnwendig recht /
der Gott vnd den leutten gefallen wirkt. Aber er muß stch viel neyds
vnnd leyds drüber erwegen / Das Creutz w ittt solchem fumehmen gar bald r
auff dem hals liegen.
Am ende auff eyn zugäbe / muß ich hie auch anttwortten / denen /
die von der restitution disputirn / das ist / von widergeben vnrechts guts /
Den solchs eyn gemeyn «erck ist welltlichs schwerds / vnd viel davon ge.
schrieben / vnd manch willde scherffe hyrynnen gesucht wirtt. Aber ich 30
wills alles ynn die kürtze fassen / vnd alle solch gesey vnd scherffe ßo dauon
gemacht sind / auff eynen Haussen verschlingen / alßo. Keyn gewisser
gesetz kan man hyrynnen finden / denn der liebe gesetz. Auffs erst. Wenn
für dich kompt eyn solcher Handel / da eyner dem andern soll widder geben /
*79w sind sie beyde Christen / so ist die sach bald 1gescheyden / Den kevnrr w r r t35
dem andern das seyne fürhalten / so Wirts auch keyner Widder foddern.
Is t aber eyner Christen / nemlich / dem Widder geben werden soll / so ists
aber leycht zü scheyden / Den er fragt nicht darnach / obs yhm nymmer
Widder werde. Des selben gleychen / ist der Christen / der wivdec geben
lassen / vnd noch zü geben / so es nott ist. Is t aber der schuldiger nit
arm / so laß yhn Widder geben / so viel er mag / es sey gantz / die helfft /
dritte oder vierde teyl / das du yhm dennoch lassest zymlich / hauß / futter /
vnnd decke für sich / seyn weyb / vnd kind. Denn solchs weristu yhm
10 schuldig / wenn du es vermöchtist / viel weniger solltu es nu nehmen /
weyl du seyn nicht darffst / vnd er nicht emperen kan.
Synd sie aber beyde vnchristen / odder der eyne nicht will nach 1 der *0 4 e
liebe recht richten lassen / die magstu lassen eyn ander richter suchen vnnd
yhm ansagenn / das sie Widder Gott vnnd natürlich recht thun / ob sie
*5 gleych bey menschen recht die strenge scherffe erlangen. Den die natur
lerer / wie die liebe thut / das ich thun soll / was ich myr wollt gethan
haben. Darumb kan ich niemant alßo entploffen / wie gütt recht ich ymer
habe / ßo ich selb nicht gern wollt also entploffet seyn / Sondernn wie
ich wollt / dz eyn ander sein recht an myr nach liesse yn solchem fall /
80 also soll ich mich meyns rechts auch verheyhen. Also soll man handelln
mit allem vnrechtem gütt / es sey heymlich odder öffentlich / das ymer die
liebe vnnd natürlich recht oben schwebe. Denn wo du der liebe noch
vrteylest / wirstu gar leycht alle fachen scheyden vnd entrichten on alle
recht bücher / Wo du aber der liebe vnnd natur recht auß den äugen
*5 thust / wirstu es nymmer mehr so treffen das es Gotte gefalle / wen du
auch alle recht bücher oft Juristen gefressen hettist / Sondern sie werde dich
nur yrrer machen / yhe mehr du yhn nach denckest. Eyn recht gut vrteyl
das muß vnd kan nicht auß büchern gesprochen werden / sondern ausß
freyem syn daher / als were keyn büch. Aber solch frey vrteyl gibt die
3° liebe oft natürlich recht / des alle vernunfft voll ist. Auß den büchern
komen gespannen oft wanckende vtteyl / des will ich dyr eyn exempel sagen.
Man sagt von Hertzog Carol von Burgund eyn solch geschicht / das
eyn Edell man seynen feynd fieng / da kam die fraw des gefangenen yhren
bey aber soll man die Christlich gemeyne gewißlich erkennen / wo das
lautter Euangelion gepredigt wirk. Denn gleych wie man an dem heer
panier erkennet / als bey eym gewisßen tzeychen / was für eyn Herr / vnd
Heer hu felde ligt / alßo erkenet man auch gewiß / an dem Euägelio / wo
Christus vnd seyn Heere ligt / drS habe wyr gewisse verheysßung gottis 5
Jsaia. SS. Meyn wort (spricht G ott) das aus meynem müd gehet / soll
nicht leer Widder tzu myr komen / sondern / wie der regen vom hymel auff
erden fellt / vn macht sie fruchtbar / also soll meyn wort auch alles aus
richten / datzu ichs auß sende. Da her sind wyr sicher / das vnmuglich
ist / das nicht Christen seyn sollten / da das Euangelion gehet / wie wenig 10
yhr ymer sey / vnd wie sundlich vn geprechlich sie auch seyn / gleich wie
es vnmuglich ist / das da Christe vnd nicht eyttel Heyden seyn sollten / da
das Euangelion nicht gehet / vnd mensche lere regirn / wie viel yhr auch
ymer sey / vnd wie heylig / vnd seyn sie ymer wandeln.
1 Daraus folget vnwiddersprechlich / das die Bischofs / stifft / kloster /15
vn was des volcks ist / lengist keyn Christen noch Christlich gemeyne ge-
weßen sind / wye wol sie solchen name alleyne für allen auffgeworffen
haben / Denn wer das Euangelion erkknet / der sthet / höret vnd greyfft /
wie sie noch heuttigs tags auff yhrk menschen leren stehen / vnd das
Euangelion gar von sich vertrieben haben / vnd auch noch vertreybe. Dar- *>
umb was solch volck thut vnd furgibt / mns man achten / als heydenisch
vnd welltlich ding.
1 i Auffs ander / ynn solchem Handel / nemlich / lere tzu vrteylen /
lerer odder seelsorger / eyn vnd ab zu setze mus man sich gar nichts kerr
an mensche gesetz / recht / alltherkomen / brauch / gewonheyt rc. Gott gebe -5
409W es sey vö Bapst' odder Keyser von Fürsten odder Bischoff gesetzt / es habe
die halb odder gantze wellt alßo gehallten / es hab eyn odder tausent iar
143 e geweret / Denn die seele des mensche ist eyn ewig 1ding / ober alles was
zeyttlich ist. Darumb mus sie nur m it ewigem wort geregirt vnd gefasst
seyn. Den es gar schimpflich ist / m it menschen recht / vnd langer gewon- 30
heytt / / die gewissen für got regirn. Darumb mus man hyrynne handeln
nach der schrifft vnd Gottis wort. Denn Gottis wort vnd menschen lere /
wenn es die seele regirn w ill / ßo kans nymmer feylen / sie streytten
widdernander / das wollen wyr beweyßen klerlich ynn dißem gegenwertigen
Handel / nemlich also. 35
T Menschen wortt vnd lere haben gesetzt vsi verordnet / man solle
die lere zu vrteylen nur den Bischoffen / vnd gelerten / vnd den Concilien
lassen. Was dye selben beschlossen / solle alle wellt fttr recht / vnd artickel
des glaubens hallte / wie des gnugsam yhr teglich rhume vber des Bapsts
geystlich rechtbew yßet. Des man fast nichts von yhn höret/den solchen 4®
bebend neme / richten / vnd vrteyle? ßo kan yhe keyn falscher Prophet
seyn / vnter den zu Hörern sonder allein vnter den lerem D arum b sollen
vnd muffen alle lerer dem vrteyl der HU Hörer vnterworffen seyn mit
yhrer lere.
% Ite m der dritte sprach ist. S . Pauli. 1 Theff. 5. Pruffet alles / s
was flutt ist das behaltet. S ih e hie will er keyne lere noch satz gehalten
haben / es werde denn von der gemeyne / die es horett geprustet / vnd für
ms e gutt erkandt / Denn dis prusten geh et1 vhe nicht die lerer an / sondern die
lerer muffen tzuuor sagen / das man prusten sollt. Also ist auch hie das
vrteyl den lerem genome vfl den schulern gegebe vnter den Christe / dz es *<>
vnter den Christe gantz vfl gar eyn and' ding ist / den mit der wett I n d'
wellt gepiete die Herrn w as fle woln / vn die vnterthane nemes anst /
Aber vnter euch (spricht Christus) solls nicht also seyn. ©obern vnter den
Christe ist eyn iglicher des andern richter / vfl widderüb auch dem andern
vnterworffen. Wie wol die geystlichen tyrannen ein wetttlich vberkeyt aus *s
d' Christeheit gemacht hab^.
f D er vierde spruch ist abermal Christi M a tt. 24. S eh et tzu das
euch niemant verftire / denn es werden viel Bornen vnter meyne namen
vnd sagen / Ich byn Christus / vnd werden viel verfuren. S ü m a / W as
4 » w ists nott m e h r' spruche her tzufüren? Alle Warnung die. S . P aulu s t h u t 20
R o. 16. l . Corin. 10. G al. 3. 4 . 5. Coloff. 2. vn allenthalben. Item
aller Propheten spruch / da sie leren / menschen lere hu meyden. D ie thun
nichts anders denn das fle das recht vnd macht alle lere hu vrteylen von
den lernn nemen / vnd m it ernstlichem gepott bey der feelen Verlust den
zuhorern aufflegen / also das sye nicht alleyn macht vnd recht haben / alles 23
w as gepredigt Wirt hu vrteylen / sondern flnds schuldig hu vtteylen / bey
göttlicher maiestet vngnaden / das wyr daran sehen / wie die tyrannen so
vnchristlich m it vns gefare haben / da fle vns solch recht vnd gepott ge-
nomen haben / vnd yhn selb tzu geeyget / D am it alleyne fle reychlich ver
dienet haben / das man fle aus der Christrheyt vertteybe / vst vertage als 30
die wolff / diebe vnd morder die widd' gottis wort vü wille ober vns
Hirsche vn lerr.
Alßo schließe wyr nu / das wo eyn Christliche gemeyne ist / die
das Euägelion hatt / nicht alleyne recht vnd macht hatt / sondern schuldig
ist bey der feelen selickeyt yhre Pflicht nach / die sie Christo ynn der Muffe 3$
146 e gethan hatt / zu meyden / tzu fliehe / abhusehen / sich zu 1 enhihen von der
vberkeyt / so die ihigen Bischofs / E pt Kloster / stifft vnd yhr gleychen
tteyben / weyl man öffentlich flhet / das fle Widder gott vnd seyn wortt
leren vnd regiren. D as also diß für das erst gewiß vnd starck genug
gegrund sey / vnd man flch dräust verlassen soll / das göttlich recht sey / *°
5 1. Th. 5, 21 13 Christus A M t 20, 26 17 Mt. 24, 4 f.
21 Rö. 16, 13. 18 i. Ko. io, 14 Ga. 3, 4 Kol. 2, 8 28 gehandelt
33 folgern
vnd der seelen selickeyt nott / solche Bisch off / Ept / Kloster / vnd was de»
regiments ist / abtzuthun odder tzu meyden.
% Czum andern / Weyl aber Christlich gemeyne / on gottis wortt
nicht seyn soll / noch kan / folget aus vorige starck gnug / das sie dennoch
5 ia lerer vn Prediger habe muffen / die das wortt lreybe. Vtt wevl ynn
dißer verdampter letzten tzeyt / Bischoff vnd das falsch geystlich regiment
solche lerer nicht sind / noch seyn wollen / datzu auch nicht geben noch
leyden wollen. Vnd gott nicht tzuuersuchen ist / das er vom hymel new
Prediger sende / muffen wyr vns nach der schrifft halten / vn vnter vns
10 selb beruffen / vnd setzen / die ienige / so man geschickt datzu findet / vnd dte
gott mit verstand erleucht vnd mit gaben datzu geyiert hatt.
A Denn das kan niemant leucken / das eyn igltcher Christen gottis
wort hatt / vnd von gott gelert / vnd qesalbet ist tznm Priester. M e
Christus spricht Johan. 6. Sie werden alle vo gott geleret seyn. Vnd
-s Psalm. 44. Gott hatt dich gesalbet mit freuden ole für allen deynen mit
genossen. Dyße mitgenoffen 1sind die Christen / Christus bruder die mit 4» w
yhm zu Priester geweyhet sind. Wie auch Petrus sagt. 1. Pet. 2. yhr seyt
das königlich priesterthum / das yhr verkündigen sollt die tilget / des / der
euch beruffen hatt zu seynem wunderbarn liecht.
2° f Ists aber also / das sie gottiswort haben / vnd vö yhm gesalbet
sind / so sind sie auch schuldig dz selb zu bekennen / leren vnd ausbreytte /
wie Paulus sagt. 1. Cori. 4. Wyr haben auch den selben geyst des
glaubens / darumb rede wyr auch / wie der Prophet sagt Psalm. 115.
Ich bin gleubig worde / darüb rede ich. Vn Psalm. 50. sagt er von allen
»5 Christen / Ich will die gottloße deyne Wege lere / vfi das sich die sunder
zu dir bekere. Alßo das hie abermal gewiß ist / das eyn Christen nicht
alleyne1recht vnd macht hatt / das gottis wort tzu leren / sondern ist das m ? k
selbige schuldig tzuthun bey seyner seelen Verlust vnd gottis vngnaden.
1s So sprichst» / Ia wie? wenn er nicht dazu beruffen ist / so thar
30 er ia nicht predigen / wie du selbs offt gelert hast? Anttwort. Hie solltu
den Christen yn zweyerley ortt stellen. Auffs erst. Wenn er ist an dem
ort / da keyn Christen sind / da darff er keyns anders beruffs / denn das
er eyn Christen ist ynnwendig von gott beruffen vn gesalbet / do ist er
schuldig den yrreude Heyden odder vnchristen tzu predigen vnd tzu leren das
35 Euangelion / aus Pflicht brüderlicher liebe / ob yhn schon keyn mensch datzu
berufst. Also thet. S . Stephä. Act. 6. 7. dem doch keyn ampt von den
Aposteln zu predigen befolhen war / vnd predigt doch vnd thet grosse -eychk
ym volck. Item eben also thet auch Philippus der Diacö Stephans ge
selle Act. 8. dem auch das predig ampt nicht befolhe war. Item so thet
Apollo Act. 18. Denn ynn solchem fall sihet eyn Christe aus brüderlicher
liebe die nott der armen verdorben seelen an / oft wartet nicht ob yhm
befelh odder brieffe von Fürsten odder Bischoff geben werde / Den nott
bricht alle geseh vnd hatt keyn geseye / So ist die liebe schuldig hu helffen /
wo sonst niemant ist der hilfft odd' helffen solt. 5
Auffs ander / Wenn er aber ist / da Christen an dem ortt sind /
die mit yhm gleyche macht vn recht haben / da soll er sich selb nicht erfur
thun / sondern sich beruffen vnd erfurhihen lassen / das er an stad vnd
befelh der andern predige vnd lere / ia eyn Christen hatt so viel macht /
das er auch mitten vnter den Christen vnbernffen durch menschen / mag 10
4*jw vnd soll aufftretten 1vnd leren / wo er sthet das der lerer da selbs feylet /
ßo doch das es sittig vnd yuchtig hu gehe. Das hat. S. Paulus klerlich
beschrieben, l. Corin. 14. da er spricht. W irt dem der do stht ettwas
offinbart / so soll der erst schweygen / Sihe da / was hie. S. Paulus thut.
148e Er heyst den schweygen vnd abtretten' mitten vnter den Christen der do 15
leret / vnd den aufftrette der do zu höret auch vnberuffen / das alles
darumb / das nott keyn gepott hatt.
% So denn nu hie. S. Paulus / wens nott ist / mitten vnter den
Christen eyn igliche heysst auch vnberuffen aufftretten / vnd berufst yhn
durch solch gottis wortt / vnd heysst den andern abtretten / vnd sehet yhn 20
ynn trafst diser wort abe. Wie viel mehr ists den recht / das eyn ganhe
gemeyne eynen berufst hu solchem ampt / wens nott ist / wie es denn all-
heyt vnd sonderlich iht ist. Denn auch am selben ortt. S. Paulus eyn
iglichen Christen macht gibet zu leren vnter den Christe / wens nott ist
vnd spricht / »)hr kund woll alle nach eynander weyffagen / das sie alle --
Urnen / vn alle ermaner werde. Item yhr sollt euch vleyssigen zu weys
sagen / vnd weret nicht mit Hungen reden / doch last es alles ordenlich
vnd erbarlich hu gehen.
1 Dißen spruch las dir nicht eyn vngewissen gründ seyn / der so
vverflüssig macht gibt / der Christliche gemeynen / das sie mag predigen / 30
predigen lasszen / vnd beruffen. Sonderlich wo es nott ist / berufst er selbs
ein iglichen ynn sunderheyt on menschen beruffen / da mit wyr des keynen
zweyffel haben sollen / das die gemeyne die das Euangelion hatt / muge
oft solle vnter sich selbs motten / vnd beruffen / der an yhrer stad das
wort lere. 35
Sprichst» ab'>r / hatt doch. S. Paulus Timotheo vnd Tito be-
folhen / sie sollten priester evnsehen / So lesen wyr auch Att. 14. das
Paulus vnd Barnabas vnter den gemeynen priester vervrdenten. Darumb
kan nicht die gemeyne yemand beruffen / roch yemand sich selb erfur thun
zu predigen vnter den Christe. Sondern man mus der Btfchoff / Epte 4®
i Apg. 18, 25 f. 28 I I irrt 13 1. Ko. 14, 30 17 vgl.
W A io-, 507 25 1. Ko. 14, 31 26 l. Ko. 14, 39s. 37 Apg. 14, 2$
39 yemand (2.)] yewand A
Recht oder Macht habe, alle Lehre zu urteilen etc. 1523. ^qi
obbcr anberen preisten vrlaub vnb befelh haben / bis an ber Apostel stat
sitzen Anttwortt / Wenn vnßere Bischoffe vnb Epte rc. an ber Apostel statt
festen / wie sie sich rhumen / were bas wol eyn meynung / bas man (!e
ließe thun / bas Titus / Timotheus / Paulus vnb Barnabas thetten / mit
5 Priester eynsetzen rc. N u sie aber an bes teuffels stat sitzen vnb wolffe
flnb / btt bas Euangelion nicht leren noch leyben wollen / so gehet1sie bas 149 e
prebig ampt vnb seel sorgen vnter ben Christen tzu beschicken ebenßo viel
an / als ben turcken vnb btt Iuben / Esell sollte sie treyben vnb hunb
leytten.
10 11l Vber bas / wen sie ttu gleych rechtschaffene Bischoffe weren / bie 414W
bas Euangelion haben wollten / vnb rechtschaffene prebiger setzen wollten.
Dennoch kunben vnb solle sie baffelb nicht thun / on ber gemeyne willen /
erwelen vnb beruffen / ausgenomen / wo es die nott ertzwunge / bas bie
seelen nicht verborbe / aus Mangel gottlichs Worts / btmt ynn solcher nott /
15 hastu gehört / bas nicht alleyne mag eyn iglicher eynen prebiger verschaffen /
es sey burch bitten obbtr welltlicher vberkeyt gewalt / sonbern soll auch
selb zu lausten / auff tretten vnb leren / so ers kan / bttttt nott ist nott /
vü hatt keyn maß / gleych bie yberman tzu lausten vnb tteyben soll / wens
brennet ynn ber stabt / vnb nicht harre / bis man yhn brumb bitte,
w 1s Sonst wo nicht solch nott ba ist / vnb für hanben sinb / bie recht
vnb macht vnb gnab habr zu leren / soll keyn Bischoff yemanb eynsetzen
on ber gemeyn / wal / will vnb beruffen / sonbern soll ben erweleten vnb
beruffen von ber gemeyne bestettigen / thut ers nicht / bas ber selb bennoch
bestettiget sey burch ber gemeyne beruffen. Denn ss hatt wibber Titus
*5 noch Timotheus noch Paulus yhe eynen Priester eyngesetzt / on ber ge
meyne erwele vn ieruffen / bas beweyffet sich klerlich baraus / bas er
T ito . 1. v n b .l. Timo. 3 . spricht. Eyn Bischoff obbtr Priester solle vn-
tabbelich seyn. Jte bie Diacon soll man tzu erst pruffen. Nu wirt yhe
Titus nicht gewist haben / wilche vntabbelich gewesen flnb Sonbem solch
30 gerucht mus aus ber gemeyne komen / bie mus eyn solchen an geben.
1s Item lesen wyr boch Att. 4 . bas ynn gar viel eym geringern
ampt auch bie Aposteln selbs nicht thursten Personen zn Diacon eynsetzen /
on ber gemeyn wissen vnb Wille. Sonbem bie gemeyne erwelet vnb berieff
bie sieben Diacon vnb bie Apostel bestätigten sie. S o nu eyn solch ampt /
35 bas nur vber zeyttlich namng auszuteylen / bie Aposteln nicht thurste von
eygener vberkeyt eynsetzen. Wie sollten sie so hm gewesen seyn / bas
sie bas höhest ampt zu prebigen yemant aus eygener' gewallt on ber ge- I50e
meyne wissen / willen vnb beruffen hetten auffgelegt.
soldet haben / ynn yhren stedten vnd schlossern / wilch sie gewollet haben
on alle vrlaub vnd befelh der Bisschoff vnd Bepste. Vnd hatt auch
niemant dreyn geredr. Wie wol sie es (besorge ich) nicht than haben aus 30
Christlichs rechts verstand / Sondern das die geystliche tyrannen das piebig
ampt veracht vnd geringe gehalten haben / vtt «eyt gesondert von dem
geystlichen regiment. S o es doch das aller hohist ampt ist / an dem alle
andere hangen vnd folgen. Widderüb / wo predigampt nicht ist / der andern
keyns folget. Den Johannes. 4 . spricht / das Christus nicht tauffet habe / 35
sondern er predigt nur. Vnd P a u lu s. 1. Corin. 1. berumpt sich / er sey
nicht zu teuffen / sondern zu predigen gesand.
H D arum b wem dae predig ampt auffgelegr wirk dem Wirt das
hohlst ampt auffgelegt ynn der Christeheyt / der selb mag darnach auch
teuffen / m eß 1hallten vnd alle seei sorge tragen / odder so er nicht will / 4*6W
mag er an dem predigen alleyne bleyben / vnd teuffen vnd andere vnter-
ampt andern lassen. W ie Christus thett vft P au lu s vft alle Apostel Act. 4 .
D aran man aber sthet / das vnßer itzige Bischoff oft geystliche / go-r oft
nicht Bischoffe sind / D enn sie lassen das hohist ampt des w ortts / das yhr
eygen seyn sollt / den aller geringsten / nemlich Capellan vnd Ronchen /
term inarirn / dazu die geringer ampter auch / als teuffen / vnd ander seel
sorgen. S ie aber fermelln die weyl / vnd weyhe gltcken / alltar vnd
kirchen / das Widder Christlich noch Biffchofflich werck sind / von yhn selbs
ertichtet. Es sind verkerete verbiete tarutn oft rechte kind' biffchoffe.
sölchen stand geraste sind vnd nichts gelernet / da mit sie sich enteren
künden.
Doch ist das meyn radt / das die -brickeyt sölcher kltster gütter zu
io» e sich neme / vss die vbrigen Personen 1so drynnen bleyben / davon versorge /
ij w dis sie 1au-sterden / auch reichlicher vnd milder / denn sie villeicht vorhyn $
versorgt geweße sind / damit man y-e spüre / das nicht der -ey- de geyst-
liche gut / sondern Christlicher glaube den klbstereyen feynd sey / vnd hie
ist nicht allererst / Btbstliche odder Biffchoffliche taube zu suchen / odd' bann
vnd vermaledeyung zu furchten / denn ich auch / diß schreybe alleyn den
yhenigen / so das Evangelien verstehen / vnd sülchs zu thun mechtig sind w
vnn yhren landen / steten vnd bbrikeytten.
Auffs ander / die gütter s-lcher kloster / so die übrikeyt zu sich nympt/
sollten dreyerley weyß gehandelt werde / Die erste / das man die persone
so drynnen bleyben versorgt / wie itzt gesagt / Die ander / das man den
persone so aus gehen / ettwas redlichs mit gebe / damit sie ettwas ansahen *s
vnd sich ynn eynen stand begeben künden / ob sie schon nichts haben hyneyn
bracht / den sie verlassen gleich wol die narüg yhrs lebenlang / wen sie aus
gehen / vtt sind betrogen / betten die weyl sie ym kloster geweßen / ettwas
anders gelernet. Aber den yenigen / so hyneyn bracht haben / ist billich
für gott / das man widd' gibt / yhe evns teyls / den hie soll Christlich *°
liebe vnd nicht menschlicher recht scherffe / richten / vn soll yemand schaden
odder Verlust trage / das soll ober das kloster vnd nicht vber die Personen
gehen / denn das kloster ist vrsach yhres ytthumbs.
Aber die dritte weyße ist die beste / das man alles ander lasse zum
gemeynen gutt eyns gemeynen kastens gelang- / daraus man nach Christ- ,z
sicher liebe / gebe vn leyhe allen die ym lande dürfftig sind / es sey eddel
odder burger / damit man auch der stiffter testament vnd willen erfülle /
den wie wol sie geyrret vn verfuret sind das sie es zu kltstem geben
haben 1ist dennoch iah yhr meynung geweßen / gott zu ehren vnd zu dienst
geben / vn habe also gefeyltt / Nu ist keyn grosser gottis dienst denn Christ- 3 0
sich liebe / die den dürfftigen hilfft vtt dienet / wie Christus am iungsten
tage selbs w irt bekenn- vnd richten / M att. 25. daher auch vor zeytten der
b kirchen gütter bona Ecclesie 'das ist / gemeyne gütter hiesen / wie eyn ge-
meyn kästen / für alle die vnter den Christen dürfftig waren.
Doch ist das auch billich vnnd Christlicher liebe gemeß / das wo der 3$
stiffter erben verarmet vnd nöttig weren / das den selben solch stiM g
Widder beym falle yhe eyn groß teyl / off alles miteynander / wo die nott
so groß were / denn freylich yhrer Vetter meynung nicht geweßen ist/auch
nicht hatt sollen seyn / yhren kindern vnd erben das bwtt aus dem maul
5 freigebiger 8 erlaubn!« 13 dreifach verwandt 18 während
20 jedem sein teil 21 die strenge menschlicher rechte 30 bei der
ausführung fehlgegriffen 32 Mt. 25, 35 f. 33 vgl. Flugschriften
4t 366 34 ber] den A 36 bedürftig 38 gewiss
gemeinen Kasten. 1523. 407
nemttT oft anderßwo hyn wende,• vnd ob btc meonüg so geweßen roere /
ist sie falsch vnd vnchristlich / den die Vetter sind schuldig nh:e kinder für
allen tmgt zu verargen / das ist der böhist gottis dienst den sie mit zeyrt- 14w
lichem gutt thun müge / Wo aber die erbe nicht benottigt noch dürfftig
*. sind / da sollten sie sölche yhrer vätter stifftung nicht widder nemen / sondern
dem gemeynen kästen lassen.
Möchst aber hle lagen / das loch ist zu wevt / damit rotrt der ge»
meyne kästen wenig kriegen denn yderman wirtts alles zu sich nemen vnd
sagen er bedürfte seyn so viel rc. Anttwortt / darumb hab ich gesagt - das
xo ^hzidltche liebe mus hie richten oft handeln / mit gesehen vn attickeln kan
mans nicht fassen / ich schreybe auch diße radt nur nach Christlicher liebe
für die Christen Vnd man mus sich des erwegen / das geyh ettwa Wirt
mit vnterlauffen / wie soll man thun? es mus darumb nicht nach bleyben.
Dennoch ists ya besser das der geyy zu viel nympt durch ordenliche weyße /
15 denn das eyn rappuße draus wurde / wie yn Behemer land geschehen ist.
Eyn iglicher prüffe sich selbs / was er zu seyner nottürfft nemen / vnnd
dem gemeynen kästen lassen soll.
Auffs dritte / sölche weyße gehöret auch auff die Bisthum / stiffte oft
capitel / die land oft stedte vnd ander gütter vnter sich haben / denn sölche
bischvffe vnd stiffte sind Widder Bischoffe noch stiffte. Es sind ym gründ
der warheyt welltliche herm / mit eym geystlichen namen / darub sollt man
sie welltliche Herrn machen ! odder die gütter den armen erben vnd freunden
vnd dem gemeyne kästen austeylen. Was 1aber Pfründen vnd lehen sind / „1 e
sollt man lassen bleyben den yhenigen so sie iyt ynnen haben / vnd nach
'5 obrem todt niemant mehr verleyhen / sondern vnter die armen erben vnd
mm gemevnen kästen stoffen.
Auffs Vierde / Es stehen aber der klöster oft stiffte gütter zü teyl /
vnd Pfründe fast viel auff dem wucher / der sich itzt ynn aller wellt nennet
den widderkauff oft hatt die gantze wellt ynn kuryen iaren verschlungen /
jo sölche gütter muste man zuuor absondern von den erbgestifften gütter wie
den aussah ' den was ich droben geratten habe / w ill ich von den stifftungen
gesagt haben / die an widderkauff / von rechten redlichen erbgüttern ge«
stifftet sind / die stifft aber auff widderkauff gestifftet mag man wol für
wucher haltt<: ' denn ich noch nie keynen rechten zinßkauff auff widder-
kauff gef^^ti odder gehört habe / darumb must man hie zuuor den wucher
büffen / vnd evm yglichen widd' geben das seyne / ehe mans yn gemeynen
kästen ließe komen / den gott spricht / Ich byn feynd dem opffer dz vom
raube kompt. Es were den das man die nicht finden künde so mit de
widderkauff beschedigt sind / daS möcht den der gemeyne kästen zu sich nemen.
11 saften A 12 darauf gefasst machen 13 unterbleiben 18 hand-
lungsweise ist auch am platze gegenüber den 28 sehr viel zinsnehmen
30 gegen zinsen ausgeliehene Kapitalien testamentarisch vermachten
3s) wiedergutmachen das seine d. h. die ihm abgenommenen zinsen
37 Jes. d i, 8 39 MeyNe A
408 Ordnung eines
15W 'W ie ater der widderkauff recht vnd vnrecht sey/ist itzt zu lang
zuerzele / ick Habs gnugsam beschrieben ym sermon von dem wucher / daraus
man den sich erkunden mag / wie viel vdn s-lchen psreunden vff stiffte
sey Widder zu erstatten den zinßmennern / den on zweyffel gar viel pfreunde
lengest yhr haubtgellt Widder haben / vnd hören doch nicht auff zu saugen 5
der zinßmenner schweyß vnd blutt / das diß stuck fast der nötigsten eyns
ist / da keyßer vnd küuige / fürsten oft Herrn vnd yderman zu thun sollt.
Auffs funffte / aus de« bettel klöstern yn stedten / weren gutte schulen
für knaben oft meydtyn zu mache / wie sie vor zeytten geweßen sind /
aus den vtrigeu klöstern aber / möcht man machen heußer / wo die stad *»
yhr dürffte / den der Bischoffe weyhng soll hie zu nicht hyndern / weyl G ot
na e nichts drum weyß / doch wo m an 1dißen meynen radt wurde Christlich an-
greyffen / wurde flchs selbs geben / schicken vnd leren / mehr denn man itzt
mit wortten kan fürschlagen / den die felle wurden sich manchfelltig vnd
seltzam begeben / da niemät ynnen wol richten kan / denn Christliche lieb. *5
Wenn nu gott gebe / das dißer radt fortt gieng / so wurde man nicht
alleyn eyn reichen gemeynen kästen haben für alle nottürfft / sondern drey
grosse vbel wurden abgehen oft auffhören. D as erste die betteler / dadurch
viel schaden geschicht landen vn leutten / an seel vnd gutt. D as ander /
der grewliche mißbrauch mit dem bann / welcher fast nicht mehr thutt / *>
den die leutte mattiert vmb pfaffen oft münche gütter willen / wo nu die
gütter ab «ere / dürfft man sölchs bannes nicht
D as dritte / der leydige zinßkauff der grössist wucher auff erden /
wilcher sich bis her gerümbt hatt allermeyst yn geystlichen güttern / dz er
da selbst recht sey. *5
W er aber dißem radt nicht folge will / odder seynem geytz darynne
buffen / de lasse ich faren / weys wol das wenig annehme werden / so ist
myr gnug / wen eyner odder zween myr folgeten / odder yhe doch geme
folgen wollten. Es mus die wellt bleyben vnd satan der wellt fürst / ich
hab gethan was ich kan vnd schuldig byn / Gott helff vns allen / das wyr *>
recht faren vss bestendig bleyben Amen.
Termineyen abgelegtt.
Keine monche / welchs ordens auch die feint / sollen furtm ebr ynn
30 vnserm kirchspiell / yn der stadt noch dorffern / eyncherley termineyen
haben / darumb 1 yne auch die drey termineyheuser / aus dem g e m eine n,3w
tasten / oft dem selbigen zugute / nach zimlicher w irderung / sollen vernuget
werden
K einem münche / keinem fta tio n ire r noch kirch rb itte r / fa ll yn vnserm
kirchspiell / yn der stadt vü dorffern zu betteln aber zu betteln lassen / ge-
statet noch verhangen werden« Z
ligender grübt vn guter / alle Jare ierlich / ye den vierdenteyll / off eine
quatemper onb viertelt Jares / zu yrer -imlichen notturfst onb vffent-
bfllhmgc versehen / onb auffm gemeinen kästen gegen geburlicher quitantz
überreichen / Ann welchem yare gelbe / vorrathe onb nutzunge / als einer
5 versorgunge / fle gefetriget fein sollen / mit keinerley weiße etwas mehr /
von den eingepfarten Personen onb menschen / -usuchen noch zuentpsahen /
es weren ban vngesuchte ledige freye erbtetungen onb gaben / funber sollen
sich nach der oibenunge onb vnterwepsunge / m it dem / onb auch der vev»
mefunge des gemeinen selensorgen Ambts / der gotlichen schüfftgelerten /
1 0 halten / Welche ordenung yn onferm gemeinen kästen verwart / onb durch
die zehen Vorsteher / alle Sontage oleiffig fall bewogen onb gefordert werden /
damitte an dem seelsorgenambt / kein abbruch geschee.
mögen / Dnd ye von keinem armen / vnter vnser versamlunge / solche stucke
der teglichen notturfft / öffentlich geruffen / geklaget vnd gebettelt / werd-
durffen / bammb sollen die zehen fursteher / mit grossem steten vleis / er»
kundunge vnd nachforschunge furwenden / vnh warhafftig gruntlich wissen
s haben / aller solcher armen / wie obin / yn der stadt vü dorffem / ynner-
halb vnsers gantzen kirchspiels / vtt darüber alle sontage ratschlagen / vnd
die nahmen der ienigen armen/welche also erforschet / vnd ynen hulffe
zuthun / beschlossen / sollen zusambt dem beschlossenen ratschlage / yn das
handellbuch / klerlich eingeschrieben werde damilte das vermögen aus vnserm
io gemeinen kästen / ordentlich außgeteylet werde.
vnd arbeiten / sollen die fursteher auffm gemeinen kästen / zimliche für»
streckunge thun / vff mögliche tagezeitt wider zubetzalk / Welche aber / vber
yre trewe erbeit vnd1vleis / solchs nicht vermochten wider zugeben / denen >7w
fall es / als zu yrer notturfft / vmb gotes willen erlaffm werden / solche
35 gelegenheit / fall durch die fursteher eigentlich erkundet werden.
kauffen / leyhe oft geben / wie solchs durch die zehen fursteer für gelegen
vnd beqweme angesehen wirdt / zu solchem vorrathe durch die gnade gottes /
zirsincht vnd leibs narunge Habs mögen / Was auch an getreide vö acker-
leutten yn der (tobt oder -awern vffm lande / gemeinem nutze zu gute /
5 aus milder handt g geben aber zu testamenten bescheiden / oft ober btt er-
haldunge der armen le u tte /w ie obin / oberb eiben 1wurde / fall auch zu 1*
diesem gemeinem vorrathe geschlage / vnd wte gehortt zur nottursst der
gantzen eingepfarten versamlüge gebraucht werden.
antourt aber zugestellet worden ist / vnd man solche rechnung von den
furstehern bescheen vnd angenomen wurden / sollen die von1einer versamlng 30w
wegen / m it vleisflger dancksagunge der selbige nach aller notturfft / ledig /
queid / vnd loss gesaget werden / vnd als baldt sollen sie vnsern nawer-
5 wetten zehen furstehem 1 eynantwurten vft vberreichen den gemeine kästen /
m it sambt allen brieuelichen vrkunden / vertzeichnussen vnd register / auch
die drey bucher das heubtbuch / das handelbuch / die yarrechenbucher / souill
der selbigen gemacht feint / vn daneben lauts des ynuentarien / alle stucke
die nach beschlossener yrer rechnung / ym vorrathe vnd restat verblieben /
10 getreide genyßlicher vorrath / farendehaben / cleinod / fflberwerck / barschafft
an gelde / allerley notturfft zu gebewhd? / alles nach rechter vnderschied des
gewichts / zcalh vnd mass / volkümlich anweißen vnd vberantwurten / vnd
solche vberantwortung satt von nawen ordentlich yn ein ynuentanü vn ver-
tzeichnus anderweitt beschrieben / vnd durch die erbarmanne / rethe / vnd
*5 vier handtwercke / yn nahmen gantzer versamlunge / bestgelt / vnd yn ge-
meinen kästen widerumb darauff zuberechen / hinderlegt werden.
heytt predige der ganhen gemeyne / des morgens das gewonlich Euägelion /
37 w des abents die Epistel / 1 odder stehe bey dem Prediger / ob er auch eyn buch
für sich neme odder tzwey / wie yhn duckt das nuhist seyn.
W ill nu vemand als dann das sacramet enrpfahen / dem laß mans
geben / wie man das alles wol kan vnternäder nach gelegeheyt der zeyt vn 5
Person schicke.
% Die teglichen messen solle abseyn allerdinge / den es am wort /
vnd nicht an der messen ligt / Doch ob ettlich ausser dem sontag begette
das sacrament / so hallt man messe / wie das die andacht vnd heyt gibt /
denn hie kan man keyn geseh noch Hill sehen. I0
H Das gesenge ynn den sontags messen vnd Vesper las man bleyben ,
156 e tonn sie sind fast gutt / vnd aus der ' schrifft gehogen / doch mag mans
wenigem odder mehren. Aber das gesenge vnd psalme teglich des morgens
vnd abents zu stellen soll des Pfarrers vnd Predigers ampt seyn / das sie miss
eyn iglichen morgen eyn Psalmen / eyn seyn Responsonon odder Antiphen , 5
mit eyner Collecten ordene. Des abents auch alßo / nach der Lettion vnd
auslegung öffentlich zu lesen vnd zusingen. Aber die Antiphen vtt
sponsoria vn Collectey / legende von den Heyligen / vnd vom creuh / laß
man noch eyn heyt stille ligen / bis sie gefegt werden denn es ist greulich
viel vnflatts drynnen. *>
1 Atter Heyligen fest sollten ab seyn / odder wo eyn gutte Gfmfb
liche legede were / «uff den Sontag nach dem Euangelio zum exempel mit
eyn gefurt werden. Doch das fest Purificationis / Annüciationis Marie
ließ ich bleyben / Affumptioms vnd Natiuitatis mus man noch ton yeyt-
lang bleyben lassen / wie wol der gesang drynnen nicht lautter ist. Johannis 25
Baptiste fest ist auch reyn. Der Apostel legend ist keyne reyn / on .S.
Pauli / drumb mag man sie auff die Sontage hyhen / odder so es gefelt /
sonderlich feyren.
IT Anders mehr wirt ssch mit der heyt selb geben / wenn es angehet.
Aber die Summa sey die ! das es ia alles geschehe / das das wort ym 3c
schwang gehe / vnd nicht widderumb eyn loren vnd dohnen draus werde /
wie bis her gewesen ist. Es ist alles besser nach gelassen / denn das wort.
Vnd ist nichts besser getrieben den das wort / den dz das selb sollt ym
schwang vnter den Christen gehen / yeygt die ganhe schrifft an / vn Christus
auch selb sagt / Luce .x. Eyns ist von notten. Nemlich das Maria hu 35
Christus füffen sitze vnd höre seyn wort teglich / das ist das beste teyl /
das zurwelen ist / vnd nymer weg genomen wirt. Es ist eyn ewig roort /
das ander mus alles vergehen / wie viel es auch der Martba zuschaffen
gibt. Datzu helff vns gott Amen.
opp. v. a.
VENERABILI 7, « E
11 105W
In CHRISTO D. NICOLAO HAVSMAN
EPISCOPO CYGNEAE ECCLESIAE
IN CHRISTO SANCTO.
$ MART. LVTHER.
/^ R a tia m et pacem in Christo optat Hactenus libellis et
VJsermonibus egi inter populos, vt corda primum ab impiis
opinionibus ceremoniarum auocarem, Christianum et comodum
arbitratus me facere, si causa fierem, ut absque manibus
co contereretur abominatio, quam Satan per hominem peccati in
loco sancto statuerat, Proinde nihil vi aut imperio tentaui,
nec vetera nouis mutaui, semper cunc'tabundus et formida- 3E
bundus, tum propter imbedlles in fide animos, quibus subito
eximi non potuit tarn vetus et inolita, nec inseri tarn recens
cz et insueta ratio colendi dei, tum maxime propter leues illos
et fasddiosos Spiritus, qui ceu sues immundae, sine fide, sine
mente irruunt et sola nouitate gaudent, atque statim, vt nouitas
esse desiit, nauseant, Quo genere hominum cum in rebus
caeteris nihil est molestius, tum in rebus sacris sunt molestissimi
I I 2. Kö. 16, 10 ff. 20 Franz s. 218 ff. 204 ff. 215 ff.
24 „die mit ‘Communicantes* anhebende ‘infrm acüonem* bezeichnete
Partie des Canon missae erleidet bei verschiedenen anlassen Verände
rungen, die im Missale jeweils hinter den zugehörigen Praefationes auf
geführt sind“ 33 I. Th. 5, 21 34 non fehlt A 35 z. b. De
captivitate Babylonica ecd. oben I 443, z. 6 ff.
33>Ä*
430 Foramla missae et
4 grosse woche, karfreitag. R E 4*8 21, 414 ff. 5 über die missa
praesanctificatorum R E 9 21, 4 24 ff. 10 Wackemagel, Kirchenlied 1
no. 88 12 in die sancto Pentecostes: Sancti Spiritus assit nobis gratia,
Wackemagel i, no. 146. Antiphona in vigilia pentecostes: Veni, sancte
Spiritus, Wackemagel 1, no. 281 18 vgl. K. K . 2, 398 unten 23 Jes.
40, 3. 6 Mt. 3. 3 34 1. Sa. 5, iff.
432 Formal» missae et
DE COMMVNIONE POPVLI.
T T AEC de Missa et offido ministri seu Episcopi dixerimus.
T T lN unc de zitu communicahdi populi dicemus, cuius gratia
potissimum caena ista domini instituta est et eo nomine
15 vocatur. Vt enim longe abaurdissimum est, ministrum verbi
sic desipere, vt verbum publico ministerio pronundet, vbi
nullus est auditor, et sibi soli inter saxa et ligna aut sub diuo
damet, ita peruersissimum est, si ministri publicam caenam
domini parent et oment, vbi nulli sint hospites, qui edant et
30 bibant, et ipsi soli, qui aliis ministrare debent, in vacua mensa
et aula comedant et bibant Quare, si vere Christi institutum
amplecti volumus, nulla debet missa priuata relinqui in Ecclesia,
nisi toleretur et hic vel infirmitas vel necessitas ad tempus.
Hic autem seruandus est ritus, qui in baptismo seruatur.
js Nempe, vt Episcopo primum significetur, qui futuri sint
communicantes, petantque ipsi caena domini communicari,
vt eorum et nomina et vitam cognoscere queat Deinde
petentes non admittat, nisi rationem fidei suae reddiderint, et
interrogati responderint, an intelligant, quid sit caena domini,
14 3 . Th. 2, 3 f. 23 ictare A
communionis. 1523.
439
Cantica vclim ctiam nobis esse vemacula quam plurima,
quae populus sub missa cantaret, vel iuxta gradualia, item
iuxta Sanctus et Agnus dei. Quis enim dubitat, eas olim
fuisse voces totius populi, quae nunc solus Chorus cantat vel
s respondet Episcopo benedicenti? Possent vero ista cantica
sic per Episcopum ordinär», vt vel simul post latinas1cantiones, 17 B
vel per vices dierum, nunc latine, nunc vemacula cantarentur,
donec tota Missa vemacula fieret Sed poetae nobis desunt,
aut nondum cogniti sunt, qui pias et spirituales cantilenas (vt
v, Paulus vocat) nobis condnnent, quae dignae sint in Ecclesia
dei frequentari Interim placet illam can tan post communio-
nem : Gott sey gelobet vnd gebenedeyet, der vns selber hatt
gespeyset etct 0 missa ista particula: Vnd das heylige sacra-
mente, an vnserm letzten ende, aus des geweyeten priesters
i5hende, quae adiecta est ab aliquo d. Barbarae cultore, qui
sacramentum tota vita parui ducens, in morte hoc opere bono
sperauit vitam sine fide ingredi. Nam et numeri et musicae
ratio illam superfluam probant Praeter hanc illa valet: Nu
bitten wyr den heyligen geyst Item: Eyn kindelin so lobe-
* lieh. Nam non multas inuenias, quae aliquid grauis Spiritus
sapiant. Haec dico, vt, siqui sunt poetae gennanici, extimu-
lentur et nobis poemata pietatis cudant
Haec de Missa et communione pro tempore dicta sint
satis, Caetera vsus et res ipsa docebunt, modo verbum de»
a5 strenue et fideliter in Ecclesia annundetur. Nam quod forte
petent aliqui, haec omnia scripturis et exemplis patrum pro-
bari, non multum mouemur, Quod supra diximus, in bis debere
1libertatem regnare, et neque legibus neque imperiis liceat 219w
consdentias captiuare Christianas. Vnde et nihil de his rebus
y, scripturae definiunt, sed sinunt libertatem Spiritus abundare
suo sensu, pro comoditate locomm, temporum et personarum.
Patrum vero exempla partim sunt incognita, Quae vero nota
sunt, tarn varia sunt, vt nihil certi liceat constituere, videlicet,
quod et ipsi libertate sua v si1sunt Quin, vt maxime certa *8E
356t simplicia essent, nobis tarnen nec legem nec necessitatem
imitandi imponerent
In reliquis diebus, quas ferias vocamus, nihil video, quod
non fern possit, modo missae abrogentur. Nam Matutinae
trium lectionum et horae, tum vesperae et completorium, de
E st, 170
W 15, S7 An die Burgermeyster vnd Rad-
Herrn allerley (lebte ynn Deutschen
landen. Martinus Luther.
/D tN a d vnd ftid von G ott vnserm vater vnd Herrn Jhesu Christo. Für-
umsichtigen weysen lieben Herrn / Wie wol ich tm wol drey iar verbannet 5
171 e vnd ynn die acht gethan / hette sollen schweygen / wo ich ' menschen gepott
mehr denn Gott geschewet hett / wie denn auch viel ynn deutschen landen /
beyde gros vnd kleyn / mein reden vnd schreiben aus der selben sach noch
ymer verfolgen / vnd viel blutts drüber vergieffen. Aber weyl myr Gott
den mund auff gethan hatt vnd mich heyffen reden / dazu so trefftiglich bey »
myr stehet / vnd meyne fache / 01t meynen rad vnd thatt / so viel stercker
macht vnd weytter ausbrevtt / so viel sie mehr toben / vnd sich gleich stellet /
als lache vnd spotte er yhrs tobens / wie der ander Psalm sagt. An
wilchem alleyne mercken mag / wer nicht verstockt ist / das dise fache mus
Gottes eygen seyn. Sintemal sich die art Gtttlichs Worts vnd wercks *$
hie enget / wilchs allzeyt / denn am meysten zunimpt / wenn mans auffs
höhist verfolget vnd dempffen will.
Darumb will ich reden (wie Jsaias sagt) vnd nicht schweygen / weyl
ich lebe / bis das Christus gerechtigkeyt aus breche wie eyn glan- / vnd
seyn heylbertige gnad wie eyn lampe anzündet werde / vnd bitte nu euch «
8 Ursache 13 Ps. 2, 4 16 zeiget 18 Jes. 62, 1 so
lange als 20 heilwärtige, heilsame
christliche Schulen aufrichten und halten sollen. 1524. 443
alle meyne lieben Herrn vnd fründe / wölktet bist meyne schrifft vnd er-
manung fründlich annemen vnd zu hertzen fassen. Denn / ich sey gleych
an myr selber / wie ich sey / so kan ich doch für Gott mit rechtem ge
wissen rhümen / das ich darynnen nicht das meyne suche / wilchs ich viel
5 bas möcht mit stille schweygen vberkomen / sondern meyne es von hertzen
ttewlich mit euch vnd ganyem deutschen land / da hyn mich Gott ver-
ordenet hat / es glewbe odder glewbe nicht / wer do will. Vnd will ewer
liebe das frey vnd gettost zugesagt vnd angesagt haben 1 das / wo yhr mir
hierinn gehorchet / on zweyffel nicht myr / sondern1Christo gehorchet. Vnd
10 wer myr nicht gehorchet / nicht mich / sondern Christon veracht. Denn ich
weys yhe wol / vnd byn gewiss / was vnd wo hyn ich rede odder leer /
so wirds auch yederman wol selbs spüren / so er meyne lere recht will
ansehen.
Ausss erst / erfaren wyr ieht ynn deutschen landen durch vnd durch /
x5 wie man allenthalben die schulen zur gehen lesst / die hohen schulen werden
schwach / klö'ster nemen ab / vnd w ill solichs gras dürre werden / vnd die v » E
blume fellt dahyn / wie Jsaias sagt / weyl der geyst Göttis durch seyn wort
drein webet / vnd scheinet so Heys drauss durch das Euangelion. Denn nu
durch das wort Göttis kund wird / wie solch wesen vnchristlich vnd nur
*° «tiff btn bauch gericht sey. Ja weyl der fleyschliche Hausse flhet / das sie
yhre söue / töchter vnd freunde / nicht mehr sollen odder mügen ynn klöster
vnd stifft verflossen / vnd aus dem Hause vnd gutt weysen / vnd auff frembde
gütter setzen / w ill niemand meher lassen kinder leren noch studiern. Ja
sagen Ke /W a s soll man lernen lassen/so nicht Pfaffen/Münich vnd
*s Nonnen werden sollen- Man las sie so mehr leren / da mit fle sich
erneren.
Was aber solche leut für andacht vnd ym synn haben / zeuget gnug-
sam solch yhr eygen bekentnus. Denn wo fle hetten nicht alleyn den bauch
vnd zeytliche narung für yhre kinder gesucht ynn klöstem vnd stlfften odder
3° ym geystkichen stand / vnd «ere yhr emst gewest / der kinder heyl vnd
seligkeyt zu'suchen / so würden fle nicht so die hende ablassen vnd hynfallen agw
vnd sagen / S oll der geystliche stand nichts seyn / so willen w ir auch das
leren lassen anstehen vnd nichts dazu thun / sondern würden also sagen /
Jsts war wie das Euangelion Irret / das solcher stand unsern kindern fer-
35 lich ist / Ach lieber so Irret vns doch eyne ander weyse / die Gott gesellig
vnd vnsern kindern seliglich sey / Denn wyr wöllten iha gerne vnsem lieben
kindern nicht alleyn den bauch / sondern auch die frei versorgen / das werden
freylich rechte Christliche trrwe elltern von solchen fachen reden.
Das aber der böse teuffel sich also zur fache stellet / vnd gibet solchs
eyn den fleyschlichen welthertzen / die kinber vnd das iunge volck so zu-
uerlaffen / st mcht wunder / vnd wer wills yhn verdencken? Er ist eyn
fürst vnd gott der wellt / Das er tm des sollt eyn gefallen tragen / das
yhm seyne nester / die klöster vnd geistliche rotte verstöret werden durchs 5
X73 e Euangelton / ynn wilchen er aller meyst das iunge volck 1verderbet / an
wtlchen yhm gar viel / ta gantz vnd gar gelegen tst / wie ists müglich?
Wie sollt er das zugeben odder anregen / das man iung volck rtd)( auffzihe?
Ja eyn narre were er / das er ynn seynem reich sollt das lassen vnd helffen
auffrichten / da durch es auffe aller schwindest müste zu boden gehen / wie 10
denn geschehe / wo er das niedliche bislin die liebe iugent verlöre / vnd
leiden muste / das sie mit feyner köste vnd gütter erhallten würden zu
Göttis dienst.
Darumb hat er fast weyslich than zu der zeyt da die Christen yhre
kinder Christlich auffzogen vnd leren liessen. Es wollt yhm der tunge Hausse 15
zu gar cntlauffen vnd ynn seinem reich eyn vnleidlichs aussrichten. Da für
er zu / vnd breyttet seyne netze aus / richte soliche klöster / schulen vnd
stende an / das es nicht müglich war / das yhm eyn knabe het sollen ent
lausten / on sonderlich Göttis wunder. Nu er aber sihet / das dise stricke
durchs Göttis wort verraten werden / feret er auss die ander seytten / vnd 20
rrttt nu gar nichts lassen lernen. Recht vnd weyslich thut er abermat für
seyn reych zuerhallten / das yhm der iunge Hausse ia bleybe. Wenn er
den selben hat / so wechst er vnler yhm auss / vnd bleybt seyn / wer will
yhm etwas nemen? Er behelt die m it denn wol mit friden ynnen. Denn
wo yhm soll eyn schaden a^ichehen der da recht beysse / der mus durchs 25
tmtuf voi.cl- geschehen das ynn Göttis erkcntms auss wechst vnd Gottes
wort aus breyttet vnd ander icrct
Niemand / niemand g'-eudr milch eyn schedlichs teuffelisch furnemen
das sey / vnd gehet doch so still daher / das niemand merckt / vnd w ill den
30w schaden 1gethan haben / ehe man radten / rotten vnd helffen kan. R an 30
furcht sich für türcken vnd kriegen vnd wassern / denn da verstehet man was
schaden vnd frumcn sey. Aber was hte der teuffel ym synn hat / sthet
niemand / fiircht auch niemand / gehet still ereyn. So doch hie billich
were ' das / wo man eynen gülden gebe Widder die türcken zu streytten /
wenn sie vns gleich auss dem halse legen / f)it hundert gülden geben würden / 35
i 74 e ob man 1gleich nur eynen knabe kund damit auss erzihen das eyn rechter
Chnsten man würde. Syntemal eyn recht Christen mensch besser ist / vnd
mehr nutzs vermag / denn alle menschen auss erden.
Der halben bitt ich euch alle meyne lieben Herrn vnd freunde vmb
Göttis willen vnd rer armen iugent willen / wöllet dise fache nicht so 40
geringe achten / wie viel thun / die nicht sehen / was der wellt fürst ge-
denckt. Denn es ist eyn ernste grosse fache da Christo vnd aller wellt viel
anligt / das wyr dem iungen volck helffen vnd ratten. D a mit ist den
auch vns vnd allen geholffen vnd geratten. Vnd denckt / das soliche stille /
5 heymliche / tückische anfechtunge des teuffels will mit grossem Christlichen
ernst geweret seyn. Lieben Herrn / mus man ierlich so viel wenden an
büchsen / wege / stege / demme / vnd der gleichen vnzelichen stucke mehr /
da mit eyne stad zeyttlich fride vnd gemach habe. Wammb sollt man nicht
viel mehr / doch auch so viel wenden an die dürfftige arme iugent/ das man
10 eynen geschickten man oder zween hielte zu schulmeystern?
Auch soll sich eyn iglicher burger selbs das lassen bewegen / hatt er
bis her so viel gelts vnd gutts an ablas / messen / Vigilien , stifften / testa-
ment / iartagen / bettel München / bruderschafften / walffarten vnd was des
geschwürms mehr ist / verlieren müssen / vnd nu hynfurt / von G öttis
is gnade / solches raubens vnd gebens loss ist / wöllt doch G ott zu danck
vnd zu ehren / hynsutt des selben eyn teyl zur schulen geben / dle armen
kinder auff zuzihen / das so her-lich wol angelegt ist / so er doch hette müst
wol zehen mal so viel vergebens den obgenanten reubern vnd noch mehr
geben ewiglich / wo solch liecht des Euan'gelij nicht komen were / vnd yhn 31 w
ro dauon erlöset hette / vnd erkenne doch / das / wo sich das weret / be-
schweres / sperret vnd zerret / das gewislich der teuffel da sey / der sich
nicht so sperret / das mans zu kltstern vnd messen gab / ia mit Haussen
dahyn treyb. Denn er fulet / das dis werck nicht seynes dinges ist. S o
lasst nu dis die erste vrsach seyn / alle lieben Herrn vnd fründe / die euch
25 be'wegen soll / das wyr hvrynn dem teuffel wider stehen / alls dem aller 17s e
schedlichsten heymliche feynde.
Die ander / das / wie S . P aulus sagt 2 Cor. 6. wyr die gnade
G öttis nicht vergeblich empfahen vnd die selige zeyt nicht verseumen.
Denn G ott der allmechtige hatt für war vns deutschen ieht gnediglich
30 daheymen gesucht / vnd eyn recht gülden iar auff gericht. Da haben wyr
ieyt die feynsten gelertisten iunge gesellen vnd menner / mit sprachen vnd
aller kunst geziert / weliche so wol nu- schaffen kündten / wo man yhr
brauchen wöllt / das iunge volck zu leren. Jsts nicht für äugen / das man
ie-t eynen knaben kan ynn dreyen iaren zu richten / das er ynn seynem
35 funff-ehenden odder ach-ehenden iar mehr kan / denn bisher alle hohen
schulen vnd klöster gekund haben- Ja was hat man gelernt ynn hohen
schulen vnd klöstern bisher / denn nür esel / klö- / vnd bloch werden?
^wen-ig / vierzig iar hat eyner gelernt / vnd hat noch Widder lateinisch
noch deutsch gewust. Ich schweyge das schendlich lesterlich leben / darynnen
4c die edle iugent so innerlich verderbt ist.
7 geschütze 8 ruhe 12 Stiftungen 13 anniversarien 20 wo
sich hier hindernisse, Schwierigkeiten und Verzögerungen ergeben 27 2. Ko.
<>, i f. 30 jubeljahr 32 Wissenschaft 37 blöcke 38 dennoch
44Ö A n die Ratsherrn aller Städte deutsches Lands, dass sie
War ists / ehe ich wollt / das hohe schulen vnd kltster blieven so /
wie fle bis her gewesen sind / das keyn ander weyse zu leren vnd leben
sollt für die iugent gebraucht werden/ w -llt ich ehe/das keyn knabe
nymer nichts Uxntt vnd stum were. Dean es ist mein ernste meynuag /
bitt vnd begirde / das dise esel stelle vnd teuffels schulen entweder ym ab- 5
gründ versüncken / oder zu Christlichen schulen verwandett «erden. Aber
nu vns Gott so reichlich begnadet / vnd solicher leut die menge geben hat/
die das iunge volck seyn leren vnd zihen mügen. Warlich so ist not / das
wyr die gnade Göttis nicht ynn wind schlahen / vnd lassen yhn nicht vmb
sonst anklopffen. Sr stehet für der thür / wol vns / so wyr yhm auss thun. xo
S r griffet vns / selig der yhm antwortet. Versehen wyrs / das er für
vber gehet / wer w ill yhn Widder holen -
Last vns vnsern vorigen iamer ansehen vnd die finsternis / darynnen
s*w 1w ir gewest flud. Ich acht / das deutsch land / noch nie so viel von Göttis
wort gehtret habe / als itzt. Ran spürt yhe nichts ynn der Historien xz
X76E 1davon / lassen wyrs denn so hyn gehen on band vnd ehre / so ists zu be
sorgen / wyr werden noch greulicher finsternis vnd plage leyden. Lieben
deutschen / keufft «eyl der marck für der thür ist / samlet eyn / weyl es
scheynet vnd gutt Wetter ist / braucht Göttis gnaden vnd wort / weyl es
da ist. Denn das sollt yhr wissen / Göttis wort vnd gnade ist ein farender *>
platz regen / der nicht wider kompt / «0 er eyn mal gewesen ist. S r ist
Hey den Juden gewest / aber hyn ist hyn / fle haben nu nichts. Paulus
bracht yhn ynn kriechen land. Hyn ist auch hyn / nu haben fle den Türcken.
Rom vnd latinisch land hat yhn auch Qtb&btl hyn ist hyn / fle haben nu
den Bapst. Vnd yhr deutschen dürfft nicht dencken / das yhr yhn ewig 25
haben werdet / Denn der vndanck vnd Verachtung wird yhn nicht lassen
bleyben. Drumb greyff zu vnd hallt zu / wer greyffen vnd hallten kan /
faule hende müssen eyn btffes tat haben.
Die dritte / ist wol die allerhthist / nemlich Göttis gebott/der durch
Rose so offt tteibt vnd fodett / die elltern sollen die kinder leren / das zo
auch der 77. Psalm spricht. Wie hatt er so hoch vnsern vetern gepotten
den kindern kund zu thun / vnd zu leren kinds kind. Vnd das weyset
auch aus / das vierde gebott Göttis / do er der elltern gehorsam den kindern
so hoch gepeut / das man auch durchs gericht t-dten soll vngehorsame kinder.
Dnd «arumb leben wir allten anders / denn das w ir des iungen volcks 35
«atten / leren / vnd auffzihen? Ss ist yhe nicht müglich / das flch das tolle
volck sollt selbs leren vnd halten / darumb hat fle vns Gott besolden /
die wyr allt vnd ersaren flnd / was yhn gut ist / vnd wird gar schwerlich
rechnung von vns für die selben fi-dera. Darumb auch Mose befilht
Deutero. 32. vnd spricht. Frage deynen vater der wird dyrs sagen / die 40
allten die werden dyrs zeygen.
15 liest 18 solange als markt 28 Wander, Hand no. 153 31 Ps.
78, 5 s. 33 D t. 2 i, 18 ff. 38 alt sind und wissen schwere 40 D t. 32, 7
christliche Schulen aufrichten und halten sollen. 1524.
Wie wol es fünde vnd schände ist / das da hyn mit vns komen ist /
das wyr aller erst reytzen vnd vns reytzen sollen lassen / vnsere kinder vnd
iunges volck zu -ihen 1 vnd ybr bestes denckeu / so doch das selb vns die *77 *
natur selbs sollt treyben / vnd auch der Heyden exempel vns manichfelltig
5 weysen. Es ist keyn vnuernünjsti- thier / das seyner iungen nicht wartet
vnd leret / was yhn 1gepürt / on der straus / da Gott von jagt Job 81. 33w
das er gegen seyne iungen so hatt ist / alls weren fle nicht seyn / vnd lefft
seyne eyer auff der erden ligen. Dnd was hülffs / das wir sonst alles
hetten vnd thetten vnd weren gleich eyttel Heyligen / so wyr das vnter
10 wegen lassen / darumb wyr aller meyst leben / nemlich / des iungen volcks
pflegen? Ich acht auch / das vnter den eufferlichen funden / die wellt für
Gott von keyner so hoch beschweret ist / vn> so grewliche straffe ver
dienet / alls eben von diser / die wyr an den bindern thun / das wyr fle
nicht -ihen.
15 D a ich iung war / füret man ynn der schulen eyn sprich «ott. Non
minus est negligere scholarem / quam corrumpere virginem. Nicht geringer
ist es eynen schuler verseumen / denn eyne iungfraw schwechen. DaS sagt
man darnmb / das man die schulmeyster erschrecket / denn man miste dazu
mal keyn schwerer sunde / denn iungsrawen schenden. Aber / lieber Herr-
* gott wie gar viel geringer ists iungfraw oder weiber schendk (wilchs doch
als ein leybliche erkandte sunde mag gebüffet werden) gegen diser / da die
edlen fersen verlassen vnd geschendet «erden / da soliche sunde auch nicht
geachtet noch ettennet vnd nymer gebüffet wird? O «ehe der wellt ymer
vnd ewiglich. Da «erden teglich kinder geporn vnd wachsen bey vns
*5 daher / vnd ist leyder niemand / der flch des armen iungen volcks an ueme
vnd regire / da lefft mans gehen / wie es gehet. Die kltster vnd stiffte
sollten* thun / so flnd fle eben die / von denen Christus sagt. Wehe der
wellt vmb der ergerniffe willen / wer diser iungen eynen ergett die an mich
glewbea / dem «ere es besser eynen mülstein an den hals gehenckt / vnd
3o yns meer gesenckt da es am tieffesten ist. Es flnd nur kinderfreffer vnd
Verderber.
J a sprichstu / solchs alles ist den elftem gesagt / ' was gehet das d ie ,78B
radherm vnd oberkeyt an? Ist recht geredt / ia wie wenn die elltem aber
solchs nicht thun? «er solls denn thun? solls drumb nach bleyben vnd die
55 kinder verseumet werden? Wo will flch da die oberkeyt vnd Rad ent
schuldigen / das yhnen solchs nicht sollt gepüren? Das es von den elltem
nicht geschützt / hat mancherley vrsach. 1 Auffs erst / flnd etliche auch nicht
so fhim vnd redlich / das fle es thetten / ob fle es gleich kundten / sondern
wie die strauffe / hetten fle flch auch gegen yhre iungen / vnd laffens da
6 H i. 39, 14. 16 10 hauptsächlich 15 vgl. W . A. 15, 331
20 dwie A 21 im vergleich m it dieser, bei d e r . . . 22 weil sogar
27 M t 18, 7. 6 34 unterbleiben 38 rechtschaffen und pflicht
bewusst 39 verhärten
448 An die Ratsherrn aller Städte deutsches Lands, dass sie
bey bleibest / das Ke die eyer von sich geworffen vnd kinder zeuget haben /
nicht mehr thun fle dazu. N u dise kinder sollen dennoch vnter vns vnd
bey vns lebest ynn gemeyner stad. Wie will den vu venmnfft vnd sonder»
lich Christliche liebe / das leyden / das sie vngezogen auff svachsev/vnd den
andern sintern gisst vnd schmeyffe seyen / damit zu letzst eyn gantze stad s
verderbe / wie es denn zu Sodom vnd Gomorra vnd Gaba vnd ettlichen
mehr stedten ergangen ist.
Ausss ander / so ist der gröffest Hausse der elltern legtet vngeschickt
dazu / vnd nicht weys / wie man kinder zihen vnd lernen soll. Denn fle
nichts selbs gelernet haben / on den bauch versorgen / vnd gehören sonder- *o
liche leut dazu / die kinder wol vnd recht leren vnd zihen sollen. Ausss
dritte / ob gleich die elltern geschickt «eren vnd wölltens gerne selbs thun/
so haben fle für andern geschessten vnd Haus hallten Widder zeyt noch raum
dazu / also das die not zwinget / gemeine zuchtmeyster für die kinder zu
hallten / E s wöllte denn eyn iglicher für sich selbs eynen eggen hallten / *s
aber das würde dem gemeynen man zu schwere / vnd würde abermal manch
fegn knabe vmb armuts willen verfeumet. Dazu / so sterben viel elltern
vnd lassen weysen hynder flch / vnd wie die selben durch furmunden ver
sorgt werden / ob vns die erfarung zu wenig were / sollt vns das wol
zeygen / das flch G ott selbs der weysen ortet nennet / als dere / die von «
I79 b yderman sonst verlassen sind. Auch flnd ettliche die nicht kinder haben/
die nemen flch auch drumb nichts an.
Darumb will- hie dem Rad vnd der oberkeyt gepüren / die aller
gröffesten sorge vnd fieys ausss iunge volck zu haben. Denn «eyl der
gantzen stad / gutt / ehr / legb vnd leben / yhu zu tre n n Hand befolgen ist / »$
so thetten fle nicht redlich für G ott vnd der wett / wo fle der stad ge-
deyen vnd befferung nicht suchten mit allem vermögen / tag vnd nacht.
N u lsgt eyner stad gedeyen nicht alleyne darynn / das man grosse schetze
famle / feste mauren / schöne heuffer / viel büchsen vnd Harnisch zeuge / J a
wo des viel ist / vnd tolle narren drüber tonten / ist so viel beste erger / 3°
vnd beste grösser schade der selben stad. Sondern das ist einer stad bestes
vnd aller reichest gedeyen / heyl vnd krafft / das fle viel segnet geirrter /
vernünfftiger / erbat / wol gezogener bürget hatt / die künden darnach wol
schepe / vnd alles gut samlen / hallten vnd recht brauchen.
35w 1 Wie hat die stad Roma than / die yhre knaben also lies zihen / das 35
fle ynwendig fünffzehen / achtzehen / zwentzig taten ausss ausbündigst kündten
lateynisch vnd kriechisch / vnd allerley frege künste (wie man fle nennet)
darnach flux ynn den krieg vnd regiment / da würden witzige / vernünsstige
vnd treffliche leute aus / mit allerley tunfl vnd erfanmge geschickt / das /
wenn man itzt alle Bischoffe vnd alle Pfaffen vnd Müniche ynn deutschem 40
5 geschmeiss 19 versogtt A 20 Ps. 68, 6 22 haben
darum auch kein Interesse am Schulwesen 26 pflichtgemäss 27 mit
allen mittein 29 geschütze erzeuge, herstelle 38 verständige
christliche Schulen aufrichten und halten sollen. 1524.
449
lande / auff eynen Haussen schmeltzet / sollt man nicht so viel finden / alle
man da wol ynn eynem Römischen kriegs knecht fand. Darumb gieng
auch yhr ding von statten / da fand man leute die zu allerley tüchtig vnd
geschickt waren. Also hatt die nott allezeyt erzwungen vnd erhallten ynn
5 aller wellt / auch bey den Heyden / das man zuchtmeyster vnd schulmeyster
hatt müssen haben / so man anders ettwas redlichs hatt wöllen aus eym
volck machen. Daher ist auch das wort / zucht meyster / ynn santt Paulo
G al. 4. alls aus dem gemeynen brauch menschlichs lebens genomen / da er
spricht. D as gesetzt ist vnser zuchtmeyster gewesen.
10 1Weyl denn eyne stad soll vnd mus leute haben / vnd allenthalben i*> e
der gröste gebreche / Mangel vnd klage ist / das an (rufen feyle / so mus
man nicht harren / bis sie selbs wachsen / man wird sie auch wider aus
steynen hawen / noch aus holtz schnitze / so wird G ott nicht wunder thun /
so lange man der fachen durch ander seyne dargethane gütter geraten kan.
13 Darumb müssen wyr dazu thun / vnd mühe vnd kost dran wenden / sie
selbst erzihen vnd machen. Denn wes ist die schuld / das es itzt ynn allen
stedten so dünne sihet von geschickten leutten / on der oberkeyt / die das
iuuge volck hatt lassen auff wachsen wie das holtz ym wald wechset / vnd
nicht zu gesehen / wie mans lere vnd zihe? darumb istL auch so vntrdig
*0 gewachsen / das zu keynem baw / sondern nur eyn vnnütz gehecke vnd nur
zum fewrwerg tüchtig ist.
ES mus doch welltlich regiment bleyben / soll man denn zu lassen /
das eyttel rüllyen vnd knebel regiren / so mans wol bessern kan / ist yhe
ein wild vnuernünfftiges surnemen. S o las man eben so mehr sew vnd
*3 «tlffe zu Herrn machen / vnd setzen ober die / so nicht dencken wbllen / wie
sie von menschen regirt werde. S o ists auch eyn vnmenschliche bosheyt /
so man nicht weytter denckt denn also / wyr wöllen itzt regiren / was geht
vns an / wie es denen gehen werde / die noch vns komea. Nicht vber
menschen / sonder vber sew1 vnd Hunde sollten soliche leute regiren / die nicht 36 w
y mehr denn yhren nutz oder ehre ym regiment suchen. Wenn man gleich
den höhiste« sitys für wendet / das man eyttel feyne / gelerte / geschickte
leutt erzöge zu regiren / es würde dennoch mühe vnd sorge gnug haben /
das es wol zu gienge. Wie soll es denn zu gehen / wenn man da gar
nichts zu thut?
35 Za sprichstu aber mal / ob man gleich sollt vnd müste schulen haben /
was ist vns aber nütze / lateynisch / kriechisch / vnd ebreyisch zungen vnd
3 ging e bei ihnen auch vorwärts 6 ordentliches 8 Ga. 3, 24
9 sprcht A 14 dem bedürfnis abhelfen 17 spärlich aussieht,
mangelt an 19 unordentlich 20 dorogebüsch 21 zur feuemng
(M t 13, 30) 22 soll man—kan fragesatz oder Vordersatz zu So las
Man (im letzteren falle ist ist yhe—furnemen als eingeschobener ausrufe-
satz anzusehen) 23 grobiane und flegel 24 lieber 25 daran
denken, darauf hinarbeiten 35 abermals, s. oben s. 443, z. 24
450 A r die Ratsherrn aller St.'tdte deutsches Lands, dxss sie
andere frene künste zu leren / künden wyr dock wol deutsch die Bibel vnd
G ö ttis wort leren / die vns gnugsam ist zur selickeyt. A ntw ott. J a ich
I?, r. weys leyder wol / 1das wyr deutschen müssen ymer bestien vnd tolle thier
seyn vnd bleyben / wie vns denn die vmbligende lender nennen vnd wyr
auch wol verdienen. M ich wunden aber / warumb wyr nicht auch ein mal 5
sagen / W as sollen vns seyden / wein / würtze / vnd der frembden aus-
lendischen wäre / so wyr doch selbs weyn / körn / wolle / flachs / holtz /
vnd steyn ynn deutschen landen / nicht alleyn die fülle haben zur narung /
sondern auch die kür vnd wal zu ehren vnd schmuck? D ie künste vnd
sprachen die vns on schaden / ia grösser schmuck / nutz / ehre / vnd frumen 10
und / beyde zur heyligen schrifft zuuerstehen vnd welltlich regiment zu füren /
wöllen wvr verachten / vnd der aus lendischen wäre die vns wider not noch
nütze sind / dazu vns schinden bis auff den grat / der wöllen wyr nicht ge-
ratten / heyssen das nicht billich deutsche narren vnd bestien?
Zwar wenn kenn anderer nutz an den sprachen were / sollt doch vns *3
da» billich erfrewen vnd anzünden / das es so eyn edle feyne gäbe G öttis
ist / da mit vns deutschen G ott itzt so reichlich fast ober alle lender beym-
sucht vnd begnadet. M an sitzet nicht viel / das der teuffel die selben hette
lassen durch die hohen schulen vnd klöster auffkomen. J a sie haben allzeyt
auff- höhest da Widder getvbet vnd auch noch toben / denn der teuffel roch «
ttn braten wol / wo die sprachen erfur kemen / würde seyn reich eyn fach
gewonnen , das er nicht künde leicht wider zu stopffen. Weyl er im nicht
bat müqen weren da- sie erfur kemen / dencket er doch / sie nu also schmal
zu ballten / das sie von yhn selbs wider sollen vergehen vnd fallen. E s
ist vbm nicht evn lieber gast damit yns Haus komen / D rum b will er yhn 25
auch also spensen / das er nicht lange solle bleyben. Disen bösen tuet des
teuffel- / sehen vnser gar wenig / lieben Herren,
j w ' D arum b lieben deutschen lasst vns Hie die äugen auffthun / G ott
dancken fllr da- edel kleynod / vnd fest drob hallten / das vns nicht wider
rR. i entzückt werde / vnd der teuffel nicht seynen Mutwillen büffe. Denn 1 das 3o
können wir nicht leucken / das / wie wol das Euangelivn allevn durch den
beoligen geost ist komen / vnd teglich kompt / so ists doch durch mittel der
frradvn komen / vnd hat auch dadurch zugenomen / muS auch da durch bv
hallten werden. Denn gleich all- da G ott durch die Apostel wollt ynn
alif w ellt da- Euauqelton lassen komen / gab er die jungen da zu. Vnd 35
h atte auch zunor durch der Röm er regiment / die kriechische vnd latevnische
sprach weot mm alle land ausgebreyttet / auff das seyn Euangelivn yhe
bald fern ond weot frucht brechte. Also hat er itzt auch gethan. Niem ant
h at gew ust ' warnmb G ott die sprachen erfur lies komen / bis das man nu
i Wissenschaften 9 auswahl 13 bis auf die knocken 14 ent
behren 15 wahrlich 17 vor allen 1. 21 Thiele no. 91
21 fei.hteroffnung. kicke, loch 26 tucke 30 entrissen an uns aus-
la<'' 3; Vermittlung
christliche Schulen aufrichten und halten sollen. 1524.
45 l
allererst flhet / das es vmb des Euangelio willen geschehen ist / wilchs er
hernach hat wöllen offinbarn / vnd da durch des Endchrists regiment auff-
decken vnd zu stören. Darumb hat er auch kriechen land dem Türcken
geben / auff das die kriechen vertagt vnd zustrewet / die kriechischr
5 sprach aus brechten / vnd eyn ansang würden / auch andere sprachen mit
zu lernen.
So lieb nu alls vns das Euangelion ist / so hatt last vns ober den
sprachen hallten. Denn Gott hat seyne schrifft nicht vmb sonst alleyn ynn
die zwo sprachen schreib- lassen / das allte testament ynn die Ebreische /
10 das new ynn die Kriechische. Welche nu Gott nicht veracht / sondern zu
seynem wort erwelet hat für allen andern / sollen auch wyr die selbe für
allen andern ehren. Den S . Paulus rhümet das für eyn sonderliche ehre
vnd votteyl der Ebreischen sprach / das Göttis wort drynnen geben ist /
da er sprach Röm 3. Was hat die beschneyttung votteyls odder nutzes?
15 Fast viel / auffs erst / so sind yhn Göttis rede befvlhen / Das rhümet auch
der könig Dauid Psalm .147. Er verkündigt seyn wort Jacob / vnd seyne
gepott vnd rechte Israel. Er hat keynem volck also gethan / noch seyne
rechte yhnen offinbatt. Daher auch die 1Ebreische sprach heylig Heysset. 38w
Dnd santt Paulus Röm. L nennet ste die heylige schrifft / on zweyffel vmb
ao des Heyligen Worts Göttis willen / das drynnen verfasset ist. Also mag
auch die Kriechische sprach wol heylig heyffen / das die selb für andern
dazu erwelet ist / das das newe testament drinnen geschribe würde. Vnd
aus der selben1alls aus eym brunnen ynn andere sprach durchs dolmetschen 183 e
geflossen / vnd ste auch geheyliget hat.
-5 Dnd last vns das gesagt seyn / Das wyr das Euangelion nicht wol
werden erhallten / on die sprachen. Die sprachen sind die scheyden / darynn
dis Messer des geysts stickt. Sie stnd der schreyn / darynnen man dis
kleynod ttegt. Sie sind das gefess / darynnen man Visen tranck fasset.
Sie stnd die kemnot / darynnen dise speyse ligt. Dnd wie das Euangelion
3 0 selbs zeygt / Sie stnd die körbe / daryMen man dise brot vnd flsche vnd
brocken behellt. Ja wo wyrs versehen / das wyr (da Gott für sey) die
sprachen faren lassen / so werden wir nicht alleyn das Euangelion verlieren /
sondern wird auch endlich dahyn geratten / das w ir wider lateinisch noch
deutsch recht reden odder schreyben künden. Des last vns das elend grew-
35 lief) exempel zur beweysnng vnd Warnung nemen / ynn den hohen schulen
vnd klöstern / darynnen man nicht alleyn das Euangelion verlernt / sondern
auch lateinische vnd deutsche spräche verderbet hat / das die elenden leut
schier zu lautter bestien worden stnd / wider deutsch noch lateinisch recht
reden oder schreyben können. Vnd bey nahend auch die natürliche vernunfft
verloren haben.
Darumb Habens die Apostel auch selbs für nöttig an gesehen / das
sie das newe testament ynn die Kriechische spräche fasteten vnd anbänden /
vn zweyffel / das ftt es vns daselbs sicher vnd gewis verwarete / wie ynn 5
eyner Heyligen laden / Denn sie haben gesehen / all das ienige das zukunfftig
war / vnd nu also ergangen ist / wo es alleyn ynn die köpff gefastet würde /
mit manche wilde / wüste / vnordnung vnd gemenge / so mancherley synnen/
dunckel vnd leren sich erheben würden ynn der Christenheyt / wilchen ynn
keynen weg -u weren noch die eynfelltigen zu schützen weren / wo nicht *o
das newe testament gewis ynn schnfft vnd spräche gefastet were. Darumb
ists gewis / wo nicht die sprachen bleyben / da mus zu letzt das Euangelion
vitter gehen.
Das hat auch beweyffet / vnd zeygt noch an die erfarung. Denn so
bald nach der Apostel zeyt / da die sprachen auffhöreten / nam auch das 15
j9w Eiiangelion 1 vnd der glawbe vnd gantze Christenheyt yhe mehr vnd mehr
x84 b 1 ab / dis das sie vnter dem Babst gar versuncken ist / Dnd ist synter zeyt
die sprachen gefallen sind / nicht viel besonders ynn der Christenheyt er
sehen / aber gar viel grewlicher grewel aus vnwiffenheyt der sprachen ge«
schehen. Also widdernmb weyl itzt die sprachen erfur komen sind / bringen 20
sie eyn solid) liecht mit sich vnd thun solch grosse ding / das sich alle wellt
verwundert / vnd mus bekennen / das wir das Euangelion so lauter vnd
reya haben fast alls die Apostel gehabt haben / vnd gantz ynn seyne erste
reynigkeyt komen ist / vnd gar viel reyner / denn es zur zeyt santt Hieronymi
odder Augustini gewesen ist. Dnd summa / der heylige geyst ist keyn narre / 25
gehet auch nicht mit leichtfertigen vnnötigen fachen vmb / der bat die
sprachen so nütz vnd not geacht ynn der Christenheyt / das er sie offtmals
von hymel mit sich bracht hat / wilchs vns alleyne sollt gnugsam bewegen/
die selben mit fieys vnd ehren zu suchen vnd nicht zuuerachten / weyl er sie
nu selbs Widder auff erden erweckt. y>
Ja sprichstu / es sind viel veter selig worden / haben auch geleret on
sprachen. Das ist war Wo rechenstu aber auch das hyn / das sie so offt
ynn der schnfft gefeylt haben? Wie offt feylet santt Augustinus ym
Psalter vnd andern auslegung / so wol alls Hilarius / ia auch alle die on
die sprachen sich der schnfft haben vnterwunden aus zulegen? Dnd ob sie 35
gleich ettwa recht geredt haben / sind sie doch der fachen nicht gewiss ge
wesen / ob das selb recht an dem ort stehe / da sie es hyn deutten? A ls /
das ich des eyn exempel -eyge. Recht ists geredt / das Christus Göttis
son ist. Aber wie spöttisch lautet es ynn den oren der widdersacher / da
sie des gründ fureten aus dem 109. Psalm. Tecum principium in die
virtutis tue. So doch da selbs ynn der Edreischen sprachen nichts von
der Gottheyt geschriben steht. Wenn man aber also mit vngewiffen gründen
vnd feylsprüchen den glawben schützet / ists nicht eyn schwach vnd spot der
5 Christen bey den Widder fechtern / die der sprach kündig sind? vnd werden
nur halsstarriger ym yrthum / vnd1halten vnsern glauben mit guttem schevn 185 e
für einen menschen träum.
Wes ist nu dis schuld / das vnser glaube so zu schänden wird? nem-
lich / das wyr der sprachen nicht wissen / vnd ist hie keyn hülste / denn die
xosprachen wissen. Wart nicht S. Hierony. gezwungen den Psalter von
newem zu'uerdolmetzen aus dem Edreischen vmb des willen / tai / m man 40 w
mit den Juden aus vnsenn Psalter handelt / spotten sie vnser / das es nicht
also stünde ym Edreischen / wie es die vnsern fureten? Nu sind aller
allten veter auslegung / die on sprachen die schrifft haben gehandelt (ob sie
15 wol nichts vnrechts leren) doch der gestallt / das fle fast osst vngewisse /
vnebene / vnd vnzeyttige spräche füren / vnd tappen wie eyn blinder an der
wand / das sie gar offt des rechten texts feylen / vnd machen yhm eyne
nasen nach yhrer andacht / wie dem vers droben angezeygt / Tecum prim
cipiü ic. Das auch S. Augusti. selbs mus bekennen / wie er schreybt de
2 0 doctnna Christ das eynem Christlichen lerer / der die schrifft soll aus
legen / not stnd ober die Lateinische / auch die Griechische vnd Ebreische
sprachen. Es ist sonst vnmüglich / das er nicht allenthalben anstoffe / Ja
noch not vnd erbeyt da ist / ob eyner die sprachen schon wol tan.
Darumh ists gar viel eyn ander ding / vmb eyney schlechten Prediger
25 des glaubens / vnd vmb eynen ausleger der schrifft / odder wie es S. Paulus
nennet / eynen Propheten. Eyn schlechter Prediger (ist war) hat so viel
Heller spräch vnd text durchs dolmetschen / das er Christum verstehen /
leren / vnd heyliglich leben vnd andern predigen kan. Aber die schrifft aus
zulegen vnd zu handeln für sich hyn / vnd zu streytten Widder die yrrigen
30 evufärer der schrifft /ist er zu geringe / das lesset sich on sprachen nicht
thun. Nu mus man yhe ynn der Christenheyt soliche Propheten haben /
die die schrifft tteyben / vnd auslegen / vnd auch zum streyt fugen / vnd ist
nicht gnug am Heyligen leben vnd recht leren. Dammb sind die sprachen
stracks vnd aller 1dinge von nstten ynn der Christenheyt / gleich wie die 186 e
35 Propheten / odder ausleger / obs gleich nicht not ist / noch seyn mus / das
eyn iglicher Christ odder Prediger sey eyn solich Prophet / wie sanct Paulus
sagt 1. Cor. 12 vnd Ephe. 4.
i gründ, beweis dafür anführtenPs. 110, 3 4 fehlsprüchen, un
zutreffenden spr. 5 gegnem 12 auf gründ unseres Ps. verhandelt
13 anführten 15 sehr 16 unangemessene u. unpassende 18 ihre
mehtong in ihn eintragen (Thiele no. 394) angezeyt A 20 I I 11, 16
( M S L 34, 42) 24 geringen, einfältigen 2$ 1. K o . 12, 28 ff. 14, 2 6 ff.
27 aus Übersetzungen 29 selbständig zu traktieren 30 Zitierer
32 taugen 34 unbedingt u. durchaus 37 I . K o . 12, 6 ff. E ph. 4. 11
454 A n die R atsherrn aller Städte deutsches Lands, dass sie
Daher kompts / das sind der Apostel zeyt / die schrifft so finster ist
blieben vnd nyrgent gewisse bestendige auslegunge drüber geschriben find.
Denn auch die Heyligen veter (wie gesagt) offt gefeyllt / vnd weyl sie der
sprachen vnwiffend gewesen / find sie gar selben eynes / der feret sonst /
der feret so. Sanct Bernhart ist eyn man von grossem geyst gewesen / r
das ich yhn schier thürst ober alle lerer setzen / die berümbt find / beyde
41 w allte vnd newe. Aber fihe / wie e r1*mit der schrifft so offt (wie wol geyst-
lich) spielt vnd fle füret ausser dem rechten synn. Der halben haben auch
die Sophisten gesagt. Die schrifft sey finster / haben gemeynet / Göttis
wort sey von art so finster / vnd rede so seltzam. Aber fie sehen nicht das 10
aller Mangel ligt an den sprachen / sonst were nicht liechters yhe geredt /
denn Göttis wort / wo wyr die sprachen verstünden. Eyn Türck mus mir
wol finster reden / milchen doch eyn türckisch kind von (leben iaren wol
vernympt / die weyl ich die spräche nicht kenne.
Darumb ist das auch eyn toll furnemen gewesen / das man die schrifft 15
hat rvöllen lernen durch der veter auslegen / vnd viel bücher vnd glossen
lesen. Man sollt fich dafür auff die sprachen geben haben. Denn die
lieben veter / weyl fie on sprachen gewesen find / haben fie zu weilen mit
vielen Worten an eynem spruch geerbeyttet / vnd dennoch nur kaum hynnach
geomet / vnd halb geraten / halb gefeylet. So leuffestu dem selben nach 20
mit viel mühe / vnd kündtist die weyl durch die sprachen / dem selben viel
bas solichen ratten / denn der / dem du folgest. Denn wie die sonne gegen
dem schatten ist / so ist die spräche gegen aller veter glosen. Weyl denn
nu den Christen gepürt / die Heyligen schrifft zu oben / alls yhr eygen
eyniges buch / vnd eyn fünde vnd schände ist / das wyr vnser eygen buch 25
187 e nicht1wissen / noch vnsers Göttis sprach vnd wort nicht kennen / so istS
noch viel mehr fünde vnd schaden / das wyr nicht sprachen leren / sonder
lich / so vns itzt Gott dar beut vnd gibt leute vnd bücher vnd allerley /
was dazu dienet / vnd vns gleich dazu reitzt / vnd seyn buch gern wollt
offen haben. O wie fro sollten die lieben veter gewesen seyn / wenn fie 30
hetten so kund zur Heyligen schrifft komen vnd die sprachen leren / alls wyr
künden. Wie haben fie mit so grosser mühe vnd steys kaum die brocken
erlanget / da wir mit halber / ia schier on alle erbeyt / das gantze brod ge-
wynnen künden. O wie schendet yhr steys vnser faulheyt? Ja wie hart
wird Gott auch rechen solchen vnsern 'mfleys vnd vndanckbarkeit. 35
42 w >Da her gehöret auch / das S . Paulus 1. Cor. 14. w ill / das ynn
der Christenheyt soll das vrteyl seyn ober allerley lere / dazu aller dinge
von n-ten ist / die spräche zuwissen. Den der Prediger oder lerer mag
wol die Biblia durch vnd durch lesen / wie er w ill / er treffe oder feyte /
müssen aus meydlin werden. Darumb ists zu thun / das man kneblin vnd
meydltn dazu recht lere vnd auffzihe. N u hab ich drohen gesagt / der ge-
meyn man thut hie nichts zu / kans auch nicht / wills auch nicht / «eys
auch nicht / Fürsten vnd Herrn solltens 1thun / aber ste haben auffm schlitten 45W
s zufaren / zu trincken / vnd ynn der mumerey zu lauffen / vnd find beladen
m it hohen mercklichen geschefften des kellers / der küchen vnd der kamer.
Vnd obs ettliche gern thetten / müssen ffe die andern schewen / das fle nicht
für narren odder ketzer gehallten werden. Dammb w ills euch lieben Rad
herrn alleyne ynn der Hand bleyben / yhr habt auch raum vnd fug dazu /
*• besser denn Fürsten vnd Herrn.
Za sprichst» / Eyn iglicher mag seyne tochter vnd söne wol selber
leren oder yhe zihen m it zucht. Antwort. Za man sthet wol / wie stchs
Irret vnd zeucht. Dnd wenn die zucht auffs höhest getrieben wird / vnd
wol gerett / so kompts nicht ferner / denn das eyn wenig eyn eyngezwungen
*s vnd erbar geberde da ist / sonst bleybens -leychwol eyttel holtzböcke / die
wider hie von noch da von wissen zu sagen / niemand wider radten «och
helffen können. Wo man sie aber Irret vnd zöge ynn schulen oder sonst /
da gelerte vnd züchtige meyster vnd meysterynn weren / da die sprachen vnd
andere tunst vnd Historien lereten / da würden sie hören die geschichte vnd
90 spräche aller wellt / rote es diser stad / disem reich / disem Fürsten / disem
man / disem weybe / gangen were / vnd kündten also ynn kurtzer zeyt /
gleich der ganhen wellt von1anbegynn / wesen / leben / rad vnd anschlege /191B
gelingm vnd vngelingen / für sich fassen / wie nnn eym spigel / daraus fle
denn yhren synn schicken / vnd sich ynn der wellt laufst ruhte« künden m it
•s G öttis furcht / Dazu witzig vnd klug werden aus den selben Historien /
was zu suchen vnd zu meyden were ynn diffem enfferlichen leben / vnd
andern auch darnach radtcn vnd regim. Die zucht aber die man daheyme
on solche schulen für nimpt / die w ill vns «eyse mache« durch eygea t
farung / ehe das geschrcht / so sind wyr hundert mal tod / vnd haben vnser
3° lebenlang alles vnbedechtig gehandelt / denn zu eygener erfamng gehört
viel zeyt.
' Weyl denn das iuage volck mus lecke« vnd springen / odder yhe was 46W
zu schaffen haben / da es lust ynnen hat / ond yhm darynn nicht zu weren
ist / auch nicht gut were / das mans alles »eres. Warumb sollt mau denn
" -hm nicht solche schulen zurichten vnd solche kunst furlegen? Syntemal
es itzt von G öttis gnaden alles also zugericht ist / das die kinder m it lust
vnd spiel leren künden / es seyen sprachen odder ander künst odder Historien.
Vnd ist itzt nicht mehr die Helle vnd das fegfewr vnser schulen / da mit
ynnen gemartert sind / ober den C-sualibus vnd temporalibuS / da wir
doch nichts denn eyttel nichts gelernt haben durch so viel steupen/zittern/
angst vnd iamer. Nympt man so viel zeyt vnd mühe / daS man die kinder
spielen auff kattea / singen / vnd tantzen Irret / Warumb nympt man nicht 3
auch so viel zeyt / daS man sie lesen vnd ander fünft leret / weyl sie iuug
vnd müssig / geschickt vnd lustig da zu sind - Ich rede für mich / Wenn
ich kinder hette vnd oermöchtS / S ie mästen mir nicht alleyne die sprachen
vnd Historien htren / sondern auch singen / vnd die musica mit der gantzeu
mathematica lernen. Denn waS ist dis alles / denn eyttel kinder spiel?
darynnen die Kriechen yhre kinder vor zeytten zogen / da durch doch wunder
geschickte leut auS worden zu allerley hernach tüchtig. Za wie leyd ist
mirs itzt / daS ich nicht mehr Poeten vnd Historien gelesen habe / vnd mich
E auch die selben niemand gelernt hat. Habe dafür müst lesen deS 1 teuffelö
dreck / die PhilosophoS vnd Sophisten mit grosser kost / erbeyt / vnd schaden / *5
das/ ich gnug habe dran aus zufegen.
S v sprichstu. Za wer kan seyner kinder so emperen / vnd alle zu
mnckern ziehen? Sie müssen ym Hause der erbeyt warten rc. Antwort.
Zsts doch auch nicht meyne meynung / das man solche schulen anrichte /
wie sie bisher gewesen sind / da eyn knabe zwenhig odder dreysstg iar hat so
ober dem Donat vnd Alexander gelernt / vnd dennoch nichts gelernt ES
ist itzt eyn ander wellt / 1 vnd gehet anders zu. M eyn meynung ist / daS
man die knaben deS tagS eyn stund odder Zwo lasse zu solcher schule gehen /
vnd nichts deste weniger die ander zeyt / ym Hausse schaffen / handwerck
lernen / vnd wo zu man sie haben will / das beydes mit eynander gehe / »s
weyl das volck iung ist / vnd gewarten kan. Bringen sie doch sonst wol
zehen mal so viel zeyt zu / mit keulichen schiessen / ball spielen / lausten /
vnd rammelln.
Also kan eyn meydlin ia so viel zeyt haben / daS deS tageS eyne
stunde zur schule gehe / vnd dennoch seynS geschefftS ym Hause wol warte / jo
Verschleffts vnd vertantzet vnd verspielet eS doch wol mehr zeyt. E s
feylet alleyn daran / das man nicht lust noch ernst dazu hat / daS iunge
volck zu zihen / noch der wellt helffen vnd ratten mit feynen leuten. Der
teuffel hat viel lieber grobe blöche vnd vnnütze leut / daS den menschen ia
nicht zu wol gehe auff erden. 35
Milche aber der ausbund dar vnter were / der man sich verhofft /
das geschickte leut sollen werden zu lerer / vnd lereryn / zu Prediger vnd
deutsche -estien gewesen. Last vns eyn mal auch der vernunfft brauchen /
das G ott mercke die danckbarkeyt seyner guter / vnd ander lande sehen /
das wyr auch menschen vnd leute sind / die ettwas nützlichs enttwedder
von yhn lernen oder sie leren künden / da mit auch durch vns die wellt
49W gebessert werde. Ich habe das meyne1gethan. Ich wollt yhe Deutschem 5
lande gerne geraten vnd geholffea haben / ob mich gleich ettlich darüber
werden verachten vnd solchen trewen rad ynn wind schlahen / vnd beffers
wissen wöllen / das mus ich geschehen lassen. Ich weys wol / das andere
kündten besser haben ausgericht / auch weyl sie schweygen / richt ichs aus
so gutt alls ichs kan. Es ist yhe besser dazu gered / wie vngeschickt es ie
auch sey / denn aller dinge dauon geschwige. Vnd bin der Hoffnung / Gott
werde yhe ewer ettliche erwecken / das meyn trewer rad nicht gar ynn die
affchen falle / vnd werden ansehen / nicht den der es redt / sondern die sach
selbs bewegen vnd sich bewegen lassen.
Am letzten ist auch das wol -u bedencken / allen den yenigen so lieb *5
vnd tust haben / das solche schulen vnd sprachen ynn Deutschen landen auff*
gericht vnd erhallten werden / das man fleys vnd koste nicht spare / gutte
librareyen odder bücher Heuser / sonderlich ynn den grossen stedten / die
solichs wol vermögen / zuuerschaffen. Denn so das Euangelwn vnd allerley
kunst soll bleyben / mus es yhe ynn bücher vnd schrifft verfasset vnd an*30
gebunden seyn. Wie die Propheten vnd Apostel selb- gethan haben / alls
ich droben gesagt habe. Vnd das nicht alleyne darumb / das die yenigen /
so vns geystlich vnd welltlich fürstehen sollen / zu lesen vnd studirn haben /
sondern das auch die guten bücher behallten vnd nicht verloren werden
sampt der kunst vnd sprachen / so «yr itzt von Göttis gnaden haben. **
Hie^ynnen ist auch S . Paulus fleysflg gewesen / da er Timotheo bestlhet /
195 b er solle anhallten am lesen 1 vnd auch befilht / er solle das pergamen zu
Troada gelassen / mit sich bringen.
J a sollchs haben sich gefliffen alle ktnigreiche / die etwas sonderlichs
gewesen sind / vnd zuvor das Israelische volck / vnter wilchen solchs «erck 30
Mose anfieng der erste / vnd hies das buch des gesetzs ynn die lade Göttis
verwaren / vnd thets vnter die Hand der Leinten / das man bey den selben
sollt holen abschrifft / wer es bedürffte / also / das er auch dem Könige ge
peilt / er solle von den Lernten solchs buchs abschrifft nemen. D as man
wol sthet / wie Gott das Leuitische Priestetthum vnter andern geschefften /js
auch dazu verordntet hat / das sie der bücher Hütten vnd warten sollten.
Nach dem hat dise librarey gemeret vnd gebessert Iosua / darnach Samuel /
y>w David / Salomo / Jsaias / vnd 1 so fort an viel mehr Könige vnd Pro*
pheten. Daher ist körnen die heylige schnfst des Alten Testaments / wilche
sonst nymer mehr were zu samen bracht ooder dlieben / »0 Gott nicht hette
sollchen sieys drauff heyffen haben.
Dem exempel nach / haben auch die stijste vnd klöster vor zeytten
5 librareyen angericht / wie wol mit wenig gutten büchern. Dnd was es
für schaden than hatt / das man zu der zeyt nicht drob gehallten hatt /
bücher vnd gutte librareyen zu verschaffen / da man bücher vnd leute genug
dazu hatte / ist man darnach wol gewar worden / das leyder mit der zeyt
dahyn gefallen ist alle tunst vnd sprachen. Vnd an (tat rechtschaffener
10 bücher / die tollen vnnühen schedlichen Müniche bücher / Catholicon /
Florist« / Grecista / Labyrinthus / Dormi semre / vnd der gleychen esels
mist vom Teuffel eyngefutt ist / das damit die Lateinische spräche zu Hoden
rst gangen / vnd nyrgent keyn geschickte schule noch tote noch weyse zu
studirn ist ober blieben. Dnd wie wyr erfaren vnd gesehen haben / das
15 mit so viel mühe vnd erbeit / man die sprachen vnd tunst / dennocht gar
vnuolkomen aus ettlichen brocken vnd stucken allter bücher / aus dem staub
vnd würmern Widder erfür bracht hatt / vnd noch teglich dran sucht vnd
erbeyt / gleych wie man ynn eyner zustbreten stad ynn der affchen nach den
schetzen vnd kleynoten grebt.
*° Darynn ist vns auch recht geschehen vnd hat Gott 1 vnser vndanck' 1 9 6 e
barkeyt recht wol bezalet / Das wyr nicht bedachten seyne moltbat / vnd
Vorrat schafften / da es zeyt war / vnd wol kundten / damit wyr gutte
bücher vnd geirrte leut betten behallten / liessen es so faren / alls gienge
es vns nicht an / Thet er auch widerumb / vnd lies an stat der heyligen
ss schnfft vnd gutter bücher / den Aristotelem tomen mit vnzelichen schedlichen
büchern die vns nur ymer weytter von der Byblien füreten / Dazu die
Teuffels laruen / die Müniche vnd der 1hohen schulen gespenst / die wyr s*w
mit vnmenschlichem gutt gestifft vnd viel Dottores / Predicatores / Magistros
Pfaffen / vnd Müniche / das ist / grosse / grobe / fette esel / mit rotten vnd
30 braunen parreten geschmückt / m t die saw mit eyner gülden keten vnd
perlen / erhallten / vnd «uff vns selbs geladen haben / die vns nichts guts
lereten / sondern nur ymer mehr blinder vnd toller machten / vnd dafür
alle vnser gutt fressen / vnd samleten nur des drecks vnd mistes ybrer vn-
finigen gifftigrn -ücher alle klbstrr / ia alle winckel voll / das grewlich zu
dencken ist.
Is ts nicht eyn elender iamer bisher gewesen / das evn knabe hat 5
müssen -wentzig iar oder lenger studiren / alleyn / das er so viel büses
lateinisch hat gelernt / das er möcht pfaff werden vnd mess lesen? Dnd
wilchem es dahyn fernen ist / der ist selig gewest / S elig ist die muter ge
west / die eyn solid) kind getragen hat. Vnd ist doch eyn armer vngelerter
mensch seyn leben lang blieben / der Widder zu glucken noch zu eyer legen ”
getücht hatt. Solche lerer vnd meyster haben wyr müssen allenthalben
haben / die selbs nichts gekundt / vnd nichts guts noch rechts haben mügen
leren / ia auch die «eyse nicht gewiss / wie man doch lernen vnd leren
sollte. W es ist die schuld? E s sind keyn ander bücher für Handen ge
west / denn solche tolle Müniche vnd Sophisten bücher. W as sotten denn >s
anders d-aus werden / denn eyttel tolle schuler vnd lerer / wie die bücher
waren die sie lereten. Eyn dole hecket keyne tauben / vnd eyn narr machet
keyn klugen. D as ist der lohn der vndanckbarkeyt / das man nicht hat
197 e fleys 1 an librareyen gewendet / sondern hat lassen die gutten bücher ver
gehen / vnd die vnnützen behalten. *°
Aber meyn rad ist nicht / das man on vnterschied allerley bücher zu
Hauff raffe / vnd nicht mehr gedencke / den nur auff die menge vnd Haussen
bücher. Ich wollt die wal drunder haben / d a s. nicht nott sey / aller
Juristen comment / aller Theologen Sententiarum vnd aller Philosophen
Questiones / vnd aller Müniche Serm ones zu samlen. J a ich wollt *s
solchen mist gantz ausstossen / vnd m it rechtschaffenen büchern meyne librarey
s*w versorgen / vnd gelette1 leut darüber zu rad nemen. Erstlich sollt die beylige
schrifft beyde auff Lateinisch / Kriechisch / Ebreifch / vnd Deutsch / vnd ob
sie noch ynn mehr sprachen were / drynnen seyn. Darnach die besten aus-
leger vnd die Elltisten beyde Kriechisch / Ebreyfch / vnd Lateinisch / wo ich *>
sie finden künde. Darnach solche bücher / die zu den sprachen zu lernen
dienen / alls die Poeten vnd O ratores / nicht angesehen ob sie Heyden
odder Christen weren / Kriechisch odder Lateinisch. D enn aus solchen mus
man die Grammatica lernen. Darnoch sollten seyn / die bücher von den
freyen künsten / vnd sonst von allen andern künsten. Zu letzt auch der 3$
Recht vnd Erheney bücher / Wiewol auch hie vnter den Commenten evner
gutten wal not ist.
matt ryn narr bas zu geraten / denn eyn gander radt bet Hagen. Mose
199 e muffe (Id) e»n Iethro leren lassen. Hie mit besilh ich1«nch «Ile Get-
ttt gnaden / der »Mit e»r herhen erweychm
enb anzünden / das sie sich der armen /
elenden / eertoffenen / ingetrt mit
ernst (tmtemen / enb durch
Göttliche HÜffe / yhn
radtenvnd hel
fen zq seli
gem
»nb Christ
lichem regiment
Deutsches lands an
leyb enb feel mit aller fülle /
enb ebersius zu lob enb ehren
Gott dem eurer durch Zesnm Chri
stum enfern heyland. Amen.
2 Ex. 18, 17 ff.