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Facharbeit

Die ,,neue Frau” der Weimarer Republik

Leitfrage:
,,Wie hat sich das Frauenbild in der Gesellschaft & in der Literatur der Weimarer
Republik verändert?”

Eine Projektarbeit von : Jule Fülles


Profil : 21PC1
Tutorin : Annika Woll
Fächerwahl : Deutsch, Geschichte
Betreuer : Annika Woll, Chantal Karstens

1
Inhaltsverzeichnis

Gliederung…………………………………………………………………………….3

1. Einleitung…………………………………………………………………….….4

2. Die ,,neue Frau” in der Weimarer Republik………………………………...4

2.1 Das traditionelle Rollenbild der Frau im Kaiserreich………………...4


2.2 Der Umbruch: Rolle der Frau während des ersten Weltkrieges…...7
2.3 Die ,,neue Frau” in der Weimarer Republik…………………………...9
2.3.1 die politische Teilhabe……………………………………………..9
2.3.2 die gesellschaftliche Teilhabe…………………………………...10
2.3.3 das Selbstverständnis der Frau…………………………………11

3. Die ,,neue Frau” in der Literatur: Mascha Kaleko…………………….…..13


3.1 Biographie……………………………………………………………..13
3.2 Einflüsse auf Werke………………………………………………….13
3.3 Das Bild der neuen Frau in: ,,Mannequins”..............................15

4. Fazit………………………………………………………………………………...16

Anhang……………………………………………………………………………......17

Glossar………………………………………………………………………………..18

Literaturverzeichnis..……………………………………………………………….19

Eidesstattliche Erklärung……………………………………………………….…21

2
Gliederung

1. Einleitung

2. Die ,,neue Frau” in der Weimarer Republik


2.1 Das Traditionelle Rollenbild der Frau im Kaiserreich
2.2 Der Umbruch: Rolle der Frau während des Ersten Weltkrieges
2.3 Die ,,neue Frau” in der Weimarer Republik
2.3.1 die politische Teilhabe
2.3.2 die gesellschaftliche Teilhabe
2.3.3 das Selbstverständnis der Frau

3. Die ,,neue Frau” in der Literatur: Mascha Kaleko


3.1 Biographie
3.2 Einflüsse auf Werke
3.3 Das Bild der neuen Frau in: ,,Mannequins”

4. Fazit

3
1. Einleitung

In der folgenden Facharbeit geht es um ,,die neue Frau” in der Weimarer Republik
und wie sich das Frauenbild in der Gesellschaft und der Literatur verändert hat.
Die Rolle der Frau ist, selbst heutzutage, noch immer ein relevantes Thema.
Ziel dieser Facharbeit ist es, Vergleiche zu ziehen, Unterschiede herauszuheben und
die Leitfrage so präzise wie möglich zu beantworten. Dieses Ziel wird erfüllt, indem
die Rolle der Frau im Kaiserreich erläutert wird, danach der Bruch des 1. Weltkrieges
aufgezeigt wird und anschließend die Frau in der Weimarer Republik behandelt wird.
Dort gehe ich auf die politische Teilhabe der Frau ein, sowie die gesellschaftlichen
Teilhabe und zum Schluss das Selbstverständnis der Frau. Dadurch möchte ich
Verbindungen verdeutlichen oder den Wandel bestimmen können. Nachdem dies
beendet ist, gehe ich auf die ,,neue Frau” in der Literatur ein. Dies beginnt mit einer
kurzen Biografie über Mascha Kaleko und der anschließenden Erläuterung zu den
Einflüsse, die ihre Werke prägen. Zum Schluss wird die ,,neue Frau” in der Literatur
dargestellt mit Hilfe eines Gedichtes von Mascha Kaleko. Als letztes folgt das Fazit,
in welchem ich alle wichtigen Aspekte noch einmal pointiert zusammenfasse und die
Leitfrage beantworte.

2. Die ,,neue Frau” in der Weimarer Republik


2.1 Das Traditionelle Rollenbild der Frau im Kaiserreich

Die Frau in der Zeit des Kaiserreichs soll stets die Familie repräsentieren und dem
Mann in bestmöglicher Manier beiseite stehen. Das Idealbild der Frau sei es, zu
heiraten, Mutter zu sein, dementsprechend die Kinder zu erziehen und Empfänge zu
organisieren. Dabei soll sie keinesfalls zu gebildet erscheinen. Der Mann soll sich
nicht durch seine Frau weniger erhaben fühlen.1

1
Vgl.Podbregar, Nadja: Kaiserreich: Bildpostkarten verraten Frauenbild (zuletzt geprüft am:
03.11.2022)
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/kaiserreich-bildpostkarten-verraten-frauenbild/
4
Wenn eine Frau mit über 30 noch unverheiratet ist, gilt sie als ,,alte Jungfer”. Es gilt
als Schande, wenn eine Frau unverheiratet ist, sie soll keine Daseinsberechtigung
erspüren und wird als argwöhnisch angesehen. Der Bestfall sei es, wenn man sie mit
Mitleid betrachtet.2
Wenn eine Frau verheiratet ist, lebt sie im Großbürgertum ein meist reiches und
privilegiertes Leben. Im Gegenzug hat sie jedoch allerlei Aufgaben und Pflichten, wie
sie sich an der Seite ihres Gatten zu repräsentieren hat. Darunter gilt es,
beispielsweise Salons zu organisieren, Dinners zu geben und Bälle zu veranstalten.
Die Gäste des Hauses sollen mit kultivierter Hausmusik und Gesprächen unterhalten
werden. Die Frau soll für den Mann leben und seine Wünsche erfüllen. Ebenfalls sind
alle Frauen in allen Belangen von ihrem Mann abhängig. Sie sind gezwungen, den
Namen des Mannes bei der Heirat anzunehmen, dürfen den Wohnsitz nicht selbst
wählen und der Mann besitzt in allen Angelegenheiten das letzte
Entscheidungsrecht. Ebenfalls geht bei der Eheschließung das gesamte Vermögen
der Frau in den Besitz des Mannes über. Wenn Kinder gezeugt werden, hat die Frau
gesetzlich keinen Anspruch auf ihre Kinder.
Natürlich soll die Frau in der Ehe treu gegenüber ihrem Mann sein, wohingegen
dieser es mit der Treue in der Ehe nicht allzu genau nehmen muss. Untreu zu sein ist
für den Mann keine Schande, solange nach außen hin die Fassade unversehrt bleibt.
Scheidungen sind zu der Zeit des Kaiserreiches selten. Frauen aus der gehobeneren
Gesellschaft würden dadurch ihr Ansehen und gehobenen Lebensstil riskieren. Auch
Frauen aus der bürgerlichen Schicht haben es in einer Ehe meist einfacher.
Der Alltag einer Frau im Großbürgertum sieht fast in jedem Haushalt gleich aus.
Der Tag beginnt damit, dass nach dem Frühstück Briefe durchgesehen und
geschrieben werden. Das Anziehen gelingt mit der Hilfe einer Zofe. Danach geht
man einkaufen und empfängt oder tätigt Besuche. Wenn man eine Person während
des Besuches nicht antrifft, lässt man eine Karte zurück. Mittags isst man
gemeinsam mit dem Mann, meist ohne Kinder. Regelmäßig kommen Gäste zum
Mittag genauso wie zum Nachmittagstee. Vor dem Abendessen werden weitere
Besuche unternommen, bis man sich am Abend in kleiner Runde trifft und ins
Theater, in die Oper oder auf Empfänge geht. Falls nichts ansteht, bleibt man
Zuhause und verfasst weitere Briefe.3

2
Vgl.Augstein, Rudolf(2020): Leben im Kaiserreich(in:Spiegel), Geschichte, Nr.6, S.66
3
Vgl.Augstein, Rudolf(2020): Leben im Kaiserreich(in:Spiegel), Geschichte, Nr.6, S.65
5
Im einfachen bürgerlichen Milieu spielt sich der Alltag beinahe ähnlich ab. Einen
Haushalt derart zu organisieren und die Familie zu repräsentieren kostet Zeit. Die
Arbeit einer Frau entspricht dem, das gesellschaftliche Renommee der Familie zu
festigen und im besten Fall zu steigern.
Frauen in der Berufswelt tätig zu sehen, wird genauso ungern gesehen, wie das
Erlangen von weiterführender Bildung. Im Land herrscht weit verbreitet eine
einheitliche Meinung. ,,Jedes Mädchen lernt nur von dem Mann, den es liebt, und es
lernt dasjenige was und soviel der geliebte Mann durch seine Liebe als ihn erfreuend
haben will(...)”4 Falls eine Frau berufstätig ist, muss sie zuvor das Einverständnis
ihres Mannes erhalten haben. Paragraph 1354 aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch
verzeichnet das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Rechtsfragen ,,Dem Manne
steht die Entscheidung in allen gemeinschaftlichen Leben betreffenden
Angelegenheiten zu”5. Bei der Eheschließung legen die meisten Frauen somit ihre
Berufstätigkeit ab, weil sie ,,​​berechtigt und verpflichtet (ist), das gemeinschaftliche
Hauswesen zu leiten”6. Ehefrauen werden somit auch nicht vom Staat eingestellt.
Im Generellen ist es nicht gerne gesehen, wenn Frauen arbeiten, es könnte sie
verderben und bringt jungen Frauen den Gedanken, ihre Selbständigkeit und ihren
Freiheitsdrang zu fördern.
In der Berufswelt sind es wenige Berufe, welche der Frau zur Auswahl stehen.
Typische Berufe sind es, als Dienstmädchen, Fabrikarbeiterin, Lehrerin, Wäscherin
und Krankenschwester zu arbeiten. Ebenfalls ist es erlaubt, als Bibliothekarin zu
arbeiten, denn diese Tätigkeit erfordert Geduld, Ordnungsliebe, Ausdauer und
Genauigkeit. All dies sind Eigenschaften, die man einer Frau gerne zuschreibt. 7
Frauen werden in der Berufswelt meist schlecht oder gar nicht bezahlt. Es ist keine
Überraschung, dass wenn Frauen Geld für ihre Arbeit erhalten, der Lohn deutlich
tiefer ist, als der eines Mannes. Außerdem werden sie öfter entlassen und seltener
befördert. Heute spricht man in vielen Fällen von ausbeuterischen Verhältnissen.
Frauen, die aus den unteren Schichten kommen prostituieren sich oft, da ein

4
Obenhaus, Anne: Die Rolle der Frau im Wandel der Zeit von 1871 bis heute(zuletzt geprüft am:
03.11.2022), https://www.grin.com/document/109184, (2004)
5
Kirchrath, Anton: Bürgerliches Gesetzbuch für das Deutsche Reich, (1896)
6
Hamburger Abendblatt:”Hausführung”- Der §1356 BGB im Wandel der Zeit (zuletzt geprüft am:
03.2022),
https://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article107425384/Haushaltsfuehrung-Der-1356-BGB-im-
Wandel-der-Zeiten.html, (08.07.2008)
7
Vgl.Der Spiegel(2013): Das Deutsche Kaiserreich 1871 bis 1914: Der Weg in die Moderne
(In:Geschichte), Band-Nr.3, S.90-93
6
herkömmlicher Job nicht ausreicht, um Kinder und Verwandte zu ernähren. Somit gilt
die Armutsprostitution in Krisenzeiten damals auch nicht als Schande.
Als Prostituierte verdienen manche, mit nur einem Freier, mehr als das dreifache des
durchschnittlichen Monatslohns.
Obwohl die Frauenarbeit stark zugenommen hat, sind die Lebensbedingungen oft
bestürzend. Neben den Einschränkungen in der Berufswelt für Frauen gibt es
ebenfalls viele Hürden hinsichtlich der Bildungsmöglichkeiten. Frauen ist es, bis kurz
vor der Jahrhundertwende, nicht möglich gewesen, ihr Abitur abzulegen oder zu
studieren.8 Der hehre Zweck zur nun zugänglichen Bildung ist es ,,Mädchen einen
Jungen ebenbürtige Bildung zu ermöglichen”9. Ein weiteres Zitat ,,Das Weib, müsse
nämlich gebildet werden, damit der deutsche Mann nicht durch die geistige
Kurzsichtigkeit und Ehrgeizigkeit seiner Frau am häuslichen Herd gelangweilt und in
seiner Hingabe an höheren Interessen gelähmt werde”10.
Die Ausgaben für die Bildung belaufen sich auf ein Verhältnis von 50 zu 1 für Jungen
zu Mädchen.
1908 studieren 386 Frauen (0,6%) an Hochschulen, nachdem Frauen an
Hochschulen zugelassen worden sind.11
Auch wählen durften Frauen in der Zeit des Kaiserreiches nicht. Es gibt zu dieser
Zeit viele Versuche für mehr Frauenrechte, welche aber meist nichts bewirkt haben,
sowie zum Beispiel die Petition von 1896 gegen die Gesetzgebung, welche die
Frauen rechtlich benachteiligt.12

2.2 Der Umbruch: Rolle der Frau während des ersten Weltkrieges

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges am 28. Juli 1914, änderte sich der Alltag
vieler Frauen. Das Leben in den eigenen vier Wänden und die dort entstehende

8
Vgl.Augstein, Rudolf(2020): Leben im Kaiserreich(in:Spiegel), Geschichte, Nr.6, S.91-93
9
Vgl.Der Spiegel(2013): Das Deutsche Kaiserreich 1871 bis 1914: Der Weg in die Moderne
(In:Geschichte), Band-Nr.3, S.90
10
Vgl.Der Spiegel(2013): Das Deutsche Kaiserreich 1871 bis 1914: Der Weg in die Moderne
(In:Geschichte), Band-Nr.3, S.90
11
Vgl.Der Spiegel(2013): Das Deutsche Kaiserreich 1871 bis 1914: Der Weg in die Moderne
(In:Geschichte), Band-Nr.3, S.91
12
Vgl.Augstein, Rudolf(2020): Leben im Kaiserreich(in:Spiegel), Geschichte, Nr.6, S.44
7
häusliche Arbeit sowie die Kindererziehung sind nun nicht mehr die einzigen
Tätigkeiten vieler Frauen.
Durch das Fernbleiben der vielen Männer sind unzählige Arbeitsstellen unbesetzt, da
sie nun als Soldaten an der Front dienen. Die Frauen übernehmen in der Heimat
einen Großteil der anfallenden Arbeiten. Sie waren nun nicht mehr die wenig
selbständigen Vertreterinnen der Gesellschaft.13
Das Leben an der Heimatfront wurde von den Frauen bestimmt. Die Heimarbeit hat
eine erhebliche Auswirkung auf die Kriegsfront, ohne sie wären die Soldaten an der
Front ohne jegliche Versorgung und Kriegsallerterie gewesen.14
Berufe, die zuvor unzugänglich für Frauen waren, wurden nun zugänglich gemacht.
Vor allem gebildete Frauen haben nun eine Chance auf eine gute Arbeitsstelle, die
ihnen die Möglichkeiten bietet, selbständiger zu leben. Frauen treten deutlicher in die
Öffentlichkeit und stärken somit das Bild der Frau.15 Es entstand eine neue
Sichtweise der Gesellschaft gegenüber Frauen und sie wurden selbstbewusster.
Sie erwiesen sich in der Arbeitswelt als gute Option und konnten ihr Ansehen
stärken. Sie erhofften sich, sich von den traditionell auferlegten Fesseln lösen zu
können und sich in der gesellschaftlichen Weltherachie zu beweisen, um die aktuelle
Lebenssituation zu verändern.16
Frauen sind allein für den Wandel der neuen Blickweise der Gesellschaft
verantwortlich.17 Die Einführung des Wahlrechts für Frauen gilt zweifellos als
wichtigste Maßnahme für die transformative Revolution.18
In der Zeit des Ersten Weltkrieges war die Frauenerwerbsquote enorm hoch. Im
Zeitraum 1913 bis 1918 ist sie von 35% auf 55% angestiegen. Trotz all der
Bemühungen von Frauen in vielerlei Hinsichten, zollte man ihnen noch immer nicht
den gebürtigen Respekt und die Anerkennung. Bei gleicher Arbeit wurden Frauen

13
Vgl.Podbregar, Nadja: Kaiserreich: Bildpostkarten verraten Frauenbild (zuletzt geprüft am:
03.11.2022)
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/kaiserreich-bildpostkarten-verraten-frauenbild/
14
Vgl.Kruse, Wolfgang: Frauenarbeit und Geschlechterverhältnisse (zuletzt geprüft am:03.11.2022),
​https://www.bpb.de/themen/erster-weltkrieg-weimar/ersterweltkrieg/155330/frauenarbeit-und-geschlec
hterverhaeltnisse/, (06.05.2013)
15
Vgl.Kruse, Wolfgang: Frauenarbeit und Geschlechterverhältnisse (zuletzt geprüft am:03.11.2022),
​https://www.bpb.de/themen/erster-weltkrieg-weimar/ersterweltkrieg/155330/frauenarbeit-und-geschlec
hterverhaeltnisse/, (06.05.2013)
16
Vgl. Podbregar, Nadja: Kaiserreich: Bildpostkarten verraten Frauenbild (zuletzt geprüft am:
03.11.2022)
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/kaiserreich-bildpostkarten-verraten-frauenbild/
17
Vgl.Krumeich, Gerd: Der erste Weltkrieg Die 101 wichtigsten Fragen, München, C.H.Beck, 2014,
S.92
18
Vgl. Rossol, Nadine: Aufbruch und Abgründe, Darmstadt, wbg Academic, 2021, S.51
8
weiterhin niedriger oder gar nicht bezahlt, was eine anhaltende Ausbeutung vieler
Frauen bedeutete.19 Als Dank Ihrer wichtigen Rollen werden sie zu barmherzigen
Mutterfiguren erhoben, aber nicht zu emanzipierten Bürgerinnen.20 Einiges änderte
sich nicht, wie die typische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Weswegen
trotz der vielen Bemühungen, sich der erste Weltkrieg nicht als Auslöser, sondern nur
als Beschleuniger der Frauenbewegung erweist.

2.3 Die ,,neue Frau” in der Weimarer Republik


2.3.1 die politische Teilhabe

Frauen erhielten am 30. November 1918 erstmals in Deutschland das Wahlrecht,


welches durch die Weimarer Verfassung dauerhaft festgelegt worden ist. Die
Verfassung beschloss ebenfalls die Gleichberechtigung in allen staatsbürgerlichen
Angelegenheiten, sowie im Beamtendienst und der Ehe. Bei der Wahl zur
Nationalversammlung machten 90% der Frauen von ihrem Recht Gebrauch und es
zogen 37 Frauen in das Reichsparlament ein. In der Parlamentsarbeit konzentrierten
sich weibliche Abgeordnete dennoch auf die traditionellen Tätigkeitsfelder, wie in der
Familien- und Jugendpolitik, der Schule und der Erziehung und der sozialen
Fürsorge.21 Durch die Zusammenarbeit vieler Frauen können sie überparteilich
Gesetzesänderungen veranlassen. 1922 gelang es ihnen, das
Jugendwohlfahrtsgesetz zu beschließen, sowie der Zulassung für Frauen als
Rechtsanwältinnen und Richterinnen tätig zu sein. Ebenfalls sind sie für die
Mindestlöhne und Sozialversicherungen für Heimarbeiterinnen verantwortlich, die
1924 beschlossen wurden. 1927 kam es zur Erweiterung des Mutterschutzes und zu
einem Reichsgesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten.22 Zudem
schafften sie die Sittenpolizei ab und die Straffreiheit von Prostitution wurde ebenfalls

19
Obenhaus, Anne: Die Rolle der Frau im Wandel der Zeit von 1871 bis heute(zuletzt geprüft am:
03.11.2022), https://www.grin.com/document/109184, (2004)
20
Vgl.Podbregar, Nadja: Kaiserreich: Bildpostkarten verraten Frauenbild (zuletzt geprüft am:
03.11.2022)
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/kaiserreich-bildpostkarten-verraten-frauenbild/
21
Vgl.Büttner, Ursula, Weimar: Die überforderte Republik 1918-1933, Band 729, Bonn, bpb:
Bundeszentrale für politische Bildung, 2008, S.253-254
22
Vgl.Frauen in den 1920er- Jahren I musstewissen Geschichte , MrWissen2go Geschichte,
05.04.2018, https://www.youtube.com/watch?v=g_xmj0WM1r8
9
1927 einegführt. In der Sozialpolitik kann man innerhalb kürzerer Zeit viel Positives
durch Politikerinnen verzeichnen.23

2.3.2 die gesellschaftliche Teilhabe

In den 1920er Jahren gab es vor allem 4 Frauenbilder, welche die Frauen besonders
widerspiegelten. Darunter sind die Arbeiterinnen, diese sind spürbar mehr geworden
und haben sich bis zum Ende der Weimarer Republik mehr als verdoppelt. Trotz
vieler Änderungen erleben Frauen dennoch tägliche Ungerechtigkeit und
Benachteiligungen Männern gegenüber. Nach dem Kriegsende sollten Frauen keine
Konkurrenz für zurückkehrende Soldaten darstellen und wurden häufig als erstes
entlassen. Bis 1923 herrschte eine feste Reihenfolge bei Entlassungen. Zuerst sind
es die verheirateten Frauen, die entlassen werden, da es noch immer nicht dem
gesellschaftlichen Ideal der Frau entspricht. Ebenfalls können auch Frauen bis 1928,
die im Staatsdienst tätig sind, sofort entlassen werden, sobald die Heirat erfolgt ist.
Für viele Frauen bieten die neu entstanden ,,Frauenberufe” neue Arbeitsplätze, in
denen sie gerne gesehen werden. Dies gilt für Buchhalterinnen, Sekretärinnen,
Lehrerinnen, Schneiderinnen, Krankenschwestern und Verkäuferinnen.
Weiterhin gibt es die Hausfrau, die noch immer die traditionelle Rolle der Frau
hervorhebt. Oft müssen sie jedoch durch die hohe Zahl der gefallenen Männer im
Krieg arbeiten gehen, um ihre Familien versorgen zu können. Es herrscht ein
Frauenüberschuss im Land.
Mütter stellen ein weiteres Bild dar und sind die schlechter funktionierende
Abweichung des Mannes, der als Norm gilt. Noch immer ist die Mutterschaft das
biologische Ziel und die höchste Erfüllung ist es, einen Sohn zu gebären. Zuletzt ist
die ,,neue Frau” ein weiteres Frauenbild, das mit den 1920er Jahren verbunden wird.
Sie trägt lange Röcke und Kleider, raucht und trinkt, schminkt sich nicht, verhütet und
lässt sich nicht vorschreiben, wen sie zu lieben hat. Vor allem die Frauen aus Berlin
leben diesen Lebensstil. Es sind nicht viele, die sich so ein Leben leisten können.
Wer nicht aus den oberen Schichten kommt, so ist ,,die neue Frau” meist nur ein
Mythos. Die meisten Frauen waren nach wie vor Hausfrauen und sehnten sich nach
so einem Leben. Frauen aus den oberen Schichten können sich weiterentwickeln

23
Vgl. 2020, Die 20er Jahre: zwischen Exzess und Krise - wie ähnlich sich damals und heute sind (In:
Spiegel Geschichte), Band-Nr.1, S.53
10
und positive Perspektiven für ihre Zukunft entwickeln, doch für die meisten Frauen ist
dieser Lebensstil unerreichbar.24
Artikel 109 des Weimarer Reichsgesetzes legte die grundsätzliche
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau fest und Artikel 128 den Zugang zu
Staatlichen Ämtern, welche jedoch nicht lange währten und nicht der Realität
entsprechen.25 1925 sind 51,6% der Bevölkerung Frauen und mehr als ein Drittel der
Frauen ist erwerbstätig. Bei gleicher Qualifikation zwischen Mann und Frau
verdienten Frauen etwa ein Drittel weniger als Männer. Hinsichtlich der
akademischen Bildung stieg die Zahl der Abiturientinnen zwischen 1925/26 und 1931
erheblich und vervierfachte sich. Ebenfalls stieg die Zahl der berufstätigen
Akademikerinnen zwischen 1925 und 1933 von rund 9650 auf 16.180.26 Bis zum Jahr
1932 gab es bereits 20.000 studierende Frauen.27 Frauen kleideten sich anders und
trugen nun nicht nur noch die Figurbetonte Kleidung. Der allgemeine
Emanzipationsversuch der Frau steht im Zusammenhang für eine größere Freiheit
der sozialen Position und der sexuellen Norm der Frau. Sie etablieren sich mehr im
Sport und die Bewegungsfreiheit der Frau wuchs an. Insgesamt steht die
Geschlechter- und Rollendifferenzierung im Mittelpunkt und wird weniger. Der
,,Bubikopf” manifestiert sich am deutlichsten. Viele Frauen erheben sich meist
erstmals gegenüber dem Ehemann und taten ihrer eigenen Meinung kundt.28

2.3.3 das Selbstverständnis der Frau

Das Selbstverständnis der Frau überschritt alle Schichten und auch die arbeitenden
Frauen entwickelten den Mut zur Persönlichkeitsfindung und den Drang zur
Gleichberechtigung. Sie erkämpften sich ihren eigenen Lebensstil gegen die
diskriminierenden Tendenzen, die noch immer im Alltag verankert waren. Sie hatten

24
Vgl. Frauen in den 1920er- Jahren I musstewissen Geschichte, MrWissen2go Geschichte,
05.04.2018, https://www.youtube.com/watch?v=g_xmj0WM1r8
25
Vgl.Werner, Frank(2018): Die deutsche Revolution 1918/19(In: ZEIT Geschichte) Epoche.
Menschen. Ideen., S. 81
26
Vgl.Büttner, Ursula, Weimar: Die überforderte Republik 1918-1933, Band 729, Bonn, bpb:
Bundeszentrale für politische Bildung, 2008, S.253-255
27
Vgl. 2020, Die 20er Jahre: zwischen Exzess und Krise - wie ähnlich sich damals und heute sind (In:
Spiegel Geschichte), Band-Nr.1, S.56
28
Vgl.Piper, Ernst (2021): Weimarer Republik(In: bpb: Informationen zur politischen Bildung / izpb),
Band-Nr.1, S.45
11
keine Angst sich zu verstecken und traten nun auch in das als maskulin angesehene
Bild hinein. Sie fuhren selbst Auto und veränderten ihre Mode. Neben der schmalen
Silhouette und den eng anliegenden knappen Kleider sind Hosen und lange Röcke
ebenfalls weit verbreitet.29 Die neu entdeckte Frisur des ,,Bubikopfes" setzte damit
deutliche Zeichen. Die bürgerlichen Frauen sehen sich als Mütter des Vaterlandes,
vor allem während des Ersten Weltkrieges, aber auch noch danach.30 Die Frauen der
neuen Generation sehen sich durch Berufs-, Bildungs- und Sportleistungen ihrerseits
ebenbürtig gegenüber dem Mann. Sie wollen von ihrem Ehemann als Gleiches
angesehen werden. Die Identifikation, welche zuvor ausschließlich durch die Rolle
der ,,Gebärmaschine” und der Haushälterin ausging, wollten sie nicht mehr
entsprechen. Sie wollen den Vormarsch weiterhin voran kurbeln und sich in der
Weltherachie beweisen, sowie das vorhandene Bestreben der Idee von persönlicher
Freiheit umsetzen. Die Veränderung der Lebenssituation sei noch nicht beendet und
das Ziel noch nicht erreicht.31 Frauen bewiesen während des Ersten Weltkrieges,
dass sie ebenfalls ein Land wirtschaftlich führen können und selbständig sind. Nicht
nur die Welt, sondern auch die Frauen kriegen eine neue Sichtweise sich selbst
gegenüber, was ihr Selbstbewusstsein erheblich stärkt.32 Pazifistinnen und
Sozialistinnen bauen internationale Kontakte auf und sind in vielen
Frauenbewegungen aktiv.33 Frauen setzen sich über die gesellschaftlichen
Konventionen hinweg und schrecken davor nicht zurück.34 Die Frauen, die sich mit
diesem neuen Umschwung nicht identifizieren können oder wollen, schließen sich
häufig dem reaktionären Bild der Nazis an, denn dort wurde die Rolle der Frau klar
geregelt.35

29
Vgl. Lay, Andreas: Die 20er Jahre Mode Graphik Kunstgewerbe, München, Edition Minerva, 2005,
S.14-15
30
Krumeich, Gerd: Der erste Weltkrieg Die 101 wichtigsten Fragen, München, C.H.Beck, 2014, S.92
31
Vgl.Podbregar, Nadja: Kaiserreich: Bildpostkarten verraten Frauenbild (zuletzt geprüft am:
03.11.2022)
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/kaiserreich-bildpostkarten-verraten-frauenbild/
32
Vgl.Krumeich, Gerd: Der erste Weltkrieg Die 101 wichtigsten Fragen, München, C.H.Beck, 2014,
S.92
33
Vgl. Weintz, Johannes: Der erste Weltkrieg und seine Folgen 1914-1932, Band 15, München,
Wissen Media Verlag GmbH, 2008, S.86-87
34
Vgl.Piper, Ernst (2021): Weimarer Republik(In: bpb: Informationen zur politischen Bildung / izpb),
Band-Nr.1, S.45
35
Vgl. Frauen in den 1920er- Jahren I musstewissen Geschichte, MrWissen2go Geschichte,
05.04.2018, https://www.youtube.com/watch?v=g_xmj0WM1r8
12
3. Die ,,neue Frau” in der Literatur: Mascha Kaleko
3.1 Biographie

Golda Malka Aufen wurde 1907 in Polen geboren und 1930 in Berlin unter dem
Namen Mascha Kaleko bekannt. Sie ist die Tochter eines jüdisch-russischen
Kaufmanns und einer jüdisch-Österreichischen Mutter. Ihr Leben zeichnet sich durch
viele Umzüge aus.36 Mascha Kaléko begann 1924 eine Bürolehre und gehörte somit
selbst zum Typus der weiblichen Angestellten. Den Büroalltag, den sie erlebte,
schilderte sie auf eine geistreiche und gleichzeitig nachdenkliche Weise in ihrer Lyrik.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten erhielt sie 1935 als Schriftstellerin ein
Publikationsverbot. 1938 floh sie mit ihrer Familie nach New York und 1959 zog sie
mit ihrem Mann nach Israel. Sie unternahm viele Lesereisen durch Europa und
erreichte ein großes Publikum. 1975 starb sie schließlich in Zürich.
Mascha Kaleko ist als Emigrantenkind geboren.37 Sie verarbeitet ihr Leben in ihren
Gedichten und Briefen, die 1933 unter dem Titel ,,Das lyrische Stenogrammheft” als
Gesamtwerk veröffentlicht wurden.38

3.2 Einflüsse auf Werke

Der Verlauf ihres Lebens wirkt sich stark auf ihre Arbeit aus. In ihren Gedichten findet
sich immer wieder satirische Schärfe und leise Wehmut auf. Witzige und
melancholische Detailschilderungen ihres Alltags sind noch heute witzig.
Ihr Leben gestaltete sie privat und lehnte Anfragen auf Biografien ab und wies auf
ihre autobiographischen Gedichte hin, in denen man viel über sie erfahren kann.
Nachweise bezüglich ihrer Herkunft, Kindheit und Familie hat sie versucht,
bestmöglich zu retuschieren. In ihren aufbewahrten Briefen und Dokumenten, die sie
während ihrer Karriere verfasst hat, kristallisieren sich ziemlich deutlich ihre Höhen

36
Vgl. Jandl, Paul: Ein Leben lang auf der Flucht. Wie Mascha Kaléko aus Galizien nach Berlin kam,
Dichterin wurde – und abermals vertrieben wurde (zuletzt geprüft am: 13.12.2022)
,https://www.nzz.ch/feuilleton/mascha-kaleko-war-in-den-1930er-jahren-ein-pop-star-der-lyrik-ld.16991
13, 01.10.2022
37
Vgl. Rosenkranz Jutta: Mascha Kaleko Biografie, München, Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH&Co.KG, 2007, S.8-15
38
Vgl. Horsley, Joey: Mascha Kaleko (zuletzt geprüft am: 13.12.2022),
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/mascha-kaleko/
13
und Tiefen heraus und man lernt sie besser kennen. In ihren Briefen erkennt man
ihre dualistische Persönlichkeit weitestgehend deutlicher als in ihren Gedichten. Ihre
Werke werden durch Niederlagen, Höhepunkten und Brüchen aus ihrem Leben
geprägt. Besonders ihre Exil-Gedichte zeichnen sich durch Witz, Reife und Tiefe aus,
die sie mit ihrer Weisheit belehrt.39 Die Armut der Familie und die Tatsache, Jüdin zu
sein, beeinträchtigte ihr Leben und beeinflusste ihre Geschichte, die sie auch in ihren
Gedichten erzählt. Durch die Geburt ihrer Schwester fühlt sie sich als Außenseiterin
und das Verhältnis zu ihrer Mutter ist schwierig. Sie hat sich oft zurückgezogen und
lebte in ihrer eigenen Welt. Ihre Selbstkritik findet sich ebenfalls in ihren Gedichten
wieder, in welchen sie sich selbst als ,,schwieriges Kind" betitelt. Der Vater war
streng, aber dennoch hat Mascha zu ihm eine engere Bindung als zur Mutter. Die
Abwesenheit des Vaters, der immer wieder auf Geschäftsreisen war, nahm sie mit
und sie litt darunter. Die familiäre Geborgenheit, die ihr nie wirklich gegeben wurde,
vermisst sie schon früh und dies spiegelt sich in ihren Gedichten wieder. Bsp. ,,Hätte
ich einen Vater gehabt Oder gar eine Mutter!”40
Das Emigrantendasein gehört zu ihrem Alltag, nach der Flucht aus der gewohnten
Umgebung. Die Auswanderung hat sie geprägt und später schreibt sie in ihren
Briefen und Gedichten darüber. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens werden durch
drei Ortswechsel, Heimatlosigkeit, Verlassenheit und Vaterlosigkeit bestimmt, die ihr
weiteres Leben und den Einfluss auf ihre Werke entschieden haben. Zu Beginn der
Weimarer Republik lebte die Familie in Berlin, wo sie eine schwierige Nachkriegszeit
miterlebten. Noch vor den drastischen Maßnahmen gegen Juden verließ Mascha mit
Mann und Sohn Berlin, um nach New York zu gehen. Dort hat sie nach ihrer
erfolgreichen Zeit in Berlin Schwierigkeiten, wird zur Hausfrau und die unterstützende
Hilfe an der Seite des Mannes. Sie hat keine Zeit zum Schreiben und fühlt sich
erneut als Außenseiterin. Die ersten Gedichte während der Emigration werden durch
Beschreibungen der Sehnsucht, Verlust der Heimat nach Deutschland und Berlin
bestimmt. Die Berliner “Morgenpost” beschreibt nach ihrem Tod, dass ihre Werke
zwischen Witz und Trauer schweben.41 Viele Gedichte haben auf den ersten Blick
eine Leichtigkeit, hinter der sich jedoch tiefe Bedeutungen verbergen.

39
Vgl. Rosenkranz Jutta: Mascha Kaleko Biografie, München, Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH&Co.KG, 2007, S.Prolog
40
Vgl. Rosenkranz Jutta: Mascha Kaleko Biografie, München, Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH&Co.KG, 2007, S.18
41
Vgl. Rosenkranz Jutta: Mascha Kaleko Biografie, München, Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH&Co.KG, 2007, S.255
14
Die Zeit des Exils reflektiert den Heimatverlust, leiser Schwermut und scharfsinniger
Ironie.

3.3 Das Bild der neuen Frau in: ,,Mannequins”

Das Gedicht ,,Mannequins” von Mascha Kaleko zieht sich über drei Strophen mit
jeweils zehn Versen hinweg. Das Gedicht wurde 1933 als Gedichtband mit dem Titel
,,Das lyrische Stenogrammheft” veröffentlicht und beschreibt in vielen Gedichten das
Leben in der Großstadt.
In ,,Mannequins” wird die Rolle der Verkäuferin dargestellt.

In Strophe eins wird der eintönige und trostlose Alltag der nicht relevanten
Verkäuferin beschrieben. Herumstehen und dienen, dabei glücklich Aussehen und
einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, ist die Aufgabe der Verkäuferin. Die teure
Mode die sich keiner von ihnen leisten kann.(V.6f) Den feinen Damen der oberen
Schicht sind die Kleider vorbehalten.(V.10)
Die ärmlichen Verhältnisse werden in Strophe zwei deutlich gemacht. Gegessen wird
nur das günstigste.(V.11) Der Titel des Gedichtes ,,Mannequins” wird auch in V.16
verwendet und macht die klare Differenzierung der Klassen deutlich. Es wird das
Gefühl vermittelt, dass eine Verkäuferin eine weniger hohe Daseinsberechtigung hat
als minderwertig angesehen wird. Das spricht für die generelle Rolle der Frau in der
Zeit des Kaiserreiches und der Weimarer Republik.
Angesprochen wird ebenfalls die sexuelle Belästigung, die Mascha Kaleko jedoch
ironisch anspricht.(V.27f) Das Geschäft soll weiter laufen und das äußere
Erscheinungsbild ist wichtig. Die eigenen Probleme werden zurückgesteckt und
ignoriert.(V.18ff) Dienen egal um welchen Preis um die Kundschaft zufriedenzustellen
sollte selbstverständlich sein. (V.14)
Das Gedicht zeigt den Alltag und die damit verbundene sexuelle Belästigung, sowie
der noch immer herrschenden Rollenverteilung zwsichen Mann und Frau dar. Das
trostlose Leben der Verkäuferinnen mit wenig Möglichkeiten, um diesem Teufelskreis
zu entfliehen.

15
4. Fazit

In der vorliegenden Facharbeit wurde die ,,neue Frau” der Weimarer Republik
untersucht, mit Berücksichtigung der Leitfrage, welche lautet: ,,Wie sich das
Frauenbild in der Gesellschaft & in der Literatur der Weimarer Republik verändert
habe?”. Es hat sich herausgestellt, dass sich im Verlauf von der Kaiserzeit bis zum
Ende der Weimarer Republik Erfolge zugezogen haben. Ein großer Schritt zum
Erfolg ist hierbei der erste Weltkrieg, der ein Beschleuniger der Frauenmanzipation
ist. Der Krieg ist dafür verantwortlich, dass sich viele neue Türen für Frauen geöffnet
haben. Durch das Fernbleiben der vielen Männer ist der Alltag auf die Frauen
zurückgefallen. Frauen bot sich die Möglichkeit, sich zu beweisen und sich einen
Platz in der Gesellschaft anzunehmen. Auch noch nach Ende des 1. Weltkrieges
nahm die Frauenbewegung ihren Lauf. Sie erkämpften sich neue Rechte und ihr
eigenes Ansehen ist gestiegen.
Trotz der vielen positiven Aspekte, sind auch viele Rückschläge vermerkt und Frauen
werden noch immer nicht gleichwertig Männern gegenüber angesehen. Die ,,neue
Frau” in der Weimarer Republik konnte zwar wählen gehen und es erschlossen sich
neue Möglichkeiten in der Berufswelt für sie, aber die tägliche Ungerechtigkeit ist ein
weiterer Bestandteil ihres Alltags. In der Literatur erkennt man viel Ironie und Witz
der oftmals traurigen Lage der Frau.
Die vorliegende Facharbeit orientierte sich ausschließlich an der Rolle der Frau. Für
eine weiterführende Auseinandersetzung könnte es interessant sein, sich intensiver
auf einen Themenbereich der Frau zu fokussieren und diesen mit der Sicht der
Männer zu vergliechen. Ebenfalls könne man sich auf mehrere Schriftsteller dieser
Zeit fokussieren und die hauptsächlichen und immer wiederkehrenden
Hauptaussagen bestimmen, welche die Weimarer Republik ausmachten.

16
Anhang

Gedicht ,,Mannequins”:

Nur lächeln und schmeicheln den endlosen Tag ... Das macht schon müde.

– Was man uns immer versprechen mag:

Wir bleiben solide.

Wir prunken in Seide vom »dernier cri« Und wissen: gehören wird sie uns nie. Das bleibt uns
verschlossen.

Wir tragen die Fähnchen der »Inventur« Und sagen zu Dämchen mit Speckfigur: »Gnäfrau,
... wie angegossen!«

Wir leben am Tage von Stullen und Tee. Denn das ist billig.

Manch einer spendiert uns ein feines Souper, ... Ist man nur willig.

Was nützt schon der Fummel aus Crêpe Satin –

Du bleibst, was du bist: Nur ein Mannequin.

Da gibt’s nichts zu lachen.

Wir rechnen, ob’s Geld noch bis Ultimo langt,

Und müssen trotzdem, weil’s die Kundschaft verlangt, Das sorglose Püppchen machen.

Die Beine, die sind uns Betriebskapital

Und Referenzen.

Gehalt: so hoch wie die Hüfte schmal.

Logische Konsequenzen ...

Bedingung: stets vollschlank, diskret und – lieb. (Denn das ist der Firma Geschäftsprinzip.)

– Und wird mal ein Wort nicht gewogen,

Dann sei nicht gleich prüde und schrei nicht gleich »Nee!« Das gehört doch nun mal zum
Geschäftsrenommée

Und ist im Gehalt einbezogen.

17
Glossar

Renomee ,,guter Ruf”

emanzipierte Bürgerinnen ,,eigenständig werden” meist in Bezug


auf Rechte

Pazifistinnen gegen Krieg und Gewalt, für Frieden

Konventionen Verhaltensnorm, Abkommen

18
Literaturverzeichnis:

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Zeiten, Hamburger Abendblatt. Verfügbar unter:
https://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article107425384/Haushaltsfuehrun
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Bundeszentrale für politische Bildung (2021) Frauenarbeit und


Geschlechterverhältnisse, bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung.
Verfügbar unter:
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Das Bürgerliche Gesetzbuch 1900 und die Rechte der Frauen (ohne Datum)
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Kaléko, M. (2012) Sämtliche Werke und Briefe in vier Bänden. Herausgegeben von
J. Rosenkranz und M. Kaléko. Übersetzt von E. Gal-Ed und B. Mümmler.
München: dtv Verlagsgesellschaft.

19
Krumeich, G. (2015) Die 101 wichtigsten Fragen - Der Erste Weltkrieg. 3. Aufl.
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Ziemann, N. R. U. (2021) Aufbruch und Abgründe. Darmstadt : Wissenschaftliche


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