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DIE SCHLICHTUNG
EIN KOMMUNIKATIVER PROZESS
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 6
I- Zur Schlichtung 12
1
3.4. Die Verfahrensregelungen der Schlichtungsverhandlung 26
2
III- Die Analyse des Schlichtungsgesprächs 41
,Kindsmord’
1. Die Datengrundlage 41
3
Commerce
5. Die Online-Systeme 85
5.1. Das Angebot der Online-Mediation 85
5.2. Das Angebot « Ombudsmann.de » 85
5.3. Das Angebot « Trusted Shops » 87
5.4. Das Angebot « Online-Schlichter » 87
7. Ausblick 89
Schluss 90
4
Literaturverzeichnis 93
Anhänge 96
Einleitung
5
Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist die Dissertation (Ouaret,
2004), in der Beratungsgespräche untersucht werden. Zu
Vergleichszwecken wird dort neben Beratungsgesprächen auch ein
Schlichtungsgespräch (‚Zu hoher Stundenlohn‘) analysiert.
Schlichtungsgespräche sind Beratungsgesprächen strukturell
ähnlich: Gesprächen beider Gattungen ist gemein, dass darin ein
Problem behandelt wird. Die Interaktionen unterscheiden sich in
ihren (Sprecher-) Konstellationen: Bei den Beratungsgesprächen
geht es um ein Problem des Ratsuchenden, das vom Ratgeber
behandelt wird, um eine Lösung zu finden; bei der Schlichtung
geht es um einen Interaktionsgegensatz: Zwei Parteien stehen in
einem Konflikt und eine dritte Partei versucht zusammen mit den
Konfliktparteien, den Streit zu regeln.
6
theoretischen und methodologischen Grundlagen dieser
Untersuchung?
7
„Verhandeln (…) setzt ein gemeinsames Interesse der Parteien an
einer einvernehmlichen Konfliktlösung voraus. Verhandlungen
sind daher eher an den gemeinsamen Interessen der Parteien als an
Normen orientiert (…) erst, wenn Verhandlungsbemühungen
gescheitert sind, werden in der Regel Dritte als Vermittler,
Schlichter oder Richter angerufen.
- Vermitteln zielt ebenfalls auf eine einverständliche
Konfliktregelung unter den Parteien, allerdings mit Hilfe eines
Dritten, der die zweiseitigen Verhandlungen anregen und lenken
soll. (…) Die Anwesenheit eines Dritten führt allerdings zu einer
größeren Relevanz von Normen als in rein bilateralen
Verhandlungen.
- Schlichtung unterscheidet sich nur graduell von Vermittlung.
Während der Vermittler nur Katalysator für parteiautonome
Verhandlungen ist, kommt dem Schlichter mehr Macht dazu.
Normen und Verfahrensregeln sind bedeutsamer als bei
Vermittlung (…)
- Richten ist die retrospektive Würdigung rechtsrelevanter
Tatsachen, die nach den Regeln der Beweislehre erhoben wurden.
Eine Einigung beider Parteien auf die gerichtliche Streitaustragung
ist nicht erforderlich.“ (Jansen, 1987, 3ff)
8
rücken vor allem die Gesprächsbeiträge des Schlichtersin den
Fokus einer gesprächsanalytischen Untersuchung, weil
institutionelle Schlichtungen sehr stark durch die kommunikative
Arbeit des Schlichters strukturiert werden.
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es eine große Zahl von
Schlichtungsinstitutionen, die dazu beitragen, Streitfälle zu lösen.
Zwei Typen dieser Einrichtungen sind zu beachten: die Institution
des Schiedsmanns und die der kommunalen Vergleichsbehörde.
Die Geschichte, die Organisationsstruktur und die Zuständigkeit
dieser Institutionen sowie der Ablauf des Schiedsverfahrens und
die Verfahrensregelungen der Schlichtungsverhandlung werden im
Rahmen dieser Arbeitbehandelt.
9
Lösung zustimmen. Die Rollen der Teilnehmer werden in den
institutionellen Kontexten als „Antragssteller“, „Antragsgegner“
und „Schlichter“ gekennzeichnet. Die Analyse zeigt, wie solche
Gespräche verlaufen und wie sie funktionieren.
10
‚Herstellung der Schlichtungssituation‘, und ‚Auflösung der
Schlichtungssituation‘.
Als möglicher Ausblick auf die Zukunft werden zuletzt das Thema
‚Streitbeilegung über das Internet‘ behandelt. Unter dem Titel
„Streitbeilegung im Internet – Zukunft oder Irrweg?“ analysiert
Schüttel (2014) die Theorie und Praxis der „Online Dispute
Resolution“ (ODR) und zeigt auf, welche Änderungen notwendig
sind, um die Streitbeilegung im Internet in der Zukunft
durchzusetzen.
11
I. Zur Schlichtung
12
als Konfliktregelungsformen, die auf Konsens und nicht auf Urteil
angelegt waren, d.h. Regelungen, die eine parteiautonome
Konfliktlösung anstelle einer oktroyierten vorsahen (vgl. Klein,
1995).
individus de contrôler leur propre vie (…) L’aspect particulier de ces centres est qu’ils n’ont aucun
lien avec le système officiel de justice : ils représentent une sorte de système de justice parallèle. Cela
les distingue des organisations qui font de la médiation institutionnelle et qui peuvent mener au
système de justice étatique.» (Vgl. Deschamps, 2009, 245 – 258).
2
Es muss hier jedoch darauf hingewiesen werden, dass zwischen Konsens und Kompromiss ein
Unterschied besteht: Gemäß Schwarz (1999) besteht der Unterschied darin, dass beim Konsens „in
einer Verhandlung eine Lösung gefundenwird, die beide Interessen gleichermaßen befriedigt“,
wohingegen beim Kompromiss „in einer Verhandlung eine Lösung gefundenwird, in der beide
gleichermaßen Opfer bringen“ (vgl. Gerhard Schwarz, 1999).
13
Broschüre der deutschen Bundesregierung Schlichten ist besser als
Richten als auch auf der Ebene der Länder, wie beispielsweise in
Nordrhein-Westfalen mit der vom Justizministerium initiierten
Umfrage zur Bekanntheit der Schiedsmänner bei den Bürgern (vgl.
Klein, 1995).
Um den Bürgern die Konfliktlösungsmöglichkeit zur Verfügung zu
stellen, besteht seit 2011 ein Informationsportal, „das
Informationen zu den öffentlichen und privaten Anbietern von
Schlichtungs-, Mediations- und Schiedsverfahren bündeln und eine
bessere Auffindbarkeit gewährleisten soll. Mit der Vielzahl an
Angeboten werden Konfliktsituationen aus den Bereichen
Wirtschaft, Familie, Ausbildung, Verbraucher bis zu
Privatpersonen abgedeckt. Insbesondere dem einzelnen Bürger soll
somit der Weg zu den verschiedenen Schlichtungs-, Mediations-
und Schiedsangeboten erleichtert werden. Ein Ansprechpartner
hilft bei den notwendigen Schritten“ (Schüttel, 2014, 49).
3
Zum Aspekt obligatorisch/freiwillig ist folgendes zu bemerken:„Bei Zivilstreitigkeiten ist in
folgenden Bundesländern eine vorherige Anrufung der Schiedsstelle obligatorisch: Brandenburg,
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. In den restlichen
Bundesländern ist jedoch eine freiwillige Anrufung einer Schiedsstelle dennoch möglich.“ Im
Internet unter: http://www.fairness-stiftung.de/Schiedsverfahren.htm (abgerufen am 19. 01. 2016).
14
besonderen Schlichtungsstellen (z.B. Innungen4 und Verbänden)“
(Schüttel, 2014, 47).
Da der deutsche Staat kein zentralisierter Staat ist, gibt es keine
zentrale, einheitliche Schlichtungseinrichtung, die für ganz
Deutschland gültig ist. Auf der Bundesebene sind, gemäß den
Gesetzen jedes Bundeslandes, unterschiedliche
Schlichtungseinrichtungen zu finden. „Zwölf Bundesländer –
ausgenommen Baden-Württemberg, Bayern, Bremen und Hamburg
– haben Schiedsstellen gemäß ihren jeweiligen
Schiedsstellengesetzen eingerichtet. Diese werden auch als
„Schiedsamtsländer bezeichnet (…). Die Bundesländer Bayern,
Baden-Württemberg, Bremen und Hamburg haben keine
Schiedsstellengesetze. Bremen und Hamburg haben darüber hinaus
weder Schiedsstellen eingerichtet noch die obligatorische
Streitschlichtung eingeführt“ (Schüttel, 2014, 61f).
Obwohl die vier Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern,
Bremen und Hamburg keine Schiedsstellengesetze bzw. keine
Schiedsstellen haben, verfügen sie jedoch über eigene Instanzen,
um Schlichtungsverfahren durchführen zu können. In Baden-
Württemberg und Bayern werden sie als kommunale
Vergleichsbehörde bezeichnet (vgl. Klein, 1995). In Bremen und
Hamburg sind es eher Richter, die in diesem Bereich tätig sind.
Jansen(1987) fasst zusammen: „In Baden-Württemberg und Bayern
nimmt ein Gemeindebeamter, in Bremen ein Rechtspfleger den
Sühneversuch im Privat Klagenverfahren vor. In Hamburg dagegen
wurde eine öffentliche Rechtsauskunfts- und Vergleichsstelle
(öRA) eingerichtet, die hauptsächlich die gemeinnützige
Rechtsberatung Einkommensschwacher durch nebenamtlich tätige
Richter durchführt“ (Jansen, 1987, 8).
4
„Eine Innung ist in Deutschland und Österreich die fachliche Interessenvertretung von Personen, die
in einer Berufsgruppe des Handwerks tätig sind. Sie ist auf lokaler bzw. regionaler Ebene organisiert,
meist für eine Großstadt oder einen Landkreis. In ihr schließen sich selbständige Handwerker des
gleichen oder ähnlichen Handwerks zusammen, um ihre gemeinsamen geschäftlichen Interessen zu
fördern. Innungen sind die Nachfolger der Zünfte“.Im Internet unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Innung
15
Zusammenfassend können die verschiedenen Typen von
Schlichtungseinrichtungen wie folgt dargestellt werden:
- die kommunale Vergleichsbehörde in Baden-Württemberg und
Bayern
- der Rechtspfleger in Bremen
- die Öffentliche Rechtsauskunfts- und Vergleichsstelle (öRA) in
Hamburg.
- der Schiedsmann in den zwölf übrigen Bundesländern.
16
einzelnen Bürger ein unübersichtliches Wirrwarr entstanden. Es ist
nicht auf den ersten Blick ersichtlich, welche Stelle für welche
Streitigkeiten zuständig ist – jedes Bundesland kann dies
eigenständig rechtlich ausformen. Dies gilt insbesondere auch für
die Reichweite der örtlichen (internationalen) Zuständigkeit.“
(Schüttel, 2014, 326f).
17
durch Ernennung von Friedensrichtern die Justizverwaltung zu
vereinfachen: Bevor Rechtsstreitigkeiten an die Gerichte gebracht
wurden, sollten die Friedensrichter einen Vergleichsversuch
vornehmen. Wegen äußeren politischen Umständen wurde die
Initiative zuerst gebremst und erst in der nach-napoleonischen Zeit
fortgesetzt.
Zur selben Zeit fallen auch Reformen zum Zweck der
Selbstverwaltung für die Provinzen. Die Entstehung des
Schiedsmannsinstituts könnte das Ergebnis beider Tendenzen sein.
Das Schiedsmannsinstitut und die Schiedsmannsordnung galten
zunächst nur in einigen Provinzen des Königreichs Preußen. In den
folgenden Jahrzehnten wurde die Einrichtung des
Schiedsmannsinstituts auch in anderen preußischen Provinzen
erweitert bis es 1879 auf das gesamte Gebiet Preußens ausgedehnt
wurde.
Nach dem 1. Weltkrieg erfährt die Schiedsmannsordnung die
nächste Veränderung, als 1924 durch die „Emminger Novelle“ die
Privatklage auf weitere Delikte ausgedehnt wurde.8 Um
Bagatellsachen vom Schiedsmann fernzuhalten und um den
Schiedsmann finanziell zu entschädigen, wurde die Anrufung des
Schiedsmanns gebührenpflichtig.
In nationalsozialistischer Zeit war das Schiedsmannswesen
bedroht, es kam jedoch nicht zur völligen Auflösung. In der
Nachkriegszeit hat sich die von den Besatzungsmächten
vorgenommene Gliederung Westdeutschlands in Bundesländer
auch auf das Schiedsmannsinstitut ausgewirkt. Die
war ein gesellschaftliches Ordnungsmodell. Verbreitet war die Drei-Stände-Ordnung: Der 1. Stand
umfasste die Gruppe aller Geistlichen, das heißt Angehörige der hohen Geistlichkeit wie auch des
niederen Klerus (Lehrstand). Der 2. Stand bestand aus Mitgliedern des Adels, sei es aus dem
Hochadel, dem niederen Adel oder auch aus dem oft verarmten Landadel (Wehrstand). Der 3. Stand
umfasste nominell alle freien Bürger, manchenorts auch freie Bauern (Nährstand).“Im Internet unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4ndeordnung (abgerufen am 15. 01. 2016).
8
„Bereits im Jahr 1924 war mit der Novelle zur Zivilprozessordnung (sog. Emminger – Novelle) ein
obligatorisches Güteverfahren für alle Amtsgerichtsprozess eingeführt worden, § 495a a.F. ZPO“.
(Stein/ Jonas/ Brehm vor § 1 ZPO Rn. 161), zitiert nach Schüttel, 2014, 80).
18
Schiedsmannsordnung galt nur für das ehemalige Preußen und nach
der Länderaufteilung nur bedingt in acht Ländern im Bereich der
neu gegründeten Bundesrepublik, nämlich in Berlin, Hessen,
Niedersachsen, Nordrhein-Westphalen, Rheinland-Pfalz,
Schleswig-Holstein, im Saarland und im damaligen Land
Württemberg-Hohenzollern, das heute Teil von Baden-
Württemberg ist.9
Das Schiedsmannsrecht wurde allmählich in den einzelnen
Bundesländern jeweils landeseinheitlich geregelt. Die einzelnen
Bundesländer waren mit Veränderungen zurückhaltend, weil das
Schiedsmannsrecht in engem Bezug zum Bundesrecht steht, aber
auch, weil man bemüht war, so weit wie möglich an der
einheitlichen Ordnung von 1924 festzuhalten.
9
Die Situation in der ehemaligen DDR muss hier leider außer Acht bleiben.
19
Schiedsmannsamts. Im Durchschnitt habe der Schiedsmann zwei
bis drei Güteverhandlungen im Monat auszuüben.
Die Personen, die das Amt des Schiedsmanns ausüben, haben oft
andere ehrenamtliche Ämter in ihrer Gemeinde oder
Gemeindebezirk inne. Daraus ergibt sich, dass sie in der
Bevölkerung bekannt sind und dass sie mit den lokalen
Begebenheiten bestens vertraut sind. Frauen haben auch die
Möglichkeit, das Schiedsmannsamt zu bekleiden.
20
Staatsanwalt in Gang gesetzt wird. Im Einzelnen sind dies die
folgenden Straftaten:
- Hausfriedensbruch,
- Beleidigung (inklusive üble Nachrede, Verleumdung, üble
Nachrede gegenüber Politikern und Verunglimpfung des
Andenkens Verstorbener),
- Verletzung des Briefgeheimnisses,
- Körperverletzung und fahrlässige Körperverletzung,
- Bedrohung,
- Sachbeschädigung.
21
eingerichtet. 1960 wurde eine einheitliche Regelung für ganz
Baden-Württemberg herbeigeführt. Die Gemeindegerichtsbarkeit
für bestimmte bürgerliche Rechtsstreitigkeiten und Strafsachen
wurde per Gesetz geschaffen. 1971 wurde das Gesetz aufgehoben
und die bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten fielen in die
Zuständigkeit der Amtsgerichte zurück. Aus dieser Zeit stammt die
heutige Verordnung über das Vergleichsverfahren.
22
ergibt sich, dass die Schlichtungstätigkeit als eine marginale
Dienstaufgabe wahrgenommen wird. Diese eingeschränkte
Zuständigkeit der Vergleichsbehörde könnte ihr geringes
Fallaufkommen erklären.
- Hausfriedensbruch,
- Beleidigung,
- Verletzung des Briefgeheimnisses,
- Körperverletzung,
- Bedrohung,
- Sachbeschädigung.
23
beiden Schlichtungseinrichtungen ist die Anrufung einer
Schiedsstelle freiwillig.
10
„Die Kosten variieren (…) je nach Bundesland. Eine Vorabinformation ist über die zuständige
Schiedsstelle/ das Schiedsamt erhältlich. In der Regel liegen die Gesamtkosten zwischen 50 und 100
Euro. Hierbei ist insbesondere die Angabe durch den BDS [Bund Deutscher Schiedsmänner]
wissenswert, wonach eine gerichtliche Instanz um den Kostenfaktor 10 teurer ist, als ein
Schlichtungsverfahren.“ Im Internet unter:
http://www.fairness-stiftung.de/Schiedsverfahren.htm(abgerufen am 19. 01. 2016).
24
Es gibt Fälle von Güteverhandlungen, an denen auch Zeugen
beteiligt sind. Sie werden jedoch in unterschiedlicher Weise in die
Verhandlung einbezogen. Z.T. werden sie vor der eigentlichen
Eröffnung der Verhandlung in Abwesenheit der Parteien
vernommen und dann entlassen, z.T. machen sie ihre Aussagen erst
im Verlauf der Verhandlung und bleiben bis zu deren Ende
anwesend.
25
3.4. Die Verfahrensregelungen der Schlichtungsverhandlung
26
4. Schüttels Kritik an den traditionellen Schlichtungsstellen
27
II. Zu den Schlichtungsgesprächen
28
dem Ziel, zwischen den Parteien eine gütliche Einigung zustande
zu bringen.“ (Nothdurft, 1995, 3ff)
Der kommunikative Prozess der Schlichtung wird im Folgenden
expliziter gemacht: „Schlichten ist ein kommunikatives, ein
sprachliches Verfahren zur Bewältigung von Streit; die besondere
Leistung besteht darin, dass der Streit primär nicht weiter ausagiert
wird, sondern dass über den Streit ein Verständigungsverfahren in
Gang gesetzt wird, in dem metakommunikativ über den Streit
geredet wird. Eine Konsequenz ist, dass der Streit im
Schlichtungsgespräch wesentlich in symbolischer Form präsent ist;
die Streitpositionen manifestieren sich (…) in den
Darstellungsleistungen der Beteiligten, mit denen diese ihre
Version des Streits sprachlich präsentieren. Der Konflikt
manifestiert sich im Gespräch wesentlich in Form von sprachlichen
Konstruktionen von Wirklichkeit.“ (Nothdurft, 1995, 19)
Zum Begriff Konflikt zeigt allerdings die Literatur keine
einheitliche Definition. Gemäß Wasmuht (1996) lassen
Definitionen von "Konflikt" in Lexika, Handbüchern oder in
Fachbüchern über Konflikte erkennen, dass diese nicht einheitlich
sind, womit die kontroverse wissenschaftliche Diskussion über
Konflikte widergespiegelt wird(vgl. Wasmuht, 1996, 178 ff). In
seinem Aufsatz „Konflikte und Verfahren ihrer Bearbeitung“ zeigt
Schwitalla(2001) wissenschaftliche Definitionen von ‚Konflikt‘,
die auf Begriffe wie ‚Unvereinbarkeit‘, ‚Nichtübereinstimmung‘,
‚Gegensatz‘, ‚Diskrepanz‘ und ‚Beeinträchtigung von Handlungen‘
zurückgreifen (vgl. Schwitalla, 2001, 1374).
29
Vorwürfe und Beschuldigungen bilden den Ausgangspunkt von
Streitgesprächen und bestimmen sie auf weite Strecken. Sie
implizieren die Verantwortlichkeit des Adressaten, die tatsächliche
Schädigung von jemandem und die Verletzung einer Norm. Sie
üben auf den Adressaten eine Große Verpflichtung zur
Stellungnahme aus (…). Ein sehr häufig vorkommendes Muster
sind Runden von Vorwürfen und Gegenvorwürfen. Sprecher A
wirft dem Sprecher B etwas aus vor; Sprecher B geht kurz
widersprechend darauf ein und startet von sich aus einen Vorwurf
gegen Sprecher A, worauf eine neue Runde beginnen kann (vgl.
Schwitalla, 2001, 1377 ff).Aber “konkrete Streitgespräche laufen
meist nicht in der schönen Geordnetheit von Vorwurf und
Rechtfertigung (bzw. Alternativhandlung) ab. Streitende sind sehr
einfallsreich in ihrer Antwort bis hin zu Verwirrung und
Absurditäten“ (Schwitalla, 2001, 1378).
11
Ein wesentliches Merkmal der Gesprächsforschung ist die Vielfältigkeit der
interaktionswissenschaftlichen Richtungen, die sich durch die Rezeption der amerikanischen
„conversationel analysis“ entwickelt haben. Gesprächsforschung ist ein Überbegriff für:
Konversationsanalyse, Gesprächsanalyse, interaktionale Linguistik, funktionale Pragmatik,
Diskursanalyse, Sprachwissenschaft, gesprochene-Sprache-Forschung und auch qualitative
Sozialforschung.
30
Intention ihm vom Gesprächspartner zugeschrieben wird. Die
Bedeutung wird also aus einer interpretativen Perspektive erklärt.
Der allgemeinetheoretische Rahmen der Analyse von
Schlichtungsgesprächen ist die Konversationsanalyse. In der
Konversationsanalyse ist das ganz alltägliche Gespräch zum
Gegenstand gemacht, dessen Grundeigenschaft es ist, dass sich die
Teilnehmer abwechseln. ‚Konversation‘ als Übersetzung des
amerikanischen ‚conversation‘ bezeichnet das nicht vorstrukturierte
Gespräch, d.h. die interne Ordnung des Gesprächs. Die
Forschungsstrategie der Konversationsanalyse zielt darauf, die
Mechanismen für die Bewältigung von Aufgaben und Problemen
bei der Herstellung der sozialen Ordnung zu erfassen. Ein solches
Problem ist z.B. die Verteilung der Redegelegenheiten im
Gespräch. In der weiteren Entwicklung wurde dieser Ansatz auch
auf institutionelle Kommunikation übertragen.
Die Rezeption der amerikanischen Konversationsanalyse in
Deutschland hat zu Grundannahmender Theorie der verbalen
Interaktion geführt. Sie betreffen den Vollzugscharakter der
Interaktion, die Wechselseitigkeit der Interaktionskonstitution, die
prospektiv-retrospektive Definitionsweise, die Ordnungsstrukturen.
Die fünfte und wichtigste Grundannahme stellt eine Reihe ganz
unterschiedlicher Aspekte dar, die in der Interaktionskonstitution
bearbeitet werden. Diese Grundannahmen werden in Anlehnung an
Kallmeyer (1985) dargestellt:
31
- Interaktionsmodalitäten (wie Ernst, Spiel, institutionelle
Verfahrensinteraktion usw.)
- Reziprozitätsherstellung (Formen der Kooperation).
12
Das Korpus Schlichtungs-und Gerichtsverhandlungen (SG--) ist einsehbar unter: http://agd.ids-
mannheim.de
32
und am Ende des Gesprächs (Gruß - Gegengruß). Die konditionelle
Relevanz ist ebenso konstitutiv für Äußerungskomplexe im
Gesprächsverlauf (Frage/ Antwort), (Bitten/ Aufforderungen und
Akzeptieren/Ablehnen).
In den folgenden Gesprächsauschnitten sind Beispiele von
adjazenten Paaren zu beobachten:
- Frage - Antwort
53 CC: das ist ja auch wohl- * der normalfall↓ und wie ist
- Vorschlagen - Ablehnen
457 CC: * das ist meine- äum/ äußerung dazu- * meine meinung
33
Der Antragsteller ist der Initiator des Verfahrens. Mit seinem
Antrag macht er deutlich, dass er Genugtuung verlangt. Sein Ziel
ist es, durch das angestrengte Verfahren sein Recht zu bekommen.
Durch den Antrag des Antragstellers sieht sich der Antragsgegner
in eine reaktive Position gedrängt. Durch die Verfahrensordnung
wird er gezwungen, an der Verhandlung teilzunehmen.
Die Aufgabe des Schlichters besteht darin, die
Verständigungsbereitschaft der Parteien wiederherzustellen, und
zwar in zweierlei Hinsicht: zum einen die Bereitschaft, über den
Konflikt zu reden, zum anderen aber vor allem die Bereitschaft,
eine gemeinsame Lösung des Konflikts zu erreichen. Die
Interessendivergenzen zwischen den Parteien können nur durch
besondere kommunikative Anstrengungen des Schlichters
bearbeitet und aufgehoben werden. (Vgl. Klein, 1995).
34
2.3. Das Handlungsschema Schlichten
35
Die ‚Regelung des Konflikts‘ beginnt damit, dass der Schlichter
Möglichkeiten und Bedingungen von Einigungsvorschlägen
sondiert und Vorschläge unterbreitet, die dann soweit ausgearbeitet
werden, dass sie von den Beteiligten akzeptiert werden können
(‚Entwicklung eines Einigungsvorschlags‘). Dieser zweite
komplexe Bearbeitungsschritt schließt mit einer ausdrücklichen
Feststellung der Erreichung des Verfahrensziels (‚Ratifizierung des
Einigungsvorschlags‘).
Das Schlichtungsgeschehen wird insgesamt durch
Rahmungsaktivitäten aus dem Interaktionskontext herausgelöst und
markiert (‚Herstellung der Schlichtungssituation‘, ‚Auflösung der
Schlichtungssituation‘).
3.1. Beschreibung
- Die Hure
- Das Beinchen
13
„DIDA ist die Bezeichnung für die Diskursdatenbank, die im IDS für die Abteilung ‘Pragmatik’ für
die Eingabe, Verwaltung und weitere Bearbeitung von Gesprächsdaten entwickelt wurde.“ Im
Internet unter http://www.ids-mannheim.de/prag/dida/dida-trl.pdf
14
Diese Regelung ist einsehbar unter: http://agd.ids-mannheim.de
36
- Die Rauferei
- Nichts gemacht
- Asozialer
- Alles weggeschmissen
- Kindsmord
- Schaltpläne
- Verbrecher
- Der Pole
- Schiedsleute
- Nachlass
- Zu dünner Anstrich
- Zu hoher Stundenlohn
- Zu teure Rollos
-Durchnässung und andere Mängel am Haus
37
- Das unbrauchbare Haarteil
D = Protokollführer
Z = Zeuge
X = Aufnehmender Mitarbeiter
K = Kommentarzeile
38
* Kurze Pause
** längere Pause
39
<ja>lauter im Vergleich zur direktvorhergehenden
Äußerung desselben Sprechers
40
1. Die Datengrundlage
41
- Eröffnung des Gesprächs (Herstellung der Schlichtungssituation)
42
folgendes Gespräch mit der Antragsgegnerin (BB) in Abwesenheit
der Antragstellerin (AA), auf die der Schlichter wartet. Auf die
Rekonstruktion des Konflikts folgt die Regelung des Konflikts.
Erst danach wird die eigentliche Verhandlung eröffnet (Z. 393-
394).
Die Stelle (Z. 1-9) wird ausgelassen, da sie nicht zur eigentlichen
Güteverhandlung gehört.
43
10 ZZ: mhm↓ *3*
Der Schlichter fragt die Zeugin, ob sie davon gehört hat. Sie
bestätigt: Sie hat von der Antragsgegnerin gehört, die
Antragstellerin habe in Trunkenheit ihr Kind umgebracht (Z. 21-
29).
20 CC: böse verleumdung↓ frage haben sie" das gehört
21 ZZ: ja:-
23 CC: ähn|lich↓|
24 ZZ: |ja: | sie hat mir das erzäh"lt sie war bei mir
25 ZZ: gewesen und da hat sie gesacht sie hätte von ihrem-
28 CC: mhm-
29 ZZ: * von ih"rem bruder aber ne↑ von der frau
Der Schlichter weist auf den sozialen Schaden unter denen die
Antragstellerin leidet und bewertet: das geht nicht (Z.30-38.)
30 CC: mhm- |und| dann ist die frau arnold hier
31 ZZ: arnold↓ tja |und|
44
32 CC: äh- * in den supermarkt gekommen und da haben sie:
35 CC: frau" die ihr kind umgebracht hat↓ * und das ist die
36 K& PAPIERG
37 CC: fo"lge daraus↓ * und das geht nich↓ und *2* sie
38 ZZ: ne:-
Der Schlichter grenzt den Konflikt auf das zentrale Delikt ein (39-
43).
39 K& ERÄUSCHE
40 CC: ham also äh- * von der frau mied↑ * die hat ihnen
43 CC: erstickt↓
44 ZZ: ja↓ * von ihrem bruder hätte se das
Die Zeugin will weiter vom Fall erzählen. Sie wird vom Schlichter
unterbrochen. Er bleibt beim konkreten Fall: Was er gehört hat,
genügt ihm. Er fragt nach dem Namen der Zeugin und schreibt ihn
(44-55).
45 CC: und das genügt mir an und für sich ich
46 ZZ: gehört-
49 CC: |(...) |
50 ZZ: mit ihr- * |gut befreundet bin-| * also mit der frau
51 CC: ja
52 ZZ: arnold- * hab ich- * ihr das dann auch erzählt↓
53 CC: das ist ja auch wohl- * der normalfall↓ und wie ist
45
57 CC: komm=se ruhisch rei"n
58 ZZ: mangenevski↓
66 K& STÜHLERÜCKEN
67 BB: >ich setz
68 CC: ←baumwies-→ * wies dreizehn b↓
69 ZZ: dreizehn b↓
Der Schlichter weist die Zeugin darauf hin, dass sie der
Verhandlung nicht beiwohnen kann und sie aus den Streitigkeiten
der Parteien herauslassen will: Denn da ist die Öffentlichkeit
ausgeschlossen. Es genügt ihm, was er von ihr als Zeugin gehört
hat. Er bedankt sich wieder und verabschiedet sich von ihr. Hier
endet die Arbeit des Schlichters mit der Zeugin: Er hat sie gehört,
Namen und Adresse notiert. Die Zeugin wird entlassen (Z. 74-88).
74 CC: * innerhalb der verhandlung möcht ich ni"cht daß sie
79 CC: darf ich mich bedanken daß sie:- * sich als zeuge
46
85 CC: sie während der zeit wo wir verhandeln- * draußen en
93 K& STÜHLERÜCKEN
94 CC: platz- ** wir müssen grad auf die antragstellerin- *
47
ihm bestätigt, „unter Hinweis auf die rechtlichen Gegebenheiten,
dass die Antragsgegnerin der Zeugin erzählt hat, die Antragstellerin
habe ihr Kind mit einem Kopfkisten erstickt (Z. 119-147).
119 CC: auch nicht meiner SEUFZT && ja↓ * können
120 CC: wir die tür vielleicht mal zumachen dann kann ich
134 CC: sonstwo die leute tuscheln und erzählen- * weil sie
135 CC: ja weitererzählt haben- * da"s ist die frau die ihr
138 BB: ich eins möcht ich mal-| * gern erst |mal
139 CC: sache↑ sie haben- | |sie
48
146 BB: |erstens | möcht=ich
147 CC: ihr- * kind mit dem kopfkissen |erstickt↓|
148 BB: das mal erst mal richtigstellen↑ * ich hab=es nie
157 BB: hab das nur so und so gehört ich weiß nicht ob das
158 BB: wahr ist und mich geht das auch nichts an↓ * erstens
159 BB: hab ich se"lber zwei kleine kinder↑ ** und ich weiß
160 BB: s=s- * also ich möchte das nicht hoffen- daß eins
165 CC: also gesagt haben- * dafür haben wir also die zeugin
49
166 CC: die frau mangenevski hier- * die mir das also eben
50
180 BB: * erwähnt- * weil ich |das (...) |
181 CC: |ja das genügt| wenn sie=s
182 CC: einem dritten sagen↓ * man erzählt nicht etwas was
183 CC: man nicht gesehen hat↓ →oder haben sie gesehen←
188 CC: erzäh"len↓ * das ist ga"nz klarer fall- * ich kann
189 CC: nur das erzählen was ich mit eigenen augen gesehen
192 CC: geh"t nicht↓ * und ich geh davon aus daß sie sich
51
202 CC: die verfahrenskosten übernehmen müßten↑ * äh: ich
204 CC: ermä"ßigen↑ * ja↑ das kann ich will ich gerne tun↑
208 BB: lebe mit einem- * HOLT LUFT mann zusammen- * von dem
209 BB: wir auch zw/ zwei also- * von dem ich auch die zwei
210 BB: kinder habe- und e"r bekommt sein geld vom
211 CC: hm hm-
219 CC: sie können ja zum sozialamt gehen und sagen ich bin
52
226 CC: gerne auf zwanzig mark ermä"ßigen weil sie mittellos
237 CC: können sich das vorne- * in etwa abmalen- * was auf
238 CC: sie da: hinzukäme↑ * hier haben sie also die
240 CC: dem schiedsmann- dies zu bedauern daß sie das gesagt
244 CC: jewiß sein- * daß der richter wegen solch einer- *
246 CC: gehörig äh ins gebet nehmen würde und ihnen einen
53
Für den Schlichter ist die Verhandlung vor dem Schiedsmann die
beste Lösung. Er weist auf die Antragstellerin hin, die noch nicht
da ist, sie holt Geld (Z. 250-253).
250 CC: noch mal mit dem blauen auge davon- * ich gehe also
251 CC: davon aus- * wenn die frau arnold- * sie holt grad
253 CC: äh- * daß sie sich gleich hier- * vorm schiedsmann-
255 CC: * und daß ich nie wieder etwas- * derartiges- * höre
262 CC: protokollieren nich↑ dann haben wir die sache schon
54
271 BB: hab das auch- * ga"nz einfach zei"tlich nicht
Der Schlichter macht Vorwürfe: Was passiert ist, sollte ihr eine
Lehre sein (Z: 274-284).
274 CC: ja auch einleuchtend- * wenn sie im krankenhaus
290 CC: sie sich diesen betrach- * der ja sehr gering ist- *
291 CC: wenn das zum gericht ginge würde das also nicht- *
55
wird und insistiert auf die Zahlung der Kosten. Er droht wieder mit
Gericht (Z: 296-306).
296 CC: schick ihnen eine kostenrechnung zu- * ich würde
297 CC: ihnen empfehlen daß sie sich bei einem bekannten
299 BB: |ich sa/| ich sa/ |ich mein ich frag sonst
300 CC: zurück|zahlen | |damit sie nicht mit dem
56
321 CC: fufzehn mark meinetwegen ja↑ * was weiß ich wie äh-
329 BB: is=jetzt das erste mal daß ich so was LACHT mit
57
346 CC: geben↓ * was daraus kommen ka"nn und rausgekommen is
359 CC: wir gleich mal fragen↓< *1,10* haben sie ihren
360 K R TIPPT WEITER
363 CC: darf ich * äh- * bei ihnen als beruf- * aufnehmen↑
58
374 CC: müllerberg siebzehn am waldrand zwanzig ja↑
387 CC: komm ich gleich noch drauf zurück↓← *2,19* <so↓ **
388 K TIPPT
389 CC: ich will nicht u"nhöflich sein aber wir müssen das
59
393 CC: danke- ** ja- * ja↓ * (genau↓) ich eröffne hiermit-
395 CC: a"rnold gegen- * frau mied- * und stelle fest daß
402 CC: * die zeugin habe ich hier zum sachverhalt gehört-
405 CC: abwesenheit- * mit der frau mied hier ein gespräch
409 CC: * wir haben aber au"ch die- * aussage der- * frau- *
60
die Entschuldigung der Antragsgegnerin weitergibt (Z. 415-420).
415 CC: wird- * weitergegeben↓ * sie bedauert das- daß sie-
416 CC: * über- * sie" etwas gesagt hat- was geeignet war- *
Der Schlichter setzt seine Milderung der Situation fort und gibt der
Antragstellerin weiter, dass die Antragsgegnerineinsieht, dass das,
was passiert ist, nicht korrekt sei. Sie wird daraus eine Lehre ziehen
und es nicht wiederholen (Z. 428-431).
428 CC: sieht auf mein eingehendes gespräch ein- * daß das
429 CC: wohl nicht ganz- * korrekt war- * was da: gelaufen
430 CC: ist- * sie wird ihre lehre daraus ziehen daß sich
61
436).
432 CC: wenn jemand einsichtig ist- * frau arnold- * und- *
Der Schlichter klärt die Antragstellerin darüber auf, dass sie die
Protokollabschrift verlangen kann und jederzeit einem Dritten
vorweisen (Z. 437-440).
437 CC: jederzeit- * die möglichkeit- * vom schiedsmann
441 CC: ich würde es ni"cht tun↓ * wenn sie mal angesprochen
442 CC: werden- * dann sagen sie etwas anderes- * sagen sie-
451 CC: wird- * und dann ist es so- * daß man ins gerede
452 CC: kommt↓ * so" haben sie hier vorm schiedsmann die
62
Der Schlichter zur Antragstellerin: Sie hat die Möglichkeit sich vor
dem Schiedsmann wieder mit der Antragsgegnerin zu vertragen. Er
schlägt eine Einigung vor (Z. 452-456).
452 CC: kommt↓ * so" haben sie hier vorm schiedsmann die
456 CC: ist schlimm genug daß das gewesen ist- * wie gesagt-
Ergebnissicherung
Die Parteien stimmen dem Vergleichsvorschlag zu. Dieses
Ergebnis wird sogleich protokolliert.
457 CC: * das ist meine- äum/ äußerung dazu- * meine meinung
465 AA: |ich würd=s aber| gerne danach zerreißen >so is=es
466 CC: zu|schicken (...) |
63
Der Schlichter wird ihr diese Protokollabschrift schicken. Er
ermahnt sie jedoch, diese Abschrift nicht herumzuzeigen und
dadurch evtl. neuen Streit zu verursachen. (Z. 468-477).
468 CC: ja↓ * äh: das will ich gerne tun↑ * ich kann
469 CC: sie ihnen zuschicken- * ich würde die aber ni"cht *
476 CC: die bela"stung * die sie- * mit sich herumtrugen ist
477 CC: durch die heutige äußerung von frau mied vom tisch-
480 CC: hier- * äh: *2* gesagt →worden ist in ihrem antrag
485 CC: meine wenn sich jemand entschuldicht- * dann tut man
64
489 BB: ich kann=s ihr
490 CC: ich gebe es an sie weiter- * frau- *
493 CC: wenn sie: denn ich glaube das wäre schö"ner und das
498 CC: * aber es wäre besser wenn sie sich gegenseitig die
499 CC: hand gäben- * und sagen würden- * laß uns wieder
502 BB: |ja ja↓| |→ich sach ja| ich hab selber
503 CC: |das | ist meine |empfehlung |
504 BB: zwei kinder← um gottes |willen ich möchte mir nicht|
505 CC: |ja↓ dann tun sie das- |
Ergebnissicherung (Protokollierung)
Der Schlichter erklärt die Sache für erledigt und protokolliert das
Ergebnis; jede Partei wird eine Abschrift des Protokolls bekommen
(Z. 508-515).
508 CC: entschuldigen sich- * und dann ist die sache
65
510 CC: bringen und sie bekommen eine abschrift darüber- *
511 CC: und denn haben sie alles wieder ins rechte lot
528 AA: die hat=s wieder ganz andern die hat=s wieder in
Der Schlichter reagiert auf die Tatsache, dass der Ruf der
Antragstellerin öffentlich beschädigt worden ist. Er führt
exemplarisch das Prinzip der Rufschädigung durch ein in Umlauf
geratenes Gerücht aus (Z. 530-543).
530 CC: |da- sie wissen wenn | einer etwas
66
533 CC: ma|chen| |sie flüstern| herrn↓ *
534 CC: doktor lang etwas ins ohr- er sacht mi"r das was e"r
535 CC: mitgehört hat wei"ter und ich sag es ih"r sie
536 CC: sacht=s noch einem weiteren und erzäh"lt und den
545 AA: |es war das e"rste | mal vor weihnachten↓ * und dann
546 CC: |ich verstehe sie:-|
Der Schlichter wiederholt noch einmal, dass die Sache erledigt ist.
Er will das Protokoll verlesen. Er hat es nach dem Gespräch mit der
67
Antragsgegnerin vorbereitet (Z. 561-565).
561 CC: |ja↓ | |gut↓ die sache ist nun
562 AA: |
563 CC: erledigt-| * die ist vom tisch- * ich verlese auch
Der Schlichter ergänzt das Protokoll mit der Angabe des Berufs der
Antragstellerin (Z. 580-785).
580 AA: |nu-
581 CC: ih"nen als beruf eintragen↑ ** |den
68
588 K T
596 CC: * frau arnold habe in trunkenheit ihr kind mit dem
Der Schlichter bittet die beiden Streitpartner, wenn sie mit dem
Protokoll einverstanden sind, mit dem Wortlaut „vorgelesen,
genehmigt“ um ihre Unterschrift darunter (Z. 611-621).
69
611 CC: mit der protokollabschrift zuschicken↓ wenn das
630 CC: doch=s geld und zahlen sie dort in zwei raten zurück
70
635 CC: zusammenbekommen↓ * näch↑ <bei
71
den Konflikt allgemein und neutral als Sache bezeichnet. Erst
danach weist er indirekt auf den Konflikt hin, indem er die
Zeugenaussage erwähnt, die den Konflikt erklärt. Damit stellt er
die Position der Antragsgegnerin neutral und zurückhaltend dar:
was ist da nun sache↑ sie haben- sie haben also das
dazu hab ich eben eine zeu"gin verhört↑ * die hat mir
also bestätigt- * unter hinweis auf die rechtlichen- *
gegebenheiten- * daß sie" also erzählt haben↑ * zu der
uta mangenevski- * und behauptet haben die kerstin
arnold hätte- * ihr- * kind mit dem kopfkissen
erstickt↓ (Z. 137 – 147).
72
sie hier vorm schiedsmann noch mal mit dem blauen auge
davon-(Z. 238 – 250).
Der Kontrast geringe Kosten- hohe Kosten wird vom Schlichter bei
seiner Aufgabe verwendet, die Parteien zur Einigung zu
motivieren:
aber es ändert nichts daran daß sie hier also die
verfah"renskosten tragen müssen nich↑ ich will die
gerne ermäßigen↑ * die verfahrenskosten vom
schiedsmann betragen vierzig mark↑ ** ich will das
gerne auf zwanzig mark ermä"ßigen weil sie mittellos
sind↑ (Z. 221 – 228).
73
haben- * daß sie sich diesen betrach- * der ja sehr
gering ist- * wenn das zum gericht ginge würde das
also nicht- * um- * unter fünfzig mark kosten sondern
mit sicherheit- * um fünfhu"ndert nicht↑ da kann man
sich nur hinterhängen↓(Z. 284 – 295).
74
geführt. Diese hätte in Trunkenheit ihr Kind mit einem Kopfkisten
erstickt. Er referiert auf die Zeugenaussage, die er schon gehört hat:
75
die kerstin arnold hätte- * ihr- * kind mit dem
kopfkissen erstickt↓(Z. 128-147).
76
- die hohen Verfahrenskosten:
wenn das zum gericht ginge würde das also nicht- * um-
* unter fünfzig mark kosten sondern mit sicherheit- *
um fünfhu"ndert nicht↑ da kann man sich nur
hinterhängen↓ (Z. 291 – 295)
- das Prozessrisiko
Durch die Kontrastierung der beiden Institutionen Schiedsmann
und Gericht suggeriert der Schlichter den Konfliktparteien die
Vorteile des gegenwärtigen Verfahrens in Betracht zu nehmen. Das
Gericht ist argumentativ präsent und bleibt als Drohinstanz
bestehen, denn, wenn keine Einigung stattfindet, wird das
Strafverfahren bei Gericht landen.
ich weise aber darauf hin- * daß bei ni"chtzahlung- *
vollstreckt werden kann↑ * aus dieser äh- *
→kostenrechnung← o"der ich die möglichkeit habe- * den
vergleich- * mangels nichtzahlen der kosten- * für
nichtig erklären zu lassen↑ * →bei gericht← * und daß
es dann- * zur staatsanwaltschaft geht↓ ich(Z. 307-312).
77
denn da ist die öffentlichkeit ausgeschlossen (Z. 75 -
76)
hier haben sie also die möglichkeit die nicht
öffentliche verhandlung vor dem schiedsmann- dies zu
bedauern daß sie das gesagt ham↑ (Z. 238 – 241).
78
- Ritualisierte Formel
Zu den ritualisierten Formeln gehören vor allem Aktivitäten
während der Eröffnung und Schließung der Verhandlung.
Eröffnungsformeln markieren als performative Äußerungen
explizit (ich eröffne, ich schließe) die neue Situation. Die
verwendeten Eröffnungs- und Schließungsformeln sind im
wesentlichen von der Institution Gericht übernommen.
- Fachsprachliche Ausdrücke
Der Schlichter verwendet Termini und Phrasen, die der juristischen
Fachsprache entlehnt sind:
79
dazu hab ich eben eine zeu"gin verhört↑ * die hat mir
also bestätigt- * unter hinweis auf die rechtlichen- *
gegebenheiten- * daß sie" also erzählt haben↑ * zu der
uta mangenevski- * und behauptet haben die kerstin
arnold hätte- * ihr- * kind mit dem kopfkissen
erstickt↓ (Z. 141 – 147).
und ich geh davon aus daß sie sich hier heute- * in
aller form vor gericht entschuldigen↑ * und daß wir
das aktenkundig fe"sthalten↓ darüber hinaus müßten sie
die verfah"renskosten tragen↓ (Z. 192 - 197).
Der Schlichter ergänzt das Protokoll mit der Angabe des Berufs der
Antragstellerin:
was darf ich bei ih"nen als beruf eintragen↑ ** den
hatten sie mir noch nicht angegeben- * schreiben wir
auch hausfrau ja↑ * gut↓ (Z. 579 - 785).
80
Der Schlichter verliest das Protokoll weiter bis zum Ende:
verhandlungsverlauf es erschienen erstens die
antragstellerin- * zweitens die antragsgechnerin↓ *
antragstellerin wies sich durch personalausweis die
antragsgechnerin durch polnischen paß aus↓ * zwischen
den parteien wird folgender vergleich geschlossen↓ *
erstens- * die antragsgechnerin bedauert- * gegenüber
dritten- * geäußert zu haben- * frau arnold habe in
trunkenheit ihr kind mit dem kopfkissen erstickt- *
und das kind sei dadurch gestorben↓ * zweitens- * die
antragsgechnerin entschu"ldigt sich bei der
antragstellerin für ihr verhalten↓ * drittens- * die
antragstellerin nimmt die entschuldigung an↓ *
viertens- * die parteien wollen versuchen- * künftig
wieder miteinander auszukommen- * fünftens- * die
kosten des verfahrens vor dem schiedsmann übernimmt
die antragsgechnerin↓ (Z. 587 - 604).
- Sprichwörter/Redewendungen
Die sprachlichen und argumentativen Verfahren des Schlichters
kommen in der Auseinandersetzung mit der Antragsgegnerinvor,
die als Normverletzter oder Gesetzesbrecher erscheint.
dann sind sie mit nem blauen auge nochmal
davo"ngekommen- (Z. 232 - 243).
dann haben wir die sache schon unter dach und fach↓ (Z.
264)
17
Diese Darstellung beruht auf Schüttel (2014)
81
Unter dem Titel “Streitbeilegung im Internet – Zukunft oder
Irrweg?” analysiert Nadine Schüttel (2014) die Theorie und Praxis
der ODR „Online Dispute Resolution“ und zeigt auf, welche
Änderungen notwendig sind, um die Streitbeilegung im Internet
durchzusetzen.
Angesichts der Entwicklung der modernen Informations- und
Kommunikationstechnologie sieht die Autorin die Notwendigkeit,
diese Technologie auch im Bereich der Streitbeilegung zu nutzen:
„Können oder müssten in einer Informationsgesellschaft diese IuK-
Technologien [Informations- und Kommunikationstechnologien]
nicht auch für den Bereich der Streitentscheidung und –beilegung
nutzbar gemacht werden? Es stellt sich daher die Frage, in
welchem Maß dieser Bereich in der Praxis schon von IuK-
Technologien unterstützt wird und welche zukünftigen
Einsatzmöglichkeiten noch bevorstehen“ (Schüttel, 2014, 195).
Angesichts der unterschiedlichen Schlichtungseinrichtungen und
der großen Zahl der Angebote gibt es „Versuche, über Online-
Portale die Vielzahl der Angebote an Schlichtungsstellen zu
bündeln und dadurch eine bessere Übersichtlichkeit herzustellen
(…) Aufgeteilt nach Konfliktsituation in Wirtschaft, Verbraucher,
Familie, Schulen, Privatpersonen werden jeweils verschiedene
Schlichtungsangebote genannt“ (Schüttel, 2014, 327).
82
Die Streitbeilegung über das Internet, d.h. die „Online Dispute
Resolution“ (ODR), wird am Beispiel des E-Commerce
dargestellt.18 Den E-Commerce sieht die Autorin als einen
besonders attraktiven Bereich für alternative Streitbeilegungen im
Internet.
Da der E-Commerce selbst auf elektronischem Weg bereitgestellt
wird, sollten diese Technologien auch zur Lösung von
Streitigkeiten aus diesem Bereich eingesetzt werden. Angebote für
Online-Streitbeilegungsverfahren werden vorgeschlagen, da durch
sie viele praktischen Erschwernisse entfallen würden. Einige ODR-
Angebote in Deutschland und außerhalb von Deutschland,
beispielsweise in Frankreich, werden dargestellt. Einige davon sind
erfolgreich, andere scheitern. Als Hauptgrund für das Scheitern der
Angebote sieht Schüttel (2014) in erster Linie die fehlenden
finanziellen Mittel.
Der E-Commerce, der sich seit der Öffnung des Internets für die
Wirtschaft im Jahr 1995 etabliert hat, gilt als ein besonders
attraktiver Bereich für die alternative Streitbeilegung im Internet.
Für die Unternehmer ist dieses Geschäftsfeld von wachsender
Bedeutung, aber auch für die Verbraucher, die die Vorteile dieser
modernen Einkaufsmöglichkeit schätzen: niedrige Preise, die
Möglichkeit, vor Ort nicht verfügbare Produkte zu kaufen, größere
Auswahl, Zeitersparnis. Es gibt jedoch typische Probleme beim
Online-Kauf: Bedenken, bestellte Ware nicht zu erhalten, sowie
Befürchtungen, diese Waren nicht zurückgeben oder reklamieren
zu können. Auf der Ebene des EU Online-Handels sind drei
Problemfelder am häufigsten zu nennen: Probleme bei der
18
„Die Streitbeilegung über das Internet, die sogenannte Online Dispute Resolution (ODR), bestimmt
derzeit die akademische Debatte im Bereich der außergerichtlichen Streitbeilegung.“ Im Internet
unter: http://odr-info.de/?p=334
83
Lieferung, Probleme bei der gelieferten Ware/Dienstleistung und
Probleme bei den Vertragsklauseln.
Der Zustand befindet sich jedoch im Wandel. Zum einen sind die
Gerichte chronisch überlastet; Personalmangel führt zu überlangen
Gerichtsverfahren. Zum anderen ist in jedem Fall im Bereich des
E-Commerce der Kontakt zu ausländischen Händlern ungleich
schneller und einfacher herzustellen als zu früheren Zeiten. Der
einzelne Verbraucher ist mit einem Mausklick in der Lage, in
einem anderen Staat Ware zu kaufen und so mit anderen
84
Rechtsordnungen in Berührung zu kommen. Solch
grenzüberschreitende Verträge im Streitfall vor Gericht zu tragen,
birgt jedenfalls ein hohes Kostenrisiko (z.B. durch Fragen zum
anwendbaren Recht, ggf. die Notwendigkeit eines Dolmetschers
etc.).
5. Die Online-Systeme
85
Das Verfahren bei Ombudsmann.de bestand aus zwei Stufen: dem
Einigungsverfahren und dem Schlichtungsverfahren. Die
Kommunikation erfolgte ausschließlich per E-Mail (nicht per
Telefon etc.). Ein Jurist von Ombudsmann.de überprüfte die E-
Mails und nahm eine erste juristische Einschätzung vor. Sprach die
Rechtslage gegen den Verbraucher, wurde das Verfahren
eingestellt und der Verbraucher entsprechend informiert.
Anderenfalls wurde der Inhalt der Mail versachlicht (Darstellung
der Sachlage, eventuelle Beschimpfungen herausgenommen) und
das betroffene Unternehmen kontaktiert. Dies ersparte dem
Verbraucher eine anwaltliche Vertretung. Es wurde festgestellt,
dass viele Verbraucher es als problematisch ansahen, die Sachlage
zu schildern. Ombudsmann.de reagierte mit einem vereinfachten
Fragenkatalog auf der Website.
Im Einigungsverfahren wurde versucht, den Sachverhalt zu klären
und eine gütliche Einigung herbeizuführen. War dies nicht
erfolgreich, konnte – bei Zustimmung der Parteien – ein
Schlichtungsverfahren durchgeführt werden, das durch einen
Vergleichsvorschlag oder einen Schlichtungsspruch beendet
werden konnte. Dem Einigungsverfahren ist ein hoher
Beratungsfaktor zugekommen, der in vielen Fällen zur Beendigung
des Streits beigetragen habe.
Das Angebot Ombudsmann.de ist gescheitert. An seinem Beispiel
zeigt sich, dass die Projekte nicht an fehlenden oder
entgegenstehenden rechtlichen Vorschriften scheitern, sondern
vielmehr an fehlender Finanzierung.
86
Trusted Shops ist nach eigenen Angaben das „führende System für
den sicheren Einkauf in Europa“. Ziel ist es, das Vertrauen der
Verbraucher sowie der Unternehmen in den E-Commerce zu
erhöhen und Rechtssicherheit zu schaffen. Durch die Geld-zurück-
Garantie besteht für die Verbraucher – im Garantiefall – kein
Risiko mehr.
87
jederzeit von den Parteien beendet werden. Das
Schlichtungsverfahren ist für die Verfahrensbeteiligten kostenlos,
sie haben lediglich ihre eigenen Aufwendungen zu tragen.
Das Verfahren des Online-Schlichters sieht wie folgt aus: Die
gesamte Kommunikation zwischen der Schlichtungsstelle und den
Verfahrensbeteiligten soll ausschließlich über das Internet erfolgen;
nur ausnahmsweise können auch Briefe, Faxe oder das Telefon
eingesetzt werden. Nach einem erfolglosen Versuch des
Verbrauchers, mit dem Unternehmer eine einvernehmliche Lösung
zu erzielen, kann der Verbraucher über ein Online-Formular den
Antrag auf Durchführung des Schlichtungsverfahrens stellen.
Nach kürzerer Prüfung des Antrags auf Zuständigkeit und
Erfolgsaussichten leitet der Schlichter den Antrag an den
Antragsgegners weiter. Hierbei schildert er bereits den durch den
Antragssteller vorgebrachten Sachverhalt und nimmt eine objektive
Einschätzung nach der bestehenden Rechtslage vor.
Der Antragsgegner erhält Gelegenheit zur Stellungnahme. Lässt er
sich auf das Schlichtungsverfahren ein, wird es fortgeführt.
Der Schlichter kann den Ablauf nach freiem Ermessen unter
Beachtung der Grundsätze der Unparteilichkeit und Billigkeit und
Berücksichtigung der Wünsche der Parteien festlegen. Innerhalb
von drei Monaten hat der Schlichter nach Anhörung der Parteien
einen begründeten Schlichtungsvorschlag auf Grundlage des
geltenden Rechts zu unterbreiten. Der Vorschlag ist für die Parteien
nicht verbindlich.
Nehmen die Parteien den Schlichtungsvorschlag an, entsteht eine
vertragliche Bindung, nicht jedoch ein vollstreckbarer Titel.
Anderenfalls erklärt der Schlichter das Schlichtungsverfahren für
gescheitert. Das Angebot „Der Online-Schlichter“ läuft bislang
erfolgreich. Dies ist jedoch auf die Finanzierung durch die
öffentlichen Stellen zurückzuführen, die ein kostenloses Verfahren
für die Verfahrensbeteiligten (insbesondere die Verbraucher)
ermöglicht.
88
6. Die Förderung der Bekanntheit der Verfahren
7. Ausblick
Schluss
89
Bei der Behandlung der Schlichtung allgemein ergibt sich, dass die
Schlichtung keine Erfindung der Neuzeit ist. Schon in der
chinesischen Antike betonte Konfuzius den Wert dieser Form der
Vermittlung zwischen den Konfliktparteien.
90
zusammen zu regeln. Die Teilnehmer, die unterschiedliche Rollen
haben, werden in den institutionellen Kontexten als
„Antragssteller“, „Antragsgegner“ und „Schlichter“
gekennzeichnet. Die Analyse hat gezeigt, wie solche Gespräche
verlaufen und wie sie funktionieren.
Bei der Analyse geht man davon aus, dass dem kommunikativen
Geschehen in Schlichtungsgesprächen ein ‚Handlungsschema
Schlichten‘ zugrunde liegt. Empirisch lassen sich zwei
Aktivitätskomplexe identifizieren, über die dann ein
Handlungsschema ‚Schlichten‘ bestimmt werden kann: ein
Komplex ‚Rekonstruktion des Konflikts‘ und ein Komplex
‚Regelung des Konflikts‘. Das Schlichtungsgeschehen wird
insgesamt durch Rahmungsaktivitäten aus dem Interaktionskontext
herausgelöst und markiert: ‚Herstellung der Schlichtungssituation‘
und ‚Auflösung der Schlichtungssituation‘.
91
Erst danach wird die eigentliche Verhandlung eröffnet. Die
Analyse des Gesprächs hat sich auf die Äußerungen des Schlichters
konzentriert, weil institutionelle Schlichtungen sehr stark durch die
kommunikative Arbeit des Schlichters strukturiert werden. Die
argumentativen und rhetorischen Mittel, die der Schlichter
verwendet, um eine Einigung zwischen den Parteien
herbeizuführen, werden belegt.
Literaturverzeichnis
92
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Friedens- und Konfliktforschung: Konflikt, Gewalt, Krieg, Frieden.
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université Laval, ville de Québec, 245-258. Über:
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94
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of Contemporary Research. 2. Halbband. (Reihe: Handbücher zur
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Linguistics and Communication Science (HSK) 16/2). Berlin: DE
GRUYTER MOUTON, S. 1374 - 1382.
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Peter Imbusch / Ralf Zoll (Hg.): Friedens- und Konfliktforschung.
Eine Einführung mit Quellen. Opladen. 1996, S. 178 ff.
Über:http://homepage.univie.ac.at/silvia.michal-misak/konflikte.ht
m
- Informationsportal
www.schlichten-in-berlin.de
- DIDA-Transkriptionssystem
http://www.ids-mannheim.de/prag/dida/dida-trl.pdf
Anhänge
95
Anhang 1
Zusammenfassung auf arabisch
96
ملخص
الوساطة
عملية تواصل
97
إن دراس !!ة مؤسس !!ات الوس !!اطة يف أملاني !!ا س !!تتناول كيفي !!ة س !!ري ه !!ذه املؤسس !!ات،
تطوره! !!ا ع! !!رب الت! !!اريخ وطريق! !!ة تنظيمه! !!ا و هيكلته !!ا يف ج !!انب و اجلانب األخ! !!ر
املتعلق بكفاءة الوسيط ،و بطريقة سياق مناقشات حمادثات الوساطة .نظرا ملبدأ
الفدرايل يف دولة أملانية ،فإنه ال يوج!!د منوذج موح!!د ملؤسس!!ات الوس!!اطة مقب!!ول
يف ه! ! ! ! ! ! !!ذه الدول! ! ! ! ! ! !!ة و جند مؤسس! ! ! ! ! ! !!ات وس! ! ! ! ! ! !!اطة خمتلف! ! ! ! ! ! !!ة بك! ! ! ! ! ! !!ل مقاطع! ! ! ! ! ! !!ة (
)Bundesländerختضع كل واحدة منه!!ا لق!!وانني املقاطع!!ة ال!يت تنش!!ط فيه!ا.
من بني الستة عشر املقاطعات املوج!ودة يف أملاني!ا ف!إن اثن!يت عش!!ر مقاطع!!ة ،ق!امت
بتأس!!يس جمالس وس!!اطة ()Schiedsstellenمنظم!!ة حس!!ب قوانينه!!ا اخلاص!!ة،
أم ! !!ا املقاطع! ! !!ات األربع! ! !!ة الباقي! ! !!ة ،فق! ! !!د نظمت عملي! ! !!ات الوس! ! !!اطة ك! ! !!اآليت :يف
Baden-Württembergو يف ال :Bayernف! ! !!إن الس! ! !!لطات البلدي! ! !!ة
هي اليت حتل حمل جمالس الوساطة و تعمل عملها ,يف : Bremenف!!إن عملي!!ة
الوس! ! ! ! ! !!اطة ،يق! ! ! ! ! !!وم هبا موظ! ! ! ! ! !!ف معني من ط! ! ! ! ! !!رف الس ! ! ! ! !!لطات القض! ! ! ! ! !!ائية و يف
: Hamburgيق! !!وم موظ! !!ف متط! !!وع بتق! !!دمي نص !!ائح قانوني !!ة ل !!ذوي ال! !!دخل
احملدود بدون مقابل .يتم اللج!وء اىل الوس!اطة يف العدي!د من اجملاالت :يف غ!!رف
التج!!ارة و القض!!ايا املتعلق!!ة ب!!األحوال الشخص!!ية و العالق!!ة الزوجي!!ة ،يف املش!!اكل
العائلية و يف النقاشات املتعلقة بنزاعات حول أمثان الدفع و تسديد االموال.
مؤسسات الوساطة ال!يت تت!دخل يف ح!ل املش!اكل االجتماعي!ة هتدف إىل الوص!!ول
إىل حل! !!ول عن طري ! !!ق التواف ! !!ق بني أط ! !!راف ال ! !!نزاع وذل ! !!ك بتنظيم مناقش ! !!ات و
حمادث !!ات ش !!فوية تظم ك !!ل ه !!ذه األط !!راف .باإلض !!افة إىل الوس !!يط ال !!ذي يت!!دخل
كمساعد حلل املشكلة .حمادثات الوساطة تدخل ضمن النشاط املؤسسايت.
ق! ! ! ! !!ام معه! ! ! ! !!د ) Institut für Deutsche Sprache (IDSيف
Mannheimبدراس !!ة حمادث !!ات الوس !!اطة دراس !!ة ش !!املة ومتعمق !!ة ; ويف ه !!ذا
اإلط ! !!ار مت االعتم ! !!اد على املنهج التجري ! !!يب احملض يف إجناز الدراس ! !!ة اذ مت إعط ! !!اء
األولوي! !!ة لطريق! !!ة التحلي! !!ل يف تن! !!اول الوس! !!اطة كعملي! !!ة تواص! !!ل ،ومت فص! !!له عن
جماالت البحث األخ! !!رى ك! !!احلقوق ،علم االجتم! !!اع ،علم االجتم! !!اع احلق! !!وقي،
98
علم النفس االجتم! ! !!اعي وغريه! ! !!ا من اجملاالت ،وه! ! !!ذا املنهج العلمي هوال! ! !!ذي مت
تبني! ! !!ه يف ه! ! !!ذا البحث .وعلي! ! !!ه ف! ! !!إن البحث العلمي تن! ! !!اول ألول م! ! !!رة الوس! ! !!اطة
كعملية تواصل يتم من خالهلا تدخل فرد ثالث بني الط!!رفني املتخاص!!مني هبدف
الوصول إىل حلول توافقية.
إن حتلي!!ل ودراس!!ة الوس!!اطة يتم انطالق!!ا من ذخ!!رية نص!!وص مش!!كلة من حمادث!!ات
وس! !!اطة متت يف مناس! !!بات "طبيعي ! !!ة" .مت تش ! !!كيل ه! !!ذه ال ! !!ذخرية من ط! !!رف ال
IDSوهي تتمث ! !!ل يف جمموع ! !!ة من التس ! !!جيالت الس ! !!معية والبص ! !!رية لعملي ! !!ات
وس! ! !!اطة متت يف إط! ! !!ار مؤسس! ! !!ايت مت بع! ! !!دها حتويله! ! !!ا إىل نس! ! !!خ مكتوب! ! !!ة هلدف
دراستها.
القاعدة النظرية واملنهجية العامة للبحث التجري!!يب املتعل!ق مبحادث!ات الوس!اطة هي
حتلي!ل ألتح!ادثي ،موض!وع التحلي!ل التح!ادثي تن!اول يف البداي!ة حمادث!ات من احلي!اة
اليومي! !!ة ،مث مت توس! !!يع نط! !!اق عملي! !!ات التحلي! !!ل إىل حمادث! !!ات منظم! !!ة يف االط! !!ار
املؤسسايت.
يلعب االف!!راد املش!!اركون يف احملادث!!ة دورا خمتلف!!ا مت حص!!ره يف اإلط!!ار املؤسس!!ايت
يف دور املش! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !!تكي ,Antragsstellerدور املتهم Antragsgegnerو
دور الوس !!يط . Schlichterاملش !!تكي ه !!و الط !!رف ال !!ذي يب !!ادر إج !!راء عملي !!ة
الوس!!اطة عن طري!!ق طلب ي!!بني في!!ه رغبت!!ه يف احلص!!ول على مقاب!!ل أو إص!!الح ملا
تع!!رض ل!!ه من خس!!ارة .املتهم جيد نفس!!ه يف موق!!ع رد فع!!ل ض!!د طلب املش!!تكي.
الوس!!يط ه!!و املس!!ؤول يف قي!ادة احملادث!ة بني األط!!راف املتنازع!ة ،حبيث يب!!دأ احملادث!ة
من جهة ،ومن جهة أخرى مين!ع ح!دوث أي تص!عيد ،ه!ذا م!ع حماول!ة الت!أثري على
الط !!رفني ل !!دفعهما حنو حل !!ول س !!لمية و توافقي !!ة .تتم عملي !!ة الوس !!اطة يف مكتب
الوسيط الذي يقدم خدمتها تطوعيا.
مت اس ! !!تخراج حمادث ! !!ة الوس ! !!اطة املدروس ! !!ة " "Kindsmordو املعاجلة يف ه ! !!ذا
البحث من ذخرية النصوص اخلاصة بال IDSالتحليل النموذجي املق!!دم يف ه!!ذا
99
العم!!ل يرك!!ز اهتمام!!ا خاص!!ا لتحلي!!ل تعب!!ريات الوس!!يط الن مب!!دأ عم!!ل الوس!!اطة
املؤسس !!اتية يرتك !!ز أساس !!ا على العم !!ل التواص !!لي و الكالمي للوس !!يط ،وخاص !!ة
وس! !!ائل اإلقن! !!اع و البالغ! !!ة ال! !!يت يس! !!تعملها يف س! !!بيل الوص! !!ول إىل ح! !!ل يرض! !!ي
الطرفني.
الفصل األخري يتناول الوس!!اطة ع!!رب االن!رتنيت كمش!!روع مس!!تقبلي ميكن تنظيم!!ه
وتطبيق!!ه على أرض الواق!!ع متام!!ا مث!!ل التج!!ارة ع!!رب اإلن!!رتنت .فيم!!ا أن املب!!ادالت
التجارية عرب االنرتنيت ع!رفت ه!!ذا االنتش!ار الواس!ع،ملاذا ال نعم!ل بنفس الطريق!ة
على إجياد ونش!!ر وس!!ائل ح!!ل للنزاع!!ات التجاري!!ة ع!!رب االن!!رتنيت أيض!!ا أو غريه!!ا
من وسائل االتصال .ميكن أيضا استعمال الوساطة عرب االن!!رتنيت لبعض ح!!االت
الص! !!راع متعلق! !!ة مبج! !!االت أخ! !!رى كالتع! !!دي على حق! !!وق النش! !!ر أو غريه! !!ا من
اجملاالت.
100
Anhang 2
Résumé
101
La médiation
Un processus communicatif
102
qui fonctionnent selon les lois de chacun des seize états fédérés («
Bundesländer »). Douze d’entre eux ont mis en place des conseils
de médiation («Schiedsstellen») selon leurs lois respectives.
Concernant les quatre autres, les institutions de médiation se
caractérisent comme suit: en Baden-Württemberg et en Bayern ce
sont les autorités communales qui assurent la fonction des conseils
de médiation. A Bremen un auxiliaire de justice. A Hamburg un
office assure bénévolement des conseils juridiques aux personnes à
faibles revenus. La médiation a cours dans différents domaines tels
que les chambres de commerce, les settings thérapeutiques de
couples et de familles, dans le cadre d’interactions familiales et
dans des négociations dans les conflits de tarifs.
103
L’analyse de la médiation se fait sur la base d’un corpus, constitué
par des conversations de médiation se déroulant dans des situations
« naturelles ». Ce corpus fut constitué par l’IDS et se compose
d’enregistrements audio et vidéo des médiations se déroulant dans
les cadres institutionnels, transcrits par la suite pour les besoins de
l’analyse.
104
Enfin est esquissée la question de la médiation par internet comme
perspective d’avenir, à l’exemple du E-commerce. Vu que ce
dernier s’impose de plus en plus, pourquoi le règlement de conflits
en relation avec cette activité ne se règleraient pas aussi par le
moyen des technologies de l’information et de la communication.
La médiation par internet pourrait être aussi utilisée, pensent
certains auteurs, pour des cas de conflits dans d’autres domaines
tels que les violations des droits d’auteur, par exemple.
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