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a EKG-Lineal mit drei Skalen im Überblick: ① Skala zur Skala eignet sich nur für EKGs mit einer Schreibgeschwin-
Bestimmung der Herzfrequenz (s. Teilabbildung b) digkeit von 50 mm/sek!
② Skala zur Bestimmung von Zeitintervallen in Sekunden c Um bei einem EKG Zeitintervalle in Sekunden zu messen,
(s. Teilabbildung c) ③ Skala zur Bestimmung von Amplitu- legt man die Pfeilspitze der entsprechenden Skala an den
den (s. Teilabbildung d). Beginn des zu messenden Abschnitts. In diesem Fall be-
b Zur Bestimmung der Herzfrequenz (HF) legt man die trägt z.B. die Dauer der PQ-Strecke 0,14 Sekunden
Pfeilspitze der dargestellten Skala an eine R-Zacke an und d Zur Bestimmung einer Amplitude wird die entsprechen-
misst dann den Abstand zur nächsten (1xRR, untere Teil- de Skala vertikal an den zu messenden EKG-Abschnitt ge-
skala) bzw. übernächsten R-Zacke (2xRR, obere Teilskala). legt. Im dargestellten Fall wurde die QR-Gesamtamplitude
Im vorliegenden Fall beträgt die HF 85/min. Beachte: diese mit 1,3 mV ausgemessen.
1 Grundlagen ab S. 11

2 EKG-Befunde ab S. 36

3 EKG-Beispiele ab S. 147

4 EKG-Quiz ab S. 255

5 EKG-Übungen ab S. 291
EKG-Kurs für Isabel

Hans-Joachim Trappe
Hans-Peter Schuster

7., überarbeitete und erweiterte Auflage

380 Abbildungen

Georg Thieme Verlag


Stuttgart · New York
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publi- Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen.
kation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere
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http://dnb.d-nb.de abrufbar. kamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk
eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird,
darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren,
Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf ver-
wandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei
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Für Angaben über Dosierungsanweisungen und
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Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist an-
Direktor Medizinische Klinik II gehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel
Universitätsklinik Marien Hospital der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach
Ruhr-Universität Bochum Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die
Hölkeskampring 40 dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder
D–44625 Herne die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber
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Prof. Dr. med. Hans-Peter Schuster Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten
ehem. Klinikum Hildesheim Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt ge-
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Trockener Kamp 86 erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und
D–31139 Hildesheim Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffal-
lende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.

1. Auflage 1997
2. Auflage 1999
3. Auflage 2001
1. französische Auflage nach der 3. dt. Auflage 2004
4. Auflage 2005
5. Auflage 2009
2. französische Auflage 2011
6. Auflage 2013

© 1997, 2017 Georg Thieme Verlag KG Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht
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gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Zeichnungen: Karin Baum, Paphos, Zypern; Mikro­verfilmungen und die Einspeicherung und
Kitty Hormann, Stuttgart Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Layout: Ulrike Holzwarth, Stuttgart
Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe
Satz: Druckhaus Götz GmbH, Ludwigsburg
Druck: Westermann Druck Zwickau GmbH, Zwickau

DOI 10.1055/b-005-143650

ISBN 978-3-13-240799-2 1 2 3 4 5 6
eISBN (PDF) 978-3-13-240807-4
eISBN (ePub) 978-3-13-241275-0
Vorwort zur 7. Auflage

Vorwort zur 7. Auflage

Liebe Leserinnen und Leser, rinnen und Lesern am Bildschirm ausgemessen und
beurteilt werden können.
wir dürfen Ihnen die nunmehr 7. Auflage unseres Wir hoffen, dass damit sowohl Anfänger als auch
Buches „EKG-Kurs für Isabel“ vorlegen. Seit der Erfahrene EKGs „von Beginn an“ lernen können und
1. Auflage, die 1997 erschien, sind inzwischen 20 im täglichen Berufsalltag hinsichtlich der EKG-Be-
Jahre vergangen. In diesen Jahren haben zahlreiche fundung so routiniert werden, dass 12-Kanal-EKGs
Studierende mit unserem EKG-Buch gelernt oder problemlos bewertet und interpretiert werden kön-
später in ihrem Berufsalltag darin gelesen. Die vie- nen.
len positiven Kommentare und Zuschriften haben Wir wünschen uns auch weiterhin kritisch-kon-
uns immer motiviert, nach weiteren Verbesserun- struktive Leser und hoffen, dass alle ihre Erwartun-
gen für das Buch zu suchen. So sind in den vergan- gen hinsichtlich des 12-Kanal-Elektrokardiogramms
genen zwei Dekaden neue Kapitel zu spezifischen erfüllt werden. Wir würden uns sehr freuen, wenn
Krankheitsbildern entstanden, zu typischen EKG- alle Leser nach der Lektüre dieses EKG-Kurses wie
Befunden bei Kindern und Jugendlichen, ein EKG- Isabel zu dem Schluss kommen: „Es hat mir Spaß
Befundungsbogen, der im täglichen Alltag bei der gemacht, dieses Buch zu lesen, und ich bin für den
EKG-Befundung helfen soll, und ein EKG-Lineal, mit Klinikalltag gut gerüstet“. Bitte schreiben Sie uns,
dem man die EKGs im Buch befunden kann. wenn Sie Verbesserungsvorschläge haben, wir freu-
Auch in der 7. Auflage wurde wieder großer Wert en uns sehr über Ihre Rückmeldung!
auf eine „praxisnahe“ Besprechung des Elektrokar-
diogramms gelegt inklusive der bewährten Grafi- Unser Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ken und Schemazeichnungen, die aus didaktischen tern des Georg Thieme Verlags Stuttgart, besonders
Gründen ganz bewusst so „reduziert“ und „einfach“ Herrn Dr. Jochen Neuberger für eine sehr harmoni-
konzipiert sind. sche und gute Zusammenarbeit über viele Jahre so-
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Le- wie Frau Rosana Erhart für ihre redaktionelle Hilfe
ser den Wunsch geäußert, weitere Übungs-EKGs in bei der Erstellung dieser 7. Auflage.
elektronischer Form zu erhalten, die am Monitor
befundet werden können. Diesen Wunsch haben Viel Freude und Erfolg mit dem Buch wünschen
wir in der vorliegenden Auflage erfüllt und weitere
50 Elektrokardiogramme ergänzt, sodass nun ins-  Hans Joachim Trappe, Herne
gesamt 150 Elektrokardiogramme inklusive Mus-  Hans-Peter Schuster, Hildesheim
terbefund zur Verfügung stehen und von den Lese-

5
Vorwort zur 1. Auflage

Vorwort zur 1. Auflage

Isabel ist eine Medizinstudentin. Sie hat, wie viele ■■ eine für die Diagnostik und Therapie sinnvolle
Studentinnen und Studenten der Medizin, Schwie- Beurteilung eines EKGs zu einem Verständnis
rigkeiten mit der Befundung und Deutung von Elek- der zugrundeliegenden Störungen am Herzen,
trokardiogrammen. Dies ist durchaus verständlich, also zu einer Vorstellung der tatsächlichen mor-
denn so einfach die Methode sich technisch darstellt, phologischen oder funktionellen Veränderungen
so schwierig ist eine exakte Interpretation des EKG. des Herzens als Ursache bestimmter pathologi-
Sie zählt zu den schwierigsten Methoden der Inne- scher EKG-Befunde führen muß.
ren Medizin überhaupt. Die Frage wird zum ersten Der EKG-Kurs baut auf typischen Problemen auf,
Mal zum echten Problem, als Isabel im praktischen die durch Elektrokardiographie erkennbar und
Jahr die Verantwortung für Patienten übernimmt, deutbar sind. Dynamik und Zielsetzung sind nicht
und sie macht sich zunehmend Sorgen, wenn sie an die elektrophysiologische Analyse der einzelnen
die Zeit als Ärztin im Praktikum denkt. EKG-Abschnitte von der P-Zacke bis zur T-Welle,
Eines Tages haben wir beschlossen, ihr zu helfen, sondern einerseits die zum Verständnis der einzel-
und wir haben für sie einen EKG-Kurs in 27 Lektio- nen Erkrankungen führende Erkennung klinischer
nen geschrieben. Wir haben uns überlegt, was wir Probleme (z.  B. Hypertrophie, Infarkt, Erregungs­
in die Lektionen hineinschreiben sollen. Eine Dar- leitungsstörungen) und andererseits der klinischen
stellung nur der sogenannten einfachen Grundla- Deutung typischer elektrokardiographischer Konstel-
gen des EKG wird ihr nicht helfen, denn Patienten lationen (z. B. überdrehter Linkstyp, Störungen der
halten sich selten an die einfachen Grundlagen. Ei- R-Progression, Vorhofleitungsstörung, ST-Strecken-
ne Darstellung aller komplizierten Feinheiten und senkungen). Fol­glich strebt der Kurs auch nicht ei-
komplexen Zusammenhänge der Elektrophysiologie ne vollständige Darstellung aller elektrophysiologi-
wird ihr ebenfalls wenig nützen, denn sie wird nie schen Phänomene an. Wir haben ausgewählt, was
Zeit haben, dies zu lesen und zu lernen. So haben uns klinisch wichtig erscheint, uns dabei aber nicht
wir versucht, für sie die Lektionen zu schreiben, die vor der Einbeziehung auch komplizierter Phänome-
sie brauchen wird, um zu einer systematischen Deu- ne gescheut.
tung und einer verständnisvollen Befundung von Eine Voraussetzung und auch eine Rechtfertigung
Elektrokardiogrammen zu gelangen, von Elektro- für den neuen EKG-Kurs scheinen uns die hohe Zahl
kardiogrammen, wie sie sie dann täglich sehen und und die didaktische Aufbereitung der Abbildungen.
beurteilen wird. Was Isabel helfen wird, sollte auch Ein ganz besonderer Dank gilt dem Verlag für die
allen anderen Medizinstudentinnen und -studenten ­Realisierung dieser Vorstellung.
sinnvoll und hilfreich sein. So entstand dieses Buch. Ein Kurs muß mit einem Übungsteil zur Selbst-
Wir gehen von der Erfahrung aus, daß kontrolle des Erlernten abschließen. Hierfür finden
■■ die richtige Beurteilung eines Elektrokardio- sich im letzten Teil des Buches eine Reihe von Origi-
gramms eine systematische Analyse  der EKG- nal-Elektrokardiogrammen, die der Leser nach der
Aufzeichnung voraussetzt und eine solche syste- von uns vorgeschlagenen Systematik befunden und
matische Analyse lehrbar und trainierbar ist, beurteilen sollte. Unsere eigenen Befunde haben wir
■■ eine richtige Beurteilung eines EKGs die Grund- auf den letzten Seiten niedergelegt.
kenntnis der elektrophysiologischen Abläufe am Unser beider Wunsch bleibt eine große Zahl von
Herzen voraussetzt, derart, daß der Befunder kritischen Lesern.
versteht, welche Vorgänge die einzelnen EKG-
Abschnitte repräsentieren, Hildesheim und Herne Hans-Peter Schuster
 Hans-Joachim Trappe

6
Inhalt

Inhalt

1 Grundlagen

Lektion 1 Die Bedeutung der einzelnen Lektion 4 Analyse der einzelnen EKG-
­EKG-Zacken   12 Zacken: Kammererregung und
Erregungsrückbildung  22
Lektion 2 Ableitung des EKG  14
Lektion 5 Bestimmung des Lagetyps  25
Lektion 3 Analyse der einzelnen EKG-
Zacken: Vorhoferregung  Lektion 6 Die Bedeutung des Lagetyps  29
und AV-Überleitung  18
Lektion 7 Bestimmung von Herz­-
rhythmus und Herzfrequenz  34

2 EKG-Befunde

Lektion 8 Erkennung eines Lektion 16 Intraventrikuläre Erregungs­


Sinusrhythmus  38 rückbildungsstörungen –
Veränderungen von ST-Strecke
Lektion 9 Sinuatriale Überleitungsstörungen und T-Welle  59
(SA-Block) und Syndrom
des kranken Sinusknotens  39 Lektion 17 Verlängerung der QT-Zeit,
langes QT-Syndrom  66
Lektion 10 Atrioventrikuläre Überleitungs­
störungen (AV-Block)  43 Lektion 18 Hypertrophie-Zeichen 
 69

Lektion 11 Der AV-junktionale Rhythmus  46 Lektion 19 EKG bei ST-Strecken-Hebungs-


Myokardinfarkt: Diagnose und
Lektion 12 Vorhofleitungsstörungen – Stadieneinteilung  75
P-dextroatriale, P-sinistroatriale,
P-biatriale  49 Lektion 20 EKG bei Myokardinfarkt:
­Infarktlokalisation   82
Lektion 13 Intraventrikuläre Leitungs­
störungen – Rechtsschenkel­block, Lektion 21 EKG bei Lungenarterien-­
Linksschenkelblock, myokardiale Embolie  90
Schädigung  51
Lektion 22 EKG bei entzündlichen
Lektion 14 Intraventrikuläre Leitungs­ ­Erkrankungen des Herzens:
störungen – faszikuläre ­Perikarditis und Myokarditis  91
­Blockierungen: linksanteriorer
Hemiblock, ­linksposteriorer Lektion 23 EKG bei Elektrolytstörungen  95
­Hemiblock   54
Lektion 24 Supraventrikuläre Extrasystolen,
Lektion 15 Störungen der R-Progression supraventrikuläre Tachykardien  97
und S-Persistenz  57
Lektion 25 Vorhofflimmern und
Vorhofflattern  103

7
Inhalt

Lektion 26 Ventrikuläre Lektion 32 EKG-Besonderheiten bei


Rhythmusstörungen  108 ­Kindern und Jugendlichen  129

Lektion 27 Brugada-Syndrom 
 113 Lektion 33 Befundung des
­Elektrokardiogramms   135
Lektion 28 Arrhythmogene rechts­ventrikuläre
Dysplasie/Kardiomyopathie Lektion 34 Befundung des Elektro­
(ARVD/C)  116 kardiogramms bei Rhythmus-
störungen: Tipps und Tricks zur
Lektion 29 Schrittmacher-EKG 
 119 richtigen Diagnose  137
Lektion 30 Monitor-EKG 
 125 Lektion 35 Richtige technische EKG-
Auswertung  141
Lektion 31 EKG bei Situs inversus cordis  127
Lektion 36 Typische Fehlermöglichkeiten
und EKG-Artefakte  145

3 EKG-Befunde

Einführung   148 EKG-Beispiel 15: Linksanteriorer


Hemiblock  178
EKG-Beispiel 1: Normaler Sinusrhythmus  150
EKG-Beispiel 16: Bifaszikulärer Block  180
EKG-Beispiel 2: Respiratorische
Arrhythmie  152 EKG-Beispiel 17: Gestörte R-Progression  182

EKG-Beispiel 3: Sinustachykardie 
 154 EKG-Beispiel 18: S-Persistenz  184

EKG-Beispiel 4: Sinusbradyarrhythmie 
 156 EKG-Beispiel 19: Präterminale
T-Negativierung  186
EKG-Beispiel 5: AV-Block I°  158
EKG-Beispiel 20: Terminale
EKG-Beispiel 6: AV-Block II°: Typ II  160 T-Negativierung  188
EKG-Beispiel 7: AV-Block III°: Totaler EKG-Beispiel 21: Digitaliseinwirkung  190
AV-Block  162
EKG-Beispiel 22: Langes QT-Syndrom  192
EKG-Beispiel 8: AV-junktionaler
­Ersatzrhythmus   164 EKG-Beispiel 23: Linksherzhypertrophie  194

EKG-Beispiel 9: P-sinistroatriale 
 166 EKG-Beispiel 24: Rechtsherzhypertrophie  196

EKG-Beispiel 10: P-biatriale  168 EKG-Beispiel 25: Akuter inferiorer Infarkt


(STEMI)  198
EKG-Beispiel 11: Inkompletter
­Rechtsschenkelblock   170 EKG-Beispiel 26: Akuter Vorderwandinfarkt
(anteriorer STEMI)  200
EKG-Beispiel 12: Kompletter
­Rechtsschenkelblock   172 EKG-Beispiel 27: Akuter inferiorer Infarkt
(STEMI)  202
EKG-Beispiel 13: Kompletter
Linksschenkelblock  174 EKG-Beispiel 28: Vorderwandinfarkt
im ­Zwischenstadium   204
EKG-Beispiel 14: Myokardiale Schädigung  176

8
Inhalt

EKG-Beispiel 29: Inferiorer Infarkt EKG-Beispiel 40: Vorhofflattern  228


im ­Folgestadium   206
EKG-Beispiel 41: Ventrikuläre Extrasystolie  230
EKG-Beispiel 30: Vorderwandinfarkt
im Endstadium  208 EKG-Beispiel 42: Kammertachykardie  232

EKG-Beispiel 31: Lungenarterien-Embolie  210 EKG-Beispiel 43: Brugada-Syndrom  234

EKG-Beispiel 32: Akute Perikarditis  212 EKG-Beispiel 44: VVI-Schrittmacher  236

EKG-Beispiel 33: Hyperkaliämie  214 EKG-Beispiel 45: AAI-Schrittmacher  238

EKG-Beispiel 34: Supraventrikuläre EKG-Beispiel 46: DDD-Schrittmacher  240


Extrasystolie  216
EKG-Beispiel 47: VDD-Schrittmacher  242
EKG-Beispiel 35: AV-Knoten-(Reentry-)
EKG-Beispiel 48: Monitor-EKG  244
Tachykardie  218
EKG-Beispiel 49: Situs inversus cordis  246
EKG-Beispiel 36: WPW-Syndrom  220
EKG-Beispiel 50: Vertauschte
EKG-Beispiel 37: Ektop atriale Tachykardie  222
EKG-Ableitungen  248
EKG-Beispiel 38: Vorhofflimmern  224
EKG-Beispiel 51: Wechselstrom-
EKG-Beispiel 39: Leitungsaberranz bei Überlagerung  250
Vorhofflimmern  226
EKG-Beispiel 52: Muskelartefakte  252

4 EKG-Quiz

Einführung   256 Lösungen und Deutungen


der Multiple-Choice (MC)-Fragen   286
EKG-Quiz: Multiple-Choice-Fragen (MC)  258

5 EKG-Übungen

Einführung   293 Befunde zu den Übungs-EKGs   324

Übungs-EKGs   294 Sachverzeichnis   329

9


1 Grundlagen

Lektionen
1 Die Bedeutung der einzelnen
EKG-Zacken  12

2 Ableitung des EKG  14

3 Analyse der einzelnen EKG-Zacken:


Vorhoferregung und AV-Überleitung  18

4 Analyse der einzelnen EKG-Zacken:


Kammererregung und Erregungsrück-
bildung  22

5 Bestimmung des Lagetyps  25

6 Die Bedeutung des Lagetyps  29

7 Bestimmung von Herzrhythmus und


Herzfrequenz  34

11
Lektion 1 Die Bedeutung der einzelnen EKG-Zacken

Lektion 1

Die Bedeutung der einzelnen EKG-Zacken

Die elektrischen Impulse des Herzens entstehen lassen sich auch im Vorhofmyokard Leitungsbah­
normalerweise im Sinusknoten, der damit der nen identifizieren. Diese spielen jedoch für klinische
natürliche Impulsgenerator ist. Der im Sinuskno­ Belange keine Rolle.
ten gebildete Impuls wird auf die Vorhofmusku­ Während die Erregung auf die Kammern über­
latur übergeleitet (sinuatriale Überleitung = SA- geleitet wird, bildet sie sich im Vorhofmyokard
Überleitung) und breitet sich zunächst im Vorhof bereits wieder zurück (intraatriale Erregungsrück-
aus (in­traatriale Erregungsausbreitung = Vorhof­ bildung). Nach vollständiger Erregungsausbreitung
erregung = Vorhofleitung). Die elektrische Erre­ im Kammermyokard folgt auch hier die Erregungs­
gung erreicht dann über den AV-Knoten und das rückbildung (intraventrikuläre Erregungsrückbil-
His-Bündel das Kammermyokard (atrioventrikuläre dung).
Überleitung = AV-Überleitung). Die Erregung der Jeder Teilvorgang der elektrischen Phänomene
Kammermuskulatur erfolgt schließlich nach Wei­ von Erregungsausbreitung und Erregungsrückbil­
terleitung des elektrischen Impulses über die bei­ dung ist im Elektrokardiogramm repräsentiert. Die
den intraventrikulären Reizleitungsschenkel und Elektrokardiografie steht der Medizin seit über 100
das Purkinje-Faser-System (intraventrikuläre Erre- Jahren zur Verfügung und ist fest mit dem Namen
gungsausbreitung = Kammererregung). Willem Einthoven (1860–1927) verbunden. In dem
Das spezifische Reizleitungssystem des Herzens von der Körperoberfläche abgeleiteten EKG (Ober-
besteht aus AV-Knoten, His-Bündel, dem rechten flächen-EKG) sind folgende elektrische Vorgänge
(Leitung zum rechtsventrikulären Myokard) und nicht sichtbar:
linken Reizleitungsschenkel (Leitung zum linksven­ 1. Sinusknotentätigkeit (Erregungsbildung im
trikulären Myokard), der sich in einen linksanteri­ Sinusknoten) und sinuatriale Erregungsüberlei­
oren und einen linksposterioren Faszikel aufteilt. tung. Zwar können wir aus dem Oberflächen-
Der Begriff Reizleitungssystem ist klinisch sehr EKG Rückschlüsse auf die Sinusknotenfunktion
gebräuchlich. Physiologisch exakter ist der Begriff und die sinuatriale Überleitung ableiten, zur
Erregungsleitungssystem. Der Ablauf von Reizbil- exakten Beurteilung von Sinusknotenfunktion
dung (Erregungsbildung) und Erregungsleitung und sinuatrialer Leitung sind jedoch invasive
wird vereinfacht in Abb. 1.1 dargestellt. Anatomisch
9RUKRIP\RNDUG

6LQXVNQRWHQ

5$ /$

$9.QRWHQ

VXSUDYHQWULNXOlU
+LV%QGHO
YHQWULNXOlU
OLQNHU7DZDUD
6FKHQNHO
UHFKWHU7DZDUD OLQNVSRVWHULRUHU
6FKHQNHO )DV]LNHO
.DPPHU
P\RNDUG

59 /9

3XUNLQMH OLQNVDQWHULRUHU
)DVHUQHW] Abb. 1.1  Vereinfachte Darstellung des
)DV]LNHO
Ablaufs von Reizbildung und Erregungs-
leitung.

12
Die Bedeutung der einzelnen EKG-Zacken Lektion 1

elektrophysiologische Untersuchungstechniken
heranzuziehen.
2. Erregungsrückbildung im Vorhof: Sie wird von /9
der zeitgleichen Erregungsausbreitung auf die /$

Kammern überlagert.
5$ 59
Den elektrischen Phänomenen von Erregungsaus­
breitung und Erregungsrückbildung können im
Oberflächen-EKG einzelne „Zacken“ oder „Wellen“
zugeordnet werden, die eine exakte Analyse der
komplexen elektrischen Vorgänge erlauben (Tab.
1.1 und Abb. 1.2).
P repräsentiert die Vorhofdepolarisation. Der 3
QRS-Komplex repräsentiert die Kammerdepola­ 67
34 456 7
risation. Als R-Zacken werden positive, als Q- und 47

S-Zacken negative Zacken bezeichnet. Eine Q-Zacke


Abb. 1.2  Schematische Darstellung von Erregungsaus­
liegt vor R, eine S-Zacke folgt R. QRS ist eine all­
breitung und Erregungsrückbildung in Relation zu den
gemeine Bezeichnung; die genaue Form bezeich­ „Zacken“ des Oberflächen-Elektrokardiogramms.
net man mit Groß- und Kleinbuchstaben. Diese
beschreiben die relative Größe der Einzelkompo­
nenten; d. h., hohe Ausschläge werden durch Ver­
wendung großer Buchstaben klassifiziert und nied­
rige Zacken werden mit kleinen Buchstaben gekenn­
zeichnet (Abb. 1.3). Folgt einer S-Zacke innerhalb
des QRS-Komplexes eine weitere positive Zacke, so T5V 46 5V T5
wird von einer R′-Zacke gesprochen, bei einer wei­

Tab. 1.1  Zuordnung der verschiedenen EKG-Elemente


zum Verlauf der Erregung.

EKG-Element Beschreibung
P-Welle intraatriale Erregungsausbreitung U65
5V5
U65
6
5V5
V
U

PQ-Zeit (oder atrioventrikuläre Erregungsüber- Abb. 1.3  Kennzeichnung einiger möglicher Konfiguratio-
AV-Intervall) leitung nen des QRS-Komplexes.
QRS-Komplex intraventrikuläre Erregungsaus-
breitung
teren negativen Zacke von einer S′-Zacke; weitere
ST-Strecke intraventrikuläre Erregungsrückbil- Zacken werden entsprechend als R′′- bzw. S′′-Zacken
dung (Beginn der Erregungsrück- klassifiziert. ST-T repräsentiert die Kammerrepola­
bildung)
risation. In der Praxis wendet man derart komplexe
T-Welle intraventrikuläre Erregungsrück- Bezeichnungen wie „RsR′s′r′′“ jedoch kaum an, son­
bildung (Ende der Erregungsrück- dern man spricht von einem „gespaltenen Kammer­
bildung) komplex“ oder „gespaltenem QRS-Komplex“.
QT-Zeit Gesamte intraventrikuläre Erre-
gungsdauer (diese ist abhängig
von der Herzfrequenz).
Die QT-Zeit wird zunächst als
absolute QT-Zeit gemessen (Nor-
malwert: bis maximal 550 msek)
und in Relation zur Herzfrequenz
als relative QT-Zeit in % der Norm
angegeben.

13
Lektion 2 Ableitung des EKG

Merke

Das Oberflächen-Elektrokardiogramm repräsen- Faser-System ausbreiten (Abb. 1.1). Jeder elektri-


tiert die intrakardiale Ausbreitung und Rückbildung sche Teilvorgang ist im Elektrokardiogramm direkt
elektrischer Impulse, die vom Sinusknoten gebil- repräsentiert, mit Ausnahme der Impulsbildung im
det, über Vorhöfe, AV-Knoten und His-Bündel auf Sinusknoten und der sinuatrialen Erregungsüberlei-
die Kammern übergeleitet werden und sich in den tung.
Kammern über Reizleitungsschenkel und Purkinje-

Lektion 2

Ableitung des EKG

Das Elektrokardiogramm wird über Elektroden, die gie und Elektrophysiologie praktisch keine Rolle. Bei
auf die Haut aufgesetzt werden, abgeleitet, wobei den Nehb-Ableitungen handelt es sich um bipolare
Elektroden mit entgegengesetzter Polarität bipolare Brustwandableitungen des EKGs mit Ableitungs­
Ableitungen darstellen. Eine positive Elektrode mit punkten über der 2. Rippe rechts parasternal, dem
einem indifferenten Referenzpunkt repräsentiert Herzspitzenstoß und der hinteren Axillarlinie links.
eine unipolare Ableitung. Die Größe der einzel­ Die Extremitätenableitungen projizieren die elek­
nen Zacken oder Wellen ist dabei von der Höhe der trischen Vorgänge am Herzen auf die Frontalebene
Ladungsdifferenz in der Vektorrichtung der jewei­ des Körpers (Abb. 2.1a, b).
ligen Ableitung bestimmt. Das Standard-Oberflä­ Die Achse der Ableitung I reicht von einem Arm
chen-Elektrokardiogramm umfasst 12 Ableitungen: zum anderen; die negative Elektrode liegt am rech­
6 Extremitätenableitungen (I, II, III, aVR, aVL, aVF) ten Arm, die positive Elektrode am linken Arm,
und 6 Brustwandableitungen (V1–V6). Die Extre­ sodass die elektrische Erregung von rechts nach
mitätenableitungen gliedern sich in die Einthoven- links verläuft.
Ableitungen I, II, III (diese werden bipolar abgeleitet Die Achse der Ableitung II reicht vom rechten
= bipolare Extremitätenableitungen) und die Gold- Arm zum linken Bein; die negative Elektrode liegt
berger-Ableitungen aVR, aVL, aVF (diese werden am rechten Arm, die positive Elektrode am linken
unipolar abgeleitet = unipolare Extremitätenablei­ Bein, sodass die Erregung vom rechten Arm zum lin­
tungen). Die Ableitungen nach Nehb werden heute ken Bein verläuft.
kaum noch verwendet und spielen in der Kardiolo­

D95
UHFKWHU$UP , OLQNHU$UP
D9/

D95 D9/
,
,, ,,,

Abb. 2.1  a Elektrodenanlegepunkte und


²D95
Vektorrichtungen der Extremitätenablei-
tungen im Einthoven-Dreieck.
OLQNHV%HLQ ,,, ,,
b Projektion der Extremitätenableitun-
D E D9)
gen auf die Frontalebene des Körpers.

14
Ableitung des EKG Lektion 2

Die Achse von Ableitung III reicht vom linken

Medioklavikularlinie rechts
Arm zum linken Bein; die negative Elektrode liegt

vordere Axillarlinie rechts

Medioklavikularline links

mittlere Axillarlinie links


vordere Axillarlinie links
Parasternallinie rechts
am linken Arm, die positive Elektrode am linken

Parasternallinie links
Bein, sodass die Erregung vom linken Arm zum lin­
ken Bein verläuft.
Werden die beiden Armelektroden und die Elek­
trode vom linken Bein durch einen zentralen Punkt
über einen Widerstand von 5000  Ω verbunden, so
nimmt man an, dass die Potenzialsumme gleich null
ist. Die positiven Elektroden können mit diesem
indifferenten Referenzpunkt verbunden werden
und man erhält die unipolaren Ableitungen aVR,
aVL und aVF.
Die Brustwandableitungen nach Wilson zeigen
1 4. Inter-
dagegen die Projektion der elektrischen Abläufe 2
3R 3 kostalraum
am Herzen (elektrische Vektoren) in der Horizon- 4R 4 5 6 5. Inter-
talebene (Abb. 2.2). Elektrophysikalisch stellen die kostalraum
Brustwandableitungen ebenfalls unipolare Ablei­
tungen dar.
Die EKG-Elektroden müssen sorgfältig ange­
a
legt werden, um technisch einwandfreie Registrie­
rungen zu erhalten. Zunächst befestigt man die 4 V9
V8
Ex­tremitätenkabel nach der „Ampel-Regel“: rech­
V7
tes Bein: schwarzes Kabel, rechter Arm: rotes Kabel,
linker Arm: gelbes Kabel, linkes Bein: grünes Kabel V6
(Beginn: rechtes Bein mit „schwarz“, dann: „rot- V6R
gelb-grün“), Abb. 2.3. V5R V5
Die Auswertung des Elektrokardiogramms erfolgt V4R V R V V V V4
b 3 1 2 3
auf kalibriertem EKG-Papier. Spannungsdifferenzen
werden in der Vertikalachse aufgezeichnet, wobei Abb. 2.2  a Projektion der Brustwandableitungen auf die
von der 0-Linie aus betrachtet Ausschläge nach oben Horizontalebene der Ventrikel.
b Die Ableitungsstellen der unipolaren Ableitungen (V1–V6
als positive Zacken, Ausschläge nach unten als nega­
Wilson-Ableitungen, V7–V9 sogenannte dorsale Brust­
tive Zacken bezeichnet werden. Die übliche Kalib­ wand­ableitungen, V3R–V6R rechtsthorakale Ableitungen).
rierung entspricht 10 mm = 1 mVolt (mV). Die Zeit­
intervalle werden in der Horizontalachse gemessen,
Lektion 35 (S. 141). Der Papiervorschub beträgt in rung trägt zu einer exakten Zuordnung von patho­
Deutschland üblicherweise 50 mm/sek. In diesem logischen EKG-Veränderungen und anatomischen
Fall repräsentiert jedes kleine Quadrat des EKG- Lokalisationen des Herzens bei, z. B. bei der Lokali­
Papiers, 1 mm lang, ein Zeitintervall von 0,02 sek sation von Herzinfarkten, Lektion 20 (S. 82).
(20 msek), Abb. 2.4. Es ist besonders wichtig, sich klarzumachen, wel­
Für bestimmte Fragestellungen, die noch bespro­ che Anteile des Herzens in welchen einzelnen Ablei­
chen werden, können die an sich üblichen 6 Brust­ tungen dargestellt werden:
wandableitungen ergänzt werden: ■■ Die Ableitungen II, III und aVF repräsentieren

■■ nach linksdorsal durch die Ableitungen V , V die Hinterwand des linken Ventrikels, genauer
7 8
und V9 gesagt den inferioren (oder diaphragmalen)
■■ nach rechtsthorakal durch die Ableitungen V R, Anteil der Herzhinterwand (inferiore oder dia-
3
V4R phragmale Ableitungen), Abb. 2.1b. Für die pos­
Bei den Brustwandableitungen unterscheidet man terioren Abschnitte der Hinterwand existieren
die vorderen (V1–V2), die mittleren (V3–V4) und die im üblichen Ableitungsprogramm keine direkten
seitlichen (V5–V6) Ableitungen. Diese Differenzie­ Ableitungen (Abb. 2.5).

15
Lektion 2 Ableitung des EKG

0HGLRNODYLNXODUOLQLHUHFKWV
YRUGHUH$[LOODUOLQLHUHFKWV

0HGLRNODYLNXODUOLQHOLQNV

PLWWOHUH$[LOODUOLQLHOLQNV
YRUGHUH$[LOODUOLQLHOLQNV
3DUDVWHUQDOOLQLHUHFKWV
3DUDVWHUQDOOLQLHOLQNV

  ,QWHU
 NRVWDOUDXP
   ,QWHU
NRVWDOUDXP

5 1 )
/

Abb. 2.3  Position der EKG-Elektroden.

:LUEHOVlXOH
PP   P 9ROW P9

9RUGHUZDQG
SRVWHULRUHU
7HLOGHU
+LQWHUZDQG

LQIHULRUHU7HLO
GHU+LQWHUZDQG

Abb. 2.5  Anatomische Skizze des Herzens in seitlicher


Position: Unterscheidung von Vorderwand, posteriorem
 VHN  PVHN  VHN   PVHN und inferiorem Anteil der Hinterwand.

PP   VHN  PVHN


Die diaphragmalen Ableitungen II, III und aVF und
Abb. 2.4 Kalibrierung des EKG-Papiers bei 50 mm/sek die lateralen Ableitungen I und aVL liegen sich dabei
Papiervorschub (stark vergrößerte Darstellung). annähernd gegenüber. Das EKG kann sich in beiden
Ableitgruppen entsprechend spiegelbildlich verhal­
■■ Ableitung I repräsentiert die Seitenwand des ten (reziprok). Dieses ist für die Diagnose eines Myo­
linken Ventrikels, aVL die hohe Seitenwand des kardinfarktes wichtig: Ein akuter inferiorer Infarkt
linken Ventrikels (I und aVL = laterale Extremi- mit ST-Strecken-Hebungen in II, III und aVF zeigt in
tätenableitungen), Abb. 2.1b.

16
Ableitung des EKG Lektion 2

rechtsventrikuläre Beteiligung bei einem inferi­


D9/
oren Infarkt), genauere Informationen haben, so
muss man die Ableitungen V3R und V4R zusätz­
lich ableiten. Nur wenn der rechte Ventrikel in
pathologischer Weise vergrößert oder überlastet
, ist, erhalten V1 und V2 Repräsentanz für den
rechten Ventrikel. Dieses ist dadurch erklärt,
dass sich das Herz bei Rechtsbelastung um eine
annähernde Vertikalachse dreht, so dass der
rechte Ventrikel weiter nach anterior gelangt.
■■ V und V repräsentieren die Vorderwand des
3 4
,,
Herzens im Bereich des linken Ventrikels mit
,,, Ansatz des Kammerseptums (mittlere Brust-
wandableitungen bzw. anteroseptale Ableitun-
gen).
Abb. 2.6  Verhalten von Extremitätenableitungen in ante-
■■ V und V repräsentieren die Seitenwand des lin­
roposteriorer Projektion des Herzens: Reziprokes Verhalten 5 6

von ST-Strecken-Senkung (bzw. ST-Strecken-Hebung) in ken Ventrikels im Bereich der tiefen Seitenwand
den Ableitungen II, III (und aVF) bzw. I und aVL. Der Pfeil und der Herzspitze (laterale Brustwandablei-
weist auf das reziproke Verhalten von I/aVL gegenüber III tungen).
hin. ■■ V , V und V repräsentieren die Hinterwand des
7 8 9
Herzens im Bereich des linken Ventrikels (strikt
den Ableitungen I und aVL reziproke (spiegelbild­ posteriore Hinterwand). Da sie aus technischen
liche) ST-Strecken-Senkungen (Abb. 2.6). Gründen nur ausnahmsweise abgeleitet werden,
■■ V und V repräsentieren die Vorderwand der wird erneut deutlich, dass wir im Routinepro­
1 2
Ventrikel (vordere oder anteriore Brustwand­ gramm des 12-Kanal-EKGs keine direkten dorsa­
ableitungen bzw. rechtspräkordiale Ableitun- len Ableitungen haben.
gen) (Abb. 2.2). Diese Ableitungen sagen jedoch In der Horizontalebene der Brustwandableitungen
normalerweise wenig über das Verhalten des verhalten sich die vorderen Brustwandableitungen
rechten Ventrikels aus: Will man über Verände­ V1 und V2 reziprok zu den dorsalen Brustwandab­
rungen des rechten Ventrikels, vor allem über leitungen V7, V8 und V9. Dies ist ebenfalls wichtig
einen rechtsventrikulären Infarkt (oder die für die Infarktdiagnostik: Ein akuter Infarkt an der

9 9
:LUEHOVlXOH :LUEHOVlXOH

9 9

6WHUQXP 9 6WHUQXP 9

9
9
D E

Abb. 2.7  a Verhalten der vorderen (V1 und V2) und der hinteren (V7 und V8) Brustwandableitungen: Reziprokes Verhalten
von ST-Strecken-Hebung und ST-Strecken-Senkung.
b Situation bei Rechtsherzhypertrophie. Die vorderen Brustwandableitungen (V1, V2) repräsentieren den rechten Ventri-
kel, die hinteren Brustwandableitungen (V7, V8) verhalten sich dazu reziprok.

17
Lektion 3 Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Vorhoferregung und AV-Überleitung

posterioren Hinterwand (ST-Strecken-Hebung in V7 beteiligung der posterioren Hinterwand an einem


und V8) zeigt sich spiegelbildlich als ST-Strecken- Hinterwandinfarkt oder aber einen strikt posteri­
Senkung in den routinemäßig aufgezeichneten vor­ oren Infarkt (= Infarkt im Bereich der posterioren
deren Brustwandableitungen V1 und V2 (Abb. 2.7a). Hinterwand).
So diagnostiziert man praktisch entweder die Mit­

Merke

Für die richtige Beurteilung des Elektrokardio- repräsentiert typische Abschnitte des Herzens:
gramms ist eine regelrechte und vollständige Ab- ■■ inferiore Ableitungen: II, III, aVF
leitung mit 6 Extremitäten- und 6 Brustwandablei- ■■ anteriore (anteroseptale) Ableitungen: V –V
1 4
tungen auf kalibriertem EKG-Papier notwendig. Die ■■ laterale Ableitungen: I, aVL (hohe Seitenwand);

EKG-Schreibgeschwindigkeit beträgt in Deutschland V5, V6 (tiefe Seitenwand-Herzspitze).


in der Regel 50 mm/sek. Die standardisierte EKG-Re- Die dorsale (strikt posteriore) Region ist in den
gistrierung erlaubt eine Ausmessung von Zeitinter- Routineableitungen nicht direkt repräsentiert. Die-
vallen (in sek oder msek) und Potenzialen einzelner se Region kann bei speziellen Fragestellungen di-
EKG-Abschnitte (in mV oder V). Jede EKG-Ableitung rekt abgeleitet werden durch V7, V8, V9.

Lektion 3

Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Vorhoferregung 


und AV-Überleitung

Ein normales EKG liegt vor, wenn sich alle Abschnitte überwiegend negativ ist (konkordant negatives
des Elektrokardiogramms nach Form und Zeit regel­ P, Abb. 3.1); trifft in Ableitung aVR regelhaft zu.
recht verhalten und ein regelmäßiger und normofre­ Pathologische Befunde der P-Welle betreffen
quenter Sinusrhythmus besteht. Das normale Ver­ Abweichung von Form und/oder Zeitintervallen.
halten der EKG-Zacken wird in dieser und in Lektion Dabei sind drei Ursachen pathologischer P-Wellen
4 (S. 22), der normale Sinusrhythmus in Lektion 7 bekannt:
(S. 34) beschrieben. ■■ Es besteht ein Sinusrhythmus, das Vorhofmyo­

kard ist jedoch erkrankt (ischämisch oder ent­

P-Welle
Die P-Welle repräsentiert die Erregungsausbreitung
in den Vorhöfen. Kennzeichen der normalen Vorhof-
erregung (intraatriale Erregungsleitung) ist eine
halbrunde glatte, konvexbogige positive P-Welle,
deren Dauer 0,05–0,10 Sekunden (50–100 msek)
beträgt. Von dieser Form sind zwei Ausnahmen
bekannt, die als physiologische Varianten aufzufas­
Abb. 3.1  Darstellung normaler Befunde der Vorhofer-
sen sind: regung. Die P-Welle ist in der Regel positiv (obere EKG-
■■ eine negative P-Welle in V Ableitung), kann aber physiologisch in V1 negativ sein
1
■■ eine negative P-Welle in einer Extremitätenab­ oder konkordant negativ, wenn der QRS-Komplex in der
leitung, in der auch der zugehörige QRS-Komplex entsprechenden Extremitätenableitung ebenfalls negativ
ist (untere EKG-Ableitung).

18
Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Vorhoferregung und AV-Überleitung Lektion 3

zündlich geschädigt, hypertrophiert, dilatiert). Kammern und erst „rückwärts“ in den Vor­
Diese pathologischen Veränderungen führen zu hof. Die P-Welle fällt in den QRS-Komplex oder
Vorhofleitungsstörungen oder intraatrialen erscheint am Ende bzw. nach dem QRS-Komplex
Erregungsausbreitungsstörungen (Abb. 3.2b). (Abb. 3.2d).
In dem erkrankten Vorhofmyokard verläuft die
Erregung abnorm: Abnorm konfigurierte und
PQ-Zeit
meist verlängerte P-Welle.
■■ Die Erregung entsteht ektop (außerhalb des Die PQ-Zeit repräsentiert im Oberflächen-EKG
Sinusknotens an einem abnormen Ort des Vor­ die Zeit der atrioventrikulären Überleitung. Gän­
hofmyokards); in dieser Situation wird die Erre­ gige Begriffe sind auch PQ-Intervall oder AV-Inter­
gung logischerweise auch anders als normal vall. Die PQ-Zeit entspricht dem Zeitintervall vom
über den Vorhof geleitet, folglich ist die P-Welle Beginn der P-Welle bis zum Beginn des QRS-Kom­
abnorm konfiguriert (Abb. 3.2c). plexes und beträgt normalerweise 0,12–0,20   sek
■■ Die Erregung entsteht überhaupt nicht im Vor­ (120–200 msek).
hof, sondern im AV-Knoten, im His-Bündel, in Die PQ-Zeit ist physiologischerweise frequenzab­
den Tawara-Schenkeln oder in der Kammer: Die hängig: Je höher die Herzfrequenz, desto kürzer das
Erregung wird retrograd auf den Vorhof über­ PQ-Intervall. Ist die PQ-Zeit verlängert (> 200 msek),
geleitet, es kommt also zu einer retrograden spricht man von einer verlängerten PQ-Dauer oder
Vorhoferregung. Auch hierbei muss die P-Welle einem verlängerten AV-Intervall. Dies bedeutet,
logischerweise abnorm konfiguriert sein. Außer­ dass die Erregungsleitung vom Vorhof auf die Kam­
dem ist die P-Welle verspätet, denn die Erregung mern pathologisch verlängert ist: Dies wird als AV-
läuft von ihrem Ursprungsort antegrad in die Block I° bezeichnet. Verantwortlich ist hierfür eine

6LQXVUK\WKPXV
/$ /9

5$ 59

D
6LQXVUK\WKPXVPLW
9RUKRIOHLWXQJVVW|UXQJ
/$ /9

5$ 59

HNWRSHU
/9 9RUKRIUK\WKPXV
/$

5$ Abb. 3.2  a Normalbefund.


59
b Verlängerte P-Dauer bei intraatrialer
Leitungsstörung.
F c Pathologische P-Wellen-Konfiguration
UHWURJUDGH bei ektoper atrialer Depolarisation.
9RUKRIHUUHJXQJ Entstehung der atrialen Depolarisation
/$ /9
im rechten oder linken Vorhof.
d Pathologische P-Wellen-Konfiguration
5$ 59 durch retrograde Vorhoferregung (z. B.
bei abnormer Depolarisation in AV-Kno-
G ten-, His-Bündel, Tawara-Schenkeln oder
Kammermuskulatur).

19
Lektion 3 Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Vorhoferregung und AV-Überleitung

Leitungsverzögerung im AV-Knoten. Höhergradige ■■ Ein abnormes Erregungsleitungsbündel, das


Leitungsstörungen sind im AV-Knoten (intranodal) aus Leitungsfasern besteht, die im Vorhof ent­
bzw. weiter distal im Reizleitungssystem (subno­ springen und in die distalen Abschnitte des
dal) lokalisiert. Beim AV-Block II° ist die Überleitung AV-Knotens inserieren. Auch hier ist ein Teil der
der Impulse von den Vorhöfen auf die Kammern „Bremse“ des AV-Knotens weggefallen und die
partiell, beim AV-Block III° komplett unterbrochen. AV-Überleitung ist schneller als normalerweise.
AV-Blockierungen werden detailliert in Lektion 10 Eine solche zusätzliche Bahn (verkürzte PQ-
(S. 43) vorgestellt. Strecke ohne sogenannte Delta-Welle, s. u.) ist
Ist die AV-Überleitung verkürzt (<  120 msek), so als James-Bündel bekannt (Abb. 3.4 a). Auf der
ist dieses ebenfalls pathologisch. Hierfür sind meh­ Grundlage dieser anatomischen Gegebenheiten
rere Mechanismen bekannt: entwickeln sich häufig Tachykardien, die der
■■ Ein sogenannter „schnell leitender AV-Knoten“: Gruppe der Präexzitationssyndrome, Lektion 24
Es ist physiologisch, dass der AV-Knoten die (S. 97), zuzuordnen sind und deren Mecha­
Überleitung vom Vorhof zur Kammer bremst. Ist nismen durch elektrophysiologische Untersu­
die Leitungsgeschwindigkeit der intranodalen chungstechniken zweifelsfrei geklärt werden
Fasern oder des gesamten atrioventrikulären können.
Erregungsleitungssystems abnorm schnell, wird ■■ Ein akzessorisches muskuläres Leitungsbündel
die AV-Überleitung weniger stark gebremst, zwischen Vorhof und Kammer führt zu einer
d. h., die Überleitungsdauer ist kürzer als normal vorzeitigen Kammererregung. Diese akzessori­
(Abb. 3.3 a, b). sche Bahn „umgeht“ den AV-Knoten (Präexzi­

QRUPDO

34
D
VFKQHOOOHLWHQGHU
$9.QRWHQ

34 Abb. 3.3 a, b  Verkürzung der PQ-Zeit


E (< 0,12 sek) als Ausdruck eines schnell
leitenden AV-Knotens.

QRUPDO

NXU]H34=HLWGXUFK
DWULRQRGXOlUH
/HLWXQJVEDKQ

D -DPHV%QGHO

QRUPDO
Abb. 3.4 a, b  Verkürzung der PQ-Zeit
(< 0,12 sek) als Ausdruck zusätzlicher
Leitungsbahnen (z. B. (a) atrionoduläre
3UlH[]LWDWLRQYRP7\S Leitungsbahn = James-Bündel bzw.
GHV:3:6\QGURPV (b) atrioventrikuläre Leitungsbahn =
Kent-Bündel). Beide elektrophysiologi-
E .HQW%QGHO 'HOWD:HOOH schen Phänomene gehören zur Gruppe
der Präexzitationssyndrome.

20
Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Vorhoferregung und AV-Überleitung Lektion 3

tation der Kammern). Die abnorme, vorzeitige VFKHLQEDU


Depolarisation der Kammern führt zu einer NU]HUH
abnormen Welle im QRS-Komplex, die man als 34=HLW
Delta-Welle bezeichnet (Abb. 3.4 b). Das als
Kent-Bündel bezeichnete akzessorische Verbin­
NRUUHNWH
dungskabel kann zu kreisförmigen Tachykardien 34=HLW
(Circus-movement-Tachykardien) führen. Nach
34
den Erstbeschreibern Wolff, Parkinson und White
spricht man von einem WPW-Syndrom, wenn Abb. 3.5  Schematische Darstellung der exakten Mes-
im EKG charakteristische Befunde wie verkürzte sung der PQ-Zeit in der Ableitung mit der am besten
PQ-Zeit, Delta-Welle und Veränderungen der abgrenzbaren PQ-Zeit. In der oberen Ableitung verläuft P
ST-Strecke vorhanden sind. Das WPW-Syndrom initial isoelektrisch, was eine scheinbar kürzere PQ-Dauer
gehört ebenfalls zu der Gruppe der Präexzitati­ vortäuscht. Die untere Ableitung zeigt die tatsächliche
PQ-Zeit.
onssyndrome, Lektion 24 (S. 97).
Es gibt noch andere, seltene Formen der Präexzi­
tation, die aufgrund verschiedenster „Kurzschluss­ Merke
verbindungen“ zwischen Vorhöfen und Kammern
zustande kommen. Alle Präexzitationssyndrome Die Vorhoferregung wird durch die P-Welle re-
können zu Tachykardien führen; die exakte Dia­ präsentiert. Pathologische Befunde der P-Welle
gnose bzw. Beurteilung der zugrunde liegenden sind durch Abweichungen von Form und/oder
Mechanismen lässt sich durch eine elektrophysiolo­ Zeitintervallen charakterisiert. Die normale
gische Untersuchung klären. P-Welle ist positiv (Ausnahme in V1), ihre Dau-
Achtung: Die exakte Messung der PQ-Zeit ist er beträgt 0,05–0,10 sek (50–100 msek). Die
sehr wichtig: Man wählt immer die Ableitung mit PQ-Zeit repräsentiert die Überleitungszeit vom
der besten Abgrenzung von P-Welle und der längs­ Vorhof auf die Kammer (Beginn P-Welle bis Be-
ten PQ-Zeit; in der Regel ist die PQ-Zeit am besten in ginn QRS-Komplex) und beträgt normalerweise
Ableitung II auswertbar (Abb. 3.5). 0,12–0,20 sek (120–200 msek). Abnorme atrio-
ventrikuläre Erregungsüberleitungszeiten (Ver-
kürzung der PQ-Zeit) entstehen typischerweise
bei zusätzlichen Erregungsleitungsbündeln, die
unter der Gruppe der „Präexzitationssyndrome“
zusammengefasst werden.

21
Lektion 4 Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Kammererregung und Erregungsrückbildung

Lektion 4

Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Kammererregung


und Erregungsrückbildung

Der QRS-Komplex repräsentiert die Erregungsaus­ rioren Wand (Hinterwandinfarkt; Ableitungen II, III,
breitung in den Kammern (intraventrikuläre Erre­ aVF), der Lateralwand (Seitenwandinfarkt; Ablei­
gungsausbreitung). tungen I, aVL) oder der Vorderwand (Ableitungen
V1–V6) von praktischer Bedeutung. Pathologische
Q-Zacken werden auch bei Patienten mit hypertro­
Q pher Kardiomyopathie beobachtet (pathologische
Q (initiale Kammererregung) ist normalerweise Q-Zacken in V1–V3).
eine kleine, spitze, negative Zacke, ≤  0,03 sek
(30 msek) breit (Abb. 4.1). Q kann physiologischer­
R und S
weise in allen Extremitätenableitungen sowie in V5
und V6 vorkommen. In diesen Ableitungen ist ein R und S erfüllen normalerweise folgende Bedingun­
pathologisches Q nur anzunehmen, wenn es abnorm gen (Abb. 4.3):
breit (>  0,03 sek, 30 msek) oder abnorm tief (mehr ■■ R und S sind schmale, schlanke, spitze Zacken.

als ¼ der folgenden R-Zacke) ist. Diese Kriterien ■■ In den Brustwandableitungen nimmt R von V –
2
wurden von Pardee beschrieben. Treffen beide Kri­ V5 an Höhe kontinuierlich zu. Dieses Phänomen
terien zu, spricht man daher auch von einem Par­ bezeichnet man als R-Aufbau = R-Progression=
dee-Q (Abb. 4.2). In V1–V4 besteht normalerweise R-Entwicklung. Parallel dazu nimmt S von V2–V5
kein Q, hier ist das Auftreten von Q-Zacken immer an Tiefe ab. Den Bereich, in dem R größer wird
pathologisch. als S, bezeichnet man als Umschlagzone. Diese
Ein pathologisches Q ist für die Erkennung eines Umschlagzone liegt normalerweise zwischen V2
abgelaufenen Myokardinfarktes im Bereich der infe­ und V3 oder zwischen V3 und V4. Ist dieses Krite­
rium nicht gegeben, so spricht man von gestörter
oder mangelhafter R-Progression (Abb. 4.4).
Bleibt ein tiefes S bis V6 erhalten, so bezeichnet
man dieses als S-Persistenz (Abb. 4.4). Gestörter
R-Aufbau und S-Persistenz können verschie­
Abb. 4.1  Schematische Darstellung der Q-Zacke im dene Ursachen haben, die in Lektion 15 (S. 57)
Elektro­kardiogramm. besprochen werden.
Der normale QRS-Komplex erfüllt die besproche­
QRUPDOH nen Kriterien der Morphologie von Q, R und S; er
4=DFNH hat eine Breite von 0,06–0,10 sek (60–100 msek).
Ist die intraventrikuläre Erregungsausbreitung (=
DEQRUPWLHIHV4 QRS-Komplex) gestört, so zeigt sich dieses in zwei­
! YRQ5 erlei Hinsicht (Abb. 4.5):
■■ Verlängerung der QRS-Dauer

■■ Deformierung des QRS-Komplexes

DEQRUPEUHLWHV4
!VHN
5

Abb. 4.2  Darstellung normaler und pathologischer Q- T


6
Zacken (abnorm tiefes oder abnorm breites Q) im Elektro-
kardiogramm.
Abb. 4.3  Schematische Darstellung von RS im Elektrokar-
diogramm.
22
Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Kammererregung und Erregungsrückbildung Lektion 4

QRUPDO YHU]|JHUWHU 59HUOXVW 63HUVLVWHQ]


5$XIEDX LQ9²9
9

9

9

9

9
Abb. 4.4  Normale und pathologische
Befunde von R- und S-Zacken im Elekt-
9 rokardiogramm: Verzögerter R-Aufbau,
R-Verlust bzw. S-Persistenz.

/LQNVVFKHQNHOEORFN

9
IDV]LNXOlUHU%ORFN

Å0\RNDUGSUREOHPH´

Abb. 4.5  Ursachen von Schenkelblockie-


6FKHQNHOEORFN 0\RNDUGSUREOHP rungen und faszikulären Blockierungen
(„Kabelprobleme“) im Vergleich zu
9 Störungen der Erregungsausbreitung/-
5HFKWVVFKHQNHOEORFN rückbildung durch intramyokardiale
Störungen („Myokardprobleme“).

Für die gestörte intraventrikuläre Erregungsausbrei­


ST-Strecke und T-Welle
tung sind verschiedene elektrophysiologische Phä­
nomene verantwortlich (Abb. 4.5): ST und T repräsentieren die Erregungsrückbildung
■■ eine Störung der Erregungsausbreitung in den in den Kammern (Kammerrepolarisation, intravent­
Reizleitungsschenkeln (Schenkelblock) oder rikuläre Erregungsrückbildung).
in den Faszikeln (faszikulärer Block), also ein Die ST-Strecke, die den Beginn der intraventri­
„Kabelproblem“ kulären Erregungsrückbildung widerspiegelt, ver­
■■ eine Störung im Bereich des Purkinje-Fasersys­ läuft im Anschluss an den QRS-Komplex als mehr
tems und der Herzmuskelzellen selbst, also ein oder weniger geradlinige, isoelektrische Linie (Abb.
„Myokardproblem“ (immer Ausdruck einer tief­ 4.6). Den Übergang der S-Zacke des QRS-Komplexes
greifenden subendokardialen Schädigung) in die ST-Strecke (bei fehlendem S der Übergang
Die Störungen der intraventrikulären Erregungs­ des absteigenden R-Schenkels in die ST-Strecke)
ausbreitung mit Verlängerung und Deformierung bezeichnet man als J-Punkt. Hier kann sich manch­
des QRS-Komplexes werden in Lektion 13 (S. 51) mal eine zusätzliche kleine Welle ausbilden, die ent­
besprochen. sprechend als J-Welle bezeichnet wird (Abb. 4.6).

23
Lektion 4 Analyse der einzelnen EKG-Zacken: Kammererregung und Erregungsrückbildung

-3XQNW

Abb. 4.6  Darstellung der ST-Strecke mit Markierung des Abb. 4.9  Darstellung der T-Welle im Elektrokardiogramm.
J-Punktes.

7 NRQNRUGDQWQHJDWLY
676WUHFNHQ+HEXQJDXV
DEVWHLJHQGHP5
]%,QIDUNW

676WUHFNHQ+HEXQJDXV 7 SUlWHUPLQDOQHJDWLY
DXIVWHLJHQGHP6
]%3HULNDUGLWLV

Abb. 4.7  Schematische Darstellung von zwei pathologi-


schen ST-Strecken-Hebungen: ST-Strecken-Hebung aus 7 WHUPLQDOQHJDWLY
dem absteigenden R als Zeichen eines akuten Infarktes JOHLFKVFKHQNOLJQHJDWLY
bzw. aus dem aufsteigenden S als Zeichen einer akuten
Perikarditis.

QRUPDO
67 7 7 Å]HOWI|UPLJ´

DV]HQGLHUHQG
Abb. 4.10  Formen von T-Wellen-Veränderungen im Elekt-
rokardiogramm.
GHV]HQGLHUHQG

Die T-Welle, die die Terminalphase der intraven­


KRUL]RQWDOJHVHQNW
trikulären Erregungsrückbildung ausdrückt, ist nor­
malerweise eine halbrunde, glatte, positive Welle,
die im Vergleich zur Amplitude der R-Zacke eine
Abb. 4.8  Formen von ST-Strecken-Senkungen im Elektro- Höhe von ⅙ bis ⅔ R hat (Abb. 4.9).
kardiogramm. Folgende physiologische Ausnahmen können
vorkommen:
Pathologische Veränderungen im Bereich der ST- ■■ In V darf die T-Welle negativ sein.
1
Strecke können sich als ST-Hebung (genauer: ST- ■■ Wenn der zur T-Welle zugehörige QRS-Komplex

Strecken-Hebung) oder ST-Senkung (genauer: ST- überwiegend negativ ist, muss eine gleichzeitige
Strecken-Senkung) darstellen. Bei der ST-Strecken- negative T-Welle nicht sicher pathologisch sein
Hebung ist zu unterscheiden, ob das angehobene („konkordant negatives T“ = Konkordanz zwi­
ST-Segment aus dem absteigenden R-Schenkel (eher schen Hauptvektor von QRS und T-Welle, Abb.
typisch für Myokardinfarkt) – Lektion 19 (S. 75) 4.10).
– oder dem aufsteigenden S-Schenkel (eher typisch ■■ In V –V darf die T-Welle höher als ⅔ R sein.
1 3
für Perikarditis) – Lektion 22 (S. 91) – abgeht Folgende typische pathologische Veränderungen
(Abb. 4.7). der T-Welle werden unterschieden (Abb. 4.10):
Bei der ST-Strecken-Senkung unterscheidet man ■■ T-Abflachung, im Extremfall isoelektrisches T

nach deren Form (Verlauf) eine aszendierende, eine ■■ T-Negativierung: Die exakte Beurteilung wird

deszendierende und eine horizontale ST-Strecken- unter Zuhilfenahme des Winkels bestimmt,
Senkung (Abb. 4.8). der durch den absteigenden und aufsteigenden
Schenkel des negativen Anteils von T gebildet

24
Bestimmung des Lagetyps Lektion 5

wird. Durch diesen Winkel wird die Winkelhal­ ■■ Überhöhte T-Welle: Auffallend hohe T-Welle bei
bierende gelegt. Steht diese senkrecht zur Hori­ starkem vegetativem Tonus („vegetatives T“)
zontalen (zur isoelektrischen Linie), handelt es ■■ Zeltförmige T-Welle: T ist hoch und spitz; Vor­
sich um eine terminal negative T-Welle (auch das kommen beim frischen Myokardinfarkt, Lektion
Ende der T-Welle ist negativ); ist sie geneigt zu 20 (S. 82), und bei Hyperkaliämie, Lektion 23
dieser („spitzer Winkel“), um eine präterminal (S. 95)
negative T-Welle.

Merke

Der QRS-Komplex repräsentiert die intraventrikulä- zu (R-Progression), S an Tiefe ab; die Umschlagzone
re Erregungsausbreitung (Kammerdepolarisation), von R > S liegt zwischen V2 und V3 oder V3 und V4.
ST-Strecke und T-Welle entsprechen der Erregungs- Die ST-Strecke verläuft isoelektrisch, die T-Welle ist
rückbildung (Kammerrepolarisation). Der normale positiv. Typische pathologische Veränderungen der
QRS-Komplex hat eine Dauer von 0,06–0,10 sek ST-Strecke sind ST-Strecken-Senkungen (deszendie-
(60–100 msek). Eine kleine Q-Zacke kann physiolo- rend oder horizontal) und ST-Strecken-Hebungen.
gischerweise in den Extremitätenableitungen sowie Typische pathologische Veränderungen vom T sind
in V5 und V6 vorkommen. In den Brustwandablei- T-Abflachung, präterminale oder terminale T-Nega-
tungen nimmt R von V2–V5 normalerweise an Höhe tivierung sowie überhöhte T-Wellen.

Lektion 5

Bestimmung des Lagetyps

Als Lagetyp bezeichnet man elektrokardiografisch Der Hauptvektor von QRS (der „Lagetyp“) wird
die Lage des Hauptvektors der intraventrikulären auch als elektrische Herzachse bezeichnet. Er hat
Erregungsausbreitung in Projektion auf die Frontal­ zunächst mit der morphologisch definierten anato­
ebene. Dies bedeutet: mischen Herzachse nichts zu tun, obwohl natürlich
■■ Der Lagetyp eines Elektrokardiogramms ent­ morphologische und topografische Veränderungen
spricht dem Hauptvektor der intraventrikulären des Herzens den elektrischen Hauptvektor beein­
Erregungsausbreitung und wird somit durch den flussen können, z. B. Narben, Herzmuskelhypertro­
Hauptvektor von QRS bestimmt. phie oder eine veränderte Thoraxkonfiguration.
■■ Der Lagetyp liegt in Projektion auf die Frontal­ Dies wird in Lektion 6 (S. 29) besprochen.
ebene und wird somit aus den Extremitätenab- In der frontalen Projektionsebene der elektri­
leitungen I, II, III, aVR, aVL und aVF bestimmt. schen Vorgänge am Herzen haben wir als Fixpunkte
Naturgemäß hat auch die Erregungsausbreitung im die Extremitätenableitungen nach Einthoven (II,
Vorhof einen Hauptvektor (Vektor der P-Welle), und II, III) und nach Goldberger (aVR, aVL, aVF) ken­
ebenso die Erregungsrückbildung in den Kammern nengelernt (Abb. 2.1). Diese Ableitungen sind im
(Vektor der T-Welle). Diese Vektoren werden bei sogenannten Cabrera-Kreis zusammengefasst. Den
bestimmten Fragestellungen berücksichtigt, werden Ableitungen werden dabei bestimmte Winkelgrade
aber für die Routine-Auswertung von Elektrokardio­ zugeordnet (Abb. 5.1), die allerdings in der prakti­
grammen in der Regel nicht bestimmt. Spricht man schen klinischen Elektrokardiografie keine größere
vom Lagetyp des Elektrokardiogramms, ist defini­ Rolle spielen, sondern eher bei wissenschaftlichen
tionsgemäß der QRS-Hauptvektor in der Frontal­ Fragestellungen bestimmt werden.
ebene gemeint.

25
Lektion 5 Bestimmung des Lagetyps

sprechende Ableitung im EKG zu gleichen Teilen


²ƒ
positiv bzw. negativ (R = S).
4. Weicht der tatsächliche Hauptvektor von einer
Ableitungsachse ab, aber nicht mehr als 90°, so
D95 U
WH D9/ wird die entsprechende Ableitung positiv/nega­
ƒ UHK
HUG tiv mit überwiegend positivem Ausschlag (R > S).
²ƒ E NVW\S ²ƒ
/LQ Bei 90° wäre dann R = S (entsprechend Punkt 3).
H U
HKW /LQNVW\S 5. Weicht der tatsächliche Hauptvektor von einer
UGU S
EH KWVW\ , ƒ
Ableitungsachse mehr als 90° ab, so wird die
5HF
,QG

entsprechende Ableitung positiv/negativ mit


W\S

LIIH
6WHLOW \S

überwiegend negativem Ausschlag (R < S). Bei


WV

UHQ

²D95
FK

180° wird dann ein reines S beobachtet (entspre­


]W \
5H

ƒ chend Punkt 2).


,,,
ƒ
,, In der Praxis geht man folgendermaßen vor: Eine
D9)
ƒ „Blickdiagnose“ des Lagetyps ergibt sich bereits
ƒ
durch systematische Betrachtung der Extremitä­
Abb. 5.1  Darstellung der Lagetypen im Oberflächen-Elek- tenableitungen. Die Bestimmung des Lagetyps aus
trokardiogramm mit Zuordnung der Winkelgrade. einer einzigen Ableitung oder über eine Blickdia­
gnose ist jedoch nie ganz sicher! Für eine elektro­
In diesem aus den fixen Ableitungsachsen gebil­ kardiografisch exakte und sichere Bestimmung des
deten Bezugsschema unterscheidet man folgende Lagetyps gelten folgende Regeln:
Felder der Lagetypen: ■■ Der wahre Hauptvektor liegt in der Region des

■■ überdrehter Rechtstyp höchsten R-Ausschlages.


■■ Rechtstyp ■■ Man trennt die Nachbarfelder dieser Region

■■ Steiltyp voneinander ab, indem man diejenige Ableitung


■■ Indifferenztyp im EKG analysiert, die auf der Trennlinie der
■■ Linkstyp beiden in Frage kommenden Felder senkrecht
■■ überdrehter Linkstyp steht (Abb. 5.2a, b). Dieser scheinbar kompli­
Liegt beispielsweise der aktuelle QRS-Hauptvektor zierte Schritt ist der entscheidende Trick zur
(elektrische Herzachse) in dem Feld, das von den Bestimmung der Lagetypen.
Ableitungen II und aVF eingefasst wird (zwischen Im folgenden Elektrokardiogramm soll der Lagetyp
+60° und +90°), so bezeichnet man dieses EKG als an einem Beispiel systematisch analysiert werden
„EKG vom Steiltyp“ (exakt formuliert „Steillage­ (Abb. 5.2a). Dabei müssen folgende Fragen beant­
typ“). Entsprechendes gilt für die anderen Lagefel­ wortet werden:
der. Da das Feld „Linkstyp“ relativ groß ist, unter­ ■■ In welcher Ableitung findet man das höchste R?

scheidet man auch Linkstyp (–aVR bis I: +30 bis 0°) Ableitung II. Dieses würde für einen Indifferenz-
und ausgeprägten Linkstyp (I bis aVL: 0° bis –30°). oder Steiltyp sprechen.
Das Feld jenseits von aVL (also –30° und mehr) wird ■■ Indifferenz- oder Steiltyp? Trennlinie der bei­

als überdrehter Linkstyp bezeichnet. den Felder ist Ableitung II. Welche Ableitung
Die Bestimmung des Lagetyps in einem vorlie­ steht darauf senkrecht? aVL. Die R-Zacke in aVL
genden EKG gelingt nach folgenden Regeln: ist überwiegend positiv. Wenn es ein Steiltyp
1. Weist der tatsächliche Hauptvektor genau auf wäre, müsste aVL aber überwiegend negativ sein
eine Ableitungsachse, so wird die entspre­ (denn bei tatsächlicher Herzachse im Steiltypfeld
chende Ableitung im EKG rein positiv (R). stünde diese ja mehr als 90° von aVL entfernt).
2. Weist der tatsächliche Hauptvektor genau ent- Also? Es handelt sich um einen Indifferenztyp.
gegengesetzt einer Ableitungsachse, so wird die Ein Flussdiagramm zur vereinfachten Lagetypbe­
entsprechende Ableitung im EKG negativ (S). stimmung ist in Abb. 5.3 dargestellt.
3. Liegt der tatsächliche Hauptvektor genau senk- Verwirrspiel –aVR/+aVR: Ordnet man die Extre­
recht zu einer Ableitungsachse, so wird die ent­ mitätenableitungen entsprechend der Anatomie des
Herzens, so fügt sich im Cabrera-Kreis zwischen I

26
Bestimmung des Lagetyps Lektion 5

und II die Ableitung –aVR ein (Abb. 5.2a): aVL, I, – den sind und damit der Lagetyp nicht eindeutig
aVR, II, aVF, III. Tatsächlich wird aber in den meis­ bestimmbar ist. Man bezeichnet diese Situation als
ten Kliniken und EKG-Labors in traditioneller Weise SI, SII, SIII-Typ (Abb. 5.4a). Eine Sonderform stellt ein
+aVR abgeleitet. Wir haben uns in diesem Buch für EKG dar, in dem nicht nur alle Extremitätenablei­
die traditionelle Aufzeichnung mit +aVR entschie­ tungen ein R und ein S zeigen, sondern R und S etwa
den: I, II, III, aVR, aVL, aVF. Alle EKG-Beispiele sind in gleich groß sind. In einem solchen EKG gibt es the­
dieser Form aufgezeichnet. oretisch nur eine Achse, die auf allen Ableitungen
Zwei besondere Lagetypen sollen noch separat der Frontalebene senkrecht steht: die Sagittalachse.
vorgestellt werden: Man bezeichnet diesen Sondertyp daher als Sagit-
taltyp (Abb. 5.4b).
1. SI, SII, SIII-Typ und Sagittaltyp Ein SI, SII, SIII-Typ und Sagittaltyp kommen vor:
Es gibt Elektrokardiogramme, bei denen in allen ■■ bei Rechtsherzbelastung

Extremitätenableitungen ein R und ein S vorhan­ ■■ bei abnormer Thoraxkonfiguration

aVL überwiegend
I aVR negativ = Steiltyp
(+ 60° bis 90°) I II III

II aVL I überwiegend
negativ = Rechtstyp
(+ 90° bis 120°) I II III
III aVF
III überwiegend
negativ = Linkstyp I II III
(+ 30° bis – 30°)

II überwiegend negativ =
überdrehter Linkstyp I II III
+ aVR (< – 30°)
er
eht aVL
b e rdr p aVL überwiegend positiv =
ü y
k st Indifferenztyp I II III
Lin (+ 30° bis + 60°)
r
hte Linkstyp I
e r dre yp I, II überwiegend negativ und
üb htst III, aVR überwiegend positiv = I II III
Rec
Ind

überdrehter Rechtstyp
iffe
p

Steilt yp
tst y

ren
zty
h

– aVR
Rec

III
II
a aVF b

Abb. 5.2  a Bestimmung der elektrischen Herzachse aus 2 charakteristischen Ableitungen (praktisches Vorgehen anhand
eines Fall-Beispiels, Erklärung im Text). b Bestimmung der verschiedenen Lagetypen im Elektrokardiogramm.

,QZHOFKHU$EOHLWXQJLVW456DPJU|‰WHQ"

, ,, ,,,
456LQ,," 456LQD9/" 456LQD95"

QHJDWLY SRVLWLY SRVLWLY QHJDWLY QHJDWLY SRVLWLY

EHUGUHKWHU/LQNVW\S /LQNVW\S ,QGLIIHUHQ]W\S 6WHLOW\S 5HFKWVW\S EHUGUHKWHU5HFKWVW\S

Abb. 5.3  Flussdiagramm zur Bestimmung des Lagetyps.

27
Lektion 5 Bestimmung des Lagetyps

, ,

,, ,,

,,, ,,,

D95 D95

D9/ D9/

Abb. 5.4  Besonderheiten in der Lagetyp-


D9) D9)
Bestimmung: R- und S-Zacken in allen
Extremitätenableitungen, (a) = SI-, SII-,
D E
SIII-Typ, (b) = Sagittaltyp.

■■ konstitutionell (ohne pathologischen Hinter­


grund) ,

2. SI-QIII-Typ ,,
In Ableitung III findet sich ein auffällig betontes
(oder nach den Pardee-Kriterien pathologisches) Q, ,,,
jedoch ohne Q in den Ableitungen II und aVF (also
den diaphragmalen Nachbarableitungen bei gleich­
D95
zeitiger S-Zacke in Ableitung I). Diese Situation
bezeichnet man als SI-QIII-Typ (Abb. 5.5).
D9/
Ein SI-QIII-Typ kommt vor:
■■ bei Rechtsbelastung des Herzens (z. B. bei

Lungen­embolie) D9)
■■ bei abnormer Thoraxkonfiguration

■■ konstitutionell (ohne pathologischen Hinter­


Abb. 5.5  Besonderheiten in der Lagetyp-Bestimmung:
grund) SI-QIII-Typ.

Merke

Der Lagetyp entspricht elektrokardiografisch dem unterscheiden sind überdrehter Linkstyp, Linkstyp,
Hauptvektor der intraventrikulären Erregungsaus- Indifferenztyp, Steiltyp, Rechtstyp, überdrehter
breitung in Projektion auf die Frontalebene. Die Rechtstyp. Besondere Lagetypen sind der SI, SII, SIII-
Bestimmung erfolgt dementsprechend aus den Typ und Sagittaltyp, sowie der SI-QIII-Typ.
QRS-Komplexen der 6 Extremitätenableitungen. Zu

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