Sie sind auf Seite 1von 117

Dietrich Abeck

Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin


Klinik, Diagnose, Therapie
2. Auflage
Dietrich Abeck

Häufige Hautkrankheiten
in der Allgemeinmedizin
Klinik
Diagnose
Therapie

2., überarbeitete und erweiterte Auflage

Mit 94 farbigen Abbildungen und 46 Tabellen

123
Prof. Dr. med. Dietrich Abeck
Hautarzt – Allergologe – Konsiliararzt
Gemeinschaftspraxis
Renatastraße 72
80639 München

ISBN-13 978-3-642-21139-3 2. Auflage Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail-
lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Überset-
zung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikro-
verfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von
Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheber-
rechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung
zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen
des Urheberrechtsgesetzes.

SpringerMedizin
Springer-Verlag GmbH
ein Unternehmen von Springer Science+Business Media
springer.de

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne beson-
dere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-
gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine
Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand
anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.

Planung: Dr. Klaus Richter, Heidelberg


Projektmanagement: Hiltrud Wilbertz, Heidelberg
Lektorat: Sabine Thürk, Berlin
Coverabbildung links: © wildworx/fotolia.com
Coverabbildung rechts: Prof. Abeck, München
Umschlaggestaltung: deblik, Berlin
Satz und Digitalisierung der Abbildungen: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg

SPIN 80036658

Gedruckt auf säurefreiem Papier 106/2111 wi – 5 4 3 2 1 0


V

Vorwort zur 2. Auflage

Bereits nach einem guten Jahr stellte sich die Frage eines Nachdrucks oder einer Neuauflage. Dies zeigt
das große Interesse an meinem Werk, über das ich mich sehr gefreut habe. Es zeigt jedoch auch, dass
weiterhin Bedarf an praxisrelevantem Wissen besteht. Dies ist mein Anspruch: Weitergabe von sich im
Praxisalltag unter Berücksichtigung des aktuellen Wissensstands als leistungsfähig erwiesenen Therapie-
konzepten bei gleichzeitiger Nennung der zur Anwendung gelangten Produkte.
Ich habe mich bewusst für eine überarbeitete, erweiterte Neuauflage entschieden. Zum einen gibt es
interessante Neueinführungen, die uns bei speziellen Fragestellungen hilfreich sind, zum anderen hatte ich
auf diese Weise die Möglichkeit, 3 weitere häufige dermatologische Erkrankungen erstmals mit aufzuneh-
men: aktinische Keratosen, chronische Paronychie sowie hypertrophe Narben und Keloide – Krankheits-
bilder, die klinisch einfach zu diagnostizieren sind und für die wirksame Therapiekonzepte bestehen.
Bedanken möchte ich mich besonders bei Herrn Dr. Klaus Richter vom Springer-Verlag, der mir bei
allen Fragen kompetent zur Seite stand und im Hintergrund alles für eine rasche Umsetzung des Projekts
»Neuauflage« ebnete. Vielen Dank auch an Frau Sabine Thürk, Publizistin M.A., die mich redaktionell
hervorragend professionell begleitete.
Meinen zukünftigen Lesern wünsche ich zum einen viel Vergnügen beim Durchlesen des Werkes und
v. a. viele anregende Informationen und Therapietipps für die kompetente Betreuung ihrer Patienten.

München, im Juli 2011


Dietrich Abeck
VII

Vorwort zur 1. Auflage

Wie entstand die Idee zu dem vorliegenden Werk? Ich habe in den letzten Jahren vielfach über dieses
Thema im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen vor allem in Bayern, aber auch in anderen Bundes-
ländern referiert und immer wieder festgestellt, dass das Thema »Haut« für den Allgemeinarzt und
den hausärztlich tätigen Internisten interessant und absolut praxisrelevant ist. So entstand der Wunsch,
Wichtiges nachlesen zu können und damit der Plan zu diesem Buch. Aufgebaut wie mein Buch »Häufige
Hautkrankheiten im Kindesalter«, das sich in der Praxis bewährt hat und bereits in der 3. Auflage vor-
liegt.
Hauterkrankungen gehören zu den häufigen Erkrankungen und sind überdies als typische »Blick-
diagnosen« oft auch einfach zu diagnostizieren. Das vorliegende Werk beschränkt sich ganz bewusst
auf die häufigen und somit für die Allgemeinpraxis relevanten Hauterkrankungen, die durch typische
klinische Abbildungen dargestellt werden. Daneben werden auch für jede Erkrankung die wichtigsten
Differenzialdiagnosen genannt und die für die Unterscheidung wesentlichen Kriterien aufgeführt.
Einen besonderen Schwerpunkt habe ich auf die dem aktuellen Kenntnisstand entsprechende, sich
nach meiner Erfahrung als optimal erwiesene Therapie gelegt. Dies beinhaltet auch Pflegeempfehlungen.
So sind viele Patienten dankbar, wenn sie für ihre Erkrankung zusätzlich wirksame Pflegeprodukte erhal-
ten. Der Stellenwert einer wirksamen Basistherapie ist bei einer Vielzahl von Hauterkrankungen allge-
mein bekannt. Durch eine kontinuierliche hautpflegerische Behandlung kann häufig ein Rezidiv verhin-
dert oder zumindest deutlich hinausgezögert werden. Selbstverständlich wird auch die medikamentöse
Behandlung ausführlich besprochen, wobei, wenn immer möglich, ein Phasenkonzept vorgestellt wird.
Sowohl bei den Pflegeempfehlungen als auch bei der medikamentösen Behandlung werden bewusst
nicht nur die Wirkstoffe, sondern auch die Präparate genannt. Im vorliegenden Werk werden, basierend
auf langjähriger dermatologischer Tätigkeit, die sich als optimal erwiesenen Präparate aufgeführt. Nicht
die Aussage, zur Behandlung eignen sich topische Glukokortikoide, sondern die Nennung des einzuset-
zenden Glukokortikoids sowie dem Applikationsintervall sind für den praktisch tätigen Arzt von Interes-
se. Die Praxisrelevanz soll das herausstechende Merkmal des vorliegenden Werkes sein.
Danken möchte ich allen, die dieses Werk möglich machten:
Hier ist vor allem mein dermatologischer Lehrer, Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Otto Braun-Falco,
ehemaliger Leiter der Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Ludwig-Maximilians-Universität
München zu nennen, der mir während meiner 2-jährigen Tätigkeit auf seiner Privatstation das »dermato-
logische Denken« beigebracht hat.
Auch meinem langjährigen Chef, Herrn Prof. Dr. med. Dr. phil Johannes Ring, Direktor der Klinik und
Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität München, der
mir immer die Freiheit zur Optimierung von Therapiekonzepten gewährte, sage ich danke für seine fort-
währende Unterstützung während meiner über 8-jährigen Tätigkeit als Leitender Oberarzt seiner Klinik.
Das Buch wäre ohne meine Patienten, die unsere Praxis mit ihren Hautproblemen aufsuchen und sich
kompetente Behandlung und Besserung erwarten, nicht möglich gewesen.
Wie die drei Auflagen unseres »Kinderbuches« habe ich auch dieses Buch noch mit Frau Dr. Gertrud
Volkert geplant. Sie hat sich inzwischen in den Ruhestand verabschiedet.
Frau Petra Elster, ihre langjährige Assistentin und rechte Hand, hat die Entstehung des Buches in allen
Phasen, gemeinsam mit Herrn Klemens Schwind in der Herstellung, professionell betreut und zu dem
jetzt vorliegenden Ergebnis geführt. Ich danke allen Beteiligten sehr herzlich.
Zuletzt gilt mein Dank meiner Frau und meinen Kindern, die zwar nicht immer, doch meistens das
Interesse ihres Vaters verstehen, sich auch am freien Wochenende mit dem wunderschönen Fach der
Dermatologie zu beschäftigen.
Ich selbst freue mich, wenn dieses Werk ein ständiger Begleiter bei Diagnose und Therapie in vielen
Praxen sein wird!

München, im Januar 2010


Dietrich Abeck
IX

Inhaltsverzeichnis

1 Die dermatologische Diagnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

2 Acne vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

3 Aktinische Keratosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

4 Aphthen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

5 Atopisches Ekzem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

6 Brüchige Nägel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

7 Chronische Paronychie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

8 Dermatitis solaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

9 Dermatofibrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

10 Fußpilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

11 Handekzem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

12 Herpesinfektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

13 Hyperhidrosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

14 Hypertrophe Narben und Keloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

15 Impetigo contagiosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

16 Intertrigo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

17 Lichen ruber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

18 Nagelpilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

19 Periorale Dermatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

20 Perlèche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

21 Pityriasis rosea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

22 Pityriasis versicolor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

23 Polymorphe Lichtdermatose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

24 Psoriasis vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
X Inhaltsverzeichnis

25 Rhagaden an Händen und Füßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

26 Rosazea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

27 Schleimretentionszyste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

28 Seborrhoisches Ekzem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

29 Senile Hämangiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

30 Skabies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

31 Urtikaria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

32 Verrucae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

33 Verrucae seborrhoicae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

34 Vitiligo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

35 Zoster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Prinzipielle Überlegungen zum Einsatz von Vehikeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

Dermatologische Grundausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
1 1

1 Die dermatologische Diagnose

Zahlreiche dermatologische Diagnosen sind klassische Klinisch ist bei der Inspektion der Haut das Vertei-
»Blickdiagnosen«. Einmal gesehen und richtig zugeordnet, lungsmuster der Hautveränderungen von Bedeutung. Sym-
kann bei erneuter Präsentation die Diagnose problemlos metrischer Befall der Hautveränderungen weist auf eine
abgerufen werden. Dies setzt jedoch zum einen die ent- systemische Auslösung hin (. Abb. 1.1), während ein ein-
sprechenden Patienten voraus, zum anderen den entspre- seitiger Befall eine exogene Ursache nahelegt (. Abb. 1.2,
chenden dermatologischen Lehrer. . Abb. 1.3).
Im Folgenden werden für die tägliche Praxis wichtige
Regeln der dermatologischen Befunderhebung aufgezeigt. jBesteht eine epidermale Beteiligung?
Dabei muss natürlich darauf hingewiesen werden, dass Eine Beteiligung der obersten Hautschicht, die sich kli-
Ausnahmen immer möglich sind. nisch als Schuppung manifestiert, ist für die Zuordnung
einer Hauterkrankung von entscheidender Bedeutung.
jExogener oder endogener Ursprung Dies soll am Beispiel nummulärer, d. h. münzförmiger
einer Hauterkrankung Hautveränderungen exemplarisch aufgezeigt werden.
Hauterkrankungen können sich im Rahmen einer System- Somit können scharf begrenzte Erytheme basierend
erkrankung entwickeln oder durch äußere Auslösefakto- auf dem vorhandenen oder fehlenden Nachweis einer epi-
ren, zu denen u. a. irritative Faktoren oder die Haut von dermalen Beteiligung entsprechend eingeordnet werden
außen besiedelnde Erreger zu zählen sind. (. Abb. 1.4, . Abb. 1.5 und . Tab. 1.1).

. Abb. 1.1 Symmetrische Aussaat makulöser


und urtikarieller Erytheme an Stamm und
Armen, die stellenweise großflächig konflu-
ieren. Diagnose: Arzneiexanthem (ausgelöst
durch Amoxicillin)

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
2 Kapitel 1 · Die dermatologische Diagnose

. Abb. 1.2 Einseitig zeigt sich am linken


1 Daumen ein konfluierendes schuppendes
Erythem. Diagnose: irritatives Erythem, ver-
ursacht durch Daumenlutschen

. Abb. 1.3 Einseitig im Bereich des linken


Fußrückens zeigt sich ein scharf begrenztes,
randbetontes schuppendes Erythem mit
einzelnen Kratzexkoriationen. Diagnose: Tinea
pedis (in der Kultur Nachweis von Trichophy-
ton mentagrophytes)

. Abb. 1.4 Im Bereich der linken Schulter


und des linken Oberarms zeigt sich ein scharf
begrenztes, ringförmiges, randbetontes Ery-
them ohne epidermale Beteiligung. Diagnose:
Erythem migrans
1 · Die dermatologische Diagnose
3 1
. Abb. 1.5 Am Oberarm scharf begrenztes
Erythem, das eine flächige Schuppung auf-
weist. Diagnose: nummuläres Ekzem

. Abb. 1.6 Disseminierte Aussaat von überwie-


gend den Hautspaltlinien folgenden Erythemen
im Hals- und Brustbereich, von denen einzelne
die für die Erkrankung charakteristische nach
innen gerichtete, halskrausenartige Schuppung
aufweisen. Diagnose: Pityriasis rosea

jWie ist die Schuppung angeordnet?


. Tab. 1.1 Differenzialdiagnose nummulärer Erytheme Auch die Anordnung der Schuppung ist für die richtige
Diagnosestellung sehr hilfreich. Eine flächige, den gesam-
Epidermale Beteiligung
ten Herd bedeckende Schuppung ist typisch für Ekzeme
Vorhanden Fehlt wie das irritative Ekzem (. Abb. 1.2), das allergische Kon-
taktekzem, das nummuläre Ekzem (. Abb. 1.5) oder das
Tinea Erythema migrans atopische Ekzem. Daneben können Herde jedoch auch
Nummuläres Ekzem Systemischer Lupus erythema- eine randständige Schuppung aufweisen, die sich bei der
todes Pityriasis rosea als halskrausenartige, nach innen gerichte-
Psoriasis vulgaris Urtikaria te Schuppung (. Abb. 1.6) oder bei der Tinea als randstän-
dige Schuppung (. Abb. 1.3) zeigt.
Figuriertes seborrhoisches Erythema nodosum
Ekzem
Literatur
Allergisches Kontaktekzem Prätibiales Myxödem Braun-Falco O, Plewig G, Wolff H, Burgdorf WHC, Landthaler M (2005)
Dermatologie und Venerologie. 5. Aufl., Springer, Heidelberg
5 2

2 Acne vulgaris
Syn.: Pubertätsakne

Häufigkeit Vorkommen in allen Altersgruppen, am häufigsten in der Adoleszenz

Eine behandlungsbedürftige Akne besteht bei etwa 15 % der Jugendlichen

Geschlechts- Beide Geschlechter sind etwa gleich häufig betroffen


verteilung
Schwere Verläufe werden häufiger beim männlichen Geschlecht beobachtet

jAkne – nicht nur eine kosmetische Erkrankung jKlinik


Die Akne gehört zu den Erkrankungen, die unabhängig Neben der Seborrhö kennzeichnen nichtentzündliche
vom Schweregrad häufig mit einer hohen psychischen Be- Hautveränderungen mit geschlossenen und offenen Kome-
lastung der Betroffenen einhergehen. Sie ist deshalb als donen (Mitesser) die Acne comedonica, während ent-
eine ernst zu nehmende Erkrankung und nicht als gering- zündliche Hautveränderungen in Form von Papeln und
fügiges Pubertätsproblem aufzufassen. Papulopusteln das Bild der Acne papulopustulosa charak-
Es gibt komplizierte Verläufe der Akne. Hierzu gehört terisieren (. Abb. 2.1, . Abb. 2.2). Die schwerste Form
die Acne fulminans, eine durch hämorrhagische schmerz- der Akne, die Acne conglobata (. Abb. 2.3) liegt vor, wenn
hafte Ulzerationen in Verbindung mit Allgemeinsymp- zusätzlich zu entzündlichen einschmelzenden und fis-
tomen wie Fieber oder Polyarthralgien gekennzeichnete tulierenden Knoten, die mit typischen brückenartigen
Variante. Daneben werden auch Formen mit hypertrophen Narben, den sog. Fistelkomedonen, abheilen, Zysten auf-
Narben oder Spontankeloiden beobachtet. treten.

. Abb. 2.1 Akne. Acne comedonica et papu-


lopustulosa. Im Stirnbereich zahlreiche, über-
wiegend weiße (geschlossene) Komedonen
und einzelne entzündliche Knoten

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
6 Kapitel 2 · Acne vulgaris

. Abb. 2.2 Akne. Acne papulopustulosa.


Zahlreiche entzündliche Knoten und auch
Pusteln

. Abb. 2.3 Akne. Acne conglobata. Neben


zahlreichen Papulopusteln auch infiltrierte
zystische Hautveränderungen mit typischen
Fistelkomedonen

jPathogenese Propionibacterium acnes wie Lipasen oder Hyaluronida-


Die die Erkrankung kennzeichnenden Hautveränderungen sen. Bei Aknepatienten ist von vornherein eine entzünd-
sind das Resultat verschiedener, sich gegenseitig beeinflus- liche Reaktionsbereitschaft des Follikels gegeben. Selbst
sender Faktoren und umfassen für die Komedonenbildung wird eine immunologische
4 follikuläre Hyperkeratose aufgrund Differenzierungs- Grundlage diskutiert, die insbesondere über um den Folli-
störung der Keratinozyten im Akroinfundibulum; kel angeordnete Leukozyten, speziell T-Lymphozyten, ver-
4 Seborrhö, mehrheitlich bei normalen Androgenserum- mittelt wird.
spiegeln aufgrund erhöhter Empfindlichkeit der Sebo-
zyten gegenüber Androgenen; jDiagnose
4 Propionibakterien über proinflammatorische Enzyme Die Diagnose wird klinisch gestellt. Laboruntersuchungen
und chemotaktische Faktoren; sind nicht notwendig.
4 follikuläre Entzündungsbereitschaft.
jTherapieprinzipien
Nach neueren Untersuchungen sind die entzündlichen Bei der Mehrzahl der Patienten mit einer Akne reicht eine
Veränderungen nicht nur eine Folge der proinflammato- stadiengerechte topische Behandlung aus. Alle Betroffenen
risch wirksamen bakteriellen Stoffwechselprodukte von bedürfen einer kontinuierlich durchzuführenden Basis-
2 · Acne vulgaris
7 2

. Tab. 2.1 Zur Behandlung der Acne papulopustulosa eingesetzte Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen

Wirkstoff Konzentration (%) Präparat Galenik Mengen

Benzoylperoxid 5 Aknefug®-Oxid mild Suspension 100 g


4 Brevoxyl® Creme 40 g

Antibiotika

Erythromycin 2 Aknederm® Ery Gel 25 g


4 Gel 25 g

Clindamycin 1 Zindaclin® Gel 30 g

Azelainsäure 20 Skinoren® Creme 50 g


15 Gel 50 g

Wirkstoffkombinationen

Clindamycin + Benzoylperoxid 1 Duac® Gel 25, 50, 75 g


5

Benzoylperoxid + Adapalen 5 Epiduo® Gel 25, 60 g


0,1

Erythromycin + Isotretinoin 2 Isotrexin® Gel 25, 50 g


0,05

Erythromycin + Tretinoin 4 Aknemycin® plus Lö- Lösung 25 ml,


0,025 sung 2-mal 25 ml

therapie. Durch sie soll eine Verbesserung der Seborrhö kTopische medikamentöse Behandlung
erreicht werden und ein Ausgleich der irritativen Effekte, bei Acne papulopustulosa
die sich durch die spezifischen Aknetherapeutika ergeben. Neben Komedonen liegen auch entzündliche Hautverände-
Creme-Gel-Zubereitungen, Reinigunsgele und auch Tonics rungen vor, die außer der komedolytischen auch eine anti-
stellen geeignete Basispflegepräparate dar, wobei durchaus entzündliche Behandlung erforderlich machen. . Tab. 2.1
preiswerte Produkte aus Drogeriemärkten (Neutrogena®, zeigt die wichtigsten bei der Indikation Acne papulopustu-
Clearasil®) empfohlen werden können. Es erfolgt zusätz- losa eingesetzten Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen.
lich eine sich nach dem klinischen Bild richtende spezi-
fische Behandlung. Benzoylperoxid Benzoylperoxid wirkt v. a. antibakteriell
Komedonen erfordern eine antikomedolytische Be- infolge starker intrafollikulärer Radikalbildung und fol-
handlung, die beim Auftreten entzündlicher Läsionen gender Oxidierung der Bakterienmembran. Die komedo-
durch antimikrobielle und antiinflammatorische Maßnah- lytische Aktivität spielt keine Rolle. Eine unangenehme
men ergänzt wird. Wirkung der Substanz ist das Bleichen der Haare und far-
biger Kleidungsstücke, worauf bei der Empfehlung (Ben-
kTopische medikamentöse Behandlung zoylperoxid-Monopräparate sind nur noch bis zum 12. Le-
bei Acne comedonica bensjahr erstattungsfähig) hingewiesen werden sollte.
Liegen lediglich Komedonen vor, ist die Behebung der fol-
likulären Verhornungsstörung die Behandlung der Wahl. Topische Antibiotika Die Wirkstoffe der Wahl sind Ery-
Während Benzoylperoxid und Azelainsäure lediglich thromycin und Clindamycin. Das Irritationspotenzial der
über eine schwache komedonenlösende Aktivität verfü- Antibiotika ist sehr gering. Ihre Wirkung ist neben einer
gen, sind topische Retinoide, die synthetischen Derivate direkt antibakteriellen auch eine indirekte antiinflam-
der Vitamin-A-Säure (Retinol), gut wirksam. Sie bilden die matorische. Aufgrund rascher Resistenzentwicklung der
Basis der spezifischen topischen Behandlung der Verhor- Propionibakterien sowie der Residentflora werden sie im-
nungsstörungen. Adapalen (0,1 %; Differin) irritiert die mer nur zeitlich begrenzt und niemals als Monotherapie
Haut weniger als Isotretinoin (0,05 und 0,1 %; Isotrex) eingesetzt.
oder Tretinoin (0,05 %; Airol).
Die Substanzen kommen in der Regel 1-mal täglich, Azelainsäure Die Azelainsäure ist in ihrer antimikrobiellen
am besten abends, zum Einsatz. Wirkung deutlich schwächer als Benzoylperoxid und die
8 Kapitel 2 · Acne vulgaris

topischen Antibiotika sowie auch hinsichtlich ihrer ko- 4 Valette® 30 μg Ethinylestradiol und 2 mg Dienogest
medolytischen Wirkung nicht vergleichbar mit den topi- bzw. Neo-Eunomin® 50 μg Ethinylestradiol und 1 mg
schen Retinoiden. Somit handelt es sich um eine Substanz, Chlormadinonacetat (1 mg in Phase I [11 Tage] und
2 die nur bei leichten Formen der Akne zur Anwendung ge- 2 mg in Phase II [11 Tage]).
langen sollte oder im Rahmen der Kombination eingesetzt
wird. Ihr Vorteil ist der unbedenkliche Einsatz in Schwan- Wie auch bei den oralen Antibiotika ist die Gabe von Anti-
gerschaft und Stillzeit. kontrazeptiva immer in Kombination mit topischen Akne-
therapien durchzuführen.
Optimierte Behandlung durch sinnvolle Kombinationsprä-
parate Die Kombinationspräparate Duac® Gel und Epi- Isotretinoin als wirksamstes Aknetherapeutikum Die stärks-
duo® Gel sind aufgrund ihrer Zusammensetzung als ideale te gegen Akne wirksame Substanz ist Isotretinoin (cis-Re-
Kombinationspräparate der entzündlichen Akne anzu- tinsäure), ein orales synthetisches Retinoid. Es interagiert
sehen. Beide Präparate werden 1-mal täglich abends ein- mit allen für die Pathogenese der Akne relevanten Fak-
gesetzt. toren: Isotretinoin führt zu einer Normalisierung der
In den ersten 4 Wochen kann eine deutliche Reduktion follikulären Verhornungsstörung, unterdrückt massiv
der entzündlichen Veränderungen mit den Wirkstoffen die Sebumproduktion über eine Verminderung der Talg-
Clindamycin und Benzoylperoxid (Duac®) erreicht wer- drüsengröße und -sekretion, reduziert die follikuläre
den. Anschließend steht die Verringerung und Verhinde- Besiedlung mit Propionibacterium acnes durch Entzug
rung der Ausbildung von Komedonen im Vordergrund, der für das Wachstum benötigten mikroaerophilen Be-
was durch die Kombination von Adapalen und Benzoyl- dingungen und verfügt über antiinflammatorische Akti-
peroxid (Epiduo®) optimal erreicht wird. vität.
In der Praxis hat sich folgendes Schema als sehr effi-
zient gezeigt: initial 4–6 Wochen Duac®, anschließend
Indikationen zum Einsatz von Isotretinoin
Montag bis Freitag Epiduo® sowie Samstag und Sonntag
bei der Acne vulgaris
Duac®.
Eine Verbesserung der Verträglichkeit und somit der 4 Absolute Indikationen:
Compliance wird erreicht, wenn die Präparate 1–2 h vor – Acne conglobata
dem Zubettgehen appliziert werden und unmittelbar vor – Familiäre Belastung hinsichtlich einer vernar-
dem Schlafengehen nochmals die Gesichtspflege aufgetra- benden Akne
gen wird. Hiermit wird die irritierende Wirkung der Me- 4 Relative Indikationen:
dikamente deutlich verringert. – Auf eine adäquate topische Behandlung nicht
ansprechende Akne
kOrale medikamentöse Behandlung der Akne – Sehr starke psychoreakive Beeinflussung
Antibiotika Orale Antibiotika zeigen hinsichtlich ihres to-
pischen Einsatzes keine Überlegenheit.
Eindeutige Unterschiede zwischen Tetracyclinen (Do- Gelingt es innerhalb eines vernünftigen Zeitraums von 6–9
xycyclin 100[–200] mg/Tag; Minocyclin 100[–200] mg/Tag, Monaten mit einer differenzierten topischen Behandlung
aufgeteilt auf 2 Gaben morgens und abends) und Erythro- nicht, eine signifikante Besserung zu erzielen, ist das Um-
mycin (1 000 mg/Tag) bestehen nicht. Die Gabe sollte sich setzen auf Isotretinoin indiziert.
auf 8–12 Wochen beschränken. Zur Resistenzvermeidung Die empfohlene Tagesdosierung liegt bei 0,5 mg/kg KG;
ist eine topische Benzoylperoxid-, Azelainsäure- oder Reti- bei guter Verträglichkeit kann auch im Verlauf auf eine Do-
noidbehandlung notwendig. sis von 0,8 mg/kg KG gesteigert werden. Bei Erreichen einer
Der Einsatz von Minocyclin allerdings sollte im Blick kumulativen Gesamtdosis von 120–150 mg/kg KG kann
auf die seltene Nebenwirkung einer arzneimittelinduzier- mit einer geringeren Rezidivrate gerechnet werden. Bei
ten Kollagenose kritisch abgewogen werden. Frauen im gebärfähigen Alter ist die Gabe von Isotretinoin
nur unter strengsten Kontrollen möglich: Initiierung der
Antikontrazeptiva Antiandrogene üben einen sebumsup- Behandlung erst, wenn vor und nach einem Zeitraum von
pressiven und komedonenreduzierenden Effekt aus und 4 Wochen mit konsequenter Verhütung 2 ausreichend sen-
können bei Frauen eingesetzt werden. Geeignete Präparate sitive Schwangerschaftstests ein negatives Resultat zeigten.
enthalten eine Kombination aus Ethinylestradiol und Im weiteren Verlauf Kontrolle alle 4–5 Wochen. Eine Iso-
einem Gestagen: tretinoin-Medikation darf immer nur für einen 30-tägigen
4 Diane 35®, Bella Hexal 35® 35 μg Ethinylestradiol und Bedarf abgegeben werden. Die häufigste und teilweise sehr
2 mg Cyproteronacetat; heftig ausfallende obligatorische dosisabhängige Neben-
2 · Acne vulgaris
9 2
wirkung betrifft Haut und Schleimhäute, die durch eine ist die zeitliche Belastung, da die Behandlung mind. 2-mal
ausgeprägte Trockenheit und Cheilitis gekennzeichnet sind. pro Woche über einen längeren Zeitraum durchzufüh-
Bei Kontaktlinsenträgern empfiehlt sich während der Be- ren ist.
handlung der Wechsel auf eine Brille. Epistaxis ist häufiger Berichte über den erfolgreichen Einsatz der photo-
zu beobachten. dynamischen Behandlung liegen vor, größere kontrollierte
Kommt es unter der Behandlung zu Myalgien, kann die Studien fehlen.
Dosis reduziert werden; bei weiter bestehenden Beschwer-
den ist das völlige Absetzen notwendig. Eine Kontrolle der jAkne und Ernährung
Leberfunktionsparameter sowie der Fettwerte vor Beginn Lange Zeit wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen
der Behandlung, nach 4 Wochen und bei unauffälligen Akne und Ernährung verneint. Neuere Untersuchungen
Werten alle 3 Monate wird empfohlen. konnten eine Korrelation zwischen Kuhmilchkonsum und
Aknehäufigkeit sowie -schweregrad zeigen. Dieser Zusam-
kUnterstützende Therapieverfahren menhang besteht auch für Nahrungsmittel mit einem ho-
Neben der klassischen Aknetoilette werden Peelingverfah- hen glykämischen Index wie bspw. gezuckerte Fruchtsäfte,
ren, Behandlungen mit UV- bzw. sichtbarem Licht und die Vollmilchschokolade oder Chips.
photodynamische Behandlung eingesetzt.
Die mechanische Entfernung von Komedonen im Rah-
Literatur
men der Aknetoilette ist als unterstützende Maßnahme in Borreli C, Plewig G, Degitz K (2005) Pathophysiologie der Akne. Haut-
geübten Händen sinnvoll, verhindert wirksam die Narben- arzt 56: 1013–1017
entwicklung durch ungeübte Eigenbehandlung und kann Bowman S, Gold M, Nasir A, Vamvakias G (2005) Comparison of
den Heilungsprozess verkürzen. Ein vorgeschaltetes ober- clindamycin/benzoyl peroxide, tretinoin plus clindamycin, and
flächliches Peeling erleichtert das Herauslösen der Kome- the combination of clindamycin/benzoyl peroxide and tretinoin
plus clindamycin in the treatment of acne vulgaris: a random-
donen. ized, blinded study. Drugs Dermatol 4: 611–618
Bei der UV-Behandlung überwiegen die negativen Ef- Danby FW (2010) Nutrition and acne. Clin Dermatol 28: 598–604
fekte: Dunn LK, O’Neill JL, Feldman SR (2011) Acne in adolescents: quality of
4 die UV-induzierte Bildung des komedogen wirksamen life, self-esteem, mood, and psychological disorders. Dermatol
Squalenperoxids aus Squalen, Online J 17: 1
Leyden JJ (2003) A review of the use of combination therapies for the
4 das Risiko möglicher postinflammatorischer Hyper-
treatment of acne vulgaris. J Am Acad Dermatol 49: 200–210
pigmentierungen sowie Purdy S, de Berker D (2006) Acne. Br Med J 333: 949–953
4 die UV-induzierte Hautalterung und mögliche Kanze- Thiboutot DM, Shalita AR, Yamauchi PS, Dawson C, Kerrouche N et al
rogenität. (2006) Adapelene gel, 0.1%, as maintenance therapy for acne
vulgaris: a randomized, controlled, investigator-blind follow-up
of a recent combination therapy. Arch Dermatol 142: 597–602
Für die unterstützende Behandlung leichter Formen der
Thiboutot D, Gollnick H, Bettoli V et al (2009) New insights into the
entzündlichen Akne scheint Blaulicht (405–420 nm), das management of acne: an update from the global alliance to
im Vergleich zu Rotlicht die Porphyrinsynthese 10-mal improve outcomes in acne groups. J Am Acad Dermatol 60
stärker anregt, wirksam zu sein. Nachteil dieses Verfahrens (5 Suppl): S1–S50
11 3

3 Aktinische Keratosen
Syn.: Der weiße Hautkrebs

Häufigkeit Es handelt sich um sehr häufige Hautveränderungen, die aufgrund ihrer Auslösung durch chronische UV-Expo-
sition mit dem Lebensalter korrelieren

Aktinische Keratosen lassen sich bei 15 % der Männer und 6 % der Frauen nachweisen

Die korrespondierenden Zahlen bei den 70-Jährigen liegen bei 34 bzw. 18 %

Geschlechts- Männer erkranken häufiger als Frauen, was ursächlich mit der fehlenden Kopfbehaarung aufgrund der andro-
verteilung genetischen Alopezie des Mannes zusammenhängt

jKlinik den Schläfen, der Nase, der Unterlippe und den Hand-
Die Hautveränderungen imponieren zumeist als raue rücken.
oder schuppende Rötungen, deren Durchmesser einige
Millimeter bis zu 1–2 cm betragen kann. Den Betroffenen jPathogenese
fällt auf, dass eine Abheilung auch nach verstärktem Ein- Aktinische Keratosen sind die klinische Manifestation der
cremen mit einem Pflegepräparat nicht auftritt. Eine tast- UV-Strahlung, wobei dem UV-B in der Entwicklung eine
bare Verhärtung (Infiltration) fehlt bei initialen Verän- größere Bedeutung als dem UV-A zufällt. Diese UV-Strah-
derungen (. Abb. 3.1), stellt sich jedoch häufig im weite- lung induziert die neoplastische Umwandlung von Kerati-
ren Verlauf ein (. Abb. 3.2). Aktinische Keratosen finden nozyten, wobei die entscheidenden Mutationsvorgänge die
sich fast ausschließlich in den sonnenlichtexponierten Telomerase und das auf dem Chromosom 17p132 lokali-
Hautarealen und somit am Kopf (hier v. a. bei Männern sierte Tumorsuppressorgen p53 betreffen. Personen mit
mit fehlendem oder schütterem Kopfhaar), an der Stirn, hellem Hauttyp (Hauttyp I und II nach Fitzpatrick), die

. Abb. 3.1 Aktinische Keratose. Umschriebe-


ne Variante. Im Bereich der haarlosen Schläfen-
region zeigt sich ein unscharf begrenztes Ery-
them mit geringer keratotischer Schuppung

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_3, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
12 Kapitel 3 · Aktinische Keratosen

. Abb. 3.2 Aktinische Keratosen. Feldkanze-


risierung. Im Bereich der haarlosen Kopfhaut
finden sich zahlreiche Rötungen, die teils
leichte, teils großflächige Schuppenkeratosen
aufweisen

sich häufig beruflich (Landwirtschaft, Gartenbau, Straßen-


. Tab. 3.1 Differenzialdiagnosen aktinischer Keratosen und bau etc.) oder privat (Golfen, Tennis, Segeln etc.) im Freien
Abgrenzungsmöglichkeiten aufhalten, erkranken bevorzugt.
Diagnose Abgrenzung zur aktinischen Keratose
jDiagnose
Irritierte Verruca Keratotische Auflagerungen in der Mehrheitlich wird die Diagnose problemlos ausschließlich
seborrhoica Regel stärker ausgeprägt klinisch durch das Auftreten typischer schuppender ent-
Häufig zahlreiche weitere Läsionen zündlicher Hautveränderungen in lichtexponierten Area-
auch an nichtlichtexponierten Arealen len gestellt. Insbesondere im frühen Krankheitsstadium
wie dem Stamm mit nur einzelnen Läsionen sind auch weitere Differenzial-
Dermatoskopisch Nachweis von diagnosen zu erwägen (. Tab. 3.1).
Pseudohornzysten
Initiales Basaliom Dermatoskopisch typische Gefäß- Was ist an aktinischen Keratosen so gefährlich? Während
schlingen (Haarnadelgefäße) aktinische Keratosen kein Metastasierungsrisiko aufwei-
Angedeutete glasige Randwall- sen, ist die Prognose beim Plattenepithelkarzinom (spino-
begrenzung zelluläres Karzinom) nicht immer so günstig. Aktinische
Keratosen sind häufig die Initialläsionen, aus denen sich
im Verlauf ein spinozelluläres Karzinom entwickelt: 60 %
. Tab. 3.2 Behandlungsoptionen für aktinische Keratosen in aller spinozellulären Karzinome entwickeln sich auf dem
Abhängigkeit vom Ausdehnungsgrad Boden aktinischer Keratosen, wobei auch hier keinerlei
Grund für übertriebende Hektik und Ängste besteht: Der
Läsionenanzahl
Übergang in ein spinozelluläres Karzinom wird mit einer
Einzelne (< 10) Multiple (> 20) Häufigkeit von 0,25–1 % pro Jahr angegeben. Anders aus-
gedrückt: Die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines
Exzision + – spinozellulären Karzinoms aus einer individuellen Läsion
Kürrettage + (+) beträgt 0,075–0,096 % pro Jahr!
Kryotherapie + (+)
jTherapie
Diclofenac-Natrium + –
Eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten steht zur
Podophyllin + –
Verfügung und erlaubt ein individualisiertes Vorgehen,
5-Fluorouracil + + das sich insbesondere an der Zahl der Läsionen orientiert
Imiquimod + + (. Tab. 3.2). Einzelne wenige Herde werden anders be-
Laser (CO2/Er:YAG) + + handelt als ausgeprägte beetartige Veränderungen, wo-
bei man in diesem Fall von einer Feldkanzerisierung
PDT (+) +
spricht.
3 · Aktinische Keratosen
13 3
. Abb. 3.3 Efudix®-Therapie aktinischer Ke-
ratosen. Ausgeprägte Entzündungsreaktion
unter topischer 5-Fluoracil-Behandlung. Be-
endigung der Therapie und nachfolgende anti-
inflammatorische Behandlung

Die Exzision einer aktinischen Keratose ist v. a. dann wendet. Nach Applikation der Lösung mittels eines Watte-
sinnvoll, wenn die Läsion stärker infiltriert ist und der tupfers verbleibt diese für ca. 6 h auf der Läsion und wird
Übergang in ein spinozelluläres Karzinom nicht sicher anschließend abgewaschen. Im Abstand von 2–4 Wochen
ausgeschlossen werden kann. Sie erfolgt in örtlicher Be- sind 3–4 Sitzungen i. Allg. für die vollständige Abheilung
täubung mit nachfolgender histopathologischer Untersu- notwendig.
chung. Einzelne Herde lassen sich nach örtlicher Betäu- Das Zytostatikum 5-Fluorouracil (Efudix®), das in
bung auch mit einer Ringkurette problemlos abtragen. einer 5 %igen Salbengrundlage vertrieben wird, blockiert
Die Kürrettage ermöglicht eine feingewebliche Unter- die Methylierungsreaktion von Desoxyuridinsäure zu
suchung. Dabei entsteht eine Schürfwunde, die unter anti- Thymidinsäure und beeinflusst auf diese Weise die DNA-,
septischer Behandlung in der Regel keine Probleme be- weniger die RNA-Synthese. Unter dem Einfluss von Fluo-
reitet und innerhalb eines Zeitraums von 2–3 Wochen rouracil kommt es somit zu einer Thymindefizienz der
abheilt. Zelle und nachfolgend zu ihrem Tod. Die Substanz wird
Die Kryotherapie stellt das am häufigsten zur Anwen- gewöhnlich 2-mal täglich über 3 Wochen eingesetzt. Auch
dung gelangende ablative Therapieverfahren dar und wird eine Applikation 1-mal täglich über Nacht ist möglich.
im offenen Spray- oder geschlossenen Kontaktverfahren Eine sehr ausgeprägte Entzündungsreaktion wird beo-
mit flüssigem Stickstoff durchgeführt. Eine mehrfache (2- bachtet, die auch nässend verlaufen kann (. Abb. 3.3).
bis 3-malige) Anwendung im Abstand von 2–4 Wochen Jedoch scheint die Entzündungsreaktion für die Effi-
zeigt gute Behandlungsergebnisse. zienz der Behandlung entscheidend zu sein: Eine einmalig
Diclofenac-Natrium (Solaraze®-Gel, eine 3 %ige Diclo- pro Woche über einen Zeitraum von 12 Wochen durchge-
fenac-Natrium-Zubereitung) ist eine zugelassene topische führte Applikation von 5-Fluorouracil führte im Gegensatz
Darreichungsform für die Behandlung aktinischer Kerato- zur kontinuierlichen, 2-mal täglich über 3 Wochen durch-
sen und erfüllt die international akzeptierten Effektivitäts- geführten Applikation zwar zu einer signifikanten Re-
kriterien mit einer Abheilungsrate aller Läsionen ≥ 75 %. duktion der Entzündung, jedoch auch zu signifikant ge-
Die Zubereitung wird 2-mal täglich appliziert. Für ein- ringeren Abheilungsraten. Die Abheilungsraten erreichen
zelne, wenig infiltrierte Läsionen stellt diese Behandlungs- die international akzeptierten Effektivitätskriterien. Nach-
form eine sehr gute Therapieoption dar. Typische Neben- teile dieses Therapieverfahrens sind die Schmerzhaftigkeit
wirkungen sind individuell unterschiedlich stark aus- und bei großflächiger Applikation das lange Zeitintervall,
geprägte, häufig jedoch sehr leicht verlaufende Irritationen in dem die Patienten allenfalls eingeschränkt geschäfts-
im Applikationsgebiet. Wichtig ist eine aufgrund der fähig sind. Das kosmetische Ergebnis ist jedoch exzellent.
langen Behandlungsdauer hohe Patientencompliance. Als Imiquimod (Aldara®) ist für die Behandlung aktinischer
Vorteil ist das exzellente kosmetische Ergebnis zu werten. Keratosen zugelassen und v. a. für Patienten mit einigen
Podophyllyin, ein Extrakt, das aus Podophyllum pelta- wenigen Herden geeignet. Imiquimod gehört zur Gruppe
tum (Nordamerika) oder Podophyllum emodi (Indien) der Immune Response Modifier (IRM), einer Gruppe nieder-
hergestellt wird, wird in einer Konzentration von 10–25 % molekularer Imidazoquinolin-Derivate, die die körpereige-
(gelöst in absolutem Alkohol oder Tinctura benzoes) ver- ne spezifische Immunabwehr aktivieren. Unter Imiquimod
14 Kapitel 3 · Aktinische Keratosen

werden die sog. Th1-Zytokine Interferon-alpha, Tumor-


Nekrose-Faktor alpha und Interleukin-12 vermehrt freige- . Tab. 3.3 Bewertung der derzeit häufig eingesetzten The-
setzt, die eine zytotoxische Reaktion bewirken. Doppelblinde rapieverfahren zur Behandlung aktinischer Keratosen unter
dem Gesichtspunkt der Schmerzhaftigkeit, des Zeit- und
Untersuchungen zur Wirksamkeit liegen vor. Die topische Kostenfaktors
Applikation über Nacht 3-mal wöchentlich erbrachte bei
Behandlung über einen Zeitraum von 12 Wochen eine voll- Schmerz- Zeitlicher Kosten
3 ständige, histopathologisch nachgewiesene Abheilung von haftigkeit Aufwand
in der Praxis
84 %. Eine weitere, diesmal über 16 Wochen durchgeführte
Untersuchung unter Anwendung der gleichen Applikations- Exzision Gering 20 min ++
frequenz konnte bei 57 % der 286 eingeschlossenen Patien-
Kürrettage Gering 15 min +
ten eine vollständige Abheilung erzielen. Wie bei der Diclo-
fenac-Zubereitung ist der Vorteil, dass die Behandlung zu Kryotherapie Gering 5 min +
Hause durchgeführt werden kann. Das Entzündungspoten- Diclofenac-Natrium Gering – ++
zial ist wesentlich höher als für Diclofenac. Es kommt unter
5-Fluorouracil Stark – +
der Behandlung häufig zur Entwicklung nässender Verän-
derungen. Wie auch im Fall von Diclofenac-Natrium ist das Imiquimod Stark – ++
kosmetische Ergebnis ausgezeichnet. Laser (CO2/Er:YAG) Gering 15 min ++
Lasertherapieverfahren, z. B. unter Verwendung des
PDT Stark 4h +++
CO2/Er:YAG-Laser, tragen die Haut oberflächlich ab,
wobei im Gegensatz zur Kürrettage der Nachteil der feh- + < 100 €; ++ 100–300 €; +++ > 300 €

lenden Möglichkeit zur Gewebeuntersuchung besteht. Die


Verwendung von Scannern bietet den Vorteil der gleich-
mäßigeren Abtragung im Vergleich zur manuellen Varian- zen, Zeitaufwand und Kosten sind bei den einzelnen Thera-
te. Der Heilungsverlauf entspricht dem der Kürettage, wo- pieverfahren unterschiedlich (. Tab. 3.3). Die photodyna-
bei die Blutung bei Verwendung von Lasern geringer ist als mische Therapie ist bis heute keine Leistung der gesetzlichen
bei der mechanischen Abtragung. Krankenkassen und muss bei gesetzlich Versicherten, falls
Die photodynamische Therapie (PDT) erfolgt mit gewünscht, den Patienten nach der Gebührenordnung für
5-Aminolaevulinsäure (5-ALA) als Photosensibilisator und Ärzte (GOÄ) in Rechnung gestellt werden.
wird zur Behandlung nichthyperkeratotischer aktinischer
Keratosen eingesetzt. In Deutschland steht heute ein to- Prävention und Therapie durch regelmäßigen UV-Schutz Seit
pisch zu applizierender Methylester der ALA (Methyl-5- den Untersuchungen von Thompson und Mitarbeitern,
amino-4-oxo-pentanoat) kommerziell zur Verfügung die eine Placebo-kontrollierte Studie während eines aus-
(Metvix®). tralischen Sommers (September 1991 bis März 1992) unter
In den Tumorzellen kommt es zu einer Anreicherung Verwendung eines Sonnenschutzmittels mit einem Licht-
von ALA, das in Protoporphyrin IX, einem Photosensibili- schutzfaktor von 17 bei über 500 Personen mit einem Alter
sator, umgewandelt wird. Unter Lichtexposition entwickelt von 40 und mehr durchführten, ist bekannt, dass durch
das akkumulierte Protoporphyrin IX eine zytotoxisch wirk- regelmäßige Applikation leistungsfähiger Sonnenschutz-
same photodynamische Reaktion, die zu einer starken ent- mittel sowohl eine Abheilung bestehender aktinischer Kera-
zündlichen Reaktion führt, wobei das kosmetische Langzeit- tosen als auch eine verzögerte Neubildung derselben mög-
ergebnis hervorragend ist. Die Wirksamkeit der photodyna- lich ist. Somit ist in Europa in den Monaten März–Oktober
mischen Therapie ist mit der Wirksamkeit anderer Thera- für alle Patienten mit aktinischen Keratosen unabhängig
pieverfahren vergleichbar. Nach Kürrettage von etwaigen von der durchgeführten Behandlung die regelmäßige Ap-
hyperkeratotischen Anteilen erfolgt die Applikation der plikation eines UV-haltigen Präparats mit einem Licht-
ALA und nachfolgend eine lichtdichte Abdeckung (vorzugs- schutzfaktor im Bereich von z. B. 25 (z. B. daylong®, Eu-
weise mit Aluminiumfolie) des Areals. Nach 3-stündiger cerin®, Hydraphase® XL) im Bereich der lichtexponierten
Einwirkzeit erfolgt die Bestrahlung mit Licht im Bereich der Areale zu fordern.
Soret-Bande des Porphyrins (405 nm). Eine Tube Metvix®,
die 2 g enthält (Preis: 400 €), reicht bei einer erwünschten Literaturverzeichnis
Schichtdicke von ca. 1 mm für eine Fläche von ca. 20 cm2. Berman B, Amini S, Valins W, Block S (2009) Pharmacotherapy of
actinic keratoses. Expert Opin Pharmacother 10: 3015–3031
Die PDT eignet sich sehr gut für die Behandlung großflächig
Gold MH, Nestor MS (2006) Current treatments of actinic keratoses.
veränderter Areale. Im Vergleich zur Behandlung mit 5- J Drugs Dermatol 5 (2 Suppl): 17–25
Fluorouracil wird von vielen Patienten die Verkürzung der Thompson SC, Jolley D, Marks R (1993) Reduction of solar keratoses
Schmerzperiode sowie der Therapiedauer gesehen. Schmer- by regular sunscreen use. N Engl J Med 329: 1147–1151
15 4

4 Aphthen

Häufigkeit Die Prävalenz chronisch rezidivierender Aphthen liegt bei etwa 10 % der Bevölkerung

Familiäre Häufungen werden in etwa 30 % beobachtet

Geschlechts- Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer


verteilung

jKlinik krankungen, Zöliakie, Behçet-Syndrom oder HIV-Infek-


Mehrheitlich spricht man von einer leichten Verlaufs- tion abgeklärt werden. Hier ist auch häufig eine innerliche
form bei scharf begrenzten, einzelnen oder wenigen Ulzera Behandlung notwendig.
mit einem Durchmesser von < 1 cm, die innerhalb eines
Zeitraums von 10–14 Tagen spontan abheilen (. Abb. 4.1, jDiagnose
. Abb. 4.2). Die Einzelläsionen sind v. a. in den ersten Ta- Die anamnestischen Angaben über ein rezidivierendes
gen ihres Auftretens sehr schmerzhaft. Auftreten, das typische klinische Bild der flachen Schleim-
hautulzerationen mit entzündlichem Randsaum und die
jPathogenese subjektive Schmerzhaftigkeit erlauben eine eindeutige Di-
Die Pathogenese der Erkrankung ist unbekannt. Stress agnosestellung.
wird von den Betroffenen immer wieder als entscheidender
Provokationsfaktor angesehen. Interessanterweise haben jTherapie
Raucher eine deutlich geringere Prävalenz. Schwere Ver- Wirksame zugelassene Behandlungen gibt es nicht. Ver-
laufsformen mit größeren Ulzera und auch assoziierten such mit Tacrolimus (Protopic® 0,1 % Salbe, 3-mal täglich
Allgemeinsymptomen müssen hinsichtlich zugrunde lie- Off-Label-Einsatz). Abheilung der Aphthe in 3–5 Tagen,
gender Systemerkrankungen wie entzündliche Darmer- insbesondere wenn mit Auftreten der ersten Symptome

. Abb. 4.1 Aphthen. Im Bereich der Ober-


lippenschleimhaut finden sich insgesamt
3 scharf begrenzte fibrinös belegte Ulzera

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_4, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
16 Kapitel 4 · Aphthen

. Abb. 4.2 Aphthen. Mehrere gräulich be-


legte Epitheldefekte mit entzündlichem Rand-
saum an der Oberlippeninnenseite

begonnen wird. (Die Wirksamkeit von Tacrolimus beim


erosiven Lichen ruber im Off-Label-Einsatz ist gut doku-
mentiert.)

Literatur
Altenburg A, Zouboulis CC (2008) Current concepts in the treatment
of recurrent aphthous stomatitis. Skin Ther Lett 13: 1–4
Corrocher G, Di Lorenzo G, Martinelli N et al. (2008) Comparative
effect of tacrolimus 0.1% ointment and clobetasol 0.05% oint-
ment in patients with oral lichen planus. J Clin Periodontol 35:
244–249
17 5

5 Atopisches Ekzem
Syn.: atopische Dermatitis, endogenes Ekzem, Neurodermitis

Häufigkeit Die Häufigkeit im Kindesalter liegt zwischen 8 und 16 % in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen

Im Erwachsenenalter liegen die Zahlen mit 1–2 % deutlich niedriger

Geschlechts- Es gibt unterschiedliche Angaben in der Literatur. Die eindeutige Bevorzugung eines Geschlechts ist nicht er-
verteilung kennbar

jKlinik Vorschulalter die eher beugenbetonten Ekzemherde, die


Das atopische Ekzem ist eine chronische bzw. chronisch vorwiegend im Bereich der Kniekehlen, Ellenbeugen, am
rezidivierende juckende, entzündliche Hauterkrankung, Hals, aber auch am Nacken, im Gesicht – insbesondere an
die durch unscharf begrenzte, meist infiltrierte Erytheme den Lidern – an Fußrücken und Händen auftreten. Hier
mit Schuppung, Papulovesikeln, nässenden, teils verkrus- imponieren die Veränderungen auch gern als nummuläre
teten Arealen sowie häufig punkt- und strichförmige Herde (. Abb. 5.2). Im Erwachsenenalter sind neben den
Exkoriationen gekennzeichnet ist. Bei chronischem Ver- großen Gelenkbeugen (. Abb. 5.3) Gesicht und Hals be-
lauf findet sich außerdem eine deutliche Lichenifikation, vorzugt befallen. Zudem besteht meist eine ausgeprägte
insbesondere im Bereich der Beugen. Meist besteht ein Sebostase.
quälender Juckreiz. Altersabhängig finden sich bevorzugte
Lokalisationen und Ekzemmorphen. Während im Säug- jManifestationszeitpunkt und Verlauf
lingsalter überwiegend nichtinfiltrierte Erytheme auf- Obwohl das atopische Ekzem in jedem Lebensalter auf-
fallen (. Abb. 5.1), die auch häufig exsudative Verän- treten kann, beginnt es vorwiegend im Säuglings- und
derungen aufweisen, entwickeln sich im Kleinkind- und Kleinkindalter. 60 % der Patienten erkranken bereits im

. Abb. 5.1 Atopisches Ekzem bei einem


Säugling. Flächenhaftes Erythem im Bereich
der Kniebeuge

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_5, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
18 Kapitel 5 · Atopisches Ekzem

. Abb. 5.2 Atopisches Ekzem bei einem


Kind. Infiltrierte Ekzemherde mit zahlreichen
Kratzexkoriationen im Bereich des Handge-
lenks sowie gluteal, hier als sog. nummuläres
atopisches Ekzem imponierend

. Abb. 5.3 Atopisches Ekzem beim Erwach-


senen. Flächenhaftes Erythem mit zahlreichen
Kratzexkoriationen und deutlicher Vergröbe-
rung des Hautreliefs (Lichenifikation) im Beu-
genbereich

1. Lebensjahr, 85 % bis zum 5. Lebensjahr. Obwohl das ato- auf polygenetischer Basis. Barrierezentrierte, immunolo-
pische Ekzem typischerweise um den 3. Lebensmonat be- gische und hormonelle Auffälligkeiten charakterisieren die
ginnt, können sich die Hautveränderungen auch bereits in Erkrankung.
den ersten Lebenswochen manifestieren. Wie Langzeitun-
tersuchungen gezeigt haben, bilden sich bei etwa 40 % der
Bedeutsame Faktoren in der Pathophysiologie
Patienten die Symptome bis zum Erwachsenenalter zu-
des atopischen Ekzems
rück. Bei den übrigen Patienten besteht das atopische Ek-
zem in unterschiedlichem Schweregrad fort; dabei muss 4 Barrierestörung (veränderte Lipidzusammen-
bei fast einem Drittel der Kinder mit einem kontinuier- setzung des Stratum corneum, Filaggrinverände-
lichen, seit dem Kleinkindalter persistierenden Verlaufstyp rungen)
gerechnet werden. 4 Defekt der T-Helfer-1-Subpopulationen, Th2-do-
minierte Immunantwort in der Akutphase
jPathogenese 4 Verstärkte Produktion von Interleukin-4, Inter-
Unser Wissen über die Pathogenese des atopischen Ek- leukin-5, Interleukin-13 u. a.
zems hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich ver- 6
bessert. Das atopische Ekzem ist eine Komplexerkrankung
5 · Atopisches Ekzem
19 5
auch die subjektiven Parameter Juckreiz und Schlafverlust.
4 Verstärkte Expression von hochaffinen IgE-Rezep- Die Basistherapie dient der Bekämpfung der Barrieredys-
toren (FcεRI) auf Langerhanszellen der Haut funktion. Eine Dysfunktion liegt nämlich auch in klinisch
4 Nachweis von inflammatorischen dendritischen unbefallener Haut vor, die wie die Ekzeme einen erhöhten
Zellen in läsionaler Haut mit sehr hoher FcεRI-Ex- transepidermalen Wasserverlust aufweist. Eine gestörte
pression Hautbarriere erleichtert das Eindringen von Allergenen in
4 β-adrenerge Blockade in Kombination mit einer die Haut und begünstigt entsprechende Sensibilisierungen.
verstärkten α-adrenergen und cholinergen Hyper- Die Basistherapie wird auch dann durchgeführt, wenn die
reaktivität Ekzeme bereits abgeheilt sind und erfüllt somit wichtige
4 Neurohormonale Faktoren Präventivaufgaben. Geeignet sind insbesondere W/O-
Emulsionssysteme. Bei der Auswahl der Pflegeprodukte
sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:
4 Lokalisationsabhängige Faktoren: Ab dem 10. Lebens-
jDiagnose jahr werden für die Basispflege im Gesicht lipidärmere
Die Diagnose wird klinisch gestellt. Ein für die Erkrankung Produkte verwendet als am übrigen Körper, was durch
spezifischer Laborparameter fehlt. Während somit die die mit der Pubertät einsetzende Talgdrüsenaktivität
klassischen Verläufe i. Allg. keine Schwierigkeiten berei- bedingt ist.
ten, gibt es bei untypischen Verläufen immer wieder diffe- 4 Jahreszeitenabhängige Faktoren: Die Belastung der
renzialdiagnostische Probleme (. Tab. 5.1). Hautbarriere ist in der kalten Jahreszeit deutlich stär-
ker als in der warmen Jahreszeit, weshalb die verwen-
jTherapie deten Lipidkonzentrationen in der Regel höher sind.
90 % der Erkrankungsfälle sind als leicht einzuordnen und 4 Allergische Faktoren: Vermeidung von Inhaltsstoffen,
lassen sich durch eine konsequente Basistherapie in Kom- gegenüber denen eine Allergie bereits besteht oder die
bination mit einer bedarfsweisen antiinflammatorischen ein hohes allergenes Potenzial besitzen.
Therapie sowie Besprechung und Meidung bekannter Pro-
vokationsfaktoren hervorragend und wie nachfolgend Glycerin und Harnstoff sind hervorragende natürliche
auch aufgeführt einfach behandeln. Feuchthaltefaktoren, die in Bezug auf die Verbesserung der
Hautfeuchtigkeit als absolut gleichwertig anzusehen sind.
Zentrale Bedeutung von Basisexterna Eine konsequente Weil Harnstoff bei Kontakt mit ekzematöser Haut brennen
Basistherapie verbessert signifikant das klinische Bild und kann, ist sein Einsatz nicht vor dem 5. Lebensjahr zu emp-
fehlen, da sich erst in diesem Alter die Kinder entspre-
chend artikulieren können. . Tab. 5.2 listet einige Basisthe-
. Tab. 5.1 Differenzialdiagnosen des atopischen Ekzems und rapeutika auf, die sich im Hinblick auf die Stabilisierung
Abgrenzungsmöglichkeiten der Hautbarriere und die Akzeptanz durch den Patienten
als hervorragend erwiesen haben und die zudem über ein
Diagnose Abgrenzung zum atopischen Ekzem vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis verfügen. Darüber
hinaus stehen heute auch Präparate zur Verfügung, die zu-
Seborrhoisches Beginn bereits in den ersten Lebens-
Ekzem im wochen sätzlich paraben- und emulgatorenfrei, jedoch im Preis
Säuglingsalter deutlich teurer sind (. Tab. 5.2).
Kein Juckreiz

Befall der Windelregion, die beim ato- Topische antiinflammatorische Behandlung Eine Abhei-
pischen Ekzem meist ausgespart bleibt
lung der Ekzeme ist häufig auch unter einer konsequenten
Tinea pedis Schuppung in der Regel einseitig Basistherapie nicht möglich, sodass zusätzlich antient-
Positiver Pilznachweis zündlich wirksame Substanzen eingesetzt werden müssen.
Therapie der Wahl sind hierbei die topischen Steroide und
Tinea corporis Schuppung randbetont
v. a. die Substanzen, die nach Niedner der 4. Steroidgene-
Pilznachweis positiv ration angehören (. Tab. 5.3), bei denen insbesondere das
Ekzematisierte Im Normalfall auch Befall des Genital- Atrophierisiko bei Anwendung an Stamm und Extremi-
Skabies bereichs täten minimal ist. Auch wenn in der Regel mehrere galeni-
Juckreiz auch bei weiteren Kontakt- sche Formulierungen zur Verfügung stehen, ist die Creme-
personen formulierung die Verordnungsform der Wahl.
Mometasonfuroat verfügt über die stärkste antient-
Relativ akuter Beginn
zündliche Wirksamkeit unter den aufgeführten Substan-
20 Kapitel 5 · Atopisches Ekzem

. Tab. 5.2 Auswahl geeigneter Basistherapeutika

Substanz/Präparat Zusatzinformationen

Dexeryl® Creme Hoher (> 10 %) Glycerinanteil

Neuroderm® Pflegecreme Lipo Hoher (> 10 %) Glycerinanteil

Cetaphil® Creme/Lotion Lanolinfrei

Lipoderm® Lotio Enthält zusätzlich Chlorhexidin und Triclosan, die einen nachgewiesenen Effekt gegen Staphylo-
coccus aureus besitzen

5 Alfason® LipoCreme Sehr reichhaltige, parabenfreie Gesichtspflege

Hans Karrer® Lipocreme/-lotion Paraben- und emulgatorenfrei

Physiogel® Creme/Intensivcreme Paraben- und emulgatorenfrei

Rezepturen (bis zum 12. Lebensjahr erstattungsfähig)

5 % Glycerin in Unguentum Relativ wässrige Grundlage


emulsificans aquosum ad 100,0
Gute Einsatzmöglichkeit in der wärmeren Jahreszeit

Auch sehr gut bei erwachsenen Patienten zur Basistherapie im Gesicht geeignet

10 % Glycerin, Aqua, 40 %, Un- »Atopiker-Salbe«


guentum Cordes ad 100,0
Reicher als die vorherige Rezeptur

Besonders gute Einsatzmöglichkeit in der kälteren Jahreszeit

zen und ist die Substanz der Wahl für die Behandlung in- handlung der Hautveränderungen im Gesicht und im
filtrierter Ekzeme. Genitalbereich. In der täglichen Praxis ist bei schwerer
Seit 2002 stehen mit Pimecrolimus (Elidel® Creme) Erkrankten auch der gleichzeitige oder alternierende Ein-
und Tacrolimus (Protopic® Salbe, 0,03 % für Kinder bis satz der topischen Steroide und der Calcineurin-Inhibi-
zum 12. und 0,1 % ab dem 12. Lebensjahr) 2 weitere toren häufig für eine befriedigende Ekzemstabilisierung
immunhemmende topische Wirkstoffe zur Verfügung. notwendig. Ein Zusammenhang zwischen Lymphoment-
Leider dürfen sie erst mit dem 2. Geburtstag eingesetzt wicklung und Einsatz der sog. topischen Calcineurin-Inhi-
werden, was für viele Kinder zu spät ist, da sich ihr ato- bitoren ist zum jetzigen Zeitpunkt zumindest für Pime-
pisches Ekzem zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich ge- crolimus (Elidel®) in umfangreichen Untersuchungen
bessert hat bzw. sogar abgeheilt ist oder die Substanzen (> 1 000 000 ausgewertete Patientendaten) nicht bestätigt
aufgrund der limitierten Wirkstärke dann für viele Kinder worden.
nicht mehr ausreichend sind. Da beide Substanzen auch
in der Langzeitanwendung über keinerlei atrophogene Weitere Therapeutika Leider stehen weitere vergleichbar
Potenz verfügen, werden sie bevorzugt im Bereich wirksame Alternativen nicht zur Verfügung. Dies gilt für
»kortisonkritischer« Areale eingesetzt, nämlich zur Be- gerbstoff-, phytopharmaka- und für schieferölhaltige Ex-
terna. Bufexamac steht seit 2010 als Wirkstoff nicht mehr
zur Verfügung aufgrund fehlender Wirksamkeit und häu-
. Tab. 5.3 Topische Steroide mit einem verbesserten Nutzen- figer schwerer Nebenwirkungen.
Nebenwirkungs-Risiko Zur Behandlung des Juckreizes sind die modernen
nichtsedierenden Antihistaminika nicht ausreichend. Zeit-
Substanz Präparat
lich begrenzt, z. B. für 3–5 Tage, können sedierende Anti-
Hydrocortisonbuteprat Neuroderm® Akut 0,1 % histaminika (Dimetiden [Fenistil®], Clemastin [Tavegil®],
Doxylamin [Sedaplus®], Hydroxyzin [Atarax®]) unterstüt-
Hydrocortison-17-butyrat Alfason®, Laticort®
zend gegeben werden.
Methylprednisolon Advantan® Die folgende Übersicht nennt weitere Therapiemög-
Momethasonfuroat Ecural® lichkeiten, die bei Bedarf bei schweren atopischen Ekzem-
verläufen angewendet und vom Facharzt durchgeführt
Prednicarbat Dermatop®, Prednitop®
werden.
5 · Atopisches Ekzem
21 5

. Tab. 5.4 Provokationsfaktoren des atopischen Ekzems

Irritativ Psychisch Mikrobiell Pseudo-(allergisch) UV Andere

Wasch- Stress positiv/ Staphylococcus aureus Aeroallergene (Haus- Photosensitiv Klimatisch hormonell
gewohnheiten negativ staubmilben, Baum-/
Gräserpollen)

Wasserhärte Malassezia-Spezies Nahrungsmittel Infekte

Kleidung Nahrungsmittel-
zusatzstoffe

Nahrungsmittel

Schweiß

Literatur
Therapeutische Alternativen beim schweren ato- Abeck D (2007) Essentials im atopischen Ekzem-Management. Akt
pischen Ekzem Dermatol 33: 135–136
Bieber T (2008) Atopic dermatitis. New Engl J Med 385: 1483–1494
4 Phototherapieverfahren: UVB 311 nm, UVA, Bußmann C, Bieber T, Novak N (2009) Systemic therapeutic options
UVA-UVB, UVA-1, Dermodyne for severe atopic dermatitis. J Dtsch Dermat Ges 7: 205–219
4 Immunsuppressiva: Ciclosporin, Azathioprin Elias PM, Steinhoff M (2008) »Outside-to-inside« (and now back to
»outside«) pathogenic mechanisms in atopic dermatitis. J Invest
Dermatol 128: 1067–1070
Huang JT, Abrams M, Tlougan B et al. (2009) Treatment of Staphylococ-
jWichtige Provokationsfaktoren
cus aureus colonization in atopic dermatitis decreases disease
Verschiedene Faktoren können das atopische Ekzem severity. Pediatrics 123: 808–814
auslösen oder unterhalten, von denen die Mehrzahl irrita- Schmid-Grendelmeier P, Ballmer-Weber BK (2010) Neurodermatitis.
tiver Natur sind und für alle Erkrankten gelten (. Tab. 5.4). Ther Umsch 67: 175–185
Allergische Provokationsfaktoren wie Nahrungsmittel Thaçi D, Salgo R (2010) Malignancy concerns of topical calcineurin
inhibitors for atopic dermatitis: facts and controversies. Clin Der-
oder Zusatzstoffe sind hingegen individuelle Provoka-
matol 28: 52–56
tionsfaktoren. Sie werden in ihrer Bedeutung insbesondere
von den Patienten sehr überschätzt.

jSchulungsprogramme
Da die Komplexerkrankung »atopisches Ekzem« viele
Facetten aufweist und vonseiten der Betroffenen ein hoher
Wissens- und Beratungsbedarf besteht, sind sog. Neuro-
dermitisschulungen, die durch spezialisierte Haut- und
Kinderarztpraxen sowie -kliniken deutschlandweit ange-
boten werden, hilfreich.
23 6

6 Brüchige Nägel

Häufigkeit Schätzungen zufolge sind 20 % der Bevölkerung betroffen

Geschlechts- Frauen erkranken doppelt so oft wie Männer


verteilung

jKlinik jDiagnose
Ein Aufsplittern der Nägel vom freien Rand her (Onycho- Die Patientenschilderung über spröde oder splitternde
chisis; . Abb. 6.1) oder ein längsfaseriges Aufsplittern der Nägel in Zusammenschau mit dem klinischen Bild ist für
Nägel (Onychorrhexis; . Abb. 6.2) stellen die mit Abstand die Diagnosestellung wichtig. Die Veränderungen betref-
häufigsten Nagelprobleme dar. fen nur die Nagelplatte, eine entzündliche paryonichiale
Mitreaktion fehlt.
jPathogenese
Diese Veränderungen können im Rahmen von Hauter- jTherapie
krankungen wie der Psoriasis, dem atopischen Ekzem oder Diese erfolgt kombiniert: topisch mit Sililevo® Nagelllack,
einer Ichthyose auftreten oder auch als Nebenwirkung 1-mal abends auf Nägel auftragen (Medizinprodukt mit
einer Behandlung mit Antikoagulanzien oder zytostati- innovativer barriererestaurierender Galenik und den für
schen Substanzen. Vorwiegend entwickeln sie sich aber den Nagelaufbau wichtigen Substanzen Silizium und na-
ohne erkennbare Ursache, doch stellt häufiger Wasserkon- türlichem Schwefel), oral mit Biotin 5 mg/Tag 1-mal täg-
takt einen wichtigen Auslösefaktor dar. lich. Besserung mit einer deutlichen Verringerung der er-
höhten Nagelbrüchigkeit nach 6-wöchiger Behandlung.

. Abb. 6.1 Brüchige Nägel. Onychochisis.


Horizontale Aufsplitterung des distalen Nagel-
anteils

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_6, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
24 Kapitel 6 · Brüchige Nägel

. Abb. 6.2 Brüchige Nägel. Onychorrhexis.


Verdickung und längsfaserige Aufsplitterung
des Nagels

Literatur
Hochmann LG, Scher RK, Meyerson MS (1993) Brittle nails: response
to daily biotin supplementation. Cutis 51: 303–305
Van de Kerkhof PC, Pasch MC, Scher RK et al. (2005) Brittle nail syn-
drome: a pathogenesis-based approach with a proposed grad-
ing system. J Am Acad Dermatol 53: 644–651
25 7

7 Chronische Paronychie

Häufigkeit Es existieren keine Ergebnisse zur Häufigkeit in der Allgemeinbevölkerung

Geschlechts- Weibliche Patienten überwiegen, da Frauen durchschnittlich häufiger Kontakt mit dem wichtigsten Auslöse-
verteilung faktor, dem Wasser, haben als Männer

jKlinik chronischen Entzündungsreaktion zugrunde liegen. Beruf-


Betroffen sein können Finger- oder Fußnägel, wobei Finger- lich gefährdete Gruppen sind Köche, Spüler und Reini-
nägel den größeren Anteil ausmachen. Klinische Kenn- gungskräfte. Zu den Risikofaktoren gehören ebenso Dia-
zeichen sind ein unterschiedlich stark entzündeter und betes mellitus und die Einnahme bestimmter Medikamente
verdickter proximaler Nagelwall sowie häufig auch eine ver- wie z. B. oraler Retinoide im Rahmen einer Aknebehand-
dickte, in ihrem Aufbau gestörte Nagelplatte (. Abb. 7.1). lung.
Typisch ist der Verlust des Nagelhäutchens als Eintrittspfor-
te für irritative Substanzen. Der Befall eines Nagels wird jDiagnose
häufiger beobachtet als multipler Befall. Subjektiv bestehen Die Diagnose wird klinisch gestellt. Falls sich bei Druck
Schmerzen, insbesondere bei einem versehentlichen Druck auf den entzündeten proximalen Nagelwall eine Sekretab-
auf den erkrankten Nagel. sonderung zeigt, ist eine mikrobiologische Untersuchung
(Bakterien, Pilze) sinnvoll.
jPathogenese
Ursächlich ist der wiederholte und intensive Kontakt mit jTherapie
Feuchtigkeit, wobei Tätigkeiten im Haushalt wie Abspülen Neben begleitenden, v. a. feuchtigkeitsreduzierenden Maß-
oder Waschen zu den häufigsten Auslösern zählen. Auch nahmen (s. Übersicht) besteht die Behandlung vorzugs-
vermehrte Manipulationen am Nagelwall können der weise in einer topischen antientzündlichen, morgens und

. Abb. 7.1 Chronische Paronychie. Der befal-


lene Finger zeigt einen entzündlich geröteten,
verdickten proximalen Nagelwall mit feh-
lender Kutikula. Die Nagelplatte ist verdickt
und im distalen Bereich durch weißes unge-
richtetes Hornmaterial ersetzt

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_7, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
26 Kapitel 7 · Chronische Paronychie

. Tab. 7.1 Medikamentöse Behandlung der chronischen Sinnvolle unterstützende Maßnahmen


Paronychie
bei chronischer Paronychie
Therapiemodalität Präparat 4 Wasser- und Chemikalienkontakt auf das absolut
notwendige Mindestmaß reduzieren
Topisches Steroid Methylprednisolonaceponat 4 Einsatz einer Hautpflege regelmäßig nach Wasser-
(Advantan® Creme)
kontakt (Alfason® Repair Creme, Excipial® Repair
Topisches Steroid Flupredniden-21-acetat, Miconazol Creme sensitiv)
plus Antimykotikum (Decoderm® tri Creme, Vobaderm® 4 Verwendung mit Leinen ausgekleideter Hand-
Creme)
schuhe bei Wasser- oder Chemikalienkontakt
Topischer Calcineurin- Tacrolimus (Protopic® Salbe) 4 Nägel am betroffenen Finger- oder Zehennagel
Inhibitor
kurz halten
4 Keine manuellen Manipulationen am Nagel-
häutchen

7 abends durchgeführten Therapie (. Tab. 7.1), die über


mehrere, häufig 6–8, Wochen durchgeführt werden muss,
bis eine vollständige Abheilung erzielt werden kann. Diese Literatur
antientzündliche Therapie ist einer antimykotischen Be- Rigopoulos D, Larios G, Gregoriou S (2008) Acute and chronic paro-
handlung überlegen. Neben topischen Steroiden in Form nychia. Am Fam Physician 77: 339–346
Rigopoulos D, Gregoriou S, Belyayeva E, Larios G, Kontochristopoulos
der Monotherapie oder der Kombinationsbehandlung
G, Katsambas A (2009) Efficacy and safety of tacrolimus ointment
zeigte eine aktuelle Untersuchung die Überlegenheit von 0.1% vs. betamethasone 17-valerate 0.1% in the treatment of
Tacrolimus gegenüber Betamethasonvalerat, wobei der chronic paronychia: an unblinded randomized study. Br J Derma-
Einsatz von Tacrolimus im Off-Label-Verfahren erfolgt. tol 160: 858–860
27 8

8 Dermatitis solaris

Häufigkeit In den USA erleiden 36 % der Bevölkerung 1-mal pro Jahr eine Dermatitis solaris

Geschlechts- Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen nicht


verteilung

jKlinik jDiagnose
In den der Sonne ausgesetzten Arealen zeigt sich ein flächi- Die Diagnose wird klinisch gestellt und ergibt sich aus der
ges Erythem (. Abb. 8.1), das sich kontinuierlich 3–5 h Anamnese.
nach der UV-Exposition entwickelt, sein Maximum nach
12–24 h erreicht und mehr als 48 h persistieren kann, be- jTherapie
vor es langsam abblasst. Von zentraler Bedeutung ist die Kühlung des geschädigten
Areals, die hemmend auf die Vasodilatation und die Hy-
jPathogenese perämie wirkt, Schmerzen lindert und die Entzündungs-
Bei der Dermatitis solaris handelt es sich um eine Verbren- reaktion verringert. Die Kühlung, zu der Leitungswasser
nung 1. Grades, für die insbesondere der UV-B-Anteil verwendet werden kann, erfolgt mit feuchten Kompressen
(280–320 nm) im Sonnenlicht verantwortlich ist. bei kleineren Arealen, mit einem feuchten Baumwoll-
Durch die UV-bedingte Schädigung kommt es zu einer T-Shirt oder einer Schlafanzughose, wenn z. B. der Stamm
Denaturierung epidermaler Proteine und zu DNS-Brü- oder die Beine betroffen sind. Wiederholtes Anfeuchten
chen mit Störung der epidermalen Barriere. Die Schmer- ist sinnvoll, wobei diese Behandlung über einige Stunden
zen resultieren aus einer Reizung freier Nervenendigungen, erfolgen sollte. Abzulehnen sind Eis oder die Verwendung
die in großer Zahl in der Epidermis vorhanden sind. In der von Cold-Packs, da sie zu einer weiteren kutanen, dann
Dermis ergibt sich indirekt eine Gefäßerweiterung mit durch Kälte induzierten Schädigung führen können. Das
Austritt von Serum, was zur Ödembildung führt. wiederholte Auftragen einer pflegenden Zubereitung in

. Abb. 8.1 Dermatitis solaris. Flächiges, zu


den nicht-UV-exponierten Arealen (Achseln)
scharf abgegrenztes Erythem am Rücken

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_8, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
28 Kapitel 8 · Dermatitis solaris

. Abb. 8.2 Dermatitis solaris. Flächige Rötung


am hinteren Stamm

8
Form einer Öl-in-Wasser-Emulsion ist zur Verbesserung Literatur
der Hautbarriere sinnvoll. Topische Steroide haben keinen Driscoli MS, Wagner RF jr (2000) Clinical management of the acute
sunburn reaction. Cutis 66: 53–58
günstigen Effekt. Schmerzen sollten entsprechend den all-
Faurschou A, Wulf HC (2008) Topical steroids in the treatment of acute
gemein gültigen Empfehlungen oral behandelt werden, sunburn. Arch Dermatol 144: 620–624
wobei hierfür Nichtopiatanalgetika wie Diclofenac oder Proksch E, Jensen J-M, Crichton-Smith A, Fowler A, Clitherow J (2007)
Naproxen Therapeutika der Wahl sind. Rationale Behandlung von Patienten mit Verbrennungen 1. Gra-
des. Hautarzt 58: 604–610

Behandlung der Dermatitis solaris


4 Feuchte Umschläge in den ersten 10 h
4 Hautpflegende Präparate, z. B. Excipial® Creme,
Bepanthen® kühlendes Schaumspray
4 Bei Bedarf Analgetika der Stufe 1
4 Diclofenac, z. B. Diclo50: 50 mg 3-mal täglich
4 Naproxen, z. B. Naproxen 500 Hexal®: 500 mg
2- bis 3-mal täglich
4 Dexketoprofen, z. B. Sympal® 25: 25 mg 3-mal
täglich
29 9

9 Dermatofibrom
Syn.: Histiozytom

Häufigkeit Es handelt sich um den häufigsten fibrohistiozytären Hauttumor, der bei etwa der Hälfte aller Erwachsenen oft
auch multipel auftritt

Geschlechts- Die Hautveränderungen finden sich häufiger bei Frauen und treten bevorzugt zwischen dem 30. und 60. Lebens-
verteilung jahr auf

jKlinik denen neben Insektenstichen auch Follikulitiden oder Ver-


Klinisch imponieren die Hautveränderungen als kutan- letzungen gehören.
subkutane, palpatorisch derbe Knoten mit bevorzugtem
Sitz im Bereich der unteren Extremitätenstreckseiten. jDiagnose
Juckreiz kann intermittierend bestehen. Die Farbe reicht Der derbe halbkugelige Knoten ohne epidermale Beteili-
von hautfarben über rötlich bis bräunlich (. Abb. 9.1, gung in Verbindung mit dem charakteristischen dermatos-
. Abb. 9.2). Das klassische dermatoskopische Muster be- kopischen Befund erlaubt eine eindeutige klinische Diag-
steht aus einem zentralen weißlichen Anteil mit dem um- nose.
gebendem Pigmentnetzwerk (. Abb. 9.3).
jTherapie
jPathogenese Falls gewünscht, wird eine Exzision des Tumors vorge-
Zurzeit werden Dermatofibrome als Reaktionsmuster nommen. Die Narbenbildung verläuft allerdings häufig
auf verschiedene örtlich begrenzte Traumen gedeutet, zu unbefriedigend.

. Abb. 9.1 Dermatofibrom. Kalottenförmig


erhabener bräunlich pigmentierter Knoten

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
30 Kapitel 9 · Dermatofibrom

. Abb. 9.2 Dermatofibrom. Breitbasig aufsit-


zender, kirschgroßer, rötlicher Knoten mit peri-
pherem bräunlich pigmentiertem Randsaum

. Abb. 9.3 Dermatofibrom. Dermatoskopi-


scher Befund. Im Randbereich ein homogen
9 bräunliches wabenartiges Pigmentnetz mit
weißem Zentrum

Literatur
Hügel H (2006) Fibrohistiocytic skin tumors. J Dtsch Dermatol Ges 4:
544–555
Zaballos P, Puig S, Llambrich A, Malvehy J (2008) Dermoscopy of der-
matofibromas. Arch Dermatol 144: 75–83
31 10

10 Fußpilz
Syn.: Tinea pedis et interdigitalis

Häufigkeit An Fußpilz leiden > 10 % der Bevölkerung

Bestimmte Personenkreise (z. B. regelmäßige Jogger) weisen die höchsten Erkrankungszahlen auf

Geschlechts- Männer erkranken häufiger als Frauen


verteilung

jKlinik jPathogenese
Pilzinfektionen im Bereich der Zehenzwischenräume, die Die Zehenzwischenraummykose ohne entzündliche Ver-
in unterschiedlicher Zahl befallen sein können, zeigen sich änderungen entwickelt sich aus einer Dermatophytenin-
als trockene Schuppung ohne subjektive Symptome oder vasion des Stratum corneums; die entzündlichen Verände-
als schuppende Rötungen und Einrisse, die dann auch rungen hingegen resultieren aus einem Zusammenspiel
schmerzen können (. Abb. 10.1). von grampositiven Bakterien und Dermatophyten.
Eine Pilzinfektion an der Fußsohle manifestiert sich Der antropophile Erreger Trichophyton rubrum zeich-
unter 2 klinischen Bildern: eine trockene Schuppung, die net mehrheitlich für die trockenen Plantarmykosen ver-
im Bereich der Ferse sehr scharf abgegrenzt zur unbefal- antwortlich, während Trichophyton mentagrophytes var.
lenen Haut ist (Tinea pedis vom Mokassintyp, . Abb. 10.2) interdigitale der typische Verursacher der Tinea pedis vom
sowie das zeitweilige Auftreten von Bläschen auf entzünd- dyshidrosiformen Typ ist.
licher Rötung (Tinea pedis vom dyshidrosiformen Typ, Sporttreibende haben gegenüber der Gesamtbevölke-
. Abb. 10.3). Häufig und überaus charakteristisch finden rung ein etwa 2fach erhöhtes Risiko für einen Fußpilz.
sich die Veränderungen an den Fußsohlen einseitig. Sub-
jektive Symptome fehlen in der Regel.

. Abb. 10.1 Tinea interdigitalis. Im befallenen


Zehenzwischenraum zeigt sich ein entzünd-
liches Erythem mit im Randbereich mazerierter
Haut

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_10, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
32 Kapitel 10 · Fußpilz

. Abb. 10.2 Tinea pedis. Mokassintyp. Ein-


seitig im Vorderfußbereich sowie am Fuß-
außenrand zeigt sich eine verstärkte trockene
Schuppung. In der Kultur Nachweis von Tricho-
phyton rubrum

. Abb. 10.3 Tinea pedis vom dyshidrosi-


formen Typ. Einseitig am Fußaußenrand Bläs-
chen und eingetrocknete Bläschen sowie
Schuppenkrusten auf entzündlichem Ery-
them. In der Kultur Nachweis von Trichophy-
10 ton mentagrophytes var. interdigitale

jDiagnose
. Tab. 10.1 Differenzialdiagnosen der Tinea pedis und ihre Die exakte Diagnose einer Interdigitalmykose und Fuß-
Abgrenzungsmöglichkeiten sohlenmykose verlangt den kulturellen Erregernachweis.
Diagnose Abgrenzung zur Tinea pedis
Bei einer Interdigitalmykose wird hierauf unter prak-
tischen Gesichtspunkten gewöhnlich verzichtet. Bei einer
Atopisches In der Regel beidseitig Pilzinfektion an der Fußsohle ist der Erregernachweis
Fußekzem jedoch zu fordern, da die Behandlung gewöhnlich oral
Entzündungsreaktion stärker ausgeprägt
erfolgt.
Häufig auch Befall anderer Körperstellen
Die Pilzinfektion an der Fußsohle kann differenzialdi-
Dyshidrosi- In der Regel beidseitig agnostische Schwierigkeiten bereiten (. Tab. 10.1). Wich-
formes tige klinische Unterscheidungshilfen sind jedoch die Ein-
Massive Bläschenaussaat
Fußekzem
seitigkeit und das Fehlen klinischer Symptome.
Starker Juckreiz

Psoriasis In der Regel beidseitig jTherapie


pustulosa
Gelbliche Pusteln deutlich größer Die Zehenzwischenraummykose ist eine Domäne der to-
pischen Behandlung. Zu achten ist auf eine ausreichend
Häufig auch Befall anderer Körperstellen
lange Behandlungsdauer, die über die klinische Erschei-
10 · Fußpilz
33 10
jPrävention
. Tab. 10.2 Behandlung von Zehenzwischenraum- und Fuß- Die wichtigste Maßnahme ist es, die Füße trocken zu halten.
sohlenmykosen Synthetische Socken, die regelmäßig gewechselt werden,
Topisch Oral
und atmungsaktives Schuhwerk sind hierfür sehr gut geeig-
net. Auch ein Tragen nur alle 2 oder 3 Tage hilft, Schuhe
Ciclopiroxolamin Terbinafin 250 mg/ auszutrocknen. Der Einsatz pilzabtötender Desinfektions-
(Batrafen® Creme) Tag für 14 Tage maßnahmen im Schwimmbad ist wichtig für die Präven-
Bifonazol (Canesten®
tion (s. Übersicht).
extra Creme)

Interdigital- X – Literatur
mykose Caputo R, De Boulle K, Rosso J et al. (2001) Prevalence of superficial
Tinea pedis X X fungal infections among sport-active individuals: results from
the Achilles survey, a review of the literature. J Am Acad Derma-
tol 15: 312–316
Field LA, Adams BB (2008) Tinea pedis in athletes. Intern J Dermatol
nungsfreiheit hinausgeht und i. Allg. 4 Wochen beträgt. 47: 485–492
Ciclopiroxolamin und Bifonazol haben zusätzlich eine anti- Korting HC, Kiencke P, Nelles S, Rychlik R (2007) Comparable efficacy
bakterielle und antientzündliche Wirkung. and safety of various topical formulations of terbinafine in tinea
pedis irrespective of the treatment regimen: results of a meta-
Für die dyshidrosiforme Tinea pedis wie auch für die
analysis. Am J Clin Dermatol 8: 357–364
Mokassintypvariante, die beide durch eine hohe Rezidiv-
rate gekennzeichnet sind, ist eine orale und topische anti-
mykotische Behandlung zu empfehlen (. Tab. 10.2). Die
topische Behandlung sollte einen Zeitraum von 4 Wochen
umfassen.
Sinnvolle Maßnahmen zur Verhinderung eines Rezi-
divs nennt die folgende Übersicht.

Präventionsmaßnahmen gegen Fußpilz


Kleidung
4 Synthethische Socken
4 Regelmäßiger Wechsel

Schuhwerk
4 Gut luftdurchlässig
4 Tragen nur jeden 2. oder 3. Tag
4 Desinfektion mittels Antimykotikum (Clotrimazol-
Spray) oder Sagrotan®

Im Schwimmbad oder anderen Gemeinschafts-


einrichtungen
4 Antimykotische Behandlung von Zehenzwischen-
räumen und Fußsohlen nach Besuch mittels
Clotrimazol-Sprays
4 Tragen von Badeschuhen konsequent bis zum
Beckenrand, auch in der Dusche
35 11

11 Handekzem

Häufigkeit Ekzeme im Handbereich finden sich bei bis zu 10 % der Bevölkerung

Bevorzugt erkranken Frauen im Alter von 20–40 Jahren und ältere Männer

Geschlechts- Die Erkrankung findet sich deutlich häufiger beim weiblichen Geschlecht
verteilung

jKlinik ter Wasserkontakt, Einsatz irritierender Substanzen für die


Ekzeme im Handbereich imponieren durch eine große Händereinigung oder auch Arbeiten in kalter Umgebung.
morphologische Vielfalt. Neben irritativen Veränderungen Patienten mit atopischem Ekzem erkranken insbesondere
in Form von flächigen Rötungen mit Schuppung werden an dem dyshidrosiformen Handekzem. Rauchen und Hy-
auch Bläschen und Blasen beobachtet, die das sog. dyshidro- perhidrosis sind spezielle Provokationsfaktoren dieses
siforme Handekzem (. Abb. 11.1) charakterisieren, oder Ekzemtyps. Kontaktallergien können ein Handekzem aus-
flächige Keratosen, die immer wieder Rhagaden zeigen lösen oder unterhalten. Aus diesem Grund ist eine aller-
und die für das hyperkeratotisch-rhagadiforme Hand- gologische Abklärung bei jedem Handekzem sinnvoll und
ekzem (. Abb. 11.2) typisch sind. Subjektiv besteht Juck- muss das konsequente Meiden des nachgewiesenen Kon-
reiz, der sehr intensiv sein kann. Die rhagadiformen Ein- taktallergens zur Folge haben.
risse schmerzen.
jDiagnose
jPathogenese Die Diagnose wird klinisch gestellt und bereitet in der Regel
Eine einheitliche Pathogenese besteht nicht. Mehrheitlich wenig Schwierigkeiten. Eine Psoriasis oder Tinea der Hän-
liegen Handekzemen irritative Faktoren zugrunde: gehäuf- de sind differenzialdiagnostisch abzugrenzen (. Tab. 11.1).

. Abb. 11.1 Handekzem. Dyshidrosiformer


Typ. Symmetrisch im Bereich einzelner Finger
finden sich unscharf begrenzte Erytheme mit
einzelnen wasserklaren Bläschen und gelb-
lichen Schuppenkrusten

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_11, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
36 Kapitel 11 · Handekzem

. Abb. 11.2 Handekzem. Hyperkeratotischer


Typ. Symmetrisch im Bereich der Handinnen-
flächen zeigen sich flächige trockene Hyper-
keratosen

jTherapie Dosierung von 30 mg eingenommen wird. Frauen im ge-


Für alle Handekzeme sind eine barriererestaurierende bärfähigen Alter müssen während der Zeit der Einnahme
Pflege und Hautschutz entscheidend. Topische Steroide und weitere 4 Wochen nach Absetzung eine effektive
sind die Therapie der Wahl. Momethasonfuroat (Ecural® Schwangerschaftsverhütung durchführen. Die Substanz
Salbe bzw. Fettcreme) ist sehr effektiv, verfügt gleichzeitig wirkt beim hyperkeratotisch-rhagadiformen Handekzem
über ein sehr gutes Wirkungs-Nebenwirkungs-Spektrum besser als beim dyshidrosiformen Handekzem.
und kann somit auch über Wochen eingesetzt werden. Ist
11 hierunter keine Abheilung zu erzielen, können die topi-
Therapie des Handekzems
schen Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus (Protopic®
0,1 % Salbe) oder Pimecrolimus (Elidel® Creme) zusätz- Basistherapie
lich zur Anwendung gelangen. Gelingt unter dieser Kom- 4 Hautpflege, z. B. Alfason® Repair Creme, mehr-
binationsbehandlung keine Erscheinungsfreiheit, können mals täglich
phototherapeutische Verfahren zusätzlich verwendet wer- 4 Hautschutz, z. B. Excipial® Protect, morgens und
den, die jedoch allein morbostatisch wirken und viel Zeit mittags
beanspruchen. Diese Verfahren müssen über mehrere
Wochen mind. 3-mal pro Woche durchgeführt werden. Topische antiinflammatorische Therapie
Alternativ ist eine orale Behandlung in Erwägung zu a) Glucocorticoide: Ecural® Salbe z. B. Woche 1- bis
ziehen. Therapie der ersten Wahl ist heute das Retinoid 2-mal morgens und abends, anschließend 1-mal
Alitretinoin (Toctino® Kapseln), das 1-mal täglich in der täglich abends bis zur Abheilung, dann 1-mal
täglich Sa und So abends für 8–12 Wochen
b) Falls keine Erscheinungsfreiheit Kombination mit
topischen Calcineurin-Inhibitoren: z. B. Protopic®
. Tab. 11.1 Differenzialdiagnosen des Handekzems und Ab-
grenzungsmöglichkeiten 0,1 % Salbe morgens und abends mit Steroid
2-mal pro Woche abends
Diagnose Abgrenzung zum Handekzem
Sonstige Therapie, wenn weiterhin keine Erschei-
Psoriasis manuum Zusätzlich Psoriasisveränderungen an
nungsfreiheit
weiteren Körperstellen, häufig auch
psoriasistypische Nagelveränderungen 4 Kombination mit UV-Therapie oder oralem
Retinoid: z. B. UVB, (Bade-/Creme-)PUVA, UVA1
Tinea manuum Mehrheitlich lediglich trockene Schup-
pung im Bereich der Handinnenflächen,
(Alitretinoin [Toctino®], 30 mg/Tag)
sehr häufig nur einseitig

Oft auch Veränderungen im Fußsohlen-


bereich und Nagelveränderungen

Pilznachweis positiv
11 · Handekzem
37 11
Literatur
Diepgen L, Elsner P, Schliemann S et al (2009) Management von Hand-
ekzemen. Leitlinie. ICD-10- Ziffer: L20.L23.L24.L25.L.30. J Dtsch
Dermatol Ges 7 (Suppl 3): S1–S16
Robertson L (2009) New and existing therapeutic options for hand
eczema. Skin Ther Lett 14: 1–5
Ruzicka T, Lynde CW, Jemec GB et al. (2008) Efficacy and safety of oral
alitretinoin (9-cis retinoic acid) in patients with severe chronic
hand eczema refractory to topical corticosteroids: results of a
randomized, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial.
Br J Dermatol 158: 808–817
Veien NK, Hattel T, Laurberg G (2008) Hand eczema: causes, course
and prognosis I. Contact Dermatitis 58: 330–334
39 12

12 Herpesinfektionen

Häufigkeit Die Seroprävalenz für HSV-1 liegt in Deutschland bei 70–80 % und die für HSV-2 bei 10–15 %

Die Mehrzahl der Infektionen verläuft klinisch inapparent; nur bei ca. 1 % der Fälle wird die HSV-Infektion klinisch
manifest

Geschlechts- Weltweit liegt die Seroprävalenz der HSV-2-Infektion bei Frauen höher
verteilung

jKlinik neigung) und ist durch schmerzhafte, oberflächliche


Bei Herpes-simplex-Virus (HSV)-Infektionen imponiert Ulzerationen, die zur Konfluenz neigen, im Bereich von
initial ein umschriebenes Erythem, in dem sich rasch Vesi- Zahnfleisch, Zunge, Wangenschleimhaut und Lippen ge-
kel bilden. Charakteristisch ist die polyzyklische Begren- kennzeichnet.
zung der Läsion, mit Krustenbildung im Verlauf infolge des Der Herpes labialis (Fieberbläschen) ist mit 20–40 %
Eintrocknens der Bläschen. Subjektiv klagen die Patienten die häufigste klinische Manifestationsform der Herpes-
über Brennen, Parästhesien und evtl. auch Schmerzen. Eine infektion (. Abb. 12.1).
Schwellung der regionären Lymphknoten ist möglich. Der Herpes digitalis äußert sich durch schmerzhafte
Während Primärinfektionen sehr heftig verlaufen Bläschen und infiltrierte Erytheme am Finger.
können, sind Rezidive gewöhnlich durch eine geringere Die genitale HSV-Infektion kann symptomatisch als
Beschwerdesymptomatik gekennzeichnet. Herpes genitalis oder asymptomatisch in Erscheinung tre-
Die Gingivostomatitis herpetica ist die häufigste symp- ten. Nur die Erstinfektion ist eine sexuell übertragbare Er-
tomatische, primäre orofaziale HSV-Infektion in der Kind- krankung; das genitale Herpesrezidiv entsteht endogen. Im
heit. Sie verläuft nicht selten schwer mit Allgemeinsym- Genitoanalbereich sind der Herpes glutealis (. Abb. 12.2)
ptomen (Abgeschlagenheit, Erbrechen, Fieber, Krampf- und der Herpes analis weitere Manifestationsformen.

. Abb. 12.1 Herpes labialis. Urtikarielles


Erythem mit wasserklaren Blasen und teils
gelblichen, teils hämorrhagischen Krusten

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_12, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
40 Kapitel 12 · Herpesinfektionen

. Abb. 12.2 Herpes glutealis. Polyzyklisch


angeordnete Bläschen auf flächigem, gering
urtikariellem Erythem

. Abb. 12.3 Postherpetisches Erythema


exsudativum multiforme mit kokardenartigen
Läsionen, die sich aus scharf begrenzten
Rötungen mit nach innen blasiger Abhebung
und zentraler Erosion zusammensetzen

12

Dem Eczema herpeticatum liegt zumeist eine Erstin- jPathogenese


fektion mit HSV zugrunde, wobei die Ausbreitung auf HSV-1 und HSV-2 sind neurodermatotrope DNA-Viren,
einem bestehenden Ekzem stattfindet, überwiegend auf die nach der Primärinfektion im Schleimhaut- bzw. Haut-
dem Boden eines bestehenden atopischen Ekzems, seltener bereich in nichtinfektiösem latentem Zustand in den zuge-
bei anderen Dermatosen wie Morbus Darier. Die Patienten hörigen Ganglien der dorsalen Rückenmarkwurzel oder in
sind fast immer krank (Fieber, Kopfschmerzen) und bedür- Hirnnervenganglien verbleiben; dahin sind sie zentripetal
fen auch heute noch häufig einer stationären Behandlung. über die sensorischen peripheren Nerven eingewandert.
Das postherpetische Erythema exsudativum multi- Die Replikation im Ganglion wird vermutlich vom zellu-
forme ist durch typische Kokarden gekennzeichnet, die lären Immunsystem kontrolliert, wobei die folgenden
klinisch als scharf begrenzte Erytheme imponieren, im Triggerfaktoren bekannt sind: kutane und mukokutane
weiteren Verlauf unter Größenzunahme sich gering urtika- Reize wie UV-Lichtexposition oder Lasereingriffe an der
riell oder sogar bullös umwandeln und zentral einen lividen Haut, Reizungen am Gangliom, z. B. im Rahmen von Ent-
Farbton annehmen (. Abb. 12.3). Somit entstehen schieß- zündungsprozessen, oder systemische Ursachen wie Fie-
scheibenartige Veränderungen. Es tritt 1–2 Wochen nach ber, Menstruation oder Stress.
einer Herpesinfektion auf und kann in schweren Fällen Die Übertragung von HSV erfolgt von Mensch zu
auch Schleimhautveränderungen in Form von Bläschen Mensch, der das einzige Reservoir darstellt, durch Schmier-
und Blasen sowie hämorrhagischen Krusten ausbilden. infektion. Die Inkubationszeit beträgt ca. 4 Tage (2–12 Tage).
12 · Herpesinfektionen
41 12

. Tab. 12.1 Differenzialdiagnose des Herpes genitalis und Abgrenzungsmöglichkeiten

Diagnose Abgrenzung zum Herpes genitalis

Primärer Herpes genitalis

– Syphilis Im Stadium I singuläres Ulkus in der Regel mit derber Konsistenz

Positive Lues-Serologie

– Balanitis Bei bakterieller Balanitis mit Rötung flächenhaft und auch erosiv verändert, ohne Ulzera

Bei mykotischer Balanitis Candida albicans häufigster Erreger, auch hier keine polyzyklische
Begrenzung der Läsion, gelegentlich weißliche Auflagerungen

Herpes genitalis recidivans

– Fixes Arzneiexanthem Anamnestisch Zusammenhang mit Medikamenteneinnahme

In der Regel keine Ulzera

Bei HSV-2 ist die Übertragung infolge Geschlechtsverkehrs jTherapie


die Regel. Autoinokulation ist möglich, etwa beim Herpes Primärinfektion Therapieziele sind die Hemmung der
digitalis. Virusreplikation, eine Abkürzung der Schmerzdauer und
Eine Ausscheidung von HSV ist auch ohne klinisch die Verhinderung systemischer Komplikationen. Die
sichtbare Läsionen möglich. Diese sog. asymptomatische Behandlung erfolgt systemisch und muss innerhalb der
Virusausscheidung, die bei fast allen HSV-2-positiven ersten 48–72 h beginnen, da alle derzeit verfügbaren
Personen vorkommt, gilt als die häufigste Ursache der Virostatika nur während der Virusreplikation wirksam
HSV-Übertragung auf den Sexualpartner. Die asymptoma- sind (. Tab. 12.2).
tische Virusausscheidung tritt v. a. vor und nach einem Auch bei sofortigem Therapiebeginn ist eine Verhinde-
Herpesrezidiv im Genitoanalbereich auf. rung einer latenten Infektion oder von Herpesrezidiven
Rezidivierende HSV-Infektionen geschehen auch bei nicht möglich.
immunkompetenten Personen, wobei ein nachweisbarer Äußerlich sollten antiseptische Zubereitungen zum
Immundefekt mit einem häufigeren Auftreten und schwe- Einsatz kommen, die eine bakterielle Superinfektion mit
reren Verlauf korreliert. Eitererregern verhindern (Linola® sept Creme [enthält
Clioquinol] oder Bepanthen® antiseptic Wundcreme [ent-
jDiagnose hält Chlorhexidin]) und täglich mehrfach auf die Läsionen
Während typische HSV-Infektionen keine klinischen aufgetragen werden.
Schwierigkeiten bereiten, gibt es immer wieder Probleme Nichtsteroidale Antiphlogistika (Diclofenac oder Ibu-
beim Herpes genitalis (. Tab. 12.1). profen) sind initial zur Schmerz- und Entzündungsbe-
Die serologische Diagnostik spielt im klinischen All- handlung einzusetzen.
tag keine Rolle. Bei atypischen Verläufen, insbesondere
im Mund- und Genitalbereich, kann eine Erregerdiag- Rezidive Für die wirksame Rezidivbehandlung sind topi-
nostik im Rahmen der differenzialdiagnostischen Abklä- sche Virostatika lediglich bei orolabialen Verläufen eine
rung wichtig sein. Hierzu ist der Virusnachweis not- mögliche Therapiealternative. Penciclovirhaltige (Fenistil®
wendig, der mithilfe von Zellkulturen (3–5 Tage zum Penciclovir Creme bei Lippenherpes, rezeptfrei; mind.
Nachweis erforderlich) oder unter Verwendung mono- 6- bis 8-mal täglich alle 2 h) und foscarnethaltige (Triap-
klonaler Antikörper (Sensibilität im Vergleich zur Kultur ten® Creme; mind. 6-mal täglich, rezeptpflichtig) sind die
bei 80 %) erfolgt. Die Materialentnahme erfolgt aus eingesetzten Substanzen.
Bläschenflüssigkeit frischer Effloreszenzen und Blasen- Obwohl eine Heilung nicht möglich ist, haben Betrof-
grundabstrichen. Für die Entnahme sind Spezialbe- fene mit häufigen Rezidiven (≥ 6-mal jährlich) 2 Therapie-
stecke und bei Durchführung von Viruskulturen Spezial- optionen:
medien erforderlich. Die großen Einsendelabore bieten in 1. Behandlung von Rezidiven bei Ausbruch (episodische
der Regel die Entnahme der Proben vor Ort an, sodass Therapie) oder
eine möglichst rasche und fehlerfreie Diagnostik ge- 2. Vermeidung von Rezidiven durch eine kontinuierliche
währleistet ist. Behandlung (Suppressionstherapie; . Tab. 12.2).
42 Kapitel 12 · Herpesinfektionen

. Tab. 12.2 Therapie der HSV-Infektionen

Wirkstoff Dosierung

Primäre HSV-Infektion

Orolabial Aciclovir 200 mg/Dosis, 5-mal täglich für 5 Tage


400 mg/Dosis, 3-mal täglich für 5 Tage
Gingivostomatitis herpetica Aciclovir oral (Zovirax® Suspension) 200 mg/Dosis, 5-mal tagsüber alle 4 h über 5 Tage
Aciclovir i.v. 3-mal 5 mg/kg KG für 5 Tage
Genital Aciclovir 200 mg/Dosis, 5-mal täglich für 10 Tage
400 mg/Dosis, 3-mal täglich für 10 Tage
Valaciclovir (Valtrex) 1 000 mg/Dosis, 2-mal täglich für 10 Tage
Famciclovir (Famvir) 250 mg/Dosis, 3-mal täglich für 10 Tage
Rezidivierende HSV-Infektionen
– Episodische Therapie
Orolabial Aciclovir 800 mg/Dosis, 2-mal täglich für 2 Tage
400 mg/Dosis, 3-mal täglich für 5 Tage
Genital Aciclovir 800 mg/Dosis, 3-mal täglich für 2 Tage
400 mg/Dosis, 3-mal täglich für 5 Tage
Valaciclovir (Valtrex) 500 mg/Dosis, 2-mal täglich für 5 Tage
Famciclovir (Famvir) 125 mg/Dosis, 2-mal täglich für 5 Tage
– Suppressionstherapie

12 Orolabial Aciclovir 400 mg/Dosis, 3-mal täglich über Monate


Genital Aciclovir 400 mg/Dosis, 3-mal täglich über Monate
Valaciclovir (Valtrex) 500 mg/Dosis, 1-mal täglich über Monate

Famciclovir (Famvir) 125 mg/Dosis, 2-mal täglich über Monate

Eine Suppressionstherapie ist insbesondere bei rascher Das Eczema herpeticatum bedarf in generalisierten
Rezidivfolge, die auch mit schweren subjektiven Symp- Fällen einer intravenösen Aciclovirbehandlung und nach
tomen einhergehen, sinnvoll. Die episodische Behandlung, deren Einleitung einer zusätzlichen konsequenten Ekzem-
die insbesondere bei Rezidivfrequenzen von 6–10 pro Jahr therapie.
angezeigt ist, weist vonseiten der Compliance Vorteile auf.
Eine Einnahme der Medikation bei den ersten Prodromi Literatur
(Brennen, Juckreiz, Schmerzen) kann zur Verhinderung Aurelian L, Ono F, Burnett J (2003) Herpes simplex virus (HSV)-associat-
ed erythema multiforme (HAEM): a viral disease with an auto-
des Vollbilds der Infektion führen, sie ganz verhindern
immune component. Dermatol Online J 9(1): 1
oder zumindest deutlich abmildern und auf das Stadium Fatahzadeh M, Schwartz RA (2007) Human herpes simplex virus infec-
des Erythems begrenzen. tions: epidemiology, pathogenesis, symtomatology, diagnosis,
Das HSV-assoziierte Erythema exsudativum multi- and management. J Am Acad Dermatol 57: 737–763
forme bildet sich bei Vorliegen der Hautveränderungen mit Gross G (2004) Herpes-simplex-Infektionen. Hautarzt 55: 818–830
oralen Steroiden (beginnend mit 1 mg Methylprednisolon- Rerinck HC, Kamann S, Wollenberg A (2006) Eczema herpeticatum:
pathogenesis and therapy. Hautarzt 57: 586–591
acetat/kg KG für 3–5 Tage in Abhängigkeit vom Verlauf
Tyring S, Richwald G, Hamed K (2007) Single-dose therapy: an expert
und Ausschleichen über 0,5 mg, 0,25 mg und 0,125 mg/kg opinion on a recent development for the episodic treatment of
KG täglich mit jeweils 2- bis 3-tägiger Dosisreduktion) im recurrent genital herpes. Arch Gynecol Obstet 275: 1–3
Normalfall gut zurück. Bei häufigen Rezidiven ist eine
Suppressionstherapie (Aciclovir 3-mal 400 mg pro Tag
über Monate) indiziert.
43 13

13 Hyperhidrosis

Häufigkeit Für Europa werden Inzidenzraten von 1–3 % genannt

Geschlechts- Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer und haben auch intensivere Beschwerden
verteilung

jKlinik jDiagnose
Klinische Kennzeichen sind eine sichtbare Nässe in den Die anamnestischen Angaben und die sichtbaren Zeichen
erkrankten Arealen und zudem ein unangenehmer Ge- der Hyperhidrose können auch quantitativ verifiziert
ruch. Hautirritationen in Form von Rötungen, Mazeration werden. Eine Hyperhidrosis liegt bspw. bei einem Wert von
(. Abb. 13.1, . Abb. 13.2) und oberflächliche Schuppung > 100 mg pro 5 min bei Gewichtsmessung mittels Fließ-
der Haut sind möglich. Im Hand- und Fußbereich impo- papier vor. Auch lässt sich der Schweregrad mittels eines
nieren kalte und nasse Handflächen bzw. Fußsohlen. 4-stufigen Patientenintensitäts-Scores beurteilen:
4 Stufe 1: keine Beeinträchtigung der täglichen Arbeit,
jPathogenese 4 Stufe 2: aushaltbar, jedoch die körperlichen Arbeiten
Die lokale Hauttemperatur und insbesondere die Innerva- manchmal beeinträchtigend,
tion der Haut, speziell die der Schweißdrüsen, bestimmen 4 Stufe 3: schwer aushaltbar und die täglichen Aktivi-
die Schweißproduktion. Die Innervation der Schweiß- täten häufig beeinflussend,
drüsen erfolgt segmental über vegetative Nervenfasern. 4 Stufe 4: nicht aushaltbar und die täglichen Aktivitäten
95 % aller Erkrankungen sind der primären (idiopathi- kontinuierlich beeinträchtigend.
schen, essenziellen) Hyperhidrosis zuzuordnen. Unklar
ist die Ursache für den erhöhten Sympathikotonus, der Eine sekundäre Hyperhidrosis muss ausgeschlossen werden.
für die übermäßige Schweißproduktion verantwortlich Angaben über eine bereits seit Jahren bestehende über-
ist. mäßige Schweißproduktion und lokalisierte Formen des

. Abb. 13.1 Hyperhidrosis palmaris. Mazera-


tionen im Bereich einzelner Hautlinien

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_13, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
44 Kapitel 13 · Hyperhidrosis

. Abb. 13.2 Hyperhidrosis axillaris. Jod-


Stärke-Test nach Minor zur Bestimmung der
Ausdehnung des hyperhidrotischen Areals
vor Durchführung einer Behandlung mit Botu-
linum-Toxin

Schwitzens wie eine Hyperhidrosis axillaris oder eine Hy-


perhidrosis palmaris weisen auf eine primäre Hyperhidrosis Therapie der primären Hyperhidrosis
hin. Sekundäre Hyperhidrosisformen sind durch übermäßi- Hyperhidrosis axillaris
ges Schwitzen gekennzeichnet. Zusätzlich bestehen in der 1. Aluminiumclorid Rz.: Aluminiumchloridhexa-
Regel weitere assoziierte Symptome (. Tab. 13.1). hydrat 10–15 % (–25 %), Isopropylalkohol 30 %,
Aqua purficata ad 100,0, isopropylalkoholhaltige
jTherapie Aluminiumchloridhexahydrat-Lösung, Auftragen
Die gewählte Behandlung orientiert sich an der Form der abends nach Reinigung und Abtrocknung, ein
Hyperhidrosis (fokal oder diffus) und beinhaltet topisch Trockenfönen ist möglich, Kommerziell: Vichy®
aufzutragende (Aluminiumchlorid) und injizierbare (Bo- antitranspirant Creme
13 tulinumtoxin A/B) Substanzen, physikalische Therapie- 2. Botulinumtoxin
verfahren (Leitungswasseriontophorese), orale (Methanthe- 3. Rotationssaugablation oder VATS
liniumbromid) und operative (videothorakoskopische
Sympathektomie, VATS) Therapien. Hyperhidrosis palmaris/plantaris
1. Aluminiumchlorid
2. Leitungswasseriontophorese
3. VATS

. Tab. 13.1 Mögliche Ursachen einer sekundären Hyperhi-


drosis und assoziierte Symptome
Generalisierte Hyerhidrosis
1. Methantheliniumbromid
Diagnose Weitere Symptome 2. VATS

Hyperthyreose Gesteigerte Erregbarkeit, verminderte


mentale Belastbarkeit, feinschlägiger Für die fokalen Formen der Hyperhidrosis stellen alumi-
Fingertremor, diffuser Haarausfall,
Tachykardie, erhöhte Stuhlfrequenz
niumchloridhaltige Externa die Therapeutika der 1. Wahl
bis zu durchfälligen Stühlen dar, die bei leichter bis mittelschwerer Hyperhidrosis axil-
laris, palmaris und plantaris durchaus zum Erfolg führen.
Phäochromozytom/ Bluthochdruck, Herzrasen, Kopf-
Paragangliom schmerzen
Die Metallsalze bewirken eine Obstruktion der Schweiß-
drüsenausführungsgänge im Bereich der unteren und
Hyperkortisolismus »Vollmondgesicht« und Stiernacken,
mittleren Epidermis. Konzentrationen von 10–15 % wer-
arterielle Hypertonie, diabetische
Stoffwechsellage, Striae distensae den gewöhnlich gut vertragen. Stärker konzentrierte Lö-
rubrae, Muskelschwäche sungen führen häufiger zu irritativen Reaktionen. Die Lö-
sungen werden individuell rezeptiert. Auch ein wirksames
Karzinoidsyndrom Flush, Diarrhö, Bronchospasmus
Fertigpräparat kann empfohlen werden. Reicht die alleini-
13 · Hyperhidrosis
45 13
ge topische Behandlung nicht aus, ist im Achselbereich die und Schlafstörungen. Kontraindikationen sind Blasenent-
streng intradermale Injektion von Botulinumtoxin A (Dys- leerungsstörungen, das Engwinkelglaukom und Tachyar-
port®, Botox®) oder B (Neurobloc®) die nächste Therapie- rhythmien. Die Wirkung ist durch Studien belegt, das Prä-
option. Die anhidrotische Wirkung tritt nach 3–7 Tagen parat verschreibungspflichtig und erstattungsfähig.
ein. Eine Wiederholung alle 6 Monate ist die Regel. Für alle fokalen Fomen der Hyperhidrosis stehen
Vor der Botulinumtoxininjektion bietet sich bei palmo- heute leistungsfähige operative Verfahren zur Verfügung,
plantarer Hyperhidrosis die Leitungswasseriontophorese die in spezialisierten Zentren routinemäßig erfolgreich
mit Wechselstrom als nebenwirkungsarme und kosten- und nebenwirkungsarm durchgeführt werden. Therapie
günstige Alternative an, die sich auch vorzüglich für die der Wahl für die Hyperhidrosis palmaris und plantaris ist
Heimtherapie eignet (idromed®). In der Regel wird der die videothorakoskopische Sympathektomie (VATS), die
Effekt mit einem Leihgerät über einen Zeitraum von 14 unilateral oder bilateral in Intubationsnarkose durchge-
Tagen dokumentiert. Bei nachgewiesener Wirkung wird führt wird. Für die Achseln ist die Rotationssaugablation
dann auf Antrag durch die zuständige Krankenversiche- in Tumeneszenzanästhesie die Therapie der Wahl, im Fall
rung ein Gerät für den Betrieb zu Hause gestellt. Wie auch eines Therapieversagens kommt alternativ die VATS in
bei der Behandlung mit Metallsalzen handelt es sich um Frage.
eine Dauertherapie, bei der viele Betroffene mit einer An-
wendung 1- oder 2-mal in der Woche eine befriedigende Literatur
Kontrolle ihrer Hyperhidrosis erzielen können. Brinkmann W, Hampel R (2006) Hyperhidrosis – Differentialdiagnose
und aktuelle Therapie. Uni-Med, Bremen
Die Injektion von Botulinumtoxin bei palmoplantarer
Fuchslocher M, Rzany B (2002) Orale anticholinerge Therapie der
Hyperhidrosis ist möglich und effektiv, erfordert jedoch im fokalen Hyperhidrose mit Methantheliniumbromid (Vagantin).
Gegensatz zur axillären Hyperhidrosis eine ausreichende Hautarzt 21 (Suppl 1): S27–S30
Anästhesie in Form eines Hand- bzw. Fußblocks. Naumann MK, Loewe NJ (2001) Botulinum toxin type A in treatment
Bei der multifokalen Hyperhidrosis ist die orale anti- of bilateral primary axillary hyperhidrosis: randomised, parallel
group, double blind, placebo controlled trial. Br Med J 323: 596–
cholinerge Behandlung mit Methantheliniumbromid (Va-
599
gantin®) die Behandlung der Wahl. Das Präparat wirkt über Shimizu H, Tamada Y, Shimizu J et al. (2003) Effectiveness of ionto-
eine Blockade der Muskarinrezeptoren. Die systemischen phoresis with alternating current (AC) in the treatment of patients
Nebenwirkungen umfassen Obstipation, Benommenheit with palmoplantar hyperhidrosis. J Dermatol 30: 444–449
47 14

14 Hypertrophe Narben und Keloide

Häufigkeit Sie kommen weltweit vor, wobei für Afrikaner, Asiaten und Hispanoamerikaner das Risiko deutlich (10- bis 15fach)
erhöht ist

Auch eine dunklere Hautfarbe ist ein Risikofaktor

Besonders gefährdet ist die Altersgruppe der 11- bis 30-Jährigen

Geschlechts- Die Erkrankungszahlen für Frauen liegen höher, was nicht Folge eines geschlechtsspezifischen Risikos ist,
verteilung sondern Folge der deutlich höheren Zahlen von weiblichen Personen, die sich für das Stechen von Ohrlöchern
entscheiden

jKlinik nicht. Während sich die hypertrophe Narbe i. Allg. 4 Wo-


Hypertrophe Narben und Keloide, die nach Verletzungen, chen nach der Hautverletzung ausbildet, beträgt der Zeit-
nach Operationen (. Abb. 14.1) oder auch spontan auf- raum für Keloide länger. Typisch ist ein Zeitraum von
treten, imponieren als palpatorisch derbe, knotige, wulst- 3 Monaten, wobei ein Keloid in Einzelfällen auch bis zu
oder plattenartige Hautveränderungen mit glatter Ober- 1 Jahr nach dem Trauma auftreten kann. Insbesondere bei
fläche. Ihre Farbe ist initial häufig hellrot und blasst im jungen Hautläsionen besteht häufig ein Spannungsgefühl,
weiteren Verlauf ab. Während hypertrophe Narben auf den Schmerzen und teilweise auch ein sehr intensiver Juckreiz.
Bereich des Traumas beschränkt bleiben (. Abb. 14.2) und Während hypertrophe Narben an jeder Lokalisation auf-
im Verlauf die Tendenz zum Abflachen haben, greifen Ke- treten können, insbesondere im Bereich der Gelenkstreck-
loide über diesen hinaus und entwickeln dann auch häufig seiten, sind die Prädilektionsstellen der Keloide der Brust-
typische krebsscherenartige Ausläufer (. Abb. 14.3). Eine bereich, hier v. a. die Prästernalregion, der Schulter- und
spontane Regression von Keloiden erfolgt in der Regel der hintere Halsbereich sowie die Ohrläppchen.

. Abb. 14.1 Keloide nach wiederholter


Operation. Der gesamte Ohrmuschelrand wird
durch eine flächige Aussaat hautfarbener
Wülste eingemauert

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_14, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
48 Kapitel 14 · Hypertrophe Narben und Keloide

. Abb. 14.2 Hypertrophe Narbe. Strang-


förmige wulstartige entzündlich gerötete
Hautveränderung im Bereich einer Kaiser-
schnittnarbe, die an den beiden Enden noch
ersichtlich ist

. Abb. 14.3 Keloid. Am Nabeleingang gerö-


teter Narbenwulst mit unregelmäßiger Ober-
flächenbegrenzung

14

jPathogenese jDiagnose
Eine Verletzung der Haut bei prädisponierten Individuen Die Diagnosestellung bereitet in der Regel keine Schwie-
wird als primär verantwortlich gesehen. Die Traumata mit rigkeiten. Die Anamnese mit vorausgegangenem Trauma
dem höchsten Risiko sind Verbrennungen und Ohrloch- ist typisch. In Einzelfällen können das Dermatofibrom
stechen. Auch genetische Faktoren scheinen eine ursäch- oder das Dermatofibrosarcoma protuberans Schwierig-
liche Rolle zu spielen. Aus hypertrophen Narben und keiten bereiten (. Tab. 14.1).
Keloiden isolierte Fibroblasten bilden im Vergleich zu nor- Das Management von hypertrophen Narben und Kelo-
malen Fibroblasten mehr Typ-I-Prokollagen und sind iden ist identisch, wobei die Therapieergebnisse für erstere
durch eine höhere Produktion von bestimmten Wachs- besser sind. Es gibt zahlreiche Behandlungsmodalitäten,
tumsfaktoren wie dem vaskulären Endothelfaktor oder was nicht zuletzt auf die bis heute fehlenden kontrollierten
den Transformationswachstumsfaktoren β1 und β2 cha- Studien zurückzuführen ist (. Tab. 14.2).
rakterisiert. Weitere Hinweise für eine Fibroblastendys- Intraläsionale Steroidinjektionen mit Triamcinolon-
funktion sind geringere Apoptoseraten und eine Herunter- acetonid werden seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Eine
regulierung von mit der Apoptose in Zusammenhang ste- Wiederholung alle 4–6 Wochen ist sinnvoll. Mögliche ste-
henden Genen, einschließlich p53. roidbedingte Nebenwirkungen sind Atrophie und Telean-
14 · Hypertrophe Narben und Keloide
49 14
Elastizitätsverlust deutlich wird. Der Anwendungszeitraum
. Tab. 14.1 Differenzialdiagnose von hypertrophen Narben beträgt 3–6 Monate. Eine sinnvolle Kombination sind der
und Keloiden und Abgrenzungsmöglichkeiten Einsatz eines Gels tagsüber und eines Pflasters über Nacht.
Diagnose Abgrenzung zu Keloid und hyper-
Wie die Steroidinjektionen wird auch die Kryotherapie
tropher Narbe seit Jahrzehnten eingesetzt, ist jedoch sehr schmerzhaft.
Diese Therapie wird v. a. für kleinere Läsionen empfohlen.
Dermatofibrom Derber, überwiegend rundlicher Als Kühlmittel dient flüssiger Stickstoff und die Applikation
Knoten
erfolgt gewöhnlich durch das Verbringen des Kühlmittels
Bevorzugt im Bereich der unteren von außen an die Läsion mittels des Sprayverfahrens.
Extremitäten Die Kombination der 3 Verfahren führt zu additiven
Dermatoskopisch im Randbereich Effekten und ist in der Praxis sinnvoll. Ein realistisches
bräunliches Pigmentnetz Behandlungsziel dieser oben aufgeführten Therapiever-
Dermatofibrosarcoma Jahrelange Wachstumstendenz fahren ist eine subjektiv beschwerdefreie, hautfarbene,
protuberans weiche Narbe.
Kutaner und darunter liegender
plattenartiger Anteil
Die Exzision einer hypertrophen Narbe oder eines Ke-
loids birgt ein hohes Risiko für ein Rezidiv, das in der Regel
dann klinisch ausgeprägter ist als zuvor. Die operative Ent-
fernung erfolgt immer unter Einsatz verschiedener adju-
vanter Therapien zur Rezidivvermeidung. Hierzu können
. Tab. 14.2 Etablierte Therapien für hypertrophe Narben und
Keloide neben den zuvor aufgeführten auch Radiotherapieverfah-
ren, Interferon- oder 5-Fluorouracil-Injektionen gehören.
Therapieform Durchführung Die Therapie sollte immer nur von erfahrenen Kollegen
durchgeführt werden.
Intraläsionale Triamcinolonacetonid 10 oder
Steroidinjektionen 40 mg (Volon® A 10/-40, Triam-
Hexal® 10/-40) alle 4–6 Wochen jPrävention
Eine wichtige Präventivmaßnahme ist die Vermeidung
Silikon In Form eines Gels, 2-mal tgl.
Anwendung (Dermatix® Gel) oder
nicht notwendiger operativer Eingriffe in den Regionen,
als Pflaster (Epi-Derm®, Standard: die mit einem erhöhten Risiko für hypertrophe Narben
12 × 14,5 cm; längliche Narben, oder Keloide einhergehen, insbesondere Eingriffe im
z. B. Kaiserschnitt: 3,6 × 15 cm; Brustbereich. Dies gilt analog auch für Patienten, bei denen
große Narben, z. B. Rumpf:
aufgrund vorheriger Eingriffe diese Neigung bekannt ist.
28 × 40 cm) über 3–6 Monate
Die für die Behandlung von hypertrophen Narben und
Kryotherapie Applikation des flüssigem Stick- Keloiden genannten Therapieverfahren eignen sich alle
stoffs mittel Sprayverfahren, Ein-
auch als Präventionsmaßnahmen, wobei unter Berück-
wirkzeit in Abhängigkeit des
klinischen Befunds, Durchführung sichtigung der Praktikabilität der Einsatz von Silikon als
alle 4–6 Wochen Gel oder Pflaster am sinnvollsten ist und 3 Monate post-
operativ zum Einsatz kommen sollte. Alle Brandverletzun-
Exzision Durch spezialisierte erfahrene
Kollegen immer in Kombination mit gen, insbesondere im Kindes- und Jugendalter, sollten
adjuvanten Therapiemaßnahmen ebenfalls konsequent über mind. 3 Monate einer Silikon-
behandlung zugeführt werden.

giektasien. Die Zumischung eines Lokalanästhetikums wie Literatur


Lidocain zur Schmerzreduktion ist möglich. Chike-Obi CJ, Cole PD, Brissett AE Keloids (2009) Pathogenesis, clini-
cal features, and management. Semin Plast Surg 23: 178–184
Silikon wirkt über eine Temperatur- und Hydratations-
Juckett G, Hartmann-Adams H (2009) Management of keloids and
erhöhung und evtl. zusätzliche Sauerstoffspannung im Be- hypertrophic scars. Am Fam Physician 80: 253–260
reich der zu behandelnden Veränderung. Silikon steht als
Narbengel und als Pflaster zur Verfügung. Letztere sollten
mind. 12, besser 24 h appliziert werden, wobei die Pflaster
täglich mit einem milden Syndet gewaschen werden. Die
Pflaster können beliebig auf die optimale Größe zugeschnit-
ten werden, sollten jedoch das zu behandelnde Areal immer
vollständig abdecken. In der Regel sind sie selbsthaftend.
Eine mehrmalige Wiederverwendung ist möglich, bis der
51 15

15 Impetigo contagiosa

Häufigkeit Die Erkrankung tritt häufig im Kindes- und Jugendalter auf

Jahreszeitliche Abhängigkeit mit deutlich höheren Erkrankungszahlen im Frühjahr und Sommer

Geschlechts- Frauen erkranken häufiger als Männer


verteilung

jKlinik Adhärenzfaktoren wie das Protein A und verschiedene


Erythematöse und erosive Flächen mit typischen honig- matrixbindende Proteine. Die bullöse Reaktion erfolgt
gelben Krusten, die sich an allen Körperstellen, bevorzugt über Exfoliatoxine, die als Serinproteasen das epidermale
jedoch im Mund- und Nasenbereich, manifestieren, er- Desmoglein-1 an einer definierten Bruchstelle spalten.
lauben die Diagnosestellung (. Abb. 15.1). Zusätzlich kön- S. aureus ist heute der führende Erreger sowohl der
nen auch intakte Blasen imponieren (. Abb. 15.2). Durch großblasigen Form, bei der sich typische, prall gespannte
Schmierinfektion kommt es zur Ausbreitung der ursprüng- Blasen zeigen (. Abb. 15.2), als auch der Variante mit den
lich lokalisierten Erkrankung (. Abb. 15.3). kleinblasigen Primäreffloreszenzen, die häufig klinisch
nicht zu sehen sind, und bei der die Erosionen und die
jPathogenese honiggelben Krusten das Krankheitsbild bestimmen.
Der Erregereintritt in die Haut erfolgt bevorzugt über Mischinfektionen kommen jedoch vor. Infektionen mit
Hautabschürfungen. Auch Insektenstiche können Aus- nephrogenen Streptokokkenstämmen, die endemisch oder
gangspunkt einer Impetigo sein. sporadisch beobachtet werden, sind die Ursache für die
Staphylococcus aureus (S. aureus) wie auch Strepto- postinfektiöse Glomerulonephritis, die neben einer regio-
kokken verfügen über eine Reihe von Virulenzfaktoren wie nären Lymphangitis und Lymphadenitis die bedeutendste
Proteasen, Lipasen, Nukleasen und Hämolysine sowie Komplikation der Erkrankung darstellt.

. Abb. 15.1 Impetigo contagiosa. Honig-


gelbe Krusten auf flächigem Erythem

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_15, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
52 Kapitel 15 · Impetigo contagiosa

. Abb. 15.2 Impetigo contagiosa. Jeweils auf


erythematösem Grund zeigen sich wasserklare
Blasen und initiale gelbliche Schuppenkrusten

. Abb. 15.3 Impetigo contagiosa. Flächige


Erosion mit randständigen Blasenresten. In
der Umgebung zeigen sich jeweils auf ent-
zündlich veränderter Haut einzelne wasser-
klare Bläschen und Schuppenkrusten

15
jDiagnose
Die Diagnose wird klinisch gestellt. Mögliche Differen- . Tab. 15.1 Differenzialdiagnosen und wichtige Entschei-
dungshilfen der Impetigo contagiosa
zialdiagnosen nennt . Tab. 15.1. Obwohl die Therapieein-
leitung unmittelbar nach Diagnosestellung erfolgt, ist eine Diagnose Abgrenzung zur Impetigo contagiosa
mikrobiologische Diagnostik, die zumindest den Erreger-
nachweis, besser auch ein Antibiogramm umfasst, sinn- Herpes simplex Gruppiert angeordnete Vesikel mit
voll. Dann kann bei einem eventuellen Nichtansprechen zunächst wasserklarem Inhalt
auf die eingeleitete Behandlung spezifisch erreger- (Keim- Anamnestisch häufig Angabe von
nachweis) und empfindlichkeitsabhängig (Antibiogramm) Rezidiven
behandelt werden. Subjektiv vor Auftreten erster Hautverän-
derungen Brennen im betroffenen Areal
jTherapie Follikulitiden Follikuläre Anordnung der Pusteln ohne
Die Behandlung orientiert sich am klinischen Bild und Konfluierung und Ausbildung der honig-
an den vom Patienten angegebenen subjektiven Beschwer- gelben Krusten
den. Lokalisierte Erkrankungen ohne Einschränkung des Acne vulgaris Fehlende Schuppenkrusten
Allgemeinbefindens werden topisch mit Antibiotika be- Anwesenheit von Komedonen
handelt, die der oralen Antibiotikabehandlung überlegen
15 · Impetigo contagiosa
53 15

. Tab. 15.2 Behandlung der Impetigo contagiosa

Topisch antibiotisch, wenn umschrieben Systemisch antibiotisch und topisch antiseptisch,


und ohne Allgemeinsymptome wenn disseminiert mit/ohne Allgemeinsymptome

Fusidinsäure (Fucidine® 3- bis 4-mal tgl. für 7 Tage Oral


Creme, Fuscicutan® Creme)

Retapamulin (Altargo® Salbe) 2-mal tgl. für 5 Tage Cefaclor (Infectocef®), Cefalexin 30–50 mg/kg für 7 Tage
(Cephalex-CT®)

Mupirocin (InfectoPyoderm® 3-mal tgl. für 7 Tage Cephalosporin-Penicillin-Allergie: 20–30 mg/kg für 7 Tage
Salbe) Clindamycin (Sobelin®)

Topisch

Lipoderm® Lotion (enthält Chlorhexidin und Triclosan, je 0,3 % mit


sehr guter antimikrobieller Wirkung gegenüber Staphylokokken
und Streptokokken)

Bepanthen® antiseptic Wundcreme (enthält 0,5 % Chlorhexidin)

sind (. Tab. 15.2). Topisches Antibiotikum der Wahl ist die Kinder mit aktiver Impetigo contagiosa sollten so lange
Fusidinsäure. Die mäßige In-vitro-Empfindlichkeit der nicht am Schulunterricht teilnehmen, bis die Hautverän-
Fusidinsäure wird durch die hohe kutane Wirkkonzentra- derungen nach Einleitung einer adäquaten Behandlung
tion kompensiert. Die bestehende Cremeformulierung der vollständig abgetrocknet sind.
Fusidinsäure führt zu einer geringeren Rate irritativer Bei rezidivierenden Impetigo-contagiosa-Erkrankun-
Reaktionen im Vergleich zu den für Mupirocin und Reta- gen sind weiterführende mikrobiologische Untersuchun-
pamulin ausschließlich zur Verfügung stehenden Salben- gen aus Nasen-, Achsel- und Analbereich sinnvoll; bei
formulierungen. nachgewiesenen Keimen ist eine entsprechende Sanierung
Kommt es zu einer flächigen Ausbreitung der Hautver- angebracht.
änderungen, besteht ein starker Juckreiz. Wird über Fieber
berichtet, dann ist die orale Antibiotikagabe, flankiert Literatur
durch eine topische antiseptische Behandlung, die Thera- Elliot AJ, Cross KW, Smith GE, Burgess IF, Fleming DM (2006) The
pie der Wahl (. Tab. 15.2). Antibiotika der Wahl sind auf- association between impetigo, insect bite and air temperature:
grund des umgrenzten Erregersprektrums die Cepha- a retrospective 5-year study (1999–2003) using morbidity data
losporine der 1. Generation wie Cefaclor oder Cefalexin. collected from sentinel general practice network database. Fam
Pract 23: 490–496
Im Fall einer Penicillinallergie ist Clindamycin eine mög-
Loffeld A, Davies P, Lewis A, Moss C (2005) Seasonal occurence of
liche Alternative. Makrolide sollten aufgrund weitverbrei- impetigo: a retrospective 8-year review (1996–2003). Clin Exp
terter Antibiotikaresistenz von S. aureus nicht primär zum Dermatol 30: 512–514
Einsatz gelangen. Oranje AP, Chosidow O, Sacchidanand S et al (2007) Topical retapam-
Auch wenn nephrogene Streptokokkenstämme eher ulin ointment, 1%, versus sodium fusidate ointment, 2%, for im-
petigo: a randomized, observer-blinded, noninferiority study.
seltener geworden sind, ist nach entsprechendem Erreger-
Dermatology 215: 331–340
nachweis eine Urinkontrolle zur möglichen Erfassung Rortveit S, Rortveit G (2007) Impetigo in epidemic and nonepidemic
einer Poststreptokokkennephritis nach 2 Wochen anzu- phases: an incidence study over 4(1/2) years in a general popula-
raten. tion. Br J Dermatol 157: 100–105
55 16

16 Intertrigo

Häufigkeit Die häufige Hauterkrankung weist bei den über 80-Jährigen Prävalenzraten von mehr als 20 % auf

Geschlechts- Frauen erkranken häufiger als Männer


verteilung

jKlinik höhung des Stratum corneum und einer hieraus resultie-


Initial zeigen sich in den Hautfalten, insbesondere sub- renden Schwächung der Hautbarriere. Übergewicht, ein
mammär und inguinal flächige Erytheme, die abhängig begleitender Diabetes mellitus und eingeschränkte Mobi-
von der Entzündungsaktivität blass oder auch feuerrot lität, wie sie bei älteren Patienten häufig ist, sind wichtige
imponieren können (. Abb. 16.1, . Abb. 16.2). Im weiteren Provokationsfaktoren.
Verlauf sind erosive Umwandlungen möglich. Die sekun-
däre Besiedelung der Intertrigo ist häufig. Für eine Candida- jDiagnose
besiedelung sprechen die typischen Satellitenpapeln und Die Diagnose bereitet klinisch kaum Schwierigkeiten.
-pusteln, die sich im Randbereich der Intertrigoherde Blasige Abhebungen weisen auf eine bakterielle und die im
manifestieren. Insbesondere bei initialen Läsionen kann Randbereich lokalisierten Papeln und Papulopusteln auf
Juckreiz fehlen, der in Abhängigkeit von der Entzündungs- eine mykotische Superinfektion hin. Psoriasis inversa und
aktivität sehr ausgeprägt sein kann. Bestehen nässende seborrhoisches Ekzem können differenzialdiagnostisch in
Hautveränderungen, sind diese häufig mit brennenden Einzelfällen zur Diskussion stehen (. Tab. 16.1).
Missempfindungen assoziiert.
jTherapie
jPathogenese Barrierestabilisierende Maßnahmen sind die Therapie der
Ursächlich ist eine Haut-an-Haut-Reibung in den erkrank- Wahl. Die Verwendung okkludierender Externa ist unbe-
ten Arealen in Kombination mit einer Feuchtigkeitser- dingt zu vermeiden, sodass Öl-in-Wasser-Emulsionen be-

. Abb. 16.1 Intertrigo. An den Auflageflächen


einer Bauchfalte zeigt sich ein scharf begrenz-
tes Erythem

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
56 Kapitel 16 · Intertrigo

. Abb. 16.2 Intertrigo. Symmetrisch im


Bereich der Brustanliegeflächen flächige Ery-
theme

vorzugt zur Anwendung gelangen. Der Zusatz eines Anti- Clotrimazol und Miconazol sind die Antimykotika der
septikums ist unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung Wahl. Ihr präventiver Einsatz bereits im Erythemstadium
einer bakteriellen Superinfektion sinnvoll. Therapie der kann diskutiert werden. Eine zusätzliche orale antimy-
Wahl für lokalisierte mykotische Infektionen ist der topi- kotische Behandlung ist immer dann sinnvoll, wenn es sich
sche Einsatz von Antimykotika, vorzugsweise der Azol- um disseminierte Verläufe mit Befall von mind. 2 Lokali-
Antimykotika, die neben antimykotischen auch über anti- sationen mit klinisch ausgedehnten Läsionen und starker
bakterielle und antientzündliche Eigenschaften verfügen. Entzündungsreaktion handelt. Durch die zusätzliche orale

. Tab. 16.1 Differenzialdiagnose der Intertrigo und Abgrenzungsmöglichkeit3en

Diagnose Abgrenzung zur Intertrigo

Psoriasis inversa Häufig auch Analbefall mit der typischen Analrhagade

Klassische Psoriasisläsionen an typischen Körperarealen sowie den Nägeln

Seborrhoisches Ekzem Häufig auch Erytheme mit feuchter Schuppung im Bereich des Capillitiums, der Augen-
brauen oder des Sternums

16
. Tab. 16.2 Therapie der Intertrigo

Klinik Therapie

Blasses Erythem Topisches Antiseptikum, z. B. Clioquinol (Linola® sept Creme)

Stärker entzündliches Erythem Am Tag Linola® sept Creme, abends Klasse-II-Steroid für 3–5 Tage, z. B. Methylaceponat
(Advantan® Creme)

Erythem mit Papulopusteln als Zeichen Miconazol oder Clotrimazol (Imazol® Paste)
der Candidasuperinfektion

Nässendes entzündliches Erythem Initial für 3–5 Tage morgens und abends antientzündlich und antimikrobiell, z. B. Miconazol
(Vobaderm®/Decoderm® tri) Creme, anschließend Weiterbehandlung mit Linola® sept
Creme

Mehrere betroffene Lokalisationen mit Fluconazol (200 mg/tgl. für 10 Tage)


stärkerer entzündlicher Reaktion und Vobaderm®/Decoderm® tri Creme (morgens), Imazol® Paste (abends)
Zeichen der mykotischen Superinfektion
16 · Intertrigo
57 16
Behandlung, vorzugsweise mit Fluconazol (200 mg täglich
für 10 Tage), kann der Erkrankungsverlauf rasch deutlich
verbessert und insgesamt verkürzt werden (. Tab. 16.2).

Literatur
Fothergill AW (2006) Miconazole: a historical perspective. Expert Rev
Anti Infect Ther 4: 171–175
Hidalgo G (2002) Dermatological complications of obesity. Am J Clin
Dermatol 3: 497–506
Janniger CK, Schwartz RA (2005) Intertrigo and common secondary
skin infections. Am Fam Physician 72: 833–838
59 17

17 Lichen ruber
Syn.: Lichen planus

Häufigkeit Schätzungen zufolge liegt die Häufigkeit bei < 0,1 % der Gesamtbevölkerung

Lichen ruber manifestiert sich v. a. im mittleren Lebensalter

Geschlechts- Es besteht eine leichte Bevorzugung des weiblichen Geschlechts


verteilung

jKlinik Die Hautveränderungen werden gerieben und im Gegen-


Die Erkrankung ist durch rötliche, rötlich-violette oder satz zur Ekzemantwort nicht aufgekratzt. Auch beim Lichen
livid-bräunliche, polygonale, flach-erhabene Papeln ge- ruber ist ein positives Köbner-Phänomen zu beobachten.
kennzeichnet, die bei stärkerem Eruptionsdruck auch zu Eine Inspektion der Mundhöhle ist bei Verdacht auf Lichen
Plaques zusammenfließen können. Prädilektionsstellen ruber immer durchzuführen. Der Lichen ruber mucosae ist
sind die Extremitätenstreckseiten, insbesondere die Hand- durch eine feine netzig-weißliche Zeichnung an der Wan-
gelenke (. Abb. 17.1). Die Oberfläche der Läsionen ist glän- genschleimhaut gekennzeichnet.
zend und zeigt eine feine bis netzartige weißliche (Wickham)
Zeichnung. Neben der örtlich begrenzten Aggregation von jPathogenese
Papeln gibt es auch Verläufe mit einem generalisierten Auf- Die Ätiologie der Erkrankung ist nur teilweise bekannt.
treten der Papeln, dem Lichen ruber exanthematicus Die Lichen-ruber-Papel ist das Resultat einer fokalen Zer-
(. Abb. 17.2). Charakteristisch ist bei der Mehrzahl der Pa- störung der basalen Keratinozyten infolge einer zellulären
tienten ein intensiver Juckreiz, wobei das Reaktionsmuster Autoimmunreaktion. Die primäre Ursache dieser Reak-
auf den Juckreiz ebenfalls wegweisend für die Diagnose ist: tion und auch die Natur des Antigens oder Autoantigens

. Abb. 17.1 Lichen ruber. Flache, rötliche,


polygonale Papeln mit spiegelnder Oberflä-
che im Bereich des Handgelenks. Am linken
Handgelenk positives Köbner-Phänomen mit
strichförmiger Aneinanderreihung der Papeln

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_17, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
60 Kapitel 17 · Lichen ruber

. Abb. 17.2 Lichen ruber exanthematicus.


Disseminierte Aussaat lichenoider Papeln im
Sakralbereich, die teils einzeln stehen, teils
plaqueartig konfluieren

sind ungeklärt. Eine Assoziation mit einer Hepatitis-C-In- nen Abheilung kommt. Topische, potente Steroide sind die
fektion wurde wiederholt beschrieben. Therapeutika der 1. Wahl für isoliert auftretende Verläufe,
wobei eine Applikation 2-mal täglich für einen Zeitraum
jDiagnose von zunächst 4 Wochen sinnvoll ist (. Tab. 17.2). Mometa-
Die Diagnose wird klinisch gestellt. In Zweifelsfällen ist sonfuroat ist hier unter dem Gesichtspunkt der Wirkstärke
die Durchführung einer Probebiopsie sinnvoll. Mögliche und dem Nebenwirkungsprofil das Steroid der Wahl.
Differenzialdiagnosen in Abhängigkeit vom klinischen Orale Steroide sind die Therapeutika der 1. Wahl für
Bild nennt . Tab. 17.1. die Behandlung generalisierter Verläufe. Durch langsames

jTherapie
Jede Therapieform hat zu berücksichtigen, dass es in der
. Tab. 17.2 Therapie des Lichen ruber planus
Mehrzahl der Fälle innerhalb eines Jahres zu einer sponta-
Lokalisiert

Momethasonfuroat 2-mal tgl. 4 Wochen


. Tab. 17.1 Differenzialdiagnosen des Lichen ruber und (Ecural® Salbe) Dann Reduktion auf 1-mal tgl. abends
wichtige Abgrenzungsmöglichkeiten evtl. abends unter Okklusion (mit
Zellophanfolie umwickeln)
Diagnose Abgrenzung zum Lichen ruber
Alternativ: Betamethason (Betagalen®
Lokalisiert Salbe), Triamcinolon-Acetonid (Triam-
Galen® Salbe), cave: Hautatrophie!
Lichen simplex Hautveränderungen werden blutig
17 chronicus aufgekratzt und sind überwiegend Generalisiert
an den Unterschenkeln lokalisiert
Methylprednisolon Initial 1 mg/kg KG für 3 Tage
Generalisiert Dann 0,75 mg/kg KG für 3 Tage
Lichenoides Papeln sind in der Regel verwaschener Dann 0,5 mg/kg KG für 1–2 Wochen
Arzneiexanthem und spiegeln nicht Dann 0,25 mg/kg KG für 1–2 Wochen
Dann wochenweise Reduktion auf tgl.
Medikamentenanamnese mit Einnah- 12, 8 und 4 mg, ab der 3. Woche
me von Gold, Antimalariapräparaten, zusätzlich topisches Steroid für hart-
nichtsteroidalen Antiphlogistika, Beta- näckige Herde
blockern, ACE-Hemmern
Acitretin 30 mg/Tag für 8 Wochen
Pityriasis rubra Farbton ist i. Allg. heller (lachsfarben) (Neotigason®) Dann bei gutem Ansprechen Reduk-
pilaris tion auf 10 mg/Tag für weitere
Prädilektionsstellen über den großen
8 Wochen, zusätzlich topisches
Gelenkstreckseiten
Steroid für hartnäckige Herde, evtl.
Follikulär gebundene Papeln kombiniert mit Bade-PUVA
17 · Lichen ruber
61 17
Ausschleichen ist häufig ein sehr befriedigendes Ergebnis
zu erzielen. Falls dies hiermit nicht erreicht wird, ist die
Gabe von Retinoiden als Therapie der 2. Wahl zu favori-
sieren. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist auf eine aus-
reichende Kontrazeption zu achten, die bei Acitretin noch
24 Monate nach Absetzen des Präparats notwendig ist und
die Behandlung in der Regel verbietet. Eine Kombination
mit einer PUVA-Behandlung ist in sehr schweren Fällen
denkbar.

Literatur
Antonelli A, Ferri C, Galeazzi C et al. (2008) HCV infection: patho-
genesis, clinical manifestations and therapy. Clin Exp Rheumatol
26 (Suppl 48): S39–S47
Katta R (2000) Lichen planus. Am Fam Physician 61: 3319–3324,
3327–3328
Schaefer I, Rustenbach SJ, Zimmer L, Augustin M (2008) Prevalence of
skin diseases in a cohort of 48665 employees in Germany.
Dermatology 217: 169–172
Shiohara T, Mizukawa Y, Takahashi R, Kano Y (2008) Pathomechanisms
of lichen planus autoimmunity elicited by cross-reactive T cells.
Curr Dir Autoimmun 10: 202–226
63 18

18 Nagelpilz
Syn.: Onychomykose, Tinea unguium

Häufigkeit Die Häufigkeit von Nagelpilzerkrankungen liegt in der Gesamtbevölkerung bei über 20 %

Die Erkrankungszahlen zeigen eine positive Korrelation mit dem Alter. Jedoch ist eine Nagelpilzerkrankung heute
auch bei Kindern keine Seltenheit mehr

Geschlechts- Männer erkranken häufiger als Frauen (Verhältnis 1,43:1)


verteilung

jKlinik mit einem Befall der Nagelmatrix muss immer systemisch


Kennzeichen einer Nagelpilzerkrankung sind farbliche, behandelt werden. Wie die PSO ist auch die superfizielle
insbesondere weißliche, gelbliche oder gelblich-bräunliche weiße Onychomykose (SWO), bei der die Nageloberfläche
und strukturelle Veränderungen in Form von Verdickung, die initiale Eintrittspforte darstellt, sehr selten. Die totale
Aufsplitterung der Nagelplatte und des Nagelbetts mit typi- dystrophische Onychomykose (TDO) als Maximalvariante
schen subungualen Keratosen. Die Veränderungen sind in mit einem vollständigen Pilzbefall des gesamten Nagels
der Regel auf den Nagel beschränkt. Eine Beteiligung der kann aus einer DSO oder PSO resultieren (. Abb. 18.3).
Nagelumgebung fehlt.
Klinisch und auch unter therapeutischen Gesichts- jPathogenese
punkten wichtig werden folgende Befallsmuster unterschie- Dermatophyten, Schimmelpilze und Hefen können eine
den: Die distale subunguale Onychomykose (DSO) ist die Nagelpilzinfektion hervorrufen, wobei Dermatophyten als
mit Abstand häufigste Manifestationsform (. Abb. 18.1, die für den primären Nagelbefall verantwortlichen Erreger
. Abb. 18.2). Ab einem Befall von > 50 % der Nagelplatte angesehen werden. Unter den Dermatophyten ist Tricho-
gilt eine topische Behandlung als nicht mehr erfolgverspre- phyton rubrum der am häufigsten isolierte Keim (ca. 90 %)
chend. Die proximale subunguale Onychomykose (PSO) vor Trichophyton mentagrophytes var. interdigitale und

. Abb. 18.1 Tinea unguium vom DSO-Typ.


Beide Großzehennägel zeigen eine gelblich-
bräunliche Verfärbung mit einer Verdickung
der Nagelplatte und Abhebung aufgrund
Hornmaterials unter der Nagelplatte beim
linken Großzehennagel. Lediglich durch eine
systemisch-topische Kombinationsbehand-
lung kann eine vollständige Abheilung erzielt
werden

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_18, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
64 Kapitel 18 · Nagelpilz

. Abb. 18.2 Tinea unguium vom DSO-Typ.


Befall von ca. 30 % der Nagelplatte des linken
Großzehennagels in Form einer gelblichen
Verfärbung der Nagelplatte. Dieser Befalls-
grad erlaubt eine alleinige topische Behand-
lung

. Abb. 18.3 Tinea unguium vom TDO-Typ.


Alle Fußnägel des rechten Fußes sind vollstän-
dig gelblich verfärbt und verdickt. Die Ein-
seitigkeit bei befallsfreien Nägeln des linken
Fußes ist typisch und auch beweisend für
eine Nagelpilzerkrankung. Eine gänzliche Aus-
heilung ist nur durch eine systemisch-topi-
sche Kombinationsbehandlung möglich

Epidermophyton floccosum. Die Rolle von Schimmel- wobei in der PAS-Färbung die Diagnose Onychomykose
pilzen als primäre Nagelpathogene ist umstritten. Misch- gestellt werden kann ohne exakte Erregerzuordnung.
infektionen zwischen mehreren Dermatophyten, zwischen Bei einzelnen befallenen Nägeln, die evtl. schon seit
Dermatophyten und 1 Hefe oder zwischen Dermato- mehreren Jahren verändert sind, ist die Onychodystrophie,
phyten, 1 Hefepilz und 1 Schimmelpilz sind möglich. Aus- z. B. posttraumatisch, die wichtigste Differenzialdiagnose.
gangspunkt vieler Nagelpilzerkrankungen ist eine palmare Bei mehreren befallenen Nägeln ist die Abgrenzung zur Pso-
und/oder plantare Pilzinfektion, die über Jahre asympto- riasis oder der 20-Nail-Dystrophie wichtig (. Tab. 18.1).
matisch bestehen kann.
Während der Begriff Onychomykose die Pilzinfektion jTherapie
des Nagels unabhängig von der Erregerart beinhaltet, weist Befallsgrad und -muster bestimmen über das therapeu-
der Begriff Tinea unguium auf eine Infektion durch einen tische Vorgehen (. Tab. 18.2). Ist eine topische Behandlung
18 Dermatophyten hin und verlangt somit immer den kultu- zielführend, steht ein neuartiger Nagellack (Ciclopoli®) zur
rellen Erregernachweis. Verfügung, der eine mechanische Entfernung von infizier-
ten Nagelanteilen nicht erforderlich macht und jeden oder
jDiagnose jeden 2. Abend bequem aufgetragen wird. Der Lack ist
Die klinische Verdachtsdiagnose sollte durch den kultu- wasserlöslich und wird mit dem nächsten Duschen wieder
rellen Erregernachweis bestätigt werden. Ist eine Vorbe- abgewaschen. Die ideale Behandlung bei deformierten Nä-
handlung erfolgt, fällt die Kultur überwiegend negativ aus. geln ist die atraumatische Ablösung (Canesten® extra Na-
Hier ist es sinnvoll, für 6 Wochen alle spezifischen äußer- gelset), die – anders als auf dem Beipackzettel angegeben –
lichen Behandlungen einzustellen und anschließend noch- bei Bedarf auch längerfristig durchgeführt werden kann.
mals Material für die kulturelle Erregeranzüchtung zu ge- Liegt eine ausschließlich für die systemische Behand-
winnen. Eine Alternative stellt die Gewinnung von Nagel- lung geeignete Nagelpilzinfektion vor, ist Terbinafin die
material für die histopathologische Untersuchung dar, Substanz der Wahl. Nach den Untersuchungen von Prof.
18 · Nagelpilz
65 18

. Tab. 18.1 Differenzialdiagnosen zur Onychomykose und wichtige Abgrenzungsmöglichkeiten

Diagnose Abrenzung zur Onychomykose

Onychodystrophie In der Regel nur 1 befallener Nagel

Vielfach traumatisch bedingt

Nagelwachstum wird nicht beobachtet oder ist deutlich verlangsamt

Psoriasis unguium Psoriasisanamnese positiv, oft auch Hautveränderungen an weiteren Lokalisationen

Häufig Befall aller Nägel

Nagelumgebung ebenfalls befallen

Typische psoriatische Tüpfel und Ölflecken

20-Nail-Dystrophie Rasche Ausbildung der Nagelveränderungen

Fehlende subunguale Hyperkeratosen und Nagelverdickung

. Tab. 18.2 Stufentherapie der Onychomykose

Topische Behandlunga Systemische Behandlungb

Substanz Präparat Substanz Anwendung leitlinien- Anwendungsmodifikation nach


gestützt Prof. Tietz

Lack Ciclopiroxolamin (Ciclopoli® Terbinafin 250 mg/Tag für 3 Monate 250 mg/Tag für 14 Tage
Nagellack)

Fräsen Amorolfin (Loceryl® Nagellack) Anschließend 250 mg/Tag 2-mal


und Lack wöchentlich bis zur vollständigen
Abheilung, z. B. So und Mi

Atraumatische Bifonazol und Urea (Canesten® Itraconazol 400 mg/Tag für 1 Woche 400 mg/Tag einmalig
Onycholyse extra Nagelset)

Insgesamt 3 Pulse im Anschließend 100 mg/Tag 1-mal


Abstand von 1 Monat wöchentlich bis zur vollständigen
Abheilung

Fluconazol 150 mg/Tag bzw. 300 mg/ 150 mg/Tag über 5 Tage
Tag 1-mal pro Woche für
Anschließend 150 mg/Tag 1-mal
5–12 Monate
wöchentlich bis zur vollständigen
Abheilung
a DSO < 50 %, SWO
b DSO > 50 %, PSO und TDO (immer in Kombination mit der topischen Behandlung)

Tietz wird nach einer 14-tägigen Boostertherapie mit Gabe Literatur


von 1 Tablette täglich Terbinafin im weiteren Verlauf bis Abeck D (2010) Nagelmykose. MMW Fortschr Med 152: 42–43
Ginter-Hanselmayer G, Weger W, Smolle J (2008) Onychomycosis:
zum vollständigen Herauswachsen aller befallenen Nägel
a new emerging infectious disease in childhood population and
lediglich 2-mal wöchentlich gegeben. Dabei wird die orale adolescents. Results on treatment experience with terbinafine
Behandlung immer mit einer topischen (vorzugsweise mit and itraconazole in 36 patients. J Eur Acad Dermatol 22: 470–
dem Auftragen von Ciclopoli® Nagellack jeden 2. oder 475
3. Tag) kombiniert. Das hat sich als sicher und effektiv Gupta AK, Uro M, Cooper EA (2010) Onychomycosis therapy: past,
bewährt. Eine Behandlungsdauer von ca. 6 Monaten bei present, future. J Drugs Derrmatol 9: 1109–1113
Seebacher C, Brasch J, Abeck D et al (2007) Onychomycosis. Guide-
Befall der Fingernägel und etwa 12 Monaten bei Befall der
line. J Dtsch Ges Dermatol 5: 61– 55
Fußnägel ist realistisch.
67 19

19 Periorale Dermatitis

Häufigkeit Regelmäßig zu beobachtende Erkrankung, die bevorzugt bei jungen Erwachsenen auftritt (Kinder und ältere
Erwachsene können jedoch ebenfalls erkranken)

Geschlechts- Im Kindesalter sind Jungen und Mädchen etwa gleich häufig betroffen
verteilung
Deutliche Bevorzugung des weiblichen Geschlechts im Erwachsenenalter

jKlinik Eine Reihe von Auslösefaktoren der perioralen Der-


Hautveränderungen in Form von entzündlichen Papeln matitis ist bekannt; dabei muss anamnestisch insbeson-
und Papulopusteln, die auf unveränderter Haut oder inner- dere auf die Anwendung topischer, jedoch auch inha-
halb schuppender Erytheme auftreten, finden sich typi- lativer Steroide eingegangen werden. Bei kleineren Kin-
scherweise um den Mund herum. Charakteristisch, aber dern ist unbedingt nach dem Einsatz von physikalischen
nicht zwingend reichen die Hautveränderungen nicht Sonnenschutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor zu
direkt an das Lippenrot heran, wodurch eine schmale, von fragen.
Effloreszenzen freie Zone im Bereich von Ober- und Unter-
lippe entsteht (. Abb. 19.1). Häufig finden sich die Verän-
derungen jedoch zusätzlich oder sogar ausschließlich peri- Auslösefaktoren der perioralen Dermatitis
nasal und periokulär, weshalb auch der Begriff »periorifizi- 4 Steroide (topisch, auch Klasse I und inhalativ)
elle Dermatitis« vorgeschlagen wurde (. Abb. 19.2). Juck- 4 Physikalische Sonnenschutzmittel mit hohem
reiz fehlt mehrheitlich, kann jedoch manchmal in leichterer Lichtschutzfaktor
Form bestehen. Ein Aufkratzen der Hautveränderungen 4 Okkludierende Kosmetika, z. B. Salben
wie beim atopischen Ekzem wird nicht beobachtet.

. Abb. 19.1 Periorale Dermatitis. Dichte Aus-


saat stecknadelkopfgroßer Papeln und Papu-
lopusteln um Mund und Nase. Typische scharf
begrenzte Aussparung der unmittelbar an das
Lippenrot angrenzenden Hautregion

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_19, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
68 Kapitel 19 · Periorale Dermatitis

. Abb. 19.2 Periorale Dermatitis bei einem


Jungen. Perioral und perinasal locker dissemi-
niert stehende Papeln neben flächig schup-
penden Erythemen. Typische Aussparung der
Region um Ober- und Unterlippe

jPathogenese
Diskutiert wird eine Störung der Barrierefunktion der . Tab. 19.1 Differenzialdiagnosen der perioralen Dermatitis
und Abgrenzungsmöglichkeiten
Haut, die mit einem erhöhten transepidermalen Wasser-
verlust sowie gehäuft mit einer atopischen Diathese korre- Diagnose Abgrenzung zur perioralen Dermatitis
liert. Auch kutan neurogene Entzündungsvorgänge gelten
als Auslöser. Rosazea Häufig typischer Kinn- und Stirnbefall

Papulopusteln deutlich ausgeprägter


jDiagnose
Zusätzlich Teleangiektasien
Die Diagnose wird allein klinisch gestellt; unterstützende
Laboruntersuchungen gibt es nicht. Die 3 wichtigsten Dif- Verschlechterung durch Temperaturände-
rungen und Alkohol
ferenzialdiagnosen und ihre Abgrenzungsmöglichkeiten
nennt . Tab. 19.1. Akne Immer zusätzlich Komedonen

Seborrhoisches Schuppende Erytheme, vor allem peri-


jTherapie Ekzem nasal, Glabella und Augenbrauen
Ohne adäquate Behandlung verläuft die Erkrankung über Oft auch Kopfschuppen
viele Monate. Das konsequente Weglassen bekannter Pro-
vokationsfaktoren ist wichtig.
Die initiale topische Behandlung erfolgt mit Metroni-
dazol, wobei heute Fertigarzneimittel neben der Rezeptur . Tab. 19.2 Therapie der perioralen Dermatitis
zur Verfügung stehen (. Tab. 19.2). Nach 2 Wochen ist ein
deutliches Verblassen der Hautveränderungen zu erwarten Substanz Anwendung
und eine vollständige Abheilung nach 6–8 Wochen. Zeigt
Metronidazol 1 % Metronidazol in Unguentum emul-
sich nach 3 Wochen keine Besserung, ist die zusätzliche
topisch sificans aquosum 30 g; 1-mal abends,
orale Gabe von Tetracyclin, Doxycyclin oder Minocyclin bei guter Verträglichkeit morgens und
über 2–3 Wochen sinnvoll. Im Fall einer Tetracyclin-Un- abends (Rosiced® Creme, Metrocreme®)
verträglichkeit oder bei Kindern bietet sich die orale Ery-
Zusätzlich 250 mg 2-mal täglich für 2–3 Wochen
thromycingabe an. Nach erfolgreicher Abheilung ist die
19 Rezidivrate i. Allg. gering.
Tetracyclin

Alternativ 100 mg 1-mal täglich für 2–3 Wochen


Doxycyclin
Literatur
Abeck D, Geisenfelder B, Brandt O (2009) Physikalische Sonnenschutz- Alternativ 100 mg 1-mal täglich für 2–3 Wochen
mittel mit hohem Lichtschutzfilter als Auslöser der perioralen Minocyclin
Dermatitis im Kindesalter. J Dtsch Dermatol Ges 7: 701–703 Alternativ 250 mg 2–3-mal täglich für 4–6 Wochen
Hafeez ZH (2003) Perioral dermatitis: an update. Intern J Dermatol 42: Erythromycin
514–517
Nguyen V, Eichfield LF (2006) Periorificial dermatitis in children and
adolescents. J Am Acad Dermatol 55: 781–785
69 20

20 Perlèche
Syn.: Mundwinkelrhagaden, Faulecken

Häufigkeit Die Hauterkrankung wird in allen Lebensabschnitten beobachtet

Geschlechts- Eine Geschlechterpräferenz besteht nicht


verteilung

jKlinik 4 eine durch einen Morbus Parkinson bedingte Hyper-


Klinisch imponieren an den Mundwinkeln ein- oder salivation.
beidseitig eine Schuppung und entzündliche Fissuren
(. Abb. 20.1). Auch gelbliche oder hämorrhagische Schup- Häufig ist jedoch keine Grunderkrankung zu erkennen.
penkrusten treten auf (. Abb. 20.2). Insbesondere morgens beim Aufstehen und den ersten
Mundbewegungen kommt es zu schmerzhaften Mikroein-
jPathogenese rissen. Auch der Kontakt mit säurehaltigen Speisen löst ein
Eingerissenen Mundwinkeln können sehr unterschied- schmerzhaftes Brennen aus. Das häufige, oft zwanghafte
liche Erkrankungen zugrunde liegen, u. a.: Belecken der Hautveränderungen führt zur Unterhaltung
4 ein Zinkmangel bei der Acrodermatitis enteropathica, der gestörten Hautbarriere. Mikrobiologisch lassen sich
4 ein Vitamin-B3- oder Pyridoxalmangel bei der Pellagra, eine Vielzahl von Bakterien (neben Staphylococcus aureus
4 Autoimmunerkrankungen wie ein Pemphigus vulgaris, und Streptokokken auch gramnegative Erreger) und Hefen
4 genetische Erkrankungen wie das Down-Syndrom, nachweisen. Eine orale antimikrobielle Behandlung ist in
4 chronische Dermatosen wie ein atopisches Ekzem oder der Regel nicht erforderlich.

. Abb. 20.1 Perlèche. Beide Mundwinkel sind


entzündlich gerötet. Zusätzlich besteht eine
ausgeprägte Cheilitis (irritative Dermatitis
unter oraler Isotretinoin-Behandlung wegen
Akne)

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_20, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
70 Kapitel 20 · Perlèche

. Abb. 20.2 Perlèche. Beidseits im Lippen-


winkel auf entzündlich veränderter Haut ober-
flächliche Rhagaden und gelbliche Schuppen-
krusten

jDiagnose
Die Diagnose wird klinisch gestellt aufgrund der an den
Mundwinkeln lokalisierten schuppenden oder nässenden
Erytheme.

jTherapie
Tagsüber wiederholte Hautpflege mit Alfason® Repair
Creme, abends eine antientzündlich-antimikrobielle Be-
handlung mit Flumetason-Clioquinol (Locacorten-Vio-
form® Paste). Die Abheilung erfolgt innerhalb von 3–5
Tagen.

Literatur
Gonsalves WC, Chi AC, Neville BW (2007) Common oral lesions: part I.
Superficial mucosal lesions. Am Fam Physician 75: 501–507
Scully C, van Bruggen W, Diz Dios P et al (2002) Down syndrome:
lip lesions (angular stomatitis and fissures) and Candida albicans.
Br J Dermatol 147: 37–40

20
71 21

21 Pityriasis rosea
Syn.: Röschenflechte

Häufigkeit Die Pityriasis rosea gehört zu den häufigen Hauterkrankungen

Bevorzugt erkranken Personen im Alter von 10–29 Jahren mit einer Prävalenz in dieser Altersgruppe von 0,6 %

Geschlechts- Frauen erkranken öfter als Männer (Verhältnis 1,43:1)


verteilung

jKlinik retteartiger Schuppung (. Abb. 21.1). Im weiteren Verlauf


Die Pityriasis rosea wird auch als Chamäleon der Derma- kommen noch andere Hautveränderungen hinzu (. Abb.
tologie bezeichnet. Neben typischen Verlaufsformen gibt 21.2). Für die klinische Diagnose entscheidend ist die ty-
es auch immer wieder untypische Varianten, die große dif- pische Schuppenkrause in einem Erythem (. Abb. 21.3).
ferenzialdiagnostische Probleme bereiten können. Bei Vorliegen multipler Läsionen ist der Nachweis dieses
Bei etwa der Hälfte der Patienten entwickelt sich initial Befundes ausschlaggebend. Nach 2 Tagen – in der Regel
das Primärmedaillon (Harald‘s Patch) in Form eines scharf 3–5 Tagen, in einzelnen Fällen auch noch nach Wochen –
begrenzten Erythems mit typischer randständiger colle- entstehen weitere Läsionen, die häufig kleiner als die Pri-

. Abb. 21.1 Pityriasis rosea. Primärmedaillon


mit der charakteristischen nach innen gerich-
teten halskrausenartigen Schuppung

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_21, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
72 Kapitel 21 · Pityriasis rosea

. Abb. 21.2 Pityriasis rosea. Am unteren Rü-


cken zeigt sich neben dem Primärmedaillon
eine lockere Aussaat weiterer kleinerer, gering
infiltrierter Erytheme

. Abb. 21.3 Pityriasis rosea. Sekundärefflores-


zenz nach Bläschenruptur als Schlüsselläsion
für die Diagnose

märläsion sind. Bei exanthematischer Aussaat ist die An- jPathogenese


ordnung der Hautveränderungen am Rumpf in den Haut- Über eine infektiöse Genese der Erkrankung wurde immer
spaltlinien typisch. wieder spekuliert. Molekularbiologische Untersuchungen
Die Erkrankung ist selbstlimitierend; die durchschnitt- aus Haut- und Serumproben von erkrankten Patienten
liche Erkrankungsdauer beträgt 5–7 Wochen. Untypische sprechen für eine gleichzeitige Aktivierung der humanen
Verläufe sind bspw. charakterisiert durch urtikarielle oder Herpesviren 6 und 7, die als ursächlich für die Pityriasis
vesikulöse Herde. Die Veränderungen können auch sehr rosea gelten. In einer placebokontrollierten Studie wurden
isoliert auftreten. Beim inversen Typ sind die Achseln, der 87 Patienten mit Pityriasis rosea behandelt. Bei den Pa-
Genitalbereich oder das Gesicht allein oder in Kombina- tienten, die oral Aciclovir in der Dosierung von 5-mal
tion betroffen. 800 mg täglich über 7 Tage bekamen, erfolgte eine signifi-
Subjektiv sind die Patienten mehrheitlich beschwerde- kant schnellere vollständige Abheilung als bei Patienten
21 frei. Die Vorstellung beim Arzt erfolgt aufgrund der Sorge der Kontrollgruppe (79 vs. 4 % nach 14 Tagen).
um die neu aufgetretenen Hautveränderungen. Jedoch
können die subjektiven Beschwerden auch massiv in Form jDiagnose
eines ausgeprägten Juckreizes, schmerzhafter oder bren- Die Diagnose wird klinisch gestellt. Anamnestisch kann
nender Hautveränderungen imponieren. häufig ein 1–2 Wochen vorher durchgemachter Infekt er-
21 · Pityriasis rosea
73 21

. Tab. 21.1 Differenzialdiagnosen der Pityriasis rosea und Abgrenzungsmöglichkeiten

Diagnose Abgrenzung zur Pityriasis rosea

Primärmedaillon

Tinea Randbetonte Schuppung

Positiver Pilznachweis

Nummuläres Ekzem Schuppung flächig

Häufig gelbliche Schuppenkrusten und subjektiv Juckreiz

Disseminierte typische Verlaufsform

Psoriasis vulgaris Vermehrt Befall der Prädilektionsstellen (Ellbogen, Knie)

Läsionen weisen flächige, dichtere Schuppung auf

Inverser Verlauf

Kontaktekzem Stärkerer Juckreiz

. Tab. 21.2 Therapie der Pityriasis rosea

Symptome Behandlung

Fehlende Beschwerden Hinweis zur Vermeidung von Hautirritationen und Empfehlung einer regelmäßigen 1- bis 2-mal
täglich durchzuführenden Hautpflege (Cetaphil® Lotion, Dexeryl® Creme, Lipoderm® Lotion)

Einzelne, juckende Läsionen Einsatz eines topischen Steroids, 1-mal täglich (Ecural® Salbe) für einige Tage

Allgemeiner Juckreiz Gabe eines sedierenden Antihistaminikums zur Nacht (Fenistil®, Tavegil®)

Hoher Leidensdruck mit Aciclovir 5-mal 800 mg täglich für 7 Tage


generalisiertem Verlauf
Alternativ Methylprednisolon 0,5 mg/kg KG täglich für 3 Tage und dann Reduktion auf 0,25 mg/kg KG
täglich für weitere 3 Tage

fragt werden. In typischen Fällen bereitet die Diagnose men eines individuellen Heilversuchs eine Aciclovirbehand-
keine Schwierigkeiten, die sich bei Vorstellung mit ledig- lung diskutiert werden. Auch eine über einige Tage durch-
lich dem Primärmedaillon, bei inversen Verläufen oder bei geführte orale Steroidbehandlung führt nach eigener Erfah-
klinisch atypischen Effloreszenzen ergibt (. Tab. 21.1). rung zu einer raschen Besserung (. Tab. 21.2).

jTherapie Literatur
In der Mehrzahl der Erkrankungsfälle ist eine spezifische Chuh A, Chan H, Zawar V (2004) Pityriasis rosea – evidence for and
against an infectious aetiology. Epidemiol Infect 132: 381–390
Behandlung nicht notwendig. Nach Diagnosestellung und
Chuh A, Lee A, Zawar V et al. (2005) Pityriasis rosea – an update. Indian
Aufklärung über die spontane Abheilung der Erkrankung J Dermatol Venereol Leprol 71: 311–315
wünschen auch die meisten Patienten keine weitere Be- Drago F, Vecchio F, Rebora A (2006) Use of high-dose acyclovir in pity-
handlung. Allgemeine Empfehlungen zur Hautpflege sind riasis rosea. J Am Acad Dermatol 54: 82–85
sinnvoll, da bei dieser Erkrankung durch verstärktes Watanabe T, Kawamura T, Jacob SE et al. (2002) Pityriasis rosea is associ-
Reiben und Austrocknung bei zu häufigem Duschen leicht ated with systemic active infection with both human herpesvirus-
7 and human herpesvirus-6. J Invest Dermatol 119: 793–797
Hautirritationen auftreten können.
Besteht Juckreiz, kann zur Nacht die Gabe eines Antihis-
taminikums mit sedierender Wirkung für einige Tage sinn-
voll sein. Topische Steroide können für einzelne juckende
Läsionen verwendet werden. Bei generalisierten, mit subjek-
tiven Beschwerden einhergehenden Verläufen kann im Rah-
75 22

22 Pityriasis versicolor

Häufigkeit In Deutschland mit gemäßigtem Klima ist von einer Prävalenz zwischen 1 und 4 % auszugehen; in tropischen
Ländern erkranken zwischen 30 und 40 % der Bevölkerung

Geschlechts- Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen


verteilung

jKlinik Grund ist die Beratung über eine Rezidivprophylaxe sinn-


Überwiegend zeigen sich ovaläre Hautareale von weiß- voll.
licher, rötlicher oder auch bräunlicher Farbe, die eine
sehr feinlamellöse (pityriasiforme) Schuppung aufweisen jPathogenese
(. Abb. 22.1, . Abb. 22.2). Durch Konfluenz entstehen Innerhalb der Gattung Malassezia werden heute mittels
auch größere Areale. Prädilektionsstellen sind der obere molekularbiologischer Typisierungsverfahren 7 Spezies
Stamm, Nacken und Oberarme. Subjektive Symptome feh- unterschieden, von denen insbesondere Malassezia glo-
len häufig ganz, gelegentlich besteht ein leichtes Jucken. bosa als Erreger der Pityriasis versicolor gilt. Bis heute ist
Exogene Auslösefaktoren der Pityriasis versicolor sind nicht bekannt, welche Faktoren die Umwandlung des Er-
v. a. hohe Temperaturen in Kombination mit hoher Luft- regers in die pathogene Form induzieren.
feuchtigkeit, was auch die hohen Erkrankungszahlen in
den Tropen erklärt. Ein seborrhoischer Hauttyp, Hyper- jDiagnose
hidrosis und eine orale Steroidbehandlung bzw. eine Im- Die Diagnose wird mehrheitlich klinisch gestellt. Mittels
munsuppression mit anderer Ursache sind die wichtigsten eines Tesafilmabrisses kann sie mikroskopisch ohne Anfär-
endogenen Provokationsfaktoren. bung des Präparats gesichert werden: Neben den Zellen des
Die Rezidivhäufigkeit der Erkrankung ist sehr hoch Stratum corneum zeigen sich im Präparat Hyphen und in
und beträgt im 1. Jahr 60, im 2. Jahr 80 %. Aus diesem Haufen gelegene abgerundete Zellen. Diese für die Diag-

. Abb. 22.1 Pityriasis versicolor. Unregel-


mäßig begrenzte konfluierende Erytheme im
Schulterbereich

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_22, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
76 Kapitel 22 · Pityriasis versicolor

. Abb. 22.2 Pityriasis versicolor. Bräunliche,


scharf begrenzte Maculae sternal mit einzel-
nen Satellitenläsionen in der Umgebung

. Tab. 22.1 Differenzialdiagnosen der Pityriasis versicolor und Abgrenzungsmöglichkeiten

Diagnose Abgrenzung zu Pityriasis versicolor

Vitiligo Oft multiple Läsionen, deren Abgrenzung zur nicht befallenen Haut sehr scharf ist
Hautveränderungen schuppen nicht
Naevus depigmentosus Läsion besteht unverändert über viele Jahre
Hautveränderung schuppt nicht
Postinflammatorische Anamnestisch vorausgehend entzündliche Hautveränderungen bei häufig bekannter Grunderkran-
Hypopigmentierung kung (atopisches Ekzem)

nose Pityriasis versicolor beweisende Anordnung wird als rungen differenzialdiagnostische Schwierigkeiten bereiten
»Spaghetti und Fleischklößchen« beschrieben. Im Wood- (. Tab. 22.1).
licht weisen die befallenen Hautareale eine hellgelbe Fluo-
reszenz auf. jTherapie
In Einzelfällen können Vitiligo, ein Naevus depig- Topische wie systemische Behandlungsmodalitäten stehen
mentosus oder postinflammatorische Hypopigmentie- zur Verfügung.
Bei der topischen Behandlung wird prinzipiell auch bei
Vorliegen weniger Herde die Behandlung des gesamten
. Tab. 22.2 Therapie der Pityriasis versicolor Stamms, der Arme und Beine bis unterhalb der Knie emp-
fohlen. Dabei wird eine Propylenglykollösung oder Anti-
Wirkstoff Darreichung und Dosierung mykotika in Form der Creme oder des Shampoos einge-
setzt. Bei ausgeprägtem Befall und häufigen Rezidiven ist
Topisch
die orale Behandlung mit Itraconazol oder Fluconazol
Propylenglykol Propylenglykol 50 % Aqua ad 100,0 Therapie der Wahl (. Tab. 22.2). Zur Rezidivprophylaxe ist
2-mal täglich für 14 Tage
der regelmäßige Einsatz antimykotikahaltiger Shampoos
Ketokonazol Terzolin® Creme, Nizoral® Creme 2-mal 2-mal pro Woche oder die Gabe von Itraconazol mit
täglich für 14 Tage
400 mg/Tag an den ersten 3 Tagen eines Monats möglich.
Ciclopirox Batrafen® S Shampoo, Kelual® S Shampoo
2–5 min auf der Haut belassen Literatur
Pyrithion-Zink De-Squaman Shampoo täglich für 14 Tage Faergemann J (2000) Management of seborrheic dermatitis and pity-
riasis versicolor. Am J Clin Dermatol 1: 75–80
Systemisch
Ogunbiyi AO, George AO (2005) Pityriasis versicolor: current concepts
22 Itraconazol 200 mg für 5–7 Tage in aetiology and management. Niger Postgrad Med J 12: 183–188
Fluconazol 400 mg/Tag an Tag 1 und Tag 7 Pantazidou A, Tebruegge M (2007) Recurrent tinea versicolor: treatment
with itraconazole or fluconazole? Arch Dis Child 92: 1040–1042
77 23

23 Polymorphe Lichtdermatose
Syn.: Sonnenallergie

Häufigkeit Mit einer Prävalenz zwischen 10 und 20 % die häufigste Photodermatose, an der Erwachsene im jungen und
mittleren Alter sowie Kinder bevorzugt erkranken

Geschlechts- Frauen haben eine höhere Prävalenz als Männer (Verhältnis 2,5:1)
verteilung

jKlinik jPathogenese
Nach Sonnenexposition kommt es, begrenzt auf die son- Die Pathogenese der polymorphen Lichtdermatose ist bis
nenexponierten Areale, v. a. auf Brustausschnitt, Streck- heute unbekannt. Pathogenetisch wird heute eine T-Zell-
seiten der Arme und Handrücken zu mediierte Immunantwort diskutiert, die gegen sonnen-
4 kleinknotigen Erythemen (PLD vom papulösen Typ, lichtinduzierte Neoantigene gerichtet ist. Die wichtige
. Abb. 23.1 und . Abb. 23.2), Rolle reaktiver Sauerstoffspezies lässt sich durch Polymor-
4 scharf begrenzten, infiltrierten Erythemen (PLD vom phismen im Glutathion-S-Transferase-Gen und einer er-
Plaquetyp), höhten Suszeptibilität für das Auftreten einer polymor-
4 Bläschen, Papulovesikeln oder phen Lichtdermatose ableiten.
4 Blasen (PLD vom papulovesikulösem Typ). Positive Erfahrungen aus der Literatur über einen na-
türlichen Extrakt, der aus einer in Südamerika heimischen
Häufig treten die normalerweise stark juckenden Hautver- Farnpflanze (Polypodium Leuctotomos) gewonnenen wird
änderungen innerhalb von Stunden nach der Sonnenexpo- und über UVA-protektive wie antioxidative Eigenschaften
sition auf, seltener auch noch nach 2–3 Tagen. verfügt (Heliocare®), können durch eigene Beobachtungen
bestätigt werden.

. Abb. 23.1 Polymorphe Lichtdermatose


vom papulösen Typ. Dichte Aussaat entzünd-
licher Papeln im Glutealbereich. Auslösung
durch Solarium

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_23, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
78 Kapitel 23 · Polymorphe Lichtdermatose

. Abb. 23.2 Polymorphe Lichtdermatose


23 vom papulösen Typ. Dichte Aussaat geröteter
Papeln im Unterschenkelbereich

jDiagnose Literatur
Die Korrelation der Hautveränderungen mit UV-Exposi- Caccialanza M, Percivalle S, Piccinno S et al (2007) Photoprotective
activity of oral polypodium leucotomos extract in 25 patients
tion und die Beschränkung der Hautveränderungen auf
with idiopathic photodermatoses. Photodermatol Photoimmu-
die UV-exponierten Hautareale einschließlich der immer nol Photomed 23: 46–47
wieder sich morphologisch gleich präsentierenden, fast Gruber-Wackernagel A, Byrne SN, Wolf P (2009) Pathogenic mecha-
immer auch juckenden Hautveränderungen ist für die Di- nisms of polymorphic light eruption. Front Biosci 1: 341–354
agnosestellung entscheidend. Rhodes LE, Bock M, Janssens AS et al. (2010) Polymorphic light erup-
tion occurs in 18% of Europeans and does not show higher
prevalence with increasing latitude: multicenter survey of 6,895
jTherapie
individuals residing from the Mediterranean and Scandinavia.
Akuttherapie bei vorliegenden Hautveränderungen: Beta- J Invest Dermatol 130: 626–628
methason in einer Gel- (Diprosis®) oder Creme-Grund- Tutrone WD, Spann CT, Scheinfeld N et al. (2003) Polymorphic light
lage (Diprosone®), 2-mal täglich auf juckende Hautverän- eruption. Dermatol Ther 16: 28–39
derungen für 3–5 Tage. Wolf P, Byrne SN, Gruber-Wackenagel A (2009) New insights in the
mechanisms of polymorphic light eruption: resistance to ultra-
Prophylaxe, z. B. vor Urlaubsantritt:
violet radiation induced immune suppression as an aetiological
4 Heliocare® Ultra Kapseln, 1–2 Kapseln pro Tag, 2 Tage factor. Exp Dermatol 18: 350–356
zuvor beginnend und Einnahme während des Ur-
laubs,
4 Heliocare® Gel (zur Akne neigende Haut und Normal-
haut) bzw. Creme (für die eher trockene Haut), täglich
äußerlich anzuwenden.
79 24

24 Psoriasis vulgaris
Syn.: Schuppenflechte

Häufigkeit In Deutschland liegt die Inzidenz bei etwa 2 %

Die Erkrankung kommt in jedem Alter vor, besonders oft zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr

Geschlechts- Beide Geschlechter erkranken etwa gleich häufig


verteilung

jKlinik Schuppung. Bei isoliertem Befall der Falten spricht man


Verschiedene Verlaufsformen werden beobachtet. Am auch von der Psoriasis inversa.
häufigsten manifestiert sich die Erkrankung als Psoriasis Im Gesicht imponieren wenig schuppende Erytheme.
vulgaris vom chronisch-stationären Typ mit den typischen, Die Kopfhaut ist eine bevorzugte Lokalisation (Psoriasis
unterschiedlich stark infiltrierten Erythemen, die unbe- capitis), wobei die Erytheme die Stirn-Haar-Grenze ge-
handelt von silbrig-weißen Schuppen flächig belegt sind ringfügig überschreiten (. Abb. 24.3).
(. Abb. 24.1). Bei etwa der Hälfte der Patienten kommt es im Verlauf
Prädilektionsstellen sind die Extremitätenstreckseiten zu einer Erkrankung der Nägel (Psoriasis unguium) mit
von Ellbogen und Knie sowie die Sakralregion. Zusätzlich, Ausbildung von Tüpfelnägeln, Ölflecken und subungualen
gelegentlich auch isoliert, finden sich flächige Erytheme in Hyperkeratosen (. Abb. 24.3). Auch ein isolierter Nagelbe-
der Analfalte (. Abb. 24.2), am Nabel, an den Leisten und fall ist möglich. Ein exanthemartiges rasches Auftreten von
der Achsel. Auch ist ein Mitbefall von Penis und Vulva wenig infiltrierten, gering schuppenden Erythemen kenn-
möglich. In diesen Hautfalten fehlt die charakteristische zeichnet die Psoriasis exanthematica, die vielfach als Erst-

. Abb. 24.1 Psoriasis vulgaris vom chro-


nisch-stationären Typ. Am Stamm und an den
Armen finden sich scharf begrenzte, teilweise
konfluierende Erytheme, die von einer flä-
chigen weißlichen Schuppung bedeckt sind

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_24, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
80 Kapitel 24 · Psoriasis vulgaris

. Abb. 24.2 Psoriasis inversa. In der Analfalte


zeigt sich ein scharf begrenztes Erythem mit
der für die Psoriasis charakteristischen Anal-
rhagade
24

. Abb. 24.3 Psoriasis capitis et unguium.


Typische erythemato-squamöse Veränderun-
gen, die die Stirn-Haar-Grenze leicht über-
schreiten, sowie distale Onycholyse und Öl-
flecken im Nagelbereich

. Abb. 24.4 Psoriasis exanthematica. Erup-


tive Aussaat von kleinen entzündlichen Erythe-
men und Papeln an Stamm und Armen, die
z. T. eine weiße Schuppung aufweisen
24 · Psoriasis vulgaris
81 24
manifestation der Psoriasis nach einem Streptokokken-
infekt oder bei bereits manifester Erkrankung nach der . Tab. 24.1 Differenzialdiagnose der Psoriasis und Abgren-
Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Lithium, zungsmöglichkeiten

Betablockern, Chloroquin und Hydrochloroquin auftreten Diagnose Abgrenzung der Psoriasis


kann (. Abb. 24.4). Die Abheilungsrate ist bei der exanthe-
matischen Variante hoch, ein Übergang in die Psoriasis Psoriasis exanthematica
vulgaris vom chronisch stationären Typ jedoch möglich. Pityriasis rosea Häufig Beginn mit Primärherd (Primär-
medaillon)
jPathogenese
Bevorzugung der Hautspaltlinien
Die Psoriasis ist als immunmediierte entzündliche Erkran-
kung aufzufassen. Diesem Formenkreis werden u. a. auch Randständige Schuppenkrause

die rheumatoide Arthritis oder der Morbus Crohn zuge- Arzneiexanthem Entsprechende Medikamenteneinnahme
rechnet. Zu Beginn der Erkrankung und während Exazer- Verlauf kraniokaudal
bationsperioden kommt es zu einer Aktivierung spezi-
Psoriasis unguium
fischer dendritischer Zellen in Epidermis und Dermis, die
die Bildung proinflammatorischer Zytokine, insbesondere Tinea unguium In der Regel nur Befall einzelner Nägel
Tumornekrosefaktor-α und Interleukin-23, induzieren, Keine paronychiale Mitreaktion
die dann ihrerseits T-Zell-Subklassen (Th1, Th17) aktivie-
Häufig assoziierte Interdigitalmykose
ren. Neben dieser T-Zell-vermittelten Immunantwort ist und Fußsohlenmykose
pathogenetisch auch eine Überexpression antimikrobieller
Pilznachweis positiv
Peptide von Bedeutung. Neben der genetischen Prädispo-
sition sind unterschiedliche Auslöse- und Provokations-
faktoren für die Krankheitsrealisierung bedeutsam.
erzielt wird. Sehr wirksam ist auch der Einsatz eines rasch
wirkenden Schuppenlösers (babybene® Gel). In Kombina-
Triggerfaktoren der Psoriasis
tion mit einem topischen Steroid ist hiermit eine Minuten-
4 Medikamente: β-Blocker, Lithium, synthetische therapie unter Verzicht einer Übernachtbehandlung
Antimalariamittel, nichtsteroidale Antiphlogistika, möglich.
v. a. Indomethacin Hautveränderungen der Psoriasis im Gesichtsbereich
4 Infektionen: Streptokokken, virale Infekte und in den Hautfalten (hinter den Ohren, im äußeren Ge-
4 Stress hörgang, im Achsel- und Nabelbereich, an Penis und Vulva
4 Nikotinkonsum sowie in der Analfalte) sprechen auf eine Behandlung mit
4 Alkohol dem Calcineurin-Inhibitor Tacrolimus (Protopic®) sehr
gut an. Die Behandlung erfolgt als On-Off-Therapie, d. h.
Einsatz bis zur Abheilung und erneute sofortige Anwen-
jDiagnose dung bei initialen Veränderungen. Alternativ kann Pime-
Die Diagnose bereitet bei Vorliegen der typischen erythe- crolimus (Elidel®) verwendet werden, dessen antientzünd-
mato-squamösen Hautveränderungen in typischer Vertei- liche Aktivität jedoch geringer ist. Der Einsatz beider Subs-
lung (Extremitätenstreckseiten, sakral) und bei typischem tanzen erfolgt Off-Label.
Befall der Analfalte keine Probleme. Schwieriger ist hin- Da die Psoriasis durch eine trockene Haut gekennzeich-
gegen die Diagnosestellung bei der exanthematischen Ver- net ist, ist eine regelmäßige, mind. 1-mal täglich durchge-
laufsform und bei isolierten Veränderungen der Psoriasis, führte Basispflege mit einem ureahaltigen Externum not-
wie z. B. der Nagelpsoriasis (. Tab. 24.1). wendig für einen langfristigen Therapieerfolg. Wichtig für
die Compliance ist eine patientenfreundliche Galenik.
jTherapie Läsionen an Stamm und Extremitäten bedürfen einer
Die Behandlung orientiert sich am objektiven Beschwer- antientzündlichen Behandlung. Bei Verwendung von Kor-
degrad unter Berücksichtigung der durch die Erkrankung tikoiden ist Mometasonfuroat (in Kombination mit Sali-
bedingten individuellen psychischen Belastung. Meistens cylsäure, z. B. Elosalic® Salbe) aufgrund des überlegenen
genügt eine topische Behandlung, die abhängig von der therapeutischen Index für einen langfristigen Einsatz ideal
Lokalisation unterschiedlich ausfällt (. Tab. 24.2). und dem Betamethasondipropionat (0,5 mg in Kombina-
Die besten Resultate erhält man bei der Psoriasis im tion mit Calcipotriol 50 μg, z. B. Psorcutan® beta Salbe)
Kopfbereich durch über Nacht durchgeführte Behand- überlegen. Als kortikoidfreie Alternative steht Dithranol
lungen, da hierdurch eine ausreichend lange Kontaktzeit zur Verfügung, das v. a. unter stationären Bedingungen
82 Kapitel 24 · Psoriasis vulgaris

. Tab. 24.2 Topische Behandlungsoptionen der Psoriasis

Diagnose Substanz/Präparat Anwendung


24
Psoriasis capitis Triamcinolonacetonid 0,05 %: – Über Nacht in den Haarboden einmassieren, am
– Sebexol Creme-Lotio ad 100,0, nächsten Morgen auswaschen
– Excipial U Hydrolotio ad 100,0, – Initial täglich, anschließend in Abhängigkeit von
– Kerty S Creme ad 100,0 oder der Klinik, z. B. 2-mal pro Woche
– Lygal Kopfsalbe ad 100,0

Betamethasonvalerat 0,1 % in babybene® – 15 min vor der Haarwäsche in die Kopfhaut ein-
Gel ad 50,0 massieren und anschließend auswaschen
– Anwendung bis zur Erscheinungsfreiheit täglich,
danach in Abhängigkeit vom klinischen Verlauf

Psoriasis faciei – Protopic® 0,1 % Salbe 2-mal täglich


und Psoriasis inversa
– Elidel® Creme 2-mal täglich

Psoriasis an Stamm – Excipial®


U Hydrolotio (leicht, z. B. Sommermonate Basispflege, morgens und abends
und Extremitäten oder morgens)
– Excipial® U Lipolotio bzw. Excipial® U 10 Lipolotio
(reichhaltiger, z. B. Wintermonate)

Herde: antientzündlich und keratolytisch – 1-mal täglich auf Herde


– Elosalic® Salbe – Initial täglich, nach Abheilung für mehrere Wochen
auf abgeheilte Herde noch 2-mal pro Woche

Herde: antientzündlich und differenzierungsfördernd 1-mal täglich


– Psorcutan® beta
– Dithranol (Micanol® 1 und 3 %)

Psoriasis unguium – Ecural® Lösung Abends

– Sililevo® Nagellack Tagsüber

. Tab. 24.3 Systemische Therapien bei schweren Verläufen der Psoriasis

Substanz Handelspräparat Verabreichung Effektivität gemäß


S3-Leitlinie 013/001

Fumarsäure Fumaderm® Oral ++

Ciclosporin Immunosporin® Oral ++ bis +++

Methotrexat Lanterel® FS Vorzugsweise subkutan ++

Acitretin Neotigason® Oral +

Biologics

– Adalimumab Humira® Subkutan +++ bis ++++

– Infliximab Remicade® Intravenös +++ bis ++++

– Etanercept Enbrel® Subkutan + bis ++

– Ustekinumab Stelara® Subkutan +++ bis ++++

+ Geringe Wirkung
++ Gute Wirkung; in Einzelfällen auch vollständige Symptombesserung
+++ Sehr gute Wirkung mit durchschnittlicher Symptombesserung von > 70 %
++++ Exzellente Wirkung mit durchschnittlicher Symptombesserung von > 80 %
24 · Psoriasis vulgaris
83 24
oder in Tageskliniken zum Einsatz kommt, jedoch auch zu ambulant oder im Rahmen (tages)stationärer Aufenthalte
Hause in Form der Minutentherapie (Micanol® 1 und 3 %) zeitaufwändig über mehrere Wochen durchgeführt wer-
angewendet werden kann. Für diese zeitlich aufwändigere den, stehen eine Reihe systemischer Behandlungsoptionen
Behandlung eignen sich nur sehr motivierte Patienten: zur Verfügung, die eine ambulante Behandlung erlauben.
4 Auftragen der Zubereitung auf die Herde, beginnend Über die höchste Effektivität verfügen die Biologics, die
mit 10 min. jedoch auch hinsichtlich der Therapiekosten um ein Viel-
4 Danach abwaschen und Hautpflege. faches höher liegen als die Fumarsäure oder die Immun-
4 Alle 3 Tage Kontaktzeit um jeweils 5 min steigern. suppressiva Methotrexat und Ciclosporin. Als weiteres
4 Nach Erreichen einer Einwirkungszeit von 30 min und hochwirksames Biologic steht heute auch Ustekinumab zur
noch bestehenden Hautveränderungen Beginn mit der Verfügung, das subkutan verabreicht wird und im Gegen-
3 %igen Konzentration – initial wieder 10 min und satz zu Adalimumab und Infliximab nicht für die Behand-
Steigerung wie zuvor. lung der Psoriasis arthritis zugelassen ist.

Nur leicht ausgeprägte Nagelveränderungen eignen sich Literatur


für eine topische Behandlung. Die Kombination eines to- Fry L, Baker BS (2007) Triggering psoriasis: the role of infections and
pischen Steroids (Momethasonfuroat – Ecural® Lösung) medications. Clin Dermatol 25: 606–615
morgens mit einem abends vor dem Zubettgehen auf- Garcia-Valladares I, Cuchacovich R, Espinoza LR (2011) Comparative
zutragenden Lack (Sililevo®) hat sich als effektiv erwie- assessment of biologics in treatment of psoriasis: drug design
and clinical effectiveness of ustekinumab. Drug Des Devel Ther 5:
sen; mehrmonatige Therapieintervalle sind jedoch not-
41–49
wendig. Kircik LH, Gonzalez ME (2010) How and when to use biologics in pso-
Für ausgeprägte Erkrankungen, für Patienten mit ho- riasis. J Drugs Dermatol 9 (8 Suppl): s106–s117
hem Leidensdruck, bei Verläufen mit unbefriedigendem Kurian B, Barankin B (2011) Current effective topical therapies in the
Ansprechen auf die topische Behandlung sowie bei ausge- management of psoriasis. Skin Therapy Lett 16: 4–7
Mrowietz U, Reich K (2009) Psoriasis – new insights into pathogenesis
prägter Nagelpsoriasis steht heute eine große Auswahl leis-
and treatment. Dtsch Arztebl Int 106: 11–19
tungsfähiger Therapeutika zur Verfügung (. Tab. 24.3). Sizto S, Bansback N, Feldman SR et al. (2009) Economic evaluation of
Neben verschiedenen Phototherapieverfahren wie die systemic therapies for moderate to severe psoriasis. Br J Derma-
PUVA-, die Bade-PUVA- oder die Sole-Phototherapie, die tol 160: 1264–1272
85 25

25 Rhagaden an Händen und Füßen

Häufigkeit Es handelt sich um häufige Manifestationen, die bei etwa 10 % der Erwachsenen immer wieder zu beobachten
sind

Geschlechts- Frauen erkranken häufiger


verteilung

jKlinik spielt Wasserkontakt als weiterer irritierender Faktor eine


Klinisch imponieren spaltförmige Einrisse an den Fingern entscheidende Rolle, wobei die Betroffenen häufig eine all-
(. Abb. 25.1) und Zehen sowie palmar und plantar (. Abb. gemeine Hauttrockenheit aufweisen.
25.2). Alle Schichten der Epidermis sind durchtrennt; der
Defekt reicht bis in die obere Dermis. jDiagnose
Spaltförmige Einrisse der Haut ohne begleitende Entzün-
jPathogenese dungsreaktion mit häufigen anamnestischen Angaben einer
Rhagaden können sich im Rahmen von definierten Haut- Verschlechterung in der kalten Jahreszeit, bei oftmaligem
erkrankungen bilden wie dem hyperkeratotisch-rhagadi- Wasserkontakt oder intensiver mechanischer Belastung sind
formen Hand- und Fußekzem. Mehrheitlich treten diese diagnostisch zielführend.
überaus schmerzhaften Einrisse örtlich begrenzt auf, z. B.
lediglich im Daumenbereich und auch nur zu bestimmten jTherapie
Jahreszeiten, v. a. in den Wintermonaten. Dieses Phäno- Akutbehandlung der schmerzhaften Rhagaden: »Verkle-
men weist auf den wichtigsten Provokationsfaktor hin: das ben« der Einrisse mit einem handelsüblichen Sekunden-
Klima (insbesondere die Kälte ist ein wichtiger barriere- kleber. Mit 1 Tropfen auf die Rhagade und 1-minütigem
schädigender Einfluss in den Wintermonaten). Zusätzlich Zusammendrücken der Rhagade wird sofortige Beschwer-

. Abb. 25.1 Rhagade. Bis in die Dermis


reichender Einriss der Haut

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_25, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
86 Kapitel 25 · Rhagaden an Händen und Füßen

. Abb. 25.2 Rhagade. Neben einer durch-


gängigen Hyperkeratose an der Fußsohle
spaltförmiger, Epidermis und Dermis ein-
schließender Einriss der Haut

25

defreiheit erreicht. Zusätzlich zur langfristigen Vermei-


dung des Auftretens von Rhagaden: Hautschutz (Excipial®
Protect) morgens und mittags sowie intensive Hautpflege
(Alfason® Repair Creme) mehrmals täglich.

Literatur
Bikowski JB (2008) Hand eczema: diagnosis and management. Cutis
82 (4Suppl): 9–15
Perrenoud D, Gallezot D, van Melle G (2001) Efficacy of a protective
cream in a real-world apprentice hairdresser environment. Der-
matol Beruf Umwelt 49: 71–72
87 26

26 Rosazea

Häufigkeit Häufige Erkrankung mit einer relativen Prävalenz im dermatologischen Krankengut von ca. 1 %

Frauen (abrupter Anstieg nach dem 35. Lebensjahr) erkranken früher als Männer (deutlicher Anstieg nach dem
50. Lebensjahr)

Geschlechts- Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen; nur am Rhinophym erkranken ausschließlich Männer
verteilung

jKlinik jPathogenese
Die Veränderungen bevorzugen die zentralen Gesichts- Neben einer genetischen Veranlagung werden degenera-
partien, insbesondere Nase und Wangen. Der etwa 3-mal tive Veränderungen im Bindegewebe und eine Dysregula-
häufigere erythematöse Typ (Stadium I: Rosacea erythema- tion des thermoreaktiven Mechanismus als pathogenetisch
tosa) mit persistierenden Erythemen und Teleangiektasien relevant erachtet. Die Bedeutung mikrobieller Faktoren
(. Abb. 26.1) wird vom papulopustulösen Typ (Stadium II: wie Demodexmilben oder Helicobacter-pylori-Infektio-
Rosacea papulopustulosa), der zusätzlich durch ent- nen werden überaus kontrovers diskutiert.
zündliche oder auch pustulöse Knoten gekennzeichnet ist
(. Abb. 26.2), unterschieden. Stärker entzündliche Knoten jDiagnose
in Verbindung mit einer Gewebsvermehrung kennzeich- Die Rosazea wird klinisch diagnostiziert. Erkrankungs-
nen die Rosacea conglobata (Stadium III). Als Vorstadium spezifische Laborparameter gibt es nicht. Akne und peri-
werden flüchtige (transiente) Erytheme, die anfallsweise orale Dermatitis sind mögliche Differenzialdiagnosen
auftreten, gewertet. (. Tab. 26.2).
Subjektiv klagen die Patienten häufig über Brennen
und Stechen in den erkrankten Arealen. . Tab. 26.1 nennt jTherapie
wichtige äußerliche und innerliche Provokationsfaktoren. Entscheidend bei der Besprechung des therapeutischen
Vorgehens und für die langfristige Zusammenarbeit mit

. Abb. 26.1 Rosazea, Stadium I. Flächiges


Erythem mit zahlreichen Teleangiektasien im
Stirn- und Wangenbereich

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_26, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
88 Kapitel 26 · Rosazea

. Abb. 26.2 Rosazea, Stadium II. Symme-


trisch im Wangen- und Nasenbereich einzelne
Papulopusteln auf flächigem Erythem

26

. Tab. 26.1 Provokationsfaktoren der Rosazea . Tab. 26.2 Differenzialdiagnose der Rosazea und Abgren-
zungsmöglichkeiten
Äußerlich Innerlich
Diagnose Abgrenzung zur Rosazea
Kosmetika Scharfe Speisen
Akne Klinisch zusätzlich Komedonen
Rascher Temperaturwechsel (z. B. Heiße Getränke
Betreten eines Hauses nach Aufent- Es erkranken Jugendliche und jüngere
halt in kühler Außenumgebung) Erwachsene

UV Alkohol Periorale Papeln und Papulopusteln kleiner


Dermatitis
Hitze Emotionaler Stress Teleangiektasien fehlen

Abrupter Steroidentzug Typische befallsfreie Zone um die Lippen

dem Patienten ist es, darauf hinzuweisen, dass zwar eine die Gelformulierung. Ist eine individuelle Rezeptur ge-
deutliche Besserung, jedoch keine Heilung der Erkran- wünscht, ist die NRF-Formulierung in Form der hydrophi-
kung möglich ist und dass Rezidive immer wieder auftre- len Metronidazol-Creme 1 % NRF eine von den Patienten
ten können. Die medikamentöse Behandlung erfolgt sta- in der Regel sehr gut verträgliche Zubereitung.
dienabhängig und im Stadium II und III der Erkrankung Alternativ steht die Azelainsäure zur Verfügung (Skino-
auch häufig kombiniert topisch und oral (. Tab. 26.3). ren® 15 % Gel), die jedoch als weniger wirksam einzustu-
fen ist. Eine günstige Beeinflussung des Erythems wurde
kMedikamentöse Behandlung der teleangiekta- auch für Pimecrolimus und Tacrolimus beschrieben; dabei
tischen erythematösen Rosazea wurde die Behandlung jeweils über ca. 12 Wochen durch-
Mittel der Wahl ist die Behandlung mit Metronidazol, für geführt. Eine Zulassung besteht für keine der beiden Subs-
das heute Fertigarzneimittel mit einer Konzentration von tanzen.
0,75 % zur Verfügung stehen (Metrocreme®, Metrogel®,
Rosiced® Creme), die 2-mal täglich (morgens und abends) kMedikamentöse Behandlung der papulösen
eingesetzt werden. Hierunter lässt sich eine deutliche bzw. papulopustulösen Rosazea
Besserung des persistierenden Erythems erreichen, jedoch Liegen nur wenige entzündliche Papeln oder Papulopus-
nicht immer eine vollständige Abheilung. Die Cremezu- teln vor, kann ein Therapieversuch mit Metronidazol oder
bereitung wird nach eigener Erfahrung besser vertragen als Azelainsäure ausreichend sein. Bei stärker ausgeprägten

. Tab. 26.3 Stadienabhängige medikamentöse Behandlung der Rosazea

Metronidazol Azelainsäure Tetracycline Isotretinoin

Stadium I X X – –

Stadium II X X X X

Stadium III X X X X
26 · Rosazea
89 26
Veränderungen ist die zusätzliche orale Gabe eines Tetra- Behandlung von Ophthalmorosazea Die Angaben zur
cyclins (Doxycyclin 2-mal 50 mg/Tag oder 1-mal 40 mg, Häufigkeit einer Augenbeteiligung sind uneinheitlich und
z. B. Oraycea®, bzw. Minocyclin 2-mal 50 mg/Tag) sinn- werden mit 6–18 % angegeben. Die Schwere der Augen-
voll. Die Gabe erfolgt in Abhängigkeit vom klinischen Be- symptomatik korreliert nicht mit der Schwere der Haut-
fund über einen Zeitraum von 4–16 Wochen. symptomatik. Jeder Patient mit Rosazea sollte jedoch hin-
Gelingt hiermit keine Besserung, stellt Isotretinoin sichtlich einer möglichen Augenbeteiligung befragt werden.
eine sehr wirksame Behandlungsalternative dar. Dabei ist Anamnestisch wird häufig ein okuläres Fremdkörpergefühl
häufig bereits eine tägliche Dosis von 10 bzw. 20 mg aus- angegeben, klinisch kann eine Konjunktivitis imponieren.
reichend. Der Einsatz von Isotretinoin erfolgt in der Regel Bei entsprechenden Beschwerden ist eine Vorstellung beim
über 3–6 Monate. Augenarzt notwendig.
Tetracycline sind die Substanzen der Wahl, wobei
kMedikamentöse Behandlung der Rosacea Minocyclin dem Doxycyclin überlegen ist. Initial erfolgt
conglobata die Gabe von 50 mg 2-mal täglich. Kommt es innerhalb
Hier ist die orale Isotretinoin-Gabe in Kombination mit von 4 Wochen nicht zu einer deutlichen Besserung, wird
topischem Metronidazol, unterstützt durch die operative eine Dosisverdoppelung empfohlen. Bei Therapieversagen
Entfernung hyperplastischen Materials, die Behandlung wird auf eine Behandlung mit Isotretinoin (10–20 mg/Tag)
der Wahl. umgestellt.

kUnterstützende Therapiemaßnahmen Literatur


Rosazea-Basistherapie Eine milde Reinigung und regel- Bamford JT, Elliot BA, Haller IV (2004) Tacrolimus effect on rosacea.
J Am Acad Dermatol 50: 107–108
mäßige Pflege der Haut ist während und nach Beendigung
Crawford KM, Russ B, Bostrom P (2005) Pimecrolimus for treatment of
der aktiven medikamentösen Behandlung sinnvoll. Zur acne rosacea. Skinmed 4: 147–150
Reduktion der Hautrötungen werden heute spezielle Gollinik H, Blume-Peytavi U, Szabó EL et al. (2010) Systemic isotretinoin
Pflegeserien (z. B. Nacriderm®) angeboten. Für die deko- in the treatment of rosacea – doxycline- and placebo-controlled,
rative Kosmetik sind den Teint korrigierende Make-ups randomized study. J Dtsch Dermatol Ges 8: 505–515
mit Grüntönen als Komplementärfarbe zum Rot zur Ka- Lehmann P (2005) Rosazea Klinik, Pathogenese, Therapie. Hautarzt
56: 871–887
schierung des Erythems sinnvoll. Sie enthalten i. Allg. auch
Mark KA, Sparacio RM, Voigt A, Marenus K, Sarnoff DS (2003) Objective
einen Lichtschutzfaktor und beeinflussen somit einen and quantitative improvement of rosacea-associated erythema
möglichen Provokationsfaktor günstig, der übrigens auf- after intense pulsed light treatment. Dermatol Surg 29: 600–604
grund der besseren Verträglichkeit physikalischer Natur ist Rebora A (2002) The management of rosacea. Am J Clin Dermatol 3:
(Eucerin® Anti-Rötungen, Abilaine® Creme). 489–496
Sobye P (1951) Treatment of rosacea by massage. Acta Derm Venereol
31: 174–183
Rosazea-Massage Die auf eine Veröffentlichung von Sobye Stone DU, Chodosh J (2004) Ocular rosacea: an update on pathogen-
zurückgehende Massage wird auch heute noch empfohlen esis and therapy. Curr Opin Opthalmol 15: 499–502
und dem Patienten durch die medizinische Kosmetikerin
für die regelmäßige Anwendung zu Hause beigebracht.
Der Effekt der Massage ist immer auf den Zeitraum der
aktiven Durchführung beschränkt.

Behandlung von Teleangiektasien und Rubeosis Während


die entzündlichen Veränderungen der Rosazea sich medi-
kamentös sehr gut behandeln lassen, verbleibt häufig noch
ein Resterythem. Auch die Teleangiektasien werden medi-
kamentös kaum beeinflusst. Für die Behandlung dieser
den Patienten störenden Veränderungen stehen heute leis-
tungsfähige Laser (IDAS)- und hochenergetische Blitz-
lampenverfahren zur Verfügung, die ein auch länger an-
haltendes positives Ergebnis liefern.
91 27

27 Schleimretentionszyste
Syn.: traumatische Schleimdrüsenzyste, Mukozele

Häufigkeit Es handelt sich nach dem irritativen Fibrom um den zweithäufigsten Tumor der Mundschleimhaut

Geschlechts- Die Schleimretentionszyste findet sich bei Männern häufiger als bei Frauen
verteilung

jKlinik jDiagnose
Es imponiert ein relativ derbes, glasig-zystisches Knötchen Die Anamnese mit plötzlichem Auftreten und das klini-
überwiegend im Bereich des Lippenrots sowie der Mukosa sche Bild einer fluktuierenden Zyste erlauben eine sichere
der Unterlippe, seltener an der Wangenschleimhaut klinische Einordnung.
(. Abb. 27.1, . Abb. 27.2).
jTherapie
jPathogenese Eine spontane Rückbildung ist möglich, sonst ist Exzision
Bei dem Knoten handelt es sich um eine Pseudozyste, oder (CO2-, Erbium-)Laserentfernung angezeigt. Die laser-
überwiegend hervorgerufen durch eine traumatische Ver- chirurgische Resektion weist Vorteile hinsichtlich mög-
letzung des Speichelausführungsgangs, die am häufigsten licher Komplikationen und Rezidive gegenüber der her-
Folge einer Bissverletzung ist. kömmlichen Entfernung mittels Skalpell auf.

. Abb. 27.1 Schleimretentionszyste. Weiß-


licher Knoten im Unterlippenbereich

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_27, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
92 Kapitel 27 · Schleimretentionszyste

. Abb. 27.2 Schleimretentionszyste. Glasiges


Knötchen im Bereich der Unterlippeninnen-
seite

27

Literatur
Yagüe-García J, España-Tost AJ, Berini-Aytés L, Gay-Escoda C (2009)
Treatment of oral mucocele-scalpel versus CO2 laser. Med Oral
Patol Oral Cir Bucal 14(9): e469–e474
93 28

28 Seborrhoisches Ekzem

Häufigkeit Die Erkrankung gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen. Bei dermatologischen Patienten zeigen ca. 10 %
dieses Krankheitsbild

Die höchsten Prävalenzraten finden sich in der Gruppe der 35- bis 45-Jährigen

Geschlechts- Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen


verteilung

jKlinik Rolle mit Besserung im Sommer und Verschlechterung im


Erytheme mit feuchter Schuppung perinasal, im Bereich Winter.
der Glabella und der Augenbrauen werden am häufigsten
beobachtet (. Abb. 28.1, . Abb. 28.2). Der individuelle jPathogenese
Ausprägungsgrad hinsichtlich der Entzündungsreaktion Bis heute ist die Pathogenese der Erkrankung nicht bekannt.
sowie das Ausmaß des Befalls weisen hohe Unterschiede Entgegen der Aussage im Namen besteht keine erhöhte Se-
auf. bumsekretion. Obwohl antifungale Präparate therapeutisch
Klinisch identische Hautveränderungen zeigen sich wirksam sind, besteht keine Korrelation zwischen der Zahl
außer im Gesicht auch allein oder in Kombination im Be- der Malassezia-Organismen und dem Vorhandensein oder
reich des behaarten Kopfes und sternal (. Abb. 28.3). der Schwere der Erkrankung.
Subjektive Beschwerden fehlen häufig ganz. Ein gerin-
ger Juckreiz, im Kopfbereich mehr als im Gesichtsbereich, jDiagnose
kann vorkommen. Das seborrhoische Ekzem wird klinisch diagnostiziert. Er-
Typisch ist vonseiten der Patienten die Angabe, dass krankungsspezifische Laborparameter gibt es nicht. Diffe-
Stresssituationen zu einer Verstärkung der Hautverände- renzialdiagnostisch ist insbesondere die Psoriasis ab-
rungen führen. Auch klimatische Faktoren spielen eine zugrenzen (. Tab. 28.1).

. Abb. 28.1 Seborrhoisches Ekzem. Entzünd-


liche, schuppende Erytheme an der Nase,
perinasal und an der Glabella

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_28, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
94 Kapitel 28 · Seborrhoisches Ekzem

. Abb. 28.2 Seborrhoisches Ekzem. Schup-


pende Erytheme perinasal sowie im Glabella-
und Stirnbereich

28

. Abb. 28.3 Seborrhoisches Ekzem. Schup-


pende Erytheme sternal

jTherapie tionsbehandlung gibt, zeigen sich unter Verwendung to-


Die Behandlung zielt auf eine klinische Erscheinungsfrei- pischer Antimykotika morgens und Pimecrolimus abends
heit ab. Eine Heilung ist nicht möglich, sodass Rezidive die im klinischen Alltag sehr gute Ergebnisse.
Regel sind.
kBehandlung im Kopfbereich
kBehandlung im Gesicht und sternal Antimykotikahaltige Shampoos sind hier die Behandlung
Topische Antimykotika Therapie der 1. Wahl sind topi- der Wahl (. Tab. 28.2). Als sinnvoll hat sich die zusätzliche,
sche Antimykotika, die 2-mal täglich eingesetzt werden vorzugsweise über Nacht durchgeführte Applikation eines
(. Tab. 28.2). steroidhaltigen Externums 1-mal wöchentlich erwiesen
(Alfason® Crelo oder die Rezeptur: Betamethasonvalerat
Antiinflammatorische Externa Steroide sowie die topischen 0,1 % in Excipial® U Hydrolotio ad 100,0). Alternativ kann
Calcineurin-Inhibitoren sind wirksam; allerdings sind auf- die folgende Rezeptur (Betamethasonvalerat 0,1 % in baby-
grund der fehlenden atrophogenen Potenz die topischen bene® Gel ad 50,0) eingesetzt werden, wobei die Zuberei-
Calcineurin-Inhibitoren vorzuziehen. Die Gleichwertig- tung 15 min in die Kopfhaut eingerieben und anschließend
keit von Ketokonazol und Pimecrolimus konnte unlängst ausgewaschen wird. Im Kopfbereich wird die Anwendung
gezeigt werden. Obwohl es keine Studien zur Kombina- des Antimykotikum enthaltenden Schuppenshampoos
28 · Seborrhoisches Ekzem
95 28

. Tab. 28.1 Differenzialdiagnose des seborrhoischen Ekzems und Abgrenzungsmöglichkeiten

Diagnose Abgrenzung zum seborrhoischen Ekzem

Psoriasis Im Haarbereich reichen die Hautveränderungen über die Stirn-Haar-Grenze

Befall weiterer Lokalisationen, insbesondere Analfalte

Atopisches Ekzem Juckreizbedingte Exkoriationen im Kopf- und Gesichtsbereich

Flächige Erytheme im Wangen- und im Augenlidbereich

Chronisch-diskoider Lupus erythe- Hautveränderungen sind stärker infiltriert


matodes
Trockene Schuppung

Hautveränderungen eher im Wangenbereich

. Tab. 28.2 Therapie des seborrhoischen Ekzems

Substanz Präparat

Gesicht und Sternalbereich

Topische Antimykotika morgens Ketoconazol 2 % Nizoral® Creme


und abends
Terzolin® Creme

Ciclopirox Batrafen® Creme

Topische Calcineurin-Inhibitoren Pimecrolimus Elidel® Creme


morgens und abends

Kombination von Antimykotikum Ketoconazol 2 %, Pimecrolismus Nizoral® oder Terzolin® Creme morgens,
und Calcineurin-Inhibitoren Elidel® Creme abends

Kopf

Topische Antimykotika Ketoconazol 2 % Terzolin® Lösung

Ciclopirox Batrafen® S Shampoo

Ciclopiroxolamin Kelual® DS Shampoo

2-mal wöchentlich empfohlen. Sie kann auch nach Abhei-


lung unter dem Gesichtspunkt der Rezidivprophylaxe über
Monate fortgeführt werden.

Literatur
Koc E, Arca E, Kose O, Akar A (2009) An open, randomized, prospec-
tive, comparative study of topical pimecrolimus 1% cream and
topical ketoconazole 2% cream in the treatment of seborrhoeic
dermatitis. J Dermatol Treat 20: 4–9
Naldi L, Rebora A (2009) Seborrheic dermatitis. N Engl J Med 360:
387–396
Shuster S, Meynadier J, Kerl H, Nolting S (2005) Treatment and pro-
phylaxis of seborrheic dermatitis of the scalp with antipityrospo-
ral 1% ciclopirox shampoo. Arch Dermatol 141: 47–52
97 29

29 Senile Hämangiome
Syn.: Rubinflecken

Häufigkeit Es handelt sich um häufige Hautveränderungen, jedoch fehlen exakte Daten zur Prävalenz

Geschlechts- Es besteht keine Geschlechtspräferenz


verteilung

jKlinik ersten Hautveränderungen ab dem 30. und 40. Lebensjahr,


Klinisch imponieren rubinfarbene Papeln unterschied- und es kommt über die Jahre zu einer progredienten Zu-
licher Größe, die im Normalfall multipel auftreten und sich nahme der Läsionen.
bevorzugt am Stamm manifestieren. Die Farbtöne reichen
von hellrötlich bis dunkelblau (. Abb. 29.1, . Abb. 29.2). jDiagnose
Dermatoskopisch zeigen sich typische rötliche bzw. blau- Die Diagnose wird klinisch gestellt und in fraglichen Fäl-
rötliche Gefäßkonvolute (. Abb. 29.3). len dermatoskopisch abgesichert.

jPathogenese jTherapie
Bei den histopathologisch als Angiokeratome imponie- Falls gewünscht, wird das senile Angiom mittels (Farb-
renden Hautveränderungen ist lediglich das höhere Alter stoff- oder KTP-)Laser oder (IPL-)Blitzlampe entfernt.
ein bekannter Risikofaktor. In der Regel finden sich die

. Abb. 29.1 Senile Angiome. Lockere Aus-


saat rötlicher Knötchen sternal

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_29, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
98 Kapitel 29 · Senile Hämangiome

. Abb. 29.2 Senile Angiome. Kalottenförmig


erhabene Gefäßtumoren unterschiedlicher
Größe und Farbe

29

. Abb. 29.3 Seniles Angiom. Dermatosko-


pischer Befund. Charakteristische, abgegrenzte
rote bis blau-rote Lagunen

Literatur
Requena L, Sangueza OP (1997) Cutaneous vascular proliferation.
Part II. Hyperplasias and benign neoplasms. J Am Acad Dermatol
37: 887–919
99 30

30 Skabies
Syn.: Krätze

Häufigkeit Weltweit verbreitete Erkrankung mit regional sehr unterschiedlicher Prävalenz, die für Deutschland mit < 1 %
angegeben wird

Geschlechts- Frauen und Männer erkranken gleich häufig


verteilung

jKlinik Der für die Erkrankung typische Juckreiz sowie die


Neben geröteten, oberflächlichen Gangstrukturen finden Hautveränderungen gehen mit dem Aufbau einer Immun-
sich in typischen Fällen entzündliche rötliche Papeln und reaktion vom Spättyp gegen Milbenprodukte einher und
Papulovesikel, papulokrustöse Veränderungen sowie durch zeigen sich bei Erstmanifestation in der Regel nach 2–5
den Juckreiz bedingte Kratzexkoriationen. Prädilektions- Wochen, beim Zweitkontakt bereits wesentlich früher nach
stellen sind beim Erwachsenen die Finger- und Zehenzwi- 1–4 Tagen. Bei Immunkompetenten halten sich in der Re-
schenräume, die Handgelenkbeugeseiten (. Abb. 30.1), die gel lediglich zwischen 10 und 15 Milbenweibchen auf der
Ellenbogenstreckseiten, die Nabelregion, der Genitoanal- Haut auf.
bereich (Penis [. Abb. 30.2], Analfalte) und das Gesäß.
Beim Erwachsenen bleiben Kopf, Hals, Palmae und Plan- jDiagnose
tae meist ausgespart; dagegen lassen Papeln, Papulovesikel Die Diagnose kann aufgrund der großen Unterschiede be-
und Bläschen palmo-plantar im Säuglings- und Klein- züglich Intensität und Morphe der Hautveränderungen
kindalter immer eine Skabies vermuten (. Abb. 30.3).
Die Hautveränderungen können auch sehr gering aus-
geprägt sein, z. B. aufgrund einer intensiven Köperhygiene
(»gepflegte« Skabies) oder aufgrund einer antientzünd-
lichen und juckreizlindernden Vorbehandlung (»Scabies
incognito«). Demgegenüber liegen bei Immunsupprimier-
ten oft sehr ausgeprägte Hautveränderungen vor in Form
generalisierter erythemato-squamöser, psoriasisähnlicher
und zusätzlich hyperkeratotischer Veränderungen (»Scabies
norvegica sive crustosa«, Borkenkrätze).

jPathogenese
Erreger ist der Ektoparasit Sarcoptes scabiei varietas
hominis. Er zählt zu den Milben und gehört damit wie die
Zecken zu den Spinnentieren. Die weiblichen Skabies-
milben sind mit 0,3–0,5 mm größer als die männlichen
mit 0,21–0,29 mm. Die Übertragung erfolgt auf direktem
Weg von Mensch zu Mensch, wobei dieser Kontakt intensiv
sein und eine Dauer von mind. 15–20 min haben muss,
weshalb Händeschütteln für eine Übertragung nicht aus- . Abb. 30.1 Skabies. Am Handgelenk infiltriertes, zentral krustös
reicht. belegtes Erythem

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_30, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
100 Kapitel 30 · Skabies

. Abb. 30.2 Skabies. Entzündliche Papeln im


Bereich der Vorhaut

30
. Abb. 30.3 Skabies. Befall der Fußsohle bei
einem 6 Monate alten Jungen. Erytheme mit
randbetonter feiner Schuppung im Sinn von
Sekundäreffloreszenzen

Schwierigkeiten bereiten. Eine große Bedeutung kommt 4 Nachweis der Milbe, ihrer Eier und Kotballen
der Anamnese eines typischen generalisierten Juckreizes (Skybala)
beim Zubettgehen (ursächlich hierfür wird eine Senkung
der Juckreizschwelle durch die Bettwärme und die einkeh- Auflichtmikroskopische Verfahren
rende Ruhe angesehen) sowie eines Juckreizes bei weiteren 4 Im positiven Fall Auffinden einer bräunlichen Drei-
Familienmitgliedern zu. Das zusätzliche Vorliegen von eckskontur, die vom Vorderleib der Milbe gebildet
entsprechenden Hautveränderungen rechtfertigt eine so- wird, in Verbindung mit dem lufthaltigen im Stratum
fortige Behandlung. Zur Absicherung der Diagnose finden corneum liegenden Gangsystem
weitere Verfahren Anwendung: 4 Deutliche Vorteile hinsichtlich des zeitlichen Auf-
wands
Lichtmikroskopische Verfahren
4 Eröffnung eines Milbengangs mittels Lanzette oder Differenzialdiagnostisch kommt in Abhängigkeit vom
feiner Kanüle Alter eine Vielzahl von Erkrankungen in Betracht, von de-
4 Mikroskopie des auf einen Objektträger aufgebrachten nen einige in . Tab. 30.1 aufgeführt sind.
Inhalts mit Deckgläschen in Lupenvergrößerung
30 · Skabies
101 30

. Tab. 30.1 Differenzialdiagnosen der Skabies und wichtige Therapie der Skabies
Abgrenzungsmöglichkeiten
Topisch
Diagnose Abgrenzung zur Skabies 4 Permethrin (Infectoscab® 5 % Creme)
4 Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum 3. Le-
Skabies im Säuglings- und Kleinkindalter bensjahr, bei Scabies norvegica sive crustosa und
Dyshidrosiformes Häufig zusätzlich noch Ekzeme an bei immunsupprimierten Patienten wird der Kopf
Hand- und anderen Körperarealen einschließlich der Kopfhaut unter Aussparung
Fußekzem
Auch nässende Läsionen der Periokulär- und Perioralregion immer in die
Behandlung einbezogen
Juckreiz nicht tageszeitabhängig

Langerhanszell- Fehlender Juckreiz bei anderen Familien-


Systemisch
Histiozytose angehörigen
4 Ivermectin (Stromectol®, Mectizan®) 200 μg/kg KG
Eingeschränktes Allgemeinbefinden Tag 1 und erneut Tag 10–14
Skabies im Erwachsenenalter

Insektenstiche Überwiegend papulöse Hautverände-


Begleitende Maßnahmen
rungen mit zentraler Einstichstelle 4 Nach Abwaschen bzw. Abduschen des Lokalthera-
peutikums sollte jeweils vollständig neue Wäsche
In der Regel plötzliches synchrones
Auftreten der Hautveränderungen angelegt werden. Betten sind neu zu beziehen.
Während der Einwirkungszeit ist das Tragen von
Prurigo simplex Hautveränderungen im Bereich der
Baumwollhandschuhen zu empfehlen (ggf. zu-
subacuta kratzgängigen Hautareale (Streckseiten
der Extremitäten, Dekolleté- und Schul- sätzlich darüber Plastikhandschuhe). Wenn die
terregion) Hände gewaschen werden, muss die Substanz
Typische Hypo- und Hyperpigmentie- direkt anschließend erneut aufgebracht werden
rungen 4 Kleider, Bettwäsche, Handtücher oder andere
Gegenstände mit längerem Körperkontakt (Blut-
Keine Gangstrukturen
druckmanschette, Schuhe, Plüschtiere) sollten
Keine Erkrankung von weiteren Kontakt-
entweder bei 60 °C gewaschen oder, wenn dies
personen
nicht möglich ist, mind. 4 Tage lang möglichst
über Raumtemperatur (d. h. > 20 °C) und v. a.
trocken in Plastiksäcken gelagert werden. Polster-
jTherapie möbel sollten mit dem Staubsauger gereinigt
Skabies wird i. Allg. topisch behandelt, mit dem synthe- oder 4 Tage lang nicht benutzt werden
tischen Pyrethroid Permethrin als Mittel der Wahl (Infec-
toscab®; s. Übersicht). Eine einmalige Behandlung über
Nacht mit einer Einwirkungszeit von 8–12 h mit anschlie-
ßendem Abduschen oder Abwaschen ist ausreichend. Falls sich millionenfach bei der Behandlung der Onchozerkose
bei der Wiedervorstellung nach 14 Tagen noch Zeichen der (Flussblindheit) bewährt hat, ist groß. Eine 2-malige, im
aktiven Skabies bestehen, ist eine Wiederholung indiziert. Abstand von 10–14 Tagen durchgeführte Behandlung in
Der Einsatz von Permethrin in Schwangerschaft und Still- einer Dosierung von 200 μg/kg Körpergewicht pro Ein-
zeit ist nicht ausdrücklich verboten. nahme ist die Standardtherapie. Die Einnahme erfolgt auf
Bei ausgeprägten Ekzemveränderungen kann eine 1- nüchternem Magen. Das Präparat wird unter dem Namen
bis 2-tägige Behandlung mit einem topischen Steroid (Ecu- Stromectol® oder Mectizan® vertrieben und ist über die
ral® Salbe, Alfason® Creme) in Kombination mit einer Internationale Apotheke erhältlich.
intensiven Hautpflege (Dexeryl® Creme, Excipial® Creme) Nach erfolgter topischer wie systemischer Behandlung
der aktiven Permethrinbehandlung vorgeschaltet werden. ist die Infektiosität erloschen und eine Teilnahme am öf-
Ein identisches Vorgehen ist auch nach erfolgter antiskabi- fentlichen Leben uneingeschränkt möglich.
öser Behandlung möglich, wobei auf eine zumindest für Obwohl Resistenzen gegenüber Permethrin und Iver-
einige Tage durchzuführende intensivere Hautpflege hin- mectin möglich und beschrieben sind, spielen sie zum jet-
gewiesen werden sollte. zigen Zeitpunkt bei der Therapieentscheidung keine Rolle.
Eine in Deutschland nicht zugelassene orale Behand- Eine besondere therapeutische Herausforderung stel-
lung ist mit Ivermectin möglich. Das Sicherheitsprofil der len immer wieder auftretende Endemien in Kindergärten,
zur Gruppe der Avermectine gehörenden Substanz, die Schulen, Altersheimen, Behinderteneinrichtungen oder
102 Kapitel 30 · Skabies

Sammelunterkünften dar. Das hier in Absprache mit den


zuständigen Gesundheitsbehörden abzusprechende Vor-
gehen kann im Internet unter http://www.uni-duesseldorf.
de/AWMF/ll/013-052.htm abgerufen werden.

Literatur
Chosidow O (2006) Clinical practices. Scabies. N Engl J Med 354:
1718–1727
Hafner C (2009) Skabies. Hautarzt 60: 145–159
Mounsey KE, Holt DC, McCarthy J et al. (2008) Scabies: molecular per-
spectives and therapeutic implications in the face emerging
drug resistance. Future Microbiol 3: 57–66
Strong M, Johnstone PW (2007) Interventions for treating scabies.
Cochrane Database Syst Rev CD000320

30
103 31

31 Urtikaria

Häufigkeit – Akute Urtikaria: Tritt bei ca. 20–25 % der Bevölkerung 1-mal im Leben mit zumeist spontaner Abheilung inner-
halb von 2–3 Wochen mehrheitlich in der ersten Lebenshälfte auf

– Chronische Urtikaria: In der Bundesrepublik Deutschland geht man von 800 000 Betroffenen aus, was einer
Prävalenz von 1 % entspricht; bevorzugtes Auftreten im Erwachsenenalter

Geschlechts- Bei der chronischen Urtikaria erkranken Frauen häufiger als Männer (Verhältnis 2:1)
verteilung

jKlinik grenzte, weiche, teigige Schwellungen. Diese Hautverände-


Quaddeln (Urticae) sind flüchtige, unscharf begrenzte, über rungen sind für das Angioödem charakteristisch. Urtikaria
das Hautniveau erhabene Hautveränderungen, die jucken. tritt etwa gleich häufig mit und ohne Angioödem auf.
Sie werden den Primäreffloreszenzen zugerechnet. Ihre
Größe kann sehr stark variieren (. Abb. 31.1, . Abb. 31.2) Einteilung der Urtikaria Eine auch für die diagnostischen
und Handtellermaße überschreiten (Urticaria gigantea). Maßnahmen wichtige Einteilung ist die Abgrenzung der
Der Farbton ist in Abhängigkeit von der Spannung initial akuten Urtikaria (Bestehen < 6 Wochen) von der chroni-
weiß (Urticaria porcellanea), später rot (Urticaria rubra). schen Urtikaria (Bestehen ≥ 6 Wochen). Nach dem Auftre-
Den Hautveränderungen liegt ein Ödem in der oberen Der- ten der Quaddeln wird weiter unterteilt in eine kontinuier-
mis zugrunde. Sitzt das Ödem in der tiefen Dermis, fehlen liche (jeden Tag neue Quaddeln) und eine intermittierende
die typischen Quaddeln und es imponieren unscharf be- (auch Tage ohne Quaddeleruptionen) Urtikaria.

. Abb. 31.1 Urtikaria. Disseminierte Aussaat


unterschiedlich großer Quaddeln

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_31, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
104 Kapitel 31 · Urtikaria

. Abb. 31.2 Urtikaria. Weißliche Quaddeln


unterschiedlicher Größe mit randständiger
Entzündungsreaktion

Akute Urtikaria sollte auch gefragt werden. Häufig kann auf ein diagnos-
jDiagnose tisches Verfahren vollständig verzichtet werden.
Die Anamneseerhebung ist entscheidend und sollte die in
31 der folgenden Übersicht genannten Punkte erfassen. jTherapie
Ziel der Behandlung ist die Beschwerdefreiheit. Gelingt
dies nicht mit der Gabe eines nichtsedierenden H1-Anti-
Abklärung möglicher Ursachen bei Vorstellung
histaminikums allein, ist nach 2–3 Tagen auch der
mit akuter Urtikaria
kombinierte Antihistaminikum-Steroid-Einsatz möglich.
4 Bestehender oder vorangegangener (viraler, Bei sehr ausgeprägten Verläufen in Kombination mit
bakterieller) Infekt? Angioödemen kann die Kombination auch sofort er-
4 Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme folgen.
(Restaurantbesuch?)
4 Zusammenhang mit Medikamenteneinnahme
(Kopfschmerzmittel? Neue Medikation?) Behandlung der akuten Urtikaria
Nichtsedierendes H1-Antihistaminikum
4 z. B. Desloratadin (Aerius®), beginnend
Am häufigsten ist das Auftreten einer akuten Urtikaria im mit 1 Tablette/Tag, bei weiter bestehenden
Rahmen eines Infektgeschehens zu beobachten, wobei der Beschwerden Dosiserhöhung auf 1–0–1
Infekt auch schon bis zu 2 Wochen zurückliegen kann. Bei bzw. 2–0–2
einer positiven Anamnese ist eine weitere Abklärung nicht
erforderlich. Bei Nichterreichen einer vollständigen
Nahrungsmittelunverträglichkeiten als Auslöser einer Beschwerdefreiheit
akuten Urtikaria werden vielfach überschätzt. Nur wenn 4 Antihistaminikum plus orales Steroid
die Anamnese deutliche Hinweise auf entsprechende Nah- 4 Methylprednisolon (Urbason®)
rungsmittelquellen ergibt, ist eine weitere Abklärung in Tag 1–3: 1 mg/kg KG, Tag 4–6: 0,5 mg/kg KG
diese Richtung sinnvoll. 4 Antihistaminikum Desloratadin (Aerius®)
Urtikarielle Arzneiexantheme sind für eine Vielzahl 1–0–1 für 14 Tage
von Medikamenten beschrieben worden, und hiernach
31 · Urtikaria
105 31
. Abb. 31.3 Urticaria factitia. Nach festem
Streichen mit einem Holzspatel Entwicklung
von urtikariellen Erythemen in den mecha-
nisch belasteten Hautarealen

Chronische Urtikaria Für die Helicobacter-pylori-Infektion wird insbe-


jDiagnose sondere von der Arbeitsgruppe von Bettina Wedi bei posi-
Hier ist zunächst die Einordnung der Urtikaria, insbeson- tivem Nachweis eine Eradikation empfohlen. Eine Besse-
dere die Abgrenzung zu einer physikalischen Urtikaria, rung bzw. Remission der Urtikaria zeigt sich häufig erst mit
wichtig. einer zeitlichen Verzögerung von 8–12 Wochen nach er-
folgter Behandlung, nicht selten erst nach mehreren Eradi-
kationszyklen. Aus diesem Grund ist auch eine gewissen-
Klassifikation der Urtikariaerkrankungen
hafte Kontrolluntersuchung nach dieser Therapie zwin-
Spontane Urtikaria gend notwendig.
4 Infekturtikaria Laboruntersuchungen sollten gezielt erfolgen, speziell
4 Intoleranzurtikaria zur Abklärung möglicher entzündlicher oder allergischer
4 Idiopathische Urtikaria Auslöser, und sind unabhängig von der vorliegenden Urti-
Physikalische Urtikaria kariaform.
4 Urticaria factitia
4 Druckurtikaria
Laboruntersuchungen und Allergietestungen
4 Kälteurtikaria
bei chronischer Urtikaria
4 Lichturtikaria
4 Röntgenurtikaria Sinnvolle Labordiagnostik bei Abklärung
4 Wärmeurtikaria einer chronischen Urtikaria
4 Blutbild und Differenzialblutbild
Sonstige Urtikariaformen 4 Blutsenkung
4 Anstrengungsinduzierte Urtikaria/Anaphylaxie 4 C-reaktives Protein
4 Cholinergische Urtikaria 4 Gesamt-IgE
4 Aquagene Urtikaria 4 Helicobacter-pylori-Antikörpernachweis

Weiterführende Laboruntersuchungen (lediglich


bei anamnestischen oder Laborhinweisen)
Die Bestätigung einer physikalischen Urtikaria erfolgt
4 Antinukleäre Antikörper
durch entsprechende Provokationstestungen, bei denen
4 Kryoglobuline
häufig auch Ablesungen mehrere Stunden nach der Provo-
4 Schilddrüsensenhormone (FT3, FT4)
kation sinnvoll sind, um eine verzögerte Reaktion auszu-
4 Thyroideastimulierendes Hormon (TSH)
schließen (. Abb. 31.3, . Tab. 31.1).
Bei der chronischen Urtikaria kommen auch infektiöse Sinnvolle allergologische Testungen
Foci als Auslöser in Betracht. In den letzten Jahren ist v. a. 4 Hauttestungen zum Ausschluss einer Autoimmun-
ein Zusammenhang mit Helicobacter pylori wiederholt urtikaria
dokumentiert worden.
106 Kapitel 31 · Urtikaria

. Tab. 31.1 Provokationstestungen bei Verdacht auf physikalische Urtikaria

Urtikariaform Testung

Urticaria factitia Festes Streichen mit einem Holzspatel oder anderem stumpfen Gegenstand am oberen Rücken mit
Ablesung sofort sowie nach weiteren 5 und 15 min

Insbesondere die Frage nach dem vornehmlich bei Urticaria factitia sehr starken Juckreiz ist wichtig

Ablesung nach 3 h zur Erfassung einer Reaktion vom verzögerten Typ sinnvoll

Wärmeurtikaria Warmwasserbad des Unterarms (37–42 °C) für 5–10 min und anschließende Befundkontrolle

Ablesung nach 3 h zur Erfassung einer Reaktion vom verzögerten Typ sinnvoll

Kälteurtikaria Auflegen eines aus dem Kühlschrank genommenen Kälteaggregats für 3 min bzw. Unterarmbad in
eisgekühltem Wasser für 5 min und anschließende Befundkontrolle

Druckurtikaria Auslösung erfolgt über Gewichtapplikation (1–10 kg) im Schulterbereich für 10–30 min

Ablesung nach 6 h und evtl. nach 24 h zur Erfassung einer Reaktion vom verzögerten Typ sinnvoll

Cholinergische Urtikaria Voraussetzung ist eine ausreichende, zum Schwitzen führende körperliche Anstrengung in warmer
Umgebung, möglich durch Treppensteigen oder Kniebeugen

31
Abklärung einer Autoimmunurtikaria Etwa 1/3 der Patien- Nahrungsmittel ein, die Konservierungsstoffe, Farbstoffe,
ten mit einer chronischen Urtikaria zeigt bei intrakutaner Antioxidanzien enthalten, zum anderen auch die natür-
Injektion des autologen Serums eine urtikarielle Reaktion. lichen Pseudoallergene. Bei Besserung der Beschwerden
Sie wird auf das Vorhandensein von IgG-Autoantikörpern kann die Diät 3–6 Monate fortgeführt und danach langsam
gegen die IgE-bindende Proteinkette des hochaffinen Re- gelockert werden. Die Hälfte der Patienten mit chronischer
zeptors auf Mastzellen und basophile Granulozyten zu- Urtikaria unter pseudoallergenarmer Diät vertrug nach 6
rückgeführt. Monaten wieder Vollkost.

Bedeutung von Nahrungsmittelallergien und -unverträg- jTherapie


lichkeiten Eine IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie tritt Sehr häufig gelingt es nicht, den Auslöser für die Erkran-
besonders bei Atopikern auf – häufiger bei Kindern als bei kung festzustellen. In diesen Fällen muss, um Beschwerde-
Erwachsenen – und ist v. a. Auslöser einer akuten Urtikaria. freiheit zu erreichen, symptomatisch behandelt werden. Für
Eine IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie als Auslöser alle Formen der chronischen Urtikaria ist die Behandlung
einer chronischen Urtikaria ist eine Rarität und kann in mit modernen, nichtsedierenden H1-Antihistaminika die
weniger als 1 % sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen Therapie der Wahl. Da die Nebenwirkungen dieser Medi-
mittels Provokationstestungen gesichert werden. kamente ausgesprochen gering sind, empfiehlt es sich, vor
Die Bedeutung pseudoallergener Diäten wird heute einer Alternativbehandlung zunächst ihre Dosis zu erhö-
sehr kritisch gesehen. Früher stationär durchgeführte Pro- hen. Häufig erfolgt die Gabe über viele Monate bzw. Jahre.
vokationstestungen mit pseudoallergener Kost bzw. die Orale Steroide und Ciclosporin können bei schweren
Sammelexposition mit allen Additiva auf einmal sind heute Verläufen kurzfristig zum Einsatz gelangen, sollten jedoch
unter Berücksichtigung von Kosten, Patientencompliance aufgrund ihres Nebenwirkungspotenzials nicht länger-
und der Vielzahl potenzieller Störfaktoren nicht mehr ad- fristig verabreicht werden. Während der therapeutische
äquat. Eine standardisierte Diät, über deren Zusammen- Effekt der oralen Steroide innerhalb von 24 h zu beobach-
setzung man sich auch im Internet informieren kann (z. B. ten ist, erfolgt er bei Einnahme von Ciclosporin mit einer
http://www.ruhr-uni-bochum.de), sollte wenigstens 4 Wo- zeitlichen Verzögerung von 10–14 Tagen. Beide Substanzen
chen lang durchgeführt werden, da die Karenz bis zur Be- sollen immer mit Antihistaminika kombiniert werden.
schwerdefreiheit bei nichtallergischen Überempfindlich- Daneben gibt es eine Reihe von Substanzen, die für
keitsreaktionen erheblich länger dauert als bei IgE-vermit- bestimmte Verlaufsformen bei Nichtansprechen Alterna-
telten. Die Diät schließt zum einen ein Verbot all jener tiven darstellen (s. folgende Übersicht).
31 · Urtikaria
107 31
Literatur
Symptomatische Behandlung der chronischen Kozel MM, Sabroe RA (2004) Chronic urticaria: aetiology, management
Urtikaria and current and future treatment options. Drugs 64: 2515–2536
Raap U, Liekenbröcker T, Wieczorek D, Kapp A, Wedi B (2004) Neue
Therapie der 1. Wahl Therapieoptionen der Urtikaria und ihrer Subtypen. Hautarzt 55:
4 Orale Antihistaminika: z. B. Desloratadin (Aerius®), 361–366
Fexofenadin (Telfast® 180 mg) Vena GA, Cassano N, Colombo D, Peruzzi E, Pigatto P (2006) Cyclospo-
– Bei Nichtansprechen zur Erzielung einer Er- rine in chronic idiopathic urticaria: a double-blind, randomized,
placebo-controlled trial. J Am Acad Dermatol 55: 705–709
scheinungsfreiheit: Dosisverdoppelung (1–0–1)
Wedi B, Kapp A (2006) Aktuelle Positionsbestimmung zur Bedeutung
bzw. Dosisvervierfachung (2–0–2) von Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten bei Urtika-
ria. Hautarzt 57: 101–107
Therapie der 2. Wahl Zuberbier T, Bindslev-Jensen C, Canonica W, Grattan CE, Greaves MW
4 Orale Glucocorticoide: z. B. Methylprednisolon et al. (2006) EAACI/GA2LEN/EDF guideline: management of urti-
(Urbason®) caria. Allergy 61: 321–331
– In Form der ausschleichenden Therapie, z. B.
1 mg/kg KG über 4 Tage mit anschließender
50 %iger Dosisreduktion alle weiteren 4 Tage
– Erhaltungsgabe von 4 mg/Tag über einen
mehrwöchigen Zeitraum
4 Ciclosporin: z. B. Immunosporin®
– Initial 4 mg/kg KG pro Tag mit Dosisreduktion
um je 1 mg/kg KG alle 4 Wochen
– Gabe über 3–4 Monate

Alternativen für bestimmte Urtikariaformen


4 Urticaria factitia: Dapson (Dapson-Fatol®)
– 50 mg (1 Tbl.) bis 150 mg (3 Tbl.) täglich (Kinder
1–1,5 mg/kg Tag)
– Bevorzugt abendliche Gabe über jeweils 6 Tage
pro Woche
– Vor Erstgabe Ausschluss eines bestehenden
Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangels
und Met-HB-Bestimmung, Blutbild, Leber- und
Nierenwertbestimmung
– Im Verlauf regelmäßige Kontrollen des Met-HB-
Spiegels, zunächst 24 h nach Erstgabe, dann
1 Woche nach Einleitung mit weiteren Kontrol-
len alle 4 Wochen
4 Druckurtikaria: Dapson (s. Urticaria factitia)
4 Kälteurtikaria: Doxepin (Doxepin-ratiopharm®)
– 25 mg (1 Tbl.) und Steigerung bis auf 100 mg/
Tag initial
– 1 Tbl. abends und nach 3–4 Tagen Erhöhung
auf 50 mg
– Wochenweise dann auf 75 mg/Tag bis max.
100 mg/Tag
4 Autoimmunurtikaria: Dapson (s. Urticaria factitia),
Chloroquin (Resochin®)
– 250 mg/Tag (1 Tbl.)/Tag
– Vor Erstgabe Ausschluss eines bestehenden
Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangels,
Blutbild, Leber- und Nierenwertbestimmung
sowie augenärztliche Kontrolle des Augenhin-
tergrunds
109 32

32 Verrucae
Syn.: Warzen

Häufigkeit Warzen können in jedem Lebensalter auftreten

Sie bevorzugen jedoch das Kindesalter und manifestieren sich bei 5–10 % aller Kinder

Geschlechts- Es bestehen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede


verteilung

jKlinik zenhämorrhagien lassen sich insbesondere dermatos-


Warzen zeigen klinische Unterschiede abhängig von der kopisch eindrucksvoll darstellen (. Abb. 32.2). Im Bereich
Lokalisation. An druckfreien Arealen wie den Handrücken der Plantae liegen die Hautveränderungen aufgrund der
oder den Extremitäten imponieren sie als hautfarbene Druckbelastung in der Regel im Hautniveau, weisen aber
halbkugelige Knoten mit zunächst glatter Oberfläche, die die zerklüftete Oberfläche auf (. Abb. 32.3). Filiforme
mit zunehmendem Wachstum der Läsion zerklüftet und Warzen stellen zapfenartige Gebilde dar und finden sich
keratotisch wird (. Abb. 32.1). In den Läsionen zeigen sich bevorzugt an den Lippen, der Nase und den Augenlidern
typischerweise dunkle Punkte, das Korrelat einer Blutung (. Abb. 32.4). Eine keratotische Oberfläche fehlt hingegen
aus dermalen Kapillaren in das Warzenepithel. Diese War- bei den planen juvenilen Warzen, die sich bevorzugt im

. Abb. 32.1 Verrucae vulgares. Zerklüfteter,


pilzartiger keratotischer Tumor mit typischen
schwärzlichen Einsprengungen

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_32, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
110 Kapitel 32 · Verrucae

. Abb. 32.2 Verrucae vulgares. Dermatos-


kopisches Bild der Hautveränderung in
. Abb. 32.1 mit zahlreichen »Warzenhämor-
rhagien«

. Abb. 32.3 Verrucae plantares. Beetartige,


im Hautniveau gelegene Keratosen mit einzel-
nen schwärzlichen punktförmigen Einspren-
gungen

32

. Abb. 32.4 Verruca vulgaris. Filiformer Typ.


Bandförmige Hautveränderung, die im Unter-
lippenbereich gestielt aufsitzt
32 · Verrucae
111 32
. Abb. 32.5 Verrucae planae. An der Nasen-
spitze hautfarbene flache Knötchen

Gesicht (. Abb. 32.5) sowie auf Hand- und Fingerrücken wortlich. Die Übertragung erfolgt zumeist von Mensch zu
zeigen. Die Hautveränderungen imponieren als flach auf- Mensch, kann jedoch auch aufgrund fehlender Wirtsspezi-
sitzende, polygonale, hautfarbene oder gelegentlich gelb- fität durch Kontakt mit infizierten Tieren ermöglicht wer-
liche und braune Knoten mit stumpfer, feingepunzter den; eine Erregerübertragung vom Menschen auf das Tier
Oberfläche. ist ebenfalls bekannt. Die Inkubationszeit bei kutanen War-
zen beträgt 6 Monate bis 2 Jahre. Als Triggerfaktoren sind
jPathogenese neben der Immunitätslage des Patienten Hyperhidrosis,
Warzen werden durch Infektionen mit menschlichen Pa- Akrozyanose und bestehende Ekzeme zu nennen.
pillomviren (Human-Papilloma-Virus, HPV) hervorgeru-
fen, von denen heute über 100 Typen bekannt sind. jDiagnose
Die HPV-Typen 1, 2, 4 oder seltener 7 sind die typischen Warzen bereiten nur in Ausnahmefällen diagnostische
Verursacher vulgärer Warzen. Die HPV-Typen 3 und 10 Probleme (. Tab. 32.1). In Zweifelsfällen kann die Derma-
sind überwiegend für die Verrucae planae juveniles verant- toskopie hilfreich sein.

. Tab. 32.1 Differenzialdiagnosen der Warzen und wichtige Abgrenzungsmöglichkeiten

Diagnose Abgrenzung Kennzeichen

Lichen ruber verrucosus Vulgäre Warzen Multiple erbsen- bis bohnengroße derbe Knoten an den Streckseiten der
Unterschenkel und im Bereich der Knöchelregion von braun-rötlicher Farbe

Meist starker Juckreiz

Klavus (Hühnerauge) Plantare Warzen Meist 5–8 mm groß

Entzündliche Rötung der Umgebung

In der Regel an Zehengelenken oder zwischen den Zehen lokalisiert

Fehlende »Warzenhämorrhagien«

Kallus (Schwiele) Plantare Warzen Auftreten an mechanisch belasteten Stellen

Gelblicher Farbton

Fehlende »Warzenhämorrhagien«

Lichen ruber planus Plane juvenile Warzen Deutlich prominente, spiegelnde Oberfläche der Papeln

Prädilektionsstellen Streckseiten der Extremitäten, v. a. Handgelenke (Gesicht


in der Regel ausgespart)

Hautveränderungen jucken

Lichen nitidus Plane juvenile Warzen Häufig gelblicher Farbton

Prädilektionsstellen Penisschaft, Beugen der Unterarme


112 Kapitel 32 · Verrucae

jTherapie Unterstützend kann 1-mal wöchentlich über einen Zeit-


Bei jeder Behandlung von Warzen müssen folgende Krite- raum von 6–9 Wochen eine Behandlung mittels wasser-
rien berücksichtigt werden: gefilterten Infrarots A (wIRA) durchgeführt werden, ein
4 Hohe spontane Regressionsrate: 2/3 der Warzen im Kin- nichtinvasives und schmerzloses Therapieverfahren. Wird
des- und Jugendalter heilen innerhalb von 2 Jahren ab dieses Verfahren additiv eingesetzt, sollen die Patienten
4 Bei spontaner Regression immer narbenlose Abheilung 24 h vor dem Termin das salicylsäurehaltige Pflaster appli-
4 Bis heute gibt es keine Therapiemöglichkeit, bei deren zieren. Vor der Lichtbehandlung erfolgt dann in der Praxis
Anwendung eine Abheilung der Warze immer erreicht die Abtragung der Keratosen und nach der Lichttherapie
wird ein Kryotherapiezyklus. Es gibt noch zahlreiche weitere
4 Die zur Verfügung stehenden therapeutischen Mög- Therapien, Warzen zur Abheilung zu bringen, jedoch feh-
lichkeiten sind langwierig len in allen Fällen kontrollierte Studien mit ausreichend
hohen Fallzahlen. Explizit aufgeführt werden die Behand-
Aus diesem Grund kann auch die aktive Nichtbehandlung lung mit Isolierband und die mit dem topischen Immun-
eine therapeutische Alternative darstellen. Eine aktive Be- modulator Imiquimod (Aldara®), der zur Therapie von
handlung erfordert immer die bereitwillige Mitwirkung Genitalwarzen, aktinischen Keratosen und oberflächlichen
des Patienten und setzt somit einen Leidensdruck voraus. Basaliomen zugelassen ist.
Wird therapeutisch vorgegangen, ist die Behandlung so zu
gestalten, dass weder eine physische Beeinträchtigung
Weitere Therapieverfahren zur Behandlung
noch eine Vernarbung resultiert.
von Warzen
Eine einzelne Warze an der freien Haut oder im Gesicht,
hier besonders die filiformen Warzen, sollten nach örtlicher Abpflastern der Warzen mittels Isolierband
Betäubung kürettiert oder abgeschnitten werden. 4 Applikation über 6 Tage (Erneuerung bei Verlust)
– nach dem Abnehmen Schmierseifenbad und
32 Liegen mehrere Warzen, speziell im Bereich der Hände
Abtragung von Hornmaterial soweit möglich
und Füße vor, ist eine Abtragung nicht sinnvoll. Hier ist ein
langfristiges therapeutisches Vorgehen anzustreben. Die 4 Nach der folgenden Nacht Wiederanlegung des
am besten dokumentierte Wirkung besteht für salicyl- Pflasters und Wiederholung der Prozedur
säurehaltige Substanzen. Weniger gut belegt ist hingegen 4 Therapiedauer bis zu 8 Wochen
bereits die Wirkung der Kryotherapie. Das Behandlungs-
regime ist über mehrere Wochen durchzuführen. Imiquimod
4 Applikation für jeweils 5 Tage in der Woche über
Nacht
Therapiekonzept für Warzen im Hand- 4 Kombination mit salicylsäurehaltigem Pflaster an
und Fußbereich 2 Tagen der Woche sinnvoll
1. Keratolyse 4 Therapiedauer ca. 16 Wochen
4 Regelmäßige Durchführung
4 z. B. salicylsäurehaltiges Pflaster (Guttaplast®)
auf Warze aufkleben, gut mit Fixomull® Stretch Ebenfalls häufig unbefriedigend verläuft die Behandlung
fixieren, um ein Verrutschen zu verhindern und für
juveniler Warzen, für die sich die kombinierte Behandlung
24 h belassen
mit Tretinoin (Tretinoin 0,05 % in Basiscreme DAC® 30 g,
2. Mechanische Abtragung
1-mal täglich über Nacht) mit 14-tägig durchgeführter
4 z. B. mit Ringkürette
Kryotherapie (3-sekündige Applikation) am effektivsten
4 Keratolyse und mechanische Abtragung wenn
erwiesen hat; evtl. in Kombination mit einer wIRA-Thera-
möglich 2-mal pro Woche
pie. Mit einer Behandlungsdauer von 6–8 Wochen ist zu
4 In Ergänzung kann nach dem Abtragen eine Ver-
eisung angeschlossen werden, z. B. Scholl®
rechnen.
Freeze-Warzenentferner, Wartner®/Wartner® Kids
3. Zusätzliche viruseliminierende Maßnahmen Literatur
4 Zytostatikum + Salicylsäure Focht DR, Spicer C, Fairchok MP (2002) The efficacy of duct tape vs
cryotherapy in the treatment of verruca vulgaris (the common
4 Verrumal® (5-Fluoruracil + 10 % Salicylsäure)
wart). Arch Pediatr Adolesc Med 156: 971–974
2-mal täglich an den Tagen, an denen keine
Gibbs S, Harvey I (2006) Topical treatment for cutaneous warts. Cho-
Pflasterapplikation erfolgt chrane Database Syst Rev CD001781
4. Falls vorhanden: 1-mal wöchentlich wIRA- Hengge UR, Esser S, Schultewolter T et al. (2000) Self-administered
Therapie topical 5% imiquimod for the treatment of common warts and
molluscum contagiosum. Br J Dermatol 143: 1026–1031
113 33

33 Verrucae seborrhoicae
Syn.: senile Keratosen, »Alterswarzen«

Häufigkeit Bei Kaukasiern studienabhängige Häufigkeit von 80–100 % bei Personen über 50 Jahre

Geschlechts- Die Prävalenzen sind geschlechtsunabhängig


verteilung

jKlinik besondere bei multiplem Auftreten eine Virusgenese nahe


Die überwiegend multipel vorliegenden Hautverände- liegt, ist diese bislang nicht bewiesen.
rungen imponieren als scharf begrenzte, gräulich-bräun-
liche, manchmal auch dunkel pigmentierte flache Knoten
jDiagnose
oder Plaques (. Abb. 33.1). Die Oberfläche ist stumpf, spie-
Die Diagnose wird klinisch gestellt und in fraglichen Fällen
gelt nicht. Bereits makroskopisch sind manchmal kleine
dermatoskopisch abgesichert. Die Dermatoskopie erlaubt
komedoartige Pfröpfe, die sog. Pseudohornzysten, sichtbar
in der Regel die sichere Abgrenzung gegenüber melanozy-
(. Abb. 33.2). Dermatoskopisch sind die Hornzysten oder
tären Hautveränderungen.
Pseudohornzysten und die pseudofollikulären Öffnungen
charakteristisch (. Abb. 33.3).
jTherapie
jPathogenese Eine wirksame Prävention ist nicht bekannt. Störende Haut-
Lediglich einzelne Risikofaktoren sind bekannt, zu denen veränderungen können nach Betäubung mit einer anäs-
neben dem zunehmenden Alter auch die kumulative UV- thesierenden Zubereitung mittels eines scharfen Löffels oder
Exposition und genetische Faktoren zählen. Obwohl ins- Lasers (z. B. Erbium) entfernt werden.

. Abb. 33.1 Verrucae seborrhoicae. Disse-


minierte Aussaat teils rötlicher, überwiegend
bräunlicher, vereinzelt auch schwärzlicher
Knoten und Plaques am Rücken

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_33, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
114 Kapitel 33 · Verrucae seborrhoicae

. Abb. 33.2 Verrucae seborrhoicae. Dichte


Aussaat keratotischer Läsionen, die teilweise
punktförmige komedoartige Pfröpfe, die sog.
Pseudohornzysten, aufweisen

. Abb. 33.3 Verruca seborrhoica. Dermatos-


kopischer Befund. Zahlreiche pseudofollikuläre
Öffnungen und Pseudohornzysten bei Fehlen
eines Netzwerks

33

Literatur
Hafner C, Vogt T (2008) Seborrheic keratosis. J Dtsch Ges Dermatol 8:
664–677
115 34

34 Vitiligo

Häufigkeit Vitiligo ist die häufigste Depigmentierungsstörung mit einer weltweiten Prävalenz von ca. 0,5 %

Geschlechts- Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen


verteilung
Hauttyp und Rasse spielen keine Rolle

jKlinik können bei nichtsegmentalen Verläufen mononukläre Zel-


Sehr scharf begrenzte weiße Flecken sind die typischen len im Randbereich von depigmentierten zu pigmentierten
Hautveränderungen, die keine Schuppung aufweisen. Eine Arealen nachgewiesen werden. Immunologische Faktoren,
singuläre Läsion ist möglich, häufiger jedoch bestehen oxidativer Stress, neurogene sympathische Störungen wie
gleichzeitig mehrere Herde (. Abb. 34.1). Ein umschrie- auch genetische Ursachen werden derzeit als pathogene-
bener Befall der Haare kann auftreten (Poliosis, . Abb. tisch relevant diskutiert.
34.2), zusätzliche Depigmentierungen der angrenzenden
Schleimhäute werden oft beobachtet. Diese mit ca. 90 % jDiagnose
verbreitetste Form der nichtsegmentalen Vitiligo ist von Die Diagnose bereitet im Normalfall keine Probleme. Die
der selteneren segmentalen Vitiligo abzugrenzen, die die Hautveränderungen sind stets erworben. Wichtige Diffe-
häufigere Variante (30 %) im Kindesalter darstellt. Subjek- renzialdiagnosen nennt . Tab. 34.1. Da insbesondere die
tive Symptome fehlen. häufigere Form der nichtsegmentalen Vitiligo mit einem
erhöhten Risiko für eine Autoimmunerkrankung der
jPathogenese Schilddrüse, insbesondere der Hashimoto-Thyreoiditis,
Die Ursache für den Untergang der Melanozyten in den assoziiert ist, sind bei der Erstvorstellung Antikörper ge-
depigmentierten Herden ist bis heute nicht bekannt. Initial genüber der Schilddrüsenperoxidase zu bestimmen.

. Abb. 34.1 Vitiligo. Sehr scharf begrenzte


weißliche Maculae im Arm-Flanken-Bereich

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_34, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
116 Kapitel 34 · Vitiligo

. Abb. 34.2 Poliosis. Umschriebenes Weiß-


werden der Haare bei Vitiligo

jTherapie Vor diesem Hintergrund ist eine Nichtintervention häufig


Vor Beginn jeder Therapie sollte mit dem Patienten das eine sinnvolle Entscheidung, insbesondere bei fehlendem
Folgende ausführlich besprochen werden: Leidensdruck oder im Kindesalter. Die Behandlungsart
4 Heilung ist nicht möglich. Die vollständige Repigmen- orientiert sich am Befallsgrad und der Lokalisation.
tierung gelingt in der Regel nicht; eine 75 %ige Repig-
mentierung gilt als Erfolg.
4 Alle Behandlungen dauern viele Monate. Behandlung der Vitiligo nach Grad
4 Hautveränderungen im Gesicht sprechen am besten und Lokalisation
auf eine Behandlung an, Veränderungen im Bereich Wenige Herde
34 der Hände und Füße dagegen kaum. 4 Gesicht/Hals: topische Calcineurin-Inhibitoren
4 Rezidive sind unabhängig vom befallenen Areal sehr (Protopic® 0,1 % Salbe, 2-mal täglich)
häufig und bei etwa 2/3 der Patienten innerhalb eines 4 Übrige Areale: Momethasonfuroat (Ecural® Salbe,
Jahres im behandelten Areal zu erwarten. 1-mal täglich über Nacht)
4 Beurteilung des Ansprechens häufig erst nach
8–12 Wochen möglich
. Tab. 34.1 Differenzialdiagnose der Vitiligo und Abgren-
4 Applikation über Nacht unter Okklusion, z. B. mit
zungsmöglichkeiten Varihesive® extradünn, steigert die Wirkung
4 Ansprechrate: > 75 %, Repigmentierung in ca. 50 %
Diagnose Abgrenzung zur Vitiligo
Disseminierte Verteilung
Naevus depigmentosus Häufig schon bei Geburt vorhan-
den, kein aktives Wachstum 4 Phototherapie UVB 311 nm
4 2-mal wöchentlich
Postinflammatorische Anamnestisch entzündliche
4 Ansprechrate: > 75 %, Repigmentierung in
Hypopigmentierungen Hautveränderungen bei häufig
bekannter Grunderkrankung ca. 60 % nach 12-monatiger Behandlung
(atopisches Ekzem)
Zusätzliche Möglichkeiten
Pityriasis alba Unscharf begrenzte Depigmen-
tierungen, die eine feinlamellöse 4 Chirurgische Intervention: z. B. Transplantation
Schuppung aufweisen und mit autologer epidermaler Zellsuspensionen bei
einer Sebostase einhergehen wenigen Herden mit kleiner Fläche
Pityriasis versicolor Konfettiartige Depigmentie- 4 Kosmetische Intervention: Semi- oder Permanent-
rungen mit feinlamellöser tattoos bei wenigen Herden mit kleiner Fläche
Schuppung 4 Selbstbräuner unabhängig vom Ausdehnungs-
Tesafilmabrisspräparat positiv grad
4 Psychotherapeutische Unterstützung
Hohe Rezidivrate
34 · Vitiligo
117 34
Aufgrund potenzieller Steroidnebenwirkungen im Gesicht- (Jahre) keine Aktivität zu verzeichnen sein. Die Verfahren
und Halsbereich sind hier die topischen Calcineurin-In- sind mit hohen Kosten verbunden.
hibitoren (Off-Label-Einsatz) die Substanzen der Wahl, Vitiligo ist für viele Patienten eine enorme psychische
Tacrolimus effektiver als Pimecrolimus. Bei disseminierten Belastung. Professionelle psychotherapeutische Hilfe ist in
Hautveränderungen ist die UVB-Therapie die Behand- manchen Fällen indiziert.
lungsoption der Wahl und der nebenwirkungsstärkeren
PUVA-Therapie überlegen.
Literatur
Die in spezialisierten Einrichtungen angewendeten
Taïb A, Picardo P (2009) Vitiligo. N Engl J Med 360: 160–169
chirurgischen Verfahren eignen sich für die Behandlung Westerhof W, Nieuweboer-Krobotova L (1997) Treatment of vitiligo
der segmentalen Vitiligo. Bei der nichtsegmentalen Vitiligo with UV-B radiation vs topical UV-A. Arch Dermatol 133: 1525–
darf in den zu behandelnden Arealen über längere Zeit 1528
119 35

35 Zoster
Syn.: Herpes zoster, Gürtelrose

Häufigkeit Ganzjähriges sporadisches Auftreten, Erkrankung prinzipiell in jedem Lebensalter möglich

Erhöhte Erkrankungsrate bei Personen > 60 Jahre und Immunsupprimierten

Geschlechts- Keine Geschlechtspräferenzen


verteilung

jKlinik die subjektiv unterschiedlich stark brennen. Im weiteren


Initial kommt es mehrheitlich zu individuell unterschied- Verlauf treten in den Rötungen Bläschen auf, die innerhalb
lichen Prodromalsymptomen. Dabei wird am häufigsten von 5–10 Tagen eintrocknen und verkrusten (. Abb. 35.1,
über Schmerzen, Dysästhesien, Parästhesien, leichte Tem- . Abb. 35.2). Bei schwereren Verläufen kann sich der Bla-
peraturerhöhung und Abgeschlagenheit geklagt. Jedoch seninhalt auch hämorrhagisch umwandeln; zusätzlich
können auch Symptome wie Pruritus bzw. auf ein oder können Nekrosen auftreten.
mehrere Dermatome lokalisierte intermittierende oder Während sich einzelne Papulovesikel mit entzünd-
persistierende Schmerzen vorherrschen. Diese treten meist lichem Randsaum gelegentlich außerhalb des befallenen
1–3 Tage vor den ersten Hautsymptomen auf und erschwe- Dermatoms nachweisen lassen, ist deren massives Auftre-
ren in diesem Stadium die richtige Diagnose. ten ein Zeichen für einen schwereren Verlauf und sollte
Jedes Dermatom kann befallen sein. Am häufigsten evtl. Anlass für eine intravenöse Behandlung geben.
manifestiert sich die Erkrankung in den kranialen und Für die Patienten bedeuten weniger die Hautverände-
thorakalen Segmenten. Klinisch imponieren initial um- rungen als vielmehr die zosterassoziierten Schmerzen,
schriebene Erytheme im Bereich eines Nervensegments, die den Prodromalschmerz, den akuten Schmerz und die

. Abb. 35.1 Zoster. Einseitige, segmentale


Anordnung von umschriebenen Erythemen
mit Bläschen

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9_35, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
120 Kapitel 35 · Zoster

. Abb. 35.2 Zoster. Detail. Herpetiform


gruppierte Papulovesikel mit wasserklarem
Inhalt auf Erythem

postherpetische Neuralgie umfassen, das vordringlichste Hautveränderungen und den segmentalen Schmerzen
Problem. Eine erhöhte Malignominzidenz ist mit einer leicht.
Zostererkrankung nicht assoziiert.
jTherapie
jPathogenese Die frühzeitige, d. h. innerhalb von 72 h nach Auftreten
Die endogene Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus der ersten Hautveränderungen begonnene antivirale The-
liegt dem Zoster zugrunde. Das Virus ist in der Lage, trotz rapie kann den Krankheitsverlauf sowie die zosterasso-
der Bildung humoraler Antikörper nach der Erstinfektion ziierten Schmerzen günstig beeinflussen. Brivudin verfügt
über Jahre und Jahrzehnte in den sensiblen Ganglien zu über eine ebenso gute Verträglichkeit wie Aciclovir und
persistieren. UV-Strahlen, umschriebene heftige Erschüt- Valaciclovir, ist hinsichtlich der Beeinflussung der zoster-
35 terungen bestimmter Körperteile oder systemische Pro- assoziierten Schmerzen Famciclovir gleichwertig und
vokationsfaktoren, etwa im Rahmen von Infektionen, er- Aciclovir sowie Valaciclovir überlegen und weist bei einer
möglichen dessen Reaktivierung. In deren Folge kommt es lediglich einmaligen täglichen Dosierung deutliche Vor-
in den Neuronen und Gliasatellitenzellen zu einer teil- teile gegenüber den anderen antiviralen Therapien auf
weisen Ganglienzerstörung, die ursächlich für den akuten (. Tab. 35.1).
Zosterschmerz sind. Die postzosterischen Neuralgien er- Zusätzlich ist begleitend eine sich am klinischen Bild
klären sich durch die entzündungsbedingten Aufräum- orientierende konsequente Schmerzbehandlung einzulei-
und Abheilungsprozesse im Nervengewebe. ten, der das WHO-Stufenschema zur Tumorschmerzthe-
rapie zugrunde liegt (. Tab. 35.2).
jDiagnose Reichen Nichtopiatanalgetika nicht aus, erfolgt die zu-
Während die Prodromalsymptome häufig keine exakte Di- sätzliche Gabe schwacher Opioidanalgetika (Stufe 2). Ist
agnose erlauben, ist diese mit dem Auftreten der ersten auch hierunter keine Schmerzfreiheit zu erzielen, hat sich

. Tab. 35.1 Antivirale Therapie des Zoster (Durchführung über 7 Tage)

Substanz Handelsname Applikation Einzeldosis Applikations-intervall

Aciclovir Ratiopharm® z. B. Aciclovir 800 Oral 800 mg 5-mal/Tag

Ratiopharm z. B. Aciclovir Trockensubstanz Intravenös 10 mg/kg KG 3-mal/Tag

Famciclovir Famvir® Zoster Oral 250 mg 3-mal/Tag

Valaciclovir Valtrex® Oral 1 000 mg 3-mal/Tag

Brivudin Zostex® Oral 125 mg 1-mal/Tag


35 · Zoster
121 35

. Tab. 35.2 Therapie des Zosterschmerzes gemäß dem WHO-Stufenschema

Substanz Präparat Einzeldosis Applikationsintervall

Stufe 1

Diclofenac z. B. Dolgit®-Diclo 50 50 mg 3-mal/Tag

Naproxen z. B. Naproxen 500 Hexal® 500 mg 2- bis 3-mal pro Tag

Dexketoprofen Sympal® 25 25 mg 3-mal/Tag

Metamizol z. B. Metamizol-Hexal® 10–40 Tropfen 4-mal/Tag

Stufe 2

Tramadol z. B. Tramadol AbZ® Tropfen 50–100 mg 4-mal/Tag

Tilidin + Naloxon z. B. Tilidin AbZ® Tropfen 50/4–100/8 4-mal/Tag

die Kombination von Tilidin und Naloxon mit dem tri- Literatur
zyklischen Antidepressivum Amitryptilin (Saroten® Tabs Lille HM, Wassilew SW (2004) Varicella-zoster-Virusinfektion. Hautarzt
55: 831–840
50 mg, initial morgens und abends 1/2 Tablette, langsame
Oxman MN, Levin MJ, Johnson GR et al. (2005) A vaccine to prevent
Steigerung bis auf max. 3-mal 1 Tablette = 150 mg) be- herpes zoster and postherpetic neuralgia in older adults. N Engl
währt, die lang genug durchgeführt werden sollte. Wird J Med 352: 2271–2284
innerhalb von 3 Wochen keine Schmerzfreiheit erzielt, Wilson DD (2008) Herpes zoster: prevention, diagnosis, and treatment
sind interventionelle schmerztherapeutische Maßnahmen – update 2008. Adv Skin Wound Care 21: 582–588
indiziert. Wutzler P (2009) Herpes zoster and postherpetic neuralgia – preven-
tion by vaccination? Dtsch Med Wochenschr Suppl 2: S90–S94
Die äußerliche Behandlung erfolgt mittels antisepti-
scher Zubereitungen, z. B. Clioquinol (Linola® sept Creme,
mehrmals täglich).

jPrävention
Eine annähernd 40 000 Patienten einschließende Studie,
die 2005 im New England Journal publiziert wurde, zeigte,
dass sich durch eine Varizellenimpfung ab dem 60. Lebens-
jahr die Morbidität für Zoster und die zosterassoziierten
Schmerzen signifikant verringern lassen. Zostavax® ist in
Form eines Lebendimpfstoffs in Deutschland seit Novem-
ber 2009 zugelassen.
Anhang
Prinzipielle Überlegungen zum Einsatz von Vehikeln – 124

Dermatologische Grundausstattung – 125

Stichwortverzeichnis – 127
124 Anhang

Prinzipielle Überlegungen zum Einsatz


von Vehikeln
Der topische Einsatz von dermatologischen Wirkstoffen
spielt für viele Hauterkrankungen auch weiterhin eine ent-
scheidende Rolle. Hierbei kommt neben dem Wirkstoff
auch dem Vehikel, in das der Wirkstoff eingearbeitet ist,
eine große Bedeutung zu. . Abb. 1 zeigt die zur Verfügung
stehenden Vehikel.

jCremeformulierung als universelle


Darreichungsform
Für alle klinischen Hautzustände ist die Cremeformulie-
rung ein problemlos einzusetzendes Vehikel, das bei Erythe- . Abb. 1 Phasendreieck der Dermatologie
men, bei Ekzemen, bei nässenden Hautveränderungen
oder auch bei ausgeprägter Sebostase Verwendung finden
kann. Somit wird empfohlen, bei Wirkstoffen, die in meh- jCremepasten: barriereschützende
reren Grundlagen zur Verfügung stehen, in Zweifelsfällen und sekretaufnehmende Wirkung
immer auf die Cremeformulierung zurückzugreifen. Nässende Hautveränderungen in den Hautfalten, wie z. B.
axillär, submammär oder inguinal, sind eine bevorzugte
jLotio: kühlende und den Juckreiz lindernde Indikation für Cremepasten, die die Haut zum einen vor
Wirkung hautreizenden Substanzen wie Schweiß oder Stuhl schüt-
Die Schüttelmixtur in Form der Lotio, z. B. Lotio alba zen und zum anderen Sekret aufnehmen können.
aquosa, führt über den wässrigen Anteil zur Verdunstungs- Bei einer Pilzinfektion als Ursache wie bei der Windel-
kälte und somit zur Kühlung. Einsatzgebiete sind juckende dermatitis ist ein kommerzielles Arzneimittel mit Clotri-
Hautveränderungen mit intakter Epidermis, wie z. B. die mazol (Imazol® Paste) das Therapeutikum der Wahl. Liegt
Urtikaria. lediglich eine Rötung vor, empfiehlt sich die folgende Re-
zeptur: Chlorhexidingluconat 0,75 %, Zincoxydat 25 %,
jPuder: keine Berechtigung Basiscreme DAC® ad 100,0.
in der dermatologischen Externatherapie
Auf Puderformulierungen kann in der modernen äußer-
lichen Dermatotherapie vollständig verzichtet werden.

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
125
Dermatologische Grundausstattung

Dermatologische Grundausstattung
Die Vielgestaltigkeit der Krankheitsbilder in der Dermatologie korreliert nicht mit der Vielfalt der therapeutischen
Optionen. Die wichtigsten Wirkstoffe, die für eine effektive Behandlung notwendig sind, werden in . Tab. 1 aufgeführt.

. Tab. 1 Wirkstoffe für eine effektive Behandlung

Wirkstoff Einsatz

Antibiotikum (oral) Alle durch Staphylokokken und Streptokokken bedingten Hauterkrankungen


Cefalexin (Cephalexin ratiopharm®) (Impetigo, superinfiziertes atopisches Ekzem, Erysipel)
Cefaclor (Infectocef®)

Antihistaminikum (oral)

– Nichtsedierend Keine Beeinflussung der täglichen Aktivitäten erwünscht: Urtikaria, allergische


Loratadin (Lorano®) Rhinokonjunktivitis
Cetirizin
Desloratadin (Aerius®)

– Sedierend Sedierung für einen kurzen Zeitraum erwünscht: exazerbiertes atopisches Ekzem,
Doxylamin (Sedaplus®) Prurigo
Hydroxyzin (Atarax®)

Antimykotikum (topisch)

Clotrimazol (Imazol® Paste) Zur Behandlung von Rötungen in Hautfalten (submammär, inguinal)

Ciclopiroxolamin (Ciclopoli® Creme) Interdigitalmykose

Basistherapeutikum Unterstützende Pflege bei allen mit Sebostase einhergehenden Hauterkrankungen


wie atopisches Ekzem, Handekzem, Psoriasis

Excipial® Creme Ganzer Körper

Cetaphil® Creme Ganzer Körper

Dexeryl® Creme Stamm, Extremitäten

Lipoderm® Lotio Stamm, Extremitäten

Cetaphil® Lotio Stamm, Extremitäten

Alfason® LipoCreme Gesicht

Alfason® Repair Creme Hände, Füße, Lippen

Calcineurin-Inhibitor

Tacrolimus (Protopic® Salbe) Ekzeme im Gesicht, anogenital

Pimecrolimus (Elidel® Creme) Ekzeme im Gesicht, anogenital

Steroid (topisch)

Methylaceponat (Advantan® Creme) Exazerbiertes atopisches Ekzem

Momethasonfuroat (Ecural® Salbe) Allergisches Kontaktekzem

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
Stichwortverzeichnis

D. Abeck, Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin,


DOI 10.1007/978-3-642-21140-9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011
128 Stichwortverzeichnis

A E Hühnerauge 111
Human-Papilloma-Virus (HPV) 111
Aciclovir 120 Eczema herpeticatum 40, 42 Hyperhidrosis 43
Acitretin 60 Ekzem – primäre 44
Acne vulgaris 5, 52 – atopisches 17, 21, 95 – sekundäre 44
– comedonica 5, 7 – nummuläres 73 Hypopigmentierung, postinflammatorische
– conglobata 5 – seborrhoisches 19, 55, 68, 93 76, 116
– fulminans 5 Erythem 56
– Indikationen 8 Erythema exsudativum multiforme 40,
– papulopustulosa 5, 7
Akne (auch 7 Acne vulgaris) 68, 88
42
Erythromycin 68
I
Aknetoilette 9 Imiquimod 13, 112
ALA (Methyl-5-amino-4-oxo-pentanoat) Impetigo contagiosa 51
14
Aluminiumchlorid 44
F Interdigitalmykose 32
Intertrigo 55
Angioödem 103 Famciclovir 120 Isotretinoin 8
Antibiotika 8 Faulecken 69 Itraconazol 76
– orale 8 Feldkanzerisierung 12 Ivermectin 102
– topische 7 Fibroblast 48
Antihistaminika 20, 107 Fieberbläschen (7 Herpes labialis) 39
Antikontrazeptiva 8
Antimykotika 56, 95
Fluconazol 76
Fusidinsäure 53
K
Aphthen 15 5-Fluorouracil 13 Karzinom, spinozelluläres 12, 13
Arzneiexanthem 81 Fußekzem Keloid, hypertrophes 47
– fixes 41 – atopisches 32 Keratolyse 112
– lichenoides 60 – dyshidrosiformes 32, 101 Keratose
Azelainsäure 7 Fußpilz 31, 33 – aktinische 11
Fußsohlenmykose 32 – senile 113
Ketokonazol 76
B Köbner-Phänomen 59

Balanitis 41
G Komedone 5, 9
Krätze (auch 7 Skabies) 99
Barrieredysfunktion 19 Glucocorticoide 107 Kryotherapie 13, 49
Basaliom, initiales 12 Glycerin 19 Kürrettage 13
Benzoylperoxid 7 Gürtelrose 119
Biologics 83
Botulinumtoxin A/B 45
L
Brivudin 120
H Langerhanszell-Histiozytose 101
H1-Antihistaminikum, nichtsedierendes Lasertherapieverfahren 14
C 104, 106
Hämangiome, senile 97
Lichen nitidus 111
Lichen ruber 59
Calcineurin-Inhibitor 20, 36, 95, 117 Handekzem 35, 36 – exanthematicus 59
Ciclopirox 76 – dyshidrosiformes 35, 101 – mucosae 59
Ciclosporin 107 – hyperkeratotisch-rhagadiforme 35 – planus 60, 111
Harnstoff 19 – verrucosus 111
Hauterkrankung 1 Lichen simplex chronicus 60
D – epidermale Beteiligung 1
– Schuppung 3
Lichtdermatose, polymorphe 77
Lupus erythematodes 95
Depigmentierung 115 – Ursprung 1
Dermatitis Herpes
– periorale 67, 88
– solaris 27
– analis 39
– digitalis 39
M
Dermatitis (auch 7 Ekzem, atopisches) – genitalis 39, 41 Malassezia 75
– atopische 17 – glutealis 39 Methantheliniumbromid 45
Dermatofibrom 29, 48 – labialis 39 Methyl-5-amino-4-oxo-pentanoat (ALA) 14
Dermatofibrosarcoma protuberans 48 – zoster 119 Methylprednisolon 60
Dermatophyten 63 Herpes-simplex-Virus (HSV) 39, 42, 52 Metronidazol 68, 88
Diclofenac 28 – DNA-Viren 40 Minocyclin 68
Diclofenac-Natrium 13 Histiozytom (auch 7 Dermatofibrom) 29 Momethasonfuroat 60
Doxycyclin 68 HPV (Human-Papilloma-Virus) 111 Mukozele 91
HSV (Herpes-simplex-Virus) 39, 42, 52 Mundwinkelrhagaden 69
– DNA-Viren 40 Mupirocin 53
Stichwortverzeichnis
129 A–Z

N R V
Naevus depigmentosus 76, 116 Retapamulin 53 Valaciclovir 120
20-Nail-Dystrophie 65 Retinoide, topische 7 Varizella-Zoster-Virus (auch 7 Zoster) 120
Nägel, brüchige 23 Rhagaden 85 Verrucae 109
Nagelpilz 63 Rosazea 68, 87 Verruca seborrhoica 12, 113
Naproxen 28 – papulopustulöse 88 Vitiligo 76, 115
Narbe, hypertrophe 47 – Provokationsfaktoren 87
Neurodermitis 17 – Stadien 87
– teleangiektatische erythematöse 88
Röschenflechte 71
W
O Rubeosis 89
Rubinflecken 97
Warzen 109
Weißer Hautkrebs 11
Onychochisis 23
Onychodystrophie 65
Onychomykose
– distale subunguale 63
S Z
– proximale subunguale 63 Schleimdrüsenzyste, traumatische 91 Zoster 119
– superfizielle weiße 63 Schleimretentionszyste 91 – WHO-Stufenschema 120
– totale dystrophische 63 Schuppenflechte 79
Onychorrhexis 23 Schuppenkrause 71
Opthalmorosazea 89 Schweißproduktion (7 Hyperhidrosis) 43
Silikon 49
Skabies 19, 99
P Sonnenallergie 77
Staphylococcus aureus 51
Paronychie, chronische 25 Steroid
– Therapie 26 – orales 60
PDT (photodynamische Therapie) 14 – topisches 19, 26
Perlèche 69 Steroidinjektion 48
Permethrin 101 Streptokokken 51
Photodynamische Therapie (PDT) 14 Syphilis 41
Pimecrolimus 36
Pityriasis
– alba 116
– rosea 71, 81
T
– versicolor 75, 116 Tacrolimus 16, 26, 36
Pityriasis rubra pilaris 60 Teleangiektasie 89
Podophyllyin 13 Terbinafin 64
Poliosis 115 Tetracyclin 68
Propylenglykol 76 Tinea 73
Prurigo simplex subacuta 101 – unguium 63
Psoriasis 95 Tinea corporis 19
– capitis 79, 82 Tinea pedis (auch 7 Fußpilz) 19, 31
– exanthematica 79 – dyshidrosiformer Typ 31, 33
– faciei 82 – Mokassintyp 31, 33
– inversa 55, 79, 82 Tinea pedis et interdigitalis (auch 7 Fußpilz)
– pustulosa 32 31
– Triggerfaktoren 81 Tinea unguium 81
– unguium 65, 79, 82 Trichophyton mentagrophytes 31, 63
– vulgaris 73 Trichophyton rubrum 31, 63
Psoriasis vulgaris 79
Pubertätsakne (7 Acne vulgaris) 5
U
Q Urtikaria 103
– akute 103, 104
Quaddeln (auch 7 Urtikaria) 103 – chronische 103, 105
– Formen 106, 107

Das könnte Ihnen auch gefallen