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Einführung in das Altkirchenslawische WS 19/20 Tony Müller

KYRILL UND METHOD UND DIE


SLAWISCHE IDEE IM PANSLAWISMUS
DES 19. JHD.

„Die Familie der Slawen“ – Propagandapostkarte (1910)


Quelle:
https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/gemeinsam-sind-
wir-stark-der-panslawismus-und-das-slawentum; letzter
Abruf 12-01-2020
15.01.20
GLIEDERUNG
0. Präliminarien

1. Historischer Hintergrund
1.1 Napoleon und der Wiener Kongress
1.2 Romantik und Messianismus

2. Panslawismus
2.1 Entwicklungsgeschichte
2.2 Strömungen

3. Die Slawenapostel im Kontext unterschiedlicher nationaler


Identitätsdiskurse
3.1 Panrussismus
3.2 Tschechen u. Slowaken

4. Zusammenfassung u. Fazit

5. Quellen

6. Diskussion 2
DIE SLAWENAPOSTEL UND DER PANSLAWISMUS
- es leben zurzeit ca. 300-350 Mio. Slawen (= Menschen, die eine slawische Sprache als
Muttersprache haben) auf der Erde
- Slawen wird nachgesagt, dass sie alle trinkfest und gastfreundlich sind, dass sie schöne
0. PRÄLIMINARIEN Mädchen sowie eine gemeinsame Ursprache haben und dass sie ihre Schuhe
ausziehen, bevor sie ein fremdes Haus betreten
- aber reichen diese u. andere (stereotypen) Gemeinsamkeiten aus, um von einer
Die Slawen – mehr als nur eine slawischen Kultur sprechen zu können?
Sprachfamilie? - besitzen alle slawischen Einzelkulturen einen gemeinsamen ´Nenner´?
- verbindet die Slawen mehr als nur ihre Sprache?
- Menschen, die dies bejahen, gehen von einer alle Slawen einenden slawischen Kultur
aus  die Annahme einer die Slawen einenden Kultur wird unter Intellektuellen auch
als Slavizität bezeichnet
- das Ergebnis der Slavizität ist eine einheitliche slawische Kultur (einheitlicher
Volksgeist), die in der Fachliteratur auch Slawische Idee genannt wird
- die Slavizität sowie die Slawische Idee bildeten im Laufe des 19. Jahrhunderts und zu
Beginn des 20. Jahrhunderts die Grundlage für eine Utopie, die den Namen
Panslawismus trägt
- Ziel des Referats ist die Klärung folgender Fragen:
• 1) Was ist Panslawismus, in welchen Variationen kam er vor u. was führte zu seiner
Quelle:
Entstehung
https://www.istockphoto.com/de/vektor/v • 2) Welche Rolle spielten die Slawenapostel Method und Kyrill für in slaw.
ektorkarten-l%C3%A4nder-der-slawischen- Identitätsdiskursen?
gruppe-in-den-farben-der-flaggen-gemalt-
gm1170311128-323797219; letzter Abruf • 3) Warum scheiterte die panslawische Utopie?
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12-01-2020
1. HISTORISCHER HINTERGRUND
- der Panslawismus hat seine Wurzeln in der Zeit nach der Französischen
Revolution u. den Napoleonischen Kriegen
1.1 NAPOLEON U. - dies war die Zeit des politischen Erwachens unter den intellektuellen
DER WIENER Slawen in Zentral- u. Osteuropa
- fast alle slawischen Ethnien - mit Ausnahme der Russen – waren Teil
KONGRESS anderer Reiche u. besaßen keine eigene Nation  Tschechen, Slowaken
u. Kroaten waren Teil von Österreich u. Ungarn, Polen gehörten zu
Russland, Preußen u. Österreich, Ukrainer u. Weißrussen [Ruthenen]
„Jeszcze Polska nie zginęła” gehörten ebenfalls zu Preußen, Russland u. Österreich, Bulgaren sowie
andere südslawische Ethnien waren Teil des Osmanischen Reiches
- in den Napoleonischen Kriegen zieht Napoleon gegen Preußen,
Österreich-Ungarn sowie gegen Russland in den Krieg
- dies weckte bei einigen slawischen Ethnien (vor allem bei den Polen,
Tschechen u. Slowaken) die Hoffnung auf Befreiung vom fremden Joch u.
der Schaffung einer eigenen Nation oder zumindest der Schaffung einer
gleichberechtigten Völkergemeinschaft mit mehr Autonomie für jede
einzelne Ethnie  man sah in Napoleons Versuch, das alte Europa
(politisch) neu zu ordnen, eine geeignete Möglichkeit, seine eigenen
nationalen Bestrebungen bei dieser Neuordnung zu realisieren u. gegen
Jan Henryk Dąbrowski (links) u. die alten Mächte mehr oder weniger aufzubegehren („die politischen
Napoleon Bonaparte (rechts) Karten sollten neu gemischt werden“)
- um seine Teilung zu beenden u. seine Unabhängigkeit wiederzuerlangen,
Quelle: kooperierten z.B. die Polen mit Napoleon u. unterstützten ihn in seinem
https://jhdwodz.blogspot.com/2012/02/b Kampf gegen die preußischen, russischen u. österreichisch-ungarischen
onaparte-legiony-dabrowskiego.html; Unterdrücker  Polen als Wegbereiter für die neuen franz. Ideale u.
letzter Abruf 12-01-2020 Gegner des alten, feudalen u. dekadenten Europas 4
1. HISTORISCHER HINTERGRUND

- mit seinem Russlandfeldzug 1812 erlitt Napoleon schließlich eine


1.2 MESSIANISMUS herbe Niederlage, wurde infolge immer weiter zurückgedrängt bis er
1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig endgültig besiegt wurde
U. ROMANTIK - der Wiener Kongress, der von den drei Siegermächten (Russland,
Preußen, Österreich) geleitet wurde, stellte die vornapoleonische
Ordnung in Europa wieder her u. Polen wurde erneut unter den
Siegermächten aufgeteilt
Polen – Das dritte Israel
- Adam Mickiewicz verarbeitete die Katastrophe seines Volkes, die es
nach dem Wiener Kongress erleiden musste [eine erneute Aufteilung
unter Russland, Preußen u. Österreich], in seinem Prosawerk Das
Buch des polnischen Volkes und der polnischen Pilger (vgl. Kohn
1956, S. 48)
- sinngemäß vertritt Mickiewicz dort die Meinung, dass Polen
umgebracht wurde, weil es sich für die Freiheit u. Brüderlichkeit
[die Ideale der Franz. Revolution] aller Nationen hingab (vgl. Kohn
1956, S. 48)
Adam Mickiewicz „Doch das gequälte Polen wird sich wieder erheben. Und wie nach der
Auferstehung von Christi Blut die Opfer in aller Welt aufhörten, so
werden nach der Auferstehung des polnischen Volkes die Kriege in der
Christenheit enden.“ (Kohn 1956, S. 48)  Polnischer Messianismus
Quelle:
https://culture.pl/pl/artykul/mickiewicz-a- - Napoleon u. die Ideale der Franz. Revolution stellten ein zweites
imie-jego-czterdziesci-i-cztery; letzter Israel dar u. die Slawen (darunter die Polen als Vorreiter) sollten
Abruf 12-01-2020 ihre Mission als drittes Israel (als auserwähltes Volk) erfüllen u. eine
neue (gerechte) Ordnung etablieren
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1. HISTORISCHER HINTERGRUND

1.2 MESSIANISMUS
U. ROMANTIK - einen noch größeren Einfluss auf das politische Erwachen einiger
slawischer Ethnien – welches später wiederrum den Weg für die
panslawische Bewegung ebnete – hatte die deutsche Romantik
- die Romantik (Zeit: Frühindustrialisierung) ist als literarische Epoche
für den Panslawismus so entscheidend gewesen, weil sie sich vor
allem mit der Geschichte u. Sprache des jeweils eigenen Volkes
befasste
- diese Hinwendung zum eigenen Volk lag letztlich darin begründet,
dass sich die Romantiker prinzipiell gegen jegliche Form des
Fortschritts, des Vernünftigen/Rationalen sowie des Profit- u.
Nützlichkeitsdenkens aussprachen
- diese Abwendung von allem Klaren, Vernünftigen u. Rationalen
führte die Romantiker in das genaue Gegenteil von all dem, nämlich
in die Mystik, in das Träumerische, nicht klar Greifbare u. zum Teil
Quelle: auch Unerklärliche
https://www.daskreativeuniversum.de/ro
mantik-kunst/; letzter Abruf 12-01-2020

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1. HISTORISCHER HINTERGRUND

- demzufolge zentrierten sie alles Mystische sowie Sagen- u.


1.2 MESSIANISMUS Märchenhafte (= Bereiche, die für den klaren Verstand unzugänglich
sind)
U. ROMANTIK - dieses Märchen- u. Sagenhafte findet sich vor allem im alten
Volksgut wieder  aus diesem Grunde wandten sich die
Romantiker der eignen Volkskultur u. der Sprache (als
Transportmittel der Volkskultur) zu
- Gottfried Herder (Vertreter der Weimarer Klassik) sah vor allem in
der gemeinsamen Sprache u. in der gemeinsamen Lebensart/im
Die gemeinsame gemeinsamen Volksgeist der Menschen in den unterschiedlichen
Muttersprache ist der deutschen Kleinstaaten dasjenige Element, das diese zu einem
entscheidende Faktor für die Volke mache
Zugehörigkeit der Menschen - diese Auffassung diente als Vorbild für viele unterdrückte slawische
zu einer staatlichen Ethnien u. ebnete den Weg für den Panslawismus
Gemeinschaft - Auszug aus dem 1834 entstanden Lied Hej Slované, das zur Hymne
der panslawischen Bewegung sowie zur Hymne Jugoslawiens
wurde:
„Hej, ihr Slawen, noch lebt unsere slawische Sprache, solange unser
treues Herz für unser Volk schlägt. Es lebt, es lebt der slawische Geist, er
wird in Ewigkeit leben, Donner und Hölle, eure Wut gegen uns sind
vergebens! […]“ (Gąsior 2009, S. 37)

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2. DER PANSLAWISMUS

2.1
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE
- den Begriff Panslawismus verwendete erstmals 1826 der
slowakische Philologe Ján Herkel (vgl. Geier 1996, S. 131)
- der Panslawismus ist eine heterogene ideologische Bewegung,
deren Forderung von einem bloßen kulturellen Austausch unter
den Slawen bis hin zur Maximalforderung einer staatlichen Einheit
aller Slawen reicht
- Grundlage für den Panslawismus war zum einen - wie bei seinem
Die panslawischen Farben weiß, blau ideologischen Vorbild (dem Pangermanismus) auch – die
u. rot, verkündet auf dem Prager ´genetische´ Verwandtschaft der (hier: slawischen) Sprachen und
Slawenkongress 1848 zum anderen die nebulose Verwandtschaft der Slawen im
Volksgeist

Quelle:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/co
mmons/e/e5/Flag_of_Yugoslavia_%28191
8%E2%80%931941%29.svg/; letzter Abruf
12-01-2020

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2. DER PANSLAWISMUS

2.1 - der Panslawismus war anfangs lediglich eine Bewegung von


ENTWICKLUNGSGESCHICHTE Gelehrten aus kleinen, von anderen unterdrückten slawischen
Ethnien – allen voran der Tschechen u. Slowaken 
- das der intellektuelle Panslawismus ausgerechnet bei den
Austorslawen seinen Anfang nahm, hing damit zusammen, dass
diese im Unterschied zu den anderen unterdrückten slaw. Ethnien
freien Zugang zur Bildung hatten  sie konnten lesen u. schreiben
sowie ausländ. Literatur studieren u. sich auch so mit den Idealen
der Franz. Revolution u. der deut. Romantik bekannt machen
- es verwundert deshalb nicht, dass zu den frühen Panslawisten
zunächst Intellektuelle aus diesen beiden slawischen Ethnien
gehörten, so z.B. der slowakische Dichter Ján Kollar, der
slowakische Philologe Ludovit Štur, der Tscheche u. Begründer der
Slawistik als eigenständige wissenschaftliche Disziplin Josef
Dobrovský sowie der Serbe Vuk Karadžič u. der Slowene Jernej
Kopitar gehörten
- die frühen Panslawisten wurden stark von Gottfried Herder (ein
Schüler Rousseaus) u. seiner Schrift Ideen zur Philosophie der
Geschichte der Menschheit (1784) beeinflusst  Slawen seien
aufgrund ihrer hohen Sittlichkeit im rousseauischen Sinne (d.h.,
durch ihre bäuerliche u. rückständige Primitivität sowie ihrer Nähe
zum Naturzustand) als kommende Führer Europas anzusehen

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2. DER PANSLAWISMUS
- über die in der Slawischen Idee ausgedrückten kulturellen
Verbundenheit der Slawen sollte sich später auch eine politische
Einheit der Slawen entwickeln
2.1
- der politische Panslawismus - mit dem Ziel einer staatlichen Einheit
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE der Slawen - entwickelte sich erst ab der Mitte des 19. Jhd.´s
- eine Zeit lang sollte RUS als slawische Großmacht sich der kleineren
u. von den Preußen, Österreichern, Ungarn u. Osmanen
unterdrückten Slawenethnien annehmen u. alle Slawen vereinigen
- Ziel dieser Vereinigung war – aus Sicht der ´kleinen Slawen´ - eine
nach Kant´schen Vorbild zu schaffende Gemeinschaft, in der alle
Slawenethnien gleichberechtigt miteinander leben konnten
- diese Vorstellung inspirierte im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts
auch einen literarischen Panslawismus, der sich vor jenem
Hintergrund schon auf die Suche nach einer gemeinsamen
slawischen Sprache u. Literatur für die kommende Einheit der
Slawen begab
- vor allem die Tschechen u. Slowaken zeigten eine rasche politische
Mobilisierung im Sinne des Panslawismus, da sie ihre Existenz durch
Der Prager Pfingstaufstand 1848 wurde die Dominanz der Deutschen u. Ungarn stark bedroht sahen
vom ersten Slawenkongress begleitet - infolge fand vom 2. – 12. Juni 1848 der erste Slawenkongress in Prag
(damals kulturelle Hauptstadt der slaw. Welt) statt, der von
Quelle: https://docplayer.cz/29957-17- František Palacký geleitet wurde u. auf dem vor allem die
ceske-zeme-v-dobe-predbreznove-a- Austroslawen (Tschechen u. Slowaken) dominierten, aber auch
revolucni-rok-1848-parikova-oktava.html russische (wie der Anarchist Michail Bakunin) polnische Vertreter
letzter Abruf 12-01-2020 aus Preußen
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2. DER PANSLAWISMUS - RUS hatte in der ersten Hälfte des 19. Jhd.´s wenig Interesse an der
panslawischen Bewegung, da RUS selbst Verfechter der ´alten
Ordnung´ sowie Verbündeter Österreichs u. Preußens (im Krieg
gegen Napoleon) war, die wiederrum in ihren Reichen ihre
2.1 slawischen Minderheiten unterdrückten
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE - viele ´kleine´ slawische Ethnien strebten jedoch eine Neuordnung
der Machtverhältnisse (nach den Idealen der Franz. Revolution) in
Europa sowie ihre Befreiung von der Unterdrückung an
- auch RUS unterdrückte auf seinem Territorium kleine slawische
Ethnien (Ruthenen [Ukrainer + Weißrussen], Polen …)  die
panslawische Bewegung mit ihrem Ziel der Befreiung aller Slawen
aus ihrer Unterdrückung stellte somit eine Gefahr für die russ.
Monarchie dar
- aus diesem Grunde unterdrückte der autoritär regierende Zar
Nikolaj I. zunächst die panslawische Bewegung u. bezeichnete ihre
Anhänger als Rebellen
- ein Jahr vor dem ersten Slawenkongress in Prag ließ der russ. Zar die
Bruderschaft der Heiligen Kyrill u. Method schließen, die die
wichtigste panslawische Vereinigung in der Ukraine darstellte u.
ähnlich dem Polnischen Messianismus einen Ukrainischen
Russlands Einflussnahme auf den Balkan Messianismus vertrat
- das Interesse am Panslawismus trat in RUS erst nach dem
verlorenen Krimkrieg (1853-1856) auf  vermehrte russ.
Quelle:
Einflussnahme auf die Balkanslawen im Osmanischen Reich  Ziel:
https://www.youtube.com/watch?v=uZNQ
Schwächung des Osmanischen Reiches u. russ. Zugang zum
YSZ1y2w; letzter Abruf 12-01-2020
Mittelmeer  moral. Rechtfertigung Russland als Schutzpatron
aller (orthodoxen) Christen, auch im Osmanischen Reich, das zu 11
dieser Zeit den Balkan beherrschte
2. DER PANSLAWISMUS
- auf dem ersten Slawenkongress in Prag wurde der Panslawismus
von den meisten russ. Protagonisten so ausgelegt, dass RUS der
alleinige Führungsanspruch in der gesamten Slavia zufällt
2.1
- diese Haltung stieß bei den Vertretern der anderen slawischen
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE Ethnien auf geringe Zustimmung, vor allem bei den katholischen
Polen, die sich eher mit dem Westen verbunden fühlten als mit dem
´mongolischen´ Russland
- es zeichnete sich ab, dass von RUS bei der Realisierung der
Interessen der unterdrückten slaw. Ethnien keine wirkliche Hilfe zu
erwarten war
- bereits auf dem zweiten Slawenkongress 1867 in Moskau, der von
Fjodor Dostojewskij geleitet wurde, nahmen schon keine polnischen
Vertreter mehr teil, da die russ. Haltung in der Polen-Frage
unverändert hart blieb
- Für die polnischen, tschechischen, slowakischen u. südslawischen
Vertreter des Kongresses sollte der Panslawismus Autonomie u. das
Recht auf Verschiedenartigkeit in gegenseitiger Harmonie bringen
(Kohn 1956, S. 158)
- RUS verstand den Panslawismus als ein Mittel zur Einverleibung u.
Russifizierung aller Slawen (alle Slawen sollten fortan nur noch
Russisch sprechen u. den russ.-orth. Glauben annehmen)
- Infolge dessen nahm die panslawische Bewegung mehr u. mehr
regionale Züge an u. spaltete sich letztlich in verschiedene
Strömungen, die unterschiedliche Ziele verfolgten
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2. DER PANSLAWISMUS • Panrussismus (Russischen Reiches)
- Annahme, dass alle Slawen ein Volk sind (Gottfried Herder)
- RUS sollte die moralische Führung in der Slavia übernehmen 
wenn slawische Einheit, dann nur unter russischer Führung  RUS
2.2 STRÖMUNGEN solle die Slawen vereinigen wie die Preußen die Deutschen
- Russisch als offizielle Sprache aller Slawen  nationale Einheit
verlangt auch Einheit der Sprache
- alle Slawen sollten zum orth. Glauben konvertieren

• Austroslawismus (Kaiserreich Österreich)


- Zentrum der slawischen Erneuerung sollte das Kaiserreich
Österreich werden
- das Kaiserreich Österreich bot den optimalen politischen Rahmen
für die Existenz der Slawen in Zentraleuropa
- man sah im Kaiserreich Österreich die ´Hüterin slawischen Völker´
- gefordert wurde die Umstrukturierung der Monarchie in ein
föderalistisches Gebilde, in dem sich die österreichischen Slawen
gleichberechtigt mit den Ungarn u. Österreichern entfalten konnten
 Ziel war folglich, dem Kaiserreich Österreich u. dem Königreich
Ungarn noch einen dritten, slawischen Teil hinzuzufügen  KuKuK-
Monarchie
- besonders hervorgehoben wurde die katholische Konfession der
zentraleuropäischen Slawen
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- der zunehmende deut.nat. Zentralismus verhinderte eine KuKuK
2. DER PANSLAWISMUS

• Illyrismus/Jugoslawismus (Kaiserreich Österreich)


- gefordert wurde eine einheitliche südslawische Sprache  die schwer von einander
abzugrenzenden slawischen Dialekte auf dem Westbalkan sollten in eine gemeinsame
2.2 STRÖMUNGEN Hochsprache überführt werden
- weiterhin verfolgte man das Ziel, eine eigene südslawischen Nation zu bilden, deren
Name an die ehemalige römische Provinz auf dem Westbalkan erinnert – Illyrien
- entscheidende Kraft im Illyrismus waren zunächst die Kroaten, die ein Großkroatien
(Königreich Illyrien) innerhalb des Kaiserreichs Österreich errichten wollten  das
Königreich Illyrien sollte die Gebiete Kroatien, Slawonien, Bosnien, Istrien u. Slowenien
umfassen
- Führungsrolle unter den Südslawen übernahmen zuerst die Kroaten, später (ab 1850)
dann die Serbensollten entweder die Serben oder die Kroaten übernehmen
- mit der Zeit wuchs die Konkurrenz zwischen Kroaten u. Serben u. führte zu einer
Stagnation im Einigungsprozess
- auch die Frage nach der konfessionellen Ausrichtung des zukünftigen Königreichs (orth.
oder kath.) blieb strittig
- der deutschnationale Zentralismus nahm im Kaiserreich Österreich immer weiter zu u.
verhinderte die Gründung eines südslawischen Königreichs innerhalb der KuK  dies
schürte den Willen einer völligen Loslösung von KuK

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3. DIE SLAWENAPOSTEL U. IDENTITÄTSDISKURSE

3.1 PANRUSSISMUS - aufgrund der Schaffung einer slawischen Schriftsprache für die
Liturgie, der Übersetzung der Bibel sowie anderer liturgischer Texte
ins Slawische genießen die Slawenapostel bis heute tiefe Verehrung
bei den Slawen
- denn die die Schaffung einer Schriftsprache ebnete ihnen (den
Slawen) den Weg für einen massiven Fortschritt in deren kulturellen
Entwicklung
- vor allem für die orthodoxen Slawen sind Kyrill u. Method
besonders wichtig, denn die von den Schülern der Slawenapostel in
Bulgarien weiterentwickelte Schrift (Kyrilliza) bildete später das
übernationale Bindeglied aller orthodoxen Slawen
- mit dem Aufkommen des russ. Panslawismus (Panrussismus) u. der
Idee von Moskau als dem Dritten Rom (RUS als Zentrum der
Orthodoxie, des rechtgläubigen Christentums) konnte sich das
Zarenreich eben dieses Bindegliedes bedienen, um seine
hegemonialen Führungsansprüche geltend zu machen

Quelle:
https://hinsehen.net/artikel/moskau-
nachfolger-des-untergegangenen-byzanz/;
letzter Abruf 12-01-2020
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3. DIE SLAWENAPOSTEL U. IDENTITÄTSDISKURSE
- das Hauptwirkungsgebiet der beiden Slawenapostel war natürlich das
ehemalige Großmährische Reich gewesen, was heute Teile Mährens,
Böhmens u. der Slowakei umfasst
3.2 TSCHECHIEN U. - das Zentrum des Wirkungsgebiets der Slawenapostel war vor allem die
SLOWAKEI Siedlung Velehrad
- die Verdienste der Slawenapostel werden nicht nur bei den orthodoxen
Slawen, sondern auch bei den katholischen Slawen verehrt
- im 17 u. 18. Jhd. wurden in Böhmen, Mähren sowie in der Slowakei u.
Wien Texte zur Verehrung der beiden Brüder verfasst, die den Stolz über
die Verbreitung der Schriftsprache u. der bibelübersetzerischen Tätigkeit
bekräftigten
- das erst im 13. Jhd. im mährischen Velehrad gegründete Kloster wurde
schnell zu einem Ort der tiefen Verehrung von Method u. Kyrill 
Velehrad = das ´mährische Betlehem´
- auch die Slowakei hat ein Pilgerzentrum für die Slawenapostel  die
Burg Devin – ehemaliger Sitz des großmährischen Fürsten Svatopluk
- die Achtung vor dem Werk der Slawenapostel – sowohl in der Slavia
Slowakische 2-Euro-Münze von 2013
Orthodoxia, als auch in der Slavia Latina, spiegelt sich in der Etablierung
zum Gedenken an 1150 Jahre
von Gedenktagen
Großmährische Mission
- Papst Leo XIII. führte 1880 einen allgemeinen Gedenktag zu Ehren der
beiden Slawenapostel ein, der am 14. Februar – am Todestag von Kyrill -
Quelle: begangen wird; in Tschechien u. der Slowakei gedenkt man jedoch erst
https://www.muenzenwert.de/Muenzkatal am 05. Juli der Slawenapostel
og/Euro/Slowakei/Gedenkmuenzen/2_Eur
o/2_Euro_2013_C3039.html; letzter Abruf
- 100 Jahre später erhob sie Papst Johannes Paul II zu Patronen Europas
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12-01-2020
4. Zusammenfassung und Fazit
• Panslawismus
- der Panslawismus bildete den Ausgangspunkt für das nationale Erwachen vieler slawischer Ethnien
- über den Panslawismus versuchten die unterdrückten slaw. Ethnien ursprünglich ihre Autonomie zu erlangen sowie die
Grundlagen für ihr eigenes Nationbuilding zu legen
- letztlich bediente sich jede slaw. Ethnie des Panslawismus nur, um die eigene nationale Bewegung zu fördern u. ggf.
hegemoniale Machtansprüche gegenüber den anderen slaw. Brüdern durchzusetzen  sowjetischer Panrussismus,
Jugoslawismus
- doch der eigentliche Sinn des Panslawismus – nämlich die Schaffung eines slaw. Vielvölkerstaates, in dem alle slaw. Ethnien
gleichberechtigt nebeneinander in Harmonie u. Autonomie leben konnten – blieb unbeachtet u. wurde nie Grundlage offizieller
Politik
- das einzige, was von der panslawischen Bewegung heute noch teilweise aktuell ist, ist der Willen zur Schaffung einer
gemeinslawischen Sprache zur gegenseitigen Verständigung
• Die Slawenapostel im Kontext verschiedener nationaler Identitätsdiskurse
- die Verehrung der Slawenapostel spielt in der Entwicklung von slaw. Identitätsentwürfe eine wesentliche Rolle
- man bedient sich ihrer, um sich von anderen (slaw.) Ethnien abzugrenzen sowie um eine eigene Kultur zu begründen u. um
politische wie auch kirchliche Autonomie zu erlangen dabei werden die Vita der Slawenapostel so modifiziert, wie es der
jeweiligen (slaw.) Ethnie gerade passt (Konflikt: Bulgarien-Makedonien-Griechenland; Slowakei-Tschechien-Ungarn)
- die eigentlichen religiösen Verdienste der Slawenapostel treten in den Hintergrund, um den Weg frei für ihre politische 17
Instrumentalisierung zu machen
5. QUELLEN
Buchquellen
• Gąsior, Agnieszka: Gemeinsam einsam. Die Slawische Idee nach dem Panslawismus, Berliner
Wissenschaftsverlag, Berlin, 2009
• Geier, Wolfgang: Russland und Europa. Skizzen zu einem schwierigen Verhältnis,
Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 1996
• Kahl, Thede: Das Erbe der Slawenapostel im 21. Jahrhundert, Peter Lang Verlag, Frankfurt a.
Main, 2015
• Kohn, Jahn: Die Slawen und der Westen. Die Geschichte des Panslawismus, Verlag Herold,
Wien, 1956

Internetquellen
• http://ieg-ego.eu/de/threads/transnationale-bewegungen-und-organisationen/pan-
ideologien/lars-karl-adamantios-skordos-panslawismus; letzter Abruf 12-01-2020
• https://wortwuchs.net/literaturepochen/romantik/; letzter Abruf 12-01-2020
• https://www.zeit.de/2019/04/nationalismus-romantik-deutschland-patriotismus; letzter
Abruf 12-01-2020
• https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/aufstieg-und-fall-des-austroslawismus; letzter Abruf
12-01-2020 18
6. DIKUSSION

• Kann die EU ebenfalls als eine gewisse Art


von Panbewegung aufgefasst werden?
• Ist die Schaffung einer slawischen lingua
franca (z.B. Slovio) sinnvoll oder sind
Englisch bzw. slaw. Interkomprehension
bessere Alternativen? Was spricht dafür
und was dagegen?

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