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Klären Sie on hand der Texte wesentliche Grundfragen zur österreichischen Identität!

Grundfragen zur österreichischen Identität


-- - ---- --- Text 1 von Anton Pelinka
Um die Jahrhundertwende wohnten Hunderttausende in Wien, deren Muttersprache
nicht Deutsch war; sie sprachen, zumindest ursprünglich, tschechisch oder slowa-
kisch, kroatisch oder slowenisch, ungarisch oder polnisch, jiddisch oder italienisch 1. Woher stammten die Einwanderer, die im Wien der Jahrhundertwende lebten?
oder eine andere der Sprachen der alten Monarchie. Die Mehrzahl von ihnen wurde in 2. Was war die Folge der Integration in die Gesellschaft in sprachlicher Hinsicht?
kürzester Zeit germanisiert. Das bedeutete nicht nur, daß ihre Umgangssprache, auch 3 . Was bedeutet der "Germanisierungsdruck" , wozu wurden die Menschen
in ihrer Familie, innerhalb einer Generation Deutsch wurde, sondern auch, daß sie gezwungen?
ihren nichtdeutschen Hintergrund verdrängten. Die ursprünglichste Muttersprache 4. Haben Menschen, die sich für ihre Herkunft schämen, eine soziale Identität?
galt als unfein - fein war, wenn man deutsch sprach. 5. Womit kann man die Sehnsucht nach einem Anschluss an Deutschland
Der Germanisierungsdruck erzeugte einen Zwang zur Überanpassung. Der "deut- erklären?
schen" Umwelt mußte man ständig beweisen, daß man zumindest ebenso "deutsch"
war wie diese. Der Deutschnationalismus österreichischer Herkunft ist auch aus Setzen Sie das passende Wort ein!
diesem Anpassungsdruck auf eine eben nicht deutschsprechende Bevölkerung zu verdrängt - Überanpassung - Herkunft - Voraussetzung - Deutschnationalismus
verstehen. Da das soziale Ansehen, da die ökonomische Bedeutung der einzelnen Die meisten der Einwanderer, die um die Jahrhundertwende nach Wien, in den
Sprachgruppen extrem ungleich war, mußte map.sich die Zugehörigkeit zur "oberen" "Schmelztiegel" der österreichisch-ungarischen Monarchie, kamen, wollten sich
Sprachgruppe durch besonders militantes Auftreten erkämpfen. Unter den österrei-
möglichst schnell integrieren. Deshalb verwendeten sie bald nicht mehr die
chischen Nationalsozialisten gab es einen hohen Prozentsatz von Aktivisten, deren
ursprüngliche Muttersprache, die............. wurde, sondern Deutsch. Die
nichtdeutsehe Namen auf eine vor allem slawische Herkunft wiesen. Dazu kamen
noch diejenigen, die ihre Namen rechtzeitig "germanisierten" - so wurden zum Verwendung der deutschen Sprache galt als prestigereich und war eine
Beispiel aus den vielen Trnkas, die es vor allem in Wien gab, zahlreiche Trenkers. .................... für den sozialen Aufstieg der Einwanderer. Auf die Einwanderer
Die soziale Identität von Menschen, die sich ihrer Herkunft schämen, ist zerstört. wurde Druck ausgeübt, genauso deutsch zu sein wie ihre Umgebung. Das führte zu
Das Österreich der 1. Republik war auch ein Ergebnis dieser nicht vorhandenen einer Viele der österreichischen Nationalsozialisten waren slawischer
Identität: Die Sehnsucht nach dem Anschluß an das große Deutschland, die zunächst .......... .und änderten ihre Namen. Aus dem slawischen Namen Trnka wurde etwa
alle Lager erfaßt hatte, war auch Ausdruck der Unfähigkeit, eine eigene, eben Trenker. ber österreichische lässt sich durch diese "Überanpassung"
österreichische Identität zu entwickeln. Die keineswegs nationalsozialistische Variante
gut erklären. Viele Österreicher sehnten sich nach einem Anschluss an Deutschland,
dieses Deutschnationalismus kam besonders tragisch in der Rundfunkrede Kurt
da sie unfähig waren, eine eigene österreichische Identität zu entwickeln.
Schuschniggs vom 11. März 1938 zum Ausdruck; Schuschnigg, Vertreter einer
katholisch-deutschen Reichsmythologie, erklärte sich außerstande, "deutsches Blut" die Jahrhundertwende
zu vergießen. Für den Träger eines slawischen Namens, für den Vorkämpfer der die Umgangssprache
österreichischen Unabhängigkeit war dies ein wahrhaft verräterischer Zungen- etwas verdrängen
schlag. ursprünglich - der Ursprung
(Anton Pelinka)
die Überanpassung - sich anpassen an etwas oder jemanden - der Anpassungsdruck
Kurt Schuschnigg: christlich-sozialer Bundeskanzler die Herkunft
von 1934 bis zum Anschluß on Hitlerdeutschland die Bevölkerung
das soziale Ansehen
militant
Interpretieren Sie folgende "Paradoxa" mit Hilfe der obigen TextsteIlen!
das Auftreten
sich schämen - die Scham
Die Familie meines Vaters war, eben weil sie tschechischer Herkunft war, besonders
etwas zerstören
anfällig für den Deutschnationalismus, schließlich für den Nationalsozialismus. Die
die Sehnsucht - sich sehnen nach etwas oder jemandem
Familie meiner Mutter hingegen, deren Vater aus Westfalen stammte, war geschlos-
zunächst
sen katholisch-patriotisch-österreichisch. Das bedeutete zunächst Sympathien für die
Christlich-Sozialen, dann für den österreichischen Patriotismus des Ständestaates, die Mythologie
Gegnerschaft zu den Anschlußplänen Hitlers und nach 1945 Betonung einer nicht- der Träger
deutschen Identität Österreichs und der Österreicher. der Zungenschlag

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