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DIE ETABLIERUNG DER NATIONALSOZIALISTISCHEN DEUTSCHEN

ARBEITERPARTEI BEI DEN GEMEINDERATSWAHLEN 1931 UND BEI DEN


LANDTAGSWAHLEN 1932 AM BEISPIEL BISCHOFSHOFEN

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades

einer Magistra der Philosophie

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Isabella FODERMAYER

am Institut für Geschichte

Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. tit.Univ.-Prof Dieter-Anton Binder

Graz, 2013
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
Ich versichere, dass ich diese Diplomarbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient
habe.

Unterschrift
DANKSAGUNG

An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen Personen bedanken, die mich während meines
Studiums tatkräftig unterstützt haben.

Großer Dank gebührt Herrn Ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Dieter-Anton Binder für Betreuung,
Anregung und Muse, diese Arbeit zu verfassen. Ebenso zu nennen wäre Herr Fritz Hörmann
sowie Univ. Prof. Dr., i. R. Ernst Hanisch, die mir unterstützend zur Seite standen.

Meinen Eltern, Heidi und Karl Fodermayer und meiner Schwester, Jasmin, möchte ich
herzlichst danken für die Unterstützung in den letzten Jahren, sowie Elisabeth Resch, die mir
genauso immer mit Rat und Tat die Studienjahre verschönert hat. Ganz spezieller Dank gilt
Bernhard Quehenberger, der immer für mich da war. Dankeschön.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................... 5
Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................................... 5

1. EINLEITUNG ............................................................................................................................... 6

2. SALZBURG UND DIE 1. REPUBLIK – ODER WIE SICH DIE POLITISCHE KULTUR
ZUSAMMENSETZTE.................................................................................................................. 8
2.1 Politisches Mächteverhältnis in Salzburg ................................................................................................ 9
2.2 Stimmung in der Bevölkerung ............................................................................................................... 11

3. NATIONALISMUS IM POLITISCHEN/AUTORITÄREN SYSTEM IN SALZBURG .... 13


3.1 Parteienlandschaft in Salzburg .............................................................................................................. 13
3.1.1 Christlichsoziale Partei ...................................................................................................................... 13
3.1.2 Sozialdemokratische Partei ................................................................................................................ 15
3.1.3 Deutschnationale Partei(en) .............................................................................................................. 16
3.1.4 Nationalsozialistische Partei .............................................................................................................. 17
3.2 Inkulturierung des Nationalsozialismus in Salzburg ............................................................................... 18
3.2.1 Bischofshofen ..................................................................................................................................... 31

4. DIE WAHLEN 1931/1932 IN SALZBURG ALLGEMEIN ............................................... 37


4.1 Gemeinderatswahlen 1931 ................................................................................................................... 41
4.2 Landtagswahlen 1932 ........................................................................................................................... 52

5. BISCHOFSHOFEN UND DIE POLITIK ............................................................................... 58


5.1 Gemeinderatswahlen ............................................................................................................................ 59
5.2 Landtagswahlen .................................................................................................................................... 62

6. WAHLKAMPF DER NATIONALSOZIALISTEN ................................................................ 64

7. RESÜMEE .................................................................................................................................. 73
Quellenverzeichnis ...................................................................................................................................... 75
Literaturverzeichnis ..................................................................................................................................... 75
Anhang......................................................................................................................................................... 82
ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Der eiserne Besen 1927, Folge 1……………………………………………… 24


Abbildung 2: Der eiserne Besen, 1927, Folge 52………………………………………… …….. 25
Abbildung 3: Der eiserne Besen, 1927, Folge 26…………………………………………… 26
Abbildung 4: Pongauer Wochenblatt, 22. März 1930, 8. Jahrgang………………………… 31
Abbildung 5: Pongauer Wochenblatt, 8. November 1930, 8. Jahrgang……………………. 35
Abbildung 6: Wahlkampf Christlichsoziale Partei………………………………………….. 47
Abbildung 7: Wahlkampf Sozialdemokratische Partei……………………………………… 50
Abbildung 8: Einteilung der Wahlsprengel Bischofshofen…………………………………. 58
Abbildung 9: Ergebnisse Gemeinderatswahlen 1931……………………………………….. 59
Abbildung 10: Gemeindewahlen im Überblick……………………………………………… 60
Abbildung 11: Ergebnisse Landtagswahlen 1931…………………………………………… 62
Abbildung 12: Vordruck für Versammlungskundgebung (Plakatarchiv LA Salzburg)…… 66
Abbildung 13: Vordruck für Sprechabende (Plakatarchiv LA Salzburg)…………………. 66
Abbildung 14: Wahlplakat (Plakatarchiv LA Salzburg)……………………………………. 69
Abbildung 15: Wahlplakat (Plakatarchiv LA Salzburg)……………………………………. 69

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Landtagswahlen vom 6. April 1919 ……………………………………………….. 10


Tabelle 2: Ergebnis Volkszählung 1932……………………………………………………... 32
Tabelle 3: Volkszählung 1869-1923…………………………………………………………. 33
Tabelle 4: Geburten- Sterberate 1919-1931…………………………………………………. 33
Tabelle 5: Wahlerfolg Christlichsoziale Partei 1919-1932…………………………………. 38
Tabelle 6: Wahlerfolg Sozialdemokratische Partei 1919-1932……………………………... 39
Tabelle 7: Möglichkeiten zur Gemeinderatswahl in Salzburg 1931………………………… 42
Tabelle 8: Gesamtergebnis der Salzburger Gemeinderatswahlen 1931…………………….. 44
Tabelle 9: Landtagswahlen 1927…………………………………………………………….. 52
Tabelle 10: Landtagswahl 1932……………………………………………………………… 53
Tabelle 11: Ergebnisse Landtagswahl 1932…………………………………………………. 54

5
1. Einleitung

Die Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus ist ein sehr breitumspanntes Gebiet,
das regionale Unterschiede aufweist. Auf Fragen wie: Wie gelang es dem Nationalsozialismus
Fuß zu fassen? Welche Propagandamittel wurden verwendet, um in den Köpfen der Menschen
nachhaltig einzudringen? fallen die Antworten meist sehr unterschiedlich aus und resultieren
aus verschiedenen Quellenbelegen. Einige Kernargumente, wie zum Beispiel die
wirtschaftliche Lage eines Landes ect. können als allumfassend bezeichnet werden. In dieser
Arbeit wird die Etablierung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei anhand
eines regionalen Beispiels erkundet. Die Auswahl fiel hierbei auf die Marktgemeinde
Bischofshofen im Salzburger Pongau. Außerdem beschränkt sich der zeitliche Sektor auf die
Wahljahre 1931 und 1932. In der Literatur wird der Anfang der 30er Jahre als Wendepunkt
hin zum Nationalsozialismus im Land Salzburg1 angegeben. In dieser Arbeit werden die
Ergebnisse der einzelnen Wahlen analysiert und ein möglicher Wählerstrom bestimmt.
Daneben wird untersucht in welche gesellschaftlichen Schichten die Ideologie eindringen
konnte und zur Wahl der Partei animierte. Ein weiterer Punkt, den es zu prüfen gilt, ist die
Auswahl der Propagandamittel. Das Nachweisen von Versammlungstätigkeiten und
Veranstaltungen der Partei, die hinsichtlich der Wahlen 1931/32 ausschlaggebend gewesen
sein könnten, wird mittels vorhandenen Pressequellen untersucht. Des Weiteren wird auch ein
Vergleich zwischen den zwei Wahljahren gezogen, der auf eventuelle Parallelen oder
Fortschritte bzw. Rückschritte schließen lassen kann.
Um die Entwicklung des Nationalsozialismus einordnen zu können muss die politische Lage
Salzburgs erfasst und umrissen werden. Der Kontext indem die Ideologie Fuß fasste, muss
gegeben sein, um Rückschlüsse daraus ziehen zu können. Ebenso wird versucht die soziale
Stimmung zu erfassen, damit Gründe für das Eindringen der nationalsozialistischen
Propaganda ausgemacht werden können.

1
In dieser Arbeit wird in weiterer Folge immer vom Land Salzburg aus Bezug genommen, wenn es sich aber um
die Stadt Salzburg handeln sollte, wird dies schriftlich benannt.
6
Literatur
Die Literatur über die Nationalsozialistische Partei in ihren frühen Jahren ist im Vergleich zu
anderen Bundesländern jung. Die Erforschungstätigkeit begann erst vor ca. 20 Jahren. Dabei
liefert Wilfried Haslauer mit der Herausgabe einiger Werke in seiner Schriftenreihe des
Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek
eine Grundlage. Als wichtige Autoren für die Nationalsozialismusforschung in Salzburg
müssen folgende Autoren erwähnt werden: Oskar Dohle, Ernst Hanisch, Dirk Hänisch,
Robert Kriechbaumer, Laurenz Krisch, Franz Schausberger und Richard Voithofer. Ihnen
und einigen anderen ist es zu verdanken, dass die Erforschung des Themengebietes
wissenschaftlich vorangetrieben wurde.
Verwendet werden ebenso Presseberichte aus den Salzburger Zeitungen. Es handelt sich
hierbei um: die Salzburger Chronik, die Salzburger Wacht, das Gasteiner Blatt/ die
Pongauer Wochenschau und Der eiserne Besen. Hierbei muss auf die Notwendigkeit von
Quellenkritik hingewiesen werden. In dieser Arbeit dienen Zeitungsartikel und –ausschnitte
zur anschaulicheren Darstellung der Ereignisse der untersuchten Zeit. Es muss also vorab
festgehalten werden, dass das damalige Pressewesen, obwohl es meist als „unparteiisch“ und
„frei“ gekennzeichnet war, eine parteipolitische Blattlinie aufweist. Für die Salzburger
Zeitungslandschaft kann folgende Zuteilung getroffen werden:
Die Salzburger Chronik kann als konservatives, katholisch ausgerichtetes Blatt
gekennzeichnet werden. Wohingegen die Salzburger Wacht als sozialdemokratisches Format
einzustufen ist. Das Gasteiner Blatt und die Pongauer Wochenschau waren der
Regionalpresse zugehörig und können als eher konservative, der Christlichsozialen Partei
zuordenbare, Zeitungen vermerkt werden. Hierbei muss außerdem noch festgehalten werden,
dass die beiden Zeitungen, die einmal wöchentlich erschienen, ident sind. Es handelte sich um
eine Bezirkszeitung, die in den größeren Märkten eigens herausgegeben wurde. Die Berichte
waren dieselben und zusätzlich wurden die Nachrichten aus der unmittelbaren Umgebung
berichtet.
Der eiserne Besen stellte das populistische Kampfblatt der Nationalsozialisten dar. Vermehrt
wurde hier nicht auf seriöse Berichterstattung wert gelegt, sondern auf Klatsch und Tratsch
Geschichten der Fokus gerichtet.

7
2. Salzburg und die 1. Republik – oder wie sich die politische Kultur
zusammensetzte

Nach Ende des Ersten Weltkrieges herrschte große Ungewissheit in den einzelnen
Bundesländern. Im zentralistischen Einheitsstaat Deutschösterreich lag der effektive
politische Einfluss auf den einzelnen Bundesländern bis Anfang 1920. So musste die
Bundesregierung versuchen die einzelnen Vertreter der Länder an einen Tisch zu bringen.
Durch die vorläufige Verfassung von 1918 wurde der Staatsrat mittels Parteiproporz bestellt.
Damit war in Deutschösterreich die Proporzdemokratie2 eingeführt.3 Lehmbruch spricht in
diesem Zusammenhang von einer Proporzregierung in der alle Parteien vertreten waren, so
wie es die Verfassung vorschrieb. Die Politische Kultur4 der jungen Republik, die stark
geprägt von der Monarchie war, konnte eine englische Lösung mit parlamentarischer
Mehrheitsbildung ausschließen.5
Nach dem Grundsatz „die Freiheit des Landes Salzburg zu wahren“ verstanden sich Salzburg
und alle Bundesländer als souverän agierende Macht, die die junge Republik
Deutschösterreich zwar akzeptierten, aber keineswegs respektierten.6 In Salzburg wurde
nach Errichtung einer provisorischen Landesversammlung vom 21. Oktober 1918 ein
Volksrat eingesetzt, der aus Vertretern der Christlichsozialen Partei, der Deutschnationalen
7
Partei und den Sozialdemokraten bestand. Dieses Provisorium wurde auf Basis der
8
Reichstagswahlen von 1911 aufgerichtet. Da die Ideologisierung der Parteien in Salzburg
kaum eine Rolle spielte, konnte man die Errichtung einer Räterepublik grundsätzlich
ausschließen.9

2
Darunter wird der Versuch verstanden, die in einem demokratischen und parlamentarischen System
vorherrschende Struktur zur Kontroversbewältigung zwischen den politischen Gruppierungen zu wahren,
sodass keine Mehrheitsbestimmungen, sondern laut Lehmbruch „gütliches Einvernehmen“ die Konflikte
„löst“. Eine Sicherstellung wurde durch umfassende Ämterpatronage in der Exekutive gewährleistet. Vgl.
Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1933, S.16f.und Gerhard Lehmbruch,
Proporzdemokratie, 1967, S.7f.
3
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.18.
4
Karl Rohe interpretiert diesen Terminus als ein unbewusstes politisch relevantes „Weltbild“. Unbewusst
deshalb, weil es für die Akteure der normale Zustand ist und weil die Grundgedanken über die Wirklichkeit in
diesem Weltbild gegeben und gewiss sind. Politische Kultur formt einen Rahmen, in dem die Akteure nach
materiellen und politischen Interessen ihre Lebenspraxis handeln. Vgl. Karl Rohe, Politische Kultur und ihre
Analyse, 1990, S.333.
5
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.17.
6
Vgl. Herbert Dachs, Franz Rehrl und die Bundespolitik, 1975, S. 217.
7
Vgl. Friederike Zaisberger, Geschichte Salzburgs, 1998, S. 273.
8
Vgl. Hubert Stock, >>nach Vorschlägen der Vaterländischen Front<<, 2010, S. 17.
9
Ebda.
8
Ebenso wichtig dafür war die Unterbindung der Kommunisten, um eine Revolution zu
verhindern.10 Der Domkapitular Alois Winkler, der dieselbe Position bereits von 1897 bis
1902 und ab 1909 innehatte11, übernahm die Pflichten des Landeshauptmannes. Nach
Beschluss einer provisorischen Verfassung für die eigenberechtigte Provinz Salzburg im Staat
Deutschösterreich wurden Wien und die Nationalversammlung als höchste Gewalt
anerkannt.12 Die Landesverwaltung wurde neu aufgestellt und elf Abteilungen eingerichtet.
Durch den Beschluss des Nationalrates wurde dem Landeshauptmann zwar die Führung
beider Verwaltungskörper zugesprochen, jedoch schloss man eine Integration beider vorerst
aus. Ebenso blieb die Aufsicht der Abteilungen bei den verweilenden Beamten.13

2.1 Politisches Mächteverhältnis in Salzburg

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde Salzburg 1803 als Provinz in die kaiserlich
königliche Monarchie eingegliedert. Hubert Stock spricht sogar von einer Entwertung des
früheren eigenstaatlichen Salzburgs, da es zunächst nicht einmal Kronland wurde. 14 Die
Salzburger Wirtschaft ernährte sich Anfang der 1920er Jahre größtenteils aus Land- und
Forstwirtschaft. Wenige Industriezonen wie Hallein, Bürmoos oder Böckstein schafften es
kaum einen ökonomischen Beitrag zu leisten. Ebenso wurde das heutige Standbein Tourismus
erst aufgebaut. Als einen Grund für das stabile politische Klima in Salzburg nennt Stock das
weitgehende Fehlen eines Bildungsbürgertums und die Industriearbeiterschicht.15 So kann
festgemacht werden, dass die beiden größten Parteien, die Christlichsoziale und die
Sozialdemokratische Partei, in den 1920ern und Anfang der 1930er konstant ihre Plätze im
politischen Leben Salzburgs beibehielten.

10
Vgl. Franz Schausberger, Letze Chance für die Demokratie, 1993, S:17.
11
Richard Voithofer, Politische Eliten in Salzburg, 2007, S. 331.
12
Vgl. Hubert Stock, >>nach Vorschlägen der Vaterländischen Front<<, 2010, S.17.
13
Ebda, S. 18.
14
Ebda, S.15.
15
Ebda.
9
Die provisorische Landesregierung vom 7. November 1918 wurde von drei Präsidenten
angeführt, die jeweils aus einem politischen Lager gewählt wurden. Für die Christlichsozialen
war das Alois Winkler, der frühere Landeshauptmann (von 1897 bis 1902 und von 1909 bis
1918)16, Domscholastikus sowie Herausgeber der >>Salzburger Chronik<<17. Die
Deutschfreiheitliche Partei stellte mit Max Ott ihren Präsidenten und Robert Preußler vertrat
die Sozialdemokratische Partei im Amt des Präsidenten der provisorischen Landesregierung.18

Landtagswahlen am 6. April 1919


Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 82.210
Christlichsoziale Partei 36.857 45,38% 19 5
Sozialdemokratische Partei 24.010 29,57% 12 3
Freiheitliche Bürger-, Bauern- und Arbeiterpartei 9.255 11,40% 5 2
Pinzgauer Wirtschaftspartei 2.955 3,64% 1 0
Deutsche Arbeiterpartei 2.703 3,33% 1 0
Freiheitlicher Salzburger Bauernbund 2.684 3,31% 1 0
Deutschfreiheitlicher Volksverein 2.509 3,09% 1 0
Unabhängige Wirtschaftspartei 237 0,29% 0 0
Tabelle 1: Landtagswahlen vom 6. April 1919

Analysiert man die oben dargelegte Tabelle 1, kann man eindeutig festmachen, dass die
Christlichsoziale Partei mit fast 50% aller Stimmen die Landtagswahlen von 1919
dominierte. Sie stellten mit Ing. Oskar Meyer den Landeshauptmann und mit Dr. Franz Rehrl
einen der drei Stellvertreter. Des Weiteren wurden von den Christlichsozialen vier Landesräte
gestellt.19 Zweitstärkste Partei wurden die Sozialdemokraten mit 29,57%. Auch sie stellten
einen Landeshauptmannstellvertreter mit Robert Preußler und mit Karl Emminger einen
Landesrat.20 Weit abgeschlagen findet man dahinter die Freiheitlichen mit fünf Mandaten und
zwei Regierungssitzen, und noch weitere kleine Parteien, die jedoch kaum an Wählerstimmen
gewinnen konnten, um in der Landesregierung mitbestimmen zu dürfen. Ebenso ersichtlich ist
die erste Kandidatur der Deutschen Arbeiterpartei, die mit 3,33% aller Stimmen an den
Wahlerfolg bei den Nationalratswahlen im Februar 1919 nicht anschließen konnte.

16
Vgl. Richard Voithofer, >>dem Kaiser Treue und Gehorsam<<, 2011, 132f.
17
Vgl. Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007, S.255.
18
Ebda, S. 332.
19
Ebda, S.334.
20
Ebda.
10
Vergleicht man nun die Ergebnisse der Landtagswahlen von 1919 mit denen von 1922, 1927
und 193221 kann eindeutig festgestellt werden, dass die Reihung der Parteien sich kaum
veränderte, womit die Annahme von Hubert Stock, dass die Salzburger Politik über die Jahre
zwischen 1918 bis 1938 sehr konstant geblieben sei, bestätigt wird. Stimmenstärkste Partei
blieb immer die Christlichsoziale Partei vor den Sozialdemokraten. Die einzige Tendenz, die
sich im Laufe der Wahlen abzeichnete, ist die hin zur Nationalsozialistischen Arbeiterpartei.
Stellt man die Wahlergebnisse von 1919 und 1932 gegenüber kann man ein Plus von mehr als
17 % erkennen. Was dieser Neigung zu Grunde liegt und warum in Salzburg der Nährboden
für die Hitlerbewegung sehr fruchtbar war, wird im Kapitel Inkulturierung des
Nationalsozialismus behandelt.

2.2 Stimmung in der Bevölkerung

Nach dem Krieg galt Salzburg als vormodernes22 Zuwanderungsland. Dies zeigen auch die
Zahlen der Volkszählungen von 1910 und 192323. Die Anzahl der in Salzburg lebenden
Personen konnte von 214.700 auf 222.800 gesteigert werden. Dabei ist auch festzustellen,
dass mehr Zuwanderer in Richtung Salzburg Stadt wanderten, wohingegen die Städte Zell am
See, Tamsweg und Hallein eine leichte Depression verzeichneten. Durch Kriegsopfer und den
darauf zurückschließenden Geburtenrückgang hob sich das Durchschnittsalter der
SalzburgerInnen von 29,1 Jahren auf 31,5 Jahre, ebenso erreichte der weibliche
24
Bevölkerungsanteil mit 51,2% seinen höchsten Wert. Wirtschaftlich betrachtet war die
Salzburger Bevölkerung von Land- und Forstwirtschaft geprägt. Mehr als 41,1%, umfasste
dieser Sektor und war damit um rund 8,5% über dem gesamtösterreichischen Mittelmaß.25
Viele Teile des Lungaus und Pinzgaus waren noch kaum erschlossen und nur über
unbefestigte Straßen erreichbar. In den Gebirgsbezirken Pinzgau und Pongau waren große
Teile der Bevölkerung im bäuerlichen Milieu beheimatet.

21
Siehe Anhang, Tabelle 1.
22
Vormodern deshalb, weil es überwiegend auf Agrarstruktur zurückgreift und weder Industrie noch natürliche
Ressourcen zur Genüge vorhanden waren. Vgl. Robert Kriechbaumer, Zwischen Kruckenkreuz und
Hakenkreuz, 1993, S.13.
23
Der Volkszählung von 1923 liegen nicht alle Werte zugrunde, da durch Sparmaßnahmen die Ausarbeitung der
Zählung zum Teil fehlt. Es wird in der Arbeit aber auf die Werte von --- verwiesen. Siehe ----, 1914-1939,
1988, S.1323.
24
Vgl. o.A, 1914-1939, 1988, S.1323f.
25
Vgl. Robert Kriechbaumer, Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz, 1993, S.13
11
Das Standbein Tourismus steckte noch in den Kinderschuhen. Salzburg verfügte ebenso
wenig über eine bedeutsame gebildete Mittelschicht. In der Landeshauptstadt kann aber
konträr zum Land eine durchmischte Bevölkerungsstruktur mit einer Beamtenschaft, einigen
Händlern und Handwerkern, festgestellt werden. Durch den Reichsdeputationshauptschluss,
der Salzburg an die Habsburgermonarchie band, verfiel das sich als selbständigen Staat
auffassende Salzburg in eine tiefe mentale und auch ökonomische Krise.26 Das erst viel später
verfasste Zitat von Berta Schönberg lässt die aufkommende Stimmung der Bevölkerung
gegen die Erste Republik und das Überlegen Österreichs ohne Deutschland nach dem Ersten
Weltkrieg wiederspiegeln.27„Das Schönste an Salzburg sind Berg und Tal, das weniger
Schöne die Menschen“28 Die landwirtschaftlich geprägte Schicht hielt sehr am Brauchtum und
der Kirche fest. Sie waren eng verbunden, was auch die Wählerstimmen für die
Christlichsoziale Partei zeigen. Jedoch wurde mit der wirtschaftlichen Notlage und dem
Ungewissen, was mit der noch jungen Republik passieren wird, der Verstand der Salzburger
getrübt, womit das Nationalsozialistische Gedankengut in der Bevölkerung rapide Fuß fassen
konnte. Der Wunsch nach ökonomischer Stabilität, egal um welchen Preis, überwog bei den
SalzburgerInnen. Dabei kann festgehalten werden, dass das neue System der Republik zu
revolutionär für das Bürgertum war. Für sie war dies ein unantastbares Neuland. Viele
Alteingesessene wollten sich auch nicht damit befassen. Ernst Bruckmüller begründet die
negative Stimmung des Bürgertums gegenüber der Republik und das vermutliche Scheitern
des jungen Staates mit dem Vorsatz „so vieler Sozialdemokratischer und mehr oder weniger
potentiell revolutionärer Zutaten […], daß man sich zuletzt doch nicht allzu sehr darüber
wundern darf, wenn diese Republik dem Bürgertum fremd blieb“.29 Bereits 1923 wurde in der
Pongauer Gemeinde St. Johann der Beschluss gefasst ab dem Sommer nur mehr arische Gäste
aufzunehmen. Davor waren Juden gerngesehene Sommerfrischler, die durch ihren Besuch
ökonomische Vorteile für das Land Salzburg brachten.30

26
Vgl. Hubert Stock, >> nach Vorschlägen der Vaterländischen Front<<, 2010, S15.
27
Vgl. Robert Hoffmann. Im Zeichen von Festspielgründung, allgemeinem Wahlrecht und Wirtschaftskrise,
2010, S.41.
28
Ebda, S.56.
29
Vgl. Ernst Bruckmüller, Nation Österreich, 1984, S.189.
30
Vgl. Robert Stadler, Michael Mooslechner, St. Johann/PG, 1986, S. 30.
12
3. Nationalismus im politischen/autoritären System in Salzburg

3.1 Parteienlandschaft in Salzburg

Vorab soll die Parteienlandschaft vor den Wahljahren 1931/32 nachgezeichnet werden. Dabei
wird versucht eine absehbare Wahlkampfhaltung herauszufiltern und die innerparteilichen
Probleme, die die Parteien in der Ersten Republik hatten, sollen aufgezeigt werden. Einen
wesentlichen Aspekt stellt dabei auch die Regionalpolitik dar. In Bezug auf Bischofshofen
soll das Agieren der einzelnen Parteien um das Gewinnen der Wählerstimmen der
BischofshofnerInnen untersucht werden.
Die Nationalsozialistische Arbeiterpartei soll hierbei genauer untersucht werden und die
Strukturen der Partei sollen spezifischer ausgearbeitet werden um infolge dessen besseres
Verständnis für die Parteilinie während des Wahlkampfes und den Wahljahren 1931/32 zu
erlangen.

3.1.1 Christlichsoziale Partei

Die Christlichsoziale Partei, die sich in Richtung „Volkspartei“ orientierte, verfolgte den
Kurs einer Integrationspartei für Bauern, Arbeiter und Bürger. Diesem Programm konnte sie
aber nur teilweise Genüge tun. Sie konnte auf ein Parteigerüst zurückgreifen, welches stark
durch und von der Kirche geprägt war. Ihre Parteielite wurde erst allmählich und durch Franz
Rehrl nicht mehr nur von der Kirche gestellt. Laut Kriechbaum lässt sich die wichtigste
Gruppe der Wählerschaft in den katholischen Vorfeldorganisationen finden.31 Weiters meint
Kriechbaum, dass sich die Christlichsozialen erst 1922 durch die Genfer Protokolle mit der
jungen Republik anfreunden konnten.32
Betrachtet man die Ergebnisse der Nationalratswahlen von 1930 und vergleicht diese mit dem
Ergebnis von 1919, 1920, 1923 und 192733, so kann eindeutig festgestellt werden, dass sich
das Christlichsoziale Lager in einer Krise befand. Mit knapp 42% der Wählerstimmen waren
sie zwar noch immer stimmenstärkste Partei, jedoch verloren sie zunehmend an Wählerschaft.

31
Vgl. Robert Kriechbaum, Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz, 1993, S. 14f.
32
Ebda, S.16.
33
Siehe Anhang V-IX.
13
Durch das Abflauen des landwirtschaftlichen Sektors verloren die Christlichsozialen ihren
stärksten Vertreter. Vom Katholischen Bauernbund entwickelte sich eine freie Bauern-
bewegung, deren Anführer Jörg Steinbacher eine weitere Gefahr für die anstehenden Wahlen
1931 und 1932 darstellte.34 Eine Kooperation mit dem Landbund und den Unabhängigen
Bauern scheiterte, und so mussten sie ihr 13. Mandat abgeben. Vor allem durch die schlimme
wirtschaftliche Lage der Bergbauern im Pinzgau und Pongau verloren sie an
Wählerstimmen.35 Durch den weitgeschätzten Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl konnte die
Christlichsoziale Partei ebenso auf einen Persönlichkeitswahlkampf zurückgreifen. Bei den
Nationalratswahlen 1930 spielte dieser jedoch keine Rolle, da die Partei eine strikte Trennung
36
zwischen Bund- und Landesebene betrieb, was sich befürwortete. Rehrl galt als
demokratischer Politiker, der versuchte zwischen den Parteien zu verhandeln um ein
Vordringen des Nationalsozialismus zu verhindern.37 Eine passende Beschreibung liefert
Ernst Hanisch. Er fand heraus, dass im Landtag folgende Darstellung Rehrls kursierte: „Rehrl
sei wie ein Bauerngselchtes – außen schwarz, innen rot.“38 Rehrl erkannte den Charakter der
Nationalsozialistischen Partei und versuchte gegenzulenken, indem er die Parteien
(Sozialdemokraten und Christlichsoziale) auf einen gemeinsamen Kurs gegen das
Aufkommen des rechtsextremen Lagers zu führen. Rehrl betont in seinen Reden auch, das
ihm am Herzen liegende Wohl des Landes mit den Parteikollegen der anderen Lager zu
wahren.39 Der Wahlkampf der Christlichsozialen erstreckte sich für die Gemeinderats- und
Landtagswahlen ident. Die Partei setzte auf landesweite Wahlversammlungen und nutze das
neue Medium Wahlwerbefilm gezielt.40

34
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S. 154f.
35
Ebda.
36
Ebda, S.156.
37
Vgl. Hubert Stock, >> nach Vorschlägen der Vaterländischen Front, 2010, S. 16.
38
Ernst Hanisch, Die Erste Republik, 1988, S.1065.
39
Helmut Schreiner, Franz Rehrl im Salzburger Landtag, 1975, S.80.
40
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S. 156.
14
3.1.2 Sozialdemokratische Partei

In Salzburg legte die Partei ihren Fokus auf die Eisenbahnknotenpunkte Gnigl-Itzling,
Bischofshofen, Schwarzach und Saalfelden ebenso wie auf Hallein und Zell am See, wo die
industriellen Mittelpunkte des Landes Salzburg beheimatet waren. Dabei waren die
heterogene Arbeiterschaft und ein Bruchteil der Lehrerschaft die Zielgruppe, der nach
Kriechbaum defensivorientierten Sozialdemokratie.41 Es war für die Sozialdemokraten auch
ein Hürdenlauf in den dörflichen Regionen Fuß zu fassen, da die meisten Wirte den
sozialistischen Versammlungen keinen Raum ließen und versuchten diese so gut als möglich
zu untersagen.42 Die SDAP verlor im Zuge der 1920er Jahre immer mehr an Wählerstimmen.
Waren es 191943 bei den Landtagswahlen noch knapp 30% der Wählerschaft, die sie für sich
begeistern konnten, so lag ihr Ergebnis 1932 bei 25%. Dasselbe Resultat kann man aus den
Zahlen der Nationalratswahlen44 lesen. Auch auf Bundesebene gelang es der Partei nicht ihre
WählerInnen zu halten. Laut Ernst Hanisch war die Partei keineswegs marxistisch
ausgerichtet, sondern verfolgte einen reformistischen Kurs, dessen Ideologien nicht auf
Klassenkampf aufgebaut waren, sondern auf die Sozialpartnerschaft. Als einen Grund woran
dies gelegen haben kann gibt Hanisch an, dass der Partei zu dieser Zeit die
Intellektuellenschicht gefehlt habe.45 Mit dem Anspruch, die einzig wahren Hüter der
Demokratie zu sein46, verfolgten die Sozialdemokraten einen offensiven Wahlkampf. Sie
unterstellten sämtlichen politischen Lagern totalitäre Regierungsformen zur Machtergreifung
zu benützen und dem Kapitalismus treu zu sein.47
Der Wahlkampf wurde durch viele Versammlungen in allen Gemeinden forciert um
möglichst präsent aufzutreten. Durch parteiinterne Mobilisierung versuchte man die
Stammwählerschaft zu halten, was in Anbetracht der vorliegenden Ergebnisse jedoch nicht
gelang. Die Sozialdemokraten setzten auf bewährte Kandidaturen ihrer Funktionäre. Als
Besonderheit kann auch noch angemerkt werden, dass die SDAP als einzige Partei eine Frau48
auf ihrer Kandidatenliste führte.49

41
Vgl. Robert Kriechbaum, Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz, 1993, S.13.
42
Ebda, S.15.
43
Siehe Anhang, Tabelle 1.
44
Siehe Anhang, Tabelle 5.
45
Vgl. Ernst Hanisch, Kompromiss der Parteien, 1983, S.59f.
46
Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.156.
47
Ebda.
48
Witternigg Anna, Redakteursgattin (verheiratet mit Josef Witternigg Nationalratsabgeordneten) war
Landtagsabgeordnete von 1925 bis 1934. Nachzulesen bei Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007, S.257.
49
Ebda, S.157.
15
3.1.3 Deutschnationale Partei(en)

Als eigentlicher Gegner der Christlichsozialen Partei kann das nationale Bürgertum
angesehen werden. Es zeichnet sich durch seine kulturkämpferische und antiklerikale
Gesinnung aus. Die Funktionselite setzt sich aus Freiberuflern, Gewerbetreibenden und der
Lehrerschaft zusammen. Durch die einflussreiche Mischung konnte dieses großdeutsch-
liberale Milieu die Ausbreitung und das Wirken der Parteiideologien weitgehend über das der
Sozialdemokraten stellen.50 Jedoch standen dem Lager der nationalen Parteien in Salzburg
schwere Zeiten bevor. Die Großdeutsche Partei im Bündnis mit den Nationalsozialisten
konnten bei den Landtagswahlen 192751 noch drei Mandate halten womit das Bündnis mit
11,51% die drittstärkste Fraktion in Salzburg stellte. Fünf Jahre später besaßen die
Großdeutschen keine Mandate mehr. Durch das Auftreten mehrerer nationaler
Gruppierungen, wie die Unabhängige Salzburger Bauern- und Ständevertretung, die
Heimwehr oder den Landbund, konnten die Wählerstimmen nicht mehr gehalten werden. Die
Wählerschaft splittete sich komplett auf. Der Versuch eine nationale Einheitsfront mit allen
nationalen Parteien zu bilden, scheiterte jedoch vor den Landtagswahlen 1932 und so wurde
wenig Engagement für den Wahlkampf aufgebracht, sodass ein Großteil der großdeutschen
Wählerschaft zur NSDAP überging.52 Ebenso erging es der Heimwehr, die tief zerrüttet und
nach Rücktritt des Landesführers Josef Schnöll, doch noch unter Führung von Dr. Franz
Hueber kandidierte. Dieser steuerte die Gesinnung der Partei in eine deutschnationale und
antiklerikale Richtung.53
Der Landbund wurde mit der Forderung eines Ständestaats zwischen die demokratischen und
54
radikalen Parteien geschoben, konnte jedoch mit 6,35% ein leichtes Plus verzeichnen.
Schausberger meint, dass der Landbund somit in der Lage war die paramilitärischen
Parteiformationen zur Waffenruhe zu animieren. Dabei blieben die Väter dem Landbund treu,
ihre Söhne jedoch folgten der NSDAP, zu der auch sie schleichend überwechselten. 55

50
Vgl. Robert Kriechbaum, Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz, 1993, S.13.
51
Siehe Anhang, Tabelle 3.
52
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.157.
53
Ebda, S.157f.
54
Ebda, S.158f.
55
Ebda, S.158.
16
3.1.4 Nationalsozialistische Partei

Wann genau der Ausgangspunkt der Nationalsozialistischen Partei in Salzburg festlegt


werden kann, ist in der Literatur nicht eindeutig erkennbar. So können erste
Nationalsozialistische Aktivitäten bereits am Ende des 19. Jahrhunderts verzeichnet werden.
In Hinsicht auf antisemitische Strömungen und einen radikalen Deutschnationalismus nahm
Salzburg, neben Graz, eine wesentliche Rolle ein.56 Einen möglichen Ursprung kann der
1898 gegründete „Reichsbund deutscher Arbeiter“ bilden.57 Durch die unsichere Stimmung
in der Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg konnte die Partei an Mitgliedern gewinnen
und wurde damit noch vor Ende des Krieges in die Statuten der k.k. Landesregierung
aufgenommen. 58 Ziel der Partei war […] die Zusammenfassung aller deutschen Arbeitnehmer
zur gemeinsamen Vertretung ihrer nationalen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Interessen59. Noch wurde es den Juden nicht untersagt dieser Partei beizutreten, lediglich
Ausländer, Frauen und Minderjährige durften laut den Vereinssatzungen nicht beitreten. 60
Einen weiteren Beginn kann aber auch der „Deutsche Arbeiterverein61“, der 1909 gegründet
wurde, markieren, ebenso wie der „Reichsvereins der deutschen Arbeiter Österreichs62“ der
1913 erstmals auftritt.
Der wirkliche Aufstieg des Nationalsozialismus gelang aber erst in den 20er und 30er Jahren
des 20. Jahrhunderts. Fakt ist auch, dass die finanzielle Unterstützung aus dem Nachbarland
Deutschland diesen Aufschwung enorm begünstigte.63 1918 wurde die DNSAP („Deutsche
Nationalsozialistische Arbeiterpartei“) formiert. Walter Riel versuchte die Parteiideologie
demokratisch und sozialreformerisch zu halten. Erst durch Karl Schulz, der ab 1923 der
Partei vorstand, wurde zunehmend die faschistische Richtung eingeschlagen.64 Dass die
Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei kein Wahlbündnis einging und nicht bei den
Gemeinderats- und Landtagswahlen von 1927 teilnahm, war auf Adolf Hitler selbst
zurückzuführen. 1926 wurde das Land Österreich von den Führern der österreichischen
Nationalsozialisten in München, Adolf Hitler war damals anwesend, als Gau festgelegt.

56
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.16.
57
Ebda.
58
Vgl. Oskar Dohle, Bomben, Böller. Propaganda, 2010, S. 77.
59
Ebda.
60
Ebda
61
Ebda.
62
Vgl. Ignaz Steinwender, Geschichte einer Verführung, 2003, S 48.
63
Ebda.
64
Ebda.
17
Daraus resultierte eine Zweispaltung der Partei. Die radikalere „Nationalsozialistische
Arbeiterpartei“ (Hitlerbewegung) konkurrierte um die Gunst der Wählerschaft mit der
gemäßigteren Nationalsozialistischen Schulz-Gruppe.65 Eine Verortung der Mitglieder der
Hitlerbewegung liegt nicht eindeutig im Eisenbahnermillieu, so waren auch Lehrer oder
Beamte vertreten66.

3.2 Inkulturierung des Nationalsozialismus in Salzburg

Die ersten Wurzeln der Nationalsozialistischen Bewegung sind bereits im 19. Jahrhundert zu
markieren. Wie es der Partei aber gelang im Land Salzburg Fuß zu fassen und so von einem
Verein zu einer etablierten Partei aufzusteigen, wird in der Literatur heiß umstritten. Franz
Schausberger unternahm einen Versuch einer möglichen Periodisierung der Geschichte des
Nationalsozialismus in Salzburg zu konstruieren. In seinem Werk Allen an den Galgen! Der
politische „Takeoff“ der „Hitlerbewegung“ bei den Salzburger Gemeindewahlen 1931
gliedert er das Werden der Partei in sechs Phasen67:

I. Ca.1880-1918: Vorläuferphase
II. 1918-1920: National-liberale, demokratische, vorfaschistische Phase
III. 1920-1926: Kampf um die Vorherrschaft
IV. 1926-1931: Spaltung- und Konkurrenzphase
V. 1931-1933: >>Takeoff- und Durchbruchsphase<<
VI. 1933-1938: Phase der Illegalität

Die Phase I. wird geprägt durch die geographische Nähe zu Deutschland. Hanns Haas meint,
dass Salzburg neben Graz als „Subzentrum des radikalen Deutschnationalismus“68 galt. Von
Anfang an zählen zu den Sympathisanten neben Beamten, Ärzten und Advokaten auch
Lehrer, Eisenbahner und sogar Kleingewerbetreibende.69 Gerade dass diese
„Intelligenzschicht“ bereits in dieser Frühphase sich für die Partei und ihre radikalen
Ideologien interessierte, erleichtert es ihnen enorm zu Aufmerksamkeit zu gelangen. Die
obengenannten Berufsschichten genossen hohes Ansehen in den Gemeinden (wobei hier gilt:
je kleiner die Gemeinde, desto höher kann die Prestige angenommen werden).

65
Ebda.
66
Vgl. Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte, 1977, S. 375.
67
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S. 16ff.
68
Vgl. Hanns Haas, Vom Liberalismus zum Deutschnationalismus, 1988, S.848.
69
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.16.
18
Daneben spielte die bereits erwähnte Abscheu gegen Wien, und im Zuge dessen auch gegen
die junge Republik Österreich den Nationalsozialisten maßgeblich in die Hände (siehe Kapitel
Die Sozialdemokratische Partei).
Die Jahre 1918-1920 standen ganz im Zeichen der Parteigründung. Die noch antifaschistisch
ausgerichtete „Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei“, unter der Führung von Walter
Riehl, zählte neben Eisenbahnern und Angestellten auch mittlere und niedrige Staatsbeamte
zu ihrer Wähler- und Anhängerschaft. Schausberger stellt diese Jahre als Phase der
Wahlbündnisse vor. Bei den Nationalratswahlen 1920 ging die Partei ein Bündnis mit den
Großdeutschen und dem Katholischen Landbund ein. Bei den Landtagswahlen 1922 schlossen
sie eine Allianz mit den Christlichsozialen und dem Freiheitlichen Salzburger Bauernbund.
Adolf Hitler, der 1921 die Führung der Partei in München übernahm, war vom Auftreten der
Partei in Österreich nicht sehr begeistert.70 Die Erklärung warum man doch bei den Wahlen
teilnahm lautete wie folgt:

„Nicht nur Mandate halber umerziehen wir uns der Aufgabe, den Wahlkampf zu
führen, sondern um die Gelegenheit zu benützten, der Bevölkerung die Wahrheit zu
sagen, daß der ganze heutige Parlamentarismus ein Mumpitz ist, um das Volk zum
Narren zu halten, und daß, solange das deutsche Volk nicht frei ist, wirklich frei, die
ganze Gesetzesschusterei für die Katz ist“71
In der III. Phase spitze sich die Lage zwischen Riehl und Hitler zu. Riehl kooperierte beim
Putschversuch Hitlers nicht und musste daraufhin den Parteivorsitz zurücklegen. Auch wenn
die Tendenzen der Partei bereits vom Faschismus geprägt waren, werden unter der Führung
von Karl Schulz den demokratischen Aspekten immer noch Rechnung getragen. Schulz, der
sich sehr dafür einsetzte mit der Großdeutschen Volkspartei zu kooperieren, wurde durch
Hitler am Parteitag des besseren belehrt. Hitler veranlasste ausdrücklich keine Wahlbündnisse
einzugehen. Daraufhin löste sich Schulz von der Partei und bildete einen eigenen Flügel, die
Nationalsozialisten (Schulz-Gruppe).72 Am 26. September 1926 erfolgte die offizielle
Schaffung der Ortsgruppe Salzburg durch die NSDAP (Hitlerbewegung). So setzt
Schausberger hierbei die vierte Periode an. Da die Parteiorganisation in Österreich noch in
den Startlöchern stand, wurden Salzburg, Tirol und Vorarlberg zum Westgau
zusammengeschlossen und gemeinsam geführt. Sofort begann ein energisches Wirken in den
völkischen Gewerkschaften.

70
Ebda S.17.
71
Vgl. Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte, 1977, S.384f.
72
Vgl. Ignaz Steinwender, Geschichte einer Verführung, 2003, S 48.
19
So konnte die Partei bei den Eisenbahnern und beim Deutschen Handels- und
Industrieangestelltenverband mehr als die Hälfte für sich gewinnen. Nach und nach gelang es
den Nationalsozialisten der Hitlerbewegung im Raum Salzburg Fuß zu fassen.
Die Takeoff- und Durchbruchsphase markiert das Demonstrieren der Parteimacht, wodurch
das alleinige Überleben in der Parteilandschaft Salzburgs sichergestellt werden konnte. Die
Schulz-Gruppe und die Deutschnationalen wurden an den politischen Rand gedrängt. Das
erreichten sie durch Wahljahre 1931/32. Wie dies der Partei gelingen konnte und welche
Mittel sie dabei verwendete, werden in einem nächsten Kapitel genauer behandelt. Dieser
„Takeoff-point“ gab den österreichischen Nationalsozialisten den Anlass Salzburg als eigenen
Gau, unter Gauleiter Karl Scharitzer, zu etablieren.73
Der Vollständigkeit wegen wird die letzte, die sechste, Phase Schausbergers auch noch
angeführt. Der im Juni 1933 verbotenen Partei gelang es in der Illegalität ihre Brutalität zur
Schau zu stellen. Dies gelang ihnen vor allem im grenznahen Salzburg weitgehend. Böller-
und Bombenanschläge, Streuung illegaler Naziflugschriften, Schmuggel von Waffen und
Ähnlichem wurden genau geplant und von Deutschland aus verbreitet. In Salzburg hatten sie
es vehement auf den aufstrebenden Tourismus abgesehen, und boykottierten diesen mit der
1000 Mark-Sperre. Die Terroraktionen gipfelten in dem 1934 vom Flachgau aus
durchgeführten Putschversuch. Immer mehr wurden die Beamtenapparate mit getarnten
Nationalsozialsten unterlaufen, woraufhin ab 1936, ebenso durch die Einwirkung
Deutschlands und das Juliabkommen die Machenschaften der Partei immer einfacher wurden.
Ernst Hanisch meint dazu „daß Salzburg eine der wichtigsten Drehscheiben der
Verbindungen zwischen der illegalen NSDAP und den verschiedenen deutschen Parteistellen
darstellte.“74 Dies äußerte sich durch Unterwanderung und Zersetzung des
Regierungsapparates. Die noch immer illegale Partei konnte durch die Vaterländische Front
rechtmäßig hantieren.75 Durch die Schaffung des Volkspolitischen Referats wurde auf legalem
Weg eine Nationalsozialistische Einrichtung eingeführt.76

73
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.18.
74
Vgl. Ernst Hanisch, Gau der guten Nerven, 1997, S.19.
75
Ebda, S. 19.
76
Vgl. Ernst Hanisch, Die Erste Republik, 1988, S.1117.
20
Der Leiter Albert Reitter, der auch Beauftragter des Gauleiters Anton Wintersteiger war,
propagierte bereits Anfang des Jahres 1938 im Salzburger Volksblatt öffentlich, woraufhin
mehr als hundert Nationalsozialisten aus dem Salzburger Landesgericht arbeitslos wurden.
Hanisch beschreibt die darauffolgende Zeit zwischen Februar und März 1938 als eine Art
Doppelherrschaft.77 Der 12. März 1938 war für viele SalzburgerInnen ein „Jubeltag“, als die
deutsche Belegschaft in Salzburg einmarschierte. Die Etablierung der Nationalsozialistischen
Partei wurde ebenso von Vorfeld- und anderen Organisationen und Personengruppen in
Österreich unterstützt. Die Infiltrierung des Nationalsozialistischen Gedankengutes wurde
auch über Medien, wie die Presse oder Flugschriften beschleunigt.

Eisenbahner
Bezieht man sich auf die Personalvertreterwahlen der Ersten Republik, ist es deutlich
ersichtlich, dass das Eisenbahnermillieu durch die Sozialdemokraten stark vertreten war.
Zwischen 1919 und 1931 konnte die Freie Gewerkschaft immer über 70% der Stimmen für
sich entscheiden, wobei auch hier eine negative Tendenz verzeichnet werden kann.78 Die
Deutsche Verkehrsgewerkschaft konnte während der Ersten Republik die zweitstärkste
Position halten und ihre Wählerschaft von knapp 13% auf 18% steigern. Ebenso gelang es den
Christlichen Eisenbahnern ihr Ergebnis lediglich um einen Prozentpunkt von 4,5% (1919) auf
5,5% (1931) zu steigern.79 Ab 1921, bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage,
verstärkten sich das Protestpotential und die Streikbereitschaft in der Arbeiterschaft. Das
äußerte sich auch bei den Eisenbahnern. Neben sogenannten „Brotstreiks80“ boykottierten die
Freie Gewerkschaft zwischen dem 20. Juni und dem 8. August 1920 die Transporte nach
Ungarn. Hierbei hatten sich zwar die Christlichsozialen und Deutschnationalen Eisenbahner
angeschlossen, jedoch demonstrierten die Freien Gewerkschaftler ihre Macht. 1924 stellten
sich die Christlichsozialen Eisenbahner gegen ihre Regierungspartei, weil diese den
Lohnbestrebungen der Gewerkschaft nicht Rechnung tragen wollten.81

77
Vgl. Ernst Hanisch, Gau der guten Nerven, 1997, S.19.
78
Ergebnisse der Freien Gewerkschaft: 1919: 79,7%; 1923: 76,6%; 1926:77,8%; 1931:74,6%. Vgl. Ernestine
Suwandschieff, Beitrag der Salzburger Eisenbahner, 1987, S.47.
79
Ebda.
80
Diese Streiks resultieren aus der Aussichtslosigkeit der Bundesbahner heraus. Durch die immer prekärer
werdende Lebensgrundlage protestierten die Bahnbediensteten ohne vorab die Genehmigung der
Gewerkschaft einzuholen. Diese wahrte aber die Stellung hinter den Bediensteten. Vgl. Ernestine
Suwandschieff, Beitrag der Salzburger Eisenbahner, 1987, S.54.
81
Ebda, S. 53f.
21
Durch die politischen Unstimmigkeiten zwischen den Sozialdemokraten und
Christlichsozialen, die sich auch bei den Bundesbahnen auswirkten, gelang es den
Nationalsozialisten immer mehr Fuß zu fassen. Seit die Heimwehr an Stärke gewonnen hatte
folgte eine regelmäßige Neubesetzung der höchsten Positionen. Als einen gewichtigen Punkt
nennt Suwandschieff die personelle Frage rund um Dr. Strafella. Dieser wurde, zuerst von Dr.
Schober verweigert, durch Dollfuß zum Generaldirektor der ÖBB ernannt. Eine sofortige
Beurlaubung Strafellas, wegen eines Korruptionsskandals, lässt die Politik nicht gerade in
einem guten Licht darstellen.82

Katholische Kirche
In Österreich spielte der Klerus auf politischer Ebene eine tragende Rolle. Bostl spricht von
territorialen bzw. kategorialen Seelsorgern, die neben ihrer Tätigkeit für die Kirche politisch,
sozial und ökonomisch agierten. 1933 wurden fünf Nationalratsabgeordnete, drei
Bundesratstätige und mehr als 12 Mandatare gestellt.83 Ebenso versuchte die katholische
Kirche durch die Zusammenarbeit mit den Christlichsozialen einen christlichen Ständestaat in
Österreich zu errichten und unterstütze deshalb die Partei vehement. Dies war den
Nationalsozialisten ein Dorn im Auge, was umgekehrt ebenso bestätigt werden kann. Laut
Steinwender erkannte die Kirche schon frühzeitig die Gefahr, die von der
Nationalsozialistischen Strömung ausging und versuchte dagegen zu „missionieren“.84
Die Gesinnung der katholischen Kirche gegenüber dem Nationalsozialismus war keineswegs
positiv. Bereits 1927 mahnte Bischof Waitz vor der religionsverachtenden Gruppierung, die
85
versuchte Österreich verschwinden zu lassen „Austira est delenda“ . Ebenso beschäftigte
sich der Linzer Bischof Gföllner mit dem Nationalsozialismus und verfasste einen
Hirtenbrief, in dem er vor der radikalen Strömung warnte und rief die Bevölkerung dazu auf
„Verschließt eure Ohren und tretet ihren Vereinen nicht bei, verschließt eure Türen und lasset
ihre Presse nicht in eure Häuser, verschließt eure Hände und unterstützt bei Wahlen nicht
ihre Bestrebungen!“86 Weiters spricht er von dem „wahren Nationalsozialismus“, der von
Gott gepriesen wird und sich vom „Internationalismus der Sozialdemokratie“ und dem
„falschen Nationalsozialismus“ deutlich unterscheidet.

82
Ebda, S.55.
83
Vgl. Markus Bostl, Kirche und Nationalsozialismus, 1996/97, S.2.
84
Vgl. Ignaz Steinwender, Geschichte einer Verführung, 2003, S. 67.
85
Vgl. Markus Bostl, Kirche und Nationalsozialismus, 1996/97, S.19.
86
Vgl. Erika Weinzierl, Kirche und Politik,1983, S.456.
22
Dies begründet er mit der Unchristlichkeit des Rassenkampfes des Nationalsozialismus und
dem Blutmythos, sowie mit der Annahme, dass der § 24 des Nationalsozialistischen
Programmes (Forderung der Freiheit aller religiösen Bekenntnisse des Staates) gegen den
christlichen Grundsatz verstößt.87 Die Nationalsozialisten antworteten darauf mit einem
Hetzplakat, auf dem der Lungauer Priester Simon Pirchegger zitiert wird: „Er sagt als
katholischer Priester: Ein jeder Katholik kann und darf Nationalsozialist sein! Darum,
Lungauer, hinein in die Reihen Adolf Hitlers! […]88“ 89
Mit dem Kärntner Bischof Hefter gab es aber auch eine, wenn nicht dezidiert ausgedrückt
befürwortende, aber verständnisvolle Zugangsweise, wie man mit dem Nationalsozialismus
umgehen kann. Dabei muss ausdrücklich festgehalten werden, dass in keiner Literatur der
Hinweis zu finden ist, dass Hefter nationalsozialistisch gesinnt war, lediglich eher am
Deutschnationalen Ufer angesiedelt zu vermuten war. Dieser verteidigte die
Nationalsozialisten mit dem Hintergrund, dass sie die steigende Arbeitslosigkeit bekämpfen
wollten und Arbeitsplätze zu schaffen versuchten. Durch die Bemühungen den
Nationalsozialismus in ein besserangesehenes Bild zu rücken, aus Sicht der katholischen
Kirche, brachte ihm von Deutschland her den Beinamen „einzig deutscher Bischof
90
Österreichs“ ein. Hitler begrüßte diese österreichische Unterstützung ein Verständnis für
seine Gesinnung zu schaffen sehr. Eine wieder andere Meinung vertrat Bischof Hudal. Dieser
war der Ansicht, dass der Nationalsozialismus christianisiert werden muss, da ein Sozialismus
ohne Religion zum Klassenkampf und weiters zur Anarchie führen würde. Dieser Ansicht
entzog sich aber die katholische Kirche vehement und seine Begehren eines „modus vivendi“
scheiterten kläglich.91

87
Vgl. Markus Bostl, Kirche und Nationalsozialismus, 1996/97, S.20.
88
Vgl. SLA, BH Tamsweg, J-15 3341/1934.
89
Vgl. Ignaz Steinwender, Geschichte einer Verführung, 2003, S.77.
90
Markus Bostl, Kirche und Nationalsozialismus,1996/97, S.22f.
91
Ebda, S.24.
23
Die Presse
Die Nationalsozialistische Partei verfügte schon sehr früh über eigene Parteizeitungen. Bereits
1912 erschien die Wochenzeitung Deutscher Volksruf – Organ der deutschen Arbeitnehmer
92
des Kronlandes Salzburg. Gelockt mit antimarxistischen, antisemitischen und
Deutschnationalen Inhalten versuchte die Zeitung die gesamte Arbeiterschaft (Handarbeiter,
Angestellte, Kleinbauern ect.) zu erreichen. Sie kann als Fundament des National-
sozialistischen Pressewesens in Salzburg betrachtet werden, da bereits alter und neuer
Mittelstand involviert waren. Ab 1921 verbreitete eine weitere Wochenzeitung
Nationalsozialistisches Gedankengut. Der eiserne Besen. Ein Blatt der Notwehr93 der vom
deutschösterreichischen Schutzverein „Antisemitenbund“ herausgegeben wurde, zielte mit der
Berichterstattung eher in Richtung Hetze, Skandale und Klatsch. Neben sexuellen Skandalen,
primitiven Berichten und Niveaulosigkeit wurde auch ein Judenkataster publiziert.94 Durch
ihre eher anspruchslose jedoch reißerische Berichterstattungslinie verbuchte sie eine hohe
Leserschaft.

Abbildung 1: Der eiserne Besen 1927, Folge 1

Wie man bei der Abbildung unweigerlich erkennen kann gibt sich die Zeitung als neutrale
Zeitung „Keiner politischen Partei zuliebe“ aus. Ab Ende 1927 wurde das Blatt mit neuer
Zeichnung und neuem heimatgetreuen Untertitel versehen.

92
Vgl. Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte, 1977, S 373 ff.
93
DeB, 1927, Folge 1.
94
Vgl. Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte, 1977, S 374.
24
Abbildung 2: Der eiserne Besen, 1927, Folge 52

„Salzburger Wochenblatt für Stadt und Land. Für Wahrheit und Recht. Für Volk und Heimat.
Für Freiheit und Brot.“95 So wollte die Wochenzeitung noch vehementer darauf Aufmerksam
machen, dass dies die Einzige wäre, die nicht politisch gelenkt wird und ihr Erscheinen nur
daraus aufgerichtet ist, um dem Volk zu dienen. Zu dienen im Sinne von „Aufklärung“ was
Gut und Böse sei, das Aufzeigen der Rechte und Pflichten eines treuen Deutschen und die
wahrheitsgetreue Berichterstattung über die politischen Ereignisse im Lande. Die
Schlagzeilen und Hetzkampagnen gegen die Sozialdemokraten und auch die Juden können
aber nicht geleugnet werden. Als Beispiel hierfür steht auf dem Titelblatt vom 2. Juli 1927
„Salzburgs böser Geist! Dr. Schemel – Quo vadis? – Schach dem Verrat auf allen Linien. –
Antisemitischer Wähler aufgepasst!“ 96

95
DeB, 1927, Folge 52.
96
DeB, 1927, Folge 26.
25
Abbildung 3: Der eiserne Besen, 1927, Folge 26 97

Aber auch gegen die Christlichsoziale Partei wurde Hass und Hetze geschürt. „Schwarze
Schmach! (Unterm Schutz des Dr. Seipel.)“98
Der Schriftleiter Alois Aistleitner ließ es sich auch nicht untersagen in jeder Ausgabe des
eisernen Besens die Leserschaft darauf hinzuweisen keine „jüdischen“ Einkäufe zu tätigen:
„Deutsche kauft in deutschen Geschäften!
Pflicht des Antisemiten ist, bei sämtlichen Einkäufen sich auf unser Kampfblatt „Der
eiserne Besen“ zu berufen. Euch schadet es nicht und unserem Blatte ist es zum
Nutzen. Also vergesset niemals bei den kleinsten Einkäufen auf uns und die arischen
Kaufleute.“99
Aber auch die Fehde gegen die entartete Kunst wurde in dem Blatt geführt. So kann man in
jeder Ausgabe Gedichte finden, die das Ziel haben die LeserInnen arisch zu bilden, denn die
Nationalsozialisten fühlten sich für ein „richtiges“ Sittlichkeits- und Moralgefühl
verantwortlich.100

97
Abgebildet werden Karikatur ähnliche Gesichter Sozialdemokratischer Funktionäre, die jüdischen
Hintergrund
aufweisen. Die Überschrift „Sozialdemokratie und Judentum. Ostgalizianer als Führer deutscher Arbeiter.—
97
Die Partei wo Zweibel und Knoblauch Trumpf ist.“ und auch der Untertitel „Deutscher Arbeiter, schämst du
dich nicht deiner Judensozi!“ weisen beide pikanten antimarxistischen und antisemitischen Charakter vor.
98
DeB, 1928, Folge 10.
99
DeB, 1927, Folge 3.
100
Vgl. Alexandra Düringer-Huda, Propaganda im Nationalsozialismus, 1996, S.34.
26
Als Beispiel wir hier ein Gedicht von Karl Baumgartten angeführt:

Deutsch sein.101
Deutsch sein – daß ist das beste Glück
Von meinem ganzen Leben.
Deutsch fühlen – daß ist das reichste Glück,
daß mir mein Vater gegeben.

Deutsch bleiben – daß ist mein Wille und Schwur


Bis an des Lebens Blende.
Und wenn ich bete, bete ich nur
Um Treue bis ans Ende.

Und keiner fühlt tiefer den Sinn und Wert


Der heiligen deutschen Sache.
Und keiner, wird deutscher Stolz versehrt,
fühlt heißer deutsche Rache.

Und keiner fühlt schwerer die schwere Zeit,


die jetzt alle Treuen versammelt.
Und keiner fühlt banger die Bangigkeit,
die jetzt aus den Tapfersten stammelt.

Und keinen packt so wütender Krampf


Vor solchen Rettern und Helfern:
Feinde ringsum – und sie geh’n in den Kampf.
Um – gegen einander zu belfern!

Auch die spätere Hymne „Deutschland, Deutschland über alles!“102 wurde abgedruckt,
vielleicht auch mit dem Gedanken so den Text der breiten Masse zukommen zu lassen.
Ebenso wurden Annoncen sehr wichtig für den eisernen Besen. Nur gut ausgewählte und
geprüfte arische Kaufleute durften darin inserieren. Dabei wusch eine Hand die andere, indem
die kleinen Kaufleute auf die Werbung angewiesen waren und die Nationalsozialisten
versuchten so die an den Pranger gestellten jüdischen Kaufleute zu schädigen.

101
DeB, 1927, Folge 2.
102
DeB, 1928, Folge 19.
27
Lehrerschaft
Neben dem Arzt, dem Tierarzt, dem Kaufmann und dem Unternehmer besaßen die
Lehrpersonen sehr oft hohes Ansehen vor allem in den kleineren Gemeinden. Letztere, so
meint Kriechbaum, versuchten vor allem mit den Bauern und ihren Söhnen in Berührung zu
kommen, um ihnen die Ideologien des Nationalsozialismus näher zu bringen, so wie es in
Deutschnationaler Tradition vorgesehen war.103 Der Lehrer galt als „gescheite“, weise Person,
der man mit Respekt begegnete. Daher hatten sie auch großen politischen Einfluss. In den
20er und 30er Jahren versuchten die Sozialdemokratische und Deutschnationale, die oftmals
schon dem nationalen Lager zuordenbar war, Lehrerschaft gemeinsam gegen die klerikale
Übernahme der Schulen. Im „Salzburger Landeslehrerverein“ zusammengeschlossen konnten
sie 1932 einen Kontersieg gegen den katholischen Lehrerverein mit 451 zu 224 Stimmen
verbuchen.104 Ziel des Salzburger Landeslehrervereins, hier vor allem die der nationalen und
Nationalsozialistischen Lehrerschaft, war einerseits die Rekatholisierung der Schulen zu
stoppen und das auferlegte Bewusstsein für den eigenen Staat Österreich zu unterbinden.
Kriechbaum bringt als Beispiel für Salzburg den Schriftsteller Joseph August Lux, der
vehement ein „Österreichtum“, das aus einem österreichischen Staatsvolk, einer
österreichischen Kulturnation und österreichischen Menschen besteht, vertrat. Karl
Springenschmid, ein Hauptschullehrer, entgegnete diesem Denken: „Nur dumme und
einfältige Menschen ohne Geschichtskenntnisse lassen sich vor den Karren der
105
Österreichpropaganda spannen.“ Die in einer über Lamprechtshausen getätigten Analyse
von Gottfried Wagner führte zum Ergebnis, dass sämtliche männliche Lehrpersonen sich
nationalsozialistisch betätigten und das Etablieren der Ideologie ankurbelten.106

Organisationen und Vereine


Der Nationalsozialismus wurde ebenso von den Arbeitern und Angestellten unterstützt. Große
Unternehmen wie die Eisengroßhandlung Steiner und Roittner, das Busunternehmen Albus,
die städtischen Betriebe der Ischler Bahn, die Bayernbank, die Bausparkasse Wüstenrot,
genau wie die Polizeidirektion, die Arbeiter-Unfallversicherung und das Steueramt
sympathisierten immer mehr mit den Nationalsozialisten.107

103
Vgl. Robert Kriechbaum, Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz, 1993, S.19.
104
Ebda, S. 14.
105
Ebda, S.21f.
106
Vgl. Gottfreid Wagner, Juli 1934 in Lamprechtshausen, 1974, S.211.
107
Vgl. Robert Hoffmann, Im Zeichen von Festspielgründung, allgemeinem Wahlrecht und Wirtschaftskrise,
2010. S. 52.
28
Dabei spielten auch die Vorfeldorganisationen, wie der DHV Deutsche
Handlungsgehilfenverband, der 1903 als „Gau Ostmark“ eingeführt wurde, eine Rolle. 1908
folgten die Gründungen des Bundes deutscher Arbeit und des Deutschen Arbeitervereines.
Diese Organisationen konnten 1914 413 bzw. 64 Mitglieder zählen. Hierbei gilt es aber zu
beachten, ob die verzeichneten Personen der beiden Vereine nicht ein und dieselben sind.
Weiteres wurde in Maxglan bereits ein Verband der Deutschen Arbeiterjugend gegründet.
Hierbei geht man davon aus, dass die NS-Strukturen innerbetrieblich begünstig wurden.108
Der von Hans Wagner 1913 in Leben gerufene Allgemeine Deutsche Gewerksverein
versuchte die einzelnen nationalsozialistisch Agierenden in einer Einheit zu präsentieren. 109
Der „Touristen-Geselligkeitsclub“ Alpina, dem die „High Society“ Salzburgs beiwohnte
(neben Geschäftsleuten, Beamten, Adeligen auch Landesregierungsmitglieder), verzeichnete
in ihren Vereinsstatuten ab 1921 einen Arierparagraphen, der jedoch anfangs noch nicht
konsequent eingehalten wurde. Die Alpina-Tracht-Träger fühlten sich verantwortlich für die
Brauchtumspflege in ganz Salzburg. So versuchten sie auch vor Touristen in ihrer Lederhose
das Lebensgefühl und die Volkstradition zu präsentieren. Dieser Club, der schon 1891
gegründet wurde, wies also schon früh antisemitische Tendenzen auf, die so auch den
Nationalsozialisten zugutekamen und so das Eindringen in die „Upperclass“ auch
erleichterten.110 Die Brauchtumspflege wurde von Nationalsozialisten adaptiert und für die
Verbreitung ihrer Werte und zur ideologischen Schulung benutzt. Dabei erlebten diese Feste
und Brauchtümer ihre Blütezeit in der späteren NS-Zeit.111 Dabei ist aber zu beachten, dass
die Brauchtumspflege ihre Ursprünge keineswegs im Nationalsozialismus hat. Volkslied,
Volkstanz und das Tragen der Tracht gehen dieser Zeit weit voraus.

108
Ebda.
109
Ernst Hanisch zur Frühgeschichte, 1977, S.375ff.
110
Vgl. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Die Anfänge der Salzburger Heimatwerks- und Heimatpflege, 1996,
S.83.
111
Vgl. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Die Anfänge der Salzburger Heimatwerks- und Heimatpflege, 1996,
S.84.
29
Die Unterschiede zwischen Brauchtum und Heimatverbundenheit zum Gebrauch dieser in der
NS-Zeit sieht Dengg in der Einstellung der Brauchtumsträger. Die Nationalsozialisten
versuchten damit Ausgrenzung und Verachtung des Fremden zu schaffen, das Eigene zu
überhöhen und auf das Fremde herabzublicken. Das eigentliche Brauchtum verfolgt laut
Dengg:
„ […] die Liebe zum Eigenen, verbunden mit Wertschätzung und Anerkennung
gegenüber dem, was dem anderen lieb und wichtig ist, das Sich-Freuen an dem, was
die Nachbarn – gleichgültig, welche Sprache sie sprechen – an kulturellen Leistungen
geschaffen haben, das in der Vielfalt einen Reichtum sehen. Volkskultur ist hier nicht
Abgrenzung und schon gar nicht Ausgrenzung, sondern eine wichtige Brücke zum
anderen [!sic], zum Fremden.“112

Studentenschaft
Weniger Einfluss dürfte der Nationalsozialismus auf das Studentische Milieu zu dieser Zeit
noch ausgeübt haben. Wie Bockhorn und Eberhart berichtet waren die Studenten auf der
katholisch-theologischen Fakultät Salzburg sehr erstaunt über das Agieren der
Nationalsozialisten am Deutschen Studententag in Graz.113 Jedoch galten die Studenten, die
ihrer Gesinnung nach national eingestellt waren, als soziales Vorbild. Ihr Begehren war es
kultiviert und klug und immer ein Quäntchen über dem Maximum sein zu wollen.114

112
Vgl. Harald Dengg, Brauchtumspflege und Nationalsozialismus, 1996, S.133f.
113
Vgl. Olaf Bockhorn und Helmut Eberhar, Volkskunde im Reichsgau Salzburg, 1996, S.57.
114
Vgl. Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte, 1977, S.376.
30
3.2.1 Bischofshofen

Oftmals als die „Wiege des Pongaus“ bezeichnet, bildete Bischofshofen schon im 19.
Jahrhundert einen wichtigen Drehort für Siedlungs-, Bergbau und Handel. Eingekesselt
zwischen Tennen- und Hagengebirge nordwärts, Heukareck südwärts, ostwärts durch den
Hochgründeck und den Breitspitz und westwärts vom Massiv des Hochkönigs, bildet
Bischofshofen ab 1875115 mit der Eröffnung der "Giselabahn" (Salzburg - Bischofshofen -
Wörgl) und der "Kronprinz-Rudolf-Bahn" (Richtung Radstadt) ebenso einen Knotenpunkt im
Eisenbahnnetz des Landes Salzburg und wurde dadurch zum Markt erhoben.116
Das durch den Ersten Weltkrieg total zerstörte Straßennetzt wurde rasch wiederaufgebaut und
sogar ausgebaut. Ebenso setzte eine fortschrittliche Bautätigkeit ein, was für die
Nachkriegsjahre nicht den Regelfall darstellt.117 Durch den Bahnverkehr begünstigt wurden
neben neuen Wohnungsmöglichkeiten für die Bahnbediensteten auch kleinere Geschäfte
eröffnet, die so zum wirtschaftlichen Aufschwung des Marktes beitrugen.118 Da die Bebauung
die vorherrschende Gemeindegröße erschöpfte, gelang es durch den
Gemeindevertreterbeschluss von 23. Juli 1929 das Marktgebiet um 80 Objekte von Laideregg,
zwei von Ausserfelden und 18 von Buchberg zu erweitern.119
Einzelunternehmen gelang es jedoch nur sehr zaghaft Fuß zu fassen, da durch die Eisenbahn
begünstigt viele ihre Einkäufe in den benachbarten Großstädten kauften, wo die Waren zum
Teil günstiger zu erwerben waren.120 Einen weiteren Nachteil sahen die Kaufleute, als die
Bundesbahnen mit dem Lebensmittelmagazin Salzburg in Verhandlungen um einen Bauplatz
für ein Konsumgebäude standen. In den Zeitungen entbrannte eine wilde Hetzjagd gegen die
Bundesbahnen. So schreibt das Pongauer Wochenblatt:

Abbildung 4: Pongauer Wochenblatt, 22. März 1930, 8. Jahrgang

115
Vgl. URL: Ingrid Strauß, http://www.bischofshofen.at/die-stadt/die-geschichte.html [Stand: 20.04.2013].
Erst 2000 erlangte Bischofshofen die Stadtrechte. Dies hat die Stadt dem etablierten Ruf der
Vierschanzentournee zu verdanken.
116
Vgl. Fritz Hörmann, Chronik Bischofshofen, 2001, S.7.
117
Vgl. Sebastian Biechl, Die Chronik von Bischofshofen, 1971, S.98.
118
Vgl. Sebastian Biechl, Die Chronik von Bischofshofen, 1971, S.102.
119
Gemeinderats- und Gemeindevertretungsprotokolle der Marktgemeinde Bischofshofen, 23. Juli 1929.
120
Vgl. Fritz Hörmann, Chronik Bischofshofen, 2001, S.58.
31
Erst 1930 wurde dieses Unterfangen, aufgrund der Unterstützung der Bischofshofner
Heimwehr, endgültig zerschlagen.121 Ebenfalls sehr wichtig war die Mitterberg-Kupfer AG,
die ca. 400 Arbeitsplätze brachte. Die Schließung dieses Betriebs 1931ließ nicht nur den
Industriezweig Bischofshofens verschwinden, sondern auch den Einzug der Wirtschaftskrise
in Bischofshofen einhergehen.122 Damit einher zog eine Erhöhung der Arbeitslosen und der
Armut. Das zeigt auch das Gemeinderatsprotokoll vom 21. Februar 1930, indem über die
Arbeitslosigkeit (es waren 402 arbeitslos gemeldet) berichtet wurde.123
1932 wurde das allgemeine Melderecht eingeführt.124 Durch die am 1. Juni 1932
durchgeführte Volkszählung konnte ein effektives Ergebnis erzielt werden, das wie folgt
aussah:

Ergebnis Volkszählung 1932


Aus Anlaß der mit 1.Juni 1932 eingeführten allg. Meldepflicht:
Anzahl der Objekte
Ortschaft: bewohnt unbewohnt zusammen Wohnungen Einwohner Arbeitslose
Markt 334 56 400 1.222 4.333
Laideregg 21 2 23 34 140
Gainfeld 12 8 20 12 96
Haidberg 31 4 35 35 166
Buchberg 34 6 40 54 282
Mitterberghütten 60 33 93 171 706
Hochkail 1 1
Zusammen 502 110 612 1.528 5.723 494
Tabelle 2: Ergebnis Volkszählung 1932125

Vergleicht man das mit den Zählungen seit 1869 kann ein stetiges Wachsen der Bevölkerung
verzeichnet werden. Begründen kann man dies durch eine steigende Lebensqualität, bessere
medizinische Versorgung, Rückgang der Sterberate und Steigen der Geburten und vor allem
durch das Zunehmen der Wirtschaft, die in Bischofshofen größtenteils durch den Ausbau der
Eisenbahn angekurbelt wurde.

121
Ebda, S.62.
122
Fritz Hörmann, Chronik Bischofshofen, 2001, S.63. ebenso wie Vgl. Sebastian Biechl, Die Chronik von
Bischofshofen, 1971, S.103.
123
Gemeinderats- und Gemeindevertretungsprotokolle der Marktgemeinde Bischofshofen, 21. Februar 1930.
124
Gemeinderats- und Gemeindevertretungsprotokolle der Marktgemeinde Bischofshofen, 9. April 1932.
125
Gemeinderats- und Gemeindevertretungsprotokolle der Marktgemeinde Bischofshofen, 9. April 1932.
32
Volkszählungen im Überblick Bischofshofen
31.12.1869 1425 Jahr: Geburten: Todesfälle:
31.12.1880 1836 1919 105 83
31.12.1890 2569 1920 147 70
31.12.1900 3385 1921 157 69
31.12.1910 4391 1922 152 58
31.01.1920 5056 1923 135 44
07.03.1923 5515 1924 115 62
1925 117 52
Tabelle 3: Volkszählung 1869-1923126
1926 96 55
1927 101 60
1928 111 55
1929 85 49
1930 82 53
1931 86 52

Tabelle 4: Geburten- Sterberate 1919-1931127

Bischofshofen war einer der wenigen Märkte, der nach dem Ersten Weltkrieg eine
Sozialdemokratische Mehrheit im Gemeinderat aufweisen konnte. 1919 stellte die
128
Sozialdemokratische Partei mit Franz Mohshammer den Bürgermeister. Zur Person
Mosshammers muss gesagt werden, dass er Bischofshofen in den Nachkriegsjahren bis zum
Ende der ersten Amtsperiode 1922 aus der wirtschaftlichen Krise heraus chauffiert hatte. Im
Bericht über die dreijährige Tätigkeit der Sozialdemokratischen Gemeindevertretung
Bischofshofen 1922 schrieb Mohshammer:

„Wir haben am Beginn unserer Tätigkeit mehr als 100.000 K[ronen] Schulden –
herrührend vom Wasserleitungs-, Kanalisierungs- und Schulhausbau – übernommen,
jedoch diese und die neuaufgenommenen Schulden vollständig getilgt, daher die
Gemeinde völlig schuldenfrei dasteht, außerdem noch Aktivaußenstände in der Höhe
von zirka 300.000 K[ronen] besitzt und an realen Werten bedeutende Zuwächse
erfahren hat.“129

126
Ebda.
127
Ebda.
128
Der 1882 in Krain geborene Franz Mosshammer war von 1918 bis 1933 Maschinenmeister der
Österreichischen Bundesbahnen in Bischofshofen und ab 1920 bis zum Verbot der Sozialdemokratischen
Partei 1934 Bürgermeister von Bischofshofen. Vgl. Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007, S:142. (Es gibt
zwei Schreibweisen des Namen Mosshammer. Fritz Hörmann verwendet in der Chronik von Bischofshofen
ebenso wie Sebastian Biechl in seinem Werk Mohshammer im Gegensatz zu Richard Voithofer und den
Gemeinderatsprotokollen, die die Form Mosshammer gebrauchen. In dieser Arbeit wird die Form
Mohshammer angewandt.)
129
Bericht des Bürgermeisters Franz Mosshammer, 1922, S.5.
33
Allerdings verfügten die Nationalsozialisten auch schon seit den Gemeinderatswahlen von
1919 über zwei Mandate.130 Gegen Ende der 1920er Jahre wurde das Auftreten der
Nationalsozialisten im Markt immer präsenter. Findet man 1927 noch kaum Aufzeichnungen
im Pongauer Wochenblatt oder dem Gasteiner Blatt, so können für die Anfangsjahre 1930/31
mit dem zunehmenden Interesse der Partei um das Mitmischen bei den anstehenden Wahlen,
immer mehr Artikel über Nationalsozialismus und die Nationalsozialistische Partei gefunden
werden. Auch die Gendarmeriechronik berichtet, dass bei den Protesten wegen
Lohndifferenzen vom 16. November 1927 der Posten um 15 Beamte verstärkt werden musst.
Anfang der 30er Jahre wurde das Vorgehen der Nationalsozialisten immer herausfordernder.
Um auf die Partei aufmerksam zu machen blieb sie nicht nur beim Flugzettelverteilen,
sondern betätigte sich auch durch Flugzettel-, Hakenkreuzstreuereien,
Hakenkreuzschmierereien und Hakenkreuzfeuern.131
Der deutsche Schulverein Südmark fand in Bischofshofen hohen Zuspruch. Die 50.
Jahresfeier im Mai 1930 wurde groß angekündigt:

„50 Jahre deutsche Schutzarbeit! Ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seit am 13.
Mai 1880 eine Schar deutscher Männer den ersten Schutzverein, den „Deutschen
Schulverein“ gründeten. In diesem Zeitraum voll umstürzender Ereignisse, voll wirrer
Suche nach neuen Zielen, ist sein Ziel unverrückt, klar und richtig geblieben.
Deutsche Schutzarbeit: Das ist nicht ein Kampf um Tagesfragen, sondern um die
Daseinsfrage unseres Volkes, nicht ein zankerfülltes Schlachtfeld der Parteien,
sondern das einigende Arbeitsfeld einer wahren Volksgemeinschaft!
Deutsche in Österreich! Denkt daran, daß jeder dritte deutsche Volksgenosse unter
Fremdherrschaft lebt, daß auch uns selber der Anschluß an das großdeutsche
Vaterland verwehrt ist: denkt an die Knechtung Eurer Brüder und Schwestern in
Südtirol, Sudetenland und Südsteiermark, bedenkt, wie groß die Gefahr für Kärnten
und das Burgenland war – und noch ist. Klagt nicht, bis es, sondern helft, ehe es zu
spät ist. Hilfe liegt nicht in Worten, sondern in Werken: Der tatkräftigen und
opferwilligen Mithilfe aller Volksschichten ist es zu danken, daß unser Schutzverein in
diesen 50 Jahren rund 700 deutsche Schulen und Kindergärten erbauen oder
unterstützen konnte, daß über hunderttausend deutsche Kinder ihrem Volkstum
erhalten blieben.
Das Jubeljahr weckt in uns keinen anderen Wunsch als den, diese Arbeit treu,
unermüdlich und erfolgreich fortsetzten zu können. Dazu erbitten wir wie bisher die
selbstlose Mitarbeit und Opferwilligkeit aller Volksgenossen! Deutscher Schulverein
Südmark.“132

130
Vgl. Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte, 1977, S.383.
131
Vgl. Fritz Hörmann, Gendamariechronik, 2007, S25.
132
Pongauer Wochenblatt, 3. Mai 1930, 8. Jahrgang.
34
Der unerbittliche Aufruf zur Selbstaufopferung für ein Deutschtum und der sehnliche Wunsch
nach einem Großdeutschenreich, lassen erkennen, dass die Bevölkerung für das
Nationalsozialistische Gedankengut empfänglich war. Das zeigt auch der Bericht vom 18.
Oktober 1930, indem über eine Nationalsozialistische Versammlung der Hitlerbewegung
geschrieben wird. Berichtet wird von der Rede des Gauführers Ing. Suske aus Innsbruck, der
in einem viel zu kleinen Versammlungsraum über die Unmöglichkeit des heutigen Systems
und mit den Parlamentsparteien hart ins Gericht ging. Dabei applaudierten ihm nicht nur die
Nationalsozialistischen Anhänger, sondern auch die Versammlungsbesucher mit anderer
Parteizugehörigkeit.133 Das Schüren der Angst vor dem Bolschewismus spielte vor allem den
Nationalsozialisten zu. Kaum ein Wochenblatt Ende der 1930er und Anfang 1931 enthielt
nicht neue Anschuldigungen und reißerische Schlagzeilen, die den Vormarsch des
Bolschewismus verrieten. In der Ausgabe von 8. November 1930 wird sogar eine Statistik
veröffentlicht, die zur Schau stellt wie viele Menschen die Bolschewisten auf dem „Gewissen
haben“:

Abbildung 5: Pongauer Wochenblatt, 8. November 1930, 8. Jahrgang

Diese „Headliners“ sollten den Parteien vor den anstehenden Wahlen (1930 Nationalratswahl
und folgend 193 die Gemeinderatswahlen) als Propaganda dienen. Hierbei dominierte der
Heimatblock die Wahlinserate im Pongauer Wochenblatt. Die Nationalsozialisten hielten sich
dezent im Hintergrund und setzten auf neue Medien in Bezug auf Wahlkampf. Bei den
Nationalratswahlen erzielten die Sozialdemokraten 1945 Stimmen, gefolgt von der
Christlichsozialen Partei mit 584 Stimmen und dem Heimatblock mit 315 in Bischofshofen.
Bereits an vierter Stelle rangieren die Nationalsozialisten mit 131 Stimmen.

133
Pongauer Wochenblatt, 18. Oktober 1930, 8. Jahrgang.
35
Der Schober-Block konnte hingegen nur 85 WählerInnen von sich überzeugen, der Landbund
sogar nur 75 und 5 BischofshofnerInnen wählten die kommunistische Partei.134
Am Titelblatt der zweiten Ausgabe der Pongauer Wochenschau aus dem Jahr 1932 steht die
135
Schlagzeile: „Das Jahr der Entscheidungen! “. Der am Anfang des Jahres bereits
vermutete „Knalleffekt“ des Jahres 1932 steht unweigerlich bevor. Schausbergers Buchtitel
Ins Parlament, um es zu zerstören136 wiederspiegelt das Vorhaben der Nationalsozialisten
„schleichend“ eine Machtposition einzunehmen. Bischofshofen, das seit der Schaffung der
Ersten Republik sozialdemokratisch geführt wurde, muss in den nachstehenden Jahren bittere
Verluste hinnehmen, ebenso wie eine politische Umwälzung.

134
Pongauer Wochenblatt, 15.November 1930, 8. Jahrgang.
135
Pongauer Wochenschau, 9. Jänner 1932, 10. Jahrgang.
136
Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995.
36
4. Die Wahlen 1931/1932 in Salzburg allgemein

Vorab soll eine kurze Einführung in die allgemeine historische Wahlforschung gegeben
werden, um aufzuzeigen, warum diese für historische Untersuchungen so wichtig ist und
welche Probleme eventuell zu berücksichtigen sind, damit eine gehaltvolle Aussage getätigt
werden kann.
Durch die Einführung des allgemeinen, geheimen, persönlichen Wahlrechts Anfang des 20.
Jahrhunderts wurde auch eine neue Teildisziplin der Geschichts- Sozial- und
Politikwissenschaften geboren: die empirische Wahlforschung. Natürlich versuchte man auch
erste Wahlansätze im 19. Jahrhundert zu erforschen, jedoch bezieht sich das wirkliche
Interesse auf die Wahlen im 20. Jahrhundert. Es wird versucht den Teilbereich des politischen
Verhaltens einer Bevölkerung abzubilden. Gegenstand der Forschung liegt hierbei auf dem
Versuch das menschliche Verhalten zu analysieren.137 Es kann aber lediglich nur ein Auszug
aus der gesamten Verhaltensweise wiedergegeben werden, nämlich die politische Agitation
der untersuchten Menge. Die Bildung von Theorien darüber ist nach Kaltefleiter und Nißen
durch drei Punkte gegeben:

1. Die Massenhaftigkeit der Wahl. Es nimmt ein Großteil der Bevölkerung teil.
2. Die Wahlen finden regelmäßig in einem gewissen Abstand statt.
3. Sie sind quantitativ leicht erfassbar, etwa durch die Auswertung der Stimmzettel oder
Wahlkarten.

Weiters beschreiben sie den Inhalt der Wahlforschung mit drei Fragen:

1. „Wer wählt wen?“


2. „Warum wählt wer wen?“
3. „Wer wählt wen mit welcher Wirkung?“

Es wird also versucht die Wählergruppe zu identifizieren mittels Vergleich zweier Wahlen,
dies kann als Beschreibung festgehalten werden.
Eine Erklärung wird mit der Beantwortung der zweiten Frage erprobt, die nicht auf die
Untersuchung von homogenen Teilgruppen als Erklärungsmodell zielt, sondern Hypothesen
erstellt über Kausalaussagen innerhalb dieser Gruppierungen.

137
Vgl. Werner Kaltefleiter, Peter Nißen, Empirische Wahlforschung, 1980, S.15.
37
Die letzte Frage zielt auf eine Platzierung des Wahlverhaltens. Gemeint ist hierbei die
Verteilung der Wählerstimmen in Mandate. Dies kann nach Kaltefleiter und Nißen als
Umsetzung der Machtposition gesehen werden. Dabei wird die Frage nach der Auslegung der
Motive der abgegebenen Wahl aufgeworfen, die in der genauen Zuordnung Probleme
aufweisen kann. Die exakte Verortung der Intention der Stimmabgabe basiert auf reiner
Vermutung, da die Absicht der Wählerschaft in einer geheimen Wahl nicht gegeben ist. Zwar
gibt es eine sogenannte Stammwählerschaft, jedoch bleibt dies trotzdem eine unbekannte
Konstante im Prozess der Wahlforschung.138

Die Wahlen allgemein in Salzburg


Die Erste Republik war gekennzeichnet von ihrer Schnelllebigkeit. Insgesamt neun Wahlen
auf Bundes- und Landesebene wurden von 1919 bis 1932 abgehalten.139 Dazu kamen noch
die Gemeindevertreterwahlen, die 1919, 1923, 1927/28 und 1931 die WählerInnen noch
einmal zu einem Urnengang aufforderten. Nach einer anfänglichen schwierigen Phase der
Demokratisierung, es gingen nicht einmal die Hälfte der Wahlberechtigten 1919 zu den
Gemeinderatswahlen Salzburg Stadt140, stieg die Wahlbeteiligung während dieses
wahlintensiven Jahrzehnts stetig an und die vorherrschende Politverdrossenheit nahm ab.
Salzburg war zu dieser Zeit größtenteils unter der Regierung der Christlichsozialen Partei. Die
Partei konnte sich durchgehend an die Spitze der Parteien setzen und stellte somit den
regierungsbildenden Part. Jedoch mussten sie im Verlauf dieses „Wahljahrzehnts“ stetig an
Wählerschaft einbüßen, die Mehrheit blieb ihnen trotzdem erhalten.

Christlichsoziale Partei: Wahlerfolge 1919 - 1932


LTW 1919 LTW 1922 LTW 1927 LTW 1932 NRW 1919/20 NRW1923 NRW1927 NRW1930

45,38% 56,27% 48,57% 37,92% 42,14%/47,45% 56,45% 60,37% 41,52%

Tabelle 5: Wahlerfolg Christlichsoziale Partei 1919-1932141

138
Ebda, S.17ff.
139
Vgl. Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007. S.351f bzw.357f.
140
Vgl. Ernst Hanisch, Im Zeichen des allgemeinen Wahlrechts, 1991, S.2378. Als Vermutung zur niedrigen
Wahlbeteiligung kann das intensive Wahljahr 1919 angesehen werden. Es wurden innerhalb eines Jahres drei
Urnengänge durchgeführt (Nationalrats- Landtags- und Gemeinderatswahlen).
141
Vgl. Anhang 1-9.
38
Auch die Sozialdemokratische Partei konnte ihren Platz als zweitstärkste Partei während
dieser Phase halten. Sie mussten aber herbe Verluste hinnehmen und das Schwinden der
Wählerschaft wohl oder übel in Kauf nehmen.

Sozialdemokratische Partei: Wahlerfolge 1919 - 1932


LTW 1919 LTW 1922 LTW 1927 LTW 1932 NRW 1919/20 NRW1923 NRW1927 NRW1930
29,57% 34,52% 31,67% 25,63% 30,58% 27,77% 28,14% 32,28% 29,96%

Tabelle 6: Wahlerfolg Sozialdemokratische Partei 1919-1932142

Dieses Abfallen der zwei großen Parteien spielte lediglich den Nationalsozialisten in die
Hände. Anfangs noch bedeckt gehalten, agierten diese Anfang der 30er Jahre immer
intensiver. Die politische und wirtschaftliche Lage verschlechterte sich zunehmend und die
Regierungsparteien konnten den Forderungen ihrer Anhänger nicht mehr gerecht werden. Wie
bereits erwähnt, konnten in Salzburg die Christlichsozialen und die Sozialdemokraten sehr gut
miteinander kooperieren. Sie spielten sich gegenseitig nicht ins Abseits und versuchten wo es
möglich war keine Konflikte entstehen zu lassen. So waren die Regierungsparteien,
Christlichsoziale Partei und Großdeutschen, und die sich in der Opposition befindende
Sozialdemokratische Partei um das Wohlergehen des Landes besorg. Kurz vor den
Landtagswahlen wurde die über viele Jahre andauernde Koalition zwischen der
Christlichsozialen Partei und den Großdeutschen beendet.143 Die Wahlverluste von 1932 der
bisher an der Regierung beteiligten Parteien und der Sozialdemokraten entfachten ein
stürmisches politisches Agieren der Vertretergruppen. Das „Auslöschen“ des Deutsch-
nationalen Blocks aus dem Landtag brachte die Christlichsozialen in eine schwierige Lage.
Die unmittelbare Lösung, eine Große Koalition, wurde seitens der Christlichsozialen Partei
strikt abgelehnt, wohingegen die Sozialdemokraten sehr mit dieser Idee und ebenso mit dem
Ruf nach Neuwahlen kokettierten, da sie die Vermutung aufstellten nur Wählerstimmen
dadurch gewinnen zu können.144

142
Vgl. Anhang I-IX.
143
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S38f.
144
Ebda, S.45.
39
Auch die Großdeutschen konnten sich mit dem Gedanken einer Neuwahl anfreunden.
Lediglich die Chrsitlichsozialen sahen sich in Handlungszwang um einen erneuten Urnengang
zu unterbinden. Die Nationalsozialsten fühlten sich, dem Volk verpflichtet, für Neuwahlen zu
plädieren. Waren es doch sie, die als einzige Gewinnerpartei bei sämtlichen Wahlen Anfang
der 30er Jahre hervorgingen.145
Jedoch wurde die Nationalsozialistische Unterwanderung, etwas zynisch behauptet mit der
österreichischen Blauäugigkeit, nicht als ernster Gegner angesehen. So forderte beispielsweise
Otto Bauer: „Wir hielten Neuwahlen für nützlich, damit die Nationalsozialisten in das
Parlament einziehen und die Notwendigkeit, zu den konkreten wirtschaftlichen und
politischen Fragen Stellung zu nehmen, ihre Demagogie demaskiere.“146 Auch die Salzburger
Wacht empfand das Agitieren der Nationalsozialisten selbstzerstörend: „Es besteht kein
Zweifel mehr darüber, daß die Entsendung von Hitleristen in gesetzgebende Körperschaften
und gar in die Regierungen der Todesstoß für die Hitlerei ist […] Mit dem Augenblick der
Wahl des Ungeistes zum Abgeordneten ist es um ihn geschehen, denn das ist sein Tod.“147 Das
weder die Zeitungen noch wortgewandte erfahrene Politiker und Menschenkenner Recht
behalten werden, zeigt sich bereits in den ersten Monaten nach den Wahlen und in den
darauffolgenden „illegalen Jahren“. Schausberger sieht einen möglichen Grund, warum die
Zustimmung zu den Nationalsozialisten zu dieser Zeit enorm zuwuchs, im sturen
„kompromisslosen“ Agieren der zwei großen Parteien miteinander.148 Das Vertrauen der
Bevölkerung war somit gebrochen und nun noch anfälliger für die „kompromisslose“
Nationalsozialistische Propaganda.

145
Siehe Anhang I-IX.
146
Otto Bauer, Aufstand der österreichischen Arbeiter, 1934, S.24.
147
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, 45f.
148
Ebda, S.46.
40
4.1 Gemeinderatswahlen 1931

Gemeindevertreterwahlen lassen sich grundsätzlich keinem Prinzip unterordnen. Meist als


Persönlichkeitswahl ausgelegt unterscheiden sie sich angesichts des Wahlkampfprogrammes
und der Agitation der Parteien grundlegend von Nationalrats- und Landtagswahlen.149 Das
trügerische Bild von Kommunalpolitik als unpolitische Sachpolitik wird nach Schausberger
dem Urbild eines „unpolitischen Österreichers“ zugeschrieben. Dieses Scheinbild wird
demnach durch einen unterschwelligen, jedoch schlummernden Antiparteienaffekt, der vor
allem auf die Zeit zwischen den Kriegen zurückzuführen ist, begründet. Begleitet wird dieser
Aspekt von dem vehementen Begehren das „friedliche Gemeindeidyll“ nicht zu
beschädigen.150
Laut Ernst Hansich wurde nach dem Ersten Weltkrieg „Business as usual“ betrieben und über
Themen wie Sonntagsruhe und Pferdebespannung des Rettungsdienstes debattiert.151 1918
wurden die Gemeinderäte nach den Ergebnissen der letzten Reichsratswahl von 1911
zusammengesetzt. Im darauffolgenden März konnte mittels neuer Gemeindestatuten die
Regeln für die kommenden Gemeinderatswahlen festgehalten werden:152

 die neuen Gemeinderatswahlen sollten dem demokratischen Grundsatz Folge leisten


 die Mitgliederanzahl wurde auf 40 erhöht
 nach dem Prinzip des Verhältniswahlrechts werden nach der Hälfte der Amtszeit 20
Gemeinderäte via „Schicksalslos“ durch Neugewählte ersetzt
 „Das Bürgerrecht kann nur an deutsche Bewerber verliehen werden!“, ein Relikt aus
der Vorkriegszeit, das sich erhalten hatte

Das verkomplizierte System des Verhältniswahlrechts wurde durch die 1924 beschlossenen
erweiternden Statuten revidiert. Ausgebaut wurden die Satzungen aber mit verschiedenen
Wahlvorgängen für die kommunale Wahl. Insgesamt wurden fünf verschiedene
Möglichkeiten einer Wahl in Aussicht gestellt. Bettina Westle meint, dass Wahlen das
umfassendste politische Beteiligungselemet darstellen. Sie erweisen sich als
153
Befähigungsbewilligung dieser politischen Ordnung.

149
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen, 2005, S.13.
150
Ebda.
151
Vgl. Ernst Hanisch, Im Zeichen des allgemeinen Wahlrechts, 1991, S.2377.
152
Ebda.
153
Vgl. Bettina Westle, Wahlen, 1987, S.624.
41
Für die Gemeinderatswahl 1931 galten folgende Möglichkeiten:154

a. Mehrheitswahl: Hierbei wird keine Partei oder Parteiliste gewählt, sondern eine
Person. Es ist also eine Persönlichkeitswahl, die die WählerInnen durchführten.
Derjenige mit den meisten Nennungen war gewählt.
b. Einheitslisten: Alle Parteien schließen sich zu einer Einheitsliste zusammen (auch
Vertreter der Sozialdemokraten). Dies ist eine außerordentliche Form von
Konsenspolitik.
c. Kandidatur einer Partei: Kleinen Gemeinden stand die Qual der Wahl nicht zur
Debatte, da sich nur eine Partei, meist eine Wirtschaftspartei, zur Kandidatur anbot. In
manchen Gemeinden stellte sich nur die Christlichsoziale Partei zur Wahl.
d. Kandidatur zweier Parteien: Hierbei handelt es sich um die Erfüllung eines
„demokratischen Mindestangebots“. Dabei kandidierten in Salzburg in den meisten
Fällen eine Wirtschaftspartei oder die Christlichsoziale Partei gegen die
Sozialdemokratische Partei.
e. Kandidatur mehrerer Parteien: Die stetig ansteigende Zahl von Gemeinden, die diese
Wahlmöglichkeit in Anspruch nehmen konnten, hatten meist die Wahl zwischen
einem bürgerlichen Lager, den Sozialdemokraten und der bereits kandidierenden
Nationalsozialisten der Hitlerbewegung.

Möglichkeiten zur Gemeinderatswahl in Salzburg 1931


Flachgau Tennengau Pongau Pinzgau Lungau Gesamt
Mehrheitswahl 10 1 13 5 17 46
Einheitsliste / 1 / 2 / 3

Kandidatur einer Partei 5 3 2 1 3 14

Kandidatur zweier Parteien 17 8 13 10 3 51

Kandidatur mehrerer Parteien 12 3 8 17 2 42

Tabelle 7: Möglichkeiten zur Gemeinderatswahl in Salzburg 1931155

154
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen, 2005, S.32f.
155
Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 1993, S.33.
42
Betrachtet man nun die Häufigkeit und Entwicklung dieser Wahlmöglichkeiten, dann kann
festgehalten werden, dass die Mehrheitswahl in rund 30% der Gemeinden Anklang fand mit
einer steigenden Tendenz (1928: 42 Gemeinden). Die Einheitslisten wurden in exakt drei
Gemeinden, Kuchl, Kaprun und Wald, durchgeführt. Dass nur eine Partei zur Wahl antritt
passierte noch in 14 Gemeinden. Diese Form des Wahlverfahrens dezimierte sich seit den
Gemeinderatswahlen von 1928.
Ebenso rückläufig, aber immer noch die am häufigsten durchgeführte Möglichkeit, war die
Kandidatur zweier Parteien. Steigern konnte sich die Wahl mit mehreren Parteien, was
eindeutig auf die Kandidatur der Nationalsozialisten zurückgeführt werden kann. Im
Gegensatz zu den Wahlen von 1928 konnte sich diese Methode verdoppeln.
Knapp 60% aller Gemeinden konnten 1931 bei den Gemeinderatswahlen eine demokratische
Wahl durchführen, das waren immerhin 93 Gemeinden in Salzburg.

Gesamtwahlergebnisse 156
„Frische Luft in die Gemeindestube“157 so titelte das Gasteiner Blatt am 7. März 1931 im
Vorfeld der Wahlen. Dass sie Recht behalten werden, aber nicht zu Gunsten der
Christlichsozialen oder etwa der Sozialdemokraten, sondern der Nationalsozialisten, konnte
zu diesem Zeitpunkt noch keiner wissen. Als einzige Gewinner der Wahl können die
Nationalsozialisten der Hitlerbewegung angesehen werden.

156
Der Versuch einer Gesamtdarstellung aller Wahlergebnisse der Salzburger Gemeinderatswahlen 1931 wurde
von Franz Schausberger im Jahr 2005 unternommen. Dabei stieß er auf einige Schwierigkeiten. Da in den
1960ern durch Brand oder Platzmangel in den Archiven der Gemeinden und auch der Stadt Salzburg selbst
keine Wahlkarten mehr erhalten sind, musste er sich auf Zeitungen und bereits entstandene Literatur
darüber halten. Hierbei ist nicht auszuschließen, dass einige Gemeinden fehlerhafte Angaben getätigt haben.
Schausberger stützte sich auf die Kalküle von Laurenz Krisch, die Salzburger Wacht und die Salzburger
Chronik. Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen, 2005, S.13 und 102.
157
Gasteiner Blatt, Nr 10, 1931.
43
Gesamtergebnis der Salzburger Gemeinderatswahlen 1931
Anteil am
Parteien männlich % weiblich % Gesamt Gesamt- Mandate
ergebnis
I Bürgerliches Lager
Christlichsoziale Partei 7.837 41,6 10.982 58,4 18.819 18,6 329
Wirtschaftsparteien 15.652 49,7 15.852 50,3 31.504 31,2 785
Großdeutsche 210 49,9 211 50,1 421 0,4 10
Ständeblock 147 54,4 123 45,6 270 0,3 9
Volkspartei 419 51,2 392 48,8 811 0,8 21
Bauern- /Wirtschaftspartei 649 53,3 568 46,7 1.217 1,2 41
Summe I 24.914 47 28.128 53 53.042 52.5 1.195
II Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Summe II 17.585 54 15.002 46 32.587 32.2 405
III Nationalsozialisten
Hiterlpartei 3.212 55,2 2.609 44,8 5.821 5,8 64
Schulz-NS 441 46,5 507 53,5 948 0,9 2
Summe III 3.653 54 3.116 46 6.769 6,7 66
IV Kommunistische Partei
Summe IV 467 66,8 232 33,2 699 0,7 2
V Einheitsparteien
Summe V 215 55,6 172 44,4 387 0,4 41
VI Arbeiter- und Beamtenparteien
Summe VI 239 57,7 175 42,3 414 0,4 15
VII Andere
Summe VII 111 62,4 67 37,6 178 0,2 5
VIII Mehrheitswahl
Summe VIII 4.323 61,7 2.685 38,3 7.008 6,9 478
Summe I-VIII 51.507 51 49.577 49 101.084 100 2.207

Tabelle 8: Gesamtergebnis der Salzburger Gemeinderatswahlen 1931

Vergleicht man die Ergebnisse mit den Landtagswahlen von 1927 und den
Nationalratswahlen 1930 kann eindeutig eine Tendenz hin zum Nationalsozialismus gesehen
werden. Zwar blieb das bürgerliche Lager immer noch die am stärksten vertretene Fraktion,
jedoch wurden Großdeutsche, Ständeblock sowie Volkspartei und die Bauern-/
Wirtschaftspartei fast zermalmt. Kam das bürgerliche Lager 1930 noch auf über 65% sowie
1927 auf knapp 57% (hierbei sind die Stimmen der Großdeutschen nicht miteingerechnet, da
diese mit den Nationalsozialisten koalierten), gelang es nun nicht mehr diese eindeutige
Mehrheit zu halten. Mit den nun erreichten 53% rutschen sie fast unter die 50% Grenze.
Dahingegen konnte die Sozialdemokratische Partei ihr Ergebnis halten, und sogar um einen
knappen Prozentpunkt im Vergleich zu den Nationalratswahlen 1930 steigern.
44
Dieses Plus ist zwar nur ein minimales positives Quäntchen, kann aber als Haar in der Suppe
des liberalen Blocks angesehen werden. Vor allem die Christlichsoziale Partei konnte mit
ihrem Verlust (1927: ~49%; 1930: ~42%) kaum umgehen. Sie waren so schnell wie möglich
gezwungen eine Lösung zu finden, um die Tendenz in der Bevölkerung zu unterbinden oder
gegenzusteuern, was ihnen drei Jahre später mit der Ausrufung des Ständestaats und dem
Verbot der Sozialdemokratischen Partei sowie sämtlichen anderen Parteien gelungen war. Als
einziger Gewinner der Gemeinderatswahlen 1931 können die Nationalsozialisten angesehen
werden, die ihr Ergebnis gegenüber den Nationalratswahlen von 3,68% auf 6,7% steigern
konnten. Hierbei muss aber noch ein Einschub getätigt werden. Dem Resultat muss eine
Korrektur bzw. eine Erklärung abgerungen werden. Die 6,7% der Nationalsozialisten
beziehen sich sowohl auf die Hitlerbewegung (5,8%) als auch auf die Schulz-Gruppe (0,9%).
„Keine Gesetzeswidrigkeiten in den Taten und keinen Kompromiß im Geist“158. So führte
Hitler die NSDAP nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Womit das zu
diesem Zeitpunkt bereits feststehende Ausscheiden der Schulz-Gruppe aus der Politik als
besiegelt angesehen werden kann. Der eine Prozentpunkt den die Partei um Schulz gewinnen
konnte war somit die Bestätigung aus der Bevölkerung für die Hitlerbewegung und gegen die
gemäßigtere Schulz-Linie, die sich regelrecht in Luft auflöste. Als weiteres klares Indiz für
einen Nationalsozialistischen Aufstieg kann ebenso festgehalten werden, dass die
Nationalsozialisten bei den Gemeinderatswahlen 1931 lediglich in 28 von 157 Gemeinden
kandidierten.159
Für die Kommunistische Partei, die Methode der Einheitsliste sowie für die Arbeiter- und
Bauernpartei gibt es kaum erwähnenswerte Nennungen. Sie konnten alle weniger als einen
Prozentpunkt im Gesamtergebnis der Gemeinderatswahlen erzielen und somit nur einen
geringen Anteil an Mandataren in den Gemeinderäten stellen.

Wahlkampf der Parteien


Wie gingen die einzelnen Parteien bei ihrem Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen vor.
Dies gilt es zu hinterfragen. Das Agieren der Nationalsozialistischen Partei wird in einem
eigenen Kapitel gesondert untersucht.

158
Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie,1993, S. 56.
159
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen, 2005, S. 103.
45
Die Christlichsoziale Partei versuchte eine breite Wählerschaft zu erreichen. Mit ihrem
Wunsch Bauern, Gewerbetreibende und Arbeiter zu erreichen, galt sie als „Volkspartei“ in
der Ersten Republik. Diesem Anliegen konnte sie aber nicht ganz gerecht werden. Sehr viel
Macht innerhalb der Partei besaßen die Organisationen rund um die Christlichsoziale
Vereinigung. Vor allem der katholische Bauernbund wirkte am politischen Leben in den
Gemeinden mit. Attackiert von allen Lagern des politischen Systems, kündigte die Partei
einen sanften Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen an. Der Landesparteisekretär Heinrich
Seibert führte durch den Stimmenwahlkampf.160 Beim Landesparteitag 1931 sprach einer der
bedeutendsten Figuren der Christlichsozialen Bewegung, Dr. Franz Rehrl, zu seinen
Parteikollegen und versuchte ausdrücklich auf ein geschultes Auge und ein wachsames Ohr
gegen die Nationalsozialisten hinzuweisen: „Die Partei dürfte nicht übersehen, daß ein neuer
politsicher Gegner, die Nationalsozialisten, auf den Plan trete, in vieler Beziehung allerdings
verwandt zum Heimatblock. Man täusche sich nicht über diese Bewegung hinweg. Es sei zu
beachten, daß sehr viele ideale junge Menschen dieser Bewegung nachlaufen, die es bisher
eben sehr gut verstanden hat, die letzten Triebkräfte und Ziele zu verstecken. Für die
Christlichsoziale Partei, die ihre soziale ausgleichende Tätigkeit hochgebracht hat, kommt es
darauf an, das Parteiideal wider allen Schlagworten in klarer Deutlichkeit entgegenzustellen,
möge diese von welcher Seite immer kommen.161“
Ebenso verwies der Nationalratspräsident Dr. Rudolf Ramek auf die Gefahr der
Nationalsozialisten hin. Der angekündigte sanfte Wahlkampf äußerte sich in Form von
Veranstaltungen der Christlichsozialen Organisationen wie der Katholische Arbeiterverein
oder die Katholische Frauenorganisation. Man versuchte im großen Stil auf Wahlplakate zu
verzichten und setzte eher auf den direkten Kontakt mit den WählerInnen. Lediglich eine
Wahleinschaltung im Gasteiner Blatt kann gefunden werden:

160
Ebda, S.35ff.
161
Salzburger Chronik, 9.3.1931.
46
Abbildung 6: Wahlkampf Christlichsoziale Partei

Dabei wird die Wahlkampfstrategie deutlich ersichtlich. Man versucht an die heimattreuen
Männer und Frauen zu appellieren der „Rote Schmach“ endgültig den Gar auszumachen.
Durch die Bezeichnung Marxisten wird versucht ein Vergleich zu den russischen Marxisten
herzustellen und so noch deutlicher veranschaulicht, dass diese Partei eine Gefahr für die
patriotische Bevölkerung darstellt. Durch Etablierung auf Einheitslisten und Wahlbündnissen
in den Gemeinden versuchte die Christlichsoziale Partei ihr Engagement für die Gemeinde zu
zeigen, dies dürfte ihr aber im Nachhinein zum Verhängnis geworden sein.

47
Vor allem Koalitionen mit der Deutschnationalen Partei weckte Misstrauen in der
kommunalen Bevölkerung. Insgesamt kandidierte die Christlichsoziale Partei in 41
Gemeinden selbständig. Ebenso kann die Bilanz der Partei durch die Gemeinden, in denen
eine Mehrheitswahl durchgeführt wurde, positiv aufgewertet werden. Im Zuge der Kandidatur
als Wirtschaftspartei konnte es den Christlichsozialen nicht gelingen die Ergebnisse der
Nationalratswahl zu halten. Nur durch Zusammenführung des bürgerlichen Lagers war es in
manchen Gemeinden möglich die Christlichsozialen Bürgermeister zu halten.162
Die Wirtschaftsparteien, oder Wirtschaftslisten, gelten als Versuch das Sozialdemokratische
Umfeld noch stärker einschränken zu wollen. Bei den Landtagswahlen 1922 kandidierte die
„Christlich-nationale Wahlgemeinschaft“, die aus Christlichsozialen, Freiheitlichem
Salzburger Bauernbund und Nationalsozialisten bestand. „Unzucht wider die Natur“, nannten
es die Großdeutschen und untersagten diesem Bündnis beizutreten.163 Schon bei den
Nationalratswahlen 1927 wurde eine Christlichsoziale -Deutschnationale Kooperation
vereinbart, die sich den WählerInnen stellte. Jedoch wirft dieses Hin und Her bereits einen
Schatten über die koalierenden Parteien. Für die Gemeinderatswahlen 1931 gibt es viele
dieser Wirtschaftslisten, die sich in 63 Gemeinden zur Kandidatur anbieten. Schausberger
beschreibt die Vielfalt als inhomogen, da viele dieser Gruppierungen mehrfach in derselben
Gemeinde nur unter anderem Namen kandidierten.164

Die Buntheit der Bündnisse dieser Wirtschaftsparteien äußerte sich wie folgt165:

 Christlichsoziale, Deutschnationale, Landbund, Ständebund, Heimatblock und


ähnliche in allen Variationen in 63 Gemeinden
 Deutschnational-freiheitliche Gruppierungen in verschiedenen Variationen in 14
Gemeinden
 Deutschnational-freiheitliche Gruppierungen mit den Nationalsozialisten
(Hitlerbewegung) in drei Gemeinden
 Christlichsoziale , Deutschnationale und Nationalsozialisten (Hitlerbewegung) in einer
Gemeinde

162
Vgl, Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.41f.
163
Vgl. Richard Voithofer, Drum schließt euch frisch an Deutschland an, 2000, S.193.
164
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.41.
165
Ebda, S.42.
48
Es gab aber auch Wirtschaftsparteizusammenschlüsse mit Beteiligung der Hitlerbewegung,
und zwar in Hofgasten-Markt, Strobel und Neumarkt mit den Deutschnationalen, und in
Maishofen mit der Christlichsozialen Partei und den Großdeutschen.166
Die Sozialdemokratische Partei kann auf eine komprimierte Organisationsstruktur mit sehr
vielen Mitgliedern zurückgreifen. Ihr Interesse bei den Gemeinderatswahlen legte die Partei
daher auf ihre favorisierten Orte, die auf einen industriellen Hintergrund hinweisen. Die
Arbeiterpartei versuchte daher gerade in den Industriestandorten und in den Gemeinden,
welche für die Eisenbahner von Bedeutung waren, ihren Fokus zu legen. Das waren vor allem
die Gemeinden Gnigl/Itzling, Maxglan, Hallein, Bischofshofen, Schwarzach, Mühlbach, Lend
und Saalfelden, wohingegen sie im Bezirk Lungau nicht einmal 50 Anhänger besaßen. 167 Die
sozialdemokratisch dominierten Gemeinden waren Lend (85,2 %) Gnigl/Itzling (73,4 %)
gefolgt von Bischofshofen (65,6 %). Weitere Gemeinden waren eben diese bereits
obengenannten Gemeinden.168 Im Wahlkampf setzten sie sich vor allem um Stimmengewinne
bei den Frauen ein und machten mit vielen Veranstaltungen und Versammlungen der
Katholischen Frauenorganisation Konkurrenz. Ihre Wahlannoncen in der Salzburger Wacht
zielten ebenso wie die der Christlichsozialen Partei auf Hetze wider die Gegenparteien.
Mit Argumenten für die Sozialdemokratie und prominenten Wahlhelfern, wie etwa die
Ankündigung der Rede Otto Bauers, schürte man Interesse. Ebenso sprach man die
Hauptwählerschaft (die Arbeiter) direkt an und richtete den Aufruf an sie.

In den Gemeinden in denen die Partei kaum Chancen hatte an Stimmen zuzulegen, behielt sie
eher eine kapitulierende Haltung. In der Salzburger Wacht erschien daraufhin ein Artikel, der
die Parteimitglieder aufmuntern und stärken sollte mit hocherhobenem Kopf ihre wenigen
Stimmen zu verteidigen und so Würde zu beweisen. „[…] Freilich, Wunder wirken können
die Sozialdemokratischen Gemeinderatsmitglieder nicht […]“169.

166
Ebda, S.41.
167
Vgl. Ernst Hansich, Die Erste Republik, 1988, S.1078.
168
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.44.
169
Salzburger Wacht, 20.3.1931.
49
Abbildung 7: Wahlkampf Sozialdemokratische Partei

Ebenso setzten die Sozialdemokraten auf Filmvorführungen, wie den eigens produzierten
Film „Du und die Gemeinde“. Im Gegensatz zu den Christlichsozialen setzte die
Arbeiterpartei auf den Einsatz von Wahlplakaten und die Schaltung von Inseraten vor allem in
der Salzburger Wacht. Bei der Schlusskundgebung am 27. März konnten Otto Bauer und Otto
Glöckel als Redner gewonnen werden, die die Fraktion der Sozialdemokratischen
Bundespartei vertraten.

50
Otto Bauer sprach sich im Zuge seiner Rede für eine gemeinsame Zollunion mit Deutschland
aus und ebenso teilte er seine positiv gesinnte Meinung zum Anschluss an das Nachbarland
aus.170 Das Thema Zollunion war auch großer Teil der Wahlkampagne und wurde gegen Ende
der Bestrebungen forciert an die Wählerschaft gerichtet.171 Außer Acht gelassen wurden
hierbei, und dies nicht nur von den Sozialdemokraten, sondern von allen Parteien, die
immensen Parteigewinne der Nationalsozialisten in Deutschland.172
Weiters gab die Parteiführung, unter Regie von Eduard Baumgartner, eine Werbeschrift
heraus mit der Aufschrift „Die Arbeit der Sozialdemokraten in den Gemeinden Salzburgs und
die Hemmnisse dieser Arbeit“. Darin wurden der vorangetriebene Wohnungsbau in den
Gemeinden und etwaige andere Sozialdemokratische Projekte angepriesen.173
Das zerrüttete Lager der großdeutschen Partei spaltete sich im Zuge der Gemeinderatswahlen
und löste sich gänzlich ein Jahr später bei den Landtagswahlen in Salzburg auf. Die einstigen
WählerInnen sollten in Zukunft die Wahllisten des Landbundes und der Nationalsozialisten
unterstützen. Ein Rückgang der Parteimitglieder von 2.700 auf 1.400 vor den
Gemeinderatswahlen ist wohl dem seit 1929 ruhenden Parteigeschehen zuzuschreiben.174 Gut
organisiert war die Partei lediglich in der Stadt Salzburg und im Bezirk Pongau. Zu ihrer
Zielgruppe der Wählerschaft zählten Beamte und Gewerbetreibende. Ebenso wie die anderen
Parteien versuchten die Großdeutschen via Versammlungen ihre treue Wählerschaft zu
animieren. Als jedoch Rudolf Plafinger die Spitze der Landespartei einnahm wurde die
Parteiideologie immer vehementer für einen Anschluss an Deutschland ausgerichtet.175 Durch
Schaltungen im Salzburger Volksblatt versuchte sie den erbitterten Kampf um jede einzelne
WählerInnenstimme zu gewinnen, und bat ihre treue Anhängerschaft sogar die finanziell stark
angeschlagene Partei mit Spenden zu unterstützen.176 Wie die Ergebnisse der
Gemeinderatswahl aber zeigten eher vergebens.

170
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.47.
171
Ebda.
172
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1933, S.36.
173
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.49.
174
Vgl. Richard Voithofer, Drum schließt euch frisch an Deutschland an, 2000, S.298.
175
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.51.
176
Ebda.
51
4.2 Landtagswahlen 1932

Im Gasteiner Blatt wird der 24. April als politischer Großkampftag gepriesen. 177 Die
Landtagswahlen Anfang der 30er Jahre bedeuten für alle Parteien den Kampf ums Überleben.
Wie sich zeigten wird, lag nach dem Wahltag kein Blatt mehr auf dem anderen. Die gesamte
politische Struktur Salzburgs wurde mit einem Paukenschlag umgewälzt. Der Trend der
Vorjahreswahl bestätigte sich.
Ebenso wenig außer Acht gelassen werden muss die Tatsache, dass am selben Tag in
Deutschland gewählt wurde. In Preußen, Bayern, Württemberg und Anhalt rief man ebenso
zur Landtagswahl auf. Die Ergebnisse dieser Wahlen zeigten eindeutig den Trend zur
NSDAP. Die Partei konnte bis auf Bayern (hier wurde sie zweitstärkste Partei mit nur zwei
Mandaten Unterschied zur Bayrischen Volkspartei) die Wahl für sich entscheiden. Diese
Ereignisse aus dem Nachbarland wirkten sich natürlich auf die Wahlen und die allgemeine
Stimmung in Österreich aus.178 Die Christlichsoziale Partei, die immer noch vehement den
ersten Platz verteidigte, musste weitere Einbußen hinnehmen.

Landtagswahlen am 3. April 1927


Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 115.027
Christlichsoziale Partei 55.863 48,57% 13 3
Sozialdemokratische Partei 36.431 31,67% 9 2
Großdeutsche und Nationalsozialisten 13.245 11,51% 3 0
Salzburger Landbund 7.968 6,93% 1 0
Wirtschaftlicher Ständebund 1.517 1,32% 0 0

Tabelle 9: Landtagswahlen 1927

177
Gasteiner Blatt, Nr.18, 1932.
178
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.39.
52
Die Sozialdemokratische Partei verlor ebenso Anteile ihrer Wählerschaft und die
Großdeutschen rutschten regelrecht in den Keller.

Landtagswahlen am 24. April 1932


Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 116.328
Christlichsoziale Partei 44.13 37,92% 12 3
Sozialdemokratische Partei 29.810 25,63% 8 2
NSDAP-Hitlerbewegung 24.125 20,74% 6 1
Unabhängige Bauern- und
Ständevertretung 7.374 6,34% 0 0
Heimatschutz 5.530 4,75% 0 0
Kommunisten 3.126 2,69% 0 0
Großdeutsche Volkspartei 2.250 1,93% 0 0

Tabelle 10: Landtagswahl 1932

Vergleicht man nun die beiden Wahlergebnisse, so kann man einen Wählerstimmenanstieg
von knapp 1000 zu Buche schreiben. Bei Betrachtung der Parteiergebnisse wird ebenso auf
Anhieb ersichtlich, dass sich die politische Gesinnung innerhalb des Landes Salzburgs
vehement gegen die alten Garden richtet. Mit einem Minus von knapp 11% für die
Christlichsoziale Partei erteilte man der konservativen Politik des Landes eine Absage. Die
Christlichsoziale Wählerschaft war unzufrieden. Ihre Stimmen durften der Unabhängigen
Bauern- und Ständevertretung zu Gute gekommen sein, wobei nicht ausgeschlossen werden
kann, dass einige einst Christlichsoziale WählerInnen nun die beflügelte Hitlerpartei wählten.
Gleiches gilt für die Sozialdemokraten. Sie verloren knapp 6% und somit gleich wie die
Christlichsozialen je ein Mandat im Landtag. Bei den Sozialdemokraten ist sich die Literatur
aber ziemlich sicher, dass der Verlust ihrer Stimmen direkt den Nationalsozialisten
zuzuschreiben ist.179
Jedoch am meisten einbüßen musste die Großdeutsche Volkspartei. Konnte sie noch 1927
~12% der Stimmen gewinnen (hier zwar in Bündnis mit den Nationalsozialisten), wurde sie
nun völlig dem Erdboden gleichgemacht. Mit nicht einmal zwei Prozentpunkten war die
Partei quasi nicht mehr überlebensfähig und bildete das Schlusslicht aller angetretenen
Parteien.

179
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.155.
53
Wie schon bei den Gemeinderatswahlen war auch bei den Landtagswahlen die einzige Partei
mit einem Wählerzuwachs die Nationalsozialistische-Hitlerbewegung. Die 1922 noch nicht
zur Wahl stehende und 1927 nur in Koalition mit den Großdeutschen geführte Partei erlangte
auf Anhieb ein überdurchschnittliches Ergebnis von knapp 21%. Dieser Sprung aus dem
Nichts verunsicherte die anderen Parteien. Derer waren neben den Neulingen der
Hitlerbewegung genau noch zwei, die Christlichsozialen und die Sozialdemokraten.

Ergebnisse der Landtagswahl 1932 in Salzburgs Bezirken


Bezirk Christlichzoziale Nationalsozialisten Sozialdemokraten Kommunisten Heimatblock Landbund Großdeutsche
Stadt 6.276 29,2% 6.232 29,0% 5.856 27,2% 556 2,6% 1.403 6,5% 205 0,9% 987 4,6%
Flachgau 14.362 39,6% 6.065 16,7% 9.972 27,5% 878 2,4% 1.219 3,4% 3.222 8,9% 545 1,5%
Tennengau 5.436 41,7% 2.056 15,8% 3.562 27,3% 565 4,3% 363 2,8% 859 6,6% 188 1,5%
Pongau 7.416 37,4% 3.484 17,5% 5.403 27,2% 398 2,0% 1.758 8,9% 1.057 5,3% 355 1,7%
Pinzgau 7.085 36,2% 4.959 25,3% 4.532 23,1% 729 3,7% 673 3,4% 1.487 7,6% 138 0,7%
Lungau 3.438 57,7% 1.329 22,3% 485 8,1% 1 / 114 1,9% 539 9,0% 57 1,0%
Gesamt 44.013 37,9% 24.125 20,8% 29.810 25,6% 3.127 2,7% 5.530 4,8% 7.369 6,3% 2.250 1,9%

Tabelle 1112: Ergebnisse Landtagswahl 1932180

Diese Tabelle zeigt die Verteilung der einzelnen Stimmen in den Bezirken. In den
Gebirgsbezirken Lungau und Tennengau kann die Christlichsoziale Partei ihre Mehrheit
beibehalten, in ersterer sogar fast 60% der Wählerstimmen für sich beanspruchen. Wobei
trotzdem ein deutlicher Verlust im Vergleich zu den Landtagswahlen 1927 zu verzeichnen
ist.181 Eine konstante Verteilung fällt bei den Sozialdemokraten auf, die weitgehend in allen
Bezirken, außer dem Lungau, ~28% der Stimmen gewinnen konnten. Diese Verteilung dürfte
sein auf die Annahme zurückzuführen, dass die Sozialdemokraten in ihren Hochburgen ein
weit überdurchschnittliches Ergebnis erzielen konnten, jedoch diese einzelnen Gemeinden
oder Städte meist das Umfeld nicht beeinflussen konnten. Verloren hat die Partei im Pinzgau
und Pongau.
Ihre Stimmen dürften an die Kommunisten übergegangen sein. Zum Ergebnis der
Nationalsozialisten ist zu sagen, dass eine Auffälligkeit in der Stadt Salzburg zu bekunden ist.
Hier konnten sie sogar die Sozialdemokraten überholen und lediglich um 44 Stimmen der
Christlichsozialen Partei unterlagen. Auch im Pinzgau nahmen sie auf Anhieb den zweiten
Platz ein. Ihre neugewonnenen Stimmen dürften sie aus dem Christlichsozialen Lager erhalten
haben.

180
Ebda, S.160.
181
Ebda, S.161.
54
Diese Annahme kann ebenso für die Ergebnisse im Lungau und Pongau getroffen
werden.182Auch hier kann bei genauer Betrachtung der Ergebnisse der Großdeutschen Partei
darauf geschlossen werden, dass ihre Wähler in das Nationalsozialistische Lager übergelaufen
waren. Im Pinzgau kam die Partei nicht einmal mehr über einen Prozentpunkt hinaus.

Der Wahlkampf
Neben der populären Politfigur Dr. Franz Rehrl setzte die Christlichsoziale Partei auf einen
stark geführten Personenwahlkampf direkt in den einzelnen Bezirken. Der Landeshauptmann
blieb bei dieser Wahl aber eher im Hintergrund. Für ihn übernahm der
Nationalratsabgeordnete Bartlmä Hasenauer die Wahlkampftätigkeit. Ebenso versuchte die
Partei ihre gute Positionierung in Salzburg, die im Gegensatz zu den anderen Bundesländern
stand, weiter auszubauen und auf das Vertrauen ihrer Wählerschaft zu hoffen, jedoch
vergebens. Weiters setzte die Partei auf einen „französischen Kurs“, das heißt, sie verfolge die
Bemühungen eine erneute Völkerbundanleihe anzustreben.183 Dies dürfte aber nach den
missglückten Bestrebungen von Schober um eine Zollunion mit Deutschland ein weiterer
taktischer Fehlzug gewesen sein. Mit der Präsentation eines eigenen Wahlwerbefilms gelang
der Christlichsozialen Partei ein Schritt in Richtung Modernisierung des Wahlkampfes, der
ein Jahr zuvor den Sozialdemokraten bereits positiv half.184 Im Gasteiner Blatt finden sich
auch in diesem Jahr wieder Wahlkampagnen gegen die Sozialdemokraten. „Keine Stimme
mehr den demokratischen Parteien“185 Im Jahr der Landtagswahlen setzte sie noch verstärkter
auf die Regionalpresse und versuchte durch vehementen Vergleich der Sozialdemokraten mit
den russischen Marxisten Angst in der Bevölkerung zu schüren. Dies gelang zwar im
ländlichen Lungau, jedoch spielte die Christlichsoziale Partei eher in die Karten der
Nationalsozialisten. Ebenso wie ihre Gegenpartei versuchten die Sozialdemokraten verstärkt
auf Wahlveranstaltungen und Versammlungen zu setzen, um die Nähe zu der Wählerschaft
herzustellen. Der offensiv betriebene Wahlkampf wurde gegen die Bundesregierung geführt.
Die Landesebene blieb dabei außen vor. Da die Sozialdemokraten über eine robuste
Mitgliederbasis verfügten, agierte man vor allem um ihrer Willen.186 Ebenso setzte sie auf die
Publikation von Wahlplakaten und vertrieben diese auch in den Hochburgen der Salzburger
Industrieorte, wie Hallein oder Zell am See.

182
Ebda.
183
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.38.
184
Vgl. Franz Schausberger, , Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.156.
185
Gasteiner Blatt, Nr.15, 1932.
186
Vgl. Franz Schausberger, , Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.157.
55
Die Großdeutsche Partei beendete im Jänner 1932 die langandauernde Koalition mit den
Christlichsozialen. In Anbetracht der Situation und der Vorahnung, die bevorstehenden
Wahlen nicht überleben zu können, versuchte sie vehement eine Einheitsfront aufzustellen.
Die Bemühungen scheiterten jedoch. Resignierend steckten sie kaum Anstrengungen in den
Wahlkampf und versuchten nicht einmal die Partei zu retten.187

Ausblick
Nach den Wahlen war vor den Wahlen. Das eindeutige Ergebnis gegen die Christlichsoziale
Partei forcierte eine komplette Umstrukturierung. Ebenso waren mit den Großdeutschen und
dem nun viel zu kleinen Heimatschutz keine anderen Koalitionspartner als die
Sozialdemokraten vorhanden. Die Nationalsozialisten fühlten sich nicht bestätigt in dem Kurs
so weiterzumachen wie bisher, und forderten auf Grund der letzten Wahlergebnisse die
Auflösung des Parlaments und einen erneuten Urnengang, um die Stimme des Volks zu
erhören. „Wenn die alten Standparteien im Parlament noch einen Funken von
demokratischem Anstandsgefühl im Leibe hätten, dann müßten sie unverzüglich den
Nationalrat auflösen und Neuwahlen ausschreiben.“188 In der Deutschösterreichischen Tages-
Zeitung versuchten die Nationalsozialisten sofort wieder auf Konfrontationskurs mit den
anderen Parteien zu gehen. Es wurden Vermutungen aufgestellt, die ihnen bei Neuwahlen
bereits 500.000 Stimmen garantieren würden und unterstrichen diesen Ausblick mit der
Tatsache, dass Adolf Hitler nunmehr die Österreichische NSDAP ebenso führen würde.189
Das Verständnis für ein parlamentarisch-demokratisches System war nunmehr völlig
verschwunden. Die demokratischen Parteien konnten gemeinsam nicht mehr agieren und
selbst in den einzelnen Partien fehlte in weitem Maße das Vertrauen in die Demokratie.
Erst am 27.5.1932190 konnte der neue Landtag angelobt werden. Alter und erneuter
Landeshauptmann wurde Dr. Franz Rehrl, seine Stellvertreter wurden der Sozialdemokrat
Robert Preussler und der aus der eigenen Partei stammende Dr. Adolf Schemel.
Das Nationalsozialistische Mandat nahm Dr. Franz Ropper ein.191 Was die Lösung des
Problems der Bundesregierung betraf, war man sich nicht einig, wie man vorgehen sollte.

187
Ebda.
188
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.47.
189
Ebda.
190
Vgl. Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007, S.336.
191
Ebda.
56
Einerseits vertat man die Meinung, dass die Nationalsozialisten mit ihrer Forderung von
Neuwahlen recht besäßen. Kurt Schuschnigg meinte dazu „Zweifellos entspricht der
Nationalrat in seiner heutigen Zusammensetzung nicht mehr dem Willen der Wähler in
Österreich … In absehbarer Zeit wird ja der Nationalrat neu zu wählen sein, um politische
Klarheit und Sauberkeit zu erhalten. Wann dieser Zeitpunkt eintritt, werden schon die
nächsten Wochen zeigen.“192 Andererseits fürchtete man sich vor der Nationalsozialistischen
Machtergreifung.
Vor allem die Sozialdemokraten bangten um ihr künftiges Mitspracherecht, wenn es zum
verstärkten Einzug der Hitlerianer käme. Die größte Gefahr sahen sie in der Gefährdung der
Demokratie, wenn eine antidemokratische Partei mehr Mitspracherecht hatte.193 Trotzdem
waren es die Sozialdemokraten die neben den Nationalsozialisten vehement für Neuwahlen
plädierten. Die Großdeutsche Partei schloss sich ebenso der Forderung zum erneuten
Urnengang an. Die Christlichsoziale Partei versuchte diesem Appell Stand zu halten und ihre
Position dagegen zu untermauern. Dieses Unterfangen scheiterte aber wie man an dem obigen
Auszug von der Rede Kurt Schusschniggs sieht.194 Der Antrag auf Neuwahlen wurde am 11.
Mai 1932 bestätigt, jedoch ohne Termin.195 Der Bundespräsident Dr. Karl Renner beauftragte
Dr. Engelbert Dollfuß mit der Bildung einer Regierung. Renner sprach sich in diesem Zuge
für eine Konzentrationsregierung aus allen nichtsozialistischen Parteien aus.196 Die
Bestrebungen entwickelten sich als durchaus feindselig. Am 20. Mai 1932 konnte die neue
Regierung angelobt werden. Neuer Bundeskanzler und Außenminister wurde Dollfuß. Die
anderen Bundesregierungsmitglieder setzten sich aus Christlichsozialen, Landbund und
Heimatblock zusammen.

192
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.50.
193
Ebda. S.67f.
194
Ebda. S. 48f.
195
Ebda. S. 83.
196
Ebda. S. 80.
57
5. Bischofshofen und die Politik

Bischofshofen gilt seit Ausrufung der Ersten Republik als eine der Hochburgen der
Sozialdemokratie. Das resultiert aus dem Eisenbahnknotenpunkt und der Mitterberger Kupfer
AG. Eine industrielle Arbeiterschaft und Bahnbedienstete bildeten einen Großteil der
Bevölkerung. Die für diese Arbeit wichtige Zeit bewegte sich Anfang der 1930er Jahre. Unter
Bürgermeister Mohshammer wurde 1930 die Wahlsprengeleinteilung, aufgrund von
Gebietserschließungen, erweitert. 1930 zählte Bischofshofen 3.541 wahlberechtigte Personen.
Eine genaue Analyse wie sie etwa Laurenz Krisch für Bad Gastein erstellt hat, kann im Falle
Bischofshofens nicht getätigt werden, da die Wahlkarten der Gemeinderatswahl 1931 dem
Platzmangel im Archiv in den 1960er Jahren zum Opfer gefallen sind. Es wird deshalb
versucht Aufschluss aus der Pongauer Wochenschau bzw. dem Gasteiner Blatt sowie der
bereits vorhandenen Literatur zu gewinnen.

Abbildung 8: Einteilung der Wahlsprengel Bischofshofen197

197
Gemeinderats- und Gemeindevertretungsprotokolle der Marktgemeinde Bischofshofen, 2.Mai 1930.
58
5.1 Gemeinderatswahlen

Da die Wahlkarten der Gemeinderatswahl von Bischofshofen nicht mehr vorhanden sind, ist
es nötig auf die Informationen aus der Zeitung zurückzugreifen. Auch ein Dokument der
Gemeinde Bischofshofen steht für eine Auswertung zur Verfügung. Die spärlichen Quellen
zur Wahl werden durch Literatur und Annahmen bzw. Vermutungen ergänzt.
Seit der Gemeinderatswahl 1928 werden in Bischofshofen insgesamt 25 Gemeindevertreter
gewählt.198 So auch bei den Gemeinderatswahlen 1931. Laut dem Pongauer Wochenblatt
wurden am 4. April folgende Daten zur durchgeführten Wahl veröffentlicht:

Abbildung 9: Ergebnisse Gemeinderatswahlen 1931199

198
Vgl. Franz Hager, 100 Jahre Gemeinde Bischofshofen, 2001, S.251.
199
Pongauer Wochenblatt, Nr.14, 1931.
59
Wie aus dieser Meldung ersichtlich wird, waren 1931 3559 Personen wahlberechtigt, davon
nahmen 3220 auch daran teil. Das enspricht einer 90%igen Wahlbeteiligung, die als sehr hoch
einzustufen ist. Die führende Sozialdemokratische Partei konnte 2156 Stimmen gewinnen, das
sind 17 Mandate. Die Ständevertretung kam auf 850 Stimmen. Der dritte Partei, den
Nationalsozialisten der Hiterlbewegung, gelang es 183 BischofshofnerInnen zu überzeugen.
Nimmt man nun zusätzlich die Quelle der Gemeinde Bischofshofen zur Anschau können
weitere Aussagen getätigt werden und Vergleiche zu früheren Wahlen gezogen werden.

Abbildung 10: Gemeindewahlen im Überblick200

Von den 3220 abgegebenen Stimmen wurden 31 ungültige Stimmabgaben gezählt. Der
Ständeblock weist sich hier als Christlichsoziale Partei aus. Vergleicht man nun die
Ergebnisse mit den Gemeinderatswahlen von 1928 so ist feststellbar, dass die
Sozialdemokraten ihr Ergebnis sogar um 2% verbessern konnten, wohingegen die
Christlichsoziale Partei von 34,4 % auf auf 26,7% absank.

200
Vgl. Sebastian Biechl, Die Chronik von Bischofshofen, 1971, S.363.
60
Ihre Verluste schreiben sich größtenteils bei der 1928 noch nicht kandidierenden
Nationalsozialistischen Arbeiterpartei zu buche. Hierbei kann eine eindeutige Verortung des
Wechsels der WählerInnenstimmen vorgenommen werden, da keine weiteren Parteien 1931
kanditierten. Somit zogen in Bischofshofen, nach 1925, wieder die Nationalsozialisten in den
Gemeinderat ein. Am 2. Mai 1931 wurden im Gemeinevertreterprotokoll folgende
Gemeinderäte festgehalten: Gemeinderäte: Leo Plattner, Vinzenz Bauer, Franz Bayer, Josef
Matzke,Matthias Gschwandtner, Dominik Kudlacek; Gemeindevertreter: Öllinger, Malirsch,
Dankl, Gfrerer, Strobl, Mischitz, Treml, Golger, Steinberger, Wenger, Leimer, Frau Fritz,
Schattauer, Kappacher, Schindlmaisser, Frank, Barainer, Markl201 Bürgermeister blieb der in
der Marktgemeinde sehr beliebte Franz Mohshammer.
Bischofshofen weist während der gesamten Ersten Republik eine Sozialdemokratische
Mehrheit auf. Die Partei konnte die Marke über 60% immer verteidigen. Auch die hohe
Wahlbeteiligung lässt darauf schließen, dass die Bevölkerung von Bischofshofen mit der
kommunalen Politik sehr zufrieden gewesen sein muss. Insgesamt waren 25.186
Wahlberechtigte in 36 Gemeinden im Bezirk Pongau zur Stimmabgabe aufgerufen worden,
davon machten 73,3% auch gebrauch. Laut den Ergebnissen von Franz Schausberger gab es
keine Gemeinde im Pongau, die eine höhere oder idente Wahlbeteiligung aufweisen konnte
wie Bischofshofen.202 Auch in den Gemeindeprotokollen von 1931 kann man keine
Auffälligkeiten finden, die etwas Negatives über die Politk der Gemeinde aussagen lässt. Zu
kämpfen hatte die Marktgemeinde mit der wirtschaftlichen Lage ebenso wie jede andere
Gemeinde. Durch die Schließung der Mitterberger Kupfer AG mussten einige Bürger bei der
Marktgemeinde um Beihilfe zum Lebenensunterhalt ansuchen. Aus den Protokollen geht
hervor, dass allen Ansuchen stattgegeben wurde, das lässt die Vermutung aufstellen, dass die
Gemeinde sehr um das Wohlergehen der Bewohner bemüht war, was sich bei Wahlen
wiederum positiv auf die Marktgemeinde ausgewirkt haben dürfte.

201
Gemeinderats- und Gemeindevertretungsprotokolle der Marktgemeinde Bischofshofen, 2. Mai 1931.
Ebenso Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.170.
202
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.256.
61
5.2 Landtagswahlen

Bei den Salzburger Landtagswahlen 1932 stellten sich folgende Parteien zur Wahl:
Sozialdemokraten, Christlichsoziale Partei, Nationalsozialisten-Hiterlbewegung, Heimat-
schutz, Landbund, Kommunisten und Großdeutsche. Dies sollte der letzte demokratische
Urnengang in der Ersten Republik werden. Am 30. April 1932 veröffentlichte das Gasteiner
Blatt die Ergebnisse der Landtagswahlen 1932 für den Bezirk Pongau.

Abbildung 11: Ergebnisse Landtagswahlen 1932203

So wie es in diesem Artikel ausgewiesen wird, kann dieser Wahlkampf als hart umstritten,
und mit großem Engagement der Parteien geführt, bezeichnet werden. Auch hier liegen dem
Trend entsprechende Ergebnisse vor. In dem Artikel werden die aktuellen Landtagswahlen
mit den Zahlen der vorangegangenen Nationalratswahlen 1930 in Relation gesetzt.
203
Gasteiner Blatt, Nr.17, 1932.
62
Die überlegenen Sozialdemokraten konnten zwar ihren klaren Vorsprung halten, verloren aber
immerhin 184 Stimmen. Auch der Christlichsozialen Partei erging es ähnlich, sie mussten 58
WählerInnenstimmen einbüßen. Dieselbe Tendenz weisen der Heimatschutz und die
Großdeutschen auf. Sie verloren im Durchschnitt um die Hälfte bzw. fast 2/3 ihrer
Wählerschaft. Lediglich zwei Parteien konnten die WählerInnen überzeugen ihre Stimmen
nicht mehr der bisher gewählten Partei zu geben. Es ist sehr spannend zu betrachten, dass die
zwei Gewinner einerseits die rechts verorteten Nationalsozialisten der Hitlerbewegung und
andererseits die links beheimateten Kommunisten waren. Die Anhänger der Hitlerbewegung
hatten einen Zuwachs von 320 Stimmen und erreichten knapp 450 BischofshofnerInnen mit
ihrer Wahlstrategie. Für den Landtag kandidierte Peter Heiger (Bundesbahnpensionist)204.
Somit lagen sie nur mehr knapp hinter den Christlichsozialen. Ebenso ergangen ist es der
Kommunistischen Partei, die ad hoc einen Sprung von vier auf 52 WählerInnenstimmen
tätigte. Dieses Ergebnis zeigt den Wählerstrom, der entgegen der bisher etablierten Parteien
verläuft. Seit den Wahlen Anfang der 20er Jahre geht die Tendenz immer vehementer auf
Kurs der Nationalsozialisten. Auch dass die verlorenen Stimmen der Christlichsozialen eher
auf das Konto der Hitlerbewegung übertragen wurden, lässt die Stimmung in der Bevölkerung
wiederspiegeln. Sie waren enttäuscht von der konservativen Partei, die immer mehr durch den
klerikalen Einfluss geprägt wurde. Der Kurs einen Ständestaat einzurichten, den die
Christlichsozialen auf Bundes- Landes- und kommunaler Ebene einschlugen, war nicht nur
antidemokratisch sondern auch antiliberal einzustufen.205
Zur Wahlkampfführung kann gesagt werden, dass wie schon bei den vorherigen Wahlen die
Parteien in den regionalen Gegenden ihren Fokus auf die Versammlungstätigkeit setzten.
Hauptaugenmerk wurde auf die Notwendigkeit in der Bevölkerung stets präsent zu sein
gelegt. In jeder Ausgabe des Gasteiner Blatts bzw. des Pongauer Wochenblatts kann man die
Ankündigung oder einen Bericht über bereits gehaltene Versammlungen vor allem von der
Christlichsozialen Partei finden. Die Nationalsozialistische Versammlungstätigkeit gipfelte
im benachbarten Bad Gastein, das als „Hitler-Hochburg“ galt. „Nationalsozialistischer
Versammlungssturm im Gasteinertal!“206 titelte die Pongauer Wochenschau im Dezember
1931. Ab diesem Zeitpunkt verschärfte sich auch die Versammlungshäufigkeit in
Bischofshofen.

204
Vgl. Laurenz Krisch, Zersprengt die Dollfußketten, 2003, S.22.
205
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.
206
Vgl. Pongauer Wocheschau, Nr. 50, 1931.
63
6. Wahlkampf der Nationalsozialisten

Die treffenden Worte Franz Schausbergers umrahmen die Wahlkampfagitation und somit die
vollkommene Etablierung der Nationalsozialisten der Hitlerbewegung in Salzburg „Niemand
wurde im Unklaren gelassen“207. Gestärkt durch die Ergebnisse der Nationalratswahl 1930
und die Neupositionierung der Gauleitung, ab 1931 leitete und organisierte Karl Scharitzer die
Parteigeschäfte, bereiteten sich die Nationalsozialisten auf einen anstrengenden
Wahlmarathon vor.208 Vor ihnen lagen zwei Jahre „Dauerwahlkampf“.
Geprägt durch das große Vorbild Deutschland wurde ein neues Wahlkampfsystem
eingeführt, das nicht nur auf einigen Versammlungen und Wahlschaltungen in den jeweiligen
Zeitungen beruhte, sondern das aus einer nie mehr enden wollenden Flut von Veranstaltungen
und Versammlungen bestand. Dadurch gelang es den Nationalsozialisten einen unerbittlichen
Kampf um die Gunst der Wählerschaft zu führen. Die vielversprechenden Titel der teils sehr
angesehenen Nationalsozialistischen Redner, wie zum Beispiel „Christuskreuz und
Hakenkreuz“, „Alldeutschlands Auferstehung - hört das Bekenntnis eines Priesters“ oder
„Was geschieht, wenn Adolf Hitler die Macht ergreift“, lassen auch den leicht zynischen Ton
gegen den Katholizismus nicht überhören. Durch diese reißerischen Titel konnten sie aber die
Neugierde wecken und zählten daher immer sehr viele BesucherInnen. 209 Profitieren konnten
sie mit dieser Strategie vor allem in der Stadt Salzburg. Sinn dahinter war eine
unerschöpfliche Mobilität und Aktivität zu suggerieren.210 Insgesamt wurden, vom 30.12.
1930 bis kurz vor den Gemeinderatswahlen 1931, 38 Wahlversammlungen in ganz Salzburg
abgehalten, davon fanden drei in Bischofshofen statt.211

207
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.52.
208
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.158.
209
Vgl. Laurenz Krisch, Zersprengt die Dollfußketten, 2003, S.21.
210
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.158.
211
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.71f.
64
Auch der Salzburger Chronik blieb dies nicht enthalten:

„Die Hitlerianer arbeiten schon seit Monaten mit großem Tamtam und halten fast
wöchentlich Werbeversammlungen ab, um dem Volke klarzumachen, daß von ihnen
alles Heil zu erwarten sei. Da rücken ihre Bürschlein in den Braunhemden auf, stehen
Posten vor den Herren Führern und Sprechern, sowie auf Stiegen und Gängen und
fühlten sich als Welteroberer in ihrer öden Soldatenspielerei […] Die Hitlerianer
müssen erst beweisen, daß sie mehr können als schön reden. Heilrezepte vortragen
und kritisieren. Bis heute liest man von ihren Großtaten nur dann, wenn irgendwo eine
Versammlung gesprengt und andersdenkende verprügelt oder totgeschossen werden,
und das ist zuwenig.“212

Geachtet wurde ebenso präzise auf Genauigkeit, Effizienz und Seriosität während den
Versammlungen. Die aggressionsbereite offensive Haltung gegenüber den Gegnerparteien
führte oft zu Störungen der fremden Wahlveranstaltungen, die sich in einem weiten Spektrum
von einfacher Störung bis hin zu Gewaltausschreitungen streckte.213 Bis zur Perfektion betrieb
die NSDAP in Deutschland das Versammlungswesen. Alles musste genauestens
durchorganisiert und strukturiert sein. Joseph Goebbels, seit 1930 Reichspropagandaminister,
verfolgte die Ausbildung der Redner ebenso zu perfektionieren. Innerhalb kürzester Zeit
stellten sich 1200 gut ausgebildete Redner den Versammlungsflüssen, natürlich profitierte
auch die Österreichische NSDAP von dieser Perfektion.214

212
Salzburger Chronik, 21.3.1931.
213
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.58.
214
Ebda, S.62.
65
Abbildung 12: Vordruck für Versammlungskundgebung (Plakatarchiv LA Salzburg)
Abbildung 13: Vordruck für Sprechabende (Plakatarchiv LA Salzburg)

Die beiden Plakate in Abbildung 12 und 13 dienen zur Veranschaulichung wie die
Versammlungspropaganda betrieben wurde. Wichtig war immer, dass der Redner
angekündigt und genaue Uhrzeit, Datum und Ort bekannt gegeben wurden. Mit Parolen wie
Die Zukunft des Deutschen Volkes wird eindeutig der Zweck der Plakate mitgeteilt. Die
Intention sämtlicher Veranstaltungen und aller Wahlbestrebungen lag in der Zukunft der
Partei und somit der „deutschen Rasse“. Ebenso ersichtlich sind die nicht willkommenen
Gäste, die Juden. Damit auch alle der Versammlung beiwohnen konnten wurde den
Arbeitslosen und Kriegsveteranen ein Rabatt gewährt. So versuchte man neue Zielgruppen zu
akquirieren. Auf die Präsenz und die sofortige Erkennbarkeit der Parteimitglieder wurde
ebenso gesetzt. Fahnen und Uniformen gehörten zu den Repräsentationsmitteln eines jeden
Nationalsozialisten.215 Zugleich bedienten sie sich der Volksmusik, die ihrer Meinung nach
die „deutsche Rasse“ wieder zusammenrücken lässt, und versuchten diese nicht nur für
Wahlkampfzwecke einzusetzen, sondern auch weitflächig zu verbreiten beziehungsweise zu
fördern.216

215
Vgl. Laurenz Krisch, Zersprengt die Dollfußketten, 2003, S.21.
216
Vgl. Veronika Godringer, NS-Musikpropaganda, 2009, S.25.
66
Um auch in der Gemeinsamkeit eine ausdrucksvolle Präsenz zu bieten wurden Begräbnisse
oder Fackelzüge in überdimensionalen Größen abgehalten. So verschafften sie sich auch die
Aufmerksamkeit in den Gegenden und sicherten sich Schaulustige, die ihren Spektakeln
frönten.
Als einen weiteren strategischen Schritt kann die vehemente Ablehnung gegen Bündnisse mit
anderen Parteien gesehen werden. Bereits vor Wahlkampfbeginn für die Gemeinderatswahlen
kam von oberster Stelle, Adolf Hitler217 selbst, der Befehl keine Wahlzusammenschließungen
mit anderen Parteien durchzuführen.218 Seitens der gegenparteiischen Presse wurde daraufhin
mit dem Vorwurf der Arroganz gegen die Partei gewettert. „ […] Wir sind eben Most, der
gärt, werden aber niemals Wein sein, den sich die Bürgerlichen so gern in ihre Schläuche
füllen wollen.“219 Mit diesem Zitat von Walter Rentmeister konterte die Partei die
Anschuldigungen gekonnt und vertrat die Ansichten Hitlers von hundertprozentiger
Selbständigkeit nach allen Seiten und [k]einen Gesetzwidrigkeiten in den Taten und keinen
Kompromiß im Geist vehement.220 Weiters verschaffte ihnen die Verbreitung von Klatsch-
Geschichten über anderen Parteien sehr viel Gehör in der Bevölkerung. Im eisernen Besen
wurden die Gegenparteien regelrecht an den Pranger gestellt. Zum Beispiel versuchten sie
durch das Veröffentlichen von Politikergehältern und dem Hinweis auf die wirtschaftlich
schlechten Zeiten im Lande Hass und Unverständnis in der Bevölkerung zu verbreiten, um so
als einzige Partei, die „hinter dem kleinen Manne steht“, wahrgenommen zu werden. 221
Der Wahlkampf richtete sich gegen das Land Österreich und das vorherrschende politische
System, die Demokratie. Schausberger bezeichnet den NSDAP-Wahlkampf sogar als
Protestwahlkampf.222 Einerseits gegen die Sozialdemokraten, die „Rote Schmach“, fühlten
sich die Christlichsozialen andererseits ebenso angegriffen durch den offensiven und
aggressiven Wahlkampf der NSDAP. „[…] Losreißung von christlicher Führung ist das
wahre Ziel.“223

217
Adolf Hitler hatte nach den missglückten Putschversuchen 1923 den Entschluss gefasst keine Bündnisse
mehr einzugehen. Jegliche Ablehnung von Kompromissen und Verbündeten und den Kurs der strikten
„Legalität“ zu halten wurde den einzelnen Parteivorstehern mit auf den Weg gegeben. Dass die angepriesene
„Legalität“ Interpretationssache sei, kann angenommen werden. Vgl. Franz Schausberger, Alle an den
Galgen, 2005, S.54.
218
Schausberger nennt drei Gemeinden, in denen dieser Befehl missachtet wurde. Diese waren Hofgastein-
Markt, Strobl und Maishofen. Hier schlossen sich einige wenige Anhänger der Hitlerbewegung mit
Deutschfreiheitlichen zu einer Wirtschaftspartei zusammen. Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!,
2005, S.54.
219
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.54.
220
Ebda. S. 56.
221
Vgl. Laurenz Krisch, Zersprengt die Dollfußketten, 2003, S.21f.
222
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, S.158.
223
Salzburger Chronik, 1.4.1931.
67
Vermutlich war der Wahlkampf nicht alleinig gegen die „Marxisten“ ausgerichtet. Hatten die
Nationalsozialisten doch das Ziel der österreichischen Bevölkerung sukzessive ihre Ideologie
in den Mund zu legen, kann man davon ausgehen, dass die Christlichsoziale Wählerschaft
nicht ausgeschlossen wurde von ihrer Umwerbung. Hier wird die Blauäugigkeit der
Österreichischen Parteien gegenüber den Nationalsozialisten ersichtlich. Viel zu spät wurde
das enorme Potential der Partei erst erkannt, sodass eine Wiedergutmachung der
österreichischen Demokratie zu liebe nicht mehr getätigt werden konnte.
Durch die Platzierung von engagierten Personen im kommunalen Gebiet, gelang es der Partei
sich auch im Personenwahlkampf stark zu positionieren. Max Peisser224, der in Radstadt die
Fäden der Hitlerianer zog, versuchte durch seine Person sehr viele Wählerstimmen zu
gewinnen, was er auch erreichte. Ihm gelang dies nicht nur in der eigenen Gemeinde
durchzuführen, sondern seine Person war im ganzen Bezirk Pongau bekannt. So liegt es auch
auf der Hand, dass die Umkreisgemeinden von Radstadt zu den Gemeinden zählten, in denen
die Nationalsozialistische Partei leichtes Spiel hatte und somit einen Wähleranteil von bis zu
25% erreichte.225
Der Bad Gasteiner Bauamtsbedienstete Anton Wintersteiger, spätere Gauleiter Salzburgs226,
war ebenso eine schillernde Person, die es zu nennen gilt. Ihm gelang es in seiner
Heimatgemeinde das gesamte Gemeindeamt zu rekrutieren. Bekannt wurde er in ganz
Salzburg durch die vielen Auftritte bei den Wahlversammlungen der Hitlerpartei.227
Ein weiteres Augenmerk legten die Nationalsozialisten auf die Publizierung von
Wahlplakaten.

224
Der ehemalige Gerichtsvorsteher von Radstadt und spätere Richter aus Innsbruck war bis 1933 bei der
NSDAP tätig. Sein Tätigkeitsbereich umfasste die Beteiligung im Gemeinderat von Radstadt von 1931-1933
und die Mitgliedschaft im Landtag von 19.5.1932 bis zum Verbot der Partei. Er forcierte einen offenen
Wahlkampf und versuchte im öffentlichen Leben stets präsent zu sein. Dadurch bekam er sogar die
Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen, die ihm aber 1940 wieder aberkannt wurde. Nach dem Austritt aus
der Partei wechselte er zur Heimwehr. Vgl. Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007, S.158.
225
Vgl. Laurenz Krisch, Zersprengt die Dollfußketten, 2003, S.23.
226
Vgl. Richard Voithofer, Politische Eliten, 2007, S.256.
227
Vgl. Laurenz Krisch, Zersprengt die Dollfußketten, 2003, S.148.
68
Abbildung 14: Wahlplakat (Plakatarchiv LA Salzburg)
Abbildung 15: Wahlplakat (Plakatarchiv LA Salzburg)

Meist aus Deutschland importiert und umgeändert versuchten sie nach jeder Versammlung
sofort neue Plakate in Umlauf zu bringen um immer aktuell und präsent in der Bevölkerung
zu sein. Ein weiterer Aspekt könnte die Mobilisierung der Nichtwählerschaft sein. Durch die
sehr defensiv geführten Wahlkämpfe 1931/32 der etablierten Parteien, entstand eine immer
größer werdende Anzahl an NichtwählerInnen. Gingen 1930 bei den Nationalratswahlen noch
82% der Wahlberechtigten zur Urne, waren es ein Jahr später nur mehr 67,9%. Bei den
Landtagswahlen können für die Bezirke Pongau und Pinzgau ~21% (um 3% mehr)
228
NichtwählerInnen festgestellt werden.
Wie man anhand der obigen Beispiele erkennen kann, gab es zwei Arten von Wahlplakaten.
Versuchte man einerseits auf wenig Text und dafür aussagekräftige Abbildungen zu setzen,
wurden andererseits die bisherigen Erfolge zur Verbreitung publik gemacht.

228
Vgl. Laurenz Krisch, Die Wahlerfolge der Nationalsozialisten, 2000, S.217.
69
Die Zeichnungen stellten meist starke, kernige Männer dar, die für den Kampf gerüstet die
Forderungen der Nationalsozialisten um jeden Preis verbreiten wollen. Gekennzeichnet durch
die Hakenkreuzfahne konnte man das Plakat von weitem schon zuordnen. Auf dem zweiten
Plakat wurden die bisherigen Wahlerfolge aufgelistet. Durch die direkte Anrede der
Wählerschaft wird versucht keine Barriere zwischen Partei und „Neulingen“ zu bilden. Ihnen
wird die Angst genommen alleine dazustehen. Auch der Bezug zum Nachbarland und der
Verbrüderung mit ihm wird suggeriert.

Analyse der Wählerschaft


Die Zielwählerschaft wurde während dieser Wahlkampfjahre ebenso erweitert. Legte man
anfangs sehr viel Wert auf die Rekrutierung der Arbeiterschaft, versuchte man nach und nach
sämtliche Berufsgruppen für sich zu gewinnen. In Salzburg konnten die Nationalsozialisten
schon früh einen hohen Anteil der Lehrerschaft und der gebildeten Schicht zu ihren
Anhängern zählen. Immer mehr glich die österreichische NSDAP-Wählerschaft den
Deutschen.229 Während sie sich bei den Gemeinderatswahlen noch etwas bedeckter in ihrer
Agitation äußerten, wurde bei den Landtagswahlen aus den Vollen geschöpft. 1931 kann ein
kleiner Vorsprung der männlichen Wählerschaft festgehalten werden. Mit knapp 55% der
NSDAP Wählerstimmen bilden sie eine knappe Mehrheit gegenüber dem Anteil der
Frauenstimmen (~45%).230 Aus welchen Lagern die neuerworbene Wählerschaft angezogen
wurde, ist nicht eindeutig zuordenbar. Vergleicht man die Ergebnisse 1931 mit den
Ergebnissen der vorangegangenen Nationalratswahl 1930 musste die Christlichsoziale Partei
schwere Verluste hinnehmen. Der Großteil ihrer Wählerschaft wanderte ab (vgl. 1930:
41,52%; 1931: 18,6%). Dieser Rückgang kann mit der Kandidatur vieler Christlichsozialer in
Wirtschaftsparteien abgetan werden. Jedoch dürfte der reale Wählerabgang doch im
Zusammenhang mit den Nationalsozialisten stehen. Trotzdem der Wahlsieg an das liberale
Lager ging, wurde mit diesen Wahlen ein Stein nationalsozialistischer Unterwanderung ins
Rollen gebracht.
Untersuchungen zu folge kann festgehalten werden, dass die Nationalsozialisten bei den
Gemeinderatswahlen besser in jenen Gemeinden abschnitten, in denen die Landwirtschaft
nicht der dominierende Wirtschaftssektor war.

229
Vgl. Franz Schausberger, Letzte Chance für die Demokratie, 1993, S.41.
230
Vgl. Tabelle 8.
70
Fakt ist auch, dass in einigen Gemeinden eine bereits fest etablierte deutschnationale,
antiklerikale und antisemitische Haltung, mit einer zuvor meist Deutschnational, den
Landbund oder Heimatschutz wählenden Bevölkerung, bei den Wahlen 1931 bereits den
Nationalsozialisten Nährboden bereitete.231
Für Bischofshofen kann gesagt werden, dass die Hitlerbewegung sich die aussichtslose Lage
der Mitterberger Kupfer AG zu Nutzen machte. Zieht man die Ergebnisse der
Gemeinderatswahlen von 1925 zum Vergleich herbei, kann bereits der Rückgang der
dominierenden Sozialdemokratischen Partei betrachtet werden (ihre „Hoheit“ als
Wahlgewinner verlor sie bis zum Verbot der Partei jedoch nicht). Auch die Christlichsoziale
Partei musste Einbußen hinnehmen. Beide Stimmenanteile können 1:1 der Gewerbepartei und
den Nationalsozialisten zugeschrieben werden. (siehe Abbildung 11) Durch die wirtschaftlich
sehr angespannte Lage mussten die etablierten Parteien als Sündenböcke dienen und den
aufstrebenden Nationalsozialisten Platz machen. Nach einer Pause bei den Wahlen 1928
gelang es 1931 auf Anhieb wieder ein Mandat im Gemeinderat zu stellen. Dadurch, dass
lediglich drei Parteien bei dieser Wahl kandidierten, lassen sich Vermutungen leicht
aufstellen, dass die Wählerstimmen der einzigen Verliererpartei, nämlich den
Christlichsozialen, auf die Zuwächse der Sozialdemokraten und der Nationalsozialisten
umzumünzen sind. Der eigentliche „Feind“ der Nationalsozialisten, die „Marxisten“, konnten
im stark sozialistisch geprägten Bischofshofen nicht unterwandert werden. Es kann also
davon ausgegangen werden, dass sie hier bereits Einzug in den landwirtschaftlichen Sektor
halten konnten. Bei den Landtagswahlen gelang es der Partei dann endgültig bei den Bauern
im Salzburger Land Fuß zu fassen. Es war ihnen also gelungen in alle politischen Lager
einzudringen.232 Weiters kann ein sehr hoher Anteil der Wählerschaft in der Arbeiterschaft
und in der protestbereiten Mittelschicht festgemacht werden.233 Außerdem kann aus den
Ergebnissen gelesen werden, dass durch die vermeintliche Determinierung der
Großdeutschen, des Landbundes und der Heimatwehr ebenso Wählerstimmen für die
Nationalsozialistische Partei rekrutiert werden konnten.
Der eruptionsartige Gewinn der Partei ist wohl auf die Unzufriedenheit gegenüber den
anderen Parteien und die ständige Präsenz der Nationalsozialistischen Wahlpropaganda
zurückzuführen. Durch die immer schlechter werdende Wirtschaftslage hoffte man im
„aufstrebenden Neuen“ ein Gegenmittel gefunden zu haben.

231
Vgl. Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.114.
232
Vgl. Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören, 1995, S.209.
233
Vgl. Laurenz Krisch, Die Wahlerfolge der Nationalsozialisten, 2000, S.219.
71
Außerdem wusste man aus den Zeitungen, dass das Nachbarland Deutschland sehr gute
wirtschaftliche Fortschritte durch die Nationalsozialisten gemacht hatte. Ebenso gelang es den
Nationalsozialisten in den politischen Bezirks- und Gerichtsstädten eine verstärkte Vertretung
zu etablieren. Hier konnten sie bei den Bediensteten, Angestellten sowie bei den
Selbständigen hohe Zurufe vernehmen.234
Versucht man nun wieder die Ergebnisse für Bischofshofen zu interpretieren, kann man den
Schluss ziehen, dass die Ergebnisse von Dirk Hänisch nicht gänzlich auf jede Gemeinde
schließen lassen. Hänisch behauptet, dass es den Nationalsozialisten nicht gelang das
Christlichsoziale Lager zu mobilisieren.235 Bischofshofen stellt hierbei, vielleicht eine
Ausnahme, genau das Gegenteil zu Beweis. Hier ist es den Nationalsozialisten gelungen auch
die Wähler des bürgerlichen Blocks von sich zu überzeugen. Zwar hat Hänisch in der
Annahme, dass dies nur gelungen ist in Gebieten, wo die Christlichsoziale Partei vorneweg
minimiert anzufinden war, Recht, jedoch konnte die Partei in Bischofshofen schon auf eine
gewisse Tradition zurückgreifen.236 Bestätigt werden kann auch die Annahme Laurenz
Krisch, der ein höheres Propagandapotential in den größeren Orten vermutete. Bischofshofen
war auch durch die Anbindung an das Bahnnetz ein geeigneter Ort für die Nationalsozialisten.
Durch die Nähe zu Deutschland und der vermehrten Rekrutierung der Eisenbahner gelang es
mit Bischofshofen einen Ort zu gewinnen, der strategisch sehr wichtig war.237

234
Vgl. Laurenz Krisch, Die Wahlerfolge der Nationalsozialisten, 2000, S.221.
235
Vgl. Dirk Hänisch, Die österreichischen NSDAP-Wähler, 1998, S.237.
236
Ebda. S.400.
237
Vgl. Laurenz Krisch, Die Wahlerfolge der Nationalsozialisten, 2000, S.221.
72
7. Resümee

Betrachtet man abschließend die Ergebnisse, so kann gesagt werden, dass es für die
Nationalsozialisten nicht einfach war Fuß zu fassen, jedoch stieß er nicht auf vehementen
Widerstand. Dass die Wahljahre 1931/32 als >>takeoff point<<238 bezeichnet werden, kann
auch für die Region Pongau bzw. Bischofshofen gesehen werden. Zwar verfügte die Partei
schon Anfang der 20er Jahre über einen Gemeinderatssitz in der Marktgemeinde, verzichtete
aber zugunsten der überregionalen Parteiführung auf eine Kandidatur bei den
Gemeinderatswahlen 1925 und hielt sich eher bedeckt mit der Agitation in der Bevölkerung.
Erst Ende des Jahrzehnts, gestärkt durch Deutschland, kann eine vermehrte Betätigung
festgestellt werden. Salzburg bot den Nationalsozialisten einen schlummernden Nährboden.
Durch die Wirtschaftskrise und die Nachkriegsjahre suchte das Volk Halt. Die politische Lage
Salzburgs war durchgehend geprägt vom bürgerlichen Lager. Die Sozialdemokraten befanden
sich in der Opposition, hatten aber durchaus ein kompromissbereites Verhältnis zu den
Regierungsparteien. Dadurch, dass innerparteiliche Streitigkeiten und die Beendigung des
Bündnisses zwischen den Christlichsozialen und den Deutschnationalen das Ansehen der
Regierung schädigten, verloren sie auch bei ihrer jeweiligen Wählerschaft. Dies wussten die
Nationalsozialisten zu nutzen und versuchten durch Hetze gegen die Parteien, vor allem aber
gegen die Sozialdemokraten, WählerInnenstimmen zu akquirieren. Dabei spielte auch die
Einstellung der Gegenparteien zur nationalsozialistischen Hitlerbewegung eine Rolle. Sie
verwiesen zwar immer auf die Gefährlichkeit der Partei, jedoch wirkt die Betrachtung der
Ergebnisse, als hätte man tatenlos zugesehen wie die Hitlerianer das politische Umfeld
unterliefen. Auch der Ausblick zeigt, dass die Nationalsozialisten ihre Tätigkeit in der
illegalen Phase ab 1934 nicht still legten, sondern vehement weiterbetrieben. Dies verweist
auf die Ignoranz der politischen Lage.
Ihre Wählerschaft gewannen die Nationalsozialisten größtenteils vom bürgerlichen Lager.
Das praktische Ausscheiden der Deutschnationalen kann auf das Konto der rechtsextremen
Partei verbucht werden. Für Bischofshofen kann diese These aber teilweise widerlegt werden.
In der Marktgemeinde führte die Sozialdemokratische Partei seit Ausrufung der Ersten
Republik die Wahllisten an. Ihr Verlust bei den Landtagwahlen kann bei gleichbleibender
Wahlbeteiligung ebenso den Nationalsozialisten übertragen werden. Zwar gewannen 1932
auch die Kommunisten Stimmen der Sozialdemokraten, jedoch nicht im gesamten Ausmaß
der Verluste.

238
Franz Schausberger, Alle an den Galgen!, 2005, S.16.
73
Für die Hitlerbewegung war die Propaganda ein wichtiges Instrument zur Machtinstruierung.
Durch eine Massenflut an Plakaten und Veranstaltungen versuchte sie sich in die Köpfe der
Bevölkerung zu „brennen“. Dabei setzten sie auch auf neue Methoden wie zum Beispiel
Wahlwerbefilme. Vor allem durch das Ausgangsland Deutschland gestärkt, perfektionierte sie
die Strategien und überarbeitete ihre Wahlprogramme, die genau auf die Bedürfnisse der
Bevölkerung abgestimmt waren. So versprachen sie die Ankurbelung der Wirtschaft und
durch den Anschluss an das Deutsche Reich auch die Schaffung von Arbeitsplätzen. Wichtig
war ihnen ebenso in der Öffentlichkeit immer als Einheit aufzutreten. So waren Uniformen
und das Tragen von Fahnen und Ähnlichem unerlässlich. Die Einheitlichkeit suggerierte in
der Bevölkerung wahrscheinlich auf gewisse Weise Stabilität, die in den Nachkriegsjahren
weder vom bürgerlichen als auch vom liberalen Lager vermittelt werden konnte.
Resümierend verlief die Etablierung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei
stetig. Im Zeitraum von knapp zwei Jahren gelang es der Partei in Salzburg ihre Wählerschaft
zu halten und zu verstärken. Gleiches kann für die Marktgemeinde Bischofshofen bestätigt
werden.

74
QUELLENVERZEICHNIS

Salzburger Chronik 1931


Salzburger Wacht 1931
Gasteiner Blatt 1930- 1932
Pongauer Wochenschau 1931/1932
Der eiserne Besen 1927-1932
Salzburger Landesarchiv, BH Tamsweg, J-15 3341/1934
Plakatarchiv Salzburg

LITERATURVERZEICHNIS

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Voithofer, Richard: >>… dem Kaiser Treue und Gehorsam …<< Ein biografisches
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Kriechbaumer, Franz Schausberger, Hubert Weinberger. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2011.
(=Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr. –Wilfried-
Haslauer-Bibliothek, Salzburg. 40.)

80
Voithofer, Richard: Politische Eliten in Salzburg. Ein biografisches Handbuch 1918 bis zur
Gegenwart. Bd. 32. Hrsg. von Robert Kriechbaumer, Franz Schausberger, Hubert
Weinberger. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2007. (=Schriftenreihe des Forschungsinstituts für
politisch-historische Studien der Dr. –Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg. 32.)

Voithofer, Richard: Drum schließt Euch frisch an Deutschland an … . Die Großdeutsche


Volkspartei in Salzburg 1920-1936. Bd. 9.Hrsg. von Robert Kriechbaumer, Franz
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Zaisberger, Friederike: Geschichte Salzburgs. Hrsg. von Johann Rainer. Wien: Verlag für
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81
ANHANG

Anhang I
Landtagswahlen am 6. April 1919
Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 82.210
Christlichsoziale Partei 36.857 45,38% 19 5
Sozialdemokratische Partei 24.010 29,57% 12 3
Freiheitliche Bürger-, Bauern- und Arbeiterpartei 9.255 11,40% 5 2
Pinzgauer Wirtschaftspartei 2.955 3,64% 1 0
Deutsche Arbeiterpartei 2.703 3,33% 1 0
Freiheitlicher Salzburger Bauernbund 2.684 3,31% 1 0
Deutschfreiheitlicher Volksverein 2.509 3,09% 1 0
Unabhängige Wirtschaftspartei 237 0,29% 0 0

Anhang II
Landtagswahlen am 6. April 1922
Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 95.825
Christlichsoziale Partei 53.925 56,27% 16 4
Sozialdemokratische Partei 33.082 34,52% 10 2
Großdeutsche Volkspartei 8.818 9,20% 2 0

Anhang III
Landtagswahlen am 3. April 1927
Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 115.027
Christlichsoziale Partei 55.863 48,57% 13 3
Sozialdemokratische Partei 36.431 31,67% 9 2
Großdeutsche und Nationalsozialisten 13.245 11,51% 3 0
Salzburger Landbund 7.968 6,93% 1 0
Wirtschaftlicher Ständebund 1.517 1,32% 0 0

82
Anhang IV
Landtagswahlen am 24. April 1932
Stimmen % Mandate Regierungssitze
Gülitge 116.328
Christlichsoziale Partei 44.13 37,92% 12 3
Sozialdemokratische Partei 29.810 25,63% 8 2
NSDAP-Hitlerbewegung 24.125 20,74% 6 1
Unabhängige Bauern- und
Ständevertretung 7.374 6,34% 0 0
Heimatschutz 5.530 4,75% 0 0
Kommunisten 3.126 2,69% 0 0
Großdeutsche Volkspartei 2.250 1,93% 0 0

Anhang V
Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919
Stimmen % Mandate
Gülitge 103.466
Christlichsoziale Partei 43.600 42,14% 3
Sozialdemokratische Partei 31.641 30,58% 2
Demokratische Ständevereinigung 12.336 11,92% 1
Freiheitlicher Salzburger
Bauernbund 8.507 8,22% 0
Deutsche Arbeiterpartei 7.382 7,13% 0

Anhang VI
Nationalratswahlen am 17. Oktober 1920
Stimmen % Mandate
Gülitge 91.622
Christlichsoziale Partei 43.471 47,45% 4
Sozialdemokratische Partei 25.448 27,77% 2
Großdeutsche Volkspartei 21.583 23,56% 2
Kommunistische Partei 852 0,93% 0
Deutschösterreichische Bauernpartei 268 29,00% 0

83
Anhang VII
Nationalratswahlen am 21. Oktober 1923
Stimmen % Mandate
Gülitge 110.010
Christlichsoziale Partei 62.102 56,45% 4
Sozialdemokratische Partei 30.958 28,14% 1
Großdeutsche Volkspartei 10.952 9,96% 1
Landbund für Österreich und
Hausbesitzer 5.600 5,09% 0
Kommunistische Partei 313 0,28% 0
Kaisertreue Volkspartei 75 0,07% 0

Anhang VIII
Nationalratswahlen am 27. April 1927
Stimmen % Mandate
Gülitge 120.77
Einheitsliste 72.906 60,37% 4
Sozialdemokratische Partei 38.992 32,28% 2
Landbund für Österreich 7.565 6,26% 0
Völkisch-Sozialer Block 577 0,48% 0
Ude-Verband gegen Korruption 408 0,34% 0
Kommunistische Partei 327 0,27% 0

Anhang IX
Nationalratswahlen am 9. November 1930
Stimmen % Mandate
Gülitge 123.148
Christlichsoziale Partei 51.136 41,52% 4
Sozialdemokratische Partei 36.900 29,96% 2
Nationaler Wirtschaftsblock und
Landbund (Dr. Johannes Schober) 15.634 12,70% 1
Heimatblock 7.058 5,73% 1
Landbund für Österreich 6.758 5,49% 0
NSDAP-Hitlerbewegung 4.537 3,68% 0
Kommunistische Partei 755 0,61% 0
Österreichische Volkspartei 370 0,30% 0

84
Anhang X
Ergebnis Volkszählung 1932
Aus Anlaß der mit 1.Juni 1932 eingeführten allg. Meldepflicht:
Anzahl der Objekte
Ortschaft: bewohnt unbewohnt zusammn Wohnungen Einwohner Arbeitslose
Markt 334 56 400 1.222 4.333
Laideregg 21 2 23 34 140
Gainfeld 12 8 20 12 96
Haidberg 31 4 35 35 166
Buchberg 34 6 40 54 282
Mitterberghütten 60 33 93 171 706
Hochkail 1 1
Zusammen 502 110 612 1.528 5.723 494

Anhang XI
Volkszählungen im Überblick
31.12.1869 1425
31.12.1880 1836
31.12.1890 2569
31.12.1900 3385
31.12.1910 4391
31.01.1920 5056
07.03.1923 5515

Anhang XII

Wohnbevölkerung 1934 Bischofshofen (Politischer Bezirk Pongau)


deutscher tschechischer slowenischer magyarischer
andere unbekannt männlich weiblich
Herkunkft Herkunft Herkunft Herkunft

41.196 1 4 2 3 43 20.651 20.598


Ausländer
deutscher tschechischer slowenischer magyarischer
andere unbekannt männlich weiblich
Herkunkft Herkunft Herkunft Herkunft

615 10 8 1 16 2 334 318


Staatenlose
Bevölkerung
58 32 26
Summe Einwohner
41.922 11 12 3 19 125 21.082 21.010

85
Anhang XIII

Wohnbevölkerung und Religionszugehörigkeit 1934 Bischofshofen (Politischer


Bezirk Pongau)

Fläche in Zahl der Anwesende Wohnbe-


Wohn-parteien männlich weiblich
km² Häuser Bevölkerung völkerung
37,52 577 1523 5483 5501 2724 2777
konfes-
röm.-kath. evang A.B evang H.B alt-katholisch israelitisch andere
sionslos
5219 103 0 89 0 78
+12 Personen unbekannter Religionszugehörigkeit

Anhang XIV

Beschäftigungsaufteilung 1934 Bischofshofen


(Politischer Bezirk Pongau)

Land- und Industrie und Geld.- Kredit.- u.


Handel und Verkehr Öffentlicher Dienst
Forstwirtschaft Gewerbe Versicherungs-wesen

619 1351 1770 10 65


Freie Berufe Häusliche Dienste Ohne Beruf Ohne Berufsangabe

94 56 1292 244

86

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