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Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

Universität Wien 13.05.2023

Bachelorstudium Geschichte

STEOP: VU Einführung in die Geschichtswissenschaft

Leiterin: Univ.-Doz. Mag.a Dr.in Maria Mesner

Tutorin: Katharina Kührner

VU: Einführung in die Geschichtswissenschaft

Semesterjournal

Anna Baier

12210090

Sommersemester 2023
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

Inhaltsverzeichnis
1. Arbeitsaufgabe A1 – Reflexion...........................................................................................3
2. Arbeitsaufgabe A4 – Textzusammenfassung I....................................................................4
3. Arbeitsaufgabe A5 – Textzusammenfassung II..................................................................6
4. Arbeitsaufgabe A8 – Schiller Fraktur..................................................................................8
5. Arbeitsaufgabe A9 – Rezension........................................................................................10
6. Reflektion über die Lehrveranstaltung..............................................................................13
7. Literaturverzeichnis...........................................................................................................14
8. Internetressourcen..............................................................................................................15
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

1. Arbeitsaufgabe A1 – Reflexion

Was interessiert mich am Fach Geschichte?

Das Fach Geschichte hat mich schon während meiner schulischen Laufbahn immer sehr
interessiert. Frühere Epochen und Gesellschaften faszinieren mich sehr, besonders im
Vergleich mit der Gegenwart. Themen, die ich besonders spannend finde, sind indigene
Völker, Bürgerrechtsbewegungen, Geschlechterrollen im Wandel der Zeit aber auch der kalte
Krieg.

Was erwarte ich mir vom Studium der Geschichte?

Ich erhoffe mir von diesem Studium, dass mein Wissen, das ich in der Schulzeit erworben
habe, erweitert wird. Ich erhoffe mir eine genauere Einführung in viele verschiedene Themen,
die auch aus mehreren Perspektiven betrachtet werden. Besonders die Neuzeit ist eine
Epoche, über die ich noch vieles erfahren möchte. Ich hoffe aber drüber hinaus auch über
neue Themen zu lernen die in der schulischen Ausbildung nicht besprochen wurden.

Welchen Platz hat dieses Studium in meinem derzeitigen Lebensplan?

Ich hoffe nach Abschließung meines Studiums eine Tätigkeit als Lehrperson zu erhalten. Das
Geschichte Studium soll somit ein Zweitstudium für mich sein, neben dem anderen Fach
welches ich als Lehrperson ausüben möchte.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

2. Arbeitsaufgabe A4 – Textzusammenfassung I

Maria Mesner hat in dem Text „Zäsuren und Bögen, Grenzen und Brüche, Zeit- und
Geschlechtergeschichte. Österreich in den 1970er Jahren“, das Ziel verfolgt, den „Umbruch“
zu finden, der durch die Frauenbewegung in den 1970er Jahren entstanden sein soll und
erläutert inwiefern dieser als Anlass für eine Zäsur gesehen werden kann, behandelt.1

Die Autorin stellt ein Gedankenexperiment an, in welchem sie untersucht ob die
Rückschlüsse, die durch die Frauenbewegung der 1970er Jahre entstanden sind, Grundlage für
eine Periodisierung darstellen können, des Weiteren wird ebenfalls diskutiert, inwiefern und
ob diese Rückschlüsse mit anderen Perioden in der Zeitgeschichte zusammenhängen.

Die Periodisierungsversuche, die bisher in dem Bereich der Zeitgeschichte angestellt wurden,
lagen des Öfteren politischen Ereignissen zu Grunde. Die Geschlechter und
Geschlechtergeschichte bekommen in dieser Diskussion keine Beachtung. Um der
Frauenbewegung der 1970er Jahre eine eigene Periode zu widmen, fehlt es an datierten
Ereignissen die als Beginn oder Ende verwendet werden können.2

Die Autorin befasst sich im Text mit der Rollenverteilung der Geschlechter im Laufe der Zeit.
Sie erläutert wie schon im 18. Jahrhundert genaue Räume und Rollen für die Geschlechter
festgelegt und diese mit der Argumentation gerechtfertigt werden, dass diese von der Natur
vorgegeben wurden.3

Im 20. Jahrhundert eröffnet sich für Frauen aus sozial schwächeren Familien die
Erwerbstätigkeit. Auch in Vereinen dürfen sich Frauen nun engagieren.4 Trotz dem Wahlrecht
das 1918 für die weibliche Bevölkerung eingeführt wurde, war es Frauen im 20.Jahrhundert
nicht erlaubt Mitglieder oder Gründer eines Vereins zu sein oder sich mit politischen Themen
auseinander zu setzen.5

1
Vgl. Maria Mesner, Zäsuren und Bögen, Grenzen und Brüche, Zeit- und Geschlechtergeschichte. Österreich in
den 1970er Jahren, in Lucile Dreidemy u. a. (Hg.), Bananen, Cola, Zeitgeschichte. Oliver Rathkolb und das
lange 20. Jahrhundert, Wien—Köln—Weimar (Böhlau) 2015, Bd. 2, 1003.
2
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1004.
3
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1005.
4
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1006.
5
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1006.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

Die Frauenbewegung der 1970er Jahre legte ihren Fokus auf die geschlechtliche „Gleichheit“
und beschäftigte sich somit mit vielen verschiedenen Themen.6 Eines der wichtigsten Themen
war unter anderem, dass Frauen nun, durch die Abtreibung, entscheiden konnten, ob sie die
Mutterrolle annehmen wollten oder nicht.7 Die Neudefinition von Begriffen, die zuvor Frauen
zugeordnet waren, wie zum Beispiel „Mutterkarenz“, die später zur „Elternkarenz“
umbenannt wurde, zeigten eine Neuauslegung der geschlechtlichen Rollenbilder.8

Auch die Berufs- und Karrierechancen von Frauen verbesserten sich durch die Öffnung der
Bildungseinrichtungen für Frauen.9 Im politischen Bereich wurden nun Quoten eingeführt, die
bestimmten wie viele Arbeitsstellen an Frauen zu vergeben sind.10

Die Auswirkungen der Änderung des bürgerlichen Geschlechtermodells durch die von der
zweiten Frauenbewegung geforderten Geschlechtergleichheit, sind bis heute noch prägend.
Die Autorin erwähnt hier beispielhaft die Möglichkeit gleichgeschlechtlicher Paare durch
Adoption oder Fortpflanzungstechnologie Eltern werden zu können.11

Die Autorin schlussfolgert, dass ein Zeitbogen, der von dem späten 18. Jahrhundert bis zum
Ende des 20. Jahrhunderts reicht, die wahrscheinlich beste Art für die Periodisierung der
Frauenbewegung der 1970er Jahre darstellt.12

6
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1008.
7
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1007.
8
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1009.
9
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1007.
10
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1008.
11
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1009.
12
Vgl. Mesner, Zäsuren, 1012.
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3. Arbeitsaufgabe A5 – Textzusammenfassung II

Achim Landwehr, Diesseits der Geschichte Für eine andere Historiographie, Wallstein Verlag,
Göttingen 2020.

Achim Landwehr befasst sich in dem Kapitel „Kontingenz der Vergangenheit“ mit der
Fragestellung, warum wir uns für das Vergangene im geschichtlichen Sinne so faszinieren
können. Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb wir uns mit so vielen verschiedenen
geschichtlichen Ereignissen auseinandersetzen. Einer der Gründe ist sicherlich der, dass wir
ohne Geschichte, die Zusammenhänge mit den heutigen Ereignissen, nicht nachvollziehen
könnten.13

Ein weiterer wichtiger Grund wäre wohl, dass in einer Welt, in der die Zukunft so unsicher ist,
das Vergangene uns eine Art von Sicherheit zur Verfügung stellt.14

Das Ziel der Geschichtswissenschaft ist es die historische Wahrheit herauszufinden und diese
zu erzählen, folglich befasst sich diese Wissenschaft nur mit Fakten und nicht mit den
Möglichkeiten was noch hätte sein können. 15

Der Wissenschaftszweig der kontrafaktischen Geschichte hingegen setzt sich genau mit
diesen Möglichkeiten auseinander. Doch nicht nur die kontrafaktische Geschichte, sondern
auch die Kontingenz möchte über den Tellerrand der Fakten hinwegschauen und auch die
Überlegung anstellen, was hätte sein können.16 Gerade bei dem sehr umstrittenen „Vater der
Geschichtsschreibung“ Herodot, können wir sehen, dass er eigentlich nicht auf der Suche
nach der historischen Wahrheit ist, sondern uns auch oft mehrere Versionen eines Ereignisses
zur Verfügung stellt und uns die Entscheidung hinsichtlich der Wahrheit, selbst fällen lässt. 17

Mit seinen oftmals märchenhaften Erzählungen möchte er vermitteln, dass Geschichte sich
nicht auf das uns Bekannte beschränkt. 18

Die Wahrheit kann nicht der Richtwert für die Welt sein, denn sobald dieser Versuch
angestellt wird, werden die Möglichkeiten, die ausdrücken was hätte sein können, immer
relevanter. So liegt der Reiz der Geschichte darin, dass durch die Kontingenz, die Geschichte

13
Vgl. Achim Landwehr, Diesseits der Geschichte Für eine andere Hyetographie, Wallstein Verlag Göttingen
2020, 101.
14
Vgl. Landwehr, Diesseits, 102.
15
Vgl. Landwehr, Diesseits, 102.
16
Vgl. Landwehr, Diesseits, 103.
17
Vgl. Landwehr, Diesseits, 108.
18
Vgl. Landwehr, Diesseits, 109.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

ihre Potenz, des nicht seins, wiedererlangen kann. So können beispielsweise Erinnerungen,
Geschehenes unwirklich und nicht Geschehenes zur Wirklichkeit machen.19

Der Autor kommt zu dem Schluss, dass sich die historische Wirklichkeit und die historische
Möglichkeit nicht miteinander identifizieren sollten. Er weist darauf hin, dass sich die
Geschichtswissenschaft entscheiden muss, ob sie sich mit wissenschaftlichen Fakten oder mit
den Besonderheiten der Epochen, die den Blick auf die Vergangenheit verändern, befassen
will.20

19
Vgl. Landwehr, Diesseits, 112.
20
Vgl. Landwehr, Diesseits, 116.
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4. Arbeitsaufgabe A8 – Schiller Fraktur

In der Antrittsrede von Friedrich Schiller „Was heißt und zu welchem Ende studiert man
Universalgeschichte?“ von Jena 1789, betont dieser, dass er in seiner Tätigkeit als Lehrperson
die Wahrheit vermitteln möchte.21Aufgrund dessen, dass die Geschichte ein sehr großes
Wissenschaftsfeld darstellt, ist Schiller der Meinung, dass es niemanden gäbe, der nichts
Wichtiges aus der Geschichte lernen kann.22

Bevor Schiller sich der Universalgeschichte widmet, unterteilt er die Student*innen in zwei
Gruppen, die unterschiedliche Persönlichkeiten darstellen. Schiller zufolge gibt es einerseits
die Brotgelehrten und andererseits die philosophischen Köpfe.23Die Brotgelehrten setzten
ihren Geist nur ein, um ein Amt bekleiden zu können von dem sie profitieren. Sie stellen
keine Überlegungen außerhalb ihres Arbeitsfeldes an, da sie befürchten sich auf diese Weise
von ihrem Beruf zu entfernen.24Die Brotgelehrten fürchten, Schiller zufolge alle neuen
Erkenntnisse. Sie denken, dass diese neuen Erkenntnisse ihre früher erlernten Praktiken als
nutzlos erklären könnten und sie wieder zu lernen beginnen müssten.25Aufgrund von
schlechten Lehren und Mustern, werden Studenten zu dem Denkmuster der Brotgelehrten
verleitet.26 Der Horizont der Brotgelehrten ist eingeschränkt, da sie von einer klaren Trennung
der Wissenschaften ausgehen.27

Das Gegenstück zu den Brotgelehrten sind die philosophischen Köpfe. Schiller zufolge ist das
Ziel der philosophischen Köpfe die Erweiterung ihrer Forschungsfelder, aber auch die
Verbindung der verschiedenen Wissenschaften miteinander. Die philosophischen Köpfe sind
bestrebt ein vollendetes und harmonisierendes System des Wissens zu erschließen, folglich
geben sie sich nicht mit unvollständigen Wissensfetzen zufrieden.28 Über neue verbesserte
Systeme und Erkenntnisse freut sich der philosophische Kopf. Dieser hat kein Problem damit
sein altes System gegen ein besseres zu tauschen.29 Die philosophischen Köpfe schrecken
nicht davor zurück die Ideen und Erkenntnisse anderer zu nützen und den/die Urheber*innen

21
Vgl. Friedrich Schiller, Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte,
Jena 1789, download von http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/
schiller_universalgeschichte_1789 (01.04.2023), 3.
22
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 4.
23
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 5.
24
Vgl. Ebd, 5.
25
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 6.
26
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 7.
27
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 8.
28
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 8.
29
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 9.
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Anerkennung zu kommen zu lassen. Schiller zufolge sind die Brotgelehrten durch ihren
begrenzten Horizont zu neidisch, um dies zu tun.30

Den Ausdruck Weltgeschichte erklärt Schiller an dem Beispiel der neu erschlossenen Völker
und Gebiete, welche von dem europäischen Seefahrer*innen entdeckt wurden. Schiller sieht
die entdeckten Völker als ein noch jüngeres Abbild der europäischen Völker.31 Dieses Abbild
ist aber nicht so beschämend wie das der Geburtsstunde der Menschheit. So blicken die
europäischen Entdecker auf die neuen Völker herab, wie die Römer einst auf die Barbaren.32

Diese herrschende Position konnten die Menschen in Europa nur durch lang andauernde
Entwicklungen und Phänomene wie Gesetze, Staaten, Sitten aber auch durch die Moral des
Christentums, erreichen.33 Die Geschichte der Menschheit sieht Schiller als eine
Aneinanderreihung von Begebenheiten, die nur von einem unendlichen Verstand überblickt
werden könnten.34 Damit die Vergangenheit zur Weltgeschichte werden kann, muss diese vom
Menschen festgehalten werden. Aufgrund dieser Voraussetzung gibt es Teile der
Vergangenheit, die keine Geschichte haben.35

Mit dem Ausdruck Universalgeschichte löst Schiller das Problem der lückenhaften
Weltgeschichte. Den Begriff Universalgeschichte muss ein jeder philosophische Kopf
beherrschen. Die philosophischen Köpfe versuchen die Bruchstücke mit Bindegliedern
zusammen zu führen, und so ein System zu entwickeln.36 Dadurch kommt es zu einem
Analogieschluss, welcher zu einer Übereinstimmung führt und das Ursache-Wirkungsprinzip
greifen lässt.37

30
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 10.
31
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 12.
32
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 13.
33
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 17.
34
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 22.
35
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 23.
36
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 26.
37
Vgl. Schiller, Universalgeschichte, 27.
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5. Arbeitsaufgabe A9 – Rezension

Reinhard Sieder, ,,Alltag - irdisches Elend oder analytische Perspektive?“, in: Verein für
Geschichte und Sozialkunde (1997), 13-21.

Rezensiert von: Anna Baier, Studentin Bachelorstudium Geschichte, Universität Wien

Der Text ,,Alltag - irdisches Elend oder analytische Perspektive?“ von Reinhard Sieder
erläutert sowohl die Entstehung als auch die Bedeutung der Alltagsgeschichte im
wissenschaftlichen als auch im schulischen Bereich. Als Themenbereich der
Geschichtswissenschaft beschäftigt sie sich nicht nur mit der „Unterschicht“, sondern mit
allen Gesellschaftsschichten.

Der Autor legt dar, dass das große Interesse an Geschichte in der Gegenwart, auf die sich
steigernde Strukturlosigkeit unserer gegenwärtigen Lebensweise zurückzuführen ist. Das
zeigt sich seiner Meinung nach in veränderten Lebensmustern der Menschen. So steigt
beispielsweise die Menge an Scheidungen seit den 1970er Jahren stetig an.38 Diese Umbrüche
sind auf die Modernisierung unserer Welt zurückzuführen, so Sieder. Aufgrund dieser immer
unberechenbarer werdenden Zukunft lenken viele Menschen ihren Blick auf die
Vergangenheit, um in ihr eine gewisse Art der Orientierung zu finden.39

Durch die intensiver werdenden Auseinandersetzungen mit der Geschichte, wecken


verschiedene Themen nun verstärktes Interesse, wie beispielsweise die Genderstudies. Die
Grundlage für diese „neuen“ Forschungsfelder stellt die Alltagsgeschichte dar. Sie beschäftigt
sich nicht nur mit dem Arbeitsalltag, sondern befasst sich mit allen Bereichen des Lebens.40
Auch auf die politischen Einflüsse im Alltag wird eingegangen und somit das Vorurteil,
welches Politik nur der Elite zuschreibt, gebrochen.41

Die Re-Konstruktion vergangener gesellschaftlicher Strukturen ist die Aufgabe der


Alltagsgeschichte. Um diese so realistisch wie möglich zu gestalten, ist die Vorgehensweise
nach wissenschaftlichen Methoden unerlässlich. Aus Schriftstücken wie Tagebüchern können
keine brauchbaren Daten gezogen werden, wenn diese nicht mit geeigneter Methode der

38
Vgl. Reinhard Sieder, ,,Alltag - irdisches Elend oder analytische Perspektive?“, in: Verein für Geschichte und
Sozialkunde (1997), 13.
39
Vgl. Sieder, Alltag, 14.
40
Vgl. Sieder, Alltag, 14.
41
Vgl. Sieder, Alltag, 15.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

Textanalyse untersucht werden. Aufgrund mangelnder Textquellen zeitlich lang


zurückliegender Kulturen, muss von äußeren Strukturen auf innere geschlossen werden.42

Es herrschte eine Diskussion zwischen der Alltagsgeschichte und der Historischen


Sozialwissenschaft darüber, wie diese Strukturen das Handeln und Verhalten von Menschen
geprägt haben. Seitens der Geschichtswissenschaft glaubt man, dass einzelne Ereignisse die
Identitäten formten. Die Historische Sozialwissenschaft war der Überzeugung, dass
ausschließlich aus den Einschränkungen, Entfaltungsmöglichkeiten und Eventualitäten des
menschlichen Handelns allgemeine sozialwissenschaftliche Aussagen gezogen werden
können und Theorien zu formulieren sind.43

In der Arbeit von Hans- Ulrich Wehler, welche in diesem Text aufgegriffen wird, werden die
Strukturen nicht aus den Quellen gezogen, sondern sie werden vom Wissenschaftler
konstruiert durch empirisch- historische und sozialwissenschaftliche Analysierung des
Materials und der Quellen.44

Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen ist man sich über die wichtigen Kernthemen einig.
Die wichtigen Fragen, wie beeinflusst das Individuum Verhältnisse, mit welchen Methoden
kann man diese am besten wissenschaftlich bearbeiten und zu welchem Zweck wird und
sollte weiter geforscht und publiziert werden, stehen im Fokus.45

Menschen finden von Anbeginn ihres Lebens, von Menschen geschaffene Strukturen vor.
Diese beeinflussen und formen den Menschen, aber auch der Mensch verändert und gestaltet
in weiterer Folge die Strukturen mit.46

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung und die daraus resultierenden Definitionen sind


dafür verantwortlich, wie wir die historische Vergangenheit wahrnehmen.47

Die Alltageschichte in der Schule ermöglicht die Auseinandersetzung mit der jüngeren
Vergangenheit aber auch mit einer zeitlich weit zurück liegenden Geschichte. Sie vermag,
durch die Beschäftigung mit fremden Kulturen, Vorurteile entgegenzuwirken. Durch die
kritische Reflexion der geschichtlichen Vorgänge trägt sie zur politischen Bildung bei.48

42
Vgl. Sieder, Alltag, 16.
43
Vgl. Sieder, Alltag, 17.
44
Vgl. Sieder, Alltag, 18.
45
Vgl. Sieder, Alltag, 18.
46
Vgl. Sieder, Alltag, 19.
47
Vgl. Sieder, Alltag, 20.
48
Vgl. Sieder, Alltag, 21.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

Die Herausarbeitung der Bedeutung der Alltagsgeschichte für die Wissenschaft und die
schulische Bildung wird im Text erreicht.

Der Autor hat viele verschiedene wissenschaftliche Perspektiven im Text zum Ausdruck
gebracht, um dadurch seine Argumentationen zu untermauern.

In der Abhandlung wird eine wissenschaftliche Sprache verwendet und durch Zitierung
anderer wissenschaftlicher Quellen fließen verschieden Perspektiven mit ein.
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6. Reflektion über die Lehrveranstaltung

Was hat gut gefallen, was nicht so?

Interessant war für mich, die Analyse von geschichtsträchtigen Orten. Durch die
Auseinandersetzung und Recherche zu einem öffentlichen Geschichtsort konnte ich neue
Erkenntnisse und Zusammenhänge gewinnen.

Die Zusammenhänge zwischen den Vorlesungen und Tutorien waren nicht immer gegeben,
wären aber wünschenswert gewesen. Dabei hätten Übungsbeispiele zu vorhergehenden
Inhalten eine Unterstützung für den Test sein können.

Durch die Gruppenarbeiten konnten die Kontakte und die Zusammenarbeit mit den
Kolleg*innen forciert werden. Das erleichterte in weiterer Folge das gemeinsame Lernen und
den Austausch von Notizen.

Was hast du mitgenommen?

Durch die Lehrveranstaltung habe ich einen Eindruck bekommen, wie das wissenschaftliche
Arbeiten in der Geschichtswissenschaft funktioniert. Ich habe nun einen groben Überblick
über den Forschungsprozess. Ausgangspunkt dabei ist das Thema und die Forschungsfrage
gefolgt von der Darlegung des derzeitigen Forschungsstandes und der Definition der
wichtigsten Begrifflichkeiten. Durch das methodische Vorgehen wird die Antwort auf die
Forschungsfrage erschlossen und in Form eines Ergebnisses dargestellt, interpretiert und
diskutiert. Die Zitiervorgaben sind hilfreich für die laufenden schriftlichen
Aufgabenstellungen.

Eine weiter Fähigkeit, die ich mir durch die VU aneignen konnte, ist es wissenschaftliche
Texte richtig zu lesen und darauffolgend eine Rezension aber auch eine Zusammenfassung
anzufertigen.

Sind die Erwartungen erfüllt worden?

Am Beginn eines Studiums hat man in der Regel sehr vage Vorstellungen darüber welche
Inhalte tatsächlich vermittelt werden würden. Durch die Lehrveranstaltung habe ich
konkretere Vorstellungen vom Tätigkeitsbereich eines Historikers bekommen.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

7. Literaturverzeichnis

Achim Landwehr, Diesseits der Geschichte Für eine andere Hyetographie, Wallstein Verlag
Göttingen 2020.
Maria Mesner, Zäsuren und Bögen, Grenzen und Brüche, Zeit- und Geschlechtergeschichte.
Österreich in den 1970er Jahren, in Lucile Dreidemy u. a. (Hg.), Bananen, Cola,
Zeitgeschichte. Oliver Rathkolb und das lange 20. Jahrhundert, Wien—Köln—Weimar
(Böhlau) 2015, Bd. 2.
Reinhard Sieder, ,,Alltag - irdisches Elend oder analytische Perspektive?“, in: Verein für
Geschichte und Sozialkunde (1997), 13-21.
Anna Baier VU Einführung in die Geschichtswissenschaft BA Geschichte

8. Internetressourcen

Friedrich Schiller, Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte,
Jena 1789, download von http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/
schiller_universalgeschichte_1789 (01.04.2023).

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