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Anna Baier

Aufgabe A9

Der Text ,,Alltag - irdisches Elend oder analytische Perspektive?“ von Reinhard Sieder erläutert sowohl
die Entstehung als auch die Bedeutung der Alltagsgeschichte im wissenschaftlichen als auch im
schulischen Bereich. Als Themenbereich der Geschichtswissenschaft beschäftigt sie sich nicht nur mit
der „Unterschicht“, sondern mit allen Gesellschaftsschichten.

Der Autor legt dar, dass das große Interesse an Geschichte in der Gegenwart, auf die sich steigernde
Strukturlosigkeit unserer gegenwärtigen Lebensweise zurückzuführen ist. Das zeigt sich seiner
Meinung nach in veränderten Lebensmustern der Menschen. So steigt beispielsweise die Menge an
Scheidungen seit den 1970er Jahren stetig an.1 Diese Umbrüche sind auf die Modernisierung unserer
Welt zurückzuführen, so Sieder. Aufgrund dieser immer unberechenbarer werdenden Zukunft lenken
viele Menschen ihren Blick auf die Vergangenheit, um in ihr eine gewisse Art der Orientierung zu
finden.2

Durch die intensiver werdenden Auseinandersetzungen mit der Geschichte, wecken verschiedene
Themen nun verstärktes Interesse, wie beispielsweise die Genderstudies. Die Grundlage für diese
„neuen“ Forschungsfelder stellt die Alltagsgeschichte dar. Sie beschäftigt sich nicht nur mit dem
Arbeitsalltag, sondern befasst sich mit allen Bereichen des Lebens.3 Auch auf die politischen Einflüsse
im Alltag wird eingegangen und somit das Vorurteil, welches Politik nur der Elite zuschreibt,
gebrochen.4

Die Re-Konstruktion vergangener gesellschaftlicher Strukturen ist die Aufgabe der Alltagsgeschichte.
Um diese so realistisch wie möglich zu gestalten, ist die Vorgehensweise nach wissenschaftlichen
Methoden unerlässlich. Aus Schriftstücken wie Tagebüchern können keine brauchbaren Daten
gezogen werden, wenn diese nicht mit geeigneter Methode der Textanalyse untersucht werden.
Aufgrund mangelnder Textquellen zeitlich lang zurückliegender Kulturen, muss von äußeren
Strukturen auf innere geschlossen werden.5

Es herrschte eine Diskussion zwischen der Alltagsgeschichte und der Historischen Sozialwissenschaft
darüber, wie diese Strukturen das Handeln und Verhalten von Menschen geprägt haben. Seitens der
Geschichtswissenschaft glaubt man, dass einzelne Ereignisse die Identitäten formten. Die Historische
Sozialwissenschaft war der Überzeugung, dass ausschließlich aus den Einschränkungen,
Entfaltungsmöglichkeiten und Eventualitäten des menschlichen Handelns allgemeine
sozialwissenschaftliche Aussagen gezogen werden können und Theorien zu formulieren sind.6

In der Arbeit von Hans- Ulrich Wehler, welche in diesem Text aufgegriffen wird, werden die Strukturen
nicht aus den Quellen gezogen, sondern sie werden vom Wissenschaftler konstruiert durch
empirisch- historische und sozialwissenschaftliche Analysierung des Materials und der Quellen.7

Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen ist man sich über die wichtigen Kernthemen einig. Die
wichtigen Fragen, wie beeinflusst das Individuum Verhältnisse, mit welchen Methoden kann man

1
Reinhard Sieder, ,,Alltag - irdisches Elend oder analytische Perspektive?“, in: Verein für Geschichte und
Sozialkunde (1997), 13.
2
Sieder, Alltag, 14.
3
Sieder, Alltag, 14.
4
Sieder, Alltag, 15.
5
Sieder, Alltag, 16.
6
Sieder, Alltag, 17.
7
Sieder, Alltag, 18.
Anna Baier

diese am besten wissenschaftlich bearbeiten und zu welchem Zweck wird und sollte weiter geforscht
und publiziert werden, stehen im Fokus.8

Menschen finden von Anbeginn ihres Lebens, von Menschen geschaffene Strukturen vor. Diese
beeinflussen und formen den Menschen, aber auch der Mensch verändert und gestaltet in weiterer
Folge die Strukturen mit.9

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung und die daraus resultierenden Definitionen sind dafür
verantwortlich, wie wir die historische Vergangenheit wahrnehmen.10

Die Alltageschichte in der Schule ermöglicht die Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit
aber auch mit einer zeitlich weit zurück liegenden Geschichte. Sie vermag, durch die Beschäftigung
mit fremden Kulturen, Vorurteile entgegenzuwirken. Durch die kritische Reflexion der geschichtlichen
Vorgänge trägt sie zur politischen Bildung bei.11

Die Herausarbeitung der Bedeutung der Alltagsgeschichte für die Wissenschaft und die schulische
Bildung wird im Text erreicht.

Der Autor hat viele verschiedene wissenschaftliche Perspektiven im Text zum Ausdruck gebracht, um
dadurch seine Argumentationen zu untermauern.

In der Abhandlung wird eine wissenschaftliche Sprache verwendet und durch Zitierung anderer
wissenschaftlicher Quellen fließen verschieden Perspektiven mit ein.

8
Sieder, Alltag, 18.
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Sieder, Alltag, 19.
10
Sieder, Alltag, 20.
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Sieder, Alltag, 21.

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