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Weltgeschichte

IB DP 1
Reader

Paper 1: Rechte und Proteste

„Nichts auf dieser Welt


ist gefährlicher als
aufrichtige Ignoranz
und gewissenhafte
Dummheit.“
Martin Luther King
Jr.

„Bildung ist die


mächtigste Waffe, die
du verwenden
kannst, um die Welt
zu verändern.“
Nelson Mandela

erstellt von der Fachschaft Weltgeschichte des IELEV Gymnasiums im


Schuljahr 2020/2021
Haftungsausschluss für geistiges Eigentum

Dieser Reader ist für Teilnehmer des IB DP-Kurses Weltgeschichte des IELEV Gymnasiums
bestimmt. Es enthält verschiedene Arten von Material: Material, das von der IB erstellt und
veröffentlicht sowie Material, das von den Fachlehrern des IELEV Gymnasiums erstellt wurde.
Das IB verpflichtet sich, akademische Ehrlichkeit zu fördern und das geistige Eigentum anderer
zu respektieren. Zu diesem Zweck muss die Organisation die internationalen
Urheberrechtsgesetze einhalten und hat daher die Genehmigung zur Reproduktion und / oder
Übersetzung von in dieser Publikation verwendeten Materialien erhalten, für die eine dritte
Partei das geistige Eigentum besitzt. Die Kursteilnehmer dürfen das in diesem Arbeitsbuch
enthaltene Material, das als geistiges Eigentum Dritter ausgewiesen ist, nicht für andere Zwecke
verwenden, es sei denn, dies ist ausdrücklich angegeben. Daher müssen sie vor der Verwendung
des Materials die Erlaubnis des Inhabers des Urheberrechts einholen.

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IB Handbuch Geschichte, Erste Prüfungen 2017

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Wesen des Faches
Geschichte ist ein dynamisches, umstrittenes, evidenzbasiertes Fach, das eine spannende
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zum Inhalt hat. Es ist eine anspruchsvolle
intellektuelle Disziplin, die sich auf wichtige historische Begriffe konzentriert, z. B.
Veränderung, Ursachen und Bedeutung.
Geschichte ist ein Untersuchungsfach, das ein Gespür für Nachforschungen fördert. Es ist
außerdem eine interpretative Disziplin, die Gelegenheit bietet, sich mit vielfältigen
Perspektiven und einer Pluralität von Meinungen auseinanderzusetzen. Der Unterricht im Fach
Geschichte vermittelt ein Verständnis für die Vergangenheit, das zu einem tiefer gehenden
Verständnis der menschlichen Natur und der heutigen Welt führt.
Das Fach Geschichte im IB-Diplomprogramm ist ein Weltgeschichte-Kurs, der auf einem
komparativen und multiperspektivischen Ansatz an die Geschichtswissenschaft beruht. Es
beinhaltet das Unterrichten unterschiedlicher Arten von Geschichte, u.a. politische,
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Geschichte, und bietet ein Gleichgewicht aus
strukturiertem Rahmen und Flexibilität. Der Kurs betont die Notwendigkeit, die Schüler dazu
anzuleiten, historisch zu denken und historische Fähigkeiten zu entwickeln ebenso wie
Faktenwissen zu erwerben. Er befasst sich vorrangig mit der Entwicklung der Fähigkeit des
kritischen Denkens und der Entwicklung eines Verständnisses vielfältiger Interpretationen von
Geschichte. Somit stellt der Kurs eine herausfordernde und anspruchsvolle kritische
Untersuchung der Vergangenheit dar.
Es gibt sechs Schlüsselbegriffe, denen im gesamten DP-Geschichtskurs eine besondere
Bedeutung zukommt.

Schlüsselbegriffe für das Fach Geschichte


Handbuch Geschichte, S. 6

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Schlüsselbegriffe für das Fach Geschichte im DP
In dem IB DP-Geschichtskurs geht es um Analyse und Integration, nicht nur um Verständnis.
Dies kann durch sechs verschiedene Konzepte erfolgen: Ursache, Folgen, Wandel,
Kontinuität, Bedeutung und Perspektive. Ein Konzept ist eine abstrakte und universelle
Idee, die nicht nur in der Geschichte, sondern auch in anderen Themenbereichen relevant ist.
Wenn Sie diese Konzepte verstehen und verinnerlichen, können Sie Wissen auf größere Ideen
anwenden, warum Sie diese Themen lernen und in welcher Beziehung sie zueinanderstehen.
Betrachten Sie sie als ein Werkzeug, das einen Rahmen für die Diskussion und die Anwendung
des Denkens höherer Ordnung bietet. Sie sind auch besonders wichtig in Aufsätzen zu Papier
2 und in ihrer historischen Untersuchung, in denen Sie sich beim Schreiben mit ihnen
beschäftigen sollen. Des Weiteren helfen die sechs Schlüsselkonzepte dabei, kritisch über
geschichtliche Fragen nachzudenken, indem sie ihnen helfen, Probleme zu identifizieren und
zu lösen, Entscheidungen zu treffen und sich Urteile über vergangene Behauptungen, Akteure
und Fragen zu bilden. Im Folgenden werden diese Konzepte erläutert:

Wandel
Das Fach Geschichte schließt die Untersuchung des Ausmaßes ein, in dem Menschen und
Ereignisse einen Wandel herbeigeführt haben. Die Auseinandersetzung mit dem Begriff von
Wandel kann zu anspruchsvollen Diskussionen führen, u.a. kann sie Schüler ermutigen, über
Wandel nachzudenken und nach diesem zu suchen, wenn manche behaupten, er habe nicht
stattgefunden, oder Belege einsetzen, um orthodoxe Theorien und Behauptungen über
Menschen und Ereignisse zu hinterfragen, die angelblich einen signifikanten Wandel
herbeigeführt haben. Die Fragen und Urteile der Schüler in Bezug auf einen historischen
Wandel sollten auf einem tiefgehenden Verständnis der Inhalte und einem Vergleich der
Situation vor und nach den fraglichen Ereignissen beruhen.

Kontinuität
Obwohl sich das Studium der Geschichte häufig auf Momente signifikanter Veränderungen
konzentriert, sollten die Schüler auch wissen, dass Wandel langsam erfolgt und dass es in der
Geschichte auch signifikante Kontinuität gibt. Die Schüler können tiefgehendes historisches
Wissen und Verständnis unter Beweis stellen, indem sie z. B. ein Bewusstsein für Zeiten zeigen,
in denen es erhebliche Kontinuität inmitten großen historischen Wandels gab. Alternativ
können Schüler fragen und bewerten, ob z. B. eine Veränderung in der politischen Führung

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einen Wandel der Außenpolitik herbeiführte oder ob diese nicht tatsächlich die Politik
vorausgegangener Regierungen widerspiegelte.

Ursache
Geschulte historische Denker erkennen, dass viele Behauptungen über die Vergangenheit noch
eingehender versuchen, noch eingehender zu erklären und zu verstehen, wo bestimmte
Umstände ihren Ursprung nahmen. Ein tiefgehendes historisches Verständnis wird unter
Beweis gestellt, wenn die Schüler erkennen, dass die meisten historischen Ereignisse durch ein
Wechselspiel diverser und vielfältiger Ursachen ausgelöst werden, was von den Schülern
erfordert, evidenzbasierte Urteile darüber zu fällen, welche Ursachen wichtiger oder
signifikanter waren oder welche Ursachen im Handlungsrahmen von Personen lagen und
welche nicht.

Folgen
Geschichte ist das Verstehen, wie Kräfte in der Vergangenheit nachfolgende Völker und
Gesellschaften geformt haben. Die Schüler stellen ihre Kompetenz als historisch Denkende
unter Beweis, wenn sie verstehen und erklären können, wie bedeutende Ereignisse und
Personen sowohl lang- als auch kurfristige Auswirkungen hatten. Die Schüler setzen Belege
und Interpretationen zu diesen Personen und Ereignissen ein, um Vergleiche mit verschiedenen
Zeiten anzustellen und um Urteile über das Ausmaß zu fällen, in dem diese Kräfte langfristige
und wichtige Folgen herbeigeführt haben.

Bedeutung
Geschichte ist nicht einfach nur die Aufzeichnung von Ereignissen, die in der Vergangenheit
stattgefunden haben. Vielmehr ist Geschichte die Aufzeichnung, die durch Belege oder Spuren
der Vergangenheit bewahrt wurde und/oder die Aspekte, die jemand in einer bewussten
Entscheidung aufgezeichnet und mitgeteilt hat. Die Schüler sollten aufgefordert werden, Fragen
zu stellen, warum etwas aufgeschrieben oder in eine historische Darstellung aufgenommen
wurde. In ähnlicher Weise sollten sie ermutigt werden, darüber nachzudenken, wer oder was
aus den historischen Erzählungen herausgelassen wurde und aus welchen Gründen. Darüber
hinaus sollten die Fragen der Schüler diese dazu anhalten, über die jeweilige Bedeutung von
Ereignissen, Personen, Gruppen oder Entwicklungen nachzudenken und diese zu bewerten, und
ob die Beweislage die Behauptungen stützt, die jemand über ihre Bedeutung macht.

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Perspektive
Geschichte ist niemals ein objektives Thema, da sie auf Interpretation basiert. Es ist unmöglich,
Geschichte zu studieren, ohne die Perspektiven zu berücksichtigen und die Gründe für
unterschiedliche Perspektiven zu erkennen und zu interpretieren. IB-Schüler sollten sich
bewusst sein, wie Geschichte manchmal benutzt oder missbraucht wird, um eine großartige
Geschichtserzählung oder einen eng fokussierten nationalen Mythos neu zu erzählen und zu
fördern, dabei andere Perspektiven außer Acht lassen, oder um eine einzelne Perspektive zur
vorherrschenden Meinung zu erheben. Die Schüler werden aufgefordert, eine Vielzahl von
Perspektiven der Vergangenheit zu hinterfragen und zu kritisieren und diese mit den
historischen Belegen zu vergleichen und durch sie zu bestätigen. Bei der Verwendung von
Primärquellen und Interpretationen von Historikern können die Schüler auch untersuchen und
vergleichen, wie Menschen, einschließlich spezifischer Gruppen, wie z. B. Minderheiten oder
Frauen, Ereignisse der Vergangenheit ggf. unterschiedlich wahrgenommen haben. Auf diese
Weise entstehen besonders gute Verbindungen zwischen der Untersuchung unterschiedlicher
Perspektiven und der Entwicklung einer internationalen Denkweise.

Arbeitsaufträge:

1. Untersuchen Sie Ihren Schlüsselbegriff und tauschen Sie sich in ihrer Gruppe
darüber aus.
2. Überlegen Sie sich ein Beispiel aus der Geschichte, um ihren Schlüsselbegriff zu
erklären bzw. darzustellen.
3. Erstellen Sie in Ihrer Gruppe eine kurze Präsentation über Ihren Schlüsselbegriff
(inkl. Beispiel).
4. Stellen Sie der Klasse im Anschluss Ihre Präsentation vor.

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Kennenlernen der Prüfung
In den vier Fragen von Paper I werden unterschiedliche Fähigkeiten und Kenntnisse bewertet. Sie müssen alle
vier Fragen beantworten und haben dafür 60 Minuten. Für Paper 1 Rechte und Protest sind die Fragen mit 13-16
nummeriert. Die Fragetypen sind wie folgt:

Erste Frage
Diese Frage besteht aus zwei Teilen. Sie besteht aus einem Teil mit 3 Punkten und einem Teil mit 2 Punkten, so
dass Sie insgesamt 5 Punkte erreichen können. Hier wird Ihr historisches Verständnis der Quellen bewertet. Sie
müssen in Ihrer Antwort keine detaillierten Angaben zu Ihrem eigenen Wissen machen. Dies ist die einzige
Frage, in der Sie aufgefordert werden, den Inhalt und die Bedeutung der Dokumente zu erklären.

Erste Frage, Teil a


Die 3-Punkte-Frage fordert Sie auf, Informationen zu verstehen, zu extrahieren und möglicherweise abzuleiten.
Hier sind einige Vorschläge für die Beantwortung dieser Frage:
Schreiben Sie: erstens ..., zweitens ..., drittens ..., um sicherzustellen, dass Sie mindestens drei verschiedene
Punkte ansprechen. Wiederholen Sie nicht denselben Punkt, den Sie bereits aufgeführt haben. Stützen Sie sich
nicht zu sehr auf Zitate – bringen Sie Ihren Standpunkt vor und zitieren Sie dann kurz zwei oder drei Worte aus
der Quelle zur Unterstützung.

Erste Frage, Teil b


Bei dieser Frage sollten Sie versuchen, zwei klare Aussagen zu machen.
Beziehen Sie sich bei jedem Punkt speziell auf den Inhalt der Quelle, um Ihre Antwort zu belegen.

Für die Teile a und b sollten Sie Ihr eigenes Wissen nicht einbringen müssen; Ihr kontextbezogenes Verständnis
des Themas und der Quellen sollte es Ihnen jedoch ermöglichen, den Inhalt und die Aussage jeder Quelle besser
zu verstehen. Nennen Sie zunächst die Botschaft und formulieren Sie anschließend eine Erklärung:

Beispiel:
Die erste Botschaft von Quelle x ist... . Das sieht man daran, dass…
Die zweite Botschaft von Quelle x ist… . Das wird an … deutlich.

Zweite Frage
Wie Sie wissen, müssen Historiker bei der Erforschung einer historischen Epoche oder eines historischen
Ereignisses Quellen nutzen und auswerten. Für die zweite Frage müssen Sie eine Quelle im Hinblick auf ihre
"Werte" und "Grenzen" bewerten, indem Sie ihren Ursprung, Zweck und Inhalt untersuchen. Um den Ursprung
und den Zweck der Quelle zu ermitteln, sollten Sie die Herkunft der Quelle genau untersuchen.

Kurze Wiederholung
Für den Ursprung Wer hat es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Wann hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Wo hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Was ist die Quelle - eine Rede / eine Karikatur / ein Lehrbuch usw.?
Warum hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Für die Absicht Für wen hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Ist die Sprache objektiv oder klingt sie übertrieben oder einseitig?
Was ist der Ton der Quelle?
Für den Inhalt Welche Informationen und Beispiele werden aufgeführt, um den Standpunkt zu
unterstützen?
Welche Informationen sind enthalten, welche werden nicht thematisiert bzw.
(bewusst) ausgeklammert?

Wie gehen Sie diese Aufgabe an?

Schritt 1: Nennen Sie zunächst den Ursprung, den Inhalt und die Absicht der Quelle
Der Ursprung der vorliegenden Quelle ist ... (-> hier bitte die Quellenart nennen) von...(-> Autor) aus dem Jahr...
. Der Inhalt der Textquelle thematisiert...Die Textquelle/der Textauszug richtet sich an Privatpersonen / die
Öffentlichkeit / die Nachwelt / Machthaber... Die Absicht der Quelle ist... .

Schritt 2: Gehen Sie nun auf die Werte und die Einschränkungen der vorliegenden Quelle ein. Die folgende
Tabelle verleiht Ihnen einen Überblick die Einschränkungen und Werte unterschiedlicher Quellenarten:

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Quelle Wert Grenzen
Persönliche - können einen Einblick in - spiegelt lediglich individuelle
Briefe persönliche Ansichten und Meinungen wider
-für den Meinungen gewähren - der Verfasser könnte aufgrund
Empfänger - können Auswirkungen eines späterer Ereignisse seine
bestimmt Ereignisses oder einer Ära Meinung/Ansichten geändert
auf ein Individuum aufzeigen haben
Tagebucheintrag - können Motive für Handlungen - kann eine Ansicht widerspiegeln,
-ausschließlich für und Meinungen aufzeigen die nicht von der Mehrheit
den Schreiber vertreten wurde
bestimmt, zu - die Absicht eines Briefes könnte
Lebzeiten des sein, den Empfänger dazu zu
Schreibers nicht überreden, in einer bestimmten
veröffentlicht Weise zu handeln
Memoiren - können einen Einblick in - auf der Grundlage einer
-für die persönliche Ansichten und Bewertung vergangener
Öffentlichkeit Meinungen einer Einzelperson Ereignisse, könnte der Verfasser
bestimmt gewähren seine Meinung revidiert haben
- können Motive für Handlungen - der Verfasser könnte, für die
und Meinungen aufzeigen Öffentlichkeit bzw. sein
- kann eine Bewertung von Vermächtnis, seine
vergangenen Ereignissen aufzeigen Handlungen/Entscheidungen im
- kann aufzeigen, wie der Verfasser, guten Licht darstellen lassen
bestimmte zeitgeschichtliche wollen
Ereignisse / Entwicklungen
präsentieren möchte
- kann verdeutlichen, wie der
Verfasser seine persönlichen
Motive präsentieren möchte
Romane, - könnte eine zeitgenössische - könnte einen politischen Zweck
Gedichte Meinung widerspiegeln beinhalten
- kann Einblick in persönliches - könnte zur Übertreibung neigen
Empfinden oder persönliche - kann eine Ansicht widerspiegeln,
Motive gewähren die nicht von der Mehrheit
vertreten wurde
Zeitungen - kann einen Einblick in - können politisch beeinflusst oder
zeitgenössisch vertretene seitens der Regierung zensiert
Fernseh- Meinungen widerspiegeln sein
/Radioreportagen - kann die Meinung eines - können ggf. nur einen Überblick
Fachmanns / Experten aufzeigen über die Geschehnisse
Augenzeugen- - kann die Meinung der wiedergeben
Aussagen Öffentlichkeit widerspiegeln - können ggf. nur einen kleinen
Einblick in die Geschehnisse
wiedergeben
- Augenzeugen-Aussagen müssen
nicht unbedingt nützlich sein:
Jeder Augenzeuge könnte
unterschiedliche Aspekte
wahrgenommen haben, während
die wesentlichen Aspekte außer
Acht gelassen worden sein
könnten

Statistiken - geben Einblick, z.B. über - der Zweck der Statistik muss
wirtschaftliches Wachstum berücksichtigt werden (könnte
- können Wechselbeziehungen politisch, wirtschaftlich oder
aufzeigen absichtlich verzerrt sein)
- vereinfachen Analysen - Könnte sich nur auf eine
- vereinfachen Vergleiche bestimmte Zeitspanne oder einen
bestimmten Ort beziehen

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- Wechselbeziehungen könnten
fehlerhaft sein
Fotographien - können ein Gefühl von einem - die begrenzte Sicht kann ggf. die
bestimmten Ereignis vermitteln größeren Zusammenhänge
- ermöglicht eine starke Annäherung verzerren
an vergangene Wirklichkeit - das Foto kann gestellt/inszeniert
- kann Information über das Umfeld sein (insbesondere, wenn die
geben, in dem das Foto entstanden Personen direkt in die Kamera
ist. schauen)
- die Absicht des Fotographen
spielt eine wichtige Rolle; was
wollte er aussagen?
Karikatur - kann die öffentliche Meinung - kann Vorstellungen und
widerspiegeln (ein Zerrbild der Projektionen des Künstlers und
Gemälde Gesellschaft) seiner Zeitgenossen wiedergeben
- bringen bestimmte Vorstellungen - könnte zensiert sein und somit
auf besonders pointierte Weise zum nicht die Meinung der
Ausdruck Öffentlichkeit widerspiegeln
- entlarven menschliche Schwächen - nicht neutral, nicht unparteiisch
oder gesellschaftliche Zustände mit - einerseits übertreibt der
Witz und Spott Karikaturist, andererseits
- Im Falle einer Zensur, könnte die reduziert und vereinfacht er den
Bildquelle die Linie der Regierung dargestellten Menschen auf dieses
darstellen eine äußere Merkmal oder auf
eine bestimmte Eigenschaft
Reden - kann die Position der Regierung - gibt ggf. divergierende
gegenüber einem Sachverhalt Meinungen nicht wieder
Amtliche widerspiegeln - spiegelt ggf. nicht die öffentliche
Unterlagen - kann Einblick in wichtige Meinung wider
Entscheidungen und Beweggründe - zeigt ggf. nicht die Beweggründe
Berichte geben für Entscheidungen auf
- kann aufzeigen, was der - vertrauliche Daten könnten ggf.
Öffentlichkeit mitgeteilt worden ist für viele Jahre geheim gehalten
- kann eine sachkundige Analyse werden
darstellen
Historiker - sind in der Regel Fachexperten - könnten einen breitgefächerten
- können, im Gegensatz zu Fokus haben
zeitgenössischen Quellen, - könnten einen sehr spezifischen
historische Ereignisse bewerten und begrenzten Fokus haben
und in Kontext setzen - könnten von ihrer Erfahrung, der
- haben Zugang zu einer Vielzahl Politik oder Sonstigem
von Dokumenten / Quellen beeinflusst sein

ACHTUNG WICHTIG:
Um die maximale Punktzahl zu erreichen müssen Sie alle 5 Begriffe nennen und richtig anwenden:
1. Ursprung / Herkunft
2. Inhalt
3. Absicht / Zweck
4. Wert
5. Einschränkung

Dritte Aufgabe
Diese Aufgabe fordert Sie auf, zwei Quellen zu vergleichen und gegenüberzustellen. Ihr Ziel ist es, ähnliche
Themen und Ideen in zwei Quellen zu identifizieren und auch Unterschiede zwischen ihnen zu herauszuarbeiten.
Insgesamt können Sie für diese Aufgabe 6 Punkte erzielen. Der Schlüssel zu dieser Frage ist die Verknüpfung,
d.h. es wird erwartet, dass Sie die Quellen in Ihrer Antwort gemeinsam besprechen. Der Prüfer sucht nach einem
laufenden Kommentar. Zu keiner Zeit sollten Sie über eine Quelle sprechen, ohne sie mit der anderen zu
vergleichen.
Wie gehen Sie diese Aufgabe an?
Sie müssen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede finden; idealerweise stellen dies in zwei separaten
Absätzen dar - einer für Gemeinsamkeiten und einer für Kontraste.

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Hier sind einige Tipps:
• Benutzen Sie zwei unterschiedliche Textmarker; markieren Sie die Gemeinsamkeiten in jeder Quelle in
einer Farbe und die Unterschiede in einer anderen Farbe.
• Sie müssen sicherstellen, dass Sie beide Quellen in jedem Satz erwähnen, den Sie schreiben. Die
Fähigkeit, die Sie demonstrieren, ist die Verknüpfung.
• Sie sollten stets verdeutlichen, über welche Quelle Sie sprechen.
• Gehen Sie erst die "offensichtlichen" Gemeinsamkeiten und Unterschiede ein, bevor Sie dann weiter
die spezifischeren Gemeinsamkeiten und Kontraste identifizieren.
• Beschreiben Sie zunächst im ersten Absatz die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede in dem zweiten.
• Stellen Sie sicher, dass jeder Punkt, den Sie nennen, klar angegeben ist. Wenn Sie aus den Quellen
zitieren, machen Sie dies kurz; zitieren Sie nur zwei oder drei Wörter, um Ihren Punkt zu unterstützen.
• Versuchen Sie nicht, zu einer Schlussfolgerung zu gelangen. Dies ist nicht notwendig und ist zudem
eine Zeitverschwendung.
• Verschwenden Sie keine Zeit zu erklären, was jede Quelle sagt.

Wichtige Hinweise
Beachten Sie, dass Sie mehr als eine Gemeinsamkeit und mehr als einen Kontrast aufführen müssen. Sie sollten
versuchen, sechs Verknüpfungspunkte zu identifizieren, da dies eine 6-Punkte-Frage ist. Dies könnte bedeuten,
dass es drei Gemeinsamkeiten und drei Unterschiede gibt. Es könnte jedoch auch vorkommen, dass es zwei
Gemeinsamkeiten und vier Kontrastpunkte etc. gibt bzw. vier Gemeinsamkeiten und zwei Kontrastpunkte etc.

Formulierungshilfen
Gemeinsamkeiten:
• Sowohl Quelle A als auch Quelle B ...
• Quelle A schlägt vor ...; ähnlich schlägt Quelle B vor ...
• Quelle A unterstützt Quelle B ...
• In der gleichen Weise, wie Quelle B argumentiert ..., weist Quelle A darauf hin, dass ....
Unterschiede
• Quelle A schlägt vor ...; Quelle B sagt jedoch ...
• Quelle B stimmt der Quelle A in Bezug auf ... nicht zu.
• Im Gegensatz zu Quelle A behauptet Quelle B, dass...
• Quelle B geht auf...ein, während Quelle A sich auf ... konzentriert.

Wichtiger Hinweis:
Es ist kein vollständiger gültiger Kontrast zu nennen, was einfach in einer Quelle erwähnt wird und in der
anderen nicht (d. H. "Quelle A erwähnt, dass ... eine Rolle gespielt hat, während Quelle B dies nicht erwähnt" ist
keine gültige Verknüpfung).

Vierte Aufgabe - Der Kurzaufsatz (Paper 1, Frage 4)


Diese Frage hat mit 9 Punkten die meisten Punkte. Bei dieser Frage müssen Sie ein Mini-Essay verfassen.
Beginnen Sie mit einem kurzen Einleitungssatz, in dem Sie sich auf die Untersuchungsfrage beziehen.
Nehmen Sie Bezug zu jeder einzelnen Quelle (nennen Sie dabei auch die Quelle direkt, Quelle A, Quelle
B…). Integrieren Sie auch eigenes Wissen in Ihren Aufsatz (außerhalb der Informationen, die aus den
Quellen hervorgehen). Beenden Sie Ihr Mini-essay mit einer Zusammenfassung. Sie sollten zu jeder Quelle
ein Argument formulieren.

Frage: Diskutieren Sie die Frage, ob es sich bei der Apartheid um ein System der sozialen
Diskriminierung der schwarzen Südafrikaner handelte.

Einleitung:
Mit der Apartheid ist die Politik der konsequenten Rassentrennung gemeint. Darunter verstehen wir die
politische, wirtschaftliche sowie soziale Diskriminierung der nicht weißen Mehrheit in der Republik Südafrika.
Der Schwerpunkt dieses Essays liegt auf der sozialen Diskriminierung der schwarzen Südafrikaner, welches im
Folgenden u.a. anhand der vorliegenden Quellen analysiert wird.
Hauptteil:
1. Argument
These: eine kurze Eröffnung (oder zwei), in der das Schlüsselelement festgelegt wird, das im Absatz behandelt
werden soll.
Beispiel: Die Apartheid in Südafrika war ein System der sozialen Diskriminierung.
Erklärung der These anhand der vorliegenden Quellen (inkl. eigenes Wissen!):

11
Beispiel: Unter sozialer Diskriminierung bzw. der Kleinen Apartheid verstehen wir Gesetze, die das tägliche Leben
beeinflussten. Beispielsweise fallen separate Strände, Restaurants und sanitäre Einrichtungen unter diese
Kategorie. (eigenes Wissen)
So wird in Quelle A und B deutlich, welche Einschränkungen es für schwarze Südafrikaner/innen im öffentlichen
Leben gab. Die Autorin von Quelle A beschreibt Benachteiligungen beim Zugang zu Freizeiteinrichtungen und bei
der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Aus Quelle B wird außerdem deutlich wie streng der öffentliche Raum,
hier ein Park, getrennt war und das schwarze Südafrikaner/innen in diesem lediglich als billige Arbeitskräfte
geduldet waren. (Quellenbezug)
Mini-Schlussfolgerung des ersten Arguments:
Beide Beispiele verdeutlichen die Folgen vor allem der Gesetze der Kleinen Apartheid, wie dem Separate
Amenities Act von 1953, in dessen Folge öffentliche Räume und Dienstleistungen entsprechen der ethnischen
Zugehörigkeit aufgeteilt worden sind.

2. Argument
These: eine kurze Eröffnung (oder zwei), in der das Schlüsselelement festgelegt wird, das im Absatz behandelt
werden soll.
Beispiel: Die Apartheid in Südafrika war aber auch ein System der politischen und rechtlichen Diskriminierung.
Erklärung der These anhand der vorliegenden Quellen (inkl. eigenes Wissen!):
Politische und rechtliche Diskriminierung spiegelte sich insbesondere in der Großen Apartheid wider, welche den
Verlust von politischen Rechten und Landrechten mit sich brachte. Die großen Apartheidsgesetze hatten große
Konsequenzen bezüglich der Frage, wo Schwarzafrikaner leben sollten/konnten. (eigenes Wissen)
So werden in Quelle C und D die Motive der südafrikanischen Apartheidsregierung bei der Umsetzung der
Rassentrennungspolitik erklärt und in Quelle D außerdem kritisch reflektiert.
Der Autor von Quelle C erklärt, welche Überlegungen zum Bantu Authorities Act von 1951 und damit zur
Einrichtung der Homelands geführt haben und rechtfertigt diese mit einem Zugewinn an Selbstständigkeit und
Selbstverwaltung für die schwarzen Südafrikaner. Quelle D weißt dagegen darauf hin, dass damit auch ein Verlust
an staatsbürgerlichen Rechten für diese verbunden war. (Quellenbezug)
Mini-Schlussfolgerung des zweiten Arguments:
Beide Beispiele verweisen auf Gesetze der Großen Apartheid, in denen festgelegt wurde, wo schwarze
Südafrikaner:innen leben durften. Neben dem Bantu Authorities Act war ein wichtiges Gesetz der Homelandpolitik
der Native Settlement Act (1951), der der Regierung Zwangsumsiedlungen in die Homelands erlaubte. An diesen
Gesetzen wird deutlich, wie die südafrikanische Apartheidregierung wichtige Grundrechte, wie die freie Wahl des
Wohnortes, der schwarzen Südafrikaner/innen beschnitt.

Schluss / Fazit
Schließlich ist festzuhalten, dass sich bei der Apartheid in Südafrika nicht nur Elemente sozialer, sondern auch
politischer und rechtlicher Diskriminierung fanden. Quelle A und B verdeutlichen die Folgen der sozialen
Diskriminierung, die vor allem durch die Gesetze der kleinen Apartheid gestützt wurde, während Quelle C und
D vor allem die rechtliche und politische Diskriminierung verdeutlicht, die ihrerseits vor allem eine Folge der
Gesetze der Großen Apartheid war.

Wie sollte ich meine Zeit in der Prüfung für Paper I aufteilen?
Bei dieser Arbeit geht es darum, sich die Zeit in der Prüfung effektiv einzuteilen. Wenn Sie die Fragen nicht
effizient durcharbeiten, könnte Ihnen die Zeit davonlaufen. Für die Beantwortung der vierten Frage müssen Sie
genügend Zeit einplanen, da diese Frage die meisten Punkte in der Prüfung einbringt. Sie haben eine Stunde Zeit,
um die Aufgabe zu lösen. Zu Beginn der Prüfung haben Sie fünf Minuten Lesezeit, in der Sie nichts schreiben
dürfen. Wir empfehlen Ihnen, die fünf Minuten Lesezeit zu nutzen, um zunächst die Fragen durchzulesen. Dadurch
erhalten Sie ein erstes Verständnis dafür, wonach Sie beim Lesen der Quellen suchen müssen. Lesen Sie die Fragen
durch und beginnen Sie dann, die Quellen zu lesen.

Wie viel Zeit sollte ich für jede Frage aufwenden?


Einige Prüfer haben vorgeschlagen, dass sich die Zeit, die Sie für jede Frage aufwenden, an der maximalen
Punktzahl orientieren könnte, die die Antwort erhalten könnte. Das Folgende ist ein grober Richtwert:
Erste Frage, Teil a und b 10 Minuten 5 Punkte
Zweite Frage 10 Minuten 4 Punkte
Dritte Frage 15 Minuten 6 Punkte
Vierte Frage 25 Minuten 9 Punkte

12
Inhaltsverzeichnis

Fallstudie 1: Die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten von 1954 bis 1965

1. Einführung in die Bürgerrechtsbewegung 15


2. Art und Merkmale der Diskriminierung 17
2.1 Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner 17
2.2 Der Ku-Klux-Klan 21
2.3 Entrechtung 25
2.4 Segregation und Bildung 28
2.5 Urteil Brown v. Board of Education der Topeka (1954) 32
2.6 Little Rock (1957) 36
2.7 Wirtschaftliche und soziale Diskriminierung 40

3. Proteste und Aktionen


3.1 Montgomery Busboykott 43
3.2 Gewaltfreie Proteste: Sit-Ins 46
3.3 Gewaltfreie Proteste: Freedom Rides (1961) 49
3.4 Gewaltfreie Proteste: Die Albany-Bewegung (1961-1962) 51
3.5 Freedom Summer (1964) 54
3.6 Civil Rights Act (1964) 56
3.7 Bloody Sunday (7. März 1965) 61
3.8 Voting Rights Act (1965) 63

4. Die Rolle und Bedeutung der Schlüsselpersonen und -gruppen


4.1 Martin Luther King, Jr. (1929-1968) 65
4.2 Malcolm X (1925-1965) 66
4.3 Lyndon B. Johnson (1908-1973) 70
4.4 National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) 73
4.5 Southern Christian Leadership Conference (SCLC) 76
4.6 Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) 78
4.7 Nation of Islam (NOI) 80

13
Fallbeispiel 2: Apartheid in Südafrika 1948-1964

1. Einführung in die Apartheid in Südafrika 82


2. Art und Merkmale der Diskriminierung 85
2.1 Gesetzliche Trennung vor 1948 und südafrikanische Parteien 87
2.2 Die Wahlen 1948 91
2.3 Kleine und Große Apartheid 94
2.4 Gründung von Townships und Zwangsumsiedlung 96
1.5 Segregation und Bildung 99
1.6 Bantustan-System 103

3. Proteste und Aktionen


3.1 Defiance Kampagne (1952-1953) 108
3.2 Freiheitscharter (1955) 114
3.3 Alexandra Busboykott (Januar - Juni 1957) 118
3.4 Sharpeville Massaker (1960) 122
3.5 Entscheidung zur Annahme des bewaffneten Kampfes 127
3.6 Rivonia-Prozess 129

4. Die Rolle und Bedeutung von Schlüsselpersonen und -gruppen


4.1 Albert Luthuli (1898- 1967) 131
4.2 Nelson Mandela (1918- 2013) 134
4.4 African National Congress (ANC) 138
4.5 South African Communist Party (SACP) 140
4.6 Umkhonto we Sizwe (MK) 146

Anhang
Methoden Paper 1
Checkliste Paper I / Fallbeispiele 1 und 2
Glossar

Bibliographie

14
1. Einführung in die Bürgerrechtsbewegung

Die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung begann lange vor den Jahren, die in dieser
Fallstudie behandelt werden. Ihre Ursprünge lassen sich bis zum Abolitionismus (Bewegung
zur Abschaffung der Sklaverei) in der Vorkriegszeit in den Vereinigten Staaten
zurückverfolgen. Die Jahre, die mit dem
einstimmigen Urteil des Obersten
Gerichtshofs der USA in der Rechtssache
Brown v. Board of Education im Jahr
1954 begannen, das die in dem Urteil
Plessy v. Ferguson von 1896 verankerte
Doktrin "getrennt, aber gleich"1
weitgehend aufhob, waren jedoch der
Beginn einer Periode von
Martin Luther King, 1965
Massenaktionen der afroamerikanischen
Bevölkerung. Dies markierte einen bedeutenden Wandel im Streben nach Bürgerrechten. In der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gründeten sich Organisationen wie die National Association
for the Advancement of Colored People (NAACP)
und der Congress of Racial Equality (CORE), um
für die Rechte und oft auch für das Leben der
Afroamerikaner zu kämpfen. Die NAACP führte
den jahrzehntelangen juristischen Kampf um die
Aufhebung des Urteils Plessy v. Ferguson an, und
Die Schülerin Elizabeth Eckford wird auf
ihrem Schulweg im Jahr 1957 in Little Rock der CORE organisierte kurz nach dem Zweiten
im US-Bundesstaat Arkansas von weißen
Demonstrierenden bedrängt.
Weltkrieg "Freedom Rides"2 in kleinem Maßstab,
aber die Ära der Bürgerrechtsbewegung war eine
Zeit der Proteste aller Größenordnungen. Diese Proteste standen in Wechselwirkung mit
Institutionen in den Vereinigten Staaten, die sich weitgehend gegen Veränderungen und die
rechtliche, politische, wirtschaftliche und soziale Gleichstellung der Afroamerikaner wehrten.

1
für „getrennt aber gleich“ galt in den Vereinigten Staaten als sozialer und juristischer Grundsatz, der von 1896 bis 1964 in
den Südstaaten den als Rassentrennung bezeichneten Umgang mit der afroamerikanischen Minderheit und das Verhältnis
zwischen den beiden wichtigsten Bevölkerungsgruppen definierte.
2
1961 begannen die so genannten “Freedom Rides” (Freiheitsfahrten), Busfahrten über Grenzen von US-Bundesstaaten
hinweg in Staaten, in denen die Rassentrennung lediglich formaljuristisch aufgehoben war.

15
Zeitleiste
1863 Emanzipationserklärung 1960 Feb.: Beginn der Sitzstreiks
April: Gründung des Student Nonviolent
Coordinating Committee (SNCC)
1865 Dez.: Der 13. Zusatzartikel schafft die 1961 Mai: Freedom Rides beginnen
Sklaverei ab Nov: Beginn der Albany Bewegung.
Beginn der SNCC-Kampagne in
Mississippi
1866 Gründung des Ku-Klux-Klans 1963 SCLC-Kampagne in Birmingham,
Alabama
Aug: Marsch auf Washington
Nov: Ermordung von Präsident Kennedy
1868 Juli: Der 14. Zusatzartikel garantiert 1964 Juli: Verabschiedung des
allen Bürgern gleichen Schutz vor Bürgerrechtsgesetzes
dem Gesetz Nov: Lyndon B.Johnson gewinnt die
1870 März: Der 15. Verfassungszusatz Präsidentschaftswahlen
gewährt das Wahlrecht für Schwarze
1881 Erste Jim-Crow-Gesetze
verabschiedet
1890 Mississippi wurde der erste Staat, der
Afroamerikanern das Wahlrecht
entzog
1896 Mai: Plessy v. Ferguson entscheidet, 1965 Feb: Die Ermordung von Malcolm X
dass die "separate but equal" März: Der Selma-Montgomery-Marsch
Behandlung der Rassen nicht führt zum "Bloody Sunday".
verfassungswidrig ist Aug: Verabschiedung des Voting Rights
1909 Gründung der NAACP Act.
1954 Mai: Das Urteil Brown v. Board of Ausbruch von Rassenunruhen in Watts,
Education entscheidet, dass die Los Angeles.
Rassentrennung im Bildungswesen
verfassungswidrig ist
Juli: Gründung des White Citizens‘
Council
1955 Mai: Das Urteil in der Rechtssache
Brown II. fordert die Aufhebung der
Rassentrennung im Bildungswesen in
aller Eile
Aug.: Emmett Till wird ermordet
Dez.: Beginn des Montgomery-
Busboykotts
1956 März: Südliches Manifest
Dez.: Erfolgreiches Ende des
Montgomery Busboykotts
1957 Jan.: Gründung der Southern Christian
Leadership Conference (SCLC)
Sept.: Der Civil Rights Act wird
verabschiedet.
Dez.: Präsident Eisenhower schickt
Bundestruppen nach Little Rock,
Arkansas

16
2. Art und Merkmale der Diskriminierung
2.1 Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner

Konzeptionelles Verständnis

Schlüsselkonzept
è Folge/Auswirkungen
è Kontinuität
è Wechsel
è Perspektive

Schüsselfragen
è Wie wurden Afroamerikaner in sozialer,
wirtschaftlicher und politischer Hinsicht
diskriminiert?
è Mit welchen Methoden und mit welcher
Wirkung versuchten die Gegner der
Desegregation, den Status quo
aufrechtzuerhalten?
Bürgerrechtler 1963 beim Marsch auf Washington für
Arbeit und Freiheit

Festlegung von Jim-Crow-Gesetzen

14. Zusatzartikel: Dies gewährte allen Bürgern


Nach dem blutigen US-Bürgerkrieg (1861-
“gleichen Schutz vor dem Gesetz”.
1865) wurde den Afroamerikanern mit dem 14.
15. Zusatzartikel: Damit wurde den schwarzen und 15. Zusatzartikel der US-Verfassung das
Männern das Wahlrecht zugesichert (Frauen,
Schwarze und Weiße, erhielten 1920 das Wahlrecht). Bürger- und Stimmrecht gewährleistet. Diese
Reconstruction-Ära: Der Prozess des Wiederaufbaus Rechte waren jedoch nach der Phase der
und der Reformierung der konföderierten Staaten und
ihrer Wiedereingliederung in die Union. „Reconstruction“-Ära in der gesamten
Der Ausdruck “Jim Crow” war in den USA im 19. ehemaligen Konföderation in den südlichen US-
Jahrhundert die Bezeichnung für das stereotyp eines
tanzenden, singenden Schwarzen. Die “Jim Crow”- Bundesstaaten stark eingeschränkt. In den
Gesetze wurden von den Südstaaten verabschiedet,
um die Rassentrennung zu legalisieren. 1880er Jahren wurde in

Plessy v. Ferguson: Entscheidung des Obersten


weiten Teilen des
Gerichtshofs von 1896, die die Rassentrennung für Südens eine Reihe von
zulässig erkläre, solange die öffentlichen Einrichtungen
“gleich” waren. Gesetzen verabschiedet,
die als "Jim Crow"-Gesetze bekannt waren. Die Gesetze sollten die
weißen von den schwarzen Einrichtungen rechtlich trennen. Dies wurde
weiter durchgesetzt, als der Oberste Gerichtshof 1896 in dem Urteil
Plessy v. Ferguson entschied, dass solche Gesetze Jim Crow gezeichnet
von Edward Williams
verfassungsrechtlich waren, solange die Einrichtungen gleich waren. Clay, 1832

17
Gewalt gegenüber Afroamerikanern
Bis in die 1960er Jahre herrschte im Süden Rassendiskriminierung. Schwarze und Weiße
besuchten getrennte Schulen, schwammen in getrennten Schwimmeinrichtungen und aßen in
getrennten Restaurants. Zudem wurde jeder mit Gewalt konfrontiert, der versuchte, dieses
verankerte System zu ändern. Es gab verschiedene Formen von Gewalt gegen Afroamerikaner.
Sie umfassten:
• Lynchen: Hängen war eine verbreitete Methode, um Schwarze zu ermorden. Diese Form
des Mordes ereignete sich in den gesamten USA, war jedoch in den südlichen
Bundesstaaten am weitesten verbreitet. Bei den Opfern handelte es sich überwiegend um
Schwarze, und es handelte sich häufig um öffentliche Veranstaltungen, die in weißen
Gemeinden eine große Menschenmenge anzogen. Diejenigen, die am Lynchen beteiligt
waren, wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
• Bombenanschläge: Da schwarze Kirchen oft Zentren des Bürgerrechtsaktivismus waren,
stellten sie Zielscheiben von Bombenanschlägen und Brandstiftungen seitens weißer
Rassisten dar.
• Mord: Zusätzlich zu Lynchmorden konnten
Afroamerikaner erschossen oder zu Tode geprügelt werden,
wenn sie gegen die Jim-Crow-Gesetze oder soziale Normen
verstießen. Ein solcher Fall war der Mord an dem
vierzehnjährigen Emmet Till in Mississippi im Jahr 1955.
Emmett Louis Till war ein • Prügelstrafe: Diese wurden häufig eingesetzt, um Angst in
14-jähriger Afroamerikaner,
der 1955 in Mississippi der Bevölkerung zu verbreiten. Auch Weiße, die sich für die
gelyncht wurde, nachdem er
beschuldigt worden war, Beendigung der Segregation einsetzten, wurden geschlagen und
eine weiße Frau im
Lebensmittelladen ihrer in einigen Fällen ermordet, weil sie versuchten, das rassistische
Familie beleidigt zu haben. System zu ändern.
Das Gesetz
Die Verantwortlichen für Gewalttaten wurden für kriminelle
Segregation: Die Trennung von
Handlungen fast nie zur Rechenschaft gezogen. In den Menschen nach Rassen in Schulen,
öffentlichen Räumen und im Verkehr.
wenigen Fällen, die tatsächlich vor Gericht standen, wurden
die weißen Angeklagten von rein weißen Jurys für nicht Klu Klux Klan: Ein rassistischer und
gewalttätiger Geheimbund, der 1865 von
schuldig befunden. Schwarze Gemeinschaften konnten sich ehemaligen konföderierten Soldaten
gegründet wurde, um die Vorherrschaft
nicht an ihre örtlichen und staatlichen Beamten wenden, da der Weißen aufrechtzuerhalten.

viele derselben Beamten gewalttätige rassistische Gruppen


wie den Ku Klux Klan (KKK) unterstützten oder ihnen angehörten.

18
NAACP: Die älteste und größte In den nördlichen Bundesstaaten gab es zweifellos rassistische
Bürgerrechtsorganisation. Sie ist
auch heute noch aktiv. Diskriminierung und Gewalt gegen Schwarze. Städtische

CORE: Eine rassenübergreifende Afroamerikaner wurden oft gezwungen, in separaten Ghettos


Bürgerrechtsgruppe, die 1942 von
James Farmer und anderen
zu leben. Auch angesichts von Gewalt haben sich
Studenten in Chicago gegründet Afroamerikaner zur Wehr gesetzt. Interessengruppen wie die
wurde.
National Association for the Advancement of Colored
People (NAACP) (gegründet 1905) und der Congress of Racial Equality (CORE) (gegründet
1942) setzen sich für Gleichberechtigung und das Ende der Rassendiskriminierung ein. Viele
Bürgerrechtsgruppen reagierten auf offenkundige Gewalt mit einer Strategie der
Gewaltlosigkeit. Als die nationalen Medien über die brutale Taktik von den Anhängern der
Rassentrennung berichteten, war dem Betrachter oder Leser klar, wer der Täter und wer das
Opfer war. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, bis bedeutende und dauerhafte Veränderungen
sowohl im Süden als auch im Norden eintraten.

TOK Verbindung
Der Historiker Robert Weisbrot (1990) erklärt:
Die tägliche Demütigung war in das Leben der Südstaaten eingewoben, und zwar in so
vielfältigen Mustern, wie es die Vorstellungskraft einer Gemeinschaft zuließ. Im Jahr
1905 verbot Georgia Negern3 und Weißen, dieselben Parkanlagen zu benutzen; Spender
von Grundstücken für Spielplätze mussten angeben, welche Rasse sie nutzen durfte. Bis
1940 konnten Schwarze und Weiße in Atlanta, Georgia, nicht gleichzeitig den städtischen
Zoo besuchen. 1915 genehmigte Oklahoma getrennte Telefonkabinen für weiße und
schwarze Anrufer... Getrennte Bibeln für die Vereidigung vor Gericht, getrennte Türen
für Weiße und Neger, getrennte Aufzüge und Treppenhäuser, getrennte Trinkbrunnen
und getrennte Toiletten gab es auch dort, wo dies nicht gesetzlich vorgeschrieben war.

ToK-Leitfragen:
• Aus welcher Perspektive schreibt Weisbrot? Wie leitet diese Perspektive seine
Konstruktion des Absatzes?
• Wie setzt Weisbrot Vokabular und die Auflistung von Beweisen ein, um dem
Leser das Leben im Jim-Crow-Süden näher zu bringen?

3
Das Wort „Neger“ (engl. negro) hat sich in Nutzung und Bedeutung der früheren Bezeichnung schwarzer Personen vor
allem im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewandelt und verschwand mehr und mehr aus der Alltagssprache. Es gilt als
abwertende, rassistisch diskriminierende Bezeichnung und wird als Schimpfwort gebraucht.

19
ÜBUNG
Arbeitsauftrag: Mindmap

Verwenden Sie die Informationen in Ihrem Reader und aus Quelle A, um der Mindmap unten Details
hinzuzufügen. Mindmaps können Ihnen dabei helfen, relevante Informationen zu organisieren.

Erste
Jim Crow
Gesetze

Lynchen

Plessy v. Jim Crow Gewalt Mord


Ferguson gegen
Schwa
rze Prügel

NAACP-
Antwort

Quelle A
Auszug aus Leslie V. Tischauser, Jim Crow Laws, Greenwood Press, Westport, 2012, S. 12. Tischauser ist ein
amerikanischer Historiker, der sich auf Rassenbeziehungen in den USA spezialisiert hat.

Der Bürgerkrieg beendete die Sklaverei und befreite die Sklaven in den Vereinigten Staaten, aber für die meisten weißen
Südstaatler hatte der Krieg nichts beendet. Die Afrikaner waren nicht bereit oder in der Lage, ohne die durch die
Versklavung gebotenen Beschränkungen frei zu leben. Sie brauchten Disziplin und Selbstbeherrschung, bevor sie frei
neben Weißen leben konnten, aber am liebsten so weit wie möglich von Weißen entfernt. Ohne Selbstdisziplin und die
Fähigkeit, ihre Leidenschaften (hauptsächlich ihre sexuellen Instinkte) zu kontrollieren, würden die befreiten Schwarzen
eine Kampagne von Gewalt, Mord und Tod auslösen, wie sie der Süden noch nie zuvor gesehen hatte. Das Ziel der Jim-
Crow-Gesetze war es, ein Rechtssystem zu schaffen, das den gleichen Schutz gegen die schwarze "Bestie" bietet, der
durch Sklaven-Codes festgelegt worden war.
Von Ketten, Peitschen und Todesangst jedoch würden Gesetze, Gefängnisse, Ohnmacht und die ständige Angst vor
einem Lynchmob, einer Prügelei oder einer schweren, schmerzhaften Bestrafung verhindern, dass Schwarze jemals der
Gleichberechtigung nahekommen. Die Forderung, dass schwarze Kinder getrennte Schulen besuchen müssen oder dass
Schwarze nicht dieselbe Toilette benutzen dürfen wie Weiße, oder dass sie ein Gebäude oder einen Raum durch eine
separate Tür betreten – immer durch die Hintertür – war Teil von Gottes Gesetz, es war Teil der natürlichen Ordnung
des Universums. Das Brechen dieser Gesetze würde das gesamte Universum und die gesamte Lebensweise zerstören,
die "südliche Lebensweise", die Außenstehende nie verstanden haben. Während eines Großteils seiner Geschichte hatte
die Jim-Crow-Trennung den Schutz der US-Verfassung und des US-Obersten Gerichtshofs.

Frage:
Was waren laut Quelle A die Hauptziele der Jim-Crow-Gesetze?

20
2.2 Der Ku-Klux-Klan

Die Überzeugungen des KKK


Der Ku-Klux-Klan (KKK) ist eine
Organisation, deren Wurzeln bis in die
Jahre unmittelbar nach dem Bürgerkrieg
(1861-1865) zurückreichen. Er wurde
gegründet, um die steigende Erwartung
von neu befreiten Sklaven sowie die
Ku-Klux-Klan Parade in Washington DC 1927
nördliche Einmischung in die Kultur und
Bräuche der südlichen Staaten zu bekämpfen. Seine Popularität ist seit den 1860er Jahren
mehrmals gestiegen und gesunken und in allen Regionen der USA aufgetreten. Nach der

Brown v. Board of Education:


einstimmigen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs über
Fall des Obersten Gerichtshofs, in
dem festgelegt wurde, dass
Topeka zwischen Brown v. Board of Education im Jahr 1954
Staaten keine nach Rasse schlossen sich erneut südliche Rassisten dieser geheimen
getrennten Schulen einrichten
dürfen. Organisation an. KKK-Gruppen teilten gemeinsame
Überzeugungen:
• Vormachtstellung der weißen Rasse: Die weiße Rasse ist allen anderen überlegen,
insbesondere der schwarzafrikanischen.
• Weißer Nativismus: Nordamerika gehört zur weißen Rasse.
• Einwanderungsbekämpfung: Kommunisten versuchen, die USA zu beherrschen und an die
Macht zu kommen.
• Antikatholisch: Die Loyalität der Katholiken gilt dem Papst und nicht der US-Regierung.
Katholiken gehören oft zum „fremden“ Erbe. Der Protestantismus ist die einzig akzeptable
Form des Christentums.
• Antisemitisch: Juden kontrollieren das globale Finanzsystem und sind das Gehirn der
Bürgerrechtsbewegung.

Die gewalttätigen Aktivitäten des KKK


Eine der größten weißen rechtsextremistischen Gruppen war der US-amerikanische Klan,
Knights of the Ku-Klux-Klan, der 1953 von Eldon Edwards gegründet wurde. Nach der
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs stieg seine Mitgliederzahl bis 1958 auf geschätzte
12.000 bis 15.000. Die langsamen, aber stetigen Fortschritte von Gruppen wie der NAACP
verärgerte den Ku-Klux-Klan immens. Man war der Ansicht, dass sich die getrennte

21
Lebensweise im Süden für immer ändern könnte, wenn keine entschlossenen Maßnahmen
ergriffen würden. So begann eine höchst gewalttätige Kampagne. 1959 wurden 530 Fälle
offener rassistischer Gewalt und Einschüchterung verzeichnet. Dazu gehörten Peitsch- und
Prügelstrafen, Kreuzverbrennungen und Bombenanschläge. Allein in Mississippi wurden
dreißig schwarze Kirchen bombardiert. Zu den schwerwiegendsten Verbrechen gehörten:
• 30. Januar 1956: Bombenanschlag auf das Haus von Martin Luther King Jr. in
Montgomery.
• Mai-Dezember 1961: Freedom Riders wurden an verschiedenen Orten brutal
niedergeschlagen und lebensgefährlich verletzt.
• 15. September 1963: Bombenanschlag auf die Kirche in der Batist Stree, Alabama. Vier
junge Mädchen starben.
• 21. Juni 1964: Drei junge Bürgerrechtler, Chancy, Goodman und Schwerner, wurden
vom Klan in Mississippi entführt und ermordet.
• 25. März 1965: Viola Liuzzo, eine Mutter von fünf Kindern aus Michigan, wurde vom
Klan in Alabama erschossen, weil sie den Selma-Demonstranten geholfen hatte.

Reaktionen auf die Gewalt des KKK


In den meisten Fällen hat die Gewalt des Klans das Gegenteil ihrer Absichten bewirkt. Die
brutalen Gewaltszenen, die in den
Zeitungen und in den abendlichen
Fernsehnachrichten erschienen,
zwangen eine zögernde nationale
Regierung, Maßnahmen zu ergreifen,
die sie sonst möglicherweise nicht
ergriffen hätte. Beispielsweise führten
die Morde an Chaney, Goodmann und
Menschen versammeln sich zu einer Ku-Klux-Klan-
Schwerner dazu, dass die Regierung Initiation in Houston, 8. Dezember 1921.
von Präsident Lyndon B. Johnson Druck auf das Federal Bureau of Investigation (FBI) ausübte,
um eine wirksame Kraft zur Bekämpfung des Klans zu werden. Anstatt die Bürgerrechtler mit
gewalttätigen Handlungen abzuschrecken, half der Klan, eine junge, mutige und entschlossene
neue Generation von Aktivisten zu schaffen, die bereit waren, große Opfer zu bringen, um der
Rassentrennung entgegenzutreten.

22
ÜBUNG
___________________________________________________________________________

Arbeitsauftrag:
Lesen Sie Quelle B und füllen Sie die daran anknüpfende Tabelle aus.

Quelle B
Auszug aus einem Interview mit Imperial Wizard Eldon Edwards von Mike Wallace, 5. März 1957, Harry-
Ransom-Center, Universität von Texas, Austin. Edwards war der Anführer einer der größten Klan-Gruppen.
Wallace war ein bekannter Fernsehjournalist.

Wallace ... In einem Auszug aus einer Klan-Literatur, dass Sie uns zur Verfügung gestellt haben, heißt es... "Ein
Tropfen Negerblut in Ihrer Familie zerstört Ihr weißes Blut für immer." Ich gehe davon aus, dass Sie das glauben.

Edwards … Nun, ich würde es nicht auf einen Tropfen genau definieren …. Aber hier liegt es im gesunden
Menschenverstand, dass Mongolisierung die Zerstörung der Niggerrasse1 bedeutet.

Edwards … Ich werde an Segregation glauben, aus dem einfachen Grund, aus dem wir daran glauben, Gottes
Wort zu bewahren und zu schützen. Er erschuf den weißen Mann. Er wollte, dass er weiß blieb. Er erschuf den
Nigger. Er wollte, dass er schwarz blieb. Und wir glauben, dass die Mongolisierung beide Rassen zerstört und
einen Mongolen hervorbringt, der keine Rasse ist.

Wallace … Sie glauben also, dass eine Vermischung von Negern und Weißen zum Untergang der weißen Rasse
und der Neger führen wird.

Edwards … Das stimmt. Und schließlich die Zerstörung dieses Landes.


Wallace … Nun, ich bin mir sicher, dass viele Klan-Mitglieder, sei es in den Streitkräften während des Korea-
Krieges oder im Zweiten Weltkrieg, Mr. Edwards, und dass einige von ihnen verwundet waren und
Bluttransfusionen benötigten. Wir wurden letzten Freitag von Oberst Bryant Fenton, Exekutivoffizier des Büros
des Armeegeneralchirurgen, darüber informiert, dass im Army Medical Corps keine Blutsegregation praktiziert
wird.

Wallace … Mit anderen Worten, einige Ihrer Klansmänner haben wahrscheinlich Negerblut in den Adern, eine
ganze Menge davon, als Folge von Transfusionen, die sie in der Armee erhalten haben. Bedeutet das unter diesen
Umständen, dass sie keine weißen Männer mehr sind?

Edwards … Nun, es könnte bei den Nachkommen auftauchen.

Frage:
Was sind laut Quelle B die Gefahren beim Vermischen der Rassen?

1. Gefahr

2. Gefahr

3. Gefahr

23
Quelle B
Auszug aus „The Rise and Fall of Jim Crow: Jim Crow Stories: The Ku Klux Klan” (1866)

Der Klan breitete sich über Tennessee hinaus in alle Bundesstaaten des Südens aus und umfasste Bürgermeister,
Richter und Sheriffs sowie gewöhnliche Kriminelle. Der Klan ermordete systematisch schwarze Politiker und
politische Führer. Es schlug, peitschte und ermordete Tausende und schüchterte Zehntausende andere vor den
Wahlen ein. Schwarze versuchten oft, sich zu wehren, aber sie waren zahlenmäßig unterlegen. Während die
Hauptziele des Klan-Zorns die politischen und sozialen Führer der schwarzen Gemeinschaft waren, konnten
Schwarze aus fast jedem Grund ermordet werden. Männer, Frauen, Kinder im Alter und Behinderte waren Opfer.
Eine 103-jährige Frau wurde ausgepeitscht, ebenso ein völlig gelähmter Mann. In Georgia Abraham Colby; Ein
Veranstalter und Anführer der schwarzen Gemeinde wurde stundenlang vor seiner Frau ausgepeitscht, die gerade
Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Klansmänner verbrannten Kirchen und Schulen, lynchten Lehrer und gebildete
Schwarze aus. Schwarze Landbesitzer wurden aus ihrem Eigentum vertrieben und ermordet, wenn sie sich weigerten
zu gehen. Schwarze wurden ausgepeitscht, wenn sie sich geweigert hatten, für Weiße zu arbeiten, wenn sie intime
Beziehungen zu Weißen hatten, wenn sie mit Weißen gestritten hatten, wenn sie Jobs hatten, die Weiße ursprünglich
haben wollten, wenn sie eine Zeitung gelesen oder ein Buch in ihren Häusern hatten.

Frage:
Was waren laut Quelle B die impliziten Gründe (nicht ausdrücklich formulierten Gründe) für die Gewalt der
Klansmitglieder gegenüber Afroamerikanern?

24
2.3 Entrechtung
Die „Reconstruction“-Ära
Als der Norden die Konföderation 1865 besiegte, wurden ehemalige männliche Sklaven als
US-Bürger anerkannt und erlangten bald das Wahlrecht. Während des Wiederaufbaus haben
rund ein Jahrzehnt lang Hunderttausende von Neuwählern ihr Recht, Politiker zu wählen, um
sie auf lokaler, staatlicher und föderaler Ebene zu vertreten, frei ausgeübt.

Beschränkungen für schwarze Wähler


Diese Situation änderte sich jedoch nach dem Ende der Reconstrution-Ära. Weiße Menschen
begannen, ihre Macht wieder zu behaupten, und schufen Wege, Schwarze vom Wahlrecht
auszuschließen. Die staatlichen Verfassungen wurden geändert, um dies zu ermöglichen, und
die Ergebnisse waren signifikant.
Zum Beispiel:
• In Louisiana waren 1896 etwas mehr als 130.000 Afroamerikaner registriert, um zu
wählen.
• Bis 1905 war diese Zahl auf weniger als 1300 oder weniger als ein Prozent der
wahlberechtigten schwarzen Wähler gesunken.
• Ähnliche Rückgänge gab es in den anderen zehn südlichen Bundesstaaten, aus denen
die ursprüngliche Konföderation bestand.

Der Oberste Gerichtshof der USA lehnte alle Einwände gegen die Änderung der
Staatsverfassung ab, da die Rasse nicht ausdrücklich in der Beschränkung der Bürger auf die
Ausübung der Rechte erwähnt wurde. Daher wurde der 14. und 15. Verfassungszusatz der US-
Verfassung nicht verletzt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde eine Reihe von
Klagen der NAACP wegen der groben Verletzung der Bürgerrechte der Afroamerikaner
zurückgewiesen.

Eingesetzten Methoden, um die Abstimmung zu verweigern


Die Methoden, mit denen die südlichen Staaten den Afroamerikanern das Wahlrecht
verweigerten, waren weit verbreitet. Sie umfassten Folgendes:
• Wahlsteuer: Die Bürger mussten eine große Summe bezahlen, um wählen zu können. Diese
Summe war für viele schwer zu bezahlen, zumal sie manchmal kumulativ war. Mit anderen
Worten musste man die Steuer für alle vorhergehenden Jahre bezahlen, in denen man hätte
stimmen können. Damit arme Weiße nicht entrechtet wurden, wurde die Großvaterklausel

25
eingeführt. Wenn jemandes Vater oder Großvater vor 1870 gewählt hatte, konnte man
wählen, ohne die Wahlsteuer zahlen zu müssen. Da die überwiegende Mehrheit der
Schwarzen vor 1870 nicht wählen konnte, galt die Klausel nicht für sie.
• Alphabetisierungs- und Verständnistests: Um sich registrieren zu lassen, mussten Schwarze
herausfordernde Tests ablegen, bei denen angeblich entweder ihre Alphabetisierungs- oder
ihre Fähigkeit zum Erfassen komplexer Fragen gemessen wurden. Lese- und Schreibtests
wurden erstmals 1890 in Mississippi durchgeführt.
• Einbürgerungstests: Diese ähnelten den Alphabetisierungstests. Der Großteil dieser
Prüfungen umfasste schwierige Fragen zu undurchsichtigen staatlichen Gesetzen.
• Eigentumsvoraussetzungen: Einige Staaten verlangten von den Wählern den Nachweis,
dass sie einen bestimmten Wert besaßen. Die meisten Schwarzen konnten die Anforderung
nicht erfüllen. Weiße Wähler konnten unter der Großvaterklausel wählen.
• Einschüchterung: Wenn sich Schwarze zur Stimmabgabe anmelden wollten, drohten ihnen
oft der Verlust ihrer Arbeitsplätze oder Gewalttaten.
All dies trug dazu bei, dass sich nur wenige Afroamerikaner für die Wahl registrieren konnten.

Politische Auswirkungen der Entrechtung


Die Entrechtung der Afroamerikaner hatte politische Auswirkungen auf die nationale
Regierung. Um 1900 waren fast alle südlichen Kongressabgeordneten Mitglieder der
Demokratischen Partei. Diese Gruppe von Politikern vertrat einen segregationistischen
Wählerblock. Bis in die 1950er und 1960er Jahre konnten sie jegliche Bewegung zur
Aufhebung der Rassentrennung im Süden stoppen. Weil die Anzahl der Repräsentanten von
der Bevölkerung eines Staates und nicht von der Rasse bestimmt wird, hatten die weißen
Südstaatler eine unverhältnismäßig große Anzahl demokratischer Kongressabgeordneter. Zum
Beispiel hatten 1920 sowohl Georgina als auch New Jersey zwölf Repräsentanten, obwohl die
Zahl der Wähler in Georgia 59.000 betrug, im Gegensatz zu den 338.000 Wählern in New
Jersey.
Die NAACP und andere Bürgerrechtsorganisationen haben ihre rechtlichen Herausforderungen
an das System der Entrechtung verschärft. Weil die Schwarzen keine politische Macht hatten,
konnten sie ihre Lebensbedingungen nicht verbessern. Die Möglichkeit zu wählen war der
einzige Weg, um die Ungleichheit zu ändern, mit der sie jeden Tag konfrontiert waren. Erst mit
dem Stimmrechtsgesetz von 1965 wurden jedoch Lese- und Schreibtests verboten und die
Wählerregistrierungen auf Bundesebene überwacht.

26
ÜBUNG

Botschaft einer Quelle herausarbeiten


• Paper 1 besteht aus insgesamt 4 Fragen.
• Die erste Frage von Paper 1 enthält zwei Teile (1a und 1b), die beide Ihr Verständnis von zwei
verschiedenen Quellen testen.
• Frage 1b ist immer eine Nicht-Textquelle, das könnte eine politische Karikatur sein, ein
Propagandaplakat, ein Foto, eine Karte oder eine Grafik.
• Bei der Frage 1b (Paper 1) müssen Sie zwei Hauptbotschaften oder -punkte aus der Quelle identifizieren.
Die maximale Punktzahl für 1b beträgt 2 Punkte.
• Versuchen Sie, mindestens zwei bestimmte Punkte in Ihrer Antwort zu haben. Wenn Sie 3 Botschaften
geschrieben haben und einer davon falsch ist, erhalten Sie trotzdem die volle Punktzahl (2 Punkte).
• Achten Sie bei der Beantwortung einer Frage zu einer visuellen Quelle genau auf die Wörter oder Daten
auf der Bildquelle. Gibt es Symbole, die bei der Erklärung der Bedeutung der Quelle helfen?

Quelle A

"Übrigens, was ist das große Wort?" Eine redaktionelle Karikatur von Bill Mauldin aus dem Jahr 1962,
die erstmals in der St. Louis Post-Dispatch-Zeitung veröffentlicht wurde. Mauldin gewann für seinen
prägnanten Cartoon einen Pulitzer-Preis.

Arbeitsauftrag
Arbeiten Sie die Botschaft von Quelle A im Hinblick auf Alphabetisierungstests heraus.

Formulierungshilfen:
Die erste Botschaft von Quelle A ist...
Das wird durch...verdeutlicht. / Das sieht man daran, dass...

Die zweite Botschaft ist...


Das wird durch...hervorgehoben / kenntlich gemacht.

27
2.4 Segregation und Bildung
Segregation im öffentlichen Schulsystem
Nirgendwo im Süden waren die Unterschiede zwischen Einrichtungen für Weiße und Schwarze
so groß wie im öffentlichen Schulsystem. Obwohl die Schulen „getrennt, aber gleich sein“
sollten, sah die Realität ganz anders aus.
Die Mehrheit der Schwarzen lebte in ländlichen Gebieten. Kinder besuchten dort oft keine
Schule, weil ihre Arbeit auf Farmen gebraucht wurde. In Baumwollanbaugebieten war das
Schuljahr häufig an die Wachstums- und Erntezeit gebunden. Während dieser Zeit waren die
Schulen für alle Schüler geschlossen.

Schwarze und weiße Schulen


Zu den Hauptunterschieden zwischen schwarzen und weißen Schulen gehörten:
• Schlechte Ausstattung: In schwarzen Schulen fehlten oft Waschräume und Elektrizität.
• Überfüllte Klassen: Die Klassen in schwarzen Schulen waren oft doppelt so groß als in
weißen Schulen.
• In vielen ländlichen Schulen befanden sich alle Schulklassen in einem Raum.
• Lehrmittel: Schwarze Schulen waren oft auf gebrauchte Lehrbücher von weißen
Schulen angewiesen.
• Schlechtere Qualität des Unterrichts: Schwarze Lehrer waren nicht so ausgebildet wie
ihre weißen Kollegen. In einigen Fällen hatten die Lehrer die Sekundarschule nicht
abgeschlossen.
• Gehälter: Schwarze Lehrer erhielten nur einen Bruchteil der weißen Gehälter.
• Lehrplan: In den Jim Crow-Schulen wurden nur die Fähigkeiten vermittelt, die für die
landwirtschaftliche und häusliche Arbeit erforderlich sind. Sehr wenige Schüler gingen
aufs College.
• Finanzierung: Schwarze Schulen erhielten weitaus weniger finanzielle Mittel. So
erhielten, beispielsweise in South Carolina, weiße Schulen das Dreifache des Betrags
der schwarzen Schulen.
Historisch schwarze Colleges und Universitäten
Die Bedingungen an „All-Black Colleges“, bekannt als HBCU / Historisch Schwarze
Colleges und Universitäten:
Historically Black Colleges and Universities (HBCU), im Bildungseinrichtungen, die vor
allem nach dem Bürgerkrieg
Süden waren nicht viel besser. Viele davon wurden während und gegründet wurden, um befreite
Sklaven zu unterrichten. Mehr als
nach dem Wiederaufbau errichtet und größtenteils privat 100 Einrichtungen sind heute noch
in Betrieb.
finanziert. Dies lag daran, dass die meisten Weißen keine

28
schwarzen Klassen in ihren Schulen bzw. Universitäten wollten, in denen die gravierenden
Ungleichheiten in den Südstaaten in Frage gestellt werden konnten.
• Es gab keine Hochschulen, die Studiengänge anboten, in denen Graduierte den PhD
erwerben konnten.
• Weder in den Bereichen Ingenieurwesen noch Architektur wurden
Hochschulabschlüsse angeboten, und es wurden nur Studiengänge angeboten, die zu
einem medizinischen oder juristischen Abschluss führten.
• Die Möglichkeiten für diejenigen, die eine berufliche
Laufbahn einschlagen wollten, waren mit Sicherheit
begrenzt.
• Bürgerrechtler wie Martin Luther King, Jr., Thurgood
Marshall und Ida Wells Barnett begannen jedoch ihre
Thurgood Marshall (1908-
akademische Laufbahn an der HBCU. 1993) ein US-amerikanischer
Jurist und der erste
afroamerikanische Richter am
Obersten Gerichtshof der
James Meredith und die Universität von Mississippi USA.
Diejenigen, die versuchten, weiße Universitäten zu besuchen, standen vor großen
Herausforderungen. Im September 1962 wurde James Meredith, ein Veteran der US Air Force,
nach mehreren abgelehnten Bewerbungen und einem Gerichtsverfahren an der segregierten
Universität von Mississippi zugelassen. Über 150 Polizeibeamte waren zum Schutz von
Meredith vor Ort. Über 3000 weiße Segregationisten randalierten. Bei den Straßenkämpfen
wurden zwei Zivilisten getötet und mehr als 300 verletzt. Die KKK erlebte nach der
Entscheidung von Brown eine Phase der Wiederbelebung.

Desegregation: Prozess der Obwohl die vom Klan verübten Gewalttaten häufig verurteilt
Beendigung der Segregation
bzw. Implentierung der
wurden, trugen sie zum allgemeinen Ziel der Beendigung der
Integration. Desegregation bei. Als Klansmänner nach einem Mord oder
einem Brandanschlag auf eine Kirche oder ein Haus gefasst wurden, wurden sie selten für
schuldig befunden, da sie ausschließlich weißen Jurys gegenüberstanden. Der Senator von
Virginia, Harry Byrd, Sr., forderte "massiven Widerstand", um die Segregation zu verteidigen.
Der Gesetzgeber des Bundesstaates verabschiedete 1956 eine Resolution, in der erklärt wurde,
dass Virginia Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs, die als Verstoß gegen die
Souveränität des Bundesstaates angesehen werden, nicht folgen werde. Schulen, die schwarze
Schüler zuließen, würden der staatlichen Mittel beraubt werden. Es wurden andere Gesetze
verabschiedet, um zu verhindern, dass ein einzelnes „Negerkind“ eine weiße Schule betritt.
Viele öffentliche Schulen wurden geschlossen, anstatt die schwarzen Schüler zu integrieren.

29
ÜBUNG
______________________________________________________________________
Den Ursprung einer Quelle untersuchen
Bei der zweiten Frage von Paper 1 müssen der Wert und die Einschränkungen einer Quelle anhand ihrer
Herkunft, ihres Zwecks und ihres Inhalts bewertet werden.
Die Herkunft einer Quelle ergibt sich aus mehreren Komponenten: Autor, Titel, Datum, Art der Quelle und
gegebenenfalls Titel, Herausgeber und Art der Veröffentlichungen sowie dem Land, aus dem sie stammt.
Informationen zur Herkunft finden Sie in der Beschreibung einer Quelle, die dem Quelltext vorausgeht.

Quelle A
Auszug aus einem Interview von 1985 mit Melba Pattillo Beals, einer der ersten Schülerinnen, die 1957
die rein weiße Central High School in Little Rock, Arkansas, besuchte. Das Interview wurde in den
sechsteiligen Dokumentarfilm Eyes on the Prize: Americas Civil Rights aufgenommen Jahre, 1954-1963.
Es wurde erstmals 1987 übertragen.

Little Rock war rassengetrennt, meine Welt war größtenteils schwarz. Ein Teil meiner Familie ist weiß, meine
ersten Cousins usw. und die Leute, mit denen ich gelegentlich in die Stadt ging, um Dinge zu erledigen, aber
zum größten Teil war meine Welt schwarz ...Ich bin auf eine schwarze Highschool gegangen, First Horseman,
und dann (Pause)... ich bin jeden Tag zur Schule gegangen. Meine Mutter war Schullehrerin, ich lebte bei
meiner Großmutter ...
Sonntags machten wir mit meiner Mutter und meinen Freunden eine Fahrt (durch die Stadt). Wir fuhren
immer an der Central High School vorbei, weil es ein Schloss war, wie ein Schloss aussah und ich mich immer
(wunderte), was sich darin befand. Ich wollte (dorthin) gehen, weil sie mehr Privilegien hatten. Sie hatten
mehr Ausrüstung, sie hatten fünf Stockwerke voller Möglichkeiten. Ich verstand (die Bedeutung von) Bildung,
bevor ich etwas anderes verstand. Als ich zwei Jahre alt war, sagte meine Mutter: „Du wirst aufs College
gehen. Bildung ist dein Schlüssel zum Überleben“, und das habe ich verstanden. Und es war eine Art Neugier.
Es war kein überwältigender Wunsch, diese Schule zu besuchen, sie zu integrieren und die Geschichte zu
verändern. Es war einfach schön zu dieser Schule zu gehen, an der ich jeden Tag vorbeifuhr. Ich möchte
wissen, was da drin ist. Ich möchte nicht unbedingt mit diesen Leuten zusammen sein, ich nahm an, dass es
nicht anders sein würde, mit diesen Leuten zusammen zu sein, als mit den Leuten, mit denen ich bereits
zusammen war. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, bis das Abenteuer begann, dass es so sein würde. Und mein
Eintritt in die Central High School war beinahe ein Unfall. Ich hob eines Tages einfach meine Hand, als sie
sagten: "Wer von euch lebt in der Gegend der Central High School?" Dann, das war vor zwei Jahren, im Jahr
1955, und sie sagten, sie wissen, wer gute Noten hat, und ich hatte ausgezeichnete Noten.

Arbeitsaufträge:
Mit den folgenden Fragen sollen Verbindungen zwischen den Komponenten des Ursprungs einer Quelle
hergestellt werden und wie sie sich auf den Wert oder die Einschränkung auswirken. Anhand der folgenden Tabelle
können Sie die Fragen beantworten:

1. Woher stammt die vorliegende Quelle?


2. Inwiefern ist der Ursprung von Quelle A für Historiker hilfreich, die rassengetrennte Schulen in den
Südstaaten untersuchen möchten?
3. Welche Einschränkungen könnte es bei der vorliegenden Quelle geben?

30
Wichtige Information Werte Einschränkungen

Autor

Titel

Veröffentlichungsdatum

Quellengattung

Informationen über den


Herausgeber

Herkunftsland

Arbeitsauftrag:
Lesen Sie den Text „Der 14. Verfassungszusatz der US-Verfassung – Ein Zusatz der Gleichbehandlung?“
Versuchen Sie eine kurze Antwort auf die Überschrift zu verfassen.

Quelle B
Der 14. Verfassungszusatz der US-Verfassung – Ein Zusatz der Gleichbehandlung?

Diskriminierung tritt auf, wenn einige Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe anders
behandelt werden als andere, beispielsweise aufgrund ihrer Rasse, ihres Alters, ihres Geschlechts oder ihrer
Religion. Wenn Gerichte Fälle von Diskriminierung prüfen, prüfen sie anhand der Gleichbehandlungsklausel
der 14. Änderung, ob diese angebliche Diskriminierung angemessen und legal ist oder ob sie gegen die
Verfassung verstößt. Die 14. Änderung in der Verfassung besagt, dass Menschen gleichbehandelt werden
sollten; es besagt nicht, dass Menschen auf gleicher Art und Weise behandelt werden sollen. Menschen gleich
zu behandeln bedeutet, ihnen das zu geben, was sie brauchen. Dies könnte die Bereitstellung eines
Bildungsumfelds umfassen, in dem das Lernen am angenehmsten ist. Weiße Schüler fühlen sich wahrscheinlich
wohler mit anderen weißen Schülern; Schwarze Schüler fühlen sich wahrscheinlich wohler beim Lernen mit
anderen schwarzen Schülern. Diese Schüler müssen nicht dieselben Schulen besuchen, um gesetzlich gleich
behandelt zu werden. Sie müssen einfach ein gleiches Lernumfeld erhalten. Das US-Gerichtshof stellte fest,
dass die Einrichtungen für schwarze Kinder in Topeka mit denen der weißen Schüler gleichwertig waren.

31
2.5 Urteil Brown v. Board of Education von Topeka (1954)

Rolle der NAACP


Die NAACP versuchte, mit legalen Mitteln getrennte Einrichtungen zu beseitigen. Die NAACP
brachte Rechtsstreitigkeiten gegen verschiedene staatliche und lokale Institutionen ein, die der
diskreditierten „Getrennten, aber gleich“-Doktrin folgten.
1950 erhob Thurgood Marshall, Leiter des NAACP-Rechtsfonds, vor dem Obersten
Gerichtshof zwei Rechtssachen. In der Rechtssache Sweatt gegen Painter und McLaurin gegen
Oklahoma State Regents hob der Supreme Court Entscheidungen vor Gerichten auf, die
schwarze Studenten davon abgehalten hatten, reine weiße Schulen zu besuchen.
Die NAACP konzentrierte sich nun auf die öffentliche Bildung. Einundzwanzig Süd- und
Grenzstaaten sowie der District of Columbia übten Schulsegregation aus. 1952 brachten
Marshall und die NAACP fünf Fälle vor den Obersten Gerichtshof, die sich alle mit getrennten
öffentlichen Schulen im Süden befassten. Die erste davon war Brown v. Board of Education
von Topeka, benannt nach dem Vater der achtjährigen Lina Brown, die gezwungen war, eine
rein schwarze Schule auf der anderen Seite von Topeka zu besuchen, wo sie lebte.

Entscheidung des Obersten Gerichtshofs


Es dauerte mehr als ein Jahr, bis der Oberste Gerichtshof am 17. Mai 1954 seine einstimmige
Entscheidung traf. Oberster Richter Earl Warren entschied:
• Getrennte Schulen wirkten sich nachteilig auf die Bildung und das persönliche
Wachstum von afroamerikanischen Kindern aus.
• Rassentrennende Schulen verstießen gegen die Gleichbehandlungsklausel der 14.
Zusatzartikel
• Rassentrennung in Schulen war „von Natur aus ungleich“ und daher verfassungswidrig.

Weiße Antwort auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs


Die Antwort kam sofort. Für weiße Segregationisten war der Tag, wie ein US-
Kongressabgeordneter aus Mississippi im Repräsentantenhaus erklärte, der Schwarze Montag.
Die NAACP und andere Bürgerrechtsgruppen begrüßten die Entscheidung als ersten Schritt
zum Abbau der ungleichen Schulsysteme.

32
Brown II
Während die Entscheidung einen bedeutenden rechtlichen Sieg für die Vertreter der
Desegregation bedeutete, widersetzten sich viele öffentliche Schulen im Süden der
Entscheidung. Im folgenden Jahr entschied der Oberste Gerichtshof über eine weitere Klage,
die Brown gegen das Board of Education von Topeka II oder einfach Brown II hieß. Die
Südstaaten hatten das Gericht gebeten, sie von der Aufhebung der Rassentrennung
auszunehmen. Auch in diesem Fall erließ Warren die einstimmige Entscheidung des Gerichts.
Er entschied, dass:
• Rassendiskriminierung an öffentlichen Schulen verfassungswidrig war,
• lokale Schulbehörden für die Aufhebung der Segregation verantwortlich wären,
• Bundesgerichte den Prozess, dass die lokalen Behörden in gutem Glauben handeln,
überwachen und sicherstellen sollten,
• der Prozess mit „ganz bewusstem Tempo“ durchgeführt werden sollte.
Es war der vierte Punkt, der sich als am problematischsten erwies, da er mit „ganz bewusstem
Tempo“ für eine breite Palette von Unterbrechungen offen war. Die Staaten könnten so wenig
oder so viel Zeit in Anspruch nehmen, wie sie für notwendig hielten, um ihre Schulen zu
desegrerien.

Massiver Widerstand: Reaktion auf Brown I und II


Da unklar blieb, was genau die Brown-Entscheidung für getrennte Schulen bedeutete, war die
anfängliche Reaktion der weißen Südstaaten gedämpft. Dies würde sich bald ändern,
insbesondere in den ländlichen Gebieten von Mississippi und Alabama. Als Reaktion auf das,
was als Angriff auf das weiße Privileg galt, wurde 1954 in WCC, White Citizens Council:
Eine amerikanische Organisation,
Indianola, Mississippi, der erste Weiße Bürgerrat (White welche die Ideen einer weißen
Vorherrschaft propagierte.
Citizens Council, WCC) gegründet. Bald erschienen viele
White Supremacy / Weiße
Kapitel dieser rassistischen Organisation im tiefen Süden. Vorherrschaft:
Innerhalb von zwei Jahren könnte der WCC auf vielleicht Der Glaube, dass Weiße anderen
Rassen überlegen sind.
250.000 Mitglieder zählen. Die Mitglieder waren eher Mittel-
und Oberschicht und versteckten sich, im Gegensatz zum KKK, nicht hinter weißen Laken. Sie
setzten die folgenden Methoden ein, um die wachsende Bürgerrechtsbewegung zu stoppen:
• Wirtschaftliche Vergeltung: Schwarze Menschen wurden von ihrem Arbeitsplatz
entlassen oder aus ihren Mietwohnungen vertrieben. Ihnen wurden Kredite verweigert
und ihre Geschäfte boykottiert.

33
• Gewalt: Morde, Lynchmorde, Vergewaltigungen und Brandstiftungen sorgten für
Angst.
• Politischer Aktivismus: In einigen Staaten übte der WCC große politische Macht aus.
In mehreren Staaten des tiefen Südens waren viele Politiker Mitglieder der Gruppe. In
Mississippi wurde der WCC mit Steuergeldern unterstützt. In Louisiana wurde 1956 ein
Gesetz verabschiedet, das nahezu jeden Aspekt des öffentlichen Lebens trennte.
• Förderung von „Gemeindeschulen“: Diese privaten Schulen (nur für Weiße) wurden
dort gegründet, wo sich die Schulsysteme für die Integration entschieden hatten.

Nach dem Brown-Urteil erlebte der KKK eine Phase des Aufschwungs. Obwohl die
Gewalttaten des Klans oft verurteilt wurden, trugen sie zum allgemeinen Ziel bei, die
Aufhebung der Rassentrennung zu verhindern. Wenn Klanmitglieder nach einem Mord oder
einem Brandanschlag auf eine Kirche oder ein Haus gefasst wurden, wurden sie selten für
schuldig befunden, da sie ausschließlich weißen Geschworenen gegenüberstanden.
Die überwiegende Mehrheit der südlichen Weißen widersetzte sich den Brown-
Entscheidungen, obwohl die Meinung nicht einheitlich war. Im tiefen Süden lag die
Oppositionsrate bei 90% der Weißen, während sie in Texas bei 75% lag. In ähnlicher Weise
kamen die Kongressabgeordneten, die das südliche Manifest am meisten unterstützten, aus den
fünf Staaten des tiefen Südens.

ÜBUNG
__________________________________________________________________________________________

Quelle A

Auszug aus der "Erklärung von Atlanta" der NAACP. Diese wurde am 24. Mai ausgestellt.
Alle Amerikaner sind jetzt erleichtert, dass das Gesetz des Landes in der klarsten Sprache erklärt: „… auf dem
Gebiet der öffentlichen Bildung hat die Doktrin von „getrennt, aber gleich“ keinen Platz. Separate
Bildungseinrichtungen sind von Natur aus ungleich. “Die Segregation in der öffentlichen Bildung ist nicht nur
rechtswidrig, es ist unamerikanisch. Wahre Amerikaner sind für diese Entscheidung dankbar. Nachdem das
Gesetz klargestellt ist, blicken wir in die Zukunft. Nachdem wir die Situation in jedem unserer Staaten
untersucht haben, gehen wir mit größter Zuversicht in die Zukunft. Dieses Vertrauen basiert auf den vielen
Faktoren, einschließlich der Zusage der Unterstützung und Einhaltung durch Gouverneure,
Generalstaatsanwälte, Bürgermeister und Bildungsbeamte; und durch aufgeklärte Führung von Zeitungen,
Rundfunk, Fernsehen und anderen Organen der öffentlichen Kommunikation. Wir sind bereit, mit anderen
gesetzestreuen Bürgern zusammenzuarbeiten, die bestrebt sind, diese Entscheidung in ein Aktionsprogramm
umzusetzen, um die Rassentrennung in der öffentlichen Bildung so schnell wie möglich zu beseitigen. Wir
betrachten diese denkwürdige Entscheidung nicht nur als Sieg für die Neger, sondern für das gesamte
amerikanische Volk und als Bestätigung der amerikanischen Führung der freien Welt.

34
Arbeitsauftrag:
Analysieren Sie den Wert und die Grenzen des Inhalts von Quelle A für Historiker, die die Entscheidung des
Obersten Gerichtshofs über Brown v. Board of Education von Topeka untersuchen.

Die Werte und Einschränkungen einer Quelle untersuchen

Kurze Wiederholung

Für den Ursprung Wer hat es geschrieben / gesagt / gezeichnet?


Wann hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Wo hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Was ist die Quelle - eine Rede / eine Karikatur / ein Lehrbuch usw.?

Für die Absicht Warum hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?
Für wen hat die Person es geschrieben / gesagt / gezeichnet?

Für den Inhalt Ist die Sprache objektiv oder klingt sie übertrieben oder einseitig?
Was ist der Ton der Quelle?
Welche Informationen und Beispiele werden aufgeführt, um den Standpunkt zu
unterstützen?
Welche Informationen sind enthalten, welche werden nicht thematisiert bzw.
(bewusst) ausgeklammert?

Quelle B

Am 11. März 1956 unterzeichneten 19 Senatoren und 82 Kongressabgeordnete eine Resolution, die
sie "Südliches Manifest" nannten. Alle waren aus südlichen Staaten. Auszug aus dem
Kongressbericht 84. Kongress Zweite Sitzung, Bd. 102, Teil 4. Governmental Printing Office,
Washington, DC, 1956, Seiten 4459-60.

... Wir betrachten die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Bildungsfällen als eindeutigen Missbrauch der
richterlichen Gewalt. Dies gipfelt in einer Tendenz der Bundesjustiz, abweichend von der Autorität des Kongresses
Gesetze zu erlassen und in die reservierten Rechte der Staaten und des Volkes einzugreifen. In der ursprünglichen
Verfassung wird Bildung nicht erwähnt. Weder in dem 14. Verfassungszusatz noch in irgendeiner anderen Änderung.
Die Debatten vor der Einreichung des 14. Verfassungszusatzes zeigen deutlich, dass nicht beabsichtigt war, dass dies
Auswirkungen auf die von den Staaten unterhaltenen Bildungssysteme haben sollte.
Die verfassungswidrige und ungerechtfertigte Ausübung der gerichtlichen Gewalt führt in den hauptsächlich
betroffenen Staaten zu Chaos und Verwirrung. Es zerstört die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der weißen
und der schwarzen Rasse, die durch 90 Jahre geduldige Anstrengung der guten Menschen beider Rassen entstanden
sind. Es hat Hass und Misstrauen gepflanzt, wo es bisher Freundschaft und Verständnis gegeben hat.
Ohne Rücksicht auf die Zustimmung der Regierten drohen äußere Agitatoren sofortige und revolutionäre
Veränderungen in unseren öffentlichen Schulsystemen. Wenn dies getan wird, wird dies mit Sicherheit das öffentliche
Bildungssystem in einigen Staaten zerstören. Mit der größten Sorge um den explosiven und gefährlichen Zustand, der
durch diese Entscheidung hervorgerufen und von außen angeregt wurde: Wir bekräftigen unser Vertrauen in die
Verfassung als Grundgesetz des Landes ...

Arbeitsauftrag:
Analysieren Sie den Wert und die Grenzen von Quelle A in Bezug auf den Ursprung, Zweck und Inhalt für
Historiker, die die Reaktion der weißen Südstaaten auf den Fall Brown v. Board of Education untersuchen.

35
2.6 Little Rock (1957)
Desegregation an der Central High School, Little Rock, Arkansas
Die Krise aufgrund der Desegregation von Schulen erreichte 1957 in Little Rock, Arkansas,
einen Höhenpunkt. Neun afroamerikanische Schüler beantragten die Zulassung zur rein weißen
Central High School. Die Schüler würden bald als
die Little Rock Nine bekannt werden. Die sechs
Mädchen und drei Jungen waren von der der
NAACP in Arkansas sorgfältig ausgewählt. Die
NAACP wollte sicherstellen, dass sie Schüler
auswählen, die die Charakterstärke besaßen,
fortwährender Belästigung und sowohl verbalen als Elizabeth Eckford auf dem Weg in die Little
Rock Central High School
auch körperlichen Angriffen standhalten konnten.

Zeitleiste der Little Rock-Ereignisse


Die folgende Zeitleiste erklärt die Abfolge der Ereignisse in Little Rock:
• September 1957. Der Gouverneur von Arkansas, Orval Faubus, sagte, er werde die
Nationalgarde von Arkansas hinzuziehen, um die neun Schüler daran zu hindern, die
Schule zu betreten.
• 2. September. Ein Bundesrichter entschied, dass die Aufhebung der Rassentrennung am
Eröffnungstag der Schule stattfinden würde.
• 4. September. Acht der neun Schüler kamen zusammen an die Schule. Die neunte,
Elizabeth Eckford, erhielt nicht die Nachricht, dass die Schüler mit der
Fahrgemeinschaft zum Central High gebracht werden würden, weil ihre Familie kein
Telefon hatte. Eckford trug die Hauptlast der Beleidigungen an diesem Tag. Es wurden
weltweit Fotos von ihr veröffentlicht, wie sie alleine zum Schulgebäude ging, während
ein wütender Mob sie beleidigte. Die neun Schüler durften die Schule nicht betreten.
• 23. September. Die Little Rock Nine betraten die Schule unbemerkt von über 1000
Weißen. Die Eltern versuchten, die Schule zu betreten, um die Schüler anzugreifen. In
einer sich rapide verschlechternden Situation entfernte die Polizei die neun Schüler aus
Sicherheitsgründen aus dem Central High.
• 24. September. Präsident Eisenhower bestellte 1200 Mitglieder der 101.
Luftlandedivision der US-Armee nach Little Rock. Weitere 1000 Mitglieder der
Arkansas National Guard wurden mobilisiert.

36
• 25. September. Die Little Rock Nine betraten die Central High für ihren ersten vollen
Unterrichtstag.
• September 1958. Der Oberste Gerichtshof entschied einstimmig in der Rechtssache
Cooper gegen Aaron, dass die Gerichtsentscheidungen befolgt werden müssen. In
Bezug auf Little Rock bedeutete dies, dass die Schulen die Trennung aufheben mussten.
• September 1958. Gouverneur Faubus schloss alle vier Little Rock-Gymnasien für ein
Jahr, nachdem 80% der Wähler in einem öffentlichen Referendum beschlossen hatten,
die Rassentrennung in ihren Schulen nicht aufzuheben. Dies wurde als das „verlorene
Jahr“ bekannt.
• September 1959. Die Schulen antworteten; afroamerikanische Schüler durften die
Schulen besuchen.

Behandlung der Little Rock Nine


Während des Schuljahres 1957-1958 erlitten die Little Rock Nine unzählige Fälle von
Missbrauch. Eine Schülerin, Minnijean Brown, schlug auf ihre Angreifer zurück und wurde
ausgewiesen. Einhundert weiße Schüler wurden während des Jahres zu verschiedenen Zeiten
suspendiert und vier wegen ihrer Aktionen gegen die neun ausgeschlossen. Die
Luftlandesoldaten wurden nach zwei Monaten zurückgezogen, aber die Nationalgarde blieb für
das gesamte akademische Jahr. Ernest Green absolvierte als erster Afroamerikaner das Central
High. Weitere folgten in dem Jahr 1960.

Weiße Reaktion auf Desegregation


Neben den Versuchen der Landesregierung, die Integration öffentlicher Schulen zu stoppen,
trugen zwei Gruppen auch dazu bei, den Rassenhass in Little Rock zu fördern. Der Capital
Citizens‘ Council, eine lokale Gruppe des White Citizens' Council, warnte davor, was aufgrund
von Rassenmischungen passieren könnte. Es wurde auch die Behauptung aufgestellt, dass es
eine Verbindung zwischen der NAACP und dem internationalen Kommunismus gibt. Den Rat
unterstützte die Müttervereinigung der Central High School (Mothers League of Central High).
Es wurde versucht, der Segregationsbewegung eine „weibliche“ Perspektive zu geben.

Während die Little-Rock-Krise gezeigt hat, dass die Regierung gewillt war, die Integration mit
Nachdruck zu forcieren, waren die Fortschritte jedoch langsam. Bis 1964 besuchten weniger
als zwei Prozent der afroamerikanischen Kinder rein weiße öffentliche Schulen.

37
ÜBUNG
__________________________________________________________________________________________

Aufhebung der Rassentrennung in Schulen


In Little Rock, Arkansas, sollte am 2. September
1957 die Rassentrennung an Schulen aufgehoben
werden. Doch die weiße Bevölkerung rebellierte
und wurde von den Soldaten der Nationalgarde
unterstützt. Erst drei Wochen später verbrachten
neun schwarze Schüler ihren ersten Schultag an
der Central High School. Als sich die neun
afroamerikanischen Jugendlichen am ersten
Schultag zur Central High School aufmachen,
stellen sie fest, dass die Nationalgarde nicht zu
ihrer Sicherheit da ist. Im Gegenteil. Gemeinsam
Hunderte weiße Männer und Frauen versperren den
mit hunderten weißen Männern und Frauen
neun schwarzen Schülern den Weg
versperren die Soldaten ihnen den Weg. Vor dem
Schultor findet ein regelrechter Aufruhr statt.
Die spätere Journalistin Melba Pattillo Beals ist eine der neun schwarzen Schülerinnen und Schüler. In einem Buch
schreibt sie später:

Quelle A
Die spätere Journalistin Melba Pattillo Beals ist eine der neun schwarzen Schülerinnen und Schüler.
In einem Buch schreibt sie später:

„Als wir näherkamen, wurden die Zornesausbrüche noch stärker, und wir hörten die Worte deutlicher
„Nigger, geht heim! Nigger, geht dahin, wohin ihr gehört!“ (...) Einige der weißen Männer und Frauen, die
um uns herumstanden, schienen ängstliche Beobachter. Andere hatten wütende Gesichter mit weit offenen
Mündern, aus denen sie ihren Zorn herausschrien. Ihre Worte wurden zunehmend scheußlicher (...)“
aus: Patillo Beals, Melba. White Is a State of Mind G.P. Putnam's Sons, 1999.

Arbeitsauftrag:
Analysieren Sie den Wert und die Einschränkungen von Quelle A für Historiker, die die Aufhebung der
Rassentrennung in Schulen untersuchen.

Formulierungshilfen:
Schritt 1: Nennen Sie zunächst den Ursprung, den Inhalt und die Absicht der Quelle

Der Ursprung der vorliegenden Quelle ist ... (-> hier bitte die Quellenart nennen) von... (-> Autor) aus dem Jahr...
. Der Inhalt der Textquelle thematisiert... . Die Textquelle/der Textauszug richtet sich an Privatpersonen / die
Öffentlichkeit / die Nachwelt / Machthaber... . Die Absicht der Quelle ist... .

Schritt 2: Gehen Sie nun auf die Werte und die Einschränkungen der vorliegenden Quelle ein. Die folgende
Tabelle verleiht Ihnen einen Überblick die Einschränkungen und Werte unterschiedlicher Quellenarten:

Die vorliegende Quelle ist (in Bezug auf den Ursprung/ die Absicht / den Inhalt) wertvoll, weil...
Sie ist (in Bezug auf Ursprung / die Absicht / den Inhalt) eingeschränkt, weil...

38
ÜBUNG
__________________________________________________________________________________________

Quelle B

Ein Bericht von Thelma Mothershed (eine Schülerin der Little-Rock-Nine) über ihre Zeit an der
Schule. Aus: Little Rock Central High School, National Historic Site Teil 6 'Jeder Mensch hat eine
Geschichte des Mutes: The Little Rock Nine'

Eines Tages nach dem Mittagessen wurde ich in das Büro von Frau Huckabee gerufen. Als ich das Büro
betrat, sah ich ein Mädchen dort sitzen und weinen. Mir wurde gesagt, dass sie weinte, denn als wir vom
Mittagessen nach oben kamen, sagte sie: "Thelma war vor mir und hat mich getreten." Es war eine völlige
Lüge. Ich sagte zu dem Mädchen: "Wenn ich dich getreten habe, entschuldige ich mich." An diesem Abend
in den 6:00 Uhr Nachrichten wurde ihr Name genannt und berichtet, dass ich sie getreten hätte! ...

Ich saß Minnijean Brown gegenüber in der Cafeteria, als ein weißer Student kam und ihr eine Schüssel Suppe
auf den Kopf schüttete. Die 101. Airborne (die Fallschirmjäger) hatten die Schule verlassen...

Als ich eines Tages eine Treppe hinunterging, um nach Hause zu gehen, spuckte jemand auf dem
Treppenabsatz oben auf meinen Rock. Eines Tages spritzte jemand schwarze Tinte auf die Rückseite meiner
weißen Bluse ... Eines Tages schneite es und Minnijean, Melba und ich warteten im Ausgangsbereich darauf,
dass meine Mutter uns abholte. Die Arkansas National Guard war da, um "Frieden zu bewahren". Einige
Jungen fanden kleine Steine und packten sie in Schnee und warfen sie uns in die Halle. Die Wachen sagten
nichts zu den Jungen, duckten sich aber, um nicht selbst getroffen zu werden! Als wir zum Auto rannten, ging
die gleiche Dummheit weiter.

Arbeitsauftrag:

Sie sind Historiker und untersuchen die Ereignisse rund um die „Little Rock Nine“. Wie wertvoll ist die diese
Quelle für Sie? Beurteilen Sie die Quelle mithilfe der Tabelle.

Quelle B Wert Einschränkungen


Herkunft

Zweck

Inhalt

39
2.7 Wirtschaftliche und soziale Diskriminierung

Jim Crow
Die Jim-Crow-Ära bezieht sich auf einen Zeitraum, der ungefähr die Jahre von 1881 bis 1964
umfasste. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Plessy gegen Furgeson im Jahr 1896
beendete die ersten Anfechtungen der rechtlichen Trennung. Der Oberste Gerichtshof
entschied, dass die Trennung von Weißen und Schwarzen legal ist, solange die getrennten
Einrichtungen gleich sind. Es dauerte nicht lange, bis die Amerikaner in 26 Staaten durch
Rassengesetze getrennt wurden. Die meisten Südstaaten praktizierten rechtliche Trennung.
Eine ganze Reihe von staatlichen, nationalen und lokalen Statuen wurde geschaffen, um die
Rassen gesetzlich zu trennen. In anderen Staaten wurden keine rechtlichen Mittel eingesetzt,
um dieses Ziel zu erreichen. Langjährige Traditionen oder Verhaltenskodizes reichten aus, um
eine Trennung zu gewährleisten. Dies wurde als „De-facto-Segregation“ bezeichnet.
Unabhängig davon, ob es sich um ein Gesetz oder einen Brauch handelte, waren die einzelnen
Einrichtungen sicherlich nicht gleich.

Soziale Auswirkungen der Jim-Crow-Gesetze


Nahezu jeder Aspekt des Alltagslebens war von der Nutzung öffentlicher Parks und
Bibliotheken bis hin zum Essen oder Toilettengang getrennt. Weiße Menschen hofften, ihre
überlegene Position gegenüber Schwarzen zu behaupten, und reagierten oft heftig auf
Bedrohungen des Status Quo. Das Wahlrecht war für Schwarze im ganzen Süden stark
eingeschränkt. Achtunddreißig Staaten verboten die Ehe zwischen Weißen und Schwarzen. Im
Fall von getrennten Schulen äußerte sich sogar Präsident Eisenhower, als er dem Obersten
Richter des Obersten Gerichtshofs sagte: „Diese weißen Südstaatler sind keine schlechten
Menschen. Sie sorgen sich nur darum, dass ihre süßen kleinen Mädchen nicht neben ein paar
großen schwarzen Black Bucks4 in der Schule sitzen müssen.“

4
In den Vereinigten Staaten nach dem Wiederaufbau war „Black Buck“ eine rassistische Bezeichnung für eine bestimmte
Art von afroamerikanischen Männern. Insbesondere wurde die Karikatur verwendet, um schwarze Männer zu beschreiben,
die es absolut ablehnten, sich dem Gesetz der weißen Autorität zu unterwerfen und als unwiderruflich gewalttätig, unhöflich
und geil angesehen wurden.

40
Beispiele für das Ausmaß der Jim Crow-Gesetze
Der Geltungsbereich der Gesetze war erstaunlich. Im Folgenden ist eine kurze Auswahl von
Gesetzen, die zeigt, wie weit die Weißen gingen, um die Rassen auseinanderzuhalten:

• Louisiana: Ein Gesetz trennte weiße und schwarze Blinde in staatlichen Institutionen.
• Mississippi: Jedes Krankenhaus benötigte separate Eingänge für weiße und schwarze
Patienten und Besucher.
• Alabama: Weiße Krankenschwestern durften nicht in einem Raum arbeiten, in dem
schwarze Männer untergebracht waren.
• Virginia: Züge mussten separate Wagons für die Rassen haben.
• Texas: Kohlebergwerke mussten separate Waschräume haben.
• Tennessee: Es gab getrennte Gebäude für weiße und schwarze Patienten in
Krankenhäusern für Geisteskranke.
• Kentucky: Alle Parks, Freizeitzentren und Spielplätze mussten getrennt sein.
• Georgia: „Es ist verboten, dass eine weiße Amateur-Baseballmannschaft auf einem
freien Grundstück oder einem Baseballfeld in einem Umkreis von zwei Blocks um einen
Spielplatz Baseball spielt, der dem Negerrennen gewidmet ist."
• South Carolina: Eine weiße Person kann keine schwarze Person zum Vormund oder
adoptierten Eltern eines weißen Kindes machen.
• North Carolina: „Bücher dürfen nicht zwischen den weißen und den schwarzen Schulen
ausgetauscht werden.“

41
ÜBUNG
__________________________________________________________________________

Arbeitsauftrag:
Füllen Sie beim Lesen der beiden Quellen die Tabelle aus. Welche Gemeinsamkeiten haben die beiden Quellen?

Quelle A
Auszug aus Ruth Thompson-Miller, Joe Feagin und Leslie Picca, Jim Crows Vermächtnis: „Die
bleibenden Auswirkungen der Segregation“, Rowman & Littlefield, Lanham, Maryland, 2014, S. 51.
Dolores Arnold (Afroamerikanerin) wurde von den Autoren interviewt, als sie in ihren Siebzigern war.

Und wie gesagt, als ich mit meinem ersten Kind schwanger war… Wir waren in Atlanta und ich musste mit
dem Bus nach New Orleans fahren. Und sie konnten vorne fünfzig Dutzend Plätze frei haben, man hat sich
nicht hingesetzt, man saß hinten. Es war ihnen egal, ob du schwanger warst. Wenn du schwarz warst,
musstest du hinten sitzen. Deshalb vertraue ich weißen Leuten nicht allzu sehr…Wie ich schon sagte, mein
Großvater war weiß und schwarz und man konnte nicht sagen, dass er nicht weiß war. Du weißt, was ich
meine? Das bedeutet ihnen aber nichts. Es ist ihnen egal. Wenn du ein bisschen Farbe in dir hast, bist du
schwarz. Ein "Nigger", so war es. Ich meine es ernst! Und wenn ich im Pflegeheim bin und meiner Zunge
freien Lauf lasse, kann ich sehen, wie die alten Weißen dort sagen: "Sie bildet sich etwas über sich ein.“ Ja.
(Sie lacht). Ja...

Quelle B
Das Folgende stammt auch aus Jim Crows Vermächtnis: Die bleibenden Auswirkungen der
Segregation, S. 42. Roy Turner (Afroamerikaner) wurde interviewt, als er in seinen Siebzigern war.

Ich habe in der Armee gedient. Es war die Zeit, als sie mich von Oklahoma nach El Paso (Texas) schickten.
Damals konnte man nicht draußen essen gehen. Wir fingen an herumzufahren. Während dieser ganzen Reise
hielten wir ungefähr dreimal an, um zu essen, aber der Fahrer kam auf mich zu und sagte: „Es tut mir leid,
aber Sie können an diesem Ort kein Essen bekommen, ich werde Ihnen etwas zum Auto bringen. Ich sagte:
"Niemals, wenn sie nicht wollen, dass ich esse, esse ich einfach nicht." Also machten wir einen zweiten Stopp.
Sie sagten erneut dasselbe. Am frühen Morgen, gegen 5 Uhr, fuhren wir von dort aus nach Mexiko. Er (=der
Autofahrer) sagt, wenn wir nach Mexiko kommen, könnte ich anhalten, sodass Ihr rausgehen könnt. Ist das
nicht etwas? Alle Weißen essen, aber der Neger kann verhungern. Und dann habe ich gegessen.

Tabelle:
Erste Gemeinsamkeit

Zweite Gemeinsamkeit

Dritte Gemeinsamkeit

42
3.Proteste und Aktionen
3.1 Montgomery Bus Boykott

Konzeptionelles Verständnis
Schlüsselkonzept
è Folge/Auswirkungen
è Kontinuität
è Wechsel
è Perspektive von Montgomery
2.1 Busboykott
Schüsselfragen
è Wie haben Afroamerikaner und ihre
Verbündeten Diskriminierung überwunden?
Rosa Parks, 1965

Rosa Parks
Der Montgomery Busboykott ist wahrscheinlich das bekannteste Ereignis in der
Bürgerrechtsbewegung. Die Stadt Montgomery in Alabama war einer starken Segregation
ausgesetzt. Schwarze mussten in öffentlichen Bussen sitzen. Ein Montgomery Busboykott:
Protest der schwarzen
Drittel der Bevölkerung war schwarz. Am 1. Dezember 1955 stieg Bevölkerung in Montgomery
gegen die Politik der
Rosa Parks in einen Bus und setzte sich hinter den Fahrer. Als der Segregation und
Rassentrennung
Bus voll war, forderte der Fahrer sie auf, ihren Platz einem weißen
Mann zu überlassen. Sie lehnte ab und wurde verhaftet.

Die möglichen Beweggründe von Rosa Parks:


• Sie war bewegt von der Geschichte von Emmett Till, einem vierzehnjährigen Jungen, der
in Mississippi brutal zu Tode geprügelt worden war, weil er angeblich einer weißen Frau
nachgepfiffen hatte. Seine Mörder wurden von allen Anklagen freigesprochen. Der Fall
empörte die Menschen in den USA.
• Sie war aktives Mitglied der der NAACP in Montgomery. Sie hatte sich oft über die
Behandlung von Schwarzen in den öffentlichen Bussen der Stadt beschwert.
• Sie wusste, dass ihre Handlungen zu ihrer Verhaftung führen würden. Sie war nicht die
erste, die sich geweigert hatte, ihren Platz aufzugeben. Bei einem früheren Vorfall war ein
junges Mädchen festgenommen worden. Da sie jedoch schwanger und unverheiratet war,
beschloss die NAACP, den Fall nicht zu veröffentlichen. Parks hingegen war eine
respektable, würdevolle und verheiratete Frau.

43
Der Boykott
Schwarze in Montgomery wurden von lokalen Führern wie E.D. Nixon und Jo Ann Robinson
ermutigt, am Tag des Prozesses gegen Parks, dem 5. Dezember 1955, nur vier Tage nach der
Verhaftung von Parks, die öffentlichen Verkehrsmittel zu boykottieren. Durch Treffen,
insbesondere in Kirchen, wurde die schwarze Gemeinschaft organisiert. Da die Mehrheit der
Busfahrer schwarz war, würde ein Boykott den weißen Besitzern der Busgesellschaft schaden.

Montgomery Improvement Association


Fast alle der 40.000 Afroamerikaner haben die Busse boykottiert. Es wurde schnell klar, dass
der Boykott verlängert werden musste, um das Unternehmen zu einer besseren Behandlung zu
zwingen. Nixon berief ein Treffen von 50 Kirchenministern ein, den einflussreichsten Führern
der Gemeinde, und gründete die Montgomery Improvement Association (MIA), um den
Boykott zu organisieren. Die MIA lud einen jungen Baptistenminister, Dr. Martin Luther King,
zum Präsidenten der Gruppe ein. Am Abend des Boykotts überbrachte er eine mitreißende
Botschaft an eine große Menschenmenge von 5000 Personen. Auf dem Treffen wurden drei
Ziele für den Boykott vereinbart:
• Schwarze Passagiere sollten höflicher behandelt werden.
• Sitzplätze werden nach Verfügbarkeit vergeben, wobei weiße Personen den Bus von vorne
und schwarze Personen von hinten füllen.
• Schwarze Busfahrer sollten angestellt werden.

Massenmobilisierung
Die Boykotteure forderten zunächst nicht, dass die Busse in Montgomery desegregiert werden
sollten. Als Reaktion darauf weigerte sich die Busgesellschaft, irgendwelche Kompromisse
einzugehen. Die meisten Weißen dachten, die Schwarzen wären nicht in der Lage, eine
nachhaltige und organisierte Kampagne zu organisieren. Mit dieser Vermutung lagen sie jedoch
falsch:
• 381 Tage lang gingen und fuhren die schwarzen Bürger von Montgomery in
Fahrgemeinschaften und in den schwarzen Taxis zur Arbeit.
• Ihre Minister ermutigten sie, Widerstand zu leisten, und ihre Stimmung wurde bei
Massenversammlungen aufrechterhalten.
• Es wurden Massentreffen abgehalten, um die Menschen zu mobilisieren.

44
Ergebnisse des Boykotts
Auf das Haus von Martin Luther King Jr. wurde im Januar 1956 ein Bombenanschlag ausgeübt.
Die Anhänger der Theorie von der Überlegenheit der Weißen dachten, sie könnten King und
andere Boykottführer einschüchtern. Das Gegenteil trat ein. Martin Luther King, der sich gegen
sie zur Wehr setzte und Gewaltlosigkeit angesichts von Angriffen predigte, wurde als Held
gefeiert. Aufgrund der Angriffe auf schwarze Führer und der Verhaftung mehrerer
Kirchenführer war der Busboykott sowohl national als auch international von großer
Bedeutung. Spendengelder flossen ein und Autos wurden für die Fahrgemeinschaft gekauft, um
schwarzen Leuten bei der Arbeit zu helfen. Im Juni 1956 einigte sich die MIA darauf, die
Rassentrennungsgesetze vor einem Bundesgericht anzufechten:
• Thurgood Marshall und die NAACP haben ihre juristische Expertise in den Fall
eingebracht.
• Das Bundesgericht entschied, dass das System des Busunternehmens, Schwarze dazu
zu zwingen, im hinteren Teil des Busses zu sitzen, verfassungswidrig war.
• Das Gericht entschied, dass das Busunternehmen gegen den 14. Zusatzartikel verstoßen
hatte, die allen Bürgern den „gleichen Schutz der Gesetze“ garantierte.
• Montgomery legte beim Obersten Gerichtshof Berufung ein.
• Am 20. Dezember 1956 bestätigte das Gericht die Entscheidung des Untergerichts.
• Die Busgesellschaft musste zurücktreten.

Der Erfolg des Boykotts


Der Boykott war unter anderem aus den folgenden Gründen erfolgreich:
• Die schwarze Einheit verfestigte sich angesichts von Einschüchterung und Terror.
• Zuversicht und Stolz haben die Menschen entschlossener gemacht, ihre Kampagne
fortzusetzen.
• Der Einsatz von Wirtschaftskraft als Waffe versprach Hoffnung im Kampf gegen das
weiße Establishment.
• Organisiertes und kollektives Handeln war eine mächtige einigende Kraft.
• Martin Luther King Jr. wurde zu einem starken Symbol des Kampfes. Er half, Gruppen
in Montgomery zu vereinen und gewann Respekt für die Bewegung weit über Alabama
hinaus. Seine gewaltfreie Botschaft appellierte an viele im ganzen Land.
• Kirchen wurden zu Organisationszentren für den Boykott. Sie verliehen dem Boykott
weitere Legitimität, da sie eine zentrale Rolle in der schwarzen Gemeinschaft spielten.

45
3.2 Gewaltfreie Proteste: „Sit-Ins“

Erste Sit-Ins
Am 1. Februar 1960 setzten sich vier schwarze Studenten vom North Carolina A & T College
an die reine weiße Mittagstheke in einem Woolworth-Geschäft in Greensboro, North Carolina.
Service wurde ihnen verweigert und sie saßen, bis der Laden schloss. In den nächsten Tagen
nahmen weitere Schüler an den Sit-ins (dt. Sitzstreik) teil. Junge Weiße griffen die friedlichen
und ruhigen Demonstranten an. Bald wurden viele wegen ungeordneten Verhaltens verhaftet,
obwohl sie eigentlich alles andere als ungeordnet waren. Die Nachricht von den Sitzstreiks
verbreitete sich schnell und bald nahmen tausende schwarz-weiße Studenten an ähnlichen
Sitzstreiks im Süden teil. Die Greensboro-Vier hatten durch ihre einfachen Aktionen eine
Massenprotestbewegung gestartet. Im Norden griffen Demonstranten in Woolworth-Läden
nach, weil sie den Schwarzen in den südlichen Bundesstaaten weiterhin den Dienst
verweigerten.

Der Aufstieg von Sit-Ins


Bis 1960 wurden viele junge Menschen durch den Mangel an Fortschritten bei den
Bürgerrechten frustriert. Andere Gründe, warum sie an Sit-Ins teilnahmen, waren:
• In den sechs Jahren seit der Entscheidung des Brown Supreme Court und Brown II hatte die
Desegregation in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens keinen Erfolg gehabt.
• 1960 gab es dreizehn afrikanische Länder, die von der Kolonialherrschaft befreit waren. Im
Vergleich dazu schienen die südlichen Staaten nicht die gleichen Freiheiten zu bieten.
• Eine neue nationale Bürgerrechtsbewegung, die auf gewaltfreiem Widerstand basiert,
wuchs.
• Hunderttausende Afroamerikaner boykottierten Läden im Norden und Süden, die keine
schwarzen Arbeiter anstellten, aber bereitwillig ihr Geld nahmen.

Proteste in Nashville
Ein wichtiger neuer Protestschwerpunkt war Nashville, Tennessee. Hier nahmen Studenten an
Workshops zum zivilen Ungehorsam teil, und andere schwarze Bürger boykottierten viele der
wichtigsten Geschäfte der Stadt. Die gut organisierten gewaltfreien Studenten hielten vom 13.
Februar bis zum 10. Mai 1960 Sit-Ins ab:
• Am 27. Februar griffen weiße Gegner der Sitzstreiks Demonstranten an.

46
• Einundachtzig Demonstranten wurden festgenommen, während keiner der Angreifer
festgenommen wurde.
• Die Studenten weigerten sich, die Kaution zu zahlen, und die Gefängnisse füllten sich bald
mit vielen weiteren Demonstranten.
• Viele der inhaftierten Studenten wurden freigelassen, weil sie keinen Platz mehr hatten
• Die Studenten setzten sich in den Verhandlungen mit dem Bürgermeister von Nashville
stark für die vollständige Integration der Mittagstheken ein.

Am 19. April wurde das Haus des Anwalts, der die Studenten vertrat, bei einem
Bombenanschlag zerstört. Zu diesem Zeitpunkt appellierte der Bürgermeister, sich angesichts
größerer Proteste zu beruhigen. Er forderte ein Ende von Diskriminierung und Bigotterie5.
Innerhalb weniger Wochen erlaubten die großen Geschäfte folglich, dass Schwarze und Weiße
an denselben Theken zum Mittagessen saßen. Es dauerte noch weitere vier Jahre, bis andere
öffentliche Unternehmen wie Kinos und Restaurants vollständig integriert waren.

SCLC: eine US-


amerikanische NAACP- und SCLC-Reaktionen
Bürgerrechtsorganisati
on, die für die Rechte Die NAACP und die Southern Christian Leadership Conference
der afroamerikanischen
Bevölkerung eintritt. (SCLC), die von Martin Luther King Jr. angeführte Gruppe, kritisierten
die Sit-Ins. Beide Organisationen wollten die Aufhebung der
Rassentrennung nicht durch Konfrontation, sondern durch das Gerichtssystem verfolgen.
Dennoch boten beide Gruppen den Studierenden Hilfe in Form von gewaltfreiem Training und
Rechtshilfe an.
Aus der „Sit-Ins-Bewegung“ entwickelte sich eine wichtige neue Bürgerrechtsgruppe, das
Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC), besser bekannt als „Snick“. Diese
Gruppe bildete sich im April 1960 auf Drängen von Ella Baker, einer langjährigen
Rechtsaktivistin und Exekutivdirektorin des SCLC. Baker forderte die Studenten auf, ihren
Aktivismus fortzusetzen und mehr als nur auf die Theken zum Mittagessen abzuzielen. Viele
junge Leute schlossen sich dieser neuen Gruppe an, die unabhängig von der konservativeren
SCLC und NAACP war. SNCC spielte in einigen der bevorstehenden Kämpfe eine wichtige
Rolle.

5
Scheinheiligkeit

47
ÜBUNG: Gewaltfreie Proteste: Sitzstreiks
___________________________________________________________________________

QUELLE A
Auszug aus Merrill Proudfoot, Tagebuch eines Sitzstreiks, 2. Auflage, University of Illinois Press, Urbana, 1990, S.
53-4. Das Buch wurde erstmals 1962 veröffentlicht. Proudfoot war ein weißer Geistlicher an der Fakultät des
Knoxville College, einem schwarzen College in Knoxville, Tennessee.

Montag, 20. Juni (1960). Bei der Sitzung um zehn Uhr berichtete ich über die von unserem Ausschuss ausgearbeiteten
Regeln. Wir haben sie nicht vervielfältigt, aus Angst, sie könnten feindlichen Personen in die Hände fallen ...
„Demonstranten sollten nicht nur auf Ersuchen des Geschäftsführers eine Einrichtung verlassen; die Demonstrationen
werden stattdessen auf Ersuchen der Polizei beendet.“
„In Situationen, in denen die Geschäftsleitung versucht, Demonstranten auszuschließen, während andere Kunden
zugelassen werden, werden wir eine so große Delegation von Demonstranten entsenden, dass es für andere Kunden
schwierig sein wird, das Lokal zu betreten, wenn sie sich auf normale Weise anstellen. Wir werden nicht absichtlich
versuchen, ihr Betreten zu verhindern. “
Wir haben die Ziele der Sitzstreiks in der folgenden Reihenfolge aufgelistet:
3.1 Sicherstellung von Service auf nichtdiskriminierender Basis;
3.2 Um zu demonstrieren, dass weiße Kunden weiterhin das Establishment unterstützen, wenn Neger an der Theke
sind;
3.3 Um dem Geschäftsführer zu demonstrieren, dass mehr Geld verdient wird, wenn alle (sitzenden) Personen bedient
werden. “…
Mehrere Regeln sollten dazu dienen, den Demonstranten eine strenge Disziplin aufzuzwingen:
„Jede Delegation sollte einen erwachsenen Führer haben, dessen Autorität von jedem Demonstranten anerkannt wird. Der
Anführer sollte ein Neger sein. „Die Demonstranten bleiben auf ihren Sitzplätzen an der Theke – ohne sich im Geschäft
oder von Geschäft zu Geschäft zu bewegen. „Messer oder andere scharfe Instrumente sind nicht zugelassen, ebenso werden
keine Zigaretten geraucht; Männer tragen keine Hüte an der Theke… “.
(Wir wollten uns nach hinten lehnen, um den Anschein von Zähigkeit zu vermeiden. Wir wollten, dass unsere Gruppe besser
aussieht und sich besser benimmt als alle anderen an der Theke.)
Nach unseren Erfahrungen vom Freitag sah eine Regel vor, dass immer, wenn ein weißer Demonstrant den Laden verlässt,
ein oder zwei Neger folgen sollten, um ihn zu schützen. Schließlich wurde die gewaltfreie Natur unseres Protestes zweierlei
gekennzeichnet: „Die Demonstranten werden Zwischenrufe, Schläge und andere Versuche zu provozieren ignorieren.
Demonstranten vermeiden Bemerkungen.“

Quelle B
Auszug aus Merrill Proudfoot, Tagebuch eines Sitzstreiks, zweite Ausgabe, University of Illinois Press, Urbana,
1990, S. 92-3.

Logan und ich gingen zu Walgreens und setzten uns zusammen an eine Theke. Ein Mann mit weißer Schürze, der
anscheinend für die
Arbeitsauftrag: Bedienung Sie
Vergleichen zuständig war, zeigte von Anfang
die Gemeinsamkeiten und an seine Feindseligkeit
Unterschiede gegenüber
der beiden Quellenuns.hinsichtlich
Als er an unserem
ihrer
Platz vorbeikam, spuckte er auffällig auf den Boden. Das nächste Mal warf er mir eine brennende Zigarette zu. Dabei traf
Aussagen
er meinenbezüglich des
Mantel. Ich Sitzstreiks.
habe es versucht zu ignorieren, aber musste es sofort entfernen, bevor es ein Loch in meinem guten
Anzug brennt. Ich wollte meinen Mantel untersuchen, um festzustellen, ob es beschädigt war, aber ich durfte nichts tun,
was auf Angst hindeutete. Ein junger Weißer blieb bei uns stehen und erkundigte sich nach einem Robert Booker, den er
angeblich kannte. Jetzt sah ich ihn Kaffee bringen, den er einem unserer Negerjungen und eine Cola einem anderen
servierte. Ich habe mir gewünscht, er hätte das nicht getan. Die Demonstranten berührten die Getränke nicht. Logan
glaubte, dass die Getränke vergiftet worden sein könnten. Der Mann, mit der weißen Schürze kam, um die Getränke
abzuholen. Er verschüttete absichtlich Cola über den Demonstranten und jetzt den Kaffee. Seine Entschuldigung klang
gespielt: "Oh, entschuldigen Sie!" Eine Kundin trat an unsere Theke und murmelte zu mir: "Nimm deine Nigger und
verschwinde von hier!" Eine Gruppe von High-School Schülern kamen an unsere Theke und fingen an, uns zu belästigen:
„Komm mit uns, Kumpel; Wir zeigen euch, wo ihr hingehört!" Während sie ihre Zwischenrufe fortsetzen, blickte ich
geradeaus zu Logan. Plötzlich fühlte ich mich von unglaublich viel Flüssigkeit durchnässt. Ich nahm meine Brille ab und
hielt sie in meinen geballten Händen. ...Was war das Zeug? … Ich konnte spüren..., dass mich alle beobachteten. Ich hatte
das Gefühl, dass ich die Sympathie der meisten von ihnen hatte. Trotzdem war es eine beschämende Erfahrung, in der
Öffentlichkeit von einer anderen Person angegriffen zu werden und nichts zu seiner eigenen Verteidigung tun zu können.

48
3.3 Gewaltfreie Proteste: Freedom Rides (1961)
Muttertag, 14. Mai 1961: Ein Greyhound-Bus mit den Freedom Riders wurde
von einem Mob angegriffen, der seine Reifen aufgeschlitzt und das behinderte
Fahrzeug außerhalb von Anniston, Alabama, in Brand gesteckt hat.

Zwischenstaatliche Reisen und das Gesetz


Obwohl es mehrere Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs gegeben hatte, mit denen die
Rassentrennung bei zwischenstaatlichen Reisen und in Restaurants in Bus- und Bahnterminals
aufgehoben wurden, lehnte die US-Regierung die Durchsetzung des Gesetzes ab. Am Mai 1961
beschlossen sieben Schwarze und sechs Weiße, zwei solcher Fälle zu testen: Morgan v. Virginia
(1946) und Boynton v. Virginia (1960). Die Aktivisten hofften, dass ihr Fahren in
zwischenstaatlichen Bussen und die Nutzung von Busanlagen, die für die andere Rasse
reserviert waren, eine Gegenreaktion rassistischer Südstaatler hervorrufen würde. Dies
wiederum sollte die US-Regierung zwingen, für die Einhaltung der Verfassung zu sorgen.

Erste Freiheitsfahrt
James Farmer, einer der Gründer des Kongresses für Rassengleichheit (CORE) im Jahr 1941,
Freedom Riders: organisierte die sogenannten Freedom Rides (dt. Freiheitsfahrt).
Volontäre, die 1961 gegen
die Rassentrennung in den Er und mehrere Mitglieder von CORE und SNCC planten, mit zwei
Busbahnhöfen der
Südstaaten kämpften. Bussen von Washington, DC nach New Orleans, Louisiana, zu
fahren. In den Bussen und an jeder Haltestelle planten sie, die
Trennungsnormen zu brechen. Ihre Reise und die, die sie inspirierten, sollten den getrennten
Bussen und Busterminals endlich ein Ende bereiten. Jedoch geschah dies auf ernsthafte Kosten
der Teilnehmer.

Zeitleiste der Freedom Rides


• 4. Mai 1961: Dreizehn Freedom Riders fahren in zwei Bussen.
• 14. Mai: Vor Anniston, Alabama, wurde der erste Bus von 200 Personen angehalten. Der
Bus wurde in Brand gesteckt. Die Passagiere flohen aus dem Bus. Sie wurden seitens
Weißer Gegendemonstranten geschlagen und fast gelyncht, bevor die Streifenpolizisten
Schüsse in die Luft abgaben. Die weißen Freedom Riders wurden als "Niggerliebhaber"
beschimpft.

49
• 14. Mai: Als der zweite Bus in Anniston ankam, stiegen lokale Mitglieder des Ku-Klux-
Klan in den Bus und schlugen die Freedom Riders. Der Bus fuhr weiter nach Birmingham,
wo die Freedom Riders mit Baseballschlägern, Eisenrohren und Ketten angegriffen wurden.
Die Fahrer beschlossen, nach ernsthaften Drohungen nach New Orleans zu fliegen,
nachdem sich die Busfahrer geweigert hatten, die Busse zu fahren.
• 17. Mai: Eine neue Gruppe von Freedom Riders, angeführt von der Studentin Diane Nash,
bricht in Nashville auf. Bei ihrer Ankunft in Birmingham wurden sie sofort festgenommen.
• 20. Mai: Der Freedom Ride wurde von Birmingham nach Montgomery fortgesetzt. Die
Freiheitsfahrer wurden von der Polizei begleitet, bis sie die Stadtgrenze von Montgomery
erreichten. Als sie am Busbahnhof ankamen, schlug ein weißer Mob auf sie ein. Die Polizei
griff nicht ein. Krankenwagen weigerten sich, die Verletzten ins Krankenhaus zu bringen.
Lokale Schwarze kamen den Freedom Riders zu Hilfe.
• 21. Mai: 1500 Menschen versammelten sich in der First Baptist Church in Montgomery.
Mehrere wichtige Bürgerrechtssprecher sprachen die Menge an, darunter Ralph Abernathy,
Martin Luther King, Jr. und James Farmer. Vor der Kirche versammelte sich eine Menge
von über 3000 Weißen. Nach einer telefonischen Bitte von King an Robert Kennedy Jr.,
den US-Generalstaatsanwalt, zerstreuten US-Marschälle die Menge mit Tränengas.
• 22. Mai: Weitere CORE und SNCC Freedom Riders sind in Montgomery eingetroffen. Die
Kennedy-Administration hatte heimlich mit den Gouverneuren von Alabama und
Mississippi vereinbart, den Freiheitsfahrern Schutz zu gewähren. Im Gegenzug durfte die
örtliche Polizei die Freedom Riders festnehmen, wenn sie versuchten, Einrichtungen nur
für Weiße zu nutzen.
• Juni-September: Generalstaatsanwalt Kennedy bat um eine „Abkühlungsphase“, die die
Freedom Riders jedoch ablehnten. Über 60 Freedom Rides fanden im ganzen Süden statt.
Die Fahrer kamen in Jackson, Mississippi, zusammen. Dort wurden hundert festgenommen.
• 1. November: Neue Vorschriften sind in Kraft getreten, die die Interstate Commerce
Commission gezwungen haben, die Trennung von Bussen und Bushaltestellen aufzuheben.

50
3.4 Gewaltfreie Proteste: Die Albany-Bewegung (1961-1962)
Menschen, die gegen die Entscheidung der Stadt Albany
protestieren, Demonstranten ohne Lizenz ins Gefängnis zu
bringen.

Bemühungen, in einer Stadt die Rassentrennung aufzuheben


Da sich Albany, Georgia, gegen jede Desegregation wehrte, entschied sich die SNCC- und
NAACP-Aktivisten den Fokus stärker auf diese Stadt zu legen. Die Stadt hatte ungefähr 57.000
Einwohner, von denen die Hälfte Afroamerikaner waren. 1961 halfen SNCC-Aktivisten unter
der Leitung von Charles Sherrod bei der Organisation einer Reihe von Protesten. Bald darauf
wurden Hunderte verhaftet. Die Widerstandskämpfer luden Martin Luther King Jr. ein, in der
Hoffnung, dass seine Anwesenheit die Aufmerksamkeit auf den Bürgerrechtskampf lenken
würde. Verschiedene schwarze Organisationen kamen unter dem Dach der Albany-Bewegung
zusammen. Die Kampagne war der erste Versuch, eine ganze Stadt zu desegregieren.

Strategie des Polizeichefs zur Bekämpfung der Aufhebung der Rassentrennung


Der örtliche Polizeipräsident, Laurie Pritchett, entwickelte eine Strategie, um die
Demonstranten zu überlisten. Seine Taktik sah folgendermaßen aus:
• Gewalt sollte um jeden Preis vermieden werden. Er wusste, dass dies die Aufmerksamkeit
der Bundesregierung und der Medien auf die Demonstranten lenken würde.
• Verhaftung einer großen Anzahl von Aktivisten. Es sollte sichergestellt werden, dass es in
Albany und anderen nahe gelegenen Städten genügend Gefängnisplätze gab. Schließlich
gingen der Bewegung die Demonstranten aus, die bereit waren, ins Gefängnis zu gehen.
• Als King und Abernathy verhaftet wurden, sorgte Pritchett dafür, dass sie schnell aus dem
Gefängnis entlassen wurden, damit sie nicht zu Sammelpunkten wurden.
• Nachdem die Bundesregierung beide Seiten zu Verhandlungen gedrängt hatte, erklärte sich
die Stadt bereit, die Ausgrenzung aufzuheben. King verließ Albany und der Protest endete.
Die Stadt hielt sich jedoch nicht an ihr Versprechen und die Aufhebung der Rassentrennung
wurde fortgesetzt.

51
Die Misserfolge der Albany-Bewegung
Die Albany-Bewegung wurde von einigen innerhalb der Bewegung als gescheitert angesehen,
weil:
• Die Kampagne nicht richtig geplant war. Einige argumentierten, dass der Versuch, viele
Aspekte des Lebens in Albany gleichzeitig zu desegrieren, fehlschlug.
• Es klare Unterschiede zwischen den verschiedenen Bürgerrechtsgruppen gab. NAACP,
SCLC und SNCC waren sich strategisch uneins. Die SNCC-Arbeiter hatten das Gefühl,
dass King das übernommen hatte, was als Gemeinschaftsbewegung organisiert worden war.
• Der SCLC anerkannte, dass er engere Beziehungen zur lokalen Gemeinschaft haben muss,
um sich effektiver organisieren zu können.
• Kennedys Regierung nicht intervenierte. Aufgrund des Mangels an sichtbarer Polizeigewalt
fühlte sich Kennedy nicht gezwungen zu handeln.

King hatte das Gefühl, wichtige Lektionen für eine bessere Organisation gelernt zu haben,
darunter die Notwendigkeit, vor Ort die Grundlagen für nachfolgende Aktionen zu schaffen. Er
plante auch, sich einzeln auf bestimmte Ziele zu konzentrieren, anstatt an vielen Fronten auf
breiter Front anzugreifen.

Neue Interpretationen zur Albany-Bewegung


In den letzten Jahren haben Historiker ihre Analyse der Folgen der Ereignisse in Albany
revidiert. Viele betrachten die Bewegung nicht mehr als Misserfolg. Innerhalb eines Jahres
wurde in der Stadt die Rassentrennung größtenteils aufgehoben.

52
ÜBUNG
__________________________________________________________________________

Albany-Bewegung (1961-1962)

Quelle A
Auszug aus Reese Cleghorn, "Epilog in Albany: Waren die Massenmärsche lohnenswert?", The New
Republic, 30. Juli 1963. Zitiert in Clayborne Carson, e.d. Berichterstattung über Bürgerrechte Erster
Teil: Amerikanischer Journalismus 1941-1963, Library of America, New York, 2003, S. 882-3. Cleghorn
berichtete über die Bürgerrechtsbewegung für das Atlanta Journal und über nationale
Veröffentlichungen.

Das Ziel war einst die Gefängnisse zu füllen. Aber das Stadtgefängnis von Albany, das Arbeitsvereinbarungen
mit Gefängnissen in benachbarten Landkreisen geschlossen hatte, erwies sich als eine Baugrube ohne Boden.
Seit Albany hat niemand Dr. King wörtlich genommen, als er davon gesprochen hatte, dass die Gefängnisse
des Südens gefüllt werden…
Albany bleibt ein Denkmal der weißen Vormachtstellung. In diesem Moment repräsentiert es gleichzeitig den
Triumph der raffinierten Segregation und den Tiefpunkt der Massendemonstration in diesem Jahrzehnt der
Massendemonstration. Hier begannen die "jail-ins", und hier wurden sie als mangelhaft befunden. Schlägt das
Ergebnis vor, was in anderen städtischen Zentren des alten südlichen Plantagenlandes passieren kann, wo
Segregation nur der Anfang ist, der getestet werden soll?
Polizeichef Laurie Pritchett, der aufgrund seiner nationalen Anerkennung auf dem Podium eines von der Ford
Foundation gesponserten Seminars stand und den anderen Polizeichefs erklärte, wie sie mit Rassenprotesten
umgehen sollen, berichtete das etwa 30 Polizeidienststellen im Süden Beamte entsandt haben, um von Albany
zu lernen.

Fragen:
1. Waren die Märsche in Albany laut Cleghorn erfolgreich?
2. Wie könnte ein Historiker dieselben Ereignisse anders interpretiert haben als Cleghorn? Warum?

53
3.5 Freedom Summer (1964)

Freedom Summer Aktivisten, Juni 1964

Mississippi-Sommerprojekt
Bis zum Sommer 1964 entschied der SNCC-Führer Bob Moses, dass die Regierung viel zu
langsam vorging, als dass es zu einer wesentlichen Änderung kommen könnte. Er forderte
Hunderte von Studenten der Universitäten auf, in diesem Sommer nach Mississippi zu
kommen, um in den Schulen zu unterrichten und den Schwarzen zu helfen, sich für das
sogenannte „Mississippi Summer Project“ zu registrieren:
• Viele der mehr als 1000 nicht-staatlichen Freiwilligen waren weiße Studenten.
• Bevor sie nach Mississippi gingen, erhielten sie eine Woche Training in Oxford, Ohio
• Ihre Schulungen umfassten Sitzungen zum Unterrichten von Alphabetisierungs- und
• Staatsbürgerkursen, zur Registrierung schwarzer Wähler und zur Förderung einer
alternativen demokratischen Partei zur rein weißen Partei in Mississippi.
• Den Freiwilligen wurde mitgeteilt, dass sie in einer sehr feindlichen Umgebung eine
schwierige und möglicherweise gefährliche Tätigkeit ausüben.

Die Antwort der Anhänger der Rassentrennung


Für viele der weißen Bewohner von Mississippi repräsentierten die Freiwilligen eine
Invasionsarmee aus dem Norden. Die 6000-köpfigen und wachsenden Weißen Ritter des Ku-
Klux-Klans reagierten, indem sie schwarze Kirchen niederbrannten und Bürgerrechtler
schlugen. In vielen Fällen unterstützten die örtlichen Polizeibehörden diese gewalttätigen
Aktivitäten.

"Mississippi Burning"
Am Nachmittag des 21. Juni 1964 wurden zwei junge CORE-Aktivisten und ein kürzlich
angekommener Freiwilliger aus dem Norden von der Polizei wegen
Geschwindigkeitsüberschreitung in Philadelphia, Mississippi, festgenommen. Der örtliche
Klan-Verband wurde darüber informiert, und als die drei aus dem Gefängnis entlassen wurden,

54
folgte man ihrem Auto. Sie wurden nie wieder lebend gesehen. Als Reaktion auf einen
landesweiten Aufschrei über die Mississippi-Männer befahl Präsident Lyndon Johnson dem
Federal Bureau of Investigation (FBI), das Verschwinden zu untersuchen. Die Operation wurde
mit dem Codenamen „Mississippi Burning“ versehen. Es dauerte sechs Wochen, um die
Überreste der Männer zu lokalisieren. Neunzehn Weiße waren an den Morden beteiligt, aber
der Staat weigerte sich, sie strafrechtlich zu verfolgen. Erst 1967 wurden sieben in den Fall
verwickelte Personen wegen geringerer Anklage verurteilt. Dies war das erste Mal, dass eine
Mississippi-Jury Klansmänner im Zusammenhang mit dem Tod eines Schwarzen verurteilte.

Ergebnisse des Freedom Summers


• Im Laufe des Sommers wurden mehr als 40 „freedom schools“ eingerichtet, in denen 3000
junge Menschen das Organisieren von Gemeinschaften und die Geschichte der Schwarzen
lernten.
• Von den 17.000 Afroamerikanern, die versuchten, sich zu registrieren, wurden jedoch nur
1600 Anträge von den örtlichen Behörden angenommen.
• Morde, Schläge und Kirchenbrände hielten den ganzen Sommer über an.
• Unter den Bürgerrechtsarbeitern traten Spaltungen auf.
• Die lokalen SNCC- und CORE-Mitarbeiter waren verärgert, weil sie wussten, dass sie den
Alptraum der Rassentrennung jeden Tag und nicht nur einen einzigen Sommer überstehen
mussten, während Außenstehende nach mehreren Monaten abreisten.
• Diese Kluft wurde weiter ausgebaut, da einige Arbeiten, die zuvor von Schwarzen
ausgeführt wurden, von Weißen außerhalb von Mississippi übernommen wurden.
• Es gab auch intensive Diskussionen über den Wert einer gewaltfreien Reaktion angesichts
der anhaltenden weißen südlichen Aggression.

55
3.6 Civil Rights Act (1964)

US-Präsident Lyndon Johnson unterzeichnet den Civil Rights Act (Bürgerrechtsgesetz)

Gründe von Präsident Johnson für die Forderung nach einem Bürgerrechtsgesetz
Präsident Johnson war entschlossen, die Bürgerrechtsgesetze von Präsident Kennedy
durchzusetzen. Kennedy hatte eine Gesetzesvorlage vorgeschlagen, die Diskriminierung in
öffentlichen Einrichtungen beenden würde. Das heißt, Johnson hatte seine eigene Vision von
dem, was er die „Great Society“ nannte. Er hoffte, "Armut und Rassenungerechtigkeit ein Ende
zu setzen". Dies war viel herausfordernder als Kennedys Vorschlag.

Zu den Gründen, aus denen er das Civil Rights Act verabschieden wollte, gehörten:
• Er glaubte, dass der Gesetzesentwurf eine Hommage6 an Präsident Kennedy sein würde.
• Er hatte bedürftige, mexikanische Amerikaner unterrichtet und wusste aus erster Hand, wie
schädlich Armut, Vorurteile und schlechte Schulbildung sein können.
• Er war der festen Überzeugung, dass die Beendigung der Rassenspannung die
wirtschaftlichen Chancen erhöhen und der Süden sich infolgedessen wirtschaftlich
verbessern würde.
• Er hatte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs über Brown gegen Board of Education
unterstützt.
• Er war einer der wenigen Politiker des Südens, die das südliche Manifest nicht
unterzeichnet hatten.

Opposition des Kongresses gegen Bürgerrechte


Der von Präsident Kennedy im Juni 1963 vorgelegte Gesetzesentwurf über die Bürgerrechte
wurde im Kongress absichtlich verschoben. Obwohl Meinungsumfragen zeigten, dass die

6
ein öffentlicher Ehrenerweis, meist auf eine berühmte Persönlichkeit, der man sich verpflichtet fühlt.

56
meisten Amerikaner die politischen Fähigkeiten, seine Version der Gesetzesvorlage
voranzutreiben, gutheißen.
Trotz der problemlosen Verabschiedung der Gesetzesvorlage im Repräsentantenhaus, war es
schwierig, den Senat zu überzeugen. Johnson war sich durchaus bewusst, dass die einzige
Möglichkeit, seine Gesetzesvorlage zu verabschieden, darin bestand, die Hilfe der
oppositionellen Republikaner in Anspruch zu nehmen, da viele südliche Demokraten gegen die
Aufhebung der Rassentrennung waren.

Johnsons Appelle an die Republikaner


Johnson hielt den Everett Dirksen, den republikanischen Führer im Senat, für die
Schlüsselperson. Johnson hoffte, die Rechnung parteiübergreifend und nicht nur demokratisch
zu gestalten. Um dies zu erreichen, hat der Präsident die Hilfe von Dirksen in Anspruch
genommen und ihm gestattet, einige geringfügige Änderungen an der Gesetzgebung
vorzunehmen. Dirksen konnte schließlich die meisten seiner Parteikollegen überzeugen.
Andere Gruppen übten ebenfalls ständigen Druck auf die Kongressmitglieder aus. Dazu
gehörten die großen afroamerikanischen Gruppen wie NAACP, SNCC und SCLC sowie die
mächtige AFL-CIO (American Federation of Labour and Congress and Industrial
Organizations).

Verabschiedung des Civil Rights Acts


Am 2. Juli 1964 wurde das Civil Rights Act verabschiedet. Alle süddemokratischen Senatoren
bis auf einen stimmten gegen die Gesetzesvorlage. Lyndon B. Johnson unterzeichnete das
Gesetz im Weißen Haus. Zu den zahlreichen wichtigen Vertretern der Bürgerrechte und
anwesenden Politikern zählten Martin Luther King, Jr., Philip Randolph, Roy Wilkins, James
Forman, Dorothy Height, der Generalstaatsanwalt Robert Kennedy, Senator Hubert Humphrey
und Senator Everett Dirksen. Die Zeremonie und die Rede des Präsidenten wurden der Nation
live übertragen.

Auswirkungen des Civil Rights Acts


Das Civil Rights Act von 1964 stellte einige der schwerwiegendsten Aspekte der Jim Crow-
Gesetze im Süden in Frage. Zu den Änderungen, die das Gesetz vorsieht, gehören:
• Intervention des Bundes zur Aufhebung der Ausgrenzung von Schulen, Schwimmbädern,
Parks und anderen öffentlichen Einrichtungen.

57
• Einrichtung der Gleichstellungskommission zur Untersuchung von Vorwürfen wegen
rassistischer und sexueller Diskriminierung für Unternehmen mit mindestens 25
Beschäftigten.
• Die Verwendung von Alphabetisierungstests wurde eingeschränkt, wenn Schwarze
versuchten, sich für die Abstimmung anzumelden.
• Verbot Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion oder nationaler Herkunft
in Hotels, Restaurants und Unterhaltungsstätten.
• Verbot Diskriminierung von Personen, die Bundesmittel erhalten haben, basierend auf
Rasse, Hautfarbe und nationaler Herkunft.

Präsident Johnson nutzte die Macht der Regierung, um die Durchsetzung der neuen Gesetze
sicherzustellen. Zum Beispiel stellte die Regierung die Finanzierung von Schulen ein, die sich
nicht integrieren konnten. Schulen, die ihre Rassentrennung aufhoben, erhielten mehr Mittel.
Johnson erhöhte auch den Betrag der Mittel, die arme schwarze Hochschulen durch seinen
Higher Education Act von 1964 erhielten. Die Zahl der schwarzen Hochschulstudenten stieg in
den 1960er Jahren um 40%, was hauptsächlich auf die verstärkte Unterstützung dieser
Bildungseinrichtungen zurückzuführen war.

Widerstand gegen das Civil Rights Act


Dennoch setzte sich der Widerstand in weiten Teilen des Südens fort. Die Schulen waren im
Großen und Ganzen getrennt. Nur 1,18% der schwarzen Schüler besuchten Schulen mit weißen
Schülern. Einige Geschäfte wurden geschlossen, anstatt Schwarze zuzulassen, während andere
sich in private Clubs verwandelten, um dem Bürgerrechtsgesetz zu entgehen.
Der Süden und viele Regeln und Vorschriften hinderten die meisten Afroamerikaner daran, ihr
verfassungsmäßiges Recht auszuüben, um in die Wählerlisten aufgenommen zu werden.

Die Rassensituation im Norden


Außerhalb des Südens bestand in Schulen und Wohnungen de facto Diskriminierung.
Afroamerikaner in Städten wie New York, Chicago, Detroit und Los Angeles wurden oft
gezwungen, in Ghettos zu leben, in denen sie mit hoher Arbeitslosigkeit und schlechten
Lebensbedingungen konfrontiert waren. Einige Staats- und Regierungschefs stellten wegen des
schleppenden Reformtempos auch die Strategie in Frage, mit der Regierung und den weißen
Liberalen zusammenzuarbeiten. Dennoch war das Civil Rights Act das wichtigste Gesetz in
Bezug auf die Rasse seit der Reconstruction-Ära, fast 100 Jahre zuvor. Die Regierung hatte

58
sich dazu endlich entschieden, gegen das institutionalisierte System des Rassismus,
insbesondere in den südlichen Bundesstaaten, ausgesprochen. Es war der erste ernsthafte Schritt
von mehreren, um ein gleichberechtigteres Amerika zu schaffen.
Unzulänglichkeiten des Civil Rights Acts
Obwohl das Civil Rights Act von 1964 wichtig war, hat es die Segregation nicht beendet. Es
kostete Zeit, Energie und Geld, Schulen, Busse, Hotels, Restaurants und Parks zu trennen. Die
große Mehrheit der schwarzen Amerikaner im Süden hatte immer noch kein Stimmrecht. Zu
den Staaten mit der niedrigsten Anzahl registrierter schwarzer Wähler gehörten Mississippi,
Alabama und Georgia.

Abstimmungshindernisse in Selma, Alabama


Selma in Dallas Country, Alabama, war ein eindrucksvolles Beispiel für die Schwierigkeiten,
die Afroamerikaner bei der Wahl hatten. Unter den Hindernissen, die ihnen im Weg standen,
waren die folgenden:
• Das Einwohnermeldeamt war jeden Monat nur an zwei Montagen mit unregelmäßigen
Öffnungszeiten geöffnet.
• Die Antragsteller hatten lange Verspätungen und mussten lange Fragebögen beantworten.
• Der kleinste Fehler in einem Fragebogen bedeutete Disqualifikation.
• Registratoren fragten manchmal Antragsteller, ob ihre Mitarbeiter wüssten, dass sie sich
registrieren wollten, um zu wählen. Bewerber fürchteten sich zu Recht um ihren
Arbeitsplatz.
Es überrascht nicht, dass nur 383 der 15.000 Schwarzen in Dallas County registriert waren, um
zu wählen. In diesem Klima lud eine lokale Bürgerrechtlerin, Amelia Boynton, Martin Luther
King, Jr., nach Selma ein. King betrachtete die Situation in Selma als eine gute Gelegenheit,
die nationale Aufmerksamkeit auf die schreckliche Lage der Schwarzen im Dallas County zu
lenken. Selma hatte auch einen gewalttätigen Rassisten, Jim Clark, als Sheriff und er hätte als
‚Blitzableiter‘ verwendet werden können, um die offizielle Gewalt gegen Schwarze
hervorzuheben. King und andere Bürgerrechtler hofften, dass ein Showdown in Selma die
Regierung dazu zwingen würde, ein Stimmrechtsgesetz zu verabschieden.

Massenverhaftungen
Im Januar 1965 marschierte King und SNCC-Führer John Lewis zum Gerichtsgebäude von
Selma, wo die Wählerregistrierung stattfand. Anfangs wurden die Demonstranten in Ruhe
gelassen, doch in den folgenden Tagen wurden Hunderte, einschließlich King, verhaftet, weil

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sie sich ohne Erlaubnis versammelt hätten. King schrieb einen Brief aus dem Gefängnis und
ließ ihn als Publicty in der New York Times veröffentlichen. King schrieb: „Warum sind wir
im Gefängnis? Wurden Sie jemals aufgefordert, 100 Fragen zur Regierung zu beantworten,
einige davon sogar für Politikwissenschaftler abstrus, um abzustimmen? Haben Sie schon
einmal mit über hundert anderen in einer Schlange gestanden und nach einem ganzen Tag
weniger als zehn gesehen, nachdem Sie den Qualifikationstest bestanden haben?

„DAS IST SELMA, ALAMABA. ES SIND MEHR SCHWARZE MIT MIR IM GEFÄ
NGNIS ALS AUF DEN WÄHLERLISTEN NEGER IM GEFÄNGNIS.“

Bald waren mehr als 300 Demonstranten im Gefängnis. Ein Bundesrichter griff ein und
forderte, dass der Standesbeamte keine komplizierten Tests mehr durchführt und 100 Personen
pro Tag einschreibt, wenn das Büro geöffnet ist.
Trotzdem wurde die Atmosphäre in Alabama immer gravierender. Nachdem ein schwarzer
Veteran, Jimmie Lee Jackson, erschossen wurde, als er versuchte, seine Mutter vor den
Schlägen der Polizei zu schützen, beschlossen die Bürgerrechtler, von Selma nach
Montgomery, der Landeshauptstadt, zu marschieren.

60
3.7 Bloody Sunday (7. März 1965)
Polizei attackiert Bürgerrechtsvertreter auf den Protestmarsch
außerhalb von Selma, Alabama, am 7.März 1965, dem „Bloody
Sunday“

„Bloody Sunday“
SNCC und SCLC führten am 7. März den Marsch von 600 Einwohnern an. Die beiden Gruppen
hofften auf eine Einheitsfront, um ihre Argumente für ein Stimmrechtsgesetz zu bekräftigen.
John Lewis, SNCC-Führer, und Hosea Williams, ein führender Helfer von King, standen an der
Spitze der Demonstranten. Als sie sich der Edmund-Pettis-Brücke näherten, trafen sie die
Staatstruppen von Alabama. Die Soldaten stellten sich auf die Demonstranten und schlugen,
peitschten und begasten sie an dem sogenannten „Bloody Sunday“ (dt. Blutsonntag). Die
schreckliche Gewalt wurde von Fernsehnachrichtensendern gefilmt und landesweit gezeigt. Die
Reaktion folgte abrupt. Die Amerikaner waren entsetzt über das, was sie im Fernsehen sahen,
insbesondere angesichts der friedlichen Natur der Demonstranten. Protestdemonstrationen
fanden in Städten in ganz Amerika statt und mehr als 100 Senatoren und Kongressabgeordnete
forderten Stimmrechte.

Ministermarsch
Am 9. März forderte King einen „Ministermarsch“.
• Er ermutigte religiöse Führer aller Konfessionen, sich ihm anzuschließen.
• Es brachen über 1500 Schwarz-Weiß-Demonstranten auf.
• Sie wurden an derselben Brücke angehalten, an der die gewaltsamen Demonstrationen zwei
Tage zuvor stattgefunden hatten, und aufgefordert, sich zu zerstreuen.
• Die Demonstranten beteten zusammen und drehten sich dann um.
• Die SNCC-Führer waren verärgert über das, was sie als Feigheit von King betrachteten,
ohne zu wissen, dass Martin Luther King sich insgeheim mit der Regierung darüber
absprach.
• Der Gouverneur von Alabama, George Wallace, hatte den Marsch verboten.
• Seine Entscheidung wurde von einem Bundesrichter bestätigt.
• In derselben Nacht wurden drei weiße Minister von Anhängern der Rassentrennung
angegriffen und einer, James Reeb, starb an seinen Verletzungen.
61
Protestmarsch von Selma nach Montgomery

Der Mord löste in den USA


weitere Empörung aus.
Präsident Johnson sprach am 15.
März mit beiden Kammern des
Kongresses und bat sie, einen
Stimmrechtsentwurf zu
verfassen. Er brachte auch seine
Solidarität mit den
Demonstranten zum Ausdruck,
indem er seine Rede mit dem

Der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King (M) führt am 21.3.1965


Bürgerrechtsslogan „Wir
den Demonstrationszug von Selma nach Montgomery an.
werden es überwinden“
beendete. King antwortete auf die Rede mit den Worten: "Niemals hat ein Präsident so eloquent
oder aufrichtig über die Frage der Bürgerrechte gesprochen." Am 21. März starteten 3200
Demonstranten auf der 87 km langen Strecke in die Landeshauptstadt. Diesmal bot die
Regierung jedoch Schutz in Form von 2000 Truppen, Hubschraubern und Flugzeugen. Unter
den bemerkenswerten Führern der Bürgerrechte befanden sich King, Lewis, Ralph Abernathy
und Roy Wilkins. Jüdische, katholische und protestantische Religionsführer schlossen sich
ebenso an wie Ralph Bunche, der UN-Unterstaatssekretär für besondere politische
Angelegenheiten.
Vier Tage später kamen die Demonstranten in Montgomery an. King sprach vor einer Menge
von 25.000 Menschen. Er forderte die Verabschiedung von Gesetzen, um den Schwarzen das
Wählen zu ermöglichen. Gouverneur Wallace lehnte es ab, eine Petition der Demonstranten
anzunehmen.

62
3.8 Voting Rights Act von 1965
Präsident Johnson spricht am 15. März 1965 auf einer
gemeinsamen Kongresssitzung über seine Vorschläge für das
Stimmrecht aller Bürger.

Johnsons Rede vor dem Kongress am 15. März 1965


Eine Woche nach dem „Bloody Sunday“ sprach Präsident Johnson vor beiden Häusern des
Kongresses. Er hielt eine leidenschaftliche Rede, in der er folgendes sagte: „Es gibt kein Neger-
Problem. Es gibt kein Südstaaten-Problem. Es gibt kein Nordstaaten-Problem. Es gibt nur ein
amerikanisches Problem… wir haben uns hier als Amerikaner getroffen, um dieses Problem zu
lösen.“ Der Präsident fuhr fort: „Hier gibt es keine Verfassungsfrage. Der Befehl der
Verfassung ist klar. Es gibt keine moralische Frage. Es ist falsch - tödlich falsch - Ihren
amerikanischen Landsleuten das Wahlrecht in diesem Land zu verweigern. Es gibt keine Frage
der Rechte von Staaten oder der nationalen Rechte. Es gibt nur den Kampf um die
Menschenrechte…“. Die Kongressmitglieder, mit Ausnahme der Anhänger der
Rassentrennung, sprangen auf und applaudierten Johnson, als er seine Rede mit der Hymne der
Bürgerrechtsbewegung beendete: „Wir – werden es – überwinden! Martin Luther King, Jr., sah
die Rede im Fernsehen in Montgomery, Alabama, und weinte.

Legislativverhandlungen
Am 17. März wurde ein Gesetzentwurf eingebracht, der gemeinsam vom Mehrheitsführer im
Senat, Mike Mansfield, und dem Senatsminderheitsführer (engl. Senate Minority leader) im
Senat, Everett Dirksen, unterstützt wurde. Der Generalstaatsanwalt Nicholas Katzenbach hatte
an der Ausarbeitung des Gesetzes mitgewirkt. Präsident Johnson wusste, dass er die
Unterstützung der Republikaner brauchte, weil er befürchtete, dass die Demokraten aus dem
Süden den Gesetzentwurf verzögern könnten. Nach mehr als zwei Monaten Debatte und
Verhandlungen wurde das Gesetz am 26. Mai verabschiedet. Am 9. Juli verabschiedete das
Repräsentantenhaus seine Version. Daraufhin wurde ein Konferenzausschuss eingesetzt, um
die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen zu beseitigen. Es gab ernsthafte
Meinungsverschiedenheiten darüber, ob die Kopfsteuer vollständig verboten werden sollte oder

63
nicht. Diese letzte Hürde wurde überwunden, als Dr. King einem Kompromiss zustimmte, der
vorsah, dass das Justizministerium die Staaten verklagen würde, die die Kopfsteuer
beibehielten. Die Liberalen des Nordens waren nun der Meinung, dass sie das Gesetz
uneingeschränkt unterstützen könnten. Beide Häuser unterzeichneten das neue Gesetz bis zum
4. August.
Am 6. August 1965 unterzeichnete Präsident Johnson den Voting Rights Act als Gesetz. Neben
zahlreichen US-Politikern waren auch Wilkins, Farmer, Lewis und King, die Führer der vier
großen Bürgerrechtsgruppen, sowie Rosa Parks anwesend.

Zu den Ergebnissen des Civil Rights Act von 1965 gehörten:


• Der 15. Zusatzartikel wurde durchgesetzt.
• Alle US-Bürger, die 21 Jahre oder älter waren, durften wählen.
• Alphabetisierungs- und andere Zulassungstests wurden verboten.
• Die Zahl der schwarzen Wähler stieg in den vier Jahren nach dem Gesetz von 35% auf 65%.
• Viele weitere Schwarze wurden in politische Ämter gewählt.
• Der Rassismus ließ im Süden langsam nach.

64
4. Die Rolle und Bedeutung von Schüsselpersonen und -gruppen

Dieser Abschnitt befasst sich


mit der Rolle einiger
wichtiger Einzelpersonen
und Gruppen, die an der
Bürgerrechtsbewegung von
1954 bis 1965 beteiligt
waren. Die benannten
Führungspersönlichkeiten
und Organisationen
repräsentieren wichtige und
Präsident J.F. Kennedy lud eine Gruppe von Bürgerrechtsführern ins
unterschiedliche Akteure. Weiße Haus ein. In der ersten Reihe (von links nach rechts) sind
Lyndon B. Johnson war der Martin Luther King, Jr., Generalstaatsanwalt Robert Kennedy, Ray
Wilkins und Vizepräsident Lyndon B. Johnson abgebildet.
Präsident der Vereinigten
Staaten, während Malcolm X und Martin Luther King, Jr. beide Geistliche und große Redner
waren, vertraten sie jedoch unterschiedliche Ziele und setzten unterschiedliche Strategien und
Taktiken ein. Die NAACP ist eine der ältesten Bürgerrechtsorganisationen und wurde im ersten
Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gegründet. Die Nation of Islam wurde 1930 als religiöser Orden
mit dem Ziel gegründet, das Leben von Afroamerikanern zu verbessern, wobei der
Schwerpunkt auf den nördlichen Stadtgebieten lag. Ein Vierteljahrhundert später wurde die
Southern Christian Leadership Conference im Gefolge des Montgomery Busboykotts
gegründet, deren Wurzeln im christlichen Glauben liegen und die sich auf die Städte des Südens
konzentrierte. Das Student Non-violent Coordinating Committee war eine Basisorganisation,
deren Mitglieder die Praxis des gewaltlosen Widerstands der SCLS mit einer weniger
zentralisierten Führung und einer Konzentration auf die ländlichen Gebiete des Südens
verbanden. Die Untersuchung der verschiedenen Akteure ermöglicht ein tieferes Verständnis
und eine größere Wertschätzung für die Breite der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

65
4.1 Martin Luther King, Jr. (1929-1968)

Von den vielen bekannten Bürgerrechtlern war keiner so


bekannt wie Martin Luther King Jr. Seine Redekunst,
seine Leidenschaft, sein Organisationstalent, sein
gewaltfreier Ansatz und seine Fähigkeit, Kompromisse zu
schließen, machten ihn zu einem der wichtigsten Akteure
im Rassendrama der 1950er und 1960er Jahre. Seine Martin Luther King vor dem Lincoln Memorial

Beiträge trugen dazu bei, einige der bedeutendsten


Veränderungen in der Geschichte der USA in Bezug auf die Gleichberechtigung der Bürger
herbeizuführen.

Kings frühes Leben


King wurde 1920 in Atlanta, Georgia, geboren. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters und
wurde Baptistenprediger. Er erwarb einen Doktortitel in Theologie an der Boston University.
Dort begann er, sich von der Philosophie des gewaltlosen zivilen Ungehorsams des indischen
Bürgerrechtsführers Mohandas K. Gandhi beeinflussen zu lassen. Auch andere Denker halfen
ihm bei der Entwicklung seiner Ideologie, die zu einem großen Teil auf christlichen Lehren
beruhte.

King und der Montgomery Bus Boykott


1954 wurde King im Alter von 26 Jahren Pastor der Baptistenkirche in der Dexter Avenue in
Montgomery, Alabama. Als der Montgomery-Bus-Boykott begann, wurde er gebeten, die
Montgomery Improvement Association zu leiten, eine Gruppe, die gegründet wurde, um die
Boykottierenden zu unterstützen. King hielt seine erste Rede zu Bürgerrechten vor Hunderten
von Einwohnern von Montgomery, die an einer Massenversammlung teilnahmen. Der Erfolg
des langen Boykotts bei der Aufhebung der Rassentrennung des lokalen Bussystems im Jahr
1965 machte den jungen Minister auf sich aufmerksam. Von diesem Zeitpunkt an war King
eine treibende Kraft für den sozialen Wandel.

King als Leiter des SCLC


1957 wählte die neu gegründete Southern Christian Leadership Conference (SCLC) King als
ihren Präsidenten. Der SCLC schloss mehrere Bürgerrechtsgruppen unter seine Fittiche und

66
King bemühte sich sehr, die Organisation zu vereinheitlichen. Dies war aufgrund der sehr
unterschiedlichen Strategien der verschiedenen Gruppen nicht immer möglich.

Wichtige Bürgerrechtsereignisse in Kings Leben


Weitere wichtige Meilensteine in Kings Leben waren:
• Die Birmingham Confrontation Campaign von 1963. Der Plan war, die Rassentrennung in
den Geschäften zu bekämpfen und die Geschäfte in der Stadt zu boykottieren. King wurde
inhaftiert und schrieb aus dem Gefängnis seinen berühmten "Brief aus einem Birmingham-
Gefängnis".
• Im selben Jahr nahm King am Marsch auf Washington teil, um sich für Arbeit und Freiheit
einzusetzen. Vor dem Lincoln Memorial hielt King seine fesselnde Rede „I have a Dream“.
Der Marsch und seine Rede trugen dazu bei, das Bürgerrechtsgesetz voranzutreiben.
• King setzte sich in St. Augustine, Florida ein.
• 1964 erhielt King den Friedensnobelpreis.
• Der Marsch von Selma nach Montgomery, den King mitorganisierte, war entscheidend für
die Verabschiedung der bedeutenden Stimmrechte von 1965.
• Von 1965 bis 1968 konzentrierte sich King auf wirtschaftliche Gerechtigkeit im ganzen
Land und nicht nur im Süden.

Opposition gegen Dr. King


Teil von Martin Luther King Jrs Strategie bestand darin, weiße Menschen zu engagieren und
ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Gesetze von Jim Crow zu beenden. Er verhandelte
auch mit den Regierungen von Kennedy und Johnson und versuchte, die Regierung nicht immer
erfolgreich dazu zu bringen, energisch für die Gleichstellung einzutreten. Der Direktor des
Federal Bureau of Investigation (FBI), J. Edgar Hoover, setzte King ab 1955 unter
Beobachtung. Hoover hatte eine Abneigung gegenüber King und war der Meinung, dass King
von Kommunisten beeinflusst wurde. Es gab auch Bürgerrechtsaktivisten, die dem allgemeinen
Ziel der sozialen und wirtschaftlichen Integration mit dem weißen Amerika nicht zustimmten,
während andere der Ansicht waren, dass der Kompromiss die Botschaft und die Gerechtigkeit
der Sache nur schwächte. Wieder andere meinten, Gewaltlosigkeit sei nicht die beste Reaktion
auf Bombenanschläge, Morde und Schläge durch den Ku-Klux-Klan (KKK) und die Polizei.
King wurde am 4. April 1968 in Memphis, Tennessee, von einem weißen Extremisten ermordet.

67
4.2 Malcolm X (1925-1965)

Malcolm X, Rede in Michigan State University 23. Januar 1963.

Unterschiede zwischen Malcolm X und anderen Führern der Bürgerrechte

Schwarze Nationalisten
Malcolm X repräsentierte eine ganz andere Art schwarzer Anführer
glaubten, dass sich Schwarze als die der Nationalen Vereinigung zur Förderung farbiger Menschen
von den Weißen trennen und
nicht integrieren sollten. (NAACP) und des SCLC. Sein schwarzer Nationalismus stand im
Viele von ihnen kritisierten
die Politik der Gegensatz zu den integrationistischen Impulsen von Leuten wie
Gewaltlosigkeit.
Martin Luther King, Jr., die größtenteils Autodidakten waren. Er
hatte auch eine sehr schwierige Kindheit und erlebte von klein auf Rassenhass, der seine Sicht
auf weiße Menschen beeinflusste.

Malcolm X‘ frühere Lebensjahre


Malcolm X wurde 1925 als Malcolm Little in Omaha, Nebraska, geboren. Seine Familie wurde
vom KKK wegen anti-segregatorischer Aktivitäten schikaniert. Sein Haus wurde
niedergebrannt und sein Vater ermordet. Bald wurde seine Mutter in eine Nervenheilanstalt
eingeliefert. Little beendete die achte Klasse, das Ende seiner Schulzeit, und zog nach Boston,
um bei seiner Schwester zu leben. 1946 wurde er wegen Einbruchs verurteilt. Er verbrachte die
nächsten sieben Jahre im Gefängnis. Dort wurde er zum ersten Mal
Nation of Islam (NOI), eine
der Schwarzen Muslimischen Organisation, der Nation of Islam 1930 gegründete religiöse
Bewegung. Ihr Anführer war
(NOI), ausgesetzt. Malcolm Little fand die Lehren des NOI Elijah Muhammad, und ihr
erklärtes Hauptziel war es,
ansprechend und konvertierte bald. Schwarzes Selbstvertrauen und das Leben der
Afroamerikaner in den USA
ein strenger Moralkodex standen im Mittelpunkt des NOI und zu verbessern.

Malcolm Little änderte bald seinen Namen in Malcolm X. Das X


sollte den „Sklavennamen“ Little ersetzen.

68
Malcolm X und der NOI
Als Malcolm X aus dem Gefängnis entlassen wurde, warf er sich in die Arbeit des NOI. Im
Jahr 1953 wurden seine Bemühungen belohnt und er wurde Minister in der Bewegung.
Malcolm X war ein dynamischer und anregender Sprecher. Sogar viele christliche Schwarze
fanden seine Botschaft fesselnd, weil er mit dem Leben im Ghetto vertraut war und direkt auf
die Weißen hinwies, die für die schwierige wirtschaftliche und soziale Lage verantwortlich
waren, in der sie sich befanden. Malcolm X eröffnete viele NOI-Tempel in nördlichen Städten.
Er brachte auch Tausende von neuen Konvertiten wegen seines überzeugenden Oratoriums zu
NOI. Aus diesen Gründen wurde Malcolm X der wichtigste Schüler von Elijah Muhammad,
dem Gründer von NOI. Im Zentrum seiner politischen Ideen standen:
• Die ganze weiße Rasse war böse.
• Rassenintegration war nicht die Antwort auf die Notlage der Schwarzen.
• Die Annäherung an Weiße, nach Jahrhunderten der Misshandlung, war unnatürlich.
• Der Stolz auf die eigene rassische Identität und Kultur war der Schlüssel zu Erfolg und
Glück.

Bruch mit NOI


Obwohl Malcolm X seinen Mentor Elijah Muhammad im Wesentlichen verehrt hatte, führten
eine Reihe von Faktoren zu seinem Bruch sowohl vom Führer als auch vom NOI. Andere NOI-
Schüler dachten, Malcolm X gewinne zu viel Macht, was die Aufmerksamkeit von Muhammad
ablenkte. Sie wollten ihn ausbremsen. Malcolm X widersprach auch der unpolitischen Position
der NOI. Schließlich veränderte ihn seine Pilgerreise nach Mekka im Jahr 1964. In Mekka sah
er eine ganze Reihe von Rassen, die denselben Gott verehrten. Malcolm X begann bald, viele
Lehren seines Führers in Frage zu stellen und konvertierte zum sunnitischen Islam. Zurück in
den USA brach Malcolm X öffentlich die Beziehungen zu Elijah Muhammad und gründete die
Gruppe Muslim Mosque Inc. Zu den Zielen seiner Organisation gehörte die Schaffung einer
schwarznationalistischen Bewegung, die nicht sektiererisch war, und die Unterstützung von
Bürgerrechtsgruppen wie SNCC. Seine Ansicht, dass die meisten Bürgerrechtler zu
entgegenkommend gegenüber Weißen waren, und seine Ansichten über die Rasse im
Allgemeinen nahmen eine radikale Wendung. Malcolm X hatte geplant, Martin Luther King,
Jr., zu treffen, um über die Bürgerrechtsstrategie zu sprechen, aber zwei Tage vor dem Treffen
am 21. Februar 1965 wurde er ermordet, als er in New York eine Rede.

69
4.3 Lyndon B. Johnson

Lyndon B. Johnson, 36. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika

Von allen US-Präsidenten führte Lyndon B. Johnson die US-Bundesregierung zur


Verabschiedung der weitreichendsten Bürgerrechtsgesetze. Dass ausgerechnet ein Südstaatler
aus Texas dies tat, ist umso erstaunlicher. Johnson war sicherlich ein Bündel von
Widersprüchen, Paradoxien und moralischen Gewissheiten. Er war auch ein vollendeter
Politiker, der ein großes Angebot an verschiedenen Taktiken besaß, um Gegner seinem Willen
zu beugen. Trotzdem wurde Johnsons bürgerliches Erbe durch seine Eskalation des US-Krieges
in Vietnam, der das Land politisch spaltete, getrübt.

Frühe Lebensjahre
Johnson wurde 1908 in Texas geboren. Einer seiner ersten Jobs war der eines Schullehrers. In
seiner Eigenschaft sah er die Auswirkungen der Armut auf seine armen mexikanischen
amerikanischen Schüler. Diese Erfahrung hat möglicherweise später seine Handlungen als
Präsident mitgeprägt.

Johnson als Gesetzgeber


Johnsons Karriere als Gesetzgeber erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte:
• 1937 erstmals in das US-Repräsentantenhaus gewählt
• gewann später 1948 einen Sitz im US-Senat.
• Anschließend wurde er 1955 Mehrheitsführer des Senats für die Demokraten, als diese
die Mehrheit der politischen Parteien im Senat bildeten.

Während dieser ganzen Zeit stimmte Johnson gegen jeden Bürgerrechtsentwurf, der zur
Abstimmung kam. Er war bei jeder Gelegenheit auf der Seite seiner südlichen Anhänger der
Rassentrennung. Dies sollte sich jedoch ändern.

70
Als Reaktion auf die Brown-Entscheidung des Obersten Südstaaten-Manifest:
Eine Erklärung des Brown-Urteils
Gerichtshofs unterzeichnete 1956 fast jeder Südstaaten- von 1954, die von den meisten
Südstaatlern im Kongress
Politiker in Washington DC das Südstaaten-Manifest. unterzeichnet wurde.
Johnson und zwei andere südliche Senatoren haben das
Manifest nicht unterzeichnet. Es ist unklar, ob Johnson die Unterzeichnung des Dokuments
verweigert hat oder nicht. Bereits 1956 hatte Johnson die Präsidentschaft im Visier. Wenn er
das Manifest unterschrieben hätte, hätte er die nötige Unterstützung des Nordens für immer
verlieren können.
Was Johnson tat, war, Präsident Eisenhowers Bürgerrechtsgesetz von 1957 zu unterstützen.
Während die Gesetzgebung im Grunde genommen eine zahnlose Gesetzesvorlage war, die
wenig dazu beitrug, die düstere Situation in den südlichen Bundesstaaten zu ändern, war sie die
erste Gesetzgebung seit dem Wiederaufbau vor 82 Jahren, die sich mit Bürgerrechten befasste.
Einige Historiker argumentieren, dass dieses Gesetz und das Bürgerrechtsgesetz von 1960 das
erste Mal seit langem waren, dass die Bundesregierung darauf drängte, eine Änderung des
Wahlrechts für Schwarze im Jim Crow South zu fordern. Dennoch stieg die Zahl der schwarz
registrierten Wähler von 1957 bis 1960 nur um drei Prozent. Die Senatoren des Südens ließen
beide Gesetzesvorlagen durch, weil sie wussten, dass sie den Status Quo nicht ändern würden
und dass Johnsons Appell an diejenigen außerhalb des Südens zunehmen könnte. Dies führte
zum ersten Südstaatler seit Jahrzehnten, der Präsident wurde. Aber Johnson wurde 1960 auf
dem demokratischen Nationalkongress von einem anderen Kandidaten, John F. Kennedy,
ausmanövriert. Johnson wurde die Vizepräsidentschaft angeboten und angenommen. Johnson
wurde mit Kennedys Ermordung im November 1963 unerwartet Präsident.

Die große Gesellschaft


Als Johnson 1964 für die Präsidentschaft kandidierte, kündigte er einen Plan zur Schaffung
einer „Great Society“ in den USA an. Er skizzierte kurz Pläne zur Beendigung der Armut im
Land. Als die Demokraten 1964 an die Macht kamen, wurde die Tiefe und der Umfang des
Programms des Präsidenten klar, als er 1965 in seiner Rede über die Lage der Union eine ganze
Reihe von Ideen ankündigte, die sich auf Bildung, Gesundheitswesen, Kunst auswirken
würden; unter anderem Soziales und Verkehr. Viele seiner Ideen wurden von seiner
Präsidentschaft in Kraft gesetzt. Sie stellten das größte Engagement des Bundes in inneren
Angelegenheiten seit Franklin Roosevelts New Deals in den 1930er Jahren dar.

71
Martin Luther King, Jr. und andere kritisierten Johnsons Great Society und definierten den
Begriff "Krieg gegen die Armut" lose, weil sie der Meinung waren, dass die Programme Stück
für Stück und ohne übergreifende Koordinierung seien. Trotzdem haben sie mit dem
Präsidenten zusammengearbeitet, wann immer sie konnten. In Bezug auf die spezifischen
Bürgerrechtsgesetze waren das Civil Rights Act von 1964 und das Voting Rights Act von 1965
wichtige Schritte, um einen gleichberechtigten Zugang zu öffentlichen Einrichtungen zu
gewährleisten und allen Amerikanern das Wahlrecht zu gewähren. Der sich ständig
ausbreitende, kostspielige und spaltende Krieg in Vietnam führte dazu, dass ein Großteil der
Great Society-Programme von Johnson auf der Strecke blieb.

72
4.4 National Association for the Advancement of Colored People (NAACP)
Die National Association for the Advancement of Colored
People (NAACP) vor einem Safeway-Geschäft in District of
Columbia forderte die Verbraucher 1941 auf, das Geschäft
bis zur Einstellung von Afroamerikanern zu boykottieren.

Gründung und frühe Jahre


Eine der ältesten und größten Organisationen, die sich für die Bürgerrechte der Afroamerikaner
eingesetzt hat, ist die NAACP. Sie wurde 1909 in New York City gegründet, und zu ihren
Gründern gehörten so bedeutende Aktivisten wie W.E.B. Du Bois und Ida B. Wells. Von
Anfang an war sie eine gemischtrassige Organisation. Die Strategie der NAACP bestand darin,
Verbrechen gegen die afroamerikanische Gemeinschaft publik zu machen und rechtliche
Schritte zu unternehmen, um Gesetze aufzuheben, die die Rassentrennung förderten.
Als Woodrow Wilson 1913 Präsident wurde, veranlasste er die Trennung der Bundesämter in
der Hauptstadt. Die NAACP wehrte sich und organisierte Protestveranstaltungen, an denen
Tausende teilnahmen. Dennoch waren viele Abteilungen nach Rassen getrennt. In den Jahren
zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg untersuchte und veröffentlichte die NAACP
einen schockierenden Bericht über die Häufigkeit von Lynchmorden, insbesondere im Süden.

NAACP und die Gerichte


Während des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der NAACP-Mitglieder von 50.000 auf
450.000. Mit wachsender Mitgliederzahl begann die NAACP mehr und mehr Prozesse zu
führen, um die Regierung zur Durchsetzung der 14. und 15. Zusatzartikeln zu zwingen
durchzusetzen. Zu den erfolgreichen Prozessen gehörten folgende:
Jahr Fall Erfolg
1944 Smith v. Allwright Der Oberste Gerichtshof verbot das Gesetz des
Bundesstaates Texas, das rein weiße demokratische
Vorwahlen erlaubt hatte
1950 Sweatt v. Painter and Die dualen juristischen Fakultäten an der University of
McLaurin v. Oklahoma Texas und die getrennten Einrichtungen an der
University of Oklahoma verstießen gegen die 14.
Änderung
1954 Brown v. Board of Die NAACP brachte fünf Fälle von Diskriminierung im
Education of Topeka Bildungsbereich zusammen und forderte, dass schwarze

73
Schüler weiße Schulen besuchen dürfen. Der Oberste
Gerichtshof stimmte einstimmig zu
1955 Davis v. County School Der Oberste Gerichtshof ordnet an, dass alle Schule die
Board of Prince Rassentrennung schnellstens aufheben sollen.
Edward County, auch
bekannt als Brown II
1958 Cooper v. Aaron Der Oberste Gerichtshof fordert, dass seine
Entscheidung auch dann befolgt werden muss, wenn sie
gegen die staatlichen Gesetze verstößt.
1963 NAACP v Button Der Oberste Gerichtshof entschied zugunsten der
NAACP, die von Virginia ins Visier genommen worden
war

Thurgood Marshall
Der Chefanwalt der NAACP, Charles Houston, bildete viele schwarze Anwälte aus, darunter
Thurgood Marshall. Um den Schwerpunkt auf rechtliche Herausforderungen zu legen, wurde
1940 der Rechtsverteidigungs- und Bildungsfonds mit Marshall als Leiter eingerichtet. Er war
später der leitende Anwalt, der die Rechtssachen des Obersten Gerichtshofs von 1950 und 1954
erfolgreich verhandelte. Marshall wurde 1967 der erste Oberste Gerichtshof für
Afroamerikaner. Die Strategie, die Aufhebung der Rassentrennung durch das Gerichtssystem
zu beenden, war ein langsamer und schmerzhafter Prozess. Andere Bürgerrechtler stellten
diesen Ansatz in Frage und zogen direkte Maßnahmen und Massenmobilisierung vor. Roy
Wilkings, Vertreter der NAACP, setzte sich zusammen mit Martin Luther King, Jr. dafür ein,
die besten Methoden zur Erreichung der Rassengleichheit zu finden.

Beziehungen der NAACP zu anderen Gruppen


Die NAACP hat anderen Gruppen in schwierigen Situationen geholfen. Sie gewährte
Studenten, die bei Sit-Ins festgenommen wurden, rechtliche und finanzielle Unterstützung,
obwohl sie mit den angewandten Methoden nicht einverstanden waren. Die NAACP hat zudem
auch eine Kaution für Hunderte von Freedom Riders hinterlegt. Diese Handlungen stießen des
Öfteren auf Widerstand seitens der staatlichen Behörden.

Angriffe auf die NAACP


• Die Arbeit für die NAACP konnte sehr gefährlich sein.
• Zusätzlich zu den unzähligen Anschlägen und Inhaftierungen kamen NAACP-
Beschäftigte ums Leben.
• 1951 wurde Harry Moore, ein NAACP-Außenminister in Florida, ermordet.

74
• Medgar Evers, der Chef der NAACP in Mississippi, wurde 1963 in seinem Haus
ermordet.

Popularitätsverlust
Die Organisation war einer der Hauptorganisatoren des März 1963 in Washington für Arbeit
und Freiheit. Mit der Verabschiedung des Civil Rights Act von 1964 und des Voting Rights
Act von 1965 verlor die NAACP jedoch einen Teil ihrer früheren Bekanntheit und Relevanz.
Diese beiden monumentalen gesetzgeberischen Maßnahmen waren mehr auf die direkten
Aktivisten des SCLC und des SNCC zurückzuführen als auf Rechtsstreitigkeiten der NAACP.

75
4.5 Southern Christian Leadership Conference (SLCL)
Anfänge
Die Bürgerrechtsgruppe SCLC wurde im Januar 1957 nach dem Sieg beim Montgomery
Busboykott gegründet. Martin Luther King Jr. wurde zu ihrem Vorsitzenden gewählt und blieb
dies bis zu seiner Ermordung im Jahr 1968. Viele in der Bürgerrechtsbewegung sahen die
Notwendigkeit einer Dachorganisation, die dabei helfen konnte, die verschiedenen
Aufhebungskampagnen im Süden zu organisieren und zu mobilisieren.

King brachte einige der besten und angesehensten Aktivisten in die Organisation zusammen:
• Sie umfassten Ralph Abernathy, Ella Baker, Jesse Jackson, James Lawson, Joe Lowery,
Diane Nash, Bayard Rustin, Fred Shuttlesworth und Andrew Young.
• Wie die meisten von ihnen gehörten viele Mitglieder des SCLC dem südafrikanischen
amerikanischen Klerus an.
• Kirchen, sowohl schwarze als auch in weiße, spielten eine große Rolle bei der
Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung.

SCLC-Ideologie
Angesichts der religiösen Zusammensetzung der Führung war es nicht verwunderlich, dass die
Versammlungen der SCLC den Sonntagsgottesdiensten nachempfunden waren. Auch ein
Großteil der verwendeten Sprache entsprach der biblischen Phraseologie. Ein weiteres
Schlüsselelement der Gruppe war die Grundphilosophie des gewaltlosen Protests. Ghandis
Kampagnen des gewaltlosen zivilen Ungehorsams hatten großen Einfluss auf King und andere
SCLC-Minister, denn die indischen Nationalisten zwangen die Briten nach vielen gewaltlosen
Kampagnen, ihr Land zu verlassen. Die Theorie der Gewaltlosigkeit wurde in Birmingham und
Selma auf die Probe gestellt. Der Pazifismus angesichts lokaler und staatlicher Gewalt erwies
sich als erfolgreich, und die Kampagnen in Birmingham und Selma trugen wesentlich zur
Verabschiedung des Civil Rights Act von 1964 und des Voting Rights Act von 1965 bei.
Der Ansatz des SCLC bestand nicht nur darin, passive, gewaltfreie Zeugen der Grausamkeiten
der Jim Crow South zu sein. Der SCLC ermutigte seine Mitglieder, gegen geltendes Recht zu
verstoßen und damit weiße Gewalt zu provozieren. In diesem Sinne nutzte die Gruppe lokale
schwarze Gemeinschaften, von denen viele inhaftiert und geschlagen wurden, für das, was sie
für das allgemeine Wohl hielt.

76
SCLC und die weiße Bevölkerung
Die Beziehung zwischen dem SCLC und den Weißen war auch für einige ein Problem. Der
SCLC glaubte, dass es mehr als nur schwarze Unterstützung brauchte, um die Trennung zu
zerstören. Es hat sich aktiv um die Unterstützung größtenteils nordweißer Menschen bemüht.
Der SCLC verstand, dass die südlichen weißen Amerikaner praktisch die gesamte
wirtschaftliche und politische Macht im Süden hatten und dass es notwendig war, sie zu
umgehen, um Änderungen vorzunehmen. Dies taten sie, indem sie sympathisierende Weiße
anriefen, die entsetzt waren über die Unterdrückung, die sie in ihren nächtlichen
Fernsehnachrichten sahen. Viele Weiße wiederum drängten ihre Vertreter im Kongress,
Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewalt zu stoppen.

Einflüsse aus dem Norden


Der SCLC war mehr als eine südliche Organisation bekannt. Während sie sicherlich im Süden
verwurzelt war, wurde sie von Aktivisten aus dem Norden wie Bayard Rustin angeleitet. Ihr
Anführer, Dr. King, vertrat auch beide Teile des Landes. King hatte einen Großteil seiner
Ausbildung im Süden abgeschlossen, promovierte aber an der Boston University in
Massachusetts im Norden.

Herausforderungen
Die SNCC stand in den 1950er und 1960er Jahren vor großen Herausforderungen. Die internen
Abläufe der Gruppe waren als chaotisch bekannt. Ineffizienzen und Unzuverlässigkeit bei der
Organisation von Kampagnen führten zu scharfer Kritik. Auf der anderen Seite sahen einige
Analysten diese Merkmale nicht nur als negativ an. Die Gruppe hatte die Fähigkeit zur
Spontanität und schnellen Flexibilität. Sie könnte schnell auf Veränderungen vor Ort reagieren,
was eine konservativere Gruppe wie die NAACP nicht könnte.
Ernste Meinungsverschiedenheiten mit der NAACP und dem SCLC über grundlegende Ziele
und Strategien spiegelten auch tiefe Spaltungen innerhalb der Bürgerrechtsbewegung wider,
die nicht einfach zu überwinden waren. Mitte der 1960er Jahre führten diese
Meinungsverschiedenheiten zum virtuellen Zerfall jeglichen Anscheines einer Einheitsfront,
und es wurde schwieriger, ähnliche Ziele zu haben, geschweige denn eine Strategie.

77
4.6 Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC)

Gründung
Im April 1960 trafen sich auf Drängen von Ella Baker, der Geschäftsführerin der SCLC, mehr
als 300 Studenten am Shaw College in Raleigh, North Carolina. Sie hoffte, dass die
afroamerikanischen Studenten von 56 Colleges aus zwölf südlichen Staaten sowie einige weiße
Studenten aus nördlichen Colleges eine gruppenzentrierte und jugendliche Organisation
gründen könnten. Die neue Gruppe sollte sich von anderen, bereits etablierten Gruppen wie der
NAACP und der SCLC unterscheiden.
Bei diesem Treffen sprach Martin Luther King, Jr. Ihm folgte James Lawson. Lawson hatte an
den Sit-ins in Nashville teilgenommen. Die Studenten reagierten enthusiastischer auf ihn, weil
er junge Aktivisten vertrat, die direkte Aktionen durchführten, anstatt einen langsameren,
traditionelleren Ansatz zu verfolgen. Auch Baker ergriff das Wort und ermutigte die Schüler,
sich gegen Ungerechtigkeiten in den Bereichen Wohnungswesen, Beschäftigung,
Gesundheitsversorgung und Wahlrecht einzusetzen. Sie riefen eine Massenbewegung ins
Leben, die sich mit all diesen Themen befasste.

SNCC-Kampagnen
Unter den zahlreichen Protesten und Kampagnen, an denen die SNCC beteiligt war, waren:
• 1961: die Freedom Rides (Freiheitsfahrten)
• 1961-1963: Freedom Summer (Friedenssommer) und Wählerregistrierung in Mississippi
• 1961: Albany-Bewegung
• 1963: Marsch auf Washington für Freiheit und Beschäftigung; John Lewis, Vorsitzender
des SNCC, sprach dort und sagte: "Wir wollen unsere Freiheit und wir wollen sie jetzt!"
• 1964: Unterstützung der Mississippi Freedom Democratic Party (MFDP)
• 1965: Marsch von Selma nach Montgomery

Mississippi Freedom Democratic Party (MFDP) und der Demokratischen Konvention von 1964
Während des Wahljahres 1964 war die 68-köpfige Delegation von Mississippi im
Demokratischen Konvent, in der der Präsidentschaftskandidat gewählt werden sollte, ganz
weiß. SNCC und andere bildeten die MFDP, um eine alternative Gruppe zur Vertretung der
demokratischen Wähler in Mississippi zu bilden. Präsident Johnson wollte nicht die nationale
Partei sein, die von der Rassenspaltung zerrissen wurde, und er wollte nicht riskieren, die
Unterstützung des Südens zu verlieren. Die MFDP war gezwungen, einen Kompromiss zu

78
akzeptieren. Die rein weiße Delegation wäre die offizielle. Zwei MFDP-Mitglieder würden
nicht stimmberechtigte und nicht sprechende Sitze in der Delegation erhalten. Ihnen wurde auch
versprochen, dass sie vor dem Konvent von 1968 wählen und einen schwarzen Repräsentanten
wählen können. Dr. King und andere SCLC-Führer stimmten dieser Lösung zu. Für die SNCC
hat die ganze Angelegenheit einen bitteren Geschmack hinterlassen und sie dachten, sie wären
verraten worden. Viele hatten das Gefühl, der Nationaldemokratischen Partei oder den weißen
Liberalen nicht mehr vertrauen zu können.

SNCC- interner Machtkampf


Dieses Gefühl des Verrats wurde während der Selma-Kampagne im Jahr 1965 noch verstärkt.
Während der zweiten von drei Demonstrationen, dem „Ministermarsch“, kehrten die
Demonstranten zurück, als sie die Polizeilinien erreichten, anstatt die Behörden
herauszufordern. Dies war im Vorfeld des Marsches insgeheim vereinbart worden, aber die
SNCC wurden nicht informiert.

Danach kam es im SNCC zu erbitterten Auseinandersetzungen. Viele Mitglieder waren der


Meinung, dass der gewaltfreie Ansatz nicht mehr funktioniert oder viel zu lange dauert, um
eine echte Veränderung herbeizuführen, und dass die Einbeziehung von Weißen in die Gruppe
eine Ablenkung darstellt. 1965 gründeten Stokely Carmichael und andere SNCC-Aktivisten in
Alabama die schwarze Lowndes Country Freedom Organization. Lowndes wurde gewählt, weil
obwohl 80% der Bevölkerung schwarz waren, keine einzige schwarze Person registriert war,
um abzustimmen. Die Gruppe verwendete einen schwarzen Panther als Symbol.

Die SNCC wurde 1967 aufgelöst, als die Bürgerrechtsbewegung zersplitterte und es in den
Innenstädten der USA zu gewaltsamen Unruhen kam.

79
4.7 Nation of Islam (NOI)

Gründung und frühe Jahre


Die NOI ist eine der ältesten muslimischen Organisationen in den USA und ihre Mitglieder
sind alle Afroamerikaner. Sie wurde 1930 in Chicago von Wallace D. Fard Muhammad
gegründet. Muhammad verschwand auf mysteriöse Weise und die Gruppe wurde anschließend
von Elijah Muhammad, dem wichtigsten Schüler des Gründers, geleitet.

Elijah Muhammad war von schwarzen Nationalisten wie Marcus Garvey und Wallace D. Fard
Muhammad beeinflusst worden. Neben dem muslimischen Heiligen Buch, dem Qu'ran,
verwendete der NOI The Supreme Wisdom, eine Sammlung schriftlicher Lektionen, die von
Muhammad an Elijah Muhammad weitergegeben wurden, als zentrale Texte.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das NOI vom FBI überwacht, da angenommen
wurde, dass die Gruppe mit Japan zusammenarbeitet. Elijah Muhammad und andere Mitglieder
der Gruppe gingen ins Gefängnis, weil sie sich geweigert hatten, sich für die US-Armee
anzumelden. Die NOI behauptete, dass ihre Überzeugungen sie daran hinderten, an einem
amerikanischen Krieg teilzunehmen:

Grundlegende NOI-Überzeugungen
Zu den Grundüberzeugungen des NOI gehörten:
• Der Schwarze war der ursprüngliche Mann. Alle anderen Rassen stammten von Schwarzen
ab.
• Schwarze kamen aus dem Stamm der Shahbazz in Asien. Weiße Menschen wurden von
einem bösen Wissenschaftler namens Yacub erschaffen und waren Teufel.
• Es gibt keinen Gott außer Allah.
• Elijah Muhammad war ein Prophet.
• Trennung, nicht Integration, mit Weißen war der Weg nach vorn.
• Die Rassenprobleme würden durch göttliche Intervention gelöst.

Auswirkungen von Malcolm X


Die NOI war eine relativ kleine religiöse Sekte, bis der charismatische Malcolm X zum
Sprecher der Gruppe wurde. Seine Energie und seine überzeugenden Reden halfen der Gruppe,
stark zu expandieren. In vielen Städten wurden neue religiöse Tempel eröffnet, insbesondere

80
außerhalb des von Baptisten dominierten Südens, und Tausende von Afroamerikanern traten
zum Islam über.

Appell von NOI


Was die Konvertiten ansprechend fanden, war die Religion:
• Betonte die Wichtigkeit von Selbsthilfe und Selbstversorgung
• Predigte Selbstachtung
• Bereitstellung von Schulen für Kinder und Erwachsene
• Hatte schwarze Läden
• war frei von Drogen und Kriminalität
• Gebotener Schutz und Rettung vor den „weißen Teufeln“.

Elijah Muhammad und Malcolm X trennten sich


Malcolm X wurde schließlich enttäuscht von NOIs mangelndem Engagement für soziale und
politische Veränderungen. Dies beinhaltete die Nichteinbeziehung der Bürgerrechtsbewegung.
Er wusste auch, dass andere muslimische Gruppen einige der Grundüberzeugungen von NOI
als äußerst bizarr empfanden. Die Pause erreichte einen Punkt, an dem er auf eine Frage zu
Kennedys Ermordung spontan antwortete, wonach mit Gewalt in den USA zu rechnen sei,
insbesondere angesichts der von Amerika in Übersee verbreiteten Gewalt, und dass er sogar ein
bisschen glücklich sei über das Attentat. Elijah verurteilte seinen Anhänger schnell und
bestrafte ihn, indem er ihn aufforderte, 90 Tage lang nicht mehr in seiner Moschee zu predigen.
Er sagte auch: "Der Präsident des Landes ist auch unser Präsident", obwohl er den NOI-
Mitgliedern sagte, sie sollten bei den US-Wahlen nicht wählen. In kurzer Zeit danach verließ
Malcolm X die NOI.

Tod von Elijah Muhammad


Die Gruppe blieb nach Mitte der 1960er Jahre umstritten. Bis zum Tod von Elijah Muhammad
im Jahr 1975 predigte es eine getrennte Entwicklung. Danach verwarf es seine Rassenideologie
und wurde viel mehr zu einer islamischen Mainstream-Gruppe, ähnlich dem sunnitischen Islam.

81
1. Einführung in die Apartheid in Südafrika
Als Apartheid wird eine geschichtliche Periode der staatlich Daniel F. Malan,
Staatsmann und
festgelegten und organisierten Rassentrennung in Südafrika Politiker, der die erste
ausschließlich
bezeichnet. Sie war vor allem durch die autoritäre, selbsterklärte afrikanische Regierung
Südafrikas bildete und
Vorherrschaft der „weißen“, europäischstämmigen die Politik der Apartheid
einführte.
Bevölkerungsgruppe über alle anderen Bevölkerungsgruppen
gekennzeichnet. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen, hatte
sie ihre Hochphase von den 1940er bis zu 1980er Jahren und endete
1994 nach einer Phase der Verständigung mit einem demokratischen
Regierungswechsel, bei dem Nelson Mandela der erste schwarze
Präsident des Landes wurde. Heute wird der Begriff manchmal auch
als Synonym für rassistische Segregation im Allgemeinen verwendet,
Afrikaans: aus zudem wurde das politische Handeln mit
niederländischen Dialekten
entstandene Sprache der Buren solchen Bestrebungen als Straftatbestand ins internationale Recht
und nichtweißer Volksgruppen
der Republik Südafrika und im aufgenommen. Im Mai 1948 wählte die ausschließlich aus Weißen
heutigen Namibia.
bestehende Wählerschaft der „Union of South Africa“ die Nationale
African National Congress
(ANC): eine 1912 gegründete Party (besser bekannt als National Party oder NP) unter der Führung
südafrikanische Partei, die an
der Spitze des Kampfes zur von Dr. D.F. Malan an die Macht. Die NP blieb mehr als vier
Abschaffung der Apartheid, der
offiziellen südafrikanischen
Jahrzehnte an der Macht. In dieser Zeit wurde eine extreme Version
Politik der Rassentrennung. Ihr
der Rassentrennung eingeführt, die als Apartheid bekannt ist, ein
Hauptziel war die Beibehaltung
des Wahlrechts für Farbige und Wort, das auf Afrikaans „Trennung“ bedeutet. Malan und seine
Schwarzafrikaner.
Nachfolger erließen eine Reihe gesetzlicher Maßnahmen, um die
Dominanz der weißen Minderheit gegenüber den anderen Völkern Südafrikas zu stärken. Sie
versuchten auch, die vollständige Trennung der verschiedenen Rassengruppen im Land zu
erreichen. Ihre Politik führte zu einer starken Opposition gegen das Apartheidsystem unter den
nichtweißen Völkern Südafrikas und zu wachsender Ablehnung und Widerstand der
internationalen Gemeinschaft gegen das Land, was zu diplomatischem Druck und
Handelssanktionen führte. In den 1980er Jahren, als sich Südafrika in einer sich verschärfenden
politischen und wirtschaftlichen Krise befand, traf ein Teil der NP-Führung die Entscheidung,
mit dem Abbau des Apartheidsystems zu beginnen. Das Land vollendete seinen Übergang von
der Apartheid zum Nicht-Rassismus mit seinen ersten vollständig demokratischen Wahlen im
Jahr 1994. Diese wurden deutlich vom African National Congress (ANC) gewonnen, der
Partei, die an der Spitze der schwarzen Opposition gegen das Apartheidsytem gestanden hatte.

82
Nelson Mandela, der ANC-Führer, der 27 Jahre in Apartheid-Gefängnissen verbracht hatte,
wurde Südafrikas erster schwarzer Präsident.

Die Ursprünge der Apartheid

Die Idee der Apartheid basiert auf einer Grundannahme über das Wesen der Menschheit. Dies
bedeutet, dass sich die verschiedenen ethnischen Gruppen (manche sprechen von Rassen), die
die Menschheit ausmachen, wesentlich voneinander unterscheiden. Jede ethnische
Zugehörigkeit weist eine Reihe gemeinsamer physischer Merkmale auf, die sie von anderen
Rassengruppen unterscheidet. Es gebe eine natürliche Hierarchie der Rassen, da einige Gruppen
bestimmte biologische Merkmale besitzen, die sie von Natur aus anderen überlegen machen
würden. Die Apartheid-Theoretiker hielten es für selbstverständlich, dass die offensichtlichen
kulturellen Errungenschaften der weißen Rasse ihre Überlegenheit genug unter Beweis stellten
und dass sie sich daher direkt an der Spitze der Pyramide der Rassen in Südafrika befanden. In
ähnlicher Weise glaubten sie, dass die Schwarzen nichts Ausschlaggebendes erreicht hatten und
sich daher auf dem Boden der „Rassenhierarchie“ befänden. Andere Gruppen wie z.B. Inder
besetzten die Zwischenräume in der Hierarchie. Gemäß der Apartheid-Vision sollte die Politik
die Realität dieser grundlegenden Rassenunterschiede anerkennen. Fundamental rassische
Ungleichheiten sollte die Politik berücksichtigen, um die Interessen der überlegenen weißen
Rasse zu fördern.
Auf diese Weise ausgedrückt, war die Idee der Apartheid in vieler Hinsicht ähnlich zu den
verschiedenen sozialdarwinistischen Ideologien, die in Europa in der Calvinismus: Die Lehre
Calvins betont die
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beliebt waren. Was es anders unbedingte Heiligkeit
Gottes. Alles
gemacht hat, war die Art und Weise, mit der es gerechtfertigt wurde. Menschenwerk, religiöse
Rituale und Kulte der
Argumentiert wurde mit der Lehre Calvins sowie mit der katholischen Kirche
galten als Versuche, die
Wissenschaft. Gemäß der calvinistischen Logik schuf Gott die Souveränität Gottes
einzuschränken.
verschiedenen Rassen und es war daher sein Wunsch, dass sie getrennt
1. Bure: Nachkomme der
bleiben sollten. Es war das Schicksal seines auserwählten Volkes, der niederländischen und
Buren, in Südafrika zu regieren und sicherzustellen, dass dieser deutschen Ansiedler in
Südafrika
göttliche Wille durchgesetzt wurde.
Diese religiösen holländischen Kolonisten, die von Europa abgeschnitten und daher von seinen
modernen intellektuellen Strömungen isoliert waren, pflegten eine alttestamentliche
Weltanschauung, die sie dazu veranlasste, Analogien zwischen ihren Erfahrungen und denen
der biblischen Israeliten zu ziehen. Die Sklaverei war ein Teil ihres Alltags und so wurde
Rassenungleichheit als selbstverständlich angesehen. Sie trafen auf mächtige Xhosa-

83
Königreiche und die folgenden Zusammenstöße trugen zu einem wachsenden Gefühl der
Feindseligkeit zwischen den Buren und den Schwarzen der Region bei.
Die britische Entscheidung zur Abschaffung der
Sklaverei im Jahr 1833 veranlasste viele Buren,
den berühmten Great Trek in ihr „gelobtes Land“
zu unternehmen, wo sie frei von der Einmischung
der „gottlosen“ Briten wären. Der glückliche
Zufall, dass viele der Länder, in denen sie sich

Zulu: eine Untergruppe niederließen, zu Beginn


der Bantu, die heute die
größte Ethnie Südafrikas
des Jahrhunderts stark
ausmacht. entvölkert worden waren,
verstärkte dieses Gefühl der göttlichen Selbstdarstellung der Buren im „Great Trek“,
1833
Befreiung. Der berühmte Sieg der Buren gegen
die Zulu in der Schlacht am Blood River 1838 schien zu bestätigen, dass die „Buren“ ein
„auserwähltes Volk Gottes“ waren. Die Blood-River-Sieger schworen, die Zivilisation nach
Afrika zu bringen, um Gottes Wohlwollen und Schutz zu erlangen. Apartheid stellte die
Erfüllung des Blood River Paktes zwischen Gott und seinem auserwählten Volk dar.

84
2. Art und Merkmale der Diskriminierung

Konzeptionelles Verständnis
Schlüsselkonzept
è Folge/Auswirkungen

Schüsselfragen
è Was waren Art und Merkmale der Diskriminierung
im Apartheidsystem?
è Wie hat sich das Apartheidsystem auf das Leben
der Südafrikaner ausgewirkt?

Zeitleiste
1910 Mai: Gründung der Südafrikanischen 1957 Jan.-Juni: Alexander Busboykott
Union (Union of South Africa)
1912 Januar: Gründung des South African 1959 April: Pan-Afrikanischer Kongress (PAC)
Native National Congress (SANNC), wird gegründet.
der 1923 in African National Congress
(ANC) umbenannt wird
1913 Juni: Native Land Act 1960 März: Massaker von Sharpeville
April-Aug.: Ausrufung des
Ausnahmezustands
April: ANC und PAC werden verboten
April: Attentat auf Premierminister Henrik
Verwoerd
1919 Gründung der Industrie- und 1961 März: Hochverratsprozess beendet
Handelsunion (ICU) März: Südafrika wird eine Republik
1921 Gründung der South African Indian Juni: Speer der Nation (MK) gegründet
Congress (SAIC) Juni: Südafrika tritt aus dem
1923 Juni: Urban Areas Act Commonwealth aus
1927 Sept.: Native Administration Act Dezember: Friedensnobelpreis für Chief
Luthuli, Präsident des ANC
1935 März: Gründung der All-African 1962 Aug.: Nelson Mandela wird verhaftet
Convention Juni: Sabotage Act
1936 August: Native Trust and Land Act Dez.: Erste ANC-Bombenanschläge auf
1938 Dez.: Feier zum hundertsten Jahrestag Regierungsgebäude
des Großen Trecks
1944 April: Gründung der Youth League 1963 Mai: Transkei wird das erste
des ANC selbstverwaltete Bantustan
1948 Mai: Wahlsieg der Nationalen Partei Juli: Razzia der Regierung auf der
(NP) Liliesleaf Farm
1950 Juli: Population Registration Act und Okt: Beginn des Rivonia-Prozesses
Group Areas Act
1951 Juli: Bantu Authorities Act
1952 Native Laws Amendment Act
April- Dez.: Defiance Kampagne

85
1953 Reservation of Separate Amenities 1964 Bantu Laws Amendment Act
Act Juni: Prozess in Rivonia beendet -
Angeklagte für schuldig befunden und zu
lebenslanger Haft verurteilt
1954 Jan.: Bantu Education Act
April: Föderation afrikanischer Frauen
gegründet
1955 Februar: Beginn der Zerstörung von
Sophiatown
Juni: Die Freiheitscharta wird
angenommen
1956 März: Separate Representation of
Voters Act wurde verabschiedet
Dez.: Massenverhaftungen zur
Vorbereitung des
Hochverratsprozesses (Treason Trial)

86
2.1 Gesetzliche Trennung vor 1948 und südafrikanische Parteien

Südafrika - Vorgeschichte

Südafrika war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein tief gespaltenes Land. Die Mehrheit
der Bevölkerung, ungefähr 68%, bestand aus Schwarzen, während die Weißen, die zwischen
Nachkommen der frühen niederländischen Siedler und denen aus Großbritannien aufgeteilt
waren, 20% ausmachten. Die übrigen stammen aus Indien oder hatten gemischte ethnische
Hintergründe, sogenannte Farbige. Viele diskriminierende Gesetze waren von der britisch
dominierten Regierung bis zum Zweiten Weltkrieg verabschiedet worden. Die Apartheid war
in vielerlei Hinsicht eine Erweiterung des Segregationssystems, das vor 1948 von den
Regierungen Botha, Smuts und Hertzog eingeführt worden war. Die Systeme der Segregation
und der Apartheid ähnelten sich darin, die Rassen zu trennen und den Weißen eine
Vorrangstellung einzuräumen. In anderer Hinsicht war die Apartheid etwas völlig Neues. Es
war zutiefst ideologisch als sein Vorläufer und seine Gesetze wurden mit beispielloser Strenge
umgesetzt. Bei der Apartheid ging es nicht nur um strengere Rassengesetze und die Schließung
von Gesetzeslücken, sondern auch um mehr. Ziel war es, ein vollständiges, umfassendes
System des institutionalisierten Rassismus zu schaffen, das auf der vollständigen Überlegenheit
der weißen südafrikanischen Minderheitsbevölkerung basiert.

Segregationsgesetze vor der Apartheid

Während die Weißafrikaner versuchten, die Schwarzafrikaner auszuschließen, brauchten sie


dennoch ihre Arbeitkraft, ob in den Minen oder in ihren Häusern oder auf ihren Feldern. Ein
Ziel war sicherlich, die Freiheit zu kontrollieren und eine fügsame Belegschaft zu schaffen. Zu
den von verschiedenen südafrikanischen Regierungen ergriffenen Maßnahmen gehörten:

• 1911 Mines and Works Act: Dies reservierte alle qualifizierten Stellen im Bergbau für
Weiße, was bedeutete, dass die Schwarzen keine andere Wahl hatten, als schlecht
bezahlte ungelernte Jobs in den Städten oder auf ländlichen Farmen anzunehmen.
• 1911 Natives‘ Labour Regulation Act: Eine Möglichkeit für Passbücher (passbooks):
die Behörden, die Freiheit der schwarzen Südafrikaner zu Passbücher wurden im
Südafrika der Apartheid
kontrollieren, bestand darin, sie mit einem Fingerabdruck zu verwendet, um jeden zu
versehen und sie dazu zu zwingen, Passbücher mitzuführen, klassifizieren, der nicht weiß
war. Schwarzafrikaner
die ihnen den Zutritt zu ihren Arbeitsbereichen ermöglichten. waren verpflichtet,
Ohne das Passbuch würde ein Schwarzafrikaner eine außerhalb ihrer Heimat
oder der ihnen
Geldstrafe und ein Gefängnis erhalten, wenn er gefasst wird. zugewiesenen Gebiete ein
Passbuch mit sich zu führen.

87
• 1913 Native Land Act: Das Gesetz verbot den
Schwarzafrikaner, die mehr als zwei Drittel der
Bevölkerung ausmachten, Land außerhalb
bestimmter Gebiete zu besitzen oder zu pachten.
Die einheimischen Reservate machten rund
7,5% der Gesamtfläche des Landes aus und
sollten ausschließlich für Afrikaner reserviert
werden. Diese Gebiete wurden als einheimische
Reservate oder homelands bezeichnet. Die von
Anfang an wirtschaftlich unergiebigen Gebieten Natives Land Act 1913: 7,5 % der Fläche für 66%
waren bald überfüllt und verarmten noch mehr. der Bevölkerung
Das Gesetz sah ferner vor, dass
Schwarzafrikaner nur unter der Bedingung, dass sie von Weißen beschäftigt wurden,
außerhalb der Reservate wohnen dürfen.
• 1923 Natives (Urban Areas) Act: Schwarzafrikaner, die in den Minen oder Fabriken
arbeiteten, wurden gezwungen, in Townships zu leben, die sich normalerweise am
Stadtrand befanden. Es wurde erwartet, dass sie die Townships
verlassen, wenn ihre Arbeit beendet war. Die einzigen Townships: eine
Territorialeinheit, die
Schwarzafrikaner, die in den Städten sein sollten, waren abseits der von
Hausangestellte. europäischen Einwanderern
errichteten und
• 1924 Industrial Conciliation Act: Das Gesetz erlaubte die dominierten Kernstädte von
legale Registrierung von Weißen in einer Gewerkschaft, nicht diesen geplant und
entwickelt wurde.
jedoch ihrer schwarzen Kollegen. Schwarzafrikanern wurde
daher die Möglichkeit verwehrt, bessere Löhne und Die Abteilung für
einheimische
Bedingungen auszuhandeln Angelegenheiten: sah die
• 1927 Native Administration Act: Die Abteilung für Einrichtung einer
Kommission für
einheimische Angelegenheiten wurde geschaffen, um alle Eingeborenenangelegenheit
Fragen in Bezug auf die Schwarzafrikaner zu behandeln. Sie en vor. Die Kommission
wurden von anderen Gruppen in der südafrikanischen hatte die Aufgabe, die
Regierung in allen Fragen
Gesellschaft getrennt. der "Eingeborenenpolitik"
(native policy) zu beraten.
• 1936 Native Trust und Land Act: Die einheimischen Reservate wurden von 7% auf
13,6% des südafrikanischen Landes erweitert. Schwarzafrikanern war es untersagt,
Immobilien außerhalb der Schutzgebiete zu erwerben.
• 1936 Representation of the Natives Act: Vor 1936 durften etwa 10.000
Schwarzafrikaner in Südafrika wählen, wenn sie eine bestimmte Menge Land besaßen.
Das Gesetz entzog ihnen dieses Recht und sie hatten jetzt kein Recht auf dauerhaften
Aufenthalt außerhalb der Stammesreserven. Eine kleinere Gruppe der afrikanischen
Elite, etwa 4000, durfte für vier weiße Vertreter stimmen, die ihre Interessen im Senat
vertreten sollten.

88
ÜBUNG: Werte und Grenzen einer Quelle
___________________________________________________________________________

In Frage 14 (bzw. Aufgabentyp 2) von Paper 1 müssen die Schülerinnen und Schüler den Wert und die
Einschränkungen einer Quelle anhand ihrer Herkunft, ihres Zwecks und ihres Inhalts bewerten.
§ Der Inhalt bezieht sich auf die in einer Quelle enthaltenen Informationen.
§ Der Wert des Inhalts stammt aus Informationen in der Quelle, die das untersuchte Thema
unterstützen bzw. Auskunft darüber geben.
§ Die Einschränkung des Inhalts beruht auf Informationen in der Quelle, die das untersuchte
Thema nicht unterstützen bzw. keine Auskunft darüber geben. Inhaltsbeschränkungen können
sich auch aus Informationen in der Quelle ergeben, die nur auf einen Teil des Umfangs des
untersuchten Themas eingehen.

Die folgenden Fragen beziehen sich auf Quelle A. Mit den Fragen soll eine Verbindung zwischen dem Inhalt einer
Quelle und den Auswirkungen auf den Wert oder die Einschränkung hergestellt werden.

Quelle A
Auszug aus der Rede von Jan Smuts, "The racial and moral axioms", 1917. Zitiert in David Gordon,
Apartheid in Südafrika: Eine kurze Geschichte mit Dokumenten, Bedford / St. Martin’s, Boston, 2017,
S. 33. Smuts war von 1919- 24 und von 1939- 48 Ministerpräsident von Südafrika.

Wir haben immer mehr das Gefühl, dass es sinnlos ist, Schwarze und Weiße im selben System zu regieren, um
unsere einheimische Frage zu lösen, und sie denselben staatlichen und rechtlichen Institutionen zu
unterwerfen. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Farbe, sondern auch in der Einstellung und in der
politischen Kapazität, und ihre politischen Institutionen sollten sich unterscheiden, während sie immer auf der
Grundlage der Selbstverwaltung vorgehen. Wir haben jetzt Rechtsvorschriften vor dem Parlament der Union,
in denen ein Versuch unternommen wird, um diese Ideen, von denen ich spreche, in Form zu bringen und
überall in Südafrika, wo es nennenswerte einheimische Gemeinschaften gibt, unabhängige
Selbstverwaltungsinstitutionen zu gründen. Anstatt Schwarze und Weiße auf die althergebrachte Art und Weise
zu mischen, die, anstatt Schwarze aufzubauen, Weiße degradiert, versuchen wir jetzt, soweit es möglich ist,
eine Politik zu entwickeln, die beide trennt. Bei der Beilegung von Landbesitz und bei Regierungsformen
versuchen wir, sie auseinander zu halten, und skizzieren eine allgemeine Politik, deren Ausarbeitung hundert
Jahre dauern, die aber letztendlich die Lösung für unser ursprüngliches Problem sein kann. ... Der
Einheimische wird natürlich die Freiheit haben, in den weißen Bereichen zu arbeiten, aber die Verwaltung der
weißen und schwarzen Bereiche wird so weit wie möglich getrennt, und so, dass jeder zufrieden und, dass alle
Bereiche nach seinen eignen Regeln entwickelt sein wird.

Fragen:
1. Warum denkt Smuts, dass Einheimische und Weiße besser dran wären, wenn sie getrennt
sein würden?
2. Inwiefern ist Smuts Sicht über Rasse für einen Historiker wertvoll, der die politischen Ansichten Südafrikas
untersucht?
3. Was sind die Einschränkungen dieses Auszugs?

89
ÜBUNG: Gemeinsamkeiten und Unterschiede von zwei Quellen
___________________________________________________________________________

Frage 15 (bzw. Aufgabentyp 3) fordert Sie auf, zwei Quellen zu vergleichen und gegenüberzustellen. Lesen Sie
die folgende Quelle und arbeiten Sie drei Unterschiede zwischen den Ansichten in der Quelle A und denen aus

Quelle B
Auszug aus Nancy Clark und William Worger, South Africa: The Rise and Fall of Apartheid, third
edition, Routledge, Abingdon, 2016, pages 20-1. Clark und Worger sind US-amerikanische Historiker,
die sich ausführlich mit der afrikanischen Geschichte befasst haben.

Rassendiskriminierung in Südafrika wurde in den Jahren nach der Union im Jahr 1910 und vor der Auslösung
der Apartheid im Jahr 1948 durch eine Politik der Segregation durchgesetzt. Obwohl die Politik der
Segregation im ganzen neuen Land in unterschiedlichem Maße umgesetzt wurde, trennte sie im Allgemeinen
die Rassen zugunsten derjenigen, die europäischer Abstammung sind, zum Nachteil derer, die afrikanischer
Abstammung sind. Die Segregationspolitik beeinträchtigte das Recht der Schwarzfrikaner, Land zu besitzen,
dort zu leben oder zu reisen, wo sie es wollten, und die Arbeitsplatzsicherheit zu genießen. Während die
Segregation nicht so umfassend war wie die Apartheid, war sie auch kein informelles System der
Diskriminierung. Segregationspolitik, die die afrikanischen Rechte zunehmend einschränkte, wurde durch eine
Reihe von Gesetzen umgesetzt, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verabschiedet wurden und die oft
mit großer Brutalität durchgesetzt wurden

Die Segregationspolitik versuchte, die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Weißen zu schützen und
gleichzeitig die Schwarzfrikaner zunehmend in die Wirtschaft des Landes als Hauptquelle für Arbeit
einzubeziehen. Schwarzfrikaner sollten in den ländlichen Gebieten angeworben, mit einem Fingerabdruck und
mit einem „Pass“ versehen werden, der ihnen die Einreise in die Städte ermöglicht. Wenn sie ihren
Arbeitsvertrag kündigten oder außerhalb der Vertragsdauer in den städtischen Gebieten blieben, sollten sie
verhaftet und gezwungen werden, bis zu zwei Monaten harte Arbeit zu verrichten.

90
2.2 Die Wahlen von 1948

Südafrikanische politische Parteien


Südafrika war unter der britischen Herrschaft und wurde daher von Großbritannien politisch
kontrolliert. Die Briten ernannten einen Generalgouverneur und viele der 50 Senatoren im
Senat. Die Mitglieder des House of Assembly wurden in der Regel alle fünf Jahre gewählt. Zu
den wichtigsten politischen Parteien vor den Wahlen von 1948 gehörten:
• Die Vereinigte Partei (United Party): Dies wurde von englischsprachigen
Südafrikanern dominiert, die weiterhin eng mit Großbritannien verbunden sein wollten.
• Südafrikanische Partei: (South African Party): Ähnlich wie die Vereinigte Partei
befürworteten ihre Mitglieder enge Beziehungen zu Großbritannien und die Fortsetzung
der Segregationspolitik.
• Nationale Partei (National Party): Die Partei setzte sich hauptsächlich aus Afrikanern
zusammen, die die Apartheid durchsetzen und die Unabhängigkeit von Großbritannien
anstreben wollten.
• Purified National Party: Diese Partei wurde 1934 als Reaktion gegen die Fusion der
National Party und der South African Party gegründet. Es verwandelte sich später in die
Reunited National Party oder RNP. Sie waren die „Hardliners“ und lehnten die United
Party im Parlament ab.

Nationale Parteiplattform
Im Jahr 1948 besiegte die Reunited National Party (RNP) in Koalition mit der Südafrikanischen
Party die United Party. Obwohl der Sieg nur knapp ausfiel: 79 Sitze gegen 71 Sitze, reichte es
aus, um eine Politik der Rassentrennung in Gang zu setzen, die die nächsten vier Jahrzehnte
andauerte.
Die RNP übernahm die kleinere Afrikaner Partei (AP) und benannte sich in National Party um.
D.F. Malan wurde der Premierminister. Zu den Zielen der neuen Regierung gehörte die
Einführung eines Systems, das die Vorherrschaft der Weißen durch ein Gesamtsystem der
Apartheid oder der Trennung sichert und alle politischen Beziehungen zu Großbritannien und
der Form und unabhängigen Republik beendet.

Anfänge der Apartheid


Obwohl es keinen Masterplan für die Auferlegung der Apartheid gab, begann die neue
Regierung mit einer Reihe von rassistischen Maßnahmen, und die Apartheid begann. Zu den
ergriffenen Maßnahmen gehörten:
• Der Staat beschäftigt immer mehr Weiße, insbesondere im öffentlichen Dienst und bei
den Eisenbahnen. Die Zahl der schwarzen Afrikaner, die für die Regierung arbeiteten,
ging zurück.
• In den Zügen von Kapstadt tauchten Schilder auf, die mit der Aufschrift, „Europeans
Only“ gekennzeichnet waren.
• Es wurden Pläne angekündigt, die Ausbreitung afrikanischer Barackenstädte (engl.
shanty towns) in städtischen Gebieten zu kontrollieren.

91
• Malan kündigte an, dass die Schulen und Universitäten getrennt werden würden.

Widerstand gegen die Apartheid


Die Schwarzafrikaner, angeführt vom African National Congress (ANC), und insbesondere
ANC: eine 1912 gegründete seine jüngeren Mitglieder, die der ANC Youth League angehörten,
südafrikanische
Organisation. Von 1960 bis
reagierten auf diese Regierungsbewegungen. 1949 gaben sie ihr
1990 waren ihren Programm heraus, bekannt als die grundlegende Politik. Es stellte
Aktivitäten in Südafrika per
Gesetz als „unrechtmäßig“
fest, dass:
eingestuft und damit illegal, • sie, was die Afrikaner baaskap nannten, was weiße Überlegenheit
der ANC hatte jedoch als
führende Bewegung gegen und Herrschaft bedeutete, ablehnten.
die Apartheid aus dem Exil • Massen- und Direktmaßnahmen erforderlich waren, um weitere
großen Einfluss auf das
Geschehen in Südarika. Seit gesetzgeberische Angriffe auf ihre Gemeinden zu stoppen.
1994 stellt er die Regierung. • sie stolz darauf waren, Afrikaner zu sein, und nicht den Weißen
Sein bekanntester Politiker
war Nelosn Mandela. unterlegen waren.
• der afrikanische Nationalismus auf dem gesamten Kontinent
unterstützt werden sollte, um dem britischen, französischen und
portugiesischen Kolonialismus entgegenzuwirken. Kurz danach
akzeptierte der ANC die Grundrichtlinie offiziell als Kernelement der
Parteiplattform.

Apartheid Premierminister

Daniel Francois Malan wurde 1974 in Riebeek West am Westkap geboren. Nach der
Gründung des NP im Jahr 1914 engagierte er sich als Pfarrer in der niederländisch-
reformierten Kirche in der Politik und gab die nationalistische Zeitung „Die Burger“ heraus.
Er hatte eine Reihe von Ministerien in Hertzogs Paktregierung inne, brach jedoch mit seinem
Mentor ab, um 1934 das GNP zu gründen, nachdem Herzog beschlossen hatte, seine Partei mit
der SAP zu fusionieren. 1948 wurde er schließlich Premierminister. Malan, der auch für seine
moralisierende und unnachgiebige Haltung bekannt war, zog sich 1954 endgültig aus der
aktiven Politik zurück.

Johanned Gerhardus Strijdom- Obwohl er 1893 am Kap geboren wurde, war er als "Löwe
des Nordens" bekannt, weil er den NP in Transvaal beherrschte. Er war Teil der Spaltung der
Malaniten im Jahr 1934 und wurde 1948 zum Minister für Landwirtschaft ernannt. Er wurde
nach Malans Rücktritt als radikal und kompromisslos angesehen und war bis zu seinem Tod
1958 Ministerpräsident.

Dr. Hendrik Frensch Verwoerd wurde 1901 in Holland geboren und zog als Kind nach
Südafrika. Als junger Wissenschaftler studierte er Psychologie in Deutschland, Großbritannien
und den USA, bevor er an die Universität von Stellenbosch zurückkehrte. Verwoerd war ein
offensichtlicher Kritiker der Entscheidung der Fusionsregierung, die die Einwanderung
deutscher Juden vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in den 1930er Jahren
zuzulassen. Er wurde bald ein aktiver Nationalist und gab die Zeitung Die Transvaler heraus.
Als äußerst kontrovers diskutierter Minister für politische Angelegenheiten unter Malan und
Strijdom wurde er 1958 zum Premierminister gewählt und wurde als "Architekt der Apartheid"
bekannt. Sehr charismatisch und liebenswürdiger als jeder seiner Vorgänger, wurde Voerword
1966 in Kapstadt von Dimitri Tsafendas, einem Parlamentsboten, zu Tode gestochen.

92
ÜBUNG: Untersuchen einer Quelle auf ihren Zweck
___________________________________________________________________________

In Frage 14 werden Sie aufgefordert, den Wert und die Einschränkungen einer Quelle anhand ihres Ursprungs, Zwecks und
Inhalts zu bestimmen.
Lesen Sie Quelle C und beantworten Sie die folgenden Fragen.

Quelle C
Auszug aus einem Artikel der New York Times, "South African Hints Racial Registration",
17. November 1948. Premierminister Daniel F. Malan sprach heute auf dem Transvaal-Kongress der
Delegierten der Nationalistischen Partei über die Rassenbeziehungen und gab einen Vorgeschmack auf die
Einführung eines Systems der „Rassenregistrierung “. Er sagte:
„Wenn eine Person Schwarzblut hat, das nur einem Großelternteil nahesteht, muss sie als nichteuropäisch
eingestuft werden. Auf dem Personalausweis jeder Person muss angegeben werden, zu welcher Rasse sie
gehört, und sie muss Mitglied dieser Rasse bleiben. Wie könnten sonst Mischehen verhindert werden?
Das politische Gefühl steigt derart an, dass die Delegierten,als der Name des ehemaligen Premierministers
Jan Christian Smuts heute bei der Eröffnung des Kongresses erwähnt wurde, riefen alle: „Erhängt ihm!”
und “Nehmt ihn gefangen!” Es gab einen lauten Jubel, als der Landminister Johannes G. Strydom erklärte:
"Smuts ist kein Sohn Südafrikas mehr."

Fragen
1. Wer hat diese Quelle verfasst?
2. Warum wurde diese Quelle verfasst?
3. Wie wertvoll ist der Zweck/die Absicht dieser Quelle für einen Historiker, der sich mit den Anfängen
der Apartheid befasst?
4. Was sind die Einschränkungen dieser Quelle?

MIND MAP
Erstellen Sie eine Mind Map mit den Informationen aus Quelle C und dem Text ‘Die Wahlen von 1948’. Beginnen Sie wie
im Beispiel angegeben:

93
2.3 Kleine und große Apartheid

Die Apartheid entwickelte sich in zwei Phasen. Die erste wird als Petty Apartheid (kleine
Apartheid) bezeichnet und steht in Zusammenhang mit den NP Premierministern Malan und
Strijdom. Ihr Hauptzweck war es, die vollständige wirtschaftliche und politische Vorherrschaft
von Weißen über Schwarze sicherzustellen.
Die zweite und spätere Phase der Apartheid, die als Grand Apartheid bekannt ist, wurde Ende
der 1950er Jahre von Premierminister H.F. Verwoerd eingeleitet. Hauptziel war die
vollständige territoriale Aufteilung Südafrikas. Dies sollte die völlig getrennte Entwicklung der
verschiedenen Völker ermöglichen, die sich jeweils unter ihrer eigenen nationalen
Zuständigkeit befänden. Mit der Argumentation, dass die Bevölkerungsgruppen ihre volle
Unabhängigkeit erlangen könnten, wollte die Große Apartheid eine moralische Legitimität
gegenüber einer zunehmend feindlichen Weltgemeinschaft herstellen.
Zu den wichtigsten Gesetzen der Kleinen Apartheid gehörten:
• 1949 The Prohibition of Mixed Marriage Act: Die Ehe zwischen Menschen
verschiedener Rassen war verboten.
• 1950 Immorality Act: Alle außerehelichen sexuellen Beziehungen zwischen Weißen
und Nicht-Weißen waren verboten.
• 1951 Bantu Building Workers Act: Die Schwarzafrikaner hatten nur eine begrenzte
Anzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen in der Bauindustrie.
• 1952 Native Laws Amendment Act: Passbücher wurden durch Referenzbücher (engl.
reference books) ersetzt. Schwarzafrikaner mussten diese jederzeit bei sich tragen.
• 1953 Bantu Education Act: Die Kontrolle des Bildungswesens wurde vom
Bildungsministerium in das Ministerium für Native Affairs verlegt. Die von der Kirche
geführten Schulen wurden nicht mehr vom Staat finanziert und viele mussten schließen.
Ein Großteil des Lehrplans konzentrierte sich auf die Berufsausbildung, anstatt
afrikanische Schüler auf die Weiterbildung vorzubereiten.

94
• 1953 Native Labour Act: Schwarzafrikaner durften
sich keinen Gewerkschaften anschließen. Sie konnten
nicht an Streiks teilnehmen.
• 1953: Separate Amenities Act: Dies war das
Kernstück der Gesetzgebung zur Apartheid.
Öffentliche Räume und Dienstleistungen wurden nach
Rassen aufgeteilt.

Große Apartheidgesetze beschäftigten sich mit der Frage,


wo Schwarzafrikaner leben könnten und wie sie eingestuft Strand reserviert für Weiße, 1976. Nach dem „The
Reservation of Separate Amenities Act“.
werden sollten, die wiederum signifikante Konsequenzen für
sie hatten. Diese enthielten:
• 1950 Population Registration Act: Das Bevölkerungsregistergesetz sah die Einrichtung
eines nationalen Bevölkerungsregisters vor. Jeder Bürger war nach einer rassischen
Gruppe definiert, zu der er oder sie gehörte. Sobald die Rasse eines Individuums
bestimmt war, wurde sie in dessen offiziellen Ausweispapieren festgehalten. Ein Code,
der die Rassengruppe darstellt, zu der sie gehörten, war ebenfalls in ihrer ID-Nummer
enthalten. Das Gesetz besagte, dass sich die südafrikanische Bevölkerung aus drei
grundlegenden Rassengruppen zusammensetzt: „Weiß“, „Farbig“ und „Bantu“
(Apartheidssprache für „Schwarzafrikaner“). Die Regierung verweigerte zunächst der
indischen Bevölkerung die Bezeichnung „Südafrikaner“ und erst 1959 wurde diese
Gruppe als „Asiaten“ bezeichnet. Die indische und die farbige Bevölkerung des Landes
wurden jedoch größtenteils von den Behörden als getrennte rassistische Einheiten
betrachtet.
• 1950 Group Areas Act: Nach dem Gesetz waren die Innenstädte nur für Wohnungen der
Weißen reserviert. In diesen Gebieten, in denen viele Schwarze trotzdem
weiterarbeiteten, konnte die Regierung argumentieren, dass es nicht erforderlich sei,
öffentliche Einrichtungen für Nicht-Weiße bereitzustellen, da sie kein Recht hätten, sich
dauerhaft dort aufzuhalten. Sie konnten ihre Einrichtungen aufsuchen, wenn sie nach
Hause in die Townships zurückkehren.
• 1951 Native Resettlement Act: Die Regierung war dazu befugt, Schwarzafrikaner aus
der Region Johannesburg an jeden beliebigen Ort zu bringen.
• 1958 Bantu-Self-Government Act: Damit wurde der Grundstein für die Gründung von
acht Bantustans gelegt.

95
2.4 Gründung von Townships und Zwangsumsiedlungen

Die Politik der Zwangsumsiedlungen und die Schaffung und Erweiterung von Townships
Group Areas Act: von 1950 war wären ohne das Group Areas Act von 1950 nicht möglich
ein Gesetz der Südafrikanischen
Union, das ein Grundbestandteil gewesen. Malan nannte es „das Wesen der Apartheid“ und es
ihrer Apartheidspolitik darstellte. Es
wurde 1950 von der sollte die völlige Trennung der verschiedenen Rassengruppen
Nationalversammlung der
Südafrikanischen Union in städtischen Gebieten bewirken, indem insbesondere Nicht-
verabschiedet und wies den
verschiedenen ethnischen Gruppen Weiße aus innerstädtischen Gebieten entfernt werden, die
(Weiße, Schwarze, Asiaten und
Coloureds) eigene Wohn- und fortan als reine weiße Gebiete ausgewiesen würden. Das
Geschäftsgebiete zu. So festigte und
prägte sich die räumliche Group Areas Act basierte auf der rassistischen Vorstellung,
Segregation der ethnischen Gruppen
in jeder Stadt weiter aus. dass die Schwarzafrikaner in ihrer Natur ein Landvolk sind
und dass ihre Anwesenheit im Stadtleben zu einem Zusammenbruch der sozialen Ordnung
führen würde.
Die Innenstädte und die Vorstädte sollten nun den weißen Einwohnern vorbehalten bleiben,
während die Schwarzafrikaner sich auf ausgedehnte Townships am äußersten Stadtrand
beschränken würden. Die Regierung hatte jedoch nicht die Absicht, sie weit weg von den
Städten anzusiedeln, da ihre Arbeitskräfte für die städtische Wirtschaft benötigt wurden. Der
Plan bestand vielmehr darin, sie in neue oder bestehende Townships zu verlegen, weit entfernt
von den Stadtzentren und den inneren
Vororten, aber dennoch nahe genug, um
täglich zum Arbeitsplatz zu pendeln.
Eigentum konnten die Schwarzen dort
aber nicht erwerben.
Viele Städte in Südafrika hatten Gebiete
mit gemischten Bevölkerungsgruppen,
sogenannte „schwarze Flecken“ (engl.
black spots). Gesetze ermöglichten es den
Match Box Houses in Soweto, Südafrika.
Behörden die Schwarzen zwangsweise aus
dem Amtsbezirk Johannesburg zu entfernen. Mit der Einrichtung des Natives Resettlement
Board, einer Einrichtung zur Koordinierung von Zwangsumsiedlungen aus den westlichen
Vororten der Stadt, konnten sich die Behörden nun auf den berühmtesten aller schwarzen
Flecken konzentrieren: Sophiatown.

96
Die Zerstörung von Sophiatown
Sophiatown war ein überwiegend schwarzes Viertel westlich der Stadt Johannesburg. Es war von
weißen Arbeitergebieten umgeben. Trotz der typischen innerstädtischen Probleme von Kriminalität und
Gewalt war der Vorort ein besonders lebhafter Ort. Ungewöhnlich war, dass viele Afrikaner vor 1913
Grundbesitz in dem Bezirk erworben hatten. Außerdem wurde das Gebiet nie direkt unter die Kontrolle
der Gemeinde Johannesburg gebracht. Diese beiden Faktoren machten es zu einem der wenigen
verbliebenen Teile des Landes, in denen die Schwarzafrikaner noch legal Eigentum besitzen konnten.
Sophiatown war auch aus anderen Gründen ein offensichtliches Ziel der Regierung. Der Vorort war voll
mit illegalen Bars, sogenannten Shebeens, und Musikhallen. Es war ein kreatives und kulturelles
Zentrum, es brachte Legenden der südafrikanischen Jazzszene wie Miriam Makeba und Hugh Masekela
hervor. Es war auch ein Zentrum der intellektuellen und politischen Aktivität. Der ANC hielt dort häufig
Versammlungen und Kundgebungen ab, und viele Anti-Apartheid-Aktivisten waren Einwohner der
Region. Die Zerstörung von Sophiatown würde einen Schlag gegen die schwarze Stadtkultur und gegen
die Befreiungsbewegung bedeuten. Im Januar 1955 leiteten die Behörden die Zwangsumsiedlung der
Einwohner von Sophiatown begann. Bewaffnete Polizisten wurden in das Gebiet verlegt. Nach und nach
mussten die Bewohner ihre Habseligkeiten auf Lastwagen verladen, bevor sie in das weit südlich
gelegene Meadowlands-Gebiet transportiert wurden, das Teil der riesigen Gemeinde Soweto werden
sollte. Als die Bewohner vertrieben wurden, standen Bulldozer bereit, um ihre Häuser zu zerstören.
Trotz einer tapferen Kampagne zur Rettung von Sophiatown, die vom anglikanischen Priester Trevor
Huddleston angeführt wurde und an der führende Anti-Apartheid-Aktivisten wie Nelson Mandela und
Ruth First beteiligt waren, wurde der gesamte Vorort dem Erdboden gleichgemacht. Bis zum Ende des
Jahrzehnts waren 65.000 Einwohner umgesiedelt. Das gesamte Gebiet wurde durch einen neuen Vorort
ersetzt, den die Behörden Triomf, das Afrikaans Wort für „Triumph“, tauften.

Diese Ereignisse wie in Sophiatown wiederholte sich an unzähligen anderen „schwarzen


Flecken“ im ganzen Land. Nach der Durchführung der Umzüge wurden die Umsiedler
aufgefordert, sich an ihrem neuen Wohnort bei einer einheimischen Umsiedlungsbehörde zu
melden. Die Geschwindigkeit, mit der die Umsiedlungen durchgeführt wurden, und die schiere
Anzahl der Umsiedlungen führten dazu, dass die Umsiedlungsgebiete bald hoffnungslos
überfüllt waren. Die Häuser waren normalerweise klein und sehr eng. Bekannt als
„Matchboxes“ (dt. Streichholzschachteln), wurden sie in monotonen Reihen hintereinander
ohne innere Toiletten und ohne fließendes Wasser gebaut. Zwischen 7 und 14 Personen wurden
in einer einzigen Wohnung untergebracht. Innerhalb kürzester Zeit verwandelten sich diese
Siedlungsgebiete in weitläufige „Townships“, die in den 1950er Jahren das dominierende
Merkmal der schwarzen Stadtlandschaft Südafrikas werden sollten. Die Bevölkerung

97
explodierte in den 1950er Jahren als direkte Folge der Zwangsumsiedlungen, was zu den
riesigen Townships führte, die wir kennen. Die größte und bekannteste davon ist Soweto mit
fast 2 Millionen Einwohnern.
Die Politik der Zwangsumsiedlung und Schaffung der Townships hatten erhebliche
Auswirkungen auf das Leben von Millionen schwarzer Südafrikaner. Aufgrund des schnellen
Aufbaus und des Fehlens einer angemessenen Planung fehlten in den Townships auch die
grundlegendsten Einrichtungen. Die sanitären Einrichtungen waren schlecht. Es gab, wenn
überhaupt, nur wenige Krankenhäuser, Kliniken oder Polizeistationen. Die Bereitstellung von
Bildung für Schwarzafrikaner hatte für die Regierung nie Priorität, so dass es nur wenige und
überfüllte Schulen gab. Aufgrund geringer Polizeipräsens war Kriminalität weit verbreitet. Die
„Tsotsis“ (dt. Verbrecher) waren auf den Straßen nicht mehr wegzudenken. Durch die
Umsiedlung wurden soziale Netzwerke, Traditionen und Einrichtungen zerstört. Die Menschen
litten unter einem tiefen Identitätsverlust.

98
2. 5 Segregation und Bildung

Der Bantu Education Act

Die Verabschiedung des Bantu Education Act von 1953


Das Wort Bantu wurde ursprünglich als
Bezeichnung für die große Anzahl von war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des
ethnischen Gruppen der Bantu-
Sprachgruppe verwendet. In der ersten Apartheidsystems. Dieses neue Gesetz machte es für
Hälfte des 20. Jahrhunderts war es ein
neutraler Begriff, der zur Beschreibung der Schulen obligatorisch, Kinder nur einer Rassengruppe
schwarzen Bevölkerung Südafrikas
verwendet werden konnte. Nach 1948 nahm zuzulassen, und brachte die Ausbildung der
es eine ganz andere Bedeutung an. Bantu
wurde zum offiziellen Apartheid-Begriff für Schwarzafrikaner unter die direkte Kontrolle der
Afrikaner und brachte einige sehr negative
Konnotationen mit sich. In den 1950er „Abteilung für einheimische Angelegenheiten“, unter
Jahren lehnten afrikanische Nationalisten
den Begriff ab und nannten sich stattdessen
der Leitung des Apartheid-Hardliners HF Verwoerd.
Schwarze oder Afrikaner. Heute wird das Dieses neue System sollte anstelle des
Wort (außerhalb des Kontexts der
Geschichte und des Studiums der Sprache Bildungsministeriums eingesetzt werden, das ab sofort
und der ethnischen Zugehörigkeit) als
abwertend und beleidigend angesehen. nur noch für die Ausbildung anderer Rassen zuständig
war. Infolge dieser Umstellung ging das neue Bildungssystem viel weiter als nur zu verhindern,
dass Kinder verschiedener Rassen die gleichen Schulen besuchen. Es wurde auf die Idee eines
einheitlichen Bildungsmodells für alle südafrikanischen Kinder verzichtet und durch ein
System völlig getrennter Schulbehörden ersetzt. Jeder hatte nun einen eigenen und sehr
unterschiedlichen Lehrplan. Der Lehrplaninhalt war auf das zugeschnitten, was nach Ansicht
der Behörden den intellektuellen Fähigkeiten und praktischen Erfordernissen jeder
Rassengruppe in der Apartheid in Südafrika angemessen ist.
Nach dem Bantu Education Act wäre die Bildung, die schwarze Kinder erhalten, weitaus
schlechter als die der Weißen. Der Lehrplan für
Schwarzafrikaner hatte fast keinen akademischen
Inhalt. Neben der Ausstattung schwarzer Kinder mit
einem extrem einfachen Lese- und Schreibvermögen
sollte es den Schwarzafrikanern die rudimentären
technischen Fähigkeiten vermitteln, die es ihnen
Ein überfülltes Klassenzimmer in einer staatlichen ermöglichen, Hausdienste für Weiße zu leisten oder
Schule für Schwarze im „Bantu“ Bildungssystem.
alternativ ihre ungelernten Arbeitskräfte an die Minen-
und Fertigungsindustrie zu verkaufen. Nach dem neuen System gingen schwarze Kinder täglich
in dreistündigen Schichten zur Schule. In den meisten Fällen fehlten Bücher und andere
wichtige Ausrüstungsgegenstände. Lehrer und Schüler schrieben oft mit Stöcken auf den
Boden. Das Verhältnis der Staatsausgaben für ein weißes Kind im Vergleich zu einem

99
schwarzen Kind betrug etwa 7: 1. Aufgrund der enormen Unterschiede bei den Gehältern, die
Lehrern an Schwarzweißschulen gezahlt wurden, haben viele der talentierteren
schwarzafrikanischen Lehrer ihren Beruf ganz aufgegeben. Schätzungen zufolge hatten fast
85% aller schwarzen Lehrer überhaupt keine Berufsqualifikation. Folglich nahmen viele Eltern
ihre Kinder aus der Schule. Durch Bantu-Erziehung wurde versucht, ein stärkeres Gefühl für
die Identität der Stämme zu entwickeln. Das Unterrichtsmedium war während der gesamten
Grundschulzeit in der Muttersprache und wurde danach schrittweise auf Afrikaans und
Englisch umgestellt. Diese Bestimmung verärgerte viele schwarze Eltern, die glaubten, dass
das Kennzeichen einer anständigen Erziehung der Unterricht mit Englisch war.
Der Bantu Education Act, der von Verwoerd initiiert wurde, brachte einige der grundlegenden
Prinzipien von Baasskap und der Grand Apartheid (dt. Große Apartheid) in Einklang. Das neue
Bantu-Curriculum sollte die Schwarzafrikaner auf ein Leben vorbereiten, das den Weißen
wirtschaftlich dient. Damit erfüllte es das Ziel, einen institutionellen Rahmen für die Herrschaft
der Weißen über Schwarz zu fördern. Gleichzeitig würde die Bildung, die die Schwarzen
erhalten, es ihnen ermöglichen, sich in ihrem eigenen, natürlich langsameren, intellektuellen
Tempo zu entwickeln. Es sollte auf das Fähigkeitsniveau der Schwarzafrikaner angepasst
werden, die die Behörden als von Natur aus niedrig ansahen, sowie auf die Art von geringem
beruflichem Status, den Schwarze unter dem Apartheid-System erwarten konnte. Bantu-
Erziehung war daher ein wesentlicher Bestandteil der Politik der getrennten Entwicklung, der
Kernidee des Systems der großen Apartheid.
Trotz der vielen Formen der Rassendiskriminierung hatten einige junge Missionsschulen:
Schulen, die von
schwarze Afrikaner vor 1953 Zugang zu einer qualitativ hochwertigen verschiedenen
Kirchen betrieben
Ausbildung. Dies war dank der vielen Missionsschulen möglich, die im werden, um
afrikanische Kinder
ganzen Land, hauptsächlich in ländlichen Gebieten, zu finden waren. Diese zu unterrichten.

waren vor allem im 19. Jahrhundert von europäischen Missionsgruppen


gegründet worden. Alle von ihnen waren teilweise von der Regierung finanziert worden. Nach
1953 wurde ihnen mitgeteilt, dass sie sich dem neuen System der Bantu-Erziehung unterwerfen
und unter die Kontrolle von Verwoerds Ministerium kommen sollten. Wenn sie sich weigerten,
wurde ihre Finanzierung beendet. Angesichts dieser Entscheidung beschlossen sich viele dieser
Schulen für die Schließung.

100
Das System der Bantu-Erziehung war nun das
einzige, das den Schwarzafrikanern zur Verfügung
stand. Die Einführung des Bantu-Bildungsgesetzes
führte bei afrikanischen Nationalisten auf heftige
und entschlossene Resonanz. Die ANC kündigte
einen dauerhaften Boykott des neuen Systems an,
obwohl es an den Ressourcen mangelte, die für die
Bereitstellung einer glaubwürdigen
Bildungsalternative für schwarze Kinder
Kinder protestieren bei der Einführung des Bantu-Education Act 1953.
erforderlich waren.
Der Boykott begann im April 1955 und war nur ein
Teilerfolg. Verwoerd hatte damit gedroht, jede Schule zu schließen, die den Boykott
unterstützte, und Kinder, die nicht zur Schule gingen, endgültig auszuschließen. Das Ergebnis
war, dass viele Eltern Angst hatten, an dem Boykott teilzunehmen. Dennoch wurde Verwoerd
durch die Bestimmung der Antwort des ANC ausreichend erschüttert. Der ANC entschied sich,
den Boykott zu beenden, da er die Wahl zwischen einer Ausbildung oder gar keiner hatte.
Eine der mächtigsten und einflussreichsten Kritiken der Bantu-Erziehung wurde von Steven
Biko ausgearbeitet. Biko argumentierte, dass die Bantu-Erziehung und das Apartheid-System,
dessen Eckpfeiler sie war, als Mittel zur Entmenschlichung der
Schwarzen konzipiert worden sei. Seine Antwort war die Black
Consciousness Movement mit dem Slogan "Black is beautiful",
um dem daraus resultierenden psychologischen Selbsthass
entgegenzuwirken. Trotz der Bemühungen von Biko war der
politische und soziale Zusammenbruch von Bantu Educaton
immens. Viele wandten sich dem Verbrechen zu. Ganze
Gemeinschaften wurden zu permanenter Verarmung verurteilt,
Steven Biko war ein bekannter
Bürgerrechtler in Südafrika und da alle Hoffnungen auf materiellen Fortschritt durch Bildung
galt als Gründer der Black
Consciousness Bewegung.
verflogen. Bantu-Erziehung führte zu einer verlorenen
Generation.
Das Gesetz zur Ausweitung der Universitätsausbildung (The Extension of University Education
Act) von 1959 wurde eingeführt, um die Apartheid auf die Hochschulbildung auszudehnen.
Damit wurde die Praxis, einer kleinen Anzahl von Universitäten, insbesondere den
Universitäten von Kapstadt und Witwatersrand, die Zulassung von Studenten aller Rassen zu
ihren akademischen Kursen zu gestatten, beendet. Alle Universitäten mussten nun Studenten

101
nur einer einzigen Rassengruppe oder, im Falle afrikanischer Universitäten, eines einzigen
Stammes aufnehmen. Die Universität von Fort Hare, die Nelson Mandela besuchte und die
zuvor allen afrikanischen Studenten offenstand, musste nur Xhosa-Studenten aufnehmen.
Neue Universitäten wurden für die indischen und farbigen Studenten gebaut, denen es zuvor
gestattet war, die weißen Universitäten in Durban bzw. in der Nähe von Kapstadt zu besuchen.
Die Politik war eindeutig Teil der umfassenderen Strategie von Verwoerd, die völlig getrennte
Entwicklung aller Bevölkerungsgruppen in Südafrika zu verfolgen.
Jede Rasse und jeder Stamm wurde mit einer Reihe von Bildungseinrichtungen und -
institutionen ausgestattet, um zu versuchen, für jede völlig eigenständige politische und
wirtschaftliche Einheiten zu schaffen. Die Einführung eines Gesetzes, das eines der wenigen
Gebiete beseitigte, dass es geschafft hatte, dem Apartheid-Ansturm zu widerstehen - den
Universitätscampus -, führte zu einem Aufschrei in der akademischen Gemeinschaft. Viele
hochrangige Akademiker, wie der ANC-Professor ZK Matthews, der in Fort Hare
Anthropologie und Jura lehrte, traten aus Protest von ihren Positionen zurück.

TOK Verbindung
Der Bedeutungswandel von Wörtern im Laufe der Zeit
Das Wort Bantu wurde ursprünglich als Bezeichnung für die große Zahl von Ethnien
verwendet, die der Bantu-Sprachgruppe angehören. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
wurde es als neutraler Begriff betrachtet, der zur Beschreibung der schwarzen Bevölkerung
Südafrikas verwendet werden konnte. Nach 1948 bekam er eine ganz andere Bedeutung.
Bantu wurde zum offiziellen Apartheid-Begriff für Afrikaner, und er begann, einige sehr
negative Konnotationen zu tragen. In den 1950er Jahren lehnten die afrikanischen
Nationalisten den Begriff ab und bezeichneten sich stattdessen als Schwarze oder Afrikaner.
Heute wird der Begriff (außerhalb des geschichtlichen Kontextes und des Studiums der
Sprache und der ethnischen Zugehörigkeit) als pejorativ und beleidigend angesehen.

102
2.6 Bantustan- System (Homeland-Politik)

Bildung von Bantustans


Im Rahmen der Politik, Schwarzafrikaner
aus dem politischen System Südafrikas zu
entfernen, schuf die Regierung einen
Verwaltungsmechanismus, der als
Bantustan-System bekannt war. Das
Bantustan oder Homelands-System sollte
jedem der schwarzen Völker Südafrikas
eine eigene selbstverwaltete Heimat
geben. Die bestehenden einheimischen
Reservate sollten in eine Reihe kleiner,
völlig unabhängiger Staaten umgewandelt
werden. Mit der Zeit würden sich alle
schwarzen Südafrikaner in diesen
„Homelands“ aufhalten. Sie würden Bürger der verschiedenen „Bantustans“ sein und nicht des
übrigen Südafrika, das fortan ein ausschließlich weißes Land sein würde.
Im Jahr 1951 wurde der Bantu Authority Act verabschiedet. Dies sah die Errichtung von
Promotion of Bantu Self- Stammesheimaten auf den 13,5% des für Afrikaner reservierten
Government Act:
Ein Gesetz der Apartheidspolitik in Landes vor, obwohl sie 70% der Bevölkerung ausmachten. Ein
Südafrika aus dem Jahre 1959, das
die Umwandlung bisheriger weiteres Gesetz, der Promotion of Bantu Self-Government Act
Reservate in Homelands mit
einem gewissen Grad von
von 1959, gab dem Bantustan-System den letzten Schliff. Acht
Selbstverwaltung in die Wege verschiedene „Homelands“ wurden geschaffen. Jedes sollte
leitete.
verschiedene ethnische Sprachgruppen repräsentieren.
Schwarzafrikaner wurden nach ihrer Sprache gruppiert. Die weiße Regierung förderte dies
unter dem Namen "getrennte Entwicklung".
Die erklärten Pläne beinhalteten die langsame und stetige Entwicklung der Bantustaner zu
selbsttragenden und schließlich unabhängigen Nationen. Sie sollten sich selbst regieren,
obwohl die südafrikanischen Behörden die Stammesführer in diesen Heimatländern häufig
ernannten. Die „Homelands“ wurden erst in den 1970er Jahren vollständig „unabhängig“:
Transkei 1976, Bophuthats-wana 1977, Venda 1979 und Ciskei 1981. Es war geplant, den
anderen Heimatländern, nämlich KwaZulu, KwaNdebele, QwaQwa, Lebowa, KaNgwane und
Gazankulu vollständige Unabhängigkeit zu bieten, dies wurde in den 1980er Jahren ausgesetzt,

103
als die Regierung ihre ersten vorläufigen Schritte in Richtung des Abbaus des Apartheidsystems
unternahm. Wie in der Transkei wurden die anderen Homelands von korrupten und brutalen
Oligarchen angeführt, die keine Opposition duldeten. Die südafrikanische Regierung gewährte
ihnen vorbehaltlose politische und militärische Unterstützung, wann immer dies erforderlich
war.
Transkei war das politisch lebensfähigste der Homelands, da es ziemlich groß war und eine
einzige durchgehende Grenze zu Südafrika hatte. Andere waren in Dutzende winziger Gebiete
geteilt, die weit voneinander entfernt waren. Laut Vertretern der Apartheid sollten diese Gebiete
die ursprünglichen „Heimatländer“ der Stämme darstellen. In Wirklichkeit waren die Gebiete
die landwirtschaftlich unproduktivsten des Landes. Den Schwarzafrikanern wurde Land
gegeben, das die weißen Bauern nicht wollten oder wo es keine Weißen gab.
Die meisten schwarzen Südafrikaner fühlten keine politische Loyalität zu ihren Homelands und
betrachteten die politischen Führer als eigennützige Apartheid-Handlanger. Die internationale
Gemeinschaft kritisierte, dass die Homelands nichts anderes als ein Versuch der Regierung
waren, ein moralisches Feigenblatt für die Apartheid zu schaffen, indem sie vorgab, das System
habe Unabhängigkeit für die Afrikaner geliefert. Mit Ausnahme von Israel und Taiwan wurden
die Homelands von keinem anderen Land als Südafrika offiziell anerkannt.
Die Apartheidbehörden haben die Homelands nie als gleichberechtigt angesehen. Wie bei den
einheimischen Reservaten in den vergangenen Jahrzehnten nutzte die Regierung die Bantustans
um afrikanische Bevölkerungsgruppen abzuschieben. Gleichzeitig sicherte ihre Existenz der
südafrikanischen Industrie ein ständiges Angebot an extrem billigen Arbeitskräften. Die
Arbeiter der Homelands waren jetzt Staatsbürger anderer Länder und hatten als solche nach
südafrikanischem Recht keine Arbeitsrechte.
Die Homelands platzten fast aus allen Nähten und waren nach ihrer „Unabhängigkeit“ überfüllt.
Die Heimatländer machten nur 13% der gesamten Landfläche Südafrikas aus, und dennoch
sollten 55% der Gesamtbevölkerung des Landes irgendwann in ihnen wohnen. Das
unfruchtbare Land wurde bald überweidet und Nährstoffe im Boden waren erschöpft. Mit einer
überproportionalen Bevölkerungszahl von jungen und älteren Menschen waren die Homelands
niemals wirtschaftlich produktiv. Männer im erwerbsfähigen Alter lebten und arbeiteten in der
Regel weit entfernt in den Städten oder Bergbaugebieten. Die Apartheid-Politiker hofften, dass
die Homelands sich wirtschaftlich selbst tragen könnten, indem sie Unternehmen und
Industrien dazu ermutigten, sich nahe an ihre Grenzen zu verlagern, um den riesigen Vorrat an
billigen Arbeitskräften auszunutzen. Diese Hoffnungen scheiterten jedoch und so ergaben sich
nur wenige Arbeitsmöglichkeiten für Afrikaner. Eine Ausnahme bildete die Hotel- und

104
Unterhaltungs-branche. Das berühmteste Beispiel dafür war der riesige Sun City-Komplex in
Bophutatswana mit seinen Casinos und Kabaretts. Dies waren Orte, an denen strenge
moralische Apartheidgesetze nicht galten.

ÜBUNG: Das Bantustan-System

___________________________________________________________________________
Arbeitsaufträge:

1. Frage 15 (bzw. Fragetyp 3) fordert Sie auf, zwei Quellen zu vergleichen und gegenüberzustellen. Im
Allgemeinen würde dies bedeuten, drei Ähnlichkeiten und drei Unterschiede in den beiden Quellen zu
ermitteln, obwohl die Aufteilung manchmal vier zu zwei sein kann. Versuchen Sie, drei Ähnlichkeiten
in Quelle A und B zu finden. Fügen Sie eine kurze Erklärung hinzu, wie sie sich ähneln.
2. Wiederhole die Anforderungen an den Aufgabentyp 4: Schreiben eines Mini-Essays.
3. Formuliere drei Ratschläge an dich selbst:
• Ich muss unbedingt darauf achten, dass …
• ...
• ...
4. Ermittle die Kernaussage der Quellen in Bezug auf die Fragestellung:
Die Apartheid in Südafrika - ein System zur sozialen Ausgrenzung der schwarzen Südafrikaner?
5. Schreibe einen Mini-Essay entsprechend den Anforderungen des Aufgabentyps 4 des Paper 1.

Quelle A

Interview mit Ayesha Hoorzook, einer Südafrikanerin indischer Abstammung, die während der
Apartheid aufgewachsen ist. Sie arbeitet als Geschichtslehrerin und Reiseleiterin im Apartheid Museum
in Johannesburg.
Ich wusste, dass wir als Kind nicht viele Dinge tun und nicht an viele Orte gehen durften wie andere Menschen.
Aber ich dachte, das sei normal, was für uns zur Verfügung steht, ist für uns bestimmt - ich habe es nie wirklich
in Frage gestellt. Ich kann mich an einen Vorfall erinnern, als ich in den Zoo ging. Zuerst durften Schwarze
nicht dorthin gehen. Später wurde das Gesetz ein wenig gelockert und bestimmte Tage nur den Schwarzen
zugeteilt. Für Nicht-Weiße gab es öffentliche Busse, die in den Zoo fuhren, aber es gab nur fünf Sitzplätze im
hinteren Teil des Busses für Nicht-Weiße, nur fünf Sitzplätze. Der gesamte Bus konnte leer sein, aber Sie
konnten nirgendwo anders im Bus Platz nehmen. Als der erste Bus ankam, waren schon [nicht-Weiße] im Bus
und wir ließen den Bus vorbeifahren. Dann kamen wir in den [Zoo], aber der halbe Tag war schon vergangen.
Mein Vater schaute auf die Uhr und sagte, wir müssten los, es gebe heute so viele Nichtweiße im Zoo und die
Busse würden sehr voll werden.

105
Quelle B
Eine Karikatur von Abe Berry, veröffentlicht in der Zeitung „The Star“ in Johannesburg, 1966.

Quelle C

Auszug aus W. J. de Kock, History of South Africa, Department of Information, Pretoria, 1971, S. 46-7.
De Kock war ein südafrikanischer Professor für Geschichte.

Ab 1949 führte die Regierung von Malan bedingungslos Gesetze ein, um die Politik der getrennten
Weiterentwicklung (= policy of separate advancement) der Rassengruppen in Südafrika umzusetzen. Dies galt
als einzige Garantie für den Frieden zwischen den Rassen, da es den nicht-weißen Völkern die Möglichkeit zur
Entwicklung bot.

Der Mann, der in den fünfziger Jahren das Muster der Bantupolitik bestimmte, war Dr. H. F. Verwoerd, der
1950 Minister für Native Affairs wurde. Verwoerd widmete sich der ihm anvertrauten Aufgabe; er studierte die
Bantu in ihrer Heimat und in den geschäftigen städtischen Wohngebieten; Bantu-Geschichte und ihre
Forderungen; Bantu-Tradition und ihre Besonderheiten; der Bantu Geist und seine Funktionsweise.
Verwoerds Studie überzeugte ihn, dass die Entwicklung des Bantu nicht auf einer Ausweitung der politischen
Rechte im Wettbewerb mit den Weißen beruhen sollte, sondern auf der traditionellen Autorität und Ordnung
ihrer eigenen nationalen Gruppen. Dieses Konzept wurde im Bantu Authorities Act von 1951 verankert, der
die Schaffung einer Hierarchie in den Homelands vorsah. Als Premierminister legte er weiterhin großen Wert
auf die Verwirklichung der Bantu- Selbstverwaltung und betonte die konstruktiven Aspekte der Politik der
getrennten Unabhängigkeit (= policy of separate independence) der nicht-weißen Völker.

106
Quelle D

Auszug aus Saul Dubow, Apartheid 1948-1994, Oxford University Press, Oxford, 2014, Seiten 63-64.
Dubow ist Professor für afrikanische Geschichte an der Universität von Cambridge. Er ist in Südafrika
geboren und aufgewachsen.

Innerhalb der nationalistischen Politik und der politischen Kreise bestand von Anfang an die Ansicht, dass die
Apartheid als ein moralisch vertretbares System dargestellt werden müsse, das für alle von Vorteil wäre. Dies
könnte nur dadurch aufrechterhalten werden, dass darauf bestanden wird, dass die Verluste der
Schwarzafrikaner in den weißen städtischen Gebieten durch größere Chancen in den Reservaten ausgeglichen
würden. Die christliche Nationaltheorie, der Volksnationalismus und die aus der anthropologischen Theorie
abgeleiteten kulturell-relativistischen Ideen rechtfertigten die Vorstellung, dass Kulturen einzigartige Systeme
waren, die einer besonderen Behandlung oder eines besonderen Schutzes bedurften. Daraus folgte, dass
ethnischen und nationalen Einheiten eigene Ausdruckskanäle eingeräumt werden sollten und vielleicht sogar
ein. Maß für die politische Anerkennung.

Dies war die Voraussetzung des Bantu Authorities Act von 1951, der die Schaffung von Stammesbehörden in
ländlichen afrikanischen Reservaten vorsah. Es gab der Regierung umfangreiche Befugnisse, Stammesführer
und Ratsmitglieder zu proklamieren, unabhängig davon, ob sie die populäre Legitimität genossen. Elemente
der direkten und indirekten Herrschaft wurden dadurch in ein Regierungssystem eingebaut, das, obwohl es in
Pretoria zentralisiert war, den ländlichen Behörden auf lokaler Ebene übertragen wurde. Obwohl zu diesem
Zeitpunkt nicht ersichtlich, legte das Gesetz die Grundlage für die zukünftigen Bantustaner, die sich fiktiv selbst
regierten, Stammesstaaten, deren Entstehung den Höhepunkt der Apartheidphantasie darstellte. Das Gesetz
von 1951 wurde von Schwarzafrikanern erbittert abgelehnt, die von der Regierung gesponserte
"Retribalisierung"7 ablehnten; sie sahen dies als eine weitere Erosion ihrer verbleibenden
Staatsbürgerschaftsrechte an.

7
Tribalisierung bezeichnet die Bildung von Gemeinschaften auf der Grundlage gemeinsamer kultureller Wurzeln und
Merkmale oder politischer und religiöser Interessen.

107
3. Proteste und Aktionen
3.1 Defiance Kampagne (1952-53)

Konzeptionelles Verständnis
Schlüsselkonzept
è Veränderung
è Folge/Auswirkung

Schüsselfragen
è Welche Faktoren bestimmten die
verschiedenen Strategien der Anti-
Apartheid-Bewegung zwischen 1948 und
1964?
è Inwieweit waren die verschiedenen Proteste
und Kampagnen gegen die Apartheid
erfolgreich?
è Warum hat der ANC den bewaffneten
Kampf aufgenommen?

Gewaltfreie Proteste

Die „Defiance Campaign“ (dt.: Trotz, Auflehnung) war die erste einer Reihe koordinierter
landesweiter Kampagnen und Proteste des ANC gegen das Apartheidsystem. In vielerlei
Hinsicht war dies auch die bedeutendste, da damit eine neue, radikalere Phase im Kampf gegen
die Herrschaft der weißen Minderheit eingeleitet wurde. Die Kampagne umfasste viele der
militanteren Strategien, die im Aktionsprogramm der ANC Youth League seit 1949 dargelegt
worden waren. Mit der Defiance-Kampagne sollte Druck auf die Regierung ausgeübt werden,
um sie zu zwingen, Apartheid-Gesetze
aufzuheben und mit dem ANC zu verhandeln.
Diese Ziele sollten durch folgende Methoden
erreicht werden:
• Das politische Potenzial der großen Anzahl
gewöhnlicher Afrikaner sollte durch die
Beteiligung an der koordinierten Kampagne
genutzt werden. ANC-Führer und andere
Freiwillige sollten absichtlich gegen das Gesetz
verstoßen, während die Menschen als
Zuschauer sie hierbei unterstützen und
ermutigen.
• Die Defiance-Kampagne mit ihrer
Nelson Mandela mit James Moroka und Yusuf Dadoo vor
einem Prozess während der Defiance-Kampagne, 1952. Gewaltfreiheit und dem zivilen Ungehorsam

108
sollte eine harte Reaktion der Behörden bewirken. Der Polizei blieb dann keine andere
Wahl, als Tausende von Aktivisten zu verhaften. Die Kampagne sollte globale
Aufmerksamkeit erregen, damit die Apartheid ins Rampenlicht stellen und der ANC als
moralischer Sieger dastehen.
• Südafrikas Gefängnisse würden überfüllt werden. Die verschiedenen staatlichen
Institutionen der Unterdrückung wie die Polizei, die Gerichte und die Gefängnisse
würden damit überfordert sein.
• Andere Rassengruppen sollten in den Kampf gegen die Apartheid involviert werden,
wie z.B. der South African Indian Congress (SAIC)

Warum hat die ANC-Führung 1952 beschlossen, die Defiance Kampagne zu beginnen?
Die naheliegendste Antwort ist, dass die ANC einfach eine effektive Antwort auf die Flut von
Apartheidgesetzen finden musste. Bis 1952 war klar, dass sich die Apartheid von dem alten
System der Segregation unterschied. Sie war viel extremer und hatte die dauerhafte politische
Ausgrenzung und Unterdrückung von Nicht-Weißen zur Folge. Ohne entschiedene
Maßnahmen wäre es irgendwann zu spät, die Apartheid umzukehren. Die Regierung war nicht
bereit, den ANC in einen Dialog einzubeziehen und schien entschlossen, jegliche Art von
Opposition zu unterdrücken. Die Umstände erforderten eine neue Strategie des Widerstands.
Frühere vom ANC organisierte Demonstrationen, insbesondere eine Reihe von eintägigen
Streiks, hatten keinen dauerhaften Widerstand der Bevölkerung gegen das Regime
hervorgebracht. Der alte Ansatz von spontanen Protesten musste durch einen wirkungsvollen
Aktionsplan ersetzt werden, der den Menschen die Notwendigkeit einer gewissen Disziplin
vermittelte und sie ermutigte, trotz Gegenreaktionen der Regierung weiterzumachen. Ein
weiterer Grund für die Defiance-Kampagne war, dass die ANC die Glaubwürdigkeit verlieren
konnte, wenn er sich als untätig gegenüber der Apartheid zeigen sollte. Dies war das Argument
der jüngeren, radikaleren Aktivisten der Bewegung im Gegensatz zu den älteren Anführern, die
einen vorsichtigen Ansatz bevorzugten.
Der unmittelbare Auslöser für die Defiance-Kampagne war eine von der National Party (NP)
organisierte Veranstaltung zum 300-jährige Jubiläum von Jan van Riebeecks Landung am Kap
am 6. April 1652. Die ANC reagierte mit der Organisation eigener Massenkundgebungen in
einer Reihe von Großstädten. Diese waren so gut besucht, dass die Führer der Bewegung
ermutigt wurden, den wachsenden Volkszorn gegen die Apartheid weiter auszunutzen.
Gespräche zwischen dem ANC und Anti-Apartheid-Aktivisten aus der indischen, der farbigen
und der weißen Gemeinschaft fanden bereits 1951 statt. Zu dieser Zeit hatte ein gemeinsames

109
Aktionskomitee eine Kampagne mit zivilem Ungehorsam als Grundidee des Widerstands
empfohlen.
Die Eröffnung der Defiance-Kampagne war für den 26. Juni geplant. Dies war der zweite
Jahrestag einer Massendemonstration, bei der 19 Demonstranten von der Polizei erschossen
wurden. Offizielles Ziel der Kampagne war es, die Regierung zur Aufhebung von sechs
kürzlich eingeführten „ungerechten Gesetzen“ zu zwingen: dem „Pass Laws Act“, dem „Group
Areas Act“, dem „Suppression of Communism Act“, dem „Bantu Authorities Act“ und der
„Separate Representation of Voters“ Gesetz und das „Stock Limitation Act“. Nach dem letzten
Gesetz mussten afrikanische Bauern ab einer bestimmten Zahl ihr Vieh schlachten. Das Gesetz
löste große Wut aus und so hoffte die Protestbewegung, viele Bauern in den Kampf einbeziehen
zu können.
Die Defiance-Kampagne begann mit einem ANC-Treffen in Johannesburg. Kleine Gruppen
von Freiwilligen, darunter Nelson Mandela, Walter Sisulu, Yusuf Dadoo, Moses Kotane und
J.B. Marks, widersetzten sich bewusst den Apartheidgesetzen vor jubelnden Zuschauern und
vor den Augen der Polizei. Die Proteste waren in der Regel friedlich, einige sangen
Freiheitslieder, riefen politische Parolen (Mayibuye!, oder „Let it return“, worauf die Menge
Afrika rief). Teil der Proteste war auch das Verbrennen von Pässen und das Betreten von
Einrichtungen wie Bahnhöfen, Postämtern oder die illegale Einreise in weiße Vororte ohne die
erforderlichen Pässe und das Verbleiben in weißen Gebieten nach Ausgangssperre. Die
Aktivisten wurden meist zu kurzen Haftstrafen verurteilt, in der Regel ein oder zwei Tage
Gefängnis, sowie zu einer geringen Geldstrafe.
Während die Kampagne zunächst auf Johannesburg und die traditionellen ANC-Hochburgen
von Port Elizabeth und East London beschränkt war, breitete sie sich bald auch auf andere
Städte aus. Die öffentliche Resonanz war sehr positiv. Eine große Anzahl von Schwarzen, aber
auch Indern und Vertretern aus farbigen und weißen Gemeinden unterstützten die Aktionen.
Die Mitgliederzahl des ANC stieg infolgedessen rapide von unter 20.000 Mitgliedern zu Beginn
der Defiance-Kampagne auf bis zu 100.000 im Jahr 1953. Ein wesentlicher Faktor für dieses
Wachstum und den Gesamterfolg der Kampagne war die Beteiligung von Frauen. Viele der
Demonstranten waren weiblich, und die ANC-Frauenliga war führend bei der Organisation der
Kampagne. Auch die „Black Sash“, eine Gruppe weißer Frauen, die sich gegen die Apartheid
aussprachen, unterstützte die Kampagne.
Die Defiance-Kampagne erreichte im Juli und August 1952 ihren Höhepunkt. Bis zum
Jahresende waren insgesamt mehr als 8.300 Aktivisten festgenommen worden und die
Kampagne verlor Anfang 1953 an Dynamik. Die Hauptursache für diesen Rückgang waren die

110
im Oktober 1952 am Eastern Cape ausgebrochenen Unruhen, die sich auf Kimberley und
Johannesburg ausbreiteten. Die Wut der Bevölkerung auf die Apartheid führte dazu, dass
friedlicher Protest leicht in Gewalt ausarten konnte. Die Idee des zivilen Ungehorsams wurde
ignoriert und verschaffte den Behörden eine Entschuldigung, die Kampagne mit Gewalt
niederzuschlagen. Der ANC war das Risiko eingegangen und kontrollierte viele Proteste nicht
mehr. Die Regierung führte im März 1953 eine Strafrechtsänderung ein. Dadurch konnten die
Gerichte längere Strafen verhängen und Peitschen als Strafe für „Straftaten, die aus Protest
begangen wurden“ (engl. offences committed by way of protest) einführen. Die Behörden
erließen auch Verbote gegen einzelne Organisatoren im Rahmen des „Suppression of
Communism Act“ (dt. Gesetz zur Unterdrückung des Kommunismus). Dies hinderte die ANC-
Führer daran, sich zu treffen und weitere Proteste zu koordinieren. Angesichts der drakonischen
Bestrafungen und der politischen Folgen der Unruhen beschloss die ANC, die Defiance-
Kampagne einzustellen.

War die Defiance-Kampagne ein Erfolg?


Es finden sich Argumente dafür, dass die Defiance-Kampagne in vielerlei Hinsicht ein
Misserfolg war.
• Die ANC hat keines seiner wichtigsten politischen Ziele erreicht.
• Kein einziges der sechs „ungerechten Gesetze“ wurde aufgehoben.
• Die Regierung trat mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Änderung des Strafrechts und
des Gesetzes zur öffentlichen Sicherheit noch stärker und repressiver auf.
• Ländliche Gebiete beteiligten sich kaum. In Johannesburg und insbesondere in Port
Elizabeth und East London, den traditionellen ANC-Hochburgen, war die Unterstützung
am größten.
• Die erwartete Welle von Generalstreiks, die den Höhepunkt der Kampagne bilden und die
südafrikanische Wirtschaft lahmlegen sollte, ist ausgeblieben.
• Die meisten Unterstützer der Kampagne waren mittelständische Schwarze. Die ärmeren
Schwarzafrikaner aus der Arbeiterklasse und der Bauernschaft spielten keine bedeutende
Rolle. Trotz der beeindruckenden Mitgliederzunahme wurde deutlich, dass der ANC noch
viele Aufgaben bevostanden, um seine Unterstützungsbasis zu erweitern, bevor er sich als
echte Massenbewegung bezeichnen konnte.
• Nur sehr wenige Mitglieder der Coloured-Community haben sich an der Kampagne
beteiligt. Dies erklärt, warum die Kampagne in Kapstadt gescheitert ist.

111
• Darüber hinaus wurde die Kampagne von vielen Weißen als feindseliger Akt angesehen,
der sich gegen ihre Interessen richtete.
• Die englischsprachige Presse stand der Kampagne nicht positiv gegenüber, da liberale
Weiße sich von der radialen und gewaltsamen Kampagne distanzierten.

Nach den Wahlen (nur für Weiße) im Jahr 1953


bildete der NP nach deutlichen Gewinnen wieder
die Regierung. Die Behörden waren weit davon
entfernt, durch den zivilen Ungehorsams des ANC
geschwächt zu werden.
Es kann jedoch argumentiert werden, dass die
Probleme der Defiance-Kampagne zu erwarten
waren, wenn die ANC den Weg zu einer echten
Massenbewegung beschreiten wollte und damit die
Apartheid herausforderte. Die Regierung würde
dem zivilen Ungehorsam immer mit aller Macht
entgegenwirken und die ANC würde sich diesem
Ansturm wahrscheinlich immer wieder stellen
Frauen des ANC in Johannesburg beteiligen sich an der
müssen. Ebenso war es wahrscheinlich nie eine Defiance Campaign, 1952. (Photo by Jurgen
Schadeberg/Getty Images)
leichte Aufgabe, die Mehrheit in einen Kampf zu
verwickeln, der von schwarzen Eliten dominiert worden war. Es kann argumentiert werden,
dass durch die Misserfolge die Bewegung wichtige Lektionen gelernt hat.

Außerdem waren einige der Erfolge der Defiance-Kampagne außergewöhnlich:


• Zum ersten Mal in seiner Geschichte war es dem ANC gelungen, eine erweiterte nationale
Kampagne gegen die Apartheid zu koordinieren. Die Führung hatte sich als diszipliniert
und opferbereit gezeigt.
• Tausende mittelständische Schwarzafrikaner hatten ihre Bereitschaft gezeigt, sich als
Aktivisten und Unterstützer in den Kampf einzubringen. Auch wenn das Engagement der
Bevölkerung nachließ und die städtischen Armen und die Bauern weitgehend unbeteiligt
waren, waren die Voraussetzungen für die Entwicklung einer echten Massenbewegung
geschaffen worden.
• An der Planung und Durchführung der Kampagne war eine breite Koalition von
Interessengruppen beteiligt, von Kommunisten und Gewerkschaften bis hin zu
Mitgliedern der indischen Gemeinschaft und der ANC Women‘s League.

112
• Kaum jemand im ANC hatte sich offen gegen die Kampagne ausgesprochen. Sowohl die
radikaleren Kräfte als auch der gemäßigte frühere Anführer Alfred Xuma zeigten starke
Unterstützung.

113
3.2 Freiheitscharta (1955)

Der Volkskongress

Nach der Defiance-Kampagne riefen der ANC und seine Verbündeten, in der Hoffnung, die
Dynamik aufrechtzuerhalten, zu einem landesweiten Treffen auf. Auf dem vorgeschlagenen
Volkskongress sollten Vertreter von Gewerkschaften, Frauengruppen, dem ANC, dem
indischen Kongress, der Coloured People's Organization und dem Kongress der Demokraten
vertreten sein, von denen die meisten weiße Mitglieder der verbotenen Kommunistischen Partei
waren.
ANC-Freiwillige haben sich im ganzen Land verteilt, um Bürger unterschiedlicher ethnischer
und sozialer Herkunft zu fragen, was sie sich in einem neuen Südafrika wünschen. Die
zahlreichen Antworten wurden katalogisiert und organisiert, damit über sie später abgestimmt
und in ein Abschlussdokument aufgenommen werden konnte.

Der „Congress of the People“ (COP)


Die 1955 einberufene COP war ein Bündnis von Anti-Apartheid-Bewegungen, von denen die
ANC mit Abstand der größte war. Die Ziele des COP waren:
• eine einheitliche Front zu bilden, indem alle südafrikanischen Gruppen im Kampf gegen
die Apartheid zusammengeschlossen werden.
• Erweiterung der sozialen Basis des ANC durch direkte Beteiligung ärmerer
Schwarzafrikaner an der COP und damit Verwandlung des Freiheitskampfes in eine
echte Massenbewegung.
• Entwurf einer Freiheitscharta für die COP, ein Dokument, das die politischen Ziele der
Kongressbewegungen sowie die demokratischen Bestrebungen aller Menschen in
Südafrika zusammenfasst.

Die COP sollte im Gegensatz zum nationalen Parlament in Kapstadt Südafrikaner alle Rassen
vertreten. Sie würden eine Freiheitscharta ausarbeiten und eine mögliche Verfassung für ein
demokratisches Südafrika nach der Apartheid. In Tongaat bei Durban fand ein Treffen statt, bei
dem sich die Vertreter einigten, einen Nationalen Aktionsrat (National Action Council, NAC)
zur Organisation der COP einzurichten.
Das NAC würde Tausende von Freiwilligen rekrutieren, deren Aufgabe es wäre, die COP zu
den Massen zu bringen. Ziel der COP war es also von Anfang an, möglichst viele

114
mittelständische Südafrikaner einzubeziehen. Man hoffte, dass dies die Wahrnehmung des
ANC als Partei der bürgerlichen Anti-Apartheid-Elite verändern würde.
Die COP trat als eine Reihe von Zusammenkünften, Konferenzen, Kampagnen und
Kundgebungen zusammen. Viele der Treffen waren groß und gut besucht. Sie wurden in
Fabriken, Bergwerken, und Farmen im ganzen Land organisiert und fanden in den ersten
Monaten des Jahres 1955 statt. Viele der kleineren Veranstaltungen dienten der
Bewusstseinsbildung, wobei Aktivisten betonten, dass alle schwarzen Südafrikaner in den
Kampf einbezogen werden sollten, indem sie sich als Mitglieder des ANC registrieren, um sich
dann an Protesten und Widerstand zu beteiligen. Die Aktivisten schrieben auch die
Beschwerden der einfachen Leute auf und sammelten ihre Unterschriften für die „Million
Signatures Campaign“. Es wurden Ausschüsse eingerichtet, um die Vorschläge von Millionen
Südafrikanern in den offiziellen Entwurf der Freiheitscharta aufzunehmen.

Die COP erreichte am 25. und 26. Juni 1955 bei einem Massentreffen auf einem Fußballfeld in
Kliptown südlich von Johannesburg einen Höhepunkt. Es nahmen 2844 Delegierte aus ganz
Südafrika teil. A.J. Luthuli und Z.K. Matthews standen unter Hausarrest und konnten nicht
anwesend sein. Nelson Mandela und Walter Sisulu, denen politische Aktivitäten verboten
waren, beobachteten das Geschehen. Eine Erklärung von Luthuli wurde den Delegierten
vorgelesen, bevor die Freiheitscharta verkündet wurde.

Die Freiheitscharta
Die COP hat die Freiheitscharta einstimmig verabschiedet. Die Kundgebung in Kliptown
endete im Chaos, als die bewaffnete Polizei das Treffen beendete und die Rednerplattform
übernahm. Die Behörden nahmen mehrere der Delegierten fest und viele Dokumente wurden
beschlagnahmt. Erschüttert über den Erfolg der COP plante die Regierung, diese Dokumente
als Beweismittel gegen die ANC-Führer in der nächsten Phase ihres Kampfes gegen die
Widerstandsbewegung zu verwenden. Ab 1956 waren die nächsten Jahre des Freiheitskampfes
von den vom Staat eingeleiteten Prozessen gegen Aktivisten im sogenannten „Verratsprozess“
(Treason Trial) geprägt. Die Regierung warf den Angeklagten vor, dass die Freiheitscharta eine
Gegen-Verfassung für ein neues Südafrika und damit Verrat gegen den Staat darstellte. Der
Verratsprozess forderte einen enormen Tribut des ANC. Die gegen seine Führer erhobenen
Anklagen erwiesen sich jedoch als schwach: Alle Angeklagten wurden 1961 freigesprochen.

115
ÜBUNG
___________________________________________________________________________

Quelle: The Freedom Charter – Die Freiheitscharta


1. Das Volk regiert! Alle Frauen und Männer haben ein Wahlrecht für alle Einrichtungen, die Gesetze
erlassen. Auch können sie als Kandidat antreten. Die Rechte des Volkes sind unabhängig von Rasse,
Hautfarbe oder Geschlecht gleich.
2. Alle nationalen Gruppen sind gleichberechtigt! Alle Apartheidgesetze und -praktiken sind aufzuheben.
3. Das Volk soll am Reichtum des Landes teilhaben! Der nationale Reichtum unseres Landes, das Erbe
aller Südafrikaner, soll dem Volk zurückgegeben werden; Die Bodenschätze, die Banken und die
Großindustrie gehen in das Eigentum des gesamten Volkes über ...
4. Das Land soll unter denjenigen geteilt werden, die es bearbeiten! Beschränkungen des Landbesitzes auf
rassistischer Basis sollen aufgehoben ...
5. Vor dem Gesetz sollen alle gleich sein! Niemand darf ohne ein faires Verfahren inhaftiert, deportiert
oder anderweitig eingeschränkt werden ...
6. Alle Menschen sollen gleiche Menschenrechte genießen! Das Gesetz sichert jedem das Recht zu
sprechen, sich zu organisieren, sich zu treffen, zu veröffentlichen, zu predigen, zu beten und Kinder zu
erziehen zu... Gesetze, Genehmigungen und alle Regelungen, die diese Freiheiten einschränken,
werden abgeschafft.
7. Es soll Arbeit und Sicherheit geben! Alle, die arbeiten, dürfen Gewerkschaften gründen ... Männer und
Frauen aller Rassen sollen für gleiche Arbeit gleiches Entgelt erhalten ...
8. Die Türen der Bildung und der Kultur sollen geöffnet werden! ... Bildung soll für alle Kinder frei,
verpflichtend, universell und gleich sein ...
9. Es wird Häuser geben, Sicherheit und Wohlstand! Miete und Preise sollen gesenkt werden, Nahrung in
Hülle und Fülle vorhanden sein, und niemand soll hungern; Slums sollen abgerissen werden; ... die
Alten, Waisen, Behinderten und Kranken werden vom Staat betreut.
10. Es wird Frieden und Freundschaft geben! ... Lassen Sie alle, die ihr Volk und ihr Land lieben, jetzt das
sagen, was wir hier sagen: "FÜR DIESE FREIHEITEN WERDEN WIR KÄMPFEN, SEITE AN
SEITE, UNSER GANZES LEBEN, BIS WIR UNSERE FREIHEIT GEWONNEN HABEN.".

Arbeitsaufträge:
• Beurteilen Sie, warum die Apartheid-Regierung die Freiheitscharta ablehnte und die Anführer des COP
beschuldigte, Hochverrat zu begehen und von kommunistischen Ideen beeinflusst zu sein.
• Inwiefern formulierte die Freiheitscharta ein idealistisches Ziel?
• Welche Forderungen beziehen sich direkt auf einzelne Apartheidgesetze?

116
ÜBUNG
Aufgabentyp 1a und 1b: Leseverständnis und Botschaft der Quelle
__________________________________________________________________________

Arbeitsaufträge:
1a) Arbeiten Sie aus dem Readertext 4.2 heraus, inwiefern die Freiheitscharta ein Gegenprogramm zur Apartheid
ist.

1b) Welche Botschaft vermittelt QA über diejenigen, die 1956 des Verrats beschuldigt wurden?

Quelle A
Dieses Foto wurde 1956 von Eli Weinberg aufgenommen, einem Letten, der
jahrzehntelang in Südafrika lebte, aber nie die südafrikanische Staatsbürgerschaft
annahm. Er war Mitglied der Kommunistischen Partei Südafrikas und aktiver
Gewerkschafter. Wegen der bloßen Zahl der Angeklagten machte Weinberg fünf
Fotos und fügte diese zu einer Fotomontage zusammen.

Eli Weinberg
(1908-1981)

Quelle: https://www.sahistory.org.za/dated-event/six-treason-trialists-miss-
resumption-trial

117
3.3 Alexandra Busboykott (1957)

Busboykotte waren bereits vor 1948 eine wichtige Form des Protests der Schwarzen gegen die
südafrikanischen Behörden. Der erste größere Boykott wurde 1940 begangen. Ein weiterer fand
1943 statt, als ein junger Nelson Mandela neun Meilen von Alexandra Township ins Zentrum
marschierte von Johannesburg in Solidarität mit Zehntausenden anderer Demonstranten. Ein
Jahr später wurde erneut ein Boykott verübt. Die Ursachen der Boykotte waren eher
wirtschaftlicher als politischer Natur. Sie waren keine geplante Form von Protest, sondern
waren eine beliebte Reaktion auf die Entscheidungen der verschiedenen Busunternehmen, die
in den Townships tätig waren, ihre Tarife in die Stadt zu erhöhen. Die Boykotte standen daher
in engem Zusammenhang mit den extrem niedrigen Löhnen der Afrikaner und der hohen
Arbeitslosigkeit in den Townships.
Der Erfolg dieser früheren Boykotte hatte die Wirksamkeit friedlichen Protests aufgezeigt. Sie
beeinflussten die verschiedenen Proteste und „Stay-at-Home“, die der ANC in den ersten Jahren
der Apartheid veranstaltete, sowie die Defiance-Kampagne von 1952 bis 1953.
Der wichtigste aller Boykotte war der berühmte Alexandra-Bus-Boykott, der im Januar 1957
begann. Ausgelöst wurde er durch die Entscheidung des Busunternehmens, die Tarife von vier
auf fünf Pence zu erhöhen. Die daraus
resultierenden Demonstrationen hatten
Ausmaße wie nie zuvor im Land.
Hunderttausende waren an dem Boykott
beteiligt und zum ersten Mal wurde in den
weißen Medien vielfach mit Sympathie
darüber berichtet. Das Ausmaß des
Alexandra-Boykotts deutet darauf hin, dass
es um mehr ging als eine Preiserhöhung. Die
Unzufriedenheit und der Wut über die
Zustände waren stetig gestiegen. Die
Zwangsräumungen, die 1955 in Sophiatown Während des Alexandra-Bus-Boykotts von 1957 machen sich
Demonstranten auf den Weg zur Arbeit.
begonnen hatten, waren bis 1957 landesweit
auf „schwarze Flecken“ ausgeweitet worden. Die Spannungen in anderen städtischen Gebieten
der Schwarzen, insbesondere in Alexandra, waren verständlicherweise hoch. Verwoerd hatte
kein Geheimnis aus seiner Entschlossenheit gemacht, Alexandra von der Landkarte zu tilgen
und Zwangsumsiedlungen hatten bereits begonnen.

118
Die Ankündigung der Erhöhung des Fahrpreises um einen Cent löste eine sofortige Reaktion
von Alexandras Pendlern aus. Ihre derzeitigen jährlichen Ausgaben für Busfahrpreise betrugen
vor der Erhöhung mehr als ein Monatsgehalt, und sie konnten es sich einfach nicht leisten, die
zusätzliche Gebühr zu zahlen. Am 7. Januar 1957 gingen morgens Tausende auf die Straße und
machten sich auf den langen Weg in die Stadt. Menschen sangen Freiheitslieder und schrien
Azikhwelwa!, (Zulu für „Wir werden nicht fahren!“). Der Boykott breitete sich sofort auf
Sophiatown und weitere Townships in Pretoria aus. Bemerkenswert ist, dass sich bis zum 15.
Januar mehr als 20.000 Arbeiter aus Moroka und Jabavu - am Rande des heutigen Soweto -
angeschlossen hatten, obwohl ihre Buslinien nicht von den Preiserhöhungen betroffen waren.
Andere Städte, darunter Bloemfontein, Kapstadt, Port Elizabeth und East London, initiierten
aus Solidarität mit der Bevölkerung von Alexandra ihre eigenen Boykotte. Insgesamt liefen
täglich rund 70.000 Menschen 12 Wochen lang: von Alexandra die Louis Botha Avenue
entlang bis ins Zentrum von Johannesburg. Zehntausende waren an anderer Stelle beteiligt. Die
Polizei stoppte regelmäßig die Demonstrationen und verlangte, die Ausweise der Teilnehmer
zu sehen, und durchlöcherte häufig Fahrradreifen. Sogar Unwetter stellten eine zusätzliche
Gefahr für die Demonstranten dar und dennoch wurde der Boykott fortgesetzt.
Am allerersten Tag des Boykotts wurde unter Beteiligung des ANC das Alexandra People's
Transport Action Committee (APTAC) gegründet, um die Aktionen zu koordinieren und ihre
Forderungen PUTCO und der Regierung vorzulegen. Es wurde schließlich eine Einigung
erzielt, bei der die Preiserhöhung zurückgenommen wurde. Es brachen Feste aus, als die
Pendler einen seltenen Sieg gegen die Behörden errangen.
Der Boykott wurde von der Apartheid-Regierung als Bedrohung angesehen. Dies war keine
Kampagne, die vom ANC oder einer anderen politischen Partei geplant worden war, und aus
diesem Grund schien sie umso gefährlicher. Die Regierung versuchte zu argumentieren, dass
die Afrikaner die Busse nur wegen Einschüchterung durch den ANC boykottiert hätten, eine
Anschuldigung, die offensichtlich unwahr war. Für die Behörden konnten spontane
Demonstrationen, an denen Hunderttausende Afrikaner beteiligt waren, die Grundlage des
Apartheidregimes ernsthaft gefährden. Frühere Proteste, die von der Befreiungsbewegung,
insbesondere der Defiance-Kampagne, organisiert wurden, waren gestoppt worden, als die
Regierung ihre Organisatoren unter Druck setzte. Die Boykotte wurden in diesem Fall erst
beendet, als die Forderungen der Demonstranten erfüllt worden waren. Ähnliche Proteste
konnten also in Zukunft dazu führen, dass die Regierung keine andere Wahl hat, als wichtige
politische Zugeständnisse zu machen.

119
Der Busboykott erlebte auch in der weißen Gemeinde eine plötzliche und unerwartete
Sympathie für die Opfer der Apartheid. Liberale englischsprachige Zeitungen berichteten
täglich über die Märsche von den Townships in die Städte sowie Artikel, in denen die Not der
Afrikaner beschrieben wurde. Viele Weiße aus Johannesburgs wohlhabenden nördlichen
Vororten fuhren jeden Morgen mit ihren Autos nach Alexandra, um den Demonstranten
kostenlosen Transport in die Stadt zu bieten. Diese Demonstration weißer Solidarität mit
Afrikanern, die zum ersten Mal nicht aus dem kleinen Kreis linker Demokraten und der
Kommunistischen Partei Südafrikas (SACP) kam, wurde von der Regierung als eine weitere
gefährliche Entwicklung angesehen.
Für die ANC war der Alexandra-Busboykott ein zweischneidiges Schwert. Es zeigte sich, dass
die Regierung auf eine wirklich von vielen Menschen getragene Demonstration kaum effektiv
reagieren konnte. Wenn die öffentliche Wut der Massen wirksamer genutzt werden könnte,
könnte mehr erreicht werden. Das Problem war, dass es für den ANC sehr schwierig sein würde,
eine echte Massenbewegung zu kontrollieren, die er selbst nicht initiiert hatte. Dieses Problem
wurde zu Beginn des Jahres 1960 deutlich, als der radikale „Pan Africanist Congress“ PAC
(Panafrikanischen Kongresses) aufkam. Diese Gegenpartei des ANC war der Ansicht, dass sie
die wachsende öffentliche Wut gegen das Regime ausnutzen könnte, indem sie eine eigene
Kampagne gegen die Passgesetze startet. Die Konsequenzen für die ANC und für die
südafrikanische Bevölkerung waren geradezu katastrophal.

ÜBUNG: Die Kernaussagen aus einer Quelle herausarbeiten


__________________________________________________________________________

In Frage 16 (bzw. Frage 4 von Paper 1) werden Sie aufgefordert, Quellen und Ihr eigenes Wissen zu verwenden,
um eine bestimmte Frage zu beantworten. Dazu müssen Sie das Argument in jeder Quelle schnell ermitteln.
Lesen Sie Quelle C genau durch und beantworten Sie die folgende Frage. In der folgenden Tabelle können Sie
vier wichtige Punkte auflisten.

Quelle A
Auszug aus Ruth First’ Artikel "The Bus Boycott" in Südafrika, Vol. 1.4, Juli-September 1957. Es wurde
später in M. J. Daymond und C. Scottsville, 2011, auf den Seiten 87-88 aufgenommen. First war eine
engagierte Aktivistin, die dieses Stück schrieb, während sie im Verratsprozess angeklagt wurde. Sie floh
später aus Südafrika und wurde von südafrikanischen Sicherheitskräften ermordet.

Der Alarm der Regierung beim Busboykott entsprang seiner pathologischen Angst, dem afrikanischen Riesen
zu erlauben, seine Stärke zu fühlen und zu nutzen.
Neun Jahre nationalistischer Herrschaft haben versucht, die Glieder dieses Riesen zu binden, ihn zu halten und
zu verkrüppeln, ihm die Augen zu verbinden und ihn zu schnäuzen. Die einzige Antwort auf afrikanische
Forderungen, die die Nationalisten kennen, ist die Bedrohung, die Einschränkung, das Verbot, die
Abschiebungsanordnung, der Schlagstock und die Kugel ...

120
Der Busboykott hebt vor allem andere Lektionen für Südafrikaner hervor. Es braucht oft so dramatische
Episoden, um das selbstgefällige weiße Südafrika davon zu überzeugen, dass die Afrikaner ihre Verweigerung
von Rechten so sehr spüren. Und es zeigte den Afrikanern, was sie vermutet hatten und jetzt mit Sicherheit:
Wenn sie sich aktiv für grundlegende menschliche und wirtschaftliche Anforderungen einsetzen, ist ihre
Einheit der Schlüssel zum Erfolg.

Arbeitsauftrag: Arbeiten Sie vier Kernpunkte aus Quelle A heraus.

Kernpunkt 1

Kernpunkt 2

Kernpunkt 3

Kernpunkt 4

121
3.4 Sharpeville Massaker (1960)
Das Massaker von Sharpeville
Das Massaker von Sharpeville fand am 21. März 1960 statt, als weiße Polizisten in einer
Gemeinde am Stadtrand von Vereeniging, etwa 60 Kilometer südlich von Johannesburg, vor
einer Polizeistation das Feuer auf eine Menge Demonstranten eröffneten. Insgesamt wurden 69
unbewaffnete Demonstranten getötet, darunter 8 Frauen und 10 Kinder. 186 Menschen wurden
verletzt. Es war ein Ereignis, das weltweit und in Südafrika für Entsetzen sorgte. Eine
Untersuchung ergab, dass 70% der Getöteten in den Rücken geschossen worden waren, was
bedeutete, dass sie vor der Polizei davonliefen, nicht auf sie zu. Es hat auch den Verlauf des
Befreiungskampfes grundlegend verändert. Eine Folge des Massakers war die Entscheidung
des ANC, seine Strategie des friedlichen Widerstands gegen die Apartheid aufzugeben und
stattdessen den bewaffneten Kampf aufzunehmen.
Die Ursprünge von Sharpeville
lassen sich auf die Spaltung im ANC
im Jahr 1959 zurückführen. Eine
radikalere Gruppe im ANC glaubte
unter dem Motto „Afrika für die
Afrikaner“, die beste Hoffnung auf
Befreiung bestehe aus politischer
Eigenständigkeit und Besinnung auf
afrikanische Überzeugungen und
Demonstranten fliehen vor den Schüssen der Polizei in Sharpeville.
Traditionen. Im Gegensatz zur
Mehrheit des ANC glaubten sie, dass das gesamte Land an die Schwarzen zurückgegeben
werden sollte. Sie kritisierten die Nähe des ANC zu führenden weißen Kommunisten und die
Zusammenarbeit mit anderen nicht-afrikanischen Anti-Apartheid-Gruppen. Sie waren der
Meinung, dass dem ANC, der weiterhin auf friedlichen Protesten bestand, Dynamik und
Gewaltbereitschaft fehlten. Der Verratsprozess (Treason Trial), der 1956 begann, hatte zur
Folge, dass wichtige Personen wie Mandela und Sisulu den ANC nicht mehr führten.
Im Jahr 1958 trat die Gruppe unter Robert Sobukwe und Potlako Leballo offen gegen den ANC
auf und forderte einen radikaleren Kurs. Als sie dieses Ziel nicht erreichten, kündigten sie ihren
Austritt aus dem ANC an und 1959 wurde der Pan Africanist Congress (PAC) von Sobukwe
gegründet. Die Strategie des PAC bestand darin, einige der ANC-Kampagnen für eigene
Zwecke zu gebrauchen. Als der ANC im Dezember 1959 bekannt gab, dass er eine Reihe von

122
Massenprotesten gegen die Passgesetze plante, die im Juni 1960 in einer massenhaften
Verbrennung von Pässen gipfeln sollte, antwortete der PAC mit einem eigenen Termin für Anti-
Pass-Proteste für den 21. März. Dies war nur wenige Tage vor dem geplanten Start der ANC-
Proteste. Als sich das Datum der Demonstrationen näherte, wurde die Atmosphäre immer
angespannter und die Regierung zunehmend nervöser. Der Plan des PAC für Massenaktionen
sah vor, dass sich Tausende von Demonstranten ohne ihre Pässe auf Polizeistationen im ganzen
Land versammelten, um sich verhaften zu lassen. Die Reaktion der Behörden bestand darin,
Polizeistationen zu befestigen und die gesamte Polizei in Alarmbereitschaft zu versetzen.
Trotzdem bemühte sich das PAC zu betonen, dass die Demonstrationen gewaltfrei sein würden,
und Sobukwe forderte die Demonstranten auf, die Polizei in keiner Weise zu provozieren.

Eine große Anzahl von Menschen ging dann auf das eingezäunte Gelände zu und forderte
Einlass und ihre Verhaftung. Was als nächstes geschah, war heiß umstritten. Polizeiquellen
zufolge gab es einen Streit, an dem ein bewaffneter Demonstrant und ein Polizist beteiligt
waren. Was auch immer die Art dieses Vorfalls war, einige in der Menge drängten sich
vorwärts, um einen besseren Blick zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt gaben dieselben
Polizeiquellen an, dass viele Demonstranten begonnen hätten, Steine auf die Beamten zu
werfen. Augenzeugen unter den Überlebenden berichteten, dass es keine Provokation gab. Ein
nervöser Polizist, der befürchtete, die Station könnte überrannt werden, eröffnete das Feuer.
Daraufhin feuerten die anderen Polizisten ungefähr zwei Minuten lang auf die Menge. Danach
lagen viele Leichen auf dem Feld vor der Wache. Fast alle wurden mit Blick auf das
Bahnhofsgelände gefunden: Sie waren eindeutig in den Rücken geschossen worden, als sie
versuchten, dem Gemetzel zu fliehen.
Die meisten nicht-weißen Südafrikaner waren schockiert und wütend. Sie waren nicht nur
entsetzt über das Massaker, sondern auch über die Reaktion der Regierung. Premierminister
Verwoerd schien die Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit seiner Regierung gegenüber dem
menschlichen Leid zu verkörpern, als er kurz darauf vor einer Menge nationalistischer
Anhänger sprach. Er versicherte ihnen, dass die große Mehrheit der Afrikaner friedliebende
Bürger seien, die seine Politik der getrennten Entwicklung voll und ganz unterstützten, und dass
die meisten Demonstranten vom ANC und vom PAC zu Demonstrationen gezwungen worden
seien. Seine Meinung widersprach der Gewalt und dem Blutvergießen, die jetzt das Land zu
verschlingen drohten. Es gab viele Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten mit
vielen Toten – z.B. in Langa bei Kapstadt am selben Tag wie Sharpeville und anderswo im
Land in den folgenden Tagen und Wochen.

123
Antwort der Regierung
Verwoerds Reaktion auf die eskalierende Krise war hart und am 30. März 1960 wurde der
Ausnahmezustand ausgerufen. Tausende ANC- und PAC-Führer wurden festgenommen und
alle politischen Versammlungen verboten. Am 8. April, nachdem das Gesetz über illegale
Organisationen verabschiedet worden war, verbot die Regierung die beiden
Widerstandsbewegungen ANC und PAC offiziell. Als illegale Organisation gingen dem ANC
nun eindeutig die Möglichkeiten für weiteren bedeutenden Widerstand gegen die Apartheid
aus. Die einzige Möglichkeit war in den Untergrund zu gehen und einen bewaffneten Kampf
gegen das Regime zu beginnen.

Die Bedeutung und Folgen des Massakers von Sharpeville


Das Sharpeville-Massaker hatte viele kurz- und langfristige Auswirkungen. Diese waren:
• 2000 politische Führer wurden verhaftet.
• Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Die Armeereserven wurden mobilisiert, um
Störungen zu beseitigen. Öffentliche Versammlungen wurden verboten.
• Ein internationaler Aufschrei. Die Aktionen der südafrikanischen Polizei wurden
weltweit verurteilt.
• Die weiße Auswanderung übertraf die weiße Einwanderung. Weiße Menschen wurden
ängstlicher und begannen sich in zunehmender Zahl zu bewaffnen.
• Einige afrikanische Politiker begannen, die Politik als zu eigensinnig in Frage zu stellen.
• Die ANC und PAC wurden nach dem neuen Gesetz über illegale Organisationen vom
7. April 1960 verboten.

Eine wichtige Folge des Massakers von Sharpeville war der tiefgreifende Wandel der globalen
Meinung, die sich nach dem Vorfall entschieden gegen Südafrika wandte. Der Historiker Tom
Lodge argumentiert, dass das Regime zwar kurzfristig durch die Niederschlagung der Proteste
gestärkt wurde, das Massaker von Sharpeville jedoch den wahren Beginn des internationalen
Kampfes gegen die Apartheid darstellte. Großbritannien hatte Südafrika bereits mit
Premierminister Harold MacMillans "Wind of Change"-Rede im Februar 1960 in Kapstadt
gewarnt, in der er sagte, dass die legitimen Freiheitsbestrebungen der Afrikaner irgendwann
erfüllt werden müssten. Jetzt, nach dem Massaker von Sharpeville, begann die zunehmende
internationale Isolation des Landes. Zum ersten Mal wurden Wirtschaftssanktionen verhängt,
obwohl sich die größten Handelspartner Südafrikas, Großbritannien und die USA, weigerten,

124
einem globalen Handelsembargo zuzustimmen. Der starke Druck vieler unabhängigen Staaten
führte dazu, dass Südafrika 1961 aus dem britischen Commonwealth austrat und eine Republik
wurde.

Übung: Das Massaker von Sharpeville


__________________________________________________________________________________________
Arbeitsauftrag: Vergleichen Sie Quelle A und und Quelle C erstellen Sie eine Liste mit mindestens drei
Gemeinsamkeiten und drei Unterschieden.

Quelle A
Auszug aus der Erklärung von Bernardus Fourie, Diplomat der südafrikanischen Regierung, vor den
Vereinten Nationen während der Sondersitzung des Sicherheitsrats zur Erörterung von Sharpeville.
Veröffentlicht in Africa Today, Vol. 3, Mai 1960, Seite 6. Fourie war Südafrikas UN-Botschafter.

… Durch Einschüchterung und Drohung von Personen, die nicht zur Gruppe gehören, gelang es den
Extremisten, eine Menge von ungefähr 20.000 Menschen in einer Gemeinde, Sharpeville, im Transvaal und
ungefähr 6.000 Menschen in Langa in der Kapprovinz zu sammeln. Die Polizei war in den betroffenen
Gebieten, um bei Bedarf eine normale Kontrolle auszuüben, wie dies in allen geordneten Gesellschaften auf
der ganzen Welt der Fall ist, wenn sich große Massen von Demonstranten versammeln. In Sharpeville nahmen
einige Teilnehmer sofort eine bedrohliche Haltung gegenüber der Polizei ein. Es wurden Versuche
unternommen, einige der Übertreter zu verhaften, aber die Menge wurde angrissflustig, und die Polizei wurde
mit einer Vielzahl von Waffen angegriffen: Schmerzen, Äxte, Eisenstangen, Messer, Stöcke und Schusswaffen.
In der Tat wurden Schüsse auf die Polizei abgegeben, bevor die Polizei das Feuer erwiderte, um ihr eigenes
Leben zu verteidigen und um zu verhindern, was zu noch größerem und tragischerem Blutvergießen geführt
hätte. Ich muss kaum sagen, wie sehr die Regierung der Union bedauert, dass es diesen tragischen Verlust an
Leben gegeben hat. Die Maßnahmen, zu denen die Polizei gezwungen war, müssen vor einem Hintergrund
gesehen werden, der vielen Menschen außerhalb Südafrikas nicht bekannt ist. Keine zwei Monate vor der
jüngsten Tragödie wurde eine Gruppe von neun Polizisten von der sogenannten „unbewaffneten“
Friedensgruppe brutal zu Tode geprügelt.
Während es leicht ist, (wenn 10,000 Meilen entfernt) die Behörden dafür zu kritisieren, dass sie bei dieser
Gelegenheit Schusswaffen benutzt haben, wird von einer kleinen Gruppe von Polizisten ihnen tatsächlich zu
viel von einer kleinen Gruppe von Polizisten zu viel gefordert: Selbstmord zu begehen, untätig darauf zu
warten, dass sie an die Reihe kommen, um zu Tode gesteinigt zu werden. … Keine Regierung kann zulassen,
dass Hunderttausende ihrer Bürger von Extremisten eingeschüchtert werden, wie es die Bantu in Südafrika oft
tun…

Quelle B
Gemälde von Godfrey Rubens zum Sharpeville-
Massaker; das Bild ist im südafrikanischen
Konsulat in London ausgestellt

125
Quelle C
Auszug aus einem Artikel von Humphrey Tyler, dem weißen Herausgeber des Drum Magazins (ein
Magazin vor allem für schwarze Südafrikaner). Tyler war einer von zwei Journalistenzeugen.
Veröffentlicht in Africa Today, Vol. 7. Mai 1960, Seite 5.

…Die Menge schien sich lose um die Sarazenen (gepanzerte Panzer) zu versammeln, und am Rande gingen die
Leute ein und aus. Die Kinder spielten. Insgesamt gab es etwa 3.000 Menschen. Sie schienen liebenswürdig.
Plötzlich gab es einen scharfen Knall aus der Richtung der Polizeistation. Es gab schrille Schreie von 'lzwe
Lethu' (unserem Land) - Frauenstimmen, dachte ich. Die Schreie kamen von der Polizeistation und ich konnte
einen kleinen Teil der Menge um die Sarazenen herumwirbeln sehen. Beim afrikanistischen Gruß gingen die
Hände hoch. Dann begannen die Schüsse. Wir hörten das Geräusch eines Maschinengewehrs, dann noch eines,
dann noch eines. Hunderte von Kindern rannten auch. Ein kleiner Junge trug einen alten schwarzen Mantel,
den er hinter dem Kopf hochhielt, und vielleicht dachte, dass er dadurch vor den Kugeln gerettet werden
könnte. Einige der Kinder, kaum so groß wie das Gras, sprangen wie Kaninchen. Einige wurden auch
erschossen. Trotzdem ging das Schießen weiter. Einer der Polizisten stand auf einem Sarazenen, und es sah so
aus, als würde er mit seiner Waffe in die Menge schießen. Vor dem Schießen hörte ich keine Warnung an die
Menge, sich zu zerstreuen. Es gab keine Warnung. Als die Schießerei begann, hörte sie nicht auf, bis sich auf
dem riesigen Gelände vor der Polizeistation nichts Lebendes befand. Die Polizei hat behauptet, sie seien in
verzweifelter Gefahr, weil die Menge sie steinigte. Dennoch wurden nur drei Polizisten von Steinen getroffen
- und mehr als 200 Schwarzafrikaner wurden abgeschossen. Die Polizei hat auch gesagt, dass die Menge mit
"wilden Waffen" bewaffnet war, die das Gelände nach ihrer Flucht verunreinigten. Ich sah keine Waffen,
obwohl ich sehr genau hinschaute, und anschließend die Fotos der Todesszene untersuchte. Während ich dort
war, sah ich nur noch Schuhe, Hüte und wenige Fahrräder zwischen den Leichen...

126
3.5 Entscheidung zur Annahme des bewaffneten Kampfes

Ineffektivität von Gewaltlosigkeit


Nach Massaker in Sharpeville konzentrierte sich die ANC erneut auf Massenaktionen. Viele
Menschen verbrannten ihre Passbücher und die schiere Größe dieser Gesetzlosigkeit
veranlasste die Regierung, das Gesetz, das das Mitführen des verhassten Dokuments
vorschreibt, vorübergehend auszusetzen. Aber dieser scheinbare Sieg war von kurzer Dauer.
Die Regierung sagte dann, dass die Afrikaner ihre Renten nicht mehr ohne ein Passbuch
bekommen könnten:
• Vom 25. bis 26. März 1961 fand in Pietermaritzburg eine All-in-Africa-Konferenz statt.
• Rund 1400 Delegierte aus 145 religiösen, politischen und kulturellen Gruppen
versammelten sich.
• Die Regierung ignorierte ihre Forderung nach einem Ende der Apartheid.
Der Führung des ANC wurde zunehmend klar, dass der enorme Aufwand an Energie, Zeit und
Geld, um die Apartheid zu beenden, ein Misserfolg war. Nelson Mandela, inzwischen auf der
Flucht vor den Behörden und schon lange von der Notwendigkeit eines bewaffneten Kampfes
überzeugt, gelang es schließlich, die ANC-Führung auf einem geheimen Parteitag im Juli 1961
zu überzeugen.

Diskussionen über die Bildung eines bewaffneten ANC-Flügels


Ein Hindernis für die Bildung eines bewaffneten Flügels war Albert Luthuli, der ein
leidenschaftlicher Befürworter der Gewaltlosigkeit war. Luthuli schlug später vor, dass die
militärische Abteilung eine separate Einheit sein sollte, die jedoch unter der Kontrolle der
ANC-Führung stehen sollte. Der Grund dafür war, sicherzustellen, dass die nicht geächteten
ANC-Verbündeten, wie der indische Kongress und die Coloured People's Organization, nicht
angeklagt werden, sobald Gewalt ausbricht.

Die Bildung von Umkhonto we Sizwe


Am Ende des Jahres gründeten Nelson Mandela und Joe Slovo, von der South African
Communist Party einen bewaffneten Flügel Umkhonto we Sizwe (MK) was sowohl in Zulu
als auch in Xhosa Spear of the Nation bedeutete. MK begann sofort seine Sabotageoperationen
gegen den Apartheidstaat. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um die Opfer der
Zivilbevölkerung zu schonen. Am 16. Dezember 1961 vollzog MK die ersten Sabotageakte.

127
Sie wählte den 16. Dezember, weil dies das Datum des jährlichen südafrikanischen Feiertages
war, der an den Sieg der Afrikaner über die Zulu im Jahre 1838 in Blood River erinnert. In
Johannesburg und Port Elizabeth gingen zehn kleine Sprengsätze los.

Poqo
Das PAC hatte auch einen militärischen Flügel gebildet. Es hieß Poqo und bedeutet rein, allein.
Im Gegensatz zum MK hoffte Poqo, denjenigen, die er als Feinde eines freien Südafrika ansah,
maximale Gewalt zuzufügen. Die Gruppe richtete sich gegen langaische Polizisten,
Regierungsinformanten und die Chefs des Heimatlandes Trankei, die als Kolloboratoren der
Regierung galten.

Die Antwort der Regierung


In den ersten achtzehn Monaten des bewaffneten Kampfes führten die beiden Gruppen ungefähr
200 Missionen durch. Es wurde nur wenig bedeutender Schaden angerichtet und weiße
Menschen wurden nicht ängstlicher, weil die Angriffe so gering waren. Die Reaktion der
Regierung war jedoch schnell und heftig. Folgende Maßnahmen wurden ergriffen:
• Der Sabotage Act von 1962. Diejenigen, die wegen Sabotage angeklagt sind, drohten
mit der Todesstrafe. Einer wurde für schuldig befunden, bis er für unschuldig befunden
wurde. Die Sicherheitskräfte hatten nun freie Hand, um Gefangene zu foltern.
• General Laws Amendment Act von 1963. Die Behörden konnten jeden 90 Tage lang
verhaften, ohne ihn wegen Verbrechen anzuklagen. Nachdem die ersten 90 Tage
verstrichen waren, konnten sie sie aufladen und dieselbe Person für weitere 90 Tage
festhalten. Dies könnte auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden.
• Bantu Laws Amendment Act von 1964. Die Behörden könnten jeden Schwarzafrikaner
aus jedem städtischen oder landwirtschaftlichen Gebiet aus irgendeinem Grund
ausweisen.

128
3.6 Rivonia-Prozess (1963-64)

Mandela außerhalb Südafrikas


Nachdem Nelson Mandela und der andere Angeklagte im Verratsprozess für nicht schuldig
befunden und freigelassen worden waren, ging er in den Untergrund, weil der ANC geächtet
worden war. 1962 verließ er insgeheim Südafrika und reiste in mehrere afrikanische Länder,
um Unterstützung für die von ihm erhoffte südafrikanische Guerilla-Truppe zu sammeln. In
Äthiopien sprach er auf der Panafrikanischen Freiheitskonferenz. Seine Rede, in der er die
schwierigen Tage bei dem Versuch, die Apartheid zu stürzen, darlegte, wurde von den
Delegierten sehr positiv aufgenommen, von denen viele aus Ländern stammten, die entweder
kürzlich unabhängig geworden waren oder sich mitten in antikolonialen Kriegen befanden.

Mandela erneut vor Gericht


Siebenzehn Monate lang tauchte Mandela unter oder versteckte sich. Nach seiner Rückkehr
nach Südafrika wurde er von den Behörden festgenommen und wegen Anstiftung zur Gewalt
und Ausreise ohne Reisepass vor Gericht gestellt. Am 7. November wurde er in beiden Fällen
für schuldig befunden und zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Als er den Hof verließ,
wiederholte er den Schrei Amandla! (Macht!) Und die große Menge seiner Anhänger
antworteten mit Ngawethu! (Für uns!) Oder Macht für die Menschen! Mandela wurde bald in
das Hochsicherheitsgefängnis auf Robben Island in der Nähe von Kapstadt geschickt, um seine
Haftstrafe in Einzelhaft zu verbüßen.

Regierungsüberfall auf Liliesleaf Farm


Die Sabotagekampagne wurde fortgesetzt, ebenso wie das Vorgehen der Regierung. Am 12.
Juli 1963 überfielen die Sicherheitskräfte die Liliesleaf Farm im Bezirk Johannesburg in
Rivonia. Die Polizei fand heraus, dass einige der verbleibenden Mitglieder des MK-
Oberkommandos - darunter Walter Sisulu, Govan Mbeki, Raymond Mhlaba, Lionel Bernstein,
Ahmed Kathrada, Arthur Goldreich und Denis Goldberg - ein Dokument mit dem Titel
„Operation Mayibuye“ ausarbeiteten. Dies war ein detaillierter Plan für einen revolutionären
Guerillakrieg, den der MK von geheimen Stützpunkten in ländlichen Teilen des Landes
ausführen sollte. Elf Angeklagte, darunter Nelson Mandela, der aus seiner Zelle heraus erneut
vor Gericht gestellt wurde, wurden nun wegen Hochverrats angeklagt. Der Fall sorgte weltweit
für Aufmerksamkeit.

129
Anklage gegen MK-Mitglieder
Mandela wurde von Robben Island genommen und in ein Pretoria-Gefängnis gesteckt. Er und
neun andere wurden angeklagt mit:
• Rekrutierung von Leuten, um Sprengstoff zu trainieren
• Verschwörung, Sabotageakte zu begehen und ausländischen Militäreinheiten zu helfen,
als diese in Südafrika einmarschierten
• Handeln für weitere kommunistische Ziele
• Geld von Sympathisanten im Ausland bekommen, um diese Pläne auszuführen

Unter den anderen Angeklagten befanden sich wichtige MK-Führer wie Walter Sisulu und
Govan Mbeki. Es gab auch einige Weiße und Inder, die für ihre "Verbrechen" mit der
Todesstrafe konfrontiert waren.

Rivonia Prozess
Der Prozess wurde am 9. Oktober 1963 im Justizpalast von Pretoria eröffnet. Es würde bis zum
12. Juni 1964 dauern. Mandela wurde „Angeklagter Nr. 1“. Er bekannte sich nicht schuldig,
ebenso wie seine Mitangeklagten. Obwohl die Regierung verdammte Beweise vorlegte, lieferte
die Verteidigung ein lebhaftes Argument. Als Mandela am 20. April vor Gericht, seinen
Anhängern und Mitgliedern der einheimischen und ausländischen Presse sprach, wandelte er
die gegen ihn erhobenen Anklagen in eine Anklage gegen die Apartheid um. Er sprach vier
Stunden lang. Seine Rede wird von vielen als eine der größten des 20. Jahrhunderts angesehen.
Er beendete die Rede mit den Worten: “Ich habe das Ideal einer demokratischen und freien
Gesellschaft geschätzt, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Chancen
zusammenleben. Es ist ein Ideal, für das ich leben und das ich erreichen möchte. Aber wenn es
sein muss, ist es ein Ideal, für das ich bereit bin zu sterben.“
Der Richter, Quartus de Wet, brauchte drei Wochen, um zu einem Urteil zu gelangen. Obwohl
der Staatsanwalt auf die Todesstrafe gedrängt hatte, verurteilte der Richter die Männer zu
lebenslanger Haft. Abgesehen von Denis Goldberg, der in ein Gefängnis nur für Weiße gebracht
wurde, wurden die Schuldigen sofort zu Haftstrafen im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis
von Robben Island verurteilt. Er würde die nächsten 27 Jahre dort verbringen.

130
4. Die Rolle und Bedeutung der Hauptakteure- und gruppen
4.1 Albert Luthuli (1898-1967)

Konzeptionelles Verständnis
Schlüsselkonzept
è Ursache
è Bedeutung

Schüsselfragen
è Welche Auswirkungen hatten zwischen 1948 und 1964
Schlüsselgruppen wie die ANC, die SACP und Umkhonto
We Sizwe (bekannt als MK)?
è Inwieweit waren die Schlüsselgruppen in ihrer Opposition
gegen das Apartheidsystem erfolgreich?
è Wie wichtig war die Rolle von Schlüsselpersonen wie
Albert Luthuli und Nelson Mandela?

1994 endete in Südafrika die Rassentrennung –


nach Jahrzehnten des Widerstands. Den trieb Albert John Luthuli
früh und entscheidend voran, als Präsident des African National
Congress, und immer gewaltlos. Anfang der Sechziger bekam er als
erster schwarzer Politiker den Friedensnobelpreis. 1967 geriet er
unter einen Güterzug.

Gunnar Jahn, der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, steht an


diesem 10. Dezember 1961 in der Aula der Universität von Oslo. Er stellt den Mann vor, der
gleich den Friedensnobelpreis erhalten wird: Albert John Luthuli, Präsident der
südafrikanischen Widerstandsbewegung ANC, des „African National Congress“. Der 63-
Jährige trägt den blauen Umhang eines Zulu-Häuptlings, eine Mütze aus Leopardenfell auf dem
Kopf. Luthuli ist der erste
Schwarzafrikaner, der mit einem
Nobelpreis ausgezeichnet wird. Über die
Preisverleihung berichtet damals ein
deutscher Reporter:
„Luthuli, selbst Farbiger, gequält und
verfolgt von seiner Regierung, ist der
Albert Luthuli bei der Verleihung des
bedeutendste Repräsentant des Kampfes Friedensnobelpreises 1961.
gegen die Rassentrennung in der

131
Südafrikanischen Union. Dabei verzichtet er, wie einst der große Inder Mahatma Gandhi, auf
jegliche Anwendung von Gewalt.“

Anti-Apartheids-Politiker seit den 1940ern


Luthuli war dem ANC schon in den 40er-Jahren beigetreten. Die südafrikanische Regierung
belegte den charismatischen Politiker mit Repressionen, seit er 1952 an die Spitze der
südafrikanischen Bürgerrechtsbewegung gewählt worden war. Als Luthuli 1960 den
Friedensnobelpreis bekam, war der ANC in Südafrika bereits verboten. Über die Bedeutung
des Preises sagte er selbst am Tag der Verleihung:
„Ich habe in diesem Preis immer eine Bestätigung für unseren Kampf in Südafrika gesehen und
für die Art und Weise, in der wir versucht haben, diesen Kampf unter sehr schwierigen
Bedingungen zu führen. Der Friedensnobelpreis ging nicht nur an Albert Luthuli, sondern auch
an Südafrika. Vor allem an die südafrikanische Bevölkerung, die Widerstand leistet. Aber
letztlich an die Bevölkerung ganz Afrikas.“ Als Mandela übernimmt, detonieren die ersten
Bomben. Wenige Tage später änderte sich alles. Der ANC rückte vom Prinzip der
Gewaltfreiheit ab, in Südafrika detonierten die ersten Bomben. Hinter der neuen Strategie stand
vor allem Nelson Mandela. Er war 20 Jahre jünger als Luthuli, seine Generation wollte sich
nicht länger mit Petitionen begnügten. Der Historiker Christoph Marx: „Man muss auch sehen,
dass die Polizei immer – bei Kleinigkeiten! – mit unglaublicher Brutalität vorging, der
Höhepunkt war ja in der Zeit das Sharpeville Massaker 1960, bei dem 69 Menschen erschossen
und weit über hundert verletzt wurden, die meisten wurden in den Rücken geschossen, als sie
schon auf der Flucht waren, das war eigentlich ein unprovoziertes Massaker.“

Der Laienprediger Luthuli hält an Gewaltfreiheit fest


Luthuli geriet in eine schwierige Lage: Er war nun Präsident einer Organisation, die auch mit
Gewalt gegen die Rassentrennung kämpfte. Er selbst hielt dagegen an seiner Überzeugung
bedingungslos fest:
„Wir versuchen, unsere Ziele mit friedlichen Mitteln zu erreichen, ohne den Einsatz von
Gewalt. Wir nutzen alle außerparlamentarischen Methoden, die wir für legitim halten, um
unser Ziel zu erreichen.“ Luthuli konnte und wollte nicht anders: Er kam aus einer
afrikanischen Missionarsfamilie, wurde zunächst Lehrer und Laienprediger der
methodistischen Kirche, ehe er später ein traditionelles Häuptlingsamt übernahm und dann in
den politischen Widerstand ging. Das Christentum blieb die Triebkraft seines Handelns.

132
Als er verunglückt, ist er politisch abserviert
Der ANC und Mandela kamen ihrem Präsidenten entgegen. Sie gründeten für den bewaffneten
Kampf 1961 eine eigene Organisation namens „Umkhonto we Sizwe“, „Speer der Nation“.
Luthuli, schon zu Lebzeiten eine Symbolfigur des Widerstands, stand nun nicht mehr an der
Spitze der Bewegung. Sein Tod am 21. Juli 1967 hatte deshalb kaum noch einen Einfluss auf
den politischen Kampf: „Er ist ja von einem Güterzug erfasst worden und dabei gestorben,
auch da gab es viele Gerüchte, dass das ein fingierter Unfall gewesen wäre, das ist eher
unwahrscheinlich, weil er in der Zeit schon sehr stark sein Augenlicht verloren hatte und fast
blind war und offensichtlich den Zug übersehen hat, also dass es ein wirklicher Unfall war.

Ewiger Optimist – aber das Happy End erlebt er nicht


Luthuli wurde 69 Jahre alt. Trotz der massiven Unterdrückung durch die südafrikanische
Regierung war er Zeit seines Lebens optimistisch geblieben. Auf die Frage nach der Zukunft
sagte er in Oslo:
„Wir bewegen uns schnell auf ein Zeitalter zu, in dem wir nicht länger in den Kategorien von
Rasse denken werden. Wir werden ineinander nur noch Menschen sehen, die letztlich alle
Kinder Gottes sind.“

133
4.2 Nelson Mandela

Nelson Mandela, eine Ikone des Freiheitskampfes, war zusammen mit Albert Luthuli die
dominierende Figur in der Befreiungsbewegung zwischen 1948 und 1964. Mandela wurde
1918 geboren und war der Nachkomme der kleinen afrikanischen Könige (minor African
royalty). Sein Vater war der Hauptratgeber des Königs der Thembu, eines Zweigs der Xhosa.
Er studierte an der afrikanischen Universität von Fort Hare, einem College, das einen
wohlverdienten Ruf als Brutstätte für politischen Aktivismus hatte. Mandela, der seit seiner
frühen Kindheit rebellisch war, wurde ausgeschlossen, weil er an einem Studentenprotest
teilgenommen hatte. Nachdem er 1941 wegen einer arrangierten Ehe aus Qunu geflohen war,
lernte er Walter Sisulu bei seiner Ankunft in Johannesburg kennen. Sisulu machte Mandela mit
einer Anwaltskanzlei bekannt, in der er während des Studiums mit der Arbeit begann, um seine
juristischen Artikel zu erhalten. Er war in Fälle verwickelt, in denen er zur Verteidigung von
Schwarzen beitrug, die gegen die Segregationsgesetze des Landes verstoßen hatten. Mandela
wurde noch mehr politisiert.

Mandela trat dem ANC 1944 bei, im selben Jahr wie Luthuli. Er
gründete zusammen mit Sisulu und seinem frühen politischen
Mentor, dem Afrikaner Anton Lembede, die ANC Youth League.
Mandela wurde bald für seine Organisationsfähigkeit und Dynamik
sowie für seine starke Opposition gegen die alte Garde der
Bewegung bekannt. Er fand den verfassungsrechtlichen Ansatz mit
seiner Strategie, die Behörden höflich anzusprechen, gefährlich
passiv und in einem eher repressiven politischen Umfeld der
Nachkriegszeit zunehmend obsolet. Er argumentierte, dass die Unterdrückung des
Bergarbeiterstreiks von 1946 durch die Behörden und das bedrohliche Aufkommen eines
radikalen afrikanischen Nationalismus eine konsequentere Strategie der Nichtzusammenarbeit
und Massenaktion rechtfertigten. Nach dem Wahlsieg der NP im Jahr 1948 war Mandela eine
Schlüsselfigur, um den Parteivorsitzenden davon zu überzeugen, das radikale
Aktionsprogramm der Jugendliga zu verabschieden, dass er mit ausgearbeitet hatte. Mandela
wurde Ende 1949 in das Nationale Exekutivkomitee des ANC gewählt und 1950 zum
Präsidenten der Jugendliga ernannt. Durch seine Rolle in der Defiance-Kampagne im Jahr 1952
half er, das Aktionsprogramm in eine politische Realität umzusetzen. Er wurde als nationaler
Freiwilliger nominiert Er war vielleicht das wichtigste Mitglied der Partei bei der Organisation

134
des zivilen Ungehorsams im ganzen Land. Etwa zu dieser Zeit erlangte Mandela nationale
Bekanntheit, und Zeitungen berichteten häufig über seine Beteiligung an trotzigen Handlungen.

Die Defiance-Kampagne war auch in anderer Hinsicht von Bedeutung für Mandelas Karriere.
Erstens hatte er aufgrund seiner Verhaftung und der darauffolgenden sechsmonatigen
Verbotsanordnung die Zeit, seine Anwaltszulassungsprüfung abzulegen und in
Zusammenarbeit mit Oliver Tambo die erste Anwaltskanzlei für Schwarz in Johannesburg zu
eröffnen. Unnötig zu erwähnen, dass das Unternehmen bald für seine furchtlose Vertretung der
Opfer von Apartheidgesetzen bekannt wurde (im Übrigen war das Unternehmen selbst ein
frühes Opfer des Group Areas Act von 1950 und musste seine Büros vom Stadtzentrum in ein
entferntes Gebiet verlegen). Zweitens überzeugte ihn Mandelas Erfahrung in der
Zusammenarbeit mit anderen Gruppen während der Defiance-Kampagne von dem Wert, eine
gemeinsame Front gegen die Aparteiden zu schaffen. Er war stark von Lembede beeinflusst
und vor 1952 als Afrikanist bekannt. In der Tat hatte Mandela sich dem Streik des „May Day
stay-at-Home“ 1950 widersetzt, da der ANC seine eigenen Proteste organisieren und nicht mit
ihm zusammenarbeiten sollte die Kommunisten. Durch seine Zusammenarbeit mit führenden
Kommunisten wie Kotane, Yusuf Dadoo und JB Marks wurde Mandela zu einem festen
Vertrauten eines nicht-rassistischen Ansatzes, als seine Politik nach links schwang. Mandela
rückte nach dem geheimen Neustart der Partei im Jahr 1953 näher an die SACP heran. Er war
eine einflussreiche Kraft hinter der Entscheidung, über die Kongressallianz ein Bündnis mit
anderen Anti- Apartheid-Gruppen zu schließen. Er widersetzte sich dem Verbot, sich an der
Planung der COP zu beteiligen, und half beim Verfassen der Freiheitscharta. Mandela
beobachtete zusammen mit Sisulu schweigend von der Seitenlinie aus, wie die Charta bei der
Kundgebung in Kliptown verkündet wurde, um nicht wegen Verstoßes gegen die
Bestimmungen seines Verbots erneut verhaftet zu werden.

Im Jahr 1953 entwarf Mandela den "M-Plan", eine Reihe von Maßnahmen, die die Bewegung
ergreifen musste, falls sie von der Regierung verboten und in den Untergrund getrieben wurde.
Er war auch sehr aktiv in der wütenden, aber unwirksamen Reaktion des ANC auf Verwoerds
Bantu Education Act in den Jahren 1953-54 und in der Resist Apartheid Campaign, der
erbitterten, aber letztendlich vergeblichen Opposition gegen die Zwangsumsiedlung von
Afrikanern, die in Sophiatown, einem Vorort von Johannesburg, lebten Westliches
Gebietsentfernungsprogramm der Regierung. Mandela war einer der Hauptangeklagten im
langjährigen Hochverratsprozess, der 1956 begann und fünf Jahre dauerte, bis er schließlich
1961 freigesprochen wurde. Obwohl er für längere Zeit in Gewahrsam gehalten wurde, wurde

135
er in dieser Zeit zu einer dominierenden Persönlichkeit im ANC, wobei Albert Luthuli
ausnahmslos von der politischen Aktion ausgeschlossen wurde, weil er aufgrund von Verboten
auf das ländliche Fremde beschränkt war. Nach dem Massaker von Sharpeville und der
Entscheidung der Regierung, den ANC zu verbieten, war Mandela die wichtigste treibende
Kraft, um die Partei davon zu überzeugen, die Unvermeidlichkeit des bewaffneten Kampfes zu
akzeptieren, eine Möglichkeit, die er zuvor im "M-Plan" skizziert hatte.

Nach dem Zusammenbruch des Hochverratsverfahrens im März 1961 wusste Mandela, dass
die Regierung versuchen würde, ihn sofort zu rüsten. Bei der vom ANC in Pietermaritzburg
organisierten All- in-African-Konferenz hatte er Zeit für einen letzten Akt des öffentlichen
Trotzes, als er sich an eine große Anzahl von Delegierten wandte. In einer kühnen Rede forderte
Mandela die Regierung auf, den Irrtum ihrer Art zuzugeben und eine demokratische
Konvention zu errichten, die alle Südafrikaner vertritt, oder sich einem Generalstreik zu stellen,
der das Land lähmen würde. Ironischerweise würde der NP genau diesen Forderungen
nachkommen. Nach Konsultationen zwischen Präsident FW de Klerk und einem kürzlich
freigelassenen Mandela im Jahr 1990 müsste Südafrika jedoch weitere drei Jahrzehnte auf diese
Entwicklung warten. De Klerk erklärte sich bereit, die Konvention für ein demokratisches
Südafrika (CODESA) einzuberufen, ein Gremium, das den Süden vertritt, Afrikaner aller
Parteien für ein nichtrassisches Südafrika, was 1994 zum Ende des Apartheidsystems führte.

Nach seiner Rede in Pietermaritzburg wusste Mandela, dass er vor den Behörden fliehen
musste. Er war im sicheren Haus des ANC auf der Liliesleaf Farm untergetaucht und reiste
durch das Land, um Widerstand zu organisieren, oft als Hausjunge, Gärtner oder Fahrer
verkleidet. Seine Fähigkeit, der Polizei auszuweichen, wurde legendär und brachte ihm den
Spitznamen "Schwarzer Pimpernel" ein. Ab Dezember 1961 war er maßgeblich daran beteiligt,
Umkhonto we Sizwe (MK) als seinen neuen Oberbefehlshaber zu konstituieren und seine
regionalen Kommandostrukturen zu organisieren. Er floh Anfang 1962 aus dem Land und
bereiste ausgiebig Afrika, wo er nationale Führer traf und eine Guerilla- Ausbildung in Algerien
erhielt. Er organisiert auch die Ausbildung von MK-Rekruten im Exil in Äthiopien. Nach der
Rückkehr nach Johannesburg von einer Reise nach Durban. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis
verurteilt, weil er das Land ohne Erlaubnis verlassen und Streikaktionen angestiftet hatte.
Während dieser Haftstrafe verhaftete die Polizei die verbleibenden Mitglieder des MK-
Oberkommandos nach einer Razzia auf der Liliesleaf Farm. Sie fanden Dokumente über die
Herstellung von Sprengstoffen und einen Entwurf der Operation Mayibuye, Mks Plan für einen
Guerillakampf gegen die Regierung. Zwischen 1963 und 1964 wurde Mandela im berühmten

136
Rivonia-Prozess erneut vor Gericht gestellt. Nach dem Prozess waren alle Angeklagten bis auf
einen schuldig und wurden wider Erwarten zu lebenslanger Haft verurteilt, anstatt durch
Erhängen zu sterben. Sie wurden sofort heimlich in ihr Gefängnis auf Robben Island gebracht.
Mandela und seine Kameraden sollten für die nächsten 27 Jahre von der politischen Szene
verschwinden. Die Zeit, in der die Regierung das Apartheidsystem einführte und der ANC
zunächst mit gewaltfreiem Widerstand und dann mit bewaffnetem Kampf reagierte, war in der
südafrikanischen Politik von Grund auf vorbei.

Beurteilung

Mandelas Beitrag zum ANC im Besonderen und zur Anti-Apartheid-Bewegung im


Allgemeinen war immens. Er hat die Partei Ende der 1940er Jahre durch sein Engagement in
der Youth League wiederbelebt und war ein führendes Licht der Trotzkampagne im Jahr 1952,
als die Partei sich als Vorreiter des afrikanischen Widerstands gegen das Apartheidsystem zu
profilieren begann. Er war maßgeblich an der Vereinigung der Südafrikaner aller Rassen im
Kampf gegen die Apartheid durch sein Eintreten für die COP beteiligt. Seine Verteidigung im
langwierigen Hochverratsprozess, ein Hauptziel des Apartheidregimes, ist Ausdruck der
Widerstandsfähigkeit derer, die gegen ein ungerechtes Rassensystem kämpfen. Die bewaffnete
Kampagne von MK, die er zusammen mit seinen Heldentaten als "Black Pimpernel" und dem
Drama des Rivionia-Prozesses, in dem er erneut im Mittelpunkt der Welt stand, führte, blieb in
den folgenden Jahren auf die Missetaten der Apartheid in Südafrika gerichtet das Sharpeville-
Massaker. Warum Mandela zu einer solchen Ikone des Kampfes wurde, ist eine Frage, die
Historiker seit langem interessiert. Seine erste Biografin, Mary Benson (1986), argumentiert,
dass er den Freiheitskampf durch seine Führung der Defiance-Kampagne verkörpern wollte.
Der Mut und die Stärke, die er bewies, als er zur Verhaftung aufrief und dann seine Opposition
gegen die Apartheid beharrte, war für viele innerhalb und außerhalb des ANC eine Quelle der
Inspiration. Der Historiker Tom Lodge räumt ein, dass Mandela in den 1950er Jahren ein
aufsteigender Stern des ANC war, argumentiert jedoch, dass dies eine Zeit war, in der er immer
noch darum kämpfte, seine eigene politische Identität zu fälschen, frei vom Einfluss von Luthuli
einerseits und seinen Kameraden in der SACP auf der anderen Seite. Laut Lodge wurde die
Mandela-Legende nach Sharpeville geboren, als er von vielen Afrikanern als Retter des
Befreiungskampfes angesehen wurde.

137
4.3 Der African National Congress (ANC)

Entstehung und Frühgeschichte

Der African National Congress (ANC) war in der Zeit zwischen 1948 und 1964 die
dominierende Kraft in der nationalistischen Opposition Afrikas gegen das Apartheidsystem.
Die Partei wurde 1912 auf einer Konferenz in Bloemfontein als South African Native National
Conference (SANNC) gegründet. Prominente Mitglieder der Black Community hatten die
Notwendigkeit einer landesweiten Partei erkannt, die die Interessen der Schwarzafrikaner nach
der Gründung der Union of South Africa im Jahr 1910 wirksam vertreten konnte.

Wie erfolgreich war die ANC zwischen 1948 und 1964?

Es kann argumentiert werden, dass die Erfolge des ANC viele waren. Es vollendete seinen
Wandel von einer moribunden und weitgehend inaktiven Organisation zu einer radikaleren,
massenbasierten Bewegung, die die Bestrebungen der Mehrheit der Südafrikaner angesichts
massiver Ungerechtigkeit und Unterdrückung darstellte. Nach den vielen Rückschlägen durch
die überwältigende Staatsmacht führte sie den Kampf immer wieder an die Apartheidbehörden
weiter, zuerst mit der Trotzkampagne, dann mit der COP und den Busboykotten und schließlich
mit der Entscheidung, sich dem bewaffneten Kampf zu stellen. Sie machte die Welt auf die
Ungerechtigkeiten des Apartheidregimes aufmerksam und gewann durch ihre frühe Strategie
des gewaltfreien Widerstands moralische Anerkennung. Die ANC war auch erfolgreich darin,
Bündnisse mit einer Reihe anderer Anti-Apartheid-Gruppen zu schließen, darunter der South
African Indian Congress (SAIC), die South African Coloured Peoples' Organization und der
South African Congress of Democrats über den Congress of the People (COP) im Jahr 1955.
Die Freiheitscharta wurde zu einer Ikone des Kampfes im 20. Jahrhundert. Trotz des Erfolgs
der Regierung bei der Niederschlagung des ANC und des MK im Jahr 1964 war die Bewegung
bis zum Ende des Zeitraums von 1948 bis 1964 ohne Frage die politische Stimme der großen
Mehrheit der schwarzen Südafrikaner. Gleichzeitig wurde die ANC in einigen wichtigen
Punkten als unzureichend befunden. Zu seinen Fehlern gehören die folgenden:

• Die Bewegung scheiterte an ihrem endgültigen Ziel, das Apartheidsystem zu


stürzen. Tatsächlich war es unmöglich, auch nur einfachste Zugeständnisse von der
Regierung zu erhalten. Die Defiance- Kampagne und die Bus-Boykotte waren von
symbolischer Bedeutung, hatten jedoch keine wirklichen Auswirkungen auf die
Schwächung der NP.

138
• Versuche, die Einheit der Partei aufrechtzuerhalten, scheiterten 1959 mit der
Gründung der PAC durch die afrikanischen Ausreißer.
• Enge Beziehungen mit der SACP haben zu dieser Abspaltung beigetragen und auch
die weißen Liberalen entfremdet, die die Bewegung ansonsten möglicherweise
unterstützt hätten.
• Die Entscheidung, den bewaffneten Kampf anzunehmen, bestätigte den Verdacht
vieler Weißer, dass der ANC im Kern eine terroristische Organisation sei. Dies
spielte der Regierung in die Hände und ermutigte sie, das Apartheidsystem noch
weiter auszudehnen.
• Die ANC hatte keine wirksame Antwort, als die Regierung nach dem Massaker von
Sharpeville scharf gegen ihn vorging.
• Nach der Inhaftierung hochrangiger ANC-Führer im Jahr 1964 folgte eine längere
Zeit relativer Stille. Während die Townships vor Ressentiments steckten, gelang es
den Behörden, die Spannungen bis zum plötzlichen Ausbruch der Gewalt in Soweto
1976 unter Kontrolle zu halten. Offensichtlich war es den Behörden gelungen, den
Widerstand gegen die Apartheid bis zum Ende der Periode zu zerstören.

139
4.4 Die South African Communist Party (SACP)

Die Kommunistische Partei Südafrikas (CPSA) wurde 1921 in


Kapstadt gegründet. Zwei wichtige Ereignisse prägten
maßgeblich die frühe Geschichte der Partei. Die erste war die
bolschewistische Revolution in Russland im Jahr 1917, ein
Ereignis, das Revolutionäre auf der ganzen Welt inspirierte und
viele von ihnen dazu veranlasste, eigene marxistische Parteien
zu gründen.

Das zweite war das dramatische Wachstum der südafrikanischen Arbeiterbewegung in den
Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Dieses Wachstum fand vor dem Hintergrund des heftigen
Kampfes zwischen weißen Arbeitern und dem Bergbauhaus statt. Aufgrund des gesunkenen
Goldpreises schlugen die Bergbaumagnaten mit der vollen Unterstützung der Regierung Smuts
vor, die Kosten zu senken, indem sie die Löhne der weißen Arbeiter senkten und die
Rassentrennung aussetzen, indem sie in einigen Ländern die Beschäftigung von Schwarzen in
angelernte und leitende Positionen zulassen. Dies löste eine heftige Reaktion des Weißen
Proletariats und eine Reihe von Streiks aus, die die Produktion bis Ende 1921 praktisch zum
Erliegen brachten. Angesichts des revolutionären Potenzials in dieser Situation beschloss die
neu gegründete CPSA, sich den Protesten der Weißen anzuschließen. Einer der führenden
Agitatoren im Kampf war der CPSA-Führer WH Andrews, im Volksmund als "Comrade Bill"
bekannt. Ironischerweise bedeutete dies, dass sich die Kommunisten mit einer angeblich
rassistischen Arbeiterbewegung verbündet sahen. Eines der Hauptziele der weißen Arbeiter war
die Wiedereinsetzung der Rassenschranke, und ihre Proteste beinhalteten häufig zufällige
Angriffe auf unschuldige schwarze Passanten. Der Kampf erreichte seinen Höhepunkt in der
Rand-Revolte (auch Rand-Rebellion genannt) vom März 1922, einem bewaffneten Aufstand
von 22.000 weißen Arbeitern gegen den Staat. Smuts schickte seine Armee und der Aufstand
wurde blutig niedergeschlagen, wobei 200 Arbeiter bei den Kämpfen getötet wurden.

Smuts wurde von weißen Wählern für seine Rolle bei der Niederschlagung der Rebellion
bestraft, und seine südafrikanische Partei (SAP) verlor bei den Parlamentswahlen 1924 die
Macht. Sie wurde durch eine Koalitionsregierung aus Hertzogs Nationalisten und dem
hauptsächlich anglophonen Südafrikaner ersetzt Arbeiterpartei. Die Labour Party hatte
während der Revolte von 1922 mit der CPSA um Einfluss auf die weißen Bergleute gekämpft.
Als revolutionäre kommunistische Organisation war die CPSA offensichtlich weit radikaler

140
(und weniger rassistisch) als die Labour Party - einer Partei, die nun bereit war, sich der
Koalition anzuschließen, folgte eine Flut neuer rassistischer Gesetze.

Mit ihrer rassistischen, rivalisierenden weißen Arbeiterpartei in der Regierung hat die CPSA
eine dramatische Kehrtwende vollzogen. Auf Befehl der Komintern (der von Moskau
dominierten globalen Organisation kommunistischer Parteien) verlagerte die Partei ihren Fokus
von der weißen Arbeit auf das afrikanische Proletariat. Ende 1925 bestand die Mehrheit der
Parteimitglieder aus Schwarzen. Im Jahr 1928 forderte es die schwarze Mehrheit im Land.
Trotzdem war die CPSA immer noch eine Partei, in der die weißen Intellektuellen nach wie vor
eine herausragende Rolle spielten. Viele führende Persönlichkeiten, darunter Solly Sachs und
Bram Fischer, waren ebenfalls Juden. In den oberen Rängen der Partei waren sowohl Schwarze
als auch Inder vertreten: JB Marks, Johannes Nkosi und Moses Kotane waren wichtige Führer
in ihrer frühen Geschichte.

Die CPSA begann Ende der 1920er Jahre, enge Beziehungen zum ANC aufzubauen. Der
radikale Josiah Gumede wurde der Führer des Kongresses im Jahr 1928 und die Partei drehte
sich unter seiner Führung scharf nach links. Während dieser Zeit schlossen sich eine Reihe
schwarzer Kommunisten dem ANC an. Sie blieben jahrelang einflussreiche Mitglieder beider
Parteien. Die enge Beziehung ließ jedoch in den 1930er Jahren nach, als der ANC unter der
konservativen Führung von Pixley Seme nach rechts zurückkehrte. Die CPSA kämpfte in dieser
Zeit mit schwindenden Mitgliedern und den Versuchen einiger ihrer Führer in der Partei
gewaltsam zu stalinisieren. Trotz ihrer Probleme arbeitete die CPSA fleißig daran, die
Arbeiterbewegung zu entwickeln, und ihr Einfluss auf die Arbeiter wuchs Ende der 1930er
Jahre erneut. Während der Hauptfokus auf dem afrikanischen Proletariat lag, war die Partei in
ihrer Herangehensweise absolut nicht rassistisch und stets bestrebt, eine breite Koalition von
Arbeitern aufzubauen. Es bildete den South African Trades and Labour Council, eine
Föderation, der viele Gewerkschaften angehörten, von denen einige Afrikaner waren. Die Partei
war auch maßgeblich an der Gründung der AMWU im Jahr 1941 beteiligt, deren erster
Präsident der führende schwarze Kommunist JB Marks war.

In den frühen Nachkriegsjahren war die KPdSU so erfolgreich darin, die Arbeiter über die
Rassenkluft hinweg zu beeinflussen, dass die NP begann, sie als eine große Bedrohung für ihre
eigene Strategie der Schaffung einer nationalistischen Bewegung der Afrikaner zu betrachten,
die alle sozialen Schichten vereinte. Der NP argumentierte, dass das Land jetzt von einer
globalen kommunistischen Verschwörung bedroht sei. Die NP-Mitglieder behaupteten

141
paradoxerweise, der Kommunismus versuche, die Einheit der "Volksgruppe" (Afrikaner) zu
untergraben, indem er die weiße Arbeiterklasse den Ideen des Nicht- Rassismus aussetze und
gleichzeitig Schwarz gegen Weiß wende und Bürgerkrieg schaffe. Der antikommunistische
Eifer erreichte im Vorfeld der Wahlen von 1948 einen Höhepunkt, als die doppelten
Befürchtungen vor "roter Gefahr" (Kommunismus) und "schwarzer Gefahr" (Afrikaner) in der
nationalistischen Haltung der Afrikaner verschmolzen. Anti-Rot-Paranoia spielte beim
Wahlsieg von DF Malan eine bedeutende Rolle. Der Historiker und Politikwissenschaftler
Philip Nel (1990) argumentiert, dass diese Periode den Beginn der langjährigen Besessenheit
des NP vom Kommunismus markiert. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die wachsende
interne Opposition gegen die Rassenpolitik durch den schädlichen Einfluss eines externen
Akteurs, in diesem Fall der Sowjetunion, erklärt werden müsse.

Das offizielle Vorgehen gegen Kommunismus und afrikanische Arbeit war bereits weit
fortgeschritten, bevor die NP 1948 die Macht übernahm. Der von der AMWU organisierte
Streik der Bergarbeiter von 1946 wurde von der Polizei niedergeschlagen. Der Streik erreichte
keines seiner Ziele und einige Tage später wurden die Arbeiter in die Minen zurückgedrängt.
Der Streik führte jedoch zu einer tiefgreifenden Veränderung des politischen Bewusstseins im
Land, und Arbeiter und Regierungsbeamte wurden sich des Potenzials kommunistisch
motivierter, massenbasierter Proteste gegen das Regime bewusster. Die neue Regierung ergriff
Maßnahmen gegen die KPdSU, sobald Malan 1948 das Amt antrat. Der NP unterstrich
eindeutig seine Absicht und schloss sofort die sowjetischen Konsulate in Johannesburg und
Kapstadt (diplomatische Beziehungen waren 1942 bei der Gründung von Südafrika und der
Sowjetunion hergestellt worden) Union hat sich im Zweiten Weltkrieg unerwartet verbündet).

Die CPSA war ein offensichtliches Ziel des 1950 verabschiedeten Gesetzes zur Unterdrückung
des Kommunismus. Das Gesetz war jedoch als Waffe konzipiert, die nicht nur gegen
Kommunisten, sondern allgemein gegen die Anti-Apartheid-Bewegung eingesetzt werden
konnte. Die Verschmelzung des ANC mit dem Kommunismus war Teil einer bewussten
Regierungsstrategie. Dies war die Zeit der mccarthyistischen antikommunistischen
Hexenjagden in den USA, und die südafrikanischen Behörden glaubten, sie könnten den ANC
stigmatisieren, indem sie die Partei mit dem Kommunismus in Verbindung bringen. Das
Ergebnis des neuen Gesetzes war, dass die CPSA für illegal erklärt und in den Untergrund
getrieben wurde. Viele ihrer Führer erhielten Verbotsanweisungen, die sie trotzten, indem sie
weiterhin öffentlich sprachen, was zu ihrer Inhaftierung führte. Andere, darunter JB Marks,

142
Moses Kotane und Solly Sachs, organisierten zusammen mit dem ANC und dem SAIC die
Defiance-Kampagne.

Die Partei wurde 1953, immer noch illegal, als Südafrikanische Kommunistische Partei (SACP)
neu konstituiert. SAIC-Führer Yusuf Dadoo wurde zum Vorsitzenden und Moses Kotane-
Parteisekretär gewählt. Die Namensänderung der Partei war bedeutend. Sie betonte, dass die
Partei, obwohl sie immer noch Teil einer umfassenderen kommunistischen Bewegung war, in
ihrer Ausrichtung eher südafrikanisch als internationalistisch war. Ihr Hauptziel war es, mit
anderen Gruppen zusammenzuarbeiten, um der Apartheid ein Ende zu setzen. Die
Emanzipation des globalen Proletariats könnte später kommen.

In anderen wichtigen Punkten blieb die Partei jedoch weitgehend unverändert. Ideologisch
blieb es seinem revolutionären Erbe treu, den Sturz einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung
anzustreben. Es wurde argumentiert, dass es der Kapitalismus gewesen sei, der das System der
Ausbeutung und der Unterdrückung der Rasse hervorgebracht habe, und dass die Apartheid nur
mit einem gleichzeitigen Angriff auf das Wirtschaftssystem besiegt werden könne, dass ihren
Unterhalt sicherte. Die SACP war auch eine hochdisziplinierte Avantgarde-Partei in dem Sinne,
dass sie von einer kleinen Gruppe professioneller Revolutionäre angeführt wurde, deren
Aufgabe es war, die Massen von der Front aus zu führen. Es war auch streng geheim: Erst nach
seinem Tod im Jahr 2013 wurde bestätigt, dass Mandela kurz vor seiner Verhaftung im Jahr
1962 im Zentralkomitee der Partei gedient hatte.

Als sich der Kampf gegen die Apartheid entwickelte, rückten die SACP und der ANC immer
näher zusammen. Die Partei war maßgeblich an den Bemühungen beteiligt, die Anti-Apartheid-
Gruppen durch die COP weiter zu integrieren. Der von Weiß dominierte Kongress der
Demokraten, eine Organisation im Herzen der Kongressallianz, war im Wesentlichen eine
Front für die Kommunisten. Der Einfluss der SACP war in einigen der stark sozialistischen
Prinzipien, die in der Freiheitscharta verankert sind, offensichtlich. In der Freiheitscharta heißt
es beispielsweise, dass "der Bodenschatz, die Banken und die Monopolindustrie in das
Eigentum des gesamten Volkes übergehen sollen" und dass "das Land unter denjenigen
aufgeteilt werden soll, die dafür arbeiten ". Ruth First, die führende SACP-Aktivistin und
Ehefrau eines weiteren führenden Vertreters der SACP, Joe Slovo, spielte eine wichtige Rolle
bei der Gründung des Kongresses der Demokraten und der Ausarbeitung der Freiheitscharta.
Die Regierung nutzte die Freiheitscharta als Beweismittel in ihrem Fall gegen ANC-Führer im
berühmten Hochverratsprozess, der 1956 begann. Sie behauptete, die Bewegung sei von der

143
SACP gründlich infiltriert worden und beide Organisationen hätten sich des Verrats durch die
Verschwörung der sozialistischen Revolution schuldig gemacht. SACP-Mitglied Bram Fischer
leitete die Verteidigung des Angeklagten. Es gelang dem Staat, den Prozess bis 1961
fortzusetzen, aber er konnte seinen Fall nicht beweisen und alle Angeklagten wurden
freigesprochen. Der Hochverratsprozess war wichtig, weil er dazu beitrug, die neue Generation
von ANC-Führern davon zu überzeugen, dass die Regierung entschlossen war, die
Unterdrückung friedlichen Protests zu verstärken und die Widerstandsbewegung zu zerstören,
was auch immer kommen mag, und dass die Zeit für gewaltfreie Opposition vielleicht
abgelaufen war. Nach Sharpeville und dem Verbot des ANC durch die Regierung wurde
Umkhonto we Sizwe (MK) schließlich 1961 gegründet. Seine Gründung wurde stark von
SACP-Führern beeinflusst, die auch Mitglieder des ANC waren. Eine erste Entscheidung zur
Einleitung des bewaffneten Kampfes war auf einer geheimen Konferenz der Kommunistischen
Partei getroffen worden, die im Dezember 1960 in Johannesburg stattfand. Nelson Mandela
und Walter Sisulu waren beide im Namen des ANC anwesend. Interessanterweise war die
wichtigste Gegenstimme bei diesem Treffen die des SACP-Generalsekretärs Moses Kotane,
der warnte, dass die Bewegung noch nicht bereit für militärische Aktionen sei und mit
Sicherheit von ihrem gewaltigen Gegner niedergeschlagen würde. Nach der Gründung von MK
wurde Anfang 1962 eine SACP-Delegation nach Moskau entsandt. Sie schafft es, die
Finanzierung, Ausbildung und andere Unterstützung für MK sicherzustellen. SACP-Gelder
wurden für das "sichere Haus" von MK, die Liliesleaf Farm in Rivonia, gezahlt, die sich im
Besitz des führenden Parteimitglieds Arthur Goldreich befand. Denis Goldreich, Joe Slovo,
Lionel Bernstein und Goldreich waren Mitglieder des MK-Oberkommandos.

Die Beurteilung

Es ist offensichtlich, dass die SACP einen äußerst wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der
Befreiungsbewegung zwischen 1048 und 1964 hatte. Dies war zum großen Teil auf ihre enge
Beziehung zum ANC zurückzuführen. Die Bedeutung der SACP geht jedoch über ihre
Verbindungen zum ANC hinaus. Die Partei spielte eine Schlüsselrolle bei der Organisation von
Streiks über ihre Gewerkschaftsverbände, insbesondere während des Streiks der Bergleute von
1946. Dieser Streik lag offensichtlich außerhalb des Zeitrahmens des Untersuchungszeitraums,
war jedoch von großer Bedeutung für die Organisation Auswirkungen auf die Politik, die folgte.
In der Tat haben einige Historiker argumentiert, dass der Streik den wahren Beginn des
Kampfes gegen Segregation und Apartheid markiert. Es gibt andere Perspektiven für das
Ausmaß des SACP-Einflusses in diesem Zeitraum. Einer ist, dass es allzu leicht ist, seine Rolle

144
wegen der unaufhörlichen antikommunistischen Propaganda der Regierung zu übertreiben. Die
Behörden erkannten immer wieder die bösartige Hand des globalen Kommunismus, die hinter
jeder Entwicklung der Anti-Apartheid-Bewegung steckt, und argumentierten, dass die gesamte
Opposition von Moskaus Magd in Südafrika, der SACP, geleistet wurde. In Wirklichkeit war
der ANC immer der weitaus größere und einflussreichere der beiden Organisationen. Einige
seiner führenden Mitglieder, darunter Anton Lembede, Alfred Zuma, James Moroko und Albert
Luthuli, waren niemals Kommunisten. Einige von ihnen waren aktiv gegen den Kommunismus.
Wenn eine Organisation über die andere dominierte, war es wahrscheinlicher, dass es sich um
den ANC über die SACP handelte. Tatsächlich war die SACP unter den kommunistischen
Parteien insofern einzigartig, als sie zumindest kurzfristig die innenpolitischen Faktoren (den
Kampf gegen die Apartheid) gegenüber der proletarischen Revolution in den Vordergrund
stellte.

Eine andere Perspektive ist, dass die Rolle der SACP in der Tat tiefgreifend war, aber dass ihr
Einfluss sehr zum Nachteil der Befreiungsbewegung war. Die Assoziation mit dem
Kommunismus bot der Regierung einen bequemen Stock, mit dem sie den ANC schlagen
konnte. Der ANC hätte möglicherweise auch mehr Sympathie und Unterstützung von der
weißen Bevölkerung erhalten, wenn er nicht mit der SACP verbunden gewesen wäre. In
ähnlicher Weise entfremdete die Nähe des ANC zur SACP ihren afrikanischen Flügel, der sich
zur PAC auflöste und so die Befreiungsbewegung spaltete. Der Historiker Stephen Ellis (2012)
hat argumentiert, dass die Einflussnahme der SACP auf den ANC so groß war, dass der ANC
sich nach dem Rivonia-Prozess und dem Exil seiner verbleibenden Führer von den
Kommunisten übernehmen ließ. Joe Slovo, Vorsitzender der SACP, wurde Chef der MK, da
sich die Bewegung darauf konzentrierte, Beziehungen zu kommunistischen Staaten
aufzubauen, anstatt den Kampf direkt zum Apartheidregime zu führen, indem sie
Kampfhandlungen auf südafrikanischem Boden durchführte.

145
4.5 Umkhonto we Sizwe (MK)

Umkhonto we Sizwe (MK), was in Zulu und Xhosa "Speer


der Nation" bedeutet, war der bewaffnete Flügel des ANC.
Es wurde am 16. Dezember 1961 anlässlich des Jahrestages
des berühmten Sieges der Buren über die Zulu-Armeen in der
Schlacht am Blutfluss im Jahr 1838 gegründet und nahm am
selben Tag den Betrieb auf.

Deutliche Symbolik:
Umkhonto we Sizwe (Abkürzung MK;
IsiZulu und isiXhosa für „Der Speer der
Nation“

Die Entscheidung, MK zu gründen

Die Entscheidung des ANC, den bewaffneten Kampf durch die Schaffung von MK
aufzunehmen, war sowohl komplex als auch umstritten. Es war keineswegs allen in der Partei
klar, dass gewaltfreier Widerstand, der der Partei über ein Jahrzehnt gedient hatte und Teil ihres
moralischen Gefüges geworden war, aufgegeben werden sollte. Der gewaltfreie Widerstand,
der der Partei über ein Jahrzehnt gedient hatte und Teil ihres moralischen Gefüges geworden
war, sollte aufgegeben werden. Der gewaltfreie Ansatz wurde in der Person des Leiters des
ANC, Chief Albert Luthuli, verkörpert. Seine gewaltige Autorität innerhalb der Partei müsste
überwunden werden, wenn ein bewaffneter Kampf angenommen werden soll. Gegner des
bewaffneten Kampfes argumentierten, dass die Aufgabe des zivilen Ungehorsams zugunsten
der bewaffneten Konfrontation dem Regime die Möglichkeit geben würde, den ANC als
terroristische Vereinigung darzustellen und ihn dann vollständig zu zerstören. Dieser
Organisation fehlte jegliche Erfahrung mit bewaffneten Kämpfen, und ihre Mitglieder hatten
keine militärische Ausbildung. Es war mit der Macht einer der mächtigsten Streitkräfte der Welt
konfrontiert.

Darüber hinaus riskierte die ANC durch die Annahme von Gewalt, die moralische
Überlegenheit aufzugeben und viele seiner gemäßigten Verbündeten im Kampf gegen die
Apartheid zu entfremden. Die globale Meinung war nun zunehmend auf ihrer Seite, und sie
riskierte, einen Teil dieses internationalen Wohlwollens zu verschwenden, wenn sie als
gewalttätige Bewegung wahrgenommen würde. Gleichzeitig waren die Argumente für einen
bewaffneten Kampf überzeugend. In den frühen 1960er Jahren drohte der ANC von der PAC

146
überflügelt zu werden, die bereits einen eigenen bewaffneten Flügel, Poqo, ins Leben gerufen
hatte. Die ANC verlor an Popularität gegenüber seinem afrikanischen Rivalen, wenn seine
Reaktion auf Sharpeville und die anderen brutalen Ereignisse in den 1960er Jahren von den
Massen als ineffektiv angesehen wurde. Es gab bereits Anlass zur Sorge, dass der PAC die
Kampagne der ANC gegen die Passierschutzgesetze entführen konnte. Die Partei schien auch
auf andere Weise vom Tempo der Ereignisse überholt zu werden. Ländliche Revolten waren in
den 1950er Jahren ein immer häufigerer Bestandteil des Kampfes. Diese gipfelten in Bauern,
die sich in den späten 1950er und 1960er Jahren gegen mutmaßliche Regierungskollaborateure
in Zeerust, Pondoland und Sekhukhuneland zur Wehr setzten. Inmitten einer allgemeinen
Atmosphäre der Gewalt wirkte die prinzipielle Haltung des ANC zu friedlichem Protest
allmählich idealistisch und unhaltbar. Das Argument, dass die Regierung die Errichtung eines
bewaffneten Flügels als ideale Entschuldigung für das Verbot der Bewegung heranziehen
würde, wurde mit ihrer Entscheidung, den ANC ohnehin im April 1960 zu verbieten, in Frage
gestellt. Für viele war der logische nächste Schritt der bewaffnete Kampf.

Die Idee eines bewaffneten Flügels war schon seit einiger Zeit in den Köpfen führender ANC-
Mitglieder aufgetaucht. Mandela hatte bereits 1953 bei einem Treffen in Sophiatown öffentlich
von bewaffneten Kämpfen gesprochen, und spätere Entwicklungen sollten zu einer
allmählichen Härtung seiner Position führen. Sein "M-Plan" sah das Verbot des ANC durch die
Regierung und die Schaffung eines bewaffneten Flügels als notwendige Voraussetzung für den
Guerilla-Krieg vor, der die nächste Stufe des Kampfes gegen die Apartheid darstellen sollte.
Mandela war nicht das einzige Mitglied der Partei, das über radikalere Maßnahmen nachdachte.
Die linke Jugend der Bewegung, die Gewerkschaften und radikale Maßnahmen. Die linke
Jugend der Bewegung, die Gewerkschaften und die radikalen Afrikaner wurden unzufrieden
mit dem, was sie als übermäßig vorsichtige Haltung der Führer ansahen. Luthulis Aufforderung
zur Geduld konnte nur so lange beachtet werden, und er wurde als zunehmend unpassend
gegenüber der Basis der Partei angesehen.

Die Ereignisse von 1960 erwiesen sich als ausschlaggebend dafür, den Kampf an einen neuen
Ort zu verlagern. Das Ausmaß der von der Polizei in Sharpeville ausgelösten Gewalt
schockierte sogar die Veteranen der Bewegung. Die Regierung reagierte auf weitere Proteste
mit der Erklärung des Ausnahmezustands, der alle politischen Proteste für illegal erklärte.
Sowohl der ANC als auch der PAC wurden verboten, als die Behörden im April das Gesetz
über illegale Organisationen verabschiedeten. Führende ANC- und SACP-Mitglieder wurden
festgenommen und erst im August freigelassen. Während sie im Gefängnis waren, diskutierten

147
Walter Sisulu und Nelson Mandela gemeinsam mit den SACP- Führern Joe Slovo und Lionel
Bernstein über einen bevorstehenden Schritt in den bewaffneten Kampf. Bei einem geheimen
SACP-Treffen Ende des Jahres, an dem Mandela und Sisulu teilnahmen, wurde beschlossen,
einen eigenen bewaffneten Flügel zu errichten, idealerweise unter Beteiligung des ANC, wenn
nötig jedoch ohne ihn.

MK-Operationen

MK wurde am 16. Dezember 1961 voreilig konstituiert (ironischerweise war dies der Jahrestag
des berühmten Boer-Sieges über die Zulu am Blood River im Jahr 1838) und am selben Tag in
Betrieb genommen. Ein nationales Oberkommando umfasste Nelson Mandela, Walter Sisulu,
Joe Slovo und Raymond Mhlaba. Dieses Gremium arbeitete mit der politischen Führung der
Bewegung zusammen und leitete kleinere MK-Regionalkommandos. Diese regionalen
Kommandos organisierten wiederum kleine Zellen von MK-Kadern, die Sabotageakte planten
und ausführten. Viele der regionalen Mitglieder waren weiße Kommunisten, die aufgrund ihres
Fachwissens und ihrer Sprengstoffkenntnisse ausgewählt wurden.

Die erste Phase des bewaffneten Kampfes umfasste eine Reihe von Sabotageoperationen. Ziel
war es, symbolische Streiks gegen den Apartheidstaat zu verzeichnen und gleichzeitig das
Regime finanziell zu treffen, indem hochwertige Anlagen wie Kraftwerke und Strommasten
zerstört werden. Andere infrastrukturelle Ziele wie Postämter und Telefonzentralen wurden
ausgewählt, ebenso wie offensichtlichere Symbole des Staates wie Polizeistationen und
Steuerbehörden. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um den Verlust von
Menschenleben während dieser Operationen zu vermeiden. Eine zweite Phase des bewaffneten
Kampfes sah eine Reihe von Guerillakampagnen vor, die von MK in ländlichen Gebieten
durchgeführt wurden. Fortgesetzte Sabotageakte sollten mit massenhafter politischer Agitation
und Streikaktionen in den Städten einhergehen. Leider für die Bewegung wurde diese Phase
nie erreicht. Die erste Phase des bewaffneten Kampfes ging gegen Ende 1963 allmählich zu
Ende, als gewagte Angriffe auf Regierungsanlagen weniger häufig wurden. Der Grund liegt
nicht in der nachlassenden Bereitschaft zum bewaffneten Kampf, sondern in der typisch
energischen Reaktion der Voerword-Regierung. Das Gesetz zur Änderung der allgemeinen
Gesetze von 1962 (besser bekannt als Sabotagegesetz) machte es zu einer Straftat, selbst die
geringfügigsten Sabotageakte zu planen oder durchzuführen, die eine Freiheitsstrafe von
mindestens fünf Jahren bis zur Todesstrafe umfassten. Die Polizei hat keine Mühe gescheut,
die unterirdischen Führer der Bewegung zu jagen. Mandela, der "Black Pimpernel", wurde

148
schließlich gefangen genommen, vor Gericht gestellt und inhaftiert. Anschließend wurde er
erneut vor Gericht gestellt, um zusammen mit den anderen MK-Führern beim berühmten
Rivonia-Prozess von 1963-64 neuen Anklagepunkten gegenüberzutreten. Nach den
Schuldurteilen wurden Versuche unternommen, das MK-Oberkommando wiederherzustellen,
aber diese Bemühungen blieben erfolglos. Die Behörden hatten die Bewegung auf der Flucht.
Regionale Kommandos waren in Unordnung: Mit allen wichtigen Führern, die verhaftet oder
im Exil waren, gab es keine Richtung vom Zentrum. Der "Speer des Nation-Prozesses" gegen
MK-Kader in Natal im Jahr 1964 löschte den bewaffneten Flügel in der Provinz aus, in der er
am effektivsten war. Ende des Jahres hatten alle bewaffneten Aktivitäten in Südafrika
aufgehört. Die nächste Phase des bewaffneten Kampfes, der vom Exil aus und insgesamt in
begrenztem Umfang geführt wurde, hatte begonnen. Nachdem der ANC und der MK am Boden
zerstört worden waren, schien der Kampf gegen die Apartheid auf dem niedrigsten Stand zu
sein. Es würde über ein Jahrzehnt dauern, bis es wieder aufgehen würde.

Beurteilung

MK war in vielerlei Hinsicht ein Misserfolg:

• Ihre Schaffung gab der Regierung grünes Licht für einen umfassenden Angriff auf die
Befreiungsbewegung. Das Ergebnis ist, dass die erste Phase des bewaffneten Kampfes
nur ein paar Jahre dauerte. Bis 1964 war MK gejagt und seine Organisationsstruktur in
Südafrika aufgelöst worden. Seine wichtigsten Führer wurden von den Behörden
festgenommen und inhaftiert, die anderen ins Exil gezwungen.
• Darüber hinaus beschränkte sich ihre Tätigkeit weitgehend auf Sabotageakte. Weder hat
MK direkt mit den südafrikanischen Sicherheitskräften gekämpft, noch hat es jemals
einen wirklich entscheidenden Schlag gegen den Apartheidstaat erlitten. Der "M-Plan"
setzte sich nicht durch, und MK versäumte es, den geplanten Aufstand im ländlichen
Raum auszulösen. Nach dem Ende der ersten Phase der MK-Operationen kam es zu
einer langen Zeit fast völliger Untätigkeit, in der ANC und MK in Südafrika
organisatorisch am Ende waren. Diese Kritik an MK erzählt jedoch nur die halbe
Wahrheit. Die südafrikanische Regierung war entschlossen, den ANC zu zerschlagen,
was auch immer kommen mag. Es kann daher argumentiert werden, dass das Ergebnis
von 1964 nach Sharpeville fast unvermeidlich war, und die Schaffung von MK hatte
wenig Einfluss auf dieses Ergebnis. Tatsächlich war der ANC bereits vor der Gründung
von MK verboten und in den Untergrund getrieben worden.

149
MK war in anderer Hinsicht erfolgreich:

• Es zeigte sich, dass die Afrikaner keine Angst hatten, gegen die Macht der Regierung
zu kämpfen. Die mutigen Sabotageakte der MK-Aktivisten ließen die ANC-Legende
strahlen. Ihre Kader trafen den Apartheid-Goliath in großer Gefahr und wurden so zu
Helden vieler Südafrikaner.
• Die Tatsache, dass MK überhaupt existierte, half, den Geist des Widerstands in den
dunklen Tagen der späten 1960er und frühen 1970er Jahre am Leben zu erhalten. In der
Tat kann argumentiert werden, dass die erste Phase des bewaffneten Kampfes als
wichtiger Präzedenzfall und Inspirationsquelle für die dramatische Zunahme des
Widerstands in den Townships während und nach dem Soweto-Aufstand von 1976
diente.

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Check-Liste für Paper I / Fallbeispiel 1 und Fallbeispiel 2

1. Diese Methoden kann ich anwenden: ✅

Paper I Frage 1a:


Diese Frage prüft Ihr Verständnis einer Quelle. Hier wird nicht Ihre eigene Meinung verlangt.
Sie müssen drei unterschiedliche Aspekte aus einer Quelle herausarbeiten; achten Sie genau
auf die Fragestellung. Fassen Sie sich in Ihren Antworten kurz. Schreiben Sie in ganzen
Sätzen.

Achtung:
• Formulieren Sie: Erstens…, zweitens…, drittens....
• Wiederholen Sie sich nicht in Ihren Aspekten
• Stützen Sie sich nicht auf Zitate; falls Sie zitieren sollten, dann nur 2-3 Wörter

Paper I Frage 1b: Botschaft einer Quelle herausarbeiten


Diese Frage prüft das Verständnis einer Quelle.
Nennen Sie zunächst die Botschaft und formulieren Sie anschließend eine Erklärung:
Beispiel:
Die erste Botschaft von Quelle x ist... . Das sieht man daran, dass…
Die zweite Botschaft von Quelle x ist… . Das wird an … deutlich.

Paper I Frage 2: Werte und Einschränkungen einer Quelle analysieren


Diese Frage fordert Sie auf, den Wert und die Einschränkungen einer Quelle zu analysieren. In
Ihrer Analyse des Werts und der Grenzen müssen Sie sich auf die Herkunft, den Inhalt und die
Absicht der angegebenen Quelle beziehen. Diese Frage können Sie in zwei Schritten angehen:

1. Schritt: Nennen Sie zunächst den Ursprung, den Inhalt und die Absicht der
vorliegenden Quelle:
Der Ursprung der vorliegenden Quelle ist …(hier bitte die Quellenart nennen)
von…(Autor) aus dem Jahr … . Der Inhalt der Textquelle thematisiert… . Die
Textquelle / der Textauszug richtet sich an Privatpersonen / die Öffentlichkeit etc. Die
Absicht der Quelle ist…
2. Schritt: Werte und Einschränkungen in Bezug auf Ursprung, Inhalt, Absicht
Gehen Sie nun auf die Werte und Einschränkungen der vorliegenden Quelle ein
(siehe Methodenblatt “Werte und Einschränkungen einer Quelle analysieren)

Fragetyp 3: Gemeinsamkeiten und Unterschiede von zwei Quellen vergleichen


Diese Aufgabe fordert Sie auf, zwei Quellen zu vergleichen und gegenüberzustellen. Ihr Ziel
ist es, ähnliche Themen und Ideen in zwei Quellen zu identifizieren und auch Unterschiede
zwischen ihnen zu herauszuarbeiten. Insgesamt können Sie für diese Aufgabe 6 Punkte
erzielen.
Hier sind einige Tipps:
• Benutzen Sie zwei unterschiedliche Textmarker; markieren Sie die Gemeinsamkeiten
in jeder Quelle in einer Farbe und die Unterschiede in einer anderen Farbe.
• Sie müssen sicherstellen, dass Sie beide Quellen in jedem Satz erwähnen, den Sie
schreiben. Die Fähigkeit, die Sie demonstrieren, ist die Verknüpfung.
• Sie sollten stets verdeutlichen, über welche Quelle Sie sprechen.
• Gehen Sie erst die "offensichtlichen" Gemeinsamkeiten und Unterschiede ein, bevor
Sie dann weiter die spezifischeren Gemeinsamkeiten und Kontraste identifizieren.
• Beschreiben Sie zunächst im ersten Absatz die Gemeinsamkeiten und die
Unterschiede in dem zweiten.

151
• Stellen Sie sicher, dass jeder Punkt, den Sie nennen, klar angegeben ist. Wenn Sie aus
den Quellen zitieren, machen Sie dies kurz; zitieren Sie nur zwei oder drei Wörter, um
Ihren Punkt zu unterstützen.
• Versuchen Sie nicht, zu einer Schlussfolgerung zu gelangen. Dies ist nicht notwendig
und ist zudem eine Zeitverschwendung.
• Verschwenden Sie keine Zeit zu erklären, was jede Quelle sagt.
• Besprechen Sie nicht, warum die Quellen ähnlich oder unterschiedlich sind.

Formulierungshilfen
Gemeinsamkeiten:
• Sowohl Quelle A als auch Quelle B ...
• Quelle A schlägt vor ...; ähnlich schlägt Quelle B vor ...
• Quelle A unterstützt Quelle B ...
• In der gleichen Weise, wie Quelle B argumentiert ..., weist Quelle A darauf hin, dass
....
Kontraste/Unterschiede
• Quelle A schlägt vor ...; Quelle B sagt jedoch ...
• Quelle B stimmt der Quelle A in Bezug auf ... nicht zu.
• Im Gegensatz zu Quelle A behauptet Quelle B, dass...
• Quelle B geht auf...ein, während Quelle A sich auf ... konzentriert.

Hinweis:
Es ist kein vollständiger gültiger Kontrast zu nennen, was einfach in einer Quelle
erwähnt wird und in der anderen nicht (d. H. "Quelle A erwähnt, dass ... eine Rolle
gespielt hat, während Quelle B dies nicht erwähnt" ist keine gültige Verknüpfung).

Aufgabentyp 4: Das Mini-Essay


Dies ist ein Mini-Essay und bewertet Ihre Fähigkeit, Quellen mit Ihrem eigenen Wissen zu
verschmelzen, sowie Ihre Fähigkeit, unterstützende Argumente oder Punkte zu liefern, die auf
die zu diskutierende Frage eingehen. Bei dieser

Tipps:
• Machen Sie zuerst einen kurzen Plan (eine Gliederung), um die Frage bestmöglich zu
beantworten.
• Schauen Sie sich dann die Quellen an und gruppieren Sie sie in diejenigen, die die Frage
in der Aufgabenstellung unterstützen, und diejenigen, die ein alternatives Argument
vorschlagen.
• Gliedern Sie Ihren Aufsatz in Einleitung-Hauptteil-Schluss. Bitte beachten Sie, dass Sie
im Hauptteil überzeugende Argumente formulieren müssen; ein Argument besteht aus
These, Begründung der These mit Quellenbezug und eignem Wissen, Mini-
Schlussfolgerung.
• Wenn Sie auf die Quellen eingehen, bezeichnen Sie sie direkt als Quelle A, Quelle E usw.
• Zitieren Sie kurz aus den Quellen - ein Zitat von zwei oder drei Wörtern ist ausreichend.
• Verwenden Sie alle Quellen!
• Schreiben Sie eine kurze Schlussfolgerung, um die die Ausgangsfrage beantwortet
(Achtung: Führen Sie keine neuen Argumente auf!)

152
2. Mit diesen Inhalten bin ich vertraut ✅

1.Fallbeispiel Wesen und Merkmale der Diskriminierung


• Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner; der Ku-Klux-Klan;
Die Wahlrechtsentzug
Bürgerrechts- • Rassentrennung und Bildung; Entscheidung im Fall Brown versus Board
bewegung in of Education (1954); Little Rock (1957)
den USA • Wirtschaftliche und soziale Diskriminierung; Nachwirkung der Jim Crow-
(1954–1965) Gesetze; Auswirkungen auf den Einzelnen

Proteste und Aktionen


• Gewaltlose Proteste; Montgomery-Busboykott (1955–1956); Freedom
Rides (1961); Freedom Summer (1964)
• Gesetzesänderungen: Civil Rights Act (1964); Voting Rights Act (1965)
Rolle und Bedeutung der wichtigsten Akteure/Gruppen

Wichtige Akteure:
• Martin Luther King Jr.; Malcolm X; Lyndon B. Johnson
• Wichtige Gruppen: National Association for the Advancement of Colored
People (NAACP), Southern Christian Leadership Conference (SCLC) und
Student Non-violent Coordinating Committee (SNCC); Nation of Islam
(Black Muslims)

2.Fallbeispiel Wesen und Merkmale der Diskriminierung


• Gesetzgebung der „Petty Apartheid“ (kleine Apartheid) und der „Grand
Fallbeispiel 2: Apartheid“ (große Apartheid)
Apartheid in • Trennung und „Klassifizierung“; Trennung der Bevölkerungsgruppen und
Südafrika in öffentlichen Einrichtungen; Gründung von
(1948– 1964) Townships/Zwangsräumung; Trennung in der Bildung; Bantustan-
System; Auswirkungen auf den Einzelnen

Proteste und Aktionen


• Gewaltfreie Proteste: Busboykotte; Defiance Campaign
(„Missachtungskampagne“), Freiheitscharta
• Ausweitung der Gewalt: Sharpeville-Massaker (1960) und die
Entscheidung, zum bewaffneten Kampf überzugehen
• Staatliche Reaktion: Rivonia-Prozess (1963–1964) und Inhaftierung der
ANC- Führung

Rolle und Bedeutung der wichtigsten Akteure/Gruppen


• Wichtige Personen: Nelson Mandela; Albert Luthuli
• Wichtige Gruppen: Afrikanischer Nationalkongress (ANC);
Kommunistische Partei Südafrikas (SACP) und die MK (Umkhonto we
Sizwe—„Speer der Nation”)

153
Glossar

14. Verfassungszusatz: Er stellt allen Personen (und Dutch Reformed Church: Glaubensgemeinschaft, die die
nicht nur Staatsbürgern) den gleichen Schutz der Apartheid unterstützte. Sie ist die Hauptkirche der
Gesetze der Vereinigten Staaten Afrikaans sprechenden Weißen, und ihre Mitgliederzahl
umfasst einen großen Prozentsatz der weißen Bevölkerung
der Republik Südafrika

15. Verfassungszusatz: Der Zusatz verbot, einer Entmündigt: Dem Wahlrecht beraubt.
Person aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit,
ihrer Hautfarbe oder ihres früheren Status
als Sklave das Wahlrecht zu verweigern.
Afrikanischer Nationalismus: Die Bewegung in Freedom Riders: Freiwillige, die 1961 die
Afrika für die Unabhängigkeit von Kolonialmächten Rassentrennung in den Busbahnhöfen der Südstaaten
wie Großbritannien und für bürgerliche und politische bekämpften.
Rechte in Südafrika
Apartheid: Strikte Trennung der verschiedenen Great Society: Präsident Johnsons Plan zur Verringerung
Rassengruppen. von Armut und Ungleichheit in den USA.

Baasskap: Afrikanischer Begriff, der verwendet wird, Große Apartheid: Politik, die darauf abzielt, die
um die Macht der Weißafrikaner über die so genannten verschiedenen Rassen räumlich so weit wie möglich zu
"minderwertigen" Rassen zu beschreiben. trennen.
Bantu: Ein afrikanisches Volk, das eine gemeinsame Heimatländer: Gebiete, in denen die Schwarzafrikaner
Gruppe von Sprachen spricht. In der Zeit der entsprechend ihrer Stammeszugehörigkeit leben können.
Apartheid benutzte die weiße Minderheit den Begriff
"Bantu" oder "Eingeborene", um die Schwarzafrikaner
in Südafrika zu bezeichnen, oft in abwertender Weise.
Bantustans: Gebiete in Südafrika, die für Historically Black Colleges and Universities (HBCU):
Schwarzafrikaner reserviert sind. Manchmal auch als Bildungseinrichtungen, die meist nach dem Bürgerkrieg
"Stammesgebiete" oder "Homelands" bezeichnet. gegründet wurden, um befreite Sklaven auszubilden. Mehr
als 100 sind noch in Betrieb.
Barackenstädte: Gebiete mit provisorischen, oft Jim-Crow-Gesetze: Benannt nach einer stereotypischen
unzureichenden Unterkünften, in denen es an Comic-Figur, diese Gesetzewurden von den Südstaaten
geeigneten Einrichtungen wie sanitären Anlagen oder verabschiedet, um die Rassentrennung zu "legalisieren".
Frischwasserversorgung fehlt.
Boykott: Ausschluss von den politischen, Kap: Die südlichste Provinz Südafrikas, ursprünglich
wirtschaftlichen oder sozialen Beziehungen, Kapkolonie, Teil des britischen Empire.
Verweigern.
Brown v. Board of Education of Topeka: Urteil des Kleine Apartheid: Alltägliche Einschränkungen, die die
Obersten Gerichtshofs, das besagt, dass Staaten keine Rassen trennen.
nach Rassen getrennten Schulen einrichten dürfen.
Bürgerrechtsbewegung: Eine Reihe von sozialen und Konföderation: Die elf sklavenhaltenden Südstaaten, die
politischen Bewegungen in den USA, deren Ziel es 1861 ihre Unabhängigkeit von den USA erklärten. Von
war, die Rassentrennung und die Diskriminierung 1861 bis 1865 wurde ein erbitterter Bürgerkrieg geführt,
Afroamerikaner zu beenden und ihre rechtliche, um die Nation wieder zu vereinen.
soziale und politische Gleichstellung zu gewährleisten.

Capital Citizens’ Council: Weiße Gruppe, die sich Kongress: Das nationale oder föderale gesetzgebende
gegen die Aufhebung der Rassentrennung an den Organ.
Schulen in Little Rock, Arkansas, wehrt.

Commonwealth: Eine lose Verbindung Kommunist: Eine Person, die glaubt, dass die Planung
souveräner Staaten, die in erster Linie und Kontrolle der Wirtschaft durch den Staat erfolgen
vom Vereinigten Königreich Großbritannien und sollte und dass die Menschen entsprechend dem Wert ihres
Nordirland und dessen ehemaligen Kolonien gebildet Beitrags belohnt werden sollten.
wird. Die Gründung geht auf das Jahr 1931 zurück.

154
Congress of Racial Equality (CORE): Eine Kommunistische Partei Südafrikas (CPSA):
gemischtrassige Bürgerrechtsgruppe, die 1942 von Kommunistische Partei, die an Ideen wie Staatseigentum
James Farmer und anderen Studenten in Chicago in der Industrie und an Gleichheit für alle glaubte.
gegründet wurde.
Delegationen: Gruppen, die sich mit den Ku-Klux-Klan (KKK): Ein Geheimbund, der 1865 von
Verantwortlichen treffen, um bestimmte Anträge zu ehemaligen konföderierten Soldaten gegründet wurde, um
stellen. die Vorherrschaft der Weißen aufrechtzuerhalten.
Desegregation(Aufhebung der Rassentrennung): Little Rock Nine: Neun Highschool-Schüler, die 1957 als
Der Prozess der Beendigung der Segregation oder der erste schwarze Schüler die Central High School in Little
Umsetzung der Integration. Rock, Arkansas, besuchten.

Department of Native Affairs (Ministerium für Lynchjustiz/Lynchen: jemanden für eine Tat, die als
einheimische Angelegenheiten): Die Abteilung der Unrecht angesehen wird, ohne rechtskräftiges
südafrikanischen Regierung, die das Leben der Gerichtsurteil schwer misshandeln und/oder töten.
schwarzen Bürger regelte.

Missionsschulen: Schulen, die von verschiedenen Tiefer Süden: Bezeichnung für die Staaten, die am
Kirchen betrieben werden, um afrikanische Kinder zu stärksten von der Plantagenwirtschaft abhängig waren,
unterrichten. manchmal auch als Baumwollgürtel bezeichnet, und die
den Kern der Konföderation bildeten. In der Regel
gehören dazu Staaten wie Alabama, Louisiana, Mississippi
und South Carolina.
Montgomery Bus Boykott: Afroamerikanische Townships: Gebiete, in denen Schwarzafrikaner getrennt
Busfahrer in Montgomery, Alabama, weigerten sich von anderen Rassen lebten.
1956/7 381 Tage lang, mit den Bussen der Stadt zu
fahren, bis die getrennte Sitzordnung aufgehoben
wurde.
Nation of Islam (NOI): Eine 1930 gegründete Transvaal Indian Congress (TIC): Zweigstelle des
religiöse Bewegung. Ihr Anführer war Elijah South African Indian Congress (SAIC) mit Sitz in
Muhammad, und ihr erklärtes Hauptziel war es, das Transvaal.
Leben der Afroamerikaner in den USA zu verbessern.
National Association for the Advancement of Umkhonto we Sizwe: Speer der Nation (MK) - der
Colored People (NAACP): Die älteste und größte bewaffnete Flügel des ANC.
Bürgerrechtsorganisation. Sie ist auch heute noch
aktiv.
National Party (NP): Südafrikanische politische Verfassungsänderungen: Nach der Verfassung kann der
Partei, die die Wahlen von 1948 gewann. Ihr Kongress Änderungen in Form von neuen Klauseln an der
Programm basierte auf einer Politik der Verfassung vornehmen. Jede Änderung erforderte eine
Rassentrennung. Sie blieb bis 1994 an der Macht. Zweidrittelmehrheit im Kongress und die Zustimmung von
75 % der Bundesstaaten.

Oberster Gerichtshof: Das höchste Gericht in den Wahlsteuer: Eine von potenziellen Wählern erhobene
USA. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Steuer, die es Schwarzen (die in der Regel ärmer waren)
Verfassung auszulegen. erschwerte, zu wählen.

Pan Africanist Congress (PAC): Weiße Vorherrschaft: Die Überzeugung, dass weiße
Schwarzafrikanische Befreiungsbewegung, die eine Menschen anderen Rassen überlegen sind.
radikalere Agenda aufstellte, nach der die Regierung
Südafrikas nur aus Schwarzafrikanern bestehen sollte.
Passbücher: Interne Pässe zur Einschränkung der Weißafrikaner: Nachkommen von Einwanderern nach
Bewegungsfreiheit von Personen. Südafrika, hauptsächlich aus den Niederlanden und
Deutschland

Petition: Ein Appell, der von möglichst vielen Zwangsumsiedlungen: Schwarze, Farbige oder Inder
Unterstützern unterschrieben wurde. wurden aus Gebieten, die nur für Weiße bestimmt waren,
vertrieben und gezwungen, in Orten oder Townships zu
leben, in der Regel am Rande von Stadtgebieten.
Plessy vs. Ferguson: Urteil des Obersten Gerichtshofs
von 1896, das die Rassentrennung bestätigte, solange
die öffentlichen Einrichtungen "gleich" waren.

155
Rekonstruktion: Der Prozess des Wiederaufbaus und
der Reformierung der konföderierten Staaten und
deren Wiedereingliederung in die Union.
Segregation: Die Trennung von Menschen nach
Rassen in Schulen, öffentlichen Räumen und im
Verkehr.
Southern Christian Leadership Conference
(SCLC): Eine von Martin Luther King Jr. gegründete
gewaltfreie Bürgerrechtsorganisation.

Student Nonviolent Coordinating Committee


(SNCC): Die Studentenorganisation wurde nach den
Sitzstreiks von 1960 gegründet.

Südliches Manifest: Eine Erklärung des Widerstands


gegen das Brown-Urteil von 1954, die von den meisten
Südstaatlern im Kongress unterzeichnet wurde.

Schwarzfrikaner: Die ursprüngliche schwarze


Bevölkerung in Afrika.

‘Schwarze Flecken’ (black spots): Gebiete außerhalb


der offiziell für die Besiedlung durch
Schwarzafrikaner vorgesehenen Flächen, in denen es
ihnen dennoch gelang, Land zu erwerben.

Schwarzer Montag: So nannten viele Südstaatler den


17. Mai 1954, den Tag, an dem der Oberste
Gerichtshof die Entscheidung Brown v. Board of
Education verkündete.

Schwarze Nationalisten: Diejenigen, die glaubten,


dass Schwarze die Trennung von den Weißen und
nicht die Integration mit ihnen anstreben sollten. Viele
von ihnen kritisierten die Politik der Gewaltlosigkeit.

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Bibliographie
Benson, Philip. Rights and protest: Study and Revision Guide. London: Hodder Education, 2018.

Rogers, Keely and Jo Thomas. History for the IB Diploma. Oxford: Oxford University Press, 2012.

Miller, Michael, and Betty Woodfin. History SL and HL. Cardiff: International Baccalaureate
Organization, 2012.

Rogers, Mark, and Peter Clinton. Rights and Protest: A Course Companion. Oxford: Oxford University
Press, 2015.

Online Resourcen:
https://www.deutschlandfunk.de/vor-50-jahren-der-anti-apartheids-politiker-albert-
john.871.de.html?dram:article_id=391659.

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