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LAUBHOLZMISTEL

Viscum alhum L .

Die Laubholzmistel, auch Hexenkraut oder Vogelbeinkraut genannt, sollte wohl die glücklichste
Blume auf Erden sein. Denn niemand kann sie niedertreten oder die Schuhe an ihr abwischen, wie
etwa am Bruchkraut oder gar an unserem so herrlich duftenden Veilchen. Die Mistel sitzt hoch oben
am Baum und ist eine der saubersten Pflanzen, da sie nicht einmal ihre Wurzeln mit Lehm
beschmutzen muss. Den Raupen schmeckt sie nicht, nicht einmal den Blattläusen. Und die Ziegen
oder Hirsche reichen nicht bis zu ihr hinauf. So hat sie also das Jahr hindurch ihre Ruhe. Wenn aber
die Wintersonnenwende herannaht, ergeht es ihr schlecht. Dann klettern nämlich die Menschen auf
die Bäume und holen sich Misteln herunter, weil sie auch heute noch glauben, dass ihre Zweige Glück
bringen. Allerdings nur einigen von ihnen, .und zwar jenen, die sie verkaufen und sich damit für eine
Weile ihren Unterhalt etwas erleichtern. Man weiß seit Urzeiten, dass die Mistel auch im Winter grün
bleibt. Das musste doch wohl seinen Grund haben. So mutmaßte man, dass die Mistel einmal direkt
vom Himmel gefallen sei. Damit sie noch mehr Glück bringe, wird sie mit Flittergold vergoldet. Aber
auch wenn wir daran nicht glauben, können wir an unsere Weihnachtsgeschenke ein Mistelzweiglein
anbinden, als Zeichen dafür, dass wir dem Beschenkten alles Gute wünschen. Das alles ist zwar sehr
schön, aber am allerschönsten ist es schließlich doch, dass die Mistel tatsächlich vielen leidenden
Menschen Erleichterung bei einigen ernsten Erkrankungen verschafft. Arzneien gegen Störungen des
Blutkreislaufs, insbesondere gegen . us 1 r wer en d A k D r, h h BI td ck hergestellt. Diese Krankheiten
kann nur er rzt er ennen. a_ zu o en u ru G b h s · ·· hst in l . d· Mistel nicht für unseren eigenen e raue
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bl·che Sammeln ist a er ver oten. s 1 . Je es gewer i kennen .. h· d da Ausnahmen gemacht werden. ier
un . .. Erntegut: Kraut (wahrend des ganzen Jahres)

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WA.LDERDBEER_E

( Fragari.J vesca L.J

H •1 k II nur die Bl~tter der wild wachsenden- Pflanzen, nicht aber zu et zwec en so en '- - .

"d .. ht t gesammelt werden" schrieb der „Verlag für Gesundheitswesen" die er gezuc e en . - ' .

im Jahre 1951. . · ..

Welchen Grund hat man wohl für eine solche Anordnung gehabt? Nun, uberlegen

wir uns einmal folgendes: Ursprünglich, das heißt vor tausend und aber tausend Jahren,

waren sicherlich nu; die ·w ald1Erdbeere oder ihr verwandte wild wachsende Arten

bei uns zu fi.nden. Die Menschen, die ihre F rü~hte kosteten, mögeri an ihr Gefallen
gefunden und sie im Laufe der Jahrhunderte auch in ihren Gartenbeeten _angepflanzt

hab~n. Durch Züchtung ist unsere Garten1Erdbeere mit i:hren großen, fleischigen

Früchten entstanden. Zugunsten dieser wohlschmeckenden Früchte büßten die Gar1

ten,Erdbeeren einen großen Teil des Vitamin~C, und Gerbstoffgehaltes ihrer Blätter

ein. Diese Stoffe sind in.den bedeutend .kleineren Blättern der Wald,Erdheere reichlich

enthalten, und darum werden sie von · den Sammelstellen - im Gegensatz zu den Blät1

tern der Garten,Erdbeere - so gern angenommen.

Bei uns wachsen außer der Walderdbeere noch drei weitere Arten: die in Kultur stehenden
Gartenerdbeeren, die wild wachsenden Knack- und die Zimterdbeeren.

In dieser fast über die ganze Welt verbreiteten Pflanzengattung unterscheiden wir etwa zehn Arten,
einschließlich der, die in Mexiko und Chile wachsen.

Unseren Zwecken dienen also, nach allem was wir jetzt gehört haben, die Blätter der Walderdbeere
am besten. Sie enthalten Gerbstoffe und das für den Stoffwechsel nötige Vitamin C. Als Arznei kann
Erdbeerblättertee bei Nieren- und Blasenerkrankungen, bei Rheuma und Gicht, zur Blutreinigung
sowie als Stärkungsmittel der Nerven angewendet werden.

Die Blätter sind ohne Stiel zu sammeln. Sie lassen sich leicht trocknen. Wenn wir genug
Erdbeerfrüchte haben, heben wir uns nach Möglichkeit einen Teil für den Winter auf. Auch sie
werden getrocknet, später gedünstet und mit Zucker bestreut. In diesen Beeren sind dann noch alle
Nährstoffe zu finden, die sie im Sommer .enthielten.

Erntegut: Blätter (Mai-August)

EBERESCHE

( Sorbus aucuparia L. J

Am schönsten sieht die Eberesche aus, wenn ihre korallenroten Beeren weithin leuchten. Kinder
sammeln diese Beeren unterwegs ein, ziehen sie auf einen langen Faden und tragen sie als Halskette.

Aber nicht nur als Schmuck oder gar als Spielzeug werden die Früchte der Eberesche verwendet. Von
vielen Menschen werden sie gesammelt und getrocknet. Im Ganzen gibt es auf der nördlichen
Erdhalbkugel über fünfzig Vogelbeerarten. Bei uns wachsen vier, davon am häufigsten die Eberesche,
die auch Quitschbeere oder Drosselbeere genannt wird. Sie liebt mittelhohe Lagen.

Der Mensch hat es verstanden, den Baum zu veredeln, so dass die vorerst bitteren Beeren genießbar
wurden. Das Mus, das man aus ihnen gewinnt, ist sehr gesund, wenn auch etwas herb. Aber gerade
deswegen schmeckt es uns besonders gut. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass·man hier und
da aus den Beeren auch einen Likör bereitet.

Manchmal treffen wir im Garten eine Vogelbeerart an, die nicht runde, sondern birnenförmige
Früchte hat. Sie stammt aus Südeuropa und wird Speierling genannt.
Dann gibt es noch einige verwandte Arten, die alle wild wachsen. Die wertvollste unter ihnen ist die
Elsbeere, die·auch Atlasbeerbaum genannt wird. Sie hat herrliche weiße Blüten . Die braunen,
wohlschmeckende nFrüchte wurden in früheren Zeiten auf den Märkten der Städte bündelweise
angeboten. Heute scheint es beinahe, als ob der Atlasbeerbaum bei uns ausstirbt.

Als letzte Vogelbeerart wollen wir hier noch die Mehlbeere oder Mehl- Vogelbeere nennen, deren
Blätter an der Unterseite weißgrau sind. Sie wächst am liebsten in Gebirgswäldern und in den Felsen
über Schluchten und besitzt auch so korallenrote Früchte, denen allerdings der säuerliche
Geschmack fehlt.

Erntegut: die reifen Früchte, besonders die der süßen Abart (September-Oktober)

ECHTES EISENKRAUT

Echtes Eisenkraut

Verbena officinalis L.

Auf jedem Schutthaufen, an jedem Weg ist diese schlichte Pflanze zu finden. Über einen halben
Meter hoch wird sie und treibt, wenn sie besonders günstige Lebensbedingungen, also viel Raum und
gute-Erde, hat, bis zu ·einem Meter hoch. Ihre Blütenkrone ist röhrenförmig, blass lila oder weißlich
und ähnelt der eines Lippenblütlers, mit denen die Eisenkrautgewächse verwandt sind. Die vier
Staubgefäße sind in den.

Die Röhren der Blütenkronen sind festgewachsen. Der Blütenstand bildet eine eigenartige Ähre.
Diese blüht von unten nach oben auf. Aus den ältesten haben sich schon lange Samen gebildet,
während sich die Ähre noch immer weiter streckt und die oberen Blüten aufbrechen.

Vielleicht liegt es an dieser eigenartigen schlanken Ähre, dass uns das Eisenkraut nicht so recht
gefallen will. So werden wir kaum auf den Gedanken kommen, es wegen seiner Farben zu pflücken
und mit nach Hause zu nehmen. Dennoch sollten wir es tun; denn das Eisenkraut ist wegen seines
Gehaltes an verschiedenen Stoffen von den Ärzten sehr begehrt.

Mit vollem Recht könnte man nun sagen: ,,Wenn das Eisenkraut so eigenartig blüht, dass es sich
niemals auf einmal entfaltet, wann sollen wir es dann sammeln? Wenn es zu blühen beginnt, wenn
sich die Blüten in der Mitte öffnen oder erst, wenn es abblüht?" Da wir nicht die Samen sammeln,
sondern den oberen blühenden Teil der Pflanze haben wollen, müssen wir die Zeit abpassen, ehe sich
die Samen bilden. Dann nehmen wir die noch jungen Teile und lassen sie trocknen.
Selbstverständlich müssen einige Pflanzen stehenbleiben, damit sie auch im kommenden Jahr wieder
wachsen können.

Erntegut: Blätter und blühende Spitzen, von Juli bis September

GEMEINER FRAUENMANTEL

Gemeiner Frauenmantel
Alchemilla vulgaris L.

Dieser Hans Dampf in allen Gassen war vor drei, bis vierhundert Jahren eine sehr berühmte Pflanze.
Als dan1als die Alchimisten aus allen möglichen Dingen Gold machen wollten, suchten sie auch bei
ihr Hilfe, worauf heute noch das lateinische Wort „Alchemilla" hindeutet. So berühmt war sie. Das
Volk aber nannte sie örtlich nur Gänsefuß. Warum? Nun, nur darum, weil ihre Blätter diesem ein
wenig ähnlich sehen. Der einfache Mensch verlangte nie, dass ihm der Frauenmantel zu Gold
verhelfe. Aber die Könige, sie brauchten das Gold als Lohn für ihre Soldaten. Da nun ihre Kassen für
die Söldner immer leer standen und wirkliches Gold schwer aufzutreiben war, wollten sie versuchen,
künstliches herstellen zu lassen. Dazu waren die Alchimisten da. Aber auch sie konnten kein Gold
machen, und bis auf den heutigen Tag ist es noch niemandem gelungen.

Den Bauern war der F rauenmantel in anderer Hinsicht· wertvoll. Er sollte als Tee das Blut reinigen.
Man badete damals kleine eiternde Wunden in einem Absud von Frauenmantel; denn man kannte
noch nicht die heutige „Jodtinktur" oder ähnliche Medikamente. Auch bei den Mädchen war er gern
gesehen. Mit einem Absud von seinen Blättern wuschen sie sich am Abend das Gesicht.

Wir sammeln die Blätter mit den Stielen. Wir trocknen sie im Schatten an der Luft, wenden sie aber
nicht um, da die getrockneten Blätter leicht brechen. Gesammelt wird während der Blütezeit, also
von Mai bis September. Der Frauenmantel liebt Feuchtigkeit; wir werden ihn also vornehmlich an
feuchten Orten finden. Die Wurzel lassen wir im Boden, um die Pflanzen nicht auszurotten.

Erntegut: Blätter mit Stielen (Mai-September)

WILDER DOST

(Origanum vulgare L.)

Im Volksmund führt er auch den Namen „falscher Majoran" oder „Falscher Mai,

" F 1 l er MaJ·oran darum weil er an Stelle des echten Majorans verwendet wird ran . a sc 1 •" .. , ,

der in der Kartoffelsuppe so gut schmeckt. Beide sind miteinander nahe verwandt.

Dost schmeckt in der S,uppe weniger würzig als Majoran. Die Brauer ersetzen mit ihm

den Hopfen. Aus Dost können wir einen sehr guten Tee kochen. Wenn wir ihn mit

Hagebutten, Krause,Minze oder Holunde rmischen, finden wir auf der _ ganze_n Welt

kauin ein gesünde_res Getränk. Dieser Tee ist ein Abwehrmittel geg.en alle möglichen

Krankheiten die sich in uns festsetzen wollen. Den Extrakt kann man auch dem Bade~ . , .

wasser unserer kleinen Kinder zusetzen.

Früher verwendeten die Menschen den Dost gegen allerlei Schmerzen. Sie behandel~ ·

ten einen hohlen Zahn, indem sie etwas Dostöl auf Watte träufelten, die sie in den
Zahn steckten. Schon war der Schmerz gestillt! Damit• konnte das Übel aber nicht

behoben werden, und bald fing der Schmerz von neuem an. Ein hohler Zahn ist ein

Krankheitsherd im Körper. Darum suchen ~ir in einem solchen F'alle stets den

Arzt auf, und lassen uns behandeln; denn es genügt nicht, nur den Schmerz zu betäuben.

Auch gegen andere, oft schwere Krankheiten nahmen die Menschen ~ur Dost. Sogar

gegen Gelbsucht _verwendete man ihn. Das wollen wir aber lieber unterlassen. Da1nit ·

gehen wir zum Arzt. Er schickt uns dann vielleicht sicherheitshalber noch ins Kran,

kenhaus, wo wir Arznei bekommen, möglichenyeise sogar Dost. Der Arzt kann· q.err

Verlauf unserer Krankheit verfolgen, was uns nicht möglich ist. Oder könnten wir

_etwa selbst ein Blutbild machen? -

Damit es Arzneien für die Behandlung gibt, sammeln wir den Dost. Wir suchen ihn

im Juni und August, wenn er blüht, und nehmen die unverholzten blühenden Triebe.

Der Dost ist eine mehrjährige Pflanze. Darum schonen wir seine Wurzeln, sonst würden

wir ihn leicht ausrotten. Die Steng·el werden mit den Bl~ttern getrocknet. Etwa mitge,

nommene· holzige Teile entfernen wir. Dann wird das Kraut auf dem Dachboden auf,

gehoben, und zwar dort, wo_ trockene Luft v~rbeistreichen kann. .

Von den Imkern wird der Dost manchmal angebaut, da die Bienen ihn . gern auf,

suchen. Nun, sie wissen schon, was dem Honig einen feinen Geschmack gibt. _

Erntegut: blühendes Kraut <}uni-August) ·

MAIGLÖCKCHEN (Convallaria majalis L .)

Wenn früher die ersten Kirschen auf den Markt kamen, banden sie die Markt, frauen mit den
Stengeln an einem Holzstäbchen fest. Damit das lustiger aussah, kam unter die Kirschen noch ein
Maiglöckchenblatt und an die ·Spitze eine Kornblume, weil _die nicht so schnell verwelkt. Alle diese
kindliche Pracht verkauften die Frauen für einen oder zwei Kreuzer. So war es in Prag vor etwa einem
halben Jahrhundert. Für manche Mutter war auch ein Kreuzer schon zuviel; denn oft besaß sie nicht
einmal diesen einen. So konnte ihr Kind jene kleine Freude nicht haben, eine Freude für einen
Kreuzer, das sind zwei Heller. Als ich selbst noch ein kleiner Junge war, ich ging in die zweite Klasse,
brachte mir meine Mutter einmal solche Kirschen für einen Kreuzer mit. Mir gefiel das Maiglöck,
·chenblatt so gut, daß ich es im Lesebuch aufbewahrte . Als ich die Fibel später einmal wieder
aufschlug, war das Maiglöckchenblatt ganz trocken und schön gepreßt.· Das sah so net~ aus, daß ich
alle n1öglichen Blätter zu trocknen begann und schon in kurzer Zeit recht viele davon besaß. Damals
konnte ich allerdings nicht wissen, daß ich all das einmal weitererzählen würde, wie ich auch nicht
wußte, daß das Wasser in dem Glase, in dem wir ein Maiglöck, chensträußchen stehen hatten, giftig
geworden war, genauso, wie es die ganze zarte Pflanze ist. Heute steht der Wurzelstock unter
Naturschutz. Obwohl die Sammelstellen das Kraut oder die Blüten verlangen, ist es für uns
erforderlich, vorerst mit dem Naturschutzbeauftragten zu sprechen. Er wird uns dann sagen, ob es
erlaubt ist, viel, leicht wegen eines reichlichen Bestand~s, das_ Maiglöckchen zu sammeln. Die
Apotheker hatten das Maiglöckchen lange Jahre ganz vergessen. Aber wir

LAUBHOLZMISTEL (Viscum alhum L .)

Wenn die Laubholzmistel, auch Hexen- oder Vogelbeinkraut genannt, Freude empfinden könnte,
müßte sie die glücklichste Blume auf Erden sein! Den · d . · n n1ema kann sie niedertreten oder die
Schuhe ari 11 ihr abwischen, wie etwa am Bruchkraut oder gar an unserem so herrlich duftenden
Veilchen. Die Mistel sitzt hoch oben am Baum und ist eine der saubersten Pflanzen, da sie nicht
einmal ihre Wurzeln mit Lehm be, schmutzen muß. Den Raupen schmeckt sie nicht, nicht einmal den
Blattläusen . und die Ziegen oder Hirsche reichen nicht bis zu ihr hinauf So hat sie also das Jah; hin ,
durch ihre Ruhe . Wenn aber die Wintersonnenwende herannaht, ergeht es ihr schlecht. Dann
klettern nämlich die Menschen auf die Bäume und holen sich Misteln herunter, weil sie auch heute
noch glauben, daß ihre Zweige Glück bringen. Allerdings nur einigen von ihnen, .und zwar jenen, die
sie verkaufen und sich damit für eine Weile ihren Unterhalt etwas erleichtern . Man weiß seit
Urzeite-n, daß die Mistel auch im Winter grün bleibt. Das mußte doch wohl seinen Grund haben. So
mutmaßte man, daß die Mistel einmal direkt vom Himmel gefallen sei. Damit sie noch mehr Glück
bringe, wird sie mit Flitter, gold vergoldet. Aber auch wenn wir daran nicht glauben, können wir an
unsere Weih, nachtsgeschenke ein Mistelzweiglein anbinden, als Zeichen dafür, daß wir dem Be,
schenkten alles Gute wünschen. Das alles ist zwar sehr schön, aber am allerschönsten ist es
schließlich doch, daß die Mistel tatsächlich · vielen leidenden Menschen Erleichterung bei einigen
ernsten En krankungen verschafft A 'h d Arzneien gegen Störungen des Blutkreislaufs, insbesondere
gegen . us 1 r wer en d A k D r, h h BI td ck hergestellt. Diese Krankheiten kann nur er rzt er ennen. a_
zu o en u ru G b h s · ·· hst in l . d· Mistel nicht für unseren eigenen e raue . _1e wae um samme n wir
ie . h. J · · fi den. . ß Men en bis fast 6oo nördlicher Breite. Aue m apan ist ~1e zu n Europa tn _gro e: g
. hier und da in kleinen Mengen, in Sowjetasien kommt In Inneras1en trurt man sie nur · sie
überhaupt nicht vor. . . ··b d M . 1··ekchen gesagt wu;de. Grupdsätzlich 1 . d d as bereits u er as aig O
· d Hier gi t wie er as, w s· d f reinzelt gepflückt wer en, h d' M· t l nter Naturschutz. ie ar zwar ve . h
steht auc ie is e u . b b I t d·e Erhaltung des Bestandes ges1e ert, . d bl·che Sammeln ist a er ver oten.
s 1 . Je es gewer i kennen .. h· d da Ausnahmen gemacht werden. ier un . .. Erntegut: Kraut (wahrend
des ganzen Jahres)

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WILDE MALVE

Malva silvestris L.

Wenn wir einmal ans Schwarze Meer kämen, könnten wir dort hin und wieder bei alten Häusern
baumhohe Malven finden. Man kann es kaum glauben, dass das wirklich nur Malven sind. Sie haben
unzählige lustige Farben und viele große Blüten. Es gibt auf unserer Erdhalbkugel etwa dreißig
verschiedene Malvenarten. Wir sammeln von den bei uns beheimateten sechs Arten hauptsächlich
die Wilde Malve. Sie wächst überall, ja sogar auf jedem Schutthaufen, wenn sich nur ein wenig Raum
für ein Samenkorn findet. Sie besitzt tief rosarote, mit dunklen Streifen gezeichnete Blütenblätter.
Überall weiß man von ihr, dass sie uns bei kleineren Beschwerden, etwa bei leichtem Husten oder bei
Magen- und Darmkatarrh hilft. In erster Linie wird diese Pflanze in der pharmazeutischen Industrie
verwertet. Allerdings nur die Blüten, die wir um die Mittagsstunden mit dem Blütenkelch, aber ohne
Stängel, sammeln und rasch in dünnen Schichten am Ofen trocknen müssen. Alle Blüten· werden
dann violett bis dunkelblau. Von einer anderen Art, der Wegmalve oder Käsepappel, sammeln wir
außerdem noch die Blätter. Diese beiden Arten sind leicht zu unterscheiden, denn die Blüten der
Wegmalve sind blassrosa und kleiner. Wir sammeln die Blätter mit den Stängeln. Beide Arten müssen
aber getrennt gehalten werden, und ihre Blätter dürfen wir nicht vermischen. Auch hier sammeln wir
in der Mittagszeit. Bei uns wächst noch eine sehr schöne Malve, die wir Rosenmalve oder Stockrose
nennen. Diese wird ein bis drei Meter hoch. Ihre verschiedenfarbigen Blüten, die so groß wie die der
Heckenrose sind, wirken beinahe künstlich. Sie können rosa, rot, weiß, gelb, braun, sogar schwärzlich
gefärbt sein.

Erntegut: Blüten mit Kelch

WALDMEISTER

Asperula odorata L.

Mösch-, Meusch-, Mai- und Gliedkraut- so nannte ihn der Volksmund. Am häufigsten ist er in
Buchenwäldern anzutreffen. Er ist sehr zart gebaut. Seine Blüten sind klein, die Stängel dünn, die
Blätter weich und graugrün. Um sich her verbreitet er einen eigentümlichen Duft. Wenn ihn im
Herbst die fallenden Blätter zugedeckt haben, bleibt er unter ihnen im milden Winter bis zum
Frühjahr grün. Er beginnt im Mai zu blühen. Kurz vorher bereitet man aus ihm den „Maitrank“. Es
steht fest, dass der Waldmeister, ohne zu reizen, Blut, Leber, Galle und Niere reinigt und den Harn
treibt. Darum erfrischt er auch so gut. Doch heilen kann der Waldmeister nur ganz leichte
Krankheiten oder nur jene, die sich im Anfangsstadium befinden.
Dennoch sammeln wir ihn auch heute noch in kleinen Sträußen und trocknen diese entweder im
Ganzen oder breiten die einzelnen Pflanzen schön locker aus. Die Raucher pflegten ihn dem Tabak
beizumischen, um ihm ein besseres Aroma zu -geben. Doch dazu ist er viel zu schade.

Früher - an manchen Orten heute noch - legten die Menschen das zerquetschte Blattwerk auf
Geschwüre und versuchten noch eine Reihe anderer Krankheiten mit ihm zu behandeln. Das gelingt
nicht immer. Wir haben unsere Arzneien und sehen im Waldmeister vor allem den Frühlingsboten,
der uns vom wiedererwachenden Leben in der Natur erzählt.

Die Familie der Rötegewächse, zu denen der Waldmeister gehört, besteht in Europa, Asien und
Australien sowie in Nordafrika aus etwa hundert Arten. Unseren Waldmeister könnten wir in Sibirien,
ebenso auch in Nordafrika auf dem Atlasgebirge finden. Daraus ersehen wir, wie weit er verbreitet
ist.

Erntegut : das ganze oberirdische Kraut vor und während der Blüte <April-August)

PFEFFERMINZE

Pfefferminze

Mentha piperita L.

Niemand hat wohl bisher die Sorten und Arten der Minze so recht zusammengezählt! Aber nicht
etwa deshalb, weil es so viele gibt. Sondern weil man nicht weiß, was bei ihnen eine eigene Art und
was eine Kreuzung ist.

Im Volke wird die Pfefferminze gewöhnlich „Balsam" genannt. Sie entstand wohl aus einer Kreuzung
der Wasserminze mit der Grünen Minze. Alle Minzen enthalten einen ätherischen Stoff, das Menthol,
das in der japanischen Minze am reichlichsten vorkommt. Sie war ursprünglich in Ostasien und
Nordamerika beheimatet und wird in Japan noch heute als Droge, also als Heilstoff, gezüchtet. Auch
bei uns wird die Pfefferminze angebaut. Wild können wir lediglich die Wasserminze sammeln, deren
Blätter aber nicht so wertvoll sind. Wir pflücken entweder das ganze Kraut oder nehmen nur die
Blätter. Die vom Minzenrost befallenen Blätter sammeln wir natürlich nicht.

Alle anderen trocknen wir an der Luft im Schatten, damit sich nicht zu viel Menthol verflüchtigt. Die
Blätter lassen sich sehr gut trocknen.

Wir mischen ihre Blätter unserem gewöhnlichen Tee bei, aber nur so viel, dass der Tee den
Mentholbeigeschmack bekommt. Dauernder Genuss von Pfefferminze reizt den Magen und ist auf
Dauer gesundheitsschädlich. In den Städten Nordafrikas trinken die Araber einen starken Minzentee.

Die Pfefferminze wird nur in Beeten gezüchtet, nachdem die Setzlinge im Mistbeet gezogen wurden.
Eine solche Kultur hält/sich etwa drei Jahre, dann haben die Wurzeln den Boden· so stark ausgesaugt,
dass die Pflanzen immer schwächer werden. Wenn viel Minze-wächst, duftet auch der Boden um die
Wurzel herum nach Menthol.

Das Pfefferminzöl ist kein einheitlicher Stoff, sondern besteht zu 80% aus Menthol und zu 20% aus
anderen Stoffen. Alle Minzenarten enthalten Menthol, doch ist die prozentuale Zusammensetzung
jener Stoffe, die das Pfefferminzöl bilden, unterschiedlich. Darum hat jede Minze einen anderen
Geschmack.

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