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Interview Mit General A.D. Harald Kujat Zur Neuen Weltordnung Und Europa - Braunschweig Spiegel
Interview Mit General A.D. Harald Kujat Zur Neuen Weltordnung Und Europa - Braunschweig Spiegel
Der Schweizer Zeitschrift „Zeitgeschehen im Fokus“ gab General a.D. Harald Kujat
ein Interview über die USA dominierte unipolare Weltordnung, die durch eine
multipolare Weltordnung abgelöst werden könnte. Das Interview wird in seinen
wesentlichen Aussagen nachfolgend wiedergegeben. Das Originalinterview ist hier zu
lesen.
Auf die Frage nach der strategischen Autonomie Europas, die eine Idee von Macron
sei, antwortet General Kujat, es sei eine überzeugende Schlussfolgerung aus der
gegenwärtigen geopolitischen Lage. Harald Kujat fordert die Fähigkeit Europas, sich
in der neuen Weltordnung mit den rivalisierenden, großen Mächten wie China,
Russland und den Vereinigten Staaten aus eigener Kraft zu behaupten. Der
Ukrainekrieg zeige, dass Europa nicht in der Lage sei, europäische Interessen
gegenüber anderen Mächten durchzusetzen. Er betont eindeutig, dass die USA als
Mitglied der NATO, ihren Beitrag nicht aus humanitären, sondern aus nationalen,
sicherheitspolitischen Interessen leisten.
Die Frage, ob die Russische Föderation einen Angriffskrieg gegen Europa plane,
beantwortet er, dass er dafür keine Belege sehe, sondern er glaube, dass Russland
allein aus geostrategischen Gründen die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO
verhindern wollte, um eine Verschiebung des geostrategischen Gleichgewichts im
Westen der russischen Föderation zu verhindern und Russland nach seiner Auffassung
bereit wäre, einen hohen Preis dafür zu zahlen.
Auf die Frage, ob ein Konflikt zwischen China und den USA drohe, betont er, dass
die USA und China ihr Verhältnis ausschließlich aus geopolitischen Aspekten
bestimmten. China sei überzeugt, dass die globalen Risiken durch den Ukraine Krieg
gestiegen seien und dass die USA die Hauptverantwortung dafür trügen. Daraus
schließt er, dass China und Russland eine engere Zusammenarbeit anstrebten, um
langfristig eine multipolare Welt zu etablieren.
General Kujat glaubt, dass Präsident Macron aus diesem Grund, eine autonomere
Position anstrebt, um als europäische Macht, nicht in diesen von den USA und China
auszutragenden Konflikt hineingezogen zu werden. Präsident Macron glaube, dass
Europa in dem zukünftigen Konflikt, seine politischen, wirtschaftlichen,
technologischen und nicht zuletzt militärischen Fähigkeiten ausbauen müsse, um
handlungs-fähiger zu werden.
Auf die Frage nach der strategischen Autonomie Europas im Verhältnis zu den USA,
betont General Kujat, dass die Sicherheit Europas seit dem Ende des Zweiten
Weltkrieges und sicherlich noch einige Zeit darüber hinaus von dem amerikanischen
Engagement abhängt. Er betont jedoch, dass die strategische Autonomie gegenüber den
großen Mächten und eine eigenständige Sicherheits- und Verteidigungspolitik im
europäischen Interesse ist. Die Großmächte liefern sich seit Jahren
Auseinandersetzung um Einflusszonen, in denen Stellvertreterkriege geführt werden,
um die eigenen Interessen durchzusetzen.
Auf die Frage, ob diese Probleme in der Peripherie überall überwiegend durch das
Eingreifen der USA entstanden sind, antwortet Harald Kujat, dass die amerikanischen
militärischen Interventionen beispielsweise im Irak, in Libyen oder in Syrien, zu
großen, regionalen Verwerfungen geführt haben und die Sicherheit des europäischen
Kontinents negativ beeinflusst haben.
Auf die Frage, ob das Verhältnis China und USA man auch als Kampf der USA um den
Erhalt ihrer Vormachtstellung verstehen könne, antwortet General Kujat, dass die
Vereinigten Staaten in China, die umfassendsten und ernsthafteste Herausforderung
für ihre nationale Sicherheit sähen. Diese Konkurrenz betrifft unabhängig von den
militärstrategischen Aspekten, auch wirtschaftliche Aspekte, um die Gefährdung des
Dollars als Weltleitwährung und den politischen Einfluss in Südamerika, Afrika und
Asien.
General Kujat glaubt, dass sowohl die USA als auch Europa, die Dynamik, die durch
den Ukraine Krieg entstanden ist, unterschätzt haben und fordert, dass Europa in
geopolitischer, wirtschaftlicher, technologischer und nicht zuletzt auch in
militärischer Sicht Wege der Selbstbehauptung einschlagen müsse. Er konstatiert,
dass China und Russland zu einem zweiten geopolitischen Block zusammengewachsen
sind mit engen wirtschaftlichen und politischen Bindungen an die BRICS Staaten.
Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika umfassen 40 % der Weltbevölkerung,
während die G-7 Staaten 12,5 % der Weltbevölkerung repräsentieren. Inzwischen ist
das Bruttoinlandsprodukt der BRICS Staaten höher als das der westlichen G-7
starten. China arbeitet mit Saudi-Arabien auf dem globalen Öl Markt und der
Nutzung der Kernenergie zusammen und unterstützt den Beitritt Saudi-Arabiens zu der
BRICS-Gruppe. China treibt ferner die Bildung einer rohstoffbasierten
Reservewährung als Konkurrenz zum Petrodollar voran.
Auf die Frage, ob sich jetzt andere Koalitionen bilden, antwortet General Kujat die
von den USA geforderten und von der europäischen Union umgesetzten Sanktionen haben
bei weitem nicht die Wirkung entfaltet, die erwartet worden war. Russland ist bei
weitem nicht so sehr geschwächt worden wie erhofft, was als weiterer Beleg
angesehen werden kann, das der Übergang in eine multipolare Welt möglich ist .
Auf die Frage, wie die Europäer sich in einer multipolaren Welt zurechtfinden
sollen, antwortet General Kujat, dass die geostrategischen Lagen der beiden
Kontinente sehr unterschiedlich sind und die Europäer künftig eine größere
Verantwortung auf ihrem Kontinent übernehmen müssten. Das heißt, eine neue
Sicherheitspolitik, die in einer neuen Sicherheitsarchitektur auf dem europäischen
Kontinent und eine Formulierung gemeinsame Interessen im Rahmen einer neuen
geopolitischen Weltordnung zu schreiben, sei vordringlich .
Auf die Frage, ob China interessiert sei, in einem Konflikt eine militärischen
Auseinandersetzung zu provozieren, betont General Kujat, dass China bezogen auf
Taiwan bereit sei, auch militärische Mitteln einzusetzen. Bezogen auf die Dominanz
in der Welt versucht China eher auf politisch-wirtschaftlicher und diplomatische
Weise Einfluss zu nehmen. Kujat führt weiterhin aus, dass eine ideologisch
eingefärbte Außenpolitik zu politischen Risiken führe und neben allgemeinem auch
wirtschaftlichen Schaden verursachen könne. Er betont, dass das deutsch-chinesische
Handelsvolumen über 200 Milliarden € beträgt und dass wirtschaftlicher Verkehr
grundsätzlich auf gleicher Augenhöhe erfolgen solle.
Auf die Frage welche Rolle Europa im Ukrainekonflikt spielen sollte, antwortet Herr
Kujat. Er würde seine Aussagen gern auf Deutschland beschränken. Er betont, dass
Deutschland aufgrund des Grundgesetzes zu einer Friedensverpflichtung gezwungen
sei, was heißt, dass Deutschland sich für ein Ende des Krieges einsetzen muss. Er
sei irritiert über die Aussage des amerikanischen Außenministers der aussagte ,
dass Verhandlungen keine gute Idee seien. General Kujat sagte weiterhin, dass das
zwölf Punkte Papier Chinas, dass sich auf UNO-Resolutionen bezog und eine
Wiederaufnahme von Verhandlungen vorschlägt, unisono von der deutschen Politik
abgelehnt wird, und er sei darüber sehr irritiert.
Abschließend sagte General Kujat, dass Verhandlungen die einzige Möglichkeit seien,
um diesen Konflikt zu lösen. Die aktuellen kriegerischen Entwicklungen von beiden
Seiten dienen dazu, eigene Verhandlungspositionen zu verbessern, was sich seiner
Ansicht nach als Trugschluss erweisen könnte."
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