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Ja, es gibt noch immer ein Erbe der DDR, das sich auch in
politischen Einstellungen niederschlägt, die wiederum an
jüngere Generationen tradiert werden. Mindestens genauso
bedeutsam aber ist, dass nach der Wende Jahr für Jahr immer
wieder ganze Schuljahrgänge die ländlichen Räume des Ostens
verließen. Denn was blieb, ist eine demografisch verzerrte
politische Kultur, in der die schütter gewordenen
Bomberjackenträger der Neunziger und deren Kinder ihren
Platz haben, aber nicht die Millionen, die gingen. Beim
Feierabendbier in der Garagensiedlung, in vielen Schulen und
Vereinen, aber inzwischen auch beim Sektempfang mancher
örtlicher Unternehmer bestimmen zu oft autoritäre, rassistische,
verschwörungsideologische Ansichten die Gespräche.
Man sollte bei all dem allerdings nicht nur auf die Menschen
schauen, die AfD gewählt haben, sondern auch auf jene, die
nicht einmal bei dieser entscheidenden Wahl ihre Stimme
29.06.23, 00:14 about:reader?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fpolitik%2Fd...
abgaben. Bei gerade mal 58 Prozent lag die Wahlbeteiligung in
Sonneberg. Es sind nicht einfach nur die extrem Rechten stark,
es ist vor allem auch der Wille anderer schwach, diese
Demokratie gegen sie zu verteidigen. Wer die AfD wieder
kleinkriegen will, der muss vor allem diese Leute auf seine Seite
ziehen. Dahin – und nicht zu den Rechtsradikalen – sollte die
politische Energie fließen.