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Gestaltung
atw:kommunikation, Siegburg
Druckerei
XXXXXXXXXXXX
Stand
Juni 2001
Edelgard Bulmahn
Bundesministerin für
Bildung und Forschung
3
➔ I n h a l t s
4
v e r z e i c h n i s
1. Warum wir uns mit Hochbegabten beschäftigen sollten 6
Beim Wort „begabt” fangen die Schwierigkeiten an – Das „Wunder” der Wunderkinder –
Begabung ist etwas anderes als Leistung – Begabungen können auch verkümmern –
Hochbegabte: Sonntagskinder oder Sorgenkinder?
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann 44
Begabungsförderung, eine wichtige Aufgabe der Schule – Fördermaßnahmen: Akzeleration /
Enrichment / Mischvarianten aus Akzeleration und Enrichment – Lernmotivation im
Unterricht – Wie Motivation freigesetzt werden kann – Schulpsychologische Beratung –
Kreativität – Computer in der Schule – Empfehlungen für die Verbesserung der
Begabtenförderung – Was ist zu tun?
7. Anhang 66
Informationen, Rat und Hilfe ....................................................... 67
Adressen der Kultusministerien der Länder .................................. 70
Schüler- und Jugendwettbewerbe im Überblick .......................... 72
Deutsche SchülerAkademie ............................................................ 89
Förderungen und Stipendien für begabte Studierende .............. 89
Begabtenförderung berufliche Bildung ...................................... 90
Literaturhinweise zu Hochbegabung ............................................ 92
Kommentierte Ratgeberliteratur zu Hochbegabung .................. 92
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1. Warum wir uns mit Hoch
6
begabten beschäftigen sollten
„Wir stehen vor einer ,Ethisierung’ der Begabung, die bewirkt, daß einerseits die
Allgemeinheit ihre Verpflichtung gegen die in unserer Mitte heranwachsenden
Begabungen erkennt, daß aber andererseits auch der einzelne Träger einer solchen
Begabung in ihr nicht einen privaten Vorzug sehen darf, (...) sondern eine besondere
Verpflichtung gegen sich und das soziale Ganze.”
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I
n dieser Broschüre geht es um begabte zwei statt der üblichen drei Jahre neben
Kinder – und schon bei dem Wort „be- der Schule, die er für die anderen Fächer
gabt” fangen die Schwierigkeiten an: noch weiter besuchte.
Manche sprechen von hochbegabten, an-
dere von hochintelligenten, wieder andere • Peter Leko aus Szeged in Ungarn wurde
von besonders befähigten und talentierten 1993 mit 14 Jahren jüngster Schachgroß-
Kindern. Alle meinen doch mehr oder we- meister. Sein tägliches Trainingspensum
niger das gleiche: Mädchen und Jungen, beträgt sechs Stunden. Die Schule hat er
die sich durch früh entwickelte, weit über- nach der vierten Klasse verlassen. Für die
durchschnittliche Fähigkeiten, durch ihre jährliche Schulprüfung reichen ihm vier
Interessen und ihre Leistungsbereitschaft Wochen Lernen.
von Gleichaltrigen unterscheiden. Dies kann
den mathematisch-naturwissenschaftlichen, • Balamurali Ambati im New Yorker Stadt-
den sprachlichen, den musisch-künstleri- teil Queens machte 1995 an der Mount
schen, den sportlichen oder den handwerk- Sinai School of Medicine seinen Doktor
lichen Bereich betreffen. Manche Kinder in Medizin – mit 17 Jahren. Der Sohn in-
glänzen auch auf mehreren Gebieten. discher Einwanderer beendete die High
School mit elf Jahren und verließ als
Besondere Aufmerksamkeit und öffentliches 13jähriger die New York University mit
Interesse erregen Kinder und Jugendliche, dem Abschluß magna cum laude.
die bereits in sehr jungen Jahren außer-
ordentliche Leistungen erreichen, wie zum Diese Kinder und Jugendlichen werden
Beispiel: häufig als „Genies” oder „Wunderkinder”
bezeichnet, doch verbirgt sich hinter dem
• Olga Sarankina in Moskau fing mit vier vermeintlichen Wunder in der Regel eine
Jahren an zu komponieren. 1993, als sie besonders günstige Konstellation, in der
sieben Jahre alt war, wurde ihre erste eine hohe Begabung frühzeitig erkannt
Oper uraufgeführt. und konsequent mit hohem Aufwand ge-
fördert wurde. Bei ausgeprägtem Leistungs-
• Ganesh Sittampalam im Londoner Stadt- willen und Spaß an der Sache bewältigen
teil Wimbledon, Sohn ceylonesischer Ein- solche Kinder über Jahre ein tägliches Ar-
wanderer, wurde 1992 mit 13 Jahren und beitspensum von vielen Stunden.
vier Monaten an der Universität Surrey
in Guildford der jüngste Träger eines Derart außergewöhnliche Frühentwick-
Bachelor-Titels erster Klasse für Mathe- lungen sind jedoch die Ausnahme. Extrem-
matik. Das Studium absolvierte er in varianten der Begabungsentfaltung kön-
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1. Warum wir uns mit Hochbegabten beschäftigen sollten
nen aus pädagogischer und psychologischer In der Regel gibt es auf jeder Grundschule
Sicht sogar durchaus problematisch sein. und auf jeder weiterführenden Schule
Meistens verläuft die Entwicklung begab- außergewöhnlich begabte Schülerinnen
ter Kinder weitaus weniger dramatisch. und Schüler. Manche kennt jeder, weil sie
über Jahre hinweg die Besten in der Klasse
• Rita hat in ihrer Schullaufbahn zwei sind, durch spezielle Kenntnisse, Fähig-
Klassen übersprungen, die zweite und keiten oder Leistungen auffallen oder eine
die zehnte Klasse. Mit siebzehn machte Klasse überspringen. Bei anderen wird
sie ihr Abitur auf einer Schule für Hoch- während ihrer ganzen Schulzeit nicht
begabte und steht jetzt, 20jährig, kurz erkannt, daß sie besonders begabt sind.
vor der Beendigung ihres Journalismus- Gelegentlich sind sie sogar besonders
studiums. Ihr Volontariat schloß sie be- schlechte Schüler und dennoch begabter
reits mit 19 Jahren ab. als alle ihre Klassenkameraden.
• Tim war als Kind sehr lebhaft und neu- Denn Begabung ist nicht automatisch mit
gierig. In der Grundschule begriff er den Leistung gleichzusetzen. Begabungen sind
Stoff so schnell, daß er sich nicht anzu- zunächst als Dispositionen oder Potentiale
strengen brauchte. Im zweiten Schuljahr unterschiedlich angelegt. Damit sich das
begann er damit, sich in der Schule zu Begabungspotential bis zur Höchstleistung
langweilen und durch störendes Verhal- entfalten kann, sind in allen Bereichen fast
ten aufzufallen. Keine Ermahnungen oder immer lange Lern- und Übungsphasen nö-
Strafen „halfen”, die Leistungen wurden tig. Dabei ist der junge Mensch auf die För-
immer schlechter, und bis zur Mittelstufe derung durch seine Umwelt angewiesen. Der
hatte sich die Situation so weit zugespitzt, Glaube, daß besonders Begabte sich auf-
daß er von der Schule fliegen sollte. Ein grund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten
Intelligenztest und Gespräche mit einer in jedem Fall auch allein, ohne fremde Hilfe
Psychologin ergaben, daß Tim hochbegabt und gegen widrige Umstände durchsetzen,
ist. Der Aufbau einer guten Kooperation ist ein Irrtum.
zwischen Schule und Elternhaus, das Über-
springen einer Klasse und ein Training von Kaum jemand käme auf die Idee, daß Spit-
Tims Lern- und Arbeitstechniken haben zenleistungen z. B. in der Musik oder im
inzwischen dazu geführt, daß Tim in der Sport anders zu erreichen wären als durch
Schule gut integriert und erfolgreich ist. langjähriges intensives Üben und Trainieren
unter der Anleitung von Experten. Eine
Studie an Violinspielern ergab z. B., daß
die Besten ihres Faches im Alter von 21
Jahren bereits mehr als 10 000 Übungs-
stunden hinter sich hatten. Nicht anders
verhält es sich mit der intellektuellen Lei-
stungsfähigkeit. Sie will genauso dauerhaft
durch Wissensvermittlung gefördert, durch
Aufgabenstellungen herausgefordert,
durch Lob und Anerkennung bekräftigt
und durch fähige Pädagogen und Vorbil-
der in konstruktive und produktive Bahnen
gelenkt sein. Fähigkeiten, die nicht in An-
spruch genommen werden, entwickeln
sich nur unvollkommen und können auch
verkümmern.
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mehr von ihren Eltern fordern als normal- lität der Leistungen, Art und Intensität der
begabte Kinder. Aus der Besonderheit ihrer Interessen beeindrucken, können sich aber
Persönlichkeit und ihrer Fähigkeiten, die gelegentlich auch ganz spezielle Konflikte
zunächst einmal vor allem als Entwicklungs- und Probleme im Kindergarten, in der
vorsprung vor Gleichaltrigen, später immer Schule, im Elternhaus und im Umgang mit
deutlicher auch durch Arbeitstempo, Qua- Gleichaltrigen ergeben.
Hochbegabte –
I
mmer wieder wird aus Fragen von Eltern verschiedene Lebensphasen hinweg in ihrer
ersichtlich, daß Unsicherheit darüber be- Entwicklung beobachtet werden können. Sonntagskinder
steht, ob hochbegabte Kinder besonders Damit kann untersucht werden, welche Fak-
oder Sorgenkinder?
gefährdet und anfällig für Probleme sind toren diese Entwicklung beeinflussen und
(z. B. in der Schule oder in Kontakten zu was in der Schule und im Beruf aus hoch-
Gleichaltrigen) oder ob sie einfach nur „be- begabten Kindern wird.
schenkt” und für das Leben besser aus-
gerüstet sind. Von einer typischen Entwicklung Hoch-
begabter zu sprechen, ist allerdings sehr
Hochbegabt ist nicht gleich hochbegabt; schwierig. Es gibt Hochbegabte, denen im-
man kann kaum von den Hochbegabten mer alles geschenkt zu werden scheint, es
sprechen, da sie sich in ihrer Persönlichkeit gibt Spätentwickler und es gibt Begabte,
oder Entwicklung genauso voneinander die nie eine Chance hatten, ihr Potential zu
unterscheiden wie die Normalbegabten entfalten. Manche Begabte werden zum
auch. Es gibt verschiedene Untersuchun- Experten oder zum außergewöhnlich krea-
gen, die die Entwicklung Hochbegabter vom tiven Erwachsenen; andere unterscheiden
Kind bis zum Erwachsenen verfolgen. Die sich in ihrem Beruf nicht von durchschnitt-
wohl berühmteste und erste Untersuchung lich begabten Erwachsenen.
ist die Studie des Psychologen Lewis Terman
an 1 528 hochbegabten Kindern in Kalifor- Faktoren, die eine positive Entwicklung
nien / USA; davon waren 856 Jungen und Hochbegabter erleichtern, sind z. B. eine
672 Mädchen. Diese Studie begann 1921 liebevolle, herausfordernde Umwelt in den
und wird auch heute noch fortgeführt. Der frühen Jahren, frühzeitige angemessene
Nutzen einer solchen Längsschnittunter- und gezielte Förderung, Rollenvorbilder,
suchung liegt darin, daß Hochbegabte über Zielsetzung, das Vertrauen in die eigenen
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1. Warum wir uns mit Hochbegabten beschäftigen sollten
Fähigkeiten oder der Erwerb von Wissen die Probleme entwickelt, die von ihm
und Fachkenntnissen für die berufliche Ent- „erwartet“ werden (man spricht auch
wicklung. Auf weitere Faktoren gehen wir von sich selbst erfüllenden Prophezei-
immer wieder in den nächsten Kapiteln ein. hungen).
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2. BEGABUNG, KREATIVITÄT,
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INTELLIGENZ – WAS IST DAS?
„Intelligenz an sich ist ein Rüstzeug; wertvoll wird sie erst
durch die positiven Ziele, in deren Dienst sie verwandt wird.”
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Vorweg ein
J
ahrhundertelang hat man sich eine auf einen anderen Aspekt von Begabung;
herausragende Begabung als Geschenk Ungenauigkeiten im alltäglichen Sprach- bißchen Theorie
des Himmels, als übermenschliche In- gebrauch kommen hinzu. Daher wird man
spiration vorgestellt. Demgemäß wurde recht unterschiedliche Anworten erhalten
gesagt: Die Muse küßt den Dichter; ein auf die Frage: Wer ist hochbegabt?
Gott gibt ihm zu sagen, was er leidet; den
Seinen gibt’s der Herr im Schlafe. Erst seit Für unsere Zwecke soll es genügen, von
vor gut hundert Jahren die wissenschaft- Hochbegabung dann zu sprechen, wenn
liche Erforschung von Intelligenz und Hoch- ein Kind in bestimmten Bereichen seiner
begabung begann, geriet der Mythos vom geistigen, künstlerischen, motorischen oder
gottgegebenen Genie ins Wanken. Statt- sozialen Entwicklung den Gleichaltrigen
dessen wurden zahlreiche Theorien darü- deutlich überlegen ist. Die Begabung eines
ber aufgestellt, welche Rolle Vererbung Kindes – seine angeborene Befä-
und Umwelt bei der Entwicklung und Aus- higung für besondere Lei-
formung von Intelligenz und hoher Bega- stung – kann sich in ver-
bung spielen. Inzwischen liegen viele Defi- schiedenen Formen
nitionsvorschläge vor. Jede Definition zielt äußern.
Allgemeine
S
ie umfaßt eine schnelle Auffassungs- Zur begrifflichen Abgren-
gabe, gute Lernfähigkeit, räumliches zung unterscheidet man von intellektuelle
Vorstellungsvermögen, hohe Gedächt- der allgemeinen intellektuellen
Begabung oder
nisleistung und die Fähigkeit zu besonde- Begabung bzw. Intelligenz spezi-
ren geistigen Leistungen in vielen Berei- elle Begabungen oder Talente, die Intelligenz
chen, wie Naturwissenschaften, Sprachen sich auf enger umschreibbare Gebiete
oder logischem Denken (z. B. beim Schach- erstrecken:
spielen). Im gleichen Sinne kann man von
allgemeiner Intelligenz sprechen. Wir wol- • Die musisch-künstlerische Begabung
len darunter die Fähigkeit verstehen, auf befähigt ein Kind zu Leistungen auf mu-
ganz verschiedenen Gebieten neuartige sischem Gebiet, wenn dem Kind entspre-
Anforderungen zu bewältigen bzw. sich in chende Möglichkeiten der Ausübung und
neuen Situationen zurechtzufinden. Dies Förderung geboten werden. Sie tritt oft
gilt beispielsweise für das Erfassen von Lern- schon sehr früh zutage, etwa beim Spie-
stoffen ebenso wie für die Orientierung in len eines Musikinstruments oder beim
fremden Städten. Malen.
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2. Begabung, Kreativität, Intelligenz – Was ist das?
Verteilung der
A
llgemeine intellektuelle Begabung bar, sondern können nur aus bestimmten
Intelligenz in der (oder kurz: Intelligenz) ist kein phy- Anzeichen (z. B. aus der richtigen oder fal-
sikalisches Merkmal wie Größe oder schen Bearbeitung der Aufgaben eines In-
Bevölkerung Gewicht, das man sehen oder tasten und telligenztests) erschlossen werden (s. näch-
mit einem Meßinstrument, wie einem Zoll- stes Kapitel). Es gibt viele unterschiedliche
stock oder einer Waage, direkt erfassen Definitionen von Intelligenz.
kann. Intelligenz ist ein Konstrukt, d. h. Gemeinsam ist den meis-
ein von Wissenschaftlern und Wis- ten Definitionen, daß
senschaftlerinnen geprägter sie mit Intelligenz die
Begriff zur Beschreibung Fähigkeit bezeichnen,
kognitiver Fähigkeiten. sich in neuen Situatio-
Diese Fähigkeiten sind nen auf Grund von Ein-
nicht direkt beobacht- sichten zurechtzufinden
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oder Aufgaben mit Hilfe des Denkens zu • Der Mittelwert der abgebildeten Vertei-
lösen, ohne daß hierfür die Erfahrung, son- lung beträgt 100.
dern vielmehr das Erkennen von Beziehung-
en das Wesentliche ist. • Die meisten Menschen, ca. Zweidrittel der
Bevölkerung (68 Prozent), erreichen einen
Was Intelligenz mit Merkmalen wie Körper- IQ zwischen 85 und 115. Dies wird als
größe gemeinsam hat, ist deren sogenannte Normalbereich der Intelligenz bezeichnet.
Normalverteilung in der Bevölkerung. Stellt
man die relative Häufigkeit der Intelligenz- • Etwa 95 Prozent der Bevölkerung haben
quotienten (oder Körpergrößen) in einer einen IQ zwischen 70 und 130.
Bevölkerung graphisch dar, erhält man eine
glockenförmige Kurve, wie sie hier in Ab- • Extrem niedrige oder hohe Leistungen
bildung 1 (und übrigens auch auf dem sind gleichermaßen selten: Jeweils rund
10-DM-Schein) dargestellt ist. zwei Prozent der Bevölkerung haben
einen sehr niedrigen IQ (unter 70) oder
Die horizontale Achse zeigt die Ausprägung einen sehr hohen IQ (über 130). Von in-
der Intelligenz – ausgedrückt in IQ-Punkten tellektueller Hochbegabung spricht man
(s. dazu Kapitel 3) - an. Die durch die verti- meistens dann, wenn eine Person eine
kalen Achsen abgeteilten Flächen unter der extrem hohe Intelligenz besitzt, die sich
Kurve verdeutlichen die prozentuale Häu- in einem IQ von 130 oder höher ausdrückt
figkeit, mit der die jeweiligen Werte auftre- (Ausführliche Informationen zu Intelli-
ten. So ist zu erkennen: genztests befinden sich in Kapitel 3).
-3 -2 -1 0 -1 -2 -3
55 70 85 100 115 130 145
Abweichungs-IQ-Skala
Hohe Begabung –
B
egabt zu sein bedeutet noch nicht, reichlich Anregungen und Lernmöglichkei-
daß auch tatsächlich Leistungen er- ten (Förderung) bietet, ist ausschlaggebend außergewöhnliche
bracht werden. Hohe Werte in einem für die Entwicklung einer von innen kom-
Leistung?
Intelligenztest sind ein Hinweis auf eine menden Motivation, von Neugierde, eige-
hohe intellektuelle Begabung, jedoch keine nen Interessen, Ausdauer und Liebe zum
Garantie für Erfolg in der Schule oder spä- Lernen. All das sind Voraussetzungen für
ter im Beruf. Eine Begabung entwickelt sich die Umsetzung einer Begabung in heraus-
nur zu außergewöhnlicher Leistung, wenn ragende Leistungen.
mehrere Bedingungen in positiver Weise
zusammenwirken. Neben der Begabung Wie wir uns das Zusammenwirken der ver-
sind für herausragende Leistungen Motiva- schiedenen Faktoren vorstellen können,
tion, Kreativität und förderliche Umweltbe- mag stark vereinfacht unsere schematische
dingungen von Bedeutung. Ein Umfeld, das Darstellung (Abb. 2) illustrieren.
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2. Begabung, Kreativität, Intelligenz – Was ist das?
Begabung/ Motivation
Talente
Außer-
gewöhnliche
Leistungen
Kreativität Umwelt
Die in der Abbildung verwendeten Begriffe Durch welche weiteren Eigenschaften – ab-
Kreativität sowie Motivation und Umwelt gesehen von diesen Besonderheiten des
sind nachfolgend kurz erklärt. Denkens – zeichnen sich kreative Menschen
aus?
Kreativität ist die Fähigkeit, Ideen, Infor-
mationen und Dinge auf originelle, d. h. In unserer Gesellschaft hat sich über Jahr-
ungewöhnliche und neuartige Weise pro- hunderte das Vorurteil gehalten, Genie
duktiv miteinander zu verbinden. habe etwas mit Wahnsinn zu tun. Wissen-
schaftliche Studien widerlegen jedoch die
Kreativität erfordert zunächst das tiefe Ein- Annahme, daß geniale Menschen, die in-
dringen in ein Wissensgebiet. Es wäre ein novative und kreative Leistungen (z. B.
Irrtum, Kreativität als Wundermittel zu be- Erfindungen) erbringen, häufiger von psy-
trachten, mit dem quasi aus dem Stand chischen Krankheiten betroffen sind als
heraus bemerkenswerte Leistungen voll- weniger kreative Menschen. Insofern kann
bracht werden können. „Verrücktheit” auch nicht als Voraussetzung
für kreatives Schaffen betrachtet werden.
Kreative Leistungen weisen mehrere typi- Was Kreativität behindert, ist Angst vor
sche Merkmale auf: Veränderungen, vor Unsicherheit und vor
Unberechenbarkeit. Umgekehrt kann dar-
• Divergentes Denken ist ein Denken in die aus der Schluß gezogen werden, daß Krea-
verschiedensten Richtungen, das nicht tivität einen gewissen Mut erfordert – den
auf die nächstliegende Lösung eines Pro- Mut, das Alte und Gewohnte in Frage zu
blems zielt, sondern nach ungewöhnli- stellen. Zu sonstigen besonderen Persön-
chen Lösungswegen Ausschau hält. lichkeitseigenschaften von kreativen Men-
schen gibt es noch keine wissenschaftlich
• Originalität meint die Einmaligkeit von gesicherten Studien. Eine groß angelegte
Ideen, die etwas Besonderes, ganz und Befragung berühmter kreativer Zeitgenos-
gar nicht Alltägliches bezeichnen. Die sen führte jedoch zu dem Eindruck, daß
Phantasie des kreativen Menschen über- kreative Menschen stärker als andere dazu
schreitet oftmals die Grenze des bisher in der Lage sind, gegensätzliche Eigenschaf-
Möglichen und führt auf neue, unbe- ten auszuleben. Sie können z. B. ein hohes
kannte Gebiete. Maß an körperlicher Energie und ein gro-
ßes Durchhaltevermögen, jedoch ebenso
• Flexibilität ist die geistige Wendigkeit. ein ausgeprägtes Ruhebedürfnis haben.
Sie bewirkt, daß ein Mensch schnell auf Sie können verspielt und gleichzeitig diszi-
verschiedene Denkebenen umschalten pliniert, bescheiden und stolz, konservativ
und ein Problem sofort aus unterschied- und rebellisch, der eigenen Arbeit gegen-
lichen Blickwinkeln betrachten kann. über leidenschaftlich und trotzdem auch
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objektiv sein – d. h. kreative Menschen schei- tiertes Kind strebt in seiner Arbeit – bei
nen in weniger festen Rollen zu leben als allen Unsicherheiten, die es dabei erleben
andere Menschen. mag – direkt Erfolg an. Ein mißerfolgsver-
meidendes Kind hat in erster Linie Angst
Motivation ist die Bereitschaft, einen Auf- vor einem möglichen Versagen und ist
wand zu erbringen. Motivation bildet einen insofern vor allem darauf bedacht, Fehler
vermittelnden Faktor zwischen Begabung zu vermeiden. Es hat sich gezeigt, daß Er-
und Kreativität einerseits und außerge- folgsorientiertheit zu besserer Leistung
wöhnlichen Leistungen andererseits. Sie be- führt als Mißerfolgsvermeidung. Um Erfolgs-
stimmt also wesentlich mit, ob Begabung zuversicht zu fördern, ist es wichtig, daß
und Kreativität überhaupt zur Geltung die Eltern Fehler nicht bestrafen und das
kommen. Kind zum Weiterprobieren ermutigen,
wenn es das Ziel noch nicht erreicht hat.
Die Motivation – in der Psychologie spricht
man genauer von Leistungsmotivation – Umwelt meint den Lebensraum, in dem
wird durch Eltern, Erzieher, Lehrer, Freunde sich das Kind entwickelt und von dem es
oder Ausbilder fortlaufend beeinflußt und beeinflußt wird, den es umgekehrt aber
läßt sich durch die folgenden Merkmale auch beeinflußt. Wichtige soziale Struk-
näher beschreiben: turen, die die Umwelt eines Kindes bestim-
men, sind die Familie, die Beziehungen
Interesse und Ausdauer eines Kindes ent- zwischen den Personen, mit denen das Kind
scheiden darüber, wieviel Kraft und Zeit es in Kontakt steht, gesellschaftliche Institu-
in eine Aufgabe steckt. tionen wie Kindergarten und Schule sowie
gesellschaftliche Werte.
Neugier und Zielstrebigkeit sind innere
Antriebe, die das Kind dazu bringen, neue Folgende Gesichtspunkte des Einwirkens
Dinge zu entdecken, gesetzte Ziele be- der sozialen Umwelt auf das Kind seien als
harrlich anzustreben und Leistungen zu bedeutsam herausgehoben:
erbringen.
Leistungserwartungen von Elternhaus und
Aufgrund der Lernerfahrungen eines Kin- Schule an ein Kind sollten dessen Fähig-
des differenziert sich seine Leistungsmoti- keiten und intellektuellen Bedürfnissen
vation im Laufe der Zeit zunehmend in entsprechen; denn Leistungen werden vor
Richtung auf Erfolgsorientiertheit bzw. allem dann erbracht, wenn ein Erfolg
Mißerfolgsvermeidung. Ein erfolgsorien- möglich und kalkulierbar ist.
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2. Begabung, Kreativität, Intelligenz – Was ist das?
Anerkennung für seinen Wissensdrang bung eines Kindes zur Entfaltung zu brin-
und seinen Leistungswillen wird das Kind gen. In vielen Bereichen ist eine Förderung
darin bestärken, weiterzumachen und bei – wie zum Beispiel das gezielte Training im
Rückschlägen nicht aufzugeben. Die Aner- Sport oder der Unterricht im Spielen eines
kennung seiner Leistung und Anstrengung Musikinstruments – notwendig, damit sich
ist somit ein starker äußerer Antrieb. Begabung überhaupt zeigen kann. Für
Eltern heißt das vor allem, auf die Aktivi-
Optimale Förderung durch die Personen täten des Kindes verständnisvoll einzuge-
der Umwelt (Familie, Schule, berufliche hen und die entsprechenden Hilfen bereit-
Ausbildung) hilft von außen, die Bega- zustellen.
Minderleistung in
E
s gibt Kinder und Jugendliche, die • Eine hohe Kreativität des Kindes und
der Schule bei trotz einer sehr hohen intellektuellen eine unkonventionelle Art zu lernen, kön-
Begabung / Intelligenz in der Schule nen bei Eltern und Lehrern bzw. Lehrer-
intellektueller keine überdurchschnittlichen oder sogar innen Widerstand auslösen, da das Kind
Hochbegabung nur unterdurchschnittliche Leistungen Probleme und Aufgaben auf seine eige-
erbringen. ne, für andere ungewohnte und zum Teil
unverständliche Art löst und organisiert.
Manche dieser Kinder weisen in bestimm- Dieses Vorgehen wird nicht immer als
ten Bereichen wie Lesen, Schreiben oder intelligentes und kreatives Arbeitsverhal-
Rechnen Schwächen auf, die die Entwick- ten erkannt und paßt z. B. manchmal nicht
lung ihrer Begabung hemmen oder dazu in den Ablauf einer Unterrichtsstunde in
führen, daß ihre Begabung nicht entdeckt der Schule. Das Kind wird als „Störer”
wird. Vielen Lehrern und Lehrerinnen und erlebt, in seiner Person und Wesensart
vielen Eltern ist bisher noch nicht bekannt, abgelehnt und dazu aufgefordert, sich
daß solche Teilleistungsschwächen (wie anzupassen. Eine Folge davon kann sein,
Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechen- daß die eigentlichen Begabungen des
schwäche etc.) auch unter Hochbegabten Kindes nicht gefördert werden, der Un-
zu finden sind. terrichtsstil nicht zum Lernstil des Kindes
paßt und es dadurch in der Entfaltung
Hochbegabte Kinder, die ohne real existie- seiner Stärken gehemmt wird. Eine wei-
rende Schwachpunkte wie Teilleistungs- tere Konsequenz kann der innere
schwächen in ihren Leistungen – entgegen Rückzug des Kindes sein.
der Erwartung – weit unter ihrem Potential
bleiben, nennt man „Underachiever”. Wie • Bei hochbegabten Kindern, die in der
viele hochbegabte „Underachiever” es gibt, Schule versagen oder Leistungen verwei-
ist noch nicht geklärt. Jedoch ist „Under- gern, findet man oft eine geringe Orien-
achievement” ein ernst zu nehmendes tierung der Familie an den Bedürfnissen
Thema, da die davon betroffenen Kinder und Wünschen der Kinder. Vielleicht
häufig sehr unglücklich und anfällig für wurde die Entwicklung des Kindes in sei-
Störungen sind. nen Besonderheiten und Bedürfnissen
nicht hinreichend sensibel begleitet, eine
Die Ursachen für Hochbegabung nicht erkannt und das
Minderleistung bei hoher Kind nicht optimal
Begabung sind von Kind zu
Kind sehr unterschiedlich und
liegen in der Umgebung des Kindes
und/oder bei diesem selbst, wobei sich gefördert. Mög-
beides natürlich wieder gegenseitig beein- licherweise
flußt. Verschiedene Faktoren, die das Risiko stehen ande-
für Leistungsschwächen oder Lei- re Dinge wie
stungsversagen und erwartungswidrige finanzielle
Minderleistungen („Underachievement”) oder sonstige
bei hochbegabten Schülerinnnen und Probleme im Vor-
Schülern erhöhen, werden im folgenden dergrund, oder eine Be-
genannt: gabung mit besonderen Bedürfnissen
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wird bei dem Kind aus verschiedenen Kind überfordern und dazu führen, daß
Gründen einfach nicht erwartet. es Leistungen nicht mehr erbringen kann
und /oder will.
• Faktoren, die beim Kind liegen, sind z. B.
die Leistungsmotivation oder das Selbst- Um hochbegabte „Underachiever” und
bild des Kindes: Welche Leistungen traut Hochbegabte mit Teilleistungsschwächen
es sich überhaupt zu und erwartet es von unterstützen zu können, müssen sie natür-
sich? Hochbegabte „Underachiever” ha- lich erst einmal als solche erkannt werden.
ben häufig ein negatives Bild von sich, Und genau das ist häufig das Problem, da
finden sich unattraktiv und sind wenig diese Kinder keine außergewöhnlichen
glücklich und zufrieden. Auch Eltern und oder nur unterdurchschnittliche Leistun-
Lehrer beschreiben diese Kinder häufig gen zeigen. Auf jeden Fall sollten Sie als
als „Problemkinder”. Eltern oder Lehrkräfte bei Problemen in
der Schule wie z. B. bei Unzufriedenheit
• Anfeindungen körperlicher oder verbaler oder Schulunlust des Kindes das tatsäch-
Art („Streber”, „Lehrerkind”), Mobbing,
Neid und Eifersucht oder Ausgrenzung
von sozialen Kontakten durch Schul- und
Spielkameraden – all das kann ein Kind
enorm unter Druck setzen und dazu füh-
ren, daß das Kind seine Fähigkeiten ver-
steckt und sich, um dazu zu gehören, den
Interessen und Werten der anderen an-
paßt.
• Geschlechtsspezifische Rollenerwartungen
unserer Gesellschaft können bei hochbe-
gabten Mädchen zu Rollenkonflikten
führen, in denen Weiblichkeit und Erfolg
nicht zusammenpassen.
liche Potential des Kindes durch einen Test
• Ebenso werden Hochbegabte mit physi- abklären lassen. Wie und woran man Hoch-
schen, mentalen oder emotionalen Stö- begabte erkennt, darum geht es im näch-
rungen seltener erkannt. Das liegt unter sten Kapitel.
anderem daran, daß beim Vorliegen einer
Störung eine besondere Begabung weni- Der Erwerb von Lern- und Arbeitstechniken,
ger erwartet wird, wie z. B. bei Hochbe- z. B. im Rahmen eines Trainings, das durch
gabten mit Teilleistungsschwächen wie professionelle Berater und Beraterinnen
einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS). durchgeführt wird, kann in einigen Fällen
erforderlich und hilfreich sein. Weiterhin
• Einige Hochbegabte haben das Lernen sind die Beratung der Familie und der
nie richtig gelernt, da ihnen alles immer Schule, der Aufbau einer Kooperation zwi-
„zuflog”. Bei der ersten intellektuellen schen Schule und Elternhaus, die angemes-
Herausforderung, die Lernen erfordert, sene Förderung der Fähigkeiten und der
fehlt diesen Kindern dann das „Know Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes des
How” über Lern- und Arbeitstechniken. Kindes für die optimale Unterstützung
hochbegabter „Underachiever” entschei-
• Leistungsdruck, übertriebener Ehrgeiz dend. Was Eltern, Lehrer und Lehrerinnen
und ein unrealistischer Anspruch durch konkret tun können, darum geht es in den
sich selbst oder durch Dritte können das Kapiteln 4 und 5.
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3. Wie erkennt man
20
Hochbegabte?
„Die größten Talente liegen oft im Verborgenen.”
T i t u s M . P l a u t u s , l a t . K o m ö d i e n d i c h t e r ( u m 2 5 0 - 1 8 4 v . C h r . )
W
enn Eltern oder Lehrerinnen einer spezifischen Kombination von Merk-
und Lehrer mehr über beson- malen eine Hochbegabung vorliegt oder
dere Begabungen erfahren nicht. Das folgende Kapitel zeigt, daß für
wollen, dann lautet ihre erste Frage fast eine wissenschaftlich gesicherte Feststel-
immer: Wie erkennt man denn überhaupt, lung einer Hochbegabung auch die Durch-
ob ein Kind hochbegabt ist? – Ist der oder führung eines Intelligenztestes nötig ist
die Klassenbeste in der Regel auch außer- (s. dazu S. 28/29). Unter Berücksichtigung
gewöhnlich begabt? Wie steht es mit dem der dargestellten Einschränkungen kann
Kind, das sich mit vier Jahren selbst das Le- die vorgestellte Checkliste jedoch erste
sen beigebracht hat? Kann eine bestimmte Hinweise geben und zumindest die
Schülerin, die im mathematisch naturwis- Aufmerksamkeit dafür schärfen, daß ein
senschaftlichen Bereich brillante, im sprach- Kind hochbegabt sein könnte.
lichen Bereich aber nur mäßige Leistungen
aufweist, als hochbegabt gelten oder 1. Merkmale des Lernens und des Denkens
nicht?
• Hochbegabte haben in einzelnen
Eltern, Lehrerinnen und Lehrer hätten ger- Bereichen ein sehr hohes Detailwissen.
ne eine Anleitung, wie sie eine Hochbega- • Ihr Wortschatz ist für ihr Alter unge-
bung bei einem Kind erkennen können. wöhnlich.
Dieser Wunsch ist verständlich und deshalb • Ihre Sprache ist ausdrucksvoll, ausgear-
wurden in der Ratgeberliteratur zum Thema beitet und flüssig.
„Hochbegabung” mittlerweile eine Reihe • Sie können sich Fakten schnell merken.
von sogenannten Checklisten veröffent- • Sie durchschauen sehr genau Ursache-
licht, in denen Merkmale aufgeführt sind, Wirkung-Beziehungen.
die für hochbegabte Kinder typisch sind. • Sie suchen nach Gemeinsamkeiten und
Auch wir wollen dieses Kapitel, in dem es Unterschieden.
um die Feststellung besonderer intellektu- • Sie erkennen bei schwierigen Aufgaben
eller Begabungen geht, mit einer solchen zugrundeliegende Prinzipien.
Checkliste beginnen, dieser jedoch eine • Sie können leicht
Warnung voranstellen. Wenn Sie glauben, gültige Verallge-
daß Sie durch Ankreuzen der zutreffenden meinerungen her-
Merkmale bestimmen können, ob Ihr Kind stellen.
oder Schüler hochbegabt ist, müssen wir • Sie können außer-
Sie leider enttäuschen. gewöhnlich gut
beobachten.
Die in der Liste aufgeführten Kriterien sind • Sie lesen sehr viel
wissenschaftlich nicht überprüft und außer- von sich aus und
dem so vage formuliert, daß sie oft auch bevorzugen
nicht hochbegabten Kindern zugesprochen Bücher, die über
werden können. Außerdem zeigt nicht ihre Altersstufe
jedes tatsächlich hochbegabte Kind alle deutlich hinausgehen.
Eigenschaften, die in der Liste aufgeführt • Sie geben in ihren Ausführungen zu
werden. Es gibt keinen Auswertungsschlüs- erkennen, daß sie kritisch, unabhängig
sel, nach dem zu bestimmen ist, ob bei und wertend denken.
21
3. Wie erkennt man Hochbegabte?
W
enn Eltern bei ihrem Kind im- Erfahrungen, wie sie beispielsweise in spe-
hochbegabt? mer wieder beobachten, daß ziellen Beratungsstellen für Hochbegabten-
es Eigenarten und Reaktionen fragen (s. Anhang) gewonnen wurden,
zeigt, über die sie sich selbst bei einem machen die Motivation der Eltern deutlich.
älteren Kind noch wundern würden, dann Sie sind unsicher geworden, weil sie merken,
ist es verständlich, daß sie sich die Frage daß viele ihrer Verhaltensweisen, die sich bei
stellen, ob ihr Kind möglicherweise hoch- anderen Kindern – Geschwistern und Freun-
begabt ist. dinnen oder Freunden des Kindes – bewährt
22
haben, sich bei diesem Kind häufig als nicht weise ist – wie in den Beratungsstellen eben-
angemessen erweisen. Die Eltern möchten falls deutlich wurde – eine solche Einstell-
nun wissen, wie sie, der Kindergarten oder ung selten.
die Schule ihrem Kind besser gerecht werden
können und ob das ungewöhnliche Verhal-
ten tatsächlich seine Ursache in einer be-
sonderen Begabung haben könnte.
Ist meine
A
uch bei Lehrerinnen und Lehrern nicht anschließen können. Diese Problema-
sind häufig zwei Gründe für Fra- tik zeigt sich speziell bei Schülerinnen und Schülerin oder
gen zum Thema Hochbegabung Schülern aus benachteiligten Gruppen; ein
mein Schüler
verantwortlich. Einmal möchten sie über Aussiedlerkind beispielsweise, das noch da-
Indikatoren der Hochbegabung generell bei ist, sich mit der deutschen Sprache ver- besonders
besser informiert sein; häufig steht dabei traut zu machen, erbringt vielleicht – ver- begabt?
aber auch der ganz konkrete Wunsch im glichen mit der Gesamtheit der Schüler –
Hintergrund, einem bestimmten Kind bes- keine besonderen Leistungen. Vergleicht
ser gerecht zu werden. man es jedoch mit seiner eigenen Gruppe,
dann zeigt sich ein beachtlicher Vorsprung.
Es sind oft auffällige Verhaltensweisen, die
die Vermutung aufkommen lassen, daß ein Bettina ist eine Schülerin, bei der die Lehre-
Schüler oder eine Schülerin eine besondere rin aufgrund der veränderten Verhaltens-
Begabung haben könnte. Auf intellektuel- weisen auf die Idee kam, daß sie besonders
lem Gebiet kann dies beispielsweise bedeu- begabt ist.
ten, daß ein Kind schwierige Aufgaben im
Handumdrehen löst, bei leichten hingegen Bettina war acht Jahre alt, als ihre Lehrerin
versagt; Alles, was nach Routine aussieht, sich an eine Beratungsstelle wandte. Sie
stellt keine Herausforderung dar und ver- schilderte Bettina als eine angenehme,
mag das Kind nicht zu fesseln. Ein Kind, das etwas zurückhaltende Schülerin, die alle
sich zu wenig gefordert fühlt, reagiert häu- Arbeiten besonders schnell erledigte. Gerade
fig mit Störung des Unterrichts und fordert aus diesem Grunde hatte die Lehrerin
außerdem viel Zuwendung. Zu geschlechts- Bettina gebeten, schwächeren Schülern in
spezifischen Unterschieden solcher Reaktions- der Schule zu helfen. Diese Hilfe hatte
tendenzen verweisen wir auf den Abschnitt Bettina aber eingestellt, nachdem eine von
„Hochbegabte Mädchen” in Kapitel 6. ihr unterstützte Schülerin ihr wiederholt
vorgeworfen hatte, sie wolle „etwas Bes-
Unsicherheit bei der Beurteilung, ob ein seres” sein. Die Lehrerin hatte das Gefühl,
Kind hochbegabt ist oder nicht, besteht bei daß Bettina sich danach häufiger langweilte.
Lehrern zum anderen auch dann, wenn sie Bei Wiederholungen und Übungen war
nur wenige Stunden in der Woche Kontakt Bettina zunehmend in ihren Gedanken wo-
mit den betreffenden Schülern haben, anders. „Sie hängt einfach durch”, wie die
gleichzeitig Kollegen sich aber ihrer Mei- Lehrerin meinte. Sie fühlte sich zum ersten
nung über die Begabung dieser Schüler Mal in ihrer Unterrichtspraxis völlig unsi-
23
3. Wie erkennt man Hochbegabte?
cher und hatte den Eindruck, Bettina in nes Projekt geplant, das den Unterricht be-
keiner Weise gerecht zu werden. Die Frage reicherte und das Bettina stark forderte.
der Lehrerin lautete nun, ob man Bettina Bettina wandte sich dieser Aufgabe mit Be-
das Überspringen einer Klasse empfehlen geisterung zu und bearbeitete sie immer
sollte; außerdem wollte sie wissen, wie denn dann, wenn die anderen Schüler mit Rou-
Bettinas Begabung überhaupt einzuschät- tinearbeiten beschäftigt waren.
zen wäre, sie befürchtete, bei Bettina im
Augenblick etwas grundlegend falsch zu Inzwischen ist Bettina 14 Jahre alt. Auf dem
machen, sie vermutlich stark zu unterfordern. Gymnasium, das sie sehr gerne besucht, hat
sie eine Klasse übersprungen. Sie sagt, daß
Die Untersuchung ergab, daß Bettina hoch- sie ihrer Grundschullehrerin dankbar ist, daß
begabt ist. Ein Überspringen lehnte sie mit sie sie in die Beratungsstelle geschickt hat,
Nachdruck ab, weil sie ihre Klassengemein- denn seit dem Besuch ist ihr klar, daß und
schaft nicht verlassen wollte. Gemeinsam wie sie auch durch eigene Bemühungen
mit der Lehrerin wurde daraufhin ein klei- etwas für sich selbst tun kann.
B
ei der Einschätzung der Begabung als hochbegabt kann genau wie die Nicht-
sind zwei Arten von Fehlern denkbar. erkennung der Hochbegabung eines Kin-
Diese Fehleinschätzungen können in des schwerwiegende Folgen haben. Der
Bezug auf die Entwicklung des Kindes weit- erste Fehler führt dazu, daß zu hohe Er-
reichende Folgen haben und sollen deshalb wartungen an das Kind gestellt werden.
ausführlicher erläutert werden. Das tatsächlich nicht hochbegabte Kind
empfindet diese hohen Erwartungen als
Der eine Fehler besteht darin, daß ein Kind zunehmend stärkeren Druck, was ihm
zu Unrecht als hochbegabt bezeichnet wird. seine Unbeschwertheit nimmt und sein
Das kann Eltern passieren, die nicht über Selbstbewußtsein negativ beeinflußt. Der
genügend Vergleichsmöglichkeiten verfü- zweite Fehler – das Nichterkennen einer
gen oder die von vornherein entschlossen Hochbegabung – füahrt dazu, daß das
sind, aus ihrem Kind etwas Besonderes zu Kind nicht optimal unterstützt und geför-
machen. Das kann aber auch bei Lehrerin- dert wird. In der Folge stellen sich bei ihm
nen und Lehrern geschehen, die etwa bei Langeweile und Unzufriedenheit ein. Das
einem Kind eine Kombination von günsti- Selbstwertgefühl des Kindes wird durch
gen Umweltbedingungen und bestimmten die Mißachtung seiner tatsächlichen Fähig-
Lerneigenschaften (Fleiß, Lerneifer, gute keiten negativ beeinträchtigt. Bei diesem
Konzentrationsfähigkeit, Leistungsbereit- Fehler können sich Versäumnisse bezüg-
schaft) erleben. Wenn ein Kind als hochbe- lich der Entwicklung von Motivation und
gabt bezeichnet wird, dann werden häufig Arbeitstechniken ergeben, die in vielen
hohe Erwartungen an das betreffende Fällen später nicht mehr aufzuholen sind.
Kind gestellt, andererseits stellt das Kind Wenn man berücksichtigt, daß etwa zwei
aber auch hohe Erwartungen an sich selbst. Prozent der Kinder jedes Jahrgangs hoch-
Diese Erwartungen können dann nicht begabt sind, kann man abschätzen, daß
mehr erfüllt werden, wenn Eigenschaften viele hochbegabte Schüler nicht entdeckt
für den Schulerfolg wichtig werden, über werden.
24
Die Diagnose von
W
ie können wir erfahren, ob ein mit Stärken in bestimmten Bereichen und
Kind hochbegabt ist? Warum Schwächen in anderen Bereichen. Außer- Hochbegabung
diese Frage sich überhaupt er- dem ist die Situation hinsichtlich der Moti-
gibt und warum sie nicht ganz leicht zu be- vation und der Umwelt (vgl. Kapitel 2) oft
antworten ist, wurde vermutlich schon aus nicht leicht zu beurteilen. Im folgenden
Kapitel 2 deutlich. Häufig kann man nicht sollen Möglichkeiten vorgestellt werden,
einfach sagen, daß jemand hochbegabt wie man zu einer Einschätzung der Bega-
ist oder nicht, sondern es gibt Übergänge bung kommen kann.
Beobachtungs-
D
ie Beobachtung des Verhaltens ist Im Schulalter sind die Einschätzungen von
eine weit verbreitete und nahelie- Lehrern zunächst eine naheliegende Form verfahren
gende Methode, um die (intellek- der Erkennung einer Hochbegabung. Auf-
tuelle) Begabung eines Kindes oder Jugend- grund ihrer Berufserfahrungen verfügen
lichen zu erfassen, denn sie geschieht quasi Lehrer und Lehrerinnen über einen Vergleich
automatisch durch eine Reihe von Personen: mit vielen anderen Kindern des gleichen Al-
Eltern beobachten ihre Kinder, Lehrer ihre ters sowie auch älteren und jüngeren Kin-
Schüler, die Schüler beobachten sich gegen- dern. Zudem haben sie die Gelegenheit,
seitig und schließlich beobachtet sich auch ein Kind über eine relativ lange Zeit – min-
jedes Kind selbst. destens ein Schuljahr – zu beobachten. Es
wurde jedoch deutlich, daß sich Lehrer und
Besonders im Vorschulalter ist das Erkennen Lehrerinnen in ihrem Urteil häufig nicht
einer Hochbegabung bei einem Kind von von den schulischen Leistungen des Kindes
den Beobachtungen der Eltern abhängig. lösen können, so daß hochintelligente Kin-
Hierbei können Checklisten wie die oben der, die keine guten Noten erzielen (soge-
dargestellte eine Hilfe bieten. Eltern dür- nannte „Underachiever”, s. Kap. 2), von
fen dabei jedoch nicht in den Fehler verfal- ihnen oft nicht als hochbegabt erkannt
len, mit übermäßigem Wohlwollen dem werden. Im Bereich der Hochbegabung ge-
eigenen Kind gegenüber die Aussagen der schulte und erfahrene Lehrer und Lehre-
Liste anzukreuzen und dann durch Ermitt- rinnen können hochbegabte Kinder jedoch
lung der Anzahl der Kreuzchen eine end- häufig relativ gut erkennen. Lehrer und
gültige Aussage über die Begabung des Lehrerinnen sollten auch auf besondere
Kindes treffen zu wollen. Leistungen des Kindes achten, die in ande-
25
3. Wie erkennt man Hochbegabte?
ren Situationen als dem normalen Unter- hen. Glauben Lehrer bzw. Lehrerinnen
richt sichtbar werden. Manche besonders oder Eltern von einem Kind, daß es hoch-
begabten Kinder möchten in der Schule um begabt sei, wird das Kind die damit ver-
keinen Preis auffallen (s. auch den Abschnitt bundenen Erwartungen wahrnehmen und
„Hochbegabte Mädchen” in Kapitel 6); sie sich entsprechend verhalten. Eine weitere
halten sich deshalb ganz bewußt zurück. mögliche Beobachtungsverzerrung ist die
Stellt man diesen Kindern komplexe Aufga- selektive Wahrnehmung von intelligentem
ben, beobachtet man sie bei Projekten oder Verhalten: Haben Eltern oder Lehrer bzw.
bei anderen Gelegenheiten, bei denen hohe Lehrerinnen das Kind erst einmal als hoch-
Anforderungen gestellt werden, dann kann begabt eingeschätzt, so werden sie verstärkt
man oft Anzeichen für eine Hochbegabung Verhaltensweisen des Kindes wahrnehmen,
entdecken. die dieses Urteil bestätigen. Verhaltenswei-
sen, die darauf hinweisen, daß das Kind
Abschließend sei auf einige grundlegende evtl. doch nicht hochbegabt ist, werden
Beobachtungsfehler hingewiesen, denen dagegen übersehen. Umgekehrt gilt dies
Menschen, wie aus der Psychologie bekannt natürlich auch. Ist z. B. ein Lehrer zu dem
ist, leicht verfallen und die es nach Möglich- Schluß gekommen, daß ein Schüler eher
keit zu vermeiden gilt: So besteht z. B. die weniger begabt sei, so wird es ihm schwer
Gefahr, von einer einzelnen Beobachtung fallen, Verhaltensweisen dieses Schülers
des kindlichen Verhaltens generelle Schlüs- wahrzunehmen, die diese Einschätzung
se über die Begabung des Kindes zu zie- widerlegen.
Zeugnisse
Z
eugnisse werden hier noch einmal gendes Zeugnis kann ein Hinweis darauf
zusätzlich zur Verhaltensbeobach- sein, daß es sich um ein hochbegabtes Kind
tung durch Lehrer genannt, denn die handelt. Es gibt allerdings auch hochbgab-
Noten des Zeugnisses kommen in der Re- te Kinder, die in der Schule nur un-
gel von verschiedenen Lehrerinnen und terdurchschnittliche Leistungen
Lehrern. Bei einem besonders zurück- erbringen (s. Kap. 2). Weiterhin ge-
haltenden Kind ist es möglich, daß ben die Noten keinen Aufschluß
jeder einzelne Lehrer und jede einzelne darüber, mit welchem Aufwand sie
Lehrerin es zwar als guten Schüler bezeich- erzielt worden sind. Besonderer Fleiß
net, aber nicht als hochbegabt. Ein über kann auch bei durchschnittlicher Begabung
viele oder gar alle Fächer hinweg hervorra- zu sehr guten Leistungen führen.
Wettbewerbe
A
uf manchen eher „unauffälligen” Wettbewerb zu einer besseren Einschät-
Schüler werden Lehrer dann auf- zung ihrer eigenen Fähigkeiten.
merksam, wenn er bei einem Wett-
bewerb zeigt, mit welcher Kreativität und Wettbewerbe spielen auch in der berufli-
Beharrlichkeit er ans Werk gehen kann. chen Praxis bei der Auswahl von Begabten
Auch kommen manche Schülerinnen und eine Rolle (s. im Anhang Begabtenförde-
Schüler durch ihre Teilnahme an einem rung berufliche Bildung).
Intelligenztests
I
ntelligenztests, mit denen man den Intelli- eine gezielte Förderung. Die folgenden
genzquotienten (IQ) feststellt, sind seit Abschnitte sollen einen Einblick verschaf-
ca. 90 Jahren im Gebrauch, aber nicht fen, auf welche Weise Intelligenztests die
unumstritten. Sie messen nämlich nur ei- intellektuelle Begabung einer Person fest-
nen Teil der intellektuellen Fähigkeiten, die stellen.
wiederum nur einen Ausschnitt aus dem
gesamten Begabungsbereich darstellen. Be- Psychologische Tests zur Feststellung der In-
züglich dieses Ausschnittes ermöglichen sie telligenz oder anderer Merkmale werden
jedoch eine relativ zuverlässige und objek- so konstruiert, daß sie bestimmten Gütekri-
tive Abschätzung der Begabungsschwer- terien genügen. Hauptgütekriterien sind die
punkte und -defizite sowie der Intelligenz- Objektivität, die Zuverlässigkeit (Reliabilität)
höhe und geben damit Ansatzpunkte für und die Gültigkeit (Validität) eines Tests:
26
• Objektiv ist ein Test, wenn verschiedene ten „Außenkriterien”, wie z. B. Lehrer-
Testleiter und Testauswerter bei der glei- urteile und Schulnoten, und überprüft
chen Testperson zu dem gleichen Ergeb- deren Übereinstimmung mit den Test-
nis kommen. Die Forderung, daß ein Test ergebnissen. Gerade Schulnoten haben
objektiv sein soll, bedeutet also, daß die sich jedoch als ein nicht besonders gutes
Person des Testleiters – seine Art, den Test Kriterium erwiesen, da sie nur in einem
durchzuführen – bzw. die Person des Aus- beschränkten Ausmaß etwas über das
werters – seine Vorgehensweise bei der Intelligenzniveau eines Schülers aussagen.
Interpretation der Antworten der geteste-
ten Person – keinen Einfluß auf das Test- Ein weiteres wichtiges Gütekriterium von
ergebnis haben sollen. psychologischen Tests ist das der Normie-
rung. Darunter versteht man, daß aus der
• Zuverlässig (reliabel) ist ein Test, wenn er Anzahl der Lösungen einer Person eine
bei der gleichen Person über mehrere Kennzahl errechnet werden kann (z. B. der
Messungen hinweg zu etwa gleichen IQ), die das Verhältnis des individuellen
Ergebnissen führt. Dies gilt natürlich nur Ergebnisses zu den Ergebnissen einer Be-
für die Messung von Eigenschaften, die zugsstichprobe (meist Personen des glei-
stabil sind, was bei der Intelligenz in re- chen Alters) zum Ausdruck bringt. Nur so
lativ großem Ausmaß der Fall ist. Wenn kann eine Person bezüglich ihrer intellek-
sich eine Person im Abstand von einigen tuellen Leistungsfähigkeit mit anderen Per-
Wochen zweimal einem Intelligenztest sonen einer bestimmten Gruppe verglichen
unterzieht, sollte das Ergebnis ungefähr werden. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:
gleich sein. Wenn ein 15jähriger in einem Intelligenz-
test 40 Aufgaben löst, liegt er damit viel-
• Gültig (valide) ist ein Test, wenn er auch leicht genau im Durchschnitt seiner Alters-
tatsächlich das mißt, was er zu messen genossen und bekäme damit einen IQ von
vorgibt. Eine Stoppuhr mag z. B. sehr prä- 100. Löst nun eine 8jährige ebenfalls diese
zise sein und wäre somit ein reliables 40 Aufgaben, gehört sie damit vielleicht
Meßinstrument. Mit ihr kann man jedoch schon zu den 2 Prozent Besten ihrer Alters-
keine Temperatur messen. Dafür wäre gruppe und bekäme einen Intelligenzquo-
eine Stoppuhr ein nicht valides Instru- tienten von über 130. Um Normen für einen
ment. Bei der Entwicklung eines Intelli- Test zu erstellen, wird an einer großen Stich-
genztests gilt es nun zu prüfen, ob er das probe (einer sogenannten Eichstichprobe)
mißt, was seine Entwickler als Intelligenz untersucht, wie viele Personen einer Alters-
definiert haben. Zum einen untersucht gruppe jeweils wie viele Aufgaben des
man deshalb, inwieweit die Ergebnisse Tests lösen können. Bei der Anzahl von
des neu entwickelten Tests mit bereits Aufgaben, welche die Hälfte einer Alters-
bestehenden IQ-Tests, die auf ähnlichen gruppe lösen kann, entspricht der IQ für
Definitionen beruhen, übereinstimmen. diese Gruppe einem Wert von 100. Ent-
Zum anderen sucht man nach sogenann- sprechendes gilt für die Werte darüber
27
3. Wie erkennt man Hochbegabte?
und darunter. Da sich die Fähigkeiten einer und Psychologinnen wissen diese Informa-
Altersgruppe, Intelligenztestaufgaben zu tionen einzuschätzen und können so bes-
lösen, mit den gesellschaftlichen, schuli- sere von schlechteren Tests unterscheiden.
schen u. a. Bedingungen im Laufe der Zeit
ändern, ist es notwendig, in gewissen Ab- In der heutigen psychologischen Praxis wer-
ständen neue Normierungen bestehender den zur Feststellung der Intelligenz von
Tests vorzunehmen. Häufig wird dies ver- Kindern und Jugendlichen am häufigsten
nachlässigt, was dazu führt, daß sich der die folgenden Verfahren eingesetzt:
tatsächliche Mittelwert des IQ um einige
Punkte (nach oben) verschiebt. • Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für
Kinder, Revision 1983 (HAWIK-R)
Im Handbuch, das zu jedem Test veröffent- • Intelligenz Struktur Test (IST 70)
licht wird, müssen die Testentwickler Rechen- • Raven-Matrizen-Test (SPM)
schaft über die Ausprägung der Gütekrite- • Coloured Progressive Matrices (CPM)
rien ablegen. Ausgebildete Psychologen • Advanced Progressive Matrices (APM)
Kritik und neuere • Wie im letzten Kapitel erläutert wurde, kennen, ob eine Person sie lösen konnte,
Trends ist Leistungsmotivation eine wichtige nicht jedoch, welche Lösungsstrategie sie
Variable, die bestimmt, ob ein Mensch, dabei verfolgte.
der intelligent ist, auch außergewöhn-
liche Leistungen erbringt. Intelligenztests Aufgrund dieser Defizite wandten die Wis-
können Motivation nicht erfassen. Han- senschaftlerinnen und Wissenschaftler in
delt es sich jedoch um einen Einzeltest, den letzten zwei Jahrzehnten ihre Aufmerk-
in dem der Testleiter oder die Testleiterin samkeit zunehmend auf die geistigen Pro-
in direktem persönlichen Kontakt zur ge- zesse bei der Lösung komplexer Probleme.
testeten Person steht, bekommt er oder Sie fanden dabei heraus, daß das sogenann-
sie durch Beobachtung des Verhaltens der te Arbeitsgedächtnis die zentrale Ursache
Testperson auch Aufschlüsse über ihre für die Lösungskompetenzen einer Person
Motivation. Wichtig ist, daß Testleiter und damit für Intelligenzunterschiede zwi-
Experten sind, die in der Anwendung der schen Personen darstellt. Ein neuer Intelli-
Verfahren des Testens und der Verhaltens- genztest, dessen Aufgaben sich gut zur
beobachtung ausgebildet sind. Ermittlung der Arbeitsgedächtniskapazität
eignen, ist der Berliner Intelligenzstruktur-
• Auch Kreativität wird in den meisten In- test (BIS). Neben einem allgemeinen Intelli-
telligenztests nicht erfaßt. So prüfen her- genzwert ermittelt dieser Test die Ausprä-
kömmliche Intelligenztests meist nur, ob gungen weiterer spezifischer Fähigkeiten,
jemand eine einzige richtige Lösung in darunter auch Teilbereichen der Kreativität.
einer für ihn neuen Problemsituation Insofern kann der BIS als der Intelligenztest
durch streng logisches Nachdenken findet. betrachtet werden, der nach dem aktuellen
Im Alltag sind schöpferische Leistungen Forschungsstand die aussagekräftigsten Er-
aber oft gerade dadurch gekennzeich- gebnisse über die Intelligenz einer Person
net, daß ein Problem überhaupt erst ein- liefert. Allerdings ist er erst für Jugendliche
mal erkannt werden muß. ab 15 Jahren geeignet.
• Ein weiterer Kritikpunkt liegt in der Tat- Die folgenden Beispiele ähneln den Aufga-
sache begründet, daß Probleme in der bentypen, wie sie im BIS zu finden sind:
Realität meist eine hohe Komplexität
aufweisen und eine Person außerdem Aus allen bisher genannten Informations-
häufig durch mehrere Probleme gleich- quellen – den verschiedenen Beobach-
zeitig gefordert ist. In üblichen Intelli- tungsformen, den Zeugnissen, Leistungen
genztests sind die Aufgaben wenig kom- in Wettbewerben sowie den Intelligenz-
plex, und sie werden eine nach der ande- tests – ergeben sich „nur” größere oder
ren abgearbeitet. Insofern sind die Ergeb- kleinere Mosaiksteinchen, nicht aber das
nisse solcher Tests nicht repräsentativ für volle Bild. Eine einzelne Informations-
intelligentes Alltagshandeln. Außerdem quelle reicht in der Regel nicht aus, um die
ist an diesen Aufgaben meist nur zu er- besondere Begabung eines Kindes fest-
28
stellen zu können. Intelligenztests können schon sehr früh zutage tritt, so gibt es doch
in der Regel nicht zu gut ausfallen, es sei auch in dieser Beziehung ausgesprochene
denn, der Testleiter oder die Testleiterin Spätentwickler. Es ist speziell in diesem Zu-
hilft oder bewertet zu gut, oder das Kind sammenhang zu bedenken, welch große
kennt die Aufgaben. Tests können jedoch Rolle die Entwicklung spielt.
zufällig zu schlecht ausfallen, z. B. wenn
das Kind gerade schlecht gelaunt oder krank Bei allem Bemühen um eine fundierte Er-
ist oder die Beziehung zwischen Testleiter kennung einer Hochbegabung sollte nicht
und Kind gestört ist. vergessen werden, daß die Feststellung – auf
welchem Weg auch immer sie erfolgt – nicht
Auf die im ersten Abschnitt dieses Kapitels Selbstzweck sein kann, sondern daß sie im-
gestellten Fragen lassen sich jetzt auch Ant- mer in einen Kontext eingebettet werden
worten geben: Einzig und allein aus der muß, sonst hat man ein Etikett vorliegen,
Kenntnis, daß jemand Klassenbester ist oder das doch zu leicht mit einem Wert versehen
bereits im Alter von vier Jahren lesen konn- wird. Wichtiger als die Frage, ob ein Kind
te, sollte nicht auf eine Hochbegabung ge- hochbegabt ist oder nicht, ist fast immer
schlossen werden. Aus der bloßen Tatsache, die Ermittlung von vorhandenen Stärken
daß keine Anzeichen einer Hochbegabung und Schwächen; dann ist es möglich, auf
zu entdecken sind, sollte aber auch nicht die individuellen Bedürfnisse eines einzel-
voreilig geschlossen werden, daß ein Kind nen Kindes einzugehen. Dieser Ansatz gilt
mit Sicherheit nicht hochbegabt ist. Auch für alle Kinder und führt insofern nicht zu
wenn üblicherweise die Hochbegabung einer Sonderstellung hochbegabter Kinder.
Testaufgabe:
H W A N D O F P L V A S T O A P B A S T M U R N E K O B R O T L
A U B U S T I K I N D O P W I N D A R F A L S O H N D A F E R D E
S T O W U R M A L O C H O P S T L A U S K V O B I T E G A N S A F
5 + 4 + 3 = 4 + 9 + 2 =
8 + 2 + 6 = 2 + 8 + 14 =
7 + 12 + 5 = 11 + 2 + 6 =
8 + 5 + 9 = 7 + 8 + 15 =
4
5
G
H
1:
3
B
2:
A 3:
X E
2 D 4:
X
C 5:
29
4. Was Eltern für ihre
30
begabten Kinder tun können
„Sie müssen als Eltern nicht perfekt sein – nur gut genug.”
D o n a l d W i n n i c o t t , a m e r i k a n . K i n d e r p s y c h i a t e r ( 1 8 9 6 - 1 9 7 1 )
Förderung
F
ür die Persönlichkeitsentwicklung von Dieses Beispiel soll verdeutlichen, daß Kind
Kindern spielt die Familie eine bedeu- und Eltern sich wechselseitig beeinflussen. beginnt in der
tende Rolle, und zwar sowohl für die Kinder haben bestimmte Bedürfnisse und
Familie
geistige als auch für die soziale und emo- Eigenarten, die wiederum bestimmte Ver-
tionale Entwicklung des Kindes. Neben bio- haltensweisen der Eltern hervorrufen. El-
logischen Gemeinsamkeiten, die eine Fami- tern haben bestimmte Antwortmöglich-
lie aufweist, üben die Kontakte und Bezie- keiten und Verhaltenseigenarten, die auf
hungen der Familienmitglieder zueinander die Kinder einwirken. Wie man sich diesen
einen starken gegenseitigen Einfluß aus. Kreislauf als ein (stark vereinfachtes) Mo-
Schon von Geburt an sind Unterschiede dell vorstellen kann, zeigt die
bei den Kindern beobachtbar – nicht Abbildung 4 auf der
nur körperliche, sondern auch psychi- nächsten Seite. So wird
sche, die sich in be- verständlich, daß hoch-
stimmten Verhaltens- begabte Kinder häufig
weisen (z. B. Aufmerk- schon als Babys und
samkeit, Interesse für Kleinkinder von den El-
Dinge und Personen) tern andere Reaktionen
oder Merkmalen wie erfordern als Normal-
Temperamentseigen- oder Minderbegabte.
arten (z. B. aktiv,
wach, lebhaft oder Für alle Familien gilt –
schläfrig, langsam, und daher sind viele der
ruhig) äußern. Eltern, zumal wenn sie meh- folgenden Vorschläge an alle Eltern und
rere Kinder haben, erkennen diese Unter- Kinder gerichtet –, daß Sensibilität, eine
schiede und stellen sich meist automatisch liebe- und vertrauensvolle Beziehung,
darauf ein. Sie orientieren sich mehr oder Sicherheit und Geborgenheit bei ange-
weniger an den unterschiedlichen Eigen- messenen Anforderungen das Kind in
arten und Bedürfnissen, z. B. den Unter- seiner gesamten Persönlichkeit optimal
schieden im Schlaf- oder Eßverhalten der fördern. Als ein sehr wichtiges Merkmal
Säuglinge. einer guten Eltern-Kind-Beziehung stellt
sich immer wieder das Interesse der Eltern
Eltern reagieren dementsprechend ange- am Kind heraus.
messen, wenn sie die Säuglinge aus dem
engen Kinderbett oder –wagen herausneh- Dem Kind einen Platz in der Familie einzu-
men, weil diese nichts sehen und daher vor räumen, wo es mitentscheiden, mitdisku-
„Langeweile” schreien. Diese Änderung der tieren, Anregungen aufnehmen, geben
Umwelt von einer langweiligen in eine in- und fordern kann, ist für die Entwicklung
teressante ist die richtige, angemessene Re- all seiner Fähigkeiten wichtig. Ein Gleich-
aktion auf das Weinen. Dem Kind zur Be- gewicht von Freiheit – so weit wie möglich
ruhigung z. B. die Flasche zu geben, wäre – und Lenkung – so weit wie nötig – ist bei
falsch, was aus der Reaktion des Säuglings, begabten Kindern eine notwendige Vor-
wenn man ihn genau beobachtet, auch aussetzung für eine positive Persönlich-
erkennbar ist. keitsentwicklung.
31
4. Was Eltern für ihre begabten Kinder tun können
Kind
... reagiert, agiert,
produziert.
Kind Eltern
... nimmt das Verhalten ... nehmen das Verhalten des
anderer wahr, ordnet es Kindes wahr, ordnen es ein
ein und bewertet es. und bewerten es.
Begabungen
S
ehr häufig sind es die Eltern, die be- Schläger kein Tennis-As geworden wäre.
erkennen, sondere Begabungen ihrer Kinder Beide haben übrigens mit dem intensiven
entdecken. Dennoch sind Eltern oft Training ihrer Fähigkeiten im Vorschulalter
Interessen unsicher. Sie befürchten, als zu ehrgeizig begonnen!
anregen zu erscheinen oder ihre Kinder zu überschät-
zen. Am ehesten erkennen Eltern die beson- Ein „Instrument” und Mittel, mit dem in-
deren Fähigkeiten und deren Entwicklung, tellektuell, also geistig besonders begabte
wenn Geschwister miteinander verglichen Kinder ihre Fähigkeiten zeigen können, ist
werden können. Eine Klärung der elterlichen die Sprache, das Umgehen mit abstrakten
Vermutungen durch eine fachpsychologi- Symbolen wie Buchstaben und Zahlen,
sche Untersuchung und Beratung möglichst deren regelhafte Ordnung, Muster und
vor der Einschulung kann in vielen Fällen Gesetzmäßigkeiten Hochbegabte sehr früh
hilfreich und daher empfehlenswert sein. erkennen.
Im Rahmen der Beratung können Eltern –
neben der Klärung der Begabung – Infor- Vor allem sind Gespräche mit den Eltern,
mationen über Fördermöglichkeiten erhal- Großeltern und anderen Erwachsenen die
ten und ihre Erziehungskompetenz stärken. Quellen, aus denen die Kinder Anre-
Eine Beratung hilft, eigene Unsicherheiten gungen und eine Unter-
abzubauen, z. B. darüber, das Kind nicht stützung ihrer Interessen
optimal fördern und unterstützen zu kön- schöpfen. Sie müssen viele
nen, oder darüber, was „altersgemäßes” Fragen stellen können und
Verhalten ist und wie Abweichungen da- angemessene Antworten er-
von einzuordnen sind. Weiter kann eine halten. Daneben bieten auch
Beratung auch dazu beitragen, zwischen Bücher, Zeitungen, CDs und
Elternhaus und Schule oder Kindergarten Kassetten, Reisen, der Computer
zu vermitteln. Auch wenn ein Kind sich und das Internet sowie Besuche von
nicht als außergewöhnlich begabt erweist, Museen sowie Theatervorstellungen
ist eine sachkundige Beratung bezüglich vielfältige Anregungen und Informa-
der Förderung seiner speziellen Fähig- tionen.
keiten eine Stütze und Hilfe für Eltern.
Auch das Fernsehen bietet Anregungen:
Die Begabung eines Kindes kann man Sendungen über Themen aus der Geschichte,
nur erkennen, wenn das Kind die der Biologie und den Naturwissenschaf-
Gelegenheit hat, seine Begabung ten, aber auch Mathematik- oder Sprach-
auch zu zeigen. In den musischen kurse können gerade für ältere Kinder sehr
und sportlichen Bereichen ist es informativ und interessant sein. Der Fern-
jedem einsichtig, daß Mozart seher gehört zu unserer heutigen Welt. Sie
ohne Klavier und Noten kein können die Kinder kaum davon fernhalten,
herausragender Komponist zumal wenn Sie selbst häufig fernsehen. Es
und Steffi Graf ohne Ball und ist jedoch wichtig, daß Sie genau wissen,
32
was Ihr Kind sich anschaut und wie es dies Wissensangebot „überfordert”, ist dabei
verarbeitet. Wenn Sie Ihrem Kind statt des unnötig. Wenn ein Kind wirklich überfor-
Fernsehens das Vorlesen oder Erzählen ei- dert ist, zeigt es dies deutlich. Es hört von
ner interessanten Geschichte oder ein ge- allein auf zu fragen und beschäftigt sich
meinsames Spiel vorschlagen, erhöht sich mit anderen Dingen.
die Chance, daß das Fernsehen in seiner
Bedeutung relativiert wird. Hochbegabte Kinder sind besonders auf-
merksam und wißbegierig. Sie beobachten
Ebenso wie der Fernseher ist der Computer sehr genau und interessieren sich schon oft
in Schule, Beruf und Freizeit inzwischen ein als Kleinkinder vor allem für Dinge, die
„Gebrauchsgegenstand” und aus unserem Erwachsene tun. Mütter von Hochbegab-
Alltag nicht mehr wegzudenken. Kinder, ten berichten oft, daß „normales” Baby-
gerade begabte Kinder, sind oft fasziniert spielzeug für ihre Kinder ganz uninteres-
von der Flexibilität und Vielseitigkeit dieser sant ist. Aber alle Haushaltsgegenstände,
Geräte. So stellt sich meist nicht die Frage, Küchengeräte und andere verlockende
ob ein Computer für das Kind sinnvoll ist, Sachen wie Lautsprecher oder Computer
sondern wann und wie damit umzugehen
ist. Zunehmend wird bereits in den Grund-
schulen der Computer als Arbeitsmittel
eingesetzt, der richtige Umgang mit dem
Computer somit möglichst allen Kindern –
Jungen wie Mädchen – vermittelt. Die Zeit,
die ein Kind am Computer verbringt, kann
von sehr unterschiedlicher Dauer sein, was
in der Familie jeweils zu erörtern ist. Es
kommt vor allem darauf an, was das Kind
mit dem Computer macht: durch Denk-,
Geschicklichkeits-, Strategie- und Simula-
tionsspiele wird es geistig herausgefordert,
es kann viele Dinge lernen – wie u. a. auch
bei Schreib-, Mal- oder Sprachprogrammen.
Wenn es diese Spiele mit einem Freund
oder einer Freundin zusammen spielt, was
gut möglich ist, ist auch ein sozialer Aus-
tausch gegeben.
33
4. Was Eltern für ihre begabten Kinder tun können
Bieten Sie Ihrem Kind möglichst vielfältiges lischen Arbeiten, das zunächst aus dem
Spielzeug, mit dem nicht nur eine besti- Lernen von Schreiben, Lesen und Rechnen
mmte (monotone) Tätigkeit ausgeübt wer- besteht, ist es falsch, dieses Interesse abzu-
den kann, sondern das die Fantasie anregt blocken und das Kind auf die Schule zu
und verschiedenste Variationsmöglichkei- vertrösten. Erfahrungsgemäß verlieren
ten zuläßt: Konstruktionsspielzeug, Gesell- manche hochbegabte Kinder die Lust am
schaftsspiele und Bücher. Puppen, Tiere, Lesen- und Schreibenlernen, wenn sie da-
Autos und Figuren mit verschiedenem Zu- mit warten müssen, bis die Schule beginnt,
behör, die Rollenspiele und das Durchspie- unter anderem weil es ihnen dann zu lang-
len ausführlicher Szenen erlauben, werden sam geht.
auf den verschiedenen Altersstufen immer
wieder in unterschiedlicher Weise verwen- Beim spielerischen (und nicht schulischen
det. Papier und Malsachen, mit denen ver- Auflagen unterworfenen) Umgang mit
schwenderisch umgegangen werden kann, Zahlen und Buchstaben ist die Hauptsache,
sind ebenso wichtig wie Kartons, Korken, die Freude daran zu vermitteln. Wie bei
Schnur und anderes Verpackungsmaterial, allen außerschulischen Aktivitäten spielt
mit dem es sich hervorragend bauen, weniger der Wissenserwerb als die Freude
basteln und spielen läßt. an spezifischer intellektueller Betätigung
eine Rolle. Bringen Sie dem Kind nur soviel
Regen Sie Ihr Kind zu Spielen und Bastel- bei, wie es im Moment wissen will und ant-
arbeiten an, aber überlassen Sie die Initia- worten Sie nur auf die Fragen, die es Ihnen
tive ihm. Unterstützen Sie seine Interessen, stellt. Das Kind sollte das Lerntempo be-
greifen Sie sie auf, aber überhäufen Sie Ihr stimmen. Kinder müssen zum Lernen nicht
Kind nicht mit immer neuen Ideen, Anre- motiviert werden, sie sind von sich aus wiß-
gungen oder auch Spielzeug. Ein Kind begierig.
braucht auch Zeit und Ruhe, um alle Mög-
lichkeiten eines Spielzeugs oder eines • Hören Sie deshalb den Leseversuchen
Spiels (einer Tätigkeit) auszuprobieren. Ihres Kindes aufmerksam zu. Korrigieren
Wenn Sie sein Spielverhalten gut beobach- Sie es, denn was es macht, sollte es rich-
ten, merken Sie, wann es etwas Neues, tig machen. Beziehen Sie die Lese- und
Anderes, Anspruchsvolleres braucht. Auch Rechenversuche auf natürliche Weise in
Fünf- bis Sechsjährige können übrigens oft den Alltag mit ein, wenn es, wie beim
schon komplizierte Kartenspiele oder Einkaufen oder beim Gang durch die
Schach erlernen. Stadt, etwas zu lesen oder zu rechnen
gibt.
Ihre Angebote und An-
regungen sollten • Lassen Sie sich nicht durch
sich nach den wohlgemeinte Ratschläge
Bedürfnissen anderer irritieren, die ein
und Interessen frühes Lesen und
des Kindes Rechnen für schädlich
richten. Die glei- halten, weil das Kind
che elterliche sich dann in der Schule
Aktion kann fördernd langweilt. Es wird sich in der
oder schädigend wirken, je nach- Schule vermutlich sowieso lang-
dem, ob sie eine Antwort auf ein Bedürfnis weilen, weil das Lerntempo für sehr
des Kindes oder eine erzwungene Förder- begabte Kinder in den meisten Fällen zu
maßnahme ist. Da Kinder sich stetig ent- langsam ist.
wickeln, ist es selbstverständlich, daß sich
auch ihre Interessen verändern. Greifen Sie • Nehmen Sie das Kind mit in die Bücherei,
die neuen Interessen auf, und zeigen Sie und lassen Sie es selbst Bücher aussuchen.
Ihre Freude darüber, wenn Ihr Kind be- Helfen Sie ihm, Bücher aus verschiedenen
stimmten Fragen und Dingen ganz beson- Wissensgebieten und mit unterschiedlichen
ders auf den Grund geht. Schwierigkeitsgraden auszuwählen.
Dies gilt auch für das Interesse vieler hoch- • Lesen Sie Ihrem Kind, wenn es möchte,
begabter Vorschulkinder an Zahlen und auch dann noch weiter vor, wenn es
Buchstaben. Für die spätere Freude am schu- selbst schon lesen kann.
34
• Kaufen Sie dem Kind Nachschlagewerke zum Geburtstag und zu Weihnachten
(es gibt eine große Zahl guter Kinder- dafür, daß das Kind eine eigene „Biblio-
lexika), und sorgen Sie durch Geschenke thek” aufbaut.
Begabungen
V
iele Eltern sind zunächst verunsichert und Drang nach Freiheit und Selbstbestim-
und ratlos, wenn sie entdecken oder mung – dann wird verständlich, warum es fördern, nicht
erfahren, daß ihr Kind eine beson- anstrengend sein kann, diesen Kindern ge-
hemmen
ders hohe intellektuelle Begabung besitzt. recht zu werden und warum viele Eltern
Sie empfinden dies als belastend, weil sie hochbegabter Kinder von einer sachkun-
damit eine vermeintlich größere Verantwor- digen Beratung profitieren können.
tung tragen und nicht wissen, ob und wie
sie dem Kind gerecht werden können. Um den Wissensdurst zu stillen, ist bei
kleineren Kindern die korrekte und aus-
Wie oben schon gesagt, ist das Wichtigste führliche Beantwortung aller Fragen ein
für die kindliche Entwicklung eine ange- wichtiger Punkt. Dabei schadet es nichts,
messene, den Bedürfnissen und Fähigkei- wenn Sie zugeben, daß Sie etwas nicht
ten des jeweiligen Kindes entsprechende genau wissen. Ein Nachschlagewerk sollte
Umwelt. Auch Kinder, die einen hellen die Frage dann klären helfen.
Kopf haben, benötigen Personen, die sie
verstehen – sowohl mit dem Verstand als Auch ältere Kinder stellen viele Fragen, um
auch mit dem Herzen. Wenn man weiß, deren Beantwortung Sie sich immer bemü-
wie klar und logisch diese Kinder denken, hen sollten. Daran erkennt das Kind, daß
wie gut sie alles behalten, Fehler schwer Sie es ernst nehmen, es akzeptieren und
verzeihen (oft auch bei sich selbst!), wie sich wirklich um es kümmern. Dennoch muß
schnell sie auch schwierige Dinge begreifen auch das Kind akzeptieren lernen, daß Sie
und durchschauen, wie brennend sie viele nicht zu jeder Zeit und bei jeder Gelegen-
Dinge wissen wollen, wie sensibel und an- heit eine längere Diskussion mit ihm füh-
spruchsvoll sie sich und ihren Mitmenschen ren können. Sagen Sie ihm freundlich aber
gegenüber sind, mit starkem Eigenwillen bestimmt, daß ein Gespräch jetzt nicht
35
4. Was Eltern für ihre begabten Kinder tun können
möglich sei, daß Sie aber zu einem bestimm- 1. Das Kind entscheidet, was in den zehn
ten Zeitpunkt, den Sie dann auch einhalten Minuten gemacht wird. So lernt es, daß
müssen, diese Frage mit ihm klären werden. es Zeiten gibt, in denen es selber bestimmt
und daß es Zeiten gibt, in denen andere
Ein möglicher Zeitpunkt dafür kann die „Pri- wie die Eltern, Geschwister oder die
vatzeit” sein, in der ein Elternteil mit dem Schule bestimmen, was gemacht wird.
Kind regelmäßig zehn ungestörte Minuten
pro Tag verbringt. Vielen Eltern erscheinen 2. Was auch immer das Kind vorschlägt,
zehn Minuten als sehr wenig Zeit. Wichti- solange niemand gefährdet wird, gehen
ger jedoch als die Dauer der „Privatzeit” ist Sie darauf ein. Sie dürfen Fragen stellen,
die Regelmäßigkeit, mit der sie stattfindet. aber keine Vorschläge machen. Wenn
Bei der „Privatzeit” gibt es ein paar Regeln Ihrem Kind heute nichts einfällt oder es
zu beachten: einfach nur fernsehen möchte, morgen
oder übermorgen wird es genauer spü-
ren, was es von Ihnen sonst noch braucht.
36
• Ermuntern Sie das Kind zu Eigenständig-
keit und Selbstbestimmung, ohne die Zü-
gel dabei aus der Hand gleiten zu lassen.
Auch intelligente Kinder brauchen eine
behutsame Führung, klare Regeln und
Richtlinien.
1. Das Ziel sollte für Ihr Kind wichtig und bedeutsam sein.
2. Beschreiben Sie mit Ihrem Kind zusammen das Ziel so konkret wie möglich, am besten
als Verhalten.
3. Beschreiben Sie das Ziel so klein wie möglich und so groß wie nötig.
4. Formulieren Sie das Ziel positiv, also als Anwesenheit von etwas, nicht als Abwesenheit.
5. Formulieren Sie das Ziel und sein Erreichen prozeßhaft; d. h. das Ziel sollte eher den
Anfang als das Ende von etwas beschreiben.
6. Das Ziel sollte in der Lebenssituation des Kindes realistisch und erreichbar sein.
37
4. Was Eltern für ihre begabten Kinder tun können
• Achten Sie auf die Stärken des • Erkennen Sie nicht nur das Endergeb-
Kindes. Was hat es richtig gemacht? nis, sondern auch die aufgebrachte
Was kann es bereits gut? Gehen Sie Anstrengung an, insbesondere dann,
davon aus, daß nichts so selbstver- wenn das Kind selbst vom Ergebnis
ständlich ist, daß es nicht erwähnt enttäuscht ist. „Wegloben” der Ent-
werden sollte. täuschung funktioniert nicht. Ermög-
• Jeder noch so kleine Fortschritt ist lichen Sie dem Kind die Freude über
lobenswert. Erkennen Sie das Kind sein Durchhaltevermögen.
für das an, was es im Rahmen seiner • Lob erreicht das Kind dann, wenn es
Möglichkeiten leistet. Kinder freuen die eigenen Maßstäbe des Kindes
sich über die eigenen Fortschritte; trifft. Lassen Sie sich zuerst vom Kind
der Vergleich mit anderen ist eher seine Aktivität beschreiben, um zu
nebensächlich. erfahren, worauf es dem Kind
ankommt.
• Wenn Ihr Kind es mag, geben Sie ihm Ge- dürfnisse nach Ruhe, Lesen, „Privatzeit” usw.
legenheit, sich sportlich oder musisch zu dem Kind gegenüber deutlich auszudrücken.
betätigen. Kinder, die eine hohe musika- Machen Sie feste Zeiten aus, wo das Kind
lische Begabung erkennen lassen, bedür- Sie nicht stören soll, und kümmern Sie sich
fen schon sehr früh intensiver Förderung. danach wieder intensiver um es. Seien Sie
Oft sind allerdings mehrere Stunden konsequent, halten Sie diese Verabredungen
Übung täglich erforderlich. ein, und reagieren Sie nicht auf die Versuche,
Sie doch herumzukriegen. Die Gefahr, „auf-
Gelegentlich werden Sie sich selbst überfor- gefressen” zu werden, ist bei Kindern, die
dert fühlen, zumal wenn Ihr Kind sehr vital über viele intellektuelle Möglichkeiten und
und aktiv ist, wenig schläft und Sie als „Tricks” verfügen, recht groß. Holen Sie sich
hauptsächliche Bezugsperson insbesondere Verstärkung. Großeltern, Verwandte, ältere
im Vorschulalter fast pausenlos beansprucht. Geschwister – alle können hervorragende
Scheuen Sie sich nicht, auch Ihre eigenen Be- Gesprächspartner für Ihr Kind sein.
38
Eltern sind
K
inder lernen vieles modellhaft. Ob- Sie das Kind an Ihren Aktivitäten teilhaben.
wohl sie manche Dinge der Erwach- Gerade hochbegabte Mädchen erleben in Vorbilder
senen ablehnen, übernehmen sie einer positiven Einstellung der Mutter z. B.
doch mehr von ihnen, als allen Beteiligten zu Mathematik, Computern, Naturwissen-
bewußt ist. Um ein positives Vorbild zu schaften und Technik eine wichtige Unter-
geben, leben Sie darum nicht nur für Ihr stützung und Förderung der eigenen (mathe-
Kind, sondern im selben Maße auch für matisch-technischen) Interessen (mehr dazu
sich selbst! im Abschnitt über hochbegabte Mädchen,
Kapitel 6).
Die Eltern sind zentrales Rollenmodell bei
der erfolgreichen Umsetzung einer Bega- Versuchen Sie Ihre eigenen Interessen leben-
bung in Leistung. Es ist für ein Kind wichtig dig zu halten, und teilen Sie diese mit Ihrem
zu erleben, daß die Eltern ihre eigenen Fä- Kind. Bemühen Sie sich, verläßlich, konse-
higkeiten einsetzen und anwenden. Lassen quent, gerecht und offen für Neues zu sein.
Besonders
A
uch hochbegabte Kinder sind in er- Ein herausragendes Gedächtnis und eine
ster Linie Kinder, deren Welt nicht scharfe Beobachtungs- und Kombinations- begabt, besonders
nur aus Denken und Problemlösen gabe haben nicht nur positive Seiten. Wenn
empfindsam
besteht. Auch für sie sind Gefühle und Af- die Kinder eher ängstlich sind, wirken sich
fekte, Mitfühlen und Miterleben mit an- diese Fähigkeiten dahingehend aus, daß sie
deren genauso wichtig wie für alle Kinder. sich alle möglichen schwierigen Situationen
schon lange vorher „denken” können und
Man beobachtet selbst bei sonst eher zu- die Welt dadurch sehr bedrohlich wird.
rückhaltenden hochbegabten Kindern, daß
ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, die Von daher wird die oftmals sehr enge Be-
hohe Empfindsamkeit und das Mitfühlen- ziehung zur Mutter, der Person, die in eini-
Können nicht selten dazu führen, daß sie gen Fällen als einzige eine sichere Vertraut-
sich z. B. für benachteiligte oder ungerecht heit und Geborgenheit vermittelt, durchaus
behandelte Mitschüler intensiv einsetzen. verständlich. Eine langsame und vorsichtige
Ablösung von der Mutter, verbunden mit
• Loben Sie ihr Kind, wenn es erzählt, daß dem Aufbau von vertrauensvollen Bezie-
es einem anderen Kind geholfen hat. hungen zu anderen Kindern und Erwachse-
Ermuntern Sie es, sich für Schwächere nen, muß im Vorschulalter versucht werden
oder Benachteiligte einzusetzen, ohne – viele Mütter sehr begabter und sensibler
daß es dominant oder belehrend wirkt. Kinder wissen, wie schwer das manchmal ist.
39
4. Was Eltern für ihre begabten Kinder tun können
Geschwister
I
n der Familie sind oft nicht alle Kinder Erstgeborenen. Sie genießen nicht selten
hochbegabt. Einzelkinder und Erstgebo- auch nicht die Zuwendung und Fürsorge,
rene – vor allem Jungen – fallen häufi- die den Jüngsten oft entgegengebracht
ger als hochbegabt auf, weil sie stärker wird und fühlen sich leicht etwas vernach-
die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich lässigt und zu kurz gekommen. Ihnen sollte
ziehen und viele Eltern hier offener für daher – genau wie den Mädchen – beson-
die Möglichkeit einer besonderen dere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Begabung sind. Die jüngeren Geschwi-
ster – hier vor allem die Mäd- Um die Beziehungen der Geschwister
chen – werden leichter unter- untereinander so positiv wie möglich zu
schätzt. Am schwierigsten gestalten, sollten Sie direkte Leistungs-
scheint es, die Hochbegabung vergleiche vermeiden. Suchen Sie
bei Kindern in der mittleren bei jedem Kind die Stärken
Geschwisterposition zu ent- und heben Sie durch gezielte
decken und zu fördern, da sie Förderung auch im Sport oder
weder besondere Aufmerk- in den musischen Fächern
samkeit erhalten noch solche eher die Unterschiede und
Leistungsanforderungen an sie Besonderheiten jedes Kin-
gestellt werden wie an die des hervor.
I
n Deutschland besuchen die meisten keiten zu. Dabei spielen positive Zuwen-
von Kindergarten Kinder einen Kindergarten. Eltern ist es dung sowie ein kindzentriertes, aktivitäts-
zu Recht wichtig, daß Kinder vor der Ein- fördendes und anregendes Verhalten der
und Schule schulung mit anderen Kindern zusammen- Erzieherinnen eine zentrale Rolle. Eltern
kommen und lernen, fremden Kindern in machen dabei häufig die Erfahrung, daß
der Gruppe und fremden Erwachsenen die Unterschiede zwischen Kindergärten
sowie den verschiedensten Anforderungen und zwischen Erzieherinnen sehr groß
in spielerischer Weise zu begegnen. Dem sind, da es keinen einheitlichen Lehrplan
Kindergarten kommt unbestritten eine für Kindergärten gibt.
wichtige Aufgabe bei der Entwicklung von
sozialen, motivationalen, emotionalen und Bei einigen Hochbegabten treten erste
kognitiven Verhaltensweisen und Fähig- Probleme im Kindergarten auf, wenn
40
Unterforderung sowie Sensibilität und Emp- auf die besondere Begabung ihrer Kinder
findlichkeit, der Drang nach Selbststeue- hinweisen und eine vorzeitige Einschulung
rung und die andersartigen Interessen eine empfehlen.
selbstverständliche und unkomplizierte Ein-
gliederung in die Kindergruppe erschweren. Die Wahl des Einschulungszeitpunktes ist
Resignative oder aggressive Reaktionen eine konsequenzenreiche Entscheidung
eines Kindes können dann darauf hindeu- (vgl. Kap. 5). Allgemein sollte man Hoch-
ten, daß es nicht akzeptiert wird und zu- begabte eher mit fünfeinhalb als mit sechs-
wenig Zuwendung und Verständnis erfährt. einhalb Jahren einschulen, da ihr Vorsprung
Mit den Worten: „Schon wieder so ein Kind bezüglich der kognitiven Leistungen sonst
mit Buchstaben und Zahlen“ wurde eine immer noch größer wird.
Mutter in einem Kindergarten empfangen.
Sie drehte sich um und meldete das Kind in Hier sollten Sie als Eltern Ihr Kind genau
einem anderen Kindergarten an. beobachten und selbst entscheiden (viel-
leicht gegen den Rat der Erzieherinnen und
Eltern wundern sich oft, daß ihr Kind nicht manchmal auch gegen den Rat der Amts-
mehr malen mag, seit es in den Kindergar- ärzte), ob es nicht doch besser für das Kind
ten geht. Aber der Zwang zum Malen und wäre, wenn es vorzeitig in die Schule darf.
Basteln bei vorgegebenem Thema und Zeit- Zumal wenn es dies unbedingt selber
punkt ist für die Kreativität und den Spaß möchte, es sich brennend auf die Schule
am künstlerischen Gestalten eher abträglich. freut und Freunde hat, mit denen es ge-
Einige hochbegabte Kinder mit feinmotori- meinsam eingeschult werden kann.
schen Schwächen, die bei Jungen häufiger
als bei Mädchen zu beobachten sind, haben Lassen Sie sich nicht von dem Argument
Probleme beim Basteln. Sie erleben sich als abschrecken, das Kind sei noch so klein und
Versager, da sie langsam und ungeschickt zierlich. Ihr Kind wird auch mit sieben Jah-
sind; ihre hohen geistigen Fähigkeiten wer- ren noch zierlich sein, nur dann gehört es
den oft nicht bemerkt. Viele erfahrene zu den älteren Kindern und ist in der Schule
Erzieherinnen fördern intellektuell begabte heillos unterfordert.
Kinder, z. B. indem sie sie vorlesen lassen
oder selbstverfaßte Theaterstücke auf- Erfahrungsgemäß ist für viele hochbegabte
führen lassen. Sie können auch die Eltern Kinder ein weiteres Jahr im Kindergarten
41
4. Was Eltern für ihre begabten Kinder tun können
nicht sehr interessant. Sie langweilen sich, • Bitten Sie die Schule um Hilfe, und bieten
da die älteren Kinder weg sind und werden Sie eine konstruktive Zusammenarbeit an.
lustlos und unausgeglichen. Gönnen Sie Ih- Die Kooperation zwischen Eltern und
rem Kind lieber dieses Jahr, das es gewinnt, Schule ist nötig, um letztlich dem Kind
um vielleicht vor dem Abitur ein Jahr im wirklich zu helfen. In einigen Fällen kann
Ausland zu verbringen. nur ein Schulwechsel das Problem lösen.
Da die Kinder meist in ihrer Klasse blei-
Beobachten Sie Ihr Kind in den ersten Schul- ben möchten, sollte diese Lösung nur in
wochen genau, und lassen Sie es von der äußersten Notfällen gewählt werden.
Schule erzählen. Es hängt sowohl von der
Klasse und deren Leistungsniveau als auch • Halten Sie zu Ihrem Kind, wenn es unge-
von der Lehrerin oder dem Lehrer sowie recht und verständnislos behandelt wurde.
der Art des Unterrichts ab, ob Ihr Kind sich Versuchen Sie ihm aber auch klar zu
in der Schule wohlfühlt. Bei länger andau- machen, warum der Lehrer es schwer hat
ernden Anzeichen von Angst und Unglück- – und die Mitschüler vielleicht auch.
lichsein sollten Sie mit der Klassenlehrerin
oder dem Klassenlehrer sprechen. • Versuchen Sie, Probleme, die Ihr Kind mit
einem Klassenkameraden hat, mit diesem
Eine fachpsychologische Beratung bei einer Kind, dessen Eltern und der Lehrerin
(im Bereich der Hochbegabung kompeten- oder dem Lehrer zu regeln.
ten) Diplom-Psychologin oder einem Diplom-
Psychologen über die speziellen Fähigkeiten • Beteiligen Sie Ihr Kind an allen Entschei-
und Probleme des Kindes ist hierbei oft dungen bezüglich der Schule. Machen
nützlich. Sie nichts über seinen Kopf hinweg.
W
ie wir sehen, ist der Umgang mit petente, fachpsychologische Einrichtungen
hilft Eltern? hochbegabten Kindern oft nicht (Adressen s. Anhang) aufgesucht werden.
gerade einfach. Selbstbestim-
mung und Eigenwille sind bei ihnen schon Selbsthilfe
frühzeitig sehr ausgeprägt. Damit stellt sich Wahrscheinlich werden auch Sie gelegent-
die Frage, wer Eltern berät und ihnen bei lich Neid und Anfeindungen aus der Um-
Fragen und Problemen mit ihren hochbe- welt spüren, wenn das Gespräch auf die
gabten Kindern hilft. Begabung Ihrer Kinder kommt. Lassen Sie
sich nicht beirren! Versuchen Sie, andere
Es gibt verschiedene Möglichkeiten für El- Eltern kennenzulernen, die sich in einer
tern, sich Rat zu holen: dazu gehören vor ähnlichen Situation wie Sie befinden. Es
allem Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen gibt verschiedene Selbsthilfeeinrichtungen
und die Ratgeberliteratur (eine Literatur- von und für Eltern hochbegabter Kinder,
liste befindet sich im Anhang). so z. B. die Regionalverbände der Deut-
schen Gesellschaft für das hochbegabte
Professionelle Hilfe Kind. Einige sind überregional tätig und
Solange das Kind klein ist, sind es üblicher- bekannt (Adressen s. Anhang). Es gibt
weise neben den Großeltern und anderen jedoch auch etliche, weniger bekannte
Verwandten (die oft auch ungebetene Rat- regional arbeitende Elterngruppen.
schläge erteilen) die Kinderärztinnen und
-ärzte, die bei Problemen gefragt werden. Sie werden im Gespräch mit anderen Eltern
Manchmal – so berichten Eltern – fällt den hochbegabter Kinder feststellen, daß Sie
Kinderärzten auf, wenn ein Kind geistig be- mit Ihren Problemen, die für Ihre Freunde
sonders weit entwickelt ist, aber meist sind und Freundinnen und Bekannten möglicher-
sie doch eher mit der körperlichen Entwick- weise außergewöhnlich und „unnormal”
lung und den dortigen Störungen befaßt. sind, nicht allein stehen. Für viele Eltern ist
Zur Beratung bezüglich der psychischen und diese Erkenntnis eine große Erleichterung.
geistigen Entwicklung sollten demnach kom- Auch Eltern brauchen Zuspruch und Auf-
42
munterung und können gegenseitig von zu allgemein und stützen sich auf Erkennt-
den Erfahrungen profitieren. nisse, die veraltet sind oder als widerlegt
gelten. Da für jede Familie, gerade wenn
Ratgeberliteratur Probleme auftauchen, sehr spezielle Bedin-
Ratgeber können Eltern helfen, einen ersten gungen zu beachten sind, ist eine persön-
Zugang zum Thema Hochbegabung zu be- liche und individuelle Beratung vorzuziehen.
kommen. Die Qualität der Bücher ist jedoch Auch diese Broschüre kann nur ein erster
sehr unterschiedlich und leider sind viele Anstoß dazu sein, Ihr Kind besser zu erken-
im Buchhandel erhältliche Elternratgeber nen und zu verstehen.
So wie sich Eltern gegenseitig stärken, kön- in ihrer Persönlichkeit oder in ihrem Sozial-
nen auch Kinder einander anregen. Bringen verhalten homogen. Dennoch zeigen sich
Sie Ihr Kind mit ähnlich Begabten zusam- als positive Effekte des Zusammenbringens
men, das hat häufig positive Auswirkun- begabter Kinder bei Schülerakademien, in
gen. In einer solchen Gruppe können Kinder Spezialklassen oder -kursen oder bei Wett-
ihre Interessen, die Art des Denkens und bewerben, daß sich die Kinder stark für eine
Begreifens mit anderen teilen. Die Forschung Sache einsetzen und hoch motiviert sind.
zeigt, daß Hochbegabte keine einheitliche Meistens ist das Klima bei solchen Veranstal-
Gruppe sind. Sie sind weder in ihrem Lern- tungen sehr gut, die Kinder geben überwie-
stil bzw. Lernverhalten, in ihrer Kreativität, gend positive Rückmeldung und werden in
in ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit noch ihrer sozialen Entwicklung unterstützt.
43
5. Was die Schule für begabte
44
Schülerinnen und Schüler tun kann
„Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen.”
P a u l F . B r a n d w e i n , a m e r i k . P s y c h o l o g e ( 1 9 1 2 - 1 9 9 4 )
Begabungs-
J
edem Kind zur optimalen Entfaltung schulen und neuerdings verstärkt in inte-
seiner individuellen Persönlichkeit zu grativen Modellen entwickelt worden. Eine förderung – eine
verhelfen, ist der Auftrag des Staates ähnliche pädagogische Herausforderung
wichtige Aufgabe
an die Schule. Unterricht und Erziehung stellt die Förderung von Kindern mit her-
sollten deshalb nicht nur Wissen vermitteln, ausragender Intelligenz oder außergewöhn- der Schule
sondern auch die Interessen und Fähigkei- licher Begabung dar. Sie muß jetzt verstärkt
ten, die Kreativität und Fantasie, soziale in Angriff genommen werden. Stellt sich
Verhaltensweisen, die Leistungsfähigkeit die Schule dieser Aufgabe, dann erfüllt sie
und -bereitschaft der Schülerinnen und Schü- nicht nur den grundgesetzlichen Anspruch
ler fördern. In dieser umfassenden Förde- auch dieser Kinder auf Entfaltung ihrer in-
rung ist die Begabungsentwicklung implizit dividuellen Persönlichkeit, sondern sorgt
enthalten. Sie wird jedoch in den Richtli- gleichzeitig für die Chancengleichheit von
nien der Bundesländer für die allgemeinbil- besonders begabten Kindern aus Familien,
denden Schulen nicht ausdrücklich genannt. die ihre Söhne und Töchter nicht selbst för-
Dabei bildet die Entwicklung von Begabun- dern können. Sie kann darüber hinaus den
gen eine wesentliche Grundlage für die Ent- deutlich benachteiligten besonders begab-
faltung der kindlichen und jugendlichen Per- ten Mädchen eine zusätzliche Chance bie-
sönlichkeit. Lehrerinnen und Lehrer sollten ten. Nicht zuletzt fördert die Schule beson-
sie deshalb als wichtige Aufgabe begreifen. dere Begabungen auch im Interesse der
Zukunft der gesamten Gesellschaft.
Jede Schule wird über unterschiedliche Mög-
lichkeiten verfügen, musische oder psycho- Folgt man den Ausführungen in Kapitel 2,
motorische Begabungen zu fördern. Die daß etwa zwei Prozent aller Schüler einen
kognitive/intellektuelle Begabung dagegen IQ von 130 oder darüber haben, so ergibt
kann in jeder Schulform, auf jeder Stufe sich z. B. für eine Großstadt wie Köln, daß
und in jedem Fach gefördert werden. Aller- allein von den ca. 38 600 Grundschulkindern
dings muß dies ausdrücklich angestrebt wer- mindestens 770 Mädchen und Jungen intel-
den. Denn Begabungen entwickeln sich nur lektuell besonders begabt sind. In den Gym-
begrenzt von alleine, sozusagen als Neben- nasien, deren Zielgruppe die intellektuell
produkt eines regulären Unterrichts. Des- begabten Kinder sind, liegt der Prozentsatz
halb sollte im Rahmen einer ganzheitlichen höher. Von gut 26 000 Gymnasiasten dersel-
Persönlichkeitsentwicklung auch der durch ben Stadt sind beispielsweise mindestens
die vererbten Begabungsfaktoren gesteck- 1 000 bis 1 500 intellektuell hochbegabt.
te Entfaltungsspielraum genutzt werden.
Die Schule versucht zunehmend, durch In- Da ist es dann kein Wunder, daß viele Leh-
dividualisierung im Unterricht und vielfältige rer während ihrer Berufstätigkeit bereits
Maßnahmen der äußeren Differenzierung Erfahrungen mit leistungsstarken Hochbe-
(s.u.) den individuellen Begabungsniveaus gabten gemacht haben. Sie kennen Schul-
besser gerecht zu werden. anfänger, die mit umfangreichen Leseerfah-
rungen in die erste Klasse kommen oder
In einem Unterricht, der die Begabungs- andere, die die vier Grundrechenarten –
förderung aller Kinder bewußt in den Mit- das gesamte Mathematikprogramm der
telpunkt stellt, wird die ungeheure Spanne Primarstufe – bereits beherrschen und sich
menschlicher Leistungsfähigkeit deutlich tödlich langweilen, während die anderen
wahrnehmbar. Für Kinder mit schwächerer Kinder der Klasse buchstabieren oder ad-
Begabung sind inzwischen bewährte, son- dieren lernen. Sie kennen Schüler und Schü-
derpädagogische Förderungen in Sonder- lerinnen, die nach dem ersten Erklärungs-
45
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann
Akzeleration
U
nter Akzeleration, übersetzt „Be- sozial bereits früher schulfähig. Sie haben
schleunigung”, versteht man all die- sich oft das Lesen und Rechnen selbst bei-
jenigen Fördermaßnahmen, die zu gebracht und sind begierig darauf, zur
einem schnelleren Durchlaufen der Schule Schule zu gehen.
führen.
Es gibt Lehrer, die bei anderen Kindern mit
Im einzelnen gehören zur Akzeleration: der vorzeitigen Einschulung schlechte Er-
fahrungen gemacht haben und nun diese
Vorzeitige Einschulung Maßnahmen grundsätzlich ablehnen. Selbst
Altersgleiche Kinder unterscheiden sich in wenn die vorzeitige Einschulung das Kind
nichts so sehr wie in ihrem Entwicklungs- gegenwärtig nicht überfordert, so fürchten
stand. Der Beginn der Schulpflicht mit dem sie, daß sich später die fehlende Reife deut-
vollendeten 6. Lebensjahr führt deshalb lich und zum Schaden des Kindes zeigen
bestenfalls zu altershomogenen, nicht aber wird. Die Erfahrung lehrt jedoch, daß eine
zu entwicklungshomogenen Klassen. Viele wohlüberlegte vorzeitige Einschulung, die
Hochbegabte sind nicht nur intellektuell, von dem Kind selbst und seinen Eltern
sondern auch körperlich, emotional und und Lehrern einvernehmlich befürwortet
46
wurde, sich sowohl kurzfristig als auch auf Schule – dies kann jedoch vielleicht von man-
längere Sicht als richtige Maßnahme erweist. chen Erwachsenen mit unangenehmen Er-
Eventuell auftretende Schulprobleme ha- innerungen an die eigene Schulzeit nur
ben dann andere Ursachen, wie bei alters- schwer nachvollzogen werden.
gerecht eingeschulten Kindern auch.
Kinder, die nach dem 31.12. sechs Jahre alt Wann ist also eine frühzeitige Einschulung
werden, können dem Schulgesetz zufolge sinnvoll?
nach begründeter Einzelfallentscheidung
eingeschult werden. Dazu müssen die Eltern ... dann, wenn das Kind tatsächlich intellek-
einen Antrag stellen, dem stattgegeben wird, tuell hochbegabt ist, seine körperliche und
wenn erfahrene Lehrer und Schulpsycho- sozial-emotionale Entwicklung ebenfalls be-
logen der Einschulung zustimmen. schleunigt oder jedenfalls nicht verzögert
ist und sowohl das Kind, die Eltern und die
Inwieweit die gesetzlichen Neuregelungen Schule mit der Maßnahme einverstanden
der einzelnen Länder zukünftig zu einem sind.
höheren Prozentsatz früher Einschulungen
führen, wird sich in den kommenden Überspringen von Klassen
Jahren zeigen. Rechts- und Verwaltungsvorschriften erlau-
ben das Überspringen von Klassen in allen
Neben gesetzlichen Barrieren, die Eltern Bundesländern. Üblicherweise darf ein Kind
bei einer vorzeitigen Einschulung zu über- zweimal in seiner Schullaufbahn springen,
winden hatten und teilweise noch haben, einmal in der Grundschule und ein weite-
sind es auch gesellschaftliche Vorstellun- res Mal im Gymnasium. Trotzdem wurde
gen, die Eltern diesen Schritt erschweren. von der Möglichkeit nur selten Gebrauch
So wird ihnen von Verwandten, Freunden gemacht. Natürlich muß sich die Begabung
und Nachbarn häufig vorgeworfen, sie des Schülers auf einer breiten Ebene zeigen.
wären übertrieben ehrgeizig und würden Körperliche, seelische und soziale Reife sind
ihrem Kind mit einer früheren Einschulung Voraussetzung für eine solche Entscheidung.
Schreckliches antun. Wenngleich eine zu Auch sollten das Kind, seine Eltern und die
frühe Einschulung für Kinder, die aufgrund beteiligten Lehrer und Lehrerinnen damit
ihrer intellektuellen (und sonstigen) Ent- einverstanden und auf die zukünftigen Er-
wicklung noch nicht schulfähig sind, tat- fordernisse vorbereitet sein.
sächlich ungünstige Folgen haben kann,
so ist sie doch für viele hochbegabte Kinder Für ein unterfordertes Grundschulkind
genau das, was diese sich sehnlichst wün- bringt die Vorversetzung in den ersten bei-
schen. Hochbegabte Kinder suchen nach den Schuljahren die wirkungsvollste Entla-
Lernstimulation. Sie freuen sich auf die stung. Für alle, also auch ältere Schüler gilt,
47
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann
daß der beste Moment zum Springen dann stungsspitze ihrer Klasse zu finden. Am
gegeben ist, wenn das Kind dazu motiviert prinzipiellen Problem der Unterforderung
ist und eine gesicherte Erkenntnis über sein durch das reguläre Lerntempo ändert das
Leistungsvermögen vorliegt. Überspringen wenig. Dieses Problem kön-
nen nur Maßnahmen des Enrichments (s. u.)
Oft werden die Einwände übertrieben und lösen. Es gibt jedoch auch intellektuell
mangelnde „Reife” als Ablehnungsgrund nicht hochbegabte Kinder, die in der Grund-
vorgeschoben. Dabei ist die Alters- und Ent- schule springen. Diese Maßnahme ist sinn-
wicklungsstreuung in jeder Klasse beträcht- voll für gut begabte, motivierte Kinder, die
lich: Erstklässler beispielsweise sind zwischen spät eingeschult wurden und daher unter-
sechs und acht Jahren alt, in der intellek- fordert sind. Für diese Kinder löst sich mit
tuellen Entwicklung können sie aber noch dem Springen das Problem der Unterfor-
viel weiter auseinanderliegen. Auch hier ist, derung ganz.
wie bei der vorzeitigen Einschulung, der
Erfolg der Maßnahme um so sicherer, je Die rechtlichen Möglichkeiten zur Gestal-
gründlicher vor der Entscheidung in jedem tung einer individuellen, begabungs- und
einzelnen Fall vorurteilsfrei das Für und entwicklungsgerechten Bildung und Er-
Wider von allen Beteiligten geprüft wird. ziehung sind noch nicht optimal. Die Vor-
Eine schulpsychologische Stellungnahme ist versetzung müßte auf allen Klassenstufen
häufig sinnvoll, insbesondere dann, wenn erfolgen können, auch in den Übergangs-
die Schule noch keine Erfahrungen mit dem bereichen von der Primarstufe in die Se-
Springen hat. Auch kann es dem Kind bei kundarstufe I oder von hier in die Sekundar-
seiner Entscheidung helfen, wenn es die Ge- stufe II. In manchen Bundesländern ist dies
legenheit erhält, für zwei bis vier Wochen in möglich. Die gesetzliche Regelung der Vor-
die höhere Klasse hineinzuschnuppern und versetzung unterscheidet sich jedoch von
sich erst dann endgültig entscheiden muß. Bundesland zu Bundesland und ist bei den
jeweiligen Kultusministerien zu erfragen
Der Wert des Überspringens liegt im we- (Adressen s. Anhang).
sentlichen in der Herausforderung, den
fehlenden Unterrichtsstoff zusätzlich zu
erarbeiten und die eigenen Stärken zu Teil-Unterricht in höheren Klassen
testen. Die Zusammenarbeit mit älteren Einseitig hochbegabten (= spezialbegabten)
Schülern und Schülerinnen mag auch den Schülern und Schülerinnen ist oft damit ge-
besonderen Befähigungen entgegenkom- holfen, wenn sie in ihrem favorisierten
men. Vielfach sind die Springer allerdings Fach am Unterricht einer höheren Klasse
nach einigen Monaten erneut in der Lei- teilnehmen dürfen. Dadurch kann ein Schü-
48
ler etwa in Mathematik auf dem Niveau nasiums die Maßnahme langfristig planen
seiner Begabung arbeiten oder in der Se- und günstige räumliche Bedingungen vor-
kundarstufe I eine (zusätzliche) Fremd- liegen: Ein Junge, bei dem die Gefahr einer
sprache erlernen, ohne den Kontakt zu sei- völligen Schulverweigerung bestand, durfte
nen Klassenkameraden zu verlieren. bereits in der ersten Klasse am Mathematik-
unterricht der vierten teilnehmen. In ver-
Beispiele zeigen, wie positiv sich eine sol- kürzter Folge durchlief er in diesem Fach
che Regelung auf die weitere Entwicklung die Erprobungsstufe des Gymnasiums, wäh-
eines Kindes auswirken kann, wenn Eltern rend er weiterhin, und jetzt gerne, am son-
und Lehrer der Grundschule und des Gym- stigen Unterricht seiner Klasse teilnahm.
Enrichment
E
nrichment-Programme beinhalten Die Möglichkeiten der Lehrkraft, die Ein-
Lerninhalte, die Themen oder Fächer maligkeit jedes Kindes der Klasse in allen
des Lehrplans vertiefen oder verbrei- Facetten zu erfassen, seinen individuellen
tern (vertikales Enrichment) oder im nor- Entwicklungsverlauf wiederholt präzise
malen Unterrichtsprogramm gar nicht vor- zu erkunden und darauf abgestimmt für
gesehen sind (horizontales Enrichment). jedes Kind eigene Arbeitsmaterialien
Enrichment ersetzt nicht das übliche Unter- und Aufgabenstellungen vorzubereiten,
richtsangebot, sondern ergänzt es. stoßen jedoch schnell an ihre Grenzen.
Häufig ist diese Maßnahme nur in der
Möglichkeiten, den normalen Unterricht Grundschule machbar, in der Lehrer alle
auszuweiten und zu vertiefen, sind im ein- verfügbaren Materialien in einem Raum
zelnen: haben. In den höheren Stufen, in denen
die Räume häufig gewechselt werden,
Innere Differenzierung sind individualisierende Maßnahmen eher
Fördermaßnahmen für Hochbegabte, die schwer durchzuführen. Die vermittelnde
der inneren Differenzierung zuzurechnen systematische Unterweisung erweist sich
sind, finden innerhalb des Klassenverbands aber immer dann als besonders erfolg-
statt. Eine Möglichkeit der inneren reich, wenn sie an Fragen des Schülers
Differenzierung ist: oder der Schülerin anknüpft, die sich beim
selbsttätigen Lernen ergeben.
• Die Individualisierung
Bei der Individualisierung wird das Ar- 2. Bei der zweiten Form der Individualisie-
beits- und Lernniveau an das Begabungs- rung planen und gestalten Kinder und
niveau jedes Schülers angepaßt. In der Jugendliche ihren Lernprozeß weitgehend
Schule werden zwei Formen der Indi- selbständig. Wochenplan-Arbeit, freie
vidualisierung praktiziert: Arbeit, Projektarbeit, offener Unter-
richt, aktiv entdeckendes Lernen sind
1. In der von der Lehrerin oder Stichworte für einen Unterricht, der
vom Lehrer selbst bestimmten darauf vertraut, daß Schülerinnen
Form der Individualisierung und Schüler nicht nur lernwillig,
werden im Idealfall die Vorga- sondern auch lernfähig sind, daß
ben, Lerninhalte, Materialien sie eine Motivation aus der
fortlaufend an das Ergebnis der Sache heraus entwickeln kön-
aktuellen Lernstandsanalyse ange- nen und dann die nötige An-
paßt, wobei die gesamte Persönlich- strengungs- und Leistungsbereitschaft
keit mit ihren Begabungen, Fähigkeiten, aufbringen.
Fertigkeiten und allgemeinen Kennt-
nissen, ihrem Lerntempo, ihrer Geschick- Auch Grundschulkinder können weitge-
lichkeit, den sozialen Bedürfnissen usw. hend eigentätig und selbstverantwortlich
berücksichtigt wird. Insofern handelt es lernen, wenn ihre Interessen, Erlebnisse,
sich hierbei nicht um eine spezielle Maß- Themen oder Bücher usw. Ausgangspunkt
nahme für Hochbegabte, sondern um eines Lernprozesses sein dürfen (wobei die
eine Maßnahme, von der alle Schüler Aufgabe der Lehrerin ist, das Ziel im Auge
und Schülerinnen profitieren können. zu behalten). In einer solchen offenen Un-
Viele Lehrkräfte haben in den letzten Jah- terrichtssituation, in der Kindern komplexe
ren versucht, sich diesem Ideal zu nähern. Aufgaben gestellt und die Anforderungen
49
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann
• Zusätzliche Leistungskurse
Hochbegabte sind mit den üblichen zwei
Leistungskursen oft nicht ausgelastet.
Stundenplantechnisch ist es möglich, die
Leistungskurse so zu legen, daß beson-
ders begabte Schülerinnen und Schüler
einen zusätzlichen Kurs nach ihren Inter-
essen belegen können.
• Überregionale Wettbewerbe
nach oben nicht begrenzt und in der Breite Bundesweite Schülerwettbewerbe wie
nicht eingeengt werden, kann jedes Kind beispielsweise „Jugend forscht”, der „Bun-
auf seinem individuellen Niveau eine eigen- deswettbewerb Fremdsprachen” oder
ständige Leistung erbringen. So kann die musisch-kulturelle Wettbewerbe finden
Unterforderung eines hochbegabten Kindes in manchen Schulen noch viel zu wenig
vermieden werden, insbesondere wenn an- Resonanz. Dadurch erfahren Schüler häu-
dere Fördermaßnahmen hinzukommen. Der fig nicht von der Existenz solcher Wett-
Einsatz seines Wissens, seiner Fertigkeiten, bewerbe. Dabei ist die Vorbereitung in
der Phantasie und Kreativität, seiner Aus- Arbeitsgemeinschaften und die Teilnah-
dauer und Planungsfähigkeit ist zugleich eine me an einem solchen Wettbewerb oft
Förderung wichtiger Begabungsfaktoren. eine wirkungsvolle Begabungsförderung.
Vielfach lassen sich die Wettbewerbe
Diese Unterrichtsform ist in manchen Grund- auch in die Unterrichtsarbeit integrieren.
schulen insbesondere im Zusammenhang Die Lehrer sollten die Schüler über diese
mit Mathematik, dem Erlernen des Lesens, Wettbewerbe informieren, sie ermuntern,
Schreibens, der Aufsatzgestaltung und der daran teilzunehmen und ihnen mit Rat
Sachkunde erfolgreich erprobt worden. Fun- und Tat zur Seite stehen. Eine Übersicht
dierte Erfahrungen mit der Individualisie- über die wichtigsten bundesweiten Schü-
rung im Sekundarbereich liegen leider lerwettbewerbe findet sich im Anhang.
noch nicht vor.
Schüleraustauschprogramme
Äußere Differenzierung Wenn das Überspringen einer Klasse für ein
Bei Maßnahmen, die unter diese Rubrik hochbegabtes Kind nicht angeraten ist, z. B.
fallen, werden für einzelne hochbegabte weil es schon einmal gesprungen ist, könnte
Schüler außerhalb ihres Klassenverbands ein halb- oder ganzjähriger Auslandsaufent-
Förderprogramme angeboten, die sie zu- halt in Frage kommen. Neben der intellek-
sätzlich zu ihrem normalen Unterricht be- tuellen Herausforderung und der Förderung
suchen können. Vorteil hierbei ist, daß die der fremdsprachlichen Kompetenz ist der
Kinder in ihrer Klassengemeinschaft blei- Schulbesuch im Ausland auch ein wertvoller
ben. Der Umgang mit Gleichbegabten in Impuls für die Persönlichkeitsentwicklung.
den Zusatzkursen wirkt sich auch günstig
auf das Sozialverhalten aus. Zudem sind Schulen mit bilingualen Zügen
Hochbegabte, die in Arbeitsgemeinschaf- Für Schülerinnen und Schüler mit ausgepräg-
ten, zusätzlichen Leistungskursen und Wett- ter sprachlicher Begabung sind Schulen mit
bewerben etc. (s. u.) stärker gefordert wer- bilingualen Zügen zu empfehlen. Die erste
den, im normalen Unterricht geduldiger Fremdsprache wird hier mit erhöhter Stun-
und toleranter gegenüber Mitschülern. denzahl unterrichtet, und es werden in die-
ser Sprache ab Klasse Sieben gesellschafts-
Zu den Maßnahmen der äußeren Differen- und naturwissenschaftliche Fächer, auch
zierung zählen insbesondere: Sport oder Kunst unterrichtet.
50
Mit den bilingualen Zügen, die bislang Neben der akademischen Ausbildung wird
ganz überwiegend für Englisch oder Fran- die Erziehung des ganzen Menschen durch
zösisch eingerichtet worden sind, sollen der die verpflichtende Teilnahme an Rettungs-
Erwerb einer zweisprachigen Kompetenz und sozialen Diensten angestrebt. Dadurch
für das Studium und die berufliche Mobi- sollen die Bereitschaft zu selbstlosem, aber
lität gefördert werden. Durch die Dialog- verantwortungsbewußtem Helfen geweckt
fähigkeit in beiden Sprachen wird ein ver- und die Fähigkeit und Kenntnisse für kom-
tieftes interkulturelles Verstehen angestrebt. petente Hilfeleistung vermittelt werden.
51
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann
Lernmotivation
D
ie Überzeugung, daß Schülerinnen des Lerninhalts und der Methode orientiert,
im Unterricht und Schüler für ein Thema erst be- wenn sie den Unterricht minutiös plant und
geistert werden müssen, ehe sie die geplanten Schritte konsequent mit al-
den „Stoff” lernen können, hat der Moti- len Kindern gleichermaßen geht, dann sind
vierungsphase in der Planung einer Unter- Probleme vorprogrammiert. Insbesondere
richtsstunde einen festen Platz gesichert. bei schwächer begabten und hochbegab-
Im lehrerzentrierten Frontalunterricht ist ten Schülerinnen und Schülern äußern sie
die Motivierung der Schüler zum Lernen in sich häufig in massiven Motivationsmängeln.
der Tat oft nötig.
Offenere Unterrichtsformen, die selbsttäti-
Wenn die Lehrkraft ihren Unterricht an ih- ges, aktiv-entdeckendes Lernen ermögli-
ren pädagogischen (Norm-/Durchschnitts-) chen, in denen Schülerinnen und Schüler
Vorstellungen über die Altersgemäßheit ermutigt werden, ihren eigenen Weg, ihr
52
Tempo, ihre Methode zu finden, um zum • Die „Sache” kann und soll begeistern.
gesteckten Ziel – oder darüber hinaus – zu Viel zu oft fehlt das Vertrauen der Er-
gelangen, mobilisieren eine hohe Leistungs- wachsenen dazu. Durch eine verführe-
und Anstrengungsbereitschaft in der ganzen rische Verpackung des Lernens in Spiele
Klasse. Antriebsstarke besonders begabte wird die intrinsische Motivation leicht
Kinder und Jugendliche zeigen in einem blockiert.
solchen Unterricht eine intensive Hingabe
an ein Problem oder eine „Besessenheit” • Die motivierende Wirkung des Lehrers
bei der Beschäftigung mit ihrem Thema. oder der Lehrerin ergibt sich vor allem
aus der eigenen Begeisterung am Fach,
Wie Motivation freigesetzt werden kann an dem Beruf und an der Entwicklung
von Gedanken im Schüler oder in der
• Schaffen Sie viele Gelegenheiten zu selbst- Schülerin. Dies trifft für alle Alters- und
tätigem Lernen im Unterricht, denn Kin- Klassenstufen gleichermaßen zu.
der lernen weniger, wenn sie passives
Objekt von Belehrungen sind. • Neugier und Achtung gegenüber den
Schülerleistungen, Akzeptanz seiner Per-
• Über herausfordernde („schwierige”), sönlichkeit, Grundvertrauen in die Ent-
komplexe Aufgaben, die vielfältige Wege wicklungsfähigkeit, die Bereitschaft, ihn
und Leistungsniveaus zulassen, freut sich auf seinem Weg zu begleiten und nicht
die ganze Klasse. führen zu wollen, schaffen ein Klima,
in dem alle Kinder, insbesondere auch
• Wenn die Schülerinnen und Schüler sich hochbegabte Kinder, gerne und erfolg-
nicht im Gleichschritt durch den Stoff ar- reich lernen und arbeiten.
beiten müssen, werden viele begeistert
in großen Sprüngen, in größeren Denk-
einheiten lernen.
53
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann
Schulpsycholo-
D
ie Förderung besonders begabter • bei diskrepanter Einschätzung durch ver-
gische Beratung – Kinder im Unterricht ist auch ohne schiedene Lehrer oder zwischen Lehrern
eine schulpsychologische Untersu- und Eltern
Voraussetzung für chung, die die intellektuelle Hochbegabung
eine Förderung im testdiagnostisch feststellt, möglich. Lehrer • bei Leistungsschwäche oder -versagen,
Unterricht? und Lehrerinnen, für die die Begabungsför- bei Motivations- oder Verhaltensproble-
derung jedes einzelnen Kindes im Unterricht men, die „irgendwie” nicht zu der Per-
ein zentrales Anliegen darstellt, werden sönlichkeit des Kindes passen (s. den
die vorhandenen und sich entwickelnden Abschnitt „Minderleistung bei intellektu-
Interessen und Fähigkeiten wahrnehmen eller Hochbegabung” in Kapitel 2)
und berücksichtigen können. In der Regel
„erkennen” sie das Niveau der Begabung • bei sehr angepaßten Mädchen
um so besser, je vertrauter ihnen das The- (s. Kapitel 6)
ma ist – z. B. durch eine Lehrerfortbildung
– und je offener ihre Unterrichtsformen Es gibt inzwischen eine Reihe von Schulpsy-
sind (s. auch entsprechende Abschnitte chologen, die neben der Hilfe bei Fragen
weiter vorne). und Problemen bezüglich einzelner Kinder
auch den Lehrer oder die Lehrerin oder das
Manchmal ist jedoch die schulpsychologi- gesamte Kollegium bei der Planung, Kon-
sche Überprüfung der Begabung angezeigt zeptentwicklung, Durchführung und Be-
oder unerläßlich, z. B.: wertung von Maßnahmen zur Förderung
von Begabungen unterstützen können. Das
• bei einschneidenden organisatorischen gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit
Maßnahmen, wie einer Vorversetzung, den Eltern in den Klassen- oder Schul-
einem Schulwechsel, der Wahl einer wei- pflegschaften.
terführenden Schule, wenn noch Zweifel
bestehen Die spezifische Kompetenz von Fachpsycho-
logen und -psychologinnen können auch
• bei einem unsicheren Urteil und dem die Schulaufsicht, das Kultusministerium
Wunsch, dem Kind besser gerecht zu oder die öffentlichen und privaten Träger
werden der Lehrerfortbildung nutzen.
54
Kreativität
K
reative Arbeitsformen haben den 3. Für kreatives Problemlösen sind auch sy-
Vorteil, daß der Schwache dadurch stematisches Denken und Arbeiten not-
erfahren kann, daß mehr in ihm wendig. Vermitteln Sie Kindern schon
steckt, als er weiß, und der Starke erleben früh Techniken des wissenschaftlichen
kann, daß er zu mehr fähig ist, als die Schule Arbeitens und des selbständigen Lernens
normalerweise von ihm fordert. (Informationssuche aus Büchern, aus dem
Internet etc.).
Begabungsförderung ist ohne die Förde-
rung von Kreativität nicht denkbar; dies gilt 4. Kreative Leistungen erfordern hohes
auch für die Schule. Es reicht jedoch nicht, Durchhaltevermögen. Bringen Sie Kin-
die Kreativität allein in den musischen Fä- dern bei, auf schnelle Belohnungen zu
chern zu fördern. Noch weniger reicht es, verzichten. Belohnungen sind zwar für
sie mit Hilfe von Kreativitätsprogrammen kreative Leistungen nicht schädlich, aber
entwickeln zu wollen. Seit den 70er Jahren sie dürfen nicht das eigentliche Ziel des
sind eine Reihe solcher Programme zur Arbeitens darstellen. Der Arbeitsfortschritt
Kreativitätssteigerung entwickelt worden, selbst muß für das Kind das größte und
doch keines konnte in wissenschaftlichen lohnendste Ziel sein.
Überprüfungen überzeugende Verände-
rungen der kreativen Fähigkeiten nachwei- 5. Die Vertiefung in ein Wissensgebiet ist
sen. Viele Komponenten kreativer Leistun- die wichtigste Voraussetzung für hoch-
gen, wie die Originalität von Ideen, kann wertige kreative Leistungen. Unterstüt-
man nicht beeinflussen, schon gar nicht zen Sie Kinder darin, ihren Interessen
erzwingen. Dennoch läßt sich kindliche längerfristig nachzugehen.
Kreativität fördern, indem man nämlich
eine Basis schafft, auf der sie sich selb- 6. Kreatives Schaffen braucht eine entspre-
ständig entfalten kann. Dazu können fol- chend kreative Umgebung. Lehrer und
gende Empfehlungen gegeben werden Eltern sollten als kreative Vorbilder die-
(siehe auch Urban 1995): nen. In der Schule sollte es immer wieder
Gelegenheit geben, etwas zu lernen,
1. Kreative Menschen brauchen Selbstver- ohne daß Leistungsbewertungen erfol-
trauen. Setzen Sie Vertrauen in die Fä- gen. Vermeiden Sie Gruppendruck und
higkeiten der Kinder, gestehen sie ihnen Konkurrenzneid. Ermöglichen Sie statt-
zu, daß sie Fehler machen. Sehen Sie in dessen ein sozialkooperatives Klima und
Fehlern das Bemühen um eigenständige einen „Miteinander-Wettbewerb”. Ver-
Lösungen, auch wenn falsche, falsch an- suchen Sie, Sanktionen von Seiten der Mit-
gewendete oder inkonsistente Strategien schüler zu verhindern. Ein jeder hat das
benutzt werden. Ermuntern Sie die Kin- Recht, mit seinen Ideen und Gedanken
der immer wieder zu Neuanfängen und ernst genommen zu werden. Zeigen Sie
kontrollieren Sie sie nicht in all ihren auch (Wertschätzung für) Humor. Im Hu-
Tätigkeiten. mor hat man gleichzeitig Abstand und
Nähe zu einem Gegenstand, man ist in
2. Kreativität erfordert ein Was-wäre-wenn- der Lage zu einer Betrachtung aus meh-
Denken. Rollenspiele und Simulationen reren Perspektiven unter Beteiligung
können förderlich sein. einer emotionalen Komponente.
Computer in der
D
ie anfängliche Zurückhaltung der obwohl es mittlerweile viele Anwendungs-
Lehrer, den PC bereits in der Grund- programme (Lern- und Fördersoftware) gibt. Schule
schule einzusetzen, ist einer prag-
matischen Haltung gewichen. Da, wo PCs Heute besitzt die Mehrzahl der Familien
zu bekommen waren, finanziert z. B. durch einen PC. Mit dieser Vorerfahrung ausge-
die Aktion „Schulen ans Netz” oder durch stattet, können sich Schülerinnen und Schü-
Spenden von Eltern oder schulischen För- ler aller Altersstufen in der Klasse erstaun-
dervereinen, etablierten sie sich schnell als lich unbefangen vor das Gerät setzen, auch
attraktives Schreib- und Malgerät sowie als die Mädchen, wenn sie in reinen Mädchen-
Spielzeug. Die weiteren Möglichkeiten des gruppen arbeiten dürfen. Die Befürchtung
PCs werden noch nicht voll ausgeschöpft, einer Vereinzelung von sogenannten
55
5. Was die Schule für begabte Schülerinnen und Schüler tun kann
„Computerfreaks” hat sich nicht generell den anderen Intensivnutzern ist zu beob-
bestätigt. Einzelne Schülerinnen und Schü- achten, daß das Hobby neue Kontakte stif-
ler, die „süchtig” und vereinsamt viele Stun- tet und meist auch andere Freizeitbeschäf-
den am PC verbringen, hätten ohne ihn für tigungen nicht wesentlich beeinträchtigt.
ihr Problem eine andere „Lösung” gefun- Lehrerinnen und Lehrer können sie deshalb
den. Sie brauchen wegen dieser Hinter- beruhigt auch in der Schule an den Compu-
grundprobleme psychologische Hilfe. Bei ter lassen.
Empfehlungen für Lehrerqualifizierungsmaßnahmen: fen, ein positives Bild von sich selbst zu
die Verbesserung entwickeln. So lernen sie, ihre Talente zu
• Berücksichtigung des Themas in der Leh- erkennen und Freude daran zu haben,
der Begabten- reraus- und -fortbildung durch Akzentu- sie zu zeigen.
förderung in der ierung der Begabungsförderung in den
Schule Hochschulen und in den vorhandenen • jede Schülerin und jeden Schüler an de-
staatlichen Fortbildungsangeboten ren/dessen eigenem Potential messen und
nicht am Klassendurchschnitt.
• Initiierung spezieller Fortbildungsmaß-
nahmen mit dem Themenschwerpunkt • Hochbegabte darin bestärken, dem „Druck
Begabungsförderung des Mittelmaßes” zu widerstehen, aber
gleichwohl ihre Fähigkeiten nicht nur für
• Entwicklung einer Handreichung/Praxis- sich selbst und zum eigenen Vorteil zu
anleitung für die Begabungsförderung nutzen, sondern sie auch verantwortungs-
und die Förderung besonders begabter voll für andere einzusetzen (Klassenspre-
Kinder im Unterricht cher, Schülerzeitung, Theatergruppe,
Vorbereitung von Schulveranstaltungen).
Außerdem sollte ein fachpsychologisches
Beratungsangebot zur Unterstützung der • den Hochbegabten zur Verfügung ste-
Begabungsförderung durch Lehrer im Un- hen und ihnen tatkräftige Unterstützung
terricht und durch Eltern in der häuslichen anbieten. Sie brauchen zwar weniger
Erziehung zugänglich sein. Aufsicht, was das Lernen betrifft, aber
auf den Rat und die konzentrierte Auf-
Was ist zu tun? merksamkeit des Lehrers sind Sie genau-
so angewiesen wie jedes andere Kind.
Der Lehrer/die Lehrerin sollte...
• Hochbegabte zu systematischer, selb-
• die Hochbegabten in ihrer ganzen Per- ständiger Arbeit anleiten, sie nach Kräf-
sönlichkeit akzeptieren und ihnen hel- ten in ihren privaten Hobbys unterstüt-
• Betonen Sie die Fähigkeiten oder Talente • Führen Sie die schwache Leistung auf
der Schülerin. – „Das Thema ist genau nicht ausreichende Anstrengung zurück.
das Richtige für Dich.” – „Wenn Du es dir nochmal durchliest,
wird es Dir klar werden.”
• Geben Sie konsistente Rückmeldungen
über die Leistung. – „Das hast Du wieder • Entschärfen Sie das Versagen, indem Sie
richtig gemacht.” die Leistung einordnen. – „Die meisten
Schüler haben Schwierigkeiten damit.”
• Betonen Sie den Erfolg, indem Sie die
Leistung einordnen. – „Die meisten • Stellen Sie die Unterschiede verschiede-
Leute haben Schwierigkeiten damit, ner Anforderungen heraus. – „Das ande-
aber Du hast es geschafft.” re Thema ist besser für Dich, nicht
wahr?”
56
zen, ihnen weiterführende Lektüre emp- Die vorgeschlagenen Förderungsmöglich-
fehlen und in jeder Hinsicht Kreativität keiten sind vielleicht nicht sofort und nicht
fördern. überall durchzusetzen. Aber es wäre schon
sehr viel gewonnen, wenn es an jeder Schule
• besonders auf hochbegabte Mädchen ach- eine Person im Kollegium gäbe, die sich
ten, deren Begabung oft weniger deutlich intensiv um Fragen der Hochbegabtenfin-
wird, weil sie sich stärker um Anpassung dung und -förderung kümmerte. Sie könn-
bemühen (s. Kapitel 6). ten Eltern und Kollegen als Gesprächspart-
ner zur Verfügung stehen, bei der Identifi-
• interessierten Schülern entsprechende kation von Begabungen zu Rate gezogen
Informationsquellen und Hilfsmittel zu- werden und schulische Angebote für Hoch-
gänglich machen: Schulbibliothek, Labor, begabte erarbeiten.Nützlich wäre es auch,
Computerraum etc. wenn das Kollegium in regelmäßigen Ab-
ständen darüber beriete, was an der Schule
• besonders leistungsfähige Jugendliche für Hochbegabte getan werden könnte.
ermutigen, sich der Herausforderung
eines Leistungswettbewerbs zu stellen, Hierbei kann sich auch die Frage der Eig-
um die Grenzen der eigenen Leistungs- nung der Lehrer stellen: Brauchen hochbe-
fähigkeiten zu erkennen. gabte Kinder hochbegabte Lehrer?
• sich um die soziale und emotionale Ent- Mit zunehmendem Alter des Schülers sind
wicklung von Hochbegabten ebenso das spezielle Fachwissen und das besonde-
kümmern wie um die intellektuelle. Auch re Engagement, mit dem es vermittelt wird,
Begabte müssen lernen, für andere Ver- von Bedeutung, im jüngeren Alter aber die
ständnis aufzubringen und Rücksicht auf pädagogische Kompetenz des Lehrers. Stär-
sie zu nehmen, wie sie auch Verständnis ker als die meisten Schüler scheinen Hoch-
und Rücksicht anderer für sich bean- begabte allerdings auf eine gefestigte Le-
spruchen. hrer-Persönlichkeit angewiesen zu sein. Sie
schätzen Lehrer, die nicht fürchten, an An-
• wissen, daß hohe Leistungen dort beson- sehen zu verlieren, wenn sie einen Irrtum
ders gut gedeihen, wo sie wie selbstver- oder Fehler zugeben, die für klare Regeln
ständlich gefördert und anerkannt wer- und Fairness im Unterricht sorgen und an
den, z. B. vor der Klasse. sich selbst hohe Anforderungen stellen.
57
6. Hochbegabung
58
und Gesellschaft
„Es ist kein Luxus, große Begabungen zu fördern; es ist Luxus,
und zwar sträflicher Luxus, dies nicht zu tun.”
A l f r e d H e r r h a u s e n , V o r s t a n d s s p r e c h e r d e r D e u t s c h e n B a n k ( 1 9 3 0 - 1 9 8 9 )
Hochbegabten-
H
ochbegabtenförderung ist keine Mo- galt in der Bundesrepublik Deutschland
deerscheinung. Bereits in den 20er das Gymnasium als der Ort, an dem Bega- förderung ist keine
Jahren beschäftigten sich deutsche bungen im Schulalter besonders gefördert
Modeerscheinung
Psychologen und Pädagogen mit der För- werden. Daß viele Begabte in den 50er
derung besonders begabter Kinder. Jahren aber gar nicht erst auf das Gymna-
sium kamen, wurde nur teilweise erkannt
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das und ebenfalls nur teilweise durch die Mög-
Anliegen, Begabte zu fördern, in manchen lichkeit des zweiten Bildungswegs ausge-
Länderverfassungen festgeschrieben. Damals glichen.
59
6. Hochbegabung und Gesellschaft
Modellversuche
I
n der Bundesrepublik wurden ab Mitte nahmen zur Schulzeitverkürzung wie
nehmen zu der 80er Jahre Zusatzangebote für be- D-Zug-Klassen oder Projekt-Klassen,
gabte Schülerinnen und Schüler durch Ansätze zum offenen Unterricht in der
die Schulverwaltungen einzelner Länder Grundschule haben bewirkt, daß die
geschaffen. Seit einigen Jahren nimmt die Begabtenproblematik stärker beachtet
Bereitschaft zu Modellversuchen spürbar wird und zunehmend auch Eingang in
zu: Schulische Arbeitsgemeinschaften, Maß- die Lehreraus- und -fortbildung findet.
Die Deutsche
E
in bemerkenswertes Programm, das in gänglich für Schülerinnen und Schüler der
SchülerAkademie diesem Rahmen entstanden ist, wird Oberstufe, die ihre Hochschulzugangsbe-
inzwischen als Deutsche SchülerAka- rechtigung noch nicht erworben haben
demie jährlich veranstaltet und ist zu einem und die ihr besonderes Leistungsvermögen
Bestandteil der Begabtenförderung auf Bun- und ihre Anstrengungsbereitschaft durch
desebene geworden. Vorbilder waren da- die erfolgreiche Teilnahme an einem ein-
bei die Sommerakademien für Stipendiaten schlägigen bundesweiten Schülerwett-
der Studienstiftung des deutschen Volkes bewerb nachgewiesen haben oder die von
und akademische Sommerprogramme für ihrer Schule eine spezielle Empfehlung zur
begabte Jugendliche in den USA. Teilnahme erhalten haben. Die Deutsche
SchülerAkademie wird vom Verein Bildung
Die SchülerAkademien finden in den Som- und Begabung e. V. organisiert (Adresse im
merferien in Internaten statt. Sie sind zu- Anhang).
Es bleibt viel
V
ieles hat sich in Deutschland in den wieder bestimmte Einwände gegen die För-
zu tun letzten Jahren zum Vorteil der Be- derung von Begabten vorgebracht. So wird
gabtenförderung entwickelt, so daß beispielsweise von vielen befürchtet, daß
unser Land in Europa zu denen zu zählen Begabtenförderung zu einer Elitebildung
ist, wo relativ viel für die Förderung von führt, die auf Kosten der Allgemeinheit
Begabungen unternommen wird. Dennoch oder sogar der Benachteiligten geht. Viele
bleibt etliches zu tun. Die Unkenntnis über halten die Beschäftigung mit dem Thema
die Besonderheiten und spezifischen Be- Hochbegabung schlicht für überflüssig. Um
lange begabter junger Menschen ist bei Pä- diesen Einstellungen und Ansichten mit Ar-
dagogen, Psychologen und Administratoren gumenten begegnen zu können, ist es not-
noch immer weit verbreitet. Vorurteile hal- wendig herauszustellen, warum Hochbe-
ten sich hartnäckig, und es werden immer gabtenförderung überhaupt erfolgen sollte.
60
Im wesentlichen bestimmen zwei Aspekte Förderung haben. Zum anderen betrifft
die Begabtenförderung: Zunächst einmal Begabtenförderung aber auch die gesamte
die individuellen Bedürfnisse der hochbe- Gesellschaft: Es ist notwendig und wün-
gabten Kinder, die – genau wie alle ande- schenswert, besondere Fähigkeiten und
ren Kinder auch – ein Anrecht auf best- Stärken herauszubilden und zum Wohle
mögliche Entwicklungschancen und aller einzusetzen.
Gleichheit und
W
eit verbreitet ist auch die Mei- nach ihrer Art und gemäß ihren Fähigkeiten
nung, Begabtenförderung ver- in besonderer Weise zu entwickeln.” Differenzierung
stoße gegen das Gebot der
Chancengleichheit. Daß Gleichheit und Dif- Diese Sichtweise kann z. B. durch ein Be-
ferenzierung jedoch durchaus miteinander mühen um eine zunehmende Individuali-
vereinbar sind, hat William Stern bereits sierung im Unterricht in die Praxis umge-
1928 folgendermaßen auf den Punkt setzt werden. Individualisierung bedeutet,
gebracht: den individuellen Merkmalen der Schüler in
möglichst hohem Maße gerecht zu werden.
„Wir stehen vor einer ,Ethisierung der Be- So wird es in einem Bundesland als Aufgabe
gabung’, die bewirkt, daß einerseits die All- der Grundschule bezeichnet, „den unglei-
gemeinheit ihre Verpflichtung gegen die in chen Lernvoraussetzungen mit ungleichen
unserer Mitte heranwachsenden Begabun- Lernangeboten und -anforderungen zu be-
gen erkennt, daß aber andererseits auch der gegnen.” Aus dieser Formulierung wird deut-
einzelne Träger einer besonderen Begabung lich, daß Individualisierung keine isolierte
in ihr nicht einen privaten Vorzug sehen Maßnahme für Hochbegabte darstellt, son-
darf, den er genießt, sondern eine beson- dern alle Schüler gleichermaßen betrifft.
dere Verpflichtung gegen sich selbst und
das soziale Ganze. Es verbinden sich also Hochbegabte Kinder brauchen die Gesell-
die beiden großen Ideen der Gleichheit und schaft ebenso wie die Gesellschaft die
der Differenzierung zu einem neuen ethi- hochbegabten Kinder. Wenn Talente nicht
schen Ideal: Die sittliche Gleichheitsforde- versanden sollen, muß diesen Kindern und
rung besteht darin, daß allen Menschen Jugendlichen unser besonderes Augenmerk
die gleiche Möglichkeit gegeben wird, sich gelten.
Hochbegabte
I
ntellektuelle Begabung ist auf beide Ge- Hohe Intelligenz allein ist noch keine Ga-
schlechter ungefähr gleich verteilt. Es rantie für hohe Leistungen und späteren Mädchen
gibt in etwa gleich viele hochbegabte Berufserfolg. Wie bereits erwähnt, spielen
Mädchen wie Jungen. Trotzdem sind hoch- viele Faktoren zusammen, wenn außerge-
begabte Männer häufig höher qualifiziert wöhnliche Leistungen erbracht werden.
und im Berufsleben erfolgreicher als hoch-
begabte Frauen. So sind etwa nur 5 % der
Universitätslehrstühle in Deutschland von
Frauen besetzt, und es gibt auch viel weni-
ger Erfinderinnen als Erfinder. Hochbe-
gabte Jungen und Mädchen werden in
ungefähr gleicher Anzahl geboren, je älter
sie jedoch werden, desto mehr hochbegab-
te Mädchen „verschwinden” und desto
weniger Mädchen werden als hochbegabt
erkannt.
61
6. Hochbegabung und Gesellschaft
Um Mädchen dabei unterstützen zu kön- Söhne als ihrer Töchter interessiert zu sein
nen, daß sich ihre Begabung entfalten kann, und halten eine Hochbegabung bei einem
muß zunächst erst einmal geklärt werden, Jungen für wahrscheinlicher als bei einem
welche besonderen Bedingungen viele Mädchen. So bleibt die Hochbegabung
hochbegabte Mädchen in ihrer Entwicklung vieler Mädchen einfach unbemerkt.
hemmen können. Im folgenden sind einige
Faktoren genannt, die dazu führen können, 4. Mädchen neigen dazu, sich in Kindergar-
daß hochbegabte Mädchen ihr Potential ten und Schule stärker an die Gruppe
weniger gut verwirklichen können als in anzupassen, sind sensibler gegenüber
gleichem Maße begabte Jungen: sozialen Signalen und verstecken ihre Fä-
higkeiten, um nicht aus der Gruppe her-
1. Mädchen haben häufig ein geringeres auszustechen. Hochbegabte Mädchen
Selbstvertrauen in ihre eigene Leistungs- haben stärker als Jungen das Bedürfnis,
fähigkeit als Jungen, sie halten sich selbst auf keinen Fall „anders” als die anderen
für „weniger gut”. Viele leistungsstarke zu sein, sie passen sich daher oft den Lei-
Mädchen glauben, daß sie ihre guten stungen und Interessen der Mitschüle-
Schulnoten allein ihrem Fleiß und ihrer rinnen an und zeigen nicht, was sie wissen
Anstrengung zu verdanken haben, sie und können. Auf Unterforderung reagie-
eigentlich aber unbegabt sind. In den ren sie eher mit Rückzug, Resignation und
„typisch männlichen” Domänen wie Na- psychosomatischen Beschwerden wie Kopf-
turwissenschaften, Technik und Mathema- und Bauchschmerzen. Jungen fehlt einer-
tik ist das Selbstvertrauen der Mädchen seits häufig diese Fähigkeit zur Anpas-
besonders gering. Mädchen, die sich für sung, andererseits neigen sie auch eher
diese Bereiche interessieren, kommen dazu, gegen die Unterforderung zu
spätestens in der Pubertät mit dem immer Recht offen zu rebellieren und sich zu
noch vorherrschenden weiblichen Rollen- verweigern. Daher werden Jungen dann
bild in Konflikt. oft als „unreif” bezeichnet.
2. Viele begabte Mädchen haben ein brei- Diese Punkte zusammengenommen führen
ter gefächertes Interessenspektrum als auch dazu, daß die Hochbegabung von
Jungen. Während sich hochbegabte Jung- Mädchen viel seltener und häufig später
en häufig früh auf ein „Spezialgebiet” erkannt wird als die von Jungen. Da hoch-
festlegen und zielstrebig in diesem Be- begabte Mädchen in den meisten Fällen
reich arbeiten, haben Mädchen oft viele kein auffälliges Verhalten zeigen, kommen
verschiedene Interessen und Talente, die die Eltern von Mädchen seltener auf die
sie gleichzeitig verfolgen. Mathematisch Idee, daß ihre Tochter hochbegabt sein
hochbegabte Jungen konzentrieren sich könnte. Sie suchen daher auch seltener Be-
bereits früh auf eine mathematische Dis- ratungsstellen auf, um die Begabung ihres
ziplin und studieren später dann häufig Kindes testen zu lassen und sich über För-
auch Mathematik. Mathematisch hoch- dermöglichkeiten zu informieren (Mädchen
begabte Mädchen hingegen pflegen machen nur etwa ein Viertel der in psycho-
gleichzeitig viele andere Interessen: logischen Beratungsstellen vorgestellten
Fremdsprachen, Literatur, Musik, Sport, Kinder aus). In besonderen Einrichtungen
Kunst u. a. m. Diese Vielseitigkeit kann für hochbegabte Kinder wie Institutionen,
mit dazu beitragen, daß Mädchen in ein- die Förderkurse anbieten, Hochbegabten-
zelnen Fächern später nicht in gleichem schulen und -kindergärten werden immer
Maße wie Jungen Spitzenleistungen er- noch deutlich mehr Jungen als Mädchen
bringen. Später studieren sie dann auch angemeldet.
eher Fächer, die nur am Rande oder gar
nichts mit Mathematik zu tun haben, wie Obwohl hochbegabte Mädchen in der Re-
Medizin, Biologie oder Sprachwissen- gel ihre Fähigkeiten unterschätzen, zeigen
schaften. Gespräche mit intellektuell sehr begabten
Frauen und Mädchen immer wieder, daß
3. Viele Eltern scheinen immer noch stärker ihre Zufriedenheit am höchsten ist, wenn
an der intellektuellen Förderung ihrer sie intellektuell gefordert werden.
62
• Die Hochbegabung sollte so früh wie • Stellen Sie an Ihre Tochter die gleichen Was können
möglich erkannt werden, um dem „Ver- intellektuellen Ansprüche wie an einen Eltern für hochbe-
bergen” vorzubeugen. Unterstützen Sie Sohn, bieten Sie ihr auch in gleichem
gabte Mädchen
Ihre Tochter darin, ihre Interessen und Maße intellektuelle Förderung und Her-
Fähigkeiten auch gegen Widerstände zu ausforderung an. tun?
verfolgen. Insbesondere bei sehr ange-
paßten Mädchen • Versuchen Sie, ein Zusammentreffen mit
kann ein Tester- anderen hochbegabten Mädchen zu or-
gebnis, das die ganisieren. Dies kann einen Austausch
intellektuelle über gemeinsame Erfahrungen,
Hochbegabung Interessen und Probleme
eindeutig dokumen- ermöglichen. Gerade
tiert, dem Mädchen hochbegabte Mädchen
dabei helfen, zu seinen mit mathematisch-
Fähigkeiten zu stehen
und die eigene Begabung
nicht zu unterschätzen.
naturwissenschaftlichem
• Unterstützen Sie die intellektuellen Interessengebiet sind häufig
Interessen und Fähigkeiten ihrer isoliert, weil sich andere Mäd-
hochbegabten Tochter und er- chen nicht für ihre Themen inter-
mutigen Sie sie, dazu zu stehen. essieren und die Jungen sie
Stärken Sie ihr Selbstwertgefühl nicht akzeptieren. Häufig feh-
auch in sog. „männlichen” Domänen len hochbegabten Mädchen
wie Mathematik oder Naturwissen- auch weibliche Vorbilder, an
schaften. Gerade in diesem Bereich ist denen sie erfahren können,
die Förderung durch die Eltern beson- wie Frauen mit ihrer Begabung
ders wünschenswert, da Mädchen erfolgreich umgegangen sind. Das
durch ihre Freundinnen zu diesen Lesen von Biographien über hochbe-
Themen eher selten motiviert wer- gabte Frauen kann Ihrer Tochter hel-
den oder sogar davon abge- fen, ihre Lebensplanung selbstbe-
bracht werden. wußter anzugehen.
63
6. Hochbegabung und Gesellschaft
Hochbegabung
W
as wird aus hochbegabten Kin- nicht durch eine frühreife Entwicklung auf-
und Beruf dern im Beruf? Entwickeln sie fielen. Man kann sich den Zusammenhang
sich zu genialen Erwachsenen? zwischen Intelligenz und beruflichem Erfolg
Wie die Untersuchung von Terman, die wir am ehesten als eine Art „Schwellenwert-
in Kapitel 1 kurz vorgestellt haben, zeigt, modell” vorstellen: Wenn die Intelligenz
sind hohe Testergebnisse oder gute Schul- einer Person einen im überdurchschnitt-
noten nicht sehr brauchbar für die zuver- lichen Bereich anzusetzenden Grenz- oder
lässige Vorhersage einer außergewöhnlich Schwellenwert überschreitet, dann ent-
erfolgreichen beruflichen Karriere als Er- scheiden im wesentlichen andere Faktoren
wachsener. Keines der 1 528 hochbegabten darüber, ob Spitzenleistungen erbracht
Kinder dieser berühmten Untersuchung werden können. Dies sind insbesondere
entwickelte sich zu einem „Genie” (wie nicht-intellektuelle Voraussetzungen wie
Picasso, Marie Curie, Mozart etc.). Diese Engagement, Ausdauer, Konzentration
Kinder erreichten zwar als Erwachsene und Erfolgsmotivation sowie Faktoren der
meist höhere berufliche Positionen, waren Lernumwelt, wie die Unterstützung durch
jedoch nicht auffallend erfolgreicher als die Eltern oder durch ein maßgeschnei-
andere, normalbegabte Erwachsene, die aus dertes „Coaching”. Auch Schulen haben
vergleichbaren Verhältnissen stammen. In einen gewissen Einfluß: Sie können z. B.
nicht-akademischen Berufen zeigt sich so- die Selbstwahrnehmung des Kindes und
gar, daß sich die besonders Erfolgreichen damit langfristig seine Entwicklung be-
nicht durch eine überdurchschnittliche In- einflussen. Nicht zuletzt die eigenen
telligenz auszeichnen. Wichtiger scheinen Interessen eines Kindes sind ein guter
hier hingegen andere Eigenschaften wie Hinweis auf Leistungen im Erwachsenen-
die Motivation und Merkmale der Persön- alter. Um jedoch zuverlässige Aussagen
lichkeit zu sein, die über Erfolg in der Praxis über die berufliche Entwicklung eines
entscheiden. Die erfolgreichen jungen Be- Menschen machen zu können, müssen
rufstätigen sind beispielsweise emotional verschiedene Informationen zu verschie-
stabiler, gewissenhafter und lassen sich von denen Lebenszeitpunkten gesammelt
ihren Zielen weniger ablenken. werden; vor allem in Bereichen, für die
das Kind großes Interesse und eine be-
Eine weitere Untersuchung zeigt, daß Zwei- sondere Leistungsfähigkeit zeigt. Je
drittel von besonders erfolgreichen, be- höher das Alter, desto genauer lassen
rühmten Erwachsenen in ihrer Kindheit sich Vorhersagen machen.
Thesen zur
E
ine Kommission von Bildungsexperten Bundesland zu Bundesland unterschied-
Begabten- hat 1987 die Situation der Begabten- lich – systematisch Hochbegabtenförde-
förderung in der Bundesrepublik rung angeboten wird und das Interesse
förderung Deutschland untersucht. Die Ergebnisse die- an Information und Weiterbildung unter
ser Untersuchung haben bis heute nichts den Lehrerinnen und Lehrern wächst, er-
von ihrer Aktualität verloren. Das Resümee scheint eine Intensivierung wünschens-
der Studie, in Thesen formuliert, soll im fol- wert.
genden kurz auszugsweise wiedergegeben
werden. 2. Hochbegabtenförderung steht nicht im
Widerspruch zur Breitenbildung, sondern
1. Hochbegabtenförderung ist eine wichti- setzt diese voraus und baut darauf auf.
ge Aufgabe und eine notwendige Funk- Die fehlerbehaftete Diagnose von Hoch-
tion des Bildungssystems. Obwohl bereits begabung, die komplexen Fähigkeits-
jetzt an einer Reihe von Schulen – von und Entwicklungsvoraussetzungen für
64
außergewöhnliche Leistungen auf vielen insbesondere für Jugendliche an allge-
Gebieten, die notwendige breite Wissens- meinbildenden und beruflichen Schulen
basis für spezialisierte Förderprogramme und/oder in der Berufsausbildung, bieten
und die Einseitigkeit mancher Begabun- sich als institutionelle Basis an.
gen machen Breitenbildung selbst aus
der Perspektive der Hochbegabtenförde- 6. Eine weitere Vorbedingung für die Hoch-
rung zur zentralen Aufgabe des Bildungs- begabtenförderung ist die Aufnahme
systems. dieser pädagogischen Thematik in die
Lehreraus- und -fortbildung.
3. Im Mittelpunkt der Hochbegabtenför-
derung sollten anspruchsvolle (zusätz- 7. Hochbegabtenförderung sollte nicht nur
liche) Lernangebote und attraktive An- im Gymnasium, sondern auch in den übri-
reize stehen. Neben entsprechenden gen allgemeinbildenden und auch in den
schulischen Angeboten scheinen auch berufsbildenden Schulen realisiert werden.
anspruchsvolle öffentliche Lernmöglich- Ihr Ziel sollte immer sein, für alle gut zu-
keiten nützlich zu sein (spezielle Ange- gängliche Angebote spezieller Kompe-
bote an Volkshochschulen, Sommerkurse, tenzsteigerung zu schaffen.
Schülergesellschaften für spezielle Ge-
biete wie Biologie, Technik u.s.w). Hochschulen und Fachhochschulen sind be-
sonders wichtige Orte der Hochbegabten-
4. Neben dem verbindlichen Curriculum förderung, weil dort besondere Fähigkeiten
sollte es an allen Schulen sowohl Pro- in herausragende wissenschaftliche Lei-
gramme des zielerreichenden Lernens stungsbereitschaften transformiert werden
(gezielte Nachhilfe für Schüler mit Lei- müssen. Einige Maßnahmen können gene-
stungsschwierigkeiten) als auch differen- rell und fachunspezifisch eingeführt werden
zierte Angebote für hochbegabte und (Sommerkurse für besonders leistungsfähige
besonders leistungsfähige Schüler geben. Studenten, Auslandsaufenthalte, Wett-
bewerbe, Mentorensysteme), andere eignen
5. Um solche Angebote nutzbar zu machen, sich nur für bestimmte Fachgebiete. Die
ist die Beratung von Eltern hochbegabter Kontakte zwischen Schulen des Sek. II-
Kinder und der hochbegabten Jugend- Bereichs und den Hochschulen sollten ver-
lichen selbst systematisch zu verbessern. stärkt werden, so daß z. B. kompetente
Beratungslehrer, schulpsychologische Schülerinnen und Schüler sie vermehrt als
Dienste und spezielle Beratungsstellen, Gasthörer besuchen können.
65
7. Anhang
„Jeder von uns hat mehr gute Eigenschaften, als man gemeinhin annimmt,
aber erst der Erfolg setzt sie ins Licht“
M a r g u e r i t e Y o u r c e n a r , f r a n z ö s i s c h e S c h r i f t s t e l l e r i n ( 1 9 0 3 - 1 9 8 7 )
66
Informationen
I
n der gesamten Bundesrepublik Deutschland gibt es ein relativ dichtes Netz von Erzie-
hungsberatungsstellen und schulpsychologischen Dienststellen bzw. Bildungsberatungs-
Informationen,
Rat und Hilfe
Anhang
stellen. Diese sind in erster Linie auf Fragen wie Verhaltensstörungen, Leistungsschwächen
und Erziehungsprobleme spezialisiert. (Nachweis durch die Stadt- bzw. Kreisverwaltung).
Einige von ihnen haben z. B. im Zusammenhang mit Modellversuchen besondere Erfahrun-
gen mit der Begabtenproblematik gewonnen. Ratsuchende sollten nachfragen, ob es Mit-
arbeiter gibt, die mit dieser Thematik vertraut sind.
Darüber hinaus gibt es einige Vereinigungen und Institutionen, die sich in unterschiedlicher
Weise auf die Diagnostik, Beratung und Förderung begabter Kinder und deren Familien
sowie auf Forschung in diesen Bereichen spezialisiert haben. Einige überregionale werden
hier nachstehend aufgeführt:
Information, Ra
Mitgliedervereine
für Hochbegabte bzw. deren Eltern
Förderangebote
für den Vorschul- und Schulbereich
Anhang
68
at und Hilfe
Nationale und
internationale Fachvereinigungen
World Council for Gifted and
Talented Children, Inc.
Anhang
18401 Hiawatha Street
Arbeitskreis Begabungsforschung und Northridge, California 91326, USA
Begabtenförderung e. V. (ABB) Telefon: 001 (818) 3 68 75 01
Geschäftsstelle; c/o Prof. Dr. H. Drewelow · Fax: 001 (818) 3 68 21 63
Universität Rostock E-Mail: worldgt@earthlink.net
August-Bebel-Straße 28 · 18055 Rostock Internet: www.WorldGifted.org
Telefon: (03 81) 4 93 47 82 ➔ Internationale Vereinigung zur Unter-
Fax: (03 81) 4 98 26 65 stützung der Belange begabter und talen-
➔ Vereinigung zur Förderung der Kommu- tierter junger Menschen und der Förderung
nikation und Kooperation zwischen Wissen- des internationalen Informationsaustauschs
schaftlern, Praktikern und anderen an Be- in Wissenschaft und Praxis; Veranstaltung
gabungsforschung und Begabtenförderung von Weltkonferenzen in zweijährigem
interessierten Personen. Turnus; Publikation des Mitteilungsblatts
„World Gifted“ und der Fachzeitschrift
European Council for High Ability (ECHA) „Gifted and Talented International“.
Sekretariat: c/o Bildung und Begabung e. V.
Godesberger Allee 900 · 53175 Bonn Informationen über weitere Vereinigungen
Telefon: (02 28) 9 59 15 10 und Fachwissenschaftler sowie
Fax: (02 28) 9 59 15 19 Fachzeitschriften sind erhältlich bei:
E-Mail: info@bildung-und-begabung.de Bildung und Begabung e. V.
Internet: http//www.echa.ws (Adresse s. o.)
➔ Europäische Vereinigung zur Förderung
des internationalen Informationsaus- Begabtenzentrum Salzburg
tausches in Wissenschaft und Praxis durch Makartkai 3, A-5020 Salzburg
Veranstaltung von Konferenzen in zwei- Telefon: (00 43) 662 43 95 81
jährigem Turnus, durch Herausgabe des Fax: (00 43) 662 43 95 81 - 555
Mitteilungsblatts „ECHA News“ und der E-Mail: info@begabtenzentrum.at
Fachzeitschrift „High Ability Studies“ sowie Internet: www.begabtenzentrum.at
durch die Bildung von internationalen
Interessengruppen zu speziellen Themen.
69
7. Anhang
Adressen
Adressen der
Kultusministerien
Baden-Württemberg
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
Ansprechpartner für Jugendwettbewerbe:
Herr Dr. Hornauf
Anhang
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern
Ministerium für Bildung, Ministerium für Bildung und Wissenschaft
Jugend und Sport des Landes Brandenburg des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Steinstraße 104 -105 · 14480 Potsdam Werderstraße 124 · 19055 Schwerin
70
Niedersachsen Sachsen
Niedersächsisches Kultusministerium Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Anhang
Schiffgraben 12 · 30159 Hannover Carolaplatz 1 · 01097 Dresden
Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt
Ministerium für Schule, Wissenschaft und Kultusministerium
Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen des Landes Sachsen-Anhalt
Völkinger Straße 49 · 40221 Düsseldorf Turmschanzenstraße 32 · 39114 Magdeburg
71
7. Anhang
Wettbewerbe
Schüler- und
S
Jugendwett-
chüler- und Jugendwettbewerbe sind schulübergreifende Angebote mit vielfältigen
Anregungen. Auf manchen eher „unauffälligen“ Schüler werden Lehrer aufmerksam,
Anhang
wenn er bei einer Wettbewerbsteilnahme zeigt, mit welcher Kreativität und Beharrlich-
bewerbe im keit er ans Werk gehen kann. Auch sind Schülerinnen und Schüler durch ihre Teilnahme an
Überblick einem Wettbewerb oft zu einer besseren Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten gekommen.
Die folgende Auswahl kann nicht alle existierenden Wettbewerbe erfassen. In jüngster Zeit
engagiert sich zunehmend auch die Privatwirtschaft, so z. B. „Join Multimedia“ der Firma
Siemens oder „Schule macht Zukunft“ der Zeitschrift „Focus“. Darüber hinaus gibt es eine
Fülle weiterer regionaler oder lokaler Wettbewerbe. Fragen Sie in der Schule nach. In vielen
Schulen gibt es eine für Wettbewerbe zuständige Lehrkraft. Erkundigen Sie sich auch nach
wettbewerbsbegleitenden Veranstaltungen für interessierte Teilnehmer.
Ermutigen Sie Ihr Kind, die Herausforderung durch einen Wettbewerb anzunehmen. Bei
wiederholter Teilnahme steigen in der Regel die Erfolgschancen; vielfach locken wertvolle
Preise und interessante Anschlußprogramme. Auch im Mitmachen selbst liegt schon ein
Gewinn durch die Anregungen und Erfahrungen, die die Teilnehmer empfangen.
72
Und wie geht es international weiter? Thema, die Arbeitsmethoden und
Teilnahme der Besten am Wettbewerb der Ergebnisse und erläutert dazu mündlich
Anhang
Europäischen Union und am Wettbewerb der Jury die Arbeit.
„Europas Jugend forscht für die Umwelt“,
Ansprechpartner: Stiftung Jugend forscht e. V. Wie wird der Wettbewerb durchgeführt?
Ein Aufruf zur Teilnahme erfolgt im
Wer organisiert den Wettbewerb? Sommer über die Schulen. Anmeldeschluß
Stiftung Jugend forscht e. V. für das Thema ist der 30. 11. Die schriftliche
Baumwall 5 · 20459 Hamburg Arbeit (maximal 15 Seiten) wird Ende
Tel.: (0 40) 37 47 09 20 Januar angefordert, im Februar sind die
Fax: (0 40) 37 47 09 99 optische Präsentation und ein Kurzvortrag
Internet: www.jugend-forscht.de für den Regionalwettbewerb vorzuberei-
ten. Dies ist die einzige Runde in den
Auf Anfrage kann man Namen und An- meisten Bundesländern, eine Fortsetzung
schrift des für jedes Bundesland verantwort- auf Landesebene wird zur Zeit nur in
lichen Landeswettbewerbsleiters erfahren. Bayern, NRW und Rheinland-Pfalz durch-
geführt.
Schüler experimentieren
Welche Anerkennungen gibt es und wie
Dies ist der „Juniorwettbewerb“ von Ju- geht es weiter?
gend forscht, der nach dem erfolgreichen Urkunden, Buch-, Sach- und Sonderpreise.
Vorbild für die Jüngeren eingerichtet wur- Im Gespräch mit der Jury werden Fragen
de, die noch keine 16 Jahre alt sind. und Anregungen zur Vertiefung der
Untersuchungen entwickelt. Diese sollen
Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb? Möglichkeiten für die Fortsetzung der
Aktive und experimentelle Auseinanderset- Arbeit zu Hause eröffnen, um sich dann
zung mit naturwissenschaftlichen Themen im nächsten Jahr wieder zu beteiligen
fördern, dazu projektgebundenes Arbeiten oder schon den Schritt zu Jugend forscht
und Kenntniserwerb in einer Gruppe, zu wagen.
schließlich Durchhaltevermögen und Beharr-
lichkeit bei komplexeren Fragestellungen Wer organisiert den Wettbewerb?
Jugend forscht e. V.
Wer kann teilnehmen? Baumwall 5 · 20459 Hamburg
Alle Schülerinnen und Schüler, die am 31.12. Internet: www.jugend-forscht.de
des Anmeldejahres noch keine 16 Jahre
alt sind. Teilnahme von einzelnen bzw. Auf Anfrage kann man Namen und
von Gruppen bis zu drei Mitgliedern ist Anschrift des für jedes Bundesland verant-
möglich. wortlichen Landeswettbewerbsleiters
erfahren.
Welche Aufgaben werden gestellt?
Gefordert ist eine eigenständige, in der Bundeswettbewerb Informatik
Regel experimentelle Arbeit aus einem
der Fachgebiete: Biologie, Chemie, Geo- Der Wettbewerb wird seit 1980 veranstal-
und Raumwissenschaften, Mathematik/ tet. Schirmherr ist der Bundespräsident.
Informatik, Physik, Technik oder Arbeits-
welt. Vor jeder Wettbewerbsrunde wird Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb?
eine schriftliche Arbeit eingereicht, in der Anregen, sich mit Informatik und Einsatz-
dargestellt ist, was man erforschen wollte, möglichkeiten von informationsverarbei-
wie man die Unternehmung angelegt hat tenden Systemen zu befassen.
und vorgegangen ist, welche Versuche bzw.
Versuchsreihen durchgeführt wurden, Wer kann teilnehmen?
welche Ergebnisse, Rückschläge, Fehler Jugendliche (bis 21 Jahre) an allgemeinbil-
aufgetreten sind, wie man am Thema noch denden und beruflichen Schulen, Aus-
weiterarbeiten möchte. Beim Wettbewerb zubildende, Wehr- und Zivildienstleistende.
selbst präsentiert jeder Teilnehmer bzw. Eine Teilnahme von Gruppen (beliebige
jede Gruppe optisch an einem Stand das Größe) ist nur in der ersten Runde möglich.
73
7. Anhang
Wettbewerbe
Welche Aufgaben werden gestellt?
Die Aufgaben stammen aus verschiedenen
Fragen interessiert sind. Anregung und
Pflege internationaler Kontakte auf schuli-
Anhang
Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb? Auf Anfrage kann man Namen und
Förderung von Schülerinnen und Schülern, Anschrift des für jedes Bundesland zustän-
die besonders begabt und an biologischen digen Landesbeauftragten erfahren.
74
Auswahlwettbewerb zur Inter- Wie geht es international weiter?
nationalen Chemie-Olympiade (IChO) Die vier besten aus der vierten Runde neh-
Anhang
men als deutsche Mannschaft an der inter-
Über diesen Wettbewerb wird die deutsche nationalen Chemie-Olympiade teil, die
Mannschaft für die Internationale Chemie- jährlich im Juli jeweils in einem anderen
Olympiade ausgewählt. An der IChO betei- Gastland stattfindet.
ligen sich jährlich Delegationen aus fast 50
Ländern der ganzen Welt. Wer organisiert den Wettbewerb?
Institut für die Pädagogik der Naturwissen-
Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb? schaften (IPN) an der Universität Kiel
Förderung chemisch besonders befähigter Abteilung Chemiedidaktik
und interessierter Schülerinnen und Schüler, Olshausenstr. 62 · 24098 Kiel
Anregung zur selbständigen Bearbeitung Internet: www.ipn.uni-kiel.de
komplexer chemischer Fragestellungen,
Pflege internationaler Kontakte auf schuli- Auf Anfrage kann man Namen und
scher Ebene. Anschrift des für jedes Bundesland verant-
wortlichen Landesbeauftragten erfahren.
Wer kann teilnehmen?
Jugendliche bis 20 Jahre aus allgemeinbil- Landeswettbewerbe Chemie
denden und beruflichen Schulen, die nicht
für Berufe in der Chemie ausbilden. Langjährige Tradition mit einem Wettbe-
werbsangebot in Chemie gibt es in Branden-
Welche Aufgaben werden gestellt? burg mit der Chemie-Olympiade für die
Theoretische und ab der dritten Stufe Jahrgangsstufen 10, 11 und 12. Dieser Wett-
auch experimentelle Aufgaben aus ver- bewerb wird in zwei Hausaufgabenrunden
schiedenen Bereichen der Chemie. Die bei- und in der dritten Stufe auf Landesebene
den Hausaufgabenrunden erfordern als Klausurwettbewerb durchgeführt mit
erhebliche Literaturarbeit. Die Anforder- besonderer Ehrung der Landessieger. Über
ungen in den verschiedenen Runden diese Landesolympiade will man Jugend-
orientieren sich an den Jahrgangsstufen liche für die Teilnahme am Auswahlverfah-
11 bis 13 des Chemieunterrichts, gehen in ren der Internationalen Chemie-Olympiade
Umfang und Schwierigkeitsgrad in der (IChO, s. o.) vorbereiten und motivieren.
Regel darüber hinaus.
Wer organisiert den Wettbewerb?
Wie wird der Wettbewerb durchgeführt? Brandenburgischer Landesverein
Die Aufgaben der ersten und zweiten Run- zur Förderung mathematisch-
de werden über die Schulen verteilt und naturwissenschaftlich-technisch
sind zu Hause selbständig zu bearbeiten. interessierter Schüler e. V. (BLiS e. V.)
Bundesweit werden die 60 erfolgreichsten Vorsitzender Dr. H.-J. Sprengel
Teilnehmer zu Seminaren mit Klausuren Käthe-Kollwitz-Str. 12 · 14478 Potsdam
eingeladen. In der vierten Runde, zu der
noch 15 Schüler in das Seminar aufge- Mit einem Experimentalwettbewerb auch
nommen werden, finden sowohl theo- für Schülerinnen und Schüler, die noch kei-
retische als auch praktische Übungen und nen Unterricht in Chemie erhalten, wurde
Klausuren statt. vor einigen Jahren in der Abfolge Baden-
Württemberg, Nordrhein-Westfalen und
Welche Preise und Anerkennungen gibt es? Hessen gestartet. Es sind dies die Wett-
Urkunden, Buchpreise, Zeitschriftenabon- bewerbe ChemAll, Chemie entdecken und
nements, Schnupperpraktika in der Indu- Chemiewettbewerb des Landes Hessen.
strie, an Hochschulen und in ausländischen
Forschungseinrichtungen. Für die Teilnehmer Welche Ziele verfolgen die Wettbewerbe?
ab der zweiten Runde werden Landessemi- Frühzeitige, spielerisch-motivierende Be-
nare mit interessanten Förderprogrammen schäftigung mit chemischen Phänomenen
angeboten. Die vier Teilnehmer der deut- über Experimente, die mit einfachen
schen Mannschaft werden in die Förderung Mitteln zu Hause durchgeführt werden
der Studienstiftung des deutschen Volkes können. Interesse für naturwissenschaft-
aufgenommen. liche Fragestellungen wecken.
75
7. Anhang
Wettbewerbe
Wer kann teilnehmen?
Schülerinnen und Schüler der weiter-
Olympiade bestimmt. An der IPhO betei-
ligen sich jährlich Delegationen aus über
Anhang
führenden Schulen, und zwar in B.-W. die 50 Ländern der ganzen Welt.
Jahrgangsstufen 5 bis 11, in NRW die
Stufen 6 bis 10 und in Hessen 7 bis 10. Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb?
Förderung physikalisch besonders befä-
Welche Aufgaben werden gestellt? higter und interessierter Schüler/innen.
Hier handelt es sich um Experimentalwett- Anregung zur selbständigen Bearbeitung
bewerbe; jede neue Ausgabe beginnt kon- komplexer physikalischer Fragestellungen.
sequent mit Anleitungen zur Durchführung Pflege internationaler Kontakte auf schuli-
chemischer Experimente mit einfachen scher Ebene.
Mitteln zu Hause.
Wer kann teilnehmen?
Wie werden die Wettbewerbe durchgeführt? Jugendliche bis 20 Jahre aus allgemeinbil-
Mehrmals im Schuljahr werden Aufgaben- denden und beruflichen Schulen.
blätter über die Chemie-Lehrkräfte verteilt.
Die Teilnehmer senden ihre schriftlichen Welche Aufgaben werden gestellt?
Bearbeitungen an den Organisator, wo sie Theoretische und experimentelle physika-
von einer Arbeitsgruppe zentral ausge- lische Aufgaben aus verschiedenen Berei-
wertet und beantwortet werden. chen der Schulphysik, sie gehen jedoch im
Schwierigkeitsgrad über diese hinaus. Die
Welche Anerkennungen gibt es und wie Aufgaben der beiden Hausaufgabenrunden
geht es weiter? erfordern erhebliche Literaturarbeit.
Urkunden, Sach- und Buchpreise. In der
Regel findet einmal jährlich eine zentrale Wie wird der Wettbewerb durchgeführt?
bzw. überregionale Siegerehrung statt, Die Aufgaben der ersten und zweiten Run-
Mehrfachgewinner können Jahressuper- de werden über die Schulen verteilt und
preise erhalten. sind zu Hause selbständig zu bearbeiten.
Bundesweit werden die 60 erfolgreichsten
Wer organisiert den Wettbewerb? Teilnehmer zu Seminaren mit Klausuren
eingeladen. In der vierten Runde, zu deren
B.-W. Kultusministerium c/o Landesinstitut Seminar noch 15 Schüler zugelassen wer-
für Erziehung und Unterricht (LEU) den, finden sowohl theoretische als auch
Wiederholdstr. 13 · 70174 Stuttgart praktische Übungen und Klausuren statt.
76
Bundesweiter Wettbewerb Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb?
Physik Sekundarstufe I Anspornen, um die Ursachen von Umwelt-
Anhang
problemen zu erkennen und nach Lösun-
Anders als bei Schüler experimentieren gen zu suchen, welche Wissenschaft und
werden hier die Fragestellungen und Ex- Technik wie auch die Lebenspraxis des ein-
perimente zur Bearbeitung vorgegeben. zelnen und die gesamtgesellschaftlichen
Neben diesem bundesweiten Wettbewerb Bedingungen einbeziehen.
gibt es mehrere landesspezifische Förder-
angebote in Physik; nähere Informationen Wer kann teilnehmen?
sind z. B. bei den Landesbeauftragten der Jugendliche an allgemeinbildenden und
IPhO (s. o.) zu erhalten. beruflichen Schulen, Auszubildende, Wehr-
und Zivildienstleistende, Studierende. Teil-
Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb? nahme von Einzelpersonen und Gruppen
Frühzeitig Interesse und Motivation für bis zu drei Teilnehmern von der 9. Klasse
physikalische Sachverhalte wecken und bis zum Alter von 21 Jahren.
wachhalten.
Welche Aufgaben werden gestellt?
Wer kann teilnehmen? Die Aufgabe ist weitgehend selbstgestellt,
Schülerinnen und Schüler der Sekundar- das Thema soll interdisziplinäres und hand-
stufe I. lungsorientiertes Profil aufweisen. An einem
Beispiel sollen die Ursachen eines Umwelt-
Welche Aufgaben werden gestellt? problems untersucht, seine Zusammenhänge
Auf einem Aufgabenblatt werden mit dargestellt und Lösungen vorgeschlagen
attraktiven Zeichnungen versehene physi- werden. Wichtig ist die Verbindung zwi-
kalische Fragestellungen zu alltäglichen schen Wissen und Handeln, Theorie und
Erfahrungen gestellt oder Anregungen Praxis, Plan und Realität.
zum Umgang und Probieren mit häus-
lichen Geräten gegeben. Jede Aufgabe Wie wird der Wettbewerb durchgeführt?
wird so formuliert, daß Teillösungen Die Teilnehmer reichen eine schriftliche
möglich sind. Arbeit ein, es schließt sich ein dreistufiges
Auswahlverfahren an. Im ersten Schritt
Wie wird der Wettbewerb durchgeführt? wird jede Arbeit von zwei Gutachtern be-
Der Wettbewerb findet in zwei Hausauf- wertet. Die für die Hauptpreise vorgeschla-
gabenrunden statt. genen Arbeiten werden in einem zweiten
Schritt durch die gesamte Jury (Schule, Hoch-
Welche Anerkennungen gibt es und wie schule, Industrie) beurteilt. In der dritten
geht es weiter? Stufe müssen die vorgeschlagenen Auto-
Urkunden für besonders erfolgreiche rinnen und Autoren ihre Wettbewerbsar-
Schülerinnen und Schüler im bundesweiten beiten im Einzelkolloquium mit der Jury
Vergleich. Diejenigen, die alle Aufgaben vertreten.
richtig gelöst haben, sind direkt für die
zweite Runde im Auswahlverfahren der Welche Preise und Anerkennungen gibt es?
IPhO (s. o.) qualifiziert. Geldpreise, Urkunden, Buchpreise, Sonder-
preise, Seminarteilnahme.
Wer organisiert den Wettbewerb?
Deutscher Verein zur Förderung des Wie geht es international weiter?
mathematischen und naturwissenschaft- Teilnahme der Besten am Wettbewerb
lichen Unterrichts e. V. „Europas Jugend forscht für die Umwelt“.
c/o Felix-Klein-Gymnasium
Böttingerstr. 17 · 37073 Göttingen Wer organisiert den Wettbewerb?
Internet: www.mnu.de Institut für die Pädagogik der
Naturwissenschaften (IPN) an der
BundesUmweltWettbewerb (BUW) Universität Kiel Abteilung Biologiedidaktik
Olshausenstr. 62 · 24098 Kiel
Der BundesUmweltWettbewerb „Vom Internet: www.ipn.uni-kiel.de
Wissen zum Handeln“ wird seit 1990 als
bundesweiter umweltbezogener Leistungs-
wettbewerb veranstaltet.
77
7. Anhang
Wettbewerbe
Mathematische
Wettbewerbe
Bundeswettbewerb Mathematik Wie geht es international weiter?
Die Preisträger der zweiten Runde qualifi-
Anhang
Der Wettbewerb ist ein zweirundiger Haus- zieren sich für die Teilnahme am Auswahl-
aufgabenwettbewerb mit einer abschlie- wettbewerb zur Internationalen
ßenden Gesprächsrunde. Er wird seit 1970 Mathematik-Olympiade (s. u.).
veranstaltet, Schirmherr ist der Bundes-
präsident. Wer organisiert den Wettbewerb?
Bildung und Begabung e. V.
Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb? Bundeswettbewerb Mathematik
Interesse an Mathematik wecken, zu inten- Ahrstraße 45 · 53175 Bonn
siver Beschäftigung mit mathematischer Telefon: (02 28) 3 72 74 11
Denk- und Arbeitsweise anregen, durch Fax: (02 28) 3 72 74 13
anspruchsvolle Aufgaben mathematisch E-Mail: info@bundeswettbewerb-
Interessierte in ihren Fähigkeiten weiter- mathematik.de
entwickeln und zu selbstgesteuerter Internet: www.bildung-und-begabung.de
Beschäftigung mit Mathematik führen.
Auswahlwettbewerb zur Internatio-
Wer kann teilnehmen? nalen Mathematik-Olympiade (IMO)
Schülerinnen und Schüler allgemeinbil-
dender Schulen, die zur Hochschulreife füh- Über diesen Wettbewerb wird die deutsche
ren; in den Anforderungen orientiert er sich Mannschaft für die Internationale Mathe-
an den Jahrgangsstufen 11 bis 13, er steht matik-Olympiade (IMO) ausgewählt. An
jedoch auch jüngeren Schülern offen. der IMO, einem Klausurwettbewerb, betei-
ligen sich jährlich Delegationen aus über
Welche Aufgaben werden gestellt? 70 Ländern der ganzen Welt.
In den beiden ersten Runden werden je
vier Aufgaben aus verschiedenen mathe- Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb?
matischen Teilgebieten gestellt, die man Mathematische Talente fördern und ihnen
selbständig zu Hause bearbeitet. Alle Gelegenheit zum Leistungsvergleich auf
Altersstufen erhalten die gleichen Auf- internationaler Ebene geben, um so einen
gaben. In der dritten Runde werden auf Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.
der Grundlage von Einzelgesprächen mit je
einem Mathematiker aus Universität und Wer kann teilnehmen?
Schule die Bundessieger ermittelt. Preisträger der zweiten Runde des Bundes-
wettbewerbs Mathematik, die Besten aus
Wie wird der Wettbewerb durchgeführt? der Bundesrunde der Mathematik-Olym-
Er läuft über drei Runden. Im Dezember piade und die Landessieger des Wettbewerbs
werden die Aufgaben der ersten Runde „Jugend forscht“, Fachgebiet Mathematik,
über die Schulen verteilt. Alle Preisträger soweit sie noch die Schule besuchen und
der ersten Runde sind berechtigt, an der nicht älter als 19 Jahre sind, werden in das
zweiten Runde teilzunehmen. Die ersten Auswahlverfahren eingeladen.
Preisträger dieser Runde werden zum
mathematischen Kolloquium eingeladen. Welche Aufgaben werden gestellt?
Es handelt sich um Klausuraufgaben aus
Der Bundeswettbewerb Mathematik ist verschiedenen mathematischen Teilgebieten,
kein Konkurrenzwettbewerb; es wird nur ähnlich denen der nationalen Mathematik-
die individuelle Leistung nach absoluten wettbewerbe.
Kriterien gewertet. Daher ist die Zahl der
Preisträger nicht festgelegt. Wie wird der Wettbewerb durchgeführt?
Jährlich im Dezember nehmen bis zu 130
Welche Preise und Anerkennungen werden ausgewählte Schülerinnen und Schüler an
vergeben? zwei Auswahlklausuren teil. Die sechzehn
Alle Preisträger erhalten Urkunden; die erfolgreichsten Klausurteilnehmer werden
Bundessieger werden in die Förderung der zu fünf Vorbereitungsseminaren eingeladen,
Studienstiftung des deutschen Volkes in denen das nötige Fachwissen und die für
aufgenommen. Klausuren notwendigen Problemlösungs-
strategien vermittelt werden. Im Verlaufe
der Seminare werden weitere sechs Klau-
78
suren geschrieben, nach deren Ergebnissen Die zweite Stufe findet regional Mitte No-
die sechs Mannschaftsmitglieder ausgewählt vember als Klausurwettbewerb statt. Die
Anhang
werden. leistungsstärksten aller Jahrgangsstufen
treffen sich bei der Landes-Olympiade Ende
Die IMO selbst findet jährlich im Juli in Februar, je nach Bundesland in einem ein-
wechselnden Gastländern statt. oder zweitägigen Klausurwettbewerb.
Preisverleihung ist am Ende der IMO.
Welche Anerkennungen gibt es und wie
Welche Preise und Anerkennungen werden geht es weiter?
vergeben? Auf allen Stufen werden Urkunden zuer-
Die Mannschaftsmitglieder werden in die kannt und Anerkennungen ausgesprochen,
Förderung der Studienstiftung des deut- auf der dritten Stufe werden die Landes-
schen Volkes aufgenommen. Bei der IMO sieger besonders geehrt und zu außerschu-
werden neben Sachpreisen vor allem Gold-, lischen Förderseminaren geladen.
Silber- und Bronzemedaillen vergeben.
Zur vierten bundesweiten Stufe werden
Wer organisiert den Wettbewerb? Siegerinnen und Sieger der Landesolym-
Bildung und Begabung e. V. piaden eingeladen. Schirmherr ist in der
Bundeswettbewerb Mathematik Regel der Kultusminster des Gastlandes.
Ahrstraße 45 · 53175 Bonn
Telefon: (02 28) 3 72 74 11 Wer organisiert den Wettbewerb?
Fax: (02 28) 3 72 74 13 Mathematik-Olympiade e. V.
E-Mail: info@bundeswettbewerb- Universität Rostock · Fachbereich Mathematik
mathematik.de 18051 Rostock
Internet: www.bildung-und-begabung.de Auf Anfrage kann man Namen und An-
schrift des für jedes Bundesland verant-
Mathematik-Olympiaden wortlichen Landesbeauftragten erfahren.
Diese informieren auch über landesspezi-
Die Tradition der Mathematik-Olympiaden fische Ausgestaltungsformen von Mathe-
reicht in der ehemaligen DDR zurück bis matik-Wettbewerben und Schülerzirkeln.
in das Jahr 1960. Inzwischen führt die Internet: ftp://neptun.math.uni-rostock.de/
Mehrzahl der Bundesländer Mathematik- WWW/mo.html
Wettbewerbe nach dem nachfolgend be-
schriebenen Olympiade-Verfahren durch. Mathematikwettstreit „Känguru“
Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb? Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb?
Interesse und Begeisterung für Mathematik Känguru der Mathematik ist ein europa-
wecken. weiter Mathematikwettstreit für alle, die
Spaß am Denken und Knobeln haben.
Wer kann teilnehmen? Känguru der Mathematik findet in allen
Schülerinnen und Schüler allgemeinbil- Teilnehmerländern am selben Tag statt.
dender Schulen aus allen Jahrgangsstufen
der Sekundarstufen I und II. Wer kann teilnehmen?
Schülerinnen und Schüler aus den Klassen-
Welche Aufgaben werden gestellt? stufen 3 bis 13. Es gibt für die Klassenstufen
Jahrgangsstufenbezogene Aufgaben (in S II 3 und 4, 5 und 6, 7 und 8, 9 und 10 sowie
stufenübergreifend) aus allen Bereichen für die Klassenstufen 11 bis 13 jeweils die-
der Mathematik. selben Aufgaben.
79
7. Anhang
Wettbewerbe
Welche Anerkennung gibt es und wie geht
es weiter?
Landesweiter Grundschulwettbewerb
für Mathematik in Nordrhein-Westfalen
Anhang
80
Welche Aufgaben werden gestellt? Welche Anerkennung gibt es und wie geht
Formale Rechenaufgaben und Textaufgaben, es weiter?
Anhang
um sie in Klausuren bearbeiten zu können. Allen Kindern werden Urkunden über ihre
Leistungen ausgestellt. Ab Jahrgangsstufe
Wie wird der Wettbewerb durchgeführt? 5 werden die Aufgaben der Mathematik-
Er läuft als Klausurwettbewerb in zwei Olympiade angeboten.
Runden ab. Die erste Stufe findet in den
einzelnen Grundschulen statt (10 Aufgaben Wer organisiert den Wettbewerb?
in 90 Minuten), die zweite Stufe wird regio- Kultusministerium
nal mit anspruchsvolleren Aufgaben durch- des Landes Sachsen-Anhalt
geführt (10 Aufgaben in zwei Stunden). Stichwort: Wettbewerbe
Postfach 3780 · 39012 Magdeburg
Europa in der Schule – Folgejahres. Qualifizierung mit einer Arbeit Geistes- und sozial-
Europäischer Wettbewerb in vier Stufen: 1. regional, 2. landesweit, wissenschaftliche
3. bundesweit, 4. europaweit. Preisver- Wettbewerbe
Der Wettbewerb wird seit 1954 veranstal- leihung national: Mai (Europatag),
tet und findet themen- und zeitgleich in 32 europäisch: Juni/Juli.
verschiedenen Ländern unter der Schirm-
herrschaft von Europarat, Europäischer Welche Preise und Anerkennungen gibt es?
Kommission, Europäischem Parlament und Teilnahme an multinationalen Preisträger-
Europäischer Kulturstiftung statt. Schirm- begegnungen in ganz Europa, Reisen, Son-
herr in Deutschland ist der Bundespräsident. derpreise, Sachpreise, Urkunden.
1998 hatte der Wettbewerb über 160 000
Teilnehmer. Und wie geht es international weiter?
Qualifikation in der vierten Stufe europa-
Welche Zielsetzung hat der Wettbewerb? weit. Einladung zur Preisverleihung in Straß-
Förderung der europäischen Dimension im burg, Diplome und Urkunden.
Unterricht; Auseinandersetzung mit den
Grundgedanken, Problemen, Zielen und Wer finanziert und fördert den
Aussichten der europäischen Einigung; Wettbewerb?
Stärkung des Europagedankens. Bundesministerium für Bildung und For-
schung, Auswärtiges Amt, Bundeszentrale
Wer kann teilnehmen? für politische Bildung, Kultusministerien
Schüler an allgemeinbildenden und beruf- der Länder, Mitgliedsorganisationen der
lichen Schulen sowie Auszubildende. Europäischen Bewegung Deutschland und
Keine Teilnahme von Gruppen. private Spender.
81
7. Anhang
Wettbewerbe
und dazu anzuleiten, selbständig Informa-
tionen zu beschaffen, Probleme zu erkennen
SchülerwettbewerbDeutsche Geschichte
um den Preis des Bundespräsidenten
Anhang
Anhang
Teilnahme an einem Auswahlseminar der Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler.
Studienstiftung des deutschen Volkes. Als kurze Kennzeichnung wird um fol-
gende Angaben auf einem Begleitblatt ge-
Wer fördert den Wettbewerb? beten: Name, Anschrift und Telefonnummer
Körber-Stiftung/Schülerwettbewerb des Einsenders; Anschrift, Art und Größe
Deutsche Geschichte um den Preis des der Schule oder Einrichtung; Thema,
Bundespräsidenten. Beteiligte, Zeitpunkt oder Dauer; stich-
wortartige Zusammenfassung der Aktivität.
Kurt-A.-Körber-Chaussee 10
21033 Hamburg Wann und wie wird der Wettbewerb
Telefon: (0 40) 72 50 24 39 durchgeführt, und wann etwa werden die
Fax: (0 40) 72 50 37 98 Preise verliehen?
E-Mail: sdg@stiftung.koerber.de Bis zum 30. November jeden Jahres können
Internet: www.geschichtswettbewerb.de die Dokumentationen eingereicht werden.
Im Frühjahr des Folgejahres werden ca. 40
Demokratisch Handeln – Ein Projekte zur Teilnahme an der „Lernstatt
Wettbewerb für Jugend und Schule Demokratie“ ausgewählt. Dort können sie
ihre Ergebnisse präsentieren und an Themen
Der Wettbewerb Demokratisch Handeln und Formen demokratischen Engagements
wird unter dem Stichwort „Gesucht wer- arbeiten.
den Beispiele demokratischen Handelns im
Unterricht, im Schulleben und über die Welche Preise und Anerkennungen gibt es?
Schule hinaus“ seit 1989 für alle allgemein- Die Einladung zur Lernstatt Demokratie,
bildenden Schulen in Deutschland ausge- Kontakte zu Politikern, Fachleuten und
schrieben. Träger sind die Theodor-Heuss- interessanten Projekten, eine öffentliche
Stiftung e. V. und die Akademie für Bil- Auszeichnungsveranstaltung, Urkunden,
dungsreform. Sitzland ist Thüringen. fachliche Beratung und Publikationen sind
Anerkennung, Preis und Förderung zugleich.
Welche Ziele hat der Wettbewerb?
Der Wettbewerb Demokratisch Handeln Wer finanziert und fördert den
will demokratische Haltung und demokra- Wettbewerb?
tische Kultur im gelebten Alltag von Schule Finanziert wird der Wettbewerb Demo-
und Jugendarbeit stärken. In der Begegnung kratisch Handeln durch das Bundesmini-
mit anderen sollen Fragen und Probleme sterium für Bildung und Forschung sowie
sichtbar und ein Korridor zur politischen einige Landeskultusministerien.
Verantwortung geöffnet werden. Handeln
und Lernen sollen sich verbinden. Es geht Wer organisiert den Wettbewerb?
um die Anerkennung herausragender Demokratisch Handeln, – Geschäftsstelle –
Leistungen für die Demokratie und das Friedrich-Schiller-Universität Jena
Gemeinwesen. Institut für Erziehungswissenschaften
Löbstedter Straße 67 · 07749 Jena
Wer kann teilnehmen? Telefon: (0 36 41) 88 99 30
Teilnehmen können Schülerinnen und Schü- Fax: (0 36 41) 88 99 32
ler alleine, in Gruppen oder zusammen mit E-Mail: demokratisch-handeln@t-online.de
Lehrenden aller Schularten und Schulstufen, Geschäftsführung: Dr. Wolfgang Beutel
auch mit Eltern und mit Jugendarbeitern. Hier sind weitere Informationen und
Es interessieren Themen und Projekte aus Ausschreibungsunterlagen zu erhalten.
dem Alltag von Schule und Sozialarbeit, Internet: www.demokratisch-handeln.de
insbesondere solche, die eine eigenverant-
wortliche Tätigkeit der Schülerinnen und Bundeswettbewerb Fremdsprachen
Schüler ermöglichen.
Der Wettbewerb wird seit 1979 veran-
Wie sieht die Bewerbung aus? staltet und hat ca. 7000 Einzelteilnehmer
Benötigt wird eine Darstellung in Form und -teilnehmerinnen und mehr als 1000
eines knappen, aber prägnanten schrift- Gruppen. Schirmherr ist der Bundespräsident.
lichen Berichts, wenn möglich ergänzt durch
Ton- und Bildaufzeichnungen, Fotos und
83
7. Anhang
Wettbewerbe
Welche Zielsetzung hat der Wettbewerb?
Schülerinnen und Schüler mit guten Fremd-
Werden Stipendien vergeben?
Die Bundessieger im Mehrsprachenwettbe-
Anhang
sprachenkenntnissen für ihre Leistungen werb werden in die Förderung der Studien-
auszuzeichnen; zur verstärkten Beschäfti- stiftung des deutschen Volkes aufgenommen.
gung mit fremden Sprachen anzuregen; zu
ermutigen, auch weniger verbreitete Fremd- Welche Preise und Anerkennungen gibt es?
sprachen zu erlernen. Geldpreise bis 2 000 DM, Urkunden, Buch-
preise, Sonderpreise, Sprachkurse, Auslands-
Wer kann teilnehmen? aufenthalte.
Schülerinnen und Schüler an allgemeinbil-
denden und berufsbildenden Schulen und Wer finanziert und fördert den Wettbewerb?
Auszubildende in Betrieben. Teilnahme von Bundesministerium für Bildung und For-
Gruppen nur aus Klassen 7 bis 10 und im schung, Stifterverband für die deutsche
Auszubildenden-Wettbewerb. Wissenschaft, Kultusministerien der Länder.
Anhang
Sprachseminare, Kurse, Reisen der Russischen Sprache e. V.
Vorlesewettbewerb des Börsenvereins Welche Preise und Anerkennungen gibt es? Musisch-
des Deutschen Buchhandels e.V. Bücherschecks, Urkunden, Bücher, Frank- kulturelle
furt-Aufenthalt, Wanderpreis, Autoren- Wettbewerbe
Der Wettbewerb wird seit 1959 veranstaltet. lesung
Es beteiligen sich jährlich ca. 7 000 Schulen.
Schirmherr ist der Bundespräsident. Wer finanziert und fördert den Wettbewerb?
Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Welche Zielsetzung hat der Wettbewerb? e. V.; Bundesministerium für Familie, Senio-
Förderung des Lesens im Unterricht und in ren, Frauen und Jugend; Kultusministerien
der Freizeit; Weckung von Interesse an der Länder
Kinder- und Jugendliteratur; Förderung
sprachlicher Ausdrucksfähigkeit und Anre- Wer organisiert den Wettbewerb?
gung zur intensiven Auseinandersetzung Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V.
mit Literatur und Lesekultur, zur Fantasie Postfach 10 04 42 · 60004 Frankfurt
und zum kritischen Denken Telefon: (0 69) 13 06 - 3 31
Fax: (0 69) 13 06 - 4 35
Wer kann teilnehmen? E-Mail: berchtold@bhv.de
Schüler und Schülerinnen an allgemein-
bildenden Schulen. Keine Teilnahme von Bundeswettbewerb Jugend musiziert
Gruppen.
Der Wettbewerb wird seit 1963 veran-
Wie alt muß man sein? staltet und hat ca. 14 000 Teilnehmer.
Eine Altersgruppe: Klasse 6. Schirmherr ist der Bundespräsident.
85
7. Anhang
Wettbewerbe
Wie alt muß man sein?
Sieben (für Sänger acht) Altersgruppen: bis
Schüler machen Lieder –
Treffen Junge Musik-Szene
Anhang
Wer finanziert und fördert den Wettbewerb? Wer finanziert und fördert den
Bundesministerium für Familie, Senioren, Wettbewerb?
Frauen und Jugend, Deutsche Stiftung Bundesministerium für Bildung und
Musikleben, Länder, kommunale Spitzen- Forschung, Bundesvereinigung kulturelle
verbände, Gemeindeverwaltungen und die Jugendbildung, Verband deutscher
Sparkassenorganisation. Musikschulen, Verband deutscher
Schulmusikerzieher(innen),
Wer organisiert den Wettbewerb? Kultusministerien der Länder.
Deutscher Musikrat; Sektion
Bundesrepublik Deutschland im Wer organisiert den Wettbewerb?
Internationalen Musikrat Berliner Festspiele GmbH
Bundesgeschäftsstelle Jugend musiziert Treffen Junge Musik-Szene
Trimburgstraße 2 · 81245 München Budapester Straße 50 · 10787 Berlin
Telefon: (0 89) 8 71 00 20 Telefon: (0 30) 2 54 89 - 2 13 / 1 32
Fax: (0 89) 87 10 02 90 Fax: (0 30) 2 54 89 -1 11
E-Mail: jumu.dmr@t-online.de Internet: www.berlinerfestspiele.de/jugend/
Internet:
www.deutscher-musikrat.de/jumu.htm
86
Bundeswettbewerb Schüler kompo- für ihre Texte zu bieten und den Kontakt
nieren – Treffen junger Komponisten mit Fachleuten zu ermöglichen.
Anhang
Der Wettbewerb wird seit 1986 veranstal- Wer kann teilnehmen?
tet und hat ca. 100 Teilnehmer. Schüler und Schülerinnen an allgemeinbil-
denden und beruflichen Schulen und Aus-
Welche Zielsetzungen hat der zubildende. Keine Teilnahme von Gruppen.
Wettbewerb?
Zum Komponieren anzuregen, Begegnun- Wie alt muß man sein?
gen mit einem hochqualifizierten Ensemble Eine Altersgruppe: ab zehn Jahren.
und erstmalige Aufführung der eingereich-
ten Kompositionen zu ermöglichen. Welche Aufgaben werden gestellt?
Anfertigung eines Textes (Gedichte, Geschich-
Wer kann teilnehmen? ten, Dramatisches, Satire, Märchen, Repor-
Schülerinnen und Schüler an allgemeinbil- tage usw.) im Umfang von bis zu fünf Seiten.
denden und beruflichen Schulen und Aus- Form und Inhalt können frei gewählt werden.
zubildende. Keine Teilnahme von Gruppen.
Wann und wie wird der Wettbewerb
Wie alt muß man sein? durchgeführt, und wann etwa werden die
Eine Altersgruppe: ab zwölf Jahre. Preise verliehen?
Von etwa Februar bis Juni: Qualifizierung
Welche Aufgaben werden gestellt? in einer Runde. Preisverleihung: November.
Schreiben einer Komposition mit einer Spiel-
dauer von maximal fünf Minuten in jähr- Welche Preise und Anerkennungen gibt es?
lich wechselnder Instrumentalbesetzung. Urkunden, Buchpreise, Teilnahme am Treffen
junger Autoren etwa November in Berlin.
Wann und wie wird der Wettbewerb
durchgeführt, und wann etwa werden die Wer finanziert und fördert den Wettbewerb?
Preise verliehen? Bundesministerium für Bildung und
Von etwa Januar bis Dezember: Qualifizie- Forschung, Bundesvereinigung Kulturelle
rung mit einer Arbeit in zwei Stufen: Jugendbildung, Deutscher Kulturrat,
1. landesweit (sofern Landeswettbewerbe Arbeitskreis für Jugendliteratur,
durchgeführt werden), 2. bundesweit. Kultusministerien der Länder.
Preisverleihung: März und August.
Wer organisiert den Wettbewerb?
Welche Preise und Anerkennungen gibt es? Berliner Festspiele GmbH
Urkunden, Teilnahme am Treffen junger Treffen junger Autoren
Komponisten etwa März und August in Budapester Straße 50 · 10787 Berlin
Weikersheim. Telefon: (0 30) 25 48 92 13 -132
Fax: (0 30) 2 54 89 -111
Wer finanziert und fördert den Wettbewerb? Internet: www.berlinerfestspiele.de/jugend/
Bundesministerium für Bildung und
Forschung, Deutscher Musikrat. Schüler machen Theater
Wer organisiert den Wettbewerb? Der Wettbewerb wird seit 1980 veranstal-
Jeunesses Musicales Deutschland tet und hat jährlich ca. 180 Theatergrup-
Marktplatz 12, 97990 Weikersheim pen, die sich bewerben. Schirmherr ist der
Telefon: (0 79 34) 2 80 Bundespräsident.
Fax: (0 79 34) 85 26
Internet: www.JeunessesMusicales.de Welche Zielsetzung hat der Wettbewerb?
Förderung des Schülertheaters; Entwick-
Schüler schreiben lung von Fantasie, Kreativität und sozialem
Engagement.
Der Wettbewerb wird seit 1986 veranstal-
tet und hat jährlich ca. 2 500 Bewerber. Wer kann teilnehmen?
Schüler und Schülerinnen an allgemeinbil-
Welche Zielsetzung hat der Wettbewerb? denden und beruflichen Schulen und Aus-
Engagierten jungen Schreibern ein Forum zubildende.
87
7. Anhang
Wettbewerbe
Wie alt muß man sein?
Keine Altersbegrenzung.
Wie alt muß man sein?
Drei Altersgruppen: 6 bis 12 Jahre, 13 bis
Anhang
88
Förderung
D
ie Deutsche SchülerAkademie ist ein Programm zur Förderung besonders befähigter
und motivierter Schülerinnen und Schüler. Teilnahmeberechtigt sind Schüler an
Deutsche
SchülerAkademie
Anhang
Schulen, die zur allgemeinen Hochschulreife führen, und die eine der beiden Jahr-
gangsstufen vor dem Abschlußjahrgang besuchen. Das jährlich wechselnde Programm wird
in Form einzelner Akademien während der Sommerzeit durchgeführt. Die Akademien dau-
ern 17 Tage und bestehen aus jeweils sechs Kursen. Jeder Teilnehmer besucht einen dieser
Kurse, die Themen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen (Mathematik,
Naturwissenschaften, Sprache, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften, Rhetorik, Musik,
Literatur, Kunst u. a.) behandeln. Neben dem Kursprogramm gibt es zahlreiche weitere
Aktivitäten, die für alle Teilnehmer offen sind: Theater, Musik, Exkursionen, Chor, Sport,
Gastvorträge u. v. m.
Förderungen
D
as Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die nachfolgenden
zehn überregional tätigen Begabtenförderungswerke. Eine beim BMBF (53170 Bonn) und Stipendien
kostenlos erhältliche Broschüre stellt die Arbeit der Werke näher dar.
für begabte
Studienstiftung des deutschen Volkes e. V. Hans-Böckler-Stiftung Studierende
Mirbachstraße 7 · 53173 Bonn Abt. Studienförderung
Telefon: (02 28) 82 09 60 Bertha-von-Suttner-Platz 1
Fax: (02 28) 8 20 96 67 40227 Düsseldorf
E-Mail: sdv@studienstiftung.de Telefon: (02 11) 7 77 80
Internet: www.studienstiftung.de Fax: (02 11) 7 77 82 10
E-Mail: zentrale@boeckler.de
Cusanuswerk – Bischöfliche Internet: www.boeckler.de
Studienförderung
Baumschulallee 5 · 53115 Bonn Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
Telefon: (02 28) 98 38 40 Institut für Begabtenförderung
Fax: (02 28) 9 83 84 99 Rathausallee 12 · 53757 St. Augustin
E-Mail: cusanuswerk@t-online.de Telefon: (0 22 41) 24 60
Internet: www.cusanuswerk.de Fax: (0 22 41) 24 66 69
E-Mail: zentrale-wd@wd.kas.de
Evangelisches Studienwerk e. V. Internet: www.kas.de
Haus Villigst
Iserlohner Straße 25 · 58239 Schwerte Friedrich-Ebert-Stiftung e. V.
Telefon: (0 23 04) 75 50 Abt. Studienförderung
Fax: (0 23 04) 75 52 50 Godesberger Allee 149 · 53175 Bonn
E-Mail: info@evstudienwerk.de Telefon: (02 28) 88 30
Internet: www.evstudienwerk.de Fax: (02 28) 88 36 97
E-Mail: auskunft@fes.de
Internet: www.fes.de
89
7. Anhang
Förderung Friedrich-Naumann-Stiftung
Weberpark · Alt-Nowawes 67
Heinrich-Böll-Stiftung e. V.
Rosenthaler Straße 40-41 · 10178 Berlin
Anhang
Hanns-Seidel-Stiftung e. V.
Förderungswerk
Lazarettstraße 33 · 80636 München
Telefon: (0 89) 12 58 301
Fax: (0 89) 12 58 403
E-Mail: info@hss.de
Internet: www.hss.de
B
egabte junge Menschen gibt es nicht nur in der Schule und an den Hochschulen, es
Begabtenförde- gibt sie auch in Betrieben, Praxen und Verwaltungen. Die besondere Leistung in der
rung berufliche Berufspraxis ist ebenso wichtig wie die in wissenschaftlicher oder künstlerischer Arbeit,
Bildung sie verdient ebenso Anerkennung und Förderung. Das Programm „Begabtenförderung beruf-
liche Bildung“ der Bundesregierung fördert begabte junge Fachkräfte, die sich in ihrem Beruf
durch Weiterbildung qualifizieren. Zur Zeit erreicht die Förderung gut 13 000 Stipendiatinnen
und Stipendiaten – übrigens ebensoviele junge Frauen wie junge Männer. Die Geförderten-
Quote entspricht etwa der Geförderten-Quote im Hochschulbereich (Studienförderung) – ein
wichtiges Signal für die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung.
90
Wie hoch und wie lange wird gefördert?
Über drei Jahre hinweg können Zuschüsse
Anhang
von jährlich bis zu 3.000 DM für die Finan-
zierung berufsbegleitender Weiterbildung
gezahlt werden. Es ist ein Eigenanteil an
den Kosten von 20 Prozent, höchstens
jedoch 200 DM pro Förderjahr zu tragen.
Finanzierung
Die Mittel für das Förderprogramm stellt
das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) bereit. Dem Förderpro-
gramm liegen die Förderrichtlinien des
BMBF in der jeweils gültigen Fassung zu-
grunde.
Ansprechpartner
und weitere Informationen
91
7. Anhang
Literatur
Literatur-
hinweise zu
Akademie für
Lehrerfortbildung Dillingen (1994).
Rheinisch-Bergischer Kreis (1994).
Schulkind und Computer. Bergisch
Anhang
Gardner, H. (1991). Abschied vom IQ. Die Urban, K. K. (1995). Kreativität: vom Stör-
Rahmen-Theorie der vielfachen Intelli- faktor zum Unterrichtsziel. In H. Wagner
genzen. Stuttgart: Klett-Cotta. (Hrsg.), Begabung und Leistung in der
Schule. Modelle der Begabtenförderung in
Holling, H. & Kanning, U. P. (1999). Hoch- Theorie und Praxis (S. 76-97). Bad Honnef:
begabung: Forschungsergebnisse und Bock.
Förderkonzepte. Göttingen: Hogrefe.
Urban, K. K. (1996). Methodisch-didak-
Holling, H., Preckel, F., Vock, M., Wittmann, A. tische Möglichkeiten der (integrativen)
(1999). Beratung für Hochbegabte – Eine schulischen Förderung von besonders
Literaturübersicht. Bonn: Bundesministe- begabten Kindern. In „In Niedersachsen
rium für Bildung und Forschung. Schule machen“. Beispiele. Hochbegabung.
Hg. v. Niedersächsischen Kultusministerium,
Manstetten, R. (1996). Begabtenförderung in H. 1/96, 14. Jg., März/April. Wagner, H.
der beruflichen Bildung. Göttingen: Hogrefe. (Hrsg.) (2000). Begabung und Leistung in
der Schule. Modelle der Begabtenförde-
Reichold, K. (1993). Zu verschiedenen rung in Theorie und Praxis.2, überarbeitete
didaktisch-methodischen Möglichkeiten und erweiterte Auflage. Bad Honnef: Bock
der Begabtenförderung im Unterricht. (zu beziehen durch Bildung und Begabung
Pädagogik und Schulalltag, 48 (1), S. 84-87. e. V., Postfach 20 02 01, 53 132 Bonn).
Anhang
Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Elternselbsthilfevereine, die Deutsche Ge-
Verlag. sellschaft für das hochbegabte Kind e. V.
➔ Der Journalist berichtet über hochbe- und Hochbegabtenförderung e. V. vor; zu-
gabte Kinder, die aufgrund der Nicht- sätzlich bietet die Broschüre Adressen und
Erkennung ihrer Hochbegabung und einer ausgewählte Literaturhinweise an; für
ausgebliebenen bzw. unzureichenden För- Eltern und Lehrer.
derung Probleme entwickeln; weiterhin
werden anhand vieler Fallbeispiele Mög- Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
lichkeiten der Unterstützung hochbegabter Baden-Württemberg (Hrsg.) (1998).
Kinder aufgezeigt; für Eltern. Begabungen fördern – Hochbegabte Kin-
der in der Grundschule. In Zusammenarbeit
Landau, E. (1990). Mut zur Begabung. mit der Deutschen Gesellschaft für das hoch-
München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag. begabte Kind, Landesverband Baden-
➔ Erika Landau ist die Gründerin und Lei- Württemberg. Stuttgart.
terin des „Instituts zur Förderung der ➔ Eine Informationsbroschüre für Lehrer
Wissenschaften und Künste für Kinder und mit Hintergrundinformationen zu Hoch-
Jugendliche“ in Tel Aviv, sie arbeitet gleich- begabung, zur Erkennung und Förderung
zeitig als Psychotherapeutin in eigener von Hochbegabung in der Grundschule;
Praxis; das Buch setzt sich in einfühlsamer Themen wie vorzeitige Einschulung, Über-
Weise mit Hochbegabung im Zusammen- springen von Klassen, jahrgangsübergrei-
hang mit Kreativität, Aggression und Füh- fender Unterricht und weitere Fördermög-
rungsqualitäten auseinander; für Lehrer, lichkeiten werden behandelt; mit Erfahrungs-
Psychologen und wissenschaftlich interes- berichten aus der Praxis; Angabe einiger
sierte Eltern. Adressen und Literaturempfehlungen.
Mähler, B. & Hofmann, G. (1998). Ist mein Mönks, F. & Ypenburg, I. (1998). Unser Kind
Kind hochbegabt? Hamburg: Rowohlt ist hochbegabt – Ein Leitfaden für Eltern
Taschenbuch Verlag. und Lehrer. München; Basel: Ernst
➔ Die Autorinnen helfen, Hochbegabung Reinhardt Verlag.
zu erkennen, und sie geben viele prakti- ➔ Neuauflage des Buches von 1993; gut
sche Hinweise zur Kindergarten-, Schul- verständlicher Leitfaden für Eltern hochbe-
und Freizeit hochbegabter Kinder; das Buch gabter Kinder, der einen ersten Einstieg ins
ermutigt durch positive Beispiele und infor- Thema und erste Antworten auf häufige
miert ausführlich über aktuelle Angebote Fragen vermittelt.
und Adressen; für Eltern, Erzieher und
Lehrer. Smutny, J. F.; Veenker,
K. & Veenker, S. (1993).
Meissner, T. (1993). Wunderkinder. Das begabte Kind. Wie man es erkennt.
Schicksal und Chancen Hochbegabter. Wie man es fördert. Bergisch Gladbach:
München: Deutscher Taschenbuch Verlag Bastei-Lübbe.
dtv Bd. 30387. ➔ Übersetzung aus dem Amerikanischen,
➔ Der Journalist setzt sich in diesem Buch die sich insbesondere mit den ersten Lebens-
auf unterhaltsame Art und Weise mit den jahren und der frühkindlichen Entwicklung
Mythen und Legenden auseinander, die Hochbegabter befaßt; viele praktische Tips
sich um die Wunderkinder der letzten Jahr- zur frühen Erkennung und Förderung
hunderte ranken; für alle. hochbegabter Kinder; für Eltern.
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Spahn, Ch. (1997). Wenn die Schule ver-
Forschung und Kultur Schleswig-Holstein sagt: vom Leidensweg hochbegabter
(Hrsg.) (1998). Kinder. Asendorf: Mut-Verlag.
Kinder mit besonderen Begabungen: ➔ Die Autorin geht von der These aus, daß
Erkennen, Beraten, Fördern. Kiel. nicht die hochbegabten Kinder in der
➔ Diese Informationsbroschüre gibt Hin- Schule versagen, sondern daß das Schul-
weise zur Erkennung von Hochbegabung, system versagt und den Bedürfnissen hoch-
zu Beratungsmöglichkeiten in Schleswig- begabter Kinder angepaßt werden müsse;
Holstein und zur Förderung Hochbegabter für Eltern und Lehrer.
in der Schule (Grundschule bis Gymnasium);
93
7. Anhang
Literatur
Thomas, W. (1997).
Mein Kind ist hochbegabt. Düsseldorf: Econ-
Anhang
Verlag.
➔ Ein Vater hochbegabter Kinder berichtet
über seine positiven Erfahrungen mit der
Deutschen Gesellschaft für das hochbegab-
te Kind und gibt aus eigener Erfahrung
gewonnene, praxisorientierte Ratschläge
für den familiären Alltag; für Eltern.
94
95
Notizen
96
Notizen
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlich-
keitsarbeit vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung unentgeltlich abgegeben. Sie ist nicht zum
gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von
Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern
während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahl-
werbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-,
Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen
zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist ins-
besondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen
und an Informationsständen der Parteien sowie das
Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipoliti-
scher Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist
gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der
Wahlwerbung.
Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in
welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zuge-
gangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu ei-
ner bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise ver-
wendet werden, die als Parteinahme der Bundes-
regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen
verstanden werden könnte.
BMBF PUBLIK