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Beziehung, emotionale Sicherheit und Vertrauen im Pflegeheim. Für das


Wohlergehen und die Lebensqualität im Alters- und Pflegeheim.

Article in NOVAcura · June 2021

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5 authors, including:

Sabine Hahn Eliane Gugler


Bern University of Applied Sciences Bern University of Applied Sciences
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Niklaus Bernet Sandra Siegrist-Dreier


Bern University of Applied Sciences Bern University of Applied Sciences
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Schwerpunkt   1

Beziehung, emotionale Sicherheit


und Vertrauen im Pflegeheim
Für das Wohlergehen und die Lebensqualität im Alters-
und Pflegeheim
Sabine Hahn, Eliane Gugler, Niklaus Bernet, Sandra Siegrist-Dreier, Sabrina Laimbacher

Emotionale Sicherheit und Vertrauen sind wichtig


für unser Wohlbefinden. Doch wie schätzen die Be-
wohnenden von Alters- und Pflegeheimen diese Ge-
fühle ein? Die Studie RESPONS 2019 der Berner
Fachhochschule gibt darüber Auskunft. Sie zeigt
Stärken und Schwächen der Betreuung und Pflege
auf und bestätigt den Mangel an Zeit für Bewoh-
nende. Trotz mangelnden Ressourcen fühlen sich
Bewohnende wohl im Heim.

© gettyimages / Luis Alvarez


N
icht erst seit heute wissen wir, dass Menschen un-
abhängig von Alter und Geschlecht Beziehungs-
wesen sind. Für das Wohlergehen der Menschen
und um sich sicher und aufgehoben zu fühlen, sind Be-
ziehungen von zentraler Bedeutung. Beziehungen kön-
nen Menschen mit der Natur, mit anderen Menschen, mit Zu einem positiven psychosozialen Umfeld im Pflegeheim gehören
Tieren sowie mit etwas Transzendentem aufbauen (Melé, soziale Beziehungen wie auch alltägliche vertraute Gegenstände,
2014). Dabei dürfen Beziehung und Interaktionen nicht die Geborgenheit und Wohlbefinden ausdrücken.
verwechselt werden. Sie sind zwar eng gekoppelt, aber
nicht das Gleiche. Wie eine Beziehung ist, kann nur indi-
rekt beobachtet werden, beispielsweise über das Verhalten den, ist dies noch keine Beziehung, sondern Interaktion.
einer Heimbewohnenden (Frau Kaltenberg) gegenüber Eine Beziehung baut sich erst dann auf, wenn weitere In-
ihrer Bezugspflegenden (Frau Bertrami). Eine Interaktion teraktionen folgen, die sich aufeinander beziehen: So wird
hingegen kann unmittelbar mit den Sinnen wahrgenom- etwa beim Anziehen der Stützstrümpfe über den Besuch
men werden. Wir hören Frau Kaltenberg mit Frau Bertrami der Tochter gesprochen und Frau Kaltenberg beschwert
sprechen und sehen, wie sie sich im Gespräch gegenüber- sich darüber, dass diese so selten zu Besuch kommt. Wo-
sitzen und mit welcher Körperhaltung sie sich begegnen. rauf Frau Bertrami nachfragt, warum die Tochter denn
Denn: Wenn zwei Menschen miteinander in Interaktion nicht häufiger komme und mit Frau Kaltenberg über die
treten, verwenden sie verbale und nonverbale Kommuni- Belastungen im Alltag mit Kindern, Haushalt und Arbeit
kation und beziehen sich in diesen Verhaltensäusserungen sinniert. Es entsteht so auch ein emotionaler Austausch zu
aufeinander. Durch Interaktionen lernen sich die beiden den Ängsten und Einsamkeitsgefühlen von Frau Kalten-
gegenseitig besser kennen (Meinungen, Vorlieben, Lebens- berg, da Frau Bertrami direkt anspricht, was Frau Kalten-
geschichte etc.) und bauen eine Beziehung auf. berg vermisst. Am Folgetag erkundigt sich Frau Bertrami
Wie tief oder vertraut diese Beziehung zwischen Frau bei Frau Kaltenberg, wie es ihr heute geht und diese be-
Kaltenberg und Frau Bertrami wird, hängt von der Regel- richtet ihr freudestrahlend, dass sie Urgrossmutter wird.
mässigkeit, der Intensität sowie der Dauer dieser Interak- Dadurch entsteht ein Gespräch zu Schwangerschaft und
tionen ab. Zudem müssen bezugnehmende Interaktionen Mutterschaft und Frau Kaltenberg interessiert sich, wie
aufeinander folgen (Schmidt, 2007). Wenn also am Mor- viele Kinder Frau Bertrami denn hat, wie sie ihre Schwan-
gen durch Frau Bertrami bei Frau Kaltenberg die Stütz- gerschaft erlebt und ob sie auch gearbeitet hat. Worauf
strümpfe angezogen und Medikamente abgegeben sowie Frau Bertrami von ihrer grossen Übelkeit in der zweiten
Informationen zum nächtlichen Schlaf ausgetauscht wer- Schwangerschaft berichtet und wie elend sie sich in den

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2    Schwerpunkt

ersten Monaten gefühlt hat. So folgt eine Interaktion auf Zu wenig Zeit für die Bewohnenden und
die nächste und es entsteht eine Beziehung zwischen trotzdem ein gutes Gefühl der Sicherheit
beiden Personen. Durch diese Beziehung werden emo-
tionale Sicherheit und Vertrauen aufgebaut. Diese sind
unabdingbar für unser Wohlbefinden und das Gefühl von Um eine gute Beziehung aufzubauen ist es wichtig, dass
Geborgenheit. sich Bewohnende als Individuen mit Vorlieben und per-
sönlicher Lebensgeschichte wahrgenommen und behan-
delt fühlen und dass sie vertrauensvolle und bedeutsame
Beziehung, Vertrauen, Sicherheit Beziehungen zum Personal pflegen können. Genau diese
Fragen zur personenzentrierten Pflege stellten wir den
und Lebensqualität
Teilnehmenden der Studie RESPONS 2019. Rund ein Drit-
tel der Bewohnenden gab an, dass das Personal manchmal
Wie wichtig Beziehungen sind, belegen Studien. Beispiels- bei ihnen zu einem Gespräch vorbeikommt, ohne dabei
weise haben Personen mit adäquaten sozialen Beziehun- weitere Tätigkeiten erledigen zu müssen. Knapp 60 % der
gen verglichen mit Personen mit unbefriedigenden oder befragten Bewohnenden bemängelten, dass sich das Per-
unzureichenden sozialen Beziehungen generell eine 50 % sonal nicht oder nur teilweise für ihre Lebensgeschichte
höhere Überlebenswahrscheinlichkeit (Holt-Lunstad interessierte. Trotzdem beurteilte eine deutliche Mehrheit
et al., 2010). Soziale Beziehungen können somit bis zu ei- der Bewohnenden, dass das Personal sie gut kennt und
nem gewissen Grad vorhandene Risikofaktoren wie bei- weiss, was ihnen wichtig ist. Gut zwei Drittel konnten sich
spielswese Übergewicht oder Bewegungsmangel kompen- ganz oder teilweise jemandem vom Personal anvertrauen.
sieren. Dies scheint unabhängig von Alter und Geschlecht, Eine Mehrzahl der Bewohnenden gab jedoch an, im Pfle-
dem anfänglichen Gesundheitszustand, dem Nachbeob- geheim keine Vertrauensperson unter den Mitbewohnen-
achtungszeitraum und den Todesursachen Gültigkeit zu den zu haben (s. Abb. 1).
haben. So zeigt die Studie bei insgesamt über 308000 Per-
sonen eindrücklich auf, dass auf soziale Beziehung basier-
ten Interventionen nicht nur die Lebensqualität, sondern
auch das Überleben der Betroffenen verbessert (Holt-Lun-
stad et al., 2010).
Pflege- und Lebensqualität im Alters- und Pflegeheim
hängt also stark von der Beziehungsgestaltung und der
Beziehungsqualität ab. Die Studie RESPONS 2019 (Resi-
dents’ Perspectives of Living in Nursing Homes in Swit-
zerland) ist ein Projekt der Berner Fachhochschule, in
welchem die Lebens- und Pflegequalität in Schweizer
Pflegeheimen mittels Befragungen der Bewohnenden
untersucht wurden. Für die Erhebung der Pflegequalität
müssen, neben objektiven Qualitätsindikatoren wie Man-
gelernährung, bewegungseinschränkenden Massnahmen, Abbildung 1. Dimensionen der personenzentrierten Pflege
Polymedikation und Schmerz, die persönlichen Sichtwei-
sen von Pflegeheimbewohnenden zur Lebens- und Pfle-
gequalität ein integrativer Bestandteil sein. Dies ist leider Die Gestaltung eines positiven psychosozialen Umfel-
noch nicht umfassend gewährleistet. Die Studie RESPONS des im Pflegeheim, in dem die Bewohnenden das Gefühl
2019 liefert diesbezüglich einen wichtigen Beitrag, indem haben, wertgeschätzt zu werden und Unterstützung zu er-
die Heimbewohnenden, wie in der Studie RESPONS 2013, halten, so dass sie sich wohlfühlen, zeichnet eine perso-
durch strukturierte Einzelinterviews eine Stimme erhiel- nenzentrierte Atmosphäre aus. In einer solchen Atmo-
ten (Hahn et al., 2019). Insgesamt haben 1264 Bewohne- sphäre können vertrauensvolle Beziehungen gelebt
rinnen und Bewohner aus der Deutschschweiz und der werden. Daher erfragten wir, wie die Bewohnenden die
Romandie an der Studie teilgenommen. Sie waren durch- Atmosphäre in Bezug auf Sicherheit, Vertrautheit und
schnittlich 85 Jahre alt, mehrheitlich weiblich (70 %) und Gastlichkeit auf den Abteilungen wahrnahmen. Eine At-
56 % schätzten ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr mosphäre der Sicherheit fokussiert auf einen sicheren Ort,
gut ein. Gut 30 % zeigten keine, 50 % eine leichte und an dem die Bewohnenden betreut werden und auf die pro-
20 % eine mittelschwere kognitive Beeinträchtigung auf. fessionelle Pflege, die sie erhalten. Zwei Drittel der Be-
Leider konnten wir Bewohnende mit einer schweren kog- wohnenden beurteilten die Kommunikation mit dem Per-
nitiven Beeinträchtigung nicht interviewen. Basierend auf sonal sowie dessen Kompetenz positiv. Über 80 % der
den Ergebnissen von RESPONS 2013 wurden 2019 zusätz- Bewohnenden schätzten die Abteilung als einen Ort ein,
liche Vertiefungsthemen zur personenzentrierten Pflege an dem sie sich sicher und willkommen fühlten und der
erhoben, wodurch spannende Erkenntnisse gewonnen sauber und ordentlich ist. Weniger gut bewertet wurden
werden konnten. diejenigen Punkte, die mit den Zeitressourcen des Perso-

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Schwerpunkt   3

Abbildung 3. Atmosphäre der Vertrautheit

Abbildung 4. Atmosphäre der Gastlichkeit

Abbildung 2. Atmosphäre der Sicherheit


80 % der Bewohnenden, dass sich das Personal besonders
für ihr Wohlbefinden einsetze und dass sie auf der Abtei-
nals im Zusammenhang standen. Weniger als die Hälfte lung eigene Entscheidungen treffen konnten. Der Aus-
der Befragten gab an, dass das Personal Zeit für die Be- druck «das gewisse Extra» in einer Frage war für einige
wohnenden zu haben scheint. Ebenfalls nur wenig mehr Bewohnende unklar. Sie konnten sich nichts darunter vor-
als die Hälfte fanden, das Personal komme schnell, wenn stellen. Entsprechend ist die Anzahl der Befragten, die auf
sie etwas brauchten (s. Abb. 2). diese Frage eine Antwort gaben, tiefer als bei den anderen
Fragen (s. Abb. 4).

Für die meisten herrscht


eine gute Atmosphäre der Vertrautheit Trotz Ressourcenmangel
noch gute Atmosphäre
Eine Atmosphäre der Vertrautheit ist eine Umgebung, die
Vertrautes und Alltägliches wie zu Hause enthält. Zum Die Studie RESPONS 2019 beleuchtet die Lebensqualität
Beispiel das Vorhandensein von nicht-institutionellen und der Bewohnenden und ihre Sicht auf die Pflegequalität
alltäglichen Gegenständen, wie Blumen, Bilder oder Aus- nach 2013 zum zweiten Mal. Mit über 1200 teilnehmenden
blicke, die das Gefühl der Alltäglichkeit fördern und dazu Bewohnenden aus Schweizer Alters- und Pflegeheimen,
führen, dass sich Bewohnende entspannt fühlen. Rund reflektieren die Ergebnisse auf einzigartige Weise die Sicht
70 % der befragten Bewohnenden stimmten zu, dass sie der Betroffenen selbst. In Bezug auf den Aufbau von emo-
auf der Abteilung über Alltägliches sprechen können, sich tionaler Sicherheit und Vertrauen sollten wir die Einschät-
die Abteilung heimelig anfühlt und es auch etwas Schönes zung der Bewohnenden, dass für Gespräche zu wenig Zeit
zu sehen gibt. Die Mehrheit (60 %) gab an, dass sie unan- vorhanden ist, ernst nehmen. Der Bedarf an sinnhaften
genehme Gedanken vergessen können. Dennoch, wie in Beziehungen kann nur gedeckt werden, wenn genügend
Abbildung 3 ersichtlich, gilt dies doch für ca. 30 % der Be- Zeit für regelmässige Interaktionen zwischen dem Pfle-
wohnenden nicht. Deutschsprachige Bewohnende schätz- gepersonal und den Heimbewohnenden ermöglicht wird.
ten die Atmosphäre der Vertrautheit höher ein als franzö- Damit wird das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit
sischsprachige Bewohnende. gestärkt. Dies ist umso wichtiger, da sich die Bewohnen-
Die Atmosphäre der Gastlichkeit bezieht sich auf das den im Heim in einer von institutionellen Regeln gepräg-
Gefühl, willkommen zu sein und die bestmögliche Be- ten Umgebung befinden und einen bedeutenden Autono-
handlung und Betreuung zu erhalten. Eine weitere Kom- mieverlust erleben (Hedman et al., 2019). Der Ansatz der
ponente der Gastlichkeit ist die Grosszügigkeit, diese wird personenzentrierten Pflege fördert Sicherheit, Vertrauen
beschrieben als ein bisschen mehr zu tun oder ein biss- und Lebensqualität und gilt als Garant für eine hochwerti-
chen mehr zu erhalten, als dies im Minimum zu erwarten ge Gesundheitsversorgung (Ebrahimi et al., 2020; Moody
wäre. Ab und zu ein gewisses Extra zu erhalten bedeutet, et al., 2018; University of Gothenburg, 2021). Obwohl in
dass vom Personal zusätzliche Anstrengungen unternom- den letzten Jahren in vielen Pflegeheimen die personen-
men werden, um das Wohlbefinden der Bewohnenden zu zentrierte Pflege gefördert wurde, scheint die Umsetzung
fördern. Bei der Atmosphäre der Gastlichkeit fanden rund im Alltag nicht alle Bewohnende zu erreichen. Insbeson-

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4    Schwerpunkt

dere der Zeitmangel bzw. beschränkte finanzielle und und Sicherheit zu vermitteln. Die generelle Bewertung
personelle Ressourcen scheinen die Umsetzung negativ fällt überwiegend positiv aus, es verwundert daher nicht,
zu beeinflussen. Eingeschränkte Ressourcen und knappe dass die befragten Personen ihre Abteilungen mehrheit-
Personalbestände scheinen neben Tätigkeiten wie Körper- lich als einen Ort einschätzen, an dem sie sich willkom-
pflege, Medikamentenabgabe, Wundpflege etc. wenig Zeit men und zuhause fühlten. Damit dies so bleibt, sollten wir
für andere Aktivitäten zuzulassen. In den Interviews mit als Gesellschaft für ausreichende Ressourcen im Bereich
den befragten Bewohnenden wurde immer wieder betont, der Alters- und Langzeitpflege einstehen und dadurch
dass das Personal sicher häufiger oder schneller kommen den Betreuungs- und Pflegepersonen das Wertvollste zu
würde, wenn es mehr Zeit hätte und dass diese Versäum- ermöglichen: sich Zeit für die Bewohnenden zu nehmen.
nisse nicht am mangelnden Willen der Pflegepersonen lä-
gen. Dies bedeutet auch, dass Heimbewohnende durchaus
wahrnehmen, wie knapp die personellen Ressourcen zur- Literatur
zeit in der Langzeitpflege sind.
Ebrahimi, Z., Patel, H., Wijk, H., Ekman, I. & Olaya-Contreras, P.
(2020). A systematic review on implementation of person-­
centered care interventions for older people in out-of-hospital
Sich einsetzen für Beziehungspflege settings. Geriatric Nursing (New York, N.Y.). https://doi.org/
10.1016/j.gerinurse.2020.08.004
und genügend Zeit Hahn, S., Bernet, N., Laimbacher, S. & Gugler, E. (2019). Gute Pflege
ist kein Zufall – Pflegequalität verbessern in Zusammenarbeit
von Praxis und Forschung. NOVAcura, 50(9), 21 – 25.
Um Beziehungen aufzubauen und emotionale Sicherheit Hedman, M., Häggström, E., Mamhidir, A. G. & Pöder, U. (2019).
und Vertrauen und somit Lebensqualität im Pflegeheim zu ­Caring in nursing homes to promote autonomy and participa­
fördern, wird Zeit benötigt. Zeit, um gemeinsame Erfah- tion. Nursing Ethics, 26(1), 280 – 292. https://doi.org/10.1177/
0969733017703698
rungen machen zu können, um Bewohnenden zuzuhören,
Holt-Lunstad, L., Smith, T. B. & Layton, J. B. (2010). Social Relation-
sich gegenseitig Wichtiges zu erzählen oder die Bewoh- ships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review. PLOS Medi-
nenden zum Erzählen der Lebensgeschichte anzuregen. cin, 7(7), e1000316. https://doi.org/10.1371
Dies ist auch eine Voraussetzung, um Ressourcen, Pfle- Kang, B., Scales, K., McConnell, E. S., Song, Y., Lepore, M. &
­Corazzini, K. (2020). Nursing home residents’ perspectives on
ge- und Unterstützungsbedarf bei der betroffenen Person
their social relationships. Journal of Clinical Nursing, 29(7-8),
zu identifizieren, die zusammen mit anderen Untersu- 1162 – 1174. https://doi.org/10.1111/jocn.15174
chungen genutzt werden, um gemeinsam die Alltagsge- McCormack, B. & McCance, T. (2010). Person-centred nursing
staltung zu planen und die Gesundheit zu fördern. Zent- ­theory and practice Wiley-Blackwell. https://doi.org/10.1002/
9781444390506
rale ist, neben der altersbedingten Beeinträchtigung und
Melé, D. (2014). Relational Dimensions of the Human Being. In­
den Diagnosen vor allem den Menschen zu sehen: einen D. Melé & C. González Cantón (Eds.), Human Foundations of
Menschen mit Erfahrungen und Wissen, Traditionen und ­Management. Basingstoke, Hampshire: Palgrave Macmillan.
Werten (McCormack & McCance, 2010; University of Go- Moody, L., Nicholls, B., Shamji, H., Bridge, E., Dhanju, S. & Singh, S.
(2018). The Person-Centred Care Guideline: From Principle to
thenburg, 2021). Wenn zudem innerhalb der Heime eine Practice. Journal of patient experience, 5(4), 282 – 288. https://
Kultur herrscht bzw. genügende Ressourcen vorhanden doi.org/10.1177/2374373518765792
sind, die es dem Personal erlauben, den Bewohnenden Roberts, T. J. (2018). Nursing home resident relationship types:
einmal einen Sonderwunsch zu erfüllen oder Zeit ausser- What supports close relationships with peers & staff? Journal
of Clinical Nursing, 27(23-24), 4361 – 4372. https://doi.org/
halb der absolut notwendigen Pflegehandlungen gemein- 10.1111/jocn.14554
sam zu verbringen, fördert dies die Vertrautheit zwischen Schmidt, J. F. K. (2007). Beziehung als systemtheoretischer Begriff.
dem Personal und den Bewohnenden (Roberts, 2018). Soziale Systeme, 13(1 and 2), 516–527.
Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung zwischen Be- University of Gothenburg. (2021). Centre for Person-centred Care
– GPCC University of Gothenburg. Retrieved 18.01.2021 from
wohnenden und dem Pflegepersonal stärken zudem das https://www.gu.se/en/gpcc/about-person-centred-care#
Gefühl der Zugehörigkeit und Sinnhaftigkeit (Kang et al., More-information-about-person-centred-care-and-person-
2020). Die Gründe, warum manche Bewohnende keine centredness
Vertrauensperson beim Personal haben, können vielfältig
sein, etwa erschwerende strukturelle Einflussfaktoren wie
bspw. eine hohe Fluktuationsrate bei den Pflegepersonen
oder fehlende Zeitressourcen (Kang et al., 2020). Erfreu-
lich ist, dass trotz des in RESPONS 2019 aufgedeckten
Ressourcenmangels eine deutliche Mehrheit der Befrag-
ten angab, dass das Personal sie gut kenne und wisse, was Prof. Dr. Sabine Hahn, Dipl. Pflege­
ihnen wichtig sei und beinahe 80 % angaben, dass sich das expertin, MSc Nursing, PhD, FEAN, ­
Personal besonders für ihr Wohlbefinden einsetze. Dies ist Leiterin Fachbereich Pflege,
Department Gesundheit, Berner Fach-
zeigt auf, mit welch hoher Motivation Pflege- und Betreu-
hochschule und Projektverantwort­
ungspersonen in den teilnehmenden Pflegeheimen arbei-
liche der Studien RESPONS 2019 und
ten, um auf den Abteilungen eine kommunikative Atmo- RESPONS-Fam 2019.
sphäre zu ermöglichen und den Bewohnenden Kompetenz

© 2021 Hogrefe NOVAcura 4/21


Schwerpunkt   5

Eliane Gugler, MNS, Dipl. Pflegefach-


frau, Dozentin, ist stellvertretende
Studiengangsleiterin BSc Pflege am
Departement Gesundheit der Berner
Fachhochschule und Co-Projektleite-
rin der Studien RESPONS 2019 und
RESPONS-Fam 2019.

Niklaus Bernet, MScN, Dipl. Pflege-


fachmann, ist Leiter des Innovations-
feldes Qualität und Qualitätsentwick-
lung, Abteilung angewandte Forschung
und Entwicklung Pflege am Departe-
ment Gesundheit der Berner Fach­
hoch­­­schule und Co-Projektleiter der
Studien RESPONS 2019 und RESPONS-
Fam 2019.

Sandra Siegrist-Dreier, MScN, ­Dipl.


Pflegefachfrau, ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin auf der Abteilung ange-
wandte Forschung und Entwicklung
Pflege am Departement Gesundheit
der Berner Fachhochschule.

Sabrina Laimbacher, MScN, Dipl.


Pflegefachfrau, ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin auf der Abteilung ange-
wandte Forschung und Entwicklung
Pflege am Departement Gesundheit
der Berner Fachhochschule.

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