Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Inhaltsübersicht:
Kulturseiten
Heldensagen Teil 2
Roland Wallis 97
Folge 2 Februar / Hornung 2023 61. Jahr
4 Begriffe: Die fünf Bücher Mose werden auch als Thora (auch Tora) oder Pentateuch genannt.
Sie bilden den ersten Teil des Tanachs (der hebräischen Bibel)
5 Alle Bibelzitate nach der Lutherbibel von 1912 (https://www.bibel-online.net/buch/
luther_1912/), 03.01.2023
40
Von deinem Schwerte wirst du dich nähren und deinem Bruder dienen. Und es wird
geschehen, daß du auch ein Herr sein und sein Joch von deinem Halse reißen wirst.“6
Isaak ist nicht irgendein beliebiger Mensch in der Bibel, sondern eine zen-
trale Figur des jüdischen Glaubens. In der Thora ist er neben seinem Vater
Abraham und seinem Sohn Jakob einer der drei Erzväter (Patriarchen) Is-
raels.7 Im 1. Mose, 22 wird erzählt, wie Gott Abraham, um dessen Treue
zu Gott auf die Probe zu stellen, auffordert, seinen Sohn Isaak zu opfern.
Im letzten Augenblick verhindert ein Engel Gottes die Tat. Gott rettet also
Isaak das Leben.
Der Bibel zufolge werden Juden, die sich an die göttlichen Gebote halten,
belohnt. Tun sie das nicht, werden sie verflucht:
Dem ungehorsamen Juden drohen dagegen schwere Strafen, z.B.: „15 Wenn
du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des HERRN, deines Gottes, daß du hältst
und tust alle seine Gebote und Rechte, die ich dir heute gebiete, so werden alle Flüche
über dich kommen und dich treffen. 16 Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht
auf dem Acker. 17 Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog.18 Verflucht wird
6 Interessanterweise fehlt in der Lutherbibel von 2017 der Satzteil „daß du auch ein Herr sein
[wirst]“ (https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose27), (03.01.2023)
7 „WiBiLex – Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet.“ Im weiteren Sinn gehören auch
David und die Söhne Jakobs dazu. https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/
lexikon/sachwort/anzeigen/details/erzeltern/ch/64422191fde9a3566b019a7c9b923284/
(05.01.2023)
Es ist also für gläubige Juden zwingend notwendig, sich an alle Anweisun-
gen ihres Gottes zu halten, um nicht ein solches Schicksal zu erleiden.
Der springende Punkt bei der Geschichte ist, daß Jakob für das jüdische
Volk und Esau für die Nichtjuden steht. Für diese Deutung sprechen z.B.
folgende Quellen:
1. 1. Mose, 25: Esau und Jakob sind verschiedene Völker: „23 Und der HERR
sprach zu ihr8: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Leute wer-
den sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern überlegen
sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.24 Da nun die Zeit kam, daß
sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leibe.25 Der erste, der
herauskam, war rötlich, ganz rauh wie ein Fell; und sie nannten ihn Esau. 26
Darnach kam heraus sein Bruder, der hielt mit seiner Hand die Ferse des Esau;
und sie hießen ihn Jakob. Sechzig Jahre alt war Isaak, da sie geboren wurden.“
2. 1. Mose, 32: Jakob wird mit Israel gleichgesetzt: „Jakob empfängt den
Namen Israel.28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. 29 Er sprach:
Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und
mit Menschen gekämpft und bist obgelegen.“
3. 1. Buch Mose, 35: Aus Jakobs Söhnen gingen die 12 Stämme Israels
hervor. „23 Die Söhne Leas waren diese: Ruben, der erstgeborene Sohn Jakobs,
Simeon, Levi, Juda, Isaschar und Sebulon; 24 die Söhne Rahel waren: Joseph
und Benjamin; 25 die Söhne Bilhas, Rahels Magd: Dan und Naphthali; 26 die
Söhne Silpas, Leas Magd: Gad und Asser. Das sind die Söhne Jakobs, die ihm
geboren sind in Mesopotamien.“
4. 1. Mose, 36: Esau wird auch Edom genannt und ist der Stammvater der
Edomiten, also eines nichtjüdischen Volkes: „8 Also wohnte Esau auf dem
Gebirge Seir. Und Esau ist der Edom. 9 Dies ist das Geschlecht Esaus, von dem
die Edomiter herkommen, auf dem Gebirge Seir.“
Der Rabbi sagte u.a.: „Wir ziehen es vor, an Jacob und an Esau nicht wie an
Individuen, sondern an Nationen oder Völker und ihre Geschichte zu denken,
nicht als Bruder gegen Bruder, sondern als Gleichnis, das den Kampf zwischen
guten und schlechten Kräften und den schließlichen Triumph des Friedens über
Krieg zeigt. […] Zweitens ist es der Kampf, der die Stärke des Charakters ent-
falten soll, so daß er Enttäuschungen und Mißlingen ins Gesicht sehen kann,
aber dennoch keine Kompromisse eingeht. Das ist der Geist, den die Hebräer
zeigen, wenn sie ihre Feinde bekämpfen, wobei sie zwar Schlachten verloren
haben können, aber ihr Geist blieb unbesiegt.“
6. Der ehemalige evangelische Pastor Rod Reuven Bryant, der „vor eini-
gen Jahren das Christentum zugunsten des Tora-Judentums verlassen“10 hat,
sagt, gestützt auf Rabbi Mendel Kessin und die bedeutenden mittelalter-
lichen Rabbiner Raschi (~1040-1105) und Maimonides (~ 1135-1204)11:
„Und ihr werdet Euch fragen, wieso ist Edom, wieso sind die Edomiter der
Westen? Wie kann das übertragen werden?12 Im Westen sind keine buchstäb-
lichen Nachkommen Edoms. Es gibt eine Einordnung in zwei unterschiedliche
Nationen. Versteht ihr das? Wenn wir von Nationen reden, dann reden wir von
der einen Nation, das ist die jüdische Nation und die andere Nation, das ist die
nichtjüdische Welt.“ Auch wenn Edom/Esau zu Zeiten Raschis und Mai-
monides auf das christliche Rom bezogen gewesen seien, meint Bryant
dann weiter: „Der Text hat bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren und
sogar nach der Gründung des Staates Israel hat sich die Geschichte dieser beiden
Nationen nicht verändert. Es hat schon immer diese Kriegereien und Feinse-
9 Der Quell, Folge 13, 09.07.1953, S. 609. https://archive.org/details/kopke-matthias-
denkschrift-warum-soll-unsere-naturliche-welt-...-5.-aufl.-internetausgabe/mode/2up. S. 64
(13.01.2023)
10 https://www.netiv.net/rod-reuven-bryant-bio/. Er gründete die Organisation „NETIV
Virtual Torah Learning for Noahides“, an der auch mehrere Rabbiner beteiligt sind und deren
Ziel es ist, daß sich alle Juden an die Gesetze der Thora halten, während für die Nichtjuden die
7 Gesetze Noahs gültig sein sollen. Diejenigen Nichtjuden, die sich daran halten, werden auch
als gerechte Noachiden oder gerechte Nichtjuden bezeichnet.
11 Video von Achim Klein „Schlaglicht 33-1: Die Noachiden und die Reinigung von Edom“
mit Verweisen auf die Originalquelle. https://www.youtube.com/watch?v=SvJvegk0EwA&list=
PLSqnJtOutw9oc_Lr2PIqjVL3xM6T61cer&index=42 (13.01.2023)
12 Das historische Edom lag in Transjordanien.
Es besteht also ein sehr spannungsvolles Verhältnis zwischen dem Volk der
Edomiter (mit Esau als ihrem Stammvater) einerseits und dem Volk Juda/
Israel auf der anderen Seite.13
Aus dem Wortlaut des Esausegens ergeben sich u.a. folgende Vorausset-
zungen:
• Die Weltherrschaft der Juden muß erfüllt sein (denn es heißt zunächst:
„deinem Bruder dienen“)
• Esau muß sich aufraffen und das Joch Jakobs sich selbst vom Halse rei-
ßen (denn es heißt:“ daß du […] sein Joch von deinem Halse reißen wirst.“
Weder Jakob noch sonst jemand anderes wird das für ihn tun!
• Esau darf, nachdem er das Joch Jakobs von seinem Halse gerissen hat,
den Spieß nicht umdrehen und nun selbst über Jakob herrschen (denn
es heißt: „Und es wird geschehen, daß du auch ein Herr sein und sein Joch
von deinem Halse reißen wirst.“ Die Nichtjuden dürfen beim Kampf um
ihre Freiheit also nicht über das Ziel hinausschießen, wie Mathilde
Ludendorff nicht müde wurde, zu betonen: „Nur der Kampf hier wird
zum Ziele führen, der gerade den orthodoxen Juden als von ihrem Gott Jah-
weh selbst verheißener Kampf erscheinen muß, ein Ringen um die Freiheit
aller nichtjüdischen Völker, der niemals über das Ziel hinausschießt, der niemals
etwas anderes ist als das in ernster Moral verwirklichte Abschütteln des Joches
Jakobs von dem Halse und der Wunsch aller Völker, selbst auch Herr zu sein.“14
1. „Die Hauptsache ist, daß die „Vereinten Nationen“ die große jüdische Dach-
organisation des gesamten Judentums, den 1936 gegründeten ‚jüdischen Welt-
kongreß“ anerkannt haben.“16
2. Die Fahne der Vereinten Nationen gleicht in starkem Maß der Fah-
ne Israels (gemeint ist nicht die Fahne, sondern das Wappen Israels).
Damit seien ganz öffentlich „die ‚Vereinten Nationen‘ als die der jüdischen
Weltherrschaft untergebenen Völker des Erdballs kenntlich gemacht“. Beim
Bau des UN-Gebäudes in New York wurden 40 Tonnen Steine aus den
Castell-Steinbrüchen bei Jerusalem verwendet, also dem Ort, der eine
Wende im Kampf der Juden um ihre Unabhängigkeit gegen die Araber
brachte.17
3. Die jüdische Weltleitung sieht „die USA als das Land ihrer eigentlichen
Weltherrschaft, das Land Israel aber nur als symbolisches Kennzeichen dieser
Herrschaft“.
4. Der innerjüdische Zwist u.a. über die Frage, ob das messianische Reich
bereits besteht, könnte dazu dienen, „diese Goijm im Zweifel zu halten,
damit sie nur ja nicht ihr nach jüdischer Orthodoxie bestehendes Recht in An-
spruch nehmen, nämlich ‚sich aufzuraffen, das Joch Jacobs von ihrem Halse
reißen und auch Herr‘ zu sein […].“
15 Siehe Fußnote 3
16 Eine weitere Quelle für die Anerkennung des Jüdischen Weltkongresses durch die UNO
konnten wir nicht finden.
17 Als Quelle für diese Aussage zur Herkunft der Steine wird in dem Brief „JTA“ genannt,
womit vermutlich die jüdische Nachrichtenagentur „Jewish Telegraphic Agency (JTA)“ gemeint
ist, die ihren Sitz in New York hat. Ein Datum ist nicht angegeben. Eine Suche in derem Online-
Archiv blieb erfolglos.
18 Ludendorff, M. (1949): Wo winkt noch Hoffnung? – In: Mitteilungen aus dem religiösen
Leben. Ernting 1949, 1-20.
[2] Von Original design by Max and Gabriel Shamir; Tonyjeff, based on national sym-
bol. – symbol created in 1948., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.
php?curid=3498966
[3] Denelson83, Zscout370 ve Madden, Public domain, via Wikimedia Commons
In der Zeitschrift „Der Quell. Zeitschrift für Geistesfreiheit“, Folge 23, 1952,
S. 1074 -1076, wurde ein Brief Mathilde Ludendorffs vom 28.8.1952 an die
Zeitschrift „Der Weg“ (Buenos Aires) veröffentlicht, in dem u. a. folgende
Begebenheit geschildert wird19: Nach dem Zusammenbruch des Dritten
Reiches wurde Mathilde Ludendorff immer wieder „von allen möglichen Sek-
tionen der Demokratie der USA verhört, während die Security Police gar manches
Mal mit dem Auto schon vor der Tür stand“ um sie nötigenfalls abzuführen.
„So kam denn auch einmal ein Mann, dem der Haß gegen mich nur so aus den
Augen sprühte und der mit Hilfe eines sehr starken Stimmaufwandes hoffte, mich
verängstigen zu können.“ Sie antwortete ihm: „‚Wenn ich nicht sehr irre, sind sie
doch Jude. Und ich möchte darauf wetten, daß Sie ein orthodoxer Jude sind, deshalb
begreife ich nicht, weshalb Sie so mit mir verfahren! Sie wissen doch so gut wie ich,
daß Isaak der von ihrem Gott Jahweh selbst vor dem Opfertode behütet wurde,
in allen seinen Worten so maßgebend und unantastbar ist, wie Gott selbst.‘ – Der
Gesichtsausdruck veränderte sich schon ein wenig. – ‚Sie wissen auch, daß sein Sohn
Jakob, der sich durch eine List den Segen für Esau erschlich, das jüdische Volk bedeu-
tet. Der Segen, der Jakob den Tau des Himmels, die Fettigkeit der Erde, Korn und
19 Der Quell. Zeitschrift für Geistesfreiheit“, Folge 23, 1952, S. 1074 -1076. S. Fußnote 3
Sie zitiert nun den Esausegen und fährt dann fort: „Und nun kommen Sie als
orthodoxer Jude und wagen es, mir zu drohen und Strafen in Aussicht zu stellen für
das, was ich gesprochen und geschrieben habe? Mein Mann und ich haben in der Ju-
denfrage nie ein Wort geschrieben oder gesprochen, das etwas anderes gewesen wäre,
als das Abschütteln des Joches Jakobs von unserem Halse, mit dem Ziel, auch Herr
zu sein. Wer also erfüllt denn hier die Verheißung, die Jahweh durch Isaak gibt?
Nun ich denke doch, der Esau in Gestalt meines verstorbenen Mannes und ich! Und
wer wagt es, ihrem Gotte Jahweh zuwiderzuhandeln?‘ Das Gesicht mir gegenüber
ist weiß. Der Jude erhebt sich, spricht mit der Stimme bebend die Worte: ‚Ich danke
sehr‘, verbeugt sich und verläßt rückwärts gehend den Raum.“
In den Veröffentlichungen zum Esausegen ist immer wieder von der „Mo-
bilisierung“ des Esausesgens die Rede. Dieser Ausdruck hat seinen Ursprung
in der „Allgemeine Jüdischen Wochenzeitung“ vom 1.5.1953, in der es hieß,
Mathilde Ludendorff „würde den Esausegen für uns mobilisieren“.21
Es gibt außer den Juden noch andere Gruppen und Institutionen, die sich
(u.a.) auf die Bibel stützen. Dazu gehören z.B. das Christentum, der Islam
und die Freimaurerei. Auch sie müssen sich an den Esausegen halten, wollen
sie nicht den Zorn ihres Gottes auf sich ziehen.
20 uns mobilisieren
21 Leon, W. (1953): Überstaatliche Mächte und Völkerfreiheit. Eine Auseinandersetzung
grundsätzlicher Art im Geiste Erich Ludendorffs. – Verlag Hohe Warte, 24 S.
Diese Thorarolle von 1793 stammt aus Sulzbach in der Oberpfalz und ist
vermutlich die älteste Thorarolle in Süddeutschland.
22 https://www.juedische-allgemeine.de/religion/eine-tora-im-bundestag/ (04.01.2023)
Auf Grundlage des Gesagten können nun auch zwei häufig gehörte Ein-
wände gegen die Anwendung des Esausegens entkräftet werden.
Der erste Einwand lautet: „Ich glaube nicht an die Bibel, was also geht mich der
Esausegen an?“ Die Antwort: Kein Nichtjude muß an die Bibel glauben, wenn
er sich auf den Esausegen beruft. Entscheidend ist, daß mächtige Vertreter
aus dem Judentum und dem sich daraus abgeleiteten Christentum, Islam und
Freimaurertum daran glauben und sich daran halten müssen. Der Esausegen
bezieht sich zwar auf eine Stelle in der Bibel, aber es ist eine Stelle, mit der
auch Menschen einverstanden sein können, die nicht an die Bibel glauben,
weil diese Stelle ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben bei-
der Gruppen möglich macht.
Der zweite Einwand lautet: „Esau wurde von einer jüdischen Mutter geboren
und ist daher Jude. Ich bin aber Nichtjude, daher kann ich mich nicht mit Esau
gleichsetzen.“ Dieser Einwand übersieht, daß es hier nicht um eine tatsächli-
che biologische Verwandtschaft geht, sondern um Symbolik. Entscheidend
ist, daß aus orthodoxer jüdischer Sicht Esau mit den Nichtjuden und Jakob
mit den Juden gleichzusetzen ist.
Abschließende Bemerkung
Und noch ein letzter Hinweis: Die Forderung einen moralisch sauberen
Abwehrkampf zu führen, entspricht zwar dem Esausegen, sie besteht aber
auch unabhängig davon, weil sie sich zwingend aus der Philosophie Mathilde
Ludendorffs ableitet.
Weiterführende Schriften