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Lernziele Und Kompetenzen
Lernziele Und Kompetenzen
Allgemeine Richtziele der Schule und des Unterrichts wären beispielsweise die wissenschaftspropädeutische
Ausbildung, Mündigkeit oder die Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung.
Grobziele geben an, welche Lernergebnisse etwa im Verlauf einer Unterrichtsreihe, einer Unterrichtssequenz
oder einer einzelnen Stunde angestrebt werden sollen.
Feinziele beschreiben die konkreten Verhaltensänderungen/-dispositionen, die durch den Lernprozess her-
beigeführt werden sollen.
Ein besonderes Problem stellt die Differenzierung von Grobzielen und Feinzielen dar: Unklar ist u. a.,
§ ob sich das Grobziel aus den einzelnen Feinzielen zusammensetzt,
§ ob die Feinziele den einzelnen Unterrichtsphasen zugeordnet werden können,
§ ob die in den Feinzielen benannten Verhaltensänderungen unmittelbar beobachtbar sein müssen.
Diese Schwierigkeiten lassen sich vielleicht umgehen, wenn man für die konkrete Stundenplanung die Be-
griffe Grobziel und Feinziele gedanklich pragmatisch als Stundenziel und Teilziele versteht und verwendet.
Das Stundenziel formuliert somit das übergeordnete angestrebte Lernergebnis der gesamten Unterrichts-
stunde, der Begriff Teilziele bezieht sich auf solche Lernergebnisse, die für das Erreichen des Stundenziels
notwendig sind und im Verlauf der Stunde angestrebt werden. Dabei sollte der Versuch gemacht werden, die
Teilziele so aufeinander zu beziehen, dass der Fortschritt des Lernprozesses erkennbar wird.
Das Reihenziel - so es sich nachvollziehbar in die Darlegung der Planungsüberlegungen integrieren lässt -
würde somit auf einer relativ abstrakten Ebene das Gesamtziel der Unterrichtsreihe benennen.
Affektive Ziele ließen sich nach dem Grad der Internalisierung von Prinzipien, Regeln und Werthaltungen
ordnen.
Eine weitere Taxonomie schlägt folgende Stufen vor:
§ Gelerntes steht auf Abruf im Gedächtnis zur Verfügung (Reproduktion).
§ Das Erlernte wird selbständig angeordnet und verarbeitet (Reorganisation).
§ Übertragung der Grundprinzipien des Gelernten auf ähnliche oder neue Aufgaben und Sachverhalte
(Transfer).
§ Selbständige, methodisch gesicherte Bearbeitung von neuen Problemstellungen (Problemlösendes
Denken).
Die Ausformung dieser Stufung konkretisiert sich in den Bildungsstandards für die einzelnen Fächer, die drei
sog. Anforderungsbereiche aufweisen.
gehenden oder nachfolgenden Abschnitten des Entwurfs nicht in inhaltliche und methodische Entscheidun-
gen übersetzt werden, sind ungeeignet.
Zweiter Ratschlag:
Lernzielformulierungen sollten sich argumentativ aus dem vorhergehenden Text (in der Regel: aus dem
Abschnitt „Didaktische Analyse“ oder „Transformation“) ergeben. Deshalb folgen sie bei Stundenentwürfen
konsequent auf die didaktischen Überlegungen und gehen damit aus der Transformation hervor.
Dritter Ratschlag:
Die Lernziele eines Stundenentwurfs sollten nach einem für den Leser erkennbaren Gesichtspunkt geordnet
sein. Dabei gibt es eine ganze Reihe sinnvoller Ordnungsgesichtspunkte:
§ Sie können Ihre Lernziele in der Reihenfolge anordnen, in der sie im geplanten Stundenverlauf auftauchen.
Dies ist sozusagen die schlichte Lösung: Sie ist theoretisch anspruchslos und deshalb kann man kaum
einen Fehler machen.
§ Sie können die Lernziele nach inhaltlichen Gesichtspunkten, also auf der Grundlage einer Analyse der
Struktur des Unterrichtsthemas ordnen.
§ Sie können die Einteilung in die drei Lernzieldimensionen kognitiv / instrumentell (psychomotorisch) /
affektiv wählen; Sie sollten dann jedoch darauf achten, dass im übrigen Text Ihres Stundenentwurfs aus-
reichend deutlich gemacht wird, dass es hier nur um eine analytische Unterscheidung geht, dass also im
konkreten Lernprozess die drei Dimensionen (unlösbar) miteinander verwoben sind.
§ Sie können schließlich die Ziele nach ihrem Schwierigkeits- oder Komplexitätsgrad ordnen. Dies setzt
jedoch voraus, dass Sie sie vorher auf der „Taxonomie-Skala“ für Lernziele (siehe oben) lokalisiert haben.
§ Denkbar sind auch Anordnungen gemäß der Gewichtung der Lernziele bzw. nach Kompetenzbereichen
der Bildungsstandards.
Vierter Ratschlag:
Sie sollten die Frage, ob Sie in Ihren Stundenentwurf operationalisierte Lernziele aufnehmen, davon abhängig
machen, welche Funktion die jeweiligen Ziele für Ihre Stundenplanung haben:
§ Im Bereich affektiver Ziele (z. B. dort, wo es um das soziale Lernen der Schüler geht) reichen in aller Regel
Zielformulierungen auf mittlerem Abstraktionsniveau, und zwar deshalb, weil die Anlässe für das Verfol-
gen solcher Ziele kaum präzise vorausgesagt werden können.
§ Im Bereich kognitiver Ziele sind hin und wieder Operationalisierungen angebracht. Wenn Sie einen Lehrer-
vortrag halten wollen, kann es sich z. B. lohnen, dabei sehr genau die zu vermittelnden Inhalte zu be-
schreiben und dann auch am Schluss der Stunde oder einige Tage später eine operationalisierte Lernziel-
kontrolle vorzunehmen.
§ Ziele, die sich auf die Selbstständigkeit und Mündigkeit der Schüler beziehen, können nicht operationa-
lisiert werden.
Fünfter Ratschlag:
Sie sollten sich bemühen, die zentralen (wesentlichen) Lernziele vollständig zu erfassen, aber auch nur diese.
Überlange Lernziellisten beeindrucken nur wenig - Sie sollten lieber knapp und präzis zusammenfassen, was
für Sie die „essentials“ sind!
Sechster Ratschlag:
Sie sollten bedenken, dass die Lernziele des Lehrers nicht automatisch zu Lernzielen der Schüler werden -
deshalb hier die Anregung, die Lehrziele der Lehrkraft von den Lern- oder Handlungszielen der Lernenden,
also von ihren wirklichen, im Unterricht handlungsleitenden Wünschen, Interessen, Vorlieben und Abneigun-
gen abzugrenzen.
Wird von der prinzipiellen Gegebenheit ausgegangen, dass in einem schülerorientierten Unterricht bei der
Planung bedacht werden muss, dass sich auch die Schülerinnen und Schüler Ziele setzen und diese im Unter-
richt verfolgen, so sollte im schriftlichen Stundenentwurf ausgelotet werden, wo die Ansatzpunkte sind, um
die Lehrziele und Lehrpflichten des Lehrers mit den Interessen und Handlungszielen der Schüler zumindest
ansatzweise in Übereinstimmung zu bringen (vgl. Werner Jank / Hilbert Meyer). Dies wäre z. B. bei den Lern-
voraussetzungen oder der didaktischen Analyse zu leisten.
Kompetenz ist danach eine Disposition, konkrete Anforderungssituationen zu bewältigen. Deren individuelle
Ausprägung enthält nach WEINERT folgende Facetten:
§ Fähigkeit § Verstehen § Handeln § Motivation
§ Wissen § Können § Erfahrung
Zudem sollte bedacht werden, dass zwischen inhaltsbezogenen und prozessbezogenen (u. a. Argumentieren,
Kommunizieren, Bewerten) unterschieden wird.
Dieser Entwicklung, die Bildungsstandards und damit die entsprechenden Kompetenzbereiche für die Sach-
fächer zu berücksichtigen, soll auch in den Planungsentwürfen (u. a. für die Besonderen Unterrichtsbesuche
im Kapitel „Intentionen – Lernziele und Kompetenzen“) Rechung getragen werden. Dies kann geschehen,
indem z. B. im Anschluss an die aufgeführten Lernziele die für die konkrete Stunde zutreffenden Kompe-
tenzbereiche und ggf. Anforderungsstufen in einer knappen Darstellung dargelegt werden (z. B. tabellarisch).
Zumeist wird es sich dabei um den intendierten Aufbau bzw. die Erweiterung einer begrenzten Auswahl von
Kompetenzen handeln. Details hierzu sind den fachspezifischen Kompetenzrastern zu entnehmen (vgl. auch
Absprachen in den Fachseminaren).
Im Anschluss an die Auflistung der Lernziele können auch Kompetenzen aufgenommen werden (z. B. abge-
setzt und evtl. kursiv gedruckt), die in einer Stunde nicht erreicht werden können, die aber gezielt (d. h. expli-
zit und reflektiert!) gefördert werden sollen: z. B. „Die Schüler sollen das Formulieren von Beobachtungen
üben.“ Es wird dadurch ausgedrückt, dass die Förderung der entsprechenden Kompetenz einen Schwerpunkt
der Stunde darstellt.
Auf die Aufführung von Beispielen für Lernziel- und Kompetenzformulierungen wird hier zugunsten von
fachspezifischen Erörterungen und Vereinbarungen verzichtet. Diskussionen finden somit in den jeweiligen
Fachseminaren statt.
Literatur:
§ Bergius, R., Psychologie des Lernens, Stuttgart 1971
§ Berliner Bildungsserver, Bausteine für die Arbeit im Allgemeinen Seminar, Ein Informationssystem zu Allgemeiner
Didaktik und Schulpädagogik, http://bebis.cidsnet.de/weiterbildung/sps/allgemein/bausteine/index.htm
(Stand: 20.02.2007)
§ Gagné, R. M., Die Bedingungen des menschlichen Lernens, Hannover 1973
§ http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Lerndefinitionen.shtml (Stand: 20.02.2007)
§ Jank, W. / Meyer, H., Didaktische Modelle, Grundlegung und Kritik, Oldenburg 1990
§ Kiper, H., Lehrziele/Lernziele; in: Handbuch Unterricht (Hrsg. Arnold, K.-H., Sandfuchs, U., Wiechmann, J.),
Bad Heilbrunn 2006, S. 186ff.
§ Mager, R. F., Lernziele und Unterricht, Weinheim 1977
§ Meyer, H., Didaktische Modelle, Berlin 2003
§ Meyer, H., Trainingsprogramm zur Lernzielanalyse, Frankfurt 1965
§ Peterßen, W. H., Handbuch Unterrichtsplanung, München 2000
§ Staatliches Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien,
http://www.studienseminar-koblenz.de/bildungswissenschaften/pflichtmodule.php (Stand: 20.02.2007)
§ Studienseminar für das Lehramt für die Sekundarstufe II Paderborn, Lernziele - Schneisen in das Dickicht,
http://wwwcs.uni-paderborn.de/schulen/sem/fundgrube/hauptsem/lernziele.html
Fazit: Lernziele haben eine begrenzte heuristische und pragmatische Funktion für die Planung, Durchführung
und Evaluation von Unterricht. Sie dürfen offenes, an den Schülern als Subjekten des Lernens orientiertes und
d. h. möglichst selbsttätiges und selbst bestimmtes Lernen nicht einschränken und verhindern.