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Berlin Design For All Oeffentlich Zugaengliche Gebaeude
Berlin Design For All Oeffentlich Zugaengliche Gebaeude
Gebäude
Öffentlich
zugängliche
DESIGN
FOR ALL
BERLIN - DESIGN FOR ALL
ÖFFENTLICH
ZUGÄNGLICHE
GEBÄUDE
INHALT
1.1 Vorbemerkung 9
1.2 Funktionsketten 11
5.7 Versammlungsstätten 81
Bühnenzugang
Ausstattung des Versammlungsraumes
INHALT
6. GEBÄUDETEILE + DETAILS 83
6.1 Rampen 84
Rampenbreite
Rampenlängsneigungen
Rampenoberfläche
Handläufe, Umwehrung, Radabweiser, Podeste
Beleuchtung
6.2 Treppen 86
Geometrie und Dimensionierung
Steigungsverhältnis
Orientierung
Setzstufe
Stufenunterschnei
d ungen
Trittstufe
dPo este
Wange und Wandflächen
Handläufe und Umwehrungen
Beleuchtung
Fahrtreppen (und Fahrsteige)
6.3 Aufzüge 89
Abmessungen
Gestaltung
dBe ienelemente
Ruftaster auf der Etage
Ruftableau in der Kabine
Sonstige Ausstattung
6.5 Kommunikationselemente 96
INHALT
Quellen 97
DIN-Normen
Weitere Regelungen
Literatur
Internet
Danke an 101
Stichwortverzeichnis 103
Impressum 105
RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
VORBEMERKUNG
1. RAHMENBE-
DINGUNGEN
1.1 VORBEMERKUNG
Die Handbücher “Berlin – Design for all – Öffentlich „Design for all“ als Grundprinzip voraus, welches nicht
zugängliche Gebäude” und “Berlin – Design for all nur die Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderun-
– Öffentlicher Freiraum” (2011 und 2012 erschienen) gen berücksichtigt, sondern den gesamten Kreis der
wurden entwickelt, um insbesondere Verständnis, Auf- Nutzenden miteinbezieht. Bei der Planung, Prüfung und
klärung und Einsicht bei der Bauherrenschaft und den Bauausführung ist zwischen dem gleichwertigen Ange-
Planenden zu fördern. Die Aktualisierung reagiert auf bot für Menschen mit Behinderungen und dem ange-
die fortgeschrittenen gesellschaftlichen und rechtlichen messenen Umfang der dafür notwendigen Maßnahmen
Bedingungen im Hinblick auf Entwicklungen im europäi- abzuwägen, ohne dabei unzureichende Barrierefreiheit
schen Raum bzw. auf den technischen Fortschritt. als Ergebnis zu erhalten.
Diese Ausgabe greift beispielhaft aktuelle Problemstel- Um Diskriminierung zu vermeiden, ist es notwendig,
lungen auf und untersucht diese näher. Daher wird ei- einerseits geeignete Vorgaben zum Design for all auf-
nigen Themen mehr Raum gegeben wie beispielsweise zustellen und andererseits die Investitionskosten günstig
der Orientierung oder den Anforderungen für Menschen zu gestalten. Ein Gleichgewicht ist nicht immer herstell-
mit psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen. bar. Planende und Bauende haben im Gestaltungspro-
Das Handbuch setzt für die Planung das Konzept des zess die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu
9
RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
VORBEMERKUNG
UND LEITBILD
10
RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
FUNKTIONSKETTEN
11
RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
DESIGN FOR ALL
1. Gleichberechtigte Nutzung Design for all ist die bestehende und künftige Zielvor-
2. Flexible Nutzung gabe für die Gestaltung unserer Lebensbereiche und
3. Einfache und intuitive Nutzung als Mainstream in Planungs- und Verwaltungsprozessen
4. Mehr-Sinne-Prinzip zu verankern.
5. Fehlertoleranz
6. Komfortable Bedienung Im Handbuch dargestellte Szenen, Bilder oder Skizzen
7. Bewegungsflächen und -raum sind nicht als konkrete Vorgaben zu verstehen und
unterstützen die Aussagen im Text. Sie sollen Orientie-
Diese Grundsätze sind mit einem hohen ästhetischen rung und Anregung im Planungsprozess geben.
Anspruch in Planung und Realisierung umzusetzen. Die
rechtlichen Vorgaben allein können dies nicht erfüllen. In diesem Sinne ist das vorliegende Handbuch für das
Wer baut, muss bei der Komplexität der Zielsetzung öffentliche Bauen in Berlin zu verstehen und anzuwen-
den Anspruch entwickeln, die bauliche Anlage für alle den. Es ersetzt nicht die rechtzeitige Auseinanderset-
nutzbar zu gestalten. zung mit dem Thema und die Abstimmung von geplan-
Die konsequente Umsetzung des Design for all führt ten Bauvorhaben mit Bürgerinnen und Bürgern sowie
letztlich zu barrierefreien Ergebnissen. Design for all ist mit Fachleuten. Auch die Beteiligung der Landesbeauf-
insofern ein Denkprozess, der in allen Überlegungen tragten oder der Bezirksbeauftragten für Menschen mit
die Barrierefreiheit berücksichtigt. Damit erfolgt ein Behinderung, insbesondere der Arbeitsgruppe Bauen
entscheidender Schritt zu einer nachhaltigen Zukunfts- und Verkehr – barrierefrei. und der Koordinierungsstelle
entwicklung, die grundsätzlich die Lebensqualität in der für barrierefreies Bauen bei der Senatsverwaltung für
Stadt für alle verbessert. Stadtentwicklung und Wohnen ist oft unverzichtbar und
förderlich im Planungsprozess. In der Praxis zeigt sich,
Bei Neubauten von öffentlich zugänglichen Gebäuden dass eine rechtzeitige Beteiligung eine umfassende
ist Barrierefreiheit eine Selbstverständlichkeit geworden. und im Detail funktionierende barrierefreie Gestaltung
Trotzdem gibt es mitunter Schwierigkeiten bei der Ange- gewährleisten und Kosten späterer Nachbesserungen
messenheit der Umsetzung oder bei Veränderungen im vermeiden kann.
baulichen Bestand. Hier sind die vielseitigen Interessen
oft nur schwer in Übereinstimmung zu bringen und stel-
len somit eine größere Herausforderung dar, die Kreativi-
tät und Engagement verlangen.
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RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
UN-BRK
UN-Konvention über die
Rechte der Menschen
mit Behinderung
EU
BERLIN
Denkmal-
schutzgesetz
LGBG
Landesgleich-
berechtigungs-
gesetz BGG
BauOBln
alle
Vorhaben
RBBau
bundeseigene Vorhaben
Arbeitstätten-
ABau
landeseigene Vorhaben
verordnung
• Handbücher
• Konzept
Barrierefrei Behinderten-
gleichstellungs-
gesetz
DEUTSCHLAND
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RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
1.4.1 UN-KONVENTION ÜBER DIE RECHTE DER refreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umgebung
MENSCHEN MIT BEHINDERUNG – Funktionale Anforderungen” als europäische Norm
vor. Dieser neue Standard formuliert grundlegende,
Der nationale Rechtsrahmen entwickelt sich insbeson- allgemeine funktionale Anforderungen und Empfehlun-
dere durch Auslegung und Durchsetzung der internatio- gen für eine barrierefreie Umgebung auf der Grund-
nalen Gesetzeslage. Die UN-Konvention über die Rech- lage der Prinzipien des „Design for All“. Es werden die
te der Menschen mit Behinderung (UN-BRK) fordert die erforderlichen Schutzziele beschrieben und Kriterien für
Vertragsstaaten zu verstärkter Aktivität für die Erlangung Planung, Bau, Sanierung, Instandhaltung oder Umbau
gleichberechtigter Teilhabe für alle Menschen – mit gezeigt, die die gleichberechtigte und sichere Nutzung
oder ohne Behinderungen – auf. Das Übereinkommen öffentlicher Umgebungen durch diverse Nutzergruppen
konkretisiert und spezifiziert die universellen Menschen- ermöglichen. Der große Umfang und die teilweise kom-
rechte aus der Perspektive von Menschen mit Behinde- plizierte Struktur der Norm spiegeln die große Komple-
rungen und vor dem Hintergrund ihrer Lebenslagen. Zur xität von “Design for all” in gelungenen Funktionsketten
Gestaltung der baulichen Umwelt im Sinne des Design im öffentlichen Raum wieder – es wird kaum möglich
for all sind Artikel 4 “Allgemeine Verpflichtungen “und sein jedes Schutzziel vollumfänglich zu erfüllen.
insbesondere Artikel 4 (1) f, in dem die Entwicklung von
Normen und Richtlinien gefordert wird, sowie Artikel Die künftige EN 17210 wird Auswirkungen grundsätz-
9 “Zugänglichkeit” und Artikel 30 “Teilhabe am kul- licher Art auf das Regeln, Planen und Bauen haben.
turellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport“ Planende und Bauende müssen sich in naher Zukunft
relevant. auf umfangreiche Neuerungen und Änderungen der
Auf Bundes- und Landesebene wurden Maßnahmen- bestehenden gesetzlichen Regelungen vorbereiten und
pläne für die Umsetzung der UN-BRK entwickelt. Eine sollten sich daher frühzeitig mit den Anforderungen der
der Kernaufgaben ist die Bereitstellung von Standards EN 17210 beschäftigen.
und Leitlinien sowie die grundsätzliche Anpassung der
rechtlichen Regelungen, wie bspw. der Bauordnungen 1.4.3 DEUTSCHLAND
der Länder.
Behindertengleichstellungsgesetz (BGG)
1.4.2 EUROPA
Bereits seit dem 1. Mai 2002 gilt in Deutschland das
Seitens der Europäischen Kommission wurde die UN- Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) – das Gesetz
BRK ebenfalls ratifiziert. Die EU hat mit einer “European zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
Disability Strategy 2010-2020” reagiert. Zur Umsetzung im Bereich des öffentlichen Rechts. Es ist ein wichtiger
dieser Strategie wurde 2018 der “European Accessibility Bestandteil bei der Umsetzung des Benachteiligungs-
Act 2018” verabschiedet. Das EU Mandat 376 hat den verbots, das seit 1994 im Artikel 3 Abs. 3 der Grund-
Auftrag, einheitliche Anforderungen an die Zugänglich- gesetzes – „Niemand darf wegen seiner Behinderung
keit bei der öffentlichen Beschaffung von Produkten und benachteiligt werden“ – verankert ist.
Dienstleistungen von Informations- und Kommunikati-
onstechnologien zu entwickeln. Die Bundesregierung hat mit dem Nationalen Akti-
onsplan und dessen Weiterentwicklung ein Instrument
Von EU-weit einheitlichen und damit auch leichter zu- geschaffen, mit dem sie die Umsetzung der UN-BRK
gänglichen Produkten und Dienstleistungen profitieren systematisch vorantreiben will.
Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen, wie
letztendlich alle EU-Bürgerinnen und -Bürger. Europäi- 1.4.4 BERLIN
sche Normungsgremien wie CEN und CENELEC zielen
daher auf die Harmonisierung der nationalen Normen Berlin hat zur Erfüllung des Benachteiligungsverbots als
ab. So sollen auch z.B. Handelshemmnisse abgebaut erstes Bundesland 1999 ein Landesgleichberechti-
und gleiche Voraussetzungen für den EU-Binnenmarkt gungsgesetz (LGBG) beschlossen. Grundlage ist Artikel
geschaffen werden. 11 der Verfassung von Berlin. Ziel des LGBG ist die
Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen von
Weitere strategische Maßnahmen wurden mit den Man- Menschen mit und ohne Behinderungen. Wichtig ist in
daten M/420 und M/473 „Aufgaben zur Erarbeitung diesem Zusammenhang die Einführung des außer-
einheitlicher EU-Standards“ durchgesetzt. Dazu liegt ordentlichen Klagerechts nach Maßgabe der
aktuell ein Entwurf “E DIN EN 17210:2019-06 Barrie- Verwaltungsgerichtsordnung durch das LGBG (§32).
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RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
Den im Landesbeirat für Menschen mit Behinderung BAUEN IN BERLIN – RECHTLICHE GRUNDLAGEN
vertretenen rechtsfähigen gemeinnützigen Verbänden
oder Vereinen wird die Möglichkeit eingeräumt, durch Die zuvor genannten Aktivitäten auf EU- bzw. Bundes-
Widerspruch und gerichtlichen Rechtsschutz die ebene haben Einfluss auf die Baugesetze und Regelun-
Barrierefreiheit durchzusetzen. Der Begriff der gen auf der Landesebene. Das Zusammenspiel der Re-
Barrierefreiheit ist im § 4 LGBG erstmals definiert. gelungen kann sich im Detail als kompliziert darstellen.
Sie beinhalten das übergeordnete Ziel, Diskriminierung
„Selbstbestimmung statt Fürsorge“ ist die neue zu vermeiden und gleichwertige Lebensbedingungen
Richtschnur. Mit dem Fortschreiten zur Auslegung der für alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter,
UN BRK wurde das Gesetz erneut auf den Prüfstand Herkunft, Sexualität oder Behinderung – zu ermöglichen.
gestellt und reformiert. In Berlin wurde frühzeitig der Gedanke des “Design
for all” für öffentliche sowie öffentlich bezuschusste
DIE REFORM DES Bauvorhaben implementiert und weiterentwickelt. Die
LANDESGLEICHBERECHTIGUNGSGESETZES Planungsparameter gehen vor allem von Menschen
mit Behinderungen, Senioren und Eltern sowie Kindern
Das LGBG gibt den rechtlichen Rahmen vor und bildet selbst aus und fordern, deren Interessen und Bedürfnis-
den Dreh- und Angelpunkt hinsichtlich der behinder- se zu berücksichtigen.
tenpolitische Vorgaben in der Berliner Verwaltung. Die
chancengleiche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Festgezurrte Parameter können dem nicht Stand halten,
ist noch nicht in allen Bereichen erreicht. Es bestehen Flexibilität und eine genaue Analyse der jeweiligen
weitere Zugangsbarrieren in diversen Sektoren, die es Anforderungen sind bei jedem Vorhaben zu prüfen.
weiter abzubauen gilt; neue Barrieren wie, über den Gleichwohl gilt es, Gewährleistung und Rechtssicher-
technischen Fortschritt kommen hinzu. Entsprechend heit abzudecken. Daher wurden bereits mit der DIN-
den Richtlinien der Regierungspolitik soll das LGBG mit Reihe 18040, Teile 1, 2 und 3 zum Barrierefreien Bauen
den neuen Maßstäben der UN-BRK in Einklang ge- Standards mit Schutzzielbeschreibungen entwickelt. Die
bracht werden. Anforderungen werden mit Schutzzielen beschrieben
und meistens durch Beispiele ergänzt.
Mit der bevorstehenden Novellierung des LGBG kann
deutlich werden, dass die Zielsetzung und das Leitprin- Die jeweiligen für das Bauvorhaben passenden Lösun-
zip eine auf Vielfalt ausgerichtete Gesellschaft ist, an gen gilt es zu finden und mit den Schutzzielen und Bei-
der Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt und spielen abzugleichen. Damit einher geht eine Flexibilität
inklusiv teilhaben können. Im Zuge der anstehenden in der Gestaltung, die zur Wahrung der Baukultur nötig
Gesetzesreform sollen die Ziele und Grundsätze der ist und genutzt werden soll.
Konvention niedergelegt, die Grundbegriffe konventi-
onskonform ausgestaltet, klare Umsetzungskonzepte Zum Nachweis der Funktionsfähigkeit braucht es oft-
vorgegeben und effektive Implementierung von Mecha- mals detaillierte Fachkenntnisse, ggf. Bemusterungen
nismen verankert werden. Als substantielle Kernpunkte vor Ort sowie die Einbeziehung Betroffener. Insbeson-
sind die Erweiterung des Pflichtenprogramms der dere die Bedürfnisse von sehbehinderten, blinden und
Träger öffentlicher Belange auch in Bezug auf die hörbehinderten Menschen sind oft differenziert und
Bestandssi-tuationen, die Schaffung von Strukturen zur für nicht-betroffene Akteure schwer nachzuvollziehen.
Umsetzung des Gesetzes vor dem Hintergrund der Ebenso haben Personen mit motorischen Einschränkun-
strukturellen Vorgaben der UN-BRK, die Stärkung der gen oder mit Mobilitätshilfen und Rollstühlen oft sehr
Beteiligungs-rechte der Beauftragten und der Beiräte verschiedene Anforderungen. Aber auch für andere
für Menschen mit Behinderungen sowie der Menschen Personengruppen, wie z. B. groß- oder kleinwüchsige
mit Behinde-rungen als Expertinnen und Experten in Personen, Personen mit kognitiven Einschränkungen,
eigener Sachen, der Anspruch auf angemessene ältere Menschen, Kinder sowie Personen mit Kinderwa-
Vorkehrungen und die Möglichkeiten zur gen oder Gepäck, führen einige Anforderungen dieser
Rechtsdurchsetzung vorgesehen. Norm zu einer Erleichterung bei der Nutzung bzw. Kom-
fortsteigerung.
Genau das sollte Ziel der Lösung sein, den Mehrwert für
alle zu erarbeiten und umzusetzen.
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RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
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RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
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RAHMENBEDINGUNGEN UND LEITBILD
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
Den Denkmalbehörden ist es sehr wichtig, dass Men- • Welche Forderungen bestehen gegenüber der barrie-
schen mit Behinderungen vom Erlebnis und von der Nut- refreien Nutzung?
zung des kulturellen Erbes nicht ausgeschlossen sind. • Was macht den Wert des Bau-, Boden- oder Garten-
Die UN-BRK fordert ausdrücklich, geeignete Maß- denkmals aus?
nahmen für den Zugang zu kulturellen Einrichtungen, • Wo befindet sich die denkmalrelevante, wandfeste
Darbietungen und Dienstleistungen bereitzustellen. Das Ausstattung wie Holzvertäfelungen oder Wandmale-
gilt „so weit wie möglich“ auch für Denkmale und für reien, besondere Fliesen o.ä.?
Stätten von nationaler kultureller Bedeutung. Denkmal- • Welche Auswirkung hat die Realisierung eines Vorha-
geschützte Bauwerke sind authentische Zeugen der Ver- bens auf das Denkmal?
gangenheit, die als solche heute erfahren und genutzt • Wird das Denkmal dadurch ggf. beeinträchtigt?
werden sollen. Nur so können sie ihren Zweck erfüllen, • Welche konkreten Beeinträchtigungen sind das?
zeittypische Entwicklungen erlebbar machen und auf • Handelt es sich um irreversible Eingriffe, die den Denk-
diese Weise identitätsstiftend wirken. malwert beeinträchtigen?
• Wird eine ästhetische Lösung erreicht, die dem Denk-
Das hat das Berliner Denkmalschutzgesetz bereits 1999 malangemessen ist?
als erstes deutsches Denkmalschutzgesetz ergänzend • Kann der Einsatz einer temporären, mobilen Installa-
in § 11 Abs. 6 klargestellt, dass die Denkmalbehörden tion einen befristeten Kompromiss darstellen, solange
bei ihren Entscheidungen die Belange mobilitätsbe- keine endgültige bauliche Lösung gefunden wird?
hinderter Personen zu berücksichtigen haben. Dabei
ist der Wunsch nach einer barrierefreien Zugänglichkeit Bei der Planung eines barrierefreien Zugangs wünschen
von Denkmalen nicht nur als privater, sondern auch als sich die Denkmalbehörden folgende Herangehensweise:
öffentlicher Belang zu berücksichtigen.
• Es muss ein Gesamtkonzept für eine barrierefreie
Da es sich bei dem von der Denkmalpflege im Interesse Erschließung erstellt werden mit Parkplätzen, öffentli-
der Allgemeinheit zu bewahrenden kulturellen Erbe um chem Nahverkehr, Straßenraum, Beleuchtung, Be-
Unikate und einzig verbliebene Zeitzeugnisse unserer schriftung usw.
Bau- und Kulturgeschichte handelt, sind schematische • Die technischen und gestalterischen Möglichkeiten
und verallgemeinerbare Lösungsansätze zur Umsetzung von verfügbaren Lösungen müssen ausgeschöpft und
barrierefreier Baumaßnahmen nicht möglich. Damit ein auf die konkrete Situation zugeschnitten werden.
Denkmal als unverfälschtes Geschichtszeugnis seine • Der konkrete Entwurf muss die Verhältnismäßigkeit
historische Aussagekraft in Gegenwart und Zukunft bei- zwischen einer barrierefreien Zugänglichkeit, dem
behalten kann, ist es notwendig, sowohl die denkmalre- nutzerbedingtem Anliegen und einem öffentlichem
levante Qualität und Substanz des Bestandes als auch Erhaltungsinteresse am kulturellen Erbe wahren.
das Erscheinungsbild zu erhalten. Rekonstruktionen
können das Original lediglich abbilden, es aber mit all Im Bewusstsein der verfassungsrechtlichen und denk-
seinen vielfältigen Informationen nicht ersetzen. Daraus malschutzgesetzlichen Verpflichtung und in Kenntnis
folgt, dass die Belange abgewogen werden müssen. sich wandelnder Nutzungsbedürfnisse und -anforderun-
gen engagieren sich die Berliner Denkmalbehörden ak-
Dieser Abwägungsprozess kann gelingen, wenn er tiv für die Barrierefreiheit. Dies gilt sowohl für private als
durch einen verständnisvollen gleichberechtigten Dia- auch für öffentlich genutzte Gebäude und Freiräume.
log konsensorientiert erfolgt. Daher muss stets im Einzel-
fall geprüft werden, welche Auswirkung eine geplante
Maßnahme auf das Denkmal hat. Der zu befürchtende
Verlust am Denkmal muss ins Verhältnis gesetzt werden
zur Verbesserung von Zugänglichkeit und Erfahrbarkeit.
Bei der geforderten Einzelfallprüfung orientieren sich
die Berliner Denkmalbehörden an folgenden Fragen:
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ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
MAßSTAB MENSCH
2. ANFORDER-
UNGEN UND
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ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
MAßSTAB MENSCH
FÄHIGKEITEN
DES MENSCHEN
≤80
≥67
≥35
110 110
110 110
10 30
schwachen Körperkonstitution. Besonders unter dem berollbar ist. Die im Außenbereich maximal zulässigen
Gesichtspunkt der demografischen Entwicklung ist mit Höhenunterschiede von 3 cm können bei Rollatoren
einer steigenden Zunahme von Menschen mit Rolla- bereits problematisch werden. Es wird empfohlen eine
toren im öffentlichen Raum zu rechnen. Deshalb muss Höhe von 2 cm nicht zu überschreiten und unvermeid-
neben den Rollstuhlnutzern auch diese Gruppe bei bare Schwellen angeschrägt oder abgerundet auszu-
einer zukünftigen Planung berücksichtigt werden. Im All- führen. Bei der Höhenanordnung von Bedienelementen
gemeinen gelten für den Innen- und Außenbereich die sind die Anforderungen von im Rollstuhl sitzenden und
Anforderungen, die auch für die Nutzung im Rollstuhl stehenden Personen, auch mit Rollator, abzuwägen.
erforderlich sind wie z.B. ausreichende Bewegungsflä-
chen und ein ebener, rutschfester Bodenbelag, der gut
20
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
MAßSTAB MENSCH
Begegnungsflächen ≥ 180 x 180 • für die Begegnung von Rollstuhl nutzenden Personen
• auf Gehwegen/Fluren nach max. 15 m Länge
Tiefe in cm
≥ 55 • Unterfahrbarkeit
≥ 45 • Waschbecken, Dusch-Klappsitz
21
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
MAßSTAB MENSCH
Breite in cm
≥ 90 • Durchgänge, Türen
• Unterfahrbarkeit
• zu jeder Seite des WC-Beckens
RAMPEN
108
72
36
600 0
100
Höhe (cm) Höhe (cm)
Rampenlänge (m) = Steigung (%) = Höhe (cm) = Steigung (%) x Länge (m)
Steigung (%) Länge (m)
TREPPEN TÜREN
3-5
1-2
≤26
max. 2
22
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
23
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
45,75 cm
Elle
70 cm
183 cm
113 cm
91,5 cm
30,5 cm 15,25 cm
Fuß Spanne
24
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
MOTORIK
120
183
70
60
43
Augenhöhe
ca. 125
Augenhöhe
ca. 105
Arbeits-
höhe 80 Arbeitshöhe
70-75
Kniehöhe
ca. 60 Kniehöhe
ca. 60 110
40-55
70-75
40
30
Greifhöhen Kinder
25
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
SENSORIK
FO
100
IN
205
optimaler
Lesebereich
113
83
AUGENHÖHE
Augenhöhe
ca. 125
Auge
ca. 10
40-60
Arbeits-
höhe 80 Arbei
70-75
Kniehöhe
ca. 60 Knieh
120
ca. 60
80
40
Greifhöhen Erwachsene
26
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
SENSORIK
d
Verän erung Lebensalter 40°
vermehrter Lichtbedarf 35 + B
Nachlassende Akkomodationsbreite 40 + 35°
Höhere Blendempfindlichkeit 40 + Fixat
A ionslin
Schlechtere Anpassung an grelles Licht 40 + ie
Verminderte Tiefenwahrnehmung 40 + 20°
Verminderte Sehschärfe 50 +
Verzögerte Dunkelanpassung 55 +
Einengung des Gesichtsfeldes 55 + Gesichtsfeld: A: optimales Gesichtsfeld
Längere Dauer für scharfe Wahrnehmung B: maximales Gesichtsfeld
eines Objektes 55 +
Schlechtere Farbwahrnehmung 70 +
30°
15°
A
B
27
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
SENSORIK
Veränderung Lebensalter d
Verän erung Lebensalter
Verminderte Hörföhikkeit Verminderung der Tastkörperchen 20 +
bei Männern/Frauen 32 +/37+ Graduelle Abnahme der Hautsensibilität 30 +
Störanfälligkeit für
Hintergrundgeräusche 45 +
Einseitiges Hören 70 +
Deutliche Altersschwerhörigkeit 70 +
Gravierende Störung des Sprachverstehens 70 +
HÖREN TASTEN/FÜHLEN
Neben dem Sehen ist die Aufnahme akustischer Signale Der Tastsinn ist bei vielen Menschen mit Seheinschrän-
sowie die sprachliche Kommunikation ein bedeutendes kungen besonders gut ausgebildet. Taktile oder hapti-
Element zur Orientierung im öffentlichen Raum. Die sche Oberflächenstrukturen werden von diesen zur Ori-
Anforderungen variieren nach: entierung und Informationsaufnahme gezielt verwendet.
Informationsebenen sind dabei Form und Oberfläche
• Schwerhörigkeit, des eingesetzten Materials, ebenso wie dessen Struktur
• Spätertaubung und und Temperatur sowie der Kontrast dieser Parameter
• Gehörlosigkeit. untereinander oder zur Umgebung. Spezifische Elemen-
te sind z.B.:
Bei leichter und mittlerer Schwerhörigkeit werden neben
der Vermeidung von Nebengeräuschen und Halleffek- • Tastpläne (Grundrisse, Stadtpläne, Streckennetze
ten gut funktionierende Beschallungsanlagen sowie des ÖPNV)
eine optimale akustische Informationswiedergabe • taktile Schriftzeichen (ertastbare alphabetische Schrift
notwendig. Bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit erhabene Schwarzschrift, Brailleschrift, Piktogramme).
(Implantat- oder Hörgeräteträger) können Höranlagen, • figürliche Darstellungen (Tastmodelle)
eine gute Ausleuchtung und Visualisierungen eingesetzt • Bodenstrukturen mit taktilen Informationen oder Boden-
werden. Spätertaubte Menschen benötigen vor allem indikatoren im Sinne der DIN 32984 in Leitsystemen.
eine Visualisierung von Informationen. Gehörlosigkeit
erfordert neben der ausschließlichen Visualisierung Riechen und Schmecken sind in der Bauplanung nur
auch das Dolmetschen in Gebärdensprache. geringfügig gezielt eingesetzte Elemente. Sie können
Hörbeeinträchtigungen werden von der Umwelt oft nur für den Einzelnen dennoch von großer Bedeutung sein.
bei näherem Kommunikationskontakt wahrgenommen. So kann der Riechsinn die Orientierung unterstützen.
Als Beispiel einer gezielten Anwendung kann hier ein
Duftgarten genannt werden.
28
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
KOGNITION
KOGNITION
Die Kognition bezeichnet die Fähigkeit, sensorische Je umfangreicher die Verarbeitungsleistung des Gehirns
Informationen aus der Umwelt aufzunehmen und sie zu gefordert wird, desto schwieriger ist es, diese auszu-
verarbeiten. Sie ist somit die Schnittstelle zwischen der führen. Im Hinblick auf Gestaltungsfragen heißt das,
Umwelt und dem menschlichen Gehirn. Das verdeut- dass Informationen leicht auffindbar, verständlich und
licht, wie zentral es für eine nutzerfreundliche Gestal- eindeutig sein müssen. Hierbei kann das Affordanz-
tung ist, Kenntnisse über die menschliche Wahrnehmung prinzip sehr hilfreich sein, da es sehr direkt mit dem
in Gestaltungsüberlegungen mit einfließen zu lassen. Nutzer kommuniziert und nur niedrigschwellige kognitive
Die Kognition kann nach Hayes (1995) in folgende Be- Prozesse beteiligt sind.
reiche gegliedert werden: Auf baulicher Ebene stehen dabei im Vordergrund: eine
einfache Grundrissgestaltung (klare raumbegrenzende
• Wahrnehmung der Umwelt: Über unsere Sinne Flächen mit möglichst einfachen geometrischen For-
• Aufmerksamkeit auf spezielle Geschehen: Objekte men) sowie Verwendung einfacher Terminologien (z. B.
des Interesses bei Wegweisern oder Leitsystemen, beim Einsatz von
• Nachdenken: Verarbeitung der Information im Gehirn Computern oder Automaten). Neben der erforderlichen
• Speichern der Information: Gedächtnisspeicher für Anwendung von einfachen Darstellungen besonders bei
spätere Erinnerung Orientierungssystemen wird eine barrierefreie Gestal-
• Zuweisung von Bedeutungen: meist über die Sprache tung der Informationstechnik immer dringlicher (Kapitel
4.5, S. 49).
KOGNITIVE STÖRUNGEN
LEICHTE SPRACHE
Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland
rund 1,6 Millionen schwerbehinderte Menschen mit geis- Die Gesellschaft sieht sich zunehmend mit einer Über-
tigen oder seelischen Behinderungen und zerebralen flutung von Informationen konfrontiert, die sich nur
Störungen (2017). Kognitive Einschränkungen können schwer oder oberflächlich verarbeiten lässt. Leichte
aber auch alters- oder krankheitsbedingte Ursachen Sprache und Einfache Sprache ermöglichen ein besse-
haben, wie z.B. Demenz, Parkinson, Schizophrenie, res Verständnis von Inhalten und davon profitieren alle
Schlaganfall, Multiple Sklerose. Menschen, nicht nur Menschen mit kognitiven Beein-
Kognitive Störungen erschweren es dem Menschen sich trächtigungen oder einer anderen Muttersprache.
in seiner Umwelt zurechtzufinden. Dabei gilt:
29
ANFORDERUNGEN UND FÄHIGKEITEN
DIGITALITÄT
30
ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
ALLGEMEINES
3. ORIENTIEREN
IM
Eine Orientierung im öffentlichen Raum stellt ein äu- Sprache (kognitiv), bereitzustellen. Sinneswahrnehmun-
ßerst komplexes Geschehen dar, das bewusst und un- gen können bei der Vermittlung in der Gestaltung sehr
bewusst vollzogen wird. Die menschlichen Fähigkeiten gut und gezielt berücksichtigt werden. Je bewusster und
werden dazu vielschichtig und individuell genutzt und eindeutiger dies vermittelt wird, umso verständlicher
nach dem sogenannten Mehr-Sinne-Prinzip umgesetzt. wird es auch wahrgenommen. Hierbei ist zu bedenken,
In der Regel werden die Sinne Sehen, Hören und Tasten was im Konzept und in der Ausgestaltung eindeutig und
berücksichtigt. Der Mensch verfügt jedoch über mehr klar vermittelt wahrgenommen werden kann oder soll.
als nur drei Sinne, die beim barrierefreien Planen und Je entscheidender, entwurfsrelevanter und bedeutender
Bauen ebenso berücksichtigt werden müssen. Zu den eine Information ist, desto eindeutiger muss das wahr-
Sinnen gehören: genommene Ergebnis vermittelt werden.
Für die Leitung und Orientierung gilt:
• sensorische Sinne mit Sehen; Hören; Tasten und Fühlen;
Riechen und Schmecken; Gleichgewicht • gut und sicher auffindbar und erreichbar (ggf. gemäß
• motorische Sinne mit Geschicklichkeit; Handhabung; normierter Blindenleitsystemen bzw. DIN 32984)
Beweglichkeit; Kraft bzw. Kondition; Stimme • eindeutig wahrnehmbar (lesbar, tastbar, hörbar)
• kognitive Sinne mit Intellekt, Vorstellung, Gedächtnis; • einfach verständlich
Sprache, Alphabetisierung • grammatikalisch richtig
• durchgängig in Wegeketten und Handlungsabläufen
Daher sind z.B. visuelle Informationen (Sehen) auch • einheitliches Grundprinzip zur Wiedererkennung trotz
taktil (Tasten) oder akustisch (Hören), ggf. in Leichter projektspezifischer Umsetzung
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ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
ALLGEMEINES
ÖFFENTLICHEN
RAUM
Bürgeramt
EG
III IV
I VI
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ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
KOGNITION
Sichthöhen Beschilderung
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ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
ALLGEMEINES
Taktile Informationen sind vor allem für blinde- und seh- Auffindbarkeit sowie ein detailliertes Wissen über die
behinderte Menschen eine wichtige Form der Informa- Ziele im Gebäude sind blinden Besuchenden oft nur
tionsvermittlung und werden auf unterschiedliche Weise unzureichend taktil vermittelbar. Alle notwendigen Infor-
wahrgenommen: mationen zum Gebäude und zu dessen Nutzung müs-
sen daher barrierefrei im Internet vorab beschrieben
• mit den Fingern, sein. Digitale Leitsysteme können in komplexen Einrich-
• mit den Händen, tungen analoge bauliche Maßnahmen unterstützen.
• mit den Füßen, Zu beachten ist die Durchgängigkeit der Informations-
• mit dem Langstock. vermittlung vom Ausgangs- zum Zielort.
34
ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
AKUSTIK
Entfernungen.
E
35
ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
KOGNITION
Um gebaute Umwelten an die Nutzenden anzupas- Eine Nutzungsmöglichkeit kann auch über das Material
900 Augenhöhe
sen, ist es wichtig zu verstehen, wie der Mensch seine vermittelt werden. Eine Sitzfläche wird z.B. durch ein 160
Umwelt wahrnimmt und welche kognitiven Prozesse 125
Polster zusätzlich betont. Über diese Handlungsange-
FO
damit verbunden sind, die es ihm ermöglichen, sich in bote / Affordanzen kann die Architektur mit den Nutzen-100
IN
ihr zu orientieren und zu handeln. Die Wahrnehmung ist den kommunizieren und intuitiv wirksam werden. Das
205
kein passiver Reiz-Reaktionsvorgang, sondern ein sehr hat den Vorteil, dass alle Nutzer sich sicher im Gebäude
optimaler
komplexer aktiver Prozess. Der Mensch entnimmt der bewegen können, auch solche mit kognitivenLesebereich
Einschrän-
113
Umwelt Informationen, strukturiert und koordiniert diese, kungen, da die Nutzung intuitiv passieren kann.
83
Affordanzen
36
ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
DIGITALITÄT
1. Konzeptuelles Modell: Die Architektur muss so Dass die Digitalisierung nicht nur unsere Wahrnehmung,
(logisch) gestaltet sein, dass der Nutzer sein Wissen auf sondern auch unser Bewegungsverhalten verändert,
die aktuelle Situation übertragen kann. Beispiel hier- wird jedem bewusst, der schon mal sein Smartphone
für ist die Raumnummerierung, die z.B. die ungeraden zuhause hat liegen lassen. Wir interagieren mit Hilfe
Nummern auf der einen, die geraden Nummer auf der eines reichhaltigen digitalen Angebotes und das verän-
anderen Seite verortet. dert uns, unser Verhalten und unser Verständnis von den
Dingen.
2. Sichtbarkeit: Die Architekturelemente sollen Nutzen-
den sichtbar machen welche Handlungsmöglichkeiten Planende, Gestaltende und Nutzende sind vor diesem
bestehen – z.B. Zugang zum Treppenhaus. Hilfreich ist Hintergrund in ein dynamisches Spannungsfeld zwi-
z.B. auch ein Atrium über mehrere Etagen mit umlaufen- schen Raum und digitaler Technologie geraten, aus
den Erschließungswegen. Hier ist es möglich sich, im- dem sich Chancen, Herausforderungen und viele neue
mer wieder selbst im Bezug zum Gebäude zu verorten. Aufgaben ergeben.
Das Potenzial, über das sie mit Ihrem Erfahrungswissen
3. Mapping: Es beschreibt die Zuordnung der Bedie- über Stadt und Raum verfügen, ist aktuell bei weitem
nelemente zu der Funktion des Systems. Ein übliches noch nicht ausgeschöpft. Denn als primäres Aufgaben-
architektonisches Problem ist die Zuordnung der Licht- gebiet werden traditionell „Straße“, „Haus“, „Fassade“
schalter zu den entsprechenden, von ihnen geschalte- sowie die Grundrissgestaltung angesehen und wenig
ten Lichtquellen. vom komplexen Wissen über Interaktion im Raum mit
wechselseitigen und aufeinander bezogenen Handeln
4. Feedback: Die Architektur gibt dem Nutzer eine oder Beeinflussen unterschiedlicher Akteure im sozio-
Rückmeldung, dass er die richtige Handlung ausführt technischen Gefüge angewandt. Gerade ein solches
oder ausgeführt hat. Fehler sollten so schnell wie mög- Verständnis – etwa vom öffentlichen, halböffentlichen
lich angezeigt und korrigiert werden können (z.B. beim oder privaten Raum – ist grundlegend bei der Gestal-
Auffinden eines bestimmten Raumes) tung von bzw. mit mobilen und digitalen Technologien.
Planerische Entwürfe ermöglichen die fehlerfreie Nut- Hieraus ergeben sich neue Anforderungen, sowohl an
zung baulicher Anlagen und unterstützen die Nutzenden die Profession der Gestaltenden, als auch an die zu
beim Erreichen ihrer Ziele und Bedürfnisse. Damit wer- gestaltenden Objekte und Umgebungen. Insbesondere
den die Selbstbestimmtheit und Sicherheit als Quali- dann, wenn diese „von sich aus“ ihren Nutzenden ver-
tätsmerkmale von Architektur vermittelt. mitteln, wie sie zu benutzen sind. So wie die Maustaste
Hinweise darauf gibt, dass sie geklickt werden kann, um
bestimmte Aktionen auszuführen.
Im Zuge der Digitalisierung unseres Alltagslebens, die
vor allem durch eine Hybridisierung von digital und
analog geprägt ist, ergeben sich zwangsläufig auch
neue Herausforderungen. Wie geht die Gesellschaft mit
der räumlichen und virtuellen Umgebungsgestaltung
und mit der zunehmenden Veränderung von Medien-
gewohnheiten bzw. den daran gekoppelten Verhaltens-
mustern um?
Das Zusammenspiel von explizitem wie technischem,
gestalterischem und (städte- und raum-) planerischem
Wissen oder von implizitem, wie Nutzungs- und Alltags-
wissen, ist hierbei gleichermaßen unumgänglich wie
vielversprechend. Ein Beispiel sind die so genannten
standortbezogenen Dienste (Location-based Services)
– jene Angebote, die Nutzende eines Smartphones in
Abhängigkeit zu deren geografischer Position selektive
Informationen zur Verfügung stellen.
37
ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
DIGITALIÄT
Hierbei handelt es sich nicht bloß um App-Entwick- Wenn Architektur durch die Digitalisierung verändert
lungen im Mobilfunkbereich. Hier wird Architektur und Orte im Realen zunehmend mit ihrer Repräsenta-
verändert! Gewachsene städtische Strukturen, Straßen- tion im Virtuellen verbunden werden, so impliziert dies
führung, Wegeleitsysteme, Personennahverkehr, Arbeits- nicht nur ein erweitertes Verständnis vom gestalteten
formen, Außenwerbung, der Schaufensterbummel oder Raum, sondern es ergeben sich auch neue Herausfor-
das Flanieren sind zunehmend durchzogen von nicht derungen in Bezug auf die Einbindung und Teilhabe
baulichen, nicht-dinglichen, virtuellen, plattformvermit- sämtlicher potenzieller Nicht-Nutzenden in ihrer gesam-
telten, datenbasierten, wenn nicht gar datengetriebe- ten gesellschaftlichen Bandbreite.
nen Impulsen. Co-working Spaces fördern und fordern
ein temporäres, projektbasiertes Arbeiten. Hotels erhal-
ten Konkurrenz durch privaten Wohnraum.
Einzelhändler benötigen unter Umständen kein Schild
mehr für ihre Geschäfte, weil sich Kundinnen und Kun-
den auf ganz anderen Wegen erreichen lassen. Allem
voran: über digitale Medien.
38
A
U
G
M
N E
Rotes AN
V T
IGED
Rathaus A
T R
IOE
A
N L
IT
Y
Fernsehturm
Ziel
Alexanderplatz
U Bahn
Augmented Reality
39
ORIENTIEREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
EXKURS
Was können Architektur und Städteplanung tun, was für Teilhabe steht neben der Gestaltung durch Teilhabe.
sind Aufgabenbereiche und Möglichkeitsräume, um Dies beinhaltet beispielsweise die Frage, wie durch eine
Teilhabe zu erleichtern, zu praktizieren, sie zuzulassen, aktive Einbindung das Erfahrungswissen von blinden,
aufzugreifen und voranzutreiben? gehörlosen oder mobilitätseingeschränkten Menschen
Gestaltende Disziplinen sind grundlegend an der zur generellen Gestaltung von öffentlichen Plätzen, Ge-
Konstitution von soziokulturellen Kategorien beteiligt. bäuden oder bei der Verkehrsplanung in gestalterisch-
„Behinderung“ ist hierfür ein Beispiel: Dabei ist Behin- planerische Entscheidungsfindungen mit einfließen
derung nicht auf Aspekte der Körperbeschaffenheit zu kann. Bezogen auf das Beispiel Rampe am Eingang
reduzieren, sondern vielmehr als Wechselwirkung zwi- ist festzustellen, dass eine Rampe nicht nur hilfreich für
schen Menschen mit Behinderungen und einstellungs- Rollstuhlnutzende, sondern auch für Eltern mit Kinder-
und baulich bedingten Barrieren zu verstehen, bei wagen, Lieferdienste mit Sackkarren, Fahrradfahrenden
denen auch soziale und kulturelle Prozesse eine Rolle etc. sein kann.
spielen. Es fällt auf, dass Behinderungen gerade durch Das Prinzip einer gleichberechtigten Teilhabe von
räumliche Gestaltung künstlich entstehen können. Die Menschen mit Behinderungen im Gestaltungsprozess,
Frage, ob sich am Eingang eines öffentlichen Gebäu- könnte idealtypisch als Voraussetzung bzw. als Ausdruck
des Treppenstufen oder eine Rampe befinden entschei- einer Grundhaltung beruhend auf dem demokratisches
det grundlegend darüber, wie behindert sich Rollstuhl- Grundverständnis von Gleichheit und Gerechtigkeit
nutzende beim Betreten des Gebäudes fühlen und sein. Eine Gestaltung durch Teilhabe kann im Erfolgs-
darüber, inwieweit die Gesellschaft diese Personen als fall wiederum die Gestaltung für Teilhabe positiv
„behindert“ wahrnimmt. Die körperliche Mobilitätsein- bestimmen. Ausschlaggebend für die kontinuierliche
schränkung ist gar nicht ausschlaggebend, sondern Verbesserung von Stadt und Raum – auf physischer
ebenso gravierend die räumlich gestalterische Lösung. und sozialer Ebene – bleibt die profunde Ergründung
Gestaltung und Behinderung sind also sehr eng mitei- und Durchdringung der Wechselwirkungen zwischen
nander verknüpft. Für die Gestaltung von “virtuellen” gewachsenen Strukturen, vorgegebenen Formen, und
wie „realen“ öffentlichen Räumen ergeben sich mindes- der intersubjektiven Ausgestaltung von sozialen Bezie-
tens zwei Handlungsperspektiven: die Gestaltung für hungen im öffentlichen Raum. Dieser Raum wird immer
Teilhabe und die Gestaltung durch Teilhabe. Ersteres durch eine Vielzahl von Situationen, Phänomenen, Zu-
bezieht sich auf die Bereitstellung und Gestaltung von sammenkünften und Orten des Übergangs, des Verhan-
Infrastrukturen, Gegenständen, Information, Objekten, delns, der Transformation und Vernetzung charakterisiert.
Plattformen, Systemen, kurz: von Dingen, die hilfreich Eine Stadt ist zugleich Ausgangs- und Kulminations-
und dienlich für alltagspraktische Handlungen sind, und punkt der Verräumlichung sozialer, kultureller Prozesse.
für die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen. Hier Zusammenleben wird in ihr und durch sie immer wieder
geht es insbesondere um Artefakte, Produkte, Stadtmö- aufs Neue hergestellt, ausgehandelt und konfiguriert –
bel, Endgeräte und räumliche Beschaffenheiten, die als und ohne Zweifel dadurch auch: gestaltet.
„Tools for Empowerment“ dabei behilflich sein können, Arbeitsfelder von Gestaltenden und Planenden sind
Menschen zu „befähigen“. auf wahrscheinliche Zukünfte ausgerichtet. Mindestens
ebenso elementar für ihre Arbeit ist die Auseinanderset-
Die Möglichkeiten und Entwicklungen der digitalen zung mit wünschenswerten Zukünften. Dies beinhaltet
Technologie versprechen eine ganze Reihe an neuarti- allem voran, über das Wohl der Städte nachzudenken,
gen Formen der Inklusion. Was nicht heißt, dass Design um daraus Strategien zu entwickeln, wie sich Orte
für Inklusion sich allein auf den Einsatz und die Entwick- lebendig machen lassen und wie sich darin Wohnende
lung solcher digitaler Technologien beschränkt. Im Ge- und Gäste über die Rolle als Konsumenten ihres eige-
genteil: Die Verknüpfung von physischem und virtuellem nen Lebens hinaus emanzipieren können. Ein primäres
Raum, birgt – neben einigen Risiken – viel Potenzial. Ziel der Stadtplanung sollte nicht nur die Gestaltung
Durch barrierefreie Beteiligungsverfahren kann die Ge- von Häusern und Straßen sein.
staltung für Teilhabe zugleich Treiber des zweitgenann- Viele Momente im Prozess der Planung entscheiden über
ten Prinzips sein: der Gestaltung durch Teilhabe. Dieses die Wirkung von Architektur mit Auswahl z.B. über die
bezieht sich auf das Prozessuale, also den Aspekt der Farbe von Fußbodenbelägen oder die Positionierung von
Inklusion im Gestaltungsprozess von Design for all. Fenster und Türen – in erster Linie bestimmen jedoch die
Beispiele dafür sind partizipative Forschungs-, Entwick- Menschen und ihre Vorstellungen des Zusammenlebens
lungs- bzw. Co-Design Prozesse. Die Gestaltung wie Gebäude gemeinschaftlich belebt werden.
40
LEITSYSTEME ZUR ORIENTIERUNG
UND INFORMATIONSVERMITTLUNG
4. LEITSYSTEME
ORIENTIERUNG
ZUR UND
41
LEITSYSTEME
ALLGEMEINES
INFORMATIONS-
VERMITTLUNG
ALLGEMEINES
Leitsysteme sind im Kontext zur Architektur zu entwi- Warninformationen sind dort anzubringen, wo unmittel-
ckeln. Die Gestaltungsebenen greifen dabei ineinander. bare Gefahren bestehen, auf die z.B. durch visuelle und
Es sind möglichst Leitsysteme für Menschen mit Behin- akustische Feueralarmsignale oder Markierungen von
derung zu entwickeln, die allen zugänglich und nutzbar Stolperkanten hingewiesen wird. Die Vermittlung der
sind im Sinne von Design for all. Das Augenmerk für die Warninformationen muss eindeutig zu erfassen sein. Für
Planung liegt auf der Schaffung eines durchgehenden blinde und sehbehinderte Menschen ist eine ertastbare
Orientierungs- und Leitsystems das die verschiedenen und visuell kontrastreiche Gestaltung notwendig.
Wahrnehmungsarten kombiniert.
Für den hochgradig komplexen Vorgang der Ent- Entscheidungsinformationen markieren Standort, Rich-
wicklung von Orientierungs- und Leitsystemen stehen tungswechsel und zu erreichende Zielorte, beispiels-
Kombinationen von visuellen, taktilen, akustischen und weise durch eine Beschilderung der Etagen, Ansagen in
digitalen Mitteln zur Verfügung, die einerseits auf bauli- Aufzügen oder Raumbezeichnungen.
cher Ebene z.B. über:
Leitfunktionen führen allgemein, möglichst ohne eine
• Leitsysteme, Unterbrechung durch bauliche Anlagen im Innen- und
• Beschilderung, Außenbereich (Grundstücksgrenzen). Für die visuelle
• Modelle Orientierung im Raum ist es hilfreich, prägnante und
und andererseits auf technischer Ebene z.B. über: wiederkehrende Gestaltungselemente wie z.B. farbige
• Infoterminals, Wände, Sitzelemente, Kunstwerke, Grafiken, wiederkeh-
• Audio- und/oder Videoguides, rende architektonische Elemente wie z.B. Nischen oder
• digitale Leitsysteme umgesetzt werden können. Informationswände, so anzuordnen, dass sie in einer
Blickbeziehung zueinander stehen und so zusätzlich der
Grundsätzlich ist bei der Informations- und Orientie- Orientierung dienen.
rungsvermittlung das Mehr-Sinne-Prinzip einzusetzen.
Die Vorab-, bzw. Erstinformation über ein Orientierungs- Visuelle Informationen werden über Wegweiser, Warn-
und Leitsystem in einer baulichen Einrichtung soll durch hinweise, Orientierungspläne und Türschilder vermittelt.
eine barrierefreie Internetpräsenz gewährleistet sein. Die Empfehlungen des DIN- Fachbericht 142 beinhal-
Damit können auch nutzerspezifische Informationen ten konkrete Anforderungen an Orientierungssysteme,
bereitgestellt werden. zur Informationsgestaltung, zu Beleuchtung, Farben
Bei der Informationsvermittlung wird unterschieden und Formen, zu Schriften, Leitelementen und spezielle
zwischen Warnen, Entscheiden und Leiten. Anforderungen an Schilder.
42
LEITSYSTEME
VISUELLE GESTALTUNG
Der Leuchtdichtekontrast bezeichnet den Unterschied für Bodenindikatoren führt oft zu weißen Indikatoren.
von der Helligkeit (Leuchtdichte) eines Objektes (L1) zu Baukulturell und gestalterisch stellt dies mitunter eine
seinem Hintergrund (L2). Herausforderung dar. Denn nicht immer unterliegt die
Die Kontrastwerte K werden in Deutschland üblicher- vorherrschende Gestaltungsidee diesem Ansinnen.
weise nach der Michelson Formel oder international Besonders bei einem Denkmal gilt es daher Alternativ-
(ISO 21542 bzw. EN 17210) auch zum Teil nach der lösungen zu entwickeln. So kann z.B. mit einer verstärk-
Weber-Formel berechnet. Die Weber-Kontrastformel ten und fokussierten Beleuchtung eine erhöhte Aufmerk-
KW basiert ebenfalls auf dem Leuchtdichtekontrast und samkeit hergestellt werden. Gefahrenstellen müssen
wird am häufigsten zur Berechnung von Kontrastwerten dabei im Fokus stehen.
für kleine Elemente wie Symbole oder Text verwendet,
die auf einer Oberfläche angebracht sind. Die Metho- FARBKONTRAST
den basieren auf unterschiedlichen Formeln und sind
nicht vergleichbar. Die ausgewählte Methode ist daher Der Farbkontrast ist ein zusätzliches Mittel der Gestal-
konsequent anzuwenden. tung. Die farbliche Gestaltung von Objekt und Hin-
Im Allgemeinen gilt: Je höher der Leuchtdichtekontrast tergrund unterscheidet sich und liefert so zusätzliche
ist, desto besser ist die Erkennbarkeit. Das kann für ge- Informationen für die Orientierung.
nerelle Sehaufgaben im Gebäude meist durch geeig-
nete Farb- und Materialkombinationen erreicht werden. Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Hellig-
Die Informationen sind einheitlich und kontinuierlich keit der Farbe, die Oberflächenstruktur des Objektes
nachvollziehbar zu geben. (Materials), die Art der Beleuchtung und der Reflexions-
grad die Leuchtdichte beeinflussen und somit in Abhän-
REFLEXIONSGRAD gigkeit voneinander zu betrachten sind. Farben sollten
alleine keine Informationen vermitteln. Sie unterstützen
Der Reflexionsgrad beschreibt wie viel Prozent des jedoch die Auffindbarkeit von Bauelementen wie Türen,
Lichtstroms, der auf eine Fläche fällt, reflektiert wird. Treppen oder auch Schildern, in einem Gebäude.
Helle Flächen haben einen hohen, dunkle Flächen Dabei ist immer der Leuchtdichtekontrast zu betrachten.
einen niedrigen Reflexionsgrad. Auch Kombinationen aus bspw. rot und grün sind nicht
Die Forderung nach einem Reflexionsgrad von 0,5 zu empfehlen (Störung der Farbwahrnehmung).
43
LEITSYSTEME
VISUELLE GESTALTUNG
44
LEITSYSTEME
VISUELLE GESTALTUNG
4.1.2 BELICHTUNG UND BELEUCHTUNG renziert nach räumlichen Bereichen bzw. Sehaufgaben
angegeben. So gelten für den Außenraum 20 lx oder in
Die künstliche Beleuchtung sollte zusammen mit der Aufenthaltsräumen 300 bis 500 lx bis hin zu unmittel-
natürlichen Belichtung und der Wahl von Oberflächen baren Arbeitsbereichen mit 1000 lx. Licht beeinflusst die
und Materialien erfolgen. Grundsätzlich sind visuelle Kreativität, Kommunikations- und Entscheidungsfähig-
Informationen ausreichend, gleichmäßig und blendfrei keit. Licht sollte daher alle Gütekriterien für die jeweili-
auszuleuchten (100lx). ge Sehaufgabe erfüllen. Wichtige Faktoren sind:
Die Ausleuchtung mit künstlichem Licht ist den Spek-
tralfarben des Tageslichtes (Farbwiedergabeindex • hohes Maß an Tageslicht,
möglichst Ra >80 ) anzupassen, so dass Farben und • direkte/indirekte Leuchten für freundlich helle Decken,
Kontraste unverfälscht wiedergegeben werden. Star- • konzentriertes Licht auf den Bereich der Sehaufgabe,
ke Schattenbildung und Blendeffekte sind dabei zu • tageslichtabhängige Lichtsteuerung.
vermeiden. Nicht zu unterschätzen sind die von Mate-
rialoberflächen ausgehenden Reflexionen. Sie sind bei
Beleuchtungskonzepten unbedingt zu berücksichtigen. 4.1.3 LEITEN UND WARNEN DURCH LICHT
Wege zu einem Gebäude sind ausreichend und lü-
ckenlos wegweisend (Beleuchtungsrichtung) auf den Licht dient nicht nur dem Sehen, sondern auch der
Eingang ausgerichtet zu beleuchten. In Übergangsbe- Hervorhebung repräsentativer Objekte und als Orien-
reichen von Außen nach Innen bzw. umgekehrt sollte tierungshilfe. So können Lichtelemente z.B. bei ihrem
Beleuchtung oder Belichtung als Verbindungselement gezieltem Einsatz in eine bestimmte Richtung lenken.
wirksam eingesetzt werden und so den Sehkomfort stei- Dabei ist zu beachten, dass künstliches Licht nur in Aus-
gern sowie nachteilhafte Anpassungszeiten der Augen nahmefällen die erforderliche Kontrastgestaltung bei
reduzieren. Zur besseren Orientierung und Sicherheit ist Tageslicht ersetzen kann. Gleichzeitig darf die künstli-
die Beleuchtung von baulichen Elementen wie Treppen, che Beleuchtung nicht die vorhandenen Leuchtdichte-
Rampen, Lifte blend- und schattenfrei auszuführen. kontraste des Umfeldes bei Tageslicht beeinträchtigen.
Automatische Beleuchtungen müssen ausreichend Beispiele dafür sind:
Zeit zum sicheren Passieren z.B. zum Erreichen eines
Einganges sichern. • Stufenmarkierungen (ersetzt nicht die erforderliche
materialbezogene Markierung von Stufenkanten!)
Spiegelungen und Blendungen oder starke Schatten- • Wegmarkierungen im Innen- und Außenbereich z.B.
bildungen im Bereich der Bodenmaterialien können mit Bodeneinlässen oder in Sockelhöhe. Dabei ist zu
auch durch ihre psychologische Wirkung fehlinterpre- beachten, dass Bodenstrahler nicht im unmittelbaren
tiert werden. Gehbereich zu verlegen sind, da von diesen leicht
Blendwirkungen ausgehen.
Beispielsweise werden dunkle und schlecht beleuchtete • punktueller Lichteinsatz (z.B. Bedienelemente, Leit-
Ecken generell von allen Menschen ungern passiert und funktion)
an Demenz erkrankte Menschen nehmen diese als un-
überwindbare Hindernisse wahr. Die Wahrnehmung im Zur Warnung vor Gefahrensituationen können neben
Raum wird grundsätzlich durch eine gleichmäßig helle einer Kontrastgestaltung und dem Einsatz von Warnfar-
und ausgeglichene Ausleuchtung angenehm begünstigt. ben zusätzliche Lichteffekte erforderlich werden (z.B.
Entscheidend sind hier Kriterien wie bei einer Baustellenabsicherung mit Blinken). Sie sollen
nach unten abstrahlen, um Blendungen zu vermeiden.
• ausgewogene Helligkeitsverteilung,
• Leuchtdichtedifferenzen und Plastizität LICHTQUALITÄT UND SEHLEISTUNG
• Gleichmäßige Beleuchtungsstärke in der Umgebung,
• Vermeidung von Schlagschatten, Die Fachwelt unterscheidet bei der Lichtqualität zwi-
• Ergänzung des Kunstlichtes durch Tageslicht, schen ergonomischen Faktoren (ELI) wie Sehleistung,
• flimmerfreies Licht und (psychologische) Blendung, Sehkomfort, Vitalität und Individualität sowie Faktoren
• Sicherheitsgefühl, der Energieeffizienz (LENI).
• Farb- und Kontrastwiedergabe. Alle Faktoren sollten nach Möglichkeit in einem Be-
leuchtungskonzept berücksichtigt werden. Im Allgemei-
Orientierungswerte zur Leuchtstärke gibt z.B. die ISO nen besteht die Absicht tageslichtähnliche Verhältnisse
21542:2020 (E). Es wird eine Spannbreite in Lux diffe- durch eine gleichmäßige Ausleuchtung der Räume (mit-
45
LEITSYSTEME
VISUELLE GESTALTUNG
160
46
h˘8 120
70
LEITSYSTEME
VISUELLE GESTALTUNG
SCHRIFT
Die DIN 1450 Leserlichkeit unterscheidet in ihrer ak- hängt immer von der Zielgruppe, der Textart und dem
tuellsten Ausgabe die Textarten und ihre individuellen Kommunikationsanlass ab. Der Einsatz von Leichter
Kriterien. Interessant für Leit- und Orientierungssyste- Sprache (Kapitel 2.2.3, S 29) und die Vorlesefunktion
me sind die Abschnitte zu sog. Signalisationstexten. mittels Screenreadern bei digitalen Dokumenten (PDFs,
Des Weiteren unterscheidet sie Konsultationstexte, Word Dateien, etc.) soll dabei berücksichtigt werden.
wie Indices, Fußnoten u.ä. und Lesetexte, wie Bücher,
Zeitschriften etc.. Die Schriftgröße wird durch den
Betrachtungsabstand und den Sehwinkel bestimmt. Ein Regeln für Sätze in Leichter Sprache
optimaler Sehwinkel für Signalisationstexte, Texte, die
der Orientierung im öffentlichen Raum dienen, beträgt • Machen Sie kurze Sätze.
9°. Nähere Informationen dazu sind in der DIN 1450 zu In jedem Satz soll nur ein Gedanke
finden. Nach DIN 1450 Tabelle 2 ergibt sich für einen
Betrachtungsabstand von bspw. 1 m und einen Sehwin- stehen.
kel von max. 9° eine Schriftgröße von mindestens 15
Picapoint (pt). Als Faustregel für Signalisationstexte
• Machen Sie einfache Sätze.
gilt: Die Schriftgröße in Picapoint verdoppelt sich mit • Die Sätze sollen nicht verschachtelt sein.
jedem Meter Betrachtungsabstand.
• Schreiben Sie jeden neuen Satz in eine
Der Zeilenabstand wird laut DIN 1450 Tabelle 1 in
neue Zeile.
Abhängigkeit der Schriftgröße (s) ermittelt und beträgt
120% der Schriftgröße (s). Bei einem dunklen Hinter- Regeln für Wörter:
grund müssen die Schriftgröße und damit auch der
Zeilenabstand um 25% vergrößert werden. Als Faustre- • Nehmen Sie kurze Wörter.
gel gilt hier, dass ungefähr ein 1,5-facher Zeilenabstand • Verzichten Sie auf schwierige Wörter.
eingehalten werden muss.
Manchmal muss man ein schwieriges
Schriftarten mit Serifen sowie Kursivschrift sind im
Fließtext zu vermeiden. Die Schrift muss halbfett oder
Wort benutzen.
fett sein und darf nicht unterstrichen werden. Zu beach- Dann muss man das Wort erklären.
ten sind weiterhin die Linienbreite, der Wortabstand und
die Zeilenlänge. Die DIN 1450 nennt einige geeignete • Nehmen Sie immer die gleichen Wörter
Schriftarten, auch für Signalisationstexte; Gill Sans, für die gleichen Dinge.
Calibri, Verdana, Myriad, Vectora, DIN Mittelschrift etc.
Diese Schriftarten haben offene Innenformen und Zum Beispiel: Sie schreiben einen Text
bieten auch bei schlechteren Lesebedingungen eine
ausreichende Unterscheidbarkeit der einzelnen Buch- über einen Aufzug.
staben. Es sollte immer sinnvoll, logisch und selbster- Im ganzen Text benutzen Sie immer das
klärend mit der Anordnung von Informationen umge-
gangen werden. Inhalte müssen einfach und schnell zu Wort Aufzug.
erfassen sein und das Mehr-Sinne-Prinzip darf nicht
Wechseln Sie nicht zwischen Aufzug,
vernachlässigt werden. Wenn Inhalte nicht taktil oder vi-
suell zu übermitteln sind, muss über eine Audio-Lösung Fahrstuhl und Lift.
nachgedacht werden.
• Vermeiden Sie Wörter wie:
Für gut lesbare Texte gelten eigene Regeln. Unter- hätte, könnte, müsste, wäre, würde.
schiedliche Kommunikationsanlässe und Medien
(Ausstellung, Zeitung, Fernsehen, Internet, etc.) erfordern • Verzichten Sie auf Abkürzungen.
spezifische Formen der Vermittlung. So stellt z.B. das
Lesen im Stehen mit Nebengeräuschen durch Installati-
• Trennen Sie lange Wörter.
onen oder neben anderen Besucherinnen und Besucher Dann kann man die Wörter besser lesen.
besondere Anforderungen. Die Art der Formulierung
47
LEITSYSTEME
VISUELLE GESTALTUNG
PIKTOGRAMME
48
LEITSYSTEME
TAKTILE GESTALTUNG
Nach DIN 18040 Teil 1 sind in öffentlich zugänglichen und Zonierung im Raum bieten und den Einsatz von
Gebäuden Leit- und Orientierungssysteme für Men- Bodenindikatoren auf ein Minimum reduzieren. Diese
schen mit Sehbeeinträchtigungen vorzusehen. Ge- sollen überwiegend Gefahrensituationen markieren.
schickte Materialwechsel, die Schnittstellen zwischen
Boden und Wänden oder festen Einbauten wie z.B.
Fußleisten können blinden Menschen zur Orientierung 4.2.2 BODENINDIKATOREN
dienen. Nicht immer sind dafür normierte taktile Bode-
nindikatoren nötig. Die Verkehrsflächen sind von festen Für die Eindeutigkeit eines Bodenleitsystems sind spe-
und mobilen Einbauten freizuhalten. zielle Anforderungen für Bodenindikatoren in der DIN
32984 festgelegt. Es wird darin von differenzierten Ein-
satzformen ausgegangen wie Informieren, Orientieren,
4.2.1 LEITEN DURCH DIE WAHL DER MATERIALITÄT Leiten und Warnen, wobei je nach Einsatz eine dieser
Funktionen in der Regel vorherrschend ist. Werden
Allgemeine Bodeninformationen über visuell und taktil spezielle Bodenindikatoren erforderlich, so sind sie in
kontrastreiche Materialkombinationen dienen blinden Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten anzu-
Menschen mit Langstock ebenso wie sehbehinderten ordnen. Alle sonstigen Orientierungshilfen für blinde und
Menschen über Fußkontakt sowie allen Nutzenden. Taktil sehbehinderte Personen wie Handlaufinformationen,
erfassbare Orientierungshilfen müssen sich vom Umfeld die Beschriftung mit Brailleschrift und kontrastreich an-
deutlich unterscheiden, z.B. durch Form, Material und gelegter Pyramidenschrift erfolgt gemäß DIN 32976.
Oberflächengestaltung. Der durchdachte Einsatz eines Die bauliche Komplexität und die zum Teil wechselnde
Materialwechsels, bzw. die unterschiedliche Oberflä- Nutzungsstruktur in öffentlichen Gebäuden stellen im
chenbearbeitung eines Materials kann Orientierung Verhältnis zum öffentlichen Verkehrsraum (z.B. Bahn-
49
höfe, Haltestellen) abweichende Anforderungen an die • taktile Aufmerksamkeitsfelder etagenweise, mindest-
Gestaltung von Leit- und Orientierungssystemen sowie ens oberhalb vor frei im Raum liegenden Treppenab-
deren Nutzbarkeit. Im öffentlichen Verkehrsraum ist die gängen
Anwendung normierter taktiler Bodenindikatoren ein • Auffindestreifen/Hinführung z.B. zu Treppen, Aufzügen,
unverzichtbarer Bestandteil der Verkehrssicherheit und Etageninformationspunkten, Wartebereichen und
wurde mit der AV Geh- und Radwege für Berlin präzise Sanitärräumen
festgelegt. Im Gebäudeinneren kennzeichnen taktile In öffentlichen Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr,
Bodenindikatoren Gefahrenstellen und unterstützen die vielfältigen Funktionen und weiträumigen Verkehrsflä-
Orientierung, vor allem in großen Eingangsbereichen chen (z.B. Bildungseinrichtungen und öffentliche Biblio-
und an Knotenpunkten. Beispiele: theken) können Bodenleitsysteme sinnvoll sein und sind
in ein Gesamtleitkonzept einzubinden, ergänzt durch
• vor Aufzügen, taktile Gebäudeübersichten, Handlaufbeschriftungen,
• vor Treppenabgängen, vor allem bei Treppen, die frei taktile Etagenpläne und akustische oder elektronische
im Raum beginnen, d.h. außerhalb von Treppenhäusern, Informationssysteme.
• in relevanten großen Räumen (z.B. großes Foyer),
• vor Ein- und Ausgängen sowie Bodenleitsysteme sind in den meisten Gebäuden ent-
• vor Bedien- und Informationselementen behrlich, wenn diese eine intuitive Orientierung ohne
(bspw. Ruftaster am Aufzug oder Tastmodellen). Gefahrenstellen aufweisen, bspw. durch Gänge, die
die Wegeführung vorgeben. Zur weiteren Unterstützung
Je nach der Übersichtlichkeit der Gebäude ergeben sich ist es denkbar, in das allgemeine Leit- und Orientie-
unterschiedliche Anforderungen das Bodenleitsystem: rungssystem nach dem sog. Bojen-System aufzubauen.
Dabei werden mit Auffindestreifen an den Entschei-
• Leitstreifen vom Ein-/Ausgang bis zu den jeweiligen dungspunkten der Wege zu Treppen, WCs, Aufzügen
Funktionsbereichen/räumen (z.B. Hauptinformations- oder Infotresen visuell und taktil markiert.
punkte, Kassen, Treppen, Aufzüge),
50
LEITSYSTEME
TAKTILE GESTALTUNG
Gruppe 1
A B C D E F G H I J
Gruppe 1
ergänzt um
Punkt 3
K L M N O P Q R S T
Gruppe 1 er-
gänzt um Punkt
3+6
U V X Y Z ß ST
Gruppe 1
ergänzt um
Punkt 6
AU EU EI CH SCH Ü Ö W
ÄU Ä IE Zahlenzeichen
51
LEITSYSTEME
TAKTILE GESTALTUNG
0,18 x
Höhe
10-13
max 50
1-2,5 10-15
15°
1,5
10,8
100-110
6,6 2,7
2,7
0,6-0,7 10
Bei der Gestaltung von dreidimensionalen Orientie- bar verortet. Die Pläne sollen der Realität entsprechend
rungselementen (z.B Prägedruck, Tastmodell) ist der ausgerichtet (genordet) sein.
Standort zu markieren, und darauf zu achten, dass nur Generell kann eine akustische Orientierung im Gebäu-
absolut notwendige Informationen kontrastreich und de über den Einsatz von Materialwechsel unterstützt
leicht verständlich dargestellt werden. werden, die das Gehgeräusch verändern. So kann eine
Nach diesem Prinzip dargestellte Lagepläne oder Ge- lineare akustische Wegeführung erreicht werden. Der
bäudegrundrisse geben eine Übersicht und Vorstellung Einsatz von Klangkörpern, Wasserspielen oder Musik
über die Funktionsverteilung und Wegeführung. Beson- kann punktuell erfolgen und so ebenfalls zur Orien-
ders für komplexe Gebäudegrundrisse ist diese Darstel- tierung beitragen. Für die akustische Barrierefreiheit
lungsform zu verwenden. Taktile Pläne erleichtern die in öffentlichen Veranstaltungsräumen wie z.B. Veran-
Kommunikation mit blinden und sehbehinderten Men- staltungssälen, Kirchen, Kinos und Theatern kommen
schen. Idealerweise sind sie in unmittelbarer Nähe des Höranlagen zum Einsatz.
Eingangs, bzw. an Entscheidungspunkten taktil auffind-
52
LEITSYSTEME
AKUSTISCHE GESTALTUNG
4.3.1 HÖRANLAGEN
• Kopfhörern,
• Hörgeräten,
• Ohrimplantaten (Cochlea-Implantat).
Zu unterscheiden sind:
• Induktive Höranlagen (T),
• Infrarot-Übertragungssysteme (IR),
• Funk-Übertragungssysteme (FM) und
• Streaming per WLAN
53
LEITSYSTEME
AKUSTISCHE GESTALTUNG
Eingeschränkte Platz-
freie Platzwahl und
freie Platzwahl und wahl (Sichtverbindung
Mobilität Bewegung innerhalb
Bewegung zum
der Schleife
IR-Sender)
Brummeinstreuungen bei
HF-Störfelder, andere kein „Sichtkontakt“ zum
elektromagnetischen
Mögliche FM-Anlagen, bisweilen IR-Sender, bisweilen
Felder oder falscher
Störeinwirkungen auch durch elektroni- Störungen durch Son-
Schleifen-
sche Vorschaltgeräte nenlicht
dimensionierung
54
LEITSYSTEME
AKUSTISCHE AUSFÜHRUNG
Fest verlegte induktive Höranlagen in Fußboden, Wand Induktionsschleifen wie einfachen Schleifen in kleinen
oder Decke sind für größere Versammlungsstätten wirt- Räumen oder Schleife in Form einer „8“ für große Räu-
schaftlich planbar und bieten Nutzenden von Hörge- me entscheidet über die Qualität.
räten einen optimalen Empfang. Induktive Höranlagen Auf vorhandene Höranlagen sollte bevorzugt vorab über
sollten nach dem „Low-Spillover-Prinzip“ von Fach- Flyer oder im Internet aufmerksam gemacht werden.
leuten geplant und verlegt werden. So wird garantiert, Die Piktogramme der World Federation of the Deaf
dass keine fest verlegten oder mobilen Höranlagen (Kapitel 4.1.4, S 48) können übernommen werden und
in angrenzenden Räumen gestört werden und der sind jeweils am Counter, am Eingang des Raumes
gesamte Raum in gleicher Qualität erreicht wird. Die bzw. am Platz anzubringen. Im Bestand, wo schwierige
Nutzerinnen und Nutzer können sich innerhalb induktiver Gegebenheiten vorliegen können, sind mindestens 20%
Hörschleifen frei bewegen. Das Zusammenspiel von eines Raumes abzudecken. Können nur einzelne Plätze
Nutzungsziel, Raumakustik und Elektroakustik ist aus- ausgewiesen werden, so sollten sie sich in der Nähe der
schlaggebend für eine gute Funktion Empfohlen werden Position der Vortragenden befinden.
eine Computersimulation bzw. raumakustische Messun-
gen vor Abschluss der Bauarbeiten. Die Verlegeart von
55
LEITSYSTEME
AKUSTISCHE AUSFÜHRUNG
INFRAROT- UND FUNK-ÜBERTRAGUNGSSYSTEME (IR) MOBILE HÖRANLAGEN: FUNK ODER INFRAROT (FM)
Die über Mikrofon übertragene Sprache wird kabellos Mobile Anlagen, beispielsweise per Funk oder Infrarot,
durch Infrarotstrahlen oder Funkwellen auf einen kleinen haben den Vorteil, dass sie kabellos, ortsungebunden,
Empfänger übertragen, den die Zuhörenden tragen. leicht zu transportieren und somit überall einsetzbar
sind. Die akustische Übertragungsqualität ist optimal.
Sie können ungünstige Situationen verbessern. Der
Funk- oder Infrarot-Empfänger wird dabei am Körper
getragen und der Ton per Teleschlinge oder Kopfhörer
übertragen. Das induktive Feld bleibt durch die Tele-
schlinge oder den Kopfhörer auf die Person begrenzt.
Verschiedene Kanäle ermöglichen eine Mehrfachnut-
zung ohne sich gegenseitig zu stören, bspw. zum Dol-
metschen. Infrarot-Systeme erfüllen durch den nötigen
Sichtkontakt zum Sender auch sicherheitstechnische
Anforderungen, da die Übertragung so auf einen be-
stimmten Raum begrenzt werden kann.
56
LEITSYSTEME
KOGNITIVE ANFORDERUNGEN
WC
ZUGANG
WARTEN
57
LEITSYSTEME
KOGNITIVE ANFORDERUNGEN
Insbesondere bei Ortsunkenntnis ist es wichtig, den Ein- über Informationstafeln zu bevorzugen. Eine direkte
gangsbereich eines öffentlichen Gebäudes zu erkennen Blickbeziehung vom Haupteingang zum zentralen Infor-
und einfach überschauen zu können und einen Raum mationspunkt und dessen gestalterische Akzentuierung
vorzufinden, der durch seine klare Zonierung leicht zu sind besonders wichtig. Auch wartenden Personen kann
erfassen ist. Vorhandenes und ansprechbares Personal ein Blickkontakt zum Personal Sicherheit geben.
bietet als erste Anlaufstelle Sicherheit und ist gegen
INFORMATION
Sichtbeziehungen im Foyer
58
LEITSYSTEME
KOGNITIVE GESTALTUNGSPARAMETER
ZIEL IN SICHTWEITE
Müssen sich Besuchende durch komplexere Gebäude- kann es sehr hilfreich sein, sogenannte Referenzpunkte
strukturen bewegen, wird neben der Orientierung über oder Landmarks im Gebäude einzusetzen. Diese Orte
eine direkte Sichtbeziehung auch die Orientierung ent- mit einem sehr hohen Wiedererkennungswert zeichnen
lang eines Weges genutzt. Dabei folgt man beispiels- sich durch eine spezifische Gestaltung oder besondere
weise Fluren oder abgesetzten Streifen im Bodenbelag. Blickbeziehungen aus, z.B. in den Außenraum. Referenz-
Je eindeutiger und suggestiver die Laufrichtung durch punkte sind besonders an Plätzen sinnvoll, an denen
die Architektur beschrieben wird, desto leichter fällt die zwischen verschiedenen Richtungen ausgewählt werden
Wegefindung. kann. Eine eindeutige Unterscheidung von Bereichen
Die komplexere Art der Wegefindung ist die sequenziel- unterstützt die Orientierung.
le Orientierung von Punkt zu Punkt. Betritt beispielswei-
se ein Gast das Foyer, muss er von dort zunächst den Die vierte und komplizierteste Art der Orientierung
Lift am Ende eines Flures ansteuern. Mit dem Lift fährt er basiert auf einer kognitiven Karte. Sie verlangt gute
zwei Etagen nach oben, durchquert dort einen Warte- Kenntnisse der Räumlichkeiten und anspruchsvolle ko-
bereich bis zu einer Glastür, hinter der sich sein Ziel be- gnitive Prozesse. Daher eignet sie sich nicht für öffentli-
findet. Um diese Form der Orientierung zu erleichtern, che Gebäude.
59
LEITSYSTEME
KOGNITIVE GESTALTUNGSPARAMETER
60
LEITSYSTEME
KOGNITIVE GESTALTUNGSPARAMETER
Neben einer leicht verständlichen und intuitiv nutzbaren Bauliche bzw. organisatorisch bedingte Stressfakto-ren
Architektur sind Beschilderungen für eine gute Orientie- können die Orientierung hemmen. Dazu gehören
rung in öffentlichen Gebäuden unerlässlich. Es soll ein beispielsweise Lärm, Enge, Blendung, glatt wirkende
ganzheitliches Leitsystem entwickelt und implementiert Bodenbeläge, unzureichende Beleuchtung oder ein
werden. Die Architektur bietet vielerlei Möglichkeiten, Übermaß an Informationen. All diese Aspekte lassen
dieses zu unterstützen wie durch die Nutzung erforder- sich unter dem Aspekt einer zu hohen Reizdichte zu-
licher Markierungen auf Glasflächen oder Auswahl von sammenfassen. Diese kann zu einer kognitiven Über-
Materialien und Farben zur Differenzierung von Berei- forderung führen und steht einer intuitiven Orientierung
chen. Beide Systeme müssen miteinander entwickelt entgegen. Auch psychologische Effekte, wie Unsi-
werden und eine gemeinsame Sprache sprechen. cherheit beim Hineinlaufen in ein düsteres Foyer ohne
Es sind folgende Aspekte zu beachten: natürliche Belichtung oder Angst des Herabstürzens
bei Böden aus Gitterrost auf Aussichtsplattformen, sind
• Um eine Reizüberflutung zu vermeiden, müssen Infor- zu berücksichtigen.
mationsträger im Gebäude sparsam und präzise Die beschriebene Überforderung soll durch eine an-
platziert werden. sprechende und reizreduzierte Gestaltung, die leicht
• Schrift wird in der Regel gut erkannt. Einfache und zu interpretieren ist und dem Nutzer Sicherheit bietet,
kurze Begriffe sind zu bevorzugen. vermieden werden.
• Ergänzung mit einfachen Piktogrammen ist sinnvoll.
Diese sollen die Information direkt wiedergeben und
leicht erkennbar sein.
• Bei der Verwendung von zweidimensionalen Pfeilen ist
zu berücksichtigen, dass diese auch zu Irritationen
führen können, wenn dreidimensionale Wege be
schrieben werden; Beispiel: ein nach oben gerichteter
Pfeil könnte darauf hinweisen, dass das Ziel gerade
aus zu finden ist oder aber auch, dass der Nutzer eine
Ebene nach oben gehen muss. In unmittelbarer Nähe
von Treppen und Aufzügen ist dieser Pfeil nicht geeig-
net. Ebenso wenig eignet er sich, wenn sich viele
Wege in verschiedene Richtungen kreuzen.
• Farbcodierungen für bestimmte Ebenen oder Bereiche
können ergänzend eingesetzt werden.
• Die Montagehöhe von Beschilderungen soll zwischen
1,20 m und 1,60 m liegen.
• Informationen, die seitlich zur Laufrichtung angeord-
net sind, werden weniger wahrgenommen als im
direkten Laufbereich liegende Informationen.
61
LEITSYSTEME
KOGNITIVE GESTALTUNGSPARAMETER
Orientierung durch
Wiederkennung und Sichtbeziehung
62
LEITSYSTEME
DIGITALE AUSFÜHRUNGEN
63
LEITSYSTEME
DIGITALE AUSFÜHRUNGEN
GPS
WLAN
BLUETOOTH, NFC,
RFID, BEACON
SMARTPHONE SENSOREN
lichen Standards vor. Nutzende von Android basierten Die Bedienbarkeit und der Erfolg einzelner Systeme
Geräten haben andere Voraussetzungen als diejenigen und der damit einhergehende Mehrwert für die Nut-
mit IOS-Geräten und stetig steigende Übermittlungsra- zung durch visuell eingeschränkte Menschen hängt von
ten und Bluetooth-Neuerungen führen zu zahlreichen, unterschiedlichen Faktoren ab:
sich parallel entwickelnden Lösungsansätzen, sowohl in
wirtschaftlich agierenden Betrieben, als auch in staat- • Genauigkeit (Stock-Radius),
lich geförderten Konsortien und Hochschulen. • Stabilität der Datenübertragung,
Meist beruht die Positionsbestimmung auf externen Sig- • On-oder Offlinefähigkeit der Anwendung,
nalgebern wie WLAN, Bluetooth Low Energy Beacons, • Für Android und iOS-Betriebssysteme geeignet,
in Kombination mit internen Smartphone-Sensoren, der • Installations- und Wartungskosten,
geräteeigenen Kamera oder Lesefunktionen für QR- • Aktualität der übermittelten Daten und
Codes und NFC-Chips. Je nach Technologie wird die • Nutzerfreundlichkeit.
bis zu unter 30 cm genaue Position in digitalen Grund-
rissdarstellungen, in entsprechenden Applikationen Die größte Herausforderung besteht in der Verbindung
(Apps) auf mobilen Endgeräten abgebildet. von Out- und Indoornavigation für eine Door-to-Door-
Die für die digitale Navigation in Gebäuden notwen- Navigation, wie sie beispielsweise im Forschungs- und
digen Elemente und das Vorhalten von technischen Entwicklungsprojekt m4guide entwickelt wurde.
Voraussetzungen wie z.B. WLAN, Beacons, Kurzstrecken-
Funktechnik, RFID-Tags, NFC- Chips oder QR- Codes
sollte bereits in der Planungsphase für das Leiten von
Besucher- und Kundenströmen bedacht werden.
64
LEITSYSTEME
DIGITALE AUSFÜHRUNGEN
Terminals und Automaten haben barrierefrei zugänglich Es gibt unterschiedliche Anzeige-Medien, beispielswei-
und nutzbar zu sein. Sie müssen für Personen im Roll- se im öffentlichen Personennahverkehr oder in Verwal-
stuhl erreichbar und unterfahrbar, ggf. höhenverstellbar, tungsgebäuden, mit denen dynamische Informations-
nicht in Wänden und sonstigen Bauelementen einge- systeme ausgestattet werden können. Diese müssen
lassen oder scharfkantig ausgebildet sein. Blinde und für alle lesbar sein. Die am häufigsten vorzufindenden
sehbehinderte Menschen sollen sie leicht auffinden und Anzeigemedien sind:
über kontrastreiche und ertastbare Elemente bedie-
nen können. Automaten müssen auch von Personen • LED (Licht Emmitierende Dioden) und
mit einer eingeschränkten Greiffähigkeit leicht genutzt • LCD (Liquid Crystal Display – Flüssigkristallanzeige).
werden können. Akustische Kommunikationsanlagen
unterstützen die Wahrnehmung bei Menschen mit Hör- Kriterien für die Lesbarkeit sind:
behinderungen.
• von Weitem gut erkennbar,
Zielführende Standards liegen derzeit nicht vor. Es sind • übersichtliche Gestaltung,
die Anforderungen der DIN 18040-1, insbesondere unter • deutliches und klares Erscheinungsbild der Anzeige,
4.5 Bedienelemente und 4.6 Service-Schalter, Kassen • blend- und flimmerfrei,
und Kontrollen, zu beachten. Zu den Forderungen und • frontale und seitliche Ablesbarkeit,
Maßgaben der baulichen Einordnung gehören: • Schriftgröße,
• Leuchtdichtekontrast (hell/dunkel),
• barrierefreie Zugänglichkeit, • Farbkombination (z.B. Berücksichtigung von Rot-Grün-
• Leit- und Orientierungselemente, Fehlsichtigkeit)
• Bewegungsflächen • hohe Auflösung, gut lesbare Schrift,
• Sprachausgabe.
und zur Nutzung:
4.5.5 HÖRSTATIONEN
• visuelle, taktile und akustische Wahrnehmung
(Mehr-Sinne-Prinzip), Zu beachten sind folgende Hinweise:
• Touchscreen, der eine Nutzung mit Prothesen ermög- • technische Kompatibilität mit Hörhilfen wie beispiels-
licht, alternativ Funktionstasten für die Nutzung vom weise Hörgeräte mit Telespule und Cochlea-Implan-
Rollstuhl aus, da die Perspektive von unten die Dar- tate; Audiokabel-Anschluss sicherstellen,
stellung auf dem Bildschirm unter Umständen • visuell und taktil kontrastreiche Bedienelemente
beeinträchtigt, vorsehen
• 5-Button-Tastensteuerung (Vor/Enter/Zurück/Plus- • Textfassungen anbieten
Modus/Ein-Aus): barrierefreie Nutzung für motorisch
beeinträchtigte und sehbehinderte Menschen mit 4.5.6 AUDIO-DESKRIPTION
Drucktastern,
• Unterfahrbarkeit, Eine Audio-Deskription als „Video-Beschreibung“,
• Bildschirm (Höhe, Kontrast, Schriftbild, ggf. verstellbar, „Beschreibende Schilderung“ stellt zusätzliche Infor-
blendfrei) – schräge Bedienoberfläche (Pult 15°), mationen über Handlungen, Akteure, Texte und andere
• Software (einfache und intuitive Bedienung, Sprach- visuelle Inhalte auf dem Bildschirm bereit. Die techni-
ausgabe), sche Ausrüstung dazu ist bereit zu halten.
• Audiobuchsen für Kopfhörer sowie Lautsprecher erlau-
ben, die Inhalte zusätzlich zu hören.
65
LEITSYSTEME
DIGITALE AUSFÜHRUNGEN
66
LAGE UND ERREICHBARKEIT
Rettungswege Treppen
ÖPNV IPV
Garderoben Türen/
Barrierefreie Fenster/
Grundstücksgestaltung Oberflächen
Sanitärräume
Zugang Wände/
Decken
Büroräume
Kommunikations-
einrichtungen
Versammlungsstätten / Ausstellungen
67
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND
RÄUME
68
Lä
Qu ngs-
e u
ma rneig nd
x 2 ung
,5%
ma
xim 75
al 0b
100 ei
m He
ckau
sst
350
35 ieg
0
27 150
150
5
27
5
35 0
0 50
69
LAGE UND ERREICHBARKEIT
ZUGANGLICHKEIT UND NUTZBARKEIT
PARKHAUS/GROSSGARAGE
70
Qu
e
ma rneig
x 2 ung
,5% Be
we
g
ma 1,8 ungs
be 0 x flä
i 12 x 60 1,8 che
0B 0 0
rei
te
Lä
ng
ma seig
scharfe Ecken abrunden x 2 ung
,5%
120
m ind
Zu nachfolgenden Ausführungen ist zusätzlich das schränkungen nutzbar. Die Längsneigung darf bis zu
Handbuch Berlin-Design for all – Öffentlicher Freiraum 6% betragen, wenn in Abständen von max. 10,0 m
heranzuziehen. An dieser Stelle werden nur einige all- Zwischenebenen mit einer Längsneigung von max. 3%
gemeine Hinweise gegeben. angeordnet werden.
Lassen sich aufgrund topographischer Gegebenheiten
GEHWEGBREITE stärkere Neigungen nicht vermeiden, sind alternative
Möglichkeiten bzw. Umgehungen oder Rampen zu
Gehwege müssen ausreichend breit für die Nutzung mit berücksichtigen. Auf unvermeidbare abweichende
dem Rollstuhl oder mit Gehhilfen sein, auch im Begeg- Neigung, bzw. erforderliche Umgehungen ist vor Ort
nungsfall. In der Regel sind 1,50 m ausreichend, wenn hinzuweisen.
für den Begegnungsfall nach 18 m eine Fläche von
1,80 x 1,80 m angeordnet wird. Die Mindestbreite von QUERNEIGUNG
1,20 m ist vertretbar, wenn die Länge des Gehweges
maximal 6,0 m beträgt und davor und danach Bewe- Zur Entwässerung des Gehweges ist je nach Griffigkeit
gungsflächen von 1,50 x 1,50 m angeordnet werden. und Oberflächenstruktur eine Querneigung bis maximal
Engstellen und Wege mit einer Breite von 1,20 m sollen 2,5 % möglich. Eine höhere Querneigung ist für Roll-
gut einsehbar sein. stuhlnutzende problematisch, da ein stetiges Gegen-
steuern sehr kraftaufwendig ist.
LÄNGSNEIGUNG
RICHTUNGSÄNDERUNG (siehe Handbuch Design for
Die maximale Längsneigung des Gehweges darf all Öffentlich zugänglicher Freiraum)
grundsätzlich 3% nicht übersteigen. Eine Längsneigung
bis 3% ist für Rollstuhlfahrende oder andere Personen Wegen des Sicherheitsempfindens sind erfahrungsge-
mit Mobilitätsbeeinträchtigung ohne besondere Ein- mäß unüberschaubare Bereiche zu vermeiden. Scharf-
71
LAGE UND ERREICHBARKEIT
ZUGANGLICHKEIT UND NUTZBARKEIT
winklige Ecksituationen bei der Weggestaltung sind mit zugänglich und nicht im unmittelbaren Gehbereich
einer Abrundung oder Abschrägung ggf. anzupassen. anzuordnen. Auf eine möglichst geringe Lesedistanz für
Bei Richtungsänderung soll die Mindestbreite des We- sehbehinderte Personen ist zu achten. Spiegelung und
ges auf 1,50 m erhöht werden oder eine Bewegungsflä- Reflexion sind durch geeignete Materialwahl zu vermei-
che von 1,50 x 1,50 m angeordnet werden. den.
OBERFLÄCHENGESTALTUNG MULDENRINNEN
Die Oberfläche muss griffig, rutschhemmend, eben, In Gehrichtung eingearbeitete Mulden- bzw. Entwässe-
fugenarm und erschütterungsfrei befahrbar sowie nicht rungsrinnen können für blinde und sehbehinderte Perso-
reflektierend sein. Als griffige Oberflächen gelten sol- nen eine ergänzende Orientierungshilfe sein. Dagegen
che, die auch bei Verschmutzung, Nässe oder Schnee, sind Rinnen in Quer- wie in Längslage für Rollstuhlfah-
den Schuhsohlen, Gehhilfen und den Rädern eines Roll- rende wie für Personen mit Gehhilfen problematisch.
stuhles noch sicheren Halt geben. Bewährt haben sich: Sie dürfen daher nur eine Tiefe bis zu 1/30 ihrer Breite
haben und müssen im Kontrast zu ihrem Umfeld stehen.
• Betonsteine/Betonplatten/Betondecken, Dabei sind die Wangen zum Rinnenboden hin abzu-
• Natursteinbeläge, schrägen (mind. 45°). Eine alternative Lösung ist das
• gebrannte, flachverlegte Klinker, bodenbündige Abdecken der Rinne, beispielsweise mit
• Gussasphalt mit Splitteineinstreuung, einem Gitter.
• Waschbetonplatten mit Kieseleinstreuung.
BELEUCHTUNG (siehe Handbuch Öffentlicher Frei-
Eine zu grob strukturierte Oberfläche erhöht den Rollwi- raum)
derstand der Räder und ist daher ungeeignet.
Die Beleuchtung soll gleichmäßig und blendfrei sein.
GEHWEGABGRENZUNGEN (siehe Handbuch Öffentli- Eine Überlappung der Lichtkegel einzelner Leuchten
cher Freiraum) ist sicher zu stellen, sodass keine Verschattungszonen
entstehen. Die häufig auf Wegen begleitenden Bo-
Die seitlichen Abgrenzungen des Gehweges sollen denleuchten und im Geländer integrierte Leuchtkörper
so ausgebildet werden, dass eine klare Wegeführung können bei einem unsachgemäßen Einbau ein sicheres
besteht, insbesondere für blinde und sehbehinderte Per- Befahren oder Begehen behindern. Solche Lichtstrahler
sonen. So können zum Beispiel angrenzende Rasenflä- sollten immer nach unten abstrahlen.
chen, Rasenkantensteine oder Pflastersteine deutliche
taktile Akzente setzen, die blinden Personen zusätzliche MÖBLIERUNG
Tast- bzw. Orientierungshilfe geben.
Die Breite eines Gehweges darf nicht durch Einbauten
ORIENTIERUNGSHILFEN (Kapitel 4.2.1, S. 49) und Gegenstände wie Masten, Bänke und Hinweisschil-
der beeinträchtigt werden. Ist dieses unvermeidbar,
Informationen können durch Markierungen, Belagwech- dann sind sie für blinde und sehbehinderte Menschen
sel in der Gehwegoberfläche bzw. durch markante erkennbar zu gestalten. Möblierungen des öffentlichen
Randausbildung (Kanten) gegeben werden. Konkrete Raums müssen kontrastreich gestalten und möglichst in
Informationen erfolgen über taktile Beschriftung am einer gesonderten Zone aufgestellt werden. Bänken ist
Handlauf. Beschilderungen (siehe Kap…) und sonsti- eine seitliche Aufstellfläche für Rollstühle und Kinderwa-
ge visuelle Vermittlungen von Informationen sind frei gen zuzuordnen.
t maxt max
t maxt max 1/301/30
b b
1 cm1 cm
b b
t = Tiefe Gestaltung von
b = Breite Muldenrinnen
t=Tiefe,
t=Tiefe,
b=Breite
b=Breite
72
5.2 ZUGANG UND EINGANGSBEREICH
Eingangsbereiche besitzen einen hohen Stellenwert. Sie • automatisch funktionierend mit Impulsgeber,
bilden die Schnittstelle zwischen Innen und Außen und • bei Einlasskontrollsystemen leichte Kontaktaufnahme
entscheiden zu einem großen Teil über Eindruck, Nut- ermöglichen. Dabei ist auf die Auffindbarkeit, Erreich-
zungsakzeptanz und -qualität eines Gebäudes. Damit barkeit und Bedienbarkeit von Klingel und Gegen-
obliegt ihnen die Doppelfunktion, einerseits einladend sprechanlage zu achten. Es ist sicher zu stellen, dass
zu wirken, andererseits jedoch den Abschluss, Schutz Personal erreichbar ist und der Sichtkontakt
und eine Kontrolle zu bieten. Eine gemeinsame Ein- zum Personal hergestellt werden kann.
gangssituation für alle Nutzerinnen und Nutzer stellt die
Voraussetzung für Inklusion dar und soll nur in Einzelfäl- Für Menschen mit sensorischen oder kognitiven Ein-
len umgangen werden. Für Menschen mit einer motori- schränkungen sind bedeutend:
schen Einschränkung sind erforderlich:
• Auffindbarkeit und eindeutige Zuordnung des Gebäu-
• stufenlose Eingangsvarianten, des/der Einrichtung aus dem öffentlichen Raum durch
• Tür- bzw. Durchgangsbreiten von mind. 0,90 m, Beschilderung bzw. Leit- und Gestaltungselemente
• Türöffnungsvarianten: • Hervorheben des Haupteingangs durch Form, Propor-
• manuell bedienbare leichtgängige Türen; ein Kraftauf- tion, Farbe, Material und Kontrast,
wand bis max. 25 Newton • Hinweis- und Informationsschilder (Kapitel 4.1.4, S. 46)
• elektromotorisch bedienbar mit Anforderungstaster, und Bedienelemente (Kapitel 6.3, S. 89).
73
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
150
150
ma Hö
x6 0 he
00 ≥12 mi
nd
22
0
150
150
≥5
0
150
74
150
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
die Erkennbarkeit dieser Wände ist auf andere Weise erleichtern nicht nur die Orientierung im Gebäude für
sichergestellt (z.B. Schaufenster mit Auslage). Dabei alle Menschen, sondern unterstützen auch die (Eigen-)
ist zu berücksichtigen, dass diese Markierungen nicht Rettung im Notfall. (Bewegungs-)Flächen und Durch-
zu Reizüberflutungen und Irritationen führen. gangsbreiten fallen sowohl im Brandschutz als auch bei
der Barrierefreiheit Schlüsselrollen zu.
Flure und sonstige Verkehrsflächen dürfen nicht stärker
als 3% geneigt sein, andernfalls sind Rampen oder 5.3.1 BAULICHER BRANDSCHUTZ
Aufzüge vorzusehen.
Intuitiv verfolgbare Verkehrswege innerhalb eines Ge- Das Ziel ist es, Vorkehrungen zu treffen, damit eine
bäudes tragen zur leichteren Orientierung bei: größtmögliche Nutzergruppe alarmiert wird und sich
so weit wie möglich selbst retten kann. Hier schränkt
• Materialwechsel im Boden heben beispielsweise be- jedoch nicht nur die ggf. vorhandene Behinderung
deutende Funktionen hervor, ein, sondern auch Besuchende die keine umfassende
• zu Wand und Boden kontrastierende Fußleisten, Ortskenntnis haben, können durch Barrierefreiheit in der
• punktueller oder auch linienförmiger Einsatz von Licht- Eigenrettung unterstützt werden.
elementen, Ein Grundelement ist die konsequente Umsetzung des
• Einsatz von Farben, Strukturen, etc. Mehr-Sinne-Prinzips, vor allem in der Informations-
vermittlung. Taktile Grundrisse an leicht zugänglichen
Informationsträger und andere (mobile) Ausstattungen Orten können blinden und sehbehinderten Menschen,
dürfen nicht im unmittelbaren Verkehrsbereich aufge- wie allen anderen auch, ein Verständnis vom Gebäu-
stellt werden oder in diesen hineinragen. Sie müssen de wie den Ein- und Ausgängen vermitteln. Im akuten
jedoch so angebracht sein, dass sie gut sichtbar und Rettungsfall ist vor allem das Alarmsystem relevant. Gut
wahrnehmbar sind (vgl. Orientierung / Kognition), In- verständliche Sprachdurchsagen können Evakuierun-
formation sollen sich seitlich zur Laufrichtung befinden gen effektiv organisieren. Zudem müssen alle Bereiche,
oder die Personen auf die Informationen zulaufen. in denen sich Menschen alleine aufhalten oder eine
erhöhte Geräuschkulisse herrscht, wie z. B. in WCs oder
Sporthallen, mit einer Alarmierung nach dem Mehr-Sin-
75
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
80
67
67
55 90
150 30
150 120 150
76
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
a) Raumkonzept mit jeweils integrierter barrierefreier b) Raumkonzept mit barrierefreier Einzelkabine für
Damen- und Herrenkabine Damen und Herren
77
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
90
90
65...(70)
220
40
70 (20)..30
90
AUSSTATTUNGEN
Sanitärobjekte und Bedienelemente sind visuell und • Beschriftungen außen visuell und taktil kontrastreich in
taktil kontrastreich zu Wand- und Bodenflächen sowie in einer Höhe von ca. 1,40 m möglichst rechts neben der
logischer Reihenfolge (Seifenspender, Papier, Abfall…) Türöffnungsseite,
zu gestalten. Bei der Beleuchtung sind Spiegelung, • Piktogramme eindeutig erkennbar, ggf. Ergänzungen
Blendung und Reflexion zu vermeiden (Lichtquellen mit durch Schrift,
Blendschutz, indirektes Licht benutzen). • Innenliegender waagerechter Türöffner.
Zur unabhängigen und selbständigen Nutzung kann ein
Einheitsschließsystem (Euro-Schlüssel) vorhanden sein, Der Einbau von Schiebetüren erfordert gegenüber Dreh-
sofern die WC-Tür für andere Nutzerinnen und Nutzer flügeltüren ein ca. 0,10m breiteres Rohbaumaß, um die
verschlossen bleiben soll. lichte Breite einhalten zu können.
• lichte Durchgangsbreite 0,90 m, Für WC-Becken sind in der Regel folgende Abmessun-
• Türaufschlag grundsätzlich nach außen konzipieren, gen zu beachten:
• bei manuell bedienbaren Türen einen waagerechten
Griff in 0,85 m Höhe auf der Türinnenseite anbringen, • Tiefe 0,70 m,
• Entriegelung von außen möglich , • Höhe 0,46-0,48 m einschließlich Sitz,
• Ver- und Entriegelungssystem müssen einfach ver- • Rückenstütze 0,55 m hinter Vorderkante WC-Becken,
ständlich und nutzbar sein,
• Tür (Türrahmen, -zargen oder -blatt) sowie Türdrücker Im oben dargestellten Planungsfall ist diese zwingend
kontrastreich zueinander und zum Umfeld gestalten, erforderlich.
78
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
65
-75
95-195
140
55
46-48 28
90
70
40
80
90
0
20-3
150 90
150
79
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
OK Sitzhöhe +28
85
50
46-48
150
150
• Ablagen in einer Höhe von max. 0,85 m, Nicht jede öffentliche Toilette muss eine “Toilette für
• Kleiderhaken in einer Höhe von max. 1,20 m (Variante: Alle” bereithalten. Bestimmte Einrichtungen sollten die-
in 2 Höhen für stehende und sitzende Position), ses Angebot jedoch vorhalten. Bspw. Bahnhöfe, Flughä-
• rutschhemmender Fußboden (Kapitel 6.4.3, S. 84), fen, Touristische Highlights.
• Notrufleine- oder Schalter bis zu einer Höhe von
max. 0,20 m über OKF im Bereich der Umsteigefläche, 5.5.3 WICKELRAUM
• eventuell Aufsatz zur Erhöhung des Toilettensitzes.
• Bei größeren, bzw. einrichtungsspezifischen WC- Bei fest montierten Wickelauflagen (Wickeltisch 0,70 x
Anlagen sollte eine Sanitäreinheit für kleinwüchsige 0,70 m) muss die Raumgröße unter Berücksichtigung
Menschen und Kinder vorgesehen werden – WC-Be- der Bewegungsfläche angepasst werden. Bei einer
cken in einer Höhe von 0,35 m (ohne Sitz) und Urinal- klappbaren Ausführung ist die eingeklappte Tiefe zur
becken auf eine Höhe von 0,50-0,57 m setzen. Mindestraumbreite hinzuzufügen.
• Waschtisch höhenverstellbar oder auf OK 0,55 m
5.5.4 BÄDER UND DUSCHEN
5.5.2 TOILETTE FÜR ALLE
müssen die Anforderungen gemäß DIN 18040-1 erfüllen.
Unter dem Begriff “Toilette für Alle” versteht man Toilet-
ten für mehrfach und schwerbehinderte Menschen, für • Bodengleiche Duschfläche 1,50 x 1,50 m (nicht mehr
die eine barrierefreie Toilette nicht ausreicht. Die “Toi- als 20 mm abgesenkt, z.B. angeschrägt),
lette für Alle” bietet zusätzlich zur Barrierefreiheit gemäß • Duschklappsitz, Duschhocker, Duschstuhl: Sitzfläche
DIN 18040-1: mind. 0,50 m tief, Sitzhöhe 0,46-0,48 m,
• eine höhenverstellbare Liege • Haltestangen waagerecht in Höhe von 0,85 m, senk-
• Decken- oder Standlift recht bis 1,50 m Höhe,
• eine ausreichende Größe
80
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
• Bedienelemente (Armatur, Brauseschlauch, Seife) in Generell sollte eine barrierefreie Anpassung der Büro-
ca. 0,85 m Höhe seitlich erreichbar, räume bzw. des Arbeitsplatzes ohne große Umbauten
• Bodenbelag des Duschbereiches rutschhemmend möglich sein.
(nach DGUV Information 207-006 mindestens Be Die konkreten baulichen Anforderungen, auch an die
wertungsgruppe B), Barrierefreiheit, sind in den Technischen Regeln für
• Ablage oder Rollregal in Höhe von ca. 0,85 m, Arbeitsstätten zu finden. Die hier beschriebenen An-
• Trennwände aus Glas visuell kontrastreich markieren, forderungen stellen nur eine Auswahl der wichtigsten
• Armaturen sollen intuitiv bedienbar sein, Aspekte dar. Für Büroräume in Verwaltungsgebäuden
• Verbrühschutz, Sicherstellung der maximalen Wasser- sind folgende bauliche Kriterien zu beachten:
temperatur von 45°.
• Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Gemeinschafts-
5.5.5 UMKLEIDEBEREICHE räumen (Seminarräume, Kantine, Teeküche),
• Türen (Kapitel 6.4, S. 91): Durchgangsbreite 0,90 m,
Für Umkleidebereiche, besonders in öffentlich zugäng- Beschriftung, visuell kontrastreiche Markierungen von
lichen Bädern und großen medizinischen oder Well- Glasflächen,
ness-Einrichtungen, muss sich mindestens eine Kabine • Bewegungsfläche im Raum (Kapitel 2.2, S. 21),
zum Aufstellen einer Liege eignen. Es gelten folgende • barrierefreie Möblierung,
Vorgaben: • Bedienelemente: z.B. zum Öffnen von Fenstern
• Kabine mit einer Bewegungsfläche von 1,50 x 1,50 m (Kapitel 6.4.2, S. 93) bzw. für Sonnenschutz in Höhe
• Liege in Höhe von 0,46-0,48 m, von 0,85 - 1,20 m, Heizung, Klimaanlage,
• Schranknutzung: Höhe der Schließvorrichtungen • spezielle individuelle Hilfsmittel,
0,85 m; unterste Schrankablage in 0,40 m Höhe; Klei- • Zuordnung von Sanitärräumen,
derstangen oder -haken in einer Höhe von max. 1,20 m, • ausreichende Beleuchtung, Blendungen, Schattenbil-
• Bank mit Sitztiefe von mind. 0,50 m, dungen und Spiegelungen sind zu vermeiden
• ggf. Wechsel auf Duschrollstuhl ermöglichen, (Kapitel 4.1.2, S. 45),
• taktile und visuelle Kennzeichnung von Schränken, • kontrastreiche Gestaltung.
• Fönbedienung,
• Schlüsselanhänger mit taktiler Kennzeichnung.
5.7 VERSAMMLUNGS-
5.6 BÜRORÄUME IN STÄTTEN
VERWALTUNGS- “Versammlungsstätten sind bauliche Anlagen oder Teile
baulicher Anlagen, die für die gleichzeitige Anwesen-
GEBÄUDEN heit vieler Menschen bei Veranstaltungen, insbesondere
erzieherischer, wirtschaftlicher, geselliger, kultureller,
Das Sozialgesetzbuch IX verpflichtet Arbeitgeber dazu, künstlerischer, politischer, sportlicher oder unterhal-
Arbeitsstätten und das Arbeitsumfeld so zu gestalten, tender Art bestimmt sind, sowie Schank- und Spei-
dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behin- sewirtschaften. Versammlungsräume sind Räume für
derung dauerhaft eine Beschäftigung finden. Dazu zählt Veranstaltungen oder für den Verzehr von Speisen und
auch die Sicherstellung einer barrierefreien Informa- Getränken. Hierzu gehören auch Aulen und Foyers, Vor-
tionstechnik und Kommunikation (Kapitel 4.5.3, S. 65; trags- und Hörsäle sowie Studios.“ (BetrVO § 23 Abs. 2)
Kapitel 6.6, S. 96; BITV 2.0). Grundsätzlich sind die allgemeinen Anforderungen an
Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert in Artikel öffentlich zugängliche Bauten zu beachten. In Veran-
27 darüber hinaus die inklusive Gestaltung der Ar- staltungsräumen, die als Versammlungsstätten genutzt
beitswelt. Das heißt, Arbeitsbedingungen sollen an den werden, aber nicht formell unter die Betriebsverordnung
Menschen angepasst werden und nicht umgekehrt. fallen (Hinweis: Die BetrVO gilt erst ab Versammlungs-
Beschäftigt ein Arbeitgeber Menschen mit einer Behin- räumen mit 200 Besucherplätzen) und eine feste Be-
derung, dann hat er nach der Verordnung über Arbeits- stuhlung oder Stufenreihen haben, müssen für Rollstuhl-
stätten (ArbStättV §3a (2)) für die barrierefreie Nutzung nutzende mindestens 1% der Plätze, mindestens jedoch 1
der Räume und Arbeitsplätze Sorge zu tragen. Platz auf ebener Standfläche vorhalten. Sie müssen den
81
LAGE UND ERREICHBARKEIT
BEREICHE UND RÄUME
Anforderungen der DIN 18040 Teil 1 entsprechen, unab- • ein zusätzlicher Handlauf (z.B. bei steilen oder sehr
hängig von der Anzahl der Besucherplätze insgesamt. breiten Treppen) für mehr Sicherheit (Kapitel 6.2, S. 87).
Diese Plätze können auf die nach § 26 Abs. 4 BetrVO • Vermeidung von Personensperren wie Drehkreuzen als
erforderliche Anzahl (mind. 1%, mind. jedoch 2 Plätze) alleinige Ein- oder Ausgänge, unvermeidliche Perso-
angerechnet werden, wenn mehr als 200 Besucherplät- nensperren z.B für Personen im Rollstuhl öffenbar,
ze vorhanden sind und die Versammlungsstätte damit • mindestens ein barrierefreies WC je 10 Rollstuhlplätze
der BetrVO unterliegt. (§12 MVStättV).
Nach DIN 18040-1 sollen darüber hinaus Sitzplätze mit
einer größeren Beinfreiheit für gehbehinderte und groß- BÜHNENZUGANG
wüchsige Menschen zur Verfügung gestellt werden. Bei
Neubauten sind bereits in früher Planungsphase not- Barrierefreiheit ist nicht nur im Publikumsbereich von
wendige und angemessene Anforderungen zu ermitteln. Bedeutung. Menschen mit Behinderungen ist die Teilha-
Gebäuden im Bestand zeigen dagegen mitunter bauli- be am kulturellen Leben und damit auch auf der Bühne
che Zwänge. Es sind jedoch alle Möglichkeiten auszu- zu ermöglichen. Der Bühnenzugang ist daher stufenlos
schöpfen. Folgende Kriterien sind bei Plätzen für Rollstuhl zu gestalten und ggf. mit mobilen Rampen oder Huban-
nutzende Menschen zu beachten: lagen zu organisieren.
≥150
≥130
≥90
≥150
≥90 ≥90
82
6. GEBÄUDE-
TEILE + DETAILS
GEBÄUDETEILE + DETAILS
RAMPEN
6.1 RAMPEN
Absturz-
sicherung
Handlauf
85-90
Radabweiser
mind 10
mind 120
84
GEBÄUDETEILE + DETAILS
RAMPEN
150
≥150
≥30
≥30
6 % Steigung
72
36
18 m 12 m 6m 0m
Podest Podest Podest
85
GEBÄUDETEILE + DETAILS
TREPPEN
6.2 TREPPEN
nutzbare
Treppenart Laufbreite min. max. min. max.
cm min.
Baurechtlich not-
100 140 190 260 370
wendige Treppe
Baurechtlich nicht
notwendige 50 140 210 210 370
(zusätzliche) Treppe
STEIGUNGSVERHÄLTNIS
86
GEBÄUDETEILE + DETAILS
TREPPEN
87
GEBÄUDETEILE + DETAILS
TREPPEN
60
,5
3-4
≥5
30
OK 85-90
30
30
BELEUCHTUNG
3-5
Eine Beleuchtung mit natürlichem Licht ist zu bevorzu- 1-2
gen. Künstliches Licht sollte die Trittstufen vom darüber
liegenden Treppenlauf her ausleuchten, um Schattenbil-
dungen und visuelle Irritationen zu vermeiden. Seiten- max 2
leuchten oder Stufenbeleuchtung können Blendwir-
kungen hervorrufen und sind daher nur mit schwacher
Luxzahl und nach unten abstrahlend einzusetzen. Auch
eng gebündelte Lichtstrahler erzeugen mitunter harte
Schatten. Die Beleuchtung unterstützt das Leiten und
die Orientierung innerhalb einer Gebäudes. bei Fahrsteigen:
• max. Steigungswinkel ca. 7° (angenehme Nutzung),
FAHRTREPPEN (und Fahrsteige) • max. Nenngeschwindigkeit 0,5 m/s,
• Fahrsteigbreite mind. 0,90 m,
Fahrtreppen sind dann eine sinnvolle Ergänzung zu • seitliche kontrastreiche Markierung,
baulichen Treppen oder Rampen, wenn z.B. Fußgän-
gerinnen und Fußgänger große Höhenunterschiede Mit diesen Richtwerten können Fahrsteige auch von
überwinden müssen. Es ist folgendes zu beachten: Personen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen angenehm
genutzt werden. Dabei muss gewährleistet sein, dass
bei Fahrtreppen: die Rollstühle sicher auf dem Fahrsteig zum Stehen
• max. Steigungswinkel 30°, gebracht werden können.
• max. Laufgeschwindigkeit 0,5 m/s, Fahrtreppen und Fahrsteige können nicht von allen mo-
• mind. drei Stufen Vorlauf, bilitätseingeschränkten Personen genutzt werden und
• Treppenbreite ca. 1,00 m; mindestens aber 0,80 m, sind deshalb als alleinige Alternative zu Treppen und
• Stufenkanten sowie seitliche Stufenenden visuell kon- Aufzügen nur bedingt geeignet. Der zusätzliche Einbau
trastreich markieren, eines Aufzugs ist daher unbedingt erforderlich.
88
GEBÄUDETEILE + DETAILS
AUFZÜGE
6.3 AUFZÜGE
160...200
90
110
140
90
140
150
110...140
BEDIENELEMENTE Bei Aufzügen mit zwei Zugängen über Eck muss je ein
Bedientableau gegenüber der Tür angebracht werden.
• Mindestabstand zu Ecken oder einem anderen Bauteil Visuelle Informationen, die z.B. über Leuchtanzeigen
mind. 0,50 m, (Kapitel 4.5.4, S. 65), gegeben werden, müssen durch
• visueller und taktiler Kontrast der Ruftaster sowie akustische Signale bestätigt werden und umgekehrt
Schriftzeichen, Zahlen und Symbole (erhaben: z.B. (Mehr-Sinne-Prinzip).
erhabene Profilschrift, Braille).
89
GEBÄUDETEILE + DETAILS
AUFZÜGE
6.3.1 SONSTIGE AUFZÜGE UND HUBANLAGEN Der Einsatz ist besonders für den historischen Bestand
(Denkmalschutz) geeignet, da so der Gesamteindruck
Sonstige Aufzüge und Hubanlagen können in Sonder- eines Gebäudes erhalten bleibt und eine Lösung am
fällen, in der Regel im Bestand, eingesetzt werden. Das Haupteingang ermöglicht. Zu beachten sind:
sind z.B. Plattformlifte, mobile Hebeplattformen und
Hubtreppen. Sie werden nach der Maschinenrichtli- • ausreichende Plattformgröße,
nie eingebaut und sind ohne Aufzugsschacht und mit • ausreichende Treppenbreite,
einer Auffahrrampe einsetzbar. Die Auswahl der tech- • ausreichende Auffahrfläche.
nischen Anlage ist neben den vorhandenen baulichen Ein horizontales Tableau mit einer geneigten Oberflä-
Bedingungen stark von der Nutzung der baulichen che (Pult) ist einer vertikalen Anordnung vorzuziehen.
Anlage abhängig. Beim Einsatz soll die Tragfähigkeit Eine doppelte Ausführung wird nicht gefordert.
für den öffentlichen Bereich von mindestens 350-400
kg ermöglicht werden. Die Art der Bedienbarkeit ist VERTIKALE PLATTFORMAUFZÜGE
je nach Nutzungssituation auszuwählen. Dazu gibt es
verschiedene Systeme wie die Bedienung über Taster, Vertikale Plattformaufzüge müssen EN 81-41 entspre-
Schlüssel (Euro-Schlüssel), Zahlencode, Chip oder eine chen. Sie sollen sowohl von Rollstuhlnutzenden als auch
funktionelle Fernbedienung. Folgende Kriterien können durch Personen ohne Rollstuhl nutzbar sein. Befehlsge-
die Auswahl der technischen Hubanlage bestimmen: ber und Signale müssen barrierefrei sein. Die Informati-
onen sind im Mehr-Sinne-Prinzip zu kommunizieren. Der
• Höhendifferenz, Bodenbelag muss rutschfest sein und die Türen müssen
• autorisierter Kreis von Nutzenden, selbständig und barrierefrei funktionieren. Die Hebeme-
• Nutzungsfrequenzen, chanismen an der Seite der Plattform müssen geschützt
• Bedienpersonal, sein, um Gefährdungen für den Benutzer zu verhindern.
• Tragfähigkeit. Es müssen ausreichende Beleuchtung und visueller
Kontrast für einen sicheren Zugang und ein sicheres
Hebeaufzüge, Plattformlifte, Hebeplattformen oder Verlassen der Plattform vorhanden sein.
Hubtreppen sind nur im Bestand und nach Prüfung
aller Alternativen (Rampen, Aufzüge) einzubauen. Eine
selbstständige Bedienung der Anlagen zur vertikalen
Erschließung wird generell bevorzugt.
90
GEBÄUDETEILE + DETAILS
TÜREN
90
≥205
85-105
≥5
0
150
150
6.4.1 TÜREN
Türen sind ein entscheidendes und häufig genutztes man zugeführt wird, umso mehr (s. Orientierung).
Bauelement zur selbständigen Erschließung von Funkti- Die Affordanz (s. theoretische Angaben Kognition), eine
onsräumen. Die Aufmerksamkeit ist neben ausreichen- Tür zu öffnen und zu benutzen, kann durch eine entspre-
der Bewegungsfläche auf visuelle und funktionelle chende Gestaltung wie z.B bei der Verglasung, Mate-
Merkmale zu legen. Wie eine Tür im Raum platziert ist, rialität und Farbgebung unterstützt werden. Türen zu
hat Auswirkungen auf deren Erkennbarkeit und Wahr- wichtigen Räumen können so besonders hervorgehoben
nehmung. Türen, die parallel zur Laufrichtung platziert werden.
sind, werden weniger wahrgenommen, Türen, auf die
91
GEBÄUDETEILE + DETAILS
TÜREN
92
GEBÄUDETEILE + DETAILS
TÜREN /FENSTER
nen, an welcher Seite die Türen angeschlagen sind. Hier 6.4.2 FENSTER
können unterstützende Markierungen oder Piktogramme
zur Anwendung kommen. Auch die Information, ob der Fenster sind nur in speziell genutzten Funktionsberei-
Nutzer drücken oder ziehen muss erleichtert die Bedien- chen barrierefrei auszurichten. Das betrifft z.B. barri-
barkeit einer Tür. erefreie Büroräume oder barrierefreie Gästezimmer
in Beherbergungsbetrieben. Bei diesen Fenstern ist
GESTALTUNG folgendes zu beachten:
Türen sind zur Wandfläche kontrastreich abzugrenzen. • vor dem Fenster Bewegungsfläche von mind.
Der Kontrast zur Wand kann sowohl als Fläche (Türblatt) 1,50 x 1,50 m. Von wesentlicher Bedeutung ist die Art
oder als Rahmen (Zargen) ausgebildet sein. Kontraste der Bedienung und Öffnungsrichtung von Fenster-
sollen hell-dunkel oder farbig mit hohem Leuchtdichte- flügeln.
kontrast sein. Untere Türanschläge und Schwellen sind • Bedienteile zum Öffnen, Schließen und Verstellen
zu vermeiden, wenn sie technisch unabdingbar sind, (z.B. Rollläden) im Greifbereich einer im Rollstuhl
sollen sie auf eine maximale Höhe von 20 mm (z.B. sitzenden Person – Höhe 0,85-1,05 m über OKF,
angeschrägt oder abgerundet) begrenzt werden. Gitter- • andernfalls Ausstattung mit geeigneten Hilfsmitteln
roste vor Türen sollten eine maximale Maschenweite von (z.B. Umlenkgestänge, verlängerte Griffe),
12 x 12 mm nicht überschreiten. • visuell kontrastreiche Gestaltung der Bedienelemente,
• Brüstungshöhe ab ca. 0,60 m – freier Ausblick,
GLASTÜREN • einfache, intuitive Bedienung.
• Die Markierung großer Verglasungen sollte nicht irri-
Glastüren können dem Nutzer die Orientierung erleich- tierend sein und zur Reizüberflutung führen.
tern, da die Funktion hinter der Tür visuell erkennbar ist, • Ein Bezug zum Außenraum kann die Orientierung
beispielsweise farbige Gestaltung oder ein Glasaus- unterstützen, deswegen ist die Lage der Fenster und
schnitt. Glasausschnitte unterstützen auch die Nutzbar- die Inszenierung der Ausblicke unterstützend zum
keit, da zu erkennen ist, ob sich jemand hinter der Tür Orientierungssystem möglich.
befindet.
Ganzglastüren und große Glasflächen müssen durch Drehflügelfenster ermöglichen rollstuhlnutzenden und
Sicherheitsmarkierungen gekennzeichnet sein, die kleineren Menschen eine optimale Bedienung, sofern
sich die Fensterolive im Greifbereich befindet. Drehflü-
• über die gesamte Glasbreite reichen, gelfenster mit Dreh-Kippbeschlag sind für rollstuhlnut-
• visuell kontrastreich sind (Wechselkontrast hell/dunkel) zende Menschen nur eingeschränkt bedienbar.
dun Schwingflügelfenster haben den Vorteil der leichten Be-
• in einer Höhe zwischen 0,40-0,70 m und 1,20-1,60 m dienbarkeit, da der Griff am unteren Fensterholm ange-
angeordnet werden. bracht ist. Nachteilig ist ein mögliches Durchschwingen.
Wendeflügelfenster können von rollstuhlnutzenden
Die notwendigen Glasmarkierungen sollen nicht irritie- Personen gut bedient werden. Im geöffneten Zustand
rend sein und zu einer Reizüberflutung führen. Dabei ragen sie allerdings in den Raum und schränken die Be-
sollten die Markierungen einen Bezug zum gesamten wegungsfläche ein.
Leit- und Orientierungssystem aufweisen. Sie sind nur
notwendig wenn sie an Verkehrsflächen anschließen. Schiebefenster sind insbesondere für Menschen im Roll-
stuhl in der selbsttätigen Benutzung gut geeignet. Die
Bewegungsfläche wird nicht beeinträchtigt.
Das eigenständige Öffnen eines Oberlichtfensters kann
für eine im Rollstuhl sitzende Person mit Hilfsmitteln er-
160 möglicht werden. Es eignet sich ein Gestänge oder eine
Kurbel zur Betätigung des Oberlichtöffners. Das Steue-
h≥8 120 rungsteil ist zwischen 0,85 m und 1,05 m anzuordnen.
70 ZUSÄTZLICHE AUSSTATTUNGEN
40
• außen- und innenliegender Sonnen- und Sichtschutz –
leicht manuell bedienbar, ggf. automatische Funktion.
93
GEBÄUDETEILE + DETAILS
OBERFLÄCHEN
94
GEBÄUDETEILE + DETAILS
OBERFLÄCHEN
95
GEBÄUDETEILE + DETAILS
KOMMUNIKATIONSELEMENTE
6.5 KOMMUNIKATIONSELEMENTE
120
85
85 - 120
Adressschild, Briefkasten, Klingel oder Gegensprechan- Akustische Signale (Rückmeldungen) sind visuell wie-
lage haben die Sicht- und Sprechhöhe von rollstuhlnut- derzugeben bzw. umgekehrt, sodass möglichst immer
zenden und kleineren Personen (ca. 1,20 m) zu berück- mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden. Zu
sichtigen. Bedienelemente sind in einer Höhe von Schriften vgl. Kapitel 4.1.4, 47.
0,85 m kontrastreich zu planen.
96
QUELLEN
QUELLENVERZEICHNIS
DIN-NORMEN
DIN 18040
Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen, Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude
DIN 18041
Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen
DIN 18065
Gebäudetreppen – Begriffe, Messregeln, Hauptmaße
DIN 32974
Akustische Signale im öffentlichen Bereich – Anforderungen
DIN 32975
Gestaltung visueller Informationen im öffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung
DIN 32976
Blindenschrift – Anforderungen und Maße
DIN 32984
Bodenindikatoren im öffentlichen Raum
DIN 33402
Ergonomie – Körpermaße des Menschen
Teil 1: Begriffe, Messverfahren, Teil 2: Werte,
Teil 3: Bewegungsraum bei verschiedenen Grundstellungen und Bewegungen
DIN 51 097
Bodenbeläge im Innenbereich
DIN 1450
Schriften – Leserlichkeit
DIN 5035
Beleuchtung mit künstlichem Licht
Teil 3: Beleuchtung im Gesundheitswesen; Teil 6: Messung und Bewertung
DIN EN 12665
Licht und Beleuchtung – Grundlegende Begriffe und Kriterien für die Festlegung von Anforderungen an die Be-
leuchtung
DIN EN 12464
Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten
97
QUELLEN
DIN EN 12193
Licht und Beleuchtung – Sportstättenbeleuchtung
DIN EN 13200
Zuschaueranlagen
DIN EN 1154
Schlösser und Baubeschläge – Türschließmittel mit kontrolliertem Schließablauf – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1155
Schlösser und Baubeschläge – Elektrisch betriebene Feststellvorrichtungen für Drehflügeltüren – Anforderungen
und Prüfverfahren
DIN EN 12217
Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung; Mai 2004 (deutsche Fassung)
(Entwurf: November 2010)
WEITERE REGELUNGEN
ISO 7001
Graphische Symbole zur Information der Öffentlichkeit
ISO 21542
Kontrastwert KW
Bauordnung für Berlin (BauO Bln), Stand mit 5. Änderung des Gesetzes vom 28.10.2020
https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-BauOBE2005rahmen
Betriebsverordnung
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/download/bauen/BetrV.pdf
98
QUELLEN
Ausführungsvorschriften zu § 49 der Bauordnung für Berlin (BauO Bln) über Stellplätze für Kraftfahrzeuge für
Menschen mit schwerer Gehbehinderung und Rollstuhlnutzende sowie für Abstellplätze für Fahrräder
(AV Stellplätze) vom 15. Juli 2020, (ABl. S. 4318); berichtigt ABl. S. 4513
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/download/bauen/AVStellplaetze.pdf
Allgemeine Anweisung für die Vorbereitung und Durchführung von Bauaufgaben Berlins – ABau
https://senstadtfms.stadt-berlin.de/eabau/lesefassung.pdf
Konzept Barrierefrei
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/barrierefreies_bauen/download/Konzept_Barrierefrei.pdf
Berliner Denkmalschutzgesetz
https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-DSchGBE1995rahmen
Design for all – Checkliste zur Konzeption und Gestaltung barrierefreier Ausstellungen;
Hrsg.: Landesverband der Museen zu Berlin e.V. (LMB)
BGR/GUV-R 181
Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr;
Hrsg.: Bundesministerium für Gesundheit
GUV-I 8527
Bodenbeläge für nassbelastete Barfußbereiche;
Hrsg.: Deutsche gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
GUV-SR S2
Kindertageseinrichtungen
Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
GUV-SI 8011
Richtig sitzen in der Schule – Mindestanforderungen an Tische und Stühle in allgemein bildenden Schulen;
Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
VVBIT
Verwaltungsvorschriften zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik
BbgBITV
Brandenburgische Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung
(Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Brandenburgischen Behindertengleichstel-
lungsgesetz)
BITV 2.0
Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung
99
QUELLEN
Richtlinie für taktile Schriften – Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift und von Piktogrammen
DBSV Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
LITERATUR
Verbesserung von visuellen Informationen im öffentlichen Raum – Handbuch für Planer und Praktiker
Bundesministerium für Gesundheit; Bonn, 1996
Gesamtkonzept „Inklusive Schule“ – Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinde-
rungen, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Januar 2011
Universal Design
Oliver Herwig, Birkhäuser Verlag; 2008
Barrierefrei Konzipieren und Gestalten – Leitfaden für Ausstellungen im Deutschen Technikmuseum Berlin
Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin (DTMB); Berlin, 2008
Schriftensammlungen:
DBSV e.V. – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
Sozialverband VdK Deutschland e.V.
Für die Texte zur Kognition: Brunswik, 1952, Norman, 2002, Gibson, 1979
100
QUELLEN
INTERNET
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/barrierefreies_bauen/
https://www.berlin.de/sen/inneres/moderne-verwaltung/digitale-barrierefreiheit/berliner-standards/
www.universalraum.de
www.eph-psychiatrie.de
www.eph-barrierefreiheit.de
www.eph-demenz.de
www.tombieling.com
http://www.baufachinformation.de/
http://nullbarriere.de
http://pro-retina.de/beratung/mobilitaet/literatur
http://acs-akustik.at
http://bik-online.info/
http://www.people1.de/
http://leichtesprache.org
http://netz-barrierefrei.de/seite/einfache-sprache-10-regeln.html
DANKE AN
Für die Texte zur Kognition:
universalRAUM®- Institut für evidenzbasierte Architektur im Gesundheitswesen GmbH
Dr.-Ing. Nadine Glasow, Ing. Arch. Šárka Voríšková, Dr. phil. Katharina König
Die Mitglieder der AG Bauen und Verkehr – barrierefrei, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bauen und
Wohnen Berlin
101
102
STICHWORTVERZEICHNIS
STICHWORTVERZEICHNIS
A I
E N
103
STICHWORTVERZEICHNIS
Querneigung: 71, 84
Querrillen: 85
Rampe: 21, 22, 39, 45, 69, 71, 75, 82, 84-86, 88, 90
Rettungswege: 75
RFID-System: 29
UN-(Behindertenrechts-) Konvention: 14
Unterfahrbarkeit: 20, 21, 22, 65, 79, 82
104
IMPRESSUM
Herausgeber der überarbeiteten 3. Auflage
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
- Kommunikation -
Fehrbelliner Platz 4
10707 Berlin
http://stadtentwicklung.berlin.de
Illustration
Robert Niemann
Internetredaktion: senstadt.berlin.de
105