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Vorspiel:
Begrüßung der Zuschauer mit der Bitte, erst jeweils nach Ende der Stationen zu
applaudieren !!
Die Fremdenführerin begrüßt die Leute und erzählt Wissenswertes über die Stadt Schwabach
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Kipfstuhl folgenden Text, der das Rathaus
wunderbar beschreibt:
Noch prunkt aus längst vergangener Zeit
das markgräfliche Amtsgebäud,
im Gasthaus Lamm, das ihr dort seht,
Fremdenführerin zeigt zum Gasthaus Lamm
schlief einst Deutschlands größter Poet Goethe.
Zu den Besuchern:
Darum folget mir und ich zeig euch das Zeugnis jener
Septembernacht.
FV: Sagen sie mal, sie können doch nicht einfach so in meine Gruppe platzen und
alles über den Haufen werfen!
FV: Welches Recht nehmen sie sich denn heraus die Führung zu übernehmen.
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Teufel: Stopp! Hier beginnt unsere Reise.
Nun seht was geschah,
mit der Hexe Barbara.
Eine schöne Frau gar lieb und gut,
da traf sie die sengende Glut
von grausamer Dummheit entfacht,
wurde sie zur Folter gebracht
und unter johlendem Geschrei
wegen teuflischer Hexerei
auf dem Marktplatz verbrannt.
Hüt Dich vor Unverstand!
Teufel:
Der Teufel öffnet das Tor und alle gehen hinein. Im Hof befinden sich die Darsteller im
Freeze. Die Kinder stehen im Kreis, Elisabeth bei Gretel und den Nachbarinnen, die
Waschweiber hinter den Ratschen. Barbara oben am Geländer. Der Teufel erweckt sie und
die Szene beginnt.
-> Geige-
Möge das Spiel beginnen
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Station I
1. Auftritt
Von oben hört man Barbara die Melodie von „Mein Schwabach“ leise verliebt summen.
Einige Buben auf einem kleinen Leiterwagen mit Tannenzapfen bleiben etwas abseits von den
Mädchen und fangen eine Rauferei an und streiten.
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1. Bub: Du hast all meine Beeren aufgegessen, die ich am Heidenberg
gepflückt habe. Mutter wird aber schimpfen.
Die Mädchen bewerfen die Buben mit Tannenzapfen. Die Mädchen flüchten schreiend, die
Buben laufen den Mädchen nach ins Bürger-Haus.
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2. Auftritt
Barbara kommt oben an Geländer und singt das Lied „Mein Schwabach“.
Auftritt Otto. Er beobachtet sie. Wenn Babara abgeht, pfeift er die Melodie des Titellieds
aus „Der lustige Schmied“.
Otto wiederholt. Barbara kommt und antwortet ihm pfeifend – ein Spiel unter Verliebten.
Otto nimmt Barbara in die Arme und dreht sie zu sich ein.
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Otto: Ach Barbara, wie lieb ich dich –
Hier schwör ich dir aufs Neue:
Dein zu sein in ew´ger Treue
Möge da kommen was will!
Barbara holt Luft und will etwas sagen, doch Otto legt ihr einen Finger auf die Lippen.
Barbara sitzt auf einer kleinen Bank vor dem Haus - Otto folgt ihr.
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Otto: Was dann?
Barbara (zögernd): Otto, ich muss dir erst etwas gestehn (hinsetzen)
Otto löst sich und sitzt vor Barbara auf dem Boden und hört gespannt zu.
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ALLE: vor Schreck - mit Ton - einatmen.
Ratschweiber nicken sich zu.
Otto zum Publikum: Drin in der Kirche gelacht, hör ich recht? (Steht auf)
Ach Barbara, du tatest schlecht.
Gerade jetzt, zu dieser Zeit -
Wo selbst der Kaplan liegt im Streit
mit dem Bürgermeister und dem Rat
weil man noch nicht die Hexe hat,
die uns die Pest hat hergebracht.
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und lässt solches Unglück nicht zu
Heilige Mutter! (Betet „Hände zur Höh“)
Bitte du für mich, ach für uns beide hier.
Du weißt ja, ich kann nichts dafür.
Beide stehen in Verzweiflung voreinander. Otto nimmt Barbara in den Arm und sie gehen
Hand in Hand zur Seite ab. Währenddessen kehren die Kinder zurück.
Sie versammeln sich in der Mitte um Elisabeth.
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3. Auftritt
Die Kinder schließen um Elisabeth einen Kreis unter Lachen und beginnen den Reigen.
Auftritt des Handwerkers Gustav.
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angenehm mit krummem Finger,
günstig ist die Zeit dazu -
schert euch fort, ihr dummen Dinger,
auch du, kleine Hexe du –
Während der Handwerker spricht „Mit krummem Finger“, laufen die Kinder ihm hinterher
und machen krumme Finger und laufen dann weg. Bei der letzten Zeile zeigt der
Handwerker auf die zurückgebliebene Elisabeth und hilft ihr beim aufstehen, welches nun
ebenfalls eiligst fliehst, der Handwerker schaut ihr nach und spricht dann zu sich.
Der Handwerker pflückt eine Blume und pflückt ein Blättchen nach dem anderen.
Handwerker: sie liebt mich, nein, liebt mich, nein, liebt mich
nein, ja, nein, verdammt! Nochmal frag ich.
(Nimmt eine 2. Blume)
ja, nein, ja, nein, liebt mich!
Jetzt stimmt´s, sie liebt mich, ich wag´s
klopfe sogleich und frag´s -
Während der Handwerker die Stufen hoch läuft und leise an die Tür klopft: Barbara…
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Gretel streicht sich die Haare zurück, während der Handwerker aufs Neue lauter ruft
Handwerker: schert euch zum Teufel, nur schnell fort (zu ihr)
mürrisch ihr stört mich nur an diesem Ort
wo Schönheit und die Tugend wohnt (zur Tür)
Handwerker: wie meint ihr das, was soll das sein? (von oben herab)
rufend, laut
Gretel: Ihr sprecht von Gold, wo habt ihr´s denn? (auf die Bank)
Handwerker: Ich glaub, ihr wollt mich nicht verstehen (geht herunter)
was sprech ich bloß, schaut selbst hinauf
zum Kirchturm, macht eure Augen auf
ihr finde, war das Land auch weit
den Umbau-Stil aus Goten´s großer Zeit. (Richtung Kirchturm)
Wer trug im wechselvollen Lauf
der Völker Stein um Stein hinauf?
Und setzte sie mit Kelle, Scheit-
Bis zu der Zinne hoch und weit?
Wer trug das Kupfer denn herbei,
den Bau fortsetzend schwindelfrei (balancieren)
bis zu des Turmes Wetterhahn?
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Gretel (streitend): ich weiß, ich weiß, doch hört mich an
sie liebt euch nicht
mit ihrem scheinheiligen Gesicht
behext sie bessere, wie ihr seid,
drum trägt sie auch solch feines Kleid
Er ruft nochmal nach Barbara, während Gretel sich erneut an ihn rann macht.
Handwerker Gustav: Ich sag´s noch mal, lasst mich in Ruh´! (stehen)
du dumme Feuerhexe du! (wütend)
Auftritt Barbara und Otto mit den Kindern, Barbara legt ihrer Tochter Elisabeth einen
Blütenkranz aufs Haar.
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Gretel: Hopp, scher dich fort du Schlorches du.
Du bleider Hund, Krübbel verreggter, Hunds fodd.
2. Nachbarin: -dass´t fei dei Werkzeug net vergisst (Hw. geht zurück)
Barbara: In Tür
Ich bitt dich Otto bleibe hier
auf dieser Bank und folg erst mir
wenn es mein guter Vater will;
doch sei wegen des Vorfalls still.
Mein Vater ängstigt sich schon so –
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Otto legt sich singend verträumt auf die Bank - in Gretels Schoß und fährt
erschrocken auf.
Otto: bleibt, wo ihr seid, ich bitt euch schön; (geht Schritt weg)
doch dreht euch um und lasst mich sehn (Pause)
ob ihr auch da recht stattlich seid
Otto: ihr seid ein drollig Ding und fein; (Po-Klaps = Musik aus)
doch geht und lasst mich jetzt allein (zwickt sie, neckt sie)
Gretel (laut, energisch): ha, ich weiß genug, (geht hin und her)
das kommt von dem dicken Buch
wer sich von Gott abwendet hat (laut, energisch)
kein Herz, doch einen Stein recht hart
drum lachte auch das lose Ding
als letzt der Herr Kaplan in der Kirch‘ anfing,
über Hexen, Teufels-Vettern
einmal gründlich loszuwettern
(alter Tratsch „Etz wiss mas“ )
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1. Nachbarin: jetzt wird mir auch das Rätsel klar
warum des Hagels End hier war
(Klugscheißerin, hochnäßig, eleganter Feder-Hut)
Alle: Ja!!!
Gretel: (steigt auf Bank) Sie ist die Hexe, ich gab Acht,
in der letzten Johannisnacht;
ich sah von meinem Fenster aus
schwarze Wolken überm Haus
da blitzte, rauschte es auf einmal sehr,
dann kam sie vom Kamin daher,
auf einem Besen reitend hui,
vielleicht flog sie zum Blockberg, pfui!
Stichwort für den Auftritt des Markgrafen zu Pferd. Stadtknecht gibt das Zeichen.
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Alle: Pfui!!!
Der Aufruhr schwillt bedenklich an, auch Vater Schwab ist furchtbar erregt.
G. oder Gretel: Des is ja die Markgräfin – so jung? Des muss die Tochter
sei
(Auftritt Markgraf zu Pferd. Alle erstarren in ihren Posen, bis der Markgraf vorbei ist.)
Alle beugen sich zum Boden runter
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Zwischenspiel 1
Die Markgräfin was will sie persönlich hier. Wo wird sie hingehen? Rathaus?
Die Besucher werden von der Fremdenführerin aufgerufen, ihm in das Rathaus zu folgen.
Improvisation!)
Fremdenführer: Überholen Sie mich bitte nicht, Sie könnten sonst von
Unvorhergesehenem überrascht werden
(Markgräfin rechts runter)
(Die nächsten zwei Ratschweiber stehen auf der Straße und unterhalten sich. Sie gehen
dann auf die Theaterbesucher zu und fragen, woher sie kommen und wohin sie gehen).
Fremdenführer: Wir gehen ins Rathaus, die Schwabin is‘ die Hex‘
und wird wahrscheinlich eingesperrt
Ein Stück weiter des Weges sind wieder zwei Ratschweiber, die eine kehrt die Straße, die
andere schüttelt einen Eimer Wasser vor die Füße der Zuschauer. Beide fragen die bereits
mitlaufenden Ratschweiber:
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S T A T I O N II
Vater Schwab wird von den Stadtknechten der Eintritt zum Rathaus verwehrt.
Stadtknecht: Kein Zutritt ist für Leut wie Dich hier – Nein!
Geh heim und wart‘ aufs Urteil – ich find
Für Euch wär’s besser dort als hier.
Zuschauer werden eingelassen, Stadtknechte zählen ab (ca. 60 Personen). Der Rest wird mit
einleitenden Worten von Inge zum Brunnen geführt, dort warten Chor & Herolde.
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Liebe Gäste, bitte folgen Sie mir zum Schönen Brunnen.
Mein Großvater Hans Kipfstuhl schrieb nicht nur dieses historische Drama, er schrieb
auch noch viele Gedichte – einige heitere, aber auch besinnliche. Er hat uns
Menschen beobachtet und seine Gedanken niedergeschrieben. Mein
Lieblingsgedicht ist „Die Zeit“. Haben Sie sich schon mal gefragt, was das Wort ZEIT
bedeutet?!
Ich freue mich – liebe Gäste – dass Sie sich heute für uns so viel Zeit nehmen. Und
hätte ich jetzt noch mehr Zeit, würde ich Ihnen gerne dieses Gedicht vortragen, doch
dazu möchte ich Sie gerne ein andermal einladen.
Großvater schrieb auch wunderbare Texte in seiner Hoffnung, dass sie von einem
Komponisten in einfühlsame Melodien umgesetzt würden. Das Glück hatte ich in
dem großartigen Musiker Peter Aschberger, der mit dem Bariton Gerhard Göttler
eine CD mit Heimatmelodien produzierte.
Hören Sie nun „Mein Schwabach“ im Chor-Satz von Herrn Dr. Gerald Fink – gesungen
vom Volkschor Schwabach unter der Leitung von Martha Engelhardt. Denn wie
könnte man sein Heimatstädtchen schöner beschreiben und besingen, als dass es
heißt:
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1. Auftritt
Um einen Tisch im Ratszimmer sitzen Ratsherr von der Mühle, Bürgermeister Link mit dem
Richter Uetzlein. Den Vorsitz führt der Bürgermeister, er steht bei Ankunft der Zuschauer.
Otto etwas abseits am Fenster, das geöffnet ist, um den Chor “von Fern zu hören“.
v.d. Mühle: (schlägt das Buch zu; sehr übertrieben – jedes Wort betont)
Es ist fürwahr schier eine Schmach
wie die Burschen ködern soll,
die sind nach ihr schier liebestoll
selbst aus den besten Häusern hier.
Otto schlägt mit der Faust auf den Tisch, Uetzlein erhebt sich. Pürkel tritt auf.
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2. Auftritt
Pürkel legt den Antrag dem Bgm. vor, Otto greift schnell zu und zieht ihn weg
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Otto: Erst muss die Schuld erwiesen sein.
Solange lehn ich als verfrüht
den Antrag ab, was dann geschieht
hängt vom Verhör der Zeugen ab.
Pürkel zeigt das Buch des „Hexenhammers“, Otto geht zu ihm, um es in Empfang zu
nehmen, Pürkel lässt es kurz vorher zu Boden fallen. Otto muss sich bücken, um es
aufzuheben. (zeigt es Publikum)
Wütend schlägt Otto das Buch auf den Tisch, dem Bgm. vor die Nase.
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Pürkel: Der Antrag soll? Der Antrag muss!!!
Er muss noch vor der Tore Schluss
Hinein in unsre Schwesterstadt,
weil Schwabach keinen Henker hat. (-> Uetzlein)
Schon längst hat man den Rhein entlang
nach intensiven Hexenfang
gleich überall in Stadt und Land
die Hexen haufenweis verbrannt.
Wollt Ihr, dass diese Hexenbrut
auch uns noch bringt um Hab und Gut?
Von unten herauf ertönt das Markgräfliche Signal (Jagd-Horn) und der Markgraf erscheint.
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3. Auftritt
Alle Ratsherren stehen auf, wenn der Markgraf hereinkommt. Während dieser die
Ratsherren begrüßt, fordert er sie wieder durch eine Handbewegung zum Sitzen auf.
Dabei blicken Pürkel und Otto sich an, kreuzen ihren Weg und wechseln die Seiten.
Pürkel folgt schleimerisch dem Markgraf.
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Bgm. Link: Der Markgraf selbst – nun ist er fort
Wohledle Herrn! Nun liegt das Wort
an unseren Fragemännern hier.
Man leite das Verhör sodann
Ankläger ist der Herr Kaplan.
Richter Uetzlein schlägt zur Bestärkung mit dem Richter-Hammer aufs Holz!
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4. Auftritt:
Otto: Was heißt daneben, war es Blut? (zu ihr, dann zur Zeugin)
Deckt sich die Aussage nicht gut,
dann, liebe Frau, geht es Euch schlecht! (erbost)
Otto: Wir sind noch lange nicht zu End (flehend zum Bgm)
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Gretel: Es war die Hexe, die Ihr kennt –
Nach dem Schrei bedrückende Stille. Pürkel holt Elisabeth und kniet sich zu ihr.
Gretel (ängstlich): Nur nicht die Tochter, ich bitt. (erschrocken zu Otto)
(zieht Elisabeth zu sich)
Elisabeth: Ja, ja sie ist´s, sie ist´s (bedeckt ihr Gesicht und schluchzt)
Gretel: Den Besen, nur den Besen – ich – kann – nicht – mehr
stehen!
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5. Auftritt
Der Büttel fährt Barbara herein. Barbara nimmt Elisabeth in die arme und „übergibt“ sie an Gretel,
diese mit Zeugin und Elisabeth ab. Otto legt Barbara eine Hand auf die Schulter …
Pürkel: Ihr scheint auch noch verstockt zu sein (hält sie fest)
Bgm. Link: Ich glaub, es hat noch keinen Sinn, (steht auf)
sie weiter zu befragen –
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Barbara: bin ich als Weib sonst auch recht schwach,
find ich in meiner Liebe doch
Stärke und Mut zur Treue noch (reißt sie zurück)
Otto! Mein einziger bist du (Umarmung)
Otto geht hin – Link ruft ihn zurück. Pürkel „markiert“ die Nadelprobe, Barbara blickt ihm erstaunt
nach, denn sie hat nichts gespürt.
Bgm. Link: Die Nadel zeigt kein bisschen Blut (zeigt sie allen)
Die Fremdenführerin greift ein: „Das ist ja schreckliches, könnte es so gewesen sein … “
Die Gruppen tauschen und die Szene wird wiederholt. Danach führt die FV alle Zuschauer zum
Bürgerhaus, dort erklingt Musik (aus dem Kerker), der alle folgen.
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Station an der Stadtmauer
Vater Schwab: Habt ihr denn kein Herz? (gibt einen Apfel)
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Station III
Personen: Barbara
Engel & Boten mit Buben
Kinder – Engelchen
Beichtvater
Kerkermeister (Teufel)
1.Auftritt
Schön ist das Leben – schön die Welt – die Heimat liegt im Glanze.
Des reifen Sommers weites Feld erstrahlt im bunten Kranze im Erntedank der
Erntezeit.
Und doch: bist du voll Trauer, voll unsagbarem Herzeleid, erfüllt von Angst und
Schauer.
Nun wird für dich die Welt so leer, der Abschied fällt dir ach so schwer.
Du armes Weib tust uns so Leid – der Abschied fällt dir schwer.
Engelkinder: Flieg –
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Engelkinder: uns Engeln Himmels zu –
Barbara: Angstschrei!
Mein Gott! Wo – wo bin ich!
Otto! Otto! Ich fürchte mich,
mein Traum und … dieser unheimliche Raum!
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2.Auftritt
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Barbara: (auf Knie) Hochwürden, wie unendlich weit (Hände fassen &lösen)
liegt das zurück und wie viel Leid
zog seitdem um, von Ort zu Ort,
verschuldet oft nur durch ein Wort,
das Bosheit oder Neid erfand,
vielleicht auch gar im Unverstand!
Barbara: Ich bin unschuldig, glaubt es mir, (Hände fassen & lösen)
bei Gott, was kann ich denn dafür,
dass so der Böse mächtig ist -
Ihr kennt des Bösen Hinterlist
und doch seid Ihr nicht klug genug,
dass Ihr die Wahrheit vom Betrug
durchschaut und zweifelt nur an mir.
Beichtvater: Barbara höre auf – halt ein (fasst sie an der Schulter -
Barbara Abwehr)
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Barbara: Ihr wisst nicht, Hochwürden, wie es tut,
wenn Sehnsucht kocht im Blut.
Wenn’s in den Schläfen hämmert wild,
wenn sich der Kerker grausig füllt
von Schreckensbildern ohne Zahl -
ihr kennt sie nicht, die Seelenqual
und angsterfüllten Schreckensnächten,
ihr seht sie nicht, die Folterknechte,
die selbst im Schlaf die Ruhe stehl’n
und mitleidlos ihr Opfer quäl’n….
Barbara bricht weinend zusammen, kauert sich auf den Knien und
weint:
Der Beichtvater drückt Barbara ein kleines Holzkreuz in die Hand und eilt davon, Barbara
betrachtet das Kreuz, und drückt es an sich.
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3. Auftritt
Kerkermeister: Es ist kein Scherz, das sag ich dir, (treibt sie vor sich her)
denn nur die Schande rettet dich.
Komm Schätzchen, klammre dich an mich, (hält sie fest)
komm schnell, es ist nicht mehr viel Zeit,
sie kommen bald, ich bin bereit.
Sei klug, was macht’s, ob Er – ob ich …
Barbara: (apathisch) Mein Gott, das ist ja fürchterlich (reißt sich los)
Heilige Mutter – hilf!! (Kerkermeister blickt sich um)
Kerkermeister: Kein Mensch im Haus kommt dir zu Hilf‘ (Geste zum Publikum)
Ich bin für dich alleine da … (packt sie energisch)
Barbara: (wild) Zurück! Gebt Acht! Ich kratze Euch die Augen aus!
Er bäumt sich vor ihr auf wie ein Tier auf dem Sprung zum Raub/Biss.
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Barbara: (schreit) Lieber den Tod, mir graut vor Euch,
ein Tier seid Ihr, ein wildes Tier!
Kerkermeister: (wütend) Zum Henker auch, das sagst du mir – (zieht Hose runter)
Weißt du, wie wir’s mit solchen machen,
dieweil die andren ringsum lachen.
Kerkermeister zieht sie an den Beinen zu sich heran, drückt ihre Beine (Tritt) auseinander. Barbara
tritt den Kerkermeister ins Gemächt, der vor Schmerz aufheult und dann flüchtet. Die
Fremdenführerin singt aus dem Dunkel heraus das Barbara-Lied.
Geige
Fremdenführerin greift ins Geschehen ein und führt die Zuschauer in den Apothekers-Garten.
Sie ist doch unschuldig, das denken sie doch auch. Kommt alle mit, wir gehen in den Apothekers-
Garten.
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Station IV
1.Auftritt
Otto kommt vom Spielplatz mit wehendem Mantel gelaufen. Schäfer Schwab am Brunnen.
Elisabeth liegt schlafend auf Stroh. Fackeln brennen.
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Otto: Das lest ihr wohl aus Eurem Buch?
Otto macht einen Gang hinterm Brunnen zu Elisabeth, kniet nieder, streichelt ihr Haar.
Gustav kommt
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2.Auftritt
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Schwab: Doch nun Glück auf – Gehabt Euch wohl!
(alle Hände aufeinander + hoch)
Alle (Handwerker): Glück auf! Glück auf! Gehabt Euch wohl! (ab)
Nachdem die Freunde gegangen sind, bleiben Otto und Schwab allein.
Schäfer Schwab legt dem sich jetzt vor ihm niederknienden Otto die rechte Hand auf den
Scheitel, während Otto die rechte Hand hochhält. 3 Finger
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Zwischenspiel Waschweiber
PAUSE – im Bürgerhaus
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Station V
Orgel 2x + Chor-Choral: Freut Euch Ihr Christen + Orgelspiel für die Andacht des Bgm.
1.Auftritt
Bürgermeister Link beim Gebet in der Kniebank. Plötzlich erscheint Barbaras Beichtvater,
läuft aufgeregt zum Altar und reißt den Bürgermeister aus seiner Andacht.
Bürgermeister bekreuzigt sich und hält zum Altar noch einmal Andacht.
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Link: Es ist die Pflicht – ihr gibt das Heut
Berechtigung – das ist die Zeit!
Versucht es, sie zu übergeh´n,
ihr werdet bald alleine steh´n.
Zu träge ist der Geist der Massen,
und wenn´s auch ihr und ich erfassen,
das Hindernis – es ist zu groß!
Selbst für der Kirche heiligen Schoß. (lauter, verzweifelt)
Der Chor stimmt ein Halleluja an. Beide gehen durch den Mittelgang ab. Auftritt Otto
mit Gustav, sie verharren an der Säule und warten Musik ab.
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2.Auftritt
Kaplan Pürkel kommt aus der Sakristei. Otto von der Seite mit Gustav.
Otto geht durch die Mitte vor und kniet nieder und hält sich an Kaplan Pürkels Saum fest.
Kaplan Pürkel geht zu Altar, dreht sich um auf Stufen über ihm, dreht sich um.
Kaplan Pürkel macht sich von Ottos Umklammerung los und geht den Mittelgang
entlang.
Kaplan Pürkel: Zu spät – Ihr habt kein Glück (geht arrogant weiter)
die Hexe hat sich längst geregt -
und ein Geständnis abgelegt!
Kaplan Pürkel: Barbara muss weg! Auch mich hat sie verhext!
(geht in andere Richtung ohne umdrehen)
Otto bricht zusammen, findet das Buch (Bürgermeister lässt bei Altar liegen) und
beginnt zu lesen. Der Chor singt das Gloria, erst kräftig, wenn Otto das Buch zuschlägt,
wird der Chor leiser.
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Otto: Die Wahrheit (zum Publikum)
(laut und weinerlich) ÜBERRAGEND STEHT DU DA
WIE EIN FELS IM MEER;
OBWOHL DIR DIE BRANDUNG NAH
BLEIBST DU START UND HEER.
STÜRTZ AUCH MANCHE TRÜBE FLUT
WUTENTBRANNT AUF DICH,
IHRE HEMMUNGSLOSE WUT
BRICHT SICH JÄMMERLICH.
UND DU GLEICHEST EINEM TURM
LEUCHTEND IN DER HÖH,
DER NACH JEDEM SCHWEREN STURM
FESTER STEHT DENN JE!
Otto rennt durch den Mittelgang aus der Kirche, Gustav folgt ihm, schreit nach Otto.
Orgel-Akkord – STILLE – Orgelausklang.
Zwischen-Station an der Schwabach mit den Waschweibern, die singend und den
Zuschauern bequatschend die Wäsche einholen. Fackeln erleuchten die Szenerie.
Zuschauer folgen der FV zum Pferdebrunnen am Marktplatz und gehen dann zum
Scheiterhaufen.
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S T A T I O N VI
Ort der Handlung: Marktplatz vor dem Rathaus. Fremdenführerin gibt Zeichen.
1. Auftritt
Vater Schwab kommt von Eisdiele her – nähert sich dem Scheiterhaufen, er klammert
sich an seinen Schäferstab.
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1. Klatschbase: Dou passt mer halt schon eher auf
und jammert net erst, wenn’s z’spät ist!
6. Klatschbase: (Wiederholung)
Der Bürgermeister ist vorne dran.
Ich habe ihn vorne dran gesehen!
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1. Klatschbase: Wos is denn, gebts a Rouh dahint!
Der Schäfer geht nach diesen Worten müde auf die andere Seite.
Es ertönt von einem der Stadtknechte ein 1. Trommelspiel als Signal für den Beginn der
Gerichtssitzung. Richter Uetzlein, Ratsherr von der Mühle mit Bgm Link treten auf.
von der Mühle: Herr Richter! Ihr habt ein schändlich Weib
in meines gnädigen Herrn und euren Banden,
ich begehre und bitte mit Recht sie ist mein.
2. Trommeln! Zwei Stadtknechte ziehen den Wagen, auf dem die Hexe festgebunden
steht bis zum Scheiterhaufen. Der Beichtvater begleitet den Wagen. Büttel und Henker
Rosenzweig voran.
Barbara: Nein, der keines gesteh ich, ich hab’s vor großer
bitterer Marter wegen alles bekannt!
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Bgm Link: Ich werde nun ihr Urgicht verlesen:
„Ich, Barbara Schwab, gestehe
meine Schuld ein und ich sehe
in allem die reine Wahrheit
auch habe ich bei voller Klarheit
wie ohne Zwang dieses bekannt
und hebe zum Schwur die rechte Hand
BARBARA SCHWAB.“
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Bgm Link: Die Angeklagte wurde mit allen Stimmen
als schuldig befunden und somit
einstimmig zum Tode verurteilt!
Wer soll mir helfen, dass dem Urteil
Folge geschehe und wer gibt mir Schutz.
4. Trommeln – Der Henker zieht Barbara (wehr sich sehr) zum Scheiterhaufen, reißt ihr
den Ärmel aus der Bluse (ein Band, das in ihrem Ärmel steckt) und bindet mit diesem
Barbaras Kopf an der Stange des Scheiterhaufens fest.
Der Scheiterhaufen wird in Brand gesteckt. Der Beichtvater geht betend den
Scheiterhaufen entlang und betet mit Barbara: „Jesus Nazarenus …“. Ein Stadtknecht
drängt sich durch die Menge, mit Otto, er ist Blut verschmiert.
Bgm Link: Was ist los? – Was wollt Ihr mit ihm?
Gustav & Gretel kommen zu den Ratsherren gelaufen und bleiben entsetzt stehen.
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Otto: Habt ihr vielleicht an mich gedacht?
Ihr gottverfluchten Mörder hier, --
seid allesamt verflucht von mir!
Otto macht sich vom Knecht los, stößt den Beichtvater zur Seite und springt ins Feuer.
Alle: N – E – I – N !!!
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EPILOG – in der entsetzlichen Stille erklingt eine Geigenmelodie.
(Sprecher treten jeweils vor – jeweils Ende Reihe vor Scheiterhaufen; Jeweils erst vorne
in Reihe sprechen! Früher los gehen!)
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Otto: Drum sieht er nie die Dunkelheit
und wir zum Opfer seiner Zeit.
Doch über dies ist wichtig nur
dass es nicht mehr geschieht.
ENDE
Alle Urheberrechte und Leistungen über Gedichte, Lieder und Theaterstücke von
Hans Kopfstuhl bleiben der Enkelin Ingeborg Kipfstuhl vorbehalten.
Kein Verleih! Keine unerlaubte Vervielfältigungen, Aufführungen oder Sendung!
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